Erfahrungsbericht 2012 (pdf: 267 kb)
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Erfahrungsbericht 2012 (pdf: 267 kb)
Auslandssemester an der Chulalongkorn University, Bangkok 2012 Einleitung: Meine Entscheidung ein Auslandssemester in Bangkok, Thailand an der Chulalongkorn University zu machen war eher ein Zufall, da ich mich eigentlich für Universitäten in den USA beworben hatte. Als ich dann von der Möglichkeit erfuhr nach Bangkok zu gehen, gefiel mir die Idee immer besser und hat sich letztendlich als goldrichtig erwiesen. Das Semester war mit Abstand das beste, verrückteste und schönste Semester meines bisherigen Studiums. Ich kann mir keine bessere Stadt und keinen besseren Ort für ein Auslandssemester vorstellen. To Do vor dem Aufenthalt: Vor dem Aufenthalt und bis zur Anreise gibt es aber natürlich einige Dinge zu erledigen: 1) Reisepass Der Reisepass sollte noch länger als sechs Monate gültig sein 2) Visum Die Beantragung des Visums ist relativ einfach und geht schnell. Man benötigt das Schreiben der Chulalongkorn University, dass man an der Universität angenommen ist und sollte sich dann für das „Non-immigrant Education (ED) Visum“ entscheiden mit der Option „multiple Entry“, damit man das Land öfter verlassen und wieder betreten kann was bei der Lage Thailands zwischen den interessanten Ländern wie Myanmar, Kambodscha oder Laos wichtig ist, wenn man reisen möchte. Das Visum kostet ca. 120€. Man muss das Geld per Einschreiben mit dem Reisepass einfach an die Botschaft oder ein Konsulat schicken und bekommt nach einigen Tagen den Reisepass mit dem Visum zurückgeschickt. 3) Auslandsversicherung Da die meisten Krankenkassen einen langen Aufenthalt nicht decken sollte man eine Zusatzversicherung abschließen. Ich habe dies getan und dann von freier Krankenhaus-Auswahl profitiert als ich in ein Krankenhaus musste. An der Chula kann man zwar umsonst ins Medical Center gehen, aber dort werden kleinere Dinge behandelt. Daher war ich wegen ein paar tieferen Schürfwunden bei einem öffentlichen Krankenhaus zunächst, welches ich auf Grund der unglaublichen Zustände (Hunde und Vögel lagen/flogen neben den Kranken in einer großen Halle) direkt verließ. Auf Rat meiner thailändischen Kommilitonen bin ich in das BNH-Krankenhaus gegangen, welches Nahe der Uni und Nahe der Nonsi Residence lag. Hier gab es einen Service wie in einem 5 Sterne Hotel und kompetente Ärzte, die auch englisch sprechen konnten. 4) Kurswahl Da ich im Master studiert habe nimmt man automatisch am Masterprogramm der Chulalongkorn teil, bei der die Kurse festgelegt sind. Genaue Kurs Bezeichnungen und Inhalt siehe unten. 5) Was mitnehmen? Es bietet sich wirklich an nur das nötigste an Kleidung mitzunehmen, da man alles sehr billig vor Ort kaufen kann. Ich persönlich habe mir nur mehrere Schuhe mitgenommen, da meine Größe (46) meistens nicht verfügbar ist in Thailand, was auch der Grund dafür war dass ich mehrere lange Hosen mitgenommen habe (für größere Menschen ist es etwas schwieriger lange Hosen zu finden). Was man nicht vergessen sollte sind ein oder zwei Pullover, die man zwar nie braucht wenn man sich draußen bewegt, aber in Reisebussen, im Kino oder auch im Klassenzimmer mit Klimaanlage kann es kalt werden. 