Schwarzafrika – Opfer wirtschaftlicher Globalisierung 1.) Vorstellung
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Schwarzafrika – Opfer wirtschaftlicher Globalisierung 1.) Vorstellung
Schwarzafrika – Opfer wirtschaftlicher Globalisierung 1.) Vorstellung des Themas.. Karte (Welche Länder?) Begriff Afrika, Kritik Statistiken, Kolonialisierung (Geschichte..).. Was ist Globalisierung? Verweis auf komplexe Zusammenhänge - Definition wegen großer inhaltlicher Fülle schwierig, Soziologen halten das Wort sogar für das am meisten missbrauchte und am seltensten definierte Streitwort: - nicht nur internationale Wirtschaftsbeziehungen, sondern Ausdruck für grenzüberschreitende Verflechtungen, die immer rascher zunehmen und immer dichter werden und sich in einer immer stärkeren Loslösung vom Nationalstaat äußern - daran gekoppelt ist in Folge die Überwindung dieser Grenzen auch in anderen Bereichen, etwa in kultureller, wissenschaftlicher oder politischer Hinsicht. - Hauptakteure: transnationale Unternehmen und Finanzinstitutionen - Verlagerung von Unternehmensteilen (Standortdumping Textilindustrie) - Direktinvestition im Ausland - internationale Finanz- und Devisengeschäfte - zunehmender Entzug der staatlichen Kontrolle und Besteuerung im Heimatland - damit Einfluss auf staatliche Wirtschafts- und Finanzpolitik - daneben spielen moderne Kommunikationsmedien (v.a. Internet) eine den Globalisierungsprozess vorantreibende Rolle (eventuell Grafik S.172) - Globalisierung betrifft und verändert die Lebensbereiche fast aller Menschen - allerdings sind Nutzen und Kosten dieses Prozesses sehr unterschiedlich verteilt, Spielregeln oder Steuerungsinstrumente für eine soziale Gestaltung der Globalisierung gibt es kaum -Das wohl größte Manko ist, dass bislang vor allem die ökonomische Seite von Globalisierung vorangetrieben wurde, alle anderen Lebensbereiche aber hinterherhinken Tabelle! Warum Opfer? Als Schlussfolgerung aus unfairen Bedingungen.. - 820 Mio. Menschen weltweit leiden unter Hunger oder Mangelernährung, aber die meisten Opfer fordern nicht die schrecklichen Katastrophen in Form von Dürren und anderen Ernteausfällen, sondern die alltägliche soziale Not - Hunger ist v.a. die Folge ungleicher Verteilung, denn die Weltproduktion an Lebensmitteln reicht bei weitem, um Grundbedarf an Versorgung aller Menschen zu gewährleisten - in 50er und 60ern Problemlösungsversuche durch technologische Aufrüstung der Landwirtschaft durch westliche Regierungen und Konzerne („Grüne Revolution“) - damit erhoffte Ertragssteigerung durch Einführung von Düngemitteln und Hochertragssorten - aber Kleinbauern gingen zu Grunde, internationale Abhängigkeit verstärkte sich.. - somit Verschärfung der Hungerproblematik - heute ähnliche Tendenzen, nämlich durch marktliberale Strategien und den Mitteln neuer Technologien, wie etwa der „Grünen Gentechnik“ - Paradoxon: über 80% der Hungernden leben auf dem Lande, wo Nahrung eigentlich produziert wird 1 - Fähigkeiten zur Selbstversorgung vorhanden, jedoch mangelt es an Land, und auch bei den Stadtbewohnern reichen schlicht die Einkommen nicht für eine ausreichende Ernährung -absolute Armut in der "Dritten Welt" aus pragmatischen Gründen hypothetisch berechnet -wenn Menschen von weniger als 1 Dollar pro Tag leben, können sie ihre elementaren Lebensbedürfnisse nicht ausreichend befriedigen und gelten als "absolut arm" (Kritik!) -trotz erheblicher Erfolge im weltweiten Kampf gegen die Armut ist die relative Armut (auf den Weltmaßstab bezogen) weiter gewachsen: Abstand zwischen Reich und Arm nimmt beständig zu -wachsende Ungleichheit in einer globalisierten, eng zusammenwachsenden Welt bedeutet aber gleichzeitig auch eine Zunahme des