Self-Checkout – gewusst wie!
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Self-Checkout – gewusst wie!
COMPASS retail Coop ist Vorreiter in der Schweiz Self-Checkout – gewusst wie! Bei Coop hat der Kunde die Wahl: nicht nur zwischen rund 40.000 Artikeln in den über 800 Supermärkten und Megastores – und damit der größten Markenvielfalt in der Schweiz –, sondern auch zwischen verschiedenen Scan- und Bezahlvarianten. 48 planetwincor 2015 D as fängt schon bei Betreten ihres Coops an, wo die Kunden zwischen einem mobilen Handscanner oder auch dem eigenen Smartphone für das Scannen der Waren entscheiden können. Und das endet beim Checkout, wo sie die traditionellen Kassen oder Self-Check-Systeme (SCO) nutzen können. Und nachdem die Kunden ihre Waren gescannt und verpackt haben, haben sie erneut die Wahl zwischen konventioneller Bar- und Kartenzahlung oder der Bezahlung per NFC. Coop ist SCO-Pionier in der Schweiz Rund 50 Prozent der Kunden in den Schweizer Coop-Supermärkten zahlen bar. »Die Möglichkeit der Barzahlung war für uns ein wichtiges Kriterium bei der Implementierung der SCOs«, erklärt Alberto Kratter, Leiter Prozesse Warenwirtschaft Verkauf bei Coop. Er macht auch keinen Hehl daraus, dass Coop in der Pilotierungsphase im Januar 2013 durch- aus skeptisch war: »Es gab einige kritische Punkte wie zum Beispiel die Frage nach den geeigneten Prozessabläufen und nach der Zuverlässigkeit der Technik.« Aber nach der Pilotierung sei schnell klar gewesen, dass Coop mit den SCOs in den Rollout geht. Bis Ende 2015 wird Wincor Nixdorf als IT-Partner von Coop über 930 Self-Checkout-Systeme in ca. 120 Supermärkten des genossenschaftlich organisierten Unternehmens installiert haben. Insgesamt hat Coop rund 6.100 Kassen in den Supermärkten im Einsatz. Für das Scannen mit dem Smartphone hatte Coop bereits eine eigene App kreiert, die sich die Kunden kostenlos auf ihr Device herunterladen können. »passabene« nennt sich das Coop-System, das dort seit 2005 läuft. »Die Akzeptanz steht und fällt mit der Nutzerfreundlichkeit. Das erste Erlebnis des Kunden am Self-Checkout muss positiv sein.« Alberto Kratter · Leiter Prozesse Warenwirtschaft Verkauf bei Coop 35 Prozent checken selbst aus In einigen Supermärkten wählt inzwischen etwas mehr als die Hälfte der Einkäufer den praktischen Self-Checkout. Insgesamt liegt die Quote konstant bei außerordentlichen 35 Prozent. Wie das kommt, wo doch die Schweizer ähnlich wie die Deutschen dem Thema Self-Checkout eher abwartend gegenüberstehen, beantwortet Alberto Kratter so: »Das ist meiner Überzeugung nach weniger eine Frage der Mentalität der Menschen oder des Mark- praxis-Check – Kürzere Wartezeiten und schnellere Checkout-Prozesse für den Kunden – Hohe Zufriedenheit der Kunden mit den unterschiedlichen Bezahlmöglichkeiten – Vermeidung von Inventurdifferenzen trotz des Einsatzes der SCO-Lösung tes, sondern die Akzeptanz steht und fällt mit der Nutzerfreundlichkeit. Das erste Erlebnis des Kunden am Self-Checkout muss positiv sein.« Für das Design der Benutzeroberfläche des Touch-Displays hat Coop beispielsweise eine auf die Entwicklung grafischer Nutzeroberflächen spezialisierte Agentur zu Rate gezogen. »Wir haben bewusst keine IT-Fachleute dafür ausgewählt, sondern Menschen, die die Konsumentenbrille aufhaben.« Um für die Nutzerfreundlichkeit die besten Voraussetzungen zu schaffen, analysierte Coop zunächst eingehend das Konsumentenverhalten, die Kundenströme, typische Warenkörbe, Kassenprozesse und die baulichen Gegebenheiten in den Supermärkten. »Wir wollten von Beginn an mit einer praxistauglichen Lösung an den Start gehen«, so Alberto Kratter. »Mit nachträglichen Änderungen sind wir, nachdem sich der Kunde erst einmal daran gewöhnt, bewusst sehr sparsam.« Bei der Umrüstung von Filialen ergänzen SCOs immer die traditionellen Kassen. Aber mindestens vier bis sechs SCOs je Filiale sollen es zu Beginn schon sein – mit der Möglichkeit, den SCO-Bereich im Laufe der Zeit auszubauen. Alberto Kratter: »Das Verhältnis von traditionellen Kassenplätzen zu Self-Checkouts kann 80 zu 20 betragen, bis hin zu 20 zu 80 Prozent.