Wir wollen einen Tick besser sein

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Wir wollen einen Tick besser sein
HEILBRONN UND SEINE REGION
MITTWOCH
21. Juli 2004
Auf L 1096 bei Untergriesheim
AUSBILDUNG
Kommentar
Motorradfahrer
stirbt nach Sturz
Ein 18-jähriger Motorradfahrer aus
Heilbronn ist am späten Montagabend nach einem Sturz auf der
Landesstraße 1096 gestorben. Gegen 22.45 Uhr war der Mann auf
seiner KTM zwischen Herbolzheim
und Untergriesheim unterwegs, als
er in einer scharfen Linkskurve unmittelbar vor der Jagstbrücke Untergriesheimer Wehr nach rechts
von der Fahrbahn abkam Er stürzte
und prallte mit dem Kopf gegen das
Brückengeländer. Trotz Motorradhelms erlitt er unter anderem
schwere Kopfverletzungen. Vom
Notarzt wurde der 18-Jährige an der
Unfallstelle versorgt und dann ins
Krankenhaus eingeliefert. Dort erlag er gegen 1.20 Uhr seinen schweren Verletzungen. Die Polizei geht
von zu schnellem Tempo als Unfallursache aus.
In diesem Jahr sind in Stadt- und
Landkreis Heilbronn bereits fünf
Kraftradfahrer – drei Motorrad- und
zwei Leichtkraftradfahrer – nach
Unfällen gestorben. Im gesamten
Jahr 2003 waren es vier Kraftradtote
im Unterland. (red)
Aus Neckarsulmer Lagerhalle
Diebe stehlen 20
Tonnen Granulat
Zehn verzinkte Lagerkisten mit
etwa 20 Tonnen Kupfergranulat haben Unbekannte in der Zeit von
Freitagabend bis Montagmorgen
aus der Lagerhalle einer Firma in
Neckarsulm gestohlen. Die dreisten
Diebe benutzten bei ihrem Beutezug für den Abtransport einen betriebseigenen Stapler. Das Buntmetall, das nach Polizeiangaben einen
Gesamtwert von etwa 42 000 Euro
hat, fuhren die Täter über das
Werksgelände einer benachbarten
Firma. Dann luden sie die Beute auf
einen Lastwagen.
Mögliche Zeugen, denen der aufwändige Diebstahl in der Rötelstraße aufgefallen ist, sollten sich
beim Polizeirevier in Neckarsulm,
Telefonnummer
07132 / 93710,
melden. (red)
Engagiert
Stefan Hoppe
(links) und Thomas Seiler (Mitte) stehen an
der Spitze des
100-Köpfigen
Azubiteams, das
derzeit den Handelshof in der
Heilbronner Olgastraße führt.
Die Stammbelegschaft ist im Urlaub, 100 Azubis führen den Handelshof in der Heilbronner Olgastraße
„Wir wollen einen Tick besser sein“
Von Manfred Stockburger
Die Stammbelegschaft des Handelshofes in der Heilbronner Olgastraße ist seit knapp vier Wochen im Urlaub. Sämtliche Aufgaben haben 100 Auszubildende
übernommen. Chef bis Freitag ist
der Eppinger Thomas Seiler, seines Zeichens Lehrling im zweiten
Ausbildungsjahr.
Thomas Seilers regulärer Arbeitsplatz ist im Eppinger Markt der Neckarsulmer
Lebensmittel-Kette.
Nächste Woche wird er dort wieder
dafür sorgen, dass die Joghurt- und
Getränkeregale immer gut gefüllt
sind. Nach Feierabend pflegt der
21-Jährige seinen „dezent aufgemotzten“ VW Jetta – und Freundschaften.
Zurzeit aber herrscht der Ausnahmezustand. Thomas Seiler sitzt in
einem kleinen Büro in den Katakomben des Lebensmittelmarkts in
der Heilbronner Innenstadt. Wenn
Die Kaufland-Azubis verstecken sich nicht hinter ihren Chefs. (Fotos: Sattar)
die Kollegin von der Information
„Null-Eins, bitte melden“ ins Mikrofon flötet, dann ist er gemeint.
