- Simbach am Inn
Transcrição
- Simbach am Inn
Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str 45 D-80333 München Tel.: 089-55 118 154 Fax: 089-55 118 250 E-Mail: [email protected] Internet: www.cima.de Bearbeitung Dipl.-Geogr. Michael Seidel (Projektleitung) Mag. Martin Schicklmüller Untersuchungsbericht München, März 2010 Stadt- und Regionalmarketing City-Management Stadtentwicklung Einzelhandel Wirtschaftsförderung Immobilienentwicklung Personalberatung Tourismus Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn CIMA Beratung + Management GmbH Es wurden Fotos, Grafiken u.a. Abbildungen zu Layoutzwecken und als Platzhalter verwendet, für die keine Nutzungsrechte für einen öffentlichen Gebrauch vorliegen. Die vorliegende Unterlage kann gutachterliche Ausführungen und Bewertungen enthalten, die bei unsachgemäßer Verwendung (z.B. Weitergabe, Vervielfältigung oder Veröffentlichung) einen Vermögensschaden verursachen können. Jede Weitergabe, Vervielfältigung oder gar Veröffentlichung kann Ansprüche der Rechteinhaber bzw. Geschädigten auslösen. Wer diese Unterlage - ganz oder teilweise - in welcher Form auch immer weitergibt, vervielfältigt oder veröffentlicht, übernimmt das volle Haftungsrisiko gegenüber den Inhabern der Rechte, stellt die CIMA GmbH von allen Ansprüchen Dritter frei und trägt die Kosten der ggf. notwendigen Abwehr von solchen Ansprüchen durch die CIMA Beratung + Management GmbH. Der Auftraggeber kann die vorliegende Unterlage für Druck und Verbreitung innerhalb seiner Organisation verwenden; jegliche - vor allem gewerbliche oder entgeltliche - Nutzung darüber hinaus ist nicht gestattet. Diese Entwurfsvorlagen und Ausarbeitungen usw. fallen unter § 2, Abs. 2 sowie § 31, Abs. 2 des Gesetzes zum Schutze der Urheberrechte. Sie sind dem Auftraggeber nur zum eigenen Gebrauch für die vorliegende Aufgabe anvertraut. Sämtliche Rechte, vor allem Nutzungs- und Urheberrechte, verbleiben bei der CIMA Beratung + Management GmbH in München. CIMA Beratung + Management GmbH 2010 I Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn INHALTSVERZEICHNIS 1 AUFTRAG UND AUFGABENSTELLUNG .......................................................... 4 6 EMPFEHLUNGEN .................................................................................. 40 2 STRUKTURDATEN ................................................................................... 5 2.1 2.2 Sozioökonomische Rahmendaten ........................................................................ 5 Planerische Rahmendaten .................................................................................... 6 6.1 6.2 6.3 6.4 Standortkonzept ................................................................................................. 40 Einzelhandel/Branchenkonzept .......................................................................... 43 Rahmenbedingungen des Einzelhandels............................................................. 44 Marketing ............................................................................................................ 47 3 BESTANDS- UND PROBLEMANALYSE ........................................................... 8 7 ERLÄUTERUNGEN UND METHODIK ........................................................... 49 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 3.9 Kaufkraftverhältnisse............................................................................................ 8 Konkurrenzsituation in der Umgebung ................................................................ 9 Kundeneinzugsgebiet ......................................................................................... 10 Umsatzpotenzial und Kaufkraftströme............................................................... 11 Betriebs- und Branchenstruktur ......................................................................... 13 Lageabgrenzung.................................................................................................. 15 Einzelhandelsstruktur nach Lagen ...................................................................... 16 Standortbilanz Bestandsveränderungen zu 2004 ............................................... 19 Qualitative Betrachtungen ................................................................................. 20 7.1 7.2 Bestimmung des Einzugsgebietes und des Umsatzpotenzials ............................ 49 Erhebung des bestehenden Einzelhandelsangebotes und Analyse der örtlichen Situation .............................................................................................................. 51 Zentrenrelevante und nicht zentrenrelevante Branchen ................................... 53 Begriffsdefinitionen............................................................................................. 55 4 BEDARFSANALYSE ................................................................................ 22 4.1 4.2 Ermittlung des Verkaufsflächenbedarfes im Simbacher Einzelhandel ............... 22 Qualitative Einschätzung der Verkaufsflächenpotenziale .................................. 24 5 SIMBACH AM INN IM MEINUNGSBILD ........................................................ 25 5.1 Passantenbefragung ........................................................................................... 25 5.1.1 5.1.2 5.1.3 5.1.4 5.1.5 5.1.6 5.1.7 Herkunft und demographische Daten der Befragten ......................................... 26 Einkaufsverhalten der Befragten ........................................................................ 28 Verkehrsmittelwahl ............................................................................................ 30 Bevorzugte Einkaufsorte .................................................................................... 31 Gründe für den Einkauf in Simbach oder an anderen Orten .............................. 35 Bewertung der aktuellen Situation in Simbach .................................................. 36 Vermisste Einrichtungen und Angebote in Simbach .......................................... 38 CIMA Beratung + Management GmbH 2010 7.3 7.4 II Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abb. 1 Einzelhandelsrelevante Kaufkraft 2009 .......................................................... 8 Abb. 2 Markt- und Umsatzpotenzial in Mio. € pro Jahr ........................................... 11 Abb. 3: Kaufkraftzu- und -abfluss (in Mio. Euro/Jahr) nach Orten (Top 3) ............... 12 Abb. 4: Verkaufsfläche je Einwohner im Vergleich ................................................... 13 Abb. 5: Bertriebstypenstruktur ................................................................................. 14 Abb. 6: Einzelhandelsstruktur nach Lagen ................................................................ 16 Abb. 7: Nutzungsstruktur Innenstadt (EG / Ist-Situation) ......................................... 18 Abb. 8: Bestandsveränderung 2004 - 2009 ............................................................... 19 Abb. 9: Verkaufsfläche Food/Non-Food 2004 - 2009 ................................................ 19 Abb. 10: Gestaltungsniveau der Einzelhandelsbetriebe nach Standort ...................... 20 Abb. 11: Sortimentsniveau nach Lagen ....................................................................... 21 Abb. 12: Die Polarisierung der Märkte ........................................................................ 22 Abb. 13: Umsatzpotenziale nach Branchen in Mio. Euro ............................................ 23 Abb. 14: Altersstruktur der Befragten ......................................................................... 26 Abb. 23: Wenn Sie in Simbach oder anderen Orten einkaufen, können Sie sagen aus welchen Gründen? ........................................................................................ 35 Abb. 24: Generelle Wichtigkeit von Kriterien für die Attraktivität einer Gemeinde aus Sicht der Befragten ........................................................................................ 36 Abb. 25: Bewertung der aktuellen Situation in Simbach ............................................. 37 Abb. 26: Fehlende Angebote in Simbach ..................................................................... 38 TABELLENVERZEICHNIS Tab. 1: Strukturdaten Simbachs im Überblick ............................................................. 5 Tab. 2: Verkaufsflächenverteilung nach Sortimentsbereichen ................................. 17 Tab. 3: Übersicht Bindungsquoten ............................................................................ 34 Tab. 4: Welche Einrichtungen/Angebote vermissen Sie? ....................................... 39 Tab. 5 Verbrauchsausgaben in Deutschland ............................................................ 50 Abb. 15: Arbeits- und Wohnorte der Befragten .......................................................... 27 Abb. 16: Geschlecht der Befragten ............................................................................. 27 Abb. 17: Wie oft kommen Sie nach Simbach bzw. sind dort für Erledigungen unterwegs? ................................................................................................... 28 KARTENVERZEICHNIS Abb. 18: Zu welchem Zweck sind Sie bei Ihrem letzten Besuch nach Simbach gekommen? .................................................................................................. 29 Karte 1 Zentralörtliche Lage (LEP 2006) ....................................................................... 6 Karte 2 Nahbereich Simbach am Inn (LEP 2006).......................................................... 7 Abb. 19: Mit welchem Verkehrsmittel sind Sie bei Ihrem letzten Besuch nach Simbach gekommen bzw. waren Sie beim letzten Besuch in Simbach unterwegs? ... 30 Karte 3 Konkurrenzkarte .............................................................................................. 9 Karte 4 Einzugsgebiet des Simbacher Einzelhandels ................................................. 10 Karte 5 Innenstadt und Nutzungen............................................................................ 15 Karte 6 Hauptherkunftsgemeinden der Passantenbefragung ................................... 25 Karte 7 Schwerpunktlagen der Innenstadt ................................................................ 40 Abb. 20: Haupteinkaufsorte des kurzfristigen Bedarfs ............................................... 31 Abb. 21: Haupteinkaufsorte des mittelfristigen Bedarfs............................................. 32 Abb. 22: Haupteinkaufsorte des langfristigen Bedarfs ............................................... 33 CIMA Beratung + Management GmbH 2010 III Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 1 AUFTRAG UND AUFGABENSTELLUNG Ausgangslage Wie in vielen anderen Unter- und Mittelzentren, hat auch in Simbach am Inn der Strukturwandel im Einzelhandel zu einem quantitativ und qualitativ schlechteren Angebot geführt. Die zurückgehende Passantenfrequenz setzt die kundenorientierten Nutzungen in der Innenstadt weiter unter Druck. Da diesen Prozessen nur durch eine aktive Standortpolitik entgegengewirkt werden kann, hat sich die Stadt Simbach am Inn dazu entschlossen ein Einzelhandelskonzept erstellen zu lassen. Die Innenstadt Simbachs soll langfristig als zentrales Versorgungszentrum erhalten bleiben. Das Einzelhandelsentwicklungskonzept soll demnach eine Entwicklungsperspektive für die nächsten Jahre aufzeigen. Hervorzuheben ist für diese Aufgabenstellung die Bedeutung der grenzüberschreitenden Kaufkraftverflechtungen für den Standort Simbach am Inn, vor allem hinsichtlich der Konkurrenzorte auf österreichischer Seite. Die CIMA Beratung + Management GmbH verfügt auch aufgrund ihrer im benachbarten österreichischen Innviertel durchgeführten Einzelhandelsuntersuchungen und telefonischen Haushaltsbefragungen über aktuelle Daten des Einkaufsverhaltens der Bevölkerung der Gemeinden im deutsch-österreichischen Grenzgebiet. Auftrag Erstellung einer Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn. Bearbeitung: Dipl.-Geogr. Michael Seidel (Projektleitung) Mag. Martin Schicklmüller Analysezeitraum Oktober 2009 bis März 2010 Stand der Einzelhandelserhebung: Oktober 2009 Aufgabenstellung / Inhalte Katalogisierung und Analyse der Nutzungsstruktur in Simbach (Bestandsanalyse über die Erfassung aller Betriebe) Bedarfsanalyse für den Einzelhandel (Ermittlung der Nachfragesituation, Flächenbedarfe, Vergleich mit Werten von 2004) Analyse des Immobilienbestandes sowie der Leerstandssituation Haushaltsbefragung Einzelflächenbetrachtung (Entwicklungspotenziale für die Entwicklungsfläche Stachus) Einzelhandelskonzeption mit Standort- und Branchenempfehlungen Beteiligungsverfahren (Einzelhandelsworkshops) Auftraggeber: Stadt Simbach am Inn 1. Bürgermeister Günther Wöhl Innstraße 14 84359 Simbach am Inn CIMA Beratung + Management GmbH 2010 4 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 2 STRUKTURDATEN 2.1 Sozioökonomische Rahmendaten Tab. 1: Strukturdaten Simbachs im Überblick Bereich Simbach am Inn Landkreis Rottal-Inn Einwohner 01.01.2008 Bayern Wertung 9.861 118.800 12.520.332 +13,4% +14,2% +14,8% +48 + 156 +38.967 Anteil Bev. unter 18 Jahre (2008) 16,7% 19,1% 18,0% Anteil Bev. über 64 Jahre (2008) 23,7% 20,1% 19,1% -44 -8.351 +69.019 Bevölkerungsentwicklung (1987-2008) Wanderungssaldo (2008) Pendlersaldo (30.06.2008) Bevölkerungsentwicklung 2006 bis 2025 -2,9% -1,1% +2,5% 34.966 885.541 76.257.874 Kaufkraftkennziffer (EH-relevant, 2009) 94,2 95,9 104,7 Kaufkraftentwicklung (2005 – 2009) +5,4 + 0,1 +0,8 Gästeübernachtungen (2008) Quelle: Bearbeitung: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2008; BBE!CIMA!MBResearch 2009 CIMA GmbH, 2010 Die Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Simbach am Inn, sowie im Landkreis Rottal-Inn ist von 1987 bis 2008 deutlich positiv ausgefallen. Verglichen mit Bayern liegt die Entwicklung nur leicht unter dem Durchschnitt. Auch der Wanderungssaldo (Zuzüge minus Fortzüge) Simbachs weist für das Jahr 2008 einen positiven Wert auf. Allerdings war 2008 der natürliche Saldo (Geburten minus Sterbefälle) negativ. CIMA Beratung + Management GmbH 2010 Die Altersstruktur in der Stadt Simbach ist im Vergleich zum Landkreis und Bayern als negativ zu bewerten, da der Anteil der über 64-jährigen deutlich über und der Anteil an Personen unter 18 Jahren unter dem bayerischen Durchschnitt liegt. Die einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer liegt mit einem Wert von 94,2 unter dem deutschen (100) und dem bayerischen (104,7) Durchschnitt. Die Entwicklung der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft verlief in den letzten Jahren positiv. Der Kaufkraftanstieg fällt im Vergleich zu dem des Landkreises um 5,3 Prozentpunkte, im Vergleich mit Bayern um 4,6 Prozentpunkte höher aus. Fazit Die positive Bevölkerungsentwicklung zwischen 1987 und 2008, sowie der positive Wanderungssaldo der Stadt Simbach am Inn bilden eine