LuK Kupplungskurs
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LuK Kupplungskurs
LuK Kupplungskurs Einführung in die Kupplungstechnik für PKW und Transporter Der Inhalt dieser Broschüre ist rechtlich unverbindlich und ausschließlich zu Informationszwecken bestimmt. Soweit rechtlich zulässig, ist die Haftung der Schaeffler Automotive Aftermarket GmbH & Co. KG im Zusammenhang mit dieser Broschüre ausgeschlossen. Alle Rechte vorbehalten. Jede Vervielfältigung, Verbreitung, Wiedergabe, öffentliche Zugänglichmachung oder sonstige Veröffentlichung dieser Broschüre ganz oder auch nur auszugsweise ohne die vorherige schriftliche Zustimmung der Schaeffler Automotive Aftermarket GmbH & Co. KG ist nicht gestattet. Copyright © Schaeffler Automotive Aftermarket GmbH & Co. KG Juni 2015 Schaeffler Automotive Aftermarket – mehr Innovationen, mehr Qualität, mehr Leidenschaft. Schaeffler Automotive Aftermarket – 4 starke Marken. 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Inhalt 1 Entwicklungsgeschichte der Kupplungstechnik 6 2Kupplungssystem 15 2.1Funktionsschema 2.2 Berechnung des übertragbaren Drehmoments 2.3Aufbau 2.4Funktion 15 16 17 17 3Kupplungsgehäuse 18 3.1Aufgaben 18 3.2Kupplungskennlinien und Kraftdiagramme 19 3.3Bauarten 19 3.3.1 Tellerfederkupplung in Standardausführung 20 3.3.2 Tellerfederkupplung mit Federlaschen 21 3.3.3 Tellerfederkupplung mit Stützfeder 22 3.3.4 Bolzenlose Tellerfederkupplung (Bolo) 23 3.3.5 Gezogene Tellerfederkupplung 24 3.3.6 Selbstnachstellende Tellerfederkupplung SAC I (kraftgesteuert)25 3.3.7 Selbstnachstellende Kupplung in Mehrscheibenausführung (kraftgesteuert)27 3.3.8 Selbstnachstellende Tellerfederkupplung SAC II (kraftgesteuert)28 3.3.9 Selbstnachstellende Tellerfederkupplung SAC III (kraftgesteuert)29 3.3.10 Selbstnachstellende Tellerfederkupplung (weggesteuert)30 4 Kupplungsscheibe 4.1Funktion 4.2 Kupplungsscheibe mit Torsionsdämpfer 4.3 Kupplungsscheibe mit Frequenztilger (Rupftilger) 4.4Bauarten 4.5 Kupplungsscheiben für Zweimassenschwungräder 31 31 33 34 35 5 Kupplungsbelag 36 6 Hydraulisches Ausrücksystem 39 6.1Geberzylinder 6.2 Geberzylinder mit Wegsensorfunktion 6.3 Hydraulische Druckleitung 6.4 Hydraulik-Schwingungsdämpfer (Kribbelfilter) 6.5Spitzendrehmomentbegrenzer 6.6Nehmerzylinder 6.7 Zentralausrücker (Concentric Slave Cylinder, CSC) 6.8 Kupplungsassistent (Clutch Servo Assistance, CSA) 6.9Ausrücklager 6.10 Arbeiten am Ausrücksystem 4 31 40 41 41 42 42 43 43 43 44 45 Inhalt 7 Zweimassenschwungrad (ZMS) 46 7.1Aufbau 7.2Funktion 7.3Sonderbauformen 47 48 48 8 49 Automatisierte Schaltgetriebe (ASG) 8.1Technik 8.2Funktionen 49 49 9 Doppelkupplungsgetriebe (DKG) 51 9.1 9.2 Grundprinzip Aufbau 51 52 10 CVT-Getriebe (Continuously Variable Transmission) 53 10.1Aufbau 10.2 Die stufenlose reibschlüssige L eistungsübertragung 10.3 Laschenkette 53 54 55 11Drehmomentwandler 56 11.1Aufbau 11.2Funktion 11.3Torsionsdämpfer 56 56 57 12 58 Allgemeine Hinweise 5 1 Entwicklungsgeschichte der Kupplungstechnik 1 Entwicklungsgeschichte der Kupplungstechnik Fast alle Bauteile haben in der über 100-jährigen Geschichte des Automobils eine enorme technische Entwicklung erfahren. Zuverlässigkeit, Produktionskosten, Wartungsfreundlichkeit sowie Umweltverträglichkeit waren und sind dabei Faktoren, die Fahrzeugkonstrukteure zu immer neuen und besseren Lösungen kommen ließen. Die Grundkonstruktionen waren in den meisten Fällen schon seit den Anfängen bekannt, jedoch ließen erst neue Materialien und Bearbeitungsverfahren deren Realisierung zu. Es dauerte bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, bis sich der Verbrennungsmotor unter den konkurrierenden Antriebskonzepten für Fahrzeuge gegenüber Dampf- und Elektroantrieben endgültig auf breiter Front durchsetzte. 1902 konnte ein Fahrzeug mit Ottomotor erstmals den absoluten Geschwindigkeitsrekord aufstellen: Bis dahin hatten Dampf- und Elektrofahrzeuge dominiert, und auch noch während des ersten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts stritten sich die Verfechter der drei Antriebskonzeptionen weiter um den absoluten Geschwindigkeitsrekord. Dampf- und Elektroantriebe hatten gegenüber den Motorwagen für flüssige Brennstoffe – wie sie damals noch hießen – einen entscheidenden Vorteil: Durch den fast idealen Drehmomentverlauf benötigten sie weder Kupplung noch Getriebe und waren dadurch weitaus einfacher zu bedienen, weniger störanfällig und wartungsfreundlicher. Da der Verbrennungsmotor Leistung nur über Drehzahl abgibt, muss er folglich über eine Trennmöglichkeit zwischen Motor und Getriebe verfügen. Das drehzahlabhängige Antriebs prinzip des Ottomotors kommt nicht ohne mechanische Hilfe beim Anfahren aus, um den Nachteil, erst ab einer bestimmten Drehzahl genügend Leistung und damit Drehmoment abzugeben, auszugleichen. Neben dieser Funktion als Anfahrkupplung ist aber jene der Trennkupplung genauso wichtig, um während der Fahrt ohne Last schalten zu können. Aufgrund der Komplexität der dabei zu lösenden Probleme besaßen in den Anfängen des Automobilbaus viele, vor allem kleinere Fahrzeuge keine Anfahrkupplung. Der Motorwagen musste angeschoben werden. Das Funktionsprinzip der ersten Kupplungen stammt aus den Maschinenhallen der aufstrebenden Industrie. Wie bei den dort verwendeten Transmissionsriemen wurden auch bei den Motor wagen lederne Flachriemen eingesetzt. Durch das Spannen des Riemens über eine Spannrolle wurde die Antriebsleistung der Motor-Riemenscheibe auf die Antriebsräder übertragen. Durch Lockern rutschte der Riemen durch und es war ausgekuppelt. Dieses Verfahren ließ den Lederriemen jedoch schnell verschleißen. So ging man bald dazu über, neben die Antriebsriemen scheibe eine ebenso große, leerlaufende Scheibe zu installieren. Per Hebelbewegung ließ sich der Transmissionsriemen von der Los- auf die Triebscheibe umlenken. Schon der Benz-Patent-Motorwagen von 1886, mit dem Bertha Benz die erste, in die Automobilgeschichte eingegangene, Langstreckenfahrt von Mannheim nach Pforzheim unternommen hatte, besaß diese Kupplungslösung. Die Nachteile des Riemenantriebs einerseits, wie schlechter Wirkungsgrad, hohe Verschleißanfälligkeit und ungenügende Laufeigenschaften, speziell bei Regenwetter, sowie die Notwendigkeit von Wechselgetrieben für die allmählich steigenden Motorleistungen andererseits ließen die Konstrukteure nach besseren Lösungen als die der Transmissionsriemenkupplung suchen. Transmissionsriemenkupplung beim Benz-Patent-Motorwagen von 1886 Abb. 1 6 Dabei entstanden die verschiedensten Kupplungs typen. Auch die Vorläufer unserer heutigen Kupplungen, die alle auf dem Grundprinzip der Reibungskupplung basieren, wurden seinerzeit entwickelt: Hierbei wird einer auf dem Kurbelwellenende sitzenden Scheibe zum Einkuppeln eine zweite, stillstehende, genähert. Berühren sich die Scheiben, entsteht Reibung, und die nicht angetriebene Scheibe beginnt, sich in Bewegung zu setzen (Abbildung 2). Mit zunehmendem Anpressdruck und steigender Drehzahl nimmt die antreibende Scheibe die angetriebene bis zum Kraftschluss mit, bis beide die gleiche Umlaufgeschwindigkeit erreichen. In der Zeit zwischen getrennten und eingerückten Scheiben wird die Hauptantriebsenergie durch das Aufeinandergleiten der Scheiben in Wärme umgesetzt. Durch dieses Verfahren wird sowohl ein allmähliches weiches Einrücken – zur Vermeidung des Motorabwürgens beim Anfahren sowie von Stößen auf den Motor und die Kraftübertragung – als auch eine verlustfreie Kraftübertragung bei eingerückter Kupplung ermöglicht. Über die Grundform dieses Bauprinzips verfügte bereits der 1889 von Daimler gefertigte Stahlradwagen, der mit einer Konus- bzw. Kegel-Reibkupplung ausgestattet war (Abbildungen 3 und 4). In das konisch ausgedrehte Schwungrad greift hierbei ein auf der antreibenden Motorwelle frei beweglicher Reibkegel ein, der durch das Kupplungsgehäuse mit der Kupplungswelle fest verbunden ist. Mit einer Feder wird der Kegel in das Schwungscheiben-Gegenstück gedrückt und kann durch Druck auf den Fußhebel über die freilaufende Ausrückmuffe gegen den Federdruck zurückgezogen werden. Auf diese Weise wird der Kraftfluss unterbrochen. Grundprinzip der Reibungskupplung Abb. 2 Die angetriebene Scheibe wird bis zum Kraftschluss auf die antreibende Seite gepresst Aufbau der bis in die 20er Jahre dominierenden Konus- oder Kegel-Reibkupplung 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5 Abb. 3 Vom Motor Motorschwungrad mit Hohlkegel Anpressfeder Zum Getriebe Mitnehmerkegel mit Lederbelag Längsschnitt durch eine Kegelkupplung mit den typischen Bauteilen: Kupplungskegel und entsprechend ausgedrehtes Schwungrad 4 3 2 5 1 1 6 7 9 10 8 Abb. 4 1 2 3 4 5 Kurbelwellenflansch Schwungrad Ausrückmuffe Kupplungsfußhebel Ausrückhebel 6 Kupplungswelle 7 Kupplungsgehäuse 8 Kupplungsfeder 9 Kupplungskegel 10 Kupplungsbelag 7 1 Entwicklungsgeschichte der Kupplungstechnik Ursprünglich dienten Kamelhaarriemen als Reibbelag auf der Kegelfläche. Diese wurden aber bald von Lederriemen abgelöst, die zum Schutz gegen Feuchtigkeit, Fett und Öl zuvor in Rizinusöl getränkt wurden (Abbildung 5). Zwar hatte dieses Verfahren den Vorteil, selbstnachstellend zu sein und die Achs- bzw. Getriebewelle nicht zu belasten. Jedoch überwogen die Nachteile. Der Reibbelag verschliss schnell – und seine Erneuerung war aufwändig. Deshalb ging man bald zu Konstruktionen mit federnden Stiften oder Blattfedern unter dem Lederbelag über. Ein weiterer Nachteil war, dass die Schwungscheibe und der Kupplungskegel sehr massiv ausfielen und beim Auskuppeln, aufgrund des großen Massenträgheitsmomentes des Kupplungsteils, zu langsam zum Stehen kamen. Da die Getriebe aber noch nicht synchronisiert waren, sollte der Kupplungsteil nach dem Ausrücken zum Schalten schnell zum Stillstand kommen. Um diesem Manko zu begegnen, baute man ab etwa 1910 eine zusätzliche Kupplungs- bzw. Getriebebremse an, die über einen zweiten Fußhebel – meist in Kombination mit dem Kupplungspedal und mit diesem auf einer gemeinsamen Pedalwelle laufend – bedient werden musste. Aus Bequemlichkeit verzichteten viele Chauffeure seinerzeit auf das Schalten und ließen stattdessen lieber die Kupplung schleifen, um die Geschwindigkeit des Fahrzeugs zu regulieren. Diese Anwendung erhitzte das Schwungrad jedoch stärker als den durch den isolierenden Lederbelag thermisch geschützten Reibkegel. So stellte sich das Problem, dass der Konus nach einem solchen Parforceritt tiefer in das durch die Erwärmung ausgedehnte Schwungrad eingreifen konnte und sich nach dem Erkalten darin festklemmte (Abbildung 5). So setzten sich bereits nach dem Ersten Weltkrieg immer stärker metallische Reibbeläge durch. 8 Kegelkupplung mit federndem Lederbelag Abb. 5 NAG-Kupplung mit zwei- geteiltem Hohlkegelring Abb. 6 Doch parallel wurden auch andere Varianten erprobt: So verbaute die Neue Automobil-Gesellschaft (NAG) eine Kupplung (Abbildung 6), die mit einem aus Blech gestanzten und zur Kühlung mit ventilatorartigen Flügeln versehenen Kegel mit Kamelhaarbelag ausgestattet war, der in einen in das Schwungrad eingeschraubten, zweiteiligen Ring mit Lederbelag eingriff. Durch die Zweiteilung konnte der Ring problemlos demontiert werden. Dies vereinfachte die Wartung und reduzierte die Zahl der Kupplungsklemmer. 1 Motor 2 Kupplung 3 Kupplungsfußhebel 4 Wechselgetriebe 5 Kreuzgelenk 6 Gelenkwelle 7 Linkes Hinterrad 8 Gelenkwellenrohr 9 Feder 10 Tellerrad 11 Linke Hinterachswelle 12 Hinterachsbrücke 13 Ausgleichsgetriebe 14 Rechte Hinterachswelle 15 Antriebskegelrad 16 Hinterachsgehäuse 17 Schubkugel zur Aufnahme des Hinterachsschubes und Übertragung auf den Fahrgestellrahmen 18 Fahrgestellrahmen 19 Rechtes Hinterrad Von der Daimler-Motoren-Gesellschaft stammte eine offene Reibkupplung mit blankem Aluminiumkegel (Abbildung 8). Zum weichen Einrücken musste in regelmäßigen Intervallen Öl auf die Reibflächen tropfen. Aufgrund ihrer Einfachheit hielten sich Konuskupplungen bis in die 20er Jahre auf breiter Front. Metallische Kupplungen mit zylindrischen Reibflächen konnten sich wegen ihrer schlechten Dosierbarkeit nicht durchsetzen. Einzig die von Daimler seit der Jahrhundertwende in den Mercedes-Wagen eingebaute Federbandkupplung, eine Abart der zylindrischen Kupplungsform, konnte sich durch ihre genial einfache Konstruktionslösung bis etwa zum Ersten Weltkrieg behaupten. Bei der Federbandkupplung saß in einer Aussparung der Schwungscheibe ein starkes, spiralförmiges Federband, in dem der trommelförmige Ansatz der Übertragungswelle lief. Das eine Ende der Spiralfeder war mit der Schwungscheibe verbunden, das andere war am Deckel des Federgehäuses befestigt. Die Betätigung des Kupplungsfußhebels spannte das Federband, es schlang sich (selbstverstärkend) immer fester um die Trommel, die Getriebewelle wurde mitgenommen und es wurde eingekuppelt. Das Anspannen der Feder bedurfte nur geringer Kräfte und bewirkte ein weiches Einkuppeln (Abbildung 9). Konuskupplung mit Aluminiumkegel* Abb. 8 * Daimler-Motoren-Gesellschaft Antriebsstrang mit Kegelkupplung 1 2 3 4 5 17 6 18 8 10 16 15 9 7 19 11 12 13 14 Abb. 7 Die Kupplungsbetätigung erfolgt über den Fußhebel, der über einen Ausrückhebel den Mitnehmerkegel gegen die Anpressfeder zurückzieht und damit auskuppelt Federbandkupplung* Abb. 9 Wegen des einfachen Konstruktionsprinzips wurde diese Kupplung bis zum Ersten Weltkrieg gebaut 9 1 Entwicklungsgeschichte der Kupplungstechnik Etwa zur gleichen Zeit, als die Daimler-Motoren-Gesellschaft ihre Federbandkupplung entwickelte, experimentierte der englische Professor Hele-Shaw bereits mit einer Lamellen- oder Mehrscheibenkupplung. Sie gilt als Vorläufer der heute gebräuchlichen Einscheiben-Trockenkupplung. Lamellenkupplungen, die oft auch nach dem ersten Großserienproduzenten „Westonsche Kupplungen“ benannt wurden, besaßen gegenüber der Kegel-Reibkupplung entscheidende Vorteile: Sie verfügten über weitaus größere Reibflächen bei gleichzeitig geringem Platzbedarf und einem kontinuierlichen Eingreifen (Abbildung 10). Bei der Mehrscheibenkupplung ist mit der Schwung scheibe ein trommelförmiges Gehäuse verbunden, das innen mit Nuten versehen ist, in die am Außenrand entsprechend eingeschnittene Scheiben eingesetzt werden, wodurch diese sich mit der Kurbelwelle bzw. dem Schwungrad drehen, gleichzeitig aber in Längsrichtung verschoben werden können. Eine identische Anzahl von Scheiben ist entsprechend