Das Sägewerk als zentraler Knotenpunkt

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Das Sägewerk als zentraler Knotenpunkt
Aus Unternehmen
Seite 358 · Nummer 15 · Holz-Zentralblatt
Freitag, 11. April 2014
Das Sägewerk als zentraler Knotenpunkt
Netzwerktreffen beim Sägewerk Streit in Hausach zeigte Beispiele für interessante Verknüpfungen in der Holzkette
pn. An dem jüngsten Netzwerktermin
der Holzwirtschaft in Baden-Württemberg am 26. März nahmen über
100 Interessierte aus der Branche teil.
Zu dem Nachmittagstreffen in der Reihe „Cluster innovativ“ der Clusterinitiative Forst und Holz Baden-Württemberg hatte die Firma Karl Streit in
Hausach (Mittlerer Schwarzwald) eingeladen, die ihr Sägewerk vorstellte,
aber auch einer handvoll ihrer Kooperationspartner aus der Holzkette die
Gelegenheit zur Präsentation gab.
Hauptanliegen des Termins war, auf die
wirtschaftlichen Leistungen verschiedener Glieder der Holzkette hinzuweisen,
zu denen eben nicht nur Forstbetriebe
wie die Forstwirtschaftliche Vereinigung
Schwarzwald (FVS) und Sägewerke gehören, sondern auch Doll-Fahrzeugbau,
der Maschinenbaubetrieb Linck, German
Pellets oder Treyer-Paletten.
Seitens der Veranstalter war man erfreut, wohl aber auch etwas überrascht
vom bisher besten Besuch eines Termins
in der Veranstaltungsreihe „Cluster innovativ“. Ausschlaggebend für die große Resonanz waren sicher die Möglichkeit der
Besichtigung eines überregional bekannten Betriebs, der Nachmittagstermin und
das engmaschige Netz der Holzkette im
Mittleren Schwarzwald mit vielen Betrieben auf engem Raum. Die größten Teilnehmeranteile stellten dabei die Bereiche
Forstwirtschaft bzw. Waldbesitz und
Sägerkollegen (jeweils etwa ein Viertel),
außerdem die Gruppe aus Bankenvertretern und Beratern.
Erfreulich ist auch, dass in dem Veranstaltungsformat ein „normaler“ Sägewerksbetrieb vorgestellt wurde und der
Blick etwas abschweifte von der Ausrichtung auf Innovationen bzw. Betriebe mit
aus dem Rahmen fallenden Produkten.
Geschäftsführender
Gesellschafter
Klaus Henne stellte in seinem Vortrag die
Leistungen des Sägewerks Streit vor allem im und für den Nahbereich vor. Eben
hier nahm es im Jahr 2013 217 000 Fm
Rundholz auf – bei einem (um eine
Schicht, d. h. 80 000 bis 90 000 Fm) gedrosseltem Gesamteinschnitt von insgesamt 324 000 Fm. 308 000 Fm der Gesamtmenge kaufte Streit in Baden-Württemberg.
Im Nahbereich* pumpe der Betrieb
täglich so knapp 56 000 Euro an Geldmitteln in die Region: An den Waldbesitz gingen 18,7 Mio. Euro (durchschnittlich 86
Euro/Fm) und an die Fuhrunternehmen
nochmal 1,7 Mio. Euro (durchschnittlich
Klaus Henne
7,85 Euro/Fm) – die ebenfalls fälligen
Steuern, Gebühren und Abgaben noch
nicht aufgelistet, auch nicht die 170 direkten und indirekten Arbeitsplätzte (80 im
Werk, 50 im Wald, 20 im Rundholztransport und 20 im Restholztransport).
Mit einem kleinen Seitenhieb auf das
seitens der Säge- und Holzindustrie abgelehnte große Naturschutzprojekt der
Landesregierung im Schwarzwald merkte
Henne an: „Ich bezweifle, dass der Nationalpark das erwirtschaftet.“ Vor allem,
* Landkreise Offenburg, Freudenstadt,
Rottweil, Villingen-Schwenningen und
Emmendingen
Sägewerke sind auf große Besuchergruppen selten eingestellt. Bei Streit wurde hierzu kurzfristig eine Holzlagerhalle
umgeräumt.
Fotos: L. Pirson
wenn man die Leistungen der übrigen Sägewerke in der Region noch hinzuzähle,
oder auch die übrigen Unternehmen, die
zur Holzkette der Region zählten wie Weber-Haus oder Linck.
Der Wald sei spätestens seit Fukushima, dem Atomausstiegsbeschluss und der
Klimawandeldiskussion zur „Spielwiese
für Interessenvertretungen“ geworden, in
deren Folge die wirtschaftlichen Funktionen der Waldwirtschaft mehr und mehr
eingeschränkt würden. Was die Sägewerke als erstes zu spüren bekommen.
Henne, der sich etwas mehr Beteiligung seitens der Kommunen und Landkreise an dem Clustertreffen gewünscht
hätte, kritisierte im Rahmen seines Vortrags die Selbstverständlichkeit, mit der
auf staatlicher bzw. kommunaler Seite die
in der Holzkette erwirtschafteten Geldmittel in den Haushalten bereits „verplant“ würden – Gelder, die unter teilweise großen Anstrengungen erbracht werden müssten. Und die deshalb erwarten,
dass sie auch davon profitieren. So sei
z. B. ein Ausbau der B 33 dringlich, der
Schwarzwald-Querverbindung zwischen
A 5 (Rheintalautobahn) und der A 81 im
Osten.
