Gastlichkeit im Wirtshaus
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Gastlichkeit im Wirtshaus
ausgabe_02_2008.qxd 09.05.2008 09:15 Seite 1 4. Jahrgang, 2. Ausgabe, Mai 2008 Foto: Dörte Gerlach Die Hauszeitung des SchillerGartens zu Dresden-Blasewitz Repro: Ausstellungskatalog „Von Monet bis Mondrian“ Rastlos vorwärts musst du streben, nie ermüdet stille stehn. Editorial „Sprüche des Konfuzius“, Friedrich Schiller Oscar Schmitz war einer der Blasewitzer Kunstsammler, der Anfang des 20. Jahrhunderts eine private Sammlung moderner Kunst, vor allem französischer Impressionisten, zusammengetragen hatte. Lesen Sie mehr auf Seite 12. Inhalt Vorfreude: Fußball-EM im Biergarten . . . . . 3 Der besondere Gast: Marita Böhme . . . . . . . . . . . . . 5 Ausflug: Potz Blitz in Marbach . . . . . . . 8 Verein: Kindervereinigung Dresden . . . 10 Blasewitz: Kunstsammler Schmitz . . . . . 12 Nachbarn am Schillerplatz: Optik Schubert . . . . . . . . . . . 15 Wissenschaft: Alles über Geschmack . . . . . . 20 Sächsische Küche: Werners Kloßmehl . . . . . . . . 22 Foto: Archiv Oscar Schmitz, Porträt von Liebermann Gastlichkeit im Wirtshaus „Das reichste Mahl ist freudenleer, wenn nicht des Wirtes Zuspruch und Geschäftigkeit den Gästen zeigt, dass sie willkommen sind“ – es zeigt sich einmal mehr, dass sich bei Friedrich Schiller wohl für jeden Anlass ein passendes Zitat finden lässt. Dieses hier stammt aus seiner Versbearbeitung des ShakespeareStückes Macbeth, der er sich Anfang des Jahres 1800 zuwandte. Gastlichkeit im Schiller’schen Sinne jedoch entsteht nicht nur durch eines Wirtes Zuspruch und Ge- schäftigkeit. Den Reiz, ein Lokal immer wieder zu besuchen und vom Gast zum Stammgast zu werden, machen viele Dinge aus: eine schöne Lage, schmackhafte Speisen, das Publikum, mit dem man den Schankraum teilt. Welche Qualitäten ein Gasthaus darüber hinaus entwickelt, ob es als Treff für frisch Verliebte dient, als Versammlungsplatz oder nur zum Genießen – darüber zeigt das Stadtmuseum eine Sonderausstellung. Und dass sich über Geschmack eigentlich nicht streiten lässt, lesen Sie auf Seite 19. Wie in den letzten Wochen oft in der Tagespresse zu lesen war, beabsichtigt die Landeshauptstadt Dresden, die Parkflächen unterhalb unseres Biergartens und des Blauen Wunders für den so genannten ruhenden Verkehr zu sperren. Wie Sie sich denken können, liebe Leser, wäre dies nicht nur für die Gäste unseres Hauses und der benachbarten Villa Marie, sondern auch für die Besucher des Wochenmarktes und des gesamten Schillerplatzes eine einzige Katastrophe. Wir werden in jedem Fall alle demokratischen Mittel einsetzen, um diese Maßnahme zu verhindern. Ich möchte hiermit alle Gäste unseres Hauses aufrufen, uns dabei auf geeignete Weise zu unterstützen. Besten Dank! Ihr Gastwirt Frank Baumgürtel 09.05.2008 09:15 Seite 2 Start ohne Schuss Foto: Dörte Gerlach 11. Oberelbe-Marathon am SchillerGarten Manfred ten Bosch (r.) zählte den Countdown herunter Geschossen wurde diesmal nicht – die StartschussPistole hatte einfach den Weg zum SchillerGarten nicht geschafft. Dass dennoch alle Teilnehmer des 10-Kilometer-Laufes beim Oberelbe-Marathon pünktlich starteten, dafür sorgte Manfred ten Bosch. Der Vorstandsvorsitzende der Feldschlößchen-Brauerei zählte kurzerhand einen Countdown herunter und schickte so das Feld von etwa 600 Läufern auf die 10-KilometerDistanz bis zum Heinz-SteyerStadion. Bereits zum dritten Mal ist der SchillerGarten nicht nur Verpflegungsstation, sondern auch Sponsor des Oberelbe-Marathons, neben Feldschlößchen, der SchillerGalerie und USD Immobilien. Mit Recht zählt dieser Lauf zu einem der schönsten Landschaftsläufe Deutschlands – frisch gekürt vom Magazin „Laufzeit“, das den Oberelbe-Marathon sogar vor den Rennsteiglauf und den Hamburg-Marathon platzierte. Noch während sich die 10Kilometer-Läufer erwärmten und auf den Start warteten, hatten zahlreiche Helfer am Streckenrand direkt vor dem SchillerGarten Tische mit isotonischen Getränken, Bananenstücken und Powerriegeln aufgebaut. Nicht lange, nachdem sich das Feld in Bewegung gesetzt hatte, kamen die ersten Läufer des Halbmarathons und schließlich diejenigen, die schon 35 Kilometer in den Beinen hatten und in Königstein gestartet waren. Begrüßt von Cheerleadern und den rhythmischen Klängen der Dresdner Sambaband Fogo di Ritmo stärkten sie sich im Lauf und nahmen die letzten Kilometer an diesem sonnigen Frühlingstag in Angriff. Sieger des 10-Kilometer-Laufes wurden bei den Herren Müller (Pirna) mit 30:59, bei den Damen Linné (Klotzsche) mit 39:47, Gesamtsieger waren bei den Herren Janicki (Polen) mit 2:25:38 und Kretzschmar (Dresden) mit 3:06:36 bei den Damen. delfi Schillerhäuschen geöffnet Foto: Dörte Gerlach ausgabe_02_2008.qxd Das Schillerhäuschen auf der Schillerstraße ist seit Ostern bis September wieder an allen Samstagen, Sonnund Feiertagen jeweils von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Zum Elbhangfest soll am 28. Juni von 11 bis 19 Uhr sowie am 29. Juni von 10 bis 17 Uhr geöffnet werden. Sonderführungen für Gruppen können gerne bei der Bürgerstiftung Dresden unter Telefon-Nummer 0351/315810 angemeldet werden (pro Teilnehmer 2 Euro). Der Eintritt in das Schillerhäuschen ist ansonsten frei, Spenden für die weitere Rekonstruktion sind gern willkommen. delfi Es ist eine schöne Fortführung der Musiktradition des SchillerGartens, wenn sich zur Dixielandzeit in Dresden das Traditionsgasthaus zur Bühne verwandelt. Am Donnerstag, dem 15. Mai, findet von 18 bis 23 Uhr ein Dixieland-Konzert mit drei Bands im Biergarten des SchillerGartens statt. Die Gäste können BoogieWoogie: Bleifrei, die Silvertown Jazzband und die Imperial-Jazzband live erleben. Wie schon in den letzten Jahren findet diese Veranstaltung während der „Riverboat Shuffle“ der Sächsischen Dampfschiffahrt statt, so dass die Silvertown Jazzband eine kleine Pause einlegen wird, damit die Schiffe gebührend begrüßt werden können, wenn sie das Blaue Wunder und den SchillerGarten passieren. Der Eintritt zu dieser DixielandVeranstaltung, die gemeinsam mit dem Elbegarten in Loschwitz durchgeführt wird, ist frei. Foto: Dörte Gerlach „Dixieland am Blauen Wunder“ Dixieland 2007 Impressum Herausgeber: SchillerGarten Dresden GmbH, Schillerplatz 9, 01309 Dresden Tel. 0351 / 811 99 0 • Fax 0351 / 811 99 23 • www.schillergarten.de Konzept, Gesamtherstellung & Verlag: 2dPROJECT, Enderstr. 59, 01277 Dresden Tel. 0351 / 250 76 70 • Fax 0351 / 250 76 80 • www.2dproject.de Redaktion: Verantw.: Daniella Fischer, Tel. 0351 / 250 76 70 [email protected] Charles M. Bugnowski, Albrecht Hoch, Dieter Hoefer, Dagmar Möbius, Claus Renschen Fotos: Dörte Gerlach, Archiv Albrecht Hoch, Archiv Andreas Schubert, Archiv SchillerGarten, Ausstellungskatalog „Von Monet bis Mondrian“, Archiv Winfried Werner Satz, Druckvorlagen, Produktionsleitung: Dörte Gerlach Lektorat: Rosemarie Knöfel Druck: addprint AG, Am Spitzberg 8a, 01728 Possendorf www.addprint.de Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Druckfix, ausgezeichnet mit dem „Blauen Umweltengel“ Anzeigenleitung: Barbara Groß, Tel. 0177 / 705 58 50 [email protected] Anzeigenschluss für Ausgabe 3/2008: 20.07.08 Redaktionsschluss für Ausgabe 3/2008: 20.07.08 Erscheinungstermin Ausgabe 3/2008: 10.08.08 Nachdruck, Vervielfältigung, Verbreitung in elektronischen Medien von Inhalten und Abbildungen nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Anzeigen sind urheberrechtlich geschützt. Für unverlangt eingesandte Unterlagen übernimmt der Verlag keine Haftung. Zurücksendung erfolgt nicht. Der Verlag übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben in den veröffentlichten Texten. Alle Rechte vorbehalten. Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 01.02.2008. 2 09.05.2008 09:15 Seite 3 Biergarteneröffnung Fotos: Dörte Gerlach Biergartensaison 2008 startete in den Winterferien Schicke Sonnenbrillen wohin man schaute, leichte Lederjacken, große Eisbecher und herrliche Tortenstücken, das Personal im kurzärmligen Shirt – kein Sonntag im Mai, sondern der 10. Februar 2008. „Das ist der früheste Biergartenstart, den ich erlebt habe“, erzählt Gastwirt Frank Baumgürtel, fast selbst ein wenig staunend. Auf der vollbesetzten Terrasse genossen die Menschen die ersten wärmenden Sonnenstrahlen, die Heizstrahler waren an diesem Nachmittag fast überflüssig. Vom Elberadweg strömten immer mehr Menschen in den Biergarten, dessen Schirmbar natürlich geöffnet war wie auch der Biergartenausschank. Wo noch vor wenigen Wochen Stollenbackstube war, gab es nun schon wieder Zwickelbier, Leberkäse und Brezeln. „Die Prognose deutete es schon ein paar Tage vorher an, dass es wunderschönes Wetter werden würde“, freute sich Res- taurantleiterin Barbara Zeiss. „So waren wir vorbereitet, hatten die Bestuhlung im Biergarten wieder hingestellt und genügend Personal geordert.“ Auch viele Familien mit Kindern besuchten an diesem Nachmittag den SchillerGarten, ließen die Kleinen auf dem sicheren Spielplatz toben anstatt – wie zur Jahreszeit eher angemessen – irgendwo rodeln. Die Schlange am Eisstand reichte bis zur Pension „Nebenan“ – viel länger ist sie an einem heißen Sommertag wohl auch nicht. Ein richtiger Winter kam nach diesem Frühlingsintermezzo dann nicht mehr – leider bisher auch kein schöner Frühling. Graue, verregnete Tage im März und April mit Temperaturen zwischen fünf und zehn Grad waren die Regel, der Biergarten einsam und verlassen. Nun setzen wir alle Hoffnungen auf einen wunderschönen Mai und natürlich einen richtig schönen Sommer! delfi Aufgeblasen statt im Abseits Fußball-EM im Biergarten Ob Doppelpass, Elfmeter oder Abseits – mit der neuen Projektionstechnik wird den Fußballfreunden im SchillerGarten nichts mehr entgehen. Während der kommenden Europameisterschaft vom 7. bis 29. Juni ist das Traditionslokal wieder einer der „public viewing“-Plätze in Dresden. „Wir bieten unseren Gästen eine schöne Großbild-Präsentation, die aufgrund der neuen Technik auch bei hellem Sonnenschein scharfe und farbintensive Bilder liefert“, freut sich der Geschäftsführer Marketing des SchillerGartens, Thomas Jacob. Das ist besonders für einige der Gruppenspiele wichtig, die bereits um 18 Uhr beginnen, wenn die Sonne noch in den Biergarten scheint. Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 jubelten und litten mitunter bis zu 2.000 begeisterte Zuschauer während der Spielübertragungen, die damals noch auf kleineren Leinwänden stattfanden. Wie im eigenen Wohnzimmer rückten sich die Gäste Stühle und Tische zurecht und ließen bei schönstem Sommerwetter eine großartige Atmosphäre entstehen. Spielt das Wetter auch in diesem Jahr mit, können wir uns alle wieder auf unvergessliche Stunden freuen. Das Eröffnungsspiel bestreiten die Schweiz und Tschechien am 7. Juni um 18.00 Uhr, die deutsche Nationalmannschaft tritt erstmals am 8. Juni um 20.45 Uhr gegen Polen an. delfi Foto: Dörte Gerlach ausgabe_02_2008.qxd Wird es im Biergarten wieder so voll wie zur Fußball-WM 2006? 3 09.05.2008 09:15 Pillnitzer Schlossnacht Im festlich illuminierten Schlosspark lustwandeln, Kulinarisches genießen, Musik-, Tanzund Schauspielaufführungen erleben sowie Gaukler bewundern wie zu Zeiten Augusts des Starken – all dies wird möglich sein zur Pillnitzer Schlossnacht am 9. August. Ein großes Spektakel soll es werden und der Beginn einer schönen Tradition, die Pillnitz wieder als einen Ort stilvollen Feierns etablieren soll. Christian Striefler, der Direktor des „Schlösserlandes Sachsen“ freut sich: „Damit bekommt Dresden ein neues Highlight, das international vermarktet wird.“ Die Eintrittskarten für die Schlössernacht kosten 42,50 Euro, Beginn ist 19 Uhr und gefeiert werden kann bis 2 Uhr morgens. 4 Seite 4 „Schatz, guck doch mal raus“ Romantischer Hochzeitsantrag am SchillerGarten Das riesige Transparent am Elbufer vor dem SchillerGarten war im Wind kaum zu bändigen. Ob hier ein VIP kommt? Oder eine Demonstration stattfindet? Die vorbeikommenden Leute rätselten. Wenig später kreiste ein Kleinflugzeug hoch über dem SchillerGarten. „Schatz, guck doch mal raus“, forderte darin Ingo Weinhonig seine Freundin auf. Und sie konnte unten am Elbufer in drei Meter hohen Buchstaben lesen: „Willst du mich heiraten?“ Wenig später saß das junge Paar beim festlichen Essen im SchillerGarten. „Ich wollte ei- Fotos: Dörte Gerlach ausgabe_02_2008.qxd nen ganz persönlichen und besonderen Antrag machen“, erzählt Ingo Weinhonig. Zwei Tage lang klebte der Berufssoldat der Bundeswehr Bahnen von Raufasertapete zusammen, malte die riesigen Buchstaben auf und zerschnitt das Kunstwerk in handhabbare Einzelteile. Damit seine Freunde am SchillerGarten auch alles richtig zusammenmontieren konnten, entwarf er eine „Bauanleitung“. Und während die Maschine über dem Schiller- Ingo und Kathrin beim Anstoßen Garten kreiste und die „Bodentruppe“ das Transparent im Wind hielt, steckte sich das Paar im Flugzeug die Ringe an. Geheiratet wird nun im September, denn Kathrin hat natürlich „Ja“ gesagt! delfi ausgabe_02_2008.qxd 09.05.2008 09:15 Seite 5 Der besondere Gast Marita Böhme Frau Böhme, wir sitzen im SchillerGarten. Hat Sie Schiller einmal beruflich beschäftigt? Ja, während meines Engagements in Parchim habe ich die Johanna gespielt. Wolfgang Engel inszenierte später im Kulturpalast ein Schiller-Programm, in dem ich mitwirkte. Was war Ihr Theaterdebüt? Das war während meines 1. Studienjahres die Adriana in der „Komödie der Irrungen“ von Shakespeare. Otto Tausig vom Wiener Burgtheater hatte mich engagiert und ich spielte neben Rolf Ludwig die weibliche Hauptrolle. Welche Rolle in Ihrer Karriere war für Sie besonders wichtig? Abgesehen von Eliza in „My fair Lady“, war es die Nora von Ibsen, die ich in Berlin spielte. Eine tragische Figur, die mich selbst sehr erschütterte. Ich musste immer mit mir kämpfen, um auf der Bühne nicht zu weinen. Es war eine meiner liebsten Rollen, die ich mit ganz viel Leidenschaft gespielt habe. Auch die Miranda in „Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie“ von Max Frisch war großartig. Sie waren über 30 Jahre am Staatsschauspiel engagiert und haben viele Intendanten kommen und gehen sehen … Ja, engagiert hat mich HansDieter Mäde, dann kam Gerhard Wolfram, später Dieter Görne und dann Holk Freytag. … und sahen auch großartige Schauspielkollegen … Oh ja. Ich habe noch Antonia Dietrich erlebt! Oder Horst Schulze, Wolfgang Dehler, Dietrich Körner, Lotte Meyer und nicht zu vergessen Peter Herden. Das waren Schauspielgrößen, die wir Jungen angebetet haben. So etwas gibt es heute nicht mehr. Wenn Sie heute die Leute fragen, wegen WEM sie denn ins Schauspiel gehen, antworten die meisten: wegen des Stückes. Es gibt kaum noch Idole. Hatten Sie nie den Wunsch, freischaffend zu sein? Nein, nie, dafür bin ich viel zu feige. Da weiß man ja nie so genau, was kommt und braucht einen Makler oder wie das heißt, einen Agenten. Nein, das war nichts für mich. Im Nachhinein betrachtet, war es ohnehin nicht der richtige Beruf für mich. Ich hatte immer furchtbares Lampenfieber, konnte nicht schlafen, nichts essen. Jeden Abend eine Entbindung auf der Bühne! Nach der Vorstellung war’s dann natürlich großartig. Weshalb war „My fair Lady“ hier so ein Erfolg? Die Inszenierung war unvergleichlich, original Shaw, das war das ganze Geheimnis. Fritz Steiner, der Regisseur, hatte eine Schwester in Amerika, die ihm die ganzen Broadway-Programme geschickt hatte, an denen er sich, sagen wir, orientiert hatte. Als ein Jahr später der Film mit Audrey Hepburn kam, wunderten wir uns, dass alles ähnlich wie bei uns war! Noch viel schöner, aber vom Stil her alles genau so. Wir hatten außerdem eine perfekte Besetzung, Peter Herden und ich waren ein ideales Paar und Richard Stamm war ein genialer Doolittle. Fotos: Dörte Gerlach Ein Leben auf der Bühne. Über 30 Jahre war Marita Böhme am Staatsschauspiel Dresden engagiert, spielte zahlreiche Filmrollen und war die legendäre Eliza in „My fair Lady“ in der Staatsoperette Dresden. Marita Böhme im SchillerGarten Haben Sie gern aufgehört? Ja, es war wirklich genug, irgendwann muss Schluss sein. Ich halte nichts von diesem nicht-aufhören-können. Vielleicht noch hier und da eine kleine Rolle, aber nicht mehr. Ich musste auf den Tag genau mit 65 aufhören. Man schminkt heute lieber Junge auf alt als einem Alten noch eine Rolle zu geben. Das wiederum geht eigentlich nicht … Was verbindet Sie mit dem SchillerGarten? Ich war hier schon immer Stammgast, zu allen Zeiten. Ich liebe es einfach, hier zu sitzen! Das Gespräch führte Daniella Fischer 5 09.05.2008 09:15 Seite 6 Geschichten aus dem SchillerGarten Das Traditionsgasthaus an der Elbe hat eine lange Geschichte. Vieles ist bekannt, wie etwa der Aufenthalt Friedrich Schillers, anderes wird als Legende weitererzählt – und so manche Legende erwies sich als historisch belegbare Tatsache. Potz Blitz blättert im Geschichtsbuch des SchillerGartens und erzählt in loser Reihenfolge über Ereignisse, Begebenheiten und besondere Menschen. Eine besondere Rolle im kulturellen Leben des Traditionsgasthauses spielten die historischen Schillerfeiern. Mit zum Teil enormen Aufwand ausgerichtet, erinnerten sie an den Dichter und waren Höhepunkte im Leben der Blasewitzer und Loschwitzer. Im Tagebuch der Margarethe von Göphardt findet sich eine authentische Schilderung von einem dieser Feste. Eine Loschwitzerin auf der Schillerfeier 1885 Herrlich schien die Sonne an diesem Septembermorgen in das Fenster der 19-jährigen Margarethe von Göphardt. Diesmal müsste es also gelingen. Das große Schillerfest zur Erinnerung an die Ankunft Friedrich Schillers in Blasewitz und Loschwitz vor einhundert Jahren war wenige 6 Tage zuvor buchstäblich ins Wasser gefallen. Heute sollte es nachgeholt werden, zu umfangreich waren die Festvorbereitungen gewesen, um dieses Fest einfach ausfallen zu lassen. Es klingelt an der Tür des Körnerhauses, Margarethe öffnet und freut sich über den Besuch ihrer besten Freundin Frieda. So wie Margarethe verbringt auch Frieda von Beust mit ihrer Familie die Sommermonate in einem Haus in den Loschwitzer Weinbergen. Das Körnerhaus hatte Margarethes Großvater ein halbes Jahrhundert zuvor gekauft und wurde ihrer Familie liebster Aufenthalt von Mai bis Oktober, ehe es wieder in die Stadtwohnung in der Dresdner Neustadt ging. Bereits Friedrich Schiller hatte den Aufenthalt in diesem Haus genossen, weilte er doch von 1785 bis 1787 hier auf Einladung der Familie Körner. Nach dem Mittagessen ging es endlich los. Margarethe und ihre Eltern setzten mit der Fähre über die Elbe, denn das „Blaue Wunder“ gab es noch nicht. Doch lassen wir ihr Tagebuch sprechen: Wir würden keinen Platz mehr bekommen haben wenn nicht die guten Geheimer Rat von Craushaars seit zwei Stunden Plätze für Beusts und uns reserviert hätten. Die Überfahrt Schillers und der Körnerschen Familie von Loschwitz nach Blasewitz konnten wir nicht sehen. Schiller von dem Schauspieler Hartmann gegeben war ausgezeichnet und trat zu Werk in dem kleinen Stücke: „Die Gustel von Blasewitz“ auf. Nun trug der Dresdener Lehrergesangverein einiges vor. Cörners ergreifende, von C. M. v. Weber componierte Dichtung: „Gebet, das feurige Schwertlie“, „Mutterseelenallein“ v. Braun. Während dem war der Abend herangekommen u. der Schillergarten wurde nun durch unzählige Lampions erhellt. Nun erschienen schöne Lichtbilder „Illustrationen aus Schillers Werken“, „Carlos“, „Wallenstein“, Maria Stuart, Jungfrau, Braut von Messina, u. Tell u. alsdann hervorragende Momente aus Schillers Lied von der Glocke. Von diesem Allen konnten wir nur wenig sehen, da dickere Vorderleute meist aufstanden und wir dies aus