internen wie internationalen Konfliktpotentials (Aktualitätsbezug Terrorismus) -trotz Kenntnis der Lage gab es in den letzten 20 Jahren kaum Fortschritte in Bekämpfung des Hungers und Mangelernährung - tatsächlich viele Industrieländer wollen Wandel in internationaler Agrarpolitik verhindern, da sonst unter Druck, ihre hohen Subventionen für Landwirtschaft abzubauen - allerdings auch mangelndes Bewusstsein für Hungerbekämpfung bei Regierungen der Entwicklungsländer - besondere Rolle in Politik der armen Länder spielen internationale Finanzinstitutionen: IWF: - Internationaler Währungsfond, -konstituiert sich aus 183 Mitgliedsstaaten - soll internationale Währungsstabilität und geordneten Ablauf internationaler Devisengeschäfte gewährleisten, - weitere Ziele sind Förderung des Wirtschaftswachstums und Verhinderung der Arbeitslosigkeit, - seit Gründung 1946 enge Zusammenarbeit mit der.. Weltbank: -1944 zur Finanzierung des europäischen Wideraufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet und mittlerweile der Armutsbekämpfung in Asien, Afrika und Lateinamerika verschrieben, -Eigentümer sind die 182 Mitgliedsstaaten, allerdings Stimmrecht nach Höhe der Anteile gewichtet und damit mehrheitlich in Hand der reichen Länder, -WB ist größter Geldgeber der Entwicklungsländer, -im Jahr 2000 wurden so über 16,3 Mrd. € an über 100 Länder vergeben, -auch in den „Gewinnerländern“ gibt es Verlierer, nicht ganze Länder profitieren von Wachstum und Beschäftigung, sondern bestimmte Bevölkerungsgruppen -Konferenz in der amerikanischen Kleinstadt Bretton Woods vereinbarten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges die Vereinigten Staaten, ihre westlichen Verbündeten und einige andere Staaten eine neue Weltfinanzordnung -Wirtschaftskrisen wie jene von 1929 zu verhindern und weltweit wirtschaftliche Stabilität zu sichern -mit dem Internationalen Währungsfonds und der Weltbank wurden erstmals Finanzinstitutionen geschaffen, die international wirksame währungs- und finanzpolitische Regelungen treffen konnten, die für alle Mitgliedsstaaten verbindlich waren und sind -zusammen mit der WTO (Welthandelsorganisation) bilden sie die sog. „BrettonWoods-Institutionen, die eine neoliberale Handelspolitik im Interesse der großen Konzerne und Banken schützen - mit diesen Krediten Abwendung von Zahlungsschwierigkeiten oder Durchführung von Entwicklungsprojekten, wobei bisher wenig Wert auf soziale und ökologische Verträglichkeiten gelegt wurde (z.B. lebensraumzerstörende Großprojekte) 2 -Kritik: Kreditvergabe oft an Bedingungen geknüpft, die das Sozialsystem der Empfängerländer ausbluten - diese Bedingungen sind Programme, die Wirtschaft der Nehmerländer mittel- oder langfristig stabilisieren sollen, damit diese ihre Kredite eines Tages zurückzahlen können - sog. Strukturanpassungsprogramme (Grafik S. 20 im Heft) - Abbau von Handelsbeschränkungen, Ankurbelung des Exports und Stärkung der Marktkräfte - paradoxerweise bedeutet dies nicht, dass die Länder der „Dritten Welt“ zu wenig im Welthandel integriert wären: Afrika z.B. erwirtschaftet 29 Prozent seines Bruttoinlandsproduktes durch den Außenhandel, ist also durchaus stark exportorientiert - allerdings besteht diese Weltmarktintegration überwiegend im Export von agrarischen und mineralischen Rohstoffen - und deren Preiselastizität ist bekanntlich gering: so liegt der Anteil Schwarzafrikas am Welthandel bei gerade mal gut 1% - bis heute keine erfolgreichen Beispiele der SAP-Politik - wegen massiver internationaler Kritik: - seit 1998 Verkündung eines „Umschwungs“ in Politik von IWF und WB, und zwar stärkere Orientierung an Bedürfnissen der Armen durch sog. „Strategiepapiere zur Armutsreduzierung“, aber