Das Besondere " Spezial Frankereich " - Barbarie-Ente
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Das Besondere " Spezial Frankereich " - Barbarie-Ente
L ÄNDERREPORT FRANKREICH LZ 39 1. Oktober 2010 Geflügel 60 L.D.C. startet Freilandhähnchen-Alternative. Soulard und Euralis zeigen ihre Stärken bei Barbarie und Foie-Gras. Molkereiprodukte 64 Die Laiteries H. Triballat zieht den Hattrick mit Desserts, Faisselle und Ziegenkäse. Lebensmittel Zeitung Feinkost 68 Fleury Michon setzt auf Surimi, Pierre Schmidt auf Flammkuchen, Aoste auf Snackings und Alliance Charcutière auf Rillettes. 57 Wein/Champagner 71 Ob von der Loire, aus dem Languedoc oder Roussillon, die Kellereien haben sich neu aufgestellt, Bio ist Thema. Thienot präsentiert Canard Duchêne. Sial 2010 ruft zum Branchentreff Paris. Von Sonntag, 17. Oktober, bis Donnerstag, 21., wird in diesem Jahr wieder der Pariser Sial auf dem Ausstellungsgelände Paris Nord Villepinte internationaler Treffpunkt der Lebensmittelindustrie sein. Die Messeleitung rechnet mit rund 148 000 Fachbesuchern, daüber die Hälfte internationale Gäste aus 185 Ländern. Der Sial 2010 versteht sich als weltweit wichtigster Branchentreff der Ernährungswirtschaft in diesem Jahr und Referenz für Einkäufer auf der Suche nach französischen und internationalen Lieferanten und Partnern genauso wie für alle Marktakteure aus den Bereichen Vertrieb, Außer-HausMarkt, Import-Export und Industrie. Das Trend- und Innovationsforum Observatoire Tendances & Innovations (Halle 6) wird als ein Muss für die Besucher ausgelobt, geht es dort doch um aktuelle und künftige Konsumtrends sowie die Möglichkeit, 985 innovative Produkte der Aussteller kennenzulernen, welche im Vorfeld der Messe von Innovations- und Food-Spezialisten ausgewählt wurden. Im Observatoire Tendances & Innovations gibt es zudem erstmals täglich Vortragsveranstaltungen, vor allem für Händler, die sich für Innovationen bei Handelsmarken, Konsumtrends, Innovationsanalysen nach Land und Produktkategorien und Innovationen in der Gastronomie interessieren. Auch wird es wieder den Sial d’Or geben – mit 39 internationalen Erfolgen. js lz 39-10 Frankreichs Nahrungsmittelproduzenten stellen Wertebwusstsein in den Dienst der Vermarktung ihrer Produkte | Paris/Düsseldorf. Mit einem Exportvolumen von 5,6 Mrd. Euro und einem Anteil von 13 Prozent war Deutschland 2009 der erste Absatzmarkt für französische Lebensmittel, vor Belgien und Italien. Pro Jahr werden 2,5 Mio. hl Wein und Spirituosen, 126 000 t Käse, 390 000 t Gemüse und 180 000 t Obst aus französischer Produktion nach Deutschland exportiert. Weltweit ist Frankreich drittgrößter Exporteur für Lebensmittel. Diese Zahlen nennt die Sopexa S.A. Deutschland in Düsseldorf auf Anfrage. In Frankreich hat die Landwirtschaft eine lange Tradition. Das Land gilt als größter Agrarproduzent Westeuropas. Mit insgesamt 30 Mio. ha wird mehr als die Hälfte der gesamten Landesfläche landwirtschaftlich genutzt. js/lz 39-10 F I R MEN 72 73 70 67 75 71 74 72 70 62 74 74 63 69 65 75 73 L.B.C./Alliance L.D.C./Procanar Lab. Oenol. Thiollet Maille/Unilever Nayandei Pierre Schmidt Prince de Bretagne Rians Sopexa Soulard Syndicat Neufchâtel Triballat Val d’Orbieu Vignerons Caractère Vignerons Catalans Vign. Rivesaltais Wilms/Impuls VIGNERONS DE C ARACTÈRE, L.D.C., J. SCHALINSKI Mit neuen Konzepten an den Markt Deutschland bleibt Hauptabsatzmarkt Advini AIVB-LR Aoste / CFG Brianchon Canard-Duchêne Cave de Tain Cazes Chapoutier Charbonneaux Cicar CIVR Dom Brial Euralis/Rougié Fleury Michon Fromi Groupe Thiénot Inter Oc Mehr als Spezialitäten: Die Klassiker der französischen Tischkultur suchen neue qualiätsbewusste Verbraucher. 69 60 75 70 74 68 58 64 58 62 67 64 73 72 74 74 70 Ü ber Nachhaltigkeit ist schon viel geschrieben worden; es ist ein globales Thema. Diesem kann sich keine Branche entziehen, niemand, zumal mittlerweile ein Klimawandel Platz greift, von dessen Ausmaß wir uns seit wenigen Jahren erst eine Vorstellung machen, Wissenschaftler indes schon sehr genau das Szenario voraussagen können. Erschwerend kommt hinzu, dass aufgrund des rasanten Weltbevölkerungswachstums auch die Nachfrage nach Rohstoffen steigt. Das ist die eine Seite. Auf der anderen belastet weiterhin die globale Finanzkrise die Wirtschaft. Die Auswirkungen gerade auf die Entwicklung der Nachfrage nach Lebensmitteln lässt sich nicht von der Hand weisen. Der Druck auf die Hersteller wächst sogar noch, weil Überkapazitäten sich negativ auf die Preise und mithin die Gewinne auswirken. Das bekommen auch Frankreichs Nahrungsmittelproduzenten deutlich zu spüren, zumal im Export nach Deutschland, wo die Verbraucher besonders preisbewusst sind und für Lebensmittel den geringsten Teil ihres Budgets ausgeben. Der vorliegende Länderreport will aufzeigen, wie die französischen Produzenten in der aktuellen Situation agieren. Gehen sie ein auf die sich ändernde Haltung der deutschen Verbraucher und die Reaktion des Handels auf die geänderten Wünsche, passen sie sich an oder mit welchen Konzepten versuchen sie, ihre Erzeugnisse trotzdem erfolgreich zu vermarkten? Und land sehr begrenzt ist, weil sich die Mentalität, das Geschmacksempfinwenn, wie gelingt ihnen das? Im Zuge der Recherche – und das den und die Verzehrgewohnheiten wollen die folgenden Seiten zeigen – der Deutschen eben doch stark von stellte sich heraus: Frankreichs Nah- denen der Franzosen unterscheiden. Ein anderes Beispiel belegt, dass rungsmittelproduzenten haben ein sehr feines Gespür für die Themen, Käse aus Frankreich beim deutschen auf die deutsche Konsumenten an- Verbraucher nach wie vor großes Insprechen. Die Bandbreite reicht von teresse findet und die ProbierleidenUmweltschutz über Bio-Produkte, schaft weckt. Diese Erfahrungen regionale und traditionelle Erzeug- macht der Importeur Fromi, über den nisse, bis hin zu Corporate Social Re- ein Großteil der französischen Käsesponsibility sowie Güte- und Quali- Spezialitäten auf den deutschen tätssiegeln. Nicht zu vergessen das Markt kommen. Einer seiner LiefeWohlergehen der Tiere während ihrer ranten, die Laiteries H. Triballat in Aufzucht. All das wird gerne berück- Rians, hat sich deshalb entschieden, deutsche Konsusichtigt, auch wenn menten mit gleich sich die Hersteller drei verschiedenen bei der Vermark- „Der Verbraucher ist die neuen Produkten tung oft schwer tun. permanente Täuschung für sich zu gewinEin positives durch industrielle nen: mit einem oriBeispiel ist gewiss Produkte satt.“ ginal-französischen der Ansatz der GeFaisselle, zwei flügelproduzenten. Eric Gasparini, AdVini AOP-Ziegenkäsen Die Groupe L.D.C. sowie mit einer Reibietet dem deutschen Handel ganz aktuell, nämlich he von Desserts wie Créme Brûlée. Ein drittes Beispiel liefern Frankab Oktober, ein Janzé-Hähnchen aus Freilandhaltung an, das aufgrund sei- reichs Weinkellereien, die sich über ner kürzeren Aufzucht von nurmehr neue Strukturen wettbewerbsfähiger 56 Tagen als preisgünstige, aber hö- denn je präsentieren. Sie setzen nicht herwertige Alternative zum deut- nur auf klassische Anbauregionen, schen Industriehähnchen mit 33 Ta- Rebsorten und Terroir, sie haben gen das Interesse des Verbrauchers mittlerweile auch die entsprechenwecken soll. Die bisherige Erfahrung den Kapazitäten aufgebaut, um Marmit der hochpreisigen Loué-Spitzen- kenweine für größere Handelsunterqualität aus bäuerlicher Freilandauf- nehmen zu liefern, ohne den Wettbezucht über mindestens 84 Tage und werb mit Preis-Einstiegs-Angeboten mit Label Rouge hatte gezeigt, dass aus den Weinländern der Neuen Welt der Absatzmarkt hierfür in Deutsch- zu suchen. Zudem sind inzwischen Von Joachim Schalinski nahezu alle besuchten Kellereien, ob privat oder genossenschaftlich, zumindest teilweise in die Produktion von Bio- und sogar biodynamischen Weinen eingestiegen, und das nicht aus Marketinggründen, sondern aus voller Überzeugung. Das Haus Cazes, um einen hervorzuheben, ist heute mit über 220 ha Reben sogar der größte Weinerzeuger in Biodynamie weltweit. Erstaunlich ist, dass sich in Frankreich branchenübergreifend ein sehr eindeutiges Bekenntnis zu wesentlichen Werten feststellen lässt, die in den Mittelpunkt der Kommunikation sowohl mit dem Endverbraucher wie auch mit dem Handel gestellt werden: Respekt gegenüber der Umwelt, umweltfreundliche Produktion, Verantwortung, Qualität, Genuss, Innovation, traditioneller Geschmack, Ehrlichkeit. Vor diesem Hintergrund stehen auch die meisten Investitionen, die heute im Bereich Forschung und Entwicklung getätigt werden. Eric Gasparini, der kaufmännische Direktor für Europa bei AdVini, bringt es auf den Punkt: „Der Verbraucher ist die permanente Täuschung durch industrielle Produkte satt.“ Dies gelte für den Lebensmittelbereich wie für den Weinbereich. Statt belogen zu werden, wolle der Konsument heute genau wissen, was er zu sich nimmt und was für Menschen dahinter stehen. Übrigens präsentiert sich auch der kommende SIAL unter dem Thema Nachhaltige Entwicklung. 58 FRANKREICH Lebensmittel Zeitung LZ 39 1. Oktober 2010 Ganzjähriger Lieferant für Gemüse Obst / Gemüse Nachdem die europäischen Obst- und Gemüseerzeuger bereits 2009 ein schwieriges Jahr hinter sich gebracht haben, weil für die meisten Produkte nicht die Preise erzielt werden konnten, die kostendeckend gewesen wären, stellt sich das aktuelle Jahr kein bisschen besser dar. Laut Produzenten und Importeuren ist der Absatz 2010 weiterhin rückläufig und der Druck auf die Preise hat noch zugenommen. Für 2009 hatte das GfK Haushaltspanel einen Konsumrückgang von 1,3 Prozent und einen Preisverfall von rund 7 Prozent konstatiert. Dieses Thema setzt sich offensichtlich 2010 fort, zudem wirkt sich der schlechte Euro/ Dollar-Kurs negativ für die Importeure aus. Ob aufgrund schlechterer Qualitäten oder sensibilisiert durch andere Faktoren, kaufen die Verbraucher immer weniger Obst und Gemüse. Prince de Bretagne verhilft 2 500 Erzeugern und 20 000 Beschäftigten zu geregeltem Einkommen Saint-Pol-De-Léon. Prince de Bretagne sieht seine Zukunft in weiterer Qualitätsverbesserung, noch mehr Kundennähe und in Nachhaltigkeit. dem 30 km breiten Küstenstreifen der Nordbretagne, schaffen die zahlreichen Sonnenstunden und die lösshaltigen Böden ideale Bedingungen für den Anbau von Frühgemüse.“ So wer- F O TO S : J . S C H A L I N S K I Ausgefeilt: Die Versteigerungsuhr ist für Prince de Bretagne seit 40 Jahren die beste Möglichkeit, marktnah zu produzieren. Berlin. Auf der Fruit Logistica und Freshconex im vergangenen Februar in Berlin stellte Frankreich unter dem Dach der „Espace France“ Stände das drittgrößte Ausstellerland mit insgesamt 181 Firmen und Absatzförderungsverbänden. Damit waren rund 85 Prozent mehr französische Aussteller nach Berlin gekommen als noch vor drei Jahren. Neben kleinen und mittelständischen Unternehmen aus den In der Bretagne herrscht ganzjährig ein gemäßigtes, ozeanisches Klima. Im Winter gibt es kaum Frost, im Sommer selten längere Hitzeperioden. Eléonore Faucher, Produktmanagerin Kohl bei der 2 500 Erzeuger vereinenden Genossenschaft Prince de Bretagne in Saint-Pol-de-Léon, kennt die Vorzüge dieses Landstrichs genau: „Hier, in Hartes Geschäft: „Wir müssen von Jahr zu Jahr mehr kämpfen, um uns zu halten und unsere Position etwas auszubauen“, wissen Marc-Eric Pavillard und Eléonore Faucher. HINTERGRUND St. Léon. Mit rund 27 000 t Artischocken der klassischen dunkelgrünen Sorte Camus und einem Durchschnittsgewicht von 500 g, aber auch mit den seit 1991 vermarkteten inzwischen rund 6 000 t der kleinen, 150 g schweren Lila Artischocken hat sich Prince de Bretagne zu einem namhaften Lieferanten der Märkte entwickelt. Hinzu kommt seit 1995 eine Sorte Castel, die mittlerweile mit einer Jahresmenge von 12 000 t sogar an zweiter Stelle hinter der Camus rangiert und die bretonische Gesamtproduktion auf rund 45 000 t Artischocken steigert. Die Produzenten allerdings wünschten sich dringend bessere Preise, ist an der Annahmestelle zu hören. Dabei gilt die distelartige Kulturpflanze zu den besonders wertvollen Nahrungsmitteln, enthält sie doch unter anderem Flavonoide und andere Bitterstoffe, denen eine positive Wirkung auf den Fettstoffwechsel nachgesagt wird. Auch sollen sie die Blutfettwerte senken. js/lz 39-10 J. SCHALINSKI J. SCHALINSKI Artischocken – ein bretonischer Klassiker traditionellen Anbaugebieten wie dem Loiretal und der Bretagne bildeten auch Hersteller von Convenience-Waren und zahlreiche Produzenten, die ganz oder teilweise Öko-Landwirtschaft betreiben, einen Schwerpunkt. Auf der Parallelmesse Freshconex für den Fresh-Cut-Convenience-Sektor waren drei französische Firmen vertreten. Unter den Neuheiten, die den Trend nach gesunder und ausgewogener Ernährung mit frischen und convenienten Produkten aufgriffen, waren Rote-Bete-Würfel in Bio-Qualität sowie vorgegarte, gewürzte Kartoffelspalten von Lunor, vorgereinigter Feldsalat im Flowpack von Fleuron d’Anjou, Kinderäpfel von Pom’Evasion und gebrauchsfertige Fruchtpürees und -soßen von Ponthier. js/lz 39-10 den heute auf rund 38 000 ha jährlich rund 650 000 t Frischgemüse produziert, davon 300 000 t für den Export. Das war nicht immer so. Marc-Eric Pavillard erinnert sich: „1961 haben wir gerade 5 Gemüse angebaut: Weißkohl, Artischocken, Kartoffeln, Zwiebeln und Karotten. 2010 kommen wir auf über 25 verschiedene Gemüsesorten, eine Vielzahl anderer kleiner Produkte sowie ein Tomaten-Sortiment von 25 Referenzen und seit rund zehn Jahren Sylvain Rouchy, Deutschland-Direktor der Sopexa S.A., Düsseldorf Frankreich glänzte auf Fruit Logistica Kartoffelinnovationen: Pom’ Alliance zeigte vielfältige Sorten aus Frankreich. Aus Tradition nachhaltig? Saison: Artischocken aus der Bretagne. auch eine Anzahl Bio-Gemüse. Alles für mittlerweile weltweit 102 Länder.“ Doch über die Jahre hat sich auch der Wettbewerb gewaltig verändert: Es sind nicht nur weniger, dafür größere Produzenten und Anbieter am Markt; gleichzeitig haben sich manche früheren traditionellen Abnehmer selbst zu Erzeugern entwickelt und fallen als Abnehmer von einst großen Mengen aus. So war Deutschland nach den Worten des 53-jährigen Marc-Eric Pavillard noch vor zehn Jahren mit ca. 20 000 Köpfen Eisbergsalat größter Kunde von Prince de Bretagne. Mittlerweile erzeuge man hier jedoch selbst rund 300 Mio. Köpfe im Jahr. Damit blieben den Bretonen gerade noch 10 Mio. Köpfe. Ein ähnliches Bild liefere Schweden, das heute über eine eigene Tomatenproduktion verfüge. „Nur Artischocken haben sie keine.“ Erschwerend kommt hinzu, beklagen die beiden in Saint-Pol-de-Léon, dass der Handel mehr und mehr auf Eigenmarken umschwenkt, während es doch das Interesse der Erzeugergemeinschaft Prince de Bretagne sei, möglichst ihre eigene Marke voranzutreiben. Auf eine möglichst maximale Frische bedacht, ärgert sie, wie der Handel mit diesen „lebenden Produkten“ verfahre. Meist zähle nur noch der Preis, nicht der Respekt für die erbrachte Leistung. js/lz 39-10 Elementare Wirtschaft Vom Gemüseanbau auf 38 000 ha in der landwirtschaftlich geprägten Bretagne leben rund 2 500 Familien und weitere 20 000 Beschäftigte, alle geeint durch die Vermarktungsgenossenschaft Prince de Bretagne. Der mit ca. 650 000 t Gemüse generierte Jahresumsatz erreicht 450 Mio. Euro. Den Löwenanteil stellen 160 Mio. Köpfe Blumenkohl (288 000 t), 1,2 Mio. Köpfe grüner Blumenkohl (1 643 t), 1,8 Mio. Köpfe Romanesco, 7 000 t Brokkoli, 80 000 t Tomaten, 45 000 t Artischocken, 20 000 t Kartoffeln, 32 000 t traditionelle Echalotten, 2 500 t rosa Roscoff-Zwiebeln, 9 000 t Chicorée, 2 800 t Porrée, 75 000 Colis MiniGemüse; exportiert werden 55 Prozent der Produktion. Auf maximale Frische bedacht, ärgert die Bretonen, dass für den Handel meist nur der Preis zählt. Warum engagieren sich Frankreichs Produzenten gerade bei Nachhaltigkeit besonders? Das Thema steht bei deutschen Verbrauchern aktuell hoch im Kurs. Laut einer Studie spielt unternehmerische Nachhaltigkeit bei der Kaufentscheidung eine immer größere Rolle. Da in Frankreich die Landwirtschaft von jeher sehr bedeutend war und lange Zeit die zentrale Lebensgrundlage bildete, hat sich dort eine landwirtschaftliche Struktur entwickelt, die von Anfang an auf nachhaltige Nutzung setzte. Regionale Anbaumodelle und lokale Kooperativen herrschen bis heute vor. Um die eigene Lebensgrundlage bestmöglich zu erhalten, bemüht man sich um ressourcenschonende Anbauweisen. Aus diesem Modell heraus entwickelten sich schon früh verschiedenste Konzepte, die auf qualitative Lebensmittel setzen, die wiederum nur durch nachhaltige Produktion entstehen können. Bekannte Beispiele sind das Label Rouge-Gütesiegel für tierische Produkte oder die Produktion nach dem Terroir-Prinzip, die in Frankreich eine große Bedeutung hat. Auch das Wirken der französischen Institution Agence Bio zeigt das ständige Bestreben der Produzenten und des Landwirtschaftsministeriums, auf Qualität und Nachhaltigkeit zu setzen. Viele Branchen engagieren sich aktuell für nachhaltige Produktion und Klimaschutz. Auch gegenüber dem Endverbraucher zeigt sich Frankreich vorausschauend. Die ab 2011 geplante CO2-Kennzeichnung auf Lebensmitteln wird beispielsweise in Frankreich schon jetzt freiwillig aufgeführt, um die Endverbraucher bewusst für dieses Thema zu sensibilisieren. Wie beurteilen Sie die Aktivitäten der französischen Firmen im deutschen Handel? Der Absatz französischer Lebensmittel nach Deutschland ist im Krisenjahr 2009 stabil geblieben, was im Vergleich zu anderen Absatzentwicklungen eine positive Nachricht ist. Mit Blick auf die aktuelle Marktentwicklung in Deutschland, die ein vermehrtes Bewusstsein für Qualität erkennen lässt, ist Frankreich in einer guten Position. Die französischen Lebensmittelproduzenten, die seit jeher auf Qualität, Geschmack und Innovation setzen, bieten dem deutschen Handel heute genau die Vielfalt, auf die es ankommt. Positive Resonanz und größere Nachfrage auf Kundenseite sind das Ergebnis. Zudem hat Frankreich in den letzten Jahren besondere Anstrengungen unternommen, um sich noch besser auf die Erwartungen der deutschen Verbraucher einzustellen und bietet heute eine vielfältige und zugängliche Produktpalette für alle Bedürfnisse. Ganz aktuell zeigten die französischen Produzenten erneut ihre Kompetenz auf den Fachmessen InterMeat, InterMopro und InterCool. Besonders der Tiefkühl- und Convenience-Bereich waren stark vertreten. Immer mehr Aussteller greifen auch den Bio-Trend auf. Lebensmittel Zeitung Geflügel Den Mengendruck des Geflügelangebots, unter dem der deutsche Markt steht, spüren auch die französischen Anbieter. Hochpreisige Ware tut sich sehr schwer im Handel. Die aktuellen Schlachtstatistiken aus maßgeblichen EU-Staaten belegen die weiterhin steigende Bedeutung der Hähnchenproduktion. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes übertrafen in den ersten sieben Monaten 2010 die Hähnchenschlachtungen in Deutschland mit 457 791 t das Vorjahresergebnis um 7 Prozent. In Frankreich fiel der Zuwachs gegenüber dem Vergleichszeitraum 2009 laut MEG (Marktinfo Eier & Geflügel) mit 4 Prozent weniger deutlich aus. Die stärkste Zunahme verzeichnete man in Großbritannien (plus 8 Prozent). Bei Putenschlachtungen liegt Deutschland vorn, während sie sich in den meisten EU-Staaten zurückentwickelt. FRANKREICH LZ 39 1. Oktober 2010 Gemeinsame Anstrengungen für die Zukunft L.D.C. und die Geflügelbauern von Loué investieren in Qualität und Nachhaltigkeit Sablé-sur-Sarthe. Frankreichs führender Geflügelverarbeiter, L.D.C. in Sablé-sur-Sarthe, und seine Züchter der Genossenschaft von Loué präparieren sich für die Herausforderungen der nächsten Jahre. L.D.C. (Lambert-Dodart-Chancereul) hat das Jahr 2009 nach einem schwierigen Vorjahr mit einem Umsatz von über 2 Mrd. Euro abgeschlossen. Für das laufende Jahr 2010 ist ein Überschreiten der Zielmarke von 2,5 Mrd. Euro angepeilt, nachdem zu Beginn des Jahres die beiden Betriebe Marie und Arrivé übernommen wurden. Die Groupe Arrivé mit den Marken Maître Coq, Landes St Sever, Challans, Bocage Vendéen, Auvergne war bis dahin die Nummer 4 hinter L.D.C., Doux und Gastronome, während die Groupe Marie, zuletzt im F O TO S : J . S C H A L I N S K I 60 Freilandhaltung: Jocelin Hug und sein Sohn Xavier ziehen in Rouez (Departement Sarthe) nur Label Rouge Puten groß: 2 500 Tiere insgesamt, zur Hälfte Truthähne. Anfangs hat jedes Tier 6,5 m2 freien Auslauf, zum Schluss 12 m2. Die Qualität zeigt sich in einem kräftigen Skelettaufbau und einem glänzenden Gefieder. Die Tiere werden 14 kg schwer. Guter Geschmack: Die Werbe-Slogans der letzten Jahre zieren den Neubau der L.D.C. Gruppe in Coulans-sur-Gée (Departement Sarthe). Im Mittelpunkt stehen stets die Schlüsselwörter Getreide, Freiheit, Natur, Genuss und Geselligkeit. Flachbau: Der neue L.D.C. Betrieb in Coulans-sur-Gée (Departement Sarthe), unweit von Le Mans. Von hier aus wird die gesamte Produktion gesteuert. Besitz der britischen Groupe Uniq, auf Traiteur-Produkte sowie frische und tiefgekühlte Fertiggerichte spezialisiert ist und mit 6 Werken und 1 400 Beschäftigten über 265 Mio. Euro Umsatz erzielte. Laut Zeitungsmeldungen tätigte Marie 54 Prozent des Umsatzes mit TK-Produkten. Den gewachsenen Strukturen ebenso wie den Herausforderungen der nächsten Jahre Rechnung tragend, bezog die L.D.C. Gruppe im Januar ihr neues, hochmodern ausgestattetes Gebäude in Coulans-sur-Gée (Departement Sarthe). Das liegt 15 km von Le Mans entfernt in Richtung Laval. Hier befindet sich jetzt nicht nur das Schulungszentrum, von hier aus erfolgt auch die Organisation und Steuerung der gesamten Produktion: von der Brüterei über die Aufzucht samt Futtermittelfabrik bis zum Schlachtbetrieb. Das beinhaltet auch die Begleitung durch entsprechend ausgebildetes Fachpersonal in den Bereichen Technik und Hygiene (Techniker und Veterinäre). Künftig soll an diesem Platz überdies eine Versuchsaufzucht von Bio-Geflügel zu Schulungs- und Demonstrationszwecken entstehen. Ein eigenes Labor zur Untersuchung auf Salmonellen nach den internationalen Anforderungsnor- men von COFRAC existiert bereits. Hier lassen sich auch mehr als 5 000 Autopsien pro Jahr vornehmen. Über die Informationszentrale können jederzeit alle rund 1 000 Geflügelproduzenten, die für die Gruppe L.D.C. arbeiten und ca. 2 500 Stallungen unterhalten, unmittelbar und ohne Zeitverzug erreicht werden. „Für uns ist ‚GMO-frei’ eine landwirtschaftliche Ausrichtung und keine Marketingentscheidung.“ Pascal Vaugarny Als einen „immensen Vorteil“ bezeichnet Pascal Vaugarny, Beauftragter der Loué-Freiland-Geflügelzüchter (Les Fermiers de Loué), die komplette Autonomie bezüglich der Versorgung mit Stroh, Getreide und Mais aus der Region Sarthe. Ausgerichtet auf eine nachhaltige Unternehmensführung, bekomme damit auch die Landwirtschaft vor Ort zusätzlichen Auftrieb. Außerdem gewinne das Thema GMOfreies Futter eine völlig andere Dimension, da man direkt Einfluss auf den Anbau speziell von Mais habe und GMOFreiheit von vornherein sicherstellen könne. Laut Pascal Vaugarny nimmt man das Thema Genfreiheit sehr ernst: „Für uns ist das keine Marketing-Entscheidung, sondern eine grundsätzliche landwirtschaftliche Ausrichtung, für die wir uns entschieden haben. Und das zählt, schließlich sind unsere Geflügelzüchter auch Landwirte, die Zerealien anbauen. Sie selbst haben diesen Weg gewählt.“ Wie der 45-jährige ausführt, ist es allerdings logisch, wenn man den Anspruch verfolgt, ein Super-Qualitätsgeflügel zu produzieren. „Da kann man nicht gleichzeitig auf GMO gehen mit all seiner Problematik.“ Loué produziert im Jahr rund 28 Millionen Tiere, darunter ca. 25 Mio. Hähnchen. Alles andere sind Perlhühner, Puten, Gänse, Kapaune und Poularden. js/lz 39-10 Forschung & Entwicklung L.D.C., Sablé, beschäftigt 10 Mitarbeiter in ihren R & D Abteilungen. Laut Jacques Popot, Manager Forschung & Entwicklung, konzentrieren sich seit mehreren Jahren alle R & D Anstrengungen auf vier Bereiche: Reduzierung der Zusatzstoffe in den Produkten der Marke „le Gaulois“, so etwa 2008 die Markteinführung der panierten Schnitzel ohne Zusatzstoffe, 2009 Snacks und Bratenteile. Ein anderes Feld ist die Verbesserung der Nahrungsqualitäten, weniger Fett und Salz. Dann Produktinnovationen: „La belle escalope“ (das schöne Schnitzel) 2009 und „Tendre Marinade“ (sanft marinierte Geflügelspezialitäten) 2010. Und: Reduzierung der Verpackung, Recherche von „Bio“ und wiederverwertbare Verpackungen. Die Macher: Dominique Eckert, Exportleiter Procanar/Celtys; Pascal Vaugarny, Beauftragter der Loué-Geflügelzüchter; Ottmar Krause, Verkaufsleiter Deutschland/Österreich; Martin Clarenbeek, Exportleiter L.D.C. (v.l.). FRANKREICH HINTERGRUND Geflügelbranche nimmt Nachhaltigkeit ernst Coulans-sur-Gée (Sarthe). Unter dem Nachhaltigkeitsaspekt investieren die Loué-Bauern derzeit massiv in erneuerbare Energie mit dem Ziel, soviel Strom selbst zu erzeugen wie sie insgesamt verbrauchen. 130 Geflügelzüchter installierten bereits Solardächer auf ihren Stallungen. Zudem – das erste genehmigte Projekt im Departement Sarthe – wurden vier Windturbinen aufgestellt. Kostenpunkt: 15 Mio. Euro. „Für uns ist das ein Vermögen“, so Pascal Vaugarny, Beauftragter der Loué-Freiland-Geflügelzüchter (Les Fermiers de Loué) in Coulans-sur-Gée. Ähnliche Wege geht der Geflügelvermarkter L.D.C., Sablé. Vorstandsvorsitzender Denis Lambert fordert, die Führungs- und Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, „aber nie auf Kosten der Qualität, der Umwelt und der Sicherheit der Menschen“. Es gelte erneuerbare Ressourcen zu nutzen und die Prozesse durch weitere Spezialisierung zu optimieren. Angeführt werden Beispiele wie: Heizung mit Biomasse statt Gas; Reduzierung des Wasserverbrauchs; Sammlung von Kunststoffen (über 2,4 t wurden zu Dämmstoffen, neuen Verpackungen oder Kanistern verarbeitet); Minderung der Treibhausgasemissionen durch verbesserte LKW-Beladung; Umwandlung von Bio-Gas in Strom dank Methanisierung von Abwässern; Verwertung von Nebenprodukten (Entenfedern, -füße); Wiederherstellung von Kalorien (Wärmeaustauscher); Solardächer js/lz 39-10 (1 400 m2 in Agis). Lebensmittel Zeitung 61 Die Hähnchen-Alternative für Deutschland L.D.C. kommt mit „Natur & Respekt“ – Ein Markenkonzept für 56 Tage altes Freiland-Geflügel aus Frankreich Sablé-sur-Sarthe. Frankreichs Nummer Eins, die Groupe L.D.C. in Sablésur-Sarthe, bringt exklusiv für den deutschen Einzelhandel 56 Tage alte Freilandhähnchen als Alternative zum 84 Tage alten Label Rouge-Geflügel aus Loué auf den Markt. Lastenheft: Wie in Frankreich üblich, sind die Produktionsbedingungen klar geregelt. Ihre Einhaltung wird streng überwacht. Dazu gehören auch regelmäßige Inspektionen und Besprechungen vor Ort. Die 56 Tage alten Hähnchen aus Freilandhaltung stellen nach den Worten von L.D.C. Exportleiter Martin Clarenbeek und seinem Kollegen Dominique Eckert, Exportleiter Procanar/Celtys, eine „gezielte Alternative“ zum teureren 84 Tage alten Loué-Geflügel Klares Konzept: Die Marke „Natur & Respekt“ steht für Aufzucht unter Berücksichtigung von Tier, Mensch und Natur. Sie setzt auf natürliche Werte, grossräumigen Auslauf im Freien, eine Aufzuchtdichte von 13 m2 pro Tier, 56 Tage Mindestalter und 100 Prozent pflanzliches Futter. F O TO S : J . S C H A L I N S K I LZ 39 1. Oktober 2010 mit Label Rouge dar, das sich – anders als in Frankreich – in Deutschland nur schwer verkaufen lasse. Die für die Aufzucht verwendeten Tiere entstammen einer alten, langsam wachsenden Rasse, die sich „Janzé“ nennt und als Poulet de Janzé in der Bretagne zwischen Rennes und Vitré (Departement Ille-et-Vilaine) beheimatet ist. Die Markteinführung unter der Marke „Natur und Respekt“ ist für Oktober geplant, sowohl als frisches Hähnchen als auch tiefgefroren. Die Vermarktung über die Tiefkühltruhe wurde gewählt, so Martin Clarenbeek, um zu den dort verkauften 40 bis 50 Tage alten Hähnchen eine höherwertige Alternative aus Freilandhaltung mit bäuerlicher Aufzucht anzubieten. Dass sich die Janzé-Bauern der L.D.C.-Gruppe vor einem Jahr vertraglich angeschlossen haben, hatte seinen Grund, wie es heißt, in der Unzufriedenheit mit dem früheren Abnehmer Doux, der ihnen trotz Mischfutter-Preiserhöhung nicht mehr be- zahlen wollte. L.D.C. freut sich insofern besonders, als sie mit dem JanzéHähnchen noch breiter aufgestellt sind und den deutschen Verbrauchern nun ein französisches Freilandprodukt anbieten können, das zum einen ihrem Geschmack entgegenkomme: Sein Fleisch sei nicht so fest wie das des Loué. Und zum anderen nicht so teuer. „Wir wollen ja nach Deutschland exportieren. Insofern haben wir mit Janzé eine Antwort auf den Preisdruck des Handels.“ js/lz 39-10 Richtlinien von Natur & Respekt Die Natur: Auf dem Bauernhof Der Respekt: Den lebenden Tieren gegenüber (Wohlbefinden beim Züchter), den Menschen gegenüber, Verbrauchern wie Züchtern (Normen und Kontrolle), der Umwelt gegenüber. Das SB-Sortiment: Ganze Tiere, Teile unter Atmosphäre; GV-Bereich: Lose mit Etikett FRANKREICH 62 Lebensmittel Zeitung WARENKUNDE Die Entenzucht ist klar geregelt LZ 39 1. Oktober 2010 Delikatessen nicht nur für Franzosen Ernest Soulard führt mit Barbarie-Enten und verteidigt das nationale und gastronomische Kulturerbe J. SCHALINSKI Kräftig und gesund: Für den Züchter ist das Wohlbefinden der Tiere wichtig. artspezifische Aufzuchtbedingungen und arbeiten mit Lastenheften. Das Wohlbefinden der Tiere steht allerdings auch bei den Züchtern an oberster Stelle, wissen sie doch, dass davon die Qualität, aber auch ihr eigener wirtschaftlicher Erfolg abhängen. So befinden sich die Enten je nach Rasse 10 bis 14 Wochen beim Aufzüchter. Um ein qualitativ hochwertiges Fleisch zu erzeugen, werden die Tiere in speziellen, gut gelüfteten Ställen gehalten, die über einen begrünten Freiland-Auslauf verfügen. Frankreichs Züchter weisen darauf hin, dass „das importierte Gros der Peking-Enten dagegen in Batterien aufwächst“. Als Futter dient pflanzliche Nahrung. Die Aufzucht erfolgt unter Einhaltung der strengsten Hygienevorschriften und Umweltnormen. js/lz 39-10 L’Oie (Vendée). Ernest Soulard S.A. „Les Landes“, im Westen Frankreichs im Departement Vendée in der Gemeinde L’Oie ansässig, kämpft mit Teilen des deutschen Handels; Streitpunkt ist die Stopfleber. Wie praktisch alle französischen Anbieter von Enten- und Gänsestopfleberprodukten steht auch der Betrieb von Ernest Soulard auf der „Schwarzen Liste“ von Tierschutzorganisationen wie Peta oder Vier Pfoten. Ob- F O TO S : J . S C H A L I N S K I Les Herbiers / L’Oie. In Frankreich werden vor allem zwei, aber sehr unterschiedliche Sorten von Enten gezüchtet. Dabei dominiert die reinrassige Barbarie-Ente mit annähernd 75 bis 80 Prozent die Produktion. Die von einer südamerikanischen Wildrasse abstammende Entenart wurde im 16. Jahrhundert domestiziert und von Christoph Kolumbus in Europa eingeführt. Die Barbarie-Ente ist robust und anspruchslos in der Haltung. Sie zeichnet sich durch eine hohe Fleischfülle und ein fettarmes Fleisch aus, daher wird sie im französischen Sprachraum auch als „Magerfleischente“ bezeichnet. Als typische Merkmale gelten ein häufig mehrteiliger Höcker an der Schnabelwurzel. Die Mulard-Ente dagegen ist eine Kreuzung aus einem Barbarie-Erpel und einer weiblichen Pekingente und einfach zu halten. Sie eignet sich vornehmlich für die Stopflebererzeugung, zeichnet sich zugleich aber auch durch ein besonders köstliches Fleisch aus. Typische Merkmale der Mulard-Ente sind ein oft schwarz gefleckter Kopf und Schwanz. Große Vermarkter wie Soulard oder Euralis achten mit Argusaugen auf optimale, Für Klarheit: Roland Tonarelli schon die Stopfleber im Jahr 2005 von der französischen Nationalversammlung in einem Zusatz zum Landwirtschaftsgesetz zum „nationalen und gastronomischen Kulturerbe“ erklärt wurde und so von französischen Tierschutzgesetzen ausgenommen ist, haben alle Anbieter keine Mühen gescheut, in umfangreichen Studien und Dokumentationen den Beweis anzutreten, dass sie allergrößten Wert auf das Wohlbefinden („le bien-être“) der Tiere legen und diesen durch das Stopfen keine Qualen zugefügt werden. Auch haben sich alle Produzenten verpflichtet, die Käfighaltung den EURichtlinien gemäß bis 2015 komplett umzustellen. Doch Teile des deutschen Handels, berichtet Soulard Generaldirektor Roland Tonarelli, haben „Angst, ihren Namen im Fernsehen zu sehen“ und weigern sich, die Entenstopfleber-Spezialitäten in ihren Geschäften zu führen. Für den Franzosen in L’Oie letztlich völlig unverständlich, weiß er doch, dass die gleichen Gesprächspartner, wenn sie denn bei ihm zu Besuch erscheinen, ihre Ablehnung der Foie Gras sofort vergessen und als erste danach verlangen. Wie Ernest Soulard setzen alle französischen Entenstopfleberproduzenten inzwischen ihre Hoffnung auf die beiden Fachverbände CICAR und CIFOG. Diese sollen nun entsprechend Aufklärung betreiben und Handel wie auch die allgemeine Öffentlichkeit über die Realitäten der Aufzucht und Haltung sowie das Stopfen aufklären, damit die Nachfrage nach den schmackhaften Spezialitäten dieses französischen, gastronomischen Kulturerbes ohne jedes schlechte Gewissen wieder steigen kann. Auf die Produktion von Barbarieund Mulard-Enten spezialisiert, arbeitet das 1936 gegründete Familienunternehmen seit einigen Jahren voll integriert. Somit verfügt Soulard sowohl über eine eigene Brüterei als auch ein eigenes Futtermittelwerk und einen hochmodernen Schlachtbetrieb, der ein 15 000 m2 großes Areal umfasst. Die Enten selbst – Ernest Soulard schlachtet und zerlegt durchschnittlich 100 000 Tiere in der Woche, da- Gelungene Sache: Im Elternhaus an der Hauptstraße im 1 200 Einwohner großen Ort L’Oie hat Joël Soulard im Dezember 2009 eine kleine Boutique eröffnet. Sie wird geleitet von seinem Sohn Gregory (33), der sich über die Absatzentwicklung erstaunt zeigt: „Wir sind mehr als zufrieden.“ So kauften auch viele Touristen hier ein. mer, es ist auch unfallfreier und hält die Ausfallquote gering.“ Ernest Soulard sieht sich als einer der führenden Vermarkter von Barbarie-Enten und als Repräsentant für französische Qualität im Ausland. Dort ist das Unternehmen neben Deutschland, einem seiner größten Absatzmärkte zusammen mit Dänemark und Japan, auch in zahlreichen anderen Ländern mit seinen Produkten vertreten, so in Holland, Belgien, Investition: Um sicher zu gehen, hat das auf GenFreiheit bedachte Unternehmen Soulard erneut viel Geld in die Hand genommen und die Speicherkapazität für sein selbst erzeugtes Futter durch neue Silos erweitert. runter 75 000 Barbarie- und 25 000 Mulard-Enten – werden von 250 Vertragszüchtern in der Region großgezogen. Die Produktpalette umfasst neben Enten in den verschiedensten Varianten (Magret, Filet, Keule, Oberflügel, und weitere) auch das Spitzenprodukt des Hauses: Entenstopfleber – roh, vorbereitet, gewürzt, frisch, tiefgefroren oder als Schnitzel („escaloppe“ bezeichnet). Auf gewissenhaftes Arbeiten und mithin eine unbestechliche Qualität der Produkte größten Wert legend, laufen bei Ernest Soulard alle Bänder in der Zerlegung besonders langsam. Den Nebeneffekt charakterisiert Roland Tonarelli so: „Das ist nicht nur für die Arbeiter angeneh- Luxemburg, Italien, Schweiz, England, Irland, Spanien, Griechenland, Tschechien, Russland, China (Hongkong) und neuerdings auch in Dubai. Insgesamt tätigt Soulard rund die Hälfte seines Umsatzes mit dem Ausland. Die Zucht- und Verarbeitungseinrichtungen werden regelmäßig von internen, speziell geschulten Mitarbeitern weiterentwickelt. 