Reiseland Brandenburg
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Eine Verlagsbeilage Ihrer Tageszeitung 2014 Reiseland Brandenburg Wirtschaftsfaktor Tourismus im Aufschwung Gönnen Sie sich schöne Momente! Reiseland Brandenburg Jubel wie über den Titelgewinn Genießen Sie beste Unterhaltung mit der MAZ Ticketeria – jetzt auch online: www.ticketeria.de Es ist wieder soweit: Das brandenburgische Gastgewerbe wächst weiter und zeigt sich hochzufrieden. POTSDAMER Von Gerald Dietz SCHLÖSSERNACHT 2015 Der Ball rollt im brandenburgischen Gastgewerbe ein wenig so wie für das deutsche Team bei der diesjährigen Fußballweltmeisterschaft: Das auslaufende Jahr löst bei den Beherbergungs- und Gastronomiebetrieben Jubel wie beim Titelgewinn aus. Nicht zuletzt dürfte das Sportereignis mit den zahlreichen Public-Viewing-Veranstaltungen einen gehörigen Anteil an der Begeisterung gehabt haben. Die Erwartungen für die kommende Saison bleiben aber noch vorsichtig. Das zeigen die jüngsten Zahlen, die kürzlich von den drei Industrie- und Handelskammern im Land für die Branchenunternehmen präsentiert wurden. 15. August 2015, Park Sanssouci Potsdam Die drei Fragezeichen Kids ... und Du – Der Zirkus der Rätsel. DIE DREI FRAGEZEICHEN KIDS Ihre schönsten Balladen in neuen Arrangements: 02. Mai 2015, Nikolaisaal Potsdam Mehr als neun von zehn befragten Betrieben sind demnach mit der Lage hochzufrieden. Umsätze und vermietete Betten der Betriebe nähern sich damit dem Topjahr 2012, als das „Friedrich-Jubiläum“ mehr als fast 4,2 Millionen Gäste ins Land zog und 11,5 Millionen Übernachtungen verzeichnet wurden. Genaue Zahlen für 2014 gibt es noch nicht, aber bis September konnten erneut Zuwächse verbucht werden. Die Hoffnung steigt, dass sich die Bundesgartenschau 2015 in der märkischen Havelregion als erneuter Magnet erweisen wird. „MOTOWN – Die Legende“ bringt alle zum Tanzen. MOTOWN 03. – 11. Januar 2015, 15. Februar – 22. März 2015 Theater am Kurfürstendamm Berlin CITY UNPLUGGED 20. März 2015, Kulturhaus Ludwigsfelde „Der Künstler ist anwesend“: Jürgen Becker ist zu Gast im Brandenburger Theater. 27. Februar 2015, Brandenburger Theater, Brandenburg a. d. Havel Jetzt online bestellen: (ohne MAZ Card-Bonus) 0331 284 0 284 Bestellen Sie bequem telefonisch unter oder kaufen Sie direkt in einer unserer MAZ-Geschäftsstellen. Fotos: TMB-Fotoarchiv, DPA JÜRGEN BECKER www.ticketeria.de 03 Das zu Ende gehende Weltmeisterschaftsjahr war nur ein weiterer Höhepunkt für das brandenburgische Tourismusgewerbe, sich als bedeutender Wirtschaftsfaktor im Land zu etablieren. Rund sechs Prozent der Unternehmen gehören inzwischen zum Gastgewerbe. Die Umsätze der Betriebe konnten im Vergleich zu 2005 um rund ein Viertel zulegen. Gleichzeitig sank aber die Zahl der Betriebe um ein Fünftel auf 5500. „Die Entwicklung der Betriebskosten hat eine weitere Konzentration nach sich gezogen“, sagt Barbara Nitsche, die zuständige Bereichsleiterin in der beim Tourismus in Brandenburg federführenden Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam. Das Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten konnte stetig ausgebaut werden. Bald 84.000 Betten stehen inzwischen in Hotels, Pensionen, Gasthöfen, Jugendherbergen und anderen Beherbergungsstätten bereit. Nach wie vor sind die für die brandenburgische Wirtschaft enorm wichtigen mittelständischen Betriebe Träger des Gastgewerbes im Land, hat eine von den IHKn, dem Ministerium für Wirtschaft und Energie, die Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH und dem Dehoga in Auftrag gegebene Studie kürzlich ergeben. Vier von fünf Unternehmen der Sparte haben demnach Jahresumsätze, die die Viertelmillion-Euro-Marke nicht übersteigen. Der Beitrag der Betriebe in Gastronomie und Beherbergung am gesamten Bruttoinlandsprodukt konnte der Untersuchung zufolge innerhalb von fünf Jahren um 0,2 auf nun 1,7 Prozent zulegen. Allein das märkische Gastgewerbe hat inzwischen über 25.000 Beschäftigte. Dabei haben gerade die festen sozia lversicher ungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse zugenommen. Ihre Anzahl liegt um fast ein Drittel höher als noch in einer Vergleichsuntersuchung über die frühen 2000er Jahre. Obwohl im Gastgewerbe der Anteil der Saisonbeschäftigten traditionell sehr hoch ist, gibt es in der Branche in Brandenburg 55 Prozent mehr Vollals Teilzeitarbeitsverhältnisse. In der gesamten Tourismuswirtschaft Brandenburgs arbeiten gut 60.000 Menschen in mehr 10.000 Unternehmen. Sie erwirtschaften einen Jahresumsatz von insgesamt 4,4 Milliarden Euro. Unberührte Natur und einzigartige Kulturerlebnisse locken immer mehr Urlauber nach Brandenburg. IMPRESSUM – Reiseland Brandenburg, eine Verlagsbeilage der Märkischen Allgemeinen in Zusammenarbeit mit der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH. Chefredaktion: Thoralf Cleven; Redaktion: Bettina Schipke (verantw.), Dr. Ute Sommer, Claudia Bihler, Rüdiger Braun, Gerald Dietz, Ulrich Nettelstroth; Gestaltung: Annett Achtzehn, Sebastian Richter; Werbevermarktung: Gertraude Bieniek (verantw.); Druck: Pressedruck Potsdam GmbH, Friedrich-Engels-Straße 24, 14473 Potsdam Minister Albrecht Gerber sieht in der Gartenschau, die fünf Orte einbezieht, eine besondere Herausforderung. Interview: Ute Sommer T ouristische Angebote in den Bereichen Natur, Kultur und Gesundheit werden in Brandenburg immer eine große Rolle spielen, sagt Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD). Das Land ist auf Platz 2 der beliebtesten Radreiseregionen. Herr Gerber, hatten Sie schon Gelegenheit für einen Besuch auf dem Gelände der Bundesgartenschau 2015 in der Havelregion? Albrecht Gerber: Noch nicht, aber das werde ich sicher alsbald nachholen. Ich kenne sowohl die Stadt Brandenburg als auch das Westhavelland. Was sich dort in den vergangenen Monaten getan hat, werde ich mir demnächst anschauen. Was kann die Buga dem Reiseland Brandenburg bringen? Gerber: Die Buga ist für uns im Jahr 2015 das wichtigste touristische Ereignis. Wir haben die Erwartung, dass wir etwa 1,5 Millionen Besucher begrüßen können. Dadurch, dass es eine ganze BugaRegion ist, die auch unser Nachbarland Sachsen-Anhalt einbezieht, wird das eine besondere Herausforderung. Da kommt es darauf an, dass alle fünf beteiligten Orte interessant und spannend gemacht werden. So etwas gab es bundesweit vorher noch nicht. Wie soll das funktionieren? Gerber: Ich glaube schon, dass die verbindende Klammer – nämlich die Havel – diese Region den Besuchern ganz neu präsentiert. Diese Buga wird etwas ganz Besonderes sein. In Brandenburg an der Havel werden Sie Buga-Klassiker wie große Ausstellungsflächen haben. Für Radfahrer dürfte es interessant sein, die Buga-Orte auch mal abzuradeln. Brandenburg ist bekannt dafür, neben Natur- und Kultur-, Gesundheits- und Wassertourismus auch gute Angebote für Radfahrer zu haben. Das Land hat gut ausgebaute Radwege. Die müssen aber auch gepflegt werden. Gibt es Geld dafür? Gerber: 2014 standen wir in der Liste der beliebtesten deutschen Radreiseregionen erstmals auf Platz 2. Das ist ein schöner Erfolg – und den wollen wir natürlich behaupten. Wir wollen ein Förderpro- Reiseland Brandenburg Brandenburg punktet mit Qualität gramm auflegen, das den Landkreisen die Möglichkeit gibt, Radwege – beispielsweise aus den 1990er Jahren – auf modernen Stand zu bringen. Welche Regionen werden davon profitieren? Gerber: Es geht insgesamt um 14 überregionale Radwege und sechs historische Stadtkerne, durch die die Wege führen. Die sind übers ganze Land verteilt. Es wird einen Fördertopf für die Landkreise geben, über den nach den Modernisierungsarbeiten auch Strukturen für Unterhalt und Bestandspflege der Radwege aufgebaut werden sollen. Das Land ist Vorreiter beim Service – und bei Angeboten für Menschen mit Handicap. 60 Millionen Euro Fördergeld der Europäischen Union sind von 2007 bis 2013 in den Brandenburger Tourismus geflossen. Wird es diese Hilfen auch in der neuen Förderperiode geben? Gerber: Wir haben mehr als 10.000 Betriebe im Tourismusbereich. Das ist gerade für viele ländliche Regionen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor mit einem kontinuierlichen Wachstum. Wir werden daher dafür sorgen, dass auch für die Tourismuswirtschaft als einer zukunftsfähigen Branche europäische Fördermittel zur Verfügung stehen. In der neuen Förderperiode werden touristische Projekte dann gute Chancen auf Unterstützung haben, wenn sie sich einem der von der EU definierten Förderschwerpunkte zuordnen lassen – beispielsweise unter der Überschrift Nachhaltigkeit oder Innovation. Bei der Suche nach erstklassigen Angeboten kann sich der Gast auch an der Sterne-Klassifizierung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) orientieren. Als Wegweiser kann zudem das Qualitätssiegel „Brandenburger Gastlichkeit“ dienen. Die beteiligten Gastronomen unterziehen sich einem Check durch unangekündigte Tester. Brandenburg ist Vorreiter nicht nur bei Qualität, sondern auch beim Abbau von Schranken für Menschen mit Behinderung. „Für uns ist es bedeutend, es allen Zielgruppen zu ermöglichen, barrierefrei Urlaub zu machen – ganz selbstverständlich, selbstbestimmt und ohne fremde Hilfe dasselbe Angebot wahrzunehmen wie Menschen ohne spezielle Einschränkungen“, betont Dieter Hütte, Geschäftsführer der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH. Angebote gibt es schon eine Menge. Tipps hält eit Juli 2014 ist Lübbenau nicht nur das Tor zum Spreewald, son- die aktuelle Broschüre dern auch eine „Q-Stadt“. Bereits 24 Unternehmen der Stadt wur- „Brandenburg für alle – den von der Initiative ServiceQualität Deutschland mit dem Zertifi- barrierefrei reisen“ bekat „ServiceQ“ ausgezeichnet. Lübbenau ist damit bereits die siebte reit, die im Januar 2015 Kommune in Brandenburg, die – bezogen auf ihre Einwohnerzahl in Neuauflage erscheint. – eine Mindestanzahl an zertifizierten Betrieben erreicht und damit den seit 2011 vergebenen Titel „Q-Stadt“ als Ausweis für Qualität errungen hat. Zuvor wurden schon Bad Saarow (Oder Spree), die kreisfreie Stadt Brandenburg an der Havel, Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz), Burg (SpreeNeiße) sowie Schwielochsee und Lübben (beide Dahme-Spreewald) prämiert. S Wo sehen Sie die Schwerpunkte für die künftige Entwicklung der Branche? Gerber: Wir fangen gerade an, die neue Landestourismuskonzeption zu entwickeln. Wir wollen das Jahr 2015 dafür nutzen, gemeinsam mit der Branche einen neuen Handlungsrahmen abzustecken. Aber klar ist, dass die Bereiche Gesundheit, Kultur und Natur immer eine zentrale Rolle für das Land spielen werden. Das „ServiceQ“ ist für die beteiligten Unternehmen und Kommunen eine dauerhafte Verpflichtung. Denn bewertet werden in drei aufeinanderfolgenden Stufen zunächst der Qualitätsaufbau, dann die Qualitätssicherung und schließlich ein umfassendes Qualitätsmanagement. Das Siegel ist für drei Jahre gültig, dann steht eine erneute Zertifizierung an. Welche Bedeutung hat der barrierefreie Tourismus? Gerber: Wir haben im Land mehr als 800 Anbieter mit 1.300 Angeboten für Menschen mit Handicaps und haben damit gute Erfahrungen gemacht. Meist entscheidet ja das Familienmitglied, das auf Barrierefreiheit angewiesen ist, wohin die Urlaubsreise geht. 2014 gab es in Doberlug-Kirchhain die erste Brandenburgische Landesausstellung in Kooperation mit dem Nachbarn Sachsen. Jetzt kommt die Buga zusammen mit Havelberg in Sachsen-Anhalt. Sind die Projekte über Ländergrenzen hinweg das Konzept der Zukunft? Gerber: Die gemeinsame Landesausstellung war überfällig und hatte eine gute Botschaft. Die Ausstellung hat der Wahrnehmung des Landes einen guten Dienst erwiesen. Fast 100.000 Besucher – das ist ein schöner Erfolg für eine Region, die sonst eher im Windschatten touristischer Themen steht. Das Lausitzer Seenland wird ja auch länderübergreifend vermarktet – von Brandenburg und Sachsen. Denn die Lausitz macht nicht an Landesgrenzen halt. Für Brandenburg selbst müssen wir uns Gedanken machen, ob die jetzige Aufteilung der Reisegebiete in Brandenburg der Weisheit letzter Schluss ist. Die Frage ist, ob wir nicht durch sinnvollere Einheiten bessere Ergebnisse erzielen können. Sinnvolle Einheiten bedeuten größere Einheiten? Gerber: Ja, so groß ist das Land nicht, als dass wir uns so viele Reisegebiete leisten können. 05 Von Ulrich Nettelstroth Schulung und Zertifizierung Fotos: TMB-Fotoarchiv/ Yorck Maecke „Buga 2015 ist das wichtigste Ereignis“ Reiseland Brandenburg Foto: Michael Hübner 04 Die Tourismusakademie Brandenburg bündelt die Aus- und Weiterbildungsangebote der Tourismuswirtschaft im Land Brandenburg. Künftig werden zum Beispiel in einem steigenden Umfang Fremdsprachenkenntnisse und der professionelle Umgang mit modernen Kommunikationsmitteln gefragt sein. Es gibt aber auch Schulungen zum Umgang mit Beschwerden oder Workshops, in denen es ums Kochen für Allergiker geht. Die Akademie ist zudem zentrale Anlaufstelle, wenn es um Servicequalität und Barrierefreiheit geht. net Internet: www.tourismusakademie-brandenburg.de Barrierefrei an die schönsten Orte Brandenburgs reisen. Sehbehinderte können etwa den Spreewald per Tandem erkunden, für Gehörlose gibt es einen speziellen Audioguide in der Potsdamer Tropenwelt Bioshäre. Der Flämingskate ist eine ideale Ausflugsstrecke für alle, die einen glatten Untergrund brauchen, das gilt für Kinderwagen genauso wie für Rollstühle. Das Ruppiner und das Lausitzer Seenland, beide Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Barrierefreie Reiseziele in Deutschland, haben maßgeschneiderte Wassertourismus-Angebote für Menschen mit Handicap. Internet: Eine gute Informationsplattform stellt die Internetseite www.barrierefrei-brandenburg.de dar, mit Detailinfos zu über 800 Anbietern in Brandenburg. 06 Reiseland Brandenburg Nah am Wasser gebaut Das Lausitzer Seenland ist mit mehr als neun Millionen Euro durch die Europäische Union gefördert worden. Von Ute Sommer Aquarellkurs in der alten Schmiede Das Lausitzer Seenland mit dem Senftenberger See als dicken Brocken macht sich einen Namen als Reiseziel. „Die Bekanntheit wächst, immer mehr Gäste kommen“, konstatiert Dana Hüttner, Sprecherin des Zweckverbandes. Das Seenland umfasst 25 künstlich geschaffene Gewässer, die durch die Flutung ehemaliger Braunkohletagebaue in Brandenburg und auch Sachsen entstehen. Peu à peu wird die Landschaft für Wassersportfreunde nutzbar gemacht, werden Verbindungen zwischen den Seen geschaffen, Radwege an den Ufern angelegt. Es kommen Gaststätten hinzu, Einkaufsmöglichkeiten – eben Dinge, die Urlauber für ein paar entspannende und erlebnisreiche Tage brauchen. Knapp 26 Millionen Euro wurden in der Zeit von 2007 bis 2013 in derartige Projekte im Lausitzer Seenland investiert. 16,5 Millionen Euro davon sind Fördergeld. Den Löwenanteil zahlte dabei die EU aus ihrem Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Sie unterstützte den Aufschwung dieser Urlaubsregion mit mehr als neun Millionen Euro. Mit der Feuerwehr vom Bahnhof ins Ferienhaus: In Breetz ist das ein besonderer Service für Urlauber. Von Claudia Bihler E igentlich hatten Brigitte und Horst Oppenhäuser schon einen alten Bahnhof auf Mallorca umgebaut. Doch irgendwann war ihnen die Insel zu voll und während eines Fluges nach Deutschland dachten sie über eine Alternative nach. „Im Flieger las meine Frau eine Anzeige über die Versteigerung einer Jugendstilvilla in Lenzen“, sagt Horst Oppenhäuser. Die Prignitz kannten die beiden bis dahin noch nicht, hatten jedoch woanders bereits mehrfach alte Häuser gekauft, saniert und weiterverkauft. Am Tag der Versteigerung stellte sich heraus, dass für die Lenzener Villa kein einziges weiteres Gebot eingegangen ist: „Wir bekamen die Villa für das Mindestgebot.“ Beispiel Stadthafen Senftenberg. Er wurde im April des vergangenen Jahres der Öffentlichkeit übergeben. Bis zu 140 Sportboote finden hier einen Liegeplatz. Die Freizeitkapitäne können an Land essen, shoppen, sich ein Rad ausleihen oder mit dem Segway die Gegend erkunden. Für Gäste stehen Motorboote zum Verleih. Ab dem nächsten Jahr startet vom Hafen aus ein Fahrgastschiff zu Rundfahrten über den Senftenberger und Geierswalder See, sagt Hüttner. Viele Jahre lang hatte sich Senftenberg vom See, dem alten Tagebau, abgewandt entwickelt. Langsam erst kam der Wandel. Der neue Hafen ist da Hüttner zufolge so etwas „wie das i-Tüpfelchen“. Der Stadthafen hat rund 13 Millionen Euro gekostet. Der Großteil der Kosten wurde über Fördergeld abgedeckt. Zweieinhalb Wo einst Braunkohle abgebaut wurde, Jahre betrug die Bauzeit. Jetzt entsteht ein Paradies für Wassersportler. ragt eine markante Seebrücke 80 Meter weit auf den See. Brüsseler Hilfen Das Land Brandenburg wird in der Förderperiode von 2014 bis 2020 rund 2,2 Milliarden Euro aus den Fonds der Europäischen Union (EU) bekommen. Rund 846 Millionen Euro werden über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) ausgereicht. Mit dem Geld sollen unter anderem Aktivitäten zum sparsamen Einsatz von Energie und anderen Ressourcen sowie die Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Firmen unterstützt werden. Auch touristische Anbieter mit innovativen Ideen sollen gefördert werden. so Brandenburg hat in der Zeit von 2007 bis 2013 mehr als 208 Millionen Euro in die Förderung touristischer Projekte gesteckt. 60 Millionen Euro davon kamen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Im Norden des Landes hilft EU-Geld dabei, den „Langen Trödel“ – ein Stück Finowkanal zwischen Zerpenschleuse und Liebenwalde (Oberhavel) – auszubauen. Martin Linsen, Leiter des Tourismusreferats im Brandenburger Wirtschaftsministerium, macht bei solchen öffentlich unterstützten Projekten einen ganz besonderen Effekt aus: Die Entwicklung von Infrastruktur und gewerblicher Wirtschaft geht Hand in Hand. Ist die Basis wie Hafen, Wasserweg oder Radweg da, „entscheiden sich viele Gewerbetreibende für private Investitionen“, so Linsen. Das hat auch Dana Hüttner am Senftenberger See erlebt. Private Dienstleister wie Vermieter von Ferienwohnungen „springen auf das Pferd auf“, so Hüttner. Das befördert den Aufwärtstrend. Internet: www.eu-fonds.brandenburg.de, www.efre.brandenburg.de Das Paar nahm sein neues Haus an einem regnerischen, ungemütlichen Novembertag in Augenschein. „Als wir davor standen, war uns klar, weshalb kein anderer mitgeboten hat“, sagt Oppenhäuser. Doch von Aufgeben war keine Rede: „Wenigstens wollten wir hier Urlaub machen können.