Der neue Mobilkran GMK 7450
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Der neue Mobilkran GMK 7450
F K O r K a U n S e GROVE-ENTWICKLUNG FÜR DEN WELTMARKT Der neue Mobilkran GMK 7450 Der neue GMK 7450 ist nicht nur der bisher größte AT-Kran von Grove, sondern innerhalb des Konzerns auch die erste gemeinsame Entwicklung von amerikanischen und deutschen Konstrukteuren für den Weltmarkt. Mit dem 450-Tonner erweitert Grove die Produktreihe der 2- bis 6-achsigen Krane um einen leistungsstarken 7-Achser, der sich durch bewährte und neue technische Features auszeichnet. rem Zubehör separat transportiert werden. Durch diese Lösung ist es Grove gelungen, einen wendigen 7-achsigen 450-t-Kran zu entwickeln, der bezüglich der Tragfähigkeit näher an die 8-achsige 500-t-Klasse als an die 400-t-Klasse der 7-Achser herankommt. Der hohe Standardisierungsgrad ermöglicht eine Fertigung in den USA, in Deutschland oder – wie es gegenwärtig geschieht – in beiden Ländern. So wird der Unterwagen in Amerika, der Oberwagen mit dem Ausleger und den Wippspitzen in Deutschland montiert. „Verheiratet“ werden die Baugruppen dort, wo die Krane verkauft werden. ■ Dipl.-Ing. Jens Ennen ■ Dipl.-Ing. Gerhard Kaupert Gemeinsame Entwicklung Mit dem Zusammenlegen der Kapazitäten aus Deutschland und den USA verfolgte Grove das Ziel, innerhalb kurzer Zeit einen AT-Kran für den globalen Markt und dessen unterschiedliche Anforderungen zu entwickeln. Basis für die gemeinsame Entwicklung des GMK 7450, die unter der technologischen Führung der Deutschen Grove stand, waren standardisierte Entwicklungsprozeduren, einheitliche CAD(SDRC-Ideas) und Planungssysteme (Baan) an beiden Standorten Wilhelmshaven und Shady Grove sowie die Bereitschaft der Amerikaner, in metrischer Umgebung zu arbeiten. Der neue GMK 7450 (Bilder ➊ bis ➌) ist ein Kran, der nicht nur die unterschiedlichsten amerikanischen Anforderungen an die Achslasten erfüllt, sondern auch die in Europa geforderte maximale Achslast von 12 t einhält. Möglich wird dies u. a. durch folgende Optionen: 䉴 Schnelldemontagesystem für den Ausleger 䉴 leicht demontierbare hintere Abstützbox, hydraulisch verbolzt 䉴 leicht demontierbare vordere und hintere Abstützträger 䉴 Liftachsen, um die geforderten Achsabstände bei Straßenfahrt zu erzielen 䉴 nach hinten schwenkbarer und auf einem mehrachsigen Dolly ablegbarer Ausleger, mit und ohne Wippzylindervorspannung, zur Achslastverteilung 䉴 verbolzbare Nachlaufachse anstelle der hinteren Abstützbox. Um in Europa die Achslast von 12 t einzuhalten, muss die hintere Abstützbox demontiert werden. Dafür werden nur rd. 30 min benötigt; die Box kann dann zusammen mit den Gegengewichten und weite- 14 ➊ Der neue 7-achsige AT-Kran GMK 7450 ➋ Hauptabmessungen des GMK 7450 in Transportstellung ➌ Arbeitsbereiche des GMK 7450 bei einer Auslegerlänge bis zu 60 m www.hebezeuge-foerdermittel.de · Hebezeuge und Fördermittel, Berlin 43 (2003) 1-2 ➎ Federbeine im Vergleich; a) mit Durchlenkung b) mit Zwangshebel ➍ 3D-Konstruktion des Federbeins mit Lenkdurchführung Neue technische Lösungen Einzelradaufhängung (Megatrak) mit