Holzbalkendecke an Mauerwerk
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Holzbalkendecke an Mauerwerk
1/2015 – 30 – ® Holzbalkendecke an Mauerwerk Sanierung mit Innendämmung in Holzbauweise Historische Quellen besagen, dass noch Ende der 30er Jahre rund 80 % der Decken in Massivbauten in Holzbauweise ausgeführt wurden. Wenn die Wände nach dem Krieg noch standen, wurde meist ohne Systemwechsel saniert. Auch beim Neubau der 50er Jahre hatte bei den obersten Geschossdecken der Zimmerer meist noch das Sagen. Mit der wärmetechnischen Sanierung dieses Deckenanschlusses hatten wir uns bereits im condetti-Traufdetail von Heft 5-2008 beschäftigt. Diesmal geht es um die Ertüchtigung einer Holzbalkendecke zwischen bewohnten Geschossen. Es stehen Wärmeschutz und die Konvektionsdichtung zum Feuchteschutz im Vordergrund. Aber auch die Abteilungen Schall und Brand haben spätestens dann etwas beizutragen, wenn die Decke in einem Mehrgeschosser Wohnungen von einander trennt. Deckenanschluss Historische Balkendecke Bestandsanalyse Bevor die Sanierungsplanung beginnen kann, ist eine gründliche Untersuchung der Bestandssituation erforderlich. Um vor bösen Überraschungen im Bauprozess sicher zu sein, ist eine Inspektion der Balkenauflager dringend angeraten. Durch Abnehmen der Randdielen kann geprüft werden, ob verdeckte Feuchteschäden und evtl. Pilzbefall vorhanden sind. Da nicht jeder Schaden direkt erkennbar ist und in der Regel keine Information über die Auflagerlänge des Balkens vorliegt, wird empfohlen, an einer Stelle seitlich des Balkens Steine zu entfernen, um bis zum Stirnende zu inspizieren. Danach ist zu entscheiden, wie tief der Eingriff in die vorhandene Substanz sein darf bzw. muss. Wir gehen für unseren Konstruktionsansatz davon aus, dass eine Balkensanierung an dieser Stelle nicht erforderlich ist und eine unterseitige Öffnung der Decke allein schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht erwogen wurde. Innendämmung und Luftdichtung Autoren: Robert Borsch-Laaks, Daniel Kehl, Holger Schopbach, Gerhard Wagner Weil die Fassade als schützenswert zu betrachten und der Schlagregenschutz gewährleistet ist, sollten wärmetechnische Verbesserungen von innen erfolgen. Wir wählen hierfür eine Holzbaulösung mit vorgesetztem Ständerwerk und innerer Doppelbeplankung (OSBplus Gipsplatte). Die bauphysikalischen Anforderungen und Lösungen folgen den Untersuchungen, die im Heft 2-2014, S. 23 ff ausführlich dokumentiert wurden. Mit Wärmebrückenanalysen untersuchen wir, welchen Einfluss es auf die Wärmeverluste und die Oberflächentemperaturen hat, wenn die Innendämmung in den Deckenhohlraum hineingezogen wird oder nicht. Die Öffnung der Decke erlaubt auch die Prüfung, ob Luftströmungen am Balkenanschluss vorhanden sind, die zu einer konvektiven Feuchteerhöhung führen könnten. Hierauf ist ggf. mit den hier vorgestellten Methoden zu reagieren. Der konstruktive Feuchteschutz für die Balkenköpfe hat höchste Priorität bei der Sanierungsplanung. Dabei geht es um den Schutz vor Schlagregen von außen und vor Dampfkonvektion von innen. Schallschutz und Brandschutz Alte Holzbalkendecken haben mit einem schweren Einschub auf einem Fehlboden einen recht guten Luftschallschutz. Aber die direkte Kopplung zwischen dem Dielenboden und den Deckenbalken verlangt nach Verbesserungen beim Tritt- schall, wenn heutige Nutzerwünsche nach Ruhe befriedigt werden sollen. Historische Decken kommen in den Bauteilklassifizierungen nicht vor. Forschungsergebnisse zeigen allerdings, dass der Deckentyp unseres Details ohne weiteres als feuerhemmend (F30-B) einzustufen ist. Aber was muss man tun, wenn sich durch einen Dachausbau die Gebäudeklasse von 3 nach 4 ändert? Tragwerksplanung und Montage Wenn zusätzliche Lasten z. B. durch neue Fußbodenaufbauten gewünscht werden, ist natürlich der Statiker gefragt, ob hierfür noch genügende Reserven vorhanden sind. Die Abteilung Tragwerksplanung betrachtet zudem, in welcher Form ggf. geschädigte Balken erneuert werden können. Unsere Montagefolgen zeigen diesmal die Abläufe bis zur fertigen Sanierung nicht nur mit den bekannten 2D Grafiken sondern auch mit erläuternden Baufotos. – 31 – 1/2015 ® Die Bestandssituation zum Hauptdetail Abb. 1: Geöffnete Decke schafft Einblicke in die Konstruktion und ihren Zustand. Foto: Daniel Kehl. Holzbauwärmeschutz für die alte Wand Um den mäßigen Wärmeschutz alter Massivwände mit schützenswerten Fassaden durch Innendämmungen zu verbessern, kann der Holzbauer eine höchst praktikable und wirtschaftliche Lösung anbieten. Wir empfehlen in unserem diesmaligen Detail eine Trockenbaulösung mit einem vorgestellten Ständerwerk und innerer Doppelbeplankung. Diese Konstruktionsweise hatten wir schon in den condetti-Details 5-2005 und 2-2010 bei Sichtfachwerken vorgeschlagen. Dieses Mal spielt diese „halbe“ Holzrahmenbauwand ihren Charme aus beim Anschluss an ein anderes historisches Holzbauteil – eine Holzbalkendecke, die in ein Vollziegelmauerwerk einbindet. Wärmeschutz kann Holzbau am Besten In der gegenwärtigen Diskussion über Innendämmungen kann manchmal der Eindruck entstehen, als gäbe es hierfür nur noch Lösungen mit „kapillaraktiven“ Dämmsystemen. Dabei gehören Trockenbaulösungen seit über 30 Jahren zu den ältesten und vermutlich auch am häufigsten umgesetzten nachträglichen Dämmmaßnahmen an Wänden, die gestalterisch Infokasten 1 Vorteile der Holzbau-Innendämmung Kein Ausgleichsputz erforderlich Keine Probleme mit der Haftzugfestigkeit des Altputzes Auch vor Gipsputzen mit Tapeten anwendbar Hygrothermisch geprüft auch für Wetterseiten in SRG III Flexible Dimensionierung auch für hohe Wärmeschutzanforderungen z Tragfähige Innenbekleidung für Oberschränke etc. z Sichere Kalkulationsbasis z z z z z keine Außendämmung vertragen. Auf die feuchtetechnischen Risiken früherer Trockenbausysteme mit EPS-Gips-Verbundplatten bzw. mit Mineralfasermatten zwischen Trockenbauprofilen hatten wir in verschiedenen Fachartikeln dieser Zeitschrift hingewiesen (z.B. Schadensfall in Heft 05/2005). Die hierbei entstehenden Hohlräume zwischen Dämmung und alter Wand bergen eine große Gefahr der inneren Verschimmelung, wenn Hinterströmungen mit