2013_03_31_Familiengottesdienst zu Ostern

Transcrição

2013_03_31_Familiengottesdienst zu Ostern
Familiengottesdienst am Ostersonntag 2013
mit frisch geschlüpften Küken
Ostern ohne Eier ist irgendwie nicht denkbar.
Ostern ohne Eier wäre wie Weihnachten ohne Weihnachtsbaum,
oder wie Wittgensteiner Winter ohne Schnee,
oder wie Sommer ohne Sonne.
Um zu verstehen, warum das Ei ein Ostersymbol geworden ist,
dazu müssen wir uns in einem ersten Schritt ein wenig in die
Biologie einarbeiten, um dann in einem zweiten Schritt die
Theologie, also die biblische Überlieferung von Ostern, in den
Blick zu nehmen.
Fangen wir mit dem ersten Schritt, der Biologie an:
Damit aus dem frisch gelegten Ei ein Küken wird, muss es fleißig
bebrütet werden. Drei Wochen lang sitzt die Henne auf dem Ei
und sorgt für eine Temperatur von 37 - 38° C. Was aber passiert
in dem Ei während dieser Zeit?
Die Entwicklung vom Ei zum Küken
Innerhalb von drei Wochen geschieht verborgen hinter der
schützenden Ei-Schale ein kleines Wunder.
Schon nach wenigen Tagen durchziehen erste Blutgefäße das Ei.
Bald werden die Augen als dunkle Flecken sichtbar.
Einige Tage später bilden sich die Gliedmaßen.
Wie ein Astronaut hat der Embryo alles mit, was er zum Leben
braucht. Seine Raumkapsel ist das Ei.
Nach 21 Tagen trennt ihn nur noch eine letzte große Anstrengung
von seinem Leben: das Ausschlüpfen.
Mit dem sogenannten Eizahn am Schnabel wird dabei das erste
Loch in die Freiheit gepickt. In langen Pausen erholt sich das
Küken von der Anstrengung. Der unbändige Wille zum Leben
mobilisiert die letzten Kraftreserven, bis nach einigen Stunden ein
völlig erschöpftes, feuchtes, kleines Etwas zum ersten Mal das
Licht der Welt erblickt und sich nach kurzer Zeit bereits neugierig
auf die Socken macht.
-Küken anschauenÜbrigens wusstet ihr, dass sich die Küken eines Geleges
gewissermaßen verabreden zum gemeinsamen Schlüpfen – sie
kündigen nämlich das Schlüpfen an, indem sie im Ei anfangen zu
piepsen. Im Laufe eines Tages erblicken alle Küken das Licht der
Welt. Die Glucke schaut dabei nur zu.
Kurzes Orgelvorspiel
Osterlob mit EG 100 (versweise)
Christus ist auferstanden. Als der Lebendige tritt er in unser
Leben. Keine Furcht soll uns lähmen. Keine Enge uns behindern.
Nichts unser Leben sinnlos machen. Denn Christus steht für uns
ein. Darum loben wir ihn, der alles neu macht.
V. 1: Wir wollen alle fröhlich sein …
Christus ist auferstanden. Zu ihm führen und bei ihm enden alle
Kreuzwege dieser Welt. Woran Menschen leiden und was sie
anderen an Leiden zufügen, darf das Leben nicht endgültig
zerstören. Darum loben wir ihn, der uns Zukunft und Hoffnung
gibt.
V. 2: Es ist erstanden Jesus Christ …
Christus ist auferstanden. Auch wo Menschen einander das Leben
zur Hölle machen und Gottes Schöpfung bedrohen, steht er für das
Leben ein. Er gibt uns und seine Erde nicht auf, sondern holt uns
heraus aus den Teufelskreisen der Zerstörung. Darum loben wir
ihn, der uns befreit.
V. 3: Er hat zerstört der Höllen Pfort …
Christus ist auferstanden. Er überwindet alle Trennungen, befreit
von allen Ängsten und verbindet Menschen zu einer neuen
Gemeinschaft. Darum loben wir ihn, der die Erde erneuert.
V. 4: Es singt der ganze Erdenkreis …
Christus ist auferstanden. So ist er auch jetzt in unserer Mitte
lebendig. Er traut uns zu, einem neuen Himmel und einer neuen
Erde den Weg zu bereiten. Und er gibt uns, was wir dafür
brauchen: Glaube, Hoffnung und Liebe. Darum loben wir ihn, der
uns erwählt hat und bis zum Ende der Zeiten erhält.
