Pressemappe - kabarett.at
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Presse DIE GROSSE HÄFENELEGIE erlebt von Herwig SEEBÖCK dargestellt von Charly Rabanser Ich setze nicht voraus, dass viele Menschen noch das autobiographische Paradestück Herwig Seeböcks „Die große Häfenelegie“ kennen. Doch sollte man!! Um dem zögerlichen Besucher keinen „Kulturschock“ zu versetzen, halte ich es für wichtig, den Begriff „Häfenelegie“ zu klären, da ich aus meiner mittlerweile doch langjährigen Theaterarbeit weiß, dass man sich selbst lieber als „Kulturbanause“ tituliert um ja nicht ins Theater gehen zu müssen. Und bei einem solchen Fremdwort wie „Elegie“ wäre den Ausreden Tür und Tor geöffnet. Elegie kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie wehmütiges Gedicht, Klagelied oder Schwermut. Das Wort Häfen (Gefängnis) ist in unserer Sprache ja weitgehend bekannt. „Häfenelegie“ ist also ein Klagelied über das Gefängnisleben, authentisch aufgezeichnet, weil am eigenen Leib erfahren, von Herwig Seeböck. Im Jahre 1964 musste der Burgschauspieler und Regisseur 4 Monate hinter die Gitter der Haftanstalt in Schwarzau. Er hatte ein schwerwiegendes Verbrechen begangen. Öffentliche Gewaltätigkeit - § 81! Und zwar hatte der später Verurteilte zusammen mit seinem Schauspielerkollegen Friedrich R. ein Lokal besucht. Anschließend schauten die beiden bei zwei Küchenmädchen im ersten Stock des Hauses Cobenzlgasse 7 vorbei. Die argwöhnische Wirtin hatte Einbrecher vermutet und die Polizei gerufen. Was sich nachher abspielte, sah je nach Zeugenaussage sehr verschieden aus. Seeböck hat - laut Aussage des Rayonsinspektor Wanderer - sich der Festnahme widersetzt und eine Boxerstellung eingenommen. Seeböck hingegen sah es als Abwehrhaltung gegenüber den Schlägen mit dem Gummiknüppel und den Ohrfeigen. Das Gericht schenkte den Aussagen des Inspektors mehr Glauben und verurteilte Seeböck zu „4 Monaten schweren Kerker, verschärft durch ein hartes Lager und einen Fasttag“. Und von diesen „lehrreichen“ Monaten und den diversen Bekanntschaften erzählt die Geschichte. Neben Qualtingers „Herr Karl“ ist die „Häfenelegie“ sicherlich ein absolutes Highlight in der österreichischen Kabarettszene der Vergangenheit. Seit damals hat sich viel verändert. Wir sind älter geworden, vielleicht erst auf die Welt gekommen, mit Sicherheit aber haben wir den Wechsel vom Schilling zum Euro erlebt. Die Menschen allerdings sind geblieben, wie sie immer waren. Sensibel, hart, rücksichtslos, wohlmeinend, herzlich, linkisch, gütig, falsch, kurz gesagt, gut und böse. Allerdings ist nicht jeder ein „Böser“, auch wenn ihn die Justiz dazu abstempelt. Andererseits gibt es viele „Böse“, die frei herumlaufen, weil sie die „richtigen“ Leute kennen oder die richtigen Connections haben. Ja, ja, oft scheint die Justitia nicht nur eine Binde vor den Augen sondern auch „a Brettl vorm Hirn“ zu haben! Pressestimmen 13.03.2003 Karin Pletzer, Neukirchen „Dem Herwig Seeböck gerecht werden“ Charly Rabanser hat sich mit der „Häfenelegie“ die Latte hoch gelegt. Aus Respekt vor Herwig Seeböck, der sie geschrieben hat. