Usability-Kriterien für Suchmaschinen

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Usability-Kriterien für Suchmaschinen
Usability-Kriterien für Suchmaschinen
(Ursula Schulz)
Die nachfolgenden Usability-Kriterien wurden aus Studien zur Nutzung von Suchmaschinen
unterschiedlicher Art abgeleitet (vgl. Quellenverzeichnis). Sie werden für die Zielgruppe des
sogenannten ‚gelegentlichen Nutzers‘ 1 empfohlen: z.B. Nutzer von Internetsuchmaschinen,
Nutzer von Suchfunktionen auf komplexen Websites, OPAC-Nutzer in Bibliotheken, Nutzer
von allgemeinen und Fachdatenbanken. Die Kriterien sind auf Suchtools unterschiedlicher
Ausprägung sinngemäß anwendbar. Sie gelten nicht für Informationsexperten, die eigene
Anforderungen an ihre Werkzeuge stellen; ebenso wenig gelten sie für professionelle
Datenbankanwender, die sich Schulungen unterziehen.
1 Zweck und Besonderheiten der Suchmaschine
(klare, knappe Aussage über Zweck und Umfang des Suchtools)
1.1
Der Kunde erkennt sofort, dass es sich um eine Suchmaschine handelt.
1.2
Der Kunde erkennt unmittelbar (z.B. durch Überfliegen eines kurzen Textes), um was
für einen Typ von Suchtool es sich handelt (Suchroboter, Web-Katalog mit
Suchfunktion, Meta-Suchmaschine, OPAC ...).
1.3
Der Kunde erkennt unmittelbar (durch Überfliegen), auf welchen Bereich sich seine
Suche beziehen wird (gesamtes WWW, ein Web-Katalog, eine Website, eine Sub-Site,
eine umfangreiche Treffermenge).
1.4
Wenn die Suchmaschine spezialisiert ist (thematisch / geographisch /
zielgruppenspezifisch / auf bestimmte Ressourcentypen eingeschränkt ...), erkennt dies
der Kunde unmittelbar.
1.5
Falls die Suchmaschine sich von allgemein bekannten Suchmaschinen-Konventionen
abhebt, erkennt der Kunde innerhalb von 10 Sekunden (durch Überfliegen), welchen
Zweck und welche Funktion dieses besondere Suchtool hat und wie er von der
Innovation profitieren kann.
1.6
Die URL ist einfach und leicht im Gedächtnis zu behalten.
2
Die Benutzungsoberfläche für die Eingabe
(minimalistisches Interface)
1
H. Kubicek und W. Taube: Die gelegentlichen Nutzer als Herausforderung für die Systementwicklung. In:
Informatik-Spektrum (1994) 17: 347-356.
2.1
Es gibt eine einfache Default-Suche und eine Suchfunktion für Experten (Advanced
Search).
2.2
Die Default-Suche ist sofort sichtbar auf der Einstiegsseite oben platziert.
2.3
Die Default-Suche besteht aus einem einzigen Eingabefeld.
2.4
Es gibt einen (erwartungskonformen) Button mit einem unmissverständlichen Label:
z.B. suchen, finden (englisch: search, find, find it, go).
2.5
Es ist für den Anfänger unmöglich, aus Versehen in die 'Advanced Search' zu geraten.
2.6
Es gibt in der 'Advanced Search' einen sofort erkennbaren Hinweis darauf, dass es sich
hier um eine Funktion für erfahrene Anwender handelt.
2.7
Jede Seite des Suchtools hat ein Eingabefeld für die Default-Suche oder einen 'Neue
Suche'-Button.
2.8
Die Länge des Eingabefeldes zeigt an, ob/dass auch längere Eingaben, z.B. Buch- oder
Filmtitel akzeptiert werden.
2.9
Es gibt eine klare, kurze Aufforderung mit Beispiel, falls die Eingabeformulierung
Beschränkungen unterliegt.
2.10
Falls auch bei der Default-Suche Filter angeboten werden müssen, sind sie a) auf ein
notwendiges Minimum reduziert, b) als Radio Buttons präsentiert (keine Pull-DownMenüs).
2.11
Falls auch bei der Default-Suche Filter angeboten werden müssen, ist die DefaultEinstellung "alle" (z.B. eingestellt auf Durchsuchen aller Aspekte, aller Datenbanken,
aller Ressourcentypen etc.).
