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HOCHSCHULE LUDWIGSBURG HOCHSCHULE FÜR ÖFFENTLICHE VERWALTUNG UND FINANZEN Wahlpflichtfach Nr. 20: Unternehmensführung in der öffentlichen Wirtschaft Volksfeste und ihre Bedeutung für das Stadtmarketing dargestellt am Beispiel des Cannstatter Volksfestes DIPLOMARBEIT zur Erlangung des Hochschulgrades Diplom - Verwaltungswirtin (FH) im Studienjahr 2008 / 2009 vorgelegt von Sara Spengler Mühlgasse 65 71034 Böblingen Erstgutachter: Prof. Fritz Hieber Zweitgutachter: Prof. Uwe Bähr Sperrvermerk II Sperrvermerk Die nachfolgend aufgelisteten Dokumente, die sich im Anhang dieser Diplomarbeit befinden, enthalten vertrauliche Daten der in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft mbH & Co. KG. Veröffentlichungen oder Vervielfältigungen dieser Dokumente – auch nur auszugsweise – sind ohne ausdrückliche Genehmigung der in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft mbH & Co. KG nicht gestattet. Diese Dokumente sind nur den Korrektoren sowie den Mitgliedern des Prüfungsausschusses zugänglich zu machen. Dokumente mit Sperrvermerk: ひ Anlage III.8: Beschickerliste ひ Anlage III.9: Werbekonzept ひ Anlage III.10: Kosten- und Erlösübersicht aus dem Rechnungssystem Vorwort III Vorwort Während meines Praxisjahres absolvierte ich ein Praktikum bei der in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft mbH & Co. KG, bei welcher ich u.a. in die Organisation verschiedener Veranstaltungen integriert wurde. Durch Gespräche entwickelte sich hieraus dann das Thema dieser Arbeit. An dieser Stelle möchte ich mich nun ganz herzlich bei Herrn Heibel (in.Stuttgart) für die Unterstützung, Hilfe und Informationen bedanken, die mir das Anfertigen dieser Arbeit erheblich erleichtert haben. Ebenso gilt mein Dank Herrn Christen (in.Stuttgart) und Frau Philipp (in.Stuttgart), die mir mit Beantwortung meiner Fragen weiterhalfen. Weiter möchte ich allen Personen danken, die mir als Experten für meine Experteninterviews zur Verfügung standen. Bei Herrn Professor Hieber möchte ich mich für die Unterstützung von Seiten der Hochschule bedanken. Auch soll darauf hingewiesen werden, dass aus Gründen der Lesbarkeit in dieser Diplomarbeit nur die männliche Form (bsp. Bürger) verwendet wird. Diese soll als Abkürzung für beide Geschlechterformen dienen. Die erhöhte Seitenzahl von 66 Seiten wurde zuvor mit Professor Hieber abgestimmt. Inhaltsverzeichnis IV Inhaltsverzeichnis Sperrvermerk ............................................................................................ II Vorwort ..................................................................................................... III Inhaltsverzeichnis .................................................................................. IV Abbildungsverzeichnis ......................................................................... VII Tabellenverzeichnis ............................................................................. VIII Abkürzungsverzeichnis ......................................................................... IX Anlagenverzeichnis ................................................................................. X 1 Einleitung ............................................................................................... 1 1.1 Zielsetzung ....................................................................................... 2 1.2 Aufbau der Arbeit ............................................................................. 3 2 Grundlagen des Stadtmarketing .......................................................... 5 2.1 Begriffsdefinitionen ........................................................................... 5 2.2 Gründe für das Stadtmarketing ........................................................ 7 2.2.1 Wettbewerb und Märkte einer Kommune .................................. 7 2.2.2 Kommunale Entwicklungen ....................................................... 8 2.3 Rechtliche Einordnung ..................................................................... 9 2.4 Nachfrageorientierte Seite des Stadtmarketing ................................ 9 2.4.1 Zielgruppen des Stadtmarketing ............................................. 10 2.4.2 Exkurs: Trendforschung .......................................................... 10 2.4.3 Ziele des Stadtmarketing ........................................................ 12 2.5 Angebotsorientierte Seite des Stadtmarketing ............................... 14 2.5.1 Akteure des Stadtmarketing .................................................... 14 2.5.2 Aufgaben, Handlungsfelder und Aktivitäten des Stadtmarketing ........................................................................ 16 2.6 Stadtmarketing im Vergleich zum privatwirtschaftlichen Marketing ....................................................................................... 17 Inhaltsverzeichnis V 3 Volksfeste ............................................................................................ 19 3.1 Begriffsbestimmung und rechtliche Grundlagen............................. 19 3.2 Einordnung von Volksfesten in die Eventlandschaft....................... 20 3.2.1 Event und Volksfest ................................................................ 20 3.2.2 Eventmarketing und Volksfest................................................. 21 3.3 Volksfeste in Deutschland .............................................................. 22 3.3.1 Anzahl und Größe ................................................................... 22 3.3.2 Räumliche und zeitliche Verteilung ......................................... 23 3.4 Allgemeine Bedeutung für die ausrichtenden Städte ..................... 23 3.4.1 Touristische Bedeutung .......................................................... 24 3.4.2 Wirtschaftliche Bedeutung ...................................................... 25 3.4.3 Werbe- und Imagebedeutung ................................................. 26 3.4.4 Sozio-kulturelle Bedeutung ..................................................... 27 4 Cannstatter Volksfest ......................................................................... 28 4.1 Veranstalter .................................................................................... 28 4.1.1 in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft mbh & Co. KG ........... 28 4.1.2 Cannstatter Volksfestverein e.V. ............................................. 30 4.2 Historische Entwicklung ................................................................. 30 4.3 Größendimensionale Einordnung................................................... 32 4.3.1 Besucherzahl .......................................................................... 32 4.3.2 Beschickerzahl ........................................................................ 32 4.4 Finanzierung .................................................................................. 34 4.5 Werbung und Vermarktung ............................................................ 36 4.5.1 Werbemaßnahmen der in.Stuttgart ......................................... 36 4.5.2 Werbemaßnahmen Dritter....................................................... 38 4.6 Neuausrichtungen .......................................................................... 38 5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews .............................. 40 5.1 Methodik......................................................................................... 40 Inhaltsverzeichnis VI 5.2 Die Experten .................................................................................. 41 5.3 Auswertung der Interviewfragen..................................................... 42 5.3.1 Bedeutung des Cannstatter Volksfestes für das Stadtmarketing ........................................................................ 43 5.3.1.1 Bedeutung für Personen bzw. Zielgruppen ...................... 43 5.3.1.2 Touristische Bedeutung ................................................... 44 5.3.1.3 Wirtschaftliche Bedeutung ............................................... 46 5.3.1.4 Bedeutung der Werbung .................................................. 47 5.3.1.5 Imagebedeutung .............................................................. 49 5.3.1.6 Gesellschaftliche und soziale Bedeutung ........................ 50 5.3.1.7 Bedeutung im Rahmen der Stuttgarter Veranstaltungen und Freizeitangebote ............................ 51 5.3.2 Belastungen und negative Effekte des Volksfestes ................ 52 5.3.3 Volksfest und öffentliche Hand................................................ 53 5.3.4 Volksfest der Zukunft .............................................................. 54 5.3.4.1 Chancen und Gefahren ................................................... 54 5.3.4.2 Gestaltung eines zukunftsfähigen Volksfestes................. 55 6 Empirische Untersuchung – Besucherbefragung ............................ 57 6.1 Methodik......................................................................................... 57 6.2 Struktur der Befragten .................................................................... 57 6.3 Auswertung der Befragung............................................................. 59 6.3.1 Positive Aspekte des Volksfestes ........................................... 59 6.3.2 Negative Aspekte des Volksfestes .......................................... 61 6.3.3 Bedeutung des Volksfestes für die Stadt Stuttgart .................. 62 7 Fazit und Ausblick ............................................................................... 63 Anhang ................................................................................................... XII Literaturverzeichnis ............................................................................ LXX Erklärung nach § 36 Abs. 3 APrOVwgD......................................... LXXIV Abbildungsverzeichnis VII Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Aufbau der Arbeit................................................................... 3 Abbildung 2: Zukunftstrends ..................................................................... 11 Abbildung 3: Die Ziele und wichtigsten Ziele des Stadtmarketings .......... 13 Abbildung 4: Events ................................................................................. 20 Abbildung 5: Ermittlung der Gesamtnettowertschöpfung ......................... 25 Abbildung 6: Organigramm der in.Stuttgart .............................................. 29 Abbildung 7: Beschickerverteilung nach ihrer Anzahl............................... 33 Abbildung 8: Beschickerverteilung nach ihrem Flächenbedarf ................. 33 Abbildung 9: Kosten und Erlöse ............................................................... 34 Abbildung 10: Werbemaßnahmen ............................................................ 36 Abbildung 11: Struktur der Befragten ....................................................... 58 Abbildung 12: Herkunft der Befragten ...................................................... 58 Abbildung 13: Bedeutung des Cannstatter Volksfestes für die Stadt Stuttgart ............................................................................. 62 Abbildung 14: Stadtmarketing und Volksfest ........................................... 63 Abbildung 15: Geschlechtsverteilung ................................................... LVIII Abbildung 16: Positive Aspekte des Volksfestes .................................... LXI Abbildung 17: Positive Aspekte des Volksfestes, Darstellung aller Altersgruppen .................................................................. LXI Abbildung 18: Negative Aspekte des Volksfestes ................................ LXIV Abbildung 19: Negative Aspekte des Volksfestes, Darstellung aller Altersgruppen ................................................................ LXIV Tabellenverzeichnis VIII Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Die größten Volksfeste ............................................................ 22 Tabelle 2: Positive Aspekte des Volksfestes ............................................ 60 Tabelle 3: Negative Aspekte des Volksfestes........................................... 61 Tabelle 4: Alter und Geschlecht der Befragten ..................................... LVIII Tabelle 5: Herkunft der Befragten ........................................................ LVIII Tabelle 6: Frage 1: Was empfinden Sie als positiv am Volksfest? ......... LIX Tabelle 7: Frage 2: Was empfinden Sie als negativ am Volksfest? ....... LXII Tabelle 8: Frage 3: Wie schätzen Sie die Bedeutung des Cannstatter Volksfestes für die Stadt Stuttgart ein?................................. LXV Abkürzungsverzeichnis IX Abkürzungsverzeichnis Abs. = Absatz BCSD = Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland e.V. bsp. = beispielsweise bzw. = beziehungsweise DIFU = Deutsches Institut für Urbanistik DM = Deutsche Mark DSB = Deutscher Schaustellerbund e.V. € = EURO EU = Europäische Union GemO = Gemeindeordnung für Baden-Württemberg i.d.F. vom 14. Februar 2006 (GBl. S.20) GG = Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland i.d.F. vom 28. August 2006 (BGBl. I S. 2034) GewO = Gewerbeordnung i.d.F. vom 21. Dezember 2007 (BGBl. I S. 3089) IHK = Industrie- und Handelskammer in.Stuttgart = in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft mbh & Co. KG KAG = Kommunalabgabengesetz i.d.F. vom 17. März 2005 (GBl. S. 206) Mio. = Million(en) Mrd. = Milliarde(n) sog. = sogenannt (e) SWR = Südwestdeutscher Rundfunk u.a. = unter anderem UNESCO = United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization USA = United States of America VMS KG = Objektgesellschaft Veranstaltungen und Märkte mbH & Co. KG Anlagenverzeichnis X Anlagenverzeichnis Anlage I: Experteninterviews .............................................................. XIII Anlage I.1: Interviewleitfaden ............................................................. XIII Anlage I.2: Pretestinterview mit Herrn Heibel ...................................... XV Anlage I.3: Interview mit Herrn Fischer ............................................. XVII Anlage I.4: Interview mit Herrn Currle ............................................... XXV Anlage I.5: Interview mit Herrn Leinwand ......................................... XXXI Anlage I.6: Interview mit Herrn Pfeifer ................................................. XL Anlage I.7: Interview mit Frau Gehrlach ................................................ LI Anlage II: Besucherbefragung ........................................................... LVII Anlage II.1: Fragebogen .................................................................... LVII Anlage II.2: Auswertung Besucherbefragung ................................... LVIII Anlage III: Materialien aus der Praxisstelle ...................................... LXVI Anlage III.1: Gespräch vom 16.09.2008 ........................................... LXVI Anlage III.2: Gespräch vom 01.10.2008 ........................................... LXVI Anlage III.3: Gespräch vom 15.10.2008 ........................................... LXVI Anlage III.4: Email vom 26.10.2008 ................................................. LXVI Anlage III.5: Email vom 27.10.2008 ................................................. LXVI Anlage III.6: Email vom 12.01.2009 ................................................. LXVI Anlage III.7: Beteiligungsbericht 2007 der Landeshauptstadt .............. Stuttgart........................................................................ LXVI Anlage III.8: Beschickerliste ............................................................. LXVI Anlage III.9: Werbekonzept .............................................................. LXVI Anlage III.10: Kosten- und Erlösübersicht aus dem ................................ Rechnungssystem ...................................................... LXVI Anlagenverzeichnis XI Anlage IV: Studien / Publikationen .................................................. LXVII Anlage IV.1: Studie: Die Bedeutung des Wirtschaftsfaktors Volksfest im Bereich des mittelständischen Tourismusgewerbes in der Bundesrepublik Deutschland und seine Auswirkungen auf die Leistungssteigerung im mittelständischen Schaustellergewerbe ................................................... LXVII Anlage IV.2: Studie: Marketingstudie Volksfest ............................... LXVII Anlage IV.3: Jahresbericht 2008 des DSB. Wir machen Freizeit zum Vergnügen ........................................................... LXVII Anlage V: Internetquellen ................................................................ LXVIII Anlage V.1: BCSD – Definition Stadtmarketing .............................. LXVIII Anlage V.2: Cannstatter Volksfestverein – Der Verein ................... LXVIII Anlage V.3: Cannstatter Volksfest – Historie ................................. LXVIII Anlage VI: Presseartikel .................................................................... LXIX Anlage VI.1: Abbildung Stuttgarter Zeitung vom 28.07.2008 ........... LXIX Anlage VI.2: Artikel Kreiszeitung Böblinger Bote vom 26.08.2008 ... LXIX Anlage VI.3: Artikel Kreiszeitung Böblingen Bote vom 24.09.2008 .. LXIX Anlage VI.4: Artikel Kreiszeitung Böblinger Bote vom 11.10.2008 ... LXIX 1 Einleitung 1 1 Einleitung „Liebe Getreue! Um die durch die vorhergegangenen Missjahre in Not geratenen Landwirte zu ermuntern, haben Seine Königliche Majestät in landesväterlicher Absicht angeordnet, dass alljährlich am 28. September, dem Tage nach dem Geburtstag seiner Königlichen Majestät, ein Viehmarkt zu Kannstadt abzuhalten sei. Auch wird ein Volksfest damit in Verbindung gesetzt, und dafür gesorgt werden, dass solches durch unterhaltende Abwechslungen diesem frohen Tag entspreche.“ (König Wilhelm I., Gründungsdekret vom 26. März 1818) Mit diesen Worten rief König Wilhelm I. am 26. März 1818 erstmals das Cannstatter Volksfest ins Leben. Seit diesem Tag ist das Fest, abgesehen von wenigen Jahren des Krieges, fest im Jahreskalender der Stadt Stuttgart verankert. Manfred Rommel, ehemaliger Stuttgarter Oberbürgermeister, erklärte in einer Stellungnahme aus dem Jahr 1983, dass „die von Schaustellern und Händlern beschickte Veranstaltung in unseren Städten auch heute noch zeitgemäß ist.“1 Gewiss birgt ein Volksfest auch heute noch viele positive Effekte wie etwa Besucher und werbliche Vorteile, welche sich das Stadtmarketing zu Nutze machen kann. Dennoch stehen Städte und auch Stadtmarketingverantwortliche in Zeiten leerer Kassen immer wieder vor der Frage, welche Einrichtungen es zu betreiben lohnt. Hierbei ist die Frage nach dem Nutzen für die Stadt ein Ansatz, dem sich auch die traditionsreiche Veranstaltung „Volksfest“ stellen muss. Dabei entscheiden sich politische Verantwortliche immer öfter gegen solche Feste und deren finanzielle Förderung. Demgegenüber bezeichnet der Deutsche Schaustellerbund (DSB) die Volksfeste als ein Kulturgut Deutschlands, welche enorme marketingmäßige Bedeutungen für die ausrichtenden Kommunen haben. Nach Mei1 Rommel, M., Volksfeste gehören zum Leben in der Stadt in: KOMET-Verlag (Hrsg.), 100 Jahre DER KOMET. Volksfeste und Märkte, Pirmasens 1983, S. 21-22. 1 Einleitung 2 nung des DSB würden jedoch viele ausrichtende Kommunen die Volksfeste durch bsp. hohe Standgebühren ausmerzen. Daher ist dem DSB die Aufnahme der Volksfeste in die Liste der immateriellen Kulturgüter der UNESCO ein Anliegen. Dies hätte zur Folge, dass alle öffentlichen Einrichtungen verpflichtet werden, dem Volksfest besonderen Bestandsschutz zu gewähren und es zu fördern. Nachdem der Deutsche Bundestag bereits im Dezember 2000 einen Beschluss zur Sicherung der Volksfeste, des Markthandels und des Schaustellergewerbes gefasst hatte, führte der DSB daher im Juli 2008 erste Gespräche mit Vertretern der UNESCO.2 Diese widerstreitenden Meinungen geben Anlass dazu, das Thema Volksfest und seine tatsächliche Bedeutung für das Stadtmarketing und die ausrichtende Kommune detaillierter zu beleuchten. 1.1 Zielsetzung Für die Stadt Stuttgart existieren, abgesehen von einer allgemeingültigen deutschlandweiten Studie zum Wirtschaftsfaktor Volksfest, keine Daten, die Auskunft darüber geben, welche Bedeutung das Cannstatter Volksfest für das Stadtmarketing bzw. für die Stadt Stuttgart hat. Konkret wurden bisher weder Zahlen zum Wirtschaftsfaktor des Cannstatter Volksfestes ermittelt noch Statistiken über volksfestbedingte Touristen oder die Besucherstruktur des Volksfestes erstellt. Da das Wissen um die Rolle und Bedeutung des Volksfestes jedoch wichtige Grundlage für Entscheidungen in Stuttgarter Gremien und das Arbeiten der Veranstalterin ist, geht diese Arbeit der Frage nach, welche Bedeutung das Cannstatter Volksfest für das Stadtmarketing der Stadt Stuttgart und der Stadt selbst hat. Dabei soll etwa durch Beschreiben der wirtschaftlichen, touristischen und gesellschaftlichen Bedeutungen primär die Gegenwart beleuchtet werden. Darüber hinaus wird ein Blick in die Zukunft des Volksfestes gewagt und aufgezeigt, welche Chancen und mögliche Gefahren sich für die positive Entwicklung des Cannstatter Volksfestes ergeben. 2 Vgl. DSB (Hrsg.), Jahresbericht 2008, S. 16-17 (Anlage IV.3). 1 Einleitung 3 Da bisher keine Daten vorliegen, kann nicht auf die Möglichkeit der Sekundäranalyse zurückgegriffen werden, weshalb zur Ermittlung dieser Fragestellung die Form des Experteninterviews und der Besucherbefragung als Mittel der Primäranalyse angewandt werden. 1.2 Aufbau der Arbeit Die vorliegende Arbeit gliedert sich in einen ersten Teil, der die theoretischen Grundlagen thematisiert und in einen zweiten Teil, welcher sich auf das Cannstatter Volksfest und die damit verbundenen empirischen Untersuchungen, die Experteninterviews sowie die Besucherbefragung, bezieht. Abbildung 1: Aufbau der Arbeit Quelle: eigene Darstellung Um darstellen zu können, welche Bedeutung das Cannstatter Volksfest für das Stadtmarketing der Stadt Stuttgart hat, wird in Kapitel 2 des Theorieteils aufgezeigt, was Stadtmarketing ist, was es erreichen will und wer daran beteiligt ist. In Kapitel 3 werden die theoretischen Grundlagen des 1 Einleitung 4 Volksfestes dargestellt, wobei vor allem deren ökonomische und nichtökonomische Bedeutungen für Deutschland erläutert werden. Im praktischen Teil der Arbeit wird zunächst in Kapitel 4 das Cannstatter Volksfest und seine Organisation beschrieben. Der eigentlichen Fragestellung nach der Bedeutung des Cannstatter Volksfestes wird vor allem in Kapitel 5 nachgegangen. Grundlage hierzu bilden die durchgeführten Experteninterviews. Ergänzend zu diesen wird in Kapitel 6 eine Besucherbefragung ausgewertet, die die impulsiven Meinungen der Besucher über das Volksfest aufzeigen will. Gleichzeitig soll hierbei ein Bezug zu den Expertenmeinungen hergestellt werden. 2 Grundlagen des Stadtmarketing 5 2 Grundlagen des Stadtmarketing Stadtmarketing ist ein seit etwa zwanzig Jahren aktuelles Thema, welches bereits Anlass vieler Diskussionen und Erörterungen war. In diesem Kapitel sollen die themenrelevanten Grundlagen dargestellt werden. Hierbei wird zunächst erörtert, was Stadtmarketing ist (Punkt 2.1). Anschließend werden Gründe für den Einsatz von Stadtmarketing aufgeführt (Punkt 2.2). Daraufhin folgt eine rechtliche Einordnung des Stadtmarketings in die kommunalen Aufgaben (Punkt 2.3). Unter Punkt 2.4 wird erläutert, an wen sich Stadtmarketing richtet und welche Ziele sich daraus für das Stadtmarketing ergeben. Ebenfalls wird in einem Exkurs aufgezeigt, welche gesellschaftlichen Trends in Zukunft zu erwarten sind. Punkt 2.5 behandelt die Frage, wer beteiligt ist und welche Aufgaben sich für diejenigen ergeben. Zum Abschluss soll unter Punkt 2.6 aufgezeigt werden, welche Schwierigkeiten sich bezüglich Stadtmarketing auftun und welche Unterschiede diese zum privatwirtschaftlichen Marketing darstellen. Die Thematik des Stadtmarketingprozesses, einschließlich dessen Phasen Situationsanalyse, Konzeption und Realisation, wird nicht behandelt, da dies einerseits für die Fragestellung nicht ausschlaggebend ist und anderseits aus Platzgründen den Umfang der Arbeit übersteigen würde. 2.1 Begriffsdefinitionen Aufgrund einer Vielzahl unterschiedlicher Verständnisweisen des Begriffs Stadtmarketing und dessen Gebrauch für verschiedene städtische Aktivitäten liegt bisher keine allgemeingültige und einheitliche Definition zum Begriff Stadtmarketing vor. Deshalb sollen im Folgenden verschiedene Ansätze dargestellt werden: Leitet man den Begriff Stadtmarketing vom klassischen Marketing ab und versteht man Marketing als „bewusst marktorientierte Führung des gesamten Unternehmens“3, dann tritt an Stelle des Unternehmens die Stadt. Bedingt durch unterschiedliche Zielsetzungen, Beteiligte und Verfahrens3 Meffert, H., Marketing. Grundlagen marktorientierter Unternehmensführung. KonzepteInstrumente-Praxisbeispiele, 9.übera. und erw. Auflage, Wiesbaden 2000, S. 8. 2 Grundlagen des Stadtmarketing 6 schritte ist die vollständige Übertragung des betriebswirtschaftlichen Marketingbegriffs auf das Stadtmarketing jedoch nicht möglich. Einige Autoren, bsp. Töpfer, versuchen Stadtmarketing durch eine Negativabgrenzung zu definieren. Demnach geht Stadtmarketing über Werbung, über Leitbild und Stadtidentität, über Wirtschaftsförderung und über Stadtentwicklung hinaus.4 In Fachkreisen besteht Übereinstimmung darin, dass Stadtmarketing einen umfassenden und institutionellen Anspruch hat, bei dem die „integrativen, kooperativen und kommunikativen Aspekte“5 hervorgehoben werden müssen. Die BCSD verdeutlicht die wesentlichen Faktoren des Stadtmarketings, welche sind: ̋ die konzeptionelle Kundenorientierung, ̋ ein auf Dauer angelegt und nie endender Kommunikationsprozess, ̋ das Bündeln verschiedener Ziele unterschiedlicher Akteure und ̋ die Förderung der Stadtentwicklung.6 Sie definiert Stadtmarketing daher als einen Ansatz, bei dem die Vermarktung und Gestaltung einer Stadt auf ein Ziel gerichtet ist und der sich am Kunden orientiert. Durch Stadtmarketing soll die Lebensqualität der Bürger und die Attraktivität der Stadt nachhaltig gesichert und gesteigert werden. Dies wird innerhalb eines systematischen Planungsprozesses und durch den Gebrauch der klassischen Marketinginstrumente erreicht. Die verschiedenen Interessen von Seiten der öffentlichen sowie privaten Akteure werden zusammengeführt und gebündelt, was nur gelingen kann, wenn 4 Vgl. Töpfer, A., Stadtmarketing: Eine neue Anforderung an Kommunen. Überblick und Einordnung der Beiträge in: Töpfer, A. (Hrsg.), Stadtmarketing. Herausforderung und Chance für Kommunen, Kassel 1993, S. 16. 5 Grabow, B./ Hollbach-Grömig, B., Stadtmarketing–eine kritische Zwischenbilanz, DifuBeiträge zur Stadtforschung, Heft 25, Berlin 1998, S. 29-30 (künftig zitiert als „Stadtmarketing – eine Zwischenbilanz“). 6 Vgl. Birk, F., Stadtmarketing: Begriffsdefinitionen, Aufgaben und Chancen in: Der Bayrische Bürgermeister, Nr. 9, 2001, S. 344. 2 Grundlagen des Stadtmarketing 7 vorab, bsp. durch ein Stadtleitbild, Zielvorstellungen vereinbart wurden. Das Ergebnis stellt die Stadt als Produkt dar.7 2.2 Gründe für das Stadtmarketing Mit dem Ziel neue Impulse auf den Gebieten Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung, Standortwerbung und Öffentlichkeitsarbeit zu setzen, wird seit Mitte der 80er Jahre in deutschen Kommunen Stadtmarketing betrieben.8 Wie im Folgenden dargestellt werden soll, hat das Thema nicht an Aktualität verloren. Daher gilt es, nachstehend beschriebene Entwicklungstrends aufzufangen und zu nutzen, um mithilfe verschiedener lokaler Akteure einen Standort zu stärken. Dies gelingt nur durch eine klare Positionierung des Standorts, was bedeutet, dass die Besonderheiten der Stadt herausgehoben werden müssen, um die Kommune durch Alleinstellungsmerkmale von anderen Kommunen abgrenzen zu können.9 2.2.1 Wettbewerb und Märkte einer Kommune Kommunen sehen sich in einem stärker werdenden Wettbewerbsdruck bezüglich Wirtschafts-, Lebens- und Fremdenverkehrsstandort, welcher aufgrund globaler und lokaler Entwicklungstrends hervorgerufen und gefördert wird.10 Auf globaler Ebene führen die EU-Integration und die damit verbundene Öffnung der Grenzen dazu, dass Kommunen sich nicht mehr nur im nationalen, sondern auch im internationalen Wettbewerb befinden. Räumliche Distanz verliert durch ständig weitergehende Entwicklungen im Transport-, Informations- und Kommunikationssystem an Bedeutung.11 Dadurch wurden viele Wirtschaftszweige, aber auch die Bevölkerung und potenzielle 7 Vgl. http://www.bcsd.de/index.php?pageid=24&entry=41, 04.12.2008 (Anlage V.1) sowie Birk, S. 344. 8 Vgl. Grabow / Hollbach-Grömig, Stadtmarketing–eine Zwischenbilanz, S. 9. 9 Vgl. Konken, M., Stadtmarketing. Kommunikation mit Zukunft, Meßkirch 2004, S. 63-64. 10 Vgl. Ebert, C., Identitätsorientiertes Stadtmarketing. Eine Beitrag zur Koordination und Steuerung des Stadtmarketing in: Meffert, H. (Hrsg.), Schriften zu Marketing und Management, Bd. 50, Frankfurt am Main 2004, Diss. Universität Münster, 2003, S. 1. 11 Vgl. Ebert, S. 1-2. 2 Grundlagen des Stadtmarketing 8 Gäste, in ihrer Wahl des Stand-, Wohn- oder Fremdenverkehrsortes unabhängiger.12 Gleichzeitig wächst aufgrund der Globalisierung die Bedeutung der regionalen Ebene, was eine bessere europa- und weltweite Vermarktung der Kommunen als Wirtschafts- oder Tourismusstandort ermöglicht.13 Als lokaler Trend ist zunächst der zu beobachtende Werte- und Einstellungswandel zu nennen. Die Bevölkerung steht der Kommune zunehmend kritischer und anspruchsvoller gegenüber, was eine stärkere Kommunikation mit der Bevölkerung erforderlich macht. Zudem ist ein Trend zur Freizeit- und Erlebnisorientierung zu beobachten, was die Bedeutung traditioneller Faktoren, etwa Arbeitsplätze und Lohnniveau, sinken lässt. In diesem Zuge gewinnen sog. weiche Standortfaktoren wie etwa Wohn- und Lebenswert an Bedeutung.14 Weiter lässt sich ein Trend zur Suburbanisierung feststellen, was die Expansion der Städte ins Umland meint. Diesem Trend folgt auch die Bevölkerung, welche bsp. infolge steigender Grundstückspreise, ins Umland abwandert.15 Daneben erfordern die aufgrund des demographischen Wandels hervorgerufenen Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur Anpassungen auf kommunaler Ebene.16 2.2.2 Kommunale Entwicklungen Ergänzend führen Entwicklungen innerhalb der Kommunalverwaltung und -politik zu Gründen, die ein Stadtmarketing rechtfertigen. Vorrangig soll die Entwicklung der knapper werdenden öffentlichen Ressourcen genannt werden, was die Kommunen zu einer stärkeren Ausrichtung der öffentlichen Leistungen an den Adressaten zwingt. Zudem steigt der Druck aus der Kommunalpolitik, die Verwaltung müsse neue Wege für 12 Vgl. Hohn, S., Public Marketing: Marketing-Management für den öffentlichen Sektor, Wiesbaden 2006, S. 1. 13 Vgl. Grabow, B./ Hollbach-Grömig, B./ Birk, F., Stadtmarketing–aktuelle Entwicklungen im Überblick in Birk, F./ Grabow, B./ Hollbach-Grömig, B. (Hrsg.), Stadtmarketing–Status quo und Perspektiven, Difu-Beiträge zur Stadtforschung, Heft 42, Berlin 2006, S. 20. 14 Vgl. Ebert, S. 2. 15 Vgl. Wissing, R., Stadtmarketing. Ziele, Instrumente und Problemfelder des Marketing für Städte, S. 7. 16 Vgl. Eggers, K., Zukunftsfaktor Kooperation in: Der Gemeinderat, Nr. 2, 2005, S. 19. 2 Grundlagen des Stadtmarketing 9 die Lösung kommunaler Probleme suchen, da künftig weniger Hilfe von Seiten der Länder und des Bundes zu erwarten sei. Die seit dem Beginn der Verwaltungsreform (Neues Steuerungsmodell) festzustellende Entwicklung, die Denkweise der Verwaltung betriebswirtschaftlicher auszurichten, bietet eine gute Grundlage für die marketingmäßige Ausrichtung einer Kommune.17 2.3 Rechtliche Einordnung Nach Artikel 28 Abs. 2 GG gehört es zum Recht der Gemeinden, alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft eigenverantwortlich zu regeln. Hierzu gehört auch die Positionierung und innere sowie äußere Vermarktung eines Standorts. Stadtmarketing gehört nach § 2 Abs. 1 GemO zu den freiwilligen Aufgaben einer Gemeinde, da keine gesetzliche Regelung zur Pflichtausübung eines Stadtmarketings existiert. Allerdings gibt es Teilaspekte des Stadtmarketings, etwa innerörtliche Sanierungen, die gesetzlich geregelt sind. Bei der Ausübung von Stadtmarketing hat die Gemeinde die allgemein für die Aufgabenerfüllung geltenden Vorschriften zu beachten. Hierzu gehört nach § 77 Abs. 1 GemO der Grundsatz der stetigen Sicherung der Aufgabenerfüllung sowie nach § 77 Abs. 2 GemO der Grundsatz der wirtschaftlichen und sparsamen Haushaltsführung.18 2.4 Nachfrageorientierte Seite des Stadtmarketing Im Hinblick auf die Nachfrageebene des Stadtmarketing geht es um diejenigen Personen und Gruppen, an die sich Stadtmarketing richtet, deren Wünsche und Bedürfnisse sowie die daraus resultierenden Ziele für das Stadtmarketing. 17 Vgl. Jourdan, R., Professionelles Marketing für Stadt, Gemeinde und Landkreis, 2. übera. und erw. Auflage, Sternenfels 2007. S. 23 und 73. 18 Vgl. auch Ebenda, S. 75. 2 Grundlagen des Stadtmarketing 10 2.4.1 Zielgruppen des Stadtmarketing Wie bereits dargestellt, orientiert sich Stadtmarketing am Kunden, sprich an verschiedenen Zielgruppen einer Kommune. Allgemein werden unter den Zielgruppen einer Stadt alle „ansässigen und externen Personen sowie Institutionen, denen das Angebot kommunaler Leistungen potenziellen Nutzen stiftet“19, verstanden. Um die Vielzahl der Zielgruppen erfassen zu können, besteht die Möglichkeit einer inhaltlichen Unterscheidung in Bürger, Touristen und Unternehmen. Da die Zuordnung oftmals nicht eindeutig ist, ist eine Unterscheidung nach räumlichen Gesichtspunkten zweckmäßiger. Man unterscheidet hiernach in interne und externe Zielgruppen.20 Zu den internen Zielgruppen werden neben den Bürgern auch ansässige Unternehmen, Vereine und Institutionen gezählt. Interne Zielgruppen können sogleich Akteure des Stadtmarketings sein. Touristen, auswärtige Investoren und Unternehmen, externe Arbeitskräfte, Kultur- und Freizeitinteressierte sowie Einkaufspendler lassen sich der externen Zielgruppe zu ordnen.21 Ergänzend kann die Gruppe der Mittler genannt werden, welche von Personen gebildet wird, die den Zielgruppen Informationen übermitteln und somit entscheidend zum Erreichen der gesteckten Ziele beitragen. Bsp. können hier die Medien genannt werden.22 2.4.2 Exkurs: Trendforschung „Solange es Menschen auf Erden gibt, wird es immer neue Sehnsüchte (und damit „neue Zielgruppen“ und „neue Märkte“) geben“23. Deshalb ist es gerade für den Bereich Marketing wichtig, konstant zu schauen, welche 19 Vgl. Spieß, S., Marketing für Regionen–Anwendungsmöglichkeiten im Standortwettbewerb, Wiesbaden 1998, S. 32 zitiert bei Ebert, S. 49. 20 Vgl. Ebert, S. 49-50. 21 Vgl. Röder, M., Optimale kommunale Wertschöpfung durch die Vermarktung von Großevents, Saarbrücken 2008, S. 6. 22 Vgl. Ebenda, S. 6. 23 Opaschowski, H., Deutschland 2030. Wie wir in Zukunft leben werden, Gütersloh 2008, S. 318. 2 Grundlagen des Stadtmarketing 11 Bedürfnisse und Wünsche die Menschen haben und wohin der Trend künftig geht. Nachfolgend sollen die wesentlichen, für die Themenstellung dieser Arbeit bedeutsamen Trends aufAbbildung 2: Zukunftstrends gezeigt werden. In Zukunft wird die Schere zwischen Einkommensstarken und Armutsge- fährdeten immer größer. Das heißt, die Schicht der Reichen wird weiterhin bestehen, jedoch wird sich die breite Mittelschicht langfristig entweder nach oben oder unten entwickeln. Damit verbunden ist auch die Angst der Mittelschicht, zu den Verlierern zu gehören, was u.a. ein Grund für das komQuelle: eigene Darstellung mende Sparzeitalter ist.24 Im gleichen Zuge wie sich Armut und Sparen ausbreiten, wächst auch die Erlebnisorientierung. Nach Opaschowski werden die Gewinner des Konsums die Erlebnisorte sein, wozu er Einkaufswelten, Cafés, Kinos, aber auch Kultureinrichtungen und Volksfeste jeder Art zählt. Dabei haben alle Erlebnisweltkonzepte die Zielrichtung, einen Gegenpol zum Alltag darzubieten.25 Jahrelang wurden Pflicht- und Akzeptanzwerte durch Selbstentfaltungswerte abgelöst. Künftig setzt die Jugend wieder auf traditionelle, alte Werte wie etwa Höflichkeit, Gehorsam, Fleiß und Beständigkeit. Ebenso ist zu beobachten, dass aufgrund einer stärkeren Sinnsuche moralische und soziale Werte, die für das Zusammenleben der Menschen bedeutend sind, an Wichtigkeit gewinnen. Exemplarisch können hier Verlässlichkeit, Hilfsbereitschaft, Freundschaft und Freundlichkeit genannt werden.26 24 Vgl. Ebenda, S. 44-47. Vgl. Ebenda, S. 69-70. 26 Vgl. Ebenda, S. 581-591. 25 2 Grundlagen des Stadtmarketing 12 Die aufgezeigten Entwicklungen laufen durchaus nicht konträr. Aufgrund des oben geschilderten Armuts-Wohlstands-Paradoxes und des Lebensstils „Luxkese“ passen künftig Sparzeitalter und Erlebnisorientierung zusammen.27 „Luxkese“ (Luxus + Askese) meint hierbei, dass alles, was die Menschen im Alltag einsparen können, im Erlebniskonsum wieder ausgegeben wird.28 Ebenso lässt sich die oben dargestellte Werteentwicklung mit dem Trend der Erlebnisorientierung vereinbaren. Die Menschen wollen keinen Konsumverzicht, stattdessen fordern sie werthaltigen Konsum. Das heißt, Erlebniskonsum muss bsp. mit der Möglichkeit verbunden sein, soziale Kontakte pflegen und aufrechterhalten zu können.29 Ergänzend sei erwähnt, dass Städtetourismus als Kurzzeiturlaub eine immer bedeutendere Rolle gewinnt. Hierbei sind die Hauptmotivationen der Gäste sightseeing, Atmosphäre und Shopping (S.A.S-Formel), aber auch sämtliche Events, die eine Städtereise lohnenswert machen. Somit gilt es, touristische Attraktionen zu erhalten und zu fördern.30 Neben einigen anderen Kriterien ist aus Sicht der Bürger ein vielfältiges Freizeit- und Kulturangebot bedeutend für den Lebenswert einer Stadt.31 2.4.3 Ziele des Stadtmarketing Bedingt durch die Vielzahl an Zielgruppen und Akteuren mit unterschiedlichen Motiven existiert im Stadtmarketing eine Fülle an unterschiedlichen Zielsetzungen, was zu Zieldivergenzen bzw. Zielkonflikten führen kann.32 Deshalb ist das Bilden von Haupt- bzw. Oberzielen und deren konkrete Formulierung in einem städtischen Leitbild erforderlich. Das Leitbild schafft die Grundlage für zukünftiges Handeln im Stadtmarketing.33 27 Vgl. Ebenda, S. 69. Vgl. Ebenda, S. 158,159. 29 Vgl. Ebenda, S. 179. 30 Vgl. Ebenda, S. 342-345. 31 Vgl. Ebenda, S. 388. 32 Vgl. Ebert, S. 47. 33 Vgl. Kuron, I., Chance zur ganzheitlichen Stadtentwicklung in: Pfaff-Schley, H. (Hrsg.), Stadtmarketing und kommunales Audit, Berlin u.a. 1997, S. 4. 28 2 Grundlagen des Stadtmarketing 13 Grundsätzlich werden Ziele stadtspezifisch festgelegt. Vom DIFU wurden durch empirische Untersuchungen die häufigsten Ziele des Stadtmarketings ermittelt und hernach Zieldimensionen gebildet. In Abbildung 3 werden diese sowie die davon wichtigsten Ziele dargestellt. Abbildung 3: Die Ziele und wichtigsten Ziele des Stadtmarketings Quelle: eigene Bearbeitung in Anlehnung an: Grabow, B./ Hollbach-Grömig, B., Ziele des Stadtmarketings, S. 36. Dabei wird ersichtlich, dass unmittelbare, das heißt umsetzungsorientierte Ziele, als weitaus wichtiger empfunden werden als mittelbare Ziele, die an ein durch Partizipation und Kooperation gekennzeichnetes Stadtmarketing anknüpfen. „Für die Stadt werben“ kann in etwa als unmittelbares, umsetzungsorientiertes Ziel aufgeführt werden, während „Öffentlich-private Kooperation fördern“ ein Beispiel für ein mittelbares Ziel bildet.34 Hieraus wurden sechs Zieldimensionen entwickelt, die die gemeinsamen Absichten der Einzelziele erfassen sollen. Dabei wurden die Zieldimensio34 Vgl. Grabow, B./ Hollbach-Grömig, B., Ziele, Aktivitäten und Erfolgsfaktoren von Stadtmarketing in: Birk, F./ Grabow, B./ Hollbach-Grömig, B. (Hrsg.), StadtmarketingStatus quo und Perspektiven, Difu-Beiträge zur Stadtforschung, Heft 42, Berlin 2006, S. 35–39. 2 Grundlagen des Stadtmarketing 14 nen „Innenstadt stärken“ und „Stadt bewerben und profilieren“ als wichtigste Zielbereiche des Stadtmarketings gesehen. „Wirtschaftsförderung“, „Kundenorientiertes Leitbild“, „Kooperation mit Privaten“ und „Strategie und Information“ folgen mit einem gewissen Abstand.35 Ergänzend sei erwähnt, dass in der Literatur die Einteilung von Zielen nach ihrer strategischen Ausrichtung an den Zielgruppen in interne und externe Ziele ebenfalls eine gängige Möglichkeit darstellt. Zu obengenannten Zielen können hiernach die „Identifikation der Ansässigen mit ihrer Kommune“ und die „Entwicklung der Kommune zu einem attraktiven Standort für alle Ansässigen“ als interne Ziele beigefügt werden. Die „Imageförderung“ sowie die „Steigerung der Attraktivität und Bekanntheit der Kommune bei Externen“, welche das Ziel, finanzielle Mittel in die Stadt zu ziehen, verfolgen, werden als typische externe Ziele verstanden.36 Die oft abstrakten Ziele wie etwa „Stadt attraktiver machen“ müssen im weiteren Verlauf des Stadtmarketingprozesses feiner formuliert werden, um klare und zielführende Handlungen ableiten zu können.37 2.5 Angebotsorientierte Seite des Stadtmarketing Auf Seiten der Anbieter des Stadtmarketings spielen verschiedenste Akteure eine Rolle. Daraus ergeben sich für das Stadtmarketing Aufgaben, Handlungsfelder und Aktivitäten. 2.5.1 Akteure des Stadtmarketing Wie bereits dargestellt, lebt Stadtmarketing von der Kooperation vieler verschiedener Akteure und wird nicht allein von der jeweiligen Kommune praktiziert. Dies erschwert zum Einen schnelle Entscheidungsfindungen, 35 Vgl. Ebenda, S. 37-39. Vgl. Jourdan, S. 74. 37 Vgl. Wissing, S. 22. 36 2 Grundlagen des Stadtmarketing 15 bereichert andererseits aber durch verschiedene Meinungen den Marketingprozess.38 Allgemein versteht man unter den Akteuren des Stadtmarketings „alle Personen und Institutionen, die aktiv an der Planung und Umsetzung eines Stadtmarketingkonzepts beteiligt sind.“39 Dies können alle Personen und Institutionen aus dem öffentlichen und privaten Bereich sein, die am „Produkt Stadt“ mitgestalten. Sie unterscheiden sich von Kommune zu Kommune in ihrer Anzahl und Zusammensetzung.40 Die wichtigsten Akteure bilden die Stadtverwaltung, der jeweilige Rat, verschiedene Interessenverbände, bsp. Handwerkskammern, Branchenverbände und Touristikvereine, sowie Gastronomie, Handel, Industrie und Einzelpersonen. Die jeweiligen Gruppen sind in verschiedene Phasen des Stadtmarketings, etwa in Vorbereitung und Umsetzung von Maßnahmen, unterschiedlich stark integriert.41 Idealerweise sollten örtliche Medienvertreter in das Stadtmarketing einbezogen, mindestens aber durch frühzeitige Information berücksichtigt werden.42 Problematisch ist oftmals das Verhältnis Stadtmarketing und Politik, da politische Vertreter durch ihre Wahl den legitimierten Auftrag der Stadtführung erteilt bekamen und sich deshalb bestimmte Entscheidungen vorbehalten wollen. Dagegen lebt Stadtmarketing davon, dass es langfristig ausgerichtet ist, was oftmals dem an Legislaturperioden ausgerichteten Handeln der Politik widerspricht.43 38 Vgl. Jourdan, S. 82. Vgl. Spieß, S. 36 zitiert bei Ebert, S. 38. 40 Vgl. Ebert, S. 39. 41 Vgl. Grabow, B., Stadtmarketing und Regionalisierung–Herausforderungen für die Zukunft in: Pechlaner, H./ Fischer, E./Hammann, E. (Hrsg.), Standortwettbewerb und Tourismus–Regionale Erfolgsstrategien, Berlin 2006, S. 35. 42 Vgl. Jourdan, S. 83. 43 Vgl. Ebert, S. 40. 39 2 Grundlagen des Stadtmarketing 16 2.5.2 Aufgaben, Handlungsfelder und Aktivitäten des Stadtmarketing Stadtmarketing hat grundsätzlich die Aufgabe, den klassischen Ablauf eines Stadtmarketingprozesses zu begleiten. Daraus ergeben sich verschiedene Aufgaben. Einerseits übernimmt Stadtmarketing durch die Leitung und Zusammenführung von unterschiedlichen Beteiligten eine Koordinations- und Moderationsaufgabe. Andererseits hat Stadtmarketing eine Informationsaufgabe, welche es durch Informationsgewinnung mittels Marktforschung und Ähnlichem zu erfüllen gilt. Schlussendlich wird durch die Umsetzung verschiedener Maßnahmen und Projekte eine Umsetzungsaufgabe erledigt. Dies macht deutlich, dass Stadtmarketing eine Führungs- und Steuerungsaufgabe darstellt und somit „Chefsache“ ist.44 Ebenso wie Ziele werden auch Handlungsfelder und Aktivitäten stadtspezifisch konzipiert. Grundsätzlich sollten diese mit den Zielen des jeweiligen Stadtmarketings korrespondieren, da sie sich aus diesen ableiten. Dennoch soll diese Thematik hier dargestellt werden, da, wie in der DIFUStudie 2004 festgestellt wurde, die Übereinstimmung zwischen Zielen und Aktivitäten in der Praxis oftmals nicht gegeben ist. Im Folgenden sollen beispielhaft Maßnahmen und Aktivitäten innerhalb vier großer Handlungsfelder des Stadtmarketings erläutert werden. Als Handlungsfelder können die Bereiche Standort, Tourismus, City und Verwaltung genannt werden.45 Im Bereich des Standorts geht es vor allem um Wirtschaftsförderung, was Maßnahmen bezüglich der Pflege und Unterstützung von vorhandenen Unternehmen sowie der Gewinnung von neuen Unternehmen beinhaltet. Aber auch die Bewirtschaftung von Flächen innerhalb des öffentlichen Raums, bsp. durch infrastrukturelle Maßnahmen, gehört dazu.46 44 Vgl. Birk, S. 345. Vgl. Mensing, M./ Rahm, T., Einführung in das Stadtmarketing in: Zerres,M./ Zerres, I. (Hrsg.), Kooperatives Stadtmarketing. Konzepte, Strategien und Instrumente zur Erhöhung der Attraktivität einer Stadt, Stuttgart/ Berlin/ Köln 2000, S. 26. 