Vier Wochen lang ist Thomas Seiler
als Hausleiter dafür verantwortlich,
dass in dem Handelshof alles läuft,
wie’s die Zentrale will.
„Ein paar schlaflose Nächte gab’s
am Anfang schon“, gibt der junge
Mann zu. Inzwischen führt er seine
Besucher souverän durch den
Markt, und freut sich, dass seine
Azubi-Kollegen ihre jeweiligen Aufgaben so gut im Griff haben. „Nach
zwei Tagen waren wir schon ein
Team“, schwärmt er. Schließlich
kommen die jungen Leute aus 40
Märkten im näheren und weiteren
Umkreis von Heilbronn. „Der Zusammenhalt“, lobt der Chef-Azubi,
„das ist der Wahnsinn.“ BA-Student
Stefan Hoppe, der das Projekt mit
organisiert hat und Thomas Seiler
assistiert, stimmt ihm zu. „Es läuft
super.“
Der
Hobby-Rettungsschwimmer hat seine Diplomarbeit
über das Projekt „Auszubildende
führen einen Markt“ geschrieben.
Statt Anzug und Krawatte tragen
die Azubis rote Hemden. Und wenn
dann doch ein beschlipster Geschäftsführer oder Vorstand in den
Handelshof kommt, um nach den
Schwierigkeiten zu fragen, dann
wird er von Seiler und seinem Team
selbstbewusst wieder weggeschickt:
„Es gibt hier keine Probleme.“
Das große Ziel für die Azubi-Belegschaft ist, den ohnehin überdurchschnittlich geführten Markt
am Freitag nach vier Wochen „einen Tick besser“ wieder an die
Stammmannschaft zu übergeben,
als sie ihn übernommen haben. Das
Unternehmen Kaufland will mit
dem Projekt für die Ausbildung im
Einzelhandel werben – und Führungskräfte aus den eigenen Reihen
rekrutieren. Das ist natürlich auch
für die Auszubildenden eine reizvolle Perspektive. Die besten kommen
in den so genannten Goldfischteich
des Unternehmens. Für eine Hand
voll Azubis bedeutet das, dass sie
schon in zwei Jahren stellvertretende Hausleiter sein werden. Und
zwar nicht nur für vier Wochen.
Kommentar „Vorbildlich“
Neue Pächterfamilie Liebendörfer freut sich gleich am ersten Tag über guten Zuspruch
Der Wartberg ist wieder geöffnet
Von Kilian Krauth
Seit Weihnachten war die Küche
des Höhenrestaurants Wartberg
kalt, seit Dienstag ist sie wieder
warm. Mittags freute sich Pächterfamilie Liebendörfer über den guten Zuspruch. Abends stieß man
auf dem Heilbronner Hausberg
mit Stadträten und Bürgermeistern auf eine gute Kooperation an.
Sprudel zu 1,80 Euro, das Viertele
ab 2,50, die Halbe 2,50 und der Rostbraten mit hausgemachten Spätzle
und Salat 13,50 Euro - täglich 10.30
bis 23.30 Uhr. Schon kurz nach 10
Uhr betrachten Kerstin Chudoba
und Katrin Lindner die Speisekarte
am Haupteingang: beim „Warmlaufen“ ihrer neuen Wanderschuhe.
Drinnen lässt derweil Restaurantleiterin Ruth Möllerke alles fein eindecken. Die Heilbronnerin begreift es
als „etwas ganz Besonderes“, dass sie
nach der Lehre im Insel-Hotel übers
ZDF-Traumschiff und Graf Lennart
Bernadottes Mainau nun auf dem
25
heimischen Wartberg walten darf.
Der Eröffnungstag kommt für
Pächterfamilie Liebendörfer einem
Heimspiel gleich. In der Käthchenstadt sind die Nachfolger der WirteDynastie Schellhof-Göbel keine Unbekannten: 1995 bis 2000 betrieben
Holger und Bettina Liebendörfer
das Café Krauss. Außerdem belieferten sie den Bierstorfer, das Modegeschäft Krauß und das Restaurant am
Für 100 000 Euro renoviert:
Von Hirschgeweihen befreit
Trappensee. Auch bei Ausflüglern
ist man gut bekannt: vom Café
Waldeck her, das Vater Hans und
Mutter Inge Liebendörfer in Neulautern zu einem gastfreundlichen
Zielpunkt ausgebaut haben. Zudem
führt Junior Gunther Liebendörfer
mit Ehefrau Christina seit 1988 das
Park Café in Wüstenrot. Nun treibt
die rührige Wirte-, Köche- und Konditorenfamilie drei Lokale um.
