Auswirkungen einer Erhöhung der US-Leitzinsen auf die weltweiten
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Auswirkungen einer Erhöhung der US-Leitzinsen auf die weltweiten
Research Note 14. September 2015 Auswirkungen einer Erhöhung der US-Leitzinsen auf die weltweiten Aktienmärkte Research Note 14.09.2015 Dr. Christian Funke Vorstand / Fondsmanager (S4A) Matthias Habbel Geschäftsführer (HP&P) Prof. Dr. Lutz Johanning Aufsichtsratsvorsitzender (S4A) Source For Alpha (Deutschland) AG Zum Laurenburger Hof 76 60594 Frankfurt am Main [email protected] Habbel, Pohlig & Partner Vermögensverwaltung Sonnenberger Str. 14 65193 Wiesbaden [email protected] Lehrstuhl für Empirische Kapitalmarktforschung WHU – Otto Beisheim School of Management, Vallendar [email protected] Bedeutung eines Anstiegs der US-Leitzinsen für die Finanzmärkte Seit Ende der Finanzkrise hat die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den weltweiten Aktienmärkten mit einem historisch niedrigen Zinsniveau nahe Null sowie drei umfangreichen Anleihekaufprogrammen („Quantitative Easing“ / QE) massiv unter die Arme gegriffen. In den vergangenen Monaten hat die Fed nach dem Ende des dritten QE-Programms1 nun angefangen, behutsam die Weichen für eine nahende Zinswende und damit eine Normalisierung der Geldpolitik zu stellen. Viele Experten rechnen daher damit, dass sie nach der Sitzung am 16./17. September den Leitzins erstmals um ein Viertel Prozent anhebt und weitere Erhöhungen schrittweise folgen sollten. Für Investoren ergibt sich die Frage, was passiert, wenn die Zinsen in den USA erstmals seit langer Zeit wieder steigen. Viele Anleger befürchten, dass eine Straffung der Geldpolitik die Finanzmärkte im Allgemeinen und riskante Anlageklassen wie Aktien im Besonderen deutlich belasten könnte. Um zu analysieren, ob diese Angst begründet ist, haben wir die Auswirkungen der historischen Zinserhöhungszyklen in den USA auf die Finanzmärkte detailliert analysiert. 1 Für eine Analyse der Auswirkungen der geldpolitischen Maßnahmen auf den USD/EUR-Wechselkurs vgl. die Source For Alpha Research Note vom 30.07.2014 „Die kommende Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar? Überlegungen zur Geldpolitik“ (Link zum PDF-Dokument), für eine Analyse der Auswirkungen auf den Aktienmarkt vgl. die Research Note vom 25.03.2015 „Potentiell Auswirkungen der EZB-Anleihekäufe auf die weltweiten Aktienmärkte“ (Link zum PDFDokument) sowie für Analyse der Auswirkungen auf die Zinssätze vgl. die Research Note vom 05.05.2015: „Potentielle Auswirkungen der EZB-Anleihekäufe auf die langfristigen Zinssätze: Risiko eines Zinsanstiegs?“ (Link zum PDFDokument). 1|5 Research Note 14. September 2015 Reaktion der Kapitalmärkte während der Zinserhöhungszyklen der US-Notenbank Unsere Analyse basiert auf den sechs Zinserhöhungszyklen der Fed seit 1980.2 Abbildung 1 zeigt die jeweiligen Zinserhöhungszyklen inklusive ihres Start- und Enddatums sowie der jeweiligen Zinsentwicklung. Die verschieden Zinserhöhungszyklen waren alle geprägt von einer sich verbessernden gesamtwirtschaftlichen Lage im Vorfeld der ersten Zinserhöhung. Ein Blick auf die Übersicht in Abbildung 1 zeigt jedoch, dass sie in Dauer und Ausmaß der Zinserhöhung erheblich variierten. Im Durchschnitt dauerte ein Zinserhöhungszyklus ungefähr 14 Monate, in welchem die US Notenbank ihren Leitzins im Durchschnitt um 2.792 Basispunkte (2,79 Prozentpunkte) anhob. Zeitraum Beginn Ende Apr-1983 Aug-1984 Dez-1986 Sep-1987 Mrz-1988 Feb-1989 Feb-1994 Feb-1995 Jun-1999 Mai-2000 Jun-2004 Jun-2006 Durchschnitt Federal Reserve