Jahresbericht 2007-08 - Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Transcrição
Jahresbericht 2007-08 - Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Jahresbericht der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Zahlen und Bilder aus den Jahren 2007/2008 EKHN-Jahresbericht 2007/2008 Inhalt Seelsorge I Auf allen Ebenen Seelsorge in Altenheim, Krankenhaus unsere Identität herausstellen und Hospiz Vorwort von Kirchenpräsident Hoffnungen aufspüren Prof. Dr. Peter Steinacker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4 Positive Finanzentwicklung ermöglicht I Ehrenamtlicher Dienst in Hadamar . . . . . . . . . . . . . . .24 I Seelsorge im Dekanat Runkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26 I Zentrum Seelsorge und Beratung in der EKHN . . . . . . .27 eine nachhaltig vorsorgende Finanzpolitik I I Heinz Thomas Striegler, Finanzdezernent Polizeiseelsorge der EKHN, zur finanziellen Lage . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6 Wo das Dienstliche persönlich werden kann I Einsatz im Rhein-Main-Gebiet . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28 Weltoffen, diskutierfreudig und innovativ I Dienst der EKHN für die Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . .29 Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau I Beirat der Polizeiseelsorge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .30 (EKHN) im Profil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8 Ein- und Austritte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .9 Bildung Entwicklung der Mitgliederzahlen . . . . . . . . . . . . . . . .10 Die EKHN in Zahlen, Karte der EKHN . . . . . . . . . . . . . . .11 Familienbildung Fitnessstudio für Familien I Verkündigung Eltern-Kind-Gruppen in Heuchelheim und Kleinlinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .31 Kindergottesdienst I Evangelische Familien-Bildungsstätte in Gießen . . . . .32 Die Kirche der nächsten Generation I Evangelische Frauen I Kinderkreuzweg in Zotzenheim/Rheinhessen . . . . . . . .12 I Landesverband Kindergottesdienst der EKHN . . . . . . . .13 I Kindergottesdienst in Pfaffen-Schwabenheim/ Kindertagesstätten Rheinhessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14 Ein sicherer Ort in Hessen und Nassau e.V. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .33 I Gottesdienst Der etwas andere Blick I Prädikant im Dekanat Nassau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16 I Gottesdienst in Dausenau, Hömberg Kinderhaus Sonnenblume in Darmstadt-Arheilgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34 I Fachberatung für Kindertagesstätten in den Dekanaten Darmstadt Land und Stadt . . . . . . . . . .36 I Zentrum Bildung der EKHN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .37 und Zimmerschied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17 I Konfirmanden Zentrum Verkündigung in der EKHN . . . . . . . . . . . . . . .18 Gemeinsam auf der Suche nach dem Glauben I Kirchenmusik I Wochenendlehrgänge in Dreieich-Götzenhain . . . . . . .38 Damit viele Stimmen tönen I Jugendarbeit im Dekanat Dreieich . . . . . . . . . . . . . . . .39 Projekt Singen macht stark I Religionspädagogisches Studienzentrum in Rohrbach-Wembach-Hahn/Odenwald . . . . . . . . . . . .19 I Propsteikantor für Starkenburg . . . . . . . . . . . . . . . . . .20 I Kirchenmusik in der EKHN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21 in der EKHN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .40 Jugendarbeit Der einzige Treffpunkt am Ort I Küster I Clubsprecher in Niddatal-Kaichen . . . . . . . . . . . . . . . .42 Türsteher des Glaubens I Jugendarbeit in der EKHN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .43 Dienst an der Nikolaikirche auf dem I Offene Jugendarbeit in der Großgemeinde Niddatal . . .44 Frankfurter Römer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22 I Küsterausbildung in der EKHN . . . . . . . . . . . . . . . . . . .23 Gebäude der EKHN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .23 2 Ökumene Organisation Partnerschaft Ehrenamtliche Leitung Die Botschaft Jesu fröhlich vermitteln Echte, wichtige Entscheidungen treffen können I Ein Pfarrer aus Tansania in Waldgirmes . . . . . . . . . . . .45 I Präses im Dekanat Bergstraße . . . . . . . . . . . . . . . . . . .61 I Tansania-Arbeitskreis im Dekanat Gladenbach . . . . . . .46 I Vorsitz im Kirchenvorstand Hammelbach . . . . . . . . . . .62 I Zentrum Ökumene in der EKHN . . . . . . . . . . . . . . . . . .47 I Ehrenamtsakademie in der EKHN . . . . . . . . . . . . . . . . .63 Interreligiöser Dialog Verwaltung Im Libanon für das Gießener Land lernen I I Die Tür steht allen offen Erfahrungen in den Dekanaten Grünberg, I Gemeindebüro in Viernheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .64 Hungen und Kirchberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .48 I Regionalverwaltung in Gernsheim . . . . . . . . . . . . . . . .65 Interreligiöser Dialog in I Kirchenverwaltung der EKHN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .66 Kubach und Hirschhausen/Taunus . . . . . . . . . . . . . . . .49 I EKHN-Mitarbeiter/-innen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .67 Runder Tisch Islam für Journalisten in der EKHN . . . . .50 Ausbildung Zuerst an sich selbst arbeiten Gesellschaftliche Verantwortung I Pädagogische Akademie Elisabethenstift gGmbH in Darmstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .68 Bündnis Familie Du bist die Hauptperson I Praktikum in der Kindertagesstätte Hainburg . . . . . . .69 I Projekt Patente Paten in Mainz und Bingen . . . . . . . . .51 I Evangelische Fachhochschule Darmstadt (EFHD) . . . . .70 I Engagement für arbeitslose Jugendliche Öffentlichkeitsarbeit im Dekanat Ingelheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .52 I Ansprechend Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .53 I Kommunikation in der Gemeinde Ober-Roden . . . . . . . .71 I Regionale Öffentlichkeitsarbeit Diakonie Essen, wo es hingehört I Die Tafel in Höhr-Grenzhausen/Westerwald . . . . . . . . .54 I Regionales Diakonisches Werk im Westerwaldkreis . . . .55 I Diakonisches Werk in Hessen und Nassau (DWHN) . . . .57 im Dekanat Rodgau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .72 I Öffentlichkeitsarbeit in der EKHN . . . . . . . . . . . . . . . .73 Finanzen Jahresergebnis 2007 Gleichstellung I Bagger oder Barbie I Beauftragte in Wiesbaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .58 I Stabsstelle Gleichstellung in der EKHN . . . . . . . . . . . .59 I [Ort, Gemeinde] I [Region, Dekanat, Propstei] I [gesamte EKHN] Einnahmen und Ausgaben der EKHN im Jahr 2007 . . . .74 Verwendung des Haushalts 2007 I Ausgaben für kirchliche Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . .76 I Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .80 I Adressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .80 3 Vorwort von Kirchenpräsident Prof. Dr. Peter Steinacker Auf allen Ebenen unsere Identität herausstellen Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, woran denken Sie, wenn Sie das Stichwort »evangelische vielen Menschen ist die Skepsis gegenüber Glauben und Kirche« hören? Wahrscheinlich zuerst an Ihre Kirchen- Kirchenmitgliedschaft gewachsen. Jahrhundertelange gemeinde vor Ort. Das ist gut so, aber evangelische evangelische Traditionen sind in vielen Familien verloren- Kirche ist noch weitaus mehr: mehr als die einzelne gegangen. Die EKHN hat darauf intensiv reagiert, aber Gemeinde und auch mehr als die Summe aller Gemeinden. auch das brauchte Zeit. Die Gemeinde Jesu Christi ist die Gemeinschaft aller Gläubigen und sie kann sich in ganz unterschiedlicher Evangelisches Profil Gestalt zeigen: als Ortsgemeinde, als Gemeindekreis, als Zum einen haben wir verstanden, dass wir viel mehr als Dekanat und auch als Landeskirche oder eine ihrer Ein- früher unsere evangelische Identität herausstellen richtungen. Gemeinde Jesu Christi sind wir zusammen müssen. Wo evangelisch draufsteht, etwa an einer und auf verschiedene Weise. Kindertagesstätte oder einem Gemeindehaus, muss auch Was die Gemeinde Jesu Christi in Gestalt der evangelisch drin sein. Je weiter die Kenntnisse über die Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) mit kirchlichen Traditionen in der Gesellschaft schwinden, den ihr anvertrauten Kirchensteuermitteln im ver- desto klarer und präziser muss sich unsere Kirche zu gangenen Jahr getan und erreicht hat, darüber geben wir erkennen geben. Es ist unsere besondere Aufgabe als Ihnen auf den folgenden Seiten Auskunft. Sie finden in Kirche, die Kultur der Nächstenliebe, die Pf lege der diesem Jahresbericht Beispiele aus der täglichen Arbeit Feiertage und die Verkündigung des Evangeliums zu unserer 1.182 Kirchengemeinden, 48 Dekanate und den gestalten und in der Gesellschaft zu vertreten. Das gesamtkirchlichen Einrichtungen. wissen wir heute viel deutlicher als früher. Wie das konkret Wir haben eine große Strukturreform hinter uns. geschieht, darüber gibt dieser Jahresbericht Auskunft. Viele Arbeitsfelder wurden neu geordnet und vernetzt. In diesem Jahr möchten wir Ihnen deshalb vor allem Transparente Struktur zeigen, was die Reformen bewirken: Wie unsere Kirche Seit dem Jahr 2000 hat die EKHN ihre Aktivitäten auf drei auf vernetzte Weise zum Wohl vieler Menschen und zur unterschiedlichen Ebenen gebündelt, die wir Handlungs- Ehre Gottes handelt. ebenen nennen: erstens die örtliche Ebene mit den Kirchengemeinden, zweitens die regionale Ebene mit den Umbruch Dekanaten und ihren Arbeitsschwerpunkten für die Meine Amtszeit als Kirchenpräsident der EKHN, die 1993 Region sowie drittens die gesamtkirchliche Ebene mit begann und mit dem Jahr 2008 zu Ende gehen wird, war ihren fachlichen Zentren und der Leitung. Neue starke und ist geprägt von der intensiven Neuorientierung der Kraft sind dabei vor allem die Dekanate. Sie können evangelischen Kirche in unserer Gesellschaft. Solche die evangelische Kirche für eine ganze Region gestalten. Prozesse brauchen Zeit. Seit der Reformation gab es eine 4 Im Zuge der Reform sind die drei Handlungs- enge Allianz zwischen der evangelischen Kirche und der ebenen auf vielfältige Weise miteinander vernetzt worden jeweiligen staatlichen Führung. Erst 1918 erfolgte die und nehmen ihre Aufgaben im Verbund miteinander förmliche Trennung von Staat und Kirche. Das war vor wahr. Sie ergänzen und unterstützen sich gegenseitig. 90 Jahren, aber es hat lange gedauert, bis die neue Es ist eine transparente Struktur geworden, die auf Rolle der evangelischen Kirche in der Gesellschaft den effektive Weise Übersicht und Verlässlichkeit schafft. Beteiligten mit allen Konsequenzen klar wurde. Bei Wie das im Einzelnen und konkret geschieht, das stellt Hans Helmut Köke [1940 – 2007], von 1993 bis 2005 Stellvertreter des Kirchenpräsidenten. dieser Jahresbericht anhand von Beispielen aus ver- sein oder uns doch wohlwollend zu begleiten. Sie haben schiedenen Themenbereichen dar. Ich bin überzeugt, damit – direkt und indirekt – zum reichhaltigen Wirken dass diese neue Struktur die Handlungsmöglichkeiten unserer Kirche für die Menschen in unserer Gesellschaft unserer Kirche erheblich verbessert. beigetragen. Das gilt natürlich besonders auch für alle, An dieser Stelle denke ich in Trauer und Dankbar- die im vergangenen Jahr für unsere Kirche tätig waren, keit an meinen langjährigen Stellvertreter Oberkirchen- sei es im Haupt-, im Neben- oder im Ehrenamt. Ihnen allen rat Hans Helmut Köke. Er ist im Oktober 2007 für uns alle gilt mein herzlichster Dank. völlig überraschend nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 67 Jahren gestorben. Den langen und mühsamen Weg der Reform hätte die EKHN ohne sein beharrliches Wirken kaum bewältigen können. Wir verdanken ihm unschätzbar viel. Mein letztes Wort gilt allen, die uns bis heute die Treue gehalten haben. Sie haben sich weder von der Kirchensteuer noch von Glaubens- und Lebenskrisen Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Steinacker · Kirchenpräsident Paulusplatz 1 · 64285 Darmstadt · Telefon (06151) 405-291 E-Mail [email protected] davon abhalten lassen, Mitglieder unserer Kirche zu 5 Heinz Thomas Striegler, Finanzdezernent der EKHN, zur finanziellen Lage Positive Finanzentwicklung ermöglicht eine nachhaltig vorsorgende Finanzpolitik Das Finanzjahr 2007 bescherte der EKHN Kirchensteuereinnahmen, die deutlich über den Erwartungen lagen, hohe Rückzahlungen aus der Schlussrechnung des Kirchensteuerclearings der Evangelische Kirche in Deutschland, höhere Vermögenserträge und eine höhere Verzinsung des Kassenbestandes. B ereinigt um Clearingrückzahlungen in Höhe Der unbereinigte Haushaltsüberschuss in Höhe von von insgesamt 59,8 Mio. Euro für die Jahre 124,6 Mio. Euro konnte im Rahmen der Jahresrechnung 2002 und 2003 konnten nach Verwaltungs- 2007 verschiedenen Verwendungszwecken zugeführt ausgaben und laufenden Clearingzahlungen werden. Der größte Teil in Höhe von 111,3 Mio. Euro ging im Jahr 2007 insgesamt Kirchensteuern in dabei an eine zweckbestimmte Rücklage für die Kirchen- Höhe von 423,3 Mio. Euro in den Haushalt überführt bauunterhaltung/Kirchbaustiftung, die damit bereits werden. Das entspricht einem Zuwachs von 7,84 Prozent über 160 Mio. Euro verfügt. Des Weiteren wurde das gegenüber 2006 oder rund 12 Prozent gegenüber dem Stiftungskapital der EKHN Stiftung von 5 Mio. auf Planansatz. 10 Mio. Euro aufgestockt. Schließlich wurden aus dem Waren die Zuwächse 2005 und 2006 alleine noch Jahresüberschuss 6 Mio. Euro zurückgestellt für Bonus- auf hohen Steigerungsraten aus der Kircheneinkommen- zahlungen gemäß der Kirchlichen Dienst- und Arbeits- steuer zurückzuführen, beruht die positive Entwicklung vertragsordnung. Die Angestellten werden entsprechend 2007 vor allem auf der steigenden Kirchenlohnsteuer, dem wirtschaftlichen Ergebnis des jeweiligen Arbeit- gewissermaßen als Spiegelbild des Arbeitsmarkts. Der gebers an Haushaltsüberschüssen beteiligt. Für die nominell hohe Betrag an Kirchensteuereinnahmen relati- gesamte EKHN wurde hierbei nach einem bestimmten viert sich allerdings deutlich, wenn man in der Steuer- Schema ein bereinigter struktureller Haushaltsüber- entwicklung auch die Inf lation berücksichtigt. schuss als Kennziffer vereinbart. Entsprechend dem Für das Haushaltsjahr 2007 ergibt sich im Saldo Bonuszahlungsmodell dürfen sich die Angestellten der von Einnahmen und Ausgaben unbereinigt ein Haushalts- kirchlichen Einrichtungen im November 2008 auf eine überschuss in Höhe von 124,6 Mio. Euro, in dem aller- Bonuszahlung in Höhe von 40 Prozent eines Monats- dings 59,79 Mio. Euro aus Clearingrückzahlungen ver- gehaltes freuen, sodass die im November zahlbare gangener Jahre enthalten sind. Mit anderen Worten: Sonderzuwendung insgesamt ein komplettes Monats- Knapp die Hälfte des Überschusses geht auf Ursachen gehalt beträgt. Dahinter steht die Philosophie, dass zurück, die sich nicht wiederholen werden. Der um unsere Beschäftigten an finanziell guten Zeiten teil- Clearingrückzahlungen bereinigte Überschuss beträgt haben sollen. Inzwischen wurde diese Regelung auch auf demnach 64,8 Mio. Euro. Bei einer weiteren Bereinigung die Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Kirchenbeamtinnen von sämtlichen Zuführungen und Entnahmen aus dem Ver- und Kirchenbeamte übertragen. Ihre Grundsonder- mögen ergibt sich ein struktureller Überschuss in Höhe zuwendung beträgt 2008 zwar zunächst nur 30 Prozent von 85,4 Mio. Euro. (Niveau der derzeitigen Bundesregelung), aber dafür kann dann im Sommer 2009 ein Bonus ausgezahlt werden. Dessen Höhe hängt vom strukturellen Haushaltsüberschuss des Jahres 2008 ab und kann bis zu 50 Prozent Clearingverfahren: Die evangelischen Landeskirchen verrechnen untereinander Steuereinnahmen, die dort angefallen sind, wo ihre Mitglieder arbeiten, die aber der Landeskirche zustehen, in deren Gebiet diese Mitglieder wohnen. 6 eines Monatsgehalts betragen. Diese Regelung ist zunächst auf zwei Jahre befristet und muss danach je nach Veränderung der Bundesregelung über die Sonderzuwendung angepasst werden. Neben der erstmaligen Kirchensteueraufkommen in Hessen und Rheinland-Pfalz 2007 [Mio. Euro] 400 n 300 zur Lohnsteuer 322,4 200 Kirchensteueraufkommen 2007 [Mio. Euro] 400 350 n nominal 423,3 n real/inflationsbereinigt 322,3 300 n 100 zur Einkommensteuer 97,6 0 250 200 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 1997 2002 2007 Gewährung einer Bonuszahlung für die Angestellten gleicht der Lohnabschluss der Arbeitsrechtlichen Kommission durch die Erhöhung um 5 Prozent ab dem 1. April 2008 und die Laufzeit von 24 Monaten die Teuerungsraten der letzten drei Jahre aus. Er führt andererseits aber auch zu Mehrausgaben in Millionenhöhe. Mit Blick auf die gesamte EKHN sollen die hohen unerwarteten Mehreinnahmen außer für die Anpassung der Gehälter der Beschäftigten vor allem und zu einem sehr hohen Prozentsatz (über 95 Prozent) dazu genutzt werden, künftige kirchengemeindliche Haushalte zu entlasten. Das – ergänzt um einen noch zu entwickelnden Kriterienkatalog für einen Härtefallfonds für Kirchengemeinden – soll dazu dienen, die Handlungsfähigkeit der Gemeinden auch in den zu erwartenden finanziell schwierigeren Jahren zu erhalten. Darüber hinaus wird das neue Zuweisungssystem mit seinen Übergangsregelungen, deutlichen Vereinfachungen und wirtschaft – besonders wegen rückläufiger Mitglieder- erhöhten Budgetfreiheiten die Verteilungsgerechtigkeit zahlen auch von sinkenden Einnahmen ausgegangen der Zuweisungsmittel verbessern und einen f lexibleren werden muss. Es liegt daher in unserer Verantwortung, Einsatz der finanziellen Ressourcen auf der Gemeinde- den überwiegenden Teil der Mehreinnahmen dazu zu und Dekanatsebene ermöglichen. nutzen, mit einer vorsorgenden Finanzpolitik künftige Die erfreuliche Entwicklung bei den Kirchen- Haushalte nachhaltig zu entlasten und damit die steuereinnahmen der letzten beiden Jahre hält auch in Handlungsfähigkeit der Gemeinden, der Dekanate und den ersten fünf Monaten des Jahres 2008 an. Im Ausblick der Gesamtkirche für die nächsten Jahrzehnte zu sichern. für das Jahr 2009 sind aber neben der Einführung der Die derzeitige Finanzsituation bietet uns diese Chance. pauschalen und anonymisierten Zinsabgeltungssteuer An dieser Stelle danke ich besonders all denen, auch weitere Risiken erkennbar. Die Krise an den Finanz- die Kirchensteuer zahlen und damit die Erfüllung der märkten, die weit über die sogenannten Subprime-Kredite vielfältigen Aufgaben der EKHN in Verkündigung, hinausgeht, und vor allem der Vertrauensverlust der Seelsorge und Beratung, Diakonie und Ökumene sowie Marktteilnehmer, weiten sich aus und werden je nach in Bildung und gesellschaftlicher Verantwortung erst Region und Volkswirtschaft in unterschiedlicher Intensität ermöglichen. auch negative Auswirkungen auf die Realwirtschaft haben. Die Inf lationsspirale, die bislang noch überwiegend von der Kreditmarktkrise überdeckt wurde, birgt enorme Gefahren und sozialen Sprengstoff, speziell wegen der stark steigenden Preise für Grundnahrungsmittel. Die derzeit positive Entwicklung auf der einen Seite sollte den Blick nicht dafür verstellen, dass langfristig – neben den Folgen möglicher Krisen in der Welt- Heinz Thomas Striegler Leiter des Dezernats Finanzen, Bau und Liegenschaften Paulusplatz 1 · 64285 Darmstadt · Telefon (06151) 405-344 E-Mail [email protected] 7 Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) im Profil Weltoffen, diskutierfreudig und innovativ Welten finden in der EKHN zusammen. Zu ihr gehört das Rhein-Main-Gebiet mit seiner quirligen Urbanität und die angrenzenden Mittelgebirge mit ihren traditionsreichen Städten und dörflichen Lebensgewohnheiten. Die Region Rhein-Main entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg stürmisch zu einem der innovativsten Ballungsgebiete in Deutschland. Das hat die EKHN ständig herausgefordert, sich mit neuen Entwicklungen auseinanderzusetzen: oft weit früher als die anderen evangelischen Landeskirchen. Deshalb ist die EKHN – schon immer und bis heute – eine innovative, weltoffene und diskutierfreudige Kirche. Die Region Die Bindung an die Kirche wird brüchig Das Gebiet der EKHN reicht von Bromskirchen nördlich Über Jahrhunderte war es in Deutschland selbstverständ- von Marburg bis Neckarsteinach im Süden, von Lahnstein lich, Mitglied der Kirche zu sein. Und die Kirche war ein im westlichen Rheingau bis Fraurombach im östlichen selbstverständlicher Bestandteil der Gesellschaft. Die Vogelsberg. Die heutigen Grenzen haben historische meisten Gegenden waren konfessionell eindeutig geprägt, Ursprünge und umfassen Teile der Bundesländer Hessen weil einst die Fürsten ihren Untertanen den Glauben und Rheinland-Pfalz. Vier Orte machen die Sache noch verordnet hatten. Zum Bereich der EKHN gehören über- komplizierter: Hallenberg, das zur Kirchengemeinde wiegend Regionen mit evangelischer Tradition, aber auch Bromskirchen und damit zur EKHN gehört, liegt in Nord- katholisch geprägte Gegenden wie Teile des Rodgaus, der rhein-Westfalen. Die Gemeinde Schafheim am Main Bergstraße, des Rheingaus und Rheinhessens. Aus der kümmert sich noch um 150 Menschen, die in Bayern traditionellen Bindung der Familien an die jeweiligen wohnen. Und die Städte Wetzlar und Braunfels mit ihrem Kirchen wuchsen oft auch tiefe persönliche Glaubens- jeweiligen Umland liegen zwar mitten in Hessen und haltungen für das ganze Leben. werden vom Gebiet der EKHN umschlossen, gehören aber zur Evangelischen Kirche im Rheinland. Die Flüchtlingsströme und die dynamischen Entwicklungen der Nachkriegszeit lösten die alte regionale Ordnung auf. Zuzügler von auswärts brachten Traditionen finden zusammen andere Konfessionen, später auch andere Religionen mit Kirchengeschichtlich ist die EKHN aus den evangelischen und mischten mit ihren religiösen Auffassungen und Kirchen im Fürstentum Nassau, im Großherzogtum Lebensformen die bis dahin konfessionell relativ einheit- Hessen-Darmstadt und der ehemals freien Reichsstadt lich geprägten Regionen auf. Die traditionelle Bindung Frankfurt hervorgegangen. Manche Gemeinden brachten der Familien an ihre Kirche wurde schwächer oder brach die reformierte, andere die lutherische oder die unierte sogar ganz ab. Glaube wurde immer mehr als Privatsache Tradition mit. Besonders im Nordwesten des Kirchen- angesehen, die mit dem öffentlichen Leben nichts mehr gebiets, zum Siegerland hin, ist der Einf luss des Pietis- zu tun hatte. mus spürbar. In den großen Städten dominiert die Aber dieser Glaube verstand sich nicht mehr von liberale volkskirchliche Tradition. Das Miteinander selbst. Die alte, starke und generationenübergreifende funktioniert erstaunlich gut. Gemeinsam tragen die Einheit von Familie, Konfession und Heimat löste sich unterschiedlichen protestantischen Glaubens- und auf. Für viele verlor die Kirche ihren selbstverständlichen Lebensformen zum geistlichen Reichtum der EKHN bei. Platz im Lebensgefüge. Heute will jeder ganz persönlich von der Botschaft überzeugt werden. Dadurch wachsen die Ansprüche an die Leistungsfähigkeit der Kirche erheblich. Viele Menschen geben sich heute mit der 8 Ein- und Austritte klassischen Botschaft der Kirche und ihren Antworten Eintritte 2007 auf Fragen des Glaubens nicht mehr zufrieden: Für die Kirche ist das eine ungeheure Herausforderung. 4.000 3.000 n Aufnahmen gesamt 4.647 n Wiederaufnahmen n Erwachsenentaufen 1.279 2.050 Pendeln gefährdet den Kontakt zur Kirche Drei Faktoren prägen die Beziehung eines Menschen zu 2.000 seiner Kirche ganz besonders: In welchem Umfeld sie 1.000 leben, ihre persönliche und familiäre Situation und die persönliche Glaubenshaltung. Generell lässt sich sagen: 0 Je näher das Wohn- und das Arbeitsumfeld beieinander1957 1967 1977 1987 1997 2007 liegen, desto stabiler ist die Kirchenbindung. Je weiter sie auseinanderliegen, desto größer ist die Gefahr einer Entfremdung. Menschen, die von der Stadt aufs Land ziehen und von dort zur Arbeit in die Stadt pendeln, verlieren dabei nicht unbedingt ihren Glauben, aber häufig den Kontakt zur Kirche. Wiederaufnahmen bezeichnen die Rückkehr Ausgetretener. Deren Zahlen sind gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen. Mittlerweile lässt sich ein Trend beobachten: Etwa zehn bis 15 Prozent derer, die einmal ausgetreten sind, treten nach circa 20 Jahren wieder ein. Die Eintrittszahlen von heute korrelieren also ungefähr mit den damaligen Austrittszahlen. Reaktion der EKHN Die Ansprüche an die Kirche sind regional und individuell sehr unterschiedlich. Und sie verändern sich. n 20.000 Austritte 2007 9.717 Darauf reagiert die EKHN: I 15.000 Sie erkennt, dass die persönliche Bindung des einzelnen Mitglieds zu seiner Gemeinde und zu seiner 10.000 Kirche komplexer und damit weit wichtiger ist als früher. I 5.000 Sie versucht, diese persönliche Bindung zu intensivieren durch mehr Möglichkeiten, sich aktiv zu beteiligen, durch 0 interessantere Angebote und bessere Erreichbarkeit. 1957 Weiter auf Seite 10 1967 1977 1987 1997 2007 Die Zahl der Austritte war im Jahr 2006 auf einen historischen Tiefstand gefallen. Demgegenüber hat sich ihre Zahl 2007 erhöht, bleibt aber im längerfristigen Vergleich auf einem eher niedrigen Niveau. 9 Entwicklung der Mitgliederzahlen Ein wichtiger Grund für den Rückgang ist der stärkere Entwicklung der Mitgliederzahlen [1950 – 2007] n im ländlichen Entwicklungsraum n in der ländlichen Peripherie n in Regionalzentren n im Ballungsraum Zuzug nicht evangelischer Menschen. Hinzu kommen + 23,0 % – 6,2 % – 8,7 % – 36,5 % Kirchenaustrittswellen, meist im zeitlichen Zusammenhang mit Steuerreformen. Beide Effekte treten in den Großstädten erheblich stärker auf. Deshalb sinkt der Anteil der Evangelischen dort von 1961 bis 2006 auf + 25 % weniger als die Hälfte. Die Effekte sind aber auch in den 0 mittelgroßen Städten noch deutlich erkennbar, wo der Anteil der Evangelischen von über 50 Prozent 1961 auf – 25 % unter 30 Prozent 2006 zurückgeht. In den Pendler– 50 % Kommunen des städtischen Umlands treten die Effekte nur mit halber Stärke auf und in den ländlichen Gebieten – 75 % bleiben sie nahezu aus. 1957 1967 1977 1987 1997 2007 Anteil der Mitglieder an Altersgruppen Die Mitgliederzahlen der EKHN entwickelten sich bis Aus der Kirche treten bevorzugt Menschen zwischen 30 1970 parallel zur Wohnbevölkerung. In den großen und und 45 Jahren aus. Da ihr Kirchenaustritt häufig auch mittleren Städten wuchsen sie von 1950 bis 1960 stark. die Beziehung ihrer Kinder zur Kirche kappt, verschiebt Die Städte wurden in den Nachkriegsjahren wieder auf- sich langfristig der Anteil der Evangelischen in der gebaut, Flüchtlinge kamen, ihr Anteil stieg in den 50er- Bevölkerung: Sie sind heute bei den über 65-Jährigen Jahren im Kirchengebiet auf 17 Prozent der Bevölkerung. über- und bei den unter 15-Jährigen deutlich unter- Arbeitskräfte zogen aufgrund der günstigen wirtschaft- repräsentiert. lichen Entwicklung ins Rhein-Main-Gebiet. Anfang der 60er-Jahre stagnierten die Bevölkerungszahlen Anteil der unter 15-Jährigen der großen Städte, die kleinen wuchsen weiter und im n städtischen Umland erhöhte sich die Bevölkerungszahl n in der Bevölkerung in der EKHN Anteil der über 65-Jährigen n in der Bevölkerung n in der EKHN durch zahlreiche Neubaugebiete um 75 Prozent. Auch die Landbevölkerung wuchs bis 1971 um 30 Prozent und 20 % bleibt seitdem auf dieser Höhe. 15 % 1970 erreicht die EKHN mit knapp 2,4 Millionen Mitgliedern ihren höchsten Stand. Knapp 60 Prozent der 10 % Wohnbevölkerung waren evangelisch. 5% Danach steigt die Wohnbevölkerung weiter an, aber die Zahl der Mitglieder und auch ihr Anteil an der 0 Wohnbevölkerung gehen auf heute 36 Prozent zurück. Ballungsraum Allerdings verläuft die Entwicklung in den Regionen unter- Ländliche Peripherie Regionalzentren Ländlicher Entwicklungsraum schiedlich. Fortsetzung von Seite 9 I 10 Sie erkennt, dass nicht überall von ihr das Gleiche er- I Sie erkennt, dass die Regionen f lexibel und auf die wartet wird. Es gibt unterschiedliche Motive für den konkrete Situation angepasst handeln müssen, und Kontakt zur Kirche: Geistliche Interessen passen zum schafft dafür die Voraussetzungen. Als wichtige Ebene Gottesdienst. Bildungswünsche werden in Akademien dafür werden die Dekanate gesehen, welche die Menschen und Veranstaltungen aufgegriffen. Soziale Interessen einer Region unmittelbar vor Augen haben. suchen nach Haus- oder Gemeindekreisen. Kulturelle I Wünsche werden etwa durch Chöre, Konzerte und Mitglieder, indem sie ihre Angebote besser vernetzt, Ausstellungen befriedigt. Gesellschaftsbezogenes und koordiniert und bekannt macht. Das gilt für die Orts- ökumenisches Engagement sucht wiederum nach anderen gemeinde und das Dekanat ebenso wie für die Gesamt- Angeboten. kirche mit ihren Einrichtungen. Sie verbessert die Anknüpfungsmöglichkeiten für die I Die EKHN in Zahlen I I I I I I I I I I I 13.358,77 km2 4,9 Mio. Kirchengebiet der EKHN Bevölkerung im Kirchengebiet davon EKHN-Mitglieder mit erstem Wohnsitz innerhalb der EKHN Propsteien Dekanate Gemeinden Hauptamtliche Mitarbeiter/-innen Nebenamtliche Mitarbeiter/-innen Ehrenamtliche Taufen Trauungen Bestattungen von Mitgliedern Kassel n n 1.778.659 6 48 1.182 11.924 9.260 ca. 64.000 14.919 4.255 21.871 n Korbach Bromskirchen Battenberg n Nordrhein-Westfalen n Siegen n Hessen Biedenkopf n n Haiger n n Dillenburg Alsfeld n n n n n Selters Gießen n Heuchelheim n Montabaur Großen-Buseck n Grünberg n n Wetzlar n n Runkel n Butzbach n n n Bad Ems Dausenau n n Nassau n Freiensteinau Gedern Nidda Limburg Diez n Koblenz n Schotten Kubach n n Fulda Laubach Weilburg n n n Waldgirmes n Westerburg n Schwalmtal Fraurombach n Lauterbach n Bad Marienberg n Bad Hersfeld Homberg Herborn n Hachenburg n n Usingen n Bad Nauheim n Friedberg Lahnstein Büdingen n Kaichen n n Idstein Bad Homburg n Karben n Bad Vilbel n n Bad Schwalbach n Taunusstein Frankfurt n n Hanau n Offenbach Rüdesheim n n n Wiesbaden Götzenhain n Mainz n n Hainburg n Seligenstadt n Neu-Isenburg n Eltville n n Ingelheim Mörfelden n Dietzenbach n OberRoden n Aschaffenburg Bingen n Groß-Gerau n n Bad Kreuznach n PfaffenSchwabenheim Riedstadt n n n Wöllstein n n Alzey Pfungstadt Gernsheim n n Bayern Rohrbach Seeheim-Jugenheim Osthofen n Michelstadt n n Rheinland-Pfalz n Bürstadt n Lampertheim Bensheim n n Erbach n Hammelbach Heppenheim Worms n n Ludwigshafen n Dieburg n Darmstadt Oppenheim n Amorbach n Viernheim n Mannheim Heidelberg n Baden-Württemberg n Neckarsteinach 11 Kindergottesdienst: Kinderkreuzweg in Zotzenheim/Rheinhessen Die Kirche der nächsten Generation Kindergottesdienst ist richtiger Gottesdienst, nur eben für Kinder. Das Engagement, den Glauben auch den Kleinen nahezubringen, kann ein ganzes Leben ausfüllen. Seit 40 Jahren beschäftigt sich der in Dietzhölztal-Ewersbach beheimatete Studiendirektor Dr. Eberhard Scholl damit. Er ist Vorsitzender des Landesverbandes Kindergottesdienst in Hessen und Nassau. Dessen Materialien setzt Pfarrerin Bea Ackermann am anderen Ende der EKHN ein – zum Beispiel im Kinderkreuzweg des Dekanats Wöllstein oder in ihrer eigenen Gemeinde. Viele Hände, ein Ziel »Kindergottesdienstleute müssen f lexibel sein«, lächelt »Oh nein!