Jetzt haben sie den Salat – gesund und ertragreich

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Jetzt haben sie den Salat – gesund und ertragreich
Ausgabe 2 | 2016
magazin
76971
was wir gemeinsam bewegen!
LAOS:
Jetzt haben sie
den Salat – gesund
und ertragreich
MYANMAR:
Als Flüchtling in Würde leben
AFGHANISTAN:
Nicht auffallen und doch viel bewirken
2
Inhalt
Editorial
Aus den Projekten
Aktuell
17Made in India – Junge Gründer gehen ihren Weg
Eine Ausbildung bringt gute Chancen für
einen Job
4Gegen die Folgen der Dürre kämpfen
Die Menschen in Äthiopien leiden unter
der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten
6
Als Flüchtling in Würde leben
In Myanmar wurden ethnische Minderheiten
bei Kämpfen um mehr Autonomie vertrieben
20„Von 14 Dollar im Monat kann keine
Familie überleben“
Interview mit Welthungerhilfe-Präsidentin
Bärbel Dieckmann
Porträt
22Welthungerhilfe-Mitarbeiter Ralph Gust-Frenger
Aktionen & Kooperationen
24Philanthropie plus X: Ein Wunderbaum bringt
Hoffnung
26 Werden Sie Münzspender!
26 Spaß und Sprint beim Jubiläumslauf in Daun
8
Nicht auffallen und doch viel bewirken
Afghanistan: Welthungerhilfe-Mitarbeiter
Franz-Josef Berger im Interview
Förderpartner
10Ein Vogel auf einem kahlen Ast ist
eine leichte Beute
In Haiti sorgt eine Partnerorganisation der
Welthungerhilfe für den Schutz der Wälder
Titelthema: Laos
Jetzt haben sie den Salat – gesund und ertragreich
27 Aus erster Hand berichten
Auf den Markt-Tisch der Bauernvereinigung kommt nur Gemüse ohne Pestizide
28 Die 10-Cent-Lawine rollt
28 Rackow Hilft!
29 Unterricht für syrische Flüchtlingskinder
29 Wenn Reisen nicht freiwillig ist
Panorama
30Termine
30Danke!
30Fünf Jahre um die Welt
30Doppelt wirksam
31 Flucht im Unterricht
31Baltic Lights
31Wussten Sie eigentlich, dass…
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Editorial
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Liebe Freunde der
Welthungerhilfe,
in der letzten Woche war ich mit meinem Kollegen Yohanes Belay in Äthipien, in der Hirtenregion Afar im Norden des Landes (siehe die folgenden
Seiten). Hier herrscht die größte Dürre seit Jahrzehnten, und ich wollte mit
eigenen Augen sehen, wie schlimm die Lage ist und was wir
tun können. Wir fuhren zum Bargale Damm, den die Welthungerhilfe vor einigen Jahren gebaut hat. Viele Hirten sind in der
Hoffnung auf Wasser mit ihren Herden hierhergekommen. Doch
der Damm ist trocken, die Tiere waren zu geschwächt, um den
Rückweg anzutreten. Die Hälfte der Herde ist hier und auf dem
Weg zurück verendet.
Eine Geste der Freundschaft: Till Wahnbaeck
in der äthiopischen
Afar-Region
Im Dorf Lii habe ich Ighale Utban (auf dem Foto rechts) kennengelernt. Er hat sechs Kinder, mit denen er in einer rund sechs
Quadratmeter großen Basthütte lebt. Vor drei Jahren hatte er
100 Ziegen, dann 50. Heute sind ihm fünf geblieben. Auf dem
Rückweg halten wir in einer kleinen namenlosen Siedlung, reden mit zwanzig zurückhaltenden Frauen, umringt von Dutzenden Kindern, die keinen Laut von sich geben. „Wir haben
unsere Packtiere durch die Dürre verloren“, sagt mir eine von
ihnen. „Die anderen Familien sind dem Wasser gefolgt. Wir
konnten das nicht; ohne Packtiere sind wir hier gefangen.“
Drei kleine Geschichten, die eines zeigen: Die Lage ist dramatisch. Tiere sterben, Menschen hungern, nicht nur hier in Äthiopien, sondern in weiten Teilen Afrikas bis hinunter nach Simbabwe. Schuld ist der Klimawandel, den die Menschen hier nicht
ausgelöst haben, aber unter dessen Folgen sie am meisten leiden.
Wer meint, das Problem sei ja jetzt gelöst, da es regne, hat Unrecht. Der Regen kommt für die Hirten zu spät, sie haben ihre
Lebensgrundlage verloren und stehen mit dem Rücken zur Wand.
Wir müssen uns engagieren, um in Wiederaufbau zu investieren
und die Widerstandskraft zu stärken. Ein Land allein kann das
nicht schaffen. Jetzt müssen auch wir ran – mit Geld, mit konkreter Hilfe, mit einer starken Stimme. Sonst hört der Hunger
nie auf.
Herzlichst
Ihr
Dr. Till Wahnbaeck
Vorstandsvorsitzender
Dank neuer Anbautechniken erntet
Boivanh Chansuline
jetzt viel mehr.
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Aktuell: Äthiopien
Gegen die Folgen der Dürre
kämpfen
Die Menschen in Äthiopien sind verzweifelt. Schon im dritten Jahr leben sie mit der
schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten. Ihre Böden bringen nichts mehr hervor und ihre
Tiere sterben. In den Familien hinterlässt die Not drastische Spuren, viele Kinder und
Erwachsene sind unterernährt, ihre Widerstandskräfte bald aufgebraucht.
Von Yohannes Belay
Auch Viehhirtin Zahara Ali Mohammed hat fast ihre
komplette Herde verloren. Um ihre Hütte herrscht
gespenstische Stille. Die Dorfzisterne und die Flüsse
sind längst versiegt, bis zur nächsten Quelle sind es
zehn Stunden zu Fuß. Ohne Tiere gibt es hier kein
Leben“, sagt Zahara und berührt das Horn ihrer verendeten Kuh. „Ich wollte am liebsten auch sterben,
aber dann dachte ich an meine Kinder. Für sie muss
ich weiterleben“.
Als Nomaden ernähren sich die Familien von der
Milch und dem Fleisch ihrer Tiere. Sind aber die
Ziegen zu schwach, um Milch zu geben, dann fehlen
gerade Kindern lebenswichtige Nährstoffe. Denn
Geld, um andere Lebensmittel
wie Getreide zu kaufen, gibt
es erst recht nicht. Verkaufen
die Familien ihr abgemagertes Vieh – ihre einzige
Für Zahara Ali
Mohammed ist es fast
unerträglich sehen
zu müssen, dass
ihre Kinder nicht
genug zu essen
bekommen.
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Verdienstquelle – bekommen sie nur noch weniger
als ein Drittel des üblichen Marktpreises. Damit stehen sie vor dem Nichts, denn Rücklagen haben sie
schon lange nicht mehr.
Bald sind die letzten Vorräte aufgebraucht
Obwohl die äthiopische Regierung rechtzeitig die
Getreidespeicher gefüllt und mit sozialen Sicherungssystemen gut für die Bevölkerung vorgesorgt
hat, reichen die Mittel in dieser kritischen Situation
bei weitem nicht aus. Und auch diese Vorräte werden jedoch Ende Juni aufgebraucht sein. So leistet
die Welthungerhilfe für rund 80.000 Menschen Nothilfe. Wir legen Wasserstellen an und verteilen Wasseraufbereitungstabletten sowie Futtermittel und
Medikamente für das Vieh.
Je nachdem, wie viel Vieh eine Familie hat, bekommen sie Gutscheine für Medizin und tierärztliche
Behandlung. Diese können sie bei sogenannten Tiergesundheitspflegern einlösen. Entweder, sie suchen
ihn auf, oder er kommt in die Gemeinden, da er
zumeist sowieso weiß, welche Tiere krank sind
und wo er helfen kann. Daneben gehört die
Ausbildung von Gesundheitshelfern ebenso
Aktuell: Äthiopien
5
Zisternen speichern
das kostbare Regenwasser.
Foto l.: In großen
­Kanistern schleppen
die Frauen das Wasser
heim. Froh, dass es
wenigstens noch etwas
gibt.
Foto u. r.: Gutscheine
können gegen Medikamente oder medizinische Behandlung der
Tiere eingelöst werden.
Foto u.: Ohne Hilfe
würden die Menschen
ihren Mut ganz
verlieren.
zum Projekt wie gut ausgestattete Gesundheitszentren für die Bewohner. Zudem bekommen Familien
in der Afar-Region Saatgut, um wieder auf eigenen
Füßen zu stehen. Vorausgesetzt, die nächste Regenzeit wird ihrem Namen gerecht.
Das kostbare Vieh schützen
Im April hat es kurz geregnet, viel zu heftig für diese
Jahreszeit und nur in einigen Regionen. Ein typisches
Zeichen für das Wetterphänomen El Niño. Hier bewährt sich einmal mehr unsere langfristige Arbeit,
denn in den vergangenen Jahren entstanden 300 Zisternen, die jetzt das kostbare Regenwasser auffangen
und speichern. Ein Tag Regen kann auf diese Weise
sechs bis sieben Tanklaster mit Wasser ersetzen. Auch
junge und schwache Tiere werden damit getränkt –
für ihre Besitzer sind sie lebenswichtig.
Auch wenn der Regen ein wenig hilft, kommt er doch
einfach zu spät. Viel zu viele Familien haben ihre
Lebensgrundlage bereits verloren. Lang anhaltende
Dürreperioden sind in der Afar-Region nicht ungewöhnlich, doch das, was gerade geschieht, bezeichnen viele als das Schlimmste, was sie je erlebt haben.
Mit all unserer Kraft müssen wir deshalb Menschen
unterstützen, die uns ganz dringend brauchen.
Yohannes Belay ist Welthungerhilfe-Mitarbeiter in Äthiopien
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Aktuell: Myanmar
Als die Kämpfe ihr
Dorf erreichten, mussten Daw Myig Tung
Kaw und ihre Familie
flüchten.
Als Flüchtling in Würde leben
Foto m.: Nun ist sie
froh, dass sie ein
eigenes kleines Haus
im Lager bewohnen
können, finanziert von
der Welthungerhilfe.
Seit Jahrzehnten kämpfen ethnische Minderheiten in Myanmar für mehr Unabhängigkeit.
2011 eskalierte die Gewalt zwischen Rebellen und Militär erneut, wobei Zehntausende
Familien aus ihren Dörfern vertrieben wurden. Ohne zu wissen, ob und wann sie dorthin
zurückkehren können, leben sie seither in Lagern. Hier sorgt die Welthungerhilfe für
angemessene Unterkünfte, Lebensmittel, bessere Hygiene und Trinkwasser.
Foto r.: Dieses Glück
haben nicht alle. In
dieser Massenunterkunft lebt jede Familie
auf einer winzigen
Parzelle.
Von Klemens Ludwig
Daw Myig Tung Kaw träumt oft von dem Dorf im
Kachin-Staat im Norden Myanmars, wo sie aufgewachsen ist. Wo ihre Kinder geboren wurden und
sie und ihre Familie vom Ertrag der Felder lebten.
Das ist jetzt fünf Jahre her, denn damals änderte
sich mit einem Schlag alles. Immer wieder kam es
hier im Norden zu Kämpfen zwischen ethnischen
Gruppierungen und der Regierungsarmee um mehr
Autonomie. Dann brachte eine mehrjährige Waffenruhe vorübergehend Frieden, doch 2011 brachen
die Kämpfe mit aller Gewalt wieder auf. Tausende
Menschen flohen aus ihren Dörfern, auch Daw Myig
und ihre Familie. Zunächst versteckten sie sich in
den Wäldern, dann fanden sie Schutz in einem
Flüchtlingslager in Bhamo.
An eine Rückkehr in ihre Heimatdörfer ist für sie
und die anderen Vertriebenen derzeit nicht zu denken. Denn dort hat das Militär die Häuser besetzt
oder Stützpunkte in der Nähe errichtet. Wer sich
herwagt, droht verhaftet zu werden. Auch ihre Felder können sie deshalb nicht mehr bestellen. Etwa
130.000 Angehörige der Volksgruppe der Kachin und
Shan leben als Binnenflüchtlinge in provisorischen
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Lagern. Die Lebensumstände sind oft schwer erträglich. Malang Roi Ti beispielsweise wohnt seit vier
Jahren in einer Baracke, die sie mit 100 Menschen
teilt. Alles Nachbarn aus ihrem Dorf, die zusammenbleiben wollen. Es gibt nur einen Raum, jeder Familie steht ein durch Stoff abgeteilter kleiner Platz
entlang des Ganges zu. Dieser ist zugleich Schlafund Aufenthaltsraum und birgt ihre wenigen Habseligkeiten.