Lenkdurchführung Das in den Grove-Kranen eingesetzte Federbein hat sich mittlerweile über 10 Jahre bewährt. Somit gab es eigentlich keinen Grund, die bestehende Technik zu ändern. Trotzdem haben die Ingenieure in Wilhelmshaven das Federbein für den GMK 7450 optimiert und damit ihren Vorsprung in dieser Technologie weiter ausgebaut. Die Lösung, die bereits 1998 zum Patent angemeldet worden ist, sieht eine Lenkanordnung oberhalb der Federbeine mit einer Lenkdurchführung durch das Federbein vor (Bilder ➍ und ➎ ). Hierdurch konnten das Lenkgestänge und die Spurstangen aus dem Bereich unter dem Fahrzeugrahmen und somit aus dem Schmutzbereich verbannt werden. Ein weiterer für den GMK 7450 entscheidender Vorteil dieser Technik besteht darin, dass der Querschnitt des Kranträgers gegenüber dem Modell GMK 6300 erheblich vergrößert werden konnte (Bild ➏ ). So werden Tragfähigkeitswerte erreicht, mit denen der GMK 7450 fast so leistungsstark wie heutige 8-achsige Krane ist. Tafel ➀ verdeutlicht, welche Verbesserungen bezüglich der Rahmensteifigkeiten bei Beibehaltung der Blechdicken gegenüber dem GMK 6300 möglich sind. ECOS-Steuerung und Lastmomentbegrenzer EKS 5 mit Grafikdisplay Das bewährte Grove-Konzept, Kransteuerung und Lastmomentbegrenzung in zwei getrennten Hard- und Softwaresystemen zu realisieren, wurde beibehalten. Für beide Systeme wurde jedoch die Hardware auf den ak- Bereiten Sie der Seilzerstörung auf der Trommel ein Ende! Mit gehämmerten Casar Spezialdrahtseilen werden Sie unbesiegbar! www.casar.de Hebezeuge und Fördermittel, Berlin 43 (2003) 1-2 · www.hebezeuge-foerdermittel.de 15 O r K a U n S e ➀ Tafel Verbesserungen von Rahmensteifigkeiten im Vergleich mit dem GMK 6300 (vgl. Bild ) ➏ tuellen technischen Stand gebracht. Für ECOS (Electronic Crane Operating System) wird ein neuer Controller mit Einstufung in Sicherheitskategorie 3 (EN 954) verwendet. Dadurch kann auf Relais in den Ventilzweigen verzichtet werden, was wiederum den Verkabelungsaufwand immens verringert und so die Zuverlässigkeit des Kranes erhöht. Erstmals sind alle Komponenten des Kranes an ein CAN-Bus-Netzwerk (Bild ➐ ) angeschlossen. Der Verkabelungsaufwand wird nochmals reduziert, und eine Diagnose des Gesamtsystems ist durch eine (auch dem Kunden zugängliche) Servicesoftware per Laptop jederzeit möglich. Unterwagen 1 GMK 7450 vorn 100 % 105 % Sensorik Spitze 120 % Trägheitsmoment – Biegung 100 % 160 % 290 % Trägheitsmoment – Torsion 100 % 145 % 200 % Widerstandsmoment – Biegung 100 % 120 % 170 % 5 1 3 2 CAN 4 1 MMI Abstützung links Index 0 ESX-KAB Index 3 CAN 2 2 Display mit Tastatur ECOS ESX-OW Index 0 ESX-OW 2 Slave 1 1 Index 2 ESX-OW 2 Slave 2 1 Index 2 CAN 2 ESX-D1 AMP 15 pol. CAN 3 ESX-D1 AMP 9 pol. RS 232 RS 232 Kabine I/O-Platine Oberwagen Indes 5 RS 232 I/O-Platine Separatlenkung/ Niveau Index 2 CAN 6 Ausleger AMP 15 pol. RS 232 ➐ HS Pos. 0 Seillängengeber CAN 5 Beim GMK 7450 wurde das Lenkungskonzept des GMK 6300 übernommen und auf sieben Achsen erweitert. Das patentierte Konzept ermöglicht es auch bei Kranen in dieser Größenordnung, alle Achsen am Boden zu lassen und