1996 bekam das Unternehmen die HACCP Anerkennung, 2000 und 2004 die Auszeichung für 100-prozentig pflanzliche, mineral- und vitaminreiche Fütterung sowie überdies die IFS-Zertifizierung Version 5. Lückenlose Rückverfolgbarkeit aller Produkte ist ebenfalls Standard. Das Unternehmen beschäftigt 300 Menschen. js/lz 39-10 Mehr Umsatz mit Barbarie? Gilles Le Pottier, Délégué Général, C.I.C.A.R. Comité Interprofessionnel du Canard à Rôtir, Mordelles Was spricht unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit für die französische Barbarie-Ente? Dieses Prunkstück der französischen Gastronomie basiert auf einem organisierten Berufsstand, bestrebt ein Savoir-faire zu erhalten, das alle Garantien mit sich bringt, die unsere moderne Gesellschaft verlangt: sanitäre Kontrollen, Rückverfolgbarkeit, Beachtung der in Lastenheften vorgegebenen Bedingungen hinsichtlich der Aufzucht, Produktion und Verarbeitung. Wir haben in einen Ansatz CO2-Footprint für die Produktion von Bratenten investiert, der den Erwartungen der Verbraucher Rechnung trägt. Man muss in der Tat dabei berücksichtigen, dass die Landwirtschaft immer mehr durch den politischen Willen im Kampf gegen den Klimawandel eingebunden ist. So engagiert sich auch unser Dachverband Cicar mit einer Studie zum objektiven Vergleich von verschiedenen Aufzuchtmöglichkeiten zur Reduzierung der CO2-Emissionen. Sagen Sie den EU-subventionierten und unsicheren, oft zweifelhaften Importqualitäten zu Dumpingpreisen aus Brasilien und Thailand den Kampf an? Die französische Barbarie-Ente steht nicht im Wettbewerb mit Importprodukten der Dritten Welt. Dennoch bleiben wir aufmerksam gegenüber den Präsentationen dieser Länder auf dem europäischen Markt ebenso wie gegenüber ihren Preispraktiken. Denn die Auswirkung der Handarbeit auf die immer stärker veredelten Produkte müssen Berücksichtigung finden, wenn wir in die Zukunft schauen wollen. Gibt es ernsthafte Bestrebungen Ihres Verbandes, für hochwertiges Geflügel aus Frankreich auf dem deutschen Markt Verbraucheraufklärung zu betreiben und die Werbetrommel zu rühren? Die Barbarie-Ente wird stark identifiziert mit der berühmten französischen Lebensart. Ihr in der ganzen Welt hoch geschätztes Fleisch verbindet sich mit der Gastronomie, der Freude am Kochen und Ausprobieren der unterschiedlichsten Rezepte sowie dem Empfang von Gästen. Der Verband Cicar beabsichtigt, bestimmte medienwirksame Hebel zu nutzen, um die Barbarie-Ente als französische Spezialität der Spitzenklasse zu positionieren, die das ganze Jahr über gegessen werden kann. Wir denken an eine generische Kommunikation, um ihre Vorteile bekannt zu machen. Der Aufruf „Zu Tisch!“ soll mit der französischen Barbarie-Ente ein echter Genuss werden. Wie lautet Ihre Kernbotschaft an den deutschen LEH? Wir haben die Kapazität, Qualitätsprodukte zu garantieren und wir halten die Verpflichtungen ein, die wir mit unseren Handelspartnern eingegangen sind. Von daher wünschen wir uns die Entwicklung von wirtschaftlichen Beziehungen in einem vertrauensvollen Klima. Handel ist eine Win-Win-Partnerschaft. FRANKREICH Lebensmittel Zeitung Fokus auf Transparenz Stopfleber gibt es in verschiedenen Qualitäten Euralis Gastronomie intensiviert die eigene Kommunikation Les Herbiers. Die Groupe Euralis Gastronomie schlachtet im Jahr rund 11Mio. Tiere, hauptsächlich Enten. Wegen ihrer Stopfleberprodukte immer wieder Zielscheibe von Tierschutzorganisationen, setzt das Unternehmen verstärkt auf offensive Kommunikation. „Wir arbeiten mit Prävention, statt im Nachhinein Lösungen finden zu müssen.“ Patrick Pageard A L L E F O TO S : J . S C H A L I N S K I In Frankreichs Top-Gastronomie mit einem Marktanteil von 30 Prozent, international mit 25 Prozent, vertreten, reklamiert die von der Genossenschaftsgruppe Euralis Gastronomie mit Sitz in Lescar vertriebene Marke „Rougié“ die Marktführerschaft bei Enten- und Gänsestopfleberprodukten für sich. Gleichermaßen erfolgreich ist die Gruppe aus Frankreichs Südwesten auch im französischen LEH, wo sie ihre Produkte unter der Marke „Montfort“ über das Kühlregal vermarktet und die qualitative Spit- Foie Gras Entier nennt sich ein zubereitetes Produkt bestehend aus einer oder mehreren ganzen Stopflebern; im Französischen spricht man von „lobe“ beziehungsweise in der Mehrzahl „lobes“ und meint damit den gesamten Leberlappen. Unter Foie Gras versteht man eine Zubereitung aus mehreren Stopfleberstücken, die auch von verschiedenen anderen Tieren stammen können. Bloc de Foie Gras bezeichnet indessen eine Blockleber, die rekonstituiert wurde aus Kleinteilen der Stopfleber und je nach dem beispielsweise wenigstens 75 Prozent Leberanteil aufweist. Daneben wird unterschieden nach Foie Gras Cru, rohe Stopfleber, biers (Vendée/Pays de la Loire). Dort wurden in den vergangenen zehn Jahren nach den Worten von Patrick Pageard mehr als 150 Mio. Euro in den Ausbau und die Modernisierung investiert. So ist volle Rückverfolgbarkeit für das IFS higher level (95,6 Pro- Ideale Auslaufmöglichkeiten: Zu jedem Aufzuchtgebäude gehören 4 ha Weidefläche. Der Betrieb in Legé (Loire Atlantique) produziert 50 000 bis 55 000 Enten pro Jahr. zenposition für sich reklamiert. Für das Wohlbefinden der Tiere („le bien-être de l’animal“) bei Euralis verantwortlich ist Patrick Pageard, der zugleich im französischen Geflügelfachverband CIFOG, der Interprofession Foie Gras Française (Comité Interprofessionnel des Palmipèdes à Foie Gras), arbeitet. Sein Anliegen ist es, der Öffentlichkeit und vor allem dem Handel klar zu machen, mit welchen Anstrengungen seine Gruppe dafür Sorge trägt, dass Kritiker keinen Anlass finden. Dabei erstreckt sich sein Arbeitsradius von der Aufzucht bis zur Verarbeitung – rein geographisch schon ein beeindruckend großes Gebiet. Mit 350 Züchtern in Frankreich zusammenarbeitend, unterhält Euralis Verarbeitungsbetriebe sowohl im Südwesten des Landes als auch in den Pays de la Loire und in der Bretagne. Wie der 46-jährige berichtet, produziert die Gruppe gut vier Fünftel ihrer Küken selbst. Für klare Bedingungen in der Aufzucht sorgen auch eigene Futtermittelfabriken. Lastenhefte begleiten zudem alle Produktionsstufen, während regelmäßige Kontrollen und Analysen die nötige Sicherheit gewährleisten. Zu den Vorzeigebetrieben Frankreichs zählt unter anderem der Euralis-Tochterbetrieb in Les Her- zent) zertifizierte Unternehmen eine Selbstverständlichkeit. Der Betrieb schlachtet und verarbeitet heute nach eigenem Bekunden rund 3 000 Enten in der Stunde oder 20 000 am Tag. Weil sich jede Form von Stress für das Tier auf die Qualität des späteren Produktes negativ auswirkt, hat sich Euralis höchste Anforderungen auferlegt. Dies gilt nicht nur bei der Anlieferung der Tiere am Schlachthof, wo die Abläufe auf kürzeste Zeiten reduziert wurden. Auch das Wohlbefinden der Tiere während der Aufzucht, vor allem in der letzten Phase der zehntägigen Mast, orientiert sich nach den modernsten, wissenschaftlich untermauerten Kriterien. Mit Blick auf die künftige EU-Regelung, wonach die Verwendung von Einzelkäfigen 2015 nicht mehr erlaubt ist, werden derzeit alle Ställe umgebaut. Die Kosten beziffert Patrick Pageard auf 30 bis 40 Euro pro Entenplatz gegenüber 15 Euro bislang. „Qualität kostet Geld, aber der Verzicht auf Qualität kommt am Ende noch teurer“, resümiert Patrick Pageard wissend, dass sich mittlerweile auch in Frankreich viele Verbraucher scheuen, den Preis für Label Rouge zu bezahlen. Es wäre Aufgabe des Handels, meint er, doch der pusche die Umsätze nur über den Preis. js/lz 39-10 G ROUPE EURAL IS Die Gruppe, Marktführer bei Enten- und Gänsestopfleber sowie Enten- und Gänsefleisch in Frankreich, schlachtet nach eigenen Angaben im Jahr rund 11 Mio. Tiere, davon in Les Herbiers 5 Mio., im Südwesten Frankreichs 4,5 Mio. (überwiegend Enten, nur 100 000 Gänse), in China 40 000, in Kanada 200 000 und in Bulgarien knapp 1 Mio. Tiere. Allein in Frankreich betreibt die Gruppe rund 20 Produktionsstätten, die übers Jahr vorliegenden Angaben zufolge rund 6 000 t Stopfleber, 7 000 t Magret de Canard (Entenbrust) und 8 000 t Schenkel produzieren. Der Gruppenumsatz 2008/2009 erreichte 1,29 Mrd. Euro (und lag damit unverändert auf dem Niveau des Vorjahres, wo noch + 25,7 Prozent Steigerung gegenüber 2007/2008 erzielt worden waren). Im Export, der in den letzten Jahren für Euralis „viel schwieriger“ geworden ist, wurden 2007/2008 rund 213 Mio. Euro (16,5 Prozent des Gruppenumsatzes) realisiert. Insgesamt beschäftigt die Gruppe über 5 000 Mitarbeiter. Voll zertifiziert gehört es zum Standard der Gruppe, das für die Geflügelaufzucht in den eigenen Futtermühlen hergestellte Tierfutter bei voller Rückverfolgbarkeit mindestens 6 Monate lang aufzubewahren. Foie Gras en Semi-Conserve oder Mi-Cuit, also eine Halbkonserve, und Foie Gras en Conserve, was soviel bedeutet wie eine Vollkonserve, die sich bei 10 bis 15 ° Celsius über mehrere Jahre hält. Eine Foie Gras Truffe garantiert zum Beispiel mindestens 3 Prozent Trüffelanteil, während ein Parfait de Foie Gras mindestens 75 Prozent Stopfleber enthalten muss. Auf eine hohe Qualität bedacht, werden die Enten in gut gelüfteten Ställen gehalten, die zugleich über einen begrünten Freiland-Auslauf verfügen. Die Ernährung der Tiere ist rein pflanzlich. Ihre Aufzucht erfolgt unter Einhaltung strengster Hygiene- 63 WARENKUNDE Foie Gras: Entenstopfleber in der meisterlichen Zubereitung durch einen Spitzenkoch, angeboten in den Lyoner Paul Bocuse Markthallen. J. SCHALINSKI LZ 39 1. Oktober 2010 vorschriften und Umweltnormen. Da sich die Zahl der Feinkostgeschäfte in Deutschland in den vergangenen Jahren stark dezimiert hat, dürften nach Ansicht französischer Produzenten große Handelsunternehmen heute eine weit bessere Chance haben, sich mit Enten- und Gänsestopfleber in einer eigenen Feinkostabteilung neues Profil aufzubauen und dabei gute Margen zu realisieren. Laut Patrick Pageard von der Groupe Euralis zählt Stopfleber wie Rotwein zu den „French Paradox“: Ihr Verzehr verspreche nicht nur Genuss, sondern verstehe sich auch als Teil einer gesunden Ernährung. js/lz 39-10 64 Lebensmittel Zeitung FRANKREICH LZ 39 1. Oktober 2010 Käse Charolais-Käse erhält das 46. AOC-Siegel Paris. Seit Anfang des Jahres 2010 darf sich der Rohmilch-Ziegenkäse Charolais als 46. Käse mit dem begehrten französischen Ursprungssiegel AOC (Appellation d’Origine Contrôlée) schmücken. Die Herkunftsregion des zwischen 250 und 310 Gramm wiegenden Ziegenkäses sind das Charolais und das Brionnais, sanfte Hügel- und Plateaulandschaften im Burgund, die schon das Charolais-Rind berühmt gemacht haben. Mit dem AOC-Siegel wird offiziell festgelegt, dass die gesamte Produktion und Verarbeitung eines Produktes in einer exakt definierten Ursprungsregion erfolgen muss. Beim AOC Charolais ist folglich die Milcherzeugung, Herstellung und Reifung auf genau 252 Gemeinden in dieser Region begrenzt. Die Bekanntheit, heißt es in einer Veröffentlichung der Sopexa, beschränkte sich lange Zeit nur auf die umliegenden Gemeinden. Erst seit den 70er Jahren ist er auch einem Liebhaberpublikum bekannt. Bis heute wird dieser Ziegenkäse ausschließlich in bäuerlicher Produktion hergestellt. In der gekennzeichneten Ursprungsregion finden sich daher nur 16 bäuerliche Betriebe, die jährlich 59 t Käse aus 1 171 000 Litern Ziegenmilch produzieren. Die daraus gefertigten 210 723 Käse reifen im Anschluss bei einem einzigen Affineur vor Ort. Gegenwärtig wird geprüft, ob der Charolais neben dem AOC-Prädikat auch das europäische Pendant für Produkte mit geschützter Ursprungsbezeichnung (g.U., französisch AOP) erhält. js/lz 39-10 F O TO S : J . S C H A L I N S K I Rund 19 Prozent der französischen Käseausfuhren gelangten 2009 nach CNIEL-Informationen in deutsche Käsetheken und -regale. Das entspricht einem Marktanteil von 18,7 Prozent respektive Platz 2 nach den holländischen Käsen im ausländischen Käseangebot. Insgesamt bezog Deutschland aus Frankreich 2009 ca. 153 000 t* Käse Damit konnten die Franzosen trotz der allgemeinen Wirtschaftskrise ihre Deutschland-Lieferungen relativ stabil halten. Frankreichs Gesamtproduktion an Käse belief sich 2009 unterdessen nach Informationen der Sopexa auf knapp 1,9 Mio. t und nimmt damit hinter Deutschland den zweiten Platz unter den Käseherstellern ein. Bezüglich der Sortenvielfalt bleiben die Franzosen indes mit mehr als 1 000 Sorten die unangefochtenen Spitzenreiter. (Quelle der Zahlen: CNIEL) *Seit 2001 wird ein großer Teil der französischen Käse über ein Großlager in Luxemburg nach Deutschland exportiert; diese Zahlen müssen hinzugerechnet werden. Auf dem Weg in den Discount? Christophe Février, Export Manager, Laiteries H. Triballat (LHT), Rians Absolute Hygiene: Im Dessert-Werk von Rians wird mit Nachdruck auf die Einhaltung höchster Sicherheitsstandards geachtet. Start mit Desserts und Faisselle Laiteries H. Triballat legt Wert auf eine 100-prozentige Natürlichkeit Rians. Die Laiteries H. Triballat (LHT) in Rians wollen mit hochwertigen Desserts und Faisselle, einer original französischen Frischkäse-Spezialität, den deutschen Markt für sich erschließen. Die Milchwerke des Familienunternehmens Triballat, die Laiteries H. Triballat (LHT), befinden sich in Rians, dem Geburtsort des Firmengründers und inzwischen 84-jährigen Seniorchefs Hubert Triballat. Der kleine Ort im Department Cher mit seiner gallo-romanischen Geschichte liegt rund 230 km südlich von Paris im Herzen von Berry, unweit von Bourges. 1952 gegründet, hat sich aus der Keimzelle in der Zwischenzeit eine riesige, hochmoderne Fabrikanlage entwickelt, die ausschließlich auf die Verarbeitung von Milch zu Frischkäse, darunter 40 000 t Faisselle, und Desserts ausgerichtet ist. Bei den Desserts erreicht die Jahresproduktion mit vier Linien einen Ausstoß von gut 7 000 t. Ob Île Flottante, Crème Brûlée à la Vanille Bourbon, Crème aux Spéculoos, Fondant Noir, Fondant au Caramel, Profiterole oder Café Onctueux, alles wird nur mit natürlichen Zutaten hergestellt, basierend auf ausgewählten Rezepturen mit Bezug auf Laiteries H. Triballat Triballat verarbeitet rund 100 Mio. Liter Kuhmilch, 50 Mio. Liter Ziegenmilch und 1 Million Liter Schafmilch im Jahr. Der Gruppenumsatz 2009 beläuft sich auf 265 Mio. Euro, davon kommen 25 Prozent von den ausländischen Töchtern. Ziel ist eine Ausweitung des Auslandsgeschäfts im Laufe der nächsten fünf Jahre auf 40 Prozent. Die internationale Ausrichtung habe strategische Priorität. Dessertfabrik: Hochtechnologisierte Anlagen erlauben Triballat, in der Stunde zwischen 8 000 und 12 000 Desserts à 200 gr zu produzieren. „die gute alte Zeit“ und im Ofen gebacken. Keine Konservierungsstoffe, keine Addititve. Eine Créme Brûlée beispielsweise aus dem Hause Triballat – eigentlich sagt man hier lieber „Rians“, weil alle Produkte ausschließlich unter dieser Dachmarke vermarktet werden – enthält weder Milch noch Gelatine noch Stärke, wie Christophe Février eigens hervorhebt. Verwendet werden ausschließlich Sahne, Vanille und Zucker. Ihre Besonderheit, so der Exportmanager, erfahren die Desserts dadurch, dass der Endverbraucher immer noch etwas zur Abrundung dazugeben muss, also dem Produkt seine ganz persönliche Note verleihen kann. Rians, sprich Triballat, ist heute noch stolz darauf, der erste in Frankreich gewesen zu sein, der 1992 eine „authentische“ Crème Brûlée herausgebracht hat. Inzwischen gebe es viele Kopien auf dem Markt, doch keine reiche an die hier produzierte Qualität heran, sagt Christophe Février. Seine Anmerkung: „Es genügt nicht, einen Stern auf der Motorhaube zu haben, um ein Mercedes zu sein.“ Dass die Franzosen pro Kopf im Jahr durchschnittlich nur drei Crème Brûlées kaufen, hält auch der 39-jährige für wenig, insgesamt aber sei das konsumierte Volumen groß. Der Directeur Commercial Export und Vater dreier Kinder: „Unsere Desserts werden dann gekauft und gegessen, wenn man Lust verspürt, sich eine Freude zu bereiten und dabei den höchsten Genuss sucht, qualitativ wie geschmacklich. Unsere Desserts liegen auf der Linie von Slow Food.