Hygiene fördern und Krankheiten vermeiden
Dass Daw Myig und ihre Familie in einer eigenen
kleinen Unterkunft aus Holz und Bambus wohnen
können, verdanken sie der Welthungerhilfe und deren lokaler Partnerorganisation Metta. „Wir wollen,
dass die Menschen würdig leben. Dazu gehört auch,
dass wir Toiletten bauen, Wasserstellen für Trinkwasser und Waschplätze errichten oder Instand setzen und die Abwasserentsorgung sicherstellen“, sagt
Welthungerhilfe-Projektkoordinator Lukas Frohofer.
Zehntausende Menschen profitieren von diesen Infrastrukturmaßnahmen. Leicht könnten sich im Lager Krankheiten ausbreiten, deshalb ist gerade Hygiene überlebenswichtig. Schulungen zum Thema
Aktuell: Myanmar
In den Flüchtlingslagern, die die Welthungerhilfe betreut, gibt es
sauberes Trinkwasser
und Waschplätze.
helfen da ebenso wie die Verteilung von Hygieneartikeln, wie Shampoo, Seife, Zahnpasta, Waschmittel oder Damenhygieneartikeln.
Anschub für die Selbstständigkeit
In mehreren Flüchtlingslagern profitieren die Menschen von diesen Aktivitäten. Zudem verteilt die
Welthungerhilfe Lebensmittel. Denn wovon sollten
sich die Familien ernähren, wenn es ihnen verwehrt
bleibt, ihre Felder zu bestellen? Den Grundstock bilden Rationen mit Reis, Bohnen, Speiseöl und Salz.
Dazu erhalten die Familien etwas Bargeld, das sie frei
einteilen können, je nachdem, ob weitere Lebensmittel benötigt werden oder Schulgeld fällig wird.
„Wir fördern vor allem die Selbstständigkeit der
Menschen, unterstützen sie zum Beispiel mit Schulungen darin, einen Kiosk zu eröffnen oder mit der
Schweinezucht zu beginnen“, erläutert Lukas Frohofer. Ob und wann die Flüchtlinge in ihre Dörfer
zurückkehren können, ist ungewiss. Doch die Welthungerhilfe bereitet sich auf diese Zeit vor. So sollen
in den Heimatdörfern Schulen gebaut und junge
Männer und Frauen bei einer Berufsausbildung unterstützt werden. Die Pläne liegen in der Schublade,
nun muss noch die Politik mitziehen. Zum ersten
Mal seit über 50 Jahren gibt es in Myanmar eine
demokratisch gewählte Regierung. Jetzt hoffen die
Flüchtlinge auf Frieden und darauf, dass sich das
Militär aus ihren Dörfern zurückzieht. Denn wie Daw
Myig Tung Kaw und Malang Roi wollen sie nur ­eines
– endlich wieder nach Hause.
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Länderinformation
Hintergrund Myanmar
Myanmar ist ein Vielvölkerstaat, auch wenn das
Staatsvolk der Burmesen (Bama) gut zwei Drittel der
53 Millionen Einwohner stellt. Die nicht-burmesischen Völker bewohnen allerdings mehr als die Hälfte der Staatsfläche. Seit der Unabhängigkeit 1948
war die ethnische Vielfalt immer wieder Anlass für
blutige Bürgerkriege. Derzeit verhandeln bewaffnete
ethnische Gruppen zusammen mit der Regierung über
eine Lösung zur Beendigung der Konflikte. Die große
Hoffnung aber liegt auf Aung San Suu Kyi, der Friedensnobelpreis-Trägerin, deren Partei kürzlich die
Regierungsverantwortung übernommen hat. Ihr Vater,
Staatsgründer Aung San, hatte die Brisanz der ethnischen Konflikte frühzeitig erkannt
und wollte den Minderheiten mit
CHINA
weitreichender Autonomie entgegenkommen. Kurz nach der UnabhänINDIEN
Kachin-Staat
gigkeit wurde er jedoch ermordet und
konnte seine Vision von einem friedlichen Vielvölkerstaat nie verwirkliBANGLADESCH
chen. Nun hat seine Tochter die
Myanmar
Möglichkeit, sein Vermächtnis einNaypyidaw
zulösen.
Indischer Ozean
THAILAND
Klemens Ludwig, freier Journalist in Tübingen, reiste
im März nach Myanmar.
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Aktuell: Afghanistan
Nicht auffallen und doch
viel bewirken
In Kabul betreut Welthungerhilfe-Mitarbeiter Franz-Josef Berger humanitäre Projekte
für Familien, die seit dem Sturz der Taliban 2002 aus Asylländern in ihre Heimat zurückkehrten oder im eigenen Land vertrieben wurden. Menschen, die in Afghanistans
Hauptstadt Hoffnung suchten, doch viel zu oft nur Not und Elend finden. Im Interview
berichtet der 34-jährige Politikwissenschaftler und Entwicklungsexperte über die Arbeit
in einem herausfordernden Land.
nen Müll. Die Dämpfe sind extrem giftig und führen
zu schweren Atemwegserkrankungen. Außerdem
leben die Menschen in der ständigen Angst vor
gewaltsamen Zwangsräumungen, denn der Boden
gehört ihnen ja nicht. Mit der Armut kommen
häufig Vernachlässigung und häusliche Gewalt. Je
ärmer eine Familie, desto eher werden die Mädchen
früh verheiratet, da die Familie des Mädchens einen
Brautpreis erhält. Auch die Bildung leidet, besonders
bei Frauen zeichnet sich das ab.
Parwane Do ist eines
von etwa 50 Flüchtlingslagern in Kabul.
Rund 700 Menschen
leben hier unter extrem
harten Bedingungen.
Viele Flüchtlinge leben
in Zelten oder Lehmhäusern und leiden
unter Hitze oder Kälte.
(Foto l.) Mit Unterstützung der Welthungerhilfe konnte diese
Familie ein solides
Steinhaus bauen.
(Foto r.)
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Unter welchen Bedingungen leben zurückgekehrte Flüchtlinge und binnenvertriebene Familien in Kabul? Über
40.000 Menschen hausen schon seit Jahren in provisorisch entstandenen Slum-Siedlungen. In maroden
Lehmhütten, ohne fließendes Wasser, Strom oder
adäquate Toiletten. Besonders schlimm wird es im
Winter, wenn es kaum Arbeit gibt, aber die Ausgaben
wegen der Heizkosten steigen. Die meisten Familien
haben zu wenig Brennholz. Die Eltern schicken ihre
Kinder zum Betteln auf die Straße oder sie verbren-
Was tut die Welthungerhilfe konkret? Wir bieten zum
Beispiel Alphabetisierungskurse für Frauen und
Männer an, für Kinder gibt es vielfältige Freizeitangebote. Zudem fördern wir die Geflügelhaltung
und Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte für
Frauen und geben Schulungen zur Verbesserung
landwirtschaftlicher Anbaumethoden. Damit wollen wir die Einkommen steigern. Aber wir leisten
auch Nothilfe: Im vergangenen Winter haben wir
über 1.000 Tonnen Feuerholz verteilt. Außerdem
sieht das Projekt den Bau einer fast zwei Kilometer
langen Wasserleitung zu einem Dorf im Nordwesten
Kabuls vor. Wichtig ist es uns auch, die Regierung
in die Pflicht zu nehmen und auf die Rechte und
Bedürfnisse der intern Vertriebenen hinzuweisen.
Wir arbeiten in diesem Projekt also auf allen Ebenen.
Gibt es Probleme bei den Projekten? Herausfordernd
ist vor allem die Arbeit mit den Frauen bei den
einkommenschaffenden Maßnahmen. Hier haben
Aktuell: Afghanistan
wir uns vor allem auf die Vermittlung technischen
Wissens konzentriert, also Kurse im Schneidern
oder im Bereich der Geflügelhaltung. Flankierende
Maßnahmen, um die starren Geschlechterrollen
aufzubrechen, haben wir jedoch vernachlässigt.
Afghanistan ist aber extrem traditionell: Um seiner
sozialen Rolle als Ernährer gerecht zu werden, muss
ein afghanischer Mann Geld nach Hause bringen und
seine Frau vor den Blicken anderer Männer schützen.
Somit rüttelt die Förderung der Erwerbstätigkeit der
Frau direkt am Selbstverständnis und Selbstbewusstsein des Mannes.
Fahrt prüfen wir die aktuelle Lage. Dann haben wir
die Strategie, nicht aufzufallen. Wir fahren nicht
mit gepanzerten Autos oder großen Logos herum,
sondern nutzen meist unauffällige, gebrauchte Fahrzeuge. In den Dörfern müssen auch internationale
Mitarbeiter lokale Kleidung tragen: Männer den
Pirhan Turban, Frauen Burka. Als internationaler
Mitarbeiter versucht man sich in der Stadt unsichtbar
zu machen. Zufußgehen ist untersagt. Das Risiko
einer Entführung ist zu groß. Auch unsere afghanischen Kollegen tragen ein großes Risiko. Viele von
ihnen waren schon seit Jahren nicht mehr in ihren
Wie reagieren Sie auf diese Herausforderungen? Wir
Heimatdörfern aus Angst vor Drohungen, Entführungen oder Überfällen.
haben gelernt: Wer in Afghanistan Frauen helfen
will, muss bei den Männern ansetzen. Wir beziehen
sie ein, vermitteln, wie wichtig der Nebenerwerb
der Frauen für die Familie ist. Diese psychologische
Komponente ist mindestens genauso entscheidend
wie die Vermittlung technischer Fertigkeiten. Doch
es gibt keine Generallösung. In Afghanistan stellt
sich die Behandlung von Frauen in jeder der vielen
Volksgruppen anders dar. Wir müssen also realistisch
sein in Bezug auf die Rolle und Möglichkeiten internationaler Organisationen wie der Welthungerhilfe.
Immerhin holen wir die Frauen aus der sozialen
Isolation heraus.
Afghanistan ist noch immer kein sicheres Land. Wie
schützen Sie Ihr Team? In unserem Landesbüro in Ka-
bul gibt es zwei Mitarbeiter, die sich ausschließlich
um die Sicherheit unserer Mitarbeiter und unserer
Anlagen kümmern. Auch in unseren Projektbüros
gibt es spezielle Sicherheitskräfte. Vor Antritt jeder
Ist das alles nicht sehr ernüchternd? Ja, die Situation in
Afghanistan ist ernüchternd, daraus kann man keinen
Hehl machen. Sehr viele Afghanen sind pessimistisch,
was die Zukunft betrifft. Wer es sich leisten kann,
hat seine Habe verkauft und sich auf den Weg nach
Europa gemacht. Für die Menschen, mit denen die
Welthungerhilfe arbeitet, ist das keine Option. Sie sind
zu arm, um Bestechungsgelder, Schlepper oder Transportkosten zu bezahlen. Deshalb ist unsere Arbeit hier
so wichtig: Wir unterstützen die Afghanen dabei, das
Beste aus der Situation zu machen. Unsere humanitäre
Hilfe, unsere Katastrophenschutzmaßnahmen, unsere
Bildungsprojekte oder Projekte zur Ernährungssicherung – all das hilft dabei, die Situation zu stabilisieren
und Schlimmeres zu verhindern.
9
Im Kinderzentrum
werden die Jungen und
Mädchen durch Spiel
und Akrobatik von ihrem belastenden Alltag
abgelenkt.
Foto l.: Franz-Josef
Berger braucht bei
seiner Arbeit viel
Fingerspitzengefühl
für die kulturellen
Umgangsformen.
Das Interview führte Constanze Bandowski, freie Journalistin
in Hamburg.
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Förderpartner
Ein Vogel auf einem kahlen Ast
ist eine leichte Beute
Nur noch zwei Prozent der Fläche Haitis sind mit Bäumen bewachsen, viele Felder und
Hänge deshalb Sturm und Regen schutzlos ausgeliefert. Gemeinsam mit der Welthungerhilfe und ihrer Partnerorganisation Concert Action haben die Bewohner von Les Palmes
aufgeforstet – und erfolgreich gegengesteuert.
Von Thomas Rommel
Foto r.: Noé Sano wird
nicht müde, seine
Landsleute zu mehr
Umweltbewusstsein zu
motivieren.
Mit den Pflanzen aus
der Baumschule forsten
die Bauern ihre Hänge
wieder auf.
Les Palmes liegt abseits hinter den fast sprichwörtlichen sieben Bergen. Der mühsame Weg führt durch
Täler und enge Serpentinen. Angesichts der atemberaubenden Panoramablicke übersieht man beinah,
dass die Hänge der bis zu 1.200 Meter aufragenden
Berge nahezu kahl sind. Schuld sind Zyklone, aber
auch Jahrzehnte des massiven Raubbaus und der
Plantagenwirtschaft. Wenn die jährliche Regenzeit
einsetzt, gibt es nichts, was den Wind und das Wasser bremsen könnte. Das Regenwasser reißt Steine
und Erde einfach fort.