Rücksicht nicht thaten, außerdem störte uns noch eine Laterne. Ein prachtvolles Feuerwerk beschloß die Feier, leider warteten wir dieses nicht mehr ab. Foto: Archiv Albrecht Hoch ausgabe_02_2008.qxd Porträt Margarethe von Göphardt Nur vier Wochen später fuhr Margarethe in den Hafen der Ehe ein und heiratete Clemens Freiherrn von Hausen. Nun konnte Sie dauerhaft in Loschwitz leben, zog sie doch in die nahe des Körnerhauses gelegene Villa Rosenhof. Auch von hier wird sie bisweilen den Klängen der SchillerGartenKonzerte gelauscht haben. Die Feuerwerke des SchillerGartens zu Silvester können die Nachfahren Margarethes noch heute von dort aus genießen, nur die musikalische Umrahmung mit der „Ode an die Freude“ von Beethoven und den vertonten Worten Schillers dringt dann nicht bis an ihr Ohr. Albrecht Hoch Das Körnerhaus – Gemälde von Margarethe von Göphardt 09.05.2008 09:15 Seite 7 Die beste Lösung soll gewinnen Zu Gast bei Adrian Glöckner Am 20. Juli 1895 erhalten die Gebrüder Horace und John Dodge ihr erstes Patent auf ein Maschinenteil. Dieses war allerdings kein Autoteil. Denn das erste lenkbare Fahrzeug, das den Namen Dodge trug, war ein Fahrrad. Auf einem solchen – die Marke bleibt im Dunkel der Historie – fuhr Adrian Glöckner einst zu seinen Kunden, um Autos zu verkaufen. Zu jener Zeit erst unglaubliche 12 Jahre alt, noch ohne Führerschein und wohl nicht ahnend, dass er eines Tages in Dresden ein Autohaus mit den klassischen amerikanischen Marken Dodge, Chrysler und Jeep sowie Volkswagen besitzen würde. Leidenschaft seit Kindertagen „Ich wollte schon immer Autos verkaufen“, beschreibt Adrian Glöckner seine Liebe zu Fahrzeugen. Ein Wunder ist das nicht, denn Autos spielen nun schon in der 3. Generation eine Rolle im Leben der Glöckners. Begann sein Großvater 1956 mit einer Tankstelle und dem Verkauf von VW-Jahreswagen, so baute Vater Helmut die Geschäfte hier in Dresden gleich nach der Wende auf. Gemeinsam mit ihm und Bruder Nikolaus betreibt Adrian Glöckner nunmehr drei Autohäuser und beschäftigt insgesamt knapp 50 Mitarbeiter. „Das Alltagsgeschäft erledigt jeder für sich, doch strategische Entscheidungen fällen wir alle gemeinsam“, erklärt er die Philosophie. „Unser Grundsatz ist es, alle Beschlüsse einstimmig zu fällen.“ Die Vorteile eines unternehmergeführten Autohauses gegenüber den anonymeren Niederlassungen großer Automarken machen die Glöckners zu ihrem Credo: persönlich, authentisch und erreichbar sein. Die Handynummer des Chefs gibt’s deshalb beim Autokauf dazu. Kundenbindung über Marken hinweg Die frühe Verantwortung, die Vater Glöckner seinen Söhnen übertrug, hat sich überaus positiv auf deren Entwicklung ausgewirkt, obwohl auch sie Lehrgeld zahlen mussten. „Am Anfang bin ich in Kneipen gegangen, weil ich dachte, dort kann ich Autos verkaufen“, erzählt Adrian Glöckner. „Doch erst, als ich in Kneipen ging, um Menschen kennenzulernen, habe ich tatsächlich verkauft“. Einer der ers- Adrian Glöckner ten Chrysler-Kunden war damals der heutige SchillerGarten-Gastwirt Frank Baumgürtel. Mit ihm und dessen Partnern ist er seit dieser Zeit freundschaftlich verbunden. „Ich habe jede Gaststätteneröffnung von Frank Baumgürtel mitgemacht“, erinnert sich Adrian Glöckner, der auch Mitglied im Beirat des SchillerGartens zu Dresden-Blasewitz ist. Frank Baumgürtel ist mittlerweile zur Marke VW gewechselt, die neben den legendären Amerikanern ebenfalls von Adrian Glöckner vertrieben wird. „Die Markentreue bei Autos kann man heute nicht mehr erwarten. Wer vor einigen Jahrzehnten Golf fuhr, blieb dabei und meist fuhren dann auch noch die Kinder Golf. Das ist heute nicht mehr so.“ Was für andere Autohäuser ein Problem Foto: Dörte Gerlach ausgabe_02_2008.qxd ist, betrachtet Adrian Glöckner als Chance. Mit Volkswagen hat er eine Marke im Angebot, die einen breiten Kundenkreis interessiert. Mit Jeep, Chrysler und Dodge bedient er Kunden, die das andere suchen, die Nische, das Besondere, die mit dem Drang nach Abenteuer und Freiheit, die diese Marken verkörpern, die VW-Welt verlassen. – Um eines Tages vielleicht wieder in sie zurückzukehren und dann erneut in Adrian Glöckners Autohaus zu stehen. „Wir wollen unser Geschäft mit den Kunden heute machen, aber auch übermorgen noch“, resümiert Adrian Glöckner. Mit dem Fahrrad fährt er zwar heute nicht mehr zu den Kunden, doch er ist ihnen noch genauso nahe wie in früheren Zeiten. Daniella Fischer 7 ausgabe_02_2008.qxd 09.05.2008 09:15 Seite 8 Marbacher Frühlingsspaziergang Ein Tag in Schillers Geburtsstadt „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden, belebenden Blick“, so dichtete einst Johann Wolfgang von Goethe. Wenn auch nicht als „Osterspaziergang“ im Goethe’schen Sinne, so genoss Potz Blitz dennoch Mitte April einen belebenden „Schiller-Spaziergang“ durch dessen Geburtsstadt. Geführt von Manfred W. Fritz, dem Vorsitzenden des Marbacher Schillervereines, besuchten wir Schillers Geburtshaus und den „SchillerGarten“, warfen einen Blick in das Literaturmuseum der Moderne und bewunderten ehrfürchtig den „Gabentisch“ von Dr. Michael Davidis, dem Leiter der Kunstsammlungen im Deutschen Literaturarchiv und Verwalter von Schillers gegenständlichem Nachlass. Schillers Geburtshaus Fast jedes Haus in Marbach erzählt eine Geschichte. Der beschauliche Ort mit den alten Fachwerkhäusern 25 Kilometer nördlich von Stuttgart atmet die wärmende Frühlingssonne. Zurzeit sind nur wenige Touristen in der Neckarstadt unterwegs. „Für das SchillerJahr 2009 erwarten wir noch mehr Besucher als im SchillerJahr 2005“, erzählt Frau Musterle, eine der Betreuerinnen des Schiller-Geburtshauses. In diesem liebevoll restaurierten Fachwerkhaus lebte Friedrich Schiller mit seiner Mutter und der älteren Schwester Christophine bis zu seinem 4. Lebensjahr. Es ist dem Silbergürtler Gottlob Francke zu verdanken, dass es nicht in Vergessenheit geriet. Sieben Jahre nach Schillers Tod, 1812, ließ Francke insgesamt 15 Marbacher Bürger unter Eid beurkunden, dass es genau dieses Haus war, in dem Schiller geboren wurde. In Schillers Geburtsraum genießen wir neben der Dannecker’schen Dichterbüste selbstgebackene Schiller-Kekse und Schiller-Wein, bevor wir auf die Schillerhöhe spazieren. Die Schillerhöhe Vorbei am ältesten Fachwerkhaus Marbachs, dem Heinlinschen Hof, das als einziges den schweren Stadtbrand von 1693 überstand und derzeit saniert wird, vorbei auch am Geburtshaus von Schillers Mutter Elisabeth Dorothea Kodweiß und dem des Astronomen Tobias Mayer, gelangen wir zur Stadtkirche. Hier wird Schiller einen Tag nach seiner Geburt unter Anwesenheit von ungewöhnlich vielen Taufpaten getauft – nicht, wie häufig behauptet, in der Alexanderkirche, in der zum 100. Geburtstag Schillers die reich verzierte „Concordia-Glocke“ in Betrieb ging. Sie läutet nur zwei Mal im Jahr: zu Schillers Geburts- und Todestag. Vater Schiller ist zur Taufe seines einzigen Sohnes übrigens nicht anwesend: Er steht als Leutnant mit seinem Regiment bei Fulda. Erst drei Monate später wird seine Frau ihm hinterher reisen und den fast drei Monate alten Stammhalter vorstellen. Die Schillerhöhe, ein besonders schöner Teil der Stadt, liegt oberhalb des Neckartals. Eingebettet in einen kleinen Park befinden sich hier das Schiller-Nationalmuseum, das Literaturmuseum der Moderne und das Deutsche Literaturarchiv. Inmitten des Parks hoch oben auf einem Sockel blickt Schiller in die Ferne. „Schiller is doof“, steht am Rand des Denkmals in krakeliger Schrift – wohl nicht alle Schüler können dem Dichter etwas abgewinnen, in dessen Nähe gerade einige Marbacher Abiturienten mit Grill und Bier ihr bestandenes Abitur feiern. 1859, zu Schillers 100. Geburtstag, wurde der Grundstein für dieses Denkmal gelegt – zur selben Zeit erhielt der Dresdner SchillerGarten seinen Namen und ein – viel bescheideneres! – kleines Schiller-Denkmal von Ernst Litfaß. Das Schiller-Denkmal in Marbach Das Literaturmuseum der Moderne Im Gegensatz zum SchillerNationalmuseum, das derzeit geschlossen ist und sich mit großer Innensanierung und neuer Dauerausstellung auf das Schiller-Jahr 2009 vorbereitet, können wir einen Blick in das vom englischen Architekten David Chipperfield erbaute „LiMo“ werfen. Sichtbeton kombiniert mit Tropenholz, Türen so hoch, dass es eines automatischen Türöffners bedarf, um sie zu öffnen, Filzbänke und ein Spiel von Licht und Schatten zwischen den Betonsäulen. Größe, Weite, Ordnung – ein Tempel für die modernen Literaten, ohne dass man befürchtet, sie anbeten zu müssen. Ob Kafka, Rilke, Hesse oder Kästner – auch sie waren „nur“ Men- Das Literaturmuseum der Moderne auf der Schillerhöhe 8 schen, wie die teils kostbaren, teils banalen oder kuriosen Ausstellungsstücke im Raum „nexus“ zeigen – und den Wunsch nach längerer Verweildauer wecken. Die vier langen, gläsernen Vitrinen mit gekonnt gesetzten 50-LuxLichtern im abgedunkelten Raum lassen die Besucher mit ihrem Licht- und Spiegelspiel zunächst fasziniert verharren. Viel gelobt, aber auch viel gescholten eine Ausstellungskonzeption, bei der man sich fallen lassen kann in Momentaufnahmen aus dem Leben der Literaten. In Zettelschnipsel, Schreibmaschinenseiten, Postkarten, aber auch an 35 Stellen vorbeikommen muss, um alle Ausstellungsstücke zum Beispiel zu Erich Kästner zu sehen. Sein Manuskript zu „Emil und die Detektive“ hat er übrigens in Steno geschrieben. Der Tempel des „LiMo“ ist nur die Spitze des Eisberges: Das Museum verwahrt seine Schätze unter dem Berg der Schillerhöhe. 15.000 der insgesamt 22.000 Quadratmeter liegen unterirdisch. 