Erregungsübertragung an Synapsen
Transcrição
Erregungsübertragung an Synapsen
Erregungsübertragung an Synapsen Tanja Kassuba, M.Sc. WS 2007/2008 Nervensystem (NS) • Funktion: Aufnahme, Weiterleitung und Verarbeitung von Informationen • Wechselwirkungen mit der Umwelt: – Sensorisches System: Registrierung von Umwelteinflüssen auf den Organismus – Motorisches System: Durchführung von Handlungen und Beeinflussung der Umwelt • Einteilung: – Zentralnervensystem (ZNS): Gehirn und Rückenmark – Peripheres Nervensystem (PNS): Afferente und efferente Bahnen Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Zelluläre Strukturen des ZNS • Neurone • Gliazellen – Astrozyten – Oligodendrozyten (ZNS) / Schwann-Zellen (PNS) – Mikroglia Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 (Abb. aus Gazzaniga et al., 2006) Funktionale Bereiche eines Neurons Gemeinsame funktionale Bereiche (unabhängig vom Neuron-Typ): Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Übersicht • Einleitung • Elektrische Synapsen • Chemische Synapsen – – • Rezeptoren schnelle vs. langsame synaptische Übertragung Neuronale Integration – Prinzip der Erregungsübertragung – Prinzip der Erregungshemmung – Verschaltungen im Neuronenverband Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Graham Johnson: "Synapse Revealed" Gewinner der "2005 Visualization Challenge" Vorlesungs-/Vertiefungsfragen • Wie werden Signale an der Synapse weitergegeben? • Welche Substanzen und Prozesse spielen dabei eine Rolle? • Welche Typen synaptischer Informationsübermittlung kann man unterscheiden? • Was ist ein Rezeptor? • Welche Typen unterscheidet man? • Wie funktionieren Second-Messenger-Systeme? • Wie können Pharmaka die synaptische Informationsübermittlung beeinflussen? • Wie werden Signale verschiedener synaptischer Kontakte miteinander "verrechnet"? Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Funktion der Synapsen à Erregungsübertragung von einer erregbaren Zelle auf eine andere • Ventilfunktion: Die Erregung wird immer nur in einer Richtung (vom Axonende auf das nachfolgende Neuron) übertragen • Lern- und Gedächtnisfunktion: bei häufiger Benutzung wird die Erregung leichter übertragen als bei seltenem Gebrauch (Plastizität der Synapsen) • Bahnungs- und Hemmungsfunktion: mehrere Synapsen zusammen können einen Erregungsablauf fördern oder unterdrücken Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Arten von Synapsen Art der Kontaktzone/Übertragung: Elektrische Synapse: Chemische Synapse: Erregungsübertragung durch Ionenströme zwischen benachbarten Zellen à Präsynaptische Faser und postsysnaptisches Neuron sind über elektrisch leitende Kontaktstrukturen (Konnexone) miteinander verbunden Erregungsübertragung durch Überträgerstoffe (Neurotransmitter) à Freisetzung eines NT aus der präsynaptischen Faser, der am postsynaptischen Neuron an einen Rezeptor bindet à Transmitter-Rezeptor-Komplex steuert die Öffnung des Membrankanals Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Arten von Synapsen Lokalisation (chemische Synapsen): • Effektorsynapsen: Anregung von Drüsen oder Muskelzellen • Rezeptorsynapsen: sensible Innervation • Interneuronale Synapsen: Kontaktherstellung zwischen Nervenzellen, häufigster Typ im Gehirn Weiter Unterteilung in: – Axo-somatische Synapsen: Endigung am Zellkörper – Axo-dendritische Synapsen: Endigung an den somanahen Anteilen der Dendriten – Axo-axonische Synapsen: Endigung an Neuriten, meist an deren präsynaptischer Axonendigung – Dendro-dendritische, somato-somatische Synapsen (selten) Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Arten von Synapsen Wirkung auf das nachgeschaltene Neuron: • Erregend = exzitatorische Synapsen • Hemmend = inhibitorische Synapsen Art der Kontrolle des Ionenkanals durch Rezeptor (chemische Synapsen): • Schnelle Übertragung (Erregung oder Hemmung) durch direkten Kontakt zw. Rezeptor und Ionenkanal (1st messenger Systeme) • Langsame Übertragung (Erregung oder Hemmung), bei welcher der Rezeptor indirekt auf den Ionenkanal wirkt (2nd messenger Systeme) Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Elektrische