Nie mehr im falschen Film – so wird aus Ihrem PC per TV
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Nie mehr im falschen Film – so wird aus Ihrem PC per TV
Fernsehen mit PC und Notebook X F YYY/01 220/01 Register DEF Nie mehr im falschen Film – so wird aus Ihrem PC per TV-Karte oder sogar kostenlos per Software-Lösung ein leistungsfähiger Fernseher! Durch das Zusammenwachsen von Fernsehen und Internet und den Trend zum Anschluss von LCD/TFTs mit großen Diagonalen am PC wird es für PC-Anwender zunehmend interessant, den PC als TV-Wiedergabegerät zu nutzen. Doch vom analogen Empfang per TV-Karte bis zum Peer-to-PeerStreaming gibt es heute eine Vielzahl technisch völlig unterschiedlicher Empfangs- und Wiedergabemethoden. Dieser Beitrag verschafft Ihnen daher einen Überblick, auf welchen Wegen Sie Ihren PC mit geringem Aufwand oder sogar völlig kostenlos zum Fernseher machen. Rudolf Ring Unterhaltung per Kartenspiel: Vom analogen Fernsehempfang bis hin zu DVB-C, DVB-S und DVB-T Zu den wenigen PC-Komponenten, die Sie bislang nur in Ausnahmefällen auch in Serienrechnern vorfinden, zählen TV-Karten. Kein Wunder also, dass es inzwischen ein großes Angebot an TV-Karten zum Nachrüsten gibt. Eine solche TV-Karte ersetzt einen vollwertigen Fernseher sowie Videorecorder. TV-Karten gehören nur selten zur Serienausstattung Die TV-Karte enthält einen Tuner und nutzt für die Einund Ausgabe sowie für die Umrechnung von Formaten und zum Speichern von Filmen den PC. Dazu ist eine mitgelieferte Software erforderlich. Diese Lösung bietet einige Vorteile: Die Vorteile einer TV-Karte ■ Die Programmvielfalt ist unvergleichlich hoch. ■ Der Empfang ist stabil und zuverlässig und bietet hohe Bild- und Tonqualität bis hin zu HDTV und Dolby-Digital-Fünfkanalton. PC-Anwender-Handbuch Juni 2009 / 23 F 220/02 Fernsehen mit PC und Notebook ■ 4 Typen von TV-Karten Sie können Digital-TV mit wenig Nachbearbeitungsaufwand (Entfernen der Redundanzinformationen) und ohne Qualitätsverluste auf der Festplatte aufzeichnen und auf eine DVD brennen. Sie haben damit den Kauf eines DVD-Festplatten-Recorders eingespart. Es sind allerdings vier ganz unterschiedliche Typen von TV-Karten zu unterscheiden, die je nach vorhandener Empfangsmöglichkeit passend zu wählen sind: 1.Analoge TV-Karten oder -Adapter finden sich gelegentlich auch in Serien-PCs, zum Beispiel im „AldiPC“. Mit einer analogen TV-Karte können Sie das analoge Fernsehbild über eine Haus- oder Zimmerantenne empfangen. Da moderne TV-Karten auch die Kabelfrequenzen unterstützen, ermöglichen diese Karten ebenfalls den Empfang der Sender in den analogen Kabelnetzen. DVB kennzeichnet digitale TV-Karten 2.Die Kabelanbieter versuchen derzeit mit Macht, die „analogen Kunden“ für die digitalen Kabelprodukte zu gewinnen. Der TV-Empfang aus einem digitalen Kabelnetz ist per PC mit einer digitalen TVKarte möglich. Sie erkennen alle digitalen TV-Karten an dem Kürzel DVB (Digital Video Broadcast); für den Kabelempfang muss es eine DVB-C-Karte (C =Cable) sein. DVB-C überträgt mit ca. 5 Mbit/s und bietet damit die Basis für ein sehr gutes Bild. 3.Möchten Sie das digitale TV-Signal einer Satellitenschüssel im PC weiterverarbeiten, müssen Sie zu einer DVB-S-Karte greifen (S = Satellite). Sie ersetzen oder ergänzen damit Ihren digitalen Satellitenreceiver. DVB-S hochwertig