Entwicklungsland - Neue Lernwelten

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Entwicklungsland
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Ein Entwicklungsland ist nach allgemeinem Verständnis ein Land, das hinsichtlich seiner wirtschaftlichen,
sozialen und politischen Entwicklung einen relativ niedrigen Stand aufweist. Dabei handelt es sich um einen
Sammelbegriff für Länder, die nach allgemeinem Sprachgebrauch als „arm“ gelten. Welches Land als
Entwicklungsland einzustufen ist oder nicht, hängt vom Maßstab ab, an dem man die Entwicklung eines
Landes misst (siehe Abschnitt Gemeinsame Merkmale der Entwicklungsländer). Der Begriff entstammt der
Fach- und Alltagssprache der Entwicklungspolitik und genießt allgemein hohe Akzeptanz. Sie beruht
einerseits auf relativ wertfreier Wortwahl, andererseits auf begrifflicher Unschärfe. Eine allgemein
anerkannte Definition existiert – trotz vieler Ansätze – nicht.
Inhaltsverzeichnis
1 Allgemeiner Sprachgebrauch
1.1 Grundlegende Anmerkungen
1.2 Internationale und nationale Sprachregelungen
1.3 Der Ausdruck Nord-Süd
1.4 Industriestaaten und Nicht-Industriestaaten
1.5 Der Begriff Dritte Welt
1.6 Reich und arm
2 Strukturelle Probleme der Entwicklungsländer und ihre Ursachen
2.1 Strukturelle Probleme und ihre Wirkungszusammenhänge
2.2 Auswirkungen der Erdölkrise von 1973 auf die Entwicklungsländer
3 Gemeinsame Merkmale der Entwicklungsländer
3.1 Ökonomische Merkmale
3.2 Ökologische Merkmale
3.3 Demographische Merkmale
3.4 Volksgesundheitliche Merkmale
3.5 Soziokulturelle Merkmale
3.6 Politische Merkmale
3.7 Kapitalmangel und unzureichende Faktorausstattung
4 Die Einteilungen der UNO
4.1 Less Developed Countries (LDC) und Least Developed Countries (LLDC)
4.2 UNO-Ländergruppierungen infolge der Ölkrise
4.3 Der Human Development Index (HDI)
5 Einteilungen der Weltbank
5.1 Die klassische Einteilung der Weltbank nach dem Pro-Kopf-Einkommen
5.2 Die Betonung der Schuldenlast
6 Spezialfälle
6.1
6.2
6.3
6.4
Die ölexportierenden Länder
Schwellenländer
Transformationsländer
Gescheiterte Staaten
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7 Siehe auch
8 Referenzen
9 Literatur
10 Weblinks
Allgemeiner Sprachgebrauch
Grundlegende Anmerkungen
Für den Begriff „Entwicklungsland“ gibt es eine Vielzahl Synonyme, wie „Dritte Welt“ oder „Vierte Welt“.
Diese Begriffe sind - ebenso wie „Entwicklungsland“ - teilweise umstritten und werden von einigen
Fachleuten abgelehnt. Kritiker des Begriffs „Entwicklungsland“ wenden beispielsweise ein, dass er etwas
suggeriere, das manchmal gar nicht stattfinde – oder auch nicht stattfinden müsse: nämlich Entwicklung.
Einer der prominentesten Kritiker dieses Begriffs ist der schwedische Ökonom Gunnar Myrdal. Auch der
umgangssprachliche Begriff „Hungerland“ wird in den Medien bei der Veranschaulichung einer
Berichterstattung über Hungersnöte in Entwicklungsländern genutzt, ohne dass diesem Ausdruck eine
Definition zugrunde liegen könnte.
Nicht mehr gebräuchlich sind: „unterentwickelte Länder“ (underdeveloped countries), „rückständige
Länder“ (backward countries) oder „nicht-entwickelte Länder“ (undeveloped countries). Diese Begriffe
erschienen zum ersten Mal im UNO-Programm von 1949, sind jedoch stark wertbehaftet und können von
den Bewohnern der betroffenen Länder als verletzend empfunden werden. Sie werden deshalb von UNO und
Weltbank nicht mehr verwendet. In einigen Entwicklungsländern selbst werden derartige Begriffe allerdings
absichtlich genutzt, um die Missstände im Land hervorzuheben und Euphemismen zu vermeiden.[1]
Internationale und nationale Sprachregelungen
International gibt es keine eindeutige Sprachregelung. So wurde zum Beispiel infolge einer
UN-Vollversammlung im Jahr 1971 die Least Developed Countries (LLDC) von den Less Developed
Countries (LDC) unterschieden. Nicht alle UN-Organisationen unterscheiden jedoch zwischen den beiden
Gruppen.
Im deutschen Sprachgebrauch besteht das Problem der Übersetzbarkeit der Begriffe. Der umständliche
Ausdruck „weniger entwickelte Länder“ hat sich daher nicht durchgesetzt. So verwendet das
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) entweder den
englischsprachigen Begriff „LDC“ oder den deutschen unbestimmten Begriff „Entwicklungsland“. Auch
macht das BMZ keinen Unterschied zwischen LDC und LLDC und kürzt die „Least Developed Countries“
mit LDC ab. Die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) vermeidet den Begriff
„Entwicklungsland“ zugunsten des Begriffs „Partnerländer“.