“ js/lz 39-10 Triballat ist eine Privatmolkerei in der zweiten Generation, die neben acht Produktionsstätten in Frankreich noch je ein Werk in Argentinien, USA und neuerdings auch in Spanien hat. Welche Ziele verfolgt Ihre Unternehmensgruppe? Unser Ziel ist in Frankreich wie im Export das gleiche: Wir wollen die einwandfreie Qualität unserer Produkte vermarkten, das heißt unsere Erfahrung, die wir bei Desserts, Joghurt, Frischkäse und gereiftem, affinierten Käse geltend machen können, sei es aus Kuhmilch, Ziegenoder Schafmilch. Unsere Produkte stehen für gesunde, ausgewogene Ernährung, Genuss und Umweltverantwortung. Dabei bleibt der deutsche Markt für uns eine der allerersten Prioritäten, was den Ausbau unserer Position anbetrifft, auch wenn der Markt von sehr hartem Wettbewerb gekennzeichnet ist und der Harddiscount zweieinhalbmal so bedeutend ist wie in Frankreich. Bislang gehört der Discount nicht zu Ihren Vertriebskanälen. Könnte sich das ändern? Unsere bahnbrechenden Produkte sind ja Faisselle, Crème Brulée, Le Roulé und eine Reihe von Ziegenkäsen, die wir alle unter der Dachmarke „Rians“ vermarkten. Darüber hinaus haben wir im Export die Marke „Germain“ für geschmackvolle Kuhmilchkäse wie Époisses, Langres und Saint Marcellin. Für uns zählen ganz entscheidend die Werte Respekt, Innovation, Liebe zur Arbeit und zu den Rezepten, Natur und Einfachheit. Es ist absehbar, dass wir unsere Produkte in Kürze auch über den Harddiscount anbieten werden. Die Erwartungen der Verbraucher im Harddiscount richten sich nicht ausschließlich auf den Preis. Ihr Standort, die begrenzte Fläche, die kleinere Auswahl verkürzen den Einkauf und Zeit ist heute Geld. Die Handelsmarke kann dann entsprechend der Anforderung seitens des Handelsunternehmens aus Kostengründen weniger veredelte Inhaltsstoffe haben. Triballat bekundet einen hohen ethischen Anspruch als Produzent und bezieht dabei all seine Produktionsstufen ebenso ein wie den Konsumenten. Gleiches verlangen Sie auch vom Handel. Ja, wir glauben, dass auch der Distributeur so denkt. Was die Vermarktung unserer Produkte angeht, ob als Marke oder Handelsmarke, laden wir alle Distributeure ein, uns zu besuchen und sich vor Ort seriös und professionell von unserer Arbeitsweise und dem Engagement unserer Mitarbeiter zu überzeugen. Unsere Flexibilität und Reaktionsfähigkeit erlaubt uns jeden Auftrag abzuwickeln, egal wie groß er ist. Unsere eigene LKW-Flotte für die Sammlung und den Transport der Milch steigert unsere Geschmeidigkeit. Es gibt keinen kleinen Kunden. Wir freuen uns sehr, neue Kunden bei ihren Geschäften begleiten zu dürfen und ihnen zu helfen, diese auszubauen. Das gleiche gilt auch für die Entwicklung von Handelsmarken mit Jahresvolumen. FRANKREICH Vielfalt und keine elitären Produkte Faisselle – eine ureigene französische Spezialität Düsseldorf. Crottin de Chavignol, Neufchâtel, Roquefort und Beaufort sind nur vier von über 1 000 verschiedenen Käsesorten in Frankreich, wovon 46 das begehrte AOP-Siegel tragen. Diese Abkürzung steht für Appellation d’Origine Protégée, sprich geschützte Ursprungsbezeichnung, und hat nach der neuen europaweit in Kraft getretenen Gütesiegel-Regelung die bekannte französische Ursprungsbezeichnung AOC (Appellation d’Origine Contrôlée) abgelöst, welche für kontrollierte Herkunft stand. In Deutschland bleibt es weiterhin beim „g.U.“, der Abkürzung für geschützte Ursprungsbezeichnung, während Produkte mit geschützter geografischer Angabe hierzulande mit „g.g.A.“ gekennzeichnet sind, was wiederum auf der französischen Seite ein „IGP“-Siegel bekommt und sich Indication Géografique Protégée liest. Vorliegenden Zahlen zufolge produzieren in Frankreich etwa 28 000 Betriebe jährlich rund 196 000 t Käse mit g.U., also AOP, und erzielen damit rund 2,1 Mrd. Euro Umsatz. Um den deutschen Verbrauchern Frankreichs Käsevielfalt näherzubringen („Französische Käse sind keine elitären Produkte“), startete 2009 der Berufsverband der französischen Milchwirtschaft CNIEL (Centre National Interprofessionnel de l’Economie Laitière) zusammen mit den 82 000 Milchproduzenten und etwa 300 Kooperativen und Unternehmen sowie der nationalen Organisation für Landwirtschafts- und Fischereiprodukte FranceAgriMer eine Kommunikationskampagne. Bestärkt durch die ersten Ergebnisse, wird diese Kampagne nun laut CNIEL noch zwei Jahre weitergeführt. js/lz 39-10 Rians. Eine klare Definition von Faisselle zu geben, fällt schwer, da es kein Äquivalent zu diesem traditionellen französischen Frischkäseprodukt in Deutschland gibt. Es erinnert an eine Mischung aus Schichtkäse und Quark und befindet sich in einem Becher mit kleinen Löchern, durch die das Serum abtropft und sich am Becherboden sammelt. Hergestellt wird Faisselle ausschließlich aus frischer Kuh-, Schaf- oder Ziegenmilch, die zu Dickmilch geworden ist und nur kurz abtropfen durfte. Danach wird diese Masse von Hand mit einer Kelle, „à la louche“ genannt, in eine Form geschöpft. Anstelle des einst aus gebranntem Ton bestehenden Gefäßes, das ursprünglich selbst „Faisselle“ hieß und dem Produkt seinen Namen gab, wird Lebensmittel Zeitung WARENKUNDE einem Fruchtpüree als Dessert, oder aber gesalzen, mit grobem Pfeffer, frischen Schalotten, Knoblauch und verschiedenen Kräutern. Sein Nährwert ist hoch; enthalten sind alle natürlichen Proteine der Milch sowie Kalzium, Phosphor und die wasserlöslichen Vitamine B2 und B12. Kenner trinken selbst das sich am Becherboden absetzende Serum mit js/lz 39-10 Genuss. Handgeschöpft: Die Laiteries H. Triballat produzieren Faisselle noch heute auf traditionelle Art. heute ein Plastikbecher verwendet. Extrem mild, aber erfrischend schmeckend, eignet sich Faisselle sowohl zum puren Verzehr als auch gesüßt mit Zucker oder F O TO S : J . S C H A L I N S K I LZ 39 1. Oktober 2010 65 Fromi erstmals mit Key-Account-Manager Kehl-Auenheim. Der bedeutendste Vermarkter von französischen Käsespezialitäten in Deutschland, die Fromi GmbH in Kehl-Auenheim, hat das Krisenjahr 2009 mit einem leichten Plus von 1,2 Prozent abgeschlossen und das 1. Halbjahr 2010 stabil. Zur Freude der Geschäftsleitung entwickelt sich mittlerweile auch der Feinkosthandel wieder positiv. Guillaume Dehaye auf dem an allen Tagen auch diesmal wieder extrem stark besuchten Intermopro-Stand: „Jetzt interessieren sich die Leute wieder und freuen sich über jede Neuheit, wir haben eine Entwicklung von ca. 15 Prozent.“ Gesucht würden Markenprodukte. Und ganz verrückt seien die Kunden auf den neuen Weihnachtskatalog. Auch Bio-Käsespezialitäten gewönnen an Bedeutung. Ein Beispiel für besonders erfolgreiches wie kreatives Marketing, berichtet der Fromi-Geschäftsführer, sei ein belgischer Abnehmer, der seiner Kundschaft „Doppel-Käseplatten“ anbietet: eine auf Standardniveau und eine VIP-Selektion aus ganz hochwertigen Klassikern und den neuesten und exklusivsten Spezialitäten. „Das läuft!“ Unterdessen hat Fromi (Gruppenumsatz: 50 Mio. Euro) seine Verkaufsmannschaft neu organisiert, das heißt bundesweit aufgeteilt nach Kundschaften, und mit Jochen Neuninger (von Bongrain kommend) erstmals einen nationalen Key-AccountManager für den LEH eingestellt. Für den Fachhandel ist Cyril Mota verantwortlich, für Gastronomie und Bio ist es Cendrine Stahr. Unterstützt werden sie von jeweils drei Außendienstmitarbeitern. Für den Verkauf zuständiger Geschäftsführer der Fromi GmbH ist Laurent Beck. js/lz 39-10 FRANKREICH Lebensmittel Zeitung In der Tradition französischer Kultur WARENKUNDE AOC-Ziegenkäse mit Spezialitäten-Charakter Anjouin. Die Fromagerie d’Anjouin, Tochterunternehmen der Laiteries H. Triballat, ist Spezialist für Ziegenkäse mit Fokus auf dem runden AOP Selles-sur-Cher und dem Pyramidenkäse AOP Valençay. F O TO S : J . S C H A L I N S K I „à la louche“. Das AOC-Prädikat bekam der käse 1998. AOC Sellessur-Cher nennt sich ein in der Region Berry, Sologne und Vallée du Cher hergestellter Ziegenweichkäse, dessen runde Form an einen Camembert erinnert. Die Oberfläche ist mit einem feinen Gemisch aus Holzkohlepulver und Salz bedeckt. Während sein Inneres stets weiß, angenehm mild und feinnussig bleibt, zeigt sich im Zuge seiner Reifung auf der Oberfläche ein fein-bleulicher Edelpilz, wie ihn Kenner gerne mögen. Auch dieser in der Regel aus Ziegenrohmilch gewonnene AOC Selles-sur-Cher wird wie der AOCValençay mit der Kelle von Hand geschöpft – „à la louche“. Zur Vermarktung kommt er frühestens 10 Tage nach seiner Affinage. Dieser Ziegenkäse bekam die AOC-Krone 1970. Die Jahresproduktion beläuft sich auf rund 750 t. js/lz 39-10 AOC Selles-sur-Cher: Ein runder Weichkäse mit geaschter Oberfläche. AOC-Produkte sind gefragt Fromagerie d’Anjouin hat sich auf feine Ziegenkäse mit AOP spezialisiert und produziert 650 t/Jahr Der AOC Valençay ist ein Ziegenkäse in Pyramidenform mit abgehackter Spitze, so lautet zumindest die korrekte Übersetzung ins Deutsche; in Frankreich heißt es einfach „Pyramide tronquée“. Er wird in der Regel aus roher Ziegenvollmilch hergestellt, hat eine graublaue, aschfarbene Außenfläche und unterliegt einer „Affinage“ bezeichneten Reifezeit von 11 Tagen in . Die von 21 Milchbauern, 47 Milchlieferanten, 6 Molkereien und einem Affineur erzeugte Jahresproduktion der Appellation Valençay wird vom Verband Association des Vins et Fromages d’Appellation Valençay mit 350 t angegeben. Der AOC Valençay wird mit der Kelle von Hand geschöpft – AOC Valençay: Typisch für diesen Ziegenkäse ist die Pyramidenform. LZ 39 1. Oktober 2010 Jacques Delort leitet die auf Ziegenkäse ausgelegte Produktionsstätte, die unter der Firmierung Fromagerie d’Anjouin ihren Sitz in Anjouin (Centre) hat, knapp 70 km nordwestlich von Bourges. Der Betrieb mit einer Jahresproduktion von 650 t gehört zu der in Familienbesitz befindlichen Unternehmensgruppe Laiteries H. Triballat (LHT) in Rians, die insgesamt rund 1 410 Mitarbeiter beschäftigt und 12 Produktionsstätten betreibt, drei davon außerhalb Frankreichs, nämlich in Argentinien, USA und Spanien. „Wir stehen ganz in der Tradition der französischen Ziegenkäse und Frankreich hat eine sehr alte Käsekultur“, sagt der 50-jährige beim Rundgang durch den Betrieb. Mit diesem Hinweis ist bereits alles gesagt, erklärt sich doch damit fast schon von selbst, warum die Ziegenkäse auch heute noch in aller Regel kleine Käse sind: Eine Ziege gibt weniger Milch als eine Kuh, gerade mal 2,5 bis 3,6 Liter am Tag und die Milch musste früher tagesfrisch verarbeitet werden. Dem nationalen kulinarischen Kulturerbe verpflichtet, hält die Käserei Anjouin auch an der traditionellen Rezeptur zur Herstellung fest, wenngleich sich die Maßstäbe im Laufe der Zeit den heutigen Anforderungen angepasst haben und die produzierten Mengen längst auf die Belieferung größerer Handelsketten ausgerichtet wurden. Mit diesem Ansatz werden auch viele weitere AOP-Käsespezialitäten in der Gruppe hergestellt, darunter der Époisses, Langres, Chaource, Crottin de Chavignol, Rocamadour, Picodon, Sainte Maure de Touraine und der Pouligny St. Pierre. Letzterer, verrät Christophe Février, der Export Manager der Laiteries H. Triballat, sei für seinen Geschmack der absolute „Rolls“ (Rolls-Royce) unter den Ziegenkäsen, „le nec plus ultra“. Vor kurzem hat Triballat nun einen neuen Ziegenkäse mit 20 gr auf den Markt gebracht. Er eignet sich zum Aufbacken in der Mikrowelle ebenso wie im Ofen: „100 Prozent Ziegenmilch und 100 Prozent natürlich, wie unsere Kunden das von uns erwarten.“ So Christophe Février Ihren Milchbauern zahlt die Privatmolkerei einen deutlich höheren F O TO S : J . S C H A L I N S K I 66 Paris. Frankreichs AOC-Milchprodukte – das sind 46 Käse (29 aus Kuhmilch, 14 aus Ziegenmilch und 3 aus Schafmilch) sowie 2 Butter und 1 Sahne – erzielten 2009 1,5 Mrd. Euro Umsatz (ab Fabrik). Sie schnitten damit laut Fachverband CNAOL Conseil National des Appellations d’Origine Laitières in Paris im Krisenjahr besser ab als andere Milchprodukte. So zeigten diese zwar ein leichtes Minus von 2,7 Prozent, die Gesamtbranche jedoch ein Minus von 3,1 Prozent. AOC-Butter legte sogar 0,8 Prozent an Wert zu, während die übrige Butter 2 Prozent verlor. Bezogen auf den im Verkauf auf den Märkten realisierten Umsatz lagen die AOC-Produkte um 2,6 Prozent über Vorjahresniveau, die Nicht-AOC-Produkte um 0,5 Prozent darunter. Das Gesamtmarktvo- Gourmand: Für Jacques Delort, den Direktor der Fromageries d’Anjouin, zählen der runde Selles-surCher und die Valençay-Pyramide zu den besten Ziegenkäsen der französischen Käsekultur. Preis als allgemein in Frankreich üblich. „Für uns steht außer Frage, jeder in seinem Bereich muss würdig leben können: der Milchproduzent wie der Verarbeiter und der Distributeur.“ Ein Zukauf von Milch von außerhalb des Landes scheidet für die Laiteries H. Triballat grundsätzlich aus. „Ein Transport über größere Nachhaltigkeit Für die Groupe Triballat ist Nachhaltigkeit eine ökonomische wie soziale Realität, die aber nur in einem Teil unseres Planeten als wichtig angesehen werde. Europa, die USA und Japan zeigten sich sehr besorgt. Ebenso Triballat. Rians werde in zwei Jahren in Frankreich wie in seinem Werk in den USA viel weiter sein auf diesem Gebiet als der Wettbewerb, sagt Christophe Février und weist auf die Nutzung von nachwachsenden Ressourcen wie Holz und Sonnenenergie hin. Distanzen“, sagt Christophe Février, „verbietet sich schon aus Umweltund Kostengründen.“ Dem Thema Nachhaltigkeit trägt die Unternehmensgruppe ansonsten mit vielen Investitionen Rechnung. Aktuell steht die Reduzierung des CO2-Ausstoßes auf dem Programm. Mit der daraus gewonnenen Produktivität ließen sich die Bemühungen in Punkto Innovationen und Produktionsqualität intensivieren. Für den strategischen Akteur Rians, formuliert der Export Manager, spielten in erster Linie Umwelt, Qualität, Genuss und gesunde Ernährung eine Schlüsselrolle. Und obschon sich der deutsche Markt aus Sicht der Privatmolkerei gerade auf dem Nahrungsmittelsektor derzeit als schwierig darstellt, investiert das Unternehmen in die Promotion seiner Produkte, namentlich Roulé, Crème Brûlée und Picandine. 2011 ist für die Marke Picandou ein eigener Internetauftritt mit Rezepten geplant. Für TV-Werbung sei es noch zu früh. js/lz 39-10 lumen aller 2009 abgesetzten AOCMilchprodukte stieg auf 219 659 t, das ist ein Zuwachs von knapp 5 Prozent im Laufe der letzten 10 Jahre. Doch weist der CNAOL darauf hin, dass dieses Ergebnis um 2,3 Prozent unter dem Vorjahr blieb. Der AOC-Käse-Absatz – ihr EVP liegt 53 Prozent über den NichtAOC-Käse – schrumpfte 2009 um 2,7 Prozent auf 187 598 t, blieb aber gemessen am Tiefstand von 1999 um 4 Prozent darüber. Der Anteil der aus Rohmilch erzeugten AOC-Käse beläuft sich auf 71,6 Prozent; aus bäuerlicher Produktion (fabrications fermières) stammen allerdings nur 7,8 Prozent, dahinter stehen gleichwohl 1 450 bäuerliche Betriebe. Der für die AOCMilchprodukte 2009 benötigte Teil des französischen Milchaufkommens beziffert sich auf ca. 9,1 Prozent Kuh-, 12 Prozent Ziegen- und 44,5 Prozent Schafmilch. 70 Prozent der AOCMilchprodukte stammen ganz oder teilweise aus Bergzonen. js/lz 39-10 LZ 39 1. Oktober 2010 FRANKREICH Der AOC Neufchâtel behauptet sich Familienbetrieb hält Tradition hoch 67 Gaec Brianchon setzt auf den wahren Geschmack – 100 Kühe für einen AOC-Käse Nesle Hodeng. Die normannische Käserei Gaec Brianchon in Nesle Hodeng vermarktet ausschließlich die Milch ihrer rund 100 Kühe als Weichkäse unter der Bezeichnung Neufchâtel Fermier. „Es wird langsam wieder mehr Rohmilchkäse verlangt.“ Alain Brianchon Inzwischen ist Alain Brianchon, Eigentümer der Käserei Gaec Brianchon in Nesle Hodeng (Departement SeineMaritime/Haute-Normandie) und zugleich Präsident des Fachverbandes Syndicat de Défense et de Qualité du Fromage Neufchâtel, 62 Jahre und denkt ans vollständige Aussteigen. „In Frankreich geht man normalerweise mit 55 in den Ruhestand, in England mit 67 Jahren“, sagt er. Den Milchhof mit den rund 100 Kühen der rotweissen Rasse Normande samt Käserei führen inzwischen bereits sein 39-jähriger Sohn und seine 31-jährige Tochter. Insgesamt sind es fünf junge Menschen zwischen 22 und 39 Jahren, darunter vier Frauen, die den Familien- betrieb am Laufen halten und hier ihren Broterwerb finden. 70 t Käse produzieren sie übers Jahr nach artisanaler Art. Ihr Lab, traditionell hergestellt, wie Betriebsleiterin Amélie Bordesseulle betont, beziehen sie von einem Labor. Leicht gesalzen („unter 2 g pro 100 g Käse“) und mit Penicillium camemberti geimpft, kommt der Käsebruch in die Formen zum 12-stündigen Abtropfen. Danach wandern die Käse in die Reiferäume. Schon nach zwei, drei, vier Tagen sind sie „schön cremig, ohne zu laufen“ und von einem „wunderbaren Geschmack“. Das Salz, erklärt Alain Brianchon, habe früher alles übertönt, heute werde mild gesalzen. Dies sei aber nur deshalb möglich geworden, weil die Hygieneanforderungen entsprechend gewachsen seien und die Milch unter ganz anderen Bedingungen produziert und verarbeitet werde. „Wir haben jetzt zum Beispiel eine weitaus bessere Temperaturführung und Hygrometrie als seinerzeit.