2.12
Es wird keine Verwendung von irgendwelchen Operatoren erwartet (boolesche
Operatoren, Abstandsoperatoren, Trunkierungszeichen ...).
3
Die Verarbeitung der Eingabe
(Fehlertoleranz)
3.1
Die Suchmaschine erkennt und verhandelt Tippfehler.
3.2
Die Suchmaschine gibt Hilfen für weitere oder alternative Suchtermini.
3.3
Ein gestufter Algorithmus sorgt dafür, dass Eingaben ohne Operatoren im Sinne einer
größtmöglichen Relevanz interpretiert werden (z.B. Die Eingabe wird zunächst als
Phrase interpretiert, dann als AND-Verbindung, dann als OR-Verbindung).
3.4
Häufige Anfragen erhalten eine Sonderbehandlung, indem der Kunde zu einer Liste
von kommentierten 'browsable links' geführt wird, die sein Anliegen aufgreifen.
3.5
Aus anderen Suchmaschinen allgemein bekannte Syntax- und Operator-Konventionen
werden erkannt und sinnvoll aufgefangen (z.B. durch Toleranz gegenüber Varianten
oder durch Rückfragen an den Kunden).
3.6
Der Curser ist im Suchfeld; d.h. der Kunde muss nicht erst in das Suchfeld klicken.
3.7
Die Eingabe kann auch durch die Enter-Taste abgeschickt werden.
4
Die Ausgabe der Ergebnisse
(erwartungskonforme Antworten)
Die Ergebnisanzeige
4.1
Die Antwortzeit liegt unter 10 Sekunden.
4.2
Der Kunde erkennt unmittelbar, dass er eine Antwort erhält: Das Ergebnis wird auf
einer neuen Seite oder in einem neuen Fenster angezeigt.
4.3
Wenn die Ergebnisse in einem neuen Fenster angezeigt werden, wird dies deutlich
gemacht durch reduzierte Größe des Fensters.
4.4
Die Ergebnisanzeige gibt eine Rückmeldung über die verwendeten Suchkriterien (z.B.
auch wenn Synonyme automatisch in die Suche einbezogen wurden).
4.5
Die Ergebnisanzeige gibt eine Rückmeldung darüber, in welchem Bereich (WWW,
Website, Sub-Site, vorherige Ergebnismenge) gesucht wurde.
4.6
Die Ergebnisanzeige gibt eine Rückmeldung über die Anzahl der Treffer.
4.7
Die Ergebnisliste ist relevanzsortiert.
4.8
Die Sortierung ist unmittelbar erkennbar.
4.9
Die Liste ist dublettenbereinigt.
4.10
Die gefundenen Ressourcen sind in der Ergebnisliste durchnummeriert.
4.11
Der Kunde kann durch Highlighting der Suchtermini erkennen, warum seine
Ergebnisse Treffer sind.
4.12
Die Information über gefundene Ressourcen oder Waren ist ohne Hilfe verständlich,
d.h. der Kunde erkennt die Funktion der Informationseinheiten in den Beschreibungen.
4.13
Die Information über gefundene Ressourcen oder Waren ist zweckmäßig (d.h. an den
Interessen der Kunden orientiert) und ausreichend für eine Relevanzbeurteilung durch
den Kunden.
4.14
Ein Aufruf der Detailinformation bietet zusätzlich einen Link zu ähnlichen Ressourcen
oder verwandten Waren.
4.15
Es gibt keine toten Links (404-Meldungen).
Zu viele Treffer
4.16
In dieser Situation werden sinnvolle, verständliche und leicht bedienbare Filter
angeboten.
4.17
Der Kunde kann ggfl. klar erkennen, dass er innerhalb seiner Treffermenge
weitersucht.
Null-Treffer-Meldungen
4.18
Die 0-Treffer-Meldung ist deutlich sichtbar, kurz und verständlich.
4.19
Sie unterscheidet sich deutlich von Seiten mit Trefferanzeigen.
4.20
Die 0-Treffer-Seite gibt eine Rückmeldung über die verwendeten Suchkriterien (z.B.
auch wenn Synonyme automatisch in die Suche einbezogen wurden).
4.21
Die 0-Treffer-Seite gibt eine Rückmeldung darüber, in welchem Bereich (WWW,
Website, Sub-Site, vorherige Ergebnismenge) gesucht wurde.
4.22
Der Kunde hat nicht das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, sondern er erhält eine
knappe höfliche Erklärung.