mit Innenaussparung auf einer mit der Kupplungswelle verbundenen Nabe zentriert. Diese können sich in der Längsrichtung der Kupplungswelle auf der Nabe verschieben. Bei der Montage werden abwechselnd innere und äußere Kupplungsscheiben zu einem Lamellenpaket zusammengefasst, in dem sich jeweils eine antreibende und eine angetriebene Scheibe abwechseln. Die so gebildeten Plattenpaare, bei denen sich in den Anfängen je eine Bronzegegen eine Stahlscheibe drehte, wurden durch eine Druckscheibe per Kupplungsfeder zusammengepresst. Kontinuierlich griffen so alle Kupplungslamellen ein. Durch diese allmähliche Vergrößerung der Reibleistung griff die Lamellenkupplung sehr sanft. Beim Nachlassen des Federdrucks entkuppelten sich die Scheiben wieder. Zum Teil wurden sie von federnden Streifen unterstützt, die aus der Scheibenebene herausgeformt waren. Durch die unterschiedliche Anzahl der Scheibenpaare konnte so ein Kupplungsgrundtyp an jede Motorleistung angepasst werden. Mehrscheibenkupplungen arbeiteten sowohl im Öl- oder Petroleumbad als auch trocken. Dabei kamen meist spezielle, aufgenietete Reibbeläge zur Anwendung (Abbildung 11). Lamellen- oder Mehrscheibenkupplung Abb. 10 Der englische Professor Hele-Shaw war der Erste, der mit Lamellen- oder Mehrscheibenkupplungen experimentierte Plattenpaar einer Lamellenkupplung 1 2 Abb. 11 1 Innere Kupplungsscheibe 2 Äußere Kupplungsscheibe Mehrscheibenkupplung im Ölbad 3 4 5 1 2 1 2 3 4 5 6 10 Schwungrad Kurbelwellenflansch Kupplungsgehäuse Kupplungsnabe Kupplungsfußhebel Kupplungsscheiben 7 Druckscheibe 8 Kupplungsfeder 9 Ausrückmuffe 10 Kupplungswelle 11 Gelenkauge 6 7 8 9 10 11 Abb. 12 Als größtes Manko der Lamellenkupplung muss die Schleppwirkung – vor allem im Ölbad – gelten. Denn dadurch erfolgte eine nur unzureichende Leistungsunterbrechung, die das Schalten erschwerte (Abbildungen 12 und 13). Mehrscheiben-Trockenkupplung mit aufgenietetem Belag 1 1 2 3 4 5 6 Führungsbolzen Mitnehmerscheibe zur Kupplungswelle Drucksteller mit Ausrückmuffe Kupplungsfeder Innere Kupplungsscheiben Äußere Kupplungsscheiben mit Kupplungsbelag Bereits 1904 hatten De Dion & Bouton das Prinzip der Einscheibenkupplung vorgestellt (Abbildung 14). Doch es konnte sich wegen der zunächst mangelhaften Werkstoffe in den USA erst während des großen Autobooms der 20er Jahre durchsetzen – nicht zuletzt auf Drängen der Zulieferindustrie, die ab Ende der 20er Jahre Lizenzen an die europäischen Hersteller vergab. Die Einscheibenkupplung verdrängte innerhalb weniger Jahre die Konus- und Lamellenkupplung. Während De Dion & Bouton bei ihrer Scheibenkupplung die Reibflächen noch mit Graphit schmierten, kam der große Fortschritt dieser Kupplungstechnologie durch FerodoAsbest-Beläge, die ab etwa 1920 eingesetzt und erst im späten 20. Jahrhundert durch asbestfreie Reibbeläge abgelöst wurden. 3 4 5 2 6 Abb. 13 Einscheibenkupplung* Abb. 14 Die Vorteile der Einscheiben-Trockenkupplung waren unverkennbar: Aufgrund der geringen Masse der Kupplungsscheibe kam diese beim Ausrücken schneller zum Stillstand, wodurch das Schalten sehr erleichtert wurde. Die erste Konstruktionsart der Einscheiben-Trockenkupplung war relativ aufwändig. Auf die Schwung scheibe wurde das Kupplungsgehäuse geflanscht, in das der Kupplungsdeckel geschraubt wurde. Dieser Deckel nahm über Federn nach innen gedrückte Nasenhebel auf, die von einer Zwischenscheibe über die Reibscheibe den Druck und damit den Kraftschluss vom Schwungrad übertrugen. * nach Erkenntnissen von De Dion & Bouton 11 1 Entwicklungsgeschichte der Kupplungstechnik Die Reibscheibe war über einen Mitnehmer mit der Verbindungs- bzw. Getriebewelle verbunden. Ein- und Ausrücken der Kupplung erfolgten über eine Schleifringscheibe, die einen Kegel vor- und zurückbewegte. Die Kegelflanken betätigten dabei die unter Federdruck stehenden Nasenhebel, über die die Zwischenscheibe be- und entlastet, d. h. ein- und ausgerückt wurde. Da sich der Kegel um die ruhende Schleifringscheibe drehte, musste regelmäßig abgeschmiert werden. Durchsetzen konnte sich aber die Schraubenfederkupplung, bei der der Anpressdruck von Schraubenfedern erzeugt wird (Abbildung 15). Zunächst experimentierte man mit einer zentral angeordneten Feder. Aber erst die Konstruktionslösung mit mehreren kleineren, am Außenrand des Kupplungsgehäuses verteilten Schrauben- oder Kupplungsfedern ging in Großserie (Abbildung 16). Mit Hilfe einer frei auf der Kupplungswelle verschiebbaren Ausrückmuffe konnten über Hebel die Schraubenfedern zusammengedrückt und damit die Anpressplatte entlastet werden. So wurde ausgekuppelt. Durch unterschiedliche Federbestückung war die Anpresskraft variabel, besaß aber den entscheidenden Nachteil, dass die Schraubenfedern, die ja außen an der Druckplatte saßen, mit zunehmender Drehzahl von der Fliehkraft immer stärker nach außen gegen die Federtöpfe gedrückt wurden. Dadurch änderte sich die Druckcharakteristik durch die zwischen Feder und Topf entstehende Reibung. Mit zunehmender Drehzahl wurde die Kupplung immer schwergängiger. Hinzu kam, dass die Lagerung der Ausrückhebel, die immer unter Belastung standen, verschleißanfällig war und die Federtöpfe besonders bei hochtourigem Schalten schnell durchscheuern konnten (Abbildungen 17 und 18). Um diese prinzipbedingten Nachteile auszuschalten, wurde die Tellerfederkupplung (Abbildung 19) ent- wickelt, die in den „Forschungslabors“ von General Motors 1936 das Licht der Welt erblickte und Ende der 30er Jahre in den USA Eingang in die Serienfertigung fand. In Europa wurde sie nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem durch die amerikanischen GMC-Militärtrucks bekannt und ab Mitte der 50er Jahre, zunächst nur vereinzelt, auch von europäischen Herstellern eingesetzt. Porsche 356, Goggomobil, BMW 700 und DKW Munga waren die ersten Fahrzeuge deutscher Provenienz, die damit ausgerüstet wurden. Im Opel Rekord ging sie 1965 erstmals in Großserie. Da die Teller- oder Membranfederkupplung rotationssymmetrisch und damit drehzahlunempfindlich ist, schlug ihre große Stunde in den 60er Jahren, als auf breiter Front hochdrehende Motoren mit obenliegender Nockenwelle (Glas, BMW, Alfa-Romeo) die Stoßstangen-Konstruktionen zu verdrängen begannen. Bis Ende der 60er Jahre gingen fast alle Hersteller zum Einbau von Tellerfederkupplungen über. Dabei war es maßgeblicher Verdienst von LuK, dass die Tellerfederkupplung großserienreif wurde. Der Ersatz des kompletten Hebel-Schraubenfeder-Systems durch eine Tellerfeder, die beide Funktionen übernimmt, brachte viele Vorteile. Der einfache mechanische Aufbau, die konstante Anpresskraft, geringer Platzbedarf bei hohem Anpressdruck – wesentlich bei quer eingebauten Motoren – und Drehzahlfestigkeit führten dazu, dass sie heute fast ausschließlich verwendet wird und zunehmend auch in Nutzfahrzeugen – noch lange eine Domäne der Schraubenfederkupplung zum Einbau gelangt. Erste Konstruktionsart der Schraubenfederkupplung mit senkrecht zur Mittelachse angeordneten Kupplungsfedern 1 6 7 8 5 4 1 Schwungrad 2 Zwischenscheibe 3 Reibscheibe 4 Kupplungsgehäuse 5 Kupplungsdeckel 6 Feder 7 Nasenhebel 8 Kegel 9 Schleifringscheibe 10 Federgelenk 11 Verbindungswelle 12 Lederbelag 13 Mitnehmer 12 9 10 13 3 11 2 12 Abb. 15 Die Schraubenfederkupplung wurde bis in die 60er Jahre verbaut und verfügte über parallel zur Mittelachse angeordnete Kupplungsfedern. Schraubenfederkupplung 5 1 2 6 3 4 7 8 1 2 3 4 5 Schwungrad Kupplungsbelag Kupplungsscheibe Kurbelwelle Kupplungsfedern 6 Ausrückmuffe 7 Kupplungswelle 8 Kupplungsdeckel 9 Druckscheibe 10 Abzughebel Der Borg & Beck-Kupplungstyp war in England und den USA am weitesten verbreitet und verfügte über im Kupplungskorb liegende Federn. 9 10 Abb. 16 Borg & Beck-Typ 1 2 3 4 1 Kupplungsgehäuse 2 Kupplungskorb (Kupplungsdeckel) 3 Kupplungsdruckfeder 4 Ausrücklager (dauergeschmiert) 5 Kupplungsgabel 6 Ausrückhebel 7 Einstellmutter 8 Druckplatte (Anpressplatte) 9 Mitnehmerscheibe (gefedert und stoßgedämpft) 10 Schwungrad Die in Kontinentaleuropa verbreitete Konstruktionsart verfügte über außenliegende, über dem Kupplungsdeckel angeordnete Federn. 5 6 9 7 8 10 Abb. 17 Kupplung mit außenliegenden Federn 1 2 3 4 5 1 Schwungrad 2 Druckplatte 3 Einstellmutter 4 Ausrückhebel 5 Ausrückring 6 Kupplungswelle 7 Ausrücker mit Graphitring 8 Mitnehmerscheibe 9 Kupplungsdruckfeder 10 Kupplungsdeckel 6 7 8 9 10 Abb. 18 13 1 Entwicklungsgeschichte der Kupplungstechnik Parallel zu dieser Entwicklung wurde auch die Kupplungsscheibe optimiert. Die ständig wechselnde Drehzahl und das Schwanken des Drehmoments eines Verbrennungsmotors erzeugen Schwingungen, die von Kurbelwelle, Kupplung und Getriebe-Eingangswelle auf das Getriebe übertragen werden. Geräuschentwicklung und hoher Zahnflankenverschleiß sind die Folge. Verringerte Schwungmasse und Leichtbau bei modernen Fahrzeugen verstärken diesen Effekt. Aus diesem Grund stattete man Kupplungsscheiben mit Torsionsdämpfern und Belagfederung aus. Während das Kuppeln lange Zeit kräftige Waden erforderte, da die Fußkraft über Gestänge und Wellen übertragen wurde, erhöhten seit den 30er Jahren Seilzüge und seit den 50ern hydraulische Betätigungen den Komfort. Der Bedienungsfreundlichkeit sollten auch alle Versuche dienen, den Kupplungsvorgang zu automatisieren. 1918 kamen von Wolseley die ersten Ideen zu einer elektromagnetischen Kupplung. Anfang der 30er Jahre baute die französische Firma Cotal ihr Vorwahlgetriebe mit elektromagnetischer Kupplung, das in einigen Luxusautomobilen eingebaut wurde. Am bekanntesten wurden Fliehkraftkupplungen, die ihren Anpressdruck drehzahlabhängig durch die Zentrifugalkraft regeln, und automatische Kupplungen wie Saxomat (Fichtel & Sachs), LuKomat (LuK), Manumatik (Borg & Beck) und Ferlec (Ferodo). Keine davon konnte sich durchsetzen. Die Konkurrenz der manuellen und automatischen Getriebe mit Drehmomentwandler war zu groß. Lamellenkupplung von Chevrolet* 1 2 7 8 3 9 10 4 11 12 5 6 13 14 Abb. 19 Bei der von Chevrolet entwickelten Lamellenkupplung wurden die Druckfedern durch eine Tellerfeder ersetzt. Deshalb trägt diese Kupplungsart auch den Namen Chevrolet- bzw. Inland-Kupplung 1 Vorderes Führungslager der Kupplungswelle 2 Haltefeder mit Schraube 3 Teller- oder Membranfeder mit den fingerförmigen Ausrücklamellen 4 Ausrücklager 5 Haltefeder 6 Kugelbolzen zur Lagerung der Kupplungsgabel 7 Schwungrad 8 Mitnehmerscheibe 9 Druckplatte 10 Innerer Führungsring * mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift „Markt für klassischer Automobile und Motorräder“ 14 11 Äußerer Führungsring 12 Kupplungskorb 13 Kupplungsgabel 14 Rückzugsfeder der Kupplungsgabel 2 Kupplungssystem 2Kupplungssystem 2.1Funktionsschema Verbrennungsmotoren geben nur in einem bestimmten Drehzahlbereich nutzbare Leistung ab. Um diesen Bereich für verschiedene Fahrzustände nutzen zu können, benötigen Kraftfahrzeuge ein Getriebe. Es wird heute in der Regel durch Einscheiben-Trockenkupplungen mit dem Motor verbunden. Zweischeiben-Trockenkupplungen werden immer dann eingesetzt, wenn sehr hohe Motordrehmomente bei niedrigen Betätigungskräften zu übertragen sind. Daher sind sie hauptsächlich in Sportwagen oder Lastkraftwagen anzutreffen. Im Gegensatz zu trockenen, also im Medium Luft betriebenen Kupplungen arbeiten nasslaufende Kupplungen im Ölbad oder im Ölnebel. Sie werden hauptsächlich als Lamellenkupplungen in automatischen Getrieben, Baumaschinen, Sonderfahrzeugen und überwiegend in Motorrädern verwendet. Eine Kupplung muss folgende Anforderungen erfüllen: • Motordrehmoment übertragen • Kraftfluss zwischen Motor und Getriebe trennen und verbinden • Schnelles Schalten zulassen • Weiches Anfahren ermöglichen • Schwingungen dämpfen • Als Überlastschutz dienen • Wartungsfrei über die gesamte Lebensdauer sein • Verschleißarm arbeiten • Leicht austauschbar sein Einscheiben-Trockenkupplung Geschlossen Geöffnet Abb. 20 15 2 Kupplungssystem 2.2Berechnung des übertragbaren Drehmoments Eine der Hauptaufgaben der Kupplung besteht darin, das Motordrehmoment auf die Getriebe-Eingangswelle zu übertragen. Anhand folgender Formel kann das übertragbare Drehmoment einer Kupplung errechnet werden: Md = rm • n • μ • Fa Dabei bedeuten: Md übertragbares Drehmoment rm mittlerer Reibradius des Kupplungsbelags n Anzahl der Reibflächen μ Reibwert der Beläge Fa Anpresskraft der Tellerfeder Darstellung der Berechnungsparameter Fa di da Beispiel: Innendurchmesser des Belags di = 134 mm Außendurchmesser des Belags da = 190 mm Anpresskraft Fa = 3.500 N Reibwert μ = 0,27 – 0,32 (organische Beläge) 0,36 – 0,40 (anorganische Beläge) Abb. 21 Berechnung von rm r m = di + d a 4 rm = 134 mm + 190 mm 4 rm = 81 mm Für die anschließende Berechnung wird das Ergebnis in Meter dargestellt. 81 mm = 0,081 m Md = 0,081 m x 2 x 0,27 x 3.500 N Md = 153 Nm Kupplungen werden grundsätzlich mit einem Sicherheitsfaktor ausgelegt. Dadurch liegt das übertragbare Drehmoment immer über dem maximalen Motordrehmoment. 