Kundeninformation Pflege 2011 | AWO WOHNpflege Westerland
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Kundeninformation Pflege 2011 | AWO WOHNpflege Westerland
WOHNPFLEGE WESTERLAND AWO Schleswig-Holstein gGmbH 2011 Liebe Leserin, lieber Leser, mit dem vor Ihnen liegenden Qualitätsbericht möchten wir Ihnen das Leben in der AWO WOHNpflege Westerland ein wenig näher bringen. Dabei wollen wir ein Gefühl für die Atmosphäre des Hauses vermitteln und beschreiben, wie die darin lebenden Menschen ihren Alltag gestalten. Unserer Meinung nach lässt Qualität sich am besten abbilden, wenn man die Menschen befragt, die sie auch wirklich beurteilen können. Daher kommen in diesem Bericht vorrangig Bewohner, Angehörige, Kooperationspartner und Mitarbeiter zu Wort. Sie erzählen in ganz persönlicher Weise wie sie hier wohnen und arbeiten, die Betreuung erleben oder Probleme wahrnehmen und bewältigen. Dabei werden im Hauptteil viele Fragen beantwortet, die uns immer wieder von Kunden gestellt werden und daher die Grundlage des Qualitätsberichts bilden. Im Tabellenteil am Ende werden weitere Fragen behandelt, die dort kurz und knapp beantwortet werden. Der Bericht bildet sowohl schöne, als auch problematische und vor allen Dingen ganz persönliche Erfahrungen ab. Bei allen Texten steht im Vordergrund, dass die Dinge so erzählt sind, wie sie auch von den Betroffenen erlebt wurden und werden. An dieser Stelle möchten wir uns daher noch einmal ganz herzlich bei allen bedanken, die mit Offenheit und Freude, mit Humor und kritischem Blick ihren Beitrag für diesen Bericht geleistet haben. Ein besonderer Dank gebührt den Mitgliedern des Redaktionsteams und unserer Fotografin Maike Hansen. Silke Renning, Einrichtungsleiterin AWO WOHNpflege Westerland Wenningstedter Weg 66 25980 Sylt/OT Westerland Telefon: 04651-9950600 email: [email protected] Inhalt Lebenswelt Wie werde ich bei Einzug und Eingewöhnung unterstützt? Wie wohne ich in der Einrichtung? Kann ich meinen Alltag wie gewohnt leben? Was ist, wenn ich krank oder sehr stark betreuungsbedürftig werde, wenn ich sterben muss? Was müssen meine Angehörigen beachten? 4 7 8 12 16 Außenwelt Welche Möglichkeiten bietet mir die Umgebung der Einrichtung? Wie kann ich die Kontakte zu meinen Freunden, Bekannten, Angehörigen und ausserhalb des Hauses pflegen? Welche Medien kann ich nutzen? 17 18 19 Welt der Institutionen Was muss an Formalitäten vor dem Einzug geklärt sein? Wie groß ist die Einrichtung eigentlich und wie ist sie ausgestattet? Welche Kosten kommen auf mich zu? Welche Gesetze/Verordnungen gelten hier und wer überprüft die Einhaltung? An wen kann ich mich wenden, wenn ich Fragen habe oder mich beschweren möchte? 20 22 23 24 26 Arbeitswelt Wer arbeitet hier alles und wer ist für mich zuständig? Wie ist die Arbeit hier organisiert und kann ich mitbestimmen, wer mich pflegt oder betreut? Welche Informationen werden über mich gesammelt und wer arbeitet wie damit? 27 31 33 Welt der Gemeinschaft Mit wem wohne ich hier zusammen und welche Regeln muss ich dabei beachten? Welche Gemeinschaftsangebote gibt es hier, welche Feste werden gefeiert? 34 36 Wie werde ich bei Einzug und Eingewöhnung unterstützt? Ein Ort voller Erinnerungen "Hier war früher meine Küche" Es ist Sonntag, es regnet, draußen ist es sehr ungemütlich und ich bin mit Frau Wagner in ihrem Zimmer verabredet. Dort empfängt mich ein buntes Sammelsurium aus Möbeln und kleinen Erinnerungsstücken. Mittendrin sitzt Frau Wagner auf ihrem Sofa und begrüßt mich freundlich. Frau Wagner auf ihrem Sofa „Gucken Sie mal, ist der Teewagen nicht schön? Den hat mir meine Nachbarin geschenkt und den wollte ich unbedingt mithaben,“ strahlt sie. Und auf ihre Kristallgläsersammlung ist sie besonders stolz, denn „die haben mein Mann und ich uns gemeinsam Stück für Stück angeschafft“. Frau Wagner wohnt seit 2007 hier. Kurz nach dem Tod ihres Mannes hatte sie zwei Schlaganfälle. Nach dem anschließenden Krankenhausaufenthalt konnte sie nicht mehr in ihre Wohnung zurück, weil sie dort nicht mehr allein zurecht gekommen wäre. „Es war klar, dass ich in die AWO wollte. Ich habe als Kind und später mit meinem Mann auf diesem Grundstück gewohnt, wo jetzt die WOHNpflege steht. Da Frau Wagner direkt aus dem Krankenhaus zu uns kam, konnte sie sich das Zimmer nicht selbst aussuchen. „Aber es hat mir gleich gefallen,“ lächelt sie. Der Blick aus ihrem Fenster ist derselbe, wie früher aus ihrer Küche. Und:„ Ich konnte mir so schön vorstellen, wo ich meine Möbel hinstellen wollte“. Also entschied sie, welche Möbel sie begleiten sollten. Die großen Schränke wurden kurzerhand verschenkt. Ihre Kinder brachten die ausgesuchten Teile zur AWO und lagerten Kartons mit dem Kleinkram, für den es noch keinen Platz gab, erstmal ein. Wenige Tage nach Frau Wagners Einzug stand alles am neuen Platz. Irgendwann fand sie dann aber, dass dem Zimmer noch der letzte Schliff fehlte. Es wurden noch ein paar Kleinigkeiten im Möbelladen erstanden und Hausmeister Ralf Bungart bot an: „Jetzt holen wir die Sachen aus dem Lager hierher.“ Regale, Spiegel und Bilder wurden von Ralf montiert, Frau Wagner sortierte und dekorierte tagelang, bis alles perfekt war. Silke Renning, Einrichtungsleiterin "Ich fühle mich hier wie zu Hause. Ich freue mich jeden Tag, wenn ich die Augen aufmache und in mein schönes Zimmer gucke." Karla Wagner, Bewohnerin 4 Ein Gedankenaustausch zwischen einer Angehörigen, einer Betreuerin, einer Bewohnerin und Mitarbeiterinnen Aller Anfang ist schwer Was können Angehörige tun, um den Einzug ins Heim zu erleichtern? Frau Kössler, Betreuerin: Angehörige oder Betreuer sollten das Sprachrohr für Ihre Verwandten oder Betreuten sein, wenn diese sich zum Beispiel nicht äußern können oder sich auch mal nicht trauen, ihre Wünsche vorzubringen. Frau Haas, Angehörige: Wir sollten dem Personal erzählen, welche Gewohnheiten und Vorlieben unsere Angehörigen haben. Die Diskussionsrunde Frau Möhrle, Bewohnerin: Ja, das ist auf jeden Fall schön, wenn man noch fremd ist und die altbekannten Abläufe übernommen werden. Das ist schon ein Stückchen zuhause. Ich lege zum Beispiel Wert darauf, dass meine Tagesdecke immer in gleicher Weise auf´s Bett gelegt wird und dass tagsüber mein großer Stofftiger auf dem Bett sitzt. Das machen die Pflegekräfte jetzt auch immer so. Frau Kleiber-Hornstein, Pflegedienstleiterin: Auch die Hilfe beim Umzug und die Gestaltung des Zimmers mit den persönlich wichtigen Dingen sollten von den Angehörigen übernommen werden. Was kann das Eingewöhnen leichter machen? Frau Haug-Reyer, Mitarbeiterin: Am Wichtigsten ist es meiner Meinung nach, seinen Angehörigen das Gefühl zu vermitteln, dass sich durch den Einzug ins Pflegeheim die familiären Beziehungen nicht verändern, auch wenn die Alltagssituation anders geworden ist. Frau Voss in ihrem sehr persönlich eingerichteten Zimmer Frau Haas: Ja, und das kann man in vielfältiger Weise tun. Besuche im Heim, Familienfeiern hier im Haus, Telefonate oder -wenn das möglich ist- auch mal das Abholen nach Hause zum Kaffee. Ich erzähle meiner Mutter immer, was zuhause los ist und was wir oder die Enkelkinder so vorhaben. Das war immer wichtig für sie - warum sollte sich das durch den Umzug hierher geändert haben? 5 Umzug möglich? Ohne Möbelwagen geht´s auch Als ich hier einzog, waren nur wenige Zimmer frei. Ich suchte mir ein helles Zimmer mit Südlage im 1. Stock aus. Das war zwar sehr schön, aber mit der Zeit stellte sich heraus, dass in meinem Wohnbereich kaum Leute wohnten, mit denen ich mich unterhalten konnte. Daher habe ich den Mitarbeitern gesagt, dass ich gern in den 2. Stock ziehen würde. Dort kannte ich schon einige Damen, mit denen ich mich gut verstand. Als dann oben ein Zimmer frei wurde, durfte ich mir das erst anschauen und bekam dann das Angebot, in Asta Möhrle in ihrem Zimmer dieses Zimmer umzuziehen. Das habe ich sofort angenommen. Ich konnte dort sogar einen sehr schönen Kleiderschrank von der Vormieterin übernehmen und habe nun auch noch einen eigenen Balkon, auf dem ich viel Zeit verbringe. Im Wohnbereich fühle ich mich jetzt sehr wohl mit meinen Mitbewohnerinnen. Asta Möhrle (78), Bewohnerin Hier wird gearbeitet.. ..diskutiert.. 6 ..und geklönt Wie wohne ich in der Einrichtung? Überall im Einsatz Der Mann für alle Fälle „Rahalf,“ tönt es durch den Flur, „könntest du bitte eben die Urlaubsgäste aus Kiel vom Bahnhof abholen? Der Zug kommt gleich an.“ Aha, die Chefin. Natürlich geht das, muss der Rasen halt warten und die Hecke kann auch morgen geschnitten werden. „Klar, mach ich, und auf dem Weg fahre ich noch kurz bei Hagebau vorbei….wegen der Schrauben für das neue Regal im Büro.“ Danach bin ich im Wohnbereich 2 mit den Angehörigen der neuen Bewohnerin verabredet. Wir richten gemeinsam das Zimmer mit ihren Möbeln ein, damit sie morgen einziehen kann. Dann das Telefon in Zimmer 401 reparieren, Herrn Pfeiffers Brille zum Optiker bringen, Frau Ludwig den Morgenmantel ins Krankenhaus liefern und ihr dabei Grüße vom Haus ausrichten. Hausmeister Ralf Bungart Ein ganz normaler Tag eben. Als Hausmeister gibt´s viel zu tun, so ist der Tag schön bunt….und ständig gebraucht werden ist doch was Tolles. Ich kann es mir schon gar nicht mehr anders vorstellen. Ralf Bungart, Hausmeister Erreichbarkeit Unser Hausmeister ist montags bis freitags von 8.00 bis 14.00 Uhr über die Büro-Telefonnummer 600 für Sie erreichbar. Bewohner Herbert König (88): "Die Mitbewohner, die mit mir im gleichen Wohnbereich leben, kann ich mir nicht aussuchen. Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich auch nicht mit jedem zufrieden. Aber ich sag´ meine Meinung offen heraus, das hab´ ich immer so gemacht. Und mit wem ich schnacken will, kann ich ja immer noch selber bestimmen." 7 Kann ich meinen Alltag wie gewohnt leben? Ein Gespräch mit Ursula Dorenburg (75), Bewohnerin Volles Programm Frau Dorenburg, was machen Sie in Ihrer Freizeit? Seit meiner Kindheit gehörten Haustiere zur Familie. Deshalb sind Tiere immer mein Hobby gewesen. Ich lebte mit ihnen in meinem Haus, bis ich meinen Schlaganfall bekam. Dann konnte ich die Tiere nicht mehr versorgen und kam hier ins Heim. Meine Kinder wohnen um die Ecke und haben meine Vögel, Katzen und Hunde bei sich aufgenommen. Ich kann sie immer besuchen, wenn ich möchte. Die beiden kleinen Hunde, Frau Dorenburg mit Tarzan und Lucky Tarzan und Lucky, bringt meine Schwiegertochter wochentags immer zu mir, wenn sie arbeitet. So kann ich sie regelmäßig bei mir haben. Haben Sie noch andere Hobbys? Ja, in unserem Wohnbereich haben sich im letzten Jahr nette Kontakte entwickelt. Wir spielen zusammen Rummicub oder besuchen uns gegenseitig in unseren Zimmern. Wir Nachbarinnen fahren auch gerne mal zusammen abends zum Essen in wechselnde Restaurants. Da haben wir schon lustige Abende miteinander verbracht und man kann mal was bestellen, was man lange nicht gegessen hat. Ein Dialog zwischen Irmingard Busch und Irmtraut Reinwald, Bewohnerinnen Wie zuhause Frau Busch: "Ich kann hier meine Freiheit leben. Ich kann das Haus verlassen, wann ich möchte und nach Hause kommen, wie es mir gefällt." Frau Reinwald: "Das kann ich nur bestätigen. Ich bekomme oft Besuch von Freundinnen und meiner Familie und wir unternehmen viel miteinander. Wenn ich das Haus verlasse, dann sage ich Bescheid, dass ich weg bin und sage „hallo“, wenn ich zurück komme." Frau Busch: "Das ist doch ganz selbstverständlich. Wenn man zuhause in der Familie lebt, dann geht man doch auch nicht einfach weg, ohne Bescheid zu sagen." 