Germany - Druckmesstechnik für die Tiefsee
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Germany - Druckmesstechnik für die Tiefsee
Druckmesstechnik für die Tiefsee Dipl.-Wirtschafts.-Ing. Grigorios Kenanidis Geschäftsführer, STS Sensoren Transmitter Systeme GmbH Dr. Rainer Maaßen Geschäftsführer, SiS Sensoren Instrumente Systeme GmbH Gewaltige Mengen an Erdgas sind als festes eisähnliches Methanhydrat (Bild 1, Bild 2) im Meeresb oden gespeichert. Diese natürlichen Vorkommen enthalten mehr Energie und Kohlenstoff (ca. 3000 Gt C) als alle konventionellen Lagerstätten von Kohle, Öl und Gas auf unserem Planeten. Erdgas ist die umweltfreundlichste Quelle für fossile Energien. Unter Leitung des Kieler Leibniz Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) werden im Rahmen des Projektes SUGAR (Submarine Gashydrat Reservoirs) mit einem Mitteleinsatz von ca. 13 Mio. EUR neue Technologien entwickelt, um Erdgas (Methan) aus Methanhydraten im Meeresboden zu gewinnen und Kohlendioxid (CO2) aus Kraftwerken und anderen industriellen Anlagen sicher im Meeresboden zu speichern. Im Teilprojekt Vermessung von Hydratvorkommen als CO2 Deponie mittels tief geschleppter hydroakustischer Streamer werden mit Hilfe einer StreamerKette m it 96 Messknoten i n e i n e r W a s s e r t i efe bis zu 4000 m seismische Messungen durchgeführt, um Hydratvorkommen zu finden, abzubilden und für eine hochgenaue Strukturanalyse zu quantifizieren. Für die Analys e i s t e i n e p r ä zi s e T i e f e n l o k a l i s i e r u n g a ller einzelnen Messknoten erforderlich, da nicht davon ausgegangen werden kann, dass alle Knoten in einem Tiefenhorizont geschleppt werden. Bild 1 Bild 3 zeigt eine schematische Übersicht einer Schleppanordnung. Die Realisierung der Messkette wurde vom IFM-Geomar an drei Firmen vergeben, die die folgenden Aufgaben übernommen haben: Entwicklung und Fertigung der mechanischen und elektromechanischen Komponenten durch die KUM Umwelt- und Meerestechnik Kiel GmbH. Entwicklung und Realisierung der elektronischen Komponenten für die einzelnen Knoten (Systemplatine Signalverarbeitung der hydroakustischen Signale, Telemetrie, Vernetzung der Knoten, Energieversorgung, Softwareentwicklung für die Steuerung der Datenerfassung vom Bordgerät) durch SEND Off-Shore Electronics GmbH. Entwicklung und Fertigung der Messtechnik zur Tiefenbestimmung der Knoten über Druckmessung durch die SiS Sensoren Instrumente Systeme GmbH in Zusammenarbeit mit der STS Sensoren Transmitter Systeme GmbH. 1. Geforderte Spezifikationen Bild 2 Weltkarte von mehr als 90 dokumentierten Gashydratvorkommen. Daten aus Kvenvolden & Lorenson (2001) und Milkov (2005). Abgeleitete Hydratvorkommen wurden indirekt über seismische Reflektoren und Porenwasser-Auf f ri s c h u n g i n K e r nproben deduziert. Bekannte Hydratvorkommen sind Bereiche, in denen Hydrate direkt durch ozeanische Bohrungen und ROV (RemoteOperated-Vehicle)-Expeditionen beprobt wurden. (Quelle: Hester & Brewer 2009, "Clathrates in Nature") Korrosionsfestigkeit in Seewasser Genauigkeit (TEB) besser als 0,1 bar Auflösung besser als 0,01 bar Messbereich 0 bis 400 bar entsprechend 4000 m Wassertiefe Temperaturbereich -2 /C bis 40 /C Isolationsfestigkeit gegen Seewasser