Raumluft möglich sind. Dies grundsätzlich auszuschließen, verlangen mittlerweile sowohl das [WTA-Merkblatt 6-4:2009], als auch die neue [DIN 4108-3: 2014]. Eine selbst tragende Vorsatzschale mit einem Holzständerwerk vermeidet durch die Einblasdämmung naturgemäß alle Hohlstellen, egal, wie uneben die alte Wand ist. Die weiteren Vorteile die- ser Konstruktionsweise und die zugehörigen bauphysikalischen Nachweise haben wir ausführlich in Heft 2/2014 beschrieben. Die Kernpunkte sind im Infokasten 1 zusammengefasst. Mehr oder weniger wärmebrückenfrei Wie bereits in der Einleitung erläutert, ist das Öffnen der Balkenlage alleine schon erforderlich, um den Zustand der Balken zu inspizieren. Die folgende Wärmebrückenanalyse liefert weitere Gründe, die die Notwendigkeit der durchgehenden Dämmung aufzeigen. Bei der Berechnung werden drei Varianten untersucht: Variante 1: Bestand Die Geschossdecke stört den Wärmestrom durch die Wand nicht, wodurch es zu keinen Wärmebrückenverlusten kommt. – 32 – 1/2015 ® Variante 2: Eine unvollständige Innendämmung stößt von unten und oben gegen die Geschossdecke: Die bestehende Decke stellt nun eine gravierende Wärmebrücke relativ zum stark verbesserten Regelquerschnitt der Wand dar. Der Y-Wert steigt auf 0,47 W/mK. Rechnet man dies um auf den Wärmebrückenzuschlag DUWB für ein Reihenendhaus mit den Abmessungen wie beim ersten Artikel dieses Heftes (Wärmebrückenlänge 15 m und rund 280 m2 Hüllfläche), so ergibt sich für dieses einzelne Anschluss-Detail allein schon ein Wärmebrückenzuschlag von 0,026 W/ m2K. Das kann eine KfWFörderstufe kosten. Variante 3: Innendämmung reicht bis ins Deckengefach. Infolge der nun durchgehenden Dämmung tendiert der Y-Wert gegen Null. Nur Rähm und Schwelle der Unterkonstruktion sowie die nicht angefasste Deckenunterseite erhöhen ein wenig die Wärmeverluste. Aber für das Gesamtgebäude bleibt dies energetisch unbedeutend. Schimmelpilzgefährdung im Gefach? Ein 36,5 cm dickes Mauerwerk erfüllt auf der ungestörten Fläche nicht die seit 2001 geltenden Anforderungen an den Mindestwärmeschutzes nach [DIN 4108]. Dort werden maximal 12,0 °C (Abb. 2) erreicht. An dem Übergang zwischen Wand und Dielenboden ist es etwas wärmer (oben 13,2 °C / unten 13,6 °C). Die Dielung (von oben) und der Deckenputz (von unten) transportieren Wärme aus dem warmen Bereich an die kalte Wand. Wird hingegen nur oberhalb und unterhalb der Decke gedämmt, erhöht sich zwar die Temperatur an den zum Raum hin sichtbaren Oberflächen, aber im Deckengefach steigt die Schimmelpilz(< 12,6°C) und sogar die Tauwassergefahr (< 9,3°C). Die Innendämmung verhindert den Wärmetransport zur Ziegelaußenwand, die dadurch wesentlich kälter wird. Erst wenn die Innendämmung vom oberen ins untere Geschoss durchgedämmt wird, sind sowohl die Oberflächentemperaturen an den sichtbaren Oberflächen als auch im Deckenfach (nun an der OSB-Platte) sicher unkritisch. %HVWHKHQGH:DQG & & & & & Luftdichtheit herstellen ψDXHQ :P. Bei der Diskussion um die Feuchtesicherheit für Holzbalkenköpfe im Mauerwerk spielt die Frage nach Luftdurchströmung im Anschlussbereich eine große Rolle. Statt über die Risiken zu spekulieren, empfehlen wir die Vorgehensweise: „Versuch macht klug“. Im Zuge der Bestandsanalyse kann (am besten bei Öffnung der Decke) geprüft werden, ob die alte Wand und die Mauerwerkstasche für den Balken tatsächlich ein Durchströmungsrisiko hat. Eine einfache qualitative Prüfung mit der Blower Door ist für diesen Zweck ausreichend. Nach unserer Erfahrung kann bei intaktem Außenputz in der Regel keine Luftströmung entlang des Balkens festgestellt werden (Abb. 3). Bei steinsichtigem Mauerwerk sieht dies jedoch je nach Qualität der äußeren Verfugung u. U. anders aus. Wenn allerdings die innere Schale eines Mauerwerks mit Luftschicht dem Balkenauflager dient, so sind mit Sicherheit starke Konvektionserscheinungen rings um die Balken, aber auch im unverputzten Bereich der Deckengefache zu erwarten. ,QQHQGlPPXQJXQJHGlPPWHV*HIDFK & & & & ψDXHQ :P. ,QQHQGlPPXQJJHGlPPWHV*HIDFK & & & & ψDXHQ :P. Abb. 2: 2D-Wärmebrückenanalyse mit Therm 6.3 zu Temperaturen und Y-Werten für Bestand und zwei Dämmvarianten – 33 – 1/2015 ® Die Frage danach, ob ggf. besondere Dichtungsmaßnahmen am Balkenkopf durchzuführen sind, hängt auch davon ab, ob Querströmungen in der Dämmebene zu anderen Leckagenquellen der Wand möglich sind. Besondere Beachtung verdient hierbei der Fensteranschluss. Werden im Zuge der Sanierung die Fenster ausgetauscht, so stehen zwei Alternativen zur Wahl: z Luftdichter Anschluss der Fensterrahmen an den alten Innenputz der Leibung und die Fensterbänke z Definition der OSB-Platte als luftdichte Ebene und Anschluss an die Fensterrahmen mit einer luftdichten Leibungsplatte oder einer feuchtevariablen Dampfbremse. Welches Luftdichtheitskonzept gewählt wird, bestimmt der Aufwand bei den Durchdringungen und der Bearbeitung der Leckagen. Luftdichte Einbindung des Balkenkopfs Ergibt die Prüfung, dass besondere Maßnahmen erforderlich sind, können diese beim gewählten System mit vertretbarem Aufwand und zuverlässiger Sicherheit umgesetzt werden. Wie im Holzrahmenbau üblich, übernimmt dann die OSB-Platte die Funktion der Luftdichtheitsebene. Die hierbei notwendigen Abklebungen von Fugen und Anschlüssen sind dem Holzbauer bekannt und haben sich als dauerhaft bewährt. Den zugehörigen Fensteranschluss haben wir in Heft 5/2009, Seite 17 f. beschrieben. Auch die Konstruktionsidee zur Herstellung eines luftdichten Deckengefaches folgt im Prinzip den Empfehlungen eines früheren condettiDetails aus Heft 5-2008. Hierzu wird ein OSB-Streifen sägezahnartig grob vorgeschnitten, um einen guten Klebeun- tergrund für die Anschlüsse am Balken zu gewährleisten. Zur Herstellung der Haftung an den alten Balkenflanken werden diese (grob) gesäubert und mit einem Primer grundiert (s. Montagefolgen). Dann, wenn die Rohrputzdecke mit einigermaßen ebenen, von Baumkanten freien Sparschalungsbrettern ausgeführt wurde, ist u. U. auch hier die gleiche Dichtungsmethode anwendbar. In anderen Fällen empfehlen wir die Verwendung von einputzbaren Eckklebebändern (s. Haupt- Abb. 3: Messung der Luftgeschwindigkeit bei 