16 2.3Aufbau Im Kupplungsgehäuse bilden Tellerfeder, Distanzbolzen, Stützringe, Tangentialblattfedern und die Anpressplatte eine Mechanik, die eine modulierbare reibschlüssige Verbindung ermöglicht. Hierbei stellt die Tellerfeder die Anpresskraft zur Verfügung und bildet den Hebel zwischen Ausrücklager und Anpressplatte. Als Auflagepunkte der Tellerfeder dienen Stützringe, die über Distanzbolzen geführt werden. Die Anpressplatte wird durch mehrere Tangentialblattfedern im Kupplungsgehäuse zentral geführt. Zur Kraftübertragung dient die Kupplungsscheibe mit den Kupplungsbelägen. Sie stellt über die Beläge eine reibschlüssige Verbindung zum Motor und mit der Nabe eine formschlüssige Verbindung zur Getriebe-Eingangswelle her. Einscheiben-Trockenkupplung (geschlossen), Bauteile 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 1 Tangentialblattfeder 2 Kupplungsgehäuse/Kupplungsdeckel 3 Anpressplatte 4 Stützring (auch Kippring) 5 Tellerfeder 6 Torsionsdämpfer 7 Nabe 8 Führungshülse 9 Getriebe-Eingangswelle 10 Ausrücklager 11 Pilotlager (auch Führungslager) 12 Kupplungsscheibe 13 Distanzbolzen 14 Segmente zur Belagfederung 15 Reibbelag 16 Schwungrad 2.4Funktion 12 13 14 15 16 Abb. 22 Einscheiben-Trockenkupplung (geöffnet) Kupplung geschlossen (Abbildung 22) Im eingekuppelten Zustand wirkt die Kraft der Teller feder auf die Anpressplatte. Dadurch wird die axial bewegliche Kupplungsscheibe gegen das Schwungrad gepresst. Es entsteht eine reibschlüssige Verbindung. So kann das Motordrehmoment über das Schwungrad und die Anpressplatte zur Getriebe-Eingangswelle geleitet werden. Kupplung geöffnet (Abbildung 23) Beim Betätigen des Kupplungspedals wird das Ausrücklager gegen die Tellerfederkraft in Richtung Motor bewegt. Dabei bewirkt die Umlenkung der Tellerfeder über die Stützringe, dass die Kraft an der Anpressplatte abnimmt. Diese ist nun so gering, dass die Tangentialblattfedern die Anpressplatte gegen die Tellerfederkraft bewegen können. Dadurch entsteht ein Lüftspiel zwischen den Reibflächen, wodurch sich die Kupplungsscheibe frei zwischen der Schwungscheibe und der Anpressplatte bewegen kann. Somit ist der Kraftfluss zwischen Motor und Getriebe unterbrochen. Abb. 23 17 3 Kupplungsgehäuse 3Kupplungsgehäuse 3.1Aufgaben zulässige Belagabnutzung 7.000 2,2 Druckplattenabhub 2 Betriebspunkt neue Kupplung 6.000 Die Tellerfeder Das zentrale Bauelement des Kupplungsgehäuses ist die Tellerfeder. Im Gegensatz zu den früher verwendeten Schraubenfedern in PKW-Kupplungen hat sie den Vorteil, dass sie wesentlich flacher und leichter ausgeführt werden kann. Von besonderer Bedeutung ist die Kennlinie der Tellerfeder, die sich deutlich von der linearen Kennlinie einer Schraubenfeder unterscheidet. Durch die gezielte Auslegung der Tellerfederaußenund -innendurchmesser, Dicke, Aufstellwinkel und Materialhärtung lässt sich ein Kennlinienverlauf erzeugen, wie er mittels der durchgezogenen Kurve im ersten Diagramm in Abbildung 24 dargestellt ist. 1,8 1,4 Anpresskraft 4.000 1,2 1 3.000 0,8 Ausrückkraft bei Belagverschleiß 0,6 Ausrückkraft neu 0,4 1.000 0,2 0 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 Ausrückweg/Ausrücklagerweg [mm] 8 0 9 Abb. 24 2,4 6.000 Betriebspunkt 2,2 Druckplattenabhub 5.000 2 1,8 1,6 1,4 Wirksame Anpresskraft der Druckplatte 3.000 1,2 1 2.000 18 Abhub [mm] 4.000 0,8 0,6 Ausrückkraft 1.000 0,4 0,2 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Ausrückweg [mm] 0 9 Abb. 25 6.000 2,4 2,2 Betriebspunkt 5.000 2 1,8 4.000 1,6 1,4 Anpresskraft = Belagfederkraft 3.000 1,2 1 Lüftspalt 2.000 Abhub [mm] Ausrückkraft [N] Die Abbildungen 24 bis 26 zeigen beispielhaft Kupplungskennlinien und Kraftdiagramme. Sie beziehen sich nicht direkt auf die abgebildeten Bauarten, sondern sind allgemeingültiger Natur. Die links aufgeführten vertikalen Achsen stellen die Kräfte dar. Unten, auf den horizontalen Achsen, ist der Ausrückweg bzw. in Abbildung 24 auch der Ausrücklagerweg dargestellt. Auf den rechten vertikalen Achsen wird der Abhub der Anpressplatte deutlich. Abhub [mm] 1,6 5.000 2.000 Ausrückkraft [N] Während die Anpresskraft bei einer Schraubenfederkupplung durch Verschleiß bei abnehmender Belagstärke linear abfällt, steigt sie hier zunächst an und fällt dann wieder ab. Dieser Kraftverlauf ist spürbar komfortabler als die Variante mit Schraubenfedern. Die Auslegung ist so gewählt, dass die Kupplung vor Erreichen der Verschleißgrenze des Belages zu rutschen beginnt. Damit wird die Notwendigkeit eines Kupplungswechsels rechtzeitig signalisiert, so dass weitergehende Schäden – beispielsweise durch einlaufende Belagnieten – vermieden werden. Aufgrund der Tellerfederkennlinie sind die erforderlichen Pedalkräfte zudem geringer als bei Schraubenfederkupplungen. 2,4 8.000 Ausrückkraft [N] Das Kupplungsgehäuse bildet mit dem Schwungrad und der Kupplungsscheibe ein Reibsystem. Es ist mit dem Schwungrad verschraubt und bewirkt die Weiterleitung des Motordrehmoments über die Kupplungsscheibe an die Getriebe-Eingangswelle. 0,8 0,6 Ausrückkraft 1.000 0,4 0,2 0 0 1 2 3 4 5 Ausrückweg [mm] 6 7 8 9 0 Abb. 26 3.2Kupplungskennlinien und Kraftdiagramme 3.3Bauarten Abbildung 24 zeigt mit der durchgezogenen Linie den Verlauf der Anpresskraft. Im Zustand einer neu montierten Kupplungsscheibe ist die Position der max. Federkraft der Tellerfeder überwunden (Betriebspunkt neue Kupplung). Mit abnehmender Belagstärke steigt dann die Anpresskraft der Tellerfeder bis zum Kraftmaximum, um dann bis zur zulässigen Belagabnutzung wieder in etwa auf den Wert des Neuzustandes abzusinken. Die Kupplungsscheibenstärke nimmt während der Lebensdauer um etwa 1,5 bis 2 mm ab. Die Anpresskräfte sind so berechnet, dass die Kupplung zu rutschen beginnt, kurz bevor die Nieten der Kupplungsbeläge an die Anpressplatte oder an das Schwungrad anlaufen und damit zusätzlichen Schaden anrichten würden. Die strichpunktierte Linie zeigt den Verlauf der Ausrückkraft, also der zum Betätigen der Kupplung notwendigen Kraft im Neuzustand und – punktiert – nach der Belagabnutzung. Zunächst steigt die Ausrückkraft an, bis der Betriebspunkt erreicht wird, um dann wieder langsam abzusinken. Die Kurve für die Ausrückkraft bei Belagabnutzung wurde zur Veranschaulichung des Verhältnisses von Anpresskraft zu Ausrückkraft nach links gerückt. Der höheren Anpresskraft im Betriebspunkt bei verschleißenden Belägen stehen entsprechend höhere Ausrückkräfte gegenüber. Die gestrichelte Linie zeigt den Verlauf des Druckplattenabhubs über dem Ausrücklagerweg. Hier wird die Hebelübersetzung in der Kupplung deutlich: 8 mm Ausrückweg entsprechen 2 mm Abhub, also einem Übersetzungsverhältnis von 4:1 (ohne Berücksichtigung der Elastizitäten in der Kupplung). Dieses Verhältnis gilt analog auch für die oben angeführte Anpress- und Ausrückkraft. Im mittleren (Abb. 25) und unteren (Abb. 26) Diagramm sind Messungen an Kupplungen mit und ohne Berücksichtigung der Belagfederung einer Kupplungsscheibe einander gegenübergestellt. Die Vorteile einer Belagfederung sind ein weiches Einkuppeln und ein günstigeres Verschleißverhalten. Ohne Belagfederung fällt die wirksame Anpresskraft (durchgezogene Linie) beim Auskuppeln linear und relativ steil ab. Umgekehrt steigt sie beim Einkuppeln genauso steil und plötzlich an. Im unteren Diagramm hingegen erkennt man, dass der zur Verfügung stehende Ausrückweg, über den die Anpresskraft nachlässt, etwa doppelt so lang ist. Umgekehrt steigt beim Einkuppeln die Anpresskraft langsam in einer Kurve an, da ja zunächst die Belagfedern zusammengedrückt werden müssen. Durch den sanfteren Auslauf bzw. Anstieg der Anpresskraftkurve (durchgezogene Linie) wird auch die ausgeprägte Kraftspitze bei der benötigten Ausrückkraft abgebaut. Solange die Anpressplatte die Kupplungsscheibe nur berührt, ist die Anpress- und Belagfederkraft im Gleichgewicht. Je nach Aufbau bzw. Betätigungsart der Kupplung unterscheidet man: Gedrückte Tellerfederkupplungen (öffnen durch Druck auf die Tellerfederspitzen) Abb. 27 Gezogene Tellerfederkupplungen (öffnen durch Zug an den Tellerfederspitzen) Abb. 28 19 3 Kupplungsgehäuse 3.3.1 Tellerfederkupplung in Standardausführung Bei dieser Ausführung wird die Tellerfeder über Distanzbolzen und Stützringe geführt. Die Anpressplatte ist durch Tangentialblattfedern mit dem Gehäuse verbunden und liegt am äußeren Rand der Tellerfeder auf. Dabei übernehmen die Tangentialblattfedern drei wesentliche Funktionen: • Abhub der Anpressplatte beim Auskuppeln • Übertragung des Motordrehmoments • Zentrierung der Anpressplatte Motorseite Getriebeseite 1 2 3 4 5 6 7 Kupplungsgehäuse Anpressplatte Tellerfeder Ring Bolzen Tangentialblattfeder Zentrierbohrung 2 6 3 1 5 4 Motorseite Getriebeseite 7 Abb. 29 Die Tellerfeder ist zwischen Anpressplatte und Kupplungsgehäuse unter Vorspannung montiert. Dadurch stellt sie die nötige Anpresskraft bereit, um die Kupplungsscheibe mit dem Schwungrad und der Anpressplatte kraftschlüssig zu verbinden. Dabei stützt sie sich über einen Ring, der durch Bolzen fixiert wird, im Kupplungsgehäuse ab. Optional kann dieser Ring auch 20 durch eine Sicke im Gehäuse ersetzt werden. Am Außendurchmesser liegt die Tellerfeder auf der Anpressplatte auf. Wird die Kupplung betätigt, drückt das Ausrücklager auf die Spitzen der Tellerfederzungen. Die Anpressplatte hebt mit Hilfe der Tangentialblattfedern ab und die Kupplungsscheibe wird freigegeben. 3.3.2 Tellerfederkupplung mit Federlaschen Die Tellerfederkupplung mit Federlaschen ist eine Weiterentwicklung der Standardausführung. Dabei sind die Federlaschen so gestaltet, dass sie die Bolzen im Kupplungsgehäuse nach außen ziehen. Dadurch wird der Verschleiß in der Lagerung der Tellerfeder kompensiert. Der Vorteil dieser Ausführung ist ein gleich bleibender Abhub über die gesamte Lebensdauer. Motorseite Getriebeseite 1 2 3 4 5 6 7 8 Kupplungsgehäuse Anpressplatte Tellerfeder Ring Bolzen Tangentialblattfeder Zentrierbohrung Federlasche 2 6 3 1 5 4 8 Motorseite Getriebeseite 7 Abb. 30 21 3 Kupplungsgehäuse 3.3.3 Tellerfederkupplung mit Stützfeder Eine Spezialausführung stellt die Tellerfederkupplung mit Stützfeder dar. Die Abstützung der Tellerfeder am Kupplungsgehäuse übernimmt ein Ring, der optional auch durch eine Sicke im Kupplungsgehäuse ersetzt werden kann. Das Gegenlager bildet die Stützfeder. Hierdurch wird eine spiel- und verlustfreie Tellerfederlagerung mit automatischer Verschleißnachstellung erreicht. Der weitere Aufbau gleicht den zuvor beschriebenen Bauarten. Motorseite Getriebeseite 1 2 3 4 5 6 7 8 Kupplungsgehäuse Anpressplatte Tellerfeder Ring Bolzen Tangentialblattfeder Zentrierbohrung Stützfeder 2 6 3 1 8 Motorseite 7 Getriebeseite 4 5 Abb. 31 22 3.3.4 Bolzenlose Tellerfederkupplung (Bolo) Eine weitere Spezialausführung stellt die bolzenlose Tellerfederkupplung dar. Ähnlich der Stützfederausführung wird die Abstützung der Tellerfeder am Kupplungsgehäuse durch einen Ring übernommen, der optional auch durch eine Sicke im Kupplungsgehäuse ersetzt werden kann. Als Gegenlager dient ähnlich der Bolzenkupplung ein Drahtring. Als Besonderheit wird der Ring jedoch von den aus dem Kupplungsdeckel geformten Laschen gehalten. Ähnlich wie bei der Federlaschenkupplung sind auch hier die Laschen vorgespannt, so dass der Verschleiß innerhalb der Tellerfederlagerung bei dieser Kupplungsausführung automatisch kompensiert werden kann und eine spielfreie Lagerung der Tellerfeder über die gesamte Kupplungslebensdauer gewährleistet ist. Motorseite Getriebeseite 1 2 3 4 5 6 7 Kupplungsgehäuse Anpressplatte Tellerfeder Ring Tangentialblattfeder Zentrierbohrung Laschen 2 5 3 1 4 Motorseite 6 Getriebeseite 7 Abb. 32 23 3 Kupplungsgehäuse 3.3.5 Gezogene Tellerfederkupplung Die untere Abbildung zeigt eine Tellerfederkupplung in gezogener Ausführung. Der Unterschied zur gedrückten Tellerfederkupplung ist die umgedrehte Einbauweise der Tellerfeder. Die Betätigung der Kupplung erfolgt bei diesem Typ durch Ziehen an den Tellerfederspitzen. Dabei stützt sich die Tellerfeder mit dem Außenrand am Kupplungsgehäuse und mit dem Innenrand auf der Anpressplatte ab. Der Vorteil dieser Kupplungsausführung ist die Möglichkeit, bei gleicher Anpresskraft aufgrund der Hebelverhältnisse geringere Ausrückkräfte gegenüber einer gedrückten Tellerfederkupplung realisieren zu können. Auch ist der Wirkungsgrad der gezogenen Kupplungen, bedingt durch die am Kupplungsgehäuse-Außendurchmesser gelagerte Tellerfeder besser als bei gedrückten Tellerfederkupplungen. Im Gegensatz zur gedrückten Ausführung gestalten sich die Demontage und Montage der gezogenen Kupplung deutlich aufwändiger. Dies ist u. a. dem komplexeren Aufbau des Ausrücklagers geschuldet. Motorseite Getriebeseite 1 2 3 4 5 6 24 Kupplungsgehäuse Anpressplatte Tellerfeder Tangentialblattfeder Zentrierbohrung Druckstück 2 4 3 1 6 Motorseite 5 Getriebeseite Abb. 33 3.3.6 Selbstnachstellende Tellerfederkupplung SAC I (kraftgesteuert) Während der letzten Jahre hat sich die Drehmomentsteigerung neuer Motoren rasant entwickelt. Dies führte zwangsweise zu Kupplungssystemen mit erhöhten Anpresskräften, die wiederum eine Steigerung der Betätigungskräfte zur Folge hatten. Die daraus resultierenden Komforteinbußen werden mit der SAC-Kupplung (Self-Adjusting Clutch) wirkungsvoll unterbunden. Prinzip der selbstnachstellenden Kupplung Bei der Kupplung mit Verschleißnachstellung wird der Anstieg der Ausrückkraft durch Verschleiß erfasst und gezielt ein Ausgleich für die abnehmende Dicke der Beläge herbeigeführt (Verschleißausgleich durch Kraftsteuerung). Der wesentliche Unterschied zu einer herkömmlichen Kupplung ist, dass die Lagerung der (Haupt-) Tellerfeder nicht fest am Deckel angenietet, sondern über eine sogenannte Sensor-Tellerfeder abgestützt wird. Diese weist einen ausreichend langen Bereich mit fast konstanter Kraft auf – im Gegensatz zu der stark degressiven Haupttellerfeder. Die Sensor-Tellerfeder verformt sich, sobald das Kraftniveau etwas über dem der Ausrückkraft liegt. Solange die Ausrückkraft kleiner ist als die Haltekraft der Sensorfeder, bleibt die Drehlagerung der Haupttellerfeder beim Ausrücken an der gleichen Stelle. Wenn sich jedoch durch Verschleiß der Beläge die Ausrückkraft erhöht, wird die Gegenkraft der Sensor-Tellerfeder überschritten und die Drehlagerung weicht in Richtung Schwungrad aus, und zwar genau so weit, bis die Ausrückkraft wieder auf die Sensorkraft abgesunken ist. Zwischen der Drehlagerung und dem Deckel entsteht bei ausweichender Sensor-Tellerfeder ein Spalt, der durch den Rampenring ausgeglichen wird. Funktion der Verschleißnachstellung Der Kraftsensor mit dem Stärkenausgleich lässt sich durch gegeneinander laufende Rampen recht elegant und einfach verwirklichen. Im Vergleich zur konventionellen Kupplung kommen nur eine Sensorfeder (rot) und ein Verstellring (gelb) hinzu. Die Sensor-Tellerfeder ist außen im Deckel eingehängt und bildet mit ihren inneren Zungen die Lagerung für die Haupttellerfeder. Durch die Rampen wird die eigentliche Nachstellung bewirkt. Sie sind wegen der Fliehkräfte in Umfangsrichtung angeordnet. Dabei läuft der Rampenring auf gegenüberliegenden Rampen im Deckel. Er wird über Druckfedern in Umfangsrichtung vorgespannt, damit er bei ausweichender Sensor-Tellerfeder die Lücke zwischen Tellerfederlagerung und Deckel ausfüllen kann. Schematische Darstellung des SAC-Systems 5 1 2 1 2 3 4 5 3 Kupplungsgehäuse Rampenring Druckfeder Tellerfeder Sensor-Tellerfeder 4 Abb. 34 Die Abbildung 35 zeigt die Ausrückkraftverläufe für eine konventionelle Kupplung im Neuzustand sowie im Verschleißzustand der Beläge. Im Vergleich dazu verändert sich die Kennlinie der viel niedrigeren Ausrückkraft der selbstnachstellenden Kupplung (SAC) im Verlauf der Lebensdauer praktisch nicht. Als weiterer Vorteil ergibt sich eine höhere Verschleißreserve, die jetzt nicht mehr wie sonst bei