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Stoff aus dem Jahre 1964 (der 25-jährige Herwig Seeböck musste damals einige Monate ins Gefängnis und hat seine Erlebnisse zu einem Kabarett verarbeitet) hat sich für den Bühnenkünstler Charly Rabanser bezahlt gemacht. Die Premierenbesucher im Cinetheatro waren begeistert. Rabanser hat sie mit seiner schauspielerischen Solo-Leistung und der Darstellung vieler verschiedener Charaktere überzeugt. Er selbst fand den Abend „irre guat“. Ihm gehe es darum, dem Herwig Seeböck gerecht zu werden. „Es ist seine wahre Geschichte und sie hat wahrscheinlich viel zu seinem Leben beigetragen. Da ist es wichtig, sich nicht lustig zu machen. Es geht darum, Charaktere darzustellen. Ich habe mich sehr lange mit dem Stück auseinandergesetzt, mir Zeit genommen, es zurückgelegt und wachsen lassen. Ich hab' reduziert und die Spielfreude entdeckt. Mit der Auseinandersetzung ist das Stück meines geworden.“ Auf seinen stundenlangen RollenstudienSpaziergängen hat ihn oft seine Frau Maria begleitet und ihn dann „abgefragt“. Ein gutes Gefühl sei entstanden. „Die große Häfenelegie“ ist ein echtes Familien-Unternehmen Rabanser, weil Sohn Valentin für seinen Herrn Papa die Licht- und Tontechnik macht und gemeinsam die Plakate geschrieben wurden. Wie lange er damit auf der Cinetheatro-Bühne stehen wird, weiß Charly Rabanser noch nicht. „Schau ma, wie's daheim laft.“ Die nächsten Aufführungen im Cinetheatro gibt es am Freitag, dem 14., und am Samstag, dem 29. März, jeweils um 20 Uhr. Christian Sprenger, 11.03.2003 Ein Riese aus New Orleans Heiteres Bezirksgericht, der Vollzug im Cinetheatro in Neukirchen. Charly Rabanser singt die „Häfenelegie“. Ein Auftritt in Höchstform. NEUKIRCHEN (SN). Ein dunkler Raum, ein Hocker, eine Decke. Den Rest des Bühnenbildes bestreitet Charly Rabanser: Dunkler Rolli, dunkles Hemd, dunkle Hose und ein frisch geschorener Charakterkopf. Der Theatermann Rabanser verkörpert den Theatermann Herwig Seeböck. Der musste 1964 in der Haftanstalt Schwarzau einsitzen. Seeböck erhielt laut damaligem Urteil „vier Monate schweren Kerker, verschärft durch ein hartes Lager und einen Fasttag“. Der damals 25-Jährige war an einen Polizisten geraten, der ihn für einen Einbrecher hielt. (Seeböck und ein Kollege wollten nächtens zwei Küchenmädchen besuchen, die Wirtin hatte etwas dagegen.) Seine Hafterlebnisse verarbeitete er später zur „Großen Häfenelegie“. Dieses Klagelied, das in Wahrheit keines ist, singt jetzt Charly Rabanser. Der kurzweilige Soloauftritt ist sehr fordernd. Rabanser schlüpft in die Rollen von etwa zehn verschiedenen Charakteren, das „Umschalten“ von einer Person zur anderen, das Wechseln der Sprache, des Slangs, des Tonfalls geht blitzschnell. Eben noch ein Vorstadtpülcher („I hob zwa Monat Schmoiz g'rissen“), gibt Rabanser gleich darauf den Arrestwärter, ein in Alkohol eingelegtes Fossil aus der K.u.k-Zeit. Und dann fordert er als Gelegenheitseinbrecher sich, den intellektuellen Schauspieler, auf, Schlager zum Besten zu geben - „A Riese haust in New Orleans, kumm, spü!“ Gemeint ist natürlich Bob Dylans „House of the Rising Sun“, 1962. Der Minister hat nichts zu melden: Vier Monate mit „Bugln“ (Freunden) und „Peckern“ (Tätowierern) ziehen sich. Seeböck schreibt drei Gnadengesuche - alle abgelehnt. Ein Mithäftling hat es besser: Seine Frau kennt einen kleinen Sekretär im Justizministerium. Der bearbeitet die Anträge. Der Minister hat scheinbar nichts zu melden. Erst nach der Haftentlassung schreibt dieser dem Künstler einen Brief. Er wünscht Seeböck für seine Laufbahn alles Gute. Es hat gewirkt: Seeböck inszenierte auch im Cinetheatro Neukirchen mit großem Erfolg.