“ Beim nächsten Besuch empfi ng eine wesentlich sonnigere Natur die Familie. So dauerte es nicht lange, bis sich die Oppenhäusers mit der Prignitzer Landschaft anfreundeten. Inzwischen haben sie nicht nur die Jugendstilvilla, sondern auch drei alte Fachwerkhäuser im benachbarten Breetz zu Ferienhäusern und Wohnhaus umgestaltet, darunter eine 200 Jahre alte Schmiede. „Nostalgie-Ferien“ heißt der kleine Beherbergungsbetrieb heute. Fotos: Claudia Bihler m Senftenberger See im Süden Brandenburgs geschieht Außergewöhnliches. 37.000 Gäste buchten im Jahr 2008 beim Zweckverband Lausitzer Seenland Brandenburg ein Ferienhaus, ein Hotelzimmer oder eine Stellfläche zum Campen am See. Sechs Jahre später waren es schon 48.000 Gäste. Das ist ein Plus von fast einem Drittel. Ähnlich hohe Zuwachsraten verzeichnete der Zweckverband auch bei der Anzahl der Übernachtungen. Fotos: Andreas Franke, Peter Radke Zweckverband Lausitzer Seenland Brandenburg A Reiseland Brandenburg Heute kämpft im geräumigen Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss ein großer Bullerjahn mit Wärme und Holzfeuergeruch gegen winterliche Wetterunbilden an, derweil sich eine strubbelige Perserkatze vor dem Ofen räkelt. Hinterm Haus plätschert die Löcknitz, die sogar zu einem kleinen Badesee aufgestaut ist. „Breetz war früher ein Fischerdorf“, sagt Oppenhäuser, „heute wird hier sehr viel geangelt.“ Er breitet seine Arme aus: „Ab und zu ist auch so ein Hecht Unternehmensporträt > Brandenburg NORD dabei.“ Die Gäste wissen die Ursprünglichkeit des Dorflebens zu schätzen, erklärt der Inhaber der Ferienhäuser, der seine Gäste seit Neuestem mit einer alten Feuerwehr vom Wittenberger Bahnhof abholt oder sie in Aquarellmalerei unterrichtet. „Wir haben dafür gesorgt, dass die Feriengäste das Dorfleben in unseren alten Bauernhäusern gut nachempfinden können, aber moderne Annehmlichkeiten wie Sauna und Whirlpool nicht vermissen müssen“, sagt Oppenhäuser: „Und wir haben die Appartements so ausgestattet, als wenn wir selbst darin wohnen 07 Winter im Land der Tausend Seen 111 Hotel- und £ p.P. im DZ Ferienanlage im schönsten Teil der Mecklenburgischen Seenplatte. Mit eigenem Yachthafen, Kinderland mit täglichen Programmen und einer 1.000 qm großen Erlebnis-Wasserwelt mit Wellnessbereich. 2 Übernachtungen inkl. Frühstück 2 x Abendessen vom Themenbuffet O 5,- @ Wertgutschein pro Buchung O Sport- und Aktivkurse O morgendliche Aqua-Fitness O tägliche Kinderbetreuung im Kinderhaus O freier Eintritt in die Erlebnis-Wasserwelt „Kaskaden“ mit Schwimmbad, Whirlpool, Kinderrutsche & Saunen O Horst Oppenhäuser vermietet Ferienhäuser mit Charme. würden.“ Immer wieder stellt er fest, dass die Urlauber in Breetz so sofort den Großstadtstress hinter sich lassen würden. Das geht so weit, dass sich in Breetz inzwischen Besucher sogar niedergelassen haben. Das ursprüngliche Dorf mit seinen reedgedeckten Häusern hat sich zur kleinen Kunstausstellung entwickelt, in dem Zwölf-Häuser-Ort gibt es nun sogar ein kleines Café. Die Besucher sind von der weiten Elbelandschaft mit ihren zahllosen Reihern, Schwänen und Wildgänsen beeindruckt. Gegen kaltes Nieselwetter haben die Oppenhäusers inzwischen ein Rezept: „Zu der Zeit machen wir meist selbst Urlaub.“ O Angebot gültig 02.11. – 21.12.2014 und 01.01. – 27.03.2015 BEST WESTERN PLUS Marina Wolfsbruch Marina „Wolfsbruch“ GmbH · Im Wolfsbruch 3 16831 Rheinsberg-Kleinzerlang · Tel. 033921/87 www.marina-wolfsbruch.de Oppenhäuser Nostalgie-Ferien Breetz (Prignitz) Beschäftigte: 1 und Saisonkräfte www.nostalgie-ferien.de 08 Unternehmensporträt > Brandenburg NORD Tauchbasis und Kletterturm Die Wittenberger Ölmühle wurde in ein Erlebniszentrum für Urlauber und Einheimische verwandelt. Von Claudia Bihler A ls bei den Wittenberger Elblandfestspielen in den 1990er Jahren ein paar Mutige zum ersten Mal Operetten aufführten, da stand nur eine mobile Bühne im riesigen Wirtschaftshof der alten Ölmühle in Wittenberge. Inzwischen hat das Prignitzer Operettenfestspiel eine fest installierte und überdachte Bühne, viele der leer stehenden Speichergebäude sind bereits zu einem großen Gastronomie- und Veranstaltungskomplex umgebaut. „Wir setzen hier auf drei Säulen“, sagt Lutz Lange, Inhaber des Hotel- und Gaststättenbetriebes: „Auf den Tagungstourismus, auf Familienfeiern und im Sommer auf Kurzurlauber und den Radtourismus auf dem Elberadweg.“ Reiseland Brandenburg Reiseland Brandenburg Die Uckermark schmeckt nach Apfelwein sierung der Nationalsozialisten entging, indem er schon frühzeitig seine Unternehmen in eine Märkische Aktiengesellschaft umwandelte. Rund 6,5 Millionen Euro hat der Umbau den Gastronomen Lutz Lange inzwischen gekostet, noch sind längst nicht alle Vorhaben umgesetzt. Lange: „Eigentlich wollte ich mal wesentlich weniger ausgeben.“ Rund 50 Leute arbeiten inzwischen in der Ölmühle. Im Hotel gibt es derzeit 65 Betten. Die Kapazität soll noch deutlich aufgestockt werden. In den Obergeschossen des Speicherkomplexes sind 30 weitere Zimmer sowie ein großer Sozialtrakt für die Mitarbeiter geplant. Und irgendwann, wenn diese Vorhaben umgesetzt sind, soll auch das Dachgeschoss genutzt werden – als modernes Spa- und Wellnesszentrum. Gutshof Kraatz bietet seinen Gästen keine Sterne-Ferienwohnung, dafür jedoch den Sternenhimmel. Lange setzt auf Erlebnis-Tourismus. In einem ehemaligen Tanklager der Ölmühle entstand ein Kletterturm, der von März bis Oktober ständig besetzt, ab Oktober mit Voranmeldung zu nutzen ist. Nebenan können Wassersportler demnächst ihre Taucher-Grundausbildung absolvieren: zehn Meter tief ist der ehemalige Rapsöl-Lagertank, der derzeit zur Tauchbasis umgebaut wird. Die Hochwasser-Lounge im Uferturm sollte eigentlich nur temporär zum letzten Elbehochwasser informieren. Doch der Infopoint, in dem Sandsäcke vom letzten Elbehochwasser als rustikale Sitzgelegenheiten dienen und die Gut essen, sportlich aktiv werden und Kultur erleben – das ist alles in der Ölmühle Wittenberge möglich. J Ölmühle Wittenberge Wittenberge (Prignitz) Fotos: Gutshof Kraatz www.oelmuehle-wittenberge.de Fotos: Claudia Bihler Beschäftigte: 50 Chronologie der Überflutungen in Bild und Film dargestellt ist, wird inzwischen so gut angenommen, dass er nun als Lounge bleiben soll. 09 der eine Zukunft zu geben, sicherten sich die Bauherren so steuerliche Vorteile und eine EU-Förderung für den Ausbau der Ferienwohnung. Letztere kann sich wirklich sehen lassen. Hinter uralten Backsteinmauern und bodentiefen Rundbogenfenstern finden die Feriengäste ein stimmiges Interieur. Nur einen Fernseher gibt es nicht. „Wer hier Urlaub macht, sucht Ruhe und Nähe zur Natur“, ist Profitlich überzeugt. Dass ihm die fehlende Glotze eine Sterne-Zertifizierung durch den Tourismusverband unmöglich macht, stört ihn nicht. „Wir bieten unseren Gästen zwar keine Sterne-Ferienwohnung, dafür aber den uckermärkischen Sternenhimmel.“ Von Bettina Schipke Stück für Stück investiert Lange in den Ausbau des gewaltigen Komplexes, in dem bis 1990 noch aus Raps Öl gepresst wurde. Die Ölmühle, gelegen an den Handelswegen zwischen Hamburg und Berlin, bildete einmal den Kern der Wittenberger Industrialisierung in der Gründerzeit. Kurz nach der Wende war Schluss, die Ölmühle wurde abgewickelt. Der Komplex direkt an der neuen Elbepromenade stand leer. Inzwischen sind in der großen Gründerzeitvilla der ehemaligen Besitzer moderne Hotelzimmer untergebracht, in den Speichergebäuden finden sich Veranstaltungsräume für bis zu 350 Personen: die größten weit und breit. Und weil die Brautradition zur Wittenberger Geschichte gehört, wird auch in der alten Ölmühle wieder Bier gebraut: „HerzBräu“ gibt es als Pils und Dunkelbier, seinen Namen bekam es im Andenken an den Gründer und Erbauer der Ölmühle, Salomon Herz, dessen Nachfolger Wilhelm Herz als jüdischer Industrieller der Ari- Unternehmensporträt > Brandenburg NORD ede Urlaubsregion hat ihren Geschmack. Wenn es nach Edda Müller und Florian ProfitFür die Nachlich geht, könnten Urlaubserbarn im Dorf innerungen an die Uckermark sei es anfangs schon bald nach dem erfrischenunvorstellbar dem Apfel- und Birnenwein gewesen, dass schmecken, den das Paar seit sich jemals ein Urlauber in das entlegene 2011 im ehemaligen Stall des Kraatz verirren könnte. Doch die Ferienwohnung Gutshofes Kraatz herstellt. „Für in der alten Wagenremise war so gut nachgefragt, unsere Weine und Säfte nutzen dass Edda Müller und Florian Profitlich in einem wir landschaftsprägende, alte Siedlerhaus auf dem alten Gutsgelände inzwischen Streuobstbestände der Region, ein zweites Feriendomizil eingerichtet haben – deren geschmackliche Qualitädiesmal ganz im Stile der 1930er Jahre. ten weitgehend vergessen wurden“, erklärt Florian Profitlich. Die Sanierung historischer Gebäude ist für MülSo erleben in der Kraatzer Keller und Profitlich inzwischen so etwas wie eine terei alte Sorten wie der BohnenLebensaufgabe geworden. „Viele der alten Wirtapfel oder der Pfannkuchenapfel schaftsgebäude in der Region sind in einem bemitein süffiges Comeback. Rund Edda Müller und Florian Profitlich haben dem alten leidenswerten Zustand oder bereits abgebrochen“, 10.000 Liter Obstsaft und -wein Gutshof in Kraatz neues Leben eingehaucht. ärgert sich Florian Profitlich. Dabei seien sie wewerden hier pro Jahr in Flaschen abgefüllt. In der benachbarten Weinschänke mit angeschlossenem sentlicher Bestandteil der ehemaligen Güter und wichtig für die hisHofladen können die Getränke gekauft und verkostet werden. Von torische Identität dieser Dörfer. In Kraatz ist es ihm und seiner Frau Donnerstag bis Sonntag werden hier ab April 2015 auch wieder regio- gelungen, einige das Ortsbild prägende Gebäude denkmalgerecht zu sanieren und somit zu erhalten. Für dieses Engagement erhielt das nale kulinarische Köstlichkeiten gekocht und serviert. Paar 2013 den 1. Preis im Wettbewerb Regionaltypisches Bauen im Edda Müller und Florian Profitlich zog es vor 14 Jahren aus Berlin in Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und Umgebung. die Uckermark. Damals kauften die Film-Cutterin und der Architektur-Fotograf in dem Dörfchen Kraatz, 20 Kilometer nordwestlich von Prenzlau, einen 140 Jahre alten Getreidespeicher mit angeschlosseGutshof Kraatz ner Wagenremise. Beides wurde mit viel Liebe zum Detail saniert. Kraatz (Uckermark) So kamen in erster Linie alte vorhandene Baustoffe wie Ziegel und Lehm oder alte Holzbalken zum Einsatz. Eine ressourcenschonende Beschäftigte: 7 Holzpellet-Heizung sorgt für Wärme und das Abwasser wird in einer www.gutshof-kraatz.de Pflanzenkläranlage auf dem eigenen Grundstück gesäubert. Noch bevor der Umbau begann, hatte sich das Ehepaar mit Erfolg dafür eingesetzt, dass der Gebäudekomplex unter Denkmalschutz gestellt wurde. Neben dem Versprechen, den historischen Gebäuden wie- Hörbare Stille inklusive In der Uckermark lädt Familie Steinland Städter in ein Refugium aus Kunst, Natur und Harmonie. Von Bettina Schipke E s war die Nachtigall – die Lerche aber auch. Jedoch drangen die heimischen Singvögel nicht bang an das Ohr von Agnes Gramming-Steinland. Im Gegenteil. „Die Nachtigall, die hier so schön sang, veranlasste uns, 2002 das alte gräfliche Forsthaus in Temmen-Ringenwalde zu kaufen.“ Das Ehepaar wollte Vogel und Natur an diesem Ort unbedingt erhalten und entschied sich deshalb, nach eigenem Konzept Ferienwohnungen und Studios in das alte Haus einzubauen und zu gestalten. Natürlich wurde auch der Garten einbezogen. Das ganze Vorhaben wurde durch das Land Brandenburg aus Mitteln des Programms zur Entwicklung des ländlichen Raumes sowie aus Mitteln des Programms zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur gefördert. Reiseland Brandenburg Reiseland Brandenburg 11 30.000 Fahrgäste pro Jahr nutzen den Naturbahnhof Chorin als Ausgangspunkt für Exkursionen. Bei der Einrichtung und Gestaltung hat sich die Künstlerin stark vom Jugendstil inspirieren lassen. Und stellte so eine Individualität der Quartiere her, die dennoch nicht mit zu vielen Details erdrückt. „Wir haben mit viel Aufwand zum Beispiel die alten Holzdielen unter mehreren Schichten Fußbodenbelag hervorgeholt“, erinnert sich Michael Steinland an viele in Kauf genommene Mühen eines umsichtigen Umbaus. Auch neue tragende Balken mussten eingezogen werden. Die fertigte eine Künstlerin aus der Nachbarschaft, schuf so eine bauliche Notwendigkeit, zugleich ein minimalistisches Kunstwerk im Raum. Bei jedem Gang durch Haus und Garten kann der achtsame Gast neue Überraschungen entdecken. Die lassen in der Summe einen romantischen Sehnsuchtsort entstehen. „Jedes Zimmer entspricht einem Teil des Naturzyklus und jedes Zimmer ist ein Bild“, beschreibt Agnes GrammingSteinland ihre Gestaltungsidee. Zum Ambiente hinzu können sich ihre Gäste auch ganz individuelle Wünsche erfüllen. Allerdings ohne Tagesplan oder Preisliste, in der diverse Angebote aufgelistet sind. „Will jemand in den Seen der Umgebung angeln, besorgen wir gern eine Angelkarte“, erzählt Michael Steinland. Der studierte Biologe und „Ein Anwesen, das Schönheit Mitgestalter zahlreicher großer atmet“, so beschreibt die Gartenschauen vergangener Jahfreischaffende Künstlerin re gibt seinen Gästen auch gern und Autorin ihre wichtigs- Gleich hinter dem alten Forsthaus können die fachkundige Auskunft zu Flora te Intention. Der alte Obst- Urlauber ein kleines Gartenparadies genießen. und Fauna in der Umgebung. garten, eine Sauna und ein Die Hausherrin liefert auf Wunsch eine Kräuter- und Kochkiste plus Freiluft-Whirlpool sollten mit dem Haus in Rezepten und Tipps zur Verarbeitung all der „Schätze“, die Garten einer harmonischen Einheit für ihre Gäste und Wald bereithalten. In der Umgebung des „Alten Gartens“ gibt es erlebbar werden. außerdem manches zu entdecken. Im Jahre 2004, als das Haus fast fertig renoviert war, standen bereits „Familien schicken wir gerne in Alter Garten den Familiengarten und den Zoo die ersten Gäste vor der Tür, erinnert sie sich. Die fanden anderenorts Feriendomizil in Eberswalde. Ansonsten empnicht die Ruhe und Entspannung, die sie in der Uckermark eigentlich Temmen-Ringenwalde gesucht und bitter nötig hatten. Da die Steinlands nur noch stille Ar- fehlen wir Konzerte des Ucker(Uckermark) beit im Garten hatten und kein Handwerkerlärm mehr anfiel, konn- märkischen Musiksommers“, so die Gastgeber. Wellnessfans ten die verfrühten Gäste bleiben. Beschäftigte: 3 empfehlen sie die Natur Therme www.altergarten-feriendomizil.de Viele, die einmal die Atmosphäre der Räume und Freiräume rund Templin. Oder es wird eine Fahrt ums Haus gespürt haben, kehren zurück in das uckermärkische Dorf. auf der Draisine in Templin verManche reisen zunächst als frisch verliebte Pärchen an. „Die kom- mittelt. Unternehmensporträt > Brandenburg NORD Vom E-Bike bis zum Trampelbus men über Jahre hinweg und dann plötzlich mit Kind“, berichtet die Hausherrin von treuen Stammgästen aus Berlin, Hessen, Sachsen. Übrigens ist sogar eine Katze drunter. Diese Tiere mögen den Wechsel ihrer gewohnten Umgebung sonst ganz und gar nicht. Andere Besucher verteilen sich in drei Generationen über fünf Wohnungen und zwei Studios unterm Dach und verbringen gemeinsame Stunden im Garten oder in der Natur der Umgebung. „Das Haus ist nie überfüllt. Jeder findet seinen Platz“, versprechen die Gastgeber. Von Bettina Schipke P ünktlich um 11.16 Uhr rollt auf dem Bahnhof Chorin (Landkreis Barnim) der Regionalexpress aus Berturbahnhof Chorin für viele lin ein. Jetzt im Winter steigen nur wenige Reisende aus Ausflügler Ausgangspunkt für dem Zug. „Spätestens ab April sieht das anders aus“, verRadtouren und Wanderungen. sichert Steffen Branding. „Dann platzt der Bahnsteig an Von hier aus erkunden sie das manchen Tagen geradezu aus den Nähten.“ Und Branding Biosphärenreservat Schorfheidemuss es wissen. Denn der Bahnhof ist so etwas wie sein Chorin, das Ökodorf Brodowin zweites Zuhause. Als Jugendlicher strich er auf dem Bahnoder das Choriner Kloster. hofsgelände die Zäune. „Ich fand diesen Ort einfach faszinierend“, erinnert sich der 42-Jährige. Deshalb schmerzte In der ehemaligen Wartehalle des BahnErste Attraktion für alle Gäste es ihn auch besonders, als das Gebäude nach der Wende hofs ist heute viel Platz zum Feiern. ist jedoch der Bahnhof selbst. geschlossen wurde. Jahrelang stand das Empfangsgebäude von 1920 leer. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis man das Haus Leuchtend rot erwartet er neben dem Schienenstrang die Besucher. Im hätte abreißen müssen“, sagt Steffen Branding. 2005 beschloss er Erdgeschoss gibt es einen Fahrradverleih: 200 Drahtesel – vom Kindeshalb, den Bahnhof zu kaufen und zum Firmensitz der Chorona derrad über Tourenräder mit und ohne Elektroantrieb, Tandems bis Immobiliengesellschaft zu machen. Das Gebäude sollte wieder hin zum Rollstuhlrad – warten hier auf ihren Einsatz. Für Gruppen stehen sogenannte Trampelbusse bereit. Bis zu 22 Personen können öffentlich erlebbar sein. mit diesen Gefährten die Umgebung erkunden. Der Regionalladen im Drei Jahre dauerte es von der Unterzeichnung des Kaufvertrages mit Bahnhof bietet neben Wanderkarten und Heimatliteratur auch Bioder Bahn bis zur Eröffnungsfeier. Insgesamt 750.000 Euro investier- Produkte aus der Region und Kunsthandwerkliches. Im benachbarten te der Unternehmer in seinen Traum, den inzwischen geschätzte Bistro wird an den Saisonwochenenden für das leibliche Wohl gesorgt. 30.000 Fahrgäste pro Jahr in der Realität erleben. Heute ist der Na- Eine neue Nutzung erfährt auch die ehemalige Wartehalle. Wo einst Reisende der 3. Klasse auf den Zug warteten, gibt es heute einen hellen, gemütlichen Raum, in dem Familienfeiern, Tagungen und Kulturveranstaltungen stattfinden. Auch die Manager der Bahn tagen hin und wieder im ehemaligen Wartesaal des Choriner Bahnhofs. So sei hier beispielsweise vor einigen Jahren die Idee für die „Grüne Bahncard“ geboren worden, berichtet Steffen Branding. Brandenburg aktiv erleben – das wollen immer mehr Menschen. Um die Segmente Radfahren, Wasser- und Wanderurlaub im Der Tourismus sei eine Branche, die ständig Neuerungen verlangt. Brandenburger Tourismus zu stärken, wurde deshalb bereits Branding ist deshalb mit den Gedanken schon bei der Saison 2015. 