46 Vgl. auch Jourdan, S. 60. 45 2 Grundlagen des Stadtmarketing 17 Im Bereich des Tourismus und der Besucher geht es darum, Auswärtige für die Stadt gewinnen zu können.47 Maßnahmen und Aktivitäten stellen hier die Angebotsentwicklung und -vermarktung, das Durchführen von Veranstaltungen sowie die Information und Werbung für die Stadt dar. Der Bereich der City konzentriert sich auf die Innenstadt. Aktivitäten stellen etwa die Sicherung und Steigerung der Sauberkeit sowie die Entwicklung eines Einzelhandelskonzeptes dar. Maßnahmen, die die Verwaltung zu einem bürgerorientierten Dienstleistungsunternehmen führen, sind auf dem Gebiet der Verwaltung anzusiedeln. Exemplarisch können hier die Schaffung eines Bürgerportals im Internet oder die Ausrichtung der verwaltungsinternen Arbeitsprozesse am Bürger genannt werden.48 2.6 Stadtmarketing im Vergleich zum privatwirtschaftlichen Marketing Wie aus den bisherigen Ausführungen deutlich wird, ist Stadtmarketing sehr vielschichtig. Daraus ergeben sich im Vergleich zum privatwirtschaftlichen Marketing einige Schwierigkeiten bzw. Herausforderungen für das Stadtmarketing, welche nachfolgend beschrieben werden sollen: Im Gegensatz zum privatwirtschaftlichen Marketing ist beim Stadtmarketing eine Vielzahl an Personen beteiligt. Dies führt automatisch zu Zielbzw. Interessenkonflikten, was eine effektive Zusammenarbeit erschwert. Im privatwirtschaftlichen Marketing wird Marketing vor allem mit dem Ziel der Gewinnsteigerung betrieben. Dahingegen stellt sich beim Stadtmarketing die Problematik, dass aufgrund des komplexen Zielsystems einerseits ökonomische andererseits aber auch nicht-ökonomische Ziel verfolgt werden.49 47 Vgl. Mensing/ Rahm, S. 28. Vgl. Ebenda, S. 27-28. 49 Vgl. Ebert, S. 43. 48 2 Grundlagen des Stadtmarketing 18 Oftmals wird beim Stadtmarketing die marktorientierte Führung durch konstitutionelle Elemente innerhalb der Stadt, etwa durch den hohen Grad an Bürokratie, behindert.50 Auch ist zu erwähnen, dass Stadtmarketing in einem viel größeren öffentlichen Interesse als das privatwirtschaftliche Marketing steht.51 Beim Stadtmarketing stellt die Stadt das Produkt dar. Diese lässt sich im Gegensatz zum privatwirtschaftlichen Produkt nicht so schnell und einfach verändern, sondern erfordert einen langen Marketingprozess, bei dem die Marketingmaßnahmen mit den unterschiedlichen Akteuren durchgesprochen werden müssen, anstatt von der Unternehmensführung angeordnet zu werden.52 Stadtmarketing zählt zu den freiwilligen Aufgaben einer Kommune, weshalb eine Kommune in Zeiten schwacher Finanzmittel diese Aufgabe bevorzugt aufgibt, was sie aber auf lange Sicht gesehen schwächen würde.53 50 Vgl. Ebenda, S. 42. Vgl. Ebenda, S. 36. 52 Vgl. Hohn, S. 17. 53 Vgl. Jourdan, S. 101. 51 3 Volksfeste 19 3 Volksfeste Deutschland ist Volksfestland Nummer eins. Kapitel 3 soll daher die deutschlandweite Situation der Volksfeste aufzeigen. Unter 3.1 wird auf die begrifflichen und rechtlichen Grundlagen eingegangen. Punkt 3.2 beleuchtet die Problematik Event und Eventmarketing, Kommunikationsinstrument des Marketings, im Zusammenhang mit einem Volksfest. Anschließend werden die deutschen Volksfeste anzahl- und größenmäßig eingeteilt, um dann unter 3.4 die Bedeutung der Volksfeste für Deutschland darstellen zu können. Die Punkte 3.3 und 3.4 beziehen sich dabei auf eine Studie zum Thema Wirtschaftsfaktor Volksfest (Anlage IV.1) aus dem Jahr 2000. Zum Verständnis der angegebenen Werte muss erläutert werden, dass die Studie auf amtliche Statistiken bis zum Jahr 2000 zurückgreift. Das heißt, zahlenmäßige Veränderungen, die sich zwischenzeitlich ergeben haben, werden in der Studie nicht berücksichtigt. Da bisher keine aktuellere Studie vorliegt, wird zwecks Vergleichbarkeit trotz allem auf die eventuell leicht überholten Daten Bezug genommen. 3.1 Begriffsbestimmung und rechtliche Grundlagen § 60 b GewO bietet eine Legaldefinition des Begriffs Volksfest an. Demnach ist ein Volksfest eine Veranstaltung, die durch vier Merkmale charakterisiert wird: ひ die regelmäßige Wiederkehr, ひ die zeitliche Begrenzung, ひ die Vielzahl von Anbietern und ひ das Anbieten von unterhaltenden Tätigkeiten als Schausteller oder von Waren. Umgangssprachlich werden verschiedene Begriffe synonym für den Begriff Volksfest verwendet. Beispielsweise seien hier aufgeführt die Kirmes, der Rummel, die Kirchweih, das Schützenfest und der Jahrmarkt. 3 Volksfeste 20 Dagegen grenzt die Gewerbeordnung das Volksfest vom Begriff des Jahrmarkts ab, welcher in zeitlich größeren Abständen stattfindet und bei welchem es ausschließlich um Warenanbietung geht. Diese Abgrenzung wird in Abs. 3 gelockert, indem die Ausübung von Tätigkeiten im Sinne des § 60 b Abs. 1 zugelassen wird. Dies bedeutet, dass eine Abgrenzung zwischen Volksfesten und Jahrmärkten nur über die Unterscheidung zwischen den Kriterien „zeitlich wiederkehrend“ und „zeitlich in größeren Abständen wiederkehrend“ möglich ist, was praktisch deshalb kaum realisiert werden kann.54 3.2 Einordnung von Volksfesten in die Eventlandschaft Volksfeste sind oftmals traditionell gewachsene Feste, die ihren Ursprung Hunderte von Jahren zuvor haben, weshalb die Einordnung eines Volksfestes in die Eventlandschaft Probleme bereitet. Nachfolgend soll dies näher erläutert werden, wobei auch auf das Thema Eventmarketing durch Volksfeste eingegangen werden soll. 3.2.1 Event und Volksfest Wörtlich lässt sich Event mit Ereignis übersetzen. Wie die folgende Abbildung veranschaulicht, lässt sich dieser Begriff noch feiner differenzieren. Abbildung 4: Events Quelle: eigene Bearbeitung in Anlehnung an: Drengner, J.,Imagewirkungen von Eventmarketing, S. 31. 54 Vgl. DSB, Wirtschaftsfaktor Volksfest, S. 31 (Anlage IV.1). 3 Volksfeste 21 Schlussendlich sind Marketingevents dadurch charakterisiert, dass sie vom Unternehmen inszenierte Ereignisse darstellen, die eine bestimmte Zielgruppe ansprechen und dabei erlebnisorientiert unternehmens- bzw. produktbezogene Kommunikationsinhalte vermitteln wollen.55 Volksfeste lassen sich nicht eindeutig in die dargestellten Kategorien einordnen, da sie einerseits selbst Produkt der Vermarktung sind, andererseits durch sie kommunikationsorientierte Botschaften ,etwa das Image einer fröhlichen Stadt, vermittelt werden sollen. Weiter lässt sich bei Volksfesten das Kriterium der marketingzielgerichteten Inszenierung oftmals nicht bejahen, da Volksfeste traditionell gewachsen sind und ursprünglich eine andere Rolle, beispielsweise die eines Versorgungsmarktes, eines kirchlichen Festtages oder eines Wettbewerbs, innehatten. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Volksfeste meist traditionell gewachsene, aber nicht bewusst inszenierte Ereignisse darstellen, gleichwohl durch sie kommunikationsbezogene Botschaften vermittelt werden. 3.2.2 Eventmarketing und Volksfest Aufgrund der zunehmenden Reizüberflutung werden Menschen kommunikationsresistenter und die Wirkung klassischer Kommunikationsinstrumente wie etwa Werbung, Verkaufsförderung und Öffentlichkeitsarbeit schwindet. Dadurch, dass sich mittels Eventmarketing Botschaften multisensual vermitteln lassen, wird dies ein immer beliebteres Kommunikationsinstrument des Marketing-Mixes.56 Auch im Stadtmarketing lässt sich Eventmarketing einsetzen, um die Marketingziele einer Kommune zu transportieren. Geklärt werden muss deshalb, was mit dem Begriff Eventmarketing verbunden wird: 55 Vgl. Zanger, C., Eventmarketing als Kommunikationsinstrument. Entwicklungsstand in Wissenschaft und Praxis in: Nickel, O., Eventmarketing. Grundlagen und Erfolgsbeispiele, 2. Auflage, München 2007, S. 3-4. 56 Marketing-Mix ist die Kombination der produkt-, preis-, distributions- und kommunikationspolitischen Marketinginstrumente, welche einem Unternehmen/ einer Kommune zum Erreichen der Marketingziele zur Verfügung stehen. 3 Volksfeste 22 Eventmarketing wird als ein Kommunikationsinstrument definiert, welches durch die zielgerichtete Planung, Organisation, Durchführung und Nachbereitung von Marketingevents die Marketingziele eines Unternehmens erlebnisorientiert umsetzt.57 Wie bereits unter 3.2.1 dargestellt, kann ein Volksfest nicht eindeutig in die Kategorie der Marketingevents eingruppiert werden, weshalb auch das Eventmarketing durch Volksfeste nicht voll bejaht werden kann. 3.3 Volksfeste in Deutschland Deutschland ist mit jährlich rund 170 Mio.58 Besuchern das volksfeststärkste Land. Punkt 3.3 soll deshalb einen Überblick über Anzahl, Größe und räumliche sowie zeitliche Verteilung der Volksfeste verschaffen. 3.3.1 Anzahl und Größe Etwa 12.250 Volksfeste und 1.750 Weihnachtsmärkte, was insgesamt etwa 44.500 Veranstaltungstagen entspricht, finden jährlich in Deutschland statt. Zirka 66 % aller Volksfestbesuche registrieren die rund 290 Volksfeste mit mehr als 20.000 Besuchern, wovon 28 Volksfeste mehr als 750.000 Besucher festschreiben. 59 Folgende Tabelle stellt die größten Volksfeste Deutschlands dar: Tabelle 1: Die größten Volksfeste Volksfest Besucher Münchner Oktoberfest 6,2 Millionen Cranger Kirmes in Herne 4,7 Millionen Düsseldorfer Rheinkirmes 4,2 Millionen Cannstatter Volksfest 4 Millionen Bremer Freimarkt 4 Millionen Hamburger Dom 3 Millionen Quelle: eigene Bearbeitung in Anlehnung an: DSB, Jahresbericht 2008, S. 50 (Anlage IV.3). 57 Vgl. Drengner, J., Imagewirkungen von Eventmarketing. Entwicklung eines ganzheitlichen Messansatzes, 2. akt. Auflage, Wiesbaden 2006, Diss. Chemnitz 2003, S. 30. 58 DSB, Wirtschaftsfaktor Volksfest, S. 50. 59 Vgl. Ebenda, S. 52-55. 3 Volksfeste 23 3.3.2 Räumliche und zeitliche Verteilung Aufgrund der Volksfestbesucher wurden die Bundesländer mit den meisten Volksfesten ermittelt. Grundsätzlich konzentrieren sich die Volksfeste auf die alten Bundesländer, wobei die Bundesländer Bayern und Nordrhein-Westfalen die höchsten Besucherzahlen verzeichnen. Setzt man die Besucherzahlen ins Verhältnis zu den Einwohnern der jeweiligen Bundesländer, sind Rheinland-Pfalz, das Saarland, Bayern und Hessen sowie die Stadtstaaten Hamburg und Bremen die volksfeststärksten Regionen. Im Frühjahr und Herbst haben die Volksfeste ihren Höhepunkt, wobei die Herbstsaison bei Berücksichtigung der Weihnachtsmärkte bis in den Dezember hinein reicht. Dagegen sind die Ferienmonate im Sommer weniger veranstaltungsfrequentiert und im Januar und Februar finden keine Veranstaltungen statt. 90 % aller Volksfeste dauern zwischen einem bis vier Tagen, wobei die Wahl der Wochentage einen starken Einfluss auf die Besucherzahl hat, da die Wochenendtage, inklusive des Freitagabends, mit Abstand am stärksten frequentiert sind. Grundsätzlich sind zwischen 18 und 22 Uhr die meisten Besucher festzustellen.60 3.4 Allgemeine Bedeutung für die ausrichtenden Städte Im Jahr 2000 gab der DSB eine deutschlandweite Studie in Auftrag, die zum Ziel hatte, die wirtschaftliche und nicht-monetäre Bedeutung von Volksfesten für Deutschland aufzuzeigen. Da bisher keine aussagekräftigen Daten hierzu vorlagen, wurde die Studie vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie erheblich mitfinanziert. Als Grundlage der Studie dienten eine Primärerhebung an verschiedenen Volksfestorten und eine Sekundäranalyse bereits vorhandener Studien. Nachfolgend sollen die für diese Arbeit relevanten Ergebnisse dargestellt werden. Wie bereits erwähnt, wurden zwecks Vergleichbarkeit bewusst die eventuell überholten Daten, auf die sich die Studie stützt, verwertet. 60 Vgl. Ebenda, Seite 56-65. 3 Volksfeste 24 3.4.1 Touristische Bedeutung 69 % des durch ein Volksfest erwirtschafteten Volkseinkommens61 können dem Tourismus zugeordnet werden. Hierbei wird der Bereich Tourismus weiter unterschieden in die Bereiche Übernachtungs- bzw. Städtetourismus und Tagestourismus. Die Studie geht von jährlich 560 Mio. Übernachtungen in Deutschland aus, wovon 49 Mio. Übernachtungen durch ausländische Gäste sind. Diese Zahl beinhaltet sowohl Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben als auch Übernachtungen in Privatquartieren wie etwa Übernachtungen bei Freunden und Verwandten sowie in der eigenen Ferienimmobilie. Der Bereich Städtetourismus wird in der Studie berücksichtigt, da die meisten der Übernachtungsreisen zu Volksfesten in Städte führen und somit diesem zugeordnet werden können. Etwa 31,7 Mio. Übernachtungen werden durch Städtereisende verzeichnet, wobei die durchschnittliche Übernachtungsdauer bei 2,42 Nächten liegt. Im Zusammenhang mit Volksfesten wurden 17,3 Mio. Übernachtungen ermittelt, was 3,1 % der Übernachtungen in Deutschland ausmacht. Davon gaben 18 % der Befragten das Volksfest als Hauptmotiv ihrer Reise bzw. als Grund für Übernachtungen an. Deutschlandweit wurden 2,2 Mrd. Tagesreisen, bestehend aus Tagesausflügen und Tagesgeschäftsreisen, ermittelt. Die Studie ergab, dass 39,3 % der Volksfestbesucher das Volksfest im Rahmen eines Tagesausfluges besuchen. Berücksichtigt man allerdings, dass in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern auch Ausflüge über Stadtteilgrenzen hinweg dem Tagestourismus zugerechnet werden, können mindestens 60 % der Volksfestbesucher dem Tagestourismus zugeordnet werden. Dies entspricht 61 Das Volkseinkommen beinhaltet alle Erwerbs- und Vermögenseinkommen (Löhne, Gehälter, Mieten, Pachten, Zinsen und Gewinne), die von inländischen natürlichen und juristischen Personen aus dem In- und Ausland bezogen werden. 3 Volksfeste 25 3,04 % bzw. bei Berücksichtigung der Ausflüge über Stadtteilgrenzen hinweg 4,6 % am Anteil der Tagesreisen in Deutschland.62 3.4.2 Wirtschaftliche Bedeutung Die wirtschaftliche Bedeutung der Volksfeste wird daran gemessen, welche Nettowertschöpfung und somit welcher Anteil am Volkseinkommen durch sie erzielt werden kann. Die Nettowertschöpfung stellt hierbei den Teil der durch ein Volksfest erzielten Umsätze dar, die unmittelbar zu Löhnen, Gehältern und Gewinnen, sprich zu Einkommen, werden. Nachfolgendes Schaubild macht den Aufbau der Berechnung deutlich: Abbildung 5: Ermittlung der Gesamtnettowertschöpfung Quelle: eigene Bearbeitung in Anlehnung an: DSB, Wirtschaftsfaktor Volksfest, S.154 (Anlage IV.1). Hierbei muss erwähnt werden, dass sich die Wertschöpfungsquote von 37,7 % aus einem gewichteten Durchschnittswert der durch Betriebsvergleiche ermittelten Wertschöpfungsquoten derjenigen Branchen ergibt, die am Volksfest beteiligt sind. Die 62,3 % Vorleistungen beinhalten beispielsweise Standgebühren, Material und Energie der einzelnen Beschicker. Vorleistungen enthalten ebenfalls Wertschöpfungen. Für die 2. Umsatzstufe wurde dabei eine Wertschöpfungsquote von 30 % angesetzt. 62 Vgl. Ebenda, Seite 179-185. 3 Volksfeste 26 Für die Volksfeste ergab sich bei einem Nettoumsatz von 6,8 Mrd. DM, bzw. 3,47 Mrd. €63 eine Gesamtnettowertschöpfung von 3,6 Mrd. DM, bzw. 1,84 Mrd. €. Damit leisteten die Volksfeste einen Beitrag von 0,126% am Volkseinkommen. Weiter wurde ermittelt, dass die austragenden Kommunen zudem Einnahmen aus Standgebühren in Höhe von 138 Mio. DM, bzw. 70,55 Mio. € erlösen und direkt auf Volksfeste zurückgehende Steuereinnahmen von 170 Mio. DM, bzw. 86,91 Mio. € verzeichnen. Zudem bringen die Volksfeste etwa 45.700 Vollarbeitsplätze, wobei dem zugrunde gelegt wird, dass die beschäftigte Person ihren Lebensunterhalt, das durchschnittliche Volkseinkommen, ausnahmslos aus den Volksfesten verdient. Da auf den Volksfesten nicht wenige geringfügig Beschäftige sowie Teilzeitbeschäftigte bedienstet sind, ist davon auszugehen, dass die Zahl der Beschäftigten weit mehr als 45.700 Personen beträgt.64 3.4.3 Werbe- und Imagebedeutung Für die Kommunen und die an den Volksfesten beteiligten Unternehmen haben Volksfeste eine wichtige Werbe- und Imagebedeutung. Dies resultiert vor allem aus der beträchtlichen Medienberichterstattung, die je nach Besucherreichweite auf regionaler bis überregionaler Ebene stattfindet. Das offizielle Werbebudget der größeren Volksfeste beträgt zwischen 50.000 und 500.000 DM, bzw. 25.564 und 255.646 €. Hinzu kommen jedoch viele Aufwendungen, die nicht dem offiziellen Werbebudget zugeordnet werden. Beispielsweise seien hier Werbemaßnahmen von beteiligten Unternehmen, Pressemitteilungen der ausrichtenden Kommunen, Werbemaßnahmen kooperierender Beschicker und Produkte genannt. 63 64 In EURO umgerechnet mit einem Umrechnungssatz von 1,95583. Vgl. DSB, Wirtschaftsfaktor Volksfest, S. 149–174. Merchandising- 3 Volksfeste 27 Zudem bieten Volksfeste für Unternehmen und Politiker eine Plattform, um durch das Einladen von Kunden, Gästen, Medienvertretern und Ähnlichen, aktives Standort- und Stadtmarketing zu betreiben. Der Werbe- und Imageeffekt ist auch die Hauptintension, weshalb sich private Unternehmen an einem Volksfest beteiligen. Das Oktoberfest in München ist das bekannteste deutsche Volksfest und deshalb im Ausland imagebildend für München, Bayern und Deutschland.65 3.4.4 Sozio-kulturelle Bedeutung Volksfeste werden von allen befragten Personen sehr positiv beurteilt und dienen als wichtige Faktoren für die Lebensqualität der Menschen sowie der ausrichtenden Kommunen. Dabei gelten große Volksfeste als „Feste, auf denen man gewesen sein müsse“, Kleinere hingegen als besonders identitätsstiftend. Sie erhöhen die Attraktivität einer Kommune, haben einen besonderen Stellenwert im Jahresverlauf und werden nicht selten als das wichtigste Großereignis eingeschätzt. Bedeutender Aspekt eines Volksfestes ist auch dessen Rolle als kommunikativer Treffpunkt, durch welchen gesellschaftliche Beziehungen gepflegt werden können, insbesondere auch dadurch, dass alle Altersgruppen auf den Volksfesten vertreten sind. Aufgrund der oftmals langen Tradition der Volksfeste gelten diese als identitätsbildend für die ansässigen Menschen und bieten die Möglichkeit der regionalen Brauchtumspflege.66 65 66 Vgl. Ebenda, S. 193-195. Vgl. Ebenda, S. 188-192. 4 Cannstatter Volksfest 28 4 Cannstatter Volksfest Das Cannstatter Volksfest wird alljährlich mit 4 - 5 Mio. Besuchern gefeiert. Neben dem mittlerweile 17-tägigen Schausteller- und Festzeltbetrieb tragen mehrere Events zur besonderen Ausstrahlung des Festes bei. Hierbei seien die Eröffnungsfeier mit Liveübertragung des SWR, die traditionelle Eröffnung am Traditionsmorgen, der Volksfestumzug, die Sonntagskonzerte und das Musikfeuerwerk erwähnt. Um das Volksfest besser zu charakterisieren, soll folgendes Kapitel in verschiedenen Punkten die Veranstalter, die historische Entwicklung, die größendimensionale Einordnung, die Finanzierung, die Werbung und Vermarktung sowie die Neuausrichtungen des Volksfestes aufzeigen. 4.1 Veranstalter Seit 2005 ist die in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft mbh & Co. KG mit der Organisation und Durchführung des Volksfestes beauftragt. Aber auch der Cannstatter Volksfestverein e.V. leistet durch das ehrenamtliche Engagement seiner Mitglieder einen großen Beitrag zum Gelingen des Festes. Daher werden anschließend beide Institutionen und ihre Aufgaben bezüglich des Volksfestes vorgestellt. 4.1.1 in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft mbh & Co. KG Die in.Stuttgart wurde am 16.11.2004 gegründet. Zweck der Gesellschaft ist die Organisation und Durchführung sämtlicher Veranstaltungen, insbesondere Sport-, Freizeit- und Kulturveranstaltungen, sowie die Betriebsführung und Vermarktung von Veranstaltungsflächen und -hallen.67 Umseitiges Organigramm verdeutlicht die Struktur der in.Stuttgart, die derzeit 56 tarifliche Mitarbeiter, 2 Auszubildende und 26 studentische Aushilfen beschäftigt.68 Die Landeshauptstadt Stuttgart ist 100%-ige Gesellschafterin der Objektgesellschaft Veranstaltungen und Märkte Stuttgart mbH & Co. KG (VMS KG), welche wiederum zu 100 % in der in.Stuttgart beteiligt ist. 67 68 Vgl. Beteiligungsbericht 2007 der Stadt Stuttgart, S. 81-86 (Anlage III.7). Vgl. Email vom 12.01.2009 (Anlage III.6). 4 Cannstatter Volksfest 29 Abbildung 6: Organigramm der in.Stuttgart Quelle: eigene Bearbeitung in Anlehnung an: in.Stuttgart. Zwischen der VMS KG und der in.Stuttgart bestehen vertragliche Beziehungen, wozu ein Gewinnabführungs- und Verlustübernahmevertrag, ein Geschäftsbesorgungsvertrag bezüglich Finanzbuchhaltung, EDV- technischer Unterstützung und Personalverwaltung sowie Miet- und Betriebsführungsverträge bezüglich des Cannstatter Wasens und des Campingplatzes zählen.69 Die Organisation des Cannstatter Volksfestes ist in der Abteilung Cannstatter Wasen/ Stadtfeste/ Campingplatz angesiedelt. Zum komplexen Aufgabenbereich der Organisation und Durchführung des Cannstatter Volksfestes zählen insbesondere Aufgaben wie die Beplanung des Festplatzes einschließlich der Beschickerauswahl, die Leitung und Koordination des Auf- und Abbaus, sämtliche Werbemaßnahmen sowie die Funktion als Anlaufstelle für Beschicker und Festwirte. 69 Vgl. Beteiligungsbericht 2007 der Landeshauptstadt Stuttgart, S. 81-86. 4 Cannstatter Volksfest 30 4.1.2 Cannstatter Volksfestverein e.V. Der Cannstatter Volksfestverein hat sich zum Ziel gesetzt, die Tradition des Cannstatter Volksfestes durch beispielsweise Veröffentlichungen zur Volksfestgeschichte oder Gedenken an den Gründer des Volksfestes zu wahren und zu fördern. Er wurde 1994 anlässlich des 150. Cannstatter Volksfestes und dessen damit verbundenen besonderen Gestaltung gegründet. Inzwischen zählt er 400 Mitglieder, darunter Personen aus dem öffentlichen Leben, Beschicker des Volksfestes und Personen, die sich der Tradition Cannstatts und des Volksfestes verschrieben haben. Die Präsidentschaft hat immer ein Vertreter des Hauses Württemberg inne. Der Cannstatter Volksfestverein zeichnet sich gegenwärtig für die Herausgabe der jährlich erscheinenden Volksfestzeitung, der Organisation der traditionellen Eröffnungsfeier und der Sonntagskonzerte, vor allem aber für die Organisation und Durchführung des Volksfestumzuges verantwortlich.70 4.2 Historische Entwicklung Im Gegensatz zu vielen anderen Volksfesten ist das Cannstatter Volksfest aus der Not entstanden. Anfang des 19. Jahrhunderts herrschte in Württemberg eine verheerende Hungersnot, welche 1817, dem ersten fruchtbaren Jahr, endete. Dies nahmen König Wilhelm I. und seine Frau, Königin Katharina, zum Anlass, den Träger des späteren „Landwirthschaftsfestes zu Kannstadt“71, die „Centralstelle des landwirthschaftlichen Vereins“72, zu stiften und ihn neben Aufgaben wie der Gründung einer Unterrichtsund Versuchsanstalt und dem Auflegen einer Fachzeitschrift auch mit der Organisation eines landwirtschaftlichen Festes zu betrauen. Intension des Königs war, durch das Fest die Landwirte im Ackerbau und in der Vieh70 Vgl. http://www.cannstatter-volksfestverein.de/seiten/verein/verein.html, 04.01.2008 (Anlage V.2). 71 Stroheker, H./Willmann, G., Cannstatter Volksfest. Das schwäbische Landesfest im Wandel der Zeiten, Stuttgart/Aalen 1978, S. 19. 72 Ebenda, S. 25. 4 Cannstatter Volksfest 31 zucht fortzubilden sowie Preise für herausragende Leistungen in der Landwirtschaft zu vergeben. Gleichzeitig wollte er ein Volksfest als unterhaltende Abwechslung veranstalten. Am 28. September 1818 fand das erste Cannstatter Volksfest mit 30.000 Besuchern statt, was eine den heutigen Verhältnissen vergleichbare Zahl darstellt. Aufgrund der späteren Anordnung König Karls, das Fest nur noch alle zwei Jahre auszuführen, und einiger festloser Jahre während und nach den Weltkriegen wurde 2008 das 163., statt dem 190. Cannstatter Volksfest gefeiert.73 Das traditionelle Symbol des Festes, die Fruchtsäule, ist bis auf einige Jahre ihrer Verbannung seit 1818 Teil des Festes, wohingegen sich andere Faktoren wie etwa der traditionelle Volksfestumzug erst im Laufe der Jahre entwickelten. Ebenso dehnte sich das Fest von der ursprünglich eintägigen Veranstaltung bis zum Jahr 2008 auf 17 Veranstaltungstage aus. Auch die Ausprägung als Vergnügungs- und Schaustellerfest wuchs erst im Laufe der Jahre, was beispielswiese dadurch deutlich wird, dass von der heute vertrauten Anordnung der Buden in Haupt- und Nebenstraßen erstmals 1860 berichtet wurde. Diese Entwicklung brachte mit sich, dass zunehmend auswärtige Schausteller und Wirtschaften Interesse am Volksfest zeigten. Deshalb wurde Ende des 19. Jahrhunderts damit begonnen, die verfügbaren Standflächen methodisch und entgeltlich zu vergeben. Zuerst geschah dies mittels Versteigerung, dann durch mehrjährige Verpachtungen und heute durch Vergabe an die Bewerber mit anschließender quadratmeterabhängiger Abrechnung.74 Inzwischen findet der Ursprung des Festes, das Landwirtschaftliche Hauptfest, nur noch alle vier Jahre statt. Das Cannstatter Volksfest hingegen wird alljährlich gefeiert. Im Folgenden wird auf dessen heutige Ausgestaltung eingegangen. 73 74 Vgl. Ebenda, S. 19-33. Vgl. http://www.cannstatter-volksfest.de/index.php?id=50, 04.01.2008 (Anlage V.3). 4 Cannstatter Volksfest 32 4.3 Größendimensionale Einordnung Wie unter Punkt 3.3.1 ausgeführt, gehört das Cannstatter Volksfest zu einem der sechs größten Volksfeste in Deutschland. Im Anschluss soll die Größenklassifizierung anhand der Besucher- und Beschickerzahl näher dargestellt werden. 4.3.1 Besucherzahl Die offiziellen Besucherangaben des Veranstalters basieren auf erfahrungsgestützte Schätzungen, welche mit Hilfe verschiedener Indikatoren ermittelt werden. Bsp. seien hier die Kapazität der Zelte, die Zeit der Zeltschließung, der Wasserverbrauch in den Toiletten und die Müllmenge genannt. Dreimal täglich wird auf diese Weise an verschiedenen Festplatzpunkten das Besucheraufkommen eingeschätzt und in ein Tagebuch notiert, um dadurch die Besucherzahl pro Tag und Jahr feststellen zu können. Für die Jahre 2006, 2007 und 2008 wurden 4 Mio., 4,5 Mio. und 4 Mio. Besucher75 erfasst. Damit ist das Cannstatter Volksfest nach dem Münchner Oktoberfest und zusammen mit dem Bremer Freimarkt, der Cranger Kirmes und der Düsseldorfer Rheinkirmes das zweitgrößte Volksfest in Deutschland. Wie ein Vergleich der Besucherjahreszahlen aufzeigt, weisen diese vier Feste jährlich schwankende Besucherzahlen zwischen 4 und 5 Mio. auf und teilen sich daher den zweiten Rang. 4.3.2 Beschickerzahl Auf Grundlage der Beschickerliste für das Cannstatter Volksfest 2008 (Anlage III.8) wurde ermittelt, wie viele Beschicker am Volksfest beteiligt waren und welchen Kategorien diese zuzuordnen sind. Demnach ergab sich, dass im Jahr 2008 insgesamt 363 Beschicker, das heißt Festwirte und Schaustellerbetriebe, am Volksfest mitgewirkt haben. Teilt man diese in die sechs Kategorien „Fahrgeschäfte“, „Schaustellerbuden“, „Sonstiges“ (Warenanbietung und bewegliche Händler auf dem Festplatz), „Essen/Trinken“ (außerhalb der Zelte), „Zelte“ und „Krämermarkt“ ein, ergibt sich umseitiges Schaubild: 75 Angaben aufgrund Nachfrage beim Veranstalter. 4 Cannstatter Volksfest 33 Abbildung 7: Beschickerverteilung nach ihrer Anzahl 16% Fahrgeschäfte 23% 2% Schaustellerbuden 21% 32% 6% So nstiges Essen/T rinken Zelte Krämermarkt Quelle: eigene Darstellung nach Auswertung der Beschickerliste (Anlage III.8). Führt man dieselbe Auswertung stattdessen nach dem Flächenbedarf der Beschicker durch, gestaltet sich die Verteilung, wie in nachfolgender Grafik dargestellt. Hierbei wird deutlich, dass die geringe Anzahl an Zelten zusammen mit den Fahrgeschäften den größten Flächenbedarf (82%) beansprucht. Demgegenüber bedürfen die Schaustellerbuden, der Krämermarkt und Sonstiges nur wenig Fläche. Auch ist zu erkennen, dass der gastronomische Bereich, sprich die Zelte und Essen/Trinken, etwas mehr als die Hälfte der Fläche (55%) benötigen. Abbildung 8: Beschickerverteilung nach ihrem Flächenbedarf 2% Fahrgeschäfte 39% 43% Schaustellerbuden So nstiges 12% 0% 4% Essen/T rinken Zelte Krämermarkt Quelle: eigene Darstellung nach Auswertung der Beschickerliste (Anlage III.8). 4 Cannstatter Volksfest 34 4.4 Finanzierung Da die Abrechnung des Volksfestes 2008 noch nicht ganz abgeschlossen ist, werden für die Darstellung dieses Kapitels zwecks Vollständigkeit die Daten des Volksfestes 2007 zu Grunde gelegt. Die hier ausgeführten Daten beruhen auf der Kostenrechnung der Veranstaltung, sprich den Kosten und Erlösen, die im Rechnungssystem hinterlegt sind (Anlage III.10). Das Volksfest hat jährliche Kosten in Höhe von rund 1.153.800 €, wobei die gewichtigsten Anteile mit etwa 345.000 € für Werbung, mit rund 320.000 € für Personal und mit etwa 290.000 € für Auf-und Abbau aufgewendet werden. Jeweils zirka 60.000 € entfallen auf die Organisation, auf Beiträge, Gebühren und Versicherungen sowie auf Energiekosten. Abbildung 9: Kosten und Erlöse 2.000.000 Sonstige Erlöse 1.800.000 Umsatzpachten We rbeeinnahmen 1.600.000 1.400.000 Kostene rsätze Ve rrechnung Ene rgie 1.200.000 1.000.000 800.000 Standmieten 600.000 We rbung Unte rha lt, Instand ha ltung Organisation Beit räge, Ge bühren Pe rsona l 400.000 200.000 A uf- und Abbau 0 Erlöse Kosten Quelle: eigene Darstellung nach Auswertung der im Rechnungssystem hinterlegten Daten. Demgegenüber werden Erlöse in Höhe von rund 1.809.300 € erwirtschaftet. Vergleichsweise geringe Bedeutung kommt hierbei mit Beträgen zwischen 100.000 € und 200.000 € den Umsatzpachten, Werbeeinnahmen 4 Cannstatter Volksfest 35 und Kostenersätzen zu, wohingegen mit 1.360.918 € die Standmieten den größten Anteil tragen. Die Standmieten der einzelnen Beschicker richten sich nach deren Branchenzugehörigkeit und Flächenbedarf, was heißt, dass durch die Vergabe der Standflächen an bestimmte Branchen die Erlöse aus Standmieten beeinflusst werden können. Unter Berücksichtigung des zu erwirtschaftenden Ergebnisses ist dieser Aspekt bei der Planung des Festplatzes zu beachten. Die Standmieten werden aufgrund einer Beschlussvorlage des Aufsichtsrats der Kommanditistin, der VMS KG, durch den Wirtschaftsausschuss der Stadt Stuttgart beschlossen. Das Veranstaltungsergebnis 2007 betrug 655.495 €, wobei vom Aufsichtsrat und somit mittelbar auch von der Stadt Stuttgart etwa 696.740 € vorgegeben waren. Bei Interpretation des Ergebnisses ist zu bedenken, dass die von der in.Stuttgart zu entrichtende Pacht für das Wasengelände an die Eigentümerin, die VMS KG, noch nicht berücksichtigt ist. Aufgrund ihrer Aufgaben ist die in.Stuttgart als wirtschaftliches Unternehmen der Stadt Stuttgart nach den §§ 102, 103 und 103a GemO einzuordnen und soll nach § 103 Abs. 3 GemO und § 14 Abs. 1 KAG einen Ertrag für den Haushalt abwerfen. Dabei ist das Volksfest eine Veranstaltung mit positivem Ergebnis, welche somit einen Ertrag abwerfen könnte. Jedoch führt die in.Stuttgart einige Veranstaltungen durch, die einen Zuschussbedarf ausweisen, was zur Folge hat, dass das positive Ergebnis des Volksfestes im Unternehmensergebnis durch andere Veranstaltungsergebnisse kompensiert wird. Im Jahr 2007 wies die in.Stuttgart bedingt durch die Sonderveranstaltung Radweltmeisterschaft einen Verlust in Höhe von rund 4,3 Mio. aus. Ohne diese Sonderveranstaltung würde sich der Jahresfehlbetrag auf zirka 1,6 Mio. belaufen, was eine den Vorjahren vergleichbare Zahl darstellt. Aufgrund eines Ergebnisabführungsvertrages wird der Jahresfehlbetrag vollständig von der VMS KG übernommen.76 76 Vgl. Beteiligungsbericht 2007 der Landeshauptstadt Stuttgart, S.84-86. 4 Cannstatter Volksfest 36 4.5 Werbung und Vermarktung In der Theorie wird Werbung als zielgerichtete, absichtliche und ohne Zwang ausgeübte Einflussnahme auf Menschen verstanden.77 Hierbei werden spezielle Kommunikationsmittel eingesetzt, wozu beispielsweise die Printmedien sowie TV- und Hörfunkspots gehören. Allerdings können auch der Verkauf von Merchandisingprodukten, eine positive Berichterstattung und der Internetauftritt werbewirksame Effekte mit sich bringen. Spezifisch für das Cannstatter Volksfest ist, dass neben der in.Stuttgart auch Dritte, etwa Brauereien und der Volksfestverein, Werbemaßnahmen für das Fest durchführen. Daher sollen im Folgenden zunächst die Werbemaßnahmen der in.Stuttgart und anschließend die Maßnahmen Dritter dargestellt werden. 4.5.1 Werbemaßnahmen der in.Stuttgart Wie in folgender Grafik dargestellt, lassen sich die einzelnen Werbemaßnahmen verschiedenen Kategorien zuordnen. Abbildung 10: Werbemaßnahmen Werbemaßnahme n Werbebudget Werbekonzept a ußerhalb Werbebudget (werbekoste nneut ral) a ußerhalb Werbekonzept Quelle: eigene Darstellung Das Werbebudget der in.Stuttgart beträgt jährlich etwa 350.000 €78, wovon 2008 rund 80 % der Mittel in einem von einer Werbeagentur erstellten Werbekonzept eingeplant waren. Die restlichen 20 % dienten als „Puffer“, um bei Bedarf kurzfristig reagieren zu können. 2008 wurden hiervon etwa der Internetauftritt, TV-Spots anlässlich der Vermarktung der neuen Wasentracht sowie spontane Anzeigenschaltungen finanziert. 77 78 Vgl. Zanek, F., Skript Marketing I - Begriff und Abgrenzung, S. 8. Vgl. Gesprächsprotokoll vom 01.10.2008 (Anlage III.2). 4 Cannstatter Volksfest 37 Das Werbekonzept sieht die Bewerbung des gesamten Gebietes BadenWürttembergs und der angrenzende Bundesländer sowie als ausländisches Gebiet hauptsächlich die Schweiz vor. Hierbei setzt es vor allem auf Maßnahmen im Bereich der Printmedien. 2008 wurden Anzeigen in Höhe von rund 120.000 € in Zeitschriften, Tageszeitungen und in allen badenwürttembergischen Amts- und Gemeindeblättern geschaltet. Weiter wurden etwa 5.500 Plakate, 350 Citylightposter und 35 Brückenbanner erstellt sowie 50.000 Flyer im Inland und 100.000 Flyer im Ausland verteilt. Neben den bisher genannten Maßnahmen wurden Funkspots produziert und auf SWR 1und SWR4 gesendet sowie aufgrund der relativ geringen Zahlen im Bustourismus Mailings an zirka 2.500 Busunternehmen versandt.79 Außerhalb des Werbebudgets ist zum Einen das Merchandising80, zum Anderen die Berichterstattung in den Medien zu nennen. Durch die Erlöse, die durch den Verkauf von Merchandisingartikeln erzielt werden können, refinanzieren sich die Kosten, wodurch das Werbebudget nicht belastet wird. Die in.Stuttgart bietet inzwischen über 50 verschiedene Artikel an, die 2008 erstmals auch online bezogen werden konnten. Eine wichtige Rolle spielt auch die Werbung, die durch eine positive Berichterstattung in den Medien erzeugt wird, da zum Einen für Spot- bzw. Anzeigenschaltungen mit der gleichen Wirkung enorme Kosten entstehen würden und zum Anderen eine hohe Bevölkerungszahl erreicht werden kann.81 Allein durch die tägliche Berichterstattung des SWR in der Landesschau konnten täglich Einschaltquoten von 200.000 bis 450.000, mit der Übertragung der 90minütigen Eröffnungsfeier und des Volksfestumzuges deutschlandweit Einschaltquoten von 1,57 Mio. erzielt werden82. Über die Anzahl der Berichterstattungen in Zeitungen und Hörfunk liegen keine Daten vor, jedoch ist davon auszugehen, dass deren Rolle nicht weniger bedeutend ist. 79 Vgl. Werbekonzept der in.Stuttgart (Anlage III.9). Merchandising meint den Verkauf von Artikeln, die dieselbe Botschaft transportieren wie das Volksfest. Dadurch kann das Volksfestimage auf verschiedenen Gebrauchsgütern (bsp. T-Shirts und Tassen) transportiert und multipliziert werden. 81 Vgl. Gesprächsprotokoll vom 01.10.2008. 82 Vgl. Email vom 27.10.2008 (Anlage III.5). 80 4 Cannstatter Volksfest 38 4.5.2 Werbemaßnahmen Dritter Neben Aktionen der in.Stuttgart führen die Brauereien und der Volksfestverein selbständig Werbemaßnahmen durch, die einerseits dem Unternehmen bzw. der Institution Werbeeffekte bringen sollen, andererseits aber auch für das Cannstatter Volksfest werben. Die Brauereien investieren rund 250.000 € in Werbemaßnahmen wie etwa Plakatierungen oder Brauereifeste, die unmittelbar vor dem Volksfest stattfinden. Die mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren jährlich erscheinende Volksfestzeitung wird vom Cannstatter Volksfestverein aufgelegt und über die in.Stuttgart, verschiedene Getränkehändler und Stuttgarter Hotels verteilt.83 4.6 Neuausrichtungen Die in.Stuttgart möchte, dass das Volksfest ein Fest für das gesamte Volk, sprich für alle Altersklassen, sowie ein Fest zwischen Tradition und Moderne ist. Im Folgenden sollen zwei in den letzten beiden Jahren eingeführte Neuerungen dargestellt werden, welche exemplarisch die Intensionen der Veranstalterin deutlich machen: Wasen-Familie: Nachdem die in.Stuttgart für das Werbemotiv der Drucksachen des Volksfestes 2006 mehrfach Kritik bekam, begann sie sich Gedanken über die durch Werbung zu erreichenden Personengruppen zu machen. Mit dem Werbemotiv, was bis dahin immer eine Einzelperson wie etwa ein junger Erwachsener darstellte, wird immer auch eine bestimmte Zielgruppe angesprochen. Für die in.Stuttgart wurde klar, dass auch durch die Werbung deutlich werden soll, dass das Cannstatter Volksfest ein Familienfest ist, bei welchem alle Altersgruppen willkommen sind. Daher sollten künftig Familien als Werbemotiv dienen. Nachdem 2007 eine junge Cannstatter Familie als Werbemotiv fungierte, wurde im Sommer bzw. Herbst 2007 für 83 Vgl. Gesprächsprotokoll vom 01.10.2008. 4 Cannstatter Volksfest 39 das Volksfest 2008 erstmals gemeinsam mit der BILD-Zeitung eine Ausschreibung zur Suche der Wasen-Familie durchgeführt. Ein Komitee, bestehend aus Werbeagentur und in.Stuttgart, wählte aus zirka 30 Bewerbern die Wasen-Familie 2008 aus. Als Bewerbungsanreiz bekommt die Wasen-Familie einen kostenfreien Tag auf dem Volksfest, eine Ausstattung der gesamten Familie mit Trachtenmode und eine Ehrengasteinladung zur Liveübertragung der Eröffnungsfeier des Cannstatter Volksfestes. Im Gegenzug werden mit der Familie noch während des laufenden Volksfestes Bilder gemacht, die, da die in.Stuttgart sich das Recht am Bild erteilen lässt, im kommenden Jahr als Werbemotive verwendet werden. Mit dieser Handhabung wurden positive Erfahrungen gemacht, weshalb sie in den folgenden Jahren fortgeführt werden soll.84 Wasen-Tracht: Zum Volksfest 2008 wurde von der in.Stuttgart erstmals eine württembergspezifische Volksfesttracht angeboten, die zuvor auf dem Frühlingsfest 2008 präsentiert wurde. Grund dafür war zum Einen, dass in den letzten Jahren ein steigendes Traditionsbewusstsein und ein Trachtenboom in der Bevölkerung und unter den Volksfestbesuchern festzustellen war und zum Anderen aus der Bevölkerung dieser Wunsch geäußert wurde. Ziel der neuen Volksfesttracht ist es, die Tradition auf dem Fest zu fördern sowie die Identifikation mit dem Fest und der Region zu steigern. Sie wurde über die in.Stuttgart und über Stuttgarter Einzelhändler als Kooperationspartner vermarktet und brachte eine zufriedenstellende Resonanz ein. In den folgenden Jahren soll die Trachtenkollektion durch verschiedene neue Kleidungsstücke und Accessoires ausgebaut werden.85 84 85 Vgl. Gesprächsprotokoll vom 16.09.2008 (Anlage III.1). Vgl. Gesprächsprotokoll vom 16.09.2008. 5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews 40 5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews In diesem Kapitel wird untersucht, welche Bedeutung das Cannstatter Volksfest für das Stadtmarketing der Stadt Stuttgart und die Stadt selbst hat. Ziel soll sein, erfahrungsgestützte Expertenmeinungen zu erhalten. Es sollen keine Fakten wie etwa der Wirtschaftsfaktor des Cannstatter Volksfestes ermittelt werden. Hierzu wurde die Methode der Experteninterviews gewählt, was unter 5.1 näher erläutert wird. Unter Punkt 5.2 werden die einzelnen Experten vorgestellt, um anschließend unter 5.3 die Auswertung der Interviews vornehmen und die Ergebnisse darstellen zu können. 5.1 Methodik Die empirische Untersuchung dieser Arbeit basiert auf fünf Experteninterviews, die nach Atteslander zu den teilstrukturierten, mündlichen Befragungen gehören. Teilstrukturierte Befragungen sind dadurch charakterisiert, dass das Gespräch mittels vorformulierter Fragen geführt wird, wobei die Möglichkeit besteht, die Reihenfolge und Formulierung der Fragen sowie Umfang und Intensität der Antworten einem natürlichen Gesprächsverlauf anzupassen. Hierzu wird meist ein Gesprächsleitfaden verwendet.86 Der dieser Untersuchung zugrunde liegende Interviewleitfaden (Anlage I.1) behandelt verschiedene Fragen zur Bedeutung des Cannstatter Volksfestes wie etwa die Frage nach der touristischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung. Anhand weiterer Fragen werden die Bereiche Volksfest und öffentliche Hand sowie Volksfest und Zukunft behandelt. Vor dem eigentlichen Einsatz des Interviewleitfadens wurde mit dem Projektleiter des Cannstatter Volksfestes ein Pretest durchgeführt. Dabei wurde der Interviewleitfaden auf Dauer des Interviews sowie Verständlichkeit, Umfang und Art der Fragen überprüft. Hiernach ergaben sich kleine Änderungen im Leitfaden. 86 Vgl. Atteslander, P., Methoden der empirischen Sozialforschung, 12. durchgesehene Auflage, Berlin 2008, S.125-126. 5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews 41 Telefonisch oder per Mail wurde Kontakt zu den einzelnen Experten aufgenommen und ein Interviewtermin vereinbart. Anschließend wurde den Experten zur besseren Vorbereitung auf das Gespräch der Interviewleitfaden per Mail übermittelt. Vier der fünf Interviews wurden am Arbeitsplatz des jeweiligen Experten durchgeführt und nahmen zwischen 60 und 75 Minuten in Anspruch. Aufgrund Termindrucks wünschte ein Experte ein Telefoninterview, für das 30 Minuten zur Verfügung standen. Alle Interviews wurden zwecks besserer Dokumentation mit Hilfe eines Diktiergerätes aufgezeichnet und anschließend wörtlich protokolliert, um damit eine Vorinterpretation der Ergebnisse auszuschließen. 5.2 Die Experten Experten sind Personen, die über ein besonderes Wissen bezüglich eines Sachverhaltes verfügen.87 In dieser Untersuchung wurden Experten ausgewählt, die durch ihre Tätigkeiten sowohl mit dem Cannstatter Volksfest als auch mit dem Bereich Stadtmarketing und Stadt in Verbindung kommen und deshalb über auf Erfahrung gestützte Einschätzungen und fundiertes Wissen zur Thematik verfügen. Im Folgenden sollen die einzelnen Personen kurz vorgestellt werden. Seine Tätigkeit als Bezirksvorsteher des Stadtteils Bad Cannstatt brachte Herrn Fischer auf verschiedene Weise mit dem Volksfest in Berührung. Zum Einen ergab sich die Verbindung aufgrund des räumlichen Bezugs, zum Anderen gingen vom Bezirksamt Bad Cannstatt viele öffentliche Hilfestellungen aus, die für so ein Fest notwendig sind. Darüber hinaus ist Herr Fischer Vorsitzender des Cannstatter Volksfestvereins.88 Herr Currle ist Stuttgarter Stadtrat und aufgrund dessen in den Wirtschaftsausschuss der Stadt Stuttgart und die Aufsichtsräte der Stuttgart 87 Vgl. Gläser, J./ Laudel, G., Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse, 2. durchgesehene Auflage, Wiesbaden 2006, S. 10. 88 Vgl. Gesprächsprotokoll des Interviews mit Herrn Fischer, 20.11.2008, Frage 1 (Anlage I.3) (künftig zitiert als: Fischer). 5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews 42 Marketing GmbH und der Regio Marketing GmbH entsandt. Der Wirtschaftsausschuss ist das politische Gremium, bei dem u.a. Entscheidungen über das Cannstatter Volksfest, angesiedelt sind.89 Als stellvertretender Geschäftsführer der IHK Region Stuttgart ist Herr Leinwand der Ansprechpartner für den Bereich Tourismus. Die IHK erstellt Stellungnahmen zu Märkten und Jahrmärkten, berät Tourismusunternehmen und veranstaltet Tourismustage, wodurch sie unmittelbar und mittelbar mit dem Volksfest in Berührung kommt. Darüber hinaus verfügt die IHK über Informationen bezüglich Wirtschaft und Handel in der Region.90 Herr Pfeifer ist Citymanager der Stadt Stuttgart und verfügt aufgrund dessen über Expertenwissen im Hinblick auf die Auswirkungen des Volksfestes auf die Innenstadt bzw. den Handel.91 Frau Gehrlach ist Prokuristin der Stuttgart Marketing GmbH, welche für die europa- und weltweite Positionierung der Landeshauptstadt als Tourismus- und Wirtschaftsstandort zuständig ist. Dabei dient das Volksfest als eine Möglichkeit, den Standort Stuttgart attraktiver zu vermarkten. Frau Gehrlach verfügt dadurch über die notwendigen Einblicke in die Bereiche Volksfest, Tourismus und Stadtmarketing. 5.3 Auswertung der Interviewfragen In diesem Kapitel werden die einzelnen Interviewfragen ausgewertet. Ergänzend zu den Ergebnissen, die sich aus den Experteninterviews ergaben, werden die Informationen und Erkenntnisse, die aus den Gesprächen mit Herrn Heibel (Projektleiter Cannstatter Volksfest) sowie Herrn Christen (Abteilungsleiter Cannstatter Wasen) gewonnen werden konnten, verwertet. Am Ende eines jeden Abschnitts werden die wesentlichen Aussagen zusammengefasst. 89 Vgl. Gesprächsprotokoll des Interviews mit Herrn Currle, 24.11. 2008, Frage 1 (Anlage I.4) (künftig zitiert als: Currle). 90 Vgl. Gesprächsprotokoll des Interviews mit Herrn Leinwand, 26.11.2008, Frage 1 (Anlage I.5) (künftig zitiert als: Leinwand). 91 Vgl. Gesprächsprotokoll des Interviews mit Herrn Pfeifer, 12.12.2008, Frage 1 (Anlage I.6) (künftig zitiert als: Pfeifer). 