und mit großer Programmauswahl 24 / Juni 2009 Für den Empfang wird eine Satellitenschüssel ab etwa 40 cm Durchmesser benötigt. Das Empfangsteil („LNB“, Low Noise Block = rauscharmer Block) muss digitaltauglich sein oder die Bezeichnung „UniPC-Anwender-Handbuch Fernsehen mit PC und Notebook F 220/03 DVB-S-Karte von KNC ONE: Die „TV-Station DVB-S Plus“ für den PCI-Steckplatz bietet zusätzlich einen Eingang für die Aufnahme von einer analogen Videoquelle (capture input) wie einem Videorecorder versal-LNB“ haben. DVB-S arbeitet ebenfalls mit einer Datenrate von rund 5 Mbit/s. DVB-S bietet von den beschriebenen Verfahren das beste Bild, da es direkt aus der Studio-Signalquelle encodiert und zum Satelliten geschickt wird, also weniger qualitätsmindernde Umwandlungen stattfinden. Durch das verwendete MPEG-2-Kompressionsverfahren und eine meist verwendete Auflösung von DVD-PAL-konformen 720 x 576 Bildpunkten gelangen die Bilder in DVD-ähnlicher Qualität auf Ihren Rechner. DVB-S-Karten sind ab rund 60 E im Handel. 4.DVB-T: Das „Überall-Fernsehen“ DVB-T (T = Terrestrial) ist die Ablösung des analogen Fernsehempfangs über Funk und inzwischen in fast ganz Deutschland frei zu empfangen. Die Programmbelegung variiert allerdings, Informationen hierzu finden Sie unter www.ueberallfernsehen.de. Im Mittel wird DVB-T PC-Anwender-Handbuch DVB-T löst analogen terrestrischen Funk ab Juni 2009 / 25 F 220/04 Fernsehen mit PC und Notebook mit einer Datenrate von 3 bis 3,5 Mbit/s übertragen und bietet damit das qualitativ schlechteste Bild der drei DVB-Varianten. DVB-C und -S mit DolbyDigital Hinweis: DVB-C und -S bieten Ihnen auch akustisch einen Leistungsvorteil. Immer häufiger wird statt des üblichen MPEG-2-Stereotons sogar der Dolby-Digital-5.1-Ton gesendet, der von diesen beiden Übertragungswegen unterstützt wird. Haben Sie sich auf einen Übertragungsweg der TVSignale entschieden, muss der Anschluss der TV-Karte in Ihrem PC geklärt werden. Da sich auch auf modernen Mainboards nahezu in jedem Fall mindestens ein PCISteckplatz findet, können Sie also zu allen TV-Karten mit PCI-Schnittstelle greifen. PCI-Express ist die Schnittstelle der Wahl Neue Karten setzen zunehmend auf den PCI-ExpressSteckplatz, zumal für den Anschluss der TV-Karte nur ein kurzer PCI-Express x1 erforderlich ist. Jedes neue Mainboard bzw. jeder neue PC verfügt heute über mindestens eine solche freie PCI-Express-Schnittstelle. Stehen beide Anschlussmöglichkeiten zur Verfügung, sollten Sie sich wegen der höheren Datentransferrate für den PCI-Express-Bus entscheiden. Mobiles „Überall-Fernsehen“: TV-Empfang am Notebook Vorteil DVB-T: Auch am Notebook empfangbar 26 / Juni 2009 Von den genannten digitalen Empfangsmöglichkeiten ist es insbesondere DVB-T, das auch für mobile Rechner wie Notebooks interessante Fernsehperspektiven eröffnet. DVB-T-Adapter sind in zwei Anschlussvarianten erhältlich. Ideal ist eine TV-Erweiterungskarte für den Notebook-spezifischen PC-Card-Anschluss. Einen oder zwei dieser auch als PCMCIA-Slot bezeichneten Anschlüsse finden Sie an jedem Notebook. Ein PC-CardTV-Empfänger schlägt mit rund 40 E zu Buche. PC-Anwender-Handbuch Fernsehen mit PC und Notebook F 220/05 PC-Card-TV-Adapter für DVB-T und analoges Fernsehen inklusive elektronischem Programmführer RPG, Videotext und TimeShift Alternative Empfangsmöglichkeit