von mehr Demokratie und Einbindung der Zivilbevölkerung und von weniger Armut ist bisher nichts zu spüren (Ziel verfehlt) Warum scheitern diese Programme? - heute 90% aller internationalen Transaktionen nicht mehr im Handel mit Gütern, Waren und Dienstleistungen, sondern Kapitalfluss in stark schwankende Aktien und Wertpapiere sowie kurzfristige Darlehen - somit Dominanz des Finanzkapitals statt Industriekapitals, erreicht durch bewusste Politik: - IWF setzt deflationäre Maßnahmen um, um Wert des Gläubigervermögens zu schützen - Profite mit Krisenanfälligkeiten der Entwicklungsländer - wichtigste Maßnahme: Stabilisierung der Währungen.. früher Goldstandard, heute Dollarherrschaft, um Schuldendienst an Anleihegläubiger zu garantieren - IWF als Vertreter aller internationalen staatlichen und privaten Kreditgeber kann in den Markt eingreifen und jene politischen Maßnahmen anordnen (SAP) - Schulden sind Druckmittel und werden dabei als Schlüsselmechanismus beim Vermögenstransfer von den Schwachen zu den Starken (Schuldnerländern zu den internationalen Gläubigern) benutzt - ohne diesen Schuldenhebel wären Entscheidungsträger des IWF nicht in der Lage, die Kapitalmärkte so zu deregulieren - damit enorme Macht der ausländischen Kreditoren über arme Schuldnerländer, eine Macht, die diese Länder ihrer Unabhängigkeit und Autonomie beraubt - Regierungen sind damit gezwungen, die Bedürfnisse und Aufgaben des Landes den Interessen der ausländischen Kreditgeber und Kapitalmärkte unterzuordnen, denn Schuldendienst hat Vorrang gegenüber Investitionen z.B. in soziale Einrichtungen.. - Entwicklungsländer benötigen dringend Investitionen, vor allem Mittel für Bildung, Gesundheit und nachhaltige Wirtschaftssektoren, aber die meisten Investments sind so kurzfristig angelegt, dass Banken und Konzerne die einzigen sind, die verdienen, während die Schuldenberge der Zielländer weiter wachsen - jene flüchtigen Kapitalströme können durch exportierte Aktienverluste Währungskrisen auslösen, die das betreffende Land oft sogar sozial verwüsten können (Spekulationen mit Fremdwährungen und Termingeschäfte), übrigens stellen diese undurchschaubaren Transaktionen auf den Weltfinanzmärkten auch eine enorme Bedrohung für die gesamte Weltwirtschaft dar - Verhinderung von langfristigen Entwicklungsfortschritten durch Druck der Schuldenlast, aber auch Abkopplung von Entwicklungsprozessen in der übrigen Welt und damit wachsende Armut, weil Kapitalzuflüsse und Investitionen ausbleiben 3 → entwicklungsfördernde Entschuldungsmaßnahmen mit grundlegenden binnen- und weltwirtschaftlichen Strukturveränderungen, die der Armutsbekämpfung dienen und nicht den Eigeninteressen der Geberländer und der internationalen Organisationen →Verbindung von Schuldenfessel und Ethik als eine Frage der öffentlichen und privaten Moral - Kritiker fordern transparentes und überprüfbares Schlichtungsverfahren für die Begleichung der Schuldenrückzahlungen von effektiv zahlungsunfähigen Ländern - also offener Prozess, um souveräne Schuldner von unbesonnenen und oftmals korrupten Anleihen abzuhalten.. - Forderung der Wiederherstellung von Ordnung und Regulierung des internationalen Finanzsystems (radikale Reform) - mit solch geregelten Verfahren, Menschenrechte wieder Priorität gegenüber Geldrechten.. - aber Verschuldung nur ein Teilaspekt aus einer Reihe umfassender, von Globalisierungsprozessen ausgehender Bedrohungsfaktoren - Zusammenwirken exogener (weltwirtschaftliche Positionierung, Kredit- oder Technologieabhängigkeit, Überschuldung, u.a.) und endogener Faktoren (Krieg, Regierungsführung ohne Kontrolle und Partizipation, falsche Entwicklungsprioritäten, u.a.) - teilweise gegenseitige Bedingen und