8 Die Wanne ist voll Es ist acht Uhr und Elke Knittel bereitet das erste Wohlfühlbad des Tages vor. Sie heizt das Badezimmer und lässt Wasser in die Wanne einlaufen. Weil sie weiß, dass ihre erste Besucherin, Frau Christiansen, besonders die frischen Gerüche mag, hat sie heute Limonenduft ausgesucht. Frau Christiansens Hausarzt ist gerade noch da und sie erzählt ihm: „Ich bade immer donnerstags - heute hab´ ich sogar mal den Kaffee ans Bett gebracht Elke Knittel im Wohlfühlbad bekommen. Elke sucht gleich mit mir die Kleidung aus, die ich nachher anziehe. Wenn sie mir dann noch die Haare föhnt, die Nägel lackiert oder mich schminkt - dann fühle ich mich richtig gut.“ Viele Bewohner kommen mehrmals im Monat und die Bäder sind zum festen Bestandteil ihres Alltags geworden. Für manch Einen ist die Erfahrung ganz neu, dass Baden mit dem ganzen Drumherum entspannend oder auch richtig spannend sein kann. Frau Flauger aus dem ersten Stock sagte neulich: „Ich werde von Elke wie ein rohes Ei behandelt. Außerdem kann man mit ihr über alles reden.“ Und ein 97-jähriger Urlaubsgast verkündete nach der ersten Gesichtsmassage seines Lebens begeistert im Flur: „Das muss ich unbedingt meinen Kumpels erzählen.“ Der Wunsch, die Wanne auch noch mit einem gelben Quietscheentchen zu bestücken, sorgte bei den Mitarbeitern für Überraschung. Da er aber häufiger geäußert wurde, haben wir ihn gerne erfüllt und inzwischen darf es bei keinem Bad mehr fehlen. Die Badegäste bedanken sich bei Elke oft mit Komplimenten wie diesen: „So schön wurde ich nicht mal als Kind gebadet“ oder:„ Aus dieser Wanne steig´ ich nie mehr aus, da müssen Sie schon die Polizei holen!“ Adelgunde Kleiber-Hornstein, Pflegedienstleiterin Wohlfühlen garantiert Das Bäder- und Massagenangebot steht den Bewohnern an sechs Tagen pro Woche zur Verfügung. Die Terminabsprache erfolgt mit unserer Mitarbeiterin Elke Knittel. Der Zuzahlungsbetrag für ein Bad oder eine Massage beträgt 10,- €, eine zusätzliche Kosmetikbehandlung kostet 3,- € extra. Geschenkgutscheine für Massagen oder Bäder sind im Büro erhältlich. 9 Das bisschen Haushalt... Wer putzt... ? Die Firma NGF Personalservice aus Husum ist für die Sauberkeit im Haus zuständig. An fünf Tagen in der Woche werden am Vormittag die Bewohnerzimmer und die Allgemeinflächen gereinigt. Die Sanitärräume werden zusätzlich auch noch am Samstag geputzt. Ansprechpartnerin und Vorarbeiterin der Firma NGF ist Frau Luba Schulz, die an den Werktagen vormittags hier im Haus zu finden ist. Die Mitarbeiter der Firma sind festen Wohnbereichen zugeordnet. Franziska Dobbertin von der Firma NGF Gespräch mit Ingrid Neumann, zuständig für die Wäsche im Haus ...und wer wäscht? Frau Neumann, wo können die Bewohner hier ihre Wäsche abgeben? Die Kleidung wird in Wäschebehältern in den Zimmern gesammelt und von den Mitarbeiterinnen der Wäscherei oder den Pflegekräften abgeholt. Und wo wird die Wäsche dann gewaschen? Kleidungsstücke, die in die Reinigung müssen und unsere Oft bekommt Frau Neumann hauseigenen großen Wäschestücke werden von der tatkräftige Unterstützung Wäscherei abgeholt und ein paar Tage später wieder angeliefert. Die persönliche Wäsche der Bewohner waschen wir hier im Haus. In jedem Wohnbereich gibt es eine Waschmaschine und einen Trockner. Wie bekommen die Bewohner ihre Wäsche zurück? Damit wir die Kleidung auch wieder ihren Besitzern zurück ins Zimmer bringen können, ist es wichtig, dass die Stücke gekennzeichnet sind. Zimmernummern zum Einbügeln können Sie bei uns bekommen. Das Einbügeln können dann Angehörige oder die Bewohner selbst übernehmen. Wenn dies nicht möglich ist, organisieren wir gerne fleißige Helfer, die das gegen ein kleines Entgelt erledigen. 10 Der Küchenchef erzählt Sauerbraten und Fliederbeersuppe Das Küchenteam der AWO Kureinrichtung in Keitum kocht täglich auch für die WOHNpflege Westerland. Unser Mitarbeiter Herr Neumann holt jeden Tag das Essen in der Küche ab. Täglich bieten wir drei Kostformen an: Vollkost, leichte Reduktionskost und Vegetarisch. Jeden Donnerstag gibt es das „Tagesangebot“. In diesem Rahmen kochen wir jahreszeitliche Gerichte wie Grünkohl im Winter oder Spargel mit Schinken im Mai. Die Bewohner mögen gern mal Gerichte aus ihrer Heimat. Deshalb gibt es ab und zu rheinischen Sauerbraten, Weisswurst mit Sauerkraut oder Fliederbeersuppe mit Grießklößen. Von Zeit zu Zeit werden auch Stimmen laut, die sich über die zu harten Rainer Kartoffeln, den zähen Braten oder das langweilige Gemüse beklagen. Schniedermeyer, Küchenleiter Dafür gibt es eine regelmäßige Gesprächsrunde, in der einige Bewohner, die Leitung der WOHNpflege und ich zusammensitzen. Wir beschäftigen uns mit den Kritikpunkten und nehmen daraufhin entweder Gerichte vom Speiseplan, wechseln den Lieferanten oder verändern die Zubereitung einer Speise. Rainer Schniedermeyer Vom Äpfelklauen und Familienfesten Einmal im Monat gibt es bei uns einen Tag, der unter einem Motto steht. Im Oktober war das der „Tag des Apfels“. Dafür bastelten wir am Vortag kleine Äpfel aus bunter Pappe, die wir zur Dekoration der Tische verwendeten. Am Vormittag bereiteten einige Bewohner und ich in der Kochgruppe Bratäpfel für nachmittags vor. Dabei wurden nette Erinnerungen ausgetauscht. Einer erzählte, wie sie als Kinder Äpfel klauten, Andere von Familienfeiern, bei denen Bratäpfel einfach dazu gehörten. Mittags servierte die Küche Apfelschaumsuppe und Leber mit gebratenen Äpfeln. Als der Duft der Bratäpfel durchs Haus zog, veranstalteten wir ein Apfel-Quiz und abends gab es für alle, die von Äpfeln noch nicht genug hatten, ein Glas Cidre. Kirsten Simonsen Kirsten Simonsen, Hauswirtschaftsleitung 11 Was ist, wenn ich krank oder sehr stark betreuungsbedürftig werde, wenn ich sterben muss? Zum Leben gehört Sterben dazu Mit fast 91 Jahren kam mein Schwiegervater 2005 nach einer Operation in die AWO WOHNpflege. Das Gehen fiel ihm schwer und er war zeitweise auf den Rollstuhl angewiesen. Der Pflegebedarf hatte sich stark erhöht und unsere Familie konnte den täglichen Zeitaufwand hierfür nicht mehr leisten. Im Frühjahr war seine Frau verstorben, seitdem lebte er allein zu Hause. Nach einiger Zeit konnte er kurze Wege mit dem Rollator zurücklegen. So ging er fast täglich das Stück über die Straße in sein Haus und blieb eine Weile dort. Immer wieder hatte er den Gedanken:“Ich will in mein Haus zurück." Wie das funktionieren sollte, wussten wir allerdings nicht. Unsere Ratschläge nahm er nicht an. Aber allmählich gewöhnte er sich an seinen neuen Alltag im Heim - und wir auch. Besuche gehörten zu unserem Tagesrhythmus. Mein Mann ging immer abends nach der Arbeit zu seinem Vater und las ihm aus der Zeitung vor. Ende 2009 erkrankte mein Schwiegervater erneut und war nach kurzem Aufenthalt im Krankenhaus sehr geschwächt. Kurz vor Weihnachten stand sein 95.Geburtstag an. Wie sollten wir diesen Tag begehen? Nach Absprache mit den Mitarbeitern fand die Familienfeier in seinem Zimmer statt. Aufrecht im Bett sitzend nahm er unsere Glückwünsche entgegen. Später kam noch der Pastor dazu. Bei Kaffee und Kuchen verbrachten wir einen schönen Nachmittag, auch wenn mein Schwiegervater zwischendurch mal einschlief. Wir ahnten wohl alle, dass das sein letzter Geburtstag sein würde. Ein paar Tage später sagte mir eine Pflegerin, dass mein Schwiegervater seit diesem Tag ganz entspannt und zufrieden war. Er hatte ihr erzählt, dass ihm das Zusammensein mit der Familie am Geburtstag sehr gut getan hatte. Diese Stimmung behielt mein Schwiegervater bis zu seinem Tod. Das war für uns ganz wichtig, da er uns seine Gefühle und Gedanken zum eigenen Tod nie mitgeteilt hatte. Von Tag zu Tag wurde mein Schwiegervater schwächer. Essen und Trinken fielen ihm schwer. Alle kümmerten sich sehr einfühlsam um ihn, der Hausarzt kam fast täglich. Die Zeit, die ihm noch blieb, wurde ihm so angenehm wie möglich gemacht. Die Mitarbeiter wussten, wann wir kamen und unsere Anwesenheitszeiten waren in den Tagesablauf eingebaut. Wir waren immer gern gesehen und konnten bleiben, solange wir wollten. Anfang 2010 schlief unser Vater an einem Nachmittag für immer ein. Ganz ruhig und friedlich. Wir konnten alle in seinem Zimmer von ihm Abschied nehmen. Wir waren traurig, aber auch froh, dass ihm eine lange Bettlägerigkeit erspart geblieben war. Als Familie haben wir erfahren, wie würdevoll Abschied nehmen und Sterben sein kann. Dafür sind wir sehr dankbar. Margrit und Karl-Ludwig Haas, Angehörige 12 Patientenverfügung Eine Patientenverfügung dokumentiert den Willen eines Menschen für den Fall, dass er sich nicht mehr äußern und sein Selbstbestimmungsrecht in Gesundheitsangelegenheiten nicht mehr ausüben kann. Damit der persönliche Wille berücksichtigt werden kann, sollten Verfügungen bei den Personen hinterlegt werden, die diese berücksichtigen sollen. Hier im Haus werden die Unterlagen personenbezogen aufbewahrt und in der Bewohnerakte wird vermerkt, welche Verfügungen oder Vollmachten vorliegen. Die Mitarbeiter legen diese den Ärzten in Notfallsituationen vor. Schwere Entscheidung „Obwohl meine Mutter mir alle Vollmachten ausgestellt hatte, um im Bereich der Gesundheitssorge Entscheidungen für sie zu treffen, fiel mir das sehr schwer, als es soweit war. Während eines Krankenhausaufenthaltes meiner Mutter musste ich entscheiden, ob sie eine Magensonde bekommen sollte. Mich mit den Pflegekräften und ihrer Hausärztin darüber beraten und austauschen zu können, hat mir dann sehr geholfen.