ist der TV-Empfang mit einem USB-Adapter. Anbieter solcher Adapter sind zum Beispiel AverTV, Hauppauge, Pinnacle und Terratec zu Preisen ab ca. 30 E. Hinweis: Die neue Geräteklasse der Netbooks ver- fügt in aller Regel nicht über einen PC-Card-Slot, es bleibt für den TV-Empfang nur der Weg über einen USB-Adapter. Netbooks verfügen nicht über PC-Card-Slot Windows Media Center – der versteckte „Windows-Fernseher“ Die Zukunft des Fernsehens am PC gehört langfristig sicher nicht den TV-Karten, sondern dem Empfang über das Internet. Windows bringt in den Versionen Windows XP MCE (Media Center Edition) und Vista Home Premium sowie Ultimate für den Empfang schon alles mit; auch Windows 7 wird mit dem Media Center ausgestattet sein. Windows mit eingebautem Fernsehempfang Vielen Windows-Anwendern ist gar nicht bewusst, dass sie mit diesen Betriebssystemversionen und einer DSLPC-Anwender-Handbuch Juni 2009 / 27 F 220/06 Fernsehen mit PC und Notebook Verbindung schon alle Voraussetzungen für den Empfang einiger Fernsehprogramme über das Internet erfüllen. Dazu gehören derzeit in Deutschland zum Beispiel BahnTV, BMW TV, n-tv, Premiere, ZDF (bereits ausgestrahlte Sendungen) sowie das Schweizer Fernsehen. Die von Ihrem Fernseher gewohnten Sender erhalten Sie jedoch nur mit einer zusätzlich installierten TV-Karte. Media Center bietet eigene Oberfläche Sofern Sie die genannten Voraussetzungen an Ihrem Rechner ebenfalls vorfinden, rufen Sie Start/Programme/Windows Media Center auf. Dort navigieren Sie per Maus oder mit den Richtungstasten zu <TV+Filme> und wählen einen Sender aus. Nach kurzer Synchronisation und Pufferung zeigt Ihnen Windows die gewünschten Inhalte an. Das Windows Media Center zeigt die zur Verfügung stehenden, kostenlosen Sender an Das Windows Media Center ist von der Windows-Version aber nicht von der Hardware-Plattform abhängig. Sie können es also auch mit Ihrem Notebook einsetzen, sofern eine stabile WLAN-Verbindung (802.11g mit 54 Mbit/s) vorhanden ist. Umschaltung Vollbild und Fensterdarstellung 28 / Juni 2009 Tipp: Wichtig für die Bedienung des Windows Media Centers ist, dass die Umschaltung zwischen Vollbild und Fensterdarstellung mit der Tastenkombination AÜ vorgenommen wird. PC-Anwender-Handbuch Fernsehen mit PC und Notebook F 220/07 Browser QuickTime oder MediaPlayer-Plugin Aber auch, wenn Ihre Windows-Version nicht über das Media Center verfügt, ist der Empfang vieler Fernsehsendungen ganz ohne kostspieliges Nachrüsten einer Hard- oder Softwarekomponente möglich. Dazu steuern Sie mit Ihrem Browser die Internetseite eines Fernsehsenders an, der einen Stream bietet. Fernsehen über den Browser Beim ZDF rufen Sie beispielsweise auf www.zdf.de die „ZDFmediathek“ auf. Haben Sie sich für eine Sendung entschieden, muss der Browser für die Wiedergabe um eine Abspielkomponente erweitert werden. ZDFmediathek ansehen Dabei handelt es sich um ein Browser-spezifisches Plugin. Daher kann es sein, dass die Wiedergabe mit Ihrem Browser nicht funktioniert. Standardmäßig werden die Plugins Apple Quicktime und Microsoft Windows Media Player für Internet Explorer und Mozilla Firefox zum Download und zur Installation angeboten. Vor dem Abspielen einer Sendung aus der ZDFmediathek wird nach Ihrer Zugangsart gefragt, um das richtige Browser-Plugin zu installieren PC-Anwender-Handbuch