Lärm – die Auswirkungen auf unseren Körper
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Lärm – die Auswirkungen auf unseren Körper
1 Y 12751 F tag1·2001 für tag Januar/Februar Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz rund um Druck und Papierverarbeitung Lärm – die Auswirkungen auf unseren Körper tag für tag 1·2001 Mitteilungsblatt der Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung für Prävention, Rehabilitation und Entschädigung bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten 2 3 Inhalt Impressum BG berichtet 4 6 8 9 Aktuelles Unfälle Aus- und Weiterbildung »Alkoholfreier Betrieb« Prüf- und Zertifizierungsstelle Sicherheitstechnische Prüfung von Maschinen trotz CE-Zeichen erforderlich Foto: Sitag AG Schöne neue Bürowelt von morgen Während der Büromöbelmesse Orgatec in Köln zeigten die Hersteller, wie man sich das Büro der Zukunft vorzustellen hat. Es besteht neben der Möblierung aus Laptop, Telefon und eventuell noch aus einigen wenigen Unterlagen sowie einer Kaffeekanne. »Den festen Arbeitsplatz gibt es nicht mehr und Schriftliches braucht man nicht mehr. Morgens greift man sich seinen irgendwo abgestellten Container und dockt an einem freien Platz an. Jeder wie es ihm gefällt.« So ist es oft zu hören und die Büromöbelindustrie liefert die entsprechenden Produkte. Ob dies alles auf breiter Front zu realisieren sein wird, ist doch zu bezweifeln. Denn da gibt es auch noch den Menschen mit seinen mitunter starren Verhaltensmustern, der mitspielen muss. Bereits der Dreijährige sucht sich im Kindergarten »seine« Spielecke. Der Erwachsene besteht in der Kantine, während Seminaren oder selbst bei Busfahrten oftmals auf eine festgelegte Sitzordnung. Nur im »Online-Büro« soll das plötzlich ganz anders sein? Arbeiten ausschließlich mit Laptop Sicherheit Gesundheit Betriebe 10 12 Brand in einer Tiefdruckerei 14 26 Sicherheitsbewusstsein – Jeder Einzelne trägt Verantwortung 16 18 20 22 24 Old work – new work Ende der Schreibtischkultur? Umwelt-, Arbeits- und Gesundheitsschutz aus einer Hand Früher überlebensnotwendig, heute eine Last – Die Auswirkungen von Lärm auf unseren Körper 28 31 Arbeitsplätze in der digitalen Fotografie – Ein Bildschirm ist immer dabei Nicht, weil es in Vorschriften steht … Problemlösungen Lärmschwerhörigkeit Welcher Gehörschutz ist wann geeignet? Lärmschutz an Zeitungsrotationen Impressum Verantwortlich für den Inhalt Michael Boettcher Direktor der Berufsgenossenschaft Schriftleitung Arbeitssicherheit Albrecht H. Glöckle Leiter des Bereichs Prävention und Kaffeekanne ist z. B. bei manchen redaktionellen Arbeiten vorstellbar –, aber im »normalen« Büro oder im grafischen Bereich? Warten wir's ab, vorläufig zumindest arbeitet man in Büros unserer Branche und bei der elektronischen Medienherstellung noch recht herkömmlich. Man ist gut beraten, dies bei der Auswahl und beim Kauf von Büromöbeln zu beachten und bei der Festlegung der erforderlichen Tischfläche und des Stauraumes zu berücksichtigen. Siehe auch Seiten 14 / 15. Redaktion Peter Trefz Gestaltung Heine/Lenz/Zizka, Frankfurt am Main Lithografie City Repro, Mainz Druck brühl druck + pressehaus, Giessen Der Bezugspreis für das Mitteilungsblatt ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. Nachdruck nach Vereinbarung mit der Berufsgenossenschaft und mit Quellenangabe erlaubt. Erscheinungsweise zweimonatlich Verlag Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung 65173 Wiesbaden Telefon Sammelnummer 06 11-131.0 Telefax 06 11-131.100 Internet http://www.bgdp.de 4 BG berichtet tag für tag 1·2001 Aktuelles Öffentliche Bekanntmachung Die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung hat den 5. Nachtrag zur Unfallverhütungsvorschrift »Krane« (BGV D 6/bisher VBG 9) mit Wirkung vom 01.01.2001 beschlossen. Das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung hat ihn mit Schreiben vom 28. November 2000 genehmigt. Der Nachtrag wird im Bundesanzeiger veröffentlicht. Kostenlose Exemplare des Nachtrags können bei der Berufsgenossenschaft angefordert werden. Im Wesentlichen wurde die Unfallverhütungsvorschrift an EU-Verordnungen angepasst. Weiterhin muss zukünftig der Sicherheitsabstand von 0,5 m zwischen Decke und Kranbrücke bzw. Ausleger nicht mehr eingehalten werden, wenn sich auf der Kranbrücke oder am Ausleger keine Bühnen oder Laufstege befinden. Unfallgefahren bei flüssiggasbetriebenen Gabelstaplern Bei Gabelstaplern mit Flüssiggasbetrieb haben sich in der Vergangenheit mehrere schwere Explosionen und Brände ereignet. Ursache waren mangelhafte Verdampferdruckregler. Soweit feststellbar, waren stets Verdampferdruckregler des Fabrikats »IMPCO, Typ J« installiert. Diese müssen ausgetauscht werden, z.B. durch die verbesserte Version des Verdampferdruckreglers »IMPCO, Typ Cobra«. Neben den Gabelstaplern können auch alle anderen flüssiggasbetriebenen Fahrzeuge, wie z.B. Schneeräumer, betroffen sein, da deren Treibgasanlagen weitgehend baugleich sind. Weitere Informationen enthält das Informationsblatt »Brand- und Explosionsgefahren bei flüssiggasbetriebenen Flurförderzeugen« (Bestell.Nr. 427), das kostenlos bei der Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung angefordert werden kann (Fax: 0611-131.222). – Pe – alt neu Vertreterversammlung Zu ihrer jährlichen Sitzung traf sich die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung am 15. November 2000 in Wiesbaden. In der Sitzung nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung 1999 ab und erteilte Vorstand und Geschäftsführung Entlastung. Gleichzeitig stellte sie den Haushaltsplan für 2001 fest. Er sieht für die Berufsgenossenschaft Ausgaben in Höhe von 260,5 Millionen Mark vor. Davon entfallen 22,7 Millionen Mark auf den Bereich Prävention. Ferner sind für die medizinische und soziale Rehabilitation von Verletzten 60,2 Millionen Mark sowie 13,6 Millionen Mark für die Zahlung von Verletztengeld vorgesehen. Die größte Einzelposition stellen mit 119 Millionen Mark wie in den vergangenen Jahren die Rentenzahlungen dar. Uwe Petersen, Vorsitzender des Vorstandes, wies in seinem Bericht darauf hin, dass rund 83 % aller Ausgaben als Geld- oder Sachleistungen an Versicherte und Mitgliedsbetriebe zurückfließen. In seinem Bericht ging Petersen auch auf einige Schwerpunkte der Präventionsarbeit ein. So führte er die Schulungsprogramme zur Verkehrssicherheit an. Diese Programme sind auf die Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen abgestimmt und werden derzeit einer wissenschaftlichen Wirkungskontrolle unterzogen. Verstärkt wird auch über psychische Beanspruchungen diskutiert. Für dieses Problemfeld entwickelt die Berufsgenossenschaft gegenwärtig Beurteilungshilfen. Petersen betonte den praxisgerechten Ansatz Walter Eßbauer dieser Hilfen. Auf der Tagesordnung der Vertreterversammlung standen auch personelle Veränderungen in den Selbstverwaltungsorganen. So wurde Walter Eßbauer als Nachfolger von Klaus Pickshaus zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden der Vertreterversammlung gewählt. Walter Eßbauer gehört der Industriegewerkschaft Medien an. Er ist langjähriges Mitglied der Vertreterversammlung auf Versichertenseite sowie Mitglied im Ausschuss für Prävention und im Haushaltsausschuss. – Sp – tag für tag 1·2001 BG berichtet 5 Neuordnung der Unfallverhütungsvorschriften Für weite Bereiche des Arbeitsschutzes wurden in den vergangenen Jahren auf europäischer Ebene gemeinsame Regeln erlassen. Dies war erforderlich, um Wettbewerbsverzerrungen auszuschließen. Dadurch konnte ein Teil der berufsgenossenschaftlichen Unfallverhütungsvorschriften entfallen, andere Teile mussten angepasst werden. Vor diesem Hintergrund wurde es sinnvoll, das gesamte berufsgenossenschaftliche Vorschriften- und Regelwerk neu zu ordnen. Künftig wird es BG-Vorschriften (BGV), BG-Regeln (BGR), BG-Informationen (BGI) und BG-Grundsätze (BGG) geben: Die BG-Vorschriften entsprechen den bisherigen Unfallverhütungsvorschriften, werden aber anstelle von Durchführungsanweisungen eine ausführliche Begründung haben. In den BG-Regeln wird beschrieben, wie in der Praxis Schutzziele aus BG- oder staatlichen Vorschriften umgesetzt werden können. Sie entsprechen etwa den bisherigen »ZH 1-Regeln« bzw. »ZH 1-Merkblättern«. BG-Informationen werden von einer oder ggf. mehreren Berufsgenossenschaften verfasst. Sie entsprechen etwa Fachbroschüren, die auch von unserer Berufsgenossenschaft in der Vergangenheit vielfältig herausgegeben wurden, z. B. »Bildschirm-Arbeitsplätze« oder »Arbeiten im Offsetdruck«. BG-Grundsätze beinhalten Vorgaben für die Prüfung technischer Arbeitsmittel oder arbeitsmedizinische Grundsätze. Umsetzung Die beschriebene Neuordnung gilt für alle künftig erarbeiteten Vorschriften und Regeln. Vorschriften, die nicht weiter entwickelt werden, behalten ihre alten Bezeichnung und gelten weiterhin für »alte« Maschinen. Von den 27 Unfallverhütungsvorschriften, die bei der Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung erlassen sind, werden 15 Einzelvorschriften weiter entwickelt und erhalten dementsprechend eine neue Nummerierung, z. B. »Allgemeine Vorschriften«, bisher VBG 1, neu BGV A 1 »Erste Hilfe«, bisher VBG 109, neu BGV A 5 »Lärm«, bisher VBG 121, neu BGV B 3 »Leitern und Tritte«, bisher VBG 74, neu BGV D 36 Wie hält man Unfallverhütungsvorschriften im Betrieb aktuell? Im Großen und Ganzen wie bisher: Kommt es zu wesentlichen Änderungen der 15 Einzelvorschriften, die weiter entwickelt werden, dann wird dies in unserer Zeitschrift veröffentlicht. Die Vorschriften können kostenlos angefordert werden; neue Vorschriftenbände werden damit ausgestattet. Auch die Nummerierung wird angepasst. Ist von einer dieser Vorschriften ein Nachdruck erforderlich, ohne wesentliche Textänderung, dann wird ebenfalls die neue Nummerierung übernommen. Die in den Betrieben vorhandenen Vorschriftenbände können die gleichen Vorschriften mit der alten Nummer enthalten. Insgesamt 12 der von unserer Berufsgenossenschaft Zukünftige Systematik der Unfallverhütungserlassenen Vorschriften werden nicht weiter entwickelt. vorschriften Die dort enthaltenen Bau- und Ausrüstungsbestimmungen BG-Vorschriften werden zunächst in zwei Gruppen geteilt. entfallen, da sie durch europäische Vorschriften und NorDie erste Gruppe stellt den Kern der zukünftigen Vorschrif- men ersetzt werden, z. B. »Kraftbetriebene Arbeitsmittel«, ten dar. Hier sind arbeitsplatz- und tätigkeitsbezogene »Hebebühnen«, »Druck und Papierverarbeitung«. Wann Vorschriften zusammengefasst. Sie erhalten neue Numme- diese einzelnen Vorschriften außer Kraft treten, wird in rierungen und werden in vier Gruppen eingeteilt: BGV A dieser Zeitschrift veröffentlicht; sie können dann aus den für Allgemeine Vorschriften und betriebliche Arbeitsvorhandenen Vorschriftenbänden entfernt werden. – Pe – schutzorganisation, BGV B für Einwirkungen, z. B. durch Chemikalien, BGV C für Betriebsarten und Tätigkeiten und BGV D für Arbeitsplätze und Arbeitsverfahren. 6 BG berichtet tag für tag 1·2001 Unfälle Verlust der Fingerkuppe an Druckmaschine Herr F. wollte die Farbwalzen einer Etikettendruckmaschine reinigen. Dazu klappte er die Schutzscheibe, die die Einzugstellen an den Walzen sichert, hoch und montierte die Auffangwanne, die das Walzenwaschmittel wieder auffängt, wie vorgesehen. Dadurch ließ sich die Schutzscheibe nicht mehr schließen. Während Herr F. das Waschmittel auf die Walzen spritzte, sah er eine Fluse auf einer der Walzen. Er wollte sie mit der linken Hand wegwischen. Dabei wurde sein Zeigefinger von den Walzen erfasst, eingezogen und so gequetscht, dass das Endglied amputiert werden musste. Gefahrstellen müssen sowohl während des Produktionsbetriebes als auch bei Rüst- und Reinigungsarbeiten gesichert sein. Im vorliegenden Fall konnte die Schutzeinrichtung während des Reinigens nicht in Schutzstellung gebracht werden. Trotz CE-Zeichen war die Sicherheitstechnik an der Maschine nicht ausreichend. Entsprechende Nachrüstung ist erforderlich. – Hr – Hand durch Untergreifen einer Schutzeinrichtung abgetrennt Ein Beschäftigter war mit dem Einrichten eines Sammelhefters beschäftigt. Kurz vor Schluss der Arbeit bemerkte er beim Vortippen, dass sich im Trimmerbereich unter dem Messer Abfall angesammelt hatte. Statt nun – wie vorgesehen – die Schutzeinrichtung zu öffnen und das Schneidgut bequem zu entfernen, griff er unter der vorhandenen Schutzeinrichtung hindurch in den Bereich mit den Messern. Da er beim Einrichten war, hatte er noch den EinhandTipptaster zum Vorrücken bei sich. Bevor er in den Gefahrbereich eingriff, hatte er diesen Vorrücktaster auf den Fußboden gelegt. Zum Untergreifen der Schutzeinrichtung musste er in die Hocke gehen, wobei er wohl versehentlich mit dem Knie das nicht versenkte Bedienelement (Taster) des Tipptasters auslöste und die Maschine so vorrückte. Dabei trennte er sich die Hand ab. Bei geöffneter Schutzeinrichtung wäre die Bewegung der Maschine mit diesem Tipptaster nicht möglich gewesen. Dieser Unfall zeigt, wie wichtig es ist, bei Entstörarbeiten die vorhandenen Schutzeinrichtungen sorgfältig zu benutzen. – Br – Papierrollen-Transportsystem: Haken richtig einhängen! Aus einer Abrollung, die von einem Papierrollen-Transportsystem beschickt wird, sollte eine noch nicht ganz verbrauchte Papierrolle entfernt werden. Dazu wurden die auch zur Beschickung verwendeten Haken des Transportsystems in die Welle eingehängt. Die Papierrolle wurde angehoben und dann mit Muskelkraft nach hinten verschoben. Der auf der gegenüberliegenden Seite des Tipptasters befindliche Haken war jedoch nicht richtig eingehängt. So löste sich die Rolle aus dem Haken. Durch die gelöste Befestigung auf einer Seite pendelte sie zur anderen Seite und traf einen Beschäftigten, der die Hand noch am Tipptaster hatte. Diese Taster sind, mit einem erhöhten Kragen versehen, um unbeabsichtigte Betätigung zu vermeiden. Die Rolle traf die Hand des Beschäftigten so unglücklich, dass ein Finger an dem Kragen abgetrennt wurde. Bei dieser Art des Rollentransports ist es unbedingt erforderlich, dass man vor der Bewegung die richtige Position des Kranhakens kontrolliert. – He – tag für tag 1·2001 BG berichtet 7 Ungesicherte Einzugstelle an Flexodruckmaschine In einer Flexodruckerei wollte der Maschinenführer während des Druckvorgangs einen Folienrest von einer drehenden Walze entfernen. Dabei wurden die rechte Hand und der rechte Unterarm an der Einzugstelle zwischen zwei Walzen eingezogen. Der Beschäftigte erlitt schwere Verletzungen. Die Unfalluntersuchung zeigte, dass die Einzugstelle nicht gesichert war, eine trennende Schutzeinrichtung wird nachgerüstet. Darüber hinaus darf grundsätzlich nicht in die laufende Maschine gegriffen werden. – Pe – Verbrühung durch Wasser aus der Heizungsanlage Ein für die Heizungsanlage zuständiger Mitarbeiter wollte einen GummiKompensator, der die Bewegungen in einem Rohrleitungssystem aufnimmt und die Geräuschübertragung unterbricht, auswechseln. Ca. 3 m von der Reparaturstelle entfernt schaltete er die Pumpen ab. Bei dem Schaltvorgang wurde – wahrscheinlich durch Materialermüdung – ein Materialstück von ca. 15 x 15 cm explosionsartig aus dem Kompensator herausgerissen. Das Heizwasser mit einer Temperatur von 90-95°C traf den Mitarbeiter im Gesicht, am Arm und an der Brust. Er erlitt schwere Verbrühungen. Trotz der Verletzungen schloss der Verletzte die Absperrklappen und verhinderte so weitere Personen- und Sachschäden. Die Heilung verlief glücklicherweise sehr gut; bereits nach acht Wochen konnte er die Arbeit wieder aufnehmen. Durch zwei Sicherheitsmaßnahmen können solche Unfälle weitgehend verhindert werden: In Abhängigkeit von den Betriebsbedingungen müssen maximale Einsatzzeiten für diese Gummi-Kompensatoren festgelegt werden. Hierzu sollte man sich mit dem Hersteller in Verbindung setzen. Festgelegte Prüfungen gibt es nicht. Weiterhin sollte eine zusätzliche Abdeckung, die als Spritzschutz dient, über dem Kompensator angebracht werden. Diese Schutzhüllen werden von den Herstellern als Zusatzteile angeboten. – Gh – Zerstörter Gummi-Kompensator Gummi-Kompensator in eingebautem Zustand Restrisiko bleibt In einer Siebdruckerei bedruckte eine Mitarbeiterin Planenmaterial. Hierzu hatte sie die winkelöffnende Siebdruckmaschine kurz zuvor eingerichtet. Als sie sich vergewissern wollte, ob die Anlegemarken richtig befestigt waren, beugte sie sich mit Kopf und Oberkörper in die Maschine hinein. Dabei löste sie mit dem Fußschalter einen Druckvorgang aus. Der Siebrahmen senkte sich ab und traf die Mitarbeiterin am Hinterkopf. Erst danach wurde von Bauch oder Rücken eine der vorhandenen Schaltleisten betätigt und die Maschinen- bewegung gestoppt. Durch den Stoß auf den Hinterkopf und wahrscheinlich durch eine Schreckreaktion, prallte die Mitarbeiterin mit dem Gesicht auf den Maschinentisch und zog sich Verletzungen an Kinn, Unterlippe und Nase zu. Zwei Zähne wurden zerschmettert. Da alle Schutzeinrichtungen an der Maschine vorhanden und funktionsfähig