50 Pa Unterdruck (0,02 m/s). Luftdichter Außenputz sorgt für praktische Durchströmungsfreiheit. Foto: Robert Borsch-Laaks detail und Abb. 8b), wie sie beim Fensteranschluss im Massivbau heute Standard sind. Diese Methode eignet sich dann am besten, wenn der Putzträger aus dünnen Plisterlatten oder einer Holzwolleleichtbauplatte besteht. Konstruktiver Holzschutz für den Balkenkopf Feuchte- und Fäulnisschäden am Auflager der Holzbalken gehören zum Alltag der Altbausanierung. Die Ursachen hierfür liegen meist im mangelhaften Schlagregenschutz der Fassaden, fehlender Wartung bei den Regenrinnen und Fallrohren oder auch im unsachgemäßen Einbau von Bädern bei früheren Sanierungen. Aus diesem Grund folgen wir den Empfehlungen der Holzschutzexperten, die vor einer Sanierung stets eine Öffnung der Decke und die damit mögliche Inaugenscheinnahme der Bestandssituation ermöglichen. Diffusionsbilanz von Innendämmungen Die Diskussion um die Verlagerung des Taupunktes infolge von Innendämmungsmaßnahmen erregt vielfach die Gemüter. Mit dem klassischen Werkzeug (dem Glaserverfahren), kommt man nicht weit. Schon 1992 stellte Kurt Kießl (damaliger Leiter der Abteilung Hygrothermik im IBP) in einem Grundsatzartikel klar: Die Tauwasserberechnung nach Glaser wurde nur zur Bewertung von Holzbaukonstruktionen entwickelt, bei denen Sorption und kapillarer Wassertransport keine Rolle spielen. Von diesem Verfahren sind keine Aussagen über das Verhalten einer Innendämmung bei Realklima zu erwarten. Das erste vereinfachte Nachweisverfahren, das auch die Saugfähigkeit des alten Mauerwerks in die Feuchtebilanz mit einbezieht, wurde in 2009 von der WTA-Arbeitsgruppe zur Innendämmung im Bestand im Merkblatt 6-4 veröffentlicht (grafische Darstellung in Heft 2/2014, S. 24). Wenn der alte Innenputz nicht durch Sperrschichten (wasserdichte Anstriche, Fliesenbeläge o. ä.) abgesperrt ist, kann in unserem Fall eine Innendämmung bis zu 120 mm Dämmstoffdicke ohne besonderen Nachweis durchgeführt werden, da die Bestandswand einen Wärmedurchlasswiderstand R ≥ 0,55 m2K/W aufweist. Dann reicht es nach den Untersuchungen des IBP, die dem Merkblatt zugrunde liegen, wenn die Innendäm- mung einen sd-Wert von mindestens 1,0 m aufweist. Diese Anforderung wird von der 12 mm OSB-Platte alleine schon abgedeckt. Der Einsatz von Zellulose als Hohlraumdämmstoff kann weitere Sicherheiten vor Schimmelbildung auf der alten Wand bieten. Untersuchungen des IBP in einem Forschungsvorhaben über Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen belegen, dass die Altpapierzellulose als solche und erst recht aufgrund ihrer mineralischen – 34 – ® Zusätze ein besonders hohes Maß an Schimmelresistenz aufweist [IBP 2008]. Abb. 4 zeigt, dass die tolerablen Feuchtegehalte weit über den LIM-Kurven (Grenze der zulässigen relativen Luftfeuchte an Innenoberflächen) liegen. Daraus folgt, dass vorhandene Tapeten, die sonst als besonders gutes Substratmedium für die Pilzbildung gelten, unter Umständen nicht entfernt zu werden brauchen. Im Falle hoher Feuchte an der Grenzschicht Innendämmung – alter Innenputz kann die Tapete von dem anliegenden Dämmstoff „nachimprägniert“ werden. Schlagregenschutz sicher stellen Die jüngere Forschung zur Bauphysik von Innendämmungen hat den Schlagregenschutz der Bestandswand als das A und O bei der Feuchtesicherheit identifiziert. Die raumseitige Dämmung stellt der Wand im Winter weniger Wärme aus dem Raum zur Verfügung, um die Schlagregenaufnahme möglichst schnell abzutrocknen. Die bisherigen Mindestanforderungen an Außenputze müssen dementsprechend angepasst werden. Zum einen zeigen die Analysen des deutschen Wetterdienstes, dass unser Klima rauer wird. Die neue Schlagregenkarte der Bundesrepublik in [DIN 4108-3:2014] zum anderen stuft eine ganze Reihe von Regionen in Deutschland in die höchste Beanspruchungsgruppe (SBG III) ein, die bislang nur mit mittlerer Beanspruchung (SBG II) klassifiziert waren (s. Abb. 5). Um den erhöhten Anforderungen, die als Folge der Innendämmung zu berücksichtigen sind, gerecht zu werden, fordert das neue [WTA-Merkblatt 6-5:2014] zum anderen einen maximalen Wasseraufnahmekoeffizienten in der SBG III von 0,2 kg/(m23h), statt der Mindestanforderung der DIN 4108 von 0,5 kg/(m23h). Technisch bedeutet dies, dass im Zuge der Dämmplanung ggf. über einen neuen diffusionsoffenen, aber Wasser abweisenden Außenanstrich nachgedacht werden muss. Die genannten Anforderungen entsprechen den heute marktüblichen Kennwerten für Wasser abweisende, mineralische Putze und Beschichtungen. Das gilt auch für das Kriterium der Diffusionsoffenheit im Merkblatt (sd) 1,0 m mit w*sd ) 0,1 kg/(m3h). Konvektion am Balkenkopf: Ein Restrisiko? Bereits in den Heften 02/2012 und 5/2013 haben wir uns mit Holzbalkenköpfen in (innengedämmten) Mauerwerk bauphysikalisch ausführlich auseinandergesetzt. Aus den Analysen von mittlerweile über 10 veröffentlichten nationalen und internationalen Projekten sowie hygrothermischen Simulationen lässt sich Folgendes zusammenfassen. z Neben der Schlagregenbelastung kann es durch Konvektion von der feuchtwarmen Raumluft in die kühle Balkenkopftasche am Balkenkopfende zu erhöhten Luftfeuchten kommen. Dies zeigen sowohl Messungen als auch hygrothermische Simulationen. z In der Regel sind außen verputzte Wände durch den fast luftdichten Außenputz durch Konvektion wenig feuchtegefährdet. Die Restkonvektion führt noch nicht zum Schaden, zeigt aber auch, dass innengedämmte Außenwände weniger tolerant gegenüber Konvektion sind. z Steinsichtige Fassaden und die dahinterliegenden Holzbalkenköpfe werden sowohl durch Schlagregenals auch durch Konvektion feuchtetechnisch beansprucht. Sie sind damit doppelt gefährdet. Stellt man bei einer Luftdichtheitsmessung am Balkenkopf fest, dass es zieht, ist mit der Montage der Dämmung Abb. 4: Wann schimmelt Zellulosedämmstoff? Eine Untersuchung des IBP zeigt, dass erst oberhalb von 95% rel.F. (grauer Bereich) ein Schimmelwachstum möglich ist. Zum Vergleich: Beginn des Mycel-Wachstums bei optimalem Substrat (LIM 0), Tapete, Gipskarton u.