6) Stipendium Ich habe mich erfolgreich für das „Promos Stipendium“ beworben was ich jedem empfehlen kann. Die Bewerbung geht schnell und lohnt sich, da man mit 300€ pro Monat und einem Reisekostenzuschlag von 650€ unterstützt wird. 7) Unterbringung Von der Universität werden drei Unterkünfte angeboten. Man kann sich auch selber etwas suchen, aber dies kann ich nicht empfehlen. Man kann zwar Geld sparen, verpasst aber dann die tolle Gemeinschaft mit anderen Austauschstudenten. Von der Uni werden die drei Unterkünfte angeboten: • • • Asok: Direkt im Herzen Bangkoks gelegen an der BTS Station Asok und MRT Station Sukumvit. Daher zentral, zur Universität etwas weiter, allerdings mit der MRT in ca. 10-15 Minuten. Hier haben die wenigsten der Austauschstudenten gewohnt und ich bin dort nie persönlich gewesen. (10% der Studenten) Evergreen: Die beliebteste Variante. Zentral gelegen, hatte aber für mich den entscheidenden Nachteil, dass man sich ein Zimmer mit einem anderen Studenten teilen muss, was keine Option über 5 Monate für mich war. (50% der Studenten) Nonsi Residence: Meine Wahl und absolut klasse. Die Residence ist nicht ganz so zentral, allerdings ist dies relativ. Mit dem Taxi zur Uni braucht man 10minuten (und Taxen sind billig), zur MRT „Klong Toei“ läuft man 10min, mit dem Motortaxi (50cent) sind es 2minuten, in die Stadt und alle Bars/Clubs ist man ebenfalls in 1015minuten. Man hat einen Swimmingpool, ein kleines (etwas in die Jahre gekommenes) Fitnessstudio, eine Lobby in der man sich oft mit anderen Studenten trifft und ein Restaurant, wo man für 1,5€ super Thai-Food essen kann. Man kann sich für einen Aufschlag von 25cent auch alle Speisen und Getränke auf das Zimmer liefern lassen. Ich hatte mit einem anderen Aachener Studenten eine Zweizimmer-Wohnung, die ca. 70m² hatte. Jeder hat sein eigenes Zimmer, man hat 2 Balkone, eine Küche, ein schönes großes Wohnzimmer, Flachbildschirm etc. Das Beste an der Residence ist aber einfach, dass man immer jemanden trifft. In den ersten Wochen sitzen jedem Abend alle Studenten (um die 50-60) auf der Terrasse beim Restaurant und essen/trinken zusammen. Es wird nie langweilig. Das war eine der schönsten Erfahrungen. Alle Optionen kosten in etwas das gleiche, nämlich um die 330€ wenn man Klimaanlage (Achtung, teuer!), Wasser etc. mitrechnet. Ich kann nur empfehlen sich direkt im Tesco einen Ventilator zu kaufen (6€), da man so immens Geld für die teure Klimaanlage sparen kann. Chulalongkorn University Die „Chula“ wie sie genannt wird ist die bekannteste und beste Universität des Landes und genießt höchstes Ansehen. Erwähnt man, dass man dort studiert reagieren die meisten Thailänder sehr erfreut und stolz und sehen einem gleich ganz anders an und nicht als normalen Touristen. (Was nicht heißt, dass dies schlecht ist. Die Thailänder sind ein wirklich unglaublich nettes und freundliches Volk). Im Masterprogramm gibt es 4 Kurse, von denen ich 3 belegt habe. Alle Kurse umfassen drei Zeitstunden Vorlesung und werden in Englisch gehalten. Nach 1.5h gibt es eine kleine Pause in der man Snacks und etwas zum Trinken bekommt (im Master Programm, nicht bei den Bachelorn). Der Stoff in den Kursen ist Standard BWL-Stoff und einiges kommt einem bekannt vor, allerdings gibt es auch neue Dinge. Die Schwierigkeit ist etwas unter dem Niveau der RWTH anzusiedeln, wobei man natürlich bedenken muss, dass man mehr „Hausarbeiten“ machen muss, Anwesenheitspflicht hat und die Kurse, wie erwähnt, auf Englisch gehalten werden. Kurse: • • • • International Business Management (IBM): Der wohl anspruchsvollste der Kurse betrachtet man den Arbeitsaufwand. Jede Woche müssen in Gruppenarbeit Paper erstellt werden und zusätzlich ein Term Paper von 60 Seiten. Dies hört sich erst einmal viel an ist aber letztendlich halb so wild. Man bespricht die typischen Themen der BWL, weshalb der Kurs einem Einführungskurs in die BWL ähnelt, da viele Inhalte angesprochen werden jedoch mit einem internationaleren Bezug. Cross Cultural Behavior and Comparative Management: Für mich persönlich das interessanteste Fach, da ich als Wirtschaftsingenieur noch kein Fach in dieser Richtung gehört hatte und es somit eine interessante Abwechslung war. Es werden unterschiedliche Theorien über Kulturen