Wie Mitarbeiter entlohnt werden können
Transcrição
Wie Mitarbeiter entlohnt werden können
Ergänzungs-Lerneinheit 1: Wie Mitarbeiter entlohnt werden können Ergänzungs-Lerneinheit 1 Wie Mitarbeiter entlohnt werden können Der Lohn eines Mitarbeiters soll den Anforderungen des Arbeitsplatzes und der Leistung entsprechen. In der Praxis spielt auch die Qualifikation des Mitarbeiters, die familiäre Situation und die Dauer der Unternehmenszugehörigkeit für die Bemessung des Entgelts eine Rolle. Seit Jahrzehnten wird ferner diskutiert, in welchem Ausmaß Arbeitnehmer am Erfolg des Unternehmens beteiligt werden sollen. Lernen 1 Arbeitsstudien und Arbeitsbewertung Die optimale Gestaltung und die Bewertung von Arbeitsplätzen Unter dem Begriff der Arbeitsstudien fasst man heute Verfahren zusammen, die folgenden Auf gaben dienen: ● der rationellen Arbeitsgestaltung (Bewegungsstudien, Arbeitsablaufstudien, Arbeitsge staltungsstudien, Arbeitsplatzstudien); ● der Leistungsvorgabe mithilfe der Arbeitszeitstudien, Belastungsstudien und Leistungs studien; ● der Arbeitsbewertung mithilfe der Arbeitswertstudien. Wichtige Teilgebiete der Arbeitswissenschaften sind auch die Arbeitspsychologie, die Arbeitsphysiologie, die Arbeitsmedizin, die Arbeitshygiene, die Arbeitspädagogik, die Arbeitstechnologie und die Arbeitssoziologie. Die Arbeitsstudien sind das Hauptgebiet der Arbeitswissenschaften, deren Ziel es ist, Erkennt nisse für die optimale Gestaltung des Einsatzes der körperlichen und geistigen Kräfte der Men schen zu liefern. Mithilfe der Arbeitsbewertung sollen die Arbeitsentgelte nach dem Schwierigkeitsgrad der ein zelnen Arbeitsverrichtungen gestaffelt werden. Die Arbeitsbewertung geht von bestimmten Anforderungen aus, die eine Arbeitsverrichtung an einen arbeitenden Menschen stellt. Die wichtigsten Anforderungsarten sind im sogenannten „Genfer Schema“ zusammengefasst. Das Hauptproblem der Arbeitsbewertung ist die Gewichtung der Anforderungsarten, d. h. die Frage, ob z. B. Höchstanforderungen im Bereich Verantwortung mehr oder weniger wert sind als Höchstbelastungen im Bereich der körperlichen Anforderungen usw. Das Problem ist ungelöst. Betriebs- und Volkswirtschaft HLW IV 253/1 2 Personalmanagement Alle SbX-Inhalte zu dieser Lerneinheit finden Sie unter der ID: 4530. Lernen Üben Die Arbeitsplatz bewertung hat in Österreich nur geringe Verbreitung. Sie kommt jedoch in anderen Industriestaaten (z. B. Deutschland, USA) häufiger vor. Sichern Wissen Arten von Arbeitsanforderungen nach dem Genfer Schema Hauptmerkmale Untermerkmale (Anforderungsarten) Geistige Anforderungen 1. Fachkenntnisse 2. Nachdenken (geistige Beanspruchung) Körperliche Anforderungen 3. Geschicklichkeit 4. Muskelbelastung 5. Aufmerksamkeit (Belastung der Sinne und Nerven) Verantwortung für 6. Betriebsmittel und Erzeugnisse 7. Sicherheit und Gesundheit anderer 8. Arbeitsablauf Arbeitsbedingungen (Umwelteinflüsse) 9. Temperatur 10. Wasser, Feuchtigkeit, Säure 11. Verschmutzung (Öl, Fett, Schmutz, Staub) 12. Gase, Dämpfe 13. Lärm, Erschütterung 14. Blendung, Lichtmangel 15. Erkältungsgefahr, Arbeiten im Freien 16. Unfallgefährdung 2 Entlohnung Der Lohn soll anforderungsgerecht und leistungsgerecht sein. (1) Die „gerechte“ Entlohnung Die Entlohnung soll der Leistung entsprechen. Man nennt diesen Grundsatz der Übereinstim mung von Entlohnung und Leistung das Äquivalenzprinzip, d. h., die Entlohnung soll „gerecht“ sein. Dabei kann auf verschiedene Aspekte der Leistung Rücksicht genommen werden: Eine Bildschirm präsentation mit allen Grafiken dieser Lerneinheit finden Sie unter der ID: 