Synapsen Elektrische synaptische Übertragung • prä- und postsynaptische Membran liegen sehr nahe aneinander und bilden gap junctions, über die der elektrische Strom von einer Zelle zur anderen fliessen kann • lokale Ströme, z.B. von einem AP eines Neurons stammend, greifen in das andere Neuron über und depolarisieren es • Übertragung des AP in einer elektrischen Synapse unterscheidet sich kaum von der Fortleitung innerhalb einer Zelle • Übertragung von Signalen praktisch verzögerungsfrei auf die postsynaptische Nervenzelle • Schnelle und synchrone Ausbreitung von AP • Vorkommen: z.B. Herzmuskel, Retina, Gliazellen Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Elektrische synaptische Übertragung Gap Junctions: • Zell-Zell-Kanäle, kanalbildende Proteinkomplexe • direkte Verbindung zytoplasmatischen Kompartimente benachbarter Zellen • zwei Halbkanäle (Hemichannels, Connexone), jede Zelle steuert einen Halbkanal bei: die jeweiligen Halbkanäle durchqueren die Zellmembran der Zellen und verbinden sich im Interzellularraum mit den Halbkanälen der benachbarten Zelle • Transport sowohl von geladenen als auch ungeladenen Substanzen wie Ionen, Nukleotiden, Aminosäuren, Wasser, Glukose, etc. durch Diffusion durch die Kanalporen Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Connexon/Halbkanal Gap junction/Vollkanal Chemische Synapsen Chemische synaptische Übertragung • Die präsynaptischen Axonterminals enthalten synaptische Vesikel, die mit Neurotransmittern gefüllt sind • Wenn Aktionspotential an der Axonendigung ankommt, werden die Transmitter aus den Vesikeln in den synaptischen Spalt freigesetzt (Exozytose) • Der Transmitter verteilt sich im synaptischen Spalt und bindet an Rezeptoren, die in die postsynaptische Zellmembran eingelagert sind • Dadurch werden Ionenkanäle geöffnet, wodurch die Leitfähigkeit der Membran für bestimmte Ionen und damit das Membranpotential verändert werden Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Chemische synaptische Übertragung Präsynaptisch Die chemische synaptische Informationsweiterleitung läuft präsynaptisch immer vergleichbar ab: • Ein Aktionspotential erreicht das synaptische Axonterminal und bewirkt eine Öffnung geschlossener Ca2+-Kanäle • Aufgrund der bekannten elektrochemischen Kräfte dringen Ca2+-Ionen in die Zelle ein und bewirken die Ausschüttung des Transmitters in den synaptischen Spalt Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Chemische synaptische Übertragung Postsynaptisch Es gibt 3 Klassen von postsynaptischen Vorgängen bei der chemischen Informationsweiterleitung: 1. Schnelle synaptische Erregung: Dabei wird die postsynaptische Membran durch ein exzitatorisches postsynaptisches Potential (EPSP) depolarisiert à Aktionspotential, wenn die Depolarisation Schwellenwert übersteigt 2. Schnelle synaptische Hemmung: Hier wird die postsynaptische Membran durch ein inhibitorisches postsynaptisches Potential (IPSP) hyperpolarisiert à Entstehung eines Aktionspotentials wird gehemmt 3. Langsame synaptische Erregung/Hemmung (2nd-messengerSysteme): Dabei wird entweder eine Depolarisation oder eine Hyperpolarisation der Membran erreicht, wobei vom Rezeptor räumlich getrennte Ionenkanäle geöffnet werden Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Chemische synaptische Übertragung Neurotransmitter: Es wurden bis heute sehr viele Transmittersubstanzen entdeckt, z.B. • Acetylcholin (ACh) • Serotonin • Aminobuttersäure (GABA) • Dopamin • Glycin • Noradrenalin • Glutamat • Histamin Die Auswirkung eines spezifischen chemischen Botenstoffes hängt jedoch nicht von seiner chemischen Struktur ab, sondern von den Eigenschaften des Rezeptors, an den der Botenstoff bindet! Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Chemische synaptische Übertragung Rezeptoren: • sind Proteine oder Proteinkomplexe • haben spezifische Bindungsstellen für verschiedene Substanzen (Liganden) • Die Bindung eines Liganden an seinem Rezeptor kann sehr unterschiedliche Folgen haben: Von der schlichten Regulation von Ionenkanalfunktionen bis hin zur dauerhaften Beeinflussung der gesamte Zellphysiologie Lokalisation: • Zellmembran-Rezeptoren • Zytoplasmatische Rezeptoren • Zellkern-Rezeptoren Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Chemische synaptische Übertragung Ligand: Molekulare Struktur, die an eine Bindungsstelle gebunden werden kann, d.h. alle Substanzen, die an einen Rezeptor binden können • Agonist: Substanz, die mit dem Rezeptor interagiert und einen Effekt in der Zielzelle auslöst (imitiert bzw. ersetzt Transmitter in seiner Wirkung) • Antagonist: Substanz, die mit derselben Bindungsstelle des Rezeptors wie der Agonist interagiert, aber keinen Effekt an der Zielzelle auslöst (dadurch wird die Bindung des Agonisten blockiert (= kompetitive Hemmung) Wenn mehrere Liganden um eine Bindungsstelle am Rezeptor konkurrieren, "gewinnt" die Substanz mit der höchsten Affinität zur Rezeptorbindungsstelle Affinität: Neigung einer Substanz, an einen Rezeptor zu binden Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Chemische synaptische Übertragung Zellmembran-Rezeptoren: • große Proteine, die in der Zellmembran liegen, wobei Teilstrukturen in den Extraund Intrazellulärraum ragen • die extrazelluläre Region erkennt und bindet den Transmitter nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip • sie üben eine Funktion in der Zielzelle aus. Grundlegend ist dabei die Veränderung der Durchlässigkeit von transmittergesteuerten Ionenkanälen • nicht-fettlösliche Liganden (Peptide/ Proteine, Adrenalin, NA...) Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Chemische synaptische Übertragung Zellmembran-Rezeptoren: Es werden grob zwei Arten von Rezeptoren unterschieden: Ionotrope und metabotrope Rezeptoren Ionotrope Rezeptoren: • steuern einen Ionenkanal direkt • werden aus einem Makromolekül (enthält mehrere Proteinuntereinheiten) gebildet, das sowohl das Erkennungselement als auch den Ionenkanal umfasst • entfaltet schnelle synaptische Wirkungen (im Bereich von ms) • schnelle synaptische Übertragung (1st-messenger-System) Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Chemische synaptische Übertragung Zellmembran-Rezeptoren: Es werden grob zwei Arten von Rezeptoren unterschieden: Ionotrope und metabotrope Rezeptoren Metabotrope Rezeptoren: • steuern einen Ionenkanal indirekt • Rezeptor ist räumlich vom Ionenkanal getrennt und "kommuniziert" mit ihm über sogenannte G-Proteine (Guanosin-Triphosphat-sensitive Proteine) • diese stoßen ein 2nd-messengerSystem an, welches dann auf den Ionenkanal wirkt • entfaltet eher langsame synaptische Wirkungen (s bis min) Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Chemische synaptische Übertragung Second messenger: • Intrazelluläre chemische Substanz, dessen Konzentration als Antwort auf ein Primärsignal (1st messenger = Ligand) verändert wird • Intrazelluläre Signalübertragung eines extrazellulären Signals, welches Zellmembran nicht passieren kann • 2nd messenger steht oft nur am Anfang einer längeren intrazellulären Signalkette • auch Signalverstärkung und Zellantwort auf 1st messenger (z.B. hydrophile Hormone oder Neurotransmitter) Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Chemische synaptische Übertragung Grundlagen der zellulären Signaltransduktion: Signaltransduktionskaskaden vermitteln den Empfang und die Weiterleitung von Stimuli Signal z.B. innere Reize: Blutdruck, Hormone, NT äussere Reize: Sehen, Hören, Riechen Empfang Die intrazellulären Signaltransduktionskaskaden für unterschiedliche Stimuli folgen dem selben Prinzip Verstärkung Transduktion Reaktion 2nd-messenger-Syteme Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 z.B. Photon à Rhodopsinmolekül (Retina) à bis zu 2000 Transducinmoleküle (heterotrimeres G-Protein) Modulierung Veränderung der enzymatischen Aktivität, der Genexpression oder er Ionenkanalaktivität z.B. Immrunreaktion, Sehvorgang, Geruchsinn, Muskelkontraktion, Genstranskription 1st vs 2nd messenger Systeme Wirkgeschwindigkeit Wirkung 2nd messenger Beispiele NT (nur kleine Auswahl) Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Schnelle Übertragung