wichtige Basis für die Einzelhandelsentwicklung in Simbach. Nur der zwar geringe, aber negative Pendlersaldo führt hingegen aktuell zu geringfügigen Kaufkraftabflüssen. Zukünftig ist jedoch mit einem Bevölkerungsrückgang zu rechnen (-2,9 % bis 2025) was sich negativ auf die vorhandene Kaufkraft für die zukünftige Einzelhandelsentwicklung auswirken wird. Die aufgrund des überdurchschnittlich hohen Anteils an über 64-jährigen, auf eine „Überalterung“ hinweisende Altersstruktur der Stadt Simbach, stellt eine Herausforderung für die zukünftige Einzelhandelsentwicklung im Sinne einer altengerechten und wohnortnahen Versorgung dar. Zusammen mit der Lage im wirtschaftlich eher schwachen Landkreis Rottal-Inn stellt somit diese soziodemographische Ausgangslage die wesentlichen Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Stadt Simbach dar. 5 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 2.2 Planerische Rahmendaten Karte 1 Zentralörtliche Lage (LEP 2006) Quelle: Bearbeitung: LEP Bayern 2006 CIMA GmbH, 2010 Die Stadt Simbach am Inn liegt im Landkreis Rottal-Inn im Regierungsbezirk Niederbayern. Der Inn trennt Simbach vom österreichischen Braunau. Braunau liegt mit Simbach auf einer Entwicklungsachse, die im Hinblick auf Siedlungsentwicklung, Freiraumsicherung und Infrastrukturausbau zu einer nachhaltigen raumstrukturellen Entwicklung führen soll. Simbach ist als bevorzugt zu entwickelndes Mittelzentrum ausgewiesen, und bildet zur Funktionsergänzung gemeinsam mit der österreichischen Stadt Braunau am Inn ein Doppelzentrum. Simbach hat damit laut LEP die Aufgabe, die Bevölkerung des Verflechtungsbereichs des innerstädtischen Einzelhandels mit Gütern und Dienstleistungen des gehobenen Bedarfs zu versorgen. Mittelzentren sollen über vielseitige Einkaufsmöglichkeiten des gehobenen Bedarfs sowie über ein vielfältiges und attraktives Arbeitsplatzangebot verfügen. Neben der Stadt Simbach am Inn gehören die Gemeinden Ering, Julbach, Kirchdorf am Inn, Reut, Stubenberg und Wittibreut auf bayrischer Seite, sowie die Gemeinden Altheim, Braunau, Burgkirchen, Helpfau-Uttendorf, Mauerkirchen, Mining, Moosbach, Neukirchen, St. Peter und Weng auf österreichischer Seite zum Verflechtungsbereich des innerstädtischen Einzelhandels der Stadt Simbach am Inn. Zusammen lebten hier am 1.1.2009 rd. 62.100 Einwohner. Der Verflechtungsbereich des innerstädtischen Einzelhandels stellt aus Sicht der Landesplanung den Einzugsbereich des Simbacher Einzelhandels mit zentrenrelevanten Sortimenten (vgl. 7.3) dar. Quelle: Regierung von Niederbayern 2009, Statistik Austria 2009 CIMA Beratung + Management GmbH 2010 6 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Karte 2 Nahbereich Simbach am Inn (LEP 2006) Der anzusetzende Nahbereich von Simbach am Inn umfasst gemäß LEP 2006 neben dem Gemeindegebiet von Simbach die Stadt Braunau sowie die Gemeinden Ering und Stubenberg mit insgesamt rd. 29.600 Einwohnern (1.1.2009). Der Nahbereich stellt aus Sicht der Landesplanung den Versorgungsbereich des Simbacher Einzelhandels mit nahversorgungsrelevantem Sortiment (vgl. 7.3) dar. Quelle: Regierung von Niederbayern 2009, Statistik Austria 2009 Quelle: Bearbeitung: LEP Bayern 2006 CIMA GmbH, 2010 CIMA Beratung + Management GmbH 2010 7 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 3 BESTANDS- UND PROBLEMANALYSE 3.1 Kaufkraftverhältnisse Abb. 1 Einzelhandelsrelevante Kaufkraft 2009 Bundesdurchschnitt = 100 % Simbach a. Inn 94,2% Malching 88,5% Ering 89,0% Wittibreut 90,2% Julbach 94,5% Reut 96,9% Kirchdorf am Inn 99,5% Stammham 104,0% 0% Quelle: Bearbeitung: Mit Ausnahme Stammhams sind auch die Orte des Einzugsgebietes als unterdurchschnittlich kaufkräftig einzustufen. Dies gilt sowohl für die in Abb. 1 dargestellten deutschen wie für die österreichischen Orte. 92,9% Stubenberg standteile berücksichtigt, die für Ausgaben im Einzelhandel (inklusive Versandhandel) zur Verfügung stehen. Bei der Ermittlung der Kaufkraftkennziffern werden dementsprechend die folgenden Komponenten berücksichtigt: Nettoeinkommen aus den amtlichen Lohn- und Einkommensteuerstatistiken, sonstige Erwerbseinkommen, Renten und Pensionen, Arbeitslosengeld und -hilfe, Kindergeld, Sozialhilfe, BAFöG (ohne Darlehen) sowie Wohngeld. Wie die nebenstehende Abbildung verdeutlicht, liegt die einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer der Stadt Simbach am Inn mit 94,2 % deutlich unter dem Durchschnitt Gesamtdeutschlands. 20% 40% 60% 80% 100% 120% BBE!CIMA!MB-Research 2009 CIMA GmbH, 2010 Kaufkraft bezeichnet das verfügbare Einkommen (Einkommen ohne Steuern und Sozialversicherungsbeiträge, inkl. empfangener Transferleistungen) der Bevölkerung einer Region. Einkommen und Kaufkraftniveau sind wiederum Folge der Wirtschaftskraft dieser Region. Fazit: Im Vergleich zu anderen Regionen weist das Einzugsgebiet der Stadt Simbach am Inn ein unterdurchschnittliches Kaufkraftniveau auf. Es bleibt zu beachten, dass die Kaufkraftverhältnisse im Einzugsgebiet sehr heterogen sind, aber im Allgemeinen höher als in Simbach. Neben wenigen Personen, die über sehr hohe Einkommensverhältnisse verfügen sind vor allem Personen mit eher durchschnittlichen und niedrigeren Einkommen vorhanden. Ergänzend werden an dieser Stelle noch einige Kaufkraftkennziffern von österreichischen Gemeinden angeführt (Braunau 100,1 / Altheim 85,6 / St. Peter 92,9 / Mining 83,0 / Burgkirchen 88,3), welche außer Braunau ein stark unterdurchschnittliches Kaufkraftniveau aufweisen (bezogen auf den österreichischen Bundesdurchschnitt). Bei der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft werden nur die Einkommensbe- CIMA Beratung + Management GmbH 2010 8 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 3.2 Konkurrenzsituation in der Umgebung Karte 3 Konkurrenzkarte Passau (Oberzentrum) EH-Umsatz: 701,9 Mio. EH-Zentralität: 258,3 Eggenfelden (Mittelzentrum) EH-Umsatz: 134,2 Mio. EH-Zentralität: 191,0 Pfarrkirchen (Mittelzentrum) EH-Umsatz: 198,8 Mio. EH-Zentralität: 321,3 Simbach am Inn (Mittelzentrum) EH-Umsatz: 105,4 Mio. EH-Zentralität: 208,7 Alt- u. Neuötting (Mittelzentrum) EH-Umsatz: 242,0 Mio. EH-Zentralität (Altötting): 179,2 Mühldorf am Inn (Mittelzentrum) EH-Umsatz: 223,7 Mio. EH-Zentralität: 225,5 Pocking (Mittelzentrum) EH-Umsatz: 123,1 Mio. EH-Zentralität: 162,7 Burghausen (Mittelzentrum) EH-Umsatz: 156,3 Mio. EH-Zentralität: 149,2 Braunau EH-Umsatz: 140,6 Mio. EH-Zentralität: 147 Die Einzelhandelsentwicklung in Simbach am Inn wird maßgeblich von der Konkurrenzsituation zu Handelsstandorten im österreichischen Konkurrenzort Braunau bestimmt. Auf deutscher Seite bilden die nahen Mittelzentren Burghausen, Alt- u. Neuötting sowie Eggenfelden, Pfarrkirchen und Pocking wesentliche Konkurrenzorte. Zwar sind für die Bewohner des Umlandes in einzelnen Branchen auch Standorte in den übrigen Konkurrenzorten (Passau, München) von gewisser Relevanz, sie spielen jedoch eine vergleichsweise geringere Rolle. Simbach weist im Vergleich zu den Mittelzentren im Umfeld eine hohe Einzelhandelszentralität auf. Nur die Mittelzentren Mühldorf am Inn (225,5) und Pfarrkirchen (321,3) haben eine höhere Einzelhandelszentralität als Simbach. Kartengrundlage: MapPoint 2006 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2010 CIMA Beratung + Management GmbH 2010 9 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 3.3 Kundeneinzugsgebiet Karte 4 Einzugsgebiet des Simbacher Einzelhandels Die nebenstehende Karte zeigt das Einzugsgebiet des Simbacher Einzelhandels. Als Einzugsgebiet wird dabei jener Bereich definiert, in dem deutliche Einkaufsbeziehungen (Kaufkraftbindung mindestens 10 %) nach Simbach am Inn bestehen. Dieses Einzugsgebiet der Stadt Simbach am Inn als Einkaufsstandort umfasst insgesamt 30 Gemeinden mit einer Einwohnerzahl von rd. 75.700 zum 01.01.2009. Zu den wesentlichsten Einzugsgebietsgemeinden mit Bindungsquoten > 20 % zählen neben Simbach: Ering Julbach Kirchdorf am Inn St. Peter am Hart Stubenberg Wittibreut Kartengrundlage: MapPoint 2006 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2010 CIMA Beratung + Management GmbH 2010 Das dargestellte Einzugsgebiet der Stadt Simbach am Inn wird im Süden durch das Mittelzentrum Burghausen und im Südwesten vom gemeinsamen Mittelzentrum Alt- und Neuötting sowie im Nordwesten und Norden von den Mittelzentren Eggenfelden und Pfarrkirchen sowie Pocking eingeengt. Die Darstellung zeigt die Ausdehnung des Einzugsgebietes über alle Sortimente. In einzelnen Sortimenten, insbesondere denen des nahversorgungsrelevanten Bereiches, werden geringere Einzugsbereiche erreicht (vgl. Aussagen zum Nahbereich unter 2.2; vgl. 7.3) 10 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 3.4 Umsatzpotenzial und Kaufkraftströme Abb. 2 Markt- und Umsatzpotenzial in Mio. € pro Jahr 140,0 129,4 120,0 108,8 100,0 73,3 80,0 60,0 Nach der Modellrechnung verfügt Simbach am Inn über ein bindungsfähiges Umsatzpotenzial von zur Zeit 129,4 Mio. Euro. Der tatsächlich vom Simbacher Einzelhandel erzielte Umsatz liegt aktuell bei rd. 108,8 Mio. Euro. 50,5 40,0 20,0 20,0 0,0 -20,0 Mit 14,3 Mio. Euro fließen rd. 28 % des gesamten eigenen Marktpotenzials von 50,5 Mio. Euro in die Konkurrenzzentren ab. -14,3 -40,0 Marktpotenzial Simbach a. Inn Quelle: Bearbeitung: Kaufkraftabfluss Die Höhe des idealerweise in Simbach am Inn zu erwartenden Einzelhandelsumsatzes errechnet sich aus dem Marktpotenzial der Stadt unter Berücksichtigung der Kaufkraftab- und -zuflüsse. Einerseits wird ein nicht unerheblicher Teil der verfügbaren Kaufkraft der Simbacher Bevölkerung durch Einkäufe in andere Orte abfließen, andererseits wird ein Teil der Bevölkerung des direkten Umlandes Einkäufe in Simbach am Inn tätigen. Kaufkraftzufluss Eigene Berechnungen CIMA GmbH, 2010 Potenzialreserve (Streuumsätze) mögliches Umsatzpotenzial IST-Umsatz (Schätzung) Diese Abflüsse werden vom gegenläufigen potenziellen Kaufkraftzufluss aus dem Umland in Höhe von 73,3 Mio. Euro mehr als kompensiert. Somit kommen rd. 57 % des Umsatzpotenzials von außerhalb der Gemeinde. In diesem Anteil dokumentiert sich die Zentralität der Stadt Simbach für das Umland. Das Marktpotenzial des gesamten Einzugsgebietes liegt bei 329,7 Mio. Euro, die Kaufkraftbindung im Einzugsgebiet (ohne Streuumsätze) beträgt 33,2 %. CIMA Beratung + Management GmbH 2010 11 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Abb. 3: Kaufkraftzu- und -abfluss (in Mio. Euro/Jahr) nach Orten (Top 3) Die nebenstehende Abbildung differenziert die zu erwartenden Kaufkraftzuund -abflüsse nach bzw. aus Simbach am Inn in die umliegenden Konkurrenzzentren der Region nach Orten, wobei hier nur die drei Hauptkonkurrenzorte genannt werden: Rd. 61 % aller Kaufkraftabflüsse konzentrieren sich auf Braunau, ca. 20 % fließen nach Pfarrkirchen. Mit weiterem Abstand folgt München mit rd. 10 % der Abflüsse. Zu den Haupt-„Zuflussorten“ gehören die Gemeinden Kirchdorf am Inn sowie Braunau und Wittibreut. Aus diesen Gemeinden kommen zusammen rd. 34 % der Zuflüsse. Quelle: Bearbeitung: Eigene Berechnungen CIMA GmbH, 2010 CIMA Beratung + Management GmbH 2010 Fazit: Die Einzelhandelsentwicklung in Simbach am Inn wird maßgeblich von der Konkurrenzsituation zu Handelsstandorten in Braunau, Pfarrkirchen und München bestimmt. Zwar sind für die Bewohner des Umlandes in einzelnen Branchen auch Standorte in den übrigen Konkurrenzorten von gewisser Relevanz, sie spielen jedoch eine vergleichsweise geringere Rolle. 12 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 3.5 Betriebs- und Branchenstruktur Abb. 4: Verkaufsfläche je Einwohner im Vergleich Als ein erster Anhaltspunkt zur Einschätzung des generellen Verkaufsflächenumfangs in Simbach am Inn wird die Verkaufsfläche pro Einwohner berechnet. Alle Angaben im Rahmen der Darstellung der Betriebs- und Branchenstruktur beziehen sich jeweils auf die aktive Verkaufsfläche, also ohne Berücksichtigung bestehender Leerstände. 3,08 m²/EW 3,0 2,5 1,82 m²/EW 2,0 2,25 1,5 1,13 1,0 0,5 0,83 0,69 Simbach a. Inn 9 Vergleichsorte ähnlicher Größenordnung* 0,0 Food m²/Einwohner Non-Food m²/Einwohner * Auerbach, Geisenfeld, Grafenau, Heilsbronn, Nittenau, Ochsenfurt, Osterhofen, Planegg und Pullach Quelle: Bearbeitung: Eigene Berechnungen CIMA GmbH, 2010 CIMA Beratung + Management GmbH 2010 Die Verkaufsfläche je Einwohner liegt in Simbach am Inn im CIMAStädtevergleich deutlich über dem Durchschnitt. Die CIMA hat zahlreiche Marktuntersuchungen und Standortanalysen für Städte und Gemeinden in ganz Deutschland in einer Datenbank gespeichert. Dies ermöglicht einen Vergleich bestimmter Strukturdaten aus der Analyse mit anderen Städten und Gemeinden ähnlicher Größe. Insgesamt liegt Simbach am Inn in der Summe der Verkaufsfläche pro Einwohner auch sehr deutlich über dem Bundesdurchschnitt (s. u.). Deutlich wird zudem, dass Simbach am Inn vor allem im Non-FoodBereich pro Kopf einen überdurchschnittlichen Flächenbesatz aufweist. Fazit: Simbach am Inn verfügt im Städtevergleich über eine überdurchschnittliche Verkaufsflächenausstattung. Dies trifft vor allem auf den Non-Food-Bereich zu. Bundesweit liegt die Verkaufsfläche pro Einwohner bei 1,44 m² (Wert für 2007, nach EHI, Handel aktuell 2008/2009) und somit steht einem Einwohnern in Simbach am Inn rund 1,65 m² mehr Verkaufsfläche zur Verfügung, als im Durchschnitt. 13 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Abb. 5: Bertriebstypenstruktur Bei der Bestandsaufnahme in Simbach am Inn im Oktober 2009 wurden insgesamt 126 Betriebe erfasst, die zusammen 30.215 m² Verkaufsfläche belegen. Anteil an der Gesamtvekaufsfläche (30.215 m²) Über 80 % der Einzelhandelsgeschäfte in Simbach am Inn sind Fachgeschäfte. Ihr Anteil an der Gesamtverkaufsfläche beträgt jedoch lediglich rd. 35 %. Dies liegt in den zahlreichen Klein- und Kleinstflächen von Geschäften dieses Betriebstyps begründet. 1.200 4,0% 6.705 22,2% 10.710 35,4% Anteil an Betrieben (Summe 125) 7 5,6% 11.600 38,4% 1 0,8% Knapp 13 % der Betriebe in Simbach am Inn sind Fachmärkte. Sie belegen über 38 % der Handelsflächen. Lebensmittelmärkte über 400 m² stellen zwar lediglich knapp 6 % der örtlichen Betriebe, haben aber über 22 % der örtlichen Verkaufsfläche inne. 16 12,8% 101 80,8% Fachgeschäfte Fachmärkte Lebensmittelmärkte ab 400 m² Fazit Der hohe Anteil an Fachgeschäften und der weit geringere Anteil dieser, bezogen auf die Verkaufsfläche, ist in Simbach am Inn als normal einzustufen. Vergleichsweise hoch ist demgegenüber der Besatz an Fachmärkten, ungeachtet einer differenzierten, branchenspezifischen Betrachtung. sonstige Betriebstypen Quelle: Bearbeitung: Eigene Berechnungen CIMA GmbH, 2010 CIMA Beratung + Management GmbH 2010 14 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 3.6 Lageabgrenzung Karte 5 Innenstadt und Nutzungen Innenstadt: Lage 1A Neue Gasse, Schulgasse, Innstraße (bis Hausnr. 12), Münchner Straße (bis Hausnr. 