Leitzins (in %) Dauer (Monate) 16 9 10 12 11 23 14 Beginn Ende 8,500 5,875 6,500 3,000 4,750 1,000 11,500 7,3125 9,8125 6,000 6,500 5,250 Anstieg (bp) +3.000 +1.438 +3.313 +3.000 +1.750 +4.250 +2.792 Abbildung 1: Zinsanhebungszyklen der Federal Reserve seit 1980, Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis Abbildung 2: Durchschnittliche Wertentwicklung des US-Aktienmarktes in den 12 Monaten nach Beginn eines US-Zinsanhebungszyklus, Quelle: S4A-Berechnungen/ Thomson Reuters Interessant ist die Reaktion der Aktienmärkte während der jeweiligen Zinsanhebungszyklen. Obenstehende Abbildung 2 stellt dar, wie sich der US-Leitindex S&P 500 in den 12 Monaten nach der ers- 2 Wir fokussieren uns in unserer Analyse auf länger andauernden Zinserhöhungszyklen. Einmalige Zinserhöhungen wie bspw. die einmalige Anhebung des Leitzinses um 25 Basispunkte im März 1997 blenden wir aus. Vgl. für eine ausführliche Analyse bspw. Hochstein, Martin (2014): Lehren aus historischen Zinsanhebungszyklen der Federal Reserve, Global Capital Markets & Thematic Research, Allianz Global Investors, Oktober 2014. 2|5 Research Note 14. September 2015 ten Zinserhöhung entwickelt hat.3 Die Ergebnisse zeigen, dass die Befürchtungen vieler Investoren durch die Empirie nicht gestützt werden. Die vergangenen Zinserhöhungen der US-Notenbank hatten im Durchschnitt keine negativen Auswirkungen auf den amerikanischen Aktienmarkt. Im Gegenteil, während der ersten zwölf Monate nach der ersten Zinserhöhung ist der S&P 500 um durchschnittlich 11,4% gestiegen. Aufgrund der hohen Bedeutung der amerikanischen Volkswirtschaft ist zu erwarten, dass die Entscheidung der US-Notenbank auch Auswirkungen auf die anderen weltweiten Aktienmärkte haben sollte. Untenstehende Abbildung 3 zeigt exemplarisch, wie sich der deutsche Aktienindex (DAX) im Zuge der sechs Zinserhöhungszyklen verhalten hat. Die Ergebnisse zeigen auch hier, dass die amerikanischen Leitzinserhöhungen keine negative Auswirkungen auf den deutschen Aktienmarkt hatten: Im Durchschnitt stieg der DAX während der zwölf Monate nach der erstmaligen Zinserhöhung um durchschnittlich 15,4%.4 Abbildung 3: Durchschnittliche Wertentwicklung des deutschen Aktienmarktes in den 12 Monaten nach Beginn eines US-Zinsanhebungszyklus, Quelle: S4A-Berechnungen/ Thomson Reuters Kapitalmarktreaktionen auf den letzten Zinserhöhungszyklus der Fed Nach dem wir im vorangegangenen Abschnitt die durchschnittlichen Kapitalmarktreaktionen betrachtet haben, möchten wir im Folgenden die Kapitalmarktreaktionen auf den letzten Zinserhöhungszyklus detailliert exemplarisch betrachten. Eine Analyse des jüngsten Zinserhöhungszyklus bietet sich an, da anzunehmen ist, dass die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen am ehesten mit der derzeitigen Situation zu vergleichen ist. Untenstehende Abbildung 4 zeigt die Entwicklung der US-Leitzinsen seit Januar 2001. Zunächst hatte die US-Notenbank die Leitzinsen schrittweise immer weiter gesenkt. Dies war notwendig, da die amerikanische Volkswirtschaft im Zuge der geplatzten Technologieblase, der Anschläge auf das World Trade Center und der Angst vor einem bevorstehenden Krieg am Golf immer mehr in Schwierigkeiten geriet. Im Laufe der Jahre 2003/04 verbesserte sich die gesamtwirtschaftliche Lage der US-Wirtschaft immer weiter, so dass die Fed im Juni 2004 beschloss, die Zinsen wieder anzuheben. Diese Anhebung erfolgte schrittweise: Bis Juni 2006 wurde bei jeder der 16 folgenden Notenbanksitzungen der US-Leitzins jeweils um 0,25% erhöht. Eine Senkung der Zinsen fand erst im August 2007 statt, als die ersten Auswirkungen der Finanzkrise auf die US-Volkswirtschaft spürbar wurden. 