Entkleidete Champions
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Entkleidete Champions Zur Erotisierung der Sportbekleidung im 20. Jahrhundert Inhalt Impressum Vorwort Wilhelm Stratmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Diese Publikation erscheint zur Ausstellung „Entkleidete Champions – Zur Erotisierung der Sportbekleidung im 20. Jahrhundert“ 3. September – 5. November 2006 Zur Erotisierung der Sportbekleidung Karin Thönnissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Städtisches Museum Schloss Rheydt, Mönchengladbach Schlossstr. 508 41238 Mönchengladbach Telefon 0 21 66 / 9 28 90-0 Fax 0 21 66 / 9 28 90-49 Email: [email protected] www.schlossrheydt.de Idee: Dr. Wilhelm Stratmann, Direktor Konzept und Ausführung: Dr. Karin Thönnissen Koordination und Mitarbeit: Lidia Semenjuk Ausstellungsaufbau: Sonja Nanko (M. A.) und Hanna Rasch sowie das Team des Museums: Karoline Tschirner Herbert Drengs Herbert Fussdell Dr. Klaus Möhlenkamp Titelfoto: David Beckham von www.worldcupblog.com Layout: faberludens.de Sportbekleidung und Alltag Sonja Nanko . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Die Hüllen der Sportlichen Karin Thönnissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Wie kam der Spaßfaktor in die Fitness? Lidia Semenjuk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Das Schweißband – Schmuckstück der Sportler Lidia Semenjuk . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Die Modeschöpferin Coco Chanel Hanna Rasch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Der Monokini Lidia Semenjuk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Pilates Lidia Semenjuk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Vorwort Laufbekleidung 1980, Privatfoto Warum eine Ausstellung über die Erotisierung der Sportmode im Museum Schloss Rheydt? Zum einen rief die in Mönchengladbach stattfindende Hockeyweltmeisterschaft geradezu nach einem sportlichen Thema, zum anderen wollte das Museum aber auch keine einfache Modenschau präsentieren. Das können andere weitaus besser. Aufgabe eines Museums ist es dagegen, gesellschaftliche Prozesse, und ein solcher ist auch die Entwicklung des Sports und seine immer weiter um sich greifende Kommerzialisierung, zu zeigen und kritisch zu würdigen. Am eigenen Leibe habe ich diese Entwicklung in den letzten 40 Jahren „hautnah“ verfolgt. So lange betreibe ich intensiv Sport, davon bestimmt 20 Jahre im Leistungsbereich. Zumindest was die Läuferszene angeht, der in Deutschland bestimmt die meisten aktiven Sportler angehören, habe ich die Entwicklung während dieser Zeit sehr genau beobachten können. Doch begonnen hat bei mir das Interesse an Sportbekleidung, wie wohl bei den meisten kleinen Jungs, im Bereich des Fußballs. Das erste große Sportereignis, an das ich mich bewusst zu erinnern vermag, war die Fußballweltmeisterschaft 1966. Ich war damals Torwart in meiner Grundschulmannschaft. Daher weckte der engliche Torhüter Gordon Banks, der anders als seine Kollegen in einem hellen Sweater spielte – die genaue Farbe habe ich leider wegen der schwarz-weiß Übertragung nicht herausfinden können – mein besonderes Interesse. Irgendwie gelang es mir, ein ähnliches Trikot zum Geburtstag geschenkt zu bekommen. Dies war meine erste Begegnung mit Sportmode. Ich lernte: Auffälliges Outfit macht interessant und hebt einen von den anderen ab! Was danach kam, sorgte daher nicht gerade für Begeisterung. Rote Hose, schwarzes Hemd, die Schuluniform für den Sportunterricht, dazu noch schlecht geschnitten und von minderer Qualität. Alles änderte sich, als ich 1976 mit dem Laufen im Eisenbahner-Sportverein Münster begann. Mein erstes Vereinstrikot in den Farben Grün und Orange, eine Kombination, die vor drei Jahren von Werder Bremen wiederentdeckt wurde, trug ich mit großem Stolz. Es war noch aus reiner Baumwolle, doch glücklicherweise liefen wir damals auch nicht mehr als 10 Kilometer, so dass sich die Belästigung durch den in den Stoff aufgesaugten Schweiß in Grenzen hielt. In den nächsten Jahren wurden die Trikots knapper und greller, Netzhemden kamen in der Laufszene stark in Mode. Meine noch heute gültige 5000-m-Bestzeit lief ich ganz in Orange und in meinem ersten Kunstfaseroutfit im Juni 1977. Dann kam die Bundeswehr und der Rückschritt zum baumwollenen Trikot mit dem Adler. Der nächste Fortschritt für uns Läufer war die Kunstfaserleggings, die durch ihren schweißabweisenden Stoff die langen Läufe im Winter wesentlich erträglicher machte. Sie löste die alte baumwollene Trainingshose mit den drei Streifen ab, die sich langsam zur Prolouniform entwicklete. Auch die Oberteile waren aus neuartigen Stoffen. Meine Vereinstrikots in Wilhelm Stratmann Wettkampf 1977, Gelsenkirchen, Parkstadion Privatfoto Regensburg, wohin ich studienbedingt 1980 gezogen war, waren farblich wieder zurückhaltend. In Bayern mag man es wohl doch lieber konservativ. Da war mein knallrotes Kempener Trikot aus dem Jahre 1989 schon wieder auffälliger. Meinen letzten Marathon habe ich dann 2005 im zitronengelben Shirt des Mönchengladbacher Marathonteams der Rheinischen Post absolviert. Bei uns Männern änderte sich, was das Design angeht, seit den frühen 90er Jahren nicht mehr so viel. Interessanter waren da schon die Frauenoutfits. Hier lösten die amerikanischen Laufdiven um die Sprinterinnen Florence Griffith-Joyner und Marlene Ottey in den 80er Jahren eine wahre Modewelle aus. Hatten zuvor muskelgestählte Damen aus dem Ostblock die Szene beherrscht, betraten nunmehr sehr weibliche, extrem modebewusst auftretende Frauen die Szene, genau so schnell oder noch viel schneller, aber für uns Männer eben viel schöner anzusehen. Vorwort Leider stellte sich im Nachhinein heraus, dass die meisten von ihnen genauso gedopt waren wie die Muskelpakete aus dem Osten. Die Bekleidung zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass der Bauch ähnlich wie beim Bikini frei wurde. Auch mit schrillen Accessoires wie künstlichen Fingernägeln in den Nationalfarben geizten diese Frauen nicht, auch bei den Männern gab es ähnliche Tendenzen, die sich aber in der Szene nicht durchsetzten konnten. Mit dieser Erotisierung der Sportbekleidung ließen sich die Stars der Szene natürlich viel besser vermarkten. Der Profi in der Leichtathletik wurde durch diese Entwicklung erst ermöglicht. Model schlägt Sportsoldatin! Allerdings fragen sich heute immer mehr Hobbysportler, ob das noch ihre Welt ist. Zu einem Bruch kam es in der deutschen Laufszene durch die Dopingverdächtigungen um den deutschen Laufstar Dieter Baumann oder zuletzt mit dem Skandal um Jan Ulrich. Seitdem läuft man wieder mehr für sich, das Äußere wird unwichtiger, nur das Ankommen zählt noch, der Sieg über den eigenen inneren Schweinehund. Und der lässt sich in einem sexy Outfit bestimmt nicht überwinden. Ich danke Frau Dr. Karin Thönnissen, der Kuratorin unserer Ausstellung ganz besonders für ihren nimmermüden Einsatz bei der Zusammenstellung der Schau. Mit größtem Eifer hat sie Objekte aus ganz Deutschland zusammengetragen. Tatkräftig unterstützt wurde sie von unserer Praktikantin Lidia Semenjuk, die die Arbeit hier im Hause koordinierte. Sehr hilfreich waren uns auch zwei Museen, die ich hier ausdrücklich erwähnen möchte. Das Deutsche Sportmuseum in Köln und das TheodorZink-Museum in Kaiserslautern. Ohne deren Bereitschaft, uns großzügig viele Leihgaben zu vermitteln und zur Verfügung zu stellen, hätte diese Ausstellung nicht stattfinden können. Weiterhin bedanke ich mich bei den zahlreichen Privatsammlern, die ihre Schätze zur Verfügung gestellt haben und, last but not least, bei unserer heimischen Borussia, die durch ihre Leihgaben beweist, dass auch Fußball durchaus sexy sein kann und Günter Netzer in seinen 1970er Hot Pants mit dem nackten David Beckham auf der Einladungskarte in Punkto Attraktivität durchaus mithalten kann. Wilhelm Stratmann Männer im Städtischen Schwimmbad, Mönchengladbach, 1910, Postkarte, Stadtarchiv Mönchengladbach Zur Erotisierung der Sportbekleidung im 20. Jahrhundert Sportkleidung ist ein relativ junger Bereich in der Mode. Zwar existieren seit dem 18. Jahrhundert Vorschläge und Empfehlungen für eine sportgerechte Kleidung, bei denen es um Zweckmäßigkeit ging und trotzdem in der Umsetzung schwierig war. Einerseits verhinderten Moral und Sitte die Umsetzung, andererseits spielten die Kosten für eine zusätzliche Bekleidung bei den meisten Menschen eine Rolle. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kommen indes viele verschiedene Faktoren zusammen, die neue Grundlagen im Bereich des Sportes schaffen, für seine Verbreitung und für seine Vermarktung sorgen, damit eine Entwicklung anstoßen/forcieren, die in einem eigenen, inzwischen globalen Wirtschaftszweig mündet. Durch die zunehmende Industrialisierung wurden bereits ab der Mitte des 19. Jahrhunderts mehr Waren hergestellt, so dass die Preise sanken, dazu blieb großen Teilen der Bevölkerung nach der Deckung der Lebenshaltungskosten noch Geld für sogenannten „Luxus“ übrig. Auch die Maschinen erleichterten die harte körperliche Arbeit, feste Arbeitszeiten wurden eingeführt, so blieb den Arbeitern und Angestellten freie Zeit und man entdeckte neben der körperlichen Ertüchtigung auch die gesellige Komponente des Sports im Verein. Als sinnvollen Zeitvertreib hatte die wohlhabende Klasse die sportliche Betätigung bereits schon früher entdeckt. Für das Skifahren begab man sich in die Berge, Badeurlaub verbrachte man an südlichen Stränden und die Freizeit zu Hause vor allem mit Tennisspielen. In diesen Kreisen wurde auch zum ersten Mal die Forderung nach adäquater Kleidung laut – der Turnanzug, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts übliche Bekleidung in Form eines leichten Straßenanzuges aus Leinen, war praktisch, aber nicht schön und überhaupt nicht elegant. Auch der folgenden Weiterentwicklung aus Flanell- oder Trikotstoffen1 fehlte das modische Flair. In Deutschland legte man wenig Wert darauf, man wollte in den Turnvereinen einer unter vielen sein, und blieb bei dem Turnanzug treu. Anders in Ame[1] Trikot – Jersey, maschinengestrickt und ursprünglich für Fischerkleidung und Unterwäsche benutzt. rika und England, hier war Sport Zerstreuung und Vergnügen, dazu Freizeitgestaltung und dazu fehlte bislang die passende Kleidung. Begeistert griffen die Modeschöpfer dieses Thema auf und zeigten in ihren Kollektionen neben der festlichen und Alltagsmode auch sportliche Kleidung. Unterstützt wurden sie dabei durch die Illustrierten und Frauenzeitungen, die saisongemäß die jeweils aktuelle sportliche Kleidung vorstellen. Zunächst folgte die Sportmode, früh in Amerika schon sportswear genannt, den Vorgaben der Alltagsmode in der Form (oft inklusive Unterwäsche) und berücksichtigte auch die entsprechenden Bekleidungsregeln der Sportarten. Natürlich nicht immer, wie das Beispiel des französischen Modeschöpfers Jean Patou zeigt, der 1926 für den damaligen Tennisstar Suzanne Lenglen kniekurze seidene Plisseeröcke, ärmellose Oberteile und Stirnbänder entwarf. Vorgeschrieben war lang: für Rock und Ärmel, und auf Kopf hatte frau einen Hut zu tragen (siehe Artikel Schweißband). Auch Männer widersetzten sich den Regeln, denn René Lacoste spielte bereits 1925 in einem kurzärmeligen Hemd, das er später mit Karin Thönnissen Badevergnügen um 1910, Städt. Museum Schloss Rheydt seinem verbildlichten Spitznamen als Logo – man nannte ihn Krokodil wegen seines Kampfgeistes – in Massenproduktion herstellen ließ. Durch ihren bequemen Schnitt und oft auch durch die pflegeleichten Materialien, aus denen sie hergestellt wurde, wurde aus Sportmode langsam Freizeitmode, am deutlichsten ablesbar am Trainingsanzug und an den Turnschuhen. Beides sah man bis zu den 70er selten auf der Straße, wohl auf Trimmdich Pfaden und in den ersten Sportstudios. Sportprofis und so mancher Amateur trug den Trainingsanzug selbstverständlich nach dem Training und auch schon mal zu Hause als lässige Freizeitkleidung, es war aber verpönt, sich damit in der Öffentlichkeit zu zeigen, ebenso in Turnschuhen. Bis Joschka Fischer in ihnen 1985 als hessischer Umweltminister vereidigt wurde. Sich in Turnschuhen zu zeigen, gilt als lässig; ein Stirnband zu tragen kennzeichnet den Yuppie und Sport treiben wird volkstümlich, manche nennen ihn auch die neue Religion. Was hart erarbeitet wird, der wohlgeformte, muskulöse Körper, wird auch gezeigt: die Zur Erotisierung der Sportbekleidung im 20. Jahrhundert Beinausschnitte der kurzen Hosen werden höher, die Schulterträger schmaler, Ausschnitte tiefer, Kleidung enger und die Taille wird bloßgelegt. Körperzonen, die die Alltags- und Festmode im Laufe von Jahrhunderten immer wieder vernachlässigt oder betont hat, bis heute. Geformt durch Schnürung – die Taille Frauen und Mädchen kämpften seit der Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem modischen Diktat des Korsetttragens – nicht nur beim Turnen. Zwar warnten Ärzte schon lange vor den Gefahren der fischbeinernen Marterinstrumente: Rippenund Leberdurchbohrungen, Verkrümmungen und Haltlosigkeit des Rückgrats bis hin zu Fehlgeburten, dennoch schrieb die Mode die Wespentaille vor und die musste frau sich erschnüren. Bereits die Mädchen ab elf, manchmal sogar schon früher, wurden geschnürt, damit sich der kindliche Körper schon früh an „Zucht und Ordnung“ gewöhnte. Bei jeder Bewegung bohrten sich die Fischbeinstäbchen nachdrücklich in den Körper, und jegliche sportliche Betätigung wurde zur Qual. Noch in den 20er Jahren trugen die meisten Frauen unter ihrem Tennisdress ein solches Korsett und in jeder Tennisgeschichte werden die blutbefleckten Kleidungsstücke in den weiblichen Umkleideräumen erwähnt. Obwohl die Reformbewegung, einsetzend am Karin Thönnissen Gladbacher Velociped-Club, 1910 Stadtarchiv Mönchengladbach Ende des 19. Jahrhunderts, den Wegfall des Korsetts auf ihre Fahnen geschrieben hatte, dauerte dies doch noch bis zu den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. Erst als die Modeschöpfer Kleider entwarfen – führend in dieser Zeit waren Paul Poiret und Coco Chanel –, die die Taille nicht mehr betont herausstellten, verlor das Korsett endlich an Bedeutung und war fast dreißig Jahre nicht mehr modisch. Mit dem „New Look“, von Christian Dior 1947 vorgestellt, trug Frau es wieder, die neue Linie verlangte nach einer deutlich akzentuierten Taille. In den 60er Jahren wurde es dann zusammen mit anderer „formender“ Unterwäsche sogar verbrannt, die Frauen befreiten sich von alten Vorschriften und Zwängen. Seit einigen Jahren steht die Taille wieder im Focus der weiblichen Mode, nun wird sogar ein breiter Streifen nackter Haut gezeigt – nicht immer zum optischen Genuss des Zuschauers, der sich (relativ) oft wünscht, dass der Bauchnabel wieder in die Anonymität zurückkehrt, in der er Jahrhunderte lang verbrachte. Beim Sport wird er in den letzten Jahren auch gerne gezeigt – von Frauen, die Zur Erotisierung der Sportbekleidung im 20. Jahrhundert Beach-Volley Ball spielen oder Leichtathletik betreiben. Ihre Taillen sind wohlgeformt und gelten als erreichenswertes Ziel – ähnlich wie die gut (durch viel Sport) geformten Männerkörper. „Die Verpackung des männlichen Geschlechts“ oder „Hosen – weiblich“.2 Vor allem im Frauensport ging es im Kampf um die Hose, dieses „vernünftige“ Kleidungsstück hatte bereits Amelia Bloomer Mitte des 19. Jahrhunderts für das Radfahren vorgeschlagen. Als unmoralisch wurden die Bloomers, wie sie prompt hießen, von der Männerwelt abgelehnt, von den Radfahrerinnen dennoch getragen. Auch in anderen Sportarten, von Frauen ausgeübt, gewann die Hose um die Jahrhundertwende an Boden; die erotisierende Wirkung, die angeblich ein Po, straff umhüllt vom Stoff, auf die Männerwelt ausübte, verblasste vor der Leichtigkeit, mit [2] Titel zweier Publikationen von Gundula Wolters zum Thema Hose. der sich nun Radfahren ließ. Auch die weiblichen Waden, die diese Hose frei ließ – bei den Männern übrigens ohne großes Aufsehen, erregte die Männerwelt. Kein Wunder, denn der Rocksaum der aktuellen Mode um 1910 war weiterhin bodenlang. So verwundert nicht, dass ein kleiner Junge noch Anfang des 20. Jahrhunderts erstaunt feststellt, dass, als seine Mutter ohnmächtig zu Boden sinkt, die Mutter ja Füße hat. Füße, die die Radfahrerinnen schon längst zeigen, als sie 1897 in London zum ersten Sechstagerennen für Damen antraten und im gleichen Jahr an den DamenweltmeisterKarin Thönnissen Tenniskleider, 70er Jahre Deutsches Sportmuseum Köln schaften in Ostende teilnahmen, in Hosen, obwohl diese Frage ebenfalls 1897 auf einem Hosenkongress diskutiert wurde. Mit