« Bea Ackermann schaut ins Schneegestöber die Pfarrerin und packt die Schildchen wieder zusammen. vor der trutzigen alten Wehrkirche in Zotzenheim. In Schon stürmen die ersten Kinder auf sie zu. einer Stunde erwartet sie die Kindergottesdienstteams »Schau mal!«, stolz zeigt die achtjährige Lena aus Stein- von acht Gemeinden aus dem Dekanat Wöllstein in Rhein- Bockenheim die große »Kigo-Kerze« ihrer Gruppe. Durch hessen und will mit ihnen den Kinderkreuzweg gestalten. die kleine Sandsteinpforte strömen jetzt Teamer und Dafür hat sie zehn Stationen rund um die Kirche vor- Familien, beladen mit Musikinstrumenten, Taschen, bereitet – jetzt aber, nach Plan B, wird sie das Geschehen Körben, Tüchern und bunt blühenden Zweigen. Und der in die Kirche verlegen. Dort sollen die Kinder an mehreren Himmel über den Mamas und Papas mit Kinderwagen, Stationen etwas von den letzten Erlebnissen Jesu auf den Kleinkindern, Heranwachsenden, Omas und Opas dem Weg zur Kreuzigung erfahren. Während Ackermann strahlt wolkenfrei. an den Stirnseiten der Bankreihen Zettel befestigt wie »Jesus betet am Ölberg«, »Jesus wird gefangen genommen« oder »Jesus trägt sein Kreuz«, erfüllt plötzlich helles Sonnenlicht die kleine, weiß getünchte Kirche. 12 Weiter auf Seite 15 VERKÜNDIGUNG Landesverband Kindergottesdienst der EKHN Hüter eines Schatzes Landesverband für Kindergottesdienst Sonnenstraße 60 35716 Dietzhölztal Telefon (02774) 4603 E-Mail [email protected] www.kigo-ekhn.de Im Februar 2008 erhielt DR. EBERHARD SCHOLL das 16-jährige Tochter Cosima hat bereits einen Grundkurs Bundesverdienstkreuz am Bande. Dass der Staat sein lang- für Mitarbeitende gemacht, konzentriert sich derzeit je- jähriges kirchliches Ehrenamt mit dieser Auszeichnung doch auf ihre Orgelprüfung, ihre Mutter engagiert sich würdigte, freut ihn – nicht zuletzt, weil damit der Kinder- beim Weltgebetstag der Frauen. Anregungen hat die gottesdienst innerkirchlich wie darüber hinaus in den Familie immer zur Hand: Kindergottesdienstliteratur ist Fokus geraten sei: »Es geht ja um die Sache, nicht um im ganzen Haus verteilt und das Materialienarchiv füllt meine Person.« Ein typischer Satz für den studierten einen großen Kellerraum. Scholls wohnen am nörd- Biologen, Chemiker und Pädagogen, der sich fast rund lichsten Zipfel Hessens in einem so geschmackvoll wie um die Uhr für Kinder einsetzt. Privat als zweifacher karg eingerichteten Niedrigenergiehaus mit einem Familienvater, beruflich als stellvertretender Direktor traumhaften Blick auf die Bergrücken des Westerwalds. der Lahntalschule Biedenkopf mit 1.150 Schülerinnen und Schülern sowie ehrenamtlich in seiner Gemeinde. Angefangen hatte Scholl als Mitarbeiter beim Seit 30 Jahren beobachtet der Pädagoge die Veränderungen in der Arbeit mit Kindern. Darunter auch, dass religiöse Sozialisation, früher eine Selbstverständ- heimischen »Kigo«, wie der Kindergottesdienst kurz ge- lichkeit, kaum noch stattfindet. Junge Eltern sind dem nannt wird. Dann kam die Dekanatsebene dazu und nun Glauben gegenüber durchaus aufgeschlossen, wissen steht er seit knapp 30 Jahren an der Spitze des Landes- ihn jedoch nicht zu vermitteln. Eine Entwicklung, die verbands. Dabei ist er ein Mann der Basis geblieben, den Kindergottesdienst oft mit Angeboten für Kinder, noch immer gestaltet er an vielen Sonntagen für rund Jugendliche und Familien verschmelzen lässt. Für diese 25 Kinder Gottesdienste. Dabei vertritt er zwar ein eher Verknüpfung gab es im Zentrum Bildung, unter einem traditionelles Kindergottesdienstkonzept, verschließt Dach mit der Jugendarbeit, eine Pfarrstelle. Scholl sich aber neuen Impulsen nicht. Bewahren heißt eben bedauert, dass sie gestrichen wurde. Es gibt zwar im nicht stagnieren. Als Vater und Pädagoge steht er täglich Zentrum Verkündigung auch eine Pfarrstelle für Kinder- vor dieser erzieherischen Aufgabe. gottesdienst – aber eben ohne direkten Kontakt zur Jugendarbeit. Religiöse Basisarbeit Natürlich lotet er nun aus, was sich leisten lässt, Da im Kigo Frauen und Mädchen dominieren, gehört – und will Multiplikatoren ausbilden. Als stellvertretender statistisch betrachtet – Scholls neunjähriger Sohn Asmus Schuldirektor weiß Scholl: Bildungspolitik ist immer auch zur Minderheit der Jungen, die den Kindergottesdienst Finanzpolitik. Aber nicht nur. Was zählt, ist, als Mensch besuchen, und der Vater zu den wenigen Männern, die präsent zu sein. ihn gestalten. Bei Scholls ist die ganze Familie aktiv. Die I 13 Kindergottesdienst in Pfaffen-Schwabenheim/Rheinhessen Stein vom Herzen Normaler Kindergottesdienst hat ebenso eine Liturgie wie Erwachsenengottesdienst, nur in kindgemäßer Form: So legen wir etwa Steine für das, was uns traurig macht, das entspricht dem Kyrie, und Blumen für das, was uns freut, im Gloriateil. Es gibt Fürbitten, wobei wir Teelichter anzünden, wir haben das Vaterunser und wir schließen mit einem Segen.« Was schätzen Kinder am Kindergottesdienst? ACKERMANN: BEA ACKERMANN ist Gemeindepfarrerin im rhein- »Nach meiner Beobachtung bietet er mit seinen festen Ritualen einen Ruhepunkt in dieser hessischen Pfaffen-Schwabenheim. Besonders am Herzen chaotischen Welt. Meine eigenen Kinder sagten immer, liegt ihr der Kindergottesdienst, den sie als richtigen wenn irgendwas Trauriges passiert war: ›Übermorgen ist Gottesdienst, nur eben in kindgerechter Form, feiert. ja Sonntag, dann kann ich einen Stein dafür legen.‹« Dafür engagiert sie sich auch als ehrenamtliche Beauftragte im Dekanat Wöllstein. Wie unterstützen Sie die ehrenamtlichen Mitarbeitenden? ACKERMANN: Welchen Stellenwert hat Kindergottesdienst in den Falsches zu sagen. Daher ist es mein Anliegen, ihr Selbst- Gemeinden? bewusstsein zu stärken, damit sie authentisch von ihrem ACKERMANN: »Die Einschätzung ist leider oft: ›Richtiger Gottesdienst ist das nicht.‹ Und das ist einfach falsch. 14 »Die Teamer haben oft Angst, etwas Glauben erzählen, auch von ihren Fragen und Zweifeln – nur so können sie Kindern den Glauben als Lebenshilfe Fortsetzung von Seite 12 Lasst die Kinder ... Im Kirchenschiff macht sich erwartungsvolle Stimmung breit. Eine gemeinsame Probe gab es nicht, doch jede Gemeinde hat ihre Stationen gründlich vorbereitet. Endlich sind die letzten Zöpfe gef lochten, Babys beruhigt – es kann losgehen. Die Kinder einbeziehen und ihnen zu vermitteln, dass Jesus für sie da ist, gilt auch für diesen besonderen Gottesdienst. Daher wird an jeder Station, sei Kindergottesdienst es »Jesus Gefangennahme« oder »Simon von Cyrene hilft das Kreuz tragen«, ein Bezug zum Leben der Kinder hergestellt: »Das kennt ihr sicher, wenn man verspottet wird«, heißt es etwa oder »Habt ihr euch auch schon mal nicht zu helfen getraut?« I I I Kindergottesdienste im Jahr 2007 Teilnehmende pro Sonntag, durchschnittlich 27.223 12.455 Kinderbibelwochen Teilnehmende 524 18.322 Eine Stunde war geplant und trotz der bitteren Kälte, die jetzt langsam durch alle Finger und Füße kriecht, sind zwei daraus geworden. »Überwältigend. So was habe ich in zehn Jahren nicht erlebt, einen Kinderkreuzweg mit 90 Leuten«, sagt eine Mitarbeiterin im Gemeindehaus, wo mit der letzten »Station Emmaus« die frohe Botschaft von Ostern – »Christus ist auferstanden« – halten musste. Mara aus Bosenheim trug ihre Kigo-Kerze angedeutet wird und alle gesegnet werden. bis zur letzten Station, auch wenn es sie einige verkokelte Als Eindruck bleiben Hingabe bei den Kindern Haare kostete: die Kirche der nächsten Generation. Bea und Ideenreichtum der Beteiligten sowie eine familiäre Ackermann und ihr Team haben durch das Zusammen- Atmosphäre. Tabea aus Wendelsheim blies an der ersten spiel vieler Hände und Ideen gezeigt, wie vielfältig die Station mit ihrer Mutter die Flöte zum Liedgebet, der Kirche mit Kindern lebt. Für die Kinder und die Teamer kleine Bruder dicht dabei, obwohl er sich die Ohren zu- war es der Höhepunkt ihrer Kindergottesdienste. vermitteln. Viermal im Jahr biete ich Fortbildungen an. wenig Zeit für zusätzliche Fortbildung. Grundsätzlich So entsteht eine Vernetzung, durch die sich die Teil- würde ich von der Landeskirche mehr Rückendeckung er- nehmenden untereinander bereichern.« warten, denn im Kindergottesdienst liegt eine der großen I Chancen, Kirche wieder für junge Menschen attraktiv zu Haben Sie Beispiele? ACKERMANN: machen.« »Einmal sprachen wir im Rahmen des Themas Liturgie über das Glaubensbekenntnis. Die Was würden Sie sich dafür wünschen? meisten in der Runde meinten, das würde nun doch nicht ACKERMANN: in den Kigo passen – ein Team stellte dann jedoch ein und ein Papier der Kirchenleitung, das besagt: Kinder- einfaches, kindgemäßes Bekenntnis vor. Davon waren gottesdienst hat Priorität, steckt eure Energien da rein.« I »Eine Pfarrstelle für den Landesverband wir anderen ganz begeistert. Ich selbst habe dort die kindgemäßen Symbolhandlungen des Steine- und Blumenlegens vorgebracht – solche Ideen nehmen die Teams dann mit und setzen sie um. Der Vorschlag, einen Kinderkreuzweg auf Dekanatsebene zu machen, kam übrigens auch aus diesem Kreis.« Welche Unterstützung erhalten Sie durch die Landeskirche? ACKERMANN: »Hilfreich sind vor allem die Fortbildungen, bei denen es sehr viele Anregungen gibt. Es werden auch Kurse für Kigo-Mitarbeitende angeboten, doch die haben 15 Gottesdienst: Prädikant im Dekanat Nassau Der etwas andere Blick Markus Fischer ist einer von 979 Prädikanten in der EKHN. In den Rhein-LahnDekanaten hält er Gottesdienste, wenn ihn die Gemeinden, wie zum Beispiel Pfarrerin Monika Sommer aus Dausenau an der Lahn, dazu einladen. Dann ist er nicht nur Ersatz für verhinderte Pfarrer, sondern bringt seine eigene geistliche Kompetenz als Laie ein. Sie zu schulen ist Aufgabe des Zentrums Verkündigung. hatte, vererbte ihm 64 Aktenordner mit Predigtvorschlägen. Als er die Zahl erwähnt, schüttelt Fischers Frau mit leichtem Grausen den Kopf – beide lachen. Nicht nur diese Ordner zieht der 31-Jährige bei der Vorbereitung einer Predigt zurate, sondern auch Anregungen des Frankfurter Zentrums für Verkündigung. »Die werden regelmäßig per CD-ROM zugesandt, das ist praktisch und spart Platz.« Allerdings übernimmt Fischer eine Ansprache nie unbesehen. »Ich bin eher kritisch.« Und wenn er Gedanken aufgreift, will er sie mit seinen eigenen Worten ausdrücken. Damit ist auch ein Grund genannt, warum er seit 2001 ehrenamtlich Gottesdienste gestaltet. »Meinen Glauben in Worte zu fassen, das war eine Herausforderung, die ich wirklich gesucht habe.« Gottes Wort in der Kantine Die Vorbereitung einer Predigt dauert lange. Aus der mehr- D er Prädikant sitzt im Café mit Blick auf die stündigen Mühe heraus aber ist eine kurzweilige Predigt alte Kirche in Dausenau. Genug Atem hat entstanden: Von der Glaubensmüdigkeit der Christen in Markus Fischer auch nach zwei absolvierten biblischen und in heutigen Zeiten spricht Fischer in der Gottesdiensten noch, um über sein Reden in Kirche von Dausenau – und illustriert das spontan mit der Kirche zu sprechen. Es gab auch schon einem an die Konfirmanden gerichteten Beispiel: »Der Tage, an denen der ehrenamtliche Prediger drei Gottes- Reiz des Neuen kann sich schnell verlieren – das ist viel- dienste zu halten hatte: »Danach aber ist man platt, das leicht ähnlich, wie wenn man die Spielekonsole, die es zu ist dann kein Sonntag mehr.« Der Jurist, der für den Weihnachten gab, nach einigen Tagen in der Ecke stehen Vorstand eines großen Versicherungskonzerns arbeitet, lässt.« Von Gottes Macht, die tiefer geht, predigt Fischer. hat am nächsten Morgen schließlich wieder im Büro zu Er spricht ihn auch an – im Gebet. Bei der Bitte um sein. Ungewöhnliche Büroutensilien gerieten kürzlich in »Kraft« betont er das Wort auf so lebendig-feste Weise, seine Wohnung. Ein Prädikant, der seinen Dienst beendet dass es in der uralten Kirche zu schweben beginnt und Gegenwart gewinnt. Der Liturg gibt freilich nie übermäßig Stimme. »Ich mache keine Show, das Wort Gottes soll zum Tragen kommen.« Er ermuntert die Gemeinde, ruhig einmal vom Besuch des Gottesdienstes zu erzählen. »Dann leuchtet in den Augen anderer manchmal Sehnsucht auf.« Das könne die Müdigkeit vertreiben. Er habe es erst kürzlich in der Kantine erlebt, als er einer Kollegin von seinem Predigtamt erzählte. 16 VERKÜNDIGUNG Gottesdienst in Dausenau, Hömberg und Zimmerschied Schön und sorgfältig feiern PFARRERIN MONIKA SOMMER betont die besondere Kompetenz von Prädikantinnen und Prädikanten. »Die Arbeit der Prädikanten halte ich für eine große Entlastung. Zwei bis drei Wochen bevor ein Prädikant oder eine Prädikantin Gottesdienst hält, schicke ich den Ablauf zu. Jeder Ort hat Eigenheiten, nicht dass sich einer wundert, wenn er den Wechselgesang anstimmt und von der Gemeinde keine Antwort erhält. Durch die Prädikanten gewinnt der Glaube eine Stimmenvielfalt. Einmal hörte ich etwa Markus Fischer zum Thema Geld. Als jemand, der als ich diese Formulierung bei einem Vortrag hörte, bei einer Versicherung arbeitet, hat er eine andere dachte ich: Das ist es, worum ich mich bemühe. Ich will Perspektive auf wirtschaftliche Zusammenhänge. Seine nämlich nicht ständig darauf aus sein, Besonderes an- Schlussfolgerungen beeindruckten mich sehr. zubieten. Ich will stattdessen das Normale zu einem Ich besuche manchmal Werkstattgespräche zum besonderen Erlebnis machen, die Gottesdienste schön Gottesdienst, die vom Zentrum Verkündigung angeboten und sorgfältig feiern. Auch der von einem Prädikanten werden. Dorthin kommen Pfarrer und viele Prädikanten, gehaltene Gottesdienst ist etwas Alltägliches, das sehr ich genieße den Austausch. ›Schätze im Alltag bergen‹ – kostbar ist.« I Gottesdienstbesuch Der Gottesdienstbesuch sinkt parallel zur Mitgliederzahl leicht. Seit Jahrzehnten besuchen etwa vier Prozent der Mitglieder den Gottesdienst. Vier Mal im Jahr werden die Gottesdienstbesucher/-innen gezählt: I Invokavit (Beginn der Passionszeit im Februar) I Karfreitag I Erster Advent I Heiligabend 59.531 80.952 84.007 566.426 Insgesamt wurden im Jahr 2007 an Sonn- und Feiertagen 73.533 Gottesdienste gefeiert. Ein Jurist erklärt Luther »Das hat mich angesprochen«, sagt eine Frau, die auf der Durchreise den Gottesdienst besucht hat: »Gerade das Beispiel mit der Kantine.« Die Qualität eines Prädikanten könne durchaus an die eines Pfarrers heranreichen, urteilt ein Kirchenvorsteher. Vielleicht aber ist ohnehin nicht entscheidend, ob ein Prädikant ähnlich gut wie eine Pfarrerin predigt. Sondern: Er gibt dem Klang des Glaubens eine eigene Nuance und findet in der Bibel Besonderheiten. »Luther verwendet das Wort ›Eigentum‹ sehr gern, um die Beziehung Gottes zu uns Menschen zu beschreiben«, hat Jurist und Versicherungsmitarbeiter Fischer entdeckt. Damit unterscheide sich Luthers Übersetzung von anderen. »Ich finde aber, dieses Wort trifft den Sinn am besten.« I 17 Die Mitglieder im Gottesdienstbesuch Teilnehmende am Sonntagsgottesdienst [Prozent der Mitglieder, 2007] n in der ländlichen Peripherie 5,0 % n im ländlichen Entwicklungsraum 4,2 % n in Regionalzentren 3,4 % n im Ballungsraum 3,2 % 8% 6% besuch abgelehnt hat. Das war auch in der »guten alten Zeit« nicht anders. Bereits aus den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts ist ein ähnlicher Gottesdienstbesuch wie heute bekannt – etwa drei Prozent der Mitglieder. Seit den 50er-Jahren verlief die Entwicklung in den Mittelstädten, dem städtischen Umland und auf dem 4% Land unterschiedlich, gleicht sich aber auf lange Sicht 2% immer mehr an. Dazu haben die vielen Menschen beigetragen, die seit den 60er-Jahren aus den Städten in die 0 Neubaugebiete des Umlands gezogen sind. Sie nahmen 1957 1967 1977 1987 1997 2007 ihr städtisches Verhalten der Kirche gegenüber mit und integrierten sich nur teilweise in das soziale und kirch- Mitglieder der evangelischen Kirche drücken ihre Zu- liche Leben ihrer neuen Heimat. Parallel dazu haben gehörigkeit nur bedingt über die Teilnahme am Gottes- Teile der Landbevölkerung, geprägt durch das Pendeln dienst oder an anderen Gemeindeaktivitäten aus. Das zu ihren Arbeitsplätzen in den Städten, den Kontakt zur entspricht der evangelischen Tradition, die bereits in Kirche eingeschränkt. I reformatorischer Zeit die Pf licht zum Gottesdienst- Zentrum Verkündigung in der EKHN Ein stimmiges und sinnliches Erleben PFARRERIN SABINE BÄUERLE leitet das Zentrum der Einschulung, beim Jubiläum der Feuerwehr und Verkündigung in Frankfurt. Zuvor war sie dort Referentin beim Gedenkgottesdienst für tot geborene Kinder, an für Gottesdienst. Das Gegeneinander von traditionellen Himmelfahrt im Grünen und vieles mehr. An einem und modernen Gottesdiensten hält sie für überholt. normalen Sonntag kommen eine Million Menschen in die evangelischen Gottesdienste. Keine Gemeinde findet Was hat sich in den letzten Jahren bei der Gestaltung von sich ab, wenn die Kirche weitgehend leer bleibt. Das Gottesdiensten verändert? schmerzt immer so, dass sie etwas dagegen unternimmt.« BÄUERLE: »Viele Gemeinden und Dekanate wünschen sich ein gottesdienstliches Angebot, das unterschied- Ein breites Angebot verschiedener Formen zu unterschied- liche Menschen erreicht. Dabei ist die Unterscheidung lichen Zeiten? Angesichts knapper Ressourcen wird nicht zwischen traditionellen und modernen Gottesdiensten alles gehen! künstlich. Alle Formen können Resonanz finden, wenn BÄUERLE: sie ein stimmiges und sinnliches Erleben bieten. Dazu nicht alles schaffen. Ihr Angebot muss eingebettet sein gehört eine Predigt, die Entscheidendes für das Leben in das des Dekanats und der Region. Wesentlich ist, denkt und deutet. Aber auch Sorgfalt für den Raum, die dass Menschen in der Reichweite ihres Lebensradius Musik, die Zeitrhythmen, die Verständlichkeit von qualitätsvolle, ansprechende Gottesdienste vorfinden.« »Eine einzelne Gemeinde kann und muss Ritualen sowie die innere und äußere Beteiligung der Gemeinde.« Wie unterstützt das Zentrum die Gemeinden und Dekanate dabei? Zentrum Verkündigung Markgrafenstraße 14 60487 Frankfurt Telefon (069) 71379-0 E-Mail willkommen @zentrum-verkuendigung.de 18 Alle reden von leeren Kirchen. Stimmt das? BÄUERLE: »Nicht jeder Gottesdienst ist so gut besucht, BÄUERLE: »Das Zentrum bietet Aus- und Fortbildung für alle Beteiligten an. Das sind Prädikant/-innen, Gottes- wie wir es uns wünschen. Dennoch ist der Gottesdienst dienstteams, Küster/-innen, Kirchenmusiker/-innen die Lebensäußerung der Kirche, an der die meisten und Pfarrer/-innen. Wir bieten Materialien für Gottes- Menschen teilhaben. Dazu zählt der Gottesdienst am dienste und Kindergottesdienste an und unterhalten Sonntagmorgen in der Kirche und zu Hause im Fernseher, eine Fachbibliothek dazu. Wir führen Projekte zur auf der Frankfurter Dippemess und in der Kapelle des Belebung von Gottesdienst und Musik durch und feiern Krankenhauses, bei Taufen, Konfirmationen und bei selbst gottesdienstliche Veranstaltungen im Zentrum. I VERKÜNDIGUNG Kirchenmusik: Projekt Singen macht stark in Rohrbach-Wembach-Hahn/Odenwald Damit viele Stimmen tönen Penelope Schneider ist eine Teilnehmerin des Kindersingprojekts Singen macht stark. Es vermittelt Fähigkeiten, um einen Kinderchor zu leiten oder musikalisch unterstützen zu können. Sechs Gemeinden aus der Region Starkenburg sind beteiligt. Initiiert wurde das Projekt von Ursula Starke, Referentin für das Singen mit Kindern im Zentrum Verkündigung, in Kooperation mit Propsteikantor Konja Voll aus Bensheim und Kantorin Beate Ihrig. W ährend der Probe stellt sie sich kein einziges Mal alleine vor die Kinder – obwohl sie doch für die ehrenamtliche kindermusikalische Arbeit ausgebildet wird. Penelope Schneider versteht das als Pointe ihrer Arbeit: Sie übernimmt mit Absicht nicht den Solopart, sondern will mit anderen gemeinsam agieren. Das gilt für die Verwaltungsbeamtin nicht nur in musikalischer Hinsicht: »Ich kann gut organisieren und weiß, wen ich ansprechen kann.« Also spinnt sie geduldig und mit leichter Hand die Fäden, damit viele Stimmen tönen. Als sie vom Pfarrer zur Mitarbeit in der evangelischreformierten Waldensergemeinde Rohrbach-WembachHahn angeregt wurde, wünschte sie sich: Eingeladen werden nicht nur evangelische Kinder. In der Tat sind nun unter den jungen Sängern einige katholisch, andere ungetauft, auch muslimische Kinder sind dabei. Penelope Schneider freut sich besonders, dass untypischerweise Starke hatte Penelope Schneider zu dem Projekt Mut mehr Jungen als Mädchen die Geschichte von Jona singen gemacht: Meisterdirigentin muss niemand werden. So und spielen. begann sich Penelope Schneider dafür zu engagieren, schrieb Zeitungen an, entwarf Werbezettel und Plakate. Wie Fußballfans »Ein ganzes Musical einzustudieren, das wäre für uns als »Geh nach Ninive!« Den Ruf Gottes an den Propheten Laien eher schwierig. Aber bereits musikalische Unter- lässt ein Junge durch ein Megafon hallen. Jona soll der stützung zu leisten ist aufregend.« Sie gehört selbst verruchten Stadt Ninive den Untergang predigen. Die einem Chor an: »Singen – das ist ein Fest für die Seele.« Kinder verwandeln den Spruch Gottes in ein Lied. Sie Gereizt hat sie das Projekt auch, weil es in der Gemeinde lassen ihre Arme immer wieder nach vorne schnellen. sonst kaum Angebote für Kinder gibt. Das Jona-Musical Wie bei Fans auf Stadiontribünen sieht das aus. Ähnlich bringt die Kinder beiläufig mit biblischen Geschichten in stark sind auch die Stimmen, nur klingen sie nicht bier- Berührung. »Das ist ein Highlight, das sie nicht mehr stimmentief, sondern kindlich hell und groß. Die Probe vergessen werden.« Glauben zu vermitteln ist ihr wichtig, leitet Musikpädagogin Gaby Joest, die anderen Teame- weil sie selbst lange suchte, bis sie sich schließlich als rinnen Katja Lubotta und Dorothee Stoppel unterstützen Erwachsene taufen ließ. sie, regen die Kinder zum Mitmachen an, sprechen Mut zu – falsche Töne sucht niemand. Stattdessen singen alle zu Beginn: »Singen macht stark, singen macht Spaß« – das Lied hat Ursula Starke für das Projekt komponiert. Weiter auf Seite 20 19 Propsteikantor für Starkenburg Mut machen Fortsetzung von Seite 19 Die Pubertät wird Pate stehen KIRCHENMUSIKER KONJA VOLL arbeitet als Kantor »Das Gefühl, nicht allein zu sein, ist großartig«, freut im Dekanat Bergstraße und als Propsteikantor für sie sich. Sie erlebt es während der Proben in Rohrbach, Starkenburg. Er findet, dass von der Zusammenarbeit alle bei den Regionaltreffen der sechs Projektteams und wenn profitieren – auch er. beispielsweise eine E-Mail von den Leitern eintrifft: »Habt ihr Probleme? Braucht ihr Unterstützung?« Das er- »Bereits bevor das Kindersingprojekt startete, trafen sich die angehenden Kinderchorleiterinnen aus muntert, im Engagement nicht nachzulassen, sondern den Gemeinden Babenhausen, Birkenau, Paul-Gerhardt- stets neue Ideen zu entwickeln. »Das mit den Bett- Gemeinde Darmstadt, Rimhorn, Rohrbach-Wembach- tüchern klappt«, bestätigen sich die Leiterinnen in Hahn und Weitengesäß, allesamt aus dem Bereich der der Rohrbacher Alten Schule untereinander. Penelope Propstei Starkenburg. So haben sie gleich gemerkt: ›Ich Schneider hatte wieder einmal Fäden gesponnen, um bin nicht die Einzige. Woanders wird Ähnliches gemacht.‹ auch Ältere ins Boot des Jona-Musicals zu holen. In Seitdem gibt es regelmäßig regionale Treffen für alle weiße Tücher gehüllt, werden bei der Aufführung nun Teams. Dann geht es darum: Wie wirbt man für ein Projekt? auch Konfirmanden mitmachen. Sie übernehmen den Wie baut man eine Probe auf? Selbstverständlich ist das Musikalische wichtig: Wie ermuntert man Kinder zum Singen? Dabei kommt es weniger auf eine bestimmte Dirigiertechnik an, sondern auf den direkten Kontakt zu den Kindern. Die Teilnehmer fragen sich oft: ›Kann ich das?‹ Dann gilt es zu ermutigen: ›Man muss nicht perfekt sein.‹ Auch signalisieren wir stets: Wenn es Fragen und Probleme gibt, sprechen Sie uns an. Ich selbst profitiere auch für meine eigene Arbeit mit Kindern, von einem Team habe ich mir etwa eine Bastelidee für das Jona-Musical abgeschaut.« 20 I VERKÜNDIGUNG Part der bösen Leute aus Ninive: »Die Besucher etwa vorher schon mal frech anquatschen.« Die Pubertät wird sicher gern Pate stehen. Singen macht stark, manchmal aber auch schlapp Im Moment jedoch stehen die Seeleute im Mittelpunkt, präzise gesagt: Sie sitzen auf dem Deck, das sind die knarrenden Dielen der Alten Schule. Man würfelt, wer an dem schrecklichen Sturm schuld ist. »Das Meer, das tobte Kirchenmusik fürchterlich, so hoch wie ein Haus, da kommt keiner heraus«, singen die Kinder dazu und malen die Wellen I mit ihren Armen viele Stockwerke hoch in die Luft. Einer I Chöre Sängerinnen und Sänger 1.118 21.644 aber setzt sich jetzt, ausgerechnet ein Junge mit Sportanzug und Namen Jonas. Zu Beginn der Probe hatte er energisch wie kaum sonst jemand den Arm immer wieder ausgereckt, um den Propheten nach Ninive zu schicken. »Singen macht schon stark«, bestätigt er: I »manchmal aber auch schlapp.« Kirchenmusiker/-innen I A-Musiker/-innen I B-Musiker/-innen I Nebenamtliche Chorleiter/-innen* I Nebenamtliche Organist(inn)en* Stellen 30 88,5 Personen ca. 55 110 1.100 3.300 * Honorarkräfte mit geringem Stundenaufwand in den Gemeinden Kirchenmusik in der EKHN Singen fördert Kinder sehr Seit 2001 bildet URSULA STARKE vom Zentrum Ver- mit. Die Eltern erzählen aber dann: Auf dem Bettrand kündigung neben- und ehrenamtliche Kinderchorleiter oder in der Badewanne fangen sie die Texte an zu singen. aus und fort. Dabei ist auch die Idee zu dem Pilotprojekt Singen hat eine Langzeitwirkung.« entstanden. Sie leitet selbst einen Kinderchor in Bad Nauheim, weil ihr der Kontakt zur Basis sehr wichtig ist. Was hat die Kirchengemeinde davon? STARKE: »Kinder, die bei einem Musical mitwirken, sind Das Singen gilt oft als netter Zeitvertreib. Warum ist es für stolz und erzählen: Ich war Jona! Oder: Ich war der Engel! Kinder wichtig? Oder auch: Ich saß auf dem Strohballen! Viele Eltern STARKE: »Untersuchungen zeigen: Das Singen fördert haben wenig Kontakt zu den Gemeinden, wollen jedoch, Kinder sehr, sie sind konzentrierter und aufnahme- dass ihre Kinder Anschluss finden. So werden sie indirekt fähiger. In einer Kindergartengruppe, die regelmäßig einbezogen, manche finden sogar in den Erwachsenen- gesungen hat, bestanden alle den Einschulungstest, chor. Überhaupt ist etwa ein Musical ein Bonbon für jede nicht aber in der Vergleichsgruppe, in der nicht ge- Gemeinde.« sungen wurde. Es geschieht dabei nicht nur kognitiv, sondern auch körperlich sehr viel: Singen ist durch die Wo liegen Schwierigkeiten und Probleme einer Kinderchor- Sauerstoffaufnahme der beste Wachmacher, besser als arbeit? Kaffee – dazu noch ohne Nebenwirkung.« STARKE: »Singen gilt unter Jungs als uncool – das scheint aber bei diesem Pilotprojekt anders zu sein. Immer Welche Chancen bietet das Singen für Kinder in Kirchen- schwieriger wird eine regelmäßige Kinderchorarbeit. Denn chören? oft füllen die Angebote einer Ganztagsbetreuung die STARKE: »Sie erfahren Gemeinschaft, lernen Texte, die Nachmittage aus. Vielleicht lassen sich feste Kinderchöre nicht nur an der Oberf läche kratzen, sondern die Seele eher in Städten aufrechterhalten – auf dem Land ist ansprechen. Schon Luther wusste: Der Glaube geht über der Aufwand durch die langen Fahrstrecken für viele zu Lieder. Das kann heute auch ein Kindermusical sein – groß. Wichtig ist uns, ein Musikangebot auch für sozial manchmal singen kleine Kinder während der Probe nicht Schwächere anzubieten.