3 Zinserhöhungszyklen, welche weniger als 12 Monate andauerten, werden in den Berechnungen lediglich bis zum jeweiligen Zyklusende berücksichtigt. 4 Der DAX wurde am 01.07.1988 eingeführt und für den 31.12.1987 auf 1.000 Indexpunkte normiert. Für den Zeitraum davor nutzen wir die Rückberechnung des DAX aus Thomson Reuters Datastream. 3|5 Research Note 14. September 2015 Abbildung 4: Leitzins der Federal Reserve von 2001 bis 2009, Quelle: Thomson Reuters Eine detaillierte Betrachtung der Aktienmarktrenditen während des Zinserhöhungszyklus bestätigt die ermittelten Durchschnittswerte des vorangegangenen Abschnittes. Untenstehende Abbildung 5 zeigt die Entwicklung des S&P 500 vom 30.06.2004 bis zum 30.06.2006. Der S&P 500 verteuerte sich in diesem Zeitraum um 15,6%. Auch im letzten US-Zinsanhebungszyklus hatten die Leitzinserhöhungen also keine negativen Auswirkungen auf den Aktienmarkt. Abbildung 5: Wertentwicklung der Aktienmärkte USA und Deutschland während des letzten US-Zinsanhebungszyklus von Juni 2004 bis Juni 2006, Quelle: Thomson Reuters Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die vergangenen Zinserhöhungen der US-Notenbank sowohl für den amerikanischen als auch den deutschen Aktienmarkt keine negativen Auswirkungen hatten. Im Gegenteil, innerhalb der ersten zwölf Monate nach der ersten Zinserhöhung konnten beide Indizes sowohl im Durchschnitt als auch im letzten Zinserhöhungszyklus deutlich zulegen.5 5 Bei der einzelnen Analyse aller sechs betrachteten Zinserhöhungszyklen zeigt sich, dass die US-Aktienkurse einzig und allein in den 12 Monaten nach der Zinsanhebung im Februar 1983 leicht fielen: Der S&P 500 verzeichnete eine Rendite von -3,6%. 4|5 Research Note 14. September 2015 Viele Anleger befürchten, dass eine Straffung der Geldpolitik die Aktienmärkte deutlich belasten wird. Eine Analyse der historischen Zinserhöhungszyklen der US-Notenbank zeigt aber, dass diese Sorge unbegründet ist. Deshalb ist es für Investoren ratsam, bei einer Einleitung der Zinswende durch die Fed nicht panisch die Aktienmärkte zu verlassen, sondern ihre Aktienquote gemäß ihrer persönlichen Risikopräferenzen auszurichten. Dies sichert langfristig den größten Investmenterfolg. Disclaimer Diese Darstellung wurde auf der Grundlage von öffentlich zugänglichen, internen Daten sowie andere als zuverlässig eingestuften Drittquellen erstellt. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit, Zuverlässigkeit, Aktualität oder Angemessenheit der Daten zu Investorenzwecken wird keine Gewähr oder Haftung übernommen. 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Eine Wertentwicklung in der Vergangenheit darf nicht als Hinweis oder Garantie für die zukünftige Wertentwicklung angesehen werden. Schwankungen im Wert der zugrunde liegenden Finanzinstrumente, deren Erträge sowie Veränderungen der Zinsen und Wechselkurse bedeuten, dass der Wert von Anteilen in einem Fonds sowie die Erträge daraus auch innerhalb kurzer Zeiträume deutlich nach unten oder oben schwanken können und nicht garantiert sind. Die hierin enthaltenen Bewertungen beruhen auf mehreren Faktoren, unter anderem auf den aktuellen Preisen, der Schätzung des Werts der zugrunde liegenden Vermögensgegenstände und der Marktliquidität sowie weiteren Annahmen und öffentlich zugänglichen Informationen. Grundsätzlich können Preise, Werte und Erträge sowohl steigen als auch fallen und Annahmen und Informationen sich ohne vorherige Vorankündigung ändern. 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