Es ging ums Überleben
Weil es keine Wurzeln gibt, die den Boden halten
könnten, richten regelmäßige Zyklone massive Schäden an. Jedes Jahr gehen dadurch viele Hektar Land
und kostbare Ernten verloren. 1992, nach einem
besonders heftigen Zyklon, zogen viele Menschen
vom Land in die Stadt. Es gab kaum mehr etwas zu
essen, denn die Landwirtschaft lag brach. Doch dann
begann sich etwas zu verändern. Eine Gruppe von
Landwirten gründete die Organisation „Concert Action“. Noé Sano, heute 76, war einer der Mitarbeiter
der ersten Stunde: „Mit Megaphonen zogen wir durch
die Dörfer und Felder. In der ganzen Region von Les
Palmes waren wir unterwegs und hielten die Menschen dazu an, über ihren Umgang mit der Natur
nachzudenken.“
Es ging damals nicht um Begriffe wie Klimaschutz
oder den Erhalt der natürlichen Vielfalt, es ging einfach um das Überleben der Menschen. „Ein Vogel auf
einem kahlen Ast ist eine leichte Beute für jeden Jäger.“ Mit Gleichnissen wie diesem überzeugte Noé
Sano die Bewohner, machte ihnen klar, dass ihr
Nichtstun dazu führt, dass der nächste Sturm sie ihres Hauses, ihrer Felder oder gar ihres Lebens beraubt.
Sano und seine Kollegen hatten Erfolg. Mehr und
mehr verstanden die Menschen die Zusammenhänge und suchten nach Lösungen. Concert Action
warb finanzielle Mittel ein, und so konnten Bäume
gekauft und Baumschulen angelegt werden. Die
Bewohner bepflanzten mit den Sprösslingen ihre
Förderpartner
Grundstücke und legten kleine Wälder an. Die Region wurde wieder grün, der natürliche Schutz war
wieder hergestellt. Ganz reibungslos vollzog sich
das jedoch nicht.
„Obwohl die Menschen wussten, dass sie handeln
mussten und sie keinerlei eigene Mittel besaßen,
wollten sie die kleinen Bäume von uns nicht annehmen. Kostenlos und Gemeinschaftswälder – das
klang wie Kommunismus, und der war in Haiti verpönt“, erinnert sich Noé Sano. Aber mit Engagement
und Ausdauer konnten er und seine Kollegen die
Menschen für ihr Vorhaben begeistern.
Botschafter für den Umweltschutz
Ein Projekt folgte auf das nächste, bis plötzlich Ende
der Neunziger Jahre die finanziellen Zuwendungen
ausblieben. Die Arbeit der engagierten Forstpioniere
war in Gefahr. „Als die Welthungerhilfe mit uns in
Kontakt trat, da war der Wagen festgefahren. Sie
schleppten ihn dann nicht nur aus dem Graben, sondern setzten sich anschließend mit uns hinein und
berieten uns, den besten Weg zu finden“, erzählt Noé
Sano lächelnd erneut in einem Bild.
Dieser Weg bedeutete, auch
noch weitere Dinge zu
­verändern: „Früher konnte
lediglich alle acht bis neun
­
Monate eine Ernte eingebracht
werden. Heute kennen die Menschen
durch Schulungen der Welthungerhilfe moderne Gartenbautechniken und ernten nahezu
jeden dritten Monat Gemüse
und Früchte.“ Froh berichtet N
­ oé Sano, dass es den
Teilnehmern des Projektes
so viel besser geht. Auch
seiner ­
eigenen Familie,
seinen Kindern und Enkeln.
11
Trotzdem begegnet er noch immer jeden Tag Elend
in der Stadt und in den Dörfern: „Wir leben in unterschiedlichen Welten, nicht nur ihr in Europa und
wir hier in Haiti. Selbst in Haiti sind die Menschen
unheimlich weit voneinander entfernt.“ Für Noé
Sano ist das jedoch kein Grund, Trübsal zu blasen.
Es spornt ihn eher an. Er wird trotz seines Alters
weiterhin auf die Berge rund um Les Palmes steigen,
die Bauern selbst an den entferntesten Hängen aufsuchen und so ein wichtiger Botschafter für die Arbeit der Welthungerhilfe und Concert Action sein.
Am Ende unseres Gespräches dankt Noé Sano mir für
meine Zeit und dafür, dass ich seine Worte aufschreibe und sie für die Förderer der Welthungerhilfe mitnehme. Natürlich wieder mit einem Bild: „Ein Licht
macht keinen Sinn, wenn man es unter den Tisch hält.
Nur wenn es auf dem Tisch steht, wird es hell.“
Die Natur zu schützen
bedeutet, den Familien von morgen ihre
Lebensgrundlage zu
erhalten.
Welthungerhilfe-Mitarbeiter Thomas Rommel leitet ein Projekt
im Nordosten Haitis.
Förderpartner
Sie machen es möglich!
Wenn in Haiti die Hänge wieder aufgeforstet werden können und die Menschen öfter ernten als früher, dann ist das auch Ihr Verdienst als Förderpartnerin oder Förderpartner! Denn Ihre regelmäßige und nicht an ein bestimmtes Projekt gebundene Spende macht es uns möglich, dort einzugreifen, wo
Hilfe benötigt wird. Wie in Haiti, das zu den ärmsten Ländern der Welt gehört.
Service
Sie möchten mehr über
Förderpartnerschaften erfahren:
Pia Vadera
Förderpartnerbetreuung
0228 2288-278
[email protected]
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Titelthema: Laos
Jetzt haben sie
den Salat – gesund
und ertragreich
In Laos ist ein Fünftel der Bevölkerung unter- oder mangelernährt.
Ändern könnten das die Kleinbauern, besagt eine aktuelle Studie.
Wenn sie nur Unterstützung dafür bekämen, mehr und vielfältiger
zu ernten. Genau darauf zielt die Arbeit der Welthungerhilfe und
ihrer Partnerorganisation MHP ab. Reihenweise knackiges Gemüse
und buntes Obst zeigen den Erfolg.
Von Philipp Hedemann
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Titelthema: Laos
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Geschickt rollt Boivanh Chansuline eine kleine Klebreiskugel in ihrer Hand und taucht sie ins gekochte
Gemüse. Sie isst mit Appetit. Kein Wunder – seit vier
Uhr morgens ist die Laotin auf den Beinen und hat
schon viel geschafft. Außerdem weiß sie, dass der
Reis, die Auberginen, die Tomaten, der Koriander
und die Bohnen nicht nur gut schmecken, sondern
auch gesund sind und nicht mit Pestiziden belastet.
Schließlich hat die Bäuerin alles selbst auf einer
kleinen Insel im mächtigen Mekong im Norden von
Laos angebaut. Während der Fluss eilig an ihnen
vorbeifließt, sitzen Boivanh und die anderen Gemüsebauern auf dem Boden der kleinen Bambushütte.
Pause nach schweißtreibender Feldarbeit. Vor sich
auf frischen Bananenblättern haben sie das Mittagessen angerichtet.
Besser planen und mehr verdienen
Die Bauern sind Mitglieder einer Produktionsgemeinschaft, die von der lokalen Partnerorganisation der
Welthungerhilfe MHP unterstützt wird. Der Name
steht für „Maeying Huammue Pathana“ und heißt
übersetzt „Gemeinsame Entwicklung für und durch
Frauen“. Doch dazu gehört natürlich auch die Beteiligung der Männer. Seitdem die Farmerfamilien Trainings und Beratung erhalten, findet sich auf ihren
Bananenblatt-Tellern viel häufiger gutes Essen und
in ihren Taschen sichtbar mehr Einkommen.
Von ihrem Essplatz aus kann Boivanh die terrassierten Beete überblicken, auf denen sie heute Vormittag ihren Salat gegossen und Tomaten geerntet
hat. Sie sieht die Bewässerungsanlage, die sie im
letzten Monat mit den Mitgliedern
ihrer Produktionsgemeinschaft ge- „Früher haben wir zur selben
baut hat, die Bananenstaude, die sie Zeit alle dasselbe angebaut.
später mit ihrem Mann ernten wird, Jetzt sprechen wir uns ab.“
und das schlanke Holz-Boot, mit dem
sie beide auf die Insel übergesetzt sind, so wie jeden
Tag. Hinter den hohen Bäumen am östlichen Flussufer, so zeigt uns Boivanh, steht das Haus, in dem
sie ihre vier Kinder großzog. Und einige Kilometer
flussaufwärts erkennt man die Ausläufer der Provinzhauptstadt Houayxay.
Noch vor Sonnenaufgang hat Boivanh dort Tomaten, Minze, Salat und Koriander auf dem Markt
verkauft. Mit vollen Körben hatte ihr Schwiegersohn
sie um 5 Uhr mit Motorrad und Beiwagen auf den
großen Platz gebracht, wo sich täglich Tisch an Tisch
reiht. Mit leeren Körben und dafür 260.000 Kip (rund
28 Euro) in der Tasche holte er sie zwei Stunden
später wieder ab.
„Früher haben wir alle irgendwann irgendwie irgendwas angebaut“, sagt die 52-Jährige. Das führte
Foto l.: In aller Frühe
verkaufen die Bäuerinnen ihr Gemüse und
Obst auf dem Markt.
Das Besondere: Sie
haben es ökologisch
angebaut.
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Titelthema: Laos
dazu, dass viele Bauern die gleichen Erzeugnisse
produzierten, es auf den Märkten zum Überangebot
kam, die Preise in den Keller gingen, oder sogar Ernten in dem von Unter- und Mangelernährung betroffenen Land vergammelten. Doch seitdem Boivanh
und ihre Nachbarn von der Welthungerhilfe und
MHP unterstützt werden, sprechen sie sich nicht nur
während ihrer gemeinsamen Mittagessen, sondern
auch bei ihren Planungstreffen ab, wer wann wo was
anbaut.
Foto o. l.: In den
­Stelzenhäusern leben
mehrere Generationen
zusammen. Gemeinschaft wird großgeschrieben – auch bei
der Arbeit.
Foto o. r.: Wasserbüffel
gehören auf dem Feld
zu den wichtigsten
„Werkzeugen“,
sie ziehen den Pflug.
Foto o. r. u.: Viele
Familien ernähren sich
zu großen Teilen von
Waldprodukten wie
Knollen und Wurzeln.
Foto m. l.: Deshalb
setzt sich die Welthungerhilfe für verbriefte
Landtitel für den
­genutzten Wald ein.
Foto m. r.: Unter- und
Mangelernährung sind
in Laos weit verbreitet.
Das hemmt auch
die Entwicklung von
Kindern.
Foto u.: Umso
wichtiger ist eine gute
Obst- und Gemüse­
ernte. Boivanh und
Misaiphoun haben
viel darüber gelernt –
und es geschafft.
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Ökologisch anbauen für mehr Qualität
In Trainings haben sie außerdem gelernt, wie sie mit
Hilfe von selbstgebauten Schutzdächern ihre Beete
in der Regenzeit vor den heftigen Niederschlägen
schützen können. Sie erfuhren, wie sie ökologischen
Dünger und Bio-Pestizide herstellen können und
lernten neue Pflanztechniken und Pflanzen kennen.
Auf den sorgfältig bestellten Beeten wachsen jetzt
Bananen, Kürbisse, Tomaten, Auberginen, Koriander,
Salat, Bohnen, Minze, Erbsen, Papaya, Limonen,
Ingwer, Guaven und Chili-Schoten zwischen Mango- und Tamarindensetzlingen. Und all das ganz
ohne den Einsatz von Kunstdünger. Boivanhs Mann
Misaiphoun trägt zwar das giftgrüne T-Shirt eines
Düngemittelherstellers, „doch wenn die sehen, dass
ich jetzt mit natürlichem Dünger viel bessere Ernten
erziele, nehmen sie es mir bestimmt weg“, scherzt
der Bauer.
Der 58-Jährige hat allen Grund zu guter Laune, denn
seitdem er und seine Frau an den Trainings teilnahmen, konnten sie ihr Einkommen um rund 80 Prozent steigern. Bauernfamilien in 31 Dörfern im Süden
und Norden von Laos, wo die Armut besonders groß
ist, wurden im länderübergreifenden Welthunger­
hilfe-Programm seit 2012 unterstützt. Ebenso nahmen von Mangel- und Unterernährung bedrohte
Bauernfamilien in den Nachbarländern Kambodscha
und Myanmar an diesem Programm teil, das auch
die EU finanziell förderte.
Von Erfahrungen anderer lernen
Ein Bericht der Vereinten Nationen (UN) hatte Ende
letzten Jahres festgestellt, dass in Laos fast ein Fünftel der Bevölkerung unter- oder mangelernährt ist.