waren, zeigt dieser Unfall, dass unter ungünstigen Umständen das Hantieren im Gefahrenbereich einer Maschine trotz Schutzeinrichtungen gefährlich bleibt. – Ww – 8 BG berichtet tag für tag 1·2001 Martin Lischka. Er informierte im Auftrag der BG Vorgesetzte, Mitarbeiter und Auszubildende. Aus- und Weiterbildung »Alkoholfreier Betrieb« Betriebsrat und Geschäftsführung eines großen Buchherstellers waren sich einig: »Unser Betrieb soll alkoholfrei werden«. Schon vor über 10 Jahren schloss man eine Betriebsvereinbarung ab und verbannte u.a. alkoholische Getränke aus den Automaten. Aber das Thema »Alkohol« verschwand nie ganz aus dem Arbeitsalltag. So beschloss man im vergangenen Jahr, das »Promilleproblem« erneut anzugehen. Die vorgesehenen Maßnahmen wurden in Zusammenarbeit mit der Berufsgenossenschaft festgelegt. Im Mittelpunkt der verschiedenen Maßnahmen standen Seminare und Vorträge über das richtige Verhalten von Vorgesetzten und Kollegen, die Martin Lischka im Auftrag der Berufsgenossenschaft durchführte. Vorgesetzte, Mitarbeiter und Auszubildende wurden getrennt angesprochen. Im Mittelpunkt des Programms stand eine Aktionswoche mit Fahrsimulator, Infoständen, Saftbar, Preisausschreiben u. a. Der Aufwand für ein solches Programm ist nicht unerheblich. Die Berufsgenossenschaft hilft auf verschiedenen Ebenen. Interesse? Setzen Sie sich mit uns in Verbindung. Termine Die Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbreitung führt zu folgenden Terminen Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen durch: Lehrgänge für Fachkräfte für Arbeitssicherheit Lehrgänge für Gabelstaplerfahrer 65817 Eppstein B-Kurs 65817 Eppstein C-Kurs 65817 Eppstein 1. Präsenz 23 / 07 / 01 – 03 / 08 / 01 26 / 02 / 01 – 02 / 03 / 01 18 / 06 / 01 – 22 / 06/ 01 17 / 09 / 01 – 28 / 09 / 01 23 / 04 / 01 – 27 / 04 / 01 17 / 12 / 01 – 21 / 12/ 01 22 / 10 / 01 – 02 / 11 / 01 28 / 05 / 01 – 01 / 06 / 01 03 / 12 / 01 – 14 / 12 / 01 13 / 08 / 01 – 17 / 08 / 01 08547 Jößnitz 02 / 04 / 01 – 06 /04 / 01 18 / 06 / 01 – 22 / 06 / 01 13 / 08 / 01 – 17 / 08 / 01 05 / 11 / 01 – 09 /11 / 01 Seminare für Ausbilder von Staplerfahrern 08547 Jößnitz Seminare für Betriebsräte 65817 Eppstein 08547 Jößnitz 16831 Rheinsberg Grundseminar Grundseminar Grundseminar 14 / 03 / 01 – 16 / 03 / 01 09 / 04 / 01 – 11 / 04 / 01 02 / 05 / 01 – 04 / 05 / 01 19 / 03 / 01 – 23 / 03 / 01 17 / 09 / 01 – 21 / 09 / 01 Aufbauseminar Aufbauseminar Aufbauseminar 06 / 08 / 01 – 08 / 08 / 01 26 / 09 / 01 – 28 / 09 / 01 18 / 06 / 01 – 20 / 06 / 01 Seminare für Meister und andere Vorgesetzte 65817 Eppstein Seminare für Unternehmer und Leitende Führungskräfte 08547 Jößnitz 27793 Wildeshausen 28 / 03 / 01 – 30 / 03 / 01 24 / 04 / 01 – 26 / 04 / 01 Seminare für Betriebsärzte Fachseminare Diese Seminare sind gedacht für alle Mitarbeiter unserer Mitgliedsbetriebe, soweit sie entsprechend eingesetzt und mit dem Fachgebiet betraut sind. Informieren Sie uns bitte, wenn Sie an weiteren Themen interessiert sind. 07 / 05 / 01 – 11 / 05 / 01 20 / 08 / 01 – 24 / 08 / 01 65817 Eppstein 58313 Herdecke 11 / 06 / 01 – 13 / 06 / 01 15 / 10 / 01 – 17 / 10 / 01 65193 Wiesbaden 10407 Berlin 90765 Fürth 23 / 02 / 01 14 / 09 / 01 14 / 12 / 01 Eppstein 19 / 02 / 01 – 20 / 02 / 01 »Alkohol im Betrieb« Jößnitz 28 / 02 / 01 – 02 / 03 / 01 »Moderierte Unterweisung« Jesteburg 21 / 03 / 01 – 22 / 03 / 01 »Siebdruck« Fulda 14 / 05 / 01 – 16 / 05 / 01 »Bildschirmarbeitsplätze« Jößnitz 28 / 05 / 01 – 01 / 06 / 01 »Elektrische Ausrüstung und Steuerung« Fürth 20 / 06 / 01 – 21 / 06 / 01 »Bogenoffset« Seminare für Unternehmer von Klein- und Mittelbetrieben nach dem Unternehmermodell werden auf Anfrage durchgeführt. Die Informationsseminare zur Fortbildung der Fachkräfte für Arbeitssicherheit sind im Informationsblatt Nr. 625, die Termine für die Lehrgänge für Sicherheitsbeauftragte im Informationsblatt Nr. 607 zusammengestellt, die wir Ihnen gerne zusenden. Die laufend aktualisierte Terminliste finden Sie im Internet (http://www.bgdp.de/Seminartermine). Detaillierte Angaben zum gesamten Aus- und Weiterbildungsangebot können Sie anfordern: Telefax 0611-131·222. tag für tag 1·2001 BG berichtet 9 Prüf- und Zertifizierungsstelle Druck und Papierverarbeitung Sicherheitstechnische Prüfung von Maschinen trotz CE-Zeichen erforderlich Dass es nicht ausreicht, wenn das CE-Zeichen gut sichtbar angebracht ist, zeigt das folgende Beispiel: An der abgebildeten Maschine sind bei der üblichen Bahnführung des Vlieses die Einläufe an den Walzen gesichert. Die Bahnführung kann aber auch anders gelegt werden, so dass das Vlies einmal um die Walze herum geführt wird. Auf diese Weise entsteht eine weitere Einzugstelle (Bild). Zur Sicherung ist eine Reißleine (Pfeil) vorgesehen, die jedoch als Sicherheitsmaßnahme auf keinen Fall ausreichend ist. Dies bewies auch der Unfall, der sich an dieser Maschine in dem zuletzt beschriebenen Betriebszustand ereignete. Deshalb: Auch bei neuen Maschinen, eine Gefährdungsbeurteilung durchführen! Informationen hierfür: »Gefährdungsbeurteilung«, Best.-Nr. 229. – Nl – Reißleine Geprüfte Maschinen Prüf- und Zertifizierungsstelle Druck und Papierverarbeitung Für folgende Maschinen wurden von Oktober 2000 bis November 2000 die Zertifikate für das GS-Zeichen ausgestellt: Name der Firma Durrer Spezialmaschinen AG Theodor Attenberger Buchbinderei GmbH Kaiser Fototechnik GmbH & Co.KG Kaiser Fototechnik GmbH & Co.KG SGG GmbH PRINTCONCEPT GmbH MAN Roland Druckmaschinen AG Kolbus GmbH & Co. KG Krug & Priester GmbH & Co.KG Krug & Priester GmbH & Co.KG Windmöller & Hölscher Müller Martini Buchbindesysteme AG Eltosch Torsten Schmidt GmbH PSA Maschinenbau GmbH Krug & Priester GmbH & Co.KG printOtec GmbH Maschinenart Lackiermaschine Vorstapler Rollenschneidmaschine Hebelschneider Endlos-Formular-Maschine Durchlauftrockeneinrichtung (UV-Trockner) Falzwerk Dreheinrichtung Hebelschneider Hebelschneider 4/1-Farben-Flexodruckmaschine Zählstapler Durchlauftrockner (IR-Trockner) Nietpresse Hebelschneider Schneidwerk (Schneidsystem Pipe-Cut) Maschinentyp DULA 4 Doppler Mini Cut 4304, 4308 und 4309 4102, 4103 SGG Advantage R-330 PC-1-A/2-W PFI-3/2 DK 670 Ideal 1035, Ideal 2035, EBA 2035 Ideal 1080, Ideal 1110, EBA 1080 MAXIFLEX 8298 (W + D)(Type 510.54, Nr. 14454) 1534 (CB-12) HDM Quickmaster DI 46-4 PP5, PP5A, PP20 Ideal 1043, EBA 1043 BE-130 Die aktuelle Liste aller geprüften Maschinen finden Sie im Internet unter http://www.bgdp.de/Maschinenliste Zertifizierungsnr. 00091 00092 00093 00094 00095 00096 00097 00098 00099 00100 00101 00102 00103 00104 00105 00106 10 Sicherheit tag für tag 1·2001 Brand in einer In einer Tiefdruckerei kam es im Juni vergangenen Jahres in den Nachmittagsstunden zu einem Brand, durch den zwei Illustrations-Tiefdruckmaschinen (Typ TR 5) erheblich beschädigt wurden. Zum Glück wurde niemand schwer verletzt. In den vergangenen fünf Jahren waren in diesem Unternehmen Brände weder im Bereich der Druckmaschinen noch in anderen Betriebsbereichen aufgetreten. Die Maschine, an der das Schadensfeuer entstand, lief bereits mehrere Stunden unter Produktionsbedingungen. Durch einen defekten Farbschlauch zwischen Farbpumpe und Farbkühlung auf dem Farb-Umlaufgerät (Farbkasten, Farbtank) kam es zum Verspritzen von toluolhaltiger Druckfarbe. Ursache für die anschließende Entzündung waren vermutlich elektrostatische Entladungsvorgänge. Dabei kam es nach unserem Kenntnisstand erstmalig an einer Illustrations-Tiefdruckmaschine zu einem Brand außerhalb der Druckwerke. Es ließ sich nicht klären, wie die Leckage an dem Farbschlauch entstand. Zum Zeitpunkt der Brandentstehung war in unmittelbarer Nähe ein Mitarbeiter mit der Entwässerung an der Toluolzufuhr der Maschine beschäftigt. Über die Entwässerung wurde dem Brandherd vermutlich weiteres Toluol zugeführt. Trotz Auslösens der Löschanlage, die auf Objektschutz ausgerichtet war, und sofortigem Einsatz der im Produktionsraum ausreichend stationierten mobilen Löschtechnik durch mehrere Mitarbeiter kam es zu einer schnellen Brandausbreitung. Nach knapp zwei Stunden Einsatz konnte der Brand durch die Feuerwehr gelöscht werden. Durch den Brand entstand Sachschaden im Umfang von mehreren Millionen Mark. Glücklicherweise kam es zu keinen schweren Brandverletzungen bei den beteiligten Personen. Die Brandursachenermittlung durch die beteiligten Stellen ergab keine Hinweise für schuldhaftes Handeln seitens des Unternehmens. Die Brandursache hatte einen rein technischen Hintergrund. – Sz – Konsequenzen aus dem Brand für Tiefdruckrotationen und Flexodruckrotationen (bei Verwendung lösemittelhaltiger Farben) 1. Schlauchleitungen sollten nur eingesetzt werden, wenn auf die Vorteile, die ihre Verwendung bietet, nicht verzichtet werden kann. Diese Vorteile sind Beweglichkeit und schnelle Einsatzbereitschaft. 