ä. (LIM 1), Min. Baustoffe, Holz (LIM 2) Datenquelle: [IBP 2008] Abb. 5: Schlagregenbeanspruchung nach der neuen [DIN 4108-3:2014] 1/2015 – 35 – 1/2015 Deckenanschluss Sanierung Massivwand mit Holzbau-Innendämmung * 01.15 02.05 DETAIL ® vertikal Um-Wert nach Sanierung 0,26 W/(m²K) Oben: OSB-Platte als Luftdichtung und moderate Dampfbremse Außenputz bzw. Anstrich muss Schlagregenschutz erfüllen Trockenestrich mindert die Trittschallwahrnehmung um etwa die Hälfte Fuge zwischen Balken und Mauerwerk mit Dämmstoff verschließen Schwer zugängliche Bereiche mit gekrümmter Einblaslanze nachverdichten Inspektion der Balkenköpfe auf Schädigungen Deckengefach gedämmt: Y-Wert nur 0,06 W/(mK) BlowerDoor-Untersuchung auf Konvektionsströmung am Balkenauflager Vor Anbringen der Eckklebebänder den Bestandsbalken primern Unten: Luftdichtheit durch alten Innenputz gewährleistet Unteres Spezial-Eckband einputzen Kein Normaufbau, Feuerwiderstand aber ≥ F30-B Unterdecke bleibt erhalten: Verschraubung des Rähms in den Balken Maßstab 1:5 Holzwerkstoffplatte (hart) Holz, Schnitt Gipsbauplatte/Putz Trockenestrich Trockenestrich Holzschalung Bestand Holz (Bestand), Schnitt Rohrputz Klebeband Klebeband Holzlattung (Bestand), Ansicht Zellulosedämmstoff Mörtel Klebeband, Ansicht Holz (Bestand), Ansicht Naturfaserdämmstoff Mineralische Schüttung Einputzklebeband – 36 – 1/2015 ® die Luftdichtheit herzustellen, wie wir es beispielhaft in diesem Detail zeigen. Dann wird ein vergleichbares Sicherheitsniveau wie im Bestand ohne Innendämmung erreicht. Luftumspülung: warum, wo und wie? Übrigens wird in der Diskussion mit Holzbalkenköpfen oft das Wort „luftumspült“ genannt und teils auch positiv dargestellt, weil die „Luftumspülung“ für das Trockenhalten des Balkenkops sorgen soll. Dabei wird der Begriff oft so verstanden, dass es zu einem Austausch der Luft in der Auflagertasche mit der angrenzenden Innenraumluft kommt. Dem kann man nur wie folgt entgegnen: In der Bauphysik ist kein Fall bekannt, wo feucht-warme Innenraumluft, die an eine kalte Oberfläche trifft, sich jemals positiv auf das Bauteil ausgewirkt hat. Es liegt schlicht und ergreifend ein Missverständnis vor. Eine Luftschicht rund um den Balkenkopf hat nur deswegen einen positiven Einfluss, weil sie den kapillaren Kontakt zum (eventuell feuchten) Mauerwerk verhindert. Die Konvektion von der Innenraumluft gilt es durch einen luftdichten Anschluss zu verhindern. Im Bestand ist die Luftschicht an den Seiten des Balkenkopfs nur graue Theorie, weil oftmals Mörtel bzw. die Schüttung auf dem Einschub etc. in die Fuge „gewan- dert“ sind (vgl. Abb. 6). Wird ein Balken jedoch ausgetauscht, sollte an allen Seiten der Kontakt zum Mauerwerk verhindert werden. Aber ausdrücklich nicht mit dem Einschlagen mit einer Bitumenbahn; dazu mehr im Heft 6/2012. Abb. 6: Geöffnete Decke mit Sandschüttung (Baujahr: 1905). Keine allseitige „Luftumspülung“, aber eine doppelte Sicherung gegenüber Feuchteaufnahme des Balkenkopfs aus dem (steinsichtigen) Mauerwerk: Trennende Luftschicht vor dem Hirnholz und Teeranstrich auf dem Mauerwerk (nicht am Balken!). Foto: Robert Borsch-Laaks Alte Schallschutzwerte und heutige Verbesserungen Machen wir uns nichts vor: Alte Holzbalkendecken sind nicht normgemäß. Nicht mal den Mindestschallschutz (nach alter) DIN 4109:1989 halten sie ein. Aber Generationen von Bewohnern konnten damit leben. Es ist halt ein Altbau, den man aus anderen Gründen wertschätzt und mit dessen Unzulänglichkeiten man durch Rücksichtnahme auf die Nachbarn umgeht. Wenn allerdings entsprechend der Aufgabenstellung dieses Details eine größere Sanierungsmaßnahme bei Wärme und Feuchteschutz und evtl. auch eine statische Ertüchtigung in Betracht gezogen werden, so ist es berechtigt, wenn Begehrlichkeiten beim Schallschutz entstehen. Im Folgenden sind die technischen Verbesserungsoptionen und die damit verbundene Eingrifftiefe in den Bestand zu prüfen. Anforderungen und der Bestand Wie für alle Holzbalkendecken gilt auch bei den historischen Konstruktionen: Es kommt auf den Trittschallschutz an! Nahezu alle Verbesserungen, die hieran vorgenommen werden, wirken sich auf den Luftschallschutz ebenfalls positiv aus. Die Anforderung der Normen und Fachregeln, wie sie im Infokasten 2 dokumentiert sind, legen die Messlatte im Vergleich zu dem, was die Bestandsdecke bieten kann, sehr hoch. Der Normtrittschallpegel der Altdecke liegt je nach Masse des Einschubs und der Unterdecke zwischen Ln,w = 65 – 69 dB. Dieser Einzahlkennwert ist unter Experten gerade bei den Decken seit langem umstritten. Das zur Messung eingesetzte „Norm-Hammerwerk“ und der eingeschränkte Bewertungsbereich von 100 – 3150 Hz bilden die Schallübertragung von üblichen Gehgeräuschen nicht angemessen ab. Es wird empfohlen, das Bewertungsspektrum hin zu niedrigen Frequenzen (ab 50 Hertz) zu erweitern. Bezieht man den hierbei zu ermittelnden Spektrum-Anpassungswert (C I,50-2500) mit ein, so nivellieren sich die Unterschiede in den alten Decken mit Einschub auf etwa 65-66 dB. Die Anforderungen an den Mindestschallschutz der 25 Jahre alten DIN sind keine anerkannte Regel der Technik mehr. Der geschuldete Schallschutz ist mit den Bauherrn explizit zu vereinbaren. In der Praxis werden häufig Zielwerte nach der kürzlich Infokasten 2 Anforderungen und Zielwerte für den Trittschallschutz der Decke inklusive Nebenwege Schallschutznorm [DIN 4109:1989] Mindestanforderung L‘n,w ≤ 53 dB Empfehlung erhöhter Schallschutz L‘n,w ≤ 46 dB*) Empfehlung eigener Wohnbereich L‘n,w ≤ 56 dB*) *) weichfedernde Beläge dürfen angerechnet werden Stand der Technik (vereinbaren!) VDI- Richtlinie [VDI 4100: 2012] Schallschutzstufe I (SST I) Schallschutzstufe II (SST II) Schallschutzstufe III (SST III) L’n,T,w ≤ 51 dB L’n,T,w ≤ 44 dB L’n,T,w ≤ 37 dB Empfehlung ift für Decke ohne Nebenwege Ln,w + C I,50-2500 ≤ 53 dB – 37 – 1/2015 ® aktualisierten VDI-Richtlinie 4100:2012 vereinbart. Zur Auswahl der Sanierungsmaßnahme für die Decke (ohne Nebenwege) wird vom ift Rosenheim empfohlen, eine Konstruktion mit einem Ln,w + C I,50-2500 ≤ 53 dB zu wählen. Wird ein hoher schalltechnischer Komfort angestrebt, dann gewährleistet ein Ln,w + C I,50-2500 ≤ 46 dB, dass Gehgeräusche kaum noch wahrnehmbar sind. Ist die geeignete Konstruktion gewählt, kann