Input-orientierte und Output-orientierte Demokratie nach Fritz Scharpf
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Input-orientierte und Output-orientierte Demokratie nach Fritz Scharpf
Thema: Demokratie-Theorien – Von der Antike bis zur Gegenwart Referenden: Wiebke, Christiane Input-orientierte und Output-orientierte Demokratie nach Fritz Scharpf Kurzbiografie Fritz Scharpf • Fritz Wilhelm Scharpf am 12. Februar 1935 in Schwäbisch-Hall als Sohn einer Gärtnerfamilie geboren • studierte von 1954 bis 1959 Rechts- und Politikwissenschaft an den Universitäten Tübingen und Freiburg im Breisgau • als Fulbright-Stipendiat besuchte der 1955/1956 die Yale University in New Haven • nach erstem Juristischen Staatsexamen 1959 → zurück an die Yale Law School, wo er 1961 den ''Master of Law'' erwarb • 1964: zweites juristisches Staatsexamen und Promotion zum Dr. jur. An der Universität Freiburg • bis 2003 Direktor des Kölner Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung • Scharpf lehrte an mehreren Universitäten, darunter in Paris, Stanford, Florenz und Uppsala • • veröffentlichte mehrere politische Lektüren erhielt für seine Arbeit bereits etliche Preise (u.a. Ehrendoktorwürde des Europäischen Hochschulinstituts Florenz, Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, Johan-Skytte-Preis im Fach Politikwissenschaft für den Lehrstuhl Rhetorik und Staatswissenschaft, Universität Uppsala) Input-orientierte Demokratie: • Input-orientierte Perspektive betont die „Herrschaft durch das Volk“ → politische Entscheidungen spiegeln den Willen des Volkes wider • Stützt sich häufig gleichzeitig auf die „Partizipation“ und den „Konsens“ (von einer Entscheidung betroffene Personen bzw. ihre Vertreter treten zur gemeinsamen Beratung zusammen) → Partizipation versagt zunehmlich mit zunehmendem Abstand zwischen direkt Betroffenen und ihren Vertretern → Konsens versagt, sobald die Lösung nicht zum Nutzen aller Betroffenen ausfällt und Mehrheitsentscheidungen getroffen werden → Problem: Rechtfertigung der Mehrheitsherrschaft; „feindselige Mehrheiten“ könnten Minderheit „vernichten“ und Eigeninteressen verfolgen Mögliche Lösungsansätze: • Jedes einzelne Mitglied des Gemeinwesens muss das Allgemeinwohl im Sinn haben und nicht das Eigene (setzt Vertrauen auf den guten Willen der Mitbürger voraus) → Problem der EU: die nötige kollektive Identität der Mitgliedsstaaten wird nicht vorausgesetzt → Entscheidungen, die durch Mehrheitsvoten getroffen werden, können nicht legitimiert werden (laut EU jedoch: Demokratie besteht z.Z. auf nationaler Ebene, weshalb Entscheidungen der EU von Entscheidungen demokratisch verantwortlicher nationaler Regierungen abhängen) Input-orientierte Demokratie macht demokratische Legitimität von einer kollektiven Identität abhängig Quellen: http://www.munzinger.de/search/portrait/Fritz+W+Scharpf/0/25678.html (13.02.14, 15:26) http://www-public.rz.uni-duesseldorf.de/~hoffmjud/inhalt/politikzusammenfassung/input_output.html (17.02.14, 16:24) Bilder: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/bf/Legitimation_Output.png/220px-Legitimation_Output.png (13.02.14, 15.06) Output-orientierte Demokratie: • Output-orientierte Perspektive: „Herrschaft für das Volk“ steht im Vordergrund → politische Entscheidungen sind annehmbar, wenn und weil sie auf wirksame Weise das allgemeine Wohl des betroffenen Ganzen fördern • Probleme, die Lösungen erfordern, die alle betreffen, können weder durch individuelles Handeln noch durch freiwilliges und gemeinsames Handeln der Zivilgesellschaft gelöst werden → Fähigkeit zur Lösung dieser Probleme liegt nur bei höheren Institutionen mit politischer Einheit (Bsp. EU) • Probleme entstehen aus Bedingungen, die viele Personen in ähnlicher Weise betreffen oder aus vielen einzelnen Handlungen, die gegenseitig aufeinander einwirken → Lösung erfordert nicht einmalige, sondern dauerhafte und multifunktionale Strukturen • Nötig sind lediglich gemeinsame Interessen in einem Maß, das institutionelle Arrangements für kollektives Handeln zu rechtfertigen in der Lage ist → Eine Output-Legitimität ist also nicht von einer starken gemeinsamen Identität abhängig • Die Output-Legitimation beruht auf dem funktionalen Prinzip der Nützlichkeit (government for the people) • Die Akteure, die die nützlichen Leistungen erzeugen, müssen nicht unbedingt demokratisch gewählt sein oder einer anerkannten Regierung angehören • Beispiel: Eine von den Vereinten Nationen als Rebellengruppe bezeichnete Organisation baut Straßen, Krankenhäuser und Schulen in einer Region, in der die offizielle Regierung diese Leistungen nicht erbringt. → EU kann problemlos als geeignete politische Einheit für die kollektive Lösung bestimmter Arten von gemeinsamen Problemen definiert werden Problem der EU: • EU kann derzeit nur Output-Legitimation erreichen → ermöglicht höhere Toleranz für schwache gemeinsame Identitäten, stellt aber zugleich höhere institutionelle Anforderungen und ist in ihrer sachlichen Reichweite begrenzter • in demokratischen Nationalstaaten existieren Input und Output-orientierte Legitimität gleichzeitig und verstärken, ersetzen und ergänzen sich gegenseitig → im Nationalstaat soll und kann Demokratie Herrschaft durch das Volk und für das Volk zugleich sein Folge für die EU: • Legitimität ihrer institutionellen Praxis wird als unzureichend abgelehnt, weil sie unter Bezugnahme der Input und Output-orientierten Kriterien für nationale Debatten beurteilt wird • ist auf gemeinsames Interesse, nicht aber auf eine gemeinsame Identität gegründet → kein Vertrauen darin, dass die Verantwortlichen das öffentliche Interesse verfolgen Bezüge zu unserer Demokratie: • Herrschaft durch das Volk (Wahlen, Volksentscheid) → Input-orientiert • Volk wählt Abgeordnete für sein Land → Input-orientiert (schwierig: Interessen des Volkes richtig umzusetzen) • Mehrheitsentscheid → Input-orientiert (Gefahr von Machtmissbrauch) • nach Gemeinwohl gerichtet (fraglich, oberflächlich) → Output-orientiert (Handeln im Interesse der Allgemeinheit) • Schwierigkeit: gemeinsame Identität (verschiedene Bundesländer, verschiedene Interessen)