09.05.2008 09:15 Der Marbacher SchillerGarten Wenige Schritte vom Literaturmuseum entfernt liegt der Marbacher Schiller-Garten. Schweinshaxe und ZwickelBier findet man hier nicht, wohl aber eine Streuobstwiese mit über 30 Apfelbäumen, eben ein richtiger Garten. Herrlich stehen einige Bäume gerade in Blüte und erinnern an Friedrich Schillers Vater, Johann Caspar. Er war neben seinem Beruf beim Militär auch noch „Intendant“ der herzoglichen Gärten und Baumschulen auf der Solitude bei Stuttgart beim Württembergischen Herzog Carl Eugen. Nach mehrjähriger Planung entstand 1996 der Marbacher Schiller-Garten mit 33 alten Obstsorten, die Caspar Schiller in seinem Buch „Die Baumzucht im Großen“ beschrieben hatte. Zuvor suchten die Initiatoren im In- und Ausland nach noch vorhandenen Ablegern dieser Apfelsorten. Am Gabentisch im Literaturarchiv Dr. Michael Davidis erwartet seine Dresdner Gäste im Foyer des Deutschen Literaturarchives. Tatsächlich kennt der studierte Historiker und Ger- Seite 9 manist Potz Blitz und ist erstaunlich gut informiert über den Dresdner SchillerGarten, das Körnerhaus und die Probleme der Dresdner Bürgerstiftung, einen öffentlichen Weg zwischen Körnerhaus und „Schillerhäuschen“ zu ebnen. In den Tiefen der Magazine betrachten wir zunächst unter seinen humorvollen Erläuterungen Porträts von Schiller, dessen Frau Charlotte und seinen Kindern. Tochter Emilie, ein Jahr vor Schillers Tod erst geboren, pflegte den schriftlichen Nachlass ihres Vaters, den später ihr Enkel Karl Alexander Freiherr von Gleichen-Rußwurm dem Goetheund Schiller-Archiv in Weimar schenkte. Dann der unbestrittene Höhepunkt unserer Marbach-Reise: Wir sitzen im Magazin vor originalen Silberstiftzeichnungen aus dem Jahre 1784, gezeichnet von Dora Stock, der Schwes- Fotos: Dörte Gerlach ausgabe_02_2008.qxd Dr. Michael Davidis vor einem Schiller-Porträt von Ludovika Simanowitz ter von Christian Gottfried Körners Ehefrau Minna. In tiefer Verehrung schrieben sie damals an Friedrich Schiller, fügten diese Zeichnungen ihrer Personen sowie eine Brieftasche mit gesticktem Monogramm bei. Auch sie hat Dr. Davidis aus dem Archiv geholt und auf Seidenpapier vor uns gebettet. Diese Postsendung gilt als der Auslöser für Schillers späteren Aufenthalt bei Körner und seine Loschwitzer und Blasewitzer Zeit. Gänse- haut ist erlaubt beim Blick auf die Originale, auch dann noch, als Dr. Davidis einen weiteren Schatz aus dem Archiv holt: den Erstdruck von Beethovens 9. Sinfonie aus dem Jahre 1826 mit der „Ode an die Freude“, deren Text von Schiller stammt. Jedes Jahr zu Silvester wird die Ode um Mitternacht im SchillerGarten gespielt. Potz Blitz wird sich zukünftig dann nicht nur an Schiller, sondern auch an die bereichernden Stunden in Marbach erinnern. Herzlichen Dank an den Schillerverein Marbach und Manfred W. Fritz sowie an Dr. Michael Davidis für ihre Gastfreundschaft! Daniella Fischer Im Magazin des Deutschen Literaturarchives 9 ausgabe_02_2008.qxd 09.05.2008 09:15 Seite 10 Alltag lernen, Ferien genießen – ein Muss für alle Kinder SchillerGarten unterstützt Kindervereinigung Dresden e.V. Ein roter Ball hüpft durch ein Zimmer. Lachend. Neugierig sowieso. Vielleicht ein wenig sehnsüchtig, weil er sich lieber an der frischen Luft von Kindern hin und her werfen lassen würde. Das Logo des Kindervereinigung Dresden e.V. soll ausdrücken, was vielen Kindern heute fehlt: Geborgenheit, Anreize zur sportlichen, kulturellen oder sprachlichen Betätigung, Angenommensein und kindliche Unbedarftheit. Nicht immer bedingt durch materielle Not in der Familie, aber oft. „Das Beste wäre, wir würden eines Tages überflüssig“, sagt Vincenzo Raimondo, Assistent des Vorstandes der Kindervereinigung Dresden, „aber das ist in absehbarer Zeit wohl nicht zu erwarten. Wir sind immer weiter gewachsen, was bedeutet, dass unsere Angebote wichtig sind.“ Als der Verein 1992 gegründet wurde, organisierte er ausschließlich Ferientouren. Auch heute noch schickt er mehr als 1.000 Kinder pro 10 Saison in den Urlaub. Er wirbt Spenden und Fördermittel ein, um auch Kindern einen Ferienaufenthalt zu ermöglichen, deren Eltern sich eine Reise aus eigener Kraft nicht leisten können. „Wir haben noch mehr Kapazitäten, aber wahrscheinlich wissen viele nicht, dass sie Unterstützung bekommen können“, wundert sich Vorstandsassistent Raimondo. Damals wie heute stehen die betreuten Ferientouren immer unter einem pädagogischen Aspekt. Das können sportliche, künstlerische oder (fremd-)sprachliche Schwerpunkte sein. „Die Familien können sicher sein, dass ihr Kind bei uns in sicheren Händen ist“, bekräftigt er den Betreuungsschlüssel von mindestens einem Betreuer auf zehn Kinder. Auch wenn in den Ferien die Entspannung nicht zu kurz kommen sollte, erfahren manche Kinder zum ersten Mal, was aktive Erholung ist. Heute arbeiten mehr als 200 Mitarbeiter für die Kinder- vereinigung Dresden, im Kinderhaus Krea(k)tiv Nickern, in zwei sozialpädagogisch betreuten Wohnbereichen, im offenen Jugendbereich oder im vereinseigenen Freizeitund Bildungszentrum Naunhof. Ein Mehrgenerationenhaus wird derzeit in Reick gestaltet. Die fünf Kindertagesstätten der Kindervereinigung Dresden arbeiten nach dem besonderen Konzept der Reggio-Pädagogik. Die hat ihren Ursprung in der nordund mittelitalienischen Gegend Emilia Romagna, konkret in der Stadt Reggio Emilia, und setzt sich dafür ein, dass Kinder „Alltag in Projekten lernen“. Über Dresdens Grenzen hinaus bekannt ist der Kinder- und Jugend-Zirkus KAOS, der in diesem Jahr bereits zum dritten Mal das Europäische Straßenzirkus- und Theaterfestival ausrichtete. Im Kinderzimmer der Agentur für Arbeit betreuten Mitarbeiter der Kindervereinigung seit Eröffnung im November 2006 schon 4.000 Kinder. „Außer- dem haben wir ein Familienzimmer im Rathaus eingerichtet“, berichtet Vincenzo Raimondo. Kinder sind Zukunft „Jedes Kind ist ein kleines Stück Zukunft.“ Die Botschaft transportieren auch die Vereinsautos durch die Stadt. Unaufdringlich und wie eine stille Mahnung an alle, die für Kinder etwas tun können. Bei SchillerGarten-Geschäftsführer Thomas Jacob musste Vincenzo Raimondo nicht viel erklären: „Ganz unkompliziert sagte er letztes Jahr zu, dass wir etwas zusammen machen.“ Der SchillerGarten als Nachbar der Kindervereinigung spendierte einen Weihnachtsnachmittag mit Plätzchen und Kakao für Kinder aus betreuten Wohngruppen. Dagmar Möbius ausgabe_02_2008.qxd 09.05.2008 09:15 Seite 11 Villa Eschebach – Bank und Kunst In der 1903/04 errichteten Villa Eschebach am Albertplatz hat die Dresdner Volksbank Raiffeisenbank seit 1997 ihren Hauptsitz. Wer die Villa von innen gesehen hat, kann sich dem Charme des Hauses nicht entziehen. Äußerlich im neobarocken Stil erbaut, wurde im Inneren moderne Architektur umgesetzt. Das „Erlebnis Bank“ wird insofern noch aufgewertet, dass seit zehn Jahren regelmäßig Kunstausstellungen durchgeführt werden. Derzeit zeigen Dresdner Künstler Arbeiten aus den 1970er Jahren. Mit A. R. Penck ist dabei einer der wichtigsten europäischen Künstler vertreten. Dass sich in solchen Räumen Kunden und Mitarbeiter wohlfühlen, braucht nicht betont zu werden. Der Kunde kann sich hier individuell und persön- lich beraten lassen. Und noch ein Vorteil ist zu erwähnen: Die Bank wurde bereits 1910 in Dresden gegründet und ist somit eine der wenigen einheimischen Banken, die diesen Titel auch wirklich verdient haben. In Dresden hat die Bank zehn Filialen und ist nun auch am Schillerplatz (Loschwitzer Str. 47) präsent. Dieter Hoefer 11 ausgabe_02_2008.qxd 09.05.2008 09:15 Seite 12 Repros und Quelle: Ausstellungskatalog „Von Monet bis Mondrian“ Ein Monet in der Mendelssohnallee (früher Deutsche Kaiser Allee), ein Renoir auf der Goetheallee (früher Emser Allee) – was für Schätze. Private Kunstsammler und Mäzene hatten sich zu Anfang des 20. Jahrhunderts in Dresden und vor allem in Blasewitz angesiedelt. Sie waren Teil einer Kunstszene, zu der auch die Bienerts oder die Arnolds gehörten – bekannte Namen in Dresden. Sie sammelten hochwertige Kunstwerke nicht nur um ihrer selbst willen, sondern stellten ihre Bilder für Ausstellungen zur Verfügung, lebten Mäzenatentum oder engagierten sich im städtischen Kunstleben. Potz Blitz stellt seit November 2007 die Blasewitzer Sammler vor. Der Kunstsammler Oscar Schmitz Vielleicht war es anfangs eine Laune, sein ererbtes und erworbenes Vermögen gut anzulegen, die Oscar Schmitz veranlasste, Ende der 1890er Jahre eine eigene private Kunstsammlung aufzubauen. Zwei Werke des Franzosen Boudin waren es, die er 1899 erwarb – und bis er 1903 nach Dresden umzog, kamen noch 20 weitere Gemälde hinzu, darunter Bilder von Monet, Pissarro, Renoir und Sisley. Dank des wirtschaftlichen Erfolges der mit dem Bruder betriebenen Firma „Oscar & Alfred Schmitz – Havre“ in Frankreich konnte er sich bereits mit 42 Jahren in den Ruhestand begeben und siedelte sich in Dresden in der Emser Allee, heute Goetheallee an. Hier in Blasewitz besaß bereits sein Schwager Adolf Rothermundt, Salon mit Billardtisch in der Schmitz-Villa u.a. mit Claude Monets „Chemin de Halage à Lavacourt“ (1878) und Constatin Meuniers „Puddler“, um 1930 12 selbst anerkannter privater Kunstsammler, eine von Karl Emil Scherz erbaute Villa. Schmitz hatte 1896 eine Schwester von Rothermundts Frau geheiratet. Vom Kaufmann zum Kunstkenner Oscar Schmitz, 1861 in Prag als Sohn eines deutschen Kaufmanns und Vertreters eines Textilunternehmens ge- Oscar Schmitz boren, hatte eine kaufmännische Ausbildung erhalten. Sein Kunstverstand wurde maßgeblich in Paris durch den Kunsthändler Paul Salon mit Flügel in der Schmitz-Villa u.a. mit Émile-Antoine Bourdelles Bronzebüste von Beethoven und Auguste Renoirs „Baigneuse“, um 1920 ausgabe_02_2008.qxd 09.05.2008 09:15 Durand-Ruel geprägt, mit dem er lange Zeit befreundet war. So entwickelte sich Schmitz zu einem Kunstliebhaber und wahren Kenner des französischen Impressionismus. Er ergänzte seine Sammlung mit Bildern von Cézanne und van Gogh, kaufte weitere Werke Renoirs. Angeregt durch seinen Schwager Rothermundt begann er später in Dresden auch deutsche Künstler wie Slevogt, Trübner