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HOCHSCHULE LUDWIGSBURG
HOCHSCHULE FÜR ÖFFENTLICHE VERWALTUNG UND FINANZEN
Wahlpflichtfach Nr. 20:
Unternehmensführung in der öffentlichen Wirtschaft
Volksfeste und ihre Bedeutung für das Stadtmarketing dargestellt am Beispiel des Cannstatter Volksfestes
DIPLOMARBEIT
zur
Erlangung des Hochschulgrades
Diplom - Verwaltungswirtin (FH)
im
Studienjahr 2008 / 2009
vorgelegt von
Sara Spengler
Mühlgasse 65
71034 Böblingen
Erstgutachter: Prof. Fritz Hieber
Zweitgutachter: Prof. Uwe Bähr
Sperrvermerk
II
Sperrvermerk
Die nachfolgend aufgelisteten Dokumente, die sich im Anhang dieser Diplomarbeit befinden, enthalten vertrauliche Daten der in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft mbH & Co. KG. Veröffentlichungen oder Vervielfältigungen dieser Dokumente – auch nur auszugsweise – sind ohne ausdrückliche Genehmigung der in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft mbH & Co.
KG nicht gestattet. Diese Dokumente sind nur den Korrektoren sowie den
Mitgliedern des Prüfungsausschusses zugänglich zu machen.
Dokumente mit Sperrvermerk:
ひ
Anlage III.8: Beschickerliste
ひ
Anlage III.9: Werbekonzept
ひ
Anlage III.10: Kosten- und Erlösübersicht aus dem
Rechnungssystem
Vorwort
III
Vorwort
Während meines Praxisjahres absolvierte ich ein Praktikum bei der
in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft mbH & Co. KG, bei welcher ich
u.a. in die Organisation verschiedener Veranstaltungen integriert wurde.
Durch Gespräche entwickelte sich hieraus dann das Thema dieser Arbeit.
An dieser Stelle möchte ich mich nun ganz herzlich bei Herrn Heibel
(in.Stuttgart) für die Unterstützung, Hilfe und Informationen bedanken, die
mir das Anfertigen dieser Arbeit erheblich erleichtert haben. Ebenso gilt
mein Dank Herrn Christen (in.Stuttgart) und Frau Philipp (in.Stuttgart), die
mir mit Beantwortung meiner Fragen weiterhalfen.
Weiter möchte ich allen Personen danken, die mir als Experten für meine
Experteninterviews zur Verfügung standen.
Bei Herrn Professor Hieber möchte ich mich für die Unterstützung von Seiten der Hochschule bedanken.
Auch soll darauf hingewiesen werden, dass aus Gründen der Lesbarkeit in
dieser Diplomarbeit nur die männliche Form (bsp. Bürger) verwendet wird.
Diese soll als Abkürzung für beide Geschlechterformen dienen.
Die erhöhte Seitenzahl von 66 Seiten wurde zuvor mit Professor Hieber
abgestimmt.
Inhaltsverzeichnis
IV
Inhaltsverzeichnis
Sperrvermerk ............................................................................................ II
Vorwort ..................................................................................................... III
Inhaltsverzeichnis .................................................................................. IV
Abbildungsverzeichnis ......................................................................... VII
Tabellenverzeichnis ............................................................................. VIII
Abkürzungsverzeichnis ......................................................................... IX
Anlagenverzeichnis ................................................................................. X
1 Einleitung ............................................................................................... 1
1.1 Zielsetzung ....................................................................................... 2
1.2 Aufbau der Arbeit ............................................................................. 3
2 Grundlagen des Stadtmarketing .......................................................... 5
2.1 Begriffsdefinitionen ........................................................................... 5
2.2 Gründe für das Stadtmarketing ........................................................ 7
2.2.1 Wettbewerb und Märkte einer Kommune .................................. 7
2.2.2 Kommunale Entwicklungen ....................................................... 8
2.3 Rechtliche Einordnung ..................................................................... 9
2.4 Nachfrageorientierte Seite des Stadtmarketing ................................ 9
2.4.1 Zielgruppen des Stadtmarketing ............................................. 10
2.4.2 Exkurs: Trendforschung .......................................................... 10
2.4.3 Ziele des Stadtmarketing ........................................................ 12
2.5 Angebotsorientierte Seite des Stadtmarketing ............................... 14
2.5.1 Akteure des Stadtmarketing .................................................... 14
2.5.2 Aufgaben, Handlungsfelder und Aktivitäten des
Stadtmarketing ........................................................................ 16
2.6 Stadtmarketing im Vergleich zum privatwirtschaftlichen
Marketing ....................................................................................... 17
Inhaltsverzeichnis
V
3 Volksfeste ............................................................................................ 19
3.1 Begriffsbestimmung und rechtliche Grundlagen............................. 19
3.2 Einordnung von Volksfesten in die Eventlandschaft....................... 20
3.2.1 Event und Volksfest ................................................................ 20
3.2.2 Eventmarketing und Volksfest................................................. 21
3.3 Volksfeste in Deutschland .............................................................. 22
3.3.1 Anzahl und Größe ................................................................... 22
3.3.2 Räumliche und zeitliche Verteilung ......................................... 23
3.4 Allgemeine Bedeutung für die ausrichtenden Städte ..................... 23
3.4.1 Touristische Bedeutung .......................................................... 24
3.4.2 Wirtschaftliche Bedeutung ...................................................... 25
3.4.3 Werbe- und Imagebedeutung ................................................. 26
3.4.4 Sozio-kulturelle Bedeutung ..................................................... 27
4 Cannstatter Volksfest ......................................................................... 28
4.1 Veranstalter .................................................................................... 28
4.1.1 in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft mbh & Co. KG ........... 28
4.1.2 Cannstatter Volksfestverein e.V. ............................................. 30
4.2 Historische Entwicklung ................................................................. 30
4.3 Größendimensionale Einordnung................................................... 32
4.3.1 Besucherzahl .......................................................................... 32
4.3.2 Beschickerzahl ........................................................................ 32
4.4 Finanzierung .................................................................................. 34
4.5 Werbung und Vermarktung ............................................................ 36
4.5.1 Werbemaßnahmen der in.Stuttgart ......................................... 36
4.5.2 Werbemaßnahmen Dritter....................................................... 38
4.6 Neuausrichtungen .......................................................................... 38
5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews .............................. 40
5.1 Methodik......................................................................................... 40
Inhaltsverzeichnis
VI
5.2 Die Experten .................................................................................. 41
5.3 Auswertung der Interviewfragen..................................................... 42
5.3.1 Bedeutung des Cannstatter Volksfestes für das
Stadtmarketing ........................................................................ 43
5.3.1.1 Bedeutung für Personen bzw. Zielgruppen ...................... 43
5.3.1.2 Touristische Bedeutung ................................................... 44
5.3.1.3 Wirtschaftliche Bedeutung ............................................... 46
5.3.1.4 Bedeutung der Werbung .................................................. 47
5.3.1.5 Imagebedeutung .............................................................. 49
5.3.1.6 Gesellschaftliche und soziale Bedeutung ........................ 50
5.3.1.7 Bedeutung im Rahmen der Stuttgarter
Veranstaltungen und Freizeitangebote ............................ 51
5.3.2 Belastungen und negative Effekte des Volksfestes ................ 52
5.3.3 Volksfest und öffentliche Hand................................................ 53
5.3.4 Volksfest der Zukunft .............................................................. 54
5.3.4.1 Chancen und Gefahren ................................................... 54
5.3.4.2 Gestaltung eines zukunftsfähigen Volksfestes................. 55
6 Empirische Untersuchung – Besucherbefragung ............................ 57
6.1 Methodik......................................................................................... 57
6.2 Struktur der Befragten .................................................................... 57
6.3 Auswertung der Befragung............................................................. 59
6.3.1 Positive Aspekte des Volksfestes ........................................... 59
6.3.2 Negative Aspekte des Volksfestes .......................................... 61
6.3.3 Bedeutung des Volksfestes für die Stadt Stuttgart .................. 62
7 Fazit und Ausblick ............................................................................... 63
Anhang ................................................................................................... XII
Literaturverzeichnis ............................................................................ LXX
Erklärung nach § 36 Abs. 3 APrOVwgD......................................... LXXIV
Abbildungsverzeichnis
VII
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Aufbau der Arbeit................................................................... 3
Abbildung 2: Zukunftstrends ..................................................................... 11
Abbildung 3: Die Ziele und wichtigsten Ziele des Stadtmarketings .......... 13
Abbildung 4: Events ................................................................................. 20
Abbildung 5: Ermittlung der Gesamtnettowertschöpfung ......................... 25
Abbildung 6: Organigramm der in.Stuttgart .............................................. 29
Abbildung 7: Beschickerverteilung nach ihrer Anzahl............................... 33
Abbildung 8: Beschickerverteilung nach ihrem Flächenbedarf ................. 33
Abbildung 9: Kosten und Erlöse ............................................................... 34
Abbildung 10: Werbemaßnahmen ............................................................ 36
Abbildung 11: Struktur der Befragten ....................................................... 58
Abbildung 12: Herkunft der Befragten ...................................................... 58
Abbildung 13: Bedeutung des Cannstatter Volksfestes für die Stadt
Stuttgart ............................................................................. 62
Abbildung 14: Stadtmarketing und Volksfest ........................................... 63
Abbildung 15: Geschlechtsverteilung ................................................... LVIII
Abbildung 16: Positive Aspekte des Volksfestes .................................... LXI
Abbildung 17: Positive Aspekte des Volksfestes, Darstellung aller
Altersgruppen .................................................................. LXI
Abbildung 18: Negative Aspekte des Volksfestes ................................ LXIV
Abbildung 19: Negative Aspekte des Volksfestes, Darstellung aller
Altersgruppen ................................................................ LXIV
Tabellenverzeichnis
VIII
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Die größten Volksfeste ............................................................ 22
Tabelle 2: Positive Aspekte des Volksfestes ............................................ 60
Tabelle 3: Negative Aspekte des Volksfestes........................................... 61
Tabelle 4: Alter und Geschlecht der Befragten ..................................... LVIII
Tabelle 5: Herkunft der Befragten ........................................................ LVIII
Tabelle 6: Frage 1: Was empfinden Sie als positiv am Volksfest? ......... LIX
Tabelle 7: Frage 2: Was empfinden Sie als negativ am Volksfest? ....... LXII
Tabelle 8: Frage 3: Wie schätzen Sie die Bedeutung des Cannstatter
Volksfestes für die Stadt Stuttgart ein?................................. LXV
Abkürzungsverzeichnis
IX
Abkürzungsverzeichnis
Abs.
=
Absatz
BCSD
=
Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland e.V.
bsp.
=
beispielsweise
bzw.
=
beziehungsweise
DIFU
=
Deutsches Institut für Urbanistik
DM
=
Deutsche Mark
DSB
=
Deutscher Schaustellerbund e.V.
€
=
EURO
EU
=
Europäische Union
GemO
=
Gemeindeordnung für Baden-Württemberg
i.d.F. vom 14. Februar 2006 (GBl. S.20)
GG
=
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
i.d.F. vom 28. August 2006 (BGBl. I S. 2034)
GewO
=
Gewerbeordnung
i.d.F. vom 21. Dezember 2007 (BGBl. I S. 3089)
IHK
=
Industrie- und Handelskammer
in.Stuttgart
=
in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft mbh & Co. KG
KAG
=
Kommunalabgabengesetz
i.d.F. vom 17. März 2005 (GBl. S. 206)
Mio.
=
Million(en)
Mrd.
=
Milliarde(n)
sog.
=
sogenannt (e)
SWR
=
Südwestdeutscher Rundfunk
u.a.
=
unter anderem
UNESCO
=
United Nations Educational, Scientific and Cultural
Organization
USA
=
United States of America
VMS KG
=
Objektgesellschaft Veranstaltungen und Märkte mbH
& Co. KG
Anlagenverzeichnis
X
Anlagenverzeichnis
Anlage I: Experteninterviews .............................................................. XIII
Anlage I.1: Interviewleitfaden ............................................................. XIII
Anlage I.2: Pretestinterview mit Herrn Heibel ...................................... XV
Anlage I.3: Interview mit Herrn Fischer ............................................. XVII
Anlage I.4: Interview mit Herrn Currle ............................................... XXV
Anlage I.5: Interview mit Herrn Leinwand ......................................... XXXI
Anlage I.6: Interview mit Herrn Pfeifer ................................................. XL
Anlage I.7: Interview mit Frau Gehrlach ................................................ LI
Anlage II: Besucherbefragung ........................................................... LVII
Anlage II.1: Fragebogen .................................................................... LVII
Anlage II.2: Auswertung Besucherbefragung ................................... LVIII
Anlage III: Materialien aus der Praxisstelle ...................................... LXVI
Anlage III.1: Gespräch vom 16.09.2008 ........................................... LXVI
Anlage III.2: Gespräch vom 01.10.2008 ........................................... LXVI
Anlage III.3: Gespräch vom 15.10.2008 ........................................... LXVI
Anlage III.4: Email vom 26.10.2008 ................................................. LXVI
Anlage III.5: Email vom 27.10.2008 ................................................. LXVI
Anlage III.6: Email vom 12.01.2009 ................................................. LXVI
Anlage III.7: Beteiligungsbericht 2007 der Landeshauptstadt
..............
Stuttgart........................................................................ LXVI
Anlage III.8: Beschickerliste ............................................................. LXVI
Anlage III.9: Werbekonzept .............................................................. LXVI
Anlage III.10: Kosten- und Erlösübersicht aus dem ................................
Rechnungssystem ...................................................... LXVI
Anlagenverzeichnis
XI
Anlage IV: Studien / Publikationen .................................................. LXVII
Anlage IV.1: Studie: Die Bedeutung des Wirtschaftsfaktors
Volksfest im Bereich des mittelständischen
Tourismusgewerbes in der Bundesrepublik
Deutschland und seine Auswirkungen auf die
Leistungssteigerung im mittelständischen
Schaustellergewerbe ................................................... LXVII
Anlage IV.2: Studie: Marketingstudie Volksfest ............................... LXVII
Anlage IV.3: Jahresbericht 2008 des DSB. Wir machen Freizeit
zum Vergnügen ........................................................... LXVII
Anlage V: Internetquellen ................................................................ LXVIII
Anlage V.1: BCSD – Definition Stadtmarketing .............................. LXVIII
Anlage V.2: Cannstatter Volksfestverein – Der Verein ................... LXVIII
Anlage V.3: Cannstatter Volksfest – Historie ................................. LXVIII
Anlage VI: Presseartikel .................................................................... LXIX
Anlage VI.1: Abbildung Stuttgarter Zeitung vom 28.07.2008 ........... LXIX
Anlage VI.2: Artikel Kreiszeitung Böblinger Bote vom 26.08.2008 ... LXIX
Anlage VI.3: Artikel Kreiszeitung Böblingen Bote vom 24.09.2008 .. LXIX
Anlage VI.4: Artikel Kreiszeitung Böblinger Bote vom 11.10.2008 ... LXIX
1 Einleitung
1
1 Einleitung
„Liebe Getreue! Um die durch die vorhergegangenen Missjahre in
Not geratenen Landwirte zu ermuntern, haben Seine Königliche Majestät in landesväterlicher Absicht angeordnet, dass alljährlich am 28. September, dem Tage nach dem Geburtstag seiner Königlichen Majestät, ein Viehmarkt zu Kannstadt abzuhalten sei.
Auch wird ein Volksfest damit in Verbindung gesetzt, und dafür gesorgt werden, dass solches durch unterhaltende Abwechslungen diesem frohen Tag entspreche.“
(König Wilhelm I., Gründungsdekret vom 26. März 1818)
Mit diesen Worten rief König Wilhelm I. am 26. März 1818 erstmals das
Cannstatter Volksfest ins Leben. Seit diesem Tag ist das Fest, abgesehen
von wenigen Jahren des Krieges, fest im Jahreskalender der Stadt Stuttgart verankert. Manfred Rommel, ehemaliger Stuttgarter Oberbürgermeister, erklärte in einer Stellungnahme aus dem Jahr 1983, dass „die von
Schaustellern und Händlern beschickte Veranstaltung in unseren Städten
auch heute noch zeitgemäß ist.“1
Gewiss birgt ein Volksfest auch heute noch viele positive Effekte wie etwa
Besucher und werbliche Vorteile, welche sich das Stadtmarketing zu Nutze machen kann. Dennoch stehen Städte und auch Stadtmarketingverantwortliche in Zeiten leerer Kassen immer wieder vor der Frage, welche
Einrichtungen es zu betreiben lohnt. Hierbei ist die Frage nach dem Nutzen für die Stadt ein Ansatz, dem sich auch die traditionsreiche Veranstaltung „Volksfest“ stellen muss. Dabei entscheiden sich politische Verantwortliche immer öfter gegen solche Feste und deren finanzielle Förderung.
Demgegenüber bezeichnet der Deutsche Schaustellerbund (DSB) die
Volksfeste als ein Kulturgut Deutschlands, welche enorme marketingmäßige Bedeutungen für die ausrichtenden Kommunen haben. Nach Mei1
Rommel, M., Volksfeste gehören zum Leben in der Stadt in: KOMET-Verlag (Hrsg.),
100 Jahre DER KOMET. Volksfeste und Märkte, Pirmasens 1983, S. 21-22.
1 Einleitung
2
nung des DSB würden jedoch viele ausrichtende Kommunen die Volksfeste durch bsp. hohe Standgebühren ausmerzen. Daher ist dem DSB die
Aufnahme der Volksfeste in die Liste der immateriellen Kulturgüter der
UNESCO ein Anliegen. Dies hätte zur Folge, dass alle öffentlichen Einrichtungen verpflichtet werden, dem Volksfest besonderen Bestandsschutz zu gewähren und es zu fördern. Nachdem der Deutsche Bundestag bereits im Dezember 2000 einen Beschluss zur Sicherung der Volksfeste, des Markthandels und des Schaustellergewerbes gefasst hatte,
führte der DSB daher im Juli 2008 erste Gespräche mit Vertretern der
UNESCO.2
Diese widerstreitenden Meinungen geben Anlass dazu, das Thema Volksfest und seine tatsächliche Bedeutung für das Stadtmarketing und die ausrichtende Kommune detaillierter zu beleuchten.
1.1 Zielsetzung
Für die Stadt Stuttgart existieren, abgesehen von einer allgemeingültigen
deutschlandweiten Studie zum Wirtschaftsfaktor Volksfest, keine Daten,
die Auskunft darüber geben, welche Bedeutung das Cannstatter Volksfest
für das Stadtmarketing bzw. für die Stadt Stuttgart hat. Konkret wurden
bisher weder Zahlen zum Wirtschaftsfaktor des Cannstatter Volksfestes
ermittelt noch Statistiken über volksfestbedingte Touristen oder die Besucherstruktur des Volksfestes erstellt. Da das Wissen um die Rolle und Bedeutung des Volksfestes jedoch wichtige Grundlage für Entscheidungen in
Stuttgarter Gremien und das Arbeiten der Veranstalterin ist, geht diese
Arbeit der Frage nach, welche Bedeutung das Cannstatter Volksfest für
das Stadtmarketing der Stadt Stuttgart und der Stadt selbst hat. Dabei soll
etwa durch Beschreiben der wirtschaftlichen, touristischen und gesellschaftlichen Bedeutungen primär die Gegenwart beleuchtet werden. Darüber hinaus wird ein Blick in die Zukunft des Volksfestes gewagt und aufgezeigt, welche Chancen und mögliche Gefahren sich für die positive
Entwicklung des Cannstatter Volksfestes ergeben.
2
Vgl. DSB (Hrsg.), Jahresbericht 2008, S. 16-17 (Anlage IV.3).
1 Einleitung
3
Da bisher keine Daten vorliegen, kann nicht auf die Möglichkeit der Sekundäranalyse zurückgegriffen werden, weshalb zur Ermittlung dieser
Fragestellung die Form des Experteninterviews und der Besucherbefragung als Mittel der Primäranalyse angewandt werden.
1.2 Aufbau der Arbeit
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in einen ersten Teil, der die theoretischen Grundlagen thematisiert und in einen zweiten Teil, welcher sich auf
das Cannstatter Volksfest und die damit verbundenen empirischen Untersuchungen, die Experteninterviews sowie die Besucherbefragung, bezieht.
Abbildung 1: Aufbau der Arbeit
Quelle: eigene Darstellung
Um darstellen zu können, welche Bedeutung das Cannstatter Volksfest für
das Stadtmarketing der Stadt Stuttgart hat, wird in Kapitel 2 des Theorieteils aufgezeigt, was Stadtmarketing ist, was es erreichen will und wer
daran beteiligt ist. In Kapitel 3 werden die theoretischen Grundlagen des
1 Einleitung
4
Volksfestes dargestellt, wobei vor allem deren ökonomische und nichtökonomische Bedeutungen für Deutschland erläutert werden.
Im praktischen Teil der Arbeit wird zunächst in Kapitel 4 das Cannstatter
Volksfest und seine Organisation beschrieben. Der eigentlichen Fragestellung nach der Bedeutung des Cannstatter Volksfestes wird vor allem in
Kapitel 5 nachgegangen. Grundlage hierzu bilden die durchgeführten Experteninterviews. Ergänzend zu diesen wird in Kapitel 6 eine Besucherbefragung ausgewertet, die die impulsiven Meinungen der Besucher über
das Volksfest aufzeigen will. Gleichzeitig soll hierbei ein Bezug zu den Expertenmeinungen hergestellt werden.
2 Grundlagen des Stadtmarketing
5
2 Grundlagen des Stadtmarketing
Stadtmarketing ist ein seit etwa zwanzig Jahren aktuelles Thema, welches
bereits Anlass vieler Diskussionen und Erörterungen war. In diesem Kapitel sollen die themenrelevanten Grundlagen dargestellt werden. Hierbei
wird zunächst erörtert, was Stadtmarketing ist (Punkt 2.1). Anschließend
werden Gründe für den Einsatz von Stadtmarketing aufgeführt (Punkt 2.2).
Daraufhin folgt eine rechtliche Einordnung des Stadtmarketings in die
kommunalen Aufgaben (Punkt 2.3). Unter Punkt 2.4 wird erläutert, an wen
sich Stadtmarketing richtet und welche Ziele sich daraus für das Stadtmarketing ergeben. Ebenfalls wird in einem Exkurs aufgezeigt, welche
gesellschaftlichen Trends in Zukunft zu erwarten sind. Punkt 2.5 behandelt
die Frage, wer beteiligt ist und welche Aufgaben sich für diejenigen ergeben. Zum Abschluss soll unter Punkt 2.6 aufgezeigt werden, welche
Schwierigkeiten sich bezüglich Stadtmarketing auftun und welche Unterschiede diese zum privatwirtschaftlichen Marketing darstellen.
Die Thematik des Stadtmarketingprozesses, einschließlich dessen Phasen Situationsanalyse, Konzeption und Realisation, wird nicht behandelt,
da dies einerseits für die Fragestellung nicht ausschlaggebend ist und anderseits aus Platzgründen den Umfang der Arbeit übersteigen würde.
2.1 Begriffsdefinitionen
Aufgrund einer Vielzahl unterschiedlicher Verständnisweisen des Begriffs
Stadtmarketing und dessen Gebrauch für verschiedene städtische Aktivitäten liegt bisher keine allgemeingültige und einheitliche Definition zum
Begriff Stadtmarketing vor.
Deshalb sollen im Folgenden verschiedene Ansätze dargestellt werden:
Leitet man den Begriff Stadtmarketing vom klassischen Marketing ab und
versteht man Marketing als „bewusst marktorientierte Führung des gesamten Unternehmens“3, dann tritt an Stelle des Unternehmens die Stadt. Bedingt durch unterschiedliche Zielsetzungen, Beteiligte und Verfahrens3
Meffert, H., Marketing. Grundlagen marktorientierter Unternehmensführung. KonzepteInstrumente-Praxisbeispiele, 9.übera. und erw. Auflage, Wiesbaden 2000, S. 8.
2 Grundlagen des Stadtmarketing
6
schritte ist die vollständige Übertragung des betriebswirtschaftlichen Marketingbegriffs auf das Stadtmarketing jedoch nicht möglich.
Einige Autoren, bsp. Töpfer, versuchen Stadtmarketing durch eine Negativabgrenzung zu definieren. Demnach geht Stadtmarketing über Werbung, über Leitbild und Stadtidentität, über Wirtschaftsförderung und über
Stadtentwicklung hinaus.4
In Fachkreisen besteht Übereinstimmung darin, dass Stadtmarketing einen umfassenden und institutionellen Anspruch hat, bei dem die „integrativen, kooperativen und kommunikativen Aspekte“5 hervorgehoben werden
müssen.
Die BCSD verdeutlicht die wesentlichen Faktoren des Stadtmarketings,
welche sind:
̋
die konzeptionelle Kundenorientierung,
̋
ein auf Dauer angelegt und nie endender Kommunikationsprozess,
̋
das Bündeln verschiedener Ziele unterschiedlicher Akteure und
̋
die Förderung der Stadtentwicklung.6
Sie definiert Stadtmarketing daher als einen Ansatz, bei dem die Vermarktung und Gestaltung einer Stadt auf ein Ziel gerichtet ist und der sich am
Kunden orientiert. Durch Stadtmarketing soll die Lebensqualität der Bürger
und die Attraktivität der Stadt nachhaltig gesichert und gesteigert werden.
Dies wird innerhalb eines systematischen Planungsprozesses und durch
den Gebrauch der klassischen Marketinginstrumente erreicht. Die verschiedenen Interessen von Seiten der öffentlichen sowie privaten Akteure
werden zusammengeführt und gebündelt, was nur gelingen kann, wenn
4
Vgl. Töpfer, A., Stadtmarketing: Eine neue Anforderung an Kommunen. Überblick und
Einordnung der Beiträge in: Töpfer, A. (Hrsg.), Stadtmarketing. Herausforderung und
Chance für Kommunen, Kassel 1993, S. 16.
5
Grabow, B./ Hollbach-Grömig, B., Stadtmarketing–eine kritische Zwischenbilanz, DifuBeiträge zur Stadtforschung, Heft 25, Berlin 1998, S. 29-30 (künftig zitiert als „Stadtmarketing – eine Zwischenbilanz“).
6
Vgl. Birk, F., Stadtmarketing: Begriffsdefinitionen, Aufgaben und Chancen in: Der Bayrische Bürgermeister, Nr. 9, 2001, S. 344.
2 Grundlagen des Stadtmarketing
7
vorab, bsp. durch ein Stadtleitbild, Zielvorstellungen vereinbart wurden.
Das Ergebnis stellt die Stadt als Produkt dar.7
2.2 Gründe für das Stadtmarketing
Mit dem Ziel neue Impulse auf den Gebieten Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung, Standortwerbung und Öffentlichkeitsarbeit zu setzen,
wird seit Mitte der 80er Jahre in deutschen Kommunen Stadtmarketing
betrieben.8
Wie im Folgenden dargestellt werden soll, hat das Thema nicht an Aktualität verloren. Daher gilt es, nachstehend beschriebene Entwicklungstrends
aufzufangen und zu nutzen, um mithilfe verschiedener lokaler Akteure einen Standort zu stärken. Dies gelingt nur durch eine klare Positionierung
des Standorts, was bedeutet, dass die Besonderheiten der Stadt herausgehoben werden müssen, um die Kommune durch Alleinstellungsmerkmale von anderen Kommunen abgrenzen zu können.9
2.2.1 Wettbewerb und Märkte einer Kommune
Kommunen sehen sich in einem stärker werdenden Wettbewerbsdruck
bezüglich Wirtschafts-, Lebens- und Fremdenverkehrsstandort, welcher
aufgrund globaler und lokaler Entwicklungstrends hervorgerufen und gefördert wird.10
Auf globaler Ebene führen die EU-Integration und die damit verbundene
Öffnung der Grenzen dazu, dass Kommunen sich nicht mehr nur im nationalen, sondern auch im internationalen Wettbewerb befinden. Räumliche
Distanz verliert durch ständig weitergehende Entwicklungen im Transport-,
Informations- und Kommunikationssystem an Bedeutung.11 Dadurch wurden viele Wirtschaftszweige, aber auch die Bevölkerung und potenzielle
7
Vgl. http://www.bcsd.de/index.php?pageid=24&entry=41, 04.12.2008 (Anlage V.1)
sowie Birk, S. 344.
8
Vgl. Grabow / Hollbach-Grömig, Stadtmarketing–eine Zwischenbilanz, S. 9.
9
Vgl. Konken, M., Stadtmarketing. Kommunikation mit Zukunft, Meßkirch 2004, S. 63-64.
10
Vgl. Ebert, C., Identitätsorientiertes Stadtmarketing. Eine Beitrag zur Koordination und
Steuerung des Stadtmarketing in: Meffert, H. (Hrsg.), Schriften zu Marketing und Management, Bd. 50, Frankfurt am Main 2004, Diss. Universität Münster, 2003, S. 1.
11
Vgl. Ebert, S. 1-2.
2 Grundlagen des Stadtmarketing
8
Gäste, in ihrer Wahl des Stand-, Wohn- oder Fremdenverkehrsortes
unabhängiger.12 Gleichzeitig wächst aufgrund der Globalisierung die Bedeutung der regionalen Ebene, was eine bessere europa- und weltweite
Vermarktung der Kommunen als Wirtschafts- oder Tourismusstandort ermöglicht.13
Als lokaler Trend ist zunächst der zu beobachtende Werte- und Einstellungswandel zu nennen. Die Bevölkerung steht der Kommune zunehmend
kritischer und anspruchsvoller gegenüber, was eine stärkere Kommunikation mit der Bevölkerung erforderlich macht. Zudem ist ein Trend zur Freizeit- und Erlebnisorientierung zu beobachten, was die Bedeutung traditioneller Faktoren, etwa Arbeitsplätze und Lohnniveau, sinken lässt. In diesem Zuge gewinnen sog. weiche Standortfaktoren wie etwa Wohn- und
Lebenswert an Bedeutung.14 Weiter lässt sich ein Trend zur Suburbanisierung feststellen, was die Expansion der Städte ins Umland meint. Diesem
Trend folgt auch die Bevölkerung, welche bsp. infolge steigender Grundstückspreise, ins Umland abwandert.15 Daneben erfordern die aufgrund
des demographischen Wandels hervorgerufenen Veränderungen in der
Bevölkerungsstruktur Anpassungen auf kommunaler Ebene.16
2.2.2 Kommunale Entwicklungen
Ergänzend führen Entwicklungen innerhalb der Kommunalverwaltung und
-politik zu Gründen, die ein Stadtmarketing rechtfertigen.
Vorrangig soll die Entwicklung der knapper werdenden öffentlichen Ressourcen genannt werden, was die Kommunen zu einer stärkeren Ausrichtung der öffentlichen Leistungen an den Adressaten zwingt. Zudem steigt
der Druck aus der Kommunalpolitik, die Verwaltung müsse neue Wege für
12
Vgl. Hohn, S., Public Marketing: Marketing-Management für den öffentlichen Sektor,
Wiesbaden 2006, S. 1.
13
Vgl. Grabow, B./ Hollbach-Grömig, B./ Birk, F., Stadtmarketing–aktuelle Entwicklungen
im Überblick in Birk, F./ Grabow, B./ Hollbach-Grömig, B. (Hrsg.), Stadtmarketing–Status
quo und Perspektiven, Difu-Beiträge zur Stadtforschung, Heft 42, Berlin 2006, S. 20.
14
Vgl. Ebert, S. 2.
15
Vgl. Wissing, R., Stadtmarketing. Ziele, Instrumente und Problemfelder des Marketing
für Städte, S. 7.
16
Vgl. Eggers, K., Zukunftsfaktor Kooperation in: Der Gemeinderat, Nr. 2, 2005, S. 19.
2 Grundlagen des Stadtmarketing
9
die Lösung kommunaler Probleme suchen, da künftig weniger Hilfe von
Seiten der Länder und des Bundes zu erwarten sei.
Die seit dem Beginn der Verwaltungsreform (Neues Steuerungsmodell)
festzustellende Entwicklung, die Denkweise der Verwaltung betriebswirtschaftlicher auszurichten, bietet eine gute Grundlage für die marketingmäßige Ausrichtung einer Kommune.17
2.3 Rechtliche Einordnung
Nach Artikel 28 Abs. 2 GG gehört es zum Recht der Gemeinden, alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft eigenverantwortlich zu regeln.
Hierzu gehört auch die Positionierung und innere sowie äußere Vermarktung eines Standorts. Stadtmarketing gehört nach § 2 Abs. 1 GemO zu
den freiwilligen Aufgaben einer Gemeinde, da keine gesetzliche Regelung
zur Pflichtausübung eines Stadtmarketings existiert. Allerdings gibt es
Teilaspekte des Stadtmarketings, etwa innerörtliche Sanierungen, die gesetzlich geregelt sind.
Bei der Ausübung von Stadtmarketing hat die Gemeinde die allgemein für
die Aufgabenerfüllung geltenden Vorschriften zu beachten. Hierzu gehört
nach § 77 Abs. 1 GemO der Grundsatz der stetigen Sicherung der Aufgabenerfüllung sowie nach § 77 Abs. 2 GemO der Grundsatz der wirtschaftlichen und sparsamen Haushaltsführung.18
2.4 Nachfrageorientierte Seite des Stadtmarketing
Im Hinblick auf die Nachfrageebene des Stadtmarketing geht es um diejenigen Personen und Gruppen, an die sich Stadtmarketing richtet, deren
Wünsche und Bedürfnisse sowie die daraus resultierenden Ziele für das
Stadtmarketing.
17
Vgl. Jourdan, R., Professionelles Marketing für Stadt, Gemeinde und Landkreis, 2.
übera. und erw. Auflage, Sternenfels 2007. S. 23 und 73.
18
Vgl. auch Ebenda, S. 75.
2 Grundlagen des Stadtmarketing
10
2.4.1 Zielgruppen des Stadtmarketing
Wie bereits dargestellt, orientiert sich Stadtmarketing am Kunden, sprich
an verschiedenen Zielgruppen einer Kommune.
Allgemein werden unter den Zielgruppen einer Stadt alle „ansässigen und
externen Personen sowie Institutionen, denen das Angebot kommunaler
Leistungen potenziellen Nutzen stiftet“19, verstanden.
Um die Vielzahl der Zielgruppen erfassen zu können, besteht die Möglichkeit einer inhaltlichen Unterscheidung in Bürger, Touristen und Unternehmen. Da die Zuordnung oftmals nicht eindeutig ist, ist eine Unterscheidung
nach räumlichen Gesichtspunkten zweckmäßiger. Man unterscheidet
hiernach in interne und externe Zielgruppen.20
Zu den internen Zielgruppen werden neben den Bürgern auch ansässige
Unternehmen, Vereine und Institutionen gezählt. Interne Zielgruppen können sogleich Akteure des Stadtmarketings sein. Touristen, auswärtige Investoren und Unternehmen, externe Arbeitskräfte, Kultur- und Freizeitinteressierte sowie Einkaufspendler lassen sich der externen Zielgruppe
zu ordnen.21
Ergänzend kann die Gruppe der Mittler genannt werden, welche von Personen gebildet wird, die den Zielgruppen Informationen übermitteln und
somit entscheidend zum Erreichen der gesteckten Ziele beitragen. Bsp.
können hier die Medien genannt werden.22
2.4.2 Exkurs: Trendforschung
„Solange es Menschen auf Erden gibt, wird es immer neue Sehnsüchte
(und damit „neue Zielgruppen“ und „neue Märkte“) geben“23. Deshalb ist
es gerade für den Bereich Marketing wichtig, konstant zu schauen, welche
19
Vgl. Spieß, S., Marketing für Regionen–Anwendungsmöglichkeiten im Standortwettbewerb, Wiesbaden 1998, S. 32 zitiert bei Ebert, S. 49.
20
Vgl. Ebert, S. 49-50.
21
Vgl. Röder, M., Optimale kommunale Wertschöpfung durch die Vermarktung von
Großevents, Saarbrücken 2008, S. 6.
22
Vgl. Ebenda, S. 6.
23
Opaschowski, H., Deutschland 2030. Wie wir in Zukunft leben werden, Gütersloh 2008,
S. 318.
2 Grundlagen des Stadtmarketing
11
Bedürfnisse und Wünsche die Menschen haben und wohin der Trend
künftig geht. Nachfolgend sollen die wesentlichen, für die Themenstellung
dieser Arbeit bedeutsamen Trends aufAbbildung 2: Zukunftstrends
gezeigt werden.
In Zukunft wird die Schere zwischen
Einkommensstarken
und
Armutsge-
fährdeten immer größer. Das heißt, die
Schicht der Reichen wird weiterhin bestehen, jedoch wird sich die breite Mittelschicht langfristig entweder nach
oben oder unten entwickeln. Damit
verbunden ist auch die Angst der Mittelschicht, zu den Verlierern zu gehören, was u.a. ein Grund für das komQuelle: eigene Darstellung
mende Sparzeitalter ist.24
Im gleichen Zuge wie sich Armut und Sparen ausbreiten, wächst auch die
Erlebnisorientierung. Nach Opaschowski werden die Gewinner des Konsums die Erlebnisorte sein, wozu er Einkaufswelten, Cafés, Kinos, aber
auch Kultureinrichtungen und Volksfeste jeder Art zählt. Dabei haben alle
Erlebnisweltkonzepte die Zielrichtung, einen Gegenpol zum Alltag darzubieten.25
Jahrelang wurden Pflicht- und Akzeptanzwerte durch Selbstentfaltungswerte abgelöst. Künftig setzt die Jugend wieder auf traditionelle, alte Werte wie etwa Höflichkeit, Gehorsam, Fleiß und Beständigkeit. Ebenso ist zu
beobachten, dass aufgrund einer stärkeren Sinnsuche moralische und
soziale Werte, die für das Zusammenleben der Menschen bedeutend sind,
an Wichtigkeit gewinnen. Exemplarisch können hier Verlässlichkeit, Hilfsbereitschaft, Freundschaft und Freundlichkeit genannt werden.26
24
Vgl. Ebenda, S. 44-47.
Vgl. Ebenda, S. 69-70.
26
Vgl. Ebenda, S. 581-591.
25
2 Grundlagen des Stadtmarketing
12
Die aufgezeigten Entwicklungen laufen durchaus nicht konträr. Aufgrund
des oben geschilderten Armuts-Wohlstands-Paradoxes und des Lebensstils „Luxkese“ passen künftig Sparzeitalter und Erlebnisorientierung zusammen.27 „Luxkese“ (Luxus + Askese) meint hierbei, dass alles, was die
Menschen im Alltag einsparen können, im Erlebniskonsum wieder ausgegeben wird.28 Ebenso lässt sich die oben dargestellte Werteentwicklung
mit dem Trend der Erlebnisorientierung vereinbaren. Die Menschen wollen
keinen Konsumverzicht, stattdessen fordern sie werthaltigen Konsum. Das
heißt, Erlebniskonsum muss bsp. mit der Möglichkeit verbunden sein, soziale Kontakte pflegen und aufrechterhalten zu können.29
Ergänzend sei erwähnt, dass Städtetourismus als Kurzzeiturlaub eine immer bedeutendere Rolle gewinnt. Hierbei sind die Hauptmotivationen der
Gäste sightseeing, Atmosphäre und Shopping (S.A.S-Formel), aber auch
sämtliche Events, die eine Städtereise lohnenswert machen. Somit gilt es,
touristische Attraktionen zu erhalten und zu fördern.30
Neben einigen anderen Kriterien ist aus Sicht der Bürger ein vielfältiges
Freizeit- und Kulturangebot bedeutend für den Lebenswert einer Stadt.31
2.4.3 Ziele des Stadtmarketing
Bedingt durch die Vielzahl an Zielgruppen und Akteuren mit unterschiedlichen Motiven existiert im Stadtmarketing eine Fülle an unterschiedlichen
Zielsetzungen, was zu Zieldivergenzen bzw. Zielkonflikten führen kann.32
Deshalb ist das Bilden von Haupt- bzw. Oberzielen und deren konkrete
Formulierung in einem städtischen Leitbild erforderlich. Das Leitbild schafft
die Grundlage für zukünftiges Handeln im Stadtmarketing.33
27
Vgl. Ebenda, S. 69.
Vgl. Ebenda, S. 158,159.
29
Vgl. Ebenda, S. 179.
30
Vgl. Ebenda, S. 342-345.
31
Vgl. Ebenda, S. 388.
32
Vgl. Ebert, S. 47.
33
Vgl. Kuron, I., Chance zur ganzheitlichen Stadtentwicklung in: Pfaff-Schley, H. (Hrsg.),
Stadtmarketing und kommunales Audit, Berlin u.a. 1997, S. 4.
28
2 Grundlagen des Stadtmarketing
13
Grundsätzlich werden Ziele stadtspezifisch festgelegt. Vom DIFU wurden
durch empirische Untersuchungen die häufigsten Ziele des Stadtmarketings ermittelt und hernach Zieldimensionen gebildet. In Abbildung 3 werden diese sowie die davon wichtigsten Ziele dargestellt.
Abbildung 3: Die Ziele und wichtigsten Ziele des Stadtmarketings
Quelle: eigene Bearbeitung in Anlehnung an: Grabow, B./ Hollbach-Grömig, B., Ziele des
Stadtmarketings, S. 36.
Dabei wird ersichtlich, dass unmittelbare, das heißt umsetzungsorientierte
Ziele, als weitaus wichtiger empfunden werden als mittelbare Ziele, die an
ein durch Partizipation und Kooperation gekennzeichnetes Stadtmarketing
anknüpfen. „Für die Stadt werben“ kann in etwa als unmittelbares, umsetzungsorientiertes Ziel aufgeführt werden, während „Öffentlich-private Kooperation fördern“ ein Beispiel für ein mittelbares Ziel bildet.34
Hieraus wurden sechs Zieldimensionen entwickelt, die die gemeinsamen
Absichten der Einzelziele erfassen sollen. Dabei wurden die Zieldimensio34
Vgl. Grabow, B./ Hollbach-Grömig, B., Ziele, Aktivitäten und Erfolgsfaktoren von
Stadtmarketing in: Birk, F./ Grabow, B./ Hollbach-Grömig, B. (Hrsg.), StadtmarketingStatus quo und Perspektiven, Difu-Beiträge zur Stadtforschung, Heft 42, Berlin 2006, S.
35–39.
2 Grundlagen des Stadtmarketing
14
nen „Innenstadt stärken“ und „Stadt bewerben und profilieren“ als wichtigste Zielbereiche des Stadtmarketings gesehen. „Wirtschaftsförderung“,
„Kundenorientiertes Leitbild“, „Kooperation mit Privaten“ und „Strategie
und Information“ folgen mit einem gewissen Abstand.35
Ergänzend sei erwähnt, dass in der Literatur die Einteilung von Zielen
nach ihrer strategischen Ausrichtung an den Zielgruppen in interne und
externe Ziele ebenfalls eine gängige Möglichkeit darstellt.
Zu obengenannten Zielen können hiernach die „Identifikation der Ansässigen mit ihrer Kommune“ und die „Entwicklung der Kommune zu einem
attraktiven Standort für alle Ansässigen“ als interne Ziele beigefügt werden. Die „Imageförderung“ sowie die „Steigerung der Attraktivität und Bekanntheit der Kommune bei Externen“, welche das Ziel, finanzielle Mittel in
die Stadt zu ziehen, verfolgen, werden als typische externe Ziele verstanden.36
Die oft abstrakten Ziele wie etwa „Stadt attraktiver machen“ müssen im
weiteren Verlauf des Stadtmarketingprozesses feiner formuliert werden,
um klare und zielführende Handlungen ableiten zu können.37
2.5 Angebotsorientierte Seite des Stadtmarketing
Auf Seiten der Anbieter des Stadtmarketings spielen verschiedenste Akteure eine Rolle. Daraus ergeben sich für das Stadtmarketing Aufgaben,
Handlungsfelder und Aktivitäten.
2.5.1 Akteure des Stadtmarketing
Wie bereits dargestellt, lebt Stadtmarketing von der Kooperation vieler
verschiedener Akteure und wird nicht allein von der jeweiligen Kommune
praktiziert. Dies erschwert zum Einen schnelle Entscheidungsfindungen,
35
Vgl. Ebenda, S. 37-39.
Vgl. Jourdan, S. 74.
37
Vgl. Wissing, S. 22.
36
2 Grundlagen des Stadtmarketing
15
bereichert andererseits aber durch verschiedene Meinungen den Marketingprozess.38
Allgemein versteht man unter den Akteuren des Stadtmarketings „alle
Personen und Institutionen, die aktiv an der Planung und Umsetzung eines Stadtmarketingkonzepts beteiligt sind.“39 Dies können alle Personen
und Institutionen aus dem öffentlichen und privaten Bereich sein, die am
„Produkt Stadt“ mitgestalten. Sie unterscheiden sich von Kommune zu
Kommune in ihrer Anzahl und Zusammensetzung.40
Die wichtigsten Akteure bilden die Stadtverwaltung, der jeweilige Rat, verschiedene Interessenverbände, bsp. Handwerkskammern, Branchenverbände und Touristikvereine, sowie Gastronomie, Handel, Industrie und
Einzelpersonen. Die jeweiligen Gruppen sind in verschiedene Phasen des
Stadtmarketings, etwa in Vorbereitung und Umsetzung von Maßnahmen,
unterschiedlich stark integriert.41
Idealerweise sollten örtliche Medienvertreter in das Stadtmarketing einbezogen, mindestens aber durch frühzeitige Information berücksichtigt werden.42
Problematisch ist oftmals das Verhältnis Stadtmarketing und Politik, da
politische Vertreter durch ihre Wahl den legitimierten Auftrag der Stadtführung erteilt bekamen und sich deshalb bestimmte Entscheidungen vorbehalten wollen. Dagegen lebt Stadtmarketing davon, dass es langfristig
ausgerichtet ist, was oftmals dem an Legislaturperioden ausgerichteten
Handeln der Politik widerspricht.43
38
Vgl. Jourdan, S. 82.
Vgl. Spieß, S. 36 zitiert bei Ebert, S. 38.
40
Vgl. Ebert, S. 39.
41
Vgl. Grabow, B., Stadtmarketing und Regionalisierung–Herausforderungen für die Zukunft in: Pechlaner, H./ Fischer, E./Hammann, E. (Hrsg.), Standortwettbewerb und Tourismus–Regionale Erfolgsstrategien, Berlin 2006, S. 35.
42
Vgl. Jourdan, S. 83.
43
Vgl. Ebert, S. 40.
39
2 Grundlagen des Stadtmarketing
16
2.5.2 Aufgaben, Handlungsfelder und Aktivitäten des Stadtmarketing
Stadtmarketing hat grundsätzlich die Aufgabe, den klassischen Ablauf eines Stadtmarketingprozesses zu begleiten. Daraus ergeben sich verschiedene Aufgaben. Einerseits übernimmt Stadtmarketing durch die Leitung und Zusammenführung von unterschiedlichen Beteiligten eine Koordinations- und Moderationsaufgabe. Andererseits hat Stadtmarketing eine
Informationsaufgabe, welche es durch Informationsgewinnung mittels
Marktforschung und Ähnlichem zu erfüllen gilt. Schlussendlich wird durch
die Umsetzung verschiedener Maßnahmen und Projekte eine Umsetzungsaufgabe erledigt. Dies macht deutlich, dass Stadtmarketing eine
Führungs- und Steuerungsaufgabe darstellt und somit „Chefsache“ ist.44
Ebenso wie Ziele werden auch Handlungsfelder und Aktivitäten stadtspezifisch konzipiert. Grundsätzlich sollten diese mit den Zielen des jeweiligen
Stadtmarketings korrespondieren, da sie sich aus diesen ableiten. Dennoch soll diese Thematik hier dargestellt werden, da, wie in der DIFUStudie 2004 festgestellt wurde, die Übereinstimmung zwischen Zielen und
Aktivitäten in der Praxis oftmals nicht gegeben ist.
Im Folgenden sollen beispielhaft Maßnahmen und Aktivitäten innerhalb
vier großer Handlungsfelder des Stadtmarketings erläutert werden. Als
Handlungsfelder können die Bereiche Standort, Tourismus, City und Verwaltung genannt werden.45
Im Bereich des Standorts geht es vor allem um Wirtschaftsförderung, was
Maßnahmen bezüglich der Pflege und Unterstützung von vorhandenen
Unternehmen sowie der Gewinnung von neuen Unternehmen beinhaltet.
Aber auch die Bewirtschaftung von Flächen innerhalb des öffentlichen
Raums, bsp. durch infrastrukturelle Maßnahmen, gehört dazu.46
44
Vgl. Birk, S. 345.
Vgl. Mensing, M./ Rahm, T., Einführung in das Stadtmarketing in: Zerres,M./ Zerres, I.
(Hrsg.), Kooperatives Stadtmarketing. Konzepte, Strategien und Instrumente zur Erhöhung der Attraktivität einer Stadt, Stuttgart/ Berlin/ Köln 2000, S. 26.
46
Vgl. auch Jourdan, S. 60.
45
2 Grundlagen des Stadtmarketing
17
Im Bereich des Tourismus und der Besucher geht es darum, Auswärtige
für die Stadt gewinnen zu können.47 Maßnahmen und Aktivitäten stellen
hier die Angebotsentwicklung und -vermarktung, das Durchführen von
Veranstaltungen sowie die Information und Werbung für die Stadt dar.
Der Bereich der City konzentriert sich auf die Innenstadt. Aktivitäten stellen etwa die Sicherung und Steigerung der Sauberkeit sowie die Entwicklung eines Einzelhandelskonzeptes dar.
Maßnahmen, die die Verwaltung zu einem bürgerorientierten Dienstleistungsunternehmen führen, sind auf dem Gebiet der Verwaltung anzusiedeln. Exemplarisch können hier die Schaffung eines Bürgerportals im
Internet oder die Ausrichtung der verwaltungsinternen Arbeitsprozesse am
Bürger genannt werden.48
2.6 Stadtmarketing im Vergleich zum privatwirtschaftlichen
Marketing
Wie aus den bisherigen Ausführungen deutlich wird, ist Stadtmarketing
sehr vielschichtig. Daraus ergeben sich im Vergleich zum privatwirtschaftlichen Marketing einige Schwierigkeiten bzw. Herausforderungen für das
Stadtmarketing, welche nachfolgend beschrieben werden sollen:
Im Gegensatz zum privatwirtschaftlichen Marketing ist beim Stadtmarketing eine Vielzahl an Personen beteiligt. Dies führt automatisch zu Zielbzw. Interessenkonflikten, was eine effektive Zusammenarbeit erschwert.
Im privatwirtschaftlichen Marketing wird Marketing vor allem mit dem Ziel
der Gewinnsteigerung betrieben. Dahingegen stellt sich beim Stadtmarketing die Problematik, dass aufgrund des komplexen Zielsystems einerseits
ökonomische andererseits aber auch nicht-ökonomische Ziel verfolgt werden.49
47
Vgl. Mensing/ Rahm, S. 28.
Vgl. Ebenda, S. 27-28.
49
Vgl. Ebert, S. 43.
48
2 Grundlagen des Stadtmarketing
18
Oftmals wird beim Stadtmarketing die marktorientierte Führung durch
konstitutionelle Elemente innerhalb der Stadt, etwa durch den hohen Grad
an Bürokratie, behindert.50
Auch ist zu erwähnen, dass Stadtmarketing in einem viel größeren öffentlichen Interesse als das privatwirtschaftliche Marketing steht.51
Beim Stadtmarketing stellt die Stadt das Produkt dar. Diese lässt sich im
Gegensatz zum privatwirtschaftlichen Produkt nicht so schnell und einfach
verändern, sondern erfordert einen langen Marketingprozess, bei dem die
Marketingmaßnahmen mit den unterschiedlichen Akteuren durchgesprochen werden müssen, anstatt von der Unternehmensführung angeordnet
zu werden.52
Stadtmarketing zählt zu den freiwilligen Aufgaben einer Kommune, weshalb eine Kommune in Zeiten schwacher Finanzmittel diese Aufgabe bevorzugt aufgibt, was sie aber auf lange Sicht gesehen schwächen würde.53
50
Vgl. Ebenda, S. 42.
Vgl. Ebenda, S. 36.
52
Vgl. Hohn, S. 17.
53
Vgl. Jourdan, S. 101.
51
3 Volksfeste
19
3 Volksfeste
Deutschland ist Volksfestland Nummer eins. Kapitel 3 soll daher die
deutschlandweite Situation der Volksfeste aufzeigen. Unter 3.1 wird auf
die begrifflichen und rechtlichen Grundlagen eingegangen. Punkt 3.2 beleuchtet die Problematik Event und Eventmarketing, Kommunikationsinstrument des Marketings, im Zusammenhang mit einem Volksfest. Anschließend werden die deutschen Volksfeste anzahl- und größenmäßig
eingeteilt, um dann unter 3.4 die Bedeutung der Volksfeste für Deutschland darstellen zu können. Die Punkte 3.3 und 3.4 beziehen sich dabei auf
eine Studie zum Thema Wirtschaftsfaktor Volksfest (Anlage IV.1) aus dem
Jahr 2000. Zum Verständnis der angegebenen Werte muss erläutert werden, dass die Studie auf amtliche Statistiken bis zum Jahr 2000 zurückgreift. Das heißt, zahlenmäßige Veränderungen, die sich zwischenzeitlich
ergeben haben, werden in der Studie nicht berücksichtigt. Da bisher keine
aktuellere Studie vorliegt, wird zwecks Vergleichbarkeit trotz allem auf die
eventuell leicht überholten Daten Bezug genommen.
3.1 Begriffsbestimmung und rechtliche Grundlagen
§ 60 b GewO bietet eine Legaldefinition des Begriffs Volksfest an. Demnach ist ein Volksfest eine Veranstaltung, die durch vier Merkmale charakterisiert wird:
ひ
die regelmäßige Wiederkehr,
ひ
die zeitliche Begrenzung,
ひ
die Vielzahl von Anbietern und
ひ
das Anbieten von unterhaltenden Tätigkeiten als Schausteller oder von Waren.
Umgangssprachlich werden verschiedene Begriffe synonym für den Begriff Volksfest verwendet. Beispielsweise seien hier aufgeführt die Kirmes,
der Rummel, die Kirchweih, das Schützenfest und der Jahrmarkt.
3 Volksfeste
20
Dagegen grenzt die Gewerbeordnung das Volksfest vom Begriff des
Jahrmarkts ab, welcher in zeitlich größeren Abständen stattfindet und bei
welchem es ausschließlich um Warenanbietung geht. Diese Abgrenzung
wird in Abs. 3 gelockert, indem die Ausübung von Tätigkeiten im Sinne
des § 60 b Abs. 1 zugelassen wird. Dies bedeutet, dass eine Abgrenzung
zwischen Volksfesten und Jahrmärkten nur über die Unterscheidung zwischen den Kriterien „zeitlich wiederkehrend“ und „zeitlich in größeren Abständen wiederkehrend“ möglich ist, was praktisch deshalb kaum realisiert
werden kann.54
3.2 Einordnung von Volksfesten in die Eventlandschaft
Volksfeste sind oftmals traditionell gewachsene Feste, die ihren Ursprung
Hunderte von Jahren zuvor haben, weshalb die Einordnung eines Volksfestes in die Eventlandschaft Probleme bereitet. Nachfolgend soll dies näher erläutert werden, wobei auch auf das Thema Eventmarketing durch
Volksfeste eingegangen werden soll.
3.2.1 Event und Volksfest
Wörtlich lässt sich Event mit Ereignis übersetzen. Wie die folgende Abbildung veranschaulicht, lässt sich dieser Begriff noch feiner differenzieren.
Abbildung 4: Events
Quelle: eigene Bearbeitung in Anlehnung an: Drengner, J.,Imagewirkungen von Eventmarketing,
S. 31.
54
Vgl. DSB, Wirtschaftsfaktor Volksfest, S. 31 (Anlage IV.1).
3 Volksfeste
21
Schlussendlich sind Marketingevents dadurch charakterisiert, dass sie
vom Unternehmen inszenierte Ereignisse darstellen, die eine bestimmte
Zielgruppe ansprechen und dabei erlebnisorientiert unternehmens- bzw.
produktbezogene Kommunikationsinhalte vermitteln wollen.55
Volksfeste lassen sich nicht eindeutig in die dargestellten Kategorien einordnen, da sie einerseits selbst Produkt der Vermarktung sind, andererseits durch sie kommunikationsorientierte Botschaften ,etwa das Image
einer fröhlichen Stadt, vermittelt werden sollen. Weiter lässt sich bei Volksfesten das Kriterium der marketingzielgerichteten Inszenierung oftmals
nicht bejahen, da Volksfeste traditionell gewachsen sind und ursprünglich
eine andere Rolle, beispielsweise die eines Versorgungsmarktes, eines
kirchlichen Festtages oder eines Wettbewerbs, innehatten.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Volksfeste meist traditionell gewachsene, aber nicht bewusst inszenierte Ereignisse darstellen, gleichwohl durch sie kommunikationsbezogene Botschaften vermittelt werden.
3.2.2 Eventmarketing und Volksfest
Aufgrund der zunehmenden Reizüberflutung werden Menschen kommunikationsresistenter und die Wirkung klassischer Kommunikationsinstrumente wie etwa Werbung, Verkaufsförderung und Öffentlichkeitsarbeit schwindet. Dadurch, dass sich mittels Eventmarketing Botschaften multisensual
vermitteln lassen, wird dies ein immer beliebteres Kommunikationsinstrument des Marketing-Mixes.56 Auch im Stadtmarketing lässt sich Eventmarketing einsetzen, um die Marketingziele einer Kommune zu transportieren. Geklärt werden muss deshalb, was mit dem Begriff Eventmarketing
verbunden wird:
55
Vgl. Zanger, C., Eventmarketing als Kommunikationsinstrument. Entwicklungsstand in
Wissenschaft und Praxis in: Nickel, O., Eventmarketing. Grundlagen und Erfolgsbeispiele, 2. Auflage, München 2007, S. 3-4.
56
Marketing-Mix ist die Kombination der produkt-, preis-, distributions- und kommunikationspolitischen Marketinginstrumente, welche einem Unternehmen/ einer Kommune zum
Erreichen der Marketingziele zur Verfügung stehen.
3 Volksfeste
22
Eventmarketing wird als ein Kommunikationsinstrument definiert, welches
durch die zielgerichtete Planung, Organisation, Durchführung und Nachbereitung von Marketingevents die Marketingziele eines Unternehmens
erlebnisorientiert umsetzt.57
Wie bereits unter 3.2.1 dargestellt, kann ein Volksfest nicht eindeutig in die
Kategorie der Marketingevents eingruppiert werden, weshalb auch das
Eventmarketing durch Volksfeste nicht voll bejaht werden kann.
3.3 Volksfeste in Deutschland
Deutschland ist mit jährlich rund 170 Mio.58 Besuchern das volksfeststärkste Land. Punkt 3.3 soll deshalb einen Überblick über Anzahl, Größe und
räumliche sowie zeitliche Verteilung der Volksfeste verschaffen.
3.3.1 Anzahl und Größe
Etwa 12.250 Volksfeste und 1.750 Weihnachtsmärkte, was insgesamt etwa 44.500 Veranstaltungstagen entspricht, finden jährlich in Deutschland
statt. Zirka 66 % aller Volksfestbesuche registrieren die rund 290 Volksfeste mit mehr als 20.000 Besuchern, wovon 28 Volksfeste mehr als 750.000
Besucher festschreiben. 59 Folgende Tabelle stellt die größten Volksfeste
Deutschlands dar:
Tabelle 1: Die größten Volksfeste
Volksfest
Besucher
Münchner Oktoberfest
6,2 Millionen
Cranger Kirmes in Herne
4,7 Millionen
Düsseldorfer Rheinkirmes
4,2 Millionen
Cannstatter Volksfest
4 Millionen
Bremer Freimarkt
4 Millionen
Hamburger Dom
3 Millionen
Quelle: eigene Bearbeitung in Anlehnung an: DSB, Jahresbericht 2008, S. 50
(Anlage IV.3).
57
Vgl. Drengner, J., Imagewirkungen von Eventmarketing. Entwicklung eines ganzheitlichen Messansatzes, 2. akt. Auflage, Wiesbaden 2006, Diss. Chemnitz 2003, S. 30.
58
DSB, Wirtschaftsfaktor Volksfest, S. 50.
59
Vgl. Ebenda, S. 52-55.
3 Volksfeste
23
3.3.2 Räumliche und zeitliche Verteilung
Aufgrund der Volksfestbesucher wurden die Bundesländer mit den meisten Volksfesten ermittelt. Grundsätzlich konzentrieren sich die Volksfeste
auf die alten Bundesländer, wobei die Bundesländer Bayern und Nordrhein-Westfalen die höchsten Besucherzahlen verzeichnen. Setzt man die
Besucherzahlen ins Verhältnis zu den Einwohnern der jeweiligen Bundesländer, sind Rheinland-Pfalz, das Saarland, Bayern und Hessen sowie die
Stadtstaaten Hamburg und Bremen die volksfeststärksten Regionen.
Im Frühjahr und Herbst haben die Volksfeste ihren Höhepunkt, wobei die
Herbstsaison bei Berücksichtigung der Weihnachtsmärkte bis in den Dezember hinein reicht. Dagegen sind die Ferienmonate im Sommer weniger
veranstaltungsfrequentiert und im Januar und Februar finden keine Veranstaltungen statt.
90 % aller Volksfeste dauern zwischen einem bis vier Tagen, wobei die
Wahl der Wochentage einen starken Einfluss auf die Besucherzahl hat, da
die Wochenendtage, inklusive des Freitagabends, mit Abstand am stärksten frequentiert sind. Grundsätzlich sind zwischen 18 und 22 Uhr die
meisten Besucher festzustellen.60
3.4 Allgemeine Bedeutung für die ausrichtenden Städte
Im Jahr 2000 gab der DSB eine deutschlandweite Studie in Auftrag, die
zum Ziel hatte, die wirtschaftliche und nicht-monetäre Bedeutung von
Volksfesten für Deutschland aufzuzeigen. Da bisher keine aussagekräftigen Daten hierzu vorlagen, wurde die Studie vom Bundesministerium für
Wirtschaft und Technologie erheblich mitfinanziert. Als Grundlage der
Studie dienten eine Primärerhebung an verschiedenen Volksfestorten und
eine Sekundäranalyse bereits vorhandener Studien. Nachfolgend sollen
die für diese Arbeit relevanten Ergebnisse dargestellt werden. Wie bereits
erwähnt, wurden zwecks Vergleichbarkeit bewusst die eventuell überholten Daten, auf die sich die Studie stützt, verwertet.
60
Vgl. Ebenda, Seite 56-65.
3 Volksfeste
24
3.4.1 Touristische Bedeutung
69 % des durch ein Volksfest erwirtschafteten Volkseinkommens61 können
dem Tourismus zugeordnet werden. Hierbei wird der Bereich Tourismus
weiter unterschieden in die Bereiche Übernachtungs- bzw. Städtetourismus und Tagestourismus.
Die Studie geht von jährlich 560 Mio. Übernachtungen in Deutschland aus,
wovon 49 Mio. Übernachtungen durch ausländische Gäste sind. Diese
Zahl beinhaltet sowohl Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben als auch Übernachtungen in Privatquartieren wie etwa Übernachtungen bei Freunden und Verwandten sowie in der eigenen Ferienimmobilie.
Der Bereich Städtetourismus wird in der Studie berücksichtigt, da die
meisten der Übernachtungsreisen zu Volksfesten in Städte führen und
somit diesem zugeordnet werden können. Etwa 31,7 Mio. Übernachtungen werden durch Städtereisende verzeichnet, wobei die durchschnittliche
Übernachtungsdauer bei 2,42 Nächten liegt.
Im Zusammenhang mit Volksfesten wurden 17,3 Mio. Übernachtungen
ermittelt, was 3,1 % der Übernachtungen in Deutschland ausmacht. Davon gaben 18 % der Befragten das Volksfest als Hauptmotiv ihrer Reise
bzw. als Grund für Übernachtungen an.
Deutschlandweit wurden 2,2 Mrd. Tagesreisen, bestehend aus Tagesausflügen und Tagesgeschäftsreisen, ermittelt. Die Studie ergab, dass 39,3 %
der Volksfestbesucher das Volksfest im Rahmen eines Tagesausfluges
besuchen. Berücksichtigt man allerdings, dass in Städten mit mehr als
100.000 Einwohnern auch Ausflüge über Stadtteilgrenzen hinweg dem
Tagestourismus zugerechnet werden, können mindestens 60 % der Volksfestbesucher dem Tagestourismus zugeordnet werden. Dies entspricht
61
Das Volkseinkommen beinhaltet alle Erwerbs- und Vermögenseinkommen (Löhne,
Gehälter, Mieten, Pachten, Zinsen und Gewinne), die von inländischen natürlichen und
juristischen Personen aus dem In- und Ausland bezogen werden.
3 Volksfeste
25
3,04 % bzw. bei Berücksichtigung der Ausflüge über Stadtteilgrenzen hinweg 4,6 % am Anteil der Tagesreisen in Deutschland.62
3.4.2 Wirtschaftliche Bedeutung
Die wirtschaftliche Bedeutung der Volksfeste wird daran gemessen, welche Nettowertschöpfung und somit welcher Anteil am Volkseinkommen
durch sie erzielt werden kann. Die Nettowertschöpfung stellt hierbei den
Teil der durch ein Volksfest erzielten Umsätze dar, die unmittelbar zu Löhnen, Gehältern und Gewinnen, sprich zu Einkommen, werden.
Nachfolgendes Schaubild macht den Aufbau der Berechnung deutlich:
Abbildung 5: Ermittlung der Gesamtnettowertschöpfung
Quelle: eigene Bearbeitung in Anlehnung an: DSB, Wirtschaftsfaktor Volksfest, S.154 (Anlage IV.1).
Hierbei muss erwähnt werden, dass sich die Wertschöpfungsquote von
37,7 % aus einem gewichteten Durchschnittswert der durch Betriebsvergleiche ermittelten Wertschöpfungsquoten derjenigen Branchen ergibt, die
am Volksfest beteiligt sind. Die 62,3 % Vorleistungen beinhalten beispielsweise Standgebühren, Material und Energie der einzelnen Beschicker. Vorleistungen enthalten ebenfalls Wertschöpfungen. Für die 2. Umsatzstufe wurde dabei eine Wertschöpfungsquote von 30 % angesetzt.
62
Vgl. Ebenda, Seite 179-185.
3 Volksfeste
26
Für die Volksfeste ergab sich bei einem Nettoumsatz von 6,8 Mrd. DM,
bzw. 3,47 Mrd. €63 eine Gesamtnettowertschöpfung von 3,6 Mrd. DM,
bzw. 1,84 Mrd. €. Damit leisteten die Volksfeste einen Beitrag von 0,126%
am Volkseinkommen.
Weiter wurde ermittelt, dass die austragenden Kommunen zudem Einnahmen aus Standgebühren in Höhe von 138 Mio. DM, bzw. 70,55 Mio. €
erlösen und direkt auf Volksfeste zurückgehende Steuereinnahmen von
170 Mio. DM, bzw. 86,91 Mio. € verzeichnen.
Zudem bringen die Volksfeste etwa 45.700 Vollarbeitsplätze, wobei dem
zugrunde gelegt wird, dass die beschäftigte Person ihren Lebensunterhalt,
das durchschnittliche Volkseinkommen, ausnahmslos aus den Volksfesten
verdient. Da auf den Volksfesten nicht wenige geringfügig Beschäftige
sowie Teilzeitbeschäftigte bedienstet sind, ist davon auszugehen, dass die
Zahl der Beschäftigten weit mehr als 45.700 Personen beträgt.64
3.4.3 Werbe- und Imagebedeutung
Für die Kommunen und die an den Volksfesten beteiligten Unternehmen
haben Volksfeste eine wichtige Werbe- und Imagebedeutung. Dies resultiert vor allem aus der beträchtlichen Medienberichterstattung, die je nach
Besucherreichweite auf regionaler bis überregionaler Ebene stattfindet.
Das offizielle Werbebudget der größeren Volksfeste beträgt zwischen
50.000 und 500.000 DM, bzw. 25.564 und 255.646 €. Hinzu kommen jedoch viele Aufwendungen, die nicht dem offiziellen Werbebudget zugeordnet werden. Beispielsweise seien hier Werbemaßnahmen von beteiligten Unternehmen, Pressemitteilungen der ausrichtenden Kommunen,
Werbemaßnahmen
kooperierender
Beschicker
und
Produkte genannt.
63
64
In EURO umgerechnet mit einem Umrechnungssatz von 1,95583.
Vgl. DSB, Wirtschaftsfaktor Volksfest, S. 149–174.
Merchandising-
3 Volksfeste
27
Zudem bieten Volksfeste für Unternehmen und Politiker eine Plattform, um
durch das Einladen von Kunden, Gästen, Medienvertretern und Ähnlichen,
aktives Standort- und Stadtmarketing zu betreiben.
Der Werbe- und Imageeffekt ist auch die Hauptintension, weshalb sich
private Unternehmen an einem Volksfest beteiligen.
Das Oktoberfest in München ist das bekannteste deutsche Volksfest und
deshalb im Ausland imagebildend für München, Bayern und Deutschland.65
3.4.4 Sozio-kulturelle Bedeutung
Volksfeste werden von allen befragten Personen sehr positiv beurteilt und
dienen als wichtige Faktoren für die Lebensqualität der Menschen sowie
der ausrichtenden Kommunen. Dabei gelten große Volksfeste als „Feste,
auf denen man gewesen sein müsse“, Kleinere hingegen als besonders
identitätsstiftend. Sie erhöhen die Attraktivität einer Kommune, haben einen besonderen Stellenwert im Jahresverlauf und werden nicht selten als
das wichtigste Großereignis eingeschätzt.
Bedeutender Aspekt eines Volksfestes ist auch dessen Rolle als kommunikativer Treffpunkt, durch welchen gesellschaftliche Beziehungen gepflegt werden können, insbesondere auch dadurch, dass alle Altersgruppen
auf den Volksfesten vertreten sind.
Aufgrund der oftmals langen Tradition der Volksfeste gelten diese als
identitätsbildend für die ansässigen Menschen und bieten die Möglichkeit
der regionalen Brauchtumspflege.66
65
66
Vgl. Ebenda, S. 193-195.
Vgl. Ebenda, S. 188-192.
4 Cannstatter Volksfest
28
4 Cannstatter Volksfest
Das Cannstatter Volksfest wird alljährlich mit 4 - 5 Mio. Besuchern gefeiert. Neben dem mittlerweile 17-tägigen Schausteller- und Festzeltbetrieb tragen mehrere Events zur besonderen Ausstrahlung des Festes bei.
Hierbei seien die Eröffnungsfeier mit Liveübertragung des SWR, die traditionelle Eröffnung am Traditionsmorgen, der Volksfestumzug, die Sonntagskonzerte und das Musikfeuerwerk erwähnt. Um das Volksfest besser
zu charakterisieren, soll folgendes Kapitel in verschiedenen Punkten die
Veranstalter, die historische Entwicklung, die größendimensionale Einordnung, die Finanzierung, die Werbung und Vermarktung sowie die Neuausrichtungen des Volksfestes aufzeigen.
4.1 Veranstalter
Seit 2005 ist die in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft mbh & Co. KG mit
der Organisation und Durchführung des Volksfestes beauftragt. Aber auch
der Cannstatter Volksfestverein e.V. leistet durch das ehrenamtliche Engagement seiner Mitglieder einen großen Beitrag zum Gelingen des Festes. Daher werden anschließend beide Institutionen und ihre Aufgaben
bezüglich des Volksfestes vorgestellt.
4.1.1 in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft mbh & Co. KG
Die in.Stuttgart wurde am 16.11.2004 gegründet. Zweck der Gesellschaft
ist die Organisation und Durchführung sämtlicher Veranstaltungen, insbesondere Sport-, Freizeit- und Kulturveranstaltungen, sowie die Betriebsführung und Vermarktung von Veranstaltungsflächen und -hallen.67 Umseitiges Organigramm verdeutlicht die Struktur der in.Stuttgart, die derzeit
56 tarifliche Mitarbeiter, 2 Auszubildende und 26 studentische Aushilfen
beschäftigt.68
Die Landeshauptstadt Stuttgart ist 100%-ige Gesellschafterin der Objektgesellschaft Veranstaltungen und Märkte Stuttgart mbH & Co. KG (VMS
KG), welche wiederum zu 100 % in der in.Stuttgart beteiligt ist.
67
68
Vgl. Beteiligungsbericht 2007 der Stadt Stuttgart, S. 81-86 (Anlage III.7).
Vgl. Email vom 12.01.2009 (Anlage III.6).
4 Cannstatter Volksfest
29
Abbildung 6: Organigramm der in.Stuttgart
Quelle: eigene Bearbeitung in Anlehnung an: in.Stuttgart.
Zwischen der VMS KG und der in.Stuttgart bestehen vertragliche Beziehungen, wozu ein Gewinnabführungs- und Verlustübernahmevertrag, ein
Geschäftsbesorgungsvertrag
bezüglich
Finanzbuchhaltung,
EDV-
technischer Unterstützung und Personalverwaltung sowie Miet- und Betriebsführungsverträge bezüglich des Cannstatter Wasens und des Campingplatzes zählen.69
Die Organisation des Cannstatter Volksfestes ist in der Abteilung Cannstatter Wasen/ Stadtfeste/ Campingplatz angesiedelt. Zum komplexen
Aufgabenbereich der Organisation und Durchführung des Cannstatter
Volksfestes zählen insbesondere Aufgaben wie die Beplanung des Festplatzes einschließlich der Beschickerauswahl, die Leitung und Koordination des Auf- und Abbaus, sämtliche Werbemaßnahmen sowie die Funktion
als Anlaufstelle für Beschicker und Festwirte.
69
Vgl. Beteiligungsbericht 2007 der Landeshauptstadt Stuttgart, S. 81-86.
4 Cannstatter Volksfest
30
4.1.2 Cannstatter Volksfestverein e.V.
Der Cannstatter Volksfestverein hat sich zum Ziel gesetzt, die Tradition
des Cannstatter Volksfestes durch beispielsweise Veröffentlichungen zur
Volksfestgeschichte oder Gedenken an den Gründer des Volksfestes zu
wahren und zu fördern.
Er wurde 1994 anlässlich des 150. Cannstatter Volksfestes und dessen
damit verbundenen besonderen Gestaltung gegründet. Inzwischen zählt
er 400 Mitglieder, darunter Personen aus dem öffentlichen Leben, Beschicker des Volksfestes und Personen, die sich der Tradition Cannstatts und
des Volksfestes verschrieben haben. Die Präsidentschaft hat immer ein
Vertreter des Hauses Württemberg inne.
Der Cannstatter Volksfestverein zeichnet sich gegenwärtig für die Herausgabe der jährlich erscheinenden Volksfestzeitung, der Organisation der
traditionellen Eröffnungsfeier und der Sonntagskonzerte, vor allem aber
für die Organisation und Durchführung des Volksfestumzuges verantwortlich.70
4.2 Historische Entwicklung
Im Gegensatz zu vielen anderen Volksfesten ist das Cannstatter Volksfest
aus der Not entstanden. Anfang des 19. Jahrhunderts herrschte in Württemberg eine verheerende Hungersnot, welche 1817, dem ersten fruchtbaren Jahr, endete. Dies nahmen König Wilhelm I. und seine Frau, Königin Katharina, zum Anlass, den Träger des späteren „Landwirthschaftsfestes zu Kannstadt“71, die „Centralstelle des landwirthschaftlichen Vereins“72,
zu stiften und ihn neben Aufgaben wie der Gründung einer Unterrichtsund Versuchsanstalt und dem Auflegen einer Fachzeitschrift auch mit der
Organisation eines landwirtschaftlichen Festes zu betrauen. Intension des
Königs war, durch das Fest die Landwirte im Ackerbau und in der Vieh70
Vgl. http://www.cannstatter-volksfestverein.de/seiten/verein/verein.html, 04.01.2008
(Anlage V.2).
71
Stroheker, H./Willmann, G., Cannstatter Volksfest. Das schwäbische Landesfest im
Wandel der Zeiten, Stuttgart/Aalen 1978, S. 19.
72
Ebenda, S. 25.
4 Cannstatter Volksfest
31
zucht fortzubilden sowie Preise für herausragende Leistungen in der
Landwirtschaft zu vergeben. Gleichzeitig wollte er ein Volksfest als unterhaltende Abwechslung veranstalten. Am 28. September 1818 fand das
erste Cannstatter Volksfest mit 30.000 Besuchern statt, was eine den heutigen Verhältnissen vergleichbare Zahl darstellt. Aufgrund der späteren
Anordnung König Karls, das Fest nur noch alle zwei Jahre auszuführen,
und einiger festloser Jahre während und nach den Weltkriegen wurde
2008 das 163., statt dem 190. Cannstatter Volksfest gefeiert.73
Das traditionelle Symbol des Festes, die Fruchtsäule, ist bis auf einige
Jahre ihrer Verbannung seit 1818 Teil des Festes, wohingegen sich andere Faktoren wie etwa der traditionelle Volksfestumzug erst im Laufe der
Jahre entwickelten. Ebenso dehnte sich das Fest von der ursprünglich
eintägigen Veranstaltung bis zum Jahr 2008 auf 17 Veranstaltungstage
aus. Auch die Ausprägung als Vergnügungs- und Schaustellerfest wuchs
erst im Laufe der Jahre, was beispielswiese dadurch deutlich wird, dass
von der heute vertrauten Anordnung der Buden in Haupt- und Nebenstraßen erstmals 1860 berichtet wurde. Diese Entwicklung brachte mit sich,
dass zunehmend auswärtige Schausteller und Wirtschaften Interesse am
Volksfest zeigten. Deshalb wurde Ende des 19. Jahrhunderts damit begonnen, die verfügbaren Standflächen methodisch und entgeltlich zu vergeben. Zuerst geschah dies mittels Versteigerung, dann durch mehrjährige Verpachtungen und heute durch Vergabe an die Bewerber mit anschließender quadratmeterabhängiger Abrechnung.74
Inzwischen findet der Ursprung des Festes, das Landwirtschaftliche
Hauptfest, nur noch alle vier Jahre statt. Das Cannstatter Volksfest hingegen wird alljährlich gefeiert. Im Folgenden wird auf dessen heutige Ausgestaltung eingegangen.
73
74
Vgl. Ebenda, S. 19-33.
Vgl. http://www.cannstatter-volksfest.de/index.php?id=50, 04.01.2008 (Anlage V.3).
4 Cannstatter Volksfest
32
4.3 Größendimensionale Einordnung
Wie unter Punkt 3.3.1 ausgeführt, gehört das Cannstatter Volksfest zu einem der sechs größten Volksfeste in Deutschland. Im Anschluss soll die
Größenklassifizierung anhand der Besucher- und Beschickerzahl näher
dargestellt werden.
4.3.1 Besucherzahl
Die offiziellen Besucherangaben des Veranstalters basieren auf erfahrungsgestützte Schätzungen, welche mit Hilfe verschiedener Indikatoren
ermittelt werden. Bsp. seien hier die Kapazität der Zelte, die Zeit der Zeltschließung, der Wasserverbrauch in den Toiletten und die Müllmenge genannt. Dreimal täglich wird auf diese Weise an verschiedenen Festplatzpunkten das Besucheraufkommen eingeschätzt und in ein Tagebuch notiert, um dadurch die Besucherzahl pro Tag und Jahr feststellen zu können. Für die Jahre 2006, 2007 und 2008 wurden 4 Mio., 4,5 Mio. und 4
Mio. Besucher75 erfasst. Damit ist das Cannstatter Volksfest nach dem
Münchner Oktoberfest und zusammen mit dem Bremer Freimarkt, der
Cranger Kirmes und der Düsseldorfer Rheinkirmes das zweitgrößte Volksfest in Deutschland. Wie ein Vergleich der Besucherjahreszahlen aufzeigt,
weisen diese vier Feste jährlich schwankende Besucherzahlen zwischen 4
und 5 Mio. auf und teilen sich daher den zweiten Rang.
4.3.2 Beschickerzahl
Auf Grundlage der Beschickerliste für das Cannstatter Volksfest 2008 (Anlage III.8) wurde ermittelt, wie viele Beschicker am Volksfest beteiligt waren und welchen Kategorien diese zuzuordnen sind. Demnach ergab sich,
dass im Jahr 2008 insgesamt 363 Beschicker, das heißt Festwirte und
Schaustellerbetriebe, am Volksfest mitgewirkt haben. Teilt man diese in
die sechs Kategorien „Fahrgeschäfte“, „Schaustellerbuden“, „Sonstiges“
(Warenanbietung und bewegliche Händler auf dem Festplatz), „Essen/Trinken“ (außerhalb der Zelte), „Zelte“ und „Krämermarkt“ ein, ergibt
sich umseitiges Schaubild:
75
Angaben aufgrund Nachfrage beim Veranstalter.
4 Cannstatter Volksfest
33
Abbildung 7: Beschickerverteilung nach ihrer Anzahl
16%
Fahrgeschäfte
23%
2%
Schaustellerbuden
21%
32%
6%
So nstiges
Essen/T rinken
Zelte
Krämermarkt
Quelle: eigene Darstellung nach Auswertung der Beschickerliste (Anlage III.8).
Führt man dieselbe Auswertung stattdessen nach dem Flächenbedarf der
Beschicker durch, gestaltet sich die Verteilung, wie in nachfolgender Grafik dargestellt. Hierbei wird deutlich, dass die geringe Anzahl an Zelten
zusammen mit den Fahrgeschäften den größten Flächenbedarf (82%) beansprucht. Demgegenüber bedürfen die Schaustellerbuden, der Krämermarkt und Sonstiges nur wenig Fläche. Auch ist zu erkennen, dass der
gastronomische Bereich, sprich die Zelte und Essen/Trinken, etwas mehr
als die Hälfte der Fläche (55%) benötigen.
Abbildung 8: Beschickerverteilung nach ihrem Flächenbedarf
2%
Fahrgeschäfte
39%
43%
Schaustellerbuden
So nstiges
12%
0%
4%
Essen/T rinken
Zelte
Krämermarkt
Quelle: eigene Darstellung nach Auswertung der Beschickerliste (Anlage III.8).
4 Cannstatter Volksfest
34
4.4 Finanzierung
Da die Abrechnung des Volksfestes 2008 noch nicht ganz abgeschlossen
ist, werden für die Darstellung dieses Kapitels zwecks Vollständigkeit die
Daten des Volksfestes 2007 zu Grunde gelegt. Die hier ausgeführten Daten beruhen auf der Kostenrechnung der Veranstaltung, sprich den Kosten
und Erlösen, die im Rechnungssystem hinterlegt sind (Anlage III.10).
Das Volksfest hat jährliche Kosten in Höhe von rund 1.153.800 €, wobei
die gewichtigsten Anteile mit etwa 345.000 € für Werbung, mit rund
320.000 € für Personal und mit etwa 290.000 € für Auf-und Abbau aufgewendet werden. Jeweils zirka 60.000 € entfallen auf die Organisation, auf
Beiträge, Gebühren und Versicherungen sowie auf Energiekosten.
Abbildung 9: Kosten und Erlöse
2.000.000
Sonstige Erlöse
1.800.000
Umsatzpachten
We rbeeinnahmen
1.600.000
1.400.000
Kostene rsätze
Ve rrechnung Ene rgie
1.200.000
1.000.000
800.000
Standmieten
600.000
We rbung
Unte rha lt,
Instand ha ltung
Organisation
Beit räge,
Ge bühren
Pe rsona l
400.000
200.000
A uf- und Abbau
0
Erlöse
Kosten
Quelle: eigene Darstellung nach Auswertung der im Rechnungssystem hinterlegten Daten.
Demgegenüber werden Erlöse in Höhe von rund 1.809.300 € erwirtschaftet. Vergleichsweise geringe Bedeutung kommt hierbei mit Beträgen zwischen 100.000 € und 200.000 € den Umsatzpachten, Werbeeinnahmen
4 Cannstatter Volksfest
35
und Kostenersätzen zu, wohingegen mit 1.360.918 € die Standmieten den
größten Anteil tragen. Die Standmieten der einzelnen Beschicker richten
sich nach deren Branchenzugehörigkeit und Flächenbedarf, was heißt,
dass durch die Vergabe der Standflächen an bestimmte Branchen die Erlöse aus Standmieten beeinflusst werden können. Unter Berücksichtigung
des zu erwirtschaftenden Ergebnisses ist dieser Aspekt bei der Planung
des Festplatzes zu beachten. Die Standmieten werden aufgrund einer Beschlussvorlage des Aufsichtsrats der Kommanditistin, der VMS KG, durch
den Wirtschaftsausschuss der Stadt Stuttgart beschlossen.
Das Veranstaltungsergebnis 2007 betrug 655.495 €, wobei vom Aufsichtsrat und somit mittelbar auch von der Stadt Stuttgart etwa 696.740 € vorgegeben waren. Bei Interpretation des Ergebnisses ist zu bedenken, dass
die von der in.Stuttgart zu entrichtende Pacht für das Wasengelände an
die Eigentümerin, die VMS KG, noch nicht berücksichtigt ist.
Aufgrund ihrer Aufgaben ist die in.Stuttgart als wirtschaftliches Unternehmen der Stadt Stuttgart nach den §§ 102, 103 und 103a GemO einzuordnen und soll nach § 103 Abs. 3 GemO und § 14 Abs. 1 KAG einen Ertrag
für den Haushalt abwerfen. Dabei ist das Volksfest eine Veranstaltung mit
positivem Ergebnis, welche somit einen Ertrag abwerfen könnte. Jedoch
führt die in.Stuttgart einige Veranstaltungen durch, die einen Zuschussbedarf ausweisen, was zur Folge hat, dass das positive Ergebnis des Volksfestes im Unternehmensergebnis durch andere Veranstaltungsergebnisse
kompensiert wird.
Im Jahr 2007 wies die in.Stuttgart bedingt durch die Sonderveranstaltung
Radweltmeisterschaft einen Verlust in Höhe von rund 4,3 Mio. aus. Ohne
diese Sonderveranstaltung würde sich der Jahresfehlbetrag auf zirka 1,6
Mio. belaufen, was eine den Vorjahren vergleichbare Zahl darstellt. Aufgrund eines Ergebnisabführungsvertrages wird der Jahresfehlbetrag vollständig von der VMS KG übernommen.76
76
Vgl. Beteiligungsbericht 2007 der Landeshauptstadt Stuttgart, S.84-86.
4 Cannstatter Volksfest
36
4.5 Werbung und Vermarktung
In der Theorie wird Werbung als zielgerichtete, absichtliche und ohne
Zwang ausgeübte Einflussnahme auf Menschen verstanden.77 Hierbei
werden spezielle Kommunikationsmittel eingesetzt, wozu beispielsweise
die Printmedien sowie TV- und Hörfunkspots gehören. Allerdings können
auch der Verkauf von Merchandisingprodukten, eine positive Berichterstattung und der Internetauftritt werbewirksame Effekte mit sich bringen.
Spezifisch für das Cannstatter Volksfest ist, dass neben der in.Stuttgart
auch Dritte, etwa Brauereien und der Volksfestverein, Werbemaßnahmen
für das Fest durchführen. Daher sollen im Folgenden zunächst die Werbemaßnahmen der in.Stuttgart und anschließend die Maßnahmen Dritter
dargestellt werden.
4.5.1 Werbemaßnahmen der in.Stuttgart
Wie in folgender Grafik dargestellt, lassen sich die einzelnen Werbemaßnahmen verschiedenen Kategorien zuordnen.
Abbildung 10: Werbemaßnahmen
Werbemaßnahme n
Werbebudget
Werbekonzept
a ußerhalb Werbebudget
(werbekoste nneut ral)
a ußerhalb
Werbekonzept
Quelle: eigene Darstellung
Das Werbebudget der in.Stuttgart beträgt jährlich etwa 350.000 €78, wovon
2008 rund 80 % der Mittel in einem von einer Werbeagentur erstellten
Werbekonzept eingeplant waren. Die restlichen 20 % dienten als „Puffer“,
um bei Bedarf kurzfristig reagieren zu können. 2008 wurden hiervon etwa
der Internetauftritt, TV-Spots anlässlich der Vermarktung der neuen Wasentracht sowie spontane Anzeigenschaltungen finanziert.
77
78
Vgl. Zanek, F., Skript Marketing I - Begriff und Abgrenzung, S. 8.
Vgl. Gesprächsprotokoll vom 01.10.2008 (Anlage III.2).
4 Cannstatter Volksfest
37
Das Werbekonzept sieht die Bewerbung des gesamten Gebietes BadenWürttembergs und der angrenzende Bundesländer sowie als ausländisches Gebiet hauptsächlich die Schweiz vor. Hierbei setzt es vor allem auf
Maßnahmen im Bereich der Printmedien. 2008 wurden Anzeigen in Höhe
von rund 120.000 € in Zeitschriften, Tageszeitungen und in allen badenwürttembergischen Amts- und Gemeindeblättern geschaltet. Weiter wurden etwa 5.500 Plakate, 350 Citylightposter und 35 Brückenbanner erstellt
sowie 50.000 Flyer im Inland und 100.000 Flyer im Ausland verteilt. Neben
den bisher genannten Maßnahmen wurden Funkspots produziert und auf
SWR 1und SWR4 gesendet sowie aufgrund der relativ geringen Zahlen im
Bustourismus Mailings an zirka 2.500 Busunternehmen versandt.79
Außerhalb des Werbebudgets ist zum Einen das Merchandising80, zum
Anderen die Berichterstattung in den Medien zu nennen. Durch die Erlöse,
die durch den Verkauf von Merchandisingartikeln erzielt werden können,
refinanzieren sich die Kosten, wodurch das Werbebudget nicht belastet
wird. Die in.Stuttgart bietet inzwischen über 50 verschiedene Artikel an,
die 2008 erstmals auch online bezogen werden konnten. Eine wichtige
Rolle spielt auch die Werbung, die durch eine positive Berichterstattung in
den Medien erzeugt wird, da zum Einen für Spot- bzw. Anzeigenschaltungen mit der gleichen Wirkung enorme Kosten entstehen würden und zum
Anderen eine hohe Bevölkerungszahl erreicht werden kann.81 Allein durch
die tägliche Berichterstattung des SWR in der Landesschau konnten täglich Einschaltquoten von 200.000 bis 450.000, mit der Übertragung der 90minütigen Eröffnungsfeier und des Volksfestumzuges deutschlandweit
Einschaltquoten von 1,57 Mio. erzielt werden82. Über die Anzahl der Berichterstattungen in Zeitungen und Hörfunk liegen keine Daten vor, jedoch
ist davon auszugehen, dass deren Rolle nicht weniger bedeutend ist.
79
Vgl. Werbekonzept der in.Stuttgart (Anlage III.9).
Merchandising meint den Verkauf von Artikeln, die dieselbe Botschaft transportieren
wie das Volksfest. Dadurch kann das Volksfestimage auf verschiedenen Gebrauchsgütern (bsp. T-Shirts und Tassen) transportiert und multipliziert werden.
81
Vgl. Gesprächsprotokoll vom 01.10.2008.
82
Vgl. Email vom 27.10.2008 (Anlage III.5).
80
4 Cannstatter Volksfest
38
4.5.2 Werbemaßnahmen Dritter
Neben Aktionen der in.Stuttgart führen die Brauereien und der Volksfestverein selbständig Werbemaßnahmen durch, die einerseits dem Unternehmen bzw. der Institution Werbeeffekte bringen sollen, andererseits
aber auch für das Cannstatter Volksfest werben.
Die Brauereien investieren rund 250.000 € in Werbemaßnahmen wie etwa
Plakatierungen oder Brauereifeste, die unmittelbar vor dem Volksfest stattfinden.
Die mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren jährlich erscheinende Volksfestzeitung wird vom Cannstatter Volksfestverein aufgelegt und über die
in.Stuttgart, verschiedene Getränkehändler und Stuttgarter Hotels verteilt.83
4.6 Neuausrichtungen
Die in.Stuttgart möchte, dass das Volksfest ein Fest für das gesamte Volk,
sprich für alle Altersklassen, sowie ein Fest zwischen Tradition und Moderne ist. Im Folgenden sollen zwei in den letzten beiden Jahren eingeführte Neuerungen dargestellt werden, welche exemplarisch die Intensionen der Veranstalterin deutlich machen:
Wasen-Familie:
Nachdem die in.Stuttgart für das Werbemotiv der Drucksachen des Volksfestes 2006 mehrfach Kritik bekam, begann sie sich Gedanken über die
durch Werbung zu erreichenden Personengruppen zu machen. Mit dem
Werbemotiv, was bis dahin immer eine Einzelperson wie etwa ein junger
Erwachsener darstellte, wird immer auch eine bestimmte Zielgruppe angesprochen. Für die in.Stuttgart wurde klar, dass auch durch die Werbung
deutlich werden soll, dass das Cannstatter Volksfest ein Familienfest ist,
bei welchem alle Altersgruppen willkommen sind. Daher sollten künftig
Familien als Werbemotiv dienen. Nachdem 2007 eine junge Cannstatter
Familie als Werbemotiv fungierte, wurde im Sommer bzw. Herbst 2007 für
83
Vgl. Gesprächsprotokoll vom 01.10.2008.
4 Cannstatter Volksfest
39
das Volksfest 2008 erstmals gemeinsam mit der BILD-Zeitung eine Ausschreibung zur Suche der Wasen-Familie durchgeführt. Ein Komitee, bestehend aus Werbeagentur und in.Stuttgart, wählte aus zirka 30 Bewerbern die Wasen-Familie 2008 aus. Als Bewerbungsanreiz bekommt die
Wasen-Familie einen kostenfreien Tag auf dem Volksfest, eine Ausstattung der gesamten Familie mit Trachtenmode und eine Ehrengasteinladung zur Liveübertragung der Eröffnungsfeier des Cannstatter Volksfestes. Im Gegenzug werden mit der Familie noch während des laufenden
Volksfestes Bilder gemacht, die, da die in.Stuttgart sich das Recht am Bild
erteilen lässt, im kommenden Jahr als Werbemotive verwendet werden.
Mit dieser Handhabung wurden positive Erfahrungen gemacht, weshalb
sie in den folgenden Jahren fortgeführt werden soll.84
Wasen-Tracht:
Zum Volksfest 2008 wurde von der in.Stuttgart erstmals eine württembergspezifische Volksfesttracht angeboten, die zuvor auf dem Frühlingsfest 2008 präsentiert wurde. Grund dafür war zum Einen, dass in den letzten Jahren ein steigendes Traditionsbewusstsein und ein Trachtenboom in
der Bevölkerung und unter den Volksfestbesuchern festzustellen war und
zum Anderen aus der Bevölkerung dieser Wunsch geäußert wurde. Ziel
der neuen Volksfesttracht ist es, die Tradition auf dem Fest zu fördern sowie die Identifikation mit dem Fest und der Region zu steigern. Sie wurde
über die in.Stuttgart und über Stuttgarter Einzelhändler als Kooperationspartner vermarktet und brachte eine zufriedenstellende Resonanz ein. In
den folgenden Jahren soll die Trachtenkollektion durch verschiedene neue
Kleidungsstücke und Accessoires ausgebaut werden.85
84
85
Vgl. Gesprächsprotokoll vom 16.09.2008 (Anlage III.1).
Vgl. Gesprächsprotokoll vom 16.09.2008.
5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews
40
5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews
In diesem Kapitel wird untersucht, welche Bedeutung das Cannstatter
Volksfest für das Stadtmarketing der Stadt Stuttgart und die Stadt selbst
hat. Ziel soll sein, erfahrungsgestützte Expertenmeinungen zu erhalten. Es
sollen keine Fakten wie etwa der Wirtschaftsfaktor des Cannstatter Volksfestes ermittelt werden. Hierzu wurde die Methode der Experteninterviews
gewählt, was unter 5.1 näher erläutert wird. Unter Punkt 5.2 werden die
einzelnen Experten vorgestellt, um anschließend unter 5.3 die Auswertung
der Interviews vornehmen und die Ergebnisse darstellen zu können.
5.1 Methodik
Die empirische Untersuchung dieser Arbeit basiert auf fünf Experteninterviews, die nach Atteslander zu den teilstrukturierten, mündlichen Befragungen gehören. Teilstrukturierte Befragungen sind dadurch charakterisiert, dass das Gespräch mittels vorformulierter Fragen geführt wird, wobei
die Möglichkeit besteht, die Reihenfolge und Formulierung der Fragen sowie Umfang und Intensität der Antworten einem natürlichen Gesprächsverlauf anzupassen. Hierzu wird meist ein Gesprächsleitfaden verwendet.86
Der dieser Untersuchung zugrunde liegende Interviewleitfaden (Anlage
I.1) behandelt verschiedene Fragen zur Bedeutung des Cannstatter Volksfestes wie etwa die Frage nach der touristischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung. Anhand weiterer Fragen werden die Bereiche
Volksfest und öffentliche Hand sowie Volksfest und Zukunft behandelt.
Vor dem eigentlichen Einsatz des Interviewleitfadens wurde mit dem Projektleiter des Cannstatter Volksfestes ein Pretest durchgeführt. Dabei wurde der Interviewleitfaden auf Dauer des Interviews sowie Verständlichkeit,
Umfang und Art der Fragen überprüft. Hiernach ergaben sich kleine Änderungen im Leitfaden.
86
Vgl. Atteslander, P., Methoden der empirischen Sozialforschung, 12. durchgesehene
Auflage, Berlin 2008, S.125-126.
5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews
41
Telefonisch oder per Mail wurde Kontakt zu den einzelnen Experten aufgenommen und ein Interviewtermin vereinbart. Anschließend wurde den
Experten zur besseren Vorbereitung auf das Gespräch der Interviewleitfaden per Mail übermittelt. Vier der fünf Interviews wurden am Arbeitsplatz
des jeweiligen Experten durchgeführt und nahmen zwischen 60 und 75
Minuten in Anspruch. Aufgrund Termindrucks wünschte ein Experte ein
Telefoninterview, für das 30 Minuten zur Verfügung standen.
Alle Interviews wurden zwecks besserer Dokumentation mit Hilfe eines
Diktiergerätes aufgezeichnet und anschließend wörtlich protokolliert, um
damit eine Vorinterpretation der Ergebnisse auszuschließen.
5.2 Die Experten
Experten sind Personen, die über ein besonderes Wissen bezüglich eines
Sachverhaltes verfügen.87
In dieser Untersuchung wurden Experten ausgewählt, die durch ihre Tätigkeiten sowohl mit dem Cannstatter Volksfest als auch mit dem Bereich
Stadtmarketing und Stadt in Verbindung kommen und deshalb über auf
Erfahrung gestützte Einschätzungen und fundiertes Wissen zur Thematik
verfügen. Im Folgenden sollen die einzelnen Personen kurz vorgestellt
werden.
Seine Tätigkeit als Bezirksvorsteher des Stadtteils Bad Cannstatt brachte
Herrn Fischer auf verschiedene Weise mit dem Volksfest in Berührung.
Zum Einen ergab sich die Verbindung aufgrund des räumlichen Bezugs,
zum Anderen gingen vom Bezirksamt Bad Cannstatt viele öffentliche Hilfestellungen aus, die für so ein Fest notwendig sind. Darüber hinaus ist
Herr Fischer Vorsitzender des Cannstatter Volksfestvereins.88
Herr Currle ist Stuttgarter Stadtrat und aufgrund dessen in den Wirtschaftsausschuss der Stadt Stuttgart und die Aufsichtsräte der Stuttgart
87
Vgl. Gläser, J./ Laudel, G., Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse, 2. durchgesehene Auflage, Wiesbaden 2006, S. 10.
88
Vgl. Gesprächsprotokoll des Interviews mit Herrn Fischer, 20.11.2008, Frage 1 (Anlage
I.3) (künftig zitiert als: Fischer).
5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews
42
Marketing GmbH und der Regio Marketing GmbH entsandt. Der Wirtschaftsausschuss ist das politische Gremium, bei dem u.a. Entscheidungen über das Cannstatter Volksfest, angesiedelt sind.89
Als stellvertretender Geschäftsführer der IHK Region Stuttgart ist Herr
Leinwand der Ansprechpartner für den Bereich Tourismus. Die IHK erstellt
Stellungnahmen zu Märkten und Jahrmärkten, berät Tourismusunternehmen und veranstaltet Tourismustage, wodurch sie unmittelbar und mittelbar mit dem Volksfest in Berührung kommt. Darüber hinaus verfügt die
IHK über Informationen bezüglich Wirtschaft und Handel in der Region.90
Herr Pfeifer ist Citymanager der Stadt Stuttgart und verfügt aufgrund dessen über Expertenwissen im Hinblick auf die Auswirkungen des Volksfestes auf die Innenstadt bzw. den Handel.91
Frau Gehrlach ist Prokuristin der Stuttgart Marketing GmbH, welche für die
europa- und weltweite Positionierung der Landeshauptstadt als Tourismus- und Wirtschaftsstandort zuständig ist. Dabei dient das Volksfest als
eine Möglichkeit, den Standort Stuttgart attraktiver zu vermarkten. Frau
Gehrlach verfügt dadurch über die notwendigen Einblicke in die Bereiche
Volksfest, Tourismus und Stadtmarketing.
5.3 Auswertung der Interviewfragen
In diesem Kapitel werden die einzelnen Interviewfragen ausgewertet. Ergänzend zu den Ergebnissen, die sich aus den Experteninterviews ergaben, werden die Informationen und Erkenntnisse, die aus den Gesprächen
mit Herrn Heibel (Projektleiter Cannstatter Volksfest) sowie Herrn Christen
(Abteilungsleiter Cannstatter Wasen) gewonnen werden konnten, verwertet. Am Ende eines jeden Abschnitts werden die wesentlichen Aussagen
zusammengefasst.
89
Vgl. Gesprächsprotokoll des Interviews mit Herrn Currle, 24.11. 2008, Frage 1 (Anlage
I.4) (künftig zitiert als: Currle).
90
Vgl. Gesprächsprotokoll des Interviews mit Herrn Leinwand, 26.11.2008, Frage 1 (Anlage I.5) (künftig zitiert als: Leinwand).
91
Vgl. Gesprächsprotokoll des Interviews mit Herrn Pfeifer, 12.12.2008, Frage 1 (Anlage
I.6) (künftig zitiert als: Pfeifer).
5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews
43
5.3.1 Bedeutung des Cannstatter Volksfestes für das Stadtmarketing
Das Volksfest hat nach Meinung der Experten hauptsächlich für die Aufgabenbereiche Tourismus, Image und Werbung des Stuttgarter Stadtmarketings Bedeutung. Neben diesen Gebieten werden im Folgenden die Bereiche Zielgruppen, Wirtschaft, Gesellschaft und Stuttgarter Veranstaltungen dargestellt und ihre Bedeutung aufgezeigt.
5.3.1.1 Bedeutung für Personen bzw. Zielgruppen
Alle Experten sind sich darin einig, dass durch das Traditions- und Familienfest Cannstatter Volksfest alle Bevölkerungsgruppen angesprochen
werden und dass das Fest für alle attraktiv geworden ist. Auf dem Volksfest sind sowohl Familien, Teenager und junge Erwachsene wie auch ältere Personen zu finden. Aber auch für Firmen, Geschäftskunden oder Honoratioren der Stadt ist es mittlerweile wieder interessant geworden.
Viele Freizeitunternehmen müssen sich derzeit auf die größer werdende
Zielgruppe der „Bestager“, sprich der älteren Menschen, einstellen. Diese
Bevölkerungsgruppe ist beim Volksfest inzwischen vertreten und gehört
auch zu diesem Fest dazu, jedoch charakterisiert sie das Volksfest nicht
ausschließlich und ist auch nicht die alleinige Zielgruppe des Festes. Diese Gruppe wird oft durch andere Stuttgarter Veranstaltungen, etwa das
Weindorf, stärker angesprochen, da sie in der Regel ein niveauvolleres
Ambiente, mehr Gemütlichkeit und ruhigere Geselligkeit wünscht.92
Als Grund dafür, dass wirklich alle Personengruppen angesprochen werden, sehen die Experten vor allem zwei Aspekte. Erstens hält das Volksfest durch die unterschiedliche, von der Tageszeit abhängige Atmosphäre
und durch die Vielzahl an abwechslungsreichen Schausteller- und Festzeltbetrieben für jede Bevölkerungsgruppe ein Angebot bereit. Bsp. sind
wegen der familiäreren Atmosphäre nachmittags eher die Familien und
Senioren und abends das jüngere Publikum auf dem Volksfest zu finden.
92
Vgl. Leinwand, Frage 3.
5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews
44
Ebenso spricht ein Weinzelt mit gediegener Atmosphäre eher die ältere,
ein Bierzelt mit Stimmungsband eher die jüngere Generation an.93
Weiter hat sich das Niveau und somit das Image des Volksfestes in den
letzen beiden Jahren enorm gesteigert. Die Niveausteigerung macht das
Fest vor allem für Firmen und Personen mit einem höheren Anspruch, etwa ältere Generationen, Unternehmen und Institutionen, interessant. Das
höhere Niveau zeigt sich u.a. daran, dass sich Personen für einen Volksfestbesuch besser kleiden.94 Für die in.Stuttgart gibt es verschiedene
Stellschrauben durch die das Niveau des Festes beeinflusst werden kann
und die es richtig einzusetzen gilt. Beispielsweise seien hier die Auswahl
und Anzahl der Fahrgeschäfte und Festzelte genannt.95
Wichtig ist, dass künftig Wert darauf gelegt wird, dass das Volksfest ein
Fest für alle Bevölkerungsgruppen bleibt und dass nicht, etwa durch den
Preis oder die Lautstärke, bestimmte Bevölkerungsgruppen ausgeschlossen werden.96
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass aufgrund des breiten Angebots und des Imagegewinns alle Bevölkerungsgruppen durch das Cannstatter Volksfest angesprochen werden.