und kulturelle Unterschiede besprochen und erläutern und welche Folgen dies für den Management-Stil in einem Unternehmen haben kann und haben sollte. International Logistic: Es werden die klassischen Themen der Logistik besprochen, allerdings theoretischer als in Aachen, da in diesem Kurs kaum gerechnet wird. Law: Dieses Fach habe ich nicht belegt, es werden aber Themen rund um interlectual Property und Thai- sowie international Law besprochen. Weitere Angebote: Die Uni bietet des Weiteren ein großes Sportzentrum, in dem man umsonst das Fitnesscenter und zum Beispiel das große, außen gelegene 50m Schwimmbecken benutzen kann. Wie bereits angesprochen kann man mit kleineren Krankheiten oder Verletzungen ebenfalls das Chula Medical Center besuchen. Thailand und Thailänder Ich habe die Thailänder als ein wirklich unglaublich freundliches Volk erlebt. Nicht nur die Klassenkameraden sind sehr freundlich, hilfsbereit und nett sondern auch vom Verkäufer bis zum Taxifahrer wird man (oft, natürlich nicht immer) mit einem Lächeln begrüßt. Die Tatsache, dass man nur 2.5 Tage Uni hat ermöglicht einem zahlreiche Reisen und größere/kleine Trips durch Thailand oder zu den Nachbarländern. Hier eine kleine Auswahl der Möglichkeiten: Süden Thailands: Phuket ist sicherlich die bekannteste Touristenregion aber somit auch sehr touristisch und verfügt über zahlreiche schöne Strände. Allerdings würde ich die Ziele Krabi und Koh Phi-Phi Phuket vorziehen. Krabi: Mein persönliches Highlight im Süden. Sehr facettenreich und mit den eindrucksvollsten Stränden. Ao Nang ist der wohl größte Strand mit den meisten Hotels. Von hier kann man ein Longtailboot nach Railay nehmen, eine Art Halbinsel, die mit dem Auto nicht zu erreichen ist. Hier erwarten einen beeindruckende Tropfsteinhöhlen die über den Strand ins Meer hinausragen und somit ein Paradies für Kletterer sind. Die kurze aber anstrengende Tour zum Viepoint (man klettert an einem Seil einen „Weg“ hinauf) belohnt einen mit einem unglaublichen Blick. Wagt man sich auf dem unebenen Weg weiter führt er einen zu einer Lagune umgeben von hohen Felswänden. Ein spektakulärer Ort. Von Phuket und Krabi kann man außerdem Fähren nach Koh Phi-Phi nehmen, einem kleinen Paradies. Die Insel ist so klein, dass es hier keine Straßen und Autos gibt aber einen traumhaften Strand. Von hier werden Boot-Touren im die anliegenden Inseln unternommen, u.a. etwa zu Maya Bay, dem Strand wo der Film „The Beach“ verfilmt wurde. Meiner Meinung sollte man die Region Krabi um Railay und Phi-Phi unbedingt gesehen haben während des halben Jahres. Norden: Der Norden Thailands bietet eine interessante Abwechslung, alleine schon weil die Temperaturen etwas geringer sind was wirklich angenehm sein kann. Chiang Mai und Chiang Rai sind die größten Städte, in den Bergen ist Pai äußerst populär und sehr schön. Der weiße Tempel in Chiang Rai ist sehr beeindruckend. Golf von Thailand: Die drei Inseln Koh Samui, Koh Tao und Koh Pha Ngan: Letztere natürlich für die Fullmoon-Party berühmt und daher natürlich auch ein Ziel aller Austauschstudenten. Aber auch ansonsten sehr schöne Inseln mit nicht nur schönen Stränden sondern auch Wasserfällen und Bergen mit schönen Viewpoints. Koh Tao ist als das Taucherparadies bekannt und gehört zu den Top-Ten der besten und vor allem preisgünstigsten Tauchschulen weltweit. Tagestrips aus Bangkok: • • • Ayuttaya: Die alte Hauptstadt Thailands. Beeindruckende alte Tempel und Ruinen. Am besten per Zug (2,5h/ 1€) zu erreichen. Vor Ort kann man sich Skooter oder Fahrräder mieten und durch die Stadt fahren. Kanchanaburi: Größter Nationalpark in der Nähe. Möglichkeit zur Safari oder Elefantenreiten, phantastische Wasserfälle. Anreise am besten per Minivan. Koh Samet und Koh Chang: Inseln in der Nähe von Bangkok, nicht so spektakulär wie die Inseln im Süden, aber trotzdem schön und immer eine Reise wert Bangkok Vor der Reise nach Bangkok hört man viele Geschichten und Gerüchte über Essen, Straßenstände, Kriminalität oder den berüchtigten Verkehr. Letztendlich kann ich nur sagen, dass wirklich alles halb so wild ist. In dem halben Jahr in Bangkok habe ich die Stadt wirklich lieben gelernt, es ist weder mir noch einem anderen Austauschstudenten irgendetwas Schlimmeres wie etwa Überfälle oder sonst etwas passiert (von zwei Taschendieben abgesehen, aber das kann in jeder Großstadt passieren), man kann abends ohne Probleme durch die Straßen gehen und fühlt sich wirklich sehr sicher! Verkehr: Der Verkehr ist hingegen wirklich verrückt. Gegen die Rushhour Zeiten sollte man Taxen meiden, die ansonsten das billigste (sobald man zu zweit oder zu dritt ist) Verkehrsmittel sind. Dann stehen MRT (Metro) und BTS (Skytrain) zur Verfügung, die einen günstig und schnell durch die Stadt bringen. Es ist zu empfehlen, sich am Anfang direkt eine wieder aufladbare MRT-Karte zu kaufen, damit man nicht anstehen muss bei jeder Fahrt, um sich ein Ticket zu kaufen. Sehenwürdigkeiten Ansonsten sollte man den Grand Palace gesehen haben, Wat Pho (den liegenden Buddha) und auch eine Fahrt durch die schmalen Kanäle oder eine der Skybars auf den Dächern Bangkok gehören zum Pflichtprogramm. Nicht zu vergessen der gigantische Weekend Market in Chatuchak (über 1km² groß), der bequem per Metro zu erreichen ist. Sollte man sich in den Touristenvierteln aufhalten, wie etwa dem Grand Palace, dann am besten 5min weiter gehen und die Straßenseite wechseln um ein Taxi mit Taximeter zu bekommen, da viele Taxifahrer an den Touristenorten versuchen horrende Preise zu verlangen. Essen: Das Essen ist wirklich unglaublich günstig und nach einiger Zeit wagt man sich auch an die Straßenstände, die zu sehr sehr günstigen Preisen etwas Pad-Thai oder Fleisch-Sticks verkaufen. Ich glaube nach fünf Monaten in Thailand ist der Magen eines jeden um einiges resistenter als vor den fünf Monaten. Man sollte auf jeden Fall alles ausprobieren, die verschiedenen Curries (grün, rot oder Massaman) bis zu den Thai-Suppen und Nudeln. Die Thailändische Küche ist nicht umsonst weltweit bekannt, das Essen ist wirklich hervorragend (wobei natürlich immer Geschmackssache). Bangkok selber hat die Viertel Sukumvit, wo es viele Bars und Clubs gibt (-> Soi 11) und oft unser Hauptziel war, außerdem die Gegend Tongloi, die ebenfalls etliche Aktivitäten in dieser Richtung zu bieten hat. Des Weiteren natürlich die Kao Soan Road, das bekannte Backpacker Viertel voller westlicher Touristen. Dort gibt es immer was zu erleben, allerdings spiegelt es nicht wirklich das „wirkliche“ Bangkok wieder. Dann gibt es natürlich viele weitere Orte, jedoch sind dies die Viertel in denen man sich am meisten aufhält. Fazit Das halbe Jahr in Thailand war das beste Semester meines bisherigen Studiums! Nicht nur die Universität war eine wunderbare Erfahrung, sondern insbesondere das Kennenlernen der asiatischen, thailändischen Kultur. Ich bin überzeugt, dass mir dies in meinem späteren Beruflichen, aber auch auf meinem privaten Weg weiterhelfen wird. Es ist ein schönes Gefühl neue, gute Freunde im entfernten Asien zu haben. Das Leben in Bangkok ist eine klasse Erfahrung, war es doch mein erstes halbe Jahr in einer Großstadt. Angenehm macht es natürlich ebenfalls, dass man einen Pool, ein Fitnessstudio im Hotel/Studentenwohnheim hat, eine Stunde Massage um die 6€ kostet und die Lebenskosten, wie zum Beispiel die Kosten für Essen, so gering sind. Im Großen und Ganzen kann ich mir keine bessere und interessantere Stadt/Universität für ein Auslandssemester vorstellen.