“ Margrit Haas, Angehörige Entscheiden Sie selbst Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, Betreuungsvollmacht…All diese Bezeichnungen erscheinen zunächst wie ein undurchdringlichlicher Dschungel von Begriffen und dem, was sich dahinter verbirgt. Im Vorsorgeordner der AWO werden Ihnen die Grundlagen und Unterschiede der einzelnen Vorsorgemöglichkeiten erklärt. Eine Vielzahl von konkreten Formularen und Checklisten, wie der Notfallbogen, persönliche und berufliche Daten, medizinische Informationen, Angaben zur Krankenversicherung, Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung, Angaben zu Wertevorstellungen und Patientenverfügung hilft Ihnen dann dabei, Ordnung in alle wichtigen Bereiche zu bringen. So wird Ihr Wille für Der AWO Dritte eindeutig erkennbar und für Fälle, in denen Sie Ihren Willen Vorsorgeordner nicht mehr selbst vertreten können, haben Sie sogar eine Person benannt. Der Ordner kann in den AWO-Einrichtungen für 19,90 € gekauft werden. In ganz Schleswig-Holstein wurden Ehrenamtliche geschult, die gemeinsam mit Ihnen und vielleicht auch Ihren Angehörigen offene Fragen zum Thema besprechen können. 13 Immer besser "Es ist natürlich nicht einfach für jemanden, der sein ganzes Leben lang selbständig gewesen ist, von einem zum anderen Tag Hilfe anzunehmen. Das gelang auch nicht von heute auf morgen, aber im Laufe der Zeit immer besser." Heide Callesen-Sorhagen, Angehörige Am Ende des Weges Meine Cousine lebte seit zwei Jahren in der AWO WOHNpflege, als sich ihr Gesamtzustand verschlechterte. Es folgten Aufenthalte im Krankenhaus, nach denen sie immer froh war, wieder nach Hause zurück zu kommen. Sie fühlte sich wohl in ihrer „kleinen Wohnung“, wie sie ihr Zimmer bei der AWO immer nannte. Ihre Beweglichkeit nahm ab, so dass sie nun beim Aufstehen und Hinlegen Hilfe benötigte. Auch den Rollstuhl konnte sie nicht mehr allein bewegen. Trotz alledem war es ihr immer wichtig, zu den gemeinsamen Mahlzeiten in der Wohnküche aufzustehen. Sie war dankbar für die Fürsorge, die sie jetzt immer mehr in Anspruch nahm. Aufgrund der verstärkt auftretenden Schmerzen war es nicht mehr ganz einfach, sie zu pflegen. Sie aß nur noch wenig und bekam deshalb hochwertige Getränke, die sie leichter schlucken konnte. Frau Callesen-Sorhagen betreute ihre Cousine Es war eine Wohltat, dass ihr Hausarzt mit dem Pflegepersonal besprach, ihr etwas gegen die Schmerzen zu geben. Die Medikamente verschafften ihr Erleichterung. Es wurde wichtig für sie, dass sie Gesellschaft hatte, ohne dass viel gesprochen wurde. Zuspruch kam von den Pflegekräften und auch von einer Dame des Sylter Hospizvereins. Als ihr Leben zu Ende ging, schlief sie ganz ruhig und ohne Schmerzen ein. Sie war nicht allein, die Nachtschwester war bei ihr. Heide Callesen-Sorhagen, Angehörige Der Sylter Hospizverein Der Sylter Hospizverein bietet Begleitungen von Menschen an, die sich in Phasen der Krankheit oder des Sterbens befinden. In unserem Haus bereichern die Hospizhelferinnen die tägliche Betreuungsarbeit, weil sie zusätzliche Zeit für die Menschen mitbringen. Die Begleitung findet auf Wunsch der Bewohner statt. Der Hospizverein hat sein Büro im Nebengebäude. Außerdem finden die regelmäßigen Fortbildungen der Hospizhelferinnen im Kulturcafé statt. 14 Typberatung Wir verstehen uns schon Ich stehe vor dem Kleiderschrank und suche etwas zum Anziehen für Frau Schulz aus. Sie sitzt schon im Rollstuhl und gleich helfe ich ihr beim Duschen. „Den gelben Pullover, den mag sie, den hat sie immer gern angehabt,“ denke ich, „nur der Kragen ist so weit geworden.“ Aber halb so schlimm. Ich weiß, dass sie viele schöne Tücher im Schrank hat und da liegen sie auch schon. Ich nehme die blaue Hose, die im Sitzen nicht am Bauch drückt, den gelben Pullover und ein buntes Tuch und präsentiere ihr die Auswahl. Sie kann mir ihre Meinung dazu nicht mehr sagen, aber sie lächelt ein wenig und das genügt mir als Antwort. Na also, der Tag kann beginnen. Kerstin Feiertag, Pflegefachkraft Elli Schulz (82) Teamarbeit Gemeinsam sind wir stark Frau Voss unterstützt ihre Nachbarin beim Essen Als Frau Reinwald nach längerer Erkrankung aus dem Krankenhaus zurück kam, war sie sehr abgemagert und schwach. Sie hatte keinen Appetit und konnte nicht mehr allein essen und trinken. Daraufhin stellten wir ihr zunächst eine Ernährung zusammen, die aus kalorienhaltigen Getränken, Joghurts und Puddings bestand, mit denen ein Tagesenergiebedarf schnell gedeckt ist. Wir kontrollierten ihre tägliche Nahrungsaufnahme und die Entwicklung ihres Gewichts. Frau Reinwalds Tochter war täglich im Haus und wir bastelten gemeinsam einen Plan, um die Ess- und Trinkhilfe zu sichern. Sie kam immer für ein paar Stunden am Nachmittag und teilte uns am Ende des Besuches mit, wie viel ihre Mutter zu sich genommen hatte. Sogar die Nachbarinnen, die sich sehr über Frau Reinwalds Rückkehr freuten, halfen mit und ließen sich zu festen Besuchsdiensten einplanen. Dadurch hatte Frau Reinwald viel Gesellschaft, solange sie das Bett nicht verlassen konnte. Alle sprachen ihr Mut zu und bestärkten sie, wieder zu essen. Und das zeigte Wirkung von Tag zu Tag nahm Frau Reinwald größere Portionen zu sich und legte an Gewicht zu. Inzwischen isst sie wieder täglich in der Gemeinschaft am Tisch und nimmt mit Appetit normales Essen zu sich. Trotzdem achten alle darauf, dass das auch so bleibt, damit schnell reagiert werden kann, falls sich daran etwas ändern sollte. Adelgunde Kleiber-Hornstein, Pflegedienstleitung 15 Was müssen meine Angehörigen beachten? Wir sagen Ihnen Bescheid Besuch im Anmarsch Frau Schuster freut sich schon, denn gleich kommt ihre Tochter zu Besuch. „Oh, das ist schön," sage ich, „dann können Sie ja mal ins Café gehen, heute gibt´s dort selbstgebackene Torte. Da können Sie gemütlich zusammen sitzen und in Ruhe klönen." Frau Schuster mit ihrer Tochter Frau Schusters Tochter kommt fast täglich und wir unterhalten uns oft über Entwicklungen oder Vorkommnisse aus Frau Schusters Alltag. Der Sohn kann nicht so häufig kommen, weil er weiter weg wohnt. Aber er ruft oft an und dann erzählen wir ihm, was es Neues gibt und wie es seiner Mutter geht. Wir haben das mit ihm so abgemacht. Nicht bei allen Bewohnern ist das Verhältnis zu den Angehörigen so eng wie bei Frau Schuster. Da möchten die Kinder nicht über alles Bescheid wissen. Aber bei wichtigen Informationen suchen wir immer den Kontakt zu den Angehörigen, die uns die Bewohner als Ansprechpartner genannt haben. Wir geben immer weiter, wenn jemand ins Krankenhaus kommt, wenn er krank wird oder wenn größere Entscheidungen anstehen. Sylvia Kollatzsch, Pflegekraft Ein guter Austausch ist wertvoll Nie im Leben geduscht In der Zusammenarbeit mit den Angehörigen wünschen wir uns, dass wir im Gespräch miteinander sind. Wir sehen unsere Aufgabe darin, die Familien auf dem Laufenden zu halten und als Ansprechpartner für sie da zu sein. Wir möchten auch angesprochen werden, wenn es Kritik gibt. Manchmal ist es einfach wichtig, dass uns die Angehörigen mit dem „Blick von außen“ Hinweise geben, wenn die Pflegeroutine dazu führt, dass individuelle Wünsche nicht genügend berücksichtigt werden. Wir duschen unsere Bewohner zum Beispiel gerne, weil die Bäder so praktisch ausgerüstet sind. Dabei gibt es Bewohner, die nie in ihrem Leben geduscht haben. So etwas erzählen uns eher mal die Angehörigen, weil die Bewohner selbst manchmal das Gefühl haben, dass sie sich den Gewohnheiten der Mitarbeiter anpassen müssen. Adelgunde Kleiber-Hornstein, Pflegedienstleiterin 16 Welche Möglichkeiten bietet mir die Umgebung der Einrichtung? Korbgef(l)echte Wir halten uns gerne draußen auf. Das Haus hat viele Terrassen und Balkone, auf denen man im Sommer schön sitzen kann. Manchmal wird dort gegrillt, aber wir trinken auch gern Kaffee draußen oder geniessen einfach die gute Luft und klönen miteinander. Im Garten gibt es Rundwege, auf denen man schön laufen kann und überall sind kleine Sitzecken für Ruhepausen. Die Strandkörbe, die draußen stehen, sind an manchen Tagen sehr umlagert. Da gibt´s auch mal Ärger, weil es Strandkörbe vom Haus gibt, die alle benutzen dürfen, aber wir können auch unsere eigenen aufstellen. Da möchte man ja nicht so gerne, dass da Andere drin sitzen. Das ist dann manchmal wie in der Hochsaison am Strand. Anneliese Christiansen (85), Asta Möhrle (78), Karla Wagner (75), Bewohnerinnen Die Wege im Garten Elke Knittel und Josef Raschdorf im Garten unterwegs Ein großes Erlebnis Ilse Winter, Bewohnerin (97): "Ich habe viele selbst gemalte Bilder von Schmetterlingen in meinem Zimmer. Da war es für mich ein großes Erlebnis, als ich bei einem Rundgang um´s Haus den Schmetterlingsbaum entdeckte. Der war übervoll mit lauter bunten Faltern. Ich habe dann in unserer Malgruppe angeregt, eine Schmetterlingscollage zu basteln. Die ist sehr schön geworden und hängt jetzt im Eingangsbereich. " Ilse Winter (97) beim Rundgang 17 Wie kann ich die Kontakte zu meinen Freunden, Bekannten, Angehörigen und ausserhalb des Hauses pflegen? Künstlername: Christian Hinrich Kreatives Chaos Christian Hinrich war Künstler - durch und durch. Sein Zimmer bei uns war Büro, Atelier und Pflegezimmer in einem, und das sah man auch. Hier herrschte kreatives Chaos bis hin zum selbstkreierten Vogelhäuschen auf dem Balkon. Christian Hinrich war Maler, auch wenn seine Erkrankung ihn manchmal am Arbeiten hinderte. Selbst dann arbeitete er vom Bett aus. Sobald es ihm aber besser ging, pflegte er aktiv all seine Kontakte Ein Blick ins Künstlerzimmer nach außen. Dann kamen und gingen viele Besucher und er war oft unterwegs, manchmal auch mit uns. Seine komplette Öffentlichkeitsarbeit erledigte er vom Zimmer aus mit dem mobilen Telefon, auf seiner elektrischen Schreibmaschine oder per Fax. Und „Christel von der Post“, wie er Frau Callies im Büro immer nannte, bewältigte täglich seine umfangreichen Postsendungen. Christian Hinrich verstarb kurz nach der Erstellung dieses Artikels. Silke Renning, Einrichtungsleitung Bewohnerin Irmingard Busch: Nachtprogramm "Ich habe einen großen Bekanntenkreis und werde oft abends zu Konzerten abgeholt. Wenn ich dann gegen Mitternacht nach Hause komme, werde ich von den Nachtwachen in Empfang genommen und versorgt. Dabei kann ich immer noch ein bisschen von meinen Erlebnissen erzählen." 18 Ruth Zimmermann war Tag und Nacht bei Ihrem Mann Übernachtungsbesuch „Als mein Mann sehr schwer krank wurde, habe ich viel Zeit bei ihm im Heim verbracht. In seinem Zimmer gab es eine Schlafcouch, auf der ich oft übernachtet habe. Ich hatte nie das Gefühl, zu stören oder im Weg zu sein.