5), Maximilianstraße 1 Lage 1B alle sonstigen Bereiche innerhalb der Innenstadtbegrenzung (rote Abgrenzung) Integrierte Lage: alle außerhalb der Innenstadtbegrenzung liegenden, zusammenhängend bebauten Bereiche mit maßgeblichen Wohnanteilen Nicht integrierte Lage: autoorientierte, nicht von Wohngebieten umgebene Standorte, periphere Stadtrandlage, z. T. so genannte „Grüne Wiese“, Gewerbegebiete Quelle: Bearbeitung: Eigene Erhebungen, 2009 CIMA GmbH, 2010 CIMA Beratung + Management GmbH 2010 15 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 3.7 Einzelhandelsstruktur nach Lagen Abb. 6: 35,7 % der Betriebe sind daneben in integrierter Lage angesiedelt und belegen zusammen beachtliche 51,3 % der Simbacher Handelsflächen. Einzelhandelsstruktur nach Lagen Anzahl Betriebe 56,3% Verkaufsfläche in m² 35,7% 27,3% 0% 10% 51,3% 20% 30% 40% 50% 7,9% 21,4% 60% 70% 80% 90% Verkaufsfläche in m² Anzahl Betriebe Ortszentrum 8.250 71 integriete Streulagen 15.490 45 nicht integrierte Lagen 6.475 10 Quelle: Bearbeitung: 100% Quantitativ am schwächsten ausgestattet sind in Simbach am Inn die nichtintegrierten Lagen. Hier befinden sich lediglich 7,9 % der Simbacher Betriebe, aber doch 21,4 % der Verkaufsflächen. Die Grafik verdeutlicht, dass die räumliche Einzelhandelsstruktur in Simbach am Inn entgegen aktuellen Entwicklungen ausgeprägt ist. In den meisten vergleichbaren Einzelhandelsstandorten kam es in den vergangen Jahren zu einer Konzentration der Verkaufsflächen im Ortskern bzw. an Fachmarktstandorten in nicht integrierten Lagen. In Simbach am Inn ist jedoch eine gegenteilige räumliche Entwicklung festzustellen. Die Anzahl der Betriebe fokussiert sich zwar eindeutig auf die Innenstadt, bei den Verkaufsflächen sind jedoch deutlich die integrierten Lagen dominant. Hier macht sich vor allem das RennbahnCenter bemerkbar, das den bedeutendsten Standort neben der Innenstadt darstellt. Eigene Berechnungen CIMA GmbH, 2010 Zum Zeitpunkt der Erhebung (Oktober 2009) verfügte Simbach am Inn über eine aktive Gesamtverkaufsfläche von 30.215 m², die sich auf 126 Betriebe verteilt. In der Lage 1 / Innenstadt sind 71 Betriebe mit zusammen knapp 8.250 m² Verkaufsfläche angesiedelt. Das bedeutet, dass die 56,3 % der örtlichen Betriebe, die hier lokalisiert sind, lediglich 27,3 % der örtlichen Verkaufsflächen belegen. CIMA Beratung + Management GmbH 2010 16 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Tab. 2: Der Tabelle ist die Aufteilung der branchenbezogenen Verkaufsflächen nach Lagen zu entnehmen. Verkaufsflächenverteilung nach Sortimentsbereichen (in m²) Innenstadt Lebensmittel, Reformwaren Gesundheit, Körperpflege Bekleidung, Wäsche Schuhe, Lederwaren Elektro, Foto, EDV Sport, Spiel, Hobby (Sport, Fahrrad, Spielwaren, Musik, Auto) Haushalt u. persönlicher Bed. (Blumen, GPK, Uhren, Optik) Bücher und Schreibwaren Bau- und Heimwerkerbedarf Möbel, Teppiche, Heimtextil Sonstiges SU MME Quelle: Bearbeitung: 1.355 890 2.330 635 280 810 605 625 0 635 85 8.250 27,3% nicht integrierte integrierte Lage Lage 6.190 900 765 0 3.410 0 445 0 610 360 280 1.130 390 200 170 0 2.080 3.885 640 0 510 0 15.490 6.475 51,3% 21,4% Gesamt 8.445 1.655 5.740 1.080 1.250 2.220 1.195 795 5.965 1.275 595 30.215 100,0% Verkaufsflächenschwerpunkte sind dabei in Fettdruck hervorgehoben. Einige zentrenrelevante Sortimentsbereiche haben ihren Verkaufsflächen-Schwerpunkt außerhalb der Innenstadt. Die Innenstadt kann sich in ihrer Branchenzusammensetzung und auch bezüglich der Verkaufsflächenausstattung nicht in allen relevanten Branchen gegenüber den sonstigen Lagen positionieren. Die Flächenschwerpunkte in den innenstädtischen Leitbranchen Bekleidung/Wäsche und Sport/Spiel/Hobby befinden sich an den integrierten bzw. nicht integrierten Standorten. Die Simbacher Innenstadt erreicht jedoch den Verkaufsflächenschwerpunkt in den innenstadtrelevanten Branchen Spielwaren, Schreibwaren und Bücher sowie bei Schuhen. Eigene Erhebungen CIMA GmbH, 2010 Fazit: Der absolute Verkaufsflächen-Schwerpunkt befindet sich in den sonstigen integrierten Lagen. Diese räumliche Einzelhandelsstruktur Simbachs lässt sich darauf zurückführen, dass sich in Simbach kein größerer zusammenhängender und ohne von Funktionslücken unterbrochener Innenstadtbereich entwickeln konnte. Gegenwärtig haben einige innerstädtische Leitbranchen (z. B. Bekleidung/Wäsche) ihren Verkaufsflächenschwerpunkt außerhalb der Innenstadt, Hier spielt insbesondere das Rennbahn-Center eine besondere Rolle. CIMA Beratung + Management GmbH 2010 17 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Abb. 7: Nutzungsstruktur Innenstadt (EG / Ist-Situation) In den Erdgeschosslagen der Simbacher Innenstadt dominiert die Handelsnutzung. 12; 7,4% 28; 17,3% Leerstand 20; 12,3% Einzelhandel 31; 19,1% Dienstleistung 71; 43,9% Gastronomie Sonstige Quelle: Bearbeitung: Eigene Erhebungen CIMA GmbH, 2010 An zweiter Stelle folgen Dienstleistungsbetriebe. In der Innenstadt von Simbach am Inn sind außerdem 31 Gastronomieeinrichtungen erhoben worden, die teilweise über Außengastronomie verfügen. Insgesamt wurden bei der Bestandsaufnahme in der Simbacher Innenstadt 28 Leerstände ermittel. Bezogen auf die 134 bestehenden kundenorientierten Nutzungen in Erdgeschoßlage errechnet sich eine Leerstandsquote1 von 17,3 %, die deutlich über einem lediglich geschätzten Mittelwert in Deutschland von rund 10 % liegt. Fazit: Die Simbacher Innenstadt ist durch Handelsnutzungen geprägt, wobei für diese keine zusammenhängende räumliche Struktur erkennbar ist (vgl. Karte 6). Mit einer Leerstandsquote von 17,3 % ist Simbach am Inn deutlich über einem häufig genannten deutschlandweiten Durchschnitt von 10 % zu sehen (eine Grundlagenuntersuchung mit belastbaren Vergleichswerten gibt es nicht. Unternehmerverbände wie der HDE gehen derzeit von einer Quote von rund 10 % aus.). In aktuellen CIMA-Untersuchungen liegt die innerstädtische Leerstandsquote in bayerischen Städten im Durchschnitt bei rd. 12,5 %. 1 Die Quote wird dabei wie folgt berechnet: CIMA Beratung + Management GmbH 2010 ୬ୟ୦୪ ୢୣ୰ ୣୣୱ୲ä୬ୢୣ ୬ୟ୦୪ ୠୣୱ୲ୣ୦ୣ୬ୢୣ୰ ୳୲୳୬ୣ୬ା୬ୟ୦୪ ୣୣ୰ୱ୲ä୬ୢୣ 18 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 3.8 Standortbilanz Bestandsveränderungen zu 2004 Als wesentliche Referenz zu dem heutigen Einzelhandelsbestand können die Daten aus der von der CIMA im Jahr 2004 durchgeführten Analyse herangezogen werden. Mit Hilfe dieser Referenzwerte und aktuellen Struktur- und Marktdaten lassen sich erste Tendenzen bzw. Einschätzungen erkennen. von rd. 240 % erzielt, die sich insbesondere durch die umsatzstarken Betriebstypen des Rennbahn-Centers erklärt. Abb. 9: Abb. 8: Bestandsveränderung 2004 - 2009 Verkaufsfläche Food/Non-Food 2004 - 2009 25.000 21.665 m² 105,0 20.000 15.000 2004 43,5 2009 Food 11.030 m² Non-Food 10.000 8.550 m² 30.215 5.000 15.054 Verkaufsfläche in m² Umsatz in Mio. € 4.024 m² 0 2004 Quelle: Bearbeitung: eigene Analyse, 2004, 2009 CIMA GmbH, 2010 Aus der oben dargestellten Bestandsveränderung ist ersichtlich, dass die Gesamt-Verkaufsfläche von 15.054 m² im Jahr 2004 auf 30.215 m² im Jahr 2009 gestiegen ist. Der Einzelhandelsumsatz ist aufgrund des Verkaufsflächenanstiegs ebenfalls gestiegen und beträgt aktuell rund ca. 105 Mio. Euro, im Jahr 2004 betrug der Einzelhandelsumsatz noch ca. 43,5 Mio. Euro. Somit wird in Simbach am Inn auf einer verdoppelten Verkaufsfläche eine Umsatzsteigerung CIMA Beratung + Management GmbH 2010 Quelle: Bearbeitung: 2009 eigene Analyse, 2002, 2009 CIMA GmbH, 2010 Bei einer näheren strukturellen Betrachtung des Verkaufsflächenanstiegs erkennt man, dass sich die Lebensmittel-Verkaufsfläche mehr als verdoppelt und die Non-Food-Fläche nahezu verdoppelt hat. 19 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 3.9 Qualitative Betrachtungen Zusätzlich zur Bestandserhebung wurde eine qualitative Bewertung des Angebotsniveaus und der Warenpräsentation vorgenommen. Dabei wurden folgende qualitative Kriterien des Einzelhandelsangebotes untersucht: Sortimentsniveau (Zielgruppen- und Qualitätsorientierung) Gestaltungsniveau (Warenpräsentation, Laden- und Schaufenstergestaltung) Die Qualitätsbewertung des Einzelhandelsbesatzes erfolgte anonym im Rahmen der Bestandsaufnahme. Abb. 10: Gestaltungsniveau der Einzelhandelsbetriebe nach Standort Quelle: Bearbeitung: Eigene Berechnungen CIMA GmbH, 2010 Die Warenpräsentation und Ladengestaltung (Gestaltungsniveau) kennzeichnet konkret den Marktauftritt. Die Kompetenz eines Betriebes kann durch eine klare Konzeption in der Schaufenster- und Ladengestaltung unterstrichen werden. Folgende Kategorien werden unterschieden: Top, allen Ansprüchen genügend (1): Betriebe mit dieser Bewertung sind durch eine aufwendige Warenpräsentation und Ladengestaltung gekennzeichnet. Beide Elemente tragen maßgeblich dazu bei, die Angebotskompetenz zu unterstreichen. Die Betriebe dekorieren themenorientiert und sind ständig bemüht, durch „pfiffige“ Ideen aufzufallen. Diese Unternehmen sind in ihrer Selbstdarstellung mustergültig und investieren einen beachtlichen Anteil ihrer Erträge in den Marktauftritt. Modern, zeitgemäß (2): Betriebe dieser Kategorie erfüllen professionell die klassischen Kundenerwartungen. Warenpräsentation und Ladenbau entsprechen dem branchenüblichen Niveau und sind in einem alles in allem gepflegten Zustand. Normal, ohne Highlights, ggf. Optimierungsbedarf (3): Betriebe dieser Kategorie haben eine standardisierte, in der Regel nicht besonders auffallende Warenpräsentation. Der Ladenbau ist in der Regel einfach. Die Investitionen in den Marktauftritt sind eher mäßig. Optimierungsbedarf besteht entweder in der einheitlichen Darstellung von Schaufenstergestaltung und Warenpräsentation sowie der Klarheit der Zielgruppenorientierung oder in der Organisation der Warenpräsentation. Einzelne Betriebe dieser Bewertungskategorie sind durch eine beengte Warenpräsentation, dass heißt auch Überfüllung mit Waren gekennzeichnet. Veraltet, modernisierungsbedürftig (4): So eingestufte Betriebe machen einen alles in allem ungepflegten Eindruck. Aus Warenpräsentation und Ladengestaltung ist kein eindeutiges Konzept erkenn-bar. Die Warenpräsentation ist eher lieblos. Die Ladenmöblierung entspricht in den meisten Fällen nicht den aktuellen Standards und wirkt antiquiert. CIMA Beratung + Management GmbH 2010 20 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Abb. 11: Sortimentsniveau nach Lagen entierung auf. Standardisiert, konsumig (3): Shopkonzepte dieser Orientierung wenden sich an breite Käuferschichten. Trotz einer stärkeren Preisorientierung werden auch Markenwaren als Angebotskompetenz herangezogen. Dabei handelt es sich dann in der Regel um unterschwellige Ergänzungsangebote. Im Bekleidungssektor fallen die meisten „Young Fashion“ – Konzepte in dieses Segment. Die Absatzformen sind in der Regel aufgrund ihrer hohen Akzeptanz erfolgreich. Quelle: Bearbeitung: Eigene Erhebungen CIMA GmbH, 2008 Die Zielgruppen und Qualitätsorientierung (Sortimentsniveau) beschreibt im Wesentlichen das Angebotsniveau des örtlichen Einzelhandels. Dabei ist zwischen Unternehmen mit einer eindeutigen Zielgruppenansprache oder einer besonderen Spezialisierung auf ein Angebotsniveau zu unterscheiden. Ein entscheidendes Differenzierungsmerkmal ist, ob mit einer klaren Werbung mit Marken Qualitätsorientierung in den Vordergrund gestellt wird, oder ob mittels eindeutiger „Discountorientierung“ nur der Preis als Marketinginstrument eingesetzt wird. Insgesamt werden fünf Kategorien unterschieden: Exklusiv, hochwertig, qualitätsorientiert (1): Betriebe dieser Kategorie sind hoch spezialisiert. Sie positionieren sich über die Angebotsqualität. Marken- und Serviceorientierung stehen im Vordergrund. In der Regel spricht der in jedem Belang professionelle Marktauftritt für einen überdurchschnittlichen Einzugsbereich. Gehobene Mitte, qualitätsorientiert (2): Die Betriebe dieser Bewertung profilieren sich ebenfalls über eine strikte Qualitätsorientierung. Sie sprechen in der Regel Konsumenten mittlerer und gehobener Einkommensniveaus an. Die Zielgruppe ist in der Regel weiter gefasst. Warenpräsentation und Ladengestaltung greifen in der Regel die Qualitätsori- CIMA Beratung + Management GmbH 2010 Discountorientiert (4): Discountprinzipen stehen im Absatzkonzept dieser Unternehmen im Vordergrund. Das gesamte Betriebskonzept hat sich der Preisorientierung unterzuordnen. Das Discountprinzip lebt von Eigenmarken und „no name“-Produkten. Geringwertig, billig (5): Ein Qualitätsansatz ist kaum erkennbar. Die qualitative Bewertung der Einzelhandelsbetriebe in Simbach am Inn lässt zusammengefasst folgende Aussagen zu: Es wird deutlich, dass ein überwiegender Teil der Betriebe sich in seiner Gestaltung positiv darstellt und keinen Optimierungsbedarf aufweist. Der Anteil der Betriebe, deren Ladengestaltung als modernisierungsbedürftig einzustufen ist, ist jedoch insbesondere in der Innenstadt mit 7,1 % als zu hoch einzustufen. Die Zielgruppen- und Qualitätsorientierung dürfte mit dem Schwerpunkt im konsumigen Bereich in etwa der gegenwärtigen Nachfragestruktur am Standort entsprechen. Auffallend ist, dass die gehobene, qualitätsorientierte Mitte mit einem Anteil von 30 % in der nicht-integrierten Lage stark vertreten ist. 21 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 4 BEDARFSANALYSE 4.1 Ermittlung des Verkaufsflächenbedarfes im Simbacher Einzelhandel Aus dem gesamten Umsatzpotenzial des Simbacher Einzelhandels ergibt sich unter Berücksichtigung des Einkaufsverhaltens der Konsumenten, des vorhandenen branchenspezifischen Einzelhandelsbestandes und der je nach Betriebsform, Branche und Standort zu erwartenden Flächenproduktivität die Dimensionierung der in Simbach am Inn zusätzlich möglichen bzw. erforderlichen Verkaufsflächen. Die Ausweisung von Verkaufsflächenbedarfen stellt einen Hinweis auf förderungswürdige bzw. zu unterstützende Ansiedlungen in Simbach am Inn dar. In der Einzelbetrachtung ergeben sich für die in der nachfolgenden Tabelle aufgeführten Branchen nicht gedeckte Umsatzpotenziale. Es handelt sich bei den Angaben um theoretische Bedarfe, die im Einzelfall auch durch eine höhere Flächenproduktivität bzw. Erweiterungsflächen in vorhandenen Betrieben oder in Form von Randsortimenten kompensiert werden können. Neben dem Ausgleich bestehender Verkaufsflächenbedarfe ist auch das Angebot eines nachfragegerechten Sortimentsniveaus zu beachten. Dabei ist festzustellen, dass das mittlere Marktsegment zunehmend rückläufig ist („Die Mitte verliert“). Abb. 12: Die Polarisierung der Märkte Luxus- und Statusmärkte (Individualisten, Smart/SuccessShopper) Convenience und Dienstleistungs märkte Erlebnis- und Entertainment märkte (Junioren) Discount- und Trashmärkte (Smart/SuccessShopper) Quelle und Bearbeitung: CIMA Beratung + Management GmbH 2010 Die tote Mitte CIMA GmbH, 2010 22 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Abb. 13: Umsatzpotenziale nach Branchen in Mio. Euro 0,0 Lebensmittel, Reformwaren 1,0 2,0 5,0 6,0 Die größten offenen Umsatzpotenziale bestehen in den Bereichen Möbel/Teppiche/Heimtextil sowie Elektro / Foto. 2,3 Weitere größere Umsatzpotenziale bestehen im Bereich Gesundheit / Körperpflege und beziehen sich überwiegend auf Apotheken. Im Bereich Drogerie-/Parfümerieartikel sind nur sehr geringe ungedeckte Potenziale vorhanden. 