Langsame Übertragung < 1 ms sec bis min direkte Öffnung von Ionenkanälen nur indirekte Öffnung von Ionenkanälen nach G-Protein-Aktivierung; genomische Effekte (DNA) keine z.B. cAMP, cGMP, Phospholipidhydrolyse Catecholamine, Aminosäuren, ACh (nur Serotonin, ACh (nur an an nikotinergen muscarinergen Rezeptoren!) Rezeptoren!) Chemische synaptische Übertragung Zytoplasmatische Rezeptoren: • befinden sich im Zellinneren • fettlösliche Liganden, hauptsächlich Steroidhormone (Glucocorticoide, Mineralocorticoide, Androgene, Östrogene) • Bindung von Hormonen an Rezeptoren im Zytoplasma verändert die Expression der Zielproteine Zellkern-Rezeptoren: • Niedermolekulare Schilddrüsenhormone können den Zellkern erreichen • Anbindung an Rezeptor im Zellkern beeinflusst Proteinsynthese Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Chemische synaptische Übertragung Verschiedene Angriffspunkte von Pharmaka: A: Einwirkung auf die Speicherung von NT à "Auslaufen" der synaptischen Vesikel à enzymatischer Abbau des NT B: Einwirkung auf die Freisetzung von NT à Ausschüttung in synaptischen Spalt à verstärkte Wirkung des NT C: Hemmung der Wiederaufnahme à Anreicherung des NT à erleichterte Errgegungsübertragung E: Hemmung des Abbaus à Anreicherung des NT à erleichterte Erregungsübertragung F: Agonistische bzw. antagonistische Wirkung am Rezeptor à Nachahmung oder Blockade der NT Wirkung Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 D: Beinflussung der NTZufuhr Synthese (Hemmung von von NTEnzymen der NT Synthese à Vorstufen verminderte NT Verfügbarkeit Chemische synaptische Übertragung http://www.georgiapainphysicians.com/l2_edu_pharma_mod1_slides.htm Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Neuronale Integration Vielschichtiges Signal-Muster Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Neuronale Integration • Prozess der neuronale Integration: Umsetzung eines vielschichtiges Signal-Musters in eine einzelne Information, die dann weitergegeben werden kann. • "Die neuronale Integration, die Entscheidung ein Aktionspotential auszulösen oder nicht, spiegelt auf zellulärem Niveau die Aufgabe wider, mit der das Nervensystem als Ganzes konfrontiert ist: Entscheidungen zu treffen." (Kandel et al., 1995, S. 228) • Die Fähigkeit, zwischen konkurrierenden Alternativen zu entscheiden (integrative Leistung des Nervensystems), kann als die grundlegendste Leistung des Gehirns verstanden werden. • Diese fundamentale Fähigkeit findet man im kleinen Maßstab in jeder einzelnen Nervenzelle abgebildet. Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Neuronale Integration • Die Entscheidung, ein Aktionspotential abzufeuern oder nicht, fällt am Axonhügel (kleine unmyelinisierte Grenzregion zwischen Zellkörper und Axon) • An dieser Region muss ein geringerer Schwellenwert überschritten werden, um ein Aktionspotential auszubilden (höhere Anzahl spannungsgesteuerter Na+-Ionenkanäle) • Am Axonhügel muss die Depolarisation nur etwa 10 mV betragen, um den Schwellenwert zu erreichen, dagegen muss die Zellkörpermembran um etwa 30 mV depolarisiert werden, bis der Schwellenwert erreicht ist Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Prinzip der Erregungsübertragung 1. Depolarisation des präsynaptischen Abschnitts durch einlaufende Erregung • • In diesem Membranbereich: Na+- und Ca²+-Kanäle Eintreffen des Aktionspotentials bewirkt Öffnung von Na+- und Ca²+Kanälen 2. Drastische Erhöhung der intrazellulären Ca²+-Konzentration • Bewirkt Exozytose der Transmitter-Vesikel: Freigabe und Transport der Vesikel zur präsynaptischen Plasmamembran à Verschmelzung der Vesikel mit der präsynaptischen Plasmamembran 3. Transmitterfreisetzung in den synaptischen Spalt • 6000-8000 Transmittermoleküle/Vesikel (= Quant des Transmitters) Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Prinzip der Erregungsübertragung 4. Diffusion der Transmittermoleküle durch den synaptischen Spalt zur subsynaptischen Membran • Anlagerung an die Bindungsstellen der Rezeptoren • Ligand-gesteuerte Ionenkanäle: Öffnung durch Liganden • Andocken des Liganden an