V. 5: Des freu sich alle Christenheit …
Ostergeschichte
Drei von den Frauen blieben zusammen. Sie fanden in der Stadt
ein Haus, in dem sie bleiben konnten. Sie sprachen wenig. Es
wurde Abend, der Sabbat begann, der Ruhetag, an dem niemand
arbeiten soll. Sie hielten die Ruhe, doch es wurde ihnen schwer.
Der Ruhetag ist eigentlich ein Geschenk, Gottes Geschenk, ein Tag
zum Aufatmen und Ausruhen. Aber das konnten die Frauen nicht
– nach allem, was geschehen war. Schon der Abend wurde ihnen
lang, die Nacht noch mehr, sie fanden keinen Schlaf, keine Ruhe.
Sonst immer haben sie den Sabbat begrüßt, wenn der erste Stern
sich zeigte, haben die Kerzen angezündet, glücklich nach den
Mühen der Woche jetzt Ruhe zu finden. Aber diesmal nicht. Die
schlimmen Bilder, die sie gesehen hatte, verfolgen sie weiter. Wer
kann jetzt noch glauben, dass die Erde den Sanftmütigen gehört?
Wer wird die Traurigen trösten – jetzt, wo Jesus tot ist?
Sonst immer vergeht der Sabbat zu schnell, jetzt aber gehen die
Stunden viel zu langsam dahin. Untätig hier zu sitzen, ist für sie
eine Qual. Sie warten, dass endlich der erste Stern das Ende des
Sabbats verkündet. Dann glimmt er auf, und sie gehen los und
kaufen sich heilende, duftende Salben.
Sie warten ungeduldig in ihrem Haus, bis sie das erste fahle Licht
des Morgens ahnen können, und dann, noch im Morgengrauen,
machen sie sich wieder auf den Weg. Warum so früh? Haben sie
Angst, zu spät zu kommen? Sie wollen zum Grab, so rasch es
möglich ist, dort jedenfalls, so denken sie, werden sie ihn wieder
finden.
Sie wissen: Es ist streng verboten, einen Toten noch einmal zu
berühren, wenn er schon im Grab liegt. Aber sie können ihn doch
nicht einfach so da liegen lassen, mit seinen schlimmen Wunden.
Braucht er nicht auch jetzt noch ihre Fürsorge?
So gehen sie schweigend, jede in ihren Gedanken, bis eine von
ihnen sagt: „Und wer wälzt uns den Stein weg vom Eingang des
Grabes?“ Sie erschrecken: So gewaltig groß ist der Stein, es ist
unmöglich, dass sie ihn bewegen. Sie halten ratlos inne, dann
gehen sie trotzdem weiter. Und sie kommen zum Grab, gerade als
die Sonne aufgeht. Da heben sie den Kopf und sehen: Der Stein ist
weggewälzt, das Grab ist offen.
Sie gehen hinein. Doch sie schrecken zurück, sie haben Angst. Das
Grab ist wie ein enges dunkles Gefängnis. Doch dann fassen sie
Mut und beugen sich in die Höhle hinein. Ein kalter Schauer läuft
ihnen über den Rücken: Die Stelle, an die sie Jesus gelegt hatten,
ist leer.
Doch in dem Grab ist es gar nicht mehr dunkel. Dort leuchtet
etwas, sie sehen die Gestalt eines Menschen. Es ist nicht Jesus, er
sieht aus wie ein Engel. Er trägt ein leuchtendes Gewand: „Ihr
müsst euch nicht fürchten!“ sagt er. „Jesus sucht ihr, den sie
gekreuzigt haben?! Er ist nicht mehr hier, Gott hat ihn
auferweckt.“
In ihren Gedanken ist es wie ein Wirbelsturm. Nun ist es doch
geschehen, so wie er es gesagt hat, wie es in den alten Schriften
steht:
Du lässt mich erfahren viele und große Angst
und machst mich wieder lebendig
und holst mich wieder herauf aus dem Dunkel der Erde:
Du richtest mich auf und tröstest mich wieder.
Die Frauen treten zurück aus der Höhle, draußen richten sie sich
auf. Werden die anderen ihnen glauben?