dem französischen Modeschöpfer Paul Poiret kam die Hose in Mode, er stellte 1911 Hosenröcke und -anzüge vor. Spätestens ab da war dieses praktische Kleidungsstück nicht mehr exklusiv den Männern vorbehalten und fand zunächst Eingang in andere Sportarten, wie u. a. Rudern, Fechten und Ski fahren, die von den Frauen im Verlauf des 20. Jahrhunderts erobert wurden. Mit der Hose fällt eine wichtige Bastion in der männlichen Mode, jahrhundertelang war sie in unserem Kulturkreis, ein ausschließlich dem Mann vorbehaltenes Kleidungsstück gewesen. Mit der Hose rückt der weibliche Unterkörper wieder stärker und auf eine neue andere Art in den Focus der Mode. Nahezu negiert wurde er durch den Reifrock, dann wieder rückseitig extrem betont durch den „Cul de paris“, ein mehrfach im Verlauf von Jahrhunderten in der Mode auftauchendes dickes Polster bzw. ein kleines Gestell auf der Rückseite des weiblichen Körpers. Noch zwischen 1882 und 1888 trugen die Damen das Zur Erotisierung der Sportbekleidung im 20. Jahrhundert Polster in sehr voluminöser Ausführung und erhielten dadurch eine Silhouette, wie sie fast 100 Jahre später Grace Jones auf den Fotos von Jean-Paul Goude zeigt. Da die sportlichen Frauen – vor allem die Radfahrerinnen – es ablehnten, weite Hosen zu tragen, gerieten auch die Beine ins Blickfeld; sie waren ebenfalls jahrhundertelang unter weiten und langen Röcken verborgen gewesen. Nun zeigte frau Bein, beim Radfahren immerhin mit schwarzen Strümpfen bedeckt – wie übrigens auch noch lange Zeit beim Baden und beim Tennis. Lange verdeckt – das Bein. Auch beim Tennis zeigte frau Bein, entsprechend der Empfehlung des Freiherrn Robert von Ficard zur Tenniskleidung: „Sie sei einfach und leicht, nicht zu eng und nicht zu lang“.3 So knapp die Vorgaben bei der weiblichen Kleidung waren, so umfangreich und [3] Heiner Gillmeister, Tennis kam schon früh in Mode – Zur Geschichte der Tenniskleidung, in: Sportswear, Ausstellungskatalog Deutsches Textilmuseum Krefeld, 1992, S. 75. detailliert fielen sie für die Männer aus, für Freizeitspieler reichte durchaus ein Alltagsanzug, für den sportlichen Wettkämpfer jedoch sollte es die Flanellhose und das Flanellhemd sein. Lange diskutierte er auch die Vorzüge der neuartigen Trikotkleidung und empfahl eine Reihe von Accessoires wie Tennisgürtel, spezielle Kopfbedeckungen und der industriell hergestellte Schuh – und auf eines sei unbedingt zu verzichten – auf die Hosenträger. Natürlich gab es nationale Unterschiede, in England hielten sich wohl Männer und Frauen Karin Thönnissen oben: Badevergnügen auf Juist, 1907 Städt. Museum Schloss Rheydt unten: Herrenbadehemd, spätes 19. Jahrhundert, Replik, Museum der Badekultur Zülpich an diese Vorgabe, die Französinnen dagegen waren stets à la mode und Amerika brach alle Regeln, als 1905 eine Amerikanerin in einem deutlich kürzeren Rock und mit hochgerollten Ärmeln einen englischen Court betrat. Bis heute tragen die Tennisspielerinnen einen Rock, wenn auch inzwischen extrem kurz. Offensichtlich werden hier immer noch die alten Vorschriften befolgt, wonach gilt, Rock für die Frau, Hose für den Mann und selbst die phantasievollen Outfits einer Serena Williams sind eine Ausnahme geblieben. Nochmals Bein. Bis 1830 badeten die Pariser in der Seine nackt, dann wurde dieses verboten. Nun trugen die Frauen über ihrem corset de bain, Pluderhosen und eine Art knielange Tunika, dazu lange schwarze Strümpfe und eine Badehaube. Keuschheit triumphierte hier über Schönheit und in satirischen Bulletins hieß es sogleich: „Ja, es ist das größte Opfer, das eine Frau überhaupt irgendeiner Tugend bringen kann – es ist das Opfer der Schönheit. Sieht man sie in ihren Badeanzügen, so möchte man an eine Herde schäbiger Zur Erotisierung der Sportbekleidung im 20. Jahrhundert schwarzer Affen denken, die am Strande herumspringen. Da sie nun einmal gezwungen sind, inmitten der Männer zu baden, haben sie den genialen Schachzug erdacht, sich mit einer Schutzwolke der Hässlichkeit zu umgeben“.4 Diese Mode hielt jedoch nicht lange an, schon wurden die Röcke kürzer, die Hosen enger bis sie ganz wegfielen oder mit der Tunika zu einem Einteiler verschmolzen. Eine ähnliche Verwandlung machte auch die Herrenbadekleidung mit, vom leichten Sommeranzug Ende des 19. Jahrhunderts bis hin zum Einteiler zu Beginn des 20. Jahrhunderts, den Mutige in Rot-weiß trugen, während die älteren einen dunklen Uniton bevorzugten. Allmählich kam auch mehr Schwung ins Baden, man ging nicht mehr ausschließlich der Gesundheit wegen ins Wasser, sondern auch um sich sportlich zu messen. Bereits 1926 schwamm Gertrude Ederle als erste Frau durch den Kanal, in einem Einteiler, durchaus ähnlich dem Männerbadeanzug. [4] Zitiert nach Hermann Schreiber, Sittengeschichte der Badewanne, München 1968, S.74. 10 Dr. Karin Thönnissen Badevergnügen um 1930, Privatsammlung In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts regte sich niemand mehr auf, wenn die Damen zusammen mit den Männern badeten, der weiter oben bereits erwähnte Einteiler hatte sich durchgesetzt und zeigte erste modische Varianten. Die Frauen trugen ihn gern mit angeschnittenem Bein und einem kleinen Taillenbetonen Gürtel, bei den Männern dominierten große, tiefe Ausschnitte am Hals, Rücken und an den Armen und manch mutiger Mann trug längst eine kurze Hose. Wasser machte den Stoffen noch viel aus und ließ sie durchsichtig werden; dazu hing die Badekleidung schwer wie ein Sack am Körper – bei Männern wie bei Frauen. Und mancher Mann verließ das Wasser ohne Hose. In Atlanta waren in den 30er Jahren Badehosen für Männer verboten, man wollte den Frauen den Blick auf eine dicht behaarte Gorillabrust ersparen. Die Haut Mittlerweile galt gebräunte Haut als schön und löste damit das Schönheitsideal „Blasse Haut“ ab. Diese war jahrhundertelang ein Kennzeichen der herrschenden Klasse. Blass sein bedeutete, dass man nicht körperlich Zur Erotisierung der Sportbekleidung im 20. Jahrhundert und vor allem nicht im Freien arbeiten musste. Nun charakterisierte blasse Haut die Büromaus und den Angestellten, der seine Tage im Büro verbrachte und das so lange, dass keine Zeit für Freizeit und Sonnenbad blieb. Auch die Reformbewegung um die Jahrhundertwende hatte das ihre zur gesunden Bräune beigetragen – die Reformer empfahlen das „Lichtbad“. Wind und Sonne sollten therapeutisch auf den Körper wirken. Dazu trug 11 man aber höchstens einen Schurz – besser war allerdings schurzlos. Bräune erwarb man sich auch auf Reisen, durch ausgedehnte Aufenthalte am Meer oder im Gebirge. Da die meisten Menschen für ihren Lebensunterhalt arbeiten mussten, blieb dies ein Luxus für die Reichen – und die Bräune des 20. Jahrhunderts ein sichtbares Zeichen der Oberschicht oder des „Gesundheitsapostels“. Erst durch die Sonnenstudios Karin Thönnissen Kolorierte Daguerrotypie von 1860 ist eine Demokratie eingetreten – scheinbar, denn ein Kenner kann zwischen künstlicher und natürlicher Bräune unterscheiden. Nicht umsonst werden die Sonnenbänke auch „Assi-Toaster“ genannt. Die heutige Diskussion über Umweltveränderung und Klimaerwärmung lässt inzwischen die natürliche Bräune fraglich werden, die Tendenz geht wieder hin zum blassen Teint. Und dann signalisiert sein Träger, dass er verantwortungsvoll mit seinem Gesicht umgeht, beim Körper ist dieses neue Bewusstsein aber noch nicht angekommen. Die Haut zu Markte tragen oder Der nackte Mann Spätestens seit der Coca-Cola-Werbung weiß man nun, dass auch die glatte Männerbrust sexy wirkt. Aber schon Jahrhunderte vorher wurde der nackte Männerkörper in der Kunst thematisiert. Die Standbilder der Götter und Heroen der Griechen zeigen immer den unbekleideten männlichen Körper. Nacktheit war das Attribut der Götter – für die männlichen wie auch die weiblichen. Die Kirche verdammte die Nackheit als heidnisch und Zur Erotisierung der Sportbekleidung im 20. Jahrhundert in der päpstlichen Kunstsammlungen wurden die Marmorstandbilder mit Schleiern oder Feigenblättern versehen, genauso wie die Figuren des gerade fertiggestellten Deckenfreskos der Sixtinischen Kapelle (1508-1512) wieder „angezogen“ wurden. Besonders das 19. Jahrhundert, auch das „Viktorianische“ nach der englischen Königin Viktoria genannt, war ein sehr körperfeindliches. Die Kleidung hüllte und engte alle von Kopf bis Fuß