5.3.1.2 Touristische Bedeutung
Vom Volksfest geht eine hohe touristische Ausstrahlung aus, was sich zunächst in der zufriedenstellenden Anzahl von 4 - 5 Mio. Besuchern auf
dem Volksfestgelände zeigt.
Der Bereich Bustourismus kann jedoch noch gesteigert werden. 2008 kamen 988 Busse zum Volksfest, was im Vergleich zum Vorjahr eine Steige-
93
Vgl. Currle Leinwand, Frage 3 sowie Gesprächsprotokoll des Interviews mit Frau Gehrlach, 15.12.2008, Frage 3 (Anlage I.7) (künftig zitiert als: Gehrlach).
94
Vgl. Fischer, Currle, Leinwand, Pfeifer, Frage 3.
95
Vgl. Gesprächsprotokoll vom 15.10.2008 (Anlage III.3).
96
Vgl. Fischer, Pfeifer, Frage 3.
5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews
45
rung von zirka 12 % bedeutet, verglichen mit den etwa 3 000 Bussen während des Weihnachtsmarkts aber noch Potenzial birgt.97
Das Volksfest ist zum größten Teil ein regionales Fest, was bsp. einen
Unterschied zum Münchner Oktoberfest darstellt. Durch seinen Reiz als
größtes Schaustellerfest und aufgrund der gezielten Werbung im Ausland
steigt die Zahl der ausländischen Touristen ständig. Vor allem aus den
„Nachbarländern“ Schweiz, Österreich und Italien, zunehmend aber auch
aus dem asiatischen Bereich wie Japan und China sind Gäste zu begrüßen. Diese Gebiete sind die Zukunftsmärkte bezüglich ausländische Touristen des Volksfestes. Von den Experten wird die touristische Ausstrahlung des Volksfestes auf die Nachbarländer höher eingeschätzt als auf die
Nachbarbundesländer. Die in der Vergangenheit zu verzeichnende große
Anzahl an amerikanischen Touristen, die aufgrund der Schwaben- und
Volksfestvereine in den USA zum Cannstatter Volksfest kamen, schwindet
langsam, da die Vereine in den USA geringeren Zulauf finden.98
Wie die hohen Stuttgarter Übernachtungszahlen99 während des Volksfestes zeigen, ist das Volksfest ein Motiv, um die Stadt Stuttgart zu bereisen.
Das Volksfest schlägt sich daher zunehmend im Bereich des Städte- und
Übernachtungstourismus nieder. Während vor ein paar Jahren die Volksfestbesucher ausschließlich zum Volksfest kamen, nehmen heute vor allem ausländische bzw. weitgereiste Gäste sowie Geschäfts- und Firmenkunden das Volksfest zum Anlass, länger in der Stadt zu bleiben und weitere Stuttgarter Angebote wahrzunehmen. Stuttgart Marketing fördert dies,
indem sie durch Pauschalarrangements und Gruppenangebote den Menschen Ideen zum längeren Verweilen in Stuttgart geben. Außer den Festen ist daher wichtig, die für den Städtetourismus ausschlaggebende
Bandbreite an Stuttgarter Kultur-, Freizeit-, Gastronomie- und Einkaufsangeboten zu präsentieren. Bsp. seien hier die Musicals, die Theater, die
97
Vgl. Email vom 26.10.2008 (Anlage III.4).
Vgl. Fischer, Currle, Leinwand, Pfeifer, Gehrlach, Frage 4.
99
Liegen derzeit bei ca. 3 Mio./ Jahr und steigen jährlich um ca. 10 %.
98
5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews
46
Veranstaltungen im Neckar-Park, die Bäder und die Königstraße genannt.100
Lediglich im Bereich des Einzelhandels lässt sich noch nicht feststellen,
dass sich während der Volksfestzeit die Kunden vermehrt aus Volksfestbesuchern zusammensetzen, was das Volksfest damit vom Weihnachtsmarkt unterscheidet.101
Somit ist festzuhalten, dass sich die touristische Auswirkung zunächst auf
dem Volksfest zeigt, aber durch hohe Übernachtungszahlen und Gäste
aus den Nachbarländern auch in die Stadt transportiert wird.
5.3.1.3 Wirtschaftliche Bedeutung
Während das Münchner Oktoberfest von einem Wirtschaftsfaktor von 1
Mrd. € spricht, wird beim Cannstatter Volksfest von zirka 600 Mio. € ausgegangen.102 Genaue Daten hierzu werden nicht erhoben, was aber von
Seiten der Experten als notwendig empfunden wird.103
Im Licht der starken Wirtschaftsregion Stuttgart betrachtet, leistet das
Cannstatter Volksfest nur einen kleinen Beitrag zur wirtschaftlichen Bedeutung der Stadt bzw. Region.
Dennoch haben die unmittelbar auf dem Volksfest erzielten Umsätze große Bedeutung für die beteiligten Betriebe wie Brauereien, Schausteller
und Festwirte, die oftmals einen erheblichen Teil ihres Jahresumsatzes
auf dem Volksfest erwirtschaften müssen.
Mittelbar wirkt sich das Volksfest auf die ganze Region aus. Neben dem
bereits dargestellten Bereich des Tourismus profitieren Zulieferer- und
Handwerksbetriebe vom größeren Bedarf ihrer Waren und Dienstleistungen.104
100
Vgl. Fischer, Currle, Leinwand, Pfeifer, Gehrlach, Frage 4.
Vgl. Pfeifer, Frage 4.
102
Vgl. Gesprächsprotokoll vom 01.10.2008.
103
Vgl. Fischer, Frage 4.
104
Vgl. Currle, Leinwand, Pfeifer, Frage 5.
101
5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews
47
Wie bereits ausgeführt hat das Volksfest grundsätzlich keine wirtschaftliche Bedeutung für den innerstädtischen Handel. Davon ausgenommen ist
der wirtschaftliche Erfolg, den einzelne Händler mit dem anlässlich des
Volksfestes angebotenen Verkauf von Trachtenmoden erzielten. Dieser
übertraf alle Erwartungen und führt nach Einschätzung des Experten dazu, dass im nächsten Jahr weitere Innenstadthändler diese Ware anbieten. Ansonsten ist im Bereich der innerstädtischen konsumtiven Gastronomie teilweise ein Rückgang der Einnahmen zu verzeichnen, was darauf
zurückzuführen ist, dass die Kunden während der Volksfestzeit diese Güter auf dem Volksfest konsumieren.105
Weiter profitiert die Stadt Stuttgart durch Standgebühren und Steuereinnahmen von der Belegung des Wasengeländes mit dem Volksfest.106
Zusammenfassend ist zu erwähnen, dass sich das Volksfest durch seine
Umsätze unmittelbar und durch Auswirkungen auf Zulieferer mittelbar auf
die Wirtschaft auswirkt, jedoch in der starken Wirtschaftsregion Stuttgart
nur einen kleinen Beitrag leistet.
5.3.1.4 Bedeutung der Werbung
Grundsätzlich muss bei der Werbung zwischen den unterschiedlichen
Zielsetzungen der Werbemaßnahmen der Stuttgart Marketing GmbH und
der in.Stuttgart unterschieden werden. Die Stuttgart Marketing GmbH
vermarktet das Gesamtpaket Stuttgart mit dem Ziel, die gesamte Bandbreite Stuttgarts aufzuzeigen. Hierbei ist das Volksfest ein Aspekt, um bestimmte Zielgruppen anzusprechen. Das heißt, Stuttgart Marketing stellt
gezielt einen Bezug zwischen der Werbung für das Volksfest und der
Werbung für die Stadt her. Die in.Stuttgart hingegen bewirbt das Fest vorrangig mit dem Ziel, Besucher für das Fest zu gewinnen.107
105
Vgl. Pfeifer, Frage 5.
Vgl. Currle, Frage 5.
107
Vgl. Gehrlach, Frage 6.
106
5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews
48
Dennoch wirkt sich diese Werbung auf die Gesamtstadt aus, da das
Volksfest, ebenso wie etwa Daimler, Porsche und Ähnliche, unterbewusst
mit Stuttgart assoziiert wird. Diese Wirkung tritt unabhängig davon ein,
dass bsp. ein Name wie „Stuttgarter Volksfest“ eine bewusste Verbindung
zur Stadt selbst herstellt. Werbung lebt davon, dass sie nachhaltig betrieben wird, was für Stuttgart heißt, dass laufend Botschaften, sei es Werbung für das Volksfest, Werbung für andere Highlights oder Schlagzeilen
in der Presse, von der Stadt ausgehen. Diese Botschaften bewirken, dass
die Gesamtdestination Stuttgart bei den Menschen in Erinnerung gerufen
wird, um dann bestenfalls in deren Entscheidungsprozesse einbezogen zu
werden. Dabei ist wichtig, dass die von der Stadt ausgehenden Botschaften positiv sind, da nur solche der Stadt Stuttgart nützlich sind. Grundsätzlich ist das Thema Feiern und damit das Volksfest ein einträglicher Gedanke, um Menschen zu erreichen. Durch seine Größe und seinen steigenden positiven Ruf kann das Volksfest seinen für Stuttgart förderlichen
Werbeeffekt verstärken.108
Momentan wird speziell im Bereich des Einzelhandels versucht durch bsp.
Dekorationen in den Innenstadtschaufenstern das Volksfest präsenter zu
machen und aufgrund dessen in der Stadt selbst zu bewerben. Da in der
Innenstadt ein Filialisierungsgrad von 80 % herrscht und die Offenheit der
Filialisten gegenüber lokalen Besonderheiten nur sehr gering ist, stellt dies
eine schwierige Aufgabe dar. Jedoch erhoffen sich die Initiatoren durch
den beschriebenen Erfolg mit den Trachtenverkäufen eine steigende Bereitschaft der Händler.109
Es ist festzuhalten, dass durch die Volksfestwerbung innerhalb des Gesamtpakets Stuttgart bewusst, aufgrund der Erinnerungsfunktion durch die
eigentliche Volksfestwerbung unbewusst für die Stadt geworben wird.
108
109
Vgl. Fischer, Leinwand, Pfeifer, Frage 6.
Vgl. Pfeifer, Frage 6.
5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews
49
5.3.1.5 Imagebedeutung
Das Stuttgarter Image hat sich in den letzten 10 Jahren verändert. Neben
professionell und schön galt Stuttgart früher als provinziell und bieder, das
heißt als nicht weltoffen und nicht international. Bedingt durch viele Faktoren wird Stuttgart mittlerweile zwar als liberal-konservativ, dennoch aber
modern, dienstleistungsorientiert, aufstrebend und offen wahrgenommen.
Stuttgart gilt als Wirtschaftsmetropole, Automobilstadt sowie grüne Stadt
und vereint somit viele positive Images.110
Parallel dazu hat sich das Image des Volksfestes deutlich verbessert. Früher galt es als Fest ohne Niveau, auf welchem nur bestimmte soziale
Schichten vertreten waren. Wie bereits erwähnt, schreiben die Experten
dem Volksfest inzwischen eine Imageaufwertung zu, was sich dadurch
zeigt, dass wieder alle Bevölkerungsschichten gern zum Volksfest gehen.
Dabei wäre es überzogen zu sagen, die Imageverbesserung des Volksfestes hat das Stuttgarter Image beeinflusst, wiewohl mit dem Volksfest das
Gefühl der Lebensfreude transportiert werden kann.111
Als imageprägend für Stuttgart werden dagegen dauernde, das heißt zeitlich nicht begrenzte Faktoren wie Arbeitsplatz-, Wohn-, Einkaufs- und
Freizeitangebot angesehen. Zeitlich begrenzte Faktoren wie das Volksfest
sind kaum ausschlaggebend, wobei die Gesamtheit an Festen und Veranstaltungen das Image einer attraktiven Stadt bildet.112
Zusammenfassend lässt sich daher sagen, das Image des Volksfestes hat
sich positiv entwickelt und transportiert damit Lebensfreude. Das positive
Image der Stadt Stuttgart kann jedoch nur durch die Gesamtheit an Festen, Veranstaltungen und Kulturangeboten mit gebildet werden.
110
Vgl. Leinwand, Gehrlach, Frage 7.
Vgl. Leinwand, Pfeifer, Frage7.
112
Vgl. Pfeifer, Currle, Frage 7.
111
5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews
50
5.3.1.6 Gesellschaftliche und soziale Bedeutung
Das Volksfest ist zunächst wie jedes Stadtfest ein Kommunikationstreffpunkt für die Bürgerschaft. Nach Aussagen der Experten trifft man auf
dem Volksfest Bekannte, die man das ganze Jahr über nicht sieht. Für
Unternehmen und Geschäftskunden bietet das Volksfest die Möglichkeit,
in ungezwungener Atmosphäre Netzwerke zu knüpfen. Auch für Familien
und Freunde hat es eine verbindende Funktion, da es die Gelegenheit
schafft, gemeinsame Aktivitäten zu unternehmen. Bsp. ist das Volksfest
ein Besuchsanlass weitentfernter Verwandte und Freunde.113
Darüber hinaus werden durch das Volksfest Emotionen verkauft. Die Größe und Bedeutung des Volksfestes soll die Menschen aus der Region
Stolz machen. Dadurch, dass das Volksfest ein traditionelles, in der Geschichte stark verwurzeltes Fest ist, hat es identitätsstiftende Wirkung für
die Menschen aus Stuttgart und der Region. Die Verankerung des Festes
in der heimischen Bevölkerung ist zudem ein wichtiger Aspekt für die Authentizität des Festes nach außen.114
Als ein Bestandteil vieler Veranstaltungen stellt das Volksfest einen ausschlaggebenden Aspekt für die Freizeitgestaltung der Menschen dar. Die
Freizeitgestaltung ist wiederum für den Wohlfühlfaktor der Menschen relevant. Dies bedeutet für eine Stadt, dass ein attraktives Angebot an Unterhaltungsmöglichkeiten für die Menschen vorhanden sein muss, selbst
wenn der Einzelne alle Angebote tatsächlich nicht nutzen kann. Deshalb
spielt der Gesichtspunkt der Unterhaltung und der Möglichkeit, vom Alltag
abzuschalten, beim Volksfest eine wichtige Rolle.115
Das bürgerschaftliche Engagement der Vereine, vor allem des Volksfestvereins, ist beachtlich und ein von Seiten der Stadt gewollter und zu fördernder Punkt, der beim Volksfest nicht vergessen werden darf.116
113
Vgl. Fischer, Frage 8 und 9 sowie Gesprächsprotokoll Pretest vom 07.11.2008 (Anlage I.2) sowie Gesprächsprotokoll vom 01.10.2008.
114
Vgl. Leinwand, Pfeifer, Gehrlach, Frage 8.
115
Vgl. Gesprächsprotokoll vom 01.10.2008 sowie Pfeifer, Frage 8.
116
Vgl. Currle, Leinwand, Frage 9.
5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews
51
Komprimiert lässt sich feststellen, dass das Volksfest vor allem ein Kommunikationstreffpunkt ist, aber auch für das Freizeitverhalten und das
Heimatbewusstsein der Menschen eine Rolle spielt.
5.3.1.7 Bedeutung im Rahmen der Stuttgarter Veranstaltungen und Freizeitangebote
Die Stuttgarter Veranstaltungen und Freizeitangebote können unterteilt
werden in die dauernden Kultur- und Freizeitangebote, etwa Museen,
Theater, Opern, Musicals und Bäder, und in die temporär stattfindenden
Feste wie neben dem Volksfest das Frühlingsfest, das Sommerfest, das
Weindorf, der Fischmarkt und der Weihnachtsmarkt.
Wie teilweise schon erwähnt, ist für das Image, die Werbung und die Identifikation der Bürger mit einer Stadt das gesamte Spektrum an dauernden
Freizeitangeboten ausschlaggebend. Das Volksfest kann mit diesen nicht
verglichen werden. Stuttgart ist diesbezüglich sehr breit aufgestellt und
steht anderen Großstädten in Nichts nach.117
Die Feste stellen Eckpfeiler oder Highlights dar, die bewusst für alle Bürger zugänglich sein sollen, was sich daran zeigt, dass keine Eintrittspreise
für die Feste erhoben werden. Wie aus der jeweiligen Besucherresonanz
der Feste ersichtlich ist, haben alle Feste nebeneinander Bestand und
stehen nicht in Konkurrenz zueinander. Das liegt einerseits an deren zeitlichen Verteilung, andererseits auch an deren unterschiedlichem Charakter, welcher sich aus deren Zielgruppe, Affinität, Größe und Veranstaltungsort ergibt. Obwohl der Weihnachtsmarkt wie ein Fest gestaltet ist,
passt er nicht in die Reihe der Feste, da er die klare Affinität zum Kaufen
hat. Das Sommerfest, das Weindorf und der Fischmarkt hingegen verschaffen vor allem gastronomisches Angebot. Während das Sommerfest,
das Weindorf und der Fischmarkt im Stadtzentrum veranstaltet werden,
finden das Frühlingsfest und das Volksfest auf dem Festplatz Cannstatter
Wasen statt. Das Sommerfest hat eine mondäne und elegante Atmosphä117
Vgl. Currle, Gehrlach, Frage 11.
5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews
52
re, weswegen es besonders ein gehobeneres Publikum anspricht. Das
Weindorf dagegen bietet eine gesellige und gemütliche Stimmung, weshalb es gerne von älteren Personen besucht wird.118
Im Festkalender der Stadt besitzt das Volksfest sicherlich die größte Bedeutung. Es unterscheidet sich von den anderen Festen dadurch, dass
zum gastronomischen Angebot der Rummel hinzukommt, dass es die gesamte Bevölkerung, inklusive der Familien, anspricht und dass es überregionale Bedeutung hat. Daher stellt es einen bereichernden Kontrapunkt
zu den übrigen Festen dar. Das Frühlingsfest ist dem Volksfest ähnlich
gelagert, jedoch steht es ihm in Größe und Bedeutung nach. Daher wird
es oft als „Ableger des Volksfestes“ bezeichnet.119
Zusammenfassend ist anzuführen, dass das unterjährige Freizeitangebot
eine nicht mit den Festen vergleichbare Bedeutung für die Stadt einnimmt.
Das Volksfest jedoch spielt unter den Festen, die sich charakterlich unterscheiden, die bedeutendste Rolle und stellt einen Kontrapunkt zu den anderen Festen dar.
5.3.2 Belastungen und negative Effekte des Volksfestes
Als größte negative Begleiterscheinung nennen alle Experten den Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen. Dieser ist allerdings ein allgemeines
Problem aller Festveranstaltungen und der Gesellschaft. Beim Volksfest
sind deshalb die Festwirte, Veranstalter und Behörden bedacht, durch
bsp. Ausschankvereinbarungen dies einzudämmen.120
Weitere negative Seite ist die Kriminalität, die sich hauptsächlich in Schlägereien zeigt. Diese ergibt sich einerseits daraus, dass die Menschen häufig in Gruppen auf dem Volksfest anzutreffen sind und andererseits daraus, dass das Aggressionspotenzial in den Zelten teilweise steigt. Durch
118
Vgl. Currle, Leinwand, Pfeifer, Gehrlach, Frage 11 sowie Gesprächsprotokoll Pretest
vom 07.11.2008.
119
Vgl. Leinwand, Gehrlach, Frage 11.
120
Vgl. Fischer, Currle, Leinwand, Pfeifer, Frage 10 sowie Gesprächsprotokoll vom
15.10.2008.
5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews
53
gezielte Maßnahmen wie etwa die Auswahl der Musik und genügend Sicherheitspersonal kann dies eingedämmt werden.121
Für die unmittelbaren Anwohner des Festgeländes ergeben sich zudem
Belastungen durch Ruhestörungen, Verkehr und Verschmutzungen.122
Generell überwiegen die positiven Aspekte des Festes. Alle negativen Aspekte wie der Alkoholmissbrauch, die Kriminalität und die Belastungen für
die Anwohner schaden dem Image des Festes und werden daher, soweit
möglich, versucht zu begrenzen.
5.3.3 Volksfest und öffentliche Hand
Alle Experten gehen davon aus, dass Politik und Verwaltung die Bedeutung des Volksfestes richtig und angemessen einschätzen. Das zeigt sich
daran, dass Minister, Bürgermeister, Stadträte und Abgeordnete auf das
Volksfest gehen und es als Chance nutzen, um sich den Bürgern zu zeigen. Die Gründung der in.Stuttgart im Jahr 2004 macht deutlich, dass die
politischen Vertreter hinter den Festen stehen und deren professionelle
Organisation fördern. Lediglich das Budget kann etwas aufgestockt werden. Da die Bereitschaft dazu mit dem Veranstaltungserfolg wächst und
die Wertigkeit des Festes in den letzten Jahren zugenommen hat, besteht
die Aussicht auf eine steigende politische Einschätzung des Festes.123
Grundsätzlich gestaltet sich die Zusammenarbeit gut, was auch daran
liegt, dass ein Bürgermeister im Aufsichtsrat der in.Stuttgart sitzt und für
deren Belange in der Verwaltung und im Rat einstehen kann. Teils wird
durch strengere Auflagen das Arbeiten der in.Stuttgart erschwert.124
Die wachsende Akzeptanz des Festes zeigt sich nicht darin, dass Oberbürgermeister und Ministerpräsident am Volksfestumzug teilnehmen.125
121
Vgl. Leinwand, Pfeifer, Frage 10.
Vgl. Currle, Leinwand, Pfeifer, Frage 10.
123
Vgl. Currle, Leinwand, Pfeifer, Gehrlach, Frage 12.
124
Vgl. Gesprächsprotokoll Pretest vom 07.11.2008.
125
Vgl. Gesprächsprotokoll vom 01.10.2008.
122
5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews
54
Vereinfacht kann gesagt werden, die Bedeutung des Festes wird in Politik
und Verwaltung richtig eingeschätzt und die Zusammenarbeit gestaltet
sich bis auf wenige Ausnahmen gut.
5.3.4 Volksfest der Zukunft
Die folgenden zwei Fragen beschäftigen sich mit dem Volksfest der Zukunft. Hierbei wird zunächst ermittelt, welche Chancen und Gefahren die
Experten für das Volksfest sehen, anschließend darauf eingegangen, wie
ein Volksfest gestaltet werden muss, damit es zukunftsfähig bleibt.
5.3.4.1 Chancen und Gefahren
Die große Chance sehen die Experten in der positiven Entwicklung, in der
sich das Volksfest momentan befindet und welche noch Ausbaupotenzial
besitzt. Dies zeigt, dass das Fest von der Bevölkerung gewollt ist und
dass es in seiner Wertigkeit noch gesteigert werden kann.126
Die Gefahren für das Fest können unterteilt werden in Gefahren, die sich
durch die Entwicklung des Festes, durch städtische Rahmenbedingungen
und durch allgemeine gesellschaftliche Umfeldbedingungen ergeben.
Die grundsätzliche Tendenz in Richtung München stellt eine große Gefahr
da. Damit ist gemeint, dass das Cannstatter Alleinstellungsmerkmal des
Schaustellerfestes zunehmend verloren geht und das Volksfest immer
mehr ein Festzeltfest wird. Diese Entwicklung ergibt sich daraus, dass der
Bereich Gastronomie der wirtschaftlichste Markt eines solchen Festes
darstellt. Ebenso kann die Entwicklung eines immer moderner werdenden
Festes eine Gefährdung darstellen, da letztendlich die Tradition und die
Wurzeln das Fest einmalig machen. Auch können bsp. hohe Preise und
laute Musik das Fest für bestimmte Zielgruppen unattraktiv und unerschwinglich machen, was dann zu Schwierigkeiten für das Fest führt, da
gerade der Zielgruppenmix den Erfolg des Festes ausmacht.127
126
Vgl. Fischer, Currle, Pfeifer, Gehrlach, Frage 13.
Vgl. Fischer, Leinwand, Pfeifer, Gehrlach, Frage 13 sowie Gesprächsprotokoll Pretest
vom 07.11.2008.
127
5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews
55
Als Gefährdung, die sich aus den städtischen Rahmenbedingungen ergibt,
nennen die Experten zum Einen die Entwicklung des Wasenumfelds und
zum Anderen die hohen behördlichen Auflagen. Der Cannstatter Wasen
birgt naturgemäß hohe Emissionen wie Lautstärke, Verkehrsaufkommen
und Verschmutzungen. Die Entwicklung um das Wasengelände sieht verstärkt Wohnungsbau vor, wobei gleichzeitig Veranstaltungsstätten wie etwa Porschearena, Daimlerwelt und Sciencecenter ausgebaut werden.
Dies birgt Konfliktpotenzial und es stellt sich die Frage, wie die Wasengroßveranstaltungen künftig mit diesem Umfeld in Einklang zu bringen
sind. Dies kann sich u.a. durch verstärkte behördliche Auflagen auswirken,
die die Veranstaltungsorganisation und -durchführung erheblich erschweren. Wie unter 5.3.3 ist diese Tendenz derzeit schon zu erkennen.128
Ergänzend können gesellschaftliche Umfeldbedingungen den Erfolg dieses Festes gefährden, da sie sich auf das Verbraucherverhalten auswirken. Hierzu nennen die Experten die Finanz- oder Wirtschaftskrise und die
stärkere Terrorangst.129
Zusammenfassend stellt die Weiterführung der momentanen Entwicklung
die Chance dar. Die Gefahren ergeben sich aus Entwicklungen des Festes selbst, bsp. dem Vergessen der Tradition, aus städtischen Rahmenbedingungen wie behördlichen Auflagen sowie aus gesellschaftlichen Umfeldbedingungen wie etwa der Finanzkrise.
5.3.4.2 Gestaltung eines zukunftsfähigen Volksfestes
Generell ist für die Zukunftsfähigkeit des Festes entscheidend, dass die
Veranstalter für Kritik offen sind, die Entwicklungen der Zeit genau beobachten und entsprechend reagieren. Beispielsweise wird festgestellt,
dass die Schwabenvereinsbesuche aus den USA sinken, was zur Folge
128
129
Vgl. Fischer, Frage 13 sowie Gesprächsprotokoll Pretest vom 07.11.2008.
Vgl. Currle, Leinwand, Frage 13 sowie Gesprächsprotokoll Pretest vom 07.11.2008.
5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews
56
hat, dass neue Zielgruppen erschlossen werden müssen. Fatal wäre es,
sich auf dem erreichten Standard und Erfolg auszuruhen.130
Vordergründig muss den unter 5.3.4.1 beschriebenen Gefahren, die sich
aus der Entwicklung des Festes ergeben, entgegengewirkt werden. Dies
bedeutet, dass die Tradition trotz Anpassen des Veranstaltungskonzepts
an die Zeit bewahrt werden muss, dass der Schaustellerbetrieb erhalten
und gefördert werden muss und dass das Angebot auf alle Zielgruppen
ausgerichtet werden muss. Bsp. können hier spezielle Tage und Angebote, etwa ein ruhiger Abend, veranstaltet werden.131
Weiter bezeichnen die Experten das Thema Kooperation und Einbeziehung als wichtig. Dies bedeutet, dass sowohl mit der Örtlichkeit wie Vereinen, Unternehmen, der City Initiative Stuttgart, Stuttgart Marketing und
den Innenstadthändlern als auch mit Partnerstädten zusammengearbeitet
werden soll. Themen, die dabei angegangen werden sollen, sind etwa die
Zusammenarbeit mit Innenstadthändlern bezüglich der Volksfestpräsentation in der Innenstadt oder in der Zusammenarbeit mit Stuttgart Marketing
die Internationalität und das Ziel, dass Personen nicht nur das Volksfest,
sondern auch Stuttgart besuchen.132
Ebenfalls ist entscheidend, dass das Qualitätsniveau erhalten bleibt, was
bedeutet, dass verschiedene Maßnahmen unternommen werden, um den
Komfort der Besucher zu steigern. Hierzu zählen etwa die Sicherheit, der
Hochwasserschutz und ein Sendemast für besseren Mobilfunkempfang.133
Abschließend kann zusammengeführt werden, dass neben einer grundsätzlichen Aufmerksamkeit gegenüber Schwachstellen, die Themen Tradition und Moderne, Schausteller- und Festzeltfest sowie Kooperation und
Qualität beachtet werden müssen.
130
Vgl. Currle, Frage 14.
Vgl. Fischer, Leinwand, Gehrlach, Frage 14 sowie Gesprächsprotokoll vom
01.10.2008.
132
Vgl. Leinwand, Pfeifer, Gehrlach, Frage 14 sowie Gesprächsprotokoll Pretest vom
07.11.2008.
133
Vgl. Gesprächsprotokoll Pretest vom 07.11.2008.
131
6 Empirische Untersuchung – Besucherbefragung
57
6 Empirische Untersuchung – Besucherbefragung
Um die Bedeutung des Volksfestes für die Stadt Stuttgart ermitteln zu
können, soll ergänzend zu vorangegangenem Kapitel durch eine Besucherbefragung dargestellt werden, welche positiven und negativen Auswirkungen vom Volksfest ausgehen und wie die Bedeutung eines solchen
Festes von den Besuchern eingeschätzt wird. Gleichzeitig sollen die Ergebnisse der Auswertung in Bezug zu den Expertenmeinungen gesetzt
werden. Vor der eigentlichen Auswertung soll unter 6.1 die Methodik und
unter 6.2 die Struktur der Befragten aufgezeigt werden. Weitere tiefergehende Auswertungen und Grafiken befinden sich unter Anlage II.
6.1 Methodik
Die Befragung wurde mittels eines standardisierten Fragebogens als Einzelinterview geführt. Der Fragebogen gestaltet sich in zwei Teile. Teil 1
ermittelt Geschlecht, Alter und Wohnort des Befragten, wobei Geschlecht
und Alter jeweils Antwortkategorien vorgaben. Teil 2 besteht aus drei Fragen. Bei Frage 1 und 2 wurde bewusst auf Antwortkategorien verzichtet,
da die Antworten impulsiv und unvoreingenommen ausfallen sollten.
Ebenfalls war die Nennung von mehreren Antworten möglich. Frage 3 gibt
dagegen fünf abgestufte Antwortkategorien vor.
Die Befragung wurde während der Volksfestzeit auf dem Cannstatter Wasen durchgeführt. Aufgrund des Ziels, möglichst Befragte aus allen Altersgruppen zu finden, wurde der Zeitraum zwischen 14.00 und 20.00 Uhr
gewählt. Zudem muss erwähnt werden, dass die Befragung an einem
Mittwoch, dem Familientag des Volksfestes, durchgeführt wurde.
6.2 Struktur der Befragten
Insgesamt wurden 55 Personen befragt, woraus sich bei 4,5 Mio.
Volksfestbesuchern kein Anspruch auf Repräsentativität der Ergebnisse
ergibt. Dennoch werden die Ergebnisse einem impulsiven Meinungsbild
gerecht.
6 Empirische Untersuchung – Besucherbefragung
58
Mit 47,3 % männlichen Personen und 52,7 % weiblichen Personen
gestaltet
sich
die
Geschlechterverteilung
der
Befragung
nahezu
ausgeglichen.
Aufgrund der Annahme, die Antworten seien vom Alter der Befragten
abhängig, wurden im Voraus der Befragung fünf Altersgruppen gebildet.
Aus jeder Gruppe sollte die Anzahl der Personen gleichmäßig ausgewählt
werden. Da dies nur über Schätzung erfolgen kann, ergab sich aufgrund
von Fehleinschätzungen folgende Zusammensetzung:
Abbildung 11: Struktur der Befragten
> 60 Jahre
46 - 60 Jahre
31 - 45 Jahre
19 - 30 Jahre
< 18 Jahre
0%
5%
10%
15%
20%
25%
Quelle: eigene Erhebung
Die Herkunft der Befragten kategorisiert sich wie folgt:
Abbildung 12: Herkunft der Befragten
7%
13%
Stuttgart
2%
44%
Region Stuttgart
(30 km Zone)
100 km Zone
35%
De utschland
Ausland
Quelle: eigene Erhebung
6 Empirische Untersuchung – Besucherbefragung
59
Dabei ist ersichtlich, dass zirka 80 % der Befragten aus Stuttgart und der
Region kommen. Damit ist dieses Ergebnis in etwa identisch mit früheren
durch die Veranstalterin durchgeführten Befragungen und es lassen sich
deshalb Rückschlüsse auf die Herkunftsstruktur der Volksfestbesucher
ziehen.
6.3 Auswertung der Befragung
Im Folgenden erfolgt die Auswertung der Fragen. Da die Fragen 1 und 2
keine Antwortmöglichkeiten vorgaben, wurden in einem ersten Schritt alle
Aussagen notiert, danach daraus Antwortkategorien gebildet, um anschließend die Aussagen den Antwortkategorien zuordnen zu können.
Ergänzend sei darauf hingewiesen, dass die Auswertung der Fragen 1
und 2 bewusst absolut und nicht prozentual erfolgt. Ferner werden am
Ende eines jeden Abschnitts die Ergebnisse in Bezug zu den Ergebnissen
der Experteninterviews gesetzt.
6.3.1 Positive Aspekte des Volksfestes
Frage 1: Was empfinden Sie als positiv am Volksfest?
Insgesamt wurden 11 Antwortkategorien gebildet, wobei die Kategorien
„keine Angaben“, „Sonstiges“ und „alles“ wenig aussagekräftig und daher
vernachlässigbar sind. Mit einer Anzahl von 19 Antworten wird der Faktor
„Spaß und Unterhaltung“ beim Volksfest am häufigsten als positiver Aspekt genannt. Mit 13 Nennungen folgt darauf der Bereich „Sonderveranstaltungen“, womit hier der Familiennachmittag gemeint ist. Die hohe Anzahl der Nennungen ist teils darauf zurückzuführen, dass die Befragung
an einem Mittwoch, dem Familientag, durchgeführt wurde. Dieser Hintergrund erklärt partiell auch die Häufigkeit der Nennungen (12) im Bereich
„Fahrgeschäfte“. Mit jeweils 10 Aussagen werden die Bereiche „Stimmung
und Atmosphäre“ sowie „Fest allgemein“, sprich dessen Größe und Tradition, als positiv eingestuft. Darauf folgen die „Bierzelte“ mit einer Häufigkeit
von 9. Die Bereiche „Essen“ und „Festplatz“ bilden mit jeweils 4 Nennungen den Schluss der positiven Aspekte.
6 Empirische Untersuchung – Besucherbefragung
60
Tabelle 2: Positive Aspekte des Volksfestes
Antwortkategorien
Anzahl der Nennung en
Spaß und Unterhalt ung
19
Sonderv eranstalt ung
hier: Familiennachmittag
13
Fahrg eschäfte
12
St immung und Atmosphäre
10
Fest allg emein
( Größe, T radit ion,…)
Bierzelt
10
9
Alles
7
keine Ang abe
5
Sonst ig es
5
Essen
4
Fest plat z
(i.S. vom Rummel, Schaustellerbuden,…)
4
Quelle: eigene Erhebung
Wird diese Frage nach Altersgruppen getrennt ausgewertet, werden vor
allem zwei Aspekt deutlich. Zum Einen wird der Bereich „Fahrgeschäfte“
fast ausschließlich von der Altersgruppe der unter 18-Jährigen als besonders positiv genannt, zum Anderen empfindet vor allem die Gruppe der
über 60-Jährigen die „Stimmung und Atmosphäre“ des Volksfestes als
positiv.
Als gesellschaftliche Bedeutung des Volksfestes nannten die Experten
drei Punkte: Das Volksfest ist wichtig für das Freizeitverhalten und Lebensgefühl der Menschen, es transportiert Emotionen wie etwa Stolz und
es ist ein Kommunikationstreffpunkt. Die beiden erst genannten Aspekte
lassen sich auch in der Besucherbefragung erkennen. Die Befragten nennen den Aspekt „Spaß und Unterhaltung“, sprich Freizeitunterhaltung, als
sehr positiv. Ebenso beurteilen sie das „Fest“, das heißt dessen Größe
und Tradition, sowie die „Stimmung und Atmosphäre“, sprich Emotionen,
als positiv. Das von den Experten genannte Alleinstellungsmerkmal, das
6 Empirische Untersuchung – Besucherbefragung
61
Schaustellerfest, wird dadurch bestätigt, dass die befragten Besucher die
„Fahrgeschäfte“ positiver einstufen als die „Bierzelte“.
6.3.2 Negative Aspekte des Volksfestes
Frage 2: Was empfinden Sie als negativ am Volksfest?
Unter den 9 Antwortkategorien ist der Aspekt „keine Angabe“ die gewichtigste Kategorie, was darauf zurückzuführen ist, dass die Besucher des
Volksfestes grundsätzlich dem Volksfest positiv gegenüberstehen und
deshalb spontan keine negativen Aspekte des Volksfestes nennen können. Mit 12 und 11 Nennungen werden die Punkte „Preis“ und „Trunkenheit“ als besonders negativ eingestuft. Auch das Thema „Kriminalität und
Gewalt“ fällt mit 7 Nennungen beim Volksfest negativ ins Gewicht. Darauf
folgt mit 5 Nennungen die „Überfüllung“, mit jeweils 4 Antworten die Bereiche „Sperrzeiten“ und „Auswahl der Fahrgeschäfte“ und mit einer Anzahl
von 2 das „unfreundliche Personal“.
Tabelle 3: Negative Aspekte des Volksfestes
Antwortkategorie n
Anzahl der Ne nnunge n
Keine Angabe
20
Preise
12
Bet runke ne
11
So nstiges
8
Gewalt und Kriminalität
7
Überfüllung
5
Sperrzeite n
4
A uswahl der Fahrgesc häfte
4
Unf reundlic hes Perso nal
2
Quelle: eigene Erhebung
6 Empirische Untersuchung – Besucherbefragung
62
Bei einer nach Altersgruppen getrennten Auswertung dieser Frage wird
deutlich, dass die Hauptnegativaspekte „Preise“, „Trunkenheit“ und „Gewalt“ von allen Altersgruppen etwa identisch eingestuft werden.
Damit decken sich die negativen Assoziationen der Besucher, sprich Preise, Trunkenheit und Gewalt, mit den von den Experten genannten Belastungen durch das Volksfest.
6.3.3 Bedeutung des Volksfestes für die Stadt Stuttgart
Frage 3: Wie beurteilen Sie die Bedeutung des Volksfestes für die Stadt
Stuttgart?
58 % der Befragten schätzen die Bedeutung des Volksfestes als sehr groß
ein, etwa 40 % als groß. Nur rund 3 % wissen nicht, wie sie die Bedeutung
beurteilen sollen. Keiner der Befragten meint, das Volksfest habe nur geringe bzw. keine Bedeutung für die Stadt Stuttgart.
Abbildung 13: Bedeutung des Cannstatter Volksfestes für die Stadt Stuttgart
keine
gering
weiß nicht
groß
sehr groß
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
Quelle: eigene Erhebung
Damit decken sich die Ergebnisse der Befragung mit den Meinungen der
Experten, die grundsätzlich von der großen Bedeutung des Volksfestes für
die Stadt Stuttgart überzeugt sind.
7 Fazit und Ausblick
63
7 Fazit und Ausblick
Mit dem Ziel, darstellen zu können, welche Bedeutung das Volksfest für
das Stadtmarketing hat, wurde diese Arbeit begonnen. Dazu wurde in Kapitel 2 festgestellt, dass Stadtmarketing eine breitgefächerte Disziplin ist,
welche viele Ziele und Aktivitäten verfolgt und betreibt. Auch ist offensichtlich, dass das Cannstatter Volksfest jährlich mehrere Millionen Besucher
auf das Fest und in die Stadt lockt.
Aber spielt das Cannstatter Volksfest auch für das Stadtmarketing der
Stadt Stuttgart eine Rolle?
Nachfolgende Grafik stellt die Berührung zwischen Cannstatter Volksfest
und Stadtmarketing dar.
Abbildung 14:
Da Stadtmarketing ein vielschichtiges
Stadtmarketing und Volksfest
Gebiet ist, gibt es Aspekte des Stadtmarketings, auf die das Volksfest keine
Stadtmarketing
oder kaum Auswirkungen hat. Nimmt
man bsp. die sechs Zieldimensionen
Feste- und
Kulturangebot
des
Stadtmarketings
(Punkt
2.4.3)
dann kann man hier etwa die Dimensionen
Volksfest
„Kundenorientiertes
Leitbild“,
„Kooperation mit Privaten“ und „Strategie und Information“ ansiedeln.
Weiter
Quelle: eigene Darstellung
muss
festgehalten
werden,
dass das Volksfest nicht allein, son-
dern immer in der Gesamtheit des Stuttgarter Feste-, Kultur- und Veranstaltungsangebots bedeutende Auswirkungen auf das Stadtmarketing hat.
Vor allem gibt es aber einige Bereiche des Stadtmarketing, für welche das
Volksfest eine bedeutende Rolle spielt. Hierbei sei vor allem der Aspekt
des „Bewerben und Profilieren der Stadt“ genannt. Mittels der Experteninterviews wurden verschiedene Aspekte des Volksfestes beleuchtet und
7 Fazit und Ausblick
64
deren Bedeutung für das Stadtmarketing nachgegangen. Im Folgenden
sollen kurz die wesentlichen Erkenntnisse zusammengefasst werden:
Das Volksfest bringt zunächst touristische Wirkungen mit sich. Diese
zeigen sich erst einmal in den hohen Besucherzahlen auf dem Volksfest.
Die Besucher rekrutieren sich hauptsächlich aus regionalen Gästen, wobei
zunehmend auch Gäste aus den Nachbarländern willkommen geheißen
werden. Diese Erscheinung spiegelt sich auch in den städtischen Übernachtungszahlen wieder.
Ebenfalls wirkt sich das Volksfest wirtschaftlich auf die Region aus. Im
Vergleich zur Wirtschaftskraft der Gesamtregion ist der Beitrag des Volksfestes zwar relativ gering, trotz allem darf nicht vergessen werden, dass
neben dem Tourismus die regionalen Beschicker sowie die beteiligten Zulieferer vom Volksfest profitieren.
Weiter ist die Werbung für das Volksfest stets auch Werbung für die Stadt
Stuttgart. Dadurch wird erreicht, dass die Destination Stuttgart bei den
Menschen in Erinnerung gerufen wird.
Das positive Image Stuttgarts lässt sich durch die Gesamtheit an Kultur-,
Fest-, und Freizeitangeboten mitgestalten, wobei das Volksfest als größtes Fest Stuttgarts seinen Beitrag hierzu leistet.
Gesellschaftlich und sozial wirkt sich das Volksfest vor allem darin aus,
dass es einen Kommunikationstreffpunkt für Bürgerschaft und Unternehmen bietet. Daneben fördert es die Identifikation mit der Region.
Damit das Cannstatter Volksfest das Stadtmarketing weiterhin positiv beeinflusst, ist entscheidend, dass das Cannstatter Volksfest als positives
Fest wahrgenommen wird.
In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass der DSB anlässlich der
schlechten Situation vieler Volksfeste eine Studie (Anlage IV.2) in Auftrag
gab, die die Stärken und Schwächen von Volksfesten ermitteln und daraus
Marketingmaßnahmen ableiten sollte. Das Ergebnis stellen vier Leucht-
7 Fazit und Ausblick
65
turmprojekte dar, mit deren Hilfe die Entwicklung der Volksfeste positiv
gefördert werden soll.
Projekt 1 widmet sich der Qualität von Volksfesten. Durch Festlegung von
Standards im Bereich Festkonzept, -gestaltung und -durchführung soll das
Qualitätsniveau gesteigert werden. Als Maßnahme kann hier exemplarisch
die Erhöhung der Sicherheit genannt werden.134
Projekt 2 richtet sich an die Innovationsfreudigkeit von Volksfesten, wodurch neue Zielgruppen erschlossen werden sollen und das jeweilige
Volksfest zu einer Marke entwickelt werden soll. In diesem Bereich müssen verschiedene Faktoren beachtet werden. Gezielter sollen die Besuchsmotive wie etwa die Geselligkeit befriedigt werden. Weiter muss der
Eventcharakter durch Angebote wie etwa einem Seniorentag verstärkt
werden. Ebenso soll der Aspekt der Tradition und der Veränderung hervorgehoben werden. Durch bsp. die Einbindung von örtlichen Vereinen
soll die lokale Identifikation mit dem Fest gefördert werden.135
Die Projekte 3 und 4 werden federführend vom DSB übernommen. Projekt
3 sieht vor, durch Schulungsangebote die höheren Anforderungen an
Schausteller und Veranstalter abzudecken. Projekt 4 beinhaltet eine
deutschlandweite Imagekampagne der Volksfeste.136
Diese Ergebnisse sowie die Meinungen der Experten weisen gewisse
Überschneidungen auf, woraus sich für das Cannstatter Volksfest fünf
Gebiete ableiten lassen, die künftig entwickelt und gefördert werden müssen:
ひ
Bewahrung des Alleinstellungsmerkmals „Schaustellerfest“
(Marke des Cannstatter Volksfestes)
ひ
134
Bewahrung der Tradition trotz stetiger Anpassung an die Zeit
Vgl. DSB, Marketingstudie Volksfest, S. 7-9 (Anlage IV.2).
Vgl. Ebenda, S. 9-11.
136
Vgl. Ebenda, S. 11-14.
135
7 Fazit und Ausblick
ひ
66
Weiterentwicklung von Kooperationen mit lokalen Institutionen wie etwa Stuttgart Marketing oder dem Einzelhandel
ひ
Innovationsfreudigkeit im Blick auf Angebote für spezielle
Zielgruppen
ひ
Weiterentwicklung der Qualitätsstandards
Das Cannstatter Volksfest ist somit sicherlich eine Veranstaltung, die die
Arbeit des Stadtmarketings positiv beeinflusst. Deshalb gilt es, die positive
Entwicklung, die das Volksfest in den letzten Jahren zeigte, auch in Zukunft weiterzuführen. Dazu bedarf es der Bereitschaft zur stetigen Weiterentwicklung und Veränderung. Denn schon Giuseppe Tomasi di Lampedusa (ital. Schriftsteller von 1896 – 1957) sagte:
„Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, müssen wir zulassen,
dass sich alles verändert.“
XII
Anhang
Anlagenübersicht
Anlage I: Experteninterviews .............................................................. XIII
Anlage II: Besucherbefragung ........................................................... LVII
Anlage III: Materialien aus der Praxisstelle ...................................... LXVI
Anlage IV: Studien / Publikationen .................................................. LXVII
Anlage V: Internetquellen ................................................................ LXVIII
Anlage VI: Presseartikel .................................................................... LXIX
Anlage I: Experteninterviews
XIII
Anlage I: Experteninterviews
Anlage I.1: Interviewleitfaden
Hinweise:
ひ Die Fragen sind als Leitfragen zu verstehen, was auch be deutet dass die Antworten über die Fragestellung hinaus gehen können.
ひ Sollte Ihnen zu bestimmten Fragen keine Antwort möglich
sein, kann die Frage unbeantwortet bleiben.
ひ Aus Gründen der Übersichtlichkeit und Verständlichkeit
wurde auf die weibliche Geschlechtsform verzichtet.
Frage 1:
Inwiefern kommen Sie durch Ihre berufliche Tätigkeit mit dem
Cannstatter Volksfest in Verbindung/ Berührung?
Frage 2:
Für welche Aufgabenbereiche des Stadtmarketings hat das
Cannstatter Volksfest Ihrer Meinung nach Bedeutung? Beschreiben Sie kurz.
Frage 3:
Welche Personengruppen werden durch das Cannstatter
Volksfest besonders bzw. kaum angesprochen?
Frage 4:
Welche touristischen Bedeutungen gehen vom Cannstatter
Volksfest aus?
Frage 5:
Welche wirtschaftliche Bedeutung geht vom Cannstatter
Volksfest aus?
Frage 6:
Welche Rolle spielt die Volksfestwerbung für die Stadt Stuttgart?
Frage 7:
Welche Rolle spielt das Cannstatter Volksfest für das Image
der Stadt Stuttgart?
Frage 8:
Welche gesellschaftliche/ soziale Bedeutung hat das Cannstatter Volksfest für Bürger und Besucher?
Frage 9:
Leistet das Cannstatter Volksfest einen Beitrag zur Beziehung/ zum Verhältnis zwischen Stadt und Bürger? Wenn ja,
welchen?
Frage 10:
Welche negativen Effekte, bzw. Belastungen bringt das
Cannstatter Volksfest mit sich?
Frage 11:
Was hebt das Cannstatter Volksfest von anderen Stuttgarter
Veranstaltungen und Kulturangeboten ab?
Anlage I: Experteninterviews
Frage 12:
XIV
Sollte dem Cannstatter Volksfest von Seiten der öffentlichen
Hand (Stadtverwaltung, Politik,…) eine größere bzw. kleinere
Bedeutung zugemessen werden?
Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand?
Frage 13:
Welche Chancen und Gefahren sehen Sie für das Cannstatter Volksfest?
Frage 14:
Wie muss das Cannstatter Volksfest gestaltet werden, damit
positive Bedeutungen verstärkt bzw. ausgebaut werden und
negative Bedeutungen beseitigt werden?
Frage 15:
Gibt es aus ihrer Sicht noch Punkte, die bisher unberücksichtigt blieben und die Sie ergänzen möchten?
Vielen Dank!
Anlage I: Experteninterviews
XV
Anlage I.2: Pretestinterview mit Herrn Heibel
Interviewpartner:
Herr Heibel
Datum/ Ort:
07.11.2008, Räume der in.Stuttgart
Hinweis:
Es handelt sich hierbei um ein Pretestinterview,
welches die Fragen des Leitfades sowohl inhaltlich als auch formal überprüft. Dieses Protokoll bildet nur inhaltliche Antworten ab. Formale Antworten, wie beispielsweise Hinweise
zur Fragestellung, zur Dauer des Interviews
und zur Wortwahl der Fragen, werden nicht vermerkt.
Frage 6: Welche Rolle spielt die Volksfestwerbung für die Stadt
Stuttgart?
Natürlich wird versucht durch die Werbung ein Bezug zur Stadt herzustellen. Sei es durch „dumme Sprüche“ wie „I mog Spätzle“ oder durch den
Schriftzug.
Frage 8: Welche gesellschaftliche/ soziale Bedeutung hat das Cannstatter Volksfest für Bürger und Besucher?
Das Volksfest wird als eine Art Netzwerk verstanden, um Kontakte in lockerer Atmosphäre zu knüpfen (bsp. Firmenkontakte,…). Auch für Familien hat es eine verbindende Funktion, da etwas Gemeinsames unternommen wird.
Ansonsten sollen auch durch das Volksfest „Emotionen verkauft“ werden.
Das heißt, die Menschen fühlen sich heimisch, wohl und sind stolz auf ihre
Stadt.
Frage 11: Was hebt das Cannstatter Volksfest von anderen Stuttgarter Veranstaltungen und Kulturangeboten ab?
Die Feste sind die Eckpfeiler. Natürlich ist auch die sonstige Kultur wichtig,
aber diese Feste sollen für alle da sein, was sich bsp. dadurch zeigt, dass
kein Eintrittspreis verlangt wird.
Frage 12: Sollte dem Cannstatter Volksfest von Seiten der öffentlichen Hand (Stadtverwaltung, Politik,…) eine größere bzw. kleinere
Bedeutung zugemessen werden?
Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit
mit der öffentlichen Hand?
Es sollte eine größere Bedeutung zu geschrieben werden. Oft ist der Vorwurf, die öffentliche Hand halte nur die Hand auf, gerechtfertigt. Viele sind
auch nur Trittbrettfahrer. An einem solchen Fest hängen viele (private)
aber auch bsp. städtische Ämter dran. Oft werden die Veranstalter durch
die städtischen Forderungen „geschrempft“. Die Gebühren, Sicherheitsauflagen und Vorschriften werden immer stärker. bzw. strenger. Beispielsweise soll jetzt ein Hubschrauberlandeplatz zur Verfügung gestellt
Anlage I: Experteninterviews
XVI
werden. Dies erhöht letztendlich aber nur die Kosten, die dann an die
Schausteller weitergegeben werden müssen.
Von Vorteil ist, dass ein guter Draht zu BM Föll besteht, da dieser im Aufsichtsrat der in.Stuttgart sitzt.
Oft entsteht der Eindruck, die städt. Mitarbeiter schikanieren aus Frust.
bzw. Neid.
Insgesamt geschaltet sich die Zusammenarbeit dann oft schlecht.
Finanzielle Unterstützung gibt es nicht. Die in.Stuttgart muss wie ein privatw. Unternehmen wirtschaften. Die Planzahlen im HHP müssen erfüllt
werden. Etwaige Abweichungen dann begründet werden.
Von den Brauereien gibt es einen Zuschuss. Ansonsten bestehen die Einnahmen aus Werbegeldern, Platzgeldern, Parkplatzeinnahmen,….
Die EnBW wird Sponsor, aber voraussichtlich erst ab 2009.
Frage 13: Welche Chancen und Gefahren sehen Sie für das Cannstatter Volksfest?
Gefahren sind, dass eine Entwicklung wie in München stattfindet, das
heißt das Fest verkommt zum Sauf- und Fressfest. Weiter sind immer höhere Auflagen eine Gefahr. Terrorwarnungen sind auch eine Gefahr, da
die Menschen dann ein so großes Fest meiden. Auch unattraktive Highlights können eine Gefahr sein. Auch Freizeitparks, wie Tripsdrill oder der
Schwabenpark sind ebenso wie andere städtische Veranstaltungen (bsp.
Fischerstechen, Unicef Kindertag,…) Gefahren. Aber auch die Finanzbzw. Wirtschaftskrise wirken sich durch die Unsicherheit auf das Verbraucherverhalten aus. Deutlich merkt man, wenn in München das Oktoberfest
eine Woche früher aus ist.
Frage 14: Wie muss das Cannstatter Volksfest gestaltet werden, damit positive Bedeutungen verstärkt bzw. ausgebaut werden und negative Bedeutungen beseitigt werden?
Wichtig ist die Vereine, das heißt die Örtlichkeit einzubeziehen. Das hat
man am Volksfestumzug gemerkt. Aber auch das Einbeziehen von Partnerstädten kann ein interessanter Ansatz sein.
Ziel ist es, dass sich alle beim Volksfest wohlfühlen, was auch bedeutet,
dass für die Sicherheit gesorgt wird, Hochwasserschutz vorhanden ist,
sowie das ein Fest angenehm gestaltet wird (bsp. wurde ein neuer Sendemast errichtet, um so einen besseren Handyempfang zu gewährleisten).
Anlage I: Experteninterviews
XVII
Anlage I.3: Interview mit Herrn Fischer
Interviewpartner:
Herr Fischer,
Vorsitzender des Cannstatter Volksfestvereins
und ehemaliger Cannstatter Bezirksvorsteher
Datum/ Ort:
20.11.2008, 14.00 Uhr, Cannstatter Rathaus
Hinweise:
Das Gesprächsprotokoll ist ein Wortprotokoll,
das heißt, der Interviewer übernimmt keine
Verantwortung für Stil, Sprache und Satzbau.
Nachträgliche Hinweise und Ergänzungen vom
Interviewer sind kursiv gedruckt.
Frage 1: Inwiefern kommen bzw. kamen Sie durch Ihre berufliche Tätigkeit mit dem Cannstatter Volksfest in Verbindung?
Ja gut, das ist natürlich ortsbezogen. Der König hat damals „ein Affen an
Cannstatt gefressen“. Er hat hier seine Sommerresidenz gebaut, die Wilhelma, den Cannstatter Kursaal. Cannstatt war so ein Lieblingsort. Und
dabei auch das Cannstatter Volksfest, Landwirtschaftliches Fest damals,
gegründet. Die Verbindung ist durch den örtlichen Bezug da. Da sehr viele
öffentliche Genehmigungen und Hilfestellungen für so ein Fest notwendig
sind, hat man damit ständig zu tun. Wobei das nicht genau festgeschrieben ist. Die Kontakte sind aus der Geschichte heraus festgeschrieben.
Immer schon waren sehr viele Kontakte zu den Schaustellerverbänden
und zu den Personen da. Zum Stuttgarter Verkehrsamt, das früher für den
Wasen zuständig war, hat man einen engen Kontakt gepflegt. Sie haben
uns immer eingebunden. Irgendwann wurde das Verkehrsamt aufgegeben, dann kam das Marktamt. Dann die Marktgesellschaft. Jetzt hat es die
in.Stuttgart. Da ist es das Gleiche; man wird zu allem, Pressekonferenz,…,
eingeladen. Immer ist der Bezirk Cannstatt dabei. Wir sind oft beratend,
veranstaltend tätig. Mit „Wir“ meine ich das Cannstatter Bezirksamt und
den Cannstatter Volksfestverein, der ohnehin engen Kontakt, mit den Beschickern, Festwirten, Brauereien,… pflegt. Die haben an uns ein Interesse und wir berücksichtigen ihr Interesse. Also kommt man auch ganzjährig
mit dem Volksfest in Verbindung.
Frage 2: Für welche Aufgabenbereiche des Stadtmarketings hat das
Cannstatter Volksfest Ihrer Meinung nach Bedeutung?
Also das kann nur der Tourismus sein. Wobei man sagen muss, das
Cannstatter Volksfest ist leider über die Region hinaus nach wie vor nicht
so bekannt. Wenn ich in Urlaub gehe, kennen die aus dem Kölner Raum,
dem Ruhrpott und Aachen das Fest nicht, obwohl soviel Werbung gemacht wird. Aber die Touristikbranche profitiert dabei schon. In den letzten
Jahren ist vermehrt festzustellen, dass nicht nur zum Weihnachtsmarkt,
sondern auch zum Volksfest Gäste aus den Nachbarländern Schweiz, Österreich, Elsaß,… kamen. Da hat sich schon was bewegt und das zu forcieren das weiter zu betreiben, ist das Interesse. Es heißt immer wieder,
wir vergleichen uns nicht mit München, weil das ist ein Bierfest und wir
Anlage I: Experteninterviews
XVIII
sind ein Volksfest. Frau Weißhäuptling, Touristikfrau aus München, treibt
unheimlich viel um. Es waren immer Kontakte zwischen den Verantwortlichen auch von hier da. Da tauscht man sich aus. Beim Bier und Göckelesverkauf können wir es nicht mit München aufnehmen. Aber was die
Schaustellerei, das Bunte, den Zirkus anbetrifft, da ist das Cannstatter
Volksfest in Europa einmalig. Von der Größe und auch vom Angebot her.
Was natürlich wiederum das Interesse des Reisens Anderer hervorruft.
Dann fährt man kurz mal nach Stuttgart.
Dann meinen Sie also, dass das Volksfest für Besucher aus Italien,
Österreich,… mehr Bedeutung hat, als für Besucher aus Köln, dem
Ruhrpott,…?
Auch von unserer Belegenheit hat das Fest mehr Bedeutung für Italien,
Elsaß,…. Es waren schon immer Kontakte zu Italien da. Vor allem zu den
Italienern, die als Gastarbeiter hauptsächlich in den süddeutschen Raum
kamen. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Besucher aus anderen
Landesteilen kommen. Das Bestreben ist deswegen auch da. Dementsprechend wird auch geworben. Es wird jetzt sogar in den Flugzeugen und im ICE mit Flyern für das Cannstatter Volksfest geworben. Nach
meiner Einschätzung ist da aber bisher der Erfolg nicht so hoch wie bei
den Nachbarländern, die ich vorher genannt habe.
Frage 3: Welche Personengruppen werden durch das Cannstatter
Volksfest sehr bzw. kaum angesprochen?
Besondere Bedeutung hat es für die Brauereien. Und für die Schausteller.
Aber ansonsten kann man nach meiner Einschätzung nicht sagen, dass
es klassische Bevölkerungsschichten gibt, die dem Volksfest am ehesten
zu neigen. Dort finden sie alles. Durch das Niveau insgesamt, nicht nur
durch die Werbung und die verbesserte Darstellung des Festes, ist es
wieder schick, auf den Wasen zu gehen. Nicht nur, weil man jetzt Dirndl
trägt, das haben wir früher schon gemacht. Ich hab mich immer aufgeregt
über die Leute, die zum Volksfest kommen, als würden sie auf die Müllhalde gehen. Wenn man zum Volksfest geht, dann zieht man sich doch
ordentlich an. Das hat uns (Volksfestverein) in den letzten 10 Jahren nicht
gefallen. Auf ständiges Bohren und Vorleben vieler Leute hat dies Schule
gemacht. Jetzt sieht man doch, dass Viele in Landhausmode kommen.
Gesellschaftsfähige Kleidung halt. Das hebt schon den Wert eines Festes.
Dann war es auch so, dass man die Unternehmen und Institutionen angehalten hat, dass sie während des Volksfestes Interessen mit Geschäftspartnern auch auf´s Volksfest legen sollen. Das ist ganz groß im Kommen,
trotz den Preisen.
Wenn es so wie in München „umschichtiges Trinken“ gibt und das gemeine Volk sich die Preise schon nicht mehr leisten kann, dann ist es kein
Volksfest mehr. Manche Festwirte wollen das, was in München läuft auch
übertragen auf Stuttgart. Aber das will man natürlich nicht. Praktisch heißt
das, dass gewisse Kreise ausgeschlossen werden. Ich habe gewettert –
als stellv. Vorsitzender des Volksfestvereins– gegen die neue Art der
Eröffnung. Nichts gegen den einen Festtag länger. Wenn sie Werbung
Anlage I: Experteninterviews
XIX
machen wollen in Form einer Sendung ist das ok. Zum Glück kommen in
der Landesschau jetzt auch täglich ein paar Minuten Werbung vom Volksfest. Aber das die Sendung die offizielle Eröffnung ist, und somit auch die
traditionelle Eröffnung ablöst, ist nicht ok. Das sind Dinge, die sehe ich mit
gewissem Vorbehalt, mit gewissem Misstrauen. Man muss schon auch ein
Stück weit das behalten, was es mal war, obwohl das nicht heißt, dass
man am „alten Zopf“ festhält. Sicher muss man es an die Zeit anpassen,
aber man muss einfach wissen, wo die Wurzeln sind und dem eine Stück
weit auch Rechnung tragen - nicht nur alle 4 Jahre beim Landwirtschaftlichen Hauptfest. Das zu Bewahren hat sich der Volksfestverein auf die
Statuten geschrieben. Mit der Eröffnungsfeier sind wir nicht zum Zug gekommen. Das sich der OB da rein drängen lässt, und nur noch 3 Minuten
Zeit hat, um die Leute zu begrüßen und das Fass anzustechen. Früher
war die Rede des OB das Herzstück der Eröffnung– sowohl bei Klett und
nachher auch bei Rommel.
Dann kommt dazu, dass in den Zelten, so groß sie auch sind, das Volk
nicht teilnehmen kann. ¾ sind reserviert für die VIPs. Früher konnte man
dazu stehen. Jetzt stehen sie (das Volk) draußen, wie „Affen in der Wilhelma an den Gittern“. Es ist erstaunlich, ich bin wiederholt von Wirten,
Schaustellern…, angesprochen worden: Ihr müsst dafür sorgen, dass die
traditionelle Eröffnung wieder kommt. Von Seiten der Brauereien, Festwirten,… ist die Tendenz da, dies wie München – als großes Bierfest- darzustellen.
Jetzt muss man den Traditionsmorgen ausbauen. Bisher gab es wenig
Programm. Das muss man ausbauen. Finanzielle Verantwortung soll aber
die in. Stuttgart übernehmen. Und auch für Personal sorgen. Da muss
man ein Stück weit kämpfen. Der Verein ist ja dabei. die traditionellen
Elemente des Festes, sei es der Jahrestag des Gründers,… hoch zu halten. Wir legen viel Wert darauf, das herzustellen was ich schon von Anfang an Ihnen sage, dass ein Vertreter des Hauses Württemberg dabei istals Präsident. Das ist jetzt der Präsident Heinrich, sein Sohn Michael führt
das jetzt fort. Das darf man nicht unterschätzen. Das ist wichtig für einen
Verein. Die entsprechenden Köpfe dabei zu haben – das steigert den
Wert. Genau wie man sagt, was brauchen wir bei dieser Veranstaltung
solche Leute, bsp. aus der Politik,… Es kommen dann aber immer Leute.
Kann man somit zusammenfassend sagen, dass es ein Fest für das
Volk ist, wobei man aber trotzdem aufpassen muss, dass es sich
nicht in eine andere Richtung entwickelt?
Sicher, das Fest muss an Niveau behalten, auch wenn es ein Volksfest ist
und kommen kann, wer will. Aber gerade kann nicht jeder tun, was er will.
Jeder sollte dem Gedanken des Festes, dem freudigen Festens, Rechnung tragen.
Frage 4: Welche touristischen Bedeutungen gehen vom Cannstatter
Volksfest aus?
Siehe die Antwort zu Frage 2.
Anlage I: Experteninterviews
XX
Frage 5: Welche wirtschaftliche Bedeutung geht vom Cannstatter
Volksfest aus?
Das kann ich nicht beantworten, weil die Daten hierzu nicht erhoben werden. Es gehört aber eigentlich schon dazu, es wäre für alle Beteiligte auch
interessant, das zu wissen. Aber es ist ein Mangel. Michael Föll, der zuständige Bürgermeister, muss darauf drängen, dass das in Stuttgart auch
passiert. Alleine wenn man anschaut, was bei dem Fest alles umgesetzt
wird.
Frage 6: Welche Rolle spielt die Volksfestwerbung für die Stadt
Stuttgart?
Das kann man nicht trennen. Es (das Fest) ist schlicht mit Stuttgart bzw.
Cannstatt verbunden. Es wurde angestrebt, dass das Fest Stuttgarter
Volksfest heißt. Dagegen sind wir (der Volksfestverein) aber mit Erfolg
angegangen. Auch der Michael Föll hat gesagt, „so lange ich Verantwortung habe, wird es das Cannstatter Volksfest blieben“. Der Name Stuttgart
taucht natürlich auch auf. Wie bei jeder anderen Werbung auch, im Unterbewusstsein, auch wenn es nicht so zielgerichtet auf Stuttgart ausgerichtet
ist, prägt es sich ein. Daimler, Porsche, Ballett,… sind Stuttgart. So ist es
auch bei einer über die Stadtgrenzen hinausreichenden Veranstaltung.
Das hat einen Werbewert und ein Vorteil für die Stadt und den Namen der
Stadt, ob bezifferbar oder nicht. Das heißt natürlich auch, wenn das Fest
Entwicklungen nimmt, die negativ sind, dann ist es auch so, dass diese
sich noch schneller als die Positiven eingraben. Bsp. “das ist das Fest, wo
sie sich die Fresse einschlagen“. Aber bisher ist es nicht der Fall und es
wird hoffentlich auch nicht werden.
Frage 7: Welche Rolle spielt das Cannstatter Volksfest für das Image
der Stadt Stuttgart?
Heute kommt wieder in der Zeitung, was mit Stuttgart positiv verbunden
wird. Da kommen ganz gute Ergebnisse zusammen. Stuttgart schneidet in
den Rankings nicht schlecht ab. Es ist auch wichtig das (das Fest) mit einzubinden.
Frage 8: Welche gesellschaftliche/ soziale Bedeutung hat das Cannstatter Volksfest für Bürger und Besucher?
Gesellschaftliche Bedeutung hat es sicher.
Soziale Bedeutung? Das viel Geld läuft. Die Preisgestaltung ist oft nicht
mehr sozial und das ist auch mit Sorgfalt von Seiten der Verbände zu verfolgen. Bei allem Preisdruck den sie haben. Es muss so bleiben, dass das
Volk, also auch Solche, die nicht finanziell privilegiert sind, das Fest noch
wahrnehmen können. Alle sozialen Schichten können kommen, aber nicht
alle können sich alles leisten. Das führt zu Vorbehalten. Bsp. die Bierpreise. Da muss schon die Bereitschaft da sein, solche Feste wahrzunehmen,
trotz Preise. Der Trend geht auch dazu, immer „schöner, heller, schneller“
zu werden. Das forderte hohe Investitionen.
Anlage I: Experteninterviews
XXI
Es gibt natürlich auch Erscheinungen, die man nicht gut heißen kann. Die
Saufereien mit den Jugendlichen. Auch das ist eine Art von „Komasaufen“.
Das sind die negativen Erscheinungen. Das kann natürlich auch eine temporäre Erscheinung sein. Aber es sind da alle aufgefordert, Festwirte und
Behörden, danach zu schauen. Das kann natürlich einen schlechten Ruf
oder ein schlechtes Licht auf das Fest werfen. Wenn das Fest dann auf
nationaler Ebene verbreitet wird, dann heißt es, „Stuttgart, das ist das
Fest, wo sie sich tot saufen“.
Gesellschaftlich hat es auch Bedeutung: Die Stuttgarter Gesellschaft trifft
sich wieder auf dem Wasen. In allen Kreisen ist es nicht verpönt, auf den
Wasen zu gehen. Die Menschen machen das, was sie sonst im Freundesund Bekanntenkreis machen, während der Volksfestzeit auf dem Wasen.
Dort trifft man soviele Leute, wie sonst kaum unterm Jahr. Leute, mit denen man vielleicht kaum Kontakt hat. Es schafft also auch Verbindung.
Auch die Region ist auf dem Wasen stark vertreten.
Frage 9: Leistet das Cannstatter Volksfest einen Beitrag zur Beziehung/zum Verhältnis zwischen Stadt und Bürger? Wenn ja, welchen?
Siehe auch Antworten zu Frage 8.
Frage 10: Welche negativen Effekte bzw. Belastungen bringt das
Cannstatter Volksfest mit sich?
Siehe Absatz 3 der Antwort zu Frage 8.
Frage 11: Was hebt das Cannstatter Volksfest von anderen Stuttgarter Veranstaltungen/ Kulturangeboten ab?
Manchmal habe ich auch den Eindruck es sind zu viele. Gerade wenn ich
sehe, wie viele „Hocketsen“ in Cannstatt genehmigt wurden und aus dem
Boden sprießen.
Alle großen Veranstaltungen/ Feste (Volksfest, Frühlingsfest, Sommerfest,
Weihnachtsmarkt, Weindorf,...) haben nebeneinander Bestand. Es wird
immer gesagt, dass das Publikum sich unterschiedlich zusammensetzt.
Also beim Sommerfest mehr die gehobene Klasse. Ich weiß nicht, ob das
zutreffend ist, denn wenn ich zum Sommerfest gehe, dann ziehe ich mich
halt anders an. Es hat dann ein anderen „Touch“.
Konkurrenz machen sich die Veranstaltungen nicht, einfach auch durch
die zeitliche Belegenheit. Dann auch durch die räumliche Zuordnung. Sie
werden auf dem Sommerfest, prozentual zwar schon, aber lange nicht so
Viele finden, die aus dem Umland kommen. Es ist auch zeitlich entzerrt.
Offensichtlich ist die Bereitschaft, der Wunsch da, auch solche Feste
wahrzunehmen.
Frage 12: Sollte dem Volksfest von Seiten der öffentlichen Hand
(Stadtverwaltung, Politik,…) eine größere bzw. kleinere Bedeutung
zugemessen werden?
Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit
mit der öffentlichen Hand?
Anlage I: Experteninterviews
XXII
Im Großer und Ganzen richtig und ausgewogen. Was lange - auch nicht
zu Unrecht - in der Diskussion war, ist, dass zu wenig für das Fest geworben wird. Vor allem über Stuttgart und die Region hinaus. Das hat man ein
Stück weit abgestellt. Die Stadt erhebt natürlich erhebliche Gebühren für
die Stände, diejenigen die es in Anspruch nehmen, „maulen“ natürlich.
Ansonsten ist die Verständigung, was aber auch immer von den handelnden Personen abhängt, zwischen den Veranstaltern und denjenigen, die
das Fest tragen, nicht schlecht. Aber wenn man mit den Schaustellerpräsidenten oder Vorsitzenden heute redet, dann jammern zwar alle, wie
schwer das Geschäft immer wird - auch durch hohe Standgebühren - aber
es sagt niemand, es kommen zu wenige Leute. Das muss aber auch mit
der gebotenen Zurückhaltung gesehen werden. In soweit ist das Verhältnis unbelastet, seit die in.Stuttgart da ist, ist es wieder prima.
Frage 13: Welche Chancen und Gefahren sehen Sie für das Cannstatter Volksfest?
Ich gebe dem Volksfest weiterhin Chancen. Dieses Fest ist ja gewollt, das
heißt, dass die Menschen kommen und dieses Fest wahrnehmen.
Speziell für den Wasen in Stuttgart habe ich ein paar Sorgen zu all diesen
Dingen, die jetzt im Umfeld der Veranstaltungsstätte geschehen. Wir haben auch die Politik aufgefordert, dies genau zu beobachten. Wir haben
jetzt den Neckarpark – der Wasen ist Teil davon. Auf dem Neckarpark
passieren in den nächsten Jahren Dinge, die es (das Fest) verändern
werden. Daimler kauft Grundstücke und Zufahrtsstraßen und wird sicher
mit kundenintensiven Einrichtungen kommen. Dann wird es im Stadion, in
der Porschearena und in der Schleyerhalle mit Veranstaltungen nicht weniger werden. Durch diese Veranstaltungen haben wir auf der Mercedesstraße, Talstraße, B 14 ein hohes Verkehrsaufkommen. Und der Cannstatter Wasen ist von Haus aus schon ein Gebiet mit sehr vielen Emissionen.
Wir haben jetzt ca. 22 ha frei geräumte Fläche auf dem Güterbahnhof. Auf
diesem Gelände sollen bis zu 800 Wohnungen entstehen. Dann auf der
anderen Seite der Mercedesstraße haben wir eine ehem. Firma, die intensiv Wohnungsbau betreiben wird. Weiter kommt an der Ecke EberhardMercedesstraße das Sciencecenter (Mobilitätscenter) mit dem Planetarium. Das wird natürlich sehr strak frequentiert werden. Dann muss man
sich schon überlegen, wenn die Großveranstaltungen auf dem Wasen
sind, wie verträgt sich das alles. Ich habe meine Erfahrungen in 24 Jahren
auf dem Rathaus gemacht, mit welcher Intensität Bewohner gegen die
Emissionen der Feste vorgehen können. Irgendwie auch verständlich,
aber man muss auch wissen, wo man wohnt. Wenn dort 800 Wohnungen,
sprich mind. 1600 Menschen wohnen, kann man davon ausgehen, wie
begeistert die sind. Das Volksfest geht ja nicht nur seine 17 Tage, da
kommt noch Aufbau, Abbau,…. Da wird natürlich mit sehr viel Druck auf
die Stadt vorgegangen werden, die Emissionen zurückzufahren. Auf der
anderen Seite haben sie auch noch den Straßenlärm und die Bahn. Da
habe ich meine größten Befürchtungen.
Anlage I: Experteninterviews
XXIII
Es gibt auch noch ein Programm: Stadt am Fluss. Es ist richtig, sich Gedanken zu machen, wie die Flusslandschaft gestaltet wird. Überwiegend
ist dort Industrie angesiedelt. Aber was mache ich mit dem, wo noch Potenzial da ist. Die ersten Visionäre haben gesagt, auf dem Wasen - zum
mind. auf einem Teil- kann man Wohnungsbau machen. Den Wasen kann
man dann auf den Güterbahnhof legen. An diesen Dingen aufgezeigt, habe ich schon Sorge, dass der Wasen immer mehr eingezwängt wird und
keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr hat. Im Prinzip braucht er nicht
mehr Platz, aber wenn immer mehr weggenommen wird bzw. ihm immer
mehr auf den Leib gerückt wird, dann entsteht natürlich ein Konfliktpotenzial. Das sehe ich auf uns zukommen. Die Politik muss das dann entscheiden.
Meinen Sie auch, dass damit die Auflagen für den Wasen verstärkt
werden?
Natürlich, da wird man objektiv feststellen, die Emissionen sind so hoch.
Was macht man dagegen? Der Wasen muss seinen Geräuschpegel runterfahren. Dann geht halt das Volksfest nicht mehr bis 11 Uhr, sondern
halb 11 Uhr. Das Lichtermeer stört dann vielleicht viele in ihrer Nachtruhe.
Solche Auflagen können kommen. Das ist für ein solches Fest nicht gerade günstig.
Diese Bedenken müssen auch mit der Presse nochmals artikuliert werden.
Damit es nochmal ins Gespräch kommt. Damit die politischen Entscheidenden auch diese Gesichtspunkte nicht außer Acht lassen.
Siehe auch die Antworten zu Frage 3 bezüglich der Tendenz zu einem
Bierfest mit hohen (unsozialen) Preisen und dem Verlorengehen der traditionellen Wurzeln.
Siehe auch Antwort zu Frage 8: Negative Presse durch Schlagzeilen wie
„Fest, bei dem sie sich tot saufen“
Frage 14: Wie muss das Cannstatter Volksfest gestaltet werden, damit positive Bedeutungen verstärkt bzw. ausgebaut werden und negative Bedeutungen beseitigt werden?
Zu solchen Festen gehört, dass die modernsten Fahrgeschäfte präsentiert
werden. Aber das alleine reicht nicht aus. Es müssen auch noch Kinderkarusselle, Schießbuden,... da sein. Es muss immer eine Mischung sein. Die
hinzubekommen, da bemüht sich auch der Veranstalter. Auch einen „Hau
den Lukas“ muss noch Platz finden. Das gehört zu solchen „Rummelplätzen“. Es darf nicht nur einen möglichst hohen Bierausstoß, … geben. Es
müssen schlicht auch noch die ursprünglichen Dingen da sein. Die klassischen Dinge haben auch wieder eine Renaissance. Es muss eine Mischung sein, das machte den Reiz eines solchen Festes aus. Da müssen
auch die Verbände, Beschicker und vor allem auch die Veranstalter danach schauen.
Das ist das Alleinstellungsmerkmal, das Stuttgart ausmacht. Nicht nur ein
Bierfest, sondern auch die vielen Schausteller. Natürlich laufen Essen und
Getränke immer gut und bei anderen Dingen besteht oft kein Interesse.
Anlage I: Experteninterviews
XXIV
Die Gefahr ist bei einem so großen Fest auch da. Deshalb ist es so wichtig, dass auch noch Schaustellerbetrieben, die so etwas anbieten, angemessen Rechnung getragen wird.
Siehe auch die Antworten zu Frage 3 bzgl. Tradition.
Frage 15: Gibt es aus Ihrer Sicht noch Punkte, die bisher unberücksichtigt blieben und die Sie ergänzen möchten?
Nein.
Vielen Dank!
Anlage I: Experteninterviews
XXV
Anlage I.4: Interview mit Herrn Currle
Interviewpartner:
Herr Currle,
Stadtrat in Stuttgart
Datum/ Ort:
24.11.2008, 15.00 Uhr, Stuttgarter Rathaus
Hinweise:
Das Gesprächsprotokoll ist ein Wortprotokoll,
das heißt, der Interviewer übernimmt keine
Verantwortung für Stil, Sprache und Satzbau.
Nachträgliche Hinweise und Ergänzungen vom
Interviewer sind kursiv gedruckt.
Frage 1: Inwiefern kommen Sie durch Ihre berufliche Tätigkeit mit
dem Cannstatter Volksfest in Verbindung?
Wir sind der Wirtschaftsausschuss und zu dem gehören auch die Veranstaltungen Weihnachtsmarkt, Frühlingsfest und Volksfest. Das sind so die
Hauptveranstaltungen. Wir gehen also zum Beispiel auch mal über den
Weihnachtsmarkt, wir sind aber auch immer einmal während des Volksfestes und einmal während des Frühlingsfestes dort. Da machen wir einen
Rundgang zusammen mit den Beschickern, so hört man auch deren Nöte.
Das ist also immer die Platzmiete. Wir, vom Wirtschaftsausschuss segnen
das ab: Ob erhöht wird oder nicht, oder ob nur bestimmte Branchen erhöht
werden. Momentan steht an: es gibt ein paar Branchen, die man erhöhen
will und andere nicht, weil die eben schwierigere Umfeldbedingungen in
den letzten paar Jahren gehabt haben. Durch meine berufliche Tätigkeit wir haben ein Weingut, eine Brennerei und Obstbau - haben wir auch
Edelbrände und beliefern ein großes Fest mit solchen Edelbränden. Das
ist aber das erste Mal, dass ich mit dem Volksfest beruflich in Berührung
komme. Sonst bin ich mein ganzes Leben nur als Gast dort gewesen.
Hauptsächlich komme ich aber dadurch in Berührung, dass ich im Wirtschaftsausschuss bin. Wenn irgendwelche Sorgen und Nöte mit den Festen sind, wird das im Wirtschaftsausschuss behandelt.
Also, ich bin im Wirtschaftsausschuss, Bäderausschuss, Aufsichtsrat der
Stuttgart Marketing, Region Marketing, im Hafenaufsichtsrat und im Personal- und Umweltbeirat. Das sind sieben Sachen.
Frage 2: Für welche Aufgabenbereiche des Stadtmarketings hat das
Cannstatter Volksfest Ihrer Meinung nach Bedeutung?
Stadtmarketing hat mal die Aufgabe für die Stadt Werbung zu machen
bzw. durch die Werbung für die großen Feste, Weihnachtsmarkt, Volksfest, Frühlingsfest wird ja auch überregional Werbung gemacht. Und so
hat das nicht nur für die Feste, sondern auch für die Stadt, die Innenstadt
einen großen Faktor. Am ausgiebigsten ist es beim Weihnachtsmarkt, der
ja ca. 4 Wochen in der Innenstadt ist. Da sind ca. 3 Mio. Besucher in der
Innenstadt. Auch beim Weindorf ist das so. Die Geschäftsleute aus der
Innenstadt sagen immer, „wegen mir könnte das ganze Jahr Weihnachtsmarkt und Weindorf sein“. Auch wenn die Leute nicht gleich was kaufen,
nach Aussagen der Einzelhändler kommen nach vier, sechs oder acht
Anlage I: Experteninterviews
XXVI
Wochen noch die Leute und wollen was, was sie beim Weindorf,… gesehen haben. Das strahlt also für die Stadt und für den Ruf der Stadt, wenn
es eine gute Veranstaltung ist. Beim Weihnachtsmarkt kommen ca. 3000
Busse. Die Busse werden auf dem Wasen geparkt. Und die Fahrer werden dann mit einem Shuttle wieder in die Stadt gefahren. Dort bekommen
sie Verpflegung und Betreuung. Später holen Sie dann mit ihrem Bus die
Leute wieder auf dem Weihnachtsmarkt ab. Das ist ok, denn wenn die
Fahrer den ganzen Tag auf dem Wasen wären, wären sie auch frustriert.
Die werden von in.Stuttgart betreut.
Meinen Sie auch, dass durch die Volksfestwerbung Werbung für die
ganze Stadt gemacht wird, selbst wenn es Cannstatter und nicht
Stuttgarter Volksfest heißt?
Das ist richtig. Das wäre auch eine Sünde, wenn man es auf Stuttgarter
Volksfest taufen würde. Das Cannstatter Volksfest ist ja eines der größten
Volksfeste, das zweite nach München auf der Welt. Das wäre ein Witz,
wenn man das jetzt umfunktionieren würde. Viele wissen ja auch, dass
Bad Cannstatt zu Stuttgart gehört. Es hat ja auch Tradition.
Es war so, dass die Bevölkerung damals nur das zu essen bekommen
hat, was auch hier gepflanzt wurde- keinen Weizen aus Amerika. Es gab
also vier bzw. fünf wahnsinnige Hungersjahre. Danach, als erstmals wieder ein ertragreiches Jahr kam, hat der König dann ein Volksfest gestiftet,
um die Moral zu heben. Hat aber gleichzeitig auch das Landwirtschaftliche
Hauptfest dazu gestiftet, um die landwirtschaftliche Produktion anzuregen
und besser zu machen. So ist das Volksfest entstanden.
Aber die Werbung für die Feste außerhalb wird zum einen mal sehr kräftig
gemacht, auf der anderen ist es aber gleichzeitig auch eine Werbung für
die Stadt Stuttgart, für die Geschäfte in der Innenstadt und den Ruf Stuttgarts. Zum Beispiel der Weihnachtsmarkt sei der größte und schönste in
Deutschland. Schweizer kommen hier sehr viele. Auch beim Weindorf sind
wir gerade dabei, die Schweizer vermehrt ein, zwei Tage auf ´s Weindorf
zu locken.
Jetzt kommt gleich das nächste hinzu, das sind die Übernachtungen. Die
Hotels haben also während der Zeit eine enorme Auslastung, weit mehr
also sonst. Da greift eins ins andere über.
Die touristische Bedeutung hat in den letzten Jahren zu genommen. Da
spielen aber viele Faktoren mit: der VFB, wenn er gut ist, unsere Museen,
das Staatstheater, die ganze Sportmeile am Stadion, die Schleyerhalle.
Solche Veranstaltungen strahlen schon aus. Vor zwei Jahren haben wir
das neue Kunstmuseum bekommen. Das sind alles solche Highligts. Zunächst schimpfen die Leute, weil sie sagen, „Wie kann man dafür soviel
Geld ausgeben“. Das ist zunächst richtig, aber wenn man Highlights hat,
ob das jetzt Feste, Museen oder auch eine WM-Präsentation sind, dann
zieht das Leute in die Stadt. Dann kommt dazu, dass ja auch der ÖPNV
besser ausgebaut wird. So ist das Umland enger zusammengerückt.
Anlage I: Experteninterviews
XXVII
Wenn es eine gute Veranstaltung ist, dann wird für die Veranstaltung geworben, gleichzeitig aber auch für die Stadt. Man braucht solche Highlights, damit man dann die Infrastruktur, also Hotels,…, ausnutzen kann.
Weitere Highlights sind das Daimler- und das Porschemuseum. Es wird
gesagt, dass allein wegen der verrückten Bauweise des Daimlermuseums
im Jahr zwischen 700.000 und 900.000 Besucher kommen, nur um die
Architektur zu sehen.
Wir haben in der Zwischenzeit in Stuttgart jährlich in den letzen 6-8 Jahren
in den Übernachtungen Zuwächse von ca. 10 %. Es sind 250.000 Übernachtungen im Monat April, d.h. ca. 3 Mio. Übernachtungen im Jahr. Vor
10 Jahren waren es noch 500.000 Übernachtungen.
Wie schätzen Sie die Bedeutung für ausländische Touristen ein?
Das wird immer mehr. Die Amerikaner, also die Schwabenvereine aus
Philadelphia, die zum Volksfest gekommen sind, sind jetzt rückläufig. Weil
in Amerika diese Vereine „auf dem absteigenden Ast“ sind: die jungen
Leute machen manchmal noch mit, sagen aber auch „Was soll ich da
noch, ich bin Amerikaner?“. Aber man hat jetzt guten Zuwachs mit Japanern. Man macht auch in Russland und in den näheren europäischen
Ländern Werbung. Bsp. England läuft gut an. Man macht Werbung für
Stuttgart und die ganze Region. Man muss auch die Region dazu zählen,
darf nicht nur Stuttgart allein sehen. Die beste Werbung ist aber immer die
Mund-zu-Mund-Propaganda.
Frage 3: Welche Personen/ Bevölkerungsgruppen werden durch das
Cannstatter Volksfest sehr bzw. kaum angesprochen?
Es ist für das ganze Volk. Für jeden ist was dabei. Es gibt ja deshalb auch
den verbilligten Familientag. Weil als Familie ist ein großer Schein gleich
weg. Aber das mit den Preisen fängt auch damit an, dass man den Platz
hergerichtet und geteert hat. Auch die Unterhaltung kostet Geld. Es ist für
alle Bevölkerungsgruppen. Die, die es exklusiv wollen, gehen dann halt in
eine VIP-Lounge. Man sieht es in den letzten Jahren, die Leute kommen
wieder besser angezogen. Man sieht wieder sehr gut gekleidete Leute da
unten. Vor 15 Jahre war das anders.
Frage 4: Welche touristischen Bedeutungen gehen vom Cannstatter
Volksfest aus?
Siehe Antworten zu Frage 2 bzgl. Übernachtungszahlen, ausländische
Touristen und touristische Bedeutung.
Frage 5: Welche wirtschaftliche Bedeutung geht vom Cannstatter
Volksfest aus?
Es hat eine sehr große Bedeutung für die Stadt. Nicht nur für die Stadt, es
strahlt in den großen Umkreis, nicht nur in die Region. Für die Leute, die
Zulieferer sind oder aber auch für viele Leute im Service. Oder aber
Schausteller, die aus Hamburg kommen. Es hat eine große Bedeutung.
Das Frühlingsfest ist ähnlich. Natürlich hat es keine so große Bedeutung.
Es ist viel jünger.
Anlage I: Experteninterviews
XXVIII
Auch muss man sehen, dass ein leerer Platz kein Geld gibt. Wenn
Schausteller drauf sind, dann gibt es Platzmiete. Die richtet sich nach den
Quadratmetern und nach der Branche. Wie gesagt, es stehen Beratungen
an, die Platzmieten für ein paar Branchen anzuheben. Natürlich muss man
auch sehen, dass die Schausteller Investitionen haben. Das ist ein richtiges Unternehmen, das muss man dann erst wieder durch 5-6 € erwirtschaften.
Seit ich im Wirtschaftausschuss bin, sehe ich das Volksfest ein bisschen
anders. Zum Beispiel wenn´s regnet, dann ist draußen bei den Imbissbuden tote Hose.
Frage 6: Welche Rolle spielt die Volksfestwerbung für die Stadt
Stuttgart?
Siehe auch Antwort zu Frage 2 bzgl. Werbung.
Frage 7: Welche Rolle spielt das Cannstatter Volksfest für das Image
der Stadt Stuttgart?
Die Bedeutung ist groß. Aber wie gesagt, ich würde das nicht nur am
Volksfest aufhängen, sondern an allen guten Veranstaltungen. Wie z.B.
die Fußball-WM 2006. Das war ein riesiger Imageträger für die Stadt. Vor
allem über das Fernsehen ist es raus kommen. Die Leute haben gesehen,
Stuttgart ist doch mehr wie nur der Daimler. Ganz groß sogar, wir haben
hier in Deutschland die 2. größten Mineralwasservorkommen Europas
nach Budapest. Das weiß aber niemand. Das Leutze strahlt in die Region
hinein. Das ist ein Besuchermagnet, man muss aber am Ball bleiben.
Bis vor 20 Jahren wurde gerade der Tourismus in Stuttgart sträflichst vernachlässigt. Da hat man angefangen bisschen was zu machen. Vorher
war der ProStuttgart Verkehrsverein für Stadtwerbung zuständig. Die
Stadt hat da gar nichts getan. Jetzt macht der ProStuttgart Verkehrsverein
die beiden Weindörfer, Vorträge im Turm,….
Frage 8: Welche gesellschaftliche/ soziale Bedeutung hat das Cannstatter Volksfest für Bürger und Besucher?
Die gesellschaftliche Bedeutung ist in den letzten 10 Jahren wesentlich
gestiegen. Früher war das Volksfest runter gewirtschaftet. Es ist wieder
„in“ auf das Volksfest zu gehen, teilweise auch auf das Frühlingsfest. Aber
es gehört natürlich auch dazu, dass man mal über den Weihnachtsmarkt
läuft. Der Weihnachtsmarkt ist ein Besuchermagnet, da werden bestimmt
einige Prozent der Besucher noch in die Innenstadtgeschäfte gehen und
Geld ausgeben. Die Innenstadt profitiert vom Weihnachtsmarkt, die Außenbezirke jetzt nicht so.
Frage 9: Leistet das Cannstatter Volksfest einen Beitrag zur Beziehung/zum Verhältnis zwischen Stadt und Bürger? Wenn ja, welchen?
Sehr viel bürgerschaftliches Engagement erleben wir beim Volksfestverein. Die organisieren den ganzen Volksfestumzug. Und sind natürlich
dann auch stark mit dem Volksfest verbunden.
Anlage I: Experteninterviews
XXIX
Man muss aber auch sehen, dass man nicht alles am Volksfest festmachen kann. Bsp. gibt es auch Leute, die interessieren sich nicht dafür.
Stuttgart hat viel mehr zu bieten, als man meint. Stuttgart wird in vielen
Bereichen unterschätzt. Und eins kann ich Ihnen sagen, Stuttgart braucht
sich wirklich nicht zu verstecken. Wir haben zwar nicht so einen großen
Flughafen, nicht die größte Messe, aber dafür einen sehr guten Flughafen
und ein top ausgebuchte Messe.
Frage 10: Welche negativen Effekte bzw. Belastungen bringt das
Cannstatter Volksfest mit sich?
Negative Sachen sind vor allem für die direkten Anwohner der Krach. Besucher sind immer Belastungen. Jedes Fest/ Veranstaltung bringt auch
„Dreck“ mit. Ich denke aber, dass die positiven weit größer als die negativen Aspekte sind. Das größte Problem auf dem Cannstatter Wasen sind
die Jugendlichen, die sich total voll saufen. Die betrinken sich schon vor
dem Volksfest. Nachher heißt es dann, dass es das Volksfest war. Es ist
aber auch bei anderen Festen ein sehr großes Problem, bsp. beim Weinfest in Fellbach.
Frage 11: Was hebt das Cannstatter Volksfest von anderen Stuttgarter Veranstaltungen/ Kulturangeboten ab?
Ich sage mal, das Volksfest ist das absolute Highlight. Man kann es so
sehen, wie eine Kirche: der Hauptturm ist das Volksfest, der kleine Turm
das Frühlingsfest und das Kirchenschiff, das sind die die anderen Sachen.
Ob es jetzt die Universitäten, Museen, Bäder,… sind. So kann man das
ganz gut darstellen. Der „Strahlemann“ ist der Turm - das Volksfest - der
kleine Ableger ist das Frühlingsfest und unter den Fittichen kann man die
anderen, wichtigen Veranstaltungen (Weihnachtsmarkt, Weindorf,…) reinpacken. Alles ist wichtig.
Siehe auch die Antworten zu Frage 2,7 und 9 bzgl. Kulturangebote und
Veranstaltungen in Stuttgart.
Frage 12: Sollte dem Volksfest von Seiten der öffentlichen Hand
(Stadtverwaltung, Politik,…) eine größere bzw. kleinere Bedeutung
zugemessen werden?
Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit
mit der öffentlichen Hand?
Man weiß, was man am Volksfest hat. Dementsprechend wird es auch
behandelt. Trotzdem müssen Vorschriften, wie bsp. der Brandschutz, der
Lebensmittelkontrolldienst eingehalten werden. Da kann die Stadt nicht
sagen, da sind wir mal nicht so streng. Man ist in einem guten Verbund.
Man hegt und pflegt das alles. Aber trotzdem gibt ´s bei der öffentlichen
Hand Vorschriften, woran man sich halten muss.
Bestimmt gibt´s in den Gremien, den einen oder die andere Stadträtin, die
denkt, das brauchen wir nicht, aber das sind Einzelmeinungen oder Meinungen kleiner Gruppierungen. Der Großteil, also 90 % der Gemeinderäte, stehen voll hinter den Veranstaltungen. Die zahlen ja auch Gewerbe-
Anlage I: Experteninterviews
XXX
steuer. Mit diesem Geld muss die Stadt dann auch was machen - Werbung beispielsweise. Das ist immer positiver.
Auf dem Festplatz selber wird sich durch Entwicklungen, wie bsp. auf dem
Güterbahnhof, dem Sciencecenter,..., nichts ändern. Deshalb sehe ich
keine Gefahr für den Festplatz Cannstatter Wasen.
Zukünftig sind die Feste wahrscheinlich wichtiger. Früher hat man nichts
im Tourismus gemacht. Da hat man seine Gelder vom Daimler bekommen. Da ging es dem Daimler gut. Aber man hat auch gemerkt, dass es
auch noch andere Dinge gibt, die wichtig sind und Geld bringen. Bsp. die
3 Mio. Übernachtungen à 50 €. Das sind 15 Mio. Euro. Die Gastronomie
als solche braucht sich nicht hinter der Industrie zu verstecken. Natürlich
sind die großen Firmen wie Daimler und Bosch die Highlights in Stuttgart.
Das ist alles so ein Zusammenspiel. Es ist ein Zahnrad, wo eines ins andere greift.
Siehe auch noch Antwort zu Frage 5 bzgl. Platzmieten.
Frage 13: Welche Chancen und Gefahren sehen Sie für das Cannstatter Volksfest?
Das Fest hat Chancen, aus folgendem Grund: Vor 15 Jahren war das Fest
auf der absoluten Talfahrt. Heute ist das anderes. Evtl. sollen auch die
Zelte größer werden. Aber man will nie, dass es so wird wie in München.
Nur Festzelte, kaum Imbiss. Man will ganz bewusst beim Cannstatter
Volksfest den Mix bewahren. Man achtet darauf, dass es so bleibt.
Die einzige Gefahr ist wenn wir eine Weltwirtschaftkrise kriegen.
Siehe auch noch Antwort zu Frage 12 bzgl. Gefahr für den Festplatz.
Frage 14: Wie muss das Cannstatter Volksfest gestaltet werden, damit positive Bedeutungen verstärkt bzw. ausgebaut werden und negative Bedeutungen beseitigt werden?
Das muss weiterhin gut gestaltet werden. Wenn man Schwachstellen sieht
oder auf diese Aufmerksam gemacht wird, dann muss man diese wahrnehmen. Jede Zeit hat auch ihren Wandel, den muss man genau beobachten. Der Wandel der Zeit bringt Veränderungen, welche auch erforderlich sind. Darauf muss man reagieren. Eins des Wichtigsten ist auch,
dass man sieht, dass das mit den Schwabenvereinen mit 50.000/100.000
Besuchern weniger wird. Da muss man zukünftig einfach schauen, „wo
gibt es Bevölkerungsgruppen, die für so etwas offen sind und für die man
werben kann und die auch da bleiben und Geld ausgeben.“ Bsp. Japaner.
Man muss wissen wo man die Werbung setzen kann. Da sind Marktbeobachtungen erforderlich, die zeigen, wo die Besucher herkommen. Und
dann muss man auch darauf reagieren.
Frage 15: Gibt es aus Ihrer Sicht noch Punkte, die bisher unberücksichtigt blieben und die Sie ergänzen möchten?
Nein.
Vielen Dank!
Anlage I: Experteninterviews
XXXI
Anlage I.5: Interview mit Herrn Leinwand
Interviewpartner:
Herr Leinwand,
stellv. Geschäftsführer der IHK Region Stuttgart
Datum/ Ort:
26.11.2008, 14.00 Uhr, IHK Stuttgart
Hinweise:
Das Gesprächsprotokoll ist ein Wortprotokoll,
das heißt, für Interviewer übernimmt keine Verantwortung für Stil, Sprache und Satzbau.
Nachträgliche Hinweise und Ergänzungen vom
Interviewer sind kursiv gedruckt.
Frage 1: Inwiefern kommen Sie durch Ihre berufliche Tätigkeit mit
dem Cannstatter Volksfest in Verbindung?
Ich bin hier bei der IHK der Ansprechpartner für den Bereich Tourismus.
Wir beraten Tourismusunternehmen, wenn sie zu uns kommen wollen. Wir
machen Tourismustage und geben auch Stellungnahmen zur Festsetzung
von Märkten, auch Jahrmärkten, ab. Insofern haben wir da einen unmittelbaren und mittelbaren Bezug zum Cannstatter Volksfest.
Frage 2: Für welche Aufgabenbereiche des Stadtmarketings hat das
Cannstatter Volksfest Ihrer Meinung nach Bedeutung?
Ich würde sagen, es ist vor allem eine Sache des Tourismus. Auf der einen Seite wirkt es nach Innen, da kommen wir ja später noch darauf zu
sprechen. Da gibt es ein ehrenamtliches Engagement. Also auch Bindung
der Bürger an die Stadt. Es ist auch eine Frage des Images und der
Wahrnehmung von Außen. Das sind so die wesentlichsten Punkte. Wir
kommen ja noch auf die einzelnen Punkte zu sprechen.
Frage 3: Welche Personengruppen werden durch das Cannstatter
Volksfest sehr bzw. kaum angesprochen?
Erstens glaube ich natürlich, dass es davon abhängt, zu welcher Tageszeit man dorthin geht. Also, tagsüber werden dann da eher Familien angesprochen. Vor allem dadurch, dass die Kinder dann diese Fahrgeschäfte machen können. Tagsüber eher dann auch die Senioren, die dann ein
Bier trinken und abends wird das Publikum dann entsprechend jugendlicher. Dann kommen vor allem die jungen Leute zum Feiern.
Ich glaube aber auch, dass das einen entsprechenden Wechsel vollzogen
hat. Da kommen wir, glaube ich, auch noch darauf zu sprechen, dass das
Volksfest einen entsprechenden Imagewechsel in den letzten Jahren vollzogen hat. Und auf einem anderen Weg ist. Früher hatte man so den Eindruck, dass es gewisse Bevölkerungsgruppen gab, die durch das Volksfest überhaupt nicht angesprochen wurden. Z.B. die Honoratioren der
Stadt. Es war eher ein Fest für Leute aus einer gewissen sozialen Schicht.
Diejenigen mit bsp. geringeren Einkommen. Das scheint sich aber mittlerweile geändert zu haben.
Kann man jetzt sagen, dass es ein Fest für das Volk ist?
Anlage I: Experteninterviews
XXXII
Es ist eher zu einem Volksfest geworben, weil es früher eben Bevölkerungsgruppen gab, die sagten: „Das spricht mich überhaupt nicht an.“ Das
hat sich jetzt geändert. Und ich glaube im letzten Herbst hat es so richtig
geboomt. Wenn man sich so die Trachtenverkäufe im Breuninger, Kaufhof, … ansieht. So präsent wie im letzten Herbst war das Volksfest, glaube ich, noch nie. Es gab diese Werbung mit den Herzen. Und es hat sich
auch im Handel niedergeschlagen, was vorher überhaupt kein Thema war.
Das ganze Trachtenthema war sehr stark.
In dem von Ihnen herausgegebenen Freizeitbarometer legen Sie dar,
dass für die Freizeitindustrie die Personengruppe „Best ager“ eine
immer wichtigere Rolle spielt. Sehen Sie das beim Volksfest auch?
Die gehören dazu. Auch um eine entsprechende Mischung bieten zu können. Nicht nur die Kinder und Jugendlichen. Dass es wirklich ein Volksfest
ist, gehören auch Senioren, sprich „best ager“, dazu. Die sind auch entsprechen kapitalkräftig. Man muss auch sehen, was die letzten Endes
machen. Sie setzten sich nicht in die gefährlichen Fahrgeschäfte, sondern
wollen mehr die Gemütlichkeit, vielleicht eher auch den Krämermarkt oder
auch das Landwirtschaftliche Hauptfest. Sie sind sicherlich nicht unwichtig, aber ich würde sagen, sie charakterisieren das Volksfest jetzt nicht.
Sie sind wahrscheinlich auch wieder stärker da, als sie es mal waren. Weil
bestimmt Einige in der Vergangenheit auch abgeschreckt waren. Jetzt
kann man aber wieder hin.
Vielleicht haben diese Bevölkerungsgruppen auch ein anderes Niveau?
Natürlich, wenn man einen nimmt, der vielleicht auch eher einer guten Küche zugeneigt ist, dann kann man den auch nicht mit einer roten Wurst
locken. Auch ist es denen in den letzten Jahren oft zu laut gewesen. Und
es ist nicht so deren Ding. Da muss man (als Veranstalter) gucken, ob
man entsprechendes Angebot hat. Aber ich denke, so um die Mittags- und
Nachmittagszeit nehmen sie das Fest gerne war, weil es dann auch ein
bisschen familiärer zugeht. Aber abends sind es dann doch eher die jüngeren Leute. Wobei es ja auch das Weinzelt gibt, was dann eher von älteren Leuten wahrgenommen wird. Es hat eine andere Atmosphäre, es ist
nicht so laut da,….
Grundsätzlich glaube ich, dass diese Generation eher auf anderen Stuttgarter Festen, wie bsp. dem Weindorf, ist. Da ist das Publikum sicher älter.
Da geht es um das Essen und das gemütliche Zusammensitzen.
Das Volksfest an sich würde ich nicht ausschließlich als Ziel für diese
Gruppen nennen, wie wohl sie natürlich dazugehören, wenn es ein Volksfest sein will.
Frage 4: Welche touristischen Bedeutungen gehen vom Cannstatter
Volksfest aus?
Es hat auf der einen Seite einen direkten Einfluss auf die Buchungen in
den Hotels. Die Hotels sind spürbar stärker gebucht in diesen Wochen.
Teilweise auch mit ausländischen Gästen. Es ist so, dass viele Unterneh-
Anlage I: Experteninterviews
XXXIII
men dann ihre Firmenkunden aus dem Ausland einladen, oder auch Mitarbeiter aus dem Inland. Die Hoteliers sagen, dass sie da gut gebucht
sind. Das wirkt sich in der Hinsicht in der Hotelerie aus und im Taxiwesen.
Das ist sicherlich ein Effekt, der positiv ist.
Das Andere ist eine Imagefrage. Es ist ja nach München das 2. größte
Fest. Auch wenn es einen anderen Charakter hat und natürlich längst
nicht so bekannt ist. Aber es ist so auf dem richtigen Weg. Man kann sehen, „Mensch, bei den Schwaben wird so richtig und kräftig gefeiert“. Viele
Menschen die dorthin gehen, sagen, dass hätten sie nie so gedacht. Das
ist dann eine Imagefrage, dass man so ein großes Volksfest feiert.
Durch Studien wird belegt, dass der Städtetourismus boomt. Kann
das Fest auch diesbezüglich Menschen locken, um bsp. länger in der
Stadt zu bleiben?