Gemeinsames Lied Das Leben wächst heimlich
Predigt
Liebe Kinder, liebe Gemeinde,
welchen Sinn macht – oder hat – das Osterei?
Eier färben,
Eier essen,
Eier ditschen,
Eierbahnen bauen,
Eier suchen …
Welchen Sinn hat das Osterei?
Welchen Sinn macht das Ei zu Ostern?
Ich habe hier ein rohes Ei mitgebracht.
Hepp!
Gut, das war gar nicht roh.
Aber hier das Ei – das ist wirklich roh.
Rohe Eier sind sehr empfindlich.
Da muss man vorsichtig behandeln.
Mit einem rohen Ei muss man wie mit einem rohen Ei umgehen.
Behutsam.
Aber es hat dennoch eine ziemlich harte Schale – das rohe Ei.
Schauen wir mal in die biblische Geschichte.
Dem Leben geht der Tod voraus.
Der Auferstehung geht das Kreuz voraus.
Der Ostersonne geht die Finsternis des Karfreitags voraus.
Ostern beginnt auf dem Friedhof.
Jesus ist tot. Sie haben einen großen Stein vor sein Grab gerollt.
Ein richtig dicker Brocken.
Von außen betrachtet sieht sein Grab aus wie ein Ei.
Jesus ist umgeben von einer harten Schale aus Fels und Stein.
Es dringt kein Licht nach innen.
Innen liegt der Leichnam des toten Jesus.
Außen herum ist die Schale.
Ganz eng. Ganz fest.
Keiner kommt rein, und keiner kommt mehr raus.
Es ist kein Mucks mehr zu hören.
Wer an den Felsen klopft, hört, wie es dumpf und stumpf
widerhallt.
Alles ist aus.
Innen bewegt sich nichts mehr.
Da ist kein Leben.
Kalt wie ein Ei aus dem Kühlschrank.
Das Wunder des Lebens, die Auferstehung, - das geschieht im
Vorborgenen. Wie bei einem Ei. Keiner kriegt davon etwas mit. Es
bleibt ein Geheimnis. Gottes Geheimnis. Wie Auferstehung geht,
wie das abläuft, wie sie sich genau abgespielt, entwickelt hat – das
bleibt verborgen.
Die Frauen sehen nur das Ergebnis.
Das Grab ist offen, der Stein ist weg.
Und das Grab ist leer.
Die Wissenschaft ist ja ständig auf der Suche, wie sie neues Wissen
schafft. Wissenschaftler haben auch Ei und natürlich das Küken im
Ei untersucht.
Und sie haben herausgefunden: Wenn ein Küken so weit
entwickelt und herangewachsen ist, dass es den Innenraum des
Eies ganz ausfüllt, bekommt es Atemnot.
Die Luft die in der Luftblase eingeschlossen ist, reicht nicht lange.
Mit der Atemnot steigt der Blutdruck und das Küken bekommt
Angst, und es beginnt gegen die Schale zu drücken und zu picken.
Aber das Drücken und das Picken würde wenig nützen, wenn ihm
der Schöpfer nicht ein kleines, rettendes Werkzeug mitgegeben
hätte: Er hat dem Küken eine kleine Säge, den sogenannten
Eizahn, geschenkt.
Er sitzt genau über dem Schnäbelchen. Diese kleine Säge hat das
Küken vorher nie benutzt und wird sie auch später nie benutzen.
Mit diesem winzigen Werkzeug stößt es durch die Eierschale und
pickt sich dann mit dem Schnabel in die Freiheit.
Es zerbricht die Eierschale nach rund acht Stunden
Schwerstarbeit und springt erleichtert in das neue Leben.
Ein schönes Bild – neue Perspektive - übrigens auch für uns
Menschen.
Auch wir leben in unserer Welt wie in einem Ei.
Über das, was außerhalb des Eies ist, wissen wir - fast! - nichts.
Unser Leben, unsere Wirklichkeit ist das Leben innerhalb der
engen Grenzen, die uns gesetzt sind. Sicher kommen wir uns nicht
so eingeengt vor wie das Küken, aber das Küken weiß ja, solange
es im Ei ist, auch nichts von der Welt da draußen.
Wer sagt uns also, dass unsere Welt die einzige Wirklichkeit ist?