der Nachweis der Anforderungen bzw. Zielwerte nach DIN 4109 oder VDI 4100 erfolgen. Die gute Nachricht zum Bestand: Die Flankenübertragung muss uns bei historischen Holzdecken nicht schrecken. Die große Masse der angrenzenden Altbauaußenwand kann durch die punktuell aufliegenden Balken nicht nennenswert angeregt werden. Die vorgestellte entkoppelte Innenschale mit Zellulosedämmung trägt überdies dazu bei, die Nebenwege abzudämmen. Wichtig ist hingegen die Berücksichtigung eventuell vorhandener leichter Innenwände bei der Prognose der Luftschallübertragung. Altdecke ebenfalls drastisch an Dämmvermögen (vgl. Tab. 1, Zeile 1.1.2). Wenn unterseitig erneuert werden soll oder muss, ist auf eine ausreichende Entkopplung der Unterdecke zu achten. Diese kann durch geeignete Abhänger oder freitragende Unterdecken erfolgen. Wenn Baubudget und Aufwand es fordern, dass die alte Unterdecke belassen wird, so ist es am Ende eine Frage der zur Verfügung stehenden Raumhöhe, wie groß die schalltechnische Verbesserung durch eine Abhängung werden kann (s. Tab. 1). Allerdings: Es müssen Resonanzeffekte vermieden werden, die dann entstehen, wenn die Bekleidungsschichten zunahe beieinander liegen. Ideal ist ein Abhängemaß von mehr als 150 mm zwischen der Einschubschalung oder der verbleibenden alten Unterdecke und der neuen Unterdecke. In jedem Fall benötigen gute Unterdecken eine Doppelbeplankung aus Gipsbauplatten (was ggf. auch die Brandschützer erfreut). Sanierung von oben Nr. 0. 1. 1.1 Änderung des TSPegels (Laborwerte) D(Ln,w +C I,50-2500) Maßnahme Bestand (m‘Einschub 80 kg/m2, m‘Putz = 15 kg/m2) Unter der Decke statt altem Rohrputz 1.1.1 GKB, 12,5 mm auf Lattung 1.1.2 2*GF 12,5 mm an Elastomer Abhängern 1.2 unter altem Rohrputz 1.2.1 2*GF 12,5 mm an Federschiene 1.2.3 2*GF 12,5 mm an Elastomer Abhängern –– + 6 dB -15 dB ≥ 0 dB bis -15 dB 2. 2.1 Auf der alten Dielung Nassestrich auf Mineralfaser (s‘ = 6 MN/m3) Zem.estr. 50 mm, MF 40 mm, -17 dB 2.1.1 m‘ = 120 kg/m2 2.1.2 Fließestr. 35 mm, MF 40 mm, m‘ = 100 kg/m2 -14 dB 2.1.3 Fließestr. 28 mm, MF 25 mm, m‘ ≥ 50 kg/m2 -11 dB 2.2 Trockenestrich auf Holzfaser (s‘ = 30 MN/m3) 2.2.1 Dielen/ Holzwerkstoffpl., HWF 40 mm -4 dB 2.2.2 Gipsfaserpl. 25 mm, HWF 20 mm -8 dB Hinweis: Positive bzw. negative Werte bedeuten eine Verschlechterung bzw. Verbesserung des Trittschschallschutze Tabelle 1: Verbesserung des Trittschallschutzes durch verschiedene Maßnahmen oberoder unterhalb einer alten Holzbalkenbalkendecke Datenquelle: [Rabold u.a. 2008] Was tun – was lassen? Der Trittschall- wie auch der Luftschallschutz der alten Decke wird im wesentlichen durch die biegeweiche Beschwerung auf dem Einschub gewährleistet – ganz besonders gut bei den unangenehmen tiefen Frequenzen. Deshalb kann man einer alten Decke nichts Schlechteres antun, als bei einer Sanierung den Einschub zu entfernen und durch eine Mineralfaserdämmung zu ersetzen! Dies verschlechtert den Trittschallschutz um 5 dB, was eine Erhöhung des wahrgenommenen Geräuschpegels fast auf das Doppelte bedeutet. Wird im Rahmen der Sanierung der alte Rohrputz durch eine Gipskartonplatte auf Lattung ersetzt, verliert die Auch aus schalltechnischer Sicht ist es sehr hilfreich, die oberseitige Decke zu öffnen, um die Bestandssituation richtig einzuschätzen. Im Rahmen eines großen Forschungsvorhabens des ift Rosenheim, über das wir in dieser Zeitschrift berichteten (Hefte 2-2011 und 3-2013), wurden rund 300 unterschiedliche Kombinationen von Bestands- und Sanierungsoptionen untersucht. Für den Konstruktionsaufbau des Hauptdetails sind die Möglichkeiten allerdings begrenzt. Wir gehen davon aus, dass der alte Dielenboden erhalten bleibt und oberseitige Verbesserungen lediglich als Zusatzmaßnahme hierauf erfolgen können. Wie auch bei den Decken in modernen Holzhäusern kommt es auf zwei Dinge an: Abb. 7: Nicht ganz billig, aber sehr wirksam: Entkoppelnde Elastomer Abhänger für Unterdecken (Tragfähigkeit: 30 kg, Kosten: ca. 6 €) Foto: Fa. Getzner Werkstoffe, A - Bürs – 38 – 1/2015 ® z Entkopplung zwischen den raumseitigen (begangenen) Schichten und dem Deckentragwerk z Erhöhung der Masse, die aus möglichst biegeweichen Materialien bestehen sollte, da die Schichtstärken begrenzt sind. Wie die Untersuchungen zeigen, sind Zementestriche auf Mineralfaser-Trittschallplatten die wirksamste Methode. Deren neue Lasten von ca. 100 kg/m2 und mehr überfordern allerdings oft die Tragfähigkeitsreserven der alten Decken. Selbst dünnere Fließestriche (m’ ca. 50 kg/m2) können statisch schon des Guten zu viel sein. Hier hilft dann nur die Decke auch statisch zu ertüchtigen, z.B. durch durch seitliche Verstärkungen am Deckenbalken oder Holz-Beton-Verbundsysteme, wodurch dann auch schalltechnisch sehr hochwertige Aufbauten möglich sind. Aber dies ist eine andere Baustelle. Soll – wie in unserem Detail – eine Lösung mit geringer zusätzlicher Masse gefunden werden, so empfiehlt sich ein Trockenestrich. Aus den untersuchten Konstruktionen haben wir eine Trittschalldämmung aus 20 mm Holzweichfaser mit einer 25 mm Gipsfaserplatte ausgewählt. Mit einem Trittschalldämmwert von Ln,w + C I bei ca. 57-59 dB liegen die vorgenannten Zielwerte weit entfernt. Je nach Tragfähigkeit der Balkenlage kann durch eine zusätzliche Splittschüttung der Deckenaufbau noch weiter verbessert werden. Besonders hochwertige Aufbauten sind in Kombination mit den zuvor beschriebenen abgehängten Unterdecken möglich. Auch diese dürfen in der statischen Bewertung nicht vergessen werden. Schallschutz wird berechenbar Wenn nur eine sehr leichte Lösung möglich ist, dann sollte man nicht zu viel versprechen. Auch wenn Her- steller damit werben, dass ihre Laborwerte die (Mindest)Anforderung der (alten) DIN (knapp) erreichen, so ist Vorsicht geboten. Zum einen ist die Baustelle kein Labor und Ln,w & L’n,w. Schon kleine Fehler in der Ausführung, vergessene Nebenwege bei Innenwänden etc. können dazu führen, dass die Decke bei einer Vor-Ort-Nachmessung durchfällt. Eine objektspezifische Berechnung ist für den Schallschutzplaner heute kein Hexenwerk mehr. Die Prognoseverfahren des ift liegen, wie vom Ingenieur gewünscht, auf der sicheren Seite. Auf dieser Basis