5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews 43 5.3.1 Bedeutung des Cannstatter Volksfestes für das Stadtmarketing Das Volksfest hat nach Meinung der Experten hauptsächlich für die Aufgabenbereiche Tourismus, Image und Werbung des Stuttgarter Stadtmarketings Bedeutung. Neben diesen Gebieten werden im Folgenden die Bereiche Zielgruppen, Wirtschaft, Gesellschaft und Stuttgarter Veranstaltungen dargestellt und ihre Bedeutung aufgezeigt. 5.3.1.1 Bedeutung für Personen bzw. Zielgruppen Alle Experten sind sich darin einig, dass durch das Traditions- und Familienfest Cannstatter Volksfest alle Bevölkerungsgruppen angesprochen werden und dass das Fest für alle attraktiv geworden ist. Auf dem Volksfest sind sowohl Familien, Teenager und junge Erwachsene wie auch ältere Personen zu finden. Aber auch für Firmen, Geschäftskunden oder Honoratioren der Stadt ist es mittlerweile wieder interessant geworden. Viele Freizeitunternehmen müssen sich derzeit auf die größer werdende Zielgruppe der „Bestager“, sprich der älteren Menschen, einstellen. Diese Bevölkerungsgruppe ist beim Volksfest inzwischen vertreten und gehört auch zu diesem Fest dazu, jedoch charakterisiert sie das Volksfest nicht ausschließlich und ist auch nicht die alleinige Zielgruppe des Festes. Diese Gruppe wird oft durch andere Stuttgarter Veranstaltungen, etwa das Weindorf, stärker angesprochen, da sie in der Regel ein niveauvolleres Ambiente, mehr Gemütlichkeit und ruhigere Geselligkeit wünscht.92 Als Grund dafür, dass wirklich alle Personengruppen angesprochen werden, sehen die Experten vor allem zwei Aspekte. Erstens hält das Volksfest durch die unterschiedliche, von der Tageszeit abhängige Atmosphäre und durch die Vielzahl an abwechslungsreichen Schausteller- und Festzeltbetrieben für jede Bevölkerungsgruppe ein Angebot bereit. Bsp. sind wegen der familiäreren Atmosphäre nachmittags eher die Familien und Senioren und abends das jüngere Publikum auf dem Volksfest zu finden. 92 Vgl. Leinwand, Frage 3. 5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews 44 Ebenso spricht ein Weinzelt mit gediegener Atmosphäre eher die ältere, ein Bierzelt mit Stimmungsband eher die jüngere Generation an.93 Weiter hat sich das Niveau und somit das Image des Volksfestes in den letzen beiden Jahren enorm gesteigert. Die Niveausteigerung macht das Fest vor allem für Firmen und Personen mit einem höheren Anspruch, etwa ältere Generationen, Unternehmen und Institutionen, interessant. Das höhere Niveau zeigt sich u.a. daran, dass sich Personen für einen Volksfestbesuch besser kleiden.94 Für die in.Stuttgart gibt es verschiedene Stellschrauben durch die das Niveau des Festes beeinflusst werden kann und die es richtig einzusetzen gilt. Beispielsweise seien hier die Auswahl und Anzahl der Fahrgeschäfte und Festzelte genannt.95 Wichtig ist, dass künftig Wert darauf gelegt wird, dass das Volksfest ein Fest für alle Bevölkerungsgruppen bleibt und dass nicht, etwa durch den Preis oder die Lautstärke, bestimmte Bevölkerungsgruppen ausgeschlossen werden.96 Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass aufgrund des breiten Angebots und des Imagegewinns alle Bevölkerungsgruppen durch das Cannstatter Volksfest angesprochen werden. 5.3.1.2 Touristische Bedeutung Vom Volksfest geht eine hohe touristische Ausstrahlung aus, was sich zunächst in der zufriedenstellenden Anzahl von 4 - 5 Mio. Besuchern auf dem Volksfestgelände zeigt. Der Bereich Bustourismus kann jedoch noch gesteigert werden. 2008 kamen 988 Busse zum Volksfest, was im Vergleich zum Vorjahr eine Steige- 93 Vgl. Currle Leinwand, Frage 3 sowie Gesprächsprotokoll des Interviews mit Frau Gehrlach, 15.12.2008, Frage 3 (Anlage I.7) (künftig zitiert als: Gehrlach). 94 Vgl. Fischer, Currle, Leinwand, Pfeifer, Frage 3. 95 Vgl. Gesprächsprotokoll vom 15.10.2008 (Anlage III.3). 96 Vgl. Fischer, Pfeifer, Frage 3. 5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews 45 rung von zirka 12 % bedeutet, verglichen mit den etwa 3 000 Bussen während des Weihnachtsmarkts aber noch Potenzial birgt.97 Das Volksfest ist zum größten Teil ein regionales Fest, was bsp. einen Unterschied zum Münchner Oktoberfest darstellt. Durch seinen Reiz als größtes Schaustellerfest und aufgrund der gezielten Werbung im Ausland steigt die Zahl der ausländischen Touristen ständig. Vor allem aus den „Nachbarländern“ Schweiz, Österreich und Italien, zunehmend aber auch aus dem asiatischen Bereich wie Japan und China sind Gäste zu begrüßen. Diese Gebiete sind die Zukunftsmärkte bezüglich ausländische Touristen des Volksfestes. Von den Experten wird die touristische Ausstrahlung des Volksfestes auf die Nachbarländer höher eingeschätzt als auf die Nachbarbundesländer. Die in der Vergangenheit zu verzeichnende große Anzahl an amerikanischen Touristen, die aufgrund der Schwaben- und Volksfestvereine in den USA zum Cannstatter Volksfest kamen, schwindet langsam, da die Vereine in den USA geringeren Zulauf finden.98 Wie die hohen Stuttgarter Übernachtungszahlen99 während des Volksfestes zeigen, ist das Volksfest ein Motiv, um die Stadt Stuttgart zu bereisen. Das Volksfest schlägt sich daher zunehmend im Bereich des Städte- und Übernachtungstourismus nieder. Während vor ein paar Jahren die Volksfestbesucher ausschließlich zum Volksfest kamen, nehmen heute vor allem ausländische bzw. weitgereiste Gäste sowie Geschäfts- und Firmenkunden das Volksfest zum Anlass, länger in der Stadt zu bleiben und weitere Stuttgarter Angebote wahrzunehmen. Stuttgart Marketing fördert dies, indem sie durch Pauschalarrangements und Gruppenangebote den Menschen Ideen zum längeren Verweilen in Stuttgart geben. Außer den Festen ist daher wichtig, die für den Städtetourismus ausschlaggebende Bandbreite an Stuttgarter Kultur-, Freizeit-, Gastronomie- und Einkaufsangeboten zu präsentieren. Bsp. seien hier die Musicals, die Theater, die 97 Vgl. Email vom 26.10.2008 (Anlage III.4). Vgl. Fischer, Currle, Leinwand, Pfeifer, Gehrlach, Frage 4. 99 Liegen derzeit bei ca. 3 Mio./ Jahr und steigen jährlich um ca. 10 %. 98 5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews 46 Veranstaltungen im Neckar-Park, die Bäder und die Königstraße genannt.100 Lediglich im Bereich des Einzelhandels lässt sich noch nicht feststellen, dass sich während der Volksfestzeit die Kunden vermehrt aus Volksfestbesuchern zusammensetzen, was das Volksfest damit vom Weihnachtsmarkt unterscheidet.101 Somit ist festzuhalten, dass sich die touristische Auswirkung zunächst auf dem Volksfest zeigt, aber durch hohe Übernachtungszahlen und Gäste aus den Nachbarländern auch in die Stadt transportiert wird. 5.3.1.3 Wirtschaftliche Bedeutung Während das Münchner Oktoberfest von einem Wirtschaftsfaktor von 1 Mrd. € spricht, wird beim Cannstatter Volksfest von zirka 600 Mio. € ausgegangen.102 Genaue Daten hierzu werden nicht erhoben, was aber von Seiten der Experten als notwendig empfunden wird.103 Im Licht der starken Wirtschaftsregion Stuttgart betrachtet, leistet das Cannstatter Volksfest nur einen kleinen Beitrag zur wirtschaftlichen Bedeutung der Stadt bzw. Region. Dennoch haben die unmittelbar auf dem Volksfest erzielten Umsätze große Bedeutung für die beteiligten Betriebe wie Brauereien, Schausteller und Festwirte, die oftmals einen erheblichen Teil ihres Jahresumsatzes auf dem Volksfest erwirtschaften müssen. Mittelbar wirkt sich das Volksfest auf die ganze Region aus. Neben dem bereits dargestellten Bereich des Tourismus profitieren Zulieferer- und Handwerksbetriebe vom größeren Bedarf ihrer Waren und Dienstleistungen.104 100 Vgl. Fischer, Currle, Leinwand, Pfeifer, Gehrlach, Frage 4. Vgl. Pfeifer, Frage 4. 102 Vgl. Gesprächsprotokoll vom 01.10.2008. 103 Vgl. Fischer, Frage 4. 104 Vgl. Currle, Leinwand, Pfeifer, Frage 5. 101 5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews 47 Wie bereits ausgeführt hat das Volksfest grundsätzlich keine wirtschaftliche Bedeutung für den innerstädtischen Handel. Davon ausgenommen ist der wirtschaftliche Erfolg, den einzelne Händler mit dem anlässlich des Volksfestes angebotenen Verkauf von Trachtenmoden erzielten. Dieser übertraf alle Erwartungen und führt nach Einschätzung des Experten dazu, dass im nächsten Jahr weitere Innenstadthändler diese Ware anbieten. Ansonsten ist im Bereich der innerstädtischen konsumtiven Gastronomie teilweise ein Rückgang der Einnahmen zu verzeichnen, was darauf zurückzuführen ist, dass die Kunden während der Volksfestzeit diese Güter auf dem Volksfest konsumieren.105 Weiter profitiert die Stadt Stuttgart durch Standgebühren und Steuereinnahmen von der Belegung des Wasengeländes mit dem Volksfest.106 Zusammenfassend ist zu erwähnen, dass sich das Volksfest durch seine Umsätze unmittelbar und durch Auswirkungen auf Zulieferer mittelbar auf die Wirtschaft auswirkt, jedoch in der starken Wirtschaftsregion Stuttgart nur einen kleinen Beitrag leistet. 5.3.1.4 Bedeutung der Werbung Grundsätzlich muss bei der Werbung zwischen den unterschiedlichen Zielsetzungen der Werbemaßnahmen der Stuttgart Marketing GmbH und der in.Stuttgart unterschieden werden. Die Stuttgart Marketing GmbH vermarktet das Gesamtpaket Stuttgart mit dem Ziel, die gesamte Bandbreite Stuttgarts aufzuzeigen. Hierbei ist das Volksfest ein Aspekt, um bestimmte Zielgruppen anzusprechen. Das heißt, Stuttgart Marketing stellt gezielt einen Bezug zwischen der Werbung für das Volksfest und der Werbung für die Stadt her. Die in.Stuttgart hingegen bewirbt das Fest vorrangig mit dem Ziel, Besucher für das Fest zu gewinnen.107 105 Vgl. Pfeifer, Frage 5. Vgl. Currle, Frage 5. 107 Vgl. Gehrlach, Frage 6. 106 5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews 48 Dennoch wirkt sich diese Werbung auf die Gesamtstadt aus, da das Volksfest, ebenso wie etwa Daimler, Porsche und Ähnliche, unterbewusst mit Stuttgart assoziiert wird. Diese Wirkung tritt unabhängig davon ein, dass bsp. ein Name wie „Stuttgarter Volksfest“ eine bewusste Verbindung zur Stadt selbst herstellt. Werbung lebt davon, dass sie nachhaltig betrieben wird, was für Stuttgart heißt, dass laufend Botschaften, sei es Werbung für das Volksfest, Werbung für andere Highlights oder Schlagzeilen in der Presse, von der Stadt ausgehen. Diese Botschaften bewirken, dass die Gesamtdestination Stuttgart bei den Menschen in Erinnerung gerufen wird, um dann bestenfalls in deren Entscheidungsprozesse einbezogen zu werden. Dabei ist wichtig, dass die von der Stadt ausgehenden Botschaften positiv sind, da nur solche der Stadt Stuttgart nützlich sind. Grundsätzlich ist das Thema Feiern und damit das Volksfest ein einträglicher Gedanke, um Menschen zu erreichen. Durch seine Größe und seinen steigenden positiven Ruf kann das Volksfest seinen für Stuttgart förderlichen Werbeeffekt verstärken.108 Momentan wird speziell im Bereich des Einzelhandels versucht durch bsp. Dekorationen in den Innenstadtschaufenstern das Volksfest präsenter zu machen und aufgrund dessen in der Stadt selbst zu bewerben. Da in der Innenstadt ein Filialisierungsgrad von 80 % herrscht und die Offenheit der Filialisten gegenüber lokalen Besonderheiten nur sehr gering ist, stellt dies eine schwierige Aufgabe dar. Jedoch erhoffen sich die Initiatoren durch den beschriebenen Erfolg mit den Trachtenverkäufen eine steigende Bereitschaft der Händler.109 Es ist festzuhalten, dass durch die Volksfestwerbung innerhalb des Gesamtpakets Stuttgart bewusst, aufgrund der Erinnerungsfunktion durch die eigentliche Volksfestwerbung unbewusst für die Stadt geworben wird. 108 109 Vgl. Fischer, Leinwand, Pfeifer, Frage 6. Vgl. Pfeifer, Frage 6. 5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews 49 5.3.1.5 Imagebedeutung Das Stuttgarter Image hat sich in den letzten 10 Jahren verändert. Neben professionell und schön galt Stuttgart früher als provinziell und bieder, das heißt als nicht weltoffen und nicht international. Bedingt durch viele Faktoren wird Stuttgart mittlerweile zwar als liberal-konservativ, dennoch aber modern, dienstleistungsorientiert, aufstrebend und offen wahrgenommen. Stuttgart gilt als Wirtschaftsmetropole, Automobilstadt sowie grüne Stadt und vereint somit viele positive Images.110 Parallel dazu hat sich das Image des Volksfestes deutlich verbessert. Früher galt es als Fest ohne Niveau, auf welchem nur bestimmte soziale Schichten vertreten waren. Wie bereits erwähnt, schreiben die Experten dem Volksfest inzwischen eine Imageaufwertung zu, was sich dadurch zeigt, dass wieder alle Bevölkerungsschichten gern zum Volksfest gehen. Dabei wäre es überzogen zu sagen, die Imageverbesserung des Volksfestes hat das Stuttgarter Image beeinflusst, wiewohl mit dem Volksfest das Gefühl der Lebensfreude transportiert werden kann.111 Als imageprägend für Stuttgart werden dagegen dauernde, das heißt zeitlich nicht begrenzte Faktoren wie Arbeitsplatz-, Wohn-, Einkaufs- und Freizeitangebot angesehen. Zeitlich begrenzte Faktoren wie das Volksfest sind kaum ausschlaggebend, wobei die Gesamtheit an Festen und Veranstaltungen das Image einer attraktiven Stadt bildet.112 Zusammenfassend lässt sich daher sagen, das Image des Volksfestes hat sich positiv entwickelt und transportiert damit Lebensfreude. Das positive Image der Stadt Stuttgart kann jedoch nur durch die Gesamtheit an Festen, Veranstaltungen und Kulturangeboten mit gebildet werden. 110 Vgl. Leinwand, Gehrlach, Frage 7. Vgl. Leinwand, Pfeifer, Frage7. 112 Vgl. Pfeifer, Currle, Frage 7. 111 5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews 50 5.3.1.6 Gesellschaftliche und soziale Bedeutung Das Volksfest ist zunächst wie jedes Stadtfest ein Kommunikationstreffpunkt für die Bürgerschaft. Nach Aussagen der Experten trifft man auf dem Volksfest Bekannte, die man das ganze Jahr über nicht sieht. Für Unternehmen und Geschäftskunden bietet das Volksfest die Möglichkeit, in ungezwungener Atmosphäre Netzwerke zu knüpfen. Auch für Familien und Freunde hat es eine verbindende Funktion, da es die Gelegenheit schafft, gemeinsame Aktivitäten zu unternehmen. Bsp. ist das Volksfest ein Besuchsanlass weitentfernter Verwandte und Freunde.113 Darüber hinaus werden durch das Volksfest Emotionen verkauft. Die Größe und Bedeutung des Volksfestes soll die Menschen aus der Region Stolz machen. Dadurch, dass das Volksfest ein traditionelles, in der Geschichte stark verwurzeltes Fest ist, hat es identitätsstiftende Wirkung für die Menschen aus Stuttgart und der Region. Die Verankerung des Festes in der heimischen Bevölkerung ist zudem ein wichtiger Aspekt für die Authentizität des Festes nach außen.114 Als ein Bestandteil vieler Veranstaltungen stellt das Volksfest einen ausschlaggebenden Aspekt für die Freizeitgestaltung der Menschen dar. Die Freizeitgestaltung ist wiederum für den Wohlfühlfaktor der Menschen relevant. Dies bedeutet für eine Stadt, dass ein attraktives Angebot an Unterhaltungsmöglichkeiten für die Menschen vorhanden sein muss, selbst wenn der Einzelne alle Angebote tatsächlich nicht nutzen kann. Deshalb spielt der Gesichtspunkt der Unterhaltung und der Möglichkeit, vom Alltag abzuschalten, beim Volksfest eine wichtige Rolle.115 Das bürgerschaftliche Engagement der Vereine, vor allem des Volksfestvereins, ist beachtlich und ein von Seiten der Stadt gewollter und zu fördernder Punkt, der beim Volksfest nicht vergessen werden darf.116 113 Vgl. Fischer, Frage 8 und 9 sowie Gesprächsprotokoll Pretest vom 07.11.2008 (Anlage I.2) sowie Gesprächsprotokoll vom 01.10.2008. 114 Vgl. Leinwand, Pfeifer, Gehrlach, Frage 8. 115 Vgl. Gesprächsprotokoll vom 01.10.2008 sowie Pfeifer, Frage 8. 116 Vgl. Currle, Leinwand, Frage 9. 5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews 51 Komprimiert lässt sich feststellen, dass das Volksfest vor allem ein Kommunikationstreffpunkt ist, aber auch für das Freizeitverhalten und das Heimatbewusstsein der Menschen eine Rolle spielt. 5.3.1.7 Bedeutung im Rahmen der Stuttgarter Veranstaltungen und Freizeitangebote Die Stuttgarter Veranstaltungen und Freizeitangebote können unterteilt werden in die dauernden Kultur- und Freizeitangebote, etwa Museen, Theater, Opern, Musicals und Bäder, und in die temporär stattfindenden Feste wie neben dem Volksfest das Frühlingsfest, das Sommerfest, das Weindorf, der Fischmarkt und der Weihnachtsmarkt. Wie teilweise schon erwähnt, ist für das Image, die Werbung und die Identifikation der Bürger mit einer Stadt das gesamte Spektrum an dauernden Freizeitangeboten ausschlaggebend. Das Volksfest kann mit diesen nicht verglichen werden. Stuttgart ist diesbezüglich sehr breit aufgestellt und steht anderen Großstädten in Nichts nach.117 Die Feste stellen Eckpfeiler oder Highlights dar, die bewusst für alle Bürger zugänglich sein sollen, was sich daran zeigt, dass keine Eintrittspreise für die Feste erhoben werden. Wie aus der jeweiligen Besucherresonanz der Feste ersichtlich ist, haben alle Feste nebeneinander Bestand und stehen nicht in Konkurrenz zueinander. Das liegt einerseits an deren zeitlichen Verteilung, andererseits auch an deren unterschiedlichem Charakter, welcher sich aus deren Zielgruppe, Affinität, Größe und Veranstaltungsort ergibt. Obwohl der Weihnachtsmarkt wie ein Fest gestaltet ist, passt er nicht in die Reihe der Feste, da er die klare Affinität zum Kaufen hat. Das Sommerfest, das Weindorf und der Fischmarkt hingegen verschaffen vor allem gastronomisches Angebot. Während das Sommerfest, das Weindorf und der Fischmarkt im Stadtzentrum veranstaltet werden, finden das Frühlingsfest und das Volksfest auf dem Festplatz Cannstatter Wasen statt. Das Sommerfest hat eine mondäne und elegante Atmosphä117 Vgl. Currle, Gehrlach, Frage 11. 5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews 52 re, weswegen es besonders ein gehobeneres Publikum anspricht. Das Weindorf dagegen bietet eine gesellige und gemütliche Stimmung, weshalb es gerne von älteren Personen besucht wird.118 Im Festkalender der Stadt besitzt das Volksfest sicherlich die größte Bedeutung. Es unterscheidet sich von den anderen Festen dadurch, dass zum gastronomischen Angebot der Rummel hinzukommt, dass es die gesamte Bevölkerung, inklusive der Familien, anspricht und dass es überregionale Bedeutung hat. Daher stellt es einen bereichernden Kontrapunkt zu den übrigen Festen dar. Das Frühlingsfest ist dem Volksfest ähnlich gelagert, jedoch steht es ihm in Größe und Bedeutung nach. Daher wird es oft als „Ableger des Volksfestes“ bezeichnet.119 Zusammenfassend ist anzuführen, dass das unterjährige Freizeitangebot eine nicht mit den Festen vergleichbare Bedeutung für die Stadt einnimmt. Das Volksfest jedoch spielt unter den Festen, die sich charakterlich unterscheiden, die bedeutendste Rolle und stellt einen Kontrapunkt zu den anderen Festen dar. 5.3.2 Belastungen und negative Effekte des Volksfestes Als größte negative Begleiterscheinung nennen alle Experten den Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen. Dieser ist allerdings ein allgemeines Problem aller Festveranstaltungen und der Gesellschaft. Beim Volksfest sind deshalb die Festwirte, Veranstalter und Behörden bedacht, durch bsp. Ausschankvereinbarungen dies einzudämmen.120 Weitere negative Seite ist die Kriminalität, die sich hauptsächlich in Schlägereien zeigt. Diese ergibt sich einerseits daraus, dass die Menschen häufig in Gruppen auf dem Volksfest anzutreffen sind und andererseits daraus, dass das Aggressionspotenzial in den Zelten teilweise steigt. Durch 118 Vgl. Currle, Leinwand, Pfeifer, Gehrlach, Frage 11 sowie Gesprächsprotokoll Pretest vom 07.11.2008. 119 Vgl. Leinwand, Gehrlach, Frage 11. 120 Vgl. Fischer, Currle, Leinwand, Pfeifer, Frage 10 sowie Gesprächsprotokoll vom 15.10.2008. 5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews 53 gezielte Maßnahmen wie etwa die Auswahl der Musik und genügend Sicherheitspersonal kann dies eingedämmt werden.121 Für die unmittelbaren Anwohner des Festgeländes ergeben sich zudem Belastungen durch Ruhestörungen, Verkehr und Verschmutzungen.122 Generell überwiegen die positiven Aspekte des Festes. Alle negativen Aspekte wie der Alkoholmissbrauch, die Kriminalität und die Belastungen für die Anwohner schaden dem Image des Festes und werden daher, soweit möglich, versucht zu begrenzen. 5.3.3 Volksfest und öffentliche Hand Alle Experten gehen davon aus, dass Politik und Verwaltung die Bedeutung des Volksfestes richtig und angemessen einschätzen. Das zeigt sich daran, dass Minister, Bürgermeister, Stadträte und Abgeordnete auf das Volksfest gehen und es als Chance nutzen, um sich den Bürgern zu zeigen. Die Gründung der in.Stuttgart im Jahr 2004 macht deutlich, dass die politischen Vertreter hinter den Festen stehen und deren professionelle Organisation fördern. Lediglich das Budget kann etwas aufgestockt werden. Da die Bereitschaft dazu mit dem Veranstaltungserfolg wächst und die Wertigkeit des Festes in den letzten Jahren zugenommen hat, besteht die Aussicht auf eine steigende politische Einschätzung des Festes.123 Grundsätzlich gestaltet sich die Zusammenarbeit gut, was auch daran liegt, dass ein Bürgermeister im Aufsichtsrat der in.Stuttgart sitzt und für deren Belange in der Verwaltung und im Rat einstehen kann. Teils wird durch strengere Auflagen das Arbeiten der in.Stuttgart erschwert.124 Die wachsende Akzeptanz des Festes zeigt sich nicht darin, dass Oberbürgermeister und Ministerpräsident am Volksfestumzug teilnehmen.125 121 Vgl. Leinwand, Pfeifer, Frage 10. Vgl. Currle, Leinwand, Pfeifer, Frage 10. 123 Vgl. Currle, Leinwand, Pfeifer, Gehrlach, Frage 12. 124 Vgl. Gesprächsprotokoll Pretest vom 07.11.2008. 125 Vgl. Gesprächsprotokoll vom 01.10.2008. 122 5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews 54 Vereinfacht kann gesagt werden, die Bedeutung des Festes wird in Politik und Verwaltung richtig eingeschätzt und die Zusammenarbeit gestaltet sich bis auf wenige Ausnahmen gut. 5.3.4 Volksfest der Zukunft Die folgenden zwei Fragen beschäftigen sich mit dem Volksfest der Zukunft. Hierbei wird zunächst ermittelt, welche Chancen und Gefahren die Experten für das Volksfest sehen, anschließend darauf eingegangen, wie ein Volksfest gestaltet werden muss, damit es zukunftsfähig bleibt. 5.3.4.1 Chancen und Gefahren Die große Chance sehen die Experten in der positiven Entwicklung, in der sich das Volksfest momentan befindet und welche noch Ausbaupotenzial besitzt. Dies zeigt, dass das Fest von der Bevölkerung gewollt ist und dass es in seiner Wertigkeit noch gesteigert werden kann.126 Die Gefahren für das Fest können unterteilt werden in Gefahren, die sich durch die Entwicklung des Festes, durch städtische Rahmenbedingungen und durch allgemeine gesellschaftliche Umfeldbedingungen ergeben. Die grundsätzliche Tendenz in Richtung München stellt eine große Gefahr da. Damit ist gemeint, dass das Cannstatter Alleinstellungsmerkmal des Schaustellerfestes zunehmend verloren geht und das Volksfest immer mehr ein Festzeltfest wird. Diese Entwicklung ergibt sich daraus, dass der Bereich Gastronomie der wirtschaftlichste Markt eines solchen Festes darstellt. Ebenso kann die Entwicklung eines immer moderner werdenden Festes eine Gefährdung darstellen, da letztendlich die Tradition und die Wurzeln das Fest einmalig machen. Auch können bsp. hohe Preise und laute Musik das Fest für bestimmte Zielgruppen unattraktiv und unerschwinglich machen, was dann zu Schwierigkeiten für das Fest führt, da gerade der Zielgruppenmix den Erfolg des Festes ausmacht.127 126 Vgl. Fischer, Currle, Pfeifer, Gehrlach, Frage 13. Vgl. Fischer, Leinwand, Pfeifer, Gehrlach, Frage 13 sowie Gesprächsprotokoll Pretest vom 07.11.2008. 127 5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews 55 Als Gefährdung, die sich aus den städtischen Rahmenbedingungen ergibt, nennen die Experten zum Einen die Entwicklung des Wasenumfelds und zum Anderen die hohen behördlichen Auflagen. Der Cannstatter Wasen birgt naturgemäß hohe Emissionen wie Lautstärke, Verkehrsaufkommen und Verschmutzungen. Die Entwicklung um das Wasengelände sieht verstärkt Wohnungsbau vor, wobei gleichzeitig Veranstaltungsstätten wie etwa Porschearena, Daimlerwelt und Sciencecenter ausgebaut werden. Dies birgt Konfliktpotenzial und es stellt sich die Frage, wie die Wasengroßveranstaltungen künftig mit diesem Umfeld in Einklang zu bringen sind. Dies kann sich u.a. durch verstärkte behördliche Auflagen auswirken, die die Veranstaltungsorganisation und -durchführung erheblich erschweren. Wie unter 5.3.3 ist diese Tendenz derzeit schon zu erkennen.128 Ergänzend können gesellschaftliche Umfeldbedingungen den Erfolg dieses Festes gefährden, da sie sich auf das Verbraucherverhalten auswirken. Hierzu nennen die Experten die Finanz- oder Wirtschaftskrise und die stärkere Terrorangst.129 Zusammenfassend stellt die Weiterführung der momentanen Entwicklung die Chance dar. Die Gefahren ergeben sich aus Entwicklungen des Festes selbst, bsp. dem Vergessen der Tradition, aus städtischen Rahmenbedingungen wie behördlichen Auflagen sowie aus gesellschaftlichen Umfeldbedingungen wie etwa der Finanzkrise. 5.3.4.2 Gestaltung eines zukunftsfähigen Volksfestes Generell ist für die Zukunftsfähigkeit des Festes entscheidend, dass die Veranstalter für Kritik offen sind, die Entwicklungen der Zeit genau beobachten und entsprechend reagieren. Beispielsweise wird festgestellt, dass die Schwabenvereinsbesuche aus den USA sinken, was zur Folge 128 129 Vgl. Fischer, Frage 13 sowie Gesprächsprotokoll Pretest vom 07.11.2008. Vgl. Currle, Leinwand, Frage 13 sowie Gesprächsprotokoll Pretest vom 07.11.2008. 5 Empirische Untersuchung - Experteninterviews 56 hat, dass neue Zielgruppen erschlossen werden müssen. Fatal wäre es, sich auf dem erreichten Standard und Erfolg auszuruhen.130 Vordergründig muss den unter 5.3.4.1 beschriebenen Gefahren, die sich aus der Entwicklung des Festes ergeben, entgegengewirkt werden. Dies bedeutet, dass die Tradition trotz Anpassen des Veranstaltungskonzepts an die Zeit bewahrt werden muss, dass der Schaustellerbetrieb erhalten und gefördert werden muss und dass das Angebot auf alle Zielgruppen ausgerichtet werden muss. Bsp. können hier spezielle Tage und Angebote, etwa ein ruhiger Abend, veranstaltet werden.131 Weiter bezeichnen die Experten das Thema Kooperation und Einbeziehung als wichtig. Dies bedeutet, dass sowohl mit der Örtlichkeit wie Vereinen, Unternehmen, der City Initiative Stuttgart, Stuttgart Marketing und den Innenstadthändlern als auch mit Partnerstädten zusammengearbeitet werden soll. Themen, die dabei angegangen werden sollen, sind etwa die Zusammenarbeit mit Innenstadthändlern bezüglich der Volksfestpräsentation in der Innenstadt oder in der Zusammenarbeit mit Stuttgart Marketing die Internationalität und das Ziel, dass Personen nicht nur das Volksfest, sondern auch Stuttgart besuchen.132 Ebenfalls ist entscheidend, dass das Qualitätsniveau erhalten bleibt, was bedeutet, dass verschiedene Maßnahmen unternommen werden, um den Komfort der Besucher zu steigern. Hierzu zählen etwa die Sicherheit, der Hochwasserschutz und ein Sendemast für besseren Mobilfunkempfang.133 Abschließend kann zusammengeführt werden, dass neben einer grundsätzlichen Aufmerksamkeit gegenüber Schwachstellen, die Themen Tradition und Moderne, Schausteller- und Festzeltfest sowie Kooperation und Qualität beachtet werden müssen. 130 Vgl. Currle, Frage 14. Vgl. Fischer, Leinwand, Gehrlach, Frage 14 sowie Gesprächsprotokoll vom 01.10.2008. 132 Vgl. Leinwand, Pfeifer, Gehrlach, Frage 14 sowie Gesprächsprotokoll Pretest vom 07.11.2008. 133 Vgl. Gesprächsprotokoll Pretest vom 07.11.2008. 131 6 Empirische Untersuchung – Besucherbefragung 57 6 Empirische Untersuchung – Besucherbefragung Um die Bedeutung des Volksfestes für die Stadt Stuttgart ermitteln zu können, soll ergänzend zu vorangegangenem Kapitel durch eine Besucherbefragung dargestellt werden, welche positiven und negativen Auswirkungen vom Volksfest ausgehen und wie die Bedeutung eines solchen Festes von den Besuchern eingeschätzt wird. Gleichzeitig sollen die Ergebnisse der Auswertung in Bezug zu den Expertenmeinungen gesetzt werden. Vor der eigentlichen Auswertung soll unter 6.1 die Methodik und unter 6.2 die Struktur der Befragten aufgezeigt werden. Weitere tiefergehende Auswertungen und Grafiken befinden sich unter Anlage II. 6.1 Methodik Die Befragung wurde mittels eines standardisierten Fragebogens als Einzelinterview geführt. Der Fragebogen gestaltet sich in zwei Teile. Teil 1 ermittelt Geschlecht, Alter und Wohnort des Befragten, wobei Geschlecht und Alter jeweils Antwortkategorien vorgaben. Teil 2 besteht aus drei Fragen. Bei Frage 1 und 2 wurde bewusst auf Antwortkategorien verzichtet, da die Antworten impulsiv und unvoreingenommen ausfallen sollten. Ebenfalls war die Nennung von mehreren Antworten möglich. Frage 3 gibt dagegen fünf abgestufte Antwortkategorien vor. Die Befragung wurde während der Volksfestzeit auf dem Cannstatter Wasen durchgeführt. Aufgrund des Ziels, möglichst Befragte aus allen Altersgruppen zu finden, wurde der Zeitraum zwischen 14.00 und 20.00 Uhr gewählt. Zudem muss erwähnt werden, dass die Befragung an einem Mittwoch, dem Familientag des Volksfestes, durchgeführt wurde. 6.2 Struktur der Befragten Insgesamt wurden 55 Personen befragt, woraus sich bei 4,5 Mio. Volksfestbesuchern kein Anspruch auf Repräsentativität der Ergebnisse ergibt. Dennoch werden die Ergebnisse einem impulsiven Meinungsbild gerecht. 6 Empirische Untersuchung – Besucherbefragung 58 Mit 47,3 % männlichen Personen und 52,7 % weiblichen Personen gestaltet sich die Geschlechterverteilung der Befragung nahezu ausgeglichen. Aufgrund der Annahme, die Antworten seien vom Alter der Befragten abhängig, wurden im Voraus der Befragung fünf Altersgruppen gebildet. Aus jeder Gruppe sollte die Anzahl der Personen gleichmäßig ausgewählt werden. Da dies nur über Schätzung erfolgen kann, ergab sich aufgrund von Fehleinschätzungen folgende Zusammensetzung: Abbildung 11: Struktur der Befragten > 60 Jahre 46 - 60 Jahre 31 - 45 Jahre 19 - 30 Jahre < 18 Jahre 0% 5% 10% 15% 20% 25% Quelle: eigene Erhebung Die Herkunft der Befragten kategorisiert sich wie folgt: Abbildung 12: Herkunft der Befragten 7% 13% Stuttgart 2% 44% Region Stuttgart (30 km Zone) 100 km Zone 35% De utschland Ausland Quelle: eigene Erhebung 6 Empirische Untersuchung – Besucherbefragung 59 Dabei ist ersichtlich, dass zirka 80 % der Befragten aus Stuttgart und der Region kommen. Damit ist dieses Ergebnis in etwa identisch mit früheren durch die Veranstalterin durchgeführten Befragungen und es lassen sich deshalb Rückschlüsse auf die Herkunftsstruktur der Volksfestbesucher ziehen. 6.3 Auswertung der Befragung Im Folgenden erfolgt die Auswertung der Fragen. Da die Fragen 1 und 2 keine Antwortmöglichkeiten vorgaben, wurden in einem ersten Schritt alle Aussagen notiert, danach daraus Antwortkategorien gebildet, um anschließend die Aussagen den Antwortkategorien zuordnen zu können. Ergänzend sei darauf hingewiesen, dass die Auswertung der Fragen 1 und 2 bewusst absolut und nicht prozentual erfolgt. Ferner werden am Ende eines jeden Abschnitts die Ergebnisse in Bezug zu den Ergebnissen der Experteninterviews gesetzt. 6.3.1 Positive Aspekte des Volksfestes Frage 1: Was empfinden Sie als positiv am Volksfest? Insgesamt wurden 11 Antwortkategorien gebildet, wobei die Kategorien „keine Angaben“, „Sonstiges“ und „alles“ wenig aussagekräftig und daher vernachlässigbar sind. Mit einer Anzahl von 19 Antworten wird der Faktor „Spaß und Unterhaltung“ beim Volksfest am häufigsten als positiver Aspekt genannt. Mit 13 Nennungen folgt darauf der Bereich „Sonderveranstaltungen“, womit hier der Familiennachmittag gemeint ist. Die hohe Anzahl der Nennungen ist teils darauf zurückzuführen, dass die Befragung an einem Mittwoch, dem Familientag, durchgeführt wurde. Dieser Hintergrund erklärt partiell auch die Häufigkeit der Nennungen (12) im Bereich „Fahrgeschäfte“. Mit jeweils 10 Aussagen werden die Bereiche „Stimmung und Atmosphäre“ sowie „Fest allgemein“, sprich dessen Größe und Tradition, als positiv eingestuft. Darauf folgen die „Bierzelte“ mit einer Häufigkeit von 9. Die Bereiche „Essen“ und „Festplatz“ bilden mit jeweils 4 Nennungen den Schluss der positiven Aspekte. 6 Empirische Untersuchung – Besucherbefragung 60 Tabelle 2: Positive Aspekte des Volksfestes Antwortkategorien Anzahl der Nennung en Spaß und Unterhalt ung 19 Sonderv eranstalt ung hier: Familiennachmittag 13 Fahrg eschäfte 12 St immung und Atmosphäre 10 Fest allg emein ( Größe, T radit ion,…) Bierzelt 10 9 Alles 7 keine Ang abe 5 Sonst ig es 5 Essen 4 Fest plat z (i.S. vom Rummel, Schaustellerbuden,…) 4 Quelle: eigene Erhebung Wird diese Frage nach Altersgruppen getrennt ausgewertet, werden vor allem zwei Aspekt deutlich. Zum Einen wird der Bereich „Fahrgeschäfte“ fast ausschließlich von der Altersgruppe der unter 18-Jährigen als besonders positiv genannt, zum Anderen empfindet vor allem die Gruppe der über 60-Jährigen die „Stimmung und Atmosphäre“ des Volksfestes als positiv. Als gesellschaftliche Bedeutung des Volksfestes nannten die Experten drei Punkte: Das Volksfest ist wichtig für das Freizeitverhalten und Lebensgefühl der Menschen, es transportiert Emotionen wie etwa Stolz und es ist ein Kommunikationstreffpunkt. Die beiden erst genannten Aspekte lassen sich auch in der Besucherbefragung erkennen. Die Befragten nennen den Aspekt „Spaß und Unterhaltung“, sprich Freizeitunterhaltung, als sehr positiv. Ebenso beurteilen sie das „Fest“, das heißt dessen Größe und Tradition, sowie die „Stimmung und Atmosphäre“, sprich Emotionen, als positiv. Das von den Experten genannte Alleinstellungsmerkmal, das 6 Empirische Untersuchung – Besucherbefragung 61 Schaustellerfest, wird dadurch bestätigt, dass die befragten Besucher die „Fahrgeschäfte“ positiver einstufen als die „Bierzelte“. 6.3.2 Negative Aspekte des Volksfestes Frage 2: Was empfinden Sie als negativ am Volksfest? Unter den 9 Antwortkategorien ist der Aspekt „keine Angabe“ die gewichtigste Kategorie, was darauf zurückzuführen ist, dass die Besucher des Volksfestes grundsätzlich dem Volksfest positiv gegenüberstehen und deshalb spontan keine negativen Aspekte des Volksfestes nennen können. Mit 12 und 11 Nennungen werden die Punkte „Preis“ und „Trunkenheit“ als besonders negativ eingestuft. Auch das Thema „Kriminalität und Gewalt“ fällt mit 7 Nennungen beim Volksfest negativ ins Gewicht. Darauf folgt mit 5 Nennungen die „Überfüllung“, mit jeweils 4 Antworten die Bereiche „Sperrzeiten“ und „Auswahl der Fahrgeschäfte“ und mit einer Anzahl von 2 das „unfreundliche Personal“. Tabelle 3: Negative Aspekte des Volksfestes Antwortkategorie n Anzahl der Ne nnunge n Keine Angabe 20 Preise 12 Bet runke ne 11 So nstiges 8 Gewalt und Kriminalität 7 Überfüllung 5 Sperrzeite n 4 A uswahl der Fahrgesc häfte 4 Unf reundlic hes Perso nal 2 Quelle: eigene Erhebung 6 Empirische Untersuchung – Besucherbefragung 62 Bei einer nach Altersgruppen getrennten Auswertung dieser Frage wird deutlich, dass die Hauptnegativaspekte „Preise“, „Trunkenheit“ und „Gewalt“ von allen Altersgruppen etwa identisch eingestuft werden. Damit decken sich die negativen Assoziationen der Besucher, sprich Preise, Trunkenheit und Gewalt, mit den von den Experten genannten Belastungen durch das Volksfest. 6.3.3 Bedeutung des Volksfestes für die Stadt Stuttgart Frage 3: Wie beurteilen Sie die Bedeutung des Volksfestes für die Stadt Stuttgart? 58 % der Befragten schätzen die Bedeutung des Volksfestes als sehr groß ein, etwa 40 % als groß. Nur rund 3 % wissen nicht, wie sie die Bedeutung beurteilen sollen. Keiner der Befragten meint, das Volksfest habe nur geringe bzw. keine Bedeutung für die Stadt Stuttgart. Abbildung 13: Bedeutung des Cannstatter Volksfestes für die Stadt Stuttgart keine gering weiß nicht groß sehr groß 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Quelle: eigene Erhebung Damit decken sich die Ergebnisse der Befragung mit den Meinungen der Experten, die grundsätzlich von der großen Bedeutung des Volksfestes für die Stadt Stuttgart überzeugt sind. 7 Fazit und Ausblick 63 7 Fazit und Ausblick Mit dem Ziel, darstellen zu können, welche Bedeutung das Volksfest für das Stadtmarketing hat, wurde diese Arbeit begonnen. Dazu wurde in Kapitel 2 festgestellt, dass Stadtmarketing eine breitgefächerte Disziplin ist, welche viele Ziele und Aktivitäten verfolgt und betreibt. Auch ist offensichtlich, dass das Cannstatter Volksfest jährlich mehrere Millionen Besucher auf das Fest und in die Stadt lockt. Aber spielt das Cannstatter Volksfest auch für das Stadtmarketing der Stadt Stuttgart eine Rolle? Nachfolgende Grafik stellt die Berührung zwischen Cannstatter Volksfest und Stadtmarketing dar. Abbildung 14: Da Stadtmarketing ein vielschichtiges Stadtmarketing und Volksfest Gebiet ist, gibt es Aspekte des Stadtmarketings, auf die das Volksfest keine Stadtmarketing oder kaum Auswirkungen hat. Nimmt man bsp. die sechs Zieldimensionen Feste- und Kulturangebot des Stadtmarketings (Punkt 2.4.3) dann kann man hier etwa die Dimensionen Volksfest „Kundenorientiertes Leitbild“, „Kooperation mit Privaten“ und „Strategie und Information“ ansiedeln. Weiter Quelle: eigene Darstellung muss festgehalten werden, dass das Volksfest nicht allein, son- dern immer in der Gesamtheit des Stuttgarter Feste-, Kultur- und Veranstaltungsangebots bedeutende Auswirkungen auf das Stadtmarketing hat. Vor allem gibt es aber einige Bereiche des Stadtmarketing, für welche das Volksfest eine bedeutende Rolle spielt. Hierbei sei vor allem der Aspekt des „Bewerben und Profilieren der Stadt“ genannt. Mittels der Experteninterviews wurden verschiedene Aspekte des Volksfestes beleuchtet und 7 Fazit und Ausblick 64 deren Bedeutung für das Stadtmarketing nachgegangen. Im Folgenden sollen kurz die wesentlichen Erkenntnisse zusammengefasst werden: Das Volksfest bringt zunächst touristische Wirkungen mit sich. Diese zeigen sich erst einmal in den hohen Besucherzahlen auf dem Volksfest. Die Besucher rekrutieren sich hauptsächlich aus regionalen Gästen, wobei zunehmend auch Gäste aus den Nachbarländern willkommen geheißen werden. Diese Erscheinung spiegelt sich auch in den städtischen Übernachtungszahlen wieder. Ebenfalls wirkt sich das Volksfest wirtschaftlich auf die Region aus. Im Vergleich zur Wirtschaftskraft der Gesamtregion ist der Beitrag des Volksfestes zwar relativ gering, trotz allem darf nicht vergessen werden, dass neben dem Tourismus die regionalen Beschicker sowie die beteiligten Zulieferer vom Volksfest profitieren. Weiter ist die Werbung für das Volksfest stets auch Werbung für die Stadt Stuttgart. Dadurch wird erreicht, dass die Destination Stuttgart bei den Menschen in Erinnerung gerufen wird. Das positive Image Stuttgarts lässt sich durch die Gesamtheit an Kultur-, Fest-, und Freizeitangeboten mitgestalten, wobei das Volksfest als größtes Fest Stuttgarts seinen Beitrag hierzu leistet. Gesellschaftlich und sozial wirkt sich das Volksfest vor allem darin aus, dass es einen Kommunikationstreffpunkt für Bürgerschaft und Unternehmen bietet. Daneben fördert es die Identifikation mit der Region. Damit das Cannstatter Volksfest das Stadtmarketing weiterhin positiv beeinflusst, ist entscheidend, dass das Cannstatter Volksfest als positives Fest wahrgenommen wird. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass der DSB anlässlich der schlechten Situation vieler Volksfeste eine Studie (Anlage IV.2) in Auftrag gab, die die Stärken und Schwächen von Volksfesten ermitteln und daraus Marketingmaßnahmen ableiten sollte. Das Ergebnis stellen vier Leucht- 7 Fazit und Ausblick 65 turmprojekte dar, mit deren Hilfe die Entwicklung der Volksfeste positiv gefördert werden soll. Projekt 1 widmet sich der Qualität von Volksfesten. Durch Festlegung von Standards im Bereich Festkonzept, -gestaltung und -durchführung soll das Qualitätsniveau gesteigert werden. Als Maßnahme kann hier exemplarisch die Erhöhung der Sicherheit genannt werden.134 Projekt 2 richtet sich an die Innovationsfreudigkeit von Volksfesten, wodurch neue Zielgruppen erschlossen werden sollen und das jeweilige Volksfest zu einer Marke entwickelt werden soll. In diesem Bereich müssen verschiedene Faktoren beachtet werden. Gezielter sollen die Besuchsmotive wie etwa die Geselligkeit befriedigt werden. Weiter muss der Eventcharakter durch Angebote wie etwa einem Seniorentag verstärkt werden. Ebenso soll der Aspekt der Tradition und der Veränderung hervorgehoben werden. Durch bsp. die Einbindung von örtlichen Vereinen soll die lokale Identifikation mit dem Fest gefördert werden.135 Die Projekte 3 und 4 werden federführend vom DSB übernommen. Projekt 3 sieht vor, durch Schulungsangebote die höheren Anforderungen an Schausteller und Veranstalter abzudecken. Projekt 4 beinhaltet eine deutschlandweite Imagekampagne der Volksfeste.136 Diese Ergebnisse sowie die Meinungen der Experten weisen gewisse Überschneidungen auf, woraus sich für das Cannstatter Volksfest fünf Gebiete ableiten lassen, die künftig entwickelt und gefördert werden müssen: ひ Bewahrung des Alleinstellungsmerkmals „Schaustellerfest“ (Marke des Cannstatter Volksfestes) ひ 134 Bewahrung der Tradition trotz stetiger Anpassung an die Zeit Vgl. DSB, Marketingstudie Volksfest, S. 7-9 (Anlage IV.2). Vgl. Ebenda, S. 9-11. 136 Vgl. Ebenda, S. 11-14. 135 7 Fazit und Ausblick ひ 66 Weiterentwicklung von Kooperationen mit lokalen Institutionen wie etwa Stuttgart Marketing oder dem Einzelhandel ひ Innovationsfreudigkeit im Blick auf Angebote für spezielle Zielgruppen ひ Weiterentwicklung der Qualitätsstandards Das Cannstatter Volksfest ist somit sicherlich eine Veranstaltung, die die Arbeit des Stadtmarketings positiv beeinflusst. Deshalb gilt es, die positive Entwicklung, die das Volksfest in den letzten Jahren zeigte, auch in Zukunft weiterzuführen. Dazu bedarf es der Bereitschaft zur stetigen Weiterentwicklung und Veränderung. Denn schon Giuseppe Tomasi di Lampedusa (ital. Schriftsteller von 1896 – 1957) sagte: „Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, müssen wir zulassen, dass sich alles verändert.“ XII Anhang Anlagenübersicht Anlage I: Experteninterviews .............................................................. XIII Anlage II: Besucherbefragung ........................................................... LVII Anlage III: Materialien aus der Praxisstelle ...................................... LXVI Anlage IV: Studien / Publikationen .................................................. LXVII Anlage V: Internetquellen ................................................................ LXVIII Anlage VI: Presseartikel .................................................................... LXIX Anlage I: Experteninterviews XIII Anlage I: Experteninterviews Anlage I.1: Interviewleitfaden Hinweise: ひ Die Fragen sind als Leitfragen zu verstehen, was auch be deutet dass die Antworten über die Fragestellung hinaus gehen können. ひ Sollte Ihnen zu bestimmten Fragen keine Antwort möglich sein, kann die Frage unbeantwortet bleiben. ひ Aus Gründen der Übersichtlichkeit und Verständlichkeit wurde auf die weibliche Geschlechtsform verzichtet. Frage 1: Inwiefern kommen Sie durch Ihre berufliche Tätigkeit mit dem Cannstatter Volksfest in Verbindung/ Berührung? Frage 2: Für welche Aufgabenbereiche des Stadtmarketings hat das Cannstatter Volksfest Ihrer Meinung nach Bedeutung? Beschreiben Sie kurz. Frage 3: Welche Personengruppen werden durch das Cannstatter Volksfest besonders bzw. kaum angesprochen? Frage 4: Welche touristischen Bedeutungen gehen vom Cannstatter Volksfest aus? Frage 5: Welche wirtschaftliche Bedeutung geht vom Cannstatter Volksfest aus? Frage 6: Welche Rolle spielt die Volksfestwerbung für die Stadt Stuttgart? Frage 7: Welche Rolle spielt das Cannstatter Volksfest für das Image der Stadt Stuttgart? Frage 8: Welche gesellschaftliche/ soziale Bedeutung hat das Cannstatter Volksfest für Bürger und Besucher? Frage 9: Leistet das Cannstatter Volksfest einen Beitrag zur Beziehung/ zum Verhältnis zwischen Stadt und Bürger? Wenn ja, welchen? Frage 10: Welche negativen Effekte, bzw. Belastungen bringt das Cannstatter Volksfest mit sich? Frage 11: Was hebt das Cannstatter Volksfest von anderen Stuttgarter Veranstaltungen und Kulturangeboten ab? Anlage I: Experteninterviews Frage 12: XIV Sollte dem Cannstatter Volksfest von Seiten der öffentlichen Hand (Stadtverwaltung, Politik,…) eine größere bzw. kleinere Bedeutung zugemessen werden? Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand? Frage 13: Welche Chancen und Gefahren sehen Sie für das Cannstatter Volksfest? Frage 14: Wie muss das Cannstatter Volksfest gestaltet werden, damit positive Bedeutungen verstärkt bzw. ausgebaut werden und negative Bedeutungen beseitigt werden? Frage 15: Gibt es aus ihrer Sicht noch Punkte, die bisher unberücksichtigt blieben und die Sie ergänzen möchten? Vielen Dank! Anlage I: Experteninterviews XV Anlage I.2: Pretestinterview mit Herrn Heibel Interviewpartner: Herr Heibel Datum/ Ort: 07.11.2008, Räume der in.Stuttgart Hinweis: Es handelt sich hierbei um ein Pretestinterview, welches die Fragen des Leitfades sowohl inhaltlich als auch formal überprüft. Dieses Protokoll bildet nur inhaltliche Antworten ab. Formale Antworten, wie beispielsweise Hinweise zur Fragestellung, zur Dauer des Interviews und zur Wortwahl der Fragen, werden nicht vermerkt. Frage 6: Welche Rolle spielt die Volksfestwerbung für die Stadt Stuttgart? Natürlich wird versucht durch die Werbung ein Bezug zur Stadt herzustellen. Sei es durch „dumme Sprüche“ wie „I mog Spätzle“ oder durch den Schriftzug. Frage 8: Welche gesellschaftliche/ soziale Bedeutung hat das Cannstatter Volksfest für Bürger und Besucher? Das Volksfest wird als eine Art Netzwerk verstanden, um Kontakte in lockerer Atmosphäre zu knüpfen (bsp. Firmenkontakte,…). Auch für Familien hat es eine verbindende Funktion, da etwas Gemeinsames unternommen wird. Ansonsten sollen auch durch das Volksfest „Emotionen verkauft“ werden. Das heißt, die Menschen fühlen sich heimisch, wohl und sind stolz auf ihre Stadt. Frage 11: Was hebt das Cannstatter Volksfest von anderen Stuttgarter Veranstaltungen und Kulturangeboten ab? Die Feste sind die Eckpfeiler. Natürlich ist auch die sonstige Kultur wichtig, aber diese Feste sollen für alle da sein, was sich bsp. dadurch zeigt, dass kein Eintrittspreis verlangt wird. Frage 12: Sollte dem Cannstatter Volksfest von Seiten der öffentlichen Hand (Stadtverwaltung, Politik,…) eine größere bzw. kleinere Bedeutung zugemessen werden? Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand? Es sollte eine größere Bedeutung zu geschrieben werden. Oft ist der Vorwurf, die öffentliche Hand halte nur die Hand auf, gerechtfertigt. Viele sind auch nur Trittbrettfahrer. An einem solchen Fest hängen viele (private) aber auch bsp. städtische Ämter dran. Oft werden die Veranstalter durch die städtischen Forderungen „geschrempft“. Die Gebühren, Sicherheitsauflagen und Vorschriften werden immer stärker. bzw. strenger. Beispielsweise soll jetzt ein Hubschrauberlandeplatz zur Verfügung gestellt Anlage I: Experteninterviews XVI werden. Dies erhöht letztendlich aber nur die Kosten, die dann an die Schausteller weitergegeben werden müssen. Von Vorteil ist, dass ein guter Draht zu BM Föll besteht, da dieser im Aufsichtsrat der in.Stuttgart sitzt. Oft entsteht der Eindruck, die städt. Mitarbeiter schikanieren aus Frust. bzw. Neid. Insgesamt geschaltet sich die Zusammenarbeit dann oft schlecht. Finanzielle Unterstützung gibt es nicht. Die in.Stuttgart muss wie ein privatw. Unternehmen wirtschaften. Die Planzahlen im HHP müssen erfüllt werden. Etwaige Abweichungen dann begründet werden. Von den Brauereien gibt es einen Zuschuss. Ansonsten bestehen die Einnahmen aus Werbegeldern, Platzgeldern, Parkplatzeinnahmen,…. Die EnBW wird Sponsor, aber voraussichtlich erst ab 2009. Frage 13: Welche Chancen und Gefahren sehen Sie für das Cannstatter Volksfest? Gefahren sind, dass eine Entwicklung wie in München stattfindet, das heißt das Fest verkommt zum Sauf- und Fressfest. Weiter sind immer höhere Auflagen eine Gefahr. Terrorwarnungen sind auch eine Gefahr, da die Menschen dann ein so großes Fest meiden. Auch unattraktive Highlights können eine Gefahr sein. Auch Freizeitparks, wie Tripsdrill oder der Schwabenpark sind ebenso wie andere städtische Veranstaltungen (bsp. Fischerstechen, Unicef Kindertag,…) Gefahren. Aber auch die Finanzbzw. Wirtschaftskrise wirken sich durch die Unsicherheit auf das Verbraucherverhalten aus. Deutlich merkt man, wenn in München das Oktoberfest eine Woche früher aus ist. Frage 14: Wie muss das Cannstatter Volksfest gestaltet werden, damit positive Bedeutungen verstärkt bzw. ausgebaut werden und negative Bedeutungen beseitigt werden? Wichtig ist die Vereine, das heißt die Örtlichkeit einzubeziehen. Das hat man am Volksfestumzug gemerkt. Aber auch das Einbeziehen von Partnerstädten kann ein interessanter Ansatz sein. Ziel ist es, dass sich alle beim Volksfest wohlfühlen, was auch bedeutet, dass für die Sicherheit gesorgt wird, Hochwasserschutz vorhanden ist, sowie das ein Fest angenehm gestaltet wird (bsp. wurde ein neuer Sendemast errichtet, um so einen besseren Handyempfang zu gewährleisten). Anlage I: Experteninterviews XVII Anlage I.3: Interview mit Herrn Fischer Interviewpartner: Herr Fischer, Vorsitzender des Cannstatter Volksfestvereins und ehemaliger Cannstatter Bezirksvorsteher Datum/ Ort: 20.11.2008, 14.00 Uhr, Cannstatter Rathaus Hinweise: Das Gesprächsprotokoll ist ein Wortprotokoll, das heißt, der Interviewer übernimmt keine Verantwortung für Stil, Sprache und Satzbau. Nachträgliche Hinweise und Ergänzungen vom Interviewer sind kursiv gedruckt. Frage 1: Inwiefern kommen bzw. kamen Sie durch Ihre berufliche Tätigkeit mit dem Cannstatter Volksfest in Verbindung? Ja gut, das ist natürlich ortsbezogen. Der König hat damals „ein Affen an Cannstatt gefressen“. Er hat hier seine Sommerresidenz gebaut, die Wilhelma, den Cannstatter Kursaal. Cannstatt war so ein Lieblingsort. Und dabei auch das Cannstatter Volksfest, Landwirtschaftliches Fest damals, gegründet. Die Verbindung ist durch den örtlichen Bezug da. Da sehr viele öffentliche Genehmigungen und Hilfestellungen für so ein Fest notwendig sind, hat man damit ständig zu tun. Wobei das nicht genau festgeschrieben ist. Die Kontakte sind aus der Geschichte heraus festgeschrieben. Immer schon waren sehr viele Kontakte zu den Schaustellerverbänden und zu den Personen da. Zum Stuttgarter Verkehrsamt, das früher für den Wasen zuständig war, hat man einen engen Kontakt gepflegt. Sie haben uns immer eingebunden. Irgendwann wurde das Verkehrsamt aufgegeben, dann kam das Marktamt. Dann die Marktgesellschaft. Jetzt hat es die in.Stuttgart. Da ist es das Gleiche; man wird zu allem, Pressekonferenz,…, eingeladen. Immer ist der Bezirk Cannstatt dabei. Wir sind oft beratend, veranstaltend tätig. Mit „Wir“ meine ich das Cannstatter Bezirksamt und den Cannstatter Volksfestverein, der ohnehin engen Kontakt, mit den Beschickern, Festwirten, Brauereien,… pflegt. Die haben an uns ein Interesse und wir berücksichtigen ihr Interesse. Also kommt man auch ganzjährig mit dem Volksfest in Verbindung. Frage 2: Für welche Aufgabenbereiche des Stadtmarketings hat das Cannstatter Volksfest Ihrer Meinung nach Bedeutung? Also das kann nur der Tourismus sein. Wobei man sagen muss, das Cannstatter Volksfest ist leider über die Region hinaus nach wie vor nicht so bekannt. Wenn ich in Urlaub gehe, kennen die aus dem Kölner Raum, dem Ruhrpott und Aachen das Fest nicht, obwohl soviel Werbung gemacht wird. Aber die Touristikbranche profitiert dabei schon. In den letzten Jahren ist vermehrt festzustellen, dass nicht nur zum Weihnachtsmarkt, sondern auch zum Volksfest Gäste aus den Nachbarländern Schweiz, Österreich, Elsaß,… kamen. Da hat sich schon was bewegt und das zu forcieren das weiter zu betreiben, ist das Interesse. Es heißt immer wieder, wir vergleichen uns nicht mit München, weil das ist ein Bierfest und wir Anlage I: Experteninterviews XVIII sind ein Volksfest. Frau Weißhäuptling, Touristikfrau aus München, treibt unheimlich viel um. Es waren immer Kontakte zwischen den Verantwortlichen auch von hier da. Da tauscht man sich aus. Beim Bier und Göckelesverkauf können wir es nicht mit München aufnehmen. Aber was die Schaustellerei, das Bunte, den Zirkus anbetrifft, da ist das Cannstatter Volksfest in Europa einmalig. Von der Größe und auch vom Angebot her. Was natürlich wiederum das Interesse des Reisens Anderer hervorruft. Dann fährt man kurz mal nach Stuttgart. Dann meinen Sie also, dass das Volksfest für Besucher aus Italien, Österreich,… mehr Bedeutung hat, als für Besucher aus Köln, dem Ruhrpott,…? Auch von unserer Belegenheit hat das Fest mehr Bedeutung für Italien, Elsaß,…. Es waren schon immer Kontakte zu Italien da. Vor allem zu den Italienern, die als Gastarbeiter hauptsächlich in den süddeutschen Raum kamen. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Besucher aus anderen Landesteilen kommen. Das Bestreben ist deswegen auch da. Dementsprechend wird auch geworben. Es wird jetzt sogar in den Flugzeugen und im ICE mit Flyern für das Cannstatter Volksfest geworben. Nach meiner Einschätzung ist da aber bisher der Erfolg nicht so hoch wie bei den Nachbarländern, die ich vorher genannt habe. Frage 3: Welche Personengruppen werden durch das Cannstatter Volksfest sehr bzw. kaum angesprochen? Besondere Bedeutung hat es für die Brauereien. Und für die Schausteller. Aber ansonsten kann man nach meiner Einschätzung nicht sagen, dass es klassische Bevölkerungsschichten gibt, die dem Volksfest am ehesten zu neigen. Dort finden sie alles. Durch das Niveau insgesamt, nicht nur durch die Werbung und die verbesserte Darstellung des Festes, ist es wieder schick, auf den Wasen zu gehen. Nicht nur, weil man jetzt Dirndl trägt, das haben wir früher schon gemacht. Ich hab mich immer aufgeregt über die Leute, die zum Volksfest kommen, als würden sie auf die Müllhalde gehen. Wenn man zum Volksfest geht, dann zieht man sich doch ordentlich an. Das hat uns (Volksfestverein) in den letzten 10 Jahren nicht gefallen. Auf ständiges Bohren und Vorleben vieler Leute hat dies Schule gemacht. Jetzt sieht man doch, dass Viele in Landhausmode kommen. Gesellschaftsfähige Kleidung halt. Das hebt schon den Wert eines Festes. Dann war es auch so, dass man die Unternehmen und Institutionen angehalten hat, dass sie während des Volksfestes Interessen mit Geschäftspartnern auch auf´s Volksfest legen sollen. Das ist ganz groß im Kommen, trotz den Preisen. Wenn es so wie in München „umschichtiges Trinken“ gibt und das gemeine Volk sich die Preise schon nicht mehr leisten kann, dann ist es kein Volksfest mehr. Manche Festwirte wollen das, was in München läuft auch übertragen auf Stuttgart. Aber das will man natürlich nicht. Praktisch heißt das, dass gewisse Kreise ausgeschlossen werden. Ich habe gewettert – als stellv. Vorsitzender des Volksfestvereins– gegen die neue Art der Eröffnung. Nichts gegen den einen Festtag länger. Wenn sie Werbung Anlage I: Experteninterviews XIX machen wollen in Form einer Sendung ist das ok. Zum Glück kommen in der Landesschau jetzt auch täglich ein paar Minuten Werbung vom Volksfest. Aber das die Sendung die offizielle Eröffnung ist, und somit auch die traditionelle Eröffnung ablöst, ist nicht ok. Das sind Dinge, die sehe ich mit gewissem Vorbehalt, mit gewissem Misstrauen. Man muss schon auch ein Stück weit das behalten, was es mal war, obwohl das nicht heißt, dass man am „alten Zopf“ festhält. Sicher muss man es an die Zeit anpassen, aber man muss einfach wissen, wo die Wurzeln sind und dem eine Stück weit auch Rechnung tragen - nicht nur alle 4 Jahre beim Landwirtschaftlichen Hauptfest. Das zu Bewahren hat sich der Volksfestverein auf die Statuten geschrieben. Mit der Eröffnungsfeier sind wir nicht zum Zug gekommen. Das sich der OB da rein drängen lässt, und nur noch 3 Minuten Zeit hat, um die Leute zu begrüßen und das Fass anzustechen. Früher war die Rede des OB das Herzstück der Eröffnung– sowohl bei Klett und nachher auch bei Rommel. Dann kommt dazu, dass in den Zelten, so groß sie auch sind, das Volk nicht teilnehmen kann. ¾ sind reserviert für die VIPs. Früher konnte man dazu stehen. Jetzt stehen sie (das Volk) draußen, wie „Affen in der Wilhelma an den Gittern“. Es ist erstaunlich, ich bin wiederholt von Wirten, Schaustellern…, angesprochen worden: Ihr müsst dafür sorgen, dass die traditionelle Eröffnung wieder kommt. Von Seiten der Brauereien, Festwirten,… ist die Tendenz da, dies wie München – als großes Bierfest- darzustellen. Jetzt muss man den Traditionsmorgen ausbauen. Bisher gab es wenig Programm. Das muss man ausbauen. Finanzielle Verantwortung soll aber die in. Stuttgart übernehmen. Und auch für Personal sorgen. Da muss man ein Stück weit kämpfen. Der Verein ist ja dabei. die traditionellen Elemente des Festes, sei es der Jahrestag des Gründers,… hoch zu halten. Wir legen viel Wert darauf, das herzustellen was ich schon von Anfang an Ihnen sage, dass ein Vertreter des Hauses Württemberg dabei istals Präsident. Das ist jetzt der Präsident Heinrich, sein Sohn Michael führt das jetzt fort. Das darf man nicht unterschätzen. Das ist wichtig für einen Verein. Die entsprechenden Köpfe dabei zu haben – das steigert den Wert. Genau wie man sagt, was brauchen wir bei dieser Veranstaltung solche Leute, bsp. aus der Politik,… Es kommen dann aber immer Leute. Kann man somit zusammenfassend sagen, dass es ein Fest für das Volk ist, wobei man aber trotzdem aufpassen muss, dass es sich nicht in eine andere Richtung entwickelt? Sicher, das Fest muss an Niveau behalten, auch wenn es ein Volksfest ist und kommen kann, wer will. Aber gerade kann nicht jeder tun, was er will. Jeder sollte dem Gedanken des Festes, dem freudigen Festens, Rechnung tragen. Frage 4: Welche touristischen Bedeutungen gehen vom Cannstatter Volksfest aus? Siehe die Antwort zu Frage 2. Anlage I: Experteninterviews XX Frage 5: Welche wirtschaftliche Bedeutung geht vom Cannstatter Volksfest aus? Das kann ich nicht beantworten, weil die Daten hierzu nicht erhoben werden. Es gehört aber eigentlich schon dazu, es wäre für alle Beteiligte auch interessant, das zu wissen. Aber es ist ein Mangel. Michael Föll, der zuständige Bürgermeister, muss darauf drängen, dass das in Stuttgart auch passiert. Alleine wenn man anschaut, was bei dem Fest alles umgesetzt wird. Frage 6: Welche Rolle spielt die Volksfestwerbung für die Stadt Stuttgart? Das kann man nicht trennen. Es (das Fest) ist schlicht mit Stuttgart bzw. Cannstatt verbunden. Es wurde angestrebt, dass das Fest Stuttgarter Volksfest heißt. Dagegen sind wir (der Volksfestverein) aber mit Erfolg angegangen. Auch der Michael Föll hat gesagt, „so lange ich Verantwortung habe, wird es das Cannstatter Volksfest blieben“. Der Name Stuttgart taucht natürlich auch auf. Wie bei jeder anderen Werbung auch, im Unterbewusstsein, auch wenn es nicht so zielgerichtet auf Stuttgart ausgerichtet ist, prägt es sich ein. Daimler, Porsche, Ballett,… sind Stuttgart. So ist es auch bei einer über die Stadtgrenzen hinausreichenden Veranstaltung. Das hat einen Werbewert und ein Vorteil für die Stadt und den Namen der Stadt, ob bezifferbar oder nicht. Das heißt natürlich auch, wenn das Fest Entwicklungen nimmt, die negativ sind, dann ist es auch so, dass diese sich noch schneller als die Positiven eingraben. Bsp. “das ist das Fest, wo sie sich die Fresse einschlagen“. Aber bisher ist es nicht der Fall und es wird hoffentlich auch nicht werden. Frage 7: Welche Rolle spielt das Cannstatter Volksfest für das Image der Stadt Stuttgart? Heute kommt wieder in der Zeitung, was mit Stuttgart positiv verbunden wird. Da kommen ganz gute Ergebnisse zusammen. Stuttgart schneidet in den Rankings nicht schlecht ab. Es ist auch wichtig das (das Fest) mit einzubinden. Frage 8: Welche gesellschaftliche/ soziale Bedeutung hat das Cannstatter Volksfest für Bürger und Besucher? Gesellschaftliche Bedeutung hat es sicher. Soziale Bedeutung? Das viel Geld läuft. Die Preisgestaltung ist oft nicht mehr sozial und das ist auch mit Sorgfalt von Seiten der Verbände zu verfolgen. Bei allem Preisdruck den sie haben. Es muss so bleiben, dass das Volk, also auch Solche, die nicht finanziell privilegiert sind, das Fest noch wahrnehmen können. Alle sozialen Schichten können kommen, aber nicht alle können sich alles leisten. Das führt zu Vorbehalten. Bsp. die Bierpreise. Da muss schon die Bereitschaft da sein, solche Feste wahrzunehmen, trotz Preise. Der Trend geht auch dazu, immer „schöner, heller, schneller“ zu werden. Das forderte hohe Investitionen. Anlage I: Experteninterviews XXI Es gibt natürlich auch Erscheinungen, die man nicht gut heißen kann. Die Saufereien mit den Jugendlichen. Auch das ist eine Art von „Komasaufen“. Das sind die negativen Erscheinungen. Das kann natürlich auch eine temporäre Erscheinung sein. Aber es sind da alle aufgefordert, Festwirte und Behörden, danach zu schauen. Das kann natürlich einen schlechten Ruf oder ein schlechtes Licht auf das Fest werfen. Wenn das Fest dann auf nationaler Ebene verbreitet wird, dann heißt es, „Stuttgart, das ist das Fest, wo sie sich tot saufen“. Gesellschaftlich hat es auch Bedeutung: Die Stuttgarter Gesellschaft trifft sich wieder auf dem Wasen. In allen Kreisen ist es nicht verpönt, auf den Wasen zu gehen. Die Menschen machen das, was sie sonst im Freundesund Bekanntenkreis machen, während der Volksfestzeit auf dem Wasen. Dort trifft man soviele Leute, wie sonst kaum unterm Jahr. Leute, mit denen man vielleicht kaum Kontakt hat. Es schafft also auch Verbindung. Auch die Region ist auf dem Wasen stark vertreten. Frage 9: Leistet das Cannstatter Volksfest einen Beitrag zur Beziehung/zum Verhältnis zwischen Stadt und Bürger? Wenn ja, welchen? Siehe auch Antworten zu Frage 8. Frage 10: Welche negativen Effekte bzw. Belastungen bringt das Cannstatter Volksfest mit sich? Siehe Absatz 3 der Antwort zu Frage 8. Frage 11: Was hebt das Cannstatter Volksfest von anderen Stuttgarter Veranstaltungen/ Kulturangeboten ab? Manchmal habe ich auch den Eindruck es sind zu viele. Gerade wenn ich sehe, wie viele „Hocketsen“ in Cannstatt genehmigt wurden und aus dem Boden sprießen. Alle großen Veranstaltungen/ Feste (Volksfest, Frühlingsfest, Sommerfest, Weihnachtsmarkt, Weindorf,...) haben nebeneinander Bestand. Es wird immer gesagt, dass das Publikum sich unterschiedlich zusammensetzt. Also beim Sommerfest mehr die gehobene Klasse. Ich weiß nicht, ob das zutreffend ist, denn wenn ich zum Sommerfest gehe, dann ziehe ich mich halt anders an. Es hat dann ein anderen „Touch“. Konkurrenz machen sich die Veranstaltungen nicht, einfach auch durch die zeitliche Belegenheit. Dann auch durch die räumliche Zuordnung. Sie werden auf dem Sommerfest, prozentual zwar schon, aber lange nicht so Viele finden, die aus dem Umland kommen. Es ist auch zeitlich entzerrt. Offensichtlich ist die Bereitschaft, der Wunsch da, auch solche Feste wahrzunehmen. Frage 12: Sollte dem Volksfest von Seiten der öffentlichen Hand (Stadtverwaltung, Politik,…) eine größere bzw. kleinere Bedeutung zugemessen werden? Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand? Anlage I: Experteninterviews XXII Im Großer und Ganzen richtig und ausgewogen. Was lange - auch nicht zu Unrecht - in der Diskussion war, ist, dass zu wenig für das Fest geworben wird. Vor allem über Stuttgart und die Region hinaus. Das hat man ein Stück weit abgestellt. Die Stadt erhebt natürlich erhebliche Gebühren für die Stände, diejenigen die es in Anspruch nehmen, „maulen“ natürlich. Ansonsten ist die Verständigung, was aber auch immer von den handelnden Personen abhängt, zwischen den Veranstaltern und denjenigen, die das Fest tragen, nicht schlecht. Aber wenn man mit den Schaustellerpräsidenten oder Vorsitzenden heute redet, dann jammern zwar alle, wie schwer das Geschäft immer wird - auch durch hohe Standgebühren - aber es sagt niemand, es kommen zu wenige Leute. Das muss aber auch mit der gebotenen Zurückhaltung gesehen werden. In soweit ist das Verhältnis unbelastet, seit die in.Stuttgart da ist, ist es wieder prima. Frage 13: Welche Chancen und Gefahren sehen Sie für das Cannstatter Volksfest? Ich gebe dem Volksfest weiterhin Chancen. Dieses Fest ist ja gewollt, das heißt, dass die Menschen kommen und dieses Fest wahrnehmen. Speziell für den Wasen in Stuttgart habe ich ein paar Sorgen zu all diesen Dingen, die jetzt im Umfeld der Veranstaltungsstätte geschehen. Wir haben auch die Politik aufgefordert, dies genau zu beobachten. Wir haben jetzt den Neckarpark – der Wasen ist Teil davon. Auf dem Neckarpark passieren in den nächsten Jahren Dinge, die es (das Fest) verändern werden. Daimler kauft Grundstücke und Zufahrtsstraßen und wird sicher mit kundenintensiven Einrichtungen kommen. Dann wird es im Stadion, in der Porschearena und in der Schleyerhalle mit Veranstaltungen nicht weniger werden. Durch diese Veranstaltungen haben wir auf der Mercedesstraße, Talstraße, B 14 ein hohes Verkehrsaufkommen. Und der Cannstatter Wasen ist von Haus aus schon ein Gebiet mit sehr vielen Emissionen. Wir haben jetzt ca. 22 ha frei geräumte Fläche auf dem Güterbahnhof. Auf diesem Gelände sollen bis zu 800 Wohnungen entstehen. Dann auf der anderen Seite der Mercedesstraße haben wir eine ehem. Firma, die intensiv Wohnungsbau betreiben wird. Weiter kommt an der Ecke EberhardMercedesstraße das Sciencecenter (Mobilitätscenter) mit dem Planetarium. Das wird natürlich sehr strak frequentiert werden. Dann muss man sich schon überlegen, wenn die Großveranstaltungen auf dem Wasen sind, wie verträgt sich das alles. Ich habe meine Erfahrungen in 24 Jahren auf dem Rathaus gemacht, mit welcher Intensität Bewohner gegen die Emissionen der Feste vorgehen können. Irgendwie auch verständlich, aber man muss auch wissen, wo man wohnt. Wenn dort 800 Wohnungen, sprich mind. 1600 Menschen wohnen, kann man davon ausgehen, wie begeistert die sind. Das Volksfest geht ja nicht nur seine 17 Tage, da kommt noch Aufbau, Abbau,…. Da wird natürlich mit sehr viel Druck auf die Stadt vorgegangen werden, die Emissionen zurückzufahren. Auf der anderen Seite haben sie auch noch den Straßenlärm und die Bahn. Da habe ich meine größten Befürchtungen. Anlage I: Experteninterviews XXIII Es gibt auch noch ein Programm: Stadt am Fluss. Es ist richtig, sich Gedanken zu machen, wie die Flusslandschaft gestaltet wird. Überwiegend ist dort Industrie angesiedelt. Aber was mache ich mit dem, wo noch Potenzial da ist. Die ersten Visionäre haben gesagt, auf dem Wasen - zum mind. auf einem Teil- kann man Wohnungsbau machen. Den Wasen kann man dann auf den Güterbahnhof legen. An diesen Dingen aufgezeigt, habe ich schon Sorge, dass der Wasen immer mehr eingezwängt wird und keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr hat. Im Prinzip braucht er nicht mehr Platz, aber wenn immer mehr weggenommen wird bzw. ihm immer mehr auf den Leib gerückt wird, dann entsteht natürlich ein Konfliktpotenzial. Das sehe ich auf uns zukommen. Die Politik muss das dann entscheiden. Meinen Sie auch, dass damit die Auflagen für den Wasen verstärkt werden? Natürlich, da wird man objektiv feststellen, die Emissionen sind so hoch. Was macht man dagegen? Der Wasen muss seinen Geräuschpegel runterfahren. Dann geht halt das Volksfest nicht mehr bis 11 Uhr, sondern halb 11 Uhr. Das Lichtermeer stört dann vielleicht viele in ihrer Nachtruhe. Solche Auflagen können kommen. Das ist für ein solches Fest nicht gerade günstig. Diese Bedenken müssen auch mit der Presse nochmals artikuliert werden. Damit es nochmal ins Gespräch kommt. Damit die politischen Entscheidenden auch diese Gesichtspunkte nicht außer Acht lassen. Siehe auch die Antworten zu Frage 3 bezüglich der Tendenz zu einem Bierfest mit hohen (unsozialen) Preisen und dem Verlorengehen der traditionellen Wurzeln. Siehe auch Antwort zu Frage 8: Negative Presse durch Schlagzeilen wie „Fest, bei dem sie sich tot saufen“ Frage 14: Wie muss das Cannstatter Volksfest gestaltet werden, damit positive Bedeutungen verstärkt bzw. ausgebaut werden und negative Bedeutungen beseitigt werden? Zu solchen Festen gehört, dass die modernsten Fahrgeschäfte präsentiert werden. Aber das alleine reicht nicht aus. Es müssen auch noch Kinderkarusselle, Schießbuden,... da sein. Es muss immer eine Mischung sein. Die hinzubekommen, da bemüht sich auch der Veranstalter. Auch einen „Hau den Lukas“ muss noch Platz finden. Das gehört zu solchen „Rummelplätzen“. Es darf nicht nur einen möglichst hohen Bierausstoß, … geben. Es müssen schlicht auch noch die ursprünglichen Dingen da sein. Die klassischen Dinge haben auch wieder eine Renaissance. Es muss eine Mischung sein, das machte den Reiz eines solchen Festes aus. Da müssen auch die Verbände, Beschicker und vor allem auch die Veranstalter danach schauen. Das ist das Alleinstellungsmerkmal, das Stuttgart ausmacht. Nicht nur ein Bierfest, sondern auch die vielen Schausteller. Natürlich laufen Essen und Getränke immer gut und bei anderen Dingen besteht oft kein Interesse. Anlage I: Experteninterviews XXIV Die Gefahr ist bei einem so großen Fest auch da. Deshalb ist es so wichtig, dass auch noch Schaustellerbetrieben, die so etwas anbieten, angemessen Rechnung getragen wird. Siehe auch die Antworten zu Frage 3 bzgl. Tradition. Frage 15: Gibt es aus Ihrer Sicht noch Punkte, die bisher unberücksichtigt blieben und die Sie ergänzen möchten? Nein. Vielen Dank! Anlage I: Experteninterviews XXV Anlage I.4: Interview mit Herrn Currle Interviewpartner: Herr Currle, Stadtrat in Stuttgart Datum/ Ort: 24.11.2008, 15.00 Uhr, Stuttgarter Rathaus Hinweise: Das Gesprächsprotokoll ist ein Wortprotokoll, das heißt, der Interviewer übernimmt keine Verantwortung für Stil, Sprache und Satzbau. Nachträgliche Hinweise und Ergänzungen vom Interviewer sind kursiv gedruckt. Frage 1: Inwiefern kommen Sie durch Ihre berufliche Tätigkeit mit dem Cannstatter Volksfest in Verbindung? Wir sind der Wirtschaftsausschuss und zu dem gehören auch die Veranstaltungen Weihnachtsmarkt, Frühlingsfest und Volksfest. Das sind so die Hauptveranstaltungen. Wir gehen also zum Beispiel auch mal über den Weihnachtsmarkt, wir sind aber auch immer einmal während des Volksfestes und einmal während des Frühlingsfestes dort. Da machen wir einen Rundgang zusammen mit den Beschickern, so hört man auch deren Nöte. Das ist also immer die Platzmiete. Wir, vom Wirtschaftsausschuss segnen das ab: Ob erhöht wird oder nicht, oder ob nur bestimmte Branchen erhöht werden. Momentan steht an: es gibt ein paar Branchen, die man erhöhen will und andere nicht, weil die eben schwierigere Umfeldbedingungen in den letzten paar Jahren gehabt haben. Durch meine berufliche Tätigkeit wir haben ein Weingut, eine Brennerei und Obstbau - haben wir auch Edelbrände und beliefern ein großes Fest mit solchen Edelbränden. Das ist aber das erste Mal, dass ich mit dem Volksfest beruflich in Berührung komme. Sonst bin ich mein ganzes Leben nur als Gast dort gewesen. Hauptsächlich komme ich aber dadurch in Berührung, dass ich im Wirtschaftsausschuss bin. Wenn irgendwelche Sorgen und Nöte mit den Festen sind, wird das im Wirtschaftsausschuss behandelt. Also, ich bin im Wirtschaftsausschuss, Bäderausschuss, Aufsichtsrat der Stuttgart Marketing, Region Marketing, im Hafenaufsichtsrat und im Personal- und Umweltbeirat. Das sind sieben Sachen. Frage 2: Für welche Aufgabenbereiche des Stadtmarketings hat das Cannstatter Volksfest Ihrer Meinung nach Bedeutung? Stadtmarketing hat mal die Aufgabe für die Stadt Werbung zu machen bzw. durch die Werbung für die großen Feste, Weihnachtsmarkt, Volksfest, Frühlingsfest wird ja auch überregional Werbung gemacht. Und so hat das nicht nur für die Feste, sondern auch für die Stadt, die Innenstadt einen großen Faktor. Am ausgiebigsten ist es beim Weihnachtsmarkt, der ja ca. 4 Wochen in der Innenstadt ist. Da sind ca. 3 Mio. Besucher in der Innenstadt. Auch beim Weindorf ist das so. Die Geschäftsleute aus der Innenstadt sagen immer, „wegen mir könnte das ganze Jahr Weihnachtsmarkt und Weindorf sein“. Auch wenn die Leute nicht gleich was kaufen, nach Aussagen der Einzelhändler kommen nach vier, sechs oder acht Anlage I: Experteninterviews XXVI Wochen noch die Leute und wollen was, was sie beim Weindorf,… gesehen haben. Das strahlt also für die Stadt und für den Ruf der Stadt, wenn es eine gute Veranstaltung ist. Beim Weihnachtsmarkt kommen ca. 3000 Busse. Die Busse werden auf dem Wasen geparkt. Und die Fahrer werden dann mit einem Shuttle wieder in die Stadt gefahren. Dort bekommen sie Verpflegung und Betreuung. Später holen Sie dann mit ihrem Bus die Leute wieder auf dem Weihnachtsmarkt ab. Das ist ok, denn wenn die Fahrer den ganzen Tag auf dem Wasen wären, wären sie auch frustriert. Die werden von in.Stuttgart betreut. Meinen Sie auch, dass durch die Volksfestwerbung Werbung für die ganze Stadt gemacht wird, selbst wenn es Cannstatter und nicht Stuttgarter Volksfest heißt? Das ist richtig. Das wäre auch eine Sünde, wenn man es auf Stuttgarter Volksfest taufen würde. Das Cannstatter Volksfest ist ja eines der größten Volksfeste, das zweite nach München auf der Welt. Das wäre ein Witz, wenn man das jetzt umfunktionieren würde. Viele wissen ja auch, dass Bad Cannstatt zu Stuttgart gehört. Es hat ja auch Tradition. Es war so, dass die Bevölkerung damals nur das zu essen bekommen hat, was auch hier gepflanzt wurde- keinen Weizen aus Amerika. Es gab also vier bzw. fünf wahnsinnige Hungersjahre. Danach, als erstmals wieder ein ertragreiches Jahr kam, hat der König dann ein Volksfest gestiftet, um die Moral zu heben. Hat aber gleichzeitig auch das Landwirtschaftliche Hauptfest dazu gestiftet, um die landwirtschaftliche Produktion anzuregen und besser zu machen. So ist das Volksfest entstanden. Aber die Werbung für die Feste außerhalb wird zum einen mal sehr kräftig gemacht, auf der anderen ist es aber gleichzeitig auch eine Werbung für die Stadt Stuttgart, für die Geschäfte in der Innenstadt und den Ruf Stuttgarts. Zum Beispiel der Weihnachtsmarkt sei der größte und schönste in Deutschland. Schweizer kommen hier sehr viele. Auch beim Weindorf sind wir gerade dabei, die Schweizer vermehrt ein, zwei Tage auf ´s Weindorf zu locken. Jetzt kommt gleich das nächste hinzu, das sind die Übernachtungen. Die Hotels haben also während der Zeit eine enorme Auslastung, weit mehr also sonst. Da greift eins ins andere über. Die touristische Bedeutung hat in den letzten Jahren zu genommen. Da spielen aber viele Faktoren mit: der VFB, wenn er gut ist, unsere Museen, das Staatstheater, die ganze Sportmeile am Stadion, die Schleyerhalle. Solche Veranstaltungen strahlen schon aus. Vor zwei Jahren haben wir das neue Kunstmuseum bekommen. Das sind alles solche Highligts. Zunächst schimpfen die Leute, weil sie sagen, „Wie kann man dafür soviel Geld ausgeben“. Das ist zunächst richtig, aber wenn man Highlights hat, ob das jetzt Feste, Museen oder auch eine WM-Präsentation sind, dann zieht das Leute in die Stadt. Dann kommt dazu, dass ja auch der ÖPNV besser ausgebaut wird. So ist das Umland enger zusammengerückt. Anlage I: Experteninterviews XXVII Wenn es eine gute Veranstaltung ist, dann wird für die Veranstaltung geworben, gleichzeitig aber auch für die Stadt. Man braucht solche Highlights, damit man dann die Infrastruktur, also Hotels,…, ausnutzen kann. Weitere Highlights sind das Daimler- und das Porschemuseum. Es wird gesagt, dass allein wegen der verrückten Bauweise des Daimlermuseums im Jahr zwischen 700.000 und 900.000 Besucher kommen, nur um die Architektur zu sehen. Wir haben in der Zwischenzeit in Stuttgart jährlich in den letzen 6-8 Jahren in den Übernachtungen Zuwächse von ca. 10 %. Es sind 250.000 Übernachtungen im Monat April, d.h. ca. 3 Mio. Übernachtungen im Jahr. Vor 10 Jahren waren es noch 500.000 Übernachtungen. Wie schätzen Sie die Bedeutung für ausländische Touristen ein? Das wird immer mehr. Die Amerikaner, also die Schwabenvereine aus Philadelphia, die zum Volksfest gekommen sind, sind jetzt rückläufig. Weil in Amerika diese Vereine „auf dem absteigenden Ast“ sind: die jungen Leute machen manchmal noch mit, sagen aber auch „Was soll ich da noch, ich bin Amerikaner?“. Aber man hat jetzt guten Zuwachs mit Japanern. Man macht auch in Russland und in den näheren europäischen Ländern Werbung. Bsp. England läuft gut an. Man macht Werbung für Stuttgart und die ganze Region. Man muss auch die Region dazu zählen, darf nicht nur Stuttgart allein sehen. Die beste Werbung ist aber immer die Mund-zu-Mund-Propaganda. Frage 3: Welche Personen/ Bevölkerungsgruppen werden durch das Cannstatter Volksfest sehr bzw. kaum angesprochen? Es ist für das ganze Volk. Für jeden ist was dabei. Es gibt ja deshalb auch den verbilligten Familientag. Weil als Familie ist ein großer Schein gleich weg. Aber das mit den Preisen fängt auch damit an, dass man den Platz hergerichtet und geteert hat. Auch die Unterhaltung kostet Geld. Es ist für alle Bevölkerungsgruppen. Die, die es exklusiv wollen, gehen dann halt in eine VIP-Lounge. Man sieht es in den letzten Jahren, die Leute kommen wieder besser angezogen. Man sieht wieder sehr gut gekleidete Leute da unten. Vor 15 Jahre war das anders. Frage 4: Welche touristischen Bedeutungen gehen vom Cannstatter Volksfest aus? Siehe Antworten zu Frage 2 bzgl. Übernachtungszahlen, ausländische Touristen und touristische Bedeutung. Frage 5: Welche wirtschaftliche Bedeutung geht vom Cannstatter Volksfest aus? Es hat eine sehr große Bedeutung für die Stadt. Nicht nur für die Stadt, es strahlt in den großen Umkreis, nicht nur in die Region. Für die Leute, die Zulieferer sind oder aber auch für viele Leute im Service. Oder aber Schausteller, die aus Hamburg kommen. Es hat eine große Bedeutung. Das Frühlingsfest ist ähnlich. Natürlich hat es keine so große Bedeutung. Es ist viel jünger. Anlage I: Experteninterviews XXVIII Auch muss man sehen, dass ein leerer Platz kein Geld gibt. Wenn Schausteller drauf sind, dann gibt es Platzmiete. Die richtet sich nach den Quadratmetern und nach der Branche. Wie gesagt, es stehen Beratungen an, die Platzmieten für ein paar Branchen anzuheben. Natürlich muss man auch sehen, dass die Schausteller Investitionen haben. Das ist ein richtiges Unternehmen, das muss man dann erst wieder durch 5-6 € erwirtschaften. Seit ich im Wirtschaftausschuss bin, sehe ich das Volksfest ein bisschen anders. Zum Beispiel wenn´s regnet, dann ist draußen bei den Imbissbuden tote Hose. Frage 6: Welche Rolle spielt die Volksfestwerbung für die Stadt Stuttgart? Siehe auch Antwort zu Frage 2 bzgl. Werbung. Frage 7: Welche Rolle spielt das Cannstatter Volksfest für das Image der Stadt Stuttgart? Die Bedeutung ist groß. Aber wie gesagt, ich würde das nicht nur am Volksfest aufhängen, sondern an allen guten Veranstaltungen. Wie z.B. die Fußball-WM 2006. Das war ein riesiger Imageträger für die Stadt. Vor allem über das Fernsehen ist es raus kommen. Die Leute haben gesehen, Stuttgart ist doch mehr wie nur der Daimler. Ganz groß sogar, wir haben hier in Deutschland die 2. größten Mineralwasservorkommen Europas nach Budapest. Das weiß aber niemand. Das Leutze strahlt in die Region hinein. Das ist ein Besuchermagnet, man muss aber am Ball bleiben. Bis vor 20 Jahren wurde gerade der Tourismus in Stuttgart sträflichst vernachlässigt. Da hat man angefangen bisschen was zu machen. Vorher war der ProStuttgart Verkehrsverein für Stadtwerbung zuständig. Die Stadt hat da gar nichts getan. Jetzt macht der ProStuttgart Verkehrsverein die beiden Weindörfer, Vorträge im Turm,…. Frage 8: Welche gesellschaftliche/ soziale Bedeutung hat das Cannstatter Volksfest für Bürger und Besucher? Die gesellschaftliche Bedeutung ist in den letzten 10 Jahren wesentlich gestiegen. Früher war das Volksfest runter gewirtschaftet. Es ist wieder „in“ auf das Volksfest zu gehen, teilweise auch auf das Frühlingsfest. Aber es gehört natürlich auch dazu, dass man mal über den Weihnachtsmarkt läuft. Der Weihnachtsmarkt ist ein Besuchermagnet, da werden bestimmt einige Prozent der Besucher noch in die Innenstadtgeschäfte gehen und Geld ausgeben. Die Innenstadt profitiert vom Weihnachtsmarkt, die Außenbezirke jetzt nicht so. Frage 9: Leistet das Cannstatter Volksfest einen Beitrag zur Beziehung/zum Verhältnis zwischen Stadt und Bürger? Wenn ja, welchen? Sehr viel bürgerschaftliches Engagement erleben wir beim Volksfestverein. Die organisieren den ganzen Volksfestumzug. Und sind natürlich dann auch stark mit dem Volksfest verbunden. Anlage I: Experteninterviews XXIX Man muss aber auch sehen, dass man nicht alles am Volksfest festmachen kann. Bsp. gibt es auch Leute, die interessieren sich nicht dafür. Stuttgart hat viel mehr zu bieten, als man meint. Stuttgart wird in vielen Bereichen unterschätzt. Und eins kann ich Ihnen sagen, Stuttgart braucht sich wirklich nicht zu verstecken. Wir haben zwar nicht so einen großen Flughafen, nicht die größte Messe, aber dafür einen sehr guten Flughafen und ein top ausgebuchte Messe. Frage 10: Welche negativen Effekte bzw. Belastungen bringt das Cannstatter Volksfest mit sich? Negative Sachen sind vor allem für die direkten Anwohner der Krach. Besucher sind immer Belastungen. Jedes Fest/ Veranstaltung bringt auch „Dreck“ mit. Ich denke aber, dass die positiven weit größer als die negativen Aspekte sind. Das größte Problem auf dem Cannstatter Wasen sind die Jugendlichen, die sich total voll saufen. Die betrinken sich schon vor dem Volksfest. Nachher heißt es dann, dass es das Volksfest war. Es ist aber auch bei anderen Festen ein sehr großes Problem, bsp. beim Weinfest in Fellbach. Frage 11: Was hebt das Cannstatter Volksfest von anderen Stuttgarter Veranstaltungen/ Kulturangeboten ab? Ich sage mal, das Volksfest ist das absolute Highlight. Man kann es so sehen, wie eine Kirche: der Hauptturm ist das Volksfest, der kleine Turm das Frühlingsfest und das Kirchenschiff, das sind die die anderen Sachen. Ob es jetzt die Universitäten, Museen, Bäder,… sind. So kann man das ganz gut darstellen. Der „Strahlemann“ ist der Turm - das Volksfest - der kleine Ableger ist das Frühlingsfest und unter den Fittichen kann man die anderen, wichtigen Veranstaltungen (Weihnachtsmarkt, Weindorf,…) reinpacken. Alles ist wichtig. Siehe auch die Antworten zu Frage 2,7 und 9 bzgl. Kulturangebote und Veranstaltungen in Stuttgart. Frage 12: Sollte dem Volksfest von Seiten der öffentlichen Hand (Stadtverwaltung, Politik,…) eine größere bzw. kleinere Bedeutung zugemessen werden? Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand? Man weiß, was man am Volksfest hat. Dementsprechend wird es auch behandelt. Trotzdem müssen Vorschriften, wie bsp. der Brandschutz, der Lebensmittelkontrolldienst eingehalten werden. Da kann die Stadt nicht sagen, da sind wir mal nicht so streng. Man ist in einem guten Verbund. Man hegt und pflegt das alles. Aber trotzdem gibt ´s bei der öffentlichen Hand Vorschriften, woran man sich halten muss. Bestimmt gibt´s in den Gremien, den einen oder die andere Stadträtin, die denkt, das brauchen wir nicht, aber das sind Einzelmeinungen oder Meinungen kleiner Gruppierungen. Der Großteil, also 90 % der Gemeinderäte, stehen voll hinter den Veranstaltungen. Die zahlen ja auch Gewerbe- Anlage I: Experteninterviews XXX steuer. Mit diesem Geld muss die Stadt dann auch was machen - Werbung beispielsweise. Das ist immer positiver. Auf dem Festplatz selber wird sich durch Entwicklungen, wie bsp. auf dem Güterbahnhof, dem Sciencecenter,..., nichts ändern. Deshalb sehe ich keine Gefahr für den Festplatz Cannstatter Wasen. Zukünftig sind die Feste wahrscheinlich wichtiger. Früher hat man nichts im Tourismus gemacht. Da hat man seine Gelder vom Daimler bekommen. Da ging es dem Daimler gut. Aber man hat auch gemerkt, dass es auch noch andere Dinge gibt, die wichtig sind und Geld bringen. Bsp. die 3 Mio. Übernachtungen à 50 €. Das sind 15 Mio. Euro. Die Gastronomie als solche braucht sich nicht hinter der Industrie zu verstecken. Natürlich sind die großen Firmen wie Daimler und Bosch die Highlights in Stuttgart. Das ist alles so ein Zusammenspiel. Es ist ein Zahnrad, wo eines ins andere greift. Siehe auch noch Antwort zu Frage 5 bzgl. Platzmieten. Frage 13: Welche Chancen und Gefahren sehen Sie für das Cannstatter Volksfest? Das Fest hat Chancen, aus folgendem Grund: Vor 15 Jahren war das Fest auf der absoluten Talfahrt. Heute ist das anderes. Evtl. sollen auch die Zelte größer werden. Aber man will nie, dass es so wird wie in München. Nur Festzelte, kaum Imbiss. Man will ganz bewusst beim Cannstatter Volksfest den Mix bewahren. Man achtet darauf, dass es so bleibt. Die einzige Gefahr ist wenn wir eine Weltwirtschaftkrise kriegen. Siehe auch noch Antwort zu Frage 12 bzgl. Gefahr für den Festplatz. Frage 14: Wie muss das Cannstatter Volksfest gestaltet werden, damit positive Bedeutungen verstärkt bzw. ausgebaut werden und negative Bedeutungen beseitigt werden? Das muss weiterhin gut gestaltet werden. Wenn man Schwachstellen sieht oder auf diese Aufmerksam gemacht wird, dann muss man diese wahrnehmen. Jede Zeit hat auch ihren Wandel, den muss man genau beobachten. Der Wandel der Zeit bringt Veränderungen, welche auch erforderlich sind. Darauf muss man reagieren. Eins des Wichtigsten ist auch, dass man sieht, dass das mit den Schwabenvereinen mit 50.000/100.000 Besuchern weniger wird. Da muss man zukünftig einfach schauen, „wo gibt es Bevölkerungsgruppen, die für so etwas offen sind und für die man werben kann und die auch da bleiben und Geld ausgeben.“ Bsp. Japaner. Man muss wissen wo man die Werbung setzen kann. Da sind Marktbeobachtungen erforderlich, die zeigen, wo die Besucher herkommen. Und dann muss man auch darauf reagieren. Frage 15: Gibt es aus Ihrer Sicht noch Punkte, die bisher unberücksichtigt blieben und die Sie ergänzen möchten? Nein. Vielen Dank! Anlage I: Experteninterviews XXXI Anlage I.5: Interview mit Herrn Leinwand Interviewpartner: Herr Leinwand, stellv. Geschäftsführer der IHK Region Stuttgart Datum/ Ort: 26.11.2008, 14.00 Uhr, IHK Stuttgart Hinweise: Das Gesprächsprotokoll ist ein Wortprotokoll, das heißt, für Interviewer übernimmt keine Verantwortung für Stil, Sprache und Satzbau. Nachträgliche Hinweise und Ergänzungen vom Interviewer sind kursiv gedruckt. Frage 1: Inwiefern kommen Sie durch Ihre berufliche Tätigkeit mit dem Cannstatter Volksfest in Verbindung? Ich bin hier bei der IHK der Ansprechpartner für den Bereich Tourismus. Wir beraten Tourismusunternehmen, wenn sie zu uns kommen wollen. Wir machen Tourismustage und geben auch Stellungnahmen zur Festsetzung von Märkten, auch Jahrmärkten, ab. Insofern haben wir da einen unmittelbaren und mittelbaren Bezug zum Cannstatter Volksfest. Frage 2: Für welche Aufgabenbereiche des Stadtmarketings hat das Cannstatter Volksfest Ihrer Meinung nach Bedeutung? Ich würde sagen, es ist vor allem eine Sache des Tourismus. Auf der einen Seite wirkt es nach Innen, da kommen wir ja später noch darauf zu sprechen. Da gibt es ein ehrenamtliches Engagement. Also auch Bindung der Bürger an die Stadt. Es ist auch eine Frage des Images und der Wahrnehmung von Außen. Das sind so die wesentlichsten Punkte. Wir kommen ja noch auf die einzelnen Punkte zu sprechen. Frage 3: Welche Personengruppen werden durch das Cannstatter Volksfest sehr bzw. kaum angesprochen? Erstens glaube ich natürlich, dass es davon abhängt, zu welcher Tageszeit man dorthin geht. Also, tagsüber werden dann da eher Familien angesprochen. Vor allem dadurch, dass die Kinder dann diese Fahrgeschäfte machen können. Tagsüber eher dann auch die Senioren, die dann ein Bier trinken und abends wird das Publikum dann entsprechend jugendlicher. Dann kommen vor allem die jungen Leute zum Feiern. Ich glaube aber auch, dass das einen entsprechenden Wechsel vollzogen hat. Da kommen wir, glaube ich, auch noch darauf zu sprechen, dass das Volksfest einen entsprechenden Imagewechsel in den letzten Jahren vollzogen hat. Und auf einem anderen Weg ist. Früher hatte man so den Eindruck, dass es gewisse Bevölkerungsgruppen gab, die durch das Volksfest überhaupt nicht angesprochen wurden. Z.B. die Honoratioren der Stadt. Es war eher ein Fest für Leute aus einer gewissen sozialen Schicht. Diejenigen mit bsp. geringeren Einkommen. Das scheint sich aber mittlerweile geändert zu haben. Kann man jetzt sagen, dass es ein Fest für das Volk ist? Anlage I: Experteninterviews XXXII Es ist eher zu einem Volksfest geworben, weil es früher eben Bevölkerungsgruppen gab, die sagten: „Das spricht mich überhaupt nicht an.