2006 das Netzwerk „Aktiv in der Natur“ als erstes touristisches Die wichtigste Neuerung am Bahnhof nehme allerdings die Bahn in Kooperationsnetzwerk auf Landesebene gegründet. Hier setzen Angriff. „Chorin bekommt zwei sich zahlreiche Partner für touristische Themen ein, fördern und neue, barrierefreie Bahnsteige“, gestalten gemeinsam Angebote für Radfahrer, Wasserurlauber Chorona verkündet Branding. Der Fahrund Wanderer. Immobilien GmbH radverleih habe sich gerade dem Das Netzwerk hat es sich zum Ziel gesetzt, die Qualität der Chorin und Eberswalde Netzwerk „Sonne auf Rädern“ Angebote im Aktivtourismus zu erhöhen und neue, marktfähi(Barnim) angeschlossen und kann über die ge Angebote zu entwickeln. Durch den Zusammenschluss von Verbundpartner künftig auf Vortouristischen Akteuren werden nicht nur finanzielle Mittel und Beschäftigte: 20 bestellung zusätzliche E-Bikes Ressourcen gebündelt, sondern auch gemeinsam neue Märkte www.chorona.de ordern. „So werden wir der wacherschlossen und regionsübergreifende Projekte realisiert. bs senden Nachfrage nach diesen www.brandenburg-aktiv.info Bikes besser gerecht.“ Aktiv in der Natur Fotos: Bahnhof Chorin Unternehmensporträt > Brandenburg NORD Fotos: Agnes Gramming-Steinland (2), Bettina Schipke (1) 10 12 Reisen im Zeichen des Klimawandels Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung beschäftigt sich mit ökologisch bewusstem Tourismusmanagement. Von Rüdiger Braun D Reiseland Brandenburg Reiseland Brandenburg 13 Bestens erreichbar gehören 1000 Kilometer ausgewiesene Wanderwege für ein intensives Naturerleben. „Die Diskussion um die Beeinflussung des Tourismus hin zu mehr Umweltfreundlichkeit gab es ja schon in den 1990er Jahren“, sagt Prof. Dr. Rein, der seit 2007 an der HNE Landschaftspflege lehrt. Allerdings dachte damals noch niemand daran, das Thema zu akademisieren. Tourismus war traditionell die Angelegenheit von Betriebswirtschaftlern. Und die denken nicht vornehmlich in ökologischen Kategorien. Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung war seit ihrer Gründung 1992 ein Vorreiter dieser Entwicklung. Nachhaltigen Tourismus hatte sie – nicht zuletzt mit Blick auf die vielen Schutzgebiete im Land Brandenburg – schon immer im Programm ihrer Forschung und Lehre. Seit dem Jahr 2008 gibt es den Masterstudiengang „Nachhaltiges Tourismusmanagement“, in dem die Studenten schon sehr früh in Praxisprojekte eingebunden werden. „Studenten lernen so auch die praktischen Probleme und die Restriktionen kennen, denen ein nachhaltiger Tourismus ausgesetzt ist“, sagt Prof. Dr. Rein. „Baden und Laden“ ist nicht die einzige Facette moderner touristischer Fortbewegung in der Mark. In Sachen Verkehr haben zahlreiche Partner dafür gesorgt, dass das Reiseland nicht nur mit Autobahnen, sondern vor allem mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen wird. „Uns geht es um Erreichbarkeit, möglichst vielfältig und umweltfreundlich“, so Dr. Zimmer. Das Reiseland Brandenburg baut beim Thema Mobilität nicht nur auf Elektroautos. Von Gerald Dietz R ie Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNE) in Eberswalde (Barnim) hat die Tourismuswirtschaft in Brandenburg verändert. Davon ist Prof. Dr. Hartmut Rein überzeugt. Und der Leiter des MasterStudiengangs „Nachhaltiges Tourismusmanagement“ an der HNE hat für diese Behauptung auch ein schlagendes Argument: 2013 erregte der Landkreis UckerSo fragt sich ein studentisches mark bundesweit Aufsehen, weil Team bei solch einer Praxiser den Bundeswettbewerb „Nachübung zum Beispiel, warum haltige Tourismusregionen“ gejene Pension im Barnim eine so wonnen hatte. Die HNE hatte die Ferien fürs Klima – unter diesem Motto wird an der HNE geforscht. altmodische Heizung hat, und Uckermark durch ihre beratende Tätigkeit schon im Rahmen des Projektes „Klimafreundliche Ucker- erfährt dann, dass es für ein kleines Einzelunternehmen einfach mark“ auf den Weg zum Sieg gebracht. Forschung, Beratungen und unheimlich schwer ist, in die neueste, dafür aber ökologisch wertVor-Ort-Gesprächen von HNE-Mitarbeitern und Studenten ist es zu volle Infrastruktur zu investieren. Oder sie raten dem Publikum, verdanken, dass ein großes Netzwerk von nachhaltig wirtschaf- sich mit dem Zug zu ihrem Ferienort zu begeben und stellen fest, tenden Tourismusanbietern in der dünn besiedelten Region ent- dass es die Gäste vor allem mit Gepäck schwer haben, vor Ort weistand. Dazu gehört zum Beispiel der überregional bekannte Gutshof terzukommen. Wird dann der Busbetreiber um entsprechende neue Kraatz, der seine Ferienwohnungen aus ökologischen Materialien Linien gebeten, teilt dieser mit, dass sich eine solche im ländlichen wie Hanf, Lehmputze und Kreidefarben auf baute und auf regionale Raum nicht lohne. Für derartige Probleme Lösungen anzubieten, ist Produkte und Zulieferer setzt. Dazu gehört auch ein Wassertouris- die Aufgabe von nachhaltigem Tourismusmanagement. Im Falle der mus, der lieber Muskelkraft statt Dieselmotoren bemüht, und dazu Mobilität denkt man zum Beispiel an Lösungen wie Apps, die das private Sammeltaxi an den Bahnhof rufen. Investitionen wiederum werden durch die Bildung von Netzwerken einfacher. „Das alles ist ein aufwendiger Prozess, der lange dauert und viel Überzeugungsarbeit erfordert“, sagt Prof. Dr. Rein. Dazu beigetragen hat vor allem der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB). Aus allen Richtungen führen Fernverkehrsverbindungen mit dem ICE, IC oder auch Bus in die Metropole Berlin. Über ein dichtes sternförmiges Regionalzug- und zum Teil auch S-Bahn-Netz, vielfach mit einem gemeinsamen Takt, können Gäste bequem und stressfrei zu ihren brandenburgischen Reisezielen gelangen. und 1300 zugelassene Elektroautos gibt es mittlerweile allein in Berlin. Deren Nutzer Drahtesel sowie Busse und Bahnen erzu einem Ausflug nach Brangänzen sich vielfach als Verkehrsträger. denburg zu locken, fällt zur Zeit „Der VBB ist sehr gesprächsbereit für noch schwer. Bei einer Reichunsere Anliegen“, lobt die Geschäftsweite mit einer Akkufüllung von führerin des Allgemeinen Deutschen maximal 100 bis 150 Kilometern Fahrrad-Clubs (ADFC), Lea Hartung, ist die Zahl möglicher Ziele bei die Zusammenarbeit beider OrganisatiHin- und Rückfahrt doch sehr onen. Weiter ausbaufähig bleibe aber die begrenzt. Das Wiederaufladen Mitnahme von Velos in Bus und Bahn. nach einer Tour stellt sich angesichts weniger Stromstationen Strom laden und inzwischen die Natur genießen. ziemlich schwierig dar. Das soll sich ändern: Um das Aushängeschild moderner Mobilität besser in den Tourismus in der Mark zu integrieren, haben die TMB TourismusMarketing Brandenburg, die Berliner Agentur für Elek-tromobilität (EMO) und der Carsharing-Anbieter Drive now ein neues Konzept zum Ausbau der Ladeinfrastruktur auf dem Land erarbeitet. Unter Brandenburg bildet mit Mecklenburg-Vorpommern nicht nur das dem Titel „Baden & Laden“ wird mit einer Kampagne versucht, Hogrößte zusammenhängende Binnenwasserrevier in Europa, sonteliers, Gastronomen und Betreiber von Freizeiteinrichtungen als dern spielt auch bei der Länge und Qualität der Rad- und WanPartner für den Aufbau von Ladestationen zu gewinnen. Idee ist, das derwege ganz vorne mit. Hier gibt es rund 1.500 km schiff bare Angenehme des Tourismus mit dem Nötigen einer elektrischen Reise Bundes- und Landeswasserstraßen und etwa 6.500 km Wasserzu verbinden. Mehr als 20 Kooperationspartner sind bereits gefunden. straßen für Kanuten und Ruderer. Wanderer können rund 2.000 Kilometer markierte Wanderwege erkunden, davon zahlreiche „Elektromobilität findet in Deutschland vorwiegend in Berlin statt“, mit dem Gütesiegel „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“. sagt der Clustermanager Tourismus in Brandenburg, Dr. Andreas Brandenburg ist auch ein Eldorado für Radwanderer: Hier gibt es Zimmer, zu dem Konzept. Noch seien die meisten sogenannten 28 Radfernwege mit einer Gesamtlänge von 7.400 km und über 20 E-Cars vor allem bei Carsharing-Unternehmen angesiedelt – eine regionale Routen mit einer Gesamtlänge von 4.200 km. Struktur wie geschaffen für Ausflüge ins Umland. Fotos: TMB-Fotoarchiv Wege durch die Mark Märkische Hochschulen haben den Tourismus als Thema schon lange im Blick. Der Fachbereich Bauingenieurswesen der FH Potsdam erstellte bereits Nutzungs- und Erhaltungskonzepte für den touristischen Ausbau des Bahnhofs Velten (Oberhavel) und für das zur Stadt Potsdam gehörende Schloss Marquardt. Der Fachbereich Design der Hochschule konnte mit dem innovativen Projekt „Fahrradfloß“ Impulse in die Branche geben. Die Brandenburgische-Technische Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg beschäftigt sich schon seit Jahren mit dem Potenzial schwimmender Bauten, die in der künftigen Seenlandschaft auch touristisch genutzt werden könnten. bra Manchmal bewirken die Arbeiten aber doch schneller etwas. Nicht zuletzt dank studentischer Intervention haben zum Beispiel die Heinz-Sielmann Stiftung, Karls Erdbeerhof und das Designer Outlet Berlin in Elstal (Havelland) ihre Werbung aufeinander abgestimmt, um Touristen auf die jeweils andere Einrichtung aufmerksam zu machen. Im Juni dieses Jahres gründeten Prof. Dr. Hartmut Rein und sein Kollege Prof. Dr. Wolfgang Strasdas das „Zentrum für nachhaltigen Tourismus“ an der HNE. Die beiden Professoren und ihre fünf wissenschaftlichen Mitarbeiter können sich hier noch stärker der angewandten Forschung widmen. Fotos: Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde Den Tourismus im Blick Himmlisches Theater im Kloster Neuzelle Museumseröffnung am 21. März 2015 weitere Informationen: www.stift-neuzelle.de 14 Reiseland Brandenburg Von Bettina Schipke D er Name der 50 Kilometer langen Radtour „Adler trifft Zander“ ist Programm: Entlang den Radwegen am Scharmützel- und dem Storkower See können Erholungssuchende nicht nur die herrliche Landschaft am Wasser genießen, Restaurants und Räuchereien bieten außerdem fangfrischen Fisch. Über eine Webcam in der Nähe von Storkow können Naturfreunde das Familienleben von Fischadlern live verfolgen. Die ausgeschilderte Tour führt über Bad Saarow, Storkow, Wendisch Rietz, Diensdorf-Radlow zurück nach Bad Saarow. Tagesausflügler aus Berlin und Umgebung können bequem mit der Bahn anreisen und an verschiedenen Punkten ihre Radtour beginnen. Die Tour „Adler trifft Zander“ kommt nicht nur bei Urlaubern gut an, sondern überzeugte auch die Jury für den Tourismuspreis Branden- Mit dieser Auszeichnung prämiert das Wirtschaftsminsterium des Landes in jedem Jahr drei Unternehmen, die die „Marke Brandenburg“ am überzeugendsten widerspiegeln. Im Fokus stehen dabei Produkte, besondere Services für die Gäste und die Kommunikation von Geschichten rund um das Angebot. Bewerben können sich die Anbieter selber, aber auch Vertreter der Tourismusbranche wie der Landestourismusverband Brandenburg, die Reisegebietsverbände, touristische Vereine, Kommunen, Branchen- und Unternehmerverbände können ihre Favoriten für den Tourismuspreis vorschlagen. Von Ulrich Nettelstroth B ad Saarow (Oder-Spree) ist der Tourismusstandort schlechthin in Brandenburg. Das ist zumindest die Auffassung von Axel Walter, dem Geschäftsführer der Bad Saarow Kur GmbH. „Nirgendwo ist die Vielfalt der möglichen Aktivitäten so groß“, sagt er und zählt auf: Wellness, Sport, Erholung, Radfahren, Wassersport und Wandern. Das Bewerbungs-/Vorschlagsverfahren ist ganz einfach: auf www.tourismuspreis-brandenburg.de gibt es im Internet ein OnlineFormular, das man in wenigen Minuten ausfüllen kann. Hier finden sich auch alle Informationen zum Wettbewerb in ausführlicher Form. Eine Jury, die aus Experten der Tourismuswirtschaft besteht, bewertet die Vorschläge und kürt drei Preisträger. Die nächsten Tourismuspreise werden übrigens im März 2015 im Rahmen der Internationalen Tourismusbörse in Berlin vergeben. Treibholz, Lychen (2002) Rolly Tours, Rheinsberg (2005) Erlebnisreich Schloss Lübbenau (2014) Treibholz in Lychen (Uckermark) bietet vielfältige Natur-erlebnisse auf dem Wasser. Ob mit dem Floß, dem Kanu oder auf einem Hydrobike – einer Art Wasserfahrrad – geht es entweder ganz individuell oder in Gruppen durch die Naturparks Uckermärkische Seen und Feldberger Seenlandschaft. Ausgangspunkt für die verschiedensten Touren ist die Basis am Oberpfuhlsee. Wer länger bleiben möchte, kann in der Treibholz-Herberge – einer ehemaligen Kutscher-Remise – in der Lychener Innenstadt einchecken. Boote ohne Handicap – dieses Angebot unterbreitet Rolly Tours seinen Gästen. Völlig barrierefrei können hier Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Gehbehinderung aufs Wasser kommen und durch die Rheinsberger Gewässer schippern. Die beiden Boote „Tristan“ und „Wotan“ sind speziell auf die Bedürfnisse von Behinderten abgestimmt. Je nach Wunsch können Tagesausflüge oder Wochentrips gebucht werden. Ab Sommer 2015 vermietet Rolly Tours in Rheinsberg (Ostprignitz-Ruppin) auch ein barrierefreies Ferienhaus mit Sauna. Das Schloss Lübbenau ist das einzige vollständig erhaltene Schlossensemble Brandenburgs. Seit 1992 empfängt das Schloss seine Gäste als 4-Sterne-Hotel mit 44 individuell gestalteten Zimmern, exklusiven Suiten, dem Restaurant „Linari“, einem schlosseigenen Museum und dem Wellnessbereich im Schlossgewölbe. Die Familie zu Lynar bietet ihren Besuchern speziell auf die kalte Jahreszeit ausgerichtete Arrangements, von der „Teezeit am Sonntag“ im Salon mit offenem Kamin bis hin zu kulinarischen und musikalischen Events. 15 Bad Saarow ist einer der vielfältigsten Tourismusstandorte in Brandenburg. 70 Kilometer entfernte Berlin zu sehen ist. Die Zahl der Übernachtungen ist allein in den vergangenen sechs Jahren um fast 50 Prozent auf Tatsächlich hat Brandenburgs erster Kurort, in 318.000 gestiegen. Die Therme dem der Badebetrieb schon vor über 100 Jahren mit allein 240.000 Besuchern begann, einiges zu bieten. Allein das Thermalbad Baden im See, im Schwimmbecken oder in der ist Mittelpunkt des Kurbetriebs. verfügt über 10.000 Quadratmeter Wellnessfläche, Wanne – in Bad Saarow ist alles möglich. „In den letzten Jahren wurde das rechnet Walter vor. Die großen Hotels wie A-Rosa und Esplanade kommen noch einmal auf die gleiche Zahl. Und es Haus komplett umgebaut“, sagt Geschäftsführer Walter. Der Wellgibt einiges, das anderswo nicht geboten wird: Baden in natürli- ness- und Saunabereich wurde dabei stark erweitert. Jetzt gibt es cher Sole oder Moorpackungen im Thermalbad zum Beispiel oder zum Beispiel Panoramasaunen mit großen Fenstern, die einen weiWassersport auf dem Scharmützelsee, den schon Theodor Fontane ten Blick über Kurpark und Scharmützelsee bieten. als „Märkisches Meer“ bewundert hat. Wassertouristen können den Scharmützelsee sogar mit dem eigenen Boot ansteuern, denn Große Pläne für Bad Saarow hat er ist über die kanalartig ausgebauten Storkower Gewässer und die auch die Deutsche Seerederei, Dahme an die Berliner Wasserstraßen angeschlossen. Und rundhe- die am Märkischen Meer berum gibt es Radwege und Wanderwege quer durch die Wälder des reits das A-Rosa Resort mit 380 Oder-Spree-Seengebiets. Da locken zum Beispiel die Rauener Berge Betten betreibt. Die Anlage, zu mit einem Aussichtsturm, von dem aus an klaren Tagen sogar das der drei 18-Loch-Golfplätze gehören, wird in den ersten drei Monaten des Jahres 2015 für eine umfassende Modernisierung geschlossen, so eine Sprecherin. Und nebenan baut die Unternehmensgruppe das A-ja Resort mit Acht Brandenburger Heilbäder und Kurorte haben sich zum Brannoch einmal 150 Zimmern, dessen Eröffnung für den September denburgischen Kurorte- und Bäderverband zusammengeschlos2015 geplant ist. sen, um den Gesundheitsurlaub im ganzen Land zu fördern. Mit dabei: Der Solekurort Bad Belzig (Potsdam-Mittelmark) und Bad Für die Zukunft setzt der Kurort Freienwalde (Märkisch-Oderland) mit Naturmoor, das in Form vor allem auf das Thema Nachvon Bädern und Packungen angewandt wird. Bad Liebenwerda Bad Saarow haltigkeit. Schon 2015 startet ein (Elbe-Elster) bietet heilendes Moor und gutes Wasser. Bad Saarow Kur GmbH neuer Service: Gegen eine leichte (Oder-Spree) ist schon lange ein Ziel von Künstlern und ProminenBad Saarow (Oder-Spree) Erhöhung des Kurbeitrags könten, Bad Wilsnack (Prignitz) bietet Naturmoor, Thermalsole und nen die Gäste kostenlos mit dem als touristisches Ziel die gewaltige Blutwunderkirche. Buckow in Beschäftigte: 60 Busverkehr Oder-Spree fahren. der Märkischen Schweiz (Märkisch-Oderland) ist Kneipp-Kurort, www.bad-saarow.de Und für Elektroautos wird die Burg (Spree-Neiße) und Templin (Uckermark) bieten ThermalZahl der Ladestationen im Ort sole-Bäder. net von bisher zwei auf fünf bis Internet: www.kurorte-land-brandenburg.de sechs erhöht. Kurorte in Brandenburg Fotos: TMB-Fotoarchiv/ Udo Böttcher; Beate Wätzel Land prämiert in jedem Jahr drei herausragende Tourismusangebote. Unternehmensporträt > Brandenburg OST Kurbetrieb am Märkischen Meer burg. „Für den Gast wird der perfekte Tag am und im Wasser inszeniert“, lobten die Tourismusexperten im März dieses Jahres das von der Region Seenland Oder-Spree offerierte Angebot und zeichneten es mit dem Tourismuspreis des Landes aus. Fotos: TMB-Tourismusmarketing/Hendrik Silbermann(2), Rolly Tours Ausgezeichnetes Brandenburg Reiseland Brandenburg Kleinod im Grenzland Neuzelle lockt mit Kloster und Barockgarten Kulturtouristen an – und immer mehr Naturliebhaber. Von Ulrich Nettelstroth E in Barockgarten am hohen Ufer des Odertals, dazu das Kloster mit gotischem Kreuzgang und barocker Fassade – Neuzelle (Oder-Spree) gehört schon jetzt zu den Touristenmagneten im Osten Brandenburgs. Im März 2015 kommt eine neue Attraktion hinzu. Fünf monumentale barocke Bühnenbilder zum Leiden und Tod Christi werden im Museum „Himmlisches Theater – die Neuzeller Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab“ gezeigt. Die Bilder stammen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und gelten nach Umfang und künstlerischer Qualität als einzigartig, sagt Walter Ederer, Marketingdirektor der Stiftung Stift Neuzelle. Nach ihrer Restaurierung sind sie erstmals seit 150 Jahren wieder öffentlich zu sehen. Etwa 100.000 Menschen besuchen jährlich Neuzelle, der überwiegende Teil wegen der Klosteranlage. Aber es gibt noch weitere Attraktionen, sagt Hans-Georg Köhler, Amtsdirektor des Amtes Neuzelle. Zum Beispiel das Museum Strohhaus, in dem ein Einblick in das Leben von Bediensteten des Klosters gegeben wird. Oder das Bauernmuseum. Dort gibt es Schauvorführungen etwa zur Entrahmung der Milch und zur Butterherstellung im gläsernen Butterfass Reiseland Brandenburg Reiseland Brandenburg Die Stimmung ist gut mit anschließender Verkostung. Die Agrargenossenschaft Neuzelle bietet dort Gemüse, Wurst und Fleisch aus eigener Produktion an. Und es gibt natürlich die bekannte Neuzeller Klosterbrauerei mit Laden und Brauereiführungen. Vor allem jedoch lockt die Natur in der Umgebung, sagt Köhler. Neuzelle liegt nur wenige Kilometer entfernt vom Zusammenfluss von Oder und Neiße bei Ratzdorf. Viele wollen das Pegelhaus sehen, das sie aus Fernsehbildern vom Oderhochwasser kennen. „An Oder und Neiße gibt es viel unberührte Natur“, empfiehlt der Amtsdirektor. Der Grenzfluss Neiße wird bei Kanutouristen immer beliebter. Mit dem Fahrrad lässt sich auch die polnische Seite erkunden, etwa ein Badesee kurz hinter der Coschener Brücke. Mühlenwanderungen sind im Dorchetal und im Schlaubetal möglich. Ein beliebtes Ziel ist etwa die Schwerzkoer Mühle mit Sägewerk. Wer länger bleibt, übernachtet auch in der Region. 