zu lenken. Bei Straßenfahrt werden die drei vorderen Achsen zusammen mit der 6. und 7. Achse gelenkt, d. h., diese Achsgruppen sind über ein Lenkgestänge miteinander gekoppelt, während die 4. und 5. Achse mit dem Rahmen verbolzt sind. Bei der Allradlenkung werden die hintere Achsgruppe (6/7) von der vorderen getrennt und die mittleren Achsen entriegelt. Die Lenkung erfolgt jetzt für die Achsen 4 und 5 sowie die Achsgruppe 6/7 CAN 3 2 Master 1 RS 232 CAN 1 CAN 4 I/O-Platine Fahrerhaus Indes 0 Allradlenkung 4 I/O-Platine Kabine/ Lenkungssystem Index 4 Neigungsgeber X-Achse: Index 0 Y-Achse: Index 1 Durch die CAN-Bus-Verbindung zu ECOS können sich die beiden Steuerungssysteme gegenseitig überwachen. CAN 1 Zentraleinheit Sensorik Hauptausleger MMI Abstützung rechts Index 1 GMK 7450 hinten Display mit Tastatur LMB ESX-UW Master 2 Index 4 I/O-Platine Abstützung vorn/ Niveau Index 1 GMK 6300 Querschnittsfläche Oberwagen EKS 5 I/O-Platine Abstützung hinten/ Verriegelung Index 3 ➏ ECOS wird über ein lichtstarkes TFTGrafikdisplay bedient. Durch den Verzicht auf Textanzeigen sind keine länderspezifischen Programme erforderlich. Des weiteren sind eine komfortable Arbeitsbereichsbegrenzung und ein Data-Logger-System erhältlich. Für die Lastmomentbegrenzung EKS 5 wurde ebenfalls ein Grafikdisplay verwendet. Durch die intuitiv bedienbare Benutzeroberfläche ist der Komfort für den Kranfahrer deutlich gestiegen. Fehleingaben werden verhindert, da das System nur noch sinnvolle Eingaben für die Rüstzustände zulässt. Die Zentraleinheit erhielt einen schnelleren Prozessor und deutlich mehr Speicherkapazität, um die vielfältigen Rüstzustände (Gegengewichte, Stützbasen, Spitzensysteme, Megalift) verwalten zu können. Gegenwärtig sind etwa 6500 verschiedene Tragfähigkeitstabellen verfügbar. Querschnittsvergleich der Unterwagen von GMK 6300 und GMK 7450 CAN 5 F K I/O-Platine Ausleger Index 6 HS Pos. 1 HS Pos. 2 Handset CAN 3 Das Handset kann an 3 verschiedenen Positionen installiert werden. ➑ Innenansicht der Krankabine (Bilder: Grove) elektronisch, wobei die 4. Achse über Sensoren von den vorderen drei Achsen und die 5. Achse von der hinteren Achsgruppe geführt werden. Die separate Lenkungsmöglichkeit der hinteren Achsen ermöglicht nicht nur einen kleineren Wenderadius, sondern auch den „Hundegang“-Betrieb. Des weiteren ist es durch den Verbleib aller Achsen am Boden möglich, den Kran auf der Baustelle mit einem größeren Gesamtgewicht (bis 180 t) zu verfahren. Die elektronische Steuerung der Allradlenkung wird ebenfalls durch einen ECOS-Baustein realisiert, der mit den anderen ECOS-Modulen über einen CAN-Bus kommuniziert. Dieser Baustein ist auch für die automatische Nivellierung des Kranes zuständig. Neue Oberwagenkabine CAN-Bus-Netzwerk Für den GMK 7450 wurde eine komplett 16 www.hebezeuge-foerdermittel.de · Hebezeuge und Fördermittel, Berlin 43 (2003) 1-2 Tafel ➁ Ausgewählte technische Daten des GMK 7450 Unterwagen Motortyp MB OM 502 LA Motorleistung Getriebetyp 420 kW bei 1800 min Antrieb/Lenkung 7 14 × 6 × 14 Quersperren 3, max. 4 Längssperren 2, max. 3 Bereifung