“ Welche Medien kann ich nutzen? Interview mit Irmingard Busch (75) Kontaktpflege Frau Busch, Sie haben einen Computer. Wofür nutzen Sie den? Ich benutze meinen Computer hauptsächlich, um Kontakte per E-Mail zu meinen Kindern und Bekannten zu halten. Meine jüngste Tochter lebt in Brüssel und erzählt mir per Mail immer die neuesten Geschichten von meiner kleinen Enkelin, die ich ja nicht so oft sehen kann. Dazu schickt sie Fotos von ihr, so dass ich ihre Entwicklung mitverfolgen kann. Nutzen Sie auch das Internet? Inzwischen hat sich hier im Wohnbereich herumgesprochen, dass ich einen Computer habe. Ich werde deshalb öfter mal gebeten, etwas aus dem Internet herauszusuchen. Das mache ich gerne. Frau Busch an ihrem PC Das Neue vom Tage Anruf erwünscht Die Tageszeitung liegt in jeder Wohnküche aus. Das Interesse ist groß, deshalb haben die Frühaufsteher die besten Chancen, das Neue vom Tage als Erste zu erfahren. Manchmal sitzen auch ein paar Leute zusammen und Einer liest vor. Einige Bewohner haben die Zeitung abonniert, die bringen wir dann in ihre Zimmer. „Frau Kramer telefoniert jeden Abend um halb acht mit ihrer Tochter. In der Spätschicht achten wir deshalb darauf, Frau Kramer rechtzeitig nach dem Abendessen ins Zimmer zu bringen, damit sie dort ist, wenn ihr Telefon klingelt.“ Sylvia Kollatzsch, Pflegekraft Maike Hansen, Hauswirtschaftskraft 19 Was muss an Formalitäten vor dem Einzug geklärt sein? Ein Interview mit der Pflegefachkraft Nicole Hinrichsen Fragen über Fragen Wann bekommt man eine Pflegestufe? Als pflegebedürftig gilt man, wenn man für Tätigkeiten des täglichen Lebens dauerhaft auf Hilfe angewiesen ist. Der Hilfebedarf muss bei der Körperpflege, der Bewegung und im Haushalt bestehen. Dabei gibt es Zeitvorgaben, die man erreichen muss, um die einzelnen Pflegestufen zu bekommen. Für die Pflegestufe 1 sind zum Beispiel täglich mindestens 90 Minuten Hilfebedarf nachzuweisen. Wie beantragt man die Einstufung und wie geht das hier? Dafür hat die Krankenkasse ein Formular. Dieses enthält Fragen zur Person und zum persönlichen Hilfebedarf. Hier im Haus bieten wir an, den Pflegebedarfsbogen auszufüllen, weil die meisten Angehörigen mit den Begriffen in dem Formular nicht so zurecht kommen. Nicole Hinrichsen, exam. Altenpflegerin Wie geht es dann weiter? Nach Eingang des Antrags bei der Krankenkasse teilt der Medizinische Dienst der Krankenkasse (MDK) einen Termin für einen Hausbesuch mit. Da kommt ein MDK-Mitarbeiter und fragt den täglichen Pflege- und Hilfebedarf des Antragstellers ab. Wir sind bei diesen Besuchen immer dabei und geben Auskunft aus pflegefachlicher Sicht. Angehörige dürfen auch dazu kommen. Die Entscheidung über die Einstufung wird per Post zugeschickt. Das Interview führte Silke Renning, Einrichtungsleiterin Heimbedürftigkeit Die sogenannte Heimbedürftigkeit beschreibt einen gewissen Hilfebedarf, der nicht für die Pflegestufe 1 ausreicht. Die Bescheinigung über eine vorliegende Heimbedürftigkeit ist im Einzelfall wichtig für die Kostenbeteiligung des Sozialhilfeträgers. 20 Gesetzliche Betreuung Eine rechtliche Betreuung ist notwendig, wenn ein erwachsener Mensch nicht mehr in der Lage ist, seine persönlichen, finanziellen und vertraglichen Angelegenheiten selbst zu regeln und ihm dadurch Nachteile drohen. Gibt es keine Angehörigen, die behilflich sind, wird vom Amtsgericht ein Betreuer für die erforderlichen Aufgaben bestellt. Näheres ist im BGB § 1896 ff geregelt und das Amtsgericht und Betreuungsamt geben gerne Auskunft. Angelika Kössler, Dipl.-Sozialpädagogin Wichtig zu wissen ist, dass Betreuung keine Vormundschaft oder Entmündigung ist und dass die Angelegenheiten im Sinne und zum Wohle der betreuten Person zu regeln sind. Eine Betreuungsanregung kann jede Person geben, auch für sich selbst, wenn deutlich wird, dass man allein nicht mehr klar kommt und rechtliche Unterstützung erforderlich ist. Angelika Kössler, gesetzliche Betreuerin Ingeborg Hadler (90) erzählt: Glück gehabt „Ich wusste, dass ich so eine Betreuung bekommen sollte, weil ich ja meine Wohnung nicht allein auflösen konnte und mit dem ganzen Papierkram kam ich auch gar nicht zurecht. Dann kamen da ein paar Leute zu mir, auch Frau Kössler. Als sie sich zu mir beugte und mich begrüßte, dachte ich: “Hoffentlich wirst du das!“. Und zum Glück ist sie dann auch meine Betreuerin geworden und erledigt jetzt alles für mich.“ Frau Hadler bei der Arbeit in der Tagesgruppe 21 Wie groß ist die Einrichtung eigentlich und wie ist sie ausgestattet? Charmanter Besuch im Büro Der letzte Schokohase Auf dem Weg nach Berlin kommt er immer am Büro neben dem Haupteingang vorbei. Meist lässt er sich dann überreden, noch eine kleine Pause bei mir einzulegen, bevor es los geht. Dann teilen wir uns mein Nutellabrötchen oder den letzten Schokohasen und er sortiert mit konzentrierter Miene die Papiere, die in seiner Reichweite auf dem Schreibtisch liegen. Oft ist er dann so erschöpft, dass er ein kurzes Nickerchen im Sitzen hält, während ich telefoniere oder diverse Besucher ein- und ausgehen. Danach ist Berlin meist vergessen. Falls nicht, gehen wir gemeinsam eine Runde um den Block spazieren und unterhalten uns über alles, was uns über den Weg läuft. Kommen wir ins Haus zurück, bekomme ich auch schon mal einen Handkuss für die Begleitung und er ist so lange zufrieden, bis es ihn erneut in die Ferne zieht. Christiane Callies arbeitet im Büro Christiane Callies, Verwaltungsmitarbeiterin Orientierung im Haus Wo muss ich hin? Das Haus ist in fünf Wohnbereiche unterteilt, die alle gleich aufgebaut sind. Im Eingangsbereich und im Fahrstuhl hängen Wegbeschreibungen aus. Zur leichteren Orientierung sind die Wohnbereichsflure mit unterschiedlichen Teppichfarben ausgelegt und an den Zimmern stehen die Bewohnernamen. Auf allen Etagen gibt es Sitzecken, in denen man sich treffen kann. Die Büros befinden sich inmitten des Hauses. Man kommt an ihnen vorbei, bevor man nach rechts und links in die Wohnbereiche abbiegt. Der belebte Eingangsbereich des Hauses 22 Welche Kosten kommen auf mich zu? Mitarbeiterin Christiane Callies interviewt die Einrichtungsleiterin Gut beraten Wer sich für einen Heimplatz interessiert, möchte bestimmt wissen, was der Platz kostet und wie man ihn finanziert. Wie beraten Sie Ihre Kunden? Die Kosten eines Aufenthalts in einer Pflegeeinrichtung bereiten vielen Menschen Sorgen. Daher nehmen wir uns viel Zeit für die Beratung und klären die Kunden über die Zusammensetzung der Preise und den Eigenanteil genau auf. Die Höhe der Heimkosten hängt von der vorliegenden Pflegestufe ab. Die Pflegekassen zahlen festgelegte Zuschüsse für die Pflegestufen 1 bis 3H. Der Restbetrag muss aus eigener Tasche bezahlt werden. Was passiert, wenn jemand nicht so viel Geld hat, den Eigenanteil zu zahlen? Reicht die Rente nicht, oder sind keine Ersparnisse vorhanden, kann ein Antrag beim Sozialamt gestellt werden. Dabei sind wir gerne behilflich. Für unsere Dauerpflege ist das Amt für Soziales in Husum zuständig, für Kurzzeitpflege das Sozialzentrum Sylt. Welche Unterlagen muss man dort vorlegen? Der Antragsteller ist verpflichtet, Auskünfte über sein Einkommen und seine Vermögenswerte zu geben. Die Rente und die Ersparnisse sind grundsätzlich zur Deckung der Heimkosten Silke Renning, einzusetzen, bevor sich das Sozialamt an den Kosten beteiligt. Bei Einrichtungsleiterin Zahlung des Sozialhilfeträgers wird ein persönlicher Barbetrag an den Heimbewohner ausgezahlt. Was müssen Angehörige zuzahlen? Das Amt für Soziales prüft, ob die Kinder eventuell etwas zu den Heimkosten beisteuern müssen. Da dies von den Einkommensverhältnissen der Kinder abhängig ist, wird in jedem Einzelfall errechnet, ob und wie viel die Kinder zuzahlen müssen. Was auch noch wichtig ist Die Rechnungen für den Aufenthalt werden monatlich erstellt. Der Anteil, den die Pflegekassen zahlen, wird direkt mit diesen abgerechnet. Für den Eigenanteil legen die Bewohner im Heimvertrag fest, ob die Rechnungen per Überweisung bezahlt oder von ihrem Konto abgebucht werden sollen. Bei Fragen ist Frau Callies jederzeit im Büro ansprechbar. 23 Welche Gesetze/Verordnungen gelten hier und wer überprüft die Einhaltung? Qualität auf dem Prüfstand Qualitätsprüfungen finden regelmäßig durch unterschiedliche Prüfer statt. Die Heim- und Lebensmittelaufsicht, der medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK), die Feuerwehr, Hygienebeauftrage, Betriebsärzte und viele mehr prüfen immer wieder, ob die Arbeit in Einrichtungen den Qualitätsanforderungen entspricht. Die meisten Prüfungen finden unangemeldet statt. Sofern die Prüfergebnisse Veränderungen verbindlich vorschreiben, werden diese umgesetzt. Dabei gilt, dass Qualität nicht durch Prüfungen von außen in eine Einrichtung hinein geprüft oder verordnet werden kann. Qualität entwickelt sich nur aus den gemeinsamen Anstrengungen aller Beteiligten bei der AWO Pflege und in ihren Einrichtungen. Um Die Qualitätsbroschüre deutlich zu machen, was sich die AWO unter Pflegequalität vorstellt, wurde eine Broschüre zu diesem Thema entwickelt, die in allen Pflegeeinrichtungen erhältlich ist. Das eigene Kontrollsystem Ist was passiert ? Neulich fiel uns mal auf, dass da so eine Abordnung aus dem Büro vorbei kam und in alle Räume guckte. In der Wohngruppe haben wir zuerst gedacht, es wäre was passiert. Deshalb hab ich lieber mal gefragt, was das denn sollte. Als Bewohnersprecherin muss ich das ja auch wissen. Da hat mir Frau Renning erklärt, dass das eine hausinterne Kontrolle war, die sie von Zeit zu Zeit unangemeldet machen. Damit will sich die Hausleitung ein Bild machen, ob alles richtig läuft. Sie lösen zum Beispiel einen Klingelruf aus, gucken, ob ordentlich sauber gemacht wurde oder ob mit Materialien hygienisch umgegangen wird. Ich finde es gut, dass sowas stattfindet. Solche Themen sind in so einem Haus nun mal wichtig und man muss damit anders umgehen, als wenn man allein zuhause wohnt. Asta Möhrle, Bewohnerin 24 Bewohnersprecherin Asta Möhrle EFQM Das Qualitätsmanagementssystem Alle AWO-Pflege-Einrichtungen im Schleswig-Holstein arbeiten nach den Maßstäben der „European Foundation for Quality Management (EFQM). Dieses Qualitätsmanagementsystem orientiert sich an der Zufriedenheit der Bewohner, Angehörigen und Mitarbeiter. Alle zwei Jahre führen wir daher eine Fragebogenaktion durch, um Aussagen über die erlebte Qualität in den Einrichtungen zu erhalten. Wir werten die Ergebnisse aus, wodurch Stärken und Schwächen für uns erkennbarer werden. Um Stärken auszubauen und Schwächen zu beseitigen, rufen wir Projekte ins Leben und führen sie systematisch durch. So ist ein ständiger Prozess der Qualitätsentwicklung gewährleistet. Wird gern gelesen: die Hauszeitung Pastor, Preiserhöhungen und Kuchenbuffet Frau Hadler durchforstet die Angebote des Hauses „Ich freu´ mich immer auf die Hauszeitung, die ich hier am Monatsanfang bekomme. Da sind immer so schöne Geschichten und Sprüche drin. Aber ich erfahre auch, was hier im Haus los ist, zum Beispiel wann wieder der Cafénachmittag mit dem leckeren Kuchenbuffet ist oder wann der Pastor kommt. Wenn es was ganz Wichtiges gibt, wie Preiserhöhungen oder neue gesetzliche Vorschriften, dann läuft das aber nicht über die Zeitung, weil die nicht alle lesen. Dann bekommen wir ein persönliches Anschreiben oder es gibt Aushänge an den schwarzen Brettern in den Wohnbereichen.