und Schuch in seine Sammlung aufzunehmen. Ein Schwerpunkt lag auf Bildern von Max Liebermann, insgesamt 21 besaß er von ihm und pflegte einen intensiven Briefwechsel und eine freundschaftliche Beziehung zu ihm. Seite 13 de nach 1913 in die Ankaufkommission der Gemäldegalerie berufen – ein Zeugnis für seinen besonderen Kunstverstand. Hier machte er sich stark dafür, die mittlerweile entstandenen Lücken in den modernen Sammlungen zu schließen, den Galerieneubau zu forcieren und warb neue Kunstwerke erwerben sollte. Im Jahr 1926 lieh er über 20 seiner Gemälde für die Internationale Kunstausstellung in Dresden aus. Umzug in die Schweiz „Steuerliche Schikanen“ veranlassten ihn 1931 Dresden zu verlassen, vielleicht hatte „Feinste Privatsammlung“ „Der Bahnhof Saint-Lazare“ von Claude Monet (1877) war in Besitz von Oscar Die Sammlung von Oscar Schmitz. Heute befindet sich das Bild in der National Gallery in London. Schmitz fand bereits zu seinen Lebzeiten viel Aufmerk- für höhere Ankaufsfonds. Er er auch schon ein Gespür für samkeit, man attestierte ihm sorgte sich darum, dass allein die kommenden politischen universellen Geist und ein aus der „Opferfreudigkeit Umbrüche. Er ging mit seischlüssiges Konzept. Doch der Privaten“ die angestrebte ner Sammlung in die Schmitz war nicht nur priva- Qualität der „Alten Meister“ Schweiz, deren Staatsbürgerter Sammler, er suchte auch nicht zu halten sei. 1918 schaft er aufgrund früherer frühzeitig Kontakt zu den gründete er den Verein Geschäfte des Vaters besaß. Staatlichen Museen und wur- Dresdner Galeriefreunde, der Den größten Teil seiner Bilder, allen voran die wertvolle französische Sammlung, erhielt das Kunsthaus Zürich als Leihgabe. Sein Hausstand in der Villa auf der Emser Allee blieb unverändert zurück, was eine erhoffte Rückkehr vermuten lassen könnte. Doch Oscar Schmitz kehrte nicht mehr zurück: 1933 verstarb er an Herzversagen. Drei Jahre später war seine berühmte französische Sammlung bereits verkauft und weitere Kunstwerke unter den Erben verteilt. Als Dank schenkte die Erbengemeinschaft der Dresdner Galerie „Das Mädchen mit gefalteten Händen“ von Trübner. Was einst als die „feinste Privatsammlung moderner französischer Malerei Europas“ bezeichnet wurde und in DresdenBlasewitz seine Heimat hatte, war damit verstreut in alle Welt. Daniella Fischer Anzeige 13 ausgabe_02_2008.qxd 09.05.2008 09:15 Seite 14 Von Kunst und Kindern Foto: Dörte Gerlach Die Villa von Kunstsammler Oscar Schmitz Nicht nur heute, schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Goetheallee, die damals noch Emser Allee hieß, eine reizvolle und angesagte Wohngegend. An dieser Hauptverkehrsader in der Prinzenaue und im restlichen Blasewitz gab es trotz des allgemeinen Baubooms noch 80 unbebaute Grundstücke, weswegen der Gemeinderat über eine neue Bauordnung nachdachte. Diese schien durchaus notwendig, denn noch machte laut Otto Gruner „die schnöde Ausbeutung jeder Bebauungsmöglichkeit eines Grundstücks, die vielen Vororten 14 den gemeinen Spekulantenstempel aufdrückte“ um Blasewitz einen großen Bogen. Ungeachtet dessen klingelten beim Drucker Alwin Arnold die Gendarmen. Der Vorwurf der Unterschlagung aufgrund misslungener Grundstücksspekulationen brachte ihn nicht nur hinter Gitter, sondern kostete ihn wohl kurze Zeit später auch sein Amt als Gemeinderat. Unbeeindruckt solcher Widrigkeiten wuchs die Anwohnerzahl in Blasewitz seit längerer Zeit kontinuierlich. Deshalb konnte sich im Jahr 1901 der Blasewitzer Baumeister Karl Emil Scherz über einen neuen Auftrag freuen. Die Familie Schmitz beauftragte ihn, auf dem Grundstück der heutigen Goetheallee 18 eine repräsentative Villa zu errichten. Gelegenheit für Scherz, sein Können auf der Höhe seiner Zeit zu beweisen und das Bauwerk im englischen Landhausstil zu errichten, der sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch in Blasewitz zunehmend durchsetzte. Dieser Stil lässt sich bis heute an den typischen Fachwerkelementen der Giebel und am turmartigen Treppenhaus ablesen. Im Inneren mochte man es abwechslungsreich. Man liebte zwar die Gemütlichkeit, war aber nicht so bequem wie heute. Durch den häufigen Wechsel der Raumebenen gab es manche Treppen und Treppchen zu bewältigen, die zu Räumen mit vielen Ecken, Erkern und Winkeln führten. Im Jahr 1903 zog der Textilfabrikant Oscar Schmitz in die Scherz´sche Villa auf der Emser Allee. Mit ihm kam im Laufe der Zeit eine der bedeutendsten privaten Sammlungen moderner Malerei nach Blasewitz. Diese kunstsinnige Periode fand allerdings ein jähes Ende, als Oscar Schmitz 1931 nach Unstimmigkeiten mit dem Fiskus Dresden in Richtung Schweiz verließ. Seine jüdischen Nachkommen wurden schließlich 1933 enteignet und die Villa zu einem NS-Schwesternheim umfunktioniert. Auch nach dem Krieg wurde das Haus als Einrichtung des Gesundheits- und Sozialwesens genutzt. Diese eher nüchternen und rein zweckmäßigen Aufgaben sorgten dafür, dass das Gebäude zwar erhalten, aber von Umbauten nicht verschont blieb. Am augenscheinlichsten ist die lieblose Vermauerung der ehemals repräsentativen und überdachten Veranda. Das internationale Flair, das hier zu Oscar Schmitz’ Lebzeiten geherrscht hat, ist inzwischen auf eine andere Art zurückgekehrt. Nach der Sanierung findet hier der schuleigene Kindergarten der DIS, der Internationalen Schule, seinen Platz. Charles M. Bugnowski 09.05.2008 09:15 Seite 15 Geschäft als Nachfolger des alteingesessenen Optikers Panzer, bei dem er bereits 1976 zu arbeiten begann. Dies war seine Chance für die spätere Selbstständigkeit, denn im Sozialismus waren nur Geschäftsübernahmen zur Sicherung des Versorgungsauftrages für die Bevölkerung erlaubt, nicht aber private Neugründungen. neue Geschäft in Blasewitz nur noch kurz genießen. 1946 starb er, von da übernahm Heinz, sein Sohn. Der hatte guten Geschäftssinn, halb Dresden kaufte in DDRZeiten Brillen bei ihm. Etwa 40 verschiedene Gestelle gab es, eingekauft wurde quartalsweise, allerdings 80 Prozent Kunststoff- und nur 20 Prozent der gefragteren Metallfassungen. Andreas Schubert besitzt noch immer die alten Glasnegative, mit denen Panzer für sein Geschäft warb, unter anderem im SchillerGarten-Kino. „Manches könnte man heute fast wieder verwenden“, schmunzelt er. Panzer übrigens durfte nach 1968 seine Werbung auf einer Übersichtskarte im Kursbuch der Bahn, die auch in der Tschechoslowakei zu sehen war, nicht fortsetzen. Zu sehr erinnerte sein Name dort an die einmarschierten Sowjets. Halbe Sehkraft, halber Mensch Bruno Panzer führte seit 1920 auf der Großenhainer Straße einen Brillenladen, zog 1945 an den Schillerplatz 2 – wo später die legendäre „Bierritze“ war –, konnte aber das Sehenswertes Angebot In seinem einladenden Geschäft auf der Hüblerstraße hat Andreas Schubert ein überraschend großes Angebot, das vielfältiger scheint als das in großen und vielbeworbenen Optikerketten. Da Nachbarn am Schillerplatz Foto: Dörte Gerlach Optik Schubert Optikermeister Andreas Schubert Es sei besser, einäugig gen Himmel zu schauen als mit zwei Augen in die Hölle, ließ Friedrich Schiller seinen Franz Moor in den „Räubern“ sagen. Nun, die philosophische Interpretation dieses Zitates mag jeder Leser für sich vornehmen. Keinen Zweifel gibt es jedoch daran, dass unser Augenlicht zu den wertvollsten Gesundheitsschätzen gehört. „Die Menschen gehen ins Fitness-Studio oder essen gesundheitsbewusst, doch zum Sehtest kommen sie erst, wenn die Arme zu kurz werden“, wundert sich Optikermeister Andreas Schubert humorvoll. Seit 1983 betreibt er am Schillerplatz sein Foto: Archiv Andreas Schubert ausgabe_02_2008.qxd Anzeige für das SchillerGarten-Kino sind einerseits trendige Marken, farbenfrohe Gestelle und andererseits klassische oder dezente Brillen. „Wir haben für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas“, erklärt der Optiker. Apropos Geldbeutel: Auch Markenfassungen, etwa von Dolce&Gabbana oder Jette Joop sind nicht unerschwinglich! Andreas Schubert kauft nach Modetrends ein, aber ebenso nach Funktionalität. „Die häufigere und längere Arbeit am Computer lässt viele Menschen umdenken und bewusster mit ihren Augen umgehen“, resümiert Andreas Schubert. Zwar kauft heute nicht mehr halb Dresden bei ihm ein, doch sein Angebot ansehen sollte man sich auf jeden Fall. Und vielleicht heißt es dann: Brille – Schubert. Daniella Fischer 15 ausgabe_02_2008.qxd 09.05.2008 09:15 Seite 16 Der Club der Dichter Villa „Hohenlinden“ in Loschwitz ist fertig saniert 16 Bunter Besitzerreigen Auftraggeber für den 1884 erfolgten Bau der Villa – damals „Haus Schwanstein“ genannt – war Verlagsbuchhändler Erich Ehlermann, besitzer Hetzer lässt das Haus umbauen, wertvolle Holzintarsien, eine mehrstufige Natursteinterrasse mit Brunnen sowie eine Parkanlage mit Teich, Lustgarten und Tennisplatz anlegen. Es kann angenommen werden, dass diesen Umbau Georg Heinsius von Mayenburg, der Bruder des „ChlorodontErfinders“ Ottomar von Mayenburg, vollzogen hat. Er wird häufig als Erbauer der Villa 1884 genannt – zu diesem Zeitpunkt war er jedoch gerade erst 14 Jahre alt und ist erst ab 1898 in Dresden als Architekt nachgewiesen. Trotz vielfältiger, der Villa nicht unbedingt zuträglicher Nutzung wie etwa als Flüchtlingsheim nach 1945 oder als Klinik der DDR-Volkspolizei ist über die Jahre vieles erhalten geblieben und wurde nun von der Firma USD, die sich verkaufte Ernst Ehlermann mit der Sanierung von denkdas Anwesen an den Haupt- malgeschützten Objekten in mann Gustav Hetzer, der grö- Dresden längst einen Namen ßere Veränderungen vorneh- gemacht hat, liebevoll saniert. men ließ. Ehlermann wie Daniella Fischer auch Hetzer werden im „Lexikon der Millionäre“ von 1912 geführt, Ehlermann besitzt demnach noch mehrere Häuser und Grundstücke in Dresden. Der neue VillenFoto: Dörte Gerlach Schiller erhält neben 190 Quadratmetern