von besser als 600 V Messfrequenz 1,25 Hz Energieversorgung: 5 V < 2,5 mA, 3,3 V < 3,0 mA Interface I2C, Standard Modus (max. 100 kbit/s) Als Material für den Sensor kam nur Titan in Frage. Messzellen komplett aus Titan wurden in der Vergangenheit von STS bezogen. Die Erfahrungen mit diesem Sensorelement ließen erwarten, dass die geforderte Genauigkeit mit den von SiS entwickelten Linearisierungsverfahren über Druck und Temperatur einzuhalten wären. Insbesondere wird der Druck relativ zum Luftdruck an der Oberfläche benötigt. Dies ermöglicht einen automatischen Nullpunktabgleich aller 96 Knoten an der Oberfläche vor dem Einsatz in See. Dadurch wird die Nullpunktdrift der Sensoren kompensiert, so dass nur Drifterscheinungen höherer Ordnung in das Langzeitverhalten eingehen. Bild 3 S c h l e p p a n o r d n u n g e i n e s t ief geschle p p t e n , k o m b i n i e r t e n Mehrkanalseismik-Seitensichtsonarsystems (Breitzke, M. und Bialas, J. 2003 2. Realisierung 3. Kalibrierung Das Sensorelement wird in einer Aufnahme im linken Verschlussstopfen (Bild 4 rechts oben) untergebracht und mittels einer Druckschraube fixiert. Der Seewasserzugang wird durch eine frontale Bohrung hergestellt. Eine radiale Bohrung am Verschlussstopfen, links der doppelten O-Ringe, führt auch durch das Gehäuserohr nach außen. Diese Konstruktion wurde gewählt, damit der Druckkanal nach dem Seeeinsatz von Seewasser gereinigt werden kann, etwa durch Spülen mit Frischwasser oder Druckluft. Dadurch wird Salzkristallbildung im Dichtungsbereich des Drucksensors vermieden. Zur Druckkalibrierung wurde eine Fassung des Drucksensors konstruiert, die von dem vorhandenen Kalibrieradapter aufgenommen werden kann. In dem karussellartigen Kalibrieradapter können 12 Sensoren parallel kalibriert werden. Der Kalibrieradapter wird in ein thermostatisiertes Bad eingetaucht, so dass die Sensorelemente eng an die Badtemperatur angekoppelt sind. Der Kalibrieradapter wird mittels Hochdruckleitung an die Budenberg Druckwaage angeschlossen. Über eine Steckverbindung wird der Sensor mit der Druckplatine verbunden. Diese enthält die analoge Vorverarbeitung, den 16 bit AD W andler sowie den Digitalteil mit Microcontroller, dem EEPROM und der I2C-Schnittstelle. Die Druckplatine sitzt über einen Inline-Pfostenstecker huckepack auf der Systemplatine. Dieser Aufbau wurde gewählt, um die Einheit Drucksensor-Druckplatine unabhängig von der Systemplatine kalibrieren zu können. Das ist insbesondere bei der alle 2 Jahre erforderlichen Rekalibrierung vorteilhaft. Die I2C Ausgänge der Sensoren werden an ein Kalibrierinterface angeschlossen, welches mit einem Rechner im Intranet verbunden ist. Dadurch ist gewährleistet, dass die Kalibrierdaten an allen Arbeitsplätzen der Firma zur Verfügung stehen - für die Archivierung, die Berechnung der Kalibrierkoeffizienten, den Download der Koeffizienten in die EEPROMs der Sensoren, den Ausdruck von Kalibrierscheinen, etc.. Der Kalibriervorgang ist menügeführt und wird durch eine Profildatei gesteuert, die die Kalibrierstützstellen enthält. Für den SUGAR-Drucksensor wurden folgende Stützstellen gewählt: SUGAR-P Profildatei: 0, 800, 1600, 2400, 3200, 4000 dbar bei jeweils den Temperaturen -2, 7, 16, 24, 32 und 