« Zentrum Verkündigung Markgrafenstraße 14 60487 Frankfurt Telefon (069) 71379-0 E-Mail willkommen @zentrum-verkuendigung.de I 21 Küster: Dienst an der Nikolaikirche auf dem Frankfurter Römer Türsteher des Glaubens Die Arbeit der Küsterinnen und Küster geschieht meist im Verborgenen. Dabei tragen sie einen wichtigen Teil dazu bei, dass Kirchen und Gottesdienste das Evangelium verkündigen. Carsten Schwöbel ist ein professioneller Küster, der seine Arbeit mit viel Liebe für seine Kirche und seine Gemeinde tut. Als stellvertretender Leiter des Küsterbunds bildet er zusammen mit dem Zentrum Verkündigung auch den Nachwuchs aus. skeptisch. Was sich in Synagogen und Moscheen wie von selbst versteht, argumentiert er dann freundlich, darf ruhig auch in einer Kirche gelten: Der Glühwein soll bitte draußen bleiben. Es gibt eine angemessenere Art, in der Kirche Wein zu trinken. In der Sakristei schließt Schwöbel den Tresor auf, zeigt das Geschirr fürs Abendmahl. Es wird in der Alten Nikolaikirche in fast jedem Gottesdienst benutzt. Schwöbel versteht den Küsterdienst als geistlichen Beruf. Bevor er 1998 an die Nikolaikirche kam, hatte er bereits einige Jahre nebenamtlich Küsterdienste bei Büdingen versehen. Damals studierte er Sozialpädagogik und wieder hatte der Gottesdienst die entscheidende Rolle gespielt: Weil er ihn so oft besuchte, fragte der Pfarrer, ob er nicht den Küsterdienst übernehmen wolle. I n dem Augenblick, wo der Besucher die Alte Jede Feier lebt vom Hinterzimmer, der Gottes- Nikolaikirche am Römerberg betreten will, tritt dienst gewinnt seinen Glanz auch dank Keller und kirch- Carsten Schwöbel an die Tür und begrüßt den lichem Überbau. Schwöbel zeigt Licht-, Verstärker-, Gast auf der Schwelle. Die Situation illustriert Heizungsanlage, das Stuhllager, die Spülmaschine für den die Arbeit des Küsters auf meisterhafte Weise. sonntäglichen Kirchenkaffee. Hinauf in den Glocken- Besonders im Sommer wollen viele Touristen auf dem turm, auf halber Höhe bleibt Schwöbel stehen. Von der Römerberg in Frankfurt Blicke in die Kirche der Sankt Balustrade aus, unter einem Baldachin stehend, schaut Paulsgemeinde werfen. Schwöbel jedoch steht an der er auf den Römerberg, hier ist sein Lieblingsort: »Die Tür und schützt den Gottesdienst. »Da gewinnt die Balustrade ist bis ins 19. Jahrhundert das gewesen, was lateinische Bedeutung von ›Küster‹, also ›Wächter‹, der Römerbalkon heute ist – nur ohne Fußballmannschaft.« noch einmal eine ganz neue Bedeutung«, sagt er und lacht. Der Türsteher will das Kirchengeschehen jedoch Ein Predigtexperte spricht im Hinterzimmer nicht vor der Außenwelt verschließen. Das würden sich Hier steht er nah an seiner Kirche und blickt zugleich von manche Paare für ihre Trauung wünschen. Schwöbel aber ihr weg – auf den Römerberg. Beides ist ihm wichtig: lässt jeden in den Gottesdienst, nur will er das unruhige Wenn einige selbst innerhalb der Kirche das Wort »fromm« Kommen, Gucken und Gehen verhindern. spöttisch aussprechen, ärgert ihn das. Zugleich schaut er liebend gern ins Stadtgeschehen – und auch in dessen 22 Der Glühwein soll bitte draußen bleiben Geschichte. Einiges dazu hat er publiziert. Die Spar- Den Gottesdienst sieht der Kirchendiener als Herzstück maßnahmen der Gemeinden treffen seinen Berufsstand. der Gemeinde, die für ihre Größe erstaunlich viele Immer mehr Gemeinden ersetzen Küsterstellen durch Besucher anzieht. Den Sturm der Massen zum weihnacht- neben- und ehrenamtliche Kräfte. Derzeit gibt es in der lichen Stadtgeläut mit anschließendem Kirchenbesuch, EKHN in diesem Bereich noch 162 Personen mit mehr als den Glühweinbecher in der Hand, sieht Schwöbel aber einer halben Stelle. Schwöbel trauert, dass mit dem VERKÜNDIGUNG Küsterausbildung in der EKHN Von A wie Altarschmuck bis Z wie Zufriedenheit WENN EINE KIRCHE einen einladenden Charakter hat, dann wird sie von einem sorgsamen Küster oder einer sorgsamen Küsterin gehütet. Dabei gilt es vieles zu bedenken. Von A wie Altarschmuck bis Z wie Zufriedenheit der Gottesdienstgemeinde reicht die Bandbreite des Küsterschaffens, das theologische, juristische, kommunikative, kunsthistorische und handwerkliche Gebäude der EKHN I I I I I I Kirchen Gemeindehäuser Pfarrhäuser Kindertagesstätten Sonstige Gebäude Gesamter Gebäudebestand davon im Eigentum der Gesamtkirche Aspekte umfasst. 1.287 973 985 312 619 4.235 59 Dafür gibt es Fortbildungen, die der Küsterbund gemeinsam mit dem Zentrum Verkündigung organisiert. Dabei vermittelt das Zentrum Wissen über den Ablauf des Gottesdienstes, die Bedeutung des Kirchengebäudes und dessen Ausstattung, Akzente des Kirchenjahres mit ihren wechselnden liturgischen Farben sowie Kenntnisse über das Evangelische Gesangbuch. Die Kirchen- Neun von zehn Kirchen in der EKHN stehen unter Denkmalschutz. verwaltung führt in das Arbeits- und Dienstrecht sowie die Arbeitssicherheit ein. Die Öffentlichkeitsarbeit sensibilisiert für den Umgang mit Menschen und schult die Kommunikationsfähigkeit. Erfahrene Kolleginnen und Kollegen vertiefen die Einsicht ihres Nachwuchses in die Rolle des Küsters in der Gemeinde und den kirchlichen Gedanken der Dienstgemeinschaft. Hinzu kommt Sterben des Küsterberufs auch die Gottesdienste es eine Einführung in die EKHN. Ideal ist es, wenn zuletzt schwerer haben werden. »Manchmal kommen Pfarrer noch gelernt wird, als Kirchenführer auf anschauliche an die Kirche, die das erste Mal einen hauptamtlichen Weise kunsthistorisches Wissen über Ort, Gemeinde Küster erleben – die wissen gar nicht, wie ihnen ge- und die Kirche zu präsentieren. Sicherheit im Umgang mit schieht.« Der Diener von Gottesdienst und Kirche hat Heizung und Elektrik wird vorausgesetzt. I so viele Predigten gehört wie bestimmt nur wenige Theologen. Was also ist eine gute geistliche Rede? Küsterarbeit im Zentrum Verkündigung · Markuszentrum Markgrafenstraße 14 · 60487 Frankfurt · Telefon (069) 71379-0 E-Mail [email protected] Schwöbel sitzt im Hinterzimmer, in der Sakristei – und spricht sich in wachsende Begeisterung hinein. Sie kündet von der Würde jener Feiern, denen er seit mehr als 15 Jahren dient: Substanz soll die Predigt haben und theologisch solide sein. Die persönliche Frömmigkeit aber darf nicht fehlen. »Die Sehnsucht der Menschen nach Glauben wird sehr oft unterschätzt.« Dafür muss man nicht alles neu erfinden, sondern kann sich von einer Tradition finden lassen, die so gegenwärtig wird, dass sie die Kirchentüren öffnet. Die Sankt Paulsgemeinde mit ihrem Kindergarten und der Alten Nikolaikirche füllt Schwöbels Stelle nur zu 40 Prozent. Zusätzlich ist er auch noch in der Dreikönigsgemeinde in Sachsenhausen, im Frauenbegegnungszentrum und in der Evangelischen Stadtakademie tätig. Als stellvertretender Vorsitzender des Küsterbunds in der EKHN pf legt Schwöbel überregionale Kontakte zu seinen Kolleginnen und Kollegen und vertritt ihre Interessen. I 23 Seelsorge in Altenheim, Krankenhaus und Hospiz: ehrenamtlicher Dienst in Hadamar Hoffnungen aufspüren Wer Menschen in Krisensituationen seelsorgerlich beistehen will, braucht mehr als guten Willen und gesunden Menschenverstand. Seelsorge im Krankenhaus oder im Altenpflegeheim heißt: »Beziehung wagen an den Grenzen des Lebens.« Pfarrerin Gabriele Göbel weiß, wovon sie spricht. Sie bildet im Dekanat Runkel Ehrenamtliche für die Seelsorge aus. Eine von ihnen ist Mandy Syvarth-Siegel. W as bewegt eine junge und lebenslustige Anforderungen gewachsen wäre. Während ihrer Berufs- Frau zur ehrenamtlichen Arbeit in der tätigkeit hat sie zwar ständig auf Menschen zugehen und Seelsorge? Für Mandy Syvarth-Siegel mit den unterschiedlichsten Charakteren zurechtkommen scheint das Engagement so selbstver- müssen. In tiefere Schichten sei sie dabei aber nie vor- ständlich, dass sie nur mit den Schultern gedrungen. In der Seelsorge dagegen gehe es »um das zuckt. Sie wollte ihre freie Zeit eben sinnvoll gestalten. Nachdem die Kinder mit neun und zwölf Jahren schon Menschliche an sich«. Mit ihren Bedenken hat sich Syvarth-Siegel für teilweise eigene Wege gehen, hat sie sich umgehört. Da die Ausbildung bei Pfarrerin Gabriele Göbel beworben, in ist ihr die Zeitung mit dem Artikel für den Ausbildungs- der Kursgruppe viel gelernt und ein Seelsorge-Praktikum kurs in die Hände gefallen. Der Bereich Seelsorge sprach im Altenpf legeheim absolviert. Die Entscheidung hat Syvarth-Siegel sofort an. Im Umgang mit Menschen sie nicht bereut. Im Gegenteil: Sie weiß jetzt einiges besitzt die gelernte Hotelkauffrau und ehemalige über Gesprächsführung und Psychologie. Durch die Chefstewardess hinreichend Erfahrung. Außerdem hat Konfrontation mit den eigenen Stärken und Grenzen hat sie »schon immer bewusst gelebt« und über Gott und sie auch »persönlich enorm profitiert«. Früher ist sie die Welt nachgedacht. Voraussetzungen, die für einen »immer mit einem Rucksack voller Lebensrezepte« durch verantwortungsvollen Dienst mit Menschen wie in der die Welt gestiefelt. Äußerte in ihrem Umfeld jemand Seelsorge von Vorteil sind. Nach dem Besuch des ein Problem, hat sie, erinnert sie sich, mit dem Leitsatz Informationsabends kamen der 38-Jährigen allerdings Zweifel. Sie war sich nicht mehr sicher, ob sie den 24 Weiter auf Seite 26 SEELSORGE Seelsorgeausbildung Die Seelsorgeausbildung ist auf drei Kurswochenenden (Freitag bis Sonntag) und acht Kurstage (jeweils samstags von 9.30 bis 16.30 Uhr) verteilt. Der Besuch aller Kurselemente ist verbindlich. Zusätzlich erhalten die Teilnehmenden jeweils drei Einzelsupervisionen. Da im Raum Limburg kein stationäres Hospiz besteht, werden die Seelsorge-Praktika im Altenpf legeheim und im Krankenhaus absolviert. Nach dem Informationsabend, der schriftlichen Bewerbung, dem Auswahlgespräch und der Beratung mit einer Kollegin entscheidet die Ausbilderin Pfarrerin Gabriele Göbel über die Eignung. Die Teilnehmenden müssen psychisch und körperlich belastbar sein, sich im Kontakt mit sich selbst und anderen wahrnehmen können, die Ausbildung nicht zur Bewältigung eigener Probleme oder Traumata benutzen und auch kein Helfersyndrom ausagieren wollen. Im Kurs werden Selbstwahrnehmung und Gesprächsführung sowie seelsorglich authentisches Beten erlernt und geübt. Außerdem müssen sich die Teilnehmenden mit ihren Einstellungen und Verhaltensweisen auseinandersetzen, um andere Menschen in ihrer Einmaligkeit wertschätzen und annehmen zu können. Ist die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen, entscheiden die Ehrenamtlichen zusammen mit den hauptamtlichen Seelsorgern vor Ort über eine aktuelle Mitarbeit. Ist sie von beiden gewünscht, werden eine schriftliche Vereinbarung geschlossen und eine kirchliche Beauftragung auf Zeit erteilt. Sie ist auf ein Jahr und auf wöchentlich etwa drei Stunden begrenzt. Während dieser Zeit bilden sich die Ehrenamtlichen in der monatSeelsorgedienste lichen Begleitgruppe durch Fallbesprechungen und auf Fortbildungstagen gemeinsam weiter. Die 100 Euro Kursgebühr erhalten alle zurück, die zur Mitarbeit in der Seelsorge beauftragt werden. An den Kosten für Unterkunft I und Verpf legung an den drei Kurswochenenden müssen sich alle Teilnehmer mit 120 Euro beteiligen. I I I I I I I I I I I Krankenhäuser, Kur und Hospiz Altenheime Regionale Seelsorgedienste Gehörlose, Blinde, Behinderte Flüchtlinge Flughafen Notfallseelsorge Polizei Strafgefangene, Angehörige und Bedienstete Schulseelsorge Telefonseelsorge und Beratung Pfarrstellen Gemeindepädagog(inn)en 58,0 11,5 19,75 7,0 10,0 – 11,0 2,75 1,0 9,5 2,5 3,0 1,75 – – – 12,5 12,0 – – 4,5 – 25 Seelsorge im Dekanat Runkel Achtsame Haltung gegenüber dem Nächsten PFARRERIN GABRIELE GÖBEL ist seit fast einem Jahr- die sich sonst womöglich anderswo engagieren würden. zehnt Klinikseelsorgerin und bildet in Absprache mit Den Nutzen macht die Pfarrerin im Dekanat publik. dem Zentrum Seelsorge und Beratung der EKHN mit einer Neben dem Unterricht sucht sie für die Ehrenamtlichen halben Stelle im Dekanat Runkel Ehrenamtliche für die Mentoren – die Pfarrerin oder den Pfarrer vor Ort – und Seelsorge in Altenheimen und Krankenhäusern aus. Ihre baut ein regionales Netzwerk auf. Eine Mentorin ist Weiterbildung in pastoralpsychologischer Supervision Pfarrerin Sieglinde Eich-Ganske, in der Kirchengemeinde kommt dieser Aufgabe zugute. Denn: Seelsorge auszu- Hadamar zuständig für die Seelsorge im Sozialzentrum üben ist das eine – Seelsorge zu lehren, das bedeutet der Arbeiterwohlfahrt mit 129 Bewohnerinnen und eine doppelte Verantwortung: zum einen Lernende in Bewohnern. Als Mentorin hat sie in Absprache mit Göbel ihrer persönlichen Entwicklung zu seelsorgerlichem und der Heimleitung den Praktikumsplatz für Mandy Handeln hin zu fördern und zu fordern und zum anderen Syvarth-Siegel eingerichtet und ist deren Ansprech- dabei die alten und kranken Menschen im Blick zu partnerin vor Ort. haben, die sich ihnen einmal anvertrauen werden. Für den ersten Kurs hatten sich 25 Personen ge- Göbel ist zugleich auch Mentorin für die Ehrenamtlichen in der Krankenhausseelsorge. In Limburg hat meldet, elf sind zu den beiden verbindlichen Informations- sie unter anderem Kontakte zur Diakoniestation und zum abenden erschienen, sieben reichten ihre Bewerbung überkonfessionellen Hospizverein geknüpft und das ein. Geblieben sind am Ende vier – allesamt Frauen. Projekt in der katholischen Kirche vorgestellt. Ihr liegt Seelsorge ist für Pfarrerin Göbel ein sensibles daran, von vornherein die Weichen für eine gute Nach- Feld, das eine »achtsame Haltung gegenüber dem barschaft und eine künftige Kooperationen ähnlicher Nächsten« verlangt. Die vermittelt sie in ihren Kursen. Dienste in der Region um Limburg zu stellen. Auf keinen Die Teilnehmenden lernen, dass Patienten oder Pf lege- Fall will die Pfarrerin die ehrenamtlichen Seelsorgerinnen bedürftige »keine Objekte meiner Bemühungen« sind als Kompensation für den Stellenabbau in der Pf lege ver- und dass in den Gesprächen »beide Seiten bestimmen, standen wissen. Sie ergänzen und entlasten die haupt- wo es langgeht.« Die Theologin fragt sich: »Wie kann ich amtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger, denn die dazu beitragen, dass ein anderer Mensch entdecken kann, können längst nicht alle Patienten aufsuchen und deren was ihn trägt, wenn sein Lebensschiff ins Schwanken Angehörige begleiten. Für die Patienten oder Pf lege- gerät?« Um die oftmals verborgenen Bedürfnisse des heimbewohner sind die kompetenten Ehrenamtlichen Gegenübers wahrzunehmen und ihm seelsorgerlich an- ein Gewinn. Bei Fragen oder Problemen können die sich gemessen zu begegnen, braucht es Offenheit, Kontakt- jederzeit an deren Mentoren oder an Pfarrerin Gabriele fähigkeit und Selbstref lexion. Göbel wenden. Sie hofft, dass die Gruppe, die Mentoren, Göbels Ansicht nach eröffnet sich die Kirche mit Kolleginnen und sie selbst allmählich zu einer tragenden der Seelsorgeausbildung von Ehrenamtlichen die Chance, Gemeinschaft für die Erweiterung und Vernetzung von das Angebot an Seelsorge durch geeignete Personen zu Seelsorge im Dekanat zusammenwachsen. I ergänzen. Damit spricht sie zum Beispiel Menschen an, Fortsetzung von Seite 24 »Es wird schon wieder besser« entsprechende Ratschläge ausgepackt. Heute liegt der Rucksack unbenutzt in der Ecke. Ihr ist klar geworden, wie wichtig das Zuhören ist. Selbst wenn Menschen zunächst nur jammern, was häufig passiert. Sie erkennt an: In manchen Biografien gibt es tatsächlich viel Belastendes und wenig Schönes. Klage und Anklage Raum zu geben, Wut, Enttäuschungen und Trauer standzuhalten, hat sie gelernt. Irgendwann beginnen die Menschen zu erzählen – viele rücken dann 26 SEELSORGE Zentrum Seelsorge und Beratung in der EKHN Ein Gewinn für alle PFARRER LUTZ KRÜGER ist Referent im Zentrum Seel- sorge und Beratung. Er hält die Professionalisierung der Seelsorge in den Dekanaten für eine große Chance und einen längst überfälligen Schritt. Seit rund drei Jahren verfügen Dekanate mit mehr als 30.000 Mitgliedern über Stellen für Alten-, Kranken- und Hospizseelsorge, abgekürzt: AKH. Es sind meist halbe Pfarrstellen, deren Inhaberinnen und Inhaber die klassische Seelsorge in den Einrichtungen übernehmen und sich darüber hinaus um die Vernetzung der Seelsorge im Dekanat kümmern. Dazu gehört es, Ehrenamtliche auszubilden. Lutz Krüger, der als Studienleiter im Zentrum Seelsorge und Beratung der EKHN in Friedberg diesen Bereich betreut, verweist auf die Telefon- und Notfallseelsorge, die diesen Schritt zur Professionalisierung Ehrenamtlicher bereits vor 50 Jahren getan hat. Krüger betont die Chancen für die Ehrenamtlichen, die Patienten und die Kirche: Die EKHN bietet damit eine qualifizierte Seelsorgeausbildung für auch mit ihrem Lebensüberdruss heraus. Syvarth-Siegel Ehrenamtliche und zugleich Einsatzmöglichkeiten für macht es innerlich betroffen, wenn sie hört, dass Senioren sinnvolle und sinnstiftende Tätigkeiten an. Ausbilden nicht mehr leben wollen, weil sie sich unnütz fühlen können natürlich auch die Gemeinden und Diakonie- oder der Körper nicht mehr richtig funktioniert. Sie hat stationen. gelernt, »dieser Traurigkeit Raum und Stimme zu geben«, Grundlage der Ausbildungskurse sind die »Leit- sie nicht zu beschwichtigen. Ihre Grundhaltung um- linien zur Seelsorgeausbildung von Ehrenamtlichen in schreibt sie mit der Formel: »Mitgefühl ja, Mitleid nein.« der Alten-, Krankenhaus- und Hospizseelsorge«, welche Seelsorge bedeutet stets eine Gratwanderung zwischen die EKHN 2006 verabschiedete. Sie sind die Basis, auf der Nähe und Distanz. Diese Einsicht hat sie dem Aus- die einzelnen Ausbildungsgänge anhand örtlicher Um- bildungskurs ebenso zu verdanken wie die Fähigkeit, stände entwickelt werden. Pfarrerin Gabriele Göbel zum Personen so zu nehmen, wie sie sind, oder ein Gespräch Beispiel konzentriert sich auf die Seelsorge im Alten- zu beenden, wenn es sie selbst zu sehr erschöpft. pf legeheim und im Krankenhaus, da in ihrer Region der Bedarf an ambulanter psychosozialer Sterbebegleitung Für das nächste Jahr hat sich Syvarth-Siegel auf eine fordernde, nicht selten auch belastende Arbeit durch einen Hospizverein abgedeckt ist. Dass die Leit- eingelassen. Ob sie die drei Stunden pro Woche im Alten- linien einen gemeinsamen Rahmen bilden, aber Freiraum pf legeheim oder im Krankenhaus verbringen wird, ist für regionale Erfordernisse bleibt, betrachtet Krüger als für sie noch offen. Fest steht jedoch, dass sie ihr Engage- Stärke des Konzepts. Es sorgt für eine »Vernetzung von ment in der Seelsorge als Bereicherung empfindet: »Ich vorhandenen haupt- und ehrenamtlichen Strukturen, bekomme viel zurück.« Durch die Begegnung mit Leid, von kirchlichen Angeboten und bürgerschaftlichem Tod und Alter ist Syvarth-Siegel der Wert, den ihre Familie Engagement«. Nach Krügers Einschätzung sind die AKH- für sie besitzt, noch bewusster geworden. Auch kann Stellen als Projekt gut angelaufen. Die Erfahrungen sie jetzt Kleinigkeiten genießen, die sie früher kaum werden gesammelt und sollen in einigen Jahren ausge- beachtet hat. Zudem hat ihr Glaube an Tiefe gewonnen. wertet werden. I Die Auseinandersetzung mit christlichen Inhalten ist Bestandteil des Ausbildungsprogramms. Sie tauchen als Thema in den meisten Gesprächen auf. Sie ist dann immer Zentrum Seelsorge und Beratung Kaiserstraße 2 · 61169 Friedberg · Telefon (06031) 162950 E-Mail [email protected] · www.zsb-ekhn.de wieder überrascht, wie fest die Mehrzahl der Senioren im Glauben verwurzelt ist. I 27 Polizeiseelsorge: Einsatz im Rhein-Main-Gebiet Wo das Dienstliche persönlich werden kann 16.000 Polizeibedienstete leben im Gebiet der EKHN. Was sie sehen, erleben und zu tun haben, geht nicht spurlos an ihnen vorüber. Für sie gibt es die Polizeiseelsorge, die Pfarrer Wolfgang Hinz leitet. Polizeihauptkommissar Eric Baitinger schätzt diese Arbeit so sehr, dass er sich im Beirat für die Polizeiseelsorge engagiert, die im Zentrum Seelsorge und Beratung der EKHN fachlich begleitet wird. E in Wort und eine Aufgabe haben die Kirche im Hinz, würdigt so die Arbeit der Polizei und sichert mit Wandel der Zeit bewahrt: die Seelsorge. Der der Finanzierung die Unabhängigkeit der Polizeiseel- biedermeierliche Ton, der sie zwischenzeitlich sorge. Die Polizei wiederum ist offen für die Mitarbeit umgab, ist verklungen. Seelsorge hat wieder der Kirchen – durchaus nicht selbstverständlich, wie ein einen guten Klang und erfreut sich öffentlicher Blick auf andere europäische Länder, etwa Frankreich, Zustimmung. Wolfgang Hinz, 51, ist der leitende Polizeiseel- 28 zeigt. Das Arbeitsfeld des Polizeiseelsorgers sind Unter- sorger der EKHN. Zum Polizeipfarramt gehören inzwischen richt in der Polizeischule, Besuche in den Dienststellen, zweieinhalb Pfarrstellen mit Schwerpunkten in Frank- Begleitung bei Einsätzen, aber vor allem das Gespräch. furt und Mainz. 1970 hatte man mit einer halben Stelle Vom »Segen des Gesprächs« erzählt Hinz. Es wird unter begonnen. Bis dahin waren Gemeindepfarrer mit einem vier Augen und in der Gruppe angeboten, hier kann Sonderauftrag zuständig gewesen. Die Kirche, betont das Dienstliche persönlich werden. Jeder und jede kann SEELSORGE kommen, ob evangelisch, katholisch oder konfessionslos. Immer wieder erfährt Hinz den Widerspruch. Zum einen fühle sich die Polizei oft als Ausputzer der Gesellschaft, zum anderen sei sie bei ihren Einsätzen auch in der Gefahr zu überziehen. Im Ethik-Unterricht denkt man dann über Maß und Grenzen staatlicher Machtausübung nach. Wie weit muss, wie weit darf die Polizei gehen? Das Notwendige soll nicht nur rechtlich verantwortet sein, sondern auch ethisch und damit menschlich. Dann wird Hinz Anwalt der »höheren Gerechtigkeit«. Er muss zeit- Dienst der EKHN für die Gesellschaft bezogen, aber doch nicht zeitabhängig argumentieren können. Theologische Ref lexion muss direkt auf die Lebenserfahrungen der Polizistinnen und Polizisten hin entfaltet werden. Der Stil, so heißt es, sei der Mensch selbst. Der Ordnung und Schutz des Lebens Beruf des Polizeiseelsorgers verlangt Beweglichkeit, Einfühlung, Angemessenheit im Verhalten. Hinter Schlagworten und abgegriffenen Formeln kann Hinz sich nicht ALS VOLKSKIRCHE SIEHT DIE EKHN verstecken. Man kennt ihn in den Dienststellen, von der verantwortung für das Gelingen des Gemeinwesens. Dafür Wache bis zum Präsidium. Dabei sein ist tatsächlich alles. ist eine gute Polizei – sind gute Polizisten – unerlässlich. Er ist sichtbar gern und überzeugt Pfarrer, ein Grund für Die Seelsorge der Kirche für sie und viele andere ist in das Vertrauen, das ihm entgegengebracht wird. theologischen Einsichten begründet. Geboren ist Wolfgang Hinz 1956 im pommerschen auch ihre Mit- Das staatliche Gewaltmonopol und seine korrekte Greifswald, aufgewachsen in Hessen, Studium der Handhabung fordert die Polizei in besonderer Weise. Wie Theologie in Tübingen und Mainz. Bis 1995 war er zehn die Geschichte zeigt, entscheiden ihre Rechtstreue, Ver- Jahre lang Gemeindepfarrer in Offenbach. Besonders lässlichkeit und Belastbarkeit mit über den inneren gern erinnert er sich an die Entwicklung der City-Kirche Frieden eines Gemeinwesens. Mit der Polizeiseelsorge und die Zusammenarbeit mit der Offenbacher Hochschule nimmt die Kirche, vertreten durch das Zentrum Seelsorge für Gestaltung in dieser Zeit. Er ist Mitglied des Krisen- und Beratung, ihre Mitverantwortung dafür wahr: durch Lehre, Beratung und Verkündigung. Werte und Lebensformen wandeln sich schnell. Die Polizeiseelsorge erinnert an den bleibenden Sinn und das Recht staatlicher Machtausübung: Ordnung und Schutz des Lebens, begründet in Gottes Willen für die Erhaltung seiner Welt. Auch die Arbeit der Polizei steht in der Spannung zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Die Polizeiangehörigen erfahren in ihrem Beruf – oft an Leib und Leben – das Schicksalhafte und Fragwürdige des menschlichen, auch des eigenen Daseins. Seelsorge ist Menschensorge. Unsere Lebenswelt ist nicht vollkommen und von interventionsteams für polizeiliche Auslandseinsätze uns auch nicht zu vollenden. Trotzdem suchen wir ge- Hessens und des Bundes. Sein Dienstsitz ist im Frank- meinsam »der Stadt Bestes« (Jeremia 29,7). Die Polizei- furter Rechneigraben, dort steht das Haus der Kirche – seelsorge vertraut dabei auf Gottes heilenden Geist. Das Christentum ist nicht allein-, aber allgemein- offen und zugänglich. gültig. Deshalb ist die Polizeiseelsorge offen für die Eine Stadt ohne Tempel sei keine Stadt, meinte eingängig der ansonsten so begriffsschwere Philosoph verschiedenen Glaubens- und Weltanschauungen: »Selig Hegel, den man mit einer solchen Bestimmung zum sind die Friedensstifter, denn sie sollen Gottes Kinder Schirmherrn öffentlicher Seelsorge ernennen könnte. heißen« (Matthäus 5,9). I Denn Tempel – das ist das Angebot der Besinnung, des Neuwerdens, der Befreiung der Seele. Viele gehen am Tempel vorbei, aber wissend und dankbar, dass es ihn gibt. I Zentrum Seelsorge und Beratung Kaiserstraße 2 · 61169 Friedberg · Telefon (06031) 162950 E-Mail [email protected] · www.zsb-ekhn.de 29 Der 41-jährige ERIC BAITINGER ist Polizeihaupt- Dass der Polizist – unser Freund und Helfer – selbst Hilfe kommissar und Dienstgruppenleiter im 16. Revier in braucht, ist verständlich, aber ausgerechnet vom Pfarrer? Frankfurt-Griesheim. Privat gehört er dem Kirchen- Ist der Seelsorger nicht ein Fremdkörper im starken Leib vorstand seiner Gemeinde an und engagiert sich ehren- der Polizei? amtlich in der Gemeinde. Für ihn sind die Polizeipfarrer BAITINGER: die Helfer der Helfer. Weil ihm das so wichtig ist, ist er wir nicht verzichten wollen. Denn: Er ist nah dran. Alle Mitglied im Beirat des Polizeipfarramts. Polizeiseelsorger, die ich kenne, sind einfach da, sie sind »Er ist ein Fremdkörper, aber einer, auf den im Raum, ohne ihn zu beherrschen, eine Art Mittler.« Herr Baitinger, für den Bürger ist der Polizist der starke Mann, Helfer und Retter in der Not. Doch wie’s da drinnen Das ist ein sehr liebenswürdiges Kompliment für die Polizei- aussieht, das geht niemanden was an? seelsorge! BAITINGER: »Ja, wir helfen, wenn die anderen nicht BAITINGER: »Ja, die Kollegen schätzen den Polizei- weiterkönnen. Zum Helfen muss man funktionieren. pfarrer und die Werte, für die er steht. Sie erwarten auch Aber gut sein kann ich als Polizist nur, wenn ich auch Kompetenz, fachliche, menschliche. Bekehrt werden Mensch bin in meinen Gefühlen. Aber das darf ich wollen sie freilich nicht.« nicht immer zeigen. Oft muss man das Menschliche ausblenden.« Was bietet denn der Pfarrer, was nur er bieten kann? BAITINGER: »Ich kann ihm alles sagen, was mir auf dem Herzen liegt. Der Pfarrer ist unabhängig, nicht weisungsgebunden, er hat das Recht auf Zeugnisverweigerung. Alles bleibt vertraulich.« Beirat der Polizeiseelsorge Dieser Pfarrer ist wirklich für uns da Herr Baitinger, Polizisten wie Pfarrer sind, so sagen die Meinungsforscher, Berufe mit großer öffentlicher Anerkennung, aber beide sind sich nicht immer grün. BAITINGER: »Das ist leider wahr. Ich denke an die Kämpfe vor Jahren um die Startbahn West am Frankfurter Flughafen, an die Abschiebeproblematik, Kirchenasyl oder kürzlich, als wir auch Demonstrationen von Rechtsradikalen schützen mussten. Dann steht Kirche, zumindest Vertreter der Kirche, oft gegen uns. Gegen persönliche Überzeugung muss man, dienstlich, eben auch einen Aufmarsch der Rechten ermöglichen, angegriffen aber von der Kirche fühlt man sich dann als Mensch.« Das ist auch für den Polizeiseelsorger ein Dilemma. BAITINGER: »Zweifellos, trotzdem können wir uns drauf verlassen: Dieser Pfarrer ist wirklich für uns da.« 30 I BILDUNG Familienbildung: Eltern-Kind-Gruppen in Heuchelheim und Kleinlinden Fitnessstudio für Familien Die Evangelische Familien-Bildungsstätte Gießen bietet Interessierten vielfältige Angebote rund um das Thema Familie. Mit jährlich mehr als 500 Kursen und 300 Einzelveranstaltungen zieht die Einrichtung, die in der Trägerschaft des Verbandes Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V. geführt wird, rund 10.000 Menschen an – quer durch alle Alterstufen und Geschlechter. Leiterin Inge Dörr versteht unter Familienbildung zweierlei: die Vermittlung von Wissen sowie die Befähigung zum Handeln und zu sozialer Kompetenz. Gruppenleiterin Monika Lotz spart auch heikle Erziehungsthemen nicht aus. I m nächsten Jahr kann Monika Lotz ein silbernes Jubiläum feiern. Dann steht sie ein Vierteljahrhundert im Dienst der Evangelischen FamilienBildungsstätte Gießen. Eine Spanne, die beinahe die Hälfte ihrer Lebenszeit umfasst. Dass sie hier schon so lange Krabbelgruppen und Spielkreise betreut, kann die 53-Jährige manchmal selbst kaum glauben. Doch an den Fakten gibt es nichts zu rütteln. Seit 1984 begleitet die ausgebildete Erzieherin in der Einrichtung Kinder und Eltern durch wichtige Lebensphasen. Wie vielen Müttern und Vätern sie in pädagogischen Fragen schon zur Seite gestanden hat, lässt sich nicht mehr zählen. Ebenso wenig die Zahl ihrer Krabbelkinder. Einige von ihnen sind unterdessen selbst in die Elternrolle geschlüpft. Lotz arbeitete neun Jahre lang als Erzieherin, sieben davon als Leiterin einer evangelischen Kindertagesstätte. Nach der Geburt ihrer zwei Kinder bot ihr die Familien-Bildungsstätte einen willkommenen WiederKinderkreise in Gemeinden der EKHN einstieg in den Beruf. Von ihrem Fundus an Erfahrungen profitieren seither vor allem Familien in Heuchelheim und dem Gießener Stadtteil Kleinlinden. In den beiden I I Kreise Teilnehmende 1.612 13.383 Außenstellen – es sind Räume in Kirchengemeinden – werden die Kleinen von Lotz in jeder Hinsicht gefördert und unterstützt. Mit den Eltern diskutiert die Pädagogin über Erziehungsfragen, gibt Tipps und bringt christliche Werte ins Gespräch. Viele der Mütter und Väter wurden auf diesem Weg auch auf die Kinderandachten und Krabbelgottesdienste aufmerksam, die Lotz in zwei Kirchengemeinden mitgestaltet. Im Rahmen ihrer Arbeit spart die engagierte Gruppenleiterin auch heikle Themen nicht aus. Bei Schreikindern etwa oder wenn sie den Eindruck hat, zu Hause geht es über Tische und Bänke, Weiter auf Seite 32 31 Evangelische Familien-Bildungsstätte in Gießen Gemeinde auf Zeit INGE DÖRR leitet die Evangelische Familien-Bildungs- Neben fachlicher Kompetenz bietet die Familien-Bildungs- stätte in Gießen. Deren breites Angebot deckt die Vielfalt stätte den Gästen Orientierung und bewahrt sowohl viele an Fragen ab, die Familien heute bewegen – und das auf junge Familien als auch Senioren vor Isolation. In den hohem Niveau. Die rund 130 ausgebildeten Mitarbeite- Gruppen begegnen sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer rinnen und Mitarbeiter – es sind mehrheitlich Frauen – mit ähnlichen Interessen und Lebenssituationen. Sie bleiben durch interne Fortbildungen auf dem Stand der bilden, wie es Dörr formuliert, eine »Gemeinde auf Zeit«. Zeit. Dass die Einrichtung evangelisch ist, nährt ihrer Erfahrung Der Arbeitsschwerpunkt liegt zwar auf Eltern nach nur das Vertrauen. Die christliche Ausrichtung und Kindern. Mit einer »Mischung aus Bewährtem und werde auch von Menschen geschätzt, die »keine religiöse Innovativem« trägt das Haus aber auch dem gesellschaft- Prägung« haben oder nicht unter einem Kirchturm ver- lichen Wandel Rechnung. Themen wie Gewalt unter ortet sind. Kindern, Patientenverfügung, Demenz oder gesunde Zu zeigen, wofür die Kirche steht, zählt die Sozial- Ernährung knüpfen an sozialpolitische Diskussionen an. arbeiterin und Supervisorin, die das Haus seit 1993 Kochkurse oder das Erlernen von Umgangsformen greifen leitet, zu den elementaren Aufgaben. Aus diesem Grund aktuelle Interessen auf. kooperiert sie eng mit den Dekanaten Gießen und Kirchberg, die auch im Beirat der Familien-Bildungsstätte vertreten sind. Großen Raum nimmt zudem die Zusammenarbeit mit Kirchengemeinden, Kindergärten, Schulen und anderen Einrichtungen ein. In den Außenstellen ist die Familienbildung mit über 100 laufenden Kursen und etlichen Einzelveranstaltungen präsent. Die Besucher nehmen dadurch Kirche und die von ihr vermittelten Grundwerte verstärkt wahr. Wie etwa die Eltern um Monika Lotz, die über Krabbelgruppen und Spielkreise auch andere Gemeindeangebote für sich entdecken. I Fortsetzung von Seite 31 spricht sie die Erziehungsberechtigten darauf an. Auch wenn es mitunter ein schwieriges Unterfangen ist, dabei niemanden vor den Kopf zu stoßen. Bisher ist ihr das gelungen. Das notwendige Fingerspitzengefühl verdankt Lotz der langjährigen Praxis und ihrer Abneigung gegen Belehrungen. Sie bietet den Eltern vor allem Hilfestellungen an. Für den Umgang mit Kindern gibt es ohnehin keine Patentrezepte. Die existieren freilich auch für den Umgang mit Erwachsenen nicht. Von jeder neuen Gruppe fühlt sich Lotz daher auf andere Weise herausgefordert. Als »kontaktfreudiger, kommunikativer und praktisch orientierter« Mensch spornt sie die Unterschiedlichkeit der Menschen nur an. Dass die als Honorarkraft tätige Pädagogin der Familien-Bildungsstätte schon so lange die Treue hält, begründet sie mit der »herzlichen Atmosphäre unter den Mitarbeiterinnen« und ihrer Liebe zum Metier. Erzieherin ist schon immer ihr Wunschberuf gewesen: »Das ist mein Ding.