Wohnfläche eine Südwestterrasse. Shakespeare logiert im Einfamilienhaus nebenan, mit herrlichem Loft im Dachgeschoss. Kästner und Kleist teilen sich die Seitengebäude. Lessing und Fontane bekommen immerhin jeder eine Vierraumwohnung. Was für ein Gedanke, wenn all diese Geistesgrößen tatsächlich einmal zusammengekommen wären in der Schillerstraße 39. Dort sanierte die Firma USD Immobilien GmbH die Villa „Hohenlinden“ mit all ihren Nebengebäuden und benannte die insgesamt neun Wohneinheiten nach großen Dichtern. „Wohneinheiten“ ist allerdings nicht der rechte Begriff für die wunderschönen Residenzen zwischen 90 und 190 Quadratmetern Wohnfläche, die mittlerweile alle verkauft und vermietet sind. Mit hochwertiger Ausstattung, Parkett, Kamin – und einer einzigartigen Einbettung in den wunderschönen Park mit altem Baumbestand. einen Namen als Vorsitzender des Vereins Dresdner Buchhändler sowie als 2. Vorsitzender des Börsenvereins in Leipzig und begründete die Deutsche Bücherei in Leipzig mit. Fast 20 Jahre lang besaß er die Villa sowie die 1892 ergänzten flacheren Gebäude entlang der Wunderlichstraße. Im Jahre 1905 Gartenansicht der Villa „Hohenlinden“ der aus Pflichtgefühl aber auch Neigung den Schulbuchverlag seines Vaters Louis 1886 in Dresden übernommen hatte. Vater Ehlermann war befreundet mit Literaturhistoriker Karl Goedeke, der unter anderem eine Schillerund Goethebiografie verfasst hatte. Ehlermann junior, Ernst, machte sich später ausgabe_02_2008.qxd 09.05.2008 09:15 Seite 17 „Baustelle Heimat“ 100 Jahre Landesverein Sächsischer Heimatschutz Was ist Heimat? Ein antiquierter Begriff? Zeichen von Verwurzelung? Sinnbild für Herkunft? Ein längst vergessenes Gefühl im Wirbel moderner Mobilität? Mit einer ungewöhnlichen Ausstellung unter dem provozierenden Titel „Baustelle Heimat“ versucht das Museum für Sächsische Volkskunst anlässlich des 100. Geburtstages des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz eine Annäherung an den Heimatbegriff. Entgegen häufiger öffentlicher Wahrnehmung, Heimatschutz sei konservativ oder rückwärtsgewandt, beschäftigen sich die „Heimatschützer“ mit sehr heutigen Aktivitäten. Mit bewusster Wahrnehmung ihrer Umgebung, die sie mitgestalten, mit kritischer – aber keineswegs immer verhindernden! – Begleitung öffentlicher Bauvorhaben, mit Renaturierung von Industrieflächen und mit der Erforschung der Regionalgeschichte. „Unsere Mitglieder bringen ihre ganze Professionalität in die Vereinsarbeit ein“, erläutert Dr. Igor Jenzen, Direktor des Museums für Sächsische Volkskunst und Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit des Vereins, und gibt zu, dass ihn das am meisten beeindruckt. „Im Verein arbeiten bestens vernetzte Professoren, Abteilungsleiter und Fachleute aus allen Bereichen der Natur und der Kultur zusammen mit engagierten Projektgruppen und einer breiten Basis von Mitgliedern aus ganz Sachsen, die Verantwortung übernehmen.“ Etwa 1.500 Einzel- und 80 so genannte körperschaftliche Mitglieder hat der Verein, dessen Mitglieder sich in Naturschutz, Denkmalschutz, Heimatgeschichte und Volkskunde engagieren. Auch der SchillerGarten Dresden ist Mitglied. Wechselvolle Geschichte Im Jahr 1908 gegründet von Oberbaurat Karl Schmidt sowie Oskar Seyffert, Professor an der Königlichen Kunstgewerbeschule, erlebte der Verein eine wechselvolle Geschichte. Geprägt von der charismatischen Persönlichkeit Seyfferts, der seit 1896 auch als erster Direktor des Museums für Sächsische Volkskunst wirkte, war der Verein von Anbeginn am Erlass verschiedener Gesetze zum Naturschutz beteiligt, erwarb Grundstücke, Naturschutzflächen und Gebäude. Er überstand die Kriegszeiten, musste allerdings seine bis dahin regelmäßig erscheinenden „Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz“ 1941 einstellen. Später ist seine Arbeit den Genossen suspekt, 1949 wird er enteignet und verliert die Arbeitsfähigkeit. Die Heimatschutzfreunde finden hier und da ein Dach in Arbeitsgruppen des „Kulturbundes der DDR“. Erst im April 1990 nimmt der Verein unter Vorsitz von Matthias Griebel und dem Ehrenvorsitz von Hans Nadler, dem Nestor der sächsischen Denkmalpflege, seine Arbeit wieder auf. Nach über 50-jähriger Pause erscheinen seit dem auch die „Mitteilungen“ wieder. mungen, die dem Wort „Heimat“ für ihre Ideologien einen gefährlichen Nährboden geben wollten. „Die ehrenvolle und ehrenamtliche Arbeit unserer zahlreichen Mitglieder hat nichts, aber auch gar nichts mit rechten Ideologien zu tun. Wir lassen uns von keiner politischen Richtung vereinnahmen“, stellt Dr. Jenzen klar. Wie überall gehen die Bestrebungen dahin, auch junge Menschen für heimatgeschichtliche Themen zu interessieren. „Erst die Nähe, dann die Ferne. Erst die Heimat, dann die Sterne“ heißt ein Sprichwort, das heute eher umgekehrt Realität ist. Neugier auf die Welt, berufliche Herausforderungen, nicht zuletzt die Vielfalt der Möglichkeiten führen junge Menschen heutzutage zunächst weg aus der Heimat. Doch der Sinn von Ausflügen ist es, zurückzukehren – in die Heimat. 17. Mai bis 26. Oktober Ausstellung im Museum für Sächsische Volkskunst im historischen Jägerhof, Köpckestr. 1, täglich außer Montag von 10 bis 18 Uhr. delfi Herkunft für Zukunft So authentisch die Ideale der Gründer waren, so sehr gab es ab Mitte der 1990er Jahre plötzlich auch politische Strö17 ausgabe_02_2008.qxd 09.05.2008 09:15 Seite 18 Turbulent geht es zu in seinen Geschichten. Lehrer Lämpel und Schneider Böck, die Witwe Bolte und Max und Moritz, alle versuchen sie im Chaos der Welt zu überleben. Die Reime und Zeichnungen Wilhelm Buschs begleiteten Generationen von Menschen. Die Phantasie ist das, was Wilhelm Busch und Friedrich Schiller verbindet – und unseren Autor anläßlich des 100. Todestages des Humoristen anregte, sich einen Besuch desselben im SchillerGarten vorzustellen. Darf der Rabe Huckebein in den SchillerGarten rein? Ja, sprach Friedrich, komm herbei, hier sind die Gedanken frei! Auch die Ode an die Freude passt hinein in dies Gebäude. Wilhelm Busch reist samt Gefolge an von Loschwitz mit dem Kahn, und der Meister rudert selbst, denn: „wer rudert, sieht den Grund nicht“. Rabe Huckebein flog flugs voraus, so sieht’s im SchillerGarten aus! Eine Speisekarte „Klassisch – sächsisch“, auch Likör ist hier im Angebot – da kommt Helene in das Lot. Wirt Louis Köhler grüßt den Gast, der nimmt Platz ganz ohne Hast, im Garten unter Hainbuchen, um Schatten zu suchen. Plisch und Plum woll’n Pfannekuchen und Salat, das be- 18 kannte Leibgericht, was so sehr zum Herzen spricht. Wilhelm Busch bestellt Getränke, Wasser für den Raben Huckebein und die Hunde Plisch und Plum und ein Bier für alle, denn die erste Pflicht der Musensöhne ist, dass man sich ans Bier gewöhne. „Lieber ein bissel zu gut gegessen als zu erbärmlich getrunken“, ist des Meisters Motto für den Tag, der den SchillerGarten mag. Helene wünscht dann Spargel, Schinken und Koteletts, denn die sind mitunter auch was nett’s. Doch Wilhelm Busch, ein kluger Mann, verehrt das Schwein; er denkt an dessen Zweck. Von außen ist es ja nicht fein, doch drinne sitzt der Speck. Da kann es nur die Haxe sein, danach für alle Branntewein. Balduin, durchtrieben und gescheit, sieht die Sache etwas lichter und bestellt den Schweinebraten, der ganz absolut und wohl geraten. Das zugehör’ge Sauerkraut wird von der Witwe bald erschaut. Wofür sie besonders schwärmt, wenn es wieder aufgewärmt. Doch guter Menschen Hauptbestreben ist, anderen was abzugeben. Drum schenkt auch uns’re liebe Witwe Bolte Balduin, der gerne wollte, ein Gläschen von des Franzmanns Sekt. Pudding ist mein Bestes, drum zum Schluss des kleinen Festes, steht der wohlgeformte große Pudding mit der roten Soße, braun und lieblich dampfend da. Höret nun was dann geschah: Der Affe schlummert ruhig ein voll Seelenruh und Branntewein. Wer mal so ist, der bleibt auch so! Huckebein erhebt das Glas und schlürft den Rest, weil er nicht gern was übrig lässt. Der Konrad leert sein fünftes Glas, die Schüchternheit verringert das. So geht’s mit Tabak und mit Rum: Erst bist du froh, dann fällst du um. Aber hier wie überhaupt, kommt es anders, als man glaubt. Der Autor aus dem Traum erwacht, im SchillerGarten ist es Nacht. Claus Renschen ausgabe_02_2008.qxd 09.05.2008 09:15 Seite 19 Der Elbhang dreht sich 18. Elbhangfest vom 27. bis 29. Juni Alles im Leben dreht sich um etwas. Auf diesen fundamentalen philosophischen Ansatz setzt das diesjährige 18. Elbhangfest und zeigt damit, dass am Elbhang viel Bewegung ist. Wagenräder, Locken, Tänze, Kettenkarussells, die Planeten um die Sonne und die Zeiger der Uhr, alles eine einzige Dreherei. Darüber hinaus stehen bei diesem Fest die Handwerker und Gewerbetreibenden im Mittelpunkt, die sich in diesen Zeiten richtig „drehen“ müssen. „Dreht sich’s zünftig – dreht sich’s künftig“ ist das Motto, das sich die Organisatoren für 2008 gewählt haben. Wie in jedem Jahr werden die Bewohner des Elbhanges ihre Grundstücke und Gärten öffnen und damit auch manchem, der inmitten der vielen Dreherei einen festen Standpunkt sucht, etwas Ruhe gewähren. Die Weinstände hingegen sorgen eher für mehr „Umdrehungen“ – und im Handumdrehen werden die schönen Festtage auch wieder vorbei sein, die so Menschen im Gasthaus Sonderausstellung im Stadtmuseum Dresden 8. Mai bis 5. Oktober Im Hinterzimmer wird Politik gemacht, am Stammtisch Luft abgelassen. An der Theke spricht man über Gott und die Welt, im Separee über Geschäfte. Zum Kaffee treffen sich Gleichgesinnte, beim Tanzen finden sich Liebende. Ob im Wirtshaus, in der Kneipe oder im Café – Menschen begegnen sich und tauschen sich aus, anonym oder unter Freunden. Gasthäuser bieten ihnen dafür einen Raum, der irgendwo zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre liegt. Sie sind gleichermaßen Wohnzimmer und Bühne, Salon und