Nationale Expertenstandards in der Pflege
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Nationale Expertenstandards in der Pflege
Nationale Expertenstandards in der Pflege 1 1.1 Was sind Ziele von Expertenstandards? Standards sind vorweggenommene Expertengutachten Sie dienen der Sicherung der Pflegequalität Ein standardisiertes Vorgehen in Einrichtungen wird gesichert Sie leisten einen Beitrag zur Professionalisierung in der Pflege Ein Wissensaufbau und Personalentwicklung zu den „Standardthemen“ wird gewährleisten 2 1.1 Was sind Ziele von Expertenstandards? Sie dienen der Umsetzung der rechtlichen Vorgaben (SGB V § 135a, SGB XI § 80, § 112, § 113 a...) § 135 a SGB V: Verpflichtung zur Qualitätssicherung. „Die Leistungserbringer sind zur Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität der von ihnen erbrachten Leistungen verpflichtet. Die Leistungen müssen dem jeweiligen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse entsprechen und in der fachlich gebotenen Qualität erbracht werden…“ § 113 a Expertenstandards zur Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität in der Pflege 3 1.1 Was sind Ziele von Expertenstandards? Krankenhaussektor – PKMS Prüfkriterien von Begutachtungsverfahren (MDK…) Rechtliche Absicherung der Einrichtung Nachweisliche Reduktion von risikogefährdeten Situationen des Patienten/Bewohners/Kunden Im Einzelfall kann man gegen den Standard handeln, muss dies jedoch begründen Rechtlich ist es gleich, ob es sich um Standards, Leitlinien, oder Richtlinien handelt Expertenstandards können „Vorbehaltsaufgaben“ der Pflege vorgeben 4 1.2 Entwicklung eines Expertenstandards Das Deutsche Netzwerk für Qualitätssicherung in der Pflege bekommt den Auftrag und die Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit zur Entwicklung eines nationalen Expertenstandards. Der Lenkungsausschuss des DNQP übernimmt die intensive Recherche zum jeweiligen Thema. Dies ist die Basis für die Expertenarbeitsgruppe. 5 1.2 Entwicklung eines Expertenstandards Die Expertenarbeitsgruppe des DNQP übernimmt die Entwicklung des Standards. Es finden statt: Fachaustausch, Literaturrecherche, Bearbeitung der wesentlichen Inhalte. Auf der Konsensuskonferenz wird vor bundesweiten Fachvertretern der jeweilige Expertenstandard vorgestellt und diskutiert. Die Konferenz wird dokumentiert und ausgewertet. 6 1.2 Entwicklung eines Expertenstandards 7 Die Expertenarbeitsgruppe überarbeitet den Expertenstandard erneut und bereitet ihn verständlich auf. Es findet eine modellhafte Implementierung in ausgewählten Einrichtungen mit Audit inklusive Datenauswertung statt Der Expertenstandard wird veröffentlicht 1.2 Entwicklung eines Expertenstandards Veröffentlichung Audit und Datenauswertung Modellhafte Implementierung Expertenarbeitsgruppe DNQP Konsensuskonferenz Expertenarbeitsgruppe DNQP Recherche des Lenkungsausschusses Auftrag an DNQP 8 2. Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege 9 2.1 Definition Dekubitus Druckulcera, auch Druckgeschwüre genannt, lassen sich definieren als lokalisierte Verletzungen der Haut und/oder des darunter liegenden Gewebes. Meist treten sie über einem Knochenvorsprung auf. Nach heutigem Kenntnisstand werden Dekubitusulcera als Folge von Druck oder Druck in Kombination mit Scher- und/oder Reibung erworben. Achtung: Inkontinenzwunde (entsteht durch Feuchtigkeit und Reibung) wird oftmals als Dekubitus definiert! 