“ Nicht ohne Stolz zeigt er seinen modernen Betrieb mit den Kühen, die frei im Stall laufen können und nicht wie einst angebunden im Gitter stehen mussten. Auch können sie gleich hinter dem Stall frei weiden F O TO S : J . S C H A L I N S K I Neufchâtel. Etwa 50 km nordöstlich von Rouen in der Normandie, der Heimat des wohl weltweit berühmtesten Weißschimmelkäses Camembert, liegt Neufchâtel, ein größeres Städtchen mit rund 5 300 Einwohnern im Departement Neufchâtel en Bray. Nach dieser benannt, trägt als zweiter Käse in der Normandie der „Neufchâtel“ seit 1969 den AOC-Status. Heute produziert die Region bei einem Kuhmilchaufkommen von insgesamt ca. 2 Mio. Litern im Jahr gut 1 500 t Käse mit der geschützten Ursprungsbezeichnung, vor zehn Jahren waren es gerade 625 t. Wie Jean-Louis Bloquel vom Syndicat de Défense et de Qualité du Fromage Neufchatel mit Sitz in Neufchâtel en Bray, berichtet, leiden die knapp zwei Dutzend Produzenten unter starkem Preisdruck. „Noch vor drei Jahren konnten wir 1 534 t absetzen“, so der Direktor. Im vergangenen Jahr wäre es aber fast noch schlimmer gekommen, nachdem die Käserei Les Cateliers in Buchy ihren Vertrag mit Lidl über 400 t nicht voll habe erfüllen können und aufgrund der nur gelieferten 340 t ausgelistet worden sei. Dank großer Anstrengungen habe man es allerdings dennoch geschafft, den Absatz in Frankreich um 14 Prozent zu steigern und somit den Verlust auszugleichen. Deutschland, größter Abnehmer von Neufchâtel, bezog 2009 laut Syndikat ca. 85 t. Die übrigen im Export abgesetzten 25 t verteilen sich auf Kunden in den USA, China, Japan, Großbritannien, Schweiz und Belgien. Für den Neufchâtel-Weichkäse, hergestellt aus roher, thermisierter oder pasteurisierter Milch, werden statt anfangs 6 g Salz auf 100 g Käse mittlerweile weniger als 2 g verarbeitet. js/lz 39-10 Lebensmittel Zeitung Vorzeigebetrieb: Modern und doch in der guten alten Tradition präsentiert sich die AOC-Neufchâtel-Käserei Gaec Brianchon in Nesle Hodeng in der Normandie. und natürlich spiele die Futterqualität eine ganz wesentliche Rolle. So erreichen Monsieur Brionchons Kühe eine Jahresleistung von rund 10 000 Litern Milch. Er beklagt, dass immer weniger Leute heute noch genussvoll zu essen verstehen und die Jungen meist überhaupt nicht mehr. js/lz 39-10 68 Lebensmittel Zeitung FRANKREICH LZ 39 1. Oktober 2010 Flammkuchen für das Frischeregal Wenn sich französische Feinkosthersteller, auch von Traiteur-Produkten, an der Entwicklung bayerischer Spezialitäten orientieren, haben sie jeden Grund optimistisch zu sein, was die Chancen anbetrifft, mit eigenen regionalen Stärken und Marken (nicht nur) den deutschen Markt erobern zu können. Auch der französischen Senfmarke Maille gelang es über ihren Importeur Wilms/ Impuls, sich im Laufe der Jahre in Deutschland eine marktführende Position im Bereich Dijon-Senf zu erarbeiten. Das Potential für Spezialitäten mit französischem Savoir-faire, zumal für Traiteur-Produkte, erscheint zumal insofern besonders groß, als dieser Sektor von Frankreich noch lange nicht in vergleichbarem Ausmaß genutzt wird wie etwa von Italien. WARENKUNDE Pierre Schmidt will die Produkte zu größerer Bekanntheit führen – Distribution soll erweitert werden Weyersheim. Die elsässische Groupe Pierre Schmidt in Weyersheim konzentriert sich auf den Ausbau des Exportgeschäfts. Im Mittelpunkt steht der Flammkuchen. Perspektive: Flammkuchen, obschon aus Herstellersicht außerhalb Frankreichs noch immer relativ unbekannt, soll sich künftig als Alternative zur Pizza verkaufen. dem Flammkuchen gegenüber zeigten als Deutschland. Alain Jansen wünschte sich, könnte er seinen Flammkuchen – wie in Frankreich üblich – auch im deutschen Handel dort verkaufen, wo Pizza angeboten wird. Da genau liege aber das Problem: „In Deutschland wird Pizza fast nur als Tiefkühl-Ware angeboten, und in Frankreich wird der Markt der Flammkuchen durch die frischen Pizzen im Kühlregal gezogen.“ In Punkto Nachhaltigkeit setzt die Unternehmensgruppe eigenem Bekunden zufolge auf die Senkung ihres Energieverbrauchs, beispielsweise F O TO S : J . S C H A L I N S K I Feinkost „Verbraucher verlangen heute immer natürlichere Produkte.“ Alain Jansen Flammkuchen Weyersheim. Diese elsässische Spezialität – von den Einheimischen „Flammekueche“ genannt – ist ein herzhafter Kuchen, der aus einem dünnen, knusprigen Teig und einem Belag aus einer cremigen Mischung von Quark und Crème fraîche sowie geräuchertem Speck und Zwiebeln besteht. In früheren Zeiten pflegten die elsässischen Bauern vor dem Ausfegen des Backofens zum Brotbacken etwas mit Quark bestrichenen Brotteig, belegt mit Speck und Zwiebeln, in den Ofen zu schieben, in dem noch die Flammen loderten. Dieser „Flammkuchen“ wurde dann in geselliger Runde geteilt. Heute spricht man in Frankreich von „la tarte flambée traditionnelle d’Alsace“ und weiß nur noch selten, dass dieser raffinierte Backkuchen bereits rund 200 Jahre alt ist. Was sich geändert haben mag, ist vielleicht die Rezeptur, gibt es den Flammkuchen heutzutage doch in vielerlei Variationen: Als Campagne (wie auf dem Land), oder mit Champignons, oder Raclette beispielsweise. Das Gesamtmarktvolumen der Tartes Flambées beziffert die Firma für Frankreich auf 3 850 t respektive 34 Mio. Euro. Unter Bezug auf IRIMarkterhebungen (IRI Cam P0709) für Hypermärkte und Supermärkte liegt der Höchstertrag pro Regalmeter in der Woche bei 144 Euro, im Durchschnitt bei 113 Euro. Vorliegenden Informationen zufolge entscheiden sich 19 Prozent der Verbraucher derzeit für einen Flammkuchen und 52 Prozent für eine Pizza. Bezogen auf die Häufigkeit der Einkäufe pro Jahr, fällt die Entscheidung 2,5 mal auf Flammkuchen und 5,8 mal auf Pizza. js/lz 39-10 Die anhaltende Finanz- und Wirtschaftskrise spürt auch der Flammkuchen-Hersteller aus dem Elsass, Pierre Schmidt SAS in Weyersheim. Wie der für den Export zuständige Alain Jansen (Compte Clé Export) ausführt, erhöht sich der Mengendruck vor allem in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in Belgien. Gleichzeitig überlegten allerdings die Verbraucher heute viel länger, bevor sie sich zum Kauf eines Produktes entschieden. Aus der Sicht des Herstellers ist dies ein Phänomen, das er auch als „eine Bestrafung für uns“ wertet. Dennoch sei es dem Unternehmen 2009 gelungen, mit dem Traiteur-Flaggschiffprodukt Flammkuchen, elsässisch „Tarte Flambée“, den Umsatz zweistellig zu steigern. Einziger Wermutstropfen, so der Manager: Das Gros der Produkte verkauft sich unter Eigenmarken des Handels, nur zu einem geringen Teil dagegen unter der Hersteller-Marke. Nach den Beobachtungen des Produzenten nehmen die Eigenmarken des Handels, in Frankreich MDD (Marques des Distributeurs) genannt, derzeit besonders stark zu. Dies gelte vor allem für solche Produkte, die einen starken Bekanntheitsgrad aufgrund ihrer Regionalität oder ihrer Pierre Schmidt 2009 erwirtschaftete die Groupe Pierre Schmidt (Pierre Schmidt und Stoeffler) mit 730 Beschäftigten ca. 170 Mio. Euro Umsatz. Dahinter steht eine Produktion von 30 000 t. Auf Flammkuchen, einem der drei wichtigsten Standbeine der Gruppe neben Sauerkraut und Charcuterie, entfielen allein 6 700 t. Mit dieser Menge sieht sich Pierre Schmidt als „europaweiter Marktführer“ in diesem Segment. Historie hätten. Aber: Die Entwicklung der Eigenmarken für „eine Strategie des Handels und nicht der Industrie“ begreifend, folgt Pierre Schmidt den Wünschen seiner Kunden, wie Alain Jansen ausführt. Auf Steigerung seines Bekanntheitsgrades bedacht, investiert das Unternehmen unterdessen in Animationen am POS, speziell auf dem deutschen Markt. Schlüsselwort für die Gesamtpalette des Hauses bleibt explizit die Qualität. Hierbei bezieht sich der seit 2009 IFS 98 Prozent higher level zertifizierte Fabrikant auf seine regionalen Produkte, die auf einem klaren handwerklichen elsässischen Können basierten und – obschon sie zu 100 Prozent industriell hergestellt würden – genau dem Original entsprächen. Pierre Schmidt hat sich das Ziel „Clean label“ auf die Fahne geschrieben. Mit anderen Worten: Man folgt dem Trend „zurück zur Natur“ und setzt folglich auf natürliche Zutaten, die der Verbraucher kennt und als solche ansieht. Wie ernst man das Thema in Weyersheim nimmt, erhellt aus der Tatsache, dass allein in der Abteilung Forschung & Entwicklung sechs Mitarbeiter beschäftigt werden. Sie sind für die Entwicklung neuer Rezepturen Botschaftsträger: Aktuell dominieren Handelsmarken das Geschäft des Elsässer FlammkuchenHerstellers. und Produkte zuständig, um den spezifischen Anforderungen der Märkte und Länder Rechnung zu tragen. Nach den Worten von Alain Jansen bleibt das Hauptinteresse des Unternehmens weiterhin auf den Export und insbesondere Deutschland gerichtet, wo die Produkte zu größerer Bekanntheit geführt werden sollen. Ziel ist eine stärkere Diversifizierung der Kunden. „Es ist nach wie vor unser Bestreben, unser Savoir faire, also unser Können, und die Qualität unserer Produkte in den Vordergrund zu stellen und so zusätzlichen Umsatz in den Produktkategorien zu generieren, die bislang wenig oder gar nicht entwickelt sind.“ Der 38-jährige Exportmanager bedauert, dass der deutsche Markt für frische Traiteur-Produkte – abgesehen von einigen frischen Teigwaren und Kuchen – noch immer erst sehr wenig entwickelt sei. In Frankreich zum Vergleich habe der Traiteur-Bereich ein beinahe ähnlich großes Volumen wie Charcuterie oder Käse. Zu den anderen neuen Absatzmärkten, von denen man sich in Weyersheim in Zukunft viel verspricht, zählen Spanien und Großbritannien, die eine viel größere Aufgeschlossenheit Gas. Die Kühlanlagen wurden vor Jahren bereits – wie vom Gesetzgeber vorgeschrieben – von Frion auf neue umweltfreundliche Kühltechnologie umgestellt. Genutzt wird auch die Abwärme aus der Produktion, etwa in den Umkleideräumen. Weitere Einsparanstrengungen laufen auf dem Gebiet der Verpackungen, zumal speziell hier die Verbraucher besonders sensibel reagierten. Schmidt setzt deshalb mehr auf Karton anstelle von Plastik und verringert zugleich die Stärke seiner Verpackungsfolien. js/lz 39-10 HINTERGRUND Das Elsass Weyersheim. Frankreich ist weltweit für seine Kochkunst berühmt. „In dieser einzigartigen gastronomischen Landschaft“, sagt Alain Jansen von der Groupe Pierre Schmidt, „ist das Elsass eine unumgängliche Region, um das französische Terroir, ergänzt durch einen Hauch Originalität, zu endecken.“ So wendet sich das Elsass an alle Feinschmecker, die anspruchsvollsten vor allem. Kennzeichnend für die elsässische Küche ist ein großes Know-how sowie die Vorliebe für die berühmten Flammkuchen und Sauerkrautgerichte. Die Speisen spiegeln wider, was die Elsässer am meisten lieben: Gute Dinge mit einander teilen. So achten sie die Tradition der französischen Gastlichkeit. Belohnt werden sie durch Millionen von Besuchern, die alljährlich in die Region kommen und sich von ihren Reizen und Spezialitäten verzaubern lassen. 2009 zählte die elsässische Tourismusbehörde rund 11 Millionen Gäste, darunter waren 40 Prozent Franzosen, 11 Prozent Deutsche, 10 Prozent Belgier, 5 Prozent Niederländer, 4 Prozent Spanier, 3 Prozent Österreicher und 2 Prozent Schweizer. Nach den Gründen ihres Kommens befragt, kristallisierten sich vor allem vier Punkte heraus: Die Region zu besichtigen, die regionalen Produkte zu genießen, die elsässischen Weine zu probieren, und die Weihnachtsmärkte zu besichtigen. So verdient die „Winstub“, im Elsass eine regelrechte Institution, besondere.Erwähnung, genießt man hier doch eben all die Gerichte und dazu den Wein, die für eine Gaststätte dieser Gegend geradezu typisch sind. Dass darunter auch Flammkuchen und Sauerkraut sind, ist dann schon selbstverständlich. js/lz 39-10 LZ 39 1. Oktober 2010 FRANKREICH Bretagne mit großem Auftritt in Paris 200 Tonnen Surimi pro Tag Fleury Michon produziert in Pouzauges Traiteur-de-la-Mer-Produkte im 24-Stunden-Takt Pouzauges. Mit Surimi hat sich Fleury Michon S.A. Traiteur de la Mer ein Standbein erarbeitet, das jährlich neue Zuwachsraten generiert. In Pouzauges (Vendée) laufen acht Linien rund um die Uhr mit einem Tagesausstoß von ca. 200 t. nnets (Stäbchen), die MSC-Zertifizierung. Der begrenzte Einsatz von Zusätzen gemäß der firmeneigenen Nahrungsmittel-Charta rundet das Nachhaltigkeitsengagement des sich als Pionier auf dem Gebiet von Fertigprodukten und heute Surimi verstehenden Herstellers ab. Vermittelt werden die Aktivitäten auf diesem Gebiet eigenen Angaben zufolge auf unterschiedlichen Wegen, sei es über ein Label, über öffentliche Reportagen in der Presse oder Plakate. Matthieu Roussel: „Es handelt sich um einen Ansatz von Grund auf, der Zeit braucht, bevor wir vom Verbraucher wahrgenommen werden.“ Wie der exportverantwortliche Direktor ausführt, ist Fleury Michon mit einer Innovation, den Bâtonnets Nature (Stäbchen Natur), heute europaweit der einzige Anbieter. Bei diesem Produkt habe man die Rezeptur soweit verbessern können, dass bei ihrer Herstellung auf PolyphosphaSurimi-Anhängerin: Magali Boucard, Produktchefin Fleury Michon Traiteur de la Mer in Pouzauges. te, Sorbitol und Glutamat Fleury Michon sieht sich durch IRI-Er- Robuchon ins Haus geholt. Als Frank- verzichtet werden könne. Die Groupe Fleury Michon hat ihhebungen in Frankreich als Marktfüh- reichs Spitzenkoch trägt dieser überrer in drei Bereichen bestätigt: einmal dies den Titel „Koch des Jahrhun- ren Umsatz 2009 wertmäßig um 6 Prozent auf 532 Mio. Euro gesteigert. Laut mit Surimi, frisch, mit 23,9 Prozent derts“. Auf Nachhaltigkeit bedacht, legt Matthieu Roussel sind es die Qualität Marktanteil Ende Mai 2010, das sind plus 13 Prozent zum Vergleichszeit- die Gruppe im Produktbereich Surimi der Produkte sowie permanente Innoraum davor; dann mit Charcuterie und vor allem Wert auf Einsparungen im vationen, die es dem Unternehmen er45 Prozent Marktanteil bei Geflügel- Verpackungsbereich und ständige laubten, schneller zu wachsen als der schinken und 20 Prozent Anteil bei technologische Verbesserungen im Markt und der Wettbewerb. In Schweineschinken (12/09); und drit- Hinblick auf die Umwelt. Außerdem Deutschland läuft der Exklusivvertens mit Fertiggerichten (Plats Cui- gibt es für einige in Frankreich ver- trieb über die Uplegger food company js/lz 39-10 sinés), wo das Unternehmen 31 Pro- kaufte Surimi-Produkte, die Bâto- GmbH, Langenhagen. zent Marktanteil hält (12/09). Nach den Worten ihres Exportmanagers Matthieu Roussel verfolgt die Groupe Fleury Michon eine internationale Strategie mit insgesamt elf Produktionsstätten in Spanien, Kanada, Slovenien und Italien. Dabei gelte das Interesse im Export vor allem dem beschleunigten Wachstum unter der eigenen Marke. Seit etwa zehn Jahren sei das Unternehmen bestrebt, so weit wie irgend möglich auf jedwede Zusätze in der Produktion zu verzichten oder doch zumindest zu reduzieren. Für Ratschläge wurde der Nahrungsexperte und Grand Chef Joël F O TO S : J . S C H A L I N S K I Paris / Rennes. Die Bretagne ist die im Bereich Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie stärkste französische Region. Die Branche zählt rund 68 000 Angestellte und verzeichnet einen Jahresumsatz in Höhe von 17 Mrd. Euro, so die Pressemitteilung von Ubifrance unter Bezug auf das Conseil Régional de Bretagne in Rennes im Hinblick auf den kommenden Sial. Auf der vom 17. bis 21. Oktober in Paris stattfindenden internationalen Lebensmittelmesse wird die Region durch rund einhundert Unternehmen vertreten sein. Sie stellen ihre Neuentwicklungen und Trends für Produkte, Verpackungen, Verarbeitung und Dienstleistungen vor. Insgesamt werden über 50 neue Produkte gezeigt und zur Verkostung angeboten. Dabei verteilen sich die Aussteller auf verschiedene Messepavillons. Die von den Bretonen abgedeckten Produktsparten umfassen sowohl Getränke, Gebäck und Süßwaren, Feinkost und Meeresprodukte als auch Lebensmittelzwischenprodukte, Fleisch- und Wurstwaren, Geflügel und Tiefkühlprodukte und in Halle 8 überdies BioProdukte und Feinkost. Auf dem Regionalstand „Bretagne – Trends & Innovationen“(Halle 5 A) lassen sich vier große Trendbereiche erkennen: Ernährung und Wohlbefinden, Convenience-Food und Snacks, Neuer Biergenuss, und Kleine Gaumenfreuden. Der Pavillon „Bretagne – Trends & Innovationen“ wird unterstützt vom Regionalrat der Bretagne, der Konferenz der Wirtschaftskammern der Bretagne (COCEB), dem Kompetenzzentrum Valorial, der regionalen Agentur „Bretagne Innovation“ und dem Verein „Produit en Bretagne“. js/lz 39-10 Lebensmittel Zeitung 69 Alliance strebt mehr Absatz an Changé. Die Bongrain-Tochter Alliance Charcutière in Changé bei Le Mans, zuständig für den Vertrieb von Fleisch- und Wurstwaren der Werke Luissier Bordeau Chesnel (L.B.C.) und Souchon d’Auvergne in Yssingeaux, hält fest an ihrer Absicht, den deutschen Markt für sich zu erschliessen und die Distribution auszuweiten. Laut Olivier Michonneau ist das Unternehmen, das in Frankreich mit 45 Verkäufern unterwegs ist, in Deutschland bislang erst bei Globus und HitMarkt gelistet, mit einigen weiteren Handelsunternehmen und Distributeuren aber aktuell im Gespräch. Der Exportdirektor ist überzeugt, dass sich das Engagement langfristig lohnt, auch wenn Deutschland ein „nach wie vor komplizierter Markt, speziell im Charcuterie-Bereich“, sei. Er weist darauf hin, dass es in den Geschäften, in denen man bereits mit seinen Produkten vertreten sei, gut laufe. Unter Hinweis auf luftgetrocknete Wurst wie Délice de Saint Agaûne und Doucette, aber auch Rillettes (Brotaufstriche) wie Poulet Rôti und feingeschnittenen SB-Schinken, lautet seine Botschaft an die Einkäufer: „Unser Sortiment ist original französisch, auch ist unsere Premium-Qualität preislich gut positioniert.“ Die Alliance Charcuterière erzielte den Angaben zufolge 2009 einen Umsatz in Höhe von ca. 100 Mio. Euro, davon entfielen rund 3 Mio. Euro auf das Exportgeschäft. Mit Rillettes ist L.B.C. in Frankreich Marktführer, das Gesamtmarktvolumen beziffert Olivier Michonneau auf 13 000 bis 14 000 t – Tendenz zunehmend. Gefragt seien vor allem fettreduzierte Varianten. js/lz 39-10 70 Lebensmittel Zeitung FRANKREICH LZ 39 1. Oktober 2010 Charbonneaux stärkt Kapazitäten Wertzuwachs trotz Absatzeinbußen Reims. 2009 war trotz Wirtschaftskrise für Frankreichs größten Hersteller speziell von Essig, aber auch Senf, Charbonneaux-Brabant SA mit Hauptsitz in Reims, ein gutes Jahr. JeanChristoph Ruiz, Directeur Commercial & Marketing: „Wir glauben, dass das Segment, in dem wir uns bewegen, für die Verbraucher unproblematisch ist, da unsere Produkte nicht hochpreisig sind.“ Das größte Wachstum verzeichnete das Unternehmen mit seinen Essigen im Niedrigpreissegment, da die Kunden verstärkt preisgünstige Produkte kauften. Aber auch die Bio-Produkte von Charbonneaux-Brabant konnten den Angaben zufolge 15 Prozent zulegen. Christoph Ruiz: „Da wir ein sehr breites Produktportfolio haben, gibt es bei uns in den verschiedenen Segmenten immer Potenzial für Wachstum.