ein. Nackte Haut gab es nur in der Kunst und die war oft nicht für jedermann zugänglich und nicht jeder konnte sie sich leisten. Leisten konnte man sich dann eher Fotografien und die eindeutig erotischen wurden als Kunst deklariert.5 Eine ganze Reihe von männlichen und weiblichen Fotografen setzte sich im Laufe des 20. Jahrhunderts künstlerisch mit der Nacktheit auseinander, die Fotografien wurden nicht nur in Zeitschriften gedruckt sondern auch in Ausstellungen gezeigt.6 In der Werbung hatte der sparsam bekleidete oder auch ganz nackte weibliche Körper lange eine Rolle gespielt, erst in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts ließen nun auch Männer die letzten Hüllen fallen. Der französische 12 Modeschöpfer Yves Saint Laurent warb als erster im Adamskostüm für sein neues Parfum. Ein Jahr später folgte ihm Burt Reynolds mit Eigenwerbung, er ließ sich für die Zeitschrift „Cosmopolitan“ abbilden, die das Foto in [5] Wilhelm von Gloeden (1856-1931) fotografierte auf Sizilien Jugendliche vor antiken Ruinen und romantischen Landschaftsprospekten. Er veröffentlichte1893 seineAufnahmen in der englischen Kunstzeitschrift „The Studio“ und beteiligte sich ab 1905 mit großem Erfolg am Postkartengeschäft. [6] Das Aktfoto – Ansichten vom Körper im foto grafischen Zeitalter, Münchener Stadtmuseum 1985. Karin Thönnissen oben: Yves Saint Laurent in seiner Parfum werbung 1971 unten: Cool Water, Parfumwerbung der Firma Davidoff, um 1980 einem herausklappbaren Poster erscheinen ließ. Nun entdeckte auch die kommerzielle Werbung den männlichen Körper als Werbemittel, vor allem bei Parfüm und Getränken wurde und wird er eingesetzt. Man erinnere sich an die Coca-Cola-Werbung, die einen arbeitenden Mann bei der Arbeit und bei seiner Pause zeigt. Der arbeitende Mann, ein Fensterputzer, trägt lediglich Jeans und bei seinem Anblick gerät die weibliche Bürobesatzung aus dem Häuschen und die anwesenden Männer ins Grübeln. Der Mann wird hier, wie auch bei den anderen Werbekampagnen als erotisches Wesen dargestellt, er wirbt mit seinem Aussehen und mit seinem gutgeformten Körper im übertragenen Sinne auch für sich. Diesen wohlgeformten muskulösen Körper erhält er natürlich nur durch sportliche Aktivität, und gleichzeitig verbindet sich damit eine Reihe von positiven Eigenschaften, wie zuverlässig, energiegeladen, leistungsbereit und disziplinert. „Der Körper, und zwar der durchtrainierte, muskulöse und ästhetische Körper ist so zu einem Wert, zu einem Status geworden.“7 Zur Erotisierung der Sportbekleidung im 20. Jahrhundert 13 Galt der muskulöse Körper noch Anfang des 20. Jahrhunderts als Zeichen für harte körperliche Arbeit und als Arbeitswerkzeug, so ist er heute ein Beleg für strukturierte sportliche Freizeitkultur. Er bedeutet Kraft, Gesundheit und ist attraktiv; so setzt der Mann des 21. Jahrhunderts ihn bei seiner Werbung um die Frau ein. Es zählt nicht mehr allein: „mein Haus, mein Auto, mein Boot“, sondern auch das Aussehen. Dafür wird eine Menge Zeit investiert oder wie es eine Lifestyle-Zeitschrift von heute formuliert, man setzt eben Prioritäten. Schießlich schläft die Konkurrenz nicht und nicht jede/r kann sich einen Personal Trainer leisten, der sagt: „gib mir einen Körper für zehn Tage, Tag und Nacht, ich forme dir eine Elfe oder einen Adonis“.8 [7] Bernd Wedemeyer, Körperkult als Lebenskonzept – Bodybuilding und Fitneßboom, in: Höher, Weiter, Schneller ... Eine Geschichte des Sports, hrsg. Von Hans Sarkowicz, suhrkamp taschenbuch 2937,1999, S. 411. [8] Zeitschrift „Fit for fun“, Juli 2006, S. 10. Karin Thönnissen Turnverein Eintracht beim Treffen 1869 in Aachen, links Abbildung von Friedrich Ludwig „Turnvater“ Jahn mit dem Motto: „frisch-fromm-fröhlich-frei“. 14 Stadtarchiv Mönchengladbach Sportbekleidung und Alltag Das Tragen von Kleidung ist ein grundlegender Bestandteil unseres Lebens. Kleidungsstücke umgeben uns täglich, sie beanspruchen einen Teil unserer Zeit und Aufmerksamkeit durch Kauf oder Pflege. Die Kleiderwahl sagt viel darüber aus, wie wir uns selbst definieren und welche Wirkung wir nach außen tragen möchten. Kleidung ist also ein grundlegendes Merkmal für unseren Alltag und kann somit auch als ein Zeichen für tiefgreifende Veränderungen gelesen werden. Beispielsweise zeigen sich gesamtgesellschaftliche Umbrüche innerhalb der Bekleidung. Als im Zuge der Industrialisierung neben der Arbeitswelt auch eine Sphäre der Freizeit entstand, beeinflusste dies Mode und Kleidung nachhaltig. Für die Freizeit entstanden neue Kleidungsstücke oder bekannte Kleidung erfuhr einen Funktionswandel, wie beispielsweise die Jeans. (Sie entwickelte sich von der Arbeiterhose zur Hose für den alltäglichen Bedarf über alle Altersgrenzen hinweg.) Neue freizeitliche Aktivitäten zogen die Entwicklung neuer Kleidungsstücke nach sich. Beispielhaft lässt sich dies anhand des Sports nachvollziehen. Sonja Nanko Die Funktion aller Kleidungsstücke war bis vor einigen Jahrzehnten noch klar definiert. Je nach gesellschaftlicher Position und Tageszeit wurden die Kleider gewechselt: die Bekleidung für den Alltag unterschied sich von der Garderobe für offizielle Anlässe. Diese strikte Trennung von Arbeits-, Alltags- und Repräsentationskleidung korrespondierte mit der festen Einteilung des Tages. Auch die gesellschaftlichen Schranken spielten bei der Bekleidung eine Rolle. In Bezug auf den Sport bedeutete dies lange, dass die Schicklichkeit gewahrt werden musste. Es herrschte ein Dresscode, der sich im Verlauf der Entwicklungen im Sportbereich änderte. Diesen Wandel zeigt besonders die weibliche Sportkleidung auf. Kurze beinfreie Kleidungsstücke für Frauen riefen um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert noch Entrüstungsstürme hervor. Im Verlauf der folgenden Jahrzehnte setzten sich kurze Hosen oder Röcke durch: immer weniger Stoff bedeckte den sportiven Körper. Die Sportbekleidung entwickelte sich auch in dem Maße, wie sich die Sportarten ausdifferenzierten. Neue Stoffe brachten Innova15 Foto: adidas / Stella McCartney Links: Fußballtrikots mit Werbung, um 2000 (Repliken von David Beckham Shirts, Nr. 9 und 23), Fan-Projekt Mönchengladbach Rechts: Herrenbadeshorts für Sommer 2007 Firma HOM tionen bei der Sportbekleidung hervor, die vor allem Verbesserung der Funktionalität anstrebten. Im Vordergrund standen dabei mehr Bewegungsfreiheit durch neue Schnitte und neue Stoffe. In den letzten Jahrzehnten löst sich die Sportmode zunehmend aus ihrer ursprünglichen Funktion und geht in den täglichen Gebrauch über. Längst nutzt man beispielsweise Jacken aus dem Outdoorbereich oder Turnschuhe nicht mehr nur zum Sport. Zunehmend verschieben sich die Grenzen zwischen Freizeitund Arbeitsbereich und den dazugehörigen Dresscodes; die Sportmode erobert weite Bereiche des Alltags. Das Tragen von SportSportbekleidung und Alltag bekleidung allein sagt nichts mehr über die tatsächliche sportliche Betätigung aus, sondern verweist auf die „Sportlichkeit“ des Trägers. Dieses zeigt auch auf einen erhöhten Prestigewert von Sportbekleidung und den zugehörigen Accessoires, die die Träger mit entsprechenden Attributen wie eben Sportlichkeit und Jugendlichkeit ausstatten. Gleichzeitig erfährt die Sportbekleidung eine Ästhetisierung. Das Design wird körperbetonter und die Farben folgen aktuellen Modetrends. Somit tritt die Sportmode in Konkurrenz zur Konfektionskleidung. Mit dieser Entwicklung tritt das Design mindestens gleichberechtigt neben die Funktionalität der Kleider. Anhand der Sportbekleidung lassen sich auch andere Prozesse aufzeigen, welche anhand der Schlagworte „Schönheitsideal“und „Körperlichkeit“ nachzuvollziehen sind. In der sportiven Kleidung schlägt sich zum Beispiel der Wandel des Schönheitsideals in den letzten Jahrzehnten nieder. In den 1950er Jahren dominierte die sinnliche Weiblichkeit, die mit entsprechenden Formen vor allem von Marilyn Monroe oder Gina 16 Lollobrigida verkörpert wurde. Ein Jahrzehnt später stellte Twiggy den völlig konträren neuen Frauentypus dar: jugendlich und „spindeldürr“. Twiggy löste einen wahren Schlankheitskult aus, der sich bis in die heutige Zeit abzeichnet. Allerdings wurde dieser in den 1980er Jahren durch neue Sportarten wie Fitness, Aerobic und Bodybuilding in andere Bahnen gelenkt. Der muskulös durchtrainierte Sonja Nanko Auf