Mein SEP - `` Dance on the streets of London ``
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Mein SEP - `` Dance on the streets of London ``
Mein SEP - '' Dance on the streets of London '' Im September diesen Jahres erhielt ich die Möglichkeit, ein Auslandspraktikum in einer öffentlichen Apotheke in London zu absolvieren. In meiner Bewerbung hatte ich vorwiegend englischsprachige Länder, mit dem Erstwunsch Großbritannien angegeben. Da die Plätze dafür sehr begehrt waren, konnte ich mich glücklich schätzen, dass ich einen Platz in London bekommen hatte. Die damalige britische SEO vermittelte mir einen Platz im Herzen Londons. Nach Wechsel des SEOs gestaltete sich die Kontaktaufnahme jedoch recht schwierig, da ich unregelmäßige Antworten erhielt. Am kompliziertesten erwies sich die Suche nach einer geeigneten Unterkunft. Diese stellte sich in London als eine große Herausforderung heraus. Der neue britische SEO konnte mir keine geeignete Unterkunft vermitteln und so suchte ich auf eigene Faust nach einem passenden WG-Zimmer zur Zwischenmiete. Glücklicherweise sind viele ausländische Studenten über die Semesterferien nicht an ihrem Studienort und vermieten ihre Zimmer. So konnte ich wenige Wochen vor SEP-Beginn noch eine Unterkunft finden. Angesichts der Londoner Mietpreise sollte man sich jedoch schon vorher darauf einstellen, dass der Aufenthalt im Vergleich zu deutschen Verhältnissen teurer ist. So werden die Mietpreise beispielsweise in £ pro Woche und nicht pro Monat angegeben und liegen bei ca. 100-130 £ pro Woche für ein günstiges Zimmer. Ich habe Studenten kennengelernt, die teilweise sogar 160 £ pro Woche bezahlten. Nach Lösung des Unterkunft-Problems konnte mein London-Trip beginnen. Ich wurde vom britischen SEO am Flughafen abgeholt. Gespannt auf das WG-Zimmer kämpften wir uns durch das Londoner U-Bahn-Netz, welches an den Wochenenden alles andere als geregelt funktioniert. London besitzt das älteste U-Bahn-Netz der Welt und somit werden bevorzugt an den Wochenenden, wenn weniger arbeitende Bevölkerung unterwegs ist, Reparaturen an den Schienennetzen vorgenommen. Bald darauf fand ich mich vor einem britischen Reihenhaus im Londoner Stadtteil Hackney wieder und lernte meine Mitbewohner kennen: eine deutsche Mathematik-Studentin, eine ukrainische PsychologieStudentin sowie eine palästinensische Psychologie-Studentin. Diese Vielfalt der Kulturen sollte mir in den nächsten Wochen ständig begegnen, denn London ist keineswegs eine typische englische Stadt, sondern vielmehr ein bunter Mix aus allen Kulturen der Welt. Dies spiegelte sich auch in der Apotheke, in der ich arbeitete, wider. Der Apotheker selbst war Inder, unter den Angestellten fanden sich ein Japaner, ein Kenianer, eine Nigerianerin sowie eine Engländerin. Eine englische Apotheke kann man sich vom Aufbau her ähnlich einer deutschen Apotheke vorstellen. Es gab einen Verkaufsraum, Handverkauf sowie den Mitarbeiterbereich inklusive Lager. Allerdings besitzen die meisten Apotheken keine Rezeptur, was mich sehr wunderte. Der Apotheker erläuterte mir den Grund hierfür: Vor einigen Jahren gab es einen Fall, bei dem eine Pfefferminz-Rezeptur für einen Säugling verschrieben wurde. Diese wurde nicht ordnungsgemäß hergestellt, die Konzentration darin war für Erwachsene ausgelegt. Der Säugling verstarb an der zu hohen Dosis. Daraufhin beschloss man, dass öffentliche Apotheken möglichst keine eigene