“ So stieg in den vergangenen Jahren nicht nur die Inlandsnachfrage nach Senf und Essig, sondern auch im Ausland. Dies gilt insbesondere für Deutschland, wo der Vertrieb seit mittlerweile gut einem Jahr über das Importhaus Wilms / Impus, Walluf, läuft und sich alles auf die beiden Kernprodukte „Original französischer Senf körnig“ und „Original französischer Dijon-Senf scharf“ konzentriert. Seit 1797 in Familienbesitz, betreibt das Unternehmen (Hauptmarke „Beaufor“) in Frankreich fünf Essigund Senf-Fabriken, allesamt nach ISO 14001 zertifiziert, mit rund 270 Beschäftigten und einem Jahresumsatz 2009 von gut 60 Mio. Euro. Nach sehr starken Investitionen in die Entwicklung und Installation von Sicherheitsund Rückverfolgungssystemen gilt das momentane Interesse erklärtermaßen dem Ausbau der Produktionskapazitäten. Zugleich arbeitet die Qualitätssicherung an den Zertifizierungsvoraussetzungen für IFS und BRC. Darüber hinaus, betont Jean-Christoph Ruiz, sei auch das Thema Nachhaltigkeit für sein Haus sehr wichtig und werde auch künftig, nicht zuletzt für seine Kunden, ein zentraler Punkt bleiben. „Wir legen größten Wert auf umweltfreundliche Verpackung und Müllentsorgung“, so der Verkaufsund Marketingdirektor. Und für die Mitarbeiter habe man ein spezielles Programm zur Gesundheisförderung entwickelt. Der Fabrikant ist überzeugt, dass sich das Thema Nachhaltigkeit sehr gut in der Kommunikation nutzen lässt und dass es immer wichtiger wird. „Unsere Kunden sind sehr stark daran interessiert, deshalb müssen wir uns auch permanent um Umweltaspekte und die Erhaltung der Gesundheit unserer Mitarbeiter kümmern.“ Die Tatsache, dass alle Werke ISO 14001 zertifiziert sind, beweise, dass Charbonneaux-Brabant Umweltund Qualitätsaspekte sehr wichtig nehme. js/lz 39-10 Essen. Die französisch-mediterrane Positionierung der Marke „Aoste“ und die zentralen Markenwerte wie Authentizität, Qualität und Genuss sollen laut CFG Deutschland GmbH noch klarer für den Konsumenten herausgestellt werden. CFG-Deutschland fokussiert noch schärfer auf die Positionierung der Marke „Aoste“ und ihre Werte Das Unternehmen Aoste wurde 1976 in einem kleinen Ort am Fuße der französischen Alpen gegründet. Inzwischen hat sich die Fertigungsstätte zum größten Produktionsstandort für Rohschinken in Europa entwickelt. Aoste ist Marktführer in Frankreich. In Europa und anderen Ländern rund um den Globus ist die Marke vielerorts erfolgreich präsent. Das Portfolio umfasst sowohl gekochte Schinken- und Wurstwaren als auch luftgetrocknete Rohschinken und Salami. Die CFG Deutschland GmbH ist für den Vertrieb und das Marketing des SBPortfolios der Marken Aoste, Campofrio und Weight Watchers im deutschen Markt verantwortlich. Die Unternehmen gehören zur Campofrio Food Group, die mit einem Umsatz von über 1,8 Mrd. Euro und einem EBITDA von 144 Mio. Euro das führende Fleischverarbeitungsunternehmen in Europa und einer der fünf größten Hersteller weltweit ist. Die Campofrio Food Group mit Sitz in Madrid beschäftigt fast 11 000 Mitarbeiter in acht Ländern. führt. Für weitere Kaufanreize sorgen eine Erweiterung der Snackrange Stickado um neue Trend-Produkte und saisonale Artikel wie Feigen-Walnuss Salami. Im Herbst sollen gezielte Marketing-Maßnahmen wie TV-Kommunikation für Luftig Fein sowie PR, Sponsoring und kontinuierliche Promotions den Abverkauf im Handel unterstützen. „Unser Ziel ist es, die französisch-mediterrane Positionierung der Marke Aoste und die zentralen Markenwerte, wie Authentizität, Qualität und Genuss noch klarer für den Konsumenten herauszustellen“ so die Marketingdirektorin. Im Retailbereich konzentriert sich „Aoste-Produkte bieten eine hohe Wertschöpfung.“ Petra Follmann Darüber hinaus werde eine schnelle Umsetzung von Neulistungen angestrebt. Die Aufmerksamkeit gelte aber auch den Verkaufstreibern „Visibility“, die optimale Platzierung im Regal und als Display, sowie Preis und Promotion. Über die konsequente Fortsetzung der 2009 eingeführten Marketing-Strategie gibt sich CFG „sehr zuversichtlich“, die diesjährigen Ziele bei Absatz und Umsatz zu erreichen. Die Erlös-Erwartungen im Geschäftsjahr 2009 konnte das Unternehmen laut Petra Follmann trotz wirtschaftlich schwierigem Umfeld mit einem leichten Plus erfüllen. Als einen wesentlichen Grund hierfür nennt sie die Nutzung von Synergien und damit verbundene Einsparungen im Zuge der vorangegangenen Fusion. Nach dem Zusammenschluss der fran- zösischen Groupe Smithfield und der spanischen Campofrio zur europäischen Campofrio Food Group (CFG) Ende 2008 war die CFG Deutschland GmbH neu strukturiert worden. Der bezogen auf die Marke „Aoste“ 2009 durchgeführte Relaunch der Produktlinien „Luftig Fein“ und „Stickado“ samt kompletter Umgestaltung des POS-Auftritts führte bereits zu ersten sichtbaren Erfolgen: Sowohl der Absatz der Linie Luftig Fein als auch von Stickado zeigt verglichen mit dem Vorjahreszeitraum ein Wachstum. Indessen musste die CFG Deutschland trotz verschiedener Erfolge unter der Marke „Aoste“ in den zurückliegenden 12 Monaten Juni 2009 bis Mai 2010 Jahr insgesamt dennoch der allgemein schwierigen konjunkturellen Lage Tribut zollen. Nach den Worten von Marketingdirektorin Petra Follmann schrumpfte das Absatzvolumen um 4 Prozent, während es wertmäßig zu einem Minus von 2 Prozent kam. Die Campofrio Food Group als Muttergesellschaft der CFG Deutschland GmbH hat ein klar definiertes Nachhaltigkeits-Programm. Die Verantwortlichkeit im Bereich Nachhaltigkeit wird dokumentiert durch die Teilnahme an verschiedensten Projekten, z. B. dem 2041 Antartica Project und zahlreichen Initiativen wie dem Aufbau eines Energy Efficiency Plans und Packungs-Optimierung. . js/lz 39-10 Lebensfreude mit Genuss Die Kombination aus bewährten Rezepturen, handwerklichem Können und höchsten Ansprüchen an die Qualität der Zutaten machen die Aoste-Produkte den Angaben der CFG Deutschland GmbH zufolge zu etwas Besonderem. Nach dieser Philosophie stellt Aoste nicht nur seine Geflügelspezialitäten und Kochschinken her, sondern auch seine luftgetrockneten Spezialitäten: den Aoste Rohschinken und die Aoste Salamis. „Unser Ziel ist es mit unseren Produkten dem Verbraucher ‚Lebensfreude mit Genuss’ zu bieten“, so Petra Follmann. Erstmals TV-Kampagne für Maille Wilms / Impuls freut sich über erneute Zuwachsraten mit dem französischen Marken-Senf aus Dijon Walluf. Das Importhaus Wilms / Impuls GmbH & Co. KG, Walluf, startet 2010 erstmals für Maille mit einer TV-Kampagne in den reichweitenstärksten deutschen Privatsendern. Maille konnte auch 2009, wie in den Vorjahren, in Deutschland weitere Marktanteile (plus 2,4 Prozentpunkte) für sich gewinnen und seine absolute Marktführerschaft im Segment DijonSenf erneut ausbauen. So liegt der wertmäßige Marktanteil bei 82,2 Prozent. Mailles Umsatz wuchs unterdessen um 9,8 Prozent, der Absatz um 9,1 Prozent. Damit entwickelt sich die Marke überproportional zum Gesamtmarkt Dijon-Senf (zum Vgl. plus 6,6 Prozent Wert, plus 4,8 Prozent Menge). (Quelle: AC Nielsen, LEH - ohne Aldi / Lidl / Norma - und DM, MAT KW 13.10 vs. VP) Wie Jörg Saalwächter, der neue Marketingdirektor bei Wilms/Impuls, berichtet, investiert das Importhaus in diesem Jahr erstmals für Maille in eine massive Endverbraucher-Kampagne. So soll die Marke zu den Saison-Höhepunkten mittels TV-Spot in den reichweitenstärksten deutschen Privatsendern Pro 7, RTL, SAT 1, Super RTL, J. SCHALINSKI AO S T E / C FG DEUT SCH L A N D USP: Die französische Herkunft der Marke ‚Aoste’ ist ein Wettbewerbsvorteil und Alleinstellungsmerkmal im größtenteils national geprägten Wurstmarkt. F O TO S : C F G D E U T S C H L A N D Nach der 2009 erfolgten Weichenstellung für 2010 will die in Essen ansässige CFG Deutschland GmbH mit weiteren Aktivitäten ihr Wachstum vorantreiben. Das Augenmerk gilt vor allem der Marke „Aoste“, so Petra Follmann. Die Marktingdirektorin erwartet sich hohe Abverkaufsimpulse vom jeweiligen Relaunch der Stücksalami wie auch der Produktlinie Tradition sowie von verschiedenen Neueinführungen. Im April wurde zum Beispiel mit dem Mediterranen Landschinken das erste luftgetrocknete Schinkenstück in Marken-Qualität im Handel einge- CFG Deutschland unterdessen auf die Sales Driver, die das Geschäft am POS positiv beeinflussen. Petra Follmann: „Wir möchten ein organisches Wachstum generieren, Out-of-Stocks vermeiden und damit Umsatzeinbußen für die Handelspartner ausschließen.“ „Es sind aktuell keine Preiserhöhungen geplant.“ Jörg Saalwächter Tele 5, VOX und Kabel eins beworben werden und 230 Mio. Verbraucherkontakte generieren. Mit dem in diesem Jahr um drei Fertigsaucen erweiterten Sortiment kommt Wilms/Impuls nach den Worten von Jörg Saalwächter der verstärkten Nachfrage des Handels und der Konsumenten nach Convenience-Produkten nach. Seit Mai 2010 stehen die Saucen „Tartare“, „Béarnaise“ und „Bourguignonne“ neu im Regal, jeweils erhältlich im 200-g-Glas zum Preis von 2,39 Euro. Nach Einführung der drei neuen Feinkost-Saucen soll sich der Fokus im zweiten Halbjahr auf die Top-Produkte des Sortiments richten. „Zwei innovative Rezeptpromotions, Gartenparty und kulinarische Anregungen für festliche Gerichte“, so der Marketingdirektor, „zeigen außergewöhnliche Verwendungsmöglichkeiten auf, um die Markenbekanntheit von Maille weiter auszubauen und dem Handel attraktive Abverkaufsimpulse zu liefern.“ Für beide Aktionen stellt das Importhaus dem Handel Zweitplatzierungsdisplays zur Verfügung. Die seit den 90er Jahren exklusiv vom Importhaus Wilms/Impuls GmbH & Co. KG, Walluf, vertriebenen „Maille“-Produkte werden sowohl in Frankreich als auch hier regelmäßig durch unabhängige Institute geprüft und kontrolliert. Sie sind laut Zertifikat von Unilever GMOfrei; jedes einzelne Glas kann anhand der Chargennummer zurückverfolgt werden. Das 1747 von Antoine Maille gegründete Unternehmen gehört seit 2000 zur Unilever-Gruppe. Produziert werden ausschließlich Dijon-Senfspezialitäten, Essig und Sauerkonserven. Sie werden in über 60 Ländern rund um den Globus verkauft, seit 1948 auch in Deutschland. js/lz 39-10 Der Konsum von Weinen ist in Frankreich in den vergangenen zehn Jahren deutlich zurückgegangen. Heute wird weniger, aber besser, anspruchsvoller getrunken. Eine wirkliche Veränderung im Einkaufsverhalten spüren die Kellereien indessen erst seit dem vergangenen Jahr offenbar unter dem Einfluss der Finanzkrise, ohne dass sich aber an der Qualität der getätigten Käufe selbst etwas getan hat. Wenn sich die französische Weinwirtschaft, zumal im LanguedocRoussillon, dennoch schwertut, dann hat das nach Auffassung großer Player im Markt eher historische Gründe, die mit der Belieferung der USA und Australien begannen und später nach deren eigenem Einstieg in den Export von Weinen zu einem Überangebot und Dumpingpreisen auf breiter Front geführt haben. AOC Côtes du Rhône an zweiter Stelle Avignon. Der Weinfachverband InterRhône (Interprofession des Vins A.O.C. Côtes du Rhône & Vallée du Rhône) mit Sitz in Avignon repräsentiert nach Bordeaux Frankreichs zweitgrößtes AOC-Weinanbaugebiet. Dieses erstreckt sich über eine Länge von gut 580 km zwischen Vienne im Norden und Nîmes im Süden des Landes. Auf seinen insgesamt rund 76 330 ha, von denen inzwischen 28 180 ha auf biologische Bewirtschaftung umgestellt wurden oder aber sich derzeit in Umstellung befinden, gibt es rund 6 000 Betriebe beziehungsweise 1 556 Privatkellereien, 96 Genossenschaftskellereien, 55 Handelshäuser und 6 Produzenten-Unionen, die laut Inter-Rhône-Angaben im vergangenen Jahr (2009) über 2,9 Mio. hl Wein erzeugt haben. Die im Geschäftsjahr 2008/2009 abgesetzte Menge belief sich auf 399 Mio. Flaschen im Wert von (bislang erst geschätzten) 703 Mio. Euro. Auf den Export entfielen insgesamt 97 Mio. Flaschen, verteilt auf weltweit 143 Länder; die Schlüsselmärkte (in Klammern der Prozentanteil): Großbritannien (21), Belgien/Luxemburg (16), Niederlande (8), Schweiz (9), Deutschland (9), Dänemark (7), Skandinavische Länder (2), übriges Europa (3), ferner die USA (12), Kanada (6), Japan (2), Asien (3) und alle übrigen (3). Die Appellation Côtes du Rhône umfasst 171 Gemeinden in 6 Departements. Côtes du Rhône Villages Weine werden in 90 Gemeinden produziert, sowohl mit als auch ohne geografische Bezeichnung. Darüber hinaus gibt es 15 Crus-Lagen. js/lz 39-10 Lebensmittel Zeitung 71 Wegweiser im nördlichen Rhonetal Cave de Tain steht für 85 Prozent aller Weine der Appellationen Hermitage, Crozes Hermitage, Saint Joseph, Cornas und Saint Péray Tain-l’Hermitage. Die Genossenschaftskellerei Cave de Tain publiziert alljährlich einen Nachhaltigkeitsbericht, von ihrem Engagement kündet zudem ein eigenes Logo auf allen Flaschen und Kartons. Die 330 Mitglieder der Winzergenossenschaft Cave de Tain in Tain-l’Hermitage sehen sich mit einer Rebfläche von 1 000 ha und mehr als der Hälfte aller im Norden des Rhonetals produzierten Lagenweine nicht nur als Hauptproduzent und Spezialist der Appellation Crozes Hermitage, vor allem mit der Rebsorte Syrah, sondern auch als Pionier in Sachen Nachhaltigkeit. „Bereits Anfang 2000 haben wir erkannt, dass wir die Kellerei mit dem Anspruch auf Exzellenz positionieren müssen, wenn wir die Führung in unserem Bereich beanspruchen wollen und dass unser Erfolg zwei Fundamente einbeziehen muss: den Respekt für das Individuum und die Umwelt“, sagt Anne-Marie Chaudier von der Exportabteilung. Hierbei sei ihnen die genossenschaftliche Struktur des Unternehmens zugute gekommen, fuße diese doch auf der Solidarität. Und so habe man das Thema Nachhaltigkeit bei allen Entscheidungen mit berücksichtigt, sei es im sozialen, wirtschaftlichen oder Umweltbereich. Nach zehn Jahren signifikanter Investitionen im Weinberg wie im Keller, berichtet Anne-Marie Chaudier, nehme Cave de Tain heute die führende Rolle in ihrer Region ein, die man seinerzeit angestrebt habe. Dazu gehöre, dass mittlerweile die gesamte Rebfläche ausgerichtet wurde auf eine „agriculture raisonnée“, eine durchdachte Bewirtschaftung der Anbauflächen, und darüber hinaus auch schon die Umstellung auf biologische Bewirtschaftung erfolgt. Zugleich sei es gelungen, den Vorzeigemodell: Mit immensen Investitionen und der rückhaltlosen Unterstützung der Winzer hat es Cave de Tain geschafft, sich als eine der ersten Adressen für RhoneWeine zu etablieren. Daniel Brissot ist einer von zwei für den Weinanbau Verantwortlichen. Cave de Tain Die 1937 gegründete Genossenschaftskellerei bewirtschaftet mit 330 Mitgliedern 1 000 ha Reben, darunter 5 Appellationen mit einer Jahresproduktion von 47 000 hl. Von hier kommt fast die Hälfte aller im Norden des Rhone-Tals erzeugten AOC-Weine. Zur Kellerei gehören 25 ha renommierter Domänen, darunter 22 ha in der Appellation Hermitage. Umsatz 2009/2010 (31.07.): ca. 20 Mio. Euro Hermitage und Croze Hermitage Tain. Zwei Appellationen vor allem sind es, die für die Weine der nördlichen Rhône stehen: Hermitage und Croze Hermitage. Zugleich sind beide in erster Linie RotweinProduzenten. Der HermitageHügel, berühmt für seine hervorragende Südlage, befindet sich nordöstlich von Tainl’Hermitage. Seine Anbaufläche erstreckt sich nur über 131 ha. Ist es Quarzsand im Westen und mithin ein idealer Boden für die Erzeugung von Rotweinen (im Durchschnitt 4 500 hl), so herrschen in den östlichen und südlichen Teilen Geröll und Lössböden vor, welche sich besonders für die Weißweinerzeugung (rund 1 100 hl) eignen. Die dominanten Rebsorten sind Syrah für die Rotweine und Roussanne und Marsanne für die Weißweine. Große Weine dieser AOC müssen fünf bis zehn, teilweise zwanzig Jahre lagern, bevor sie ihren Zenit erreichen. Die Appellation Wasserverbrauch gegenüber vor zehn Jahren auf ein Zehntel zu reduzieren. Außerdem befasse man sich gezielt mit der Verringerung der Umweltbelastung, sei es über die Verwendung leichterer Flaschen oder die systematische Rückführung von Abfällen in einen Kreislauf. Kennzeichnend für die auf modernstem Niveau sich präsentierende Genossenschaftskellerei bleibt in allererster Linie ihre Aktivität als Weinproduzent: Cave de Tain steht für 85 Prozent aller Weine der Appellationen Her- mitage, Crozes Hermitage, Saint Joseph, Cornas und Saint Péray, sowie 15 Prozent aller Rotweine der Rebsorte Syrah beziehungsweise Weißweine der Rebsorte Marsanne. Belegt wird die hohe Qualität der hier erzeugten Weine regelmäßig durch die Top Ten sowie über 50 Auszeichnungen und Medaillen im Jahr. Rückverfolgbarkeit von der Parzelle im Weinberg bis zum Glas gewährleistet ein GPS-kartografiertes Management inclusive informatisierten Lastenheft für den Winzer. Zu den weiteren Sicherheitsstandards gehören die Zertifizierungen mit IFS und BRC sowie ISO 9001. Auch das Nachhaltigkeitsengagement (Solidarité et Responsabilité Sociale et Environnementale“) wird alle zwei Jahre durch das ICV Institut Coopératif du Vin anhand von 37 Referenzen auditiert und zertifiziert. Die Hauptlast allerdings schultern nach wie vor 330 Winzer mit ihrer Kenntnis und Erfahrung, die von zwei Technikern für den Weinberg und zwei Önologen unterstützt werden. Generelles Bestreben der Cave de Tain ist es, ihre Weine zu einem Preis zu vermarkten, der für die Konsumenten erschwinglich ist. Preiserhöhungen werden nur zur Deckung gestiegener Kosten und mit Bezug auf die Inflation vorgenommen. Aufgrund der Erfahrungen mit den großen Handelsunternehmen in Frankreich, wo 70 Prozent des Umsatzes getätigt werden, aber auch in anderen Ländern der EU, namentlich Großbritannien, strebt die Kellerei eine Ausweitung ihrer Absatzmöglichkeiten über eine intensivere Bearbeitung der Märkte an. Speziell in Deutschland möchte man sich als unverzichtbarer Qualitätsweinlieferant aus dem nördlichen Tal der Rhone und als Syrah-Spezialist etablieren. js/lz 39-10 WARENKUNDE Croze Hermitage hebt sich von der AOC Hermitage insbesondere dadurch ab, dass ihre Reblagen einfacher zu bearbeiten sind. Auch ist sie mit rund 1 450 ha, davon ca. 500 ha Hanglagen, das größte Anbaugebiet der Appellationen im nördlichen Bereich. Ihre Produktion beziffert sich im Durchschnitt auf ca. 60 000 hl, davon 56 500 hl Rotweine. Die Rebsorten sind die gleichen wie in Hermitage. js/lz 39-10 Top-Lage: Die berühmten Hermitage-Terrassen nordöstlich von Tain. J. SCHALINSKI Wein FRANKREICH F O TO S : J . S C H A L I N S K I LZ 39 1. Oktober 2010 72 FRANKREICH Lebensmittel Zeitung Chapoutier bringt erste Weine für LEH LZ 39 1. Oktober 2010 In Vacqueyras ist eine neue Ära angebrochen Die Cave des Vignerons de Caractère überraschen mit hochwertigen Weinen und modernstem Ambiente – Kosmopoliten als Zielgruppe Kritisch: Odile Misery würde einen Fehlton sofort erkennen. 