4531. „Gerechte“ Entlohnung anforderungsgerecht leistungs gerecht sozial gerecht marktgerecht qualifikationsgerecht „Gerechte“ Entlohnung Zu diskutieren ist, welche Anforderungen und Leistungen höher zu bewerten sind: körperliche oder geistige Leistung, ungünstige Arbeits bedingungen, Verantwortung etc. Das Gehaltsschema des öffentlichen Dienstes ist z. B. fast ausschließlich an der Qualifikation und an der Dauer des Dienstverhältnisses orientiert: Je höher die Qualifikation (Studien abschluss, Matura, Fachschule, Lehre etc.) und je länger die Dauer Dienstzeit, desto höher das Gehalt. 253/2 ● Der Lohn soll anforderungsgerecht sein, d. h., er soll der Arbeitsschwierigkeit entsprechen. ● Der Lohn soll leistungsgerecht sein, d. h., er soll der Menge und der Qualität des Arbeits ergebnisses entsprechen. Dazu kommen aber weitere Grundsätze: ● Der Lohn soll sozial gerecht sein, d. h., es sollen beim Lohn das Lebensalter, der Familien stand, bezahlter Urlaub, Krankheit, Unfall, Nachtarbeit, Sonn- und Feiertagsarbeit und Über stunden berücksichtigt werden ● Der Lohn soll marktgerecht sein, d. h., er soll so hoch sein wie der Lohn für gleiche Posi tionen in anderen Unternehmen. ● Der Lohn soll qualifikationsgerecht sein, d. h., er soll der angebotenen persönlichen Qualifi kation des Mitarbeiters entsprechen. Nach diesem Grundsatz soll ein Mitarbeiter mit höherer Qualifikation mehr Gehalt bekommen als jemand mit geringeren Qualifikationen, auch wenn er die gleichen Aufgaben ausführt. Moderne Lohnsysteme versuchen, alle Anforderungen zu berücksichtigen. Sie sind daher oft sehr komplex. Betriebs- und Volkswirtschaft HLW IV Ergänzungs-Lerneinheit 1: Wie Mitarbeiter entlohnt werden können (2) Leistungsgerechte Entlohnung und Leistungsbewertung Aufgabe der Leistungsbewertung ist es, individuelle Mehrleistungen der Mitarbeiter, die ja durch die Arbeitsbewertung unberücksichtigt bleiben, zu ermitteln. Die Leistungsbewertung erfolgt durch Wahl einer Lohnform. Lohnformen Leistungslohn Zeitlohn Akkordlohn Der Abschnitt (2) ehandelt zunächst b die klassischen Entlohnungssysteme (Zeitlohn, Leistungslohn) und gibt dann einen Überblick über moderne Systeme der Entlohnung (Erfolgsbeteiligung, Cafeteria-Systeme). Einzelakkord Gruppen akkord Berechnung als: Lohnformen – Zeitakkord – Geldakkord Prämienlohn z. B.: – Qualitätsprämie – Termin prämie – Ersparnis prämie a)Zeitlohn Die Entlohnung erfolgt nach der Dauer der Arbeitszeit (Stunde, Woche, Monat). Zwischen Lohn höhe und der Leistung besteht in der Regel keine feste Beziehung, es wird jedoch eine ange messene Normalleistung vorausgesetzt. b)Leistungslohn Beim Leistungslohn besteht eine direkte Beziehung zwischen Lohnhöhe und Leistung. ● Akkordlohn In der Praxis sind zwei Verfahren in Verwendung: der Geldakkord (Stückgeldakkord) und der Zeitakkord (Stückzeitakkord): Beim Geldakkord wird für die Leistungseinheit (Stück, Verrichtung …) ein bestimmter Geld betrag (Geldsatz) festgelegt. Der Lohn errechnet sich aus Menge (Stückzahl) × Geldsatz. Beim Zeitakkord ist der Stundenlohn für die Normalleistung eines Akkordarbeiters (Akkordrichtsatz) höher als der Zeitlohn für vergleichbare Arbeiten. Es wird eine höhere Leistungs beanspruchung durch die Akkordarbeit angenommen. Beim Zeitakkord wird für die Erstellung einer Leistung, einer Arbeitsverrichtung, eine be stimmte Durchschnittszeit (Vorgabezeit), die vergütet wird, vorgegeben. Der Zeitakkord wird nach folgender Formel ermittelt: L=A×V×M L =(Stunden-)Lohn, A = Menge (gefertigte Stückzahl) pro Stunde, V=Vorgabezeit (in Minuten), M = Minutenfaktor Errechnung des