0,0 Schuhe, Lederwaren 0,4 Elektro (+Foto) 5,5 Sport, Spiel, Hobby (Sport, Fahrrad, Spielwaren, Musik, Auto) Bücher und Schreibwaren Bau- und Heimwerkerbed. Möbel, Teppiche, Heimtex Die Angaben der ungedeckten Umsatzpotenziale erlauben zwar eine erste Orientierung, ersetzen jedoch bei einem tatsächlichen Ansiedlungs- oder Erweiterungsvorhaben keine branchenspezifische, einzelbetriebliche Wirtschaftlichkeitsberechnung. 2,0 Haushalt u. persönlicher Bed. (Blumen, GPK, Uhren, Optik) Quelle: Bearbeitung: 4,0 0,0 Gesundheit, Körperpflege Bekleidung, Wäsche 3,0 In der nebenstehenden Abbildung sind die in einzelnen Branchenbereichen bestehenden offenen Umsatzpotenziale dargestellt. In den Branchenbereichen ohne offene Potenziale sind die bestehenden Umsatzmöglichkeiten bereits vollkommen ausgeschöpft. 1,2 0,5 2,5 5,8 Aussagen zu den in einzelnen Branchen noch bestehenden Verkaufsflächenbedarfen sind in den nachfolgenden qualitativen Aussagen zusammengestellt. Eigene Berechnungen CIMA GmbH, 2010 CIMA Beratung + Management GmbH 2010 23 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 4.2 Qualitative Einschätzung der Verkaufsflächenpotenziale Die Einschätzung der Verkaufsflächenpotenziale sollte stets unter Beachtung der Qualität und Zusammensetzung der vor Ort bestehenden Einzelhandelsangebote erfolgen. Für die Sortimente mit bedeutenden offenen Potenzialen lassen sich folgende Präzisierungen vornehmen: Apotheken Im Bereich Apotheken besteht ein ungedecktes Umsatzpotenzial in Höhe von rd. 2,2 Mio. Euro. Bis auf die Blumen-Apotheke in der Maximilianstraße sind alle bestehenden Apotheken eher kleinflächig und weisen keine modernen großflächigen Selbstbedienungs- und Beratungsbereiche auf. Daher besteht für eine Apotheke die Möglichkeit, sich durch eine Verkaufsflächenerweiterung um ca. 60-80 m² ein größeres Umsatzpotenzial insbesondere über den nicht rezeptgebundenen Bereich zu erschließen. Dabei sind bei Apotheken die Vorthekenzone sowie die eigentliche Verkaufstheke als Verkaufsfläche anzusehen. Da in Simbach die meisten Apotheken in der Innenstadt gelegen sind, empfehlen wir die Verkaufsflächenerweiterung in der Innenstadt. Bücher Das Bücher-Sortiment wird in Simbach sehr gut durch die Buchhandlung Pfeiler besetzt, für die wir jedoch Erweiterungschancen in einer Größenordnung von rd. 80 m² sehen. Dadurch könnte das offene Umsatzpotenzial von knapp 0,5 Mio. Euro gebunden werden. Möbel, Teppiche, Heimtextil Das nicht gedeckte Umsatzpotenzial von 5,8 Mio. Euro bezieht sich zum größten Teil auf den Bereich Möbel. Im Möbel-Kernsortiment ist es lediglich für einen Spezialanbieter (z. B. ein Küchenstudio oder ein Spezialanbieter bis ca. 1.800 m²) wirtschaftlich erschließbar, da alle anderen Vertriebsformen umfangreichere Verkaufsflächen benötigen. Da aber der Bereich Wohnbedarf/Kleinmöbel/Dekoration/Interior design als innerstädtische Magnetbranche eine zunehmende Rolle spielt, kann auch eine innerstädtische Ansiedlung eines solchen Anbieters empfohlen werden. CIMA Beratung + Management GmbH 2010 Elektro, EDV und Foto (Consumer electronics) Aufgrund der ungedeckten Umsatzpotenziale aus den Sortimenten Unterhaltungselektronik, EDV und Foto in Höhe von insgesamt 5,5 Mio. Euro ist eine Verkaufsfläche in einer Größenordnung von 900 m² durch offene Potenziale gedeckt. Hier bieten sich Chancen für eine Verkaufsflächenerweiterung bestehender Betriebe wie Elektro Hellmansberger, Thallinger oder EP Leck, von denen sich einer mit einem entsprechend vergrößerten Betrieb neu positionieren könnte. Bau- und Heimwerkerbedarf sowie Gartenbedarf, Blumen, Pflanzen Das ungedeckte Umsatzpotenzial von 2,5 Mio. Euro im Bereich Bau- und Heimwerkerbedarf, das einer Verkaufsflächen von rd. 1.500 m² entspricht, sollte für die mögliche Erweiterung der zwei kleineren Anbieter an der Münchener Straße genutzt werden, um diese in eine wettbewerbsstärkere Position zu bringen. Das gilt ebenso für das Umsatzpotenzial von 0,8 Mio. Euro im Bereich Gartenbedarf/Blumen/Pflanzen, das einer Verkaufsfläche von rd. 300 m² entspricht. Hier ist aufgrund der bisherigen Ausrichtung die Firma Egger zu bevorzugen. Lederwaren Dieser Sortimentsbereich wird nur durch einen sehr kleinflächigen eigenständigen Anbieter vertreten (Lederwaren Meyer), ansonsten werden Lederwaren nur als Randsortimente geführt. Aufgrund des bestehenden ungedeckten Umsatzpotenzials von knapp 0,4 Mio. kann eine Ansiedlungsempfehlung für ein eigenständiges Fachgeschäft gegeben werden. Bis 110 m² Verkaufsfläche sind durch offene Potenziale abgedeckt, doch ist auch eine größere Verkaufsfläche bis ca. 150m² als sinnvolle Ergänzung des Simbacher Branchenmixes anzusehen. Fazit: Aufgrund des überdurchschnittlich hohen Verkaufsflächenbestandes sind die Ergänzungspotenziale auf nur wenige Branchen konzentriert. Ein großer Teil der Ergänzungsmöglichkeiten betrifft innenstadtrelevante Sortimente. Dies stellt eine Chance zur weiteren Entwicklung der Simbacher Innenstadt dar (siehe Empfehlungsteil). 24 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 5 SIMBACH AM INN IM MEINUNGSBILD 5.1 Passantenbefragung Karte 6 Hauptherkunftsgemeinden der Passantenbefragung Im November 2009 wurde in der Stadt Simbach am Inn und in den Umlandgemeinden eine Passantenbefragung durchgeführt. Insgesamt wurden 399 Personen interviewt. Die Befragung wurde von Schülern der 12. Klasse des Tassilo-Gymnasiums Simbach durchgeführt. Die Passantenbefragung dient vor allem dazu, die Expertenmeinung durch die subjektive Einschätzung der Angebots- und Standortqualitäten aus Sicht der gegenwärtigen und potentiellen Nutzer zu ergänzen. Die gewonnen Informationen und Erkenntnisse fließen in die Berechnungen und qualitativen Einschätzungen mit ein und bilden ein wichtiges Fundament für die zukünftige Positionierung des Einzelhandelsstandortes Simbach am Inn. Befragungsparameter: Interviewer-gestützte Passantenbefragung in Simbach am Inn und dem Umland Stichprobengröße: 399 Befragte Befragungszeitraum: November 2009 In der nebenstehenden Grafik sind die Hauptherkunftsorte der im Rahmen der Passantenbefragung erreichten Personen dargestellt (vgl. Abb. 15). CIMA Beratung + Management GmbH 2010 Quelle: Bearbeitung: MS-MapPoint 2006 CIMA GmbH, 2010 25 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 5.1.1 Herkunft und demographische Daten der Befragten Abb. 14: Altersstruktur der Befragten Der überwiegende Teil der befragten Personen im Zuge der Passantenbefragung ist der Alterskohorte der 40-60-jährigen zuzuordnen (34,1 %). 40,0% 34,3% 35,0% Die 15-25-jährigen bildeten mit 30,1 % die zweitstärkste Gruppe. 29,3% 30,0% 25,0% Im Vergleich zur tatsächlichen Altersverteilung sind insbesondere die über 60-jährigen stark unterrepräsentiert. 21,3% 20,0% 14,0% 15,0% 10,0% 5,0% 1,0% 0,0% <15 Quelle: Bearbeitung: 15-25 25-40 40-60 >60 Die Differenz zwischen tatsächlicher und über die Befragung abgebildeter Altersstruktur lässt sich einerseits durch die Befragungsform (in einer Passantenbefragung sind ältere Personen eher unterrepräsentiert als z.B. in einer Telefonbefragung, da weniger mobil) und andererseits durch das Befragungsthema (die bis 15-jährigen sind zum Thema Einkaufsverhalten keine relevante Befragungszielgruppe) erklären. Passantenbefragung 2009 CIMA GmbH, 2010 Die Altersstruktur der Befragten zeigt im Vergleich zur tatsächlichen Altersverteilung der Simbacher Bevölkerung (stellvertretend für die im Befragungsgebiet) eine deutliche Überrepräsentierung der 16-25-jährigen auf: Alter Befragung Stadt Simbach bis 15 Jahre 16 bis 25 Jahre 26 bis 40 Jahre 41 bis 60 / 65* Jahre älter als 60 / 65* Jahre 2,0% 30,1% 20,6% 34,1% 13,3% 13,3% 11,4% 18,0% 33,6% 23,7% Quelle: Bearbeitung: STATISTK kommunal 2008 (*Altersgrenze 65 statt 60) CIMA GmbH, 2010 CIMA Beratung + Management GmbH 2010 26 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Die Übersicht der Herkunftsgemeinden der befragten Personen verdeutlicht die Bedeutung der jeweiligen Gemeinde als Einzugsbereich für den Einzelhandelsstandort Simbach. Abb. 16: Geschlecht der Befragten Abb. 15: Arbeits- und Wohnorte der Befragten weiblich 57% Quelle: Bearbeitung: männlich 43% Passantenbefragung 2009 CIMA GmbH, 2010 Die meisten befragten Personen der Passantenbefragung in Simbach am Inn sind dem weiblichen Geschlecht zuzuordnen. Dieser Fakt ist nicht nur auf die demographische Struktur des Einzugsgebietes zurückzuführen, sondern auch auf das „genderspezifische Einkaufsverhalten“. Quelle: Bearbeitung: Passantenbefragung 2009 CIMA GmbH, 2010 Die meisten befragten Personen der Passantenbefragung kamen aus Simbach am Inn (95). Auffallend ist, dass mit 126 Personen weit mehr Befragte auch in Simbach arbeiten. Kirchdorf am Inn (69), Braunau (48) sowie Tann (46) und Julbach (44) bilden die weiteren Hauptherkunftsgemeinden der Passantenbefragung. CIMA Beratung + Management GmbH 2010 27 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 5.1.2 Einkaufsverhalten der Befragten Abb. 17: Wie oft kommen Sie nach Simbach bzw. sind dort für Erledigungen unterwegs? Die nebenstehende Grafik zeigt die Häufigkeit der Simbach-Besuche der befragten Personen. Besuchsfrequenz (Anzahl der Simbachbesuche) Es zeigt sich, dass mehr als 60 % der Befragten täglich oder mehrmals pro Woche in Simbach am Inn für Erledigungen unterwegs ist. 40,0% 33,7% 35,0% 30,0% Knapp unter 20 % der Befragten tätigen zumindest einmal pro Woche Erledigungen in Simbach und weisen somit auch noch eine regelmäßige Besucherbeziehung zur Stadt Simbach auf. 27,4% 25,0% 17,7% 20,0% Nur knapp über 20 % sind weniger als einmal pro Woche in Simbach unterwegs. 15,0% 9,5% 10,0% 4,5% 5,0% 3,0% 4,2% Aus diesem Ergebnis lässt sich die besondere Bedeutung der Stadt Simbach am Inn als Nahversorgungsstandort ableiten. 0,0% täglich Quelle: Bearbeitung: mehrmals einmal die wöchentlich Woche mehrmals im Monat einmal im Monat mehrmals im Jahr nie Passantenbefragung 2009 CIMA GmbH, 2010 Die Besucherfrequenz ist einer der grundlegendsten Indikatoren für das Einkaufsverhaltens von Kunden eines Einzelhandelsstandortes. Sie lässt erste Rückschlüsse auf die aktuelle Struktur des Einzelhandels sowie zukünftige Positionierungsmöglichkeiten zu. So lässt sich bei Einkaufsstandorten mit hohen Anteilen an täglichen oder mehrmals wöchentlichen Besucherfrequenzen eine hohe Bedeutung als Nahversorgungsstandort ableiten. CIMA Beratung + Management GmbH 2010 28 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Abb. 18: Zu welchem Zweck sind Sie bei Ihrem letzten Besuch nach Simbach gekommen? Sonstige Gründe 17,1% Freizeit-einrichtung, Sport, Wandern 16,6% Das Einkaufen und Bummeln ist in Simbach das Hauptmotiv für einen Besuch der Innenstadt. Gaststättenbesuch Auch der Gaststättenbesuch wird als Besuchsgrund für Simbach häufig genannt. 42,5% Arbeits- oder Ausbildungsstätte 25,4% Post, Bank, Anwalt, Reisebüro, sonstige Dienstleist. Ebenfalls relevant ist das Simbacher Stadtzentrum als Arbeits- bzw. Ausbildungsstelle. 20,2% Behördengang 5,7% Arztbesuch Als weiterer Besuchsgrund kann die Inanspruchnahme von Ärzten sowie Dienstleistungen wie Post, Bank und Reisebüros genannt werden. 22,8% Kultureinrichtungen 6,2% Einkaufen, bummeln 72,5% 0% Quelle: Bearbeitung: Die nebenstehende Grafik zeigt eine differenzierte Darstellung nach dem Besuchszweck der befragten Simbach-Besucher. 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% Passantenbefragung 2009 CIMA GmbH, 2010 Der Besuchszweck lässt erste Rückschlüsse auf die wesentlichen Stärken eines Einzelhandels- und Dienstleistungsstandortes zu. Auch kann man bereits mögliche Defizite eines Stadtzentrums oder Ortskernes erkennen. Beispielsweise würde ein geringer Anteil an Restaurant- und Gaststättenbesuchen auf ein unterdurchschnittliches Angebot im Gastronomiebereich rückzuführen sein. CIMA Beratung + Management GmbH 2010 29 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 5.1.3 Verkehrsmittelwahl Abb. 19: Mit welchem Verkehrsmittel sind Sie bei Ihrem letzten Besuch nach Simbach gekommen bzw. waren Sie bei Ihrem letzten Besuch in Simbach unterwegs? Das Ergebnis zeigt deutlich, dass das Auto bei rund 76 % der Befragten das bevorzugte Fortbewegungsmittel ist. Somit gaben mehr als drei Viertel aller Befragten an, den PKW zu nutzen, um in die Stadt zu gelangen. Verkehrsmittel der Simbach-Besucher 80% Die nebenstehende Grafik erläutert die Verkehrsmittelwahl der befragten Simbach-Besucher. 75,9% 70% Ergänzt durch Motorrad- und Mofafahrer erreicht der motorisierte Individualverkehr (MIV) einen Anteil von knapp 80 % der Befragten. 60% 50% Lediglich 15 % der Befragten nutzen das Fahrrad oder gehen zu Fuß, um in die Simbacher Innenstadt zu gelangen. 40% 30% 20% 10% 9,4% 5,8% 3,4% Bus/Bahn Mofa, Motorrad Die öffentlichen Verkehrsmittel spielen eine untergeordnete Rolle. Nur rund 6 % nutzen Bus und Bahn um nach Simbach zu fahren. 