Börse, Beichtstuhl und Laufsteg. viele Dreh-Arbeiten im Vorfeld erforderten. Beim Abschlusskonzert auf der Bühne am Bergpalais im Schlosspark Pillnitz übrigens wird sich alles um einen Zaren drehen bei der Opernaufführung „Zar und Zimmermann“. Dies ist auch der einzige Zeitpunkt, an dem die Elbhang-Dreherei mit einer anderen kollidiert: An jenem Abend ist das Finale der diesjährigen Fußball-EM, die beiden Tage vorher sind spielfrei. delfi Gäste und Wirte, Vergnügen und Genuss In sieben Episoden erzählt die Ausstellung aus Dresdner Gasthäusern vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Als Residenz- und Landeshauptstadt war Dresden Treffpunkt und Ziel für Reisende aller Art. Gesandte, Kaufleute, Künstler und Literaten, alle waren angezogen von einer Stadt, die eine Melange war aus Fürstenhof und Bürgerstadt, aus Metropole und Provinz, aus Geschäftigkeit und Geselligkeit. Diese Mischung bescherte der Stadt ihr ganz spezielles gastronomisches Lokalkolorit. Berühmte Töchter und Söhne der Stadt, prominente Gäste und bekannte Wirte werden dabei ebenso zu Wort kommen wie der Dresdner und die Dresdnerin, die von ihrer Stammkneipe erzählen. Die Ausstellung handelt von der Ordnung im Vereinszimmer, von Konflikten mit der Obrigkeit und vom immerwährenden Wunsch nach Vergnügen und Genuss. Begleitet wird die Ausstellung von einem bunten Rahmenprogramm. delfi 19 ausgabe_02_2008.qxd 09.05.2008 09:15 Seite 20 Geschmack = Riechen + Genießen Medizinisch gesehen ist Geschmack ein sehr komplexer Vorgang „Es schmeckt mir nicht.“ Für rund 79.000 Menschen pro Jahr wird der teilweise oder komplette Verlust des Riech- oder Schmecksinnes zum Dauerzustand. Unweit des SchillerGartens, im Interdisziplinären Zentrum für Riechen und Schmecken des Universitätsklinikums forschen unter der Leitung von Professor Thomas Hummel Wissenschaftler nach Ursachen und möglichen Therapien solcher Störungen. Wo die Geschmackszentren sitzen „Riechen wir, werden die im Bereich des Nasendachs liegenden Riechzellen angesprochen und die Reize über Fasern des Riechnerves an das Gehirn weitergeleitet“, erklärt Benno Schuster, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Assistenzarzt. In den Geschmacksknospen in Mund und Rachen befinden sich die Schmeckzellen. Sie werden aktiviert, so bald etwas gegessen oder getrunken wird. Die auf der Zunge sichtbaren kleinen Erhebungen ermög- 20 lichen einem gesunden Menschen zu unterscheiden, ob etwas süß, sauer, salzig oder bitter schmeckt. Empfinden wir Zigarettenrauch als brennend oder ein Mentholbonbon als kühlend, ist der so genannte „Fühlnerv“ beteiligt. Übrigens sind Frauen beim Riechen und Schmecken meist empfindlicher als Männer. Geschmack wird individuell empfunden. „Die Prägung kann bereits sehr früh, schon im Mutterleib beginnen“, erklärt Benno Schuster. Dabei gibt es durchaus regionale Unterschiede. Eine Minderheit im Süden Frankreichs reagiert beispielsweise deutlich empfindlicher auf Pfefferminzgeschmack. „Auch Erdnussbutter ist so ein Fall. Während sich hierzulande wenige Menschen etwas daraus machen, ist sie im angloamerikanischen Raum sehr beliebt“, wissen die Experten. Erst das Zusammenspiel aus den vier Grundgeschmacksqualitäten, den Geruchseindrücken, der Konsistenz und Temperatur der Speise sowie durch den „Fühlnerv“ ver- mittelte Empfindungen entscheidet, wie uns etwas mundet. Nur wenn die beim Essen und Trinken aufsteigenden Duftmoleküle über den Rachen von hinten in die Nase steigen und dort von den Riechzellen registriert werden, kann ein Geschmack wahrgenommen werden. Riecht man nicht, schmeckt man demnach auch kaum. Professor Hummel empfiehlt einen einfachen Selbsttest: „Halten Sie sich beim Essen von Schokolade die Nase zu. Sie blockieren damit den Luftstrom innerhalb der Nase und werden vom Schokoladenaroma wahrscheinlich kaum etwas wahrnehmen.“ Wie Riech- oder Schmeckstörungen entstehen Meist verursachen chronische entzündliche Erkrankungen der Nasenschleimhaut, Virusinfekte oder Schädelhirnverletzungen Einbußen des Riech- oder Schmeckvermögens. Auch Nasenpolypen, Hormonstörungen oder Zahnerkrankungen, Chemikalien oder Medikamente kommen als Auslöser in Frage. Riechstörungen sind wesentlich häufiger als Schmeckstörungen. Dass beide Sinne gleichzeitig gestört sind, ist extrem selten. Wissenschaftlich bewiesen ist, dass das Riechvermögen wie auch andere Sinne mit dem Alter nachlässt, vor allem nach dem 60. Lebensjahr. Der Geruchssinn macht auf Gefahren wie Brände und giftige Gase oder auf verdorbene Lebensmittel aufmerksam. Ohne Geruchssinn fehlt dem Körper ein wichtiges Alarmsystem. Schon aus diesem Grund sollte ein kompetenter Arzt konsultiert werden. „In einigen Fällen wird eine vorher nicht erkannte grundlegende Erkrankung wie zum Beispiel Diabetes, Bluthochdruck, die Parkinsonsche oder die Alzheimersche Krankheit diagnostiziert, deren Behandlung auch die Riech- und Schmeckstörung positiv beeinflussen kann“, begründet Benno Schuster. Relativ neu und viel versprechend für neue therapeutische Ansätze ist die Erkenntnis, dass sich geschädigte Riech- und Schmeckzellen, anders als andere Sinneszellen, wieder erneuern können. Dagmar Möbius ausgabe_02_2008.qxd 09.05.2008 09:15 Seite 21 Hauptsache, es schmeckt! „Was der Bauer nicht kennt, das (fr)isst er nicht“, sagt ein Sprichwort. Wenn dem tatsächlich so wäre, würden wir heute noch ums Feuer tanzen und das gleiche essen wie vor tausenden Jahren. Wohl zu keiner Zeit gab es jedoch mehr Kochsendungen im TV und mehr Kochbücher, die geradezu auffordern, Neues zu wagen. Dies tun auch etwa 70 Prozent der deutschen Haushalte laut einer forsa-Umfrage „häufig bis gelegentlich“. An Hand der Zutatenliste eines Gerichtes können wir uns in gewisser Weise vorstellen, wie es schmecken könnte. Wie dagegen ein Bauernfrühstück oder eine Roulade „zu schmecken hat“, das wissen wir allerdings recht genau. Der Erwartungswert an gutbürgerliche Restaurants, die laut Umfrage die beliebtesten Ziele für auswärtiges Essen sind, ist dementsprechend hoch. Werden sie nicht erfüllt, ist der Ruf schneller dahin als ein gutes Gericht gekocht. „Die Gerichte der so genannten gutbürgerlichen Küche werden bei uns nach klassischen Rezepten zubereitet“, erklärt der Küchenchef des SchillerGartens, Christian Weidner. Am häufigsten wird der „Goldbroiler“ bestellt, gefolgt von Sauerbraten, Bauernfrühstück und hausgemachte Rinderroulade. „Viele Gäste kommen wirklich wegen des Broilers zu uns“, erläutert Marketingleiter Thomas Jacob. Die Angebote der Tageskarte sind oft mit saisonalen Zutaten zubereitet oder eine besondere Kreation der Küche. Und was, wenn es einmal nicht schmeckt? „Dann kann das Essen ohne Wenn und Aber zurückgegeben werden“, erklärt Wirt Frank Baumgürtel. Gäste, die dies auch gern tun, wenn sie schon den größten Teil des Gerichtes gegessen haben, gibt es immer wieder – wie überall auf der Welt. Und wenn es mal nicht schmeckt? Geschmack und gutes Benehmen gehören zusammen. Die Münchner Imageberaterin Sabine Schwind von Egelstein verrät, wie man stilvoll reklamiert, wenn es wider Erwarten einmal nicht schmeckt: Wenn das Essen zu kalt, zu viel oder zu wenig gewürzt, das Fleisch zu zäh oder angebrannt ist, den Kellner lautlos per Handzeichen verständigen und das Anliegen sachlich vorbringen. Zum Beispiel: „Die Suppe ist versalzen, bitte bringen Sie mir stattdessen die Tomatencremesuppe“ oder „Ich hatte mein Steak ‚englisch’ bestellt, es ist aber leider fast durchgebraten. Bitte bringen Sie mir ein neues.“ Reagiert der Kellner nicht, den Restaurantleiter an den Tisch bitten. Ist das Essen objektiv in Ordnung, schmeckt aber subjektiv nicht gut, nicht reklamieren. Eine höfliche Möglichkeit, bei Nachfrage des Kellners die Wahrheit zu sagen, wäre: „Es entsprach nicht so ganz meinem Geschmack.“ Wein sollte sein, wie es das Etikett verspricht. Ist er zu warm oder kalt, hat er Korkgeschmack oder ist „gekippt“, sofort beim Probeschluck reklamieren, wird nachgebessert. Kann nicht nachgebessert werden und liegt der Reklamationsgrund nicht im persönlichen Geschmack, sollte das Gericht nicht auf der Rechnung erscheinen. Dagmar Möbius Anzeige Regelmäßig wiederkehrende Kapitalzahlungen in der Unfallversicherung Klassische private Unfallversicherungen versichern die finanziellen Folgen eines Unfalles durch Zahlung einer einmaligen Invaliditätsleistung. Diese Kapitalleistung deckt die hohen Kosten, die infolge einer unfallbedingten Invalidität entstehen können, wie zum Beispiel behindertengerechte Umbauten an Haus oder Wohnung. Darüber hinaus kann durch eine monatliche Unfallrente ein eventueller Verdienstausfall abgesichert werden. Einen neuen Weg geht jetzt die Unfallversicherung der Zurich Gruppe. Sie bietet neben der einmaligen Invaliditätsleistung und einer monatlichen Unfallrente ab einem unfallbedingten Invaliditätsgrad von 50 Prozent die lebenslange Auszahlung der vereinbarten Invaliditätsgrundsumme – wahlweise alle 10 oder alle 18 Jahre. Mit diesen wiederkehrenden Zahlungen können die Folgekosten finanziert werden, die im Laufe der Zeit nach einem Unfall immer wieder entstehen. So muss der Unfallgeschädigte nach Jahren zum Beispiel ein neues Auto anschaffen, weil der damals nach einem Unfall des versicherten Kindes mit diesem im Krankenhaus übernachtet, erhält für bis zu 30 Übernachtungen einen Kostenzuschuss. Mitversichert ist unter anderem auch ein ambulantes Krankenhaustagegeld, das beispielsweise bei ambulanter Erstversorgung von unfallbedingten Knochenbrüchen gezahlt wird. behindertengerecht umgebaute Wagen mittlerweile nicht mehr verkehrstüchtig ist. Daneben kann er durch das in regelmäßigen Abständen ausgezahlte Kapital auch den medizinischen Fortschritt für sich nutzen. Neue Operationsmethoden, Implantate, nervengesteuerte Prothesen oder auch ein Rollstuhl mit weiterführender Technologie