Auch in dem unter anderem von der Welthungerhilfe erstellten Welthunger-Index wird die Situation im
Land als „ernst“ eingestuft. Vor allem in ländlichen
Gebieten und bei Angehörigen benachteiligter Volksgruppen bleiben viele Kinder deshalb zu klein und
in ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung
eingeschränkt. Um die Ernährungssicherheit zu verbessern, müsse die Produktivität der kleinbäuerlichen
Landwirtschaft erhöht werden, empfahlen die UNExperten.
Titelthema: Laos
15
Interview
Vansy Senyavong, (46) ist Gründerin und Direktorin
der laotischen Welthungerhilfe-Partnerorganisation
„Gemeinsame Entwicklung für und durch Frauen“ (MHP).
Frau Senyavong, nachdem Sie viele Jahre für internationale Hilfsorganisationen und die UNO gearbeitet hatten,
haben Sie vor sechs Jahren MHP gegründet. Warum? Ich
habe bei den großen Organisationen viel gelernt, aber
ich bin davon überzeugt, dass ich mit einer kleinen
NGO flexibler und näher an den Menschen sein kann.
Außerdem gehen die internationalen Partner irgendwann. Wir bleiben! So können wir die Arbeit, die wir
mit der Welthungerhilfe begonnen haben, fortsetzen.
Was macht MHP? Wir tragen zur Entwicklung unseres
Landes bei, indem wir die Rolle der Frau stärken. Vor
allem bei den Mitgliedern marginalisierter Ethnien
setzen wir mit Einkommen schaffenden Maßnahmen
an. Mit Trainings und Beratung unterstützen wir die
Landbevölkerung bei der Verbesserung der Landwirtschaft und dem Zugang zum Markt sowie bei der
Herstellung von Möbeln und Handarbeitsartikeln. Mit
Kleinbauern kämpfen wir dafür, dass sie verbriefte
Titel für ihr Land erhalten. Zudem engagieren wir uns
mit unseren Partnern für den Schutz der Umwelt und
unterstützen sie darin, sicher besser zu organisieren,
damit sie ihre berechtigten Interessen erfolgreich
vertreten können.
Was sind bislang die größten Erfolge? Es gibt drei Dinge,
auf die ich besonders stolz bin. Erstens haben wir es
geschafft, bei vielen Frauen eine Bewusstseins- und
Verhaltensänderung zu erreichen. Aus noch vor wenigen Jahren verängstigten und passiven Frauen sind
selbstbewusste Bäuerinnen und Unternehmerinnen
geworden. Zweitens haben unsere Partner in den
Provinz- und Distriktbehörden viel von uns gelernt.
Sie verfolgen jetzt stärker einen partizipativen Ansatz
und haben die finanzielle Transparenz erhöht. Und
drittens bin ich stolz auf das kompetente, engagierte
und hart arbeitende Team, das wir aufgebaut haben.
Wie viele Menschen haben schon von MHP profitiert? Wir
haben bislang in 120 Dörfern gearbeitet. Insgesamt
konnten wir so 45.000 Menschen unterstützen.
Mit der Unterstützung beim Kauf von Saatgut und
Werkzeugen, Trainings, Beratung, der Stärkung von
Produktionsgemeinschaften, der Verbesserung des
Marktzugangs und dem Erfahrungsaustausch mit
anderen Bauern aus Laos und sogar aus den Nachbarländern setzt das Welthungerhilfe-Projekt genau
dort an. „Diese Besuche haben uns die Augen geöffnet. Bevor das Projekt begann, haben wir einige
reiche Farmer aus Thailand gefragt, wie sie es schaffen, viel mehr als wir zu ernten. Ich glaube, sie
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Titelthema: Laos
haben uns absichtlich falsche Tipps gegeben“, sagt
Boivanh. „Den Projektteilnehmern aber konnten
wir vertrauen.“
Mittlerweile ist sie ihren thailändischen Kollegen in
mancher Hinsicht einen Schritt voraus. Denn während in der industrialisierten Landwirtschaft des
Nachbarstaates große Mengen Kunstdünger und
Pestizide eingesetzt werden, verzichten Boivanh und
die anderen Bauern mittlerweile fast vollständig darauf. Demnächst wollen sie deshalb auf dem Markt
eine Ecke einrichten, in der ausschließlich Öko-Produkte verkauft werden dürfen.
Keine Angst mehr vor der Zukunft
„Wenn die anderen sehen, dass wir für unser gesundes Gemüse höhere Preise verlangen können, werden
sie bestimmt unserem Beispiel folgen“, sagt Boivanh,
die Konkurrenz nicht zu fürchten und Neid nicht zu
kennen scheint. „Ich bin ein glücklicher Mensch.
Seitdem wir hier gutes Gemüse anbauen, können wir
davon gut leben und müssen keine Angst mehr vor
der Zukunft haben“, sagt sie.
Für Projektleiter Ralph Gust-Frenger ist Boivanhs
Optimismus der schönste Lohn. 1997 reiste er das
erste Mal für die Welthungerhilfe nach Laos, dies ist
sein zweiter Einsatz im Land. In Zukunft wird er
wohl nur noch kommen, um Freunde zu besuchen.
Denn mit dem Projekt zur Stärkung von Bauernorganisationen kommt das Engagement der Welthungerhilfe in Laos zum Ende. „Wir haben hier seit Beginn unserer Arbeit 52 Projekte zur Verbesserung
der Ernährungssicherung umgesetzt“, sagt der Landwirtschaftsexperte (siehe auch Portrait auf Seite 22),
der fließend Laotisch spricht.
Er ist mit dem Erreichten zufrieden, was nicht heißen
soll, dass es in Laos nicht noch viel zu tun gäbe.
Doch der Welthungerhilfe-Mann ist überzeugt, dass
der Erfolg des Engagements nachhaltig sein wird:
„Wir haben sehr intensiv mit unserer Partnerorganisation zusammengearbeitet. Ich bin mir sicher,
dass MHP die begonnene Arbeit fortsetzen und weiterentwickeln wird.“
Philipp Hedemann ist freier Journalist in Berlin.
Im Februar besuchte er das Projekt in Laos.
Länderinformation
Hintergrund Laos
Laos, der einzige Binnenstaat in Südostasien, grenzt
an China, Vietnam, Kambodscha, Thailand und Myanmar. Etwa 6,9 Millionen Menschen leben hier. Im
Index menschlicher Entwicklung der Vereinten Nationen belegt das Land den 141. von 188 Rängen.
Mehr als ein Viertel der Bewohner sind Analphabeten,
über 30 Prozent der Bevölkerung müssen mit umgerechnet weniger als 1,10 Euro pro Tag auskommen.
CHINA
MYANMAR
Houayxay
Die Demokratische Volksrepublik Laos gehört zu den
fünf verbliebenen marxistisch-leninistisch organisierten Staaten. Seit ihrer Machtübernahme 1975
ist die kommunistische Laotische Revolutionäre
Volkspartei die einzige zugelassene Partei. Sie verfolgt eine Politik der marktwirtschaftlichen Öffnung,
die Laos in den letzten Jahren Wachstumsraten zwischen sieben und neun Prozent bescherte.
VIETNAM
Laos
Vientiane
THAILAND
Indischer
Ozean
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Pazifischer
Ozean
Im Vietnamkrieg blieb Laos offiziell
neutral. Da jedoch Nachschubrouten
der kommunistischen Vietcongs durch
das Land verliefen, wurde es von den
USA bombardiert. Blindgänger führen
noch immer zu oft tödlichen Unfällen,
viele Flächen können für die Landwirtschaft kaum genutzt werden.
Aus den Projekten
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Made in India – Junge Gründer
gehen ihren Weg
Indien boomt – und hängt gleichzeitig seine jungen Landbewohner ab. Nicht einmal
jeder Zehnte hat eine Ausbildung und damit Chancen auf einen Job. Ein Programm der
Welthungerhilfe bringt nun Wissen, Optimismus und Geld in besonders arme Regionen.
Tausende junge Menschen werden in Berufen mit Zukunft ausgebildet: von der Kaninchenzüchterin bis zum Solartechniker.
Von Christina Felschen
Die Kaninchen von
Ramuni Baske sind
gesund und munter.
In Trainings hat
sie über die richtige
Pflege erfahren.
Ramuni Baske war immer eine sehr gute Schülerin;
sie hatte das indische Abitur vor Augen. Mindestens.
Doch als sie in der achten Klasse war, durchkreuzte
das Schicksal ihre Pläne. Ihr Vater wurde schwerkrank. In Westbengalen, einer der ärmsten Regionen
Indiens, laufen Mädchen ohne Vater Gefahr von
Menschenhändlern versklavt zu werden. Der Vater
nahm die 14-Jährige aus der Schule und verheiratete sie. Gegen ihren Willen. Um sie zu schützen. Am
Tag nach der Hochzeit starb er.
Ramuni zog zur Familie ihres Mannes nach Naba
Jiba Pur, übersetzt „Neues Leben“. Ramunis neues
Leben war nun das Leben einer Hausfrau, vielmehr
eines Hausmädchens. Sie bekam einen Sohn, kochte, putzte. Ihre Schullaufbahn war beendet. „Ich habe
als Erntehelferin angeheuert, wann immer ein Bauer jemanden suchte“, erinnert sich die heute 32-Jährige. Denn auch ihr Mann fand keine regelmäßige
Arbeit. Von Tag zu Tag schlug sich die Familie durch,
hatte wenig zu essen, kein Geld für Kleidung oder
Schulgebühren.
Ohne Ausbildung chancenlos
Ramuni ist zur richtigen Zeit, aber am falschen Ort
geboren. In den vergangenen 25 Jahren ist ihr Land
zu einer der zehn größten Volkswirtschaften der Welt
aufgestiegen. Doch nur eine Minderheit profitiert
davon und das zumeist in den Städten. Nicht aber
in abgeschiedenen Dörfern, wo die Bewohner abgeschnitten von jeder Infrastruktur noch immer in
tiefster Armut leben. Neun von zehn jungen Indern
haben keine Ausbildung, geschweige denn ein Studium, und daher keinerlei Chance auf dem formellen
Arbeitsmarkt.
„Die Regierenden haben lange geglaubt, Arbeiter in
der Landwirtschaft bräuchten keine Ausbildung“,
sagt Subhankar Chatterjee. Der Programmleiter der
Welthungerhilfe stammt aus Ostindien und weiß, wie
komplex die dortige Landwirtschaft ist und wie groß
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Aus den Projekten
ihr Potential: „Die Marktpreise für Agrar- und Forstprodukte steigen unaufhörlich, vor allem für verarbeitete Produkte. Jetzt muss das Angebot nur noch
hinterherkommen.“ Genau dort setzt das Ausbildungsprogramm der Welthungerhilfe an.
Mut und Ausdauer gehören dazu
Zusammen mit vier langjährigen Partnerorganisationen bilden wir Tausende junger Leute zwischen
15 und 35 Jahren in Berufen mit Zukunft aus –
jeweils zur Hälfte Frauen und Männer. Davon profitieren vor allem Angehörige der Stammesbevölkerung (Adivasi) und unterer Kasten (Dalits) aus den
ärmsten Gegenden der Bundesstaaten Westbengalen,
Jharkhand und Orissa. Dort leben 90 Prozent der
Menschen unter der indischen Armutsgrenze von
49 Cent pro Tag; viele sind chronisch unterernährt.
Foto o.: Teller aus
Bananenblättern
sind eine erfolgreiche
Geschäftsidee für
junge Unternehmer.
Ramuni und ihre
beiden Freundinnen
können nun sorgenfrei
in die Zukunft blicken.
Ihre Kaninchenzucht
läuft bestens.
Als Ramuni Baske von der Möglichkeit erfuhr, eine
Ausbildung zur Kaninchenzüchterin zu machen, war
sie völlig begeistert. Doch ihr Mann und ihre Schwiegereltern reagierten skeptisch. „Wir werden die Kaninchen hier doch nie los, das kostet doch nur“,
erinnert sich Ramuni an ihre Worte. Auch wollten
sie die junge Frau nicht ohne männliche Begleitung
zum Training reisen lassen. Doch die Aussicht auf
ein Kaninchenpaar als Startkapital und die Versicherung der Welthungerhilfe-Mitarbeiter, dass gute
Dabei hätte Ramuni im ersten Jahr beinahe alles
hingeworfen. Sie hatte sich bei der Ländlichen Entwicklungsagentur um einen Stall beworben, doch
eine Zusage verzögerte sich. Im Wohnhaus bekamen
die Kaninchen nicht genug Luft. Als die ersten starben, wurde Ramunis Familie unruhig. „Was hast du
denn gelernt, wenn du sie nicht am Leben halten
kannst?“, fragten sie. Die Welthungerhilfe bot ihnen
einen zweiten Trainingsworkshop zur Vertiefung an,
und endlich sponserte der Bezirk den ersehnten Stall
mit guter Belüftung. Seither überleben die Tiere.