2. Auf den Farbumlaufgeräten (Farbkasten, Farbtank) sollten zukünftig ausschließlich Edelstahl-Ringwellschläuche mit einer Umflechtung aus nichtrostendem Stahl verwendet werden, die zum Durchleiten von Tiefdruckfarben und allen verwendeten Lösemitteln, beispielsweise Toluol, bei entsprechendem Betriebsdruck, im Regelfall bis 1 bar, geeignet sind. Unklarheiten sollten mit dem Druckmaschinenhersteller besprochen werden. 3. Bei der Zuführung von Farbe, Verschnittmittel und Toluol von der Maschinengalerie zum Farb-Umlaufgerät des jeweiligen Druckwerkes sind zur Vermeidung gefährlicher elektrostatischer Aufladungen ausschließlich zugelassene Elastomerschläuche mit ausreichender Leitfähigkeit zu verwenden. Dabei darf der elektrische Widerstand, gemessen über die Schlaucharmaturen an den Leitungsenden, den Wert von 1 Megaohm nicht überschreiten. Elastomerschläuche mit der Bezeichnung »Omega« erfüllen diese Forderung bereits durch den Einsatz leitfähiger Werkstoffe. Bei Elastomerschläuchen mit der Kennzeichnung »M« wird die geforderte Leitfähigkeit durch eingearbeitete metallische Leiter sichergestellt. Alle Schläuche sind in ihrer Länge so zu bemessen, dass die Schlauchenden auch bei minimalem Pegelstand bis unter die Flüssigkeitsoberfläche im Behälter reichen. 4. Wiederkehrende Prüfungen der Schlauchleitungen sollten in Intervallen von 6 Monaten, bei Elastomerschläuchen durch den Betreiber spätestens nach einem Jahr und bei Edelstahl-Ringwellschläuchen durch einen Sachkundigen spätestens nach 2 Jahren erfolgen (z.B. äußere Prüfung, Dichtheits- und Druckprüfung, elektrische Leitfähigkeit bei Elastomeren). Die Prüfungen sind zu dokumentieren. 5. Die Entwässerungstechnik der Lösemittelleitungen im Bereich der IllustrationsTiefdruckmaschinen ist hinsichtlich der Wasserausschleusung sicherheitstechnisch so zu gestalten, dass auch im Fehlerfall keine größeren Lösemittelmengen austreten können. 6. Ist bei stationären Feuerlöschanlagen, die ausschließlich für den Objektschutz ausgelegt sind, keine Raumflutung vorgesehen, sollte geprüft werden, ob man nicht die Bereiche der Farb-Umlaufgeräte außerhalb der Druckmaschine in den Schutzbereich einbezieht. tag für tag 1·2001 Sicherheit Tiefdruckerei In diesem Bereich an der Tiefdruckmaschine entstand der Brand. Die Stelle, von der der Brand ausging, nach dem Brand. Der Sachschaden betrug mehrere Millionen Mark. Die Leckage, die zu dem Brand führte, entstand an einer derartigen Schlauchleitung. 11 12 Sicherheit tag für tag 1·2001 Sicherheits 1 1 Studenten und Studentinnen der Sporthochschule Köln verdeutlichten den Zuschauern, welche Auswirkungen falsche Arbeitsgewohnheiten für unsere Beweglichkeit haben können. Diese gut besuchte Vorführung war ein Höhepunkt der Veranstaltung. 2 «Nichtstaplerfahrer« hatten die Gelegenheit, selbst einen Stapler zu fahren. Dabei zeigte sich sehr schnell, dass zum Fahren und Bedienen eines Staplers viel Geschick, Augenmaß und Vorsicht erforderlich sind. 3 In dem Stolperparcours waren typische Gefahren der Arbeitsplätze bei 3 M in Hilden versteckt. Die Teilnehmer konnten sich ihr eigenes Verhalten am Arbeitsplatz bewusst machen. 4 Die statische Maximalkraftmessung offenbart den Trainingszustand der Bauch- und Rückenmuskulatur. Jeder Teilnehmer erhielt praktische Hinweise, wie er den Zustand seiner Muskulatur verbessern kann. Dadurch kann Fehlbelastungen und Rückenproblemen vorgebeugt werden. Sicherheitstage bei 3 M, Hilden Die Sicherheit an Maschinen hat ein hohes Niveau. Die organisatorischen Aufgaben zum Arbeits- und Gesundheitsschutz sind hervorragend gelöst. Dies alles genügt aber noch nicht, um Unfälle am Arbeitsplatz – nahezu – auszuschließen. Nach wie vor werden Unfälle häufig durch geringes Sicherheitsbewusstsein oder durch Unachtsamkeit maßgeblich mitverursacht. Jeder weiß von sich selbst, wie schwierig es ist, sein Verhalten zu ändern. Das gilt auch für das Sicherheitsverhalten. Gelingt es in einem Unternehmen, das Sicherheitsbewusstsein der Einzelnen zu schärfen, sinken die Unfallzahlen. Dies beweist eindrucksvoll die niedrige Zahl der Arbeitsunfälle bei 3 M in Hilden, dem Hersteller von dekorativen und reflektierenden Folien und Klebebändern. Die Unfallhäufigkeit liegt seit vielen Jahren deutlich unter dem Branchendurchschnitt. In diesem größten Werk des Unternehmens führt man seit vier Jahren »Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutztage« durch, sogenannte »Safety Days«. Das Ziel: Jedem Einzelnen bestimmte Problembereiche aus dem Arbeitsleben vor Augen zu halten und zu zeigen, was man alles tun kann, um Unfallund Gesundheitsgefahren auszuschalten. Die Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutztage im Oktober vergangenen Jahres standen unter dem Motto »SichERleben«. Sehr viele Mitarbeiter folgten dem Ange- tag für tag 1·2001 Sicherheit Jeder Einzelne trägt Verantwortung bewusstsein 2 3 bot, Unfall- und Gesundheitsgefahren bewusst erkennen zu können und den Umgang mit bestimmten Gefährdungen, die sich nicht voll und ganz vermeiden lassen, aktiv zu erproben. Schwerpunkt waren Belastungen der Wirbelsäule, Stolperunfälle, Umgang mit dem Gabelstapler sowie die Sicherheit im Straßenverkehr. Veranstaltungen in dieser oder ähnlicher Form haben mittlerweile in vielen Betrieben ihren festen Platz gefunden. Sie stellen einen wirksamen Baustein unter den vielfältigen Möglichkeiten dar, auf die Bedeutung von Sicherheit und Gesundheit aufmerksam zu machen und damit das Sicherheitsbewusstsein zu schärfen. Erfolg durch einen Prozess ständiger Verbesserung Die »Safety Days« sind ein Baustein eines Verbesserungsprozesses, der Mitte 1997 gestartet wurde. »Unsere Vision ist, das beste 3 M-Werk Europas zu werden: Mit Sicherheit die Nr. 1. Dahinter steht vor allem die Geschäftsleitung. Die »Safety Days« verstehen wir als eine Form der Unterweisung, mit der wir viele Mitarbeiter gleichzeitig erreichen«, erläutert Michael Hecker, Abteilungsleiter für Arbeitssicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz in Hilden. Da die Möglichkeiten technischer oder organisatorischer Verbesserungen nahezu ausgeschöpft waren, rückte die Verbesserung des Sicherheitsbewusstseins der Beschäftigten mehr und mehr in den Mittel- 4 punkt. Verhaltensänderung ist ein langwieriger Prozess. Daher wurde der Weg zur Umsetzung der Vision in kleine, überschaubare Schritte zerlegt, deren Erfolg kontrollierbar ist. Erst wenn der Erfolg eines Schrittes sichergestellt ist, wird der nächste gegangen. Jeder Schritt wird gemeinsam mit dem Management erprobt und so auch vom Management getragen. Neben den »Safety Days« gibt es eine Reihe von Aktivitäten, wie z. B. eine Plakataktion mit jungen Eishockeyspielern und deren persönlicher Schutzausrüstung. Darüber hinaus wurden von der Geschäftsleitung Grundsätze geprägt, die zu einer »Sicherheitskultur« bei allen Beschäftigten beigetragen haben. »Der Verbesserungsprozess ist zuerst eine Investition, die aber langfristig Geld spart: Wir sind überzeugt, dass wir dadurch Produktivitätsvorteile haben. Das können wir auch nachweisen, z. B. anhand der Ausfallzeiten«, erklärt Michael Hecker. – Pe – Von links: Michael Hecker, Gottfried Steinbach, Michael Eckert, Burghard Adlung und Jutta Sonntag 13 14 Gesundheit tag für tag 1·2001 Old work – new work Ende der Schreibtisch Möbel für Grafik, Redaktion und Verwaltung? Die neue Generation der Büromöbel besticht durch Flexibilität, schöne Formen und gut verarbeitete Materialien. Aber sie bietet in der angebotenen Form in der Regel zu wenig Platz zum Ausbreiten von Vorlagen oder anderen Arbeitsunterlagen sowie für die in unserer Branche üblichen großen Bildschirme. Der Beruf des Schreibers entstand bei den Sumerern 3500 vor Christus, wurde spezialisiert bei den Ägyptern und von Mönchen im Mittelalter fortgeführt. Erste Büros entstanden in der Renaissance in Florenz und große Bürohäuser mit ihren in Reih und Glied stehenden Schreibtischen um 1900. Heute, 100 Jahre später, zeichnet sich ein erneuter bemerkenswerter Wandel ab: Die Büromöbelhersteller zeigten Ende vergangenen Jahres auf der Orgatec in Köln ihr neues Angebot, das nichts, aber auch gar nichts mehr mit den Schreibtischen früherer Jahre zu tun