« 32 I BILDUNG Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V. Für Familien zuständig Mit einem Bein in der Kirche und mit dem anderen in der Arbeit stark gewandelt hat – Stichworte: Patchwork- Kommunalpolitik: So sieht die Geschäftsführerin des familien oder die frühere Aufnahme von Kleinkindern in Verbandes Evangelischer Frauen, Kindergärten –, f ließen die in der Praxis gesammelten PUCHER T, PFARRERIN SYLVIA die Position der Familien-Bildungsstätten. Erfahrungen derzeit in eine neue Konzeption. Für Puchert Sie leisten für beide einen Dienst, der vor allem Familien ist im Rahmen der EKHN-Strukturreform zutage getreten, zugutekommt. dass sich von den Zentren »jedes ein bisschen, aber Der Verband Evangelische Frauen in Hessen und keines so richtig für die Familie zuständig fühlte«. Seit Nassau e.V. besitzt die Trägerschaft für vier der acht 2007 existiert ein Kooperationsvertrag zwischen dem Familien-Bildungsstätten in der EKHN. Neben Gießen Verband Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V. sind es die Einrichtungen in Offenbach, in Wiesbaden und der Landeskirche, in dem die Zusammenarbeit mit und in der Wetterau. Mit dem Ziel, theologische, dem Zentrum Bildung der EKHN geregelt ist. Dort laufen diakonische und politische Impulse zu setzen sowie das nun die Fäden in Sachen Familienbildung zusammen. I gute Miteinander zu stärken, werden mit den Angeboten jährlich über 30.000 Menschen erreicht. Die FamilienBildungsstätten sind Teil der Regionen und kooperieren Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V. Erbacher Straße 17 · 64287 Darmstadt · Telefon (06151) 6690-166 E-Mail [email protected] gleichermaßen mit Kirchengemeinden und Dekanaten wie mit landeskirchlichen und staatlichen Stellen. Die von der Frauenhilfe bereits vor dem Zweiten Weltkrieg ins Leben gerufene Familienbildung ist in dem 2005 entstandenen Verband Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V. ein Arbeitsschwerpunkt geblieben. Regional wie überregional präsent, bleiben die Einrichtungen mit internen Fort- und Weiterbildungen für die weit mehr als 500 haupt- und nebenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Puls der Zeit. Mit Qualifizierungskursen für Tagesmütter und Tagesväter oder einem Großelternservice reagiert die Einrichtung zudem auf gesellschaftliche Veränderungen. Da sich die Familien-Bildungsstätten der Evangelischen Frauen in Hessen und Nassau e.V. Zahl der Kurse Zahl der Einzelveranstaltungen Gesamtzahl der Unterrichtseinheiten (à 45 Minuten) Gießen 501 303 7.645 Offenbach 113 229 2.730 Wetterau 545 413 13.265 Wiesbaden 414 128 9.432 I I Zahl der Teilnehmenden in den Kursen Zahl der Teilnehmenden in den Einzelveranstaltungen Gesamtzahl der Teilnehmenden 5.948 3.654 9.602 1.391 2.154 3.545 7.296 4.840 12.136 5.508 960 6.468 I Anteil der Frauen I Anteil der Männer I Anteil der Kinder 6.942 72,3 % 382 4,0 % 2.278 23,7 % 2.704 76,3 % 276 7,8 % 565 15,9 % 6.969 57,5 % 2.030 16,7 % 3.137 25,8 % 3.968 61,3 % 276 4,1 % 2.233 34,5 % I I I I In der EKHN gibt es noch vier weitere Familien-Bildungsstätten unter anderer Trägerschaft. 33 Kindertagesstätten: Kinderhaus Sonnenblume in Darmstadt-Arheilgen Ein sicherer Ort Ob Krabbelkind, Kindergartenknirps oder Grundschüler: im Arheilger Kinderhaus Sonnenblume werden alle Kinder durch ein Konzept gestärkt, das auf Beziehungen setzt. Das innovative Haus wird maßgeblich von der Leiterin Ute Weiß geprägt. Ihr stehen Fachberaterin Rosemarie Gruber und das Zentrum Bildung zur Seite. Dienstzeitenplanung ist ein weiterer Vorteil offener Gruppen. Dank ihr können die Kindergruppen hier vormittags oft von je drei pädagogischen Fachkräften betreut werden. Bindung vor Bildung Sie übertrage viel Verantwortung, erwarte jedoch auch viel Engagement, betont Ute Weiß. Zum Beispiel beim Eingewöhnungskonzept, das mittlerweile nicht nur in der Krippe, sondern auch im Kindergarten umgesetzt wird. 2005 wurde es als Pilotprojekt der Qualitätsentwicklung für Kindertagesstätten in der EKHN ausgewählt. Durch eine Weiterbildung lernte ein Großteil des 15-köpfigen Teams zum ersten Mal die Grundlagen der Bindungstheorie kennen. Bindung steht dabei für Beziehungen, die Eltern und ihre Kinder im besten Fall ganz eng verbinden. Gerade die »sicher gebundenen« Kinder weinen E rster Kontakt im evangelischen Kinderhaus Sonnenblume ist die morgens und mittags besetzte Rezeption. Eine patente Idee, die dem Team mehr Ruhe verschafft und den Eltern eine Anlaufstelle. Sie stammt übrigens nicht vom Architekten des vor fünf Jahren eingeweihten Hauses, sondern von dessen Leiterin Ute Weiß. Als Mutter von drei Kindern, 25, 17 und fünf Jahre alt, weiß sie, wie viele Fragen den Eltern unter den Nägeln brennen. Und sie weiß auch, dass Erzieherinnen nicht jeden Augenblick genug Zeit für sie haben. Gearbeitet wird in Arheilgen nach einem offenen Konzept mit Stammgruppen. Das bedeutet: Die Kinder können wählen, wo und mit wem sie spielen, sind aber dennoch einem Erzieher – zwei Männer gibt es im Team – oder einer Erzieherin und deren Gruppen zugeordnet. In anderen Einrichtungen ist meist entweder das eine oder das andere üblich, doch gerade derzeit erkennt manche Leitungskraft, dass das gut zusammengehen kann: Kontinuität und Rituale einer festen Gruppe ergänzen sich gut mit Offenheit für persönliche Interessen. Die f lexible 34 BILDUNG herzzerreißend, wenn sie sich erstmals von ihren Eltern trennen müssen, kommen dann aber gut zurecht, lernte das Team Sonnenblume. Und dass es sich besonders um diejenigen kümmern muss, die scheinbar pf legeleicht sind. Erst wenn die Kinder gute Beziehungen zu den Erziehern aufgebaut hätten, seien sie bereit zu lernen, fasst Ute Weiß zusammen. Hessens neuer Bildungsplan liegt für die Eltern einsehbar an der Rezeption, doch von »Bildungshysterie« hält die studierte Sozialpädagogin nichts. »Vor lauter Aktivitäten haben schon Kinder keine Zeit mehr«, so ihre Beobachtung eines gesellschaftlichen Problems. Es gibt einen Mangel an echter Teilhabe, der sich nicht selten in Aktionismus entlädt. Hauptsache Spaß. Neuerdings auch »Hauptsache Bildung«, jedenfalls bei bildungsnahen, einkommensstarken Familien wie im Einzugsgebiet der Kita. Sie planen von Ballett über Frühenglisch bis Reiten viel Gutes und dennoch wenig Weiter auf Seite 37 35 Kindertagesstätten Hessen I I I I I I I I Kitas Kita-Gruppen Kita-Plätze belegte Plätze Auslastung Mittagessen für Kinder Einrichtungen mit Nachmittagsbetreuung Kinder mit Migrationshintergrund Kitas mit unter Dreijährigen unter Dreijährige Kitas mit Schulkindern Schulkinder Einrichtungen mit Betreuung behinderter Kinder behinderte Kinder 490 1.501 33.502 30.922 92,3 % 13.465 423 7.099 104 604 98 1.742 RheinlandPfalz 111 322 7.635 6.873 90 % 2.194 82 1.326 58 262 26 409 EKHN 601 1.823 41.137 37.795 91,9 % 15.659 505 8.425 162 866 124 2.151 263 789 29 88 292 877 I I I I I I I Mehr als vier Fünftel der Kitas sind nachmittags geöffnet. Fast die Hälfte der Kinder erhält ein Mittagessen. Etwas mehr als jedes fünfte Kind hat einen Migrationshintergrund. Jede vierte Kita in der EKHN betreut Kinder unter drei Jahren. Jede fünfte Kita betreut Schulkinder. Knapp 50 Prozent der Kitas in Hessen betreuen auch behinderte Kinder. Behinderte Kinder machen zwei Prozent aller Kinder aus. Religionszugehörigkeit der Kinder in Kitas der EKHN I I I I I Evangelisch Katholisch Muslimisch Andere Religion Konfessionslos 45,0 % 18,5 % 12,5 % 4,5 % 19,5 % Fachberatung für Kindertagesstätten in den Dekanaten Darmstadt Land und Stadt Nicht nur viele, sondern auch gute Plätze ROSEMARIE GRUBER, Fachberaterin für Kindertages- stätten in der Region Darmstadt, tritt für Qualität ein. Wie informieren Sie sich über den Beratungsbedarf der Kitas? Sie und ihre fünf Kolleginnen, die alle im Zentrum GRUBER: Bildung ihren Sitz haben, bieten Fortbildung und Unter- zeitig ein gegenseitiges Feedback ermöglicht: Unsere stützung in betriebswirtschaftlichen, rechtlichen und zehn Fachberatungen der EKHN informieren direkt über organisatorischen Fragen, beraten bei Verhandlungen Problemstellungen, außerdem werten die Träger und mit Kommunen und Landkreisen und liefern Materialien, Kita-Leitungen jährlich ihre Arbeit aus. Für Themen Arbeitshilfen und Stellungnahmen. der Weiterbildung gibt es die regelmäßigen Gespräche »Wir haben eine gute Vernetzung, die gleich- mit Fachschule, Fachhochschule, Fachberatung und Was sind Ihre aktuellen Aufgaben? GRUBER: »Die derzeit größte Herausforderung ist die Fort- und Weiterbildungseinrichtungen und der Fachzeitschrift Theorie und Praxis der Sozialpädagogik. Ich Begleitung des gesetzlichen Anspruchs auf Krippenplätze persönlich profitiere besonders von dem Bundesverband ab 2013. Dabei darf es nicht allein darum gehen, viele der evangelischen Tageseinrichtungen.« Plätze zu schaffen, es müssen qualitätsvolle Plätze sein. Weiteres großes Thema ist der hessische Bildungsplan, Haben Sie ein Zukunftsprojekt? der ab August für Grundschulen verpflichtend, für Kinder- GRUBER: tagesstätten auf freiwilliger Basis gilt.« Familienzentren ähnlich dem englischen Vorbild der Early »Unser Zukunftsprojekt ist die Errichtung von Excellence Centers, mit denen wir Familien unterstützen Wo liegen die Knackpunkte? GRUBER: »Neben der Unterstützung der Träger beim Auf- wollen. Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, nach denen Eltern ein maßgeblicher Bildungsindikator sind. bau der Krippenplätze vor allem im Bereich Zusammen- Deshalb müssen wir sie von vornherein in ihrer Erziehungs- arbeit zwischen Kindertagesstätten und Schulen. Die und Bildungskompetenz stärken. Familienzentren Kooperation soll einerseits den Übergang erleichtern, könnten ein niedrigschwelliges Angebot sein, das Eltern andererseits in der Schule das fortführen, was in der frühzeitig vernetzt und unterstützt.« Kita begonnen wurde. Dafür gibt es bereits beispielhafte Tandems. An der Bergstraße etwa, in Bensheim, habe ich eine hervorragende Kooperation erlebt. Aber das ist leider nicht die Regel.« 36 I BILDUNG Zentrum Bildung der EKHN Kinder beschäftigen sich mit dem Glauben PFARRERIN MARTINA KLEIN leitet das Zentrum Bildung, zu dem die Fachbereiche Kindertagesstätten, Kinder- und Jugendarbeit sowie Erwachsenen- und Familienbildung gehören. Mit ihnen beteiligt sich das Zentrum an der Weiterentwicklung der Pädagogik in Theorie und Praxis. Klein nennt drei Leitmotive für die Kindertagesstätten in der EKHN. Religiöse Bildung Religionspädagogik ist ein elementarer Baustein in der Arbeit evangelischer Kindertagesstätten. Denn dort werden alle Kinder eingeladen, sich mit dem christlichen Glauben zu beschäftigen – ohne sie religiös zu vereinnahmen und mit Respekt vor ihrem kulturellen oder religiösen Hintergrund. Lernorte für Familien Kindertagesstätten sind Orte der Bildung und Begegnung. Sie fördern die Entwicklung sozialer sowie kognitiver Fähigkeiten von Kindern und stehen Eltern als Netzwerk Fortsetzung von Seite 35 für ihre Erziehungsaufgaben zur Seite. Eigeninitiative für ihren Nachwuchs ein. Im Kinderhaus Herausforderungen gemeinsam bewältigen Sonnenblume dagegen sollen die Kleinen zur Ruhe Um in Verhandlungen mit Kommunen oder Landkreisen kommen und Dinge selbst in die Hand nehmen können. effektiver auftreten zu können, müssen Träger von Kindertagesstätten künftig enger kooperieren als bisher. Selbst ist das Kind Das Zentrum arbeitet daran, neue Netzwerkstrukturen Das Mittagessen im »Restaurant« ist ein Beispiel dafür. aufzubauen und zu fördern. I Es ist das Herzstück der Kita: ein heller Raum mit Tischen und passenden Stühlen in unterschiedlichen Höhen für Zentrum Bildung Erbacher Straße 17 · 64287 Darmstadt · Telefon (06151) 6690-100 E-Mail [email protected] · www.zentrumbildung-ekhn.de Krippen-, Kindergarten- und Hortkinder. Die erste Gruppe findet einen mit Gläsern, Besteck und Servietten gedeckten Tisch vor. Teller, Essen und Getränke nehmen sich die Kinder selbst vom Büffet, müssen dann jedoch ihre Plätze für die nächste Gruppe wieder ordentlich hinterlassen. – Und das funktioniert? »Hervorragend«, Ute Weiß’ Gesicht strahlt über alle Grübchen und die Anzahl der Esser offenbart die Akzeptanz: Von 93 KitaKindern werden nur sechs vor dem Mittagessen abgeholt. Ein offenes Konzept bestimmt auch die christlichreligiöse Arbeit der Kita. Auf Anregung der Leiterin wird vor kirchlichen Festen wie Ostern, Pfingsten oder Weihnachten drei Wochen lang der montägliche Morgenkreis vom Gemeindepfarrer zusammen mit dem katholischen Kollegen ökumenisch gefeiert. Von der »positiven Kraft des Zusammenarbeitens« spricht Ute Weiß oft. Eine Frau, die Spuren hinterlässt. I 37 Konfirmanden: Wochenendlehrgänge in Dreieich-Götzenhain Gemeinsam auf der Suche nach dem Glauben Der traditionelle Konfirmandenunterricht am Nachmittag gerät in Zeiten der Ganztagsschule in Schwierigkeiten. Eine Alternative, die momentan an vielen Stellen diskutiert wird, praktiziert Pfarrerin Martina Schefzyk in Dreieich bereits seit über 20 Jahren erfolgreich: Lehrgänge am Wochenende. Sie bieten eigene Chancen. Auch Uwe Martini, Leiter des Religionspädagogischen Studienzentrums der EKHN, plädiert für mehr Mut zu neuen Formen und für Qualität. Eine Schwachstelle hat Dekanatsjugendreferent Charly Grosch im Blick. Er möchte den Konfis die Übergänge in die Jugendarbeit erleichtern. Enormer Druck im achten Schuljahr Das erste Mal praktizierte Schefzyk, die im letzten Jahr 25-jähriges Ordinationsjubiläum feierte, eine solche Form in Rheinhessen. Zu ihrer dortigen Gemeinde gehörten etliche kleine Dörfer, aus denen jeweils zwei bis drei Konfirmanden zum Unterricht zusammengeholt werden mussten. Das erforderte bei einem schlechten Nahverkehrssystem einen hohen Aufwand. In Dreieich ist die Situation vom Grundsatz her ähnlich: Die Jugendlichen gehen auf unterschiedliche Schulen in unterschiedlichen Städten. Viele fahren nach Frankfurt, Darmstadt, Dieburg oder Langen. Der Nachmittagsunterricht nimmt zu und die Konzentration nach einem anstrengenden Schultag und der Fahrt nach Hause ist nicht mehr sehr groß. »Gerade die achten Klassen stehen heute unter einem enormen Druck, weil da alles reingeknallt wird: Projekte, Fahrten, Nachmittagsunterricht«, weiß die Seelsorgerin. lockunterricht – dieses Wort mag Martina Als Seelsorgerin gefragt Schefzyk nicht, auch wenn der Begriff oft Dass die ungewöhnliche Form der Konfirmandenarbeit fällt, wenn über ihre Konfirmandenarbeit alles andere als eine Notlösung ist, sondern große Vor- gesprochen wird. »Es geht ja in erster Linie teile mit sich bringt, hat Schefzyk schnell festgestellt: nicht um die Ballung von Stunden, sondern »Gemeinsames Leben funktioniert nicht sinnvoll, wenn B um Inhalte und Qualität«, sagt die Pfarrerin, die seit man sich jede Woche mal für zwei Stunden trifft. Und 19 Jahren in der Evangelischen Kirchengemeinde Götzen- gerade in der Gemeinschaft erfahren die Jugendlichen, hain, einem dörf lichen Stadtteil von Dreieich, wirkt. dass der Glaube etwas Lebendiges ist.« Dazu gehört Nicht jede Woche, sondern einmal im Monat kommen für sie auch die Tischgemeinschaft beim Essen oder ein ihre Konfirmandinnen und Konfirmanden zu einem gemeinsamer Tagesabschluss bei den Lehrgängen. Wissen thematischen Lehrgang zusammen – an insgesamt acht Samstagen von neun bis 16 Uhr. 38 Weiter auf Seite 41 BILDUNG Jugendarbeit im Dekanat Dreieich Kontakte pflegen CHARLY GROSCH setzt im Anschluss an die Konfirmation gruppen. Einmal im Jahr findet ein Grundkurs für Jugend- auf einen möglichst direkten Übergang zur Jugendarbeit. liche ab 15 Jahren statt. »Es ist ein aufbauender Kurs in Für entscheidend hält der erfahrene Jugendreferent im Kooperation mit sechs anderen Dekanaten und deckt ab, Dekanat Dreieich dabei eine gute persönliche Beziehung was für den Erwerb der Jugendleiter-Card Juleica ge- zu den Jugendlichen. fordert ist.« Die Wochenendveranstaltung findet auf der »Jugendliche brauchen Bezugspersonen. Daher Jugendburg Hohensolms mit knapp 90 Teilnehmenden sollten diejenigen, die in der Gemeinde für Jugendarbeit statt. Sie erreicht auch Jugendliche, die bisher noch zuständig sind, bereits im Konfirmandenunterricht präsent nicht in einer Gemeinde eingebunden sind. »Einige sein«, sagt Charly Grosch und rät, Übergänge möglichst bringen Freunde mit, die so begeistert sind, dass sie f ließend zu gestalten. Denn das Problem mancher nach dem Wochenende überlegen, sich ebenfalls zu Gemeinde, dass Jugendliche nach der Konfirmation engagieren.« Auch eine Dekanatsfreizeit in Südfrank- sofort wieder von der Bildf läche verschwinden, kennt reich mit Aktivitäten von Kanufahren über Klettern bis auch der Dekanatsjugendreferent im Dekanat Dreieich. zum Höhlenwandern zielt auf »kirchenfernere« Jugend- »Wir dürfen nicht das Gefühl vermitteln, dass nach der liche: »Um anschließend Kontakte aufrechtzuerhalten, Konfirmation ein neuer Abschnitt beginnt. Das baut eine ist es nahe liegend, sich in einer Gemeinde zu treffen. künstliche Barriere auf.« Ideal wäre es, wenn Gemeinde- Das stärkt die Jugendarbeit vor Ort.« Insgesamt fordert der pädagogen im Konfirmandenunterricht mitarbeiten. Dass Jugendreferent von den Gemeinden mehr Kommunikation dies aufgrund der Finanzsituation nicht überall möglich ein: »Neukonfirmierte müssen auf unsere Angebote noch ist, weiß auch Grosch. Deshalb setzt er auf die regionale gezielter aufmerksam gemacht werden.« Mit zahlreichen Förderung von ehrenamtlichen Jugendlichen. Gemein- Pfarrerinnen und Pfarrern gibt es bereits erfolgreiche sam mit dem Fachbereich Kinder- und Jugendarbeit im Kooperationen: »Einige machen etwa die Teilnahme Zentrum Bildung bietet er einen »Schnupperkurs« für an einem Kurs zur Voraussetzung für ehrenamtliche 13- bis 15-Jährige an, die sich nach der Konfirmation als Mitarbeit«, berichtet Grosch, dessen Erfahrungen nun Konfi-Betreuer engagieren möchten. »Es geht darum, auch in eine Arbeitshilfe zum Thema Schulung von Ehren- Lust aufs Ehrenamt zu machen.« In Kooperation mit den amtlichen im Bereich Konfirmandenarbeit eingef lossen Kirchengemeinden in Langen organisiert Grosch zudem sind, die beim Zentrum Bildung erhältlich ist. I eine Schulung zum Konfirmandenunterricht in Klein39 Religionspädagogisches Studienzentrum in der EKHN Plädoyer für Qualität UWE MARTINI, Leiter des Religionspädagogischen Punk. In Fragen des Bekennertums sind sie sehr kompetent, Studienzentrums in Kronberg, plädiert beim Konfirmanden- da das viel mit Abgrenzung zu tun hat. Abgrenzung unterricht gegenüber der Ganztagsschule für ein selbst- schafft Identität und Vergewisserung. Konfirmanden- bewusstes Profil und regionale Kooperationen. arbeit bietet den Jugendlichen an, auszuprobieren, ob es gelingen kann, mithilfe des traditionellen Glaubens- Herr Martini, immer mehr Schulen weiten den Unterricht bekenntnisses solche Identität zu finden und Ver- auf den Nachmittag aus. Sie lösen damit große gewisserungen herzustellen. Und so müssen wir überall Befürchtungen um den Konfirmandenunterricht aus. fragen: Wo sind die traditionellen Themen heute spannend MARTINI: »Ich rate zu mehr Unaufgeregtheit, denn ich für Jugendliche?« bin überzeugt, dass die Zukunft der Konfirmandenarbeit nicht an strukturellen Fragen wie Uhrzeiten hängt, Sollte es mehr Vernetzung geben? sondern an der Qualität. Und wenn die gut ist, werden MARTINI: wir eine Struktur finden. Wir sind nicht gut beraten, Konfirmandenarbeit. Nicht jede Gemeinde muss alles wenn wir konfrontativ mit einzelnen Schulen über Zeit- machen. Wenn es Menschen mit besonderen Fähigkeiten fenster verhandeln. Reines Anspruchsdenken im Blick oder Charisma in einer Gemeinde gibt, sollte man die auf den Dienstagnachmittag, der ausschließlich uns als regional einsetzen und Synergieeffekte nutzen. Über- Kirche gehöre, führt nicht zu tragfähigen und nach- gemeindliche Angebote, wie dekanatsweite Konfi-Tage haltigen Lösungen, selbst wenn wir uns auf geltende oder Konfi-Nächte in der Nachbarschaft, sind für Jugend- Paragrafen und Verordnungen stützen können. Solche liche spannend und faszinierend und schaffen für Lösungen finden wir nur gemeinsam mit den Schulen. Pfarrerinnen und Pfarrer auch einen Entlastungsfaktor. Eine Voraussetzung dafür ist, dass wir die Konfirmanden- Ganz besonders wünsche ich mir regionale Bildungs- arbeit selbstbewusst kommunizieren und profilieren: als pläne.« »Wir brauchen regionale Konzepte der ein Bildungsangebot, das andere, zum Beispiel schulische Bildungsziele wirksam ergänzt.« Was bedeutet das konkret? MARTINI: An welchen Kriterien lässt sich Qualität festmachen? MARTINI: »An der Relevanz für die Jugendlichen. Grad- »Die Synode hat als Auftrag im Rahmen der Perspektive 2025 einen Bildungsplan für die gesamte EKHN beschlossen – nun sollten regionale folgen. messer für Qualität ist, ob es uns gelingt, dass Jugend- Dabei müssen wir als Kirche genau hinschauen, welche liche in einer Kirchengemeinde ausprobieren können, regionalen Bildungsangebote wir machen und für wen sie was es heißen kann, als Christ in der Gesellschaft zu gedacht sind. Dabei müssen wir fragen, was diese Angebote leben. Jugendliche können lernen, dass es etwas bringt, ausmacht und profiliert. Wo liegt ihr besonderer Wert? an Gott zu glauben und im christlichen Glauben sein Ein zweiter Schritt ist dann der Blick zu anderen Leben zu gestalten. Wenn das gelingt, dann ist das eine Bildungsträgern, wie Volkshochschulen, Vereinen und gute Konfirmandenarbeit.« eben auch Schulen: Wo ist Zusammenarbeit möglich und wo ergänzen sich Angebote? Das ist eine Kultur, die wir Muss der Konfirmandenunterricht moderner werden? Religionspädagogisches Studienzentrum Im Brühl 30 61476 Kronberg im Taunus Telefon (06173) 9265-133 E-Mail [email protected] MARTINI: mit den regionalen Bildungsplänen fördern müssen.« »Es geht nicht darum, sich modernistisch anzubiedern, sondern Kernthemen des christlichen Was bieten Sie den Gemeinden an? Glaubens von den Jugendlichen her zu betrachten und zu MARTINI: fragen: Welche Ansatzpunkte sind aus der Sicht und der sehr viel, indem sie zum Beispiel Kirchenvorstände oder Lebenswelt der Jugendlichen her betrachtet von Dekanatssynoden beraten. Wir im Religionspädagogischen Bedeutung? In den Leitlinien aus dem Jahr 2003 ist das Zentrum bieten zudem eine Vielzahl von Fortbildungs- mit dem Begriff ›Perspektivwechsel‹ beschrieben.« veranstaltungen und Einzelberatung für Pfarrerinnen »Die Religionspädagogischen Ämter leisten und Pfarrer an. Bei diesen Kontakten wird immer wieder Haben Sie ein Beispiel? MARTINI: »Das Glaubensbekenntnis gewinnt vor dem einer Krise steckt. In vielen Gemeinden wird hier mit Hintergrund besondere Relevanz, dass Jugendliche sich viel Engagement Tolles geleistet und eine Konfirmanden- heute zu bestimmten Gruppen im wahrsten Sinne des arbeit der Zukunft entwickelt.« Wortes bekennen: Cliquen oder Stile wie Hip-Hop oder 40 deutlich, dass die Konfirmandenarbeit keinesfalls in I BILDUNG Fortsetzung von Seite 38 zu vermitteln ist ihr wichtig, aber nicht das Hauptziel, sagt sie, obwohl die Konfirmanden auch in Dreieich einiges zu traditionellen biblischen Themen auswendig lernen müssen. »Relevant im Sinne einer Lebensbegleitung sind nicht zuletzt die Gespräche am Rande, für welche die neue Form viel mehr Zeit lässt – über das Rauchen, Partnerschaft, Beziehung zu den Eltern, Schule. Auch als Seelsorgerin bin ich viel mehr gefragt. Konfirmandenarbeit ist immer Beziehungsarbeit. Die Jugendlichen müssen den Geist spüren.« Qualität braucht Einsatz Wie erfolgreich das Modell ist, zeigen die zahlreichen ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuer, die aus den Konfirmandenjahrgängen hervorgehen. 15 von 18 waren es im letzten Jahr. »Sie nehmen mich als eine Person wahr, die auch im Alltag ansprechbar ist.« Dadurch identifizieren sich die Konfis sehr mit der Gemeinde. Der Wermutstropfen: Es ist nicht einfach, sie für die guten übergemeindlichen Angebote zu begeistern, die etwa Dekanatsjugendreferent Charly Grosch organisiert. Dabei schätzt Schefzyk Teamarbeit sehr, denn sie weiß: »Als Einzelkämpferin stößt man an Grenzen.« Von ihrer Kirche wünscht sie sich daher noch mehr Unterstützung für Gemeinden, die bewusst einen Schwerpunkt auf Konfirmandenarbeit legen. Zum Beispiel durch Gemeindepädagogen, die durch ihre Präsenz f ließende Übergänge zu gemeindlichen und übergemeindlichen Angeboten für Jugendliche schaffen. »Qualität ist gerade auf diesem Arbeitsfeld enorm wichtig und das ist mit viel Einsatz schon bei der Vorbereitung verbunden. Über eineinhalb Stunden kann man sich auch mal mit Improvisation rüberretten, bei Tageslehrgängen ist das unmöglich.« I Taufen und Konfirmationen geringfügig gesunken Die geringe und weiterhin eher sinkende Geburtenrate der vergangenen Jahre spiegelt sich in den niedrigen n n Taufen 2007 Konfirmationen 2007 14.919 18.784 40.000 und gegenüber dem Vorjahr leicht gesunkenen Tauf- und Konfirmationszahlen wider. 30.000 20.000 10.000 0 1957 1967 1977 1987 1997 2007 41 Jugendarbeit: Clubsprecher in Niddatal-Kaichen Der einzige Treffpunkt am Ort In der Großgemeinde Niddatal arbeiten die Stadt und die Kirche seit 1984 zusammen, um den Jugendlichen in diesem ländlichen Bereich dezentrale und damit leicht erreichbare Angebote zu machen. Jonas Schmidt ist einer von sieben Honorarkräften in der offenen Jugendarbeit, er leitet einen Club in Kaichen. Die Gemeindepädagogin Gerlinde Jallow und ihr Kollege Edwin Pfuhl verantworten das gesamte Netzwerk der offenen Jugendarbeit mit seinen vier Clubs. Die eigene Rolle finden Im letzten Jahr hat Schmidt beim Dekanat die Jugendleiter-Card, kurz Juleica, erworben, eine bundesweite Ausbildung zum Jugendleiter. In Wochenendseminaren müssen dabei Gruppenleiterschulungen absolviert werden, zum Beispiel zum Thema Pädagogik, Erste Hilfe oder zu rechtlichen Fragen. Insgesamt 40 Stunden sind vorgeschrieben. »Das war schon eine Menge Aufwand.« Danach, im Herbst 2007, begann er als Honorarkraft im Jugendclub Kaichen: »Am Anfang ist es nicht so einfach, seine Rolle zu finden«, sagt er, »man muss ja auch auf Leute zugehen, sie auf Dinge ansprechen und manchmal Grenzen setzen.« Die Mischung aus eher kumpelhafter Art, welche er und die anderen jungen Honorarkräfte einbringen, und der sozialpädagogischen Arbeit der beiden Hauptamtlichen sieht Schmidt als ideale Mischung und große Hilfe. Außer ihm arbeiten noch sechs weitere Einfach aufzuhören ist unmöglich, wenn Honorarkräfte mit. Es sind Studierende der Pädagogik man mal Verantwortung für eine Sache oder Sozialpädagogik, Sozialassistenten, Erzieherinnen spürt.« – Jonas Schmidt erzählt von sowie junge Leute mit Jugendleiter-Card, welche die Clubs seinem Engagement im Jugendclub in den Ortsteilen betreuen. Kaichen. Bei jedem Wort wird klar: Das macht gehörigen Spaß, bedeutet aber auch Arbeit an Hoher Stellenwert sich selbst. »Wer mit Menschen arbeiten möchte, kann Dabei ist Jonas Schmidts Engagement ein gutes Beispiel nicht einfach mal loslegen, sondern muss auch aktiv dafür, wie effektiv eine sinnvolle Vernetzung zwischen etwas für sich selbst tun«, sagt der 18-jährige Schüler Konfirmandenunterricht und Jugendarbeit sein kann. selbstbewusst. Als Konfirmand in Kaichen lernte er Edwin Pfuhl von der offenen Jugendarbeit kennen, besuchte später ab und zu den örtlichen Jugendclub und wurde zum Clubsprecher gewählt – in Niddatal ein durchaus geschätztes Amt. Jeder der vier Clubs der offenen Jugendarbeit wählt einen Clubsprecher, im Wechsel leiten sie unter anderem die Sitzungen des Jugendbeirats. Dem gehören neben den Hauptamtlichen auch der Dekan und der Bürgermeister an, denn in dem EKHN-weit einmaligen Projekt hat das Dekanat auf der Basis eines Kooperationsvertrags Weiter auf Seite 44 42 BILDUNG Jugendkreise in Gemeinden I I Jugendkreise Teilnehmende Jugendarbeit in der EKHN 1.232 8.976 Verantwortung und Kompetenz fördern JÖRG WALTHER ist Geschäftsführer der Evangelischen Jugend in Hessen. Er möchte mit seiner Arbeit dazu beitragen,dass Jugendliche sich aktiv in die Gesellschaft einbringen und sie anhand ihrer christlichen Orientierung mitgestalten. Für ihn haben Jugendliche ein Recht auf soziale und religiöse Begleitung. Darin sieht er wichtige Aufgaben der evangelischen Jugendarbeit. »Evangelische Jugendarbeit bildet Kirche in all ihren Facetten ab und geht darüber hinaus, indem sie die gesamte Altersgruppe einlädt.