Fiktives Interview mit Fragen über meine Art zu Malen

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Fiktives Interview mit Fragen über meine Art zu Malen
Fiktives Interview mit Fragen über meine Art zu Malen:
Warum malen Sie ?
Die Frage könnte kompliziert zu beantworten sein, aber auch ganz
einfach:
Ich male, weil ich herausfinden möchte, ob ich auch als Maler genügend
Talent gehabt hätte.
Gehabt hätte ?
Weil ich in 50 Jahren Filmarbeit zu wenig zum Malen gekommen bin.
Also haben Sie schon immer gemalt ?
Gute Zeichenlehrer haben mich früh gefördert, ein mit 10 Jahren
gemalter 'Triumphzug' im Makartstil wurde sogar in einem Kunstbuch für
Jugendliche gedruckt. Durch privaten Zeichenunterricht habe ich viel
genauer Sehen gelernt. Parallel dazu war ich immer der 'KlassenPhotograph'.
Haben Sie sich später deshalb für den Film entschieden ?
Mit 18 Jahren begann ich eine Kombination von Fotografie und Malerei
in Form 'Surrealer Kompositionen'.
Die wurden im 'Strohkoffer' des Wiener Art Club ausgestellt.
Und ein paar davon hat neulich die 'Albertina' angekauft.
Was hat Sie, schon 1953, zu Ihrem ersten Bild inspiriert ?
Eine Postkarte mit dem Bild 'Early Sunday Morning' von Edward Hopper,
der damals den Preis der Biennale von Venedig erhielt. Ich sagte mir:
Das muss ich auch können! Leider musste ich einsehen, dass damals
die Maler des Phantastischen Realismus schon viel weiter waren und ich
mir das Akademiestudium nicht leisten konnte.
So musste ich mich für die Filmarbeit entschliessen, habe das Malen
aber nie aufgegeben.
Alte Liebe rostet nicht. Wann haben Sie weitergemalt ?
Immer wenn ich gerade keinen Film machen musste. Alle fünf bis zehn
Jahre. Plötzlich war da ein Motiv, z.B. in der 'Neuen Zürcher Zeitung'
1962. Ein schwarzweißes Pressefoto von einem Terroranschlag in
Algier. Das war für mich eine Herausforderung, auch eine spezielle
Aquarelltechnik zu entwickeln.
Und das Ölbild von 1963, 'Sailors in Spezia' ?
Entstand am Drehort meines Experimentalfilmes 'Sonne halt !'. Ich habe
alle Details vor Ort gezeichnet und in Zürich als Gemälde
zusammengefügt.
War es immer noch von Edward Hopper inspiriert ?
Das lange Querformat wie ein Cinemascopefilm, die exakte Lichtführung
wie mit Filmscheinwerfern, ja.
Aber erst Jahre später, 1974, habe ich in Köln in einem Bildband über
Hopper das Bild meiner Jugend wieder entdeckt: 'Early Sunday Morning'
- Sie sehen es dort an der Wand.
Edward Hopper hatte neulich in London und Köln eine viel
bestaunte Retrospektive.
Ich wollte das Bild schon 1976 in Originalgröße haben, weil es im New
Yorker 'Whitney Museum' unverkäuflich hängt, um 40 Mio. Dollar
versichert ist und ich der Einzige bin, der es quasi besitzt.
Es ist aber keine exakte Kopie ?
Nein, sondern eine werkgetreue Erweiterung, eine Paraphrase, in der ich
die Licht-Stimmung verstärkt und ein paar Details eingebaut habe, die
Hopper so nicht gesehen hatte. Schließlich habe auch ich mich weiter
entwickelt.
Deshalb heißt das Bild jetzt auch 'Die Kraft der Zeit'.
Also haben Sie versucht, sich langsam von Ihrem großen Vorbild zu
befreien ?
Ja, ich habe seine Freilicht-Technik studiert, als stünde er neben mir und
würde mich ständig korrigieren.
1991 bin ich, während einer Amerikareise für einen Film über 'UFOs', bis
nach Cape Cod gefahren, um seine Motive vor Ort nochmals zu
fotografieren, damit ich wirklich gesehen hatte, was er gesehen hat.
Wie kamen Sie dann zu ihren eigenen Malerei ?
Sicherlich hat mich mein Freund, der Maler Rudolf Hausner, sehr
beeindruckt. Das sieht man deutlich in der Farbgebung vom Portrait
'Peter Sloterdijk'. Aber sowas geschieht erst während dem Malvorgang.
Also bleiben unbewusste Einflüsse ?
Die sind wie Eierschalen, aus denen das Küken entschlüpfen muss. Erst
piepst man nach, was die Alten sungen, dann schleppt man sich
mühsam durch eine feindliche Welt, gewinnt an Selbstbewusstsein und
wagt es schließlich, selbst etwas zu erfinden.
Aber wieso dann das Thema 'Filmbilder' ?
Das sind nicht meine neuen 'Vorbilder', das sind Motive, wie früher für
viele Maler es die Landschaft war.
Ich sehe Szenen in einem Film, die einen einzigen Augenblick wie ein
Gemälde erscheinen lassen.
Also, wie beispielsweise dieses Bild dort, mit der Frau im roten Mantel.
Das war eigentlich Meryl Streep in blauem Mantel und Roy Scheider. Auf
ihrem Rücken trägt sie quasi ein Kreuz, das ihre Beziehung zum Partner
symbolisiert. Und er, mit den Streifen, sieht aus, wie ein Gefangener
seiner Gefühle.
Das Bild heißt jetzt 'Das Gewicht der Angst'.
Wie würden Sie selbst Ihre Art von Malerei bezeichnen ?
'Magischer Realismus', würde ich passend finden. Erklärungen zu den
Bildern finden Sie übrigens auf den Blättern 'Vom Filmbild zum Film im
Bild'.
Malen Sie denn jetzt nur mehr Filmbilder ?
Das war anfangs meine Absicht. Endlich nicht mehr zu filmen, sondern
Filmszenen zu malen.
Meine Filme waren thematisch und stilistisch um Jahre voraus, sodass
viele noch heute modern sind, nur hat sich das Fernsehprogramm so
drastisch verändert, dass ich mich kaum mehr weiter entwickeln könnte.
In der Malerei hingegen schon.
Und in welcher Weise werden Sie sich entwickeln ?
In dem ich verschiedene Motive und Stile versuche, sozusagen für jeden
Betrachter, oder Käufer, etwas.
Auch die sog. Abstrakte Malerei habe ich durchexerziert, aber sie
langweilt mich durch Vieldeutigkeit.
Ich hingegen will erzählen, so wie ich meine Filme erzählt habe. Der
Betrachter kann aus den Bildern auch quasi seinen eigenen Film
entwickeln. Figuren und Gegenstände sind erkennbar, wie auf der
Leinwand.
Was sie verknüpft, was sie sagen wollen, mag ihn an Gefühle erinnern,
die er im Kino verspürt hat.
Der große Maler Menzel hat einmal zum Dichter Fontane gesagt: "Der
Realismus ist die Kunst".
Das mag heute zwar nicht modern sein, aber ich versuche eine
zeitgemäße Deutung dieser Erkenntnis.
Wie heißt es ?: 'Zwei Wege führten in den dunklen Wald, ich wählte den,
der weniger begangen war.'