5,5% 0% PKW Quelle: Bearbeitung: Fahrrad zu Fuß Passantenbefragung 2009 CIMA GmbH, 2010 Eine nähere Betrachtung des Indikators Verkehrsmittelwahl der Kunden lässt erste Rückschlüsse auf die räumliche Einzelhandelsstruktur eines Einkaufsortes zu. So kann man beispielsweise schon Tendenzen über die Autoorientierung eines Standortes erkennen bzw. Anzeichen eines unzureichenden fußläufigen Einzugsbereiches. CIMA Beratung + Management GmbH 2010 30 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 5.1.4 Bevorzugte Einkaufsorte In den nachfolgenden Abbildungen werden die bevorzugten Einkaufsorte der befragten Personen graphisch dargestellt. Um ein differenziertes Bild der bevorzugten Einkaufsorte zu erhalten, erfolgt eine branchenspezifische Auswertung nach kurzfristigem, mittelfristigem und langfristigem Bedarf. Abb. 20: Haupteinkaufsorte des kurzfristigen Bedarfs Die nebenstehende Grafik führt die Haupteinkaufsorte der SimbachBesucher im kurzfristigen Bedarfsbereich an. Rd. drei Viertel der Befragten erwerben Produkte des kurzfristigen Bedarfs in Simbach am Inn. Drogerieartikel sowie Reformwaren erreichen dabei die höchsten Werte. Diese sehr hohen Werte zeigen deutlich die dominante Stellung Simbachs als Nahversorgungszentrum für die Bevölkerung. Haupteinkaufsorte des kurzfristigen Bedarfs Als zweitwichtigster Einkaufsort ist das direkt angrenzende Braunau zu nennen. Hier werden vor allem Waren aus dem Bereich Blumen/Pflanzen sowie Reformwaren, aber auch Lebensmittel konsumiert. Blumen/Pflanzen/Gartenbedarf Arzneimittel/Sanitätsbedarf Weiter entfernt gelegene Orte wie Salzburg, Passau oder München spielen als Einkaufsorte für Produkte des kurzfristigen Bedarfs verständlicherweise eine untergeordnete Rolle. Drogerie/Parfümerie Naturkost/Reformwaren Lebensmittel/Getränke 0% 25% 50% 75% 100% Simbach Braunau Linz München Neuötting Passau Pfarrkirchen Pocking Ried Salzburg Julbach Kirchdorf Sonstige Quelle: Bearbeitung: Passantenbefragung 2009 CIMA GmbH, 2010 CIMA Beratung + Management GmbH 2010 31 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Abb. 21: Haupteinkaufsorte des mittelfristigen Bedarfs Die Waren des mittelfristigen Bedarfsbereiches spielen ein besondere Rolle für den Ortskern bzw. das Stadtzentrum eines Einzelhandelsstandortes. Haupteinkaufsorte des mittelfristigen Bedarfs Mehr als zwei Drittel der befragten Personen decken ihren Bedarf an Spielwaren, Büchern und Schreibwaren in Simbach. Rund 50 % erwerben auch Heimtextilien, Glas/Porzellan/Geschenke und Sportartikel in Simbach. Auffällig ist, dass nur rd. ein Viertel der Befragten Bekleidung in Simbach einkauft. Hier dominieren die größeren Städte, wie Braunau und Passau gefolgt von München und Pfarrkirchen. Sportartikel Glas/Porzellan/Geschenke Spielwaren Als Haupteinkaufsorte des mittelfristigen Bedarfs sind vor allem Braunau, Passau und Pfarrkirchen zu nennen. Heimtextilien Schuhe Bei der Deckung des kurz- und mittelfristigen Bedarfs ist die starke Konkurrenz zum österreichischen Nachbarort Braunau am Inn festzuhalten, der einen erheblichen Anteil an den Umsätzen der Bevölkerung Simbachs generieren kann. Bekleidung Bücher Schreibwaren 0% 20% 40% 60% 80% Simbach Braunau Linz München Neuötting Passau Pfarrkirchen Pocking Ried Salzburg Julbach Kirchdorf Sonstige Quelle: Bearbeitung: 100% Passantenbefragung 2009 CIMA GmbH, 2010 CIMA Beratung + Management GmbH 2010 32 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Abb. 22: Haupteinkaufsorte des langfristigen Bedarfs Bei den Haupteinkaufsorten des langfristigen Bedarfs zeigt sich ein weit heterogeneres Bild, als bei den kurz- und mittelfristigen Anschaffungen. Haupteinkaufsorte des langfristigen Bedarfs In den Bereichen Fahrräder, Uhren/Schmuck, Fotobedarf, Optik und Heimwerkerbedarf decken über 50 % der befragten Personen ihren Bedarf in Simbach selbst. Computer/EDV/Telekom Fahrräder Uhren/Schmuck Der Bedarf an Computer, EDV, Telekommunikation, genauso wie HiFi und Unterhaltungs- und Haushaltselektronik wird neben Simbach vor allem in Neuötting (Enzinger, Tevi) und Pfarrkirchen gedeckt. Fotobedarf Optik (Brillen/Kontaktlinsen) Auffallend ist der sehr hohe Anteil des Möbelbedarfs der in Pfarrkirchen gedeckt wird, was verständlicherweise auf das dort ansässige Möbelhaus WEKO zurückzuführen ist. HiFi/TV/Unterhaltungselektronik Haushaltselektro Lederwaren/Reisegepäck Neben Simbach selbst ist bei den Haupteinkaufsorten des langfristigen Bedarfs vor allem Pfarrkirchen hervorzuheben. Möbel Heimwerkerbedarf 0% 20% 40% 60% 80% Simbach Braunau Linz München Neuötting Passau Pfarrkirchen Pocking Ried Salzburg Julbach Kirchdorf Sonstige Quelle: Bearbeitung: 100% Passantenbefragung 2009 CIMA GmbH, 2010 CIMA Beratung + Management GmbH 2010 33 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Tab. 3: Übersicht Bindungsquoten EigenUmlandbindung bindung Quelle: Bearbeitung: Lebensmittel / Getränke 89,1% 70,1% Naturkost/ Reformwaren 88,9% 52,3% Drogerie/ Parfümerie 94,4% 80,1% Arzneimittel/ Sanitätsbedarf 92,1% 61,4% Blumen/ Pflanzen/ Gartenbedarf 79,5% 56,0% Schreibwaren 90,7% 65,1% Bücher 83,8% 61,4% Bekleidung 27,8% 24,1% Schuhe 52,3% 36,9% Heimtextilien 58,8% 41,1% Spielwaren 82,5% 52,3% Glas/ Porzellan/ Geschenke 57,9% 34,4% Sportartikel 64,6% 38,2% Heimwerkerbedarf 76,5% 44,8% Möbel 4,9% 5,8% Lederwaren/ Reisegepäck 53,7% 26,6% Haushaltselektro 48,0% 26,6% HiFi/TV/ Unterhaltungselektronik 34,1% 18,3% Optik (Brillen/ Kontaktlinsen) 81,3% 63,9% Fotobedarf 82,7% 58,5% Uhren/ Schmuck 75,0% 55,6% Fahrräder 87,1% 53,9% Computer/ EDV/ Telekom 38,7% 25,3% In der nebenstehenden Tabelle werden Eigenbindungsquoten von über 60 % und Umlandbindungsquoten von über 40 % als positiv (grün eingefärbt) eingeschätzt. Eigenbindungsquoten von unter 30 % und Umlandbindungsquoten von unter 20 % werden als negativ (rot eingefärbt) eingeschätzt. Betrachtet man die Bindungsquoten des Simbacher Einzelhandels nach den verschiedenen Branchen in der Zusammenfassung, ergibt sich für den kurzfristigen Bedarfsbereich und für einige Branchen der sonstigen Bedarfsbereiche ein positives Bild. Vor allem die Eigenbindungswerte im langfristigen Bedarf für Optik, Fotobedarf, Uhren/Schmuck und Fahrräder sind hervorzuheben. Die Umlandbindung zeigt ein gleichermaßen positives Bild. Produkte des kurz- und langfristigen Bedarfsbereichs erreichen hier hohe Bindungsquoten von bis zu 80 % (Drogerie/Parfümerie), was die Position Simbachs als Versorgungsstandort hervorhebt. Eine der schwächeren Bindungen, sowohl für die Eigen- als auch für die Umlandbindung ist bei der Bekleidungsbranche festzustellen. Dies ist dahingehend von Bedeutung, da diese Branche eine wesentliche Bedeutung für die Attraktivität und Magnetkraft insbesondere der Innenstadt hat. Auffällig ist der äußerst geringe Wert bei Möbeln. Diese werden nur von sehr wenigen der Befragten in Simbach erworben, was auf fehlende Anbieter und das Möbelhaus WEKO in Pfarrkirchen zurückzuführen ist, welches dementsprechend einen hohen Anteil der Kaufkraft des gesamten Einzugs- und Befragungsgebietes dieser Branche bindet. Passantenbefragung 2009 CIMA GmbH, 2010 CIMA Beratung + Management GmbH 2010 34 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 5.1.5 Gründe für den Einkauf in Simbach oder an anderen Orten Abb. 23: Wenn Sie in Simbach oder anderen Orten einkaufen, können Sie sagen aus welchen Gründen? 0% 20% 40% Reichhaltige Auswahl, zahlreiche Geschäfte Dienstleistungsangebot allg. Gastronomieangebot 100% Das Gastronomieangebot ist der am häufigsten genannte Grund, weshalb man sich zum Einkaufen nach Simbach orientiert. Dies ist besonders interessant, da das Gastronomieangebot auch häufig als ausbaubedürftig angesehen wird (vgl. 5.1.7). Kurze Entfernung zum Wohnort Günstige Preise Größere Anonymität Gute Erreichbarkeit mit PKW Ein vergleichbar wichtiger Einkaufsgrund liegt in der guten Erreichbarkeit Simbachs mit dem PKW. Die größere Anonymität ist ein Grund für die Befragten an anderen Orten als in Simbach einzukaufen. Aufenthaltsqualität / Ambiente Wochenmarkt Ähnlich negativ fallen aus der Sicht Simbachs die Aufenthaltsqualität und das Ambiente aus. Die Attraktivität der Geschäfte wird nur von knapp 20 % der Befragten als Grund für einen Einkauf in Simbach genannt. Arztpraxen und Apotheken Privatgründe Arbeitsplatz am Einkaufsort Attraktive Geschäfte Die Beratung/Bedienung sowie die Serviceleistung werden nur von knapp über 40 % der Befragten als Einkaufsgrund für Simbach angeführt und sind eher ein Grund, andere Orte aufzusuchen. Gute Beratung/Bedienung Gute Serviceleistungen Sonstige Quelle: Bearbeitung: 80% Die Auswahl und Anzahl an Geschäften erweist sich in Simbach als ausbaufähig, da hier über 70 % angeben, diese seien in den anderen Orten besser. Ähnlich wird das Dienstleistungsangebot empfunden, das weniger als 40 % als Grund angeben, um für Einkäufe nach Simbach zu fahren. Gute Parkmöglichkeiten Simbach 60% Die Parkmöglichkeiten in Simbach werden im Vergleich zu anderen Orten von den Befragten als gut wahrgenommen. andere Orte Diese Auswertung zeigt einige Stärken Simbachs auf, verdeutlicht aber gleichzeitig die Ansatzpunkte für Verbesserungen, um sich im Vergleich mit Konkurrenzorten besser positionieren zu können. Passantenbefragung 2009 CIMA GmbH, 2010 CIMA Beratung + Management GmbH 2010 35 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 5.1.6 Bewertung der aktuellen Situation in Simbach Abb. 24: Generelle Wichtigkeit von Kriterien für die Attraktivität einer Gemeinde aus Sicht der Befragten Aus Sicht der Befragten spielen für die Attraktivität einer Gemeinde vor allem folgende Faktoren eine wichtige Rolle: das Einzelhandels- und Gastronomieangebot, das medizinische Angebot, die Erreichbarkeit mit dem PKW , das Dienstleistungsangebot. Faktoren mit mittlerer Bedeutungsstufe sind für die befragten Personen: Aufenthaltsqualität und Parkmöglichkeiten in der Innenstadt, Fußgängerfreundlichkeit, Veranstaltungen, das Freizeitangebot, das Angebot für Kinder und Jugendliche und die öffentlichen Grünanlagen. Als weniger wichtig werden von den Befragten erachtet: die Erreichbarkeit mit Bus und Bahn, Quelle: Bearbeitung: das Angebot für Senioren, das Kulturangebot. Passantenbefragung 2009 CIMA GmbH, 2010 CIMA Beratung + Management GmbH 2010 36 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Abb. 25: Bewertung der aktuellen Situation in Simbach (nach Schulnoten) Die Bewertung der aktuellen Situation in Simbach zeigt nachfolgende Ergebnisse: Die besten Werte erreicht Simbach für die Erreichbarkeit mit dem PKW und das Gastronomieangebot, welche auch bei der generellen Wichtigkeit einen hohen Wert annehmen. Als gut werden auch das medizinische und das Dienstleistungsangebot empfunden. Die Parkmöglichkeiten und das Einzelhandelsangebot liegen mit einem Notenwert von 2,8 im guten Mittelfeld. Als befriedigend bewerten die Befragten das Freizeitangebot, Veranstaltungen und die Fußgängerfreundlichkeit. Die Differenz zum generell als wichtig erachteten Wert zeigt allerdings Verbesserungspotenzial in diesen Bereichen. Das Angebot für Kinder und Jugendliche, sowie die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt erreichen die schlechtesten Werte, obwohl diese in der generellen Wertung für die Attraktivität einer Stadt als wichtig erachtet werden. In diesen Bereichen bietet sich folglich ein guter Ansatzpunkt für zukünftiges Handeln. Das Angebot für Senioren, die Erreichbarkeit mit Bus und Bahn und das Kulturangebot werden in Simbach ebenfalls als eher schwach bewertet. In diesen Fällen ist die allgemeine Wichtigkeit für die Attraktivität einer Gemeinde jedoch ebenfalls nicht hoch eingeschätzt worden. Quelle: Bearbeitung: Passantenbefragung 2009 CIMA GmbH, 2010 Bewertung Simbach Wichtigkeit (Abb. 24) CIMA Beratung + Management GmbH 2010 37 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 5.1.7 Vermisste Einrichtungen und Angebote in Simbach Abb. 26: Fehlende Angebote in Simbach Die Angaben zu den fehlenden Angeboten in Simbach am Inn zeigen auf, wo Lücken im Angebot der Innenstadt wahrgenommen werden. Die auf der folgenden Seite stehende Tabelle zeigt die aufsummierten Einzelnennungen. Insgesamt scheinen die Ergebnisse dieser Frage auch durch den hohen Anteil der Befragten im Alter von 15-25 beeinflusst zu sein. Im Einzelhandel werden in erster Linie Bekleidungsgeschäfte vermisst. Hier wünschen sich die meisten der befragten Personen Filialisten wie H&M. Ein ebenfalls häufig genannter Wunsch der Befragten ist ein Elektrogroßmarkt wie Media Markt oder Saturn. Im Bereich Gastronomie besteht vor allem der Wunsch nach mehr Cafés und internationalen Restaurants (mexikanisch, chinesisch). Außergewöhnlich häufig war die Nennung einer Discothek, die sich 40 der befragten Personen wünschen. Insgesamt ist der Wunsch nach einer Ausweitung des Gastronomieangebotes mit 60,8% der Befragten stark ausgeprägt. Quelle: Bearbeitung: Passantenbefragung 2009 CIMA GmbH, 2010 Weitere Nennungen betreffen Angebote im Bereich Sport. Hier dominierten Vorschläge für ein Schwimmbad sowie den Bau einer Bowlingbahn. Gleichzeitig wünschen sich einige ein vielfältigeres Angebot der Sportvereine. Fast genauso häufig wurden Vorschläge für das Kultur- und Freizeitangebot geäußert, wobei hier von Konzerten über Theater bis hin zu Kunstausstellungen ein breites Spektrum genannt wurde. Ein wichtiger Punkt ist daneben auch die Erweiterung des Angebots für Kinder und Jugendliche. CIMA Beratung + Management GmbH 2010 38 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Tab. 4: Welche Einrichtungen/Angebote vermissen Sie? (Anzahl der Nennungen) Gastronomie Bekleidung Discothek Sportangebot (Vereine, Schwimmbad etc.) Kultur (Theater, Kunst usw.) Elektromarkt mehr Angebot für Kinder Möbel Schuhe Angebote für Senioren großer Supermarkt (Bsp. real) Ärzte Sportartikel Bankfilialen Spielwaren Drogerie Buchhandlung Fischgeschäft Accessoires Teeladen Baumarkt Videothek Quelle: Bearbeitung: 123 102 40 27 26 24 14 7 5 5 4 3 3 3 2 2 1 1 1 1 1 1 Passantenbefragung 2009 CIMA GmbH, 2010 CIMA Beratung + Management GmbH 2010 39 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 6 EMPFEHLUNGEN 6.1 Standortkonzept Innenstadt Karte 7: Schwerpunktlagen der Innenstadt Grenzt man die Simbacher Innenstadt anhand der Dichte der Einzelhandelsbetriebe und sonstigen kundenorientierten Nutzungen wie Gastronomie oder Dienstleistungsbetrieben ab, so ergibt sich ein auf rund 400 m langgezogener (zwischen Stachus und Bahn) und rd. 600 m breiter (zwischen Bahnhof und Bürgerhaus) Bereich. Damit ist die Innenstadt als vergleichsweise großflächig anzusehen. Innerhalb dieser Innenstadt haben sich – wie die Betrachtung der Schlüsselimmobilien nach Straßen bereits gezeigt hat - verschiedene Schwerpunktlagen entwickelt: die Bahnhofstraße, die Innstraße, die Maximilianstraße, die Münchener Straße und der Bereich der Fußgängerzone, die Schulgasse und die Neue Gasse. Nur die obere Innstraße, die Münchener Straße und der Bereich der Fußgängerzone bilden eine räumliche Einheit. Die Einzelhandelsnutzungen an der Bahnhofstraße, der unteren Innstraße und der Maximilianstraße sind dagegen nicht direkt untereinander verbunden bzw. an den Bereich Fußgängerzone angebunden. CIMA Beratung + Management GmbH 2010 „Fußgängerzone“ Untere Innstraße Maximilianstraße Bahnhofstraße 40 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Da die Innenstadt funktional und auch entsprechend der Betriebsanzahl und des Verkaufsflächenanteils eine bedeutende und zukünftig weiter auszubauende Lage in Simbach darstellt, sind zahlreiche der im Folgenden zu den Aspekten „Einzelhandel/Branchenkonzept“, „Rahmenbedingungen des Einzelhandels“ und „Marketing“ aufgeführten Maßnahmen auf die Innenstadt bezogen. Diese zielen insgesamt darauf ab, die Innenstadt weiter zu stärken und gegenüber dem Wettbewerb umliegender Städte und Gemeinden geeignet zu positionieren. Integrierte Lagen Im Zusammenhang mit dem Thema Nahversorgungssituation im Bereich der integrierten Lage ist der leerstehende ehemalige Edeka-Markt an der SimonBreu-Straße 2 anzusprechen. Auf dieser Fläche wäre die Neunutzung durch einen Lebensmittel-Markt als sinnvoll anzusehen, um die Nahversorgung des umliegenden Wohngebietes zu sichern. Dies erscheint umso wesentlicher, als der ebenfalls in der Simon-Breu-Straße bestehende REWE-Markt den Standort verlassen wird. Um ausreichende Kundenparkplätze an der Simon-Breu-Straße 2 zur Verfügung stellen zu können, sollte die Verlagerungsmöglichkeit des benachbarten Kfz-Betriebes und die Einbeziehung dieses Nachbargrundstücks geprüft werden. Unter diesem Lagetyp sind die außerhalb der Innenstadt gelegenen zusammenhängend bebauten Bereiche mit maßgeblichen Wohnanteilen zusammengefasst. Es