Der Ausdruck Nord-Süd
Der Ausdruck „Nord-Süd“ wird zunehmend von Entwicklungsländern selbst benutzt. Auch der Ausdruck
„Nord-Süd-Beziehungen“ findet sich zunehmend als Ersatz für den Begriff „Entwicklungspolitik“. Das BMZ
verwendet beispielsweise diese Bezeichnung. Sie ist weitgehend wertfrei, da sie eine geographische Lage
ausdrückt, auch wenn Entwicklungsländer nicht zwangsläufig auf der südlichen Halbkugel liegen. Gleiches
gilt im umgekehrten Sinne auch für den Begriff „Norden“. Der Begriff „Westen“ als Synonym für reiche
Staaten ist geographisch ebenso ungenau; außerdem ist er Relikt der Zeit des Kalten Krieges.
Industriestaaten und Nicht-Industriestaaten
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Mit „Industriestaaten“ versucht man industrialisierte Staaten sprachlich abzugrenzen von
Entwicklungsländern, die diesen Zustand anstreben. Die historische Industrialisierung Europas lässt sich
jedoch nicht mit den Prozessen vergleichen, die heute in den Entwicklungsländern stattfinden. Außerdem
stellt sich das Zuordnungsproblem mit den industrialisierten, ehemaligen sozialistischen Ländern (Ostblock).
Sinngemäß müssten die mit dem Ausdruck Industriestaaten gemeinten Länder heute als
„Dienstleistungsstaaten“ bezeichnet werden, wenn man den Anteil des Industrie- bzw. Dienstleistungssektors
am Bruttonationaleinkommen vergleicht.
Der Begriff Dritte Welt
Hauptartikel: Dritte Welt
Der Begriff „Dritte Welt“ stammt aus den 1950er Jahren und war ursprünglich politisch geprägt. Er
definierte die Blockfreien Staaten, welche sich nicht durch den Kalten Krieg ideologisch vereinnahmen
lassen wollten. Bereits vor dem Ende des Ost-West-Konfliktes, genauer gesagt zu Beginn der 1980er Jahre,
wurde gefordert, auf den Begriff „Dritte Welt“ zu verzichten. Ulrich Menzel begründete und untermauerte
diese Forderung im Jahr 1992 in seinem Buch „Ende der Dritten Welt“ mit der These, dass die Zweite Welt
verschwunden sei, und dadurch keine Dritte Welt mehr existieren könne. Viele ehemalige „DritteWelt-Gruppen“ nannten sich daraufhin in „Eine-Welt-Gruppen“ um. Das BMZ verwendet den Begriff „Dritte
Welt“ nicht mehr. Trotzdem ist der Ausdruck noch nicht verschwunden, vor allem in der Alltagssprache wird
er noch benutzt.
Reich und arm
Die Begriffe „reich“ und „arm“ definieren den Entwicklungszustand eines Landes nur unzureichend. Sie
finden ihre Verwendung eher in Verbindung mit Vermögen von Einzelpersonen. So findet sich Armut auch in
Ländern mit hohem Durchschnittseinkommen (beispielsweise in Deutschland oder der Schweiz) und
Reichtum in Entwicklungsländern (zum Beispiel in den ölexportierenden Ländern). Besser als das
Durchschnittseinkommen ist das Mittlere Einkommen geeignet, etwas über die gesellschaftliche
Entwicklung auszusagen. Ähnliches gilt für das Mittlere Vermögen. Wichtige Faktoren sind zudem die
Einkommensverteilung und die Vermögensverteilung.
Strukturelle Probleme der Entwicklungsländer und ihre Ursachen
Hauptartikel: Entwicklungstheorie, Entwicklungspolitik
Strukturelle Probleme wirken grundsätzlich über längeren Zeitraum und äußern sich in Vernetzung
bestimmter Phänomene. Mit Strukturen sind Basiselemente und Wirkungszusammenhänge gemeint, welche
interne Vorgänge und Reaktionsweisen eines Systems prägen.
In der Regel sind für strukturelle Probleme der Entwicklungsländer eine Vielzahl verschiedenster Faktoren
verantwortlich. Zu den Ursachen dieser strukturellen Probleme und des relativ geringen
Entwicklungsniveaus in den betroffenen Ländern existieren eine Vielzahl von Entwicklungstheorien. Die
meisten Theorien betonen dabei entweder stärker die endogenen (vom betreffenden Land selbst
verursachten) oder die exogenen (extern verursachten) Faktoren. Ziel der Entwicklungspolitik ist, diese
strukturellen Probleme zu beseitigen.
Strukturelle Probleme und ihre Wirkungszusammenhänge
Charakteristisch für Entwicklungsländer ist die oft unzureichende Fähigkeit, die eigene Bevölkerung mit
lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen zu versorgen; mit anderen Worten: ihr ein
menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang hat beispielsweise die Weltbank
nachgewiesen, dass die Mehrheit der lateinamerikanischen Staaten bereits durch geringe Umverteilung des
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dort vorhandenen Reichtums in der Lage wäre, die Massenarmut zu überwinden. Hier handelt es sich also
nicht um ein Produktionsproblem, sondern um ein politisches Strukturproblem.
Strukturelle Probleme müssen aber nicht zwangsläufig politischer Natur sein, sondern können auch in
anderen Bereichen bestehen (Wirtschaft, Gesellschaft, Umwelt etc.). So führt die Unterversorgung der
Bevölkerung zu Armut, Hunger und dadurch zu geringerer Produktivität. Dies hat eine noch schlechtere
Versorgungslage zur Folge. Chronische Unterernährung hemmt darüber hinaus (vor allem bei Kindern) die
geistige und körperliche Entwicklung. Dadurch ist ihre Fähigkeit eingeschränkt, durch Kreativität oder
Produktivität ihre eigene Situation zu verbessern, also sich zu entwickeln.
Ein anderes strukturelles Problem ist die Diskriminierung von Frauen, was in den letzten Jahren vermehrt als
grundlegende Ursache der Probleme der Entwicklungsländer erkannt wurde.