40 /C Bild 4 Vom STS Sensor zum Kalibrierschein 4. Diskussion der Ergebnisse Zur Ermittlung der Kalibrierkoeffizienten werden 36 Datenpunkte verwendet (sechs Drücke bei jeweils sechs Temperaturen). Für die Temperaturkompensation wird vom Datenerfassungssystem des Sensors der Brückenwiderstand des Sensorelements verwendet. Wegen der spiegelasymmetrischen Verstimmung der Dehnungsmessbrücke des Sensorelementes ist der Diagonalwert in erster Ordnung nur vom Druck und der Brückenwiderstand in erster Ordnung nur von der Temperatur abhängig. Daher eignet sich der Brückenwiderstand sehr gut zur Temperaturkorrektur. Der Brükkenwiderstand wird benutzt, um die Fehler höherer Ordnung der Druckmessung zu kompensieren. Der Vorteil der Methode besteht darin, dass das Temperatursignal direkt am Ort der Störung ermittelt wird, nämlich direkt am Element der Druckmessung. Daher sind keine Zeitkonstanten zu berücksichtigen, wie etwa bei der Messung der Temperatur außerhalb des Sensorelementes durch ein separates Thermometer. Es treten also keine dynamischen Fehler der Korrektur auf. ergibt. Der Fehler ist Berchn. - Druck (1) Der Korrektionswert im Werkprüfschein ist der negative Fehler. Im Ausdruck (Bild 5) sind Druck und Berechn. mit einer Nachkommastelle tabelliert. Intern wird mit einer höheren Auflösung gerechnet, so dass der Fehler mit zwei Nachkommastellen berechnet werden kann. Im Werkprüfschein wird der auf eine Stelle gerundete Wert des negativen Fehlers als Korrekturwert ausgegeben. Die aufgeführten Werte A0 ... A3, B0 ... B3, C0 und C1 sowie D0 sind die Koeffizienten der Kalibrierfunktion K: Berchn. = K(T-hex, P-hex, Druck) (2) Als erstes Los wurden 45 Drucksensoren hergestellt. Eine statistische Auswertung zeigt die Kennwerte der Tabelle 1 Tabelle 1 Es zeigt sich bei einem Maximum der Abweichungen von 0,71 dbar und einem Minimum der Abweichung von -0,74 dbar, dass das geforderte TEB von 1 dbar, mit Reserve nach oben und nach unten Bild 5 Bild 6 Bild 5 zeigt eine Kalibrierdatei zum Kalibrierschein aus Bild 4 für den Sensor mit der Seriennummer P4029. T-hex ist der hexadezimale Rohdatenwert des Brückenwiderstandes. P-hex ist der hexadezimale Rohdatenwert der Diagonalspannung, entspricht also dem Rohdatenwert des Druckes. Temp. ist die Temperatur des Kalibrierbades. Druck ist der Wert des vorgegeben Druckes. Berechn. ist der Druck, der sich für den Sensor aus der Kalibrierung von etwa 0,24 dbar, von allen 45 Sensoren über den vollen Temperatur- und Druckbereich erfüllt wird. In Bild 6 sind die Kennwerte der Einzelsensoren graphisch dargestellt. Die Fehlerbalken in grün und gelb stellen die Standardfehler dar. Kontakt STS GmbH, Sindelfingen Tel.: 07031 / 204 - 9410 Fax: 07031 / 204 - 9420 [email protected] www.stssensors.com SiS GmbH, Schwentinental / Kiel Tel.: 0431 / 79972 - 10 Fax: 0431 / 79972 - 11 [email protected] www.sis-germany.com Bild 7 Gesamtansicht eines Messknotens Quellen: Bilder: IFM-GEOMAR KUM Umwelt- und Meerestechnik Kiel GmbH SEND Off-Shore Electronics GmbH SiS Sensoren Instrumente Systeme GmbH STS Sensoren Transmitter Systeme GmbH WWW: http://www.ifm-geomar.de/index.php?id=sugar http://www.kum-kiel.de/ http://www.send.de/ http://www.sis-germany.com http://www.stssensors.com