10 2.2 Dekubitusstadien laut National Pressure Ulcer Advisory Pannel (NPUAP) Grad I: Scharf umschriebene Rötung der intakte Haut, evtl. verhärtete und überwärmte Haut, Ödembildung Grad II: Partieller Verlust von Hautschichten (Epidermis, Dermis), Oberflächlicher Defekt (Abschürfung, Blase oder flaches Geschür) Grad III: Offenes, tiefes Geschwür, beginnende Nekrose, Defektausdehnung über Subkutis und Muskulatur Grad IV: Zerstörtes, nekrotisches oder beschädigtes Gewebe 11 2.3 Extrinsische und intrisische Risikofaktoren Extrinsische Risikofaktoren: Druck und Zeit Scherkräfte Reibungskräft Intrinsische Risikofaktoren: 12 Einschränkungen der Mobilität Herz- und Kreislauferkrankungen Hauterkrankungen Erhöhte Hautfeuchtigkeit... 13 2.4 Aufbau des Expertenstandards Alle Expertenstandards bestehen aus 3 Qualitätsdimensionen und den entsprechenden Ebenen Struktur: Personelle und materielle einrichtungsbezogene Rahmenbedingungen Prozess: Abbildung der Umsetzung in der Einrichtung Ergebnis: Resultat der geplanten und durchgeführten Maßnahmen 14 2.5 Aufbau des Expertenstandards - Beispiel S 3a / die Pflegefachkraft verfügt über die Kompetenz, die Notwendigkeit und die Eignung geeignete druckreduzierende Hilfsmittel zu beurteilen… Personalentwicklungsmaßnahmen zur Sicherung der Kompetenz der Pflegefachkraft sind durchgeführt worden. Sie verfügt über das Wissen Druckreduzierende Hilfsmittel auszuwählen. 15 2.5 Aufbau des Expertenstandards - Beispiel S 3b/ dem Risiko des Patienten/Bewohners entsprechende druckverteilende Hilfsmittel sind unverzüglich zugänglich. (Weichlagerungskissen, Spezialmatratzen…) Strukturelle Rahmenbedingungen: z.B welche Hilfsmittel stehen in der Einrichtung zur Verfügung (Bestandsliste! → welches Hilfsmittel ist für welchen Patient geeignet: Produktname,Indikationen,Verfügbarkeit des Hilfsmittels, Besonderheiten im Einsatz, Kürzel der Dokumentation) 16 2.5 Aufbau des Expertenstandards - Beispiel P 3 wendet zusätzlich zu druckentlastenden Maßnahmen die geeigneten druckverteilenden Hilfsmittel an, wenn der Zustand des Patienten/Bewohners eine ausreichende Bewegungsförderung nicht zulässt. Prozess/Umsetzungsebene z.B Auswahl des Hilfsmittels ggf. Bestellung/Anforderung/ Nachfrage Hausarzt. E 3 der Patient/Bewohner befindet sich unverzüglich auf einer für ihn geeigneten druckverteilenden Unterlage. Lagerungsmittel wird im Patienten-/Bewohnerbett angebracht; Patient/Bewohner/Kunde liegt auf diesem. Dokumentation des eingesetzten Hilfsmittels bzw. Beratung bzgl. des Hilfsmittels 17 2.6 Fallbeispiel – Workshop!!! Ein Patient/Bewohner/neuer Kunde (Herr Müller, 75 Jahre) wird neu aufgenommen. Er sitzt, aufgrund seiner Grunderkrankungen im Rollstuhl und wird von seiner Ehefrau begleitet. Herr Müller ist übergewichtig und leidet an einem Diabetes Mellitus Typ 2... Wie ist Ihre Grundidee des Ablaufs des Aufnahmeprozesses unter Berücksichtigung des Expertenstandards??? 18 2.7 Wie erfolgt die Umsetzung für die gesamte Einrichtung? 19 3. Umsetzungsempfehlungen Bestandsaufnahme / „IST-Analyse“ (materielle und personelle Rahmenbedingungen) Literaturrecherche (siehe Expertenstandard) Arbeitsgruppe bilden mit dem Auftrag: „wie kann der Expertenstandard in der Einrichtung umgesetzt werden?“ Literatur zur Verfügung stellen!!! Entsprechende Formulare entwickeln und modifizieren (Lagerungsformular, Braden Skala/subjektive Einschätzung, wo wird das Dekubitusrisiko dokumentiert?, Hilfsmittelübersicht, Ein- und Ausfuhrplan, Informationsflyer für Patienten/Bewohner und Angehörige 20 3. Umsetzungsempfehlungen 21 „Praxis-Test“ auf Pilotstation, Tour oder Wohnbereich Ganztagesschulung von Transferbeauftragten, die für die Umsetzung auf Station/Wohnbereich zuständig waren – Die Mitglieder der AG übernehmen Schulungsinhalte entsprechend den Interessen Stationsordner als Nachschlagewerk für Stationen Regelmäßige Treffen mit den Transferbeauftragten zur Kontrolle und Weitergabe von Aktualisierungen Stichproben in den verschiedenen Bereichen 4. Expertenstandard „Sturzprophylaxe in der Pflege“ 22 4.1 Was versteht man unter einem Sturz? Ein Sturz ist jedes Ereignis, in dessen Folge eine Person unbeabsichtigt auf den Boden, oder auf einer tieferen Ebene zum liegen kommt. Ein Sturz ist immer ein multifaktorielles Geschehen aus intrinsischen und extrinsischen Faktoren. 