Mit Reverse Factoring gezielt die Einkaufsfinanzierung optimieren
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Mit Reverse Factoring gezielt die Einkaufsfinanzierung optimieren
Finanzierung Leasing Factoring FLF 281 Mit Reverse Factoring gezielt die Einkaufsfinanzierung optimieren Nachfrage nimmt stetig zu Stefan Wagner, München Das Reverse Factoring scheint in der Einkaufsfinanzierung in Deutschland allmählich Fuß zu fassen. Wenn auch noch exklusiv, so nimmt die Nachfrage am Markt kontinuierlich zu. Das Produkt zeichnet sich durch flexibel nutzbare Vorteile aus und erweist sich für potenzielle Abnehmer als ideales Instrument für gezieltes Working Capital Management. Factoring als Mittel zur Forderungsfinanzierung stellt in Deutschland mittlerweile ein etabliertes Finanzierungsinstrument dar, das sich einer stetig steigenden Nachfrage erfreut. Eine wichtige Rolle spielt dabei seine Flexibilität gegenüber anderen Finanzierungslösungen. Denn Factoring bietet dem Kunden nicht nur mehrere Leistungen in einem Produkt (umsatzkongruente Finanzierung auf Basis von angekauften Forderungen, hundertprozentiger Forderungsausfallschutz und – wenn gewünscht – das Forderungsmanagement), es lässt sich auch für verschiedene Unternehmenszwecke einsetzen. Neben dem klassischen Factoring-Verfahren, das die Abnehmerseite eines Unternehmens bedient, bei dem das Factoring-Institut also von seinen Kunden Forderungen gegenüber deren Abnehmern ankauft und vorfinanziert, gibt es mittlerweile auch eine Factoring-Lösung, die auf die Lieferantenseite eines Kunden zielt. Da hier nicht die Forderungen des Factoring-Kunden, sondern seine Lieferantenverbindlichkeiten im Mittelpunkt stehen, nennt man dieses „umgekehrte“ Factoring-Verfahren auch Reverse- oder Lieferanten-Factoring. Initiator dieser Form der Zusammenarbeit mit einem Factoring-Institut ist im Gegensatz zum klassischen Factoring nicht der Lieferant von Waren und Dienstleistungen, sondern der Abnehmer. Dieser schließt mit der Factoring-Gesellschaft einen Rahmenvertrag, in der sich der Factor verpflichtet, revolvierend Forderungen der Lieferanten des Initiators anzukaufen und vorzufinanzieren. Lieferant und Factoring-Gesellschaft schließen ergänzend einen vereinfachten Factoring-Vertrag, der nur die Forderungen gegen den Initiator umfasst. Die Anzahl der einbezogenen Lieferanten lässt sich nach den Wünschen des Initiators abstimmen. Gerade bei international aufgestellten Factoring-Gesellschaften besteht die Möglichkeit, ausländische Lieferanten einzubeziehen. Auf Grundlage des Factoring-Vertrages werden dem Lieferanten nach Ankauf der Forderungen durch den Factor bis zu 100 Prozent seiner Forderungen an den Initiator bevorschusst. Hierbei übernimmt der Factor auch den Delkredereschutz für den Lieferanten. Der Initiator seinerseits bezahlt seine „Lieferantenverbindlichkeit“ zum vereinbarten Zahlungstermin an den Factor. Vorteile Je nach Einkaufspolitik sieht sich der Abnehmer beziehungsweise Initiator verschiedenen Vorteilen gegenüber. So hat er unter anderem die Möglichkeit, seinen finanziellen Spielraum zu vergrößern; in Abstimmung mit dem Lieferanten nimmt er innerhalb der vom Factor akzeptierten Grenzen längere Zahlungsziele in Anspruch. Die hieraus erzielte Liquidität setzt er beispielsweise zur Finanzierung des Umlaufvermögens oder zum Abbau von Finanzschulden ein. Der Umfang der einbezogenen Lieferantenforderungen und die flexible Gestaltung der Zahlungsziele ermöglichen dem Initiator eine gezielte Optimierung seines Working Capital Managements. Alternativ nutzt der Initiator die durch das Factoring erreichte sofortige Rechnungsregulierung dazu, verbesserte Einkaufskonditionen mit seinen Lieferanten zu verhandeln, zum Beispiel in Form von Skonto. Außerdem kann er als „sofort zahlender“ Abnehmer beim Lieferanten auf eine Ausweitung seines Einkaufsvolumens hinwirken. Bei der Einbeziehung ausländischer Lieferanten eignet sich Reverse Factoring dazu, Zahlungen über Akkreditive zu ersetzen. Damit geht eine Reduzierung der Abwicklungskomplexität einher. Zudem entfällt die bei Akkreditiven übliche Anrechnung auf die bestehenden Kreditlinien bei der Hausbank. DER AUTOR: Stefan Wagner, München ist seit 2002 bei der Eurofactor AG tätig. Er leitete zunächst das Risikomanagement und verantwortet heute primär den