max. Fahrgeschwindigkeit max. Steigfähigkeit Wenderadius Ausleger 14/16/20.5“ 85 km/h 36 % 16427 mm Wenderadius Kabine 15702 mm Länge über Ausleger 19622 mm Länge über Fahrgestell 15788 mm Breite 3000 mm Höhe 3990 mm Niveauausgleich 8760 mm Auslegerlängen – Hauptausleger – Auslegerverlängerung – Wippspitze Stützbreite voll ausgefahren 8900 mm Kranleistungen Stützbreite halb ausgefahren 6100 mm max. Hakenhöhe – Teleskopausleger – Auslegerverlängerung – Wippspitze 60 m 123 m 128 m max. Ausladung – Teleskopausleger – Auslegerverlängerung – Wippspitze 56 m 88 m 92 m 84 t -1 Allison HD 4076 Getriebeautomat Anzahl der Achsen Transportgewicht mit Bereifung 14.00 und 1-rolliger Hakenflasche, ohne Abstützbox Stützlänge Oberwagen Motortyp Motorleistung Seilzug MB OM 906 LA 190 kW bei 1800 min -1 125 kN Seillänge 460 m Seildurchmesser 24 mm Geschwindigkeiten: – Heben – Wippen – Drehen – Teleskopieren max. Gegengewicht 130 m/min 130 s/- 1,2°…+ 82° 0…1,1 U/min 420 s 120 t (11 Teile), Zusatz 40 t (4 Teile) - 120 mm/+ 160 mm neue Krankabine entwickelt (Bild ➑ ). Sie ist 300 mm breiter als die Standardkabine und erhielt ein moderneres Design mit einem großzügigen Raumangebot für den Kranfahrer. Zur Straßenfahrt ist die Kabine nach hinten schwenkbar. Entwicklungsschwerpunkt war die optimale Bedienbarkeit des Kranes durch den Fahrer. Mit Hilfe eines verstellbaren Instrumententrägers mit zwei Grafikdisplays sind 90 % der Kranfunktionen bequem zu bedienen. Die Anzahl der Bedienelemente wurde erheblich reduziert. Durch den Wegfall des konventionellen Armaturenträgers und die gleichzeitige Vergrößerung der Frontscheibe ist der Arbeitsbereich jetzt viel besser einseh- 60 m 12 m/70 m 25 m/73 m max. Tragfähigkeit mit max. Gegengewicht – Grundausleger 2,4 m/360 – HA–Länge 25,7 m 4 m/227 – HA–Länge 35,3 m 6 m/161 – HA–Länge 45,0 m 8 m/93 – HA–Länge 60,0 m 11 m/56 – Ausleger– verlängerung 14 m/38,5 t…30 m/5 – Wippspitze 22 m/25 t…34 m/3,8 t t t t t t t bar. Die Anordnung der Tür auf der Kraninnenseite erleichtert das Ein- und Aussteigen in jeder beliebigen Stellung des Oberwagens, und das Rüsten von Podesten ist nicht notwendig. Standardmäßig ist eine Klimaanlage installiert. Des weiteren ist die Kabine um 20° neigbar, Front- und Heckscheibe lassen sich öffnen. Vorgesehen ist, F K O r K a U n S e das neue Layout der Krankabine in schmalerer Bauform für jeden neuen AT-Kran von Grove einzusetzen. Technische Daten und Kompromisse In Tafel ➁ sind die wichtigsten technischen Daten des GMK 7450 zusammengefasst. Ein Kran für den globalen Markt erfordert auch Kompromisse, da in dieser Größenordnung viele Varianten nicht mehr ökonomisch wären. Ein Beispiel hierfür ist die Auswahl der Motoren, wobei sich Grove für Mercedes-Benz (MB) weltweit entschieden hat. Die Motoren OM 502 LA für den Unterwagen und OM 906 LA für den Oberwagen erfüllen die Emissionswerte der Richtlinien von Euromot sowie EPA/ CARB off-road. Wären EURO-III-Motoren ausgewählt worden, könnten diese Krane nicht in den USA vermarktet werden, da diese nicht den Anforderungen von EPA/CARB off-road oder on-road entsprechen. Dieser Umstand