Denke ich schon. Stadttourismus ist ein boomender Markt. Da gilt natürlich
das kulturelle Angebot, das gastronomische Angebot, die Feste einer
Stadt. Alles spielt eine Rolle. Es gibt definitiv Gäste, die aus Deutschland
oder dem Ausland anlässlich des Volksfestes kommen oder die sowieso
gekommen wären und anlässlich des Volksfestes eine oder zwei Nächte
dranhängen. Amerikaner gibt es ja viele. Diese kommen bestimmt nicht
anlässlich des Volksfestes aus den USA. Die machen dann aber nochmal
einen extra Stop und bleiben eine Nacht länger. Auch bei Italienern, die
relativ häufig da sind, ist das so. Die werden wahrscheinlich verschiedene
Sachen miteinander verknüpfen. Die gehen dann noch zu Bosch,….
Das Thema Geschäftskunden habe ich schon angesprochen. Da laden
Firmen gezielt für das Volksfest ein und die Kunden kommen dann auch
anlässlich des Festes. Natürlich wird es verbunden mit irgendwelchen geschäftlichen Angelegenheiten.
Es ist definitiv so, dass die touristische Bedeutung auch eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung hat.
Frage 5: Welche wirtschaftliche Bedeutung geht vom Cannstatter
Volksfest aus?
Natürlich einmal die direkten Effekte. Da sind die Geschäfte, die die
Schausteller und die Bierzeltbetreiber vor Ort machen. Das sind ja die
primären Geschäfte.
Dann gibt es eine ganze Menge anderer wirtschaftlicher Effekte. Die Hotels, die Taxis, die im touristischen Bereich tätig sind. Eine wirtschaftliche
Bedeutung in dem Sinne, dass die Stadt oder die Region, abgesehen von
den touristischen Dingen, damit viel Geld verdient, würde ich weniger sagen. Es ist stark auf das Thema Tourismus und Image fokussiert. Wenn
jetzt die wirtschaftlichen Beziehungen von Unternehmen verbessert werden, weil die ihre Geschäftspartner auf den Wasen eingeladen haben, ist
das schwer zu bemessen. In einer Stadt, die soviele große Firmen hat und
die ein so starker Wirtschaftsstandort ist, würde ich die reine wirtschaftliche Bedeutung vom Volksfest nicht so hoch heben. Im touristischen Bereich sicherlich. Es ist aber mehr eine Imagesache. Die Unternehmen sind
Anlage I: Experteninterviews
XXXIV
froh, wenn sie sich auch mal von einer anderen Seite zeigen können,
sprich als Gastgeber präsentieren können. Es ist somit eine Imagefrage,
die auf die Wirtschaft abstrahlt. Aber das man sagen, dass die Umsätze
oder die Gewinn der Unternehmen dadurch merklich gesteigert werden
oder aber dass sich dadurch hier völlig neue Firmen etablieren, das wäre
sicher zu hoch gegriffen.
Es wird schon viel Geld mit dem Volksfest umgesetzt, ein paar Millionen
Euro. Für die Bierzeltbetreiber, die hier ansässig sind, ist es natürlich
schon von Bedeutung.
Welche Auswirkungen hat es für die Einzelhändler in der Innenstadt?
Es schwer zu sagen. Ich denke, dass es dieses Jahr so stark war, wie
noch nie. Es war ein Trend und es war schick aufs Volksfest zu gehen und
eine Tracht zu tragen. Die Kaufhäuser und die Trachtenmoden haben davon profitiert. Ich glaube, da war ein unmittelbarer Effekt da. Ansonsten
glaube ich schon, dass wenn es Gäste gibt, die aus dem Ausland kommen
und dann hier eine Nacht verbringen, dass die vielleicht auch mal einkaufen gehen. Das spielt schon eine gewisse Rolle. Aber es ist nicht so nachhaltig wie z.B. bei dem Oktoberfest in München. Die Internationalität ist
auch noch nicht so groß. Ich glaube, da ist es nochmal eine andere Dimension. Es gibt sicherlich positive Effekte. Man wird schauen müssen,
wie sich das in Zukunft entwickelt. Es ist ja auch so, dass Städtetouristen
besonders viel im Handel liegen lassen. Da gibt es ja Statistiken, wie viel
die im Einzelhandel liegen lassen. Da wird sicherlich auch einiges hier in
der Stadt liegen geblieben sein. Gleichzeitig muss man auch sagen, dass
solche Feste für den Einzelhandel und für die Kaufhäuser manchmal auch
nicht so gut sind. Dann sind die Leute halt im Bierzelt und können nicht
einkaufen gehen. Es ist nicht immer positiv. Es ist ja jetzt kein Fest wie
Weihnachten, wo das Kaufen dazugehört. Insofern kann das auch zwiespältig sein.
Meinen Sie, dass das Volksfest mehr in die Innenstadt integriert bzw.
dort präsenter sein muss, bsp. durch Dekorationen in den Schaufenstern,…?
Das ist sicherlich ein Thema, dem sich auch die CIS, City Initiative Stuttgart, stärker annehmen wird. Es ist halt die Frage, ob dass ein wirklich
stabiler Trend ist. Es scheint aber in die richtige Richtung zu gehen. Das
Volksfest, das in meinen Augen den letzten Jahren ziemlich abgewirtschaftet war, ist auf einem guten Weg und es ist wieder ein Stadtthema
geworden. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Thema noch stärker
ausgebaut wird und auch stärker ins Stadtmarketing einbezogen wird,
bsp. durch den werblichen Auftritt der Händler. Wobei man da noch
schauen muss, wie man bsp.das Trachtenthema noch stärker ausbauen
kann. Wenn die jungen Leute das schick finden, dann ist das auch eine
tolle Sache. Es ist nur nicht etwas wirklich Gewachsenes. Aber wenn die
Leute dafür Geld in die Hand nehmen, dann ist es echt ok.
Frage 6: Welche Rolle spielt die Volksfestwerbung für die Stadt
Stuttgart?
Anlage I: Experteninterviews
XXXV
Es ist das größte und wichtigste Fest für die Stadt. Es hat so eine Ankerfunktion. Man zeigt halt auch, dass alle, alt und jung, reich und arm, kommen können. Ich denke, es hat eine positive Wirkung, weil eben auch das
Volksfest positiver wahrgenommen wird als früher. Und somit wird auch
die Werbung positiver wahrgenommen.
Es spricht ein gewisser Stolz daraus und ich denke es trägt durchaus zur
Identitätsstiftung der Stadt bei. Wie ja auch in Stuttgart generell so ein
Mentalitätswandel festzustellen ist und man auch von Außen anders
wahrgenommen wird, als dies früher der Fall war. Früher eher als behäbig
und provinziell. Das ganze Selbstwertgefühl der Stuttgarter hat sich in den
letzten 10 Jahren, glaube ich schon, verändert. Das zeigt sich auch dadurch, dass man auf so ein Fest durchaus mal stolz ist, und dass es nicht
nur ein Abklatsch des Oktoberfestes ist. Insofern ist es positiv.
Wird auch ein Bezug zu Stuttgart hergestellt, obwohl es Cannstatter
und nicht Stuttgarter, Volksfest heißt?
Ich denke schon, dass wenn man vom Cannstatter Volksfest redet, dass
jeder weiß, dass es in Stuttgart stattfindet. Es ist nochmal anders identitätsstiftend für die Cannstatter. Die ja auch noch in Stuttgart eine besondere Rolle haben. Sie legen großen Wert darauf, dass sie Cannstatter und
nicht Stuttgarter sind. Die restlichen Stuttgarter stören sich, glaube ich,
nicht daran, dass es Cannstatter Volksfest heißt. Es ist ja auch da verwurzelt. Es gab auch schon mal die Idee, daraus ein Stuttgarter Volksfest zu
machen. Damit man es leichter bewerben kann, überregional und international. Man kann ja trotzdem das Fest bewerben im Ausland. Es hat halt
nicht den Namen. Aber allein aus Stadtmarketinggesichtspunkten den
Namen zu verändern, würde ich auch nicht für richtig halten. Es ist traditionell gewachsen.
Frage 7: Welche Rolle spielt das Cannstatter Volksfest für das Image
der Stadt Stuttgart? Gibt es ein „stuttgartspezifisches“ Image?
Da wird ja auch viel darüber gesprochen und geschrieben. In der Stuttgarter Zeitung gibt es auch eine Kolumne über Spottlieder über die Stadt und
über das Image der Leute. Ich glaube, dass sich das Image der Stadt in
den letzten 10 Jahren positiv verändert hat. Früher halt provinziell, verschlafen, ein bisschen bieder. Schon professionell, im Sinne, dass man da
gut arbeiten kann und auch dass es schön ist, sprich schön gelegen ist.
Es war halt nicht sonderlich international und weltoffen. Das hat sich jetzt
schon geändert. Durch die unterschiedlichsten Einflüsse: es sieht einfach
auch besser aus, das Museum am Schlossplatz beispielsweise. Das sind
so Leuchtpunkte, die die Leute anlocken.
Und dann glaube ich, dass einfach sehr viel über die jungen Leute läuft,
die die Stadt sehr viel unverkrampfter wahrnehmen als die älteren Bewohner. Z.B. solche Sachen, dass vor 10 – 15 Jahren hier sehr viel auf dem
Musiksektor stattgefunden hat. Bsp. mit den Fantastischen Vier. Da ist
Stuttgart bei den Jungen einfach in ein anderes Umfeld geraten. Das hat,
denke ich, schon ziemlich zum Wechsel beigetragen. Vor allem durch die
jungen, kreativen Leute. Es hat nicht mehr so den verschlafenen Eindruck.
Anlage I: Experteninterviews
XXXVI
Auf der anderen Seite, ist die internationale Bedeutung gewachsen. Das
Image ist da auf einem ganz guten Wege. Es wird mehr eine moderne,
auch mehr eine dienstleistungsorientierte Stadt, die schön ist und die nach
vorne geht. Die immer noch diese wirtschaftliche Potenz hat, die immer
noch ein bisschen liberal-konservativ ist, aber durchaus ihre Freiräume
hat. Es wird nie vergleichbar sein mit einer Stadt wie Berlin oder auch
München. Da sind einfach auch die Größenverhältnisse andere.
Und fast parallel ist auch das Image des Volksfestes besser geworben. Es
gab diese starken Probleme mit Alkoholmissbrauch und Gewalt. Die gibt
es immer noch, aber sie werden nicht mehr so wahrgenommen. Das hat
eben ein gewisses Klientel angezogen, und eben andere dann abgeschreckt. Das ist dann schlecht für das Image des ganzen Festes.
Das Image der Stadt und des Volksfestes haben einen Aufschwung erfahren. Ich sage nicht, dass das Image des Volksfestes das Image der Stadt
zum Positiven beeinflusst hat, aber es ist so eine Parallelentwicklung.
Es gibt vier/ fünf Feste in Stuttgart, die hier fest im Kalender verankert
sind: aktuell der Weihnachtsmarkt, das Volksfest im Herbst, das Stadtfest
im Sommer und das Weindorf und vielleicht auch noch der Fischmarkt.
Das Volksfest bedient halt eine ganz bestimmte Ecke. So das Laute, das
Quirlige, das Lebendige, das Traditionelle. Insofern ist es auch ein Kontrapunkt zu beispielsweise dem eher betulicheren Weindorf. Es rundet das
Ganze gut ab. Das Weindorf spricht eher die die Älteren an, das Stadtfest
ist mondäner, teurer,… Insofern ist es ein schöner Baustein, der auch zum
Image beiträgt.
Es ist einfach auch das größte, mit seinen 4 bis 5 Millionen Besuchern.
Der Weihnachtsmarkt hat auch ein paar Millionen. Es ist natürlich das
Fest, das die allermeisten Gäste anzieht, wobei der überwiegende Teil
aus der Region kommt. Es ist eher noch ein regionales Fest. Es gibt ja
Bestrebungen, dass man ein bisschen auch Richtung München kommt,
aber es ist sicher noch ein regionales Fest.
Siehe auch die Antworten zu Frage 3, 4 und 6 bzgl. Image.
Frage 8: Welche gesellschaftliche/ soziale Bedeutung hat das Cannstatter Volksfest für Bürger und Besucher?
Es ist ja schon ein bisschen angesprochen worden. Es ist zunächst ein
sehr traditionelles Fest und man freut sich auch, dass man da ein sehr
großes Fest hat, bei dem so viele Besucher kommen. Es ist sicher eine
Sache, die identitätsstiftend ist und auch einen gewissen Stolz aufkommen lässt. Natürlich auch die ganzen Vereine, Fördervereine,…, die sind
natürlich ganz eng damit verbunden. Es ist sehr stark verwurzelt das
Thema, auch verbunden mit dem Landwirtschaftlichen Hauptfest. Ich denke schon, dass es eine wesentliche Identifikation der Bürger aus Stuttgart,
aber auch der Region stiften kann. Es ist hier weit und breit das größte
Fest und so denke ich auch, dass es eine große Bedeutung für die Bürger
hat. Auch verbunden mit Stolz. Es gehört bei uns dazu, und ich denke
auch, dass das immer mehr zunimmt. Dann ist man halt auch Stolz, wenn
Anlage I: Experteninterviews
XXXVII
man Gäste, Verwandte und Bekannte hat, und man sagt zu ihnen:
„Komm, wir gehen mal dorthin und schauen uns das an.“ Aber auch einfach so, bei der Arbeit, wenn die Belegschaft zusammen auf das Volksfest
geht oder die Firma die Mitarbeiter oder Geschäftspartner einlädt. Da lernt
man sich auch auf eine andere Art kennen und es hat somit eine soziale
Bedeutung. Es ist ja auch alles auf einer Ebene, nicht so wie in München,
da sitzt halt jeder neben jedem. Insofern hat es dann schon eine gewisse
gesellschaftliche Bedeutung.
Siehe auch die Antworten zu Frage 6, 9 und 11.
Frage 9: Leistet das Cannstatter Volksfest einen Beitrag zur Beziehung/ zum Verhältnis zwischen Stadt und Bürger? Wenn ja, welchen?
Ich denke schon, dass es einen gewissen Gemeinsinn produzieren kann.
Und das ehrenamtliche Engagement der Bürger bei diesem Fest durch die
Vereine ist schon gewaltig. Wer würde so etwas schon machen, den Umzug vorbereiten,…. So eine starke Identifikation muss man erstmal schaffen. Von daher halte ich das für sehr positiv. Dass die Stadt so etwas fördern möchte, ist auch klar. Es soll ja nicht nur für die ausländischen Gäste, sondern auch für die Bürger sein. Natürlich tut sie das auch, sie hat ja
auch ein finanzielles Interesse an dem Fest. Dass die Bürger halt auch
einen Platz haben, um gemeinsam zu feiern, zu singen, zu sprechen. Das
ist ja sicherlich auch gewollt. Wie ja auch generell solche Stadtfeste dazu
da sind, dass die Bürgerschaft sich untereinander austauschen kann.
Siehe auch Antwort zu Frage 8.
Frage 11: Was hebt das Cannstatter Volksfest von anderen Stuttgarter Veranstaltungen/ Kulturangeboten ab?
Erstmal die Tradition, die Größe und der besondere Charakter. Bei den
anderen Festen geht es immer nur um Essen und Trinken. Das Volksfest
hat halt noch den Rummel. Das hat was Lautes, was Wildes und auch
was für Kinder natürlich. Diese werden auf anderen Stadtfesten nicht so
unmittelbar angesprochen. Es ist dann etwas für die ganze Familie. Es ist
ein sehr spezielles Angebot, dass es da gibt. Und deswegen setzt es
schon einen ziemlichen Kontrapunkt. Es hat ja auch ein bisschen einen
Charakter wie Fasching, aber in unserer Region ist der ja nicht so ausgeprägt. Da ist das, glaube ich, auch so ein bisschen ein Ventil. Da darf man
auch mal laut sein, auch laut singen und einen Rausch haben. Man geht
da in einer ganz anderen Rolle hin.
Siehe auch teilweise Antwort zu Frage 7 bzgl. der Stuttgarter Feste.
Frage 10: Welche negativen Effekte bzw. Belastungen bringt das
Cannstatter Volksfest mit sich? (Hinweis: Frage wurde in einer anderen
Reihenfolge gestellt)
Ja klar. Das Thema Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen ist schon ein
Thema. Auch das Thema Gewalt. Es ist natürlich auch so, dass es bei so
vielen Menschen, die in unterschiedlichen Stimmungen sind und auch oft
Anlage I: Experteninterviews
XXXVIII
in Gruppen dahin gehen und ein gewisses Aggressionspotenzial haben,
dann halt auch mal kracht. Das lässt sich bei so vielen Besuchern, glaube
ich, auch nicht vermeiden. Ich habe auch mit Engländern zu tun und die
sagen: „Würde es so ein Fest in England geben, wäre das Thema Gewalt
noch einmal ein viel größeres Thema.“ Stuttgart ist ja eigentlich auch eine
friedliche Stadt. Man muss halt versuchen, dass zu kontrollieren, so dass
diese Sache das Fest nicht beherrscht und dass der positive Aspekt des
Festes erhalten bleibt. Damit Familien oder auch das Bürgertum nicht
gleich wieder abgeschreckt werden.
Sonst fällt mir halt noch die Ruhestörung ein. Es ist natürlich ein sehr lautes Fest. Abends wird die Musik nochmal lauter gedreht. Die Anwohner
werden natürlich sagen, dass die Besucher überall hin urinieren.
Frage 12: Sollte dem Volksfest von Seiten der öffentlichen Hand
(Stadtverwaltung, Politik,…) eine größere bzw. kleinere Bedeutung
zugemessen werden? Wie nehmen Sie das wahr?
Dem wird natürlich eine große Bedeutung zugemessen. Die Minister,
Stadträte, der Bürgermeister ,… gehen ja auch mal auf das Volksfest. Man
versucht schon, dem eine gewisse Bedeutung zu zumessen. Es ist ja
auch das Fest unserer Stadt, teilweise auch unseres Landes. Politiker wollen sich natürlich auch mal dem Volk zeigen und da ist ein solches Volksfest auch nicht so schlecht.
Frage 13: Welche Chancen und Gefahren sehen Sie für das Cannstatter Volksfest?
Eine Gefahr sehe ich darin, dass das Fest wieder eine Entwicklung zurück
nimmt. Man muss auch sehen, dass es ein teures Fest ist, gerade für Familien. Man muss also auch immer darauf achten, dass es für die Familien
bezahlbar bleibt. Es gibt ja immer die Festwirte, die sehr zufrieden sind
und Schausteller die so naja zufrieden sind. Da gibt es natürlich die Entwicklung, dass es die Schausteller in Zukunft schwerer haben werden. Die
Festwirte werden es immer leichter haben. Es ist ja auf allen Festen der
Trend zum Essen und Trinken da. Da muss man erstens aufpassen, wenn
man das Volksfest so weiter erhalten will, dass da das Segment stimmt
und dass es halt auch für die Familien bezahlbar bleibt. Man muss auch
das Thema Sicherheit wahrnehmen, was wir vorher angesprochen haben.
Man muss schauen, dass es für alle erschwinglich bleibt, es ist ja auch
kein abgehobenes Fest, sondern ein Fest für das Volk. Die Bevölkerung
sollten sich das dann auch leisten können.
Siehe auch Antwort zu Frage 15 bzgl. Finanzkrise.
Muss man auch etwas dahingehend verändern, dass bsp. Vereine,
der Einzelhandel,… stärker mit einbezogen werden?
Zusätzliche Kooperationen sind also immer sinnvoll. Man hat ja jetzt gesehen, dass der Einzelhandel darauf reagiert hat. Auch spielen die Medien
eine große Rolle. Das Fest wurde, glaube ich, dieses Jahr auch ganz anderes in den Medien dargestellt. Letzten Endes ist es in jedermanns Interesse, dass sich einem so starken und etablierten Fest, das es auch schon
Anlage I: Experteninterviews
XXXIX
so lange gibt und das auch erfolgreich bleiben wird, die unterschiedlichsten Gruppen annehmen und schauen, wie kann man das am Besten gemeinsam vorantreiben. Insofern, das Einbinden von Unternehmen, von
Vereinen, von der CIS,… halte ich für absolut sinnvoll. Ich denke auch,
dass man da auf einem richtigen Weg ist. Mittlerweile, wenn man so alle
Beteiligten des Volksfestes hört, sind eigentlich alle zufrieden. Und das ist
schon selten, denn die Schausteller sind eigentlich eine sehr kritikfähige
Gruppe. Dass die zufrieden sind und sagen, dass gutes Marketing betrieben wird, ist schon toll. Man muss da einfach auch schauen, dass alle an
einem Strang ziehen und das scheint derzeit auch der Fall zu sein.
Frage 14: Wie muss das Cannstatter Volksfest gestaltet werden, damit positive Bedeutungen verstärkt bzw. ausgebaut werden und negative Bedeutungen beseitigt werden?
Man sollte sicherlich schauen, dass man das Thema Internationalität weiter vorantreibt. Einfach auch, weil es für das Image und wirtschaftlich gut
ist, weil es Übernachtungsgäste anzieht.
Man sollte auch die eigene Tradition bewahren und nicht einfach das Oktoberfest kopieren. Jedenfalls, das Fest wird angenommen und andere
Rummelplätze wären froh, sie hätten so etwas überhaupt. Wir können uns
also glücklich schätzen, dass es so ist, wie es ist.
Sicherlich muss man das Konzept immer wieder behutsam der Zeit anpassen. Es ist ja auch so, dass man wieder ein bisschen in die traditionellere Bahn kommt, d.h. die Musik leiser macht, auch wieder mehr volkstümliche Musik spielt, spezielle Zelte hat,…. Das sind solche kleinen Stellschrauben, an denen man drehen kann. Auch sind die Zelte schöner geworden. Die Oktoberfestzelte sind immer richtig prächtig geschmückt. In
Stuttgart waren es immer karge Dinge. Da wird gerade auch ziemlich investiert. Das ist auch eine positive Entwicklung.
Frage 15: Gibt es aus Ihrer Sicht noch Punkte, die bisher unberücksichtigt blieben und die Sie ergänzen möchten?
Auswirkungen kann auch die Finanzkrise haben, wobei ich glaube, dass
auch in schlechten Zeiten gefeiert wird. Ich denke nicht, dass so etwas
konjunkturell abhängig ist. Im Zweifelsfall sparen sich die Leute auch davor etwas ab und nutzen das Fest um ein bisschen aus dem Alltag herauszukommen. Dazu ist das Fest ja auch mal da. Das muss man auch
mal können, den Alltag hinter sich lassen. Wer steht sonst mal auf den
Bierbänken und singt Lieder, das macht man sonst im restlichen Jahr
nicht. Eventuell verzichten die Leute dann auf das eine oder andere Fahrgeschäft, aber ins Bierzelt sitzen sie immer gerne und trinken ein Maß.
Man muss auch sehen, dass das Fest, insbesondere die Festzelte, auch
nicht jedermanns Sache sind. Gerade introvertierte Menschen oder welche, die evtl. höhere Ansprüche an musikalische Unterhaltung haben, gehen da eher nicht hin.
Vielen Dank!
Anlage I: Experteninterviews
XL
Anlage I.6: Interview mit Herrn Pfeifer
Interviewpartner:
Herr Pfeifer,
Citymanager Stuttgart, City-Initiative Stuttgart e.V. (CIS)
Datum/ Ort:
12.12.2008 10.00 Uhr, Geschäftsstelle CIS,
Königstraße 1b
Hinweise:
Das Gesprächsprotokoll ist ein Wortprotokoll,
das heißt, der Interviewer übernimmt keine
Verantwortung für Stil, Sprache und Satzbau.
Nachträgliche Hinweise und Ergänzungen vom
Interviewer sind kursiv gedruckt.
Frage 1: Inwiefern kommen Sie durch Ihre berufliche Tätigkeit mit
dem Cannstatter Volksfest in Verbindung?
Am meisten komme ich dadurch in Berührung, dass ich jede Menge Einladungen zu VIP-Stammtischen und in die Logen bekomme. Ich bin sicher
jedes Jahr zwischen 5 bis 8-mal auf dem Volksfest. Das ist für mich von
daher wichtig, da ich vom Networking lebe, d.h. vom Kontakt mit Leuten.
Zweifelsohne lässt sich in ungezwungener Atmosphäre mal leichter reden.
Man sieht dann halt die Leute aus der Stuttgarter Szene, die man sonst
selten sieht. Außer bei den Neujahrsempfängen, ansonsten ist das für
mich im Herbst ein wesentlicher Treffpunkt.
Dann so ein bisschen, da kommen wir ja nachher noch darauf, spielt sich
das Thema im Handel ab. Da sind wir im Vorfeld auch eine bisschen mitbeteiligt. Aber sonst konkret mit irgendwelchen Aktivitäten wie bsp. mit
Planen, ist das bei uns nicht der Fall. Das macht ja alles die in.Stuttgart.
Ich sage mal, wir sind so angenehme Trittbrettfahrer.
Frage 2: Für welche Aufgabenbereiche des Stadtmarketings hat das
Cannstatter Volksfest Ihrer Meinung nach Bedeutung?
Was ganz wichtig ist, ist einfach das Thema Image für Stuttgart. Über das
Volksfest hat man natürlich auch entsprechende Presse. Das größte
Schaustellerfest in Deutschland, das zweit größte Bierfest nach München.
Ich finde es immer blöd, wenn wir uns mit München vergleichen. Das ist
etwas ganz anderes. Wir schauen aber immer, wer ist denn noch größer.
Aber das Volksfest hat ja einen ganz anderen Charakter. Von daher, das
Thema Image, Bekanntheit und Schlagzeilen für Stuttgart, das ist für die
Stadt ganz gut. Weil dann halt auch viele speziell dazu kommen, ich mein
die 4 Mio. Besucher sind ja alle Multiplikatoren und somit auch gute Werbung für Stuttgart. Somit ist das schon ein wichtiger Punkt geworden. Wir
kommen ja später auch noch darauf: die Imageaufwertung der Bierzelte,
das tut natürlich schon gut.
Kann man dann sagen, es profitiert die ganze Stadt vom Volksfest?
Das kann man schon sagen, wobei diejenigen die zum Volksfest gehen
auf das Volksfest gehen. Die kommen nicht in der großen Masse noch in
Anlage I: Experteninterviews
XLI
die Stadt. Vielleicht sind es ein paar Vereinzelte, die noch in die Stadt
kommen.
Es ist gut für den Standort, für die Gesamtdestination Stuttgart, damit man
einen Grund hat, um nach Stuttgart zu kommen. Es ist mehr eine mittelbare Wirkung, die lässt sich wirtschaftlich, also von den Besuchern her,
glaube ich, kaum darstellen. Bisschen anderes ist es vielleicht für den
Stuttgarter, der sich dem Thema Trachten angenommen hat. Da hat sich
auch im Handel ein bisschen was getan. Aber sonst ist es einfach ein guter Event, der über lange Zeit läuft.
Frage 3: Welche Personengruppen werden durch das Cannstatter
Volksfest sehr bzw. kaum angesprochen? Hat es wirklich für das
ganze Volk Bedeutung?
Inzwischen glaube ich ja. Ich beobachte das jetzt seit acht Jahren sehr
intensiv. Davor natürlich auch – ich bin Stuttgarter. Da hat sich bisschen
eine Imageveränderung ergeben. Bis vor 5 Jahren war es nicht mehr „in“,
dass ich mit Firmen, mit Geschäftskunden aufs Volksfest gegangen bin.
Das hat sich in den letzten 2 Jahren deutlich verändert. Es hat einen anderen Anspruch bekommen. Es ist nicht mehr das auf unterster Ebene
orientierte Sauffest, wo manche halt auch sagen, da geht man nicht mehr
hin. Das hat sich schon verändert. Der Versuch, den in.Stuttgart auch gut
gemacht hat, das Fest und den Personenkreis wieder etwas zu heben.
Gerade so die VIP-Logen und dass das Fernsehen wieder stärker einsteigt in seiner täglichen Berichterstattung. Das hat das Fest wieder zu
einer großen Breite gebracht. Inzwischen würde ich sagen, das Volksfest
ist wieder interessant geworden. Natürlich gibt es das Klientel, das sagt,
„mir ist das zu laut, zu viel Trubel“. Das hat man bei allen Geschichten.
Aber ich würde sagen, das Fest ist für alle Bevölkerungskreise interessant
geworden. Das hat sich ganz klar positiv verändert.
Spricht es Jung und Alt an?
Jung bis alt werden ganz klar angesprochen. Problem heute, das höre ich
immer wieder, ist, dass es den Älteren zu laut ist. Man muss bisschen unterscheiden: Wer nutzt die Fahrgeschäfte? Das sind mehr die Kinder und
Jugendlichen. Wer geht in die Bierzelte? Da gehen dann wirklich alle anderen Bevölkerungsschichten hin. Ich würde als normaler Gast auch nicht
ins normale Bierzelt sitzen. Das ist mir zu viel Trubel und zu laut. Das ist in
den Logen anders, da ist anderes Publikum drin. Bisschen die gut Situierten und Älteren. Da ist es nicht so laut. Das macht dann schon Spaß. Und
das hat dann, denke ich, schon dazu geführt, dass sich inzwischen eine
große Breite wieder angesprochen fühlt.
In den Logen hat man auch eine andere Zielrichtung.
Richtig. Da will man dann mehr reden. Man möchte auch zu denen gehören, die dahin eigeladen werden.
Frage 4: Welche touristischen Bedeutungen gehen vom Cannstatter
Volksfest aus?
Anlage I: Experteninterviews
XLII
Ich denke, man merkt schon, dass mehr Touristen kommen. Das merkt
man vor allem am Volksfest unten. Ich sehe die Wechselwirkung Volksfestgäste, die nach Stuttgart kommen (in die Innenstadt) nicht so. Natürlich gibt es das. Aber es ist, glaube ich, keine Größenordnung, die sich im
normalen Stadtbild bemerkbar macht. Ich denke, es gibt auch eine bestimmte Belegungsgruppe in den Hotels. Leute, die da herkommen. Das
versucht ja die Stuttgart Marketing GmbH sehr stark über die Werbung
hinzubekommen. Leute, die sagen, wir übernachten ein-, zweimal in Stuttgart. Aber ich kann im Moment nicht erkennen, dass man sagt, da haben
wir einen zusätzlichen Übernachtungspool. Das weiß aber Stuttgart Marketing besser. Ich kann jetzt nicht sagen, dass sich das Publikum in Stuttgart während der Volksfestzeit deutlich aus Volksfestgästen rekrutiert. Das
glaub ich auch nicht. Aber es spielt irgendwo eine Rolle. Welche Größenordnung das ist, weiß ich schlichtweg nicht. Ich merke es nicht von meinem Tagesbeobachtungsbereich aus. Beim Weihnachtsmarkt ist das zum
Beispiel anders. Also, beim Weihnachtsmarkt merken wir in der gesamten
Stadt, dass viele Schweizer, aber auch Italiener da sind. Das merkt man
einfach. Da sind andere Sprachen da. Das ist so der Unterschied. Da ist
der Weihnachtsmarkt etwas anderes, weil er natürlich auch in der Stadt
stattfindet. Aber da merk ich es. Beim Volksfest merk ich nicht, dass andere Sprachen da sind.
Merkt es der Einzelhandel, dass bsp. beim Weihnachtsmarkt mehr
verkauft wird?
Ja. Für die Schweizer, früher mehr noch als heute, als der Franken richtig
hoch stand, da war Stuttgart für die ein ganz interessantes Einkaufspflaster. Wir haben ja mehrere Hundert Busse aus der Schweiz. Die laufen
dann zwei Stunden über den Weihnachtsmarkt und kaufen dann aber
wirklich hochwertig ein. Also Lederwaren, Schmuck, hochwertige Lebensmittel,…. Das merkt man ganz eindeutig. Da ist der Handel immer
ganz happy, wenn der Weihnachtsmarkt ist. Das kann ich beim Volksfest
so nicht erkennen. Das ist wirklich ein Unterschied. So bewerte ich das.
Vielleicht ist das in München auch anderes?
Ja, da ist das Fest noch mehr in der Stadt drin. Da merkt man - und da
sind wir auch so langsam dabei - dass die einen oder anderen Geschäfte
in der Dekoration sich mehr auf das Volksfest beziehen. Das entwickelt
sich gerade ein bisschen in Stuttgart. Das kann auch noch mehr werden.
Aber im Moment sind es noch ein bisschen so Einzelpunkte, an denen
man merkt, es spielt eine Rolle.
Frage 5: Welche wirtschaftliche Bedeutung geht vom Cannstatter
Volksfest aus?
Es hat schon eine wirtschaftliche Bedeutung. Ich weiß jetzt nicht, welche
Umsätze dort unten gemacht werden. Es sind zwei Dinge. Zum Einen versuchen wir natürlich, wenn das Volksfest ist, dass wir dann parallel keine
großen Veranstaltungen in der Stadt machen. Das heißt dem Volksfest
keine Konkurrenz machen, auch nicht mit unseren eigenen City-Light Veranstaltungen. Die machen wir während der Volksfestzeit nicht. Zum Zwei-
Anlage I: Experteninterviews
XLIII
ten höre ich ab und zu, dass die in der Gastronomie das schon merken,
dass jetzt Viele im konsumtiven, gastronomischen Bereich unten beim
Volksfest sind. Das sind sicherlich nicht die großen Umsatzbringer in der
Stadt selber. Das verteilt sich einfach ein bisschen. Weil, ich gebe mein
Geld einmal auf dem Volksfest aus und dann nicht ein zweites Mal in der
Stadt. Aber insgesamt bringt das natürlich eine Fülle mittelbarer Aktivitäten. Ich sage mal vom Elektriker, Bäcker, Zuliefererindustrie oder im
Handwerk. Das merkt man bestimmt. Auch ich die mittlere Hotelerie merkt
das. Es spielt schon eine wirtschaftliche Bedeutung. Aber im Gesamtgebilde ist es ein kleiner Mosaikstein. Das muss man einfach auch mal sehen. Es ist einfach ein großer Meltingpot, in dem das Volksfest ein kleiner
Teil ist. Ein kleiner Teil, aber ich denke in manchen Branchen wird man
das schon deutlich merken. Ich denke, für die ganzen Beschicker, die aus
der Region und aus Stuttgart kommen, ist das ein ganz großer Umsatzbringer. Die sagen, einen großen Teil meines Jahresumsatzes muss ich
dort machen, sonst haben sie ja keine Alternativen. Auch für die Brauereien, für die Festwirte ist es was Wichtiges. Da ist es sicher ein großer Wirtschaftskreis. Jetzt für die Gesamtstadt ist es sicherlich ein kleines Stück in
der Torte.
Siehe auch die Antworten zu Frage 4 bzgl. des Einzelhandels
Ich möchte nochmal auf die Trachtenverkäufe eingehen. Wie kam das
an?
Es war ja so, dass Grandl (Festwirt) seit einigen Jahren und in.Stuttgart
seit diesem Jahr mit der neuen Tracht sagen: „Ok, wir wollen da einen
neuen Stil hineinbringen.“ Davor war es im Grunde so, dass man bei uns
in der City irgendwelche Landmoden oder Trachtengeschichten kaum bekommen hat. Es gab ein bisschen was, das Angebot war aber sehr dünn.
Das hat sich verändert. Es hat ein bisschen gedauert, bis der Textilhandel
gemerkt hat, das ist wirklich ein Markt. Breuninger hat dieses Jahr erstmals für das Volksfest eine Trachtenabteilung aufgemacht. Galeria Kaufhof hat eine Trachtenabteilung gemacht. Und das ist richtig gut gelaufen
und ich bin überzeugt, da werden noch mehr darauf einsteigen, da man
jetzt auch die Volksfesttracht kreiert hat. Das ist wirklich eine Veränderung. Dass man den Markt sieht, da entwickelt sich was, da kann ich wirklich Geld verdienen. Das ist das erste Mal, dass man auch merkt, die (die
Innenstadthändler) identifizieren sich mit dem, was gerade da ist und stellen sich auch im Sortiment darauf ein. Das ist in den Gesamtwaren natürlich auch ein ganz kleiner Baustein, aber man merkt es auf einmal. Für
mich war erstaunlich, dass wirklich auch ganz viele junge Leute, die sich
auch in diese Richtung kleiden, unterwegs sind. Da gewinnt die gesamte
Thematik an „Drive“ und da wird sich der Handel nächstes Jahr auch darauf einstellen. Das ist wirklich eine Veränderung, die es in den letzten
zwei, drei Jahren gegeben hat.
Es wurden sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Das lief unwahrscheinlich. Ich habe den Geschäftsführer vom Kaufhof gefragt:“Wie lief denn das
eigentlich?“ Er sagte: „Wir hatten schon ganz gute Erwartungen, aber die
Anlage I: Experteninterviews
XLIV
sind sowas von übertroffen worden, das war ein richtiger Umsatzbringer.“
Und Breuninger sagt auch, dass sie sehr zufrieden damit waren.
Kann man über diese Schiene das Volksfest und die Innenstadt besser verbinden?
Das ist so das Thema. Wir treffen uns regelmäßig mit den Handelstreibenden (1/3 der Mitglieder der CIS sind aus dem Handel). Vor Jahren haben wir uns schon gefragt, was wir tun können, um das (das Volksfest in
der Innenstadt) ein bisschen klarer zu machen. In.Stuttgart hat gesagt, sie
bieten alle möglichen Merchandisingprodukte, Plakate,… an, um die
Schaufenster zu dekorieren. Das war fürchterlich mühsam. Von Argumenten wie „das lohnt sich für uns überhaupt nicht“ und „überhaupt,…“. So
örtliche Spezifika reinzubringen, ist ja heute bei den Filialisten sehr
schwierig. Das hat sich verändert. Die haben inzwischen gemerkt, dass
während der Volksfestzeit bei den Kunden eine gewisse Sensibilität für
das Thema da ist. Da steigen sie (der Handel) so langsam darauf ein. Und
meine Vorstellung ist schon die, dass man während der Volksfestzeit in
allen möglichen Schaufenstern, … in der Stadt merkt, „Mensch, es ist ja
Volksfestzeit“. Das ist sowieso ein Punkt, bei dem wir versuchen - auch
bei der CMT oder ähnlichen großen Veranstaltungen am Rand der Stadt,
wo viele Menschen sind - dass das in der Stadt auch erlebbar sein muss.
Dass da gerade etwas Besonderes ist. Und das bessert sich. Das muss
man klar sagen.
Frage 6: Welche Rolle spielt die Volksfestwerbung für die Stadt
Stuttgart? Auch weil es ja Cannstatter, und nicht Stuttgarter Volksfest heißt?
Das ist halt der Traditionsname. Aber jeder der ein bisschen Ahnung hat,
weiß, wie die Verteilung ist. Ich denke, man hat ja mehr Geld für die Werbung ausgegeben. Und jede Werbung, die man für ein Fest macht, ist ja
auch eine Werbung für die Stadt selbst. Und das ist schon eine tolle Botschaft. Und jede Botschaft die positiv von Stuttgart ausgeht, tut der Stadt
insgesamt gut. Wenn ich jetzt Werbung für das Volksfest sehe, kommt die
Destination Stuttgart wieder mehr in das Bewusstsein. Ob ich dann zum
Volksfest komme oder drei Wochen später sage, „Ich will in irgendeiner
Stadt ein besonderes Einkauferlebnis haben. Da war doch Stuttgart.“ Und
dann nach Stuttgart fahre. Auslöser muss gar nicht das Volksfest sein,
aber es ist einfach ein Reminder dafür, dass Stuttgart doch ein Thema ist.
In der Werbung ist ja immer der Teil spannend: die Leute, die zwischen
Stuttgart und München wohnen und sagen, sie fahren jetzt irgendwo hin.
Dann ist ja der entscheidende Punkt, fahren sie gen Stuttgart oder gen
München. Oder auch bei anderen Regionen bsp. Stuttgart – Mannheim.
Ich will jetzt ein Großstadterlebnis haben, wo fahre ich hin. Das ist der
Punkt, da muss Werbung nachhaltig arbeiten. Dass also bei einer solchen
Überlegung, „Wo fahre ich hin“, kommt, „Ach, da war doch die Volksfestwerbung“. Das heißt, Stuttgart ist für mich auch unabhängig vom Volksfest
ein Ziel. Das ist für die Stadt natürlich gut.
Siehe auch Antworten zu Frage 11 bzgl. Werbung für die Stadt.
Anlage I: Experteninterviews
XLV
Ist die Bereitschaft der Innenstadthändler da, die Werbung durch
beispielsweise Schaufensterdekorationen mehr in die Innenstadt zu
holen?
Ja, es entwickelt sich. Man muss einfach sehen, wie heute die Handelsstruktur aufgestellt ist. Wir haben in den Haupteinkaufszonen, also Königstraße und darum, einen Filialisierungsgrad von um die 80%. Alle filialisierten Betriebe, und das ist auch ihr Vorteil, haben bundesweit eine in sich
abgestimmte Werbestrategie. Vom Corporate Design, von dem, was sie
verkaufen. Deswegen sind die von ihren Zentralen an einer kurzen Leine.
Wenn jetzt Karstadt oder Kaufhof, Salamander, H&M,… in ihren Zentralen
eine bestimmte Marketingkampagne machen, dann wird die ja mit bestimmten Tools gemacht. Also mit Fernsehspots, Druckerzeugnissen, Citylightpostern, Beilagen in der Zeitung…. Dann spiegelt sich das auch im
Schaufenster wieder. Das heißt, die Möglichkeit, auf örtliche Gegebenheiten zu reagieren, sind ganz klein Die gehen bis zu null. Letzte Woche hatten wir ein Gespräch mit Karstadt. Wenn die etwas Lokales machen wollen, müssen sie das mindestens vier oder fünf Monate vorher in der Zentrale anmelden, um dann von ihren 10 Schaufenstern vielleicht eins frei zu
kriegen, vielleicht auch gar Keines. So geht mit der Höhe der Filialisierung
die Möglichkeit, örtliche Spezifika zu bewerben, immer weiter herunter.
Breuninger hat es da einfacher, denn sie sitzen hier. Oder andere Kleinere, Optikergeschäfte, o.Ä., die machen das. Aber die großen Kettenbetriebe gehen auf so etwas nicht ein, einfach weil es logistisch zu schwierig für
die ist. Denen ihr Vorteil liegt in den bundesweiten Kampagnen und egal
wo sie sind, fährt bsp. H&M diese Schiene.
Trotzdem gibt es immer noch ein paar Nischen, wo man etwas machen
kann. Wie gesagt, Galeria Kaufhof hat das dieses Jahr gemacht und die
waren sehr erfolgreich. Die Mitbewerber schauen natürlich, was macht der
Eine, was macht der Andere. Und wenn sie das Gefühl haben, es lohnt
sich tatsächlich während der Volksfestzeit in Stuttgart etwas Anderes zu
machen und sie gehen in den schwierigen internen Motivations- und Meinungsbildungsprozess, dann kommt da vielleicht auch was. Die Ersten
haben es immer schwerer, die Nachfolger dann etwas einfacher. Da verspreche ich mir schon etwas davon. Es wird zwar keine große Masse geben, aber es wird besser.
Was kann die CIS machen?
Erstens machen wir einen Veranstaltungsplan für das ganze Jahr. Und in
unseren Meetings (1x im Monat) machen wir darauf aufmerksam. Wir sagen, in nächster Zeit ist dieses los. Auch unabhängig von unseren eigenen
Veranstaltungen. Oder in.Stuttgart kommt zu uns (spätestens im Mai oder
im Juni) und sagt: „Wir haben da eine Idee, wir können diese Werbepakete anbieten.“ Dann vermitteln und kommunizieren wir das in den Handel
hinein. Wir versuchen in der mittelfristigen Strategie dafür Werbung zu
machen, dass jetzt ein Event kommt. In.Stuttgart ist ja auch bei uns Mitglied und wir haben ja alle die gleichen Aufgaben: Stuttgart möglichst interessant zu gestalten und möglichst gut dies auch kommunikativ nach au-
Anlage I: Experteninterviews
XLVI
ßen zu bringen, damit wir als Standort davon profitieren. Da arbeiten wir
eng zusammen.
Sind die kleineren Geschäfte (die Nicht-Filialisten) bereit, auf so etwas einzusteigen?
Ja, die haben dann auch Maßkrüge, Trachtenjacken, … in den Schaufenstern. Es geht ja im Schaufenster darum, einen Eyecatcher zu platzieren.
Dieses Jahr war das auffällig, dass Vereinzelte gesagt haben, da steige
ich darauf ein. Und ich denke, es gibt nichts Besseres als den Erfolg. Von
daher denke ich, dass nächstes Jahr im Herbst noch mehr da mit machen
werden.
Frage 7: Welche Rolle spielt das Cannstatter Volksfest für das Image
der Stadt Stuttgart? Gibt es ein „stuttgartspezifisches“ Image?
Das ist schwierig. Das Volksfest trägt natürlich, weil es ein so großes Fest
ist, zum Bekanntheitsgrad Stuttgarts insgesamt bei. Es trägt sicherlich dazu bei, das Image einer festfreudigen Stadt weiterzugeben, die lebendig
und pulsierend ist. Wir leben heute noch von dem tollen WM-Sommer
2006. Das bringt schon etwas. Vor allem auch, weil es jährlich wiederkehrt. Als Reminder. Deshalb sind solche Dinge, wie, dass man die Eröffnungsfeier auf den Freitag vorverlegt auch sehr wichtig, da man da einfach mehr Sendezeit hat. Solche Wiederholungen bestätigen und verfestigen ja dann eine Vorahnung, die ich von Stuttgart habe. Es ist ein positiver Faktor. Bei Umfragen nach Stuttgart, kommen Dinge wie Fernsehturm,
Schlossplatz, Wilhelma und erst später dann das Volksfest. Einfach weil
man als Symbol für die Stadt eher an gebaute Einrichtungen denkt.
Siehe auch Antworten zu Frage 2.
Sind dann eine tolle Innenstadt,… wesentlich wichtigere Faktoren für
das Image einer Stadt als so ein Fest?
Ja, einfach weil Feste eine zeitlich begrenzte Erlebnisfähigkeit haben. Davor und danach ist alles vorbei. Für einen richtigen Imagetransfer ist wichtig, dass man eine bestimmte Nachhaltigkeit hat. Dass Sie mehrfach ein
positives Erlebnis haben und dieses bestätigt wird. Das prägt nachhaltig.
Und das ist bsp. bei der Königstraße der Fall. Dann hält man auch mal ein
negatives Erlebnis, und sei´s nur durch das falsche Parken, aus. Dafür
sind aber das tägliche Erleben und die guten Erfahrungen notwendig. Die
sind viel prägender. Das ist wichtiger als einmal so ein Fest.
Wird dann ein gutes Erlebnis auf dem Volksfest auch nicht mit der
Stadt verbunden?
Ich denke ja, weil das eine so große singuläre Aktion ist, wo ich darunter
fahre und von dort wieder weggehe. Da ist, denke ich, der Imagetransfer
in die Stadt als Gesamte nicht negativ, aber auch keine konkrete, dauerhafte und nachhaltige Erfahrung, die bleibt. Es bereitet eine positive Basis,
um dann auch andere Dinge wieder positiv aufzunehmen. Man darf das
Volksfest aber auch nicht überbewerten.
Anlage I: Experteninterviews
XLVII
Auch bei den Stuttgartern selbst. Wenn man frägt: „Was macht die Stadt
lebenswert?“ Da spielt das Volksfest keine große Rolle. Da spielt das
Wohnen, das Freizeitangebot, der Einzelhandel, die Kinderbetreuung,…
eine Rolle.
Frage 8: Welche gesellschaftliche/ soziale Bedeutung hat das Cannstatter Volksfest für Bürger und Besucher?
Das Volksfest gehört zu Stuttgart. Jeder erinnert sich an das Volksfest. Es
ist sehr stark im Erleben, in der Geschichte dieser Stadt verankert. Insoweit spielt es da schon eine große Rolle. Jeder hat wahrscheinlich eine
nette und positive Erinnerung an das Volksfest.
Spielt das Networking, das „man trifft sich dort“, was Sie vorher angesprochen haben, eine Rolle?
Ja, in dieser Zeit spielt das schon eine Rolle. Auch in den gesellschaftlichen Szenen. Da will man dazu gehören, da will man auch gesehen werden. Bei den VIP-Partys beispielsweise. Aber erst seit den letzten drei
Jahren.
Aber für den Bürger ist das Erleben das ganze Jahr über wichtig. Da ist
das Volksfest nicht prägend.
Als Wohlfühlfaktor ist das Volksfest natürlich ein Baustein. Es gibt viele
Veranstaltungen, da ist das ganze Jahr über etwas geboten. Der Bürger
könnte, wenn er will, überall hingehen, auch wenn er nicht alles nutzt. Wie
bei den Theatern: alle sind stolz auf die vielen Theater, aber keiner geht
hin.
Frage 9: Leistet das Cannstatter Volksfest einen Beitrag zur Beziehung/ zum Verhältnis zwischen Stadt und Bürger? Wenn ja, welchen?
Siehe Antworten zu Frage 8.
Frage 10: Welche negativen Effekte bzw. Belastungen bringt das
Cannstatter Volksfest mit sich?
In meinem Bereich (Innenstadt und Einzelhandel) relativ wenig. Aber
sonst schon. Bsp. wenn die Zeitungen voll sind mit Alkoholexzessen,
Trunkenheitsproblemen, Schlägereien. Das prägt jetzt nicht Stuttgart. Das
sind halt Randerscheinungen von solchen Massenveranstaltungen. Teilweise ist auch die Verkehrsproblematik ein Thema. Oder in Cannstatt die
Lärmproblematik. Das sind so ein paar Punkte, die die weiße Weste der
Freude mit ein paar schwarzen Punkten bedecken. Aber hier in der City
nicht.
Auch nicht so, dass man sagt, in der Volksfestzeit gehen alle auf das
Volksfest und geben dort ihr Geld aus?
Nein, das nicht. Wie gesagt, die Gastronomie merkt das schon, aber man
darf das auch nicht überbewerten. Da kann man nämlich darauf reagieren.
Das macht der Gastronom auch, wenn er schlau ist. Beispielsweise bei
der Fußballgeschichte: Da haben manche gedacht, sie machen den vollen
Anlage I: Experteninterviews
XLVIII
Reibach während der Zeit. Da haben sie die Situation falsch eingeschätzt.
Da haben es viele falsch eingeschätzt, weil in der Zeit im Handel überhaupt nichts lief, weil die Menschen anders fokussiert waren. Beim Volksfest hat das lange nicht die Dimensionen. Im Handel gar nicht. In der
Gastronomie ein bisschen. Inzwischen sind die Gastronomen da aber so,
dass sie sich darauf einstellen, ihr Personal herunterfahren und einfach
die Erwartungen nicht so hoch schrauben. Es ist nicht so, dass das gesamte Wirtschaftsrad sich dann plötzlich auf dem Cannstatter Wasen abspielt.
Frage 11: Was hebt das Cannstatter Volksfest von anderen Stuttgarter Veranstaltungen/ Kulturangeboten ab?
Es gibt Feste, die eine klare Affinität zum Einkaufen haben und das ist der
Weihnachtsmarkt. Weil wirklich viele Ausländer kommen, die dann hier
einkaufen. Liegt natürlich auch daran, dass der in einer Zeit liegt, in der
einfach im Handel ein großer Konsumanteil läuft. Das ist halt die Vorweihnachtszeit. Das kann man dann nicht vergleichen mit anderen Dingen.
Das Sommerfest hat gar keinen Bezug zum Handel. Wir haben das mal
probiert, da einen verkaufsoffenen Sonntag zu machen. Das war ein
Schuss nach hinten. Das Weindorf bringt Menschen in die Stadt. Da würde ich sagen, dass es so ein Zwischending ist. Da kommen auch viele
Auswärtige in die Stadt, weil das Weindorf einfach die gemütlichste Atmosphäre aller dieser Festaktivitäten hat. Da merken wir schon, dass es
Auswirkungen auf den Handel hat. Unsere langen Einkaufsnächte sind
natürlich ganz speziell auf den Handel ausgerichtet. Die Angebote laufen
auch ganz gut. Und das Volksfest hat eben Auswirkungen auf Randbereiche. So einen Handelspush kann ich da nicht erkennen.
Man muss bei diesen Großevents klar unterscheiden, welche Zielgruppe
spreche ich an. Und trotzdem ist jedes Großevent ein Wichtiges. Es sind
immer wieder große Werbepools, die für den Standort Stuttgart werben,
die Stadt Stuttgart wieder in Erinnerung bringen. Selbst wenn ich das momentane Angebote nicht möchte, erinnert es mich doch immer wieder an
Stuttgart. Das ist ja auch der schwierige Teil an der Werbeerfolgskontrolle:
Zu prüfen, was ist der Punkt, der mich zu einer Entscheidung gebracht
hat. Hatte ich vorher schon eine latente Bereitschaft, das zu tun und dieser Name Stuttgart hat mich jetzt dazu gebracht, das auch tatsächlich in
Stuttgart zu tun. Oder hat der Name Stuttgart etwas Jungfräuliches in Bewegung gebracht. „Ach, dass könnte ich ja in Stuttgart tun.“ Das kann man
kaum auseinanderhalten. Deswegen ist jede Benennung Stuttgarts von
Wichtigkeit. Ich versuche auch immer, unseren Händlern zu sagen, sie
sollen, wenn solche Veranstaltungen in der Stadt sind, nicht auf den Umsatz schauen. Sondern wir haben da ja einfach eine große Publikumsquote, die einfach nach Stuttgart gehen und mal schauen. Wenn diese dann
in 10 Tagen nach Stuttgart ,und bsp. nicht nach Karlsruhe, kommen und
kaufen, dann ist das auch ein Erfolg. Man muss einfach Stuttgart bewerben, das Positive hervorheben. Auch durch Veranstaltungen A,B oder C.
Ich sage immer, die Menschen verhalten sich in der großen Masse nicht
anders als man selber. Das Einkaufsverhalten hat immer eine entspre-
Anlage I: Experteninterviews
XLIX
chende Fixierung, die durch bestimmte Dinge geprägt wird. Es gibt Leute,
die gehen nie gezielt einkaufen, wieder Andere gehen nur gezielt einkaufen und schauen vorher. Dafür muss ich dann halt die Plattform schaffen.
Dass die Leute die Möglichkeit haben das zu tun. Und das wird durch solche Veranstaltungen schon geprägt.
Man muss auf dem großen Marktplatz aller süddeutschen Städte immer
und ständig mit irgendetwas präsent sein. So ist das Volksfest, der Weihnachtsmarkt,… eine wichtige Werbung für Stuttgart. Der Standort muss
ständig vom Hinter – in den Vorderkopf befördert werden. Damit die Menschen bei irgendeiner Entscheidung mindestens Stuttgart in ihre Überlegung miteinbeziehen.
Frage 12: Sollte dem Volksfest von Seiten der öffentlichen Hand
(Stadtverwaltung, Politik,…) eine größere bzw. kleinere Bedeutung
zugemessen werden? Wie nehmen Sie das wahr?
Auch da gewinnt das Fest an Bedeutung. Das hängt natürlich auch damit
zusammen, wie viel die in.Stuttgart als 100%-ige Tochter der Stadt Stuttgart an Budget bekommt. Da ist das Budget erhöht worden und ich denke,
das kann nochmals ein bisschen erhöht werden. Ich denke, da wächst die
Bereitschaft auch mit dem Erfolg. Wenn man einfach sieht, das Fest wird
hochwertiger, es kommen mehr Leute, dann kann ich noch einmal mehr
tun. Ich denke, da hat das Volksfest ganz bestimmt an Wertigkeit, auch an
politischer Wertigkeit, gewonnen. Das geht sicherlich auch noch ein bisschen weiter.
Frage 13: Welche Chancen und Gefahren sehen Sie für das Cannstatter Volksfest?
Chance ist sicherlich, dass man es in der Wertigkeit noch weiterentwickelt.
Gefahr sehe ich für meinen Bereich überhaupt nicht. Ansonsten denke ich,
das Volksfest muss in seinem Stil, glaube ich, auf zwei Sachen aufpassen.
Das Eine, das ist meine subjektive Meinung und ich höre sie auch von
Anderen, dass es langsam zu viele sogenannte Fressbuden gibt. Da finde
ich, sollte man langsam begrenzen, damit die, die da sind, auch davon
leben können. Damit auch dieser Schaustellerbereich weiterbeibehalten
wird. Da muss man sicher aufpassen. Das Zweite ist die Frage, wie laut
und wie poppig muss es auf Dauer in den Zelten sein. Ich erlebe immer
wieder, dass die Leute sich über die Lautstärke beschweren. Die Festzelte
sollten nicht nur eine große Discoveranstaltung sein. Es ist zwar richtig,
dass das Zelt, das am meisten auf klassische Blasmusik gesetzt hat, das
Zelt mit der geringsten Frequenz ist. Gerade, wenn ich an die breite Zielgruppe denke, wenn ich nicht nur die Teenies und die Twens, sondern
auch normales Publikum, haben will, dann muss ich aufpassen, dass ich
das nicht überziehe. Ich kann jetzt nicht sagen, dass es schon überzogen
ist, aber es fällt halt auf, dass es sehr laut und poppig geworden ist. Es
kann durchaus sein, dass man die ganzen Jugendlichen damit noch mehr
anspricht aber dann das ganze zahlungskräftige Klientel damit ein Stückweit eindämmt. Und ich glaube der Erfolg liegt darin, dass ich alle habe.
Wenn ich das Fest wirklich weiter wertig entwickeln will, mit guten Gästen,
Anlage I: Experteninterviews
L
mit Geschäftskunden und auch mit entsprechendem Styling, dann muss
man auch darauf achten, dass es keine Disco in der Masse wird. Diese
Gefahr sehe ich schon.
Auch ist bei manchen Festzeltabenden das Problem, dass man am eigenen Erfolg erstickt. Das heißt, es ist, wie bei manchen Innenstadtveranstaltungen auch, schon so voll, dass einem dadurch ein gewisses Klientel
wegbleibt und kein Service mehr möglich ist. Dann macht man auch keinen Umsatz mehr.
Aber es spricht sich leichter darüber, als es dann wirklich auch zu steuern
ist.
Frage 14: Wie muss das Cannstatter Volksfest gestaltet werden, damit positive Bedeutungen verstärkt bzw. ausgebaut werden und negative Bedeutungen beseitigt werden?
Ich denke, die Werbung, die jetzt nichts mit dem Handel zu tun hat, ist
sehr viel breiter und präsenter geworden. Das ist gut. Das Bewusstsein,
dass das Volksfest was Tolles ist, ist gewachsen. Das Thema Präsentation im Handel wächst weiter, da kann man sicher noch etwas machen. Ich
denke, man ist da auf einem richtigen Weg. Da würde ich jetzt keine Defizite sehen. Die Entwicklung weiter pflegen.
Siehe auch Antworten zu Frage 13.
Frage 15: Gibt es aus Ihrer Sicht noch Punkte, die bisher unberücksichtigt blieben und die Sie ergänzen möchten?
Wie gesagt, wenn der Charme in Handel noch ein bisschen kommt, da mit
zu helfen, dann ist das gut. Aber ansonsten: Es ist ein ganz toller, schöner, wichtiger Veranstaltungsbereich in Stuttgart, der zu Stuttgart gehört,
zur Geschichte der Stadt, zum Bekanntheitsgrad der Stadt. Aber man
muss es schon im Rahmen sehen. Bei einer solchen Stadt gibt es logischerweise eine ganze Reihe anderer Faktoren, die wichtiger sind als das
Volksfest.
Vielen Dank!
Anlage I: Experteninterviews
LI
Anlage I.7: Interview mit Frau Gehrlach
Interviewpartner:
Frau Gehrlach,
Prokuristin der Stuttgart Marketing GmbH
Datum/ Ort:
15.12.2008, 10.30 Uhr, Telefoninterview
Hinweise:
Das Gesprächsprotokoll ist ein Wortprotokoll,
das heißt, der Interviewende übernimmt keine
Verantwortung für Stil, Sprache und Satzbau.
Nachträgliche Hinweise und Ergänzungen vom
Interviewer sind kursiv gedruckt.
Auf Wunsch des Interviewten wurde dieses
Interview telefonisch durchgeführt. Für das
Interview standen 30 Minuten zur Verfügung,
weshalb die Fragen 1, 2, 9 und 10 weggelassen und die anderen Fragen teilweise in einer
anderen Reihenfolge gestellt wurden. Zur besseren Vergleichbarkeit und Übersichtlichkeit
wurde hier jedoch die ursprüngliche Reihenfolge beibehalten.
Tatsächliche Reihenfolge: Frage 3, 4, 7, 6, 8, 5,
11, 12, 13, 14, 15.
Frage 3: Welche Personengruppen/ Bevölkerungsgruppen werden
durch das Cannstatter Volksfest sehr bzw. kaum angesprochen?
Was die Stuttgarter und die regionale Bevölkerung anbelangt, kann man,
denke ich, sagen, dass es für jede Bevölkerungsgruppe eine Bedeutung
hat. Sowohl für Familien - das Volksfest hat sich in den letzten Jahren ja
immer stärker zu einem Familienfest entwickelt. Aber auch für junge Leute, bzw. das Volksfest ist ja nach wie vor eine Traditionsveranstaltung, gehen auch viele ältere Menschen aufs Volksfest. Sie treffen sich dann dort
mit ihrer Familie und ihren Freunden. Von daher kann man sagen, das
Volksfest stellt ein allumspannendes Fest dar, womit jede Zielgruppe angesprochen wird.
Man hat ja auch unterschiedliche Zelte und Schaustellerbetriebe, so dass
wirklich für jeden etwas dabei ist. Bsp. das Weinzelt, da sitzen schwerpunktmäßig ältere Leute drin oder wenn Sie zwischen 11 – 15 Uhr in die
Zelte gehen, dann sind auch mehr ältere Menschen oder Berufstätige, die
über Mittag in die Zelte gehen, drin. Also es ist sehr unterschiedlich.
Frage 4: Welche touristischen Bedeutungen gehen vom Cannstatter
Volksfest aus?
Das Volksfest ist ja nach dem Oktoberfest das größte Volksfest weltweit.
Im Ausland wird Deutschland dann immer mit dem Thema Bier und Oktoberfest verbunden. In den letzen Jahren haben wir versucht zu erreichen,
dass das Volksfest neben dem Oktoberfest als Hauptevent platziert wird.
In der Zwischenzeit ist es auch so, dass immer mehr ausländische Gäste
Anlage I: Experteninterviews
LII
zum Volksfest anreisen. Wir haben das Volksfest in vielen Reisekatalogen
drin. Das Thema Feiern ist immer ein Thema, speziell im Ausland wird das
mit Deutschland verbunden und das erreichen wir mit dem Volksfest.
Welche ausländischen Touristen kommen? Kann man das klassifizieren?
Das ändert sich von Jahr zu Jahr. Wird haben zurzeit sehr viele Italiener,
die zum Volksfest kommen. Aber auch aus dem asiatischen Bereich wird
es immer mehr – China, Japan,…. Das sind schon die Zukunftsmärkte,
was das Volksfest anbelangt.
Wird dann auch speziell in diesen Bereichen viel Werbung betrieben?
Ja.
Welche Bedeutung hat das Volksfest für den Städtetourismus?
Also, das Volksfest ist definitiv ein Anlass, um in eine Stadt, sprich hier
nach Stuttgart, zu kommen. Viele kommen ausschließlich nur wegen dem
Fest. Manche kommen in einer Gruppe und teilen sich dann unter Umständen auch auf – die Einen gehen aufs Volksfest, die Anderen gehen
ins Musical. Man hat im Endeffekt ja viele Reiseanlässe. Aber das Volksfest ist im September/Oktober definitiv ein Hauptanziehungspunkt vom
Reisen her.
Merkt man das in den Übernachtungszahlen?
Ja. September und Oktober sind sowieso die stärksten Übernachtungsmonate und das liegt eben auch am Volksfest. Nicht ausschließlich, aber
eben mit. Während dem Volksfest bekommt man fast keine Zimmer mehr.
Wie werden die von Ihnen angebotenen Pauschalangebote und
Gruppenarrangements angenommen?
Prinzipiell sieht man das an den Übernachtungszahlen insgesamt. Uns
geht es jetzt nicht so sehr darum, dass man diese eine spezifische Pauschalreise bucht, sondern darum, dass man die Idee bekommt, zu übernachten und hier in der Stadt zu bleiben, um so eben am nächsten Tag
noch etwas Anderes aus der Stadt mitzuerleben. Früher sind die Leute
morgens angereist und abends wieder zurück. Wir wollen einfach die Aufenthaltsdauer auf dem Wasen und in der Stadt verlängern. Und das soll
im Endeffekt die Idee dazu geben. Und das funktioniert auch sehr gut. Da
merkt man in den letzten Jahren eine deutliche Veränderung.
Frage 5: Welche wirtschaftliche Bedeutung geht vom Cannstatter
Volksfest aus?
Dazu habe ich die Zahlen nicht, aber davon kann man ausgehen. Das
Biertrinken, „Göckeleessen“,… belebt natürlich die Brauereiwirtschaft. Es
ist ein wichtiger Arbeitgeber, dort arbeiten ja viele Hundert Menschen. Allein die EnBW wird eine Stromabrechnung haben, die an eine Kleinstadt
herankommen würde. Also es ist definitiv ein Wirtschaftsfaktor. Natürlich
auf begrenzte Zeit. Das Schaustellergewerbe ist ja nicht nur hier in Stutt-
Anlage I: Experteninterviews
LIII
gart, sondern die reisen auch weiter. Man darf das, denke ich, nicht unterschätzen.
Frage 6: Welche Rolle spielt die Volksfestwerbung für die Stadt
Stuttgart? Besteht da ein Zusammenhang zwischen Stadt und Volksfestwerbung?
Also, wir stellen schon einen Zusammenhang her. Aber da muss man ein
bisschen die unterschiedlichen Zielsetzungen sehen. Die in.Stuttgart beispielsweise macht, und das ist auch richtig, nur Werbung für das Fest. Sie
sind zuständig, dass die Leute zum Volksfest kommen. Wir setzen das
Volksfest in einen größeren Rahmen. Für uns ist das ein ganz wichtiges
Merkmal, mit dem wir eine gewisse Zielgruppe ansprechen können. Aber
wir wollen, und dass ist das, was ich vorher meinte, dass die Leute länger
in der Stadt bleiben. Dass sie zum Volksfest kommen, zum Musical kommen oder dass sie zur Oper kommen oder dass sie zum Shopping kommen. Und dann im Endeffekt immer die jeweilige andere Komponente, die
eben zu dieser Jahreszeit gerade läuft, mitnehmen. Ob das jetzt ein
Sommerfest, Weihnachtsmarkt oder Volksfest ist, ist im Endeffekt von der
Saison abhängig. Wichtig ist uns aber, dass wir das Gesamtpaket Stuttgart anbieten. Von daher bringen wir es (das Volksfest) mehr in den Gesamtzusammenhang der Stadt. Wir zeigen die ganze Bandbreite. Wer
gern auf das Volksfest geht, geht auch gerne in das Mercedes-Museum.
Wer mehrere Komponenten als Anreiz hat, ist eher dazu zu überzeugen,
ein oder zwei Nächte in Stuttgart zu bleiben.
Frage 7: Welche Rolle spielt das Cannstatter Volksfest für das Image
der Stadt Stuttgart?
Mit dem Volksfest erhält die Stadt einfach das Image, dass die Leute hier
fröhlich sind, dass man hier gut feiern kann und dass eben die ganze Welt
gerne nach Stuttgart reist. Und das ist eine Imageförderung in einem spezifischen Bereich. Das hat jetzt nichts mit Wirtschaftskomponenten zu tun.
Aber das Gefühl der Lebensfreude kann man mit dem Volksfest eben
auch transportieren. Und das ist auch wichtig. Die Leute gehen immer
gern dahin, wo die Leute feiern und wo sie fröhlich sind. Von daher trägt
das viel dazu bei.
Gibt es ein „stuttgartspezifisches“ Image?
Das ist eine Frage. Stuttgart hat sehr viele unterschiedliche positive Images. Man sieht das in den Umfragen, weshalb die Leute gerne hier leben.
Natürlich haben wir das Image, dass wir eine Wirtschaftsmetropole sind,
dass wir eine Automobilstadt sind, dass wir eine grüne Stadt sind. Aber
eben auch, dass die Leute hier sehr offen und fröhlich sind und dass man
viele Kulturen hier hat und diese friedlich vereint. Man kann Stuttgart nicht
nur auf einen einzigen Imagefaktor herunter brechen, dafür haben wir eine
zu starke Bandbreite.
Frage 8: Welche gesellschaftliche/ soziale Bedeutung hat das Cannstatter Volksfest für Bürger und Besucher?
Anlage I: Experteninterviews
LIV
Ich denke, dass das Volksfest eine absolute Traditionsveranstaltung ist.
Ein Fest, das nicht in der Bevölkerung verankert ist, wird auch nie eine
Ausstrahlung nach Außen haben. Von daher ist es ganz wichtig, dass man
die Stuttgarter und die Leute aus der Region weiterhin für das Volksfest
interessiert, damit diese nach wie vor noch auf den Wasen kommen. Man
kann so ein Fest nicht ausschließlich nur mit Gästen aus dem Ausland
oder von Überregional füllen. Das würde die Authentizität verlieren. Wichtig ist erstmal, das Fest mit der hiesigen Bevölkerung zu füllen und ihr
auch die Tradition zu lassen. Dann kommt das Andere im Endeffekt dazu.
Wenn man die Bevölkerung frägt, was für Sie eine lebenswerte Stadt
ausmacht, kommen meistens Antworten wie gute Einkaufsmöglichkeiten, Kinderangebot,… Spielt solch ein Fest hierbei auch eine Rolle?
Absolut. Wenn es unwichtig wäre, dann hätten wir nicht so viele Feste. Die
Feste an sich kommen oftmals aus Vereinen und aus der Bevölkerung
heraus. Das ist bei vielen kleineren Festen - jetzt nicht beim Volksfest - der
Fall. Die können nur dann existieren, wenn die Bevölkerung hinter diesen
Veranstaltungen steht. Daran sieht man, dass wir auch eine gewisse
Festkultur haben, die es zu halten gilt.
Frage 11: Was hebt das Cannstatter Volksfest von anderen Stuttgarter Veranstaltungen/ Kulturangeboten ab?
Das Volksfest ist sicherlich mit die größte Veranstaltung im Jahr. Die vielen Besucher, das ist, denke ich, eine große Zahl. Erstens muss man die
Leute einwerben und es zeigt die Wichtigkeit dieses Festes. Man kann es
jetzt nicht unbedingt vergleichen mit einer kulturellen Veranstaltung, bsp.
mit einer Ausstellung in der Staatsgalerie. Stuttgart hat da ja eine sehr
große Palette. Aber im Festekalender der Stadt ist das Volksfest sicher an
herausragender Position.
Können Sie noch kurz auf die unterschiedlichen Feste eingehen?
Die Feste haben unterschiedliche Charaktere. Wir haben vier, fünf große
Veranstaltungen in der Stadt. Ich nehme mal den Weihnachtsmarkt außen
vor, der ist eigentlich mehr ein Markt, aber schon wie ein Fest gemacht mit einer sehr hohen Besucherfrequenz. Dann eröffnet man das Jahr mit
dem Frühlingsfest. Das Frühlingsfest ist eher ein lokales, regionales Fest.
So zum Einstimmen. Dann noch Feste, wie der Fischmarkt, der von der
Bevölkerung auch sehr gut angenommen wird, aber auch mehr regional/lokal angesiedelt ist. Dann geht es weiter mit dem Sommerfest und
Weindorf. Und diese beiden Veranstaltungen, die ja im Herzen der Stadt
stattfinden, sind natürlich ganz anderes gelagert wie das Volksfest. Da ist
eine etwas kaufkräftigere Zielgruppe. Es ist eine elegantere Veranstaltung,
das Sommerfest. Hat auch durch die unterschiedlichen Musikrichtungen,
die auf den Bühnen gespielt werden, auch andere Anreize wie ein reines
Bierfest wie das Volksfest. Aber am Sommerfest sehen wir auch, dass
doch immer mehr Gäste nach Stuttgart kommen. Nach wie vor ist es ein
Fest mehr für die Stuttgarter bzw. für die Region. Das kann man nicht voneinander abgrenzen. Aber es wird auch darüber hinaus immer beliebter.
Anlage I: Experteninterviews
LV
Da merkt man, dass Stuttgart sich damit auch einen Namen macht. Und
beim Weindorf sowieso. Es ist schon lange ein Fest, bei dem viele auswärtige Gäste anreisen. Und es hat natürlich den besonderen Reiz, dass
es eben nur um das Thema Wein geht und Stuttgart und der Wein haben
ja eine besondere Verbindung. Wir haben ja sehr große Weinanbauflächen, was in einer Großstadt wirklich etwas Besonderes ist. Mit einem eigenen Weingut der Stadt, aber auch mit vielen genossenschaftlichen, privaten Betrieben, die in Deutschland auch an der absoluten Topspitze der
Weinbauern stehen. Und das Weindorf unterstreicht einfach nochmal dieses Thema - auf eine ganz andere Art und Weise wie jetzt das Volksfest.
Von daher sind sie schon unterschiedlich. Das ist eben Kultur.
Frage 12: Sollte dem Volksfest von Seiten der öffentlichen Hand
(Stadtverwaltung, Politik,…) eine größere bzw. kleinere Bedeutung
zugemessen werden?
Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit
mit der öffentlichen Hand?
Weder das eine noch das andere. Ich denke, dass die Politik und die Verwaltung die Feste schon richtig einschätzen. Man hat das sicherlich gesehen, als die in.Stuttgart gegründet wurde. Mit dem hat man das Fest sicherlich nochmal auf ein anderes Niveau heben können. Natürlich ist es
immer so, mit mehr Geld kann man mehr Werbung machen. Das ist ganz
klar. Da gilt es gut abzuwägen. Da würden sicherlich ein paar zusätzliche
Euro auch noch guttun. Aber das ist eigentlich immer so. Da muss man
dann einfach schauen, wie kommt man mit dem Geld zurecht, dass man
hat.
Man kann ja nicht sagen, München hat viel mehr Geld zur Verfügung
als wir, deshalb können wir nicht soviel Werbung machen.
München ist anders gelagert. Es ist nach wie vor immer noch schwer zu
vergleichen. Ich sage mal, da muss man wahrscheinlich eher aufpassen,
dass auch noch Münchner kommen. Es sind ja soviele auswärtige Gäste
dort, dass man kaum noch bayrisch hört. Das ist deren Problem.
Frage 13: Welche Chancen und Gefahren sehen Sie für das Cannstatter Volksfest?
Ich denke, dass sich das Cannstatter Volksfest so momentan sehr gut
entwickelt. Man muss die Qualität halten, das ist das A und O. Es muss
auf diesem Qualitätslevel sein oder noch qualitativ besser werden. Man
muss natürlich schauen, was wollen die Menschen heutzutage, ohne dass
man deshalb das Fähnchen immer nur in den entsprechenden Wind hängt
und die Tradition dann verliert. Ich glaube, die Tradition macht es dann
schlussendlich nachher aus. Aber ansonsten kann das jetzt so weitergehen. Es läuft gut.
Frage 14: Wie muss das Cannstatter Volksfest gestaltet werden, damit positive Bedeutungen verstärkt bzw. ausgebaut werden und negative Bedeutungen beseitigt werden?
Anlage I: Experteninterviews
LVI
Also man kann immer was verbessern, aber da sind wir vielleicht ein bisschen die falschen Ansprechpartner. Wir nehmen nachher das Produkt
und vermarkten es nach außen. Ich wiederhole mich da vielleicht, aber ich
denke, dass man beispielsweise, dass was mit dem Volksfestumzug gemacht wird, wo man ja auf die Tradition und die Geschichte nochmals abhebt, dass man solche Dinge nicht vernachlässigen sollte. Und dass man
durchaus auch die Stuttgarter Vereine wie jetzt beispielsweise den Volksfestverein, so was muss man hegen und pflegen, denn das sind nachher
diejenigen, die das Fest auch in schwierigeren Zeiten, die mal kommen,
tragen sollen.
Frage 15: Gibt es aus Ihrer Sicht noch Punkte, die bisher unberücksichtigt blieben und die Sie ergänzen möchten?
Ich denke, Sie haben eine breite Bandpalette abgefragt. Ich denke, da war
alles dabei.
Vielen Dank!
Anlage II: Besucherbefragung
LVII
Anlage II: Besucherbefragung
Anlage II.1: Fragebogen
Geschlecht:
weiblich
männlich
Alter:
Wohnort (PLZ):
< 18
______
18 - 30
______
30 - 45
______
45 - 60
______
> 60
______
____________
Frage 1:
Was gefällt Ihnen am Volksfest?
Frage 2:
Was gefällt Ihnen nicht am Volksfest?
Frage 3:
Wie beurteilen Sie die Bedeutung des Volksfestes für die
Stadt Stuttgart?
sehr groß
groß
weiß nicht
gering
keine
Anlage II: Besucherbefragung
LVIII
Anlage II.2: Auswertung Besucherbefragung
Tabelle 4: Alter und Geschlecht der Befragten
Quelle: eigene Erhebung
Abbildung 15: Geschlechtsverteilung
männlich
weiblich
0%
10%
20%
Quelle: eigene Erhebung
Tabelle 5: Herkunft der Befragten
Quelle: eigene Erhebung
30%
40%
50%
60%
Anlage II: Besucherbefragung
Tabelle 6: Frage 1: Was empfinden Sie als positiv am Volksfest?
LIX
Anlage II: Besucherbefragung
Que
Quelle: eigene Erhebung
LX
Anlage II: Besucherbefragung
Abbildung 16: Positive Aspekte des Volksfestes
Quelle: eigene Erhebung
Abbildung 17: Positive Aspekte des Volksfestes, Darstellung aller Altersgruppen
Quelle: eigene Erhebung
LXI
Anlage II: Besucherbefragung
Tabelle 7: Frage 2: Was empfinden Sie als negativ am Volksfest?
LXII
Anlage II: Besucherbefragung
Quelle: eigene Erhebung
LXIII
Anlage II: Besucherbefragung
LXIV
Abbildung 18: Negative Aspekte des Volksfestes
Quelle: eigene Erhebung
Abbildung 19: Negative Aspekte des Volksfestes, Darstellung aller Altersgruppen
Quelle: eigene Erhebung
Anlage II: Besucherbefragung
LXV
Tabelle 8: Frage 3: Wie schätzen Sie die Bedeutung des Cannstatter Volksfestes für die Stadt
Stuttgart ein?
Quelle: eigene Erhebung
Anlage III: Materialien aus der Praxisstelle
Anlage III: Materialien aus der Praxisstelle
Anlage III.1: Gespräch vom 16.09.2008
Siehe beiliegende CD.
Anlage III.2: Gespräch vom 01.10.2008
Siehe beiliegende CD.
Anlage III.3: Gespräch vom 15.10.2008
Siehe beiliegende CD.
Anlage III.4: Email vom 26.10.2008
Siehe beiliegende CD.
Anlage III.5: Email vom 27.10.2008
Siehe beiliegende CD.
Anlage III.6: Email vom 12.01.2009
Siehe beiliegende CD.
Anlage III.7: Beteiligungsbericht 2007 der Landeshauptstadt Stuttgart
Siehe beiliegende CD-Rom.
Anlage III.8: Beschickerliste
Siehe beiliegende CD-Rom.
Die Anlage ist mit einem Sperrvermerk versehen.
Anlage III.9: Werbekonzept
Siehe beiliegende CD-Rom.
Die Anlage ist mit einem Sperrvermerk versehen.
Anlage III.10: Kosten- und Erlösübersicht aus dem Rechnungssystem
Siehe beiliegende CD-Rom.
Die Anlage ist mit einem Sperrvermerk versehen.
LXVI
Anlage IV: Studien / Publikationen
LXVII
Anlage IV: Studien / Publikationen
Anlage IV.1: Studie: Die Bedeutung des Wirtschaftsfaktors Volksfest im
Bereich des mittelständischen Tourismusgewerbes in der Bundesrepublik
Deutschland und seine Auswirkungen auf die Leistungssteigerung im mittelständischen Schaustellergewerbe
Siehe beiliegende CD-Rom.
Anlage IV.2: Studie: Marketingstudie Volksfest
Siehe beiliegende CD-Rom.
Anlage IV.3: Jahresbericht 2008 des DSB. Wir machen Freizeit zum Vergnügen
Siehe beiliegende CD-Rom.
Anlage V: Internetquellen
Anlage V: Internetquellen
Anlage V.1: BCSD – Definition Stadtmarketing
Siehe beiliegende CD.
Anlage V.2: Cannstatter Volksfestverein – Der Verein
Siehe beiliegende CD.
Anlage V.3: Cannstatter Volksfest – Historie
Siehe beiliegende CD.
LXVIII
Anlage VI: Presseartikel
Anlage VI: Presseartikel
Anlage VI.1: Abbildung Stuttgarter Zeitung vom 28.07.2008
Siehe beiliegende CD.
Anlage VI.2: Artikel Kreiszeitung Böblinger Bote vom 26.08.2008
Siehe beiliegende CD.
Anlage VI.3: Artikel Kreiszeitung Böblingen Bote vom 24.09.2008
Siehe beiliegende CD.
Anlage VI.4: Artikel Kreiszeitung Böblinger Bote vom 11.10.2008
Siehe beiliegende CD.
LXIX
Literaturverzeichnis
LXX
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OPASCHOWSKI, Horst W.: Deutschland 2030.Wie wir in Zukunft leben,
Gütersloh 2008
RÖDER, Matthias: Optimale kommunale Wertschöpfung durch die Vermarktung von Großevents, Saarbrücken 2008
SPIEß, Steffen: Marketing für Regionen – Anwendungsmöglichkeiten im
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STROHEKER, Hans Otto/ WILLMANN, Günther: Cannstatter Volksfest.
Das schwäbische Landesfest im Wandel der Zeiten, Stuttgart/ Aalen 1978
TÖPFER, Armin: Stadtmarketing: Eine neue Anforderung an Kommunen.
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LXXIII
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Wir
machen
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http://www.dsbev.de/meldungen/publikationen.html, 23.01.2009
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DEUTSCHER SCHAUSTELLERVERBAND E.V. (Hrsg.): Die Bedeutung
des Wirtschaftsfaktors Volksfest im Bereich des mittelständischen Tourismusgewerbes in der Bundesrepublik Deutschland und seine Auswirkungen auf die Leistungssteigerung im mittelständischen Schaustellergewerbe,
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http://www.dsbev.de/meldungen/publikationen.html,
16.09.2008
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http://www.bcsd.de/index.php?pageid=24&entry=41, 04.12.2008
o.V.: Cannstatter Volksfest – Historie,
http://www.cannstatter-volksfest.de/index.php?id=50, 04.01.2008
o.V.: Cannstatter Volksfestverein – Der Verein; http://www.cannstattervolksfestverein.de/seiten/verein/verein.html, 04.01.2008
Erklärung nach § 36 Abs. 3 APrOVwgD
LXXIV
Erklärung nach § 36 Abs. 3 APrOVwgD
Ich versichere, dass ich die Diplomarbeit
„Volksfeste und ihre Bedeutung für das Stadtmarketingdargestellt am Beispiel des Cannstatter Volksfestes“
selbständig und nur unter Verwendung der angegebenen Quellen und
Hilfsmittel angefertigt habe.
Böblingen, 24. Februar 2009
_________________________________________________
(Sara Spengler)
Die Bedeutung des
Wirtschaftsfaktors
Volksfest
im Bereich des mittelständischen
Tourismusgewerbes in der
Bundesrepublik Deutschland
und seine Auswirkungen auf die
Leistungssteigerung im
mittelständischen Schaustellergewerbe
Deutscher Schaustellerbund e.V.
VORBEMERKUNG
Der Deutsche Schaustellerbund e.V. (DSB) repräsentiert rund 90% der bundesdeutschen Schausteller, also rund 4.600 der insgesamt etwa 5.000 Schaustellerbetriebe.
Diese Betriebe beschicken mit ihren Geschäften (deren Zahl deutlich über 5.000 beträgt, da viele Betriebe über mehrere Geschäfte verfügen) die rund 14.000 jährlich in
Deutschland stattfindenden Volksfeste.
Viele Volksfeste haben zwar einen überwiegend lokalen bis regionalen Einzugsbereich,
ein Großteil der Besucher unternimmt Volksfestbesuche jedoch im Rahmen eines längeren Tagesausflugs oder einer Kurzreise. Neben der daraus resultierenden Bedeutung für die Tourismusbranche, sind Volksfeste auch ein wichtiger Bestandteil der
deutschen Kultur. Das Münchner Oktoberfest prägt bei den Bürgern vieler Länder das
Image des Reiselandes Deutschland und wird im Ausland vielfach kopiert.
Während andere Bereiche der Tourismus- und Kulturbranche in Deutschland durch die
öffentliche Hand bevorzugt behandelt oder sogar in hohem Maße finanziell bezuschusst werden (öffentlicher Kulturbetrieb), ist im Bereich der Volksfeste seit Jahren
eine gegenläufige Tendenz zu erkennen, die nach Auffassung des DSB langfristig den
Fortbestand dieses Wirtschaftsbereiches gefährdet.
Träger der Volksfeste sind die überwiegend mittelständischen Schaustellerbetriebe.
Das Schaustellergewerbe sieht sich in den vergangenen Jahren jedoch mit einer zunehmenden Zahl von überwiegend kommunalen Verordnungen konfrontiert, die die
wirtschaftliche Führung der Betriebe in einem Maße erschweren, dass das mittelständische Schaustellergewerbe insgesamt in seiner Existenz bedroht ist.
Durch den maßgeblich durch die Kommunen verursachten Kostendruck ist das Schaustellergewerbe schon heute kaum noch in der Lage, dem in der gesamten Freizeitbranche zu beobachtenden, enormen Innovationsdruck zu folgen. Dieser Innovationsdruck wird durch die Kommunen noch verstärkt, da die Attraktivität der Geschäfte ein
wesentliches Auswahlkriterium bei der Vergabe der knappen Stellplätze auf umsatzstarken Volksfesten ist.
Mangelnde Investitionen bringen langfristig jede Branche in Bedrängnis. Von daher
birgt der Kostendruck auf das Schaustellergewerbe, dem auf der anderen Seite kaum
Möglichkeiten zu Preiserhöhungen gegenüberstehen, die Gefahr, eine Abwärtsspirale
in Gang zu setzen, die schließlich das Aus für viele Volksfeste bedeuten könnte.
Vor diesem Hintergrund hat der DSB die Firma ift – Freizeit- und Tourismusberatung
GmbH mit der Erstellung der vorliegenden Marktstudie beauftragt.
Sie zeigt die wirtschaftlichen, aber auch sozialen Effekte der geschilderten Entwicklung
auf, indem sie zunächst die gegenwärtige wirtschaftliche Bedeutung der Volksfeste
sowie die nicht-monetären Effekte beleuchtet und anschließend Szenarien für die zukünftige Entwicklung entwirft.
Die Marktstudie beantwortet also folgende zentrale Fragestellungen:
1.
Welche wirtschaftlichen Effekte gehen generell von großen deutschen Volksfesten aus?
2.
Welche Bedeutung haben Volksfeste für den Binnentourismus, den Incomingtourismus und den Tagestourismus?
3.
Welche weiteren positiven Effekte gehen von den Volksfesten aus?
4.
Wie ist die aktuelle Situation des Schaustellergewerbes?
5.
Welche Effekte würden sich durch eine Förderung der Volksfeste ergeben?
Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Beteiligten und Interviewpartnern für die
Unterstützung bei der Bearbeitung der Studie bedanken.
Deutscher Schaustellerbund e.V.
ift –Freizeit- und Tourismusberatung
Hermann Krameyer
Präsident
Jan-F. Kobernuß
Geschäftsführer
Hochkreuzalle 67
D-53175 Bonn
Otto-Hahn-Straße 23
D-50997 Köln
www.dsbev.de
www.ift-consulting.de
INHALTSVERZEICHNIS
Seite
VORBEMERKUNG............................................................................................................... 3
TABELLENVERZEICHNIS ................................................................................................ 10
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ........................................................................................... 13
ZUSAMMENFASSUNG ..................................................................................................... 15
1.
ALLGEMEINE ERLÄUTERUNGEN ZUR UNTERSUCHUNG DER BEDEUTUNG
DER VOLKSFESTE IN DEUTSCHLAND ................................................................. 29
1.1 Ausgangssituation und Zielsetzung der Untersuchung............................. 29
1.1.1 Ausgangssituation .................................................................................... 29
1.1.2 Zielsetzung................................................................................................ 29
1.2 Begriffsbestimmung .......................................................................................... 31
1.2.1 Definition Volksfest .................................................................................. 31
1.2.2 Definition Tourismus ................................................................................ 32
1.2.3 Definition Tagesbesucherverkehr ........................................................... 33
1.2.4 Definition Freizeit...................................................................................... 34
1.3 Methodische Grundlagen und Umfang der Erhebung ................................ 35
1.3.1 Ausgangssituation .................................................................................... 35
1.3.2 Befragungsmethodik und Erhebungsumfang ........................................ 36
1.4 Aufbereitung und Darstellung der Ergebnisse............................................. 39
1.4.1 Datenaufbereitung.................................................................................... 39
1.4.2 Ergebnisdarstellung ................................................................................. 39
1.4.3 Fehlertoleranzen....................................................................................... 39
2.
VOLKSFESTE UND VOLKSFESTBESUCHE ......................................................... 40
2.1 Umfang und Struktur der Volksfestbesuche ................................................ 40
2.1.1 Volksfestbesuchsintensität der Bevölkerung ......................................... 40
2.1.2 Volksfestbesuchshäufigkeit der Bevölkerung ........................................ 42
2.1.3 Volksfestbesuchsvolumen ....................................................................... 48
2.2 Räumliche und zeitliche Verteilung der Volksfestbesuche ....................... 52
2.2.1 Anzahl und Größe der Volksfeste in Deutschland................................. 52
2.2.2 Räumliche Verteilung der Volksfestbesuche ......................................... 56
2.2.3 Zeitliche Verteilung der Volksfestbesuche............................................. 61
2.3 Weitere Strukturmerkmale beim Verhalten der Volksfestbesucher ......... 66
2.3.1 Aufenthalts- und Anreisedauer bei Volksfestbesuchen ........................ 66
2.3.2 Art der Volksfestbesuche......................................................................... 68
2.3.3 Wahl der Unterkunftsform und Aufenthaltsdauer bei
Übernachtungsgästen.............................................................................. 70
2.3.4 Herkunft der Besucher............................................................................. 72
2.3.5 Besuchsentfernung .................................................................................. 75
2.3.6 Verkehrsmittelnutzung ............................................................................. 76
2.3.7 Hauptanlass des Besuches..................................................................... 79
2.3.8 Alter der Besucher.................................................................................... 81
2.3.9 Beruf der Besucher .................................................................................. 82
2.3.10 Begleitung ................................................................................................. 84
2.3.11 Aktivitäten während, vor und nach dem Besuch ................................... 85
2.4 Das Angebot der Volksfeste aus Sicht der Besucher................................. 89
3.
DIE AUSGABEN DER VOLKSFESTBESUCHER................................................... 91
3.1 Allgemeine Erläuterungen................................................................................ 91
3.2 Höhe und Struktur der Tagesausgaben......................................................... 93
3.2.1 Vergleich mit weiteren Erhebungen........................................................ 98
3.2.2 Rechnerisch ermittelte Durchschnittsausgaben auf Volksfesten....... 101
3.2.3 Ausgaben in Abhängigkeit vom Wochentag des
Volksfestbesuches ................................................................................. 102
3.2.4 Das Ausgabeverhalten in Abhängigkeit von soziodemografischen
Strukturmerkmalen................................................................................. 102
3.3 Ausgaben außerhalb des Volksfestgeländes ............................................. 109
3.3.1 Ergebnisse der Befragungen................................................................. 109
3.3.2 Expertenmeinungen zu den Ausgaben außerhalb des
Volksfestgeländes .................................................................................. 110
3.4 Volksfestbesuche ohne Ausgaben ............................................................... 116
4.
DIE AUSGABEN DER SCHAUSTELLER .............................................................. 117
4.1 Ausgaben für die Beschäftigung von Aushilfskräften.............................. 120
4.2 Ausgaben für den Lebensunterhalt der festen Mitarbeiter und der
mitreisenden Familienangehörigen.............................................................. 122
4.3 Ausgaben für Freizeit, Bildung und Sonstiges der festen
Mitarbeiter und der mitreisenden Familienangehörigen .......................... 127
4.4 Ausgaben für den laufenden Betrieb ........................................................... 129
4.4.1 Waren- und Lebensmitteleinkäufe........................................................ 129
4.4.2 Ausgaben für Strom ............................................................................... 131
4.4.3 Ausgaben für Wasser ............................................................................ 133
4.4.4 Ausgaben für Werbung.......................................................................... 135
4.4.5 Ausgaben für Müllbeseitigung............................................................... 137
4.4.6 Ausgaben für Reparaturen, TÜV und technische Abnahme .............. 139
4.4.7 Ausgaben für Sonstiges......................................................................... 141
4.5 Standgebühren ................................................................................................. 143
4.6 Gesamtausgaben der Schausteller............................................................... 147
5.
UMSATZ- UND EINKOMMENSWIRKUNGEN....................................................... 149
5.1 Vorgehensweise bei der Berechnung von Umsätzen, Nettowertschöpfung und Einkommensbeitrag aus den Volksfestbesuchen ..................... 149
5.2 Umsätze aus den Volksfestbesuchen .......................................................... 156
5.2.1 Volksfestumsätze im Vergleich mit Umsätzen anderer
Freizeitbranchen..................................................................................... 161
5.2.2 Verteilung der Umsätze ......................................................................... 162
5.3 Berechnung der wirtschaftlichen Bedeutung der Volksfestbesuche .... 164
5.3.1 Einkommensbeitrag aus Verkehrsleistungen ...................................... 166
5.3.2 Einkommensbeitrag der Volksfeste insgesamt.................................... 166
5.3.3 Wertschöpfung je Volksfestbesucher (Einkommenswirkung) ............ 167
5.3.4 Steuerliche Effekte................................................................................. 168
5.4 Arbeitsmarkteffekte durch die Volksfeste................................................... 170
5.5 Kennwerte zur Beurteilung der wirtschaftlichen Bedeutung von
Volksfesten........................................................................................................ 175
5.6 Touristische Bedeutung der Volksfeste in Deutschland.......................... 179
5.6.1 Übernachtungstourismus....................................................................... 179
5.6.2 Tagestourismus ...................................................................................... 183
5.6.3 Überblick über die touristische Bedeutung der Volksfeste................. 185
5.7 Die Bedeutung der Volksfeste im Vergleich mit anderen
Angebotsformen der Freizeitwirtschaft ....................................................... 187
6.
NICHT-MONETÄRE EFFEKTE DER VOLKSFESTE............................................ 188
6.1 Soziale Effekte .................................................................................................. 188
6.2 Werbe- und Imageeffekte................................................................................ 193
7.
SITUATION DES SCHAUSTELLERGEWERBES ................................................. 196
7.1 Situation aus Sicht der Schausteller ............................................................ 196
7.2 Situation aus Sicht von Experten.................................................................. 203
7.3 Vergleich mit anderen Kultur- und Freizeiteinrichtungen........................ 208
8.
MÖGLICHE EFFEKTE VERÄNDERTER RAHMENBEDINGUNGEN FÜR DAS
SCHAUSTELLERGEWERBE ......................................................................................... 211
8.1 Szenario 1: Business as usual ...................................................................... 214
8.1.1 Beschreibung des Szenarios ................................................................ 214
8.1.2 Voraussichtliche Auswirkungen des Szenarios ................................... 215
8.2 Szenario 2: Der Spaß hat ein Ende ............................................................... 216
8.2.1 Beschreibung des Szenarios ................................................................ 216
8.2.2 Voraussichtliche Auswirkungen des Szenarios ................................... 217
8.3 Szenario 3: Mut zur Umkehr........................................................................... 218
8.3.1 Beschreibung des Szenarios ................................................................ 218
8.3.2 Voraussichtliche Auswirkungen des Szenarios ................................... 219
9.
ANHANG .................................................................................................................... 221
9.1 Rechnerische Ermittlung der Durchschnittsausgaben aller
Volksfestbesucher auf dem Volksfest.......................................................... 221
9.2 Expertenbefragung .......................................................................................... 226
9.2.1 Verzeichnis der befragten Experten/-innen.......................................... 226
9.2.2 Leitfaden für die Expertengespräche.................................................... 228
9.3 Geschäftstypen der Schaustellerbetriebe................................................... 229
9.4 Fragebögen ....................................................................................................... 231
9.4.1 Fragebogen Gäste ................................................................................. 231
9.4.2 Fragebogen Schausteller (Erhebungsort Bonn).................................. 238
TABELLENVERZEICHNIS
Seite
Tabelle 1: Volksfestbesuchsvolumen der Bevölkerung über 16 Jahre........................... 48
Tabelle 2: Volksfestbesuchsvolumen der Bevölkerung bis 16 Jahre ............................. 49
Tabelle 3: Anzahl der Volksfeste nach Besuchervolumen............................................... 52
Tabelle 4: Bereinigte Besucherzahlen für einige Volksfeste in Deutschland ................. 55
Tabelle 5: Besuche bei Volksfesten = 20.000 Besucher nach Bundesländern.............. 57
Tabelle 6a: Gesamtzahl der Volksfestbesucher nach Bundesländern ........................... 58
Tabelle 7: Dauer der Volksfeste in Deutschland............................................................... 61
Tabelle 8: Zeitlicher Verlauf des Besucherzuspruchs auf der Cranger Kirmes ............. 62
Tabelle 9: Besucherverteilung auf dem Augsburger Osterplärrer .................................. 63
Tabelle 10: Herkunft der Besucher .................................................................................... 73
Tabelle 11: Nutzungsfälle von Verkehrsmitteln bei Volksfestbesuchen ......................... 78
Tabelle 12: Verkehrsmittelwahl bei verschiedenen Volksfesten ..................................... 79
Tabelle 13: Alterstruktur der Besucher verschiedener Volksfeste .................................. 82
Tabelle 14: Begleitung zu Volksfesten .............................................................................. 85
Tabelle 15: Ausgabenstruktur bei Volksfestbesuchen ..................................................... 97
Tabelle 16: Tagesausgaben, Volksfestgröße und Kaufkraft ........................................... 99
Tabelle 17: Rechnerisch ermittelte Ausgaben pro Volksfestbesucher in
Abhängigkeit von Kaufkraft und Volksfestgröße.........................................101
Tabelle 18: Ausgaben in Abhängigkeit vom Wochentag ...............................................102
Tabelle 19: Ausgabeverhalten in Abhängigkeit vom Alter der Besucher .....................104
Tabelle 20: Ausgabeverhalten in Abhängigkeit vom Alter der Besucher .....................104
Tabelle 21: Höhe der Ausgaben in Abhängigkeit vom Einkommen..............................107
Tabelle 22: Struktur der Ausgaben der Volksfestbesucher außerhalb des
Volksfestgeländes..........................................................................................109
Tabelle 23: Gewichtung der Geschäftsarten...................................................................119
Tabelle 24: Ausgaben für Aushilfskräfte in DM...............................................................120
Tabelle 25: Ausgaben für Aushilfskräfte pro Jahr und Betrieb in DM...........................121
Tabelle 26: Ausgaben aller Betriebe für Aushilfskräfte pro Jahr in Mio. DM................121
Tabelle 27: Anzahl der festen Mitarbeiter und mitreisenden Angehörigen nach
Geschäftsarten...............................................................................................124
Tabelle 28: Ausgaben aller festen Mitarbeiter und der mitreisenden
Familienangehörigen für den Lebensunterhalt nach Geschäftsart ...........125
Tabelle 29: Ausgaben aller festen Mitarbeiter und der mitreisenden
Familienangehörigen für Freizeit/Bildung etc. nach Geschäftsart.............128
Tabelle 30: Ausgaben für Waren- und Lebensmitteleinkäufe nach Geschäftsart .......131
Tabelle 31: Ausgaben für Strom nach Geschäftsart ......................................................133
Tabelle 32: Ausgaben für Wasser nach Geschäftsart ...................................................135
Tabelle 33: Ausgaben für Werbung nach Geschäftsarten.............................................136
Tabelle 34: Ausgaben für Müllbeseitigung nach Geschäftsart......................................138
Tabelle 35: Ausgaben für Reparaturen, TÜV und technische Abnahme nach
Geschäftsart...................................................................................................140
Tabelle 36: Ausgaben für Sonstiges nach Geschäftsart................................................142
Tabelle 37: Standgebühren der Schaustellerbetriebe....................................................144
Tabelle 38: Standgeld- und Ausgabenhöhe....................................................................145
Tabelle 39: Gesamtausgaben der Schausteller an den Volksfestorten .......................147
Tabelle 40: Wertschöpfungsquoten für einzelne Wirtschaftsbereiche .........................151
Tabelle 41: Zuordnung der Wertschöpfungsquoten .......................................................151
Tabelle 42: Größenklassen von Volksfesten ..................................................................156
Tabelle 43: Gesamtbesucherzahlen von Volksfestgrößenklassen ...............................157
Tabelle 44: Ermittlung der volksfestindizierten Ausgaben .............................................157
Tabelle 45: Verteilung der volksfestindizierten Umsätze ...............................................162
Tabelle 46: Nettoumsätze aus dem Volksfestgeschehen nach Ausgabearten in Mio.
DM...................................................................................................................165
Tabelle 47: Beitrag des Volksfestgeschehens zum Volkseinkommen in der
Bundesrepublik Deutschland ........................................................................165
Tabelle 48: Beitrag der Volksfeste zum Volkseinkommen.............................................166
Tabelle 49: Beispiele für wirtschaftliche Effekte .............................................................176
Tabelle 50: Bruttoumsätze auf der Cranger Kirmes in Mio. DM....................................177
Tabelle 51: Auswirkungen der Grundannahmen auf die Volksfeste.............................212
Tabelle 52: Auswirkungen des Szenarios "Business as usual" auf die Volksfeste .....215
Tabelle 53: Auswirkungen des Szenarios "Der Spaß hat ein Ende".............................217
Tabelle 54: Auswirkungen des Szenarios "Mut zur Umkehr" ........................................219
Tabelle 55: Ermittlung der Variablen zur Berechnung der Durchschnittsausgaben für
verschiedene Volksfeste ...............................................................................221
Tabelle 56: Näherungsweise Ermittlung der Ausgaben auf einem durchschnittlichen
Volksfest.........................................................................................................223
Tabelle 57: Herleitung einer Variable für ein Volksfest durchschnittlicher Größe .......223
Tabelle 58: Geschäftstypen..............................................................................................229
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Seite
Abbildung 1: Erhebungsorte- und umfang......................................................................... 37
Abbildung 2: Häufigkeit von Volksfestbesuchen pro Jahr................................................ 42
Abbildung 3: Zahl der Volksfestbesuche pro Jahr nach Befragungsort ......................... 44
Abbildung 4: Zahl der Volksfestbesuche pro Jahr nach Berufstätigkeit ......................... 45
Abbildung 5: Zahl der Volksfestbesuche pro Jahr nach Alter.......................................... 46
Abbildung 6: Volksfeste mit mehr als 750.000 Besuchern in Deutschland .................... 53
Abbildung 7: Tagesverlauf der Besucherzahlen............................................................... 64
Abbildung 8: Aufenthaltsdauer von Tagesausflüglern auf Volksfesten .......................... 66
Abbildung 9: Anreisedauer bei Tagesausflügen zu Volksfesten..................................... 67
Abbildung 10: Art der Volksfestbesuche ........................................................................... 68
Abbildung 11: Art der Unterkunft........................................................................................ 70
Abbildung 12: Herkunft der Besucher................................................................................ 72
Abbildung 13: Verhältnis von lokalen Besuchern und Gesamtbesucherzahl................. 74
Abbildung 14: Besuchsentfernung ..................................................................................... 75
Abbildung 15: Verkehrsmittelnutzung bei der Anreise..................................................... 76
Abbildung 16: Verkehrsmittelnutzung bei der Abreise..................................................... 77
Abbildung 17: Alter der Volksfestbesucher ....................................................................... 81
Abbildung 18: Beruf der Besucher..................................................................................... 83
Abbildung 19: Begleitung der Besucher ............................................................................ 84
Abbildung 20: Aktivitäten von Tagesausflüglern zu Volksfesten..................................... 86
Abbildung 21: Attraktivitätserhöhung der Volksfeste ....................................................... 89
Abbildung 22: Struktur der Ausgaben von Volksfestbesuchern mit Wohnsitz am
Veranstaltungsort........................................................................................ 94
Abbildung 23: Struktur der Ausgaben von Volksfestbesuchern mit Wohnsitz außerhalb des Veranstaltungsortes (Tagesausflügler) ..................................... 95
Abbildung 24: Struktur der Ausgaben von übernachtenden Volksfestbesuchern ......... 96
Abbildung 25: Einflussgrößen auf das Ausgabeverhalten .............................................100
Abbildung 26a: Ausgabeverhalten in Abhängigkeit vom Alter der Besucher...............103
Abbildung 27: Ausgaben in Abhängigkeit vom Beruf .....................................................106
Abbildung 28: Volksfestbesucher ohne Ausgaben.........................................................116
Abbildung 29: Verteilung der befragten Unternehmen auf die Geschäftsarten ...........118
Abbildung 30: Ausgaben für die Beschäftigung von Aushilfskräften ............................120
Abbildung 31: Ausgaben für den Lebensunterhalt pro Person und Tag.......................122
Abbildung 32: Anzahl der festen Mitarbeiter ...................................................................123
Abbildung 33: Nicht mitarbeitende Familienangehörige ................................................124
Abbildung 34: Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung, Bildung und Sonstiges ...............127
Abbildung 35: Ausgaben der befragten Unternehmen für Wareneinkäufe ..................129
Abbildung 36: Ausgaben der befragten Unternehmen für Lebensmitteleinkäufe........130
Abbildung 37: Ausgaben für Strom ..................................................................................132
Abbildung 38: Ausgaben für Wasser...............................................................................134
Abbildung 39: Ausgaben für Werbung.............................................................................136
Abbildung 40: Ausgaben für Müllbeseitigung..................................................................137
Abbildung 41: Ausgaben für Reparaturen, TÜV und technische Abnahme.................139
Abbildung 42: Ausgaben für Sonstiges ...........................................................................141
Abbildung 43: Ermittlung der Nettowertschöpfung über die Umsatzstufen..................154
Abbildung 44: Aushilfskräfte bei Schaustellerunternehmen ..........................................172
Abbildung 45: Feste Mitarbeiter bei Schaustellerunternehmen.....................................173
Abbildung 46: Kennwerte zum Volumen von Städtereisen ...........................................180
Abbildung 47: Kennwerte zum Volumen von Städtekurzreisen ....................................181
Abbildung 48: Bedeutung der Volksfeste für die Tourismuswirtschaft und die
Wirtschaft allgemein .................................................................................185
Abbildung 49: Die ältesten Volksfeste in Deutschland...................................................188
Abbildung 50: Durchschnittliche Zustimmung der befragten Besucher zu
bestimmten Äußerungen..........................................................................190
Abbildung 51: Selbsteinschätzung der wirtschaftlichen Situation der
Schaustellerbetriebe.................................................................................197
Abbildung 52: Selbsteinschätzung der vergangenen, wirtschaftlichen Entwicklung
der Schaustellerbetriebe (letzte 3 Jahre)................................................198
Abbildung 53: Erwartung der zukünftigen, wirtschaftlichen Entwicklung der
Schaustellerbetriebe (nächste 3 Jahre) ..................................................199
Abbildung 54: Kulturbetrieb in Deutschland....................................................................208
Abbildung 55: Kommunale Kulturförderung 1995 (ohne Stadtstaaten)........................209
Abbildung 56: Pro-Kopf-Ausgaben für die Kulturförderung (ohne Stadtstaaten).........210
Abbildung 57: Entwicklung der Ausgaben in Abhängigkeit von der Größe des
Volksfestes bei konstanter Kaufkraft (DM 27.081,-)..............................224
ZUSAMMENFASSUNG
Im Rahmen der vorliegenden Marktstudie wurden die sozio-ökonomischen Effekte von
Volksfesten auf Basis von eigenen Primärerhebungen (Befragungen an verschiedenen
Volksfestorten) und auf Basis einer Sekundärdatenanalyse bereits durchgeführter Studien untersucht. Basis ist damit insbesondere die Befragung von 1.204 Volksfestbesuchern in Bonn, Herne, Oldenburg und Stuttgart, 151 Schaustellern bei vier großen
Volksfesten sowie 40 Experten, die mit Volksfesten zu tun haben (Stadtverwaltungen,
Verkehrsbetriebe, Hotels, Brauereien etc.).