« Jörg Walther bekräftigt, Evangelische Jugendarbeit im Überblick I wie unterschiedlich die Ausprägungen sind: »von pietistisch bis politisch.« Sie bewegt sich zwischen persönlicher Die Evangelische Jugend in Hessen und Nassau e.V. (EJHN) ist die Kinder- und Jugendarbeit in der EKHN und arbeitet eng mit dem Fachbereich Kinder- und Jugendarbeit im Zentrum Bildung zusammen. In der Vollversammlung der EJHN sind die Jugendvertretungen der Dekanate präsent. Frömmigkeit und gesellschaftlichem Engagement. »Jugendarbeit orientiert sich an der Heiligen Schrift und begleitet junge Menschen einladend und offen in diesem Lebensabschnitt.« Dabei erreiche die Evangelische Jugend in Neben Gemeinden und Dekanaten machen vier Organisationen Angebote für Jugendliche. Diese freien Träger sind als Vereine juristisch außerhalb der EKHN organisiert und kooperieren mit ihr: I Das Evangelische Jugendwerk Hessen e.V. (EJW) bietet Kinder- und Jugendgruppen, Freizeiten, Bildungsveranstaltungen, Einkehrtage, diakonische Projekte und Aktionen an. I Im Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) sind zumeist Gruppen evangelischer Mädchen und Jungen organisiert. Sie sind an der silbergrauen Kluft erkennbar. I Der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) ist der größte christlich-ökumenische Jugendverband in Deutschland. I Die Jugendbewegung Entschieden für Christus (EC) hat ihre Schwerpunkte in Bibelstudium und Gebetsgemeinschaft. I Mit der Jugendburg Hohensolms und dem Kloster Höchst unterhält die EKHN zwei Tagungshäuser für Jugendliche. Hessen selbst die kleinste Gruppe von Gemeinden oder Verbänden unmittelbar, indem sie Projekte gezielt fördere. Insgesamt geht es Walther um Bildung im umfassenden Sinne. »In vielen Familien schiebt sich jeder zu einer anderen Zeit etwas in die Mikrowelle. Auf Freizeiten lernen Jugendliche, dass Essen etwas mit Gemeinschaft und Kommunikation zu tun hat«, nennt er nur ein Beispiel. Zudem gelte es, Kompetenzen und Talente zu fördern, denn: »Jeder Mensch, dem man Verantwortung zutraut, wächst. Die vielfältigen Kurse zur Jugendleiterausbildung im Rahmen der Juleica stehen dafür beispielhaft.« Besonders dringlich sei, »von Bildungschancen abgekoppelte« Jugendliche in den Blick zu nehmen. Denn dass die soziale Schere immer weiter auseinandergehe, fordere nicht nur die Diakonie heraus. »Wir müssen Lobbyarbeit leisten und Themen in der Öffentlichkeit platzieren, zum Beispiel was Ausbildung und Arbeit betrifft.« Werte in einem gemeinsamen Europa mitzugestalten sieht Walther dabei als Zukunftsaufgabe. Beteiligung und Demokratie sind für ihn entscheidende Schlagworte: »Ideen entwickeln, Kompromisse aushandeln und sie vertreten – dafür steht evangelische Jugendarbeit. Bereits Kinder lernen das in Gruppen, wenn sie ihre Regeln diskutieren.« Intensivieren möchte Walther, der auch internationale Jugendbegegnungen organisiert, unter anderem die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Gemeinden fremder Herkunft und Sprache. I Evangelische Jugend in Hessen Zentrum Bildung, Fachbereich Kinder- und Jugendarbeit Erbacher Straße 17 · 64287 Darmstadt · Telefon (06151) 6690-134 E-Mail [email protected] 43 Fortsetzung von Seite 42 den Griff bekommen lässt. Schließlich wurde ein Treffen der Anführer der rivalisierenden Gruppen einschließlich den Auftrag übernommen, ländliche Jugendpf lege in Eltern arrangiert, zu dem so gut wie alle auch erschienen. einer Kommune zu übernehmen. Das hat Ruhe gebracht. Die Personalkosten teilen sich die Stadt und das Dekanat. Die regelmäßige Aufmerksamkeit des Bürger- Motivierende Erfahrungen meisters und des Dekans zeigt den hohen Stellenwert der Solche Probleme sind die Ausnahme. Für den Alltag offenen Jugendarbeit und beweist, wie ernst man wünscht sich Jonas Schmidt Mittel, in den Clubs auch Jugendliche hier nimmt, bemerkt Schmidt. Wie sinnvoll Internet anbieten zu können, und die Möglichkeit, auch das ist, erwies sich zum Beispiel, als sich Jugendgruppen nach dem Abitur als Student weiterzumachen. Eine in der Stadt bekriegten. Da haben die beiden Pädagogen seiner Freundinnen ist durch die Arbeit motiviert worden, einen runden Tisch zum Thema Gewalt organisiert und Sozialwissenschaften zu studieren, berichtet er, um so- gemeinsam mit dem Dekan, Pfarrern, Schulleitern und gleich zu betonen: »Ich dagegen sehe das Engagement im dem Bürgermeister überlegt, wie sich die Situation in Club mehr als ausgleichenden Kontrapunkt.« I Offene Jugendarbeit in der Großgemeinde Niddatal Wir bieten Heimat und Lebenspraxis GERLINDE JALLOW und EDWIN PFUHL leiten die Gibt es Probleme mit Jugendlichen, die Illegales tun? offene Jugendarbeit der Großgemeinde Niddatal mit JALLOW: örtlichen Clubs in den Ortsteilen Assenheim, Bönstadt, zu reagieren. So haben wir auch einen Graffiti-Workshop Ilbenstadt und Kaichen, die jeweils an einem Abend pro organisiert, als erste Schmierereien im Ort bekannt Woche geöffnet sind. wurden. Dazu kam ein Künstler und es gab Möglichkeiten »Es ist unser Konzept, auf Probleme frühzeitig zum legalen Sprayen.« Wie unterscheiden Sie sich von klassischer GemeindeJugendarbeit? JALLOW: »Im Gegensatz zu vielen anderen Angeboten Was ist das typisch Kirchliche an Ihrer Arbeit? JALLOW: »Wir predigen nicht, aber vermitteln durch der evangelischen Jugendarbeit kommen zu uns zahl- unsere Haltung Werte des Neuen Testaments. Dazu reiche Hauptschüler. Die hat die Kirche noch immer zu gehört, die im Blick zu haben, die am Rande stehen. wenig im Blick.« Wir sind Anwälte und signalisieren: Wir nehmen euch ernst. Dass über uns Bilder von Kirche in den Köpfen Und was bieten Sie Jugendlichen außer den Räumlich- entstehen, empfinde ich als eine hohe Verantwortung.« keiten? PFUHL: »Heimat und Lebenspraxis. Im Moment sind Und wie kooperieren Sie mit den Kirchengemeinden? einige gerade von zu Hause ausgezogen und haben so gut PFUHL: wie keinen familiären Rückhalt. Da taucht dann Konfirmandenunterricht. Ein Großteil der Konfis kommt beispielsweise die Frage auf, wie man eine Grund- dann in die Clubs. Das zeigt, wie stark die Identifikation ausstattung für den eigenen Haushalt erwirbt. Dazu über Personen läuft. Konfirmanden- und Jugendarbeit »Zum Beispiel durch gezielte Mitarbeit im fahren wir mit Jugendlichen auch in Einrichtungshäuser sollten immer untrennbar miteinander verbunden sein.« und geben Tipps. Und es geht viel um ›Arbeit‹: Welche JALLOW: Jobs gibt es? Wie bewerbe ich mich? Wie beantrage ich gemeindepädagogische Arbeit, denn Gemeindepädagogen Grundsicherung?« bringen eine Qualifikation mit, die der Kompetenz von JALLOW: »Da viele Jugendliche nach einem langen Schultag mit ihrer Tiefkühlpizza bei uns auftauchten, »Ein Garant dafür ist nicht zuletzt die Pfarrerinnen und Pfarrern Entscheidendes hinzufügt – und davon profitieren alle Seiten.« hat es sich auch etabliert, gemeinsam einzukaufen, zu kochen und Tipps für eine ausgewogene Ernährung zu vermitteln. 2005 wurde von der Europäischen Union ein Projekt mit 5.000 Euro gefördert: Jugendliche sammelten Rezepte aus der Region und kochten diese dann gemeinsam mit den Großeltern nach.« 44 I ÖKUMENE Partnerschaft: ein Pfarrer aus Tansania in Waldgirmes Die Botschaft Jesu fröhlich vermitteln Der Glaube verbindet die Christen zu einer weltweiten Gemeinschaft. Ein sichtbares Zeichen dieser geistlichen Einheit ist das Netzwerk der Partnerschaften, das die evangelischen Kirchen unterhalten. Die EKHN hat 18 Partnerschaften, die jeweils einzelnen Regionen und Gemeinden zugeordnet sind und im Zentrum Ökumene koordiniert werden. Das Dekanat Gladenbach ist mit einer Region in Tansania verbunden. Im Rahmen eines Austauschprogramms arbeitet der tansanische Pfarrer Yoram Karusya seit einigen Monaten in Waldgirmes. W aldgirmes ist ein typisches Dorf im hessischen Hinterland: ein bisschen Fachwerk, zwei Bäcker, ein Metzger und eine Kneipe. Die Häuser sind intakt, die Vorgärten gepf legt und auf den ersten Blick fällt nichts aus dem Rahmen. Der zweite Blick offenbart Besonderes: Einer der evangelischen Pfarrer stammt aus Ostafrika. Yoram Karusya bek49leidet seit Oktober 2006 eine halbe Stelle in der Gemeinde. Die restliche Zeit kümmert er sich im Dekanat Gladenbach um das Handlungsfeld Mission und Ökumene. Der 33-jährige Theologe ist viel unterwegs, spricht mit Kollegen und Kirchenvorständen und berichtet in den Gemeinden über die Lage in seiner Heimat. Das tut er äußerst lebendig, auch wenn ihn die deutsche Grammatik immer wieder stolpern lässt. Die herzliche und freimütige Art des tansanischen Pfarrers kommt in Nord-Nassau gut an. Ganz besonders bei Kindern und Jugendlichen. In Waldgirmes möchten sie ihren »Yoram« weder im Religions- Jesu durchaus fröhlich vermitteln lässt. Seine Haltung noch im Konfirmandenunterricht missen. Da ziehen sich beeindruckt angesichts der aufreibenden Verhältnisse in die Gesichter schon mal lang, wenn er nicht erscheint. Tansania umso mehr. Die materielle Not ist dort groß, die Ortspfarrer Frieder Ackermann hat nie zuvor erlebt, dass Pfarrer werden oft nur mit Naturalien bezahlt. Manche Mädchen und Jungs in der Pubertät aus freien Stücken Pfarrer betreuen 15 Gemeinden im Umkreis von 80 Kilo- singen. »Karusya packt einfach seine Trommel aus und metern – ohne Auto und ausgebaute Straßen wohl- dann geht es los – sogar mehrstimmig.« Doch auch Ältere gemerkt. Nebenher züchten sie Gemüse, um ihre Existenz schlägt er in seinen Bann. Bei den Predigten herrscht zu sichern. In Deutschland sorgt Karusya mit seinen »unglaubliche Aufmerksamkeit«, seine »Gedanken werden Berichten für Verblüffung und Nachdenklichkeit. Der intensiv wahrgenommen«. Pfarrer seinerseits war überrascht zu sehen, wie hier der Mit dem Exotenbonus ist Karusyas Anziehungskraft nur teilweise zu erklären. Die Authentizität des »Wohlstand den Glauben erschwert«. »Die Menschen haben alles, was sie brauchen, denken aber immer, sie jungen Theologen wiegt schwerer. Er lebt vor, dass Glauben auch Vergnügen bereiten kann und sich die Botschaft Weiter auf Seite 46 45 sind zahlreich, ob von privat oder von kirchlichen Gruppen. Nach der Geburt von Töchterchen Liam standen gar sieben Patentanten und -onkel Schlange. Karusya und seine Frau Judith haben sich mittlerweile mit deutschem Essen und der Witterung arrangiert. Überdies sind sie mit allerlei Gepf logenheiten vertraut. Das erste Osterfest in Waldgirmes etwa wird Karusya nicht vergessen. Als man Fortsetzung von Seite 45 ihn bei strömendem Regen in den Garten schickte, um bunte Eier zu suchen, hielt er das zunächst für einen hätten nicht genug.« Entsprechend heftig redet er ihnen Scherz. Derartige Bräuche waren ihm bis dato nicht ins Gewissen. Mitunter drückt Ackermann dabei ein geläufig. In diesem Jahr hat er nicht nur Eier gesucht, wenig auf die Bremse. Er weiß, wie empfindlich manche sondern sich auch an der regionalen Tradition des Oster- Leute darauf reagieren. Bislang sind ihm über Karusya eierwerfens beteiligt. Bei Migranten spräche man von aber nur beifällige Stimmen zu Ohren gekommen. gelungener Integration. Yoram und Judith sind hier Dass man den Pfarrer und seine Familie ins Herz geschlossen hat, ist nicht zu übersehen. Die Einladungen zweifellos angekommen, freuen sich aber auch auf die Reise zurück. Am meisten vermissen sie ihre Familien. I Tansania-Arbeitskreis im Dekanat Gladenbach Den Schwarzen Kontinent im Blick ELISABETH STANDKE gehört dem Vorstand des sind sich die rund 20 Menschen im Arbeitskreis einig. Außerdem vertritt sie als offizielle Delegierte die EKHN Natürlich bemühen sie sich um Spenden, halten Vorträge auf der Regional- und der Welt-Vollversammlung der und berichten in Gemeindebriefen über die Situation von Vereinten Evangelischen Mission (VEM). Sie sagt: »Wer Land und Leuten. Doch richtige Partnerschaft, so der einmal in Tansania war, fährt immer wieder hin oder nie Konsens, braucht auch Gesichter. Am besten solche, die mehr.« Sie hat sich für Ersteres entschieden. Seit sie dort nicht nach einem 14-Tage-Besuch wieder verschwinden. Anfang der 90er-Jahre ein Bildungsprojekt besuchte, Pfarrer Ackermann war deshalb hartnäckig und hat sich lässt sie das Land nicht mehr los. Die Offenheit der durch Formularberge gewühlt. Er konnte die EKHN und Menschen, ihre Armut, die Tabuisierung von Aids und die VEM überzeugen, den Aufenthalt von Yoram Karusya Klassen mit 120 Schülern stachelten den Unternehmungs- zu finanzieren. Im Rahmen des Süd-Nord-Austauschs geist der Schulleiterin an. Zurück in Deutschland baute verbringt der Theologe nun insgesamt fünf Jahre in Nord- sie in enger Kooperation mit der VEM im Dekanat Gladen- Nassau. Die lange Anwesenheit eines außereuropäischen bach den Tansania-Arbeitskreis auf. Der existiert Christen ist im Dekanat eine Premiere und sorgt für mehr mittlerweile 15 Jahre und hat Afrika bei vielen Menschen Weltoffenheit und Interesse. stärker ins Blickfeld gerückt. Nach 15 Jahren hat die Das ist ganz im Sinne des Arbeitskreises, der auch 62-jährige Standke nun die Leitung an Pfarrer Frieder Menschen zum Helfen anregen will. In Tansania muss Ackermann abgegeben. Der Arbeit bleibt sie im Vorstand zwar niemand verhungern, doch haben Flüchtlingsströme treu. aus Ruanda die soziale Lage verschärft. Die KirchenDer Arbeitskreis hat die Partnerschaft mit der gemeinden sind oft die einzigen Anlaufstellen für lutherischen Kirche in Tansania ein gutes Stück voran- Gesundheitsversorgung oder Bildung. Deshalb f ließen gebracht – vor allem in der Diözese Karagwe. Zum festen die gesammelten Gelder nicht mehr direkt von Gemeinde Programm entwickelte sich der Austausch von jungen zu Gemeinde, sondern in Fonds, und werden über die Menschen. Finanziert vom Dekanat und der EKHN, haben VEM vor Ort gezielt an soziale Projekte verteilt. Da die deutsche Jugendliche in Tansania zum Beispiel das lutherische Kirche in Tansania boomt, aber viel zu wenig Gebäude für eine Maismühle gebaut. Im Gegenzug lernen Pfarrer hat, ermöglicht einer der Fonds auch Theologie- ihre tansanischen Altersgenossen hessische Gemeinden studiengänge. Das Fondssystem schützt nach Standkes und Jugendkreise oder die Europaschule in Gladenbach Einschätzung davor, »dass einige viel und andere so gut kennen. Das Engagement für Tansania will Standke wie nichts erhalten«. nicht als Patenschaft nach dem Motto: »Ihr seid arm, wir 46 schicken euch Geld«, verstanden wissen. In diesem Punkt Tansania-Arbeitskreises im Dekanat Gladenbach an. I ÖKUMENE Zentrum Ökumene in der EKHN Partnerschaft auf Augenhöhe DR. HELGA RAU ist Beauftrage für die Partnerschaften in Afrika. Mit Sitz im Zentrum Ökumene berät die Ernährungswissenschaftlerin Partnerschaftsgruppen. Dabei nimmt sie Veränderungen wahr. Durch Vermittlung der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) und des Evangelischen Missionswerks Süddeutschland (EMS) – in denen die EKHN Mitglied ist – werden seit rund zwei Jahrzehnten weltweit Partnerschaften gepf legt. In Afrika unterhält die EKHN zur Lutherischen Kirche in Tansania, der Presbyterian Church in Ghana und der Moravian Church in Südafrika enge Kontakte. Gemeinden und Regionen pf legen die Partnerschaften. Das Zentrum Ökumene der EKHN berät und begleitet sie dabei. Auf Dekanatsebene haben sich neun Afrika-Gruppen – darunter der Tansania-Arbeitskreis im Ökumene in der EKHN I I I I I Partnerschaften in Europa Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen Evangelisch-Reformierte Kirche in Polen Polnischer Ökumenischer Rat Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder, Tschechien Waldenserkirche in Italien Dekanat Gladenbach – etabliert. Durch gesellschaftliche Entwicklungen verlagern sich zum einen inhaltliche Schwerpunkte. So richteten zum Beispiel die SüdafrikaGruppen früher ihr Augenmerk auf die Apartheid, heute auf Themen wie HIV/Aids oder Globalisierung. Zum anderen ist das Interesse heute seltener dauerhaft, sondern eher punktuell und themenspezifisch. Vor allem I I I I I I I I I I I I I Partnerschaften außerhalb Europas Dekanate Büdingen, Gießen und Wetterau: Church of North India, Amritsar Diocese Dekanate Alsfeld und Vogelsberg: Church of South India, East Kerala Diocese Dekanate Grünberg, Hungen und Kirchberg: Church of South India, Krishna Godavari Diocese Dekanate Biedenkopf, Gladenbach, Selters und Nassau: Evangelical Lutheran Church of Tanzania, Karagwe Diocese Dekanat Herborn: Evangelical Lutheran Church of Tanzania, North-West Diocese Dekanate Bad Marienberg und Dillenburg: Simalungun Batak Church, Sumatra/Indonesien Propstei Rheinhessen: Christian Evangelical Church in Minahasa, Nordsulawesi/Indonesien Dekanat Bergstraße: Moravian Church in Southern Tanzania Dekanate Darmstadt Stadt und Rheinheim: Moravian Church in South Afrika Dekanate der Propstei Rhein-Main: Presbyterian Church in the Republic of Korea, Presbyterian Church of Ghana Dekanate in Frankfurt und Wiesbaden: United Church of Christ, New York State, USA Dekanat Runkel: Presbyterian Church of Ghana Kirchenleitung der EKHN: Evangelical Lutheran Church in the Republic of Namibia Jugendliche legen sich ungern langfristig fest. Durch neue Projektformen wie Austauschprogramme oder das Global Youth Village, bei dem sich Jugendliche aus verschiedenen Ländern für einige Zeit treffen, versucht das Zentrum Ökumene, junge Menschen stärker in die Partnerschaftsarbeit einzubinden. Insgesamt wünscht sich Ökumeneexpertin Rau, dass die spezifischen Fähigkeiten und Möglichkeiten in den Partnerländern mehr ins Bewusstsein rücken. Dadurch werden Partnerschaften möglich, in denen sich beide Seiten auf Augenhöhe begegnen. Partnerkirchen in anderen Kontinenten haben – auch wenn sie über geringe finanzielle Mittel verfügen – Kompetenzen, die für die EKHN von großem Interesse sind. So weiß Rau zum Beispiel, dass es beim Verhältnis zwischen Christen und Muslimen in Afrika »äußerst kompetente Ansprechpartner gibt, die uns etwas zu sagen haben«. I Zentrum Ökumene Praunheimer Landstraße 206 · 60488 Frankfurt Telefon (069) 97651811 E-Mail [email protected] · www.zentrum-oekumene-ekhn.de 47 Interreligiöser Dialog: Erfahrungen in den Dekanaten Grünberg, Hungen und Kirchberg Im Libanon für das Gießener Land lernen Seit 2005 schickt die EKHN Pfarrerinnen und Pfarrer zu einem Studienaufenthalt nach Beirut, der multikulturellen und multireligiösen Hauptstadt des Libanon. Dort vertiefen sie Kenntnisse im interkulturellen und interreligiösen Dialog. Diese Erfahrungen fließen in die Arbeit der EKHN ein, zum Beispiel bei Bernd Apel, dem Ökumenereferenten in den Dekanaten Grünberg, Kirchberg und Hungen, bei Dietmar Burkhardt, dem Kommunikationsfachmann in der Kirchenverwaltung, und bei Gemeindepfarrer Bernd Ringleb in Kubach und Hirschhausen. seit fünf Jahren Inhaber der Profilstelle Ökumene in den Dekanaten Grünberg, Kirchberg und Hungen. Er sitzt der Christlich-Islamischen Gesellschaft in Gießen vor, engagiert sich im jüdisch-christlich-muslimischen Projekt »Weißt du, wer ich bin?« sowie in der Partnerschaft mit der Diözese Krishna Godavari in Indien. Ihm liegt es am Herzen, dass man Ökumene als »aktuelle Herausforderung« erkennt und nicht nur ab und an als »exotisches Thema« präsentiert. Heute sollte »jeder Pfarrer ein Verhältnis zu anderen Religionen N ach seinem dreimonatigen Studienaufenthalt haben«. Zudem bedeutet Christ-Sein hierzulande längst im Libanon würde Pfarrer Bernd Apel am nicht mehr ausnahmslos, weiß und deutsch zu sein. Da- liebsten verkünden: »Es geht nur noch für möchte Apel als »Scharnier zwischen den Gemeinden ökumenisch.« In dem von religiöser und und dem Zentrum Ökumene der EKHN«, das auch den kultureller Vielfalt geprägten Land mit Studienaufenthalt im Beirut organisiert, die Menschen vier Millionen Einwohnern und doppelt so vielen im in den Dekanaten hellhöriger machen. Das tut er auf Ver- Exil konnte er hautnah erleben, wie »normal es ist, anstaltungen und mit Vorträgen – oder ganz niedrig- verschieden zu sein«. Das Land ist mit seinen über schwellig mit einem »Kalender der Religionen«. In ihm 20 Religionen und Konfessionen sowie vielfältigen sind nicht nur Ostern und Maria Himmelfahrt vermerkt kulturellen Einf lüssen ein interessantes Lernfeld für den und erklärt, sondern auch das Ashura-Fest der Schiiten interkulturellen Dialog: vor allem in Beirut, wo Orient und Aleviten oder das tibetische Neujahrsfest Losar. und Okzident aufeinandertreffen. Christen und Muslime 48 Apel hat in seinem Umfeld einiges angestoßen wohnen hier seit 1.400 Jahren in enger Nachbarschaft. und bereits Früchte wie den Rat der Religionen ernten Auf den Straßen sind verschleierte Frauen ebenso selbst- können. 2006 gegründet, ist er im Großraum Gießen das verständlich wie Mädchen mit bauchfreien Tops. Die erste Forum, in dem sich 13 Gemeinden aus sechs ver- Stadt bleibt dem Theologen als Sinnbild für »Globalisierung schiedenen Glaubensrichtungen auf Augenhöhe begegnen. pur« in Erinnerung. Die einzelnen Gruppen grenzen sich Der Rat übt den Dialog und fungiert als Ansprechpartner zwar voneinander ab. Doch zollen sie sich in der Regel für die Öffentlichkeit – unter anderem bei Konf likten gegenseitig Achtung und Respekt. Apels Einschätzung um geplante Moscheen. In diesem Sommer waren die nach funktionieren dort viele Dinge, an denen in Gemeinden auf dem Stadtfest zum ersten Mal mit einem Deutschland seit Jahrzehnten mühsam gebastelt wird. gemeinsamen Stand präsent. Alles in allem versteht sich »Leben ist dort immer Kompromiss.« Seit seiner Reise Apel als Brückenbauer zwischen Konfessionen, Religionen nimmt sich der Pfarrer als ein bisschen toleranter wahr, und Kulturen. Ihm geht es dabei um »Beziehungen zu obwohl er sich schon seit langem in Toleranz übt. Apel ist Menschen und nicht zu Religionssystemen«. I ÖKUMENE Interreligiöser Dialog in Kubach und Hirschhausen/Taunus Mehr Verständnis Drei Monate lang protokollierte PFARRER ROLF RINGLEB registriert er seit dem Studienaufenthalt eine »größere via Internet seinen Studienaufenthalt im Libanon. Von Sorgfalt im Umgang mit dem Islam«. Ihm wurde bewusst, der großen Resonanz auf sein virtuelles Tagebuch war er »wie viele Halbwahrheiten existieren«. Positiv wirkt sich ziemlich überrascht. Nach der Rückkehr stieg das Inter- die Horizonterweiterung auch auf seinen Unterricht an esse weiter an. Nicht nur Gemeindemitglieder wollten der Weilburger Berufsschule aus. In den Klassen sitzt mehr über seine Erfahrungen im Land der Zedern wissen. ein hoher Anteil muslimischer Schüler, denen er mehr Mittlerweile hat Ringleb etliche Vorträge gehalten, Verständnis entgegenbringen kann. Im Gegenzug ge- Fotos gezeigt und Gespräche geführt. In Kubach und nießt der Pfarrer größeres Vertrauen – zumal er auch Hirschhausen ist jetzt das Bild vom Islam um einiges muslimische Jugendliche seelsorglich begleitet. Ringleb differenzierter. In den Gemeinden sind viele sensibilisiert ist weit davon entfernt, sich neuerdings als »Islamfach- und suchen den Kontakt zu den Muslimen in ihrer Um- mann« zu begreifen. »Ich habe lediglich ein Fragment gebung. So gab es erstmals ein interkulturelles Fest der Religion kennengelernt, das im Libanon verbreitet sowie Begegnungen, die Ringleb als »Treffen auf niederen ist.« Die Reise hat ihm dennoch vor Augen geführt: »Wir Ebenen« beschreibt. Christinnen und Muslima tauschten sind zum Dialog verurteilt, jenseits bleibt nur Gewalt.« sich dabei aus. Beliebte Fragen waren »Wie kochst du?« Die vor Ort gewonnenen Eindrücke und Einsichten gibt und »Wie glaubst du?«. Die Gemeinden wollen außer- Ringleb daher auch außerhalb der Gemeindegrenzen dem das Gespräch mit dem türkischen Kulturverein weiter. An der Weilburger Volkshochschule etwa, auf der im nahe gelegenen Weilburg intensivieren und einen Dekanatssynode und unter den Pfarrerinnen und Pfarrern interkulturellen Arbeitskreis auf die Beine stellen. Es im Dekanat. I sind nur kleine Schritte, die sich in der ländlichen Region realisieren lassen. Für große Sprünge fehlen den Gemeinden sowohl Personal als auch Mittel. In Kubach werden 900, in Hirschhausen 500 Mitglieder gezählt. Aufwind könnte die Dialogarbeit bald durch einen ortsansässigen Theologiestudenten erfahren. Den haben die Berichte des Pfarrers so beeindruckt, dass er zwei Auslandssemester im Mittleren Osten plant. In dem Vorhaben kann ihn Ringleb nur bestärken. Bei sich selbst 49 Runder Tisch Islam für Journalisten in der EKHN Einfach ergriffener PFARRER DIETMAR BURKHARDT kümmert sich eigent- Evangelischen Pressedienst epd, die Katholische Nach- lich um die interne Kommunikation in der EKHN. Der richtenagentur kna, die Evangelische Sonntagszeitung, Aufenthalt im Libanon hat den Fachreferenten in der ZDF, HR, Hüriyett, Milliyet, Samman-Gruppe (Fernseh- Kirchenverwaltung nicht nur persönlich geistlich be- und Radiostation für Europa, Offenbach), Sabah und reichert, sondern auch zu einem neuen journalistischen Tyrkie. Die Beteiligten lernen am runden Tisch die Projekt geführt. Positionen ihrer religiös oder säkular orientierten Kolleginnen und Kollegen kennen und bemühen sich um Warum haben Sie sich für das Programm im Jahr 2005 größere Objektivität. Vermittelt werden deutsche Gast- angemeldet? kommentare in türkischen Zeitungen oder umgekehrt. BURKHARDT: »Mich hat die religiöse Vielfalt des Nahen In der EKHN hat der runde Tisch bewirkt, dass nun auch Ostens interessiert. Insbesondere den Islam wollte ich türkische und marokkanische Zeitungen die Presse- aus erster Hand kennenlernen. Man kann nur verstehen, mitteilungen der EKHN erhalten. Der bundesweit einmalige was man kennt und am besten selbst erlebt hat.« Vorstoß weckte mittlerweile auch in Berlin Interesse. Das Konzept will man dort bald übernehmen. Daneben bin ich Mitglied im Nahost-Forum der EKHN. Persönlich freue ich Hat der Aufenthalt Sie persönlich verändert? BURKHARDT: mich über einen viel unverkrampfteren Kontakt zu meinen »Ich bin mit einer westlich geprägten Theologie hingefahren und mit einem östlich geweiteten muslimischen Nachbarn.« Blick zurückgekommen. Ein Beispiel: Das Gottesverhältnis drückt sich im westlichen Glaubensverständnis über- Runder Tisch Islam für Journalisten Dietmar Burkhardt · Stabsbereich Öffentlichkeitsarbeit Paulusplatz 1 · 64285 Darmstadt · Telefon (06151) 405-286 E-Mail [email protected] wiegend horizontal, also im Miteinander, aus. In der Frömmigkeit der östlichen Christen steht der vertikale Aspekt, also der direkte Draht zu Gott, im Vordergrund. Man ist da einfach ergriffener, vielleicht weil die biblischen Stätten hautnah sind. Ich habe jetzt eine stärkere persönliche Bindung zu Gott.« Und der Islam? BURKHARDT: »Besser als vorher habe ich verstanden: Der Islam ist eine Religion mit vielen unterschiedlichen Traditionen und entsprechend differenziert muss er gesehen werden.« Ökumene in der EKHN Was machen Sie mit Ihren Erfahrungen hier? BURKHARDT: »Wie die anderen Kollegen des Programms auch werde ich als Experte für Vorträge und Beratungen angefragt. Als Grenzgänger zwischen Kirche und Medien spreche ich Multiplikatoren in Zeitungen und Sendern an. Zusammen mit dem Zentrum Ökumene, dem katholischen Haus am Dom in Frankfurt und der Quandt-Stiftung habe I I I I I I I Die EKHN fördert die Aktion »Brot für die Welt« die Katastrophenhilfe des Diakonischen Werkes der EKD die Aktion »Hoffnung für Osteuropa« den Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) die Aktion »Kirchen helfen Kirchen« die Aktionsgemeinschaft »Dienst für den Frieden« (AGDF) das Evangelische Missionswerk in Deutschland (EMW) ich einen runden Tisch für Journalisten initiiert. Daran nehmen 30 Journalistinnen und Journalisten aus dem I Rhein-Main-Gebiet teil. Sie vertreten die FAZ, FR, den I I I Interreligiöse Taufen und Trauungen Taufen von Kindern mit muslimischen und evangelischen Eltern Trauungen zwischen muslimischen und evangelischen Paaren 50 I I 27 23 I Die EKHN ist Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen in der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) in der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) – Leuenberger Kirchengemeinschaft in der Union Evangelischer Kirchen (UEK) in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) im Evangelischen Missionswerk in Südwestdeutschland (EMS) in der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) I GESELLSCHAFTLICHE VERANTWORTUNG Bündnis Familie: Projekt Patente Paten in Mainz und Bingen Du bist die Hauptperson Jugendliche in Ausbildung zu bringen, die das alleine nur schwer schaffen, ist das Ziel des Ingelheimer Dekanatsprojekts Patente Paten. Birgit Bohl-Croseck, Pfarrerin für gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat Ingelheim, hat es initiiert und mit dem »Lokalen Bündnis für Familie« im Raum Mainz-Bingen vernetzt. Eine Patin und zwei Paten aus Mainz, Bingen und Ingelheim berichten von ihren Erfahrungen. E rst hat sie den gemeinsamen Termin vergessen Chefin eines Friseursalons lud sie ein. Brief und Projekt und nun bricht bei der Rückfrage per Telefon hätten sie so neugierig gemacht, dass sie mehr wissen das Gespräch mitten im Satz ab: »Bestimmt wollte, obwohl sie gar keine Auszubildende suchte, ver- ist der Akku leer.