“ Das hat sich jetzt geändert. Und ich glaube im letzten Herbst hat es so richtig geboomt. Wenn man sich so die Trachtenverkäufe im Breuninger, Kaufhof, … ansieht. So präsent wie im letzten Herbst war das Volksfest, glaube ich, noch nie. Es gab diese Werbung mit den Herzen. Und es hat sich auch im Handel niedergeschlagen, was vorher überhaupt kein Thema war. Das ganze Trachtenthema war sehr stark. In dem von Ihnen herausgegebenen Freizeitbarometer legen Sie dar, dass für die Freizeitindustrie die Personengruppe „Best ager“ eine immer wichtigere Rolle spielt. Sehen Sie das beim Volksfest auch? Die gehören dazu. Auch um eine entsprechende Mischung bieten zu können. Nicht nur die Kinder und Jugendlichen. Dass es wirklich ein Volksfest ist, gehören auch Senioren, sprich „best ager“, dazu. Die sind auch entsprechen kapitalkräftig. Man muss auch sehen, was die letzten Endes machen. Sie setzten sich nicht in die gefährlichen Fahrgeschäfte, sondern wollen mehr die Gemütlichkeit, vielleicht eher auch den Krämermarkt oder auch das Landwirtschaftliche Hauptfest. Sie sind sicherlich nicht unwichtig, aber ich würde sagen, sie charakterisieren das Volksfest jetzt nicht. Sie sind wahrscheinlich auch wieder stärker da, als sie es mal waren. Weil bestimmt Einige in der Vergangenheit auch abgeschreckt waren. Jetzt kann man aber wieder hin. Vielleicht haben diese Bevölkerungsgruppen auch ein anderes Niveau? Natürlich, wenn man einen nimmt, der vielleicht auch eher einer guten Küche zugeneigt ist, dann kann man den auch nicht mit einer roten Wurst locken. Auch ist es denen in den letzten Jahren oft zu laut gewesen. Und es ist nicht so deren Ding. Da muss man (als Veranstalter) gucken, ob man entsprechendes Angebot hat. Aber ich denke, so um die Mittags- und Nachmittagszeit nehmen sie das Fest gerne war, weil es dann auch ein bisschen familiärer zugeht. Aber abends sind es dann doch eher die jüngeren Leute. Wobei es ja auch das Weinzelt gibt, was dann eher von älteren Leuten wahrgenommen wird. Es hat eine andere Atmosphäre, es ist nicht so laut da,…. Grundsätzlich glaube ich, dass diese Generation eher auf anderen Stuttgarter Festen, wie bsp. dem Weindorf, ist. Da ist das Publikum sicher älter. Da geht es um das Essen und das gemütliche Zusammensitzen. Das Volksfest an sich würde ich nicht ausschließlich als Ziel für diese Gruppen nennen, wie wohl sie natürlich dazugehören, wenn es ein Volksfest sein will. Frage 4: Welche touristischen Bedeutungen gehen vom Cannstatter Volksfest aus? Es hat auf der einen Seite einen direkten Einfluss auf die Buchungen in den Hotels. Die Hotels sind spürbar stärker gebucht in diesen Wochen. Teilweise auch mit ausländischen Gästen. Es ist so, dass viele Unterneh- Anlage I: Experteninterviews XXXIII men dann ihre Firmenkunden aus dem Ausland einladen, oder auch Mitarbeiter aus dem Inland. Die Hoteliers sagen, dass sie da gut gebucht sind. Das wirkt sich in der Hinsicht in der Hotelerie aus und im Taxiwesen. Das ist sicherlich ein Effekt, der positiv ist. Das Andere ist eine Imagefrage. Es ist ja nach München das 2. größte Fest. Auch wenn es einen anderen Charakter hat und natürlich längst nicht so bekannt ist. Aber es ist so auf dem richtigen Weg. Man kann sehen, „Mensch, bei den Schwaben wird so richtig und kräftig gefeiert“. Viele Menschen die dorthin gehen, sagen, dass hätten sie nie so gedacht. Das ist dann eine Imagefrage, dass man so ein großes Volksfest feiert. Durch Studien wird belegt, dass der Städtetourismus boomt. Kann das Fest auch diesbezüglich Menschen locken, um bsp. länger in der Stadt zu bleiben? Denke ich schon. Stadttourismus ist ein boomender Markt. Da gilt natürlich das kulturelle Angebot, das gastronomische Angebot, die Feste einer Stadt. Alles spielt eine Rolle. Es gibt definitiv Gäste, die aus Deutschland oder dem Ausland anlässlich des Volksfestes kommen oder die sowieso gekommen wären und anlässlich des Volksfestes eine oder zwei Nächte dranhängen. Amerikaner gibt es ja viele. Diese kommen bestimmt nicht anlässlich des Volksfestes aus den USA. Die machen dann aber nochmal einen extra Stop und bleiben eine Nacht länger. Auch bei Italienern, die relativ häufig da sind, ist das so. Die werden wahrscheinlich verschiedene Sachen miteinander verknüpfen. Die gehen dann noch zu Bosch,…. Das Thema Geschäftskunden habe ich schon angesprochen. Da laden Firmen gezielt für das Volksfest ein und die Kunden kommen dann auch anlässlich des Festes. Natürlich wird es verbunden mit irgendwelchen geschäftlichen Angelegenheiten. Es ist definitiv so, dass die touristische Bedeutung auch eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung hat. Frage 5: Welche wirtschaftliche Bedeutung geht vom Cannstatter Volksfest aus? Natürlich einmal die direkten Effekte. Da sind die Geschäfte, die die Schausteller und die Bierzeltbetreiber vor Ort machen. Das sind ja die primären Geschäfte. Dann gibt es eine ganze Menge anderer wirtschaftlicher Effekte. Die Hotels, die Taxis, die im touristischen Bereich tätig sind. Eine wirtschaftliche Bedeutung in dem Sinne, dass die Stadt oder die Region, abgesehen von den touristischen Dingen, damit viel Geld verdient, würde ich weniger sagen. Es ist stark auf das Thema Tourismus und Image fokussiert. Wenn jetzt die wirtschaftlichen Beziehungen von Unternehmen verbessert werden, weil die ihre Geschäftspartner auf den Wasen eingeladen haben, ist das schwer zu bemessen. In einer Stadt, die soviele große Firmen hat und die ein so starker Wirtschaftsstandort ist, würde ich die reine wirtschaftliche Bedeutung vom Volksfest nicht so hoch heben. Im touristischen Bereich sicherlich. Es ist aber mehr eine Imagesache. Die Unternehmen sind Anlage I: Experteninterviews XXXIV froh, wenn sie sich auch mal von einer anderen Seite zeigen können, sprich als Gastgeber präsentieren können. Es ist somit eine Imagefrage, die auf die Wirtschaft abstrahlt. Aber das man sagen, dass die Umsätze oder die Gewinn der Unternehmen dadurch merklich gesteigert werden oder aber dass sich dadurch hier völlig neue Firmen etablieren, das wäre sicher zu hoch gegriffen. Es wird schon viel Geld mit dem Volksfest umgesetzt, ein paar Millionen Euro. Für die Bierzeltbetreiber, die hier ansässig sind, ist es natürlich schon von Bedeutung. Welche Auswirkungen hat es für die Einzelhändler in der Innenstadt? Es schwer zu sagen. Ich denke, dass es dieses Jahr so stark war, wie noch nie. Es war ein Trend und es war schick aufs Volksfest zu gehen und eine Tracht zu tragen. Die Kaufhäuser und die Trachtenmoden haben davon profitiert. Ich glaube, da war ein unmittelbarer Effekt da. Ansonsten glaube ich schon, dass wenn es Gäste gibt, die aus dem Ausland kommen und dann hier eine Nacht verbringen, dass die vielleicht auch mal einkaufen gehen. Das spielt schon eine gewisse Rolle. Aber es ist nicht so nachhaltig wie z.B. bei dem Oktoberfest in München. Die Internationalität ist auch noch nicht so groß. Ich glaube, da ist es nochmal eine andere Dimension. Es gibt sicherlich positive Effekte. Man wird schauen müssen, wie sich das in Zukunft entwickelt. Es ist ja auch so, dass Städtetouristen besonders viel im Handel liegen lassen. Da gibt es ja Statistiken, wie viel die im Einzelhandel liegen lassen. Da wird sicherlich auch einiges hier in der Stadt liegen geblieben sein. Gleichzeitig muss man auch sagen, dass solche Feste für den Einzelhandel und für die Kaufhäuser manchmal auch nicht so gut sind. Dann sind die Leute halt im Bierzelt und können nicht einkaufen gehen. Es ist nicht immer positiv. Es ist ja jetzt kein Fest wie Weihnachten, wo das Kaufen dazugehört. Insofern kann das auch zwiespältig sein. Meinen Sie, dass das Volksfest mehr in die Innenstadt integriert bzw. dort präsenter sein muss, bsp. durch Dekorationen in den Schaufenstern,…? Das ist sicherlich ein Thema, dem sich auch die CIS, City Initiative Stuttgart, stärker annehmen wird. Es ist halt die Frage, ob dass ein wirklich stabiler Trend ist. Es scheint aber in die richtige Richtung zu gehen. Das Volksfest, das in meinen Augen den letzten Jahren ziemlich abgewirtschaftet war, ist auf einem guten Weg und es ist wieder ein Stadtthema geworden. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Thema noch stärker ausgebaut wird und auch stärker ins Stadtmarketing einbezogen wird, bsp. durch den werblichen Auftritt der Händler. Wobei man da noch schauen muss, wie man bsp.das Trachtenthema noch stärker ausbauen kann. Wenn die jungen Leute das schick finden, dann ist das auch eine tolle Sache. Es ist nur nicht etwas wirklich Gewachsenes. Aber wenn die Leute dafür Geld in die Hand nehmen, dann ist es echt ok. Frage 6: Welche Rolle spielt die Volksfestwerbung für die Stadt Stuttgart? Anlage I: Experteninterviews XXXV Es ist das größte und wichtigste Fest für die Stadt. Es hat so eine Ankerfunktion. Man zeigt halt auch, dass alle, alt und jung, reich und arm, kommen können. Ich denke, es hat eine positive Wirkung, weil eben auch das Volksfest positiver wahrgenommen wird als früher. Und somit wird auch die Werbung positiver wahrgenommen. Es spricht ein gewisser Stolz daraus und ich denke es trägt durchaus zur Identitätsstiftung der Stadt bei. Wie ja auch in Stuttgart generell so ein Mentalitätswandel festzustellen ist und man auch von Außen anders wahrgenommen wird, als dies früher der Fall war. Früher eher als behäbig und provinziell. Das ganze Selbstwertgefühl der Stuttgarter hat sich in den letzten 10 Jahren, glaube ich schon, verändert. Das zeigt sich auch dadurch, dass man auf so ein Fest durchaus mal stolz ist, und dass es nicht nur ein Abklatsch des Oktoberfestes ist. Insofern ist es positiv. Wird auch ein Bezug zu Stuttgart hergestellt, obwohl es Cannstatter und nicht Stuttgarter, Volksfest heißt? Ich denke schon, dass wenn man vom Cannstatter Volksfest redet, dass jeder weiß, dass es in Stuttgart stattfindet. Es ist nochmal anders identitätsstiftend für die Cannstatter. Die ja auch noch in Stuttgart eine besondere Rolle haben. Sie legen großen Wert darauf, dass sie Cannstatter und nicht Stuttgarter sind. Die restlichen Stuttgarter stören sich, glaube ich, nicht daran, dass es Cannstatter Volksfest heißt. Es ist ja auch da verwurzelt. Es gab auch schon mal die Idee, daraus ein Stuttgarter Volksfest zu machen. Damit man es leichter bewerben kann, überregional und international. Man kann ja trotzdem das Fest bewerben im Ausland. Es hat halt nicht den Namen. Aber allein aus Stadtmarketinggesichtspunkten den Namen zu verändern, würde ich auch nicht für richtig halten. Es ist traditionell gewachsen. Frage 7: Welche Rolle spielt das Cannstatter Volksfest für das Image der Stadt Stuttgart? Gibt es ein „stuttgartspezifisches“ Image? Da wird ja auch viel darüber gesprochen und geschrieben. In der Stuttgarter Zeitung gibt es auch eine Kolumne über Spottlieder über die Stadt und über das Image der Leute. Ich glaube, dass sich das Image der Stadt in den letzten 10 Jahren positiv verändert hat. Früher halt provinziell, verschlafen, ein bisschen bieder. Schon professionell, im Sinne, dass man da gut arbeiten kann und auch dass es schön ist, sprich schön gelegen ist. Es war halt nicht sonderlich international und weltoffen. Das hat sich jetzt schon geändert. Durch die unterschiedlichsten Einflüsse: es sieht einfach auch besser aus, das Museum am Schlossplatz beispielsweise. Das sind so Leuchtpunkte, die die Leute anlocken. Und dann glaube ich, dass einfach sehr viel über die jungen Leute läuft, die die Stadt sehr viel unverkrampfter wahrnehmen als die älteren Bewohner. Z.B. solche Sachen, dass vor 10 – 15 Jahren hier sehr viel auf dem Musiksektor stattgefunden hat. Bsp. mit den Fantastischen Vier. Da ist Stuttgart bei den Jungen einfach in ein anderes Umfeld geraten. Das hat, denke ich, schon ziemlich zum Wechsel beigetragen. Vor allem durch die jungen, kreativen Leute. Es hat nicht mehr so den verschlafenen Eindruck. Anlage I: Experteninterviews XXXVI Auf der anderen Seite, ist die internationale Bedeutung gewachsen. Das Image ist da auf einem ganz guten Wege. Es wird mehr eine moderne, auch mehr eine dienstleistungsorientierte Stadt, die schön ist und die nach vorne geht. Die immer noch diese wirtschaftliche Potenz hat, die immer noch ein bisschen liberal-konservativ ist, aber durchaus ihre Freiräume hat. Es wird nie vergleichbar sein mit einer Stadt wie Berlin oder auch München. Da sind einfach auch die Größenverhältnisse andere. Und fast parallel ist auch das Image des Volksfestes besser geworben. Es gab diese starken Probleme mit Alkoholmissbrauch und Gewalt. Die gibt es immer noch, aber sie werden nicht mehr so wahrgenommen. Das hat eben ein gewisses Klientel angezogen, und eben andere dann abgeschreckt. Das ist dann schlecht für das Image des ganzen Festes. Das Image der Stadt und des Volksfestes haben einen Aufschwung erfahren. Ich sage nicht, dass das Image des Volksfestes das Image der Stadt zum Positiven beeinflusst hat, aber es ist so eine Parallelentwicklung. Es gibt vier/ fünf Feste in Stuttgart, die hier fest im Kalender verankert sind: aktuell der Weihnachtsmarkt, das Volksfest im Herbst, das Stadtfest im Sommer und das Weindorf und vielleicht auch noch der Fischmarkt. Das Volksfest bedient halt eine ganz bestimmte Ecke. So das Laute, das Quirlige, das Lebendige, das Traditionelle. Insofern ist es auch ein Kontrapunkt zu beispielsweise dem eher betulicheren Weindorf. Es rundet das Ganze gut ab. Das Weindorf spricht eher die die Älteren an, das Stadtfest ist mondäner, teurer,… Insofern ist es ein schöner Baustein, der auch zum Image beiträgt. Es ist einfach auch das größte, mit seinen 4 bis 5 Millionen Besuchern. Der Weihnachtsmarkt hat auch ein paar Millionen. Es ist natürlich das Fest, das die allermeisten Gäste anzieht, wobei der überwiegende Teil aus der Region kommt. Es ist eher noch ein regionales Fest. Es gibt ja Bestrebungen, dass man ein bisschen auch Richtung München kommt, aber es ist sicher noch ein regionales Fest. Siehe auch die Antworten zu Frage 3, 4 und 6 bzgl. Image. Frage 8: Welche gesellschaftliche/ soziale Bedeutung hat das Cannstatter Volksfest für Bürger und Besucher? Es ist ja schon ein bisschen angesprochen worden. Es ist zunächst ein sehr traditionelles Fest und man freut sich auch, dass man da ein sehr großes Fest hat, bei dem so viele Besucher kommen. Es ist sicher eine Sache, die identitätsstiftend ist und auch einen gewissen Stolz aufkommen lässt. Natürlich auch die ganzen Vereine, Fördervereine,…, die sind natürlich ganz eng damit verbunden. Es ist sehr stark verwurzelt das Thema, auch verbunden mit dem Landwirtschaftlichen Hauptfest. Ich denke schon, dass es eine wesentliche Identifikation der Bürger aus Stuttgart, aber auch der Region stiften kann. Es ist hier weit und breit das größte Fest und so denke ich auch, dass es eine große Bedeutung für die Bürger hat. Auch verbunden mit Stolz. Es gehört bei uns dazu, und ich denke auch, dass das immer mehr zunimmt. Dann ist man halt auch Stolz, wenn Anlage I: Experteninterviews XXXVII man Gäste, Verwandte und Bekannte hat, und man sagt zu ihnen: „Komm, wir gehen mal dorthin und schauen uns das an.“ Aber auch einfach so, bei der Arbeit, wenn die Belegschaft zusammen auf das Volksfest geht oder die Firma die Mitarbeiter oder Geschäftspartner einlädt. Da lernt man sich auch auf eine andere Art kennen und es hat somit eine soziale Bedeutung. Es ist ja auch alles auf einer Ebene, nicht so wie in München, da sitzt halt jeder neben jedem. Insofern hat es dann schon eine gewisse gesellschaftliche Bedeutung. Siehe auch die Antworten zu Frage 6, 9 und 11. Frage 9: Leistet das Cannstatter Volksfest einen Beitrag zur Beziehung/ zum Verhältnis zwischen Stadt und Bürger? Wenn ja, welchen? Ich denke schon, dass es einen gewissen Gemeinsinn produzieren kann. Und das ehrenamtliche Engagement der Bürger bei diesem Fest durch die Vereine ist schon gewaltig. Wer würde so etwas schon machen, den Umzug vorbereiten,…. So eine starke Identifikation muss man erstmal schaffen. Von daher halte ich das für sehr positiv. Dass die Stadt so etwas fördern möchte, ist auch klar. Es soll ja nicht nur für die ausländischen Gäste, sondern auch für die Bürger sein. Natürlich tut sie das auch, sie hat ja auch ein finanzielles Interesse an dem Fest. Dass die Bürger halt auch einen Platz haben, um gemeinsam zu feiern, zu singen, zu sprechen. Das ist ja sicherlich auch gewollt. Wie ja auch generell solche Stadtfeste dazu da sind, dass die Bürgerschaft sich untereinander austauschen kann. Siehe auch Antwort zu Frage 8. Frage 11: Was hebt das Cannstatter Volksfest von anderen Stuttgarter Veranstaltungen/ Kulturangeboten ab? Erstmal die Tradition, die Größe und der besondere Charakter. Bei den anderen Festen geht es immer nur um Essen und Trinken. Das Volksfest hat halt noch den Rummel. Das hat was Lautes, was Wildes und auch was für Kinder natürlich. Diese werden auf anderen Stadtfesten nicht so unmittelbar angesprochen. Es ist dann etwas für die ganze Familie. Es ist ein sehr spezielles Angebot, dass es da gibt. Und deswegen setzt es schon einen ziemlichen Kontrapunkt. Es hat ja auch ein bisschen einen Charakter wie Fasching, aber in unserer Region ist der ja nicht so ausgeprägt. Da ist das, glaube ich, auch so ein bisschen ein Ventil. Da darf man auch mal laut sein, auch laut singen und einen Rausch haben. Man geht da in einer ganz anderen Rolle hin. Siehe auch teilweise Antwort zu Frage 7 bzgl. der Stuttgarter Feste. Frage 10: Welche negativen Effekte bzw. Belastungen bringt das Cannstatter Volksfest mit sich? (Hinweis: Frage wurde in einer anderen Reihenfolge gestellt) Ja klar. Das Thema Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen ist schon ein Thema. Auch das Thema Gewalt. Es ist natürlich auch so, dass es bei so vielen Menschen, die in unterschiedlichen Stimmungen sind und auch oft Anlage I: Experteninterviews XXXVIII in Gruppen dahin gehen und ein gewisses Aggressionspotenzial haben, dann halt auch mal kracht. Das lässt sich bei so vielen Besuchern, glaube ich, auch nicht vermeiden. Ich habe auch mit Engländern zu tun und die sagen: „Würde es so ein Fest in England geben, wäre das Thema Gewalt noch einmal ein viel größeres Thema.“ Stuttgart ist ja eigentlich auch eine friedliche Stadt. Man muss halt versuchen, dass zu kontrollieren, so dass diese Sache das Fest nicht beherrscht und dass der positive Aspekt des Festes erhalten bleibt. Damit Familien oder auch das Bürgertum nicht gleich wieder abgeschreckt werden. Sonst fällt mir halt noch die Ruhestörung ein. Es ist natürlich ein sehr lautes Fest. Abends wird die Musik nochmal lauter gedreht. Die Anwohner werden natürlich sagen, dass die Besucher überall hin urinieren. Frage 12: Sollte dem Volksfest von Seiten der öffentlichen Hand (Stadtverwaltung, Politik,…) eine größere bzw. kleinere Bedeutung zugemessen werden? Wie nehmen Sie das wahr? Dem wird natürlich eine große Bedeutung zugemessen. Die Minister, Stadträte, der Bürgermeister ,… gehen ja auch mal auf das Volksfest. Man versucht schon, dem eine gewisse Bedeutung zu zumessen. Es ist ja auch das Fest unserer Stadt, teilweise auch unseres Landes. Politiker wollen sich natürlich auch mal dem Volk zeigen und da ist ein solches Volksfest auch nicht so schlecht. Frage 13: Welche Chancen und Gefahren sehen Sie für das Cannstatter Volksfest? Eine Gefahr sehe ich darin, dass das Fest wieder eine Entwicklung zurück nimmt. Man muss auch sehen, dass es ein teures Fest ist, gerade für Familien. Man muss also auch immer darauf achten, dass es für die Familien bezahlbar bleibt. Es gibt ja immer die Festwirte, die sehr zufrieden sind und Schausteller die so naja zufrieden sind. Da gibt es natürlich die Entwicklung, dass es die Schausteller in Zukunft schwerer haben werden. Die Festwirte werden es immer leichter haben. Es ist ja auf allen Festen der Trend zum Essen und Trinken da. Da muss man erstens aufpassen, wenn man das Volksfest so weiter erhalten will, dass da das Segment stimmt und dass es halt auch für die Familien bezahlbar bleibt. Man muss auch das Thema Sicherheit wahrnehmen, was wir vorher angesprochen haben. Man muss schauen, dass es für alle erschwinglich bleibt, es ist ja auch kein abgehobenes Fest, sondern ein Fest für das Volk. Die Bevölkerung sollten sich das dann auch leisten können. Siehe auch Antwort zu Frage 15 bzgl. Finanzkrise. Muss man auch etwas dahingehend verändern, dass bsp. Vereine, der Einzelhandel,… stärker mit einbezogen werden? Zusätzliche Kooperationen sind also immer sinnvoll. Man hat ja jetzt gesehen, dass der Einzelhandel darauf reagiert hat. Auch spielen die Medien eine große Rolle. Das Fest wurde, glaube ich, dieses Jahr auch ganz anderes in den Medien dargestellt. Letzten Endes ist es in jedermanns Interesse, dass sich einem so starken und etablierten Fest, das es auch schon Anlage I: Experteninterviews XXXIX so lange gibt und das auch erfolgreich bleiben wird, die unterschiedlichsten Gruppen annehmen und schauen, wie kann man das am Besten gemeinsam vorantreiben. Insofern, das Einbinden von Unternehmen, von Vereinen, von der CIS,… halte ich für absolut sinnvoll. Ich denke auch, dass man da auf einem richtigen Weg ist. Mittlerweile, wenn man so alle Beteiligten des Volksfestes hört, sind eigentlich alle zufrieden. Und das ist schon selten, denn die Schausteller sind eigentlich eine sehr kritikfähige Gruppe. Dass die zufrieden sind und sagen, dass gutes Marketing betrieben wird, ist schon toll. Man muss da einfach auch schauen, dass alle an einem Strang ziehen und das scheint derzeit auch der Fall zu sein. Frage 14: Wie muss das Cannstatter Volksfest gestaltet werden, damit positive Bedeutungen verstärkt bzw. ausgebaut werden und negative Bedeutungen beseitigt werden? Man sollte sicherlich schauen, dass man das Thema Internationalität weiter vorantreibt. Einfach auch, weil es für das Image und wirtschaftlich gut ist, weil es Übernachtungsgäste anzieht. Man sollte auch die eigene Tradition bewahren und nicht einfach das Oktoberfest kopieren. Jedenfalls, das Fest wird angenommen und andere Rummelplätze wären froh, sie hätten so etwas überhaupt. Wir können uns also glücklich schätzen, dass es so ist, wie es ist. Sicherlich muss man das Konzept immer wieder behutsam der Zeit anpassen. Es ist ja auch so, dass man wieder ein bisschen in die traditionellere Bahn kommt, d.h. die Musik leiser macht, auch wieder mehr volkstümliche Musik spielt, spezielle Zelte hat,…. Das sind solche kleinen Stellschrauben, an denen man drehen kann. Auch sind die Zelte schöner geworden. Die Oktoberfestzelte sind immer richtig prächtig geschmückt. In Stuttgart waren es immer karge Dinge. Da wird gerade auch ziemlich investiert. Das ist auch eine positive Entwicklung. Frage 15: Gibt es aus Ihrer Sicht noch Punkte, die bisher unberücksichtigt blieben und die Sie ergänzen möchten? Auswirkungen kann auch die Finanzkrise haben, wobei ich glaube, dass auch in schlechten Zeiten gefeiert wird. Ich denke nicht, dass so etwas konjunkturell abhängig ist. Im Zweifelsfall sparen sich die Leute auch davor etwas ab und nutzen das Fest um ein bisschen aus dem Alltag herauszukommen. Dazu ist das Fest ja auch mal da. Das muss man auch mal können, den Alltag hinter sich lassen. Wer steht sonst mal auf den Bierbänken und singt Lieder, das macht man sonst im restlichen Jahr nicht. Eventuell verzichten die Leute dann auf das eine oder andere Fahrgeschäft, aber ins Bierzelt sitzen sie immer gerne und trinken ein Maß. Man muss auch sehen, dass das Fest, insbesondere die Festzelte, auch nicht jedermanns Sache sind. Gerade introvertierte Menschen oder welche, die evtl. höhere Ansprüche an musikalische Unterhaltung haben, gehen da eher nicht hin. Vielen Dank! Anlage I: Experteninterviews XL Anlage I.6: Interview mit Herrn Pfeifer Interviewpartner: Herr Pfeifer, Citymanager Stuttgart, City-Initiative Stuttgart e.V. (CIS) Datum/ Ort: 12.12.2008 10.00 Uhr, Geschäftsstelle CIS, Königstraße 1b Hinweise: Das Gesprächsprotokoll ist ein Wortprotokoll, das heißt, der Interviewer übernimmt keine Verantwortung für Stil, Sprache und Satzbau. Nachträgliche Hinweise und Ergänzungen vom Interviewer sind kursiv gedruckt. Frage 1: Inwiefern kommen Sie durch Ihre berufliche Tätigkeit mit dem Cannstatter Volksfest in Verbindung? Am meisten komme ich dadurch in Berührung, dass ich jede Menge Einladungen zu VIP-Stammtischen und in die Logen bekomme. Ich bin sicher jedes Jahr zwischen 5 bis 8-mal auf dem Volksfest. Das ist für mich von daher wichtig, da ich vom Networking lebe, d.h. vom Kontakt mit Leuten. Zweifelsohne lässt sich in ungezwungener Atmosphäre mal leichter reden. Man sieht dann halt die Leute aus der Stuttgarter Szene, die man sonst selten sieht. Außer bei den Neujahrsempfängen, ansonsten ist das für mich im Herbst ein wesentlicher Treffpunkt. Dann so ein bisschen, da kommen wir ja nachher noch darauf, spielt sich das Thema im Handel ab. Da sind wir im Vorfeld auch eine bisschen mitbeteiligt. Aber sonst konkret mit irgendwelchen Aktivitäten wie bsp. mit Planen, ist das bei uns nicht der Fall. Das macht ja alles die in.Stuttgart. Ich sage mal, wir sind so angenehme Trittbrettfahrer. Frage 2: Für welche Aufgabenbereiche des Stadtmarketings hat das Cannstatter Volksfest Ihrer Meinung nach Bedeutung? Was ganz wichtig ist, ist einfach das Thema Image für Stuttgart. Über das Volksfest hat man natürlich auch entsprechende Presse. Das größte Schaustellerfest in Deutschland, das zweit größte Bierfest nach München. Ich finde es immer blöd, wenn wir uns mit München vergleichen. Das ist etwas ganz anderes. Wir schauen aber immer, wer ist denn noch größer. Aber das Volksfest hat ja einen ganz anderen Charakter. Von daher, das Thema Image, Bekanntheit und Schlagzeilen für Stuttgart, das ist für die Stadt ganz gut. Weil dann halt auch viele speziell dazu kommen, ich mein die 4 Mio. Besucher sind ja alle Multiplikatoren und somit auch gute Werbung für Stuttgart. Somit ist das schon ein wichtiger Punkt geworden. Wir kommen ja später auch noch darauf: die Imageaufwertung der Bierzelte, das tut natürlich schon gut. Kann man dann sagen, es profitiert die ganze Stadt vom Volksfest? Das kann man schon sagen, wobei diejenigen die zum Volksfest gehen auf das Volksfest gehen. Die kommen nicht in der großen Masse noch in Anlage I: Experteninterviews XLI die Stadt. Vielleicht sind es ein paar Vereinzelte, die noch in die Stadt kommen. Es ist gut für den Standort, für die Gesamtdestination Stuttgart, damit man einen Grund hat, um nach Stuttgart zu kommen. Es ist mehr eine mittelbare Wirkung, die lässt sich wirtschaftlich, also von den Besuchern her, glaube ich, kaum darstellen. Bisschen anderes ist es vielleicht für den Stuttgarter, der sich dem Thema Trachten angenommen hat. Da hat sich auch im Handel ein bisschen was getan. Aber sonst ist es einfach ein guter Event, der über lange Zeit läuft. Frage 3: Welche Personengruppen werden durch das Cannstatter Volksfest sehr bzw. kaum angesprochen? Hat es wirklich für das ganze Volk Bedeutung? Inzwischen glaube ich ja. Ich beobachte das jetzt seit acht Jahren sehr intensiv. Davor natürlich auch – ich bin Stuttgarter. Da hat sich bisschen eine Imageveränderung ergeben. Bis vor 5 Jahren war es nicht mehr „in“, dass ich mit Firmen, mit Geschäftskunden aufs Volksfest gegangen bin. Das hat sich in den letzten 2 Jahren deutlich verändert. Es hat einen anderen Anspruch bekommen. Es ist nicht mehr das auf unterster Ebene orientierte Sauffest, wo manche halt auch sagen, da geht man nicht mehr hin. Das hat sich schon verändert. Der Versuch, den in.Stuttgart auch gut gemacht hat, das Fest und den Personenkreis wieder etwas zu heben. Gerade so die VIP-Logen und dass das Fernsehen wieder stärker einsteigt in seiner täglichen Berichterstattung. Das hat das Fest wieder zu einer großen Breite gebracht. Inzwischen würde ich sagen, das Volksfest ist wieder interessant geworden. Natürlich gibt es das Klientel, das sagt, „mir ist das zu laut, zu viel Trubel“. Das hat man bei allen Geschichten. Aber ich würde sagen, das Fest ist für alle Bevölkerungskreise interessant geworden. Das hat sich ganz klar positiv verändert. Spricht es Jung und Alt an? Jung bis alt werden ganz klar angesprochen. Problem heute, das höre ich immer wieder, ist, dass es den Älteren zu laut ist. Man muss bisschen unterscheiden: Wer nutzt die Fahrgeschäfte? Das sind mehr die Kinder und Jugendlichen. Wer geht in die Bierzelte? Da gehen dann wirklich alle anderen Bevölkerungsschichten hin. Ich würde als normaler Gast auch nicht ins normale Bierzelt sitzen. Das ist mir zu viel Trubel und zu laut. Das ist in den Logen anders, da ist anderes Publikum drin. Bisschen die gut Situierten und Älteren. Da ist es nicht so laut. Das macht dann schon Spaß. Und das hat dann, denke ich, schon dazu geführt, dass sich inzwischen eine große Breite wieder angesprochen fühlt. In den Logen hat man auch eine andere Zielrichtung. Richtig. Da will man dann mehr reden. Man möchte auch zu denen gehören, die dahin eigeladen werden. Frage 4: Welche touristischen Bedeutungen gehen vom Cannstatter Volksfest aus? Anlage I: Experteninterviews XLII Ich denke, man merkt schon, dass mehr Touristen kommen. Das merkt man vor allem am Volksfest unten. Ich sehe die Wechselwirkung Volksfestgäste, die nach Stuttgart kommen (in die Innenstadt) nicht so. Natürlich gibt es das. Aber es ist, glaube ich, keine Größenordnung, die sich im normalen Stadtbild bemerkbar macht. Ich denke, es gibt auch eine bestimmte Belegungsgruppe in den Hotels. Leute, die da herkommen. Das versucht ja die Stuttgart Marketing GmbH sehr stark über die Werbung hinzubekommen. Leute, die sagen, wir übernachten ein-, zweimal in Stuttgart. Aber ich kann im Moment nicht erkennen, dass man sagt, da haben wir einen zusätzlichen Übernachtungspool. Das weiß aber Stuttgart Marketing besser. Ich kann jetzt nicht sagen, dass sich das Publikum in Stuttgart während der Volksfestzeit deutlich aus Volksfestgästen rekrutiert. Das glaub ich auch nicht. Aber es spielt irgendwo eine Rolle. Welche Größenordnung das ist, weiß ich schlichtweg nicht. Ich merke es nicht von meinem Tagesbeobachtungsbereich aus. Beim Weihnachtsmarkt ist das zum Beispiel anders. Also, beim Weihnachtsmarkt merken wir in der gesamten Stadt, dass viele Schweizer, aber auch Italiener da sind. Das merkt man einfach. Da sind andere Sprachen da. Das ist so der Unterschied. Da ist der Weihnachtsmarkt etwas anderes, weil er natürlich auch in der Stadt stattfindet. Aber da merk ich es. Beim Volksfest merk ich nicht, dass andere Sprachen da sind. Merkt es der Einzelhandel, dass bsp. beim Weihnachtsmarkt mehr verkauft wird? Ja. Für die Schweizer, früher mehr noch als heute, als der Franken richtig hoch stand, da war Stuttgart für die ein ganz interessantes Einkaufspflaster. Wir haben ja mehrere Hundert Busse aus der Schweiz. Die laufen dann zwei Stunden über den Weihnachtsmarkt und kaufen dann aber wirklich hochwertig ein. Also Lederwaren, Schmuck, hochwertige Lebensmittel,…. Das merkt man ganz eindeutig. Da ist der Handel immer ganz happy, wenn der Weihnachtsmarkt ist. Das kann ich beim Volksfest so nicht erkennen. Das ist wirklich ein Unterschied. So bewerte ich das. Vielleicht ist das in München auch anderes? Ja, da ist das Fest noch mehr in der Stadt drin. Da merkt man - und da sind wir auch so langsam dabei - dass die einen oder anderen Geschäfte in der Dekoration sich mehr auf das Volksfest beziehen. Das entwickelt sich gerade ein bisschen in Stuttgart. Das kann auch noch mehr werden. Aber im Moment sind es noch ein bisschen so Einzelpunkte, an denen man merkt, es spielt eine Rolle. Frage 5: Welche wirtschaftliche Bedeutung geht vom Cannstatter Volksfest aus? Es hat schon eine wirtschaftliche Bedeutung. Ich weiß jetzt nicht, welche Umsätze dort unten gemacht werden. Es sind zwei Dinge. Zum Einen versuchen wir natürlich, wenn das Volksfest ist, dass wir dann parallel keine großen Veranstaltungen in der Stadt machen. Das heißt dem Volksfest keine Konkurrenz machen, auch nicht mit unseren eigenen City-Light Veranstaltungen. Die machen wir während der Volksfestzeit nicht. Zum Zwei- Anlage I: Experteninterviews XLIII ten höre ich ab und zu, dass die in der Gastronomie das schon merken, dass jetzt Viele im konsumtiven, gastronomischen Bereich unten beim Volksfest sind. Das sind sicherlich nicht die großen Umsatzbringer in der Stadt selber. Das verteilt sich einfach ein bisschen. Weil, ich gebe mein Geld einmal auf dem Volksfest aus und dann nicht ein zweites Mal in der Stadt. Aber insgesamt bringt das natürlich eine Fülle mittelbarer Aktivitäten. Ich sage mal vom Elektriker, Bäcker, Zuliefererindustrie oder im Handwerk. Das merkt man bestimmt. Auch ich die mittlere Hotelerie merkt das. Es spielt schon eine wirtschaftliche Bedeutung. Aber im Gesamtgebilde ist es ein kleiner Mosaikstein. Das muss man einfach auch mal sehen. Es ist einfach ein großer Meltingpot, in dem das Volksfest ein kleiner Teil ist. Ein kleiner Teil, aber ich denke in manchen Branchen wird man das schon deutlich merken. Ich denke, für die ganzen Beschicker, die aus der Region und aus Stuttgart kommen, ist das ein ganz großer Umsatzbringer. Die sagen, einen großen Teil meines Jahresumsatzes muss ich dort machen, sonst haben sie ja keine Alternativen. Auch für die Brauereien, für die Festwirte ist es was Wichtiges. Da ist es sicher ein großer Wirtschaftskreis. Jetzt für die Gesamtstadt ist es sicherlich ein kleines Stück in der Torte. Siehe auch die Antworten zu Frage 4 bzgl. des Einzelhandels Ich möchte nochmal auf die Trachtenverkäufe eingehen. Wie kam das an? Es war ja so, dass Grandl (Festwirt) seit einigen Jahren und in.Stuttgart seit diesem Jahr mit der neuen Tracht sagen: „Ok, wir wollen da einen neuen Stil hineinbringen.“ Davor war es im Grunde so, dass man bei uns in der City irgendwelche Landmoden oder Trachtengeschichten kaum bekommen hat. Es gab ein bisschen was, das Angebot war aber sehr dünn. Das hat sich verändert. Es hat ein bisschen gedauert, bis der Textilhandel gemerkt hat, das ist wirklich ein Markt. Breuninger hat dieses Jahr erstmals für das Volksfest eine Trachtenabteilung aufgemacht. Galeria Kaufhof hat eine Trachtenabteilung gemacht. Und das ist richtig gut gelaufen und ich bin überzeugt, da werden noch mehr darauf einsteigen, da man jetzt auch die Volksfesttracht kreiert hat. Das ist wirklich eine Veränderung. Dass man den Markt sieht, da entwickelt sich was, da kann ich wirklich Geld verdienen. Das ist das erste Mal, dass man auch merkt, die (die Innenstadthändler) identifizieren sich mit dem, was gerade da ist und stellen sich auch im Sortiment darauf ein. Das ist in den Gesamtwaren natürlich auch ein ganz kleiner Baustein, aber man merkt es auf einmal. Für mich war erstaunlich, dass wirklich auch ganz viele junge Leute, die sich auch in diese Richtung kleiden, unterwegs sind. Da gewinnt die gesamte Thematik an „Drive“ und da wird sich der Handel nächstes Jahr auch darauf einstellen. Das ist wirklich eine Veränderung, die es in den letzten zwei, drei Jahren gegeben hat. Es wurden sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Das lief unwahrscheinlich. Ich habe den Geschäftsführer vom Kaufhof gefragt:“Wie lief denn das eigentlich?“ Er sagte: „Wir hatten schon ganz gute Erwartungen, aber die Anlage I: Experteninterviews XLIV sind sowas von übertroffen worden, das war ein richtiger Umsatzbringer.“ Und Breuninger sagt auch, dass sie sehr zufrieden damit waren. Kann man über diese Schiene das Volksfest und die Innenstadt besser verbinden? Das ist so das Thema. Wir treffen uns regelmäßig mit den Handelstreibenden (1/3 der Mitglieder der CIS sind aus dem Handel). Vor Jahren haben wir uns schon gefragt, was wir tun können, um das (das Volksfest in der Innenstadt) ein bisschen klarer zu machen. In.Stuttgart hat gesagt, sie bieten alle möglichen Merchandisingprodukte, Plakate,… an, um die Schaufenster zu dekorieren. Das war fürchterlich mühsam. Von Argumenten wie „das lohnt sich für uns überhaupt nicht“ und „überhaupt,…“. So örtliche Spezifika reinzubringen, ist ja heute bei den Filialisten sehr schwierig. Das hat sich verändert. Die haben inzwischen gemerkt, dass während der Volksfestzeit bei den Kunden eine gewisse Sensibilität für das Thema da ist. Da steigen sie (der Handel) so langsam darauf ein. Und meine Vorstellung ist schon die, dass man während der Volksfestzeit in allen möglichen Schaufenstern, … in der Stadt merkt, „Mensch, es ist ja Volksfestzeit“. Das ist sowieso ein Punkt, bei dem wir versuchen - auch bei der CMT oder ähnlichen großen Veranstaltungen am Rand der Stadt, wo viele Menschen sind - dass das in der Stadt auch erlebbar sein muss. Dass da gerade etwas Besonderes ist. Und das bessert sich. Das muss man klar sagen. Frage 6: Welche Rolle spielt die Volksfestwerbung für die Stadt Stuttgart? Auch weil es ja Cannstatter, und nicht Stuttgarter Volksfest heißt? Das ist halt der Traditionsname. Aber jeder der ein bisschen Ahnung hat, weiß, wie die Verteilung ist. Ich denke, man hat ja mehr Geld für die Werbung ausgegeben. Und jede Werbung, die man für ein Fest macht, ist ja auch eine Werbung für die Stadt selbst. Und das ist schon eine tolle Botschaft. Und jede Botschaft die positiv von Stuttgart ausgeht, tut der Stadt insgesamt gut. Wenn ich jetzt Werbung für das Volksfest sehe, kommt die Destination Stuttgart wieder mehr in das Bewusstsein. Ob ich dann zum Volksfest komme oder drei Wochen später sage, „Ich will in irgendeiner Stadt ein besonderes Einkauferlebnis haben. Da war doch Stuttgart.“ Und dann nach Stuttgart fahre. Auslöser muss gar nicht das Volksfest sein, aber es ist einfach ein Reminder dafür, dass Stuttgart doch ein Thema ist. In der Werbung ist ja immer der Teil spannend: die Leute, die zwischen Stuttgart und München wohnen und sagen, sie fahren jetzt irgendwo hin. Dann ist ja der entscheidende Punkt, fahren sie gen Stuttgart oder gen München. Oder auch bei anderen Regionen bsp. Stuttgart – Mannheim. Ich will jetzt ein Großstadterlebnis haben, wo fahre ich hin. Das ist der Punkt, da muss Werbung nachhaltig arbeiten. Dass also bei einer solchen Überlegung, „Wo fahre ich hin“, kommt, „Ach, da war doch die Volksfestwerbung“. Das heißt, Stuttgart ist für mich auch unabhängig vom Volksfest ein Ziel. Das ist für die Stadt natürlich gut. Siehe auch Antworten zu Frage 11 bzgl. Werbung für die Stadt. Anlage I: Experteninterviews XLV Ist die Bereitschaft der Innenstadthändler da, die Werbung durch beispielsweise Schaufensterdekorationen mehr in die Innenstadt zu holen? Ja, es entwickelt sich. Man muss einfach sehen, wie heute die Handelsstruktur aufgestellt ist. Wir haben in den Haupteinkaufszonen, also Königstraße und darum, einen Filialisierungsgrad von um die 80%. Alle filialisierten Betriebe, und das ist auch ihr Vorteil, haben bundesweit eine in sich abgestimmte Werbestrategie. Vom Corporate Design, von dem, was sie verkaufen. Deswegen sind die von ihren Zentralen an einer kurzen Leine. Wenn jetzt Karstadt oder Kaufhof, Salamander, H&M,… in ihren Zentralen eine bestimmte Marketingkampagne machen, dann wird die ja mit bestimmten Tools gemacht. Also mit Fernsehspots, Druckerzeugnissen, Citylightpostern, Beilagen in der Zeitung…. Dann spiegelt sich das auch im Schaufenster wieder. Das heißt, die Möglichkeit, auf örtliche Gegebenheiten zu reagieren, sind ganz klein Die gehen bis zu null. Letzte Woche hatten wir ein Gespräch mit Karstadt. Wenn die etwas Lokales machen wollen, müssen sie das mindestens vier oder fünf Monate vorher in der Zentrale anmelden, um dann von ihren 10 Schaufenstern vielleicht eins frei zu kriegen, vielleicht auch gar Keines. So geht mit der Höhe der Filialisierung die Möglichkeit, örtliche Spezifika zu bewerben, immer weiter herunter. Breuninger hat es da einfacher, denn sie sitzen hier. Oder andere Kleinere, Optikergeschäfte, o.Ä., die machen das. Aber die großen Kettenbetriebe gehen auf so etwas nicht ein, einfach weil es logistisch zu schwierig für die ist. Denen ihr Vorteil liegt in den bundesweiten Kampagnen und egal wo sie sind, fährt bsp. H&M diese Schiene. Trotzdem gibt es immer noch ein paar Nischen, wo man etwas machen kann. Wie gesagt, Galeria Kaufhof hat das dieses Jahr gemacht und die waren sehr erfolgreich. Die Mitbewerber schauen natürlich, was macht der Eine, was macht der Andere. Und wenn sie das Gefühl haben, es lohnt sich tatsächlich während der Volksfestzeit in Stuttgart etwas Anderes zu machen und sie gehen in den schwierigen internen Motivations- und Meinungsbildungsprozess, dann kommt da vielleicht auch was. Die Ersten haben es immer schwerer, die Nachfolger dann etwas einfacher. Da verspreche ich mir schon etwas davon. Es wird zwar keine große Masse geben, aber es wird besser. Was kann die CIS machen? Erstens machen wir einen Veranstaltungsplan für das ganze Jahr. Und in unseren Meetings (1x im Monat) machen wir darauf aufmerksam. Wir sagen, in nächster Zeit ist dieses los. Auch unabhängig von unseren eigenen Veranstaltungen. Oder in.Stuttgart kommt zu uns (spätestens im Mai oder im Juni) und sagt: „Wir haben da eine Idee, wir können diese Werbepakete anbieten.“ Dann vermitteln und kommunizieren wir das in den Handel hinein. Wir versuchen in der mittelfristigen Strategie dafür Werbung zu machen, dass jetzt ein Event kommt. In.Stuttgart ist ja auch bei uns Mitglied und wir haben ja alle die gleichen Aufgaben: Stuttgart möglichst interessant zu gestalten und möglichst gut dies auch kommunikativ nach au- Anlage I: Experteninterviews XLVI ßen zu bringen, damit wir als Standort davon profitieren. Da arbeiten wir eng zusammen. Sind die kleineren Geschäfte (die Nicht-Filialisten) bereit, auf so etwas einzusteigen? Ja, die haben dann auch Maßkrüge, Trachtenjacken, … in den Schaufenstern. Es geht ja im Schaufenster darum, einen Eyecatcher zu platzieren. Dieses Jahr war das auffällig, dass Vereinzelte gesagt haben, da steige ich darauf ein. Und ich denke, es gibt nichts Besseres als den Erfolg. Von daher denke ich, dass nächstes Jahr im Herbst noch mehr da mit machen werden. Frage 7: Welche Rolle spielt das Cannstatter Volksfest für das Image der Stadt Stuttgart? Gibt es ein „stuttgartspezifisches“ Image? Das ist schwierig. Das Volksfest trägt natürlich, weil es ein so großes Fest ist, zum Bekanntheitsgrad Stuttgarts insgesamt bei. Es trägt sicherlich dazu bei, das Image einer festfreudigen Stadt weiterzugeben, die lebendig und pulsierend ist. Wir leben heute noch von dem tollen WM-Sommer 2006. Das bringt schon etwas. Vor allem auch, weil es jährlich wiederkehrt. Als Reminder. Deshalb sind solche Dinge, wie, dass man die Eröffnungsfeier auf den Freitag vorverlegt auch sehr wichtig, da man da einfach mehr Sendezeit hat. Solche Wiederholungen bestätigen und verfestigen ja dann eine Vorahnung, die ich von Stuttgart habe. Es ist ein positiver Faktor. Bei Umfragen nach Stuttgart, kommen Dinge wie Fernsehturm, Schlossplatz, Wilhelma und erst später dann das Volksfest. Einfach weil man als Symbol für die Stadt eher an gebaute Einrichtungen denkt. Siehe auch Antworten zu Frage 2. Sind dann eine tolle Innenstadt,… wesentlich wichtigere Faktoren für das Image einer Stadt als so ein Fest? Ja, einfach weil Feste eine zeitlich begrenzte Erlebnisfähigkeit haben. Davor und danach ist alles vorbei. Für einen richtigen Imagetransfer ist wichtig, dass man eine bestimmte Nachhaltigkeit hat. Dass Sie mehrfach ein positives Erlebnis haben und dieses bestätigt wird. Das prägt nachhaltig. Und das ist bsp. bei der Königstraße der Fall. Dann hält man auch mal ein negatives Erlebnis, und sei´s nur durch das falsche Parken, aus. Dafür sind aber das tägliche Erleben und die guten Erfahrungen notwendig. Die sind viel prägender. Das ist wichtiger als einmal so ein Fest. Wird dann ein gutes Erlebnis auf dem Volksfest auch nicht mit der Stadt verbunden? Ich denke ja, weil das eine so große singuläre Aktion ist, wo ich darunter fahre und von dort wieder weggehe. Da ist, denke ich, der Imagetransfer in die Stadt als Gesamte nicht negativ, aber auch keine konkrete, dauerhafte und nachhaltige Erfahrung, die bleibt. Es bereitet eine positive Basis, um dann auch andere Dinge wieder positiv aufzunehmen. Man darf das Volksfest aber auch nicht überbewerten. Anlage I: Experteninterviews XLVII Auch bei den Stuttgartern selbst. Wenn man frägt: „Was macht die Stadt lebenswert?“ Da spielt das Volksfest keine große Rolle. Da spielt das Wohnen, das Freizeitangebot, der Einzelhandel, die Kinderbetreuung,… eine Rolle. Frage 8: Welche gesellschaftliche/ soziale Bedeutung hat das Cannstatter Volksfest für Bürger und Besucher? Das Volksfest gehört zu Stuttgart. Jeder erinnert sich an das Volksfest. Es ist sehr stark im Erleben, in der Geschichte dieser Stadt verankert. Insoweit spielt es da schon eine große Rolle. Jeder hat wahrscheinlich eine nette und positive Erinnerung an das Volksfest. Spielt das Networking, das „man trifft sich dort“, was Sie vorher angesprochen haben, eine Rolle? Ja, in dieser Zeit spielt das schon eine Rolle. Auch in den gesellschaftlichen Szenen. Da will man dazu gehören, da will man auch gesehen werden. Bei den VIP-Partys beispielsweise. Aber erst seit den letzten drei Jahren. Aber für den Bürger ist das Erleben das ganze Jahr über wichtig. Da ist das Volksfest nicht prägend. Als Wohlfühlfaktor ist das Volksfest natürlich ein Baustein. Es gibt viele Veranstaltungen, da ist das ganze Jahr über etwas geboten. Der Bürger könnte, wenn er will, überall hingehen, auch wenn er nicht alles nutzt. Wie bei den Theatern: alle sind stolz auf die vielen Theater, aber keiner geht hin. Frage 9: Leistet das Cannstatter Volksfest einen Beitrag zur Beziehung/ zum Verhältnis zwischen Stadt und Bürger? Wenn ja, welchen? Siehe Antworten zu Frage 8. Frage 10: Welche negativen Effekte bzw. Belastungen bringt das Cannstatter Volksfest mit sich? In meinem Bereich (Innenstadt und Einzelhandel) relativ wenig. Aber sonst schon. Bsp. wenn die Zeitungen voll sind mit Alkoholexzessen, Trunkenheitsproblemen, Schlägereien. Das prägt jetzt nicht Stuttgart. Das sind halt Randerscheinungen von solchen Massenveranstaltungen. Teilweise ist auch die Verkehrsproblematik ein Thema. Oder in Cannstatt die Lärmproblematik. Das sind so ein paar Punkte, die die weiße Weste der Freude mit ein paar schwarzen Punkten bedecken. Aber hier in der City nicht. Auch nicht so, dass man sagt, in der Volksfestzeit gehen alle auf das Volksfest und geben dort ihr Geld aus? Nein, das nicht. Wie gesagt, die Gastronomie merkt das schon, aber man darf das auch nicht überbewerten. Da kann man nämlich darauf reagieren. Das macht der Gastronom auch, wenn er schlau ist. Beispielsweise bei der Fußballgeschichte: Da haben manche gedacht, sie machen den vollen Anlage I: Experteninterviews XLVIII Reibach während der Zeit. Da haben sie die Situation falsch eingeschätzt. Da haben es viele falsch eingeschätzt, weil in der Zeit im Handel überhaupt nichts lief, weil die Menschen anders fokussiert waren. Beim Volksfest hat das lange nicht die Dimensionen. Im Handel gar nicht. In der Gastronomie ein bisschen. Inzwischen sind die Gastronomen da aber so, dass sie sich darauf einstellen, ihr Personal herunterfahren und einfach die Erwartungen nicht so hoch schrauben. Es ist nicht so, dass das gesamte Wirtschaftsrad sich dann plötzlich auf dem Cannstatter Wasen abspielt. Frage 11: Was hebt das Cannstatter Volksfest von anderen Stuttgarter Veranstaltungen/ Kulturangeboten ab? Es gibt Feste, die eine klare Affinität zum Einkaufen haben und das ist der Weihnachtsmarkt. Weil wirklich viele Ausländer kommen, die dann hier einkaufen. Liegt natürlich auch daran, dass der in einer Zeit liegt, in der einfach im Handel ein großer Konsumanteil läuft. Das ist halt die Vorweihnachtszeit. Das kann man dann nicht vergleichen mit anderen Dingen. Das Sommerfest hat gar keinen Bezug zum Handel. Wir haben das mal probiert, da einen verkaufsoffenen Sonntag zu machen. Das war ein Schuss nach hinten. Das Weindorf bringt Menschen in die Stadt. Da würde ich sagen, dass es so ein Zwischending ist. Da kommen auch viele Auswärtige in die Stadt, weil das Weindorf einfach die gemütlichste Atmosphäre aller dieser Festaktivitäten hat. Da merken wir schon, dass es Auswirkungen auf den Handel hat. Unsere langen Einkaufsnächte sind natürlich ganz speziell auf den Handel ausgerichtet. Die Angebote laufen auch ganz gut. Und das Volksfest hat eben Auswirkungen auf Randbereiche. So einen Handelspush kann ich da nicht erkennen. Man muss bei diesen Großevents klar unterscheiden, welche Zielgruppe spreche ich an. Und trotzdem ist jedes Großevent ein Wichtiges. Es sind immer wieder große Werbepools, die für den Standort Stuttgart werben, die Stadt Stuttgart wieder in Erinnerung bringen. Selbst wenn ich das momentane Angebote nicht möchte, erinnert es mich doch immer wieder an Stuttgart. Das ist ja auch der schwierige Teil an der Werbeerfolgskontrolle: Zu prüfen, was ist der Punkt, der mich zu einer Entscheidung gebracht hat. Hatte ich vorher schon eine latente Bereitschaft, das zu tun und dieser Name Stuttgart hat mich jetzt dazu gebracht, das auch tatsächlich in Stuttgart zu tun. Oder hat der Name Stuttgart etwas Jungfräuliches in Bewegung gebracht. „Ach, dass könnte ich ja in Stuttgart tun.