der Suche nach der Traumfigur Ingram Photo Körper war nun die Grundvoraussetzung, um dem Schönheitsideal zu entsprechen. In der Gegenwart haben wir uns von den Schönheitsidealen der letzten Jahrzehnte nicht weit entfernt. Die Begriffe „schlank“ und „muskulös“ beschreiben noch immer das aktuelle Ideal. Unterschiede zeigen allerdings die Bilder von Frauen und Männern auf. Das Schönheitsideal für Männer bleibt relativ stabil. Der ausgeformte Körper verschärft sich allerdings hin zum so genannten „Waschbrettbauch“; die klar definierte Bauchmuskulatur und ein komplett trainierter Körper bestimmen das Männerbild. Das weibliche Ideal vereint zwei Tendenzen in sich. Die trainierte und definierte Form des Männer zeigt sich auch bei den Frauen. Gleichzeitig sollen sie jedoch auch über „weibliche Formen“ verfügen. Verfolgt man die öffentliche und besonders die mediale Diskussion um Schönheit und Lifestyle, zeigt sich eine Steigerung der Situation. Zur Erreichung des Ideals werden vermehrt die Möglichkeiten der ästhetischplastischen Chirurgie von Frauen und auch von Männern in Anspruch genommen. Allen Wunschvorstellungen von Körper und Sportbekleidung und Alltag Aussehen ist die Jugendlichkeit als Grundvoraussetzung gemein. Dadurch tritt vor allem der jung aussehende Körper ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Einher geht dies mit dem Leitbild von Jugendlichkeit bis ins hohe Alter, die sich nur durch immerwährende Sportlichkeit und entsprechenden Lebenswandel annähernd erreichen und erhalten lässt. Dieser Vorgang nennt sich „Versportung“: die sportliche Lebenshaltung bestimmt weitgehend 17 das Freizeit- und somit auch das Kleidungsverhalten. Mit einer trainierten und gut aussehenden Erscheinung wird weiterhin oftmals Erfolg, Glück und Gesundheit assoziiert. Als Zeichen dieser Entwicklung zeigt gerade die Sportbekleidung den Wandel von Schönheit und den Wechsel von Reife zu Jugend auf. Da Sportkleidung gekonnt die entsprechenden Werte transportiert, erklärt sich auch aus dieser Perspektive die Ausbreitung der sportiven Sonja Nanko Sportbikini der Firma adidas, 2000 Museum der Badekultur Zülpich Sport und Mode am Beispiel adidas® adidas wurde von dem gelernten Bäcker Adolf (Adi) Dassler (1900 – 1978) zusammen mit seinem Bruder Rudolf in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts gegründet und stattete schon vor dem Zweiten Weltkrieg Sportler mit speziellen Sportschuhen aus. Die Olympischen Spiele 1936 in Berlin machten die „Dassler-Schuhe“ international bekannt; in ihnen gewann James (Jesse) Owens vier Goldmedaillen. Nach dem Zweiten Weltkrieg trennten sich die beiden Brüder, Rudolf gründete Puma und Adolf adidas. 1949 ließ Adolf die berühmten drei Streifen als Handelsmarke eintragen. In den 60er Jahren kam Sportbekleidung auf den Markt. Gut zehn Jahre nach dem Tod des Gründers wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und kaufte Ende der 90er Jahre die Firmengruppe Salomon dazu. Im Jahr 2000 fragten verschiedene Designer bei adidas an, daraus entwickelte sich eine dauerhafte Zusammenarbeit mit Yohji Yamamoto (ab 2001) und Stella McCartney (2004). 18 Karin Thönnissen Die Marke adidas umfasst heute drei Bereiche: adidas Sport Performance mit Stella Mc Cartney (führende Technologien = neue Materialien), adidas Sport Style mit Yohji Yamamoto (Verbindung von Sport und Design) und adidas Sport Heritage (adidas Originale) Yohji Yamamoto entwarf zunächst Schuh kollektionen für Frauen, ab 2002 auch für Männer und stellte im gleichen Jahr die erste „Sport Style Y-3“ in Paris vor. Im September 2006 wird die inzwischen neunte Kollektion Frühjahr/Sommer 2007 in New York gezeigt werden. Stella McCartney arbeitet seit 2004 für die Firma adidas. Sie entwirft ausschließlich für Frauen sportliche Mode für die Bereiche Gymnastik, Laufsport, Schwimmen und Tennis. 2006 stellte sie ihre erste Wintersport-Kollektion für Skiläuferinnen vor und inzwischen wurde ihre Zusammenarbeit mit adidas bis 2010 verlängert. adidas 19 Karin Thönnissen Im Spitzensport entscheiden oft nur Millisekunden über den ersten oder zweiten Platz. Großen Anteil hat dabei nicht nur die Kondition des Athleten, sondern auch seine Kleidung. Trugen die Sportler zu Beginn des 20. Jahrhunderts und noch weit davor normale Alltagskleidung, erfuhr ihre Kleidung im Verlauf des 20. Jahrhunderts grundlegende Änderungen. Immer kürzer und enger wurde die Tennishose, das Turnhemd und der Badeanzug. Neue Materialien wurden erfunden und eingesetzt: Elastikgarn zu dehnbaren Stoffen verwebt, aus künstlichen Fasern schweißabsorbierende und -transportierende Gewebe hergestellt. Funktionalität, Bequemlichkeit und der so genannte „Wohlfühlaspekt“ spielten und spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle, ebenso wie die Verarbeitung von modischen Einflüssen aus der Alltagsmode. Heute ist es ein wechselseitiger Austausch geworden, die Mode übernimmt nicht nur gewisse Materialien wie Mikrofaser und Fleecestoff, sondern auch Formen wie die Radlerhose und knappe Beach-Volley-Ball-Tops. Oft weiß man nicht, ob man nun ein topmodisches Kleidungsstück vor sich hat oder Die Hüllen der Sportlichen einen höchst funktionalen Sportdress. Da es inzwischen über 260 Sportarten gibt, die frau/man allein oder gemeinsam ausüben und dabei noch auswählen können, an welchem Ort auf der Erde und zu welcher Tages- und Nachtzeit die sportliche Aktivität stattfindet, trifft man die Sportiven immer und überall. An der Kleidung sind sie dabei nicht zu erkennen (es gibt auch Ausnahmen) dafür meist aber am wohlgeformten und gebräunten Körper. Und der wird auch gezeigt. Und oftmals ist er nicht so wohlgeformt wie der Körper von David Beckham, der sich für die Kamera ganz auszog und sich dann aber nur von der Seite her fotografieren ließ. Ohne Sport. Ein Blick zurück Sportlich waren schon die alten Griechen, Homer beschrieb die sportlichen Wettkämpfe, die zu Ehren der Götter abgehalten wurden. Auf antiken Vasen sind sie abgebildet: Männer, die um die Wette laufen, miteinander ringen und Faustkämpfe austragen. Nackt, ohne ein Stück Stoff auf dem Körper, bekleidet nur mit einer Schicht dickflüssigen wohlriechendem Öl. Sowohl die Athleten (die Wettkämpfer) 20 Diskuswerfer, 450 v. Chr., Museo Nazionale Romano, Rom Die Hüllen der Sportlichen Karin Thönnissen Der Wagenlenker, 478-474 v.Chr. , Museum zu Delphi wie die Palästriten (die Freizeitsportler) trugen diese einheitliche Kleidung, seit – so wird erzählt, ein Läufer um 720 vor Christus beim Wettlauf seinen bis dahin üblichen Schurz verlor. Da er siegte, war man überzeugt, dass Kleidung bei sportlichen Wettkämpfen nur hinderlich war.1 Die Kleiderlosigkeit galt nicht für alle Sportarten, beim Reiten trugen die Jockeys schon mal einen kurzen Chiton, während die knöchellange Version beim Wagenrennen angelegt wurde und hier, wegen der hohen Verletzungsgefahr fast immer. Für Frauen und Mädchen gab es andere Regeln, zum einen war der Frauensport auf wenige Orte in Griechenland, u. a. Sparta, beschränkt, zum anderen galt für Frauen und Mädchen das Gebot der Keuschheit. Nur Sklavinnen zeigten sich völlig nackt, da sie Unpersonen waren und keine Rechte besaßen. Selbst im freizügigen Sparta, wo die Athletinnen als gymnai (= nackt) beschrieben werden, gab es offensichtlich eine minimale Bekleidung, denn gymnai kann auch mit „fast ganz entblößt“ übersetzt werden. Auf den wenigen erhaltenen Abbildungen tragen die Sportlerinnen kurze knappe Shorts, wie übrigens auch die Artistinnen. Eine weitere weibliche Sportbekleidung war das kurze Gewand, wie eine Marmorstatue in Rom zeigt. Durch die reiche Fältlung hatte der Rock die notwendige Weite für sportliche Übungen; gehalten wurde das Kleid durch einen breiten Stoffgürtel unterhalb des Busen sowie durch einen Knoten auf der linken Schulter, dabei blieben beide Arme und die rechte Brust unbedeckt. Auch die Römer kannten den sportlichen Wettkampf zu Ehren der Götter und ließen die Gladiatoren in großen Arenen antreten. Um 300 vor Christus trat der heidnisch-religiöse Charakter in den Hintergrund, „Brot und Spiele“ so hieß die Losung der römischen Kaiser, mit der das Volk zufrieden gestellt [1] Man nimmt an, dass die Nacktheit des männlichen Sportlers ein Ausnahmestatus war und Magie und Kult mit eine Rolle spielten. Das Nacktsein