konventionellen Kupplungen von der Länge der Tellerfederkennlinie abhängt, sondern von der Rampenhöhe. Damit kann sie ohne weiteres auf etwa 3 mm bei kleinen und bis zu ca. 10 mm bei sehr großen Kupplungen gesteigert werden. Damit wurde ein entscheidender Entwicklungsschritt bei der Verlängerung der Lebensdauer von Kupplungen erzielt. SAC Sensorkraft Ausrückkraft Konventionelle Kupplung Ausrückkraft Vergleich der Ausrückkräfte einer konventionellen Kupplung zur SAC Verschleiß Neu Abb. 35 25 3 Kupplungsgehäuse Hieraus ergeben sich eine Reihe von Vorteilen: Die wichtigsten Merkmale dieser Bauart gegenüber den bisherigen Ausführungen sind: • Niedrige Ausrückkräfte, die über die Lebensdauer annähernd konstant bleiben • Dadurch hoher Fahrkomfort über die gesamte Lebensdauer • Erhöhte Verschleißreserve und damit höhere Lebensdauer durch automatische Verschleißnachstellung • Entfall von Servosystemen (z. B. CSA, Seite 43) • Einfachere Ausrücksysteme • Kürzere Pedalwege • Identische Pedalkräfte über die gesamte Motorenpalette • Neue Möglichkeiten zur Reduzierung des Kupplungsdurchmessers (Drehmomentübertragung) • Kleinerer Arbeitsbereich des Ausrücklagers über die Lebensdauer Motorseite Getriebeseite 1 Kupplungsgehäuse 2 Verstellring 3 Druckfeder 4 Tellerfeder 5 Sensor-Tellerfeder 6 Bolzen 7 Bolzen 8 Tangentialblattfeder 9 Anpressplatte 10 Deckelanschlag 9 8 5 6 4 2 1 3 Motorseite 10 Getriebeseite 7 Abb. 36 26 3.3.7 Selbstnachstellende Kupplung in Mehrscheibenausführung (kraftgesteuert) Zwar konnte dieser Anstieg durch verschiedene Maßnahmen (z. B. durch verbesserte Ausrücksysteme) in Grenzen gehalten werden, trotzdem wurde der Bedarf an Kupplungen mit reduzierter Betätigungskraft immer deutlicher. Leistungsstärkere Motoren mit Drehmomenten > 500 Nm benötigen auch Kupplungen mit höheren Übertragungsmomenten. Fast zwangsläufig ist damit trotz des Einsatzes selbstnachstellender Kupplungssysteme auch die Pedalkraft angestiegen. Motorseite Getriebeseite 14 1 2 3 4 5 6 7 11 8 Kupplungsgehäuse Verstellring Druckfeder Tellerfeder Sensor-Tellerfeder Bolzen Bolzen 1 13 9 5 4 10 8 Tangentialblattfeder 9 Anpressplatte 10 Deckelanschlag 11 Zwischenanpressplatte 12 Abhubniet 13 Kupplungsscheibe 1 14 Kupplungsscheibe 2 Zwei Kupplungsscheiben steigern das übertragbare Drehmoment. Hauptunterschied zur Einscheibenausführung ist die Ergänzung der SAC um eine Zwischenanpressplatte und drei weitere Tangentialblattfederpakete zur Gewährleistung des Abhubs der Zwischenanpressplatte. Um einen möglichst gleichmäßigen Verschleiß an beiden Kupplungsscheiben zu realisieren, übernehmen sogenannte Abhubniete die Steuerung der Zwischenanpressplatte. Diese gewährleisten, dass der Abhub der Zwischenanpressplatte der Hälfte des Abhubes der Anpressplatte entspricht. Für Fahrzeuganwendungen, die aus Isolationsgründen eine gedämpfte Kupplungsscheibe benötigen, kann auch dies mit einer speziellen Motorseite 3 7 14 11 11 12 8 13 Getriebeseite 9 2 6 Abb. 37 Ausführung der Kupplungsscheibe realisiert werden. Vorteil der SAC in Mehrscheibenausführung ist die Reduzierung der Ausrückkräfte bzw. die Steigerung des übertragbaren Motormomentes bei gleich bleibender Ausrückkraft. Bei Motorkonzepten, bei denen hohe Motormomente mit hohen Motordrehzahlen einhergehen, bietet die Mehrscheiben-SAC auch die Möglichkeit, die Belag-Außendurchmesser zu verkleinern und somit die Berstdrehzahl der Kupplungsscheiben zu steigern. Des Weiteren kann durch Gewichtseinsparungen bei den Kupplungsscheiben das Massenträgheits-moment im Vergleich zu einer Einscheibenkupplung gleicher Größe neutral gehalten bzw. leicht verringert werden. 27 3 Kupplungsgehäuse 3.3.8 Selbstnachstellende Tellerfederkupplung SAC II (kraftgesteuert) Eine Maßnahme zur weiteren Reduzierung der Betätigungskräfte bzw. zur Optimierung des Betätigungskraftverlaufs ist die Weiterentwicklung der bisherigen Ausführung der SAC I. Bei diesem Kupplungstyp ist der Kraftsensor hinsichtlich der Kennlinie so weit verändert, dass die Kupplung bei großen Betätigungshüben eine geringere Nachstellempfindlichkeit aufweist. Erreicht wird dies durch Blattfedern mit degressiver Kennlinie und einer Sensor-Tellerfeder mit linearer Kennlinie, welche außerhalb des Drehpunkts der Haupttellerfeder angreift. In vielen Fällen kann diese Sensor-Tellerfeder auch direkt aus der Tellerfeder in Form von Sensorzungen herausgeformt werden. Dadurch entfällt die Sensor-Tellerfeder komplett. Mit der SAC II kann die Betätigungskraft bei gleichem übertragbaren Drehmoment um bis zu 15 % abgesenkt werden. Alternativ kann das Maximum der Betätigungskraft auf dem ursprünglichen Niveau belassen und das entstandene Potenzial für die Optimierung des Kennlinienverlaufs verwendet werden. Abb. 38 2 1 3 4 5 1 Blattfedern 2 Stufenbolzen 3 Flachniet zur Vorspannung der Sensorzunge 4 Tellerfeder mit Sensorzunge 5 Deckel mit 6 Blattfederlaschen Kraft [N] 2.000 Konventionelle Kupplung 1.000 SAC I für Fußkraftbetätigung SAC II für Fußkraftbetätigung SAC II für automatische Kupplung 1 3 5 Betätigungsweg [mm] 28 7 Abb. 39 3.3.9 Selbstnachstellende Tellerfederkupplung SAC III (kraftgesteuert) Ein weiterer Schritt in der Entwicklung der selbstnachstellenden Kupplung stellt die SAC III dar. Um den Unterschied zwischen der maximalen und der minimalen Bedienkraft (Abbildung 41) weiter zu reduzieren, wurde die bisherige SAC II an einigen Punkten konstruktiv so verändert, dass sich ein noch gleichmäßigerer Kraftverlauf am Kupplungspedal einstellt. Somit wird diese Version selbst den höchsten Komfortansprüchen des Premium-Segments gerecht. Hinweis: Ausführliche Informationen zur SAC-Kupplung finden Sie in der Technikbroschüre „Selbstnachstellende Kupplung (SAC)“ oder unter www.schaeffleraftermarket.de und www.repxpert.de. Abb. 40 Ausrückkraft SAC III mit reduzierter Kraftdifferenz Max. Min. Ausrückweg Abb. 41 29 3 Kupplungsgehäuse 3.3.10 Selbstnachstellende Tellerfederkupplung (weggesteuert) Wegänderung durch ein Ritzel mit direkt gekoppelter Spindel in eine radiale Bewegung des Verstellrings umgewandelt. Der Ausgleich des Abstands wird dann mit dem aus der SAC bekannten Rampensystem ausgeglichen. Im Gegensatz zum kraftgesteuerten Verschleißausgleich der SAC-Kupplung wird der Nachstellvorgang bei dieser Ausführung durch die Wegmessung beim Einund Auskuppeln bewirkt. Ändert sich der Abstand zwischen Anpressplatte und Schwungrad, wird die axiale Bauteile der selbstnachstellenden Kupplung mit Wegsteuerung 1 Anpressplatte mit Verstelleinheit 2 Rampenring 3 Niet 4 Stützfeder 5 Stufenbolzen 6 Tellerfeder 7 Zentrierbolzen 8 Stützring 9 Deckel mit Verstellfeder 1 2 3 4 Funktion Die Tellerfeder (Abbildung 43) ist über einen Distanzbolzen (1) mit der Antriebsklinke/Verstellfeder (3) des Nachstellmechanismus verbunden. Durch den Abhub der Tellerfeder wird der Distanzbolzen mit zunehmendem Verschleiß immer weiter angehoben und somit erfährt auch die Antriebsklinke einen höheren Abhub. Diese Bewegung wird von der Antriebsklinke/Verstellfeder auf das Ritzel übertragen. Eine Sperrklinke (2) arretiert das Ritzel in entgegengesetzter Richtung. Ändert sich die Dicke des Reibbelags und damit der Weg, dreht sich das Ritzel und die Kupplung stellt nach. Verstellmechanismus im Schnitt 5 6 7 8 9 Abb. 42 Um eine fein abgestimmte Nachstellung zu realisieren (Abbildung 44), gibt es neben der Antriebsklinke noch eine in Zwischenstufen aufgeteilte Sperrklinke (2). Dadurch kann das Ritzel (3) in sehr kleinen Schritten gedreht werden. Die Verdrehung des Ritzels treibt die Spindel (4) an und bewirkt eine axiale Bewegung der Mutter (5). Diese ist mit einem Mitnehmer ausgestattet, der in den Rampenring (1) eingreift. Durch das Übersetzungsverhältnis zwischen Ritzel und Mutter erfolgt schließlich am Rampenring ein Höhenausgleich in Schritten von 2/100 mm. Im Ergebnis führt dies dazu, dass ein Belagverschleiß von 0,2 mm im Verlauf von 10 Kupplungsbetätigungen nachgestellt wird. Kein anderes System verfügt über eine derart sensible Nachstellung. Dadurch bleibt der Bedienkomfort der Kupplung vom Beginn bis zur Verschleißgrenze konstant auf einem sehr hohen Niveau. Einzelteile der Verstelleinheit 1 23 Abb. 43 30 1 2 3 4 5 Abb. 44 4 Kupplungsscheibe 4Kupplungsscheibe 4.1Funktion 4.2Kupplungsscheibe mit Torsionsdämpfer Die Aufgabe der Kupplungsscheibe ist es, als Reibpartner zwischen Schwungrad und Anpressplatte zu dienen und das Motormoment zur Getriebe-Eingangswelle weiterzuleiten. Zur Angleichung der Motor- und Getriebedrehzahl und zur Übertragung des Motormomentes werden Reibbeläge verwendet, die neben technischen Anforderungen wie geringem Verschleiß, konstantem Reibwert und sanftem Momentenaufbau auch die jeweils aktuellsten Umweltvorschriften erfüllen. Die auf den Kupplungsscheiben eingesetzten Beläge werden von LuK selbst entwickelt und hergestellt. Zur Reduzierung der vom Verbrennungsmotor verursachten Drehungleichförmigkeiten, die zu Schwingungen im Getriebe und damit zu störenden Geräuschen führen können, werden Torsionsdämpfer eingesetzt. Falls aus Bauraum- bzw. Kostengründen der Einsatz eines Zweimassenschwungrades (ZMS) nicht möglich ist, stellt die Kupplungsscheibe mit Torsionsdämpfer die beste Lösung dar. Kupplungsscheiben können exakt für die Anforderungen des jeweiligen Fahrzeugmodells gestaltet werden. Dabei beeinflusst die Bauweise der Belagfederung sowohl den Momentenaufbau beim Anfahren als auch den ergonomischen Pedalkraftverlauf beim Einkuppeln. Neben der Standardversion mit Einzelsegmenten werden für anspruchsvolle Anwendungen mehrfachgewellte Doppel- segmente (Abbildung 45) eingesetzt. Durch die effektive Abstützung der Beläge wird ein gleichmäßiges Tragbild erreicht. Das Einarbeiten und Setzen unter Temperatur und damit eine Veränderung der Belagfederung im Laufe ihrer Lebensdauer beschränken sich auf ein Minimum. Einzelsegmente Doppelsegmente Abb. 45 31 4 Kupplungsscheibe Um heutigen Komfortansprüchen trotz gewichts- und verbrauchsoptimierten Antriebssträngen gerecht zu werden, sind ausgeklügelte Feder-Dämpfersysteme mit Reibungssteuerelementen erforderlich (Abbildung 46). Die Herausforderung besteht darin, für jeden Betriebsbzw. Lastzustand eine separate Torsionsdämpfercharakteristik mit definierter Federsteifigkeit und Reibungsdämpfung (Hysterese) abzustimmen. Dabei kann die Torsionsdämpferkennlinie (Abbildung 47) an die jeweiligen Wünsche des Fahrzeugherstellers angepasst werden. Kupplungsscheibe mit verschiedenen Feder- Dämpfungssystemen und Reibsteuerungselementen 3 4 Von der mehrstufigen Ausführung mit der schwingungstechnisch besten Anpassung aller Kennwerte über kostenoptimierte Kompromisslösungen mit Vordämpfer für den Leerlauf bis hin zur einstufigen Kenn linie. Weiterhin gleicht die von LuK entwickelte Konuszentrierung den möglichen Achsversatz zwischen Motor und Getriebe aus. So wird auch im Leerlauf eine exakte Funktion des speziell für diesen Lastzustand ausgelegten Dämpfers (Vordämpfer) garantiert. Vordämpfer ermöglichen auch bei abgesenkten Leerlaufdrehzahlen eine gute Schwingungsisolation und tragen somit zur Verbrauchs und Emissionsreduzierung bei. 2 1 16 13 15 14 5 1 2 3 4 5 6 7 8 Mitnehmerscheibe Reibbelagniet Reibbeläge Druckfedern (Leerlaufbzw. Niedriglastdämpfer) Druckfedern (Lastdämpfer) Nabenflansche Reibringe Stützscheibe 6 7 9 Tellerfedern 10 Abstandsblech 11 Gegenscheibe 8 9 10 12 Dämpferkäfige (Leerlauf bzw. Niedriglastdämpfer) 13 Zentrierkonus 11 12 Abb. 46 14 Axial-Federsegment 15 Federsegmentniet 16 Nabe Torsionsdämpferkennlinie und Fahrzustände Torsionsdämpferkennlinie und Fahrzustände M [Nm] Schub 4. Stufe Lastwechsel 3. Stufe Schubstufe 20 3. Stufe Übergangsstufe 300 4. Stufe Last 2. Stufe Kriechen, Niedriglast 200 100 Die Torsionsdämpferkennlinie zeigt den Verdrehwinkel in Abhängigkeit vom übertragenen Drehmoment. 1. Stufe Leerlauf 10 10 2. Stufe Kriechen, Niedriglast 1. Stufe Leerlauf 32 20 30 40 [°] 100 Zug 200 Abb. 47 4.3Kupplungsscheibe mit Frequenztilger (Rupftilger) Die Kupplungsscheibe mit Frequenztilger kompensiert Rupfschwingungen, die nicht von der Kupplung verursacht werden. Dabei wird die Schwingung variabel in Abhängigkeit vom relativen Verdrehwinkel über eine Rutschkupplung in Reibung umgewandelt, und zwar derart, dass sie mit steigendem Anregungsmoment zunimmt. Konstruktiv ist dieses System mit gegeneinander verdrehbaren Rampen versehen, die auf eine Membranfeder mit linearer Kennlinie wirken. So kann die Anpresskraft in der Reibeinrichtung und dadurch die Reibung im exakt erforderlichen Maße zunehmen, sobald sich die Tilgermasse gegenüber der Kupplungsscheibe verdreht. Bei allen Antriebssträngen mit reibschlüssigen Übertragungselementen können in der Schlupfphase Wechselmomente übertragen werden, die bei hoher Intensität als Vibrationen oder Rupfen wahrgenommen werden. Dies führt zu Komforteinbußen, die häufig mit der Kupplung in Verbindung gebracht werden. Es können aber auch andere Faktoren zur Anregung des Antriebsstranges führen. So nehmen beispielsweise die Anordnung von Motor und Getriebe, die Auslegung von Aggregatelagern, aber auch die Gestaltung des gesamten Antriebsstrangs erheblichen Einfluss auf das Rupfverhalten eines Fahrzeugs. Aufbau einer Kupplungsscheibe mit Frequenztilger 1 2 3 4 5 6 7 Tellerfeder Reibring Membranfeder Reibring mit Rampen Federkäfig Tilgermasse mit Rampen Deckscheibe 1 2 3 4 5 6 7 Abb. 48 Verstärkung Arbeitsbereich des Frequenztilgers Frequenz Ohne Frequenztilger Mit Frequenztilger Abb. 49 33 4 Kupplungsscheibe 4.4Bauarten Starre Kupplungsscheibe Vorteile: • Sanfter Drehmomentaufbau beim Anfahren • Sichere Drehmomentübertragung durch Teilkompensation der Temperaturverformung von Schwungrad und Druckplatte • Ermöglicht ergonomische Pedalkräfte Merkmale: • Speziell abgestimmte Belagfederung • Für Fahrzeuge mit Zweimassenschwungrad Abb. 50 Kupplungsscheibe mit Versatzausgleichsfunktion Abb. 51 Vorteile: • Sanfter Drehmomentaufbau beim Anfahren • Sichere Drehmomentübertragung durch Teilkompensation der Temperaturverformung von Schwungrad und Druckplatte • Ermöglicht ergonomische Pedalkräfte • Ausgleich des Versatzes zwischen Getriebe-Eingangswelle und Kurbelwelle ohne Funktionsbeeinträchtigung • Verbesserte Schwingungsdämpfung im Leerlauf Abb. 52 Vorteile: • Reduzierung der Vibrationen und Geräusche im Antriebsstrang • Sanfter Drehmomentaufbau beim Anfahren • Sichere Drehmomentübertragung durch Teilkompensation