« Irene Alt legt auf und fängt riet sie der jungen Frau später, die heute bei ihr lernt. an zu lachen: »Genauso sind sie.« Kurze Zeit Patin Irene Alt ist ein Energiebündel mit Strubbel- später meldet sich ihr ehemaliges Projektpatenkind frisur und festem Händedruck. Seit drei Jahren leitet Ornella Putignano wieder, nun vom Festnetz, entschuldigt sie als zweite Beigeordnete der Kreisverwaltung Mainz- sich und erzählt, wie mutlos sie anfangs war. Rund Bingen den Geschäftsbereich Jugend und Soziales und 100 erfolglose Bewerbungen lagen hinter ihr. Dabei hat längst gemerkt, dass die Eröffnung eines Jugend- schwebte ihr nichts Ausgefallenes vor, Friseurin ist ihr treffs oder die Schirmherrschaft einer Bildungstagung Traumberuf. »Aber meine Noten waren schlecht«, räumt ihr weit weniger Renommee einbringen als den männ- sie ein. Im neuen Anlauf schrieb sie dann zusammen mit lichen Kollegen der Bau einer neuen Schule oder Straße. Irene Alt alle Friseure im Umkreis von 30 Kilometern an. Mit Begleitbrief der Patin und einem Flyer des Projekts. Schon ein paar Tage später klingelte das Telefon und die Weiter auf Seite 52 51 teiligte sich an der Gründung des Lokalen Bündnisses für Familie. Als sie in diesem Rahmen Pfarrerin Birgit Bohl-Croseck traf, die ihr die Patenschaftsidee erläuterte, hatte das Bündnis sein erstes Projekt und das Projekt seine erste ehrenamtliche Patin. Von der Hausfrau über den Chemiker oder die Politikerin bis zum Gärtner versammelt der Patenpool heute eine Fülle von Menschen samt ihren Erfahrungen. So findet jeder Jugendliche seinen Ansprechpartner. Wer sich für Gartenbau interessiert, kann etwa Jörg Gundert Fortsetzung von Seite 51 ansprechen. Der schmale Enddreißiger führt das Gärtnerteam der Firma Boehringer, die auch im Lokalen Bündnis Für die zweifache Mutter und Großmutter mit den hellen, vertreten ist. Drei Jungen hat er bisher betreut, zwei wachen Augen ist das kein Grund zum Jammern. – Im haben die Begleitung vorzeitig abgebrochen – bei einem Gegenteil. Durch die Arbeit an einer politischen Dreh- bedauert er, ihn nicht mehr gefordert zu haben. Den scheibe von Kontakten und Gremien findet sie immer Dritten hat er zu Gärtnereien begleitet und ihn angeregt, Möglichkeiten, sich für andere einzusetzen. Das sollten Erfahrungen aus den Vorstellungsgesprächen zu nutzen. auch andere tun, überlegte sie vor zwei Jahren und be- Der Junge hatte ein eher bescheidenes Zeugnis und Engagement für arbeitslose Jugendliche im Dekanat Ingelheim Eine Chance für Jugendliche ohne Ausbildung PFARRERIN BIRGIT BOHL-CROSECK besetzt im Geht Kirche in einem solchen Bündnis nicht unter? Dekanat Ingelheim die Fachstelle für gesellschaftliche BOHL-CROSECK: Verantwortung. Sie weiß: Wenn ein Jugendlicher arbeits- dass Kirche vor Ort ist und handelt. Ich werde oft ein- los ist, dann ist die ganze Familie mitbetroffen. Deshalb geladen, um von unserem Projekt zu berichten. Daraus sieht sie das Projekt Patente Paten als festen Bestandteil hat sich unter anderem ergeben, dass wir mit einer im Bündnis Familie. Hauptschule zusammenarbeiten, in der ein Pate regel- »Im Gegenteil: Es wird hoch geschätzt, mäßig Sprechstunden anbietet.« Was bedeutet gesellschaftliche Verantwortung für Sie? BOHL-CROSECK: »Es ist die Herausforderung, Kirche Sind sie stolz auf die Idee? als gestaltende Kraft sichtbar werden zu lassen. Wir sind BOHL-CROSECK: vor allem beim Thema Jugendarbeitslosigkeit gefragt. Jahr etwa habe ich zusammen mit einer Pfarrerin am Vor drei Jahren entstand deshalb das Projekt Patente Buß- und Bettag einen gut besuchten Gottesdienst zum Paten, in dem wir Jugendliche, die keine Ausbildungsstelle Thema Jugendarbeitslosigkeit gestaltet. Dabei stellten finden, durch erfahrene ehrenamtliche Begleiter unter- wir das Patenschaftsmodell vor. Hinterher boten sich stützen.« einige Gemeindemitglieder als Paten an, andere sagten: »Ich habe viel Freude daran. Letztes I ›Es ist gut, dass Kirche sich hier einsetzt!‹« Wie kam es dazu? BOHL-CROSECK: »Als Gemeindepfarrerin in Ingelheim Fach- und Profilstellen lernte ich Jugendliche kennen, die schon früh die Erfahrung des Scheiterns machten, und war überzeugt, dass oft nur die individuelle Betreuung fehlte. Zeitgleich gründete sich ein Lokales Bündnis für Familie – Brigitte Bertelmann vom Zentrum Gesellschaftliche Verant- Fach- und Profilstellen wurden im Rahmen der Dekanatsstrukturreform seit dem Jahr 2000 eingerichtet. Sie geben den Dekanaten die Möglichkeit, in wichtigen kirchlichen Handlungsfeldern zusätzliche Impulse zu setzen. wortung gab mir den Hinweis darauf. Mit den Patenten Paten initiierte das Dekanat das erste von mittlerweile acht Projekten im Bündnis und begleitete mehr als 20 Jugendliche bis zur Aufnahme einer Ausbildung.« 52 I I I I Gesellschaftliche Verantwortung Ökumene Bildung Öffentlichkeitsarbeit Stellen 16,35 13,5 16,9 24,75 Personen 21 22 28 28 GESELLSCHAFTLICHE VERANTWORTUNG Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN Einmischen für die Interessen von Familien DR. BRIGITTE BERTELMANN ist Referentin für Bündnisse für Familie Ökonomie und Sozialpolitik im Zentrum Gesellschaftliche Durch ihre Beteiligung an Projekten wie Soziale Stadt, Verantwortung der EKHN. Sie tritt ein für eine sozial Mehrgenerationenhäusern und Familienzentren oder gerechte und ökologisch verträgliche Entwicklung Bündnissen für Familien übernimmt die evangelische der Gesellschaft. Auch Familienpolitik ist dabei im Kirche Mitverantwortung für diese neue Netzwerkarbeit. evangelischen Blickfeld. Das Zentrum beteiligt sich an Hier kann sie christliche und sozialethische Qualitäts- der gesellschaftlichen Debatte darüber und fördert die kriterien einbringen und für Benachteiligte eintreten. Bildung regionaler Bündnisse für Familien. Dafür hat sie Leitsätze entwickelt: Verantwortung für nachwachsende Generation Durch diese Kooperation wird die gesellschaftliche Familien im Wandel Bedeutung von Familien stärker wahrgenommen und Wo traditionelle Wertvorstellungen ihre gesellschaftliche anerkannt, dass sie die Verantwortung für das Heran- Selbstverständlichkeit verlieren, entsteht für die Lebens- wachsen einer ausreichend großen, gut ausgebildeten gestaltung eine Vielfalt von Optionen, deren Folgen und gesellschaftlich verantwortungsbewussten Generation kaum abzusehen sind. Das fordert ein zunehmendes nicht alleine tragen können. Das ist eine gesamtgesell- Maß an Flexibilität, die Fähigkeit zur Ref lexion von schaftliche Aufgabe, für die auch Wirtschaft und Politik Entwicklungen und Entscheidungen sowie zum Aufbau die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen müssen. neuer sozialer Netzwerke. Familien dabei zu unterstützen I ist eine wichtige kirchliche Aufgabe. Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung Albert-SchweitzerStraße 113 – 115 55128 Mainz Telefon (06131) 28744-0 E-Mail [email protected] wusste, nach dem Grund befragt, nichts zu sagen. »Ich habe ihm geraten, offensiv damit umzugehen, zu erklären, dass er ab jetzt etwas tun wolle, dass Schule und Beruf zwei paar Stiefel sind.« Kurze Zeit später klappte es mit der Ausbildungsstelle auf einem Weingut. Gemeinsam stark Ebenfalls überlegt und verbindlich, aber dennoch ein ganz anderer Patentyp ist Joachim Kühn. Der 56-jährige pensionierte Bundeswehroffizier trifft sich zum Kennenlernen gern »auf neutralem Boden«, im Haus der Kirche. Ein hagerer, sportlicher Mann, der immer wieder auch vom »Spaß an der Sache« berichtet, was im Zusammen- Gemeindeveranstaltungen hang mit benachteiligten, teils schwierigen Jugend- zu gesellschaftlichen Themen lichen zunächst verblüfft. Doch für ihn hat das Pate-Sein viele Aspekte. So bereichere ihn sein Bemühen, die I I Veranstaltungen Teilnehmende 1.149 31.266 Jungen unterzubringen, durch eigene neue Erkenntnisse. Der Freizeitschiedsrichter setzt sich gern mit Jugendlichen auseinander und erlebt dabei immer wieder, dass War die Stellensuche erfolgreich, freut sich nicht nur sie sich eher auf seine Vorgaben einlassen als auf die der das Projektpatenkind, sondern die gesamte Paten- Eltern. Er ist ein Teamplayer, der den gemeinsamen Erfolg gemeinschaft. Sie eint eine sehr persönliche Motivation, schätzt. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass er die die darauf beruht, dass sie selbst oder ihre Kinder gut Stellensuche selbst übernimmt. Diesen Erfolg sollen die auf den Lebensweg gekommen sind. Dankbar darüber Jugendlichen selbst spüren. Gleich zu Anfang stellt er wollen sie jemandem die Hand reichen, der es weniger klar: »Du bist jetzt die Hauptperson!« Und erwartet, dass leicht hat. Einmal im Monat treffen sie sich und teilen die Betreuten aktiv werden. Tiefschläge ebenso wie Erfolge – und alle lernen dazu. I 53 Diakonie: die Tafel in Höhr-Grenzhausen/Westerwald Essen, wo es hingehört Angesichts wachsender Not haben sich an vielen Orten Tafeln gebildet, die gespendete Lebensmittel an Bedürftige verteilen. Dabei engagieren sich zumeist Ehrenamtliche wie das Ehepaar Ulla Groenewald-Keller und Ingo Keller. Doch auch solchen Projekten tut der professionelle Hintergrund eines regionalen Diakonischen Werkes gut. Im Westerwald leitet es Wilfried Kehr. legt offen: Unsere Gesellschaft ist zu reich und zu arm, auch in den überschaubaren Ortschaften des Westerwaldkreises. Zwar gibt es hier nur fünf Prozent Arbeitslose, trotzdem 5.000 Bedarfsgemeinschaften, wie es im modernen Sozialdeutsch heißt, die etwa 10.000 Menschen betreffen: Alte wie auch Junge, Alleinerziehende, Obdachlose, Geringverdiener, Arbeitssuchende und Kriegerwitwen. Der Tafelleitspruch »Essen, wo es hingehört« hat deutschlandweit eine Bürgerbewegung in Gang gesetzt. Ulla Groenewald-Keller, 48, und ihr Ehemann Ingo Keller, 46, sind so etwas wie Säulen im Westerwälder Tafel-Aufbau. D ie heilige Elisabeth von Thüringen, die Im September 2005 wurde die Westerwaldkreis Tafel Patronin von Thüringen und Hessen, öffnete gegründet. Unter der Regie des regionalen Diakonischen die prallen landgräflichen Kornkammern, Werkes arbeiten Kirchengemeinden, evangelische wie öffnete Herz und Hand und verteilte Brot an katholische, die Orte und Verbände zusammen mit Wirt- die Armen. »Zu viele Lebensmittel und zu schaftsunternehmen, den Lebensmittelspendern sowie viele arme Leute. Zu viel für die Mülltonne. Wir müssen rund 300 Ehrenamtlichen. Die Tafel hat sieben Ausgabe- die Geschäfte von ihrem Überf luss befreien, den die stellen in Bad Marienberg, Rennerod, Hachenburg, Kundschaft ohnehin nicht mehr nehmen würde«, sagen Herschbach bei Selters, in Höhr-Grenzhausen, Montabaur Ulla Groenewald-Keller und Ingo Keller. Die Tafelarbeit und in Westerburg für derzeit 2.200 Tafelkunden. Ulla Groenewald-Keller ist Grundschullehrerin, Ingo Keller leitet eine wissenschaftliche Bibliothek in Remagen. Beide widmen durchschnittlich je drei bis vier Stunden in der Woche der Tafel. Er sei also eigentlich »Schreibtischtäter«, meint Ingo Keller, aber hier packt er alle Arbeit an, die zu tun ist. Da stehen Mülltonnen oder Kartonagen vor der Tür, die müssen geleert und weggefahren werden. Die Lebensmittel werden von den Spendern abgeholt, sortiert, eingeräumt, gekühlt – und ausgegeben. Zwar sind die meisten Ehrenamtlichen Frauen, aber auch Männer sind gefragt. Der wöchentliche Zeitaufwand ist im Terminkalender eingeplant wie auch ihre Arbeit im Kirchenvorstand, erläutert Ulla Groenewald-Keller. Weiter auf Seite 56 54 GESELLSCHAFTLICHE VERANTWORTUNG Regionales Diakonisches Werk im Westerwaldkreis Wir können handeln Regionales Diakonisches Werk im Westerwaldkreis Hauptamtliche Ehrenamtliche Zentrale: Westerburg Außenstellen: Montabaur, Hachenburg, Höhr-Grenzhausen 47 330 Für den Leiter des regionalen Diakonischen Werkes im »Unsere diakonische Mitarbeiterschaft soll stärker den Westerwaldkreis, christlichen Glauben bedenken, bekennen und aussagen WILFRIED KEHR, ist die Diakonie dann gesund, wenn Haupt- und Ehrenamt kombiniert können.« Damit erfasst Kehr ein gemeinsames Kern- bezogen werden, wenn Engagement und fachliches thema von Kirche und Diakonie. Können sich verbinden wie Kirche und Diakonie. Wilfried Kehr stammt von einem Bauernhof an Im Westerwald, wo einst in Westerburg der erste Kindergarten in Nassau gegründet wurde, ist nicht der Bergstraße, aber er kennt den Westerwald gut. Nach nur die Tafelarbeit neu. In Höhr begleitet aufsuchende seinem Studium der Sozialpädagogik an der Evangelischen Sozialarbeit 180 Jugendliche. Hier ist fast die Hälfte Fachhochschule Darmstadt war Kehr bereits jahrelang der Bevölkerung ausländischer Herkunft: Die Keramik- für die Aussiedlerberatung im Westerwald zuständig. industrie des Kannenbäckerlands hat es nötig und Seit 2005 leitet er nun das regionale Diakonische Werk möglich gemacht. Eine neue Adresse ist auch der Markt- in Westerburg, das 47 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter platz 8 – Geschenke und mehr in Westerburg. Dort ver- beschäftigt. Mit Ehefrau und drei Töchtern wohnt Kehr kaufen psychisch behinderte Menschen die Produkte in Gemünden. Dort ist er auch Kirchenvorsteher und ihrer Tagesstätte. Weitere Arbeitsgebiete des regionalen Prädikant. Diakonischen Werkes sind Suchtkrankenhilfe, psycho- Man wird nicht nur geprägt, man muss sich auch logische Beratung, Beratungsdienste für Schuldner, prägen lassen. Kehr hat viel gelernt in der Fortbildungs- Schwangere und Migranten, Integrationsfachdienst, reihe Kirche und Diakonie des Diakonischen Werkes in Westerwaldkreis Tafel, Tagesstätte, Betreutes Wohnen Hessen und Nassau, die Pfarrer, Sozialarbeiter und sowie Kontakt- und Informationsstelle für psychisch Ehrenamtliche in Tuchfühlung und Gespräch miteinander Kranke und Angehörige. gebracht hatte. Bei seiner Rückkehr nach Westerburg Regionales Diakonisches Werk im Westerwaldkreis Hergenrother Straße 2a 56457 Westerburg Telefon (02663) 94300 E-Mail [email protected] Das regionale Diakonische Werk Westerburg kam Kehr zugute, dass er dort wie auch in Gemünden arbeitet im Gebiet der Dekanate Bad Marienberg und viele Menschen kennt. Er will das regionale Diakonische Selters mit 61.700 Christen in 34 Kirchengemeinden, das Werk noch stärker verbinden mit den Kirchengemeinden. fast deckungsgleich mit dem Westerwaldkreis und seinen Für ihn ist die Diakonie gesund, wenn sich Haupt- und 203.000 Einwohnern ist. I Ehrenamt ergänzen. Wenn Kehr das sagt, dann ist nicht dahergeredet, sondern hat Hand und Fuß. Gerade die umfangreiche Westerwälder Tafelarbeit zeigt für ihn, dass es ohne das fachliche Können der Hauptamtlichen gar nicht geht. Und Ehrenamtliche soll man nicht einsetzen in der Hoffnung, dass dadurch die Diakonie billiger wird. Die Anforderungen und Erwartungen an die Diakonie werden keinesfalls weniger. Kehr ist überzeugt: Wir können handeln. Gerade die Tafelarbeit zeigt die Früchte einer bodenständigen Gemeindediakonie. Er lässt sich erinnern an ein Wort des Marburger Theologen Ernst Christian Achelis vor rund 120 Jahren: Wie macht man aus einer Ansammlung von Christenmenschen eine Gemeinde? – Durch Diakonie. 55 Fortsetzung von Seite 54 Die Tafel erfordert nicht nur Zeit, sondern auch Bereitschaft zur Teamarbeit und die beginnt schon bei der Planung. Wer holt wann und wie und welche Lebensmittel ab, wer versorgt, wer teilt aus? Groenewald-Keller erzählt von der große Bereitschaft zur Mitarbeit. Das Ehrenamt blüht, wenn es um etwas geht. Es ist durchaus möglich, in Höhr-Grenzhausen 40 bis 50 Ehrenamtliche zusammenzutrommeln. Man sieht, was beim Einsatz herauskommt, die Arbeit hat unmittelbaren Erfolg, man freut sich an der Gemeinschaft. Allein in Höhr-Grenzhausen werden pro Woche 110 Haushalte versorgt mit insgesamt 300 bis 400 Familienmitgliedern. Die verblüffte Frage, ob es dann für alle reichte, ist klar zu beantworten: Ja, alle Empfänger mit dem Tafelkundenausweis können vielseitig versorgt werden. Es ist nicht nur eine Bürgerbewegung wie im Lehrbuch sondern auch eine vorbildliche praktische Ökumene: Evangelische und katholische Kirchengemeinden, Johanniter und die Caritas, Bürgermeister und Kommunalpolitiker aller Parteien wirken zusammen. Es ist wie ein getäfeltes Pfingstwunder. Wird nicht auch 56 GESELLSCHAFTLICHE VERANTWORTUNG Diakonisches Werk in Hessen und Nassau (DWHN) Für Barmherzigkeit und Gerechtigkeit Das DWHN in Zahlen: 195 Rechtsträger mit 370 Einrichtungen und 21.134 Betten/Plätzen 14 Vereine für Jugend- und Erwachsenenhilfe/Betreuungsvereine 48 Dekanate der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau 257 Mitglieder des DWHN mit insgesamt rund 15.500 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern [Arbeitsbereiche] Krankenhilfe Jugendhilfe Familienhilfe Altenhilfe Behindertenhilfe Hilfen für Personen in besonderen sozialen Situationen Ausbildung Sonstige Einrichtungen Gesamt [Zahl] 15 38 35 27 5 1 26 85 30 10 24 14 6 10 4 10 7 6 1 8 362 56 [Einrichtungen] Krankenhäuser stationäre Einrichtungen teilstationäre Einrichtungen Beratungsstellen sowie ambulante Dienste stationäre Einrichtungen Tageseinrichtung Beratungsstellen sowie ambulante Dienste vollstationäre Einrichtungen inklusive Kurzzeitpflege Betreutes Wohnen für Senioren und Altenwohnungen Tages- und Nachtpflegeeinrichtungen stationäre Einrichtungen Tageseinrichtungen Beratungsstellen sowie ambulante Dienste stationäre Einrichtungen Tageseinrichtungen Beratungsstellen sowie ambulante Dienste Ausbildungsstätten stationäre Einrichtungen Tageseinrichtung weitere Einrichtungen und Dienste [Betten/Plätze] 3.007 1.183 1.334 93 498 95 7.734 1.395 157 2.123 1.934 244 289 20 Diakonisches Werk in Hessen und Nassau Ederstraße 12 60486 Frankfurt Telefon (069) 7947-0 E-Mail [email protected] 552 322 75 28 21.134 Diakoniestationen sind dem DWHN nach § 13 Abs. 1 Satz 2 des Diakoniegesetzes angeschlossen. tätigkeit des 19. Jahrhunderts mache die Armen wieder einmal zu Almosenempfängern und die Helfer und Hilfsorganisationen, ob nun gewollt oder ungewollt, zu Komplizen derer, die sich und den Reichen ein gutes Gewissen verschafften. Sie rechtfertigten angeblich den durch die Ausbeutung vieler Menschen angehäuften Reichtum der wenigen, der doch allen gehöre. Niemand hier in Höhr-Grenzhausen denkt allerdings daran, den Tisch- und Tafeldienst als Gewissensläuterung zu missbrauchen, und jeder Mann und jede Frau wissen, dass der Blick über die Tafel hinaus auf eine gerechte und menschenwürdige Gesellschaft zu gehen hat. Aber das dem Wortsinn der »Diakonie« Ehre erwiesen? Diakonie – eine zu tun, heißt nicht, das andere zu lassen. Wie das meint doch in der christlichen Urgemeinde den Tisch- überall findet man auch im Westerwald eine verdeckte dienst, den Tafeldienst füreinander. Jeder sechste der und versteckte Armut, die Bedürftige daran hindert, die Ehrenamtlichen ist – im Unterschied zu anderen Tafeln – Hemmschwelle zur Tafel zu überschreiten. zugleich Kunde. Das ist im Westerwald gewünscht, Erst dann, so versichern Ulla Groenewald-Keller betont das Ehepaar Ulla Groenewald-Keller und Ingo und Ingo Keller, wäre die Diakonie-Tafel fragwürdig, Keller, weil es gut ist, gemeinsam füreinander zu sorgen. wenn bei allem Aufwand der Hilfe suchende Mensch nicht Diese Gemeinsamkeit bewahrt davor, gegenüber den mehr interessierte. Denn der lebt, wie man weiß, nicht Empfängern überheblich zu werden. vom Brot allein, sondern von jedem guten Wort und dem Freilich öffnet die Tafelarbeit auch weite Tore für Kritik. Manche sagen: Die Rückkehr zur privaten Wohl- Geist, der ihn umgibt. Damit erscheint wieder die heilige Elisabeth. I 57 Gleichstellung: Beauftragte in Wiesbaden Bagger oder Barbie Als Gleichstellungsbeauftragte des Dekanats Wiesbaden befasst sich Marianne Zimmermann mit Geschlechterrollen – und mit Klischees. Den noch relativ jungen Arbeitsbereich Gleichstellung koordinieren für die EKHN Maren Cirkel und Andreas Schwöbel in der Stabsstelle Gleichstellung. Manche denken: Da kommt jetzt so eine Alice Schwarzer.« – Marianne Zimmermann lacht und macht schnell deutlich, dass ihr Verbissenheit nicht liegt. »Ich brauche viel Humor – gerade um Ängste zu nehmen.« Sicher, sagt sie nachdenklich, bei ihrer Arbeit gehe es auch um Konf likte oder sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz: »Schwerpunkt ist jedoch, für die Geschlechterthematik zu sensibilisieren, die sich wie ein roter Faden durch alle kirchlichen Arbeitsbereiche zieht.« Lebenssituationen im Blick »Gender Mainstreaming« lautet das Fachwort. Viele halten es fälschlicherweise für ein neues Instrument der Frauenförderung, hat die Sozialpädagogin festgestellt, die mit ihrem halben Stellenanteil als GleichstellungsGender Mainstreaming beauftragte für rund 1.000 Mitarbeitende zuständig ist. Dabei geht es darum, die unterschiedlichen Lebens- Gender bezeichnet in der englischen Sprache das sozial situationen von Frauen und Männern zu betrachten und geprägte Geschlecht im Gegensatz zum biologischen ihre Folgen bei einer geplanten Maßnahme zu berück- (sex). Die Gerechtigkeit der Geschlechter im Blick zu sichtigen. »Es gibt nirgendwo eine geschlechterneutrale haben bewirkt, dass die sozial geschaffene Situation von Wirklichkeit: Sozial und kulturell geprägte Geschlechter- Frauen und Männern nicht als natürlich gegeben, sondern rollen sind erlernt und somit veränderbar.« Das Ziel: als veränderbar erkannt wird. mehr Qualität und Effizienz in der Zusammenarbeit. Integration der Gleichstellungsperspektive oder Gender Mainstreaming bedeutet, bei allen Vorhaben die Sind Männer Bildungsmuffel? möglichen Auswirkungen sowie die unterschiedlichen Die Grundlagen werden früh gelegt, weiß Zimmermann. Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Deshalb soll Pädagogik stets sensibel sein gegenüber Männern von vornherein und stets zu berücksichtigen, da den Geschlechtern. Ein Beispiel: Immer wieder tauchte es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt. in Kindertagesstätten das Problem auf, dass sich Jungs sehr schwer tun, Bücher zu lesen. Meist wurde dann Weitere Informationen zu diesem Thema: www.ekhn.de/gleichstellung gesagt: Jungs sind eben Bildungsmuffel. Gemeinsam mit Erzieherinnen ging Zimmermann der Sache auf den Grund und fand heraus: Die meisten der vorhandenen Bücher enthalten Themen und Darstellungen, die eher Mädchen ansprechen. Die Kita schaffte neue Bücher an, in denen zum Beispiel auch mal ein Mann den Kinder Weiter auf Seite 60 58 GESELLSCHAFTLICHE VERANTWORTUNG Stabsstelle Gleichstellung in der EKHN Verbale Aufgeschlossenheit bei gleichzeitiger Verhaltensstarre MAREN CIRKEL UND ANDREAS SCHWÖBEL vom Stabsbereich Gleichstellung in der Kirchenverwaltung der EKHN erläutern das Gleichstellungsgesetz und seine praktischen Konsequenzen. Was verändert das neue Gleichstellungsgesetz, das die Kirchensynode Ende 2005 verabschiedete? CIRKEL: »Gleichstellung von Frauen und Männern soll sich als ein Leitprinzip durch alle Aufgabenbereiche und Entscheidungen ziehen. Eine zentrale Funktion kommt dabei dem Stabsbereich Gleichstellung zu, den wir in Form einer Doppelspitze aus Frau und Mann besetzen. Ich SCHWÖBEL: bin Juristin, mein Kollege ist Pfarrer. Wir und die Gleich- anstehenden Kirchenvorstandswahlen: Wir beraten, wie stellungsbeauftragten in den 14 Regionalverwaltungen Frauen und Männer gezielt für eine Kandidatur gewonnen haben uns die Umsetzung von Geschlechtergerechtigkeit werden können.« im kirchlichen Leben zur Aufgabe gemacht. Für Frauen CIRKEL: und Männer. In einigen kirchlichen Arbeitsfeldern, entwicklung: für uns eine wichtige Komponente im beispielsweise in den Kindertagesstätten, wäre ein Qualitätsentwicklungsprozess in der Kirchenverwaltung. höherer Anteil männlicher Mitarbeitender wünschenswert.« Zur Förderung von Frauen in Leitungspositionen fanden »Ein zweites Beispiel – die im Juni 2009 »Und drittens – die strategische Personal- bereits drei Mentoring-Projekte statt, zuletzt zusammen Und wie setzen Sie das konkret um? SCHWÖBEL: »Wir begleiten Prozesse und Entscheidungen. mit der Evangelischen Kirche der Pfalz.« SCHWÖBEL: »Die ungleiche Verteilung von Familien- Dabei bringen wir unsere Zielvorgaben ein, denen zu- arbeit hat zur Folge, dass Frauen oftmals zögern, Ämter folge bei allen Entscheidungen die unterschiedlichen zu übernehmen. Und Männer führen manche Aufgaben Auswirkungen auf Männer und Frauen berücksichtigt in der Familie eher im Verborgenen aus, weil sie ihr werden müssen. Zum Beispiel weisen wir darauf hin, wenn berufliches Ansehen nicht gerade stärken. Das Gleich- Gremien neu zu besetzen sind und nahezu ausschließlich stellungsgesetz beschreibt in vielen Fällen noch nicht Männer vorgeschlagen werden.« die Realität, sondern ist lediglich ein Leitbild.« Können Sie weitere Beispiele nennen? Gibt es theologische Argumente für Gleichstellung? CIRKEL: »Erstens: Das Familienbudget, das die EKHN SCHWÖBEL: »Viele. Als Ebenbilder Gottes liegt zwischen neuerdings eingeführt hat. Mit einem Teil der Personal- Mann und Frau bewusst keine Hierarchie – entgegen kosten sollen gezielt familienfreundliche Arbeits- manchen anderen ›männlichen‹ Interpretationen der bedingungen geschaffen werden. Dabei wünschen sich biblischen Schöpfungsgeschichte. Da Gleichwertigkeit viele Betroffene eher logistische als finanzielle Hilfe. und Aufeinander-angewiesen-Sein schon in der Bibel Da das Budget gering ist, engagieren wir uns dabei entscheidende Aspekte sind, müsste die kirchliche Realität für innovative Beispielprojekte mit Signalwirkung. Ein eigentlich schon weiter sein ...« großes Thema – auch für kirchliche Arbeitgeber – wird in Zukunft die Vereinbarkeit von beruf licher Tätigkeit Müsste! Und warum ist das nicht der Fall? und Betreuung für Kinder und Angehörige sein. Da wird CIRKEL: die demografische Entwicklung einigen Druck erzeugen. Forcierung des Themas in der EKHN als sehr positiv. Aber Unter dem Titel ›Balance finden‹ haben wir eine Veran- Kirche ist auch ein Spiegel der Gesellschaft und so gibt staltung mit erfolgreichen Beispielen (neudeutsch: es vielfach eine verbale Aufgeschlossenheit bei gleich- Best Practise) durchgeführt. Kind und Karriere – das zeitiger Verhaltensstarre. Heute geht es weniger darum, darf nicht länger ein Privileg für Männer bleiben. In der gegen sichtbare Benachteiligungen zu kämpfen, sondern Partnerschaft sollten vermehrt Männer Verantwortung darum, Errungenschaften zu erhalten und sie alltäglich für Kinder und Pf lege übernehmen.« und normal werden zu lassen.« »Zunächst einmal bewerte ich die starke I 59 Aufteilung von Leitungsämtern in der EKHN Funktion Kirchenpräsident Stellvertreterin des Kirchenpräsidenten Pröpstinnen/Pröpste Kirchenleitung Präses der Kirchensynode Kirchensynodalvorstand Vorsitz synodale Ausschüsse Mitglieder der Kirchensynode Jugenddelegierte in der Synode Leitung der Kirchenverwaltung Dezernentin/Dezernent Leitung der Zentren Dekaninnen/Dekane Vorsitz der Dekanatssynodalvorstände Kirchenvorstände Frauen – 1 2 5 – 2 2 52 2 1 1 4 9 16 6.239 Männer 1 – 4 3 1 3 10 108 3 – 2 3 38 32 4.944 Stabsbereich Gleichstellung Maren Cirkel und Andreas Schwöbel Paulusplatz 1 64285 Darmstadt Telefon (06151) 405-423 und -434 E-Mail [email protected], [email protected] Gezielte Lobbyarbeit In der kirchlichen Stadtteilarbeit begegnet Zimmermann Kreise in Gemeinden I I Frauenkreise Teilnehmende Männerkreise Teilnehmende zahlreichen ausländischen Männern, die nie richtig 1.211 17.858 64 706 Deutsch gelernt haben, weil sie es am Fließband nicht brauchten. Wenn sie arbeitslos werden, reichen ihre Sprachkenntnisse nicht, um sich wieder zu bewerben oder anders zu qualifizieren. Für sie entstand das Angebot: Deutsch für die Arbeit – ein Kurs für Männer. Auch Lobbyarbeit für Arbeitnehmerinnen gehört zu Zimmermanns Aufgaben: Unter älteren Erzieherinnen etwa gibt es zahlreiche Langzeitkranke, deren gesund- Fortsetzung von Seite 58 heitliche Probleme wie Rheuma, Arthritis oder Schäden an den Bandscheiben nicht als Berufskrankheiten an- wagen schiebt. Gut etabliert hat sich auch, dass Jungs erkannt werden. Zimmermann streitet für ihre Rechte aus dem Hort den Jüngeren aus dem Kindergartenbereich und Ansprüche, kooperiert mit der Arbeitsagentur, dem vorlesen. Ein Pilotprojekt, das Zimmermann im letzten Integrationsamt sowie den Trägern und sie arbeitet Herbst gemeinsam mit dem Stabsbereich Gleichstellung dabei eng mit Maren Cirkel und Andreas Schwöbel von der der EKHN organisierte, untersucht die Rolle von Männern Stabsstelle Gleichstellung der EKHN zusammen. Mit deren und Vätern in Kindertagesstätten und Gemeinden. Unterstützung hat sie nun ein weiteres ambitioniertes Projekt gestartet: schrittweise eine kirchliche Männerarbeit im Dekanat Wiesbaden aufzubauen. 