258 Gästebetten gibt es in den Hotels und Pensionen vor Ort, hinzu kommen noch private Gästezimmer und Ferienwohnungen. Allein in den großen Häusern zählte die Tou rismusinformation Neuzelle von Januar bis August 2014 insgesamt 14.100 Übernachtungen. Das ist ein deutlicher Zuwachs gegenüber dem Vorjahr. Die meisten Gäste bleiben aber weiterhin nur kurz und wandeln vor allem auf den Spuren der Zisterzienser. „Das Fünf monumentale barocke Kloster ist der LeuchtBühnenbilder gibt es ab März turm“, sagt Köhler. Viele Bein Neuzelle zu bewundern. sucher sind durch die barocke Pracht überrascht, die man in Brandenburg kaum erwarten würde. Der Landstrich gehörte bis 1635 zum katholischen Böhmen und als er danach unter sächsische Herrschaft geriet, stand das Kloster unter besonderem kaiserlichen Schutz – eine katholische Insel in protestantischer Umgebung. Erst 1817, nachdem das Land an Preußen fiel, wurde das Kloster aufgehoben. Inzwischen ist die Anlage wieder in einem sehr guten Zustand. 23 Millionen Euro hat die Stiftung allein in den vergangenen vier Jahren investiert, erklärt Marketingdirektor Ederer. Geld, das auf ähnliche Weise verdient wird wie in der Zeit der Zisterzienser. „Die Stiftung ist mit 9200 Hektar Wald größter privater Waldbesitzer in Deutschland“, erklärt Ederer. Das wurde 1996 bei der Gründung der Stiftung so arrangiert. Außerdem sind einige Nebengebäude an das Internatsgymnasium im Stift Neuzelle vermietet. Brandenburger Gastgewerbe hat sich zu einer stabilen Branche entwickelt. Von Ute Sommer D as Tourismusjahr 2014 kann sich sehen lassen. Rund 90 Prozent der Brandenburger Hoteliers sind mit ihrer Geschäftslage zufrieden. Bei den Gastronomen sind es etwa 80 Prozent, sagt Olaf Lücke, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga Brandenburg. Der Grund für die gute Entwicklung liegt für Lücke auf der Hand: Die Touristenzahlen im Land würden stetig wachsen. 9,5 Millionen Übernachtungen wurden bis zum September für 2014 registriert. Das ist ein Plus von rund drei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Den Aufwärtstrend bekomme auch das Gastgewerbe zu spüren. Das Reiseland Brandenburg kann aktuelle Trends gut bedienen. „Die Touristen werden immer aktiver – sie wollen paddeln und mit dem Rad fahren“, konstatiert Lücke. Dafür gebe es hier perfekte Bedingungen. Hinzu komme, dass Brandenburg eine „vernünftige Qualität“ biete. Das Land habe sich über die Jahre als Urlaubsdestination einen Namen gemacht, so das Resümee des Dehoga-Hauptgeschäftsführers. Brandenburger sind gute Gastgeber. Fotos: Shutterstock, Ute Sommer, Dehoga Brandenburg Unternehmensporträt > Brandenburg OST Fotos: Stiftung Stift Neuzelle 16 1300 Unternehmen der Branche vereint der Dehoga Brandenburg. Als der Verband im Jahr 1990 an den Start ging, brachte er es gerade mal auf acht Mitgliedsbetriebe. Seit dieser Zeit hat er sich zu einem verlässlichen Partner entwickelt, wie Lücke betont. Die Mitgliedsbetriebe haben dafür gesorgt, dass immer mehr regionale Produkte den Weg auf die Teller der Gäste finden. Dass Qualität und Nachhaltigkeit wichtige Faktoren von touristischen Angeboten im Land sind. Und dass kulinarische Wertschöpfungsketten im Land funktionieren: von der Erzeugung der Nahrungsmittel im Agrarbetrieb bis hin zu ihrer Zubereitung in der Hotelküche. 17 Lücke spricht mit Blick auf das Gastgewerbe von einer „stabilen Branche“ – die aber auch vor Herausforderungen steht. Stichwort Mindestlohn. Ab Januar müssen den Beschäftigten, Aushilfen und auch Saisonkräften mindestens 8,50 Euro pro Stunde bezahlt werden. Das setze das gesamte Tarifgefüge in der Branche unter Druck, fürchtet Lücke. Man müsse abwarten, welche Auswirkungen der Mindestlohn auf die Betriebe habe, sagt Olaf Schöpe, Hotelier und Präsident des Dehoga Brandenburg. Dafür stehe der Verband „ständig im Dialog mit seinen Mitgliedsunternehmen“, bekräftigt Schöpe. Verbandsangaben zufolge sind die Löhne in der Branche in den vergangenen drei Jahren um rund 20 Prozent gestiegen. Von diesem Trend profitieren auch die Lehrlinge im Gastgewerbe. Die Ausbildung künftiger Fachkräfte für das Gastgewerbe ist nach Einschätzung des Präsidenten Schöpe „ein Dauerbrenner“. Dehoga-Präsident Olaf Schöpe (o.) und Hauptgeschäftsführer Olaf Lücke. Ein Dienstwagen für den Azubi Wenige Schulabgänger und Fachkräftemangel in mehreren Branchen: „Der Wettbewerb um den beruflichen Nachwuchs ist größer geworden“, sagt Olaf Lücke, Hauptgeschäftsführer des Dehoga Brandenburg. Die Betriebe des Gastgewerbes unternehmen einiges, um den Schulabgängern Karrieren als Restaurant- oder Hotelfachleute, Köche und Beiköche oder auch als Hotelkaufleute schmackhaft zu machen. Beispiel Entlohnung: Im ersten Lehrjahr liegt das Entgelt bereits bei 500 Euro im Monat. Es steigt dann auf bis zu 660 Euro im dritten Lehrjahr an. Der Dehoga Brandenburg hat für seine Betriebe Sonderkonditionen beim Autoleasing ausgehandelt. So haben Unternehmen die Möglichkeit, vergleichsweise preisgünstig an Dienstwagen zu kommen. Davon haben sogar die Lehrlinge etwas. Lücke kennt Fälle, in denen das Firmenauto an die Azubis geht. So können sie leichter weite Wege vom Wohnort zu ihren Ausbildungs- oder Lehrorten bewältigen. Das sei gerade in ländlichen Regionen wichtig, betont Lücke. Für den späteren beruflichen Einsatz der jungen Fachkräfte ergeben sich viele Möglichkeiten. „Wir sind eine der internationalsten Branchen der Welt“, erklärt Brandenburgs Dehoga-Präsident Olaf Schöpe. Aufenthalte im Ausland sind also keine Seltenheit. Die Karriere kann aber auch gleich vor der eigenen Haustür starten: Im Spree-Waldhotel Cottbus, das von Schöpe betrieben wird, ist die Restaurantleiterin gerade mal 24 Jahre alt. Sie hatte einfach eine gute Ausbildung in dem Cottbuser Hotel gemacht. so Reiseland Brandenburg Regionale Produkte als touristisches Erlebnis: Bei der Confiserie Felicitas in der Lausitz ist das Programm. Von Ute Sommer G oedele Matthyssen braucht nur wenige Schritte, um von einer Welt in eine völlig andere zu wechseln. Eben noch ist die Chefin der Confiserie Felicitas in der Produktion und begutachtet das Entstehen leckerer Schokolade und feinster Pralinen. Und dann ist sie in einer Erlebniswelt für Schokoladenfans: im Schoko-Laden-Land mit Café und Konditorei, Mitmach-Werkstatt und Kinosaal. So gesehen, leite sie gemeinsam mit ihrem Mann zwei Firmen, sagt die gebürtige Belgierin und lacht. „Das ist ja das Tolle.“ Anfang Oktober erst hat das belgische Unternehmerpaar das Schoko-Laden-Land der Confiserie Felicitas in Hornow (Spree-Neiße) eröffnet. Die Besucher fahren voll darauf ab: Reisebusse bringen Touristen nach Hornow. Kindergruppen probieren sich im Schoki-Machen in der Werkstatt aus. Urlauber, die im sächsischen Bad Muskau Wellness machen, fahren für den besonderen Genuss ins Nachbarland. Einheimische, die zwischen Forst und Spremberg pendeln, decken sich vor der Arbeit bei Felicitas mit dem Nötigsten für den kleinen Hunger zwischendurch ein. Matthyssen ist mit ihrer Confiserie ein Grenzgänger zwischen Ernährungs- und Tourismuswirtschaft. „Erlebnismarketing“ nennt das der Experte Dr. Detmar Leitow, Manager des Clusters Ernährungswirtschaft in Brandenburg. Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen sei das eine Möglichkeit, Kundenbindungen aufzubauen. Sie holen den Kunden als Touristen zu sich, machen die Produktion im Betrieb erlebbar – und können damit rechnen, dass sich der Gast später vor einem Ladenregal an dieses schöne Erlebnis erinnert und das Produkt kauft. Der Zander schmeckt besser auf großer Tour In der Confiserie Felicitas werden jeden Tag um die 600 Kilogramm Schokolade verarbeitet. Der Betrieb hat Filialen in Potsdam und Dresden und beliefert mehr als 500 Fachgeschäfte. Das neu eröffnete Schoko-Laden-Land sei eine Investition in die Zukunft, sagt Matthyssen. Bei schwankenden Preisen für Rohstoffe gebe das touristische Standbein dem Unternehmen eine gewisse wirtschaftliche Sicherheit. Insgesamt 3,2 Millionen Euro stecken im Hornower Vorzeigeprojekt. Ein Viertel davon ist Fördergeld der Europäischen Union (EU). Die Ernährungswirtschaft sei flächendeckend in Brandenburg vertreten und somit auch „ein stabilisierender Faktor für ländliche Regionen“, betont Clustermanager Dr. Leitow. Zur gesamten Wertschöpfungskette zählen im Land rund 3700 Unternehmen mit zusammen etwa 59.000 Beschäftigten, die einen Jahresumsatz von 8,8 Milliarden Euro erwirtschaften. Große Marken produzieren hier wie Coca Cola und der Süßwarenhersteller Katjes. Aus Brandenburg kommen bekannte Spezialitäten wie die Spreewälder Gurke, der Werderaner Ketchup, die Eberswalder Würstchen oder das Neuzeller Schwarzbier. Gerade für Anbieter von Spezialitäten und Frischeprodukten haben sich nach Expertenmeinung die Marktchancen in jüngster Vergangenheit verbessert. Grund: der Trend zur Regionalität. Vernetzung und Qualität sind das A und O für einen Tourismusverband wie das Seenland Oder-Spree. Von Rüdiger Braun E igentlich hätte Ellen Rußig sich an diesem Dienstagmorgen doch noch etwas länger mit den Leitern der einzelnen Tourismusinformationen des Tourismusverbands Seenland Oder-Spree besprochen. Immerhin ging es um das neue Gastgeberverzeichnis und den regionalen Plan für 2015. Aber die Geschäftsführerin des Verbands muss gleich weiter zu einem Workshop mit den regionalen Partnern, der IHK, den Landkreisen und anderen Teilnehmern. In der Burg Storkow (Oder-Spree) soll besprochen werden, wie das Thema Nachhaltigkeit noch mehr im Tourismus verankert werden kann. Und am Abend ist dann noch das Gespräch mit einem Mitarbeiter, bei dem es darum geht, wie Akkuladegeräte für E-Bikes an Hotels verteilt werden könnten. „Manchmal bedauert man es, dass man verschiedene Dinge nicht zeitgleich machen kann“, sagt Rußig, die ständig im Land Brandenburg unterwegs ist. Selbstverständlich habe sie Stress. Doch sie fühlt sich in ihrem anspruchsvollen Job wohl. Darauf setzt auch Goedele Matthyssen, die mit ihrer Confiserie Felicitas 1992 in Hornow startete. Im neuen Café gibt es auch hausgemachtes Eis und einen Hauch Belgien für die Gäste. Zum Beispiel mit den berühmten belgischen Waffeln. Die Zahlen, die der 2008 aus zwei getrennten Verbänden hervorgegangene Verband Seenland Oder-Spree vorlegen kann, geben ihr recht. Rund zwei Millionen gewerbliche Übernachtungen zählte das Seenland Oder-Spree im vergangenen Jahr. Insgesamt brachte der Tourismus der Region 870 Millionen Euro ein. Rund 15.000 Arbeitsplätze hängen dort vom Tourismus ab. „Seit dem Jahr 2008 hatten wir eine Steigerung in allen Bereichen um 30 Prozent“, sagt Rußig. Dass ihr Verband an solchen Steigerungsraten selbst einen wesentlichen Anteil hat, dürfte Rußig klar sein. Dennoch gibt sie sich bescheiden: „Es ist keineswegs so, dass ohne uns touristisch überhaupt nichts los wäre“, sagt sie. Gewiefte Unternehmer springen eben immer in sich Hohlkörper aus feinster Schokolade gehören zum Sortiment der Confiserie Felicitas. Das belgische Unternehmerpaar Goedele Matthyssen und Peter Bienstman. Foto:Toursimusverband Seenland Oder-Spree Die doppelte Schokoladenfrau Reiseland Brandenburg Fotos: Confiserie Felicitas 18 19 bietende Lücken. Aber es gibt ein paar Dinge, die ein großer Verband doch besser leisten kann als ein einzelner Betrieb. Vernetzung zum Beispiel. „Wir hätten wahrscheinlich kein Buchungssystem für die gesamte Region“, schätzt Rußig. Auch das riesige Radwegenetz zwischen Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland) und Neuzelle (Oder-Spree) wäre wohl kaum vom ADFC zertifiziert worden, wenn es den Tourismusverband nicht gäbe. Und auch ein Angebot wie die sich über 188 Kilometer erstreckende Märkische Schlössertour hätten einzelne Anbieter wohl kaum zustande gebracht. Ein so großer Verband dagegen ist dazu in der Lage. Neben der Lobbyarbeit gegenüber der Politik hält Rußig die Vernetzung der unterschiedlichen Anbieter in der Region miteinander für die wichtigste Aufgabe ihres Verbandes. „Wir sind eine ländlich geprägte Region“, sagt sie. „Es geht beim Tourismus auch um eine Gesamtentwicklung. Und das geht über die Qualität und die Verankerung in der Region selbst.“ Ein Beispiel: Neu im Programm des Reiselandes Brandenburg ist die Tour „Adler trifft Zander“. Besucher können mit dem Rad eine Strecke von 40 Kilometern rund um den Storkower und den Scharmützelsee zurücklegen und auf einzelnen Etappen in Gasthöfen und Hotels einkehren. Überall wird es ein spezielles Fischangebot, besonders ein Zandergericht geben. Das handgezeichnete Ellen Rußig knüpft im Auftrag des Tourismusverbands Seenland Oder- Logo der Tour – einen Adler und einen Fisch – hat übrigens kein Spree Netzwerke. Geringerer als Entertainer Frank Zander beigesteuert. Rußigs Aufgabe war es unter anderem, die teilnehmenden Gasthöfe mit Mitgliedern des Landesfischereiverbandes zusammenzubringen. „Die Teilnehmer sollten auch alle Zander auf der Speisekarte haben“, sagt Rußig. Und diese Produkte sollten noch dazu regional und frisch sein. Gemeinsam erfolgreich Besonders wichtig ist dem Verband Seenland Oder-Spree die Qualität der Angebote. Nicht nur die Radwege in der Region sind zertifiziert, Frühbucher sehen im Internet, dass 36 Betriebe das Gütesiegel „Brandenburger Gastlichkeit“ haben. Darüber hinaus berät der Verband Kulturanbieter in ländlichen Regionen. Die Region so zu entwickeln, dass möglichst viele Projekte EU-förderungswürdig sind – auch das ist der Ehrgeiz von Rußig. Der Tourismusverband Seenland Oder-Spree ist Mitglied im Landestourismusverband Brandenburg. Der LTV ist ein Zusammenschluss aus touristischen Regional- und Fachverbänden und agiert als Interessenvertretung, Lobbyorganisation, „Sprachrohr“, Informationspool sowie Dialog-Plattform für den Tourismus in Brandenburg. In ihm sind viele Partner der Brandenburgischen Tourismuswirtschaft vertreten. Internet: www.ltv-brandenburg.de Freilich, die Verbandsarbeit hat ihre Grenzen. Den Hauptwanderweg, den 66-Seen-Wanderweg rund um Berlin, könnte der Verband Seenland Oder-Spree schon aus geografischen Gründen nicht alleine stemmen. An diesem Konzept sind zahlreiche Kommunen und sieben Reiseregionen beteiligt. Dass der Tourismusverband Seenland Oder-Spree eine gewichtige Stimme in diesem Konzert hat, ist auch dem Engagement und den Ideen Ellen Rußigs zu verdanken. 20 Reiseland Brandenburg Kulturland Brandenburg will das historische Erbe der Mark neu entdecken. Von Gerald Dietz A ngelegt in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch Friedrich II. prägten zunächst viele Nutzpflanzen wie Kirschen und Melonen den Neuruppiner Tempelgarten (Ostprignitz-Ruppin). Darüber hinaus diente die Anlage dem Monarchen als VergnügungsRefugium für sich und seinesgleichen. Hundert Jahre später blühten exotische Ziergewächse in dem mittlerweile vom Bürgertum zur Gedenkstätte für den früheren König umgestalteten gut zwei Fußballplätze großen Park. Ende der 1960er Jahre kam schließlich ein nüchterner Veranstaltungssaal, der vielen Familienfeiern Platz gibt, zum ansonsten orientalisch anmutenden Gebäudebestand. Heute wandeln Erholungssuchende in der Gartenanlage zwischen Skulpturen, die zum Teil griechische Gottheiten darstellen. 21 Suche nach Braunkohle Natur buchstäblich umgegraben und danach häufig touristischen Nutzungen wie bei den neu angelegten Seen überlassen haben. Dabei steht für die Veranstalter eine Kernfrage im Mittelpunkt: „Vor welchen großen Herausforderungen steht die Kulturlandschaft Brandenburg?“ Das Kleinod in Neuruppin kann sinnbildlich dafür stehen, wie sich Landschaften verändern, vielfach durch Eingriff des Menschen. Mit einer Revue will der Verein Tempelgarten Neuruppin in Zusammenarbeit mit der dortigen Jugendkunstschule diese Entwicklung im Rahmen des neuen Themenjahrs 2015 von Kulturland Brandenburg im kommenden Sommer auf die Bühne bringen. „Wir wollen die verschiedenen Etappen zeigen – mit szenischen, musikalischen und tänzerischen Mitteln“, sagt der Vereinsvorsitzende Peter Neiß. Mit verschiedenen Aktionen unter dem Titel „gestalten – nutzen – bewahren. Landschaft im Wandel“ will die mittlerweile mit dem Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte fusionierte Initiative Kulturland Brandenburg das historische Erbe Brandenburgs neu entdecken. Gleichzeitig soll der Bogen zur Bundesgartenschau geschlagen werden, die im kommenden Jahr im Havelland erstmals an verschiedenen Standorten durchgeführt wird. Das Themenjahr 2015 hinterfragt, welche konkreten Auswirkungen und Herausforderungen für Brandenburg mit dem Klimawandel, den demografischen Entwicklungen, besonders in den ländlichen Regionen, aber auch mit den ökologischen und ökonomischen Veränderungen verbunden sind. An die 40 Projekte stehen insgesamt auf dem Programm, die wohl oft wieder zu Magneten auch für Besucher von auswärts werden. „Die Themenjahre von Kulturland Brandenburg tragen zum einen dazu bei, die Identifikation der Brandenburger mit ihrer Heimat zu stärken, zum anderen strahlen sie nach außen und laden dazu ein, die kulturelle Vielfalt der Region immer wieder neu zu entdecken“, sagt Geschäftsführerin Brigitte Faber-Schmidt. Ein wesentliches Motiv, nach Brandenburg zu reisen, stelle das vielfältige kulturelle Angebot und Erbe des Landes dar. Gerade die Mark ist voll von solchen Landschaften, die Spiegel soziokultureller Veränderungen sind. Besonders deutlich wird dies im Süden des Landes, in der Lausitz, wo Energieunternehmen auf der Das hat nicht zuletzt das zu Ende gehende Themenjahr „Preußen – Sachsen – Brandenburg. Nachbarschaften im Wandel“ gezeigt, das unter anderem auch sehr viele Besucher aus Berlin angezogen hat. Foto: Privat Ein Spiegel der Geschichte Reiseland Brandenburg Blick auf die Randgebiete Auch die Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ beteiligt sich wieder am Themenjahr der Initiative Kulturland Brandenburg. Die Arbeitsgemeinschaft repräsentiert 31 Mitgliedsstädte in der Mark. Dazu gibt es ein eigenes Motiv, das alle Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft in diesem Jahr einen wird. Unter dem Motto „VOR-Städte – Ab in die Landschaft“ möchte die Organisation den Blick auf die historische Stadt weiten – über den sonst meist fokussierten kompakt bebauten Kernbereich hinaus. Schließlich hatten die Städte, in Brandenburg wie andernorts, schon zu ihrer Entstehungszeit baulich und räumlich wahrnehmbare Verbindungen zur unmittelbar angrenzenden, landschaftlich geprägten Umwelt. Diese historischen und in den Jahrhunderten der vorindustriellen Stadtentwicklung immer wieder veränderten Verknüpfungen und Verflechtungen entstanden zunächst durch städtische Versorgungsfunktionen. Im Laufe der Zeit wandelten sie sich dann zu Orten der wirtschaftlichen Produktion in vielerlei Hinsicht. Erst vergleichsweise spät erfuhren die Außenbezirke eine Nutzung als Wohngebiet oder Erholungsfläche. gd GUTE AUSSICHTEN FÜR BERLIN UND BRANDENBURG Restaurant 207m Bar 203m JETZT zur AOK „Wir wählen selbst, was uns guttut.