finden sich neben einzelnen Streulagen zwei wesentliche Einzelhandelslagen mit einer größeren Zahl von Betrieben: das Rennbahn-Center an der Simon-Breu-Straße sowie der außerhalb der Innenstadt gelegene Teil der Münchener Straße (Hausnummern 21 bis 88). Beide Standorte haben mit zusammen 27 Einzelhandelsbetrieben und einer Gesamtverkaufsfläche von insgesamt rd. 12.100 m² eine große Bedeutung für den Einzelhandelsstandort Simbach. Interessenten für Ansiedlungen außerhalb der Innenstadt bzw. Ansiedlungen, die aufgrund ihres Flächenbedarfes nicht in der Innenstadt realisiert werden können, sollten daher möglichst im Umfeld dieser Betriebe angesiedelt werden. Da das Rennbahn-Center nach Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts eine in sich geschlossene Einheit darstellt, werden solche Ansiedlungen nur an der Münchener Straße möglich sein. Als Ergänzungsstandort ist hier z.B. das Gelände des kurz vor der Verlagerung stehenden Feuerwehrhauses in der Münchener Straße 18 zu nennen. Eine Ausnahme gilt für die Ansiedlung von Lebensmittelanbietern: Sollte es hier zukünftig zu Ansiedlungen kommen, so sollten diese an die zu versorgenden Wohngebiete herangeführt werden, um ein funktionierendes Nahversorgungskonzept und die Sicherung der bestehenden Nahversorgungssituation zu gewährleisten. CIMA Beratung + Management GmbH 2010 41 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Nicht integrierte Lagen Die nicht integrierten Lagen - das bedeutet autoorientierte Standorte, nicht von Wohngebieten umgeben, periphere Ortsrandlagen, z.T. sogenannte „Grüne Wiese“ - werden in Simbach durch die Betriebe an der Adolf-Kolping-Straße sowie durch das BayWa-Bau und Gartencenter in der Heraklithstraße besetzt. Während dieser Standort für die BayWa aufgrund der nicht zentrenrelevanten Hauptsortimentes geeignet ist, muß der Standort Adolf-Kolping-Straße in seiner Betriebstypen- und Sortimentszusammensetzung überwiegend kritisch beurteilt werden:. Ein großer Teil der Betriebsagglomeration aus 7 Betrieben mit 2.320 m² Gesamtverkaufsfläche weist Sortimente auf, die als zentren- bzw. nahversorgungsrelevant einzustufen sind: 5 Anbieter mit innenstadtrelevantem Sortiment, 1 Anbieter des Bereiches Nahversorgung, nur 1 Betrieb und 5% der 2.320 m² Verkaufsfläche sind als nicht zentrenrelevant anzusehen (Autozubehör-Sortiment). Für die nicht integrierten Lagen ist daher zusammengefasst folgende Aussage zu treffen: Neuansiedlungen von Einzelhandelseinrichtungen in nicht integrierten Lagen sollten nur in begründeten Ausnahmefällen (z.B. im Fall nicht innenstadtrelevanter Sortimente) vorgenommen werden. Insgesamt sollte sich die zukünftige Einzelhandelsentwicklung in Simbach auf die Innenstadt und die integrierten Lagen konzentrieren. Auf den weiteren Ausbau der Einzelhandelsnutzungen im Bereich der AdolfKolping-Straße sollte verzichtet werden, um diese Einzellage nicht weiter gegenüber den integrierten Lagen und der Innenstadt zu stärken. CIMA Beratung + Management GmbH 2010 42 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 6.2 Einzelhandel/Branchenkonzept Förderung zusätzlicher Einzelhandelsbetriebe in der Innenstadt Soweit entsprechende Flächen zur Verfügung gestellt werden können, sollte das Verkaufsflächenangebot der Innenstadt zur weiteren Sicherung des Einzelhandelsstandortes sowie zur Erhöhung der aktuellen Kaufkraftbindung ausgeweitet werden. Hierzu bieten sich insbesondere die unter 6.11 behandelten Potenzialflächen sowie die innerstädtischen Leerstände in Erdgeschoßlage an. Grundsätzlich sind alle als zentrenrelevant einzustufenden Branchen (vgl. Aufstellung unter 7.3) für eine Ansiedlung in der Innenstadt interessant. Entsprechend der Liste der Branchen mit ungedeckten Umsatzpotenzialen bieten sich aber für eine Verkaufsflächenerweiterung in der Innenstadt insbesondere die folgenden Branchen an (vgl. 4.2): Bücher, Wohnbedarf, Kleinmöbel, Dekoration, Elektro, EDV, Foto (Consumer Elektro), Lederwaren sowie Apotheke (da in Simbach die meisten Apotheken in der Innenstadt gelegen sind). Verbesserung der Schaufenstergestaltung und Inneneinrichtung Ein überwiegender Teil der innerstädtischen Betriebe zeigt sich in attraktiver Gestaltung mit aktiver Kundenansprache und kundenorientiertem Sortiment. Es wechseln sich jedoch attraktive, jung auftretende Betriebe mit aktiver Kundenansprache und gutem Sortiment mit Läden ab, die sich nur durchschnittlich bis unmodern gestaltet zeigen und nur geringe Außenwirkung auf Laufkunden bzw. Passanten haben. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass Geschäfte mit unzureichender Gestaltungsqualität auch die Kundenfrequenz anderer, benachbarter Betriebe negativ beeinflussen können. Insbesondere eine Negativ-Differenz zwischen CIMA Beratung + Management GmbH 2010 Sortimentsniveau und Gestaltung bedeutet eine Schwierigkeit für den Abverkauf des jeweiligen Sortiments, da der Kunde aufgrund der Ladengestaltung ein minderwertigeres Sortiment erwartet. Häufigste Ursache eines zu beanstandenden Gesamteindrucks bei der Innengestaltung waren die veraltete Ladengestaltung, unzureichende Beleuchtung und eine Überfrachtung der Verkaufsräume und Eingangsbereiche mit Waren bzw. eine grundsätzlich unprofessionelle Warenpräsentation im Laden sowie im Schaufenster. Betriebe, die in ihrer Innengestaltung und Außenwirkung keine positiven Effekte setzen und durch ihr Auftreten dem Wunsch moderner Kunden nach einem attraktiven Servicebetrieb nicht entsprechen, verschenken eigene Umsatzpotenziale ebenso wie eine mögliche stärkere Funktion dieser Betriebe in der Innenstadt. Hier sollten Schulungsmöglichkeiten der Verbände oder der Einkaufsgenossenschaften genutzt werden. Mindestbetriebsgrößen Bei der Einzelhandelserhebung konnte festgestellt werden, dass 52% aller Ladenlokale Verkaufsflächen von unter 100 m² aufweisen, der größte Teil (rd. 40 %) verfügt über eine Verkaufsfläche von unter 50 m². Mit dieser unterdurchschnittlichen Verkaufsflächengröße können erhebliche Probleme für die Geschäfte verbunden sein. Die Größe der Verkaufsfläche steht im direkten Zusammenhang mit der Sortimentskompetenz des Geschäfts und somit auch mit der Höhe der Umsatzleistung je Quadratmeter Verkaufsfläche. Kleinflächige Facheinzelhandelsgeschäfte können nur eine geringe Sortimentstiefe und – breite bieten. Diese mangelnde Präsenz führt dazu, dass bestimmte Kundenwünsche nicht oder nur mit erheblichen Zeitverzug erfüllt werden können. Die Folge ist eine Umsatzstagnation bzw. ein Rückgang der Umsätze auf Grund der abgewiesenen Kunden. Die meisten Sortimente erfordern eine Mindestverkaufsfläche, die in den seltensten Fällen unter 100 m² liegt. Lediglich Lebensmittel-Spezialgeschäfte, Bäcker, Metzger sowie Anbieter von Uhren/Schmuck, Tabakwaren oder Zeitschriften bilden eine Ausnahme. Hier sollte versucht werden, soweit die baulichen Rahmenbedingungen dies zulassen, durch Erweiterung oder Zusammen43 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn schluss der Verkaufsflächen die Attraktivität und Konkurrenzfähigkeit der betreffenden Betriebe zu verbessern. Hier könnten benachbarte Leerstände bzw. untergenutzte Flächen sogar von Vorteil sein, indem diese in ein bestehendes Ladenlokal integriert werden. Auch die Umwandlung nicht mehr benötigter Lager- und Abstellflächen stellt eine Möglichkeit dar, die Verkaufsfläche zu erweitern. Da gerade bei Neugründungen i. d. R. nur Mindestbetriebsgrößen von mehr als 100-200 m² Verkaufsfläche konkurrenzfähig sind, besteht auch die Gefahr einer erschwerten Vermietbarkeit der Kleinflächen. 6.3 Rahmenbedingungen des Einzelhandels Leerstandssituation Im Rahmen der Vor-Ort-Erhebung wurden insgesamt 32 Leerstände aufgenommenen, wovon sich 28 im Innenstadtbereich befinden (vgl. Karte 4). Die Leerstandsquote liegt in Simbach bei 17,3 % und ist als überdurchschnittlich einzustufen (siehe 3.7). Leerstände wirken sich insbesondere in innerstädtischen Einkaufsbereichen negativ aus. Sie bewirken eine Unterbrechung des durchgehenden Geschäftsbesatzes und somit eine generelle Verschlechterung des Stadtbildes. Zur Stärkung im Wettbewerb mit anderen Standorten und zur Vermeidung eines negativen Standortimages sind diese Flächen möglichst umgehend einer marktgerechten Nutzung zuführen. Um dies schnell und auch investorenfreundlich realisieren zu können, ist der durch die Stadt Simbach bereits erstellt Leerflächenkataster, in den neben Leerständen im Einzelhandelsbereich auch gewerbliche Brachflächen aufgenommen werden können, ein sinnvolles Instrument. Um einerseits Lücken im Angebot und andererseits bestehende Leerstände auch als Chance für den örtlichen Einzelhandel zu nutzen, sollten verschiedene Strategien zur Neuansiedlung bzw. -gründung von Betrieben eingeschlagen werden. Die erste Möglichkeit greift auf leerstehende Ladenlokale und Flächen zurück. Durch eine gemeinschaftliche, offensive Leerstandsvermarktung und CIMA Beratung + Management GmbH 2010 ein gezieltes Ansprechen von Multiplikatoren (Makler, IHK, Einzelhandelsverband etc.) und von potentiellen Ansiedlern (aktive örtliche Unternehmer, Einzelhändler mit attraktiven Geschäften in Nachbarorten, Filialisten etc.) sollte versucht werden, die noch offenen Potenziale abzudecken. Unterstützend, sozusagen als zweite Strategie, kann seitens der Stadt erwogen werden, eine Art Einzelhandels-Förderprogramm ins Leben zu rufen. Durch ein abgestuftes Anreizsystem könnten gute Erfolge im Hinblick auf die Verbesserung der Situation des örtlichen Einzelhandels erzielt werden. Gezielt zu fördern wäre die Ansiedlung bzw. Ergänzung von fehlenden Sortimenten, Verbesserung der Ladengestaltung und Flächenzuschnitte sowie allgemeine Modernisierungsinvestitionen. Um die Leerstandssituation zu verbessern und zugleich einen stärkeren Gastronomiebesatz in der Innenstadt zu fördern (s.u.), sollten einzelne leerstehende Erdgeschoßlagen, die aufgrund ihrer Lage oder Größe für den Einzelhandel weniger interessant sind, durch Gastronomiebetriebe besetzt werden. Aber auch Dienstleistungseinrichtungen wie Friseure, Reinigungen, Reisebüros aber auch Arztpraxen, Anwalts- oder Versicherungsbüros sind zur Belegung in Betracht zu ziehen. Flächenmanagement und Einbeziehung der Hauseigentümer Ein auf die Stadt Simbach zugeschnittenes Flächenmanagement kann neben einer offensiven Leerstandsvermarktung insbesondere eine aktive Leerstandsvermeidung unterstützen. Daneben sollte es den Haus- und Grundeigentümern möglichst kompetente beratende Hilfestellung zur effektiven Nutzung der Immobilien bereitstellen, um so die Verbesserung des Branchenund Funktionsmixes und eine Stärkung der Innenstadt zu erreichen. Langfristig sollte ein Flächen- oder Standortmanagement zwischen sämtlichen Marktpartnern (Eigentümer und Mieter, Stadt, Gewerbe, Makler, potenzielle Nutzer etc.) eine Schnittstellenfunktion übernehmen. Die vorliegende Einzelhandelsuntersuchung stellt eine wesentliche Grundlage für ein Flächenmanagement dar. 44 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Wir sehen die Etablierung eines Flächenmanagements als eine Aufgabe des im folgenden Kapitel 6.4 empfohlenen City- und Stadtmarketings an. Gastronomie Im Nutzungsmix der Simbacher Innenstadt spielt die Gastronomie neben dem Einzelhandel und dem Dienstleistungsbereich eine bedeutende Rolle. So stehen den 71 Einzelhandelsbetrieben 19 Gastronomiebetriebe gegenüber. Während sich in anderen aktuellen Untersuchungen der CIMA der Gastronomieanteil (gemessen als Anteil der gastronomischen Betriebe an allen kundenorientierten Einrichtungen) in bayerischen Innenstädten bei durchschnittlich rd. 14,5 % einpendelt (Minimum 11,4 %, Maximum 18,0 %), liegt dieser Anteil in Simbach mit 14,2 % knapp unter diesem Mittelwert. Um zwischen den Schwerpunktlagen Bahnhofstraße, Innstraße, Maximilianstraße, Münchener Straße und dem Fußgängerzonenbereich Schulgasse und Neue Gasse eine bessere und attraktivere Anbindung zu gewährleisten, die zu einem intensiveren Austausch des Passantenaufkommens zwischen diesen Bereichen führt, ist der verbindende Bereich des Kirchenplatzes umzugestalten. Hier können z.B. über einen Gestaltungswettbewerb Ideen eingebracht werden, die in Abstimmung mit den Simbacher Bürgern in die Umsetzung einfließen. Das Wittelsbacherhaus sowie im Idealfall auch das Rückgebäude des Oberkrainerstüberls sind neuen Nutzungen zuzuführen. Eine Aufwertung der bestehenden Sichtachse über den Kirchenplatz kann allein schon dazu führen, den Weg über den trotz Bepflanzung eher kahl und unbelebt wirkenden Platz zurückzulegen. Das gastronomische Angebot ist als Ergänzung des Einzelhandels sowie zur Schaffung von Aufenthaltsqualität im der Innenstadt von hoher Bedeutung. Dabei kommt es jedoch weniger auf die Quantität als auf die Qualität, Vielfalt und Art des Angebotes an. So weist insbesondere die in der Innenstadt befindliche Gastronomie Verbesserungspotenzial z.B. in Bezug auf Angebotsniveauund -zusammensetzung auf. Insbesondere ein Café- und Kneipenangebot wurde im Rahmen der durchgeführten Haushaltsbefragung vermisst. Die Befragung hat gezeigt, dass neben Cafés/Kneipen auch Restaurants häufig nachgefragt werden. Hier fehlen neben den zahlreichen Pizzerien alternative Angebote. Ansiedlungsinteressen sollten daher aktiv unterstützt bzw. bestehende Leerstände auch für Gastronomieansiedlungen genutzt werden. Verbindung der innerstädtischen Einkaufsbereiche Der auseinandergezogene Innenstadtbereich führt dazu, dass nur wenige Passanten den Weg zwischen den einzelnen Lagen zu Fuß gehen. Werden verschiedene Bereiche aufgesucht, ist vielmehr die Fahrt mit dem Auto üblich, was zu einer entsprechenden Verkehrsbelastung führt. Andere Kunden besuchen nur einen Teil der Innenstadt. CIMA Beratung + Management GmbH 2010 Kirchenplatz: Fehlende Kundenwirkung im zentralen Bereich 45 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Aufenthaltsqualität Beeinflusst durch das hohe Verkehrsaufkommen, aber in erster Linie bedingt durch die schmalen Gehwege, ist die Aufenthaltsqualität insbesondere der Innstraße, aber auch der Münchener und der Passauer Straße unzureichend. Es sollten daher alle bestehenden Möglichkeiten genutzt werden, Platzsituationen und somit Aufenthaltsbereiche zu schaffen. Hier sind die Vorzone des Rathauses, der Bereich vor der Hausnummer 22 sowie die Bereiche neben der Hausnummer 25 und zwischen den Hausnummern 35 und 37 sowie 37 und 41 als mögliche Flächen zu nennen. Innenstadtmöblierung Die in kommunaler Hand befindlichen Möblierungseinrichtungen wie Laternen, Sitzgelegenheiten und Papierkörbe präsentieren sich einheitlich und zeitgemäß. Einzig der Kirchenplatz weist abweichende Möblierungselemente auf. Das Aufnehmen gestalterischer Elemente (Möblierung, Beleuchtung, Kunst im öffentlichen Raum) aus den anderen Innenstadtbereichen könnte eine bessere Verbindung und ein stimmiges Gesamtbild schaffen. Die Verwendung privater Möblierungselemente sollte reguliert werden. Hier