Geschäftsbereich Vertrieb und Kundenbetreuung. Im Juli 2007 wurde er zum Generalbevollmächtigten des Unternehmens ernannt. Seitdem ist er auch Mitglied des Europäischen Managementkommitees der Eurofactor S. A. E-Mail: [email protected] FLF 6/2008 Finanzierung Leasing Factoring 282 Nicht nur der Initiator, sondern auch die einbezogenen Lieferanten profitieren. Neben den üblichen Vorteilen des Factorings, wie dem Schutz vor Forderungsausfällen (Delkredere) und der Stärkung der Unternehmensliquidität durch die sofortige Bevorschussung der Forderungen, besteht durch Reverse Factoring die Möglichkeit, Finanzierungssätze eines bonitätsstarken Abnehmers auch auf den kleineren mittelständischen Lieferanten zu übertragen. Die im Reverse Factoring vorausgesetzte Bonitätsstärke des Abnehmers kommt damit auch den Lieferanten zugute. Zudem lassen sich durch die Reduzierung der Außenstände an den Initiator zusätzliche Absatzpotenziale freisetzen (Tabelle 1). Die Vorteile, welche der Initiator für den Lieferanten durch das Reverse Factoring bereithält, ermöglichen ihm also eine verbesserte strategische Lieferantenpolitik, gerade im Hinblick auf eine engere Bindung des Lieferanten an sein Unternehmen. Das Zulieferer-Umfeld erfährt eine Stabilisierung, und die Wahrscheinlichkeit von Lieferengpässen oder -ausfällen verringert sich (Abbildung 1). Das Management der Lieferbeziehung im Tagesgeschäft bleibt vom Reverse Factoring unberührt. Mögliche Auseinandersetzungen, wie etwa bei Qualitätsmängeln, unterliegen der direkten Klärung zwischen Abnehmer und FLF Tabelle 1: Win-Win Situation durch Reverse Factoring Vorteile für den Abnehmer (Initiator): Vorteile für den Lieferanten: 3 Freie Gestaltung der Zahlungsziele für Lieferantenverbindlichkeiten 3 Working-Capital-Optimierung 3 Ausweitung der Einkaufskapazitäten 3 Verbesserung der Einkaufskonditionen 3 Bindung der strategisch wichtigen Lieferanten 3 Keine Veränderung der eingespielten Geschäftsprozesse 3 Sofortige Liquidität durch Vorfinanzierung der Forderung 4. Lieferant. Da dem Factor üblicherweise bereits vom Initiator geprüfte Forderungen zum Kauf angedient werden, Dr. Norbert Westenberger Dr. Ulrich Brink Ihre Ansprechpartner für Fachanwalt für Steuerrecht Hans-J. Hasemann-Trutzel Fachanwalt für Verwaltungsrecht FINANZIERUNG LEASING FACTORING Christian v. der Lühe M.B.L.- HSG Fachanwalt für Handels� und Gesellschaftsrecht Fachanwalt für Arbeitsrecht Julia Bette Fachanwältin für Medizinrecht Birgit Anuschek Fachanwältin für Arbeitsrecht VERTRAGSBERATUNG � PROZESSFÜHRUNG � BEITREIBUNG Tel.: (03 61) 3 47 40-0 Fax: (03 61) 3 47 40-99 e-mail: [email protected] BÜRO BERLIN Kurfürstendamm 182 10707 Berlin Tel.: (0 30) 88 77 39 82 Fax: (0 30) 88 77 39 83 e-mail: [email protected] ZWEIGNIEDERLASSUNG LEIPZIG: Schillerstraße 3, 04109 Leipzig , Tel.: (03 41) 23 07-118 � Fax: (03 41) 23 07-119 � e-Mail: [email protected] Internet: www.bwb-law.de FLF 6/2008 ct or ing -V er tra g muss er keine etwaige nachträgliche Wertminderung angekaufter Forderungen ins Kalkül ziehen. Ausblick Justizrat Tel.: (0 61 31) 2 87 70-0 Fax: (0 61 31) 2 87 70-99 e-mail: [email protected] Fa Eurofactor-Reverse.eps RECHTSANWÄLTE BÜRO ERFURT Semmelweisstraße 12 99096 Erfurt 3 Bindung eines strategisch wichtigen Abnehmers 3 100 Prozent Schutz vor Forderungsausfällen 3 Günstigere Finanzierungskosten aufgrund guter Bonität des Abnehmers Abbildung 1: Ablauf Reverse Factoring BET TE � WESTENBERGER � BRINK BÜRO MAINZ Große Bleiche 60-62 55116 Mainz 3 Ausweitung des Verkaufspotenzials Christian Ceranski Christian Stückrad Almut Diederichsen Bengt Scheiner Fachanwalt für Arbeitsrecht Dr. Susanne Salzmann Peter Schultz Dipl.-Ing (FH) Fachanwalt für Handels� und Gesellschaftsrecht Christian Faber Dr. Klaus Bette (Senior Consultant) Im Zuge der sehr positiven Entwicklung des klassischen Factorings beginnt Reverse Factoring als innovativer Ansatz der Einkaufsfinanzierung in Deutschland Fuß zu fassen. Auch wenn noch exklusiv genutzt, lässt sich eine stetig zunehmende Nachfrage am Markt beobachten. Die flexibel nutzbaren Vorteile, die das Verfahren Abnehmern und Lieferanten gleichermaßen bietet, macht Reverse Factoring für potenzielle Initiatoren zu einem idealen Instrument zur Optimierung ihrer Einkaufsbedingungen und zum gezielten Working Capital Management. 7