“ wechseln! W W W.T V-TURM .DE AOK-Gesundheitskonto – das Plus, mit dem Sie rechnen können. Wir sind da, wenn’s drauf ankommt. Gesundheit in besten Händen zur-aok.de/nordost Genießen Sie beeindruckende Aussichten mit den Online-Premiumtickets des Berliner Fernsehturms ohne Wartezeit – schon ab 13,– € inkl. MwSt. Reiseland Brandenburg TMB-Chef Dieter Hütte und Dr. Andreas Zimmer, Manager des Clusters Tourismus, über die Reize des Reiselands Brandenburg. Interview: Ute Sommer D as Reiseland Brandenburg sind Natur, Kultur und ganz besondere Angebote der Tourismuswirtschaft. Das wird im Gespräch mit Dieter Hütte, Geschäftsführer der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH, und Clustermanager Dr. Andreas Zimmer deutlich. Welches Ausflugsziel empfehlen Sie einem Touristen, der zum ersten Mal in Brandenburg ist? Dieter Hütte: Ich empfehle ihm die Website reiseland-brandenburg.de. Es geht ja darum, für ihn das passende Angebot zu finden. Ich würde denjenigen immer erst fragen, was er gern möchte. Da spricht der Marketingexperte … Hütte: Das ist wie im praktischen Leben. TMB-Geschäftsführer Der absolute Neuling sagt, ich habe geleDieter Hütte sen, da soll es ein Schloss Sanssouci geben – und ist dann überrascht, dass es dort auch eine Stadt Potsdam gibt. Der Gast aus Berlin hat andere Vorkenntnisse und sucht auch anders. Wir müssen eine Orientierung in der Flut der Angebote geben. Dr. Andreas Zimmer: Viele Destinationen werben mit Kultur, Natur, mit „Raus aufs Land“ oder „Ich hab den schönsten Wald“. Aber es kommt darauf an, was man daraus macht. Mit den Angeboten der Tourismuswirtschaft haben wir in den letzten Jahren Alleinstellungsmerkmale erarbeitet. Das geht vom Kleinen bis zum Großen: vom Floßanbieter bis zum Spitzenhotel. Der schöne Wald allein reicht heute nicht mehr. Schönen Wald hat Brandenburg reichlich. Aber keine Berge, kein Meer. Warum also sollten Urlauber hierherkommen? Hütte: Ich könnte jetzt soziodemografisch antworten und sagen, neuer Trend ist das Flachlandwandern. Und deswegen kommen auch gern die Schweizer zu uns. Aber Brandenburg ist nicht nur das flache Land. Das sind Flussläufe, Seen, jahrhundertealte Kulturlandschaften. Da können wir schon mit anderen Anbietern mithalten. Zimmer: Ich verweise nur auf den Megatrend „Nachhaltigkeit“. Den bedienen wir mit dem Angebot von frischen, regionalen Produkten. Bei uns können Sie das Land besuchen, aus dem das Essen kommt. Es gibt also eine enge Verzahnung von Ernährungswirtschaft und Tourismus. Und ganz nebenbei: Unsere Alpen sind Berlin. Die Hauptstadt zieht internationales Publikum an. Ihre Einwohner sind für uns zudem der wichtigste Quellmarkt. Es gibt nur eine deutsche Hauptstadtregion – und das ist Berlin-Brandenburg. Die Übernachtungszahlen sind stetig gestiegen. Es gab keine großen Ausreißer nach unten, aber auch nicht nach oben. Wäre ein Höhepunkt, ein Kracher nicht mal eine schöne Abwechslung? Zimmer: Wir wollen ein qualitatives Wachstum erreichen, also ein Wachstum in den Unternehmen. Die Mitarbeiter sollen entwickelt und bessere Produkte angeboten werden. Es geht uns um eine höhere Auslastung der Unternehmen. fürs Soziale ESF – bieten zahlreiche Chancen für den Tourismus. Ein prominentes Beispiel aus der vergangenen Förderperiode ist das Lausitzer Seenland, das mit mehreren Millionen Euro gefördert wurde, aber auch die vielen Radwege in Brandenburg und eine Vielzahl von Projekten in den ländlichen Räumen wären ohne die EU-Fonds nicht möglich gewesen. Zimmer: Die vielen Akteure in der Tourismuswirtschaft wie die IHKn, Spitzenverbände und touristischen Organisationen arbeiten schon seit Jahren erfolgreich zusammen. Das Cluster als Ausdruck der Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg kann neue Impulse geben. Wir versuchen gemeinsam mit den anderen Partnern, sowohl Unternehmen als auch Kommunen bei ihren Innovationen zu unterstützen. Eine wichtige Position nehmen dabei die Transferstellen der Hochschulen ein. Das Seenland zieht schon viele Besucher aus dem Ausland an ... Zimmer: Die Tschechen bieten sogar organisierte Reisen für Skater ins Lausitzer Seenland an. Es reizt sie, auf gut ausgebauten Radwegen um die Seen herum große Runden zu drehen. Dr. Andreas Zimmer, Manager des Clusters Tourismus Könnte nicht die Buga zum Kracher werden? Hütte: Sie hat ein großes Potenzial, ein Erfolg zu werden. Wir haben schon jetzt Anfragen von Gruppen aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland. Haben Sie Beispiele für innovative Projekte? Zimmer: Viele denken ja bei Innovationen an Technologie, aber Innovation im Tourismus kann halt auch bedeuten, neue Ideen und Dienstleistungen am Markt zu platzieren, im Endeffekt all das, was ein Unternehmen besser machen kann. Wir konnten zum Beispiel dem Besitzer eines Landguts indirekt helfen, seine Übernachtungszahlen mehr als zu verdoppeln. Er hat auf unsere Empfehlung hin die Dienste eines Innovationsassistenten in Anspruch genommen. Der Assistent – der übrigens über ein Landesprogramm gefördert wird – hat die Unternehmensstrategie neu ausgerichtet und neue Märkte erschlossen. Ein anderes Beispiel sind mehrere Städte südlich von Potsdam, die sich als CO2-arme Kommunen profilieren wollen. Jetzt könnte ich sagen, das geht uns als Clustermanagement Tourismusnichts an, weil es über den Tourismus hinausgeht. Das machen wir aber nicht. Zimmer: Bundesgartenschauen haben eine lange Tradition. Aber sie gehen auch mit der Zeit und setzen neue Themen. Das fängt in dem Bereich Mobilität an. Im Havelland wird es Kooperationen mit Anbietern von Elektro-Bikes geben. Natürlich sind auch regionale Produkte ein Thema. Hütte: Um es deutlich zu sagen, es geht nicht um den Megakracher. Für uns ist doch die Herausforderung, das Reiseland Brandenburg ganzjährig zu bespielen wie mit den Angeboten „Winterliches Brandenburg“. Seit gut zwei Jahren gibt es das „Cluster Tourismus“ in Brandenburg. Was bringt dieses große Konglomerat aus allen Tourismusakteuren? Hütte: Der Nutzen ist in allerschnellster Zeit deutlich geworden. Wir reden hier zum Teil von spezifischer Unterstützung von Unterneh- Hütte: Die Profi lierung der Kommune nutzt ja auch den Unternehmen, den Touristikern. Das ist ja das Schöne an unserem Beruf, dass es so viele Berührungspunkte zu anderen Wirtschafts- und Lebensbereichen gibt. Die Vermarkter Die TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH wurde im Jahr 1998 als Landesmarketingesellschaft gegründet. Hauptgesellschafter ist das Land Brandenburg. Aufgabe der TMB ist die strategische Vermarktung Brandenburgs im In- und Ausland. Seit mehr als zwei Jahren steht die Entwicklung und Steuerung des Markenprozesses ganz besonders im Fokus der TMB. Gemeinsam mit den Reiseregionen und vielen touristischen Akteuren des Landes wird daran gearbeitet, Brandenburg im Wettbewerb der Destinationen ein unverwechselbares Profil zu geben und ein klares Bild von Urlaub in Brandenburg zu vermitteln. Die Grundlage dafür bilden umfangreiche Marktforschungsuntersuchungen. Die Markenstrategie wird in der Broschüre „Tourismus. Marke. Brandenburg. Neue Tourismusmarke in 36 Minuten verstehen“ vorgestellt. Sie kann unter www.tmb-intern.de heruntergeladen werden. 23 men, die die TMB nicht leisten kann. Hier werden mögliche Projekte und Mehrwerte aufgezeigt. Und durch die Arbeit im Cluster wird deutlich, dass Tourismus mehr ist als verreisen, übernachten, essen und trinken. Denken Sie nur an solche Firmen wie Komoot, ein Potsdamer Anbieter für digitale Reiseplanung. Wir verzahnen uns immer stärker mit Branchen jenseits der klassischen Tourismuswirtschaft. Hütte: Als Hauptstadtregion haben wir übrigens eine Sonderrolle im Weltmaßstab. Wo gibt es das schon, dass es rund um eine Metropole so viel Raum gibt? Wir haben gute Chancen, langfristig am touristischen Wachstum teilzuhaben. Denn Wachstumstreiber sind internationalen Studien zufolge nicht nur Städte, sondern auch ländliche Regionen. Fotos: TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH, Lehmann „Unsere Alpen sind Berlin“ Reiseland Brandenburg Zimmer: Auf unseren und auf durch uns unterstützten Veranstaltungen nehmen immer mehr Vertreter von Kommunen und Landkreisen teil. Das ist ein Ausdruck davon, wie wichtig mittlerweile das Zusammenspiel verschiedener Ebenen ist, um erfolgreich zu sein. Wir als Clustermanagement haben uns dabei als „ehrliche Makler“ etabliert. Wir vermitteln Ansprechpartner und Kontakte zu Hochschulen in Berlin und Brandenburg, bieten über Veranstaltungen Informations- und Wissensaustausch, informieren zu Fördermöglichkeiten, stoßen Projekte an oder begleiten diese. Wie wichtig ist die Förderung durch die Europäische Union? Hütte: Dass Brandenburg erblüht, hängt auch wesentlich damit zusammen, dass es mit Europa gemeinsam geht und die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten genutzt hat. Zimmer: Die drei EU-Förderfonds – für die ländliche Entwicklung ELER, für die regionale und wirtschaftliche Entwicklung EFRE und Wird es auch spezielle Vermarktungsaktionen in Tschechien geben? Hütte: Der Auslandstourismus ist ein Pflänzchen, das permanent gegossen werden muss. Wir werden auch 2015 wieder in einigen europäischen Ländern unterwegs sein. Mitte des Jahres zum Beispiel in der Schweiz zum Thema 25 Jahre deutsche Einheit. Die Besucherzahlen aus dem Land sind sprunghaft angestiegen. Die Schweizer fahren hier Rad, genießen die Natur an Flussläufen und erleben die Kulturlandschaften. Da fühlen wir uns auch in unserer Markenstrategie bestätigt. Entwicklung der Übernachtungen 1992 – 2013 12 11 10 9 8 7 6 5 4 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 22 Übernachtungen in Brandenburg in Mio. Geballtes Reiseland Der Wirtschaftszweig ist ein großer Teil im sogenannten Cluster Tourismus, das in Brandenburg alle Partner dieses Bereiches wie Kammern und Verbände, Hochschulen und Forschungsinstitute, Netzwerke und Vertreter der einzelnen Reiseregionen zusammenbringt. Das Management des Clusters Tourismus ist seit Oktober 2012 der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH zugeordnet. Clustersprecher und somit verantwortlich für die Außendarstellung ist der TMB-Geschäftsführer Dieter Hütte. Clustermanager ist Dr. Andreas Zimmer. Ziel ist es, im großen Verbund die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der touristischen Betriebe im Land zu stärken. Dafür unterstützt das Management die Akteure mit Bedarfs- oder auch Zustandsanalysen. Potenzielle Partner von Wirtschaft und Wissenschaft werden zusammengeführt. so Internet: www.tourismuswirtschaft-brandenburg.de Reiseland Brandenburg Intercity-Halt in Rathenow und neue Konzepte Die Industrie- und Handelskammern sind im Tourismus mehr als Interessenvertreter. Von Gerald Dietz 25 ril und Oktober in Rathenow (Havelland) zu überzeugen. Solcherart Lobbyarbeit ist nur ein Beispiel dafür, wie die Industrie- und Handelskammern ihr Engagement für den weiteren Ausbau des Reiselands Brandenburg immer weiter forciert haben. Für die knapp 12.000 zum Gastgewerbe zählenden Mitgliedsbetriebe, von der Gastronomie, über die Hotellerie bis zu Privatzimmervermietern, sind die Kammern in Potsdam, Cottbus und Ostbrandenburg viel mehr als pure Interessenvertreter. Die Organisationen haben intensiv an der gesamten Tourismuskonzeption des Landes mitgewirkt. D as Thema Bundesgartenschau (Buga) Havelland im kommenden Jahr steht bei Barbara Nitsche schon seit einiger Zeit ganz „Wir bündeln die Meinungen unserer Mitgliedsunternehmen und oben auf dem Themenplan. „Erstmals findet die Buga nicht an einem vertreten sie gegenüber der Politik und Öffentlichkeit“, so Nitsche. Ort, sondern in der ganzen Region statt“, sagt die zuständige Fach- Darüber hinaus wollen die Kammern den Betrieben auf zahlreichen bereichsleiterin in der beim Tourismus in Brandenburg federfüh- organisierten Veranstaltungen die Möglichkeit geben, miteinander renden Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam. Da könnten ins Gespräch zu kommen, und sie über alle wichtigen Entwicklungen informieren. Zweimal jährlich wird über eine spezielle Touriszahlreiche Unternehmen profitieren. mus-Saisonumfrage die Stimmung in der Branche eingefangen. Um dies möglichst vielen Betrieben zu ermöglichen, hat sich die IHK im Vorfeld mächtig ins Zeug gelegt. Vor allem ging es darum, den Zudem sorgen die Kammern für den wichtigen Nachwuchs in der vielen Gastgebern einheitliche Qualitätsstandards zu vermitteln, Branche und betreuen die Ausbildungsverhältnisse im Gastgewerbe. Dazu gehört auch die Konzeption neuer Berufsbilder, wie etwa die die Besucher heute erwarten. spezielle Kauffrau/-mann für Tourismus und Freizeit. Im Rahmen Ein Aspekt sei dabei etwa die Nutzung möglichst frischer und der Tourismusakademie Brandenburg wirkt jede IHK als ein Akteur regionaler Produkte in der Gastronomie gewesen, so Nitsche. Zu- daran mit, vor allem die Servicequalität und Barrierefreiheit der dem ging es bei vielen Informationsveranstaltungen und Workshops Betriebe im Gastgewerbe auszubauen. darum, über die Übernachtung und Bewirtung hinaus Erlebnisse für die Gäste zu schaffen. Nicht zuletzt ist es der IHK in zahlreichen Gesprächen gelungen, die Bahn von einem zeitlich begrenzten zusätzlichen Halt für den IC-Fernverkehr zwischen Ap- Fotos: Markus Kniebeler; dpa Der Bismarck-Turm in Rathenow. Linden für die Buga werden auf dem Wasserweg transportiert. Eines der Hauptarbeitsfelder bleibt natürlich nach wie vor die Hilfe und Beratung bei allen gewerberechtlichen Fragen von der Existenzgründung bis zur Übergabe von Tourismusunternehmen genauso wie die wichtigen Stellungnahmen etwa für Kredite und Bürgschaften. 26 Reiseland Brandenburg äste, die nach Brandenburg kommen, suchen vor allem den Kontakt zur Natur. Besonders beliebt sind die vielen Seen. Da ist es kein Wunder, dass der Campingtourismus boomt, sagt Mike Bischoff, Präsident des Verbands der Campingwirtschaft Land Brandenburg. „Die meisten Plätze liegen ja direkt am Wasser“, erklärt er. Meist gibt es einen eigenen Badestrand, oft auch Bootsstege. Rund 50 Prozent der Camping-Übernachtungen entfallen auf die gewässerreichen Regionen Spreewald, Havelland und Seenland Oder-Spree. Das Geheimnis des Erfolgs erklärt der Uckermärker so: „Man ist mitten in der Natur und trotzdem mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet.“ Gerade bei Familien sei das sehr beliebt. Viele Eltern genössen es, nach einem erlebnisreichen Tag mit ihren Kindern abends noch am Lagerfeuer zu sitzen. Auf Komfort muss dabei niemand verzichten. Neben Stellplätzen für Wohnmobile, Wohnwagen und Zelte gibt es auch Ferienhäuser. Sanitäranlagen und Rezeptionen entsprächen höchsten Standards, betont Bischoff. Um diese hohen Standards erfüllen zu können, würden pro Platz und Jahr im Schnitt 100.000 Euro investiert. Das Land Brandenburg fördert das, auch aus Mitteln der EuroCamping: Mitten in der Natur päischen Union. und fast immer nah am Wasser. 2014 war für die Branche in Brandenburg die bislang erfolgreichste Saison. „Erstmalig wurde die Marke von einer Million Übernachtungen durchbrochen“, freut sich der SPD-Landtagsabgeordnete Bischoff, Bischoff selbst ist am liebsten im Schlaubetal (Oder-Spree) auf dem Campingplatz zu Gast. „Da kann man wunderbar baden und wandern“, berichtet der 49-Jährige. Campingtourismus in Brandenburg boomt: Erstmals über eine Million Übernachtungen. Von Ulrich Nettelstroth G Vagabunden auf Tour der den Verband im Ehrenamt führt. Im Vorjahr waren es 960.000 Übernachtungen auf den 172 Plätzen im Land. Hinzu kommen noch Dauercamper. Bei den Gästen von außerhalb liegen die Sachsen vorn, aus dem Ausland kommen vor allem Polen und Niederländer. Täglich geöffnet Erlebnis-Winter Ein Freizeit-Unternehmen will zur Natur verführen und über ihre Geheimnisse aufklären. 27 Der gebürtige Sachse, der 2008 nach Brandenburg gekommen ist, sprudelt nur so vor touristischen Ideen, „bei denen das gemeinsame Naturerlebnis im Vordergrund steht“. Als ausgebildeter Natur-, Kultur- und Landschaftsführer sind derartige Freizeitangebote sein Metier. Zusammen mit zwei weiteren in der Biologie und soziokulturellen Fragen kundigen Kollegen weist er bei den Vagabunden den Weg zu diesen „Natur-Verführungen“. Aber die informationsreichen Touren durch die Schönheiten und Geheimnisse der Dahme-Heideseen sind nur ein Teil des Angebots der Vagabunden. Neben der zentralen Kanuschule, die von Schnupperkursen am Standort Erkner (Oder-Spree) bis hin zu Seekajakcamps in Kroatien alles rund ums Paddelanbietet, hat das Unternehmen die Organisation von Schülerfahrten, Abenteuerferienlagern, Gruppenund Firmentouren oder Familienausflügen im Programm. Vielfach entstehen Uhligs Vorhaben, wenn er vor oder nach einem langen Arbeitstag, bei dem der Umgang mit Menschen im Mittelpunkt steht, frühmorgens oder spätabends allein unterwegs ist. So war es bei den Mondschein- oder Morgenrot-Paddeltouren, die das Unternehmen seit dem vergangenen Jahr im Programm hat. Eintritt frei Schon eine der ersten organisierten Kanurouten, die immer noch im Angebot der Vagabunden ist, entlang der Dahme, machte sich auf die Suche nach dem Außergewöhnlichen: Seeadler, die im Umkreis des Flusses drei Horste eingerichtet haben. Beim Paddeln Landschaften erleben. V iel unterwegs nach dem Motto „Heute hier, morgen dort“ war Daniel Uhlig schon als ganz junger Mensch – damals noch in seiner Heimatregion bei Chemnitz. Auch heute zieht es den 38-Jährigen von den märkischen Dahme-Heideseen aus, wo der Kanulehrer sein neues Zuhause gefunden hat, oft hinaus Richtung Meer. „Der Weite wegen“, wie er sagt. Ob es nun Südamerika, Mexiko oder Skandinavien ist, überall hat er schon Wasserlandschaften erkundet. Es ist daher kein Zufall, dass sein Freizeitsport-Unternehmen in Egsdorf (Dahme-Spreewald) „Outdoor-Vagabunden“ heißt. Die Namensgebung hat „einen biografischen Hintergrund“. AUFR EGENDES Spannende Schau-Manufakturen • Ländliche Traktorbahn • Rasante Kartoffelsack-Rutsche Irrer Irrgarten • Interessantes Bienenmuseum • Indoor-Spielplatz Tobeland • Ponyreiten KÖSTLICHES Gemütliches Enten-Essen • große Glühwein-Bar • Selbstgemachte Bratwurst • Kinderpunsch Karls Knusper-Zwiebel • Zimt-Latte-Macchiato • Karls selbstgemachte Schokolade OR IGINELLES Firmenfotos Liebevolle Präsentkörbe - fertig oder individuell • Geschenkkarten • Selbstgemachte Winter-Seife Raffinierte Winter-Marmelade • Hernhuter Sterne • verblüffende Werkzeug-Schokolade und vieles mehr Karls Erlebnis-Dorf • Zur Döberitzer Heide 1 • 14641 Elstal • Tel. 033 234 ∙ 243 030 • www.Karls.de A10 Abfahrt Spandau, weiter auf der B5 Richtung Spandau Unternehmensporträt > Brandenburg SÜD Von Gerald Dietz Foto: TMB-Fotoarchiv/Steffen Lehmann Ganz nah dran an der Natur Reiseland Brandenburg Uhlig hat sprichwörtlich sein Hobby zum Beruf gemacht. In die Ferne zu schweifen, ist sein Element, und Wasser eine Art Lebenselixier. Vor gut vier Jahren gründete der gelernte Speditionskaufmann die Vagabunden als Kanuschule und Touring-Organisator für ambitionierte Paddler oder Anfänger, Naturfreunde und Schüler. Dahme, Spree und Unterspreewald sind ihr Nahrevier, einige Touren aber führen wiederum weit hinaus. Schon bei den Tagesausflügen können die Gäste so einiges entdecken. Den Slogan der Firma, „… einfach draußen sein“, kann man dann bei einer der mehrtägigen Kanutouren so richtig nachempfinden. Vor Uhligs 20. Geburtstag waren indes bei ihm größere Wassertouren noch nicht an der Tagesordnung. „Ich bin gerne geradelt, lebte ansonsten ein ganz normales Leben“, erinnert er sich. Dann, als der Chemnitzer bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt wurde, stand ein Wendepunkt an. Lange Zeit kämpfte er mit den Folgen. „In dieser Zeit wurde mir klar, dass ich etwas ändern will. Es entstand Outdoor-Vagabunden der Drang nach draußen.