hätte einen großen Nachteil für den weltweiten Einsatz und den Gebrauchtkranverkauf nach Amerika mit sich gebracht, denn der Motor hätte vorher getauscht werden müssen. Beim Einsatz von Motoren, die nach EPA/CARB on-road zertifiziert worden sind, könnten die Krane nicht in Europa eingeführt werden. Der Einsatz der MB-Motoren wurde aufgrund der neuen EG-Richtlinie 2001/116/EG möglich, in der Mobilkrane jetzt als Sonderfahrzeuge der Kategorie N3 erwähnt werden. Die Einhaltung der Euromot-Richtlinie (97/68/EG) wird dort ausdrücklich für Mobilkrane auf europäischen Straßen anerkannt. Auch der abnehmbare hintere Abstützkasten stellt einen Kompromiss zwischen Amerika und Europa dar. Aber der Gewinn an Tragfähigkeit durch den Einsatz von rd. 7 t mehr Stahl in den tragenden Teilen bei dem kurzen und wendigen Kran lässt diesen Umstand mehr als vergessen. www.groveworldwide.com, Tel.: 04421/294-0 In Planung bei Grove Bis zum Jahresende 2002 wurden in den USA bereits acht GMK 7450 verkauft und fünf an Kunden ausgeliefert. In Europa soll der neue Kran auf der Intermat 2003 in Paris vorgestellt werden, potenzielle Kunden sind ebenfalls vorhanden. Erstmals wird dort auch die Sonderausrüstung MegaWinglift gezeigt, die Tragfähigkeitssteigerungen von bis zu 50 % auf Grund höherer Seitenstabilität ermöglichen wird. Zur Zeit wird diese Ausrüstung in Wilhelmshaven getestet. Der GMK 7450 war erst der Anfang von Gemeinschaftsprojekten der Deutschen Grove mit Grove USA sowie mit dem neuen Gesellschafter Manitowoc Crane Group in den USA. In Amerika steht der neue Autokran TMS 900 E kurz vor den ersten Auslieferungen. Er besteht aus einem in den USA entwickelten Unterwagen und dem kompletten Oberwagen des GMK 4075 einschließlich Ausleger und Spitzen. Damit ist der TMS 900 E der erste Autokran (truck mounted) mit einem verbolzten Ausleger (Twin-LockSystem). Er stößt vor allem in den USA auf großes Interesse, da der Unterwagen größere Achsabstände als ein herkömmlicher ATKran aufweist, um den dortigen Achslastvorschriften entgegen zu kommen. Weitere gemeinsame Aktionen sind auf dem Crawler-Sektor angedacht, um die in den USA erfolgreichen Raupenkrane von Manitowoc auch in Europa erfolgreich zu vermarkten. Die für den hiesigen Markt vorgesehenen Raupenkrane sollen in Zukunft Teile aus Europa erhalten und in Wilhelmshaven montiert werden. Dipl.-Ing. Jens Ennen ist Manager Control Technics bei der Deutsche Grove GmbH in Wilhelmshaven, Unternehmen der Manitowoc Crane Group Dipl.-Ing. Gerhard Kaupert ist Manager Engineering bei der Deutsche Grove GmbH in Wilhelmshaven, Unternehmen der Manitowoc Crane Group Lebensdauer von Stahldrahtseilen bei Mehrlagenwicklung Mehrlagig bewickelte Seiltrommeln kommen wegen des geringeren Bauraumes und der hohen Seilaufnahme auf Krananlagen, wie Mobilkranen, Turmdrehkranen oder im Offshore-Bereich, zum Einsatz. Allerdings sind die Seile bei der Mehrlagenwicklung im Vergleich zum Lauf über Seilscheiben einer wesentlich größeren mechanischen Beanspruchung ausgesetzt, die von vielen unterschiedlichen Schädigungsparametern, wie