Selbst große Naturwissenschaftler, die viel tiefer in die
Geheimnisse des Universums eingedrungen sind, sind sehr
bescheiden und still geworden und sagen:
Wir wissen immer noch wenig. Und je weiter und tiefer wir
forschen, umso mehr Fragen und Rätsel tauchen auf.
Oster: Die Eier machen nur Sinn, wenn wir den Mut aufbringen, an
dem Glauben festzuhalten; an dem Glauben an die neue Welt
Gottes.
Wenn wir zu hoffen wagen: es gibt außer der Welt, die wir mit
unseren Augen, unseren Sinnen wahrnehmen, noch eine andere
Welt, eine andere Wirklichkeit, die wir mit unseren Sinnen nur
ganz bruchstückhaft wahrnehmen können.
Wir glauben und empfinden es manchmal mit großer Gewissheit,
dass uns Gott ganz nahe ist, dass er uns mit seiner Liebe umhüllt,
schützt, dass wir in Gott geborgen sind.
Manchmal ergeht es uns aber wie den Frauen: Wir können es
kaum glauben, was uns gesagt wird und was wir hören. Dann
fürchten wir uns und erschrecken, weil die Welt, in der wir leben,
so eng ist und so bedrückend sein kann, dass dir fast die Luft zum
Atmen fehlt.
Es gibt so viele Geheimnisse um uns herum, die unserem
begrenzten
Begreifen,
unserem
Denken
in
rein
naturwissenschaftlichen und vernünftigen Kategorien entzogen
sind.
Und so sehr wir auch rätseln und forschen, so sehr wir auch
spekulieren, unsere menschlichen Fähigkeiten reichen nicht, die
Schale unserer vierdimensionalen Wirklichkeit zu knacken.
Oder doch?
Vom Küken haben wir heute in der Biologiestunde für
Grundschulkinder gelernt, dass es sich durch die kleine Säge,
genannt Eizahn, aus dem Ei herausarbeitet. In seiner Atemnot,
seiner Angst, beginnt es zu picken.
Hat uns der Schöpfer vielleicht auch so ein Werkzeug mitgegeben,
um das Gefängnis unserer Wahrnehmung ein Stück
aufzusprengen.
Dein Vertrauen ist der Eizahn deines Glaubens.
Der Glaube an die Auferstehung, an das neue Leben, der ist dieses
Werkzeug, mit dem wir das Ei unserer Welt ein Stück aufbrechen,
zum Knacken bringen können.
Das Vertrauen hilft dir, dass deine Schale Risse bekommt. Und mit
jedem Plättchen, das sich löst, wirst auch du gelöster, bis die dicke
Schale abfällt. Deine Bewegungsfreiheit wird immer größer, bis du
endlich die Freiheit der Kinder Gottes spürst und in ganz neue
Welten eindringen kannst.
Auferstehung ist nicht nur eine Hoffnung für Tote. Sondern
Auferstehung ist eine Wirklichkeit für Lebende.
Und dann kommt auf einmal Licht ins Dunkel, Wärme und
Zuversicht in dein Leben, dass das draußen eine viel größere Welt,
eine neue Wirklichkeit auf dich wartet.
Bei uns Menschen geht dieses Picken und Sägen ein Leben lang.
Wir sind nicht in 8 Stunden damit fertig. Erst am Ende des Lebens
sind wir so weit, die Schale ganz aufzubrechen, und aus unserer
begrenzten Wirklichkeit herauszupurzeln.
Oder besser, oder theologisch korrekt gesagt, sie wird von Gott
her aufgebrochen. Und die Eierschalen unserer bisherigen
Existenz werden verwandelt in ein Haus aus Licht, dann erst
weitet sich unser Blick. Und es beginnt das Leben in einer Freiheit,
von der wir bisher geträumt und geglaubt haben.
Dann werden wir staunend erkennen, wie begrenzt die
Eierschalen unserer bisherigen Existenz waren. Wir werden Jesus
sehen und unsere Verstorbenen. Wie das alles wird, das wissen
wir nicht. Aber wir wissen, dass es sein wird, weil wir den
Glauben an die Auferstehung haben, dieses kleine Werkzeug, mit
dem wir jetzt schon kleine Risse und Löcher in die Eierschalen
unserer engen Welt picken können.
Die Grundlage ist, dass Jesus lebt.
Dass er den Tod besiegt hat und diese Welt für uns überwunden.
Amen.