Vermarktungschancen bestünden, beruhigte die Familie. Und so fuhren Ramuni und neun Freundinnen
aus dem Dorf zum ersten Mal in die Metropole Kalkutta, um dort in einem zweiwöchigen Kurs auf einer Schulfarm Einblick in die Arbeit mit Tieren zu
bekommen.
Für die Zucht hat sich Ramuni mit zwei Freundinnen
zusammengetan. Sie sitzen im Hof, jede hält ein rie-
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siges weiches Kaninchen auf dem Arm. In der Mitte
steht ein großer Stall, darin Dutzende der Tiere. „Namen geben wir ihnen nicht“, sagt Ramuni, während
sie das Kaninchen streichelt. „Sonst sind wir zu traurig, wenn sie geschlachtet werden.“ Die drei Freundinnen teilen sich die Arbeit, oft gibt es sogar so viel
zu tun, dass sie ihre Männer noch mitbeschäftigen
können. Ihre Tiere sind gefragt, denn deren Fleisch
ist nahrhaft, gesund und lecker. Ein Vorteil bei der
Zucht ist, dass sich die Tiere schnell vermehren und
nicht viel benötigen.
Die Erfolge des Ausbildungsprogramms können sich
sehen lassen: 4.600 junge Leute haben die erste
Phase absolviert, darunter auch Ramuni und ihre
Freundinnen. 70 Prozent konnten ihr Einkommen
verbessern; jeder Zehnte wurde selbst Trainer und
bildet weiterhin junge Leute aus. Einige arbeiten als
Angestellte, doch die meisten haben sich selbstständig gemacht. In den ärmsten Gegenden des Landes
sprießen seither landwirtschaftliche Start-ups aus
dem Boden.
Das Projekt selbst hat sich seit Beginn verändert.
In der ersten Phase bot die Welthungerhilfe über
32 Ausbildungsrichtungen an. „Langfristig hätten
wir uns verzettelt“, sagt Subhankar Chatterjee. „Des-
Aus den Projekten
halb konzentrieren wir uns heute auf die sechs erfolgversprechendsten Berufsfelder. Neben nachhaltiger Landwirtschaft und Viehzucht sind das die
Tiermedizin und -pflege, die Weiterverarbeitung von
Lebensmitteln und Waldprodukten sowie die Solartechnologie. Im Gegenzug verlängern wir die Ausbildung von zwei Wochen auf ein halbes Jahr.“
Bis 2017 wird die Welthungerhilfe mit Unterstützung
des Bundesministeriums für Entwicklung und Zusammenarbeit insgesamt 16 sogenannte Green Colleges gründen, die sich langfristig selbst finanzieren
sollen. Neben indischen Privatspenden hilft dabei
auch die indische Regierung, die sich inzwischen
sehr für Ausbildungsprogramme einsetzt. Die Auszubildenden zahlen nur geringe Schulgebühren –
diese sollen zur Mitarbeit motivieren, aber gleichzeitig die Ärmsten nicht ausschließen.
19
en von ...“, erzählt Ramuni. „Jetzt wollen alle mit
uns reden. Sie fragen: Wo können wir eure Kaninchen kaufen? Wie läuft es bei euch? Wo können wir
so einen Ausbildungskurs besuchen?“
Ramuni weiß von Freundinnen, die verheiratet wurden und nun in der Stadt leben. Sie beneidet sie
nicht. Denn von Rückkehrerinnen hat sie Geschichten über Slums und Heimweh gehört, über Krankheiten und hohe Arztkosten, über Ausbeutung und
die Verzweiflung, nicht über den Status eines Hilfsarbeiters hinauszukommen. Da haben Ramuni und
ihre Freundinnen ihr Geschäft doch lieber selbst in
der Hand – und sind unabhängig.
Christina Felschen ist freie Journalistin und Fotografin
und besuchte das Projekt Ende 2014.
Ein Zertifikat erhöht die Chancen
Neben praktischen Fähigkeiten eignen sich die jungen Leute jetzt auch theoretische Kenntnisse an,
damit sie ihre Unternehmen erfolgreich planen und
führen können. Außerdem unterstützen die Dozenten
ihre Absolventen noch ein Jahr lang beim Berufseinstieg oder bei der Unternehmensgründung. Damit
erfüllen die Colleges die Voraussetzungen für eine
Akkreditierung beim indischen Landwirtschaftsrat.
Seither erhalten alle erfolgreich abgeschlossenen
Auszubildende auch staatliche Zertifikate.
In Ramunis Familie hat sich die anfängliche Skepsis
in Stolz gewandelt: Ramuni kann sich vor Bestellungen kaum retten, sie und ihre Freundinnen liefern
sogar an die feine Hotelkette Taj. Jede der Frauen
verdient 12.000 Rupies (150 Euro) pro Jahr mit den
Kaninchen. „Früher waren wir hier nur die Ehefrau-
Viele Absolventen der
Green Colleges stehen
nun auf eigenen Beinen – sei es als Fischer
(o.), Solartechniker
(l.) oder in der Seidenraupenzucht (r.).
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Interview
„Von 14 Dollar
im Monat kann keine
Familie überleben“
Heute sind mehr als 60 Millionen Menschen auf der
Flucht. Wo liegen die Gründe? Und welche Rolle spielen
Hilfsorganisationen? Im Interview mit Dagmar Dehmer
vom Berliner „Der Tagesspiegel“ spricht WelthungerhilfePräsidentin Bärbel Dieckmann über die weltweiten
Flüchtlingskrisen.
WelthungerhilfePräsidentin Bärbel
Dieckmann hat schon
einige Flüchtlings­
projekte besucht.
Seit dem Zweiten Weltkrieg waren nie mehr Menschen
auf der Flucht. Warum? Ja, die Zahlen sind beunru-
higend. Migration hat es immer gegeben, wegen
Klimawandel, Hunger oder um wirtschaftlich bessere
Perspektiven zu bekommen. Aber die großen Zahlen
sind die Folge kriegerischer Auseinandersetzungen.
Gibt es Aussicht, Menschen über das oft bemühte Schlagwort „Fluchtursachen bekämpfen“ in ihrer Heimat zu
halten? Fluchtursachen bekämpfen heißt Hunger,
Armut und Hoffnungslosigkeit in der Welt zu bekämpfen. Das heißt auch, Menschen vor Ort so gut
zu versorgen, dass sie in der Region bleiben können
und sich nicht auf einen unsicheren Weg machen
müssen. Das bedeutet aber auch: Es braucht Frieden
in diesen Ländern. Da sind politische Lösungen
gefragt. Nicht-Regierungsorganisationen wie die
Welthungerhilfe haben darauf gar keinen Einfluss.
Das gilt zum Beispiel für Syrien. Ohne Frieden
werden die Menschen dort nicht bleiben können.
Was bringt Menschen in den Flüchtlingslagern rund um
Syrien dazu aufzubrechen? Ich habe eines der großen
Flüchtlingslager in der Südtürkei besucht, wo Tausende Syrer leben. Da habe ich niemanden getroffen,
der gesagt hätte: Ich will hier raus. Es gibt ausreichend Nahrung und Wohncontainer, Schulen und
Kindergärten. Die Menschen fühlen sich wohl genug,
um zu bleiben. In Jordanien und dem Libanon aber
mussten das Welternährungsprogramm (WFP) und
das Flüchtlingshilfswerk UNHCR im vergangenen
Jahr die Essensrationen um die Hälfte kürzen. Statt
28 Dollar pro Monat für eine vierköpfige Familie bekamen sie nur noch 14 Dollar. Davon kann niemand
überleben. In der Türkei allerdings leben die meisten
Flüchtlinge nicht in Lagern, sondern hausen unter
schwierigsten Bedingungen in Garagen, feuchten
Kellern und Rohbauten ohne staatliche Versorgung.
Sie unterstützen wir vor allem mit Geldkarten.
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Solange die Menschen ein Angebot haben, das ein
Überleben ermöglicht, machen sie den Schritt über
das Mittelmeer auch nicht sofort. Wo Menschen für
sich keine Möglichkeit mehr sehen, ihre Existenz zu
sichern, ist das anders. Unser Plädoyer ist deshalb:
Wir müssen alles dafür tun, damit die Menschen in
der Region gut versorgt sind. Und natürlich steht
auch Europa in einer Verantwortung.
Wenn eine Krisensituation über Jahre anhält, was kann
getan werden, damit die Menschen in den Flüchtlingslagern nicht verzweifeln? In Ländern wie Mali oder
Niger versuchen wir die unmittelbare Hilfe mit
einer Zukunftsperspektive zu verbinden. Da werden Menschen absehbar länger bleiben. Sie bauen
Gemüse an, manchmal sogar Getreide. Das geht in
der Türkei nicht. Da sind die Flüchtlinge auf Zeit
und empfinden das auch so. Ich habe mit vielen
gesprochen, die nichts anderes wollen, als nach
Syrien zurückzukehren. Außerdem ist die Türkei
ein Land, in dem man einkaufen kann, wenn Geld
zur Verfügung steht. Mit den Geldkarten können
sich die Menschen versorgen. Dort investieren wir
mehr in Bildungsprojekte, damit nicht eine verlorene Generation syrischer Kinder heranwächst, die
nicht lesen und schreiben lernen. In Syrien haben
die Kinder derzeit gar keine Chance auf Bildung,
dort bekommen sie ja nicht einmal genug zu essen.
Im Irak dagegen sind es oft Binnenvertriebene, die
innerhalb des Nordiraks geflüchtet sind. Dort gibt
es auch langfristigere Projekte zur Integration und
um den Menschen die Perspektive zu geben, ihren
Lebensunterhalt selbst zu verdienen.
An welchen Schauplätzen der Flüchtlingskrise ist die
Welthungerhilfe tätig? Neben Syrien, der Türkei und
dem Irak arbeiten wir im Niger, wo viele Menschen
aus Nigeria Zuflucht suchen, die vor der Terrorgruppe Boko Haram flüchten. In Mali betreuen wir
Interview
Binnenflüchtlinge, die aus dem Norden des Landes
in den Süden gekommen sind, nachdem islamistische Milizen dort Stadt um Stadt erobert hatten. Im
Südsudan versorgen wir rund 500.000 Menschen,
und in der Demokratischen Republik Kongo helfen
wir derzeit rund 280.000 Binnenvertriebenen.
Wie sollten langfristige Projekte nach Ihrer Erfahrung
aussehen? Zunächst geht es vor allem um den Ge-
müseanbau und das Halten von Tieren, damit man
die eigene Familie wieder ernähren kann. Es geht um
Gesundheitszentren und psycho-soziale Unterstützung von Kindern. Wir organisieren Komitees von
Einheimischen, um die Flüchtlinge zu unterstützen.
Es geht um die Vermittlung von Kenntnissen über
Ernährungs- und Hygienefragen. Und um Konfliktlösungsstrategien. Denn oft gibt es Konflikte
zwischen der eingesessenen Bevölkerung und den
neu Hinzugekommenen.
In Mali und Niger waren die Leute schon arm, bevor
die Flüchtlinge kamen. Ja, und ich wundere mich
immer wieder über die Großzügigkeit, mit der die
Flüchtlinge dennoch aufgenommen werden. Auch
in Jordanien und im Libanon ist das so, trotz aller
Herausforderungen, die sie haben. Das gilt auch für
die Türkei. Es sind 2,5 Millionen Flüchtlinge, die
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zumindest in Frieden dort leben können und nicht
massiv abgelehnt werden.
Ihr Rat lautet also: Der diplomatische Einsatz für Friedenslösungen sollte verstärkt werden? Diese Konflikte
sind alle nicht ohne internationale Unterstützung
zu lösen. Syrien schon gar nicht. Flüchtlinge, die
nach Europa gekommen sind, gehen in eine extrem
ungewisse Zukunft. Viele haben erst gar nicht die
Kraft und die Mittel, um sich auf den Weg zu machen. Und die Menschen hoffen auch, dass sie beim
Wiederaufbau Syriens gebraucht werden. Sie haben
eine große Identifikation mit ihrem Land. Sie haben
mir immer viel von ihrer Heimat erzählt.
Womöglich werden einige junge Männer auch nach Europa geschickt, um ihre Familien in Syrien oder in den
Flüchtlingslagern zu unterstützen? Ja, aber das ist erst
möglich, wenn die Migranten integriert sind und
einen Arbeitsplatz haben. Ein Einwanderungsgesetz
könnte vieles leichter machen. Entwicklungszusammenarbeit als solche verhindert nicht Migration.
Aber wenn sie die Flucht verhindern kann, ist das
doch auch schon mal was.