Vielfach werde auch vergessen, dass
Betriebe wie Streit im internationalen
Wettbewerb stehen, in anderen Ländern
(wie in Frankreich) andere Rahmenbedingungen herrschten. Henne wies auch
auf Verzerrungen im grenzüberschreitenden Handel mit Frankreich hin, einem
wichtigen Absatzmarkt für das Sägewerk,
vor allem durch Unterschiede der Gewichte von LKW-Transporten.
Beim anschließenden Rundgang über
den Rundholzplatz und durch das Sägewerk konnten sich die Besucher ein Bild
von der Arbeit unter beengten Platzverhältnissen machen, v. a. am Rundholzplatz mit hoch stapelnden Stahlrungen-
Streit ist Linck-Kunde. Im Vordergrund das nach „Lothar“
nachgerüstete Vorschnittgatter, im Hintergrund der vordere
Teil der Spaner-Kreissägenlinie.
Blick über den Rundholzplatz mit dem
zentralen Portalkran. Wegen beengter
Platzverhältnisse muss hoch gepoltert
werden.
boxen. Um knappen und teuren Platz zu
sparen, wird zur Rundholzsortierung und
-beschickung statt Lademaschinen ein
großer Portalkran eingesetzt und strikt
auftragsbezogen produziert. Das Sägewerk Streit bemüht sich um den Einkauf
eines hohen Anteils an Langholz, wobei
auch Kurzholz dabei ist. Überstarke
Dimensionen werden von einem Partner
geschnitten, dünnes Holz (Gipfelstücke)
gesammelt und dann bei Gelegenheit eingeschnitten.
In der Sägehalle wird seit Orkan „Lothar“ und dem Hineinwachsen vieler Nadelholzbestände ins Starkholz ein Gatter
zum Model-Vorschnitt eingesetzt, dass
mit der Spaner-Kreissägenanlage (mit
Säumer) verkettet ist.
Im Anschluss klärte Clustermanager
Uwe André Kohler über den Sinn einer
stärkeren Vernetzung in der Holzbranche
auf. In nicht allzu ferner Zukunft soll
die Clusterinitiative in eine baden-württembergische Holzverwendungs-GmbH
überführt werden, wobei offen ist, ob sie
dann „Pro-Holz Baden-Württemberg“
oder anders heißen wird. Die nächsten
Netzwerktermine sind das Offenburger
Cluster-Plus-Forum am 11. April, sowie
Treffen am 4. Juni beim Maschinen- und
Anlagenbauer Homag in Schopfloch und
am 3. Juli beim Dämmstoffhersteller Gutex in Waldshut-Tiengen.
Christian Kuntze von German Pellets
in Ettenheim stellte die nationalen und
auch US-Aktivitäten des Brennstoffherstellers vor. Dabei unterstrich er die Bedeutung regionaler Partner wie Streit als
Restholz- oder der FVS als Waldholzlieferanten.
Die Aktivitäten der Doll Fahrzeugbau
AG, Oppenau stellte ihre Vorstandsvorsitzende, Brunhilde Rauscher-Doll, vor.
Das Unternehmen, das seinen Ursprung
im Holztransport- und Forstgerätebereich
hat (Wagen- und Werkzeugschmiede von
1878), stützt sich heute auf drei Produktbereiche: Holztransport-, Schwertransport- und Flugfeld-Spezialfahrzeuge, wobei der Name „Doll“ weiterhin stark mit
dem Holztransport verbunden wird, trotz
derzeit nicht allzu rosiger Aussichten im
Geschäft mit Holz-LKW. Schwertransportfahrzeuge machen heute 50 % des
AG-Umsatzes aus. Im stagnierenden
Langholztransport, der im Schwarzwald
traditionell überwiegt, würden die Fuhrparks derzeit allenfalls Ersatz beschaffen.
Im Kurzholz-Transportfahrzeugbereich
sehe es besser aus, hier gehe der Trend
aber zu Logistikern und größeren Fuhrparks. Die bestehenden deutlichen Unterschiede beim zulässigen LKW-Gesamtgewicht zwischen Frankreich und
Deutschland sorgten derzeit für viel Unruhe unter den Fuhrleuten.
Der Südamerika-Kenner bei Linck
Oberkirch, Martin Huber, lieferte einen
geschichtlichen Abriss der Entwicklung
des Maschinenbauers für Sägewerkstechnik und der Entwicklungen der Einschnitttechnologien. Die Ortenau ist der
Heimatmarkt von Linck, in dem der Hersteller in beinahe jedem Sägewerk vertreten war. Huber hob in seinem Vortrag die
hohe Fertigungstiefe und die Bedeutung
der technischen Verfügbarkeit von LinckAnlagen hervor.
Dirk Hoferer, Geschäftsführer beim
Palettenhersteller Treyer, Bad Peterstal,
ging auf die Zukunft der Palettenproduktion an einem teuren Industriestandort
ein. Holz habe wegen seines sehr guten
Preis-Tragfähigkeitsverhältnisses
als
Werkstoff gegenüber der Kunststoffpalette, die deutlich komplizierter in der Herstellung ist, klare Vorteile. Allerdings dürfe der Rohstoff nicht zu teuer werden. Paletten, so Hoferer, seien ein sehr regionales Geschäft. Solange Holz und Produkte
zur Verladung vorhanden seien, könne er
ein klares „ja“ zu Deutschland als Palettenproduktionsstandort aussprechen.