Das Lemma von Zorn
Transcrição
Das Lemma von Zorn
1 Das Lemma von Zorn PD Dr. Nils Rosehr 8. Juni 2011 Lemma von Zorn. Eine partiell geordnete Menge, in der jede Kette (d.h. total geordnete Teilmenge) eine obere Schranke hat, besitzt ein maximales Element (d.h. ein Element zu dem es kein größeres gibt). Beweis. Sei (M, <) eine partiell geordnete Menge. Wäre das Lemma falsch, so hätte jede Kette K sogar eine echte obere Schranke σ(K) (hier geht das Auswahlaxiom ein). Wir nennen eine Kette K eine σ-Kette, wenn K wohlgeordnet ist (d.h. jede nicht-leere Teilmenge von K hat ein Minimum) und für alle x ∈ K gilt σ(Kx ) = x für das Anfangsstück Kx := {y ∈ K : y < x}. (∗) Für σ-Ketten K und L gilt K = L oder Kx = L oder K = Lx für ein x aus K bzw. L: Seien die ersten beiden Aussagen falsch. Wir zeigen zunächst: (∗∗) für x ∈ K gilt x ∈ L und Kx = Lx : Wir beweisen (∗∗) mit dem Prinzip der transfiniten Induktion: Wähle x ∈ K minimal, so dass (∗∗) falsch ist. Dann Kx ⊆ L, da Kx < x, also nach Annahme Kx ( L. Für z := min L \ Kx gilt Kx < z, denn sonst gäbe es y ∈ Kx mit z < y; für y gilt (∗∗), also wäre y ∈ L und Ky = Ly 3 z, und somit z ∈ Kx , ein Widerspruch. Wegen der minimalen Wahl von z folgt Kx = Lz und x = σ(Kx ) = σ(Lz ) = z ∈ L und somit (∗∗). Jetzt folgt K ⊆ L aus (∗∗) und K ( L nach Annahme. Also folgt wörtlich (mit K an Stelle von Kx ) wie oben K = Lz . Das zeigt (∗). Sei nun A die Vereinigung über alle σ-Ketten. Sei X ⊆ A und x ∈ X. Dann existiert eine σ-Kette K mit x ∈ K, und z := min X ∩K ist auch ein Minimum von X, denn für y ∈ X und eine σ-Kette L mit y ∈ L folgt x < y aus (∗). Also ist A wohlgeordnet. Für x ∈ A und eine σ-Kette K mit x ∈ K folgt Ax = Kx aus (∗). Also ist A eine σ-Kette. Dann ist auch A ∪ {σ(A)} eine σ-Kette, was im Widerspruch zu A ∪ {σ(A)} ⊆ A < σ(A) steht. 2 08.06.2011–08:57 2 Wohlordnungssatz. Auf jeder Menge existiert eine Wohlordnung, d.h. eine Ordnung in der jede nicht-leere Teilmenge ein Minimum hat. Beweis. Sei M eine Menge und sei A die Menge der Teilmengen A von M , so dass auf A eine Wohlordnung <A existiert. Die Menge A ist partiell geordnet: es gelte A < B genau dann, wenn <A eine Einschränkung von <B ist und ein b ∈ B existiert mit A = {a S ∈ B : a <B b}. Ist C eine Kette in A, so sieht man leicht, dass sich auch C wohlordnen lässt. Also gibt es in A nach dem Zornschen Lemma ein maximales Element A. Wäre A eine echte Teilmenge von M , so könnte man zu A ein Element m ∈ M \ A als Maximum hinzufügen, im Widerspruch zur Maximalität von A. Also ist M = A wohlgeordnet. 2 Das Auswahlaxiom folgt aus dem Wohlordnungssatz, denn ist S A eine Menge nicht-leerer Mengen, so können wir die Vereinigungsmenge A wohlordnen S und A → A, A 7→ min A ist eine Auswahlfunktion. Wir haben also das Zornsche Lemma aus dem Auswahlaxiom, den Wohlordnungssatz aus dem Zornschen Lemma und schließlich das Auswahlaxiom aus dem Wohlordnungssatz abgeleitet. Alle drei Aussagen sind daher äquivalent. Anwendung in der linearen Algebra. Wir zeigen mit dem Zornschen Lemma, dass jeder Vektorraum eine Basis besitzt. Sei U die Menge aller linear unabhängigen Teilmengen eines Vektorraums V zusammen mit der MengeninkluS sion als partielle Ordnung, und sei K ⊆ U eine Kette. Dann ist auch K eine S linear unabhängige Teilmenge, weil eine endliche Teilmenge von K schon in einem Element von K enthalten ist (eine Menge ist genau dann linear unabhängig ist, wenn jede ihrer endlichen Teilmengen linear unabhängig ist). Also besitzt U nach dem Zornschen Lemma ein maximales Element; eine maximale linear unabhängige Teilmenge ist aber ein Basis. 08.06.2011–08:57