« Die Einführung der SCOs in den Filialen begleitete Coop intensiv mit Hinweisen und Erläuterungen unmittelbar an den Systemen, einem Kunden-Flyer und in der Anfangsphase auch mit der persönlichen Ansprache der Kunden vor Ort. Schneller Einkauf kleiner Warenkörbe Gerade Kunden mit weniger Produkten in ihrem Einkaufskorb wissen die SCOs zu schätzen, wenn es einmal schnell gehen muss. »Mit den paar Sachen will ich mich nicht in einer Schlange anstellen. Hier habe ich es selbst in der Hand, wie schnell ich bin«, so ein »Grenzgänger« aus dem nahegelegenen deutschen Bad Säckingen, der in Basel beschäftigt ist und die Mittagspause für einen schnellen Einkauf nutzt. Die Kundenaussage ist typisch – die Warenkorbgröße des Kunden auch. Zumeist steuern Kunden mit kleinen bis mittleren Einkäufen die SB-Zone in dem Supermarkt in der Basler Innenstadt an. Hier können die SCOs ihren Geschwindigkeitsvorteil ausspielen. Auch die Zuverlässigkeit der Systeme ist groß. Alberto Kratter: »Wir haben eine Scan- > planetwincor 2015 49 COMPASS retail > ningrate von größer 99 Prozent. Das heißt, es gibt nur ganz, ganz wenige Produkte, die der Kunde nicht selbst scannen kann.« Die Inventursicherheit hat nicht gelitten. »Ein ehrlicher Kunde wird nicht unehrlich, nur weil er eine SCO-Kasse nutzt.« Nicht nur bei den Kunden ist die Akzeptanz erfreulich groß, sondern auch bei den eigenen Mitarbeitern. Da Unkenntnis häufig Vorbehalte schürt, setzte Coop von Anfang an konsequent auf Information über die unternehmenseigenen Medien, die persönliche Erläuterung des Konzeptes in Präsentationen und auf die Schulung der Beschäftigten. Inzwischen ist ein Servicemitarbeiter in der Lage, sechs im Betrieb befindliche SCOs zu beaufsichtigen. Über ein mobiles Device erhält er eine Benachrichtigung, wenn ein Eingreifen notwendig ist, beispielsweise wenn an einem SCO Alkohol verkauft werden soll und eine Ausweiskontrolle notwendig ist. Dass so viele SCOs mit den traditionellen Kassenplätzen in einer Filiale kombiniert werden können, liegt auch an dem geringeren Platzbedarf der SCOs. Alberto Kratter: »Dabei gibt es meiner Überzeugung nach nie ein ›entweder oder‹, sondern immer nur eine sinnvolle und an die Bedingungen vor Ort angepasste Kombination aus bedienten Kassenplätzen und Self-Checkouts.« Coop Coop ist ein genossenschaftlich organisiertes Unternehmen mit rund 2,5 Millionen Mitgliedern. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Basel verfügt über das dichteste Verkaufsstellennetz in der Schweiz. Dazu zählen Supermärkte, Megastores, Warenhäuser, Bau- und Hobby-Märkte und zahlreiche Fachgeschäfte. Hinzu kommen OnlineShops in verschiedenen Branchen, die einen Gruppenumsatz von 905 Mio. Franken erwirtschaften. Die Vision der Gruppe lautet »Gemeinsam an die Spitze«. Gegründet: 1890 in Basel, Schweiz Umsatz: rund 27 Milliarden Franken Geschäfte: 2.000 Verkaufsstellen im Detailhandel in der Schweiz Märkte: 100 Cash+Carry-Märkte in der Schweiz und in Europa Mitarbeiter: rund 74.000 www.coop.ch 50 planetwincor 2015 Nachgefragt »Omnichannel im Fokus« Alberto Kratter, Leiter Prozesse Warenwirtschaft Verkauf bei Coop Hat der Kunde bei Coop die »Qual« der Wahl? Der Kunde kann wählen, muss aber nicht. Wir trauen ihm zu, dass er die Lösung wählt, mit der er sich wohlfühlt und die für ihn je nach Situation die Beste ist. Der Grundansatz war, dass der Kunde am Self-Checkout alle gewohnten Möglichkeiten zur Verfügung haben soll. Überall wird darüber diskutiert, ob SB gut für den Kunden ist. Das entscheidet der Kunde schon für sich und damit auch über den Erfolg eines Angebots. Woran arbeitet Coop aktuell? Selbstverständlich ist Omnichannel auch für Coop ein zentrales Thema. Wie brin- gen wir das Angebot zum Kunden, sodass er »hürdenfrei« über alle Kanäle hinweg profitieren kann? Wir arbeiten daran, diese Prozesse immer einfacher zu machen. Welche Rolle spielt die IT dabei? Sicherlich eine zentrale Rolle. Denn sie muss die Konzepte möglichst schnell umsetzen und die Prozesse abbilden. Das ist eine wirkliche Herausforderung für die IT. Die Coop ist von der Größe her ein Supertanker, gleichzeitig kommen vom Business her immer neue Anforderungen, die wir möglichst schnell umsetzen müssen. Das braucht die richtigen Leute mit dem nötigen Wissen, aber auch mit dem nötigen Enthusiasmus. Was erwarten Sie dabei von Ihrem IT-Dienstleister? Dass er unsere Ideen aufnimmt, aber selbstverständlich auch eigene Ideen einbringt, und sich mit seinen Lösungen flexibel darauf einstellt. Steht eine Lösung, geht es darum, diesen Standard von Filiale zu Filiale zu multiplizieren.