Beeinflussen, - im Grunde für jedes Land ein spezifisches, aber eben auch hoch komplexes Ursachensystem - ein großer Erkenntnisfortschritt wäre hier schon die Bereitschaft zur Anerkennung der Tatsache, dass es die einfache Ursache (z.B. die „Bevölkerungsexplosion“, die Korruptheit der dortigen Politiker, die Weltwirtschaftsordnung) für Armut und Unterentwicklung nicht gibt. - so führt eine Zerstörung der Subsistenzgrundlage sowie der sozial reproduktiven Infrastruktur indirekt zu Erscheinungen wie Prostitution und Anschluss junger Männer an rivalisierende Armeen - die daraus entstehenden Kriege von westlichen Beobachtern oft als ethnische oder religiöse Konflikte bezeichnet (angeblich seit Urzeiten) -weitere ökonomische Kolonialisierung der Länder - Afrika Tribunal 2000: IWF, WB, USA, EU schuldig, neokoloniales Sklavensystem errichtet zu haben - Kongo - Nigeria - Mosambik 4 Alternativen: -Entwicklungszusammenarbeit als Armutsbekämpfung: Versuch, Selbsthilfeprozesse in Gang zu setzen und die Rahmenbedingungen für eine Entwicklung zugunsten der Armen zu verbessern. -Wenn also Armutsbekämpfung etwas anderes ist als dauerhafte Sozialhilfe für die Ärmsten, muss versucht werden, das Selbsthilfepotential der Armen selbst zu wecken und zu stärken. Hilfe zur Selbstorganisation, zur Wahrnehmung und Einbringung der eigenen Interessen, ist gefragt und das Einwirken auf die Rahmenbedingungen, die diese Selbsthilfe verhindern. Eine solche Armutsbekämpfung zielt im Letzten nicht nur auf die Linderung materieller Not. Sie begreift Armut als Verweigerung einer menschenwürdigen Existenz, will die soziale, ökonomische, ökologische, politische und kulturelle Emanzipation aller Menschen. -in einer mehr und mehr zusammenwachsenden Welt gibt es viele vernünftige Gründe, die Armut der anderen auch als Bedrohung der eigenen Zukunft zu begreifen -darüber hinaus aber ist die Solidarität mit den Armen ein wie auch immer begründetes humanistisches Ideal, das auch in den Zeiten der Globalisierung zu erhalten eine wichtige Aufgabe ist -Globalisierung im Sinne eines sozial gerechten Miteinanders der Menschen zu gestalten: -muss der Politik wieder einen höheren Stellenwert eingeräumt werden -damit kann auch eine höhere Bereitschaft bei den Bürgerinnen und Bürgern geweckt werden, sich aktiv an der Gestaltung zu beteiligen (zumindest in den demokratisch verfassten Staaten) -diese Möglichkeit aber schwindet, je weniger nationale Regierungen den Prozess der Globalisierung steuern, Globalisierung allerdings darf nicht zu einer Einengung von Handlungsspielräumen, sondern muss zu einer Erweiterung der Entscheidungsmöglichkeiten führen – und zwar nicht nur der Wirtschaft, sondern der Menschen allgemein. -die ärmsten Länder bedürfen umgehend einer Entlastung von ihrer Schuldenbürde -langfristig ist eine Reform der Politik des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank vor allem in Bezug auf die Strukturanpassungsprogramme notwendig -außerdem eine bessere weltweite Abstimmung der wirtschafts- und währungspolitischen Instrumentarien, um die allein auf kurzfristige Spekulationsgewinne ausgerichteten Kapitalbewegungen einzudämmen. -Tobinsteuer: für höhere Nachhaltigkeit von Auslandsinvestitionen und „Entschleunigung“ der internationalen Finanzmärkte (Verringerung des Umfangs von kurzfristigen Handel mit Fremdwährungen), Einführung einer Besteuerung aller Käufe und Verkäufe von Devisen in Höhe von lediglich 0,05% -geschätzte Erträge der Steuer ca. 100Mrd. € im Jahr, damit könnte man dann Armut bekämpfen und Gesundheits- und Bildungseinrichtungen finanzieren -Tobin-Steuer als Einstieg in die Regulierung der Finanzmärkte (Sand ins Getriebe der internationalen Spekulation streuen) - Widerstand der großen Geldbesitzer, die an unregulierten Märkten verdienen, verhindert bisher die Einführung einer solchen Steuer - denn es ist nicht gesagt, dass Globalisierung nicht auch im Dienste der Menschen stehen kann attac – für eine solidarische Weltwirtschaft – gegen neoliberale Globalisierung (A S S O C I AT I O N P O U R U N E T AX AT I O N D E S T R AN S AC T I O N S F I N AN C I E R E S P O U R L ' A I D E AU X C I T O Y E N S . Wörtlich übersetzt: Vereinigung für eine Besteuerung von Finanztransaktionen zum Wohle der BürgerInnen.) 