23 4.2 Sturzrisiken Intrinsisch:Veränderung des Sehvermögens, krankheitsbedingte Veränderung der Motorik, Mobilität u. /o. Sensibilität, Sprachstörungen, kognitive Störungen, Verschlechterung der Balancefähigkeit ,Verschlechterung im Gangbild, Störungen des Bewegungsapparates. Extrinsisch: Medikamente, Hilfsmittel, Kleidung/Schuhe, Gefahren in der Umgebung... 24 25 4.1 Aufbau des Expertenstandards Alle Expertenstandards bestehen aus 3 Qualitätsdimensionen und den entsprechenden Ebenen 26 Struktur: Personelle und materielle einrichtungsbezogene Rahmenbedingungen Prozess: Abbildung der Umsetzung in der Einrichtung Ergebnis: Resultat der geplanten und durchgeführten Maßnahmen 4.4 Aufbau des Expertenstandards Beispiel S 2 / die Pflegefachkraft verfügt über Beratungskompetenz in Bezug auf Sturzrisikofaktoren und entsprechenden Interventionen Pflegefachkräfte kennt die Sturzrisikofaktoren (extrinsisch und intrinsisch) Kenntnisse über Risiken und Maßnahmen sind vorhanden. „Partizipative Beratungskompetenz“ ist vorhanden. 27 4.4 Aufbau des Expertenstandards Beispiel P 2/ die Pflegefachkraft informiert den Patienten/Bewohner und seine Angehörige über die festgestellten Sturzrisiken und bietet eine Beratung zu den Interventionen an Gemeinsames Gespräch wird den Angehörigen und dem Patienten/Bewohner von Seiten der Pflegefachkraft angeboten. Entsprechende Broschüre/Formulare zur Beratung werden eingesetzt. (Information/Nachschlagewerk) 28 4.4 Aufbau des Expertenstandards Beispiel E 2/ der Patient/Bewohner und seine Angehörigen kennen die individuellen Risikofaktoren zur Sturzprophylaxe Beratungsgespräch ist dokumentiert! 29 4.5 Fallbeispiel – Workshop! Ein Patient/Bewohner/neuer Kunde (Frau Meyer, 82 Jahre) kommt zur Neuaufnahme. Sie leidet unter einer Demenz Typ Alzheimer Stadium 1 und ist bei der Mobilisation auf ihren Rollator angewiesen. Wie ist Ihre Grundidee des Ablaufs des Aufnahmeprozesses unter Berücksichtigung des Expertenstandards??? 30 4.6 Umsetzungsideen für für die gesamte Einrichtung Flipchart 31 5. Umsetzungsempfehlungen Bestandsaufnahme / „IST-Analyse“ (materielle und personelle Rahmenbedingungen) Literaturrecherche Arbeitsgruppe bilden mit dem Auftrag: „wie kann der Expertenstandard in der Einrichtung umgesetzt werden?“ Entsprechende Formulare entwickeln und modifizieren (Assessmentinstrument zur Risikoeinschätzung des Sturzrisikos/ Risiko in Anamnesebogen aufnehmen?/ Sturzprotokoll) Beratungsbroschüre 32 5. Umsetzungsempfehlungen Hausinterne Anweisungen im Umgang mit sturzgefährdeten Menschen Auswertung der „Sturzereignisse“ in der Einrichtung Ganztagesschulung von Beauftragten, die für die Umsetzung auf Station/Wohnbereich zuständig waren – Die Mitglieder der AG übernehmen Schulungsinhalte entsprechend den Interessen Ordner als Nachschlagewerk Stichproben in den verschiedenen Bereichen 33 5. Umsetzungsempfehlungen Interventionsprogramme entwickeln, oder entsprechende Einzelinterventionen (Orientierungshilfen, Handläufe, Möbel feststehend, „Teppichbrücken“ entfernen, Maßnahmen zum Balance und Krafttraining – Sturzpräventionsprogramme, Anpassung der Medikamente, Modifikation von Sehbeeinträchtigung...) 34 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!