Ebenso gravierend kann sich schnelles Bevölkerungswachstum auf bereits vorhandene
Entwicklungsprobleme auswirken. Wenn Wirtschaftswachstum mit Bevölkerungswachstum nicht mehr
Schritt halten kann, kommt es zum Beispiel in Städten zu Slumbildung und Arbeitslosigkeit, sowie im
ländlichen Raum zu Ernährungsproblemen und unangemessener Landnutzung (einhergehend mit schweren
ökologischen Schäden).
Auswirkungen der Erdölkrise von 1973 auf die Entwicklungsländer
Die Ölkrise von 1973 führte zu einer Preisexplosion des Erdöls, wovon die erdölexportierenden Länder
(größtenteils OPEC) profitierten. Die ölimportierenden Industrieländer waren sowohl Opfer als auch
Begünstigte (als Lieferanten der zunehmend nachgefragten Investitions- und Konsumgüter). Die
ölimportierenden Entwicklungsländer konnten jedoch die entstandenen Verluste nicht durch Gegengeschäfte
ausgleichen (nimmt man den Kapitalrückfluss von Arbeitsmigranten einmal aus) und wurden in ihrer
Entwicklung gebremst oder zurückgeworfen. In den 80er-Jahren kam es dann schließlich aufgrund
verschiedener weltwirtschaftlicher Entwicklungen zu einem dramatischen Preissturz, was zur Folge hatte,
dass sich das Pro-Kopf-Einkommen von Ländern wie Libyen oder Nigeria halbierte. Allgemein sind
Entwicklungsländer durch Erdölkrisen stärker betroffen als Industrieländer und es ist davon auszugehen,
dass kommende Energiekrisen weiterhin einen hemmenden Faktor in ihrer Entwicklung darstellen werden.
Gemeinsame Merkmale der Entwicklungsländer
Unter den Merkmalen versteht man die Symptome der strukturellen Probleme. Seit den 50er-Jahren gibt es
schon die sogenannten „Merkmalslisten“, welche die zentralen Entwicklungsprobleme aufzulisten
versuchen. Es ist umstritten mit welchen gemeinsamen Merkmalen die Entwicklungsländer beschrieben
werden können, sollte es solche gemeinsamen Merkmale überhaupt geben. Die Kritik an einem
Merkmalskatalog für Entwicklungsländer basiert vor allem auf der Tatsache, dass die Gemeinsamkeiten
zweier Entwicklungsländer in Bezug auf diesen Merkmalskatalog nicht zwangsläufig größer sein müssen als
zwischen einem Entwicklungsland und einem Industrieland. Auch bei einzelnen Industrieländern können die
in der Liste aufgeführten Merkmale beobachtet werden. Deshalb wirft die Klassifizierung von
Entwicklungsländern anhand von schematisierten Merkmalen immer wieder Fragen auf, da die
verschiedenen Merkmale und ihre relative Bedeutung kontrovers diskutiert werden. Darüber hinaus bestehen
zwischen den genannten Punkten Wechselwirkungen.
Ökonomische Merkmale
Ein großer Teil der ökonomischen Merkmale entsteht als direkte Folge der geringen Wertschöpfung in den
Entwicklungsländern. So ist meist ein hoher Anteil der Bevölkerung in den Entwicklungsländern im
primären Sektor tätig, wo volkswirtschaftlich keine große Wertsteigerung erzielt wird. Die einseitige
Exportpalette (z. B. landwirtschaftliche Güter oder Bodenschätze) und die außenwirtschaftliche Ausrichtung
auf die Industrieländer wurzelt auch in der kolonialen Vergangenheit.
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Andere ökonomische Merkmale sind:
geringes Pro-Kopf-Einkommen
extrem ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung
(siehe auch Gini-Koeffizient)
niedrige Spar- und Investitionstätigkeit
bedeutende Rolle des primären und des informellen Sektors
passive Handelsbilanz
einseitige Exportpalette
außenwirtschaftliche Ausrichtung auf die Industrieländer
schlechte Handelsbedingungen (Terms of Trade)
hohe Auslandsverschuldung
Kapitalflucht
starke regionale Disparitäten zwischen Zentrum und Peripherie
hohe Arbeitslosigkeit
unzureichende Infrastruktur
Verteilung der Arbeitnehmer auf die
Wirtschaftssektoren - Bangladesch
(2000)
Ökologische Merkmale
Viele Entwicklungsländer sind in besonderem Ausmaß von
ökologischen Problemen betroffen. So kommen das
UN-Umweltprogramm UNEP und das World Watch Institute zu dem
Schluss, dass in den Entwicklungsländern 90 % des weltweiten
Artensterbens, der Bodenerosion und der Waldrodung stattfinden. Da
die natürlichen Ressourcen der Entwicklungsländer zu ihren
wichtigsten Reichtümern und damit zur eigenen Existenzgrundlage
zählen, treffen Umweltkrisen die Entwicklungsländer besonders hart.
Aufgrund der globalen Auswirkungen von Umweltkrisen müssen hier
aber auch Rolle und Verantwortung der Industrieländer betrachtet
werden. Die Debatte um das Kyoto-Protokoll ist ein aktuelles
Beispiel dafür.
Die ärmsten Staaten der Welt:
Low-Income-Countries (LIC)
(Einkommen/Einwohner unter 745
US$), Quelle: Weltbank 2001
Gravierende ökologische Merkmale sind:
Umweltzerstörung durch unkontrollierte Verstädterung
Bodendegradation (z. B. Versalzung)
Desertifikation
Bedrohung der Biodiversität
Vernichtung der Tropenwälder
Grundwasserbelastungen durch unzureichende Umweltstandards
Gesundheitsgefährdende Luftverschmutzung in Ballungsgebieten
Informelle Siedlungen in der Nähe
einer Mülldeponie in Cipinang,
Jakarta Indonesien.