Minutenfaktors: Tariflicher (kollektivvertraglicher) Mindestlohn pro Zeiteinheit + 15 %–25 % Akkordzuschlag Beachten Sie: Der Mindestlohn entspricht dem Zeitlohn; es kann aber auch aufgrund betrieblicher Vereinbarung der Akkordrichtsatz sein. = Grundlohn oder Akkordrichtsatz : 60 = Minutenfaktor Auch wenn die Normalleistung nicht erreicht werden sollte, wird der tarifliche Mindestlohn gezahlt (der Akkordlohn wird zum Zeitlohn). Betriebs- und Volkswirtschaft HLW IV 253/3 2 Personalmanagement Die Leistungsbewertung erfolgt durch die Wahl der Lohnform. Lernen Üben Sichern Wissen Beispiel: Zeitakkord ● tariflicher Stundenlohn Akkordzuschlag Minutenfaktor (M) Vorgabezeit Stückzahl Lohn (L) Der Zeitakkord ist heute beim Akkordlohn der Regelfall. € 8,– 20 % (8 + 1,60) : 60 = 0,16 5 Min. (Normalleistung daher 12 Stück pro Stunde) 14 Stück/Stunde 14 × 5 × 0,16 = € 11,20 Die Vorteile des Zeitakkords gegenüber dem Geldakkord sind: ● Dem Arbeitnehmer wird die Vorgabezeit bekanntgegeben. Er kann daher leichter beurteilen, welche Anforderungen an ihn gestellt werden. ● Bei Änderungen des Tariflohnes braucht nur der Minutenfaktor geändert zu werden. Die Ermittlung der Vorgabezeiten beim Akkordlohn Da ein Akkordlohn nicht auf Bestleistungen, sondern auf Normalleistungen und auf einem nor malen Arbeitstempo aufbauen muss, ist es wichtig, durch exakte Zeitmessungen (Zeitstudien) den durchschnittlichen Zeitaufwand für eine Arbeitsverrichtung festzustellen. Zerlegung der Arbeitszeit nach REFA Auftragszeit T Rüstzeit tr Ausführungszeit ta = m · te Zeit je Einheit te Rüstgrundzeit trg Rüsterholungszeit trer Zerlegung der Arbeitszeit nach REFA Grundzeit Rüstverteilzeit trv Erholungszeit ter tg Tätigkeitszeit Wartezeit tt tw Verteilzeit tv Die Auftragszeit setzt sich aus Rüstzeit und Ausführungszeit zusammen. Sowohl Rüstzeit als auch Ausführungszeit lassen sich in Grund-, Erholungs- und Verteilzeit gliedern. ● Rüstzeit: Zeit für die Vorbereitung der notwendigen Arbeiten (z. B. Umstellen der Ma schine). ● Ausführungszeit: Zeit für die eigentliche Tätigkeit (Drehen, Schleifen, Hobeln, Montieren etc.). ● Grundzeit: Zeit für die planmäßige Ausführung der Arbeit. Sie gliedert sich in Tätigkeitszeiten und Wartezeiten (planmäßige Wartezeiten). ● Erholungszeiten sind jene Zeiten, die notwendig sind, um die Ermüdung auszugleichen, die durch die Arbeit selbst verursacht wurde (z. B. kann ein Bauarbeiter nicht 8 Stunden am Tag ununterbrochen graben). ● Verteilzeiten berücksichtigen unregelmäßig auftretende Störungen im Arbeitsablauf. (Zum Beispiel das Messer einer Drehbank muss ersetzt werden, die Nadel einer Nähmaschine bricht, Stillstand der Maschine durch kurzfristigen Stromausfall etc.) 253/4 Betriebs- und Volkswirtschaft HLW IV Ergänzungs-Lerneinheit 1: Wie Mitarbeiter entlohnt werden können Die Verteilzeiten können noch unterschieden werden in sachliche Verteilzeiten (Zeiten für kurzfristige Störungen oder kleine Wartungsarbeiten an der Maschine), persönliche Verteilzeiten (Zeiten für persönliche Angelegenheiten des Arbeitnehmers, die nicht unmittelbar zur Arbeitsaufgabe gehören – z. B. Gang in das Personalbüro). Gruppenleistungslohn Kann die Leistung des Einzelnen in einer Gruppe nicht ermittelt werden, so muss die individuelle Leistungslohnabrechnung (Einzelakkord, Einzelprämie) durch Gruppenleistungslöhne (Gruppen akkord, Gruppenprämie) ersetzt werden. Der Leistungslohn eines Gruppenmitgliedes wird in zwei Stufen errechnet: ● Berechnung des Gesamtlohnes der Gruppe ● Verteilung des Gruppenlohnes auf Gruppenmitglieder Der Gruppengesamtlohn wird wie bei der