Bearbeitet wurde die Studie von der Firma ift – Freizeit- und Tourismusberatung GmbH
aus Köln im Jahr 2000.
Die zentralen Ergebnisse der gesamten Untersuchung lassen sich wie folgt zusammenfassend darstellen.
Volksfeste – die Besucherm agneten
⇒ Die Volksfeste in Deutschland konnten im Jahr 2000 rund 170 Millionen Besuche
verzeichnen (ohne Besuche von W eihnachtsmärkten).
⇒ Rund 63% der deutschen Bevölkerung besuchen Volksfeste. Dies entspricht rund
51,7 Mio. Personen. Die Volksfestbesucher unternehmen dabei durchschnittlich 3,2
Volksfestbesuche im Jahr (ohne Besuche von Weihnachtsmärkten).
⇒ Bezogen auf die Besucherzahlen stellen die Volksfeste das bedeutendste Angebotssegment der Freizeitwirtschaft dar. So haben Bäder nur 160 Mio. Besucher,
Kinos 149 Mio. Besucher, Theater 33,8 Mio. Besucher oder die 1. Fußballbundesliga 9,3 Mio. Besucher. Volksfeste haben außerdem mehr Besucher als der gesamte
zusammengenommene öffentliche Kulturbetrieb aus Theatern, Opern, Orchestern,
Festspielen, Museen, Volkshochschulen, Musikschulen und Bibliotheken.
Volksfeste – Inform atione n zum Besucherverhalten
⇒ Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer auf einem größeren Volksfest beträgt rund
drei Stunden.
⇒ Das am stärksten zur An- und Abreise genutzte Verkehrsmittel ist der PKW, allerdings mit rund 47% zu einem geringeren Anteil als bei vielen anderen Freizeitaktivitäten. Auf den öffentlichen Personennahverkehr entfallen rund 25%. Etwa 20%
gelangen zu Fuß oder per Fahrrad zum Volksfest.
⇒ Das Durchschnittsalter der Volksfestbesucher liegt deutlich unter dem Durchschnittsalter der Gesamtbevölkerung, vor allem Kinder und Jugendliche sind stark
vertreten.
⇒ Die Angestellten sind mit 25,5% die größte Berufsgruppe unter den Volksfestbesuchern, es folgt die Gruppe der Schüler, Auszubildenden und Studenten.
Abbildung: Beruf der Besucher
25,5%
Angestellter
15,6%
in Ausbildung
13,9%
(Fach-) Arbeiter
11,1%
Hausfrau/-mann
im Ruhestand
9,3%
Beamter
9,2%
8,9%
Selbständiger
3,2%
Freiberufler
2,9%
zur Zeit auf Arbeitssuche
keine Angabe 0,2%
0
Quelle: ift-Befragung, 2000
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⇒ Die Menschen im Süden Deutschlands besuchen häufiger Volksfeste als jene im
Norden, jüngere Menschen sowie Arbeiter, Schüler und Auszubildende unternehmen pro Person überdurchschnittlich viele Volksfestbesuche während Rentner,
Hausfrauen und -männer sowie leitende Angestellte seltener Volksfeste besuchen.
⇒ Rund 86% der Volksfestbesucher kommen in Begleitung zum Volksfest.
⇒ Für rund 82% der auswärtigen Besucher ist der Volksfestbesuch der Hauptanlass
ihrer Reise und sie besuchen ausschließlich das jeweilige Volksfest. Entsprechend
gehen 10,7% der Tagesausflügler vor oder nach ihrem Volksfestbesuch weiteren
Aktivitäten nach (vor allem Gaststättenbesuche oder Einkaufsbummel).
Wirtschaftliche Bede utung von Volksfeste n
Die wirtschaftliche Bedeutung von Volksfesten ist hoch, die wirtschaftlichen Effekte,
auch für andere Branchen, sind vielfältig. Zunächst wird dies nachfolgend an einem
Beispiel erläutert, bevor anschließend die Gesamteffekte beziffert werden:
Ein Achterbahnunternehmen erhebt einen Fahrpreis von beispielsweise DM 10,- (=
Bruttoumsatz). Davon werden zunächst 16% Umsatz- bzw. Mehrwertsteuer abgeführt,
so dass sich ein Nettoumsatz von DM 8,62 pro Fahrgast ergibt. Von diesen DM 8,62
pro Fahrgast verbleiben dem Achterbahnbetreiber DM 3,25 pro Fahrgast. Sie werden
dort unmittelbar zu Löhnen, Gehältern und Gewinnen, also zu Einkommen. Dies entspricht 37,7% des Nettoumsatzes, und dieser Anteil wird auch als Wertschöpfungsquote bezeichnet.
Den größeren Teil des Nettoumsatzes, nämlich 62,3% oder DM 5,37 pro Fahrgast,
muss der Achterbahnbetreiber für Vorleistungen aufwenden, also z.B. für Standgebühren, Energie oder Reparaturen.
Nun entsteht auch bei den Unternehmen, die Vorleistungen für den Achterbahnbetreiber erbringen, Einkommen in Form von Löhnen, Gehältern oder Gewinnen (z.B. beim
Energieunternehmen als Lieferant von Elektrizität). Hierbei spricht man von der Nettowertschöpfung der 2. Umsatzstufe. Bei der 2. Umsatzstufe wird im Bereich Freizeit/Tourismus üblicherweise eine Wertschöpfungsquote von 30% angesetzt.
Im Beispiel bedeutet dies, dass von den Vorleistungen in Höhe von DM 5,37 pro Fahrgast 30% (= DM 1,61 pro Fahrgast) unmittelbar zu Einkommen bei den Lieferanten
wird.
Addiert man die Beträge der Nettowertschöpfung aus der 1. und 2. Umsatzstufe, so ergibt dies die gesamte Nettowertschöpfung, die auf die Tätigkeit des Achterbahnbetreibers zurückgeht. Aus dem Beispiel resultiert demnach aus einem Fahrpreis von DM
10,- (= Bruttoumsatz) eine Nettowertschöpfung aus der 1. und 2. Umsatzstufe von DM
4,86 pro Fahrgast, ein im Vergleich zu anderen Branchen relativ hoher und volkswirtschaftlich interessanter Wert.
1. Umsatzstufe 2. Umsatzstufe
MwSt
DM 1,38
BU
Bruttoumsatz:
DM 10,(Fahrpreis
Achterbahn)
Vorleistungen
DM 5,37
NU
Nettoumsatz
DM 8,62
(für Standgeb.,
Energie,
Material,
Reparaturen etc.)
NWS
DM 3,25
(für Löhne & Gewinne
Achterbahnbetrieb)
NWS
DM 1,61
(für Löhne und
Gewinne bei
Zulieferern und
Dienstleistern )
Nettowertschöpfung
gesamt
DM 4,86
Insgesamt ergibt sich für Volksfeste in Deutschland folgende wirtschaftliche Bedeutung:
⇒ Besucher von Volksfesten geben durchschnittlich DM 45,37 pro Besuch und Person aus. Bei ermittelten 170 Mio. Volksfestbesuchen pro Jahr lösen Volksfeste damit Gesamtumsätze von DM 7,71 Mrd. aus (ohne Verkehrsleistungen).
⇒ Zum Vergleich: Man muss die Umsätze bei Theatern, Kinos, Freizeit- und Erlebnisbädern sowie Kulturbetrieben und Musicals addieren, um auf einen Umsatzwert in
gleicher Größenordnung zu kommen.
⇒ Aus den Ausgaben der Volksfestbesucher resultierenden Nettoumsätze (einschließlich Verkehrsleistungen) in Höhe von DM 6,8 Mrd.. Die Nettowertschöpfung
aus der 1. und 2. Umsatzstufe beträgt rund DM 3,6 Mrd. - diese Summe wird also
zu Einkommen, Löhnen und Gewinnen. Davon entfallen auf die Schausteller DM
1,7 Mrd., während DM 1,9 Mrd. auf andere Branchen außerhalb des Volksfestgeländes entfallen, beispielsweise Verkehrsunternehmen (An- und Abreise der
Volksfestbesucher sowie der Schausteller), Einzelhandel (Einkäufe der Volksfestbesucher und der Schausteller am Volksfestort) oder Gastgewerbe (Gaststättenbesuche der Volksfestbesucher außerhalb des Volksfestgeländes, Hotelübernachtungen von Städtetouristen, die wegen des Volksfestes angereist sind). Mehr als die
Hälfte der durch Volksfeste ausgelösten Wertschöpfung kommt also anderen Branchen als dem Schaustellergewerbe zugute.
⇒ Mit einer Wertschöpfung von DM 3,6 Mrd. leisten Volksfeste insgesamt einen Beitrag zum Volkseinkommen von 0,126%.
⇒ Auch die Kommunen profitieren von den Volksfesten in erheblichem Maße: Sie erlösen aus Standgebühren der Schausteller rund DM 138 Mio. pro Jahr sowie weitere DM 170 Mio. aus Steuereinnahmen (insbesondere anteilige Lohn- und Einkommenssteuer, Gewerbesteuer) auf Aktivitäten und Umsätze, die es ohne Volksfeste
nicht geben würde. Die Steuern stammen dabei nicht allein aus dem Schaustellergewerbe, sondern auch aus anderen Branchen, gehen in der genannten Höhe aber
ausschließlich auf Volksfeste zurück. Rechnerisch bedeutet dies, dass bei 170 Mio.
Volksfestbesuchen im Jahr pro Besuch eine Mark an Steuereinnahmen an die
Kommunen fließt.
Die touris tische Bedeutung von Volks festen
⇒ Tagesausflügler stellen 39,3% der Besucher, Übernachtungsgäste 3,9% der Besucher, der Rest entfällt auf Besucher mit Wohnort am Veranstaltungsort.
⇒ Die überregionale Ausstrahlung ist von der Größe der Volksfeste abhängig. Der
Anteil der Besucher mit Wohnort im Ausland beträgt insgesamt unter einem Prozent, beim größten deutschen Volksfest (Oktoberfest) jedoch rund 10%.
⇒ Vom volksfestindizierten Volkseinkommen in Höhe von rund DM 3,6 Mrd. entfallen
rund DM 2,5 Mrd. bzw. 69% auf den Tourismus (Tagesausflügler und Übernachtungsgäste).
Volkseinkommen in Deutschland
gesamt
2.871,2Mrd. DM
Volkseinkommen
durch Tourismus
120,9 Mrd . DM
Volkseinkommen durch Volksfeste
3,6 Mrd . DM
davon touristisch
2,5 Mrd. DM
Quelle: Eigene Darstellung
nicht touristisch
1,1 Mrd . DM
⇒ Es werden rund 67 Mio. Tagesausflüge zu Volksfesten unternommen. Rechnet
man – wie allgemein üblich - bei Großstädten (> 100.000 Einwohner) die innerstädtischen Ausflüge in andere Stadtteile hinzu, so kann man von 102 Mio. Tagesauflügen zu Volkfesten sprechen. Dies entspricht einem Anteil an den Tagesreisen in
Deutschland von 4,6%.
⇒ Für die An- und Abreise wenden Tagesausflügler jeweils durchschnittlich rund 45
Minuten auf und legen dabei 36,1 Kilometer für die einfache Strecke zurück.
⇒ Die Umsätze der Tagesausflügler zu Volksfesten betragen (ohne Kosten für Anund Abreise mit dem Pkw) rund DM 3,8 Mrd.. Dies entspricht etwa 4,5% der Umsätze aus dem Tagestourismus insgesamt. Das Volkseinkommen aus den Tagesreisen zu Volksfesten beläuft sich auf DM 2,0 Mrd..
⇒ Tagesausflügler zu Volksfesten geben im Durchschnitt fast 60 Mark aus, vor allem
für gastronomische Leistungen sowie Unterhaltung, also Fahrgeschäfte etc.. Aber
auch auf Einkäufe (nicht nur auf dem Volksfest selbst) entfallen nennenswerte Umsätze.
Abbildung:
Struktur der Ausgaben von Volksfestbesuchern mit Wohnsitz
außerhalb des Veranstaltungsortes (Tagesausflügler)
Ausgaben der Tagesausflügler
DM 59,43
Sonstiges
3%
Einkäufe
sonstiger
Waren
12%
Unterhaltung/
Sport
27%
Quelle: ift-Befragung 2000
An- und
Abreise ÖPNV,
Taxi, DB
8%
Lokaler
Transport
4%
Verpflegung/
Gastronomie
38%
Lebensmitteleinkäufe
8%
⇒ Im Rahmen von Volksfestbesuchen wurden 17,3 Mio. Übernachtungen ermittelt.
Dies entspricht einem Anteil an den Übernachtungen in Deutschland von 3,1%.
⇒ Die übernachtenden Besucher nehmen zu über 90% die Unterkunft bei Freunden
oder Verwandten in Anspruch und kommen aus einer Entfernung von durchschnittlich 239 Kilometern.
⇒ Die Umsätze durch die übernachtenden Volksfestbesucher betragen (ohne Kosten
für An- und Abreise per Pkw) rund DM 715 Mio.. Das entspricht etwa 1,1% der Umsätze durch übernachtende Touristen in Deutschland. Das Volkseinkommen aus
den übernachtenden Volksfestbesuchern beläuft sich auf rund DM 483 Mio..
⇒ Sowohl im Tagestourismus als auch im Übernachtungstourismus besteht ein noch
nicht ausgeschöpftes Potenzial.
Aus gaben des Schauste llergewerbes in de n Volks festorten bzw. -regionen
⇒ Die gesamten Bruttoausgaben der Schausteller am Volksfestort betragen rund DM
1,6 Mrd. Darin sind Kosten für den Transport sowie für Investitionen nicht enthalten.
⇒ Am meisten geben die Schausteller am Volksfestort mit jährlich rund DM 400 Mio.
für betriebliche Waren- und Lebensmitteleinkäufe aus, weitere DM 290 Mio. entfallen auf den persönlichen Lebensunterhalt vor Ort. Weitere DM 150 Mio. wenden die
Schausteller direkt an den Volksfeststandorten für Aushilfskräfte auf und DM 138
Mio. für Standgebühren.
Volksfeste - E influssfaktoren auf das Ausgabe verhalte n der Besucher
⇒ Die Höhe der Tagesausgaben der Besucher auf einem Volksfest hängt von der
Größe des Volksfestes und von der Kaufkraft im Einzugsbereich der Veranstaltung
ab.
⇒ Die durchschnittlichen Ausgaben an einem Wochentag betragen nur rund 80% der
Ausgaben eines Wochenendtages.
⇒ Am ausgabefreudigsten sind die 26 bis 40jährigen und die 41 bis 50jährigen
Volksfestbesucher, während die jüngsten und ältesten Besucher am wenigsten
ausgeben. 9,6% der Besucher tätigen überhaupt keine Ausgaben während ihres
Volksfestbesuches.
Volksfeste - Arbe itsplatzeffekte
⇒ Rein rechnerisch lässt sich ein Äquivalent von etwa 45.700 Vollarbeitsplätzen in der
Schaustellerbranche ermitteln.
⇒ Es handelt sich hierbei nicht um die Zahl der Beschäftigten. Die ermittelten Vollarbeitsplätze sind theoretisch gleichzusetzen mit Personen, die ihren Lebensunterhalt
vollständig aus den Volksfesten beziehen, wobei das in Deutschland durchschnittlich erzielte Volkseinkommen zu Grunde gelegt ist.
⇒ Auf Volksfesten werden häufig zeitlich befristet Aushilfskräfte von den Schaustellern eingestellt, die in der Regel weniger verdienen als festangestellte Kräfte und
nur anteilig von den Volksfesten leben. Aus diesem Grund dürfte die tatsächliche
Zahl von Voll- und Teilzeitarbeitsplätzen, die aufgrund von Volksfesten bestehen,
weitaus höher sein als die der rein rechnerischen Vollarbeitsplätze.
Volksfeste - Soz io-k ulture lle Effekte
⇒ Volksfeste erhöhen die Lebensqualität der veranstaltenden Städte und werden von
den Einwohnern und auswärtigen Besuchern als besondere Ereignisse und wichtige Veranstaltungen angesehen, deren Durchführung langfristig von den Kommunen gesichert werden sollte. Hierfür sollten nach Meinung der Besucher, falls notwendig, auch öffentliche Mittel verwendet werden.
⇒ Volksfeste stellen für die Bewohner der Veranstaltungsorte bzw. -regionen kommunikative Plattformen dar und wirken integrierend, da Sie von allen Bevölkerungsund Altersgruppen besucht werden.
⇒ Volksfeste sind traditionsreiche Veranstaltungen (einige mit 1.000jähriger Geschichte), werden von den Besuchern aber als absolut zeitgemäß beurteilt und eig-
nen sich daher, die damit verbundenen Bräuche und Traditionen zu bewahren und
zu pflegen.
Volksfeste - Werbe- und Im ageeffekte
⇒ Die Werbebudgets größerer Volksfeste liegen zwischen 50.000 bis 500.000 DM.
Hinzu kommen weitere Werbemaßnahmen, die nicht von diesen Budgets bestritten
werden (z.B. Info-Flyer als Beilage von städtischen Schreiben, Informationen auf
den städtischen Internetseiten, Werbemaßnahmen der lokalen Wirtschaft im Zusammenhang mit dem Volksfest).
⇒ Volksfeste haben daher große Image- und Werbeeffekte sowohl für die veranstaltenden Kommunen als auch daran teilnehmenden bzw. kooperierenden Unternehmen. Daher nehmen sie eine wichtige Stellung im Stadt- bzw. betrieblichen Marketing ein.
⇒ Für viele an Volksfesten beteiligten Unternehmen stehen insbesondere die Imageund Werbeeffekte im Vordergrund ihres Engagements. Öffentliche Verkehrsunternehmen können ihr Leistungspotential demonstrieren und Neukunden gewinnen.
Der Handel nutzt Volksfeste zur Durchsetzung längerer Öffnungszeiten und/oder
verkaufsoffener Sonn-/Feiertage. Brauereien erhöhen durch ihre Präsenz auf
Volksfesten die Markenbindung und stärken ihr Produktimage bei den Endverbrauchern.
⇒ Es ist eine stärker werdende Zusammenarbeit bei der Organisation und Durchführung zwischen Kommunen, Verbänden und Unternehmen im Sinne des PublicPrivate-Partnership-Gedankens festzustellen. Volksfeste werden vermehrt als
wichtiges Element im Stadtmarketing behandelt.
⇒ Mit dem Münchener Oktoberfest besitzt die Stadt München, das Bundesland Bayern und Deutschland das wohl weltweit bekannteste Volksfest, das als Markenartikel global exportiert wird und bei ausländischen Besuchern imagebildend für München, das Bundesland Bayern und Deutschland wirkt.
Volksfeste – Besonderheiten
⇒ Der Saisonverlauf von Volksfesten hat seine Höhepunkte im Frühjahr und Herbst,
die Ferienmonate im Sommer sind weniger veranstaltungs- und besucherstark.
⇒ Mehr als 90% der Volksfeste dauern ein bis vier Tage, im Durchschnitt sind es 3,18
Tage.
⇒ Der Besucherzustrom konzentriert sich auf die Wochenenden und auf die Abendstunden von 18 bis 22 Uhr.
⇒ Bayern und Nordrhein-Westfalen verzeichnen die meisten Volksfestbesucher.
⇒ Volksfeste sind ein deutschlandspezifisches Angebot und finden kontinuierlich zu
festen Terminen statt. Sie eignen sich daher gut zur touristischen Vermarktung.
Dies gilt sowohl für den Bereich der Tages- und Kurzreisen, insbesondere im stark
wachsenden Segment des Städtetourismus. Bei einigen großen Volksfesten kann
auch der Incoming-Tourismus noch gesteigert werden (z.B. Hamburger Dom, Bremer Freimarkt, Cannstatter Wasen in Stuttgart).
⇒ Ihre besondere Anziehungskraft schöpfen Volksfeste aus den Attraktionen im Bereich der Fahrgeschäfte und der außergewöhnlichen Atmosphäre als Event. Letzteres ist der Hauptgrund dafür, dass sie in keiner direkten Konkurrenz zu Freizeitparks stehen.
⇒ Besondere Attraktionen im Bereich der Fahrgeschäfte sind sehr investitions- und
unterhaltungsintensiv. Daher brauchen sie die großen Umsätze von großen Volksfesten und deren vergleichsweise lange Veranstaltungsdauer aufgrund der umfangreichen Logistik für den Auf- und Abbau der Fahrgeschäfte. Entsprechend sind
größere Fahrattraktionen relativ selten auf kleinen und mittleren Volksfesten vertreten.
⇒ Die Besucherresonanz bei Volksfesten ist stark wetterabhängig, was deren Planung, Organisation und Durchführung erschwert.
Volksfeste – Entwicklungste ndenzen
⇒ Die Volksfeste haben in den vergangenen Jahren nur für rund 25% der Besucher
an Attraktivität gewonnen.
⇒ Die befragten Experten sehen für größere Volksfeste weiterhin gute Entwicklungsmöglichkeiten, abgesehen von dem nicht beeinflussbarem Wetterrisiko. Hingegen
sind viele kleine und mittlere Volksfeste in ihrer Existenz bedroht, da die Anzahl
„volksfestähnlicher“ Veranstaltungen (z.B. Straßen-, Vereinsfeste) sowie das Angebot von anderen Freizeitbetätigungen zunimmt, die Umsätze von Volksfesten abziehen. Gerade kleinere Volksfeste machen aber die Mehrheit der Veranstaltungen
aus.
⇒ Die Attraktionen im Bereich der Fahrgeschäfte werden immer investitions- und
kostenintensiver, veralten aber immer schneller. Hierdurch werden die Investitionszyklen kürzer, bei gleichzeitiger Steigung der Investitions- und Unterhaltungskosten
sowie nur leicht steigenden Umsätzen. Dies kann zu einem Investitionsstau bei den
Betrieben führen, der langfristig die Attraktivität der Volksfeste negativ beeinflusst.
Erste Tendenzen in diese Richtung sind nach Aussage von Experten bereits erkennbar.
Deutscher Schaus tellerbund e.V. – Bas isdaten
⇒ Der Deutsche Schaustellerbund e.V. (DSB) repräsentiert rund 90% der bundesdeutschen Schausteller, also rund 4.600 der insgesamt etwa 5.000 Schaustellerbetriebe.
⇒ Diese mittelständischen Betriebe beschicken mit ihren Geschäften (deren Zahl
deutlich über 5.000 beträgt, da viele Betriebe über mehrere Geschäfte verfügen)
die rund 14.000 jährlich in Deutschland stattfindenden Volksfeste.
Abbildung: Anzahl der festen Mitarbeiter bei Schaustellerbetrieben
16-20 feste Mitarbeiter
0,7%
11-15 feste Mitarbeiter
0,7%
8-10 feste Mitarbeiter
6,0%
mehr als 20 feste
Mitarbeiter
0,7%
keine Angabe
3,3%
5-7 feste Mitabeiter
20,5%
3-4 feste Mitarbeiter
38,4%
Quelle: ift Befragung
1-2 feste Mitarbeiter
29,8%
Faz it:
Volksfeste ...
• stellen hinsichtlich der Besucherzahlen das bedeutendste Angebotssegment
der Freizeitwirtschaft dar
• erzielen Umsätze in Milliardenhöhe und bringen zusätzliches Einkommen
sowie zusätzliche Steuereinnahmen für die veranstaltenden Städte und Regionen.
• schaffen viele Arbeitsplätze
• sind ein wichtiger Image- und Standortfaktor und verbessern die Lebensqualität. Als traditionsreiche Veranstaltungen bewahren und pflegen sie lokale und regionale Traditionen
• werden von den Besuchern als wichtige Veranstaltungen gesehen, die es
langfristig zu erhalten gilt
• wirken positiv auf andere Branchen
• sind ein wichtiger Bestandteil des Tages- und Übernachtungstourismus und
bieten den Veranstaltungsorten touristische Entwicklungschancen, die noch
nicht voll ausgeschöpft sind.
• sind bei steigendem Investitionsbedarf und stagnierenden Einnahmen von
einem Investitionsstau bedroht. Dies gilt besonders für kleinere und mittlere
Veranstaltungen mit relativ kurzer Veranstaltungsdauer und erhöhtem Wetterrisiko.
1. ALLGEM EINE ERLÄUTERUNGEN ZUR UNTERSUCHUNG DER
BEDEUTUNG DER VOLKSFESTE IN DEUTSC HLAND
1.1 Ausgangssituation und Zielsetzung der Unte rsuchung
1.1.1 Ausgangssituation
Besonders im Rahmen der Tourismuswirtschaft kommt den Schaustellern und den
durch sie beschickten Volksfesten eine erhebliche Bedeutung zu, die über die rein monetären Gesichtspunkte hinausgeht. So bilden Volksfeste für viele Städte einen wichtigen Imagefaktor und stellen für auswärtige Besucher oft den entscheidenden Anlaß für
einen Besuch in der betreffenden Stadt dar, wie die vorliegende Studie verdeutlichen
wird. Bei diesen Besuchen geben die Besucher auch außerhalb der Volksfestgelände
in erheblichem Maße Geld aus und tragen so zur Belebung der lokalen Wirtschaft bei.
Von den auf den Volksfestgeländen getätigten Umsätzen verbleibt ebenfalls ein erheblicher Teil in den Kommunen, da die Schausteller selbst vor Ort Güter und Dienstleistungen nachfragen.
Trotz
der
vielfältigen
wirtschaftlichen
und
nicht-monetären
Effekte
dieses
Wirtschaftszweiges liegt bislang keine umfassende Analyse der wirtschaftlichen Bedeutung der Volksfeste in Deutschland vor.
Diesen Sachverhalt nahm das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie zum
Anlass, die vom DSB beauftragte Studie zur Untersuchung der wirtschaftlichen Bedeutung der Volksfeste in Deutschland maßgeblich finanziell zu unterstützen. Neben
den wirtschaftlichen Effekten sollten auch die nicht-monetären Effekte näher untersucht
werden.
1.1.2 Zielsetzung
Ziel der vorliegenden Untersuchung ist eine detaillierte Beschreibung der wirtschaftlichen Bedeutung und der nicht-monetären Effekte der Volksfeste mit ihren:
•
quantitativen (z.B. Anzahl und Häufigkeit der Volksfestbesuche, Umfang der Ausgaben bei Volksfestbesuchen) sowie
•
qualitativen (z.B. Struktur der Ausgaben bei Volksfestbesuchen, Aufgliederung der
Verhaltensweisen nach soziodemografischen Merkmalen, zeitliche Verteilung der
Nachfrage, Verkehrsmittelnutzung, Aktivitäten, die mit dem Volksfestbesuch verknüpft werden)
Hauptmerkmalen.
1.2 Begriffsbestimmung
1.2.1 Definition Volksfest
Die Gewerbeordnung definiert das Volksfest folgendermaßen: 1
„Ein Volksfest ist eine im allgemeinen regelmäßig wiederkehrende, zeitlich begrenzte
Veranstaltung, auf der eine Vielzahl von Anbietern unterhaltende Tätigkeiten im Sinne
des § 55 Abs. 1 Nr. 2 (selbständig unterhaltende Tätigkeiten als Schausteller oder
nach Schaustellerart) ausübt und Waren feilbietet, die üblicherweise auf Veranstaltungen dieser Art angeboten werden.“
Damit zählen sowohl die klassischen, großen Volksfeste wie das Münchener Oktoberfest, der Canstatter Volksfest in Stuttgart oder die Cranger Kirmes in Herne zu den
Volksfesten, wie auch Schützenfeste und Weihnachtsmärkte, auf denen neben Gastronomie auch Entertainment, z.B. in Form von Fahrgeschäften wie Karussells oder
Riesenrädern, Schießgeschäften, Verkaufsgeschäften nach Schaustellerart oder anderen Schaustellerbetrieben geboten wird.
Abzugrenzen vom Begriff des Volksfestes sind die Messen nach § 64 der Gewerbeordnung, die Ausstellungen nach § 65 der Gewerbeordnung sowie der Großmarkt nach
§ 66 und der Wochenmarkt nach § 67 der Gewerbeordnung. Auch der sogenannte
Spezialmarkt und der Jahrmarkt zählen nach § 68 der Gewerbeordnung nicht zu den
Volksfesten, da bei ihnen der Warenverkauf im Vordergrund steht. Allerdings lässt die
Gewerbeordnung nach § 68 Abs. 3 ausdrücklich zu, dass „auf einem Spezialmarkt
oder Jahrmarkt auch Tätigkeiten im Sinne des § 60 b Abs. 1 ausgeführt werden können“. Damit ist eine scharfe Trennung von Volksfesten und den Spezial- und Jahrmärkten nicht möglich und auch nicht sinnvoll.
Die Bezeichnungen für Volksfeste sind vielfältig. Der Komet-Kalender, ein Verzeichnis
der Volksfeste in Deutschland, listet folgende Begriffe auf:2
1
§ 60 b Abs. 1 der Gewerbeordnung
2
Komet-Kalender 2000, Komet Druck- und Verlagshaus, Pirmasens, 2000
•
Dult
•
Jahrmarkt
•
Kramermarkt
•
Kirmes, Kirchweih, Kerb
•
Nachkirchweih
•
Schützenfest
•
Spezialmarkt
•
Volksfest, Stadtfest
•
Warenmarkt, Wallfahrtsmarkt
•
Winzerfest, Weinfest
•
Weihnachtsmarkt.
Die Viehmärkte sind nur aufgeführt, wenn sie in Kombination mit einem anderen Markt
stattfinden.
1.2.2 Definition Tourismus
Fremdenverkehr oder Tourismus wird definiert als "Gesamtheit der Beziehungen und
Erscheinungen, die sich aus der Reise und dem Aufenthalt von Personen ergeben, für
die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher und dauernder Wohn- noch Arbeitsort
ist".3 Dieser Definition zufolge kann die Tourismusnachfrage in die beiden Elemente
•
Tourismus mit Übernachtungsaufenthalt
•
Tagesbesucherverkehr (ohne Übernachtung)
aufgegliedert werden.
3
vgl. Kaspar, C.: Die Fremdenverkehrslehre im Grundriß, St. Galler Beiträge zum Fremdenverkehr und zur Verkehrswirtschaft, Reihe Fremdenverkehr, Band 1, St. Gallen, 1975, S. 18
1.2.3 Definition Tagesbesucherverkehr
Beim Tagesbesucherverkehr ist eine Differenzierung zwischen Tagesausflugsverkehr
und Tagesgeschäftsreiseverkehr vorzunehmen. Für die vorliegende Marktstudie relevant ist lediglich der Tagesausflugsverkehr, der folgendermaßen definiert wird:
"Als Tagesausflug wird jedes Verlassen des Wohnumfeldes bezeichnet, mit dem keine
Übernachtung verbunden ist und das
•
nicht als Fahrt von oder zur Schule, zum Arbeitsplatz zur Berufsausübung vorgenommen wird,
•
nicht als Einkaufsfahrt zur Deckung des täglichen Bedarfs dient (z.B. Lebensmittel)
und
•
nicht einer gewissen Routine oder Regelmäßigkeit unterliegt (z.B. regelmäßige
Vereinsaktivitäten im Nachbarort, tägliche Krankenhausbesuche, Arztbesuche, Behördengänge, Gottesdienstbesuche)." 4
Das Wohnumfeld (bzw. das Umfeld des Ausgangsortes) wird bei Städten bis 100.000
Einwohnern in der Regel mit der Ortsgrenze übereinstimmen, wobei entfernt gelegene
Ortsteile oder Ausflugsziele (z.B. Waldgaststätten, Festwiesen) auch hier schon außerhalb des Wohnumfeldes liegen können; andererseits werden in besonderen Fällen
eng aneinandergrenzende selbständige Orte von den Bewohnern als ein geschlossenes Wohnumfeld empfunden. Bei Großstädten (über 100.000 Einwohner) wird das
Wohnumfeld im allgemeinen mit dem eigenen Stadtteil (Stadtbezirk, Stadtviertel)
gleichzusetzen sein.
Das bedeutet, dass in Großstädten wie München, Hamburg, Nürnberg, Bremen oder
Herne auch Volksfestbesucher aus der Stadt selbst bereits zu den Tagesausflüglern
gerechnet werden können und damit nach vorliegender Definition zu den Touristen zu
zählen sind.
4
Quelle: DWIF 46, Tagesreisen der Deutschen, München 1995, S. 2
1.2.4 Definition Freizeit
Der Begriff der Freizeit wird wie folgt definiert:
"Zeit außerhalb der Arbeitszeit und außerhalb der für den Transport von und zur Arbeit
bzw. für den Lebenserhalt (Essen, Schlafen, Versorgen, Körperpflege etc.) benötigten
Zeiten, der sich das Individuum nach freiem Belieben hingeben kann um sich zu entmüden, zu erholen, zu vergnügen, sich freiwillig zu bilden und zu informieren oder freiwillig und ohne direktes Entgelt zu arbeiten oder am allgemeinen sozialen und kulturellen Leben teilzunehmen." 5
5
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Freizeit
1.3 Methodische Grundlagen und Umfang der Erh ebung
1.3.1 Ausgangssituation
Über das Schaustellergewerbe – besonders über dessen wirtschaftliche Bedeutung –
liegen bisher nur in sehr geringem Umfang Daten vor. Zumeist handelt es sich hierbei
um einmalig durchgeführte Besucherzählungen und Besucherbefragungen, die mit
unterschiedlichen Untersuchungsmethoden durchgeführt wurden. Dadurch ist eine direkte Vergleichbarkeit der Untersuchungen nicht möglich und es können nur indirekte
Vergleiche zu Plausibilitätszwecken gemacht werden.
Zur Vorbereitung der Primärerhebungen, Bestimmung der Frageninhalte und Überprüfung und Interpretation der eigenen Untersuchungen wurde eine Sekundärdatenanalyse durchgeführt, in der folgende Studien gesichtet und analysiert wurden:
•
Besucher- und Beschickerbefragung Cranger Kirmes, Herne, 1996, durchgeführt
durch das Amt für Informationsverarbeitung und Stadtforschung der Stadt Herne.
•
Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische
Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen, Januar 1998.
•
Befragung auf dem Frühjahrs-Send in Münster, 1998, durchgeführt durch die Agenta Werbeagentur.
•
Befragung auf dem Augsburger Osterplärrer im Auftrag der Stadt Augsburg, UniMarketing, April 1991.
•
Durch die Landeshauptstadt München und den Münchner Tarif- und Verkehrsverbund beauftragte Studien zum Oktoberfest in München.
•
Befragung auf dem Berliner Oktoberfest am 11.10.1996.
Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden drei Befragungsmodule in vier mit dem
Auftraggeber abgestimmten Volksfestorten durchgeführt, die sich wie folgt zusammensetzen:
•
mündliche Befragungen der Volksfestbesucher (face-to-face-Interviews) auf
vier bedeutenden Volksfesten (Cranger Kirmes in Herne, Pützchens Markt in
Bonn, Canstatter Volksfest in Stuttgart, Kramermarkt in Oldenburg)
•
schriftliche Befragungen von Schaustellern auf vier bedeutenden Volksfesten
sowie
•
Expertenbefragungen in Form von offenen Leitfadengesprächen in den Befragungsorten mit ausgewählten Kompetenzträgern, die in die Organisation
von Volksfesten eingebunden (z.B. Vertreter-/-innen von diversen Abteilungen
der Stadtverwaltungen, Tourist-Informationen) bzw. von deren Durchführung
– positiv oder negativ – betroffen sind (Brauereien, Verkehrsbetriebe, Gastronomen, Einzelhandel, Hoteliers u.a.).
Die eingesetzte Befragungsmethodik wird im folgenden kurz erläutert.
1.3.2 Befragungsmethodik und Erhebungsumfang
Bei jedem der drei Befragungsmodule (Besucherbefragungen, Schaustellerbefragungen, Expertengespräche) wurde eine einheitliche Methodik angewendet, um die Ergebnisse der jeweiligen Einzelbefragungen in den vier Befragungsstandorten direkt
miteinander vergleichen zu können.
Die Besucherbefragungen auf den vier Volksfesten wurden als mündliche Befragungen
(face-to-face Interviews) mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens durchgeführt,
der in Abstimmung mit dem Auftraggeber entwickelt und auf allen Volksfesten eingesetzt wurde (lediglich die Namen der Volksfeste und Veranstaltungsorte wurden für die
Fragebogenversionen angepasst). Für die Befragungen wurden eigens geschulte Interviewer/-innen eingesetzt, die die Befragten auf den Volksfesten zufällig auswählten.
Angestrebt wurde eine ausreichend hohe Fallzahl von n = 1.200, die mit 1.204 auswertbaren Interviews erreicht wurde. Um möglichst repräsentative Ergebnisse zu erhalten, lag der zeitliche Schwerpunkt der Erhebungen an den Wochenendtagen (Freitag, Samstag und Sonntag), an denen auf allen Volksfesten knapp zwei Drittel der Interviews geführt wurden.
Die Schausteller wurden schriftlich befragt. Die Befragungen fanden im Anschluss an
die Schaustellertreffen auf den Volksfesten statt, an denen jeweils auch ein iftProjektleiter teilnahm, der den Schaustellern das Projekt vorstellte, den Fragebogen
erläuterte und an die anwesenden Schausteller verteilte. Daraufhin füllten die Schausteller die Fragebögen eigenständig aus. Für eventuelle Rückfragen oder Verständnisprobleme blieb der anwesende ift-Projektleiter im Saal. Es wurde eine Fallzahl von 150
befragten Schaustellern angestrebt, um dadurch 3% aller Schausteller in Deutschland
befragt zu haben und ein möglichst strukturgetreues Bild der Schaustellerbranche abbilden zu können. Mit insgesamt 151 befragten Schaustellern wurde das Erhebungsziel
erreicht. Der Fragebogen mit den Fragestellungen ist im Anhang zu finden. Aufgrund
eines Verbots der Durchführung der Schaustellerberfragung auf dem Cannstatter
Volksfest durch das Ordnungsamt der Stadt Stuttgart, wurde – nach Absprache mit
dem Auftraggeber – Bocholt als ergänzender Befragungsort der Schaustellerbefragungen hinzugezogen.
Insgesamt wurden also 1.204 Besucher und 151 Schausteller befragt, die sich wie folgt
aufteilen:
Abbildung 1: Erhebungsorte- und umfang
Volksfest (Ort)
Cranger
Kirmes
(Herne)
Pützchens
Markt
(Bonn)
Cannstatter
Volksfest
(Stuttgart)
Kramermarkt
(Oldenburg)
Kirmes
(Bocholt)
geschätzte Besucherzahl
4.250.000
1.000.000
2.800.000
1.000.000
k.A.
Zahl der Probanden
292
364
348
200
0
Beschicker
424
425
348
260
250
16
0
20
64
Zahl der Probanden
51
Quelle: Eigene Darstellung
Die Gespräche mit ausgewählten Experten/-innen wurden als offene Leitfadengespräche geführt, um qualitative Informationen über die jeweiligen Volksfeste und die
Schaustellerbranche zu erhalten. Weiterhin dienten die somit gewonnenen Informationen als Hilfestellung bei der Dateninterpretation.
Bei der Auswahl der Experten/-innen wurde direkt mit potentiellen Unternehmen, Verbänden und Behörden in den Veranstaltungsorten (z.B. Ordnungsamt, Verkehrsbetriebe, Taxiunternehmen, Wirtschaftsförderung, Hotels, DEHOGA, Brauereien) Kontakt
aufgenommen und um Ansprechpartner gebeten, mit denen daraufhin persönliche
Termine vereinbart wurden. Die Expertengespräche wurden durch Projektleiter von ift
als offene Gespräche durchgeführt, die allerdings mit Hilfe eines Leitfadens strukturiert
wurden. Der Leitfaden ist im Anhang zu finden. In Ausnahmenfällen erfolgte die Befragung von Experten telefonisch (z.B. als Folge von Terminausfällen durch Krankheit).
Die Gesprächsdauer lag in den meisten Fällen zwischen 30 bis 60 Minuten. Insgesamt
wurde mit 40 Experten/-innen in den vier Städten gesprochen, die im Anhang aufgelistet sind.
1.4 Aufbereitung und Darstellung der Ergebnisse
1.4.1 Datenaufbereitung
Die durchgeführten Interviews der Besucher- und Schaustellerbefragungen wurden mit
speziellen Dateneingabeprogrammen EDV-gerecht aufbereitet und erfaßt.
Die Dateieingabe und Auswertung des Zahlenmaterials erfolgte mit den Datenverarbeitungsprogramm QUANTUM. Die graphische Umsetzung sowie einzelne Nachberechnungen erfolgten unter den WINDOWS-Programmen POWERPOINT und EXCEL.
1.4.2 Ergebnisdarstellung
Die Befragungsergebnisse zur wirtschaftlichen Bedeutung und zu nicht-monetären Effekten der Volksfeste werden sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht
dokumentiert.
Ein zentrales Anliegen der Untersuchung ist neben der reinen Quantifizierung der
Volksfestbesuche vor allem die Ermittlung detaillierter ökonomischer Fakten. Während
die Ausgaben der Besucher im Interview abgefragt wurden, müssen die daraus resultierenden Umsatz- und Einkommenswirkungen hochgerechnet werden. Zudem werden
durch Herstellung von Datenkombinationen, wenn möglich auch mit Ergebnissen aus
anderen Studien und weiterer Quellen (amtliche Statistiken, Expertengespräche, Angaben der Veranstalter etc.), unterschiedlichste Sachverhalte auf ihre Plausibilität näher hinterfragt.
1.4.3 Fehlertoleranzen
Die Auswahl einer repräsentativen Zufallsstichprobe ermöglicht Aussagen zu den
Fehlertoleranzen bei der Hochrechnung der Stichprobe auf die Grundgesamtheit. Eintreffwahrscheinlichkeit und mögliche Abweichungen von den Ergebnissen der Primärerhebungen in Abhängigkeit vom Stichprobenumfang sind in der Tabelle der Fehlertoleranzen im Anhang dargestellt.
2. VOLKSFESTE UND VOLKSFESTBESUCHE
2.1 Umfang und Struktur der Volksfestbesuche
2.1.1 Volksfestbesuchsintensität der Bevölkerung
Die Volksfestbesuchsintensität benennt den Anteil der Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland, der pro Kalenderjahr mindestens einen Besuch auf einem Volksfest unternimmt. Diese Kennziffer kann als Pendant zur Reiseintensität (Bevölkerungsanteil, der pro Jahr mindestens eine Urlaubsreise von fünf oder mehr Aufenthaltstagen
unternimmt) angesehen werden.
Das B.A.T. Freizeit-Forschungsinstitut hat ermittelt, dass 63% der deutschen Bevölkerung gelegentlich ein Volksfest besucht. 6 Dies entspricht bei einer Gesamtbevölkerung
von 82,037 Mio. 7 rund 51,7 Mio. Personen. Aus dieser Befragung geht jedoch nicht
hervor, auf welchen Zeitraum sich das "gelegentlich" bezieht. Bezöge es sich auf ein
Jahr, entspräche die Zahl von 63% der Volksfestbesuchsintensität. Nicht erfasst sind in
diesen Besuchen die Weihnachtsmarktbesuche.
Nach den Ergebnissen der Verbraucher-Analysen haben im Jahr 2000 insgesamt 6,6%
der deutschen Bevölkerung eine Anreise von mindestens 50 Kilometer in Kauf genommen, um ein Volksfest zu besuchen. 8 Von den durch ift befragten Besuchern der
Volksfeste in Herne, Bonn, Stuttgart und Oldenburg, hatten 25,3% Entfernungen von
50 Kilometer oder mehr für den Volksfestbesuch in Kauf genommen.
Die Befragungen wurden allerdings auf großen Volksfesten mit überregionaler Ausstrahlung durchgeführt (die vier Volksfeste zählen zu den Top 20 der Volksfeste in
Deutschland) und daher dürfte der Anteil der aus größerer Entfernung anreisenden
Besucher höher sein, als im Durchschnitt aller Volksfeste.
6
Quelle: B.A.T. Freizeit-Forschungsinstitut, Hamburg, Repräsentativbefragung von 3.000 Personen ab 14 Jahre im
Juli 1998
7
Quelle: Statistisches Bundesamt, Gesamtbevölkerung in der BRD einschließlich in Deutschland lebender Ausländer
8
Quelle: DGF nach Daten der VerbraucherAnalyse 2000 (N= 31.106 Personen über 14 Jahre)
Nach Angaben des B.A.T. Freizeit-Forschungsinstitutes besuchen 14% der deutschen
Bevölkerung "regelmäßig" Volksfeste. Dieser Wert erlaubt keinen Rückschluss auf die
Volksfestbesuchsintensität, da der Gelegenheitsbesucher nicht erfasst wird.
Da im Rahmen der vorliegenden Studie keine bevölkerungsrepräsentative, sondern lediglich eine volksfestbesucherrepräsentative Erhebung durchgeführt wurde, muss auf
die oben geschilderten Ergebnisse zurückgegriffen werden. In der Folge wird daher
von einer Volksfestbesuchsintensität von 63% ausgegangen.
Fazit: Rund 63% der deutschen Bevölkerung besuchen Volksfeste. Dies entspricht rund 51,7 Mio. Personen. Weihnachtsmärkte sind dabei nicht berücksichtigt.
2.1.2 Volksfestbesuchshäufigkeit der Bevölkerung
2.1.2.1 Generelle Betrachtung
Während die Volksfestbesuchsintensität lediglich angibt, welcher Teil der Bevölkerung
pro Jahr mindestens einen Volksfestbesuch unternimmt, zeigt die nachfolgend beschriebene Volksfestbesuchshäufigkeit, wie viele Volksfestbesuche im Jahr durchgeführt werden.
Abbildung 2: Häufigkeit von Volksfestbesuchen pro Jahr
3,2
Mehr als 10 Mal
8,0
6-10 Mal
16,7
4-5 Mal
16,2
3 Mal
26,2
2 Mal
24,3
1 Mal
5,5
keine Angabe
0
5
10
15
20
25
30
Angaben in %
Quelle: ift Befragung in Herne, Bonn, Oldenburg und Stuttgart (n=1.204)
Die Volksfestbesuchshäufigkeit ist damit das bestimmende Element für das Volumen
der Volksfestbesuche. Das Ergebnis der Umfrage durch ift lässt sich mit zwei Kennziffern darstellen:
Im Durchschnitt wurden:
•
2,02 Volksfestbesuche pro Kopf der Bevölkerung
•
3,20 Volksfestbesuche pro Volksfestbesucher
durchgeführt.
Hinsichtlich ihrer praktischen Anwendbarkeit haben beide Kennziffern ihre Berechtigung. Sie unterscheiden sich lediglich durch die Bezugsgröße, führen aber letztendlich
zum selben Ergebnis.
•
Die Kennziffer Volksfestbesuche pro Kopf der Bevölkerung bezieht sich auf die Gesamtheit aller Einwohner (egal ob Volksfestbesucher oder nicht).
•
Die Kennziffer Volksfestbesuche pro Volksfestbesucher bezieht nur die am Volksfestgeschehen
teilnehmenden
Bevölkerungskreise
(Volksfestbesuchsintensität
63%) mit ein.
Da eine Stichprobengröße von 1.204 Personen für eine Grundgesamtheit der Volksfestbesucher von 51,7 Mio. Personen eine ausreichende Datengüte gewährleistet,
kann dieser Wert für die folgenden Berechnungen zu Grunde gelegt werden.
Die Besucher wurden allerdings nur nach Besuchen von Volksfesten, Jahrmärkten oder Kirmessen befragt. Nach Besuchen von Weihnachtsmärkten wurde nicht gefragt,
da deren Betrachtung nicht Hauptgegenstand der Untersuchung war. Weihnachtsmärkte sind jedoch in den nachfolgenden Aussagen zu Anzahl und Verteilung der
Volksfeste in Deutschland berücksichtigt.
Fazit: Die Volksfestbesucher unternehmen durchschnittlich 3,20 Volksfestbesuche im Jahr. Weihnachtsmärkte sind dabei nicht eingerechnet.
2.1.2.2 Der Einfluss soziodemographischer Strukturmerkmale
2.1.2.2.1 Regionale Unterschiede
Die Volksfestbesuchsintensität weist in Abhängigkeit vom Befragungsort Abweichungen von bis zu 20% auf. Zudem legt nachfolgende Abbildung die Schlussfolgerung nahe, dass die Volksfestbesuchsintensität in Deutschland von Nord nach Süd zunimmt.
Diese Aussage wird im weiteren verlauf der Studie durch Berücksichtigung weiterer
Kennziffern gestützt.
Anzahl der Besuche pro Volksfestbesucher
Abbildung 3: Zahl der Volksfestbesuche pro Jahr nach Befragungsort
4,0
3,5
3,2
3,0
3,0
2,8
2,0
1,0
0,0
Oldenburg
Herne
Bonn
Stuttgart
Quelle: ift Befragung in Herne, Bonn, Oldenburg und Stuttgart (n=1.204)
2.1.2.2.2 Berufstätigkeit
Durch die Stellung der Befragten im Berufsleben können weitere Zusammenhänge
aufgedeckt werden. Volksfeste werden überdurchschnittlich häufig von:
•
Arbeitern
•
Auszubildenden und
•
Freiberuflern
besucht, während von
•
Facharbeitern
•
Landwirten
•
Arbeitslosen
•
Unternehmern
•
leitenden Angestellten
•
Rentnern
•
und Hausfrauen bzw. Hausmännern
vergleichsweise selten Volksfeste besucht werden.
Abbildung 4: Zahl der Volksfestbesuche pro Jahr nach Berufstätigkeit
Besuchsintensität
3,8
Arbeiter
3,7
in Ausbildung
3,5
Freiberufler
3,2
Beamter
3,2
Handwerker/Gewerbetreibender
3,0
Angestellter
3,0
Beamter/höherer Dienst
2,9
Facharbeiter
2,8
Landwirt
2,8
arbeitslos
2,8
Unternehmer
2,8
leitender Angestellter
2,6
Rentner
2,6
Hausfrau/mann
0
5
Angaben in %
Quelle: ift Befragung in Herne, Bonn, Oldenburg und Stuttgart (n=1.204)
2.1.2.2.3 Altersstruktur
Nicht zuletzt muss der Einfluss des Alters auf die Häufigkeit der Volksfestbesuche geprüft werden, denn die Mobilität als entscheidender Faktor des Freizeitverhaltens ist
vor allem altersabhängig.
Nur in den beiden Altersgruppen der 16-25jährigen und der 41-50jährigen ist die Häufigkeit der Volksfestbesuche höher als im Gesamtdurchschnitt.
Anzahl der Besuche pro Volksfestbesucher
Abbildung 5: Zahl der Volksfestbesuche pro Jahr nach Alter
4,0
3,5
3,1
3,3
3,0
2,8
2,8
51-60
älter als 60
2,0
1,0
0,0
16-25
26-40
41-50
Quelle: ift Befragung in Herne, Bonn, Oldenburg und Stuttgart (n=1.204)
Insgesamt hat der Faktor Alter keinen größeren Einfluss auf die Häufigkeit der Volksfestbesuche, als der Faktor Herkunft. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund interessant, dass die Ausflugshäufigkeit der Bevölkerung in viel stärkerem Maße mit dem
Alter abnimmt, nämlich von 44,6 Ausflügen pro Ausflügler und Jahr in der Altersgruppe
der 14 bis unter 25jährigen auf 20,1 Ausflüge pro Ausflügler und Jahr in der Altersgruppe über 65 Jahre. 9
9
Vgl.: DWIF 46, Tagesreisen der Deutschen, München 1995, S. 24
Fazit: Die Menschen im Süden Deutschlands besuchen häufiger Volksfeste als
jene im Norden, jüngere Menschen sowie Arbeiter, Schüler und Auszubildende
unternehmen pro Person überdurchschnittlich viele Volksfestbesuche während
Rentner, Hausfrauen und -männer sowie leitende Angestellte seltener Volksfeste
besuchen.
2.1.3 Volksfestbesuchsvolumen
Der Gesamtumfang der Volksfestbesuche lässt sich mit Hilfe der beiden Kennziffern
Volksfestbesuchsintensität und Volksfestbesuchshäufigkeit sowie der amtlichen Bevölkerungsstatistik ermitteln.
2.1.3.1 Bevölkerung über 16 Jahre
Da die Stichprobe ein strukturgetreues Abbild der deutschen Volksfestbesucher über
16 Jahre darstellt, können die Befragungsergebnisse direkt auf die Grundgesamtheit
hochgerechnet werden.
Tabelle 1: Volksfestbesuchsvolumen der Bevölkerung über 16 Jahre
Bevölkerung
über 16 Jahre
Volksfestbesuchsintensität
Zahl der Volksfestbesuche
pro Volksfestbesucher
Volumen der Volksfestbesuche in Mio.
68.149.29010
63%
3,2
Quelle: ift Befragung in Herne, Bonn, Oldenburg und Stuttgart (n=1.204), B.A.T. FreizeitForschungsinstitut, eigene Berechnungen
137,4
2.1.3.2 Bevölkerung bis 16 Jahre
Für die Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland bis 16 Jahre stellt sich die Situation schwieriger dar, da keine Detailinformationen aus der Stichprobe vorhanden
sind. Dennoch liegen über das Verhalten der Kinder bis 16 Jahre einige Anhaltspunkte
vor, auf die zurückgegriffen werden kann:
•
das DWIF hat in einer Untersuchung zum Ausflugsverhalten festgestellt, dass die
Ausflugsintensität und Häufigkeit bei Kindern und Jugendlichen eher noch höher
ist, als bei Erwachsenen. 11
•
21% der Befragten befanden sich in Begleitung von Kindern, Kinder bis 16 Jahre
stellen allerdings nur 16,9% der Bevölkerung. Bei einer Befragung auf dem Bremer
Freimarkt befanden sich 34,7% der Befragten in Begleitung von Kindern. 12
10
Bevölkerungsstand am 31.12.1998 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden
11
Vgl. DWIF 46, Tagesreisen der Deutschen, München 1995, S. 25
12
Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher, Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der
Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577)
•
Kinder und Jugendliche unternehmen darüber hinaus eigenständige Ausflüge, worüber allerdings keine detaillierten Informationen zur Verfügung stehen.
Die aufgezeigten Indizien deuten darauf hin, dass sich die für die Volksfestbesuchsintensität ermittelten W erte auf die Gesamtheit aller Einwohner, also auch auf die Kinder
bis 16 Jahre, übertragen lassen. Für die Bevölkerung bis 16 Jahre wird demnach eine
Analogierechnung vorgenommen, wobei darauf hinzuweisen ist, dass es sich dabei eher um einen Mindestwert für das Volumen der Volksfestbesuche in dieser Altersgruppe handelt. Für die Volksfestbesuchshäufigkeit wird daher auf die Häufigkeit zurückgegriffen, die für die Altersgruppe der 16-25-jährigen ermittelt wurde, da sie am ehesten
der Besuchshäufigkeit der unter 16-jährigen entsprechen dürfte:
Tabelle 2: Volksfestbesuchsvolumen der Bevölkerung bis 16 Jahre
Bevölkerung
bis 16 Jahre
Volksfestbesuchsintensität
Zahl der Volksfestbesuche
pro Volksfestbesucher
Volumen der Volksfestbesuche in Mio.
13.887.71013
63%
3,5
Quelle: ift Befragung in Herne, Bonn, Oldenburg und Stuttgart (n=1.204), B.A.T. FreizeitForschungsinstitut, eigene Berechnungen
30,6
2.1.3.3 Bevölkerung insgesamt
Aus der Addition aller Volksfestbesuche der bis 16jährigen sowie der über 16jährigen
Bevölkerung in Deutschland, ergibt sich ein Gesamtvolumen von 168,0 Mio. Volksfestbesuchen für das Jahr 2000.14
Nicht eingeschlossen sind dabei ausländische Besucher. Diese stellten 0,8% der Befragten, woraus sich ein zusätzliches Volumen von rund 1,3 Mio. Besuchern und eine
Gesamtbesucherzahl auf den Volksfesten von 169,3 Mio., gerundet 170 Mio. ableiten
lässt.
In dieser Zahl sind Besuche auf Weihnachtsmärkten nicht enthalten, da sie auf Basis
der durchgeführten Erhebungen nicht exakt beziffert werden können.
13
Bevölkerungsstand am 31.12.1998 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden
14
Bei den 168 Mio. Volksfestbesuchen handelt es sich um sogenannte Besuchertage. Besucht also eine beispielsweise vierköpfige Familie am Sonntag ein Volkfest, wird dies ebenso als vier Besuche gezählt, wie wenn eine Einzelperson an vier unterschiedlichen Tagen ein Volksfest besucht.
Alle weiteren Darstellungen zum Umfang der Volksfestbesuche basieren auf dieser
Größenordnung.
Fazit: Die Volksfeste in Deutschland konnten im Jahr 2000 rund 170 Millionen
Besucher verzeichnen. Darin sind Besuche bei Weihnachtsmärkten nicht eingeschlossen.
Hinweise zur Plausibilität:
•
Die Deutsche Gesellschaft für Freizeit schätzt, dass die Volksfeste (Jahrmärkte,
Kirmesveranstaltungen, Schützenfeste, Weihnachtsmärkte) sowie Stadt- und
Stadteilfeste, Kultur- und sonstige Aktionen schätzungsweise 250 Millionen Besucher pro Jahr verzeichnen. 15 Davon entfallen nach Schätzungen an anderer Stelle16
220 Millionen Besucher auf die eigentlichen Volksfeste und Weihnachtsmärkte.
Diesen Wert nennt auch der DSB. Die Richtigkeit dieses Wertes vorausgesetzt, ergibt sich ein Besuchsvolumen für die Weihnachtsmärkte von etwa 50 Millionen Besuchern.
•
Das DWIF hat in einer Studie zum Ausflugsverhalten ermittelt, dass 1993 insgesamt 5,2% der Ausflügler während ihres Ausflugs Volksfeste, Jahrmärkte oder Vergnügungsparks besuchten. 17 Bei insgesamt 2,1 Mrd. Tagesausflügen, die durch
das DWIF ermittelt wurden, ergibt sich eine Zahl von 109,2 Mio. Besuchen bei
Volksfesten, Jahrmärkten und Vergnügungsparks. Auf Vergnügungsparks entfielen
1993 21 Mio. Besuche18, für Volksfeste und Jahrmärkte verbleiben also rund 88
Mio. Besuche. Dies würde bedeuten, dass rund 50% der 170 Mio. Volksfestbesuche durch Tagesausflügler unternommen würden. Problematisch erweist sich hier
der Vergleich von Zahlen aus unterschiedlichen Jahren. Nach den Ergebnissen der
ift - Befragung hatten 43,2% der befragten Besucher ihren Wohnsitz außerhalb des
15
Quelle: Freizeittrends 2000plus, DGF, Erkrath 1999, S. 110
16
Quelle: DGF-Freizeit-Daten 2000: Nutzung und Nutzungsmöglichkeiten von Freizeitangeboten im Jahr
17
Quelle: DWIF 46, Tagesreisen der Deutschen, München 1995, S.63
18
Quelle: VDFU Branchenreport 1993
jeweiligen Stadtgebietes. Berücksichtigt man, dass auch Bewohner anderer Stadtteile bereits zu den Tagesausflüglern gerechnet werden, dann ergibt sich für den
Anteil der Tagesausflügler ein deutlich höherer Wert als 43,2%. Setzt man ihn beispielsweise auf 60%, dann spricht die DWIF-Zahl eher für ein geringeres Gesamtvolumen der Volksfestbesuche (88 Mio. / 60% = 147 Mio.). Allerdings ist einerseits
davon auszugehen, dass in Zeiten wachsender Mobilität 19 die Zahl der Tagesausflüge seit 1993 angestiegen ist, andererseits kann es in den zurückliegenden sieben Jahren selbstverständlich Verschiebungen bei den während eines Tagesausflugs unternommenen Aktivitäten gegeben haben.
19
Dies wird belegt durch die Verbraucher Analysen: Von 1998 bis 2000 nahm der Anteil der Deutschen, die zu
Volksfesten Entfernungen von mehr als 50 km in Kauf nahmen von 5,9 auf 6,6% zu.
2.2 Räumliche und zeitliche Verteilung der Volksfestbes uche
2.2.1 Anzahl und Größe der Volksfeste in Deutschland
Eine Auswertung des Komet-Kalenders20, des umfassendsten Verzeichnisses von
deutschen Volksfesten, ergab eine Zahl von 14.690 aufgeführten Volksfesten. In dieser
Zahl sind in geringem Umfang auch Flohmärkte und Trödelmärkte, die eigentlich nicht
zu den Volksfesten zählen, eingeschlossen. Da der Komet-Kalender die einzige auf
amtlichen Angaben beruhende Quelle zur Anzahl der Volksfeste ist und seine Vollständigkeit durch das Verzeichnis selbst kleinerer Dorfkirmes-Veranstaltungen untermauert wird, wird fortan die Zahl von 14.000 Volksfesten als Basis zu Grunde gelegt. In
dieser Zahl sind 1.745 Weihnachtsmärkte enthalten, woraus sich eine Zahl von 12.255
Volksfesten ergibt.
Die größten Volksfeste finden nach den offiziellen Veranstalterangaben in München,
Herne, Düsseldorf, Bremen, Hamburg, Stuttgart und Frankfurt statt. Dies spricht hinsichtlich der räumlichen Verteilung für eine Konzentration in den alten Bundesländern.
Auf Basis der Besucherzahlen von insgesamt 291 Volksfesten mit mindestens 20.000
Besuchern ergab sich folgende Differenzierung der Volksfeste nach Besuchervolumen.
Tabelle 3: Anzahl der Volksfeste nach Besuchervolumen
Besucher
in Tsd.
> 3.000
2.000 bis 1.000 bis 750 bis
2.999
1.999
999
Volksfeste
5
8
10
Quelle: Offizielle Veranstalterangaben
500 bis
749
5
300 bis
499
49
40
100 bis
299
88
50 bis 99 20 bis 49
42
44
Insgesamt können 28 Volksfeste Besuchszahlen von 750.000 und mehr Besuchern erzielen.
20
Quelle: Komet Kalender, Komet Druck- und Verlagshaus, Pirmasens, 2000
Abbildung 6: Volksfeste mit mehr als 750.000 Besuchern in Deutschland
Ort
Name des Festes
Dauer GeFläche in GeBesucher
in Ta- schäf- m2
schäftsgen
te
tage
1 München
Oktoberfest
16
690
410.000
11.040
6.500.000
2 Herne-Crange
Cranger Kirmes
10
424
83.000
4.240
4.250.000
3 Düsseldorf
Schützenfest
9
360
k.A.
3.150
4.000.000
4 Bremen
Bremer Freimarkt
16
400
100.000
6.400
3.500.000
5 Hamburg
Winter Dom
31
300
160.000
9.300
3.000.000
6 Hamburg
Frühlingsfest
30
300
160.000
9.000
2.800.000
7 Hamburg
Sommer Dom
31
300
160.000
9.300
2.800.000
8 Stuttgart
Canstatter Volksfest
16
348
155.000
5.568
2.800.000
9 Frankfurt
Weihnachtsmarkt
28
200
5.600
2.750.000
10 Nürnberg
Nürnberger Herbstvolksfest
17
160
2.720
2.000.000
11 Hannover
Schützenfest
10
96
k.A.
960
2.000.000
12 Neuss
Neusser Bürger-Schützenfest
3
280
60.000
840
2.000.000
13 Nürnberg
Nürnberger Frühlingsfest
16
160
100.000
2.560
2.000.000
14 Frankfurt
Frühjahrs-Dippemess
24
200
k.A.
4.800
1.500.000
15 Oldenburg
Kramermarkt
10
260
70.000
2.600
1.300.000
16 Hannover
Frühlingsfest
23
17 Bonn
Pützchens Markt
5
425
80.000
2.125
1.000.000
18 Hamburg
Hafengeburtstag
3
243
80.000
729
1.000.000
19 Oberhausen
Sterkrader Fronleichnamskirmes
6
421
k.A.
2.526
1.000.000
20 Paderborn
Liborikirmes
9
365
2.970
1.000.000
21 Rostock
Hanseatische Hafen-Tage
4
k.A.
1.000.000
22 Soest
Allerheiligenkirmes
5
k.A.
1.000.000
23 Stuttgart
Stuttgarter Frühlingsfest
23
k.A.
1.000.000
24 Hannover
Oktoberfest
k.A.
900.000
25 Köln
Frühlingsvolksfest
26 Recklinghausen Palmkirmes, Volksfest
27 Wiesbaden
Weinfest
28 Lippstadt
Herbstwoche
Total
Quelle: Offizielle Angaben der Veranstalter
16
9
388
100.000
k.A.
100
9
10
k.A.
120.000
20.000
1.200.000
1.600
k.A.
120
10.000
k.A.
800.000
800.000
1.200
800.000
750.000
55.450.000
Die in der Tabelle dargestellten Besucherzahlen repräsentieren die offiziellen Veranstalterangaben. Diese stellen in der Regel Schätzungen dar, die prinzipiell mit gewissen Unsicherheiten behaftet sind. In einigen Fällen lassen sich mit Hilfe von Plausibilitätsrechnungen offensichtliche Fehler bei diesen Schätzungen nachweisen:
•
Cranger Kirmes: Die Stadt Herne zählte 1996 insgesamt 162.588 Einwohner.
Nach den Ergebnissen der ift-Befragung kommen 47,9% der Besucher aus dem
Stadtgebiet, das entspräche bei 4,25 Mio. Gesamtbesuchern etwa 2,04 Mio. Besuchern aus Herne, also durchschnittlich 204.000 pro Tag dieser zehntägigen Veranstaltung. Dies ist das 1,25-fache der Einwohnerzahl Hernes, also schlichtweg unmöglich. Wenn man davon ausgeht, dass jeder Einwohner der Stadt jeden Tag auf
die Kirmes geht, dann ergeben sich insgesamt 3,39 Mio. Besucher auf der Cranger
Kirmes. Auch diese Zahl dürfte die Realität noch nicht ganz widerspiegeln, da es
auch in Herne sicherlich Personen gibt, die der Kirmes zumindest an einigen Tagen
fern bleiben. Wendet man die Volksfestbesuchsintensität von 63% auf die Bewohner Hernes an (ohne die Besuchshäufigkeit von zehn auf die durchschnittlichen 3,2
Besuche zu senken die ja auch Besuche anderer Volksfeste einschließen), dann
ergibt sich eine Besucherzahl von 2,14 Mio. (ca. 50% der offiziellen Schätzungen).
Auch die Angaben der Verkehrsbetriebe sprechen für geringere, als die offiziell angegebenen Besucherzahlen. So gaben 22,9% der Besucher an, mit öffentlichen
Verkehrsmitteln angereist zu sein. Nach Schätzungen des HCR (Verkehrsbetriebe
Herne) wurden durch die Verkehrsbetriebe insgesamt etwa 200.000 Personen zur
und von der Kirmes befördert, also nahmen etwa 100.000 Personen die Verkehrsbetriebe für Hin- und Rückfahrt in Anspruch. Dazu kommen etwa 21.000 Personen,
die den Pendelbusverkehr in Anspruch genommen haben. Aus den genannten
Werten ergibt sich eine Besucherzahl von lediglich 528.000 auf der Cranger Kirmes
(121.000 : 0,229 = 528.000). Dieser Wert erscheint jedoch so niedrig, dass die
Schätzungen der Verkehrsbetriebe als untertrieben eingeschätzt werden müssen.
•
Bremer Freimarkt: Die Stadt Bremen zählt 542.200 Einwohner, die Freimarktbesucher aus Bremen gehen durchschnittlich 3,27 mal zum Freimarkt 21. Wenn jeder
21
Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher, Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der
Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577)
Bremer zum Freimarkt geht, ergeben sich daraus 1,77 Mio. Besuche von Bremern.
Besucher aus Bremen stellen 63% der Freimarktbesucher 22, dass bedeutet, dass
die Gesamtbesucherzahl maximal 2,814 Mio. beträgt. Berücksichtigt man, dass
bundesweit nur 63% der Bevölkerung überhaupt zu den Volksfestbesuchern gehören und wendet man diesen W ert auf Bremen an, ergibt sich eine Zahl von 1,77
Mio. Gesamtbesuchern (51% des offiziell angegebenen Wertes).
•
Canstatter Volksfest: Nach Angaben des Landesverbandes Schausteller und
Marktkaufleute beträgt der Gesamtumsatz auf dem Canstatter Volksfest etwa 60
Mio. DM, davon 50% für Essen und Trinken. Bei den angegebenen 2,8 Mio. Besuchern ergäben sich daraus Ausgaben von DM 21,42 pro Besucher auf dem Gelände. Die durch ift durchgeführte Befragung ergab Ausgaben von DM 44,14 (ohne
Parken) pro Besucher. Dies entspricht bei einem Gesamtumsatz von DM 60 Mio.
einer Besucherzahl von 1,36 Mio. (49% des offiziell angegebenen Wertes).
Auf Basis dieser Überlegungen wird für folgende Topveranstaltungen eine Bereinigung
der Besucherzahlen vorgenommen:
Tabelle 4: Bereinigte Besucherzahlen für einige Volksfeste in Deutschland
Ort
Name des Festes
GeGeBesucher
schäfte schäfts- offiziell
tage
Besucher pro
Geschäft und
Tag
Bereinigte
Besucherzahl
offiziell bereinigt
Herne
Cranger Kirmes
424
4.240
4.250.000
1002
543
2.140.000
Bremen
Bremer Freimarkt
400
6.400
3.500.000
547
367
1.770.000
Stuttgart
Canstatter
fest
348
5.568
2.800.000
503
251
1.360.000
16.208
10.550.000
Total
Volks-
5.270.000
50,0%
Quelle: Offizielle Veranstalterangaben, verschiedene Befragungen und eigene Berechnungen
Deutlich wird, dass für die drei betrachteten Volksfeste die ermittelten tatsächlichen
Besucherzahlen etwa 50% der offiziell angegebenen betragen.
22
Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher, Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der
Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577)
2.2.2 Räumliche Verteilung der Volksfestbesuche
Die besucherstärksten Volksfeste finden nach den offiziellen Veranstalterangaben in
München, Herne, Düsseldorf, Bremen, Hamburg, Stuttgart und Frankfurt statt. Dies
spricht hinsichtlich der räumlichen Verteilung für eine Konzentration in den alten Bundesländern.
Auf Basis der Besucherzahlen von insgesamt 291 Volksfesten mit mindestens 20.000
Besuchern wurde die räumliche Verteilung der Volksfeste in Deutschland näher untersucht.
Um eine Vergleichbarkeit der Werte zu gewährleisten wurde für diese Auswertung auf
die offiziellen Veranstalterangaben zurückgegriffen, da nur für wenige Volksfeste eine
Bereinigung der Besucherzahlen möglich gewesen wäre.
Nach den offiziellen Angaben entfallen auf die angesprochenen 291 Volksfeste 112,25
Mio. Besucher. Sie repräsentieren damit bis zu 66% aller Volksfestbesuche in
Deutschland. Geht man davon aus, dass die tatsächlichen Besucherzahlen im Durchschnitt bei 50% der offiziell angegebenen Zahlen liegen (siehe Tabelle 4), dann dürften
die Besucher dieser 291 Volksfeste (0,5*112,25 Mio.=56,1 Mio.) rund 33% der gesamten Volksfestbesuche in Deutschland repräsentieren.
Tabelle 5: Besuche bei Volksfesten = 20.000 Besucher nach Bundesländern
Bundesland
Einwohner
Anteil
Volksfestbesuche Anteil
Besuche/
Einwohner
Baden-Württemberg
10.476.000
12,8%
7.755.000
6,9%
0,74
Bayern
12.155.000
14,8%
17.000.000
15,1%
1,40
Berlin
3.387.000
4,1%
2.320.000
2,1%
0,68
Brandenburg
2.601.000
3,2%
680.000
0,6%
0,26
663.000
0,8%
3.500.000
3,1%
5,28
Hamburg
1.705.000
2,1%
9.600.000
8,6%
5,63
Hessen
6.052.000
7,4%
10.610.000
9,5%
1,75
Mecklenburg-Vorpommern
1.789.000
2,2%
3.050.000
2,7%
1,70
Niedersachsen
7.899.000
9,6%
12.315.000
11,0%
1,56
17.872.000
21,8%
30.580.000
27,2%
1,71
Rheinland-Pfalz
4.031.000
4,9%
6.335.000
5,6%
1,57
Saarland
1.072.000
1,3%
290.000
0,3%
0,27
Sachsen
4.460.000
5,4%
4.260.000
3,8%
0,96
Sachsen-Anhalt
2.649.000
3,2%
320.000
0,3%
0,12
Schleswig-Holstein
2.777.000
3,4%
1.250.000
1,1%
0,45
Thüringen
2.449.000
3,0%
2.385.000
2,1%
0,97
Bremen
Nordrhein-Westfalen
Gesamt
82.037.000 100,0%
112.250.000 100,0%
1,37
Quelle: Auswertung von offiziellen Angaben zu Besucherzahlen von 291 Volksfesten mit wenigstens
20.000 Besuchern.
Um aus dieser Aufteilung Rückschlüsse auf die Verteilung der ermittelten Gesamtbesucherzahl von 170 Mio. auf den deutschen Volksfesten zu ziehen, wird die Verteilung
der rund 14.000 Volksfeste in Deutschland herangezogen. Daraus ergeben sich folgende Berechnungen:
Tabelle 6a: Gesamtzahl der Volksfestbesucher nach Bundesländern
Bundesland
Spalte
Volksfest- Einwohner Anteil an
veranstalden
tungstage
Einwohgesamt25
nern
1
2
verbleiBesucher
tatsächlich26 bende
Volksfestveranstaltungstage
Volksfest- Besucher
tage bei
offiziell
Volksfesten = 20
Tsd. Besucher
3
4
5
6
=Spalte 5*0,5
Baden-Württemberg
Bayern
7
=Spalte1 –
Spalte 4
2568 10.476.000
12,8%
200
7.755.000
3.877.500
2368
10463 12.155.000
14,8%
321
17.000.000
8.500.000
10142
Berlin
230
3.387.000
4,1%
186
2.320.000
1.160.000
44
Brandenburg
477
2.601.000
3,2%
41
680.000
340.000
436
Bremen
110
663.000
0,8%
16
3.500.000
1.750.000
94
Hamburg
178
1.705.000
2,1%
95
9.600.000
4.800.000
83
4701
6.052.000
7,4%
231
10.610.000
5.305.000
4470
411
1.789.000
2,2%
65
3.050.000
1.525.000
346
Niedersachsen
4895
7.899.000
9,6%
396
12.315.000
6.157.500
4499
NordrheinWestfalen
8341 17.872.000
21,8%
400
30.580.000
15.290.000
7941
Rheinland
Pfalz
8183
4.031.000
4,9%
182
6.335.000
3.167.500
8001
Saarland
1341
1.072.000
1,3%
20
290.000
145.000
1321
Sachsen
1777
4.460.000
5,4%
258
4.260.000
2.130.000
1519
SachsenAnhalt
971
2.649.000
3,2%
49
320.000
160.000
922
Schleswig
Holstein
557
2.777.000
3,4%
43
1.250.000
625.000
514
Thüringen
1444
2.449.000
3,0%
77
2.385.000
1.192.500
1367
46.647 82.037.000
100,0%
2580
112.250.000
56.125.000
44.067
Hessen
MecklenburgVorpommern
Gesamt
25
Quelle: Komet-Kalender, Komet Druck- und Verlagshaus, Pirmasens, 2000 (einschließlich Weihnachtsmärkte)
26
Schätzung auf Basis der in 2.2.1 dargestellten Bereinigung
Hier wurde zunächst ermittelt, wie viele Veranstaltungstage von Volksfesten auf
Volksfeste mit weniger als 20.000 Besuchern auf die verschiedenen Bundesländer
entfallen. Die Anzahl der verbleibenden Volksfesttage dient als Basis für die Verteilung
der Besucher von Volksfesten mit weniger als 20.000 Besuchern, die in der nachfolgenden Tabelle vorgenommen wird.
Tabelle 6b: Gesamtzahl der Volksfestbesucher nach Bundesländern
Bundesland
verblei- Anteil an
Summe der
Gesamtbende
verbleibenden verbleibenden besucher
VolksVolksfesten
Besucher
festtage
Spalte
8
9
11
12
=Spalte 9*(Gesamt =Spalte 6 + Spalte
10
besuche-Summe
Spalte 6)
= Spalte 7
Baden-Württemberg
10
Anteil an
Verhältnis
Volksfest- Volksfestbesubesuchern cher/Einwohner
13
= Spalte 12 / Spalte 3
2368
5,37%
6.825.066
10.702.566
6,30%
0,49
10142
23,01%
27.584.971
36.084.971
21,23%
1,43
44
0,10%
23.726
1.183.726
0,70%
0,17
436
0,99%
1.091.378
1.431.378
0,84%
0,26
Bremen
94
0,21%
63.268
1.813.268
1,07%
1,33
Hamburg
83
0,19%
126.537
4.926.537
2,90%
1,38
4470
10,14%
11.396.199
16.701.199
9,82%
1,33
346
0,79%
688.043
2.213.043
1,30%
0,59
Niedersachsen
4499
10,21%
11.404.108
17.561.608
10,33%
1,08
NordrheinWestfalen
7941
18,02%
18.751.137
34.041.137
20,02%
0,92
Rheinland
Pfalz
8001
18,16%
21.708.929
24.876.429
14,63%
2,99
Saarland
1321
3,00%
3.780.280
3.925.280
2,31%
1,78
Sachsen
1519
3,45%
3.693.286
5.823.286
3,43%
0,63
SachsenAnhalt
922
2,09%
2.412.103
2.572.103
1,51%
0,47
Schleswig
Holstein
514
1,17%
846.213
1.471.213
0,87%
0,25
Thüringen
1367
3,10%
3.479.756
4.672.256
2,75%
0,92
44.067
100,00%
113.875.000
170.000.000
100,00%
1,00
Bayern
Berlin
Brandenburg
Hessen
MecklenburgVorpommern
Gesamt
Bezogen auf die Gesamtbesucherzahl der Volksfeste bilden mit Nordrhein-Westfalen
und Bayern die einwohnerstärksten Bundesländer den Schwerpunkt des Volksfestgeschehens, wobei das Land Bayern sogar mehr Volksfestbesucher aufweist, als das
deutlich bevölkerungsreichere Nordrhein-Westfalen.
Bezogen auf das Verhältnis des Anteils der Volksfestbesucher zum Anteil der Einwohner erweist sich das Land Rheinland-Pfalz als absoluter Schwerpunkt des Volksfestgeschehens. Ausschlaggebend dürften die vielen Weinfeste sein, die auch Besucher aus
den
benachbarten
Bundesländern
Nordrhein-Westfalen,
Hessen
und
Baden-
Württemberg anziehen. Weitere Schwerpunkte sind die Stadtstaaten Hamburg und
Bremen. Sie haben als Stadtstaaten mit populären Großveranstaltungen und einem
Einzugsbereich, der weit ins Umland reicht, einen Sonderstatus. Bei den Flächenstaaten rangiert das Saarland, ebenfalls eine teilweise W einbauregion, an zweiter Stelle,
gefolgt von Bayern, Hessen und Niedersachsen mit ebenfalls überdurchschnittlichen
Werten.
Die geringsten Werte erreichen Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und SchleswigHolstein. Dies legt ein Süd-Nord-Gefälle bei der Popularität von Volksfesten nahe.
Auf die Weihnachtsmärkte entfallen 8.232 der insgesamt 46.647 Volksfestveranstaltungstage. Dies entspricht einem Anteil von 21,4% an den "eigentlichen" Volksfesten.
Wendet man diesen Wert auf die Besucherzahlen an, ergibt sich für die Weihnachtsmärkte ein Besuchsvolumen von rund 36,4 Mio. Besuchern.
Fazit: In Deutschland finden rund 12.250 Volksfeste, Jahrmärkte und Kirmesveranstaltungen sowie rund 1.750 Weihnachtsmärkte mit insgesamt rund 44.500
Veranstaltungstagen statt, d.h. theoretisch an jedem Tag des Jahres in rund 120
Städten und Gemeinden ein Volksfest. Das größte Volksfest ist mit offiziell 6,5
Mio. Besuchern das Münchner Oktoberfest. Allerdings liegen die offiziellen Angaben zu den Besuchszahlen nach dem Ergebnis von Plausibilitätsberechnungen deutlich über den tatsächlichen Besucherzahlen. Absolut gesehen verzeichnen die Bundesländer Bayern und Nordrhein-Westfalen die meisten Volksfestbesuche. Rheinland-Pfalz, das Saarland, Bayern und die Stadtstaaten Hamburg und
Bremen verzeichnen die meisten Volksfestbesucher pro Einwohner.
2.2.3 Zeitliche Verteilung der Volksfestbesuche
Die Anzahl der Besuche auf Volksfesten hängt u.a. ab von:
•
Jahreszeit
•
Wochentag
•
Tageszeit.
Im Rahmen der Befragungen durch ift wurden dazu keine Daten erhoben. Auf Basis
von Sekundärstudien können jedoch Aussagen zum Wochenrhythmus und zum Tagesverlauf getroffen werden.
Der Saisonverlauf hat seine Höhepunkte im Frühjahr und Herbst, die Ferienmonate im
Sommer sind weniger veranstaltungs- und besucherstark. Inzwischen ist die Herbstsaison durch zahlreiche Weihnachtsmärkte bis Ende Dezember ausgedehnt worden. In
den Monaten Januar und Februar herrscht praktisch Winterpause.
Tabelle 7: Dauer der Volksfeste in Deutschland
Dauer der Volksfeste
Anzahl der
Volksfeste
davon Weih- Anteil an alnachtsmärkte len Volksfesten
26 bis 44 Tage
80
65 (81%)
0,5%
21 bis 25 Tage
112
100 (89%)
0,8%
16 bis 20 Tage
80
33 (41%)
0,5%
11 bis 15 Tage
88
19 (22%)
0,6%
8 bis 10 Tage
377
56 (15%)
2,6%
6 bis 7 Tage
107
3 (3%)
0,7%
5 Tage
602
19 (3%)
4,1%
4 Tage
2.521
63 (2,5%
17,2%
3 Tage
4.202
196 (5%)
28,6%
2 Tage
2.867
572 (20%)
19,5%
1 Tag
3.654
619 (17%)
24,9%
Summe
14.690
1.745 (12%)
100,0%
Quelle: Komet Kalender, Komet Druck- und Verlagshaus, Pirmasens, 2000
Die Dauer der Volksfeste ist zumeist sehr beschränkt, mehr als 90% der Volksfeste
dauern nur einen bis vier Tage. Die durchschnittliche Dauer eines Volksfestes beträgt
3,18 Tage. Rechnet man die Weihnachtsmärkte heraus, die im Durchschnitt 4,71 Tage
dauern, dann ergibt sich für die verbleibenden Volksfeste eine durchschnittliche Dauer
von 2,97 Tagen.
Bezogen auf die Wochentage konzentriert sich der Besucherzustrom auf die Wochenenden (wozu auch der Freitagabend zu rechnen ist), wie aus mehreren Besucherzählungen und -befragungen hervorgeht. So wurden bei einer Besucherzählung in Augsburg27 an einem Donnerstag 20.583 Besucher und an einem am Samstag 49.390 Besucher gezählt. Auch die Ergebnisse von Befragungen in Münster sprechen dafür,
dass auf das Wochenende etwa gleich viele Besucher entfallen, wie auf die gesamten
Wochentage. 28 Eine Befragung in Herne ergab, dass 59% der Besuche auf der Cranger Kirmes auf die Zeit zwischen Freitag 18.00 Uhr und Sonntag 24.00 Uhr entfallen.
Tabelle 8: Zeitlicher Verlauf des Besucherzuspruchs auf der Cranger Kirmes
Zu welchen Zeiten und an welchen Wochentagen besuchen Sie die Cranger Kirmes
Uhrzeit
Mo
14-16 Uhr
in %
16-18 Uhr
in %
18-20 Uhr
in %
20-22 Uhr
in %
22-24 Uhr
in %
0-2 Uhr
in %
Nennungen pro Tag
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
Total
113
57
318
83
117
201
319
1.208
9,4
4,7
26,3
6,9
9,7
16,6
26,4
8,9%
218
158
464
160
268
300
402
1.970
11,1
8,0
23,6
8,1
13,6
15,2
20,4
14,5%
368
291
421
295
554
562
559
3.050
12,1
9,5
13,8
9,7
18,2
18,4
18,3
22,4%
388
353
322
393
846
833
735
3.870
10,0
9,1
8,3
10,2
21,9
21,5
19,0
28,4%
191
194
165
213
662
675
593
2.693
7,1
7,2
6,1
7,9
24,6
25,1
22,0
19,8%
0
0
0
0
395
422
0
817
0
0
0
0
48,4
51,7
0
6,0%
1.278
1.053
1.690
1.144
2.842
2.993
2.608
13.608
Anteil
9,4%
7,7%
12,4%
8,4%
20,9%
22,0%
19,2% 100,0%
Quelle: Cranger Kirmes 1996, Besucher- und Beschickerbefragung, Amt für Informationsverarbeitung und
Stadtforschung, Herne. S. 24
27
Quelle: Amt für Stadtentwicklung und Statistik der Stadt Augsburg, Besucherzählung an zwei Tagen im April 1991.
28
Quelle: Agenta Werbeagentur: Befragung auf dem Frühjahrs-Send in Münster, 1998 (n=76)
Der Mittwoch übertrifft die anderen reinen Wochentage, weil dieser Tag auf der Cranger Kirmes traditionell ein Familientag mit ermäßigten Fahrpreisen für Kinder ist. Mit
Abstand besuchsstärkste Tageszeit ist der Zeitraum zwischen 20.00 und 22.00 Uhr,
denn zu dieser Zeit ist auch der arbeitenden Bevölkerung unter der Woche ein Besuch
ohne weiteres möglich.
Eine Besucherzählung beim Osterplärrer in Augsburg zeigt eine noch stärkere Konzentration auf die Abendstunden als in Herne festgestellt, allerdings unterscheidet sich
der Tagesverlauf der Besucherzahlen am Wochenende und unter der Woche kaum:
Tabelle 9: Besucherverteilung auf dem Augsburger Osterplärrer
Tag
Tageszeit
Donnerstag
Besucher
Samstag
Anteil
Besucher
Gewichtet pro Woche
Anteil
13-15 Uhr
1.275
6,2%
2.255
4,6%
10.885
5,4%
15-17 Uhr
2.460
12,0%
6.130
12,4%
24.560
12,2%
17-19 Uhr
3.513
17,1%
8.356
16,9%
34.277
17,0%
19-21 Uhr
4.585
22,3%
9.664
19,6%
42.253
21,0%
21-23.30 Uhr
8.750
42,5%
22.955
46,5%
89.660
44,5%
20.583
49.360
201.635
Quelle: Amt für Stadtentwicklung und Statistik der Stadt Augsburg, Besucherzählung an zwei Tagen im
April 1991.
Auch in Münster gaben die Besucher als beliebteste Besuchszeiten die Zeiten zwischen 18.00 und 20.00 Uhr (47,9%) und zwischen 20.00 und 22.00 Uhr (40,4%) an. 29
In Bremen gehen 23,9% der Besucher vor 18.00 Uhr nach Hause, 42,7% zwischen
18.00 und 20.00 Uhr, 22,1% zwischen 20.00 und 22.00 Uhr und 11,3% nach 22.00
Uhr. 30
Die Ergebnisse der genannten Studien sind in der nachfolgenden Abbildung zusammenfassend dargestellt. Es handelt sich dabei um eine modellhafte Abbildung, die allerdings verdeutlicht, dass eine verhältnismäßig starke Konzentration der Besucherzahlen auf wenige Stunden des Tages gegeben ist.
29
Quelle: Agenta Werbeagentur: Befragung auf dem Frühjahrs-Send in Münster, 1998 (n=76)
30
Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher, Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der
Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577)
Abbildung 7: Tagesverlauf der Besucherzahlen
25,00%
Besucheranteil
20,00%
15,00%
14,35%
13,68%
13,36%
11,92%
10,13%
10,00%
10,13%
5,51%
5,00%
6,44%
7,24%
4,38%
1,00%
1,00%
0,90%
0,00%
1314
1415
1516
1617
1718
1819
1920
2021
2122
2223
2324
0-1
1-2
Uhrzeit
Herne
Augsburg
Bremen
Mittelwert
Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der Auswertung verschiedener Studien aus den angegebenen
Städten
In Kombination mit der Konzentration der Besucherzahlen auf die Wochenenden ergibt
sich eine hohe Variabilität der Besucherzahlen in Abhängigkeit von W ochentag und
Uhrzeit. Während bei einem Betrieb von montags bis freitags von 13.00 bis 24.00 Uhr
und einer Gleichverteilung der Besucherzahlen auf jede Stunde 1,3% der Gesamtbesucher entfallen würden, schwankt diese Zahl z.B. in Herne zwischen 0,2% (dienstags
13.00 bis 14.00 Uhr) und 3,1% (freitags 20.00 bis 21.00 Uhr). Das bedeutet, dass die
Besucherzahlen in Abhängigkeit von Wochentag und Tageszeit um den Faktor 15
schwanken. Der Einfluss der Jahreszeit ist dabei noch nicht berücksichtigt. Er spielt
nach Aussagen der Schausteller jedoch eine wesentlich geringere Rolle als der Faktor
Wetter.
Fazit: Der Saisonverlauf deutscher Volksfeste hat seine Höhepunkte im Frühjahr
und Herbst, die Ferienmonate im Sommer sind weniger veranstaltungs- und besucherstark. Inzwischen ist die Herbstsaison durch zahlreiche Weihnachtsmärkte bis Ende Dezember ausgedehnt worden. In den Monaten Januar und Februar
herrscht praktisch Winterpause. Mehr als 90% der Volksfeste dauern nur einen
bis vier Tage, durchschnittlich dauern Volksfeste 3,18 Tage. Der Besucherzustrom konzentriert sich auf die Wochenenden und auf die Abendstunden von 18
bis 22 Uhr.
2.3 W eitere Strukturmerkmale beim Verhalten der Volksfestb esucher
2.3.1 Aufenthalts- und Anreisedauer bei Volksfestbesuchen
Die Besuchsdauer wurde auch im Rahmen der von ift durchgeführten Befragungen erhoben. Danach halten sich Tagesausflügler im Durchschnitt 3,58 Stunden auf dem
Volksfestgelände auf. Die längste Aufenthaltsdauer wurde in Stuttgart mit 4,41 Stunden, die geringste in Bonn mit 3,16 Stunden ermittelt.
Abbildung 8: Aufenthaltsdauer von Tagesausflüglern auf Volksfesten
unter 2 Stunden
4,9%
2 bis unter 3 Stunden
22,0%
3 bis unter 4 Stunden
26,4%
keine Angabe
0,4%
5 Stunden und länger
21,8%
4 bis unter 5 Stunden
24,4%
Quelle: ift Befragung
Auf dem Freimarkt in Bremen beträgt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer aller Besucher drei Stunden. 31
31
Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der
Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577)
In Augsburg wurde eine Aufenthaltsdauer von 1,6 Stunden auf dem Osterplärrer ermittelt. 32 Gegenüber den von ift untersuchten Volksfesten, auf denen 250 bis 425 Beschicker anwesend waren, ist der Osterplärrer mit 85 Beschickern ein verhältnismäßig
kleines Volksfest. Dies könnte als Erklärung für die geringere Aufenthaltsdauer dienen.
Für die An- und Abreise wendeten Tagesausflügler jeweils im Durchschnitt 45 Minuten
auf. Die Besucher des Bremer Freimarktes wenden 36 Minuten Fahrtzeit auf. Dies
schließt allerdings die lokalen Besucher ein. 33
Abbildung 9: Anreisedauer bei Tagesausflügen zu Volksfesten
keine Angabe
0,2%
weniger als 30
Minuten
33,1%
länger als 2
Stunden
2,4%
1 - 2 Stunden
12,7%
30 - 60 Minuten
51,6%
Quelle: ift Befragung
Bei Volksfestbesuchen, die im Rahmen von Tagesausflügen durchgeführt werden, ergibt sich also eine Gesamtdauer des Ausflugs inklusive An- und Abreise von rund fünf
Stunden. Nach Angaben des DWIF dauert ein Tagesausflug im Durchschnitt rund acht
32
Quelle: Uni-Marketing, Befragung auf dem Augsburger Osterplärrer im Auftrag der Stadt Augsburg im April 1991
(n=700)
33
Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher, Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der
Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577), S. 22
Stunden 34. Tagesausflüge zu Volksfesten haben damit eine unterdurchschnittliche
Dauer.
2.3.2 Art der Volksfestbesuche
Volksfeste werden im Rahmen der Freizeitgestaltung am Wohnort ebenso besucht, wie
im Rahmen eines Tagesausfluges oder einer mehrtägigen Reise mit Übernachtung.
Abbildung 10: Art der Volksfestbesuche
mehrtägige
Reise mit
Übernachtung
3,9%
Tagesausflug
39,3%
Freizeit am
W ohnort
56,8%
Quelle: ift Befragung
Die Tagesausflügler und die Reisenden, die eine Übernachtung im Zusammenhang mit
dem Volksfestbesuch tätigen, sind den Touristen unter der Volksfestbesuchern zuzurechnen, die zusammen rund 43,2% der Besucher ausmachen. Die durchgeführten
Befragungen fanden jeweils in Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern statt. In
Großstädten werden auch Bewegungen über Stadtteilgrenzen hinweg bereits dem Tagesausflugsverkehr und damit dem Tourismus zugerechnet.
Daraus ergibt sich, das der tatsächliche Anteil der Tagesausflügler und damit der Touristen unter den Besuchern höher ist, als 43,2%. Selbst bei vorsichtiger Schätzung ist
34
Quelle: DWIF 46, Tagesreisen der Deutschen, München 1995, S. 55
davon auszugehen, dass wenigstens die Hälfte der lokalen Besucher aus anderen
Stadtteilen zum Volksfest anreist. Da es bei der Untersuchung der wirtschaftlichen Bedeutung für die Kommunen allerdings vorrangig ist, Aussagen zu Kaufkraftverlagerungen von außerhalb nach innerhalb ihrer Grenzen zu erhalten, werden nachfolgend nur
auswärtige Besucher als Touristen gezählt und die Aussagen zur wirtschaftlichen Bedeutung auf diese Grundlage gestellt, auch wenn nach Definition der touristische Anteil
deutlich höher liegt. Damit wird gleichzeitig unberücksichtigt gelassen, dass durch
Volksfeste Kaufkraft der eigenen Bevölkerung am Standort gebunden wird und nicht über die Stadtgrenzen hinweg abfließt, ohne dass allerdings dieser Effekt näher quantifiziert werden könnte.
Bezogen auf die Gesamtbesucherzahl von 170 Mio. ergeben sich entsprechend 66,8
Mio. Tagesausflüge zu Volksfesten und 6,63 Mio. Besuche von übernachtenden Gästen.
2.3.3 Wahl der Unterkunftsform und Aufenthaltsdauer bei Übernachtungsgästen
Bei der Wahl der Unterkunftsform dominiert die Unterkunft bei Verwandten und Bekannten. Nur 6,8% der übernachtenden Besucher gaben an, in gewerblichen Beherbergungsbetrieben zu übernachten. Die übrigen Befragten gaben an, bei Freunden
oder Verwandten zu übernachten.
Abbildung 11: Art der Unterkunft
Art der Unterkunft
keine Angabe
2%
Campingplatz
2%
Hotel
2%
Gasthof/Pension/
Privatzimmer
2%
Freunde/
Verwandte
92%
Quelle: ift Befragung
Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der übernachtenden Besucher betrug 4,7 Tage.
Sie schwankte zwischen 4,0 Tagen in Oldenburg und 5,4 Tagen in Stuttgart. Während
dieser Zeit wurden pro übernachtendem Gast 1,8 Besuche auf dem betroffenen
Volksfest unternommen. Das bedeutet, das die 6,63 Millionen Besuche durch übernachtende Volksfestgäste von nur 3,68 Mio. Besuchern getätigt werden.
Die ermittelte Aufenthaltsdauer deckt sich mit den Ergebnissen einer Untersuchung auf
dem Bremer Freimarkt. Dort verbrachten die übernachtenden Besucher im Durchschnitt 4,6 Tage in Bremen. Insgesamt reisten zum Bremer Freimarkt rund 37% der
Besucher von außerhalb Bremens an. Von diesen auswärtigen Besuchern blieben
21,3% länger in Bremen, das entsprach 8,0% der Freimarktbesucher. In Bremen
wählten 10,6% der übernachtenden Gäste ein Hotel als Unterkunft, 89,4% übernachteten bei Freuden oder Verwandten. 35
Insgesamt wählen von den 3,68 Mio. übernachtenden Besuchern 6,7%, also rund
245.000, einen gewerblichen Beherbergungsbetrieb als Unterkunftsform. Bei einer
durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 4,7 Tagen ergeben sich daraus rund 1,2 Mio.
Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben.
Das Gesamtvolumen der Übernachtungen beträgt 17,3 Mio. Der überwiegende Anteil
dieser Übernachtungen erfolgt dementsprechend nicht in gewerblichen Beherbergungsbetrieben, sondern bei Freunden und Verwandten. Der Anteil dieses nichtkommerziellen Sektors ist bei den übernachtenden Volkfestbesuchern wesentlich höher,
als bei den Übernachtungsgästen allgemein.
35
Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher, Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der
Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577), S. 39
2.3.4 Herkunft der Besucher
Bei der Frage nach dem Wohnsitz antworteten 54,0% der Befragten mit "Stadtgebiet".
Das bedeutet, dass - abweichend von den im vorhergehenden Kapitel getroffenen
Aussagen - insgesamt wenigstens 46% der Besucher den Tagesausflüglern oder übernachtenden Touristen zuzurechnen sind. Die Werte schwankten an den verschiedenen Befragungsorten zwischen 45,7% in Stuttgart und 68,5% in Oldenburg.
Abbildung 12: Herkunft der Besucher
Ausland
0,8%
keine Angabe
0,7%
anderes Bundesland
3,1%
übriges Bundesland
7,6%
Stadtgebiet
53,9%
Quelle: ift Befragung
übriger Großraum
33,9%
Tabelle 10: Herkunft der Besucher
Ort
Veranstaltung
Besucher
offiziell
Gesamt
Stadtgebiet
Übriger
Großraum
Übriges Anderes Ausland
BunBundesland desland
54,00%
33,90%
7,60%
3,10%
0,80%
Herne
Cranger Kirmes
4.250.000
47,90%
44,20%
4,50%
1,40%
1,00%
Bonn
Pützchens Markt
1.000.000
58,80%
21,70%
12,90%
4,70%
1,10%
Stuttgart
Canstatter Volksfest
2.800.000
45,70%
41,10%
7,50%
4,60%
0,90%
1.300.000
68,50%
28,50%
2,50%
250.000
60,50%
33%
250.000
85,00%
6.500.000
60,00%
4.250.000
55,30%
43,30%
510.000
54,00%
46,00%
Oldenburg Kramermarkt
-
-
zum Vergleich
Münster
36
Frühjahrs Send
37
Sommer-Send
38
München
Oktoberfest
Herne
Cranger Kirmes
Augsburg
Osterplärrer
Bremen
Freimarkt
Berlin
39
41
Oktoberfest
40
3.500.000
350.000
6,50%
15,00%
10,00%
10,00%
77,00%
43
13,00%
10,00%
1,40%
-
63,00% 18,50%
42
10,00%
-
18,50%
44
7,00%
3,00%
Die Tabelle zeigt, dass die beiden hinsichtlich der Besucherzahlen kleineren Veranstaltungen (Bonn und Oldenburg) einen höheren Anteil an Besuchern aus dem Stadtgebiet aufwiesen, als die größeren Veranstaltungen in Stuttgart und Herne. Der Vergleich mit den Ergebnissen anderer Untersuchungen stützt die erhobenen Ergebnisse.
36
Quelle: Agenta Werbeagentur: Befragung auf dem Frühjahrs-Send in Münster, 1998 (n=76)
37
Quelle: Befragung im Auftrag der Stadtverwaltung und des Schaustellerbundes 1998 (n=650)
38
Quelle: Landeshauptstadt München, Referat für Arbeit und Wirtschaft
39
Quelle: Cranger Kirmes 1996, Besucher- und Beschickerbefragung, Amt für Informationsverarbeitung und Stadtforschung, Herne. S. 23
40
Quelle: Uni-Marketing, Befragung auf dem Augsburger Osterplärrer im Auftrag der Stadt Augsburg im April 1991
(n=700)
41
Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher, Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der
Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577)
42
West-Berlin
43
Ost-Berlin
44
Brandenburg
Abbildung 13: Verhältnis von lokalen Besuchern und Gesamtbesucherzahl
90,00%
Anteil lokaler Besucher
80,00%
70,00%
60,00%
50,00%
40,00%
30,00%
20,00%
10,00%
0,00%
0
1.000.000 2.000.000 3.000.000 4.000.000 5.000.000 6.000.000 7.000.000
Besucher
Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der Tabelle 10
Diese Darstellung lässt ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Größe der Veranstaltung und dem Anteil der lokalen Besucher erkennen: Je größer die Veranstaltung
und je mehr Besucher insgesamt, desto geringer ist der Anteil der lokalen Besucher. Je
attraktiver und größer eine Veranstaltung also ist, desto größer ist ihr Einzugsbereich
und desto mehr Kaufkraft fließt von außerhalb der Stadtgrenzen zu.
2.3.5 Besuchsentfernung
Die Befragten, die angaben, ihren Wohnsitz außerhalb des Stadtgebietes zu haben,
wurden auch nach der für den Volksfestbesuch zurückgelegten Entfernung befragt. Die
durchschnittliche Entfernung wurde dabei mit 48,6 Kilometern angegeben. Dabei legten:
•
Tagesausflügler 36,1 km und
•
Übernachtungsgäste 239,2 km
für die einfache Strecke zurück.
Abbildung 14: Besuchsentfernung
25,3
50 km und mehr
4,0
40 - 49 km
14,6
30 - 39 km
21,5
20 - 29 km
25,3
10 - 19 km
3,8
unter 10 km
5,6
keine Angabe
0
5
10
15
20
25
30
An g ab en in %
Quelle: ift Befragung
Die geringste durchschnittliche Entfernung legten dabei Besucher der Cranger Kirmes
in Herne zurück (36,9 km), erklärbar durch das große Bevölkerungspotential in der näheren Umgebung von Herne. Die größte durchschnittliche Entfernung legten Besucher
des Oldenburger Kramermarktes mit 67,1 km zurück. Auch hier liegt die Erklärung auf
der Hand, denn das Umland von Oldenburg ist verhältnismäßig dünn besiedelt.