Demographische Merkmale
Siehe auch: Bevölkerungsstruktur in Entwicklungsländern
Die derzeitige Entwicklung von Sterbe- und Geburtenrate, die in vielen Entwicklungsländern zu beobachten
ist, lässt sich mit der frühen Phase des Modells des demographischen Übergangs vergleichen. Das bedeutet,
dass ihre Bevölkerungsdynamik sich durch eine hohe Geburtenrate und eine hohe, jedoch stark rückläufige
Sterberate (zum Beispiel durch bessere medizinische Versorgung) charakterisieren lässt. Dies führt zu einem
starken und oft unkontrollierbaren Bevölkerungswachstum, welches mit einer extremen Verjüngung der
Bevölkerungsstruktur einhergeht. Im Vergleich zum Verlauf des demographischen Übergangs in den
heutigen Industrieländern, der mit der Industrialisierung einsetzte, dürfte sich die transformative Phase in
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den Entwicklungsländern durch noch stärker sinkende Sterberaten
auszeichnen, da diese auf bereits bekanntes medizinisches Wissen
zurückgreifen können. Pandemien der Moderne (z. B. AIDS), die sich
in einigen Entwicklungsländern stark verbreitet haben (in Botswana
sind etwa 40 % der Erwachsenen mit HIV infiziert), können diese
Entwicklung hingegen konterkarieren (vereiteln) und die Sterberaten
ansteigen lassen. In solch einem Fall besitzt die
Bevölkerungspyramide die Form einer Sanduhr. Besonders betroffen
ist davon der wirtschaftlich aktivste Teil der Bevölkerung, sodass
wiederum die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes
gemindert ist.
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Bevölkerungspyramide von Niger
(2005) - typische Form für ein
Entwicklungsland, viele Kinder,
niedrige Lebenserwartung
Demographische Merkmale sind:
hohe Geburtenrate
hohe, aber abnehmende Säuglings- und Kindersterblichkeit
hohes Bevölkerungswachstum
geringe durchschnittliche Lebenserwartung
grenzüberschreitende Migration
unkontrollierte Binnenmigration
Volksgesundheitliche Merkmale
Der gesundheitliche Zustand der Bevölkerung in
Entwicklungsländern ist oft problematisch. Dies äußert sich
beispielsweise in einer geringen Lebenserwartung und einer hohen,
jedoch stark rückläufigen Säuglingssterberate. Wegen mangelnder
Hygiene in Slums (z. B. fehlende Abwasserreinigung) ist die
Bevölkerung in Armenvierteln besonders anfällig für Krankheiten
und Epidemien (zum Beispiel Cholera; siehe Abb. rechts).
Beispiele für volksgesundheitliche Merkmale:
Choleraverbreitung auf der Welt
(Stand 2004)
unzureichende und/oder ungesunde Ernährung
Mangel an sauberem Trinkwasser
fehlende Abwasserreinigung
Gesundheitsmängel und unzureichende medizinische Versorgung
Mängel in der schulischen Gesundheitserziehung
unkontrollierte Ausbreitung von Pandemien (z. B. AIDS)
Soziokulturelle Merkmale
Unter soziokulturellen Merkmalen versteht man das Zusammenwirken von gesellschaftlichen, kulturellen
und religiösen Verhaltensweisen. Ein soziokulturelles Merkmal einiger Entwicklungsländer ist
beispielsweise die Benachteiligung der Frauen, wodurch Entwicklungspotentiale blockiert werden. Auch das
entwicklungshemmende wirtschaftliche Verhalten einer reichen Oberschicht kann ein soziokulturelles
Merkmal sein.
Weitere soziokulturelle Merkmale:
starke Orientierung auf Primärgruppen (z.B. Familie / Sippe)
geringe soziale Mobilität
Kinderarbeit
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unzureichende Bildung, hohe Analphabetenquote
Schatzbildung der Oberklasse, statt Reinvestitionen
Politische Merkmale
Die politischen Probleme der Entwicklungsländer werden seit Ende der 1980er-Jahre wieder verstärkt
berücksichtigt. Die politischen Merkmale sind dabei nicht nur die Folge des staatspolitischen Unvermögens
der politischen Elite in einem Entwicklungsland, sondern auch der mangelnden Effizienz und Stabilität der
politischen Institutionen sowie der defizitären Präsenz des Staates in den Provinzen. Das Funktionieren eines
politischen Systems hängt weiterhin auch von der politischen Kultur eines Landes ab. Dazu kommt die
Korruption, durch welche Staatseinnahmen nicht für Entwicklungsprogramme im eigenen Land, sondern für
unsachgemäße Zwecke verwendet werden.
Weitere politische Merkmale sind:
autoritärer Staat (undemokratische Strukturen, Militärdiktaturen)
Verletzungen der Menschenrechte
gewaltsame Konflikte mit umliegenden Staaten und hohe Rüstungsausgaben
geringe Akzeptanz der politischen Institutionen in der Bevölkerung
geringe Besteuerung der Spitzeneinkommen
Klientelismus - vgl. auch Patronage
politische Instabilität
Bürgerkrieg oder bürgerkriegsähnlicher Zustand bis hin zum Verfall der Staatlichkeit überhaupt
(Staatsverfall - vgl. auch Kriegsherr)
Kapitalmangel und unzureichende Faktorausstattung
Oft tauchen in Merkmallisten die Punkte „unzureichende Faktorausstattung“ oder „Kapitalmangel“ auf. Mit
unzureichender Faktorausstattung bezeichnet man Merkmale, die aus dem Geodeterminismus abgeleitet
werden können: ungünstige Klimabedingungen, fehlende Bodenfläche (zum Beispiel bei einem Inselstaat),
Mangel an Bodenschätzen, Isolierung durch Binnenlage usw. Kritiker bezweifeln, dass eine unzureichende
Faktorausstattung oder ein Kapitalmangel eines Landes zwangsläufig auf ein Entwicklungsland hinweist. Es
handelt sich somit nicht um typischen Merkmale von Entwicklungsländern; das Fehlen von
Wirtschaftsfaktoren und von Kapital kann durch andere Maßnahmen ausgeglichen werden.