Einzellohnberechnung ermittelt. Die Verteilung auf die Gruppenmitglieder kann unter anderem erfolgen nach ● Köpfen (bei gleicher Beteiligung aller Mitglieder und gleichen Grundlöhnen), ● tariflichen Grundlöhnen (bei verschiedenen Lohnsätzen), ● zeitlicher Beteiligung. c) Prämienlohn Beim Prämienlohn wird neben dem Grundlohn (Zeitlohn oder Akkordlohn) eine Prämie gewährt, deren Höhe von einer objektiv feststellbaren Mehrleistung abhängig ist. In der Praxis finden besonders die Mengenprämie und die Maschinen nutzungsprämie Anwendung. Häufige Erscheinungsformen sind: ● Mengenleistungsprämien ● Qualitätsprämien (z. B. Unterschreitung der Normalausschussquote) ● Ersparnisprämien (z. B. höhere Ausbeute von Rohstoffen, Einsparung von Energie) ● Nutzungsprämien (z. B. hoher Auslastungs- oder Nutzungsgrad von Anlagen) ● Terminprämien (für die Einhaltung von Fertigstellungsterminen) Beispiel: Nutzungsprämie einer Dreherei ● In der Dreherei einer Maschinenfabrik soll die Kapazitätsnutzung verbessert werden (d. h., die Maschinenstillstände sollen vermindert werden). Erwünscht und erreichbar ist ein Nutzungsgrad von 80 %. Nach umfangreichen Untersuchungen und Verbesserung der Ablauforganisation wird eine Ist-Nutzung von 60 % im monatlichen Durchschnitt ermittelt. Prämientabelle Leistungsstufen 0 1 2 3 4 5 6 7 Der Prämienlohn ist heute sehr häufig, da in der automatisierten Fertigung der Einfluss der Arbeiter auf die Menge gering ist. Nutzungsgrad (%) Prämienlohn bis 60 60,1–62 62,1–64 64,1–66 66,1–68 68,1–72 72,1–76 76,1–80 Prämiengrundlohn ” ” ” ” ” ” ” + 0,5 % Prämie + 1,0 % ” + 1,5 % ” + 2,0 % ” + 4,0 % ” + 6,0 % ” + 8,0 % ” d)Andere Entgeltformen In der betrieblichen Praxis sind noch weitere Entgeltformen üblich, die meist zusätzlich zum Grundlohn bzw. -gehalt gezahlt werden. ● Provisionen Der Mitarbeiter wird prozentuell am Wert bestimmter Geschäfte beteiligt (z. B. Umsatzprovi sion). ● Tantiemen Der Mitarbeiter wird prozentuell am Gewinn bestimmter Geschäfte beteiligt. Betriebs- und Volkswirtschaft HLW IV 253/5 2 Personalmanagement Beim Gruppenleistungslohn können sich Spannungen zwischen mehr und weniger leistungsfähigen oder leistungswilligen Gruppenmitgliedern ergeben. Lernen Üben Sichern Wissen ● Gratifikationen Sondervergütungen, die der Arbeitgeber seinen Mitarbeitern zusätzlich zum regulären Ent gelt z. B. als Anerkennung zahlt (z. B. Bilanzgeld für die Erstellung des Jahresabschlusses). ● Zulagen Zusätzliche Lohn- und Gehaltsbestandteile, hauptsächlich zum Ausgleich von beruflichen Nachteilen (z. B. bei Nacht- und Schichtarbeit, gefährlichen Arbeiten), sozialen Belastungen (Familienstand, Kinderzahl) oder für die Übernahme bestimmter Funktionen. e)Erfolgsbeteiligungen In manchen Betrieben werden Mitarbeiter zusätzlich zu ihrem „normalen“ Entgelt am Unter nehmenserfolg beteiligt. Man erwartet sich von den Arbeitnehmern dadurch vor allem eine gesteigerte Einsatzfreude und unternehmerisches Denken (d. h. Kostenbewusstsein, Gewinn orientierung). Die folgende Grafik gibt einen Überblick über die Möglichkeiten der Erfolgsbeteiligung: Erfolgsbeteiligung Leistungsbeteiligung z. B. Beteiligung an – Produktionsmenge – Kostenersparnis Ertragsbeteiligung z. B. Beteiligung an – Umsatz – Nettoertrag Gewinnbeteiligung z. B. Beteiligung an – Jahresüberschuss – ausgeschüttetem Gewinn Erfolgsbeteiligung Die Gewinnbeteiligung ist in Österreich eher selten. 