Eine Untersuchung in Bremen ergab, dass auswärtige Besucher des Freimarktes im
Durchschnitt sogar 120 km zurücklegten, die Besucher aus Bremen selbst hingegen
nur acht Kilometer.45
2.3.6 Verkehrsmittelnutzung
Als Verkehrsmittel zur An- und Abreise bei Volksfestbesuchen dominiert der Pkw, wie
die nachfolgende Abbildungen verdeutlichen:
Abbildung 15: Verkehrsmittelnutzung bei der Anreise
47,3
PKW (inkl. Wohnmobil und Motorrad)
25,5
Öffentlicher Nahverkehr
12,0
zu Fuß
8,7
Fahrrad
Deutsche Bahn
2,2
Taxi
1,9
Rollschuhe/Inline-Skater
1,7
Reisebus 0,4
Sonstiges 0,6
0
10
20
30
40
50
An g ab en in %
Quelle: ift Befragung
45
Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der
Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577)
Abbildung 16: Verkehrsmittelnutzung bei der Abreise
46,4
PKW (inkl. Wohnmobil und Motorrad)
23,8
Öffentlicher Nahverkehr
11,9
zu Fuß
8,6
Fahrrad
2,1
Deutsche Bahn
4,7
Taxi
1,7
Rollschuhe/Inline-Skater
Reisebus 0,4
Sonstiges 0,5
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
An g ab en in %
Quelle: ift Befragung
Allerdings dominiert der Pkw bei weitem nicht so stark, wie beim allgemeinen Tagesausflugsverkehr. Für diesen ermittelte das DWIF einen Anteil des Pkw von 77,5%. 46
Selbst bei den Tagesausflüglern unter den Volksfestbesuchern beträgt der Pkw-Anteil
nur 68,0%, bei den Übernachtungsreisenden 62,2%. Begründbar ist das mit dem hohen Anteil an lokalen Besuchern, die ihr Ziel teilweise sogar zu Fuß erreichen können.
Auch der spezielle Charakter der Volksfeste beeinflusst die Wahl des Verkehrsmittels.
So wird auf den Pkw neben der oftmals schwierigen Parkplatzsituation auch wegen
des mit dem Volksfestbesuch verbundenen Konsums alkoholischer Getränke verzichtet.
Die Verkehrsmittelwahl für An- und Abreise ist weitgehend identisch. Unterschiede gibt
es lediglich in den Kategorien Pkw, Öffentlicher Nahverkehr und Taxi. Während nur
1,9% der Befragten mit dem Taxi zum Volksfest anreisten, nutzten dieses Verkehrsmittel für die Abreise mit 4,7% mehr als doppelt so viele. Stärker noch als die Pkw-
46
Quelle: DWIF 46, Tagesreisen der Deutschen, München 1995, S. 59
Fahrer stiegen die ÖPNV-Nutzer zur Heimkehr auf das Taxi um. So fuhren 25,5% mit
Bus
oder Bahn zum Volksfest, aber nur 23,8% auch damit zurück. Von den 47,3%
der Befragten, die mit dem Pkw anreisten, fuhren immerhin 46,4% auch damit zurück.
Aus den ermittelten Werten ergeben sich die in der nachfolgenden Tabelle dargestellten Nutzungsfälle. Die rund 11,2 Mio. Nutzungsfälle von Taxis sind allerdings nicht
gleichzusetzen mit Taxifahrten, denn wenn sich vier Personen gemeinsam ein Taxi
nehmen, bedeutet dies zwar vier Nutzungsfälle aber nur eine Fahrt. Die Anzahl der
Fahrten hängt also von der durchschnittlichen Auslastung der Verkehrsmittel ab. Setzt
man die Auslastung für Taxen auf zwei Personen und für Pkw auf drei Personen, dann
ergeben sich rund 5,6 Mio. Taxifahrten und rund 53,1 Mio. Pkw-Fahrten. Die Zahl der
Reisebusfahrten beträgt bei einer Auslastung von 30 Personen rund 45.000.
Tabelle 11: Nutzungsfälle von Verkehrsmitteln bei Volksfestbesuchen
Verkehrsmittelwahl
Anreise
Abreise
Total
Anteil in % Nutzungsfälle Anteil in % Nutzungsfälle Nutzungsfälle
Sonstiges
0,6
1.020.000
0,5
850.000
1.870.000
Reisebus
0,4
680.000
0,4
680.000
1.360.000
Rollschuhe/Inline-Skater
1,7
2.890.000
1,7
2.890.000
5.780.000
Taxi
1,9
3.230.000
4,7
7.990.000
11.220.000
Deutsche Bahn
2,2
3.740.000
2,1
3.570.000
7.310.000
Fahrrad
8,7
14.790.000
8,6
14.620.000
29.410.000
zu Fuß
12,0
20.400.000
11,9
20.230.000
40.630.000
Öffentlicher Nahverkehr
25,5
43.350.000
23,8
40.460.000
83.810.000
PKW (inkl. Wohnmobil und
Motorrad)
47,3
80.410.000
46,4
78.880.000
159.290.000
Gesamt
100,0
170.000.000
Quelle: ift Befragung und eigene Berechnungen
100,0
170.000.000
340.000.000
Die Untersuchungsergebnisse werden durch Ergebnisse anderer Studien gestützt:
Tabelle 12: Verkehrsmittelwahl bei verschiedenen Volksfesten
ift-Befragung
Crange47
Münster49
Augsburg48
Münster
Bremen50
(Sommer)
Sonstiges
0,6%
k.A.
k.A.
k.A.
k.A.
k.A.
Reisebus
0,4%
k.A.
k.A.
k.A.
k.A.
k.A.
Rollschuhe/Inline-Skater
1,7%
k.A.
k.A.
k.A.
k.A.
k.A.
Taxi
1,9%
1,5%
k.A.
k.A.
k.A.
k.A.
Fahrrad
8,7%
6,0%
k.A.
23,7%
46%
12,0%
zu Fuß
12,0%
11,6%
13%
10,5%
9%
6,8%
2,2%
3,5%
k.A.
9,2%
13%
15,8%
Öffentlicher Nahverkehr
25,5%
33,6%
25%
PKW (inkl. Wohnmobil
und Motorrad)
47,3%
43,4%
k.A.
Gesamt
Quelle: siehe Fußnoten
100,0%
Deutsche Bahn
31,4%
56,6%
28%
32,1%
Größere Abweichungen ergeben sich in Abhängigkeit von bestimmten Gegebenheiten,
wie z.B. in Münster, das als Fahrradstadt bekannt ist und daher einen besonders hohen Radleranteil unter den Besuchern hat.
2.3.7 Hauptanlass des Besuches
Rund 82,4% der auswärtigen Besucher reisten nach den Ergebnisse der ift-Befragung
ausschließlich wegen des besuchten Volksfestes an oder der Volksfestbesuch war
zumindest der Hauptanlass der Reise. Bei den Tagesausflüglern betrug der Anteil
derjenigen Besucher, die im Rahmen ihres Tagesausflugs ausschließlich das Volksfest
besuchten, 88,9%. Bei den übernachtenden Volksfestbesuchern betrug der Anteil der
Besucher, für die das Volksfest der Hauptanlass des Besuches war, 17,8%.
47
Quelle: Cranger Kirmes 1996, Besucher- und Beschickerbefragung, Amt für Informationsverarbeitung und Stadtforschung, Herne. S. 10, (n=2.045)
48
Quelle: Uni-Marketing, Befragung auf dem Augsburger Osterplärrer im Auftrag der Stadt Augsburg im April 1991
(n=700)
49
Quelle: Agenta Werbeagentur: Befragung auf dem Frühjahrs-Send in Münster, 1998 (n=76)
50
Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der
Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577), S. 22
Bei einer Untersuchung in Bremen wurde ermittelt, dass 71,4% der auswärtigen Freimarktbesucher nur wegen des Freimarktes nach Bremen kommen. 51
51
Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der
Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577)
2.3.8 Alter der Besucher
Das Durchschnittsalter der Volksfestbesucher liegt deutlich unter dem Durchschnittsalter der Gesamtbevölkerung. W ährend die befragten Volksfestbesucher über 15 Jahre
im Durchschnitt rund 37 Jahre alt waren, beträgt der Altersdurchschnitt der Gesamtbevölkerung >15 Jahre rund 46 Jahre.
Die nachfolgende Abbildung zeigt, dass insbesondere die Altersgruppe der 16 bis
25jährigen und der 26 bis 40jährigen unter den Volksfestbesuchern wesentlich stärker
vertreten sind, als in der Gesamtbevölkerung. Unterdurchschnittlich vertreten sind die
51 bis 60jährigen und vor allem die mehr als 60jährigen. Trotz der hohen Anteile eher
jüngerer Besucher kann daher nicht gesagt werden, dass Volksfeste vorwiegend für
jüngere Zielgruppen attraktiv sind. Es kann eine relativ hohe Partizipation aller Altersgruppen am Volksfestgeschehen konstatiert werden, die in dieser Verteilung bei wenigen anderen Freizeitangeboten zu verzeichnen ist. So sind bei 170 Mio. Volksfestbesuchern 21% älter als 50 Jahre, was rund 35,7 Mio. Personen entspricht.
Abbildung 17: Alter der Volksfestbesucher
13,2
16 - 25 Jahre
28,0
28,0
26 - 40 Jahre
41 - 50 Jahre
17,0
13,8
51 - 60 Jahre
10,5
60 Jahre und älter
10,5
0
37,3
15,3
26,6
10
20
30
40
An g ab en in %
Volksfestbesucher
Gesamtbevölkerung
Quelle: ift Befragung, Statistisches Bundesamt
Die Ergebnisse weiterer Erhebungen bestätigen die gewonnenen Erkenntnisse.
Tabelle 13: Alterstruktur der Besucher verschiedener Volksfeste
Altersgruppe Gesamtbevölkerung
>15 Jahre
10 - 15 Jahre
16 – 20 Jahre
Volksfestbe- Nürnberg52
sucher (ift –
Befragung)
k.A.
13,2%
k.A.
28,0%
21 – 25 Jahre
München53
Augsburg
k.A.
k.A.
k.A.
26,0%
<15,0%
k.A.
26,0%
25,0%
21,0%
20,0%
13,0%
20,0%
k.A.
Münster54
19,7%
39,5%
26 - 30 Jahre
31 – 35 Jahre
28,0%
37,3%
41 - 50 Jahre
17,0%
13,8%
51 - 60 Jahre
15,3%
10,5%
60 Jahre und
26,6%
älter
Quelle: siehe Fußnoten
10,5%
40,0%
17,1%
36 – 40 Jahre
19,0%
11,8%
7,9%
14,0%
>20,0%
6,0%
4,0%
2.3.9 Beruf der Besucher
Die in der Gesamtbevölkerung am stärksten vertretene Gruppe der Angestellten stellt
auch die meisten Volksfestbesucher. Der Anteil der Angestellten unter den Volksfestbesuchern über 15 Jahre entspricht dem in der Gesamtbevölkerung.
Insgesamt sind Erwerbspersonen unter den Volksfestbesuchern über 15 Jahre häufiger vertreten, als in der Gesamtbevölkerung. Dies ist auf den geringeren Anteil älterer
Volksfestbesucher zurückzuführen, die nicht mehr am Erwerbsleben teilnehmen. Der
erhöhte Anteil jüngerer erwerbsloser Besucher gleicht dies zwar möglicherweise aus,
wurde aber nicht erfasst. Arbeitssuchende sind ebenfalls weniger stark vertreten, als in
der Gesamtbevölkerung. Dies kann auch darauf zurückzuführen sein, dass Arbeitssuchende eher ihren erlernten Beruf angeben, als sich in einer Befragung zur Arbeitslosigkeit zu bekennen. Deutlich wird insgesamt, das Volksfeste von allen Berufsgruppen
in nennenswertem Umfang besucht werden.
52
1994
53
Quelle: Landeshauptstadt München, Referat für Arbeit und Wirtschaft
54
Quelle: Agenta Werbeagentur: Befragung auf dem Frühjahrs-Send in Münster, 1998 (n=76)
Abbildung 18: Beruf der Besucher
21,5%
Angestellter
13,2%
in Ausbildung
11,7%
(Fach-) Arbeiter
9,3%
Hausfrau/-mann
im Ruhestand
7,8%
Beamter
7,8%
7,5%
Selbständiger
2,7%
Freiberufler
2,5%
zur Zeit auf Arbeitssuche
keine Angabe 0,2%
0
Quelle: ift Befragung
0
0
0
0
0
2.3.10 Begleitung
Bei der Frage, ob sie das Volksfest allein oder in Begleitung besuchen würden, antworteten rund 86% der Befragten, dass sie in Begleitung gekommen seien.
Abbildung 19: Begleitung der Besucher
48,3
(Ehe-) Partner
45,9
Verwandte/Bekannte
21,0
Kinder
10,6
Arbeitskollegen
3,4
Verein
Reisegesellschaft 0,4
sonstige 0,3
keine Angabe 0,5
0
10
20
30
40
50
Quelle: ift Befragung
In der Regel handelt es sich bei der Begleitung um den (Ehe-)Partner oder Verwandte/Bekannte. Jeder fünfte Befragte hatte Kinder. Der Vergleich mit den Ergebnissen
von Besucherbefragungen auf anderen Volksfesten untermauert, dass Volksfeste im
allgemeinen in Gesellschaft besucht werden:
Tabelle 14: Begleitung zu Volksfesten
ift-Befragung
In Begleitung
86,0%
(Ehe-) partner
48,3%
Verwandte / Bekannte
München55 Augsburg56
Münster58 Bremen59
88,0%
94,6%
97,4%
92,0%
38%
37,3%
52,6%
55,5%
45,9%
46,7%
39,5%
50,1%
Kinder
21,0%
13,9%
18,4%
34,7%
Arbeitskollegen
10,6%
4,8%
5,3%
2,8%
Verein
3,4%
Reisegesellschaft
0,4%
Sonstige
0,3%
Keine Angabe
0,5%
Allein
Quelle: siehe Fußnoten
91,0%
Crange57
k.A.
14,0%
k.A.
1,8%
0,1%
k.A.
k.A.
k.A.
9,0%
12,0%
5,6%
2,6%
8,0%
Die durchschnittliche Gruppengröße betrug in Bremen 3,9 Personen.
2.3.11 Aktivitäten während, vor und nach dem Besuch
Im Zusammenhang mit Volksfestbesuchen werden weitere Aktivitäten unternommen.
Für die Zielsetzung dieser Studie sind nur die Aktivitäten relevant, die in der das
Volksfest ausrichtenden Kommune zu zusätzlichen, durch das Volksfest verursachten
Ausgaben führen. Dazu zählen grundsätzlich sämtliche Ausgaben der auswärtigen Besucher, aber auch Ausgaben der lokalen Besucher z.B. für Taxifahrten oder Fahrten
mit dem ÖPNV. Einkäufe, die lokale Besucher auf dem Weg zum oder vom Volksfest
tätigen werden hingegen nicht berücksichtigt, da sie nicht im Zusammenhang mit dem
Volksfest stehen.
55
Quelle: Münchner Tarif- und Verkehrsverbund
56
Quelle: Uni-Marketing, Befragung auf dem Augsburger Osterplärrer im Auftrag der Stadt Augsburg im April 1991
(n=700)
57
Quelle: Cranger Kirmes 1996, Besucher- und Beschickerbefragung, Amt für Informationsverarbeitung und Stadtforschung, Herne. S. 12
58
Quelle: Agenta Werbeagentur: Befragung auf dem Frühjahrs-Send in Münster, 1998 (n=76)
59
Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der
Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577)
Die Ausgaben im Rahmen von Aktivitäten vor oder nach dem Volksfestbesuch werden
in den folgenden Kapiteln quantifiziert.
Abbildung 20: Aktivitäten von Tagesausflüglern zu Volksfesten
keine Angabe
0,4%
sonst. Besichtigungen
/ Aktivitäten*
10,7%
auschließl. zum
Besuch des
Volksfestes
88,9%
*Anmerkung: davon nannten 52,1 % Einkaufsbummel / Shopping als wichtigste sonstige Aktivität
Quelle: ift Befragung
Insgesamt unternahmen also 10,7% der Besucher, die die Volksfeste im Rahmen eines Tagesausfluges besuchten, weitere Aktivitäten. Das sind rund 7,15 Mio. Personen.
Von den übernachtenden Volksfestbesuchern (3,9% der Besucher) unternahmen praktisch alle noch weitere Aktivitäten am Volksfestort oder in der Umgebung. Insgesamt
unternehmen daher rund 13,8 Mio. auswärtige Besucher von Volksfesten pro Jahr Aktivitäten außerhalb der Volksfestgelände.
Von den Tagesausflüglern, die im Rahmen des Volksfestbesuches weitere Aktivitäten
unternahmen, verbanden 52,1% (3,72 Mio. Besucher) ihren Volksfestbesuch mit einem
Einkaufsbummel, 14,7% mit dem Besuch von Freunden und Verwandten, 33,3% mit
Besichtigungen oder anderen Freizeitaktivitäten wie z.B. Kino oder dem Besuch eines
Fußballspieles und 2,1% verbanden ihren Volksfestbesuch mit geschäftlichen Besuchen.
Von den Übernachtungsgästen verbanden rund 51% ihren Volksfestbesuch mit einem
Besuch/Einkaufsbummel durch die Innenstädte, rund 35% gingen anderen Freizeitbeschäftigungen nach oder unternahmen Besichtigungen, und rund 22% besuchten
Freunde oder Verwandte.
Die Ergebnisse anderer Untersuchungen lassen auf einen höheren Anteil von Besuchern schließen, die ihren Volksfestbesuch mit anderen Aktivitäten verbinden. In Augsburg verbanden 32% der Plärrer-Besucher ihren Besuch mit einem Besuch anderer
Einrichtungen in Augsburg. Bezogen auf die Besucher aus dem Umland waren es sogar 43% (aus der Zone bis 30 km: 35%, über 30 km: 55%). 60
In Bremen gehen 19% der Freimarktbesucher vor oder nach ihrem Freimarkt-Besuch
noch anderen Aktivitäten in Bremen nach, 1993 waren es 28%. Diese Zahlen schließen allerdings die lokalen Besucher ein und bestätigen damit eher die von ift ermittelten Werte.
Von den Besuchern, die 1997 den Freimarktbesuch mit weiteren Aktivitäten in Bremen
verbanden...
•
gingen 33% in eine Gaststätte oder ein Restaurant
•
gingen 29% in die Innenstadt bummeln bzw. einkaufen
•
gingen 12% spazieren
•
machten 3% eine Stadtbesichtigung
•
gingen 11% zu einer kulturellen Veranstaltung (Theater, Museum) oder ins Kino
•
besuchten 40% Freunde, Verwandte oder Bekannte. 61
Die Ergebnisse der ift- Befragung lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
•
4,2% der Volksfestbesucher sind nicht lokal ansässig und verbinden ihren Besuch
mit Einkäufen beim lokalen Einzelhandel.
60
Quelle: Uni-Marketing, Befragung auf dem Augsburger Osterplärrer im Auftrag der Stadt Augsburg im April 1991
(n=700)
61
Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der
Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577)
•
2,2% der Volksfestbesucher sind nicht lokal ansässig und verbinden ihren Besuch
mit Besichtigungen bzw. der Nutzung weiterer touristischer Angebote der Region.
•
1,5% der Volksfestbesucher sind nicht lokal ansässig und verbinden ihren Besuch
mit Besuchen von Freunden und Verwandten.
Fazit: Die durchschnittlich Aufenthaltsdauer auf einem größeren Volksfest beträgt rund drei Stunden. Für die An- und Abreise wenden Tagesausflügler jeweils
durchschnittlich rund 45 Minuten auf und legen dabei 36,1 Kilometer für die einfache Strecke zurück. Tagesausflügler stellen 39,3% der Besucher, Übernachtungsgäste 3,9% der Besucher, der Rest entfällt auf Besucher, die in der Stadt
der Veranstaltung wohnen. Für rund 82% der auswärtigen Besucher ist der
Volksfestbesuch der Hauptanlass ihrer Reise, und sie besuchen ausschließlich
das jeweilige Volksfest. Daher gehen lediglich 10,7% der Tagesausflügler vor oder nach ihrem Volksfestbesuch weiteren Aktivitäten nach (vor allem Gaststättenbesuche oder Einkaufsbummel). Die übernachtenden Besucher nehmen dabei
zu über 90% die Unterkunft bei Freunden oder Verwandten in Anspruch und
kommen aus einer Entfernung von durchschnittlich 239 Kilometern. Die überregionale Ausstrahlung ist von der Größe der Volksfeste abhängig. Der Anteil der
Besucher mit Wohnort im Ausland beträgt insgesamt unter einem Prozent, beim
größten deutschen Volksfest (Oktoberfest in München) jedoch rund 10%.
Das am stärksten zur An- und Abreise genutzte Verkehrsmittel ist der PKW mit
rund 47%, allerdings zu einem geringeren Anteil als bei vielen anderen Freizeitaktivitäten. Auf den öffentlichen Personennahverkehr entfallen rund 25%, das
Taxi wird vor allem bei den Heimfahrten in Anspruch genommen (4,7%). Rund
20% gelangen zu Fuß oder per Fahrrad zum Volksfest.
Das Durchschnittsalter der Volksfestbesucher liegt deutlich unter dem Durchschnittsalter der Gesamtbevölkerung, vor allem die 16-40 Jährigen sind überdurchschnittlich stark vertreten.
Die Angestellten stellen mit 25,5% die größte Berufsgruppe unter den Volksfestbesuchern, die zweitgrößte stellen Schüler, Auszubildende und Studenten. Rund
86% der Volksfestbesucher kommen in Begleitung zum Volksfest.
2.4 Das Angebot der Volksfeste aus Sicht der Besucher
Grundsätzlich ist die Attraktivität von Volksfesten durch ihre besondere Atmosphäre als
Freiluftveranstaltung bestimmt, und sie wird wesentlich durch die Auswahl der vorhandenen Schaustellergeschäfte geprägt. Dies belegen Studien aus Augsburg und Münster. So wurden in Augsburg folgende Volksfest-Attraktionen von den Besuchern genutzt 62: Fahrgeschäfte 55%, Imbissstände 48%, Süßwarenstände 46%, Festzelte 34%.
In Münster wurden die Besucher explizit nach Ihren Besuchsgründen gefragt. Für
19,5% der Besucher waren Fahrgeschäfte, für 22% der Besucher Getränke- und Imbissstände die wesentlichen Gründe, das dortige Volksfest zu besuchen.
Im Rahmen der Primärerhebungen zu dieser Studie wurden die Besucher ebenfalls zu
der Attraktivität der jeweiligen Volksfeste und Ihren generellen Einstellungen gegenüber Volksfesten befragt.
Abbildung 21: Attraktivitätserhöhung der Volksfeste
Hat " .." für Sie in den vergangenen Jahren an Attraktivität gewonnen?
keine Angabe
0,4%
ja
24,8%
weiß nicht
34,4%
nein
40,3%
Quelle: ift Befragung
62
Quelle: Uni-Marketing, Befragung auf dem Augsburger Osterplärrer im Auftrag der Stadt Augsburg im April 1991
(n=700)
Die Frage "Hat '...' (Anm.: das jeweils betreffende Volksfest, z.B. Pützchens Markt) für
sie in den vergangenen Jahren an Attraktivität gewonnen?" bejahten mit 24,8% nur
knapp ein Viertel der befragten Besucher. Hingegen verneinten 40,3% der befragten
Personen diese Frage. 34,4% konnten oder wollten sich bei dieser Frage nicht festlegen und antworteten mit "weiß nicht".
Fazit: Die Volksfeste haben in den vergangenen Jahren nur für rund 25% der Besucher an Attraktivität gewonnen, für 40% jedoch nicht.
3. DIE AUSGABEN DER VOLKSFESTBESUCHER
3.1 Allgemeine Erläuterungen
Zentraler Bestandteil der vorliegenden Untersuchung ist die Darstellung der ökonomischen Bedeutung der Volksfeste. Die Ermittlung von Höhe und Struktur der Tagesausgaben steht dabei im Mittelpunkt der Betrachtungen. Um detaillierte Analysen zu ermöglichen, wurde im Fragebogen eine Differenzierung nach unterschiedlichen Ausgabearten vorgenommen. Erfasst wurden alle Ausgaben, die im Zusammenhang mit einem Volksfestbesuch getätigt wurden. Dabei zählen bei Tagesausflüglern und Übernachtungstouristen sämtliche Ausgaben im Zusammenhang mit der getätigten Reise.
Erfasst wurden die Ausgaben aufgeteilt nach:
•
Unterkunft (nur bei Besuchern mit Übernachtung).
•
Lokaler Transport.
•
Verpflegung/Gastronomie (auf und außerhalb des Volksfestes).
•
Einkäufe (bei Tagesausflüglern Lebensmitteleinkäufe und Einkäufe sonstiger Waren), dazu zählen auch Einkäufe auf dem Volksfest.
•
Freizeit/Sport (bei Tagesausflüglern Unterhaltung/Sport), dazu zählen auch die
Ausgaben für Fahrgeschäfte, Schau- und Belustigung sowie Spielgeschäfte auf
dem Volksfest.
•
Sonstige Dienstleistungen.
Diese Einteilung entspricht dem Standard in der Tourismuswissenschaft und erlaubt
daher einen Vergleich mit den Ergebnissen anderer Untersuchungen.
Die in den nachfolgenden Tabellen ausgewiesenen Daten (siehe Folgekapitel) stellen
die durchschnittlichen Tagesausgaben pro Volksfestbesucher und Volksfestbesuch
dar63, aufgeschlüsselt nach Ausgabearten.
63
Bei den durchschnittlichen Tagesausgaben sind wiederum die Besuchertage relevant. Macht also beispielsweise
eine fünfköpfige Familie einen gemeinsamen Ausflug, so sind die durchschnittlichen Tagesausgaben für jedes einzelne Familienmitglied zu veranschlagen. Macht demgegenüber eine Einzelperson fünf Volksfestbesuche, fallen die
durchschnittlichen Tagesausgaben bei jedem Besuch an.
Bei den Fahrtkosten kann die Auskunft der Befragten nicht in jedem Fall als Ausgangsbasis für die Berechnungen herangezogen werden. Insbesondere bei den PkwBenutzern ergeben sich größere Schwierigkeiten, da beispielsweise nicht bei jedem
Volksfestbesuch der benötigte Kraftstoff getankt wird und darüber hinaus nicht nur die
anfallenden Betriebskosten zu berücksichtigen sind. Aus diesem Grund wird auf die
Ermittlung der Fahrtkosten mit dem Pkw in einem separaten Kapitel eingegangen.
Die angegebenen Durchschnittswerte für die anderen Ausgabearten beziehen alle
Ausgaben ein, die während des gesamten Besuchs, des gesamten Ausflugs bzw. der
gesamten Reise von der Abfahrt bis zur Rückkehr getätigt wurden.
3.2 Höhe und Struktur der Tagesausgaben
Die im Rahmen der ift Befragung ermittelten durchschnittlichen Ausgaben der Volksfestbesucher betrugen
•
DM 45,07 bei lokal ansässigen Volksfestbesuchern
•
DM 59,43 bei Besuchern, die das Volksfest im Rahmen eines Tagesausflugs besuchten
•
DM 171,69 bei Besuchern, die ein Volksfest im Rahmen einer mehrtägigen Reise
mit Übernachtung besuchten.
Daraus ergeben sich durchschnittliche Ausgaben von DM 55,69 pro Volksfestbesucher.64
Diese Ausgaben schließen jeweils die durchschnittlichen Ausgaben pro Besucher für
Fahrten mit dem ÖPNV, der Deutschen Bahn oder mit Taxen zur An- und Abreise zu
den Volksfesten ein, nicht aber die Kosten für die An- und Abreise per PKW.
Unterschiedliche Branchen profitieren von diesen Ausgaben in unterschiedlichem Maße, wie die nachfolgende Untergliederung der Ausgaben nach Ausgabearten zeigt.
64
Diese Werte schließen bereits die Besucher ohne Ausgaben ein, ergeben sich also aus der Gesamtsumme der
Ausgaben dividiert durch die Zahl der Besucher und nicht die Zahl der Besucher die Ausgaben tätigen.
Abbildung 22:
Struktur der Ausgaben von Volksfestbesuchern mit Wohnsitz am
Veranstaltungsort
Ausgaben der lokalen Besucher
Total DM 45,07
Einkäufe
8%
Schau und
Belustigung
2%
Sonstiges
Parken
1%
2%
An- und Abreise
ÖPNV, Taxi, DB
8%
Fahrgeschäfte
19%
Schießen
2%
Spielgeschäfte
4%
Gastronomie
34%
Imbiss
20%
Quelle: ift Befragung
Bei den lokalen Besuchern wurden an Ausgaben außerhalb des Volksfestes nur die
Ausgaben für Parken sowie für die An- bzw. Abreise mit ÖPNV/Taxi/DB berücksichtigt.
Die Ausgaben für Gastronomie beziehen sich ausschließlich auf die Gastronomieausgaben auf dem Gelände. Eventuelle Ausgaben der lokalen Besucher für Gastronomiebesuche vor oder nach dem Volksfest sind nicht berücksichtigt, da sie nicht eindeutig
den Volksfesten zugerechnet werden können. Es ist dennoch davon auszugehen, dass
ein großer Teil dieser Gastronomiebesuche ursächlich mit dem Volksfest zusammenhängt.
Abbildung 23: Struktur der Ausgaben von Volksfestbesuchern mit Wohnsitz außerhalb des Veranstaltungsortes (Tagesausflügler)
Ausgaben der Tagesausflügler
DM 59,43
Sonstiges
3%
Einkäufe
sonstiger
Waren
12%
An- und
Abreise ÖPNV,
Taxi, DB
8%
Unterhaltung/
Sport
27%
Lokaler
Transport
4%
Verpflegung/
Gastronomie
38%
Lebensmitteleinkäufe
8%
Quelle: ift Befragung
Bei den Tagesausflüglern sind für alle genannten Bereiche bis auf die An- und Abreise
sowie den lokalen Transport sowohl Ausgaben auf als auch außerhalb des Volksfestes
in den genannten Prozentwerten enthalten.
Abbildung 24: Struktur der Ausgaben von übernachtenden Volksfestbesuchern
Ausgaben pro Übernachtungsgast
DM 171,69
Sonstige
Dienstleistungen
2%
Freizeit/Sport
23%
Einkäufe
23%
An- und
Abreise ÖPNV,
Taxi, DB
3%
Unterkunft
5%
Lokaler
Transport
11%
Verpflegung/Ga
stronomie
33%
Quelle: ift Befragung
Bei den Ausgaben pro Übernachtungsgast sind in den genannten Prozentwerten für
alle genannten Bereiche bis auf die An- und Abreise sowie den lokalen Transport und
die Unterkunft sowohl Ausgaben auf als auch außerhalb des Volksfestes enthalten.
Folgende Tabelle fasst die Ergebnisse zusammen und stellt die absoluten Werten dar.
Tabelle 15: Ausgabenstruktur bei Volksfestbesuchen
Ausgaben pro lokaler
Besucher
Total
Ausgaben pro Tagesausflügler
Volksfest Total
Ausgaben pro Übernachtungsgast
Volksfest Total
Lokaler Transport
- DM
2,24 DM
18,22 DM
Unterkunft
- DM
- DM
8,67 DM
Volksfest
Verpflegung/
Gastronomie
Gastronomie
Imbiss
9,09 DM
9,09 DM
Unterhaltung/
Sport/Freizeit
Fahrgeschäfte
8,77 DM
8,77 DM 16,34 DM 9,97 DM 39,86 DM 10,87 DM
Spielgeschäfte
1,98 DM
1,98 DM
2,65 DM
3,09 DM
Schießen
0,91 DM
0,91 DM
0,78 DM
1,18 DM
Schau / Belustigung
0,69 DM
0,69 DM
0,37 DM
1,97 DM
Lebensmittel
3,39 DM
3,39 DM 4,62 DM 5,18 DM 40,00 DM 4,42 DM
Einkäufe
15,45 DM 15,45 DM 22,52 DM 12,64 DM 56,45 DM 13,80 DM
sonstige Waren
9,88 DM
10,98 DM
7,17 DM
Sonstiges
0,35 DM
0,35 DM 0,17 DM 0,37 DM
2,02 DM 0,45 DM
Parken
0,83 DM
0,83 DM 1,80 DM 1,80 DM
1,31 DM 1,31 DM
ÖPNV, Taxi, DB
3,62 DM
4,58 DM
5,17 DM
Summe
45,07 DM 41,45 DM 59,43 DM 43,64 DM 171,69 DM 48,07 DM
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der ift Befragung
Es zeigt sich, dass die lokalen Besucher ihre Tagespersonenausgaben in Höher von
DM 45,07 mit DM 41,45 fast gänzlich auf dem Volksfest konsumieren. Bei den Tagesausflüglern und vor allem bei den Übernachtungsgästen nehmen die Ausgaben
außerhalb des Volksfestgeländes deutlich zu.
Eine Betrachtung der Ergebnisse an den verschiedenen Befragungsorten ergab deutliche Unterschiede in der Ausgabenhöhe. So betrugen die durchschnittlichen Ausgaben
pro Besucher auf dem Volksfest (bei lokalen Besuchern ohne ÖPNV) in Herne DM
34,61, in Bonn DM 49,76, in Stuttgart DM 45,17 und in Oldenburg DM 38,38. Die Ergebnisse der Expertengespräche (siehe Abschnitt 5.2) legen den Schluss nahe, dass
die Kaufkraft der Bevölkerung einen entscheidenden Einfluss auf das Ausgabeverhalten hat.
3.2.1 Vergleich mit weiteren Erhebungen
Die Analyse weiterer Studien zeigte ebenfalls deutliche Unterschiede in der Höhe der
Tagesausgaben. So gaben die (offiziell) 6,5 Mio. Besucher des Münchner Oktoberfestes auf dem Gelände im Durchschnitt DM 69,23 aus. Sechs Millionen Gäste gaben
rund 450 Mio. DM (pro Person durchschnittlich DM 75,-) direkt auf dem Oktoberfest
aus. Die restlichen 500.000 Besucher (7,7%) beschränken sich aufs Schauen ohne
Konsum. 65
In Münster gaben 72,4% der Besucher weniger als DM 50,- aus, genau DM 50,- gaben
18,4% der Besucher aus und mehr als DM 50,- gaben 9,2% der Besucher aus. 66 Daraus ergeben sich ungefähre Durchschnittsausgaben von DM 34,20.
Auf dem Bremer Freimarkt wurden 1997 DM 37,61 pro Besucher ausgegeben. Davon
entfielen auf Fahrgeschäfte DM 17,83 (46%).67
In Augsburg betrug der durchschnittliche Ausgabebetrag auf dem Osterplärrer DM
14,65 pro Besucher.68
Bei der Gegenüberstellung dieser Werte fällt auf, dass die höchsten Ausgaben auf dem
größten der betrachteten Volksfeste (Münchner Oktoberfest, 690 Beschicker, 6,5 Mio.
Besucher) und die geringsten Ausgaben auf dem kleinsten Volksfest (Augsburger
Osterplärrer, 85 Beschicker, 510.000 Besucher) getätigt wurden. Dies legt den Schluss
nahe, dass die Höhe der Ausgaben von der Größe eines Volksfestes abhängt. Dem
steht entgegen, dass auf den, von der Zahl der Beschicker und von der Besucherfrequenz pro Veranstaltungstag her, annähernd gleich großen Volksfesten in Herne und
Bonn die Durchschnittsausgaben sehr unterschiedlich sind (DM 34,61 zu DM 49,76).
Es muss daher mindestens eine weitere Einflussgröße auf die Höhe der Ausgaben geben. Die Ergebnisse der Expertengespräche (siehe Abschnitt 5.2) legen den Schluss
nahe, dass die Kaufkraft der Bevölkerung ebenfalls einen entscheidenden Einfluss auf
65
Quelle: Markt- und Meinungsforschungsinstitut Dr. Reuter
66
Quelle: Agenta Werbeagentur: Befragung auf dem Frühjahrs-Send in Münster, 1998 (n=76)
67
Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der
Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577)
68
Quelle: Uni-Marketing, Befragung auf dem Augsburger Osterplärrer im Auftrag der Stadt Augsburg im April 1991
(n=700)
das Ausgabeverhalten hat. Daher wurden die beiden Variablen Kaufkraft und Zahl der
Beschicker den durchschnittlichen Ausgaben gegenübergestellt.
Tabelle 16: Tagesausgaben, Volksfestgröße und Kaufkraft
Ort
Beschicker
Kaufkraft
Ausgaben
München
690
39.138 DM
69,23 DM
Herne
424
23.327 DM
34,61 DM
Bonn
425
33.781 DM
49,76 DM
Bremen
400
28.508 DM
37,61 DM
Stuttgart
348
37.251 DM
45,17 DM
Oldenburg
260
26.914 DM
38,38 DM
Augsburg
85
32.698 DM
14,65 DM
Mittelwert
380
31.660 DM
45,79 DM
Quelle: ift Befragung, zitierte Studien, Veranstalterangaben, Statistisches Bundesamt
Eine Korrelationsanalyse69 bestätigte den starken Zusammenhang zwischen den beiden Einflussgrößen Kaufkraft und Volksfestgröße (letztere ausgedrückt durch die Zahl
der Beschicker) und den durchschnittlichen Ausgaben. Der Korrelationskoeffizient für
den Zusammenhang zwischen dem Produkt aus der Zahl der Beschicker und der
Kaufkraft mit der Höhe der Ausgaben beträgt 0,96. Die nachfolgende Abbildung stellt
den Zusammenhang grafisch dar.
69
Die Korrelationsanalyse ist eine statistische Methode mit der der Grad der Abhängigkeit einer abhängigen von einer
unabhängigen Variablen untersucht werden kann. Der dabei ermittelte, sogenannte Korrelationskoeffizient kann
maximal den Wert 1 (volle positive Korrelation, je größer die unabhängige Variable, desto größer die abhängige Variable) und minimal den Wert –1 (volle negative Korrelation, je kleiner die unabhängige Variable, desto größer die
abhängige Variable) annehmen. Nimmt der Korrelationskoeffizient den Wert null an, besteht keinerlei Abhängigkeit
der beiden Variablen.
Abbildung 25: Einflussgrößen auf das Ausgabeverhalten
80,00 DM
München
70,00 DM
Ausgaben
60,00 DM
Bonn
50,00 DM
Stuttgart
Bremen
Oldenburg
40,00 DM
30,00 DM
Herne
20,00 DM
Augsburg
10,00 DM
-
DM
0
5
10
15
20
25
30
Einflußgröße: Produkt aus Kaufkraft in DM x Beschickerzahl
Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der zitierten Studien
Der offensichtliche Zusammenhang zwischen der Größe der Volksfeste und den
durchschnittlichen Ausgaben wirft die Frage auf, inwieweit die ermittelten Durchschnittsausgaben für die Gesamtheit der Volksfeste repräsentativ sind. Die Ausgaben
wurden von ift auf Volksfesten mit offiziell wenigstens 1 Mio. Besuchern ermittelt.
Durchschnittlich haben Volksfeste in Deutschland jedoch nur rund 13.900 Besucher. 70
Für kleinere Volksfeste liegen jedoch keine Daten zu den durchschnittlichen Ausgaben
vor. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, weitere Erhebungen bei kleineren Volksfesten durchzuführen, um die tatsächlichen Durchschnittsausgaben von Volksfestbesuchern ermitteln zu können. Da dies im Rahmen dieser Studie nicht leistbar war, wurden
die zu erwartenden Ausgaben nur näherungsweise auf rechnerischem Wege bestimmt.
Die rechnerische Ermittlung der Durchschnittsausgaben ist im Anhang dargestellt.
70
Ermittelt durch folgende Berechnung: 170 Mio. Besucher : (14.000 Volksfeste – 1.745 Weihnachtsmärkte)
3.2.2 Rechnerisch ermittelte Durchschnittsausgaben auf Volksfesten
Die nachfolgende Tabelle zeigt die Ergebnisse der Berechnungen für die zu
erwartenden durchschnittlichen Ausgaben unter Verwendung folgender, aus den
Berechnungen abgeleiteten Formel:
Kaufkraft x Beschicker
Durchschnittsausgaben =
(Beschicker x 458) + 74.000
Die auf dieser Formel basierenden, erwarteten W erte sollten durch weitere
Erhebungen auf Volksfesten entsprechender Größe empirisch überprüft werden,
stellen nach Auffassung der Verfasser aber ein realitätsnahes Bild dar, das für die
weiteren Aussagen zur wirtschaftlichen Bedeutung der Volksfeste und insbesondere
für die Herleitung von Kennwerten als Grundlage dienen kann.
Tabelle 17: Rechnerisch ermittelte Ausgaben pro Volksfestbesucher in Abhängigkeit von Kaufkraft und Volksfestgröße
Kaufkraft71
Anzahl der
Beschicker
Herne
Mittelwert BRD
München
23.327 DM
27.081 DM
39.138 DM
10
2,97 DM
3,44 DM
4,98 DM
30
7,97 DM
9,26 DM
13,38 DM
50
12,03 DM
13,97 DM
20,19 DM
70
15,39 DM
17,87 DM
25,82 DM
90
18,21 DM
21,15 DM
30,56 DM
150
24,51 DM
28,46 DM
41,13 DM
250
30,93 DM
35,91 DM
51,89 DM
350
34,84 DM
40,45 DM
58,45 DM
450
37,47 DM
Quelle: Eigene Berechnungen
43,50 DM
62,87 DM
71
Quelle: Statistisches Bundesamt (Werte für 1996)
3.2.3 Ausgaben in Abhängigkeit vom Wochentag des Volksfestbesuches
Zwischen der Ausgabenhöhe auf den Volksfesten und dem Wochentag des Volksfestbesuches bestehen Zusammenhänge, wie die nachfolgende Tabelle veranschaulicht:
Tabelle 18: Ausgaben in Abhängigkeit vom Wochentag
Geschätzte persönliche
Ausgaben
Gesamt
Besuchszeitraum
Wochentags
nichts
Wochenende
3,7%
1,4%
2,6%
1 bis 10 DM
11,4%
10,0%
10,7%
11-20 DM
19,5%
21,1%
20,3%
21-30 DM
23,5%
17,9%
20,8%
31-50 DM
27,5%
32,3%
29,8%
51-100 DM
14,4%
12,5%
13,5%
über 100 DM
0,0%
4,7%
2,3%
Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577), S. 199
Die Besucher sind unter der Woche deutlich weniger ausgabefreudig, als am Wochenende. Die durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben an einem Wochentag betragen nur
rund 80% der Ausgaben eines Wochenendtages. Am Wochenende herrscht also nicht
nur eine stärkere Besucherfrequenz auf den Volksfesten, sondern auch eine höhere
Ausgabebereitschaft.
3.2.4 Das Ausgabeverhalten in Abhängigkeit von soziodemografischen
Strukturmerkmalen
3.2.4.1 Alter
Das Alter hat einen signifikanten Einfluss auf die Höhe der getätigten Tagesausgaben
bei einem Volksfestbesuch. Die Gruppen der 16 bis 25jährigen und der über 60jährigen
tätigen unterdurchschnittliche Ausgaben. Dies hat bei den Jugendlichen mit einem begrenzten finanziellen Spielraum zu tun, bei den älteren Menschen eher mit dem Nachfrageverhalten, in dem teure Fahrgeschäfte kaum eine Rolle spielen. W ährend die Gesamtausgaben der über 60jährigen noch 82,1% der durchschnittlichen Ausgaben aller
Besucher betragen, geben ältere Menschen nur 17,2% des Durchschnittsbetrages für
Fahrgeschäfte aus. Dass die Ausgaben der über 60jährigen trotz des vorhandenen finanziellen Spielraums dieser Gruppe so niedrig sind, lässt darauf schließen, das die
Angebotsstruktur der Volksfest nicht in ausreichendem Maße auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten ist.
Am ausgabefreudigsten sind die 41 bis 50jährigen und die 26 bis 40jährigen. Sie stehen im Berufsleben und verfügen über den erforderlichen finanziellen Spielraum.
Abbildung 26a: Ausgabeverhalten in Abhängigkeit vom Alter der Besucher
Ausgaben
82,1%
>60 Jahre
102,4%
51-60 Jahre
115,5%
41-50 Jahre
108,8%
26-40 Jahre
86,5%
16-25 Jahre
0
1
Angaben in %
Quelle: ift Befragung
Bei einer 1996 auf der Cranger Kirmes in Herne durchgeführten Besucherbefragung
ergab sich ebenfalls ein nach Altersgruppen stark differenziertes Ausgabeverhalten.
Tabelle 19: Ausgabeverhalten in Abhängigkeit vom Alter der Besucher
Alter
bis 50 DM
50 bis 100 DM
100 bis 200 DM
200 DM und mehr
10-18 Jahre
67%
28%
3%
3%
18-25 Jahre
51%
34%
12%
2%
25-35 Jahre
42%
38%
16%
4%
35-45 Jahre
24%
46%
23%
5%
45-60 Jahre
40%
42%
15%
3%
60 Jahre und älter 52%
34%
12%
1%
Quelle: Cranger Kirmes 1996, Besucher- und Beschickerbefragung, Amt für Informationsverarbeitung und
Stadtforschung, Herne. S. 13
Auch bei der bereits mehrfach zitierten Untersuchung in Bremen ergab sich ein ähnliches Bild.
Tabelle 20: Ausgabeverhalten in Abhängigkeit vom Alter der Besucher
Alter
durchschnittliche
Ausgaben 1997
davon für Fahrgeschäfte
unter 20 Jahre
DM 39,22
DM 22,88
20 bis 29 Jahre
DM 39,60
DM 24,06
30 bis 39 Jahre
DM 40,88
DM 17,20
40 bis 49 Jahre
DM 36,75
DM 17,36
50 und älter
DM 30,56
DM 8,15
Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische
Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577)
3.2.4.2 Geschlecht
Nach den Ergebnissen der von ift durchgeführten Befragung geben weibliche Besucher
auf Volksfesten rund 84% des Betrages aus, der von männlichen Besuchern ausgegeben wird.
Bei der Befragung in Bremen wurde ein Wert von rund 78% ermittelt.
3.2.4.3 Berufstätigkeit
Auch die Stellung im Berufsleben hat einen spürbaren Einfluss auf die Höhe der Tagesausgaben auf dem Volksfest. Bei der durch ift durchgeführten Befragung erwiesen
sich die einkommensstärksten Berufsgruppen auch als die ausgabefreudigsten. So gaben
•
Selbständige (dazu zählen Freiberufler, Inhaber größerer Geschäfte, Unternehmer
und Großunternehmer)
•
Beamte
•
Handwerker (denen auch die kleineren Gewerbetreibenden zugerechnet sind) und
•
Angestellte
überdurchschnittlich viel Geld auf Volksfesten aus. Deutlich unterdurchschnittliche
Ausgaben tätigten
•
Rentner
•
Schüler, Studenten und Auszubildende
•
Landwirte und
•
Arbeitslose.
Die nachfolgende Abbildung stellt den Sachverhalt grafisch dar.
Abbildung 27: Ausgaben in Abhängigkeit vom Beruf
Ausgaben
123,4%
Selbständige
Beamter
110,1%
Handwerker
109,7%
Angestellter
109,4%
97,4%
Arbeiter
94,6%
Hausfrau/mann
Rentner
88,3%
in Ausbildung
86,9%
Landwirt
70,4%
Arbeitslos
70,1%
0
1
Angaben in %
Quelle: ift Befragung
3.2.4.4 Einkommen
Das Einkommen wurde im Rahmen der von ift durchgeführten Befragung nicht abgefragt. Die auf dem Bremer Freimarkt durchgeführte Studie zeigte folgende Zusammenhänge zwischen Einkommen und der Höhe der Tagesausgaben auf:
Tabelle 21: Höhe der Ausgaben in Abhängigkeit vom Einkommen
Geschätzte persönlich
Ausgaben
Nichts
Gesamt
Haushaltsnettoeinkommen
unter 1.500
DM
1.500-2.500
DM
2.500-4.000
DM
4.000 DM
und mehr
3,1%
2,2%
0,0%
4,6%
2,8%
1 bis 10 DM
11,7%
13,3%
13,9%
10,1%
11,9%
11-20 DM
17,2%
17,8%
29,2%
18,3%
20,1%
21-30 DM
23,4%
17,8%
15,3%
25,7%
21,8%
31-50 DM
31,3%
22,2%
30,6%
28,4%
29,1%
51-100 DM
12,5%
24,4%
8,3%
9,2%
12,1%
0,8%
2,2%
2,8%
3,7%
2,3%
über 100 DM
ca. Gesamtausgaben
31,91 DM
37,72 DM
30,87 DM
32,56 DM
Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577), S. 147
Die Höhe der Ausgaben orientiert sich nach dieser Untersuchung nicht unbedingt an
der Höhe des Einkommens. Die höchsten Ausgaben tätigen Personen mit einem
Haushaltsnettoeinkommen von lediglich DM 1.500 bis DM 2.500. Selbst Personen mit
einem Haushaltsnettoeinkommen von weniger als DM 1.500 geben annähernd so viel
Geld aus, wie die einkommensstärkste Gruppe.
Fazit: Die Höhe der Tagesausgaben der Besucher auf einem Volksfest hängt von
der Größe des Volksfestes und von der Kaufkraft im Einzugsbereich der Veranstaltung ab. Die durchschnittlichen Ausgaben an einem Wochentag betragen nur
rund 80% der Ausgaben eines Wochenendtages. Am ausgabefreudigsten sind
die 41 bis 50jährigen und die 26 bis 40jährigen Volksfestbesucher, während die
jüngsten und ältesten Besucher am wenigsten ausgeben. Weibliche Besucher
geben auf Volksfesten rund 80% des Betrages aus, der von männlichen Besuchern ausgegeben wird. Die traditionell einkommensstärksten Berufsgruppen
sind auf Volksfesten am ausgabefreudigsten allerdings hat das eigentliche Einkommen keinen großen Einfluss auf das Ausgabeverhalten.
3.3 Ausgaben außerhalb des Volksfestgeländes
3.3.1 Ergebnisse der Befragungen
Im Rahmen der von ift durchgeführten Erhebungen wurde ermittelt, dass lokale Besucher im Rahmen des Volksfestbesuches DM 3,62 außerhalb des Geländes für den
Transport per ÖPNV oder Taxi ausgeben. Tagesausflügler geben im Durchschnitt DM
15,78 und übernachtende Gäste im Durchschnitt DM 123,62 außerhalb des Volksfestgeländes aus (ohne Pkw-Kosten).
Bezogen auf sämtliche Besucher entspricht dies DM 13,20 Ausgaben außerhalb des
Geländes. Dies entspricht 23,7% der Gesamtausgaben (ohne Pkw), bzw. 31,1% der
Ausgaben auf dem Gelände.
Diese Ausgaben teilen sich wie folgt auf:
Tabelle 22: Struktur der Ausgaben der Volksfestbesucher außerhalb des Volksfestgeländes
Ausgabenart
Lokaler Transport
Anteil72
12,1%
Unterkunft
2,6%
Verpflegung/Gastronomie
9,5%
Unterhaltung/Sport/Freizeit
14,4%
Einkäufe
30,2%
Sonstiges
0,4%
ÖPNV, Taxi, DB
30,8%
Summe
100,0%
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis ift Befragung
Nach Untersuchungen auf dem Münchner Oktoberfest gaben die Besucher dort 1,39
Mrd. DM für Konsum, Verkehrsmittel, Verpflegung, Einkäufe und Übernachtungen aus.
Davon entfielen 380 Mio. DM auf Ausgaben für Verpflegung, Einkäufe, Taxifahrten
72
Anmerkung: Die Ausgaben für den lokalen Transport beziehen sich auf Ausgaben der Tagesausflügler und Übernachtungsgäste für Transportleistungen im Zielgebiet. Die Ausgaben für ÖPNV, Taxi und DB repräsentieren Ausgaben der lokalen Besucher zur An- und Abreise zum Volksfest.
oder die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel durch auswärtige Besucher. Das
entspricht DM 146,- pro Besucher von außerhalb Münchens. Für Übernachtungen gaben die auswärtigen Festgäste nochmals ca. 560 Mio. DM aus (das entspricht DM
287,- pro Besucher von außerhalb des MVV). 73. Die angegebenen W erte basieren jedoch auf einer Hochrechnung auf die offiziell angegebene Besucherzahl von 6,5 Mio.
und sind daher mit einer gewissen Unsicherheit behaftet.
In Bremen gingen 1997 19% der Freimarktbesucher vor oder nach ihrem Freimarktbesuch noch anderen Aktivitäten in Bremen nach, 1993 waren es 28%. Die Freimarktbesucher, die noch weiteren Aktivitäten in Bremen nachgingen, gaben dafür durchschnittlich DM 23,72 pro Person aus (1993 waren es noch deutlich mehr: DM 36,65). Das
entspricht für 1997 Ausgaben außerhalb des Geländes von DM 4,51 pro Besucher
(1993: DM 10,26). In diesen Werten sind die Kosten für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel nicht enthalten. Rechnet man diese mit den von ift ermittelten Werten ein
(DM 5,66 pro Besucher), dann ergeben sich für 1997 Ausgaben von DM 10,17 und für
1993 von DM 15,92, im Durchschnitt DM 13,05. 74 Dieser Wert bestätigt den von ift ermittelten Wert für die durchschnittlichen Tagesausgaben pro Besucher außerhalb des
Geländes.
Eine detaillierte Darstellung der Ausgabenströme erfolgt am Beispiel der vier Befragungsstandorte in Kapitel 5.5.
3.3.2 Expertenmeinungen zu den Ausgaben außerhalb des Volksfestgeländes
Abschließend werden an dieser Stelle die Ergebnisse der Expertengespräche bezüglich der wirtschaftlichen Effekte von Volksfesten außerhalb des Volksfestgeländes in
einer knappen Zusammenfassung vorgestellt.
Bezüglich des Handels herrschen zwei Meinungen vor: In einigen Orten wurden positive Effekte durch die Volksfeste und deren Besucher festgestellt. Aus diesen Gründen
73
Quelle: Markt- und Meinungsforschungsinstitut Dr. Reuter
74
Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der
Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577)
soll in Zukunft die Kooperation zwischen dem Handel und den Schaustellern intensiviert werden. Hier ist man der Überzeugung, dass das Synergiepotential noch nicht in
ausreichendem Maße genutzt wird. So plant der Handel in Oldenburg nach den guten
Erfahrungen der Vergangenheit die Kirmesveranstaltung "Ostermarkt" mit einem "Mega-Samstag mit Öffnungszeiten bis 21.00 Uhr" zu begleiten.
In anderen Orten sind – bis auf den betrieblichen und privaten Konsum der Schausteller – keine direkten, positiven Effekte für den Handel durch die Volksfestbesuche erkennbar. Allerdings werden dort auch keine negativen Effekte, z.B. abnehmende Umsätze, konstatiert, die direkt den Volksfesten zugerechnet werden können. Diese Aussagen stehen im Widerspruch zu den im Rahmen der ift Befragung ermittelten Ergebnissen. Danach sind rund 4,2% der Volksfestbesucher nicht lokal ansässig und nutzen
den lokalen Einzelhandel. Bei ermittelten Durchschnittsausgeben außerhalb des Geländes von DM 65,03 für Einkäufe ergeben sich daraus z.B. für Herne zusätzliche Umsätze im Einzelhandel von DM 5,85 Mio. (2,14 Mio. Besucher x 4,2% x DM 65,03).
Die Gespräche mit Vertretern der jeweiligen Verkehrsbetriebe ergaben, dass der Personal- und Fahrzeugeinsatz während der jeweiligen Volksfeste sehr stark erhöht wird
(bis zu ein Drittel der normalen Fahrleistungen). Auch die Fahrzeiten werden dabei erheblich in die Nachtstunden ausgeweitet. Dabei nahmen die Volksfestbesucher nehmen das Angebot der Verkehrsbetriebe in den vergangenen Jahren verstärkt an.
Konkrete Zahlen über das genaue, zusätzlich durch Volksfeste generierte Fahrgastaufkommen sind nicht genau quantifizierbar, da i.d.R. alle – auch bereits vorhandene –
Fahrtickets gültig sind (neben den normalen Einzel und Gruppenfahrkarten auch Monatskarten, Job-Tickets, Familientickets, Schüler-/Studententickets etc.) und somit über
den zusätzlichen Fahrkartenverkauf sowie zusätzlichen Umsätze keine hinreichend
genauen Aussagen über das Fahrgastaufkommen gemacht werden können. Dennoch
stehen den höheren Umsätzen auch Mehrkosten gegenüber. Diese übersteigen die
zusätzlichen Umsätze durch Volksfestbesucher, so dass hier kein Verkehrsunternehmen kostendeckend arbeitet oder Gewinn erzielt. Als wichtiger Grund hierfür wurde
genannt, dass die besucherstärksten Tage mit den höchsten Kapazitätserweiterungen
an Wochenenden bzw. Feiertagen liegen, die zusätzliche Vergütungen beim Personaleinsatz bedingen (z.B. Wochenend-/Feiertagszulagen).
Allerdings gaben die Experten der Verkehrsbetriebe zu bedenken, dass der Öffentliche
Personennahverkehr in Deutschland prinzipiell defizitär arbeitet. Ferner wurde in diesem Zusammenhang mehrfach die Vermutung geäußert, dass die Volksfestbesucher
zu höheren Deckungsbeiträgen beitragen als "normale" Fahrgäste. Dies bedeutet,
dass die Verluste durch Volksfestbesucher geringer sind als durch andere Fahrgäste.
Zudem betrachten die Verkehrsträger ihr Engagement auch unter anderen Aspekten,
z.B. den bereits erläuterten Image- und Werbeeffekten sowie den Demonstrationseffekten zur Verdeutlichung des eigenen Leistungspotentials.
Ferner ist zu bedenken, dass rund ein Viertel der Volksfestbesucher die Dienstleistungen des öffentlichen Nahverkehrs nutzen und maßgeblich dazu beitragen, dass weniger als 50% der Volksfestbesucher mit dem PKW anreisen. Hierdurch wird sowohl der
Straßenverkehr als auch die Umwelt deutlich entlastet, was volkswirtschaftlich zu geringeren Folgekosten als bei anderen Großveranstaltungen oder Tagesausflügen führt.
Im Verkehrsbereich erreichen zudem die Taxiunternehmen deutliche Umsatzsteigerungen, auch wenn dieser schwer zu quantifizieren ist. In Herne sind immerhin 10-20%
mehr Fahraufträge durch auswärtige Besucher außerhalb der Stadtgrenzen festzustellen, die aufgrund längerer Wegstrecken besonders hohe Umsätze bringen. Der
Mehrumsatz wird i.d.R. ohne Kapazitätsausweitung hinsichtlich eines vermehrten Personal- und Fahrzeugeinsatz bewältigt, sondern durch eine Verlagerung der bestehenden Fahrzeiten in die Abendstunden hinein. Diese Expertenaussagen werden auch
durch die Ergebnisse der Besucherbefragungen gestützt, die belegen, dass fast 5%
der Volksfestbesucher das Taxi zur Abreise von den Volksfesten benutzen.
Stichprobenartige, telefonische Nachfragen bei Tankstellen lassen den Schluss zu,
dass auch diese Mehrumsätze verzeichnen (auch wenn konkrete Zahlen nicht genannt
wurden). Allerdings werden die zusätzlichen Umsätze weniger durch den verstärkten
Absatz von Benzin erzielt, sondern vielmehr durch den erhöhten Verkauf von Genussmitteln (Getränke, Snacks, Süßwaren, Tabakwaren etc.)
Im Rahmen der Expertengespräche mit Vertretern des Gastgewerbes (z.B. Hoteliers,
Gastronomen, DEHOGA-Vertreter) wurde deutlich, dass insbesondere die Gastronomie (außerhalb des Volksfestgeländes und in den Innenstädten) während der Volks-
feste unter Umsatzeinbußen leidet. Hiervon sind getränkebezogene Kommunikationsbetriebe besonders stark betroffen, in geringerem Maße Speiselokale.
Allerdings sei an dieser Stelle darauf verwiesen, dass nach Expertenangaben viele
Gastronomiebetriebe mit eigenen Getränkeständen auf den jeweiligen Volksfesten
vertreten sind. Ferner wurden auch Beispiele von Gastronomie- und Unterkunftsbetrieben genannt, die sich in unmittelbarer Nähe zum Volksfest befinden und durch die
Volksfestbesucher bzw. die anwesenden Schausteller profitieren. So feiern im Anschluss an den Kramermarkt in Oldenburg bis zu 8.000 Personen in der auf dem Festgelände angrenzenden Weser-Ems-Halle weiter. Der dort ansässige Gastronomiebetrieb erzielt dadurch einen zusätzlichen Umsatz von mehreren hunderttausend Mark.
Betrachtet man die Ausgaben auf und außerhalb des Volksfestgeländes (vgl. Tabelle
15: Ausgaben bei Volksfestbesuchen) nach unterschiedlichen Ausgabearten, so wird
deutlich, dass sowohl die Tagesausflügler als auch Übernachtungsgäste nicht unerhebliche Ausgaben im Bereich der Gastronomie außerhalb des Volksfestgeländes tätigen. Bei den Übernachtungsgästen, auch wenn es sich um eine relativ kleine Gästegruppe handelt, kommen noch die Übernachtungsausgaben hinzu.
Bis auf das Cannstatter Volksfest in Stuttgart wurden nach Meinung der befragten Experten an keinem der anderen Volksfeststandorte nennenswerte Effekte im Übernachtungstourismus festgestellt. Interessant: Viele der in Stuttgart befragten Experten wiesen darauf hin, dass die (touristische) Vermarktung des Cannstatter Volksfestes im
Jahr 2000 zum ersten mal durch die Stuttgart Marketing GmbH durchgeführt und hierdurch deutlich professionalisiert wurde. Dies betrifft alle Vermarktungsbereiche, von
der Plakatierung über die Optimierung der PR-/Pressearbeit bis hin zur Entwicklung
und Distribution von Pauschalangeboten. Der relativ geringe Anteil von Übernachtungsgästen unter den Volksfestbesuchern ist somit auch durch ein bisher unzureichendes touristisches Marketing zu erklären. Das Beispiel des Cannstatter Volksfestes
mit spürbar gestiegenen Übernachtungszahlen durch ein professionalisiertes Tourismus- und Veranstaltungsmarketing zeigt auf, welches Potential an Übernachtungsgästen durch Volksfeste entstehen kann.
Auch in Oldenburg sind mit der momentan im Aufbau befindlichen Oldenburg Tourismus Marketing GmbH große Hoffnungen verbunden. Bisherige Erfahrungen mit Pau-
schalangeboten zum dortigen Kramermarkt sind allerdings nicht sehr positiv. Hierzu ist
jedoch anzumerken, dass Oldenburg kein klassisches Ziel für Städtereisen mit Übernachtungen, sondern vor allem ein Tagesausflugsziel (u.a. Urlaubsgäste der Niedersächsischen Nordseeküste), ist. Dementsprechend konnten die bestehenden Pauschalangebote bisher für keinen nachhaltigen Anstieg der Übernachtungszahlen sorgen.
Die Volksfeste in Herne und Bonn sind hauptsächlich durch Tagesausflüge lokaler und
regionaler Besucher geprägt. Zusätzliche Übernachtungen durch die dortigen Volksfeste sind nicht festzustellen. Ein wichtiger Grund hierfür ist sicherlich, dass beide
Städte im bevölkerungsreichen Rhein-Ruhr-Ballungsraum liegen, aus dem sich der überwiegende Teil der Besucher rekrutiert. Die Expertengespräche bestätigen hier die
Ergebnisse der Besucherbefragungen, dass diese Volksfeste hauptsächlich vom Tagestourismus geprägt werden.
Nach Aussage der Vertreter von Brauereien spielen für diese die Umsätze auf den
Volksfesten eine eher untergeordnete Rolle. Viel wichtiger sind die Werbe- und Imageeffekte zur Stärkung der Markenkenntnis bei den Volksfestbesuchern. Dies gilt gerade
für lokale bzw. regionale Brauereien, für die Volksfeste wichtige Veranstaltungen sind,
um in ihren Kernabsatzmärkten die Kundenbindung durch ihre Präsenz zu festigen.
Dennoch dürften auch die Umsätze nicht unerheblich sein, wie folgende Ausführungen
verdeutlichen:
So werden auf dem Volksfest in Stuttgart ca. 15.000 Hektoliter Bier von den Besuchern
konsumiert, in München liegt der Bierkonsum sogar bei 45.000 Hektolitern. Dividiert
man diesen Bierkonsum durch die bereinigten ift-Besucherzahlen, so ergibt sich ein
durchschnittlicher Bierkonsum pro Volksfestbesucher von 1,1 Liter in Stuttgart und 1,4
Liter in München. In Deutschland betrug der jährliche pro-Kopf-Bierkonsum 127,5 Liter75.
Im Rahmen der Untersuchung wurde bereits festgestellt, dass jeder Bundesbürger im
Durchschnitt 2,02 Volksfeste pro Jahr besucht. Geht man dabei von einem durchschnittlichen Bierkonsum von 1,1 Liter jeden Volksfestbesuchers aus, dann konsumiert
75
Quelle: Bayerischer Brauereibund
jeder Bundesbürger im Durchschnitt 2,22 Liter Bier pro Jahr auf Volksfesten, das sind
1,74% des gesamten jährlichen Bierkonsums.
Es kann also festgehalten werden, dass die Brauereien nicht nur Image- und Werbeeffekte durch ihre Beteiligung an Volksfesten erzielen, sondern dort zusätzlich auch
knapp 1,74% der jährlichen Biernachfrage befriedigen und damit erhebliche Umsätze
erzielen.
Fazit: Rund 25% der Ausgaben der Volksfestbesucher (ohne Berücksichtigung
der Pkw-Kosten) entfallen auf den Bereich außerhalb des Volksfestes. Von diesen Ausgaben entfallen jeweils etwa 30% auf Einkäufe und Transportleistungen,
dementsprechend profitieren Branchen wie der Einzelhandel und das Taxigewerbe besonders stark von den Volksfesten. Im Bereich der Gastronomie sind
die Effekte in Abhängigkeit von Typ und Standort des Gastronomiebetriebes differenzierter zu betrachten. Am Beispiel Canstatter Wasen wird deutlich, das die
touristische Nachfrage bei Volksfesten durch entsprechend ausgerichtete Marketingaktivitäten noch deutlich erhöht werden kann.
3.4 Volksfestbesuche ohne Ausgaben
Nach den Ergebnissen der durch ift durchgeführten Erhebung geben 9,6% der Volksfestbesucher kein Geld bei ihrem Volksfestbesuch aus. Sie kommen nur zum Schauen
und Bummeln. Damit nehmen die Volksfeste eine Sonderstellung in der Freizeitbranche ein, denn nur wenige andere im Prinzip kommerzielle Freizeitangebote können
kostenlos erlebt werden. Das Erlebnis der Volksfestatmosphäre ist durch bloßes
Schlendern über das Fest möglich. Das unterscheidet das Volksfest von Freizeitparks,
Kinos oder auch Theatern, die das Erlebnis nur gegen Eintritt ermöglichen.
Den höchsten Anteil haben die Besucher, die keine Ausgaben tätigen, mit 20,5% unter
den arbeitslosen Volksfestbesuchern. Auch Landwirte, Schüler, Studenten , Auszubildende, Arbeiter und Rentner geben überdurchschnittlich häufig kein Geld aus. Im Gegensatz dazu ist absoluter Konsumverzicht bei Facharbeitern, Freiberuflern, Beamten
und Unternehmern eher selten.
Abbildung 28: Volksfestbesucher ohne Ausgaben
keine Ausgaben
20,5%
Arbeitslos
15,4%
Landwirt
14,7%
in Ausbildung
12,0%
Arbeiter
11,3%
Rentner
10,8%
Handwerker
Angestellter
8,3%
Hausfrau/mann
8,3%
6,6%
Facharbeiter
6,1%
Freiberufler
5,8%
Beamter
Unternehmer
0%
2,5%
10%
An g ab en in %
Quelle: ift Befragung
20%
4. DIE AUSGABEN DER SCHAUSTELLER
Bei der Beurteilung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Volksfeste am Ort des
Volksfestes spielen die Ausgaben der Schausteller eine wichtige Rolle. Durch die Ausgaben, die Schausteller am Ort des Volksfestes z.B. für Wareneinkäufe, für den Lebensunterhalt, für die Löhne ortsansässiger Aushilfskräfte oder für Werbung tätigen,
wird am Ort des Volksfestes ebenso Einkommen und Beschäftigung erzielt, wie durch
die Ausgaben der Volksfestbesucher außerhalb des Volksfestes.
Im Sinne der Hauptfragestellung dieser Studie ging es dabei nicht darum, den Versuch
einer Bilanzrechnung für die Schaustellerbranche zu unternehmen. Vielmehr stand im
Mittelpunkt des Interesses, die Ermittlung des Anteils der am Volksfestort verbleibenden Ausgaben an den Gesamtausgaben, die durch die Volksfestbesucher bei den
Schaustellern getätigt werden. Daher wurden u.a. Ausgaben für Transporte und Investitionen nicht erfasst, denn sie können den Volksfestorten nicht eindeutig zugeordnet
werden.
Im Rahmen der von ift durchgeführten Schaustellerbefragung wurden daher folgende
durch die Schausteller getätigten Ausgaben abgefragt:
•
Ausgaben für Aushilfskräfte
•
Ausgaben für den Lebensunterhalt
•
private Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung und Bildung
•
Wareneinkäufe
•
Lebensmitteleinkäufe für den Betrieb
•
Strom
•
Wasser
•
Werbung
•
Müllbeseitigung
•
Reparaturen, TÜV, technische Abnahme
•
Sonstiges.
Bei den Schaustellern nicht abgefragt wurden die Ausgaben für Standgebühren und
sonstige örtliche Gebühren. Diese wurden, um eine größere Repräsentativität zu gewährleisten, vielmehr bei den ausrichtenden Kommunen erhoben, und zwar nicht nur in
jenen, in denen Befragungen der Schausteller durchgeführt wurden, sondern in insgesamt neun Städten.
Insgesamt wurden von ift 151 Schausteller befragt. Für die Gesamtheit der 4.307 im
DSB organisierten Schaustellerunternehmen bzw. die geschätzte Gesamtzahl von rund
5.000 Schaustellerunternehmen liefert diese Stichprobe quasi repräsentative Ergebnisse.
Die befragten Schaustellerunternehmen verteilten sich folgendermaßen auf die verschiedenen Geschäftsarten:
Abbildung 29: Verteilung der befragten Unternehmen auf die Geschäftsarten
0,5
keine Angabe
4,7
Sonstiges
15,5
Verkauf nach Schaustellerart
4,7
Schau und Belustigung
6,5
Schießen
13,6
Spielgeschäfte
17,8
Imbissladen
15,0
Gastronomie
17,4
Fahrgeschäfte
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
An g ab en in %
Quelle: ift Befragung
Bei den Geschäftsarten waren Mehrfachnennungen möglich. Insgesamt nannten die
befragten 151 Unternehmer 213 Geschäftsarten. Dies lässt darauf schließen, dass die
Unternehmer im Durchschnitt 1,41 Geschäfte betreiben, was sich auch mit Expertenaussagen zur Unternehmensstruktur deckt.
Die Verteilung der befragten Unternehmen auf die verschiedenen Geschäftsarten entsprach nicht vollständig der Verteilung aller Mitglieder des DSB auf die verschiedenen
Geschäftsarten. Daher wurde auf Basis der Mitgliederliste des DSB eine Gewichtung
vorgenommen, die in nachfolgender Tabelle dargestellt ist. Diese Gewichtung dient als
Grundlage für die Ermittlung der Gesamtausgaben der Branche auf Basis der durch ift
ermittelten Werte.
Tabelle 23: Gewichtung der Geschäftsarten
Geschäftsart
Schau- und Belustigung
ift Befragung Gewicht
Branche
3,3%
4,7%
70,6%
Fahrgeschäfte
25,1%
17,4%
144,0%
Spielgeschäfte
16,9%
13,6%
123,9%
8,7%
6,5%
133,6%
Verkauf
23,2%
15,5%
149,5%
Imbiss
14,2%
17,8%
79,8%
Reisegastronomie
4,5%
15,0%
30,2%
Sonstiges
4,2%
4,7%
88,9%
Schießgeschäfte
Geschäfte insgesamt
4.307
213
Quelle: Mitgliederliste des Deutscher Schaustellerbundes, ift Befragung
4.1 Ausgaben für die Beschäftigung von Aushilfskräften
Von den 145 Schaustellerunternehmen, die zur Frage nach den Ausgaben für die Beschäftigung von Aushilfskräften Angaben machten, gaben 78% an, dass ihnen derartige Kosten entstehen. Aushilfskräfte werden in der Regel vor Ort, befristet für die Zeit
des Volksfestes bzw. für den Auf- oder Abbau, eingestellt. Teilweise unterhalten die
ausrichtenden Kommunen während der Volksfestzeit eine spezielle Arbeitsvermittlung
für Aushilfskräfte.
Abbildung 30: Ausgaben für die Beschäftigung von Aushilfskräften
2,0
mehr als 15.000 DM
3,3
10.001-15.000 DM
2,0
5.001-10.000 DM
17,2
2.001-5.000 DM
24,5
1.001-2.000 DM
501-1.000 DM
9,9
bis 500 DM
9,9
17,9
keine Kosten
13,2
keine Angabe
0
5
10
15
20
25
30
Angaben in %
Quelle: ift Befragung
Die durchschnittlichen Ausgaben stellen sich, untergliedert nach Geschäftsart, folgendermaßen dar:
Tabelle 24: Ausgaben für Aushilfskräfte in DM
Geschäftsart
Durchschnittsausgaben/Betrieb
Quelle: ift Befragung
Fahrgeschäfte
1.130
Gastronomie
3.250
Imbiss
2.417
Spiel
2.033
Schießen
861
Schau
4.417
Verkauf Sonstiges
2.490
1.917
Den genannten Ausgaben standen durchschnittlich 7,35 Umsatztage (Mittelwert aus
der Dauer der Volksfeste an den Befragungsstandorten Bocholt, Herne, Bonn und Oldenburg) gegenüber. Zur Ermittlung der Gesamtausgaben pro Betrieb und Jahr wurde
daher der angegebene Wert auf die durchschnittlichen 128 Umsatztage pro Betrieb
hochgerechnet.
Tabelle 25: Ausgaben für Aushilfskräfte pro Jahr und Betrieb in DM
Geschäftsart
Fahrgeschäfte
Durchschnittsaus19.672
gaben/Betrieb/Jahr
Quelle: Eigene Berechnungen
Gastronomie
56.599
Imbiss
42.086
Spiel
Schießen
35.398
14.996
Schau
76.916
Verkauf Sonstiges
43.370
33.379
Zur Ermittlung der Gesamtausgaben aller Unternehmen der entsprechenden Geschäftsart werden die Durchschnittsausgaben pro Betrieb und Jahr mit der Zahl der
Betriebe multipliziert
Tabelle 26: Ausgaben aller Betriebe für Aushilfskräfte pro Jahr in Mio. DM
Geschäftsart
Zahl der Betriebe
Ausgaben/Jahr
Fahrgeschäfte
Gastronomie
Imbiss
Spiel
Schießen
Schau
Verkauf Sonstiges
1.079
195
612
726
374
143
998
180
21,2
11,0
25,8
25,7
5,6
11,0
43,3
6,0
Total
Quelle: Eigene Berechnungen
149,6
Die 4.307 im DSB organisierten Schaustellerunternehmen wenden demzufolge pro
Jahr rund 150 Mio. DM für die Beschäftigung von Aushilfskräften auf.
4.2 Ausgaben für den Lebensunterhalt der festen Mitarbeiter
und der mitreisenden Famil ienangehörigen
Die Schausteller, ihre Mitarbeiter und die mitreisenden Familienangehörigen tätigen
während ihres Aufenthaltes am Volksfestort, der sich vom Aufbau über die Volksfesttage bis zum Abbau erstreckt, Ausgaben für den Lebensunterhalt, also für Nahrung und
andere Artikel des täglichen Bedarfs, sowie Kleidung, Dienstleistungen und ähnliches.
Diese Ausgaben werden überwiegend in unmittelbarer Umgebung des Volksfestgeländes getätigt.
Abbildung 31: Ausgaben für den Lebensunterhalt pro Person und Tag
35,8
mehr als 60 DM
17,2
41 bis 60 DM
24,5
26 bis 40 DM
15,9
16 bis 25 DM
0,7
6 bis 15 DM
1 bis 5 DM
1,3
keine Ausgaben
1,3
3,3
keine Angabe
0
5
10
15
20
25
30
35
40
Angaben in %
Quelle: ift Befragung
Um Aussagen zu den Gesamtausgaben für den Lebensunterhalt treffen zu können, ist
es erforderlich, die Anzahl der festen Mitarbeiter und der mitreisenden, aber nicht mitarbeitenden Familienangehörigen zu ermitteln.
Abbildung 32: Anzahl der festen Mitarbeiter
16-20 feste Mitarbeiter
0,7%
11-15 feste Mitarbeiter
0,7%
8-10 feste Mitarbeiter
6,0%
mehr als 20 feste
Mitarbeiter
0,7%
keine Angabe
3,3%
1-2 feste Mitarbeiter
29,8%
5-7 feste Mitabeiter
20,5%
3-4 feste Mitarbeiter
38,4%
Quelle: ift Befragung
Im Durchschnitt werden 4 feste Mitarbeiter pro Betrieb beschäftigt. Das schließt den
Unternehmer/Inhaber ein. Die höchste Mitarbeiterzahl haben die Fahrgeschäfte mit
5,4, die geringste weisen mit 2,7 die Verkaufsgeschäfte auf.
Im Durchschnitt reisen bei den Schaustellern 1,4 nicht mitarbeitende Familienangehörige (z.B. Kinder) mit. Allerdings reisen bei mehr als 40% der Betriebe überhaupt keine
nicht mitarbeitenden Familienangehörige mit. Die meisten Familienangehörigen reisen
bei den Fahrgeschäften mit (1,7), die wenigsten bei den Spielgeschäften (1.0).
Abbildung 33: Nicht mitarbeitende Familienangehörige
7-9 nicht arbeitende
Angehörige
1,3%
5-6 nicht arbeitende
keine Angabe
Angehörige
4,6%
3,3%
keine
43,7%
3-4 nicht arbeitende
Angehörige
12,6%
1-2 nicht arbeitende
Angehörige
34,4%
Quelle: ift Befragung
Die Ermittlung der Anzahl der festen Mitarbeiter (einschließlich Unternehmer/Inhaber)
und mitreisenden Angehörigen nach Geschäftsarten stellt die folgende Tabelle dar:
Tabelle 27:
Anzahl der festen Mitarbeiter und mitreisenden Angehörigen
nach Geschäftsarten
Geschäftsart
Fahrgeschäfte
Gastronomie
Imbiss
Schießen
Spiel
Schau
Verkauf Sonstiges
Feste Mitarbeiter
5,4
4,0
4,2
3,5
3,1
4,6
2,7
2,9
nicht mitarbeitende
Familienangehörige
1,7
1,2
1,5
1,0
1,7
1,3
1,5
1,1
Feste Mitarbeiter
und Familie/Betrieb
7,1
5,2
5,7
4,6
4,7
5,8
4,2
4,0
Zahl der Betriebe
1079
195
612
726
374
143
998
180
Feste Mitarbeiter
und Familie/gesamt
7.681
1.008
3.472
3.312
1.769
830
4.212
718
Total
Quelle: Eigene Berechnungen
23.002
Die Zahl der festen Mitarbeiter und mitreisenden Angehörigen beträgt somit rund
23.000.
Zur Ermittlung der Gesamtausgaben für den Lebensunterhalt dieser Personen ist es
einerseits erforderlich, die Durchschnittsausgaben pro Person und Tag zu errechnen,
andererseits ist die Zahl der Aufenthaltstage zur Durchführung der Berechnung erforderlich. Ausgaben für den Lebensunterhalt werden nämlich nicht nur an Umsatztagen,
sondern selbstverständlich auch an Auf- und Abbautagen getätigt. Die Schausteller
reisen durchschnittlich 3,61 Tage vor Volksfestbeginn an und 1,23 Tage nach Volksfestende wieder ab. Bei einer durchschnittlichen Dauer der Volksfeste (einschließlich
Weihnachtsmärkten) von 3,18 Tagen ergibt sich so ein Gesamtaufenthalt von 8,02 Tagen. Da die Schausteller bei An- und Abreise noch nicht bzw. nicht mehr vor Ort sind,
wird dafür ein Tag abgezogen, so dass die durchschnittliche Aufenthaltsdauer rund 7
Tage beträgt.
Tabelle 28:
Ausgaben aller festen Mitarbeiter und der mitreisenden Familienangehörigen für den Lebensunterhalt nach Geschäftsart
Geschäftsart
Fahrgeschäfte
Umsatztage gesamt
Gastronomie
Imbiss
Spiel
Schießen
Schau
Verkauf Sonstiges
128
128
128
128
128
128
128
128
3,18
3,18
3,18
3,18
3,18
3,18
3,18
3,18
Aufbautage
4,0
3,8
3,5
3,7
2,3
3,6
3,3
3,5
Abbautage
1,3
1,5
1,3
1,1
1,1
1,2
1,1
1,0
davon Reisetage
1,0
1,0
1,0
1,0
1,0
1,0
1,0
1,0
Aufenthaltstage/Standort
7,5
7,4
6,9
6,9
5,6
7,0
6,6
6,7
Standorte
40
40
40
40
40
40
40
40
298
296
277
276
226
278
264
267
44
46
48
46
63
41
41
55
Ausgaben pro Person/Jahr in DM
12.998
13.551
13.172
12.810
14.288
11.484
10.794
14.639
Feste Mitarbeiter
und Familie/gesamt
7.681
1.008
3.472
3.312
1.769
830
4.212
718
Gesamtausgaben in
Mio. DM
99,8
13,7
45,7
42,4
25,3
9,5
45,5
10,5
Volksfestdauer
Gesamttage
Durchschnittsausgaben pro Person/Tag in DM
Total
Quelle: Eigene Berechnungen
292,4
Die Gesamtausgaben für den Lebensunterhalt der Schausteller, ihrer festen Mitarbeiter
und der nicht mitarbeitenden, aber mitreisenden Familienangehörigen an den Volksfestorten betragen somit gut 290 Mio. DM.
4.3 Ausgaben für Freizeit, Bildung und Sonstiges der festen
Mitarbeiter und der mitreise nden Familienangehörigen
Analog zu den Ausgaben für den Lebensunterhalt wurde auch der weitere Konsum der
Schausteller, ihrer festen Mitarbeiter und der mitreisenden Familienangehörigen untersucht. Dazu wurde nach den Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung, Bildung und sonstiges während des gesamten Aufenthaltes am Befragungsort gefragt.
Abbildung 34: Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung, Bildung und Sonstiges
39,7
mehr als 200 DM
10,6
101 bis 200 DM
13,9
51 bis 100 DM
7,3
31 bis 50 DM
13,9
11 bis 30 DM
4,0
1 bis 10 DM
7,3
keine Ausgaben
3,3
keine Angabe
0
5
10
15
20
25
30
35
40
Angaben in %
Quelle: ift Befragung
Zur Ermittlung der gesamten Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung, Bildung und sonstiges dieser Personen ist es einerseits erforderlich, die Durchschnittsausgaben pro Person und Tag zu errechnen, andererseits ist die Zahl der Aufenthaltstage zur Durchführung der Berechnung erforderlich. Diese Berechnungen sind analog zu den Berechnungen in Tabelle 28 in nachfolgender Tabelle durchgeführt worden:
Tabelle 29:
Ausgaben aller festen Mitarbeiter und der mitreisenden Familienangehörigen für Freizeit/Bildung etc. nach Geschäftsart
Geschäftsart
Fahrge- Gastro- Imbiss
schäfte nomie
Durchschnittsausgaben pro
Person/Aufenthalt in DM
Spiel
Schießen
Schau
Verkauf Sonstiges
118
182
176
156
127
246
88
133
Aufenthaltsdauer
12,6
12,6
12,1
12,1
10,8
12,1
11,8
11,9
Ausgaben pro Person/Aufenthaltstag in DM
9,32
14,48
14,56
12,90
11,72
20,29
7,52
11,23
298
296
277
276
226
278
264
267
Ausgaben Person/Jahr in
DM
2.781
4.291
4.037
3.560
2.643
5.649
1.984
3.002
Ausgaben Betrieb/Jahr in
DM
19.800
22.177
22.898
16.242
12.501
32.793
8.373
11.980
Zahl der Betriebe
1079
195
612
726
374
143
998
180
Ausgaben gesamt/Jahr in
Mio. DM
21,4
4,3
14,0
11,8
4,7
4,7
8,4
2,2
Aufenthaltstage/Jahr
Total
Quelle: Eigene Berechnungen
71,4
Die Gesamtausgaben der Schausteller, ihrer festen Mitarbeiter und der nicht mitarbeitenden, aber mitreisenden Familienangehörigen für Freizeit, Unterhaltung, Bildung und
sonstiges an den Volksfestorten betragen somit gut 70 Mio. DM.
4.4 Ausgaben für den laufenden Betrieb
4.4.1 Waren- und Lebensmitteleinkäufe
Die Ausgaben für Waren- und Lebensmitteleinkäufe während des Aufenthaltes am
Volksfestort sind der größte Ausgabenbereich der Branche. Es wurde explizit nach
Ausgaben am Ort des Volksfestes gefragt. Es handelt sich bei den nachfolgend aufgeführten Ausgaben also nicht um Ausgaben für Waren, die die Schausteller vor oder
während der Anreise an den Volksfestort kaufen, um sie dann dort weiter zu verarbeiten oder zu verkaufen.
Abbildung 35: Ausgaben der befragten Unternehmen für Wareneinkäufe
21,3
5.000 DM und mehr
5,6
4.000 bis unter 5.000 DM
6,7
3.000 bis unter 4.000 DM
2.000 bis unter 3.000 DM
7,9
1.500 bis unter 2.000 DM
7,9
13,5
1.000 bis unter 1.500 DM
500 bis unter 1.000DM
18,0
unter 500 DM
18,0
1,1
keine Angabe
0
5
10
15
Angaben in %
Quelle: ift Befragung
20
25
Abbildung 36: Ausgaben der befragten Unternehmen für Lebensmitteleinkäufe
8,7
5.000 DM und mehr
7,6
3.000 bis unter 5.000 DM
9,8
2.000 bis unter 3.000 DM
4,3
1.500 bis unter 2.000 DM
26,1
1.000 bis unter 1.500 DM
27,2
500 bis unter 1.000DM
14,1
unter 500 DM
2,2
keine Angabe
0
5
10
15
20
25
30
An g ab en in %
Quelle: ift Befragung
Deutlich wird, dass für Wareneinkäufe am Volksfestort 36% der Unternehmen bis zu
DM 1.000.- ausgeben und jedes fünfte sogar mehr als DM 5.000.-. Für Lebensmitteleinkäufe werden von je gut einem Viertel zwischen DM 500.- bis 1.000.- oder DM
1.000.- bis 1.500.- aufgewendet.
Um aus den Befragungsergebnissen Rückschlüsse auf die Gesamtausgaben der
Branche für Waren- und Lebensmitteleinkäufe ziehen zu können, war die Verwendung
einer Bezugsgröße für die Ausgaben erforderlich. Als Bezugsgröße für die Höhe der
Ausgaben wurden die Umsatztage angesetzt, da die abgefragten Ausgaben i.d.R. unmittelbar im Zusammenhang mit der Erzielung von Umsätzen stehen. So benötigt der
Imbissbetrieb nur dann Würstchen, wenn er diese auch braten und weiterverkaufen
kann, das Kettenkarussell benötigt nur dann Strom, wenn Kirmesbetrieb ist, und auch
Reparaturkosten stehen mit den Umsatztagen in Beziehung, da der Verschleiß von
den Betriebsstunden an solchen Umsatztagen abhängt.
Die befragten Schaustellerunternehmen kamen im Rahmen der Volksfeste in Herne,
Oldenburg, Bocholt und Bonn auf durchschnittlich 7,35 Umsatztage. Insgesamt wird
pro Betrieb von 128 Umsatztagen pro Jahr ausgegangen. Daraus ergeben sich die
nachfolgenden Berechnungen.
Tabelle 30: Ausgaben für Waren- und Lebensmitteleinkäufe nach Geschäftsart
Geschäftsart
Durchschnittsausgaben pro Betrieb
in DM
Fahrgeschäfte
Gastronomie
Imbiss
Schießen
Spiel
Schau
Verkauf Sonstiges
2.681
6.361
13.647
7.670
2.299
1.983
2.643
5.560
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
Ausgaben pro Betrieb/Umsatztag in
DM
365
865
1.857
1.044
313
270
360
756
Umsatztage/Jahr
128
128
128
128
128
128
128
128
46.690
110.777
237.662
133.573
40.037
34.534
46.028
96.827
Zahl der Betriebe
1079
195
612
726
374
143
998
180
Gesamtausgaben in
Mio. DM
50,4
21,6
145,5
97,0
15,0
4,9
45,9
17,4
Umsatztage
Ausgaben Betrieb/Jahr in DM
Total
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis ift Befragung
397,7
Die Schausteller geben demzufolge nahezu DM 400 Mio. pro Jahr für Einkäufe an den
Volksfestorten aus. Damit fließen dem örtlichen Einzelhandel zusätzlich zu den direkten Ausgaben der Volksfestbesucher im Einzelhandel DM 2,34 pro Volksfestbesucher
zu.
4.4.2 Ausgaben für Strom
Der zweitgrößte Block bei den betriebsbedingten Ausgaben am Volksfestort sind die
Ausgaben für Strom, und erwartungsgemäß haben die Fahrgeschäfte die höchsten
Stromkosten zu tragen. Die meisten Unternehmen wenden für Strom zwischen DM
500.- und DM 1.000.- am Volksfeststandort auf.
Abbildung 37: Ausgaben für Strom
5,6
5.000 DM und mehr
3,2
4.000 bis unter 5.000 DM
8,9
3.000 bis unter 4.000 DM
14,5
2.000 bis unter 3.000 DM
9,7
1.500 bis unter 2.000 DM
11,3
1.000 bis unter 1.500 DM
29,0
500 bis unter 1.000DM
14,5
unter 500 DM
3,2
keine Angabe
0
5
10
15
20
25
30
Angaben in %
Quelle: ift Befragung
Die Hochrechnung der Im Rahmen der Befragung ermittelten Ausgaben auf die Gesamtausgaben der Branche pro Jahr wurde analog zu Kapitel 4.4.1 auf Basis der Umsatztage vorgenommen, auch wenn in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen
werden muss, dass selbstverständlich auch an "Nicht"-Umsatztagen Strom verbraucht
wird, insbesondere beim Aufbau von Fahrgeschäften. Da der Großteil des Stromverbrauchs jedoch auf den Betrieb entfällt, wird dieser Umstand für die nachfolgende
Berechnung vernachlässigt.
Tabelle 31: Ausgaben für Strom nach Geschäftsart
Geschäftsart
Durchschnittsausgaben pro Betrieb
in DM
Fahrgeschäfte
Gastronomie
Imbiss
Spiel
Schießen
Schau
Verkauf Sonstiges
2.998
1.300
1.476
1.183
530
2.636
833
808
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
407,89
176,87
200,82
160,95
72,11
358,64
113,33
109,93
128
128
128
128
128
128
128
128
52.210
22.639
25.704
20.602
9.230
45.906
14.507
14.071
Zahl der Betriebe
1079
195
612
726
374
143
998
180
Gesamtausgaben in
Mio. DM
56,3
4,4
15,7
15,0
3,5
6,6
14,8
2,5
Umsatztage
Ausgaben pro Betrieb/Umsatztag in
DM
Umsatztage/Jahr
Ausgaben Betrieb/Jahr in DM
Total
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis ift Befragung
118,5
Die Schausteller geben demzufolge nahezu DM 120 Mio. pro Jahr für Strom an den
Volksfestorten aus. Damit fließen örtlichen Energieversorgern bzw. Dienstleistern im
Energiesektor rund DM 0,70 pro Volksfestbesucher zu.
4.4.3 Ausgaben für Wasser
Einen weniger bedeutenden Block der betriebsbedingten Ausgaben bilden die Ausgaben für die Wasserversorgung. Hier haben die Fahrgeschäfte ebenfalls die höchste
Ausgabenlast, knapp gefolgt von den sonstigen Betrieben (zu denen z.B. Toilettenwagen gehören). Die ausgaben für die meisten Unternehmen betragen dabei zwischen
DM 100.- und DM 200.-.
Abbildung 38: Ausgaben für Wasser
3,5
1.000 DM und mehr
8,1
500 bis unter 1.000 DM
1,2
400 bis unter 500 DM
9,3
300 bis unter 400 DM
15,1
200 bis unter 300 DM
44,2
100 bis unter 200DM
15,1
unter 100 DM
3,5
keine Angabe
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
Angaben in %
Quelle: ift Befragung
Die Hochrechnung der im Rahmen der Befragung ermittelten Ausgaben auf die Gesamtausgaben der Branche pro Jahr wurde analog zu Kapitel 4.4.1 auf Basis der Umsatztage vorgenommen.
Tabelle 32: Ausgaben für Wasser nach Geschäftsart
Geschäftsart
Durchschnittsausgaben pro Betrieb in DM
Fahrge- Gastroschäfte nomie
Imbiss
Spiel
Schießen
Schau
Verkauf Sonstiges
345
184
237
147
95
244
182
333
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
46,94
25,03
32,24
20,00
12,93
33,20
24,76
45,31
128
128
128
128
128
128
128
128
Ausgaben Betrieb/Jahr in DM
6.008
3.204
4.127
2.560
1.654
4.249
3.170
5.799
Zahl der Betriebe
1079
195
612
726
374
143
998
180
6,5
0,6
2,5
1,9
0,6
0,6
3,2
1,0
Umsatztage
Ausgaben pro Betrieb/Umsatztag in DM
Umsatztage/Jahr
Gesamtausgaben in
Mio. DM
Total
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis ift Befragung
16,9
Die Schausteller geben demzufolge rund DM 17 Mio. pro Jahr für Strom an den
Volksfestorten aus. Damit fließen örtlichen Wasserversorgern DM 0,10 pro Volksfestbesucher zu.
4.4.4 Ausgaben für Werbung
Die Werbeausgaben spielen eine verhältnismäßig große Rolle bei den Betriebsausgaben der Schausteller. Dabei werden die Ausgaben für die Werbung häufig in Form eines Werbekostenzuschusses an die ausrichtende Kommune getätigt, die mit den gebündelten Beiträgen der Schausteller die Werbung für das Volksfest finanziert.
In Hamburg beträgt das Aufkommen an Werbeumlage für die drei Domveranstaltungen
beispielsweise DM 1,8 Mio.
Laut ift-Befragung wenden je rund ein Fünftel der Unternehmen zwischen DM 100.und DM 200.-, zwischen DM 500.- und DM 1.000.- oder sogar DM 1.000.- und mehr
für Werbung am Volksfestort auf.
Abbildung 39: Ausgaben für Werbung
22,7
1.000 DM und mehr
19,0
500 bis unter 1.000 DM
10,0
400 bis unter 500 DM
11,8
300 bis unter 400 DM
8,2
200 bis unter 300 DM
19,1
100 bis unter 200DM
6,4
unter 100 DM
2,7
keine Angabe
0
5
10
15
20
25
Angaben in %
Quelle: ift Befragung
Die Hochrechnung der Im Rahmen der Befragung ermittelten Ausgaben auf die Gesamtausgaben der Branche pro Jahr wurde analog zu Kapitel 4.4.1 auf Basis der Umsatztage vorgenommen.
Tabelle 33: Ausgaben für Werbung nach Geschäftsarten
Geschäftsart
Durchschnittsausgaben pro Betrieb in DM
Fahrge- Gastroschäfte nomie
Imbiss
Spiel
Schießen
Schau
Verkauf Sonstiges
940
386
649
568
171
1.386
239
310
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
Ausgaben pro Betrieb/Umsatztag in DM
128
53
88
77
23
189
33
42
Umsatztage/Jahr
128
128
128
128
128
128
128
128
16.370
6.722
11.302
9.892
2.978
24.137
4.162
5.399
Zahl der Betriebe
1079
195
612
726
374
143
998
180
Gesamtausgaben in
Mio. DM
17,7
1,3
6,9
7,2
1,1
3,5
4,2
1,0
Umsatztage
Ausgaben Betrieb/Jahr in DM
Total
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis ift Befragung
42,8
Die Schausteller geben demzufolge fast DM 43 Mio. pro Jahr für Werbung an den
Volksfestorten aus. Damit fließen der örtlichen Werbebranche DM 0,25 pro Volksfestbesucher durch die Schausteller zu. Nicht eingerechnet sind Sponsorengelder, die in
die Werbebranche fließen.
4.4.5 Ausgaben für Müllbeseitigung
Die Ausgaben für die Müllbeseitigung spielen insgesamt eher eine untergeordnete
Rolle. Für die meisten Betriebe machen sie am Volksfestort DM 100.- bis DM 200.aus; bei einem Drittel liegen sie allerdings auch, z.T. deutlich, über DM 300.-.
Abbildung 40: Ausgaben für Müllbeseitigung
1,8
1.000 DM und mehr
500 bis unter 1.000 DM
10,9
400 bis unter 500 DM
10,9
300 bis unter 400 DM
10,9
5,5
200 bis unter 300 DM
34,5
100 bis unter 200DM
unter 100 DM
12,7
keine Angabe
12,7
0
5
10
15
20
25
30
35
Angaben in %
ift Befragung
Die Hochrechnung der im Rahmen der Befragung ermittelten Ausgaben auf die Gesamtausgaben der Branche pro Jahr wurde analog zu Kapitel 4.4.1 auf Basis der Umsatztage vorgenommen.
Tabelle 34: Ausgaben für Müllbeseitigung nach Geschäftsart
Geschäftsart
Fahrge- Gastroschäfte nomie
Durchschnittsausgaben pro Betrieb in DM
Imbiss
Spiel
Schießen
Schau
Verkauf Sonstiges
173
133
443
200
75
163
223
263
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
24
18
60
27
10
22
30
36
128
128
128
128
128
128
128
128
Ausgaben Betrieb/Jahr in DM
3.013
2.316
7.715
3.483
1.306
2.839
3.884
4.580
Zahl der Betriebe
1079
195
612
726
374
143
998
180
3,3
0,5
4,7
2,5
0,5
0,4
3,9
0,8
Umsatztage
Ausgaben pro Betrieb/Umsatztag in DM
Umsatztage/Jahr
Gesamtausgaben in
Mio. DM
Total
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis ift Befragung
16,5
Die Schausteller geben demzufolge an den Volksfestorten rund DM 17 Mio. pro Jahr
für Müllbeseitigung aus.
4.4.6 Ausgaben für Reparaturen, TÜV und technische Abnahme
Eine wichtige Rolle spielen auch die Ausgaben für die technische Abnahme, den TÜV
und Reparaturen. Erwartungsgemäß weisen die technisch aufwendigen Fahrgeschäfte
die höchsten Ausgabebeträge in diesem Bereich auf. Rund die Hälfte der Unternehmen wenden dafür bis zu DM 500.- auf.
Abbildung 41: Ausgaben für Reparaturen, TÜV und technische Abnahme
4,6
5.000 DM und mehr
2,3
3.000 bis unter 5.000 DM
5,7
2.000 bis unter 3.000 DM
1,1
1.500 bis unter 2.000 DM
9,2
1.000 bis unter 1.500 DM
21,8
500 bis unter 1.000DM
52,9
unter 500 DM
2,3
keine Angabe
0
10
20
30
40
50
60
Angaben in %
Quelle: ift Befragung
Die Hochrechnung der im Rahmen der Befragung ermittelten Ausgaben auf die Gesamtausgaben der Branche pro Jahr wurde analog zu Kapitel 4.4.1 auf Basis der Umsatztage vorgenommen.
Tabelle 35:
Ausgaben für Reparaturen, TÜV und technische Abnahme nach
Geschäftsart
Geschäftsart
Durchschnittsausgaben pro Betrieb in DM
Fahrge- Gastroschäfte nomie
Imbiss
Schießen
Spiel
Schau
Verkauf Sonstiges
1.409
500
593
617
193
1.537
514
408
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
Ausgaben pro Betrieb/Umsatztag in DM
192
68
81
84
26
209
70
56
Umsatztage/Jahr
128
128
128
128
128
128
128
128
24.538
8.707
10.327
10.745
3.361
26.767
8.951
7.105
Zahl der Betriebe
1079
195
612
726
374
143
998
180
Gesamtausgaben in
Mio. DM
26,5
1,7
6,3
7,8
1,3
3,8
8,9
1,3
Umsatztage
Ausgaben Betrieb/Jahr in DM
Total
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis ift Befragung
57,6
Die Schausteller geben demzufolge an den Volksfestorten knapp DM 58 Mio. pro Jahr
für Reparaturen, TÜV und technische Abnahme aus.
4.4.7 Ausgaben für Sonstiges
Auch die Ausgaben für Sonstiges (darunter fallen z.B. GEMA-Gebühren) stellen einen
bedeutenden Ausgabefaktor dar.
Abbildung 42: Ausgaben für Sonstiges
4,8
über 5.000 DM
1,6
4.000 bis unter 5.000 DM
8,0
3.000 bis unter 4.000 DM
9,7
2.000 bis unter 3.000 DM
4,8
1.500 bis unter 2.000 DM
22,6
1.000 bis unter 1.500 DM
14,5
500 bis unter 1.000 DM
33,9
unter 500 DM
0
10
20
30
40
Angaben in %
Quelle: ift Befragung
Die Hochrechnung der im Rahmen der Befragung ermittelten Ausgaben auf die Gesamtausgaben der Branche pro Jahr wurde analog zu Kapitel 4.4.1 auf Basis der Umsatztage vorgenommen.
Tabelle 36: Ausgaben für Sonstiges nach Geschäftsart
Geschäftsart
Durchschnittsausgaben pro Betrieb in DM
Fahrge- Gastroschäfte nomie
Imbiss
Spiel
Schießen
Schau
Verkauf Sonstiges
1.537
939
1.817
1.000
442
2.767
448
384
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
7,35
Ausgaben pro Betrieb/Umsatztag in DM
209
128
247
136
60
376
61
52
Umsatztage/Jahr
128
128
128
128
128
128
128
128
26.767
16.353
31.643
17.415
7.697
48.187
7.802
6.687
Zahl der Betriebe
1079
195
612
726
374
143
998
180
Gesamtausgaben in
Mio. DM
28,9
3,2
19,4
12,6
2,9
6,9
7,8
1,2
Umsatztage
Ausgaben Betrieb/Jahr in DM
Total
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis ift Befragung
82,8
Die Schausteller geben demzufolge an den Volksfestorten rund DM 83 Mio. pro Jahr
für Sonstiges aus.
4.5 Standgebühren
Um das Volumen der von den Schaustellern zu entrichtenden Standgebühren möglichst exakt zu ermitteln, wurde dieser Ausgabenbereich nicht bei den Schaustellern
abgefragt, sondern die Standgebühren wurden direkt bei den ausrichtenden Städten
ermittelt. In diesem Zusammenhang wurden die Standgebührenordnungen abgefordert
und ausgewertet. Direkte Auskünfte zu den eingenommenen Standgebühren erteilten
die Städte nur in Ausnahmefällen, wie z.B. in Hamburg, wo durch die drei DomVeranstaltungen DM 1,99 Mio. an Standgeldern eingenommen werden.
Neben den Städten, in denen Besucherbefragungen durchgeführt wurden (Herne,
Bonn, Stuttgart und Oldenburg) wurden die Gebührenordnungen der Städte Nürnberg,
Bremen, Oberhausen, Hannover und Paderborn ausgewertet.
Bei den Standgebühren gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Berechnungsgrundlagen. Neben Festpreisen pro Geschäft und Veranstaltung, gibt es Preise pro Quadratmeter, pro Frontmeter, pro Tiefenmeter oder Kombinationen aus mehreren Kriterien.
Die Quadratmeterpreise sind dann teilweise noch nach den Gesamtquadratmeterwerten gestaffelt (großflächige Fahrgeschäfte zahlen z.B. in Herne pro Quadratmeter beanspruchter Fläche einen geringeren Betrag, als kleinere Fahrgeschäfte).
Grundsätzlich gibt es unterschiedliche Gebührenhöhen je nach Art des Geschäftes.
Für bestimmte, bevorzugte Standorte auf dem Gelände gelten dann teilweise zusätzliche Topzuschläge. Die Aufgliederung der verschiedenen Geschäfte auf die Geschäftsarten variiert dabei stark. Während man z.B. in Oldenburg nur 3 Geschäftsarten unterscheidet, sind es in Stuttgart 77. In einigen Städten werden überdies Parkgebühren für
die verschiedenen Fahrzeuge der Schausteller erhoben (in den nachfolgenden Tabellen nicht berücksichtigt). Eine ausführliche Darstellung der ausgewerteten Gebührenordnungen würde den Rahmen dieser Studie sprengen.
Um aus den Gebührenordnungen tatsächlich Rückschlüsse auf die Gebührenhöhen für
einzelne Geschäfte zu ziehen, war es meist erforderlich, neben dem Typ auch die
Größe der Geschäfte zu berücksichtigen. Dazu wurden die Beschickerlisten von zwei
Volksfesten mit zusammen 581 Geschäften ausgewertet. Aus den Front-, Tiefen- und
Quadratmetern dieser 581 Geschäfte wurden durchschnittliche Werte für Front-, Tie-
fen- und Quadratmeter für die 52 durch den DSB ausgewiesenen Geschäftstypen ermittelt. 76 Anschließend wurden die in den verschiedenen Gebührenordnungen genannten Geschäftstypen den durch den DSB ausgewiesenen Geschäftstypen zugeordnet und die Gebühren pro Tag und Geschäft anhand der Gebührenordnung und der
ermittelten durchschnittlichen Dimensionen der Geschäfte ermittelt.