Das vollständige Interview ist am 14. März 2016 in
„Der Tagesspiegel“ erschienen.
Nahe der syrischen
Stadt Azaz werden von
der Welthungerhilfe
finanzierte Zelte für
Flüchtlinge aufgebaut.
Foto l.: Seit ihr Mann
bei einem Bombenanschlag getötet wurde,
muss diese junge
Frau ihre Kinder allein
durchbringen. Für
die WelthungerhilfeGeldkarte kann sie
zumindest Lebensmittel
kaufen.
Beim Besuch der
Schule für Flüchtlingskinder in Mardin sieht
Bärbel Dieckmann,
wie gut den oft traumatisierten Kindern
der Unterricht tut.
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Holprige Pisten
gehören für Ralph
Gust-Frenger zum
Job. Oft arbeitet er in
schwer zugänglichen
Gebieten.
Foto m.: An der Kochstelle lässt sich am
besten erfahren, ob der
Kurs über ausgewogene
Ernährung im laotischen Paktha erfolgreich war.
Porträt
„Schwierige Einsätze?
Da drücke ich mich nicht!“
Ralph Gust-Frenger arbeitet seit über zwanzig Jahren für die Welthungerhilfe. Gerade hat
er ein Dreiländer-Projekt zur Stärkung von Bauernorganisationen in Laos, Myanmar und
Kambodscha abgeschlossen. Seine Tage sind durchgetaktet, Privates steht hintenan.
Doch für etwas muss immer Zeit bleiben: Sonnen- und Mondaufgänge!
Von Philipp Hedemann
Es ist 5 Uhr morgens als Ralph Gust-Frengers Wecker
in der Provinzstadt Houaxay klingelt. Bis zum Sonnenaufgang hier im Norden von Laos dauert es noch
eine Stunde und 19 Minuten. Gust-Frenger will ihn
auf keinen Fall verpassen. Ein Tag ohne Sonnenaufgang ist für ihn selten ein guter. Und heute hat der
57-Jährige noch ein volles Programm. Autogenes
Training mit Blick auf den noch in Nebelschwaden
gehüllten Mekong, mit einem Tagebucheintrag den
vergangenen Tag Revue passieren lassen und eine
Prioritätenliste für den Tag erstellen.
Sinnvolles tun und Spannendes erleben
Um 6.45 Uhr sitzt der Frühaufsteher im Büro der
laotischen Partnerorganisation der Welthungerhilfe
MHP (siehe Titelgeschichte S. 12). Seine Liste ist
heute besonders lang: Monats-Finanzabschluss,
Treffen mit der Landwirtschaftsbehörde zu Landtiteln
für Kleinbauern, Abstimmung mit lokalen Kollegen,
Vorbereitung eines Erfahrungsaustausches von
Waldnutzergruppen, Arbeitszeugnisse für Mitarbeiter und anderes. „Heutzutage nimmt die Zeit vor
dem Computer auch bei uns immer mehr Raum ein.
Ich schaffe es pro Monat oft nur noch ein- oder
zweimal für ein paar Tage selbst Trainingskurse im
Dorf zu beobachten oder mit Dorfgruppen ihre
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Selbstverwaltung zu diskutieren.“ Das Projekt läuft
nach drei Jahren gerade aus, entsprechend viel Organisatorisches gibt es für ihn als Leiter noch zu
erledigen.
„Ich bin gerne als Erster im Büro. Da klingelt das
Telefon nicht, und es gibt noch keine Meetings. Da
schafft man richtig was weg. Außerdem habe ich
morgens immer die besten Ideen und möchte heute
spätestens um 19.14 Uhr Feierabend machen“, sagt
Gust-Frenger. Um 19.14 Uhr geht – das weiß hier in
der Stadt wahrscheinlich nur der Entwicklungsexperte auswendig – der Mond auf. Seitdem er als Jugendlicher in einem Griechenland-Urlaub stets unter
freiem Himmel schlief, sind Mondaufgänge für ihn
fast so wichtig wie Sonnenaufgänge.
Jener Griechenland-Trip war für den im rumänischen
Kronstadt geborenen Gust-Frenger die erste große
Reise. „Als Kind fühlte ich mich in Rumänien wie
eingesperrt. Ich wollte die ganze Welt sehen, aber
das ging nicht“, erinnert er sich. Als Elfjähriger wanderte er mit seinen Eltern nach Rosenheim aus. Neun
Jahre später spielte der Wunsch, die Welt zu sehen,
auch bei seiner Studienwahl eine entscheidende Rolle. „Ich habe Landwirtschaft studiert, um später als
Porträt
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bescheidenem Burmesisch und Koreanisch nun auch
ganz passables Mandarin spricht. „Ich habe mir vorgenommen, irgendwann zehn Sprachen sprechen zu
können. Aber ich muss mich beeilen, bevor ich da
oben verkalke“, sagt der Großvater einer zweijährigen Enkelin und tippt sich an die Stirn. Seine in
Deutschland lebende Enkeltochter würde er liebend
gerne öfter sehen. „Persönlich muss man in unserem
Beruf schon oft sehr zurückstecken“, beschreibt GustFrenger eine der Schattenseiten seines ansonsten so
spannenden Berufs.
Entwicklungshelfer arbeiten zu können. Neben dem
Wunsch, etwas Sinnvolles mit meinem Leben anzufangen, wollte ich auch Spannendes erleben und
herumkommen“, erzählt Gust-Frenger.
Der Plan ging auf. Nach zwei Jahren auf einem BioHof arbeitete der Landwirtschaftsexperte zunächst
in Mexiko und später in Thailand. Auf ein Aufbaustudium der Ökologischen Umweltsicherung im hessischen Witzenhausen folgten Kurzzeiteinsätze für
eine Hilfsorganisation in Ecuador und Thailand. 1994
wechselte er schließlich zur Welthungerhilfe in Bonn.
Es folgten Stationen in Laos und Nordkorea. Als
Landesdirektor kümmerte er sich in dem isolierten
und von einer Hungersnot bedrohten Staat unter
anderem um Kindergartenspeisungen, Trinkwasserversorgung, Winterhilfe und landwirtschaftliche
Projekte. „Nordkorea war anstrengend und teilweise
sehr frustrierend. In der Zeit sind mir viele graue
Haare gewachsen“, seufzt er zurückblickend.
Wohin es das Sprachentalent als nächstes verschlägt,
steht noch nicht fest. Sicher ist nur, dass er, der seit
über 20 Jahren für die Welthungerhilfe arbeitet,
seinem Arbeitgeber die Treue halten wird: „Mir gefällt, dass die Organisation politisch und religiös
neutral ist, immer eng mit lokalen Partnerorganisationen zusammenarbeitet und sich engagiert für
die Ernährungssicherung einsetzt.“ Bei der eigenen
Ernährung vermisst Ralph Gust-Frenger während
seiner Einsätze in oft abgelegen Regionen zuweilen
etwas. Denn seit seiner Tätigkeit in der Bonner
Welthungerhilfe-Zentrale in der Nähe eines Süßwarenherstellers bezeichnet sich der sonst so disziplinierte Asket augenzwinkernd als süchtig, und zwar
nach Gummibärchen.
Philipp Hedemann ist freier Journalist in Berlin.
Foto o.: Auch in
Nordkorea ist der Rat
des Landwirtschaftsexperten Gust-Frenger
gefragt.
Beim Besuch einer
Bauerngruppe in
Myanmar dreht sich
alles um standortgerechtes Bewirtschaften
der Hänge.
Das Risiko ist oft Begleiter
Aber Nordkorea konnte ihn, der auch nach 30 Jahren Entwicklungszusammenarbeit lieber im Feld
unterwegs ist als in einem klimatisierten Büro zu
sitzen, nicht davon abhalten, sich an weiteren
schwierigen Standorten zu engagieren. Um mit
Kleinbauern Alternativen zum Opiumanbau zu entwickeln, ging er 2005 in ein unter der Kontrolle von
Warlords stehendes Sperrgebiet im Norden Myanmars. Und auch privat zahlte sich das Risiko aus.
Denn in der nur schwer zugänglichen Region lernte
er seine Frau kennen, eine Burmesin chinesischer
Abstammung, die dort für das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen arbeitete.
Seine Frau ist auch der Grund, warum der weit gereiste Entwicklungsexperte neben fließendem
Deutsch, Englisch, Spanisch, Laotisch und Thai sowie
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Aktionen & Kooperationen: Philanthropie plus X
Ein Wunderbaum bringt Hoffnung
Ihre Geschäftsidee auf professionelle Beine stellen und ein sicheres Einkommen
erwirtschaften, das wünschte sich eine Gruppe von Kleinbauern in Liberia. Mit viel
Tatkraft, Durchhaltevermögen und der Unterstützung der Rotary-Clubs Bonn und Coesfeld haben sie das geschafft und können heute vom Verkauf ihrer selbst hergestellten
Produkte aus Bestandteilen des Moringa-Baumes leben.
Moringa gilt als wahres Wunder der Natur. Von der
Wurzel bis zu den Blättern, praktisch alle Teile der
Pflanze sind essbar oder können zu Heilzwecken
genutzt werden. Hinzu kommt, dass der schnell
wachsende Baum außergewöhnlich nährstoffreich
ist und wertvolle Vitamine und Proteine enthält.
Seine Blätter können roh, gekocht oder getrocknet
verzehrt werden, aus den Samen wird Öl gewonnen,
Schoten und Wurzeln lassen sich wie Gemüse zubereiten. Ein enormes Potenzial, das eine Interessensgemeinschaft findiger Kleinbauern aus Tubmanburg,
rund 70 Kilometer nördlich der liberianischen Hauptstadt Monrovia, längst erkannt hat.
Seit einigen Jahren erproben die acht Frauen und
zehn Männer die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten und verkaufen auf lokalen Märkten bereits
Tee und mit Moringa verfeinerte Erdnussbutter, alFoto o. l.: Alle Teile
lerdings nur in kleinen Mengen. Um ihre eigene
des Moringabaumes
Existenz langfristig abzusichern und gleichzeitig
lassen sich verwerten. anderen Menschen gesunde Nahrungsmittel anbieten
zu können, entstand die Idee, Moringa gemeinschaftFoto o. r.: Erfolgreich
lich anzubauen und zu verarbeiten, in größeren
zieht die BauernMengen, mit professionellem Werkzeug und unter
gruppe Setzlinge.
hygienischen Bedingungen. Ein VerarbeitungszentFoto m. l.: Über alle rum wurde gebraucht und Gelände für den Anbau
Aktivitäten entschei- von Moringa-Bäumen. Und bald sollte ihr Traum
det die Bauerngruppe Wirklichkeit werden. Denn das benötige Startkapital
gemeinsam.
stellten die Rotary Clubs Bonn und Coesfeld zur Verfügung. Dank deren großzügiger Spende ging das
Foto m. r.: Die SchoProjekt im Jahr 2014 an den Start.
ten reichern nicht
nur das Essen an,
sondern helfen auch
gegen viele Krankheiten.
Foto u. l.: Mit
Moringa verfeinert
sind Erdnussbutter,
Bohnenpaste oder
Tees gesund und
schmackhaft.
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Nach wochenlanger Suche war das ideale Grundstück
gefunden: ganz in der Nähe, mit gutem Boden, vor
Überschwemmungen während der Regenzeit sicher
und dazu sogar bezahlbar. Die Kleinbauern krempelten die Ärmel hoch. Zunächst wurde das 5.000 Quadratmeter große Areal gerodet, anschließend mit
Setzlingen bepflanzt und eine Zufahrtsstraße angelegt. Der Bau der Produktionsstätte sollte beginnen.
Doch nur vier Monate nach dem hoffnungsvollen
Start wurde die Projektarbeit jäh unterbrochen, denn
die Schrecken von Ebola erreichten Tubmanburg.
Anfang August 2014 rief die liberianische Regierung
den Notstand aus und das öffentliche Leben kam
zum Erliegen. Zwei Mitstreiter der Moringa-Gruppe
starben an der Krankheit, ein schwerer Schlag für
das Team.
Moringa lindert viele Leiden
Trotzdem gaben die verbliebenen Mitglieder in dieser Zeit nicht auf, hielten Kontakt und versorgten
die Pflanzen. Erst als das Land im Mai 2015 wieder
frei von Ebola war, konnte der Spatenstich für die
Produktionsstätte erfolgen. Knapp 73 Quadratmeter
groß, verfügt das Gebäude nun über ein Büro, einen
Raum für die Produktion sowie einen kleinen Aufenthaltsraum. Genügend Platz, dass von nun an die
Angebotspalette erweitert und gemeinschaftlich produziert werden kann. Ein eigens angelegter Brunnen
liefert das Wasser für Haus und Pflanzen.
Damit die Geschäfte der Kleinbauern erfolgreich
laufen, darf auch die Theorie nicht zu kurz kommen.