der Temperaturverformung von Schwung- rad und Druckplatte • Ermöglicht ergonomische Pedalkräfte Merkmale: • Speziell abgestimmte Belagfederung • Einstufiger Torsionsdämpfer für Leerlauf • Konuszentrierung für Versatzausgleich • Für Fahrzeuge mit Zweimassenschwungrad Kupplungsscheibe mit einstufigem Torsionsdämpfer Merkmale: • Einstufiger Torsionsdämpfer mit definierter Federsteifigkeit und Reibungs- dämpfung • Speziell abgestimmte Belagfederung • Für Fahrzeuge mit Ein- oder Zweimassen schwungrad 34 Kupplungsscheibe mit mehrstufigem Torsionsdämpfer und getrenntem Vor- und Hauptdämpfer Merkmale: • Mehrstufiger Torsionsdämpfer mit getrenntem Vor- und Hauptdämpfer • Die einzelnen Stufen sind an die jeweiligen Lastzustände angepasst und unabhängig voneinander definierbar • Speziell abgestimmte Belagfederung • Konuszentrierung für Versatzausgleich • Für Fahrzeuge mit Einmassenschwungrad Vorteile: • Reduzierung der Vibrationen und Geräusche im Antriebsstrang, speziell für gewichts- und verbrauchsoptimierte Getriebe • Verbesserte Schwingungsdämpfung • Sanfter Drehmomentaufbau beim Anfahren • Sichere Drehmomentübertragung durch Teilkompensation der Temperaturverformung von Schwungrad und Druckplatte • Ausgleich des Versatzes zwischen Getriebe Eingangswelle und Kurbelwelle ohne Funktionsbeeinträchtigung • Ermöglicht ergonomische Pedalkräfte Abb. 53 4.5Kupplungsscheiben für Zweimassenschwungräder Wird ein Zweimassenschwungrad (ZMS) zur Reduzierung der Torsionsschwingungen im Antriebsstrang verwendet, können Kupplungsscheiben mit oder ohne Torsionsdämpfer eingesetzt werden. Die Kombination aus ZMS und einer Kupplungsscheibe mit einstufigem Torsionsdämpfer wird immer dann verwendet, wenn höchste Komfortansprüche zu erfüllen sind. Bei geringeren Anforderungen bieten starre Kupplungsscheiben oder Kupplungsscheiben mit Versatzausgleich die günstigere Alternative. Durch Toleranzen an Motor und Getriebe, speziell bei Getriebe-Eingangswellen ohne Pilotlager, kann zwischen Kurbelwelle und Getriebe ein Versatz auftreten. In Verbindung mit starren Kupplungsscheiben ist es möglich, dass dieser Versatz bei kritischen Fällen zu Leerlaufgeräuschen und erhöhtem Profilverschleiß führt. Eine Lösung für dieses Problem bietet die Kupplungsscheibe mit Versatzausgleich, die im Leerlauf- und Niedriglastbereich eine radiale Bewegung der Nabe ermöglicht und dadurch Radialkräfte kompensiert. Die Federn der Kupplungsscheibe mit Versatzausgleichsfunktion wirken dabei nur im Niedriglastbereich. Ohne Torsionsdämpfer Mit Torsionsdämpfer Beschleunigung [1/s] 2000 1000 -1000 0 0,1 Zeit [s] Motor Getriebe 0,2 0 0,1 Zeit [s] 0,2 Abb. 54 In den Diagrammen (Abbildung 54) wird das Drehschwingungsverhalten von Motor und Getriebe bei Leerlaufdrehzahl dargestellt. Ohne Torsionsdämpfer werden die Schwingungen direkt auf das Getriebe übertragen. Durch einen Torsionsdämpfer wird ein Teil der Schwingungen absorbiert. 35 5 Kupplungsbelag 5Kupplungsbelag Eines der höchstbeanspruchten Bauteile der Kraftübertragung ist der Kupplungsbelag. Er ist in den meisten Fällen mit der Kupplungsscheibe vernietet und erzeugt in Verbindung mit der Kupplungsdruckplatte und der Schwungscheibe zunächst ein Gleit-, und dann ein Haftreibsystem. Die größte Herausforderung besteht darin, das Motordrehmoment bei jedem Betriebszustand mit max. Komfort auf das Getriebe zu übertragen. Schon bei den ersten Kraftfahrzeugen wurden trocken laufende Kupplungen eingesetzt. Als Reibmaterial dienten Beläge aus Buchen- oder Eichenholz. Mit der Erfindung des Phenolharzes zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Grundstein für die heute übliche organische Kupplungsbelag-Technologie gelegt. Rasch erkannte und nutzte man die Vorteile der Phenolharze als Bindemittel für Brems- und Kupplungsbeläge. Erstmals konnten Teile aus einer leicht formbaren Masse hergestellt werden, die nach entsprechender Aushärtung auch unter großer Hitze formstabil blieben. Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Arten von Kupplungsbelägen: Herstellungsprozesse Seit 1930 werden organisch gewickelte Kupplungsbeläge hergestellt, wie wir sie heute kennen. Als Basis dient ein imprägniertes Band. Bei der lösemittelhaltigen Bandfertigung werden Rohstoffe wie Kautschuk, Harze oder Füllstoffe in einem organischen Lösemittel, z. B. Toluol oder Wasser, gelöst. Zuvor selbst hergestellte Garne, bestehend aus Glas, Kupfer, Aramid und synthetischen Fasern, werden zum Teil mehrmals durch eine mit gelösten Rohstoffen (Reibzement) gefüllte Tränkwanne geleitet. Dort nehmen die Garne den Reibezement auf. Das getränkte Garn wird dann durch einen Trockenturm geleitet, wo das Lösemittel abgedampft und in einem aufwändigen Prozess zurückgewonnen wird. Die eingesetzten Rohstoffe haben dabei großen Einfluss auf die Eigenschaften eines Reibbelages. Lösemittelhaltige Bandfertigung Trockenturm Rohstoffe Lösemittel Garn • Anorganische Beläge • Organische Beläge, gewickelt oder gepresst Die anorganischen Beläge, auch Sinter- oder CeramBeläge genannt, finden ihren Einsatz u. a. im Traktorbereich. Der Vorteil dieser Beläge ist ein höherer Reibwert μ ~ 0,4 bei einer Temperatur von bis ca. 600 °C. Im Gegensatz dazu haben organische Beläge einen Reibwert von μ ~ 0,3 und halten thermische Belastungen bis ca. 350 °C aus. Der Vorteil von organischen Belägen ist das wesentlich bessere Komfortverhalten (geringere Rupfneigung), das ihren Einsatz für den PKW-Bereich und in den meisten NKW-Anwendungen bis heute unumgänglich macht. Tränkwanne Mixer Imprägniertes Band Abb. 55 Lösemittelfreie Bandfertigung Rohstoffe Compounder Garn Extruder Beschichtetes Band 36 Abb. 56 Rückblickend auf die Geschichte des Kupplungsbelags ist festzustellen, dass der technische Fortschritt der Kupplung sich lange Zeit nur wenig auf die Technologie bzw. Herstellung des Kupplungsbelags ausgewirkt hat. Mit dem neu entwickelten LMF-Prozess (lösemittelfreie Fertigung) hat sich dies gewandelt. Kupplungsbeläge in verschiedenen Ausführungen Mit dem imprägnierten bzw. beschichteten Band werden im nächsten Prozessschritt maschinell Wicklinge (Abbildung 58) produziert. Anschließend formen hydraulische Pressen unter Druck und Temperatur die Presslinge. Dabei steuern spezielle Öfen mit verschiedenen Temperaturprogrammen den bis zu 30 Stunden andauernden Härtevorgang. Zum Schluss werden die Presslinge auf Maß geschliffen, gebohrt und erhalten eine Imprägnierung gegen Staub bzw. Korrosion. Im Gegensatz zur lösemittelhaltigen Bandfertigung werden beim lösemittelfreien Verfahren die Rohstoffe zu einem Reibzement (Abbildung 59) geknetet bzw. compoundiert (zusammengemischt) und anschließend granuliert. Dies hat den Vorteil, dass durch die hohe Zähigkeit der Knetmasse kein Absetzen oder Aufschwimmen der Rohstoffe stattfindet, wie es bei der Verwendung von Lösemitteln geschieht. Der Reibzement in Granulatform wird dann in einem Extruder (Schneckenpresse) unter hohem Druck und hoher Temperatur wieder aufgeweicht, um anschließend das Garn damit zu beschichten. Dieses zukunftsweisende Verfahren mit Verzicht auf Lösemittel stößt aufgrund des geringeren Energieverbrauches deutlich weniger CO2 aus als die lösemittelhaltige Herstellung. Der wesentliche Vorteil liegt jedoch in der weitaus größeren Auswahl an verwendbaren Rohstoffen, die keiner Reglementierung durch das Lösemittel unterliegen. Dies bewirkt eine deutliche Leistungssteigerung der Kupplungsbeläge. Neben den Eigenschaften Reibwert, Verschleiß und Anfahrkomfort (tribologische Eigenschaften), die auf Grundlage der neuen, lösemittelfreien Bandfertigung verbessert wurden, gibt es verschiedene Design- und Materiallösungen, die vor allem die mechanischen Eigenschaften des Belages (Festigkeit und thermische Beständigkeit) positiv beeinflussen. Abb. 57 Wickling Abb. 58 Reibzement in Granulatform Abb. 59 37 5 Kupplungsbelag Durch dieses Herstellungsverfahren wurden Möglichkeiten geschaffen, den Belag gezielt weiterzuentwickeln. Als Beispiel sei die organische Lagentechnologie genannt. Das sogenannte Sandwich-Design verbindet zwei unterschiedliche Wicklinge miteinander, die beim Pressen eine untrennbare Einheit bilden. Die Reibschicht (erster Wickling) kann ohne Rücksichtnahme auf die Festigkeit speziell auf tribologische Eigenschaften optimiert werden. Eine höhere Festigkeit wird durch eine spezielle Trägerschicht (zweiter Wickling) erzielt. Arbeitsschritte der Belagfertigung Endprodukt, gebohrt und gestempelt Garn, bestehend aus unterschiedlichen Fasern Reibzement in Granulatform Pressling, gehärtet und geschliffen Beschichtetes / imprägniertes Band Gewickeltes Band (Wickling) Gepresster Wickling (Pressling) Doppelkupplungsgetriebe stellen die höchsten Anforderungen an einen Kupplungsbelag. Erschwerend kommt hinzu, dass diese bei geringstem Bauraum zu erfüllen sind. Als Lösung wurde das spezielle Slim Disc Design entwickelt. Der Slim Disc Belag (Abbildung 61) ist in verschiedenen Lagen aufgebaut, bei dem der zweite Wickling durch ein Blech ersetzt wird. Dies gewährleistet zum einen eine noch höhere Festigkeit, zum anderen dient das Trägerblech der Anbindung des Kupplungsbelags. Dies wird durch die rückseitige Laschenverbindung des Belagträgers sichergestellt. Bei gleich bleibendem Verschleißvolumen kann so zusätzlich etwa 2 mm axialer Bauraum generiert werden. 38 Abb. 60 Slim Disc Belag 1 2 3 1 2 3 4 Belagsegment Trägersegment Belagfedersegment Laschenverbindung 4 Abb. 61 6 Hydraulisches Ausrücksystem 6Hydraulisches Ausrücksystem In Fahrzeugen mit manuell betätigten Trockenkupplungen muss die vom Fahrer erzeugte Pedalkraft von einem Mechanismus verstärkt und auf die Kupplung übertragen werden. Die Realisierung dieser Funktion hat die Fahrzeugentwickler zu den unterschiedlichsten Lösungen angeregt. Ursprünglich wurden die Pedalkräfte über einen Seilzug vom Pedal zu einem Hebelmechanismus in der Kupplungsglocke übertragen. Über den Hebel und ein Ausrücklager wurde so die Kupplung betätigt. Der Marktanteil dieser Systeme ist inzwischen verschwindend gering. Denn in den immer enger werdenden Motorräumen wird es zunehmend schwieriger, einen Seilzug in möglichst gerader Linie zwischen dem Pedal und dem Hebel zu verlegen. Enge Radien sind bei einem Seilzug nicht realisierbar, da dadurch die Reibung und der Verschleiß unzulässig stark ansteigen und der Komfort bei der Kupplungsbetätigung beeinträchtigt wird. In modernen fußbetätigten Kupplungen wird eine hydraulische Kupplungsbetätigung eingesetzt. Man unterscheidet prinzipiell zwischen zwei Systemen: • Semihydraulik • Vollhydraulik Bei der Semihydraulik wird der Seilzug durch eine hydraulische Strecke – bestehend aus einem Geberzylinder am Pedal, einer Leitung und einem Nehmerzylinder außen am Getriebe – ersetzt. Beim vollhydraulischen System (Abbildung 62) werden die Funktionen des getriebeseitigen Ausrückmechanismus von einen Zentralausrücker (CSC – Concentric Slave Cylinder) übernommen. Dieser ist direkt in der Getriebeglocke zwischen Getriebe und Kupplung angeordnet. Aufbau eines vollhydraulischen Kupplungssystems 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Zweimassenschwungrad Kupplung Getriebe-Eingangswelle Zentralausrücker (CSC) Schwingungsdämpfer/Kribbelfilter Spitzenmomentbegrenzer Hydraulische Druckleitung Reservoir für Hydraulikflüssigkeit Geberzylinder 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Abb. 62 39 6 Hydraulisches Ausrücksystem 6.1Geberzylinder Der Geberzylinder (Abbildung 63) besteht aus einem Gehäuse, einem Kolben mit Kolbenstange und einer Anordnung aus zwei Dichtungen (Primär- und Sekundärdichtung). Er besitzt einen hydraulischen Anschluss zur Druckleitung des Nehmerzylinders. Dieser ist meist als Schnellverbinder ausgeführt, in einigen Anwendungen findet man aber auch noch die in der Bremstechnik üblichen Schraubverbinder. Weiterhin besitzt der Geberzylinder einen Anschluss zur Versorgung des Systems mit Hydraulikflüssigkeit. Dieser ist oft über einen Verbindungsschlauch mit dem Flüssigkeitsreservoir der Bremse verbunden. Es gibt aber auch Lösungen, bei denen der Kupplungszylinder ein eigenes Reservoir besitzt. Die Primärdichtung trennt das Reservoir vom hydraulischen Druckraum. Sie ermöglicht den Druckaufbau zum Betätigen der Kupplung. Die Sekundärdichtung trennt den Niederdruckraum des Reservoirs von der Umgebung ab. Bei entlastetem Pedal sorgt eine Feder am Pedal oder im Geberzylinder dafür, dass der Kolben vollständig zurückbewegt wird. In dieser Ruheposition des Pedals ist die Verbindung zwischen dem Reservoir und dem Druckraum geöffnet. Jetzt kann im System eingeschlossene Luft entweichen und Flüssigkeit nachströmen. Der Selbstnachstellmechanismus des hydraulischen Systems kommt hier zur Geltung. Bei den ersten hydraulischen Kupplungsgeberzylindern bestand das Gehäuse aus Metall, welches zuvor teilweise aufwändig bearbeitet werden musste. Mit der Einführung der Kunststoffgeberzylinder entfielen zwar einige Arbeitsschritte, jedoch standen die Prozesse einer kunststoffgerechten Konstruktion noch am Anfang der Entwicklung und waren weit von den heutigen Möglichkeiten entfernt. Sowohl die Kolben als auch die Dichtungslaufbahnen bestanden aus oberflächengehärtetem Metall, die Pleuelstangen waren üblicherweise aus Stahl und die Zylinder besaßen eine Vielzahl von einzelnen Dichtungen. Durch konsequente Entwicklungsarbeit ist es inzwischen gelungen, die Anzahl der Einzelteile auf etwa die Hälfte zu reduzieren und gleichzeitig weitgehend auf kostenaufwändige Metallteile zu verzichten. Funktionssichere Dichtungslaufbahnen aus Kunststoff werden durch geeignete Materialkombinationen realisiert und glasfaserverstärkte Thermoplaste ersetzen zunehmend die Pleuelstangen aus Stahl. Durch die Kombination von Funktionen wurde die Anzahl der Dichtungen von ursprünglich fünf auf zwei reduziert. 40 Geberzylinder in der Schnittdarstellung 1 2 3 4 1 2 3 4 5 6 7 5 6 7 Abb. 63 Anschluss zum Reservoir Primärdichtung Sekundärdichtung Anschluss zur Druckleitung Gehäuse Kolben Kolbenstange Nachteil der leichtbauenden Kunststoffgehäuse der Geberzylinder ist die stärkere Neigung zu Quietschgeräuschen, deren Ursache der geschwindigkeitsabhängige Reibwert zwischen den Elastomerdichtungen und der Dichtungslaufbahn ist. Hierzu wurden inzwischen probate Abhilfemaßnahmen wie Beschichtungen oder Spezialfette entwickelt. Bei der Herstellung werden bevorzugt Kolben aus duroplastischem Material in Zusammenhang mit einem optimierten Fett eingesetzt. Damit können störende Quietschgeräusche auch unter kritischen klimatischen Bedingungen und mit unterschiedlichen Bremsflüssigkeitstypen zuverlässig vermieden werden. 