360 ha unter Ertrag in Frankreich, Australien und Portugal, wobei allein 34 ha auf die AOC Hermitage entfallen. Die Jahresproduktion wird mit 5 Mio. Flaschen angegeben. Rund die Hälfte davon findet ihren Absatz im Export. Zu den Hauptabnehmerländern gehören neben Frankreich (50 Prozent) vor allem Großbritannien (10 Prozent), Japan (4 Prozent), USA (4 Prozent) und Kanada (2 Prozent) sowie 90 weitere Länder. Michel Chapoutier machte erstmals von sich reden, als er 1988 das Weingut von seinem Vater übernahm und komplett auf eine biodynamische Kultivierung umstellte. In Deutschland werden die Chapoutier-Weine seit Mitte des Jahres von Reidemeister & Ulrichs Domaines & Châteaux, Bremen, vertrieben. js/lz 39-10 Vacqueyras. Die Investitionen der Vignerons de Caractère in Vacqueyras in die Verbesserung der Weinqualitäten zahlen sich aus, Nachhaltigkeit wird gelebt, ein neuer Geist empfängt die Kunden. F O TO S : J . S C H A L I N S K I Die Vignerons de Caractère haben sich in wenigen Jahren zu einer der modernsten Genossenschaftskellereien in Europa entwickelt. Allein der Ausbau und die Modernisierung verschlangen rund 12 Mio. Euro. Doch beeindruckt Vignerons de Caractère Gegründet 1957, zählt die Genossenschaftskellerei heute 80 Winzerfamilien zu ihren Mitgliedern. Die Rebfläche erstreckt sich über 1 000 ha. Das Durchschnittslater der Reben liegt bei 50 Jahren. Abgedeckt werden die Appellationen Vacqueyras, Gigondas, Beaumes-de-Venise, Côtes-du-Rhône und Muscat de Beaumes-de-Venise, das heißt 70 Prozent der Trauben haben ihren Ursprung im Rhonetal. Der Umsatz 2009 beziffert sich auf fast 14 Mio. Euro (über 13 Mio. Euro im Vorjahr). Dahinter steht eine Produktion von 33 401 hl, davon 53 Prozent Vacqueyras. Der Absatz 2009 stieg zum um 4 Prozent auf 3,4 Mio. Flaschen. 40 Prozent hiervon entfallen auf den Export in 4 Kontinente respektive 30 Länder. Die Vignerons de Caractère sind zertifiziert mit ISO 9001, ISO 14001, IFS und BRC. zeigt sich der Besucher nicht erst bei der Besichtigung der Kellereianlagen, insbesondere den auf mächtigen Betonsäulen lastenden Tanks aus V2AStahl. Bereits die lichtdurchflutete, in kräftigen Orange-, Gelb-, Grün- und Rottönen gehaltene 500 m2 große Verkaufsboutique spiegelt in bislang unbekannter Weise einen neuen Zeitgeist von moderner Innenarchitektur, der wohl jeden Kunden faszinieren oder zumindest überrascht neugierig werden lassen dürfte. Hinzu kommt eine halbe Treppe tiefer ein Gastronomie-Angebot in nicht minder ausgefallenem Design und Ambiente, wo Weinliebhaber ihre Favoriten gleich mit den dazu passenden Speisen ser- Frischer Wind: in Vacqueyras, zwischen Carpentras und Vaison la Romaine im Departement Vaucluse gelegen, überrascht die Cave des Vignerons de Caractère mit einem hochwertigen Angebot. viert bekommen können. „Im Zeitalter globaler Vernetzung“, erklärt Michaël Benadouda, der kaufmännische Assistent für den Export, „wollen wir natürlich ein kos- mopolitisches Publikum erreichen.“ Das dürfte gelingen. Schon heute bekommt die Genossenschaftskellerei pro Monat bis zu 3 000 Zuschriften per Internet. Wer jetzt glauben möchte, alles sei nur Marketing und auf die Optik ausgerichtet, muss sich spätestens bei der Verkostung der hier erzeugten Weine sagen: Auch da zeigt sich der Anspruch der Vignerons de Caractère auf hohem Niveau. So gewinnt denn auch die neue Namensgebung ihren Sinn. Vorbei die Zeiten, als sich die Kellerei noch nach einem der berühmtesten Minnesänger Frankreichs, dem 1155 in Vacqueyras geborenen Troubadour Raimbaud, in Cave des Vignerons Les Vins du Troubadour S.C.A. benannt hatte. Auch die Umstellung der ersten Rebflächen auf biologischen Anbau wurde in Angriff genommen, so wie das Thema Nachhaltigkeit hier sehr ernst genommen wird. js/lz 39-10 „Der Markt kommt uns heute entgegen“ AdVini intensiviert Anstrengungen zur Erschließung qualifizierter Absatzkanäle in Deutschland Saint Félix de Lodez. AdVini, 2010 hervorgegangen aus der Fusion der seit fünf Generationen im Weingeschäft tätigen Familien Jean-Jean und Laroche, möchte sich auf dem deutschen Markt in der Sprache der Fachhändler gezielt neue Absatzkanäle im qualifizierten LEH und C+CBereich, auch GAMs, erschließen. „Wir sind überzeugt, dass unser Erfolg vom Boden, vom Terroir wieder ausstrahlen muss, das ist unser Vermögen, unser Reichtum, hier gilt es neue Vermarktungsideen zu entwickeln“, sagt in gutem Deutsch Eric Gasparini, der seit zehn Jahren in Saint Félix de Lodez bei Jean-Jean, heute als AdVini firmierend, arbeitet und als kaufmännischer Direktor für Europa verantwortlich ist. Das Konzept erläuternd, verweist der 44-jährige auf Menschen, Investoren und Kapitalbesitzer in der Unternehmensgruppe, deren Visionen von langfristigen Zielen geprägt seien, „um auch künftig zu existieren“. Ein Erfolg auf dem deutschen Markt über den Fachhandel hinaus ist nach Überzeugung von Eric Gasparini wesentlich von der Wahl der Vertriebspartner abhängig: „Um als Franzose in Deutschland erfolgreich zu sein, braucht man erfolgreiche, etablierte Partner vor Ort, die uns helfen.“ Diese habe man gefunden: Weinstrasse Adolph GmbH in Köln und Wein Wolf J. SCHALINSKI J. SCHALINSKI Tain l’Hermitage. Das Maison M. Chapoutier, Tain l’Hermitage, bringt erstmals zwei Weine für den deutschen LEH heraus, gedacht für junge Leute. Laut Export Managerin Odile Misery handelt es sich bei dem neuen Weinkonzept um einen Weiß- und einen Rotwein, beide fruchtig, frisch und leicht aus dem Pays d’Oc mit Angabe der Rebsorte zum EVP von 4,99 Euro unter der Bezeichnung „Marius by Michel Chapoutier“. Das 1808 gegründete, an der Rhône gelegene Maison Chapoutier in Tain l’Hermitage zählt zu den führenden Weinhandelshäusern. Gleichzeitig ist es der größte Weinproduzent in Hermitage. Eigenen Angaben zufolge besitzt das heute in siebter Generation von Michel Chapoutier geführte Familienunternehmen weltweit insgesamt 700 ha Reben; davon stehen „Jetzt zeigt sich, unsere Investitionen zahlen sich aus.“ Eric Gasparini Import GmbH & CO. Vertriebs KG in Bonn. Zusätzlich wurde unlängst Boris Blary mit Sitz in Düsseldorf zur Bearbeitung des deutschen Marktes eingestellt. AdVini (Jahresumsatz 2009: 190 Mio. Euro, davon 43 Prozent im Export) bewirtschaftet in der Gruppe weltweit rund 1 700 ha Reben, das betrifft Anpflanzungen in Frankreich ebenso wie in Südafrika und Chile. Den Vorteil dieser Größe sieht Eric Gasparini im Rationalisierungspotential. „Bei allen Fusionen stand stets der Gedanke Pate, die Geschichte der Menschen und ihr Knowhow zu integrieren, wohingegen die Arbeit vor Ort, das Terroir, die Beschaffung, Vinifizierung der Weine, der Umgang mit der lokalen Umwelt weiterhin dezentral gehandhabt wer- den.“ Dieser Gedanke spiegelt sich auch im Firmenlogo, das den Respekt der Menschen und den Respekt der Natur als sich gegenseitig bedingende zentrale Werte in den Vordergrund stellt: „Des Vignobles & des Hommes“. Während bereits einige Domänen der Gruppe von der konventionellen Weinwirtschaft auf eine biologische, teilweise auch bio-dynamische umgestellt werden, sollen es langfristig alle Rebflächen und Vinifizierungen sein. „Aus unserer Sicht reicht eine ‚Viticulture raisonnée’ heute nicht mehr aus“, sagt Eric Gasparini. Seine Ausführungen zu Ehrlichkeit, Terroir und Nachhaltigkeit gipfeln in dem Satz: „Der Verbraucher ist die permanente Täuschung durch industrielle Produkte satt.“ Dies gelte für den Lebensmittelbereich genauso wie für den Weinbereich. Statt belogen zu werden, wolle der Konsument heute genau wissen, was er trinkt und zu sich nimmt und was für Menschen dahinter stehen. „Das ist der springende Punkt.“ Seinen Angaben zufolge explodiert mittlerweile die Nachfrage nach BioWeinen in Frankreich. Ebenso interessierten sich maßgebliche Importeure aus anderen Ländern wie England und USA für Vertriebsabkommen. Eric Gasparini: „Jetzt zeigt sich, dass sich unsere Investitionen auszahlen. Das hat uns viele Jahre nur Geld gekostet, aber nun kommt der Markt uns entgegen.“ js/lz 39-10 LZ 39 1. Oktober 2010 FRANKREICH Millésime Bio bringt Besucherrekord Aktion mit Weinführer Lebensmittel Zeitung Inter Oc freut sich über gute Absatzentwicklung im Krisenjahr Lattes. In diesen Tagen bringt Inter Oc zur Steigerung von Bekanntheitsgrad und Nachfrage seiner Vins de Pays d’Oc einen Weinführer heraus, der 80 Kreszenzen präsentiert. Viel Information: Die Produzenten standen allen Fragen Rede und Antwort. F O TO S : J . S C H A L I N S K I Großes Angebot: Die Besucher hatten die Möglichkeit, alle Weine zu verkosten. Für den Dachverband der Pays-d’OcWeine mit IGP-Angabe Inter Oc (Interprofession des Vins de Pays d’Oc) in Lattes (bei Montpellier) stehen der Qualitätsgedanke, die Garantie sowie der Schutz des Verbrauchers als auch die Rückverfolgbarkeit vor dem Preis. Mit diesem Konzept hat sich die Region auch 2009 erfolgreich auf den Märkten behauptet. Entgegen der allgemeinen Tendenz legten die Vins Pays d’Oc IGP im Krisenjahr sogar zu. Zusammen mit den Weinen der AOC Provence verzeichneten sie als einzige eingetragene französische Herkunft eine Mengensteigerung um 2,4 Prozent und eine Zunahme im Wert um 5,8 Prozent. „Nichts belegt eindeutiger als diese Zahlen, dass sich die Verbraucher für die höherwertigen Pays d’Oc IGP Weine entscheiden.“ So Linda Filone, die beim Anlaufstelle: Der Inter Oc Dachverband der Pays d’Oc Weine mit Dachverband für IGP-Angabe in der Domaine de Manse in Lattes. Kommunikation und Verkaufsförderung Verantwortli- ben der Rebsortenstrategie mit Veranche. Auf Deutschland als größter Ab- kerung im Anbaugebiet Pays d’Oc die nehmer entfielen 23 Prozent der Aus- Wiedererkennbarkeit für den Verbraufuhren: Das entspricht einem Men- cher sowie ihre Vielfalt hinsichtlich genplus zum Vorjahr um 3,1 Prozent Rebsorten, Assemblages, Ausstattung und Preispositionierung. js/lz 39-10 und 7,5 Prozent im Wert. Einziger deutscher Teilnehmer: Das Weingut Wilhelm Zähringer, Heitersheim HINTERGRUND Lattes. Mit der „Via Domitia“ hat das Pays d’Oc als Frankreichs größter Produzent von Rebsortenweinen ein Marketinginstrument entdeckt, das sämtliche 1 800 Kellereien der Mittelmeerregion nutzen. Die historische Wegstrecke, 118 v. Chr. vom römischen Prokonsul Domitius Ahenobarbus erbaut, verbindet die Rhône mit den Pyrenäen. Als eine der damals bereits wichtigsten Handelsstraßen zwischen Italien und Spanien hatte gerade sie zur Ausbreitung des Weinbaus im INTER’OC Stein-Diskus markiert Qualitätskellereien Süden Frankreichs geführt. Die „Voie Do“-DiskusMünze aus dem Stein von Castries dient heute als Qualitätsauszeichnung für die Kellereien, die auf dem DomitiaWeg liegen. Ursprünglich wurde der Stein zum Bau von Peyrou in Montpellier und der Kathedrale von Maguejs/lz 39-10 lone verwandt. F O TO S : J . S C H A L I N S K I Zur weiteren Steigerung des Absatzes auf dem deutschen Markt hat Inter Oc soeben einen Weinführer mit dem Titel „In 80 Weinen durch das Pays d’Oc“ herausgebracht. Er soll ab September über die Zeitschrift „Essen & Trinken“ sowie ausgewählte Unternehmen und ihre Distributeure die Endverbraucher erreichen. Im Handel werden die Weine über eine orangefarbene Halskrause mit entsprechendem Hinweis erkennbar sein. Parallel dazu soll in den Kalenderwochen 45 bis 47 in Mainz im Französischen Kulturinstitut eine zeitgenössische Kunstausstellung laufen, bei der auch die Pays d’Oc Weine präsentiert werden. Zu den Kernstärken der Vins de Pays d’Oc zählen laut Linda Filone ne- Stabilität: Aus Sicht von Estelle Laurent (Marketing), Régine Raynaud (Export) und France Villa (Qualität) ist Val d’Orbieu auf langfristige Zusammenarbeit ausgelegt (v.l). Preiseinstieg als Trumpf Val d’Orbieu baut auf Cuvée Mythique und Umweltfreundlichkeit Narbonne. Val d’Orbieu möchte 2010 die Distribution ihres Markenweins „Cuvée Mythique“ vor allem in Deutschland und Asien ausweiten, die Kapazitäten bei Schraubverschlussflaschen steigern und noch mehr Tetra Pak und BIB produzieren. J. SCHALINSKI Montpellier. Die Bio-Weinwelt kennt keine Krise, vielmehr kennzeichnet Optimismus die Perspektiven in einem sich weiter spaltenden Markt, der zwischen Massenware und Nischenprodukten oszilliert. Dies ist das Ergebnis der 17. Millésime Bio, die Ende Januar drei Tage lang im südfranzösischen Montpellier stattfand. 490 Winzerbetriebe (350 im Vorjahr) aus 12 Ländern, überwiegend aus Frankreich (250), Italien (51) und Spanien (46), waren zu Europas größter Bio-Weinfachmesse angereist, um ihre Kreszenzen einem anspruchsvollen internationalen Fachpublikum zu präsentieren. 35 Bewerber mussten aus Platzgründen abgewiesen werden. Der Veranstalter L’AIVB-LR zählte 2 700 Besucher, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr (1 700), aus 26 Ländern, darunter Deutschland, Belgien, Argentinien, Kanada, USA, Hong-Kong, Japan, Polen und Skandinavien. Veranstalter wie Aussteller zeigten sich überwältigt vom Echo, das die Messe trotz Finanzkrise fand. 2011 läuft die Millésime Bio vom 24. bis 26. Januar. js/lz 39-10 73 Die 1967 gegründete Genossenschaftskellerei-Gruppe Val d’Orbieu in Narbonne vermarktet heute mit rund 1 100 Mitgliedern, 11 Genossenschaftskellereien und 60 Privatkellereien über 600 000 hl Wein im Jahr, davon je ein Drittel AOC Qualitätsweine, Landweine (Vins de Pays) und Rebsortenweine (Vin de Cépages). Der Gruppenumsatz 2009 wird auf 162 Mio. Euro beziffert, hiervon stammten 44 Prozent aus dem Exportgeschäft. Laut Marketingchefin Estelle Laurent verfügt die Gruppe über zwei leistungsfähige Abfüllbetriebe mit einer Jahreskapazität von ca. 170 Mio. Flaschen. Als bedeutender Akteur im Preiseinstiegssegment ebenso wie mit Handelsmarken (in Frankreich MDD genannt – Marques des Distributeurs), sieht sich Val d’Orbieu für alle Marktsegmente als ein wettbewerbsfähiger Anbieter. Aushängeschild und Flaggschiff-Produkt im Premium-Segment ist „La Cuvée Mythique“. Ihr zur Seite präsentiert sich inzwischen mit „Mythique Languedoc“ ein weiteres Marken-Produkt. Beide Marken haben für das Unternehmen einen Stellenwert erster Ordnung. Dazu kommen zahlreiche Domänen- und Château-Weine. Zertifiziert nach den Richtlinien für ISO 14001 seit 2000, IFS und BRC sowie Bio und demnächst ISO 22000 liegen die Stärken der Gruppe, so Estelle Laurent, vor allem im BIB-Bereich, was nicht nur umweltfreundliche Vorteile bietet, sondern auch beträchtliche Kosteneinsparungen. 2009 verzeichnete Val d’Orbieu auf dem Hochleistung: Val d’Orbieu kann auf den Anlagen 170 Mio. Flaschen im Jahr füllen. heimischen Markt einen deutlichen Absatzanstieg, der die Einbußen im Export gerade kompensierte. Wie die Marketingmanagerin ausführt, zeigt vor allem der britische Markt einen empfindlichen Rückgang im Absatz, was sich jedoch wieder wettmachen ließ durch einen starken Anstieg der Nachfrage in Asien und dem Inlandsmarkt Frankreich selbst. Für 2010 geplant sind eine Rückgewinnung des britischen Marktes über ein relevantes Preiseinstiegssortiment mit „Vin de France“ (St Martin), der Ausbau der Marken „La Cuvée Mythique“ und „Mythique Languedoc“, die Einführung einer transversalen Marke für die eigenen Domänen- und Châteaux-Weine sowie speziell auf dem deutschen und asiatischen Markt die Ausweitung der Distribution von Cuvée Mythique. Weitere Investitionen umfassen einen ElektrodialyseApparat, die Kapazitätserweiterung bei der Abfüllung von Schraubverschlussflaschen sowie noch mehr Tetra Pak und BIB. js/lz 39-10 HINTERGRUND Die Stärke der Süßweine Perpignan. Aushängeschild des Roussillons sind einmal die Vins Doux Naturels, natürliche Süßweine, der Appellationen Banyuls, Maury, Rivesaltes und Muscat de Rivesaltes, zum anderen die „trockenen“ Stillweine der Appellationen Côtes du Roussillon, Côtes du Roussillon Villages und Collioure, aber auch Vins de Pays mit einem besonders günstigen Preis-/ Qualitätsverhältnis. Zu ihren größten Abnehmern im Ausland zählen die Niederlande, Belgien, Deutschland, Großbritannien, Kanada, Schweiz, Dänemark, USA, Schweden und Japan. Nach Informationen des CIVR (Comité Interprofessionnel des Vins du Roussillon) in Perpignan belegen die Pyrénées-Orientales den 9. Rang unter den weinproduzierenden Departements Frankreichs. Hier werden 2 Prozent des nationalen Produktionsvolumens hergestellt, aber 80 Prozent der natürlichen Süssweine Frankreichs. Es gehört zur Besonderheit dieser Region, dass die AOC/AOP Vins Doux Naturels aus einem auf die „edlen“ Rebsorten beschränkten Sortenbestand produziert werden: Grenaches, Macabeu, Malvoisie du Roussillon, Muscat d’Alexandrie und Muscat à petits grains. Dem gegenüber werden für die AOC/AOP Vins Secs, die trockenen Weine, folgende Rebsorten verwendet: Grenaches, Carignan Noir, Syrah, Mourvèdre, Cinsault, Lladoner Pelut, Macabeu, Malvoisie du Roussillon, Roussanne, Marsanne und Vermentino. Was als „natürliche Süßweine“ auf den Markt kommt, sind eigentlich „gespritete“ Weine, das heißt mit Alkohol versetzte Weine. Durch das Zufügen von reinem Alkohol im Verhältnis von 5 bis 10 Prozent des Traubenmostvolumens wird der Gärprozess der Weine gestoppt, so dass ein Teil des unvergorenen Zuckers, die natürliche Süße, und die natürlichen Aromen der Traube erhalten bleiben. Dieser Vorgang, in Frankreich „mutage“ bezeichnet, wurde im Jahr 1285 von Arnau de Vilanova, Rektor der Universität Montpellier und Hofarzt der Könige von Mallorca, in Perpignan entdeckt. „Arnaud de Villeneuve“, interpretiert Marie Luce Gozes, die Directrice Commerciale der Kellerei Vignobles du Rivesaltais, „ist folglich für den Süßwein, was Dom Pérignon für den Champagner ist.