“ Ingeborg Hadler (90), Bewohnerin 25 An wen kann ich mich wenden, wenn ich Fragen habe oder mich beschweren möchte? Wut im Bauch Es liegt schon eine Weile zurück, dass ich mich hier mal richtig geärgert habe. Ich benötigte Hilfe beim Umsetzen vom Rollstuhl in den Sessel und drückte auf den Klingelknopf. Ich musste so lange warten, dass ich gar nicht mehr sagen kann, wie lange das war. Ich regte mich sehr auf und war traurig, dass man mich so sitzen ließ. Mit Wut im Bauch fuhr ich dann zu Frau Renning ins Büro, schilderte dort die Situation und sagte, dass ich die zuständige Mitarbeiterin nicht mehr bei mir haben wolle. Frau Renning entschuldigte sich und sagte zu, dass sie mit der Pflegerin sprechen würde. Am nächsten Tag kam diese dann zu mir ins Zimmer. Sie entschuldigte sich auch und wir sprachen unter vier Augen über die Sache. Das fand ich gut, weil ich merkte, dass sie es ehrlich meinte und wir konnten den Vorfall klären. Danach sagte ich im Büro Bescheid, dass wir uns vertragen hätten und die Mitarbeiterin wieder zu mir kommen dürfe. Wenn mal wieder etwas vorfallen sollte, würde ich mich wieder beschweren. Das finde ich wichtig, weil die Leitung wissen soll, wenn hier etwas nicht gut läuft. Margarethe Busch (92), Bewohnerin Die Bewohnervertretung stellt sich vor Seit März 2010 sind wir hier als Bewohnervertreterinnen tätig. Wir verstehen uns als Ansprechpartnerinnen und Beraterinnen der Hausbewohner. Gleichzeitig bilden wir eine Verbindung zwischen den Bewohnern und der Leitung des Hauses. Dazu treffen wir uns regelmässig mit Frau Renning. Dabei erfahren wir alles Wichtige, was im Haus passiert. Von uns werden Fragen und Probleme angesprochen, die wir im persönlichen Gespräch Die Bewohnervertreterinnen mit den Bewohnern nicht selbst lösen können. Manchmal gibt es Anneliese Christiansen, Asta Möhrle, Karla Wagner Unzufriedenheit, wenn sie nach einem Klingelruf zu lange warten, oder ihr Zimmer nicht ordentlich gereinigt wurde. Natürlich geben wir keine Dinge weiter, die unter vier Augen bleiben sollen. Es freut uns, neue Bewohner zu begrüssen und Hilfestellungen anzubieten, die es leichter machen, sich im neuen Heim zurecht zu finden. Wir nehmen es sehr ernst, wenn Beschwerden oder Sorgen an uns heran getragen werden. Das sind für uns Vertrauensbeweise. Wir suchen dann gemeinsam nach Lösungen. Gerne geben wir aber auch erfreuliche Dinge an die Leitung weiter. Wenn der Matjes besonders lecker geschmeckt hat, ein Ausflug toll war oder jemand uns mitteilt, dass er sich hier wohl fühlt. Anneliese Christiansen (85), Asta Möhrle (78), Karla Wagner (75) 26 Wer arbeitet hier alles und wer ist für mich zuständig? Ein Angebot für Menschen mit besonderem Betreuungsbedarf Morgens halb zehn im Erdgeschoss.. ..beginne ich meinen Rundgang durchs Haus, auf dem ich die Bewohner zur Beschäftigungsgruppe abhole. Frau Voss ist auch regelmäßig mit dabei. Heute treffe ich sie in ihrem Zimmer. Sie sitzt im Sessel und freut sich sehr, mich zu sehen. Als ich sie frage, ob sie mich zur Tagesgruppe begleitet, zögert sie, denn sie weiß nicht so recht, was ich meine. Doch als ich die Melodie des Begrüßungsliedes anstimme, summt sie lächelnd mit und steht auf. „Ich weiß nicht, wohin es geht“, sagt sie, „aber an Ihrer Seite kann es nur gut werden“. Christine Haug-Reyer mit Frau Voss „Geschafft“, denke ich und wir gehen beschwingt in den Tagesraum. Hier begrüßt Frau Voss wie selbstverständlich die anderen Teilnehmer und nimmt ihren Stammplatz ein. Sie wirkt entspannt und ist offen für alle Angebote wie Singen, Ballspiele oder Sitztanz. Nach der Gymnastik strahlt sie und bemerkt: „Ach, da fühlt man sich ja endlich mal wieder, das macht man so selten.“ Und die anschließende Igelball-Massage löst ein wohliges Seufzen und ein: „Vielen Dank- das war aber toll“ aus. Gemeinsam ergänzt die Gruppe bekannte Redewendungen und zum Abschluss wird gesungen. Als die Gruppe auseinander geht, bedankt sich Frau Voss herzlich. Dann wandelt sich ihr strahlendes Lächeln in Sekundenschnelle in einen unsicheren Gesichtsausdruck. „Schade, dass es schon vorbei ist, wo muss ich denn jetzt langgehen?“ Ich begleite sie in die Wohnküche, die sie erfreut wiedererkennt. Zufrieden setzt sie sich auf ihren Platz. „Wir sehen uns morgen wieder, in alter Frische“, sage ich. Frau Voss stimmt mir zu und winkt mir hinterher. Christine Haug-Reyer, Mitarbeiterin im Beschäftigungsbereich Betreuungsangebote des Hauses Seit 2008 stellen die Pflegekassen im Rahmen des § 87b SGB XI Geld zur Verfügung, um die soziale Betreuung für besonders betreuungsbedürftige Menschen zu erweitern. Dafür beschäftigen wir zusätzliche Mitarbeiter, die Betreuungen in Einzel- und Gruppenform anbieten. Die Inhalte sind auf die Interessen der betreuten Personen zugeschnitten. Das können zum Beispiel Spaziergänge, Vorlesen oder Esshilfen sein, aber auch Musik, Gymnastik oder Gedächtnisübungen gehören dazu. Die Betreuungsgruppe findet Dienstags bis Freitags von 10.00 bis 11.30 Uhr statt. Die Einzelangebote werden individuell festgelegt und durchgeführt. 27 "Was soll ich denn über mich schreiben, mach Du das mal“, antwortet Lisa mir auf meine Bitte, sich in einem Artikel vorzustellen. Damit dreht sie mir den Rücken zu und stellt die Stuhlordnung her, die vor der Tagesgruppe im Raum vorhanden war. „Bis nächste Woche Freitag, dann bin ich wieder hier“, sagt sie und geht winkend. Und darauf kann ich mich verlassen, denn Lisa Langmaack kommt als Ehrenamtliche seit Bestehen der Gruppe einmal wöchentlich zur Unterstützung dazu. Dabei ist sie nicht nur als Hol- und Bringedienst für die Teilnehmer tätig. Mit ihren 75 Jahren entlockt sie so manchem Bewohner ein Lächeln oder gar die eine oder andere Geschichte, wenn sie mit ihrer charmanten Art Dönekes von früher erzählt. Den Berichten über ihre drei Katzen und den Hund lauschen alle Lisa Langmaack kommt gern ebenso gerne wie den Witzen, die sie der Runde mit verschmitztem Lächeln erzählt. Ihren anfänglichen Hinweis: „Also singen mag ich gar nicht gerne, das kann ich dir gleich sagen“, hat sie längst revidiert. „Mittlerweile macht mir das gemeinsame Singen genauso viel Spaß wie zuhause unter der Dusche.“ Und so wird zu Lisa´s Ehren regelmäßig ihr Lieblingslied „Die Gedanken sind frei“ angestimmt. Insgesamt ist Lisa seit sechs Jahren in unserem Haus tätig. Zunächst fand die pensionierte Geschäftsfrau ihren Einsatz beim „Frühstücksdienst“ in einer Wohnküche. „Ich betreute hier zuerst den Mann einer Bekannten, als ein Pfleger mich fragte: „Du machst das so gut, Lisa, möchtest Du nicht auch anderen Bewohnern behilflich sein?.“ Lisa wollte es und kam zwei Jahre lang täglich ins Haus. „Man ist dem Leben etwas schuldig, wenn man gesund ist. Ich kann Menschen, denen es nicht so gut geht, etwas von mir und meiner Zeit abgeben“, erklärt sie. Nach den zwei Jahren gönnte sie sich ein Jahr Pause. Seitdem kommt sie gerne einmal wöchentlich zur Tagesgruppe. Hin und wieder unternimmt sie auch Besuchsdienste im Krankenhaus. „Die Bewohner wachsen mir ans Herz und gehen mir nicht aus dem Sinn.“ Christine Haug-Reyer, Sozialpädagogin 28 Wie groß sind Sie eigentlich..? ist eine der häufigsten Fragen, die mir bei der ersten Begegnung mit den Bewohnern des Hauses gestellt wird. So viel sei gesagt: ich passe aufrecht nicht durch herkömmliche Türen. Ich arbeite als Physiotherapeut für die Praxis Paulsen, die schon vom ersten Tag an mit der WOHNpflege Westerland zusammenarbeitet. Wir Therapeuten kommen regelmäßig ins Haus und helfen den Menschen, ihre körperlichen Einschränkungen zu bewältigen oder zu erleichtern. Sei es nach einem Beinbruch wieder wortwörtlich „auf die Beine“ zu kommen oder die Gelenke geschmeidig zu halten, damit Fähigkeiten nicht verloren gehen. Für die Krankengymnastik bin ich zweimal die Woche für einen Vormittag im Haus. Bei Bedarf können auch andere oder zusätzliche Zeiten ausgemacht werden. Wenn ich morgens komme, mache ich mich erstmal auf die Suche, wer denn schon Zeit für mich hat. Der Eine frühstückt noch, die Andere ist noch im Bett oder bei einer anderen Anwendung. Aber es findet sich immer jemand, mit dem ich beginnen kann. Physiotherapeut Stefan Ebert mit Bewohnerin Ilse Jochim Oft sieht man mich daher mit den Damen oder Herren auf dem Flur laufen. Die Treppe wird auch häufig von mir belagert, wenn ich mit meinen Schützlingen hoch hinaus möchte. Stefan Ebert, Physiotherapeut Praxis Paulsen Terminabsprachen und Kosten Wenn Sie von Ihrem Arzt eine therapeutische Behandlung verschrieben bekommen, wenden Sie sich am besten an uns. Wir sind Ihnen dann bei der Vermittlung der Therapeuten und der Termine behilflich. Sollen die Behandlungen in der Praxis stattfinden, fahren wir Sie nach Terminabsprache gern dorthin. Für die Behandlungen im Hause kommen alle Arten von Therapeuten zu uns. Dann werden die Anwendungen entweder in Ihrem Zimmer oder in unseren Räumen durchgeführt. Die Kosten der Behandlung werden mit der Krankenkasse abgerechnet. Der Kunde trägt einen Eigenanteil von 10% der Gesamtkosten. Liegt eine Zuzahlungsbefreiung vor, fallen keine Kosten für den Kunden an. 29 Tabletten, Tropfen und Co. "Läuft alles wie geschmiert" Beim gemeinsamen Essen in der Wohnküche werden immer die Tabletten von den Pflegekräften verteilt. Aber als ich neulich den blöden Husten hatte, hab ich auch mal von der Nachtschwester oder zwischendurch Medikamente bekommen. Darum muss ich mich nicht selber kümmern. Die Pflegemitarbeiter bestellen bei meinem Arzt die Rezepte und die Apotheke bringt alles ins Haus. Wenn der Lieferant abends kommt, klönen wir immer - den kenn ich von früher. Ab und zu kommt mein Hausarzt und guckt, ob bei mir alles in Ordnung ist. Wenn es mir mal nicht so gut geht, wird der Arzt auch mal außer der Reihe von den Mitarbeitern bestellt oder ich werde in die Praxis gefahren. Läuft alles wie geschmiert. Herbert König (88), Bewohner Vertrauenssache Wenn man mich fragen würde, welchen Mitarbeiter ich nicht mag, dann könnte ich gar keinen nennen. Aber es gibt natürlich welche, denen man sich eher anvertrauen kann. Bei mir ist das Nicole. Sie ist mir richtig ans Herz gewachsen. Sie weiß, was für mich wichtig ist und achtet darauf, ob es mir gut geht oder ob ich irgendetwas brauche. Manchmal nimmt sie sich einfach zwischendurch ein bisschen Zeit, um mit mir zu klönen. Vor kurzem ist meine Enkelin gestorben. Das ist ganz schlimm für mich. Als ich es telefonisch erfuhr, war Nicole da und hat mich in den Arm genommen und getröstet. Später hat sie mir einen kleinen Engel mitgebracht, der jetzt neben dem Foto meiner Enkelin steht. Ich fühle mich bei Nicole richtig gut aufgehoben. Frau Renning hat mir erklärt, dass Nicole meine Bezugspflegerin ist und was zu ihren Aufgaben