können finanziert werden, also alles das, was weit über die medizinische Grundversorgung hinaus- geht und in der Regel sehr teuer ist. Die wiederkehrende Invaliditätsleistung schließt damit eine in der Zukunft liegende Versorgungslücke und sichert so langfristig die Lebensqualität. Neben der periodischen Kapitalleistung beinhaltet das optionale Plus-Deckungskonzept weitere sinnvolle Deckungserweiterungen wie beispielsweise das so genannte „Rooming-in“. Der Elternteil, der 21 ausgabe_02_2008.qxd 09.05.2008 09:15 Seite 22 Die Geschichte von „Werners Kloßmehl“ Abbildungsvorlagen: Archiv Winfried Werner Es waren einmal zwei Brüder. Der eine, Willy (geb. 1895), führte eine Bäckerei und Konditorei in DresdenPlauen, der andere, Bernhard (geb. 1903), eine Marmeladen- und Konservenfabrik in Freital. Beide Firmen hatte ihr Vater Bernhard gegründet – 1893 zunächst die Bäckerei und fast dreißig Jahre später schließlich noch den Freitaler Betrieb, womit er sein „Hobby zum Beruf“ machte. Schon immer interessierten den gelernten Konditor die Möglichkeiten der Konservierung von Lebensmitteln, insbesondere die Herstellung von Trockenobst und Marmeladen. Nach seinem Tod im Jahre 1934 führte nun der Sohn gleichen Namens dieses Unternehmen fort. Er experimentierte auch weiter mit Trockenkost, besonders während des Zweiten Weltkrieges. Daneben erschloss sich die Konservenfabrik Bernhard Werner als erster deutscher Versuchsbetrieb für Tiefkühlkost neue Märkte. Die hierfür eingerichtete Anlage fiel jedoch nach Kriegsende den Sowjets als Reparationsleistung zum Opfer. Für den findigen und probierfreudigen Firmenchef galt es, sich in diesen schwierigen Zeiten ein neues Experimentierfeld auszusuchen. Der Gedanke an die Kartoffel war damals zweifellos naheliegend. Margarethe und Bernhard Werner, 1950 22 Experiment Kartoffel Walter Erich Bernhard Werner stellte Ende der 1940er Jahre Überlegungen an, aus Kartoffeln ein Mehl herzustellen, das den Kartoffelgeschmack beibehält und schnell genug quillt, um am häuslichen Herd verarbeitet werden zu können. Sein Enkel Winfried Werner, heute im Landesamt für Denkmalpflege Sachsen tätig, erinnert sich an Ferientage in den 1960er Jahren, die er öfters auch im Betrieb des Freitaler Großvaters verbrachte: „Die Kartoffeln wurden maschinell geschält, aber es blieben ja die so genannten Augen zurück. Die mussten in Handarbeit entfernt werden. Dann wurden die Kartoffeln zerkleinert (geschnitzelt), blanchiert und in einem speziellen Trockner auf langen Förderbändern, die in mehreren Etagen angeordnet waren, getrocknet.“ Die nunmehr knochenharten Kartoffelschnitzel wurden schließlich zu Mehl gemahlen, gewürzt und verpackt – fertig war „Werners Kloßmehl“. Schon damals druckte man auf die Verpackungen Rezepte auf. Die hatte Bernhards Frau Margarethe selbst erfunden und ausprobiert, echte Hausmanns-Rezepte also. Walter Erich Bernhard Werner ließ sich sein Verfahren 1954 patentieren. Die Versorgung der Bevölkerung Als halbstaatlicher Betrieb stellte die Fabrik in Freital gegen Ende der 1960er Jahre nur noch Kloßmehl her. Die Produktion von Konserven und Marmeladen, noch annähernd zwanzig Jahre lang gleichzeitig betrieben, wurde 1969 endgültig eingestellt. Das andere, außerordentlich be- gehrte Erzeugnis war wichtiger für die neuen Machthaber, leistete es doch – in ausreichender Menge angeboten – einen bedeutenden Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung. Zwecks Erhöhung der Produktivität lief in Freital jetzt nur noch der Mahlvorgang der Kartoffelschnitzel, die als Halbfabrikat in Dahlen hergestellt und nach Freital geliefert wurden. Die Verpackung des fertig gewürzten Kloßmehls erfolgte schon damals weitgehend automatisiert. Doch der großen Enteignungswelle 1972 durch die DDR-Regierung konnten sich auch die Werners nicht entziehen. Die jahrzehntelang in Familienbesitz befindlichen Produktionsstätten in Dresden und Freital gehörten nun allen, waren „Volkseigentum“. Auch der Name Werner wurde getilgt, fortan gab es nur noch „Freitaler Kloßmehl“, und die Konditorei in Dresden firmierte schon bald darauf als Betriebsteil 11 des Backwarenkombinates. Die Brüder Bernhard und Willy Werner durften ihre Fabriken nicht mehr betreten und verstarben beide ein Jahr nach der Enteignung 1973. Neubeginn 1990 Mit der Reprivatisierung nach der Wende durch den 1927 geborenen Sohn des KloßmehlErfinders begann ein neues Kapitel in der Firmengeschichte. Mit modernen Fertigungsanlagen, zeitgemäßen Rezepturen und verschiedenen Packungsgrößen behauptet sich das Freitaler Werk seither auf dem Lebensmittelmarkt, inzwischen in vierter Generation von Bernhard „IV.“ geführt. Nach dem Start mit nur zwei Produkten hat sich das Spektrum mittlerweile über das Kloßmehl hinaus auf Backmischungen, Püree, Suppenlinien, Tassenknödel etc. erweitert – und auch der Name wird wieder verwendet: „Werners Kloßmehl“. Daniella Fischer ausgabe_02_2008.qxd 09.05.2008 09:15 Seite 23 Der Weintipp rauschende Feste feierte, erwartet Sie heute Europas erstes Erlebnisweingut. Schloss Wackerbarth übte damals wie heute seine Anziehungskraft für Genießer der mediterranen Lebensart aus. Die romantische Lage in den Radebeuler Weinbergen und die eigene Herstellung ausgezeichneter Weine und Sekte versprechen einen Genuss für alle Sinne. Weinbau nördlich des 51. Breitengrades ist nicht nur schwierig und mit Risiken verbunden, sondern stellt auch an die Herstellung von Premiumweinen besonders hohe Ansprüche. Der Wein gedeiht auf Sand-, VerDer Winzer 800 Jahre Weinbau sind ein witterungs- und Lehmböden. wertvolles Erbe. Wo früher Dank der langen Reifezeit könGrafen residierten und schon nen sich Mineralien besonder Hof Augusts des Starken ders gut einlagern und erzeu- gen so einen hohen Fruchtextrakt. Es werden 93 Hektar Rebfläche bewirtschaftet. Der Wein Jürgen Aumüller, seines Zeichens Kellermeister des Weingutes, kreierte auf Wunsch der Wirtsleute des SchillerGartens Dresden, Frank Baumgürtel, Thomas Jacob und Steffen Brasche zwei Weine für das Traditionsgasthaus. Es wird eine Weißwein- (aus Müller Thurgau und Bacchus) und eine Rotweincuvée (aus Spätburgunder und Dornfelder) geben. Sie erkennen den Wein an speziell entworfenen Etiketten – und natürlich am Geschmack! Der Weißwein wird leicht, frisch und fruchtig sein und den Duft der sächsischen Trauben haben. Der Foto: Dörte Gerlach Die Region Sachsen Die Weinlandschaft in Sachsen ist einzigartig. Das Anbaugebiet an der Elbe gilt als eines der kleinsten in Deutschland und als das nordöstlichste Europas. Einkehren in gemütliche Weinstuben, Fröhlichkeit bei den Weinfesten, Besuche in über 20 Weinbaubetrieben – der Wein ist gerade entlang der 55 Kilometer langen Sächsischen Weinstraße überall und immer das bestimmende Thema. Sagenhafte 5.000 Hektar Rebfläche gab es im 17. Jahrhundert – heute sind es etwa 450. Manfred Hempel, Fa. KGS Rotwein, feinfruchtig trocken, von bezauberndem Rot, wird Sie mit einem Aroma von Wildkirschen und roten Beeren begeistern. Fragen Sie nach dem SchillerGarten-Wein! Der „Weintipp“ wird präsentiert von KGS – Knüttels Getränkespezialitäten, dem Lieferanten des SchillerGartens. 23 ausgabe_02_2008.qxd 09.05.2008 09:16 Seite 24 Handel heißt Wandel Blasewitzer Geschichten Wie wird sie wohl geschmeckt haben, die würzige Qualitätszigarre der Sondermarke „Schillerplatz“? Richard Ziegenbalk, dessen ehemaliges Geschäftshaus sich noch heute am Schillerplatz befindet, sprach mit seiner Kreation recht geschickt den Lokalpatriotismus der Blasewitzer an. Den gibt es heute noch immer, wenn man an die verschiedenen Aktivitäten der Blasewitzer Geschäftsleute denkt. Von den Geschäften, die in nebenstehender Zeitungsseite für ihre Angebote warben, ist neben der Schillerapotheke nur noch der SchillerGarten zu besuchen. Zwar gibt es am Schillerplatz in verschiedenen Banken die Möglichkeit, „Bareinlagen zur Verzinsung“ zu deponieren – doch die „Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt“ logiert nicht mehr am Platze. Auch „Wilhelm Hielscher“, später fortgeführt als „Feinkost Fendler“ verkauft heute keine Wild- und sonstige Feinkostdelikatessen mehr. Dafür gibt es Geschenke Arnold, Teeläden, die Schiller Galerie, Optik Schubert ... Handel ist eben Wandel. Zeitungsseite aus der „Sächsischen Dorfzeitung und Elbgaupresse“ von 1930 Unsere Schiller-Frage Der Geburtsort von Friedrich Schiller ist Marbach am Neckar. Wie viele Jahre lebte er dort? Ihre Einsendungen richten Sie bitte an: Agentur 2dPROJECT, Redaktion SchillerGarten, Kennwort: Schiller-Frage, Enderstr. 59, 01277 Dresden Unter den Einsendungen werden drei Gewinner ausgelost, die je einen Gutschein im Wert von je 20,- Euro für den SchillerGarten erhalten. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeitern des SchillerGartens sowie von 2dPROJECT und ihren Angehörigen ist die Teilnahme nicht gestattet. Auflösung Schiller-Frage Ausgabe 01/2008 Der Spruch „Daran erkenn ich meine Pappenheimer“ stammt aus Schillers Wallenstein-Trilogie, genauer aus „Wallensteins Tod“. Herzlichen Glückwunsch unseren Gewinnern: H. Steinhäuser aus Dresden, A. Göschka aus Triptis und D. Hein aus Borthen Einsendeschluss: 15. Juli 2008 SchillerGarten Dresden GmbH Schillerplatz 9, 01309 Dresden Telefon: 0351/ 811 99-0 Telefax: 0351/ 811 99-23 E-Mail: [email protected] Internet: www.schillergarten.de Öffnungszeiten: Täglich 11.00 – 01.00 Uhr Gutbürgerliche Küche Hauseigene Patisserie Eigene Eisproduktion Großer Biergarten mit Elbblick Auf Schillers Versen Licht und Wärme Der bessre Mensch tritt in die Welt mit fröhlichem Vertrauen; er glaubt, was ihm die Seele schwellt, auch außer sich zu schauen, und weiht, von edlem Eifer warm, der Wahrheit seinen treuen Arm. Doch alles ist so klein, so eng; hat er es erst erfahren, da sucht er in dem Weltgedräng ´ sich selbst nur zu bewahren . . .