Die Auswertung der Standgebührenordnungen der zuvor genannten neun Städte führte
zu folgendem Ergebnis:
Tabelle 37: Standgebühren der Schaustellerbetriebe
Geschäftstyp
Mitgliedsbe- Frontmeter Fläche
durchschnittliche Standgebühren bei
triebe im
durchschnitt- durchschnitt- Standgebühren 128 Umsatztagen
DSB
lich
lich
pro Tag
gesamt
Schau- und Belustigung
143
18,0
213,2
306,62 DM
Fahrgeschäfte
1079
19,5
352,5
434,89 DM 60.063.775,15 DM
Spielgeschäfte
726
10,9
41,4
207,86 DM 19.315.798,81 DM
Schießgeschäfte
374
11,4
32,2
118,30 DM
Verkauf
998
7,8
21,8
94,02 DM 12.010.179,31 DM
Imbiss
612
8,2
39,3
203,36 DM 15.930.362,61 DM
Reisegastronomie
195
18,7
464,8
1.324,21 DM 33.052.229,51 DM
Sonstige
180
11,8
135,5
221,03 DM
5.612.459,94 DM
5.663.423,96 DM
5.092.487,57 DM
Total
4307
12,6
142,5
284,31 DM 156.740.716,86 DM
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis Auswertung von Standgebührenordnungen und Beschickerlisten.
Bei den untersuchten neun Volksfesten handelt es sich um größere Volksfeste, deren
Standgebühren möglicherweise nicht repräsentativ für die Gesamtheit der Volksfeste
sind. Die Größe eines Volksfestes spielt bei der Bemessung der Standgebühren sicherlich eine Rolle, da mit zunehmender Größe auch der organisatorische Aufwand,
z.B. für die Verkehrsregelung oder die Beschilderung zunimmt. Auch die Dauer eines
Volksfestes wirkt sich sicherlich in der Standgebühr pro Tag aus, da gewisse Fixkosten
bei einer kürzeren Veranstaltung auf eine geringere Zahl von Tagen verteilt werden
müssen.
Die nachfolgende Tabelle stellt die Standgebühren für verschiedene Volksfeste gegenüber. Dabei wurden die durchschnittlichen Standgebühren pro Geschäft und Tag auf
76
Geschäftstypen siehe Anhang
Basis des Anteils der Geschäftstypen an den Mitgliedsbetrieben des DSB berechnet
und nicht auf Basis der tatsächlich auf dem jeweiligen Volksfest vertretenen Geschäfte.
Es wurde also davon ausgegangen, dass auf jedem dieser Volksfeste die Verteilung
der Geschäftstypen dem Branchendurchschnitt entspricht. Dadurch ist eine größere
Vergleichbarkeit von Volksfesten unterschiedlicher Ausrichtung gewährleistet.
Tabelle 38: Standgeld- und Ausgabenhöhe
Ort
Beschicker
Dauer in Tagen Standgeld
Kaufkraft
Bonn
425
5
350,53 DM
33.781 DM
Stuttgart
348
16
299,91 DM
37.251 DM
Oldenburg
260
10
212,75 DM
26.914 DM
Herne
424
10
261,00 DM
23.327 DM
Bremen
400
16
174,20 DM
28.508 DM
Nürnberg
160
16
309,99 DM
31.661 DM
Paderborn
365
9
342,86 DM
26.645 DM
Oberhausen
421
6
198,68 DM
25.106 DM
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der Gebührenordnungen der Städte, ift -Befragung
Es fällt auf, dass große Unterschiede in der Höhe der Standgebühren bestehen. So
kostet der Tag auf dem Bonner Pützchen's Markt 76% mehr, als auf der Sterkrader
Fronleichnamskirmes in Oberhausen – trotz einer praktisch gleich hohen Beschickerzahl und einer fast identischen Dauer. Man könnte also von einem identischen Organisationsaufwand ausgehen. Auffällig ist, dass die Kaufkraft in Bonn wesentlich höher ist,
was, wie zuvor gezeigt wurde, auf höhere Durchschnittsausgaben der Besucher
schließen lässt.
Interessant ist auch der Vergleich der jeweils 16-tägigen Veranstaltungen in Bremen
und Stuttgart. Obwohl in Stuttgart bei gleicher Dauer sogar etwas weniger Beschicker
vertreten sind, sind die Standgebühren rund 72% höher als in Bremen. Auch hier fällt
auf, dass die Kaufkraft in Stuttgart wesentlich höher als in Bremen ist. Das gilt auch für
die durchschnittlichen Tagesausgaben von DM 45,17 in Stuttgart und DM 37,61 in
Bremen. 77
77
Diese Zahlen legen die Hypothese nahe, dass sich die Höhe der Standgebühren nicht immer an den tatsächlichen
Kosten der Kommunen bemisst, sondern an der Leistungsfähigkeit der Schaustellerbetriebe, die mit ihren Geschäften auf den Volksfesten vertreten sind, denn dort, wo höhere Umsätze pro Besucher erzielt werden, machen
Zur Bereinigung des auf Basis der Standgebührordnungen der untersuchten Städte
ermittelten Volumens Standgebühren werden daher die Ausgabenhöhen herangezogen.
Für die Städte Bonn, Stuttgart, Oldenburg und Herne wurden durchschnittliche Gesamtausgaben der Volksfestbesucher von DM 62,49 pro Tag ermittelt. Legt man die
Gebührenordnungen dieser Städte zu Grunde, dann ergibt sich eine Standgebühr pro
Geschäft und Tag von DM 297,95.
Für alle Volksfeste wurden Durchschnittsaugaben von DM 45,37 ermittelt, also 72,6%
der Ausgaben in den vier zuvor genannten Städten. Geht man davon aus, dass die
Standgebühren insgesamt entsprechend geringer sind, ergibt sich ein Betrag von DM
216,31 pro Geschäft und Tag. Hochgerechnet auf 128 Umsatztage und 5.000 Schaustellerbetriebe resultiert dies in einem Gesamtvolumen der Standgebühren von DM
138,4 Mio..
die Schausteller in der Regel auch ein besseres Geschäft. Die Schausteller akzeptieren Standgelderhöhungen in
der Regel so lange, wie sich die Präsenz auf einer bestimmten Veranstaltung dennoch rechnet. Insofern könnten
Kommunen durchaus in die Versuchung kommen, den Spielraum für Gebührenerhöhungen entsprechend auszureizen, ohne dass diesen Erhöhungen notwendigerweise erhöhte Kosten bei den Kommunen gegenüberstehen. Dafür
sprechen auch die teilweise starken Gebührenerhöhungen in den vergangen Jahren. So erhöhte z.B. die Stadt
Moers die Standgebühren in den vergangenen zehn Jahren um 150% bis 170% (abhängig vom Geschäftstyp), eine
Erhöhung, die mit der Inflationsrate und gestiegenen Eigenkosten alleine sicher nicht zu erklären ist.
4.6 Gesamtausgaben der Schausteller
Die nachfolgende Tabelle fasst die ermittelten Ausgaben der Schausteller zusammen:
Tabelle 39: Gesamtausgaben der Schausteller an den Volksfestorten
Ausgabebereich
Ausgaben in Mio.
DM
Aushilfskräfte
149,6
Lebensunterhalt feste Mitarbeiter und mitreisende Familienangehörige
292,4
Freizeit, Bildung, Unterhaltung und sonstiges während des Aufenthaltes
71.4
Wareneinkäufe Betrieb
235,8
Lebensmitteleinkäufe Betrieb
161,9
Strom
118,5
Wasser
16,9
Werbung
42,8
Müllbeseitigung
16.6
Reparaturen, TÜV, technische Abnahme
57.6
Sonstiges
82,8
Bruttoausgaben Betriebe im DSB (4.307 Betriebe)
1.246,2
Bruttoausgaben alle Betriebe (5.000 Betriebe)
1.446,8
78
ca. Nettoausgaben alle Betriebe
Standgebühren (netto)
1.269,1
138,4
Nettoausgaben inkl. Standgebühren
1.385,6
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis ift – Schaustellerbefragung, Standgebührenerhebung
Die Schausteller geben also pro Volksfestbesucher gut DM 8,51 in der das Volksfest
ausrichtenden Kommune aus. Weitere rund DM 0,81 wenden sie pro Volksfestbesucher für die Standgebühren auf.
Fazit: Zu den DM 15,37 (vgl. Kapitel 5.2), die jeder Volksfestbesucher bei seinem
Besuch im Durchschnitt außerhalb des Volksfestes ausgibt, kommen also weitere DM 9,32 hinzu, die über den Umweg über die Schausteller direkt in der das
Volksfest ausrichtenden Kommune ausgegeben werden, insgesamt also DM
24,69 bzw. 54,4% der Ausgaben der Besucher.
78
Hier wurde ein gewichteter Mehrwertsteuersatz von 14% angesetzt, da teilweise Ausgaben getätigt werden, auf die
nur der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von 7% anfällt.
Am meisten wenden die Schausteller am Volksfestort mit rund DM 400 Mio. für
die Wareneinkäufe und Lebensmitteleinkäufe für den Betrieb und mit rund DM
290 Mio. für den Lebensunterhalt auf. Dahinter folgen mit rund DM 150 Mio. die
Aushilfskräfte und mit rund DM 138 Mio. die Standgebühren. Die gesamten Bruttoausgaben der Schausteller (inkl. Standgebühren) am Volksfestort betragen
rund DM 1,6 Mrd. Darin sind Kosten für den Transport sowie für Investitionen
nicht enthalten.
5. UMSATZ- UND EINKOMMENSW IRKUNGEN
5.1 Vorgehensweise bei der Berechnung von Umsätzen, Nett owertschöpfung und Einkommensbeitrag aus den Volksfes tbesuchen
Neben der Darlegung qualitativer und quantitativer Strukturmerkmale der Volksfestbesuche steht die Ermittlung des wirtschaftlichen Stellenwertes dieses touristischen
Marktsegments im Mittelpunkt der Betrachtungen. Um den Umgang mit dem gewonnenen Datenmaterial und den daraus abgeleiteten Ergebnissen zu erleichtern, soll die
Vorgehensweise – von der Umsatzberechnung bis zur Darstellung des Einkommensbeitrages aus der Veranstaltung von Volksfesten – schrittweise erläutert werden.
1. Schritt: Berechnung der Bruttoumsätze
Grundlage für die Ermittlung der Bruttoumsätze durch Volksfeste sind:
•
Die durchschnittlichen Tagesausgaben der Volksfestbesucher pro Kopf (A)
Die entsprechenden Ausgabenhöhen sind der Zusammenstellung in Tabelle 44:
Ermittlung der volksfestindizierten Ausgaben zu entnehmen.
•
Die Zahl der Volksfestbesuche
Die entsprechenden Daten sind in den vorangehenden Kapiteln ausgewiesen.
Durch Multiplikation beider Werte lassen sich die durch Volksfestbesuche bewirkten
Bruttoumsätze (BU) ermitteln:
A x B = BU
Durch eine Unterscheidung nach einzelnen Ausgabearten wird die Zuordnung der Umsätze zu bestimmten Zweigen des Schaustellergewerbes bzw. Branchen außerhalb
des Schaustellergewerbes ermöglicht.
2. Schritt: Berechnung der Nettoumsätze
Ausgehend vom berechneten Bruttoumsatz ergibt sich nach Abzug der Mehrwertsteuer
der jeweilige Nettoumsatz (NU). dafür sind Sätze von 16% bzw. 7% (ermäßigter Satz)
anzusetzen.
BU – MwSt = NU
3. Schritt: Berechnung der Nettowertschöpfung
Die Nettowertschöpfung ergibt sich aus folgendem Rechenweg:
Produktionswert (entspricht Umsatz abzgl. MWSt.)
-
Vorleistungen (Rohstoffe, Mieten, Pachten etc.)
=
Bruttowertschöpfung
+
nicht abziehbare Umsatzsteuer
+
Einfuhrabgaben (Einfuhrzölle, Verbrauchssteuern auf Einfuhren, etc.)
=
Bruttoinlandsprodukt
-
Abschreibungen
=
Nettoinlandsprodukt zu Marktpreisen
-
indirekte Steuern (Produktionssteuern, Einfuhrabgaben, nicht
abziehbare Umsatzsteuer)
=
Nettowertschöpfung (= Nettoinlandsprodukt zu Faktorkosten)
Grundlage der Berechnung des ökonomischen Wertes sind die über die Ausgaben ermittelten Produktionswerte, die unter Verwendung von Kostenstrukturanalysen der
betreffenden Wirtschaftsbereiche analog zur volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung
zum Nettoinlandsprodukt zu Faktorkosten (Nettowertschöpfung) bzw. unter Einbezug
des Saldos aus Einkommen aus der übrigen Welt (zzgl. Einkommen aus der übrigen
Welt abzgl. Einkommen an die übrige Welt) zum Nettosozialprodukt zu Faktorkosten
(Volkseinkommen) führen.
Die sogenannten Wertschöpfungsquoten können aus Betriebsvergleichen abgeleitet
werden und geben an, wie viel Prozent des Nettoumsatzes unmittelbar zu Löhnen,
Gehältern und Gewinnen, also zu Einkommen, werden. Entsprechend der Untergliederung nach einzelnen Ausgabearten wurden folgende Wertschöpfungsquoten angesetzt:
Tabelle 40: Wertschöpfungsquoten für einzelne Wirtschaftsbereiche
Verpflegungseinrichtungen
Lebensmitteleinzelhandel
Sonstiger
Einzelhandel
Unterhaltung
lokaler
Transport
gewerbliche Beherbergungseinrichtungen
Sonstiges
Wertschöp35%
12%
19%
52%
41%
42%
37%
fungsquote
Quelle: DWIF, Heft 46, Tagesreisen der Deutschen, München 1995, S. 167 und DWIF, Heft 43, Die
Ausgabenstruktur im übernachtenden Fremdenverkehr in der Bundesrepublik Deutschland, München
1992, S. 212
Diese Wertschöpfungsquoten werden den Bereichen, in denen Volksfestbesucher Umsätze tätigen, wie folgt zugeordnet:
Tabelle 41: Zuordnung der Wertschöpfungsquoten
Ausgabenbereich
Wirtschaftsbereich
Wertschöpfung
Volksfest
Gastronomie
Verpflegungseinrichtungen
35%
Imbiss
Verpflegungseinrichtungen
35%
Fahrgeschäfte
Unterhaltung
52%
Spielgeschäfte
Unterhaltung
52%
Schießen
Unterhaltung
52%
Schau und Belustigung
Unterhaltung
52%
Einkäufe
Sonstiger Einzelhandel
19%
Sonstiges
Sonstiges
37%
Parken
Sonstiges
37%
Lokaler Transport
Lokaler Transport
41%
ÖPNV, Taxi, DB
Lokaler Transport
41%
Unterkunft
gewerbliche Beherbergungseinrichtungen
42%
Gastronomie außerhalb
Verpflegungseinrichtungen
35%
Einkäufe außerhalb Sonstiger Einzelhandel/Lebensmitteleinzelhandel
15,5%
Außerhalb Volksfest
Unterhaltung/Sport/Freizeit
Quelle: Eigene Darstellung
Unterhaltung
52%
Insgesamt kann eine gewichtete Wertschöpfungsquote über alle Ausgabebereiche von
37,7% bei Volksfestbesuchen angesetzt werden. Bezieht man diesen Anteil auf den
ermittelten Nettoumsatz, ergibt sich die Nettowertschöpfung:
Volksfestbesuche: NU x 0,377 = NWS (1. Umsatzstufe)
4. Schritt: Beitrag der Volksfestbesuche zum Volkseinkommen
Die wirtschaftliche Bedeutung der Volksfeste wird gemessen an ihrem Beitrag zum
Volkseinkommen. Der relative Anteil ergibt sich aus der Division der ermittelten Nettowertschöpfung (NWS) durch das Volkseinkommen (VE):
NWS : VE x 100 = Beitrag zum Volkseinkommen in % 79
5. Schritt: Berücksichtigung der 2. Umsatzstufe
Während der aus der 1. Umsatzstufe resultierende Beitrag der Volksfeste zum
Volkseinkommen ziemlich exakt ermittelt werden kann, ergeben sich wegen der in den
Kostenstrukturdaten zusammengefassten Positionen von Vorleistungen größere
Schwierigkeiten bei der Bestimmung der in der 2. Umsatzstufe enthaltenen Wertschöpfungsanteile. Daher kann vielfach nur mit einer durchschnittlichen Wertschöpfungsquote von rund 30% über alle Wirtschaftsbereiche gearbeitet werden.
Im Rahmen dieser 2. Umsatzstufe werden beispielsweise die Wurstlieferungen eines
Metzgers an einen Imbissbetrieb berücksichtigt (Vorleistung des Metzgers für den Imbissbetrieb), da entsprechende Leistungen an den Kunden (hier: Volksfestbesucher)
weitergegeben werden. Die aus derartigen Vorleistungen oder auch Abschreibungen
entstehenden Einkommenswirkungen, welche durch volksfestindizierte Nachfrage hervorgerufen werden, sind bei der Ermittlung der 2. Umsatzstufe zu berücksichtigen.
Würstchen, die der Volksfestbesucher direkt in der Metzgerei einkauft, sind demgegenüber bereits in der 1. Umsatzstufe enthalten (Ausgaben für Lebensmitteleinkäufe!).
79
Der Anteil der Volksfeste am Bruttoinlandsprodukt liegt wahrscheinlich in einer ähnlichen Größenordnung. Um die
richtige Bezugsgröße zum Bruttoinlandsprodukt zu bekommen, müsste der Wert für die Nettowertschöpfung aus
den Volksfesten beispielsweise um die Abschreibungen erhöht werden. Da das entsprechende Volumen für eine
Gegenüberstellung mit dem Bruttoinlandsprodukt nicht bekannt ist, kann eine exakte Relation für den Beitrag der
Volksfeste zum Bruttoinlandsprodukt nicht ausgewiesen werden.
Die Einbeziehung der in der vorgelagerten Umsatzstufe entstandenen Löhne, Gehälter
und Gewinne in die Berechnung der ökonomischen Auswirkungen ist nicht unumstritten, da sie bei Gegenüberstellung mit anderen Wirtschaftsbereichen zwangsläufig zu
Doppelzählungen führt (die aus der Sicht der Volksfeste zweite Umsatzstufe ist, aus
der Sicht der diese Leistungen produzierenden Branche, deren erste Umsatzstufe).
Ungeachtet dieser methodischen Grundsatzfrage, soll die Wirkung der Nachfrage auf
Volksfesten möglichst vollständig aufgezeigt und daher auch die zweite Umsatzstufe
zumindest wertmäßig beziffert werden.
Vorleistungen und auch Abschreibungen enthalten stets auch wertschöpfungsrelevante
Bestandteile. Im Gegensatz zur 1. Umsatzstufe tangieren die Vorleistungen jedoch eine so große Zahl von Wirtschaftsbranchen, dass eine detaillierte Errechnung individueller Wertschöpfungsquoten nicht leistbar ist. Als plausibler Mittelwert wird daher eine
Wertschöpfungsquote von 30% in Ansatz gebracht. Diese 30% sind von jenem Wert zu
berechnen, der sich aus der Differenz von Gesamtnettoumsatz und Nettowertschöpfung der 1. Umsatzstufe ergibt.
(NU – NWS) x 0,30 = Einkommenswirkung aus der 2. Umsatzstufe
Die nachfolgende Abbildung stellt den Zusammenhang an einem Beispiel grafisch dar:
Abbildung 43: Ermittlung der Nettowertschöpfung über die Umsatzstufen
1. Umsatzstufe 2. Umsatzstufe
MwSt
DM 1,38
BU
Bruttoumsatz:
DM 10,(Fahrpreis
Achterbahn)
Vorleistungen
DM 5,37
NU
Nettoumsatz
DM 8,62
(für Standgeb.,
Energie,
Material,
Reparaturen etc.)
NWS
DM 3,25
(für Löhne & Gewinne
Achterbahnbetrieb)
NWS
DM 1,61
(für Löhne und
Gewinne bei
Zulieferern und
Dienstleistern )
Nettowertschöpfung
gesamt
DM 4,86
Quelle: Eigene Darstellung
Exkurs: Plausibilitätsprüfung der angesetzten Wertschöpfungsquote
Die angesetzte Wertschöpfungsquote von 37,7% impliziert, dass 62,3% der Nettoumsätze nicht als Löhne und Gewinne bei den Schaustellerunternehmen verbleiben, sondern für Vorleistungen wieder in den Wirtschaftskreislauf fließen. Bei den Schaustellerunternehmen geschieht dies in Form von Standgebühren, Ausgaben für Wareneinkäufe, durch Investitionen und durch Ausgaben für Strom, Wasser, Transportf etc. Dazu sollen hier aber auch die Kosten für die Aushilfskräfte zählen.
Bei Nettoumsätzen auf den 12.250 Volksfesten (ohne Weihnachtsmärkte) von DM 4,41
Mrd. ergibt sich ein Betrag von netto DM 2,74 Mrd. für Vorleistungen. Diese Nettoumsätze entfallen allerdings nicht komplett auf das Schaustellergewerbe, da auf Volksfesten auch andere Gewerbetreibende Umsätze erzielen. Da es keine Daten zum Anteil der Schausteller an den auf den Volksfesten vertretenen Betrieben gibt, muss diese
Zahl geschätzt werden. Geht man von einem Anteil der Schausteller von 80% aus,
dann verbleiben rund DM 2,2 Mrd. für die Vorleistungen. An Löhnen und Gewinnen für
die Schausteller verblieben in diesem Fall rund DM 1,3 Mrd. (also rund DM 32.500 bis
DM 37.500 pro Mitarbeiter).
Zuvor wurde ermittelt, dass die 5.000 Schaustellerunternehmen am Volksfestort selbst
ca. DM 1,4 Mrd. (= Nettoausgaben) ausgeben. Darin sind allerdings netto rund 300
Mio. DM für den privaten Konsum der Schausteller enthalten. Damit entfallen auf die
betriebliche Vorleistungen rund DM 1,1 Mrd. Weitere DM 1,1 Mrd. müssten daher auf
Vorleistungen außerhalb des Volksfestortes entfallen, also z.B. auf den Transport und
die betrieblichen Investitionen. Das bedeutet pro Unternehmen rund DM 220.000 pro
Jahr. Dieser Wert kann nicht näher ausdifferenziert werden, erscheint allerdings plausibel vor dem Hintergrund, dass schon einfache Fahrgeschäfte mindestens DM
500.000 kosten (Achterbahnen wie der Eurostar sogar DM 24 Mio.), durchschnittlich
etwa 40 Transporte pro Jahr anfallen (im Falle des Eurostar klostet allein der Bahntransport DM 75.000) und neben dem eigentlichen Geschäft auch ein Fuhrpark sowie
mobile Unterkünfte (Wohnwagen) zu den Unternehmen gehören.
Insofern kann auch die angesetzte Wertschöpfungsquote als plausibel bezeichnet werden.
5.2 Umsätze aus den Volksfestbesuchen
Aus der Multiplikation der Tagesausgaben pro Kopf (vgl. Abschnitt 2.4.2) und der Zahl
der durchgeführten Volksfestbesuche (vgl. Abschnitt 2.1.3) lassen sich die Umsätze
ermitteln. Da die Tagesausgaben jedoch von der Größe der Volksfeste abhängig sind,
muss die Zahl der Volksfestbesuche zunächst verschiedenen Größenklassen von
Volksfesten zugeordnet werden.
Um die Verteilung der Volksfeste auf verschiedene Größenklassen zu ermitteln, wurde
für einen repräsentativen Querschnitt der Volksfeste in Deutschland die Größe (ausgedrückt durch die Zahl der Beschicker) ermittelt. 80
Tabelle 42: Größenklassen von Volksfesten
Anzahl der Beschicker
bis 9
Anteil an den
Volksfesten
Gesamtzahl der VeranstaltungsVolksfeste (ohne tage
Weihnachtsmärkte)
Beschickertage
25,5%
3.125
7.188
35.938
10 bis 19
7,2%
888
2.220
33.302
20 bis 39
23,2%
2.842
7.673
230.181
40 bis 59
17,4%
2.131
6.181
309.039
60 bis 79
5,8%
710
2.202
154.164
80 bis 99
5,8%
710
2.558
230.181
100 bis 199
10,1%
1.243
5.222
783.254
200 bis 299
4,3%
533
2.664
666.033
300 bis 399
0,5%
61
460
160.847
400 und mehr
0,1%
6
56
28.750
100,0%
12.255
36.422
2.631.688
Total
Quelle: Eigene Erhebung
Bei der Verteilung der insgesamt 170 Mio. Volksfestbesucher auf die Größenklassen
wurde neben der Anzahl der Volksfeste auch die Dauer der Volksfeste und die zu erwartende Besucherfrequenz berücksichtigt, die bei kleineren Volksfesten geringer als
80
Die Stichprobe (n=69) wurde als Zufallsstichprobe aus dem Komet-Kalender gezogen.
bei größeren Volksfesten ist. Aus diesen Überlegungen ergibt sich folgende Verteilung
der Besucher auf die Größenklassen:
Tabelle 43: Gesamtbesucherzahlen von Volksfestgrößenklassen
Anzahl der Beschicker
Gesamtbesucher
(geschätzt)
Anzahl der Beschicker
Gesamtbesucher
(geschätzt)
bis 9
1.000.000 100 bis 199
47.000.000
10 bis 19
1.000.000 200 bis 299
47.000.000
20 bis 39
7.000.000 300 bis 399
25.000.000
40 bis 59
13.000.000 400 und mehr
10.000.000
60 bis 79
7.000.000 Total
80 bis 99
Quelle: Schätzung
170.000.000
12.000.000
Setzt man nun die Gesamtbesucherzahlen der Größenklassen mit den zu erwartenden
Ausgaben auf Volksfesten der entsprechenden Größenklassen (siehe Tabelle 18) in
Beziehung, ergibt sich folgendes Ergebnis:
Tabelle 44: Ermittlung der volksfestindizierten Ausgaben
Anzahl der
Beschicker
Gesamtbesucher
Ausgaben
pro Besucher auf
dem Volksfest in DM
Gesamtausgaben
auf dem
Volksfest in
Mio. DM
Ausgaben
pro Besucher außerhalb des
Volksfestes
in DM
Gesamtausgaben
außerhalb
des Volksfestes in
Mio. DM
Gesamtausgaben in
Mio. DM
bis 19
2.000.000
3,40
6,8
1,18
2,3
9,2
20 bis 39
7.000.000
9,26
64,8
3,21
22,5
87,3
40 bis 59
13.000.000
13,97
181,6
4,85
63,0
244,6
60 bis 79
7.000.000
17,87
125,1
6,20
43,4
168,5
80 bis 99
12.000.000
21,15
253,8
7,34
88,1
341,8
100 bis 199
47.000.000
28,46
1.337,5
9,87
464,1
1.801,6
200 bis 299
47.000.000
35,91
1.687,7
12,46
585,6
2.273,3
300 bis 399
25.000.000
40,45
1.011,1
14,03
350,9
1.362,0
400 und mehr
10.000.000
43,50
435,0
15,09
150,9
585,9
Total
170.000.000
30,02
5.103,3
Quelle: Eigene Darstellung auf Basis ift -Befragung
10,43
1.771
6.874,1
Demnach resultierten aus den Volksfestbesuchen der deutschen Bevölkerung im Jahr
2000 Bruttoumsätze in Höhe von:
•
DM 5,10 Mrd. auf den Volksfesten selbst
•
DM 1,77 Mrd. außerhalb der Volksfestgelände
In den Umsätzen auf den Volksfestgeländen sind allerdings auch Umsätze enthalten,
die nicht dem Schaustellergewerbe zufließen, da Volksfeste nicht ausschließlich durch
Schausteller beschickt werden. So werden vor allem Jahrmärkte und Spezialmärkte
auch durch Händler beschickt. Darüber hinaus sind auch das örtliche Gewerbe (z.B.
Gastronomie) und örtliche Vereine als Beschicker auf Volksfesten vertreten. Die DM
5,1 Mrd. sind also nicht der Branchenumsatz des Schaustellergewerbes.
Die Aufwendungen für Fahrtkosten mit dem Pkw sind in diesen Umsätzen nicht enthalten. Die für die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel anfallenden Fahrtkosten
konnten im Rahmen der Interviews direkt beim Volksfestbesucher hinterfragt werden.
Da die Ausgabenhöhe und die Personenzahl, auf welche sich die Ausgaben beziehen,
abgefragt wurden, stellte die Ermittlung der durchschnittlichen Fahrtkosten pro Volksfestbesucher bei der Benutzung von Bahn, Bus, Taxi oder ÖPNV keine größeren
Probleme dar und wurde bereits vorgenommen.
Bei Volksfestbesuchen mit dem Pkw ergibt sich demgegenüber eine andere Situation.
Tatsächlich getätigte Ausgaben fallen nur an, wenn zufällig während der Fahrt zum
oder vom Volksfest getankt wird; fiktive Umsätze bei der Benutzung des Pkw entstehen
allerdings unabhängig von evtl. auftretenden Ausgaben für Treibstoff. Bei Leihwagen
kommen die Mietkosten des Fahrzeuges hinzu. Neben den reinen Betriebskosten
(Treibstoffkosten) müssen darüber hinaus anteilig für diese Fahrten auch feststehende
Kosten wie Abschreibung, Versicherung, Steuern etc. berücksichtigt werden. Die gesamten Aufwendungen für Pkw-Fahrten spiegeln sich am besten im steuerlich absetzbaren Betrag von DM 0,52 pro gefahrenem Kilometer (für das Jahr 2000) wider. Vorausgesetzt, dass sich bei der Verteilung der im Rahmen eines Volksfestbesuches benutzten Fahrzeugtypen keine elementaren Abweichungen vom Pkw-Bestand im Bundesgebiet ergeben, können die pauschalen Kosten von DM 0,52 ohne Gewichtung für
die Berechnung herangezogen werden.
Bei Volksfestbesuchen mit dem Pkw werden insgesamt im Durchschnitt 70,5 Kilometer
(35,25 Kilometer einfache Wegstrecke) zurückgelegt. Unter Zuhilfenahme der steuerlich absetzbaren Kosten und dem durchschnittlichen Fahrzeugbesetzungsgrad wäh-
rend eines Volksfestbesuches (2,5 Personen), lassen sich die durchschnittlichen
Fahrtkosten pro Volksfestbesucher ermitteln, der mit dem Pkw unterwegs ist:
(70,5 km x DM 0,52) : 2,5 Besucher = DM 14,66 pro Volksfestbesucher
Umgerechnet auf alle Volksfestbesucher ergeben sich Kosten von DM 6,80 für Fahrten
mit dem Pkw, bzw. 12,2% der zuvor ermittelten Gesamtausgaben von DM 55,69 Ausgaben. Dieser Wert gilt jedoch nur für die Volksfeste, auf denen durch ift Befragungen
durchgeführt wurden. Bei kleineren, weniger attraktiven Volksfesten ist davon auszugehen, dass auch der Einzugsbereich und damit die durchschnittlich zurückgelegte
Wegstrecke geringer sind.
Die Höhe der Fahrtkosten ist in Abhängigkeit vom benutzten Transportmittel und von
der zurückgelegten Entfernung zu sehen. Für die einzelnen Verkehrsmittel wurden
durchschnittliche Fahrtkosten pro Volksfestbesucher und Volksfestbesuch in Höhe von
•
DM 28,54 bei Taxinutzern
•
DM 24,00 bei Reisebusnutzern
•
DM 22,54 bei Bahnfahrern
•
DM 14,66 bei Pkw-Nutzern
•
DM 12,63 bei Nutzern des ÖPNV
errechnet.
Über alle Verkehrsmittel errechnet sich ein durchschnittlicher Aufwand für Fahrtkosten
von insgesamt DM 11,69 pro Person und Volksfestbesuch. Damit erreichen die Fahrtkosten für An- und Rückreise zum bzw. vom Volksfestort eine Größenordnung von
rund 19% der durchschnittlichen Tagesausgaben von DM 62,49 pro Volksfestbesucher
bei den durch ift untersuchten Volksfesten.
Legt man den Anteil der Pkw-Fahrtkosten von 12,2% für die ermittelten Durchschnittsausgaben aller Volksfestbesucher ohne Pkw-Kosten von DM 40,43 zu Grunde,
dann ergeben sich durchschnittliche Pkw-Kosten von DM 4,94 pro Volksfestbesucher,
insgesamt also DM 839,2 Mio. bzw. DM 45,37 pro Volksfestbesuch.
Fazit: Insgesamt ergeben sich den Volksfesten zuzurechnende Umsätze von DM
7,71 Mrd.. Dies entspricht Umsätzen von DM 45,37 pro Volksfestbesuch.
5.2.1 Volksfestumsätze im Vergleich mit Umsätzen anderer Freizeitbranchen
Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Freizeit wurden 1999 in der Freizeitwirtschaft insgesamt etwa DM 455 Mrd. umgesetzt. Damit entfallen auf die Volksfeste
knapp 1,7% der Freizeitumsätze in Deutschland. 81.
Ein Vergleich mit den Umsätzen anderer Freizeitbranchen 82 verdeutlicht den hohen
Stellenwert von Volksfesten:
•
Volksfeste DM 7,7 Mrd.
•
Theater DM 4,8 Mrd.
•
Fitnessanlagen DM 4,0 Mrd.
•
Kino/Filmtheater DM 1,6 Mrd.
•
Spielbanken DM 1,5 Mrd.
•
Freizeitbäder 0,9 DM Mrd.
•
Freizeit- und Erlebnisparks 0,7 DM Mrd.
•
Kulturbetriebe, Musicals 0,5 DM Mrd..
Fazit: Die Volksfeste indizieren somit Umsätze, die den zusammengefassten Umsätzen von Theatern, Kinos, Freizeit- und Erlebnisbädern sowie Kulturbetrieben
und Musicals entsprechen.
81
Quelle: Freizeit-Daten 2000, Deutsche Gesellschaft für Freizeit
82
Quelle: DGF Freizeit Daten 1999
5.2.2 Verteilung der Umsätze
Die ermittelten Gesamtumsätze wurden nun analog zu der ermittelten und in Tabelle
15 dargestellten Verteilung der Ausgaben auf die verschiedenen Branchen und Bereiche verteilt.
Tabelle 45: Verteilung der volksfestindizierten Umsätze
in Mio. DM
alle Besucher Lokale Besucher
Tagesausflügler
Übernachtungsgäste
7.713,0
3.202,4
3.377,4
1.133,2
5.103,1
2.846,5
2.029,7
226,8
Gastronomie
1.762,7
1.082,6
613,1
66,9
Imbiss
1.169,5
637,0
479,3
53,3
Fahrgeschäfte
1.150,7
614,3
483,6
52,7
Spielgeschäfte
282,2
138,7
128,5
15,0
Schießen
107,4
63,8
37,8
5,7
Schau und Belustigung
76,0
48,5
17,9
9,6
Einkäufe
510,0
237,3
251,3
21,5
Sonstiges
44,4
24,3
18,0
2,2
2.612,1
355,8
1.357,5
898,7
Parken
151,7
58,1
87,3
6,4
Lokaler Transport
196,8
0,0
108,5
88,4
ÖPNV, Taxi, DB
500,9
253,6
222,2
25,1
Pkw
839,2
44,1
494,8
300,3
Unterkunft
42,0
42,0
Gastronomie außerhalb
153,6
153,6
Einkäufe außerhalb
492,9
320,4
172,6
Unterhaltung/Sport/Freizeit
Quelle: Eigene Berechnungen
234,8
124,4
110,3
Ausgaben auf dem Gelände
Ausgaben außerhalb des Geländes
Deutlich wird hierbei:
•
Lokale Besucher geben mit gut DM 2,8 Mrd. etwas mehr aus als Tagesflügler
(DM 2,0 Mrd.). Übernachtungsgäste lösen Umsätze in Höhe von DM 227 Mio.
aus.
•
Je weiter die Anreise, desto höher sind die anteiligen Ausgaben der Volksfestbesucher außerhalb des Volksfestgeländes.
•
Insgesamt entfallen von den Gesamtausgaben aller Gäste zwei Drittel auf das
Volksfestgelände, ein Drittel auf Angaben außerhalb des Volksfestgeländes
(DM 5,1 Mrd. zu DM 2,6 Mrd.).
5.3 Berechnung der wirtschaftlichen Bedeutung der Volksfes t besuche
Die in den nachfolgenden Tabellen ausgewiesenen Daten zum Nettoumsatz (aufgegliedert nach Wirtschaftszweigen), zur Nettowertschöpfung sowie zum Einkommensbeitrag der Volksfeste beinhalten alle Ausgaben während der Volksfestbesuche mit
Ausnahme der Fahrt- bzw. Transportkosten für An- und Abreise per Pkw, weil streng
genommen bei Selbstfahrern (z.B. Pkw, Motorrad) in der 1. Umsatzstufe keine Umsätze bewirkt werden, da die Erbringung der Fahrleistungen i.d.R. unentgeltlich erfolgt.
Legt man einen kalkulatorischen W ert je gefahrenem Kilometer zu Grunde, so entspricht dies der Summe von Vorleistungen anderer Wirtschaftsbereiche, Steuern und
Abschreibungen bei der Ermittlung der Wertschöpfung von umsatzerzielenden Verkehrsträgern.
Unter Berücksichtigung dieser Einschränkung resultieren aus den Ausgaben der
Volksfestbesucher Nettoumsätze in Höhe von DM 5,95 Mrd., die sich zu 74% auf die
Beschicker der Volksfeste (zu denen nicht nur Angehörige des Schaustellergewerbes
zählen), zu 45% auf gastronomische oder Imbissbetriebe auf und außerhalb des
Volksfestgeländes, zu 7,3% auf den Einzelhandel, zu 16% auf das übrige Dienstleistungsgewerbe (Unterhaltung/Freizeit/Sport, lokaler Transport, sonstige Dienstleistungen) und zu 0,6% auf das Beherbergungsgewerbe verteilen.
Die Summe der in den einzelnen Ausgabenbereichen errechneten Wertschöpfungsbeiträge (nur 1. Umsatzstufe) addiert sich zu einem Gesamtbetrag von DM 2,24 Mrd..
Gemessen am Gesamtumsatz (ohne MWSt) aus dem Volksfestgeschehen entspricht
dies einem Anteilswert (=Wertschöpfungsquote) von 37,7%. Setzt man den Betrag von
DM 2,24 Mrd. in Beziehung zum Volkseinkommen in der Bundesrepublik Deutschland
(1999 = DM 2.871,22 Mrd.)83, so errechnet sich ein relativer Beitrag des Volksfestgeschehens zur Entstehung des Volkseinkommens in Höhe von 0,078%.
Bei Einbeziehung der zweiten Umsatzstufe (Löhne und Gewinne bei Zulieferern und
Dienstleistern der Schausteller, wie z.B. Werbebranche, Lebensmitteleinzelhandel,
Reparaturbetriebe, Energieunternehmen etc.) erhöhen sich die Anteilswerte, so dass
83
Quelle: Statistisches Bundesamt
sich auf Bundesebene ein Gesamtbeitrag zur Entstehung des Volkseinkommens (erste
und zweite Umsatzstufe) durch das Volksfestgeschehen von 0,126% errechnet.
Nachstehende Übersichten verdeutlichen sowohl die absoluten als auch die relativen
Beiträge zum Volkseinkommen.
Tabelle 46:
Nettoumsätze aus dem Volksfestgeschehen nach Ausgabearten
in Mio. DM
Nettoumsätze insgesamt
5.950,4
Volksfest
4.410,9
Gastronomie
1.519,6
Imbiss
1.008,2
Fahrgeschäfte
992,0
Spielgeschäfte
243,3
Schießen
92,6
Schau und Belustigung
65,5
Einkäufe
451,4
Sonstiges
38,3
Außerhalb Volksfest
1.539,6
Parken
130,8
Lokaler Transport
169,7
ÖPNV, Taxi, DB
431,8
Unterkunft
36,2
Gastronomie außerhalb
132,4
Einkäufe außerhalb
436,2
Unterhaltung/Sport/Freizeit
Quelle: Eigene Berechnungen
202,4
Tabelle 47:
Beitrag des Volksfestgeschehens zum Volkseinkommen in der
Bundesrepublik Deutschland
Nettoumsät- Ø WertNettowertze in Mio.
schöpfungs- schöpfung
DM
quote in %
1. Umsatzstufe in Mio.
DM
5.950,4
37,7
Quelle: Eigene Berechnungen
2.238,7
Nettowertschöpfung
2. Umsatzstufe in Mio.
DM
1.113,5
Beitrag des VolksfestgescheVolkseinkommen ins- hens zum Volkseinkommen in %
gesamt in
Mio. DM
2.871.220
1. Umsatzstufe
1.+2. Umsatzstufe
0,078
0,117
5.3.1 Einkommensbeitrag aus Verkehrsleistungen
Die bei der Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln entstehenden Umsätze greifen
bereits im Rahmen der ersten Umsatzstufe und wurden daher bereits berücksichtigt.
Demgegenüber resultieren aus den Fahrleistungen bei Pkw-Nutzung zunächst keine
Umsätze (Selbstfahrer). Durch Inanspruchnahme von Vorleistungen (z.B. Treibstoff,
Reparaturen, Versicherung) und Berücksichtigung von Abschreibungen entstehen aus
Pkw-Fahrten allerdings Einkommenswirkungen in der 2. Umsatzstufe. Auf Grund dieses Umstandes wird der Einkommensbeitrag aus den Pkw-Fahrten für 1. und 2. Umsatzstufe zusammen ausgewiesen.
Diese Einkommenswirkungen von Pkw-Fahrten im Zusammenhang mit Volksfesten (1.
und 2. Umsatzstufe zusammen) können auf etwa 0,0088% des Volkseinkommens beziffert werden
5.3.2 Einkommensbeitrag der Volksfeste insgesamt
Die Volksfeste stellen einen bedeutenden Faktor im Wirtschaftsleben der Bundesrepublik Deutschland dar.
Tabelle 48: Beitrag der Volksfeste zum Volkseinkommen
Nettoumsätze und Auf- Nettowertschöpfung
Volkseinkommen inswendungen für Pkw1. und 2. Umsatzstufe in gesamt in Mio. DM
Fahrten in Mio. DM
Mio. DM
Beitrag des Volksfestgeschehens zum
Volkseinkommen in %
1. und 2. Umsatzstufe
6.789,7
Quelle: Eigene Berechnungen
3604,0
2.871.220
0,126
Das bedeutet, dass jedes Volksfest84 im Durchschnitt einen Beitrag zum Volkseinkommen in Höhe von rund DM 294.000 leistet.
Von der Wertschöpfung in Höhe von rund DM 3,6 Mrd. entfallen rund DM 1,9 Mrd. auf
den Bereich außerhalb des Volksfestgeländes (durch volksfestindizierte Ausgaben der
Besucher außerhalb des Geländes für An- und Abreise, lokalen Transport, Einkäufe,
Übernachtung, Freizeit- und Sport, Dienstleistungen und sonstiges) bzw. die 2. Um-
84
Weihnachtsmärkte bleiben hierbei unberücksichtigt.
satzstufe (durch Ausgaben der Schausteller vor Ort, z.B. für Waren, Dienstleistungen,
Gebühren), also überwiegend in der das Volksfest ausrichtenden Kommune. Das
heißt, dass nur etwa DM 1,7 Mrd. Wertschöpfung bei den Beschickern der Volksfeste
als Löhne, Einkommen und Gewinn (als solcher gilt auch der Lohn des Einzelunternehmers) verbleiben.
Bei dieser Aufgliederung ist noch nicht berücksichtigt, dass ein Teil der von den
Schaustellern ausbezahlten Löhne an Arbeitskräfte fließt, die in der das Volksfest ausrichtenden Kommune ansässig sind und das natürlich auch die Schausteller irgendwo
ihren Wohnsitz haben und ihre Gewinne bzw. Einkommen dort versteuern. Gerade
Städte, die große Volksfeste ausrichten, sind bevorzugte Wohnorte und Unternehmenssitze von Schaustellern.
5.3.3 Wertschöpfung je Volksfestbesucher (Einkommenswirkung)
Der Indikator "Wertschöpfung je Volksfestbesucher" kann zur Beurteilung des ökonomischen Stellenwertes des Volksfestgeschehens herangezogen werden. Im Bundesdurchschnitt liegt der Einkommensbeitrag
•
pro Volksfestbesucher bei DM 21,20. Davon verbleiben rund
•
DM 11,15 als Einkommensbeitrag in der das Volksfest ausrichtenden Kommune
(nicht berücksichtigt sind Einkommenssteuerzahlungen der Schausteller).
Der erstgenannte Wert lässt sich auch durch Division des gesamten Wertschöpfungsbeitrages durch die Anzahl der Volksfestbesuche errechnen.
In diesem Betrag sind alle Einkommenswirkungen innerhalb der 1. und 2. Umsatzstufe
enthalten. Der genannte Wert drückt jenen Anteil der Ausgaben pro Volksfestbesuch
aus, der unmittelbar zu Löhnen, Gehältern und Gewinnen, also zu Einkommen führt.
Zur Erzielung eines durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens in Höhe von DM 34.999
sind demnach
•
1.651 Volksfestbesuche
erforderlich.
Zur Erzielung eines durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens in der ausrichtenden
Kommune sind demnach
•
3.139 Volksfestbesuche
erforderlich.
5.3.4 Steuerliche Effekte
Die Volksfeste tragen auch zum Steueraufkommen (insbesondere anteilige Lohn- und
Einkommensteuer und Gewerbesteuer) in den Kommunen bei. Das Steueraufkommen
lässt sich zwar nicht exakt ermitteln, näherungsweise kann jedoch der für touristische
Umsätze bekannte Satz von 2,5 bis 3% vom Nettoprimärumsatz herangezogen werden. Aus Gründen der Vorsicht wird mit dem Wert von 2,5% gerechnet. Daraus ergeben sich Steuereinnahmen für die Kommunen in Höhe von rund 170 Mio. DM, im
Durchschnitt also:
•
DM 1,00 pro Volksfestbesucher.
Bei einem Volksfest mit 1.000.000 Besuchern sind dies allein DM 1.000.000 an indirekten Steuereinnahmen. Dazu kommen die direkten Einnahmen aus Steuern und Gebühren, die den Schaustellern durch die Kommunen auferlegt werden.
Fazit: Aus den Ausgaben der Volksfestbesucher resultieren Nettoumsätze (einschließlich Verkehrsleistungen) in Höhe von DM 6,8 Mrd.. Die Nettowertschöpfung aus der 1. und 2. Umsatzstufe beträgt rund DM 3,6 Mrd. - diese Summe wird
also zu Einkommen, Löhnen und Gewinnen. Davon entfallen auf die Schausteller
DM 1,7 Mrd., während DM 1,9 Mrd. auf andere Branchen außerhalb des Volksfestgeländes entfallen, beispielsweise Verkehrsunternehmen (An- und Abreise
der Volksfestbesucher sowie der Schausteller), Einzelhandel (Einkäufe der
Volksfestbesucher und der Schausteller am Volksfestort) oder Gastgewerbe
(Gaststättenbesuche der Volksfestbesucher außerhalb des Volksfestgeländes,
Hotelübernachtungen von Städtetouristen, die wegen des Volksfestes angereist
sind). Mehr als die Hälfte der durch Volksfeste ausgelösten Wertschöpfung
kommt also anderen Branchen als dem Schaustellergewerbe zugute. Mit einer
Wertschöpfung von DM 3,6 Mrd. leisten Volksfeste insgesamt einen Beitrag zum
Volkseinkommen von 0,126%.
Auch die Kommunen profitieren von den Volksfesten in erheblichem Maße: Sie
erlösen aus Standgebühren der Schausteller rund DM 138 Mio. pro Jahr sowie
weitere DM 170 Mio. aus Steuereinnahmen (insbesondere anteilige Lohn- und
Einkommenssteuer, Gewerbesteuer) auf Aktivitäten und Umsätze, die es ohne
Volksfeste nicht geben würde. Die Steuern stammen dabei nicht allein aus dem
Schaustellergewerbe, sondern auch aus anderen Branchen, gehen in der genannten Höhe aber ausschließlich auf Volksfeste zurück. Rechnerisch bedeutet
dies, dass bei 170 Mio. Volksfestbesuchen im Jahr pro Besuch eine Mark an
Steuereinnahmen an die Kommunen fließt.
5.4 Arbeitsmarkteffekte durch die Volksfeste
Aus den Einkommenswirkungen der Volksfeste können Rückschlüsse auf den Beschäftigungseffekt gezogen werden. Durch Ausgaben der Volksfestbesucher (lokale
Besucher, Tagesausflügler und Übernachtungsreisende)
•
am Ort des Volksfestes und
•
für Transport- und Fahrleistungen
wird ein Beitrag in Höhe von 0,126% zum gesamtdeutschen Volkseinkommen (DM
2.871 Mrd.) geleistet.
Zwar ist eine detaillierte Analyse des volksfestbedingten Arbeitsmarktes mit diesen
Rahmendaten nicht möglich, doch lässt sich zumindest ein dem Nettoinlandsprodukt
entsprechendes Äquivalent an Vollarbeitsplätzen ableiten. Ausgangspunkt hierfür ist
der im Rahmen der 1. und 2. Umsatzstufe verbleibende Einkommensbeitrag der
Volksfeste von rund DM 3,6 Mrd. für das Jahr 2000.
Stellt man dieser Größenordnung das durchschnittliche Volkseinkommen von etwa DM
78.875 pro Erwerbstätigem 85 gegenüber, lässt sich rein rechnerisch ein Äquivalent von
etwa 45.700 Vollarbeitsplätzen ermitteln. Davon entfallen:
•
rund 28.400 auf die 1. Umsatzstufe sowie
•
rund 17.300 auf die 2. Umsatzstufe und die Verkehrsleistungen (Pkw-Fahrten).
Es ist ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass es sich hierbei nicht um die Zahl der Beschäftigten handelt. Die ermittelten Vollarbeitsplätze sind theoretisch gleichzusetzen
mit Personen, die ihren Lebensunterhalt vollständig aus den Volksfesten beziehen,
wobei das in Deutschland durchschnittlich erzielte Volkseinkommen zu Grunde gelegt
ist. Da die auf Volksfesten beschäftigten Arbeitskräfte vielfach
•
weniger verdienen als der Durchschnitt und
•
nur anteilig von den Volksfesten leben,
85
Volkseinkommen in Höhe von 2.871,2 Mrd. DM dividiert durch 36,402 Mio. Erwerbstätige in Deutschland.
können in der Realität sicherlich weit mehr als 45.700 Personen in Deutschland als von
Volksfesten abhängig bezeichnet werden.
Die Deutsche Gesellschaft für Freizeit rechnet das Schaustellergewerbe dem Kulturbetrieb zu. Dieser Bereich, zu dem darüber hinaus Kino, Theater, Orchester, Bühnen
und sonstige kulturelle Einrichtungen zählen, kommt nach Angaben der DGF auf insgesamt 400.000 Beschäftigte (Voll-, Teilzeit- und geringfügig Beschäftigte). 86 Auf die
etwa 5.000 Schaustellerbetriebe entfallen ca. 35.000 bis 40.000 Beschäftigte (einschließlich mitarbeitender Familienangehöriger).87 Dies entspricht in etwa der Beschäftigtenzahl der öffentlichen Theater, die 1998/99 39.932 Personen betrug.
Die angegebene Zahl der Beschäftigten liegt rund ein Drittel über der Zahl der rechnerischen Vollarbeitsplätze in der 1. Umsatzstufe. Hier zeigt sich bereits ein gegenüber
dem Durchschnitt der Erwerbstätigen deutlich geringeres Einkommensniveau im Bereich der Schausteller. Ein weiterer Grund für die Abweichung ist die Mitarbeit von Familienangehörigen und die zeitlich begrenzte Beschäftigung von Aushilfskräften.
Verteilt man die ermittelte Wertschöpfung bei den Beschickern der Volksfeste in Höhe
von DM 1,7 Mrd. auf die Zahl von rund 37.500 Beschäftigten, dann ergibt sich ein
durchschnittliches Einkommen von lediglich rund DM 45.300.
Aus der Wertschöpfung in Höhe von DM 1,9 Mrd., die in der 1. Umsatzstufe außerhalb
des Volksfestgeländes und in der 2. Umsatzstufe erzielt wird, lässt sich rechnerisch ein
Äquivalent von rund 24.000 Vollarbeitsplätzen errechnen. Dies entspricht bei einem
Volksfest mit 1.000.000 Besuchern rechnerisch rund 142 Vollarbeitsplätzen, überwiegend in der ausrichtenden Kommune.
Tatsächlich ist die Zahl der Arbeitsplätze weit höher, da im Rahmen der kurzfristigen
Volksfestveranstaltungen überwiegend Teilzeit- bzw. Aushilfskräfte nachgefragt werden. So würden rein rechnerisch vom Münchner Oktoberfest 460 Vollarbeitsplätze in
München abhängen 88. Das Oktoberfest dauert jedoch nur 16 Arbeitstage, was etwa 8%
86
Quelle: DGF Freizeit-Daten, 2000, nach Angaben der Branchen und Ausbildungsstätten sowie Statistisches Bundesamt, Bundesanstalt für Arbeit und eigenen Berechnungen.
87
Quelle: Deutscher Schaustellerbund
88
Es wurde eine Besucherzahl von 3,25 Mio. zu Grunde gelegt.
der normalen Jahresarbeitstage entspricht. Dividiert man die Zahl von 460 durch 8%,
dann erhält man rund 5.750 Arbeitsplätze. Tatsächlich gibt es auf der Wiesn 12.000
Arbeitsplätze, wovon nach dieser Rechnung 6.250 auf feste Arbeitsverhältnisse bei
den 690 Beschickern entfallen, also neun pro Beschicker. Dadurch wird die Plausibilität
der ermittelten Werte aufgezeigt.
Diese Arbeitsplätze fallen nicht nur bei fest angestellten Mitarbeitern der Schaustellerunternehmen an. Die von ift befragten Schausteller beschäftigten durchschnittlich
3,1 Aushilfskräfte.
Abbildung 44: Aushilfskräfte bei Schaustellerunternehmen
1-2 Aushilfskräfte
30,5%
keine Angabe
43,7%
3-4 Aushilfskräfte
18,5%
mehr als 10
Aushilfskräfte
1,4%
8-10 Aushilfskräfte
2,6%
5-7 Aushilfskräfte
3,3%
Quelle: ift Befragung
Diese Aushilfskräfte werden nicht nur während der Umsatztage, sondern auch während des Auf- und Abbaus beschäftigt. Die Schausteller reisen durchschnittlich 3,61
Tage vor Volksfestbeginn an und 1,23 Tage nach Volksfestende wieder ab. Bei einer
durchschnittlichen Volksfestdauer von 3,18 Tagen ergibt sich so ein Gesamtaufenthalt
von 8,02 Tagen pro Volksfest. Bei durchschnittlich 128 Umsatztagen pro Schausteller
und einer Dauer von 3,18 Tagen pro Volksfest, ergibt sich pro Schausteller der Besuch
von 40 Volksfesten pro Jahr. Dies entspricht 321 Tagen, an denen diese 3,1 Aushilfskräfte beschäftigt werden, pro Schaustellerunternehmen also rund 995 Arbeitstage,
was rechnerisch etwa 4,7 Vollarbeitskräften entspricht. Bei 5.000 Schaustellerunternehmen resultiert dies rechnerisch in rund 23.700 Vollarbeitsplätzen.
Die von ift befragten Schaustellerunternehmen beschäftigten rund 4,1 feste Mitarbeiter.
Dieser Wert liegt deutlich unter den offiziellen Angaben von 7 bis 8 Mitarbeitern pro
Unternehmen und es stellt sich die Frage, ob in den von Verbandsseite angegebenen
Beschäftigtenzahlen bereits die Aushilfskräfte enthalten sind.
Abbildung 45: Feste Mitarbeiter bei Schaustellerunternehmen
16-20 feste Mitarbeiter
0,7%
11-15 feste Mitarbeiter
0,7%
8-10 feste Mitarbeiter
6,0%
mehr als 20 feste
Mitarbeiter
0,7%
keine Angabe
3,3%
1-2 feste Mitarbeiter
29,8%
5-7 feste Mitabeiter
20,5%
3-4 feste Mitarbeiter
38,4%
Quelle: ift Befragung
Weiterhin sorgen die Volksfeste, wie bereits dargestellt, auch außerhalb des Geländes
für Arbeitsplätze bzw. tragen zu deren Sicherung bei. Zu diesen Arbeitsplätzen zählen
u.a. Arbeitsplätze in den kommunalen Ämtern, die mit der Organisation und Vermark-
tung der Volksfeste befasst sind, aber auch Arbeitsplätze in der Werbebranche, im
Einzelhandel, bei Zulieferbetrieben und bei Verkehrsunternehmen.
Fazit: Rein rechnerisch lässt sich ein Äquivalent von etwa 45.700 Vollarbeitsplätzen in der Schaustellerbranche ermitteln. Es handelt sich hierbei nicht um die
Zahl der Beschäftigten. Die ermittelten Vollarbeitsplätze sind theoretisch gleichzusetzen mit Personen, die ihren Lebensunterhalt vollständig aus den Volksfesten beziehen, wobei das in Deutschland durchschnittlich erzielte Volkseinkommen zu Grunde gelegt ist. Da die auf Volksfesten beschäftigten Arbeitskräfte
vielfach weniger verdienen als der Durchschnitt und nur anteilig von den Volksfesten leben, können in der Realität sicherlich weit mehr als 45.700 Personen in
Deutschland als von Volksfesten abhängig bezeichnet werden.
5.5 Kennwerte zur Beurteilung der wirtschaftlichen Bedeutung
von Volksfesten
Die wirtschaftliche Bedeutung eines Volksfestes hängt für die betroffene Kommune von
der Zahl der Besucher und den durchschnittlichen Ausgaben dieser Besucher ab.
Während die Besucherzahl häufig auf Basis polizeilicher Schätzungen zumindest annähernd bekannt ist, entziehen sich die Durchschnittsausgaben der Besucher meist
der Kenntnis der Kommunen.
Diese Ausgaben und damit die Basis zur Ermittlung der wirtschaftlichen Effekte können
mit Hilfe der bereits in Abschnitt 2.4.2.2 hergeleiteten Formel näherungsweise ermittelt
werden.
Kaufkraft x Beschicker
Durchschnittsausgaben =
(Beschicker x 458,04) + 74.036
Ergebnis sind die durchschnittlichen Ausgaben pro Besucher ohne Berücksichtigung
der Fahrtkosten mit dem Pkw. Diese können mit 12,2% der ermittelten Durchschnittsausgaben angesetzt werden.
Das Produkt aus der Zahl der Besucher und den durchschnittlichen Tagesausgaben
ergibt die durch das Volksfest bedingten Bruttoumsätze. Die ermittelte Nettowertschöpfung beträgt 46,7% der Bruttoumsätze. Die steuerlichen Effekte können mit rund
2,2% der Bruttoumsätze beziffert werden.
Von der Nettowertschöpfung entfallen 52,6% auf den Bereich außerhalb des Volksfestgeländes und auf die 2. Umsatzstufe, verbleiben also überwiegend in der Kommune und nicht bei den Schaustellern bzw. Beschickern!
Aus der in der Kommune verbleibenden Wertschöpfung lassen sich auch die Effekte
auf dem Arbeitsmarkt ermitteln. Indem man die Wertschöpfung durch den Betrag von
DM 78.875 dividiert, erhält man die rechnerischen Vollarbeitsplätze, die sich am durchschnittlichen Einkommen in Deutschland orientieren.
Nachfolgend werden diese Kennwerte exemplarisch auf Volksfeste in fünf verschiedenen Größenklassen angewendet:
Tabelle 49: Beispiele für wirtschaftliche Effekte
BerechBeispiel 1
nungsgrundlage
Zahl der Beschicker
Beispiel 2
Beispiel 3
Beispiel 4
Beispiel 5
30
60
100
150
250
27.081
27.081
27.081
27.081
27.081
siehe Formel
9,26
16,01
22,60
28,46
35,91
12,20%
1,13
1,95
2,76
3,47
4,38
10.000
50.000
100.000
250.000
500.000
103.848
897.913
2.535.454
7.982.465 20.144.210
46,70%
48.497
419.325
1.184.057
3.727.811
9.407.346
Steuereinnahmen in
DM
2,20%
2.285
19.754
55.780
175.614
443.173
in Kommune verbleibende Nettowertschöpfung in DM
52,60%
25.509
220.565
622.814
1.960.829
4.948.264
rechnerische Vollar78.875 pro
Vollarbeitsbeitsplätze Kommune
in DM
platz
Quelle: Eigene Darstellung
0,3
3
8
25
63
Kaufkraft in DM
Durchschnittsausgaben in DM
Fahrtkosten Pkw
Besucher
Bruttoumsätze In DM
Nettowertschöpfung in
DM
Bei den dargestellten Steuereinnahmen sind die durch die Beschicker direkt an die
Kommunen entrichteten Gebühren (z.B. Standgelder) noch nicht berücksichtigt.
Am Beispiel der Cranger Kirmes in Herne Beispiel soll verdeutlicht werden, wie sich die
Ausgaben der Besucher auf die verschiedenen Bereiche verteilen. Bei diesem Beispiel
wurden nur die Parameter Besucherzahl und Gesamtausgaben auf die tatsächlichen
Verhältnisse abgebildet. Die Verteilung der daraus resultierenden Gesamtumsätze erfolgte nach dem ermittelten bundesweiten Durchschnitt und nicht nach den Befragungsergebnissen in Herne, da diese für derart detaillierte Angaben in Teilbereichen
zu geringe Stichprobengrößen aufweisen:
•
Durchschnittliche Ausgaben je Besucher: DM 42,90 (inkl. Kosten für Pkw)
•
Besucherzahl: 2,14 Mio.
Daraus resultieren Bruttoumsätzen von DM 91,8 Mio.. Davon entfallen DM 53,7 Mio.
auf auswärtige Besucher. Insgesamt teilen sich die Bruttoumsätze sich wie folgt auf:
Tabelle 50: Bruttoumsätze auf der Cranger Kirmes in Mio. DM
Bruttoumsätze
alle Besucher
Gesamt
91,8
grau unterlegt Bereiche zeigen Ausgaben außerhalb des Volksfeste
Volksfest = Einnahmen der 424 Schausteller:
davon werden aufgewendet für:
Gastronomie
21,0
Aushilfskräfte
1,2
Imbiss
13,9
Lebensunterhalt feste Mitarbeiter
und mitreisende Familienangehörige
2,3
Fahrgeschäfte
13,7
Freizeit, Bildung, Unterhaltung und
sonstiges während des Aufenthaltes
0,6
Spielgeschäfte
3,4
Wareneinkäufe
1,8
Schießen
1,3
Lebensmitteleinkäufe Betrieb
1,2
Schau und Belustigung
0,9
Strom
0,9
Einkäufe
6,1
Wasser
0,1
Sonstiges
0,5
Werbung
0,3
Total
60,7
Müllbeseitigung
0,1
Außerhalb Volksfest Reparaturen, TÜV, techn. Abnahme
0,4
Parken
1,8
sonstiges
0,6
Lokaler Transport
2,3
Standgebühren
1,0
ÖPNV, Taxi, DB
6,0
Pkw
10,0
Unterkunft
0,5
Gastronomie außerhalb
1,8
Einkäufe außerhalb
5,9
Unterhaltung/Sport/Freizeit
2,8
Total
10,6
Total
31,1
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis ift - Befragung
Das bedeutet, dass von den auf der Cranger Kirmes erzielten Bruttoumsätzen von DM
91,8 Mio. rund:
•
DM 11,2 Mio. in den lokalen Einzelhandel fließen und zwar in Form von Ausgaben
der Schausteller für den Lebensunterhalt der festen Mitarbeiter und mitreisenden
Familienangehörigen, der Ausgaben für Waren- und Lebensmitteleinkäufe für den
Betrieb und in Form der Ausgaben der Besucher für Einkäufe außerhalb des
Volksfestgeländes
•
DM 10,1 Mio. in das Transportgewerbe (Taxi, ÖPNV, DB) und die Parkplätze
•
DM 5,7 Mio. in die Freizeit- und Tourismuswirtschaft am Ort in Form von Ausgaben
der Besucher für Gastronomie, Unterkunft, Unterhaltung, Freizeit- und Sport und
die Ausgaben der Schausteller für Freizeit und Unterhaltung am Veranstaltungsort.
•
DM 2,4 Mio. in die übrige lokale Wirtschaft in Form von Ausgaben der Schausteller
für Wasser, Strom, Müllbeseitigung, Werbung, Reparaturen, TÜV, technische Abnahme und sonstiges.
•
DM 1,2 Mio. in die Beschäftigung von Aushilfskräften.
Die Stadt Herne nimmt über die Standgebühren rund DM 1,0 Mio. ein. W eitere DM 2,0
Mio. fließen der Kommune durch Steuern zu.
Die Kosten für die Anreise per Pkw sind nicht eindeutig der das Volksfest ausrichtenden Kommune zuzurechnen und werden daher an dieser Stelle nicht weiter betrachtet.
Fazit: Von den Bruttoausgaben der Volksfestbesucher kommt rund 1/3 der lokalen Wirtschaft (Einzelhandel, Tourismusgewerbe, Verkehrsbetriebe etc.) entweder direkt oder über die Ausgaben der Schausteller zu gute. Weitere rund 11%
entfallen auf die Automobilwirtschaft (Autohersteller, Werkstätten, Tankstellen)
und rund 3,5% fließen der ausrichtenden Kommune in Form von Standgeldern
und Steuern zu.
5.6 Touristische Bedeutung der Volksfeste in Deutsc hland
5.6.1 Übernachtungstourismus
5.6.1.1 Volumen des Übernachtungstourismus in Deutschland
Im Jahr 1999 wurden insgesamt 308 Mio. Übernachtungen (davon 35,7 Mio. durch
Ausländer) in gewerblichen Beherbergungsbetrieben registriert (ca. 81% in den ABL,
ca. 19% in den NBL). 89 Dazu kommen Übernachtungen in Privatquartieren, bzw. Quartieren mit weniger als neun Betten.
Für die alten Bundesländer wurde vom DWIF die Zahl der Übernachtungen in Privatquartieren mit 45% der Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben ermittelt. Daraus ergeben sich rund 115 Mio. Übernachtungen. Für die neuen Bundesländer wird vom DWIF von 12,3 Mio. Übernachtungen in nicht gewerblichen Beherbergungsbetrieben ausgegangen. Dazu kommen weitere, rund 20 Mio. Übernachtungen
auf Campingplätzen in ganz Deutschland.
Daraus ergibt sich ein Gesamtvolumen von etwa 455 Mio. Übernachtungen in
Deutschland, wovon ca. 49 Mio. (ca. 11%) auf Übernachtungen ausländischer Gäste
und 406 Mio. auf Übernachtungen deutscher Gäste entfallen. 90
Nicht eingerechnet sind dabei Übernachtungen bei Freunden und Verwandten sowie in
eigenen Ferienwohnungen und -häusern. Laut Reiseanalyse '99 entfallen jedoch
20,6% der Übernachtungen bei Inlandsreisen auf die Unterkunft bei Verwandten und
Bekannten sowie auf eigene Ferienwohnungen oder -häuser. Die genannten 406 Mio.
Übernachtungen repräsentieren also nur 79,4% der gesamten Inländerübernachtungen
in Deutschland.
89
90
Quelle: Amtliche Statistik
Übernachtungen durch Ausländer nach amtlicher Statistik: Camping 2,8 Mio., gewerbliche Beherbergungsbetriebe
36 Mio. (davon rund 17 Mio. in Großstädten). Geschätzte Übernachtungen in nicht gewerblichen Betrieben: rund 10
Mio.
Das bedeutet, dass in Deutschland insgesamt rund 511 Mio. Übernachtungen durch
Inländer und 49 Mio. Übernachtungen durch Ausländer, in Summe also 560 Mio. Übernachtungen zu verzeichnen sind.
Nach der Reiseausgaben-Strukturuntersuchung, die das DWIF 1992 im Auftrag des
Bundeswirtschaftsministeriums durchgeführt hat, entfielen 1990/91 auf einen Übernachtungsgast in den alten Ländern Ausgaben vom DM 113,1091. Rechnet man diesen
Wert auf die Zahl von 560 Mio. Übernachtungen hoch, resultieren daraus Umsätze von
DM 63,3 Mrd.. Für das Jahr 1999 dürften sich in Folge der Preissteigerung selbst bei
vorsichtiger Schätzung Ausgaben von rund DM 65 Mrd. ergeben.
5.6.1.2 Volumen der Städtereisen
Da Übernachtungsreisen zu Volksfesten zu einem großen Teil in Städte führen, sind
sie dem Städtetourismus zuzurechnen. Vor diesem Hintergrund ist eine nähere Betrachtung des Segments des Städtetourismus geboten.
Nach den Ergebnissen der Reiseanalyse haben in den Jahren 1996-1998 14,1% der
Inlandsreisenden einen Städteurlaub durchgeführt. Daraus ergibt sich ein Volumen von
1,25 Mio. Städtereisen ins Inland.
Abbildung 46: Kennwerte zum Volumen von Städtereisen
Urlaubsform
Anteil
Basis
Zeitraum
Städtereisende
14,1%
Inlandsreisende
1996-1998
Städtereisende
4,7%
Inlandsreisende
1998
Häufigkeit Urlaubsform
1,42
alle Urlaubsformen
1998
Städtereisen
6,67%
Inlandsreisen
1998
Inlandsreisen
18,8 Mio.
Inlandsstädtereisen
1,25 Mio.
Quelle: Reiseanalyse, eigene Berechnungen
91
1998
Inlandsreisen
1998
Dieser Wert bezieht sich auf alle gewerblichen und nicht- gewerblichen Übernachtungsstätten in den alten Bundesländern, so dass kostenlose Übernachtungen bei Freunden, Bekannten, Verwandten nicht hierunter fallen. Allerdings
sind soziale Kurgäste hierbei eingerechnet, die ebenfalls keine Übernachtungskosten aufweisen, so dass der Wert
plausibel erscheint, insbesondere vor dem Hintergrund, das er bereits 10 Jahre alt ist. Umfangreiche Gästebefragungen in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Brandenburg in den letzten Jahren bestätigen diesen Umstand.
Bei den Kurzreisen haben die Städtereisen einen besonders hohen Anteil. So unternahmen 1998 insgesamt 42,7% der Kurzreisenden mit inländischen Reisezielen eine
Städtereise. Dies entspricht bei einem Volumen von rund 42 Mio. Inlandskurzreisen
nach der Reiseanalyse rund 11,8 Mio. Städtekurzreisen im Inland.
Abbildung 47: Kennwerte zum Volumen von Städtekurzreisen
Urlaubsform
Anteil
Basis
Zeitraum
Städtekurzreisende
42,7%
Inlandskurzreisende
1998
Alle Urlaubsformen
153%
Inlandskurzreisende
1998
Städtekurzreisen
27,9%
Kurzreisen
1998
Inlandskurzreisen
42 Mio.
Inlandsstädtekurzreisen
11,8 Mio.
Quelle: Reiseanalyse, eigene Berechnungen
1998
Inlandskurzreisen
1998
Für das Jahr 1998 ergibt sich somit ein Gesamtvolumen von 13 Mio. Städtereisen im
Inland.
Bei einer durchschnittlichen Zahl von 1,6 Übernachtungen 92 je Kurzreise ergeben sich
rund 18,9 Mio. Übernachtungen durch Städtekurzreisende im Inland. Rechnet man die
mitreisenden Kinder unter 14 Jahre hinzu, ergeben sich rund 22,7 Mio. Übernachtungen.
Die durchschnittliche Zahl der Übernachtungen von Städteurlaubern im Inland wird auf
6 Nächte geschätzt. Daraus ergeben sich etwa 7,5 Mio. Übernachtungen. Rechnet
man die mitreisenden Kinder unter 14 Jahre hinzu, ergeben sich rund 9,0 Mio. Übernachtungen durch deutsche Städtereisende im Inland.
Zusammengenommen ergeben sich rund 31,7 Mio. Übernachtungen durch deutsche Städtereisende im Inland. Diese Zahl schließt die Übernachtungen bei Freunden und Verwandten ein. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Städtereisenden
beträgt 2,42 Nächte (31,7 Mio. Übernachtungen/13,05 Mio. Städtereisende).
92
Wegen des speziellen Charakters von Städtereisen wird die Reisedauer etwas geringer angesetzt als bei anderen
Reiseformen.
5.6.1.3 Volksfestindizierte Übernachtungsreisen
Nach Erhebungen des B.A.T. Freizeitforschungsinstitutes haben 1997 22% der Deutschen eine Reise mit mindestens einer Übernachtung gemacht, bei der eine Veranstaltung Hauptmotiv für die Reise war. Dies entspricht rund 18 Mio. Reisenden. Volksfeste oder Stadtfeste nannten 12% der Veranstaltungsreisenden als besonders wichtig
für ihre Reiseplanung. Daraus ergeben sich 2,16 Mio. Übernachtungsreisen zu Volksfesten pro Jahr.
Von den durch ift befragten übernachtenden Volksfestbesuchern gaben rund 18% an,
dass das Volksfest der Hauptanlass ihrer Reise wäre. Demzufolge würden 3,15 der
ermittelten 17,3 Mio. Übernachtungen durch Volksfestbesucher auf Besucher entfallen,
deren Hauptreisemotiv das Volksfest war. Setzt man diese Zahl mit der von B.A.T. ermittelten Zahl in Beziehung, dann resultiert daraus eine Aufenthaltsdauer von 1,46 Tagen, die unter der von ift ermittelten Aufenthaltsdauer liegt. Die Abweichung wird jedoch nicht als so hoch angesehen, dass die Ergebnisse einer der beiden Studien
grundsätzlich in Frage gestellt werden müssten.
Unabhängig vom Hauptmotiv der Reise wurden von ift 17,3 Mio. Übernachtungen im
Rahmen von Volksfestbesuchen ermittelt. Dies entspricht einem Anteil an den Übernachtungen in Deutschland von 3,1%.
Die Umsätze durch die übernachtenden Volksfestbesucher betragen (ohne Kosten für
An- und Abreise per Pkw) rund 715 Mio. DM. Das entspricht etwa 1,1% der Umsätze
durch übernachtende Touristen in Deutschland. Die Durchschnittsumsätze der übernachtenden Volksfestbesucher liegen also deutlich unter den Durchschnittsumsätzen
der Gesamtheit der übernachtenden Touristen. Der Grund dafür ist der mit über 90%
sehr hohe Anteil der Übernachtungen bei Freunden und Verwandten, für die keine
Kosten entstehen. Insgesamt werden nur 20,6% der Übernachtungen durch Inländer in
Deutschland bei Freunden und Verwandten getätigt.
Das Volkseinkommen aus den übernachtenden Volksfestbesuchern beläuft sich auf
rund DM 483 Mio..
5.6.2 Tagestourismus
5.6.2.1 Volumen des Tagestourismus in Deutschland
In einer Studie des DWIF zu den Tagesreisen der deutschen Bevölkerung im Jahr
1993 wurde für die Bundesrepublik Deutschland ein Volumen von rund 2,02 Mrd. Tagesausflügen ermittelt. Die durch die Tagesausflügler getätigten Umsätze wurden mit
rund DM 76 Mrd. beziffert.
Weiterhin wurde ein Volumen von rund 181,5 Mio. Tagesgeschäftsreisen ermittelt. Die
durch die Tagesgeschäftsreisenden getätigten Umsätze wurden mit DM 9,2 Mrd. beziffert.
Insgesamt ergeben sich daraus rund 2,2 Mrd. Tagesreisen und ein Umsatzvolumen
aus dem Tagestourismus von mehr als 85 DM Mrd..
Damit entfallen rund 57% aller touristischen Umsätze, bestehend aus Tagesreisen (DM
85 Mrd.) und Übernachtungsreisen (DM 65 Mrd.), auf die Tagesreisen.
5.6.2.2 Volksfestindizierte Tagesreisen
Rund 39,3% der Volksfestbesucher unternehmen einen Volksfestbesuch im Rahmen
eines Tagesausflugs vom einem Wohnort aus, der nicht gleich dem Veranstaltungsort
des Volksfestes ist. Dies ergibt ein Volumen von 66,8 Mio. Tagesausflügen zu Volksfesten und entspricht einem Anteil von 3,04% an sämtlichen Tagesausflügen der Deutschen. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass auch ein erheblicher Anteil der Besucher mit Wohnort gleich dem Veranstaltungsort zu den Tagesausflüglern gerechnet
werden kann, da in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern bereits Ausflüge über
Stadtteilgrenzen hinweg zum Tagestourismus gerechnet werden.
Es wird geschätzt, dass in diesem Sinne mindestens 60% der Volksfestbesucher zu
den Tagesausflüglern gerechnet werden können, also rund 102 Mio. Tagesausflüge zu
Volksfesten unternommen werden. Dies entspricht einem Anteil an den Tagesreisen in
Deutschland von 4,6%.
Die Umsätze der Tagesausflügler zu Volksfesten betragen (ohne Kosten für An- und
Abreise mit dem Pkw) rund DM 2,51 Mrd.. Rechnet man die lokalen Besucher hinzu,
die mindestens noch den Tagesausflüglern zugerechnet werden können (29,6% der
lokalen Besucher), dann erhöhen sich die Umsätze auf DM 3,8 Mrd.. Dies entspricht
etwa 4,5% der Umsätze aus dem Tagestourismus insgesamt.
Das Volkseinkommen aus den Tagesreisen zu Volksfesten beläuft sich auf DM 2,012
Mrd..
5.6.3 Überblick über die touristische Bedeutung der Volksfeste
Das gesamte, dem Tourismus zurechenbare volksfestindizierte Volkseinkommen beträgt rund DM 2,5 Mrd.. Damit sind etwa 69% des durch Volksfeste entstehenden
Volkseinkommens dem Tourismus zuzurechnen.
Die nachfolgende Abbildung stellt die Bedeutung der Volksfeste grafisch dar und stellt
den Zusammenhang mit der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung her (der nichttouristische Anteil des volksfestindizierten Volkseinkommens resultiert aus den Umsätzen, die durch lokale Besucher der Volksfeste getätigt werden, die gemäß den genannten Definitionen nicht den Touristen zuzurechnen sind):
Abbildung 48: Bedeutung der Volksfeste für die Tourismuswirtschaft und die
Wirtschaft allgemein
Volkseinkommen in Deutschland
gesamt
2.871,2Mrd. DM
Volkseinkommen
durch Tourismus
120,9 Mrd . DM
Volkseinkommen durch Volksfeste
3,6 Mrd . DM
davon touristisch
2,5 Mrd. DM
Quelle: Eigene Darstellung
nicht touristisch
1,1 Mrd . DM
Fazit: Im Rahmen von Volksfestbesuchen wurden 17,3 Mio. Übernachtungen ermittelt. Dies entspricht einem Anteil an den Übernachtungen in Deutschland von
3,1%. Die Umsätze durch die übernachtenden Volksfestbesucher betragen (ohne
Kosten für An- und Abreise per Pkw) rund DM 715 Mio.. Das entspricht etwa 1,1%
der Umsätze durch übernachtende Touristen in Deutschland. Das Volkseinkommen aus den übernachtenden Volksfestbesuchern beläuft sich auf rund DM 483
Mio..
Es werden rund 102 Mio. Tagesausflüge zu Volksfesten unternommen. Dies entspricht einem Anteil an den Tagesreisen in Deutschland von 4,6%. Die Umsätze
der Tagesausflügler zu Volksfesten betragen (ohne Kosten für An- und Abreise
mit dem Pkw) rund DM 3,8 Mrd.. Dies entspricht etwa 4,5% der Umsätze aus dem
Tagestourismus insgesamt. Das Volkseinkommen aus den Tagesreisen zu
Volksfesten beläuft sich auf DM 2,0 Mrd..
Das gesamte, dem Tourismus zurechenbare volksfestindizierte Volkseinkommen
beträgt rund DM 2,5 Mrd.. Damit sind etwa 69% des durch Volksfeste entstehenden Volkseinkommens dem Tourismus zuzurechnen.
5.7 Die Bedeutung der Volksfeste im Vergleich mit anderen
Angebotsformen der Freizei twirtschaft
Die nachfolgend aufgeführten Jahresbesucher- bzw. Nutzerzahlen basieren auf Angaben der Deutschen Gesellschaft für Freizeit (mit Ausnahme des Wertes für die Volksfeste selbst):
•
Volksfeste 170 Mio. Besucher
•
Bäder (öffentlich) 160 Mio. Besucher
•
Kinos 149 Mio. Besucher
•
Museen 95,3 Mio. Besucher
•
Theater 33,8 Mio. Besucher
•
Multiplex-Kinos 34,4 Mio. Besucher
•
Erlebnisparks 21 Mio. Besucher
•
EXPO 18 Mio. Besucher
•
Erlebnisbäder 16,4 Mio. Besucher
•
Fußball Bundesliga 9,3 Mio. Besucher
•
Kulturorchester 2,5 Mio. Besucher
•
Festspiele 1,5 Mio. Besucher.
Es zeigt sich, dass Volksfeste rund 28% mehr Besucher auf sich vereinen können, als
der etablierte Kulturbetrieb (Museen, Theater, Kulturorchester und Festspiele) zusammen.
Fazit: Bezogen auf die Besucherzahlen stellen die Volksfeste das bedeutendste
Angebotssegment der Freizeitwirtschaft dar.
6. NICHT-M ONETÄRE EFFEKTE DER VOLKSFESTE
Neben den monetären Effekten entstehen durch Volksfeste auch nicht-monetäre Effekte, die sehr bedeutsam sind, wie im folgenden aufgezeigt wird. Die nicht-monetären
Effekte setzen sich im wesentlichen aus den sozialen sowie Werbe- und Imageeffekten
zusammen.
6.1 Soziale Effekte
Der Ursprung vieler Volksfeste reicht zeitlich bis weit in die Vergangenheit – z.T. bis ins
frühe Mittelalter – zurück, wie in nachfolgender Abbildung beispielhaft aufgezeigt wird.
Abbildung 49: Die ältesten Volksfeste in Deutschland
Ort
Name des Festes
Entstehungsjahr
Bad Hersfeld
Lullusfest
852
Bad Wimpfen
Talmarkt
965
Kaiserslautern
Oktobermarkt
985
Verden
Domweih
985
Herford
Vision
1011
Donauwörth
Mai-Markt
1030
Würzburg
Kiliani-Volksfest
1030
Bremen
Freimarkt
1035
Passau
Herbstdult
1164
Schwäbisch-Hall
Jakobimarkt
1180
Fürth
Michaelis-Kirchweih
12. Jahrhundert
Quelle: Komet Druck und Verlagshaus/Klaus Endres "Volksfeste und Märkte", 1983
Weiterhin entwickelten sich historisch gesehen viele Volksfeste aus religiösen Motiven
heraus. Sowohl hinsichtlich des Alters der meisten Volksfeste als auch der Motive ihrer
Entstehung kann damit festgehalten werden, dass Volksfeste einen gewachsenen Teil
regionaler Traditionen darstellen. Durch ihre regelmäßige, zumeist jährliche, Austragung wird lokales und regionales Brauchtum gepflegt und gefördert.
Das hohe Alter und der Erhalt bestimmter Traditionen und Bräuche bedeutet aber
nicht, dass es sich bei Volksfesten um „veraltete“ oder „antiquierte“ Veranstaltungen
handelt. Im Rahmen der Besucherbefragung auf den vier Volksfesten in Oldenburg,
Bonn, Stuttgart und Herne wurden die Besucher gefragt, wie hoch Ihr Zustimmungsgrad zu folgenden Äußerungen ist:
•
Die Städte sollten darauf hinwirken, die Veranstaltung von Volksfesten wie
"..." langfristig sicherzustellen. Falls erforderlich, auch durch die Verwendung
öffentlicher Mittel.
•
Volksfeste erhöhen insgesamt die Attraktivität der veranstaltenden Städte als
Wohnstandort.
•
"..." ist ein Ereignis, das einen besonderen Stellewert im Jahresverlauf einnimmt.
•
Volksfeste wie "..." passen in die heutige Zeit.
•
Volksfeste sollten ein größeres Angebot an Attraktionen wie in den Freizeitparks bieten.
•
Sollte es "..." nicht mehr geben, würde es mir etwas fehlen.
•
"..." ist die wichtigste Großveranstaltung in "...".
Die befragten Personen bewerteten die gerade genannten Äußerungen auf einer Skala
von 1 (= stimme voll zu) bis 4 (= stimme überhaupt nicht zu).
Betrachtet man die hieraus resultierenden durchschnittlichen Bewertungen der befragten Volksfestbesucher, so wird deutlich, dass eine sehr positive Einstellung gegenüber den Volksfesten vorherrscht. Die Besucher stimmen ganz besonders der
Aussage zu, dass "Volksfeste in die heutige Zeit passen", wobei diese Zustimmung für
alle Altersgruppen zutrifft. Dieses Ergebnis bestätigt die oben getroffene Aussage,
das Volksfeste nicht als veraltete Veranstaltung angesehen werden. Vielmehr scheinen
sich Volksfeste auch in der heutigen Zeit dazu zu eignen, vorhandene Traditionen und
Bräuche zu erhalten und zu fördern.
Abbildung 50: Durchschnittliche Zustimmung der befragten Besucher zu bestimmten Äußerungen
Bitte nehmen sie zu folgenden Äußer ungen über Volksfeste Stellung?
3
2,8
2,5
Durchschnittl. Bewertung
2,2
2
2,0
2,0
2,2
1,9
1,6
1,5
1
0,5
0
Die Städte sollten Volksfeste erhöhen "..." ist ein Ereignis,
darauf hinwirken, die
insgesamt die
das einen
Veranstaltung von
Attraktivität der
besonderen
Volksfesten wie "..."
veranstaltenden
Stellewert im
langfristig
Städte als
Jahresverlauf
sicherzustellen.
W ohnstandort.
einnimmt.
Falls erforderlich,
auch durch die
Verwendung
öffentlicher Mittel.
Volksfeste wie "..."
passen in die
heutige Zeit.
Volksfeste sollten
ein größeres
Angebot an
Attraktionen wie in
den Freizeitparks
bieten.
Sollte es "..." nicht
"..." ist die
mehr geben, würde
wichtigste
es mir etwas fehlen. Großveranstaltung
in "...".
Skala: 1 = stimme voll zu, 2 = stimme zu, 3 = stimme nicht zu, 4 = stimme überhaupt nicht zu
Quelle: ift Befragung
Hingegen erfährt die Aussage, dass "Volksfeste ein größeres Angebot an Attraktionen
wie in den Freizeitparks bieten sollten" die größte Ablehnung. Hieran wird indirekt wiederum deutlich, dass neben den Attraktionen andere Angebotsfaktoren eine bedeutende Rolle für die Besucher spielen, wobei es sich vermutlich um die besondere Atmosphäre von Volksfesten handelt.
Der Aussage, dass „die jeweiligen Volksfeste einen besonderen Stellenwert im Jahresverlauf einnehmen“ wurde ebenfalls sehr deutlich zugestimmt. Gleiches gilt für die
Aussagen, dass „die Städte darauf hinwirken sollen, die Veranstaltung von Volksfesten
langfristig sicherzustellen (falls erforderlich, auch durch Verwendung öffentlicher Gelder)“, und dass „jeweilige Volksfest insgesamt die Attraktivität der veranstaltenden
Städte als Wohnstandort erhöhen“. Auch bei der Aussage „Sollte es „..:“ nicht mehr
geben, würde mir etwas fehlen“ sowie bei der Aussage „...“ ist die wichtigste Großveranstaltung in der Stadt“ ist bei den befragten Besucher eine klare Zustimmungstendenz
zu erkennen.
Anhand der klaren Zustimmungstendenzen zu diesen Äußerungen kann festgestellt
werden, dass Volksfeste einen großen, positiven Einfluss auf die Attraktivität des Lebensumfeldes der Menschen besitzen und als subjektiv wichtige Angebote von den
Menschen empfunden werden. Diese Aussagen gelten für alle Alters- und Berufsgruppen.
Auch im Rahmen der Expertengespräche wiesen einige Teilnehmer/-innen auf die
besondere soziale Bedeutung von Volksfesten hin, die in der Erhöhung der Lebensqualität für die Menschen gesehen wird.
Volksfeste stellen für die Bewohner einer Kommune bzw. Region ein wichtiges Element im Freizeitangebot ihres unmittelbaren Lebensumfeldes dar. Große Volksfeste
sind dabei für viele lokale und regionale Bewohner ein "Must-see-Event". Kleinere
Volksfeste, z.B. in ländlichen Regionen oder Stadtteilen, haben eine besondere identitätsstiftende und kommunikative Funktion. Diese ist darin begründet, dass Volksfeste
einen kommunikativen Treffpunkt für alle Bewohner bieten.
Volksfeste werden von allen Bevölkerungs- und Altersgruppen besucht und besitzen
somit einen integrierenden Charakter (vgl. hierzu auch Abbildung 18: Beruf der Besucher und Abbildung 17: Alter der Volksfestbesucher).
Ferner werden viele Volksfeste seit Jahrhunderten durchgeführt und weisen demnach
eine lange Tradition auf, die identitätsbildend wirkt und für die Menschen wichtig ist.
Nach einer Befragung auf dem Bremer Freimarkt bewerteten 1997 über 91% der Bremer Besucher und 80% der auswärtigen Besucher den Freimarkt als eine unverzichtbare Institution. 63% der Besucher gingen in den zehn Jahren vor der Befragung jedes
Jahr zum Freimarkt. 93
93
Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher, Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der
Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577)
Hinzu kommt, dass Volksfeste häufig von Ortsvereinen ehrenamtlich organisiert werden, wodurch die Identifikation mit dem Volksfest steigt. Viele der kleineren Volksfeste
verdanken ihre Existenz der ehrenamtlichen Tätigkeit von Vereinsmitgliedern.
Fazit: Volksfeste erhöhen die Lebensqualität der veranstaltenden Städte und
werden von den Besuchern als besondere Ereignisse und wichtige Veranstaltungen angesehen, deren Durchführung langfristig gesichert werden soll (wenn
notwendig auch durch Verwendung öffentlicher Mittel). Als kommunikative Plattformen für die Bewohner der Veranstaltungsorte bzw. -regionen wirken sie integrierend, da sie von allen Bevölkerungs- und Altersgruppen besucht werden.
Volksfeste als traditionsreiche Veranstaltungen werden als absolut zeitgemäß
beurteilt und eignen sich daher, die damit verbundenen Bräuche und Traditionen
zu bewahren und zu pflegen.
6.2 W erbe- und Imageeffekte
Die Experten in allen Standorten bestätigten enorme, positive W erbe- und Imageeffekte für die jeweilige Stadt. Hauptgrund hierfür ist die umfangreiche Medienberichterstattung (bundesweit ca. 10.000 Zeitungsberichte p.a.) auf regionaler und überregionaler Ebene, z.B. durch Live-Radiosendungen, Zeitungsartikel, Fernsehberichterstattungen.
Entsprechend der Besucherreichweite der Volksfeste (50 bis 100 km Radius um die
untersuchten Volksfestorte), berichten Medien über diese Ereignisse und werden von
den Organisatoren und Veranstaltungspartnern zu Werbezwecken genutzt.
Dem Münchener Oktoberfest kann sogar eine weltweite Image- und W erbewirksamkeit
für die Stadt München, dem Bundesland Bayern, die Bundesrepublik Deutschland sowie mitveranstaltenden Brauereien zugeschrieben werden, wie die große Popularität
und Durchführung zahlreicher Oktoberfeste in der ganzen Welt (z.B. USA, Asien) belegt. Die Deutsche Zentrale für Tourismus will folglich einige der bedeutendesten
Volksfeste neben dem Oktoberfest, wie z.B. dem Bremer Freimarkt, als zusätzliche Attraktionen in ihr nationales und internationales Marketing aufnehmen.
Die Höhe der Werbebudgets für Anzeigen, Radiospots, Informationsflyer und Plakate
etc. liegt bei größeren Volksfesten nach Angaben der Organisatoren zwischen etwa
50.000 bis 500.000 DM. Hinzu kommen weitere Geld-, Sach- und Personalaufwendungen in erheblichem Umfang, die nur sehr schwer zu quantifizieren bzw. genau zuzuordnen sind. So werden verstärkt gemeinsame Werbeanzeigen von Schaustellern und
kooperierenden Unternehmen (z.B. Handel, Verkehrsbetriebe) geschaltet, um die Veranstaltung und begleitende Angebote, wie z.B. verkaufsoffene Sonntage, zu bewerben.
Verkehrsbetriebe plakatieren Ihre Fahrzeuge, Kommunen und/oder Tourismusinstitutionen schreiben Pressemitteilungen. Der Handel dekoriert dem Volksfest entsprechend
thematisch seine Schaufenster, auch um Merchandising-Produkte zu den Volksfesten
vertreiben zu können. In Oldenburg wird ca. 4-6 Wochen vor Beginn des Kramermarktes jedem offiziellem Schreiben der Stadt ein Infoflyer über das Volksfest beigefügt. Auf
den kommunalen Websites werden die Volksfeste und daran beteiligten Partner im Internet präsentiert.
Diese kurzen
Beispiele unterstreichen
die umfangreichen
Werbe-
und
PR-
Maßnahmen, die im Rahmen der Vorbereitung und Durchführung von Volksfesten zum
Einsatz kommen, ohne dass diese im ‚offiziellen Werbebudget’ aufgeführt werden.
Hochrangige, kommunale Vertreter (z.B. Bürgermeister, Verbandsvertreter) nutzen die
Volksfeste, um wichtige Gäste, Medienvertreter und (potentielle) Investoren persönlich
über das Volksfest zu führen. Gleiches gilt für private Unternehmen, die mit Ihren Belegschaften und/oder Kunden die Volksfeste besuchen. Somit besitzen Volksfeste für
die betreffenden Kommunen einen bedeutenden Stellenwert für das Stadt- und Standortmarketing.
Im Rahmen der Expertengespräche wurde von vielen Seiten nachdrücklich darauf hingewiesen, dass das jeweilige Volksfest ein wichtiges Element für das Stadtmarkting
der Kommune darstellt, das es zukünftig zu fördern und auszubauen gilt.
Für viele Unternehmen sind die Werbe- und Imageeffekte von Volksfesten für ihr Engagement ausschlaggebend.
Dies gilt besonders für Unternehmen des öffentlichen Verkehrs, die bedeutende Promotions-, Werbe- und Imageeffekte von Volksfesten für Ihre Unternehmen konstatieren. So kann den Kunden durch die erhöhte Fahrleistung die eigene Leistungsfähigkeit
demonstriert werden. In diesem Zusammenhang betonten die Experten, dass viele der
Volksfestbesucher keine regelmäßigen Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs
sind. Hierdurch bieten sich langfristig Möglichkeiten der Neukundengewinnung für die
umweltfreundlichen Fahrdienstleistungen der Verkehrsbetriebe. Zudem werden Plakate
an Haltestellen, Bussen und Bahnen, Informations-Flyer, Gutscheinhefte in Zusammenarbeit mit den Schaustellern (z.B. freie An-/Abreise mit ÖPNV und Gutscheine für
Fahrgeschäfte) als Werbe- und Kommunikationsmittel eingesetzt.
Der Handel nutzt ebenfalls Volksfeste zur Werbe- und Imagezwecken. Volksfeste bieten für den Handel eine gute Möglichkeit, verlängerte Öffnungszeiten und/oder verkaufsoffene Sonn-/Feiertage durchzusetzen, die als begleitendes Angebot zum Volksfest gesehen werden ("erst einkaufen, dann zum Volksfest gehen"). Diese Maßnahmen
im Bereich der erweiterten Öffnungszeiten sind wichtige Aktionen im Rahmen der
Kommunikationspolitik des Handels. Allerdings herrscht beim Handel in einigen Orten
auch eine gewisse Skepsis bezüglich der Volksfeste und des Schaustellerwesens vor.
Hier werden die Volksfeste als Grund für schwach besuchte Innenstädte gesehen. Die
Expertenmeinung hierüber ist geteilt.
Wie beim Sponsoring üblich, sind für die Brauerein weniger die auf Volksfesten entstehenden Umsätze des zusätzlichen Getränkeverkaufs die Hauptmotivation Ihrer Unterstützung und Beteiligung, sondern vielmehr die daraus entstehenden Image- und
Werbeeffekte für Ihre Unternehmen.
Volksfeste werden von den Brauerein als bedeutendes Instrumente für die Kommunikationspolitik gesehen, um die regionale/örtliche Präsenz der Unternehmen und die
Markenbindung bei den Verbrauchern zu stärken. Dies gilt besonders für kleinere und
mittlere Brauereien mit lokalen und regionalen Absatzmärkten. Für diese Brauereien
mit vergleichsweise beschränkten Marketingmitteln stellen Volksfeste eine relativ kostengünstige Möglichkeit dar, sich in ihren Kernabsatzmärkten zu präsentieren und die
Kundenbindung zu erhöhen.
Fazit: Ingesamt lässt sich folglich festhalten, dass die bestehenden Image- und
Werbeeffekte sowohl für die veranstaltenden Kommunen als auch daran teilnehmenden bzw. kooperierenden Unternehmen von großer Bedeutung sind und
eine wichtige Stellung im Stadt- bzw. betrieblichen Marketing einnehmen. Weiterhin ist bei Durchführung und Vermarktung von Volksfesten eine verstärkte
Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Unternehmen zu beobachten, die
dem Gedanken der public-private-partnership zugrunde liegt. Mit dem Münchener Oktoberfest besitzt die Stadt München, das Bundesland Bayern und
Deutschland das wohl weltweit bekannteste Volksfest, das als globaler Markenartikel exportiert wird und bei ausländischen Besuchern imagebildend für München, das Bundesland Bayern und Deutschland wirkt.
7. SITUATION DES SCHAUSTELLERGEW ERBES
7.1 Situation aus Sicht der Schausteller
Nach Angaben des DSB gingen die Umsätze im Schaustellergewerbe von 1994 bis
1999 von DM 1,74 Mrd. auf DM 1,7 Mrd. zurück, obwohl die Umsätze im Freizeitmarkt
insgesamt in diesem Zeitraum von DM 420 Mrd. auf DM 455 Mrd. anstiegen. 94
Der Arbeitskreises Freizeitwirtschaft im Institut der Deutschen Wirtschaft Köln untersuchte 1999 die Erwartungen der Freizeitwirtschaft für das laufende Geschäftsjahr.
Von den 43 untersuchten Branchen waren die Erwartungen nur in der Klavierbauerbranche noch schlechter als bei den Schaustellern. Die Schausteller schätzten sowohl
die allgemeine Stimmungslage, als auch die Umsätze und Investitionen als schlecht
ein. Bei der Beschäftigung sah man Stagnation. 95
Diese pessimistische Grundstimmung wird durch die Ergebnisse der im Rahmen dieser
Studie durchgeführten Schaustellerbefragung nur teilweise bestätigt. Zwar wird die gegenwärtige Situation noch als verhältnismäßig gut bezeichnet, die Entwicklung in der
Vergangenheit und die zukünftig erwartete Entwicklung jedoch insgesamt eher
schlecht.
Die Schausteller wurden u.a. befragt, wie sie momentan die wirtschaftliche Situation ihres Betriebes insgesamt einschätzen. Hierzu meinte immerhin ein Viertel der befragten
Schauteller, dass ihre wirtschaftliche Lage "gut" oder sogar "sehr gut" sei. Fast die
Hälfte der befragten Schausteller schätzten die wirtschaftliche Situation ihres Betriebes
als "befriedigend" ein. Immerhin 27,1% hielten sie für "ausreichend" und schlechter.
94
Quelle: DGF-Freizeit-Daten 1994, 1999
95
Quelle: Arbeitskreis Freizeitwirtschaft im Institut der Deutschen Wirtschaft Köln, 1999
Abbildung 51: Selbsteinschätzung der wirtschaftlichen Situation der Schaustellerbetriebe
2,0
sehr gut
22,5
Bewertung
gut
48,3
befriedigend
21,2
ausreichend
2,6
mangelhaft
3,3
ungenügend
0
10
20
30
40
50
Angaben in %
Quelle: ift Befragung
Auf die darauffolgende Frage "Wie hat sich die Situation in den vergangenen 3 Jahren
entwickelt?" gaben mehr als drei Viertel der befragten Schausteller an, dass sich ihre
wirtschaftliche Situation verschlechtert habe. Nur etwas mehr als 7% bemerkten eine
Verbesserung und etwas über 15% keine Veränderung.
Abbildung 52: Selbsteinschätzung der vergangenen, wirtschaftlichen Entwicklung der Schaustellerbetriebe (letzte 3 Jahre)
eher verbesserung
7,4%
keine Veränderung
15,3%
eher verschlechtert
77,3%
Quelle: ift Befragung
Für die nähere Zukunft (= die nächsten drei Jahre) erwarten 42,4% der befragten
Schausteller, dass sich ihre wirtschaftliche Lage weiter verschlechtern wird, 32,5% gehen von keiner Veränderung ihrer wirtschaftlichen Lage aus und nur 25,2% glauben an
eine Verbesserung.
Abbildung 53:
Erwartung der zukünftigen, wirtschaftlichen Entwicklung der
Schaustellerbetriebe (nächste 3 Jahre)
Verbesserung
25,2%
Verschlechterung
42,4%
keine Veränderung
32,5%
Quelle: ift Befragung
Auch die Einschätzung der Situation durch den Deutschen Schaustellerbund (DSB),
der 90% der deutschen Schausteller repräsentiert, schließt sich der pessimistischen
Selbsteinschätzung der Schaustellerbetriebe an. Dabei wird die schwierige Situation überwiegend auf ungünstige Rahmenbedingungen zurückgeführt. Der Jahresbericht
1999 des Deutschen Schaustellerbundes listet diesbezüglich eine Reihe von Punkten
auf, die in der Folge verkürzt wiedergegeben werden:
•
Ökosteuer: Da die Produktion von Waren und Dienstleistungen im Schaustellergewerbe besonders energieintensiv ist, ist das Schaustellergewerbe von der Ökosteuer in besonderer Weise betroffen.
•
Bagatellsteuern: Dazu zählen die Vergnügungssteuer, die Schankerlaubnissteuer,
die Trinkgeldsteuer, die Getränkesteuer
•
Autobahnbenutzungsgebühr: Für das Jahr 2003 ist eine streckenbezogene Nutzungsgebühr für Autobahnen geplant, von der ggf. auch die Schaustellerfahrzeuge
betroffen wären.
•
Standgebühren: Nach Ansicht des Schaustellerbundes erheben die Städte und
Gemeinden zum Teil überhöhte Standgebühren, insbesondere dann, wenn
Schlechtwetter zu Umsatzeinbußen bei den Schaustellern führe. Teilweise läge der
Verdacht nahe (und in einem Fall konnte dieser auch belegt werden), dass die
Kommunen zu viele Gebühren auf die Schausteller umlegten um damit andere
Haushaltsbereiche zu subventionieren (was gemäß dem Kostendeckungsprinzip
nicht zulässig ist).
•
Bewerbungsgebühren: Einige Kommunen erheben Bearbeitungsgebühren für die
Bewerbungen von Schaustellern um Teilnahme an einem Volksfest.
•
Gebühren für Sondernutzung öffentlichen Straßengeländes: Einer Untersuchung des Handelsblattes bei deutschen Städten folgend, stellt sich die Gebührenerhebung für die Benutzung öffentlichen Straßengeländes bei Veranstaltungen
unter Beteiligung des Schaustellergewerbes als uneinheitlich und in den meisten
Fällen offensichtlich zu hoch dar.
•
Antragsgebühren: In immer stärkerem Maße müssen Schaustellerunternehmen
mit erheblichem Kostenaufwand zur Sicherstellung ihres Arbeitsablaufs Anträge an
die Behörden stellen (u.a. Anträge auf Beschäftigung ausländischer Hilfskräfte, Anträge Gestattung nach §12 GastG pro Fest, Anträge Fahrverbotsausnahme sonnund feiertags, vom Ferienfahrverbot, bei Ozonalarm, Verlängerung der Frist zur Sicherheitsprüfung von Fahrzeugen, Zulassung zu Volksfesten, Sondergenehmigung
bei Kfz-Übermaßen). Teilweise handelt es sich dabei um immer wiederkehrende
Anträge, bei denen sich die Frage stellt, ob bei dem geringen bürokratischen Aufwand der Behörde der Gebühr im Sinne der Abgabeordnung überhaupt eine entsprechende Leistung gegenübersteht.
Zur finanziellen Belastung der Schausteller tragen außerdem bei:
•
Überprüfungsgebühren bei:
- Hygiene
- Getränkeschankanlagen
- Wasserqualität
- TÜV bei Fahrzeugen
- Erstprüfung bei Fahrgeschäften
- Verlängerungsprüfung bei Fahrgeschäften
- Sonderprüfung bei Fahrgeschäften älter als 12 Jahre
- Bauabnahmegebühr pro Fest
•
Standgebühren, Parkgebühren für Lkw, Pkw, W ohnwagen, Packwagen, Feuerwehr, Sanitätsdienste, Polizeieinsatz etc.