2008 waren nur 6 % der Arbeitnehmer am Kapital ihres Unternehmens beteiligt, weitere 6 % erhielten eine Gewinnbeteiligung. Von den drei genannten Möglichkeiten hat die Gewinnbeteiligung die größte praktische Be deutung. Bei der Durchführung sind besonders folgende Fragen zu klären: ● Welcher Gewinn soll als Beteiligungsgrundlage verwendet werden? (Vergleichen Sie dazu die staffelförmige Gewinnermittlung in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung.) ● Wie soll dieser Gewinn zwischen Arbeitgebern (= Eigentümern) und Arbeitnehmern verteilt werden (Aufschlüsselung)? ● Welchen Anteil erhält der einzelne Mitarbeiter (gleicher Betrag für alle, im Verhältnis der Löhne/Gehälter)? ● Wie soll die Gewinnbeteiligung ausgezahlt werden (bar, in Form einer Kapitalbeteiligung, z. B. in Aktien des Unternehmens)? Eine Variante der Erfolgsbeteiligung ist das „Cafeteria-System“. Bei Cafeteria-Systemen erhalten die Mitarbeiter die Möglichkeit, aus einem vorgegebenen An gebot an Entgelt- und Sozialleistungen ein nach ihren persönlichen Bedürfnissen ausgewähltes Paket an Leistungen zusammenzustellen. Folgende Leistungen werden den Mitarbeitern angeboten: ● Barzahlung ● Abgeltung in Freizeit (kürzere Wochenarbeitszeit, längerer Urlaub, Langzeiturlaub, frühere Pensionierung) ● Versicherungsleistungen (Krankheits-, Invaliditäts-, Lebensversicherung) ● höhere Pensionszahlungen ● Sachleistungen (Dienstwohnung, Dienstwagen, Sportmöglichkeiten) ● Gewinnbeteiligung ● Kapitalbeteiligung ● Arbeitgeber-Darlehen Der Arbeitgeber erwartet sich von dieser individuellen Entgeltgestaltung eine höhere Leistungs motivierung der Mitarbeiter und eine stärkere Identifikation mit dem Unternehmen. 253/6 Betriebs- und Volkswirtschaft HLW IV Ergänzungs-Lerneinheit 1: Wie Mitarbeiter entlohnt werden können (3) Entgeltsysteme in der Praxis Generell orientieren sich die Entgeltsysteme an vier Komponenten: ● Funktion/Qualifikation (Arbeitsschwierigkeit, notwendige Ausbildung) ● Leistung (Qualität und Quantität der erbrachten Leistung) ● Soziale Faktoren (z. B. Dienstalter, Familienstand) ● Tätigkeitsspezifische Zulagen (Schmutz, Gefahren etc.) Die technische Entwicklung bringt es jedoch mit sich, dass Ferner ist umstritten, ob Löhne für die gleiche Arbeit von der Dauer der Firmenzugehörigkeit abhängen sollen. Lohnsysteme werden daher immer mehr zu Zulagen- und Prämiensystemen. Beispiel Lohnsystem bei Opel-Austria: ● Opel-Austria hat in langjähriger Arbeit folgendes Lohnsystem entwickelt: Einstelllohn Dieser wird durch Lohnvergleiche mit dem Arbeitsmarkt des Einzugsbereichs des Unternehmens und mit Unternehmen der gleichen Branche festgelegt. Durch die folgenden Zulagen kann sich der Einstelllohn um bis zu 40 % erhöhen: Flexibilitätszulage Sie hängt von der Anzahl der Maschinen ab, die der Mitarbeiter bzw. die Mitarbeiterin beherrscht. Damit soll sichergestellt werden, dass die Mitarbeiter je nach Bedarf von einem Team in ein anderes Team wechseln können. Zulage für Fachkönnen Sie bemisst sich nach – den Kenntnissen der Qualitätskriterien und der Arbeitsorganisation, – Fähigkeiten bei der Maschinenwartung und der Maschinenreparatur, – Kenntnissen der Instandhaltungs- und Reparaturplanung. Zulage für persönliche Aktivitäten Sie hängt ab von der Beurteilung der Entwicklung der – Sozialkompetenzen, – Kommunikationsfähigkeit, – Teamfähigkeit, – Problemlösefähigkeit sowie der – Mitwirkung beim kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Produktivitätsbeteiligung Diese wird jährlich zwischen dem Betriebsrat und der Unternehmensleitung je nach der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens ausgehandelt und beträgt bis zu 5 %. Wie zu ersehen ist, soll das System vor allem die Weiterbildung der Mitarbeiter anregen. (Quelle: WIFI-Schriftenreihe Nr. 91; F. Meusburger