5 Länderbeispiele: Demokratische Republik Kongo - ist eines der reichsten Länder der Erde, so absurd das klingt: - Gold, Silber, Diamanten, Erdöl, Kupfer, Kobalt, Zinn und andere begehrte Bodenschätze - allerdings durch sinkende Weltmarktpreise in Hintergrund getreten - seit 1998 herrscht der „Erste Weltkrieg Afrikas“, ein Krieg, der bereits 2,5 Mio. Opfer gefordert hat, davon geschätzt ein Drittel Kinder - es gibt mittlerweile mehr unterernährte Erwachsene als unterernährte Kinder.. Kinder sind schlicht tot (z.B. als Kindersoldaten etc.) - 2 Mio. Menschen wurden vertrieben und über 16 Mio. starben bisher an den Folgen des Krieges, an Hunger und Krankheit - keiner kann mehr genau sagen, wer hier für wen kämpft: - Milizen, Banditen, rivalisierende Volksgruppen, Armeen der großen Volksgruppen, die foltern, morden, vergewaltigen und plündern - ganz unbehelligt von westlichen Medien - „aber Afrika ist ja weit weg und Afrikaner sind dafür bekannt, das sie früh sterben“ - dennoch: Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bezeichnet diesen Krieg als eine der schlimmsten humanitären Krisen des Planeten mit unvorstellbaren Grausamkeiten - noch eine weiter Kriegspartei: westliche Industriekonzerne, die Rebellen und Armeen finanzieren um Ressourcen auszubeuten - nicht zufällig verläuft die Hauptfront entlang der großen Minen - UNO 2001: „Konflikt im Kongo dreht sich um Kontrolle und Handel mit mineralischen Ressourcen - internationales Mafianetzwerk aus Waffen-, Drogen- und Rohstoffhändlern - Tantal aus Coltanerz: sehr hart, hohe Dichte, extrem hitze-, rost- und säurebeständig - daraus Superlegierungen vor allem für elektronische Kondensatoren für Mobiltelefone, Computer und Spielkonsolen etc.. (z.B. Playstation und Gameboy) - seit dem Handyboom, gehört das Metall zu den weltweit begehrtesten Stoffen (im Jahr 2000/01 Preisanstieg von 180 auf 950 € pro Kilo) - größter Weltproduzent ist Kongo - Konflikt zwischen Rebellen und Militärs = Streit um Vorherrschaft an den Minen - über dubiose Kanäle gelangt es auf den Weltmarkt im Tausch gegen Waffen für die Rebellen - daraus Teufelskreis des Krieges: Armeen schützen Firmen und Leute, die Erz fördern, die Profite mit Armeen teilen, die wiederum das nötige Umfeld schaffen, um Ausbeutung fortzusetzen - Aspirin Hersteller Bayer Tochterunternehmen Weltmarktführer in Verarbeitung des edlen Metalls (Hälfte) und liefert es weiter an Elektronikunternehmen - Bezug über Zwischenhändler (interne Daten) → lokale Militärs und Staatenlenker haben Konflikt entzündet, westliche Konzerne gießen Öl ins Feuer und wärmen sich daran die Hände - schlichte Verweigerung wirtschaftlicher Verantwortung löst einen humanitären Flächenbrand aus („da wird kassiert und weggeschaut!