kann man Schallschutz konkret vereinbaren. Wenn die Werte von Normen und Richtlinien unter den gegeben Umständen nicht erreicht werden können, dann ist eine Schallprognose, die gemäß Infokasten 3 eine Halbierung des Schalleindruckes verspricht, u.U. eine willkommene Vertragsgrundlage. So abgesichert sind erfreute oder ausbleibende Reaktionen aus der Nachbarschaft durchaus möglich. Infokasten 3 Wie hört man Dezibel? Zum Verständnis der „dB-Zahlenspiele“: Der empfundene Höreindruck halbiert sich bei einer Verminderung des Trittschallpegels um 6 dB (bei tiefen Frequenzen) bis 10 dB (bei hohen Frequenzen). Wenn zur Bewertung des messbaren Pegels die Spektrumsanpassung einbezogen wird, dann bedeutet eine Änderung von D(Ln,w + C I,25-2500) von 6 bis 8 dB eine Halbierung (oder Verdopplung) des akustischen Eindrucks für die Bewohner. Brandschutz: Bestand und Anpassung Die besondere Schwierigkeit bei der brandschutztechnischen Bewertung von Holzbauteilen im Bestand ist die große Bandbreite der Ausführungsvarianten. Insbesondere die zahlreichen Typen historischer Holzbalkendecken stellen hierbei häufig ein Problem dar, da DIN 4102-4 nur eine sehr beschränkte Anzahl klassifizierter Aufbauten enthält Aber auch eine Nutzungsänderung und der damit einhergehende Verfall des Bestandsschutzes können große Auswirkungen an die brandschutztechnischen Anforderungen eines Gesamtgebäudes haben. Gebäudeklassifizierung Wie bereits mehrfach erläutert, resultieren die sich ergebenden bauaufsichtlichen Anforderungen aus der Einstufung des Gebäudes. In der Gebäudeklasse 1 bestehen keine Anforderungen an den Feuerwiderstand der Bauteile. In Gebäudeklasse 2 und 3 muss ein zumindest feuerhemmender Feuerwiderstand der tragenden Bauteile (F30-B) erreicht werden. Liegt die Höhe des obersten Geschossfußbodens mit Auf- enthaltsräumen mehr als 7 m über der Geländeoberfläche, ist die Anforderung in der Gebäudeklasse 4 (max. 13 m über GOK) hochfeuerhemmend, in der Gebäudeklasse 5 (mehr als 13 m, jedoch max. 22 m) sogar feuerbeständig. Dabei ist zu beachten, dass sich die Forderung einer Feuerwiderstandsdauer auf drei Kriterien bezieht, die für die angegebene Dauer (z. B. 30 Minuten) eingehalten werden müssen: z Tragfähigkeit der tragenden Bauteile z Gewährleistung des Raumabschlusses (Verhinderung von Feuer- und Rauchdurchtritt) z Wärmedämmung (Verhinderung der Entflammung auf der dem Feuer abgewandten Seite) Holz als Werkstoff Bei Holzbalkendecken mit Einschub kann der Deckenbalken zumindest teilweise freiliegen und so dem Feuer direkt ausgesetzt sein. Holz als brennbarer Baustoff besitzt gegenüber nichtbrennbaren Baustoffen (z. B. 1/2015 – 39 – ® Stahl) jedoch den besonderen Vorteil, dass sich bei einem Brandereignis an seiner Oberfläche Holzkohle bildet. Durch die geringere Wärmeleitfähigkeit von Holzkohle gegenüber Vollholz wird die Temperaturentwicklung im Inneren des Holzquerschnittes verzögert. Die Kohleschicht wirkt als natürlicher Dämmschichtbildner. Das bei älteren Konstruktionen häufig verwendete Eichenholz ist dabei besonders widerstandsfähig. Während Nadelholz mit einer in DIN 4102-4 definierten Geschwindigkeit von ca. 0,8 mm pro Minute abbrennt, sind es bei Laubhölzern dagegen nur 0,56 mm pro Minute. Eine höhere Rohdichte sowie ein höherer Feuchtegehalt wirken sich positiv (d.h. verlangsamend) auf die Abbrandgeschwindigkeit aus, vgl. auch Heft 1-2012; S.15. Bauaufsichtlich maßgebend ist jedoch in der Regel der Feuerwiderstand einer Konstruktion. Und hier kommt es neben der Gewährleistung der Tragfähigkeit über eine definierte Zeit auch auf den Raumabschluss (kein Feuerund Rauchdurchtritt) sowie die Wärmedämmung (keine Entzündung auf der dem Feuer abgewandten Seite) an. Vor diesem Hintergrund ist es positiv zu bewerten, dass bei unserem Detail der intakte Rohrputz unter der Decke erhalten bleibt. Feuerwiderstand von Holzbalkendecken nach DIN Entscheidend für den Feuerwiderstand von Deckenkonstruktion sind die Dicken und Materialien der oberen und unteren Bekleidungen sowie deren Spannweite (abhängig vom Balkenabstand). Bei einem geringeren Balkenabstand (reduzierte Spannweite) ergibt sich in der Regel ein höherer Feuerwiderstand. DIN 4102-4: 1994-03 behandelt in Abschnitt 5.3 „Feuerwiderstandsklassen von Holzbalkendecken“ und untergliedert dort weiter in z Decken mit vollständig freiliegenden, dreiseitig dem Feuer ausgesetzten Holzbalken z Decken mit verdeckten Holzbalken z Decken mit teilweise freiliegenden, dreiseitig dem Feuer ausgesetzten Holzbalken Bei freiliegenden bzw. teilweise freiliegenden Deckenbalken erfolgt die Bemessung der Deckenbalken für eine dreiseitige Brandbeanspruchung entsprechend DIN EN 1995-1-2. Der vereinfachte Nachweis über Tabellen mit Mindestquerschnitten, die in DIN 4102-4: 1994-03 enthalten sind, ist nicht mehr zulässig, wenngleich als Orientierung weiterhin hilfreich. Da, wie erläutert, der Feuerwiderstand aber nicht nur von der Tragfähigkeit der Bauteile abhängig ist, sondern auch der Durchtritt von Feuer und Rauch verhindert und die Wärmeisolierung gewährleistet werden müssen, haben sämtliche Bauteilschichten Auswirkungen auf den Feuerwiderstand. Aufgrund der unterschiedlichen Ausfachungsvarianten und Systemaufbauten finden sich Holzbalkendecken nur selten in einem klassifizierten Normen-System wieder; häufig ist eine fallbezogene brandschutztechnische Beurteilung vorzunehmen. Eine große Hilfestellung, insbesondere im Bereich der Decken, liefert hier der Forschungsbericht „Brandschutztechnische Beurteilung und Ertüchtigung von Holzkonstruktionen in bestehenden Gebäuden“ [BAL 1999]. Der Forschungsbericht listet 71 Deckenaufbauten auf und gibt eine recherchierte oder geschätzte Feuerwiderstandsdauer an (Beispiele in Heft 1-2012; S.14). Ebenfalls enthält er zahlreiche Vorschläge zur Verbesserung des Feuerwiderstandes. Auch das WTA-Merkblatt „Brandschutz bei Fachwerkgebäuden und Holzbauteilen“ [WTA 2011] ist eine Hilfestellung bei der brandschutztechnischen Beurteilung. Bestandsschutz Hat ein Gebäude zum Zeitpunkt seiner Erstellung den brandschutztechnischen Anforderungen entsprochen und wurde entsprechend genehmigt, genießt es zunächst Bestandschutz. Änderungen