Das Pferd - Tierschutz macht Schule
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Das Pferd - Tierschutz macht Schule
Das Pferd Woher stammt das Pferd? Das Pferd gehört zur Ordnung der Unpaarzeher, der Gattung Equus, ebenso wie Halbesel, Esel und Zebras. Der Urahn des Pferdes stammt aus Nordamerika. Sie lebten in verschiedenartige Steppenund Savannengebiete. Vor etwa 1 Mio Jahren wanderten die Pferde aus Nordamerika über die Beringstraße in die alte Welt ab. Seit etwa 5000 Jahren steht das Pferd unter dem züchterischen Einfluss des Menschen (erstmalige Domestizierung wahrscheinlich von Steppenvölkern in der Ukraine). Es gibt mittlerweile viele Pferderassen weltweit – das Przewalskipferd (mongolische Urwildpferd) ist als einzige Vordomestikationsform noch erhalten. Wie verhalten sich Pferde? Der ursprüngliche Lebensraum des Pferdes – verschiedenartige Steppen- und Savannengebiete – prägte das Pferd sowohl in körperlicher Hinsicht als auch seitens des Verhaltens. Obgleich das Pferd bereits lange unter dem züchterischen Einflusses des Menschen steht, hat sich sein Verhalten und seine Anforderungen an das Haltungsumfeld bis heute nicht wesentlich geändert. Sozialverhalten: - „Gemeinsam in Familienverbänden“ Pferde sind Herdentiere. In freier Wildbahn leben sie in Familienverbänden, die aus einem Hengst, mehreren Stuten sowie deren Nachwuchs bestehen. Diese Familienverbände sind relativ klein und bestehen maximal aus 20 Mitgliedern. Das Leittier ist eine erfahrene, oft die älteste Stute, während der Hengst das Territorium überwacht und auf den Zusammenhalt der Gruppe achtet. Hengste ohne eigene Familie schließen sich zu sogenannten Junggesellenverbänden zusammen. Innerhalb einer Gruppe herrscht eine relativ stabile Rangordnung, die zum reibungslosen Ablauf des Zusammenlebens dient. Zur Klärung der Rangordnung kommt es zu agonistischen (aggressvien) Auseinandersetzungen, die aber nur solange andauern, wie erforderlich ist. Pferde halten einen gewisse „Individualdistanz“ zueinander ein. Darunter versteht man den Mindestabstand, den die Tiere zueinander einhalten. Dieser ist vom Rang eines Tieres abhängig. Wird diese Individualdistanz durch ein Tier unterschritten, so stellt das eine aggressive Handlung dar, mit der die Tiere entweder mit Flucht oder Verteidigung reagieren. Nähert sich ein Tier mit friedlicher Absicht, so muss die freundschaftliche Absicht signalisiert werden. Fortbewegungsverhalten: - „an viel Bewegung gewohnt“ Pferde leben in freier Wildbahn in Streifgebieten: d.h. je nach Motivation wechseln sie zwischen Grasfläche, Wasserstellen, Schlafplätzen und Wälz-/Scheuermöglichkeiten – immer alle gemeinsam in der ganzen Herde. Dabei werden bis zu 6 – 11km am Tag zurück zurückgelegt. Cornelia Rouha-Mulleder Bei Gefahr flüchten Pferde („Fluchttiere): deshalb haben sie einen hochspezialisierten Bewegungsapparat. Die Hauptgangart stellt allerdings der Schritt dar. Trab und Galopp dienen nur zur kurzfristigen Fortbewegung, etwa im Spiel oder bei der Flucht. Ruheverhalten: - „Im Stehen Ruhen“: Pferde verbringen neben dem Fressen die meiste Zeit mit dem Ruhen. Dieses findet polyphasisch statt, d.h. mehrere Ruhephasen sind über den vollen 24 Stunden Tag verteilt. Insgesamt ruhen adulte (erwachsene) Pferde etwa 5 – 9 Stunden/ Tag. Einhufer können im Stehen oder im Liegen ruhen. Ruhen im Stehen wird als Dösen bezeichnet, stellt eine Art Schlaf-/ Wachzustand dar und nimmt bei adulten Pferden etwa 80% des Ruheverhaltens ein. Dabei schildern Pferde mit einem Bein (siehe Erklärung Schildern). Beim Ruhen im Liegen unterscheidet man die Brust- und die Seitenlage. Der für die psychische Regeneration erforderliche Tiefschlaf findet vor allem in der Seitenlage statt. Fohlen und Jährlinge ruhen vermehrt im Liegen: Fohlen bis 3 Monate verbringen 70-80%, Jährlinge 50% der Gesamtruheverhaltens im Liegen. Pferde ruhen nur im Liegen, wenn sie sich sicher fühlen. Als Fluchttiere müssen sie zudem ihre ganze Umgebung gut überblicken können. Sie bevorzugen trockenen, weichen Untergrund zum Liegen. Beim Ruhen verringert sich zumeist die Individualdistanz der Tiere. Ein bis zwei Tiere halten Wache während die anderen Tiere ruhen. Das Ruheverhalten wird von zahlreichen Faktoren, wie Rang, Alter, Witterung, Jahreszeit, Fütterung, Haltung beeinflusst. „Schildern“: beim Stehen können Pferde eine unsere Hinterextremität völlig entlasten: der Sehnen- und Bänderapparat ermöglicht eine Streckstellung eines Hinterbeins, welches dann das Hauptgewicht trägt – und so kann sich das andere Hinterbein ausruhen (wobei es nur auf der Hufspitze augesetzt wird). Nahrungsaufnahmeverhalten: Pferde sind Pflanzenfresser und brauchen große Mengen ballaststoffreiche