Hrsg.: Entgeltsysteme, Wien 2000) 3 Personalcontrolling Das Personalcontrolling formuliert und kontrolliert wirtschaftliche und soziale Ziele des Personaleinsatzes. Das Personalcontrolling bezieht immer häufiger auch soziale Ziele ein. Wie in allen betrieblichen Leistungsbereichen ist es auch im Personalmanagement wichtig, die ökonomischen Aspekte nicht außer Acht zu lassen und die Effizienz der gesetzten Maßnahmen zu messen und zu steuern. Das Personalcontrolling hat die Aufgaben, ● zu kontrollieren (z. B. in welchem Ausmaß die gesetzten Ziele erreicht wurden), ● alle Entscheidungsträger und Interessengruppen des Personalmanagement zu informieren (z. B. durch den Aufbau eines umfassenden und detaillierten Personalinformationssystems, Betriebs- und Volkswirtschaft HLW IV 253/7 2 Personalmanagement ● Qualifikationen dauernd veralten und verändert werden müssen, ● Menge und Qualität der Leistung von den Produktionsmitteln bestimmt werden und nicht unmittelbar beeinflusst werden können, ● Gefährdungen und außerordentliche Belastungen am Arbeitsplatz durch gesetzlich vorge schriebene und freiwillige Maßnahmen immer geringer werden. Lernen Üben Sichern Wissen das die Erfassung, Verarbeitung, Aufbereitung und Bereitstellung aller für das Personal management relevanten Informationen sicherstellt), ● zukünftige Handlungsalternativen auszuarbeiten und den Einsatz von Instrumenten des Per sonalmanagements zu steuern. (1) Personalkennzahlen (Übersicht) Für die Personalkennzahlen gibt es mehrere Möglichkeiten der Systematisierung: ● Nach der Perspektive der jeweiligen Interessenpartner Die Unternehmer betrachten vordringlich die betriebswirtschaftliche Effizienz (z. B. die Ar beitsproduktivität). Die Mitarbeiter stellen die soziale Effizienz (z. B. die Arbeitszufriedenheit) in den Mittelpunkt ihres Interesses. ● Nach Instrumenten des Personalmanagements. Diese Kennzahlen sollen im folgenden Abschnitt auszugsweise dargestellt werden. (2) Personalbedarf und Personalstruktur Die Personalstruktur beschreibt die Zusammensetzung des Personals. Je nach Unternehmen sind unterschiedliche Aspekte (wie z. B. Funktionen, Regionen, Ausbildung, Geschlecht) wichtig. Kennzahlen (Beispiele) Erläuterung bzw. Formel Netto-Personalbedarf Personal-Sollbestand – Personal-Istbestand Frauenquoten (in %) Zahl der Frauen × 100 Gesamter Personalstand Durchschnittsalter der B elegschaft Summe Lebensalter der Mitarbeiter Gesamter Personalbestand (3) Personalbeschaffung Diese Kennzahlen beschreiben Personalbewegungen (Eintritte, Austritte, innerbetriebliche Ver änderungen) sowie die damit verbundenen Kosten. Kennzahlen (Beispiele) Erläuterung bzw. Formel Einstellungsquote in % Zahl der Einstellungen Zahl der Bewerbungen Effizienz der B eschaffungswege Verhältnis der Kosten eines Beschaffungsweges (z. B. Personalberater) zu der Anzahl der tatsächlichen Einstellungen über diesen Beschaffungsweg Personalbeschaffungskosten je Eintritt Wie viel kostet im Durchschnitt die Neuaufnahme eines Mitarbeiters (Inserate, Arbeitszeit der Personalabteilung und anderer im Aufnahmeprozess beteiligten Mitar beitern) (4) Personaleinsatz Diese Kennzahlen beschreiben im Wesentlichen den Unterschied zwischen den vertraglich ge regelten und den tatsächlich geleisteten Arbeitszeiten. Abweichungen entstehen vor allem auf grund von ungeplanten Ausfallzeiten (Streik, erhöhter Krankenstand, Kurzarbeit bei schlechter Auslastung) sowie aufgrund von Überstunden. 