Juni 2009 / 29 F 220/08 Stream-TV.de erleichtert den Zugriff Fernsehen mit PC und Notebook Ein Manko hat diese Art des Fernsehens allerdings: Das Ansteuern der Sendungen ist unkomfortabel, und oft gehen die Angebote an vollständigen Filmen und Serien in einer riesigen Menge von Werbung und Vorschauen unter. Aber es gibt eine Lösung in Form des Portals http:// stream-tv.de. Die Webseite fasst online abrufbare TV-Sendungen in Kategorien wie Nachrichten, Unterhaltung, Sport und Serie zusammen. Den gewünschten Sender rufen Sie einfach per Mausklick auf und erhalten den verlinkten Stream angezeigt. Der Service ist auch sinnvoll, weil die Sendeanstalten manche Streams nur für eine begrenzte Zeit online vorhalten. Peer-to-Peer statt Streaming: Der Fernseh-Client Zattoo P2PTV benutzt dezentrale Netzwerkstruktur Fernsehen am PC kann technisch sehr unterschiedlich realisiert sein. Das beweist der Internetdienst „Zattoo“, der die Fernsehprogramme bekannter Sender kostenlos über das Internet zur Verfügung stellt. Zattoo benutzt dazu ähnlich wie FileSharing-Dienste eine Peer-to-PeerNetzwerkstruktur (P2PTV). Die Daten werden also nicht von einem zentralen Server an alle Empfängerrechner gestreamt, sondern das gewählte Programm wird von einem Nutzer zum nächsten weitergesendet. Auf diese legale wie geniale Weise wird die Leistung der Nutzercomputer mitbenutzt. Der Zattoo-Client zum Empfang wird für Windows XP und Vista angeboten. Ein PC mit einem Prozessor ab 1,5 GHz und mindestens 512 MByte Arbeitsspeicher empfiehlt sich, da ansonsten die Hintergrundlast durch das Peer-to-Peer sowie die Rechenarbeit für die Grafikdarstellung über DirectX nicht flüssig, unsichtbar und zuverlässig im Hintergrund ablaufen. 30 / Juni 2009 PC-Anwender-Handbuch Fernsehen mit PC und Notebook F 220/09 Während gestreamtes TV inzwischen mindestens eine Qualität hat, die sich mit dem analogen TV messen kann, hinkt das P2PTV in dem Punkt noch hinterher. Die Auflösung von 352 x 288 (4:3-Format) und 480 x 288 (Widescreen) bei einer Downstreamrate von 500 Kbit/s ergibt nur bei „Bierdeckelgröße“ ein scharfes Bild. Bei Vollbilddarstellung ist das Bild dagegen verwaschen und voller Artefakte. Zattoo finanziert das kostenlose Fernsehangebot durch Werbung, die beim Umschalten zwischen den Sendern eingeblendet wird. Sie erhalten das Zattoo-Empfangsprogramm nach einer kostenlosen Registrierung zum Download unter http://zattoo.com/de. Dabei ist die E-Mail-Adresse Ihrer Registrierung gleichzeitig Ihr Username für den Zattoo-Player. Finanzierung durch Werbung Beim ersten Start des Programms geben Sie die E-MailAdresse und das von Ihnen gewählte Passwort ein, um sich am Zattoo-Netz anzumelden. Es empfiehlt sich, ein Häkchen bei Passwort für spätere Logins merken zu setzen. Nach einem Klick auf Einloggen startet wenige Augenblicke später das Programmfenster und Sie können aus den angebotenen Sendern auswählen. Der Zattoo-P2PTV-Client mit dem angedockten Fenster zur Senderauswahl PC-Anwender-Handbuch Juni 2009 / 31 F 220/10 Alle Öffentlichrechtlichen im Angebot Fernsehen mit PC und Notebook Aktuell können Sie über Zattoo praktisch alle öffentlichrechtlichen Programme der deutschen Sendeanstalten empfangen. Bis auf wenige Ausnahmen wie DSF zieren sich die privaten Sendeanstalten bislang noch und haben Zattoo keine Sendelizenz