6.2Geberzylinder mit Wegsensorfunktion Wer einen PKW mit Start-Stopp-Funktionalität besitzt, kennt folgendes Verhalten: Der Motor stellt sich immer dann selbsttätig aus, wenn er nicht benötigt wird. Bringt man den Schalthebel in Leerlaufstellung und nimmt den Fuß von der Kupplung, schaltet die Elektronik den Motor ab. Zum erneuten Start genügt die Betätigung des Kupplungspedals, das Anlassen geschieht blitzschnell und ohne weiteres Zutun. Das zwischenzeitliche Abschalten bewirkt eine Kraftstoff- und CO2-Einsparung. Soll eine Start-Stopp-Funktion reibungslos funktionieren, benötigt das Fahrzeug ständig Informationen über die Stellung des Kupplungspedals. Diese Arbeit verrichtet eine installierte Wegsensorik. Sie wandelt verschiedene Positionen des Kolbens im Zylinder berührungslos in unterschiedliche elektrische Signale um und gibt sie an das Motor- und Getriebesteuersystem weiter. Geberzylinder mit induktivem Weg- und Positionssensor Abb. 64 6.3Hydraulische Druckleitung Die hydraulische Druckleitung ist den Bremsleitungen im Kraftfahrzeug nachempfunden. Sie besteht aus einem Schlauch und einem Stahlrohr oder vollständig aus Kunststoff. Beim Stahlrohr ist ein Schlauch erforderlich, um Bewegungen zwischen dem Antriebsstrang und dem Chassis des Fahrzeuges auszugleichen. Der vorgegebene Verlauf der Leitung ist in jedem Fall beizubehalten, um zu gewährleisten, dass es nicht zum Kon- takt mit anderen Bauteilen im Motorraum kommt. Bei Kunststoffleitungen und Schläuchen, die in der Nähe von heißen Zonen, wie beispielsweise Turboladern oder Auspuffkrümmern, verlegt werden, ist auf einen wirksamen Hitzeschutz zu achten. Abb. 65 41 6 Hydraulisches Ausrücksystem 6.4Hydraulik-Schwingungsdämpfer (Kribbelfilter) In Kraftfahrzeugen kann es durch den Verbrennungsprozess des Motors zu Schwingungsanregungen der Kupplung kommen, die sich durch das Ausrücksystem bis zum Pedal fortsetzen (Abbildung 66). Der Fahrer spürt diese Schwingungen dann als unangenehmes Kribbeln am Fuß oder nimmt sie als Geräusch wahr. Zur Vermeidung der Schwingungsübertragung können Filterelemente in der Leitung eingesetzt werden. Dies sind entweder Membrandämpfer oder Kribbelfilter (Abbildung 67) mit zwei gegensätzlich angeordneten Rückschlagventilen oder einem Schlauchventil. Schwingungen am Kupplungspedal Kribbelfilter Beschleunigung (m/s2) Mit Kribbelfilter Zum Ausrücklager Vom Pedal +3 +2 +1 0 –1 –2 –3 Zeit [s] 1 Beschleunigung (m/s2) Ohne Kribbelfilter +3 +2 +1 0 –1 –2 –3 1 2 3 4 2 3 4 Abb. 67 Gehäuse Schlauchelement Schlauchträger Quellring Zeit [s] Abb. 66 6.5Spitzendrehmomentbegrenzer Der Spitzenmomentbegrenzer (Abbildung 68) reduziert bei hohen Einkuppel-Geschwindigkeiten den Volumenstrom im Hydrauliksystem mit Hilfe verschiebbarer Blenden. Hierdurch soll eine Überlastung des Antriebsstranges bei schlagartigem Einkuppeln, z. B. beim Abrutschen vom Kupplungspedal, verhindert werden (Abbildung 69). Spitzendrehmomentbegrenzer dürfen im Wartungsfall nicht aus dem hydraulischen System entfernt werden, da es ansonsten in der Folge zu Schäden am Getriebe, an den Antriebswellen oder am ZMS kommen kann. Spitzendrehmomentbegrenzer Abrutschen vom Kupplungspedal Pedalweg (%) 100 1 60 40 20 0 2 1 Verschiebbare Blende 2 Gehäuse 0,1 0,2 0,3 Zeit [s] 0,4 0,5 0,6 Abb. 69 Abb. 68 42 80 Druckabbau im Ausrücksystem im Verhältnis zur Einkuppel-Geschwindigkeit 6.6Nehmerzylinder In einem semihydraulischen System liegt der Nehmerzylinder außerhalb der Getriebeglocke und dient zur Betätigung der Ausrückgabel (Abbildung 71). Beim gezeigten Beispiel besteht der Nehmerzylinder aus einem Gehäuse, dem Kolben mit Abdichtung, einer Vorlastfeder und einer Entlüfterschraube. Die Vorlastfeder sorgt für eine permanente Vorlast des Ausrücklagers, damit dieses auch im druckfreien Zustand des Ausrücksystems sicher mit der Kupplung dreht und störende Geräusche zwischen Lager und Tellerfederzungen vermieden werden. Die Entlüftungsschraube ermöglicht das Befüllen und Entlüften des Systems im Wartungsfall. Zentralausrücker in Einbauposition Nehmerzylinder in Einbauposition Abb. 71 Abb. 70 6.7Zentralausrücker (Concentric Slave Cylinder, CSC) Zentralausrücker Vollhydraulische Systeme sind mit einem Zentralausrücker ausgestattet. Dieser besteht aus einem ringförmigen hydraulischen Zylinder mit integriertem Ausrücklager, der in der Kupplungsglocke zwischen dem Getriebe und der Kupplung mittig zur Getriebe-Eingangswelle angeordnet ist. Dadurch entfällt der Hebel in der Getriebeglocke, wie er bei Anordnungen mit Seilzug oder Nehmerzylinder verwendet wird. Zusätzlich verfügt dieses System über ein hohes Maß an konstruktiver Flexibilität bei der Verlegung der hydraulischen Leitung im Motorraum. 1 2 3 4 5 Vorlastfeder Kolben Dichtung Gehäuse StaubschutzFaltenbalg 6 Ausrücklager 2 6.8Kupplungsassistent (Clutch Servo Assistance, CSA) Der elektrohydraulische Kupplungsassistent dient der Pedalkraftreduzierung durch Fremdenergie. Ein Elektro motor treibt hierbei eine Hydraulikpumpe an, die bei Bedarf den vom Fahrer erzeugten Druck im Ausrücksystem zusätzlich unterstützt. Dadurch wird die maximale Pedalkraft um die Hälfte verringert. 6 5 3 1 4 Abb. 72 Kupplungsassistent 1 2 1 Hydraulikpumpe 2 Elektromotor Abb. 73 43 6 Hydraulisches Ausrücksystem 6.9Ausrücklager Das Ausrücklager ist das Verbindungsglied zwischen der rotierenden Tellerfeder auf der Motorseite und dem feststehenden Ausrückmechanismus auf der Getriebeseite. Es wird zentral auf einer angeflanschten Hülse in der Getriebeglocke geführt. Die Führungsmuffen von Ausrücklagern und Zentralausrückern sind heute so gestaltet, dass sich der Anlaufring um ein definiertes Maß radial bewegen lässt. Im Fahrbetrieb wird dadurch jederzeit eine zentrische Position zu den Tellerfederspitzen der Kupplung erreicht. Diese Selbstzentrierung reduziert den Verschleiß im Bereich der Tellerfederzungen und gleicht somit einen möglichen Mittenversatz zwischen Motor und Getriebe aus. Um die Ausrückkräfte auf die Kupplungsdruckplatte zu übertragen, werden Schrägkugellager verwendet. Diese Bauweise kann hohe Axialkräfte übertragen, ist drehzahlfest und kann bis zu einer Betriebstemperatur von 150 °C eingesetzt werden. Ausrücklager haben eine hohe Lebensdauer und sind aufgrund der Dauerschmierung wartungsfrei. Arretierter Sicherungsring Abb. 75 Wird die Montagehilfe des Ausrücklagers vor dem Einbau von Hand bewegt, löst der Sicherungsring aus. Dadurch kann keine Verbindung zur Tellerfeder hergestellt werden und das Ausrücksystem ist wirkungslos. Sicherungsring ausgelöst Standardausrücklager Abb. 76 Abb. 74 Ausrücklager für gezogene Kupplung Im Gegensatz zur Standardkupplung wird der Kraftfluss bei dieser Ausführung durch Ziehen an den Tellerfederspitzen unterbrochen. Als Verbindungselement dient ein vorgespannter Sicherungsring, der bei der Montage in die Tellerfeder eingreift. Dieser ist im Neuzustand durch eine Montagehilfe arretiert. Beim Zusammenführen von Ausrücksystem und Kupplung verschiebt sich die Montagehilfe und der Sicherungsring wird freigegeben. Zusatzfunktionen Zur Steigerung des Bedienkomforts können Ausrücklager mit Zusatzfunktionen ausgestattet werden. Dazu gehören die bereits erwähnte Selbstzentrierung sowie der in Abbildung 77 gezeigte Ausgleichsmechanismus. Hierbei ist das Ausrücklager mit einem axial beweglichen Anlaufring verbunden, der mit den Spitzen der Tellerfeder in Kontakt steht. So werden mögliche Bauteiltoleranzen, die zu Pedalvibrationen führen können, wirkungsvoll vermieden. Ausrücklager mit axial beweglichem Anlaufring Abb. 77 44 6.10Arbeiten am Ausrücksystem Sensorik Zunehmend werden Geber- und Nehmerzylinder mit einer Sensorik ausgestattet, um den Betätigungsweg zu messen und diesen an das Motor- und Getriebesteuergerät weiterzuleiten. Sensorbestückte Systeme sind i.d.R. daran erkennbar, dass am Geber- oder Nehmerzylinder ein kleines Gehäuse mit Stecker- oder Kabelverbindung befestigt ist. Jeder Sensor ist individuell auf den Geber- oder Nehmerzylinder abgestimmt und bildet daher mit diesem eine Einheit. Sensoren dürfen nicht vom Zylinder entfernt und an einem anderen befestigt werden. Im Fall eines Defekts von einem der Bauteile muss stets eine neue Zylinder/Sensor-Kombination eingebaut werden. Hydraulikflüssigkeit Vollhydraulisch betätigte Kupplungen können mit geschlossenen oder fremd gespeisten Ausrücksystemen ausgestattet sein. Beim geschlossenen System besteht keine Verbindung zu fahrzeugseitigen Flüssigkeiten. Das System ist wartungsfrei. Daher gibt es keine Möglichkeit zum Wechsel bzw. zur Ergänzung der Hydraulikflüssigkeit. Das fremd gespeiste System ist über eine Schlauchleitung mit dem Bremsflüssigkeitsbehälter verbunden. Durch den Einsatz im Fahrzeug nimmt die Bremsflüssigkeit Wasser auf. Dies kann zu Schäden an den Dichtungen oder zur Geräuschbildung am Geberzylinder führen. Um das zu vermeiden, ist es notwendig, die Bremsflüssigkeit mindestens alle zwei bis drei Jahre auszutauschen. Bei der Wahl der Ersatzflüssigkeit ist den Empfehlungen des jeweiligen Fahrzeugherstellers dringend Folge zu leisten. Die Wartung eines hydraulischen Ausrücksystems beschränkt sich im Normalfall auf den Austausch der Bremsflüssigkeit. Ähnlich wie bei der Bremse geht eine Neubefüllung durch Pumpen am Pedal und synchrones Öffnen und Schließen der Entlüfterschraube vonstatten. Damit der Spülvorgang möglichst vollständig erfolgt und keine Luftblasen in das System gelangen, sollten auch in diesem Fall die spezifischen Empfehlungen der Fahrzeughersteller berücksichtigt werden. Sauberkeit ist bei allen Arbeiten an einem hydraulischen System unabdingbar. Bereits kleinste Verunreinigungen durch Schmutzpartikel können zu Undichtigkeit und Fehlfunktionen führen. Bei Systemen, die für Bremsflüssigkeit vorgesehen sind, darf keinesfalls Mineralöl in das Innere gelangen. Ein Nachbefetten der Zylinder oder der Konnektoren ist aus diesem Grund zu unterlassen. Selbst kleinste Mengen von Mineralöl können zur Zerstörung der Dichtungen führen. Bei Kupplungssystemen, die ein gemeinsames Reservoir mit der Bremse haben, besteht durchaus die Gefahr einer Verunreinigung bis in die Bremsanlage. Ausrückwelle Die Ausrückwelle muss zur Schadensbeurteilung unbedingt ausgebaut werden, da eine Prüfung im eingebauten Zustand nicht möglich ist. Eine eingelaufene oder verschlissene Lagerung führt zum Verkanten der Ausrückwelle und somit zu Schwergängigkeit und/oder Rupfen. Die Lagerung ist unbedingt zu schmieren. Ausrückhebel/Lagerung Zur professionellen Instandsetzung einer Kupplung gehört die Prüfung des Ausrückhebels und dessen Lagerung. Dabei sind die Auflageflächen des Hebels und das Gegenlager im Getriebe auf Abnutzungsspuren genau zu untersuchen. Bei ausgeprägtem Verschleiß sind die Bauteile auszutauschen. Führungshülse Die Führungshülse muss absolut zentrisch und genau parallel zur Getriebehauptwelle stehen. Druck- bzw. Verschleißstellen an der Hülse können das Gleiten des Ausrücklagers beeinträchtigen und zum Rupfen oder Rutschen der Kupplung führen. Beschädigte bzw. verschlissene Führungshülsen sind unbedingt auszutauschen, da dies einer der Haupt gründe für eine schwergängige Kupplungsbetätigung darstellt. Ausrücklager Eine Funktionsprüfung des Ausrücklagers in der Werkstatt ist nicht möglich. Schon ein verschlissener Anlaufring führt zwangsläufig zu Geräuschen. Deshalb ist es beim Austausch der Kupplung grundsätzlich zu erneuern. Nach dem Einbau muss es leicht auf der Führungshülse gleiten. Zentralausrücker (CSC) Um Schäden am CSC zu vermeiden, wird folgende Vorgehens weise beim Einbau empfohlen: • CSC einbauen und Schrauben von Hand bis zur Auflage eindrehen • Adapter der Hydraulikleitung (falls vorhanden) montieren • Schrauben mit 2 Nm anziehen • Schrauben nach Angaben des Fahrzeugherstellers befestigen Kupplungszug Da eine genaue Funktionsprüfung des Zuges in der Werkstatt nicht möglich ist, empfiehlt es sich, ihn bei jedem Kupplungs wechsel zu erneuern. Dabei ist auf die korrekte Montage zu achten. Ein zu stark gebogener oder geknickter Zug beeinträchtigt den Bedienkomfort. Schmierstoff Dank moderner Werkstoffe kann bei heutigen Ausrück systemen überwiegend auf Schmierstoff verzichtet werden. Er wird nur an genau definierten Stellen nach Vorgaben des Fahrzeugherstellers eingesetzt. 45 7 Zweimassenschwungrad (ZMS) 7Zweimassenschwungrad (ZMS) Die rasante Entwicklung der Fahrzeugtechnik hat in den letzten Jahrzehnten immer leistungsstärkere Motoren hervorgebracht – und gleichzeitig ist der Qualitätsanspruch der Autofahrer stetig gestiegen. Durch die Gewichtsreduzierung der Fahrzeuge und die im Windkanal optimierten Karosserien sind nun aufgrund geringerer Windgeräusche andere Geräuschquellen wahrnehmbar. Auch Magerkonzepte und extrem niedertourig fahrbare Motoren oder neue Getriebegenerationen mit dünnflüssigen Ölen tragen hierzu bei. Mitte der 80er Jahre stieß die jahrzehntelange Weiterentwicklung des klassischen Torsionsdämpfers in der Kupplungsscheibe an ihre technischen Grenzen. Kontinuierlich weiterentwickelte Motorleistungen und die damit ebenfalls gestiegenen Motordrehmomente – bei gleichem oder gar kleinerem Bauraum – konnten nicht mehr in ausreichendem Maße abgefangen werden. Umfangreiche Entwicklungsarbeiten bei LuK resultierten in einer einfachen, aber sehr wirkungsvollen Lösung: dem Zweimassenschwungrad (ZMS). Es war ein damals neuartiges Torsionsdämpferkonzept für den Antriebsstrang. ZMS als Schnittmodell Mit ZMS ausgerüstete Fahrzeuge – Bestände von 1990 bis heute 120 Jahresbestand in Millionen 100 Global 115 Mio. 80 EU 85 Mio. 60 40 20 0 Abb. 78 Warum ZMS? Durch die periodischen Verbrennungsvorgänge eines Hubkolbenmotors werden Drehschwingungen im Antriebsstrang angeregt. Die dabei entstehenden Geräusche und Vibrationen wie Getrieberasseln, Karosseriedröhnen und Lastwechselschwingen führen in der 46 1990 199520002005 2010 2015 Abb. 79 Folge zu Einbußen im Geräusch- und Fahrkomfort. Zielsetzung bei der Entwicklung des Zweimassenschwungrades war daher, die an der Drehmasse des Motors erzeugten Drehschwingungen möglichst weitgehend vom restlichen Antriebsstrang abzukoppeln. 