“) 6 Nigeria: - breit gefächerte Wirtschaft, die zu den größten Afrikas gehört - besitzt ein großes Potential in Bezug auf Produktivität, Vielfältigkeit und Vitalität - wirtschaftliche Situation hat jedoch unter den Jahren politischer Unruhe und wirtschaftlicher Fehlplanung sowie unter den Preisschwankungen des Weltmarkts für nigerianische Exportgüter gelitten. - nachdem Nigeria 1960 die Unabhängigkeit von Großbritannien erlangte, verstärkten sich die Spannungen zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen, Bürgerkriege forderten über eine Mio. Opfer - von 1966 bis 1999 fast ununterbrochen von Militärdiktaturen regiert - während dieser Zeit stieg der Anteil der Menschen unter der Armutsgrenze von 30 auf 70% - besonders krass Schreckensherrschaft von General Abacha: Verfolgung Oppositioneller, Massenverhaftungen, Exekutionen, Plünderungen, Vergewaltigungen, Korruption - davon profitierten internationale Erdölkonzerne, die angeblich den Aufstieg des Militärs erst ermöglichten, und dabei ungestört Bodenschätze der Region ausbeuten konnten - 90% der Exporteinnahmen aus Erdölindustrie - besonders Kritik an „Shell“ (holländisch-britischer Ölmulti), seit 1958 in ehemals britischer Kolonie vertreten -extreme Veraltung der Pipelines und Förderanlagen führen zu zahlreichen Ölaustritten, weil keine Neuinvestition und Wartung - ausserdem wird das bei der Rohölförderung in Raffinerien entstehende Erdgas nicht genutzt, obwohl es schon lang Technologien gibt, das „Abfallprodukt“ Gas zu nutzen - so verbrennen jährlich 20Mrd. Kubikmeter Gas allein in Nigeria - somit größtes Emissionsgebiet für Treibhausgas und leisten wesentlichen Beitrag zur Erderwärmung, vor allem wegen der extrem unvollständigen Verbrennung, werden 12Mio. Tonnen Methan in die Luft gestoßen, also das 11-fache der gesamten Methanemission der Niederlande - dazu kommen saure Niederschläge durch Gasfackeln und Ölbrände, die nicht nur der Vegetation zusetzen, sonder auch die „Brief Illness“ hervorrufen, ein Fiber , dass innerhalb von wenigen Tagen tötet - weit verbreitet in dieser Region, vermutlich durch hohe Bleibelastung, z.B. durch Fischverzehr, allerdings keine offiziellen Untersuchungen - „Du kannst kaum atmen. Die Landschaft siehst du nur durch einen grauen Nebel. Die Luft ist von Industrieanlagen und Verkehr verpestet. Und durch den Grauschleier schimmern überall meterhoch brennende Gasfackeln“ (Susanne Geissler im Rahmen eines EU-Projekts 2001) - das Nigerdelta, einst eine blühende Region der Größe Bayerns mit weißen Sandstränden und Lagunen am Meer, mit Palmen und Mangrovenbäumen, seltenen Tierarten und fruchtbaren Ackerland im Hinterland, hat sich zur Industriewüste verwandelt - eine potentielle touristische Nutzung des Gebiets für viele Jahrzehnte ausgeschlossen - auf den wenigen verbleibenden Anbauflächen, werden sog. „Cash Crops“ angebaut, also Produkte, die nicht zur Deckung des Eigenbedarfs sondern zum Verkauf auf dem Weltmarkt angebaut werden, Beispiele hierfür sind Kakao, Baumwolle und in Nigeria vor allem Erdnüsse - obwohl die nigerianische Regierung versuchte, mit den durch Öl erwirtschafteten Einnahmen eine industrielle Basis aufzubauen, konnte sie die Abhängigkeit des Landes von Erdöl und anderen Rohstoffen nicht wesentlich reduzieren - Erdölindustrie in Nigeria beschäftigt geschätzte 10000 Menschen, von denen der größte Teil aus dem Ausland stammt - Shell selbst sieht sich als Segen für die Region, die um das Image zu wahren 60Mio.€ pro Jahr für Sozialprojekte in der Region ausgibt, und rühmt sich mit einer „grünen“ Unternehmenspolitik, als Vorreiter in Sachen Umweltschutz und Menschenrechte, während immer noch Repressionsmaßnahmen zusammen mit der Regierung unternommen werden, also eigentlich Menschenrechte mit Füßen getreten werden - lächerlich, wenn man bedenkt, dass Flüsse und Landschaft auf Jahrzehnte verseucht sind - Ogonibewegung fordert eine Schadenswiedergutmachung von 11Mrd.