EXPLIZIT.NET ARCHIV Facebook: Der Gipfel ist überschritten
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EXPLIZIT.NET ARCHIV Facebook: Der Gipfel ist überschritten
DAS KATHOLISCHE PORTAL FÜR DEN DEUTSCHEN SPRACHRAUM EXPLIZIT.NET ARCHIV Facebook: Der Gipfel ist überschritten - 05.03.2012 Folgt man den Agenturen, z.B. Gardener, die die Internetlandschaft beobachten, dann wächst Facebook weiter. Das würde heißen, dass das Unternehmen seinen Wert erhöht und daher die Aktie im Wert steigen muss. Aber die Nutzerzahlen und die Dauer des Aufenthaltes auf der Plattform sind durch technische Messung gewonnen. Was aber machen die Nutzer: Dazu einige Beobachtungen, aus einer kleinen Umfrage bei Studierenden und jungen Erwachsenen: Junge Erwachsene, die die Diskussion um Facebook und die Probleme des Datenschutzes mitbekommen, setzten sich bereits ab. Das müsste sich bei Facebook bereits deutlich in der Zahl der Abmeldungen zeigen. Solche Daten veröffentlicht das Unternehmen aber nicht. © Thomas Pajot - Fotolia.com Was waren und sind die Gründe für eine Präsenz auf Facebook? Was veranlasst die Nachdenklichen, die Plattform zu verlassen? Für Facebook spricht: Mehr Kontakte im Blick behalten Facebook ermöglicht es, mit mehr Personen Kontakt zu pflegen, vor allem wenn sich der Bekanntenkreis über einen größeren Raum verteilt. Wer Kontakt mit anderen im Ausland pflegen will, wird Facebook mehr schätzen als diejenigen, die ihr Netzwerk um den eigenen Wohnort herum aufgebaut haben. Facebook hat gegenüber der Email Vorteile: Eine Mitteilung über Facebook ist jeweils mit dem eigenen Foto versehen und wirkt, auch wegen der Einbettung in einen Nachrichtenstrom, persönlicher. Menschen sind bei Facebook leichter auffindbar, auch wenn sie ihre Emailadressen geändert haben. Facebook funktioniert für viele wie ein Emailverzeichnis. Für einen Verbleib auf der Plattform spricht auch die Möglichkeit, den engeren Bekanntenkreis abzuschirmen, so dass nicht jedes Foto und jede persönliche Mitteilung für alle, mit denen man über sein Profil verbunden ist, einsehbar wird. Schließlich bietet Facebook eine einfache Möglichkeit, für eine Veranstaltung, ein Fest, eine Fahrt die Teilnehmer in einer Gruppe zu versammeln und die Planungen über die Plattform laufen zu lassen. Was gegen Facebook spricht Der Umgang mit den persönlichen Daten wird immer undurchsichtiger. So kann Facebook, wenn man dessen App auf dem Handy hat, die SMS mitlesen, die man gerade deshalb gesendet hat, weil man sie nicht über Facebook einsehbar machen will. So wenigstens heißt es in Technik-Foren. Da Facebook vorrangig privat genutzt wird, muss man sehr aufpassen, was man denjenigen erzählt, deren "Freundschaftsanfrage" man bestätigt hat. Der private Charakter von Facebook verführt dazu, zu viel von sich preiszugeben. Deshalb ziehen bereits einige junge Erwachsene im Blick auf die zukünftige berufliche Tätigkeit die Schlussfolgerung, nicht weiter auf die eigene Selbstkontrolle zu vertrauen, sondern sich von Facebook abzumelden. Ein wichtiger Grund, Facebook für überflüssig zu erklären, ist die mangelnde Relevanz der Mitteilungen, die gepostet werden. Dabei kann Facebook auch Peinlichkeitsgefühle hervorrufen, manche sagen, sie schämten sich für diejenigen, die mit ihren Mitteilungen den Geschmack verfehlen. Für diejenigen, die eine gewisse Zeit den Strom der Posts auf Facebook verfolgt haben, verliert die Plattform an Reiz. Man wird misstrauisch, ob die Posts derjenigen, die ständig aktiv sind, auch genügend Realitätsnähe haben. Und es betätigt sich wieder: Die Inhalte sind am Ende ausschlaggebend. Die Jüngeren Ein Profil in einer Community ist für die mittleren und älteren Jahrgänge eher eine strategische Überlegung. Für Jugendliche hat ein solches Profil eine viel höhere Bedeutung. Auf dem Weg, seine eigene Person zu entdecken und nicht mehr nur Sohn oder Tochter von … zu sein, kann ein Profil bei Facebook eine Stütze sein. Man entscheidet selbst, mit welchem Foto man sich darstellt. Da bei Facebook alle gleich sind, gehört man dazu, auch wenn man gerade eine Fünf geschrieben hat. Geht es auch ohne Facebook? Wer nicht auf Facebook ist, muss noch immer befürchten, nicht mehr so richtig dazu zu gehören. Es gibt auch einen Wettstreit, wie viele die eigene Freundschaftsanfrage bestätigt haben. Die Einschätzung ist unterschiedlich. Mit Facebook behält man einen größeren Bekanntenkreis im Blick. Für das Netzwerk derjenigen, mit denen man in ständigem Kontakt steht, braucht es Facebook jedoch nicht. Es kommt zu kleineren Plattformen Wenn die hier beschriebenen Einstellungen zum Trend werden, dann funktioniert Facebook in Zukunft vor allem als Telefonbuch und für wenig relevante Mitteilungen. Es wird dafür Plattformen geben, die die Nutzer in Punkto Datenschutz kontrollieren können. Der Drang, über Facebook in einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu werden, wird sich umkehren zu kleineren, überschaubaren Gruppen, wo man allen Mitgliedern Vertrauen schenken kann, dass die geposteten Inhalte nicht mit anderen, die man nicht einschätzen kann, „geteilt“ werden. Besser keine Aktien kaufen Vergleicht man das Geschäftsmodell von Facebook mit Google oder gar Apple, dann wird die Schwäche der Plattform deutlich: 1. Facebook macht sich zu 100% abhängig, von dem, was die Nutzer einstellen. 2. Im Unterschied zu Google liefert Facebook keine relevanten Suchergenbisse, sondern nur Geplapper. 3. Facebook hat sich auch keine Relevanz für Produkt- und Reise-Entscheidungen erarbeitet. Die Nutzer unterhalten sich kaum über die Qualität von Produkten, Büchern, Medien, um sich eine Meinung zu bilden. D.h. dass Facebook für die Werbung nicht so interessant ist, auch wenn man glaubt, mit den Profildaten die Banner genau auf die Seite zu lenken, wo Interesse vermutet wird. 4. Facebook hat keine Kontrolle über die Inhalte, die online gestellt werden. Im Unterschied dazu verfügt Apple über hochwertiges Material, nämlich Musik, Filme und E-Books zum Herunterladen. An jedem Download verdient Apple kräftig mit. Auch wenn Apple die Gewinne der Verlage und Autoren, der Filmstudios und Musiklabels begrenzt, es kommt diesem Anbieter das große Verdienst zu, die Surfer daran gewöhnt zu haben, dass Leistungen, zuerst waren es Musiktitel, etwas kosten sollten. Es empfehlen sich also Apple-Aktien. Aber da hätte man früher einsteigen müssen, jetzt weiß jeder, wie gewinnträchtig das Unternehmen ist. Tweet Dr. Eckhard Bieger SJ © Aschendorff Verlag, Münster