253/8 Kennzahlen (Beispiele) Erläuterung bzw. Formel Überstundenquote in % Zahl der Überstunden × 100 Soll-Arbeitszeit in Stunden Quote der effektiven Arbeitszeit in % Ist-Arbeitszeit (in Stunden) × 100 Soll-Arbeitszeit (in Stunden) Betriebs- und Volkswirtschaft HLW IV Ergänzungs-Lerneinheit 1: Wie Mitarbeiter entlohnt werden können (5) Personalerhaltung und Leistungsanreiz Kennzahlen (Beispiele) Erläuterung bzw. Formel Fluktuationsrate in % Zahl der Abgänge × 100 Durchschnittlicher Personalbestand Krankheitsquote in % Krankheitsausfall (in Tagen) × 100 Soll-Arbeitszeit (in Tagen) Unfallhäufigkeit Anzahl der Unfälle in einer b estimmten Zeit Erfolgsbeteiligung je Mitarbeiter in € ausgeschüttete Erfolgsbeteiligungen Anzahl der Mitarbeiter (6) Personalentwicklung In diesem Kennzahlenbereich geht es hauptsächlich um den effizienten Einsatz von Mitteln zur Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter. Kennzahlen (Beispiele) Erläuterung bzw. Formel Anteil der Personalentwicklungskosten Personalentwicklungskosten × 100 an den Gesamtpersonalkosten in % Gesamtpersonalkosten Jährliche Weiterbildungszeit pro Mitarbeiter Gesamtzahl der in Anspruch genommenen W eiterbildungstage Gesamter Personalbestand (7) Personalkostenplanung Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Verhältnis der Personalkosten zu anderen Kennzahlen des Unternehmens. Kennzahlen (Beispiele) Erläuterung bzw. Formel Personalintensität in % Gesamte Personalkosten × 100 Umsatz Personalkosten je Mitarbeiter in € Gesamte Personalkosten Zahl der Mitarbeiter (8) Personalbeurteilung In diesem Bereich des Personalmanagements ist es besonders schwierig, quantitative Daten zu erfassen, da Leistung sich nicht nur in Zahlen ausdrücken lässt. Über die Kennzahlen hinaus muss man hier also auch qualitative Daten (z. B. über Interviews etc.) erfassen. Die hier gezeigten Beispiele für Personalkennzahlen stellen nur eine kleine Auswahl von Kennzahlen dar, die im Bereich des Personalmanagements möglich sind. Kennzahlen (Beispiele) Erläuterung bzw. Formel Umsatz pro Beschäftigten in € Umsatz Zahl der Mitarbeiter Wichtig bei diesen Kennzahlen ist, dass Klarheit darüber herrscht, ● was genau gemessen werden soll, ● wie man diese Größe objektiv messen kann, ● womit man diese Zahl vergleicht (mit Zahlen aus vergangenen Jahren, mit geplanten Zahlen, mit Zahlen vergleichbarer Betriebe usw.) und ● welche Maßnahmen man ergreifen kann, wenn die Zahlen von den gewünschten Werten abweichen. Betriebs- und Volkswirtschaft HLW IV 253/9 2 Personalmanagement Diese Kennzahl gibt Auskunft über Betriebsklima und Mitarbeitermotivation. Lernen Üben Sichern Wissen Üben – Anwenden Praxisbezogene Fallbeispiele Ü 1: Welche der folgenden Aussagen wird eher richtig sein? Beziehen Sie in Ihre Überlegungen auch die Motivationstheorie von Herzberg ein. a) Wer schlecht bezahlt wird, ist wahrscheinlich mit seiner Arbeit unzufrieden. b)Wer gut bezahlt wird, ist wahrscheinlich mit seiner Arbeit zufrieden. Ü 2: Wo wird eine gute Bezahlung eher für die Arbeitszufriedenheit entscheidend sein? a) In einem Land, in dem das Lohnniveau sehr niedrig ist (z. B. in einem Entwicklungsland). b)In einem Land, in dem vergleichsweise sehr hohe Löhne bezahlt werden (z. B. in Deutschland oder in Dänemark). Ü 3: Ihnen stehen folgende Angaben zur Ermittlung eines Akkordlohnes zur Verfügung: Stundenlohn laut Tarif: € 7,20; Akkordzuschlag 20 %; Vorgabezeit pro Stück 8 Minuten. In 40 Arbeitsstunden wurden 250 Stück gefertigt. Welcher Betrag wird der Berechnung des Wochenlohnes zugrunde gelegt werden? Ü 4: Warum nimmt die Bedeutung des Prämienlohnes im Vergleich zum Akkordlohn zu? Ü 5: Die Landmaschinenfabrik „Agrokultur-AG“ will für ihre Mitarbeiter ein Erfolgsbeteiligungssystem