einer Person war sonst nur in der Kunst erlaubt, Götter und Heroen wurden unbekleidet dargestellt und dadurch in eine transzendentale Sphäre gesetzt, die nichts mit dem Irdischen gemein hatte. Siehe dazu auch Norbert Himmelmann, Herrscher und Athlet. Die Bronzen vom Ouirinal in: Ausstellungskatalog Bonn 1989. Die Hüllen der Sportlichen 21 Karin Thönnissen Ritterrüstung aus der Waffenhalle im Städtischen Museum Schloss Reydt wurde. Die normale römische Kleidung war zu stoffreich, das sie zu den Wettkämpfen getragen werden konnte. Über die – für die Oberschicht – knöchellange Tunika lag die Toga, dazu je nach Jahreszeit und Stand ein Mantel. Regionale und nationale Eigenheiten veränderten die Gewänder, auch der modische Einfluss sorgte für Variationen, aber zu Wettkämpfen waren sie nicht tragbar. Hier blieb die spärliche Bekleidung nahezu gleich: die Gladiatoren trugen einen Leibgurt und – wie man sich in dem Film „Ben Hur“ vergewissern konnte – waren die Wagenlenker bei den beliebten Wagenrennen in eine feste Schutzkleidung aus Leder gehüllt. Es waren bezahlte Sportler, die hier antraten oder Sklaven und Gefangene, die um ihr Leben kämpften. Alle anderen schauten zu, fast so wie heute. Immerhin gab es noch die von den Griechen übernommenen Olympischen Spiele; manchmal mit zweifelhaften Erfolgen, denkt man den Sieg Neros beim Wagenrennen. Mit dem Verbot von Kaiser Theodosius 396, in dem die Spiele einen zu heidnischen Charakter hatten, erlosch für 1 500 Jahre das olympische Feuer. Die Hüllen der Sportlichen Im Mittelalter besann man sich wieder auf den Körper, den die Kirche weiterhin als sündiges Gefäß für die unsterbliche Seele verdammte und mit Hilfe der Kleidung zu negieren suchte. Gleichwohl untersagte die Kirche nicht das körperliche Training der Ritter, die sich für die grausamen und harten Kämpfe von Mann zu Mann um Besitz und Ehre fit machten. In den friedlichen Turnierspielen wurde die Kondition und vor allem die körperliche Geschmeidigkeit vorgeführt. Das Spiel der Muskeln ließ sich dabei nicht verfolgen, denn die eisernen Rüstungen waren blickdicht. Auch der Bürger griff zu den Waffen, denn es galt inzwischen den eigenen Besitz und auch die Stadt zu schützen. Hier übte man in Gemeinschaften aus denen sich später Schützenbruderschaften entwickelten. Daneben fanden auch zivile Wettkämpfe während der Volksfeste und Jahrmärkte statt, bei denen es viel Ruhm und sogar Preise gab. Artisten und Gaukler waren die ersten Profis, die mit ih22 ren Kunststücken, den weitesten Weitsprung oder den höchsten Hochsprung, Geld verdienten.2 Beim Training und bei den Wettkämpfen wurde die normale Alltagskleidung getragen, eine Kleidung, die vom Ende des 11. Jahrhunderts bis fast zur Mitte des 14. Jahrhunderts bei beiden Geschlechtern in der Form ähnlich war: Hemdartig mit langem Ärmel und Gürtel für die Frau, Kniekurz mit Hose für den Mann. Der Körper war, ob männlich oder weiblich, vollkommen bedeckt, sozusagen von den Zehenspitzen bis zum Kinn und blieb es auch lange Zeit. Bei den Wettkämpfen und auch bei den sehr beliebten Ballspielen, die [2] Einer der berühmtesten war Archangelo Tuccaro, der ein Lehrbuch verfasste: „Trois dialogues de l’exercise de sauter et voltiger en l’air“. Bis in das 20. Jahrhundert hinein diente es als Lehrbuch für Sprungübungen. Siehe dazu: Arnd Krüger, Vom Ritual zum Rekord – Auf dem Weg zur Sportleis tungsgesellschaft, in: Schneller, Höher, Weiter. Eine Geschichte des Sports, hrsg. von Hans Sarkowicz, suhrkamp taschenbuch 2937,1999, S.88. Karin Thönnissen Turnunterricht der Jungen auf dem Schulhof, 1905, Stadtarchiv Mönchengladbach ab dem 16. Jahrhundert in Mode kamen und mit denen sich die Oberschicht vergnügte, legte der Mann seine Oberbekleidung ab und spielte im Hemd. Mit der Aufklärung bekam die körperliche Übung wieder einen neuen Wert. Neben der geistigen Bildung stand die Ertüchtigung des Körpers frei nach der Devise: „mens sana in corpore sano – nur im gesunden Körper kann ein gesunder Geist stecken“. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts erschien „Gymnastik für die Jugend“ von Johann Friedrich GutsMuth (1759-1839), er empfahl die Übungen in locker sitzenden Hemden und wadenlangen Hosen, die Jacke wurde ausgezogen, denn der Körper sollte sich nicht überhitzen. Laufen, Springen, Balancieren und Klettern gehörten zur Leibeserziehung der Knaben, die Mädchen dagegen lernten Tanzen, den anmutigen Gang und absolvierten täglich einen einstündigen Marsch – in ihrer normalen Alltagskleidung. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war dies durchaus möglich, die jungen Mädchen trugen eine wadenlange Tunika mit einer noch längeren Hose darunter. Neben dieser pädagogischen Gymnastik, Die Hüllen der Sportlichen man könnte durchaus schon „Schulsport“ sagen, gab es die athletische Gymnastik um für Wettkämpfe die notwendige Kondition zu bekommen; zur Erhaltung der Gesundheit wurde medizinische Gymnastik erteilt und als eine frühe Form des Wehrsports die kriegerische Gymnastik. Mit Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852), dem „Turnvater Jahn“ erhielt die Leibeserziehung 23 eine zusätzliche Ausrichtung. Einerseits abgestimmt auf die körperliche Ertüchtigung, sollte andererseits der Sport die Menschen in Vereinen zusammenführen und der Nationalgedanke gepflegt werden. Auch Jahn plädierte für eine einheitliche Turnkleidung, die aus einem weitgeschnittenen Hemd mit offenen Kragen und langen Ärmel, einer weiten wadenlangen Hose ohne engen Bund und Karin Thönnissen Mädchen beim Turnunterricht auf dem Schulhof, 1905, Stadtarchiv Mönchengladbach Gymnasium Marienschule, Schülerinnen in der Turnhalle, 1912, Stadtarchiv Mönchengladbach gegen die Erhitzung nach dem Sport: „Ein Deutscher Rock, der hinten zu ist und vorn zu geht“.3 Durch die politische Ausrichtung – die Turner forderten die Einheit Deutschland auf republikanischer Grundlage – verzögerte sich die Einführung des Turnens als festes Fach in den Schulen um mehr als zwanzig Jahre. Als es dann 1860 in den Volksschulen als Pflicht[3] Zitiert nach Roland Naul, Zur Geschichte der Schulturnkleidung: Von Leinenhemd und Wäscherock, deutschen Turnhosen und amerikanischen Trikots, in: Sportswear, Ausstellungskatalog Deutsches Textilmuseum Krefeld, 1992, S. 19. Die Hüllen der Sportlichen fach in den Unterrichtsplan eingefügt wurde, interessierte das Thema Kleidung zunächst nicht. Die „Leibesübungen“ waren Freiübungen für Arme und Beine; Laufen, Springen und Spielen nicht mehr erlaubt – Turnen war nicht nur in der Schule langweilig. Es reihte sich Übung um Übung aneinander, man durfte sich nicht austoben und Turnen stand strikt unter dem Motto: Körperertüchtigung und nicht Wettkampf. Anders in England, wo der moderne Sport seine Anfänge hat, hier wurde sozusagen auch der Begriff dazu erfunden. Zwar hieß es 24 schon im Mittelalter disportare, was mit „sich vergnügen“ oder „sich zerstreuen“ übersetzt werden kann und daraus entwickelte sich das Hauptwort „desport“. Das bezeichnete „Zerstreuung“, „Erholung“ und auch das „Vergnügen“, das der Adel an den tonangebenden französischen Höfen suchte. In England kürzte man das Wort zu „sport“ und so kam es auch zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach Deutschland. Hier verstand man unter Sport in erster Linie Turnen und das wurde nahezu ausschließlich in Vereinen ausgeübt und an Schulen unterrichtet. Karin Thönnissen Die männliche Jugend der Turnabteilung des Sport- und Turnvereins Wanlo 03, 1968 Stadtarchiv Mönchengladbach Boxsport um 1920, Privatsammlung Erst Ende des 19. Jahrhunderts übernahm man auch auf dem Kontinent englische Sportarten, Spielregeln und Kleidungsvorschläge. In England trug der Sportler Trikothemd und eine Hose aus Flannell oder auch Trikot. Nach langen Diskussionen in den deutschen Vereinen siegte das Argument Bequemlichkeit und ab da war dann Turn- und Sportkleidung aus diesen Stoffen erlaubt – für den Mann. Für Frauen und Mädchen war sie weiterhin verboten, was alles über ihre optische Wirkung aussagt. Über dieses Verbot setzten sich die Sportlerinnen hinweg, sie wählten die bequeme Kleidung, die Bewegung zuließ und Bewegung, vor allem die schnelle, bedeutete Sieg. Siegen war im Sport wichtig – nicht beim Turnen – Siegen hieß der oder auch die Beste zu sein, Leistung