gehört. Wie das hier genannt wird, ist mir eigentlich egal. Mir ist nur wichtig, dass Nicole weiter so für mich sorgt, wie bisher. Ingeborg Hadler (90), Bewohnerin Frau Hadler mit Nicoles Hund Errol 30 Wie ist die Arbeit hier organisiert und kann ich mitbestimmen, wer mich pflegt oder betreut? Wohlfühlfaktor "Ich fühle mich hier rundum wohl. Anfangs mochte ich nicht so gern, dass ich von jungen Männern geduscht werden sollte. Ich habe dann gesagt, dass mich das stört. Seitdem kommen jetzt immer die Nachtwachen Heidi oder Gudrun zu mir. Die duschen mich an den Tagen, an denen ich zur Dialyse muss." Karla Wagner (75), Bewohnerin Mit Geduld zum gewünschten Ergebnis Endlich wieder zuhause Im letzten Frühjahr rief uns eine verzweifelte junge Frau an und fragte, ob wir für ihren Vater ein Zimmer frei hätten. Er lag seit einem Jahr in einem Hamburger Krankenhaus und sollte nun entlassen werden. Für die Familie war das ein Segen, weil er dann endlich wieder zurück in seine Heimat und in die Nähe seiner Frau kommen konnte. Auch die Frage, ob wir jemanden mit seinem Krankheitsbild überhaupt aufnehmen würden, beschäftigte die Tochter sehr. Ihr Vater hatte sich während der langen Behandlung mit einem Krankenhauskeim infiziert, der die Schleimhäute in Nase und Rachen besiedelt hatte. Es bestand Ansteckungsgefahr. Klar war, dass die Heilung länger dauern würde, als er in der Klinik bleiben konnte. Vor der Aufnahme erkundigte ich mich im Krankenhaus über die Infektion. Ich klärte die Behandlung mit dem Hausarzt und die notwendigen hygienischen Schritte mit der Gesundheitsbehörde. Bewohner, Gäste und Mitarbeiter mussten vor Ansteckung geschützt werden. Und auch er selbst benötigte Schutz vor neuen Infektionen. Alles wurde vorbereitet und Herr S. bezog sein Einzelzimmer. Vor der Tür wurden Schutzkleidung, Desinfektionsmittel und schriftliche Hygienerichtlinien platziert und Mitarbeiter, Besucher und er selbst wurden zusätzlich mündlich eingewiesen. Anfangs konnte Herr S. das Zimmer noch nicht verlassen, aber seine Frau kam täglich. Als er kräftiger wurde, unternahm er erste Spaziergänge. Das Tragen eines Mundschutzes war dabei noch Pflichtprogramm. Spaziergang im Garten Nach acht Monaten Aufenthalt war Herr S. wieder ganz gesund und konnte zu seiner Frau nach Hause ziehen. Adelgunde Kleiber-Hornstein, Pflegedienstleiterin 31 Maike Hansen erzählt „Jetzt bin ich schlauer“ Seit ich hier arbeite, habe ich viel über das Leben im Heim gelernt. Früher dachte ich, dass einem im Heim vorgeschrieben wird, wann man aufstehen und zu Bett gehen muss, wann Besuch kommen oder wann man weg gehen darf. Hier ist das anders. Jeder kann selbst entscheiden, wie lange er schläft oder wie er seinen Tag verbringt. Besuch kann sowieso jederzeit kommen. Maike Hansen Wir passen unsere Tätigkeiten an die Wünsche und Bedürfnisse der Bewohner an. Da gibt´s Frühstück für den ersten Munteren schon mal um fünf Uhr von den Nachtwachen. Wer gern lange schläft, bekommt die erste Mahlzeit um zehn - das geht alles. Es gibt aber auch Bewohner, die selbst keinen Tag-Nacht-Rythmus mehr haben. Für sie ist es wichtig, einen festen Rahmen zu schaffen. Wir achten bei ihnen darauf, die Abläufe vorzugeben. Dazu gehören feste Schlafenszeiten, regelmäßiges Essen, Ruhepausen und Beschäftigungszeiten. Solche Gewohnheiten helfen ihnen, besser im Alltag zurecht zu kommen und verringert die Unruhe, die diese Menschen körperlich und geistig sehr belastet. Solche Dinge habe ich hier in Fortbildungen gelernt. Die Schulungen werden häufig von Teamkollegen durchgeführt, die Fachkenntnisse oder eine Zusatzausbildung haben. Bei anderen Themen kommen Spezialisten ins Haus, um uns alle gemeinsam fortzubilden. Wenn ich aber zum Beispiel mal nicht weiß, was ich tun soll, wenn jemand das Essen verweigert oder seine Tischnachbarn anschreit, dann kann ich das auch bei Versammlungen oder in der Pause mit den Kollegen ansprechen. Das ist mir sehr wichtig, weil ich dadurch lerne, wie ich mich richtig verhalte. Maike Hansen, Hauswirtschaftskraft Sichere Betreuung in der Nacht Alles schläft - einsam wacht Nein, bei uns wacht niemand einsam. Wir betreuen unsere Bewohner auch nachts immer zu zweit. Bei jedem Bewohner machen wir regelmäßige Kontrollgänge und sind jederzeit da, wenn Sie Unterstützung benötigen. Manchmal hilft schon ein kurzer Plausch in der Nacht, um anschließend besser zu schlafen. In Notfallsituationen haben wir Pflegekräfte dabei immer die Möglichkeit, den Bereitschaftsdienst zu informieren, um einen Arzt oder Notarzt anzufordern. Die Ärzte und der Rettungswagen sind in kürzester Zeit zur Stelle, um schnell und kompetent zu helfen. Gudrun Bunzel, Nachtwache 32 Welche Informationen werden über mich gesammelt und wer arbeitet wie damit? Wer viel weiß, kann besser pflegen Manchmal ist Stille angesagt Damit wir unsere Bewohner so betreuen können, wie sie es gewohnt sind, ist es für uns wichtig, diese Gewohnheiten zu kennen. Alles, was wir erfahren, halten wir dann in der Pflegedokumentation fest. Jeder Mensch bringt seine eigene Geschichte mit hierher. Darum fragen wir zum Beispiel nach der Biographie, wichtigen Ereignissen im Leben, Bezugspersonen oder Hobbys. Natürlich bestimmen die Bewohner selbst, was und wie viel sie uns erzählen möchten. Dabei ist sicherlich entscheidend, wie viel Vertrauen sie demjenigen entgegen bringen können, der die Fragen stellt und sein Wissen anschließend in die Pflegeplanung einarbeitet. Wir bemühen uns daher, dass sich die Gesprächspartner dieser Interviews vorher schon gut kennen. Sylvia Kollatzsch, Pflegekraft Wir befragen auch die Angehörigen, um ein umfassendes Bild vom Bewohner und seinem Umfeld zu bekommen. Das ist besonders wertvoll bei Personen, die uns nicht mehr selbst Auskunft geben können. Aber manchmal dient es auch dem Zweck, uns Dinge wissen zu lassen, die sich jemand vielleicht nicht traut, uns zu sagen. Die Tochter einer Bewohnerin, die schon länger bei uns ist, erzählte uns, dass ihre Mutter nie gern viele Menschen um sich hatte und häufig auch zuhause ganz still allein im Zimmer saß. Das hatte sie uns selbst nie erzählt. Wir hatten sie bis dahin immer viel in den Gemeinschaftsraum geholt, damit sie Gesellschaft hatte. Im Zimmer stellten wir oft das Radio an, damit es nicht so still war. Seit die Tochter uns die Gewohnheiten Ihrer Mutter mitgeteilt hat, können wir sie so betreuen, wie sie es gern hat. Sylvia Kollatzsch, Pflegemitarbeiterin bei der gemeinsamen Biographiearbeit 33 Mit wem wohne ich hier zusammen und welche Regeln muss ich dabei beachten? Das tägliche Miteinander Mal ehrlich: den Einen mag man, den Anderen nicht. Das erlebt man überall, auch bei uns. Die Frage ist nur, wie sehr das den Einzelnen belastet und welche Lösung richtig ist. In jedem Wohnbereich gibt es Bewohner, die nicht so gut miteinander klar kommen. Das ist nichts Ungewöhnliches, denn der Alltag in einer Gemeinschaft verläuft nicht immer ohne Streit oder Reibereien. Da ist es schon ein großer Vorteil, dass Alle ihre Einzelzimmer haben und sich jederzeit in ihren ungestörten Bereich zurückziehen können. Wenn das Zusammentreffen im Aufenthaltsraum aber immer wieder zu Spannungen führt, können wir zum Beispiel die Sitzordnung ändern. Hilft dies nicht, ist es auch möglich, in einer anderen Wohngruppe zum Pflegedienstleiterin Essen zu gehen. Adelgunde Kleiber-Hornstein Und sollte das Problem wirklich so groß sein, dass dies Alles nicht ausreicht, dann wäre auch ein Umzug in ein anderes Zimmer innerhalb des Hauses möglich, sobald sich dort Freiräume auftun. Adelgunde Kleiber-Hornstein, Pflegedienstleitung Gemeinsam essen Na dann, Mahlzeit ! Frau Petersen zog bei uns ein, als nur noch ein Zimmer frei war. Eigentlich war alles in Ordnung, denn das Zimmer gefiel ihr gut. Das einzige Problem war, dass ihre ehemalige Nachbarin und gute Bekannte bereits in einer anderen Wohngruppe in unserem Haus wohnte. Die Beiden planten, viel Zeit miteinander zu verbringen. Frau Petersen, Frau Christiansen und Frau Hadler 34 Dafür fanden sich schnell Lösungen. Frau Petersen und Frau Christiansen treffen sich nun abwechselnd in ihren Zimmern oder auch zum morgendlichen Zeitunglesen in der Sitzecke im Flur. Zu den Mahlzeiten geht Frau Petersen immer in die Wohngruppe von Frau Christiansen, wo die Beiden nebeneinander sitzen und gemeinsam essen. Maike Hansen, Hauswirtschaftskraft Tür an Tür mit der AWO Die lieben Nachbarn Angelika Wendt mit ihrer Mutter Seit sieben Jahren sind wir nun schon Nachbarn der AWO WOHNpflege und haben den Bau und die Entwicklung des Hauses miterlebt. Wir fühlen uns dem Haus verbunden, obwohl es nicht immer einfach ist, neben einem Pflegeheim zu wohnen. Oft steht der Krankenwagen vor der Tür oder manchmal hören wir jemanden um Hilfe rufen. Einmal saß plötzlich ein verwirrter Herr, den wir schon vom Sehen kannten, in unserem Wohnzimmer auf dem Sofa und ließ sich von uns nicht bewegen, wieder nach Hause zu gehen. Solche Situationen haben uns anfangs verunsichert und auch traurig gemacht. Aber im Laufe der Zeit haben wir gelernt, damit umzugehen. Inzwischen kennen wir viele Mitarbeiter und Bewohner vom täglichen „Schnack über die Gartenhecke“. Da können wir einfach auch mal fragen, warum jemand immer ruft oder wie man am besten auf einen verwirrten Herrn eingeht. Wir erleben den Alltag des Heims und nehmen auch ein bisschen daran teil. Jeden Tag winkt uns Frau Winter vom Balkon zu, wenn sie dort eine schmökt und Frau Klatt erzählt uns immer stolz, wie viele Runden sie zu Fuß um´s Haus geschafft hat-bei ihrem aktuellen Rekord lief sie dreizehn Mal an unserem Fenster vorbei. Einmal im Monat geht meine Mutter auch gern zum Cafénachmittag zur AWO, weil inzwischen auch alte Bekannte von ihr im Heim wohnen und sie sich dort zum Plausch treffen. Angelika Wendt, Grundstücksnachbarin Die Fotowände Wer wohnt denn hier noch so? In jedem der fünf Wohnbereiche gibt es eine Fotogalerie im Flur. Dort sind alle in dem jeweiligen Bereich wohnenden Personen auf einem Portrait „verewigt“. Das hilft bei der Orientierung im Haus, aber es ist auch viel einfacher, seine Nachbarn kennenzulernen, wenn man neu einzieht. Viele Neuankömmlinge haben auf den Fotos alte Bekannte wiederentdeckt und dadurch erfahren, dass diese dort wohnen. Die Fotowand des Wohnbereichs 5 Die Fotos werden mit Einverständnis der Bewohner von unserer Mitarbeiterin Maike Hansen gemacht. 