Herstellung mehr durchführen sollten. Somit werden nur noch Fertigrezepturen verschrieben. Des Weiteren sind die Räumlichkeiten allgemein etwas kleiner gehalten. In der Apotheke, in der ich arbeitete, gab es zusätzlich einen Beratungsraum und einen ''Beauty-Raum'' (ja, so etwas gehört in englischen Apotheken zum Service). Zu meinen Aufgaben zählten vorrangig Warenwirtschaft, Betäubungsmittel-Prüfung, Verblistern und Kontrollieren von Rezepten. In Zeiträumen mit wenig Auslastung unterhielt ich mich mit den Angestellten und dem Apotheker. Sie vermittelten mir stets ein Gefühl von Willkommenheit. Alle waren neugierig, vom deutschen Apothekenwesen, Pharmaziestudium und dem Leben in Deutschland zu erfahren. Besonders angenehm war die Zusammenarbeit mit einem Mädchen, dass sich quasi im mit Deutschland vergleichbaren Praktischen Jahr befand. Der Apotheker versuchte mir viel beizubringen. So befragte er mich oft spontan über Medikamente, deren Indikationen, Nebenwirkungen und was ich Weiteres darüber wüsste. Er berichtete mir von seinen Erfahrungen und wie Apotheker in Großbritannien arbeiten. Erschreckend fand ich seine Aussage, wonach die Zahl der Apothekenketten in Großbritannien in den nächsten Jahren kontinuierlich zunehmen soll. Er selbst sorgte sich um die Zukunft der unabhängigen Apotheken, so wie auch er eine besitzt. Mit seinen teilweise ironischen Bemerkungen konnte er mir immer wieder ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Außerdem bot die Apotheke Homöopathie, Abnehmprogramme, Raucherentwöhnung, Make-Up-Beratung, Massagen und Ernährungsberatung an. Ich arbeitete Mo-Fr 9:30 – 16:30, durfte aber auch ab und zu eher gehen, wenn ich Unternehmungen geplant hatte. ''Dance on the streets of London'' war die Lieblingsaussage der Apothekers. Da keine Freizeitgestaltung durch den Londoner SEO erfolgte, organisierte ich selbst meine Ausflüge mit meinen Mitbewohnern. Sie zeigten mir die typischen Londoner Sehenswürdigkeiten (Big Ben, Houses of Parliament, Tower of London, Downing Street No. 10, Buckingham Palace, Trafalgar Square, Tower Bridge...), Museen (National Gallery, British Museum), Greenwich und den Nullmeridian sowie weniger bekannte Ecken von London. Begeistert war ich von den vielen verschiedenen Märkten, die weitaus mehr boten als Trödel. Auch die Londoner Pubs durften nicht fehlen. Unvergesslich bleiben die Abende in der Konzerthalle Royal Albert Hall und im Shakespeare's Globe Theatre. Das in dieser Zeit stattfindende Thames Festival bot uns einen atemberaubenden Karnevalsumzug, der erneut ein Symbol für die vielen Gesichter Londons darstellte. Das allgemeine Vorurteil, dass es in London immer regnen würde, kann ich hiermit widerlegen, denn in den Wochen, die ich dort verbracht habe, hat es ungewöhnlich wenig geregnet. London, eine Stadt, die nie ruht, die so multikulturell ist, dass niemand als Fremder auffällt, in der Anzug und Kostüm tragen zum Arbeitsalltag zählt, wo es mehr frittiertes Essen als alles andere gibt, in der niemand ein IPhone klauen würde, da jeder eins besitzt und in der die imposanten Gebäude auf eine eindrucksvolle Geschichte verweisen. Zusammenfassend blicke ich sehr gerne auf meinen Aufenthalt in dieser Millionenmetropole zurück. Ich konnte das britische Apothekenwesen und gleichzeitig einen faszinierende Stadt kennenlernen. Für weitere Fragen stehe ich jederzeit zur Verfügung. Carolin Hildebrand [email protected]