der Gesetzeslage können nicht dazu führen, dass der Eigentümer das Gebäude brandschutztechnisch nachrüsten muss. Hierbei sind allerdings zwei Ausnahmen zu beachten. Geht von einem gewissen Bauzustand eine Gefahr aus, kann die Bauaufsicht fordern, dass diese Gefahr beseitigt wird. Der Eigentümer kann sich dann nicht auf den Bestandschutz berufen. Die Bauaufsicht ist allerdings in der Pflicht, dass Sie einen Gefahrenzustand nachweisen muss und ein solcher ist nicht immer eindeutig! Hier müssen daher häufig Gerichte im Nachhinein klären, ob ein Gefahrenzustand vorlag oder nicht. Anders sieht es dagegen bei einer Nutzungsänderung aus. Soll beispielsweise ein bislang als Speicher genutztes Dachgeschoss zu Aufenthaltsräumen umgebaut werden, erlischt durch diese Nutzungsänderung der Bestandschutz. Und zwar nicht nur für das Dachgeschoss, sondern für das komplette Gebäude! Alle aktuell baurechtlich relevanten Anforderungen müssen nun von dem Gebäude und all seinen Bauteilen erfüllt werden. Und wenn die Höhe dieses neuen Geschosses nun mehr als 7 m über der Geländeoberfläche liegt, erfolgt die Einstufung in die Gebäudeklasse 4. Die tragenden Bauteile müssen dann einen Feuerwiderstand von zumindest 60 Minuten aufweisen. Dies kann, zumindest von unten, durch eine Unterdecke entsprechend [DIN 4102-4, Tabelle 102] mit einer doppelten Beplankung mit Gipsfeuerschutzplatten erreicht werden. – 40 – 1/2015 ® Konstruktion, Demontage und Montage Eigentlich wollten wir den Abschnitt Konstruktion und Montage mit einem Novum beginnen: einer Demontage. Da die Kollegen jedoch umfangreich in Wort und Bild beigetragen haben, kann zumindest die grafisch aufbereitete De-Montagefolge entfallen. Das Bauen im Bestand erfordert stets Augenmaß und bestenfalls eigene Erfahrungen mit der Umsetzung planerischer Inhalte anhand gebauter Realitäten. Gerade beim Rückbau kann ein gewisses Maß an Fingerspitzengefühl und ein wacher Rundum-Blick nicht schaden. Denn nicht nur der unmittelbar im Mauerwerk aufliegende Balkenkopf kann Schäden aufweisen. Auch in den Randbereichen sind Schädigungen durch Feuchte im Bereich von Durchdringungen alter Wasser-/Abwasserleitungen oder Überlastung in Form schwerer Einrichtungsgegenstände möglich. Die De-Montage Um die zuerst notwendige Inspektion des Balkenkopfs im Auflagerbereich auf dem Mauerwerk zu gewährleisten, muss dieser Bereich zugänglich gemacht und ausreichend weit geöffnet werden. Üblicherweise ist zunächst die Sockelleiste oder bei höheren unteren Wandverkleidungen die Lamperie mit Fußleiste so zu entfernen, dass sie im Bedarfsfalle wieder verwendet werden kann. Meist sind diese Leisten mit Nägeln in den Fugen der Mauerwerkswände befestigt und daher schadfrei von der Wand zu lösen. Bis in die 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts sind die üblicherweise scharfkantigen Brettdielen als Fußbodenbelag direkt auf den Deckenbalken bzw. Ausgleichslatten (auf den Deckenbalken) verlegt und fast ausschließlich mit Nägeln befestigt worden. Diese Dielung muss nun auf einer Breite von mindestens 30 cm aufgenommen werden, um ausreichend Platz und Bewegungsraum für die noch folgenden Arbeitsschritte zu haben. Eine Beschwerung (ca. 5 bis 8 cm dick) auf Einschubbrettern kann je nach Region und Baualter aus Sand, Splitt, Lehmgemischen und diversen mineralischen Resten von der Baustelle bestehen. Lose Schüttungen können ausgeräumt und je nach Qualität in Kübeln zwischengelagert und wieder verwendet werden. Nach dem 2. Weltkrieg waren auch gebundene Schüttungen gebräuchlich, z.B. aus Bimsbeton – vor Ort gemischt und erdfeucht eingebracht. Um solches zu entfernen, ist handwerkliches Geschick gefragt. Eventuell kann das Bohren mehrerer Löcher zielführend sein, um eine Sollbruchstelle zu erzeugen und so einen „Anfang“ zu bekommen. Nach der Füllung folgen die Einschubbretter, die meist nur auf die seitlich an die Deckenbalken angenagelten (Spur-)Latten aufgelegt wurden. Zuletzt müssen die Spurlatten noch auf eine Länge von ca. 30 cm herausgeschnitten werden. Eine Feinsäge oder ein (elektrischer) Fuchsschwanz ist hier von Nutzen. Die Zustandskontrolle / Der Sanierungsfall Der Umfang der zu inspizierenden Balkenköpfe hängt von den Gegebenheiten und Feststellungen vor Ort ab und kann nur individuell festgelegt werden. Wo Schädigungen zu befürchten sind, ist mindestens auf einer Seite der zu kontrollierenden Deckenbalken das Mauerwerk so weit zu entfernen, dass eine Inspektion bis zum Balkenende von der Seite her möglich ist. In unseren Montagefolgen gehen wir von einer intakten Fassade mit funktionierendem Schlagregenschutz aus. Dennoch: Was tun, wenn der Balken geschädigt ist und Insekten oder Pilze über den Auflagerbereich des Balkens hinaus Schädigungen hervorgerufen haben? Dann sollten zweierlei Dinge geklärt werden: z um welche Art Schädling es sich handelt und z wie weit die Schädigung reicht. Erst wenn diese Fragen eindeutig beantwortet sind, kann über die Art der Sanierung und die damit verbundenen statischen Möglichkeiten befunden werden. Häufig beschränken sich die geschädigten Bereiche auf den Auflagerbereich der Balken und einen anschließenden Bereich von wenigen Dezimetern. Bleibt der relevante (oder schlimmstenfalls auch völlige) Tragfähigkeitsverlust des Balkens auf diesen auflagernahen Bereich beschränkt und ist die Rückschnittgrenze bestimmt, sind zimmermannsmäßige Lösung möglich und zu bevorzugen. Im besten Falle kann die Unterdecke erhalten werden. Balkenaustausch vom Zimmerer Weit verbreitet ist die Lösung mittels „stehendem Blatt“, das mit der statisch erforderlichen Anzahl an Eichenholzdübeln, metallenen Stabdübeln oder Passbolzen mit Unterlegscheiben als Verbindungsmittel ausgeführt wird. In den auflagernahen Bereichen der Deckenbalken ist die Schnittgröße „Querkraft“ bestimmend, die Schnitt- größe „(Biege-)Moment“ dagegen klein. Da Balkenquerschnitte üblicher Balkenlagen nur zu einem kleinen Teil auf eine Querkraftbeanspruchung ausgenutzt sind, ist eine Reduzierung des Balkenquerschnitts auf die „halbe Breite“ im Bereich des stehenden Blatts fast immer unkritisch. In bestimmten Fällen kann das seitliche Anlaschen mit Hölzern