Aufgrund der guten Beziehungen
ins halbe Unterland hatte man sich
im Mai kurzfristig als Pächter für das
städtische Aushängeschild beworben und vom Gemeinderat wegen
des gutbürgerlichen Konzepts mit
regionaltypischer Küche den Vorzug vor dem noblen Italo-Schwaben
Umberto Scuccia bekommen.
Inzwischen haben Holger (37)
und Gunther (31) Liebendörfer das
zuletzt 1983 sanierte Gebäude für
100 000 Euro auf Vordermann gebracht - und von Hirschgeweihen
befreit. Mit Nebenzimmern ist man
auch für Familien- und Firmenfeste
oder Tagungen offen.
Sobald Service und Küche richtig
warm gelaufen sind, will man auch
die Terrasse einladender gestalten auf der gestern Kerstin, Katrin und
viele andere Gäste den Blick schweifen ließen, während abends Honoratioren bei Rinds- und Schweinefilet die an Anekdoten reiche Historie
des 1792 gebauten und 1797 von
Goethe, 1815 gar von Kaiser Franz I.
geadelten Lokals aufwärmten.
Das lange Warten ist vorbei.
Das Höhenrestaurant Wartberg öffnete
gestern unter
neuer Führung
(von links): Holger und Bettina
sowie Gunther
und Christina
Liebendörfer.
(Foto: Monika
Scheffler)
Man kann jammern über die Jugend von heute und ihr mangelndes Engagement. Darüber,
dass es keine geeigneten Bewerber für die großzügig angebotenen Lehrstellen gibt. Es geht
aber auch anders, und das zeigt
Kaufland mit der Azubi-Aktion,
die jetzt erstmals im Stammland
der Neckarsulmer SchwarzGruppe gestartet worden ist. Es
ist wirklich beachtlich, was die
100 angehenden Einzelhandelskaufleute in ihrem Markt auf
die Beine gestellt haben.
Natürlich ist die Ausbildungsaktion der Neckarsulmer Unternehmensgruppe nicht uneigennützig. Klar werden die Leistungen der jungen Leute genauestens unter die Lupe genommen
und ausgewertet. Das Beispiel
des Azubi-Hausleiters macht
aber deutlich, was durch eine
engagierte Ausbildung erreicht
werden kann: Vor einigen Jahren hat der 21-Jährige seine KfzLehre angebrochen – und ist
jobben gegangen. Als Lagerist.
Ein Traumstart ins Berufsleben
sieht anders aus. Auf dem Umweg über das ungewöhnliche
Kaufland-Ausbildungsprojekt
hat er jetzt den Sprung in den
Führungsnachwuchs-Pool des
Handelsunternehmens geschafft. Aus einem Abbrecher ist
so ein potenzieller Leistungsträger für das Unternehmen geworden – und zwar ganz ohne
Gejammere.
Manfred Stockburger
20 000 Ecstasy-Pillen im Koffer
Drogenkurier zu
über drei Jahren
Haft verurteilt
20 000 Ecstasy-Tabletten und ein
Kilogramm Kokain hatte er im
Kofferraum, als der 41-Jährige bei
einer Polizeikontrolle auf der A 6
bei Bad Rappenau geschnappt
wurde. Zu drei Jahren und neun
Monaten Haft hat das Heilbronner Landgericht den in Amsterdam wohnenden Mann verurteilt.
In einer Plastiktüte im Koffer waren die Drogen versteckt. Vor Gericht versuchte der Angeklagte anfangs immer wieder zu beteuern,
dass er vom Inhalt der Tüte nichts
gewusst habe und nur als einfacher
Kurier eingesetzt gewesen sei. Mit
dem Auto Zielrichtung München
fahren hat demnach der Auftrag geheißen, per Handy-Anruf hätte ein
genauer Übergabe-Treffpunkt arrangiert werden sollen.