Rezeptor bewirkt Konformationsänderung des Kanals à Steigerung der Permeabilität für Na+ oder K+ 5. Exzitatorisches postsynaptisches Potential (EPSP) • Als Folge des Na+-Einstroms in die subsynaptische Membran: Kurzzeitige Depolarisation (2 ms) mit anschliessender Repolarisation (10-15 ms) Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Prinzip der Erregungsübertragung Einzelerregung eines Neurons führt zu kleinem EPSP, dies ist nicht ausreichend zur Auslösung eines Aktionspotentials (Schwelle für Auslösung: 10-30 mV; niedrigste Schwelle: Axonhügel) Räumliche Bahnung: Zeitliche Bahnung: Gleichzeitige Aktivierung mehrerer exzitatorischer Synapsen Mehrfache, schnell aufeinander folgende Aktivierung einer Synapse (Summation einzelner EPSPs) à hohes EPSP à Überschreitung der Schwelle à Aktionspotential Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Prinzip der Erregungshemmung 1. ..., 2. ..., 3. ..., 4. ... 5. Inhibitatorisches postsynaptisches Potential (IPSP) Subsynaptische Ionenkanäle der hemmenden Synapsen unterscheiden sich von den exzitatorischen Synapsen: • Ausstrom von K+ oder Einstrom von Cl- • Zunahme der Negativität im Zellinneren • Hyperpolarisation Jede Hyperpolarisation entfernt das Membranpotential von der Schwelle für die Auslösung eines fortgeleiteten AP und vermindert damit die Erregbarkeit des Neurons Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Prinzip der Erregungshemmung Postsynaptische Hemmung: • gleichzeitige Aktivierung mehrerer erregender Synapsen führt zu einem überschwelligen EPSP (Auslösung eines AP) • bei vorausgeganger Aktivierung hemmender Synapsen wird die Schwelle nicht erreicht à EPSP-Verlagerung in Hyperpolarisationsrichtung: Verminderung der EPSP-Amplitude infolge der kompensatorischen Wirkung des K+-Ausstroms oder Cl--Einstroms auf den Na+-Einstrom Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Prinzip der Erregungshemmung Präsynaptische Hemmung: Aktivierung einer exzitatorischen Synapse Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Abnahme des EPSP, wenn kurz vor der Aktivierung der erregenden Synapse die inhibitorische, axoaxonische Synapse aktiviert wird Prinzip der Erregungshemmung Postsynaptische Hemmung: Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Präsynaptische Hemmung: Erregungsübertragung im Neuronenverband Neuronenketten Getrennte Ketten von exzitatorischen Neuronen Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Divergenz Konvergenz Über Axon-Kollaterale vernetzte Neuronenketten Erregungsübertragung im Neuronenverband Grundverschaltungen: Erregungsbegrenzung Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Unterdrückung der Erregungsweiterleitung in parallelen Neuronenketten Erregungsübertragung im Neuronenverband Kontrastbildung durch laterale Hemmung: Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 durch die Wirkung der inhibitorischen Neurone ist bei den Zielneuronen die Aktivierungszone von einem Hemmungsraum umgeben Ordnung muss sein! Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Anmerkung: Die folgenden Folien sollen bei Interesse ein tieferes Verständnis von 2nd-messenger-Systemen vermitteln. Der Inhalt ist nicht klausurrelevant! Zusatzfolien Second-messenger-Systeme Zusatzfolien 2nd-messenger-Systeme Im Folgenden werden verschiedene 2nd-messenger-Systeme dargestellt. Dabei spielen die metabotropen Rezeptoren eine wichtige Rolle, darüber hinaus gibt es jedoch andere Systeme, die nicht zwangsläufig auf einen Ionenkanal einwirken. Metabotrope Rezeptoren • Metabotrope Rezeptoren werden aktiv, wenn ein Transmitter bindet • Es wird dann eine Bindungsstelle für ein G-Protein ausgebildet • Dieses G-Protein (sog. Transduktor) wird nach seiner Bindung an den Rezeptor aktiviert und kann seinerseits einen primären Effektor aktivieren • Dieser wirft die Produktion des second messenger an à Veränderung intrazellulärer Vorgänge Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Zusatzfolien 2nd-messenger-Systeme Etwas genauer... Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Zusatzfolien 2nd-messenger-Systeme Nach diesem Prinzip funktionieren mehrere 2nd-messenger-Systeme Das allgemeine Schema und die drei am besten erforschten Systeme: das cAMP-System, das Phosphoinositol-System und das Arachidonsäure-System Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Zusatzfolien 2nd-messenger-Systeme Alle 2nd-messenger-Systeme dieser Art resultieren in strukturellen Veränderungen von Zielproteinen. Diese Veränderungen werden durch sogenannte Phosphorylierung erreicht: Die Anlagerung von Phosphorylgruppen führt zu Konformationsveränderungen, die einen Effekt auf die Funktionsweise des Proteins haben (z.B. Öffnung eines Ionenkanals durch Phosphorylierung). Dadurch ergeben sich Veränderungen des Membranpotentials. G-Proteine werden durch tiefergestellte Buchstaben genauer charakterisiert: Im cAMP-System wird die Adenylylcyclase stimuliert (Gs) oder inhibiert (Gi), GProteine im Phosphoinositol-System werden als Gq bezeichnet. Häufig findet man die Bezeichnung Go für nicht näher bezeichnete andere ("other") GProteine. Manchmal findet man die Bezeichnungen "s" bzw. "i" kombiniert mit "o" (z.B. Gi,o oder Gi/o), diese G-Proteine beeinflussen zwar Adenylycyclase als primären Effektor, lösen jedoch noch eine andere Wirkung aus, die sie von den "herkömmlichen" stimulierenden und inhibierenden G-Proteinen unterscheidet. Noch nicht identifizierte G-Proteine werden manchmal mit G? bezeichnet. Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Zusatzfolien 2nd-messenger-Systeme Andere second-messenger-Systeme: Die Rezeptortyrosinkinase unterscheidet sich von den oben genannten metabotropen Rezeptoren in struktureller und funktioneller Hinsicht. Strukturell: Die Rezeptortyrosinkinase durchspannt die Membran nur einmal, ist also ein vergleichsweise einfaches Protein. Funktionell: Die Phosphorylierung von Proteinen erfolgt direkt am Rezeptor (auf der cytoplasmatischen Seite), es wird also kein sekundärer Botenstoff erzeugt, sondern das Protein direkt phosphoryliert (streng genommen handelt es sich also nicht um ein 2nd-messenger-System). Die Gase Stickstoffmonoxid (NO) und Kohlenmonoxid (CO) stoßen eine Signalkaskade über die Synthese von cGMP (cyclisches Guanosin Monophosohat) an, der (wie cAMP) eine Proteinkinase aktiviert. CO und NO dringen leicht durch Membranen und wirken auf benachbarte Zellen, ohne dass dazu ein besonderer Rezeptor notwendig ist. Streng genommen ist die Bezeichnung 2nd messenger also auch für diese Substanzen unpassend, treffender wäre der Begriff transzellulärer Messenger (Kandel et al., 1995, S. 262). Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Zusatzfolien 2nd-messenger-Systeme Proteinphosphorylierung: Jedes dieser Systeme übt seine Wirkung auf die Zelle im wesentlichen über Proteinkinasen aus, die Proteine phosphorylieren (Proteinkinase = ein Enzym [Wortteil "-ase"], das ein Protein in Bewegung ["kinesis" = (griech.) Bewegung] bringt; Stichwort "Konformationsänderung", s.o.). Die Phosphorylierung von Proteinen kann mehrere Wirkungen haben, die wichtigsten sind: (1) Ionenkanal-Regulation: Durch die Phosphorylierung werden die Durchlasseigenschaften des Ionenkanals verändert. (2) Transkriptionsfaktor: Sehr dauerhafte Veränderungen der Zellphysiologie werden durch Eingriff in die DNA-Transkription erreicht. Beispielsweise können dann Proteine transkribiert werden, die Ionenkanalfunktionen dauerhaft werden. Dadurch kann z.B. die unter (1) genannte Regulation langfristig aufrechterhalten werden. (3) Regulation von Enzym-Aktivität: Enzyme, die dem Aufbau oder Abbau von in der Zelle benötigten Verbindungen (z.B. Neurotransmitter) dienen, können durch Phosphorylierung in ihrer Funktion gehemmt oder verstärkt werden. Dadurch steht der Zelle weniger oder mehr des Endproduktes zur Verfügung. Biopsychologie Vertiefung WS 07/08 Zusatzfolien 2nd-messenger-Systeme Die Wirkungen von 2nd-messenger-Systemen sind also sehr vielfältig und können sehr dauerhaft sein. Sie gehen über die schlichte Regulation von Ionenkanalfunktionen hinaus und können auf die gesamte Zellphysiologie Einfluss nehmen. Biopsychologie Vertiefung WS 07/08