erbracht zu haben und sich gegen die Konkurrenz durchgesetzt zu haben. Das Training des Körpers, der verschiedenen Muskeln wurde nun systematisch betrieben, Die Hüllen der Sportlichen Minuten in Sekunden unterteilt – heute sind es inzwischen 10tel Sekunden – und auch der Kleidung wurde und wird mehr Aufmerksamkeit geschenkt.4 Innerhalb der Kleidungsvorschriften, die die Sport-Verbände aufstellt haben, bewegt man sich relativ locker, vor allem wenn Modeschöpfer kreativ einschreiten oder sich die Stars selber schöpferisch betätigen wie beispielsweise Serena Williams. Auch neue Materialien trugen zur Formveränderung bei, so wie die Erfindung formstabiler Gewebe zu hautengen Hosen und anliegenden Trikots führte. Im Kampf um den Sieg geht heute die Tendenz in einigen Sportarten wieder hin zu mehr Körperdeckung – nicht aus ästhetischen Gründen, sondern aus praktischen Erwägungen wie bei den langen Fußballhosen. Durch die neue Länge und den oftmals zusätzlichen „Radlerhosen“ darunter schützen sie die Muskeln. Im Schwimmsport trägt man heute sogar den Ganzkörper-Anzug mit knöchellangen Hosen und langen Ärmeln, gefertigt aus einem neuartigen Material, das die Haifischhaut mit ihren winzigen Hautzähnchen imitiert. Spezielle 25 [4] Ausführlich zu den einzelnen Aspekten und zur Sportkleidung der verschiedenen Sportarten in: Sportswear, Ausstellungskatalog Deutsches Textilmuseum Krefeld, 1992. Karin Thönnissen Fast-Skin-Anzug der Marke Speedo, 2003 Deutsches Sportmuseum Köln Triathletin beim TriathlonWorldcup in Hamburg, 2006 Stoffzonen, sogenanntes „Gripper-Gewebe“, sind an den inneren Unterarmen eingesetzt und lässt den Schwimmer das Wasser besser spüren. Besonders gefertigte Nähte, „Superstretch-Nähte“, unterstützen dabei die Muskelbewegungen der Schwimmer. Ein Blick auf den wohlgeformten Körper bleibt dem Zuschauer durch diesen Anzug nicht verwehrt, es entgeht ihm aber das Muskelspiel und körperspezifische Details. lich zu einer gern getragenen Freizeitkleidung. Nochmals ein Zitat aus einer Studie: 93 % aller Franzosen konsumieren Sportartikel, aber nur 65 % treiben Sport.7 Sport heute: eine gigantische Industrie und enormes wirtschaftliches Potential steht dahinter, bei den Profis wie auch bei den Freizeitsportlern. 20,9 Millionen Deutsche trieben aktiv Sport, so eine Studie des VDF im Jahre 2000, 16,5 davon eine fitnessorientierte Sportart.5 Sechs Jahre später ist Deutschland das Schlusslicht, in sechs europäischen Ländern betätigt sich inzwischen jeder zweite regelmäßig sportlich. Dennoch ist Deutschland mit Abstand der größte Markt für Textilien, Hartware und Zubehör, 2005 wurden 1,5 Mrd. Euro umgesetzt und die Umsätze steigen weiter.6 Bekleidung spielt dabei eine wichtige Rolle, fast für jede Sportartart gibt es die passende Die Hüllen der Sportlichen [5] Siehe dazu: Heribert Klein, Wer fit werden will, muss wissen: Sport und Turnen füllt Gräber und Urnen, Artikel in der FAZ, 15. 11. 2000. Kleidung. Perfekt in der Form, strapazierfähig, bequem und funktional muss sie sich bei jedem Wetter und in jeder Situation beweisen, ihr modischer Faktor macht sie zusätz26 [6] Kornelia Scholz, Design fürs Draußen-Sein, in: TM Fashion Trendmagazin, Nr. 9, Juli 2006, S. 94-96. [7] Norbert Wild, sportswear – Sport und Mode: une affaire à suivre, in: Ausstellungskatalog Sportdesign – zwischen Style und Engineering, Museum für Gestaltung, Zürich 2004, S. 77-84. Karin Thönnissen In den Fitnessstudios findet man heute reichlich Kurse wie Yoga, Pilates, Tai Chi, Bauchtanz, Aroha oder Tae Bo. Doch wie kam es zum Umbruch zwischen der Zeit, als Sport funktionell der Körperkräftigung oder dem Wettkampf diente und der heutigen Fitness, bei der Entspannung und Spaß das Training bestimmen? Diese Entwicklung geht ursprünglich auf den amerikanischen Arzt Dr. med. Kenneth H. Cooper zurück. In den 1960er-Jahren spezialisierte sich dieser auf die Entwicklung von Trainingsformen, welche eine ausreichende Sauerstoffversorgung des Körpers gewährleisteten. Cooper entwickelte damals ein Übungsprogramm für NASA-Astronauten, bei dem die aeroben Ausdauersportarten Laufen, Schwimmen, Rad fahren und verschiedene Ballspiele in den Vordergrund gerückt wurden. Cooper stellte das aerobe Ausdauertraining als Grundlage eines jeden Trainingsprogramms vor und ihm gelang damit die Popularisierung des Fitnesssports in Amerika. Zum weltweiten Durchbruch verhalf vor allem die Schauspielerin Jane Fonda im Jahre 1982. Foto: Ingram Photo Wie kam der Spaßfaktor in die Fitness? Sie propagierte den Aerobic-Sport weltweit und vermarktete ihr eigens entwickeltes Gymnastikprogramm durch Videos und das Workoutbuch: „I feel good“. Coopers Konzept wurde auch von anderen Fitnessanhängern übernommen und schlicht als ‚Workout‘ bezeichnet. Der Begriff ‚Aerobic‘ setzte sich dann gleichzeitig mit der Ausbreitung des Konzeptes durch. Das neuartige Fitnesstraining fand in Gruppen statt und wurde meist von moderner Musik begleitet. Die einzelnen Übungen waren eine Mischung aus traditioneller Gymnastik und freiem Tanz. Dabei gab ein Trainer die Übungen vor und diente als Motivator für die Teilnehmer. 1988 wurde erstmals Kritik an diesem Fitnesstraining geäußert, man diskutierte daraufhin zunehmend über die Schädlichkeit von Aerobic wegen falscher Trainingsmethoden. Doch nach einem kurzzeitigen Einbruch der Aerobic-Bewegung entstanden Anfang der 1990er Jahre neue Formen von Aerobic mit stärkerem medizinischen und sportwissenschaftlichen Hintergrund. 27 Auch die Stars wagten sich wieder an den Sport, mit Erfolg. Model und Schauspielerin Carmen Electra verlieh dem Aerobic-Konzept noch ein wenig Würze indem sie es zu Aerobic-Striptease umfunktionierte. Bis heute ist die Gruppensportart Aerobic in jedem Fitnessstudio anzutreffen und wurde zunehmend weiterentwickelt, sodass sich mittlerweile eine Vielzahl von Möglichkeiten bietet, Sport als unterhaltsame, abwechslungsreiche und entspannende Freizeitbeschäftigung zu betreiben. Lidia Semenjuk Das Schweißband – Schmuckstück der Sportler Der ursprüngliche Zweck der an Stirn und Handgelenken getragenen Bänder lag im sportlichen Bereich und war rein funktionell. Sie dienten dazu den Schweiß des Sportlers aufzusaugen und Schweißbänder an den Handgelenken hielten zusätzlich das Blut am Puls warm, ohne dass der Sportler ein langärmliges Oberteil tragen musste, welches das Schwitzen gefördert hätte. Doch vor allem durch den Aerobic-Trend der 1980er Jahre entwickelte sich das Schweißband zunächst im sportlichen Bereich zu einem unverzichtbaren Utensil. Stars vermarketen ihre Aerobic-Videos, in denen sie im perfekten Aerobic-Outfit mit farblich passenden Schweißbändern auftraten und diesen Trend unter ihren Fans verbreiteten. Auch bei Läufern wurden die praktischen Schweißbänder beliebt. Für den endgültigen Durchbruch sorgte Tennis –Ass Björn Borg mit seinem gestreiften Stirnband und das Tanzoutfit der Hauptdarstellerin Jennifer Beals im Film „Flashdance“. Dadurch gewann der modische Aspekt gewann immer mehr an Bedeutung. Historisch war das Stirnband als modisches Accessoire jedoch schon lange bekannt. Frühe Kulturen gebrauchten solche Bänder bereits als rituellen Kopfschmuck. Es galt vor allem als ein besonderes, herrschaftliches Symbol für die Götterwelt und von den menschlichen Herrschern wurde es in besonderer Funktion getragen, vor allem als Diadem oder Krone. Im Jahre 1924 zog ein Stirnband die Aufmerksamkeit der Zuschauer von Wimbledon auf sich. Die Tennisspielerin Suzanne Lenglen trug, statt des damals üblichen Hutes, bloß ein Stirnband zum Spiel. Dies verstieß sowohl gegen die Kleiderordnung als auch gegen die Etikette der 20er Jahre. Das Band wurde auf Fotos damals aufwendig zu einem Hut retouchiert. In der Hippiezeit erlebte das modische Stirnband seine Hochblüte, es wurde zum Leitsymbol des Lebensstils von Freiheit und Lässigkeit. Und auch in den 80er Jahre war das Stirnband sicherlich der Ausdruck eines Lebensgefühls in der Musikwelt. Die besten Beispiele dafür sind die Musiker Nena, Donovan und Jimmy Hendrix. Aber auch im Sport wurde man aufmerksam auf Tennis-Ass Björn Borg mit seinem gestreiften Stirnband. Mittlerweile können Stirnbänder auch soziale 28 Aufgaben erfüllen, indem Sportler zum lebenden Werbeplakat für ihre Sponsoren oder auch Spendenaufrufe werden. Auch das