“ Egsdorf (Dahme-Spreewald) Für die Zukunft steuern die Vagabunden auf etwas Dauerhaftes hin: „Langfristig möchten wir hier ein eigenes Camp, eine Art Firmendomizil auf bauen“, sagt Uhlig. Beschäftige: 3 sowie saisonale Mitarbeiter je nach Bedarf www.outdoorvagabunden.de 28 Unternehmensporträt > Brandenburg SÜD Die Signale stehen auf Grün Hotelier Olaf Schöpe setzt in Cottbus auf nachhaltiges Wirtschaften. Von Ute Sommer H otelier Olaf Schöpe fährt mit einem kleinen sportlichen Flitzer vor. Mit dem Himmelblauen aus japanischer Produktion lasse man im Stadtverkehr beim Beschleunigen so manches andere Auto stehen, erzählt Schöpe mit einem Schmun- Reiseland Brandenburg Reiseland Brandenburg „Der Knall in den Köpfen“ „Man muss anders als andere sein“, sagt der gebürtiger Gubener Schöpe. Alles infrage zu stellen, ist für ihn eine Form von Kreativität. Das Hotel in Cottbus hat er Ende 1993 eröffnet. In den Anfangsjahren, in den Zeiten der Bundesgartenschau 1995 in Cottbus, habe man die Ärmel hochgekrempelt und gemacht, erinnert sich der Hotelier. Jetzt sei es Zeit für Veränderungen. Sein Credo: Es müsse nicht immer nur um Wachstum gehen, um „schneller, höher, weiter“. Werte wie „Stabilität und sinnvolles Leben“ seien heute wichtig. Seit vier Jahren setzt Schöpe auf nachhaltiges Wirtschaften. Etwa eine halbe Million Euro hat er bis dato in sein grünes Programm im Spree-Waldhotel investiert. Ein paar Kilometer von Cottbus entfernt – in Burg im Spreewald – betreibt Schöpe sogar einen Bio-Gasthof: die Kolonieschänke. „Die Gastronomie und Hotellerie ist innovativ und nachhaltig und keine verstaubte Branche“, betont der 54-Jährige, der seit 2013 die Geschicke des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga Brandenburg als Präsident leitet. B Über das Jahr gerechnet, liegt die Auslastung des Spree-Waldhotels bei mehr als 50 Prozent. Er führe ein „klassisches Vollhotel“, wie Olaf Schöpe sagt. Mit Sauna, Bowling, einem Tagungsbereich mit 80 Plätzen und einer kleinen „Waldbühne“ für Freiluftveranstaltungen. Im Winter ist sein Haus das „Familienhotel für die Cottbuser“, die zum Feiern hierherkommen. Das sichert dann auch die Arbeitsplätze außerhalb der Saison. Im Sommer sind es vor Spree-Waldhotel allem die Fahrradtouristen, die Cottbus für ein gut besuchtes Haus sorCottbus gen. Beschäftigte: 25 In der Saison steigt auch Schöpe wieder um. Elektroauto hin oder her: Kurze Wege erledigt er dann per Rad. Das schont die Ressourcen noch mehr. oah! – Diesen Ausruf bekommt Olaf Umbreit häufig zu hören. Es ist die erste Reaktion vieler Touristen, wenn Umbreit eine Gästegruppe über das Besucherbergwerk F60 in Lichterfeld (ElbeElster) führt. Die Abraumförderbrücke F60 ist ein Gigant. Ein Monster aus 11.000 Tonnen Stahl, das geduldig darauf wartet, erklommen zu werden. Bis auf eine Höhe von 74 Metern hinauf führen metallene Pfade. Immer an gelb gestrichenen Schutzzäunen entlang. Die Lausitzer Landschaft zu Füßen des Giganten verwandelt sich in eine Miniaturausgabe von Kiefernwald, Straße und Gewässer. Es ist wie ein Blick auf die Landschaft einer Modelleisenbahn. Schacksdorf wurde Eigentümerin des stählernen Ungetüms. Die F60, die kurz vor dem großen Knall stand, sorgt nun „für den Knall in den Köpfen der Besucher“, sagt Umbreit schmunzelnd. Allein im Jahr 2014 kommt die Attraktion auf mehr als 70.000 Besucher. Ein sehr gutes Ergebnis. Normalerweise pendeln die Gästezahlen zwischen 60.000 und 65.000 im Jahr. Mit dem Besucherbergwerk F60 wird Lausitzer Industriekultur greifbar. Die Abraumförderbrücke war dazu da, „um die Erde über einer Braunkohleschicht abzutragen“, erklärt Besucherführer Umbreit. Zwei Bagger fraßen sich gleichzeitig in die Erde und konnten jeweils bis zu 30 Meter hohe Schichten abtragen. Macht zusammen 60 Meter – daher der Name F60. Der Gigant ist eines von fünf baugleichen Exemplaren. Die anderen vier verrichten noch in Brandenburg oder Auch dank der Förderbrücke würden die Lausitz und ihre Tradition im Bergbau in der Öffentlichkeit besser wahrgenommen, erklärt Umbreit. Es kommen Touristen aus Berlin und dem Spreewald, aus Dresden, Leipzig und Chemnitz. Aus Polen, der Schweiz und immer häufiger aus Tschechien. Viele junge Familien aus dem südlichen Nachbarland verbringen ihren Urlaub in der Lausitzer Seenlandschaft und erkunden die Region. Industriekultur www.waldhotel-cottbus.de Fotos: Dietmar Seidel, Sandra Adleberger Hotelgäste spüren die Veränderung spätestens auf ihren Zimmern. Die haben Lehmwände und die Möbel sind aus Holz, genauer: aus märkischer Kiefer, eigens für das Hotel gefertigt – in einem außergewöhnlichen rustikalen Design. Dazu Biomatratzen, die das allergenfreie Wohnen unterstützen. Bisher sind etwa zwei Drittel der insgesamt 50 Zimmer umgerüstet. Sachsen ihren Tagebau-Dienst. Die Lichterfelder Abraumförderbrücke war Anfang der 90er Jahre im Tagebau Klettwitz-Nord nur ein gutes Jahr im Dienst. Dann wurde Klettwitz-Nord geschlossen, die F60 war nutzlos. Sie sollte gesprengt werden. Doch eine Handvoll Enthusiasten konnte das verhindern. Die Gemeinde Lichterfeld- Von Ute Sommer Firmenfotos zeln. Das Besondere an dem Auto: Es ist ein Elektrofahrzeug. Für Schöpe, Betreiber des Spree-Waldhotels Cottbus, ist das kein modischer Schnickschnack. Sondern Programm. Der Hotelier steuert um: auf Grün. Und das nicht nur mit dem Einsatz von Elektro- und Hybridfahrzeug. Strom und Wärme bezieht das Hotel aus dem eigenen Blockheizkraftwerk, das mit Bio-Flüssiggas angetrieben wird. 29 Der liegende Eiffelturm der Lausitz zieht tausende Besucher in seinen Bann. Schöpe arbeitet für das SpreeWaldhotel mit rund 20 Lieferanten aus der Region zusammen, die frische Brandenburger Produkte für Küche und Theke liefern. Hotels, die die Ressourcen schonen, und eine Gastronomie, die qualitativ gute Produkte mit kurzen Lieferwegen auf den Teller bringt: Schöpe ist überzeugt davon, dass sich märkische Anbieter mit dem Prinzip der Nachhaltigkeit im Wettbewerb profi lieren können. „Wir müssen hier in Cottbus mehr strampeln als vielleicht Hoteliers im Münchener Raum“, meint der Brandenburger. Das grüne Konzept ist eine Möglichkeit, um auf das eigene Haus aufmerksam zu machen. Die meisten Zimmer im Spree-Waldhotel haben eigens angefertigte Möbel aus märkischer Kiefer. Unternehmensporträt > Brandenburg SÜD Das Besucherbergwerk F60 ist ein Highlight der „Energie-Route“, die zehn traditionsreiche und zum Teil auch aktive Originalschauplätze der Lausitzer Industriekultur rund um das Thema Energie verbindet. Darunter sind neben dem Besucherbergwerk auch der Tagebau Welzow-Süd, das Kraftwerk Schwarze Pumpe oder die Energiefabrik Knappenrode (Sachsen). Zeugnisse des Industriezeitalters sind nicht nur im Brandenburger Süden zu entdecken. Das Märkische Ziegeleimuseum Glindow bei Potsdam und der Ziegeleipark Mildenberg bei Zehdenick geben Einblick in alte Produktionsmethoden. In vielen Regionen gab es Industrie- und Feldbahnen. Über die Geschichte der Heidekrautbahn, die heute noch Berlin mit dem Barnimer Land verbindet, informiert das Heidekrautbahnmuseum Basdorf. so Die Erkundung einer Welt aus Stahl. Die Lichterfelder wiederum wissen, was sie ihren Gästen schuldig sind. Sie haben ein Kulturpaket für die Touristen geschnürt: Industriekultur im Besucherbergwerk und Esskultur im nahe gelegenen Finsterwalde. Dort bittet Spitzenkoch Frank Schreiber in seinem Restaurant „Goldener Hahn“ zu Tisch. Es gehe darum, einen Verbund mit verschiedenen Anbietern zu schaffen, sagt Umbreit. Den Weg der Kohleverarbeitung können TouBesucherbergwerk risten in der Brikettfabrik Louise F60 gGmbH in Domsdorf und im Kraftwerk Lichterfeld (Elbe-Elster) Plessa nachvollziehen. Der absolute Blickfang bleibt aber die Beschäftigte: 8 sowie 3 Lehrlinge und 10 bis 12 F60 – auch liegender Eiffelturm Saisonkräfte genannt. Denn mit einer Länge von gut 500 Metern schlägt sie www.f60.de den Pariser Eiffelturm um rund 180 Meter. 30 Unternehmensporträt > Brandenburg SÜD Das hat etwas Mystisches Mit der Spreewald Therme in Burg ist die Region auch im Winter ein attraktives Reiseziel. Von Ute Sommer D urch große Panoramafenster geht der Blick vom Restaurant direkt in die Landschaft des Spreewalds hinaus. Danny Völlger, Manager des Spreewald Thermenhotels in Burg, deutet auf einen schmalen Weg, der von knorrigen Bäumen gesäumt ist: „Hier wird es demnächst einen Kanal geben.“ Und die berühmten Kähne sollen dann auch vor dem Hotel anlegen können. Mehr Spreewald vor der Haustür geht nicht. Seit genau zwei Jahren bringt das Spreewald Thermenhotel seinen Gästen die bekannte Brandenburger Reiseregion ganz nahe. Und das auf ausdrücklichen Kundenwunsch. „Das ist das Schöne an der Geschichte – wir haben uns hier ganz an der Nachfrage orientiert“, erzählt Völlger schmunzelnd. 2005 hatte der Schweizer Investor Dr. Stefan Kannewischer in Burg (Spree-Neiße) die Spreewald Therme an den Start gebracht. Die Gäste kamen und mit ihnen der Wunsch, nach ein paar entspannenden Stunden in der Therme ebenso entspannt Quartier in Burg zu beziehen. Ohne großes Umkleiden. Einfach im Bademantel bleiben und ins Zimmer gehen. Eine Machbarkeitsstudie sah gute Chancen für ein Hotel an Ort und Stelle. Investor Dr. Kannewischer engagierte sich erneut für den Spreewald. Ein Vier-Sterne-Haus mit 83 Zimmern entstand. Reiseland Brandenburg Reiseland Brandenburg Ferienpark Seeblick eröffnete vor knapp zwei Jahren in Senftenberg. Auch diese Investition hat sich gelohnt. Bereits im ersten Betriebsjahr des Hotels wurden die Ergebnisse erreicht, die eigentlich für das dritte Jahr angepeilt waren, berichtet Hotelmanager Völlger. Gäste aus Brandenburg und Berlin, aus Sachsen und Hamburg lassen sich hier verwöhnen. Von Ute Sommer R Therme und Hotel haben der Region einen Schubs verpasst. „Früher war Tourismus im Spreewald ein reines Saisongeschäft“, erklärt Völlger. Wenn heute Nebelschwaden über den Fließen liegen oder es bitterkalt ist, heißt es: Das ist Thermenwetter. Die Übernachtungszahlen in Burg sind übers Jahr gerechnet fast doppelt so hoch wie zu Zeiten ohne Therme. Das Sole-Thermalwasser wird direkt auf dem Gelände aus einer Tiefe von 1350 Metern gefördert. Acht Becken und sieben Saunen Spreewald Therme sorgen für Entspannung. Die & Hotel Therme steht allen Gästen offen. Burg (Spree-Neiße) Hotelgäste haben das Privileg, schon eine Stunde eher die Beschäftigte: 124 Bade- und Saunalandschaft zu www.spreewald-therme.de genießen. Über den sogenannten „Bademantelgang“ können sie bequem vom Hotelzimmer in die Therme schlendern. Netzwerk zum Wohlfühlen oland Reschke ist seine Begeisterung schnell anzumerken. „Von Jahr zu Jahr Zehn Holzblockhäuser gehören zur Anlage. wird die Region attraktiver, es vergessen: „Der Blick raus aufs Wasser ist genial“, kommen immer mehr Leute, sagt Reschke. Klar sei es im Bayerischen Wald bei mir steigen die Gästeanfraschön und auch nach Österreich sei er immer gern gen“, sprudelt es aus ihm heraus. gefahren, erzählt der Brandenburger. Aber RadReschke ist Inhaber des Ferienfahren und Motorboottouren wären da nicht so parks Seeblick im Senftenberger Roland Reschke in seinem Ferienpark. attraktiv. Am Senftenberger See hingegen „ist das Ortsteil Großkoschen (Oberspreewald-Lausitz) am Senftenberger See. Vor knapp zwei Jahren Radwegenetz super ausgebaut“. Reschke hat sich darauf eingestellt brachte er seinen Ferienpark, zu dem zehn Holzblockhäuser gehö- und bietet seinen Gästen Räder und E-Bikes zur Miete. ren, an den Start. Schon im ersten Jahr lag die Auslastung bei über 50 Prozent. Jetzt zum Jahreswechsel ist er bereits für die Monate Juli Mittlerweile kommen die Bayern und Österreicher zu Reschke, und August in der nächsten Saison ausgebucht. Er kann sogar von um ihren Urlaub am Senftenberger See zu verbringen. Natürlich Stammkundschaft sprechen: Zehn Prozent seiner Gäste kommen gehören auch Brandenburger und Sachsen zu den Gästen, ebenso wie Tschechen. Das Lausitzer Seenland wird nach Einschäteinmal pro Jahr, mitunter sogar zweimal. zung des Ferienpark-Inhabers gut vermarktet. „Davon profitiere Seit nunmehr 41 Jahren ist der künstlich angelegte Senftenberger See ich auch“, sagt er. nutzbar. In der jüngsten Vergangenheit hat Reschke, der gebürtige Großkoschener, „beobachtet, wie diese Region im Tourismusbe- Insgesamt haben bis zu 60 Gäste in seinen Holzblockhäusern Platz. reich gewachsen ist“. Für ihn ist das nicht weiter verwunderlich. Die Für ihn ist es das Schönste, wenn die Gäste bei der Abreise sagen: Vielfalt der Angebote sei einfach enorm: Radfahren, angeln, skaten, „Herr Reschke, bringen Sie doch bitte den Kalender mit. Wir wolmit dem Motorboot fahren – alles sei möglich. Dresden ist nicht weit len gleich fürs nächste Jahr buchen.“ Damit das auch so bleibt, tüfentfernt. Auch der Spreewald ist schnell zu erreichen. Und nicht zu telt der 51-Jährige an neuen Angeboten, neuen Ausflugspaketen wie Tagesfahrten zu ausgesuchten Ausflugszielen oder auch Themenwochenenden. Vor wenigen Monaten hat er das Zertifikat für barrierefreie Angebote bekommen. Der Zugang zum Ferienpark ist stufenlos und von den Häusern aus ist die Seepromenade für RolliFahrer ungehindert zu erreichen. Was es bei Reschke nicht gibt, sind Mindestbuchungsdauer und Bettenwechsel zu einem fest vorgeDer Senftenberger See ist mit einer Fläche von rund 1300 Hektar schriebenen Tag: „Wir machen es so, wie der Kunde es will.“ einer der größten künstlich angelegten Seen Europas. Er ist ein Beispiel für eine sich wandelnde Landschaft. Der See entstand durch die Flutung des ehemaligen Braunkohletagebaus Niemtsch, Ferienpark Seeblick der noch bis in die 1960er Jahre hinein Braunkohle lieferte. Senftenberg – Großkoschen Die Lausitz ist in einem Prozess des Wandels. Aus ehemaligen Ta(Oberspreewald-Lausitz) gebauen entstehen Landschaften, die zur Erholung und zum AkBeschäftigte: 3 tivsein einladen: mit vielfältigsten Wassersportangeboten, Radtouren oder Spaziergängen. Das Kulturland Brandenburg nimmt www.ferienpark-senftenbergersich im Jahr 2015 ebenfalls des Themas „Landschaft im Wandel“ see.de an. Eine Einschätzung, die auch auf die Havelregion zutrifft. Die Region richtet die Bundesgartenschau 2015 aus. so Fotos: Ferienpark Seeblick; Ute Sommer Landschaft im Wandel Fotos: Spreewald Therme GmbH Abtauchen in eine andere Welt: die Spreewaldt-Therme bietet dafür viele verschiedene Möglichkeiten. 31 Aufschwung am See Dem Schweizer ist der Brandenburger Landstrich ans Herz gewachsen. Für ihn hat er etwas „Magisches, Mystisches“, erklärte er in einem Interview. Der Spreewald sei schlicht eine „Sehnsuchtsdestination“, sagt Dr. Kannewischer. Rund 20 Millionen Euro stecken in der Therme. Knapp die Hälfte davon sind Fördermittel von Bund, Land und aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Für das Hotel hat Dr. Kannewischer weitere 12,7 Millionen Euro locker gemacht. Im Brandenburger Netzwerk Gesundheits- und Wellnesstourismus engagieren sich 40 Anbieter. Dazu gehören Wellnesshotels und Ferienparks, Thermen und Kurorte, Saunen, Kliniken und private Gesundheitsanbieter. Sie kommen aus allen Regionen des Landes. Besonders viele Unternehmen dieser Branche sind in Bad Saarow (Oder-Spree) und Burg/Spreewald (Spree-Neiße) zu Hause, erklärt Netzwerkmanagerin Cornelia Grasme. Wellness-Urlaub ist beliebt. Eine Umfrage der Universität Potsdam unter gut 300 Personen in Brandenburg und Berlin hat ergeben, dass mehr als zwei Drittel der Befragten im Urlaub etwas für die eigene Gesundheit tun wollen. Aktuelle Trends, die von Brandenburger Anbietern auch bedient werden, sind der Freundinnen-Wellnessurlaub oder die Erholung in größeren Freundesgruppen. so Internet: www.gesundheitsland-brandenburg.de www.brandenburg-entspannt.de Unternehmensporträt > Brandenburg SÜD 32 Unternehmensporträt > Brandenburg SÜD Südsee gleich um die Ecke Seit zehn Jahren bietet Tropical Islands exotisches Urlaubsflair in einer früheren Luftschiff-Werft. Von Gerald Dietz D ie Tropen liegen in Brandenburg nicht fern: Feuerwerk am Sandstrand bei sommerlichen 26 Grad verspricht die Erlebniswelt Tropical Islands in Krausnick (Dahme-Spreewald) zu Silvester – und noch viel mehr an Urlaubsflair. Baden in der Südsee vor der malerischen Kulisse eines Tropenwalds oder bei 32 Grad Wassertemperatur in der Bali-Lagune mit Wasserfällen gleich nebenan. Wem das an Hitze noch nicht reicht, dem stehen gegen einen Aufpreis auch noch die Tempelanlagen nachempfundene Saunawelt und die exotische Wayang-Bühne mit heißen Rhythmen im Showprogramm offen. Dergleichen Südsee-Feeling auf rund neun Fußballfeldern Fläche bietet die frühere Luftschiffhalle im Dahmeland nun schon seit Reiseland Brandenburg Reiseland Brandenburg Magnet Berlin lockt Gäste aus dem Ausland ziemlich genau zehn Jahren jeden Tag rund um die Uhr. Zwischen 2000 und am Wochenende bis zu 6000 Gäste wissen täglich den Tropenurlaub um die Ecke zu schätzen. Auch für internationale Besucher ist die Palmen- und Wasserwelt hinter einer UV-Licht durchlässigen transparenten Südfront ein immer beliebter werdender Anziehungspunkt. Jeder fünfte Badegast kommt mittlerweile aus dem Ausland, knapp die Hälfte davon aus Polen, aber immer mehr auch aus Tschechien, Skandinavien, Österreich und den Niederlanden. Einen Gutteil der Kurztrip-Tropenreisenden hält es länger als die im Mittel rund zehn Stunden Besuchszeit der Tagesgäste. Eineinhalb Tage dauert die durchschnittliche Ausflugszeit im künstlichen Südsee-Ambiente. Zu dieser Erkenntnis ist zumindest das dem malaysischen Tanjong-Konzern gehörende Unternehmen gekommen. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es sowohl in der Tropenwelt als auch im Umfeld. „Eines unserer Alleinstellungsmerkmale – das Übernachten in der Attraktion – macht uns klar zu einem favorisierten Ausflugsziel für Übernachtungsgäste“, sagt Tropical Islands-Geschäftsführer Jan Janssen. Die Nachfrage steige stetig und ziehe viele Gäste aus den verschiedensten Regionen Deutschlands und Europas an. 1000 Betten bieten 133 Zelte im Regenwald-Camp und 200 Zimmer verteilt auf verschiedene Häuser und Hütten in der Halle. Außerhalb warten noch einmal ein 5000 Quadratmeter großer Campingplatz mit 34 Tipis und auch bislang 23 Bungalows. Martin Fennemann ist Leiter des Auslandsmarketings bei der TMB. Interview: Gerald Dietz T ropical Islands ist nicht der einzige Magnet für Gäste aus dem Ausland in der Mark. Für welche Regionen haben internationale Besucher ähnlich hohe Bedeutung? Martin Fennemann: Tropical Islands hat da sicherlich eine Sonderstellung. An internationaler Ausstrahlung können aber auch Potsdam oder der Spreewald mithalten. Ansonsten sind eher Themen wie etwa Radfahren, Golf, Bootfahren oder mit Abstrichen Wandern gefragt. Natürlich spielt auch die Ausstrahlung Berlins eine gewichtige Rolle. 33 Welche Relevanz haben Auslandsmärkte insgesamt für die brandenburgische Tourismuswirtschaft? Fennemann: Man kann das festmachen an den Übernachtungen. Da hatten ausländische Besucher im vergangenen Jahr einen Anteil von 7,2 Prozent. Da gibt es noch eine Menge Potenzial. Wo kommen die internationalen Besucher vorwiegend her und wo liegen die größten Zukunftspotenziale? Fennemann: Auf Platz eins liegt derzeit mit großem Abstand zu den anderen Ländern Polen. Dann folgen die Niederlande und die Schweiz. Die Zahl polnischer Gäste hat die rasanteste Entwicklung gehabt und bislang ist kein Ende abzusehen. Vielleicht können wir einen Teil des Erfolges dort in Tschechien wiederholen. Welche Bedeutung haben Großereignisse wie im kommenden Jahr die Bundesgartenschau? Fennemann: Solche Großereignisse haben eine immense Bedeutung für die Vermarktung. Das hat sich schon 2012 beim Friedrich-Jahr gezeigt. Bei Reiseveranstaltern wird immer nach solchen Sachen gefragt. Kann der Magnet Berlin noch besser genutzt werden? Fennemann: Wir sind mit unserem Vermarktungsslogan „Brandenburg – all around Berlin“ schon gut aufgestellt. Was wir künftig noch forciert anbieten wollen, sind gekoppelte Stadt-Land-Pakete. Tropical Island Holding GmbH Krausnick (Dahme-Spreewald) Beelitzer Festspiele Beschäftige: 600 www.tropical-islands.de AUF der Festwiese Beelitz Eiin ne Berliner Operette von Heinz Bolten-Ba eckers Musike vo n Paul Lin ke Kartenvorverkauf in der Tourist-Info Beelitz, Poststraße 15, 5 14547 Beelitz, Tel.: 033204-391-55 oder -391-53, im Internet oder in allen bekannten Vorverkaufsstellen. Firmenfoto www.beelitzer-festspiele.de Südseegefühle in der ehemaligen Luftschiffhalle. Mit freundlicher Unterstützung: mit Herber t Köfer, Eva-Maria Pickert, An drea Meiss Uta Schorn ner, , Uwe Karp a u.v.m. Kultur erleben und Entschleunigung entdecken Die Potsdamer Professorin Uta Herbst berät mit ihren Studierenden Unternehmen der Tourismuswirtschaft. Von Rüdiger Braun D ie Sängerstadt Finsterwalde (Elbe-Elster) hat bei ihren Sängerfesten im Sommer keine Probleme, Hotels und Pensionen voll zu bekommen. Aber was ist mit der restlichen Zeit des Jahres? Ein Fall für Prof. Dr. Uta Herbst. Die Inhaberin des Lehrstuhls für Marketing II an der Universität Potsdam ergänzt seit August 2012 das Professorenteam der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät. Die agile junge Frau bringt mit ihrem Schwerpunkt Tourismusmarketing die Branche in Brandenburg derzeit kräftig in Schwung. Ein wichtiger Impulsgeber sind ihre Case-Study-Seminare. Jeden Oktober und April lösen bis zu 20 Master-Studierende der Fachrichtung Marketing in Kleingruppen ein praktisches Marketingproblem der hiesigen Tourismusbranche. Herbst vermittelt ihnen die Theorie des Marketings, während Profis von McKinsey Berlin zeigen, wie man ein Projekt und dessen Ergebnisse beim Auftraggeber perfekt präsentiert. So war es vergangenes Jahr auch im Fall der Sängerstadt Finsterwalde. „Wir haben da stets viele Interessenten unter den Masterstudenten und können uns die besten aussuchen“, sagt Herbst. Unter Leitung der Marketingdoktorandin Birte Kemmerling besuchten nach lan- Lehrstuhl für Marketing Der Lehrstuhl für Marketing II an der Universität Potsdam besteht aus insgesamt 14 Mitarbeitern. Für die Lehrstuhlinhaberin Prof. Dr. Uta Herbst arbeiten vier wissenschaftliche Mitarbeiter und sieben studentische Hilfskräfte. Uta Herbst studierte von 1999 bis 2004 Kommunikationswissenschaften an der Universität Hohenheim in Stuttgart. 2012 nahm sie den Ruf der Universität Potsdam an. Dort ist sie seit 2013 Direktorin der Negotiation Academy, der „Verhandlungsakademie“. 2014 erhielt sie den Landeslehrpreis Brandenburg für hervorragende Hochschullehre. bra Reiseland Brandenburg ger Vorbereitung die drei Studenten des Finsterwalde-Projekts den dortigen Weihnachtsmarkt. „Es waren vor allen Dingen junge Leute, die uns erklärten, in Finsterwalde könne man gut einkaufen“, sagt Kemmerling. 88 Prozent der Befragten waren allerdings nur Tagesgäste und fast alle – 94 Prozent – kamen aus Brandenburg selbst. Die Weihnachtsumfrage war aber nur ein Teil des studentischen Projekts. Das wichtigste Ergebnis war ein Fragebogen, den das Team entwickelte und der nun in Finsterwalder Hotels und Pensionen ausliegt. Kundenzufriedenheit und Kundenwünsche werden abgefragt, um das Angebot entsprechend anzupassen. 18.4. –11.10. 18.4. –11.10. Finsterwalde sei in gewisser Weise symptomatisch für die Tourismusbranche in Brandenburg, findet die Professorin. Viele Unternehmen, aber auch Kommunen stehen vor der Herausforderung, zielgruppenspezifische Produkte und Angebote zu entwickeln und ihre Stärken auch gegenüber den Kunden herauszuarbeiten. So kooperieren Prof. Herbst und ihr Team zum Beispiel mit dem in Burg (Spree-Neiße) ansässigen Unternehmen „Spreescouts“, das einen umgebauten Unimog als mobiles Tagungszentrum unterhält, in dem mitten im Grünen bis zu 30 Personen ausgestattet mit Beamer, W-Lan und anderem Komfort ungestört HAVELREGION DER WOW! EFFEKT DER BUGA 2015: der höchste & modernste mobile Aussichtsturm der Welt – für jeden ein Hochgenuss! Finsterwalde: Zum Sängerfest kommen viele Gäste. ihrer Phantasie freien Lauf lassen können. Oder mit der neugegründeten Nüster OHG, die einen innovativen Reitgurt für den präventiven und therapeutischen Gesundheitstourismus entwickelt hat. Wie bei jedem Marketing gehe es auch im Tourismus letztlich darum, als Anbieter in den Augen des Kunden besser dazustehen als ein Mitbewerber auf dem Markt. Komparativen Konkurrenzvorteil (KKV) nennt man das. Einen solchen hat Prof. Herbst für ganz Brandenburg ausgemacht. Berge wie das Allgäu oder das Meer wie Mecklenburg-Vorpommern habe das Land nicht zu bieten. Dafür aber Natur und Kultur in Massen. „Ein Ansatzpunkt wäre, viel Kultur erleben und dabei die Entschleunigung entdecken“, sagt Prof. Herbst. Dass der künftige Erfolg seine eigenen Grundlagen gefährden könnte, glaubt die Professorin nicht. „Wir werden hier bestimmt nicht überrannt. Und wenn doch, gäbe es ja auch Schlimmeres“, entgegnet sie lachend. Fünf sind eins. Deins. Brandenburg Premnitz an der Havel Fotos: Stadt Finsterwalde 34 Rathenow Amt Rhinow/ Hansestadt Stölln Havelberg Weitere Informationen unter: 03381.797 2015 und www.buga-2015-havelregion.de Idyll unter Tannen und Eichen Der Waldgasthof „Zur Alten Eiche“ soll für Wochenendtouristen eine neue Blüte erleben. Von Rüdiger Braun Z u DDR-Zeiten war der Gasthof „Zur Alten Eiche“ in Frohnsdorf (Potsdam-Mittelmark) ein Begriff. Übers Wochenende strömten Ausflügler aus der ganzen Region zu dem 1896 eröffneten Gut im Wald. Wer die erst im März 2012 wiedereröffnete Waldgaststätte heute besucht, versteht sofort, weshalb. Unweit der L 102 liegt völlig unerwartet ein idyllisches Refugium mitten im brandenburgischen Wald. Hier können Wanderer, Radtouristen und Skater vom nahe gelegenen Fläming-Skate bei einem kühlen Bier die Seele baumeln lassen und dem Vogelgezwitscher lauschen. Reiseland Brandenburg Reiseland Brandenburg „Bei uns entspringt die Nieplitz. Es gibt sehr schöne Wanderwege am Fluss entlang“, sagt Präger. Außerdem habe Treuenbrietzen eine sehr große Künstlergemeinde, die viele noch nicht kennen. „Das ist eine schöne Vielfalt, das möchte man gar nicht glauben.“ Präger arbeitet zum Beispiel eng mit der Kinderbuchillustratorin Stefanie Jeschke aus Treuenbrietzen zusammen. Jeschke hat unter anderem die „10 dicken Räuberchen“ für den Güstrower Kreisel Verlag oder „Pups, die Maus“ für den Berliner Adrian Verlag illustriert. Vergangenes Jahr bestritt Jeschke zusammen mit zehn anderen Künstlern und Handwerkern den ersten Weihnachtsmarkt auf dem Hof „Zur Alten Eiche“. „Wir wurden richtig überrannt“, sagt Präger. Mit rund 1000 Besuchern an einem Nachmittag habe sie nicht gerechnet. 37 Geschäftsführer Carsten Gersdorf ist stolz auf diese Entwicklung. „Sie zeigt, dass wir den richtigen Weg beschreiten.“ Seit Gründung des Unternehmens im Jahr 2008 habe die Internetplattform die Zahl der angebotenen Urlaubsziele und Ferienunterkünfte immer weiter gesteigert und parallel dazu die Qualitätskontrolle forciert. „In Deutschland arbeiten wir zum Beispiel immer mit den regionalen Tourismusverbänden zusammen“, erklärt Gersdorf. „Das heißt, die Ferienwohnungen werden regelmäßig von Tourismusexperten gecheckt.“ Potsdamer Unternehmen setzt auf Qualität und Partnerschaften mit regionalen Tourismusverbänden. Von Bettina Schipke K Nicht nur der Weihnachtsmarkt ist eine Extra-Attraktion. Zusammen mit dem Kinoförderverein Treuenbrietzen veranstaltete Präger im Sommer auf der Terrasse der Waldgaststätte das „Freilichtkino unter Eichen“ – mit großem Erfolg. Inzwischen denkt sie auch daran, zu Pfingsten eine Veranstaltung anzubieten. Wie die aussehen könnte, verrät sie noch nicht. Dass in dem nach der Wende über lange Jahre verBewerben will Präger diese Vornachlässigten Gut noch Musik steckte, musste züge der Waldgaststätte und ihsich auch die Wirtin Carola Präger gedacht haben. rer malerischen Umgebung auf Ganz in der Nähe führt sie das Hotel Waldschule. Die "Alte Eiche" zieht Gäste aus nah und fern an. der nächsten Grünen Woche, die Sie erwarb 2005 das Gut. Doch es brauchte noch einige Jahre, bis ihre Tochter Hanna Präger, eine gelernte Köchin, vom 16. bis zum 25. Januar in Berlin stattfindet. „Es geht dabei vor den verfallenen Gasthof wieder auf Vordermann gebracht hatte. Als allem um den Bezug zur Natur und zum Wald.“ Auch mit der Nähe Geschäftsführerin und im Augenblick noch als Mädchen für alles – zur historischen Altstadt von Treuenbrietzen könne man werben. sie organisiert, kocht und bedient – nahm sie den Betrieb zusammen Einfach sei es nicht, sich gegen die Umgebung zu behaupten. Das Gut liegt genau zwischen dem Naturpark Nuthe-Nieplitz und der mit Freund, Familie und Hilfskräften wieder auf. Wanderregion Hoher Fläming. Punkten will Hanna Präger vor allem „Es ist ein Ort, wo man vor allem seine Ruhe findet“, sagt sie. Neu- mit dem Reiz des Neuen. „Wir sind hier noch nicht touristisch überankömmlinge seien völlig überrascht, dass sich etwas abseits der laufen.“ Wer die Ruhe liebe, finde in der Waldgaststätte „Zur Alten Landstraße ein kleines Naturparadies auftue. „Im ersten Jahr lief es Eiche“ mit ihren vier Ferienwohnungen geradezu paradiesische Zubesonders gut, weil die Leute nach der Wiedereröffnung neugierig stände. Sie als Chefin, die gerne mit den Gästen plaudert und nur waren“, sagt Präger. „Dieses Jahr stieg die Gästezahl, nachdem der Bestes von den Besuchern hört, RBB in seiner Sendung Land und Lecker berichtet hat“, erzählt Prä- fühlt sich im Wald jedenfalls im„Zur Alten Eiche“ ger weiter. 30 bis 40 Leute finden sich an guten Tagen ein. Tatsäch- mer noch zu Hause. „Man steht Treuenbrietzen, Ortsteil lich schraubt die mindestens alle zwei Monate wechselnde Speise- auf, schaut auf den Wald und da Frohnsdorf (Potsdamkarte die Erwartungen hoch. Es gibt Dithmarscher Gänsebrust mit hüpft gerade ein Eichhörnchen Mittelmark) Grünkohl und Apfel, Bardenitzer Hirschkalbsbraten mit Thymian, herum, das ist einfach schön.“ Beschäftige: 1 sowie Karotten und Kartoffeln oder Forellenfi let aus der Steinmühle – Mit ihrem Beruf als Eichenwir5 Saisonkräfte tin und -Köchin ist Hanna Präger alles frisch zubereitet von der Hausherrin selbst. www.alte-eiche-frohnsdorf.de auf jeden Fall glücklich. „Ich benutze vor allem regionale Produkte“, sagt Präger. „Die Forellen hole ich zum Beispiel von Herrn Müller in Treuenbrietzen.“ Unternehmensporträt > Brandenburg WEST Ferienhäuser in ganz Europa Auch Gemüse besorgt sie in der Nähe. Die Vernetzung mit regionalen Anbietern und anderen Gastronomien in der Nuthe-NieplitzRegion gehört zur Strategie des Gasthofes. Mit der Qualität regionaler Küche und dem Reiz der unmittelbaren Umgebung will Präger noch mehr Touristen locken. Foto: Best Western Marina Wolfsbruch Unternehmensporträt > Brandenburg WEST lick und weg: Ein Ferienappartement ist im Internet schnell gefunden. Wer jedoch bei der Buchung Wert auf eine große Auswahl an Unterkünften legt, die Verfügbarkeit des Objekts zum Wunschtermin sofort prüfen und direkt online buchen möchte, landet wahrscheinlich bei www.BestFewo.de Mit europaweit über 280.000 Ferienunterkünften – darunter 76.000 in Deutschland – betreibt das in Potsdam ansässige Unternehmen nach eigenen Aussagen die größte Plattform für Ferienwohnungen in der Bundesrepublik. Allein in diesem Jahr haben die Urlaubsprofis rund 1 Million Übernachtungen vermittelt. Unternehmensgründer und Als neuesten Service präsentiert BestFewo Urlaubsquartiere, die nach den Standards des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) geprüft sind. Das sei ein Mehrwert für die Urlauber, die jetzt auch nach Quartieren einer bestimmten Sterne-Klassifizierung suchen können. BestFewo Potsdam Beschäftigte: 20 www.bestfewo.de #$"#%"&#'$ " ! #$"#%"&#'( " + , - . 12 ! 3 * 7" 8 4 ! " 9 '$ : " ; - &$ : 4 9 .< = 0 >/ ? "9"1" : 0 8 / - 0 Foto: Privat 36 ! ) * " + , / 0 4 56 4 * + ! 4 ) " 0 8 < , * 7" 0 " Unternehmensporträt > Brandenburg WEST Christiane & Ingo Dierich sind Quereinsteiger in die Touristik und haben gerade deswegen Erfolg. Von Rüdiger Braun C hristiane Dierich weiß noch sehr gut, wie sie Anfang der 2000erJahre auf die Idee kam, eine eigene Cafébar in Brandenburg/Havel zu eröffnen. Sie und ihr Mann Ingo machten Urlaub in Portugal, als eine Mail eintraf. Die Stadt lud den Tischlermeister ein, eine Ausstellung im Brückenhäuschen im Herzen der City zu machen. „An unserem Strand gab es eine kleine Espressobar“, erinnert sich Christiane Dierich. „Wir überlegten, ob man nicht im Brückenhäuschen auch so eine Kaffeebar eröffnen könnte.“ Genau das haben die Eheleute im Jahr 2005 gemacht. In der Tourismusbranche hatten weder die studierte Geografin noch der Tischlermeister Erfahrung. Aber sie wussten, was sie selbst von einem modernen Café an der Havel erwartet hätten – und trafen mit ihrer Idee eines angebundenen Kanuverleihs voll ins Schwarze. Heute ist das Café im Brückenhäuschen nicht nur ein beliebter Treffpunkt und eine Anlaufstelle für Bootstouristen, es ist inzwischen auch „nur“ noch der kleinere Bruder der „Pension Havelfloß“, die Christiane und Ingo Dierich, beflügelt von ihrem ersten Erfolg, 2008 in einem ehemaligen Lagerhaus eröffneten. Reiseland Brandenburg Landgut A. Borsig im Havelland setzt ganz auf Nachhaltigkeit. Von Ulrich Nettelstroth Das Landgut hatte 1867 der Industrielle Albert Borsig dem hochverschuldeten Grafen von Itzenplitz samt Schloss und Park abgekauft. Eisenbahnpionier Borsig baute es zu einem landwirtschaftlichen Mustergut für die Versorgung der Arbeiter seiner Berliner Fabriken um. Dort gab es zum Beispiel Dampfpflüge, mit ausgeklügelter Technik klimatisierte Rinderställe, eine komplexe künstliche Bewässerung und eine der ersten Biogasanlagen der Welt. Der ehemalige Rinderstall ist für große Tagungen ausgestattet. „Das war der Maßstab“, sagt Michael Stober. Beim Wiederauf bau der verfallenen Anlagen wollte er etwas ähnlich Visionäres schaffen. Heute ist er so weit, mit dem „nachhaltigsten Privathotel Deutschlands“, wie er sagt. Solarzellen auf den Dächern produzieren mehr Strom, als das Hotel selbst verbrauchen kann. Geheizt wird mit einer klimafreundlichen Hackschnitzelanlage. „Rechnerisch wächst Im Sommer hat die Pension sowieso kein Problem. Die acht Floßhütten – allesamt vom Tischler Ingo Dierich selbst entworfen und gebaut – seien fast ständig unterwegs. Daneben können die Besucher Fahrradtouren machen. „Es gibt zum Beispiel die Sieben-SeenTour“, sagt Dierich. 35 Kilometer vorbei unter anderem am Quenzsee, dem Plauer See und dem Breitlingsee. Auch der Havelradweg sei ein Traum. „Es ist sehr praktisch. Man kann die Strecke mit dem Rad abfahren und dann mit dem Zug zurückkommen“, so Dierich. Tagungsland Brandenburg Pension Havelfloß Brandenburg an der Havel www.pension-havelfloss.de die Hälfte des verheizten Holzes in unserem eigenen Wald nach“, rechnet Stober vor. 12,5 Hektar Forst gehören zum Landgut. Es gibt eine Elektrotankstelle, an der Elektroautos kostenlos aufgeladen werden können. Hotelgäste können sich E-Bikes für Touren in die Umgebung leihen. Das Regenwasser wird gesammelt und in einem zweiten Wasserkreislauf für die Toilettenspülung verwendet. Und die Zimmer sind mit Bio-Bodenbelägen und Elektrosmog-Abschirmung ausgestattet. Rund 17 Millionen Euro hat Stober in das Landgut investiert, seit er es 2000 gekauft hat. Ein Drittel davon waren Fördermittel, teils auch aus Brüssel. Die denkmalgerechte Rekonstruktion und der Ausbau waren bisher ein Zuschussgeschäft. Erstmals habe das Unterneh- s war ein Zufall, durch den Michael Stober auf das Landgut Borsig in Groß Behnitz bei Nauen (Havelland) gestoßen ist. „Ich war eigentlich auf der Suche nach einem Herrenhaus an der Ostsee“, berichtet der 56-jährige studierte Philosoph, der damals ein Bauunternehmen in Berlin leitete. Ein Freund machte ihn auf das in Ruinen liegende Landgut bei Nauen aufmerksam. Und schon beim ersten Besuch hat es Stober nicht mehr losgelassen. „Das war eine Vision“, sagt er. Jenseits der Jahrtausendbrücke liege die schon immer gut besuchte historische Altstadt mit der angeschlossenen berühmten Dominsel. „Wir wollten, dass mehr Leute auch auf unsere Seite kommen.