60 I ORGANISATION Ehrenamtliche Leitung: Präses im Dekanat Bergstraße Echte, wichtige Entscheidungen treffen können Wichtige Kompetenzen liegen in der EKHN nicht allein in den Händen von Pfarrerinnen und Pfarrern. Alle Entscheidungsgremien – das ist eine alte Tradition in der EKHN – sind mindestens zur Hälfte mit Ehrenamtlichen besetzt. Zu ihnen gehören Axel Rothermel als Vorsitzender der Dekanatssynode Bergstraße und Markus Röth als Vorsitzender des Kirchenvorstands von Hammelbach. In der Ehrenamtsakademie können sie sich die nötigen Kenntnisse für ihre verantwortungsvollen Aufgaben aneignen. A xel Rothermel – noch 38, wie er betont – ist der Vorsitzende der Dekanatssynode und damit auch in Personalunion der Vorsitzende des Dekanatssynodalvorstands des Dekanats Bergstraße. Landläufig vereinfacht wird diese Zungenübung zum »Präses«, also zur leitenden Person. Im Haus der Kirche in Heppenheim befindet sich sein ehrenamtlicher Dienstsitz. Hauptberuf lich ist Rothermel – nun allerdings nicht noch, sondern schon mit 38 Jahren – Abteilungsleiter bei der Sparkasse in Darmstadt und zuständig für die Vergabe von Krediten im Jugenheim bis Gorxheimertal, von Wald-Michelbach bis mittelständischen Firmenkundengeschäft. Lorsch mit 77.000 Evangelischen, 34 Gemeinden und Er selbst war und ist offenbar kreditwürdig, als 50 Pfarrstellen. Rothermel ist ein ebenso nüchterner wie ihn die Synode seines Dekanats für sein Amt auf sechs von seiner Aufgabe begeisterter Mann. »Selbstverständ- Jahre wählte. Das Dekanat ist neu, es wurde vor zwei lich muss die Kirche sparsam mit ihren Mitteln umgehen, Jahren aus den bisherigen Dekanaten Bergstraße Süd aber nicht das bestorganisierte Unternehmen sein wollen. und Mitte gebildet. Rothermel begreift das als eine Bereicherung. Das neue Dekanat reicht von Seeheim- Weiter auf Seite 62 61 Fortsetzung von Seite 61 Vorsitz im Kirchenvorstand Hammelbach Der große Wert des Christentums Allerdings sollte sie ihren Mitgliedern beste Möglichkeiten bieten, das evangelische Christentum mitzugestalten und vor allem nicht den Kontakt zu den Menschen zu verlieren. Die Bereitschaft der Kirche, sich zu verändern, wird größer und das wird auch in der Öffentlichkeit MARKUS RÖTH wahrgenommen«, findet Rothermel. »Das öffnet die Tore ist Diplomverwaltungswissenschaftler, Bürgermeister von Grasellenbach und Kirchenvorstands- für die Mitarbeit von leitungs- und gestaltungswilligen vorsitzender von Hammelbach. Der 40-Jährige will nicht Menschen, zumal die Oberherrschaft des Pfarramtes in nur, dass die Kirche im Dorf bleibt, sondern dass sie der Kirche Vergangenheit ist.« Das Ehrenamtsgesetz der EKHN vom November auch wieder für die interessant wird, die sie nicht mehr 2003 formuliert knapp: »Haupt- und ehrenamtlich Tätige kennen. arbeiten zusammen.« Axel Rothermel hat nicht nur ein Herr Röth, 1997 wurden Sie Bürgermeister. Ebenso lang wichtiges Ehrenamt, er ist auch ein Anwalt des Ehren- sind Sie Kirchenvorsteher. Die Kirche ist im Dorf, Sie amts in der Kirche: »Das Ehrenamt muss echte, wichtige haben das Heft in den Händen. Hier ist also die Welt noch Entscheidungen treffen können, nicht Mädchen oder in Ordnung. RÖTH: »Das meint man. Es ist hier wie überall. Wir haben mit Arbeitslosigkeit und Überalterung zu tun und auch im Odenwald ist die Entkirchlichung fortgeschritten. Aber neuerdings sitzen sogar Nichtkirchenmitglieder im Gottesdienst.« Man merkt doch schnell: Sie sind Bürgermeister und Kirchenmann aus Leidenschaft. RÖTH: »Ja, Gemeinde und Selbstverwaltung sind eine Lebenseinstellung. Die Gemeinde, die bürgerliche wie die kirchliche, legt Wert auf ihre Selbstbestimmung. Wir pf legen unsere reformierte Tradition, aus der kurpfälzischen, der Heidelberger Zeit. Erst unter Napoleon sind wir zu Hessen-Darmstadt gekommen. Für uns hat die Gemeinde Vorrang vor der Landeskirche, das entspricht übrigens der hessischen Gemeindeordnung: Die Gemeinde ist die Grundlage des demokratischen Staats.« Aber Sie vertragen sich hoffentlich mit der Kirchenleitung in Darmstadt ... RÖTH: »Das kommt darauf an. Mit den Mitarbeitern der Kirchenverwaltung komme ich gut aus. Aber die Kirche ist eben auch eine hierarchische Organisation. Die Kirchenleitung schwebt mir zu stark über den Gemeinden. Ich stehe dafür ein, dass die Gemeinden auch in weltlichen Ehrenamtliche in EKHN-Leitungsgremien Dingen möglichst viel selbst entscheiden können.« Was möchten Sie gerne in der Gemeinde erreichen? RÖTH: »Wir sollen uns kümmern um die, die den großen Wert des Christentums nicht mehr kennen. Die christliche Grundeinstellung möchte ich gern alltagsfähig machen, Kirchenvorstände Dekanatssynoden Dekanatssynodalvorstände Kirchensynode Kirchensynodalvorstand Kirchenleitung Ehrenamtliche 11.046 2.560 150 107 3 3 Hauptamtliche 1.034 1.280 300 53 2 5 über das Kirchengebäude und den Gottesdienst hinaus Wirkungen entfalten, das sollte unser Ziel sein.« 62 I Insgesamt engagieren sich mehr als 65.000 Ehrenamtliche in der EKHN, zwei Drittel davon Frauen. ORGANISATION groß geworden. Er schwärmt von seinem Kindergottesdienst, 30 Jahre her, mit 21 Jahren saß er im Kirchenvorstand. Im zwölfköpfigen Synodalvorstand sind die Aufgabenbereiche verteilt – wie Finanzen, Personal, Bauangelegenheiten oder Gemeindepädagogik. Das Dekanat Bergstraße ist Arbeitgeber von über 20 Mitarbeitenden in den Bereichen Gemeindepädagogik, Kirchenmusik, Verwaltung sowie Fach- und Profilstellen. Zu den nächsten Aufgaben gehört die Besetzung einer vollen Stelle für die Öffentlichkeitsarbeit und einer halben Pilotstelle für das Fundraising. Das Einwerben von Spenden soll ausgebaut Bübchen für alles sein, geschweige denn eine Art Hilfs- werden. Rothermel moderiert, leitet Sitzungen und geistlicher.« Das Amt brauche eine klare Begrenzung der Gespräche, muss vorbereiten und vordenken, das Zeit und der Zuständigkeiten. »Oft wird Zeit verbrannt.« Dekanat vertreten und – nicht zuletzt – repräsentieren. Axel Rothermel kennt seine Bergsträßer, er stammt von Woher nimmt er die Zeit? Seine Antwort überrascht nicht: hier, aus Alsbach-Hähnlein. In und mit der Kirche ist er Das alles sei ihm nicht Opfer, sondern Leidenschaft. I Ehrenamtsakademie in der EKHN Mehr als Ehre PFARRERIN HELGA ENGLER-HEIDLE leitet seit April Alsfeld-Vogelsberg, Büdingen-Nidda-Schotten, Wester- 2006 die Ehrenamtsakademie. Sie bietet ehrenamtlichen wald, Wetterau-Hochtaunuskreis, Reinheim-Odenwald- Führungskräften in der EKHN Unterstützung an und sieht Groß Umstadt sowie Runkel-Weilburg. das auch als Beitrag für eine Kultur der Anerkennung. Ehrenamtliche haben in der EKHN auf allen Für Pfarrerin Engler-Heidle ist die Ehrenamtsakademie ein Meilenstein auf dem Weg der EKHN von Ebenen erhebliche Leitungs- und Gestaltungs- der Betreuungs- hin zu einer Beteiligungskirche. In kompetenzen sowie Personalverantwortung. Es sind Zukunft wird es immer mehr Ehrenamtliche geben, die Mitglieder von Kirchenvorständen, Vorständen der auf Augenhöhe mit den Hauptamtlichen ihre Potenziale Dekanatssynoden, der Kirchensynode und anderer in die Kirche einbringen wollen und erwarten, dass ihr Gremien mehr. Damit sie ihre Verantwortung kompetent jeweiliger Beitrag anerkannt wird. Ehrenamtliche, die wahrnehmen können, greift die Akademie vor allem in früher oft als Hilfskräfte angesehen wurden, sollen nun Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Organisations- die Chance haben, ihre besonderen Fähigkeiten zu ent- entwicklung und Supervision der EKHN theologische, falten. Für Engler-Heidle drückt sich die Anerkennung organisatorische und viele fachliche Aspekte der des ehrenamtlichen Engagements auch in klareren Ab- Gemeinde- und Gremienarbeit auf. Das Programm um- sprachen aus. Dazu zählen Umfang, Qualität und Dauer fasst Fortbildungsangebote für die Leitungsarbeit, des Engagements. In Zukunft will die EKHN die Gaben- den Leitungsstil in Sitzungen und Veranstaltungen, vielfalt ihrer Mitglieder besser nutzen, Ehrenamtliche Projektmanagement, Gestaltung von Andachten und gewinnen und ihnen damit eine Heimat in ihrer Kirche Diskussionsrunden. Außerdem Personalführung, bieten, die sie aktiv mitgestalten können. I Öffentlichkeitsarbeit, Finanzen, Fundraising sowie Bau und Recht der EKHN. Die Veranstaltungen richten sich nach dem regionalen und aktuellen Bedarf. So stehen derzeit die Vorbereitungen der Kirchenvorstandswahlen 2009 im Vordergrund. Die Angebote werden zum Teil Aktuelle Informationen über Angebote, Ziele und Aufgaben: www.ehrenamtsakademie-ekhn.de zentral und zum Teil in einem Netzwerk von regionalen Ehrenamtsakademien durchgeführt. Letztere umfassen die Regionen Bergstraße-Ried, Dreieich-Rodgau-Offen- Ehrenamtsakademie · Kirchenverwaltung der EKHN Paulusplatz 1 · 64285 Darmstadt · Telefon (06151) 405-355 E-Mail [email protected] bach, Mainz-Wiesbaden, Darmstadt Land und Stadt, 63 Verwaltung: Gemeindebüro in Viernheim Die Tür steht allen offen Auch die Verwaltungsarbeit ist ein Teil des kirchlichen Handelns. Das setzt eine Gemeindesekretärin auf ihre ganz persönliche Weise im Gemeindebüro ihrer Ortsgemeinde um. Demselben Anspruch eifern auch die Beschäftigten in den Regionalverwaltungen und in der Kirchenverwaltung der EKHN nach. Managerin, Aushängeschild, Kummerkasten – Sekretärinnen sind die Seele einer Gemeinde. Stellvertretend für viele andere wird an dieser Stelle Ute Joerchel aus der Christuskirchengemeinde in Viernheim porträtiert. gleich sich Pfarrbüros in den letzten 25 Jahren gründlich gewandelt haben und die Frauen gleich mit. Landete man früher eher zufällig im Gemeindebüro, sind dort heute zunehmend gut qualifizierte Kräfte mit kaufmännischer Ausbildung und teils fast geschäftsführenden Aufgaben tätig, deren Selbstverständnis sich an Eigenständigkeit und -verantwortung orientiert. Um den wechselnden Anforderungen gerecht zu werden, nutzen viele Sekretärinnen Tagungen der EKHN sowie Informationsveranstaltungen regionaler Verwaltungen. Sie bieten nicht nur Wissenszuwachs, sondern auch Austausch unter Kolleginnen. Gemeinsam bunt Als Ute Joerchel als ehemalige Jugendgruppenleiterin Gemeindesekretärin? Du bist doch so und frisch ausgelernte Anwaltsgehilfin 1985 gefragt locker!« Begleitet von ansteckend- wurde, ob sie frischen Wind ins Pfarrbüro bringen wolle, fröhlichem Lachen gibt Ute Joerchel wünschten sich Pfarrer und Kirchenvorstand mehr typische Reaktionen auf ihre Berufswahl Verbindlichkeit, mehr Transparenz und mehr Gemeinsam- wieder. Bei solchen Gesprächen rückt keit. Die Gemeinde befand sich im Umbruch und folgte die zweifache Mutter, begeisterte Surferin, Radlerin und damit einem Trend, der anderswo ähnliche Prozesse aus- Vespafahrerin nicht zuletzt eingefahrenen Vorstellungen löste wie in Viernheim. Eine Neuerung war eine monat- zu Leibe, Gemeindesekretärinnen seien altbacken und liche Dienstbesprechung als zentrales Austauschforum weltfern. Solche Vorurteile halten sich hartnäckig, ob- aller Haupt- und Ehrenamtlichen. Wenn die 43-Jährige von ihrer Arbeit erzählt, fällt ihre Freude am Mitgestalten auf und ihr Respekt vor dem Engagement Ehrenamtlicher. Für sie würde sie sich sogar mit den Pfarrern anlegen – Pfarrer Klaus Traxler meint dazu augenzwinkernd, es könne allerdings nicht immer nach ihrem Kopf gehen. In einer Kirchengemeinde gibt es viele unterschiedliche Akteure und damit natürlich auch mal Ärger. Rausgelassen werde der meist im Gemeindebüro. Wird Ute Joerchel nicht ausdrücklich 64 ORGANISATION Regionalverwaltung in Gernsheim Dienstleister für Gemeinden HARALD-UDO KOUBA ist Leiter der Regionalverwaltung Starkenburg-West und fördert das Mitdenken bei der weiter. Früher waren wir nur ›kassenführende Stelle‹, heute unterstützen und beraten wir.« Arbeit im eigenen Haus und für die Gemeinden. Der Neubau, den die Regionalverwaltung 2004 Wie sieht diese Unterstützung aus? bezog, ist der Stolz der Belegschaft und zugleich Symbol KOUBA: ihres Arbeitsprofils: Kontinuität, dafür steht die Gesetzen zum Arbeitsschutz oder Ähnlichem können Wetterseite aus Torfbrandklinker, Transparenz zeigt die Gemeinden für sich gar nicht mehr überblicken. Wir andere mit Glas und Holz. Mitdenken und -planen steckt ziehen die wichtigen Punkte heraus und informieren schon in der Planung, bei der 33 Mitarbeitende Wünsche darüber.« »Ein Beispiel: Die vielen Änderungen bei äußern konnten. Die meistgenannten Punkte – große Fenster, keine Klimaanlage, dafür viele Pf lanzen – Ihr Zukunftswunsch? wurden umgesetzt. Passanten wie Besucher grüßt die lila KOUBA: Fahne mit dem Facettenkreuz. Einrichtungen durch professionelle Dienstleistungen »Ich möchte die Kirchengemeinden und ihre und kürzere Verwaltungswege entlasten. Dabei wäre es Was unterscheidet eine christliche Verwaltung von anderen? KOUBA: »Wir legen im Unterschied zu klassischen Ver- waltungen großen Wert darauf, mit den Gemeinden ins wünschenswert, wenn wir die derzeitigen Veränderungsprozesse in unserer Kirche etwas entschleunigen I könnten.« Gespräch zu kommen. Der besondere Charakter unseres Handelns zeigt sich auch in der internen Zusammenarbeit. Es geht darum, mitzudenken.« Können Sie ein Beispiel dafür nennen? KOUBA: »Wenn etwa der für das Dekanat Ried zuständige Kollege bemerkt, dass mehrere Gemeinden Freizeiten planen, die zum Teil überbucht oder nicht voll besetzt sind, wird er ihnen einen Hinweis geben. Mitdenken geht nur, wenn Mitarbeitende verlässlich für eine Region zuständig sind. Das ist unser Prinzip und wir entwickeln es gebeten, das Gehörte für sich zu behalten, leitet sie Kritik oder Anregungen weiter, damit die Kritik auch etwas bewirken kann. Alle sollen kommen Aber auch tiefer gehende seelsorgerliche Gespräche finden an ihrem Schreibtisch statt. Ob junge Mütter, Witwen oder Wohnsitzlose: Die Tür steht allen offen. Manche erzählten »schlimme Dinge, die mir tief in die Seele ziehen«. Pfarrer Traxler und seine Kollegin Beate Schwenk wissen ihre Einfühlsamkeit zu schätzen. Das ist nicht selbstverständlich, mancher Sekretärin an anderer Stelle tragen derartige Gespräche den Vorwurf der »Kompetenzüberschreitung« ein. Ihre Aufgabe sieht die begeisterte Netzwerkerin darin, das Miteinander in der Gemeinde zu fördern: »Ich wünsche mir immer, dass vom Kind über den Jugendlichen bis zur Oma alle wissen: Da kann ich hingehen.« I 65 Kirchenverwaltung der EKHN Teil des großen Netzwerks OBERKIRCHENRÄTIN SIGRID BERNHARDT-MÜLLER leitet seit 2002 die Kirchenverwaltung der EKHN mit Sitz am Paulusplatz in Darmstadt. Zuvor hatte die Juristin im Diakonischen Werk in Stuttgart gearbeitet. »Die Kirchenverwaltung ist Teil des kirchlichen Auftrages und arbeitet mit an der Erfüllung des kirchlichen Auftrages.« Dieser Satz aus der Präambel des Kirchenverwaltungsgesetzes ist Sigrid Bernhardt-Müller sehr wichtig. Sie und die Mitarbeitenden der Kirchenverwaltung versuchen, ihn mit Leben zu füllen. Der Leitgedanke aus der Präambel des Kirchen- dazu, die Beschlüsse der Kirchenleitung vorzubereiten verwaltungsgesetzes entspricht dem biblischen Bild und auszuführen. Dabei erschließt sich das ganze inhalt- vom Leib Christi und seinen Charismen. Paulus entfaltet liche Spektrum der EKHN. Als großen und wichtigen das Bild, um die Bedeutung der verschiedenen Gaben Teil der Arbeit benennt Sigrid Bernhardt-Müller Dienst- für das Ganze zu erläutern. Nicht zufällig war der Bibel- leistungen in Form von Beratung und Information. Die vers (1. Korinther 12,28) auch das Motto für den Tag Verwaltung ist zudem eine Kreativwerkstatt, in der zum der offenen Tür am Paulusplatz im Jahr 2005. Am Leit- Beispiel die Kommunikationsprojekte LebensArt für gedanken orientieren sich die 268 Beschäftigten der die Hessentage, Rheinland-Pfalz-Tage sowie die Landes- Kirchenverwaltung in der Art des Miteinanders beim gartenschauen entstehen. Einschneidende Veränderungen hat das Jahr Arbeiten und Feiern, in den Kontakten nach außen und in wöchentlichen Andachten, die von vielen – nicht nur 2003 gebracht. Damals wurde im Rahmen der Struktur- Theologinnen und Theologen – gehalten werden und bei reform auch das Kirchenverwaltungsgesetz grundlegend denen auch manches kirchenmusikalische Talent zutage reformiert. Aufgaben wurden an die neu geschaffenen tritt. Zentren und Regionalverwaltungen abgegeben, zugleich Sigrid Bernhardt-Müller leitet »den Paulusplatz« hat der Paulusplatz diesen gegenüber Aufgaben der als ein offenes Haus. Sie will, dass man im schönen Koordination und Aufsicht übernommen. Weitere neue Gebäude im klassizistischen Stil tagen, Hausführungen Aufgaben sind dazugekommen wie Fundraising und machen, Gespräche vereinbaren, an Schulungen teil- Sponsoring, Stiftungsrechtsberatung und -aufsicht, nehmen kann und vieles andere mehr. Begegnungen mit Ehrenamtsakademie und Mitgliederorientierung. In der Realität einer modernen Organisation Gruppen aus Gemeinden, Dekanaten und Einrichtungen sind am Paulusplatz ausdrücklich erwünscht. Die Aufgabenstellung der Kirchenverwaltung ist arbeitet die Verwaltung inzwischen weitgehend in Projektform, dabei ist sie zumeist mit anderen kirch- sehr vielfältig und mit dem Begriff »Verwaltung« im lichen Einrichtungen und Organen wie den Zentren oder Sinne des Ordnens und Gestaltens innerhalb vorgegebener der Synode vernetzt. Damit ist wie bei jeder anderen Weisungen und Richtlinien eigentlich zu eng gefasst. Organisation das Problem verbunden, wie sich diese Denn neben klassischen Verwaltungsaufgaben, wie im zusätzlichen Aufgaben mit den genannten Regelaufgaben Liegenschafts-, Finanz und Personalbereich, gehört auch der Verwaltung vereinbaren lassen. Mitarbeiter/-innen in den Verwaltungen I I I 66 in Gemeinden in Regionalverwaltungen in der Kirchenverwaltung Stellen 322 282 211 Mitarbeitende 1.076 368 268 ORGANISATION EKHN-Mitarbeiter/-innen I I Nach der Strukturreform sind viele neue, zum Teil sehr umfangreiche und mehrjährige Projekte von der Ver- I waltung erwartet und vorangetrieben worden. Dazu gehören gegenwärtig die Projekte Perspektive 2025, das Personalwirtschaftssystem P5, die Umsetzung des neuen I I I I Finanzzuweisungssystems und die Zukunftssicherung I der Diakoniestationen. I »Wir wollen uns stetig verbessern«, sagt Sigrid I Bernhardt-Müller. Deshalb befindet sich die Verwaltung I Beschäftigte insgesamt Beschäftigte ohne Pfarrdienst mit mehr als einer halben Stelle davon Erzieher/-innen Sekretariat/Sachbearbeitung Krankenpflegeberufe Gemeinde-/Sozialpädagogik, Sozialarbeit Reinigungskräfte Kirchenmusiker/-innen Hauswirtschaft Küster/-innen und Hausmeister/-innen andere Berufe 21.458 9.252 4.459 1.305 861 540 273 257 237 162 1.158 in einem Qualitätsentwicklungsprozess, der nach einer Bewertungsphase, in der Mitarbeitende aller Ebenen I Pfarrstellen insgesamt davon I Gemeinde-Pfarrstellen I regionale Pfarrstellen I gesamtkirchliche Pfarrstellen und Sparten beteiligt waren, nun in die Phase der Verbesserungsprojekte tritt. Dazu gehören eine Befragung der Mitarbeitenden, die Projekte Verbesserung der 1.556,5 1.034,0 408,5 114,0 internen Kommunikation, Beschwerdemanagement, Vorgesetztenfeedback, Motivation der Mitarbeitenden und Leitungsqualifikation. Auch hier arbeitet die Verwaltung vernetzt, indem die Qualitätsentwicklungsprozesse der Regionalverwaltungen und Kitas vom Erzieher/-innen Stabsbereich Organisationsentwicklung und Steuerungsunterstützung begleitet und im Rahmen von Anwenderkonferenzen Erfahrungen ausgetauscht werden. I Pfarrer/-innen Sekretariat/Sachbearbeitung Oberkirchenrätin Sigrid Bernhardt-Müller Leiterin der Kirchenverwaltung Paulusplatz 1 · 64285 Darmstadt · Telefon (06151) 405-296 E-Mail [email protected] Gemeinde-/Sozialpädagogik, Sozialarbeit Krankenpflege Kirchenmusiker/-innen Küster/-innen, Hausmeister/-innen Andere Berufe 67 Ausbildung: Pädagogische Akademie Elisabethenstift gGmbH in Darmstadt Zuerst an sich selbst arbeiten »Wissen ist wichtig, aber nicht alles« – diese Einsicht liegt der Ausbildung in der Pädagogischen Akademie Darmstadt zugrunde. Deshalb verbindet sie Fachausbildung, Persönlichkeits-, Herzens- und Gewissensbildung miteinander. Bei der Vernetzung von Theorie und Praxis wirken mit Karola Bicherl, die Leiterin der Evangelischen Kindertagesstätte in Hainburg, und Dr. Renate Zitt, Professorin an der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt. Keine Kuschelpädagogik In der Pädagogischen Akademie passen Diakonie, Leistung und Bildung zusammen. Frasch sieht darin einen Unterschied zu vielen staatlichen Einrichtungen, die Bildung oftmals nur als Mittel zum Zweck begreifen – mit dem Trend, dass irgendwann schon in der Kindertagesstätte Ingenieure herangebildet werden. Von Kuschelpädagogik halten Frasch und das Ausbildungsteam jedoch nichts: »Wir verweigern uns nicht dem Leistungsprinzip, das wäre gänzlich unprotestantisch.« So müssen die Schülerinnen und Schüler in der Ausbildung auch hart an sich selbst arbeiten: zum Beispiel ein Lerntagebuch führen und sich gleich zu Beginn eine halbe Stunde lang selbst präsentieren. Zwei gezielte Einheiten beschäftigen sich zudem mit ihrem familiären Hintergrund. Denn wer bildend mit Kindern arbeiten will, muss eine Persönlichkeit sein, die ref lektieren kann – diese Sichtweise kennWir möchten junge Menschen neugierig zeichnet evangelisches Bildungsprofil, betont Frasch. auf Sinnfragen machen«, erklärt Gerhild Frasch. Die Diplom-Pädagogin leitet die Welche Antworten hat die Kirche? Höhere Berufsfachschule für Sozial- »Lebensbezogenes und diakonisches Lernen«, lautet das assistenz, die Teil der Pädagogischen Stichwort. Und so bestehen Kontakte zu rund 180 Ein- Akademie Elisabethenstift gGmbH in Darmstadt ist. 2007 richtungen im Gebiet der EKHN. Besonders intensiv sind hatte das Kuratorium der Stiftung Elisabethenstift die Aus- sie mit 20 Kitas, die beste Fachpraxis repräsentieren. gründung der sozialpädagogischen Fachbereiche in eine Gute Verbindung zwischen Wissen und Erfahrung gibt es gemeinnützige Gesellschaft beschlossen. Die Pädagogische nur in der Praxis, weiß Dr. Martina Templin, Leiterin der Akademie umfasst seitdem ein Kinderhaus, das Arbeits- Fachschule für Sozialpädagogik. Grob fahrlässig findet zentrum Fort- und Weiterbildung sowie die Evangelischen sie eine Erzieherinnen-Ausbildung, die Praxisphasen nur Ausbildungsstätten für sozialpädagogische Berufe. als Staffage beinhalte. Die Neugier und Wissbegierde der Pädagogische Akademie Elisabethenstift gGmbH in Darmstadt 68 I I Ausbildungen/Studiengänge (402 Plätze): Höhere Berufsfachschule für Sozialassistenz Fachschule für Sozialpädagogik I Fachschule für Heilpädagogik Voraussetzungen: mittlere Reife Abschluss Sozialassistenz oder Abitur oder anderer Beruf Abschluss Erzieher/-in oder Abitur plus 2 Jahre Berufserfahrung oder anderer Beruf Ausbildungsdauer: 2 Jahre 1,5 – 3 Jahre 1,5 Jahre ORGANISATION Kinder, ihre spezifische Form entdeckenden Lernens und ihre Lebensfreude sind in den Praxiseinrichtungen für Studierende unmittelbar erfahrbar. Konkret können sie vor Ort lernen, wie sie Kinder in ihren Lernprozessen unterstützen können. Auch Besuche im Kinderhospiz sind feste Unterrichtsbestandteile. Die Studierenden werden mit Fragen zu Leben und Tod konfrontiert und ergründen: Welche Antworten hat die Kirche? Was ist mir wichtig und wie gestalte ich meinen weiteren Weg? »Bei aller Offenheit – die Studierenden sind multireligiös – geben wir dabei klar zu erkennen, nach welchen Werten wir Christen leben und was uns trägt«, bekräftigt Templin. Praktikum in der Kindertagesstätte Hainburg Wo Theorie und Praxis zusammenfinden Bundesweites Novum KAROLA BICHERL Bundesweit in dieser Form ein Novum ist der Studien- stätte am Kiefernhain in Hainburg. Sie findet: »Wenn gang Bildung und Erziehung in der Kindheit, der 2007 Theorie und Praxis in der Ausbildung gut aufeinander gemeinsam mit der Evangelischen Fachhochschule bezogen sind, dann ist das eine klassische Win-win- Darmstadt (EFHD), dem Fröbelseminar Kassel und der Situation.« Für sie war die Einladung, als Praxisvertreterin Hephata-Akademie für soziale Berufe in Schwalmstadt- an mündlichen Prüfungen der Pädagogischen Akademie Treysa ins Leben gerufen wurde. Er verbindet die Darmstadt teilzunehmen, vor acht Jahren der Startschuss klassische Fachschulausbildung für Erzieherinnen und für eine kontinuierliche Zusammenarbeit. Gemeinsam Erzieher mit einem Fachhochschulstudium. Nach einem mit Lehrern haben sie regelmäßig erörtert: »Was brauchen einheitlichen Lehrplan umfasst der Studiengang sowohl wir in der Praxis und welche Inhalte sind in der Schule Ausbildungsphasen an der Pädagogischen Akademie nötig?« als auch an der EFHD. Studierende, die ihren Fachschulabschluss gemacht haben, können dann in nur drei weiteren Semestern auch ihren Bachelor machen. leitet die Evangelische Kindertages- Heute ist die Einrichtung eine von 20 Kitas, die regelmäßig mit der Pädagogischen Akademie zusammen- I arbeiten. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler machen dort ein Praktikum. Im Rahmen des neuen Verbund- Pädagogische Akademie Elisabethenstift gGmbH in Darmstadt Stiftstraße 41, 64287 Darmstadt, Telefon (06151) 4095-401 E-Mail [email protected] studiengangs kommen zudem Studierende der EFHD mit einem Arbeitsauftrag in die Kita. »Dabei steht besonders die Beobachtung und Dokumentation von individuellen kindlichen Entwicklungsprozessen im Vordergrund.« Von der Zusammenarbeit, so Bicherl, profitiere auch das gesamte 14-köpfige Erzieherinnen-Team: »So bleiben wir Leute der Praxis stets auf dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Entwicklung.« Als besonders relevantes Beispiel nennt sie Veränderungen in der Pädagogik aufgrund neuester Erkenntnisse der Hirnforschung: »Früher wurde da viel gemutmaßt, heute hat man immer klarere Erkenntnisse darüber, wann und wodurch Kinder welche Inhalte lernen.« I 69 Evangelische Fachhochschule Darmstadt (EFHD) Mündig und freiheitlich DR. RENATE ZITT, Theologin und Diakoniewissen- und Praxis. Praktikumsphasen sind in das Studium schaftlerin, lehrt als Professorin an der Evangelischen integriert, zum Beispiel in einem gemeindepsychiatrischen Fachhochschule Darmstadt (EFHD). In der Tradition der Zentrum des Diakonischen Werkes, im kommunalen Reformation bildet sie zum mündigen Mitgestalten in Sozialdienst oder in der offenen Jugendarbeit. Auch der Gesellschaft aus. die Forschung ist auf Praxisprojekte bezogen. Unsere Absolventen lernen, theologisch-diakonisch sowie sozial Frau Zitt, was bedeutet für Sie evangelisches Profil in der zu reflektieren. Dabei erhalten sie die staatliche wie auch Ausbildung für soziale Berufe? die kirchliche Anerkennung. Dieses breite Ausbildungs- ZITT: »Es verknüpft Bildung mit dem Dienst an der angebot stellen wir durch Vernetzung mit anderen Gesellschaft. Im Mittelpunkt steht die Gestaltung einer Institutionen sicher. Zu ihnen gehören die Pädagogische solidarischen und gerechten Gesellschaft, die Ausgrenzung Akademie Darmstadt, das Fröbelseminar Kassel, die verhindert. Die Reformation spielt für die Bildung eine Hephata-Akademie für soziale Berufe in Schwalmstadt wichtige Rolle, da es ihr zum einen darum geht, dass sowie die Universitäten in Freiburg, Heidelberg und Christen in Glaubensdingen mündig werden, und zum Reutlingen-Ludwigsburg. Als Referenten haben wir viele anderen, dass sie in Kirche und Gesellschaft einen Dienst Verantwortungsträger aus den Kirchen einbezogen, sie leisten. Dadurch machen sie dort auch Kirche sichtbar. sorgen für die Verbindung dorthin. Unsere beiden Hoch- Der evangelische Bildungsbegriff zielt also auf Mündig- schulstandorte Darmstadt und Schwalmstadt verbinden keit im Glauben, die zum Mitgestalten in der Gesellschaft die EKHN und die Evangelische Kirche von Kurhessen- befähigt.« Waldeck. Was bedeutet das für die Evangelische Fachhochschule? Und wie wirkt evangelische Bildung in die Gesellschaft hinein? ZITT: »Für uns geht Bildung von den Fragen der ZITT: »Die Studierenden der EFHD sind Multiplikatoren Studierenden aus und stellt Theologie in ihre lebens- der kirchlichen Botschaft, denn die Frage: ›Was bedeutet geschichtlichen, kulturellen und sozialen Kontexte. Christ-Sein in der Gesellschaft konkret?‹, ist im Studium Untrennbar zum evangelischen Profil gehört dabei das stets präsent. Studierende fragen nach der heutigen Gespräch zwischen Theologie, Human- und Sozialwissen- Bedeutung der biblischen Perspektiven für eine Kultur schaft. Wir bilden junge Menschen aus, die ethische des Sozialen. Wir reflektieren menschliche Verletzlichkeit Fragen, soziale Kompetenz und die religiöse Dimension und Verantwortung im Horizont biblischer Hoffnungs- direkt aufeinander beziehen können. Damit befähigen und Gerechtigkeitsbilder. Die Studierenden machen dabei wir sie, interdisziplinäre Leitungsverantwortung in eine Erfahrung mit Kirche und diese werden sie weiter- kirchlich-diakonischen Arbeitsfeldern zu übernehmen. geben. Wir sprechen von dialogischer Didaktik: Wenn Das ist ein Alleinstellungsmerkmal der EFHD gegenüber sich die Studierenden hier mit ihrer Lebensgeschichte und nicht kirchlichen Hochschulen.« ihren Fragen einbringen können, dann werden sie dafür auch später im Beruf bei anderen ein offenes Ohr haben – Wie setzen Sie das um? ZITT: »Mit einer sinnvollen Verbindung von Wissenschaft im Sinne eines ganzheitlichen Menschenbilds, das auf Gottesebenbildlichkeit und Nächstenliebe gründet.« Evangelische Fachhochschule Darmstadt (EFHD) Evangelische Fachhochschule Darmstadt Zweifalltorweg 12 64293 Darmstadt Telefon (06151) 8798-0 E-Mail [email protected] I I I Bildung und Erziehung in der Kindheit (+ Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern) I Pflegewissenschaft I I 70 Grundständige Studiengänge (1.026 Studienplätze): Soziale Arbeit einschließlich gemeindepädagogische/diakonische Qualifikation Integrative Heilpädagogik Berufsbegleitende Aufbaustudiengänge (170 Studienplätze): Psychosoziale Beratung, Management, Diakoniewissenschaft Religionspädagogik/Gemeindepädagogik Voraussetzungen: Fachhochschulreife oder Abitur Fachhochschulreife oder Abitur Fachhochschulreife oder Abitur Fachhochschulreife oder Abitur Studiendauer: Bachelor: 3,5 – 4 Jahre Master: 5 Jahre Bachelor: 4 Jahre Master: 5 Jahre insgesamt 4 Jahre Voraussetzungen: Diplom/Bachelor Diplom in Sozialarbeit/ Sozialpädagogik Studiendauer: 2,5 – 3 Jahre Diplom-Aufbaustudium: 2 Jahre Bachelor: 3 Jahre Master: 5 Jahre I ORGANISATION Öffentlichkeitsarbeit: Kommunikation in der Gemeinde Ober-Roden Ansprechend Christine Ziesecke sorgt in Ober-Roden dafür, dass die evangelische Kirchengemeinde im öffentlichen Leben eine tragende Rolle spielt. Dabei arbeitet sie mit Kai Fuchs zusammen, dem Öffentlichkeitsbeauftragten des Dekanats Rodgau. Er hat 27 Kolleginnen und Kollegen in den 48 Dekanaten der EKHN. Martin Reinel koordiniert ihre Arbeit. Wir müssen von dem reden, was uns ausmacht.« – Christine Ziesecke wirkt entschlossen, wenn sie auf den »Verkündigungscharakter« verweist, der Öffentlichkeitsarbeit für sie hat. »Als Gemeinde möchten wir Themen besetzen und Stellung beziehen.