“ Das kann man kaum auseinanderhalten. Deswegen ist jede Benennung Stuttgarts von Wichtigkeit. Ich versuche auch immer, unseren Händlern zu sagen, sie sollen, wenn solche Veranstaltungen in der Stadt sind, nicht auf den Umsatz schauen. Sondern wir haben da ja einfach eine große Publikumsquote, die einfach nach Stuttgart gehen und mal schauen. Wenn diese dann in 10 Tagen nach Stuttgart ,und bsp. nicht nach Karlsruhe, kommen und kaufen, dann ist das auch ein Erfolg. Man muss einfach Stuttgart bewerben, das Positive hervorheben. Auch durch Veranstaltungen A,B oder C. Ich sage immer, die Menschen verhalten sich in der großen Masse nicht anders als man selber. Das Einkaufsverhalten hat immer eine entspre- Anlage I: Experteninterviews XLIX chende Fixierung, die durch bestimmte Dinge geprägt wird. Es gibt Leute, die gehen nie gezielt einkaufen, wieder Andere gehen nur gezielt einkaufen und schauen vorher. Dafür muss ich dann halt die Plattform schaffen. Dass die Leute die Möglichkeit haben das zu tun. Und das wird durch solche Veranstaltungen schon geprägt. Man muss auf dem großen Marktplatz aller süddeutschen Städte immer und ständig mit irgendetwas präsent sein. So ist das Volksfest, der Weihnachtsmarkt,… eine wichtige Werbung für Stuttgart. Der Standort muss ständig vom Hinter – in den Vorderkopf befördert werden. Damit die Menschen bei irgendeiner Entscheidung mindestens Stuttgart in ihre Überlegung miteinbeziehen. Frage 12: Sollte dem Volksfest von Seiten der öffentlichen Hand (Stadtverwaltung, Politik,…) eine größere bzw. kleinere Bedeutung zugemessen werden? Wie nehmen Sie das wahr? Auch da gewinnt das Fest an Bedeutung. Das hängt natürlich auch damit zusammen, wie viel die in.Stuttgart als 100%-ige Tochter der Stadt Stuttgart an Budget bekommt. Da ist das Budget erhöht worden und ich denke, das kann nochmals ein bisschen erhöht werden. Ich denke, da wächst die Bereitschaft auch mit dem Erfolg. Wenn man einfach sieht, das Fest wird hochwertiger, es kommen mehr Leute, dann kann ich noch einmal mehr tun. Ich denke, da hat das Volksfest ganz bestimmt an Wertigkeit, auch an politischer Wertigkeit, gewonnen. Das geht sicherlich auch noch ein bisschen weiter. Frage 13: Welche Chancen und Gefahren sehen Sie für das Cannstatter Volksfest? Chance ist sicherlich, dass man es in der Wertigkeit noch weiterentwickelt. Gefahr sehe ich für meinen Bereich überhaupt nicht. Ansonsten denke ich, das Volksfest muss in seinem Stil, glaube ich, auf zwei Sachen aufpassen. Das Eine, das ist meine subjektive Meinung und ich höre sie auch von Anderen, dass es langsam zu viele sogenannte Fressbuden gibt. Da finde ich, sollte man langsam begrenzen, damit die, die da sind, auch davon leben können. Damit auch dieser Schaustellerbereich weiterbeibehalten wird. Da muss man sicher aufpassen. Das Zweite ist die Frage, wie laut und wie poppig muss es auf Dauer in den Zelten sein. Ich erlebe immer wieder, dass die Leute sich über die Lautstärke beschweren. Die Festzelte sollten nicht nur eine große Discoveranstaltung sein. Es ist zwar richtig, dass das Zelt, das am meisten auf klassische Blasmusik gesetzt hat, das Zelt mit der geringsten Frequenz ist. Gerade, wenn ich an die breite Zielgruppe denke, wenn ich nicht nur die Teenies und die Twens, sondern auch normales Publikum, haben will, dann muss ich aufpassen, dass ich das nicht überziehe. Ich kann jetzt nicht sagen, dass es schon überzogen ist, aber es fällt halt auf, dass es sehr laut und poppig geworden ist. Es kann durchaus sein, dass man die ganzen Jugendlichen damit noch mehr anspricht aber dann das ganze zahlungskräftige Klientel damit ein Stückweit eindämmt. Und ich glaube der Erfolg liegt darin, dass ich alle habe. Wenn ich das Fest wirklich weiter wertig entwickeln will, mit guten Gästen, Anlage I: Experteninterviews L mit Geschäftskunden und auch mit entsprechendem Styling, dann muss man auch darauf achten, dass es keine Disco in der Masse wird. Diese Gefahr sehe ich schon. Auch ist bei manchen Festzeltabenden das Problem, dass man am eigenen Erfolg erstickt. Das heißt, es ist, wie bei manchen Innenstadtveranstaltungen auch, schon so voll, dass einem dadurch ein gewisses Klientel wegbleibt und kein Service mehr möglich ist. Dann macht man auch keinen Umsatz mehr. Aber es spricht sich leichter darüber, als es dann wirklich auch zu steuern ist. Frage 14: Wie muss das Cannstatter Volksfest gestaltet werden, damit positive Bedeutungen verstärkt bzw. ausgebaut werden und negative Bedeutungen beseitigt werden? Ich denke, die Werbung, die jetzt nichts mit dem Handel zu tun hat, ist sehr viel breiter und präsenter geworden. Das ist gut. Das Bewusstsein, dass das Volksfest was Tolles ist, ist gewachsen. Das Thema Präsentation im Handel wächst weiter, da kann man sicher noch etwas machen. Ich denke, man ist da auf einem richtigen Weg. Da würde ich jetzt keine Defizite sehen. Die Entwicklung weiter pflegen. Siehe auch Antworten zu Frage 13. Frage 15: Gibt es aus Ihrer Sicht noch Punkte, die bisher unberücksichtigt blieben und die Sie ergänzen möchten? Wie gesagt, wenn der Charme in Handel noch ein bisschen kommt, da mit zu helfen, dann ist das gut. Aber ansonsten: Es ist ein ganz toller, schöner, wichtiger Veranstaltungsbereich in Stuttgart, der zu Stuttgart gehört, zur Geschichte der Stadt, zum Bekanntheitsgrad der Stadt. Aber man muss es schon im Rahmen sehen. Bei einer solchen Stadt gibt es logischerweise eine ganze Reihe anderer Faktoren, die wichtiger sind als das Volksfest. Vielen Dank! Anlage I: Experteninterviews LI Anlage I.7: Interview mit Frau Gehrlach Interviewpartner: Frau Gehrlach, Prokuristin der Stuttgart Marketing GmbH Datum/ Ort: 15.12.2008, 10.30 Uhr, Telefoninterview Hinweise: Das Gesprächsprotokoll ist ein Wortprotokoll, das heißt, der Interviewende übernimmt keine Verantwortung für Stil, Sprache und Satzbau. Nachträgliche Hinweise und Ergänzungen vom Interviewer sind kursiv gedruckt. Auf Wunsch des Interviewten wurde dieses Interview telefonisch durchgeführt. Für das Interview standen 30 Minuten zur Verfügung, weshalb die Fragen 1, 2, 9 und 10 weggelassen und die anderen Fragen teilweise in einer anderen Reihenfolge gestellt wurden. Zur besseren Vergleichbarkeit und Übersichtlichkeit wurde hier jedoch die ursprüngliche Reihenfolge beibehalten. Tatsächliche Reihenfolge: Frage 3, 4, 7, 6, 8, 5, 11, 12, 13, 14, 15. Frage 3: Welche Personengruppen/ Bevölkerungsgruppen werden durch das Cannstatter Volksfest sehr bzw. kaum angesprochen? Was die Stuttgarter und die regionale Bevölkerung anbelangt, kann man, denke ich, sagen, dass es für jede Bevölkerungsgruppe eine Bedeutung hat. Sowohl für Familien - das Volksfest hat sich in den letzten Jahren ja immer stärker zu einem Familienfest entwickelt. Aber auch für junge Leute, bzw. das Volksfest ist ja nach wie vor eine Traditionsveranstaltung, gehen auch viele ältere Menschen aufs Volksfest. Sie treffen sich dann dort mit ihrer Familie und ihren Freunden. Von daher kann man sagen, das Volksfest stellt ein allumspannendes Fest dar, womit jede Zielgruppe angesprochen wird. Man hat ja auch unterschiedliche Zelte und Schaustellerbetriebe, so dass wirklich für jeden etwas dabei ist. Bsp. das Weinzelt, da sitzen schwerpunktmäßig ältere Leute drin oder wenn Sie zwischen 11 – 15 Uhr in die Zelte gehen, dann sind auch mehr ältere Menschen oder Berufstätige, die über Mittag in die Zelte gehen, drin. Also es ist sehr unterschiedlich. Frage 4: Welche touristischen Bedeutungen gehen vom Cannstatter Volksfest aus? Das Volksfest ist ja nach dem Oktoberfest das größte Volksfest weltweit. Im Ausland wird Deutschland dann immer mit dem Thema Bier und Oktoberfest verbunden. In den letzen Jahren haben wir versucht zu erreichen, dass das Volksfest neben dem Oktoberfest als Hauptevent platziert wird. In der Zwischenzeit ist es auch so, dass immer mehr ausländische Gäste Anlage I: Experteninterviews LII zum Volksfest anreisen. Wir haben das Volksfest in vielen Reisekatalogen drin. Das Thema Feiern ist immer ein Thema, speziell im Ausland wird das mit Deutschland verbunden und das erreichen wir mit dem Volksfest. Welche ausländischen Touristen kommen? Kann man das klassifizieren? Das ändert sich von Jahr zu Jahr. Wird haben zurzeit sehr viele Italiener, die zum Volksfest kommen. Aber auch aus dem asiatischen Bereich wird es immer mehr – China, Japan,…. Das sind schon die Zukunftsmärkte, was das Volksfest anbelangt. Wird dann auch speziell in diesen Bereichen viel Werbung betrieben? Ja. Welche Bedeutung hat das Volksfest für den Städtetourismus? Also, das Volksfest ist definitiv ein Anlass, um in eine Stadt, sprich hier nach Stuttgart, zu kommen. Viele kommen ausschließlich nur wegen dem Fest. Manche kommen in einer Gruppe und teilen sich dann unter Umständen auch auf – die Einen gehen aufs Volksfest, die Anderen gehen ins Musical. Man hat im Endeffekt ja viele Reiseanlässe. Aber das Volksfest ist im September/Oktober definitiv ein Hauptanziehungspunkt vom Reisen her. Merkt man das in den Übernachtungszahlen? Ja. September und Oktober sind sowieso die stärksten Übernachtungsmonate und das liegt eben auch am Volksfest. Nicht ausschließlich, aber eben mit. Während dem Volksfest bekommt man fast keine Zimmer mehr. Wie werden die von Ihnen angebotenen Pauschalangebote und Gruppenarrangements angenommen? Prinzipiell sieht man das an den Übernachtungszahlen insgesamt. Uns geht es jetzt nicht so sehr darum, dass man diese eine spezifische Pauschalreise bucht, sondern darum, dass man die Idee bekommt, zu übernachten und hier in der Stadt zu bleiben, um so eben am nächsten Tag noch etwas Anderes aus der Stadt mitzuerleben. Früher sind die Leute morgens angereist und abends wieder zurück. Wir wollen einfach die Aufenthaltsdauer auf dem Wasen und in der Stadt verlängern. Und das soll im Endeffekt die Idee dazu geben. Und das funktioniert auch sehr gut. Da merkt man in den letzten Jahren eine deutliche Veränderung. Frage 5: Welche wirtschaftliche Bedeutung geht vom Cannstatter Volksfest aus? Dazu habe ich die Zahlen nicht, aber davon kann man ausgehen. Das Biertrinken, „Göckeleessen“,… belebt natürlich die Brauereiwirtschaft. Es ist ein wichtiger Arbeitgeber, dort arbeiten ja viele Hundert Menschen. Allein die EnBW wird eine Stromabrechnung haben, die an eine Kleinstadt herankommen würde. Also es ist definitiv ein Wirtschaftsfaktor. Natürlich auf begrenzte Zeit. Das Schaustellergewerbe ist ja nicht nur hier in Stutt- Anlage I: Experteninterviews LIII gart, sondern die reisen auch weiter. Man darf das, denke ich, nicht unterschätzen. Frage 6: Welche Rolle spielt die Volksfestwerbung für die Stadt Stuttgart? Besteht da ein Zusammenhang zwischen Stadt und Volksfestwerbung? Also, wir stellen schon einen Zusammenhang her. Aber da muss man ein bisschen die unterschiedlichen Zielsetzungen sehen. Die in.Stuttgart beispielsweise macht, und das ist auch richtig, nur Werbung für das Fest. Sie sind zuständig, dass die Leute zum Volksfest kommen. Wir setzen das Volksfest in einen größeren Rahmen. Für uns ist das ein ganz wichtiges Merkmal, mit dem wir eine gewisse Zielgruppe ansprechen können. Aber wir wollen, und dass ist das, was ich vorher meinte, dass die Leute länger in der Stadt bleiben. Dass sie zum Volksfest kommen, zum Musical kommen oder dass sie zur Oper kommen oder dass sie zum Shopping kommen. Und dann im Endeffekt immer die jeweilige andere Komponente, die eben zu dieser Jahreszeit gerade läuft, mitnehmen. Ob das jetzt ein Sommerfest, Weihnachtsmarkt oder Volksfest ist, ist im Endeffekt von der Saison abhängig. Wichtig ist uns aber, dass wir das Gesamtpaket Stuttgart anbieten. Von daher bringen wir es (das Volksfest) mehr in den Gesamtzusammenhang der Stadt. Wir zeigen die ganze Bandbreite. Wer gern auf das Volksfest geht, geht auch gerne in das Mercedes-Museum. Wer mehrere Komponenten als Anreiz hat, ist eher dazu zu überzeugen, ein oder zwei Nächte in Stuttgart zu bleiben. Frage 7: Welche Rolle spielt das Cannstatter Volksfest für das Image der Stadt Stuttgart? Mit dem Volksfest erhält die Stadt einfach das Image, dass die Leute hier fröhlich sind, dass man hier gut feiern kann und dass eben die ganze Welt gerne nach Stuttgart reist. Und das ist eine Imageförderung in einem spezifischen Bereich. Das hat jetzt nichts mit Wirtschaftskomponenten zu tun. Aber das Gefühl der Lebensfreude kann man mit dem Volksfest eben auch transportieren. Und das ist auch wichtig. Die Leute gehen immer gern dahin, wo die Leute feiern und wo sie fröhlich sind. Von daher trägt das viel dazu bei. Gibt es ein „stuttgartspezifisches“ Image? Das ist eine Frage. Stuttgart hat sehr viele unterschiedliche positive Images. Man sieht das in den Umfragen, weshalb die Leute gerne hier leben. Natürlich haben wir das Image, dass wir eine Wirtschaftsmetropole sind, dass wir eine Automobilstadt sind, dass wir eine grüne Stadt sind. Aber eben auch, dass die Leute hier sehr offen und fröhlich sind und dass man viele Kulturen hier hat und diese friedlich vereint. Man kann Stuttgart nicht nur auf einen einzigen Imagefaktor herunter brechen, dafür haben wir eine zu starke Bandbreite. Frage 8: Welche gesellschaftliche/ soziale Bedeutung hat das Cannstatter Volksfest für Bürger und Besucher? Anlage I: Experteninterviews LIV Ich denke, dass das Volksfest eine absolute Traditionsveranstaltung ist. Ein Fest, das nicht in der Bevölkerung verankert ist, wird auch nie eine Ausstrahlung nach Außen haben. Von daher ist es ganz wichtig, dass man die Stuttgarter und die Leute aus der Region weiterhin für das Volksfest interessiert, damit diese nach wie vor noch auf den Wasen kommen. Man kann so ein Fest nicht ausschließlich nur mit Gästen aus dem Ausland oder von Überregional füllen. Das würde die Authentizität verlieren. Wichtig ist erstmal, das Fest mit der hiesigen Bevölkerung zu füllen und ihr auch die Tradition zu lassen. Dann kommt das Andere im Endeffekt dazu. Wenn man die Bevölkerung frägt, was für Sie eine lebenswerte Stadt ausmacht, kommen meistens Antworten wie gute Einkaufsmöglichkeiten, Kinderangebot,… Spielt solch ein Fest hierbei auch eine Rolle? Absolut. Wenn es unwichtig wäre, dann hätten wir nicht so viele Feste. Die Feste an sich kommen oftmals aus Vereinen und aus der Bevölkerung heraus. Das ist bei vielen kleineren Festen - jetzt nicht beim Volksfest - der Fall. Die können nur dann existieren, wenn die Bevölkerung hinter diesen Veranstaltungen steht. Daran sieht man, dass wir auch eine gewisse Festkultur haben, die es zu halten gilt. Frage 11: Was hebt das Cannstatter Volksfest von anderen Stuttgarter Veranstaltungen/ Kulturangeboten ab? Das Volksfest ist sicherlich mit die größte Veranstaltung im Jahr. Die vielen Besucher, das ist, denke ich, eine große Zahl. Erstens muss man die Leute einwerben und es zeigt die Wichtigkeit dieses Festes. Man kann es jetzt nicht unbedingt vergleichen mit einer kulturellen Veranstaltung, bsp. mit einer Ausstellung in der Staatsgalerie. Stuttgart hat da ja eine sehr große Palette. Aber im Festekalender der Stadt ist das Volksfest sicher an herausragender Position. Können Sie noch kurz auf die unterschiedlichen Feste eingehen? Die Feste haben unterschiedliche Charaktere. Wir haben vier, fünf große Veranstaltungen in der Stadt. Ich nehme mal den Weihnachtsmarkt außen vor, der ist eigentlich mehr ein Markt, aber schon wie ein Fest gemacht mit einer sehr hohen Besucherfrequenz. Dann eröffnet man das Jahr mit dem Frühlingsfest. Das Frühlingsfest ist eher ein lokales, regionales Fest. So zum Einstimmen. Dann noch Feste, wie der Fischmarkt, der von der Bevölkerung auch sehr gut angenommen wird, aber auch mehr regional/lokal angesiedelt ist. Dann geht es weiter mit dem Sommerfest und Weindorf. Und diese beiden Veranstaltungen, die ja im Herzen der Stadt stattfinden, sind natürlich ganz anderes gelagert wie das Volksfest. Da ist eine etwas kaufkräftigere Zielgruppe. Es ist eine elegantere Veranstaltung, das Sommerfest. Hat auch durch die unterschiedlichen Musikrichtungen, die auf den Bühnen gespielt werden, auch andere Anreize wie ein reines Bierfest wie das Volksfest. Aber am Sommerfest sehen wir auch, dass doch immer mehr Gäste nach Stuttgart kommen. Nach wie vor ist es ein Fest mehr für die Stuttgarter bzw. für die Region. Das kann man nicht voneinander abgrenzen. Aber es wird auch darüber hinaus immer beliebter. Anlage I: Experteninterviews LV Da merkt man, dass Stuttgart sich damit auch einen Namen macht. Und beim Weindorf sowieso. Es ist schon lange ein Fest, bei dem viele auswärtige Gäste anreisen. Und es hat natürlich den besonderen Reiz, dass es eben nur um das Thema Wein geht und Stuttgart und der Wein haben ja eine besondere Verbindung. Wir haben ja sehr große Weinanbauflächen, was in einer Großstadt wirklich etwas Besonderes ist. Mit einem eigenen Weingut der Stadt, aber auch mit vielen genossenschaftlichen, privaten Betrieben, die in Deutschland auch an der absoluten Topspitze der Weinbauern stehen. Und das Weindorf unterstreicht einfach nochmal dieses Thema - auf eine ganz andere Art und Weise wie jetzt das Volksfest. Von daher sind sie schon unterschiedlich. Das ist eben Kultur. Frage 12: Sollte dem Volksfest von Seiten der öffentlichen Hand (Stadtverwaltung, Politik,…) eine größere bzw. kleinere Bedeutung zugemessen werden? Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand? Weder das eine noch das andere. Ich denke, dass die Politik und die Verwaltung die Feste schon richtig einschätzen. Man hat das sicherlich gesehen, als die in.Stuttgart gegründet wurde. Mit dem hat man das Fest sicherlich nochmal auf ein anderes Niveau heben können. Natürlich ist es immer so, mit mehr Geld kann man mehr Werbung machen. Das ist ganz klar. Da gilt es gut abzuwägen. Da würden sicherlich ein paar zusätzliche Euro auch noch guttun. Aber das ist eigentlich immer so. Da muss man dann einfach schauen, wie kommt man mit dem Geld zurecht, dass man hat. Man kann ja nicht sagen, München hat viel mehr Geld zur Verfügung als wir, deshalb können wir nicht soviel Werbung machen. München ist anders gelagert. Es ist nach wie vor immer noch schwer zu vergleichen. Ich sage mal, da muss man wahrscheinlich eher aufpassen, dass auch noch Münchner kommen. Es sind ja soviele auswärtige Gäste dort, dass man kaum noch bayrisch hört. Das ist deren Problem. Frage 13: Welche Chancen und Gefahren sehen Sie für das Cannstatter Volksfest? Ich denke, dass sich das Cannstatter Volksfest so momentan sehr gut entwickelt. Man muss die Qualität halten, das ist das A und O. Es muss auf diesem Qualitätslevel sein oder noch qualitativ besser werden. Man muss natürlich schauen, was wollen die Menschen heutzutage, ohne dass man deshalb das Fähnchen immer nur in den entsprechenden Wind hängt und die Tradition dann verliert. Ich glaube, die Tradition macht es dann schlussendlich nachher aus. Aber ansonsten kann das jetzt so weitergehen. Es läuft gut. Frage 14: Wie muss das Cannstatter Volksfest gestaltet werden, damit positive Bedeutungen verstärkt bzw. ausgebaut werden und negative Bedeutungen beseitigt werden? Anlage I: Experteninterviews LVI Also man kann immer was verbessern, aber da sind wir vielleicht ein bisschen die falschen Ansprechpartner. Wir nehmen nachher das Produkt und vermarkten es nach außen. Ich wiederhole mich da vielleicht, aber ich denke, dass man beispielsweise, dass was mit dem Volksfestumzug gemacht wird, wo man ja auf die Tradition und die Geschichte nochmals abhebt, dass man solche Dinge nicht vernachlässigen sollte. Und dass man durchaus auch die Stuttgarter Vereine wie jetzt beispielsweise den Volksfestverein, so was muss man hegen und pflegen, denn das sind nachher diejenigen, die das Fest auch in schwierigeren Zeiten, die mal kommen, tragen sollen. Frage 15: Gibt es aus Ihrer Sicht noch Punkte, die bisher unberücksichtigt blieben und die Sie ergänzen möchten? Ich denke, Sie haben eine breite Bandpalette abgefragt. Ich denke, da war alles dabei. Vielen Dank! Anlage II: Besucherbefragung LVII Anlage II: Besucherbefragung Anlage II.1: Fragebogen Geschlecht: weiblich männlich Alter: Wohnort (PLZ): < 18 ______ 18 - 30 ______ 30 - 45 ______ 45 - 60 ______ > 60 ______ ____________ Frage 1: Was gefällt Ihnen am Volksfest? Frage 2: Was gefällt Ihnen nicht am Volksfest? Frage 3: Wie beurteilen Sie die Bedeutung des Volksfestes für die Stadt Stuttgart? sehr groß groß weiß nicht gering keine Anlage II: Besucherbefragung LVIII Anlage II.2: Auswertung Besucherbefragung Tabelle 4: Alter und Geschlecht der Befragten Quelle: eigene Erhebung Abbildung 15: Geschlechtsverteilung männlich weiblich 0% 10% 20% Quelle: eigene Erhebung Tabelle 5: Herkunft der Befragten Quelle: eigene Erhebung 30% 40% 50% 60% Anlage II: Besucherbefragung Tabelle 6: Frage 1: Was empfinden Sie als positiv am Volksfest? LIX Anlage II: Besucherbefragung Que Quelle: eigene Erhebung LX Anlage II: Besucherbefragung Abbildung 16: Positive Aspekte des Volksfestes Quelle: eigene Erhebung Abbildung 17: Positive Aspekte des Volksfestes, Darstellung aller Altersgruppen Quelle: eigene Erhebung LXI Anlage II: Besucherbefragung Tabelle 7: Frage 2: Was empfinden Sie als negativ am Volksfest? LXII Anlage II: Besucherbefragung Quelle: eigene Erhebung LXIII Anlage II: Besucherbefragung LXIV Abbildung 18: Negative Aspekte des Volksfestes Quelle: eigene Erhebung Abbildung 19: Negative Aspekte des Volksfestes, Darstellung aller Altersgruppen Quelle: eigene Erhebung Anlage II: Besucherbefragung LXV Tabelle 8: Frage 3: Wie schätzen Sie die Bedeutung des Cannstatter Volksfestes für die Stadt Stuttgart ein? Quelle: eigene Erhebung Anlage III: Materialien aus der Praxisstelle Anlage III: Materialien aus der Praxisstelle Anlage III.1: Gespräch vom 16.09.2008 Siehe beiliegende CD. Anlage III.2: Gespräch vom 01.10.2008 Siehe beiliegende CD. Anlage III.3: Gespräch vom 15.10.2008 Siehe beiliegende CD. Anlage III.4: Email vom 26.10.2008 Siehe beiliegende CD. Anlage III.5: Email vom 27.10.2008 Siehe beiliegende CD. Anlage III.6: Email vom 12.01.2009 Siehe beiliegende CD. Anlage III.7: Beteiligungsbericht 2007 der Landeshauptstadt Stuttgart Siehe beiliegende CD-Rom. Anlage III.8: Beschickerliste Siehe beiliegende CD-Rom. Die Anlage ist mit einem Sperrvermerk versehen. Anlage III.9: Werbekonzept Siehe beiliegende CD-Rom. Die Anlage ist mit einem Sperrvermerk versehen. Anlage III.10: Kosten- und Erlösübersicht aus dem Rechnungssystem Siehe beiliegende CD-Rom. Die Anlage ist mit einem Sperrvermerk versehen. LXVI Anlage IV: Studien / Publikationen LXVII Anlage IV: Studien / Publikationen Anlage IV.1: Studie: Die Bedeutung des Wirtschaftsfaktors Volksfest im Bereich des mittelständischen Tourismusgewerbes in der Bundesrepublik Deutschland und seine Auswirkungen auf die Leistungssteigerung im mittelständischen Schaustellergewerbe Siehe beiliegende CD-Rom. Anlage IV.2: Studie: Marketingstudie Volksfest Siehe beiliegende CD-Rom. Anlage IV.3: Jahresbericht 2008 des DSB. Wir machen Freizeit zum Vergnügen Siehe beiliegende CD-Rom. Anlage V: Internetquellen Anlage V: Internetquellen Anlage V.1: BCSD – Definition Stadtmarketing Siehe beiliegende CD. Anlage V.2: Cannstatter Volksfestverein – Der Verein Siehe beiliegende CD. Anlage V.3: Cannstatter Volksfest – Historie Siehe beiliegende CD. LXVIII Anlage VI: Presseartikel Anlage VI: Presseartikel Anlage VI.1: Abbildung Stuttgarter Zeitung vom 28.07.2008 Siehe beiliegende CD. Anlage VI.2: Artikel Kreiszeitung Böblinger Bote vom 26.08.2008 Siehe beiliegende CD. Anlage VI.3: Artikel Kreiszeitung Böblingen Bote vom 24.09.2008 Siehe beiliegende CD. Anlage VI.4: Artikel Kreiszeitung Böblinger Bote vom 11.10.2008 Siehe beiliegende CD. LXIX Literaturverzeichnis LXX Literaturverzeichnis ATTESLANDER, Peter: Methoden der empirischen Sozialforschung, 12. durchgesehene Auflage, Berlin 2008 DRENGNER, Jan: Imagewirkungen von Eventmarketing. Entwicklung eines ganzheitlichen Messansatzes, 2. aktualisierte Auflage, Wiesbaden 2006, Dissertation Chemnitz 2003 EBERT, Christian: Identitätsorientiertes Stadtmarketing. Ein Beitrag zur Koordination und Steuerung des Stadtmarketing in: Meffert, Heribert (Hrsg.): Schriften zu Marketing und Management, Band 50, Frankfurt am Main 2004, Dissertation Universität Münster 2003 GLÄSER, Jochen/ LAUDEL, Grit: Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse als Instrumente rekonstruierender Untersuchungen, 2. durchgesehene Auflage, Wiesbaden 2006 GRABOW, Busso: Stadtmarketing und Regionalisierung – Herausforderungen für die Zukunft in: Pechlaner, Harald/ Fischer, Elisabeth/ Hammann, Eva-Maria (Hrsg.): Standortwettbewerb und Tourismus – Regionale Erfolgsstrategien, Berlin 2006, Seite 27 - 38 GRABOW, Busso/ HOLLBACH-GRÖMIG, Beate: Ziele, Aktivitäten und Erfolgsfaktoren von Stadtmarketing in: Birk, Florian/ Grabow, Busso/ Hollbach- Grömig, Beate (Hrsg.): Stadtmarketing - Status quo und Perspektive, Difu-Beiträge zur Stadtforschung, Heft 42, Berlin 2006, Seite 35 - 60 GRABOW, Busso/ HOLLBACH-GRÖMIG, Beate/ BIRK, Florian: Stadtmarketing – Aktuelle Entwicklungen im Überblick in: Birk, Florian/ Grabow, Busso/ Hollbach-Grömig, Beate (Hrsg.): Stadtmarketing - Status quo und Perspektive, Difu-Beiträge zur Stadtforschung, Heft 42, Berlin 2006, Seite 19 – 34 Literaturverzeichnis LXXI GRABOW, Busso/ HOLLBACH-GRÖMIG, Beate: Stadtmarketing – eine kritische Zwischenbilanz, Difu-Beiträge zur Stadtforschung, Heft 25, Berlin 1998 HIEBER, Fritz: Öffentliche Betriebswirtschaftslehre. Grundlagen für das Management in der öffentlichen Verwaltung, 5. überarb. und erw. Auflage, Sternenfels 2005 HOHN, Stefanie: Public Marketing: Marketing-Management für den öffentlichen Sektor, Wiesbaden 2006 JOURDAN, Rudolf: Professionelles Marketing für Stadt, Gemeinde und Landkreis, 2. überarbeite und erweiterte Auflage, Sternenfels 2007 KOCH, Tino: Stadtmarketing. Praxishandbuch für kommunales Management, Saarbrücken 2006 KOMET-Verlag (Hrsg.): 100 Jahre DER KOMET. Volksfeste und Märkte, Pirmasens 1983 KONKEN, Michael: Stadtmarketing. Kommunikation mit Zukunft, Meßkirch 2004 KONKEN, Michael: Stadtmarketing Grundlagen für Städte und Gemeinden, Limburgerhof 2000 KURON, Irene: Stadtmarketing – Ein Leitfaden für die Praxis, DSSW – Schriften Nr. 14, 2. Überarbeitete Auflage, Berlin 2007 KURON, Irene: Stadtmarketing. Chance zur ganzheitlichen Stadtentwicklung in Pfaff - Schley, Herbert (Hrsg.): Stadtmarketing und kommunales Audit. Chance für eine ganzheitliche Stadtentwicklung, Berlin/ Heidelberg 1997, Seite 1 – 13 MEFFERT, Heribert: Marketing. Grundlagen marktorientierter Unternehmensführung. Konzepte-Instrumente-Praxisbeispiele, 9.überarbeitete und erweiterte Auflage, Wiesbaden 2000 Literaturverzeichnis LXXII MENSING, Mario/ RAHN, Thomas: Einführungen in das Stadtmarketing in: Zerres, Michael/ Zerres, Ingrid (Hrsg.): Kooperatives Stadtmarketing. Konzepte, Strategien und Instrumente zur Erhöhung der Attraktivität einer Stadt, Stuttgart/ Berlin/ Köln 2000, Seite 21 - 37 MIEG, Harald/ NÄF, Matthias: Experteninterviews in den Umwelt – und Planungswissenschaften. Eine Einführung und Anleitung, Lengerich 2006 NUFER, Gerd: Event-Marketing: Theoretische Fundierung und empirische Analyse unter besonderer Berücksichtigung von Imagewirkungen, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Wiesbaden 2006, Dissertation Universität Tübingen 2001 OPASCHOWSKI, Horst W.: Deutschland 2030.Wie wir in Zukunft leben, Gütersloh 2008 RÖDER, Matthias: Optimale kommunale Wertschöpfung durch die Vermarktung von Großevents, Saarbrücken 2008 SPIEß, Steffen: Marketing für Regionen – Anwendungsmöglichkeiten im Standortwettbewerb, Wiesbaden 1998 STROHEKER, Hans Otto/ WILLMANN, Günther: Cannstatter Volksfest. Das schwäbische Landesfest im Wandel der Zeiten, Stuttgart/ Aalen 1978 TÖPFER, Armin: Stadtmarketing: Eine neue Anforderung an Kommunen. Überblick und Einordnung der Beiträge in: Töpfer, Armin (Hrsg.): Stadtmarketing. Herausforderung und Chance für Kommunen, Kassel 1993 WISSING, Rainer: Stadtmarketing. Ziele, Instrumente und Problemfelder des Marketing für Städte, München/ Ravensburg 2004 ZANGER, Cornelia: Eventmarketing als Kommunikationsinstrument – Entwicklungsstand in Wissenschaft und Praxis in Nickel, Oliver: Eventmarketing. Grundlagen und Erfolgsbeispiele, 2. Auflage, München 2007 Literaturverzeichnis LXXIII Zeitschriftenartikel: BIRK, Florian: Stadtmarketing. Begriffsdefinitionen, Aufgaben und Chancen in: Der bayrische Bürgermeister, 2001, Nr. 9, Seite 344 – 346 EGGERS, Karl J.: Zukunftsfaktor Kooperation in: der Gemeinderat, 2005, Nr. 2, Seite 18 - 20 Internetquellen: DEUTSCHER SCHAUSTELLERVERBAND E.V. (Hrsg.): Jahresbericht 2008. Wir machen Freizeit zum Vergnügen, Berlin 2009, http://www.dsbev.de/meldungen/publikationen.html, 23.01.2009 DEUTSCHER SCHAUSTELLERVERBAND E.V. (Hrsg.): Marketingstudie Volksfest, Berlin 2005,http://www.dsbev.de/meldungen/publikationen.html, 16.09.2008 DEUTSCHER SCHAUSTELLERVERBAND E.V. (Hrsg.): Die Bedeutung des Wirtschaftsfaktors Volksfest im Bereich des mittelständischen Tourismusgewerbes in der Bundesrepublik Deutschland und seine Auswirkungen auf die Leistungssteigerung im mittelständischen Schaustellergewerbe, Bonn 2000, http://www.dsbev.de/meldungen/publikationen.html, 16.09.2008 LANDESHAUPTSTADT STUTTGART (Hrsg.): Beteiligungsbericht 2007 der Landeshauptstadt Stuttgart, http://www.stuttgart.de/sde/menu/frame/top_11021.htm, 16.02.2009 o.V.: BCSD - Definition Stadtmarketing, http://www.bcsd.de/index.php?pageid=24&entry=41, 04.12.2008 o.V.: Cannstatter Volksfest – Historie, http://www.cannstatter-volksfest.de/index.php?id=50, 04.01.2008 o.V.: Cannstatter Volksfestverein – Der Verein; http://www.cannstattervolksfestverein.de/seiten/verein/verein.html, 04.01.2008 Erklärung nach § 36 Abs. 3 APrOVwgD LXXIV Erklärung nach § 36 Abs. 3 APrOVwgD Ich versichere, dass ich die Diplomarbeit „Volksfeste und ihre Bedeutung für das Stadtmarketingdargestellt am Beispiel des Cannstatter Volksfestes“ selbständig und nur unter Verwendung der angegebenen Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe. Böblingen, 24. Februar 2009 _________________________________________________ (Sara Spengler) Die Bedeutung des Wirtschaftsfaktors Volksfest im Bereich des mittelständischen Tourismusgewerbes in der Bundesrepublik Deutschland und seine Auswirkungen auf die Leistungssteigerung im mittelständischen Schaustellergewerbe Deutscher Schaustellerbund e.V. VORBEMERKUNG Der Deutsche Schaustellerbund e.V. (DSB) repräsentiert rund 90% der bundesdeutschen Schausteller, also rund 4.600 der insgesamt etwa 5.000 Schaustellerbetriebe. Diese Betriebe beschicken mit ihren Geschäften (deren Zahl deutlich über 5.000 beträgt, da viele Betriebe über mehrere Geschäfte verfügen) die rund 14.000 jährlich in Deutschland stattfindenden Volksfeste. Viele Volksfeste haben zwar einen überwiegend lokalen bis regionalen Einzugsbereich, ein Großteil der Besucher unternimmt Volksfestbesuche jedoch im Rahmen eines längeren Tagesausflugs oder einer Kurzreise. Neben der daraus resultierenden Bedeutung für die Tourismusbranche, sind Volksfeste auch ein wichtiger Bestandteil der deutschen Kultur. Das Münchner Oktoberfest prägt bei den Bürgern vieler Länder das Image des Reiselandes Deutschland und wird im Ausland vielfach kopiert. Während andere Bereiche der Tourismus- und Kulturbranche in Deutschland durch die öffentliche Hand bevorzugt behandelt oder sogar in hohem Maße finanziell bezuschusst werden (öffentlicher Kulturbetrieb), ist im Bereich der Volksfeste seit Jahren eine gegenläufige Tendenz zu erkennen, die nach Auffassung des DSB langfristig den Fortbestand dieses Wirtschaftsbereiches gefährdet. Träger der Volksfeste sind die überwiegend mittelständischen Schaustellerbetriebe. Das Schaustellergewerbe sieht sich in den vergangenen Jahren jedoch mit einer zunehmenden Zahl von überwiegend kommunalen Verordnungen konfrontiert, die die wirtschaftliche Führung der Betriebe in einem Maße erschweren, dass das mittelständische Schaustellergewerbe insgesamt in seiner Existenz bedroht ist. Durch den maßgeblich durch die Kommunen verursachten Kostendruck ist das Schaustellergewerbe schon heute kaum noch in der Lage, dem in der gesamten Freizeitbranche zu beobachtenden, enormen Innovationsdruck zu folgen. Dieser Innovationsdruck wird durch die Kommunen noch verstärkt, da die Attraktivität der Geschäfte ein wesentliches Auswahlkriterium bei der Vergabe der knappen Stellplätze auf umsatzstarken Volksfesten ist. Mangelnde Investitionen bringen langfristig jede Branche in Bedrängnis. Von daher birgt der Kostendruck auf das Schaustellergewerbe, dem auf der anderen Seite kaum Möglichkeiten zu Preiserhöhungen gegenüberstehen, die Gefahr, eine Abwärtsspirale in Gang zu setzen, die schließlich das Aus für viele Volksfeste bedeuten könnte. Vor diesem Hintergrund hat der DSB die Firma ift – Freizeit- und Tourismusberatung GmbH mit der Erstellung der vorliegenden Marktstudie beauftragt. Sie zeigt die wirtschaftlichen, aber auch sozialen Effekte der geschilderten Entwicklung auf, indem sie zunächst die gegenwärtige wirtschaftliche Bedeutung der Volksfeste sowie die nicht-monetären Effekte beleuchtet und anschließend Szenarien für die zukünftige Entwicklung entwirft. Die Marktstudie beantwortet also folgende zentrale Fragestellungen: 1. Welche wirtschaftlichen Effekte gehen generell von großen deutschen Volksfesten aus? 2. Welche Bedeutung haben Volksfeste für den Binnentourismus, den Incomingtourismus und den Tagestourismus? 3. Welche weiteren positiven Effekte gehen von den Volksfesten aus? 4. Wie ist die aktuelle Situation des Schaustellergewerbes? 5. Welche Effekte würden sich durch eine Förderung der Volksfeste ergeben? Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Beteiligten und Interviewpartnern für die Unterstützung bei der Bearbeitung der Studie bedanken. Deutscher Schaustellerbund e.V. ift –Freizeit- und Tourismusberatung Hermann Krameyer Präsident Jan-F. Kobernuß Geschäftsführer Hochkreuzalle 67 D-53175 Bonn Otto-Hahn-Straße 23 D-50997 Köln www.dsbev.de www.ift-consulting.de INHALTSVERZEICHNIS Seite VORBEMERKUNG............................................................................................................... 3 TABELLENVERZEICHNIS ................................................................................................ 10 ABBILDUNGSVERZEICHNIS ........................................................................................... 13 ZUSAMMENFASSUNG ..................................................................................................... 15 1. ALLGEMEINE ERLÄUTERUNGEN ZUR UNTERSUCHUNG DER BEDEUTUNG DER VOLKSFESTE IN DEUTSCHLAND ................................................................. 29 1.1 Ausgangssituation und Zielsetzung der Untersuchung............................. 29 1.1.1 Ausgangssituation .................................................................................... 29 1.1.2 Zielsetzung................................................................................................ 29 1.2 Begriffsbestimmung .......................................................................................... 31 1.2.1 Definition Volksfest .................................................................................. 31 1.2.2 Definition Tourismus ................................................................................ 32 1.2.3 Definition Tagesbesucherverkehr ........................................................... 33 1.2.4 Definition Freizeit...................................................................................... 34 1.3 Methodische Grundlagen und Umfang der Erhebung ................................ 35 1.3.1 Ausgangssituation .................................................................................... 35 1.3.2 Befragungsmethodik und Erhebungsumfang ........................................ 36 1.4 Aufbereitung und Darstellung der Ergebnisse............................................. 39 1.4.1 Datenaufbereitung.................................................................................... 39 1.4.2 Ergebnisdarstellung ................................................................................. 39 1.4.3 Fehlertoleranzen....................................................................................... 39 2. VOLKSFESTE UND VOLKSFESTBESUCHE ......................................................... 40 2.1 Umfang und Struktur der Volksfestbesuche ................................................ 40 2.1.1 Volksfestbesuchsintensität der Bevölkerung ......................................... 40 2.1.2 Volksfestbesuchshäufigkeit der Bevölkerung ........................................ 42 2.1.3 Volksfestbesuchsvolumen ....................................................................... 48 2.2 Räumliche und zeitliche Verteilung der Volksfestbesuche ....................... 52 2.2.1 Anzahl und Größe der Volksfeste in Deutschland................................. 52 2.2.2 Räumliche Verteilung der Volksfestbesuche ......................................... 56 2.2.3 Zeitliche Verteilung der Volksfestbesuche............................................. 61 2.3 Weitere Strukturmerkmale beim Verhalten der Volksfestbesucher ......... 66 2.3.1 Aufenthalts- und Anreisedauer bei Volksfestbesuchen ........................ 66 2.3.2 Art der Volksfestbesuche......................................................................... 68 2.3.3 Wahl der Unterkunftsform und Aufenthaltsdauer bei Übernachtungsgästen.............................................................................. 70 2.3.4 Herkunft der Besucher............................................................................. 72 2.3.5 Besuchsentfernung .................................................................................. 75 2.3.6 Verkehrsmittelnutzung ............................................................................. 76 2.3.7 Hauptanlass des Besuches..................................................................... 79 2.3.8 Alter der Besucher.................................................................................... 81 2.3.9 Beruf der Besucher .................................................................................. 82 2.3.10 Begleitung ................................................................................................. 84 2.3.11 Aktivitäten während, vor und nach dem Besuch ................................... 85 2.4 Das Angebot der Volksfeste aus Sicht der Besucher................................. 89 3. DIE AUSGABEN DER VOLKSFESTBESUCHER................................................... 91 3.1 Allgemeine Erläuterungen................................................................................ 91 3.2 Höhe und Struktur der Tagesausgaben......................................................... 93 3.2.1 Vergleich mit weiteren Erhebungen........................................................ 98 3.2.2 Rechnerisch ermittelte Durchschnittsausgaben auf Volksfesten....... 101 3.2.3 Ausgaben in Abhängigkeit vom Wochentag des Volksfestbesuches ................................................................................. 102 3.2.4 Das Ausgabeverhalten in Abhängigkeit von soziodemografischen Strukturmerkmalen................................................................................. 102 3.3 Ausgaben außerhalb des Volksfestgeländes ............................................. 109 3.3.1 Ergebnisse der Befragungen................................................................. 109 3.3.2 Expertenmeinungen zu den Ausgaben außerhalb des Volksfestgeländes .................................................................................. 110 3.4 Volksfestbesuche ohne Ausgaben ............................................................... 116 4. DIE AUSGABEN DER SCHAUSTELLER .............................................................. 117 4.1 Ausgaben für die Beschäftigung von Aushilfskräften.............................. 120 4.2 Ausgaben für den Lebensunterhalt der festen Mitarbeiter und der mitreisenden Familienangehörigen.............................................................. 122 4.3 Ausgaben für Freizeit, Bildung und Sonstiges der festen Mitarbeiter und der mitreisenden Familienangehörigen .......................... 127 4.4 Ausgaben für den laufenden Betrieb ........................................................... 129 4.4.1 Waren- und Lebensmitteleinkäufe........................................................ 129 4.4.2 Ausgaben für Strom ............................................................................... 131 4.4.3 Ausgaben für Wasser ............................................................................ 133 4.4.4 Ausgaben für Werbung.......................................................................... 135 4.4.5 Ausgaben für Müllbeseitigung............................................................... 137 4.4.6 Ausgaben für Reparaturen, TÜV und technische Abnahme .............. 139 4.4.7 Ausgaben für Sonstiges......................................................................... 141 4.5 Standgebühren ................................................................................................. 143 4.6 Gesamtausgaben der Schausteller............................................................... 147 5. UMSATZ- UND EINKOMMENSWIRKUNGEN....................................................... 149 5.1 Vorgehensweise bei der Berechnung von Umsätzen, Nettowertschöpfung und Einkommensbeitrag aus den Volksfestbesuchen ..................... 149 5.2 Umsätze aus den Volksfestbesuchen .......................................................... 156 5.2.1 Volksfestumsätze im Vergleich mit Umsätzen anderer Freizeitbranchen..................................................................................... 161 5.2.2 Verteilung der Umsätze ......................................................................... 162 5.3 Berechnung der wirtschaftlichen Bedeutung der Volksfestbesuche .... 164 5.3.1 Einkommensbeitrag aus Verkehrsleistungen ...................................... 166 5.3.2 Einkommensbeitrag der Volksfeste insgesamt.................................... 166 5.3.3 Wertschöpfung je Volksfestbesucher (Einkommenswirkung) ............ 167 5.3.4 Steuerliche Effekte................................................................................. 168 5.4 Arbeitsmarkteffekte durch die Volksfeste................................................... 170 5.5 Kennwerte zur Beurteilung der wirtschaftlichen Bedeutung von Volksfesten........................................................................................................ 175 5.6 Touristische Bedeutung der Volksfeste in Deutschland.......................... 179 5.6.1 Übernachtungstourismus....................................................................... 179 5.6.2 Tagestourismus ...................................................................................... 183 5.6.3 Überblick über die touristische Bedeutung der Volksfeste................. 