hat. Entstanden ist eine neuartige Möblierung unserer Arbeitswelt. Alle namhaften Hersteller bieten ähnliche Programme an; herkömmliche Möbel, wie Winkelkombinationen, waren auf dieser Fachschau allenfalls in den hintersten Ecken zu sehen. Zu den gezeigten Möbelprogrammen gehören: Ein leicht beweglicher Arbeitstisch, Tischsegmente zur Vergrößerung, angegliederte Besprechungstische Rollcontainer in verschiedenen Formen und Größen Schränke und Sideboards, die sich ebenfalls leicht bewegen lassen. Die Möbel zeichnen sich nahezu ausnahmslos durch sehr gut verarbeitete Materialien und ausgefeiltes Design aus. Aufgeräumt, ohne Papier, mit Flachbildschirm oder Laptop sieht alles beeindruckend gut aus – nur die tägliche Praxis ist anders. Ein solches Arbeitssystem – bestehend aus relativ kleinen Tischgruppen, Rollcontainer und Sideboard – ist für die bestehenden Arbeitsplätze in unserer Branche, gleichgültig ob Gestaltung, Redaktion, Druckvorstufe oder Büroarbeit, einfach zu klein. Die neue Form der Arbeit – new work –, für die diese Möbel laut Hersteller geeignet sind, gibt es in unserer Branche offensichtlich noch wenig. Große Arbeitsflächen werden – zumindest in absehbarer Zukunft – für die meisten Arbeitsplätze weiterhin sinnvoll sein, sowohl wenn es um kreative Arbeit, also um Texterstellung und Bildgestaltung geht, als auch um die Abwicklung »normaler« Büroarbeit. Das mobile Büro »Mobilo«, RTR Büroeinrichtungen tag für tag 1·2001 kultur ? Dies sollte man bei der Auswahl neuer Arbeitsmöbel beachten: Große Arbeitsfläche, mindestens in einem Bereich 1 m tief. Die Arbeitsfläche kann sich aus mehreren Tischen zusammensetzen. Einzeln sind die angebotenen Tische meist zu klein. Auf freien Raum für Beine und Korb oder Konsole für Rechner achten. Für viele Arbeiten ist eine Arbeitsfläche von mindestens 2 m2 sinnvoll. Container gibt es für jeden Geschmack. Sie eignen sich zum Unter- oder Beistellen (Erweiterung der Arbeitsfläche) oder als Stehpult. Auf Flexibilität achten. Die neue Büromöbelgeneration bietet hierfür hervorragende Möglichkeiten. Die große starre Winkelkombination bietet zwar eine große Arbeitsfläche, ist jedoch höchst unflexibel. flexport.21, Multi-Office-System, Mauser Office GmbH part-3, Planmöbel Eggersmann GmbH + Co. KG Gesundheit 15 16 Gesundheit tag für tag 1·2001 In Fachdiskussionen zum betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz geht es häufig um das Für und Wider geeigneter »Managementsysteme«, auch in Klein- und Mittelbetrieben. Dahinter steht die Suche nach geeigneten Organisationsformen und deren Einbeziehung in die Betriebsabläufe. Der betriebliche Arbeits- und Gesundheitsschutz soll so zu einem selbstverständlichen Teil des täglichen Betriebsgeschehens werden. Es liegt nahe, dass man bei der Einrichtung einer solchen systematischen Arbeitsgrundlage neben dem Arbeits- und Gesundheitsschutz auch den Umweltschutz einbezieht. Gerade aus unserer Branche liegen gute Lösungen vor, die zeigen, wie sinnvoll eine solche gemeinsame Vorgehensweise ist. Gemeinsame Ziele Ein wichtiges Ziel vieler Unterneh- Reaktionsschmelzklebstoffe mehr und mehr lösemittelmen unserer Branche ist derzeit der Ersatz leicht flüchtiger Lösemittel. Dabei spielt der Einsatz alternativer Farbsysteme auf Wasserbasis ebenso eine Rolle wie der Einsatz strahlungshärtender UV-Farben und -Lacke. Ein weiteres Augenmerk, insbesondere in den papierverarbeitenden Unternehmen, gilt dem Klebstoffbereich, wo seit geraumer Zeit Dispersionsleime und Heißschmelzklebstoffe sowie haltige Systeme verdrängen. Wichtige Themen bei der Klebstoffverwendung sind die Emission von Dämpfen aus Heißschmelzklebern, die Allergenfreiheit bindemittelhaltiger Klebstoffsysteme und der Ansatz von Stärkeklebstoffen in möglichst geschlossenen Systemen und geschlossenen Kreisläufen. Soweit einige Beispiele für die enge Verknüpfung von Arbeits- und Gesundheitsschutz. Umwelt-, Arbeits- und Gesund Einführung systematischer Arbeitsabläufe Um nicht planlos und von Zufälligkeiten bestimmt vorzugehen, müssen die erforderlichen Arbeitsabläufe systematisch geplant und in den vorhandenen Betriebsablauf integriert werden. Man spricht von der Einführung eines »Managementsystems«. Drei Wege haben sich in unserer Branche bewährt: Einführung bewährter, betriebswirtschaftlich erprobter Managementsysteme. Dies ist in der Regel nur in großen Unternehmen sinnvoll realisierbar. Arbeitssicherheit als integraler Bestandteil eines Öko-Audits. Hierzu gibt es viele Beispiele aus unserer Branche von Betrieben mit bis zu 1.000 Mitarbeitern. In den vergangenen Jahren entstanden in vielen kleineren Unternehmen durch Fachkräfte für Arbeitssicherheit und/oder Umweltschutzbeauftragte systematische Arbeitsbeschreibungen, ganz ähnlich einem Managementsystem. Diese wurden nicht zusätzlich geschaffen, sondern sind durch engagierte und systematische Tätigkeit der im jeweiligen Betrieb Verantwortlichen gewachsen. Sie decken in der Regel alle wichtigen Handlungsfelder ab. Für das gute Funktionieren dieser Systeme gibt es gerade in unserer Branche eine Reihe von Beispielen. tag für tag 1·2001 Unser Rat Wir empfehlen einem Unternehmen, das Umwelt-, Arbeits- und Gesundheitsschutz gemeinsam und mit System angehen will, vor allem, Prioritäten zu setzen. Man sollte nicht alles auf einmal angehen, sondern klare, erfüllbare Teilziele mit konkreten Verantwortlichkeiten und Terminen festlegen. Die Akzeptanz bei Mitarbeitern Gesundheit 17 und Vorgesetzten als den eigentlich Handelnden ist nur dann zu erzielen, wenn die Ziele ehrlich und überzeugend sind. In jedem Fall müssen theoretische Betrachtungsweisen vermieden werden. Listen und Tabellen müssen nützliche Hilfen sein, sie dürfen nicht zum Selbstzweck werden. Was gehört dazu? Die wichtigsten Handlungsfelder für ein erfolgreiches gemeinsames Management von Umwelt-, Arbeits- und Gesundheitsschutz haben sich aus der Praxis heraus ergeben. Zum Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz gehören: Unfälle sind präventiv zu vermeiden Gefährdungen und arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren durch Gefährdungsanalysen aufdecken und minimieren Sicherheit und Gesundheitsschutz planen, z. B. bei neuen Maschinen Mitarbeiter informieren, fördern und ihnen Handlungsspielräume ermöglichen. Mitarbeiter sind das wichtigste »Kapital« eines Unternehmens. Betriebliche Erfahrungen aufarbeiten, z.B. aus Unfällen heitsschutz aus einer Hand Eine vorbildliche Lösung, wie man Ziele aus Umwelt-, Arbeits- und Gesundheitsschutz gemeinsam angeht hat man im Wellpappenwerk Hilpoltstein der Fa. Klingele Papierwerke gefunden. Die Stärke zur Leimherstellung wird lose in Tankwagen geliefert, mit einer pneumatischen Einrichtung entladen und in einem Silo gelagert. Computergesteuert wird der Klebstoff aus Wasser, Stärke, Natronlauge und Borax nach der jeweiligen Rezeptur gemischt. Die zur Verkleisterung der Trägerstärke erforderliche Temperaturerhöhung wird durch Frischdampfeinspritzung mit Temperaturkontrolle erreicht. Besonders hervorzuheben ist, dass das Abwasser, das bei der Reinigung der Leimauftragswerke anfällt, und das Abwasser aus den Flexodruckmaschinen zur Leimherstellung verwendet werden. Damit werden Frischund Abwasser gespart und Gesundheitsbelastungen vermieden. Foto: Frey, Egling Zum Umweltschutz gehören: Emissionen (Gefahrstoffe, Lärm) reduzieren Gewässer- und Bodenschutz gewährleisten Ressourcenschonung (z. B. Energie, Arbeitsstoffe) Abfallminderung, Abfallverwertung Verminderung von Umweltauswirkungen im Produktionsprozess (z. B. Treibhausgase) Die Vorteile eines aktiven Umwelt- und Arbeitsschutzes sind hinreichend bekannt. Durch die gemeinsame betriebliche Bearbeitung entstehen darüber hinaus zusätzliche Vorteile, in dem z.B. Doppelarbeiten vermieden werden. Unternehmen, die alle Aufgaben erfolgreich hinter sich gebracht haben, stellen immer wieder zwei Vorteile als besonders wichtig heraus: Der Imagegewinn gegenüber Kunden und im regionalen Umfeld sowie die positive Aufnahme der Maßnahmen bei den meisten Mitarbeitern und Vorgesetzten mit all den daraus folgenden Vorteilen. Ausführliche Unterlagen erhalten Sie auf Anfrage (0611131222). – Hl – 18 Gesundheit ▼ tag für tag 1·2001 ▼ vor 3 Mio. Jahren vor 2 Mio. J. ▼ vor 1 Mio. J. ▼ ▼ vor 500 000 J. vor 100 000 J. Früher überlebensnotwendig, heute eine Last Die Auswirkungen von Lärm auf unseren Körper Über die Wirkung von Lärm (Arbeits-, Verkehrs- oder Freizeitlärm) auf unseren Körper wird viel diskutiert und geschrieben. Verharmlosend