« 1980 schrieb die Diplom-Bibliothekarin und Mutter von vier Kindern ihren ersten Beitrag für die Gemeindezeitung, neun Jahre später wurde sie Chefredakteurin der Publikation, die heute 40 Seiten stark ist und bereits zwei Mal den Gemeindebriefpreis der EKHN gewann. Vor sieben Jahren schloss sie mit dem Kirchenvorstand einen Ehrenamtsvertrag als Pressereferentin ab. Er beschreibt die Aufgaben und regelt, was in eigener Verantwortung und was in der Verantwortung Nachgefragt des Kirchenvorstands liegt. »Grundlage jeder Öffentlichkeitsarbeit ist, zu wissen, welche Bedürfnisse es in der Gemeinde gibt«, betont Aktuell und wiedererkennbar Ziesecke. Dafür befragte die Evangelische Kirchen- Eine gute Öffentlichkeitsarbeit in einer Gemeinde braucht gemeinde Ober-Roden im Jahr 2000 alle ihre Mitglieder. Aktualität und Wiedererkennbarkeit. Deshalb ist der Von 4.500 verschickten Fragebögen kam ein Viertel Gockel vom Kirchturm, der zusammen mit dem EKHN- zurück. »Ein sehr guter Wert für etwas, das ungefragt Facettenkreuz das unverwechselbare Symbol der Gemeinde ins Haus kommt und zudem Zeit und Mühe bedeutet«, bildet, immer präsent. Und deshalb verfasst Ziesecke weiß Ziesecke. Ergebnis: 83 Prozent der Gemeinde- jede Woche Meldungen, die an einen stets aktuellen mitglieder kennen den Gemeindebrief und auch viele Presseverteiler gesendet werden. Die Texte stellen Nichtmitglieder lesen ihn intensiv. Das unterstreicht junge Ehrenamtliche, deren Arbeit Ziesecke ebenfalls seine Bedeutung als Stadtteilzeitung, die über den Kirch- koordiniert, auf die Homepage der Gemeinde. Um immer turm hinausschaut: 500 Exemplare legt die Gemeinde »am Puls« zu sein, nimmt Ziesecke an den wöchentlichen allein an öffentlichen Orten aus. So können sich auch Dienstbesprechungen der Hauptamtlichen teil und Büchereibesucher oder Patienten im Wartezimmer des arbeitet eng mit den beiden Pfarrern Matthias Welsch und Hausarzts darüber informieren, was in der Gemeinde Oliver Mattes zusammen. Bei allem Engagement weiß ansteht. Alle neu Zugezogenen bekommen einen persön- sie die Wirkung von Öffentlichkeitsarbeit einzuschätzen: lichen Brief mit einer Vorstellungsbroschüre der Gemeinde. Pressemitteilungen und Werbung allein füllen keine Ver- Die Stadt versendet sie gemeinsam mit ihrer Neubürger- anstaltung. Das Schaufenster muss zu dem passen, was mappe. Was ein guter Gemeindeaufbau mit einer guten dahinter steht. Und das muss für die Zielgruppe stimmig sein und Qualität haben. Weiter auf Seite 72 71 Fortsetzung von Seite 71 Ziesecke möchte Kontaktschwellen senken. »Auch öffentliche Feste und nicht zuletzt unsere sechs Schaukästen Öffentlichkeitsarbeit bewirken kann, lässt sich in Ober- sind dafür wichtige Instrumente«, betont sie und deutet Roden und anderen Gemeinden des Dekanats sehen. auf ein großes Banner, das vor der Kirche das ganze Jahr Gemeinden wachsen, wenn die Rahmenbedingungen über Werbung für die Gottesdienste macht. Vor zwei stimmen und gut kommuniziert werden. Das lässt sich Jahren gründeten sie und ihre Mitstreiter zudem eine an den Mitgliederzahlen, bei den Ehrenamtlichen, den Fundraising-AG, um eine Gemeindepädagogin selbst Angeboten, der Teilnahme am Gemeindeleben und am finanzieren zu können. »Gut 6.000 Euro kommen so jähr- Spendenaufkommen ablesen. lich zusammen.« Im Herbst soll eine Stiftung folgen. I Regionale Öffentlichkeitsarbeit im Dekanat Rodgau Profil zeigen in der Region Der 35-jährige KAI FUCHS ist gelernter Redakteur und richten veröffentlicht. 70.000 Besuche zählen wir aktuell arbeitete früher bei der örtlichen Regionalzeitung. im Jahr. Unser regionaler Presseverteiler umfasst mehr Jetzt wirkt er als regionaler Öffentlichkeitsbeauftragter als 30 Adressen von der Zeitung bis zum Lokalradio. Es im Dekanat Rodgau. Er möchte die evangelische Kirche gibt einen Newsletter mit über 600 Abonnenten.« nach außen erkennbarer und nach innen verbundener Warum brauchen Kirchengemeinden dann noch eine eigene machen. Öffentlichkeitsarbeit? Herr Fuchs, was sind Ihre Aufgaben im Dekanat Rodgau? FUCHS: »Die Vielfalt macht die Arbeit spannend: Dazu FUCHS: »Weil jede Gemeinde ihr eigenes Profil hat, das es zu kommunizieren gilt. Alles andere wäre nicht EKHN- gehören die Pressearbeit für das Dekanat und die Pf lege gemäß. Gute Öffentlichkeitsarbeit ist ein wichtiges seines Internetauftritts, kreative Arbeit an Flyern Instrument für Gemeindeaufbau – siehe Ober-Roden und und Plakaten, Fortbildung haupt- und ehrenamtlich andere Gemeinden.« Mitarbeitender und Beratung von Gemeinden und Einrichtungen in Sachen Medien, Kommunikation und Wie politisch darf kirchliche Öffentlichkeitsarbeit sein? Wirkung nach außen. Alles in allem geht es darum, die FUCHS: evangelische Kirche in der Region zu vernetzen und ihre öffentliche Diskussion zu bringen und als Kirche in der Angebote öffentlich zu machen – nach dem Motto: Region Profil zu zeigen. Wir sind Teil der Gesellschaft und ›erkennbarer nach außen, verbundener nach innen‹.« gestalten sie mit. Wir treten für die Wahrung christlicher »Es geht darum, evangelische Positionen in die Werte ein – zum Beispiel mit Blick auf die kirchlichen Wo stoßen Sie auf Probleme? FUCHS: »Selten. Die evangelische Öffentlichkeitsarbeit Feiertage: Aktuell haben wir mit einer viel beachteten Pressemeldung zum Nachtshopping am Gründonnerstag in der Region ist nach rund fünf Jahren den Kinder- zusammen mit dem katholischen Schwesterdekanat den schuhen entwachsen. Sie ist akzeptiert, ihre Angebote christlichen Standpunkt klargemacht: Leben ist mehr, als stoßen auf Interesse in den Gemeinden und bei den Geld zu verdienen und es wieder auszugeben.« Medien. Dass die räumliche Bezugsgröße Dekanat nach außen zuweilen schwer zu vermitteln ist, stellt eine Wo erfahren Sie selbst Unterstützung? Herausforderung dar. Hier ist Zusammenarbeit mit den FUCHS: Nachbardekanaten gefragt – und mit dem regionalen team und von den Menschen, die in den Gemeinden Diakonischen Werk. Zusammen sind wir hier vor Ort ehrenamtlich Öffentlichkeitsarbeit bestreiten. Vor allem evangelisch in Stadt und Kreis Offenbach. Das ist eine aber im Austausch mit den Öffentlichkeitsbeauftragten Definition, die Menschen verstehen können.« in den Regionen und in der Zentrale am Paulusplatz. »Von den Kolleginnen und Kollegen im Dekanats- Forum dafür ist unter anderem die Konferenz der Wie unterstützen Sie die Gemeinden? FUCHS: 72 »Unsere Internetseite ist das regionale Portal regionalen Öffentlichkeitsbeauftragten. Die kollegiale Beratung war nicht nur in der Anfangsphase Gold wert. der evangelischen Kirche rund um den Rodgau: Hier Die verschiedenen Kompetenzen und Charaktere laufen die Informationen zusammen, werden Veran- ergänzen sich gegenseitig und schaffen Qualität. Tipps, staltungen angekündigt, Angebote beworben und Nach- Kontakte und Know-how werden hier für alle nutzbar.« I ORGANISATION Öffentlichkeitsarbeit in der EKHN Vernetzen und gemeinsam handeln MARTIN REINEL, Pfarrer und Journalist, sorgt seit 2005 für die Koordination und Fachberatung der regionalen Öffentlichkeitsarbeit. Zuvor war er zwölf Jahre lang Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit in der Gesamtkirchliche Öffentlichkeitsarbeit Propstei Oberhessen. Ziele evangelischer Öffentlichkeitsarbeit Leitung und Koordination Evangelische Öffentlichkeitsarbeit nutzt moderne I Herausgabe echt und Evangelische Sonntagszeitung Kommunikationsmittel. Damit wirbt sie für die I protokollarische Organisation von offiziellen evangelische Kirche, hält den Glauben wach, unterstützt Veranstaltungen die Kirchenmitgliedschaft, verbreitet die christliche Botschaft und tritt öffentlich für Frieden, Gerechtigkeit Fachreferat interne Kommunikation und die Bewahrung der Schöpfung ein. I EKHN-Mitteilungen, Intranetportal I Corporate Design Vernetzung der Regionen Nur das Zusammenwirken der vielfältigen Aktivitäten in Fachreferat externe Kommunikation der EKHN verbessert die öffentliche Wahrnehmung der I evangelischen Kirche. Wenn sie mit den Menschen über- Leitendes Geistliches Amt, Synode I zeugend und lebendig öffentlich kommunizieren will, Pressearbeit für Kirchenleitung, Jahresbericht müssen die Regionen miteinander und mit der Gesamtkirche gut zusammenarbeiten. Dabei ist ein gemeinsames Fachreferat Kommunikationsprojekte Erscheinungsbild wichtig: »Wo evangelisch drauf steht, I muss auch evangelisch drin sein!« Großveranstaltungen wie Hessentage oder Rheinland-Pfalz-Tage I Koordination der Fachleute LebensArt Evangelische Kirche/ LebensArt-Shop »www.meine-lebensart.de« Die Koordination und Fachberatung regionale Öffentlichkeitsarbeit der EKHN organisiert die regelmäßigen Fachreferat Mitgliederorientierung Konferenzen der Öffentlichkeitsarbeit in den Dekaten I Projekte zur Verbesserung des Mitgliederkontakts und den Zentren. Dort arbeiten professionell ausgebildete Tageszeitungsredakteure, Spezialisten für Koordination regionale Öffentlichkeitsarbeit Marketing und Public Relations, Radiojournalisten und I Vernetzung mit Regionen Pfarrer. Konkreter Nutzen der Treffen sind der regel- I Fachberatung der Dekanate mäßige Informationsaustausch, die gezielte Verteilung von Informationen und neuen Ideen. Zusammenarbeit Online-Agentur wird konkret verabredet, zum Beispiel für Hochzeits- I Betreuung der website »www.ekhn.de« messen, Kampagnen zum Thema Taufe, die Präsentation I Beratung von Internet-Auftritten in der EKHN der EKHN auf Hessentag und Landesgartenschau. Der Erfolg der Nacht der Kirchen, die in etlichen Dekanaten Daneben gibt es in der EKHN eine unabhängige durchgeführt wird, basiert auch auf der Vernetzung der evangelische Publizistik: Evangelischer Pressedienst Öffentlichkeitsarbeit. I epd, Evangelische Sonntagszeitung und Rundfunkarbeit, jeweils mit Sitz im Evangelischen Medienhaus Koordination regionale Öffentlichkeitsarbeit · Martin Reinel Paulusplatz 1 · 64285 Darmstadt · Telefon (06151) 405-514 E-Mail [email protected] · www.kroeb.de in Frankfurt. I 73 Einnahmen und Ausgaben der EKHN im Jahr 2007 Jahresergebnis 2007 Einnahmen 2006 2007 2007 Veränderung gegenüber 2006 [%] 2008 Planzahlen [T Euro] 2007 Anteil an den Gesamtausgaben [%] [T Euro] 420.397,02 483.097,66 82,3 + 14,9 405.000,00 Erlöse, Kostenerstattungen 28.396,99 28.469,74 4,9 + 0,3 29.231,67 Staatsleistungen und -erstattungen 14.955,60 15.181,09 2,6 + 1,5 16.159,81 [T Euro] Laufende Einnahmen Kirchensteuer netto [1, 2] Zins- und Vermögenserträge 19.428,10 26.657,39 4,5 + 37,2 17.093,74 Sonstige laufende Einnahmen 23.096,16 22.716,76 3,9 – 1,6 23.258,42 506.273,86 576.122,63 98,2 + 13,8 490.743,65 4.923,22 404,55 0,1 – 91,8 1,20 553,45 Vermögenswirksame Einnahmen Veräußerungen Rücklagenentnahmen Sonstige vermögenswirksame Einnahmen [3] 8.307,65 5.615,52 1,0 – 32,4 47,25 4.591,50 0,8 – 13.278,11 10.611,57 1,8 – 20,1 555,85 519.551,98 586.734,20 100,0 + 12,9 491.299,50 1,20 Summe aller Einnahmen [1] Im Jahr 2007 überstieg das Ergebnis der Kirchensteuereinnahmen die Planzahl um 104,1 Mio. Euro. Davon sind 59,8 Mio. Euro Erstattung aus dem Betriebsstättenausgleich der Finanzämter. Die Kirchenlohnsteuer von Arbeitnehmern muss vom Arbeitgeber an das für ihn zuständige Finanzamt abgeführt werden. Sie steht aber der Kirche zu, in der die Arbeitnehmer ihren Wohnsitz haben. Liegt die Arbeitsstätte außerhalb des Gebiets dieser Landeskirche, wird die Steuer auf dem Weg des Betriebsstättenausgleichs ausgeglichen. [2] Für die Planung 2007 wurde aufgrund der konjunkturellen Rahmenbedingungen von niedrigeren Einnahmen ausgegangen, die von hohen Rückzahlungen aus dem Betriebsstättenausgleich für die Jahre 2001 und 2002 aus der Kirchenlohnsteuer übertroffen wurden. Für 2008 werden gleichbleibende Einnahmen aus Kirchensteuern erwartet. [3] Die Summe der sonstigen vermögenswirksamen Einnahmen war geprägt durch hohe Darlehensrückzahlungen. [4] Bedingt durch das gute Jahresergebnis 2007 konnten die Rücklagen weiter aufgestockt werden. 74 Verteilung der laufenden Ausgaben Der größte Teil der Einnahmen wird für Personalkosten verwendet. Personalausgaben Zuweisungen an kirchliche Einrichtungen, inkl. weiterer Personalkosten 70 % 8% Sachausgaben 14 % EKD-Umlagen 6% Vermögenswirksame Ausgaben ohne Rücklagenzuführungen 2% FINANZEN Ausgaben 2006 2007 [T Euro] [T Euro] 124.223,18 2007 Anteil an den Gesamtausgaben [%] 2007 Veränderung gegenüber 2006 [%] 2008 Planzahlen 126.891,20 + 2,1 127.647,51 [T Euro] Zuweisungen an Kirchengemeinden und Dekanate Kirchengemeinden Gebäudeinvestitionen und -unterhaltung 33.963,68 34.151,19 + 0,6 34.575,76 Dekanate, regionale Verwaltung 28.636,30 29.398,06 + 2,7 29.690,10 27.573,17 78.536,54 + 184,8 38.668,85 214.396,33 268.976,98 + 25,5 230.582,22 14.670,95 14.460,59 – 1,4 17.161,47 Zuführungen an kirchengemeindliche Rückstellungen und -lagen [4] 45,8 Zuweisungen an kirchliche Einrichtungen Diakonisches Werk Kirchlicher Entwicklungsdienst/ »Bekämpfung der Not in der Welt« Zuweisungen an andere kirchliche Einrichtungen 4.448,66 5.944,90 + 33,6 4.437,45 15.966,54 13.783,28 – 13,7 16.458,71 35.086,15 34.188,78 – 2,6 38.057,62 7.447,22 7.383,19 – 0,9 7.794,87 18.052,08 18.012,74 – 0,2 18.687,10 1.661,64 1.575,31 – 5,2 1.428,49 5,8 EKD-Umlagen Allgemeine Umlage Finanzausgleich an östliche Landeskirchen Ostpfarrerversorgung Andere Umlagen 650,22 210,69 27.811,16 27.181,94 – 67,6 662,67 – 2,3 28.573,13 105.743,69 5.162,06 105.086,78 – 0,6 107.563,02 5.381,38 + 4,2 6.587,87 20.584,37 19.882,34 – 3,4 20.501,81 621,77 644,02 + 3,6 631,49 4,6 Personalausgaben Pfarrdienst (inkl. Altersvorsorge und -versorgung) Beamte Angestellte und Arbeiter Nebenamtlich Beschäftigte Personalnebenkosten (inkl. Beihilfe) 14.207,29 14.575,72 + 2,6 15.512,03 146.319,18 145.570,24 24,8 – 0,5 150.796,22 25.151,82 33.883,24 5,8 + 34,7 28.863,27 9.760,20 8.646,06 – 11,4 9.859,55 33.149,41 68.286,96 + 106,0 4.567,49 27.877,73 0,00 – 100,0 0,00 70.787,33 76.933,02 13,1 + 8,7 14.427,04 519.551,98 586.734,20 100,0 + 12,9 491.299,51 Laufende Sachausgaben Vermögenswirksame Ausgaben Investitionen und Instandhaltung Zuführungen an Rückstellungen und -lagen der Gesamtkirche Aufstockung Versorgungsstiftung [4] Summe aller Ausgaben 75 Ausgaben für kirchliche Arbeit Verwendung des Haushalts 2007 Ausgaben [T Euro] Anteil an den Gesamtausgaben [%] Veränderung gegenüber 2006 [%] Budgetbereich Kirchliche Arbeit auf Gemeindeund Dekanatsebene [4] Bedingt durch das gute Jahres- Kirchengemeinden und Dekanate ergebnis 2007 konnten die RückKirchengemeinden lagen weiter aufgestockt werden. [5] Die Ausgaben für den Pfarrdienst werden aus budgettechnischen Gründen hier separat ausgewiesen. Inhaltlich kommen sie der Verkündigung, der Seelsorge und den anderen gemeindenahen Bereichen zugute. [6] Erhöhung des Ausgabevolumens für Pastoralkollegs durch jahresübergreifende Verschiebungen bei den Anmeldungen und Teilnahmen. I davon Kindertagesstätten I davon Diakoniestationen [8] Erhöhung des Ausgabevolumens 2007 durch Haushaltsausgleich Gesangbuchfonds. [9] Teilnehmendenzuschuss für den Deutschen Evangelischen Kirchentag Köln. [10] Beinhaltet im Jahr 2007 auch einmalige Zuschüsse. [11] 2006 Zusammenführung von Sekretariatsaufgaben im Bereich Leitung und Verwaltung, Beendigung der Arbeit der WMKoordinationsstelle und Fertigstellung der Baumaßnahme Kapelle in der Commerzbank-Arena. Des Weiteren Verschiebung von Kostenblöcken in den Bereich Leitung und Verwaltung für Veröffentlichungen. [12] Die Reduktion der Ausgaben im Bereich der Seelsorge an Alten und Kranken ist nicht das Resultat einer Kürzung. Sie ist vielmehr auf eine neue Konzeption der Arbeit zurückzuführen. Entsprechend werden die Ausgaben jetzt beim Zentrum Seelsorge und Beratung ausgewiesen. + 2,1 29.826,31 + 0,9 3.123,92 – 6,0 Gebäudeinvestitionen und -unterhaltung 34.151,19 + 0,6 Dekanate, regionale Verwaltung 29.398,06 + 2,6 78.536,54 + 980,1 Zuführungen an kirchengemeindliche Rückstellungen/Rücklagen [4] Summe Kirchengemeinden und Dekanate Pfarrdienst (ohne Beihilfe und Versorgung) Budgetbereich Verkündigung [5, 6] 268.976,98 5,0 + 41,6 57.915,35 9,9 + 0,2 326.892,34 55,7 + 31,9 [5] Gottesdienst [7] 2006 höhere Zuweisung für eine Baumaßnahme. 126.891,20 261,57 Bibelgesellschaften [7] 141,00 – 27,6 Sonstige Kirchenmusik [8] 149,93 + 75,0 Evangelische Kirchentage [9] 23,34 + 41,3 1.093,77 ± 0,0 Evangelische Studierendengemeinden Sonstige Verkündigung einschließlich Stadtkirchenarbeit [10] 745,34 + 23,6 Zentrum Verkündigung [11] 811,89 + 115,3 Gottesdienstgestaltung, Kunst und Kultur [11] 218,28 – 41,0 Kirchenmusik [11] 890,37 – 21,3 Missionarisches Handeln und geistliches Leben [11] 468,23 – 38,2 Summe Zentrum Verkündigung [11] 2.388,76 – 9,4 4.803,71 Budgetbereich Seelsorge 76 0,8 – 1,6 [5] Krankenhausseelsorge [12] 2.772,43 – 7,9 Altenheimseelsorge [12] 413,42 – 43,7 Hospizarbeit [12] 65,74 + 43,5 Gehörgeschädigten-, Gehörlosenseelsorge 249,99 – 13,8 Behindertenseelsorge 327,05 + 3,4 Notfallseelsorge und sonstige Seelsorge [13] 467,72 + 264,7 Telefonseelsorge [13] 236,54 + 100,0 Polizei- und Zollgrenzdienstseelsorge 226,63 + 2,8 Flughafenseelsorge 149,78 – 2,0 Gefangenenseelsorge Sonstige Seelsorge [13] Zentrum Seelsorge und Beratung [12] 780,02 + 2,2 662,39 – 44,8 958,89 7.310,61 [13] Umgliederungen bei Notfall-, Telefon- und sonstiger Seelsorge. + 5,0 + 20,7 1,2 – 4,5 FINANZEN Ausgaben [T Euro] Anteil an den Gesamtausgaben [%] Veränderung gegenüber 2006 [%] Budgetbereich Bildung Stadtjugendpfarrstellen [14] Jugendkulturkirche Frankfurt [15] 184,90 – 14,7 0,00 – 100,0 Religionspädagogisches Zentrum 1.233,57 – 9,3 Religionspädagogische Ämter 1.112,65 ± 0,0 Religionsunterricht, Schulseelsorge 8.926,31 + 0,6 3,28 + 133,0 770,42 + 7,2 Konfirmandenunterricht [16] Kirchliche Grundschulen Laubach-Kolleg (gymnasiale Oberstufe und Internat) Evangelisches Gymnasium Bad Marienberg 1.967,17 – 7,3 342,89 + 3,9 Evangelische Akademie Arnoldshain 673,72 – 1,1 Tagungsstätte Martin-Niemöller-Haus 104,49 – 2,8 15,30 + 81,9 111,17 – 2,5 Freizeitheim (Ebernburg) [17] Evangelische Jugendbildungsstätte Kloster Höchst Evangelische Jugendburg Hohensolms [18] 138,89 – 20,6 Geschäftsführung Tagungsstätten [19] 21,87 – 31,8 1.462,22 + 3,5 [20] 6.792,82 + 31,8 955,78 – 19,9 2.072,77 + 18,3 Sonstige Bildung Zentrum Bildung und Erziehung I davon Leitung/interne Verwaltung I davon Kinder- und Jugendarbeit I davon Erwachsenenbildung 646,60 – 23,3 I davon Fachbereich Kindertagesstätten 943,52 + 7,3 I davon Projektgruppe Frauen [21] 1,06 – 99,3 I davon Kinder- und Jugendkirchentag [22] 141,41 – 57,8 I davon Jugendkulturkirche Frankfurt [15] 2.031,69 + 100,0 23.861,66 4,1 + 4,2 Sonstige Gesellschaftliche Verantwortung und Diakonie [23] Besondere Pfarrstellen Diakonie [23] Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung [23] [15] Die Ausgaben für die Jugendkulturkirche wurden 2007 zum Zentrum Bildung umgegliedert. [16] 2007 neue Projekte in der Konfirmandenarbeit. [17] Gewährung des Zuschusses 2007 wieder auf dem bisherigen Niveau. [18] Änderung der Finanzierungsstruktur bei den kirchlichen Tagungshäusern. [19] Erhöhte Sachausgaben im Jahr 2006. [20] 2007 strukturelle Veränderungen bei der Zuordnung der Personalkosten innerhalb der Fachbereiche und dem Leitungsbereich. [21] 2007 Umgliederung der Projektgruppe Frauen in den Bereich Sonstige Bildung. [22] Der Jugendkirchentag findet im zweijährigen Turnus statt. Budgetbereich Gesellschaftliche Verantwortung und Diakonie . Diakonisches Werk in Hessen und Nassau [14] 2007 waren nicht alle Pfarrstellen besetzt. 14.459,17 – 6,2 615,86 + 100,0 406,97 + 100,0 1.493,66 + 4,0 16.975,65 2,9 [23] Ab 2007 neue Struktur für Ausgabendarstellung. + 0,8 Budgetbereich Ökumene Missionswerke und Partnerkirchen 3.075,52 – 0,1 Friedensdienst [24] 73,87 + 66,7 Bekämpfung der Not in der Welt (Kirchlicher Entwicklungsdienst) [24] 7.102,20 + 59,5 Ökumenische Bildungsarbeit, interkonfessioneller und interreligiöser Dialog [24] 210,28 + 36,8 Sonstige Ökumene Zentrum Mission und Ökumene [24] 159,15 + 2,1 2.313,83 + 2,8 12.934,85 + 2,2 [24] Erhöhung der Ausgaben durch Zuführungen zu zweckgebundenen Fonds sowie Mittel zur Soforthilfe bei Katastrophen und Notfällen. + 27,6 77 Ausgaben für kirchliche Arbeit Verwendung des Haushalts 2007 [Fortsetzung] Ausgaben [T Euro] Anteil an den Gesamtausgaben [%] Veränderung gegenüber 2006 [%] Budgetbereich Theologische Ausbildung [25] Reduktion der Ausgaben 2007 durch derzeit geringe Ausbildungszahlen. Vorbereitungsdienst der Vikarinnen und Vikare [25] Theologisches Seminar Herborn Kirchliche Studienbegleitung 1.447,53 – 20,2 1.067,36 + 9,0 156,00 – 2,0 [26] Erhöhung der Ausgaben 2007 für Aus- und Fortbildung. Universitäten, Theologiestudium [26] 62,54 + 42,4 Evangelische Fachhochschule Darmstadt [27] 4.097,10 + 33,2 [27] 2007 höhere Ausgaben durch Investitionszuschuss für Brandschutzauflagen. Theologischer Nachwuchs 4,53 + 100,0 494,80 – 65,0 167,45 + 2,1 Berufspraktikum Gemeindepädagogen/ Sozialpädagogische Fachschulen und Aus- und Fortbildung [28] Kirchliche Personalberatung [28] Ab 2007 Umgliederung des Betriebskostenzuschusses für die Sozialpädagogischen Fachschulen in das Budget Kirchliche Arbeit auf Gemeinde- und Dekanatsebene. Zentrum für Organisationsentwicklung und Supervision 1.131,57 8.628,87 – 11,3 1,5 – 3,3 Budgetbereich Gesamtkirchliche Dienstleistungen [29] Erhöhung der Ausgaben durch Leitung interne Verwaltung Anstieg bei den Personalkosten. Organisationsentwicklung und Steuerungsunterstützung [30] Anstieg 2007 bedingt durch höhere Personalausgaben. Koordinationsstelle Öffentlichkeitsarbeit Gleichstellungsbeauftragte Stabsbereich Recht [31] 2007 Nachweis der Personalkosten erstmalig im Budgetbereich Ehrenamtsakademie (2006 unter Dezernat 2 ausgeBibliotheken/Zentralarchiv wiesen). Dezernat 1 – Kirchliche Dienste [32] Umgliederung der Ehrenamtsakademie in den Bereich Sonstige Verwaltung. Dezernat 2 – Personal und Organisation Kantine Kirchenverwaltung Übergangsstellenplan 451,14 + 1,4 423,43 + 28,0 451,29 + 8,5 [30] 107,76 + 42,7 [31] 136,47 + 100,0 [32] 0,00 – 100,0 [31] Dezernat 3 – Finanzen, Bau und Liegenschaften [33] Anstieg des Ausgabevolumens Fortbildung, Weiterbildung externer Mitarbeiter 2007 bedingt durch höhere Sonstige Verwaltung Ausgaben für Lebensmittel sowie höhere Personalkosten. [29] [33] 854,78 – 5,1 1.567,02 – 1,0 6.244,87 – 11,1 3.100,29 – 8,8 216,81 + 25,1 0,00 – 100,0 [32] 1.159,34 + 32,6 [34] 0,00 – 100,0 14.713,18 [34] Verlagerung des Übergangsstellenplans in den Bereich Vermögensverwaltung. 2,5 – 7,1 Budgetbereich Öffentlichkeitsarbeit Regionale Öffentlichkeitsarbeit [35] 0,68 – 98,3 [35] 2007 weitere Reduktion der regionalen Öffentlichkeitsarbeit. Medienhaus 2.007,87 + 3,8 Sonstige Medienarbeit 2.009,58 + 21,2 [36] Erhöhung der Ausgaben 2007 durch Jubiläumsbericht. Interne und externe Kommunikation [36] 613,74 + 77,0 Projekte »Evangelisch aus gutem Grund« [37] 143,79 + 77,0 Koordinationsstelle Öffentlichkeitsarbeit [37] 2007 Durchführung des Hessentags in Butzbach sowie Start der Vorbereitungen fü die Landesgartenschau 2008 in Bingen. 78 55,43 4.831,09 – 0,5 0,8 + 17,4 FINANZEN Ausgaben [T Euro] Anteil an den Gesamtausgaben [%] Veränderung gegenüber 2006 [%] 3.747,73 0,6 – 56,4 565,46 0,1 – 0,2 764,48 0,1 + 22,1 981,64 0,2 – 1,9 Budgetbereich Zentrales Gebäudemanagement [38] [38] 2006 Abschluss von mehreren Bauunterhaltungsmaßnahmen. Budgetbereich Synode Budgetbereich Kirchenleitung [39] Budgetbereich Leitendes Geistliches Amt [39] Anstieg bei den Sachausgaben durch Spende für die Gedenkstätte im ehemaligen Konzentrationslager Dachau. Budgetbereich Vermögensverwaltung, Altersversorgung Umlagen [40] Versorgungsleistungen Pfarrer/-innen 588,42 + 284,1 34.725,02 – 1,8 Versorgungsstiftung [41] 0,00 – 100,0 Sonstige Altersversorgung [42] 21,03 – 33,2 13.836,75 + 2,2 1.230,90 – 70,7 0,35 + 4,8 1.864,69 – 4,8 65.485,02 + 100,0 Beihilfen, Unterstützungen Überbrückungsfonds/Übergangsstellenplan [34] Kirchensteuerverwaltung/Clearing Sammelversicherungen Zuführung an gesamtkirchliche Rücklagen/Rückstellungen [4] Betriebsmittelrücklage [43] 0,00 – 100,0 Sonstige Vermögensverwaltung [44] 13.449,70 – 74,5 131.201,88 22,4 – 6,7 1.339,12 0,2 + 3,3 27.181,94 4,6 – 2,3 586.734,20 100,0 + 12,9 [40] 2007 geänderte Darstellung der Umlagen an die EKD. [41] 2007 keine Zuführung an die Versorgungsstiftung. [42] Reduktion der Zuweisung an die Aidshilfe. [43] Im Haushaltsjahr 2007 erfolgte keine Zuführung an die Betriebsmittelrücklage. [44] 2007 im Bereich der sonstigen Vermögensverwaltung keine Zuführung an Budgetrücklagen. Budgetbereich Rechnungsprüfung EKD EKHN-Anteil am EKD-Haushalt und Finanzausgleich mit östlichen Landeskirchen Summe 79 Impressum EKHN © Juli 2008 Herausgegeben von der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Paulusplatz 1 64285 Darmstadt Telefon (06151) 405-504 E-Mail [email protected] www.ekhn.de Verantwortlich: Oberkirchenrat Dr. Joachim Schmidt Redaktion/Koordination: Kirchenrat Stephan Krebs Darstellung des Haushalts: Dipl.-Betriebswirtin Ulrike Gaube-Franke Statistische Daten/soziologische Befunde: Oberkirchenrat Dr. Peter Höhmann Gestaltung: Prof. Gregor Krisztian, Prof. Marian Nestmann Produktion: Prof. Marian Nestmann Korrektorat: Peter Schughart, Iljitsch Rumpf Texte: I Dr. Jürgen Albert: Seiten 28, 54, 61 I Sigrid Bernhardt-Müller: Seite 66 I Jörn Dietze: Seiten 38, 42, 58, 68, 71 I Stephan Krebs: Seite 8 I Georg Magirius: Seiten 16, 19, 22 I Sylvia Meise: Seiten 12, 34, 51, 64 I Prof. Dr. Peter Steinacker: Seite 4 I Doris Stickler: Seiten 24, 31, 45, 48 I Heinz Thomas Striegler: Seite 6 Reportagefotos: I Eva Giovannini: Seiten 5 Mitte, 7, 13, 14, 15, 16, 17, 19, 20, 21, 34 oben, 34 unten, 35 oben, 37, 51, 52, 53, 59, 60 oben I Jule Kühn: Seiten 12, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34 Mitte, 35 Mitte, 35 unten, 45, 46, 47, 62, 63, 64, 65 unten, 68, 69 oben, 69 unten I Friederike Schaab: Seiten 5 oben, 9, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 38, 39, 41, 42, 43, 44, 54, 55, 56, 57, 58, 60 unten, 61, 71, 72, 73 I Bernd Apel: Seiten 48, 50 Mitte I Oliver Berg, dpa/Picture Alliance: Seite 49 I Stephan Krebs: Seiten 66, 67 I Pädagogische Akademie Elisabethenstift Darmstadt: Seite 69 Mitte [Die Porträtfotos haben die abgebildeten Personen zur Verfügung gestellt.] 80 Adressen Wir freuen uns über Ihre Fragen, Anregungen, Kritiken oder Kommentare EKHN Paulusplatz 1 64285 Darmstadt Kirchenpräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Steinacker Telefon (06151) 405-291 E-Mail [email protected] Stellvertreterin des Kirchenpräsidenten Oberkirchenrätin Cordelia Kopsch Telefon (06151) 405-297 E-Mail [email protected] Mitglieder der Kirchenleitung I Elke Schulze I Dr. Gerhard Walter I Pfarrer Martin Freise I Propst Dr. Klaus-Volker Schütz I Dr. Ulrich Oelschläger Leiterin der Kirchenverwaltung Oberkirchenrätin Sigrid Bernhardt-Müller Telefon (06151) 405-296 E-Mail sigrid.bernhardt-mueller @ekhn-kv.de Leiterin des Dezernats Kirchliche Dienste Oberkirchenrätin Pfarrerin Christine Noschka Telefon (06151) 405-305 E-Mail [email protected] Leiter des Dezernats Personal und Organisation Oberkirchenrat Pfarrer Dr. Walter Bechinger Telefon (06151) 405-375 E-Mail [email protected] Leiter des Dezernats Finanzen, Bau und Liegenschaften Oberkirchenrat Heinz Thomas Striegler Telefon (06151) 405-344 E-Mail heinz-thomas.striegler @ekhn-kv.de Leiter der Öffentlichkeitsarbeit Oberkirchenrat Dr. Joachim Schmidt Telefon (06151) 405-289 E-Mail [email protected] Ansprechpartner für Fragen rund um die Kirchensteuer Kirchenrat Bernd Karn Telefon (06151) 405-353 E-Mail [email protected] Kirchenamtsrat Peter Lemke Telefon (06151) 405-352 E-Mail [email protected] Präses der Kirchensynode Prof. Dr. Karl Heinrich Schäfer Paulusplatz 1 64285 Darmstadt Telefon (06151) 405-308 E-Mail karl-heinrich. [email protected] Zentrum Bildung Leitung: Pfarrerin Martina Klein Erbacher Straße 17 64287 Darmstadt Telefon (06151) 6690-100 E-Mail [email protected] www.zentrumbildung-ekhn.de Propstei Nord-Nassau Propst: Pfarrer Michael Karg Friedrich-Birkendahl-Straße 31 35745 Herborn Telefon (02772) 3304 E-Mail [email protected] Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung Leitung: Pfarrerin Gundel Neveling Albert-Schweitzer-Straße 113 – 115 55128 Mainz Telefon (06131) 28744-0 E-Mail [email protected] www.zgv.info Propstei Oberhessen Propst: Pfarrer Klaus Eibach Lonystraße 13 35390 Gießen Telefon (0641) 7949610 E-Mail propstei.oberhessen @ekhn.de Propstei Rheinhessen Propst: Pfarrer Dr. Klaus-Volker Schütz Am Gonsenheimer Spieß 1 55122 Mainz Telefon (06131) 31027 E-Mail propstei.rheinhessen @t-online.de Propstei Süd-Nassau Propst: Pfarrer Dr. Sigurd Rink Humperdinckstraße 7A 65193 Wiesbaden Telefon (0611) 522475 E-Mail ev.propstei.sued-nassau @ekhn-net.de Propstei Rhein-Main Pröpstin: Pfarrerin Gabriele Scherle Saalgasse 17 60311 Frankfurt Telefon (069) 287388 E-Mail ev.propstei.rhein-main @ekhn-net.de Propstei Starkenburg Pröpstin: Pfarrerin Karin Held Ohlystraße 71 64285 Darmstadt Telefon (06151) 41151 E-Mail propstei.starkenburg @t-online.de Zentrum Ökumene Leitung: Pfarrer Detlev Knoche Praunheimer Landstraße 206 60488 Frankfurt Telefon (069) 97651811 E-Mail [email protected] www.zentrum-oekumene-ekhn.de Zentrum Verkündigung Leitung: Pfarrerin Sabine Bäuerle Markgrafenstraße 14 60487 Frankfurt Telefon (069) 71379-0 E-Mail willkommen @zentrum-verkuendigung.de www.zentrum-verkuendigung.de Zentrum Seelsorge und Beratung Leitung: Wolfgang Kinzinger Kaiserstraße 2 61169 Friedberg Telefon (06031) 162950 E-Mail [email protected] www.zsb-ekhn.de Zentrum für Organisationsentwicklung und Supervision Leitung: Kersti Weiß Kaiserstraße 2 61169 Friedberg Telefon (06031) 162970 E-Mail [email protected] www.zos-ekhn.de Zentrum für kirchliche Personalberatung Leitung: Sylta Stautner und Hans Georg Berg Kaiserstraße 2 61169 Friedberg Telefon (06031) 162990 E-Mail personalberatung @ekhn-net.de www.personalberatung-ekhn.de