erteilt. Hintergrund: Die „Privaten“ sehen in Zattoo eine Konkurrenz zu eigenen Streaming-Angeboten. Onlinetvrecorder.com: Der „kostenlose Videorecorder“ Zeitversetztes Fernsehen mit OTR Zum Thema „Fernsehen mit dem PC“ gehört auch das Aufnehmen bzw. zeitversetzte Wiedergeben von Sendungen. Das ist zwar mit TV-Karten möglich, aber nicht im Leistungsspektrum von Streaming oder P2PTV. Kein Problem: Mit www.onlinetvrecorder.com (OTR) haben Sie eine kostenlose Möglichkeit, völlig unabhängig von anderen Programmen mit Ihrem persönlichen „InternetVideorecorder“ Sendungen aufzunehmen, herunterzuladen und anzuschauen. Was keine TV-Karte kann: Mit OTR können Sie auch zeitparallel beliebig viele Sendungen aufzeichnen. OTR-Handhabung eher umständlich OTR verlegt das Prinzip der legalen Privatkopie einer Fernsehsendung in das Internet. Anders gesagt: Sie programmieren Ihren persönlichen Aufzeichnungsdienst online und laden dann Ihre Aufzeichnungen herunter. Diese Aufzeichnungen sind kodiert und können nur von Ihnen mit Ihrem OTR-Account entschlüsselt werden. Im Gegensatz zu FileSharing-Diensten handelt es sich hier also um keine illegale Verbreitung. Die Handhabung des Downloads und das Entschlüsseln sind allerdings auf Dauer eher umständlich. Werbung kann aus OTRAufzeichnung herausgeschnitten werden Sind Sie Sie beim Aufzeichnen von Sendungen der Privaten genervt von der Werbung? Auch hier bietet OTR eine Lösung, denn es werden kostenlos Cutlisten (Schnittlisten) angeboten, mit denen Sie – dank dem Gratis-Schnittprogramm „VirtualDUB“ (www.virtual- 32 / Juni 2009 PC-Anwender-Handbuch Fernsehen mit PC und Notebook F 220/11 Zum Abspielen einer OTR-Aufnahme im AVI-Format eignen sich Abspielprogramme wie der kostenlose KMPlayer (www.kmplayer.de) dub.org) – sekundengenau die Werbeblöcke aus Ihrer Aufzeichnung herausschneiden können. Das spart zudem eine Menge Speicherplatz für die Filmdatei ein. Tipp: Der Umgang mit dem OTR ist anfangs ein we- nig gewöhnungsbedürftig. Es empfiehlt sich daher, das deutschsprachige Handbuch unter der Adresse www.onlinetvrecorder.com/downloads/otrmanual.pdf zu nutzen. Deutschsprachiges Handbuch verfügbar Fernseh-Streams mit VLC empfangen: ARD und ZDF liefern DVB IPTV Schon seit einiger Zeit wird das Fernsehprogramm der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ARD und ZDF auch parallel als DVB-IPTV-Stream zur Verfügung gestellt. DVB-IPTV ist ein offener Standard für die Übertragung von Audio- und Videodiensten über das Internet-Protokoll. PC-Anwender-Handbuch Stream der Fernsehanstalten empfangen Juni 2009 / 33 F 220/12 MulticastAdresse eingeben Fernsehen mit PC und Notebook Für den Empfang des Streams mit dem PC ist keine SetTop-Box (spezieller Decoder) erforderlich, es reichen Freeware-Tools wie der Medienplayer „VLC“ (www. videolan.org) oder „SMPlayer“ (www.mplayerhq.hu). Für Windows-PCs empfiehlt es sich, die SMPlayer-Programmversionen mit der Windows-Oberfläche zu benutzen. Die notwendigen Multicast-Adressen für das DSL-Netz finden Sie bei der ARD zum Beispiel an der Adresse http://www.ard-digital.de/index.php?id=14029. Unabhängig vom Programm gilt das folgende Format für die Netzwerkadresse: rtp://[Multicast-Adresse]:[Portnummer] rtp steht für Real-Time Transport Protocol. Bei [Multicast-Adresse] ist die IP einzugeben, die Sie einfach aus der