wirkt, dass wir bestimmte Arten von Lärm als angenehm empfinden und uns eine schädliche Wirkung so noch weniger vorstellen können. Es leuchtet ein, dass Lärm mit hoher Schallenergie Teile unserer Hörzellen schädigen kann. Eine Regeneration ist nicht möglich. Neben dieser rein mechanischen Wirkung von Lärm auf das Gehör wirkt Lärm jedoch auf unsere Gefühle. Erst über den Umweg über Gefühle kann es dann zu weiteren Auswirkungen auf unseren Körper kommen. Wozu ist das Gehör da? Um die Auswirkungen von Lärm auf unsere Gefühle zu verstehen, muss man sich die Entwicklungsgeschichte des Menschen in Erinnerung rufen. In frühen Entwicklungsstufen, vor mehreren hunderttausend Jahren, passte sich das Gehör immer besser den Überlebenserfordernissen an: Besonders galt es, Gefahren frühzeitig zu entdecken. Aus diesem Grund können wir mit unserem Gehör das Brüllen von Raubtieren oder das Knistern von Zweigen, nicht aber Fledermaus-Rufe hören. Wir können wahrnehmen, ob ein Geräusch sehr nahe oder in der Ferne entsteht. Je lauter ein Geräusch ist, je näher ist die Entstehungsstelle, d. h. desto schneller müssen wir darauf reagieren. Der Informationsgehalt von Geräuschen war in der Entwicklungsgeschichte des Menschen von großer Wichtigkeit. Geräusche und Lärm dieser Art bedeuten für uns zwar heutzutage keine akute Gefahr mehr, dennoch reagieren wir darauf immer noch mit Gefühlen wie Angst und Furcht, wenn auch unterbewusst, da Lärm mittlerweile ein ständiger Begleiter im Alltag ist. Wie reagiert der Körper auf Lärm? Über die Gefühle Furcht und Angst mobilisiert Lärm Kraftreserven in unserem Körper. Es kommt erwiesenermaßen zu Veränderungen wichtiger Boten- und Wirkstoffe, die aus der Stressforschung allgemein bekannt sind, beispielsweise Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol oder Cholesterin. Besonders deutlich zeigen sich Auswirkungen, wenn sich Geräusche plötzlich ändern. Das bedeutet, dass Lärm zu den klassischen Stressoren, vergleichbar mit Arbeitsüberforderung oder Streit mit Kollegen, gehört. Dies gilt insbesondere für alle Formen des Lärms, die uns als unangenehm erscheinen. Empfinden wir Geräusche oder Lärm als angenehm, bleiben die entsprechenden biochemischen Vorgänge aus. Ein Beispiel hierzu: Verkehrslärm wird bei einer Übernachtung im Hotel als höchst unangenehm empfunden. Man ist verärgert, schläft schlecht und fühlt sich am nächsten Morgen wie gerädert. Wird ein vergleichbarer Lärmpegel in einem anderen Hotel durch kräftigen Regen erzeugt, ist die Reaktion unter Umständen völlig anders: Man fühlt sich geborgen und schläft gut. Es gilt festzuhalten: Lärm erzeugt Gefühle in uns und diese Gefühle können – wie bei bekannten anderen Stresssituationen auch – biochemische Vorgänge auslösen. tag für tag 1·2001 Gesundheit 19 Es ist nicht der Lärm selbst, sondern die durch ihn ausgelösten Gefühle, die biochemische Stressvorgänge in unserem Körper verursachen. ▼ ▼ vor 50 000 J. vor 10 000 J. Gehörknöchelchen Labyrinth Gehörschnecke Ab 85 dB(A) führt Lärm, insbesondere Dauerlärm, zur irreparablen Schädigung unserer Hörzellen, im Innern der Gehörschnecke zur Lärmschwerhörigkeit. Aber bereits bei wesentlich geringeren Lautstärken löst Lärm beim Menschen Stresssymptome aus. Treten diese Stressereignisse hin und wieder auf, werden sie gut verkraftet. Kommt es jedoch sehr häufig zu den durch Lärm ausgelösten biochemischen Vorgängen, wird das Herz-Kreislauf-System belastet. Ohrmuschel Äußerer Gehörgang Wie schädigt Lärm? Aus der Stressforschung kennen wir die vielfältigen Einflüsse von Stressoren. Abzuleiten ist vor allem das erhöhte Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dies gilt heute durch die Forschung als gesichert. Fraglich ist nur, wie hoch das Risiko ist, und wann es beginnt. Man nimmt an, dass man bereits ab 65 dB(A) mit einer Risikoerhöhung rechnen muss. Auch die negativen Auswirkungen auf das menschliche Immunsystem sind aus der Stressforschung bekannt und müssen auf die Lärmauswirkung übertragen werden. Es ist gut vorstellbar, dass die durch einen Stressor freigesetzten Energiereserven auch auf Kosten des Immunsystems gehen. Forschungsarbeiten hierzu stehen jedoch noch aus. Wissenschaftliche Beweise und reale Krankheitsdaten sind schwierig zu erbringen: es dauert in der Regel etwa 10 Jahre, bis Lärm über den beschriebenen Weg zu Schädigungen, z. B. des Herz-Kreislauf-Systems, führen kann. Untersuchungen über einen solch langen Zeitraum sind verständlicherweise schwierig, insbesondere, da andere Risikofaktoren vollständig ausgeschlossen werden müssten. Trommelfell Eustachische Röhre Gehörnerv (zum Gehirn) 20 Gesundheit tag für tag 1·2001 Lärmschwerhörigkeit Im Gegensatz zu Auswirkungen von Lärm auf unsere Psyche ist die Schädigung der Hörzellen, insbesondere durch Dauerarbeitslärm wissenschaftlich eindeutig nachgewiesen. Die Gefahr beginnt ab 85 dB(A). Die Hörzellen werden geschädigt, sie wachsen nicht nach. Ein Zitat der blinden und taubstummen Schriftstellerin Helen Keller beschreibt durch den Vergleich mit der Blindheit sehr anschaulich die sozialen Auswirkungen der Lärmschwerhörigkeit: »Nicht sehen zu können, trennt von den Dingen. Nicht hören zu können, trennt von den Menschen.« »Selbst fernsehen ist nicht mehr möglich« Ein Lärmschwerhöriger fasst seine Situation mit folgenden Worten zusammen: »Einzelgespräche kann ich noch ohne größere Schwierigkeiten führen, wenn der andere einigermaßen laut und deutlich spricht. Viele glauben mir deswegen gar nicht, dass ich schwerhörig bin. Sobald aber mehrere Personen gleichzeitig sprechen wie bei einer Betriebskonferenz, bei einer Familienfeier oder in der Schalterhalle der Krankenkasse oder Sparkasse, höre ich wohl, dass gesprochen wird, verstehe aber das meiste nicht und mache mich durch mein ständiges Nachfragen lächerlich. Noch schlimmer ist es bei stärkeren Nebengeräuschen, zum Beispiel im fahrenden Zug. Ich kann dann nur verstehen, was man mir aus der Nähe ins Ohr spricht. Meine Enkelkinder, die mit ihren hohen Stimmchen durcheinander reden, verstehe ich kaum. Sie halten mich für dumm, uninteressiert und uninteressant und wenden sich von mir ab, obwohl ich mir soviel Mühe gebe, mit ihnen zu sprechen und zu spielen. Von manchen anderen Verwandten werde ich geschnitten, weil es zu mühsam ist, sich mit mir im größeren Kreis zu unterhalten. Aus dem Betriebsrat bin ich abgewählt worden, weil ich bei Besprechungen nicht mitkomme und die anderen durch mein ständiges Nachfragen aufhalte; manchmal geniere ich mich auch nachzufragen und antworte irgendetwas, was dann falsch ist und Gelächter oder Kopfschütteln hervorruft. Den Meisterkurs habe ich abbrechen müssen, weil ich die Vortragenden zu schlecht verstand. Auch wenn ich vorne saß, musste ich so angestrengt hinhören, dass ich davon bald ermüdet war und dann nichts mehr aufnehmen konnte. In der Kirche verstehe ich den Pfarrer so schlecht, dass ich nur noch selten zum Gottesdienst gehe. In die Wirtschaft traue ich mich gar nicht mehr, weil ich aus dem Stimmengewirr nichts richtig heraushören kann und ausgelacht werde. Ich bin richtig vereinsamt und gehe am liebsten für mich allein spazieren. Aber auch die Umwelt ist für mich wie tot. Vogelstimmen, die mir in früheren Jahren viel Freude gemacht haben, höre ich kaum mehr. Zu Hause mit tag für tag 1·2001 Gesundheit 21 Erster Lärmschutz an Zeitungsrotationen Anfang der 70er Jahre dem Fernsehen ist es auch schwierig. Entweder muss ich das Gerät zu laut anstellen, und die anderen beschweren sich, oder ich muss Kopfhörer aufsetzen, und dann ärgert sich meine Familie, weil ich nicht höre, wenn einer etwas von mir will. Eigentlich hat das Leben gar keine rechte Freude mehr für mich. Immer nur lesen macht auch keinen Spaß.