4.23
Der Kunde erhält Vorschläge, was er als nächstes tun kann, um sein Problem zu lösen.
4.24
Die 0-Treffer-Seite verlinkt zu einer FAQ-Seite oder zu einer Seite mit Suchtipps und
Beispielen.
4.25
Die 0-Treffer-Seite bietet ein Eingabefeld für eine neue Suche.
5
Hilfestellungen und Rückmeldungen
(transparentes Interaktionsdesign)
Rückmeldungen bei 0 Treffern siehe unter Null-Treffer-Meldungen
5.1
Die Sprache von Buttons, Labels, Systemrückmeldungen und Hilfestellungen ist
allgemein verständlich (wenig Text, leicht überfliegbare kurze Sätze, kein Fachjargon,
wenig Werbung).
5.2
Die Hilfestellungen sind kontextsensitiv, knapp, hilfreich strukturiert (leicht
überfliegbar) und in der Sprache des Kunden abgefasst (ohne Fachjargon).
5.3
Die Hilfestellungen beinhalten einfache, leicht verständliche Beispiele.
5.4
Die Fehlermeldungen sind höflich, in der Sprache des Kunden (ohne Fachjargon) und
konstruktiv (Vorschläge für weiteres Vorgehen).
5.5
Dem Kunden ist an jeder Stelle klar,
• welchen Weg er gekommen ist,
• welche Funktionen/Optionen ihm weshalb in diesem Moment zur Verfügung
stehen,
• wie er sie nutzen kann
• und was geschehen wird, wenn er sie nutzt
5.6
Optionen (wie z.B. Filter) sind kontextsensitiv, d.h. sie werden dann und nur dann
angeboten, wenn es in der gegenwärtigen Recherchesituation zweckmäßig ist.
5.7
Der Kunde erhält nach jeder Aktion eine deutlich erkennbare und verständliche
Systemrückmeldung, so dass er weiß, wie das System seine Aktion interpretiert hat
und was durch die Verarbeitung seiner Eingabe geschehen ist.
5.8
Die Suchmaschine gibt terminologische Hilfestellungen bei der
Rechercheformulierung.
5.9
Es gibt eine Seite, die FAQs (frequently asked questions) beantwortet.
5.10
Ein (menschlicher) Ansprechpartner ist schnell und einfach erreichbar, der bei
Schwierigkeiten individuell weiterhilft.
6
Zusätzliche allgemeine Usability Standards
61.
Allgemein bekannte Web-Standards werden eingehalten (z.B. erwartete Platzierung
wesentlicher Objekte wie Eingabefeld oben rechts oder in der Mitte, Links in
unterstrichener blauer Schrift, serifenlose Schriftart, pannenlose Darstellung in 2 Jahre
alten Versionen unterschiedlicher Webbrowser).
6.2
Das Design ist attraktiv und einladend (gefällige, gedeckte Farben, genügend 'white
space', wenige und schnellladbare Grafiken, keine Animation, große Schrift).
7
Accessibility
Wer blinde und sehbehinderte Kunden nicht ausschließen will, muss zusätzlich Kriterien für
(Web) Accessibility beachten. Ressourcen zu diesem Thema findet man u.a. bei der Web
Accessibility Initiative (WAI): WAI Resources <http://www.w3.org/WAI/Resources/> (Last
updated 11 October 2001 by Judy Brewer). Interessant in diesem Zusammenhang ist ein
Gesetzesentwurf der deutschen Bundesregierung zur Schaffung barrierefreier Lebensräume –
Zitat daraus: „... Das Internet ist barrierefrei zu gestalten. Jeder User sollte es nutzen können nicht nur unabhängig vom Betriebssystem....“ Quelle: Bundesregierung Deutschland (Hrsg.):
Behinderte Menschen gehören in die Mitte unserer Gesellschaft
<http://text.bundesregierung.de/frameset/IxNavi.jsp?nodeID=581> - Meldung vom 31.8.2001.
Quellen
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Online: wysiwyg://152/http://www.zdnet.com/zdnn/stories/news/0,4586,2667216,00.html
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Oktober 1999. Online: http://www.eurekalert.org/pub_releases/1999-10/PS-Ssws-041099.php
(aufgerufen: 4.11.2001).
Hertzberg, Scott und Lawrence Rudner: The Quality of Researchers‘ Searches of the ERIC
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