•
Transportgebühren
•
Strom-, Wassergebühren, Installationskosten, gegebenenfalls Wasserproben an
jedem Platz
•
Kostenumlagen bzw. Preisermäßigungen: bei Kinder-, Alten-, Behinderten-, Familientagen
•
Zuschuss für Werbung
•
Zuschuss für Feuerwerke
•
Kosten zusätzlicher Internatsunterbringung der Kinder / für Betreuung
•
Beiträge für Berufsgenossenschaft.
Als besonders problematisch sieht der DSB den Umstand an, dass sich die Gebühren
wesentlich stärker erhöht haben, als die Umsätze. So erhöhte z.B. die Stadt Moers die
Standgebühren in den vergangenen zehn Jahren um 150% bis 170% (abhängig vom
Geschäftstyp).
Die Preiserhöhungen fielen im selben Zeitraum wesentlich geringer aus und lagen
nach Expertenangaben bei etwa lediglich 25%. Der DSB sieht außerdem Anzeichen
dafür, dass die erhöhten Gebühren und Abgaben nicht in eine Attraktivierung der
Volksfeste selbst fließen, sondern damit Stadt- und Straßen-, Wein- und Trödelmärkte
und ähnliche Feste finanziert werden, die letztlich eine Konkurrenz für die Volksfeste
darstellen.
Grundsätzlich sieht der DSB die Tendenz, dass vor allem kleinere und mittlere Kirmesveranstaltungen in ihrer Existenz bedroht sind. Eine Einschätzung, die auch von vielen
der befragten Experten unterstützt wird. (siehe folgendes Kapitel).
7.2 Situation aus Sicht von Experten
Die Deutsche Gesellschaft für Freizeit konstatiert eine wachsende Zahl von Veranstaltungen, jedoch mit stagnierenden Umsätzen. Die Konkurrenz von Stadt- und Straßenfesten u.ä. führt zu erheblichen Einbußen bei den kleineren Volksfesten. Diese Standorte sind zum Teil durch Druck auf die andersartige Verwendung des Veranstaltungsplatzes gefährdet. Großveranstaltungen locken allerdings weiterhin die Menschen an.
Hierbei besteht jedoch ein klarer Trend zur verstärkten Erlebnis- und Unterhaltungsorientierung bei den Besuchern.
Konsequenz dieser Entwicklung für den Schaustellerbereich ist, dass traditionelle
Schaustellerbetriebe, wie z.B. im Bereich Spiele und Verlosungen, an Attraktivität verlieren und spektakuläre, neuartige Fahrgeschäfte bei den Besuchern die wichtigsten
Attraktionen darstellen.
Diese Entwicklung hat sich in den letzten Jahren beschleunigt und zu schnelleren Innovationszyklen bei der Entwicklung von Fahrgeschäften geführt, die technisch immer
aufwendiger und kostenintensiver werden. Bei stark innovationsabhängigen und teuren
Angeboten steigt die Macht der Hersteller (Leasing statt Erwerb), "der Schausteller
wird zum Werksfahrer".
Hinzu kommt, dass die Nachfrageseite durch eine hohe Preiselastizität gekennzeichnet
ist und somit der Spielraum für Preiserhöhungen der Schausteller begrenzt ist. Die
Preise sind also starr in dem Sinne, dass Preiserhöhungen sofort durch Abwanderung
bzw. Nichtbeachtung von Kunden bestraft werden. Preissenkungen sind aber wegen
des Kostendrucks nur schwer möglich. Dies sind die Rahmenbedingungen des Wettbewerbs, mit denen sich die Schausteller und Organisatoren von Volksfesten auseinandersetzen müssen.
Im Rahmen der Untersuchung wurden daher die insgesamt 40 Experten/-innen 96 in
den Leitfadengesprächen persönlich zu Ihrer Einschätzung über die zukünftige Entwicklung von Volksfesten sowie der Schaustellerbranche befragt.
96
Die Liste der befragten Experten/-innen ist im Anhang zu finden. Hierbei handelte es sich um Vertreter aus unterschiedlichsten Bereichen, wie z.B. Verwaltung, Tourismusorganisationen, Gastgewerbe, Einzelhandel, Verkehrsbetriebe, Energieversorger, Verbände, Brauerein.
Einschätzung der zukünftigen Entwicklung der Volksfeste und der Schausteller
Der befragte Expertenkreis erwartet, dass sich die bereits bestehende Entwicklungsschere zwischen den kleineren und größeren Volksfesten weiter verschärfen wird. Für
die großen Volksfeste werden an allen Standorten weiterhin gute Entwicklungsmöglichkeiten prognostiziert. Der Großteil des befragten Expertenkreises geht davon aus,
dass die großen Volksfeste ihren bestehenden Stellenwert und ihre Attraktivität behalten werden. Hierbei sind jedoch die jährlich auftretenden Schwankungen zu berücksichtigen, die über nicht beeinflussbare Größen zu erklären sind und auch in Zukunft
auftreten werden (z.B. extreme Wetterabhängigkeit der Freiluftveranstaltungen
"Volksfest, Kirmes"). Dadurch ist die Organisation, Planung und Durchführung von
Volksfesten grundsätzlich mit erheblichen Risiken behaftet.
Im Rahmen der zukünftigen Entwicklung von Volksfesten ist erwähnenswert, dass die
überwiegende Mehrzahl der Experten der Meinung sind, dass Freizeitparks keine direkte Konkurrenz zu Volksfesten darstellen. Begründet wird dies mit der besonderen
Atmosphäre auf Volksfesten, die von Freizeitparks nur schwer erreicht werden kann.
Zudem sind die Besuchsmotive der Besucher von Volksfesten und Freizeitparks unterschiedlich. Freizeitparks werden vor allem im Rahmen von Ganztagesausflügen besucht, während Volksfestbesuche nur einige Stunden dauern und somit eher als Halbtagesausflüge zu verstehen sind.
Für größere Volksfeste wird weiterhin ein noch nicht ausgeschöpftes Potential bei
Kurzreisen gesehen, da sie zumeist in Großstädten stattfinden und der Städtetourismus in Deutschland boomt. Sie stellen außerdem ein absolutes Alleinstellungsmerkmal
des touristischen Angebotes in Deutschland dar, denn nirgendwo in der Welt gibt es in
quantitativer und qualitativer Hinsicht ein vergleichbares Angebot an Volksfesten. Daher sind Volksfeste auch für den Incomingtourismus als sehr interessant einzustufen.
Zwar finden die Feste nur in einem zeitlich sehr begrenzten Zeitraum statt, ihre regelmäßige Durchführung zu (meist) festen Terminen ermöglicht aber den kontinuierlichen
Aufbau touristischer Angebote und erleichtert deren Vermarktung. Auch die Attraktivität
der Volksfeste leidet nicht durch deren Wiederholung, ganz im Gegensatz zu Musicals,
Produkten mit hohen Investitionskosten und immer kürzeren Produktlebenszyklen,
oder Veranstaltungen wie den Konzerten der drei Tenöre, die nach Expertenmeinung
inzwischen als "abgefrühstückt" gelten.
In Deutschland ist der Städtetourismus eines der am stärksten wachsenden Marktsegmente im Tourismus. Große Volksfeste sind dabei ein interessantes Angebotselement für den Städtetourismus und werden noch nicht in ausreichendem Maße vermarktet. Dementsprechend sehen viele Experten für große Volksfeste mit überregionaler Ausstrahlung mit die größten Wachstumspotentiale im Bereich Kurzreisen. Hierzu
ist aber eine verstärkte Einbindung der Volksfeste in die bestehenden Stadt- und Tourismusmarketingkonzeptionen notwendig, die sowohl von Seiten der Organisatoren als
auch der Schausteller angestrebt und in Teilen bereits umgesetzt wird, wie die folgenden Beispiele aus den Expertengesprächen zeigen:
•
Das Cannstatter Volksfest wurden in diesem Jahr zum ersten Mal von der
Stuttgart Marketing GmbH vermarktet, die sowohl das Stadt- als auch Tourismusmarketing in Stuttgart durchführt und weiterentwickelt. Hierdurch wurden nach Meinung der dortigen Experten/-innen nachhaltige Erfolge im Bereich der PR-/Öffentlichkeitsarbeit erzielt. Zudem waren spürbare Erhöhungen
des Übernachtungstourismus in Stuttgart während des Volksfestes zu beobachten.
•
In Oldenburg (Kramermarkt) wird bereits ein Teil der touristischen Vermarktung durch den Fremdenverkehrsverein übernommen, in deren Vorstand der
lokale Vertreter des Deutschen Schaustellerbundes sitzt. Zudem soll die
Vermarktung zukünftig vor allem von der gerade in der Gründung befindlichen
Tourismus-Marketing GmbH übernommen werden. Auch hier wird der Vertreter des Schaustellerwesens in leitender Funktion tätig sein.
•
In der Stadt Bonn wurde im letzten Jahr eigens ein Büro für Veranstaltungskoordination innerhalb der Stadtverwaltung eingerichtet, das für die Terminkoordinierung zuständig ist und Drittveranstalter berät. Pützchens Markt ist
als ein wichtiges Angebotselement fest im Stadtmarketing der Stadt Bonn mit
dem Slogan" Bonn, die Erlebnisstadt" verankert.
•
Auf der Cranger Kirmes in Herne ist der Verkehrsverein, der für die touristische Vermarktung der Stadt zuständig ist, mit einem eigenen Informationsstand vertreten.
Wesentlich skeptischer sehen die Experten die Zukunft der vielen, kleineren Volksfeste. Diese stellen aber, wie bereits erwähnt, die große Mehrheit aller Volksfeste in
Deutschland dar. Hier herrscht die Überzeugung vor, dass in den nächsten Jahren
viele dieser kleineren Veranstaltungen eingestellt werden (müssen). Die kleineren
Volksfeste sehen sich einer Vielzahl von ähnlichen Veranstaltungen (z.B. Straßenfeste,
Vereinsfeste etc.) gegenüber, die Ihnen Publikum und Umsätze abziehen.
Volksfeste beziehen Ihre Attraktivität nach Ansicht der Experten – neben der besonderen Volksfest-Atmosphäre – aus einem gelungenen Mix der anwesenden Schaustellerbetriebe, wobei besondere Attraktionen im Bereich der Fahrgeschäfte ein sehr wichtiges Kriterium darstellen. Für absolute Neuheiten bei den Fahrgeschäften müssen
mittlerweile Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe getätigt werden. Zudem sind die
laufenden Betriebskosten sowie die Auf-, Abbau- und Transportkosten dieser neuen
Fahrgeschäfte sehr hoch, so dass eine Volksfestdauer von mehreren Tagen mit entsprechenden Besucherzahlen nötig ist, damit sich derartige Attraktionen betriebswirtschaftlich führen lassen. Weiterhin müssen bestimmte infrastrukturelle Voraussetzungen (z.B. bei der Stromversorgung und beim Bahntransport) vorhanden sein. Diese
Kriterien können kleinere Volksfeste häufig nicht erfüllen und sind daher für größere,
investitionsintensive Fahrgeschäfte als potentielle Standorte eher uninteressant. Die
Attraktivität dieser kleineren Volksfeste ist daher nur sehr schwer zu steigern, was sich
bei zunehmenden Konkurrenzveranstaltungen erschwerend auswirkt.
Aus dem enorm gestiegenen Investitionsbedarf ergibt sich somit grundsätzlich die
Problematik eines aufkommenden Investitionsstaus, die mittel- bis langfristig auch für
die - in Ihrer Popularität bisher ungebrochenen - größeren Volksfeste Existenzrisiken in
sich birgt. Die enormen Investitionen bei Fahrgeschäften können i.d.R. nur über eine
Fremdfinanzierung mit erheblichen Zinsbelastungen vollzogen werden. Kommen weitere Kostenerhöhungen hinzu, z.B. über höhere Standgebühren oder sonstigen Nebenabgaben,
so
werden
kontinuierlich
getätigte
Investitionen
von
Seiten
der
klein(st)betrieblich strukturierten Schaustellerbranche erschwert bzw. undurchführbar.
Viele Experten sind der Ansicht, dass die gestiegenen Kosten nicht über Preiserhöhungen ausgeglichen werden können. Hierdurch entsteht ein Investitionsstau bzw. ein
Ausfall von Investitionen, der kurzfristig die Attraktivität der Anbieter und mittel- bis
langfristig die Volksfeste negativ beeinflussen kann. Tendenzen in diese Richtung meinen viele Experten bereits erkennen zu können.
In diesem Zusammenhang ist zudem noch auf die grundsätzliche Wetterabhängigkeit
der Schaustellerbranche hinzuweisen, die das Investitionsrisiko weiter erhöht. Dabei
stellt das Wetter einen für die Schaustellerbranche nicht beeinflussbaren, externen
Faktor dar. Die Besucherzahlen von Volksfesten sind extrem abhängig von der W itterung. Dies trifft sowohl auf sehr kalte und/oder nasse Wetterlagen zu als auch auf extreme Hitze. Zudem beeinträchtigen diese Wetterlagen das Besucherverhalten. In beiden Fällen wird der Besuch von Volksfesten verschoben oder die Besuchszeit verkürzt.
Ferner werden besonders die investitionsintensiven Fahrgeschäfte bei kalter bzw. nasser Witterung von den Besuchern gemieden. Bei starker Hitze ist z.B. zu beobachten,
dass sich der Konsum von alkoholischen Getränken und Produkten von Imbissständen
deutlich reduziert.
Weiterhin ist zu bedenken, dass Volksfeste eine relativ kurze Veranstaltungsdauer
aufweisen, so dass einzelne Veranstaltungen aufgrund einer schlechten Wetterlage
schnell zu einem wirtschaftlichen Misserfolg für die anwesenden Schausteller werden
können. Dies ist besonders problematisch, wenn in einem Geschäftsjahr die großen
und umsatzstarken Volksfeste von schlechter Witterung überproportional häufig betroffen sind.
7.3 Vergleich mit anderen Kultur- und Freizeiteinrichtungen
Die öffentlichen Theater in Deutschland konnten in der Spielzeit 1998/99 rund 22,7
Mio. Besucher begrüßen, in den privaten Theatern kamen noch einmal 11,1 Mio. Besucher hinzu. Kulturorchester konnten 2,5 Mio. Besucher verzeichnen und Festspiele
insgesamt rund 1,5 Mio. Besucher. 97 Insgesamt kamen diese Einrichtungen also auf
37,9 Mio. Besucher.
Die nachfolgende Tabelle zeigt, dass dieser Kulturbetrieb mit rund DM 4,2 Mrd. pro
Jahr bezuschusst wird.
Abbildung 54: Kulturbetrieb in Deutschland
Kulturunternehmen
Öffentliche
Theater
Ständig Spielstät- Besucher
Beten
schäftigte
39.932
Zuweisungen aus
öffentlichen Mitteln (Betriebszuschuss)
Zuschuss
pro Arbeitsplatz
pro Besucher
91.642 DM
169,85 DM
727
22.716.634
3.659.480.000 DM
209
11.097.402
146.374.000 DM
53
2.543.903
371.613.000 DM
41
1.542.488
33.665.000 DM
21,82 DM
Gesamt
37.900.427 4.211.132.000 DM
Quelle: Deutscher Bühnenverein, Theaterstatistik 1998/99
111,11 DM
Privattheater
Kulturorchester
Festspiele
4.035
13,18 DM
92.097 DM
146,07 DM
Der durchschnittliche Betriebszuschuss von DM 111,11 pro Besucher würde auf die
Besucherzahl der Volksfeste von 170 Mio. Personen hochgerechnet einen Gesamtzuschuss von DM 18,8 Mrd. bedeuten.
Diesem Zuschuss stehen auf Seiten der Kommune auch Einnahmen gegenüber. So
tätigen auch die Theaterbesucher vor und nach dem Theaterbesuch Ausgaben in der
Gastronomie, im Einzelhandel etc. durch die der Kommune Steuereinnahmen zufließen. Geht man davon aus, dass die Ausgaben der Theaterbesucher außerhalb des
Theaterbetriebes doppelt so hoch, wie die Ausgaben der Volksfestbesucher außerhalb
des Volksfeste sind, dann ergeben sich Steuereinnahmen von rund DM 2,00 pro Besucher. Es verbliebe im genannten Beispiel also ein Zuschuss von rund DM 18,5 Mrd..
97
Quelle: Deutscher Bühnenverein, Theaterstatistik 1998/99
Daraus folgt:
•
Während einer Kommune durch einen Volksfestbesucher rund DM 1,00 an Steuereinnahmen verbleiben (die Kosten der Veranstaltung werden über die Standgebühren weitestgehend gedeckt), wird
•
jeder Theater-, Konzert- und Festspielbesucher mit netto rund DM 109,00 bezuschusst.
Dies stellt ein deutliches Ungleichgewicht dar und wirft die Frage auf, ob hier nicht eine
einseitige Bevorzugung des elitären Kulturbetriebes vorliegt, die durch die Volksmeinung nicht unbedingt gerechtfertigt wird – immerhin weisen die Volksfeste rund 4,5 mal
so viele Besucher auf, wie der elitäre Kulturbetrieb.
Überdies werden nicht nur Theater, Orchester und Festspiele bezuschusst, wie die
nachfolgende Tabelle veranschaulicht.
Abbildung 55: Kommunale Kulturförderung 1995 (ohne Stadtstaaten)
Bereich
Theater, Orchester,
Festspiele
Museen
Öffentliche Büchereien
Musikschulen
Volkshochschulen
Besucher/Nutzer
in Mio.
Mrd. DM (ohne
Stadtsstaaten)
Mrd. DM (mit
Stadtstaaten)
Zuschuss pro
Nutzer in DM
37,998
2,7
93,8
0,9
9,5999
324,0100
0,9
27,77101
0,9
0,6
690,00
102
0,6
240,00
2,5
Kulturverwaltung
0,4
Heimatpflege
0,2
Sonstiges
0,7
Total
ca. 167,5
Quelle: Deutscher Städtetag, 1997
7,4
98
Inklusive Stadtstaaten
99
Staatliche Zuschüsse bleiben dabei unberücksichtigt
100
Quelle: DGF Freizeit-Daten 2000, bezieht sich auf Entleihungen in 1998
101
bei durchschnittlich zehn Entleihungen pro Nutzer
102
Quelle: DGF
4,2
8,9
111,11
53,13
Insgesamt geben die Kommunen (ohne Stadtstaaten) in Deutschland rund DM 7,4
Mrd. für die Kulturförderung aus, also rund DM 90,- pro Kopf der Bevölkerung. Selbst
zusammengenommen kommen Theater, Opern, Orchester, Büchereien, Musikschulen,
Museen und Volkshochschulen nicht auf die Gesamtbesucherzahl der Volksfeste.
Abbildung 56: Pro-Kopf-Ausgaben für die Kulturförderung (ohne Stadtstaaten)
Gemeinden mit ... Ein- DM
wohnern
500.000 und mehr
314
200.000 bis 499.000
293
100.000 bis 199.999
244
50.000 bis 99.999
167
20.000 bis 49.999
101
Quelle: Deutscher Städtetag, 1997
Da es sich bei den Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin jeweils um Städte mit
mehr als 500.000 Einwohnern handelt, kann davon ausgegangen werden, dass die
Pro-Kopf-Ausgaben dort wenigstens DM 314,00 pro Einwohner betragen. Bei insgesamt gut 5,8 Mio. Einwohnern in den drei Stadtstaaten ergeben sich daraus Ausgaben
von weiteren mindestens rund DM 1,8 Mrd.. In Summe ergeben sich also Ausgaben
von mindestens DM 9,2 Mrd. für die kommunale Kulturförderung, also rund DM 112,00
pro Einwohner oder DM 54,93 pro Nutzer bzw. Besucher aller Kulturangebote.
Fazit: Während die Kommunen allein aus den steuerlichen Mehreinnahmen pro
Volksfestbesucher rund DM 1,00 einnehmen, wird jeder Nutzer bzw. Besucher
des etablierten Kulturbetriebes, der mit Theatern, Museen, Opern, Orchestern,
Festspielen, Leihbüchereien, Volkshochschulen und Musikschulen auf annähernd die gleiche Besucherzahl wie die Volksfeste kommt, mit rund 55 Mark bezuschusst. Dabei sind die staatlichen Zuschüsse für den Museumsbetrieb noch
nicht berücksichtigt. Betrachtet man nur den „elitären Kulturbetrieb“, bestehend
aus Theatern, Konzerten und Festivals, so steigt der pro-Kopf-Zuschuß sogar auf
109 Mark. Vor dem Hintergrund der großen sozialen und wirtschaftlichen Bedeutung der Volksfeste und ihrer großen Akzeptanz in der Bevölkerung ein auffälliges Missverhältnis.
8. M ÖGLICHE
EFFEKTE
VERÄNDERTER
RAHM ENBEDINGU N-
GEN FÜR DAS SCHAUSTE LLERGEWERBE
Die möglichen zukünftigen Entwicklungen werden mit Hilfe der Szenario-Technik dargestellt. Sämtlichen Szenarien basieren auf einigen gemeinsamen Grundannahmen,
die je nach Szenario durch weitere Annahmen ergänzt werden. Als Grundannahmen
werden folgende Entwicklungen vorausgesetzt:
A) moderat positive wirtschaftliche Entwicklung, die im Zusammenhang mit einer weiterhin niedrigen Inflationsrate und Steuersenkungen zu Realeinkommenzuwächsen
führt
⇒ positive Auswirkung auf das verfügbare Budget für Freizeitausgaben
B) sinkende Arbeitslosigkeit
⇒ insgesamt positive Auswirkungen auf die durchschnittliche Kaufkraft der Bevölkerung
C) Anstieg des Anteils älterer Menschen in der Bevölkerung
⇒ sinkendes Besucherpotential für die Volksfeste, die traditionell besonders von
der jüngeren Generation aufgesucht werden
D) wachsende Zahl alternativer Freizeitangebote
⇒ stärkerer W ettbewerb um das Freizeitbudget der Bevölkerung
E) keine weiter zurückgehenden Arbeitszeiten
⇒ die für Freizeitaktivitäten zur Verfügung stehende Zeit nimmt nicht weiter zu
F) gleichbleibend hohe Preissensibilität der Volksfestbesucher
⇒ ein erhöhter Kostendruck bei den Schaustellern kann auch zukünftig nicht oder
nur unzureichend über Preiserhöhungen an die Besucher weitergegeben werden
G) weiter wachsende Wettersensibilität der Volksfestbesucher
⇒ Mit der zunehmenden Auswahlmöglichkeit auch an wetterunabhängigen Freizeitangeboten nimmt die Bereitschaft weiter ab, bei Schlechtwetter Freiluftver-
anstaltungen wie die Volksfeste aufzusuchen, für die Schausteller bedeutet das
eine weiter zunehmende Variabilität ihres Geschäftsverlaufs
H) weiterhin Zunahme des Städte- und Eventtourismus
⇒ in den Jahren 1993 bis 1999 waren im Städtetourismus Zuwächse von 25,2%
zu verzeichnen. Die Zuwächse entfielen vor allem auf Städte mit attraktiven
kulturellen Angeboten mit Eventcharakter. Für die Volksfeste mit ihrem ausgeprägtem Eventcharakter ergeben sich aus einer weiterhin positiven Entwicklung
des Städtetourismus zusätzliche Besucherpotentiale.
Nachfolgend werden die zu erwartenden Auswirkungen dieser für alle drei Szenarien
konstatierten Trends auf:
•
die Zahl der Volksfestveranstaltungen
•
die durchschnittlichen Besucherzahlen und
•
die durchschnittlichen Ausgaben der Besucher
•
die Kosten der Schausteller
aufgezeigt.
Tabelle 51: Auswirkungen der Grundannahmen auf die Volksfeste
Annahme
Veranstaltungen
Besucher
Ausgaben
Kosten
A) positive wirtschaftliche Entwicklung
o
+
+
o
B) sinkende Arbeitslosigkeit
o
+
+
o
C) Anstieg des Anteils Älterer
o
-
-
o
D) mehr Freizeitalternativen
-
-
-
+
E) gleichbleibende Arbeitszeiten
o
o
o
o
F) gleichbleibende Preissensibilität
o
o
-
o
G) zunehmende Wettersensibilität
o
-
o
+
H) mehr Städte- und Eventtourismus
-
+
+
o
Insgesamt
Quelle: eigene Darstellung
o
+
o
+
Setzt man also die Grundannahmen als gegeben voraus, kann mit einer etwa gleichbleibenden Zahl an Veranstaltungen, leicht ansteigenden Besucherzahlen und weitge-
hend unveränderten Durchschnittsausgaben der Besucher rechnen. In Kombination mit
den leicht steigenden Besucherzahlen bedeutet dies moderat steigende Umsätze. Allerdings ist auch mit leicht ansteigenden Kosten zu rechnen, so dass sich die Situation
für die Schausteller insgesamt nur wenig verändert.
Diese Grundannahmen müssen aber durch vertiefende, je nach Szenario unterschiedliche Annahmen ergänzt werden, um ein vollständiges Bild der möglichen Entwicklungen zu erhalten. Dies geschieht in den nachfolgenden Kapiteln.
8.1 Szenario 1: Business as usual
8.1.1 Beschreibung des Szenarios
Das Szenario "Business as usual" ist folgendermaßen gekennzeichnet:
I A)
weiterhin Gebührenerhöhungen für die Schausteller über der Inflationsrate
⇒ wachsender Kostendruck für die Schaustellerbetriebe
I B)
zunehmende Einbindung der Volksfeste in das Stadtmarketing
⇒ dies führt zu einer professionelleren Vermarktung und steigenden Besucherzahlen
I C)
Trend zur Privatisierung hält an
⇒ dies geht mit der Einbindung in das Stadtmarketing Hand in Hand und führt
tendenziell zu einer Erhöhung der Standgebühren und zur Aufgabe kleinerer
Volksfeste
I D)
weiterhin zahlreiche Konkurrenzveranstaltungen durch die Städte
⇒ Konkurrenzveranstaltungen wie Stadt- und Straßenfeste (z.B. Rhein in
Flammen, Rheinauenfest) werden weiterhin durchgeführt
I E)
Flächenkonflikte zu Ungunsten der Volksfeste
⇒ bei Konflikten für die Nutzung von Flächen für Volksfeste oder konkurrierende Nutzungen werden Volksfeste weiterhin benachteiligt und müssen mit
Standortverlagerungen leben, was bei Veranstaltungen zu Besucherrückgängen führen kann
I F)
Gleichbleibende Energiepreise
⇒ der Preiswettbewerb auf dem Energiemarkt gleicht Steuererhöhungen weitgehend aus
I G)
erhöhter Investitionsbedarf
⇒ der Investitionsbedarf für attraktive Geschäfte steigt weiter überproportional
an und ist über Preiserhöhungen nicht an die Besucher weiterzugeben.
8.1.2 Voraussichtliche Auswirkungen des Szenarios
Die Auswirkungen des Szenarios "Business as usual" können folgendermaßen umrissen werden:
Tabelle 52: Auswirkungen des Szenarios "Business as usual" auf die Volksfeste
Annahmen "Business as usual"
Veranstaltungen
Besucher
Ausgaben
Kosten
A) Gebührenerhöhungen
o
o
o
+
B) mehr Stadmarketing
-
+
+
+
C) mehr Privatisierung
-
o
o
+
D) Konkurrenzveranstaltungen gleich
-
-
-
o
E) Flächenkonflikte steigend
-
-
o
o
F) Energiepreise gleichbleibend
o
o
o
o
G) mehr Investitionsbedarf
o
o
o
+
Annahmen Business as usual gesamt
-
-
o
++
Grundannahmen
o
+
o
+
Total
Quelle: eigene Darstellung
-
o
o
++
Bei einer leicht sinkenden Zahl von Veranstaltungen und etwa gleichbleibenden Besucherzahlen und Durchschnittsausgaben, steigen die Kostenbelastungen der Schausteller weiter an. Dieses Szenario führt daher langfristig in eine Abwärtsspirale, in Gang
gesetzt durch die mangelnde Investitionsfähigkeit des Schaustellergewerbes. Für die
Kommunen bedeutet dies im Endeffekt:
•
sinkende Steuereinnahmen
•
einen geringfügigen Anstieg der Arbeitslosigkeit
•
einen Rückgang des Volkseinkommens
•
einen Rückgang der Umsätze im Einzelhandel
•
einen Rückgang des Tourismus und der damit verbundenen Umsätze in Gastronomie und Hotellerie
•
einen Verlust an Lebensqualität für die lokale Bevölkerung.
8.2 Szenario 2: Der Spaß hat ein Ende
8.2.1 Beschreibung des Szenarios
Das Szenario "Business as usual" ist folgendermaßen gekennzeichnet:
II A)
weitgehende Privatisierung der Veranstaltungen
⇒ da kleinere Veranstaltungen für eine private Vermarktung nicht attraktiv
sind, fallen diese zunehmend weg
II B)
professionalisiertes Marketing der Veranstaltungen
⇒ dies führt kurzfristig zu steigenden Besucherzahlen, durch die Umsatzorientierung der Veranstalter wird aber langfristig der Charakter der Volksfeste
verändert und die Besucherzahlen sinken
II C)
mehr Konkurrenzveranstaltungen
⇒ Konkurrenzveranstaltungen wie Stadt- und Straßenfeste (z.B. Rhein in
Flammen, Rheinauenfest) werden vermehrt durchgeführt, da die Städte
nach der Privatisierung der Volksfeste keinen Harmonisierungsbedarf mehr
sehen
II D)
stark zunehmende alternative Freizeitangebote
⇒ neue Freizeit- und Medienangebote wie Internet, WAP und UMTS binden
einen immer größeren Teil der Kaufkraft insbesondere der jungen Menschen wodurch das Budget für Volksfestbesuche geschmälert wird
II E)
Flächenkonflikte zu Ungunsten der Volksfeste
⇒ bei Konflikten für die Nutzung von Flächen für Volksfeste oder konkurrierende Nutzungen werden Volksfeste vermehrt benachteiligt und müssen mit
Standortverlagerungen leben, was bei Veranstaltungen zu Besucherrückgängen führen kann
II F)
steigende Energiepreise
⇒ der Preiswettbewerb auf dem Energiemarkt kann die Steuererhöhungen
nicht ausgleichen
8.2.2 Voraussichtliche Auswirkungen des Szenarios
Die Auswirkungen des Szenarios "Der Spaß hat ein Ende" können folgendermaßen
umrissen werden:
Tabelle 53: Auswirkungen des Szenarios "Der Spaß hat ein Ende"
Annahmen "Der Spaß hat ein Ende"
Veranstaltungen
Besucher
Ausgaben
Kosten
A) weitgehende Privatisierung
-
-
o
+
B) Marketing professioneller
o
+ (-)
+
+
C) mehr Konkurrenzveranstaltungen
-
-
-
o
D) mehr Freizeitalternativen
o
-
-
o
E) Flächenkonflikte stark steigend
-
-
o
o
F) Energiepreise steigen
o
o
o
+
Annahmen Spaß hat ein Ende gesamt
--
--
o
++
Grundannahmen
o
+
o
+
Total
Quelle: eigene Darstellung
--
-
o
++
Bei einer spürbar sinkenden Zahl von Veranstaltungen, vor allem langfristig sinkenden
Besucherzahlen und etwa gleichbleibenden Durchschnittsausgaben, steigen die Kostenbelastungen der Schausteller weiter an. Dieses Szenario führt daher schon mittelfristig in die bereits beschriebene Abwärtsspirale. Für die Kommunen bedeutet dies:
•
sinkende Steuereinnahmen
•
einen geringfügigen Anstieg der Arbeitslosigkeit
•
einen Rückgang des Volkseinkommens
•
einen Rückgang der Umsätze im Einzelhandel
•
einen Rückgang des Tourismus und der damit verbundenen Umsätze in Gastronomie und Hotellerie
•
einen Verlust an Lebensqualität für die lokale Bevölkerung.
Vor allem bedeutet es aber verpasste Chancen, die das "Alleinstellungsmerkmal"
Volksfest den deutschen Städten im internationalen W ettbewerb bietet.
8.3 Szenario 3: Mut zur Umkehr
8.3.1 Beschreibung des Szenarios
Das Szenario "Mut zur Umkehr" ist folgendermaßen gekennzeichnet:
III A)
spürbare Senkung der Standgebühren
⇒ die Städte erkennen die Bedeutung der Volksfeste für die Bevölkerung und
die Chancen, die die Volksfeste für den Tourismus bieten
III B)
optimale Einbindung in touristisches Marketing
⇒ die Städte wuchern im touristischen Markt mit dem Pfund Volksfeste und
erhöhen so den Anteil auswärtiger Gäste, die insgesamt für höhere Umsätze, auch außerhalb des Volksfestgeländes, sorgen
III C)
weniger Privatisierung
⇒ die Organisation von Volksfesten wird als öffentliche Aufgabe begriffen und
entsprechend durchgeführt
III D)
weniger Konkurrenzveranstaltungen
⇒ die Städte reduzieren Konkurrenzveranstaltungen zu den Volksfesten auf
ein sinnvolles Maß
III E)
sinkende Energiekosten
⇒ die sehr hohen Energiekosten der Schausteller resultieren nicht nur aus
dem Preis für den Strom an sich, sondern auch aus der Umlage der auf
dem Volksfestgelände vorgehaltenen Infrastruktur, die reduziert werden
könnte
III F)
Trend zu Megafahrgeschäften wird gebrochen
⇒ die Veranstalter ändern ihre Auswahlkriterien entsprechend, was zu einem
sinkenden Investitionsdruck führt
III G)
Flexiblere Handhabung von Bestimmungen in allen Bereichen
⇒ führt zu einer Reduzierung des Kostendrucks bei den Schaustellern
8.3.2 Voraussichtliche Auswirkungen des Szenarios
Die Auswirkungen des Szenarios "Mut zur Umkehr" können folgendermaßen umrissen
werden:
Tabelle 54: Auswirkungen des Szenarios "Mut zur Umkehr"
Annahmen "Mut zur Umkehr"
Veranstaltungen
Besucher
Ausgaben
Kosten
A) sinkende Standgebühren
o
o
o
-
B) optimales Marketing
o
+
+
o
C) weniger Konkurrenzveranstaltungen
o
+
+
o
D) weniger Privatisierung
o
o (+)
o
-
E) sinkende Energiekosten
o
o
o
-
F) Änderung der Auswahlkriterien
o
-
-
-
G) mehr Flexibilität
o
o
o
-
Annahmen Mut zur Umkehr gesamt
o
+
+
--
Grundannahmen
o
+
o
+
Total
Quelle: eigene Darstellung
o
++
+
-
Bei einer gleichbleibenden Zahl von Veranstaltungen, vor allem langfristig steigenden
Besucherzahlen und steigenden Durchschnittsausgaben, sinken die Kostenbelastungen der Schausteller. Dadurch wird das Schaustellergewerbe wieder in die Lage versetzt, dringend notwendige Investitionen zur Attraktivierung des Angebotes in Angriff
zu nehmen, was langfristig den bereits durch die veränderten Rahmenbedingungen initiierten positiven Trend weiterträgt. Für die Kommunen bedeutet dies:
•
spürbar steigende Steuereinnahmen
•
eine Mehrbelastung der öffentlichen Haushalte durch die Aufwendungen für die
Volksfeste
•
die Schaffung von Arbeitsplätzen
•
einen Anstieg des Volkseinkommens
•
eine Steigerung der Umsätze im Einzelhandel
•
eine spürbare Belebung des Tourismus und der damit verbundenen Umsätze in
Gastronomie und Hotellerie
•
eine Erhöhung der Lebensqualität für die lokale Bevölkerung.
Insgesamt ist davon auszugehen, dass sich die Änderung der Haltung zu den Volksfesten und auch die damit verbundenen Aufwendungen für die Städte rechnen.
9. ANHANG
9.1 Rechnerische Ermittlung der Durchschnittsausgaben aller
Volksfestbesucher auf dem Volksfest
Ausgehend von dem Zusammenhang zwischen Kaufkraft und Volksfestgröße auf der
einen und den Durchschnittsausgaben der Besucher auf der anderen Seite, lässt sich
eine Variable bestimmen, mit deren Hilfe aus dem Produkt aus der Zahl der Beschicker
und der Kaufkraft auf die durchschnittlichen Ausgaben geschlossen werden kann. Diese Variable variiert in Abhängigkeit von der Größe der Volksfeste, sie ist um so höher,
je größer ein Volksfest ist.
Tabelle 55: Ermittlung der Variablen zur Berechnung der Durchschnittsausgaben
für verschiedene Volksfeste
Ort
Produkt aus Kauf- Ausgaben
kraft und Zahl der
Beschicker
Variable
(= Spalte 1 / Spalte 2)
Spalte 1
Spalte 2
Spalte 3
27.005.220
69,23 DM
390.080
Herne
9.890.648
34,61 DM
285.769
Bonn
14.356.925
49,76 DM
288.496
Bremen
11.403.200
37,61 DM
303.196
Stuttgart
12.963.348
45,17 DM
286.968
Oldenburg
6.997.640
38,38 DM
182.322
Augsburg
2.779.330
14,65 DM
189.715
45,79 DM
259.941
München
Mittelwert
Quelle: Eigene Berechnungen
Hier stellt sich das Problem, das die Variable für kleinere Volksfeste auf diesem Weg
nicht ermittelt werden kann, da keine empirisch ermittelten Werte zu den Ausgaben
vorliegen.
Daher sollen zunächst die zu erwartenden Ausgaben auf einem Volksfest durchschnittlicher Größe näherungsweise bestimmt werden. Als Maßstab für die Größe wird hierbei
die Anzahl der Beschicker herangezogen. Zur Ermittlung der durchschnittlichen Größe
eines Volksfestes wurde eine Zufallstichprobe aus den 14.000 Volksfesten in
Deutschland herangezogen. 103 Für 69 zufällig ausgewählte Volksfeste wurde die Zahl
der Beschicker abgefragt. Es ergab sich ein Durchschnittswert von 58,7 Beschickern.
Nach Auskunft der zuständigen Ämter schlossen die abgefragten Beschickerzahlen
häufig auch eine große Zahl von Beschickern ein, die nicht dem Schaustellergewerbe
zuzurechnen sind (z.B. Töpferstände auf Weihnachtsmärkten). Es wurde daher davon
ausgegangen, dass etwa 60% der Beschicker auf das Schaustellergewerbe entfallen.
Dies resultiert in einer durchschnittlichen Zahl von 35 Beschickern aus dem Schaustellergewerbe pro Volksfest.
Als Basis für die näherungsweise Berechnung der zu erwartenden Ausgaben auf einem solchen durchschnittlich großen Volksfest werden diejenigen Volksfeste mit den
höchsten bzw. geringsten Durchschnittsausgaben herangezogen, zu denen Daten vorliegen (Münchner Oktoberfest und Augsburger Osterplärrer).
Während das Produkt aus Kaufkraft und der Zahl der Beschicker in Augsburg gegenüber dem Wert in München um rund 90% reduziert ist, sind die Durchschnittsausgaben
nur um rund 79% reduziert. Die Reduktion der Ausgaben beträgt demzufolge 87,9%
der Reduktion der Variable aus Kaufkraft und Beschickern.
Bei einem Volksfest durchschnittlicher Größe (35 Beschicker) in einem Ort mit durchschnittlicher Kaufkraft (DM 27.081,-104) ist das Produkt aus Kaufkraft und der Zahl der
Beschicker gegenüber dem Wert in München um 96,5% reduziert. Wenn die Reduktion
der Ausgaben in diesem Fall ebenfalls nur 87,9% der Reduktion des Produktes aus
Kaufkraft und Beschickern beträgt, dann ergeben sich Ausgaben, die gegenüber dem
Wert in München um rund 84,8% reduziert sind, also DM 10,52 betragen.
Die nachfolgende Tabelle veranschaulicht den Sachverhalt.
103
Als Quelle für die Stichprobe diente der Komet-Kalender.
104
Quelle: Statistisches Bundesamt, Angaben für 1996
Tabelle 56: Näherungsweise Ermittlung der Ausgaben auf einem durchschnittlichen Volksfest
München
Beschicker
Kaufkraft
Produkt aus Kaufkraft in TDM*Beschicker
Beschicker in % vom Maximum
Differenz zum Maximum
Ausgaben auf dem Gelände
Ausgaben in % vom Maximum
Differenz zum Maximum
Durchschnittliches
Volksfest
Augsburg
690
85
35
39.138 DM
32.698 DM
27.081 DM
27.005
2.779
948
100,00%
10,29%
3,51%
0,00%
89,71%
96,49%
69,23 DM
14,65 DM
10,52 DM
100,00%
21,16%
15,20%
0,00%
78,84%
84,80%
0,879
0,879
Berechnungsfaktor
Quelle: Eigene Berechnungen
Der Wert von DM 10,52 Ausgaben auf einem durchschnittlich großen Volksfest wird
nun herangezogen, um zu ermitteln, wie sich die Variable zur Ermittlung der Ausgaben
in Abhängigkeit von der Größe eines Volksfestes ändert.
Die Bandbreite dieser Variable ist für größere Volksfeste empirisch ermittelt worden
(siehe Tabelle 16). Mit Hilfe der zuvor vorgenommen Herleitung der Ausgaben auf einem durchschnittlich großen Volksfest kann sie auch für ein solches Volksfest bestimmt werden:
Tabelle 57: Herleitung einer Variable für ein Volksfest durchschnittlicher Größe
Ort
Beschicker Kaufkraft
Produkt/
1000
Ausgaben
Variable
Größtes Volksfest
690
39.138 DM
27.005
69,23 DM
390.080
Größere Volksfeste (siehe Tabelle 15)
380
31.660 DM
12.040
45,79 DM
259.941
35
27.081 DM
948
10,52 DM
90.067
Durchschnittlich großes Volksfest
Quelle: Eigene Berechnungen
Mit Hilfe der Variable kann aus den Eingangswerten Kaufkraft und Zahl der Beschicker
die zu erwartende Durchschnittsausgaben pro Besucher berechnet werden.
Beispiel:
Beschicker 690
Kaufkraft 39.138 DM
Variable 390.080
Ausgaben pro Besucher = 690 x 39.138 DM / 390.080 = 69,23 DM
Legt man zwischen den Extremwerten der Variable (90.067 und 390.080) eine lineare
Interpolation an, dann ergibt sich für die Entwicklung der Ausgaben in Abhängigkeit
von der Größe eines Volksfestes (ausgedrückt durch die Zahl der Beschicker) bei konstanter Kaufkraft folgendes Bild:
Abbildung 57: Entwicklung der Ausgaben in Abhängigkeit von der Größe des
Volksfestes bei konstanter Kaufkraft (DM 27.081,-)
Ausgaben
70,00 DM
Ausgaben in DM
60,00 DM
50,00 DM
40,00 DM
30,00 DM
20,00 DM
10,00 DM
13
0
17
0
21
0
25
0
29
0
33
0
37
0
41
0
45
0
49
0
53
0
57
0
61
0
65
0
69
0
90
50
DM
10
-
Beschicker
Quelle: Eigene Darstellung
Die nachfolgende Tabelle zeigt die Ergebnisse von Berechnungen für die zu
erwartenden durchschnittlichen Ausgaben unter Verwendung folgender, aus den
bisherigen Berechnungen abgeleiteten Formel:
Kaufkraft x Beschicker
Durchschnittsausgaben =
(Beschicker x 458,04) + 74.036
Die auf dieser Formel basierenden, erwarteten W erte sollten durch weitere
Erhebungen auf Volksfesten entsprechender Größe empirisch überprüft werden,
stellen nach Auffassung der Verfasser aber ein realitätsnahes Bild dar, das für die
weiteren Aussagen zur wirtschaftlichen Bedeutung der Volksfeste und insbesondere
für die Herleitung von Kennwerten als Grundlage dienen kann.
9.2 Expertenbefragung
9.2.1 Verzeichnis der befragten Experten/-innen
Herr
Ahlers
V.W.G. Oldenburg
Frau
Arends-Strassberger
City Marketing Oldenburg GmbH
Frau
Daniel
Pressebüro der Stadt Herne
Herr
Delistat
Abteilung für Gewerbeangelegenheiten der Stadt Herne
Herr
Dinkelacker
Schwabenbräu
Herr
Franz
Ordnungsamt der Stadt Herne
Herr
Fußhöller
City Marketing Bonn GmbH
Herr
Hinrichs
Pressebüro der Stadt Oldenburg
Herr
Hopp
Verkehrsverein Oldenburg e.V.
Herr
Horstmann
Indutrie- und Handelskammer Oldenburg
Herr
Hullmann
Ordnungsamt der Stadt Oldenburg
Herr
Jan
Weser-Ems-Halle GmbH
Herr
Kammer
Union Brauerei
Herr
Kappler
Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart
Herr
Kayser
Neckarwerke Stuttgart AG
Herr
Krahe
Ordnungsamt der Stadt Bonn
Herr
Kruse
CCH Hotel, Oldenburg
Herr
Lindemann
Stuttgart Marketing GmbH
Herr
Lüttenberg
Verkehrsbetriebe Herne
Herr
Maihöfer
DEHOGA (Stuttgart)
Frau
Marek
Ordnungsamt der Stadt Herne (Platzmeisterin)
Herr
Matting
Stadtwerke Herne
Herr
Meinberg
DEHOGA (Stuttgart)
Herr
Novak
Ordnungsamt der Stadt Herne
Herr
Panne
IHK Mittleres Ruhrgebiet
Herr
Petershagen
V.W.G. Oldenburg
Herr
Pfeifer
City Initiative Stuttgart
Herr
Plag
Taxizentrale (Stuttgart)
Herr
Rösslein
Deutsche Bahn AG und S-Bahnen Stuttgart
Herr
Schmickl
Stuttgarter Straßenbahnen AG
Frau
Schröder
Verkehrsverein Herne
Herr
Thiele
Versorgungsmärkte und Marktveranstaltungen der Landeshauptstadt Stuttgart
Herr
Weber
DEHOGA Weser-Ems
Herr
Weber
Industrie- und Handelskammer Stuttgart
Herr
Weber
Amt für Ratsangelegenheiten der Stadt Herne
Herr
Wenzl
Stuttgart Marketing GmbH
Herr
Zeller
Stuttgarter Hofbräu
Frau
Zwiebler
Veranstaltungskoordination der Stadt Bonn
9.2.2 Leitfaden für die Expertengespräche
(1) In welcher Weise sind Sie bei der Vorbereitung, Durchführung bzw. Nachbereitung von Volksfesten, Jahrmärkten etc. beteiligt? Welche Funktion üben Sie
dabei aus bzw. in welcher Weise sind davon betroffen?
(2) Welche Probleme gibt es in Ihrem Arbeitsfeld bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Volksfesten?
(3) Welche positiven Effekte entstehen durch Volksfeste in Ihrer Stadt? (wirtschaftliche, imagebildende, soziale und ökologische Effekte) Haben Sie zusätzliche
Umsätze durch Volksfeste zu verzeichnen? Wenn ja, wie hoch sind diese und
sind diese gewinnbringend?
(4) Welche negativen Effekte bzw. Belastungen entstehen durch Volksfeste in ihrer
Stadt? (wirtschaftliche, imagebildende, soziale und ökologische Effekte) Haben
Sie diesbezüglich Anregungen/Wünsche zu deren Beseitigung bzw. Minderung?
Bei Experten, die direkt mit der Organisation von Volksfesten beschäftigt sind:
(5) Welche Verordnungen bzw. Bestimmungen müssen bei Volksfesten in Ihrer
Stadt berücksichtigt werden?
(6) Welche dieser Verordnungen bzw. Bestimmungen sind nach Ihrer persönlichen
Meinung zu überarbeiten bzw. überflüssig?
(7) Welche Gebühren fallen für Schausteller an? Wie haben sich diese Gebühren
in den letzten Jahren entwickelt? Was waren die Gründe dafür?
(8) Welche Verordnungen, Bestimmungen oder Gebühren sollten ausgeweitet bzw.
ergänzt werden?
9.3 Geschäftstypen der Schaustellerbetriebe
Tabelle 58: Geschäftstypen
Geschäftsbezeichnung
Schau- und Belustigung
Schaubuden
Geisterbahnen
Teufelsräder
Steilwandfahrer
Irrgarten
Kinogeschäfte
Rutschen / Tobogganne
Wildwasserbahnen
Ponyreiten
Überschlagschaukeln
Illusionsgeschäfte
Kasperletheater
Sonstige
Fahrgeschäfte
Achterbahnen / Loopings
Riesenräder
Rundfahrgeschäfte Musik Express
Boden- Kinderkarusell
Hydraulikkarussells
Scooter / Go-Kart-Bahn
Schienenbahnen
Groß-Schaukeln
Sonstige
Ausspielungen
Lostopfspiele
Automatenspiele
Fadenziehen
Ring-Ball-Pfeilwerfen
Würfel-Kartenspiele
Kraftsport Hau den Lukas
Nagelbretter
Sonstige
Schießgeschäfte
Fotoschießen
Elektronikschießen
Zentrumschießen
Korkenschießen
Sonstige
Verkaufsgeschäfte
Imbiß
Spezialitätenimbiß
Getränkeausschank
Fisch
Eis
Süßwaren/Mandelbrennerei
Spielwaren
Bäckerei
Sonstige
Reisende Zeltgaststätten
Spezial/Schwarzwaldhäuser
Sonstiges
9.4 Fragebögen
9.4.1 Fragebogen Gäste
1.
Wie oft haben Sie - einschl. heute – Pützchens Markt in diesem Jahr
schon besucht?
o 1. mal
2.
o 2 mal
Wie oft haben Sie im vergangen Jahr ein Volksfest, einen Jahrmarkt oder
eine Kirmes besucht?
o 1. mal
o 4-5 mal
3.
4.
o 2 mal
o 6-10 mal
o 3 mal
o mehr als 10 mal
Wie sind Sie heute zu Pützchens Markt angereist und wie reisen Sie nach
Hause zurück? (Mehrfachnennungen möglich)
An
Ab
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
Öffentl. Nahverkehr
þ
Taxi
þ
þ
þ
Dt. Bundesbahn
þ
þ
Reisebus þ
þ
þ
Sonstiges þ
þ
þ
Fahrrad
þ
þ
þ
Rollschuhe / Inline-Skater þ
Zu Fuß
þ
þ
þ
Pkw, Wohnmobil oder Motorrad
þ
þ
þ
þ
þ
þ
þ
þ
þ
þ
þ
þ
þ
þ
þ
þ
þ
þ
weiter mit Frage 4
weiter mit Frage 4
weiter mit Frage 4
weiter mit Frage 4
weiter mit Frage 4
weiter mit Frage 5
weiter mit Frage 5
weiter mit Frage 5
weiter mit Frage 5
Welche Kosten entstehen Ihnen für die An- und Abreise?
o Keine
o 31 bis 50 DM
5.
o ........ mal
o 1 bis 5 DM
o 51 bis 100 DM
o 6 bis 10 DM
o mehr als 100 DM
o 11 bis 30 DM
Wie viel Geld haben Sie auf Pützchens Markt pro Person insgesamt ausgegeben?
o Nichts
o 11 bis 20 DM
o 1 bis 5 DM
o 21 bis 40 DM
o 6 bis 10 DM
o ....... DM
6.
Wie verteilen sich diese Ausgaben auf die folgenden Ausgabearten?
o
o
o
o
o
o
o
o
o
7.
Fahrgeschäfte:
Gastronomie (z.B. Festzelte):
Imbissladen:
Spielgeschäfte (Losgeschäft, Ringe, Derby etc.):
Schießen:
Schau und Belustigung:
Einkäufe (z.B. Lebkuchenherzen):
Sonstiges:
Parken:
Besuchen Sie Pützchens Markt heute allein oder in Begleitung?
o Allein
þ
o Mit Begleitung
8.
.................. DM
.................. DM
.................. DM
.................. DM
.................. DM
.................. DM
.................. DM
.................. DM
.................. DM
þ
weiter mit Frage 9
Wer begleitet Sie bei Ihrem Besuch?
(Mehrfachnennungen möglich)
o (Ehe-)Partner
o Kinder
þ
o
o
o
o
o
Anzahl: .............
Alter: ............. ú ............ ú .............
Verwandte/Bekannte
Kollegen aus der Firma
Reisegesellschaft
Verein
Sonstige, und zwar: ........................................................................................
9.
Bitte nehmen Sie zu den folgenden Äußerungen über Volksfeste und
Jahrmärkte Stellung
Stimme
voll zu
Die Städte sollten darauf hinwirken, die Veranstaltung von Volksfesten wie Pützchens Markt
langfristig sicherzustellen. Falls erforderlich auch
durch die Verwendung öffentlicher Mittel (ähnlich
der Förderung anderer Kulturbereiche).
Volksfeste erhöhen insgesamt die Attraktivität
der veranstaltenden Städte als Wohnstandort.
Pützchens Markt ist ein Ereignis, das einen besonderen Stellenwert im Jahresverlauf einnimmt.
Volksfeste wie Pützchens Markt passen immer
noch in die heutige Zeit.
Volksfeste sollten ein größeres Angebot an Attraktionen wie in den Freizeitparks bieten.
Sollte es Pützchens Markt nicht mehr geben,
würde mir etwas fehlen.
Pützchens Markt ist die wichtigste Großveranstaltung in Bonn.
10.
Stimme Stimme
zu
nicht zu
Stimme
überhaupt
nicht zu
Weiß
nicht
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
Hat Pützchens Markt für Sie in den vergangenen Jahren an Attraktivität
gewonnen?
o Ja
o Nein
o Weiß nicht
Begründung:
...................................................................................................
...................................................................................................
11.
Wo haben Sie Ihren Wohnsitz?
o Pützchen, Beuel, Bonn
o Übriger Rhein-Sieg-Kreis, und zwar in
o Übriges Nordrhein-Westfalen, und zwar in
o Anderes Bundesland, und zwar:
o Ausland, und zwar:
.............................................................
Entfernung in km:
................
.............................................................
Entfernung in km:
................
.............................................................
Entfernung in km:
................
.............................................................
Achtung! Allen Befragten, die nicht in Pützchen, Beuel oder Bonn wohnen, die
Zusatzfragen am Ende des Fragebogens stellen!
12.
Geschlecht:
13.
Wie alt / jung sind Sie?
o 16-25 Jahre
o 51-60 Jahre
14.
o Weiblich
o 26-40 Jahre
o Älter als 60 Jahre
o Männlich
o 41-50 Jahre
Welchen Beruf üben Sie aus?
Rentner (Bitte zusätzlich früheren Beruf ankreuzen)
Hausfrau/-mann (Bitte zusätzlich den Beruf des Partners ankreuzen)
Zur Zeit arbeitslos (zusätzlich den vor der Arbeitslosigkeit ausgeübten
Beruf ankreuzen)
In Schul-, Berufs-, Universitätsausbildung
Ungelernter / angelernter Arbeiter
Facharbeiter/unselbständiger Handwerker
Einfacher und mittlerer Angestellter
Leitender Angestellter
Beamter im unteren, mittleren oder gehobenen Dienst
Beamter im höheren Dienst (ab "Rat")
Selbst. Handwerksmeister / kleiner Gewerbetreibender / Ladeninhaber
Inhaber eines größeren Geschäfts / Unternehmer / Großunternehmer
Freier Beruf (Arzt, Rechtsanwalt)
Selbständiger Landwirt
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
ZUSATZFRAGEN AN AUSWÄRTIGE BESUCHER
(nicht in Pützchen, Beuel oder Bonn wohnhaft)
A.
Wie haben Sie Pützchens Markt besucht?
o Als Tagesausflug vom Wohnort aus
o Als mehrtägige Reise mit Übernachtung
in Bonn oder Umgebung
þ weiter mit Frage B.1
þ weiter mit Frage C.1 (nächste Seite)
Fragen B.1 bis B.4 nur an Tagesausflügler vom Wohnort!
B.1
Wie lange waren Sie unterwegs bis zu Pützchens Markt?
o Weniger als 30 Minuten
o Länger als 2 Stunden
B.2
o 30-60 Minuten
o 1-2 Stunden
Wie viel Stunden haben Sie heute auf Pützchens Markt verbracht?
Ungefähr .............. Stunden
B.3
Besuchten Sie heute ausschließlich Pützchens Markt oder haben Sie den
Kirmesbesuch mit Besichtigungen oder Besorgungen in der Umgebung
verbunden?
o Ausschließlich Besuch Pützchens Markt
o Sonstige Besichtigungen und Besorgungen in der Umgebung,
und zwar:
...................................................................................................
...................................................................................................
...................................................................................................
B.4
Welche Ausgaben haben Sie im Verlauf des gesamten Tagesausflugs getätigt? (Dazu zählen alle Ausgaben außerhalb der Kirmes und die Ausgaben auf der Kirmes!)
o Lokaler Transport:
.................DM
o Verpflegung/Gastronomie: .................DM
o Lebensmittelkäufe:
.................DM
o Unterhaltung/Sport:
.................DM
(dazu zählen auch die Ausgaben für Fahrgeschäfte etc. auf der Kirmes)
o Einkäufe sonstiger Waren: .................DM
o Sonstiges:
.................DM
Fragen C.1 bis C.7 an alle Personen, die eine mehrtägige Reise
nach Bonn und zu Pützchens Markt unternommen haben!
C.1
War Pützchens Markt der Hauptanlass der Reise oder wären Sie ohnehin
in die Region gereist?
o Kirmes war Hauptanlass der Reise
o Hauptanlaß war Besuch der Region
C.2
In welcher Stadt bzw. welchem Ort übernachten Sie?
o Bonn
o Sonstige(r) Stadt / Ort:
C.3
Wo übernachten Sie?
o
o
o
o
C.4
........................................................................................
Hotel
Gasthof / Pension / Privatzimmer
Bei Verwandten / Bekannten
Sonstiges, und zwar:
........................................................................................
Wie lange dauert Ihre gesamte Reise?
.............. Tage
C.5
Welche touristischen Ziele / Veranstaltungen / Ausstellungen etc. in und
um Bonn haben Sie in Verbindung mit Ihrem Kirmes-Aufenthalt bereits
besucht oder wollen Sie noch besuchen?
...........................................................................................................................................
...........................................................................................................................................
C.6
Welche Ausgaben haben Sie im Verlauf der gesamten Reise getätigt?
o
o
o
o
o
o
o
Unterkunft:
Lokaler Transport:
Verpflegung/Gastronomie:
Einkäufe:
Freizeit/Sport:
sonstige Dienstleistungen:
Tagesausgaben pro Kopf insgesamt:
.................DM
.................DM
.................DM
.................DM
.................DM
.................DM
.................DM
9.4.2 Fragebogen Schausteller (Erhebungsort Bonn)
1.
Zu welchem Bereich des Schaustellergewerbes zählen Sie ihren Betrieb?
o
o
o
o
o
o
o
o
2.
Fahrgeschäfte
Gastronomie (z.B. Festzelte)
Imbissladen
Spielgeschäfte (Losgeschäft, Ringe, Derby etc.)
Schießen
Schau und Belustigung
Verkauf nach Schaustellerart (z.B. Süßwaren)
Sonstiges
Wie viele Tage vor Pützchens Markt reisen Sie an, wann reisen Sie wieder
ab?
Anreise:
3.
..... Tage vorher
Abreise:
Wie viele feste, mitreisende Mitarbeiter (einschließlich Inhaber und mitarbeitender Familienangehöriger) und wie viele Aushilfskräfte, die vor Ort
eingestellt werden, zählt ihr Betrieb?
Feste Mitarbeiter
o 1-2
o 3-4
o 5-7
o 8-10
o 11-15
o 16-20
o mehr als 20
4.
Aushilfskräfte
o 1-2
o 3-4
o 5-7
o 8-10
o 11-15
o 16-20
o mehr als 20
Wie hoch sind die Kosten, die Ihnen durch die Beschäftigung der Aushilfskräfte entstehen?
o keine Kosten
o 1.001-2.000 DM
o 10.001-15.000 DM
5.
..... Tage später
o bis 500 DM
o 2.001-5.000 DM
o mehr als 15.000 DM
o 501-1.000 DM
o 5.001-10.000 DM
Wie viele nicht mitarbeitende Familienangehörige reisen mit Ihren Mitarbeitern (einschließlich Inhaber) mit?
o keine
o 7-9
o 1-2
o 10-12
o 3-4
o 5-6
o mehr als 12
6.
Welche Ausgaben für den Lebensunterhalt (Lebensmittel, Kleidung, Waren etc.) tätigen die festen Mitarbeiter (einschließlich Inhaber) und ihre
Familienangehörigen pro Tag ihres Aufenthaltes in Bonn?
o Keine
o 26 bis 40 DM
7.
o 1 bis 10 DM
o 101 bis 200 DM
o 11 bis 30 DM
o mehr als 200 DM
o 31 bis 50 DM
Wareneinkäufe für den Betrieb (z.B. Dekomaterial, Gläser)
Lebensmitteleinkäufe für den Betrieb
Stromverbrauch
Wasserverbrauch
Werbung
Müllbeseitigung
Reparaturen, TÜV, technische Abnahme
Sonstiges
Wie hoch beziffern Sie diese Kosten und wie verteilen sich diese Kosten
auf die folgenden Ausgabearten?
o
o
o
o
o
o
o
o
o
10.
o 16 bis 25 DM
Wofür tätigen Sie während ihres Aufenthaltes in Bonn, neben den Ausgaben für Löhne, persönlichen Bedarf sowie Steuern und Gebühren, weitere
Ausgaben?
o
o
o
o
o
o
o
o
9.
o 6 bis 15 DM
o mehr als 60 DM
Wie hoch sind die sonstigen Ausgaben pro Person (Mitarbeiter und Familienangehörige) für Freizeit, Unterhaltung, Bildung etc. während des gesamten Aufenthaltes in Bonn?
o 0 DM
o 51 bis 100 DM
8.
o 1 bis 5 DM
o 41 bis 60 DM
Gesamtkosten:
Wareneinkäufe für den Betrieb (z.B. Dekomaterial, Gläser):
Lebensmitteleinkäufe für den Betrieb:
Stromverbrauch:
Wasserverbrauch:
Werbung:
Müllbeseitigung:
Reparaturen, TÜV, techn. Abnahme:
Sonstiges:
................... DM
................... DM
................... DM
................... DM
................... DM
................... DM
................... DM
................... DM
................... DM
Wie schätzen Sie insgesamt die wirtschaftliche Situation Ihres Betriebes
ein?
o Sehr gut
o Gut
o Befriedigend
o Ausreichend
11.
o Mangelhaft
o Ungenügend
Wie hat sich die Situation in den vergangenen drei Jahren entwickelt?
o eher verbessert
o keine Veränderung
o eher verschlechtert
12.
Mit was für einer Entwicklung rechnen Sie in den kommenden drei Jahren?
o Verbesserung
o keine Veränderung
o Verschlechterung
13.
Welche konkreten Anregungen oder Verbesserungsvorschläge haben Sie
allgemein bezüglich der Organisation von Volksfesten in Deutschland?
...........................................................................................................................................
...........................................................................................................................................
...........................................................................................................................................
...........................................................................................................................................
...........................................................................................................................................
...........................................................................................................................................
Vielen Dank für Ihre Auskünfte!!!
M A R K E T I N G ST U D I E
V O L K S F E ST
D EUTSCHER S CHAUSTELLERBUND E .V. S ITZ B ERLIN
Ich finde es außerordentlich begrüßenswert, dass sich der Deutsche Schaustellerbund in einer breit angelegten Marketingstudie mit den Ursachen der schwindenden
Attraktivität von Volksfesten befasst und
dabei nicht stehen bleibt, sondern auch
offensiv über mögliche Gegenmaßnahmen
berät. Dabei hat mich heute besonders
beeindruckt, dass Sie auch da, wo die
Gutachter unbequeme Maßnahmen vorschlagen, die den einzelnen Schausteller
weh tun müssen, Ihre Bereitschaft zum entsprechenden Handeln deutlich gemacht haben. Das ist nicht selbstverständlich und ich kann Sie daher zu Ihrem Mut nur beglückwünschen.
Der Deutsche Städtetag wird Sie bei der Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen konstruktiv begleiten. Obwohl ich nicht zusagen
kann, insbesondere nicht in den Fällen, wo die Studie ein finanzielles oder
zusätzliches personelles Engagement der Kommunen anmahnt, jede
einzelne dieser Maßnahmen zu unterstützen, so halte ich die Vorschläge
jedoch insgesamt für einen sehr guten Ansatz, den man unbedingt weiter
verfolgen sollte. Insbesondere kann ich mir vorstellen, dass die Entwicklung
von Qualitätskriterien und einem Qualitätssiegel, das allerdings auch nicht
für Nicht-Mitglieder des DSB offen sein muss, bei der Vergabe von
Standplätzen auf Volksfesten eine entscheidende Rolle spielen kann.
In diesem Sinne wünsche ich uns gemeinsam viel Erfolg.
Jens Lattmann, Beigeordneter Deutscher Städtetag
Die Volksfeste in Deutschland sind ein
beliebtes und attraktives Freizeitprodukt.
Ihre wirtschaftliche Bedeutung ist hoch, die
wirtschaftlichen Effekte, auch für andere
Branchen, sind vielfältig. Über 170 Millionen
Besucher zieht es jährlich auf die Volksfeste
und doch wird der Kampf um den Erhalt der
Veranstaltungen von Jahr zu Jahr härter.
Der Deutsche Schaustellerbund hat mit
der Präsentation der Marketingstudie im
Januar 2005 in Herford ein wichtiges
Zeichen gesetzt, um sich den Herausforderungen der Zukunft stellen zu können. Es gilt nun, dieses Konzept, die
Instrumente, die Handlungsempfehlungen auch umzusetzen – und hier sind
wir alle aufgefordert, mit anzupacken.
Nehmen wir dieses Arbeitsmaterial und setzen uns mit ihm auseinander.
Fordern wir andere auf mitzuarbeiten. Nur gemeinsam mit den Verantwortlichen in den Städten können wir unser Produkt Volksfest wieder
attraktiver gestalten. Die Marketingstudie ist ein Arbeits- und Handlungspapier, mit dem gearbeitet werden muss. Ein Lamentieren an den
Stammtischen reicht nicht mehr aus. Es ist wichtig, dieses Angebot des
Deutschen Schaustellerbundes anzunehmen und in die Tat umzusetzen.
Die Begriffe Einigkeit und gemeinschaftliches Handeln unter Schaustellern dürfen gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht zu Worthülsen verkommen. Nur in der starken Solidargemeinschaft können wir
auch in Zukunft an die aktuellen Erfolge anknüpfen.
Albert Ritter, Präsident Deutscher Schaustellerbund
2
VORWORT
Volksfeste haben in Deutschland eine weit zurückreichende Tradition.
Diese Tradition erlebte ihren Höhepunkt in 1999, als Schausteller und
Veranstalter fast 4 Mrd. € umsetzen konnten. Seither sind die Umsätze zum
Teil drastisch gesunken. Das gilt allerdings nicht für alle
Schaustellerbetriebe und Sparten gleichermaßen. Während die
Gastronomiesparte sogar teilweise leicht steigende Umsätze verzeichnet,
sind die Rückgänge vor allem in den Sparten Spielbetrieb und KinderEntertainment besonders hoch.
Als Reaktion darauf hat der Marketingkreis des Deutschen
Schaustellerbund e.V. Anfang 2004 Lischke Consulting mit der Erarbeitung
von strategischen Handlungsempfehlungen und Maßnahmen zur
Verbesserung der aktuellen Situation der Volksfeste und Schausteller beauftragt. Die Untersuchung erfolgte in zwei Schritten:
Analyse: Die aktuell gesehenen Stärken und Schwächen von Volksfesten und Schaustellern wurden anhand von umfassenden
Expertengesprächen mit Schaustellern, Herstellern und Veranstaltern
von 12 repräsentativ ausgewählten Volksfesten in ganz Deutschland
erfasst und bewertet.
Handlungsempfehlungen: Aus der Analyse wurden gemeinsam mit
dem Marketingkreis und Vertretern der Veranstalter konkrete
Empfehlungen für eine Verbesserung der aktuellen Situation erarbeitet.
Hieraus wurden 4 Leuchtturmprojekte definiert, die künftig vorrangig
zum Tragen kommen sollen.
Die umfangreiche Dokumentation der Ergebnisse der Untersuchung
wurde auf dem 56. Delegiertentag des DSB in Herford am 14. Januar 2005
vorgestellt und ist in der Geschäftsstelle des DSB e.V. erhältlich. Die nun vorliegende Kurzfassung dient der Vermittlung der wesentlichen Ergebnisse
und der Förderung der notwendigen Gespräche zwischen Schaustellerverbänden und Veranstaltern vor Ort.
I NHALTSVERZEICHNIS
3
Strategische Neuausrichtung geht nur gemeinsam –
Das Kompassprinzip
4
Das Publikum verändert sich – Demografischer Wandel
4
Bisher wenig marktorientierte Entwicklung von Volksfesten
und Schaustellern – Masse statt Klasse
6
Strategische Neuausrichtung durch Qualität und Innovation –
4 Leuchtturmprojekte
7
Leuchtturm 1: Qualitätsoffensive Volksfest –
ein garantiert gutes Erlebnis
7
Leuchtturm 2: Volksfest innovativ – viel mehr als nur Fahrgeschäfte
9
Leuchtturm 3: Lernen wie es besser geht – für Schausteller und
Veranstalter
11
Leuchtturm 4: Imagekampagne – ein Symbol für reelles
Volksfestvergnügen
13
Fazit und erste bereits realisierte Maßnahmen
14
STRATEGISCHE N EUAUSRICHTUNG
DAS KOMPASSPRINZIP
GEHT NUR GEMEINSAM
–
Schausteller sind Unternehmer. Und als Unternehmer haben sie
vielfältige Ideen und Interessen. Aber ein gelungenes Volksfest ist mehr als
viele gute Einzelideen. Erfolgreich sind Volksfeste immer dann, wenn es
gelingt, ein attraktives Konzept und Profil für die Veranstaltung zu entwickeln und alle auf dem Platz anwesenden Schausteller darauf auszurichten und zu verpflichten. Einzelne Schausteller allein können weder für
ihren Betrieb noch für ein ganzes Volksfest genügend Attraktivität und
Anziehungskraft ausstrahlen. Dies gemeinsame Ausrichtung auf dem
Volksfest ist eine wesentliche Aufgabe der Veranstalter.
Das Kompassprinzip bedeutet also, das gemeinsame und gleichgerichtete Handeln von Veranstaltern und Schaustellern auf einem Volksfest.
Dies kann und muss für jedes Volksfest ein eigenständiges Profil und eigene
Umsetzungsideen bedeuten. Damit verbunden ist aber immer die konsequente Beteiligung aller Schausteller auf dem Platz an gemeinsamen
Aktionen, Aufbau- und Gestaltungselementen und die Umsetzung vereinbarter Qualitätsstandards. Dies ist auch vertraglich im Rahmen der
Ausschreibung festzulegen. Nur so kann die strategische Neuausrichtung
für die Volksfeste gelingen.
Dabei ist festzuhalten: Es gibt kein Erfolgsrezept für jede Art von Volksfest,
sondern nur einzelne sinnvolle Handlungsmöglichkeiten, die dann von
Veranstaltern und Schaustellern gemeinsam für jedes einzelne Volksfest
umgesetzt werden müssen. Dies verdeutlicht noch einmal das nachfolgende Schaubild:
DAS P UBLIKUM
VERÄNDERT SICH
– D EMOGRAFISCHER WANDEL
Gerade mittlere Volksfeste haben sich in den letzten Jahren auch aufgrund einer starken Orientierung an Fahrgeschäften und vorrangig technologischer Innovation („schneller – höher – weiter“) teilweise zu reinen
Jugendveranstaltungen gewandelt. Aufgrund des demografischen
Wandels wird die Zielgruppe der 6-36-jährigen jedoch mittelfristig weiter
stark schrumpfen. In der Konsequenz bedeutet dies für viele Volksfeste
einen schon jetzt wahrnehmbaren deutlichen Rückgang an Besucherinnen
und Besuchern.
Verbunden damit ist auch ein Interessenwandel in dieser Altersgruppe.
Kinder interessieren sich immer früher schon für „jugendliche“ Fahrgeschäfte
und Action-Angebote, Jugendliche und junge Erwachsene haben aufgrund
erhöhter Mobilität und technologischen Wandels zunehmend mehr Möglichkeiten auch außerhalb von Volksfesten attraktive und teilweise teure
Freizeitangebote wahrzunehmen. Neben Internet, Handy und Spielkonsolen sind hier auch Freizeitparks, große Einkaufscenter und (Kurz)Urlaube zu nennen. Solche veränderten Freizeitgewohnheiten stellen vor
allem in finanzieller Hinsicht eine zunehmende Konkurrenz für Schausteller
und Volksfeste dar.
4
Demgegenüber ist die Zielgruppe der Über-40-jährigen ohne Kinder
eher wenig auf Volksfesten vertreten. Dies aber ist zugleich die Zielgruppe,
die insgesamt über das größte Einkommen verfügt und ein intensives
Interesse an Abwechslung und werthaltigem Konsum hat. Eine strategische
Neuausrichtung der Volksfeste muss sich also daran orientieren, diese
Zielgruppe für das Volksfest wieder zurück zu gewinnen, das Volksfest also
wieder zu einem gemeinsamen Erlebnis für alle Altersgruppen zu entwickeln. Insbesondere manche kleinere Volksfeste können dazu aufgrund
gewachsener Traditionen und der eindeutig vermittelbaren Nähe („hier
trifft man sich“) viele Anregungen bieten. Die nach wie vor positive
Entwicklung der „Weihnachtsmärkte“ zeigt die Möglichkeiten, die in einer
Trendwende bei der Zielgruppe liegen.
Die Veränderung der Zielgruppen verdeutlicht das nachfolgende Schaubild:
5
B ISHER WENIG MARKTORIENTIERTE E NTWICKLUNG VON
VOLKSFESTEN UND S CHAUSTELLERN – M ASSE STATT K LASSE
In den 80er und 90er Jahren wurde die positive Entwicklung der
Volksfeste zum Anlass genommen, das Angebot deutlich auszuweiten:
Bestehende Volksfeste wurden verlängert und/oder die Fläche wurde
vergrößert.
Erhöhte Kosten bei den Schaustellern haben außerdem zu einem verstärkten Angebot von Kleinstgeschäften (3m Standlänge) geführt, das
heißt, die Anzahl der Geschäfte je Fläche hat sich deutlich erhöht.
Aufgrund der „jugendlichen Orientierung“ der Volksfeste sind die
Städte und Veranstalter dazu übergegangen, zusätzliche Angebote
für ein älteres Publikum anzubieten. Stadtfeste, Weinfeste, Jazzfeste
und viele andere, eher kulinarisch oder musikalisch orientierte Feste
wurden entwickelt und stehen oft auch terminlich in enger Konkurrenz
zum traditionellen Volksfest.
All dies führt jedoch bei schrumpfender Gesamtnachfrage zu einem verstärkten Konkurrenzdruck untereinander, der sich in Preiskämpfen und
Verdrängungswettbewerb äußert.
Gerade dieser Verdrängungswettbewerb steht jedoch – im Gegensatz
etwa zum Einzelhandel – in einem starken Gegensatz zum Selbstverständnis vieler Schausteller.
Dieses ist begründet in der Tradition des Gewerbes: Schausteller wird
man vor allem durch familiäre Traditionen. Anders als in der Landwirtschaft erfolgt dies jedoch in der Regel nicht durch Betriebsübernahme der Kinder von den Eltern, sondern durch neue Betriebsgründungen.
Im Ergebnis führt das zu einer Ausweitung des Angebots, da Schausteller bislang oft mehrere Kinder haben. Das aber verschärft den
sowieso schon bestehenden Konkurrenzdruck.
Sind diese Neugründungen darüber hinaus eher emotional begründet
und wurde die wirtschaftliche Schlüssigkeit für das Betreiberkonzept
nur nachrangig berücksichtigt („das hat schon immer funktioniert“), sind
schon bald erhebliche Veränderungen im Sinne von Betriebsaufgaben
zu befürchten. Dies betrifft insbesondere die investitionsintensiven
Fahrgeschäfte, die auch aufgrund der Basel-II-Kriterien und gestiegenden Nebenkosten unter einem erheblichen Kostendruck stehen.
6
Die Maßnahmen zur strategischen Neuorientierung sollten daher auf
vier verschiedenen Ebenen ansetzen:
Stärkung von Marktmechanismen als Chance für bewährte Schausteller, sich zu verändern.
Qualitätsstrategie und Markenbildung mit einem konsequenten Veranstaltungsmanagement.
Erschließung neuer kaufkräftiger Zielgruppen durch Innovation und
klare Zielgruppen-Ansprache.
Steigerung der Effizienz durch Senkung von Stand- und Nebenkosten
und Nutzung von Einkaufskooperationen.
STRATEGISCHE N EUAUSRICHTUNG DURCH Q UALITÄT
I NNOVATION – 4 L EUCHTTURMPROJEKTE
UND
Aus der Fülle der möglichen Ansatzpunkte und Wege zur Neuausrichtung wurden in Kooperation mit dem DSB e.V. vier Leuchtturmprojekte
definiert. Diese sollen als Handlungsempfehlungen auf jedem Volksfest
umgesetzt werden und führen im Ergebnis zu einer nachhaltigen Steigerung der Attraktivität der Veranstaltungen und damit auch der Umsatzentwicklung auf den deutschen Volksfesten.
Nicht empfohlen wird eine aktive Intensivierung des aktuellen
Preiskampfes, da dies lediglich zu einem Verdrängungswettbewerb der
Schaustellerbetriebe führt. Und der kann am Ende auf die Volksfeste als
typisches und eigenständiges Freizeitangebot, zu dessen Charakter eine
Vielzahl verschiedener Schaustellerbetriebe gehört, nur zerstörerisch
wirken.
L EUCHTTURM 1: Q UALITÄTSOFFENSIVE
EIN GARANTIERT GUTES E RLEBNIS
VOLKSFEST –
Viele Volksfeste leiden derzeit unter einem Negativ-Image, das sich u.a.
aus Pressemeldungen über Unfälle, Gewalt etc. und mündlichen Berichten
von Volksfestbesucherinnen und -besuchern speist. Dabei zeigt die
Erfahrung, dass einzelne negative Ereignisse oft über Jahre die Einstellung
der Bevölkerung zu einem bestimmten Volksfest prägen können. TV-Shows
und werbewirksame Animations-Angebote auch anderer Anbieter
(Einkaufszentren, Ferienclubs, Freizeitparks etc.) haben darüber hinaus die
Erwartungshaltung der Kundinnen und Kunden an ein professionelles
Angebot deutlich gesteigert.
Neben der Qualität des eigenen Geschäfts ist der Erfolg des
Schaustellers jedoch auch in hohem Maße davon abhängig, wie gut das
jeweilige Volksfest insgesamt geplant und durchgeführt wird.
7
Ein Beispiel:
Auf einem großen Volksfest stehen – trotz Ausschreibung mit langer Bewerbungsphase – 5 Geisterbahnen, 4 Irrgärten und zahlreiche ImbissAngebote mit 3m Standlänge. Die betroffenen Schausteller stellen dies erst
beim Aufbau fest und haben dann keine Chance mehr zu reagieren – die
erheblichen Umsatzverluste sind zumindest für einige der Betreiber garantiert.
Die grundsätzlich durchaus sinnvolle und zielgruppengerechte Schwerpunktbildung im „Nicht-Fahrgeschäfte-Bereich“ ergibt in dieser Kombination
für die Besucherinnen und Besucher jedoch ein Gesamtbild ohne große
Abwechslung. „Warum noch ein weiterer Rundgang – ist doch sowieso
immer dasselbe.“ – Der konzeptionelle Gestaltungswille des Veranstalters
muss zielgruppen- und schaustellerorientiert sein.
Die konsequente Standardisierung bestimmter Leistungen und Arrangements auf dem Volksfest kann zu einer nachhaltigen Steigerung der Werthaltigkeit des Volksfesterlebnisses bei den Besucherinnen und Besuchern
führen.
Dies betrifft sowohl die einzelne Geschäfte als auch den Veranstalter mit
seinem Gesamtkonzept für das jeweilige Volksfest. Die geltenden
Standards sind vor Ausschreibung des Festes gemeinsam von Veranstaltern
und Verbänden festzulegen und in der Umsetzung (Messgrößen) und
Kontrolle (wann und wer) verbindlich zu machen.
Beispiele für Standards
Für die Feste geht es vor allem um Standards für das Festkonzept, die
Festplatzgestaltung und die Durchführung von Werbemaßnahmen. Hierzu
werden u.a. folgende Standards vorgeschlagen:
Festgelegte Gesamtzahl von Schaustellern im Verhältnis zur
erwarteten Besucherzahl und in der Ausschreibung festgelegter
Spartenmix.
In der Ausschreibung festgelegtes Marketing-Budget und
geplante Maßnahmen.
Sanitäts-, Polizeikräfte und Wachdienste für Publikum sichtbar vor
Ort und leicht erreichbar (subjektives Sicherheitsgefühl).
Zentraler Reinigungsdienst sichtbar für Publikum (subjektives
Sauberkeitsgefühl).
Veranstaltungsgelände (Lage, Sauberkeit Toiletten und Wege,
Infrastruktur, etc).
Informationstafel an den Eingängen und/oder ggf. an zentralen
Plätzen.
Beleuchtete Parkplätze ohne bzw. mit niedrigen Parkgebühren/
Frauenparkplatz/ Mutter-Kind-Parkplatz.
Rahmenprogramm (Einbeziehung lokaler Vereine, Prominenz,
Aktionen etc.).
Bereiche mit ruhiger Atmosphäre und gehobener Gastronomie auf
dem Platz.
Angebote zur Steigerung der allgemeinen Aufenthaltsdauer
(Walking acts, Bänke, evtl. Spielecke mit Betreuung für Kleinkinder,
Kirmesorgel etc.).
8
Für Geschäfte und Schausteller werden u.a. folgende Standards vorgeschlagen:
Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit am Geschäft.
Kein Telefonieren am Stand im direkten Kontakt mit den Kunden.
Mindestens ein deutsch sprechender Ansprechpartner am Stand
zu jedem Zeitpunkt.
Untereinander abgestimmte Musik (Maximallautstärke).
Höchst- und Mindestdauer der Länge von Fahrten (Fahrgeschäfte).
Vollständige Beteiligung an gemeinsamen Aktionen (Events, besondere Zahlungsmittel, Übernahme einheitlicher Elemente in der
Standgestaltung, wie z.B. Herzen oder regionaltypische Symbole
etc.).
Rücknahme nicht gelöster Karten bei Nichtbenutzung am letzten
Veranstaltungstag.
Wortwahl und Stil des Rekommandierens / der Publikumsanimation (Aufnahme traditioneller Schaustellerqualitäten).
...
Die Einführung der Qualitätsstandards kann nach dem folgenden Verfahren erfolgen:
1.
2.
3.
4.
Festlegung der Standards als Mindeststandard und/oder
Leistungsstandard je Fest.
Angebot von Hilfen zur Erreichung durch Fachverbände und DSB
(z.B. Personal-Schulung, „Lernen von anderen“).
Preisverleihung bei Leistungsstandards und öffentliche Auszeichnung.
Überprüfung und Ermahnung mit vorab vereinbarten Konsequenzen
bei Nicht-Einhaltung.
L EUCHTTURM 2: VOLKSFEST INNOVATIV –
VIEL MEHR ALS NUR FAHRGESCHÄFTE
Innovationen wurden in der Vergangenheit allzu einseitig vor allem im
Bereich von Fahrgeschäften durchgeführt. Die hierdurch primär angesprochene Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen führt aber
durch ihr Sozialverhalten („Ballermann-Effekt“) eher zu einem Fernbleiben
anderer Personen und gehört auch nicht zur zahlungskräftigsten Zielgruppe.
Innovationen sind notwendig sowohl für die Entwicklung neuer Geschäftskonzepte als auch für die Weiterentwicklung ganzer Volksfeste. Um
neue Zielgruppen (wieder) zu erreichen, müssen dabei verschiedene
Faktoren beachtet werden:
Besuchsmotive: Künftige Innovationen müssen die wesentlichen
Besuchsmotive der Kunden treffen. Hierbei sind insbesondere Angebote für folgende Besuchsmotive stärker herauszustellen bzw. zu entwickeln.
Geselligkeit, Gruppenerlebnis, Soziale Kontakte und Kommunikation.
Illusion, Ablenkung, Unterhaltung, Zerstreuung.
Jung und Alt, familiäres Zusammensein, Spiel mit Kindern.
9
Dazu sind Innovationen in allen Sparten erforderlich, besonders aber in
den Bereichen Spielbetrieb, Belustigung, Verkauf und Gastronomie. Ziel ist
vor allem die Steigerung der Erlebnisintensität und die aktive Einbeziehung
der Besucherinnen und Besucher in den Verlauf der erlebten Leistung
(Animation, Life-Events).
Ein Beispiel:
Auf einem Volksfest stehen 2 Geisterbahnen, eine davon mit klassischer
Geräteausstattung, eine andere mit „lebenden Geistern“ und Animation.
Die klassische Geisterbahnfahrt kostet 1,50 Euro, die andere Fahrt/
Rundgang kostet 3 Euro. Vor der Bahn mit Animation steht den ganzen
Abend eine längere Schlange, die Wagen der klassischen Geisterbahn
bleiben hingegen nahezu leer.
– Das Beispiel zeigt deutlich, dass werthaltige Angebote, die den Unterhaltungsgeschmack des Publikums treffen, durchaus teurer, aber trotzdem
„preiswert“ sein können.
Events und kleine Aktionen: Der „Event-Charakter“ der Volksfeste muss
deutlicher herausgestellt werden. Ein hoher Prozentsatz befragter
Besucher gibt an, dass das Erleben von Events und/oder ein
besonderer Rahmen für sie bedeutungsvoll ist. Dazu gehören nicht nur
Feuerwerk und Familientage, sondern auch besondere Musikstile (z.B.
deutscher Schlagertag), ein Tag für spezielle Zielgruppen (Verliebte,
Singles, Rosa Montag) oder andere Aktionen (Walking acts auf dem
Platz, Rekordversuche etc.).
Tradition und Veränderung: In der Konzeption und Werbung für
Volksfeste sind traditionelle Angebote („bekannt und bewährt“) mit
neuen Leitangeboten („das ist erkennbar neu“) zu verbinden. Im
Rahmen von speziellen Aktionen und Events können diese pressewirksam dargestellt werden.
Saisonale Angebotsdifferenzierung: Finden auf einem Festplatz
mehrere verschiedene Volksfeste pro Jahr statt, sollte eine saisonale
Angebotsdifferenzierung für die Besucher wahrnehmbar sein, damit
das jeweilige Fest einen unverwechselbaren Charakter erhält
(Regionaltypische Kulissen, Einbeziehung der City bei freien Plätzen,
Wahl von einheitlicher Bekleidung des Personals, einheitliche
Musikbeschallung).
10
(Lokale) Identifikation: Kooperationen und Vernetzungen durch die
Einbindung lokaler Vereine, Unternehmen (v. a. Einzelhandel und Gastronomie) und Prominenz stärken die Identifikation der Gäste mit dem
jeweiligen Fest und sorgen so für ein „Fest des ganzen Volkes“.
Zur Unterstützung der Entwicklung von Innovationen werden zwei Maßnahmen vorgeschlagen:
Trendsetter-Kunden: In Aufnahme von Entwicklungsstrategien in der
Industrie, sind ausgewählte „Trendsetter-Kunden“ aus der angestrebten
Zielgruppen (z.B. Personen ohne Kinder zwischen 40 und 60 Jahre) in
die Entwicklung neuer Angebote mit einzubeziehen. Dies kann z.B.
über einen Ideen-Wettbewerb oder die Einladung mit Rundgang auf
ein großes Volksfest („Was gefällt, was könnte besser sein?“) erfolgen.
Auch die Veranstalter der verschiedenen Volksfeste können als
Trendsetter bzw. Nachahmer mit gegenseitigen Besuchen voneinander
profitieren. So erhalten Schausteller und Veranstalter authentische und
direkte Rückmeldungen aus der Zielgruppe.
Prämierung von Innovationen: Herausragende Innovationen sollten
besonders prämiert und werbewirksam herausgestellt werden. Dies
betrifft sowohl einzelne Schaustellerbetriebe als auch ganze Volksfeste. Ein solcher Innovationspreis ist auch in Kooperation mit den kommunalen Spitzenverbänden jährlich zur Prämierung besonderer
Leistungen zu verleihen. Dies kann auch in Kombination mit qualitativ
herausragenden Angeboten (s. Leuchtturm 1) erfolgen. Die Auszeichnung sollte durch eine Plakette und eine Symbolfigur für Besucher und
Medien sichtbar gemacht werden.
L EUCHTTURM 3: L ERNEN WIE ES BESSER
FÜR S CHAUSTELLER UND V ERANSTALTER
GEHT
–
Qualitative Verbesserungen und verstärkte Innovationen in allen Sparten
führen zu veränderten Anforderungen an Schausteller und Veranstalter.
Gemeinsame Aufgaben müssen professionell vorbereitet und durchgeführt
werden. Die zugehörigen Aufgaben speziell der Veranstalter zeigt das
nachfolgende Schaubild:
Die dafür erforderlichen Kompetenzen auch im Bereich Veranstaltungsmarketing und Qualitätsmanagement sind allerdings insbesondere bei Veranstaltern von kleineren und mittleren Volksfesten in der
Realität nicht immer gewährleistet.
11
Ein Beispiel:
In einer ländlichen Kleinstadt wird die Rolle des Veranstalters der zwei
Kirmesveranstaltungen pro Jahr von einem Mitarbeiter des Ordnungsamtes
wahrgenommen. Aufgrund verschiedener Personalentwicklungsmaßnahmen wechselt der jeweils verantwortliche Stelleninhaber ca. alle 3–4 Jahre.
Eine Einarbeitung speziell zum Volksfestthema ist nicht vorgesehen. In der
Konsequenz ist jeweils zumindest das erste Jahr von erheblichen Unsicherheiten bei allen Beteiligten begleitet, eine längerfristige konzeptionelle
Gestaltung ist kaum denkbar, Umsatzeinbußen oder ausbleibende Bewerbungen von Schaustellern in den Folgejahren sind zumindest nicht
unwahrscheinlich.
– Nachfolgeregelungen, Hospitationen bei anderen Volksfesten und Schulungen sind hier wesentliche Bausteine um eine kontinuierliche Wahrnehmung der Aufgaben sicher zu stellen.
Es werden daher spezielle Schulungsbausteine für Veranstalter und für
Schausteller empfohlen.
Empfehlungen zu Schulungsbausteinen für Schausteller:
Schulungsinhalte:
z.B. Betriebswirtschaftliches Grundwissen, Qualitätsmanagement,
„Kundenorientierung“, Betreiber-Strategien, Sicherheit, Hygiene etc. im
Betrieb.
Schulungsformen:
als Angebot über den DSB e.V. vermittelt, z.B. als Halbtagesworkshops
am Vormittag von größeren Volksfesten oder als Kompaktseminare im
Winter.
Ergänzt wird dies auch durch das BeKoSch – Angebot des Wirtschaftskollegs Herne.
Durchführung:
durch externe Agenturen oder als interne Angebote („Lernen voneinander“).
Finanzierung:
durch Teilnehmerbeiträge, ggf. mit Kofinanzierung über Verbände.
12
Empfehlungen zu Schulungsbausteinen für Veranstalter:
Schulungsinhalte:
z.B. Anforderungen an Veranstalter, Stadt- und Veranstaltungsentwicklung, Veranstaltungsmarketing, Festkonzept / Potenzialanalyse, Qualitätsmanagement.
Schulungsformen:
als regionales Ein- bis Zweitagesseminar im Winter z.B. über den dt.
Städtetag bzw. dt. Städte- und Gemeindebund vermittelt bzw. verpflichtend bei Stellenwechsel im Veranstalterbereich.
Durchführung:
durch externe Agenturen in Kooperation mit DSB e.V. und ggf. ergänzt
durch Hospitationen bei anderen Volksfesten.
Finanzierung:
durch Teilnehmerbeiträge.
L EUCHTTURM 4: I MAGEKAMPAGNE –
EIN SYMBOL FÜR REELLES VOLKSFESTVERGNÜGEN
Neben der tatsächlichen Veränderung von Konzepten und Gestaltung
der Volksfeste bzw. Schaustellerbetriebe sind auch die verantwortlichen
Personen in den Kommunen und Städten zu informieren und für die
Volksfeste neu zu gewinnen.
Vorgeschlagen wird eine spezielle Imagekampagne für Wirtschaftsdezernenten und Kämmerer. Ihnen soll die besondere Bedeutung des Wirtschaftsfaktors Volksfest vermittelt werden und die besondere Rolle und die
damit verbundenen Anforderungen an die Veranstalter verdeutlicht werden.
Maßnahmen in diesem Zusammenhang können neben persönlichen
Gesprächen der örtlichen Vertreter der Verbände auch regionale Fachgespräche „Hinter den Kulissen“ ggf. mit Kurzvortrag und Rundgang über
ein ausgewähltes Volksfest sein. Dazu wurde auch im Rahmen der Studie
„Leitfaden für die Durchführung von Veranstaltergesprächen“ erarbeitet.
Hierin sind konkrete Vorschläge zur Verbesserung formuliert und mit Handlungsschritten versehen. Diese sind für jedes Volksfest gemeinsam von den
örtlichen Schaustellerverbänden und Veranstaltern umsetzbar.
Darüber hinaus kann durch die Entwicklung einer geeigneten Symbolfigur die Markenbildung „Volksfest“ gefördert werden. In Verbindung mit
13
bestimmten Qualitätsverbesserungen bzw. Innovationen kann eine entsprechende positive Besetzung der Figur erzielt werden. Sie kann als Walking act, Sticker und auf Plakaten zum Einsatz kommen.
Wie die übrigen Leuchttürme lebt auch dieser Leuchtturm vor allem von
den vielen Kontakten der einzelnen Schausteller vor Ort und ist durch zentrale Maßnahmen nur zu unterstützen, nicht aber zu ersetzen.
FAZIT
UND ERSTE BEREITS REALISIERTE
M AßNAHMEN
Von einer kurzfristigen Umkehr der beschriebenen Gesamttrends ist nicht
auszugehen, Veränderungen müssen daher auch langfristig angelegt und
wirksam sein. Vorrangige Hauptaufgabe ist die Gewinnung der zahlreichen Schausteller und Veranstalter im Hinblick auf das gemeinsame Ziel
eines attraktiven Volksfestes.
Hier haben die zahlreichen Interviews gezeigt, dass grundsätzlich eine
große Innovationsbereitschaft besteht, die überwiegende Mehrheit aber
derzeit noch abwartet, ob denn die entwickelten Maßnahmen auch greifen. Hier kann durch gezielte Information und schrittweise Einbeziehung der
Trend vom pflichtbewussten Abwarten hin zu einem aktiven Nutzen der vorhandenen Chancen erreicht werden. Dies verdeutlicht die nachstehende
Abbildung.
Folgende Maßnahmen wurden durch den DSB e.V. bereits veranlasst
bzw. umgesetzt:
1.
Durchführung einer deutschlandweiten Informationskampagne mit
regionalen Diskussionsveranstaltungen für Veranstalter und Schausteller
zur Studie.
2. Angebot eines „Personal-Coaching“ im Rahmen großer Volksfeste zur
Schulung von Unternehmern und Angestellten im Kundenumgang incl.
Kundenansprache.
Als eine weitere Konsequenz aus den Ergebnissen der Marketingstudie
veranstaltet der DSB seit Saisonbeginn 2005 auf ausgewählten Volksfesten
Seminare für Schausteller und ihre Mitarbeiter. Die ersten Termine für das
Personal Coaching fanden mit großem Erfolg im Rahmen des Nürnberger
und Münchner Frühlingsfestes im April statt.
14
Ziel der Seminare ist es, die Servicequalität im Schaustellergewerbe und
auf den Volksfesten zu verbessern. Unter Anleitung einer professionellen
Trainerin werden die Teilnehmer in deutsch, polnisch und rumänisch im
Umgang mit dem Volksfestbesucher, geschult. Serviceorientierung und
Freundlichkeit stehen dabei an erster Stelle. Nach Abschluss der Schulung
erhält jeder teilnehmende Schaustellerbetrieb ein vom Deutschen
Schaustellerbund ausgestelltes Zertifikat.
3. Verbindliche Vereinbarung von Qualitätsstandards auf zahlreichen
Volksfesten und konzeptionelle Verbesserungen in Platzgestaltung und
Werbung.
Beispiele:
Einführung eines Thementag „Ü-50“ für ältere Volksfestbesucher mit
Warenkostproben, Oldiemusik, gedämpfter Lautstärke und
besonderem Service
Führungen über den Festplatz mit „Blick hinter die Kulissen“ und
Informationen zum Schaustellerberuf/Schaustellergewerbe
„Romantischer Abend“ mit besonderem Ambiente wie Kerzenschein
und stimmungsvoller Musik
„Volksfest-Olympiade“
Kooperationen mit örtlichen Medien
Einladung sogenannter Trendkunden auf den Festplatz, um jederzeit
aktuelle Publikumswünsche zu erfahren
Plakatwettbewerb „Volksfest“, der über die Medien ausgeschrieben
wird
Edition eines Sonderkruges/Sonderglases für die jeweilige Veranstaltung
Prämierung der drei besten Geschäfte auf dem Platz durch eine
unabhängige Jury
Babywickelraum
Frauenparkplätze
Der Deutsche Schaustellerbund hat zu den verschiedenen Maßnahmen
detaillierte Veranstaltungskonzepte erarbeitet, die in der Hauptgeschäftsstelle angefordert werden können.
Anschrift: Deutscher Schaustellerbund, Levetzowstraße 23B, 10555 Berlin,
Tel. (030) 39 80 53-0, Fax (030) 39 80 53-17, E-Mail: [email protected],
Internet: www.dsbev.de
15
I MPRESSUM
Auftraggeber:
Deutscher Schaustellerbund e.V.
Levetzowstraße 23 B
D-10555 Berlin
Telefon (030) 39 80 53-0
Telefax (030) 39 80 53-17
[email protected]
www.dsbev.de
Bearbeitung:
Lischke Consulting GmbH
Haus der Seefahrt
Hohe Brücke 1
D-20459 Hamburg
Telefon (040) 37 85 57-0
Telefax (040) 37 85 57-21
[email protected]
www.lischke.com
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Deutscher Schaustellerbund e.V.
Jahresbericht 2008
Wir machen Freizeit zum Vergnügen!
Inhaltsverzeichnis
Vorwort Präsident Albert Ritter ..............................................................................
2
Das Jahr in Schlaglichtern
59. Delegiertentag in Stuttgart ............................................................................
4
Hauptvorstandssitzung in Nürnberg .....................................................................
5
Jahresempfang ArGe NRW Mitte...........................................................................
6
Parlamentarischer Abend 2008 in Berlin ...............................................................
7
Bundesregierung zu Gast auf dem Volksfest ...........................................................
8
Fachmesse Interschau-Technofolies in Stuttgart ......................................................
8
Die Entwicklung des Schaustellergewerbes ............................................................ 11
DSB-Positionen
DSB fordert Anerkennung der Volksfeste als immaterielles Kulturerbe .......................... 14
Verbandsarbeit
Fachthemen ................................................................................................... 16
Bildung ......................................................................................................... 19
Schaustellerseelsorge ........................................................................................ 22
Marketingkampagne „Wir machen Freizeit zum Vergnügen!“ ..................................... 23
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ........................................................................ 25
Europäische Schausteller-Union ............................................................................. 30
Zusammenarbeit mit Organisationen und Verbänden ........................................... 34
Rahmenverträge ..................................................................................................... 36
DSB-Mitglieder........................................................................................................ 38
Präsidium und Bundesfachberater ......................................................................... 44
Hauptgeschäftsstelle .............................................................................................. 46
Wir über uns ........................................................................................................... 47
Der DSB – Einigkeit macht stark! ............................................................................ 48
Volksfeste in Deutschland ....................................................................................... 50
Impressum .............................................................................................................. 52
Vorwort
Für das Schaustellergewerbe war 2008 ein
wirtschaftlich schwieriges Jahr. Vor allem in
der ersten Saisonhälfte
führten das rückläufige Konsumverhalten
der Bürger und die
gestiegenen Energieund Transportkosten zu
Umsatzeinbußen. Erst ab dem Spätsommer zogen
dann – auch aufgrund der guten Witterung – die
Umsätze ein wenig an. Im Gesamtergebnis jedoch konnten die Erwartungen der Branche nicht
erfüllt werden.
Kulturgut Volksfest
Ein Schwerpunkt dieses Jahresberichtes gilt dem
Thema Kulturgut Volksfest, denn zu der vielfältigen
Kulturlandschaft in Deutschland zählt vor allem die
über Jahrhunderte gewachsene Kultur der Volksfeste,
Kirmessen und Weihnachtsmärkte. Auf den Volksfesten wird Brauchtum gepflegt, Gemeinschaft erlebt
und die Tradition volksnaher Unterhaltung aufrechterhalten. Die Menschen brauchen die Feste, damit
das Gemeinwesen weiter funktionieren kann. Ein
Hauptanliegen des Deutschen Schaustellerbundes ist
daher die Anerkennung der deutschen Volksfeste als
immaterielles Kulturgut. Im Jahr 2008 fanden hierzu
zahlreiche Gespräche, u.a. mit dem Präsidenten und
Generalsekretär der UNESCO Deutschland, statt.
Marketingstudie Volksfest
Blick in die Zukunft
Die konstant hohen Besucherzahlen auf den Plätzen zeigen uns, dass die Volksfeste nach wie vor
ein sehr beliebtes Freizeitprodukt sind. Doch, um
auch in Zukunft sich dem Wettbewerb im Tourismusbereich mit attraktiven Angeboten stellen zu
können, muss an diesem Produkt Volksfest weitergearbeitet werden. Wichtig ist dabei, das Alleinstellungsmerkmal einer jeden Veranstaltung
herauszustellen. Der Deutsche Schaustellerbund
hat mit der Marketingstudie Volksfest hierfür ein
wirksames Instrument geschaffen.
Europäische Arbeit
für deutsche Interessen
Die Ursprünge der nationalen politischen Entscheidungen werden in Brüssel gesetzt. Viele
Gesetze, die heute der Deutsche Bundestag nur
noch als Richtlinie übernimmt und für sich nationalstaatlich umsetzen muss, sind vorher im
europäischen Parlament auf den Weg gebracht
worden. Für den Deutschen Schaustellerbundes
ist daher die zukünftige Arbeit auch in den europäischen Gremien von großer Bedeutung. Nur
so können Akzente gesetzt und frühzeitig Einfluss auf politische Entscheidungen genommen
werden.
2
Alles was wir haben, muss täglich neu erkämpft
werden. Der DSB ist ein starker Berufsverband, der
nur durch die Maxime der Einigkeit, die stark macht,
in der Vergangenheit große Erfolge für das Schaustellergewerbe und die Volksfeste in Deutschland
erzielen konnte. Wir werden aber an diese Erfolge
nur dann anknüpfen können, wenn alle Schausteller auch in Zukunft im DSB organisiert sind. Lassen
Sie uns unseren Weg gemeinsam weitergehen!
Ich danke den Schaustellerinnen und Schaustellern
in den Verbänden, den Funktionsträgern, den Delegierten, dem Hauptvorstand, dem Präsidium, den
Fachberatern, den Schaustellerfrauen, der Schaustellerjugend, den Mitarbeitern der Hauptgeschäftsstelle und allen, die sich im Verbandswesen vorbildlich
und tatkräftig für die Interessen der Schausteller und
die Zukunft unseres Gewerbes einsetzen.
Glück auf!
Albert Ritter
Präsident
Deutscher Schaustellerbund e.V.
Wir machen Freizeit zum Vergnügen!
3
Das Jahr in Schlaglichtern
59. Delegiertentag in Stuttgart
Der Delegiertentag des Deutschen Schaustellerbundes stand in diesem Jahr unter dem Motto
„Wir machen Freizeit zum Vergnügen!“ Doch
um den Besuchern der Volksfeste auch in Zukunft Vergnügen bereiten zu können, müssen
die Rahmenbedingungen für die Schausteller
stimmen. Vor dem Hintergrund aktueller Branchenprobleme wie den Windlast- und Umweltschutzzonen sowie Gebührenbelastungen trafen
sich vom 26.-28. Januar 2008 in Stuttgart die Delegierten der DSB-Mitgliedsverbände zum Informations- und Meinungsaustausch.
Mit den Workshops „E-Learning – Lernen auf der Reise“ und „Qualitätssicherung Glühwein“ präsentierte
der DSB wie bereits auf den vergangenen Tagungen
auch in Stuttgart kostenlose Weiterbildungsangebote. Das große Interesse an beiden Veranstaltungen
gibt dem DSB-Konzept recht. Schon „traditionell“
fand auch in Stuttgart das von Vizepräsident Hempen moderierte Jugendforum statt.
Einstimmung beschloss das höchste Gremium
im Deutschen Schaustellerbund Maßnahmen
zu den Themen „Bearbeitungsgebühren für
Bewerbungen“, „Zulassungsverfahren“, „Beschäftigung von Saisonarbeitskräften aus Bulgarien und der Ukraine“, „Platzvergabe“ und
„Umweltzonen“. Bereits im Vorfeld der Tagung
hatte Präsident Albert Ritter auf einer Pressekonferenz hinsichtlich der Umsetzung der Kennzeichnungsverordnung generelle Ausnahmen für
Schaustellerfahrzeuge gefordert und die Fahrverbote für das Schaustellergewerbe kritisiert.
Diese Praxis gefährde die berufliche Existenz der
Schausteller.