« – He – 22 Gesundheit tag für tag 1·2001 Welcher Gehörschutz ist wann geeignet? Hinsichtlich der Schalldämmung sind Kapselgehörschützer und Gehörschutzstöpsel gleichwertig, d. h. es gibt beide Gehörschützerarten mit hoher oder niedriger Schalldämmung. Welcher Gehörschutz verwendet wird, richtet sich daher nicht nur nach der erforderlichen Schalldämmung, sondern auch nach der Arbeitssituation und der Arbeitsumgebung. Bei der Auswahl ist darauf zu achten, dass keine höhere Schalldämmung ausgewählt wird, als zur Vermeidung eines Gehörschadensrisikos notwendig ist. Sonst werden die Sprachverständigung und das Erkennen von informationshaltigen Geräuschen oder Warnsignalen unnötig erschwert. Kapselgehörschützer: Empfehlenswert sind Kapselgehörschützer, wenn wegen wiederholter, kurzzeitiger Lärmexposition ein häufiges Auf- und Absetzen des Gehörschützers erforderlich ist. Dies ist z. B. bei Kontrolltätigkeiten an Rollenrotationsmaschinen der Fall. Schwierigkeiten beim Tragen können bei Brillenträgern entstehen, da durch die Brille das dichte Anliegen der Kapsel verhindert wird und damit die Schalldämmung gestört wird. In diesem Fall sind Bügelstöpsel zu bevorzugen. Bügelstöpsel: Bügelstöpsel sind für Brillenträger zu empfehlen, wenn ein häufiges Auf- und Absetzen erforderlich ist. Sie sollten nicht getragen werden, wenn Schalldruckspitzen durch Anstoßen der Bügel entstehen können, z. B. am Schweißerschutzschirm. Kapselgehörschützer Gehörschutzstöpsel: Diese Art des Gehörschutzes empfiehlt sich an Arbeitsplätzen mit andauernder Lärmeinwirkung, bei zu starkem Schwitzen unter Kapselgehörschützern sowie bei gleichzeitigem Tragen von Brille oder Schutzbrille und Gehörschutz. Schnurstöpsel: Das Tragen von Gehörschutzstöpseln mit Verbindungsschnur ist zweckmäßig, wenn ein Verlust der Stöpsel zu Produktionsstörungen führen kann. Sie dürfen nicht getragen werden, wenn in der Nähe bewegter Maschinenteile gearbeitet wird, z. B. an Drehmaschinen, Bohrmaschinen oder Holzbearbeitungsmaschinen. Es besteht sonst die Gefahr, dass die Verbindungsschnur erfasst wird und so Verletzungen durch Herausreißen der Stöpsel aus dem Gehörgang möglich sind. Otoplastik: Gehörschutzotoplastiken werden individuell nach dem Ohr und insbesondere dem Gehörgang des Trägers geformt und verschließen diesen, ohne einen Druck auf dessen Wandungen auszuüben. Sie werden überwiegend als ergonomisch günstig eingeschätzt. Selten werden Druckerscheinungen festgestellt oder das Schwitzen unter der Otoplastik beklagt. Der Vorteil der Otoplastik liegt darin, dass durch ihren definierten Sitz bei korrekter Ohrabdrucknahme die theoretischen Schalldämmwerte auch erreicht werden. Der Nachteil liegt natürlich bei den erhöhten Anschaffungskosten, die erheblich über den Kosten von Gehörschutzstöpseln liegen. Ihre erhöhten Anschaffungskosten werden durch die Tragedauer weitgehend ausgeglichen. Wichtig ist eine abschließende Funktionsprüfung, die an der in den Gehörgang des Benutzers eingesetzten Otoplastik vorgenommen wird. Diese ist zur Sicherstellung einer wirksamen Schutzfunktion unerlässlich. Da sich der Gehörgang nach längerer Zeit weiten kann, ist zusätzlich eine jährliche Funktionsprüfung durch den Hersteller empfehlenswert. Den universellen Gehörschutz gibt es leider nicht. Der Gehörschutz muss unter Berücksichtigung der konkreten Arbeitsplatzsituation ausgewählt werden. – He – tag für tag 1·2001 Gehörschutzstöpsel Bügelstöpsel sind auch für Brillenträger gut geeignet. Abbildungen: 3M Deutschland GmbH, Neuss Ohr-Otoplastiken werden individuell angefertigt. Gesundheit 23 24 Gesundheit Foto: Dargelis, Berlin tag für tag 1·2001 Lärmschutz an Zeitungsrotationen Technische Entwicklungen, z. B. Einzelantrieb der Druckwerke (»Elektrische Welle«) führen bei Zeitungsrotationen zu veränderten Arbeitsabläufen. Während ein Druckwerk noch produziert, kann das gegenüberliegende bereits umgerüstet M M M M M M M M werden. In dieser Arbeitssituation würde es zu ganz erheblichen Lärmbelastungen des mit den Arbeiten beschäftigten Mitarbeiters kommen. Deshalb ist für diese Situationen Lärmschutz in Form von Querabschottungen vorzusehen. 3 M M M M M M M M M M M M 1 Bild 1 / Vereinbart mit den Maschinenlieferanten ist folgende Regelung: Die Querabschottungen sind Trennwände zwischen den Drucktürmen. Sie reichen mindestens über die Breite der Druckmaschine; besser ist es, wenn sie darüber hinausragen. Sie werden zwischen allen Druckeinheiten installiert, die zu unterschiedlichen Maschinenverbänden gekoppelt werden können. Werden die Rotationen nur sektionsweise (z. B. drei Achtertürme, ein Falzapparat) betrieben, dann sind Querabschottungen nur zwischen diesen Sektionen erforderlich. Diese Lärmschutzmaßnahmen sind erforderlich, da Plattenwechsel in unmittelbarer Nähe anderer Druckwerke, die sich im Betrieb befinden, durchgeführt werden. Das Schutzziel besteht darin, dass auf den Mitarbeiter nur Lärm mit einem Beurteilungspegel unter 85 dB(A) einwirkt. Kann dieses Schutzziel, z. B. durch fehlende oder unzureichend wirksame Querabschottungen, nicht erreicht werden, dann ist eine zeitliche Begrenzung der Arbeit innerhalb der Lärmbereiche festzulegen, um dadurch den Beurteilungspegel von 85 dB(A) nicht zu überschreiten. Bild 2 / Vor dem Einbau der Querabschottung. Sie wird zwischen allen Drucktürmen installiert, die zu unterschiedlichen Maschinenverbänden gekoppelt werden können. Bild 3 / Entscheidend für die Wirkung der Schallschutzwand ist eine hohe Schallabsorption auf beiden Seiten der Querabschottung, so dass Reflexionen in dem ohnehin begrenzten, schallharten Arbeitsbereich weitgehend vermieden werden. Wandstärken von mindestens 80 mm sind erforderlich. Bild 4 / Vorhandene Maschinenkonturen müssen mit Schalldämmelementen nachgebildet werden. Öffnungen sind so klein wie möglich zu halten oder besser zu vermeiden, um die Wirksamkeit zu gewährleisten. Bild 5 / Die Querabschottung reicht mindestens über die gesamte Druckwerkbreite, wenn technisch möglich, darüber hinaus, wie im Bild. Vorläufige Messungen haben gezeigt, dass sie den Mitarbeiter schützt, der an einem Druckwerk arbeitet, während das Druckwerk hinter ihm in Produktionsgeschwindigkeit läuft. 4 2 5 tag für tag 1·2001 Gesundheit 25 26 Betriebe tag für tag 1·2001 Arbeitsplätze in der digitalen Fotografie Ein Bildschirm ist immer dabei »Aus der guten alten Fotomesse ist längst die ImagingMesse geworden... Klarer Wachstumsmotor ist die digitale Welt.« So begann die Eröffnungsrede des Vorstandsvorsitzenden von Agfa, Dr. Klaus Seeger, zur Photokina. Die Messe in Köln zeigte, dass die Foto-Welt in einem Aufbruch ist. Dieser Aufbruch bedeutet gravierende technische Veränderungen, die für manche Unternehmen bzw. Fotografen Probleme mit sich bringen. Die große Chance für diesen Wirtschaftszweig ist aber unübersehbar. Die Nutzer von Fotos und auch die Fotografen im Privatbereich erhalten viele neue Impulse. Dem kreativen Umgang mit der Fototechnik sind kaum noch Grenzen gesetzt. Im Zusammenhang mit der digitalen Fotografie sind drei typische neue Arbeitsplätze entstanden. Wir möchten an dieser Stelle vorstellen, was man aus ergonomischer Sicht berücksichtigen sollte, damit der Rücken gesund bleibt und die Augen nicht unnötig angestrengt werden: Digitale Minilabs Mit beachtlicher Geschwindigkeit werden an diesen Geräten Fotos von Filmen sowie Bilder oder Daten aus Digitalkameras hergestellt. Am Bildschirm arbeitet – meist kurzfristig – der Operator. Bei manchen Geräten kann – in Zukunft – auch der Kunde Bearbeitungsanweisungen eingeben. Der Bildschirm ist häufig fest mit dem Gerät verbunden. Leider sind die Arbeitstische für Tastatur und Bildschirm häufig viel zu klein und für längeres Arbeiten kaum geeignet. Wenn nicht vorhanden, kann man vor dem Bildschirm eine Arbeitsplatte anbringen. Die Maße sollten erlauben, dass man z. B. Arbeitsunterlagen darauf abstellen oder -legen kann. Sitzt man am Bildschirm, sollte die Arbeitshöhe des Tisches 72 cm betragen. Außerdem sollte – durch fensterferne oder fensterparallele Aufstellung – auf einen blendfreien Bildschirm geachtet werden. Auch Leuchten dürfen sich nicht spiegeln. Muss der Operator lange Zeit im Stehen an dem Gerät arbeiten, empfiehlt sich eine elastische Matte, die langes Stehen für Muskeln und Gelenke belastungsfreier macht. Im Sommer kann die Wärmebelastung unangenehm sein, insbesondere bei Aufstellung in einem kleinen Raum. Wenn möglich, warme Luft nach außen ableiten; ein Ventilator ist nicht geeignet, da er die warme Luft lediglich verteilt. Digitale Bildbearbeitung Arbeitsplätze für digitale Bildbearbeitung gibt es z. B. bei Fotografen und in Fotogeschäften. Die erforderliche Ergonomie entspricht der von Gestaltungsarbeitsplätzen in der Druckvorstufe: Der Tisch muss einen Meter tief sein, damit der Bildschirm weit genug von den Augen aufgestellt werden kann. Der Bildschirm muss gerade vor dem Benutzer und nicht zu hoch, sondern direkt auf dem Tisch stehen. Um Blendung zu vermeiden, ist in vielen Fällen ein geeignetes Verschattungssystem vorzusehen (Info-Blatt 436 anfordern). Ein helles Fenster im Rücken oder in Blickrichtung ist auf jeden Fall zu vermeiden. Aber auch eine zu dunkle Aufstellung, z. B. im abgedunkelten Studio, ist für die Augen ungeeignet. Lieferant: Org-Delta GmbH 73258 Reichenbach Telefon 07153-98260 www.org-delta.de Digitale Bildbearbeitung erfordert einen Bildschirmarbeitsplatz von hoher ergonomischer Qualität: unbedingt blendfreie und gerade Aufstellung des Bildschirms vor dem Benutzer, 1 m Tischtiefe, freier Raum für die Beine, Rechner unter dem Tisch. Eventuell können Steh-/Sitztische – wie hier abgebildet – sinnvoll sein. tag für tag 1·2001 Betriebe 27 Bewegliches Arbeitspult im Studio Der Bild- Digital arbeitende Minilabs werden häufig im Stehen bedient. Foto: Agfa Tisch nicht zu hoch! Winkel zwischen Oberund Unterarm sollte über 90° sein. Oberer Bildschirmrand nie über Augenhöhe! schirm, der während der Fotoaufnahmen im Studio – von den meisten Fotografen stehend – benutzt wird, benötigt eine stabile Unterlage. Die Standfläche für den Bildschirm darf nicht zu klein sein, um ausreichend Platz für die Tastatur zu haben. Darüber hinaus sollte das Pult feststellbare Rollen haben. Die Tischhöhe muss so bemessen sein, dass die Tastatur ohne Hochziehen der Schultern zu bedienen ist. Ober- und Unterarm bilden dabei einen Winkel von etwas mehr als 90°. In der Praxis trifft man auf sehr gut gelungene »Eigenkonstruktionen«, z. B. aus Messebausystemen. Auch Stehpulte oder entsprechend hohe Rollcontainer können gut geeignet sein. Man sollte sich jedoch nicht davor scheuen, die Aufstellplatte etwas zu vergrößern. Tastatur und Bildschirm sauber halten, um Spiegelungen zu vermeiden Arbeitsplatte, ausreichend groß, nicht zu glatt, mit mindestens 30 cm Platz für Tastatur. Bildschirm,Tastatur und Maus auf einer Ebene. Kante, um Abrutschen des Monitors zu verhindern Griff zum Verschieben Kabel zusammenbinden, Kabelbrücken auf dem Fußboden benutzen, Stolperstellen vermeiden Fester Platz für Rechner Große, feststellbare Rollen Mobile Arbeitsstation für das Studio. 28 Betriebe tag für tag 1·2001 Arbeitserleichterung: Pneumatisch angetriebener Rollenschieber Nicht, weil es in Vorschriften steht ... Die Zeiten, in denen sich Arbeitssicherheit genau und nur auf das bezog, was in Vorschriften zu finden war, sind in den meisten Betrieben vorbei. »Nicht, weil es in den Vorschriften steht, sondern weil es vernünftig ist«, so Otto Krauß, Werksdirektor von Klingele Wellpappenwerk Hilpoltstein, über die Maßnahmen im Arbeits- und Gesundheitsschutz. Ein wichtiges Ziel seiner Unternehmensstrategie ist die Erhaltung der Gesundheit seiner Mitarbeiter. Er stellt dabei einige, im Folgenden beschriebene Punkte heraus, die er hierfür als besonders wichtig erachtet. Lärm ist ein bisher ungelöstes Problem in jedem Wellpappenwerk. Nun wurden Kapselgehörschützer angeschafft, die mit Funk ausgerüstet sind. Sie können dann benutzt werden, wenn eine gute Verständigung, z. B. zwischen den Maschinenführern, besonders wichtig ist. tag für tag 1·2001 Mitreden können. Wirklich gesund ist nur der, der sich wohl fühlt. Mitreden können und informiert sein, trägt viel dazu bei, sich an seinem Arbeitsplatz wohl zu fühlen. Bei Fragen der Arbeitszeiten, Überstunden und Schichtpläne wird deshalb ein hohes Maß an Einflussnahme durch die Mitarbeiter angestrebt. Persönliche Wünsche werden, soweit es möglich ist, berücksichtigt. Informiert sein. Mitarbeiter und Betriebsrat werden frühzeitig in die Werksplanung einbezogen. Bei den regelmäßigen Gesprächen stehen Investitions- und Produktionsplanung, Personalstand, Unfallund Krankheitstage sowie Abfallquote auf der Tagesordnung. Selbstverständlich werden auch regelmäßig Informationsgespräche, die sich auf Arbeits- und Gesundheitsschutz beziehen, durchgeführt – jedoch bedarfsabhängig. »Produktion ist ständiges Thema und Arbeitsschutz ist selbstverständlicher Bestandteil der Produktion«. Sicherheitsmaßnahmen selbstverständlich machen. »Das Manipulieren von Sicherheitsschaltern oder das Abschrauben von Schutzverkleidungen wird selbstverständlich sofort unterbunden«, so der Werksleiter. Jeder weiß, dass diese Art von »Erfindung« konsequent nicht geduldet wird. Kommt es zu einem Arbeitsunfall, z. B. beim Transportieren, dann ist eine feste Untersuchungskette vorgesehen: Information des Sicherheitsbeauftragten, des Abteilungsleiters und anderer Vorgesetzter. Einschaltung des Betriebsarztes und der Betriebsvertretung. Das Ziel ist es, die Ursache zu finden, um eine Wiederholung zu vermeiden. Liegt ein Verschulden vor, sind ernsthafte Gespräche und Anweisungen, quittiert mit Unterschrift, vorgesehen. Arbeitserleichterung: Nutzentrennung an der Stanze. Der Sicherheitsbeauftragte Matthias Ehrenfried (rechts) erläutert die Funktion Arbeitserleichterungen schaffen Im Mittelpunkt des Gesundheitsschutzes stehen Arbeitserleichterungen. Wo wirtschaftlich, räumlich und vom Handling her vertretbar, sind Hebebühnen, Prefeder, Hubtische, Senktische, Abschiebevorrichtungen, Warmluftabsaugungen, Arbeitsstühle, Stehhilfen, Verbesserungen der Sitze von Gabelstaplern usw. angeschafft worden. Neuerdings übernimmt ein Palettier-Roboter das Anheben und Zurechtlegen der leeren Paletten. Richtiger Umgang mit Gefahrstoffen. Das Wellpappenwerk in Hilpoltstein erhielt bereits 1996 die Umweltzertifizierung. So stellt der Umgang mit Gefahrstoffen heute kein Problem mehr dar. Persönliche Schutzausrüstungen und Betriebsanweisungen gehören zu den betreffenden Arbeitserleichterung: Staubabsaugung am Inliner. Fotos: Frey, Egling Betriebe 29 30 Betriebe tag für tag 1·2001 Ein Handlingautomat für Paletten. Der Mitarbeiter dirigiert die Arbeitsstation von einem übersichtlichen Platz aus. Arbeitsplätzen. Sollte man die schriftlichen Betriebsanweisungen auch auf jegliche Art von Maschinenarbeit ausdehnen? »Dies wäre bei uns so, als ob man einen Pkw-Fahrer dauernd informiert, wie er die Autotür öffnen soll«, so Werksdirektor Otto Krauß. Stolz auf die neuen WellpappenProduktionsanlagen: Werksdirektor Otto Krauß (rechts), Betriebsleiter Alfred Harlas (links), Maschinenführer Peter Hauenschild (Mitte) Gemeinsamkeit fördern. Es ist bekannt, dass ein gutes Betriebsklima wesentlich zum Wohlfühlen am Arbeitsplatz beiträgt. So werden viele Gemeinsamkeiten unterstützt, z. B. eine Fußballmannschaft, gemeinsame Besichtigung von Firmen, Betriebsfeste oder Tage der offenen Tür, um auch der Familie die Arbeitssituation zu zeigen. Als stolzes Ergebnis ist festzustellen, dass die Mitarbeiter-Fluktuation im Wellpappenwerk Hilpoltstein außerordentlich niedrig ist. Offensichtlich liegt man mit den Maßnahmen »zum Wohlfühlen« richtig. tag für tag 1·2001 Betriebe 31 Problemlösungen Ende mit dem Kabelsalat Kabelsalat ist häufig dort anzutreffen, wo mit elektronischen Geräten gearbeitet wird. Ist eine Verlegung im begehbaren Bereich erforderlich, dann bieten Kabelbrücken die beste Problemlösung. Sie sind in verschiedenen Farben mit Eck- und Verbindungsstücken erhältlich. Lieferant z. B. Eha-Werk, Postfach 600225, 44842 Bochum, Telefon 02327-3729. Zur Bündelung und Befestigung von Kabeln kann man »Kabel-Klett« (rechtes Bild) verwenden. Es handelt sich um ein Klettband mit Selbstkleberücken, das von der Rolle verarbeitet wird. Lieferant: Org-Delta, Postfach 1144, 73258 Reichenbach-Fils, Telefon 07153-98260. Müllbehälter entleeren Neuartiger Schutzbehälter Ein neuartiger Behälter zum Sammeln gebrauchter Putztücher vereint die Vorteile von Metall und Kunststoff: Die gebrauchten Tücher werden in einem Kunststoffbehälter, z. B. einer Tonne, gesammelt und können so nach Schichtende bequem aus dem Arbeitsraum entfernt werden. Der eigentliche Behälter ist aus Metall mit einer selbstschließenden Einwurföffnung und einer selbstschließenden Tür ausgerüstet. Der 1,50 m hohe Behälter besitzt die erforderlichen brand- und explosionsschutztechnischen Prüfungen. Lieferant: FHG Klein, GbR, Bernhard-Poether-Weg 7, 45964 Gladbeck, Telefon 02043-205293. Müllbehälter von 60 bis 240 l Inhalt und mit einem Gewicht bis zu 150 kg können mit diesem Gerät problemlos in größere Behälter entleert werden. Die Behälter werden mit einer Spannvorrichtung gehalten und durch eine Fußpumpe oder einen elektrohydraulischen Antrieb auf die gewünschte Auskipphöhe gebracht. Das Kippen erfolgt über eine Handkurbel oder einen Kettenzug. Mit veränderten Lastaufnahmemitteln kann das Gerät für verschiedene Aufgaben eingesetzt werden. Lieferant: Dipl.-Ing. Werner Becker Produktionstechnik, Postfach 1146, 78611 Rottweil, Telefon 0741-1755078. 150 dB(A) 90 dB(A) 70 dB(A) Lärmschwerhörigkeit kann weder geheilt noch gebessert werden. Lärm mit einem Schallpegel über 85 dB(A) kann Gehörschäden verursachen.