Auch der umgekehrte Schluss ist nicht zulässig: Das Vorhandensein bestimmter natürlicher Gegebenheiten,
wie zum Beispiel Klima, Böden oder insbesondere Rohstoffe, führt nicht automatisch zu einer Entwicklung.
In einer Reihe von vielen anderen Faktoren kann es dabei beispielsweise auf die Rohstoffverarbeitung
ankommen, die erst zur höheren Wertschöpfung führt oder auf eine geschickte Politik, die es vermag den
Rohstoffreichtum in Entwicklung umzusetzen. Der Kapitalmangel ist ebenfalls überbetont. Das
Vorhandensein von Kapital macht noch keine Entwicklung eines Landes aus (Beispiel: ölexportierende
Staaten). Folgende Punkte verhindern auch bei vorhandenem Kapital eine positive Entwicklung:
Luxuskonsum: dazu zählen Schatzbildungen der Oberklassen, Korruption, geringe Besteuerung der
Spitzeneinkommen
Kapitalflucht
Gewinntransfer: der Gewinn ausländischer Unternehmen führt zu einem Kapitalabfluss eines Teils des
im Inland erwirtschafteten Kapitals.
hohe Rüstungsausgaben
Mangel an Good Governance: defizitäre Besteuerung (insbesondere der Oberschicht), ineffiziente und
damit kostenaufwendige Verwaltungsstruktur, mangelnde Rechtssicherheit
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Die Einteilungen der UNO
Less Developed Countries (LDC) und Least Developed Countries (LLDC)
Die Einteilung der Entwicklungsländer in LDC-Staaten und LLDC-Staaten ist im internationalen Bereich
noch gebräuchlich, jedoch wird sie selbst von einigen UN-Organisationen nicht mehr unterschieden. Die
Aussonderung der LLDC-Staaten erfolgte auf einer UN-Vollversammlung im Jahre 1971. Eine deutsche
Entsprechung für diese Begriffe gibt es nicht. Nach einer Reform aus dem Jahre 1991 geschieht dies anhand
von vier Kriterien: [2]
1. Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von durchschnittlich unter 900 US-Dollar in 3 Jahren
2. Economic Vulnerability Index (EVI) - beschreibt die Verwundbarkeit von Gesellschaften und ersetzt
den alten Economic Diversification Index (EDI). Er orientiert sich an den Exporten, der Instabilität der
Exporterlöse, der Agrarproduktion und dem Anteil von verarbeitender Industrie und Dienstleistungen
am BIP.
3. Human Assets Index (HAI) - liefert Aussagen über soziale Merkmale wie Gesundheit und Bildung.
Historisch ersetzt er den früheren Augmented Physical Quality of Life Index (APQLI). Er macht
Angaben zum Kalorienverbrauch pro Kopf in % des Minimalbedarfs, zur Kindersterblichkeitsrate, zur
Alphabetisierungsrate unter Erwachsenen und zur Einschulungsrate in Sekundarschulen.
4. Eine Einwohnerzahl von maximal 75 Mio. Menschen
Die differenzierten zugrunde liegenden Indikatoren genießen weltweit eine hohe Akzeptanz. Kritisiert wird
der Bevölkerungsindikator, aufgrund dessen diese Einteilung wenig über die tatsächliche Verteilung von
Armut in der Welt aussagt, die mögliche politische Instrumentalisierung dieser Klassifizierung und dass die
Einteilung sehr aufwendig zustande kommt.
Die Aufnahme in die LLDC-Länder kann für den betroffenen Staat durchaus begehrt sein, da in den
Geberländern die Qualität der Entwicklungspolitik oft an ihrer Ausrichtung auf die LLDC-Staaten gemessen
wird. Daher erhalten diese bevorzugt nichtrückzuzahlende Zuschüsse (Grants) oder Kredite zu günstigeren
Bedingungen (International Development Association, IDA).
UNO-Ländergruppierungen infolge der Ölkrise
Hinter den Abkürzungen „MSAC“, „LLDC“ und „SIDS“ verbergen sich weitere Klassifikationen der UNO.
Die Bezeichnung „MSAC“ (Most Seriously Affected Countries) entstand infolge der Ölkrise 1973 und
bezeichnet ein UNO-Sonderprogramm für die am stärksten betroffenen Länder. Diese Unterteilung
verschwand gegen Ende der 80er Jahre aus dem UN-Vokabular. Geblieben sind die Bezeichnungen „LLDC“
und „SIDS“.
Mit „LLDC“ (Landlocked Developing Countries) werden Länder bezeichnet, deren Außenhandel unter ihrer
küstenfernen Lage erheblich leidet. Dazu zählen vor allem Ruanda, Burundi, Nepal oder in Südamerika
beispielsweise Bolivien. Durch ihre ungünstige Lage können sich sowohl Importe, als auch Exporte
erheblich verteuern.