Adressenliste des Senders entnehmen; gleiches gilt für [Portnummer]. Für „Das Erste“ im T-Home-Netz ist also einzugeben: „rtp://239.35.129.11:10000“. Stream mit VLC und SMPlayer empfangen So rufen Sie die Streams in den aktuellen Versionen der jeweiligen Player auf: ■ Beim VLC nehmen Sie Medien/Netzwerk öffnen und tragen im Register Netzwerk die Adresse ein. Vorteil dieses Players ist, dass Sie die Netzwerkadressen auch in die Playlists aufnehmen können und so später einen einfacheren Zugriff haben. ■ Beim SMPlayer ist nur das manuelle Öffnen möglich. Dazu steuern Sie mittels Öffnen und URL zu der Adresseingabe. Einen kleinen Haken hat diese bislang eher exotische Art der Fernseh-Verbreitung: Derzeit ist der Empfang nur über die Netze Arcor, HanseNet und T-Home möglich. 34 / Juni 2009 PC-Anwender-Handbuch Fernsehen mit PC und Notebook F 220/13 Beim SMPlayer ist die URL für jeden Multicast-Aufruf manuell einzutragen Hinweis: Durch eine Firewall kann der Empfang des IPTV blockiert werden. Es ist dann erforderlich, eingehende RTP/UDP-Pakete für die betreffenden Ports zu erlauben. In Vista finden Sie die Einstellung der Windows-Firewall mittels Start/Systemsteuerung/ Verwaltung /Windows-Firewall mit erweiterter Sicherheit. Gegebenenfalls müssen auch die Sicherheitseinstellungen der Firewall in einem Router angepasst werden. Die betreffenden Hinweise entnehmen Sie der Bedienungsanleitung des Routers. Firewall kann Empfang stören Fernsehen im Fenster betrachten mit ViVo-Karte Fernsehen mit dem PC beinhaltet neben dem TV-Empfang noch einen weiteren Aspekt: Die Wiedergabe des Bildes eines vorhandenen Media-Receivers bzw. einer Set-Top-Box (Premiere, T-Home etc.) über den PC. Seitens der Media-Receiver besteht da kein Anschlussproblem, denn die gängigen Geräte geben das Fernsehbild per Scart, YUV, S-Video, HDMI oder Composite aus. Signal eines TVEmpfängers per PC ausgeben Grundsätzliches Problem dabei: Ein Standard-PC hat keinen dieser Video-Eingänge. Die Lösung besteht in PC-Anwender-Handbuch Juni 2009 / 35 F 220/14 Fernsehen mit PC und Notebook der Nachrüstung bzw. dem Austausch einer Grafikkarte mit Video-in/Video-out-Fähigkeit, im Jargon kurz ViVo genannt. Damit kann Ihr PC ein Videosignal als Vollbild oder im Windows-Fenster wiedergeben. Unabhängig vom Hersteller der Grafikkarte gibt es Grafikkarten mit ViVo-Fähigkeit basierend auf Grafikprozessoren (GPUs) von ATI und Nvidia. Den „Fernseheingang“, den Sie natürlich beispielsweise zum Anschluss von Videorecorder oder Digitalkamera nutzen können, lassen sich die Grafikkartenhersteller allerdings gut bezahlen. Der preisliche Einstieg für ViVo-fähige Grafikkarten beginnt bei rund 90 E. Audio über PCSound ausgaben Tipp: Die meisten Ausgänge der Media-Receiver geben den Fernsehton nicht aus; er wird getrennt per Audio-out oder als optisches Signal (TOS-Link) ausgegeben. In diesen Fällen ist also noch der Audio-out des Receivers mit dem Audio-in am PC zu verbinden. Ausnahme hiervon ist eine Verbindung per HDMI, denn dieser Standard liefert auch das digitale Tonsignal mit. ViVo-Karten bieten mehrere Anschlussmöglichkeiten Da an einem Slotblech am PC nicht viel Platz ist, um eine Vielzahl von Ein- und Ausgängen zu platzieren, liefern alle Hersteller von ViVo-tauglichen Grafikkarten eine Kabelpeitsche und teilweise noch weitere Adapter