“ Abgesehen von den Muscats und den früh abgefüllten Rotweinen, die jung getrunken werden sollen, werden die Vins Doux Naturels im allgemeinen mit Luftkontakt in Holzfässern, Tanks oder Flaschen ausgebaut, zwischen 30 Monaten und 20 Jahren oder bisweilen noch länger. Der Ausbau im Holz erfolgt in großen Fässern (ab 1 000 l), Demi-Muids (650 l) oder Barriques. Gelegentlich werden die Weine in dicken Glasflaschen oder Demi-Muids an der freien Luft gelagert und so den Temperaturschwankungen und der Sonneneinstrahlung ausgesetzt, die den „Alterungs“-Prozess beschleunigen. Sie verbleiben hier 9 bis 12 Monate lang, bevor sie in Flaschen abgefüllt oder im Keller anderen, in Tanks oder im Holz gelagerten Weinen hinzugefügt werden und teils über Jahrzehnte langsam weiterreifen. js/lz 39-10 FRANKREICH LZ 39 1. Oktober 2010 Kleinod wünscht sich mehr Interesse Stimmt die Richtung noch? Das Roussillon in Frankreichs Südwesten setzt auf Mini-Ausstellungen und Sommelier-Treffen Perpignan. Ob trockene Weine mit Appellation oder Vins de Pays mit einem besonders günstigen Preis-/ Qualitätsverhältnis, oder die Palette der Vins Doux Naturels, das Roussillon produziert ein faszinierendes Angebot bis hin zu Bio-Qualitäten. Das Roussillon gilt als „Kleinod“ unter den französischen Weinbaugebieten. Es ist ein besonders kleines, das durch seine Lage, seine Böden und die nach wie vor dominanten autochthonen Rebsorten eine Vielzahl ganz eigener Weintypen zumeist noch artisanal erzeugt: markante Terroir-Gewächse, aber auch moderne Markenweine, ohne der „absolute“ Volumenplayer zu sein. Statt Mainstream stehen hier noch immer die Menschen im Vordergrund, und an ihrer liebenswürdigen „bäuerlichen Halsstarrigkeit“, wie oft gesagt wird, beißen sich nur wirkliche Weinliebhaber fest. So konserviert sich die Charakteristik und mit ihr die Identität der für die Region typischen Weine weiterhin. Zum Glück; Massenware gibt es reichlich am Markt und selbst diese tut sich schwer. Für die Erzeuger im Roussillon ist es indes kein einfaches Wirtschaften. 35 Hektoliter pro Hektar – das macht im Schnitt zwischen 800 000 und 880 000 hl pro Ernte aus – kommt zwar auf erstaunliche Qualitäten, kann diese aber nur unter größten Aufwendungen vermarkten, da den Konsumenten meist die nötigen Informationen fehlen, um ihre Wertigkeit zu erfassen. So erklärt Fabrice Rieu, Président CIVR Conseil Interprofessionnel Des Vins du Roussillon, Perpignan Cazes bewirtschaftet mit über 220 ha die größte Rebfläche unter Biodynamie weltweit. Rivesaltais: Marie Luce Goze, Directrice Commerciale von Les Vignobles du Rivesaltais (Arnaud de Villeneuve), ist mit Absatz zufrieden. Gerne würden die Winzer mehr Aufmerksamkeit für ihre Weine im Ausland erzielen, zumal auf dem deutschen Markt, den sie seit Jahren pflegen. Aber mangels Budget sind ihnen ziemlich die Hände gebunden. Große Anbaugebiete, meinen sie, hätten es da leichter. Das Roussillon mit seinen 29 220 ha Reben und einem Ertrag von gerade mal 32 bis Dom Brial: Christophe Lemort freut sich, die Kellerei bekam vergangenes Jahr 48 Medaillen. fen. „Auch der Handel muss sich profilieren, um im Wettbewerb zu bestehen“, glauben sie und erinnern an die Stärken ihrer Weine. Immerhin wurden auch in diesem Jahr wieder 20 Bestnoten in 16 Kategorien vergeben und 19 Kellereien mit dem berühmten „Saint Bacchus 2010“ ausgezeichnet. F O TO S : J . S C H A L I N S K I 74 Lebensmittel Zeitung sich, warum diese Weine nach wie vor den Nimbus des Geheimtipps tragen und hauptsächlich über den Fachhandel Vermarktung finden. Der Einzelhandel täte gut daran, so die Auffassung der Kellereien, Roussillon-Weine in größerem Ausmass in sein Regal zu nehmen und diese zu einem angemessenen Preis anzubieten. Doch das ist leichter gesagt als getan, wissen auch sie; eine Flasche verkauft sich nicht von allein und das Überangebot drückt auf die Preise. Dennoch haben die Winzer in Perpignan, Rivesaltes, Maury, Collioure und Banyuls die Hoffnung, es zu schaf- Eric Aracil vom Fachverband CIVR (Comité Interprofessionnel des Vins du Roussillon) in Perpignan hält die Fahne hoch: „Traditionelle Rebsorten“, erinnert er, „das außergewöhnliche Terroir und der Ehrgeiz der passionierten Winzer, das Beste an den Markt zu bringen, lohnen jeden Versuch.“ Er sieht sich von den Erfolgen bestätigt, die das Roussillon in den vergangenen Jahren mit seinen Mini-Ausstellungen in ausgewählten deutschen Städten erzielen konnte. Für ihn ist dieser persönliche Kontakt zwischen Winzer und Vermarkter die ideale Möglichkeit, nachhaltig gemeinsame Wege zu beschreiten. „Und wer einmal in unserer Region war und die Weine kennengelernt hat, begreift, welche Schätze wir produzieren.“ Dafür müsse ein Winzer im Roussillon zwar zehnmal mehr arbeiten als in jedem anderen Weinbaugebiet, für ihn zähle aber nur das Ergebnis. Deswegen sein schönes Land, in das sonst nur Urlauber kommen, aufzugeben und anderswohin zu ziehen, käme für ihn überhaupt nicht in Betracht. Eric Aracil in seiner Funktion als Kommunikationsleiter des CIVR (siehe: www.info-roussillonweine.de) freut sich über die Zusammenarbeit mit dem deutschen Verband der Sommeliers. So empfängt er regelmäßig an die 100 bis 150 interessierte, sachverständige Sommeliers im Jahr. Derartige Treffen, sagt er, auch wenn es ein „Ameisenpfad“ sei, blieben nicht ohne Wirkung. „Das bringt echte Synergieeffekte.“ js/lz 39-10 Ihr Verband veranstaltet seit einigen Jahren Mini-Ausstellungen in ausgewählten deutschen Städten, in diesem Jahr am 4. Oktober in Berlin und am 5. Oktober in Hamburg. Wie kommen Sie voran? Ich muss sagen, das macht sehr viel Sinn. Ich habe mir im vergangenen Jahr erstmals selbst einen Eindruck verschaffen können und war überrascht von der Vielzahl der Fachbesucher. Über einhundert waren jedes Mal gekommen, das finde ich unglaublich. Auch unsere 17 teilnehmenden Kellereien haben sich über das Ergebnis sehr zufrieden geäußert. Alle Degustationen haben gezeigt, dass gerade unsere Rotweine aus dem Roussillon enorm gut in Deutschland ankommen. Dasselbe gilt für unsere Vins Doux Naturels, obschon sie hier erst sehr wenig bekannt sind. Ich habe keinen einzigen Besucher getroffen, der diese Weine nicht gemocht hätte. Für mich war das wirklich eine Überraschung. Nun hat das Roussillon eine außergewöhnliche Vielfalt an Weinen zu bieten. Wirkt sich das nicht nachteilig auf die Vermarktung aus? Es stimmt, es ist nicht einfach, diese Diversität an Weinen immer zu kommunizieren. Dennoch ist es ein besonderes Gut, da jeder Weinliebhaber seinen Typ finden kann, der ihm besonders gefällt. Außerdem entwickelt sich der Geschmack mit zunehmender Erfahrung und das fördert die Neugier auf andere Weine der Region. Nein, wir wollen an unserer Partikularität und damit an der Ausrichtung auf unser Terroir auch in Zukunft festhalten. Die Schlacht der industriellen Weine aus dem Languedoc mit denen aus den Ländern der Neuen Welt ging doch verloren, seit diese genauso gute, aber billigere Weine produzieren. Wie stehen Sie zu einem Club wie „La Renaissance des Appellations“, der 2001 von dem biodynamischen Winzer Nicolas Joly von der Loire gegründet wurde und dem sich inzwischen knapp 200 Winzer aus über 13 Ländern angeschlossen haben? Nicolas Joly hat mit dieser Idee einen Diskurs angestoßen, der von vielen Menschen noch nicht immer richtig verstanden wird. Ich kann nur sagen, ein vor 15 oder 20 Jahren geernteter Wein von Joly’s Clos de la Coulée de Serrant ist heute ganz außergewöhnlich gut, das bewundere ich. Heute denke ich, man darf sich nicht verschließen und sollte die Dinge offen angehen. Halten Sie Bio für ein Verkaufsargument? Nein! Trotzdem haben wir eine ganze Reihe von Winzern im Roussillon, die alle biodynamisch arbeiten, so wie auch in anderen französischen Anbaugebieten. Das wichtigste Argument für uns ist aber stets das Terroir und die Singularität unseres Service. Allerdings gibt es eine Mode und eine Hinwendung zu Bio, die sogar sehr bedeutend ist, drückt sie doch ein starkes Bedürfnis nach Rückkehr zur Natürlichkeit aus. LZ 39 1. Oktober 2010 Ein Säbel für die Champagne? FRANKREICH Lebensmittel Zeitung Erblüht im Reigen der Groupe Thiénot Canard-Duchêne blickt mittlerweile auf einen Jahresabsatz von über 3 Millionen Flaschen Champagner Was noch verleiht dem Unternehmen eine Alleinstellung unter den Champagner-Häusern? Unsere geografische Identität. Während etwa 90 Prozent der Grandes Marques in Reims oder Épernay angesiedelt sind, hat Champagne Duchêne seinen Sitz nach wie vor im Herzen der Champagne, das heißt mitten in den Weinbergen der Montagne de Reims, von wo wir rund die Hälfte unserer Pinot Noir Trauben beziehen. Hier begrüßen wir auch unsere Gäste, was etwas anderes ist als in der Stadt. Wir halten diese Lokalität allein schon deshalb für wichtig, weil sich die Champagne immer mehr auf das Universum der Luxusparfüme ausrichtet anstatt auf ihre geografische Lage und den Ursprung des Champagners. Entscheidend bleibt aber doch wohl auch für Ihr Haus die Positionierung am Markt. Wo sehen Sie da Ihre Marke? Wir betrachten Canard Duchêne als Grande Marque von sehr guter Qualität, aber auf einem erreichbaren Preisniveau. Auf dem französischen Markt beispielsweise liegen wir mit unserer Marke im mittleren Preissegment der Super-PremiumKategorie, das zwischen 20 und 25 Euro angesiedelt ist, bei etwa 21 Euro. Wir sind überzeugt, in diesem Segment das Beste anzubieten, was die Qualität, das Prestige und den Preis anbetrifft. Und wie aufgefächert versteht sich die Angebotspalette? Für den gehobenen LEH führen wir unter Canard Duchêne vier Champagner-Cuvées mit der Signatur „Charles VII“, dem historischen Bezug auf den Wiederhersteller des französischen Königreichs: einen Blanc de Blanc, einen Blanc de Noir, einen Brut und einen Rosé. Die Gastronomie und den traditionellen Fachhandel beliefern wir weltweit mit einem auf diesen Absatzkanal eigens abgestimmten Sortiment unter der Marke „Léonie Duchêne“, so benannt nach der Mitbegründerin des Unternehmens. Vitalität spiegelt Qualität los Siete (Mendoza/Argentinien). Über die Eigenschaften einzigartig, innovativ und wettbewerbsfähig möchte Alain Thiénot, Gründer und Président Directeur Général (PDG) der Groupe Thiénot in Reims, der Welt der feinen Weine den eigenen Stempel als Unternehmer und kreativer Schöpfer aufdrücken und trotzdem in jeder Hinsicht ein Maison de Maisons bleiben, ein Haus der Häuser. Dabei kann sich der mittlerweile 69-jährige auf seine Tochter Garance Thiénot-Barbier und seinen Sohn Stanislas Thiénot stützen, die heute beide in leitender Funktion in der Unternehmensgruppe tätig sind. js/lz 39-10 Ehrgeizig: Alain Thiénot, PDG der Groupe Thiénot mit Sitz in Reims Die Champagne Die Champagne zählt 35 000 ha Reben mit kontrollierter Herkunftsbezeichnung AOC (Appellation d’Origine Contrôlée). Es werden vier Bereiche unterschieden, die den Rebsorten ihren Charakter verleihen. Die Montagne de Reims ist eine weite Hochebene mit nur geringen Erhebungen oberhalb des kreidehaltigen Flachlands und erstreckt sich vom Nordwesten von Reims bis nach Épernay. Dominierende Rebsorte ist hier Pinot Noir. Das Vallée de la Marne ist eine Tallandschaft mit Mergel-, Lehmoder Sandböden, die östlich von Épernay bis westlich von Château-Thierry verläuft und wo vor allem Pinot Meunier angebaut wird. Das dritte Gebiet nennt sich Côte des Blancs, südlich von Épernay gelegen. Hier, zwischen Sézanne und Vitriy le François, sind die Böden kreidehaltig. Auf ihnen wächst vor allem Chardonnay. Als Côte des Bar wird die Gegend in der Umgebung von Troyes bezeichnet, die sich von Montgueux bis Bar-sur-Seine und Bar-sur-Aube ausdehnt und wo überwiegend Pinot Noir angebaut wird. Laut Informationsbüro Champagne, Stuttgart, haben sich die Winzer, Genossenschaften und Häuser der Champagne für die diesjährige Weinlese 2010 auf einen maximalen Ertrag von 10 500 kg pro Hektar geeinigt. Das entspricht 66,9 hl/ha. Dieser Höchstertrag bedeutet eine Steigerung der verfügbaren Traubenmenge um ca. 9 Prozent zum Vorjahr. Einblicke: In den Kellergewölben des Champagner-Hauses Canard-Duchêne in Ludes lagern auf einer Gesamtlänge von 6 km rund 12 Mio. Flaschen. Die Champagne setzte im vorigen Jahr weltweit 293,3 Mio. Flaschen Champagner ab. Der deutsche Markt als drittgrößter Exportmarkt war daran mit rund 10,9 Mio. Flaschen beteiligt. Pescadoire. In der Welt der bildschaffenden Methoden zur qualitativen Bewertung der Vitalität respektive Schwächen eines lebenden Produkts ist Dr. Margarethe Chapelle, die technische Leiterin des Laboratoire Oenologique Thiollet in dem 134 Einwohner zählenden Örtchen Pescadoire (im Departement Lot), 23 km nordwestlich von Cahors gelegen, keine Unbekannte. Und in ihrer Tätigkeit als Qualitätsprüfer und Ratgeber wird sie immer häufiger angefragt. Anfang des Jahres trat sie zuletzt sogar gleich zweimal in Deutschland auf: Einmal auf den Fränkischen Weinbautagen im Februar in Veitshöchheim (bei Würzburg), wo sie unter dem Thema „Nachhaltigkeit – Denken und Handeln in einem ganzheitlichen Weinbau“ mit Bezug auf die biologischen und mikrobiologischen Aspekte des Klimawandels in Verbindung auf das Terroir ihre Erfahrungen anhand von Beispielen aufzeigte. Und kurz darauf, Anfang März, auf dem Ecovin-Fachseminar im Kloster St. Ulrich, Bollschweil (südlich von Freiburg) zum Thema „Biodynamische Verfahren im ökologischen Weinbau – neue Perspektiven für Mensch, Umwelt und Wein“. Dr. Chapelles Erfahrungen bele- DR. CHAPELLE/ZÄHRINGER Welches sind die kulturellen Werte, die der Marke „Canard Duchêne“ heute zu einem besonderen Platz im deutschen Markt verhelfen sollten? Zum einen blickt das Haus Canard Duchêne auf eine fast 150-jährige Firmengeschichte: Es wurde 1868 in Ludes ganz in der Tradition der Großen Marken von dem Küfer Victor Canard und der Winzerstochter Léonie Duchêne gegründet, die acht Jahre zuvor geheiratet hatten. Das Unternehmen wuchs zu internationaler Reputation und wurde Hoflieferant des russischen Zaren Nikolaus II, woran heute noch das russische Wappen im Firmenemblem erinnert, das später um den Säbel als intimes Bekenntnis zur Champagne erweitert wurde. Canard Duchêne, heute die fünftgrößte Marke in Frankreich, engagierte sich auch anlässlich der Zweihundertjahrfeiern der Französischen Revolution 1989. Die Marke „Canard-Duchêne“ ist laut Angabe ihres Produzenten volumenmäßig die Nummer Eins unter den familiengeführten Gruppen und über den französischen Heimatmarkt hinaus in mittlerweile über 40 Ländern vertreten. Ihr Jahresabsatz beziffert sich auf mehr als 3 Mio. Flaschen. Unterdessen zählt sich die Groupe Thiénot mit Sitz in Reims mit 218 Mio. Euro Umsatz 2009, davon zur Hälfte über das Exportgeschäft erlöst, heute zu den Hauptakteuren auf dem internationalen Weinmarkt. Gleichzeitig reklamiert die Unternehmensgruppe bedeutende Positionen für sich „in allen Segmenten der Prestige-Gastronomie, der selektiven Distribution und des qualitativen Lebensmittelhandels in Europa und weltweit“. Als Unternehmer bewegt sich Alain Thiénot vorliegenden Quellen zufolge seit mehr als 30 Jahren in den Häusern der Champagne und den Châteaux des Bordelais, von wo er auch seine Inspirationen bezieht. So umfasst sein nach wie vor familiengeführtes Imperium mittlerweile weit über das Champagnerhaus Thiénot hinaus neben zahlreichen Rebflächen in Bordeaux (allein die Châteaux de Ricaud, Bahoul und Haut Gros Caillou zählen 120 ha) die Weinhäuser CVBG Grands Crus, Canard Duchêne, Dourthe, Joseph Perrier, Kressmann, Château de Sérame sowie in der Neuen Welt Clos de F O TO S : G R O U P E T H I É N O T, J . S C H A L I N S K I Ludes. Vor sieben Jahren (2003) von der Gruppe Thiénot erworben, zählt Canard-Duchêne heute mit jährlich über 3 Mio. abgesetzten Flaschen zu den international tonangebenden Häusern der Champagne. Alexis Petit-Gats, International Sales Director, Champagne CanardDuchêne, Ludes 75 Eindeutig: Die Lebenskräfte im Wein, dargestellt per KupferchloridKristallisation von Dr. Chapelle. gen etwas ganz Erstaunliches: Jedes Mal, wenn die visualisierten, also sichtbar gemachten, Energien intensiv sind, handelt es sich um ein Produkt, das nicht durch die Chemie der Menschen denaturiert wurde. Durch zahllose Ergebnisse ihrer 25-jährigen Forschungen zu der Überzeugung gekommen, dass die Intensivbewirtschaftung den Menschen mehr vergiftet als ernährt, ist die Wissenschaftlerin inzwischen eine „totale Anhängerin der Biodynamie“ geworden. Die Anfänge der Methode gehen auf den deutschen Chemiker Ehrenfried Pfeiffer zurück, der sie vor über 80 Jahren in der Schweiz entwickelte und später in die USA ging. js/lz 39-10