Die „SIDS“ (Small Island Developing States) formierten sich später zur „AOSIS“ (Association of Small
Island States). Ihre Mitglieder vertreten gemeinsame Interessen beispielsweise in Umweltfragen wie z. B.
Anstieg des Meeresspiegels, da die Inselstaaten von den Folgen der globalen Erwärmung besonders
betroffen wären.
Der Human Development Index (HDI)
Hauptartikel: Human Development Index
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Im Jahre 1990 wurde vom UNDP (United Nations Development
Programme), dem Entwicklungsprogramm der Vereinten
Nationen, der Versuch unternommen, einen Gegenentwurf zum
eindimensionalen Konzept der Weltbank zu entwerfen. Dabei
sollten zunehmend auch soziale Faktoren berücksichtigt werden.
Der HDI wird im jährlich vom UNDP herausgegebenen Human
Development Report (HDR) veröffentlicht.
Kritik am HDI kam zu großen Teilen aus politischen
Motivationen: Frauengruppen beklagten sich über die hohe
Position Japans, ostasiatische Länder gegen die Bewertung ihrer
Menschenrechtslage und andere Länder wegen ihrer
Eingruppierung vor oder hinter einem bestimmten anderen Land.
Auf Antrag Indiens wird der HDI seit der Mitte der 90er Jahre in
offiziellen UN-Dokumenten nicht mehr erwähnt.
Einteilungen der Weltbank
Die klassische Einteilung der Weltbank nach dem
Pro-Kopf-Einkommen
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Der HDI-Wert (2008) der Nationen der
Welt:
0,950 und höher
0,900-0,949
0,850-0,899
0,800-0,849
0,750-0,799
0,700-0,749
0,650-0,699
0,600-0,649
0,550-0,599
0,500-0,549
0,450-0,499
0,400-0,449
0,350-0,399
0,300-0,349
unter 0,300
n/a
Im Unterschied zu den UNO-Einteilungen in LDC und LLDC
misst die Weltbank die Förderungswürdigkeit eines Landes
ausschließlich mit dem Pro-Kopf-Einkommen bzw. nach dem
Bruttonationaleinkommen-pro-Kopf. Sie unterscheidet dabei
zwischen „Ländern mit niedrigem Einkommen“ (LIC; Low
Income Countries) und „Ländern mit mittlerem Einkommen“
(MIC; Middle Income Countries). Die MIC werden dabei noch in eine untere und in eine obere
Einkommensgruppe eingeteilt. Nach der Klassifizierung von 2004 gibt es 61 LIC und 93 MIC, darunter auch
einige aus Osteuropa, dem Kaukasus und Zentralasien. Nach dem Stand vom 30. Juni 2004 betrug die
Obergrenze für LIC 765 US-$, für die unteren MIC 766 - 3035 US-$ und für die oberen MIC 3036 - 9385
US-$. Die Obergrenzen können sich aber geringfügig von Jahr zu Jahr ändern und sind im Vergleich zu den
Vorjahren aufgrund der Inflation des US-Dollars gestiegen. Manchmal benutzt die Weltbank auch die
Ländergruppe der LIFDC (Low Income Food Deficit Countries), um innerhalb der LIC noch einmal Länder
mit schwerwiegenden Ernährungsproblemen auszugliedern. In der Klassifizierung von 2004 taucht dieser
Begriff aber nicht auf.
Die Weltbank benutzt diese Klassifizierung als analytische Datenbasis für ihre Kreditvergabepraxis. Im
Sprachgebrauch der Bretton Woods-Institutionen ist ansonsten der Begriff „Developing Countries“
gebräuchlich. Im Weiteren macht die Weltbank klar, dass die Einteilung in diese Gruppen nach Pro-KopfEinkommen nicht notwendigerweise den Entwicklungsstand eines Landes widerspiegelt.
Der große Vorteil dieser Klassifizierung ist seine einfache Struktur. Aufgrund der oft erhobenen und
berechtigten methodischen Einwände bei der Beschränkung auf das Pro-Kopf-Einkommen hat die Einteilung
der Weltbank nur einen begrenzten Aussagewert über die Entwicklung einzelner Länder. Das hat aber auch
einen Grund: die Weltbank ist eben eine Bank und beschränkt sich naturgemäß und im Gegensatz zur UNO
auf ökonomische Faktoren.
Die Betonung der Schuldenlast
Aufgrund der großen entwicklungspolitischen Bedeutung der Schuldenlast der Entwicklungsländer hat die
Weltbank die zusätzlichen Gruppen „SILIC“ (Severely Indebted Low-Income Countries) und „SIMIC“
(Severely Indebted Middle-Income Countries) gebildet. Bei Letzteren gibt es die Abstufung in „mäßig
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verschuldet“ (MIMIC) und „wenig verschuldet“ (LIMIC).
„Severely Indebted“ bedeutet, dass drei von vier Kennziffern eine kritische Marke überschreiten.
„Moderately indebted countries“ sind solche, die bei drei von vier Kennziffern 60 % der kritischen Marke
überschreiten, diese aber nicht erreichen. Der Rest wird als „less indebted countries“ bezeichnet. Bei den vier
Kennziffern handelt es sich um (die Werte in den Klammern geben die kritische Marke an):
Verhältnis zwischen Schuldenstand und BNE (50 %)
Schuldenquote (275 %)
Schuldendienstquote (30 %)
Zinslast am Schuldendienst (20 %)
Derzeit gelten 45 Länder als „severely indebted“ und 43 Länder als „moderately indebted“. Zu Letzteren
zählen auch einige obere MIC wie die Türkei, Argentinien und Lettland.
Die vier Schlüsselindikatoren weisen auf zentrale Probleme der verschuldeten Entwicklungsländer hin.