oder ggfs. Stahlprofilen (U-Profil) zielführend sein, die dann mit dem Bestandsbalken mittels Schrauben, Dübeln besonderer Bauart oder Passbolzen verbunden werden. Manchmal besteht die Möglichkeit, das Schwellholz der Vorsatzschale als Überzug heranzuziehen, um den Deckenbalken „hochzuhängen“. Dies ist jedoch nur in wenigen Fällen eine Möglichkeit der Reparatur und erfordert ggf. eine größere Schwellenabmessung als in unserem Hauptdetail dargestellt. Die Vorsatzschale Mit dem Erhalt der Unterdecke kann das Rähm der Vorsatzschale direkt angeschraubt werden. Die Lage der Deckenbalken ist durch den Rückbau der Dielung bekannt und muss nun in das darunter liegende Geschoss übertragen und angezeichnet werden. Die Rähme (b/d = 80/60 mm, wie auch das gesamte Ständerwerk) sind selbstverständlich aus KVH und müssen nur noch mit – 41 – 1/2015 ® passenden und vor allem ausreichend langen Schrauben in den Deckenbalken geschraubt werden (MF 1-1). Die Fuge zwischen Deckenbalken und Außenwandmauerwerk wird mit stopffähigem Dämmmaterial z. B. aus Zellulose als Mattenware verschlossen (MF 1-4), um ein unkontrolliertes Eindringen der Einblasdämmung zu verhindern. Dann kann auch die Schwelle aus KVH auf den Deckenbalken mittels Schrauben befestigt werden (MF 1-5). Anschließend folgt der Einbau der KVH-Holzständer mit b/d = 60/80 mm in allen Geschossen (MF 1-2 und MF 1-6). MF 2-1). Der Plattenstoß muss mit einem Klebeband luftdicht verschlossen werden (MF 2-2). Die Luftdichtung Die von uns betrachteten Holzbalkendecken weisen häufig radiale Trocknungsrisse auf, die im Bereich vor der OSB-Platte vorab ausgefüllt werden müssen. Hierzu eignen sich Acrylatklebemassen aus der Kartusche am besten, da sie dauerplastisch bleiben und eine Verbindung mit der Balkenoberfläche eingehen (vgl. condetti in Heft 5-2005). Die Luftdichtung zwischen der unteren OSB-Platte und der Unterdecke soll in unserem Beispiel mit einem einputzbaren Eckklebeband hergestellt werden, wie es beim Fensteranschluss im Massivbau oder beim Anschluss von Folien an noch unverputztes Mauerwerk heutzutage verwendet wird (Abb. 8b). Grundsätzlich muss der gesamte Bereich, der luftdicht hergestellt werden soll, von Schmutz und Staub mechanisch gereinigt sein. Zunächst wird das Eckklebeband einseitig auf die OSB-Platte geklebt (MF 2-3) und soll dabei auch die unregelmäßige Fuge zum Balken überbrücken können. Die Flanken des Deckenbalkens werden mit Primer vorbereitet (MF 2-4 und Abb. 8a) Eine halbe Holzrahmenbauwand Die OSB-Platte wird in zwei Abschnitten aufgebracht. Der untere Streifen aus OSB wird sägezahnartig ausgeschnitten, wobei die Ausschnitte großzügig bemessen werden sollten. Die Platte darf nicht zwischen den Balken „eingeklemmt“ werden und sollte ca. 2 cm oberhalb der Unterdecke aufhören – zur Vermeidung von Schallbrücken (MF 1-7). Dies ist bei scharfkantigen Deckenbalken unproblematisch wie dies auch Abb. 8 verdeutlicht. Oberhalb dieses OSB-Streifens können dann größere Plattenformate verbaut werden, die bis zur Unterdecke reichen können (MF 1-3 und Abb. 8: Abklebung am Balkenkopf. a) Primern des Untergrundes. Trockungsrisse mit Klebemasse dichten. b) Eckklebeband am Balken. Einputzbares Klebeband zum Anschluss an die Rohrputzdecke. Fotos. Daniel Kehl 9. 6. 1. 2. 5. 7. 4. 5. 4. 3. 6. 7. 3. 1. 8. 2. Montage 1. 2. – 42 – 1/2015 ® und anschließend werden die Eckklebebänder umgeklappt, der zweite Schutzstreifen abgezogen und angerieben (MF 2-5 und MF 2-6 sowie Abb. 8b). Zum Schluss wird der Gewebeteil des Eckklebebands eingeputzt (MF 2-7). Dämmung und Deckenergänzung Ob mit dem Wiedereinbau von Einschub und Dielung begonnen werden soll oder das Ausdämmen der Vorsatzschalen mit Zellulosefaserdämmstoff zuerst kommt, ist eine untergeordnete und eher organisatorische Fragestellung. Das spätere Schließen der Deckenrandbereiche erlaubt während des Dämmens die Kontrolle der Abklebungen. In unserem Beispiel haben wir mit dem Ausdämmen der Vorsatzschalen begonnen (MF 2-8 und MF 2-9). Dabei wird zuerst mit dem Einblasschlauch gearbeitet. Durch den Abstand zwischen Ständerwerk und Wand entweichen Einblasluft und Teile des Materials auch in die Nachbargefache, so dass noch keine Befüllung in der erforderlichen Dichte erreicht wird. Deshalb wird anschließend mit einer gekrümmten Einblaslanze nachgearbeitet und so eine setzungssichere Verdichtung erzeugt (s. Abb. 9). Hierbei gelangt das Material auch in die schwieriger zugänglichen Bereiche zwi- schen den Deckenbalken. Die Einblaslöcher werden mit Klebebandflicken verschlossen. Um den Deckenrandbereich zu schließen, werden die seitlichen Spurlatten ergänzt und an den Balken mit Schrauben befestigt (MF 3-1), die Einschubbretter eingelegt (MF 3-2) und eine (trockene) mineralische Schüttung eingebaut (MF 3-3). Wenn nicht das alte Material wiederverwendet werden kann, sollten möglichst solche Schüttungen eingebaut werden, die eine ähnliche Rohdichte aufweisen wie die vorhandene, z. B. Kalk- oder Basaltsplitt. Schüttungen aus Blähperlite o.ä. sind leicht und daher schalltechnisch ungünstiger. Danach werden die Dielen auf den Deckenbalken festgeschraubt (MF 3-4) oder „historisch“ vernagelt, die Gipsplatten auf den OSBPlatten angebracht (MF 3-5) und der Trockenestrich verlegt (MF 3-6). Auch bei Trockenestrichen ist ein Randdämmstreifen erforderlich, um Schallbrücken zu vermeiden. Abb. 9: Nachverdichten der Zellulose-Innendämmung mit gekrümmter Einblaslanze. Foto: Fa. Isocell, A-Neumarkt am Wallersee Literaturhinweise 6. 5. 4. 3. 2. 1. 3. [BAL 1999] Beilicke, Aradi, von Lieben: Brandschutztechnische Beurteilung und Ertüchtigung von Holzkonstruktionen in bestehenden Gebäuden. Fraunhofer IRBVerlag, Stuttgart 1999. [IBP 2008] Fraunhofer Institut für Bauphysik: Untersuchungen zur Optimierung und Standardisierung von Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen, Teilvorhaben 1. IBP-Bericht BBHB 01/2008 [Rabold u.a. 2008] Rabold, A., Bacher, S., Hessinger, J.,: Holzbalkendecken in der Altbausanierung, DGfH-Forschungsbericht des ift Rosenheim, 2008 [WTA 2011] Fachwerkinstandsetzung nach WTA XII: Brandschutz bei Fachwerkgebäuden und Holzbauteilen. Merkblatt 8-12-11/D, Mai 2011.