MDR vom 10.04.2014: Insolvenz der Stadtwerke Gera

MDR vom 02. Juli 2014
Sog der Stadtwerke-Insolvenz:
Geraer Verkehrsbetrieb vor der Pleite
Nach der Insolvenz der Stadtwerke Gera AG steht auch deren Tochter Geraer Verkehrsbetrieb (GVB)
vor einem Insolvenzantrag. Stadtwerke-Sprecherin Sandra Werner sagte am Mittwochmittag, derzeit
liefen Gespräche über die Lage der städtischen Nahverkehrsgesellschaft. Über Details wollte Werner
keine Auskunft geben.
Der Verkehrsbetrieb hat bisher von der Stadtwerke AG turnusmäßig Ausgleichszahlungen erhalten,
weil seine Einnahmen aus dem Fahrscheinverkauf sowie Zuweisungen des Landes die Kosten und
Kreditverpflichtungen nicht decken. Mit der Insolvenz der Stadtwerke ist diese Geldquelle versiegt.
GVB-Geschäftsführer Ralf Thalmann hatte gehofft, eine Finanzspritze direkt von der Stadt Gera zu
bekommen, um fällige Zinsen und Zinsverpflichtungen nachzukommen. Die dafür fällige Summe liegt
im sechsstelligen Bereich. Eine solche Direktzahlung ist jedoch nach Angaben von Geras
Oberbürgermeisterin Viola Hahn nicht möglich.
Am Dienstag war eine angekündigte Betriebsversammlung für die fast 300 GVB-Mitarbeiter abgesagt
worden.
http://www.mdr.de/thueringen/ost-thueringen/insolvenz-geraer-verkehrsbetrieb100.html
MDR vom 10. April 2014
Kommunale Beteiligungsgesellschaft:
So sind die Stadtwerke Gera aufgebaut
Energieversorgung, Abfallentsorgung, Nahverkehr, Wohnen und der Flugplatz: Die Stadtwerke
Gera sind eine Dachgesellschaft, in der städtische Beteiligungen an sieben Unternehmen
gebündelt sind. Der Aufbau im Detail.
Die Anteile der Stadtwerke Gera AG gehören zu 100 Prozent der Stadt Gera. In dieser
Dachgesellschaft sind wiederum die Anteile der Kommune an sieben Unternehmen gebündelt. Bei
zwei dieser Unternehmen halten private Firmen eine Minderheitsbeteiligung, beim Entsorgungsbetrieb
Geraer Umweltdienste und der Müllverbrennungsanlage in Zorbau in Sachsen-Anhalt sind die
Stadtwerke in der Minderheit. Die Stadtwerke-Unternehmen, der Geschäftszweck und die übrigen
Gesellschafter im Überblick.
Unternehmen unter dem Dach der Stadtwerke Gera AG
Name
Geschäftsfeld
Anteil der
Stadtwerke
Weitere
Gesellschafter
Deren
Anteil
Geraer Wohnungsbau
(GWB) Elstertal GmbH
Wohnungsgesellschaft
74,9%
Stadt Gera
25,1%
Geraer Umweltdienste
GmbH & Co. KG
Abfallentsorgung
25,1%
Veolia Umweltservice
Ost GmbH & Co. KG
74,9%
Abfallverwertung GmbH
Betrieb Müllverbrennungsanlage
25,1%
Sita Deutschland
74,9%
Unternehmen unter dem Dach der Stadtwerke Gera AG
Name
Geschäftsfeld
Anteil der
Stadtwerke
Zorbau (Sa.-Anhalt)
Weitere
Gesellschafter
Deren
Anteil
GmbH
Energieversorgung Gera
GmbH
besitzt Kraftwerke und Netze,
bietet Strom, Gas und Fernwärme
an
50,1%
GDF Suez AG
49,9%
Kraftwerke Gera GmbH
Betrieb Kraftwerke Gera-Nord und
Gera-Süd
50,1%
GDF Suez AG
49,9%
Geraer Verkehrsbetrieb
GmbH
Betrieb Busse und Straßenbahnen
in Gera
100%
Flugbetriebsgesellschaft Gera GmbH
Betrieb Flugplatz Gera-Leumnitz
100%
http://www.mdr.de/thueringen/ost-thueringen/stadtwerke_gera100.html
MDR vom 27. Juni 2014:
Kommunale Holding: Stadtwerke Gera beantragen Insolvenz
Die Stadtwerke AG Gera hat Insolvenz angemeldet. Einen entsprechenden Antrag reichte der
Vorstand nach Angaben der Stadtverwaltung am Freitag beim Amtsgericht ein. Von dem Antrag nicht
betroffen seien die Tochterfirmen des Konzerns mit rund 1.000 Beschäftigten. In der Stadtwerke AG
seien 25 Mitarbeiter mit Verwaltungsaufgaben beschäftigt.