Allerdings ist die kritische Marke von entscheidender Bedeutung und deshalb heftig umstritten. Während der
90er Jahre konnte ein Teil der SILIC ihre Schuldenlast nicht mehr alleine tragen, sie wurden unter den
Begriff „HIPC“ (Heavily Indebted Poor Countries) zusammengefasst und 1996 in eine von Weltbank und
Internationalem Währungsfonds (IWF) initiierte groß angelegte Entschuldungsinitiative, die sogenannte
HIPC-Initiative, aufgenommen. Die erweiterte HIPC-Initiative umfasst derzeit 38 Länder, von denen aber
nur 22 SILIC sind.
Spezialfälle
Die ölexportierenden Länder
Die Vorstellung von „reichen“ ölexportierenden Ländern (meist eine Projektion der reichen und kleinen
Golfstaaten) ist falsch. In einer Rangfolge, die neben dem Pro-Kopf-Einkommen auch soziale Indikatoren
berücksichtigt, schneiden beispielsweise die arabischen Staaten sehr schlecht ab. Durch ihre Erdölreserven
und durch die Politik der OPEC konnten diese zwar gewaltige Einkommenssprünge verzeichnen, waren
jedoch nicht in der Lage, ihre Produktivkräfte mit lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen zu
versorgen. Ölmilliarden wurden für unproduktive Zwecke verwendet wie zum Beispiel Luxus oder den
achtjährigen Krieg zwischen dem Irak und dem Iran. Als weiteren negativen Effekt konnten durch den
Ölboom marode und menschenrechtsfeindliche Regime aufrechterhalten werden, da sie sich Loyalität und
Schutz erkaufen konnten. Besonders negative Beispiele dazu sind Nigeria oder der Iran. Nuscheler
bezeichnet die ölexportierenden Länder daher auch als: „Fata Morgana der Entwicklung“.
Ölexportierende Länder spielen in der Gruppe der Entwicklungsländer eine besondere Rolle: Sie haben ein
Gut, das die Industrieländer unbedingt brauchen. Die OPEC-Staaten halten ca. 3/4 der weltweiten Ölreserven
und im Nahen Osten befinden sich 2/3 der Weltreserven. Dadurch entsteht eine gestärkte weltpolitische
Verhandlungsposition, die ihnen einiges an politischer Macht zukommen lässt. Man unterscheidet die
ölexportierenden Länder daher aus guten Gründen von den LDC und LLDC. Sie haben durch ihre
Öleinnahmen ein Potential für Entwicklung, welches andere Entwicklungsländer nicht haben. Diese Länder
werden auch in der Zukunft weltpolitisch relevant bleiben, ganz im Gegensatz zu einigen anderen
Entwicklungsländern, die nach dem Ende des Kalten Krieges in eine Irrelevanzfalle geraten sind. Die
Industrieländer benötigen nach wie vor das begehrte Öl und somit werden die ölexportierenden Länder ihre
strategische und geopolitische Bedeutung beibehalten.
Schwellenländer
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http://de.wikipedia.org/wiki/Entwicklungsländer
Schwellenländer (Newly Industrializing Economies) sind eine Gruppe von Staaten, die traditionell noch zu
den Entwicklungsländern gezählt werden, aber nicht mehr deren typische Merkmale aufweisen. Deshalb
werden sie begrifflich von den Entwicklungsländern getrennt. Die deutsche Bezeichnung suggeriert, dass sie
an der Schwelle zum Industriestaat stehen, diese „Schwelle“ ist jedoch nicht definiert. Der englischsprachige
Begriff entstand in den 70ern und bezog sich ursprünglich auf die asiatischen Tigerstaaten.
Von verschiedenen Seiten (Weltbank, OECD, IWF, EG) wurden in den letzten Jahrzehnten Listen mit
Schwellenländern erstellt. Eine verbindliche Liste der Schwellenländer gibt es jedoch nicht, ihre Zahl
schwankt je nach Liste zwischen 10 und 30. Die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF)
kategorisieren jeweils 10 Länder als Schwellenländer. Die OECD weist hingegen wesentlich mehr Länder als
Schwellenländer aus. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
und die Europäische Union unternahmen gemeinsam den Versuch auch soziale und politische Indikatoren zur
Bestimmung von Schwellenländern durchzusetzen, wurden jedoch auf internationaler Ebene abgewiesen.
Daraufhin zog das BMZ seine 30 Schwellenländer umfassende Liste, die unter anderem auch Ecuador und
Nicaragua enthielt, wieder zurück.
Transformationsländer
Eine besondere Beachtung erfahren im Rahmen einer Einteilung der Entwicklungsländer die ehemaligen
sozialistischen Staaten der ehemaligen Sowjetunion.
Folgende Gründe sprechen für eine eigene Ländergruppe:
Ihre Entwicklungsdefizite haben andere historisch-kulturelle Ursachen, als diejenigen typischer
Entwicklungsländern. Sie durchlaufen typische Probleme beim Übergang von der Plan- zur
Marktwirtschaft.
Sie besitzen ein hoch entwickeltes Humankapital. Allerdings bestehen hier Unterschiede zwischen den
kaukasischen, den zentralasiatischen und den europäischen Staaten.
Sie besitzen eine ausdifferenzierte Industriestruktur und ein technologisches Entwicklungspotential
und unterscheiden sich in diesem Punkt deutlich von den Entwicklungsländern.
Die europäischen Staaten profitieren von ihrer Nähe zur EU, wodurch sie auf westliche Investoren und
Zugang zum EU-Markt hoffen können.
Russland ist noch immer militärische und politische Großmacht, Energiemacht, ständiges Mitglied im
UN-Sicherheitsrat und ständiger Gast der G-7 (seit 2006 Vollmitglied).