7.1Aufbau Ein Standard-Zweimassenschwungrad besteht aus der Primärschwungscheibe und der Sekundärschwung scheibe. Die beiden entkoppelten Schwungmassen sind über ein Feder-/Dämpfungssystem miteinander verbunden und über ein Rillenkugellager oder ein Gleitlager gegeneinander verdrehbar gelagert. Die dem Motor zugeordnete Primärschwungscheibe mit Anlasserzahnkranz wird fest mit der Kurbelwelle verschraubt. Sie umschließt zusammen mit dem Primärdeckel einen Hohlraum, der den Federkanal bildet. Das Feder-/ Dämpfungssystem besteht aus den Bogenfedern. Sie liegen in Gleitschalen im Federkanal und erfüllen die Anforderungen an den „idealen“ Torsionsdämpfer mit geringstem Aufwand. Die Gleitschalen gewährleisten eine gute Führung, und eine Fettfüllung im Federkanal verringert die Reibung zwischen Bogenfeder und Gleitschale. Die Übertragung des Motordrehmomentes erfolgt über den Flansch. Der Flansch ist mit der Sekundärschwungscheibe vernietet und greift mit seinen Flanschflügeln zwischen die Bogenfedern. Die Sekundärschwungscheibe erhöht das Massenträgheitsmoment auf der Getriebeseite. Zur besseren Wärmeabfuhr ist sie mit Lüftungsschlitzen versehen. Da sich das Feder-/Dämpfungssystem im ZMS befindet, wird als Kupplungsscheibe in der Regel eine starre Ausführung ohne Torsionsdämpfer eingesetzt. Standard-ZMS 7 1 2 3 4 Anlasserzahnkranz Primärschwungscheibe Bogenfeder Gleitlager 6 5 4 3 5 6 7 8 2 1 Abb. 80 Flansch Schwimmend gelagerte Reibeinrichtung Primärdeckel (Schnitt) Sekundärschwungscheibe Die Vorteile des Zweimassenschwungrades auf einen Blick: • Erstklassiger Fahrkomfort • Absorbiert Vibrationen • Isoliert Geräusche • Kraftstoffeinsparung durch niedrige Motordrehzahlen • Erhöhter Schaltkomfort • Geringerer Verschleiß der Synchronisierung • Überlastschutz für den Antriebsstrang 47 7 Zweimassenschwungrad (ZMS) 7.2Funktion Das Grundprinzip des ZMS ist einfach und effizient. Mit der Zusatzmasse auf der Getriebe-Eingangswelle wird die Resonanzstelle, die bei den ursprünglichen Torsions dämpfern zwischen 1.200 und 2.400 U/min liegt, zu geringeren Drehzahlen hin verschoben. Damit liegt bereits ab der Leerlaufdrehzahl eine hervorragende Schwingungsisolation vor. Bei der bisher üblichen Ausführung mit konventionellem Schwungrad und torsionsgedämpfter Kupplungsscheibe werden die Drehschwingungen im Leerlauf bereich weitgehend ungefiltert an das Getriebe weitergeleitet und verursachen das Gegeneinanderschlagen der Zahnflanken der Getrieberäder (Getrieberasseln). Durch den Einsatz eines ZMS hingegen werden die vom Motor eingeleiteten Drehschwingungen durch das Feder-/Dämpfungssystem herausgefiltert, die Getriebekomponenten werden nicht von ihnen belastet – es rasselt nicht und die Komforterwartungen werden in vollem Umfang erfüllt. Vergleich von Aufbau und Funktion Mit konventionellem Schwungrad 1 1 2 3 4 7 2 Mit Zweimassenschwungrad 3 Motor Kupplung Getriebe Torsionsdämpfer 1/min 1 5 4 6 2 3 5 Primärschwungmasse 6 Sekundärschwungmasse 7 Schwungrad 1/min Abb. 81 7.3Sonderbauformen Die Sonderbauformen sind speziell für den Einsatz in CVT (Continuously Variable Transmission) und Doppelkupplungsgetrieben (DKG) gedacht. Der wesentliche Unterschied zur Standardausführung besteht in der geänderten Gestaltung der Sekundärmasse. Sie ist nicht als Schwungmasse mit integrierter Reibfläche, sondern in Form eines Flansches ausgebildet. Dadurch kann die Anbindung an verschiedene Antriebskonzepte mit relativ geringen Änderungen realisiert werden. 48 ZMS für Doppelkupplungsgetriebe Abb. 82 Hinweis: Ausführliche Informationen zum ZMS finden Sie in der Technikbroschüre „Zweimassenschwungrad“ oder unter www.schaeffler-aftermarket.de und www.repxpert.de. 8 Automatisierte Schaltgetriebe (ASG) 8Automatisierte Schaltgetriebe (ASG) Das automatisierte Schaltgetriebe stellt die Erweiterung des bewährten Handschaltgetriebes dar. Alle Aktionen, die der Fahrer bei einem herkömmlichen Schaltgetriebe während des Fahrstufenwechsels vollzieht, werden beim ASG von Aktoren übernommen. Diese Eigenschaften machen die Technik hauptsächlich für kleine bis mittlere Fahrzeugklassen interessant, da die Kosten deutlich unter einem Wandler-Automatikgetriebe liegen. Das Kupplungspedal entfällt und der übliche Handschalthebel wird durch einen Wählhebel ersetzt. Damit die Elektromotoren möglichst klein, leicht und reaktionsschnell ausgeführt werden können, ist eine minimierte Betätigungskraft der Kupplung erforderlich. Dies wird erreicht, indem eine selbstnachstellende Kupplung (SAC) eingesetzt wird. Für die Getriebeschaltung wird der Hebel des Handschaltgetriebes durch eine Baugruppe mit zwei Elektromotoren ersetzt. Ein Elektromotor ist für die Gassenwahl zuständig, entsprechend der Querbewegung der Hand beim Schalten. Der zweite, größere Elektromotor übernimmt das Einlegen der Gänge. Ähnlich wie beim Wandler-Automatikgetriebe hat der Wählhebel Positionen für die Schaltung Neutral, Rückwärts, Automatik und Manuell. Er ist rein elektronisch und nicht mechanisch mit dem Getriebe verbunden. Da das automatisierte Schaltgetriebe auf dem Prinzip des Handschaltgetriebes basiert, ist im Gegensatz zum Wandler-Automatikgetriebe keine Parkstellung vorhanden. Wie beim Handschaltgetriebe bleibt beim Ausschalten der Zündung der aktuelle Gang eingelegt und die Kupplung wird automatisch geschlossen. 8.2Funktionen 8.1Technik Am Getriebe werden Elektromotoren angeordnet, die stellvertretend für den Fahrer die Bewegungen für das Kuppeln und Schalten übernehmen. Sie werden vom Getriebesteuergerät angesteuert, das aus einer Vielzahl von CAN-BUS-Signalen der Fahrzeugsysteme immer den richtigen Zeitpunkt für die Aktionen eines Gangwechsels generiert. Im ASG ist dieses Steuergerät in einem gemeinsamen Gehäuse mit dem Elektromotor und der Mechanik untergebracht, die für die Kupplungsbetätigung sorgt. Bei einem Tausch des Steuergerätes muss die zur Fahrzeugvariante passende Software installiert sein und eine Anpassung durchgeführt werden. ASG-Schaltkulisse (Quelle: Opel) Kriechfunktion Beim Lösen der Bremse wird die Kupplung leicht angelegt. Das Fahrzeug rollt auf der Ebene sanft an, ohne dass Gas gegeben werden muss. Das Moment ist zum Schutz der Kupplung begrenzt, bei erhöhter Kupplungstemperatur wird das angelegte Moment reduziert. Ermittlung des Kupplungstastpunktes Durch Temperaturschwankungen und andere äußere Einflüsse verändert sich der Punkt, an dem die Kupplung beginnt, das Motormoment an die Räder zu übertragen. Dieser Punkt wird Tastpunkt genannt. Das automatisierte Schaltgetriebe passt diesen Tastpunkt immer dann an, wenn das Fahrzeug längere Zeit mit getretener Bremse und laufendem Motor steht, z. B. vor einer Ampel. Dabei wird die Kupplung immer wieder kurzzeitig so weit geschlossen, bis die leichte Berührung der Druckplatte mit der Kupplungsscheibe eine Reaktion des Motors hervorruft. Danach öffnet die Kupplung sofort wieder. Dieser Vorgang wird normalerweise vom Fahrer nicht wahrgenommen und setzt einen stabilen Leerlauf des Motors voraus. Ebenfalls wichtig für die korrekte Funktion ist, dass bei einem Austausch von Steuergerät oder Kupplung eine erfolgreiche Inbetriebnahme mit dem Diagnosegerät erfolgt ist. Ein korrekter Tastpunkt stellt sicher, dass die Einkuppelvorgänge weich und trotzdem ohne lange Schlupfzeiten an der Kupplung erfolgen. Kupplungsschutz Das automatisierte Schaltgetriebe erkennt, wenn die Kupplung z. B. durch viele aufeinanderfolgende Anfahrten an einer Steigung heiß gefahren wird. Um den weiteren Anstieg der Temperatur zu verlangsamen, wird die Kriechfunktion dann schrittweise deaktiviert. Bei Anfahrten wird die Kupplung schneller geschlossen, um lange Zeiten mit schleifender Kupplung zu vermeiden. Abb. 83 49 8 Automatisierte Schaltgetriebe (ASG) Vorteile des ASG: • Guter Wirkungsgrad und niedriger Verbrauch bei optimalen Schaltpunkten • Wahlweise Automatik- oder Handbetrieb • Leichteres Rangieren ohne Abwürgen • Kleine und leichte Komponenten • Hoher Fahrkomfort • Günstiger Preis Schematische Darstellung eines ASG 1 2 3 4 Wählhebel Kupplungsaktor Getriebeaktor Zentralausrücker 1 2 3 4 Abb. 84 50 9 Doppelkupplungsgetriebe (DKG) 9Doppelkupplungsgetriebe (DKG) Während der Fahrt werden alle Vorgänge eines Gangwechsels automatisch geregelt. Ein Steuergerät leitet die Befehle entweder an eine elektrohydraulische oder elektromechanische Aktorik weiter. Die Kupplungen und Schaltgabeln können dadurch ihre Arbeit in einem genau definierten Zeitfenster verrichten. So ist immer ein Teilgetriebe kraftschlüssig mit dem Motor verbunden. Im anderen Teilgetriebe wird der nächste Gang vorgewählt und steht zum Abruf bereit. Im Fahrbetrieb werden die Kupplungen nun wechselseitig im Bereich von Millisekunden betätigt. Für den Fahrer bedeutet das u. a. mehr Fahrkomfort durch kaum noch spürbare Zugkraftunterbrechungen beim Beschleunigen. Seitdem es Wandler-Automatikgetriebe gibt, wird ihr größter Vorzug, das Schalten unter Last, hoch geschätzt. Doch im Vergleich zu Handschaltgetrieben hatten Automatikgetriebe, bedingt durch Wandlerverluste, einen wesentlich schlechteren Wirkungsgrad. Aus diesem Grund befasste man sich schon früh mit der Entwicklung eines Doppelkupplungsgetriebes (DKG). Ziel war es, den Wirkungsgrad von Handschaltgetrieben mit dem Komfort von Automatikgetrieben in einer neuen Getriebebauart zu vereinen. 9.1Grundprinzip Das DKG besteht aus zwei voneinander unabhängigen Teilgetrieben, die in einem Getriebegehäuse angeordnet sind. Jedes Teilgetriebe ist funktionell wie ein Handschaltgetriebe aufgebaut. Daraus folgt, dass auch jedem Teilgetriebe eine eigene Kupplung zugeordnet ist. Die Kupplungen können, in Abhängigkeit von Motordrehmoment und Bauraum, nass oder trocken ausgelegt werden. Prinzipdarstellung eines Doppelkupplungsgetriebes Teilgetriebe 2 6 7 R 2 4 6 4 2 1 Teilgetriebe 1 1 2 3 4 5 6 7 Kurbelwelle Doppelkupplung Getriebe-Eingangswelle 1 Getriebe-Eingangswelle 2 Abtriebswelle 1 Abtriebswelle 2 Abtriebswelle 3 (Rückwärtsgang) 5 3 7 5 3 1 Abb. 85 51 9 Doppelkupplungsgetriebe (DKG) 9.2Aufbau Eine der Hauptkomponenten dieser Getriebebauart ist die trockene Doppelkupplung. Sie muss das Motordrehmoment in die beiden Teilgetriebe einleiten. Die Kupplungen sind hintereinander angeordnet und treiben mit ihren Kupplungsscheiben die beiden ineinanderliegenden Getriebe-Eingangswellen an. Die Doppelkupplung ist im Gegensatz zu Handschaltkupplungen nicht zusammen mit dem ZMS auf der Kurbelwelle aufgenommen, sondern auf der Getriebe-Eingangswelle 2 gelagert. Alle Vorteile eines Doppelkupplungssystems im Überblick: • Verbindet den Komfort von Automatikgetrieben mit dem Ansprechverhalten von Handschaltgetrieben • Ähnliche Eigenschaften wie ein Automatikgetriebe, allerdings mit einem exzellenten Wirkungsgrad • Kaum wahrnehmbare Zugkraftunterbrechung beim Gangwechsel durch Überschneidungsschaltungen • Kraftstoffersparnis • CO2-Reduzierung Wie bereits von der LuK SAC-Kupplung bekannt, verfügt auch die Doppelkupplung über einen Nachstellmechanismus, der die Auswirkungen des Kupplungsscheibenverschleißes über die Laufleistung ausgleichen kann. Für die Steuer- und Regelbarkeit eines solchen Systems sind sowohl die konstant kurzen Betätigungswege als auch die niedrigen Betätigungskräfte über die gesamte Lebensdauer von großer Bedeutung. Trockene Doppelkupplung (System VW) Abb. 86 52 10 CVT-Getriebe (Continuously Variable Transmission) 10CVT-Getriebe (Continuously Variable Transmission) Wandler-Automatik-, Doppelkupplungs- und Handschaltgetriebe weisen feste Gangstufen auf, die es nicht immer erlauben, den Motor im optimalen Betriebsbereich zu betreiben. Dies ist nur dann möglich, wenn es gelingt, zwischen der maximalen und der minimalen Getriebeübersetzung stufenlos zu variieren. Mit dem Wegfall der Getriebestufen ist auch ein deutlicher Gewinn im Fahrkomfort und in den Fahrleistungen bei gleichzeitig reduziertem Verbrauch verbunden. momentübertragung erfolgt in Analogie zur Kupplung durch Reibung. Es muss also sichergestellt werden, dass die auf die Kegelscheiben wirkenden Anpresskräfte ausreichend groß sind, um zum einen das Motormoment sicher übertragen zu können, aber zum anderen auch radseitige Drehmomentstöße zu kompensieren, ohne dass das Umschlingungselement rutscht. Die Anpressung und Verstellung der Scheibensätze erfolgt dabei hydraulisch. LuK beschäftigt sich seit 1993 mit der Entwicklung von Komponenten für stufenlose Getriebe nach dem sogenannten Umschlingungsprinzip. Seitdem wurde das übertragbare Motormoment dieses Systems kontinuierlich gesteigert – bei gleichzeitiger Verbesserung der Fahrleistungen und einer Reduzierung des Kraftstoffverbrauches. 10.1Aufbau CVT-Komponenten Neben der Einstellung der gewünschten Übersetzung gibt es noch eine Reihe weiterer Funktionen, die durch das Getriebe sichergestellt werden müssen. Dazu gehört beispielsweise die Funktion des Anfahrens oder die Realisierung eines Rückwärtsganges. Die Abbildung 88 zeigt den Aufbau eines CVT-Getriebes am Beispiel der Audi multitronic®, wie sie in Serie in verschiedenen Baureihen angeboten wird. Weiterhin ist das Planetenwendegetriebe mit der Vorwärts- und Rückwärtskupplung zu erkennen. Es handelt sich dabei um einen Doppelplanetensatz, bei dem sich sowohl vorwärts als auch rückwärts eine gleiche Übersetzung ergibt. Auch diese Funktionen werden neben der Anpressung und Verstellung durch die hydraulische Ansteuerung der entsprechenden Kupplungen dargestellt. Diese Hydraulik wiederum erhält ihre Befehle von einer elektronischen Steuerung. 