Geras Oberbürgermeisterin Viola Hahn kündigte an, sie wolle mit dem noch zu bestimmenden
Insolvenzverwalter vertrauensvoll und konstruktiv zusammenarbeiten. Ihr liege "sehr am Herzen",
dass die Daseinsfürsorge für die Menschen gewährleistet werde. Auch gehe es darum, für die
Stadtwerke eine für die Zukunft tragfähige Lösung zu entwickeln. Hahn betonte, die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter der Stadtwerke hätten die schwierige Situation nicht verursacht.
Der Geschäftsführer der Energieversorgung Gera GmbH, André Grieser, erklärte, die Versorgung mit
Strom, Gas und Fernwärme sei ohne Einschränkung gesichert. Auch komme das Unternehmen
seinen Verpflichtungen gegenüber Lieferanten und Geschäftspartnern uneingeschränkt nach.
In den Stadtwerken hat Gera seine Beteiligungen an sieben Unternehmen gebündelt. Die wichtigsten
sind der Nahverkehrsbetrieb, der Energieversorger, die Abfallentsorgungsgesellschaft und die
Wohnungsgesellschaft GWB Elstertal. Die Stadtwerke AG ist in finanzielle Schwierigkeiten geraten.
Nach Hahns Angaben ist das die Folge unternehmerischer und politischer Entscheidungen der
vergangenen 15 Jahre. So seien Gewinne aus der Unternehmensgruppe abgezogen worden, um
damit Verluste etwa im Personennahverkehr auszugleichen oder um "Prestigeprojekte" zu finanzieren.
Gleichzeitig sei die Verschuldung weiter gewachsen.
Zuletzt hatte die Stadtverwaltung versucht, den Stadtwerken durch den Verkauf der GWB Elstertal
frisches Geld zu verschaffen. Die GWB gehört zu 74,9 Prozent den Stadtwerken und zu 25,1 Prozent
der Stadt Gera. Diesen Plan hatte der Stadtrat jedoch abgelehnt und stattdessen beschlossen, die
Stadtwerke-Anteile selbst zu übernehmen. Dafür wollte die Stadt einen Kredit über 30,5 Millionen Euro
aufnehmen. Das wiederum wurde ihr vom Landesverwaltungsamt verboten. Die Begründung aus
Weimar: Gera sei selbst schon zu hoch verschuldet.
Gemeinde- und Städtebund: Insolvenz kann ein Neuanfang sein
Der Geschäftsführer des Thüringer Gemeinde- und Städtebundes, Ralf Rusch, sagte MDR
THÜRINGEN, eine Insolvenz könne auch positiv gesehen werden und ein Neuanfang sein. Man
müsse sich in Gera zusammenfinden, die Realität zur Kenntnis nehmen und wieder anfangen, in die
Zukunft zu sehen.
http://www.mdr.de/thueringen/ost-thueringen/stadtwerke_gera104.html