verwendet z.B. eine Reihe von Betrieben sogenannte „stumme Verkäufer“ oder „Passantenstopper“ als Marketingsinstrumente, die keiner einheitlichen Gestaltungslinie folgen und das Bild der Innenstadt stören. Vor allem auf den schmalen Gehsteigen der Innstraße geht von den Aufstellern eine Gefährdung der Passanten aus. Da diesen DIN-A1-Plakataufstellern oft größere, buntere und dadurch störendere Werbesegel folgen, die bisher erst vereinzelt in Simbach zu finden sind, sollte die Stadt gemeinsam mit der Wirtschaft Gestaltungsziele festlegen und mindestens eine Gestaltungsrichtlinie veröffentlichen oder eine Gestaltungs- oder Werbesatzung beschließen. CIMA Beratung + Management GmbH 2010 46 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 6.4 Marketing Aber auch gemeinsam initiierte und getragene Service-Angebote wie z.B. eine Kinderbetreuung können dazu beitragen, das Image einer kundenfreundlichen Einkaufsstadt weiter auszubauen und zu festigen. Herausstellen der Serviceorientierung der Betriebe Der Simbacher Innenstadt-Einzelhandel zeichnet sich durch inhabergeführte Betriebe mit hoher Serviceorientierung aus. Dies ist ein wesentlicher Vorteil gegenüber dem Fachmarkt-lastigen Einzelhandel an anderen Standorten. Daher sollten die Betriebe diese Serviceorientierung durch ein möglichst geschlossenes, serviceorientiertes Auftreten nach außen zeigen. Eine „Serviceoffensive“ des Einzelhandels in Zusammenwirken mit den ansässigen Dienstleistungs- und Gastronomiebetrieben mit der einheitlichen Definition von Mindest-Servicestandards kann in Verbindung mit einer entsprechenden Marketingstrategie neue Impulse zum Besuch Simbachs setzen. Wie die Befragungsergebnisse unter 5.1.5. zeigen, werden in den Bereichen Service und Beratungsqualität andere Orte vorgezogen, so dass ein Herausstellen der im Simbacher Einzelhandel bestehenden Potenziale umso wichtiger erscheint. Wichtiger Träger einer Profilierungsstrategie im Rahmen des Marketings für die Stadt ist die Werbegemeinschaft, die im Verbund das geschlossene Auftreten nach außen durch ihre Aktionen und Maßnahmen weiter fördern sollte. Neben branchenspezifischen Serviceleistungen sind dabei Freundlichkeit, Warenkenntnis und Beratungskompetenz des Personals wesentliche Kriterien der Serviceorientierung. Beispiel Aktion Kinderbetreuung in der Innenstadt Qualitätssiegel Gastronomie Qualitätssiegel Einzelhandel CIMA Beratung + Management GmbH 2010 Ortsspezifisches Siegel So lassen sich Serviceangebote ebenso zur Zielgruppenorientierung nutzen (hier: Zielgruppe „Familie“ bzw. „mit Kind“) wie zur Verbesserung der Kundenwahrnehmung (z.B. moderne Warendisplays), zur Kundenentlastung (z.B. 47 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Gepäckaufbewahrung) sowie auch als geldwerter Kundenvorteil (z.B. Parkgebührenrückerstattung). Stärkere Orientierung zum Erlebniseinkauf Durch Erlebnisfaktoren, Attraktionen und Atmosphäre können sich die Geschäfte wie auch die Innenstadt zu einem Freizeit- und Erlebnisbereich entwickeln, in dem Einkaufen weniger als Versorgungsvorgang, sondern als Freizeitbeschäftigung betrachtet wird. Grundsätzlich kann der Erlebniseinkauf auf der städtischen oder Makroebene gefördert werden (z.B. verkaufsoffene Sonntage oder der Simbacher Christkindlmarkt), auf der Mehrbetriebsebene (z.B. Themenwochen) und auf einzelbetrieblicher Ebene (Ergänzung des Sortimentes durch Erlebniskomponenten: außergewöhnlicher Ladenbau, Spielecken für Kinder, Angebot von Getränken, Test- und Probierzonen etc.). ren Entwicklung2 könnte in Zukunft die Basis dafür bilden. Mit der Realisierung des vorliegenden Konzeptes ist bereits ein wichtiger, grundlegender Schritt in Richtung Stadtmarketing getan. Die Einrichtung thematischer Arbeitskreise und Projektgruppen wäre der erste Schritt in Richtung der Umsetzung. In den einzelnen Arbeitskreisen könnten dann Maßnahmenpläne erstellt werden, deren kontinuierliche Umsetzung Aufgabe des Stadtmarketings ist. Solche Arbeitskreise wären auch das geeignete Forum, in dem die Umsetzungsmöglichkeiten der Empfehlungen der Einzelhandelsuntersuchung zu prüfen, zu priorisieren und die möglichen Vorarbeiten zur Umsetzung zu leisten sind. Die Werbegemeinschaft, der Einzelhandel, die Dienstleister und die Gastronomie sind ebenso in das Stadtmarketing einzubeziehen wie die Stadtverwaltung Simbach mit ihren Fachbediensteten. Während die Makroebene in Simbach durch die zahlreichen Aktionen bereits gut ausgebaut ist, sollten sich mehr Einzelbetriebe erlebnisorientiert zeigen. Durch die Erlebnisorientierung können einzelne Betriebe zu einer „Besonderheit“ und so zu Magneten für die gesamte Stadt werden. Stadtmarketing / City-Marketing Um sich im Wettbewerb mit den Konkurrenzstandorten zu positionieren, ist ein Ausbau des Marketings (Stadtmarketings) zu empfehlen. Die Hauptaktivitäten des Handels, der Wirtschaftsgemeinschaft wie der Stadtverwaltung sollten sich nicht nur auf die Werbung für das "Produkt Stadt und Handel" richten, sondern verstärkt auch auf die Arbeit am " Produkt Stadt und Handel ". Der im Rahmen der Vorbereitung zur vorliegenden Untersuchung aufgenommene, systematische Dialog über Fragen der weite2 Bei zwei Zusammenkünften waren jeweils Vertreter der Stadtverwaltung, der Politik und der Wirtschaft anwesend. CIMA Beratung + Management GmbH 2010 48 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 7 ERLÄUTERUNGEN UND METHODIK 7.1 Bestimmung des Einzugsgebietes und des Umsatzpotenzials Das Einzugsgebiet für den Einzelhandel, das bindungsfähige Konsumentenpotenzial und damit auch das mögliche Umsatzpotenzial der Stadt Simbach am Inn wurde mit einem computergestützten Simulationsmodell berechnet. Das von der CIMA GmbH angewandte Verfahren zur Abgrenzung des Marktgebietes basiert auf den Untersuchungen von Huff ("Defining and Estimating a Trading Area"). In diesem Modell wird für jede Stadt und Gemeinde im Einzugsgebiet die Wahrscheinlichkeit ermittelt, mit der ein Verbraucher aus dieser Gemeinde eine Einkaufsfahrt zum Untersuchungsort unternimmt. Ziel des Modells ist die Berechnung des bindungsfähigen Konsumentenpotenzials und damit auch des möglichen Umsatzpotenzials für den Einzelhandel. Das Modell wird für Lebensmittel, Waren des kurz-, des mittel- und des langfristigen Bedarfsbereiches getrennt berechnet und berücksichtigt die unterschiedlichen Einzugsgebiete in diesen Sortimentsbereichen. Einflussgrößen für die Berechnung des Einzugsgebietes sind: Geographische, örtliche und verkehrsbedingte Faktoren, Zeitdistanzen (Messungen der Wegezeiten) zwischen den Wohnorten der Konsumenten und den zentralen Einkaufsorten im Einzugsbereich, Attraktivität konkurrierender Einkaufsorte gemessen am jeweiligen Einzelhandelsumsatz. Das einzelhandelsrelevante Nachfragepotenzial leitet sich ab aus: der Attraktivität der Konkurrenzorte, der geographischen Lage der Konkurrenzorte, der Einwohnerzahl im Einzugsbereich, den Kaufkraftverhältnissen im Einzugsbereich und den einzelhandelsrelevanten Verbrauchsausgaben pro Kopf und Jahr CIMA Beratung + Management GmbH 2010 der unterschiedlichen Distanzempfindlichkeit und Ausgabebereitschaft für kurz-, mittel- und langfristige Güter. In das Simulationsmodell wurden neben der Stadt Simbach am Inn weitere 85 Gemeinden einbezogen. Das tatsächliche Einzugsgebiet umfasst jedoch nur diejenigen Orte, aus denen ein nennenswerter Anteil der verfügbaren einzelhandelsrelevanten Kaufkraft realistischerweise nach Simbach fließen kann. Eine Darstellung des Einzugsgebietes findet sich in Karte 2 (vgl. Kapitel 3.2). Begrenzend auf das Einzugsgebiet Simbachs wirken vor allem Braunau und die benachbarten Mittelzentren. Die einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer berechnet sich wie folgt: KK(Simbach) / E(Simbach) * 100 Dabei ist: KK(Simbach) = Einzelhandelsrelevante Kaufkraft Simbachs in ‰ der einzelhandelsrelevanten Gesamtkaufkraft der BRD E(Simbach) = Einwohnerzahl Simbachs in ‰ der Einwohnerzahl Gesamtdeutschlands Die Kaufkraft bezeichnet diejenigen Geldmittel, die für den Konsum zur Verfügung stehen. Das sind die Nettoeinkommen abzüglich der Kosten für Miete, Reisen und andere Konsumzwecke (Dienstleistungen etc.) sowie der Spareinlagen. Laut einer aktuellen Untersuchung des Kooperationsinstituts der CIMA, MB-Research, liegt die Kaufkraft je Einwohner in Deutschland derzeit bei 18.470 €. Diese Kaufkraft wird gleich 100,0 gesetzt. Ein Ort mit einer Kaufkraftkennziffer von 110,0 hat somit ein Pro-Kopf-Potenzial von 20.317 €, ein Ort mit einer KKZ von 90,0 hat entsprechend ein verfügbares Pro-KopfEinkommen von 16.623 €. 49 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Durch diese Berechnung wird, unabhängig von der Größe des Ortes, das verfügbare Netto-Einkommen pro Einwohner im Vergleich zum Bundesdurchschnitt bestimmt. Dabei ist der Bundesdurchschnitt stets 100 %. Geht man zur Anschauung von einem Bundesdurchschnitt von 5.000 Euro aus 3, so würde einem Ort mit einem einzelhandelsrelevanten Ausgabepotenzial von 5.500 Euro die Kaufkraftkennziffer 110,0 zugewiesen, einem Ort mit 4.500 Euro entsprechend die Kennziffer 90,0. ausgaben-Ermittlung pro Jahr ein Betrag in Höhe von 5.435 € für Ausgaben im Einzelhandel zur Verfügung: Bedarfsbereiche In €/Ew. p.a. Anteil in % Charakteristisch für Lebensmittel und den sonstigen kurzfristigen Bedarf (Arzneien, Drogerieartikel, Zeitschriften, Blumen, ...) ist, dass vergleichsweise häufig kleine Mengen eingekauft werden und ein dichtes Netz von Verkaufseinrichtungen auch in kleineren Ortschaften die Erledigung zahlreicher Einkäufe ermöglicht. überwiegend kurzfristiger Bedarf 2.871 52,8 (davon Lebensmittel) (2.100) (38,6) überwiegend mittelfristiger Bedarf 951 17,5 überwiegend langfristiger Bedarf 1.613 29,7 insgesamt 5.435 100,0 Im mittelfristigen Bedarfsbereich (Bekleidung, Schuhe, Sportartikel, Bücher, Schreibwaren, Spielwaren, ...) sowie im langfristigen Bedarfsbereich (Möbel, Hausrat, Elektrogeräte, Uhren, Optik, Fahrräder, ...) befinden sich Versorgungseinrichtungen in der Regel in den größeren zentralen Orten. Einkäufe werden häufig mit dem Auto durchgeführt und sind seltener als im kurzfristigen Bereich. Dem Einkauf geht in der Regel auch ein intensiverer Auswahl- und Vergleichsprozess voraus. Die ausgegebenen Beträge pro Einkauf sind dabei erheblich höher. Grundlage für die Potenzialberechnung im Einzelhandel sind die jährlichen Verbrauchsausgaben pro Kopf der Bevölkerung. Hierzu liegen Daten vor, die aus umfangreichem, sekundärstatistischem Material, Eigenerhebungen im Rahmen von Standortanalysen und Betriebsberatungen resultieren. Keine Berücksichtigung finden dabei die Verbrauchsausgaben für Kraftfahrzeuge, Landmaschinen, Brennstoffe und Mineralölerzeugnisse. In Abzug gebracht ist der Anteil des Versandhandels an den Verbrauchsausgaben, so dass nur der Pro-Kopf-Verbrauch, der im stationären Einzelhandel realisiert wird, in die Berechnungen eingeht. Jeder Person, vom Baby bis zum Greis, steht entsprechend dieser Verbrauchs- Tab. 5 Verbrauchsausgaben in Deutschland Pro-Kopf-Ausgaben Quelle: Bearbeitung: BBE Handelsberatung, München, 2008 CIMA GmbH, 2010 Davon entfallen 38,6 % auf Lebensmittel, 14,2 % auf Güter des sonstigen kurzfristigen Bedarfs, 17,5 % auf mittelfristig nachgefragte Waren und 29,7 % auf Ausgaben für Güter des langfristigen Bedarfs. Die Umsatzpotenziale in den einzelnen Warengruppen ergeben sich aus dem Produkt der (rein rechnerisch) gebundenen Einwohner und den Pro-KopfVerbrauchsausgaben. Unter der Berücksichtigung branchenspezifischer Verkaufsflächenproduktivitäten (Umsatzleistung je m² Verkaufsfläche) lassen sich schließlich aus den Umsatzpotenzialen die erforderlichen Verkaufsflächen ableiten. 3 die 2007er BBE!CIMA-Zahlen basieren auf einem Durchschnittswert von genau 5.435 € CIMA Beratung + Management GmbH 2010 50 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 7.2 Erhebung des bestehenden Einzelhandelsangebotes und Analyse der örtlichen Situation Im Rahmen der Untersuchung wurde eine Bestandsaufnahme aller existierenden Einzelhandelsbetriebe durchgeführt. Entscheidendes Kriterium für die Erfassung eines Betriebes ist dabei die Tatsache, dass zum Zeitpunkt der Erhebung von einer branchentypischen Geschäftstätigkeit ausgegangen werden kann. Die Klassifizierung aller erfassten Betriebe erfolgte nach folgenden Merkmalen: Lage des Betriebes (Innenstadt, integrierte Lage, sonstiges Gebiet/nicht integriert/Gewerbegebiet) Branche Betriebstyp Verkaufsfläche Sortimentsniveau allgemeiner Zustand des Betriebes, differenziert nach Innen- und Außengestaltung Die Zuordnung eines Betriebes zu einer Branche orientiert sich grundsätzlich am Schwerpunkt des angebotenen Sortiments. Handelt es sich um Betriebe mit mehreren Sortimentsbereichen (z. B. Warenhäuser, Verbrauchermärkte), so wird für die Bestimmung der gesamten Verkaufsfläche je Branche im betreffenden Untersuchungsort eine Aufspaltung in alle wesentlichen Warengruppen vorgenommen. Nicht zum Einzelhandel werden der Handel mit Kraftfahrzeugen und der Brennstoffhandel gezählt. Tankstellen-Shops werden jedoch aufgenommen. Reinigungen, Reisebüros, Videotheken und Autovermietungen zählen zu den Dienstleistungsbetrieben, Friseure, Schneidereien und Schuhmacher sind zum Handwerk zu rechnen. Apotheken, Optiker, Bäcker und Metzger werden dagegen zum Einzelhandel gezählt, da hier die Handelsfunktion im Vordergrund steht. CIMA Beratung + Management GmbH 2010 Die Klassifizierung der Betriebstypen orientiert sich an folgenden Kriterien: Bedienungsform Preisniveau Sortimentstiefe und –breite sowie Verkaufsfläche Als Verkaufsfläche wird der Verkaufsraum einschließlich Schaufenstern und Kassenbereich ohne die für den Kunden nicht begehbaren Nebenflächen wie Lagerräume, Verwaltungsräume, Werkstätten etc. erfasst. Die Bedarfsbereiche setzen sich aus folgenden Einzelbranchen zusammen: Kurzfristiger Bedarf: Lebensmittel, Reformwaren, Apotheken, Drogerien, Parfümerien, Blumen Mittelfristiger Bedarfsbereich: Oberbekleidung, Wäsche, Strümpfe, sonst. Bekleidung, Heimtextilien, Kurzwaren, Handarbeitsbedarf, Sportartikel, Schuhe, Sanitätshäuser, Bücher, Schreibwaren, Spielwaren, Zoobedarf Langfristiger Bedarfsbereich: Möbel, Antiquitäten, Kunstgegenstände, Eisenwaren, Hausrat, Baumarktartikel, Glas, Porzellan, Keramik, Geschenkartikel, Farben, Lacke, Tapeten , Elektrogeräte, Leuchten, Unterhaltungselektronik, Foto, Optik, Uhren, Schmuck, Lederwaren, Musikinstrumente, Musikalien, Fahrräder, Autozubehör, Büromaschinen, -einrichtung, Personalcomputer, Gartenbedarf 51 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Insgesamt erhebt die CIMA folgende 31 Branchen: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 Lebensmittel Reformwaren Apotheken Drogerien, Parfümerien Blumen, Pflanzen, Sämereien Oberbekleidung Wäsche, Strümpfe, sonst. Bekleidung Heimtextilien, Kurzwaren, Handarbeitsbedarf Sportartikel Schuhe Sanitätshäuser Bücher Schreibwaren Spielwaren/Hobby/Basteln Zoobedarf Möbel Antiquitäten, Kunstgegenstände Eisenwaren, Hausrat, Baumarktartikel Glas, Porzellan, Keramik, Geschenkartikel Farben, Lacke, Tapeten Elektrogeräte, Leuchten Unterhaltungselektronik Foto Optik Uhren, Schmuck Lederwaren Musikinstrumente, Musikalien Fahrräder Kfz-Zubehör Büromaschinen, -einrichtung, PC Babybedarf, Kinderbedarf und -bekleidung CIMA Beratung + Management GmbH 2010 Unterschieden werden schließlich die folgenden Standorttypen (vgl. Erläuterungen zu Karte 4 in Kapitel 3.6) Innenstadt Integrierte Lage: alle integrierten Lagen (Innenstadtrandlagen, Wohngebiete, Ortsteile) außerhalb der Innenstadt, Nicht integrierte Lage: autoorientierte Standorte, nicht von Wohngebieten umgeben, periphere Stadtrandlage, z.T. sogenannte „Grüne Wiese. 