Bei den Transformationsländern unterscheidet man zwischen den Ländern, die durch ihre kollektive
Einbindung in die EU, Teil der Ersten Welt geworden sind (Polen, Tschechien, Ungarn, Slowakei,
Slowenien, Litauen, Lettland, Estland, Rumänien, Bulgarien) und den Newly Declining Countries (NDC),
die weiterhin zwischen weiterem Abstieg und Stabilisierungsbemühungen stehen (vor allem Länder in
Zentralasien, z. B. Usbekistan).
Eine Reihe von Staaten ist zurzeit weder der einen noch der anderen Gruppe zuzuordnen. Durch die
gestiegenen Rohstoffpreise ist die Wirtschaft in Kasachstan und Aserbaidschan in den letzten Jahren
nominell stark gewachsen, zu welcher Gruppe diese beiden Länder in Zukunft gehören werden, hängt davon
ab, ob die Einnahmen erfolgreich zu einer Diversifizierung der Wirtschaft und einer Verbesserung des
Bildungssystems verwandt werden. In Georgien wurden seit dem Amtsantritt Micheil Saakaschwilis
Wirtschaftsreformen durchgeführt, außerdem profitiert das Land von Transiteinnahmen der 2006
eingeweihten Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline. Georgien verfolgt inzwischen das Ziel, Mitglied der EU und der
Nato zu werden. Armenien weist seit 2002 ein zweistelliges Wirtschaftswachstum auf. Seit dem Abschluss
der ersten Phase der Osterweiterung interessiert sich die EU zunehmend für den Kaukasus (genauer:
Transkaukasien, d.h. Georgien, Armenien und Aserbaidschan). Im Rahmen der Europäischen
Nachbarschaftspolitik werden wohl noch 2006 Partnerschafts- und Kooperationsverträge mit den drei
genannten Ländern abgeschlossen.
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Gescheiterte Staaten
Durch die gewaltsamen und blutigen Konflikte in den 90er Jahren wurde die Gruppe der Gescheiterten
Staaten gebildet. Als Ländergruppe tauchen die Gescheiterten Staaten erstmals in einem Artikel von Le
Monde diplomatique 1999 auf. Sie sind charakterisiert durch den vollständigen Kollaps des Staatsapparats,
wobei der Staat (bzw. Reste davon) nicht mehr fähig ist, sein Territorium zu kontrollieren, keine staatlichen
Dienstleistungen mehr anbietet und eine politische Ordnung nicht mehr erkennbar ist. Diese Länder fallen
dadurch sowohl aus dem Erklärungsbereich der Entwicklungstheorien als auch aus dem Zielgebiet der
Entwicklungspolitik. Zu ihnen zählen mehrheitlich afrikanische Staaten wie beispielsweise DR Kongo,
Liberia, Somalia oder Sierra Leone. Darüber hinaus schafft das hier entstehende Ordnungsvakuum besondere
Anforderungen an die Entwicklungspolitik und Sicherheitspolitik, da die Krisen solcher Länder die
Entwicklung und Sicherheit ganzer Regionen und schließlich der ganzen Welt bedrohen (internationaler
Terrorismus). Wie mit solchen Staaten umgegangen werden soll, ist globalpolitisch noch unklar.
Siehe auch
Portal: Entwicklungsländer – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Entwicklungsländer
Entwicklungspolitik der Europäischen Union
Entwicklungsstrategie
Nachhaltige Entwicklung
Landwirtschaft in Entwicklungsländern
Entwicklungsländer und Weltwirtschaft
Verstädterung in Entwicklungsländern
Entwicklungssoziologie
Recht auf Entwicklung
Referenzen
1. Beispiel: Spanischsprachiger Bericht über die Kindesentwicklung in Entwicklungsländern (Absatz: El
Subdesarrollo) (http://seneca.uab.es/psicoeducacio/dpt/conferencies%20realitzades.htm)
2. „The criteria for identifying Least Developed Countries“ (http://www.un.org/esa/policy/devplan
/profile/criteria.html). Website der UNO. Abgerufen am 23. November 2010.
Literatur
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Bundeszentrale für politische Bildung (BpB): Entwicklungsländer, Informationen zur politischen
Bildung, Nr. 252, Bonn 1996.
Hein, Wolfgang: Unterentwicklung - Krise der Peripherie. Leske + Budrich, Opladen 1998, ISBN
3-8100-1663-2.
Hemmer, Hans-Rimbert: Wirtschaftsprobleme der Entwicklungsländer. 3., neubearb. und erw. Aufl.,
München: Vahlen 2002, ISBN 3-8006-2836-8.
Nohlen, Dieter (Hrsg.): Lexikon Dritte Welt: Länder, Organisationen, Theorien, Begriffe, Personen,
Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2002, ISBN 3-499-61468-5.
Nuscheler, Franz: Lern- und Arbeitsbuch Entwicklungspolitik, Dietz, Bonn 2004, ISBN
3-8012-0350-6.
Fred Scholz (Hrsg.):Entwicklungsländer. Beiträge der Geographie zur Entwicklungsforschung.
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1985, ISBN 3-534-07818-7,
Todaro, Michael P.: Economic Development, Essex 2006, 9. ed., Pearson Addison-Wesley, ISBN
0-321-31195-7.
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Entwicklungsland – Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Entwicklungsländer
Weblinks
Office of the High Representative for the LLDCs, LDCs and Small Island Developing States
(UN-OHRLLS) (http://www.un.org/special-rep/ohrlls/ohrlls/default.htm)
DAC-Statistiken (http://www.oecd.org/dac/stats)
Normdaten (Geografikum): GND: 4014954-7
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