Belastungssituationen, Krangeometrie, Betriebsbedingungen der Anlage, Seilkonstruktion und Umgebungseinflüssen, abhängig ist. Das Institut für Fördertechnik und Logistik der Universität Stuttgart hat auf dem 1. Internationalen Stuttgarter Seiltag 2002 das Forschungsprojekt „Lebensdauer und Ablegereife bei Mehrlagenwicklung im Kranbau“ und entsprechende Versuchsergebnisse vorgestellt. Verglichen wurden die 18 Bruchbiegewechselzahlen aus den Einzelbiegeversuchen mit den Ergebnissen der Mehrlagenwicklung. Um es vorweg zu nehmen: Die Lebensdauerabnahme ist beträchtlich. Je nach Kombinationsintensität der Schädigungsparameter erreicht ein mehrlagig gewickeltes Seil teilweise nur 2 % (!) der Lebensdauer, die im Dauerbiegeversuch mit einer Scheibe erreicht wird. Dieser erhebliche Lebensdauerrückgang ergibt sich aus der Führung des Seiles. Der Hauptunterschied zu Biegungen des Seiles in der konstruktiv definierten Rundrille (DIN 15061) besteht bei der mehrlagig bewickelten Trommel darin, dass die Führung des Seiles nur durch das Bett aus den darunter liegenden Seilwicklungen gegeben ist. Dies und der direkte Kontakt der Seillagen untereinander führt in Kombination mit den Relativbewegungen der Seilwicklungen zueinander beim Spulen zu erhöhtem Verschleiß und damit zur Lebensdauerminderung gegenüber dem Lauf in der Rundrille. Als Lebensdauer verlängernd haben sich der Einsatz von Gleichschlagseilen bei gleichzeitiger Litzenverdichtung und die Wicklung des Seiles auf einer Lebus-Trommel herausgestellt. Der schräg zur Seilachse verlaufende Seilaußendraht verhindert ein direktes Verhaken der Drähte bei der zwangsläufigen Berührung der Seillagen, und die Litzenverdichtung gibt dem Seil eine glatte Oberfläche. Die Unterteilung des Lebus-Trommelumfangs in große Zonen, die parallel zum Trommelflansch liegen, und kleine, schräggestellte Steigungszonen nutzt die Tatsache, dass das Drahtseil in jeder Lage versucht, dem Bett seiner Unterlage zu folgen. Hier liegt das Seil im Gegensatz zur einfachen Seiltrommel in großen Bereichen parallel zum Flansch und sauber geführt durch die Windungen der jeweils unteren Lage. Der www.hebezeuge-foerdermittel.de · seitliche Versatz findet kontrolliert in zwei Steigungszonen statt, die sich auf der Trommel exakt gegenüberliegen, so dass auch keine Unwucht im Hubwerk entsteht. Trotzdem kann es auch an den Überkreuzungspunkten der Seillagen zu Seilschädigungen kommen, weil der auflaufende Strang gewaltsam weggedrückt wird. Hier sollte der Festpunkt an der Trommel gelöst und das Seil um einen gewissen Betrag gerückt werden. Dabei wird das Seilstück, das vorher auf der Lebus-Trommel parallel lag, jetzt in den Überkreuzungspunkt gelegt und das davor im Überkreuzungspunkt hochbelastete Seilstück nun seilschonend parallelgeführt. Das verlängert auch die Lebensdauer eines Seils. Zu beachten ist bei der Lebuswicklung, dass der Ablenkwinkel nach Angabe des Herstellers mindestens 0,25° und höchstens 1,25° betragen darf und die Seile unter Vorspannung aufgetrommelt werden sollten. T. Schade www.dolezych.de, Tel.: 0231/8285-18 Hebezeuge und Fördermittel, Berlin 43 (2003) 1-2