Dazu kam es nicht mehr. In Amsterdam war der Kubaner am 30.
April gegen 6 Uhr losgefahren. Gegen 11.25 Uhr geriet er auf der A 6 in
eine Routinekontrolle der Weinsberger Autobahnpolizei. Die Drogen wurden beschlagnahmt. Der
Mann kam in Untersuchungshaft.
Kurz vor Prozessende räumte der
Angeklagte dann doch ein, von den
Drogen gewusst zu haben. Er gab die
Tat zu. Über seine Auftraggeber sagte er jedoch kein Wort.
20 000 Ecstasy-Tabletten und ein
Kilo Kokain „ist viel“, stufte Richter
Wolfgang Bender die Menge ein. Als
Marktwert in Deutschland nannte
er eine Summe zwischen 150 000
und 200 000 Euro. (cf)
Daniel Rohrbach aus Nordheim ist Namensgeber des aktuellen Hochs – Fabian Bürger wartet noch auf den Sommer
Sonnenschein mit stürmischem Temperament
Von Maria Theresia Heitlinger
I
m Gegensatz zu dem kurzen Wetter-Hoch beschert Daniel Rohrbach seinen Eltern lang anhaltende
Glücksgefühle. Der Dreieinhalbjährige aus Nordheim ist Namensgeber
des herrschenden Hochdruckgebiets, das Deutschland gerade verlässt und nach Norden über die
skandinavischen Länder abzieht.
Kinderglück ist nicht wechselhaft. Diese Erfahrung teilen sich
nicht nur Jeanette und Oliver Rohrbach, zu deren Familie neben DaDaniel Rohrbach aus Nordheim ist niel noch die eineinhalbjährige
Pate des aktuellen Wetterhochs.
Tochter Alina zählt. Für jeweils 299
Euro hatte der Heilbronner „Food
Court“ dem Institut für Meteorologie an der Freien Universität Berlin
die Patenschaften für vier Hochdruckgebiete, die mit den Buchstaben D, F, L und N beginnen, abgekauft und in Zusammenarbeit mit
der Tageszeitung Heilbronner Stimme Patenschaften verlost. Bewerben durften sich Eltern von Söhnen
bis zehn Jahre - weil die Hochs in
2004 nur Männernamen tragen.
Daniel ist ein munteres Kerlchen
und begrüßt den Besuch mit den
Worten: „Guck mal, ich habe eine
Skaterhose an.“ Der kleine Nordheimer mag’s gern sportlich. Er
geht ins Kinderturnen, kickt mit
Leidenschaft und schaut Formel1-Rennen. „Schumi hat gewonnen“, erzählt das Kind mit Kennerblick. Gerne besucht er samt Familie den Nordheimer Blumensommer. Was das Tollste dort ist?
„Bähnle fahren“, juchzt das Kind
und entführt in sein Kinderzimmer. Dort hat er eine Spielzeugeisenbahn aufgebaut, mittendrin ist
noch eine Baustelle, „weil, da
kommt der Bahnhof hin.“
„Nach wie vor ein Sonnenschein“, ist für Mutter Stefanie der
19 Monate alte Fabian Bürger aus
Brackenheim. Als „Wunschkind“
bezeichnet die 24-Jährige ihren ersten Sohn, weitere Kinder sind „in
Planung“, lacht die junge Mutter.
Der kleine Mann aus der HeussStadt liebt die Technik und
schraubt während des Gesprächs
gerade den Stuhl seiner Mama Stefanie auseinander. Warum Bürgers
ihren Erstgeborenen Fabian genannt haben? „Allein wegen des
Klangs“, begründet die 24-Jährige.
Eine familiengeschichtliche Bedeutung habe der Name nicht. Vielleicht aber bald einen für Meteorologen. Wann Hoch Fabian kommt
und wie lange es sich hält, kann Fabian Bürger gilt als Sonnenschein
aber zurzeit noch niemand sagen. mit stürmischem Temperament.