„Deutschland wäre ärmer ohne die Schausteller, den sie schaffen den Menschen Träume und
Illusionen!“ Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Ullrich Kasparick geizte in seiner Rede an die über 500
Gäste auf der Abschlusskundgebung nicht mit
Lob und Anerkennung für das Schaustellergewerbe. Doch Kasparick beließ es nicht bei verbalen
Streicheleinheiten, sondern signalisierte in seinen Ausführungen zu den aktuellen Themen wie
Umweltschutzzonen, Lenkzeitenüberwachung,
Tachografenbefreiung und Windlastzonen die
Bereitschaft seines Ministeriums, diese „heißen
Eisen“ anzupacken und gemeinsam mit dem DSB
Lösungen zu schaffen. Mit Ernst Burgbacher MdB,
Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion und Sprecher für Tourismuspolitik, sowie dem Chef der Staatskanzlei des Landes
Der Delegiertentag ist das höchste beschlussfassende
Präsident Albert Ritter (rechts) und Staatssekretär Ullrich
Gremium im DSB
Kasparick auf der Abschlusskundgebung
4
Deutscher Schaustellerbund e.V.
Baden-Württemberg, Hubert Wicker, waren weitere politische Ehrengäste der Einladung des DSB
in die Stuttgarter Messehallen gefolgt.
Präsident Albert Ritter dankte den Rednern für
ihre Verbundenheit zum deutschen Schaustel-
lergewerbe. Er forderte die Verantwortlichen
im Bund, den Ländern, Gemeinden und Städten auf, die Volksfeste weiter zu unterstützen.
Gleichzeitig warnte Ritter davor, das Kultur- und
Wirtschaftsgut Volksfest einer Behördenwillkür
auszusetzen.
Hauptvorstandssitzung in Nürnberg
Vom 14. bis 15. November 2008 war die fränkische
Volksfestmetropole Nürnberg Gastgeberin der 172.
Hauptvorstandssitzung des Deutschen Schaustellerbundes. Zum Abschluss der Saison standen wichtige
verbandspolitische Themen auf der Tagesordnung.
Am Vortag der Herbst-HV hatte Oberbürgermeister Dr.
Ulrich Maly die DSB-Vertreter zu einem Empfang ins
Nürnberger Rathaus geladen, in dessen Verlauf der
ehemalige bayerische Ministerpräsident Dr. Günther
Beckstein vom Süddeutschen Verband reisender
Schausteller und Handelsleute e.V. für seine Verdienste um die Sicherung von Volksfesten ausgezeichnet
wurde. Im Anschluss fand auf der Nürnberg Burg aus
Anlass der 120jährigen Jubiläums des Süddeutschen
Verbands eine große Abendveranstaltung statt.
über die Gespräche mit den Städten und Gemeinden zur Zukunftssicherung von Volksfesten, Klagen auf Standplatzzuweisung, Anerkennung der
Volksfeste als immaterielles Kulturgut, Investitionsförderung im Schaustellergewerbe, Produktsicherheit, Sondierungsgespräche mit der ZAV
und die Entwicklungen in der Bildungsarbeit. Im
Bereich der Berufsfragen standen die Diskussion
um Windlastzonen, Sonn- und Feiertagsfahrverbot und Sicherheitsstandards im Vordergrund.
Der Stand der Vorbereitungen zum Delegiertentag
2009 in Berlin, Volksfest-Veranstalterschulungen sowie Aktuelles zu den Themen Marketing,
Öffentlichkeitsarbeit und Finanzfragen bildeten
weitere Schwerpunkte.
Das Präsidium und die Hauptgeschäftsführung
informierten auf der Hauptvorstandssitzung u.a.
Die 173. Hauptvorstandssitzung findet 2009 in
Oldenburg statt.
Dr. Günther Beckstein wird für seine Verdienste um die
Dank an das Team vom Süddeutschen Verband reisender
Volksfeste ausgezeichnet
Schausteller und Handelsleute e.V. für eine hervorragende
Ausrichtung der 172. Hauptvorstandssitzung
Wir machen Freizeit zum Vergnügen!
5
Das Jahr in Schlaglichtern
Jahresempfang ArGe NRW Mitte
Über 700 Gäste aus Politik, Verwaltung, Verbänden und Schaustellervereinen waren am 29. Februar 2008 der Einladung der Arbeitsgemeinschaft
der Schausteller NRW Mitte zum Jahresempfang
nach Bochum gefolgt. Mit einem Historischen
Jahrmarkt hatte die Historische Gesellschaft Deutscher Schausteller für ein einmaliges Ambiente in
dem alten Industriegebäude gesorgt.
sorger für das soziale Leben und gesellschaftliche
Miteinander in den Schaustellerfamilien. „Ob Taufe, Erstkommunion oder Sonntagsgottesdienst auf
dem Autoscooter, stets stehen die Menschen im
Mittelpunkt Ihrer Arbeit. Seelsorge auf dem Volksfest, das heißt mit den Schaustellern sprechen
oder ihnen einfach nur zuhören – als Geistlicher,
Freund und Mensch“, sagte die Ministerin.
Der Vorsitzende der Migrationskommission bei
der Deutschen Bischofskonferenz, Weihbischof
Dr. Josef Voß, wurde für seine Verdienste um das
Kulturgut Volksfest und das Schaustellergewerbe in Nordrhein-Westfalen mit dem „Goldenen
Karussellpferd“ ausgezeichnet. Die Schausteller
würdigten mit dieser Auszeichnung seinen Einsatz für 50 Jahre Katholische Circus- und Schaustellerseelsorge.
Weihbischof Dr. Voß dankte den Schaustellern für
diese hohe Auszeichnung. Er nehme sie stellvertretend für die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Katholischen Circus- und Schaustellerseelsorge mit großem Stolz entgegen.
Wirtschaftsministerin Christa Thoben betonte in
ihrer Laudatio die Bedeutung der Arbeit der Seel-
Der Präsident des Deutschen Schaustellerbundes
und Vorsitzende der ArGe NRW Mitte, Albert Ritter,
verwies auf den kulturellen Status der Volksfeste
in Deutschland. Sie seien Feste für das Volk und
gehörten allein von daher schon in die Zentren
der Städte.
Jahresempfang mit Präsident Albert Ritter, NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben, NRW-Innenminister Dr. Ingo Wolf,
Weihbischof Dr. Josef Voß, Staatsminister Wolfram Kuschke, Bürgermeisterin Erika Stahl und Probst Michael Ludwig (v.l.)
6
Deutscher Schaustellerbund e.V.
Parlamentarischer Abend 2008 in Berlin
Pferderennen, Ballkanone, Büchsenwerfen, MelodyStar, das verrückte Hotel und die Berliner Rutsche
sind offizielle olympische Disziplinen – zumindest
bei der Kirmes-Olympiade des Deutschen Schaustellerbundes. Bereits zum sechsten Mal hatte der DSB
am 3. Juni 2008 zum Parlamentarischen Abend auf
die Steglitzer Festwoche in Berlin geladen – und zur
Teilnahme an der Kirmes-Olympiade aufgerufen.
schutzzonen und Windlastnormen, die Existenz von
Schaustellerunternehmen. Der Präsident bekräftigte die Forderung des DSB nach Ausnahmereglungen für die Branche, denn unter den bisherigen
Rahmenbedingungen werde die Durchführung der
Veranstaltungen immer schwieriger.
Da ließen sich die zahlreichen Gäste aus Politik,
Wirtschaft und Medien nicht lange bitten und absolvierten mit großem Einsatz und noch größerer
Begeisterung die geforderten Kirmes-Disziplinen.
Souverän wurde die Fahrt im Melody Star gemeistert
und Zielsicherheit an der Ballkanone bewiesen.
Gemeinsam habe man in den vergangenen Jahren
viel für die Sicherung des Kulturgutes Volksfest in
Deutschland bewirken können, betonte Präsident
Albert Ritter bei seiner Begrüßung. Doch nach wie
vor bedrohten rechtliche Schranken, wie Umwelt-
Präsident Albert Ritter begrüßt die Gäste
zum Parlamentarischen Abend 2008
Großer Einsatz bei der Kirmes-Olympiade auf der Steglitzer Festwoche
Wir machen Freizeit zum Vergnügen!
7
Das Jahr in Schlaglichtern
Bundesregierung zu Gast auf dem Volksfest
Volksfeste sind Stätten der Begegnung und der
Kommunikation. Ihr Angebot richtet sich an alle
Menschen, unabhängig von Portemonnaie, Bildungsgrad und sozialem Status. „Hier sitzt der
Maurer neben dem Professor, je enger, desto
besser“, dichtete einst Eugen Roth und beschrieb
sehr treffend die Atmosphäre auf den Plätzen. Die
Liebe zum Volksfest macht natürlich auch nicht
vor den Politikern halt und so konnte der DSB mit
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesaußenminister Frank Walter Steinmeier im Jahr
2008 gleich zwei prominente Vertreter der Bundesregierung im Jahr 2008 auf den Volksfesten
willkommen heißen.
Präsident Albert Ritter diskutiert mit Bundesaußenminister
Präsident Albert Ritter begrüßt Bundeskanzlerin
Frank-Walter Steinmeier auf dem Oldenburger Kramermarkt
Angela Merkel auf dem Dürkheimer Wurstmarkt 2008
Lösungen für die aktuellen Probleme der Schausteller
Fachmesse Interschau-Technofolies
in Stuttgart
Die Interschau-Technofolies hat – nach dem
Startschuss in Genua 2007 – ihre Position als die
neue europäische Leitmesse für Freizeitparkbetreiber, Schausteller und die gesamte Amusement-Industrie bei ihrem ersten Auftritt vom 29.
- 31. Oktober 2008 in Stuttgart gefestigt. Mit rund
8
3.500 Besuchern blieb die Besucherzahl zwar
leicht hinter den Erwartungen der Veranstalter
zurück. Dafür aber waren die rund 100 Aussteller,
davon etwa ein drittel aus dem Freizeitpark- und
anderen Bereichen, mit der exzellenten Qualität
und dem starken internationalen Zuschnitt ihrer
Deutscher Schaustellerbund e.V.
einer unerwartet hohen Kaufbereitschaft der
Messebesucher.
Sehr großen Zuspruch erfuhren die rund zwei Dutzend Einzelveranstaltungen, die das hochkarätige
Rahmenprogramm in der 10.000 QuadratmeterHalle und sonstigen Räumlichkeiten der Neuen
Messe Stuttgart bildeten. So hatte der Deutsche
Schaustellerbund, ideeller Trager der Fachmesse,
zu seiner Präsidiumssitzung geladen, und unter
dem Dach der Europäischen Schaustellerunion
waren die Führungsgremien von elf europäischen Branchenverbänden in Stuttgart präsent.
Seminare etwa über aktuelle rechtliche Fragen,
Krisenmanagement oder Investitionsförderprogramme für Schausteller, aber auch nutzbringende Informationen über neue Ansätze in der
Bildung für beruflich Reisende trugen zum Erfolg
des Rahmenprogramms bei. Der Bildungsstand
unter Federführung des Kultusministeriums Baden-Württemberg übrigens brachte zum ersten
Eröffnung der Interschau-Technofolies, vordere Reihe
v.l. Präsident Albert Ritter und der Geschäftsführer der
Messe Stuttgard Roland Bleinroth, hintere Reihe v.l.
Hauptgeschäftsführer Helmut Gels mit den Vertretern der
italienischen Schausteller- und Herstellerverbände
Kundschaft hoch zufrieden. Vor allem lobten sie
das konkrete Interesse des Publikums an Produkten und Geschäftsabschlüssen. Die Veranstaltung
soll auch in Zukunft unter dem neuen Namen
„Amusement Expo Europe“ im jährlichen Wechsel zwischen Stuttgart und Genua stattfinden.
Die Zufriedenheit der Aussteller belegen auch
die Zahlen aus der Besucherbefragung: Jeder
fünfte Gast kam aus dem Ausland, 91 Prozent
aller Besucher sind in ihrem Unternehmen an
Investitions- und Kaufentscheidungen beteiligt,
die Mehrheit davon sogar ausschlaggebend, und
87 Prozent waren mit konkreten Investitionsabsichten nach Stuttgart gekommen. So berichteten zum Beispiel die Wohnwagen-Aussteller von
Wir machen Freizeit zum Vergnügen!
9
Das Jahr in Schlaglichtern
Mal alle deutschen Bildungsverbände und -organisationen in diesem Bereich auf einer Messe
zusammen.
land. Gemeinsam mit unseren Partnern bemühen
wir uns für die Zukunft um weitere Kooperationen
mit anderen Industrieverbänden.“
„Unser Ziel war es, gemeinsam mit den europäischen Branchenverbänden und der Technofolies
die europäische Leitmesse für die gesamte Industrie zu schaffen, was noch durch die neue Dachmarke `Amusement Expo Europe´ unterstrichen wird“,
erklärte Roland Bleinroth, Geschäftsführer Messe
Stuttgart. „Die erste Messe unter diesem Vorzeichen hat einen erfreulichen Auftakt geschafft und
wurde sowohl vom Schaustellergewerbe als auch
der Freizeitpark-Industrie angenommen. Viele
Aussteller berichteten von guten Geschäftskontakten und Abschlüssen sowie von einer überraschend starken Besucherbeteiligung aus dem Aus-
„Hoch erfreut über die internationale Beteiligung
an der Interschau-Technofolies 2008“ äußerte sich
DSB- und ESU-Präsident Albert Ritter: „Ich persönlich habe Besucher aus Spanien, Polen, Frankreich,
Belgien, Österreich und Italien begrüßt und weiß
von mehreren Kollegen aus Indien und Russland
– auch aus dem Freizeitparkbereich –, die eigens
für diese Veranstaltung angereist sind. Das zeigt:
Unsere Botschaft und unser gesamteuropäisches
Konzept ist in der Branche angekommen. Der DSB
wie auch die ESU werden im Schulterschluss mit
Herstellern und der gesamten Branche die Entwicklung dieser Messe weiter vorantreiben.“
10
Deutscher Schaustellerbund e.V.
Die Entwicklung des Schaustellergewerbes
Auch im Jahr 2008 gehören die Volksfeste zu den
beliebtesten Freizeitangeboten in Deutschland.
178 Millionen Menschen besuchten bundesweit
die Volksfeste, Kirmessen, Dulte, Kerwen und
Märkte. So erfreulich die Besucherzahlen sind,
die Umsätze der Schausteller stagnieren. Im Jahr
2008 wurden durch Volksfeste in Deutschland 2
Milliarden Euro erzielt. 2001 lagen die Umsätze
noch bei 3,92 Milliarden Euro.
Hinter den Schaustellern liegt ein in finanzieller
und wirtschaftlicher Sicht schwieriges Jahr. Vor
allem in der ersten Saisonhälfte wurden aufgrund des rückläufigen Konsumverhaltens und
der gestiegenen Energie- und Transportkosten
die Erwartungen der Branche nicht erfüllt. Ab
dem Spätsommer zogen dann – auch aufgrund
der guten Witterung – die Umsätze an.
Weitere große Belastungen für die Schaustellerbetriebe sind die gestiegenen Transport- und
Energiekosten sowie die hohen Gebühren in den
Städten. Die Kosten auf den Plätzen, wie etwa
Stand- oder Stromgebühren, stehen in keinem
Vergleich zu den erzielten Einnahmen. Der Deutsche Schaustellerbund appelliert daher an die
Städte, nicht weiter an der Gebührenschraube
zu drehen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass
die Städte von den Volksfesten profitieren, zum
Beispiel durch Steuereinnahmen aber auch durch
den Werbe- und Imageeffekt, den die Feste erzielen. Volksfeste sind in Deutschland ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Die dadurch entstehenden Vorteile für die Kommunen müssen bei
der Festsetzung der Gebühren mit berücksichtigt
werden.
Marketing auf den Volksfesten
Sparen im Freizeitbereich
Kein Thema beherrschte die Stimmungslage im
Jahr 2008 in Deutschland mehr als die Finanzkrise. 85 Prozent der Bundesbürger stimmten
Mitte des Jahres nach einer ARD Umfrage der vorgegebenen Aussage „Die Entwicklung der Preise
für Lebensmittel und Energie macht mir Angst“
zu. Das heißt: Die große Mehrheit der Deutschen
fühlte sich durch die galoppierenden Preise und
die deutlich weniger stark steigenden Einkommen
bedroht. 62 Prozent gaben an, sie hätten ernsthafte Sorge „künftig mit ihrem Geld nicht mehr
auszukommen“. 49 Prozent sahen sich bereits an
dem Punkt, wo sie „nirgendwo mehr zusätzlich
sparen können“. Und nur 23 Prozent gaben an,
dass sie genug Geld hätten und „sich trotz steigender Preise nicht einschränken müssen“. Die
Auswirkungen dieser Stimmung waren natürlich
auch für das Schaustellergewerbe in diesem Jahr
spürbar. Das Sparverhalten traf vor allem die kleinen und mittleren Veranstaltungen, die das Gros
der Volksfeste in Deutschland ausmachen.
Doch Schausteller sind keine Berufsjammerer, die
sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten einigeln
und über ihr schweres Los klagen. Die Schaustellerei hat sich über viele Jahrhunderte hinweg
auch deswegen behauptet, weil sie ein traditionelles Gewerbe ist, das nach vorne schaut und,
wo in der Gemeinschaft nach Lösungen für Probleme gesucht wird.
Um auch in Zukunft im Freizeitmarkt wettbewerbsfähig bleiben zu können, setzt der Deutsche Schaustellerbund seit Jahren auf neue
Marketingaktionen. „Wir machen Freizeit zum
Vergnügen!“ lautet das Motto einer Kampagne
der Schausteller mit der die über 12.000 Veranstaltungen im Land beworben werden. Ziel ist
es, die Volksfeste als Freizeitvergnügen Nummer eins in Deutschland zu festigen, ihr Image
zu fördern und – auch vor dem Hintergrund des
demografischen Wandels in der Gesellschaft –
neue Besuchergruppen, wie die Ü-50-Generation, anzusprechen. Neue Werbekonzepte,
Wir machen Freizeit zum Vergnügen!
11
Die Entwicklung des Schaustellergewerbes in Deutschland
Verbesserung im Service, Steigerung der Aufenthaltsqualität und Sicherheit auf den Plätzen
lauten hier die Schlüsselwörter.
Volksfeste sind ein beliebtes Freizeitprodukt. Das
belegen die konstant hohen Besucherzahlen.
Und dort, wo an diesem Produkt mit neuen Ideen und Angeboten weitergearbeitet wird, wo die
Instrumente der Marketingkampagne eingesetzt
werden, stimmen auch die Umsätze. Dies gilt im
Übrigen auch für die Weihnachtsmärkte, die für
viele Schausteller eine wichtige zusätzliche Einnahmequelle im Jahr bedeuten.
Forderungen an die Bundesregierung
Doch um am Markt bestehen zu können, um
wettbewerbsfähig bleiben zu können, um erfolgreich zu sein, müssen auch die wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen stimmen.
Und hier sind die Verantwortlichen in der Politik
aufgefordert, sich der Interessen der klein- und
12
mittelständischen Schaustellerbetriebe in unserem Land anzunehmen und unternehmerisches
Engagement zu fördern. Neben dem Engagement
der Schausteller erwartet der Deutsche Schaustellerbund auch von der Politik eindeutige Signale. Das Konjunkturprogramm der Bundesregierung ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Entscheidend ist, dass das Vertrauen der Bürger
wieder gestärkt wird, umso die Konsumflaute
zu überwinden. Entgegen bisherigen Äußerungen aus dem Bundesfinanzministerium gibt es
nach Meinung des Deutschen Schaustellerbundes sehr wohl einen Spielraum, ohne Verzug
Steuersenkungen anzupeilen. Ein solches Signal
wäre geeignet, dem grassierenden Angstsparen
der Bürger entgegenzuwirken und etwas für die
Belebung der Binnenkonjunktur zu tun. Es gilt,
den Bürgern durch eine konsumfreundliche Politik Mut zu machen. Beispiele wären die Rückkehr zur alten Form der Pendlerpauschale oder
die Senkung der Mineralölsteuer. Spürbare Entlastungseffekte sind zudem über Korrekturen bei
der Lohn- und Einkommenssteuer machbar.
Deutscher Schaustellerbund e.V.
Wir machen Freizeit zum Vergnügen!
13
DSB Positionen
DSB-Positionen
DSB fordert Anerkennung der Volksfeste
als immaterielles Kulturerbe
Deutschland hat eine einmalige und vielfältige Kulturlandschaft. Hierzu zählt vor allem
die über Jahrhunderte gewachsene Kultur der
Volksfeste, Kirmessen und Weihnachtsmärkte. Auf den Volksfesten wird Brauchtum gepflegt, Gemeinschaft erlebt und die Tradition
volksnaher Unterhaltung aufrechterhalten. Die
Menschen brauchen die Volksfeste, damit das
Gemeinwesen weiter funktionieren kann. Ein
Hauptanliegen des Deutschen Schaustellerbundes ist daher die kulturelle Anerkennung der
deutschen Volksfeste.
Am 3. Juli 2008 führten Präsident Albert Ritter und
Hauptgeschäftsführer Helmut Gels in Hannover
ein Gespräch mit dem Präsidenten der deutschen
UNESCO-Kommission Walter Hirche und Generalsekretär Dr. Roland Bernecker. Im Mittelpunkt
stand dabei die Aufnahme der deutschen Volksfeste in die Liste der immateriellen Kulturgüter
der UNESCO.
Im Rahmen der Regelungsbefugnis der UNESCO
gibt es neben dem materiellen Weltkulturerbe, zu
dem in Deutschland u.a. der Kölner Dom und die
Museumsinsel in Berlin gehören, die Möglichkeit,
über die UNESCO auch immaterielle Kulturgüter
schützen zu lassen.
Laut UNESCO sind nicht nur herausragende Bauwerke und Naturstätten schützenswert und für
unsere Nachkommen zu bewahren. Kulturelle
Vielfalt spiegelt sich auch in lebendigen Ausdrucksformen: Feste, Bräuche, Tanz und Theater,
Musik und mündliche Literaturformen, Sprachen,
Handwerkstechniken und Wissensformen.
2003 hat die UNESCO-Generalkonferenz das Übereinkommen zur Bewahrung des immateriellen
Kulturerbes verabschiedet. Nachdem 30 Staaten
es ratifiziert hatten, trat es zum 20. April 2006 in
Kraft. Deutschland hat das Übereinkommen bisher noch nicht ratifiziert.
Der DSB im Dialog mit der UNESCO, v.l. Hauptgeschäftsführer
Helmut Gels, Kommissionspräsident Walter Hirche, Präsident
Albert Ritter und Generalsekretär Dr. Roland Bernecker
14
Die Vertreter des Deutschen Schaustellerbundes
und der Deutschen UNESCO-Kommission waren
sich bei dem Gespräch in Hannover einig, ihre
politischen Kontakte für eine schnelle Ratifizierung einzusetzen. UNESCO-Präsident Walter Hirche sagte zu, die Anliegen des DSB nach einer
Aufnahme deutscher Volksfeste in die Liste der
immateriellen Kulturgüter zu unterstützen.
Deutscher Schaustellerbund e.V.
Mit einer Anerkennung der Volksfeste als immaterielles Kulturgut wäre eine besondere Schutzfunktion verbunden. Den öffentlich-rechtlichen
Einrichtungen würde damit gleichzeitig die Verpflichtung auferlegt, diesen Kulturgütern einen
besonderen Bestandschutz zukommen zu lassen
und alle ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten einzusetzen, das geschützte Gut aktiv
und dauerhaft zu sichern.
Kulturelles Erbe vermittelt ein Gefühl
von Identität und Kontinuität
Das UNESCO-Programm zur Pflege des immateriellen Kulturerbes rückt weltweit über Jahrhunderte überlieferte Traditionen, die unmittelbar von
menschlichem Können getragen werden, in den
Blickpunkt. Sie prägen und beeinflussen Kulturen
heute und morgen.
Mit dem Übereinkommen werden die langjährigen UNESCO-Aktivitäten zur Inventarisierung,
Sammlung und Revitalisierung kultureller Traditionen, Fertigkeiten und vom Aussterben bedrohter Sprachen künftig in völkerrechtlich verbindlichem Rahmen fortgesetzt.
Zum immateriellen Erbe zählt die UNESCO „Praktiken, Darbietungen, Ausdrucksformen, Kenntnisse
und Fähigkeiten - sowie die damit verbundenen
Instrumente, Objekte, Artefakte und Kulturräume
-, die Gemeinschaften, Gruppen und gegebenenfalls Individuen als Bestandteil ihres Kulturerbes ansehen.“
In dem Übereinkommen zur Bewahrung des
immateriellen Kulturerbes heißt es: „Dieses
immaterielle Kulturerbe, das von einer Generation an die nächste weitergegeben wird, wird
von Gemeinschaften und Gruppen in Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt, ihrer Interaktion mit der Natur und ihrer Geschichte fortwährend neu geschaffen und vermittelt ihnen ein
Gefühl von Identität und Kontinuität. Auf diese
Weise trägt es zur Förderung des Respekts vor
der kulturellen Vielfalt und der menschlichen
Kreativität bei.“
Bundestagsbeschluss zur Sicherung
der Volksfeste
Bei seiner Forderung nach einer kulturellen Anerkennung der Volksfeste wird der DSB von den
politischen Entscheidungsträgern seit vielen Jahren unterstützt. So stellte der Deutsche Bundestag bereits im Dezember 2000 in einem Beschluss
zur „Sicherung der Volksfeste, des Markthandels
und des Schaustellergewerbes“ fest, „dass die
deutsche Volksfestkultur mit einer Fülle von tief
im volkstümlichen Brauchtum verwurzelten Jahrmärkten, Kirmessen, Wochen- und Weihnachtsmärkten in ihrer Art einzigartig auf der Welt ist.
Die Volksfeste sind wesentliches Kulturgut und
als solches von der Bundesregierung und der EU
anerkannt und schützenswert. Sie sind in der
Bundesrepublik Deutschland für alle sozialen
Schichten ein wichtiger Bestandteil der Freizeitgestaltung, erfüllen eine wichtige soziale Ausgleichsfunktion für alle Altersklassen sowie eine
Integrationsfunktion für ausländische Mitbürger,
wahren regionaltypisches Brauchtum und Tradition und stärken das Heimatbewusstsein.“
Stichwort: UNESCO
Die Organisation der Vereinten Nationen für
Erziehung, Wissenschaft und Kultur (engl.
United Nations Educational, Scientific and
Cultural Organization, UNESCO) ist eine internationale Organisation und gleichzeitig eine
der 16 rechtlich selbstständigen Sonderorganisationen der Vereinten Nationen. Sie hat ihren Sitz in Paris. Derzeit sind 193 Staaten in der
UNESCO vertreten. Zu den Aufgabengebieten
der UNESCO gehört die Förderung von Erziehung, Wissenschaft und Kultur sowie Kommunikation und Information.
Wir machen Freizeit zum Vergnügen!
15
Verbandsarbeit
Fachthemen
Die Zukunft der Schausteller wird mehr und
mehr von europäischen Gesetzen und Vorgaben
bestimmt. Das zentrale Anliegen des Deutschen
Schaustellerbundes und der Europäischen Schausteller-Union ist daher, gemeinsam mit den politisch Verantwortlichen die Rahmenbedingung zur
Förderung und Sicherung des Kulturgutes Volksfest zu verbessern.
Nachfolgend eine Zusammenfassung der aktuellen Fachthemen.
Nichtraucherschutz
Der DSB setzte sich beim Thema Nichtraucherschutz weiterhin für Ausnahmeregelungen in
Bier- und Festzelten auf Volksfesten ein. In Gesprächen mit den verantwortlichen Landespolitikern konnten so Sonderregelungen geschaffen
werden.
Umweltzonen/Feinstaubbelastung
Bei der Befreiung von Fahrverboten in Umweltzonen für Schaustellertransporte konnte der DSB
einen weiteren Erfolg erzielen. Das Ministerium
für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen teilte dem DSB mit, dass für den Bereich des
regionalen Luftreinhalteplans Ruhrgebiet eine
unbefristete Befreiung von den Verkehrsverboten
der Umweltzonen für Kraftfahrzeuge vorgesehen
sei, „die ausschließlich für Zwecke des Schausteller- und Zirkusgewerbes eingesetzt werden und
für diese Zwecke erkennbar bestimmt sind“.
Diese Ausnahmeregelung für das Schaustellergewerbe solle von Amts wegen für alle Umweltzonen des Luftreinhalteplans Ruhrgebiet gelten. Es
sei geplant, nach Inkrafttreten des Luftreinhalteplans Ruhrgebiet die Ausnahmeregelungen in
16
NRW-Umweltminister Eckhardt Uhlenberg
vergleichbaren Fällen auch für andere Umweltzonen des Landes Nordrhein-Westfalen zu übernehmen, mit dem Ziel, landesweit möglichst einheitliche Rahmenbedingungen für Umweltzonen
zu schaffen. Für den Bereich der Stadt Köln werde mittelfristig eine Anpassung und Vereinheitlichung der Ausnahmeregelungen angestrebt.
Das Umweltministerium erfüllt mit dieser Regelung eine langjährige Forderung des DSB und der
ArGe „NRW-Mitte“. Schaustellerfahrzeuge können
zukünftig unbürokratisch und kostengünstig in
die Umweltschutzzonen in Nordrhein-Westfalen
einfahren. Präsident Albert Ritter und Hauptgeschäftsführer Helmut Gels dankten NRW-Umweltminister Eckhardt Uhlenberg für seine Unterstützung. Der Minister leiste damit einen Beitrag, der
sich nahtlos an die Vorgaben der Mittelstandsentlastungsgesetze einreihe und beispielgebend
für andere Bundesländer sei.
Deutscher Schaustellerbund e.V.
Arbeitsschutzverordnung
für Schausteller
Seit dem 15. Februar 2008 ist die neue Lärm- und
Vibrations-Arbeitsschutzverordnung auch für Musikdarbietungen in Schaustellerbetrieben in Kraft.
In Zukunft werden Verstöße nicht mehr nur als
Ordnungswidrigkeit, sondern auch als Straftat geahndet. Die neue Lärmschutzverordnung soll besonders die Gesundheit der Mitarbeiter schützen.
Mitarbeiter in Schaustellerbetrieben, die dauerhaft einer Lautstärke über 80 Dezibel ausgesetzt
sind, müssen sich regelmäßig einer gesetzlichen
Vorsorgeuntersuchung unterziehen. Dies lässt
sich jedoch mit einem einfachen aber gesunden
Dreh am Lautstärkeknopf vermeiden und so spart
man sich viel Ärger und zusätzliche Kosten.
Aber auch ohne gesetzliche Regelungen sollte allen Schaustellern bewusst sein: Mit Lärm gewinnt
man keine Besucher, sondern man vertreibt sie!
Dies belegen deutliche Aussagen der Kirmesbesucher. Durch eine freundliche und serviceorientierte Mikrofonansprache werden die Besucher
– wie die Marketingstudie belegt – viel stärker
motiviert, auf den Plätzen zu verweilen, sich dabei wohlzufühlen und ihr Geld nicht auf anderen
Freizeitveranstaltungen auszugeben. Zu lautes
und zu aggressives Rekommandieren vertreibt
dagegen die Gäste von den Plätzen.
Auch die Marktmeister sind hier aufgerufen, sich
bei der Volksfestgestaltung und der Platzierung
der Geschäfte für den Lärmschutz einzusetzen und
das Gegenüber von Geschäften, die auf Lautsprecherverarbeitung angewiesen sind, zu vermeiden.
DSB begrüßt
Verbraucherinformationsgesetz
Die Bundesbürger haben in Zukunft deutlich mehr
Rechte, wenn sie von Behörden mehr über die Qualität von Lebensmitteln und Alltagsprodukten wissen wollen. Am 1. Mai 2008 trat das Verbraucherin-
formationsgesetz (VIG) in Kraft. Nach Angaben des
Bundesverbraucherministeriums sind die Behörden
dazu verpflichtet, die mündlichen oder schriftlichen
Fragen innerhalb von vier Wochen zu beantworten
oder Akteneinsicht zu ermöglichen. Der Deutsche
Schaustellerbund begrüßte die neuen Regelungen
zum Recht auf Verbraucherinformation. Das Schaustellergewerbe ist ein wichtiger Teil der Lebensmittelwirtschaft, sagte Präsident Albert Ritter. Auf den
Volksfesten seien die Imbissbetriebe, Ausschankgeschäfte und Stände mit Zuckerwatte oder Popcorn
große Anziehungspunkte. Daher genieße die Lebensmittelsicherheit bei den Schaustellern höchste
Priorität. Kontrolle und ständige Überprüfung von
Anlagen und Produkten seien absolut vorrangig. Der
DSB unterstütze die Forderung nach Information des
Verbrauchers. Transparenz sei immer noch das beste Mittel. Präsident Ritter warnte jedoch davor, dass
bei der Umsetzung des Gesetzes die Informationen
nicht zu Verunsicherungen führen dürften. „Gerade
im äußerst sensiblen Lebensmittelbereich wird eine
Information der Öffentlichkeit unter Nennung von
Produkt- und Unternehmensnamen leicht als Warnung verstanden - mit schweren wirtschaftlichen
Folgen für die betroffenen Unternehmen; selbst,
wenn keine gesundheitliche Relevanz gegeben ist.
Dies gilt insbesondere dann, wenn Informationen
über die Sicherheit oder Qualität von Lebensmitteln
von einer Behörde mit ihrer staatlichen Autorität in
die Öffentlichkeit getragen werden“, sagte Ritter.
Investitionsförderung
für Schaustellerbetriebe
In wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es auch für
Schaustellerbetriebe unerlässlich, die eigene Finanzsituation zu analysieren und Zukunftsperspektiven zu erarbeiten. Der Deutsche Schaustellerbund hat sich zu diesem Thema im Berichtjahr mit
den Finanzbehörden des Bundes und der Länder
zusammengesetzt, um seinen Mitgliedern gezielt
Hilfen anbieten zu können. So wurden erstmals
im Rahmen der Interschau-Technofolies 2008 in
Stuttgart zwei Seminare zu den Themen „Staatliche
Investitionsförderungen für klein- und mittelstän-
Wir machen Freizeit zum Vergnügen!
17
Verbandsarbeit
dische Unternehmen des Schaustellergewerbes“
sowie „Krisenmanagement und Unternehmenssanierung im Blickpunkt der Zukunftssicherung“ angeboten. Der DSB wird sich mit diesen Fragenstellungen in der Zukunft weiter auseinandersetzen.
Lebensmittelhygieneleitlinie
Die Lebensmittelhygieneleitlinie wird derzeit
überarbeitet, denn das deutsche Lebensmittelrecht hat sich in den letzten Jahren massiv verändert. Auf Grundlage von EU-Verordnungen wird
zukünftig der Schwerpunkt auf den Grundsatz der
Unternehmerverantwortlichkeit gesetzt. Das bedeutet, es wird in Zukunft nicht mehr geprüft, ob
Vorschriften konkret eingehalten wurden, sondern der Schausteller ist in der Verpflichtung zu
begründen, dass er im Rahmen seiner Kenntnisse
alles getan hat, um Probleme zu vermeiden.
Stärkung der Maxime
„bekannt und bewährt“
Der DSB hat seiner Forderung nach einer Stärkung der Maxime „bekannt und bewährt“ bei
der Vergabe von Volksfestplätzen auch im Jahr
2008 in zahlreichen Gesprächen mit Vertretern
aus Politik und Wirtschaft Nachdruck verliehen.
Und das mit Erfolg! So sagte beim Meinungsaustausch mit Präsident Albert Ritter der Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und
Weinbau, Hendrik Hering, seine Unterstützung
zur Sicherung des Schaustellergewerbes und der
Volksfeste in Rheinland-Pfalz zu. Minister Hering betonte, dass die Maxime „bekannt und
bewährt“ mit dazu beitrage, das heimische
Schaustellergewerbe zu sichern. Für das Alleinstellungsmerkmal von Traditionsveranstaltungen
sei die Zulassung von bekannten und bewährten
Beschickern unerlässlich. Ritter und Hering waren sich einig, dass „selbstverständlich der freie
Marktzugang gewährleistet sein müsse“; jedoch
sei ein Zulassungsverfahren per Losentscheid
der falsche Weg. Wirtschaftsminister Hering
kündigte an, sich mit einer Stellungnahme an
das Bundeswirtschaftsministerium zu wenden,
in der eine Stärkung der Vergabekriterien „bekannt und bewährt“ seitens der entsprechenden Ministerien aus Rheinland-Pfalz empfohlen
werde.
Befreiung von
Sonn- und Feiertagsfahrverbot
Freie Fahrt für Schausteller auch an Sonn- und
Feiertagen. Die Verkehrsministerkonferenz (VMK)
hat mit einer neuen Regelung grünes Licht für die
Schaustellerfahrzeuge gegeben und damit eine
langjährige Forderung des Deutschen Schaustellerbundes erfüllt. Bislang mussten die Schausteller für Fahrten an Sonn- und Feiertagen Ausnahmegenehmigungen beantragen.
Konstruktives Gespräch im Wirtschaftsministerium von
Rheinland-Pfalz: Minister Hendrik Hering (links) und
Präsident Albert Ritter
18
Unbeschadet der gesetzlichen Regelung in § 30
Abs. 3 Straßenverkehrsordnung (StVO) ist danach
wie folgt zu verfahren: „1. Das Sonntagsfahrverbot
gilt nicht für: (...) 1.3 Fahrzeuge, bei denen die
beförderten Gegenstände zum Inventar gehören,
wie z. B. Ausstellungs-, Film- und Fernsehfahrzeuge sowie Schaustellerfahrzeuge (Schaustellerfahrzeuge auch mit Anhänger).“
Deutscher Schaustellerbund e.V.
Arbeitskreis Fliegende Bauten
Im Juni 2008 trafen sich die Mitglieder des Arbeitskreises Fliegende Bauten in Münster zu
ihrer 68. Sitzung. Auf der Tagesordnung stand
unter anderem die Beratung über Konsequenzen bei vorsätzlichen Verstößen während des
Betriebs von Fahrgeschäften. Seitens der Vertreter des Arbeitskreises wurde die Forderung
zur Nachrüstung der Personensicherung in die
Diskussion eingebracht. Die Vertreter des DSB
sprachen sich eindeutig gegen eine solche Forderung aus. Einig war man sich allerdings, dass
derartige Verstöße künftig mit einem Bußgeld,
im Wiederholungsfall mit einer Betriebsuntersagung, geahndet werden sollen. Die Sicherheit
in Fahrgeschäften hat absoluten Vorrang und
Verstöße dagegen belasten im Ergebnis alle Betreiber. Deshalb unterstützt der DSB das massive
Vorgehen gegen Pflichtverletzungen. Grobfahrlässiges Verhalten einzelner Betreiber darf nicht
zu unzumutbaren Konsequenzen für die gesamte Branche führen.
Beschäftigung ausländischer
Schaustellergehilfen
Um die Schaustellerbetriebe möglichst schnell und
zeitnah bei der Vermittlung rumänischer Saisonarbeitskräfte zu unterstützen, wurde in Abstimmung
mit der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung
der Bundesagentur für Arbeit (ZAV) im Jahr 2008
ein neues Verfahren eingeführt. Mit dem Ziel, die
pünktliche Einreise der rumänischen Arbeitskräfte
sicherzustellen, stellt die ZAV ab sofort die Einstellungszusagen/Arbeitsverträge (EZ/AV) rumänischer
Saisonkräfte und Schaustellergehilfen bei namentlichen Anforderungen den inländischen Arbeitgebern auf dem Postweg zu. Für die Erteilung der
Arbeitserlaubnis-EU ist es daher nicht mehr erforderlich, dass das Formular EZ/AV von der rumänischen Arbeitsverwaltung gestempelt wurde. Bereits
seit 2006 wird dieses Verfahren erfolgreich bei der
Anforderung polnischer Saisonkräfte angewendet.
Die Vermittlung bulgarischer Schaustellergehilfen
ist seit diesem Jahr bis zu insgesamt neun Monaten
im Kalenderjahr nach Maßgabe von § 19 Beschäftigungsverordnung möglich.
Bildung
Die allgemeine und berufliche Bildung von Schaustellerkindern und -jugendlichen ist durch die
Reisetätigkeit der Eltern ständigen Wechseln unterworfen. Obwohl in den meisten Fällen die allgemeine Schulpflicht erfüllt wird, fehlen ihnen
doch häufig die erforderlichen Nachweise von
erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Schon
früh werden sie in den Familienbetrieb integriert
und leisten dort ihren Beitrag zum Betriebserfolg.
Professionelles Know-how in technischen und
kaufmännischen Fächern wird jedoch in Zukunft
auch im Schaustellergewerbe darüber entscheiden, ob ein Betrieb lebensfähig ist oder nicht.
Deshalb ist die Berufsbildung heute eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg eines Schaustellers. Die zunehmende Komplexität der rechtlichen
Grundlagen, der technischen Anforderungen und
des kaufmännischen Wissens verlangen Schaustellern zunehmend entsprechende Kompetenzen ab.
Bereits seit dem Jahr 2001 werden mit großem
Erfolg am Berufskolleg der Stadt Herne im Rahmen des Schulversuches BeKoSch (Entwicklung
Wir machen Freizeit zum Vergnügen!
19
Verbandsarbeit
Doch ELVET bedeutet noch mehr, denn Bildung
ist nicht nur eine notwendige Voraussetzung zur
Absicherung des Berufsstandes, sondern schafft
Perspektiven für die individuelle Entwicklung der
Schaustellerkinder und -jugendlichen.
Zukunftssicherung heißt heute auch, Alternativen zu schaffen, um so auf die Veränderung von
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen reagieren
zu können. Wer seine Lebensplanung einmal
ändern muss, dem stehen mit einer fundierten
Ausbildung alle Wege offen.
Bildungsprojekt LAR-S –
„Lernen auf Reisen“-Schule
Schulungen am PC
beruflicher Kompetenten für Schausteller durch
blockweisen Unterricht) Lehrgänge für berufsschulpflichtige Schausteller durchgeführt.
Dieses Angebot ist einmalig in der europäischen
Schullandschaft und der große Erfolg führte im
Januar 2007, unter aktiver Teilnahme der Berufsverbände, zum Start des von der Europäischen
Union geförderten Projektes ELVET (Elektronisches
Lernen zur beruflichen Bildung Reisender) mit
dem Ziel, Lernkonzepte für das Internet zu entwickeln. Hierzu trafen sich die Projektpartner aus
Dänemark, Belgien, den Niederlanden, Bulgarien
und Deutschland in Herne, Apeldoorn und Soest,
um die grundsätzlichen Rahmenbedingungen,
Ziele und Arbeitsaufgaben zu besprechen.
Am Ende der zweijährigen Projektphase können wir mit Stolz auf ein erfolgreiches Ergebnis
blicken. ELVET bedeutet einen entscheidenden
Schritt zur Sicherung einer verlässlichen, aktuellen Berufsbildung für die Schausteller. Dabei wird
den besonderen Bedürfnissen dieser Berufsgruppe nach einer gleichermaßen umfassenden wie
zielgerichteten Ausbildung Rechnung getragen.
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Ein weiteres Bildungsprojekt, das vom Deutschen Schaustellerbund unterstützt wird, ist die
„Lernen auf Reisen“-Schule (LARS). LARS ist ein
Projekt der Bezirksregierung Detmold mit dem
Deutschen Schaustellerbund, der Universität Paderborn, dem Heinz Nixdorf-Forum und weiteren
Kooperationspartnern. Es ergänzt den Unterricht
in den Stamm- und Stützpunktschulen.
Durch die virtuelle „Lernen auf Reisen“-Schule
werden neue Lernangebote für Schülerinnen und
Schüler auf Reisen bereitgestellt und die Möglichkeit zu strukturiertem Lernen verbessert. Das
Angebot bezieht sich im Wesentlichen auf die Fächer Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch. In der „Lernen auf Reisen“-Schule können
Lernprozesse durch am Lernstand orientierte inhaltliche Angebote begleitet werden.
Als Plattform für das Projekt wird der im Schuleinsatz bewährte Server bid-owl (Bildung im
Dialog) eingesetzt. Das Bildungsforum bid-owl
ermöglicht es den Schülern und Lehrern, kooperativ miteinander zu arbeiten und die Arbeitsergebnisse gezielt für bestimmte Benutzergruppen
oder auch für die Öffentlichkeit bereitzustellen.
Es werden Hilfsmittel angeboten, mit denen auf
sehr einfache Art und Weise innerhalb der „Virtuellen Schule“ produziert, kommuniziert und dis-
Deutscher Schaustellerbund e.V.
kutiert werden kann. Die Bedienung erfolgt über
eine leicht verständliche und schnell erlernbare
Benutzungsoberfläche in einem WWW-Browser.
Somit kann von jedem Internet-fähigen Computer
aus die gesamte Funktionalität genutzt werden.
Speziell für die „Lernen auf Reisen“-Schule wurde
eine Unterstützung zur Verwaltung individueller
Lehrpläne umgesetzt, in denen die Lernbegleiter
die Lernbedarfe und die Lehrer der Stützpunkt-
schulen die Lernfortschritte ihrer Schüler dokumentieren. Das Projekt profitiert außerdem von
weiteren Funktionalitäten, die im Rahmen von
bid-owl entwickelt wurden. Neben den Möglichkeiten zum Austausch von Dokumenten, die nur
für die jeweils Beteiligten sichtbar sind, sind dies
insbesondere Portale für den individuellen Zugang der Schüler. Die Kommunikation zwischen
Lehrern und Schülern und den Lehrern untereinander wird durch Foren unterstützt.
Die schulische Betreuung von Schaustellerkindern steht im Mittelpunkt der regelmäßigen Gespräche von Vertretern der Landesministerien, Bezirksregierungen und Lehrkräften mit den Berufsverbänden
Wir machen Freizeit zum Vergnügen!
21
Verbandsarbeit
Schaustellerseelsorge
„Es ist kein Blumenbeet zu schade, um nicht ein
Karussell darauf zu bauen.“ – dieses Zitat von
Papst Johannes XXIII sagt sehr viel über die kulturelle und soziale Bedeutung von Volksfesten
aus. Hinter den Kirmessen und Jahrmärkten stehen die Schausteller, die die Veranstaltungen erst
möglich machen.
Schaustellerunternehmen sind überwiegend Familienbetriebe, die bereits über viele Generationen bestehen. Die Geschäfte werden traditionell
an die Nachfolger weitergegeben. Für die Schausteller ist das Familiengeschäft weit mehr als ein
Wirtschaftsunternehmen mit dem Einkünfte erzielt werden. Die Schaustellerei bedeutet Traditionspflege, Familienbewusstsein, Zusammengehörigkeitsgefühl und vor allem Identifikation mit
dem Beruf.
Saisonsegen durch die Circus- und Schaustellerseelsorger
der katholischen und evangelischen Kirche
Die Circus- und Schaustellerseelsorge der katholischen und evangelischen Kirche ist geprägt von
diesen traditionellen Bindungen. Die Arbeit der
Seelsorger ist von elementarer Bedeutung für das
soziale Leben, das gesellschaftliche Miteinander
der Schausteller und ihrer Mitarbeiter. Besonders
das soziale Engagement und der Einsatz für die
schulische Bildung und berufliche Weiterbildung
sind von unschätzbarem Wert für die Zukunft der
Schaustellergenerationen.
Ob Taufe, Erstkommunion oder Sonntagsgottesdienst auf dem Autoscooter, stets stehen die
Menschen im Mittelpunkt der seelsorgerischen
Arbeit. Seelsorge auf dem Volksfest, das heißt mit
den Menschen sprechen oder ihnen einfach nur
zuhören – als Geistlicher, Freund und Mensch.
Das Besondere in der Arbeit eines Schaustellerseelsorgers liegt vor allem in der Familienbetreuung. Die Familien sind auf der Reise und in
ihrer Berufswelt aufeinander angewiesen. Daraus ergibt sich, dass alle seelsorglichen Dienste
und Bereiche immer wieder die gesamte Familie
erfassen. Daraus ergibt sich weiterhin, dass die
Vorbereitungen für die Taufe, Erstkommunion,
Firmung oder Eheschließung immer im Familienkreis erarbeitet und erlebt werden.
Die Feier der Gottesdienste auf den Volksfesten
sind Lebensquellen christlichen Glaubens. Bei
vielen Gottesdiensten nimmt auch die Bevölkerung immer wieder regen Anteil.
Seit über 50 Jahren begleiten die Katholische
Circus- und Schaustellerseelsorge und die Circus- und Schaustellerseelsorge der Evangelischen
Kirche in Deutschland die Schausteller in ihren
Lebensphasen, leisten seelische Unterstützung
und geistliche Betreuung. Der DSB dankt allen
Schaustellerseelsorgern für diese unverzichtbare
Arbeit.
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Deutscher Schaustellerbund e.V.
Marketingkampagne
„Wir machen Freizeit zum Vergnügen!“
Der deutsche Veranstaltungsmarkt im Freizeitund Unterhaltungsbereich explodiert. Jedes Jahr
schießen neue Angebote (Stadtfeste, Weinwochen, Vereinsfeste, Konzerte etc.) wie Pilze aus
dem Boden. Es herrscht ein Event-Rausch und
Veranstaltungsfieber, das vor allem die Marketingaktivisten in den Städten angesteckt hat.
Vor dem Hintergrund zahlreicher Konkurrenzveranstaltungen und mit Blick auf die schwierige
wirtschaftliche Situation im Schaustellergewerbe
beschloss der Deutsche Schaustellerbund bereits
vor einigen Jahren die Erstellung einer Marketingstudie zum Thema Volksfeste. Dabei wurden zunächst die Stärken und Schwächen von
Volksfesten anhand von umfassenden Expertengesprächen mit Schaustellern, Herstellern und
Veranstaltern von repräsentativ ausgewählten
Volksfesten in Deutschland erfasst und bewertet.
Aus der Analyse wurden gemeinsam mit dem DSB
und Vertretern der Veranstalter konkrete Empfehlungen für eine Verbesserung der aktuellen Situation erarbeitet.
„Wir machen Freizeit zum Vergnügen!“ lautet das
Motto einer Kampagne der Schausteller mit der
die über 12.000 Veranstaltungen im Land beworben werden. Ziel ist es, die Volksfeste als Freizeitvergnügen Nummer eins in Deutschland zu
festigen, ihr Image zu fördern und – auch vor
dem Hintergrund des demografischen Wandels
in der Gesellschaft – neue Besuchergruppen, wie
die Ü-50-Generation, anzusprechen. Neue Werbekonzepte, Verbesserung im Service, Steigerung
der Aufenthaltsqualität und Sicherheit auf den
Plätzen lauten hier die Schlüsselwörter.
Seit dem Start der Kampagne wurden bereits
zahlreiche Maßnahmen auf den Veranstaltungen
erfolgreich umgesetzt:
Das Volksfest-Herz, Symbol der deutschen Volksfeste,
beim Frankfurter Fastnachtsumzug
Schaustellerseminare
In der Freizeitbranche gilt immer mehr, dass Qualität zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor wird.
Der Volksfest-Kunde hat Anspruch auf ein professionelles Angebot und freundlichen Service.
Der DSB bietet daher Schaustellern und ihren
Mitarbeitern seit nunmehr fünf Jahren einen Basisworkshop zum Thema Servicequalität und deren Bedeutung für die Schaustellerbranche. Das
Seminar vermittelt den Teilnehmern hierfür die
notwendigen Grundlagen und Techniken. Die Erfahrung lehrt, dass nur ein zufriedener Besucher
auch beim nächsten Mal gerne wieder kommt
und – was nicht zu unterschätzen ist – Werbung
für das Volksfest machen wird.
Einführung von Qualitätsstandards
Die verbindliche Vereinbarung von Qualitätsstandards auf Volksfesten sowie konzeptionelle Verbesserungen in Platzgestaltung und Werbung sind
Wir machen Freizeit zum Vergnügen!
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Verbandsarbeit
zentrale Instrumente der DSB-Marketingkampagne. Beispiele sind die Einführung von Thementagen, wie etwa für die Generation „Ü50“, Führungen über das Volksfest mit einem „Blick hinter die
Kulissen“ oder aber „Romantische Abende“, auf
denen den Besuchern ein besonderes VolksfestAmbiente mit Kerzenschein und stimmungsvoller
Musik geboten wird. Für diese Aktionen hat der
Deutsche Schaustellerbund einen umfangreichen
Maßnahmenkatalog zur Vorbereitung und Durchführung von Volksfesten erstellt.
gur erfolgreich die Volksfeste bei Eröffnungen,
Pressekonferenzen und Rundgängen. Komplettiert wird die Marketingkampagne durch den
Einsatz von attraktiven Marketingartikeln mit
dem Herz-Aufdruck, wie Aufkleber, Regenponchos, Plastik- und Papiertüten, Plüschherzen,
Fotowände, Planen, Fahrzeugbeklebungen/
Fahrzeugbeschriftungen, T-Shirts, Schilder und
Ehrenkarten.
Bundesaußenminister Steinmeyer
trifft Volksfest-Herz
Schulungen für Volksfestveranstalter
Qualitative Verbesserungen und verstärkte Innovationen führen zu veränderten Anforderungen
an Schausteller und Veranstalter. Die Aufgaben
müssen professionell vorbereitet und durchgeführt werden. Gemeinsam mit Volksfestreferenten
und der Firma Lischke Consulting hat der DSB ein
Schulungskonzept für Veranstalter von Volksfesten entwickelt. In speziellen Seminaren werden
ab 2009 Management-Wissen und Know-how
zur Entwicklung von attraktiven Festkonzepten
vermittelt.
Zu einem Gipfeltreffen zweier prominenter Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens kam es am
18. Februar 2008 in Berlin. Beim traditionellen
Oldenburger Grünkohl-Essen in der Vertretung
des Landes Niedersachsen traf Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier auf das VolksfestHerz, dem offiziellen Maskottchen der Volksfeste in Deutschland. Moderiert wurde das Treffen
von Vizepräsident Michael Hempen und Helmut
Mondorf.
Jugendforum
Das Jugendforum ist ein Seminarangebot des
Deutschen Schaustellerbundes für Schaustellerjugendliche zwischen 16 und 30 Jahren. Hier werden aktuelle Themen des Gewerbes diskutiert,
Hintergrundinformationen zur Entstehung des
Berufsstandes vermittelt und Zukunftsperspektiven erörtert. Die Umsetzung der Marketingstudie auf den Plätzen und ihre Bedeutung für die
Sicherung des Gewerbes bilden einen weiteren
Schwerpunkt.
Helmut Mondorf, Michael Hempen, Frank Walter Steinmeier
Volksfest-Herz on Bus-Tour
Volksfest-Herz –
Symbol für die Volksfeste
Im Mittelpunkt der Marketingkampagne steht
das Volksfest-Herz, als Symbol für die Volksfeste.
Es begleitet in Form einer liebenswerten Lauffi-
24
Mit einer tollen Marketing-Idee warb der Süddeutscher Verband reisender Schausteller und Handelsleute e.V. für das 150. Nürnberger Herbstvolksfest
2008. Der Innenstadt-Bus mit dem Volksfest-HerzMotiv zeigte, wie moderne Werbung für die Volks-
Deutscher Schaustellerbund e.V.
Herz auf die Fahrt geschickt und so eindrucksvoll
für die Neusser Schützenfeste geworben.
Volksfest macht Spaß!
feste aussehen kann. Bereits im Frühjahr 2008 hatte
der Verein reisender Schausteller Neuss-Grevenbroich e.V. einen Innenstadt-Bus mit dem Volksfest-
Die Fotowand mit dem Herz-Maskottchen ist für jede
Veranstaltung ein Blickfang und bedeutet eine prima
Werbung für die Volksfeste – so auch auf der Ibbenbürener Großkirmes 2008, wo die lokale Politprominenz viel Lächeln mit Herz zeigte, (v.l.) Zweite stellv.
Bürgermeisterin Gisela Köster, Bürgermeister Klemens Koschig aus Roßlau, Erste stellv. Bürgermeisterin Angelika Wedderhoff und Bürgermeister Heinz
Steingröver. Quelle: Ibbenbürener Volkszeitung
Fotowand in Ibbenbüren: Prima Werbung für die Volksfeste
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit einer Berufsorganisation ist Vertrauenssache und langfristig angelegt. Nur so lassen sich Partner gewinnen, Informationskanäle schaffen und
Akzeptanz in der Öffentlichkeit erzielen. Dem
Deutschen Schaustellerbund geht es bei seiner
PR-Arbeit um die Förderung und den Ausbau
der Präsenz des DSB sowie die kontinuierliche
Platzierung aktueller Schausteller- und Volksfestthemen in den Medien, um so das Produkt
Volksfest nachhaltig in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.
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Verbandsarbeit
Ziel ist es, in einem kontinuierlichen Dialog die
Medien auf die Exklusivität und Attraktivität der
deutschen Volksfestlandschaft hinzuweisen und
so den Bekanntheitsgrad a) der Volksfeste, b) der
Schaustellerbranche und c) des Deutschen Schaustellerbundes als dem Dachverband der Schaustellerunternehmen und themenkompetenten
Ansprechpartner zu erhöhen.
Die regelmäßige Teilnahme von Vertretern der
deutschen Nachrichtenagenturen, wie dpa, AP,
Reuters oder ddp, an den DSB-Presseveranstaltungen geben unserer Politik recht. Neben der
Berichterstattung der Agenturen als Nachrichtendienste, die für eine bundesweite Verbreitung
der Meldungen sorgen, berichten überregionale
Zeitungen und Onlinedienste, wie Spiegel online, Frankfurter Rundschau, Süddeutsche Zeitung, Bild am Sonntag oder Handelsblatt über
die aktuellen Verbandsthemen. Hörfunk- und
TV-Interviews der öffentlichen und privaten
Rundfunkanstalten, wie WDR, NDR, BR, RTL, SAT1,
mit DSB-Vertretern sorgen für eine Präsenz in den
elektronischen Medien.
Weihnachtsmärkte sind Städtewerbung. Der DSB-Glühweinstammtisch fand im Berichtsjahr in Oldenburg statt. Unser
Foto zeigt Ordnungsamtsleiter Ralph Wilken; DSB-Vizepräsident und 1. Vorsitzender des Oldenburger Schaustellerverbandes Michael Hempen sowie Präsident Albert Ritter (v.l.).
Glühweinstammtisch in Oldenburg
Auf die wirtschaftliche Bedeutung der Weihnachtsmärkte für die Städte und Gemeinden verwies Präsident Albert Ritter auf dem Glühweinstammtisch
des Deutschen Schaustellerbundes am 6. Dezember 2007 in Oldenburg. Diese Veranstaltungsreihe
gehört seit sieben Jahren zum festen Bestandteil
der DSB-Öffentlichkeitsarbeit. Im Gespräch mit Vertretern der Städte, Marketinggesellschaften, Politik
und Medien informiert der Verband über die Wirtschafts- und Werbekraft der Märkte und verdeutlich die Rolle der Schausteller, als tragende Säulen
der Veranstaltungen. Denn ohne Schausteller gäbe
es keine Weihnachtsmärkte. Sie sorgen mit ihrer
Investitionskraft für das Leben auf den Märkten.
Deutscher Bundestag zu Gast
beim Bundes-Glühweinstammtisch
Präsident Albert Ritter beim TV-Interview auf dem Parlamentarischen Abend 2008 in Berlin
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Einer guten Tradition folgend bedankte sich der
DSB am 13. Dezember 2007 bei den Mitgliedern
des Deutschen Bundestages für die konstruktive
Zusammenarbeit und lud zum Bundes-Glühwein-
Deutscher Schaustellerbund e.V.
stammtisch auf dem Weihnachtsmarkt am Potsdamer Platz. Die „Stieglalm Hütte“ bot mit ihrem
rustikalen und gemütlichen Ambiente die besten
Voraussetzungen für einen Abend nach „Schaustellerart“. Präsident Albert Ritter hieß die Abgeordneten, unter ihnen Mitglieder der Ausschüsse
Tourismus, Verkehr und Wirtschaft, im Namen
des Deutschen Schaustellerbundes recht herzlich
willkommen und verwies auf die Notwendigkeit
einer weiteren partnerschaftlichen Zusammenarbeit zur Existenzsicherung des Schaustellergewerbes und der Volksfeste in Deutschland. In gemütlicher Runde und mit kulinarischen Leckerbissen
bot der Bundes-Glühweinstammtisch in Berlin
ausreichend Gelegenheit zur Diskussion aktueller
Verbandsthemen - denn kleine Gespräche erhalten bekanntlich die Freundschaft.
Bundes-Glühweinstammtisch in Berlin: Präsident Albert Ritter dankt den Bundestagsabgeordneten für ihre Unterstützung
Halbjahrespressekonferenz
im Haus der Bundespressekonferenz
Die Wirtschaftskrise in Deutschland hat auch vor
den Volksfesten 2008 nicht haltgemacht. Der Deutsche Schaustellerbund befürchtet, dass die Volksfeste durch die Steuer- und Finanzmaßnahmen
der Bundesregierung kaputt gespart werden und
forderte auf seiner Halbjahrespressekonferenz in
Berlin eine konsumfreundliche Politik. Entgegen
der Äußerungen aus dem Bundesfinanzministerium gibt es nach Meinung des Deutschen Schaustellerbundes sehr wohl einen Spielraum, ohne
Verzug Steuersenkungen anzupeilen. Ein solches
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Verbandsarbeit
Im Pressebereich findet der Besucher die neuesten Pressemitteilungen und im Pressearchiv alle
Informationen der vergangenen Jahre. Bilder von
Volksfesten, Porträts und Logos stehen als Download ebenso bereit, wie Positionen und Publikationen des Verbandes. Den DSB-Mitgliedern bietet
das neue Portal wichtige und nützliche Materialien
für die eigene Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Halbjahrespressekonferenz des DSB mit Pressereferent
Christoph Jansen, Präsident Albert Ritter und Hauptgeschäftsführer Helmut Gels (v.l.)
Signal wäre geeignet, dem grassierenden Angstsparen der Bürger entgegenzuwirken und etwas
für die Belebung der Binnenkonjunktur zu tun.
Die Pressekonferenz zur Halbzeit der Saison 2008
stieß bei den Vertretern von Presse, Funk und
Fernsehen auf ein großes Interesse und so wurde
bundesweit über die DSB-Themen berichtet.
Neuer Internetauftritt des DSB
Dem Thema Marketing wurde ebenfalls eine Extra-Rubrik gewidmet. Mit dabei ist natürlich das
Volksfest-Herz, das die Besucher zu einer speziellen Herz-Fototour einlädt. Zwei Klicks weiter
können sich Schausteller und Veranstalter die
Druckunterlagen für das Volksfest-Maskottchen
bequem online herunterladen. Die beliebten
Marketingartikel, wie Plüschherzen, Tassen, Planen oder Aufkleber, werden in einer weiteren
Unterrubrik vorgestellt. Der Maßnahmenkatalog
des DSB zur Vorbereitung und Durchführung von
Volksfesten steht ebenso zum Download zur Verfügung, wie die Hinweise zur Vorbereitung und
Durchführung einer Backstage-Tour. Getreu dem
Motto: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte vermittelt ein Rundgang per Foto-Galerie dem Besucher einen Eindruck vom Ablauf der Tour mit
einem Blick hinter die Kulissen eines Volksfestes.
Ein Klick genügt … Seit Anfang 2008 präsentiert
sich der Deutsche Schaustellerbund mit einem
neuen Internet-Auftritt. Unter www.dsbev.de
bietet die Website in einem neuen Design und
mit übersichtlich strukturiertem Inhalt aktuelle
Informationen rund um die Arbeit und Ziele des
DSB, seine Positionen und politischen Forderungen.
Von der Startseite mit dem Volksfest-Herz geht’s
zu den einzelnen Unterrubriken. Aktuelle Meldungen in Verbindung mit Informationen zur Berufsorganisation, den Volksfesten, Weihnachtsmärkten sowie dem Schaustellergewerbe stehen
im Vordergrund.
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DSB online unter www.dsbev.de
Deutscher Schaustellerbund e.V.
Publikationen
Die Fachzeitschrift KOMET ist seit 1952 das offizielle Organ des Deutschen Schaustellerbundes
und damit Sprachrohr einer bedeutenden Wirtschaftsbranche mit 5000 Unternehmen. Seit über
50 Jahren informieren der DSB und die Europäische Schausteller-Union in ihren Verbandsteilen
die Leserinnen und Leser über aktuelle Themen
und Fachveröffentlichungen.
Für die Schausteller ist der KOMET seit seiner
Gründung im Jahr 1883 eine reichhaltige Informationsquelle zu organisatorischen, rechtlichen
und technischen Fragen. KOMET und Schaustellergewerbe sind nicht nur gleich traditionsbewusst.
Beide verfolgen das hohe Ziel, die deutschen
Volksfeste zu fördern, zum Wohle von Millionen
Besuchern, der Schausteller und zur Existenzsicherung des Gewerbes.
Seit einem Jahr präsentiert sich der Jahresbericht
des Deutschen Schaustellerbundes in einem neuen
und modernen optischen Gewand. Durchgehend
farbig gestaltet werden im ersten Teil die aktuellen
Arbeitsergebnisse aus dem Berichtsjahr komprimiert vorgestellt. Im Anschluss informieren wir über
die Verbandsorganisation, Aufgaben, Ziele, Kooperationspartnerschaften und Mitgliedsverbände. Als
ein wichtiges Werkzeug für die Außendarstellung
des DSB kann der Jahresbericht ganzjährig für die
politische Arbeit eingesetzt werden.
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Europäische Schausteller Union
Europäische Schausteller-Union
Die Europäische Schausteller-Union (ESU) stellt
einen internationalen Zusammenschluss nationaler Vereinigungen reisender Schausteller sowie
Freizeitpark- und Circusvereinigungen dar. Ihr Ziel
ist die freiwillige, freundschaftliche und berufsverbindende Vereinigung aller Angehörigen des
Schaustellerberufsstandes über ihre nationale Berufsorganisation in Europa. Der Organisation sind
der Europäische Frauenbund und die Europäische
Schausteller Jugend Union angeschlossen. Als beratendes Mitglied im Europarat, dem Ausschuss
Handel und Vertrieb der Europäischen Union und
der Europäischen Bewegung setzt sich die ESU seit
54 Jahren für die Interessen der Schausteller und
die Sicherung der Volksfeste in Europa ein.
Ergebnis der Präsidiumswahl
î Präsident Albert Ritter (Deutschland)
î Vizepräsident Charles Senn (Schweiz)
î Vizepräsident Frank Delforge (Belgien)
î Vizepräsidentin Monika Niewinowska (Polen)
î Vizepräsidentin Nicole Vermolen (Niederlande)
î Generalsekretär Jany de Vries (Belgien)
î Stv. Generalsekretär Steve Severeyns (Belgien)
î Revisor Wilhelm Schemel (Deutschland)
Neues Präsidium in Stuttgart gewählt
î Revisor Dr. Kurt Kaufmann (Österreich)
Die Vertreter der nationalen Mitgliedsverbände
trafen sich im Januar 2008 in Stuttgart zum ordentlichen Kongress der Europäischen Schausteller-Union. Neben aktuellen europäischen Schaustellerthemen bildete die Wahl des Präsidiums
einen Tagungsschwerpunkt.
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Mit frischem Wind in die Zukunft.
Die Teilnehmer des ESU-Kongress 2008 in Stuttgart
Deutscher Schaustellerbund e.V.
î Sicherheitsbeauftragter Organisation und
Volksfeste Marc Weydert (Luxemburg)
î Sicherheitsbeauftragter Fahrgeschäfte Oscar
Bruch jun. (Deutschland)
î Sicherheitsbeauftragter Elektrische Einrichtungen Jan Hoefnagels (Niederlande)
î Fahnenträger Jany de Vries (Belgien)
Mit großer Freude konnte das ESU-Präsidium dem
Kongress mitteilen, dass mit dem niederländischen „De Nederlandse Kermisbond“ (N.K.B.) und
der französischen „Association professionnelle
Parcs et Loisirs“ zwei weitere Nationalverbände
in die ESU aufgenommen wurden. Präsident Albert Ritter bezeichnete die Aufnahme als einen
weiteren Beleg für die gute und effektive Arbeit
der letzten Jahre. Durch die neuen Mitglieder
werde die ESU mit weiterem Leben erfüllt.
Französischer Schausteller Mitglied
im Europaparlament
Die ESU verstärkt ihre Präsenz in Brüssel. Mit
dem Franzosen Jean Louis Cottigny ist ein aktiver
Schaustellerkollege im Europäischen Parlament
Gespräch im Europäischen Parlament mit (v.l.) Vizepräsidentin Nicole Vermolen, Präsident Albert Ritter,
Generalsekretär Jany de Vries, Mathieu Grosch MdEP
und Vizepräsident Frank Delforge
vertreten. Der Sozialdemokart kennt als Kinderkarussellbesitzer das Tagesgeschäft und die aktuellen Probleme nur zu gut. In Gesprächen mit
dem Präsidium sagte Cottigny zu, sich speziell für
die Schaustellerinteressen im Parlament einzusetzen.
ESU-Präsidium führt Gespräche
im Brüsseler Parlament
Schausteller unter sich: Vizepräsident Frank Delforge, Jean
Louis Cottigny MdEP, Vizepräsidentin Nicole Vermolen,
Zum Gespräch über aktuelle europäische Schaustellerthemen trafen sich Mitte April 2008 Präsident Albert Ritter, Vizepräsident Nicole Vermolen,
Generalsekretär Jany de Vries und Vizepräsident
Frank Delforge in Brüssel mit den Europaabgeordneten Mathieu Grosch (Belgien). Im Mittelpunkt standen dabei die Themen Umwelt- und
Windlastzonen, Führerschein, Steuern, Hygienevorschriften sowie Bildung von Schaustellerkindern und -jugendlichen in Europa. Der Christdemokrat Mathieu Grosch, Mitglied im Ausschuss
Präsident Albert Ritter und Generalsekretär Jany de Vries (v.l.)
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Europäische Schausteller Union
für Verkehr und Fremdenverkehr, kündigte seine
Unterstützung bei der Forderung der ESU nach einer Aufnahme der Volksfeste als Weltkulturerbe
in den UNESCO-Katalog der immateriellen Kulturgüter an.
ESU begrüßt Fördermaßnahmen der EU
Die Europäische Schausteller-Union hat die
Lissabon-Strategie der Europäischen Union zur
Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für kleine und mittlere Unternehmen
(KMU) ausdrücklich begrüßt. Die KMU-Betriebe,
unter ihnen die vielen Tausend Familienunternehmen im Schaustellergewerbe, bildeten das
Rückgrat der europäischen Wirtschaft und würden so eine Schüsselrolle spielen, sagte Präsident
Albert Ritter am Rande einer Podiumsdiskussi-
32
on der Vertretung der Europäischen Kommission
und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) am 24. April 2008 in Berlin. Der ESUPräsident forderte gleichzeitig weitere Fördermaßnahmen, beispielsweise bei der Einstellung
von Mitarbeitern. Ritter lobte den in der Politik
festzustellenden Umdenkungsprozess, was den
Abbau von Bürokratie anbelangt, bemerkte hierzu allerdings: „Bürokratieabbau durch die Schaffung von neuen Gesetzen zum Bürokratieabbau
ist natürlich der falsche Weg. Die Politiker in
Berlin, Straßburg und Brüssel haben sich hier in
den letzten Jahren schwer getan.“ Dem nun von
der EU-Kommission initiierten „Neubeginn“ für
eine bessere Rechtsetzung, die Förderung einer
unternehmerischen Kultur und eines unternehmensfreundlicheren Umfelds sagte Ritter die Unterstützung der Europäischen Schausteller-Union
zu.
Deutscher Schaustellerbund e.V.
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Zusammenarbeit mit Organisationen und Verbänden
Zusammenarbeit mit
Organisationen und Verbänden
Der Deutsche Schaustellerbund unterhält zu einer Vielzahl von Organisationen und Verbänden
partnerschaftliche Beziehungen und setzt sich
in Ausschusssitzungen und Arbeitskreisen für die
Zukunftssicherung des Gewerbes und der Volksfeste ein.
î Europäische Schausteller-Union (ESU) –
Gründungsmitglied
î Bund für Lebensmittelkunde und
Lebensmittelrecht (BLL)
î Circus- und Schaustellerseelsorge
der Evangelischen Kirche in Deutschland
î Deutsches Institut für Normung e.V. (DIN)
î Bundesverband der Lebensmittelkontrolleure
(BVLK)
î Katholische Circus- und
Schaustellerseelsorge
î Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel
und Gaststätten (BGN)
î Verband Deutscher Freizeitparks und
Freizeitunternehmen e.V. (VDFU)
î Bezirksregierung Arnsberg, Projekt
„Schule unterwegs“
î Deutscher Tourismusverband e.V. (DTV)
î Verband Deutscher Vergnügungsanlagenhersteller e.V. (VDV)
î Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung
Herne, Projekt „eLVET - Blended Learning
Konzept für reisende Jugendliche“
î Deutscher Städtetag
î Mitglied im Arbeitskreis „Fliegende Bauten“
der Fachkommission Bauaufsicht der ARGEBAU
î Deutscher Städte- und Gemeindebund
î Bundesverband der Dienstleistungswirtschaft
î Deutscher Industrie- und Handelskammertag
î Bundesakademie für das Schießwesen (BAS)
î Historische Gesellschaft Deutscher
Schausteller
î Mitglied im Bildungsnetzwerk Lernen
auf Reisen e.V.
î Zentrale Auslands- und Fachvermittlung
der Bundesanstalt für Arbeit (ZAV)
î Bezirksregierung Detmold, Projekt „L-ARS“
î TÜV Süddeutschland
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Deutscher Schaustellerbund e.V.
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Rahmenverträge
Rahmenverträge
Der Deutsche Schaustellerbund hat mit namhaften Unternehmen Rahmenverträge abgeschlossen, die den Mitgliedern Rabatte und Sonderkonditionen gewähren. Berechtigungsscheine
sind über Hauptgeschäftsstelle erhältlich.
(Auspuff, Bremsen, Stoßdämpfer). Des Weiteren
bietet Euromaster TÜV/AU, Ölservice und Inspektionen zu reduzierten Preisen.
Hyundai Motor Deutschland GmbH
Der Autohersteller gewährt beim Kauf eines Hyundai-Neufahrzeugs der aktuellen Modellpalette
einen Preisnachlass von 15 % einschließlich der
ab Auslieferungslager bestellten Sonderausstattungen.
Gesellschaft für musikalische
Aufführungs- und mechanische
Vervielfältigungsrechte (GEMA)
Der Rahmenvertrag des Deutschen Schaustellerbundes mit der GEMA beinhaltet einen Gesamtvertragsnachlass in Höhe von 20 %.
Fritteusen frifri aro SA
Gegen Vorlage eines Berechtigungsscheines erhalten DSB-Mitglieder Rabatte von 20 % auf frifri
Tischfritteusen, 15 % auf frifri Stand- und Einbaufritteusen sowie Rabatte beim Sonderbau. Als
Preisbasis dient die jeweils gültige Preisliste.
Mitsubishi Motors Deutschland GmbH
Beim Erwerb eines Mitsubishi-Neufahrzeuges
wird DSB-Mitgliedern je nach Modell ein Preisnachlass bis zu 16 Prozent gewährt.
Volksfürsorge-Lebensversicherung
Mit der Volksfürsorge-Lebensversicherung verbindet den DSB bereits seit vielen Jahren eine
enge Partnerschaft. Die Exklusiv-Leistungen für
DSB-Mitglieder beinhalten:
Euro Reiseservice
Reisen und vieles mehr zum Sonderpreis. Euro
Reiseservice gewährt DSB-Mitgliedern 3% des
Reisepreises.
î Garantierte Aufnahme ohne Gesundheitsprüfung eines DSB-Mitglieds und/oder Familienmitglieds und Absicherung gegen das Todesfallrisiko
FEGRO/SELGRO-GROSSHANDEL mbH & Co
Der Exklusiv-Ordersatz beinhaltet Artikel aus allen Food- und Nonfood-Bereichen des Großhandelsunternehmens.
î Keine Beschränkung in der Beitragshöhe, somit entscheidet jeder seinen persönlichen
Familienschutz und Kapitalaufbau selbst
KIA MOTORS Deutschland GmbH
î Hohe Beitragsersparnis durch Sondertarife
DSB-Mitglieder und ihre Mitarbeiter erhalten
beim Kauf eines KIA-Fahrzeugs für alle Modelle
einen Preisnachlass von 16 Prozent.
Euromaster GmbH
Zum Leistungsumfang der Vereinbarung gehören Rabatte für Fahrzeugbereifung (8 bis 45 %),
Stahlfelgen (36 %) und Preisnachlässe von 20
% (für Material) auf den gesamten ASB-Bereich
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Deutscher Schaustellerbund e.V.
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DSB Mitglieder
DSB-Mitglieder
DSB-Mitglieder
Der DSB ist immer in Ihrer Nähe. Die Mitglieder im Deutschen Schaustellerbund sind selbständige Vereine und Verbände, die die Interessen ihrer Mitglieder auf kommunaler und regionaler Ebene wahrnehmen. Auf Landesebene arbeiten die Vereine in Zweiggeschäftsstellen und Arbeitsgemeinschaften
zusammen.
Stand: November 2008
Mitgliedsvereine
Bundesland
Name
Baden-Württemberg
Baden-Württemberg
Baden-Württemberg
Baden-Württemberg
Baden-Württemberg
Bayern
Bayern
Bayern
Bayern
Bayern
Bayern
Berlin
Berlin
Brandenburg
Brandenburg
Brandenburg
Brandenburg
Bremen
Hamburg
Hessen
Hessen
Mannheimer Schaustellerverband e.V.
Schaustellerverband Freiburg e.V.
Schaustellerverband Heidelberg e.V.
Schaustellerverband Karlsruhe e.V.
Schaustellerverband Südwest Stuttgart e.V.
Fränkischer Schaustellerverein e.V. - Sitz Schweinfurt Münchner Schausteller-Verein e.V.
Schaustellerverband Ostbayern e.V.- Sitz Straubing Schwäbischer Schaustellerverband e.V. - Sitz Augsburg Süddeutscher Verband reisender Schausteller und Handelsleute e.V.
Vereinigung der Schausteller Aschaffenburg e.V.
Schaustellerverband Berlin e.V. DSB-Zweiggeschäftss. Berlin-Brandenburg
Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen e.V. (VDFU)
Brandenburgischer Schaustellerverband e.V. „Sanssouci“ - Sitz Potsdam Fachverband reisender Schausteller Ld. BBG e.V. -Sitz Oranienburg Lausitzer Schaustellerverband e.V.
Schaustellerverband Spree-Neiße e.V.
Schaustellerverband des Landes Bremen e.V.
Schaustellerverband Hamburg von 1884 e.V.
Darmstädter Schaustellerverband e.V.
Schaustellerverband Frankfurt Rhein-Main, ehemals Landesvereinigung
der Schausteller, Markt- und Messereisenden e.V. seit 1893
Schaustellerverband e.V. Kassel-Göttingen
Schausteller-Verband e.V. Marburg
Schaustellerverband Mittelhessen e.V.
Schaustellerverband Wiesbaden e.V.
Schaustellerverein Offenbach am Main Stadt und Land e.V.
Verband reisender Schaust. u. Berufskoll. d. Taunus-, Unterlahnu. Westerwaldgeb. e.V. -Sitz LimburgVerein der Schaust., Markt- u. Messereisender Hanau-Main-Kinzig Kreis e.V.
Schaustellerverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. - Sitz Rostock Schaustellerverband Mecklenburg e.V. - Sitz Schwerin Schaustellerverband Mecklenburg-Vorpommern Neubrandenburg e.V. -Sitz TorgelowOldenburger Schaustellerverband e.V.
Schaustellerverband Braunschweig e.V.
Schaustellerverband Lüneburg und Umgebung e.V.
Schaustellerverband Niedersachsen e.V. - Sitz Hannover Schaustellerverband Nienburg und Umgebung e.V.
Hessen
Hessen
Hessen
Hessen
Hessen
Hessen
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
Mecklenburg-Vorpommern
Mecklenburg-Vorpommern
Niedersachsen
Niedersachsen
Niedersachsen
Niedersachsen
Niedersachsen
38
Deutscher Schaustellerbund e.V.
Straße
PLZ
Ort
1. Vorsitzender
Zehntstraße 31
Im Stöckacker 10a
Zeppelinstraße 2
Weinweg 43
Wilhelmstraße 22/2
Sankt-Bruno-Straße 6
Edelsbergstraße 8
Schneiderstraße 13
Widderstraße 45
Bayernstraße 100
Am Floßhafen 75a
Rosenheimer Straße 5
Poststraße 30
Am Rolandufer 18
Werkstraße 1
Triebelerstraße 95
Teschnitzweg 15
Überseetor 20
Budapester Straße 31
Goethestraße 11
Okrifteler Str. 75
68169
79224
69214
76131
70372
97464
80686
94315
86167
90471
63743
10781
10178
10179
16727
03149
03130
28217
20359
64285
65931
Mannheim
Umkirch
Eppelheim
Karlsruhe
Stuttgart
Niederwerrn
München
Straubing
Augsburg
Nürnberg
Aschaffenburg
Berlin
Berlin
Berlin
Bötzow
Forst/Lausitz
Spremberg
Bremen
Hamburg
Darmstadt
Frankfurt/Main
Hans-Joachim Pfeiffer
Thomas Koch
Michael Henn
Robert Eichel jun.
Joachim Hohl
Karl Uebel jun.
Edmund Radlinger
Günter Haimerl
Josef Eberhardt
Lorenz Kalb
Eleonore Vogler
Peter Zocher
GF Dr. Müller-Oltay
Thomas Müller
Thilo-Harry Wollenschläger
Henry Probst
Enrico Kulka
Rudolf Robrahn jun.
Manfred Hell
Heinrich Hausmann
Hans-Jürgen Feuerstein
Forstbachweg 10a
Gisselbergerstraße 69
Schützenstraße 32
Stielstraße 17
Bischofsheimer Weg 8
Am Zehntenstein 12a
34123
35037
35398
65201
63075
65549
Kassel
Marburg
Gießen
Wiesbaden
Offenbach/M
Limburg a.d.Lahn
Max Wunderle
Adi Ahlendorf
Andreas Walldorf
Kurt Laux
Horst Ferling
Andreas von Fischke
Ernst-Leitzstraße 7
Pressentinstraße 41
Ziegeleiweg 3
Dorfstraße 14
Baumschulenweg 21 c
Rheingoldstraße 23
In der Marsch 9a
Bruchmeisterallee 1
Alte Dorfstraße 7
63456
18147
19057
17379
26127
38112
21339
30169
31629
Hanau
Rostock
Schwerin
Müggenburg
Oldenburg
Braunschweig
Lüneburg
Hannover
Estorf
Bernhard Weingärtner
Marlies Urbigkeit
Jürgen Stranzky
Karsten Simmrow
Michael Hempen
Erich Rosenstädt
Benno Fabricius
Frank Ahrend
Egon Hubert Rasch
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39
DSB Mitglieder
DSB-Mitglieder
Bundesland
Name
Niedersachsen
Niedersachsen
Niedersachsen
Niedersachsen
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Schaustellerverband Nordhorn e.V. - Sitz Nordhorn Schausteller-Verband Weser-Ems e.V. - Sitz Osnabrück Verein reisender Schausteller Ostfriesland e.V. - Sitz Leer Verein reisender Schausteller Vechta e.V.
Vereinigung berufsm. reisender Schausteller Wilhelmshaven e.V.
Interessengemeinschaft Schaustellergewerbe des Kreises Wesel e.V.
Mitteldeutscher Schaustellerverein von 1895 Herford e.V.
Schausteller- und Geselligkeitsverein e.V. Bonn – Rhein-Sieg-Kreis –
Krs. Euskirchen
Schaustellerverband Mönchengladbach e.V. 1910
Schaustellerverband Düsseldorf e.V.
Schaustellerverband e.V. - Sitz Köln Schausteller-Verband e.V. Aachen
Schaustellerverband Essen e.V. von 1919
Schausteller-Verband Kreis Wesel - Sitz Dinslaken - e.V.
Schaustellerverband Münsterland e.V.
Schaustellerverband Rhein-Ruhr-Wupper e.V. - Sitz Solingen Schaustellerverein Gütersloh-Lippstadt e.V.
Schaustellerverein Bielefeld e.V.
Schaustellerverein Groß-Duisburg e.V.
Schaustellerverein Iserlohn-Schwerte e.V.
Schaustellerverein Kreis Moers e.V.
Schaustellerverein Lippstadt e.V.
Schaustellerverein Paderborn e.V.
Schaustellerverein Wuppertal e.V.
Schaustellerverein-Gelsenkirchen e.V.
Schausteller-Vereinigung Herne e.V.
Schausteller-Vereinigung Witten e.V.
Schaustelleverband Krefeld e.V.
Verband reisender Schausteller e.V. Düren
Verein Lippischer Schausteller e.V.
Verein reisender Schausteller Minden-Lübbecke e.V.
Verein reisender Schausteller Neuss-Grevenbroich e.V.
Verein reisender Schausteller Oberhausen e.V.
Verein reisender Schausteller „Soester Börde“ e.V. - Sitz Soest Verein reisender Schausteller Bochum e.V.
Schaustellerverband „Barbarossa Pfalz-Saar“ e.V.
Schaustellerverband „Wonnegau“ Worms e.V. - Sitz Worms Schaustellerverband Pfälzer Bund Ludwigshafen und Bad Dürkheim e.V.
Schaustellerverband Rheinhessen e.V. - Sitz Mainz Schaustellerverband Rheinland e.V. - Sitz Neuwied Schaustellerverband Speyer e.V.
Schaustellerverband Bad Kreuznach e.V.
Schaustellerverein Südwestpfalz e.V. Pirmasens-Zweibrücken
Verband reisender Schausteller Pfalz e.V. Landau/Neustadt - Sitz Landau Verein reisender Schausteller Mosel-Eifel e.V. - Sitz Trier Dresdner Schaustellerverband e.V. - Sitz Dresden Mittelsächsischer Schaustellerverband e.V. - Sitz Chemnitz -
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen
Rheinland Pfalz
Rheinland Pfalz
Rheinland Pfalz
Rheinland Pfalz
Rheinland Pfalz
Rheinland Pfalz
Rheinland Pfalz
Rheinland Pfalz
Rheinland Pfalz
Rheinland Pfalz
Sachsen
Sachsen
40
Deutscher Schaustellerbund e.V.
Straße
PLZ
Ort
1. Vorsitzender
Aslagerstraße 24
Nikolaiort 4
Logabirumer Straße 80
Schellohner Weg 7
Flutstraße 309
RWE Straße 36
Ackerstraße 35
Rhenusallee 54
49577
49074
26789
49393
26388
46485
32051
53227
Ankum
Osnabrück
Leer
Lohne
Wilhelmshaven
Wesel
Herford
Bonn
Werner Wegener
Otto Cornelius
Karl-Heinz Langenscheidt
Jürgen Meyer
Helmut Mondorf
Herta Böttner
Thomas Weber
Peter Barth
Aktienstraße 44
Völklinger Straße 170
Frankfurter Straße 380 b
Süsterfeldstraße/Bendplatz
Schongauerstraße 6
Bahnstraße 39
Fuggerstraße 19
Beethovenstraße 257
Ostlandstraße 21
Heidestraße 19
Grenzstraße 105
Postfach 2309
Galmesweg 25
Hiddingser Weg 125
Waldenburger Straße 6
Im Kämpchen 9d
Agnesstraße 20
Ackerstraße 32
Wacholderstraße 25a
Jakob-Krebs-Straße 102
Markt 27
Postfach 0566
Kirchplatz 13
Grefrather Weg 252
Beethovenstraße 76
Postfach 21 65
Heiksfeld 24
Weilerbacher Straße 53
Georg-Richard-Roesstraße 30
Käthe-Burkhardt-Weg 18
Friedrich-Ebert-Straße 79
Görlitzerstraße 6
Im Neudeck 24
Bretzenheimer Str. 69
Ixheimer Straße 114
Gartenstraße 34 a
Hans-Martin-Schleier-Straße 1
Postfach 29 01 55
Einsiedler Hauptstraße 1
41069
40221
51145
52072
45147
46535
48165
42655
59558
33659
47198
58593
47445
59494
33098
42279
45897
44652
58452
47877
52445
32635
32547
41464
46145
59481
44805
67661
67549
67071
55286
56566
67346
55545
66482
67678
54292
01147
09123
Mönchengladbach
Düsseldorf
Köln
Aachen
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Gelsenkirchen
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Witten
Willich
Titz-Rödingen
Lemgo
Bad Oeynhausen
Neuss
Oberhausen
Soest
Bochum
Kaiserslautern
Worms
Ludwigshafen
Wörrstadt
Neuwied
Speyer
Bad Kreuznach
Zweibrücken
Mehlingen
Trier
Dresden
Chemnitz / OT Einsiedel
Detlef Dreßen
Bruno Schmelter
Rico von der Gathen
Peter Loosen
Albert Ritter
Bertram Vey
Fritz Heitmann jun.
Günter-Ewald Darmann
August Schneider
Peter Schneider
Mike Bengel
Konstantin Müller
Rudolf Edling
Walter Burghard
Hans-Otto Bröckling
Peter Fuhrmann sen.
Wilfried Hof
Wolfgang Lichte
Heinz-Jürgen Aufermann
Günter Thommesen sen.
Hans-Bert Cremer
Leni Schmidt-Friese
Wolfgang Michael
Luise Schliebs
Rudolf Schütze jun.
Thomas Schneider
Andreas Petter
Wilhelm Henn
Emil Lehmann
Marcus Endlich
Helmut Bucher
Willi Meyer
Jutta Keim
Dominikus Bügler
Harald Jäkel
Heiko Aleaxander Geist
Angela Bruch
Hannelore Bachmann
Klaus Illgen
Wir machen Freizeit zum Vergnügen!
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DSB Mitglieder
DSB-Mitglieder
Bundesland
Name
Sachsen-Anhalt
Sachsen-Anhalt
Sachsen-Anhalt
Schleswig-Holstein
Schleswig-Holstein
Schleswig-Holstein
Thüringen
Thüringen
Altmärkischer Schaustellerverein Stendal e.V.
Schaustellerverband Sachsen-Anhalt e.V. - Sitz Halle Verein selbständiger Gewerbetreibender Markt- und Messereisender e.V.
Schaustellerverband Lübeck und Umgebung e.V.
Schaustellerverband Schleswig-Holstein e.V. - Sitz Neumünster Schaustellerverein Westküste - Sitz Heide Schaustellerfachverband Thüringen e.V. (SFV) - Sitz Arnstadt Thüringer Verband Reisender Schausteller e.V. - Sitz Erfurt -
Fördermitglieder
Der Deutsche Schaustellerbund setzt sich ein für die Interessen seiner Mitglieder und die Existenzsicherung des Schaustellergewerbes in Deutschland. Eine erfolgreiche Arbeit ist nur möglich in einer starken
Gemeinschaft. Ein wichtiger Garant für die Zukunft des Verbandes sind die DSB-Fördermitglieder, denen wir recht herzlich für ihre langjährige Unterstützung danken.
Stand: November 2008
AVS Radziwill
Postfach 3217, 21210 Seevetal
Fahnen Kössinger
Am Gewerbering 23, 84069 Schierling
Firma Heinz Berner
Adam-Opel-Straße 14-16, 70794 Filderstadt
Berker GmbH
Dieburger Straße 40, 60386 Frankfurt
Gack Spiel- und Freizeitgeräte GmbH
Brüsseler Straße 28, 48455 Bad Bentheim
Breilmann KG
Borhagener Straße 11-13, 44579 Castrop-Rauxel
Bundesverband der Lebensmittelkontrolleure
Herderstraße 1a, 38350 Helmstedt
Circus Voyage
Gösselnhof 7, 58093 Hagen
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GEMI Verlags GmbH
Pfaffenhofer Straße 3, 85293 Reichertshausen
Haendler & Natermann Sport GmbH
Postfach 1280, 34332 Hann.Münden
Deutscher Schaustellerbund e.V.
Straße
PLZ
Ort
1. Vorsitzender
Straße der Jugend 5
Nußweg 2
Neuer Sülzeweg 92
Schlehenweg 7
Schützenstraße 25
Zuckerstraße 28
Asternweg 410
Wermutmühlenweg 15
39517
06112
39128
23566
24534
25693
99092
99089
Tangerhütte
Halle/S.
Magdeburg
Lübeck
Neumünster
St. Michaelisdonn
Erfurt
Erfurt
Werner Jacob jun.
Werner Meyer
Karl Welte
Holger Bock
Ludolf Fock
Dieter Fehlauer
Arno Haberkorn
Klaus Herrmann
KOMET Druck- und Verlagshaus GmbH
Postfach 2261, 66930 Pirmasens
MOHABA-Glas Gmbh & Co. KG
Mirweiler Weg 8, 52349 Düren
LIVETIME Circusproduction Ltd.
Am Roggenkamp 129, 48165 Münster
Rosen Schnellbufett-Betriebsges.mbH
Kreuzsteeg 12, 47906 Kempen
Adrian Seidich
Bismarckstraße 7, 41061 Mönchengladbach
Marcel Lutz
Industriezone, 67340 Ingwiller
Mack Rides GmbH & Co. KG
Mauermattenstraße 4, 79183 Waldkirch
Marko Pfaff & Co. Spezialfahrzeug GmbH
Alte Straße 21, 04651 Bad Lausick OT Buchheim
Volksfürsorge Deutsche Lebensversicherung
An der Alster 57-63, 20099 Hamburg
Wolf & Appenzeller GmbH
Postfach 12 64, 71703 Markgröningen
Circus Krone
Zirkus-Krone-Straße 1-6, 80335 München
Wir machen Freizeit zum Vergnügen!
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Präsidium und Bundesfachberater
Präsidium und Bundesfachberater
Präsidium
Bundesfachberater
Präsident
Fachbereich Schau und Belustigung
Albert Ritter
Emil Lehmann
Vizepräsident
für Berufsfragen
Robert Heitmann
Klaus Wilhelm
Vizepräsident
für Organisationsfragen
Lorenz Kalb
Fachbereich Fahrgeschäfte
Fritz Heitmann jun.
Vizepräsident
für Finanzen
Wilhelm Schemel
Christian Uhse
Vizepräsident
für Marketing
Michael Hempen
Fachbereich Ausspielungsgeschäfte
Georg Löwenthal
Wilfried Grupe
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Deutscher Schaustellerbund e.V.
Fachbereich Schießgeschäfte
Fachbereich Bildung
Willi Krameyer
Andreas Horlbeck
Susann Hoppe
Marlis Löwenthal
Fachbereich Verkaufsgeschäfte
nach Schaustellerart
Fachbereich Freizeit- und Erlebnisparks
Oscar Bruch jun.
Gerhard Berger
Renate Kleiner
Bundesfahnenträger
Hubert Heitmann
Fachbereich Reisende Zeltgaststätten
nach Schaustellerart
Robert Heitmann
Guido Ehlers
Protokollführer
Klaus-Peter Miller
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Ewald Telsemeyer
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Hauptgeschäftsstelle
Hauptgeschäftsstelle
Deutscher Schaustellerbund e.V. (DSB)
Am Weidendamm 1A, 10117 Berlin
Telefon: 030-59 00 99 780,
Telefax: 030-59 00 99 787
E-Mail: [email protected],
Internet: www.dsbev.de
RA Helmut Gels
Denise Zick
Hauptgeschäftsführer
Sekretariat
Telefon: 030-59 00 99 780
E-Mail: [email protected]
Telefon: 030-59 00 99 782
E-Mail: [email protected]
Christoph Jansen
Brigitte Zander
Pressereferent
Buchhaltung
Telefon: 030-59 00 99 783
E-Mail: [email protected]
Telefon: 030-59 00 99 785
E-Mail: [email protected]
Nina Aufmkolk
Assistentin der
Geschäftsführung
Telefon: 030-59 00 99 781
E-Mail: [email protected]
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Deutscher Schaustellerbund e.V.
DSB-Porträt
Wir über uns
Der DSB im Porträt
Der Deutsche Schaustellerbund e.V. (DSB) mit Sitz
in Berlin ist die Berufsspitzenorganisation für
das Schaustellergewerbe und die Freizeitparks in
Deutschland. Der DSB hat die Aufgabe, die rechtliche und wirtschaftliche Lage des Gewerbes zu
sichern und zu verbessern. Dazu gehört in erster Linie die Erhaltung und Förderung der traditionellen Jahrmärkte, Kirmessen, Volksfeste und
Weihnachtsmärkte.
Acht Fachgruppen für die Sparten
î Der DSB tritt ein für einheitliche und tragbare,
gesetzliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen des Schaustellergewerbes.
î Verkaufsgeschäfte nach Schaustellerart,
î Schau- und Belustigungsgeschäfte,
î Fahrgeschäfte,
î Ausspielungsgeschäfte,
î Schießgeschäfte,
î Der DSB vermittelt Fachwissen und fördert die
Aus- und Weiterbildung seiner Mitglieder.
î Der DSB betreibt Öffentlichkeitsarbeit für das
Schaustellergewerbe und die Volksfeste.
Am 13. Januar 1950 von zwölf Schaustellerverbänden gegründet, zählt der DSB heute über
4200 Vollmitgliedschaften aus 92 eigenständigen
Schaustellervereinen. Der Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen e.V. (VDFU),
der die Freizeit- und Erlebnisparks vertritt, ist
ebenfalls Mitglied, so dass insgesamt rund 90
Prozent aller hauptberuflichen Freizeit- und Vergnügungsexperten im DSB organisiert sind.
Der Deutsche Schaustellerbund ist Gründungsmitglied der Europäischen Schausteller-Union
(ESU) und engagiert sich seit 1954 zusammen mit
den Schaustellerorganisationen anderer Länder
auf europäischer Ebene für den Berufsstand.
Wir machen Freizeit zum Vergnügen!
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DSB Porträt
DSB-Porträt
î Reisende Zeltgaststätten nach Schaustellerart,
î Bildung,
î sowie Freizeit- und Erlebnisparks
sind Multiplikatoren für Fachwissen und Entwicklung.
Die Mitglieder im Deutschen Schaustellerbund
sind selbständige Vereine und Verbände, die die
Interessen ihrer Mitglieder auf kommunaler und
regionaler Ebene wahrnehmen. Auf Landesebene
arbeiten die Vereine in Zweiggeschäftsstellen und
Arbeitsgemeinschaften zusammen.
Die ersten Vorsitzenden der Mitgliedsvereine
bilden gemeinsam mit dem Präsidium und den
Bundesfachberatern sowie einem gewählten
Protokollführer den Hauptvorstand.
Anfang des Jahres tagt die Delegiertenversammlung, das höchste beschlussfassende Gremium im
Deutschen Schaustellerbund.
Das Präsidium, als geschäftsführender Vorstand,
wird alle zwei Jahre vom Delegiertentag gewählt
und setzt sich zusammen aus dem Präsidenten
und vier Vizepräsidenten (Berufsfragen, Organisationsfragen, Marketing und Finanzen).
Eine ständige Anlaufstelle für die DSB-Mitgliedsverbände und Bindeglied zu den Institutionen des
öffentlichen Lebens ist die Hauptgeschäftsstelle
des Deutschen Schaustellerbundes in Berlin.
Der Deutsche Schaustellerbund ist ideeller Träger der
„Interschau-Technofolies – The New Amusement
Expo“, der bedeutendsten europäischen Fachmesse für Freizeitparks, Amusement und Schausteller.
Der DSB – Einigkeit macht stark!
Alles was wir haben, muss täglich neu erkämpft
werden. Seit über 50 Jahren ist der Deutsche
Schaustellerbund die Berufsspitzenorganisation
für das Schaustellergewerbe in Deutschland und
setzt sich für die Interessen seiner Mitglieder ein.
Die Erfolge, die der DSB in der Vergangenheit erzielen konnte, geben unserer Verbandspolitik
recht, wie nachfolgende Beispiele belegen:
î Verlängerung der Frist zur Sicherheitsprüfung
von Schaustellerfahrzeugen
î Erstellung einer Marketingstudie zur
Entwicklung strategischer Handlungsempfehlungen
î Ermäßigter Mehrwertsteuersatz
î Befreiung von der streckenbezogenen
LKW-Maut
î Initiativen zur Gebührensenkung bei den
Kommunen
î Verlängerung der Beschäftigungsdauer
ausländischer Schaustellergehilfen auf
neun Monate mit einem Wiederkehrrecht
im Folgejahr
î Abschaffung von Bagatellesteuern
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î Ausnahmen für Schaustellerfahrzeuge
hinsichtlich der zulässigen Abmessungen
î Befreiung von der Pflicht zum Einbau und Betrieb von Fahrtschreibern und Kontrollgeräten
î Reduzierung der GEMA-Gebühren
î Schaffung einer schaustellergerechten
Berufsschulbildung
Deutscher Schaustellerbund e.V.
î Einführung der Kleinbetriebsregelung für
Schausteller beim Arbeitsschutz
î Ersetzung der Untersuchung durch eine
Belehrung beim Infektionsschutzgesetz
î Fernlehrgang beim Arbeitsschutz
î Vereinheitlichung der TÜV-Prüfkriterien
î verträgliche Lösungen hinsichtlich Sonderprüfung von Fahrgeschäften älter als 12 Jahre
î gewerbeverträgliche Regelung bei Fliegenden
Bauten in der deutschen und europäischen
Normung
î Möglichkeit der Dauergestattung nach
§ 2 Gaststättengesetz und Gebührenreduzierung
î Erstellung des Hygieneleitfadens im
Rahmen der Lebensmittelhygiene und
seine Anerkennung als Leitlinie
î Beschlussfassung von DSB-Anträgen im
Bundestag und in Landtagen, unter anderem
zur Schaffung eines einheitlichen Schaustellerbegriffes
î Ausnahmen bei der Arbeitszeitregelung für
Schausteller
î Erhöhung der Gestehungskostenobergrenze
beim Spiel
î Förderung des Volksfestwesens und
Hilfestellung beim Kampf um den Erhalt
von Volksfestplätzen
î Verlängerung der Aufstellungsfrist bei
Warenspielgeräten
î Erstellung einer Marktstudie zum
Wirtschaftsfaktor Volksfest
î Verhinderung von weiteren kostenpflichtigen
Auflagen beim Schießen
Nur durch eine Mitgliedschaft in einem dem DSB
angeschlossenen Verein oder Verband wird die
Grundlage dafür geschaffen, dass der DSB auch
weiterhin seine Tätigkeit effektiv und in gewohntem Umfang wahrnehmen kann.
î gewerbeverträgliche Neufassung der
Gewerbeordnung
Schaustellertagung 2008
in Stuttgart
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Volksfeste in Deutschland
Volksfeste in Deutschland
Deutschland ist das
Volksfestland Nummer eins!
î Jährlich 178 Millionen Besucher
î 12.250 Volksfeste, Jahrmärkte und
Kirmesveranstaltungen pro Jahr
î 1.750 Weihnachtsmärkte mit
weiteren 50 Millionen Besuchern
î 5.000 Schaustellerbetriebe mit
45.700 Beschäftigten
Die größten Volksfeste in Deutschland
î Münchner Oktoberfest,
ca. 6,2 Mio. Besucher
î Cranger Kirmes in Herne,
ca. 4,7 Mio. Besucher
î Düsseldorfer Rheinkirmes,
ca. 4,2 Mio. Besucher
î Cannstatter Volksfest in Stuttgart,
ca. 4 Mio. Besucher
î Bremer Freimarkt,
ca. 4. Mio. Besucher
î Hamburger Dom
(Frühlingsdom, Sommerdom, Winterdom),
je ca. 3 Mio. Besucher
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Wirtschaftsfaktor Volksfest
Volksfeste erzielen Umsätze in Milliardenhöhe
und bringen zusätzliche Einkommen und Steuereinnahmen für die veranstaltenden Städte und
Regionen. Daneben profitieren Branchen, wie
beispielsweise Hotellerie und Gastronomie sowie
Bäckereien, Lebensmittelhandel und Brauereien
von den Veranstaltungen.
Volksfeste sind Städtewerbung und in Attraktivität und Besucheraufkommen bundesweit unvergleichbar. Für die zahlreichen Veranstaltungen
sind die Schausteller Fachleute und ein Garant
für eine besucherfreundliche Organisation und
Durchführung.
Deutsche Volksfestkultur
Das älteste Volksfest in Deutschland, das „Lullusfest“ in Bad Hersfeld, ist über 1200 Jahre alt. Auch
Begriffe wie Kirmes oder Kirchweihe zeugen von
einer jahrhundertealten Tradition der Veranstaltungen. Diese Fülle von tief im volkstümlichen
Brauchtum verwurzelten Festen und Märkten ist
in ihrer Art einzigartig auf der Welt.
Deutscher Schaustellerbund e.V.
Wir machen Freizeit zum Vergnügen!
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Impressum
Deutscher Schaustellerbund e.V. (DSB)
Am Weidendamm 1A
10117 Berlin
Telefon: 030-59 00 99 780
Telefax: 030-59 00 99 787
E-Mail: [email protected]
Internet: www.dsbev.de
Redaktion
Albert Ritter und Helmut Gels (verantwortlich),
Christoph Jansen
Layout, Satz & Herstellung
DCM · Druck Center Meckenheim
www.druckcenter.de
Berlin, im November 2008
Wir machen Freizeit
zum Vergnügen!
Anlage V.1: BCSD – Definition Stadtmarketing
Anlage V.2: Cannstatter Volksfestverein – Der Verein
Anlage V.3: Cannstatter Volksfest – Historie
Anlage VI.1: Abbildung Stuttgarter Zeitung vom 28.07.2008
Anlage VI.2: Artikel Kreiszeitung Böblinger Bote vom 26.08.2008
Anlage VI.3: Artikel Kreiszeitung Böblingen Bote vom 24.09.2008
Anlage VI.4: Artikel Kreiszeitung Böblinger Bote vom 11.10.2008