1 1 2 3 4 2 Primärer Scheibensatz Laschenkette Sekundärer Scheibensatz Hydraulische Steuerung mit Pumpe 3 4 Abb. 87 Bei diesem Prinzip läuft eine Laschenkette zwischen zwei Kegelscheibenpaaren, die jeweils aus einer sogenannten Fest- und einer Wegscheibe bestehen. Die Wegscheibe ist axial beweglich auf der Welle gelagert und kann hydraulisch axial verschoben werden. Mit der axialen Verschiebung der Wegscheibe ist eine Veränderung des Laufradius der Kette und damit eine entsprechende Übersetzungsänderung verbunden. Die Dreh- Als Anfahrelement wurde für die Audi multitronic® eine nasse Lamellenkupplung gewählt. Wahlweise können für CVT aber auch hydrodynamische Drehmomentwandler oder hydraulische Kupplungen eingesetzt werden. Über eine Zahnradstufe wird das Drehmoment zum primären Scheibensatz übertragen. Diese Zahnradstufe erlaubt die Anpassung der Gesamtübersetzung an unterschiedliche Motoren. Der primäre Scheibensatz ist mit einem zweistufigen Drehmomentfühler ausgestattet. Die Scheibensätze sind mit dem sogenannten Doppelkolbenprinzip ausgeführt, also mit getrennten Zylindern für Anpress- und Verstellfunktion. Zwischen den beiden Scheibensätzen ist die Laschenkette angeordnet. Der sekundäre Scheibensatz baut direkt auf der Ritzelwelle auf, die ihrerseits das Tellerrad antreibt. Von dort erfolgt die Drehmomentübertragung über das Differential zu den Flanschen auf die Antriebswellen des Fahrzeuges. Bei der Hydraulik mit der aufgesetzten elektronischen Steuerung kann die Pumpe als Innenzahnrad- oder Flügelzellenpumpe ausgeführt sein. 53 10 CVT-Getriebe (Continuously Variable Transmission) Audi multitronic® 5 7 9 10 11 1 Leichtmetallgehäuse 2 Abtrieb 3 Lamellenkupplung 4 Differential 5 Wendeplanetensatz 6 Sekundärscheibensatz 7 Pumpenantrieb 8 Laschenkette 9 Drehmomentsensor 10 Anpressräume 11 Verstellräume 12 Pumpe 13 Primärscheibensatz 14 Hydrauliksteuerung 15 Steuerelektronik 3 1 2 4 6 8 10 11 12 13 14 15 Abb. 88 10.2Die stufenlose reibschlüssige Leistungsübertragung Eine stufenlose reibschlüssige Kraftübertragung ist nur dann zuverlässig möglich, wenn in allen Betriebszuständen eine ausreichende Anpressung sichergestellt werden kann. Der optimale Betriebszustand stellt dabei immer eine Gratwanderung zwischen einer rutschenden Laschenkette und einem schlechten Wirkungsgrad durch Überanpressung dar. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang neben dem veränderlichen Motormoment insbesondere die sprunghafte Drehmomenteinleitung vom Rad, z. B. bei ABS-Bremsungen mit Eis-Asphalt-Übergängen und bei Sprüngen vom Bordstein auf die Straße mit durch drehendem Rad, die mit sehr großen Drehzahl- und Drehmomentdifferenzen verbunden sind. Diese Herausforderungen wurden durch den Einsatz des hydromechanischen Drehmomentfühlers gelöst. Stufenlose reibschlüssige Kraftübertragung F2: A xialkraft am sekundären Scheibensatz T1: Eingangsdrehmoment iVar: Variatorübersetzung 100 F ZT F 2 [%] F ZT: Kraft im Zugtrum F ZT: Kraft im Leertrum F LT 50 0 100 50 T 1 [%] 0,4 1 0 2,5 i Var Abb. 89 54 10.3Laschenkette PIV (Positive Infinitely Variable) ist die englische Bezeichnung, die der Engländer G. J. Abott für das von ihm 1924 erfundene mechanisch verstellbare Stufenlosgetriebe einführte. Der Deutsche Werner Reimers (1888–1965) kaufte das Patent und gründete 1928 in Bad Homburg vor der Höhe eine englisch-deutsche Getriebefirma, die – seit 1931 ganz in seinem Besitz – 1936 in P.I.V. Antrieb Werner Reimers KG umbenannt wurde. Auf der Basis der Wiegedruckstückkette der P.I.V. Antrieb Werner Reimers KG wurde die Laschenkette für die automobile Anwendung konsequent weiterentwickelt. Schwerpunkte waren und sind dabei festigkeitssteigernde Maßnahmen für eine max. Kraftübertragung sowie die Optimierung des akustischen Verhaltens. Eigenschaften der Laschenkette: • Durch die reibungsarme Wiegegelenk-Konstruktion, mit der kleine Laufkreise auf den Kegelscheiben und damit eine hohe Getriebespreizung realisiert werden, sind niedrige Verbräuche und eine hervorragende Fahrdynamik möglich • Mit der Laschenkette sind hohe Drehmomente übertragbar. Durch konstruktive Anpassungen kann die Verteilung der Beanspruchung in der Kette optimiert werden • Der Aufbau reduziert innere Reibungsverluste durch das Abwälzen der Wiegedruckstücke und garantiert damit einen guten Wirkungsgrad • In Verbindung mit den gewölbten Kegelscheiben verringern die balligen Stirnflächen der Wiegestücke und der gliedrige Aufbau den Spurversatz bei Verstellung • Weiterhin ist die Laschenkette unempfindlich gegen Scheibensatzverformungen unter Last, Winkelfehler und Relativverdrehungen zwischen fester und verschiebbarer Kegelscheibe CVT-Getriebe sind ein fester Bestandteil in der automobilen Welt, wobei der derzeitige Schwerpunkt ohne Zweifel im asiatischen Raum liegt. Ausgehend von diesen Märkten und getragen durch neue, interessante Anwendungen ist für die Zukunft eine weitere Zunahme des Marktanteils zu erwarten. Aktuellen Forderungen nach einer weiteren Verbesserung des Wirkungsgrades kann sich das CVT nicht entziehen. Um hierbei erfolgreich zu sein, ist es jedoch notwendig, das komplette System umfassend zu betrachten. Dabei zeigt sich, dass auch aktuelle CVTs – besonders in Verbindung mit Anpresssystemen, die auf dem Drehmomentfühler aufbauen – noch genügend Potenzial für Optimierungen hinsichtlich des Wirkungsgrades haben. Gegenüber Handschaltgetrieben sind weitere Einsparungen von mehr als 5 % realistisch. Laschenkette 1 2 3 4 1 Lasche, kurz 2 Lasche, lang 3 Gelenk: 2 Wiegedruckstücke 4 Sicherungspin Abb. 90 Abbildung 90 zeigt die Laschenkette für Anwendungen bis ca. 300 Nm Drehmoment. Sie besteht aus unterschiedlichen Kettenlaschen, die eine Einheit mit den Wiegedruckstücken und den Sicherungselementen bilden. Laschenkette mit Scheibensatz Abb. 91 55 11 Drehmomentwandler 11Drehmomentwandler 11.1Aufbau Der Drehmomentwandler oder Föttinger-Wandler dient als hydrodynamisches Getriebe. Er wurde vom Ingenieur Hermann Föttinger ursprünglich für Schiffsantriebe entwickelt und später auch in Kraftfahrzeugen und Lokomotiven eingesetzt. Heute dienen hauptsächlich spezielle Trilok-Wandler als Anfahrelement in Fahrzeugen mit Automatikgetrieben. Die Hauptbauteile eines Drehmomentwandlers sind: • Pumpenrad (mit Gehäuse fest verbunden) • Turbinenrad (mit Getriebeantriebswelle fest verbunden) • Leitrad mit Freilauf 11.2Funktion Prinzipiell überträgt der Wandler das Motorendrehmoment hydraulisch auf die Getriebe-Eingangswelle. Die Pumpe und somit das gesamte Wandlergehäuse ist drehfest mit dem Motor bzw. die Turbine drehfest über eine Nabenverzahnung mit der Getriebe-Eingangswelle verbunden. Der gesamte Wandler ist mit Getriebeöl gefüllt. In Pumpe und Turbine sind Schaufeln montiert, die bei Differenzdrehzahl einen kreisförmigen Ölstrom zwischen Pumpe und Turbine verursachen. Das Öl wird vom Innendurchmesser der Pumpe angesaugt und durch die Zentrifugalkraft nach außen gedrückt. Anschließend wird das Öl aus der Pumpe in die Turbine geschleudert und dort von den Turbinenschaufeln umgelenkt, wodurch ein Drehmoment in der Turbine bzw. der Getriebe-Eingangswelle erzeugt wird. Bei der Anfahrt oder bei hohen Differenzdrehzahlen zwischen Pumpe und Turbine wird der Ölfluss in der Turbine so umgelenkt, dass sich das Leitrad rückwärts drehen müsste. Im Leitrad ist jedoch ein Freilauf installiert, was dazu führt, dass es bei Rückwärtsdrehung über die Statorwelle gesperrt wird. Dadurch wird ein Leitradmoment erzeugt, das wegen des Momentengleichgewichts im Wandler das Getriebe-Eingangswellenmoment um bis zu Faktor 3 gegenüber dem Motormoment erhöht. Die Effizienz des Wandlers ist somit insbesondere bei Anfahrsituationen besonders groß. Berücksichtigt werden muss, dass die Hydrodynamik des Wandlers nur ein Drehmoment bei Differenzdrehzahl zwischen Pumpe und Turbine übertragen kann. Wenn sich also im laufenden Fahrbetrieb die Drehzahl zwischen Pumpe und Turbine angeglichen hat, greift eine Überbrückungskupplung, die vom Getriebe hydraulisch angesteuert wird. Der Schlupf wird eliminiert, die Verlustleistung beim Betrieb des Wandlers entfällt und ein reduzierter Kraftstoffverbrauch ist die Folge. Drehmomentwandler 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 56 Pumpenrad Turbinenrad Leitrad Statorwelle Getriebe-Eingangswelle Ölfluss Abb. 92 11.3Torsionsdämpfer Da der Drehmomentwandler aufgrund seiner Arbeitsweise nur Drehmoment bei Schlupf übertragen kann, ist sein Betrieb immer mit einer Verlustleistung verbunden. Um dies zu vermeiden, sind Wandler mit einer Überbrückungskupplung ausgestattet. Sie wird über die Getriebesteuerung je nach Fahrsituation aktiviert. Hydraulischer Drehmomentwandler mit Überbrückungskupplung 1 2 3 Sobald die Überbrückungskupplung geschlossen ist, werden Drehschwingungen des Motors auf den Antriebsstrang übertragen. Diese können Geräusche oder Vibrationen verursachen. 4 5 Als Lösung dienen speziell abgestimmte Hochleistungstorsionsdämpfer, die durch gezielte Dämpfung und Abstimmung der Federraten die vorhandenen Schwingungen kompensieren. Durch den Einsatz eines Turbinentorsionsdämpfers sowie durch spezielle Doppeldämpfersysteme, auch in Kombination mit Fliehkraftpendeln, kann gegenüber konventionellen Dämpfern Schlupf, je nach Konzept, weitestgehend vermieden werden. Eine weitere Möglichkeit, Schwingungen zu kompensieren, ist der geregelte Betrieb bei geringem Schlupf. Hierbei werden Drehungleichförmigkeiten durch Reibung in der Überbrückungskupplung abgebaut. Eine innovative Kühltechnologie schützt den Reibbelag vor hohen Temperaturen und sorgt für eine lange Lebensdauer. 6 1 2 3 4 5 6 Turbine Reibbelag Pumpe Leitrad Torsionsdämpfer Überbrückungskupplung mit Torsionsdämpfer Abb. 93 Hydraulischer Drehmomentwandler mit erweitertem Dämpfungssystem Abb. 94 57 12 Allgemeine Hinweise 12Allgemeine Hinweise Schmierung In den Bereichen der Kupplung und des Ausrücksystems gilt grundsätzlich die Aussage „weniger ist mehr“. Dank moderner Werkstoffe kann inzwischen überwiegend auf zusätzliche Schmiermittel verzichtet werden. Es sind aber auch noch ältere Systeme am Markt, die an genau definierten Stellen mit Schmierstoff zu versehen sind. Die Auswahl des Mittels ist nach den Angaben des Fahrzeugherstellers zu bestimmen. Liegen keine Informationen vor, kann ein temperaturfestes, alterungsbeständiges Hochleistungsfett mit MoS₂ (z. B. Castrol Olista Longtime 2 oder 3) verwendet werden. Eine fachgerechte Befettung der Getriebe-Eingangswelle und der Nabe der Kupplungsscheibe wird in folgenden Schritten empfohlen: • Nabe der Kupplungsscheibe und Verzahnung der Getriebe-Eingangswelle mit Fett versehen • Kupplungsscheibe in drei verschiedenen Winkelpositionen auf die Getriebe-Eingangswelle führen, anschließend herausnehmen • Überschüssigen Schmierstoff an der Nabe und der Welle entfernen Hinweis: Chemisch vernickelte Naben (erkennbar an der Oberfläche mit geringfügigem Silberglanz) dürfen nicht gefettet werden! Starres Schwungrad Beim Austausch der Kupplung empfiehlt es sich, die Reibfläche des Schwungrads auf Verschleißspuren wie Riefen, Hitzeflecken oder Verfärbungen zu prüfen. Diese Spuren müssen unbedingt beseitigt werden, da sie die Funktion der neuen Kupplung beeinträchtigen. Die Überarbeitung, d. h. das Abschleifen/Abdrehen, darf dabei nur in den vom Fahrzeughersteller vorgegebenen Toleranzen erfolgen. Es ist darauf zu achten, dass auch die Anschraubfläche der Kupplung um das gleiche Maß wie die Anlauffläche nachgearbeitet wird. Bei dieser Gelegenheit sollte auch der Anlasserzahnkranz einer Sichtprüfung unterzogen werden. Die Befestigungsschrauben sind nach jedem Lösen zu erneuern. Zweimassenschwungrad (ZMS) • Heruntergefallene ZMS dürfen nicht mehr montiert werden, da die Lagerlaufbahn durch den Sturz beschädigt wurde 58 • Die Reibfläche des ZMS ist vor der Montage der Kupplungsdruckplatte zu entfetten. Dazu dient ein angefeuchtetes Tuch mit fettlösendem Mittel. Der direkte Kontakt mit Reinigungsmittel (Teilewaschmaschine, Hochdruckreiniger, Pressluft und Reinigungssprays) ist nicht zulässig • Abstand zwischen Drehzahlsensor und ZMS-Geberstiften beachten • Der Geberring für die Motordrehzahlerfassung ist auf Beschädigungen zu prüfen • Die Nachbearbeitung der Reibfläche des ZMS ist unzulässig • Durch Verwendung zu langer Befestigungsschrauben für die Kupplungsdruckplatte wird das ZMS blockiert. Dies führt zu Geräuschen bzw. zur Schädigung von Bauteilen des Antriebsstrangs. Des Weiteren ist darauf zu achten, dass die Passstifte nicht eingedrückt sind, da dies ebenfalls zu den zuvor genannten Beanstandungen führt • Bei ZMS mit Gleitlagern darf die Sekundärschwungscheibe in axialer Richtung nicht mit zu großer Kraft, also nicht mit Hebel oder Schraubendreher, bewegt werden • Bei der Montage sind unbedingt neue Befestigungsschrauben zu verwenden, da es sich um Dehnschrauben handelt Pilotlager Unauffällig und klein, aber bei einem Defekt groß in der Wirkung: Das Pilotlager, auch Führungslager genannt, dient der Führung der Getriebe-Eingangswelle und ist damit wesentlich für die Funktionsfähigkeit der Kupplung verantwortlich. Beim Austausch der Kupplung sollte immer auch das Pilotlager geprüft und ggf. ausgewechselt werden. Wellendichtringe Schon geringe Öl- und Fettspuren beeinträchtigen die Funktion der Kupplung erheblich. Spuren in der Kupplungsglocke oder auf der Kupplung weisen auf Undichtigkeiten hin. Bei älteren Fahrzeugen mit hoher Laufleistung sollten generell die Wellendichtringe im Bereich der Kupplung ausgetauscht werden. Kupplungsscheibe Der Leichtbau im Auto macht auch vor der Kupplungsscheibe nicht halt. Gewichtsoptimierte Scheiben reagieren auf rohe Behandlung mit Seitenschlag. Daher empfiehlt es sich bei beschädigter bzw. fehlender Verpackung, den Seitenschlag vor dem Einbau zu prüfen. Er darf max. 0,5 mm betragen. Zentrierung Die Zentrierung der Kupplungsscheibe ist für die korrekte Montage des Getriebes und für die Funktion der Kupplung von zentraler Bedeutung. Sie sorgt dafür, dass die Getriebe-Eingangswelle bei der Montage leichtgängig durch das Nabenprofil der Kupplungsscheibe geführt werden kann. Die Gefahr einer Beschädigung der Kupplungsscheibe oder des Nabenprofils wird so verhindert. Um die Zentrierung an möglichst allen Fahrzeugtypen durchführen zu können, hat Schaeffler Automotive Aftermarket einen UniversalZentrierdorn entwickelt. Dieser ist Bestandteil des Spezialwerkzeugsatzes mit der Art.-Nr. 400 0237 10. Passhülsen Beim Zusammenfügen von Motor und Getriebe können Bauteiltoleranzen aufeinandertreffen, die in ungünstiger Kombination zum Radialversatz führen. Dabei liegen die Drehachsen von Kurbel- und Getriebe-Eingangswelle nicht auf einer Ebene. Dies führt zwangsläufig zu Geräuschen und erhöhtem Verschleiß der Kupplung. Um eine optimale Position des Getriebes beim Einbau zu gewährleisten und somit den Versatz auf ein Minimum zu reduzieren, werden Passhülsen verwendet. Daher ist vor dem Einbau des Getriebes unbedingt darauf zu achten, dass sämtliche Passhülsen unbeschädigt vorhanden sind. Art.-Nr. 400 0237 10 SAC-Spezialwerkzeugsatz Abb. 95 59 999 6001 050_06/2015 © 2015 Schaeffler Automotive Aftermarket GmbH & Co. KG Mehr Werkstattwissen unter: www.repxpert.de Service-Center: 00800 1 753-3333* * kostenfreie Rufnummer, Mo. – Fr. von 8.00 – 17.00 Uhr www.schaeffler-aftermarket.de