Nach intensiven Schulungen in Unternehmensführung, Gruppenmanagement, Businessplanung, Marketing und Vertrieb baut das Team derzeit gezielt
Kontakte zu potenziellen Kunden auf. Wegen ihres
hohen Nährstoffgehalts eignen sich die Erzeugnisse
unter anderem als Vitaminschub für Schwangere
und stillende Mütter sowie zur Stärkung des Immunsystems. Die Blätter dienen als Viehfutter. Und in
einem jüngst entstandenen Radiospot, den ein Lokalsender verbreitet, wird die gesundheitsfördernde
Wirkung der Produkte betont: Ob Herzbeschwerden,
Husten oder Kopfschmerzen – jedes Leiden kann mit
einem Moringa-Tee gelindert werden. Jetzt hofft die
Moringa-Gruppe, nicht nur den Bekanntheitsgrad
des Moringa-Baumes und seiner vielseitigen Verwendungszwecke kräftig zu steigern, sondern über
diese Marketingmaßnahme zahlreiche lukrative Aufträge zu gewinnen.
Aktionen & Kooperationen: Philanthropie plus X
25
Rotary International
„Selbstlos Dienen“ lautet der Wahlspruch der rund 1,2 Millionen Mitglieder
von Rotary International, die in über 34.000 Clubs und mehr als 200 Ländern
organisiert sind. In dem weltweit aktiven sozialen Netzwerk engagieren sich
Menschen unterschiedlichster Berufe ehrenamtlich für humanitäre Dienste,
Frieden und Völkerverständigung, unabhängig von politischen und religiösen
Richtungen. Im lokalen Umfeld und auch in internationalen Hilfsprojekten.
Bonn und Coesfeld sind zwei von derzeit insgesamt 1.032 Clubs mit über
53.000 Rotariern in Deutschland.
Service
Sie möchten mehr über Kooperationen mit der
Welthungerhilfe erfahren:
Alexandra Shahabeddin
Private Förderer
Tel. 0228/ 22 88-419
[email protected]
magazin 2 | 2016
26
Aktionen & Kooperationen
Werden Sie Münzspender!
Sind Sie beim Frühjahrsputz vielleicht auf Münzen
oder Scheine vom letzten Urlaub gestoßen? Schöne Erinnerungen, die aber eigentlich doch nur Platz
wegnehmen? Wir haben eine gute Idee, wie sie Ihre
Schubladen-Schätze in wertvolle Hilfe verwandeln
können! Schicken Sie uns Ihre Restdevisen – wir
tauschen sie in Euro um und setzen sie dort ein,
wo Menschen dringend darauf warten.
Die Scheine und
Münzen, die Iris
Aulenbach verpackt,
kommen aus aller
Herren Länder. Und
reisen auch dorthin
zurück – in Form
von konkreter Hilfe.
Fragen: 0228 2288-286. „Eine Spendenquittung
können wir für Restdevisen leider nicht ausstellen“,
sagt Iris Aulenbach. „Doch der Dank der Menschen
in unseren Projekten ist den Spendern sicher.“
Iris Aulenbach ist immer schon ganz gespannt,
wenn wieder ein Umschlag eintrifft: „Vom FidschiDollar über Mexikanische Peso bis hin zu ungarischen Forint ist alles dabei. Wir nehmen auch gerne alte D-Mark“, erzählt sie. Willkommen sind
sowohl Münzen als auch Banknoten. Sortiert muss
das Geld nicht sein – also einfach in einen Umschlag stecken und zur Post bringen. Die Adresse
lautet: Deutsche Welthungerhilfe e. V., Iris Aulenbach, Friedrich-Ebert-Str. 1, 53173 Bonn. Oder bei
Spaß und Sprint
beim Jubiläumslauf in Daun
Sie holten die letzten
Reserven aus sich
heraus: Die Dauner
Schülerinnen und
Schüler beim LebensLauf-Tag.
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Mit jeder Runde, die die kleinen und großen
Sportskanonen am 12. April im Dauner Stadion
drehten, sammelten sie fleißig Stempel auf ihren
Laufkarten. Ihre persönlichen Sponsoren verwandelten diese anschließend in waschechte Spenden.
Unter strahlender Frühlingssonne herrschte beim
LebensLauf-Tag in Daun, dem ersten Jubiläumslauf, gute Laune pur. Stolze 2.220 Schülerinnen
und Schüler passierten das Ziel. Über StadionRennbahn und Waldboden führte die Strecke, die
sogar Heinz-Peter Thiel, Landrat des Kreises Vulkaneifel, eine Runde begleitete: „Toll, dass so viele Schüler für einen guten Zweck unterwegs sind!“
In drei Altersgruppen traten Sprinter der Grundschule Daun, des Förderzentrums, der Realschule
Plus, des Thomas-Morus- sowie des GeschwisterScholl-Gymnasiums an. Damit läuteten sie das
Jubiläum der Aktion ein: Der LebensLauf wird 20!
Daun hat bewiesen, wie viel Spaß es bringt, mit
vereinten Kräften dem Hunger Beine zu machen.
Jetzt gilt es für den Rest der Nation, die Turnschuhe zu schnüren. Wer dann noch Puste hat, ist
herzlich zum großen LebensLauf am 31. Oktober
in Bonn eingeladen. Informationen zu sportlichen
Spendenaktionen gibt es bei Hawa Grund-Djigo
telefonisch unter 0228 2288-258 oder per Mail an
[email protected].
Aktionen & Kooperationen
27
Aus erster Hand berichten
Erfahrungen hat Alina Zalewski schon rund um den Globus gesammelt. Zum Beispiel,
als sie im Rahmen des „weltwärts“-Programmes ein Jahr mit der Welthungerhilfe in
Norduganda arbeitete. Zurück in Deutschland steht Alina Zalewski nun als Referentin
vor Schulklassen. Um ganz lebendig über die Projekte der Welthungerhilfe zu berichten.
„Ich wollte etwas zurückgeben“, antwortet Alina
Zalewski. Bei der Frage, was die Eckernförderin zu
ihrem Freiwilligenjahr in Uganda motiviert habe,
muss sie nicht lange überlegen. Ein Motto zieht
sich wie ein roter Faden durch das Leben der 25-Jährigen: Über den Tellerrand schauen, sich auf das
Terrain der Entwicklungszusammenarbeit begeben.
Was als Neugier begann, entwickelte sich durch das
Studium der Politik und Umweltwissenschaften in
Lüneburg bald zur Leidenschaft. Als im Frühjahr
2014 die Zusage der Welthungerhilfe kam, ein Jahr
lang ein Projekt vor Ort mitgestalten zu dürfen,
war die Freude riesig.
„Natürlich war ich aufgeregt, was mich erwartet.
Durch Auslandssemester hatte ich schon erste Erfahrungen gesammelt. Ich wollte unbedingt etwas,
das mich weiter in diese Richtung bringt“, sagt die
engagierte junge Frau. Mit 17 weiteren Teilnehmern
wurde sie bei der Welthungerhilfe „Pionierin“ des
vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung geförderten Bildungsprojekts „weltwärts“. Und so begleitete sie bis August 2015 das Leben der Menschen in der nordugandischen Region Lira.
Jeder von uns kann etwas tun
An der Seite der Welthungerhilfe-Partnerorganisation Transcultural Psychosocial Organization betreute sie 20 Grundschulen, die die erste bis siebte
Klasse umfassen: „Mich hat besonders der Alltag
der Mädchen bewegt. Zwischen der fünften und
sechsten Klasse brechen bis zu 80 Prozent von ihnen ab. Sie heiraten oder müssen sich um die Familie kümmern. Viele kamen auch einfach nicht,
weil sie sich für ihre Menstruation geschämt haben.
Ich fragte mich: Warum ist das eigentlich so?“ Viel
zu erforschen also.
„In Arbeitsgruppen haben wir viel mit den Schülerinnen gesprochen. Über Tabus wie Sex, oder auch
darüber, wie man sich als Frau in der Gesellschaft
zurechtfindet – Life-Skill-Trainings nennen wir
das. Zum Beispiel ist es ganz und gar nicht normal,
dass ein Mädchen vor Jungen redet.“ Alina hat
gleich zu Anfang ein paar Sätze Lëblango gelernt:
„Das war gut, um erste Brücken zu bauen“.
Es sind lebendige Erzählungen und nachdenklich
stimmende Tatsachen, die Alina aus erster Hand
als Schulreferentin der Welthungerhilfe berichtet.
Mittlerweile weiß sie auch viel über andere Projekte. Wenn sie in einer Schule spricht, bereitet sie
zum Beispiel mit den Lehrern eine Stunde über
Schulprojekte in Burundi und Mali vor. Auf die
Theorie folgt dann eine bunte Spendenaktion von
Schülern für Schüler. Zwei Dinge sind Alina ganz
wichtig: „Ich will Kindern vermitteln, was für ein
Privileg es ist, zur Schule gehen zu dürfen! Jeder
von uns kann etwas tun, damit sich Dinge auf der
Welt weiterentwickeln.“ Alina Zalewski hat ihren
Beitrag dazu geleistet – und gibt nun neben ihrem
Masterstudium mit ihrem Engagement für die Welt­
hungerhilfe weiterhin ganz viel zurück.
Alina Zalewski
setzte sich mit ihren
Kollegen dafür ein,
dass Jungen und
Mädchen gleichberechtigt miteinander
umgehen.
Service
Sie wünschen, dass ein Referent
oder eine Referentin Ihre Schule besucht:
Hawa Grund-Djigo
Team Aktive Schule
Tel. 0228 2288-258
[email protected]
magazin 2 | 2016
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Gesine Cukrowski
und die Schülerinnen
und Schüler der
Rackow-Schule steckten sich gegenseitig
an mit ihrer Begeisterung für das Projekt
in Uganda.
Aktionen & Kooperationen
Rackow Hilft!
„Wir haben überlegt, dass es sinnvoller ist, den
Menschen vor Ort zu helfen, damit sie gar nicht
erst in eine Lage kommen, aus der sie flüchten
müssen“, fasst der 17-jährige Abdallah Lactacz die
Motivation der Schülerinnen und Schüler der Fachoberschulklasse der Rackow-Schule in Berlin zu-
Die 10-Cent-Lawine rollt
Günter Hillebrand
und Romina Brühmann setzen fest
auf den Erfolg der
„10-Cent-Lawine“.
magazin 2 | 2016
sammen. Gemeinsam mit ihrer Klassenlehrerin
riefen sie das Projekt „Rackow Hilft!“ ins Leben,
entwickelten eine eigene Spendenseite bei Facebook, gestalteten ein Spendenvideo und erstellten
Informationsbroschüren. Inspiriert und unterstützt
wurden die Schüler durch einen Vortrag der Berliner Schauspielerin Gesine Cukrowski, die im vergangenen Jahr Welthungerhilfe-Projekte in Uganda besuchte. Sie berichtete vom harten Alltag dort,
wo 80 Prozent der Bevölkerung in absoluter Armut
leben. Knapp 2.000 Euro haben die jungen Berliner
seither gesammelt! Damit werden Familien im Dorf
Narisae in der Region Karamajo beim Ackerbau
und bei der Ziegenzucht unterstützt. Gesine Cukrowski setzt sich auch weiter unermüdlich für die
Menschen in Karamoja ein. Seit ihrem Besuch
konnte schon viel erreicht werden: die Verteilung
von Ziegen an bedürftige Frauen, Behandlung von
mangelernährten Kindern, Verteilung von landwirtschaftlichen Werkzeugen, Reparatur einer
Schule und vieles andere.
Wie einfach könnte es doch sein, Hunger und
Elend in der Welt zu bekämpfen, dachte sich
­Günter ­Hillebrand aus Iserlohn. Er rechnet vor:
„In Deutschland leben rund 80,8 Millionen Einwohner. Wenn jeder von ihnen jeden Monat nur
zehn Cent in ein Marmeladenglas wirft, kommen
monatlich 8,08 Millionen Euro zusammen“. Und
so erfand Günter Hillebrand die „10-Cent-Lawine“.
Ihm ist klar, dass sich nicht alle beteiligen werden.
Trotzdem könnte mit Zuhause oder am Arbeitsplatz aufgestellten Marmeladengläsern eine gewaltige Summe zusammenkommen. Die Motivation hinter der Aktion: Auch mit kleinen Beträgen
kann man viel erreichen – vor allem, wenn viele
Menschen mitmachen. Gemeinsam mit seiner Mitstreiterin Romina Brühmann aus Menden stellte
Günter Hillebrand seine Idee auf dem Treffen der
freiwilligen Unterstützer und Aktionsgruppen der
Welthungerhilfe vor und stieß dabei auf große
Begeisterung. Die 10-Cent-Lawine kommt also ins
Rollen. Mit dabei ist schon eine Klasse des
­Tannenbusch-Gymnasiums in Bonn. Wir hoffen,
dass die Aktion bundesweit Fahrt aufnimmt!