mit, um die gewünschte Verbindung herzustellen. Typische Kabelpeitsche im Lieferumfang einer ViVo-Grafikkarte 36 / Juni 2009 PC-Anwender-Handbuch Fernsehen mit PC und Notebook F 220/15 Es empfiehlt sich dabei aus Gründen der Signalqualität, möglichst die drei YUV-Anschlüsse zu verbinden. Ähnlich gut ist das Bild, wenn Sie S-Video (S-VHS) benutzen, das per Hosidenbuchse konnektiert wird. Das relativ gesehen schlechteste Bild übertragen Sie mit dem Composite-Mischsignal. Die Zukunft des Fernsehens: TV-Serien und Filme über YouTube und Hulu Man muss kein großer Prophet sein, um dem Distributionsweg des Fernsehens über das Internet eine hervorragende Zukunft vorherzusagen. Aktuell hat Google mit mehreren großen Filmunternehmen (CBS, Sony, MGM) Vereinbarungen getroffen und wird auf seinem Videoportal YouTube (www.youtube.com) künftig Tausende von Fernsehsendungen und Hunderte von Spielfilmen anbieten. Als Abspielprogramm wird der „Adobe Flashplayer“ eingesetzt. YouTube will auch Film und Fernsehen bieten Dazu wird die YouTube-Oberfläche um die Register „Shows“ und „Filme“ ergänzt – wann, stand zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch nicht fest. Finanziert wird das Angebot über Werbung, die ähnlich wie bei den privaten Fernsehsendern platziert wird, also zum Beispiel in Form von 15-sekündigen Werbeblöcken im Film. Derzeit ist das Angebot in den USA schon gestartet, Zugriffe von außerhalb der USA werden mittels einer Umleitungsschleife geblockt. Google strebt aber aus verständlichen geschäftlichen Gründen an, das Angebot baldmöglichst auch außerhalb der USA abrufbar zu machen, um YouTube profitabler zu machen. Google will Werbeeinkünfte von Youtube erweitern In jedem Fall hat es Google/YouTube eilig, denn mit Hulu gibt es einen Konkurrenten, der schon als „You Tube-Killer“ bezeichnet wird. Im März 2007 stellten NBC Universal und die News Corp. den neuen Dienst Hulu.com vor. Der Konkurrent: Hulu.com PC-Anwender-Handbuch Juni 2009 / 37 F 220/16 Hulu bereits mit hochwertigem Angebot Fernsehen mit PC und Notebook Von Hulu können aus Deutschland derzeit legal keine Filme abgespielt werden. Aber insbesondere für Fans von amerikanischen Serien bietet Hulu sehr viel. Teils laufen dort Seasons von Serien, die es in Deutschland noch gar nicht gibt. Ein Blick auf die Startseite www. hulu.com enthüllt das große inhaltliche Potenzial von Hulu, das zudem auch in einer „HD-Gallery“ Filme mit einer Auflösung von bis zu 1.280 x 720 Pixeln anbietet. Hulu zeigt das hochwertige Fernsehen am PC heute schon, allerdings legal bislang nur in den USA Hulu steht in den Startlöchern 38 / Juni 2009 Einem Insider-Gerücht zufolge hat der Hulu-Portalbetreiber bereits einen deutschsprachigen Medienmanager eingestellt. Sobald die rechtlichen Probleme gelöst sind, wird Hulu auch von Deutschland aus legal erreichbar sein. Bislang geht das nur illegal durch das Umgehen der IP-Sperre, zum Beispiel mit der kostenlosen Freeware „Hotspot Shield“ (http://www.anchorfree.com/), die ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) zwischen dem eigenen Computer und dem AnchorFree-Server aufbaut, sodass man mit einer amerikanischen IP surfen kann. Zwar ist der Traffic in der kostenlosen Version auf 10 GByte pro Monat beschränkt, für die Folgen der Lieblingsserie reicht das aber allemal. PC-Anwender-Handbuch