Nahrung. Sie sind nicht an energiereiche Nahrung gewohnt und brauchen diese nur, wenn sie besondere Leistungen erbringen (z.B. sich viel bewegen). Etwa 12 bis 18 Stunden am Tag verbringen Pferde mit Fressen. Durch ihren feinen Geruchs- und Geschmackssinn können sie gezielt Pflanzen selektieren. Da Pferde überwiegend vom Boden Gräser aufnehmen, tragen sie einen Großteil des Tages den Kopf gesenkt. Diese Haltung begünstigt auch den Speichelfluss (und ist gut für die Rückenformation). Auch beim Fressen halten die Tiere die Individualdistanz ein – dies ist eine wichtige Voraussetzung für eine reibungslose Futteraufnahme. Pferde sind Saugtrinker (d.h. bei fast geschlossenen Lippen und Mundwinkelspalten wird in der Maulhöhle ein Unterdruck erzeugt und so Wasser eingesogen und in langen Zügen abgeschluckt.) Daher bevorzugen Pferde Tränken mit offener Wasseroberfläche. Der tägliche Wasserbedarf ist von verschiedenen Faktoren wie Umgebungstemperatur, Leistung,.. abhängig und liegt in etwa bei 20 – 50 l je Tag. Erkundungsverhalten: Als Fluchttiere können Pferde nur durch stete Wachsamkeit und Erkundung der Umgebung überleben – daher sind sie äußerst neugierig und erkundungsfreudig. Sie haben einen ausgesprochen guten Gehörsinn und hören besser als Menschen (bis 22.000 Hz mit Optimum bei 8000 Hz; Mensch: bis 10.000 Hz mit Optimum bei 3000 Hz). Auch die geruchliche Erkundung und der Gesichtssinn sind sehr wichtig. Komfortverhalten: Die Körperpflege dient vor allem der Aufrechterhaltung der Hautfunktionen: Ausscheidung von Salzen, Wärmeregulation, Schutzfunktion - und somit dem Wohlbefinden der Tiere. Arttypische Körperpflege stellt etwa das Beknabbern des Felles, sich Kratzen, Scheuern an Gegenständen, Wälzen am Boden oder in der Schwemme dar. Cornelia Rouha-Mulleder Fortpflanzungsverhalten: Die sexuelle Reife erlangen Junghengste mit 12 – 20 Monaten, wobei wildlebende Hengste erst etwa ab dem fünften Lebensjahr die endgültige Paarungsreife erreichen. Bei Jungstuten tritt mit 12 – 20 Monaten die erste Rosse ein und sie fohlen bei freiem Herdensprung mit etwa drei Jahren erstmals ab. Die Paarungsbereitschaft der Stute hängt von der Jahreszeit ab – bei zunehmender Tageslichtlänge, d.h. im Frühjahr und Frühsommer – sind die Brunstsymptome der Stuten immer ausgeprägter. Im ungestörten Familienverband erfolgt die Paarung relativ ruhig. Der Hengst erkennt aufgrund der täglich durchgeführten Kontrolle von Urin und Kot rossige Stuten olfaktorisch. Beim Paarungsspiel (Weiden in Stutennähe, naso-nasalen Kontakt, Imponiergehabe, Fellpflege, Aufsprungversuche) testet der Hengst die Paarungsbereitschaft der Stute, die nur in der Hochrosse gegeben ist. Die durchschnittliche Tragezeit bei den domestizierten Pferden beträgt 340 Tage. Die Stuten brauchen, wie alle Fluchttiere, zum Abfohlen das Gefühl absoluter Sicherheit. Manche Tiere sondern sich deshalb für einige Tage von der Herde ab, andere fohlen inmitten dieser ab. Der Großteil der Tiere fohlt im Liegen ab. Das Fohlen versucht bereits nach einigen Minuten aufzustehen, steht nach einigen erfolglosen Versuchen nach etwa 45 Minuten das erste Mal und beginnt sofort mit der Eutersuche, welches sie im Schnitt innerhalb 20 – 130 Minuten finden. Mutter-Kind-Verhalten: Voraussetzung für eine gute Mutter-Kind-Bindung ist eine Prägung des Fohlens auf die Mutter und die Bindung der Mutter auf das Neugeborene, wofür eine ungestörte Atmosphäre notwendig ist. Die gegenseitige Bindung erfolgt aufgrund olfaktorischer, akustischer und optischer Merkmale. Während in den ersten Lebenswochen das Fohlen die meiste Zeit bei der Mutter verbringt, lockert sich das enge Mutter-Kind-Verhältnis allmählich. Der Zeitpunkt des Entwöhnens ist bei freilebenden Pferden unterschiedlich, findet aber meist im Alter von acht bis zehn Monaten statt. Eine endgültige MutterKind Trennung erfolgt meist im Altern von 2 - 3 Jahren, wenn der Nachwuchs den Familienverband verlässt. Spielverhalten: Ein hoher Teil der Aktivität der Fohlen betrifft das Spielverhalten. In den ersten Lebenswochen spielen die Fohlen vorwiegend alleine oder um die Mutterstute – später spielen sie dann mit Sozialpartnern. Dabei erlernen sie spielerisch Bewegungsabläufe und Sozialverhalten. Auch adulte Pferde zeigen noch Spielverhalten – wobei Hengste eher Kampfspiele zeigen und Stuten Laufspiele, Fellpflege. Kennzeichen eines Spielverhaltens sind: - fehlende Drohmimik - keine Verletzungsabsicht - Rollentausch Literatur: - Zeitler-Feicht, M.H. (2001): Handbuch Pferdeverhalten. Ursache, Therapie und Prophylaxe von Problemverhalten. Ulmer Verlag, Stuttgart. - Ullstein, H. (1996): Natürliche Pferdehaltung. Müller Rüschlikon Verlags AG, Cham. Cornelia Rouha-Mulleder