€ 7 - selbst dieser Wert erscheint noch gering in Relation zu den Profiten, die Shell seit Beginn der Erdölforderung gemacht haben Mosambik: -nach 400 Jahren Kolonialzeit seit 1975 von Portugal unabhängig mit denkbar schlechter Ausgangssituation (1Mio. Dollar Startkapital, außerdem Abzug von qualifizierten Arbeitskräften) -fast während der gesamten achtziger Jahre tobte ein brutaler Bürgerkrieg (insgesamt 16 Jahre) zwischen der Frelimo einerseits und den Anhängern des Nationalen Widerstandes Moçambiques Renamo (Abkürzung für Resistência Nacional Moçambicana) andererseits -marxistisch-leninistische Frelimo wurde von der damaligen Sowjetunion unterstützt % im Gegensatz dazu erhielt der antimarxistische Frenamo hauptsächlich Hilfe aus Südafrika und den Vereinigten Staaten von Amerika um sozialistisches Regime zu stürzen = sog. Stellvertreterkrieg um Vorherrschaft in diesem Teil Afrikas (Ost-West-Konflikt) - 3 Mio. Tote und 5 Mio. Flüchtlinge, sowie 2 Mio. Landminen (nur einige Zahlen der Kriegsfolgen) -Krieg führte schließlich zum totalen Zusammenbruch des Gesundheits- und Bildungssystems, und brachte die wirtschaftliche Produktion praktisch zum Stillstand -nach Zahlungsunfähigkeit Mitte der 80er Jahre, Beitritt zu IWF und Weltbank, die Strukturanpassungsprogramme auferlegten, um Umschuldungsverhandlungen zu gewähren (SAP – komplexe ökonomische Maßnahmen, die Entwicklungsländer international wettbewerbsfähiger machen sollen, Integration auf Weltmarkt) -aber bis heute nur Verschärfung der Auslandschulden -Weltbank 1996: „das ärmsten Land der Welt“, also von Hilfslieferungen und „Entwicklungskrediten“ abhängig, womit Geberländer sehr viel Einfluss auf Wirtschafts- und Sozialpolitik haben -Wirtschaft Moçambiques konzentriert sich vorwiegend auf Landwirtschaft, in der 80% der Erwerbstätigen Moçambiques arbeiten, allerdings Ruin der Kleinbauern wegen Konkurrenz der kostenlosen „humanitären“ Lebensmittelhilfen, um Vertriebene vorm Hunger zu bewahren -Wirtschaft auf Export ausgerichtet: zu den führenden Cash crops gehören Cashewnüsse, Baumwolle, Zuckerrohr, und Tee sowie Krustentiere (brachten Anfang der neunziger Jahre die Hälfte der Exporteinnahmen ein) - allerdings negative Handelsbilanz (Importe > Exporte) - damit fehlende Vorraussetzung für Rückzahlung der Schulden -übermäßige Verschuldung verhindert sozial gerechte Entwicklung des Landes - zusätzliche Hemmnisse für einen wirtschaftlichen Aufschwung waren u. a. schwere Dürren und Überschwemmungen (2000), Verschlechterung des Verhältnisses von Einfuhr- und Ausfuhrpreisen (sog. Terms of Trade) sowie die Verseuchung des Landes durch Minen – Moçambique zählt zu den am stärksten minenverseuchten Ländern der Welt - trotz großflächiger Minenräumung, noch Jahrzehnte Gefahr für Zivilbevölkerung - Landminen, die keinen Unterschied machen zwischen Freund und Feind, Zivilisten und Soldat, Panzer und Schulbus und wissen auch nichts von einem Friedensschluss - Versperrung des Zugangs zu lebenswichtigen Acker- und Weideland und wirtschaftlich wichtigen Bodenschätzen und Energiequellen - nur etwa vier Prozent des gesamten Ackerlandes werden agrarwirtschaftlich genutzt - in Deutschland bereits Verbot für Anti-Personenminen ausgesprochen, aber die bereits produzierten Minen dürfen noch 9 Jahre verlegt werden - generelles Verbot wird durch andere Verordnungen umgangen - so können moderne High-Tech-Minen jederzeit von Anti-Panzer zu Anti-Personen-Minen umprogrammiert werden, die dann durch Fernverlegung (Flugzeuge, Raketen) kaum noch vermessbar und kontrollierbar sind - „Beschränkungen“ fördert somit eher der Weiterentwicklung, um auch zukünftig Profite aus dem Minenkrieg zu schlagen, der ungestört weiter geht - derzeit Entwicklung vom Multifunktionsminen, die von Beschränkungen ebenfalls nicht erfasst sind - so wird die Problematik der Landminen auf eine Frage der Technologie verkürzt 8 9