entwickeln. Formulieren Sie die wichtigsten Punkte eines derartigen Systems schlagwortartig. Ü 6: Sie sind Mitarbeiter/in der Personalabteilung und sollen einen kurzen Vortrag über moderne Ent lohnungssysteme vor der Geschäftsleitung halten. Stellen Sie dabei auch einen Zusammenhang zwischen den Motivationstheorien und den Gestaltungsmöglichkeiten für Entgeltsysteme her. (Gestaltungshinweis: Bereiten Sie 2 bis 3 Folien mit einer Präsentations-Software vor.) Ü 7: Erhebungsaufgabe Suchen Sie im Internet zwei aktuelle Geschäftsberichte (z. B. eines Kreditinstituts und eines In dustrie- oder Handelsbetriebs). Berechnen Sie alle Personalkennzahlen, die sich aufgrund der veröffentlichten Zahlen berechnen lassen, und vergleichen Sie sie: ● Bei welchen Kennzahlen gibt es gravierende Unterschiede? Können Sie Ursachen dafür in den Geschäftsberichten erkennen? ● Bei welchen Kennzahlen gibt es weitgehende Übereinstimmung? Woran könnte das liegen? ● Zu welchen Bereichen werden üblicherweise keine Zahlen veröffentlicht? Was vermuten Sie, ist die Ursache dafür? NEU! Weitere Übungsaufgabe im SbX Ü8 mit automatischer Aufgabenkontrolle ID: 4532 Ü 8: Entlohnung Lösen Sie Aufgaben zum Thema Entlohnung anhand eines Fallbeispiels! erledigt 4 Ü8 253/10 Betriebs- und Volkswirtschaft HLW IV Ergänzungs-Lerneinheit 1: Wie Mitarbeiter entlohnt werden können Sichern Entlohnung Faire Entlohnung soll folgende Kriterien erfüllen. Sie soll sein: Lohnformen Entgeltsysteme in der Praxis Personal controlling Grundsätzlich unterscheidet man bei den Lohnformen Zeit- und Leistungslohn sowie Erfolgsbeteiligungen. Moderne Entgeltsysteme sind sehr komplex. Sie orientieren sich an: – – – – Funktion/Qualifikation (Arbeitsschwierigkeit, notwendige Ausbildung) Leistung (Qualität und Quantität der erbrachten Leistung) Soziale Faktoren (z. B. Dienstalter, Familienstand) Tätigkeitsspezifische Zulagen (Schmutz, Gefahren etc.) Das Personalcontrolling unterstützt die Überprüfung der Effizienz der im Bereich Personal management gesetzten Maßnahmen. Wichtige Personalkennzahlen sind: – Nettopersonalbedarf – Frauenquote – Personalbeschaffungskosten/Eintritt – Fluktuationsrate – Krankheitsquote in %, Krankenstand in Tagen – Unfallhäufigkeit SbX Eine Audio-Wiederholung mit Audio-Player und MP3-Download sowie eine Bildschirmpräsentation mit allen Grafiken dieser Lerneinheit finden Sie unter der ID: 4533. ID: 4533 Wissen Aufgaben zur Lernkontrolle W 1: Welche Anforderungen werden an einen gerechten Lohn zu stellen sein? W 2: Welche klassischen und welche modernen Systeme der Entgeltgestaltung kennen Sie? W 3: Was ist der Unterschied zwischen Prämienlohn und Akkordlohn? W 4: Welche Möglichkeiten der Erfolgsbeteiligung kennen Sie und welche Schwierigkeiten ergeben sich dabei? Betriebs- und Volkswirtschaft HLW IV 253/11 2 Personalmanagement – anforderungsgerecht: durch Arbeitsbewertung – leistungsgerecht: durch Leistungsbewertung – sozial gerecht: durch Berücksichtigung des Familienstandes (überwiegend durch staatliche Maßnahmen) – verteilungsgerecht: z. B. durch Gewinnbeteiligung – marktgerecht: durch Vergleich mit den Unternehmen der gleichen Branche Lernen Üben Sichern Wissen W 5: Unter welchen Leistungen kann ein Mitarbeiter bei einem Cafeteria-System wählen? W 6: Erklären Sie die folgenden Begriffe: ● Rüstverteilzeit ● Grundzeit ● Auftragszeit W 7: Welche Aufgaben hat das Personalcontrolling? W 8: Wie kann man Personalkennzahlen systematisieren? W 9: Warum ist es so schwierig, Kennzahlen für den Bereich Personalbeurteilung zu errechnen? 253/12 Betriebs- und Volkswirtschaft HLW IV