35 Welche Gemeinschaftsangebote gibt es hier, welche Feste werden gefeiert? Man muss die Feste feiern, wie sie fallen Nach einem Schlaganfall kam meine Mutter im Oktober 2006 in die AWO WOHNpflege. Dort wohnte bereits seit einem Jahr auch mein Schwiegervater. Damit lebten die beiden verbliebenen Elternteile unserer Familie unter einem Dach. Die Geschwister meiner Mutter haben sich nur schwer daran gewöhnen können, dass ihre Schwester im Pflegeheim ist. Ihre Besuche wurden seltener. Anfangs konnten wir beide Elternteile auch noch für ein paar Stunden zu uns nach Hause holen. Das wurde später aber für beide zu anstrengend. Margrit Haas ist häufig Also haben wir uns immer bemüht, so viel Familienleben wie möglich zu Gast in den Alltag unserer Eltern im Pflegeheim zu bringen. Besuche der Kinder, Schwiegerkinder und Enkel sind oft. Die besonderen Tage, wie z.B. Geburtstage werden von uns zum Anlass genommen, die Geschwister meiner Mutter einzuladen. Dann kommen auch alle, manchmal 15-20 Personen. Von uns oder vom Personal der AWO wird ein großer Tisch im Kulturcafé eingedeckt. Kuchen und Getränke bringen wir mit. Gemeinsam verbringen wir so ein paar schöne Stunden und es ist fast so wie früher zu Hause bei meiner Mutter. Den 91. Geburtstag meines Schwiegervaters feierten wir hier mit Familie und Bewohnern der AWO ganz groß mit einem Spanferkel-Essen und musikalischer Begleitung im Café. Mit der engeren Familie treffen wir uns zu allen möglichen Gelegenheiten in der AWO. Wir besuchen gerne gemeinsam die einmal im Monat angebotenen Café-Nachmittage und lassen uns da mit leckerem selbstgebackenem Kuchen verwöhnen. An unseren Geburtstagen sind wir auch bei unserer Mutter, manchmal nachträglich am Wochenende, damit alle dabei sein können. Heiligabend und Silvester gibt es hier immer Berliner. Wenn das Kulturcafé mal besetzt war, trafen wir uns in der Wohnküche. Einmal zu Silvester war überall was los- wir machten es uns dann einfach in der Sitzecke auf dem oberen Flur gemütlich. Bis zu seinem Tode im Januar 2010 war mein Schwiegervater immer dabei. Margrit Haas, Angehörige Margrit Haas: "Ich bin so häufig bei meiner Mutter zu Besuch, dass mir die Bewohner auf dem Flur immer schon "Schönen Feierabend" wünschen, wenn ich nach Hause gehe." 36 Marzipantorte und Eierpunsch Frau Kubalski inmitten der Ellerbeker Reisegruppe Im Oktober 2010 sind wir, das heißt: sieben Mieter aus dem Servicehaus Ellerbek, für ein paar Tage nach Sylt in die AWO-WOHNpflege gefahren. Das haben wir in den letzten Jahren immer einmal im Jahr gemacht und darauf freuen wir uns immer schon. Wir wohnen da in den Urlaubsappartements und lassen uns von der WOHNpflege verpflegen. In dem Haus fühlen wir uns schon total zuhause, es ist ein bisschen, wie alte Bekannte zu besuchen. Wir bekommen ein tolles Freizeitprogramm zusammen gestellt und sind jeden Tag mit dem Hausmeister, dem Zivi oder Frau Renning unterwegs. Ein Besuch im Café Wien muss immer dabei sein. Da gibt´s die leckere Marzipantorte und köstlichen Eierpunsch. Wir werden da immer ganz doll verwöhnt, wenn wir den Tisch auf „AWO“ reservieren lassen. Aber wir erleben auch jedes Mal etwas Neues. Diesmal waren wir gemeinsam mit einigen Bewohnern der WOHNpflege in einem Konzert des Sylter-Shanty-Chors. Wir haben noch am nächsten Tag die Lieder gesungen, weil das so schön war. Erna Kubalski (74), Bewohnerin im Servicehaus Kiel-Ellerbek Von Oktober bis April ist das Urlaubspflegehaus nicht voll ausgebucht. Dann können Gruppen mit und ohne Begleitpersonal die Appartements für Kurzurlaube mieten. Die Preise hierfür richten sich danach, welche unserer Betreuungsleistungen in Anspruch genommen werden. Besuchszeit Über mangelnden Besuch kann man sich in einem Haus, das in Westerland steht, nicht beklagen. An manchen Tagen fahren große Busse vor, die zum Beispiel Gäste aus den AWO-Ortsvereinen Schleswig-Holsteins bringen. Meist wird den Teilnehmern ein Tagesausflug nach Sylt angeboten, bei dem eine Stippvisite in der AWO WOHNpflege dazu gehört. Dann beköstigen wir die Reisenden, die immer am liebsten Fisch essen, weil wir ja auf Sylt sind. Die Besucher bekommen eine Führung durch´s Haus und lernen die Angebote der WOHN- und Urlaubspflege kennen. Als einmal eine Besuchergruppe die Bewohner beim Kaffeetrinken in der Wohnküche nicht stören wollte und zurückhaltend in der Tür stehen blieb, sagte eine der Damen am Tisch: „Sie können gerne reinkommen und anfassen dürfen Sie uns auch.“ Das brach das Eis, es wurde herzhaft gelacht und anschließend plauderten alle noch eine ganze Zeit angeregt miteinander. Kirsten Simonsen, Hauswirtschaftsleitung 37 Urlaubspflege in Westerland In unserem Nebengebäude gibt es sechs Appartements, die wir für unser Urlaubspflegeangebot zur Verfügung stellen. Urlaubspflege bedeutet, dass Menschen, die zuhause alltäglich pflegen oder gepflegt werden, bei uns gemeinsam Urlaub machen können. Während des Aufenthalts können sich die Pflegenden durch unsere Mitarbeiter von der Pflege entlasten lassen. Sie können gemeinsam mit der pflegebedürftigen Person die Erholung auf Sylt genießen oder es sich auch mal allein gut gehen lassen, während der Pflegebedürftige von uns versorgt wird. Urlaub auf Sylt Reif für die Insel? „Das ist doch nur etwas für gesunde Menschen“ dachte ich. Also wieder allein fahren? Meinen demenzerkrankten Mann ins Pflegeheim geben und irgendwie nicht wirklich abschalten? Was macht er? Geht es ihm gut? Nein-lieber gemeinsamer Urlaub. Und der ist möglich, auf Sylt, in der WOHNpflege Westerland! Also auf und los. Schon das Ankommen mit tausend Fragen ist beeindruckend. Liebevoll und beruhigend befinden wir uns vom ersten Moment an in professionellen Händen. Ehepaar Picker und Frau Steinfatt, Urlaubsgäste Ein Appartement für uns beide, voll ausgestattet mit Pflegebett für meinen Mann, behindertengerechtem Bad, Wohnraum mit kleiner Küche. Je nach Wunsch gibt es Teil- oder Vollverpflegung, Hilfe bei der Betreuung meines Mannes, Freizeit für mich, so viel Hilfe wie nötig, so viel Freiheit wie ich möchte. Freizeitangebote gibt es reichlich. Gemütliche Grillabende mit Ingrid sind der Hit und Café mit Superkuchen von Frau Renning unschlagbar. Der Kontakt mit anderen Urlaubern entsteht so von ganz allein und macht Lust auf Wiederholung. Über Kosten und Selbstbeteiligung wird man schon vorab am Telefon und auch schriftlich unterrichtet. Und dies noch am Schluß: Nicht ich schlug vor, wieder zu kommen. Es war mein Mann, der das tat. Er, der vorher tausend Ängste hatte, war vom ersten Moment an angekommen. So wurde verlängert und gleich für´s nächste Jahr neu gebucht. Christel Picker (pflegende Angehörige aus der Urlaubspflege) Finanzierung Der Aufenthalt kann bei Vorliegen einer Pflegestufe im Rahmen der Verhinderungs- oder auch der Kurzzeitpflege mit einem Betrag von bis zu 1.510,- € von der Pflegekasse bezuschusst werden. 38 WIE WERDE ICH BEI EINZUG UND EINGEWÖHNUNG UNTERSTÜTZT? KANN ICH PROBEWOHNEN? Ja, ein Kurzzeitpflege-Aufenthalt kann dafür genutzt werden, das Wohnen im Haus kennen zu lernen. KANN ICH MIR MEIN ZIMMER ODER MEINE WOHNUNG VORHER ANSCHAUEN? Ja, nach Terminabsprache. WER KÜMMERT SICH VOR UND BEI DEM EINZUG UM MICH? Die Verwaltung und Einrichtungsleitung beraten Sie oder Ihre Familie zu allen offenen Fragen. WIE WOHNE ICH IN DER EINRICHTUNG? WIE GROSS IST MEIN ZIMMER ODER MEINE WOHNUNG? Wir haben ausschließlich Einzelzimmer. Die Zimmer sind komplett möbliert und ca.16 qm groß. HABE ICH EINE EIGENE TOILETTE UND DUSCHE? Ja. KANN ICH EIGENE MÖBEL MITBRINGEN? Ja. KANN ICH MEIN ZIMMER/ MEINE WOHNUNG ABSCHLIESSEN? Ja. Die Mitarbeiter haben einen Generalschlüssel. KANN ICH MEINE WERTSACHEN SICHER UNTERBRINGEN? Der Schrank in Ihrem Zimmer hat ein abschließbares Fach. Im Büro gibt es einen Tresor. KANN ICH MICH MIT EINEM ROLLSTUHL ÜBERALL IM HAUS BEWEGEN? Ja. Das Haus ist barrierefrei gebaut und alle Etagen können mit dem Fahrstuhl erreicht werden. KANN ICH MEINEN ALLTAG WIE GEWOHNT LEBEN? KANN ICH DIE ESSENSZEITEN SELBER BESTIMMEN? Alle Mahlzeiten werden innerhalb eines Zeitkorridors angeboten. Passt dieser nicht, lässt sich etwas anderes vereinbaren. KANN ICH AUCH AUSSERHALB DER MAHLZEITEN ETWAS ZU ESSEN UND ZU TRINKEN BEKOMMEN? Getränke, Obst und kleine Snacks stehen jederzeit griffbereit. KANN ICH AUCH IN MEINEM ZIMMER/ MEINER WOHNUNG ESSEN? Ja. KANN ICH MEINE KLEIDUNG / WÄSCHE MITBRINGEN? Ja. KANN ICH DIE ZEITEN ZUM AUFSTEHEN ODER INS BETT GEHEN SELBER BESTIMMEN? Grundsätzlich ja. Bei Hilfebedarf sollten die Zeit abgesprochen werden, um die Versorgung der anderen Bewohner darauf abzustimmen. BESTEHT DIE MÖGLICHKEIT ZUM FRISEUR ODER ZUR FUSSPFLEGE ZU GEHEN? WIE KOMME ICH DA HIN? Die Friseurin und die Fußpflegerin kommen einmal pro Woche ins Haus. KANN ICH JEDERZEIT DAS HAUS VERLASSEN? Ja. Schön ist, wenn Sie uns Bescheid sagen. DARF ICH EIN HAUSTIER MITBRINGEN? Kleintiere, deren Versorgung gesichert ist, dürfen nach Absprache mit einziehen. WAS IST, WENN ICH KRANK ODER SEHR STARK BETREUUNGSBEDÜRFTIG WERDE, WENN ICH STERBEN MUSS? KANN ICH MEINEN HAUSARZT UND MEINEN APOTHEKER BEHALTEN? Ja. HABE ICH DIE MÖGLICHKEIT, BEI BEDARF FACHÄRZTE AUFZUSUCHEN? Ja. WERDE ICH VON EINER SEELSORGERIN / EINEM SEELSORGER BESUCHT, WENN ICH DIES WÜNSCHE? Ja. Diese Besuche können organisiert werden. WAS MÜSSEN MEINE ANGEHÖRIGEN BEACHTEN? KÖNNEN MICH MEINE ANGEHÖRIGEN, FREUNDE UND BEKANNTE BESUCHEN, WANN IMMER SIE WOLLEN? Ja. BEKOMMEN ANGEHÖRIGE EINEN SCHLÜSSEL? Ja, auf Wunsch. KÖNNEN ANGEHÖRIGE SICH AN DER PFLEGE BETEILIGEN, Z.B. HILFE BEIM AUFSTEHEN ODER WASCHEN? Ja. 39 WELCHE MÖGLICHKEITEN BIETET MIR DIE UMGEBUNG DER EINRICHTUNG? KANN ICH MARKANTE PUNKTE DER STADT (Z.B. ZENTRUM, MARKT, BUSHALTESTELLE ETC.) GUT ERREICHEN? Die Bushaltestelle befindet sich direkt vor der Tür. Diese Linie fährt direkt ins Zentrum. Sie können aber auch den Fahrservice nutzen, um sich mit dem Auto oder dem Rollstuhltransporter an gewünschte Ziele bringen zu lassen. WELCHE MÖGLICHKEITEN BIETET MIR DIE UMGEBUNG (CAFÉ, PARKS, ETC.)? In nächster Nähe befinden sich mehrere kleine Waldflächen mit Laufwegen, einem Teich und einem Café. Zum nächsten Strandübergang sind es ca. 400m. WO KANN ICH EINKAUFEN? Ca.150m vom Haus finden Sie einen kleinen Supermarkt und einen Bäcker. Der Supermarkt nimmt auch Bestellungen an und liefert ins Haus. WIE KANN ICH DIE KONTAKTE ZU MEINEMN FREUNDEN, BEKANNTEN, ANGEHÖRIGEN UND AUSSERHALB DES HAUSES PFLEGEN? SIND AUSREICHEND PARKPLÄTZE VORHANDEN? Ja. Direkt am Haus befindet sich ein eigener Parkplatz. KANN ICH MEINE FAMILIE, FREUNDE UND BEKANNTEN ZUM ESSEN ODER KAFFEE EINLADEN? Ja. Besucher können jederzeit kommen. Dazu bestellen Sie einfach die gewünschte Anzahl an Mahlzeiten oder Kuchen. Auch Familienfeiern können im Haus durchgeführt werden. KANN BESUCH BEI MIR ÜBERNACHTEN? Ja. Das ist im Zimmer oder auch in den Gästeappartements im Nebengebäude möglich, wenn dort etwas frei ist. WELCHE ANGEBOTE AUSSERHALB GIBT ES, DIE ICH NUTZEN KANN (KIRCHENGEMEINDE, KULTUR ETC.)