­Eingezahlt werden kann das gesammelte Geld auf
das Spendenkonto der Welthungerhilfe (IBAN:
DE15 3705 0198 0000 0011 15, BIC: COLSDE33)
mit dem Spendenstichwort „10-Cent-Lawine”.
Aktionen & Kooperationen
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Unterricht für syrische Flüchtlingskinder
Weil Solidarität für sie ganz selbstverständlich ist,
schlossen sich drei Clubs der Soroptimist International (SI) aus Bonn zusammen, um sich gemeinsam
für Flüchtlingskinder in der Südtürkei zu engagieren. SI ist eine weltweite Organisation berufstätiger
Frauen, die ehrenamtlich aktiv sind. 9.000 Euro
sammelten die Bonnerinnen für eine Schule in
Mardin, die bereits seit Januar 2015 durch viele
weitere SI Clubs deutschlandweit unterstützt wird.
Am 16. März überreichten sie den symbolischen
Scheck bei einem Besuch in der Bonner Welthungerhilfe-Zentrale.
Insgesamt kamen so bisher großartige 178.000 Euro
für das Projekt der Welthungerhilfe zusammen.
Seither ist die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die den Unterricht in Mardin besuchen können, um mehr als 50 Prozent gestiegen. Neben
dem Bustransport für bedürftige Kinder wurden
auch Schul- und Lehrmaterialien sowie dringend
notwendige Reparaturen am Schulgebäude mit
Ihren originellen
„Scheck“ überreichten die Soroptimistinnen Ute Pauling,
Christa Schürnbrand,
Dr. Barbara Hillen
und Jutta Eich an
die WelthungerhilfeKollegen Alexandra
Shahabeddin (l.),
Marketing-Vorstand
Michael Hofmann
und Vera Schernus
(r.).
den Spenden finanziert. Zudem erhielten die Kinder gesunde Pausensnacks. Nun kann die Hilfe
sogar auf eine weitere Schule in der Stadt Kiziltepe ausdehnt werden. Auch hier ist für viele Eltern der Schulbesuch ihrer Kinder ohne die Übernahme der Kosten für den Bus nicht möglich. Seit
März wird daher der Schultransport für 750 Kinder organisiert.
Wenn reisen nicht freiwillig ist
Gesellschaftliche, ökologische und ökonomische
Verantwortung ist für die Reisebranche ein Schlüssel für erfolgreiches Wirtschaften. Als Partner für
solche Themen hat die Welthungerhilfe bereits viel
Erfahrung. So war sie auch in diesem Jahr wieder
mit einem Stand auf der Internationalen Tourismusmesse ITB in Berlin präsent und machte auf
wichtige Themen wie zum Beispiel die Verschwendung von Lebensmitteln aufmerksam. „Essen wegwerfen ist Müll“ hieß die gemeinsame BühnenVeranstaltung mit den Welthungerhilfe-Partnern
Coffee Circle, Lycka Frozen Yogurt und United
against Waste. Sängerin Lucy Diakovska unterstützte tatkräftig und beschrieb mit viel Elan, wie
jeder Nahrungsmittelverschwendung vermeiden
kann, und was sie selbst dagegen tut.
Besonders erfreulich für uns in diesem Jahr: der
zweite Platz für den besten Stand in der Kategorie
„Travel Support and Media“. Jährlich küren Tourismusstudenten der Cologne Business School in
elf verschiedenen Kategorien die besten Stände der
Messe. Unter 10.000 ausstellenden Unternehmen
aus 187 Ländern und Regionen wählten sie aus. In
Qualitätsmerkmalen wie Standgestaltung, Servicekompetenz, Informationstransfer und Authentizität
konnte die Welthungerhilfe überzeugen. Hervorgehoben wurde insbesondere das Standthema, das
auch die Reisebranche aufrüttelte: „Auf der Flucht
– wenn reisen nicht freiwillig ist“.
Auf der Bühne boten
die Welthungerhilfe
und ihre Partner
Spaß und Information.
Foto l.: Sängerin
Lucy Diakovska und
Sven Perten von
Lycka Frozen Yogurt
verteilten Leckeres
im Publikum.
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Panorama
Termine
25. Juni 2016
GolfCup Düsseldorf: Der Düsseldorfer Freundeskreis
der Welthungerhilfe lädt zur Golfrunde nach Ratingen ein.
Tagsüber können die Teilnehmer eine entspannte Runde
spielen und dann die Abendveranstaltung mit prominenten
Gästen genießen. Die Einnahmen gehen an ein Projekt in
Madagaskar. Anmeldung bei: Event Agentur golf&galopp,
Carola Kammerinke, [email protected]
28. Juni 2016
Fotokunst-Auktion: Simone Bruns und der Hamburger
Freundeskreis öffnen wieder die Tore der Sankt-Petri-Kirche
in Hamburg zur Foto-Kunstauktion. Erneut wird Christiane Gräfin zu Rantzau vom Auktionshaus Christie‘s über
30 hochkarätige Werke zeitgenössischer Fotografen unter
den Hammer bringen, deren Erlös in das Förderprojekt des
Freundeskreises in Sierra Leone fließt. Auch ein Werk des
Benetton-Fotografen Oliviero Toscani steht zum Verkauf.
Anmeldung unter: [email protected]
13. bis 17. Juli 2016
Millerntor Gallery: Es wird kreativ, und zwar bei der Millerntor Gallery in Hamburg, einem internationalen Kunst-,
Musik- und Kulturfestival. Viva con Agua und der FC Sankt
Pauli bitten zum kulturellen Genuss mit sozialem Engagement ins Stadion. Die Gewinne aus dem Kunstverkauf gehen
zu 70 Prozent an Viva con Agua, um in Projekten der Welt­
hungerhilfe die weltweite Wasser- und Sanitärversorgung zu
verbessern, und zu 30 Prozent an die unterstützenden Künstlerinnen und Künstler. Mehr Infos: www.millerntorgallery.org
Fünf Jahre um die Welt:
Im Mai ist Ronny Lasner
gestartet. Einmal um die Welt möchte der 35-Jährige reisen – und
zwar größtenteils zu Fuß. Fünf Jahre lang wird er für 50.000 Kilometer, die ihn durch 56 Länder führen werden, unterwegs sein. Seinen
gesamten Besitz verkaufte oder verschenkte er. Über Facebook
und YouTube wird Ronny Lasner nun ein Reisetagebuch führen und
so andere an seinen Erlebnissen teilhaben lassen. „Meine Reise
und das damit verbundene Interesse möchte ich dazu nutzen,
derzeitige und zukünftige Follower auf Themen der Welthungerhilfe
aufmerksam zu machen und mit dem Spendenstichwort „Ronny
Lasner“ zu Spenden zu motivieren“, sagt der Ludwigshafener. Ein
Welthungerhilfe-T-Shirt und -aufkleber sind natürlich dabei.
28. September 2016
Nothilfe-Veranstaltung: Gemeinsam mit der Deutschen
Post DHL laden wir Unterstützer der Welthungerhilfe und
interessierte Unternehmen zu unserer Veranstaltung „Nothilfeeinsätze – Ein Blick hinter die Kulissen“ am Frankfurter
Flughafen ein. Erfahren Sie mehr über unsere Lösungen
für internationale Logistik, abgestimmte Hilfe im Land,
Personalführung, Medienarbeit und Einkauf von Hilfsgütern.
Informationen bei [email protected]
Doppelt wirksam:
Im letzten magazin berichteten wir über Christel Anthes aus Kassel,
die zu Ziegen-Spendenurkunden für ihre Enkel Holztierchen anfertigen ließ. Drei dieser Ziegen erreichten das Projekt in Uganda,
wohin auch die Spenden flossen. Die Familien dort sagen
Danke!
magazin 2 | 2016
Um den umweltschädlichen Verbrauch von Einwegplastiktüten zu reduzieren, verlangen viele
Läden seit April eine Gebühr. Der Bonner Apothekerin Eva-Maria
Burmeister-Mossal ist dabei etwas Besonderes eingefallen. Sie
lässt ihre Kunden die 20 Cent für eine Plastiktüte immer direkt
in eine Welthungerhilfe-Spendenbox werfen. So wird die Gebühr
gleich doppelt wirksam, und wir sagen vielen Dank! Möchten Sie
sich auch an dieser Aktionsidee beteiligen? Wir schicken Ihnen
gerne eine Spendendose zu: Paul Klopp, Tel.: 0228 22 88-416,
[email protected]
Panorama
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Flucht im Unterricht:
Themen wie Flucht und
Migration bewegen nicht nur die Erwachsenen, sondern auch
Schülerinnen und Schüler. Das neue Unterrichtsmaterial der
Welthungerhilfe informiert und gibt Anregungen. Praxisorientiert
und anschaulich eignen sich eine Wandzeitung und die Broschüre mit dem Titel „Dann weißt du, es ist Zeit zu gehen.“ für die
Klassenstufen 5–10. Bestellen Sie beides kostenlos unter 0228
2288-127 oder unter [email protected]
Wussten Sie eigentlich, dass…
Sie auch weiterhin steuerlich absetzbar Gutes tun können, wenn Sie Ihren Spendenabzug bereits ausgeschöpft
haben?
Ihr gemeinnütziges Engagement hilft den Menschen
vor Ort und wird gleichzeitig vom Staat honoriert! Als
Privatperson können Sie Spenden bis zu 20 Prozent
Ihrer Einkünfte steuerlich geltend machen. Sollten
Sie diesen Betrag ausschöpfen, werden zusätzlich zu
diesem Höchstsatz Zustiftungen an die Stiftung Welthungerhilfe bis zu einer Million Euro als Sonderausgaben bei der Steuererklärung berücksichtigt. Und dies
über einen Zeitraum von 10 Jahren. Ihre Zustiftungen
erhöhen langfristig das Kapital der Stiftung Welthungerhilfe und wirken somit Jahr für Jahr für eine Welt
ohne Hunger und Armut. Bei Fragen wenden Sie sich
gerne an Marc Herbeck, Tel.: 0228 2288-602.
Baltic Lights: 120 Huskys und
viele sportliche Prominente starteten am
20. Februar zum ersten Schlittenhunderennen „Baltic Lights“ auf Usedom.
Der Event, zu dem Schauspieler Till
Demtrøder eingeladen hatte, stellte bei
der Premiere vor rund 23.000 Zuschauern gleich einen Rekord als nördlichstes Schlittenhunderennen Deutschlands
auf. Als Titelverteidiger des Schwesterrennens „Tirol Cross Mountain“ sicherte sich Schauspieler Gedeon Burkhard
auch diesmal den Sieg. Gemeinsam feierten alle die 15.000 Euro Spende des
Herstellers der Hautpflegeserie Avocado
B12 für die Welthungerhilfe.
Impressum
Herausgeber:
Deutsche Welthungerhilfe e.V.
Friedrich-Ebert-Straße 1
53173 Bonn
E-Mail: [email protected]
Autoren:
Constanze Bandowski, Yohannes Belay, Dagmar Dehmer,
Christina Felschen, Philipp Hedemann, Stefanie Koop,
Bettina Leichtweis, Klemens Ludwig, Thomas Rommel,
Laura Stillers
Redaktion:
Stefanie Koop (Leitung)
Gestaltungskonzept / Layout:
MediaCompany – Agentur für Kommunikation GmbH
Verantwortlich:
Katharina Wertenbruch
Fotonachweis:
Roland Brockmann (S. 4/5), Experiarts Entertainment
Jana Lyons (S. 30), Christina Felschen (S. 17/ 18/19),
Barbara Frommann (S. 20), gallas/fotolia.com (S. 25),
Jens Grossmann (S. 2/5/ 21), Philipp Hedemann
(S. 15), Simon Hofmann (S. 28), Christian Junge­
blodt (S. 29), Monika Nutz (S. 6/7), Uwe
Pollmann (S. 21), Thomas Rommel (S. 10/11),
Günther Schwärzer (S. 1/12/14/15/ 16/22),
Türkischer Katastrophenschutz (S. 21),
VALENTHIN-PHO­TO­GRAPHY (S. 28),
Welthungerhilfe (S. 8/9/15/23/24/25/26/27/29)
Nachdruck erwünscht mit Quellenangaben und Belegexemplar.
Lagernummer 460-9499
2014 betrugen die Aufwendungen der Welthungerhilfe für Verwaltung, Werbung und allgemeine Öffentlichkeitsarbeit insgesamt
lediglich 6 Prozent. Jährlich erhalten wir das DZI Spenden-Siegel – für unseren effizienten und verantwortungsvollen Umgang
mit uns anvertrauten Mitteln.
magazin 2 | 2016
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