Schweißband am Handgelenk liegt am Puls der Zeit. Vor kurzem schaffte es auch den Sprung in die Modewelt des Durchschnittsbürgers. Vor ein paar Jahren breiteten sich die Schweißbänder in allen möglichen Farben und mit den unterschiedlichsten Motiven an den Handgelenken der Menschen aus und wurden nicht mehr nur beim Fitnesstraining, sondern auch als modisches Accessoire in der Freizeit getragen. Heute ist das Schweißband am Handgelenk noch immer nicht aus der Mode gekommen. Internetseiten wie www.schweissband.com bieten eine enorme Auswahl an modischen Schweißbändern. Und auch das Stirnband feiert sein Revival in der Modewelt. Stilikonen wie Sienna Miller, Nicole Richie oder auch Paris Hilton beweisen, dass das Trend-Accessoire der Hippiezeit durchaus salonfähig ist. Lidia Semenjuk Die Modeschöpferin Coco Chanel Gabrielle Chanel wurde am 19.08.1883 als zweite uneheliche Tochter von Albert Chanel und der Jeanne Devolle geboren. Nach dem Tod der Mutter 1895 erlernte sie im Waisenhaus den Beruf der Näherin und war mit 20 Jahren Angestellte in einem Aussteuerund Babyartikelgeschäft. In ihrer Freizeit trat sie als Sängerin auf und dabei erhielt den Spitznamen Coco. Der Pariser Industriellensohn Etienne Balsan führte sie in die Gesellschaft ein; sie waren vier Jahre ein Paar. Durch seine finanzielle Unterstützung konnte C. Chanel 1910 ein Hutatelier in Paris eröffnen. Nach der Trennung von Balsan eröffnete sie 1911 mit Hilfe ihres neuen Partners, Bergwerksbesitzer Arthur Capel, ihr erstes Modehaus in Paris und 1913 eine Boutique im Seebad Deauville. Bereits 1915 besaß sie Modesalons in Paris und Biarritz. Ein Jahr später konnte sie die Schulden bei Capel begleichen. 1936 beschäftigte Coco Chanel 4 000 Angestellte und war mit Künstlern wie Pablo Picasso und Politikern wie dem britischen Premierminister Winston Churchill befreundet. Zur Zeit des Nationalsozialismus überzeugte sie ihr damaliger Partner Dincklage, Sonderbeauftragter des Reichspropagandaministeriums in Frankreich, Churchill zu Gesprächen mit den Deutschen über das Kriegsende zu überreden, doch die Aktion scheiterte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie als Kollaborateurin verhaftet und ging ins Schweizer Exil. Nach Paris zurückgekehrt, eröffnete sie 1954 ein neues Geschäft. Die Presse verhöhnte ihre neue Kollektion, doch ein Jahr später begann mit dem Lob des „Life“-Magazins der Siegeszug des Chanel-Kostüms. Am 10. 1. 1971 starb Coco Chanel mit 87 Jahren. Die Modeschöpferin hat auf dem Gebiet der Mode Großes geleistet. Sie hat für die Abschaffung des Korsetts gesorgt und den Frauen das „kleine Schwarze“ hinterlassen, ein schlichtes schwarzes, aber raffiniert geschnittenes Kleid, in dem frau zu verschiedenen vielen Anlässen gut angezogen war. Sie sorgte für weitere Freiheiten durch auf damals skandalöse Länge, d. h. knapp unterhalb des Knies, gekürzte Röcke, gestrickte Badeanzüge, die auf Oberschenkellänge endeten und unter denen Shorts hervorblickten, das Chanel-Kostüm aus Tweedstoff, Hosen 29 Links: Ein zweiteiliges Modell, wie es Coco Chanel 1914 am Strand von Deauville trug, rechts: Zweiteiliger Damenbadeanzug 1870, Beide Anzüge sind Repliken Museum der Badekultur Zülpich für Frauen oder den Twinset. 1921 entwickelte sie außerdem das erste Parfum aus synthetischen Komponenten, Chanel N°5. Doch sie hinterließ den Frauen ebenfalls Lebensratschläge, sagte z. B.: „Wenn man ohne Flügel geboren wurde, darf man sie nicht am Wachsen hindern“. Hanna Rasch Der Monokini Im Jahre 1964 wagte der Modemacher Rudi Gernreich einen damals schockierenden Vorstoß in der Modewelt. Er kreierte den Monokini, eine gewagte Badehose mit zwei langen Trägern, doch nicht für Männer, sondern für Frauen. Dabei bedeckten die Träger recht wenig, weshalb die Kreation auch „Busenfrei“ genannt wurde. Diese Einblicke riefen bei einigen Begeisterung, bei den meisten jedoch Empörung hervor, sodass der Trend allmählich wieder verschwand. In den letzten Jahren wurde der Monokini von zahlreichen Designern wiederentdeckt. Doch bis zum Entblößen der Brust geht man heute nicht mehr, die Models zeigen sich nicht im geringsten so freiherzig wie die der 60er Jahre. Der Monokini zeigt heute raffiniert mehr Haut als der Badeanzug, doch der Trend geht wieder zur Verhüllung, wenn man an die knappen Bikinis der 90er Jahre denkt. Links: Damenbadeanzug aus schwarzem Elastikstoff, Mitte 60er Jahre rechts: Monokini aus türkisfarbenem Elastikstoff, 1964 Museum der Badekultur Zülpich 30 Lidia Semenjuk Verbinden Sie Pilates mit Mönchengladbach? Etliche Menschen in Amerika, und vor allem immer mehr Stars, betreiben Pilates um sich fit und jung zu halten. Dazu gehören Berühmtheiten wie Sharon Stone, Brad Pitt, Jodie Foster und Madonna. Aber wie viele von ihnen kennen wohl Mönchengladbach? – Doch genau dort findet das Körpertraining seinen Ursprung. Und zwar am Anfang des 20. Jahrhunderts bei Joseph Hubertus Pilates. Der Namensgeber und Erfinder des aktuellen Fitness-Trends wurde im Jahre 1880 in Mönchengladbach geboren. Joseph Pilates verbrachte seine Kindheit damit, seinen durch Asthma und Rachitis geschwächten Körper mit den unterschiedlichsten Trainingsmethoden zu stärken. Er ließ kaum eine Sportart aus, von Boxen über Skifahren, Ringen, Gymnastik bis zum Tauchen. Zusätzlich beschäftigte er sich damals schon mit Yoga und fernöstlichen Kampfsportarten. Diese sollten sein späteres Trainingskonzept entscheidend prägen, da sie, wie das spätere Pilates-Training, die Einheit von Körper und Geist voraussetzten. Eine Art Ausformung erhielt das Trainingskonzept während Joseph Pilates Zeit im In- ternierungslager im Ersten Weltkrieg. Pilates erprobte dort seine Lehre, indem er für seine Mithäftlinge ein Training mit Bettfedern entwickelte. Dieser Methode sind auch noch aktuelle Trainingsgeräte für Pilates nachempfunden. Sein Konzept eines ganzheitlichen Körpertrainings nannte er selbst ‚Contrology‘. Im Jahre 1912 eröffnete er gemeinsam mit seiner Frau Clara in New York das erste Pilates-Studio, welches selbst nach seinem Tod 1967 noch immer weitergeführt wird. Heutzutage ist Pilates ein ausgeformtes Ganzkörpertraining, welches verschiedene Elemente aus Yoga, Akrobatik und Ballett enthält. Pilates ist ein Wechselspiel aus Dehnung und gleichzeitiger Kräftigung der Muskulatur. Das Programm dient vorrangig der allgemeinen Kräftigung des Körpers und ist eine Trainingsform für die unterschiedlichsten Altersstufen und Fitnesslevel. Zudem ist es durchaus vielseitig, für das Training auf der Matte existieren rund 500 Übungen, die durch Zusatzgeräte wie Roller oder Bälle erweiterbar sind. Noch heute lebt ein Teil der Familie Pilates in Mönchengladbach, darunter der Großneffe 31 des berühmten Körpertrainers, Wolfgang Pilates. Und auch das traditionelle Trainingsprogramm ist aktueller denn je, in Amerika gibt es neuerdings das Angebot des ‚Portable Pilates‘, ein Pilates-Programm für das Handy. Schließlich ist laut Joseph Pilates „körperliche Fitness die erste Voraussetzung zum Glück“. Auf der offiziellen Seite des New Yorker Pilates-Studios www.pilates-studio.com findet man Informationen über das Pilates-Konzept. Die Seite www.contrology.de bietet eine Übersicht von Pilates-Studios in Deutschland. Abb. folgende Seite: Treffen der Turn- und Sportlehrer des Bezirks Düsseldorf vor dem Rathaus Abteiberg, Mönchengladbach, 1897. Mit Pfeil gekennzeichnet ist Heinrich Friedrich Pilates, dessen Sohn Hubert Josef der Begründer der Pilatesbewegung ist. Stadtarchiv Mönchengladbach Lidia Semenjuk 32 Leihgeber Bergneustadt, Albrecht Nanko Berlin, Manfred Berger Berlin, haeberlein & mauerer, agentur für public relations Chemnitz, Schlossbergmuseum Chemnitz Düsseldorf, Maria Sichelschmidt Gau-Algesheim, Rheinhessisches Fahrrad-Museum Walter Fries Herzogenaurach, adidas Kronach, Firma Otto Schwab Kaiserslautern, Karl Mildenberger Kaiserslautern,Theodor-Zink-Museum Köln, Deutsches Sportmuseum in Köln Krefeld, Harald Wiegand Mönchengladbach, Borussia Archiv Mönchengladbach, Deutscher Hockey-Bund Mönchengladbach, Fan-Projekt Mönchengladbach, Stadtarchiv Mönchengladbach Mönchengladbach, Wolfgang Quednau Ramstadt, Petra Reischmann Schifferstadt, Jürgen Fouquet Wiesbaden, hd...s agentur für presse und öffentlichkeitsarbeit für die Firma HOM Zülpich, Museum für Badekultur 33