? Sie können die vielfältigen Angebote auf Sylt sowie die Kontakte zu Ihren Bekannten weiter pflegen. Unterstützungen wie Fahrdienst, Kontaktherstellung oder Reservierung können nach Absprache organisiert werden. 40 WELCHE MEDIEN KANN ICH NUTZEN? KANN ICH MEINEN EIGENEN FERNSEHER NUTZEN? Ja. HABE ICH EIN EIGENES TELEFON? Ja. KANN ICH DAS INTERNET NUTZEN? Ja, über die Telefonleitung. GIBT ES HIER EINE EIGENE BIBLIOTHEK? Ja. KANN ICH MEINE TAGESZEITUNG BEKOMMEN? Ja. Sie können bei Einzug Ihr Abo hierher bestellen. WAS MUSS AN FORMALITÄTEN VOR DEM EINZUG GEKLÄRT SEIN? WELCHE UNTERLAGEN SIND FÜR EINEN EINZUG UND GGF. DIE AUFNAHME DER LEISTUNGEN ERFORDERLICH? Vor dem Einzug erfragen wir einige persönliche Daten. Hierzu wird ein Aufnahmebogen ausgefüllt. Bei Einzug unterschreiben Sie den Heimvertrag. Sollten Vollmachten bzw. eine Betreuung oder eine Befreiung von Zuzahlungen vorliegen, benötigen wir darüber Nachweise. WER ERLÄUTERT MIR DIE NOTWENDIGEN VERTRÄGE UND SCHLIESST SIE MIT MIR AB? Die Einrichtungsleitung oder –vertretung. Dabei werden alle offenen Fragen besprochen. WIE GROSS IST DIE EINRICHTUNG EIGENTLICH UND WIE IST SIE AUSGESTATTET? WIE VIELE ANDERE MENSCHEN LEBEN MIT MIR HIER? Es gibt 55 Einzelzimmer, die auf 5 Wohnbereiche à 11 Zimmer verteilt sind. In jedem Bereich befindet sich ein Gemeinschaftsraum mit offener Küche, in dem sich die Bewohner treffen können. IST DAS HAUS BARRIEREFREI UND BEHINDERTENGERECHT AUSGESTATTET? Ja. WELCHE BESONDERE AUSSTATTUNG BIETET DAS HAUS NOCH? Das Haus verfügt über ein Kulturcafé, in dem Veranstaltungen und Zusammenkünfte stattfinden. Außerdem gibt es ein Wellnessbad, einen Bewegungsraum mit Massageliege, eine Bibliothek und Terrassen bzw. Balkone für jeden Wohnbereich. WELCHE KOSTEN KOMMEN AUF MICH ZU? WAS KOSTET EIN ZIMMER/ EINE WOHNUNG? Die Preise richten sich nach den vorliegenden Pflegestufen. Die Kosten für Stufe 0 liegen bei 2.367,59 €, Stufe 1 bei 2.878,34 €, Stufe 2 bei 3.243,08 €, Stufe 3 bei 3.607,81 € und Stufe 3H bei 3.864,56 € monatlich. WAS IST IN DEN KOSTEN ENTHALTEN? Die individuelle Pflege, Unterkunft, Verpflegung, Wäschereinigung, Hausmeisterdienste, soziale Betreuungsangebote. GIBT ES EINEN BARGELDBETRAG? WELCHE AUSGABEN MÜSSEN VOM BARGELDBETRAG BEZAHLT WERDEN? Wenn sie den Eigenanteil selbst tragen können, verfügen Sie auch weiter über ihr eigenes Geld. Ist das Sozialamt beteiligt, liegt der Taschengeldbetrag bei ca. 90,- € monatlich. Hiervon müssen die persönlichen Dinge bezahlt werden, die nicht Bestandteil des Vertrags mit uns sind. MUSS ICH FÜR PFLEGEMITTEL, Z.B. INKONTINENZMATERIAL, EXTRA BEZAHLEN? Ja, bei Vorlage von Rezepten aber nur die gesetzlich geregelten Zuzahlungsbeträge, sofern Sie nicht von diesen befreit sind. WELCHE GESETZE/ VERORDNUNGEN GELTEN HIER UND WER ÜBERPRÜFT DIE EINHALTUNG? WELCHE PRÜFUNGEN FINDEN REGELMÄSSIG STATT UND WIE HAT DIE EINRICHTUNG ABGESCHNITTEN? Es gibt jährliche Prüfungen durch die Heimaufsicht, das Gesundheitsamt und den medizinischen Dienst der Krankenkassen. WELCHE VORSCHRIFTEN GIBT ES, DIE ICH HIER BEACHTEN MUSS (IM UNTERSCHIED ZUM LEBEN IN MEINER EIGENEN WOHNUNG)? Wir unterliegen gesetzlichen Vorgaben im Bereich der Hygiene, des Brandschutzes und beim Umgang mit elektrischen Geräten. Diesbezüglich werden regelmäßig Kontrollen durchgeführt. Für Ihren Alltag erklären wir Ihnen, was dabei zu beachten ist. Außerdem ist das Haus Nichtraucherzone. Es darf nur im Außenbereich geraucht werden. AN WEN KANN ICH MICH WENDEN, WENN ICH FRAGEN HABE ODER MICH BESCHWEREN MÖCHTE? WO UND WANN BEKOMME ICH ANTWORTEN AUF MEINE FRAGEN, KRITIK ODER ANREGUNGEN? Das Einrichtungsleitungsbüro ist in der Woche Mo,Di,Do von 9-16.00, Mi. und Fr. von 9 bis 13.00 Uhr geöffnet. GIBT ES EINEN BEIRAT/ FÜRSPRECHER UND KANN ICH DIESEN BEI FRAGEN ANSPRECHEN? Der Heimbeirat besteht aus drei Bewohnerinnen unseres Hauses und ist für Fragen ansprechbar. WOFÜR MUSS ICH EXTRA BEZAHLEN? Zuzahlungen für Wellnessbäder und –Massagen, Telefon. 41 WER ARBEITET HIER ALLES UND WER IST FÜR MICH ZUSTÄNDIG? WELCHE MITARBEITER (AUSBILDUNG, MÄNNLICH/ WEIBLICH, ETC.) ARBEITEN HIER? Das Pflegeteam setzt sich ungefähr zu gleichen Teilen aus Pflegefachkräften und Pflegehilfskräften zusammen. Außerdem sind Sozial- und Diplompädagogen, Pflegedienstleitung, Verwaltungsangestellte, Hausmeister, Hauswirtschaftskräfte und Praktikanten bei uns tätig. Ungefähr 80% der Mitarbeiter sind weiblich. HABE ICH FESTE ANSPRECHPARTNER ODER BEZUGSPERSONEN UNTER DEN MITARBEITERN? Ja, im Bereich der Pflege sind das Ihre Bezugspflegekräfte. Die Ansprechpartner für die anderen Arbeitsbereiche finden Sie in der monatlichen Hauszeitung. GIBT ES EHRENAMTLICHE MITARBEITER? WAS MACHEN DIE? Ja. Sie unterstützen die Gruppenangebote, besuchen Bewohner, die viel allein sind, geben Esshilfe, begleiten sie bei Spaziergängen oder lesen ihnen vor. WIE IST DIE ARBEIT HIER ORGANISIERT UND KANN ICH MITBESTIMMEN, WER MICH PFLEGT ODER BETREUT? NACH WELCHEN KONZEPTEN WIRD HIER GEARBEITET? Die Grundlage bildet das WOHNpflegekonzept, bei dem die individuelle Lebensführung im Vordergrund steht. Auch die Pflege wird an die persönlichen Gewohnheiten angepasst. WER ACHTET HIER AUF HYGIENE UND SAUBERKEIT? Die Pflegedienstleiterin ist Hygienebeauftragte und kontrolliert, ob die Hygienevorschriften eingehalten werden. Im Reinigungsbereich gibt es eine Vorarbeiterin. Wir unterliegen auch jährlichen Kontrollen von außen. KANN ICH BEI BEDARF THERAPEUTISCHE ANGEBOTE, WIE Z.B. LOGOPÄDIE IN ANSPRUCH NEHMEN? WER KÜMMERT SICH UM DIE FINANZIERUNG? Ja, die Therapeuten kommen mehrmals pro Woche ins Haus. Die Behandlungen werden vom Arzt verschrieben, Sie zahlen im Normalfall einen Eigenanteil von 10 % der Gesamtkosten der Behandlung. 42 WELCHE INFORMATIONEN WERDEN ÜBER MICH GESAMMELT UND WER ARBEITET WIE DAMIT? WELCHE INFORMATIONEN WERDEN WO ÜBER MICH GESAMMELT UND WAS WIRD DAMIT GEMACHT? Für jeden Bewohner wird eine Akte geführt, in der die wichtigsten persönlichen Daten und Ansprechpartner stehen. Außerdem wird eine Pflegedokumentation geführt. Für alle Mitarbeiter gilt die Schweigepflicht. WIE WERDE ICH NACHTS VERSORGT UND WOHER WEISS DER MITARBEITER IN DER NACHT, WAS AM TAG PASSIERT IST? Nachts sind eine Pflegefachkraft und eine Pflegehilfskraft für die Versorgung der Bewohner zuständig. Informationen sind der Pflegedokumentation zu entnehmen. Zusätzlich finden mündliche Übergaben vom Tag- zum Nachtdienst und umgekehrt statt. MIT WEM WOHNE ICH HIER ZUSAMMEN UND WELCHE REGELN MUSS ICH DABEI BEACHTEN? WER SIND MEINE NACHBARN, WER WOHNT IN MEINER UNMITTELBAREN UMGEBUNG? Viele Bewohner sind Sylter oder haben ihre Angehörigen auf der Insel. Alle leben hier im Haus, weil sie nicht mehr allein zuhause wohnen können. WELCHE MÖGLICHKEITEN HABE ICH, MEINE MITBEWOHNER KENNEN ZU LERNEN? Sie treffen die Mitbewohner Ihres Wohnbereiches täglich bei den Mahlzeiten im Aufenthaltsraum. Außerdem gibt es Veranstaltungen und Gruppen, die für alle Bewohner des Hauses stattfinden. WELCHE GEMEINSCHAFTSANGEBOTE GIBT ES HIER, WELCHE FESTE WERDEN GEFEIERT? GIBT ES EINE KÜCHE, IN DER ICH MIR SELBER ETWAS ZUBEREITEN KANN? Nein. Es gibt Verteilerküchen, die nur durch einen Tresen vom Aufenthaltsraum getrennt sind. Sie können daher Ihre Wünsche persönlich mit den Hauswirtschaftskräften besprechen. GIBT ES EIN KIOSK, CAFETERIA, BIBLIOTHEK ETC.? Es gibt eine Bibliothek und einen großen Gemeinschaftsraum für Veranstaltungen, das so genannte Kulturcafé. WELCHE KULTURELLEN VERANSTALTUNGEN (KINO, THEATER, KONZERT ETC.) FINDEN STATT UND WIE ERFAHRE ICH DAVON? Wir verteilen eine Monatszeitung, in der wir Sie über die Angebote informieren. Diese finden sowohl innerhalb als auch außerhalb des Hauses statt. KÖNNEN ANGEHÖRIGE AN DEN ANGEBOTEN TEILNEHMEN? Ja. GIBT ES EINE KAPELLE, IN DER AUCH GOTTESDIENSTE GEFEIERT WERDEN? Einmal im Monat findet ein Gottesdienst im Kulturcafé statt. WERDEN KONZERTE / KINOS BESUCHT? Im Rahmen der Freizeitangebote fahren wir manchmal zum Kirchenkonzert oder zu anderen Veranstaltungen, die auf Sylt angeboten werden. WIE WERDEN HIER FESTE (WIE WEIHNACHTEN, SILVESTER, OSTERN, ETC.) GEFEIERT? Weihnachten wird gemeinsam im Kulturcafé gefeiert. Zu allen Festen im Jahr gibt es etwas Besonderes im Programm, die Räume werden geschmückt und der Speiseplan bietet festliche Menüs. WIE UND WO KANN ICH HIER MEINEN GEBURTSTAG ODER GOLDENE HOCHZEIT FEIERN? Zum Beispiel im Café oder im Wohnbereich gemeinsam mit Ihrer Familie oder den anderen Bewohnern. WELCHE GEMEINSCHAFTSRÄUME GIBT ES UND KANN ICH SIE NUTZEN? Das Kulturcafé wird für Veranstaltungen oder Ihre persönlichen Feierlichkeiten genutzt. Zusätzlich gibt es in jedem Wohnbereich einen Gemeinschaftsraum, in dem man sich zu den Mahlzeiten und auch sonst treffen kann. WO KANN ICH WAS FÜR MEINE GESUNDHEIT UND KÖRPERLICHE FITNESS TUN? Wir haben Spazierwege im Garten und in direkter Umgebung, einmal wöchentlich eine Gymnastikrunde im Haus. Verleih von Fitnessgeräten. Wellnessmassagen, Schmerzpflaster. WELCHE GRUPPEN KOMMEN IN DAS HAUS UND KANN ICH DARAN TEILNEHMEN? Gesprächskreise für Krebs- und Stomabetroffene sowie Kreis pflegender Angehöriger. Alle Runden sind offen. Der Hospizverein und die Johanniter führen hier Fortbildungen durch, diese sind nicht öffentlich. GIBT ES BESONDERE ANGEBOTE AM WOCHENENDE? Cafénachmittag 1 x monatlich Sonntags. Im Sommer Ausflüge. KANN ICH AN GEMEINSCHAFTSANGEBOTEN TEILNEHMEN, AUCH WENN ICH MICH NICHT MEHR OHNE HILFE BEWEGEN KANN? Ja, dabei werden Sie unterstützt. WERDEN AUCH AUSFLÜGE GEMACHT, URLAUBE ANGEBOTEN? Es werden mehrmals im Monat Inselrundfahrten, Schiffsausflüge, Cafébesuche und ähnliches angeboten. Urlaubsreisen sind nicht im Programm. 43 AWO Schleswig-Holstein gGmbH / Unternehmensbereich Pflege Die AWO Pflege ist ein Unternehmensbereich der AWO Schleswig-Holstein gGmbH. Rund 1.400 MitarbeiterInnen pflegen, beraten und begleiten alte und pflegebedürftige Menschen an mehr als 50 Standorten in Schleswig-Holstein: in ambulanten Pflegediensten, Servicehäusern und Hausgemeinschaften, in Einrichtungen der WOHNpflege mit Angeboten zur Urlaubs-, Tagesund Kurzzeitpflege und dem Sozialruf. Sie helfen bei den alltäglichen Verrichtungen, unterstützen, wenn Fähigkeiten eingeschränkt sind, und sorgen für Selbständigkeit, wo das Leben durch Krankheit und Alter beeinträchtigt ist. Gemeinsam mit mehr als 20.000 AWO-Mitgliedern in Schleswig-Holstein engagieren sie sich für eine sozial gerechte Gesellschaft. Impressum Herausgeber: AWO WOHNpflege Westerland Redaktion: Margrit Haas, Christine Haug-Reyer, Adelgunde Kleiber-Hornstein, Angelika Kössler, Asta Möhrle, Silke Renning Fotos: Maike Hansen Konzeption: Roland Weigel, Konkret Consult Ruhr GmbH, Gelsenkirchen Grafik/Design: FREY PRINT + MEDIA - Attendorn, Paderborn. Weiterführende Informationen: http://www.kundeninformation-pflege.de