52 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 7.3 Zentrenrelevante und nicht zentrenrelevante Branchen Kennzeichnend für zentrenrelevante Branchen und Bedarfsbereiche ist insbesondere ihre über die tägliche Bedarfsdeckung hinausgehende Versorgungsfunktion. Größtenteils handelt es sich dabei um sogenannte Handtransportwaren. Darüber hinaus sollte sich die Innenstadt vor allem durch die Qualität und Höherwertigkeit der angebotenen Sortimente von den Betrieben im Außenbereich unterscheiden. Zu den zentrenrelevanten Branchen sind zu rechnen: Bekleidung, Wäsche, Geschenkartikel, Heimtextilien (Handtücher, Bettwäsche) Sportartikel, Schuhe, Musikinstrumente, Lederwaren, Pelze, Reisegepäck Foto, Optik, Bücher, Bild- und Tonträger (CD, DVD) Uhren und Schmuck, Papierwaren, Schreibwaren, Parfümeriewaren, Spielwaren, Kurz- und Strickwaren, Handarbeitsartikel, Stoffe, Fahrräder und Zubehör, Hausrat, Glas-Porzellan-Keramik, Antiquitäten, Kunstgegenstände, Großelektro (weiße Ware), Beleuchtung Unterhaltungselektronik (braune Ware), Büromaschinen, EDV, Kaffee und Tee, Weine und Spirituosen, Raucherartikel, Zooartikel, Tiernahrung, Kinder- und Babyartikel. Dies sind Sortimente, die überwiegend in Fachgeschäften, Kaufhäusern, Warenhausabteilungen sowie Einkaufszentren (Shopping-Centern) bevorzugt in der Innenstadt bzw. in integrierten Lagen angeboten werden. Daneben zählen die folgenden nahversorgungsrelevanten Sortimente des kurzfristigen Bedarfsbereichs, zu den zentrenrelevanten Sortimenten: Drogeriewaren, Körperpflege-Artikel, Reinigungsmittel, Apotheken, Reformwaren, Naturkost, Zeitschriften, Blumen und Kleinpflanzen sowie Nahrungs- und Genussmittelanbieter. Unternehmen aus diesen kurzfristigen Bedarfsbereichen sollten sowohl der Nahversorgung in Wohnlagen wie auch der Sortimentsabrundung in der Innenstadt dienen. Die Ansiedlung in Wohnstandortnähe ist notwendig, um die Versorgung aller Bevölkerungsgruppen mit den Gütern des täglichen Bedarfs - insbesondere mit Lebensmitteln - zu sichern, und das durch diese häufig nachgefragten Güter entstehende Verkehrsaufkommen über das Prinzip der kurzen Wege zu reduzieren. Zudem können die Wohngebiete durch eine solche wenig belastende Nutzungsmischung belebt werden. Die wesentlichste Nahversorgungsfunktion kommt dabei insbesondere den Lebensmittel-Anbietern zu, wobei hier ein ideales, ausgewogenes Angebot aus folgenden Betriebstypen bestehen sollte (je zu versorgendem Standort): ein Vollsortimenter (klassischer Supermarkt mit Markenware und breitem Frischeangebot) oder alternativ ein so genannter Soft-Discounter mit eingeschränktem Frischeangebot und Markenprodukten (also kein Aldi oder Lidl). Hierbei ist zu berücksichtigen, dass Supermärkte mit einer durchschnittlichen Artikelanzahl von 8.000 bis 12.000 für die Nahversorgung ein wesentlich vollständigeres Angebot bieten als SoftDiscounter mit einer Artikelzahl von rd. maximal 3.500 (Aldi: rd. 800 Artikel, Lidl rd. 1.200). eine Bäckerei, eine Metzgerei CIMA Beratung + Management GmbH 2010 53 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn sowie ggf. ein Obst- und Gemüsegeschäft. Charakteristisch für viele Branchen des langfristigen Bedarfes ist die Orientierung an den Autokunden. In der Regel werden in den nachfolgend aufgeführten Branchen Artikel angeboten, die nicht oder nur schwer zu Fuß abtransportiert werden können (sog. Autotransportwaren). Ferner ist den Anbietern gemeinsam, dass sie einen sehr hohen Flächenbedarf haben und daher meist peripher angesiedelt sind. Soweit im Einzelfall bestimmte Sortimente in keiner der beiden Listen aufgeführt sind, sind sie nach sachlogischem Zusammenhang einer der beiden Artikelgruppen zuzuordnen. Nicht zum Einzelhandel wird der Handel mit Kraftfahrzeugen gezählt. Reinigungen, Reisebüros, Videotheken und Autovermietungen zählen zum Dienstleistungsbereich, Friseure, Schneidereien und Schuhmacher sind zum Handwerk zu rechnen. Zu diesen nicht zentrenrelevanten Branchen zählen: Matratzen, Baumarktartikel, Bauelemente, Baustoffe, Tapeten, Werkzeuge, Eisenwaren, Bodenbeläge, Teppiche, Raumausstattung, Autozubehör, -teile, -reifen, Farben, Lacke, Getränke-Fachmärkte Möbel, Küchen, Boote und Zubehör Gartenartikel, Gartenbedarf, Pflanzen. Badeinrichtungen, Installationsmaterial, Sanitärerzeugnisse, Campingartikel, Diese Sortimente werden überwiegend in Fachmarktzentren, Fachmärkten, Discountern sowie Fachmarkt- und SB-Warenhausabteilungen angeboten. Die Abgrenzung der zentren- und nicht zentrenrelevanten Branchen wurde auf Basis der im Rahmen der Neuformulierung des LEP-Ziels B II 1.2.1.5. (seit 1.9.2006 Ziel B II 1.2.1.2) durch das Bayerische Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen veröffentlichten Brancheneinteilung vorgenommen. CIMA Beratung + Management GmbH 2010 54 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn 7.4 Begriffsdefinitionen Abschöpfungsquote Bedeutung: Die Abschöpfungsquote (auch Bindungsquote oder Umsatzbindungsfaktor) bezeichnet denjenigen Umsatzanteil am gesamten bindungsfähigen Umsatzpotenzial, der zu einem Zeitpunkt x tatsächlich erzielt wird. Berechnung: Die Berechnung kann branchenbezogen oder branchenübergreifend erfolgen. Berechnungsbasis ist der tatsächlich erzielte Umsatz einer Branche/eines Ortes dividiert durch das (bindungsfähige) Umsatzpotenzial dieser Branche/des Ortes. Einzugsgebiet Bedeutung: Die Größe des Einzugsgebiets eines Ortes bestimmt zu einem wesentlichen Anteil die Höhe seines bindungsfähigen Umsatzpotenzials. Berechnung und Abgrenzung: Einflussgrößen zur Bestimmung des Einzugsgebiets sind v.a. die Zeitdistanzen von den Wohnorten der Konsumenten zu den zentralen Einkaufsorten in der Region; die Marktpotenziale der Gemeinden des potentiellen Einzugsgebiets; die Attraktivitätsgrade der konkurrierenden Einkaufsorte; die unterschiedliche Distanzempfindlichkeit und Ausgabebereitschaft für Güter des kurz-, mittel- und langfristigen Bedarfs. Die Abgrenzung erfolgt i.d.R. nach Bedarfsbereichen für Güter des kurz-, mittelund langfristigen Bereichs. Zum Einzugsgebiet zählen alle Gemeinden, aus denen mindestens 10 % der verfügbaren Kaufkraft in den Untersuchungsort fließen (Kaufkraftbindung). Dabei ist zu beachten, dass v.a. in Verdichtungsräumen eine CIMA Beratung + Management GmbH 2010 unter 10 % liegende Kaufkraftbindung in €-Werten einen erheblichen Umfang erreichen kann. Kaufkraft (nominal / real) Bedeutung: Die nominale Kaufkraft bezeichnet diejenige Geldmenge, die den privaten Haushalten innerhalb eines bestimmten Zeitraumes zur Verfügung steht. Sie setzt sich zusammen aus dem verfügbaren Netto-Einkommen zuzüglich der Entnahmen aus Ersparnissen und aufgenommener Kredite, abzüglich der Bildung von Ersparnissen und der Tilgung von Schulden. Die reale Kaufkraft berücksichtigt das regional sehr unterschiedliche Niveau von Löhnen/Gehältern und Lebenshaltungskosten. Eine neue Untersuchung von MB Research, Nürnberg, belegt dabei deutliche Unterschiede. Kaufkraftkennziffer (KKZ) Bedeutung: Die KKZ bezeichnet die Kaufkraft einer Gemeinde pro Einwohner im Vergleich zum Bundesdurchschnitt (unabhängig von der Größe der Gemeinde). Berechnung: Aus der Einkommensteuer-Statistik der Städte und Gemeinden wird das gesamte im Ort verfügbare Netto-Einkommen aufsummiert und durch die Zahl der Einwohner geteilt. Daraus ergibt sich ein bestimmtes ortsspezifisches Pro-Kopf-Einkommen. Der Bundesdurchschnitt dieses Pro-Kopf-Einkommens wird gleich 100 gesetzt. Angenommen dieser Bundesdurchschnitt läge bei 10.226 €, so würde einem Ort mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 11.248 € die KKZ 110,0 zugewiesen, einem Ort mit € 9.203 entsprechend die KKZ 90,0. 55 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Marktpotenzial Bedeutung: Das Marktpotenzial bezeichnet den Umsatzumfang eines Ortes auf Basis seiner Einwohnerzahl (ohne Kaufkraftzu- und -abflüsse aus dem Einzugsgebiet). Berechnung: Berechnungsbasis sind die jährlich neu ermittelten durchschnittlichen einzelhandelsrelevanten Verbrauchsausgaben pro Kopf in der BRD, multipliziert mit der Einwohnerzahl des Ortes. Umsatzpotenzial (bindungsfähiges) Bedeutung: Das bindungsfähige Umsatzpotenzial bezeichnet den Umfang des Umsatzes, den ein Ort auf Basis seinen eigenen, lokalen Marktpotenzials, abzüglich der Kaufkraftabflüsse der eigenen Bevölkerung und zuzüglich der Kaufkraftzuflüsse der Bewohner des Einzugsgebiets, rechnerisch erreichen kann. Berechnung: Vom ermittelten lokalen Marktpotenzial wird der zu erwartende Kaufkraftabfluss der örtlichen Bevölkerung abgezogen und der zu erwartende Kaufkraftzufluss aus dem Einzugsgebiet hinzugerechnet (Ermittlung des zu erwartenden Kaufkraftzu- bzw. -abflusses über Einfluss von Entfernung und Attraktivität der Konkurrenzzentren = Distanz-Matrix-Modell nach HUFF). Umsatzkennziffer (UKZ) Bedeutung: Die UKZ bezeichnet die Umsatzkraft einer Gemeinde pro Einwohner (also nicht den Umsatz pro Einwohner!). Da am Umsatz eines Ortes zu beträchtlichen Teilen auch die Bewohner des Umlandes beteiligt sind, ist der Umsatz bzw. die Umsatzkennziffer Ausdruck der Zentralität eines Ortes und ein Kriterium für die Beurteilung seiner Standortattraktivität. Berechnungsbasis: CIMA Beratung + Management GmbH 2010 Berechnungsbasis ist der (von MB Research jährlich geschätzte) örtliche Einzelhandelsumsatz (ohne Kfz/Mineralöl, aber mit EinzelhandelsNahrungsmittelhandwerk wie Bäcker/Metzger). Wie bei der KKZ wird der ortspezifische Wert mit dem Bundesdurchschnitt verglichen und auf die Einwohnerzahl des Ortes bezogen. Einzelhandelszentralität Die Einzelhandelszentralität eines Ortes beschreibt das Verhältnis des am Ort getätigten Einzelhandelsumsatzes zu der am Ort vorhandenen Nachfrage. Wenn die Zentralität einen Wert von über 100 % einnimmt, so fließt Kaufkraft aus dem Umland in den Ort, die die Abflüsse übersteigt. Liegt die Zentralität unter 100 %, so existieren Abflüsse von Kaufkraft, die nicht durch die Zuflüsse kompensiert werden können. Je größer die Zentralität eines Ortes ist, desto größer ist seine Sogkraft auf die Kaufkraft im Umland. Die Zentralität eines Ortes wird z.B. durch die Qualität und Quantität an Verkaufsfläche, den Branchenmix, die Verkehrsanbindung und die Kaufkraft im Marktgebiet gesteuert. Non-Food-Sortimente von Lebensmittelmärkten (nach EHI, EuroHandelsinstitut GmbH, Köln, 2007) Non-Food I: Wasch-, Putz-, und Reinigungsmittel, Schuh-, Kleiderpflege, Hygieneartikel, Hygienepapiere, Säuglingspflege, Watte, Verbandsstoffe, Haar-, Haut-, Mund- und Körperpflege, Sonnen- und Insektenschutz, Kosmetika, Fußpflegemittel, Tiernahrung/Tierpflegeartikel Non-Food II: Textilien, Heimtextilien, Kurzwaren, Schuhe, Lederwaren, Koffer, Schirme, Haushaltswaren, Bilderrahmen, Galanteriewaren, Camping-, Garten- und Sportartikel, Unterhaltungselektronik, Elektrogeräte- und artikel, Elektrogroßgeräte, Schmuck, Foto, Uhren, Brillen, Spielwaren, Papier-, Büround Schreibwaren, Bücher Zeitungen, Zeitschriften, EDV, Kommunikation, Do-it-Yourself-Artikel (Baumarktartikel), Eisenkurzwaren, Farben, Lacke, Autozubehör, Fahrradzubehör, Blumen, Pflanzen, Samen, Düngemittel, Insektizide, Sonstiges, wie Möbel und Sanitärbedarf. 56 Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Simbach am Inn Wir unterscheiden zwischen folgenden Einzelhandels-Betriebstypen: Fachgeschäft Sehr unterschiedliche Verkaufsflächengrößen, branchenspezialisiert, tiefes Sortiment, in der Regel umfangreiche Beratung und Kundenservice (als Filialisten sind z.B. Benetton, Bijou Brigitte oder Fielmann zu nennen). Fachmarkt Meist großflächiges Nonfood-Fachgeschäft (Ausnahme: Getränkemärkte) mit bestimmtem Branchenschwerpunkt, mit breitem und tiefem Sortimentsangebot, in der Regel viel Selbstbedienung und Vorwahl, oft knappe Personalbesetzung (z.B. Obi, Vögele, Media-Markt, Deichmann, ARO-Teppichwelt). Fachmarktzentren vereinen zahlreiche unterschiedliche Fachmarktkonzeptionen unter einem Dach oder auch in offener Bauweise. Shopping-Center Großflächige Konzentration vieler Einzelhandelsfachgeschäfte diverser Branchen, Gastronomie- und Dienstleistungsbetriebe meist unter einem Dach, oft ergänzt durch Fachmärkte, Kaufhäuser, Warenhäuser und Verbrauchermärkte; großes Angebot an Kundenparkplätzen; i.d.R. zentrale Verwaltung und Gemeinschaftswerbung. Errichtung häufig aufgrund zentraler Planung. Oft werden bestehende Einkaufszentren auch weiterentwickelt und vergrößert, mit der Folge, dass sich eine gravierende Veränderung der Wettbewerbssituation ergeben kann (z.B. OlympiaEinkaufszentrum oder PEP in München). Supermarkt Ca. 400 bis 1.500 m² Verkaufsfläche, Lebensmittelvollsortiment inkl. Frischfleisch, ab 800 m² Verkaufsfläche bereits höherer Nonfood-Anteil: Umsatzanteil ca. 10 - 15 %, Flächenanteil ca. 20 - 30 % (z.B. Rewe, Edeka, Tengelmann). CIMA Beratung + Management GmbH 2010 Lebensmittel- Meist Betriebsgrößen zwischen ca. 400 und 1.000 m² Discounter Verkaufsfläche, ausgewähltes, spezialisiertes Sortiment mit relativ niedriger Artikelzahl, meist ohne Bedienungsabteilungen, preisaggressiv, zunehmender Nonfood-Umsatzanteil (z.B. Aldi, Lidl, Norma). Verbrauchermarkt Verkaufsfläche ca. 1.500 bis 5.000 m², Lebensmittelvollsortiment, mit zunehmender Fläche stark ansteigender Flächenanteil an Nonfood-Abteilungen (Gebrauchsgüter), Nonfood-Umsatzanteil ca. 20 - 40 %, Nonfood-Flächenanteil ca. 30 - 60 % (z.B. Kaufland). SB-Warenhaus Verkaufsfläche über 5.000 m², neben einer leistungsfähigen Lebensmittelabteilung (Umsatzanteil i.d.R. über 50 %) umfangreiche Nonfood-Abteilungen: Nonfood-Umsatzanteil ca. 35 - 50 %, Nonfood-Flächenanteil ca. 60 - 75 %. Standort häufig peripher, großes Angebot an eigenen Kundenparkplätzen (z.B. Globus, Real). Warenhaus In der Regel Verkaufsfläche über 3.000 m², in zentraler Lage, oft mit Lebensmittelabteilung, breites und tiefes Sortiment, hier überwiegend Vorwahlsystem und Bedienung (z.B. Karstadt, Kaufhof). Kaufhaus In der Regel Verkaufsfläche über 1.000 m², in zentraler Lage, breites, tiefes Nonfood-Sortiment, im Gegensatz zum Warenhaus meist mit bestimmtem Branchenschwerpunkt, z.B. Textil oder Möbel (z.B. C&A, H&M, K+L Ruppert bzw. Segmüller, XXX-Lutz) 57