185 5.7 Die Bedeutung der Volksfeste im Vergleich mit anderen Angebotsformen der Freizeitwirtschaft ....................................................... 187 6. NICHT-MONETÄRE EFFEKTE DER VOLKSFESTE............................................ 188 6.1 Soziale Effekte .................................................................................................. 188 6.2 Werbe- und Imageeffekte................................................................................ 193 7. SITUATION DES SCHAUSTELLERGEWERBES ................................................. 196 7.1 Situation aus Sicht der Schausteller ............................................................ 196 7.2 Situation aus Sicht von Experten.................................................................. 203 7.3 Vergleich mit anderen Kultur- und Freizeiteinrichtungen........................ 208 8. MÖGLICHE EFFEKTE VERÄNDERTER RAHMENBEDINGUNGEN FÜR DAS SCHAUSTELLERGEWERBE ......................................................................................... 211 8.1 Szenario 1: Business as usual ...................................................................... 214 8.1.1 Beschreibung des Szenarios ................................................................ 214 8.1.2 Voraussichtliche Auswirkungen des Szenarios ................................... 215 8.2 Szenario 2: Der Spaß hat ein Ende ............................................................... 216 8.2.1 Beschreibung des Szenarios ................................................................ 216 8.2.2 Voraussichtliche Auswirkungen des Szenarios ................................... 217 8.3 Szenario 3: Mut zur Umkehr........................................................................... 218 8.3.1 Beschreibung des Szenarios ................................................................ 218 8.3.2 Voraussichtliche Auswirkungen des Szenarios ................................... 219 9. ANHANG .................................................................................................................... 221 9.1 Rechnerische Ermittlung der Durchschnittsausgaben aller Volksfestbesucher auf dem Volksfest.......................................................... 221 9.2 Expertenbefragung .......................................................................................... 226 9.2.1 Verzeichnis der befragten Experten/-innen.......................................... 226 9.2.2 Leitfaden für die Expertengespräche.................................................... 228 9.3 Geschäftstypen der Schaustellerbetriebe................................................... 229 9.4 Fragebögen ....................................................................................................... 231 9.4.1 Fragebogen Gäste ................................................................................. 231 9.4.2 Fragebogen Schausteller (Erhebungsort Bonn).................................. 238 TABELLENVERZEICHNIS Seite Tabelle 1: Volksfestbesuchsvolumen der Bevölkerung über 16 Jahre........................... 48 Tabelle 2: Volksfestbesuchsvolumen der Bevölkerung bis 16 Jahre ............................. 49 Tabelle 3: Anzahl der Volksfeste nach Besuchervolumen............................................... 52 Tabelle 4: Bereinigte Besucherzahlen für einige Volksfeste in Deutschland ................. 55 Tabelle 5: Besuche bei Volksfesten = 20.000 Besucher nach Bundesländern.............. 57 Tabelle 6a: Gesamtzahl der Volksfestbesucher nach Bundesländern ........................... 58 Tabelle 7: Dauer der Volksfeste in Deutschland............................................................... 61 Tabelle 8: Zeitlicher Verlauf des Besucherzuspruchs auf der Cranger Kirmes ............. 62 Tabelle 9: Besucherverteilung auf dem Augsburger Osterplärrer .................................. 63 Tabelle 10: Herkunft der Besucher .................................................................................... 73 Tabelle 11: Nutzungsfälle von Verkehrsmitteln bei Volksfestbesuchen ......................... 78 Tabelle 12: Verkehrsmittelwahl bei verschiedenen Volksfesten ..................................... 79 Tabelle 13: Alterstruktur der Besucher verschiedener Volksfeste .................................. 82 Tabelle 14: Begleitung zu Volksfesten .............................................................................. 85 Tabelle 15: Ausgabenstruktur bei Volksfestbesuchen ..................................................... 97 Tabelle 16: Tagesausgaben, Volksfestgröße und Kaufkraft ........................................... 99 Tabelle 17: Rechnerisch ermittelte Ausgaben pro Volksfestbesucher in Abhängigkeit von Kaufkraft und Volksfestgröße.........................................101 Tabelle 18: Ausgaben in Abhängigkeit vom Wochentag ...............................................102 Tabelle 19: Ausgabeverhalten in Abhängigkeit vom Alter der Besucher .....................104 Tabelle 20: Ausgabeverhalten in Abhängigkeit vom Alter der Besucher .....................104 Tabelle 21: Höhe der Ausgaben in Abhängigkeit vom Einkommen..............................107 Tabelle 22: Struktur der Ausgaben der Volksfestbesucher außerhalb des Volksfestgeländes..........................................................................................109 Tabelle 23: Gewichtung der Geschäftsarten...................................................................119 Tabelle 24: Ausgaben für Aushilfskräfte in DM...............................................................120 Tabelle 25: Ausgaben für Aushilfskräfte pro Jahr und Betrieb in DM...........................121 Tabelle 26: Ausgaben aller Betriebe für Aushilfskräfte pro Jahr in Mio. DM................121 Tabelle 27: Anzahl der festen Mitarbeiter und mitreisenden Angehörigen nach Geschäftsarten...............................................................................................124 Tabelle 28: Ausgaben aller festen Mitarbeiter und der mitreisenden Familienangehörigen für den Lebensunterhalt nach Geschäftsart ...........125 Tabelle 29: Ausgaben aller festen Mitarbeiter und der mitreisenden Familienangehörigen für Freizeit/Bildung etc. nach Geschäftsart.............128 Tabelle 30: Ausgaben für Waren- und Lebensmitteleinkäufe nach Geschäftsart .......131 Tabelle 31: Ausgaben für Strom nach Geschäftsart ......................................................133 Tabelle 32: Ausgaben für Wasser nach Geschäftsart ...................................................135 Tabelle 33: Ausgaben für Werbung nach Geschäftsarten.............................................136 Tabelle 34: Ausgaben für Müllbeseitigung nach Geschäftsart......................................138 Tabelle 35: Ausgaben für Reparaturen, TÜV und technische Abnahme nach Geschäftsart...................................................................................................140 Tabelle 36: Ausgaben für Sonstiges nach Geschäftsart................................................142 Tabelle 37: Standgebühren der Schaustellerbetriebe....................................................144 Tabelle 38: Standgeld- und Ausgabenhöhe....................................................................145 Tabelle 39: Gesamtausgaben der Schausteller an den Volksfestorten .......................147 Tabelle 40: Wertschöpfungsquoten für einzelne Wirtschaftsbereiche .........................151 Tabelle 41: Zuordnung der Wertschöpfungsquoten .......................................................151 Tabelle 42: Größenklassen von Volksfesten ..................................................................156 Tabelle 43: Gesamtbesucherzahlen von Volksfestgrößenklassen ...............................157 Tabelle 44: Ermittlung der volksfestindizierten Ausgaben .............................................157 Tabelle 45: Verteilung der volksfestindizierten Umsätze ...............................................162 Tabelle 46: Nettoumsätze aus dem Volksfestgeschehen nach Ausgabearten in Mio. DM...................................................................................................................165 Tabelle 47: Beitrag des Volksfestgeschehens zum Volkseinkommen in der Bundesrepublik Deutschland ........................................................................165 Tabelle 48: Beitrag der Volksfeste zum Volkseinkommen.............................................166 Tabelle 49: Beispiele für wirtschaftliche Effekte .............................................................176 Tabelle 50: Bruttoumsätze auf der Cranger Kirmes in Mio. DM....................................177 Tabelle 51: Auswirkungen der Grundannahmen auf die Volksfeste.............................212 Tabelle 52: Auswirkungen des Szenarios "Business as usual" auf die Volksfeste .....215 Tabelle 53: Auswirkungen des Szenarios "Der Spaß hat ein Ende".............................217 Tabelle 54: Auswirkungen des Szenarios "Mut zur Umkehr" ........................................219 Tabelle 55: Ermittlung der Variablen zur Berechnung der Durchschnittsausgaben für verschiedene Volksfeste ...............................................................................221 Tabelle 56: Näherungsweise Ermittlung der Ausgaben auf einem durchschnittlichen Volksfest.........................................................................................................223 Tabelle 57: Herleitung einer Variable für ein Volksfest durchschnittlicher Größe .......223 Tabelle 58: Geschäftstypen..............................................................................................229 ABBILDUNGSVERZEICHNIS Seite Abbildung 1: Erhebungsorte- und umfang......................................................................... 37 Abbildung 2: Häufigkeit von Volksfestbesuchen pro Jahr................................................ 42 Abbildung 3: Zahl der Volksfestbesuche pro Jahr nach Befragungsort ......................... 44 Abbildung 4: Zahl der Volksfestbesuche pro Jahr nach Berufstätigkeit ......................... 45 Abbildung 5: Zahl der Volksfestbesuche pro Jahr nach Alter.......................................... 46 Abbildung 6: Volksfeste mit mehr als 750.000 Besuchern in Deutschland .................... 53 Abbildung 7: Tagesverlauf der Besucherzahlen............................................................... 64 Abbildung 8: Aufenthaltsdauer von Tagesausflüglern auf Volksfesten .......................... 66 Abbildung 9: Anreisedauer bei Tagesausflügen zu Volksfesten..................................... 67 Abbildung 10: Art der Volksfestbesuche ........................................................................... 68 Abbildung 11: Art der Unterkunft........................................................................................ 70 Abbildung 12: Herkunft der Besucher................................................................................ 72 Abbildung 13: Verhältnis von lokalen Besuchern und Gesamtbesucherzahl................. 74 Abbildung 14: Besuchsentfernung ..................................................................................... 75 Abbildung 15: Verkehrsmittelnutzung bei der Anreise..................................................... 76 Abbildung 16: Verkehrsmittelnutzung bei der Abreise..................................................... 77 Abbildung 17: Alter der Volksfestbesucher ....................................................................... 81 Abbildung 18: Beruf der Besucher..................................................................................... 83 Abbildung 19: Begleitung der Besucher ............................................................................ 84 Abbildung 20: Aktivitäten von Tagesausflüglern zu Volksfesten..................................... 86 Abbildung 21: Attraktivitätserhöhung der Volksfeste ....................................................... 89 Abbildung 22: Struktur der Ausgaben von Volksfestbesuchern mit Wohnsitz am Veranstaltungsort........................................................................................ 94 Abbildung 23: Struktur der Ausgaben von Volksfestbesuchern mit Wohnsitz außerhalb des Veranstaltungsortes (Tagesausflügler) ..................................... 95 Abbildung 24: Struktur der Ausgaben von übernachtenden Volksfestbesuchern ......... 96 Abbildung 25: Einflussgrößen auf das Ausgabeverhalten .............................................100 Abbildung 26a: Ausgabeverhalten in Abhängigkeit vom Alter der Besucher...............103 Abbildung 27: Ausgaben in Abhängigkeit vom Beruf .....................................................106 Abbildung 28: Volksfestbesucher ohne Ausgaben.........................................................116 Abbildung 29: Verteilung der befragten Unternehmen auf die Geschäftsarten ...........118 Abbildung 30: Ausgaben für die Beschäftigung von Aushilfskräften ............................120 Abbildung 31: Ausgaben für den Lebensunterhalt pro Person und Tag.......................122 Abbildung 32: Anzahl der festen Mitarbeiter ...................................................................123 Abbildung 33: Nicht mitarbeitende Familienangehörige ................................................124 Abbildung 34: Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung, Bildung und Sonstiges ...............127 Abbildung 35: Ausgaben der befragten Unternehmen für Wareneinkäufe ..................129 Abbildung 36: Ausgaben der befragten Unternehmen für Lebensmitteleinkäufe........130 Abbildung 37: Ausgaben für Strom ..................................................................................132 Abbildung 38: Ausgaben für Wasser...............................................................................134 Abbildung 39: Ausgaben für Werbung.............................................................................136 Abbildung 40: Ausgaben für Müllbeseitigung..................................................................137 Abbildung 41: Ausgaben für Reparaturen, TÜV und technische Abnahme.................139 Abbildung 42: Ausgaben für Sonstiges ...........................................................................141 Abbildung 43: Ermittlung der Nettowertschöpfung über die Umsatzstufen..................154 Abbildung 44: Aushilfskräfte bei Schaustellerunternehmen ..........................................172 Abbildung 45: Feste Mitarbeiter bei Schaustellerunternehmen.....................................173 Abbildung 46: Kennwerte zum Volumen von Städtereisen ...........................................180 Abbildung 47: Kennwerte zum Volumen von Städtekurzreisen ....................................181 Abbildung 48: Bedeutung der Volksfeste für die Tourismuswirtschaft und die Wirtschaft allgemein .................................................................................185 Abbildung 49: Die ältesten Volksfeste in Deutschland...................................................188 Abbildung 50: Durchschnittliche Zustimmung der befragten Besucher zu bestimmten Äußerungen..........................................................................190 Abbildung 51: Selbsteinschätzung der wirtschaftlichen Situation der Schaustellerbetriebe.................................................................................197 Abbildung 52: Selbsteinschätzung der vergangenen, wirtschaftlichen Entwicklung der Schaustellerbetriebe (letzte 3 Jahre)................................................198 Abbildung 53: Erwartung der zukünftigen, wirtschaftlichen Entwicklung der Schaustellerbetriebe (nächste 3 Jahre) ..................................................199 Abbildung 54: Kulturbetrieb in Deutschland....................................................................208 Abbildung 55: Kommunale Kulturförderung 1995 (ohne Stadtstaaten)........................209 Abbildung 56: Pro-Kopf-Ausgaben für die Kulturförderung (ohne Stadtstaaten).........210 Abbildung 57: Entwicklung der Ausgaben in Abhängigkeit von der Größe des Volksfestes bei konstanter Kaufkraft (DM 27.081,-)..............................224 ZUSAMMENFASSUNG Im Rahmen der vorliegenden Marktstudie wurden die sozio-ökonomischen Effekte von Volksfesten auf Basis von eigenen Primärerhebungen (Befragungen an verschiedenen Volksfestorten) und auf Basis einer Sekundärdatenanalyse bereits durchgeführter Studien untersucht. Basis ist damit insbesondere die Befragung von 1.204 Volksfestbesuchern in Bonn, Herne, Oldenburg und Stuttgart, 151 Schaustellern bei vier großen Volksfesten sowie 40 Experten, die mit Volksfesten zu tun haben (Stadtverwaltungen, Verkehrsbetriebe, Hotels, Brauereien etc.). Bearbeitet wurde die Studie von der Firma ift – Freizeit- und Tourismusberatung GmbH aus Köln im Jahr 2000. Die zentralen Ergebnisse der gesamten Untersuchung lassen sich wie folgt zusammenfassend darstellen. Volksfeste – die Besucherm agneten ⇒ Die Volksfeste in Deutschland konnten im Jahr 2000 rund 170 Millionen Besuche verzeichnen (ohne Besuche von W eihnachtsmärkten). ⇒ Rund 63% der deutschen Bevölkerung besuchen Volksfeste. Dies entspricht rund 51,7 Mio. Personen. Die Volksfestbesucher unternehmen dabei durchschnittlich 3,2 Volksfestbesuche im Jahr (ohne Besuche von Weihnachtsmärkten). ⇒ Bezogen auf die Besucherzahlen stellen die Volksfeste das bedeutendste Angebotssegment der Freizeitwirtschaft dar. So haben Bäder nur 160 Mio. Besucher, Kinos 149 Mio. Besucher, Theater 33,8 Mio. Besucher oder die 1. Fußballbundesliga 9,3 Mio. Besucher. Volksfeste haben außerdem mehr Besucher als der gesamte zusammengenommene öffentliche Kulturbetrieb aus Theatern, Opern, Orchestern, Festspielen, Museen, Volkshochschulen, Musikschulen und Bibliotheken. Volksfeste – Inform atione n zum Besucherverhalten ⇒ Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer auf einem größeren Volksfest beträgt rund drei Stunden. ⇒ Das am stärksten zur An- und Abreise genutzte Verkehrsmittel ist der PKW, allerdings mit rund 47% zu einem geringeren Anteil als bei vielen anderen Freizeitaktivitäten. Auf den öffentlichen Personennahverkehr entfallen rund 25%. Etwa 20% gelangen zu Fuß oder per Fahrrad zum Volksfest. ⇒ Das Durchschnittsalter der Volksfestbesucher liegt deutlich unter dem Durchschnittsalter der Gesamtbevölkerung, vor allem Kinder und Jugendliche sind stark vertreten. ⇒ Die Angestellten sind mit 25,5% die größte Berufsgruppe unter den Volksfestbesuchern, es folgt die Gruppe der Schüler, Auszubildenden und Studenten. Abbildung: Beruf der Besucher 25,5% Angestellter 15,6% in Ausbildung 13,9% (Fach-) Arbeiter 11,1% Hausfrau/-mann im Ruhestand 9,3% Beamter 9,2% 8,9% Selbständiger 3,2% Freiberufler 2,9% zur Zeit auf Arbeitssuche keine Angabe 0,2% 0 Quelle: ift-Befragung, 2000 0 0 0 0 0 0 ⇒ Die Menschen im Süden Deutschlands besuchen häufiger Volksfeste als jene im Norden, jüngere Menschen sowie Arbeiter, Schüler und Auszubildende unternehmen pro Person überdurchschnittlich viele Volksfestbesuche während Rentner, Hausfrauen und -männer sowie leitende Angestellte seltener Volksfeste besuchen. ⇒ Rund 86% der Volksfestbesucher kommen in Begleitung zum Volksfest. ⇒ Für rund 82% der auswärtigen Besucher ist der Volksfestbesuch der Hauptanlass ihrer Reise und sie besuchen ausschließlich das jeweilige Volksfest. Entsprechend gehen 10,7% der Tagesausflügler vor oder nach ihrem Volksfestbesuch weiteren Aktivitäten nach (vor allem Gaststättenbesuche oder Einkaufsbummel). Wirtschaftliche Bede utung von Volksfeste n Die wirtschaftliche Bedeutung von Volksfesten ist hoch, die wirtschaftlichen Effekte, auch für andere Branchen, sind vielfältig. Zunächst wird dies nachfolgend an einem Beispiel erläutert, bevor anschließend die Gesamteffekte beziffert werden: Ein Achterbahnunternehmen erhebt einen Fahrpreis von beispielsweise DM 10,- (= Bruttoumsatz). Davon werden zunächst 16% Umsatz- bzw. Mehrwertsteuer abgeführt, so dass sich ein Nettoumsatz von DM 8,62 pro Fahrgast ergibt. Von diesen DM 8,62 pro Fahrgast verbleiben dem Achterbahnbetreiber DM 3,25 pro Fahrgast. Sie werden dort unmittelbar zu Löhnen, Gehältern und Gewinnen, also zu Einkommen. Dies entspricht 37,7% des Nettoumsatzes, und dieser Anteil wird auch als Wertschöpfungsquote bezeichnet. Den größeren Teil des Nettoumsatzes, nämlich 62,3% oder DM 5,37 pro Fahrgast, muss der Achterbahnbetreiber für Vorleistungen aufwenden, also z.B. für Standgebühren, Energie oder Reparaturen. Nun entsteht auch bei den Unternehmen, die Vorleistungen für den Achterbahnbetreiber erbringen, Einkommen in Form von Löhnen, Gehältern oder Gewinnen (z.B. beim Energieunternehmen als Lieferant von Elektrizität). Hierbei spricht man von der Nettowertschöpfung der 2. Umsatzstufe. Bei der 2. Umsatzstufe wird im Bereich Freizeit/Tourismus üblicherweise eine Wertschöpfungsquote von 30% angesetzt. Im Beispiel bedeutet dies, dass von den Vorleistungen in Höhe von DM 5,37 pro Fahrgast 30% (= DM 1,61 pro Fahrgast) unmittelbar zu Einkommen bei den Lieferanten wird. Addiert man die Beträge der Nettowertschöpfung aus der 1. und 2. Umsatzstufe, so ergibt dies die gesamte Nettowertschöpfung, die auf die Tätigkeit des Achterbahnbetreibers zurückgeht. Aus dem Beispiel resultiert demnach aus einem Fahrpreis von DM 10,- (= Bruttoumsatz) eine Nettowertschöpfung aus der 1. und 2. Umsatzstufe von DM 4,86 pro Fahrgast, ein im Vergleich zu anderen Branchen relativ hoher und volkswirtschaftlich interessanter Wert. 1. Umsatzstufe 2. Umsatzstufe MwSt DM 1,38 BU Bruttoumsatz: DM 10,(Fahrpreis Achterbahn) Vorleistungen DM 5,37 NU Nettoumsatz DM 8,62 (für Standgeb., Energie, Material, Reparaturen etc.) NWS DM 3,25 (für Löhne & Gewinne Achterbahnbetrieb) NWS DM 1,61 (für Löhne und Gewinne bei Zulieferern und Dienstleistern ) Nettowertschöpfung gesamt DM 4,86 Insgesamt ergibt sich für Volksfeste in Deutschland folgende wirtschaftliche Bedeutung: ⇒ Besucher von Volksfesten geben durchschnittlich DM 45,37 pro Besuch und Person aus. Bei ermittelten 170 Mio. Volksfestbesuchen pro Jahr lösen Volksfeste damit Gesamtumsätze von DM 7,71 Mrd. aus (ohne Verkehrsleistungen). ⇒ Zum Vergleich: Man muss die Umsätze bei Theatern, Kinos, Freizeit- und Erlebnisbädern sowie Kulturbetrieben und Musicals addieren, um auf einen Umsatzwert in gleicher Größenordnung zu kommen. ⇒ Aus den Ausgaben der Volksfestbesucher resultierenden Nettoumsätze (einschließlich Verkehrsleistungen) in Höhe von DM 6,8 Mrd.. Die Nettowertschöpfung aus der 1. und 2. Umsatzstufe beträgt rund DM 3,6 Mrd. - diese Summe wird also zu Einkommen, Löhnen und Gewinnen. Davon entfallen auf die Schausteller DM 1,7 Mrd., während DM 1,9 Mrd. auf andere Branchen außerhalb des Volksfestgeländes entfallen, beispielsweise Verkehrsunternehmen (An- und Abreise der Volksfestbesucher sowie der Schausteller), Einzelhandel (Einkäufe der Volksfestbesucher und der Schausteller am Volksfestort) oder Gastgewerbe (Gaststättenbesuche der Volksfestbesucher außerhalb des Volksfestgeländes, Hotelübernachtungen von Städtetouristen, die wegen des Volksfestes angereist sind). Mehr als die Hälfte der durch Volksfeste ausgelösten Wertschöpfung kommt also anderen Branchen als dem Schaustellergewerbe zugute. ⇒ Mit einer Wertschöpfung von DM 3,6 Mrd. leisten Volksfeste insgesamt einen Beitrag zum Volkseinkommen von 0,126%. ⇒ Auch die Kommunen profitieren von den Volksfesten in erheblichem Maße: Sie erlösen aus Standgebühren der Schausteller rund DM 138 Mio. pro Jahr sowie weitere DM 170 Mio. aus Steuereinnahmen (insbesondere anteilige Lohn- und Einkommenssteuer, Gewerbesteuer) auf Aktivitäten und Umsätze, die es ohne Volksfeste nicht geben würde. Die Steuern stammen dabei nicht allein aus dem Schaustellergewerbe, sondern auch aus anderen Branchen, gehen in der genannten Höhe aber ausschließlich auf Volksfeste zurück. Rechnerisch bedeutet dies, dass bei 170 Mio. Volksfestbesuchen im Jahr pro Besuch eine Mark an Steuereinnahmen an die Kommunen fließt. Die touris tische Bedeutung von Volks festen ⇒ Tagesausflügler stellen 39,3% der Besucher, Übernachtungsgäste 3,9% der Besucher, der Rest entfällt auf Besucher mit Wohnort am Veranstaltungsort. ⇒ Die überregionale Ausstrahlung ist von der Größe der Volksfeste abhängig. Der Anteil der Besucher mit Wohnort im Ausland beträgt insgesamt unter einem Prozent, beim größten deutschen Volksfest (Oktoberfest) jedoch rund 10%. ⇒ Vom volksfestindizierten Volkseinkommen in Höhe von rund DM 3,6 Mrd. entfallen rund DM 2,5 Mrd. bzw. 69% auf den Tourismus (Tagesausflügler und Übernachtungsgäste). Volkseinkommen in Deutschland gesamt 2.871,2Mrd. DM Volkseinkommen durch Tourismus 120,9 Mrd . DM Volkseinkommen durch Volksfeste 3,6 Mrd . DM davon touristisch 2,5 Mrd. DM Quelle: Eigene Darstellung nicht touristisch 1,1 Mrd . DM ⇒ Es werden rund 67 Mio. Tagesausflüge zu Volksfesten unternommen. Rechnet man – wie allgemein üblich - bei Großstädten (> 100.000 Einwohner) die innerstädtischen Ausflüge in andere Stadtteile hinzu, so kann man von 102 Mio. Tagesauflügen zu Volkfesten sprechen. Dies entspricht einem Anteil an den Tagesreisen in Deutschland von 4,6%. ⇒ Für die An- und Abreise wenden Tagesausflügler jeweils durchschnittlich rund 45 Minuten auf und legen dabei 36,1 Kilometer für die einfache Strecke zurück. ⇒ Die Umsätze der Tagesausflügler zu Volksfesten betragen (ohne Kosten für Anund Abreise mit dem Pkw) rund DM 3,8 Mrd.. Dies entspricht etwa 4,5% der Umsätze aus dem Tagestourismus insgesamt. Das Volkseinkommen aus den Tagesreisen zu Volksfesten beläuft sich auf DM 2,0 Mrd.. ⇒ Tagesausflügler zu Volksfesten geben im Durchschnitt fast 60 Mark aus, vor allem für gastronomische Leistungen sowie Unterhaltung, also Fahrgeschäfte etc.. Aber auch auf Einkäufe (nicht nur auf dem Volksfest selbst) entfallen nennenswerte Umsätze. Abbildung: Struktur der Ausgaben von Volksfestbesuchern mit Wohnsitz außerhalb des Veranstaltungsortes (Tagesausflügler) Ausgaben der Tagesausflügler DM 59,43 Sonstiges 3% Einkäufe sonstiger Waren 12% Unterhaltung/ Sport 27% Quelle: ift-Befragung 2000 An- und Abreise ÖPNV, Taxi, DB 8% Lokaler Transport 4% Verpflegung/ Gastronomie 38% Lebensmitteleinkäufe 8% ⇒ Im Rahmen von Volksfestbesuchen wurden 17,3 Mio. Übernachtungen ermittelt. Dies entspricht einem Anteil an den Übernachtungen in Deutschland von 3,1%. ⇒ Die übernachtenden Besucher nehmen zu über 90% die Unterkunft bei Freunden oder Verwandten in Anspruch und kommen aus einer Entfernung von durchschnittlich 239 Kilometern. ⇒ Die Umsätze durch die übernachtenden Volksfestbesucher betragen (ohne Kosten für An- und Abreise per Pkw) rund DM 715 Mio.. Das entspricht etwa 1,1% der Umsätze durch übernachtende Touristen in Deutschland. Das Volkseinkommen aus den übernachtenden Volksfestbesuchern beläuft sich auf rund DM 483 Mio.. ⇒ Sowohl im Tagestourismus als auch im Übernachtungstourismus besteht ein noch nicht ausgeschöpftes Potenzial. Aus gaben des Schauste llergewerbes in de n Volks festorten bzw. -regionen ⇒ Die gesamten Bruttoausgaben der Schausteller am Volksfestort betragen rund DM 1,6 Mrd. Darin sind Kosten für den Transport sowie für Investitionen nicht enthalten. ⇒ Am meisten geben die Schausteller am Volksfestort mit jährlich rund DM 400 Mio. für betriebliche Waren- und Lebensmitteleinkäufe aus, weitere DM 290 Mio. entfallen auf den persönlichen Lebensunterhalt vor Ort. Weitere DM 150 Mio. wenden die Schausteller direkt an den Volksfeststandorten für Aushilfskräfte auf und DM 138 Mio. für Standgebühren. Volksfeste - E influssfaktoren auf das Ausgabe verhalte n der Besucher ⇒ Die Höhe der Tagesausgaben der Besucher auf einem Volksfest hängt von der Größe des Volksfestes und von der Kaufkraft im Einzugsbereich der Veranstaltung ab. ⇒ Die durchschnittlichen Ausgaben an einem Wochentag betragen nur rund 80% der Ausgaben eines Wochenendtages. ⇒ Am ausgabefreudigsten sind die 26 bis 40jährigen und die 41 bis 50jährigen Volksfestbesucher, während die jüngsten und ältesten Besucher am wenigsten ausgeben. 9,6% der Besucher tätigen überhaupt keine Ausgaben während ihres Volksfestbesuches. Volksfeste - Arbe itsplatzeffekte ⇒ Rein rechnerisch lässt sich ein Äquivalent von etwa 45.700 Vollarbeitsplätzen in der Schaustellerbranche ermitteln. ⇒ Es handelt sich hierbei nicht um die Zahl der Beschäftigten. Die ermittelten Vollarbeitsplätze sind theoretisch gleichzusetzen mit Personen, die ihren Lebensunterhalt vollständig aus den Volksfesten beziehen, wobei das in Deutschland durchschnittlich erzielte Volkseinkommen zu Grunde gelegt ist. ⇒ Auf Volksfesten werden häufig zeitlich befristet Aushilfskräfte von den Schaustellern eingestellt, die in der Regel weniger verdienen als festangestellte Kräfte und nur anteilig von den Volksfesten leben. Aus diesem Grund dürfte die tatsächliche Zahl von Voll- und Teilzeitarbeitsplätzen, die aufgrund von Volksfesten bestehen, weitaus höher sein als die der rein rechnerischen Vollarbeitsplätze. Volksfeste - Soz io-k ulture lle Effekte ⇒ Volksfeste erhöhen die Lebensqualität der veranstaltenden Städte und werden von den Einwohnern und auswärtigen Besuchern als besondere Ereignisse und wichtige Veranstaltungen angesehen, deren Durchführung langfristig von den Kommunen gesichert werden sollte. Hierfür sollten nach Meinung der Besucher, falls notwendig, auch öffentliche Mittel verwendet werden. ⇒ Volksfeste stellen für die Bewohner der Veranstaltungsorte bzw. -regionen kommunikative Plattformen dar und wirken integrierend, da Sie von allen Bevölkerungsund Altersgruppen besucht werden. ⇒ Volksfeste sind traditionsreiche Veranstaltungen (einige mit 1.000jähriger Geschichte), werden von den Besuchern aber als absolut zeitgemäß beurteilt und eig- nen sich daher, die damit verbundenen Bräuche und Traditionen zu bewahren und zu pflegen. Volksfeste - Werbe- und Im ageeffekte ⇒ Die Werbebudgets größerer Volksfeste liegen zwischen 50.000 bis 500.000 DM. Hinzu kommen weitere Werbemaßnahmen, die nicht von diesen Budgets bestritten werden (z.B. Info-Flyer als Beilage von städtischen Schreiben, Informationen auf den städtischen Internetseiten, Werbemaßnahmen der lokalen Wirtschaft im Zusammenhang mit dem Volksfest). ⇒ Volksfeste haben daher große Image- und Werbeeffekte sowohl für die veranstaltenden Kommunen als auch daran teilnehmenden bzw. kooperierenden Unternehmen. Daher nehmen sie eine wichtige Stellung im Stadt- bzw. betrieblichen Marketing ein. ⇒ Für viele an Volksfesten beteiligten Unternehmen stehen insbesondere die Imageund Werbeeffekte im Vordergrund ihres Engagements. Öffentliche Verkehrsunternehmen können ihr Leistungspotential demonstrieren und Neukunden gewinnen. Der Handel nutzt Volksfeste zur Durchsetzung längerer Öffnungszeiten und/oder verkaufsoffener Sonn-/Feiertage. Brauereien erhöhen durch ihre Präsenz auf Volksfesten die Markenbindung und stärken ihr Produktimage bei den Endverbrauchern. ⇒ Es ist eine stärker werdende Zusammenarbeit bei der Organisation und Durchführung zwischen Kommunen, Verbänden und Unternehmen im Sinne des PublicPrivate-Partnership-Gedankens festzustellen. Volksfeste werden vermehrt als wichtiges Element im Stadtmarketing behandelt. ⇒ Mit dem Münchener Oktoberfest besitzt die Stadt München, das Bundesland Bayern und Deutschland das wohl weltweit bekannteste Volksfest, das als Markenartikel global exportiert wird und bei ausländischen Besuchern imagebildend für München, das Bundesland Bayern und Deutschland wirkt. Volksfeste – Besonderheiten ⇒ Der Saisonverlauf von Volksfesten hat seine Höhepunkte im Frühjahr und Herbst, die Ferienmonate im Sommer sind weniger veranstaltungs- und besucherstark. ⇒ Mehr als 90% der Volksfeste dauern ein bis vier Tage, im Durchschnitt sind es 3,18 Tage. ⇒ Der Besucherzustrom konzentriert sich auf die Wochenenden und auf die Abendstunden von 18 bis 22 Uhr. ⇒ Bayern und Nordrhein-Westfalen verzeichnen die meisten Volksfestbesucher. ⇒ Volksfeste sind ein deutschlandspezifisches Angebot und finden kontinuierlich zu festen Terminen statt. Sie eignen sich daher gut zur touristischen Vermarktung. Dies gilt sowohl für den Bereich der Tages- und Kurzreisen, insbesondere im stark wachsenden Segment des Städtetourismus. Bei einigen großen Volksfesten kann auch der Incoming-Tourismus noch gesteigert werden (z.B. Hamburger Dom, Bremer Freimarkt, Cannstatter Wasen in Stuttgart). ⇒ Ihre besondere Anziehungskraft schöpfen Volksfeste aus den Attraktionen im Bereich der Fahrgeschäfte und der außergewöhnlichen Atmosphäre als Event. Letzteres ist der Hauptgrund dafür, dass sie in keiner direkten Konkurrenz zu Freizeitparks stehen. ⇒ Besondere Attraktionen im Bereich der Fahrgeschäfte sind sehr investitions- und unterhaltungsintensiv. Daher brauchen sie die großen Umsätze von großen Volksfesten und deren vergleichsweise lange Veranstaltungsdauer aufgrund der umfangreichen Logistik für den Auf- und Abbau der Fahrgeschäfte. Entsprechend sind größere Fahrattraktionen relativ selten auf kleinen und mittleren Volksfesten vertreten. ⇒ Die Besucherresonanz bei Volksfesten ist stark wetterabhängig, was deren Planung, Organisation und Durchführung erschwert. Volksfeste – Entwicklungste ndenzen ⇒ Die Volksfeste haben in den vergangenen Jahren nur für rund 25% der Besucher an Attraktivität gewonnen. ⇒ Die befragten Experten sehen für größere Volksfeste weiterhin gute Entwicklungsmöglichkeiten, abgesehen von dem nicht beeinflussbarem Wetterrisiko. Hingegen sind viele kleine und mittlere Volksfeste in ihrer Existenz bedroht, da die Anzahl „volksfestähnlicher“ Veranstaltungen (z.B. Straßen-, Vereinsfeste) sowie das Angebot von anderen Freizeitbetätigungen zunimmt, die Umsätze von Volksfesten abziehen. Gerade kleinere Volksfeste machen aber die Mehrheit der Veranstaltungen aus. ⇒ Die Attraktionen im Bereich der Fahrgeschäfte werden immer investitions- und kostenintensiver, veralten aber immer schneller. Hierdurch werden die Investitionszyklen kürzer, bei gleichzeitiger Steigung der Investitions- und Unterhaltungskosten sowie nur leicht steigenden Umsätzen. Dies kann zu einem Investitionsstau bei den Betrieben führen, der langfristig die Attraktivität der Volksfeste negativ beeinflusst. Erste Tendenzen in diese Richtung sind nach Aussage von Experten bereits erkennbar. Deutscher Schaus tellerbund e.V. – Bas isdaten ⇒ Der Deutsche Schaustellerbund e.V. (DSB) repräsentiert rund 90% der bundesdeutschen Schausteller, also rund 4.600 der insgesamt etwa 5.000 Schaustellerbetriebe. ⇒ Diese mittelständischen Betriebe beschicken mit ihren Geschäften (deren Zahl deutlich über 5.000 beträgt, da viele Betriebe über mehrere Geschäfte verfügen) die rund 14.000 jährlich in Deutschland stattfindenden Volksfeste. Abbildung: Anzahl der festen Mitarbeiter bei Schaustellerbetrieben 16-20 feste Mitarbeiter 0,7% 11-15 feste Mitarbeiter 0,7% 8-10 feste Mitarbeiter 6,0% mehr als 20 feste Mitarbeiter 0,7% keine Angabe 3,3% 5-7 feste Mitabeiter 20,5% 3-4 feste Mitarbeiter 38,4% Quelle: ift Befragung 1-2 feste Mitarbeiter 29,8% Faz it: Volksfeste ... • stellen hinsichtlich der Besucherzahlen das bedeutendste Angebotssegment der Freizeitwirtschaft dar • erzielen Umsätze in Milliardenhöhe und bringen zusätzliches Einkommen sowie zusätzliche Steuereinnahmen für die veranstaltenden Städte und Regionen. • schaffen viele Arbeitsplätze • sind ein wichtiger Image- und Standortfaktor und verbessern die Lebensqualität. Als traditionsreiche Veranstaltungen bewahren und pflegen sie lokale und regionale Traditionen • werden von den Besuchern als wichtige Veranstaltungen gesehen, die es langfristig zu erhalten gilt • wirken positiv auf andere Branchen • sind ein wichtiger Bestandteil des Tages- und Übernachtungstourismus und bieten den Veranstaltungsorten touristische Entwicklungschancen, die noch nicht voll ausgeschöpft sind. • sind bei steigendem Investitionsbedarf und stagnierenden Einnahmen von einem Investitionsstau bedroht. Dies gilt besonders für kleinere und mittlere Veranstaltungen mit relativ kurzer Veranstaltungsdauer und erhöhtem Wetterrisiko. 1. ALLGEM EINE ERLÄUTERUNGEN ZUR UNTERSUCHUNG DER BEDEUTUNG DER VOLKSFESTE IN DEUTSC HLAND 1.1 Ausgangssituation und Zielsetzung der Unte rsuchung 1.1.1 Ausgangssituation Besonders im Rahmen der Tourismuswirtschaft kommt den Schaustellern und den durch sie beschickten Volksfesten eine erhebliche Bedeutung zu, die über die rein monetären Gesichtspunkte hinausgeht. So bilden Volksfeste für viele Städte einen wichtigen Imagefaktor und stellen für auswärtige Besucher oft den entscheidenden Anlaß für einen Besuch in der betreffenden Stadt dar, wie die vorliegende Studie verdeutlichen wird. Bei diesen Besuchen geben die Besucher auch außerhalb der Volksfestgelände in erheblichem Maße Geld aus und tragen so zur Belebung der lokalen Wirtschaft bei. Von den auf den Volksfestgeländen getätigten Umsätzen verbleibt ebenfalls ein erheblicher Teil in den Kommunen, da die Schausteller selbst vor Ort Güter und Dienstleistungen nachfragen. Trotz der vielfältigen wirtschaftlichen und nicht-monetären Effekte dieses Wirtschaftszweiges liegt bislang keine umfassende Analyse der wirtschaftlichen Bedeutung der Volksfeste in Deutschland vor. Diesen Sachverhalt nahm das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie zum Anlass, die vom DSB beauftragte Studie zur Untersuchung der wirtschaftlichen Bedeutung der Volksfeste in Deutschland maßgeblich finanziell zu unterstützen. Neben den wirtschaftlichen Effekten sollten auch die nicht-monetären Effekte näher untersucht werden. 1.1.2 Zielsetzung Ziel der vorliegenden Untersuchung ist eine detaillierte Beschreibung der wirtschaftlichen Bedeutung und der nicht-monetären Effekte der Volksfeste mit ihren: • quantitativen (z.B. Anzahl und Häufigkeit der Volksfestbesuche, Umfang der Ausgaben bei Volksfestbesuchen) sowie • qualitativen (z.B. Struktur der Ausgaben bei Volksfestbesuchen, Aufgliederung der Verhaltensweisen nach soziodemografischen Merkmalen, zeitliche Verteilung der Nachfrage, Verkehrsmittelnutzung, Aktivitäten, die mit dem Volksfestbesuch verknüpft werden) Hauptmerkmalen. 1.2 Begriffsbestimmung 1.2.1 Definition Volksfest Die Gewerbeordnung definiert das Volksfest folgendermaßen: 1 „Ein Volksfest ist eine im allgemeinen regelmäßig wiederkehrende, zeitlich begrenzte Veranstaltung, auf der eine Vielzahl von Anbietern unterhaltende Tätigkeiten im Sinne des § 55 Abs. 1 Nr. 2 (selbständig unterhaltende Tätigkeiten als Schausteller oder nach Schaustellerart) ausübt und Waren feilbietet, die üblicherweise auf Veranstaltungen dieser Art angeboten werden.“ Damit zählen sowohl die klassischen, großen Volksfeste wie das Münchener Oktoberfest, der Canstatter Volksfest in Stuttgart oder die Cranger Kirmes in Herne zu den Volksfesten, wie auch Schützenfeste und Weihnachtsmärkte, auf denen neben Gastronomie auch Entertainment, z.B. in Form von Fahrgeschäften wie Karussells oder Riesenrädern, Schießgeschäften, Verkaufsgeschäften nach Schaustellerart oder anderen Schaustellerbetrieben geboten wird. Abzugrenzen vom Begriff des Volksfestes sind die Messen nach § 64 der Gewerbeordnung, die Ausstellungen nach § 65 der Gewerbeordnung sowie der Großmarkt nach § 66 und der Wochenmarkt nach § 67 der Gewerbeordnung. Auch der sogenannte Spezialmarkt und der Jahrmarkt zählen nach § 68 der Gewerbeordnung nicht zu den Volksfesten, da bei ihnen der Warenverkauf im Vordergrund steht. Allerdings lässt die Gewerbeordnung nach § 68 Abs. 3 ausdrücklich zu, dass „auf einem Spezialmarkt oder Jahrmarkt auch Tätigkeiten im Sinne des § 60 b Abs. 1 ausgeführt werden können“. Damit ist eine scharfe Trennung von Volksfesten und den Spezial- und Jahrmärkten nicht möglich und auch nicht sinnvoll. Die Bezeichnungen für Volksfeste sind vielfältig. Der Komet-Kalender, ein Verzeichnis der Volksfeste in Deutschland, listet folgende Begriffe auf:2 1 § 60 b Abs. 1 der Gewerbeordnung 2 Komet-Kalender 2000, Komet Druck- und Verlagshaus, Pirmasens, 2000 • Dult • Jahrmarkt • Kramermarkt • Kirmes, Kirchweih, Kerb • Nachkirchweih • Schützenfest • Spezialmarkt • Volksfest, Stadtfest • Warenmarkt, Wallfahrtsmarkt • Winzerfest, Weinfest • Weihnachtsmarkt. Die Viehmärkte sind nur aufgeführt, wenn sie in Kombination mit einem anderen Markt stattfinden. 1.2.2 Definition Tourismus Fremdenverkehr oder Tourismus wird definiert als "Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der Reise und dem Aufenthalt von Personen ergeben, für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher und dauernder Wohn- noch Arbeitsort ist".3 Dieser Definition zufolge kann die Tourismusnachfrage in die beiden Elemente • Tourismus mit Übernachtungsaufenthalt • Tagesbesucherverkehr (ohne Übernachtung) aufgegliedert werden. 3 vgl. Kaspar, C.: Die Fremdenverkehrslehre im Grundriß, St. Galler Beiträge zum Fremdenverkehr und zur Verkehrswirtschaft, Reihe Fremdenverkehr, Band 1, St. Gallen, 1975, S. 18 1.2.3 Definition Tagesbesucherverkehr Beim Tagesbesucherverkehr ist eine Differenzierung zwischen Tagesausflugsverkehr und Tagesgeschäftsreiseverkehr vorzunehmen. Für die vorliegende Marktstudie relevant ist lediglich der Tagesausflugsverkehr, der folgendermaßen definiert wird: "Als Tagesausflug wird jedes Verlassen des Wohnumfeldes bezeichnet, mit dem keine Übernachtung verbunden ist und das • nicht als Fahrt von oder zur Schule, zum Arbeitsplatz zur Berufsausübung vorgenommen wird, • nicht als Einkaufsfahrt zur Deckung des täglichen Bedarfs dient (z.B. Lebensmittel) und • nicht einer gewissen Routine oder Regelmäßigkeit unterliegt (z.B. regelmäßige Vereinsaktivitäten im Nachbarort, tägliche Krankenhausbesuche, Arztbesuche, Behördengänge, Gottesdienstbesuche)." 4 Das Wohnumfeld (bzw. das Umfeld des Ausgangsortes) wird bei Städten bis 100.000 Einwohnern in der Regel mit der Ortsgrenze übereinstimmen, wobei entfernt gelegene Ortsteile oder Ausflugsziele (z.B. Waldgaststätten, Festwiesen) auch hier schon außerhalb des Wohnumfeldes liegen können; andererseits werden in besonderen Fällen eng aneinandergrenzende selbständige Orte von den Bewohnern als ein geschlossenes Wohnumfeld empfunden. Bei Großstädten (über 100.000 Einwohner) wird das Wohnumfeld im allgemeinen mit dem eigenen Stadtteil (Stadtbezirk, Stadtviertel) gleichzusetzen sein. Das bedeutet, dass in Großstädten wie München, Hamburg, Nürnberg, Bremen oder Herne auch Volksfestbesucher aus der Stadt selbst bereits zu den Tagesausflüglern gerechnet werden können und damit nach vorliegender Definition zu den Touristen zu zählen sind. 4 Quelle: DWIF 46, Tagesreisen der Deutschen, München 1995, S. 2 1.2.4 Definition Freizeit Der Begriff der Freizeit wird wie folgt definiert: "Zeit außerhalb der Arbeitszeit und außerhalb der für den Transport von und zur Arbeit bzw. für den Lebenserhalt (Essen, Schlafen, Versorgen, Körperpflege etc.) benötigten Zeiten, der sich das Individuum nach freiem Belieben hingeben kann um sich zu entmüden, zu erholen, zu vergnügen, sich freiwillig zu bilden und zu informieren oder freiwillig und ohne direktes Entgelt zu arbeiten oder am allgemeinen sozialen und kulturellen Leben teilzunehmen." 5 5 Quelle: Deutsche Gesellschaft für Freizeit 1.3 Methodische Grundlagen und Umfang der Erh ebung 1.3.1 Ausgangssituation Über das Schaustellergewerbe – besonders über dessen wirtschaftliche Bedeutung – liegen bisher nur in sehr geringem Umfang Daten vor. Zumeist handelt es sich hierbei um einmalig durchgeführte Besucherzählungen und Besucherbefragungen, die mit unterschiedlichen Untersuchungsmethoden durchgeführt wurden. Dadurch ist eine direkte Vergleichbarkeit der Untersuchungen nicht möglich und es können nur indirekte Vergleiche zu Plausibilitätszwecken gemacht werden. Zur Vorbereitung der Primärerhebungen, Bestimmung der Frageninhalte und Überprüfung und Interpretation der eigenen Untersuchungen wurde eine Sekundärdatenanalyse durchgeführt, in der folgende Studien gesichtet und analysiert wurden: • Besucher- und Beschickerbefragung Cranger Kirmes, Herne, 1996, durchgeführt durch das Amt für Informationsverarbeitung und Stadtforschung der Stadt Herne. • Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen, Januar 1998. • Befragung auf dem Frühjahrs-Send in Münster, 1998, durchgeführt durch die Agenta Werbeagentur. • Befragung auf dem Augsburger Osterplärrer im Auftrag der Stadt Augsburg, UniMarketing, April 1991. • Durch die Landeshauptstadt München und den Münchner Tarif- und Verkehrsverbund beauftragte Studien zum Oktoberfest in München. • Befragung auf dem Berliner Oktoberfest am 11.10.1996. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden drei Befragungsmodule in vier mit dem Auftraggeber abgestimmten Volksfestorten durchgeführt, die sich wie folgt zusammensetzen: • mündliche Befragungen der Volksfestbesucher (face-to-face-Interviews) auf vier bedeutenden Volksfesten (Cranger Kirmes in Herne, Pützchens Markt in Bonn, Canstatter Volksfest in Stuttgart, Kramermarkt in Oldenburg) • schriftliche Befragungen von Schaustellern auf vier bedeutenden Volksfesten sowie • Expertenbefragungen in Form von offenen Leitfadengesprächen in den Befragungsorten mit ausgewählten Kompetenzträgern, die in die Organisation von Volksfesten eingebunden (z.B. Vertreter-/-innen von diversen Abteilungen der Stadtverwaltungen, Tourist-Informationen) bzw. von deren Durchführung – positiv oder negativ – betroffen sind (Brauereien, Verkehrsbetriebe, Gastronomen, Einzelhandel, Hoteliers u.a.). Die eingesetzte Befragungsmethodik wird im folgenden kurz erläutert. 