“ Das Gewerbe sei das verbindende Element zwischen beiden Flussufern. Der gemeinsame Auftritt funktioniere. „Inzwischen merken wir schon, dass der Brückenkult wahrgenommen wird.“ Und nicht nur das: Der lockere Verbund eignet sich hervorragend für Partnerschaften. Noch im Laufe des Winters wird es Goldschmiedekurse in der Schmuckwerkstatt von Heike Burgemann gleich um die Ecke geben. „Man kann zwei Tage bei uns übernachten und dabei den Kurs belegen“, sagt Dierich. Das sei besonders ein Angebot für Paare, die sich vielleicht ihre eigenen Ringe schmieden wollen. Mit solchen Angeboten könnten auch im Winter Touristen gewonnen werden. Beschäftigte: 2 sowie 10 Saisonkräfte 39 E Schon bei der Eröffnung ihres Cafés im Brückenhäuschen sahen die Dierichs, dass die Geschäfte und Gastronomien rings um die Jahrtausendbrücke mehr Touristen anziehen könnten, wenn sie sich gemeinsam vermarkten würden. Seit rund zehn Jahren gibt es den Verbund „Brückenkult“, der im regionalen Wochenblatt regelmäßig eine halbe Seite Anzeige mit Extratext schaltet. Zum Brückenkult gehören eine Cocktailbar, ein Schmuckhersteller, ein Buchladen, ein Friseurgeschäft oder das Eventtheater im benachbarten FontaneKlub. „Zu Beginn waren es etwa sechs Teilnehmer, jetzt sind wir 13“, sagt Dierich. Im weitesten Sinne Vernetzung ist auch, was die Buga 2015 für die Havelregion bewirken könnte. So könne sich für die „Pension Havelfloß“ erfüllen, was alle Hoteliers anstreben: „Unser Ziel ist es eben, dass die Leute nicht nur zwei Tage, sondern tendenziell eine ganze Woche bleiben.“ Unternehmensporträt > Brandenburg WEST Tagungen im Musterbetrieb Neun stilvolle Zimmer und dazu acht Hausbootflöße direkt vor der Haustür haben die Eheleute heute zu vermieten. Und wieder ging das 2007 der Stadt vorgelegte Konzept auf. „Wir hatten in den vergangenen Jahren ständig Zuwachs“, sagt Dierich. Während der Saison von Mai bis Oktober sei die Pension so gut wie ausgebucht. Aber sogar jetzt im Winter, wo keine Flöße mehr die Havel entlangschippern können, ist ein gutes Dutzend Leute an der Havel zu Gast. „Wochenendtouristen, Geschäftsleute, Leute auf Familienbesuch – alles Mögliche“, sagt Dierich. Der gewagte Sprung ins Gastronomie- und Tourismusgewerbe hat sich für die Dierichs gelohnt. „Wir gehen bei allem, was wir machen, von dem aus, was uns selber gefallen würde“, sagt die Chefin. Aber nicht nur das. Das Paar hat auch ein gutes Händchen für Vernetzung. Firmenfoto „Wir haben immer gemacht, was uns selbst gefällt“ Reiseland Brandenburg Foto: TMB-Fotoarchiv/ Yorck Maecke 38 Für Tagungen, Kongresse und Firmen-Events ist das engere und weitere Umfeld der Bundeshauptstadt ein beliebter Ort. Um schnell die passenden Angebote unter den Tagungshotels der Region zu finden, hat das Netzwerk Mice (Meetings, Incentives, Congress und Events) alle Informationen der Premium-Anbieter zusammengetragen. Ziel des Netzwerks ist es, die Marke Tagungsland Brandenburg zu etablieren und die Angebote zu koordinieren. net Internet: www.tagen-in-brandenburg.de men jetzt eine schwarze Null erreicht, sagt Stober. Die Perspektiven aber sind großartig. Das weitläufige, idyllisch am Groß Behnitzer See gelegene Gelände bietet auf 10.000 Quadratmetern 256 Gästebetten und Tagungsräume für bis zu 2000 Gäste. Auch für Betriebsfeste und private Feiern ist das Landgut beliebt. Das Standesamt Nauen unterhält hier eine Außenstelle, so dass auch eine komplette Hochzeitsfeier hier stattfinden kann, auf Wunsch mit kirchlicher Trauung in der Dorf kirche gegenüber. Es kommen über 100.000 Besucher und die Umsätze sind in den vergangenen Jahren sprunghaft gestiegen, so Schober. In Brandenburg fühlt sich Michael seinen sieben Kindern selbst im Ort lebt, inzwischen voll verwurzelt. Die unspektakuläre Natur des Havellandes hat für ihn einen großen Reiz. „Man muss zu Fuß unterwegs sein, um das einzufangen“, sagt er. Selbst das Fahrrad sei dafür fast schon zu schnell. Stober, der mit seiner Frau und Landgut A. Borsig GmbH & Co Betriebs KG Groß Behnitz (Havelland) Beschäftigte: 46 www.landgut-aborsig.de Unternehmensporträt > Brandenburg WEST Potsdamer Gastronom bringt mit Ideen Gäste auf den Pfingstberg. Von Ute Sommer S eit fast einem Vierteljahrhundert gibt es das Restaurant „Am Pfi ngstberg“ unter Regie der Familie Kade. Ein und dieselbe Bewirtschaftung über eine solch lange Zeit – das gebe es nicht oft in Potsdam, sagt der Inhaber Mario Kade stolz. Für ein volles Haus muss aber auch viel getan werden. Wenn Kade das traditionelle Martinsgans-Essen serviert, dann hat er dafür ab Ende September weit mehr als 600 Telefonate mit seinen Stammgästen geführt. Er lädt zum Gänseessen ein, erfährt Lob sowie Kritik und hört nicht selten den Satz: „Wir warten schon auf Ihren Anruf.“ Das sei doch das Schöne an seinem Beruf, sagt er: der Kontakt mit den Menschen. Reiseland Brandenburg Seit 2013 gibt es auch „Kades Touren durch Potsdam“. Auf dem Wasser, zu Fuß oder per Rad wird der Gast durch die reizvolle Landschaft Potsdams geführt. Dabei lassen sich auch Sehenswürdigkeiten entdecken, die abseits üblicher Touristenwege liegen. Endpunkt der vier Touren ist Kades Lokal. Sie bringen dem Restaurant im Sommer mehr Touristen. Unternehmensporträt > Brandenburg WEST 41 Rundkurs mit Schönheiten Bevor sich Kade und seine Mutter Irmgard auf dem Pfingstberg engagierten, gab es hier ein Gartenlokal, in dem die Bockwurst zum kulinarischen Höhepunkt avancierte. Jetzt stehen „Auf der Haut gebratenes Zanderfilet“ und „Medaillons vom Jüterboger Heuschwein“ auf der Karte – neben Klassikern wie Eisbein und Bulette. Ansonsten ist Kade immer auf der Suche nach neuen Ideen. So bietet er glutenfreies Essen an. Das sorgt im Restaurant mittlerweile für zehn Prozent des Umsatzes. Potsdamer Jungunternehmer bieten ihren Routenplaner für Freizeitsportler jetzt weltweit an. Von Gerald Dietz Restaurant „Am Pfingstberg“ G ern hätte Markus Hallermann vor 16 Jahren, als er seinen ersten Alpencross auf dem Mountainbike gemacht hat, die App, die er heute verkauft, schon zur Hand gehabt. Ein Smartphone-Programm wie das der Potsdamer Komoot GmbH, das bei Bedarf ad hoc einen Rundkurs nach eingegebenen Zielen und Streckenanforderungen für Radler oder Wanderer erklärt, dürfte nach dem Geschmack vieler Freizeitsportler in der Natur sein. „Wir kennen unsere Nutzer sehr, sehr gut“, sagt der im Kleinwalsertal im Allgäu geborene Chef des erfolgreichen Software-Entwicklers und immer noch ambitionierte Radfahrer. Potsdam Beschäftigte: 12 (davon 3 Auszubildende), 4 Saisonkräfte www.restaurant-pfingstberg.de Mit dem Angebot, landschaftliche Schönheiten und andere Informationen einer ausgearbeiteten Route für Freizeitsportler per App weltweit zusammenzustellen, dürfte das 2010 gegründete IT-Start-Up in der Landeshauptstadt wohl ein Alleinstellungsmerkmal haben. „Wir zeigen Outdoor-Sportlern, was in einer Region zu erleben und wie eine selbst ausgewählte Strecke beschaffen ist.“ So beschreibt der studierte Physiker Hallermann das von sechs Hochschülern in München und Berlin, die sich noch aus dem Kleinwalsertal kennen, ausgetüftelte Computerprogramm. Ob nun der Straßenbelag, die zu überwindenden Höhenunterschiede oder Schwierigkeitsgrade – Komoot gibt alles an. Doch nicht nur das, die App listet auch die an der Strecke liegenden Sehenswürdigkeiten, landschaftlichen Schönheiten und gastronomischen Angebote auf. Radfahrer müssen aber nicht in waghalsigen Aktionen mit dem Smartphone in der Hand die Routenbeschreibung vom Display ablesen. Das Programm besitzt eine Sprachfunktion, deren Angaben der Nutzer bequem – kommod eben – über Kopfhörer folgen kann. Firmenfotos Viele Touren führen zu Kade Reiseland Brandenburg Foto: Bernd Gartenschläger 40 Rund zwei Millionen Mal wurde das Angebot der Potsdamer, das mit einer zunächst kostenfreien Version mit einer Region startet, inzwischen bereits heruntergeladen. Gegründet wurde Komoot mithilfe Markus Hallermann ist ambitionierter Freizeitsportler. von Mitteln des vorwiegend von der Europäischen Union finanzierten Frühphasenfonds des brandenburgischen Wirtschaftsministeriums. Mittlerweile offerieren die Potsdamer die zunächst auf Europa begrenzte App weltweit. Auch bei dieser Erweiterung half die EU noch einmal. Die genutzten Basisinformationen stammen aus offenen Datenbanken wie etwa von Google. Inzwischen arbeiten bei Komoot 20 Spezialisten aus Ländern rund um den Globus: USA, Australien, Finnland oder Spanien. Auch wegen des hier gegebenen Marktes internationaler Fachkräfte, die sich auch in anderen Ländern auskennen, wählten die Komoot-Gründer die Hauptstadtregion als Firmensitz. „Und viel schöner als in Potsdam kann man hier eigentlich nicht arbeiten“, sinniert Hallermann von seinem Schreibtisch quasi mit Blick auf den neuen Landtag. Die sechs Gründer, Markus Hallermann, sein Bruder Tobias sowie vier weitere technologiebegeisterte Freunde konnten 2010 bei der Geburt von Komoot nicht nur auf die Starthilfe durch den Frühphasenfonds zählen. Die Alltagsrealität auf der Straße gab ausreichend Sicherheit, künftig jede Menge potenzielle Nutzer zu haben. „Wir haben gesehen, dass die nötige Hardware, also das Smartphone, mittlerweile jeder in der Hand hat“, sagt Hallermann. Er selbst nutzt die App derzeit nicht mehr so oft als TourenKomoot GmbH radler. Mittlerweile Vater von Potsdam zwei kleinen Kindern, einem Sohn und einer Tochter, hat der Beschäftigte: 20 32-Jährige seine Outdoor-Aktiwww.komoot.de vitäten auf das Wandern verlegt. Aber auch dabei kann Komoot ja gute Dienste leisten. Reiseland Brandenburg 42 Interview: Bettina Schipke Arbeitet Kuhnle-Tours in Brandenburg mit anderen Tourismusanbietern zusammen? Kuhnle: Wir profitieren von der Zusammenarbeit mit der TourismusMarketing Brandenburg GmbH. Unter anderem sind wir an das Onlinebuchungssystem auf reiseland-brandenburg.de angedockt. Für große Erfolgsmeldungen ist es aber noch zu früh. In der Winterpause bereiten Tourismusunternehmen die nächste Saison vor. Womit wird Kuhnle-Tours seine Kunden 2015 überraschen? Harald Kuhnle: Mit der Eröffnung unserer Basis in Stettin wollen wir Einfachfahrten von Polen nach Brandenburg und von Brandenburg nach Polen möglich machen. Vor allem Zeuthen und Zehdenick werden davon profitieren. Wer weiß, vielleicht können wir damit Reviere wie die Oder und die Gewässer im östlichen Brandenburg aus ihrem Dornröschenschlaf wecken. Mit dem Hausboot Brandenburg erkunden. Urlaubswetter inklusive Novasol verzeichnet wachsenden Besucheransturm auf Brandenburg. Von Bettina Schipke D as Wetter ist für Urlauber wichtig. Scheint die Sonne, ist alles in Ordnung. Kein Wunder also, dass das Wetter bei Novasol Chefsache ist. Der Direktor des Ferienhausanbieters, Bernd Muckenschnabel, hat deshalb erst kürzlich das kleine Wettermuseum in Lindenberg (Landkreis Oder-Spree) besucht. Hier wird unter anderem an den preußischen Landarzt Richard Aßmann erinnert, der vor fast 140 Jahren im Oderbruch nicht nur seine Patienten behandelte, sondern auch das Wetter erforschte. „Das ist ein tolles Angebot für Brandenburg-Urlauber, wenn das Wetter vielleicht einmal nicht ganz so gut ist“, kann Muckenschnabel nur empfehlen. Deshalb werde Novasol das kleine Museum künftig unterstützen. Über die Unterstützung solch regionaler Attraktionen verliert der dänische Ferienhausanbieter seine eigentlichen Geschäfte nicht aus den Augen. „Leider gibt es in Brandenburg immer noch viel zu we- Der Verband Pro Agro wirbt erfolgreich für den ländlichen Raum. Von Ulrich Nettelstroth Es sind gleich mehrere Versprechen, mit denen sich die Agrarbetriebe, die diesen Weg einschlagen, von der Masse abheben. Durch kurze Lieferketten wird die Umwelt geschont. Die Produktion wird transparenter, wenn bekannt ist, auf welcher Weide die Tiere standen, deren Fleisch man isst. Das gilt noch mehr, wenn der Bauer seinen Hof für Besucher öffnet. andtourismus und regionale landwirtschaftliche Produkte haben einen guten Ruf bei Großstadtbewohnern. An diesem positiven Image mitgewirkt hat Pro Agro, der Verband zur Förderung des ländlichen Raumes in der Region Brandenburg-Berlin. „Uns geht es um den ländlichen Raum als Ganzes“, erklärt Kai Rückewold, Fachbereichsleiter Ernährungswirtschaft bei Pro Agro. Wenn Gäste eine Reiseregion kennenlernen, dort Erzeuger mit eigenem Hofladen besuchen und später Produkte dieser Region im heimischen Supermarkt finden, entsteht ein positives Gesamtbild. Wenn Sie einen Törn durch Brandenburg empfehlen sollten, wohin würde es gehen? Kuhnle: Ich mag die Gegend südlich von Berlin: Die Storkower Gewässer mit dem Scharmützelsee, den Oberlauf der Dahme, wo wenig los ist, oder die Teupitzer Gewässer mit ihren kleinen Dörfern. Von unserer Basis in Zeuthen aus ist man in ein paar Stunden in einer ganz anderen Welt. Als Marke längst etabliert ist der Spreewald. Aber auch die Uckermark und der Fläming haben eine gewisse Bekanntheit vor allem in Berlin erreicht, erklärt Rückewold. Als der Verband Pro Agro 1992 an den Start ging, war das noch nicht so. Besonders für Berliner aus dem Westteil der Stadt war das Umland noch weitgehend unbekanntes Terrain. „Dass Brandenburg heute positiv mit ländlichem Raum assoziiert wird, liegt auch an 20 nige Ferienhäuser“, sagt Bernd Muckenschnabel. Dabei wachse die Nachfrage nach Ferienunterkünften. Allein in diesem Jahr konnte Novasol 30 Prozent mehr Übernachtungen für Brandenburg buchen als 2013. Diese positive Entwicklung sei nicht nur dem tollen Sommerwetter geschuldet. Stärker als Sonnenschein locken die einmaligen Naturlandschaften in Verbindung mit den vielen kulturellen Angeboten in Potsdam und Berlin, so Muckenschnabel. Vor allem für die Gäste aus den Nachbarländern werde Brandenburg immer attraktiver. „Wir verzeichnen aus den Niederlanden, der Schweiz, Polen und Tschechien eine steigende Nachfrage nach Ferienunterkünften in Brandenburg“, bilanziert der Novasol-Chef. Inzwischen reise übrigens bereits jeder fünfte Novasol-Urlauber aus dem Ausland nach Brandenburg. Das Gros der Gäste suche für seinen Urlaub großzügige, naturnahe Domizile, von denen aus sich möglichst viele Highlights des Landes erkunden lassen. „Unsere 200 Novasol-Ferienhäuser in Brandenburg können mit dieser guten Lage punkten“, ist Muckenschnabel überzeugt. Vor allem die Standorte bei Tropical Islands, in Zehdenick, Wendisch Rietz und Rheinsberg würden gut nachgefragt. Neu in der Saison 2015 sind bei Novasol spezielle Angebote an und auf den brandenburgischen Gewässern. So können sich Urlauber beispielsweise in der Lausitz auf schwimmenden Ferienhäusern erholen. Jahren Marketingarbeit von Pro Agro“, betont Rückewold. Beispielsweise mit der Brandenburger Landpartie, die alljährlich Städter auf die beteiligten Höfe lockt. Auch beim Brandenburger Schlachtefest, dem Brandenburger Dorf- und Erntefest oder vielen regionalen Erlebnismärkten im Land Brandenburg können Verbraucher direkt mit den Erzeugern ins Gespräch kommen. Hofläden und Direktvermarkter stellen sich dort vor oder Obstbetriebe, bei denen man selbst pflücken kann. Pro Jahr besuchen nach den Zahlen von Pro Agro 2,5 Millionen Menschen diese Veranstaltungen. L Kinder sind leicht vom Landleben zu begeistern. Noch enger wird der Bezug zum Landleben für alle, die sich für Ferien auf dem Bauernhof entscheiden. Jedes Jahr gibt Pro Agro gleich zwei Kataloge heraus: Landurlaub und Pferdeland Brandenburg. Die Betriebe können sich zertifizieren lassen. „Voraussetzung ist, dass die Qualität stimmt“, sagt Rückewold. Geschmackvoll eingerichtete Zimmer oder Ferienwohnungen gehören dazu, es sollte Tiere auf dem Hof geben und möglichst auch regionale Produkte, die der Gast gleich erwerben kann. Für den, der das möchte, bieten viele Höfe die Möglichkeit zum Mithelfen, etwa beim Ausmisten des Stalls. Tiefer lässt sich Landluft nirgendwo schnuppern. Landleben im Internet Bauer sucht Koch: Regionale Küche spielt besonders in der gehobenen Gastronomie eine große Rolle. Mit der Plattform „Bauer sucht Koch“ werden beide Seiten zusammengebracht. Registriert sind derzeit 195 Erzeuger und 150 Gastronomen. Manche Restaurants interessieren sich nur für einzelne Produkte wie Spargel oder Gänse, Obst oder Gemüse. Andere versuchen, sich möglichst komplett regional zu versorgen. Internet: www.bauer-sucht-koch.de Fotos: Pro Agro Mit 3.000 Seen und 33.000 Kilometern Fließgewässern ist Brandenburg ein Eldorado für Freizeitkapitäne. 43 Aus der Reiseregion auf den Teller Mit Brandenburg/Havel, Zehdenick und Zeuthen betreibt KuhnleTours in Brandenburg gleich drei Ausleihstationen. Sind die Brandenburger so leidenschaftliche Freizeitkapitäne? Kuhnle: Die Bedingungen für einen Hausbooturlaub in Brandenburg sind einfach gut. Die Eröffnung des Langen Trödels als Teil des Finowkanals zeigt beispielsweise, dass es sich auch für die öffentliche Hand lohnt, in wassertouristische Infrastruktur zu investieren. Außerdem ist ein großer Teil der brandenburgischen Wasserstraßen führerscheinfrei zu befahren. Hier gibt es allerdings noch Lücken, die geschlossen werden könnten. Fotos: Kuhnle-Tours, Novasol Immer auf gutem Kurs Reiseland Brandenburg Natur-Schau-Spiel: Die Besucherzentren als Eingangstore der Brandenburger Naturparks sind online zugänglich. Es gibt kurze Porträts, Anfahrtsbeschreibungen und alle aktuellen Termine. Ziel ist es, Einwohner und Gäste für die Naturschönheiten Brandenburgs zu begeistern. net Internet: www.natur-schau-spiel.com Glückliche Schweine mit Auslauf. 06 TIEF DURCHATMEN Beiträge Reiseland Brandenburg BUGA 2015 Havelregion Urlaub in Brandenburg 2015 Entdecken Sie die schönsten Plätze zur BUGA 2015 in der Flusslandschaft Havel. Nur eine Stunde von Berlin entfernt. Genauso wie die anderen Flusslandschaften in Brandenburg von Elbe bis Oder und Spree. Mehr Ideen für Ihren Urlaub finden Sie auf www.reiseland-brandenburg.de Information & Vermittlung 03 31/200 47 47