1.3.2 Befragungsmethodik und Erhebungsumfang Bei jedem der drei Befragungsmodule (Besucherbefragungen, Schaustellerbefragungen, Expertengespräche) wurde eine einheitliche Methodik angewendet, um die Ergebnisse der jeweiligen Einzelbefragungen in den vier Befragungsstandorten direkt miteinander vergleichen zu können. Die Besucherbefragungen auf den vier Volksfesten wurden als mündliche Befragungen (face-to-face Interviews) mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens durchgeführt, der in Abstimmung mit dem Auftraggeber entwickelt und auf allen Volksfesten eingesetzt wurde (lediglich die Namen der Volksfeste und Veranstaltungsorte wurden für die Fragebogenversionen angepasst). Für die Befragungen wurden eigens geschulte Interviewer/-innen eingesetzt, die die Befragten auf den Volksfesten zufällig auswählten. Angestrebt wurde eine ausreichend hohe Fallzahl von n = 1.200, die mit 1.204 auswertbaren Interviews erreicht wurde. Um möglichst repräsentative Ergebnisse zu erhalten, lag der zeitliche Schwerpunkt der Erhebungen an den Wochenendtagen (Freitag, Samstag und Sonntag), an denen auf allen Volksfesten knapp zwei Drittel der Interviews geführt wurden. Die Schausteller wurden schriftlich befragt. Die Befragungen fanden im Anschluss an die Schaustellertreffen auf den Volksfesten statt, an denen jeweils auch ein iftProjektleiter teilnahm, der den Schaustellern das Projekt vorstellte, den Fragebogen erläuterte und an die anwesenden Schausteller verteilte. Daraufhin füllten die Schausteller die Fragebögen eigenständig aus. Für eventuelle Rückfragen oder Verständnisprobleme blieb der anwesende ift-Projektleiter im Saal. Es wurde eine Fallzahl von 150 befragten Schaustellern angestrebt, um dadurch 3% aller Schausteller in Deutschland befragt zu haben und ein möglichst strukturgetreues Bild der Schaustellerbranche abbilden zu können. Mit insgesamt 151 befragten Schaustellern wurde das Erhebungsziel erreicht. Der Fragebogen mit den Fragestellungen ist im Anhang zu finden. Aufgrund eines Verbots der Durchführung der Schaustellerberfragung auf dem Cannstatter Volksfest durch das Ordnungsamt der Stadt Stuttgart, wurde – nach Absprache mit dem Auftraggeber – Bocholt als ergänzender Befragungsort der Schaustellerbefragungen hinzugezogen. Insgesamt wurden also 1.204 Besucher und 151 Schausteller befragt, die sich wie folgt aufteilen: Abbildung 1: Erhebungsorte- und umfang Volksfest (Ort) Cranger Kirmes (Herne) Pützchens Markt (Bonn) Cannstatter Volksfest (Stuttgart) Kramermarkt (Oldenburg) Kirmes (Bocholt) geschätzte Besucherzahl 4.250.000 1.000.000 2.800.000 1.000.000 k.A. Zahl der Probanden 292 364 348 200 0 Beschicker 424 425 348 260 250 16 0 20 64 Zahl der Probanden 51 Quelle: Eigene Darstellung Die Gespräche mit ausgewählten Experten/-innen wurden als offene Leitfadengespräche geführt, um qualitative Informationen über die jeweiligen Volksfeste und die Schaustellerbranche zu erhalten. Weiterhin dienten die somit gewonnenen Informationen als Hilfestellung bei der Dateninterpretation. Bei der Auswahl der Experten/-innen wurde direkt mit potentiellen Unternehmen, Verbänden und Behörden in den Veranstaltungsorten (z.B. Ordnungsamt, Verkehrsbetriebe, Taxiunternehmen, Wirtschaftsförderung, Hotels, DEHOGA, Brauereien) Kontakt aufgenommen und um Ansprechpartner gebeten, mit denen daraufhin persönliche Termine vereinbart wurden. Die Expertengespräche wurden durch Projektleiter von ift als offene Gespräche durchgeführt, die allerdings mit Hilfe eines Leitfadens strukturiert wurden. Der Leitfaden ist im Anhang zu finden. In Ausnahmenfällen erfolgte die Befragung von Experten telefonisch (z.B. als Folge von Terminausfällen durch Krankheit). Die Gesprächsdauer lag in den meisten Fällen zwischen 30 bis 60 Minuten. Insgesamt wurde mit 40 Experten/-innen in den vier Städten gesprochen, die im Anhang aufgelistet sind. 1.4 Aufbereitung und Darstellung der Ergebnisse 1.4.1 Datenaufbereitung Die durchgeführten Interviews der Besucher- und Schaustellerbefragungen wurden mit speziellen Dateneingabeprogrammen EDV-gerecht aufbereitet und erfaßt. Die Dateieingabe und Auswertung des Zahlenmaterials erfolgte mit den Datenverarbeitungsprogramm QUANTUM. Die graphische Umsetzung sowie einzelne Nachberechnungen erfolgten unter den WINDOWS-Programmen POWERPOINT und EXCEL. 1.4.2 Ergebnisdarstellung Die Befragungsergebnisse zur wirtschaftlichen Bedeutung und zu nicht-monetären Effekten der Volksfeste werden sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht dokumentiert. Ein zentrales Anliegen der Untersuchung ist neben der reinen Quantifizierung der Volksfestbesuche vor allem die Ermittlung detaillierter ökonomischer Fakten. Während die Ausgaben der Besucher im Interview abgefragt wurden, müssen die daraus resultierenden Umsatz- und Einkommenswirkungen hochgerechnet werden. Zudem werden durch Herstellung von Datenkombinationen, wenn möglich auch mit Ergebnissen aus anderen Studien und weiterer Quellen (amtliche Statistiken, Expertengespräche, Angaben der Veranstalter etc.), unterschiedlichste Sachverhalte auf ihre Plausibilität näher hinterfragt. 1.4.3 Fehlertoleranzen Die Auswahl einer repräsentativen Zufallsstichprobe ermöglicht Aussagen zu den Fehlertoleranzen bei der Hochrechnung der Stichprobe auf die Grundgesamtheit. Eintreffwahrscheinlichkeit und mögliche Abweichungen von den Ergebnissen der Primärerhebungen in Abhängigkeit vom Stichprobenumfang sind in der Tabelle der Fehlertoleranzen im Anhang dargestellt. 2. VOLKSFESTE UND VOLKSFESTBESUCHE 2.1 Umfang und Struktur der Volksfestbesuche 2.1.1 Volksfestbesuchsintensität der Bevölkerung Die Volksfestbesuchsintensität benennt den Anteil der Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland, der pro Kalenderjahr mindestens einen Besuch auf einem Volksfest unternimmt. Diese Kennziffer kann als Pendant zur Reiseintensität (Bevölkerungsanteil, der pro Jahr mindestens eine Urlaubsreise von fünf oder mehr Aufenthaltstagen unternimmt) angesehen werden. Das B.A.T. Freizeit-Forschungsinstitut hat ermittelt, dass 63% der deutschen Bevölkerung gelegentlich ein Volksfest besucht. 6 Dies entspricht bei einer Gesamtbevölkerung von 82,037 Mio. 7 rund 51,7 Mio. Personen. Aus dieser Befragung geht jedoch nicht hervor, auf welchen Zeitraum sich das "gelegentlich" bezieht. Bezöge es sich auf ein Jahr, entspräche die Zahl von 63% der Volksfestbesuchsintensität. Nicht erfasst sind in diesen Besuchen die Weihnachtsmarktbesuche. Nach den Ergebnissen der Verbraucher-Analysen haben im Jahr 2000 insgesamt 6,6% der deutschen Bevölkerung eine Anreise von mindestens 50 Kilometer in Kauf genommen, um ein Volksfest zu besuchen. 8 Von den durch ift befragten Besuchern der Volksfeste in Herne, Bonn, Stuttgart und Oldenburg, hatten 25,3% Entfernungen von 50 Kilometer oder mehr für den Volksfestbesuch in Kauf genommen. Die Befragungen wurden allerdings auf großen Volksfesten mit überregionaler Ausstrahlung durchgeführt (die vier Volksfeste zählen zu den Top 20 der Volksfeste in Deutschland) und daher dürfte der Anteil der aus größerer Entfernung anreisenden Besucher höher sein, als im Durchschnitt aller Volksfeste. 6 Quelle: B.A.T. Freizeit-Forschungsinstitut, Hamburg, Repräsentativbefragung von 3.000 Personen ab 14 Jahre im Juli 1998 7 Quelle: Statistisches Bundesamt, Gesamtbevölkerung in der BRD einschließlich in Deutschland lebender Ausländer 8 Quelle: DGF nach Daten der VerbraucherAnalyse 2000 (N= 31.106 Personen über 14 Jahre) Nach Angaben des B.A.T. Freizeit-Forschungsinstitutes besuchen 14% der deutschen Bevölkerung "regelmäßig" Volksfeste. Dieser Wert erlaubt keinen Rückschluss auf die Volksfestbesuchsintensität, da der Gelegenheitsbesucher nicht erfasst wird. Da im Rahmen der vorliegenden Studie keine bevölkerungsrepräsentative, sondern lediglich eine volksfestbesucherrepräsentative Erhebung durchgeführt wurde, muss auf die oben geschilderten Ergebnisse zurückgegriffen werden. In der Folge wird daher von einer Volksfestbesuchsintensität von 63% ausgegangen. Fazit: Rund 63% der deutschen Bevölkerung besuchen Volksfeste. Dies entspricht rund 51,7 Mio. Personen. Weihnachtsmärkte sind dabei nicht berücksichtigt. 2.1.2 Volksfestbesuchshäufigkeit der Bevölkerung 2.1.2.1 Generelle Betrachtung Während die Volksfestbesuchsintensität lediglich angibt, welcher Teil der Bevölkerung pro Jahr mindestens einen Volksfestbesuch unternimmt, zeigt die nachfolgend beschriebene Volksfestbesuchshäufigkeit, wie viele Volksfestbesuche im Jahr durchgeführt werden. Abbildung 2: Häufigkeit von Volksfestbesuchen pro Jahr 3,2 Mehr als 10 Mal 8,0 6-10 Mal 16,7 4-5 Mal 16,2 3 Mal 26,2 2 Mal 24,3 1 Mal 5,5 keine Angabe 0 5 10 15 20 25 30 Angaben in % Quelle: ift Befragung in Herne, Bonn, Oldenburg und Stuttgart (n=1.204) Die Volksfestbesuchshäufigkeit ist damit das bestimmende Element für das Volumen der Volksfestbesuche. Das Ergebnis der Umfrage durch ift lässt sich mit zwei Kennziffern darstellen: Im Durchschnitt wurden: • 2,02 Volksfestbesuche pro Kopf der Bevölkerung • 3,20 Volksfestbesuche pro Volksfestbesucher durchgeführt. Hinsichtlich ihrer praktischen Anwendbarkeit haben beide Kennziffern ihre Berechtigung. Sie unterscheiden sich lediglich durch die Bezugsgröße, führen aber letztendlich zum selben Ergebnis. • Die Kennziffer Volksfestbesuche pro Kopf der Bevölkerung bezieht sich auf die Gesamtheit aller Einwohner (egal ob Volksfestbesucher oder nicht). • Die Kennziffer Volksfestbesuche pro Volksfestbesucher bezieht nur die am Volksfestgeschehen teilnehmenden Bevölkerungskreise (Volksfestbesuchsintensität 63%) mit ein. Da eine Stichprobengröße von 1.204 Personen für eine Grundgesamtheit der Volksfestbesucher von 51,7 Mio. Personen eine ausreichende Datengüte gewährleistet, kann dieser Wert für die folgenden Berechnungen zu Grunde gelegt werden. Die Besucher wurden allerdings nur nach Besuchen von Volksfesten, Jahrmärkten oder Kirmessen befragt. Nach Besuchen von Weihnachtsmärkten wurde nicht gefragt, da deren Betrachtung nicht Hauptgegenstand der Untersuchung war. Weihnachtsmärkte sind jedoch in den nachfolgenden Aussagen zu Anzahl und Verteilung der Volksfeste in Deutschland berücksichtigt. Fazit: Die Volksfestbesucher unternehmen durchschnittlich 3,20 Volksfestbesuche im Jahr. Weihnachtsmärkte sind dabei nicht eingerechnet. 2.1.2.2 Der Einfluss soziodemographischer Strukturmerkmale 2.1.2.2.1 Regionale Unterschiede Die Volksfestbesuchsintensität weist in Abhängigkeit vom Befragungsort Abweichungen von bis zu 20% auf. Zudem legt nachfolgende Abbildung die Schlussfolgerung nahe, dass die Volksfestbesuchsintensität in Deutschland von Nord nach Süd zunimmt. Diese Aussage wird im weiteren verlauf der Studie durch Berücksichtigung weiterer Kennziffern gestützt. Anzahl der Besuche pro Volksfestbesucher Abbildung 3: Zahl der Volksfestbesuche pro Jahr nach Befragungsort 4,0 3,5 3,2 3,0 3,0 2,8 2,0 1,0 0,0 Oldenburg Herne Bonn Stuttgart Quelle: ift Befragung in Herne, Bonn, Oldenburg und Stuttgart (n=1.204) 2.1.2.2.2 Berufstätigkeit Durch die Stellung der Befragten im Berufsleben können weitere Zusammenhänge aufgedeckt werden. Volksfeste werden überdurchschnittlich häufig von: • Arbeitern • Auszubildenden und • Freiberuflern besucht, während von • Facharbeitern • Landwirten • Arbeitslosen • Unternehmern • leitenden Angestellten • Rentnern • und Hausfrauen bzw. Hausmännern vergleichsweise selten Volksfeste besucht werden. Abbildung 4: Zahl der Volksfestbesuche pro Jahr nach Berufstätigkeit Besuchsintensität 3,8 Arbeiter 3,7 in Ausbildung 3,5 Freiberufler 3,2 Beamter 3,2 Handwerker/Gewerbetreibender 3,0 Angestellter 3,0 Beamter/höherer Dienst 2,9 Facharbeiter 2,8 Landwirt 2,8 arbeitslos 2,8 Unternehmer 2,8 leitender Angestellter 2,6 Rentner 2,6 Hausfrau/mann 0 5 Angaben in % Quelle: ift Befragung in Herne, Bonn, Oldenburg und Stuttgart (n=1.204) 2.1.2.2.3 Altersstruktur Nicht zuletzt muss der Einfluss des Alters auf die Häufigkeit der Volksfestbesuche geprüft werden, denn die Mobilität als entscheidender Faktor des Freizeitverhaltens ist vor allem altersabhängig. Nur in den beiden Altersgruppen der 16-25jährigen und der 41-50jährigen ist die Häufigkeit der Volksfestbesuche höher als im Gesamtdurchschnitt. Anzahl der Besuche pro Volksfestbesucher Abbildung 5: Zahl der Volksfestbesuche pro Jahr nach Alter 4,0 3,5 3,1 3,3 3,0 2,8 2,8 51-60 älter als 60 2,0 1,0 0,0 16-25 26-40 41-50 Quelle: ift Befragung in Herne, Bonn, Oldenburg und Stuttgart (n=1.204) Insgesamt hat der Faktor Alter keinen größeren Einfluss auf die Häufigkeit der Volksfestbesuche, als der Faktor Herkunft. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund interessant, dass die Ausflugshäufigkeit der Bevölkerung in viel stärkerem Maße mit dem Alter abnimmt, nämlich von 44,6 Ausflügen pro Ausflügler und Jahr in der Altersgruppe der 14 bis unter 25jährigen auf 20,1 Ausflüge pro Ausflügler und Jahr in der Altersgruppe über 65 Jahre. 9 9 Vgl.: DWIF 46, Tagesreisen der Deutschen, München 1995, S. 24 Fazit: Die Menschen im Süden Deutschlands besuchen häufiger Volksfeste als jene im Norden, jüngere Menschen sowie Arbeiter, Schüler und Auszubildende unternehmen pro Person überdurchschnittlich viele Volksfestbesuche während Rentner, Hausfrauen und -männer sowie leitende Angestellte seltener Volksfeste besuchen. 2.1.3 Volksfestbesuchsvolumen Der Gesamtumfang der Volksfestbesuche lässt sich mit Hilfe der beiden Kennziffern Volksfestbesuchsintensität und Volksfestbesuchshäufigkeit sowie der amtlichen Bevölkerungsstatistik ermitteln. 2.1.3.1 Bevölkerung über 16 Jahre Da die Stichprobe ein strukturgetreues Abbild der deutschen Volksfestbesucher über 16 Jahre darstellt, können die Befragungsergebnisse direkt auf die Grundgesamtheit hochgerechnet werden. Tabelle 1: Volksfestbesuchsvolumen der Bevölkerung über 16 Jahre Bevölkerung über 16 Jahre Volksfestbesuchsintensität Zahl der Volksfestbesuche pro Volksfestbesucher Volumen der Volksfestbesuche in Mio. 68.149.29010 63% 3,2 Quelle: ift Befragung in Herne, Bonn, Oldenburg und Stuttgart (n=1.204), B.A.T. FreizeitForschungsinstitut, eigene Berechnungen 137,4 2.1.3.2 Bevölkerung bis 16 Jahre Für die Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland bis 16 Jahre stellt sich die Situation schwieriger dar, da keine Detailinformationen aus der Stichprobe vorhanden sind. Dennoch liegen über das Verhalten der Kinder bis 16 Jahre einige Anhaltspunkte vor, auf die zurückgegriffen werden kann: • das DWIF hat in einer Untersuchung zum Ausflugsverhalten festgestellt, dass die Ausflugsintensität und Häufigkeit bei Kindern und Jugendlichen eher noch höher ist, als bei Erwachsenen. 11 • 21% der Befragten befanden sich in Begleitung von Kindern, Kinder bis 16 Jahre stellen allerdings nur 16,9% der Bevölkerung. Bei einer Befragung auf dem Bremer Freimarkt befanden sich 34,7% der Befragten in Begleitung von Kindern. 12 10 Bevölkerungsstand am 31.12.1998 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden 11 Vgl. DWIF 46, Tagesreisen der Deutschen, München 1995, S. 25 12 Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher, Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577) • Kinder und Jugendliche unternehmen darüber hinaus eigenständige Ausflüge, worüber allerdings keine detaillierten Informationen zur Verfügung stehen. Die aufgezeigten Indizien deuten darauf hin, dass sich die für die Volksfestbesuchsintensität ermittelten W erte auf die Gesamtheit aller Einwohner, also auch auf die Kinder bis 16 Jahre, übertragen lassen. Für die Bevölkerung bis 16 Jahre wird demnach eine Analogierechnung vorgenommen, wobei darauf hinzuweisen ist, dass es sich dabei eher um einen Mindestwert für das Volumen der Volksfestbesuche in dieser Altersgruppe handelt. Für die Volksfestbesuchshäufigkeit wird daher auf die Häufigkeit zurückgegriffen, die für die Altersgruppe der 16-25-jährigen ermittelt wurde, da sie am ehesten der Besuchshäufigkeit der unter 16-jährigen entsprechen dürfte: Tabelle 2: Volksfestbesuchsvolumen der Bevölkerung bis 16 Jahre Bevölkerung bis 16 Jahre Volksfestbesuchsintensität Zahl der Volksfestbesuche pro Volksfestbesucher Volumen der Volksfestbesuche in Mio. 13.887.71013 63% 3,5 Quelle: ift Befragung in Herne, Bonn, Oldenburg und Stuttgart (n=1.204), B.A.T. FreizeitForschungsinstitut, eigene Berechnungen 30,6 2.1.3.3 Bevölkerung insgesamt Aus der Addition aller Volksfestbesuche der bis 16jährigen sowie der über 16jährigen Bevölkerung in Deutschland, ergibt sich ein Gesamtvolumen von 168,0 Mio. Volksfestbesuchen für das Jahr 2000.14 Nicht eingeschlossen sind dabei ausländische Besucher. Diese stellten 0,8% der Befragten, woraus sich ein zusätzliches Volumen von rund 1,3 Mio. Besuchern und eine Gesamtbesucherzahl auf den Volksfesten von 169,3 Mio., gerundet 170 Mio. ableiten lässt. In dieser Zahl sind Besuche auf Weihnachtsmärkten nicht enthalten, da sie auf Basis der durchgeführten Erhebungen nicht exakt beziffert werden können. 13 Bevölkerungsstand am 31.12.1998 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden 14 Bei den 168 Mio. Volksfestbesuchen handelt es sich um sogenannte Besuchertage. Besucht also eine beispielsweise vierköpfige Familie am Sonntag ein Volkfest, wird dies ebenso als vier Besuche gezählt, wie wenn eine Einzelperson an vier unterschiedlichen Tagen ein Volksfest besucht. Alle weiteren Darstellungen zum Umfang der Volksfestbesuche basieren auf dieser Größenordnung. Fazit: Die Volksfeste in Deutschland konnten im Jahr 2000 rund 170 Millionen Besucher verzeichnen. Darin sind Besuche bei Weihnachtsmärkten nicht eingeschlossen. Hinweise zur Plausibilität: • Die Deutsche Gesellschaft für Freizeit schätzt, dass die Volksfeste (Jahrmärkte, Kirmesveranstaltungen, Schützenfeste, Weihnachtsmärkte) sowie Stadt- und Stadteilfeste, Kultur- und sonstige Aktionen schätzungsweise 250 Millionen Besucher pro Jahr verzeichnen. 15 Davon entfallen nach Schätzungen an anderer Stelle16 220 Millionen Besucher auf die eigentlichen Volksfeste und Weihnachtsmärkte. Diesen Wert nennt auch der DSB. Die Richtigkeit dieses Wertes vorausgesetzt, ergibt sich ein Besuchsvolumen für die Weihnachtsmärkte von etwa 50 Millionen Besuchern. • Das DWIF hat in einer Studie zum Ausflugsverhalten ermittelt, dass 1993 insgesamt 5,2% der Ausflügler während ihres Ausflugs Volksfeste, Jahrmärkte oder Vergnügungsparks besuchten. 17 Bei insgesamt 2,1 Mrd. Tagesausflügen, die durch das DWIF ermittelt wurden, ergibt sich eine Zahl von 109,2 Mio. Besuchen bei Volksfesten, Jahrmärkten und Vergnügungsparks. Auf Vergnügungsparks entfielen 1993 21 Mio. Besuche18, für Volksfeste und Jahrmärkte verbleiben also rund 88 Mio. Besuche. Dies würde bedeuten, dass rund 50% der 170 Mio. Volksfestbesuche durch Tagesausflügler unternommen würden. Problematisch erweist sich hier der Vergleich von Zahlen aus unterschiedlichen Jahren. Nach den Ergebnissen der ift - Befragung hatten 43,2% der befragten Besucher ihren Wohnsitz außerhalb des 15 Quelle: Freizeittrends 2000plus, DGF, Erkrath 1999, S. 110 16 Quelle: DGF-Freizeit-Daten 2000: Nutzung und Nutzungsmöglichkeiten von Freizeitangeboten im Jahr 17 Quelle: DWIF 46, Tagesreisen der Deutschen, München 1995, S.63 18 Quelle: VDFU Branchenreport 1993 jeweiligen Stadtgebietes. Berücksichtigt man, dass auch Bewohner anderer Stadtteile bereits zu den Tagesausflüglern gerechnet werden, dann ergibt sich für den Anteil der Tagesausflügler ein deutlich höherer Wert als 43,2%. Setzt man ihn beispielsweise auf 60%, dann spricht die DWIF-Zahl eher für ein geringeres Gesamtvolumen der Volksfestbesuche (88 Mio. / 60% = 147 Mio.). Allerdings ist einerseits davon auszugehen, dass in Zeiten wachsender Mobilität 19 die Zahl der Tagesausflüge seit 1993 angestiegen ist, andererseits kann es in den zurückliegenden sieben Jahren selbstverständlich Verschiebungen bei den während eines Tagesausflugs unternommenen Aktivitäten gegeben haben. 19 Dies wird belegt durch die Verbraucher Analysen: Von 1998 bis 2000 nahm der Anteil der Deutschen, die zu Volksfesten Entfernungen von mehr als 50 km in Kauf nahmen von 5,9 auf 6,6% zu. 2.2 Räumliche und zeitliche Verteilung der Volksfestbes uche 2.2.1 Anzahl und Größe der Volksfeste in Deutschland Eine Auswertung des Komet-Kalenders20, des umfassendsten Verzeichnisses von deutschen Volksfesten, ergab eine Zahl von 14.690 aufgeführten Volksfesten. In dieser Zahl sind in geringem Umfang auch Flohmärkte und Trödelmärkte, die eigentlich nicht zu den Volksfesten zählen, eingeschlossen. Da der Komet-Kalender die einzige auf amtlichen Angaben beruhende Quelle zur Anzahl der Volksfeste ist und seine Vollständigkeit durch das Verzeichnis selbst kleinerer Dorfkirmes-Veranstaltungen untermauert wird, wird fortan die Zahl von 14.000 Volksfesten als Basis zu Grunde gelegt. In dieser Zahl sind 1.745 Weihnachtsmärkte enthalten, woraus sich eine Zahl von 12.255 Volksfesten ergibt. Die größten Volksfeste finden nach den offiziellen Veranstalterangaben in München, Herne, Düsseldorf, Bremen, Hamburg, Stuttgart und Frankfurt statt. Dies spricht hinsichtlich der räumlichen Verteilung für eine Konzentration in den alten Bundesländern. Auf Basis der Besucherzahlen von insgesamt 291 Volksfesten mit mindestens 20.000 Besuchern ergab sich folgende Differenzierung der Volksfeste nach Besuchervolumen. Tabelle 3: Anzahl der Volksfeste nach Besuchervolumen Besucher in Tsd. > 3.000 2.000 bis 1.000 bis 750 bis 2.999 1.999 999 Volksfeste 5 8 10 Quelle: Offizielle Veranstalterangaben 500 bis 749 5 300 bis 499 49 40 100 bis 299 88 50 bis 99 20 bis 49 42 44 Insgesamt können 28 Volksfeste Besuchszahlen von 750.000 und mehr Besuchern erzielen. 20 Quelle: Komet Kalender, Komet Druck- und Verlagshaus, Pirmasens, 2000 Abbildung 6: Volksfeste mit mehr als 750.000 Besuchern in Deutschland Ort Name des Festes Dauer GeFläche in GeBesucher in Ta- schäf- m2 schäftsgen te tage 1 München Oktoberfest 16 690 410.000 11.040 6.500.000 2 Herne-Crange Cranger Kirmes 10 424 83.000 4.240 4.250.000 3 Düsseldorf Schützenfest 9 360 k.A. 3.150 4.000.000 4 Bremen Bremer Freimarkt 16 400 100.000 6.400 3.500.000 5 Hamburg Winter Dom 31 300 160.000 9.300 3.000.000 6 Hamburg Frühlingsfest 30 300 160.000 9.000 2.800.000 7 Hamburg Sommer Dom 31 300 160.000 9.300 2.800.000 8 Stuttgart Canstatter Volksfest 16 348 155.000 5.568 2.800.000 9 Frankfurt Weihnachtsmarkt 28 200 5.600 2.750.000 10 Nürnberg Nürnberger Herbstvolksfest 17 160 2.720 2.000.000 11 Hannover Schützenfest 10 96 k.A. 960 2.000.000 12 Neuss Neusser Bürger-Schützenfest 3 280 60.000 840 2.000.000 13 Nürnberg Nürnberger Frühlingsfest 16 160 100.000 2.560 2.000.000 14 Frankfurt Frühjahrs-Dippemess 24 200 k.A. 4.800 1.500.000 15 Oldenburg Kramermarkt 10 260 70.000 2.600 1.300.000 16 Hannover Frühlingsfest 23 17 Bonn Pützchens Markt 5 425 80.000 2.125 1.000.000 18 Hamburg Hafengeburtstag 3 243 80.000 729 1.000.000 19 Oberhausen Sterkrader Fronleichnamskirmes 6 421 k.A. 2.526 1.000.000 20 Paderborn Liborikirmes 9 365 2.970 1.000.000 21 Rostock Hanseatische Hafen-Tage 4 k.A. 1.000.000 22 Soest Allerheiligenkirmes 5 k.A. 1.000.000 23 Stuttgart Stuttgarter Frühlingsfest 23 k.A. 1.000.000 24 Hannover Oktoberfest k.A. 900.000 25 Köln Frühlingsvolksfest 26 Recklinghausen Palmkirmes, Volksfest 27 Wiesbaden Weinfest 28 Lippstadt Herbstwoche Total Quelle: Offizielle Angaben der Veranstalter 16 9 388 100.000 k.A. 100 9 10 k.A. 120.000 20.000 1.200.000 1.600 k.A. 120 10.000 k.A. 800.000 800.000 1.200 800.000 750.000 55.450.000 Die in der Tabelle dargestellten Besucherzahlen repräsentieren die offiziellen Veranstalterangaben. Diese stellen in der Regel Schätzungen dar, die prinzipiell mit gewissen Unsicherheiten behaftet sind. In einigen Fällen lassen sich mit Hilfe von Plausibilitätsrechnungen offensichtliche Fehler bei diesen Schätzungen nachweisen: • Cranger Kirmes: Die Stadt Herne zählte 1996 insgesamt 162.588 Einwohner. Nach den Ergebnissen der ift-Befragung kommen 47,9% der Besucher aus dem Stadtgebiet, das entspräche bei 4,25 Mio. Gesamtbesuchern etwa 2,04 Mio. Besuchern aus Herne, also durchschnittlich 204.000 pro Tag dieser zehntägigen Veranstaltung. Dies ist das 1,25-fache der Einwohnerzahl Hernes, also schlichtweg unmöglich. Wenn man davon ausgeht, dass jeder Einwohner der Stadt jeden Tag auf die Kirmes geht, dann ergeben sich insgesamt 3,39 Mio. Besucher auf der Cranger Kirmes. Auch diese Zahl dürfte die Realität noch nicht ganz widerspiegeln, da es auch in Herne sicherlich Personen gibt, die der Kirmes zumindest an einigen Tagen fern bleiben. Wendet man die Volksfestbesuchsintensität von 63% auf die Bewohner Hernes an (ohne die Besuchshäufigkeit von zehn auf die durchschnittlichen 3,2 Besuche zu senken die ja auch Besuche anderer Volksfeste einschließen), dann ergibt sich eine Besucherzahl von 2,14 Mio. (ca. 50% der offiziellen Schätzungen). Auch die Angaben der Verkehrsbetriebe sprechen für geringere, als die offiziell angegebenen Besucherzahlen. So gaben 22,9% der Besucher an, mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist zu sein. Nach Schätzungen des HCR (Verkehrsbetriebe Herne) wurden durch die Verkehrsbetriebe insgesamt etwa 200.000 Personen zur und von der Kirmes befördert, also nahmen etwa 100.000 Personen die Verkehrsbetriebe für Hin- und Rückfahrt in Anspruch. Dazu kommen etwa 21.000 Personen, die den Pendelbusverkehr in Anspruch genommen haben. Aus den genannten Werten ergibt sich eine Besucherzahl von lediglich 528.000 auf der Cranger Kirmes (121.000 : 0,229 = 528.000). Dieser Wert erscheint jedoch so niedrig, dass die Schätzungen der Verkehrsbetriebe als untertrieben eingeschätzt werden müssen. • Bremer Freimarkt: Die Stadt Bremen zählt 542.200 Einwohner, die Freimarktbesucher aus Bremen gehen durchschnittlich 3,27 mal zum Freimarkt 21. Wenn jeder 21 Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher, Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577) Bremer zum Freimarkt geht, ergeben sich daraus 1,77 Mio. Besuche von Bremern. Besucher aus Bremen stellen 63% der Freimarktbesucher 22, dass bedeutet, dass die Gesamtbesucherzahl maximal 2,814 Mio. beträgt. Berücksichtigt man, dass bundesweit nur 63% der Bevölkerung überhaupt zu den Volksfestbesuchern gehören und wendet man diesen W ert auf Bremen an, ergibt sich eine Zahl von 1,77 Mio. Gesamtbesuchern (51% des offiziell angegebenen Wertes). • Canstatter Volksfest: Nach Angaben des Landesverbandes Schausteller und Marktkaufleute beträgt der Gesamtumsatz auf dem Canstatter Volksfest etwa 60 Mio. DM, davon 50% für Essen und Trinken. Bei den angegebenen 2,8 Mio. Besuchern ergäben sich daraus Ausgaben von DM 21,42 pro Besucher auf dem Gelände. Die durch ift durchgeführte Befragung ergab Ausgaben von DM 44,14 (ohne Parken) pro Besucher. Dies entspricht bei einem Gesamtumsatz von DM 60 Mio. einer Besucherzahl von 1,36 Mio. (49% des offiziell angegebenen Wertes). Auf Basis dieser Überlegungen wird für folgende Topveranstaltungen eine Bereinigung der Besucherzahlen vorgenommen: Tabelle 4: Bereinigte Besucherzahlen für einige Volksfeste in Deutschland Ort Name des Festes GeGeBesucher schäfte schäfts- offiziell tage Besucher pro Geschäft und Tag Bereinigte Besucherzahl offiziell bereinigt Herne Cranger Kirmes 424 4.240 4.250.000 1002 543 2.140.000 Bremen Bremer Freimarkt 400 6.400 3.500.000 547 367 1.770.000 Stuttgart Canstatter fest 348 5.568 2.800.000 503 251 1.360.000 16.208 10.550.000 Total Volks- 5.270.000 50,0% Quelle: Offizielle Veranstalterangaben, verschiedene Befragungen und eigene Berechnungen Deutlich wird, dass für die drei betrachteten Volksfeste die ermittelten tatsächlichen Besucherzahlen etwa 50% der offiziell angegebenen betragen. 22 Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher, Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577) 2.2.2 Räumliche Verteilung der Volksfestbesuche Die besucherstärksten Volksfeste finden nach den offiziellen Veranstalterangaben in München, Herne, Düsseldorf, Bremen, Hamburg, Stuttgart und Frankfurt statt. Dies spricht hinsichtlich der räumlichen Verteilung für eine Konzentration in den alten Bundesländern. Auf Basis der Besucherzahlen von insgesamt 291 Volksfesten mit mindestens 20.000 Besuchern wurde die räumliche Verteilung der Volksfeste in Deutschland näher untersucht. Um eine Vergleichbarkeit der Werte zu gewährleisten wurde für diese Auswertung auf die offiziellen Veranstalterangaben zurückgegriffen, da nur für wenige Volksfeste eine Bereinigung der Besucherzahlen möglich gewesen wäre. Nach den offiziellen Angaben entfallen auf die angesprochenen 291 Volksfeste 112,25 Mio. Besucher. Sie repräsentieren damit bis zu 66% aller Volksfestbesuche in Deutschland. Geht man davon aus, dass die tatsächlichen Besucherzahlen im Durchschnitt bei 50% der offiziell angegebenen Zahlen liegen (siehe Tabelle 4), dann dürften die Besucher dieser 291 Volksfeste (0,5*112,25 Mio.=56,1 Mio.) rund 33% der gesamten Volksfestbesuche in Deutschland repräsentieren. Tabelle 5: Besuche bei Volksfesten = 20.000 Besucher nach Bundesländern Bundesland Einwohner Anteil Volksfestbesuche Anteil Besuche/ Einwohner Baden-Württemberg 10.476.000 12,8% 7.755.000 6,9% 0,74 Bayern 12.155.000 14,8% 17.000.000 15,1% 1,40 Berlin 3.387.000 4,1% 2.320.000 2,1% 0,68 Brandenburg 2.601.000 3,2% 680.000 0,6% 0,26 663.000 0,8% 3.500.000 3,1% 5,28 Hamburg 1.705.000 2,1% 9.600.000 8,6% 5,63 Hessen 6.052.000 7,4% 10.610.000 9,5% 1,75 Mecklenburg-Vorpommern 1.789.000 2,2% 3.050.000 2,7% 1,70 Niedersachsen 7.899.000 9,6% 12.315.000 11,0% 1,56 17.872.000 21,8% 30.580.000 27,2% 1,71 Rheinland-Pfalz 4.031.000 4,9% 6.335.000 5,6% 1,57 Saarland 1.072.000 1,3% 290.000 0,3% 0,27 Sachsen 4.460.000 5,4% 4.260.000 3,8% 0,96 Sachsen-Anhalt 2.649.000 3,2% 320.000 0,3% 0,12 Schleswig-Holstein 2.777.000 3,4% 1.250.000 1,1% 0,45 Thüringen 2.449.000 3,0% 2.385.000 2,1% 0,97 Bremen Nordrhein-Westfalen Gesamt 82.037.000 100,0% 112.250.000 100,0% 1,37 Quelle: Auswertung von offiziellen Angaben zu Besucherzahlen von 291 Volksfesten mit wenigstens 20.000 Besuchern. Um aus dieser Aufteilung Rückschlüsse auf die Verteilung der ermittelten Gesamtbesucherzahl von 170 Mio. auf den deutschen Volksfesten zu ziehen, wird die Verteilung der rund 14.000 Volksfeste in Deutschland herangezogen. Daraus ergeben sich folgende Berechnungen: Tabelle 6a: Gesamtzahl der Volksfestbesucher nach Bundesländern Bundesland Spalte Volksfest- Einwohner Anteil an veranstalden tungstage Einwohgesamt25 nern 1 2 verbleiBesucher tatsächlich26 bende Volksfestveranstaltungstage Volksfest- Besucher tage bei offiziell Volksfesten = 20 Tsd. Besucher 3 4 5 6 =Spalte 5*0,5 Baden-Württemberg Bayern 7 =Spalte1 – Spalte 4 2568 10.476.000 12,8% 200 7.755.000 3.877.500 2368 10463 12.155.000 14,8% 321 17.000.000 8.500.000 10142 Berlin 230 3.387.000 4,1% 186 2.320.000 1.160.000 44 Brandenburg 477 2.601.000 3,2% 41 680.000 340.000 436 Bremen 110 663.000 0,8% 16 3.500.000 1.750.000 94 Hamburg 178 1.705.000 2,1% 95 9.600.000 4.800.000 83 4701 6.052.000 7,4% 231 10.610.000 5.305.000 4470 411 1.789.000 2,2% 65 3.050.000 1.525.000 346 Niedersachsen 4895 7.899.000 9,6% 396 12.315.000 6.157.500 4499 NordrheinWestfalen 8341 17.872.000 21,8% 400 30.580.000 15.290.000 7941 Rheinland Pfalz 8183 4.031.000 4,9% 182 6.335.000 3.167.500 8001 Saarland 1341 1.072.000 1,3% 20 290.000 145.000 1321 Sachsen 1777 4.460.000 5,4% 258 4.260.000 2.130.000 1519 SachsenAnhalt 971 2.649.000 3,2% 49 320.000 160.000 922 Schleswig Holstein 557 2.777.000 3,4% 43 1.250.000 625.000 514 Thüringen 1444 2.449.000 3,0% 77 2.385.000 1.192.500 1367 46.647 82.037.000 100,0% 2580 112.250.000 56.125.000 44.067 Hessen MecklenburgVorpommern Gesamt 25 Quelle: Komet-Kalender, Komet Druck- und Verlagshaus, Pirmasens, 2000 (einschließlich Weihnachtsmärkte) 26 Schätzung auf Basis der in 2.2.1 dargestellten Bereinigung Hier wurde zunächst ermittelt, wie viele Veranstaltungstage von Volksfesten auf Volksfeste mit weniger als 20.000 Besuchern auf die verschiedenen Bundesländer entfallen. Die Anzahl der verbleibenden Volksfesttage dient als Basis für die Verteilung der Besucher von Volksfesten mit weniger als 20.000 Besuchern, die in der nachfolgenden Tabelle vorgenommen wird. Tabelle 6b: Gesamtzahl der Volksfestbesucher nach Bundesländern Bundesland verblei- Anteil an Summe der Gesamtbende verbleibenden verbleibenden besucher VolksVolksfesten Besucher festtage Spalte 8 9 11 12 =Spalte 9*(Gesamt =Spalte 6 + Spalte 10 besuche-Summe Spalte 6) = Spalte 7 Baden-Württemberg 10 Anteil an Verhältnis Volksfest- Volksfestbesubesuchern cher/Einwohner 13 = Spalte 12 / Spalte 3 2368 5,37% 6.825.066 10.702.566 6,30% 0,49 10142 23,01% 27.584.971 36.084.971 21,23% 1,43 44 0,10% 23.726 1.183.726 0,70% 0,17 436 0,99% 1.091.378 1.431.378 0,84% 0,26 Bremen 94 0,21% 63.268 1.813.268 1,07% 1,33 Hamburg 83 0,19% 126.537 4.926.537 2,90% 1,38 4470 10,14% 11.396.199 16.701.199 9,82% 1,33 346 0,79% 688.043 2.213.043 1,30% 0,59 Niedersachsen 4499 10,21% 11.404.108 17.561.608 10,33% 1,08 NordrheinWestfalen 7941 18,02% 18.751.137 34.041.137 20,02% 0,92 Rheinland Pfalz 8001 18,16% 21.708.929 24.876.429 14,63% 2,99 Saarland 1321 3,00% 3.780.280 3.925.280 2,31% 1,78 Sachsen 1519 3,45% 3.693.286 5.823.286 3,43% 0,63 SachsenAnhalt 922 2,09% 2.412.103 2.572.103 1,51% 0,47 Schleswig Holstein 514 1,17% 846.213 1.471.213 0,87% 0,25 Thüringen 1367 3,10% 3.479.756 4.672.256 2,75% 0,92 44.067 100,00% 113.875.000 170.000.000 100,00% 1,00 Bayern Berlin Brandenburg Hessen MecklenburgVorpommern Gesamt Bezogen auf die Gesamtbesucherzahl der Volksfeste bilden mit Nordrhein-Westfalen und Bayern die einwohnerstärksten Bundesländer den Schwerpunkt des Volksfestgeschehens, wobei das Land Bayern sogar mehr Volksfestbesucher aufweist, als das deutlich bevölkerungsreichere Nordrhein-Westfalen. Bezogen auf das Verhältnis des Anteils der Volksfestbesucher zum Anteil der Einwohner erweist sich das Land Rheinland-Pfalz als absoluter Schwerpunkt des Volksfestgeschehens. Ausschlaggebend dürften die vielen Weinfeste sein, die auch Besucher aus den benachbarten Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden- Württemberg anziehen. Weitere Schwerpunkte sind die Stadtstaaten Hamburg und Bremen. Sie haben als Stadtstaaten mit populären Großveranstaltungen und einem Einzugsbereich, der weit ins Umland reicht, einen Sonderstatus. Bei den Flächenstaaten rangiert das Saarland, ebenfalls eine teilweise W einbauregion, an zweiter Stelle, gefolgt von Bayern, Hessen und Niedersachsen mit ebenfalls überdurchschnittlichen Werten. Die geringsten Werte erreichen Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und SchleswigHolstein. Dies legt ein Süd-Nord-Gefälle bei der Popularität von Volksfesten nahe. Auf die Weihnachtsmärkte entfallen 8.232 der insgesamt 46.647 Volksfestveranstaltungstage. Dies entspricht einem Anteil von 21,4% an den "eigentlichen" Volksfesten. Wendet man diesen Wert auf die Besucherzahlen an, ergibt sich für die Weihnachtsmärkte ein Besuchsvolumen von rund 36,4 Mio. Besuchern. Fazit: In Deutschland finden rund 12.250 Volksfeste, Jahrmärkte und Kirmesveranstaltungen sowie rund 1.750 Weihnachtsmärkte mit insgesamt rund 44.500 Veranstaltungstagen statt, d.h. theoretisch an jedem Tag des Jahres in rund 120 Städten und Gemeinden ein Volksfest. Das größte Volksfest ist mit offiziell 6,5 Mio. Besuchern das Münchner Oktoberfest. Allerdings liegen die offiziellen Angaben zu den Besuchszahlen nach dem Ergebnis von Plausibilitätsberechnungen deutlich über den tatsächlichen Besucherzahlen. Absolut gesehen verzeichnen die Bundesländer Bayern und Nordrhein-Westfalen die meisten Volksfestbesuche. Rheinland-Pfalz, das Saarland, Bayern und die Stadtstaaten Hamburg und Bremen verzeichnen die meisten Volksfestbesucher pro Einwohner. 2.2.3 Zeitliche Verteilung der Volksfestbesuche Die Anzahl der Besuche auf Volksfesten hängt u.a. ab von: • Jahreszeit • Wochentag • Tageszeit. Im Rahmen der Befragungen durch ift wurden dazu keine Daten erhoben. Auf Basis von Sekundärstudien können jedoch Aussagen zum Wochenrhythmus und zum Tagesverlauf getroffen werden. Der Saisonverlauf hat seine Höhepunkte im Frühjahr und Herbst, die Ferienmonate im Sommer sind weniger veranstaltungs- und besucherstark. Inzwischen ist die Herbstsaison durch zahlreiche Weihnachtsmärkte bis Ende Dezember ausgedehnt worden. In den Monaten Januar und Februar herrscht praktisch Winterpause. Tabelle 7: Dauer der Volksfeste in Deutschland Dauer der Volksfeste Anzahl der Volksfeste davon Weih- Anteil an alnachtsmärkte len Volksfesten 26 bis 44 Tage 80 65 (81%) 0,5% 21 bis 25 Tage 112 100 (89%) 0,8% 16 bis 20 Tage 80 33 (41%) 0,5% 11 bis 15 Tage 88 19 (22%) 0,6% 8 bis 10 Tage 377 56 (15%) 2,6% 6 bis 7 Tage 107 3 (3%) 0,7% 5 Tage 602 19 (3%) 4,1% 4 Tage 2.521 63 (2,5% 17,2% 3 Tage 4.202 196 (5%) 28,6% 2 Tage 2.867 572 (20%) 19,5% 1 Tag 3.654 619 (17%) 24,9% Summe 14.690 1.745 (12%) 100,0% Quelle: Komet Kalender, Komet Druck- und Verlagshaus, Pirmasens, 2000 Die Dauer der Volksfeste ist zumeist sehr beschränkt, mehr als 90% der Volksfeste dauern nur einen bis vier Tage. Die durchschnittliche Dauer eines Volksfestes beträgt 3,18 Tage. Rechnet man die Weihnachtsmärkte heraus, die im Durchschnitt 4,71 Tage dauern, dann ergibt sich für die verbleibenden Volksfeste eine durchschnittliche Dauer von 2,97 Tagen. Bezogen auf die Wochentage konzentriert sich der Besucherzustrom auf die Wochenenden (wozu auch der Freitagabend zu rechnen ist), wie aus mehreren Besucherzählungen und -befragungen hervorgeht. So wurden bei einer Besucherzählung in Augsburg27 an einem Donnerstag 20.583 Besucher und an einem am Samstag 49.390 Besucher gezählt. Auch die Ergebnisse von Befragungen in Münster sprechen dafür, dass auf das Wochenende etwa gleich viele Besucher entfallen, wie auf die gesamten Wochentage. 28 Eine Befragung in Herne ergab, dass 59% der Besuche auf der Cranger Kirmes auf die Zeit zwischen Freitag 18.00 Uhr und Sonntag 24.00 Uhr entfallen. Tabelle 8: Zeitlicher Verlauf des Besucherzuspruchs auf der Cranger Kirmes Zu welchen Zeiten und an welchen Wochentagen besuchen Sie die Cranger Kirmes Uhrzeit Mo 14-16 Uhr in % 16-18 Uhr in % 18-20 Uhr in % 20-22 Uhr in % 22-24 Uhr in % 0-2 Uhr in % Nennungen pro Tag Di Mi Do Fr Sa So Total 113 57 318 83 117 201 319 1.208 9,4 4,7 26,3 6,9 9,7 16,6 26,4 8,9% 218 158 464 160 268 300 402 1.970 11,1 8,0 23,6 8,1 13,6 15,2 20,4 14,5% 368 291 421 295 554 562 559 3.050 12,1 9,5 13,8 9,7 18,2 18,4 18,3 22,4% 388 353 322 393 846 833 735 3.870 10,0 9,1 8,3 10,2 21,9 21,5 19,0 28,4% 191 194 165 213 662 675 593 2.693 7,1 7,2 6,1 7,9 24,6 25,1 22,0 19,8% 0 0 0 0 395 422 0 817 0 0 0 0 48,4 51,7 0 6,0% 1.278 1.053 1.690 1.144 2.842 2.993 2.608 13.608 Anteil 9,4% 7,7% 12,4% 8,4% 20,9% 22,0% 19,2% 100,0% Quelle: Cranger Kirmes 1996, Besucher- und Beschickerbefragung, Amt für Informationsverarbeitung und Stadtforschung, Herne. S. 24 27 Quelle: Amt für Stadtentwicklung und Statistik der Stadt Augsburg, Besucherzählung an zwei Tagen im April 1991. 28 Quelle: Agenta Werbeagentur: Befragung auf dem Frühjahrs-Send in Münster, 1998 (n=76) Der Mittwoch übertrifft die anderen reinen Wochentage, weil dieser Tag auf der Cranger Kirmes traditionell ein Familientag mit ermäßigten Fahrpreisen für Kinder ist. Mit Abstand besuchsstärkste Tageszeit ist der Zeitraum zwischen 20.00 und 22.00 Uhr, denn zu dieser Zeit ist auch der arbeitenden Bevölkerung unter der Woche ein Besuch ohne weiteres möglich. Eine Besucherzählung beim Osterplärrer in Augsburg zeigt eine noch stärkere Konzentration auf die Abendstunden als in Herne festgestellt, allerdings unterscheidet sich der Tagesverlauf der Besucherzahlen am Wochenende und unter der Woche kaum: Tabelle 9: Besucherverteilung auf dem Augsburger Osterplärrer Tag Tageszeit Donnerstag Besucher Samstag Anteil Besucher Gewichtet pro Woche Anteil 13-15 Uhr 1.275 6,2% 2.255 4,6% 10.885 5,4% 15-17 Uhr 2.460 12,0% 6.130 12,4% 24.560 12,2% 17-19 Uhr 3.513 17,1% 8.356 16,9% 34.277 17,0% 19-21 Uhr 4.585 22,3% 9.664 19,6% 42.253 21,0% 21-23.30 Uhr 8.750 42,5% 22.955 46,5% 89.660 44,5% 20.583 49.360 201.635 Quelle: Amt für Stadtentwicklung und Statistik der Stadt Augsburg, Besucherzählung an zwei Tagen im April 1991. Auch in Münster gaben die Besucher als beliebteste Besuchszeiten die Zeiten zwischen 18.00 und 20.00 Uhr (47,9%) und zwischen 20.00 und 22.00 Uhr (40,4%) an. 29 In Bremen gehen 23,9% der Besucher vor 18.00 Uhr nach Hause, 42,7% zwischen 18.00 und 20.00 Uhr, 22,1% zwischen 20.00 und 22.00 Uhr und 11,3% nach 22.00 Uhr. 30 Die Ergebnisse der genannten Studien sind in der nachfolgenden Abbildung zusammenfassend dargestellt. Es handelt sich dabei um eine modellhafte Abbildung, die allerdings verdeutlicht, dass eine verhältnismäßig starke Konzentration der Besucherzahlen auf wenige Stunden des Tages gegeben ist. 29 Quelle: Agenta Werbeagentur: Befragung auf dem Frühjahrs-Send in Münster, 1998 (n=76) 30 Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher, Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577) Abbildung 7: Tagesverlauf der Besucherzahlen 25,00% Besucheranteil 20,00% 15,00% 14,35% 13,68% 13,36% 11,92% 10,13% 10,00% 10,13% 5,51% 5,00% 6,44% 7,24% 4,38% 1,00% 1,00% 0,90% 0,00% 1314 1415 1516 1617 1718 1819 1920 2021 2122 2223 2324 0-1 1-2 Uhrzeit Herne Augsburg Bremen Mittelwert Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der Auswertung verschiedener Studien aus den angegebenen Städten In Kombination mit der Konzentration der Besucherzahlen auf die Wochenenden ergibt sich eine hohe Variabilität der Besucherzahlen in Abhängigkeit von W ochentag und Uhrzeit. Während bei einem Betrieb von montags bis freitags von 13.00 bis 24.00 Uhr und einer Gleichverteilung der Besucherzahlen auf jede Stunde 1,3% der Gesamtbesucher entfallen würden, schwankt diese Zahl z.B. in Herne zwischen 0,2% (dienstags 13.00 bis 14.00 Uhr) und 3,1% (freitags 20.00 bis 21.00 Uhr). Das bedeutet, dass die Besucherzahlen in Abhängigkeit von Wochentag und Tageszeit um den Faktor 15 schwanken. Der Einfluss der Jahreszeit ist dabei noch nicht berücksichtigt. Er spielt nach Aussagen der Schausteller jedoch eine wesentlich geringere Rolle als der Faktor Wetter. Fazit: Der Saisonverlauf deutscher Volksfeste hat seine Höhepunkte im Frühjahr und Herbst, die Ferienmonate im Sommer sind weniger veranstaltungs- und besucherstark. Inzwischen ist die Herbstsaison durch zahlreiche Weihnachtsmärkte bis Ende Dezember ausgedehnt worden. In den Monaten Januar und Februar herrscht praktisch Winterpause. Mehr als 90% der Volksfeste dauern nur einen bis vier Tage, durchschnittlich dauern Volksfeste 3,18 Tage. Der Besucherzustrom konzentriert sich auf die Wochenenden und auf die Abendstunden von 18 bis 22 Uhr. 2.3 W eitere Strukturmerkmale beim Verhalten der Volksfestb esucher 2.3.1 Aufenthalts- und Anreisedauer bei Volksfestbesuchen Die Besuchsdauer wurde auch im Rahmen der von ift durchgeführten Befragungen erhoben. Danach halten sich Tagesausflügler im Durchschnitt 3,58 Stunden auf dem Volksfestgelände auf. Die längste Aufenthaltsdauer wurde in Stuttgart mit 4,41 Stunden, die geringste in Bonn mit 3,16 Stunden ermittelt. Abbildung 8: Aufenthaltsdauer von Tagesausflüglern auf Volksfesten unter 2 Stunden 4,9% 2 bis unter 3 Stunden 22,0% 3 bis unter 4 Stunden 26,4% keine Angabe 0,4% 5 Stunden und länger 21,8% 4 bis unter 5 Stunden 24,4% Quelle: ift Befragung Auf dem Freimarkt in Bremen beträgt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer aller Besucher drei Stunden. 31 31 Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577) In Augsburg wurde eine Aufenthaltsdauer von 1,6 Stunden auf dem Osterplärrer ermittelt. 32 Gegenüber den von ift untersuchten Volksfesten, auf denen 250 bis 425 Beschicker anwesend waren, ist der Osterplärrer mit 85 Beschickern ein verhältnismäßig kleines Volksfest. Dies könnte als Erklärung für die geringere Aufenthaltsdauer dienen. Für die An- und Abreise wendeten Tagesausflügler jeweils im Durchschnitt 45 Minuten auf. Die Besucher des Bremer Freimarktes wenden 36 Minuten Fahrtzeit auf. Dies schließt allerdings die lokalen Besucher ein. 33 Abbildung 9: Anreisedauer bei Tagesausflügen zu Volksfesten keine Angabe 0,2% weniger als 30 Minuten 33,1% länger als 2 Stunden 2,4% 1 - 2 Stunden 12,7% 30 - 60 Minuten 51,6% Quelle: ift Befragung Bei Volksfestbesuchen, die im Rahmen von Tagesausflügen durchgeführt werden, ergibt sich also eine Gesamtdauer des Ausflugs inklusive An- und Abreise von rund fünf Stunden. Nach Angaben des DWIF dauert ein Tagesausflug im Durchschnitt rund acht 32 Quelle: Uni-Marketing, Befragung auf dem Augsburger Osterplärrer im Auftrag der Stadt Augsburg im April 1991 (n=700) 33 Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher, Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577), S. 22 Stunden 34. Tagesausflüge zu Volksfesten haben damit eine unterdurchschnittliche Dauer. 2.3.2 Art der Volksfestbesuche Volksfeste werden im Rahmen der Freizeitgestaltung am Wohnort ebenso besucht, wie im Rahmen eines Tagesausfluges oder einer mehrtägigen Reise mit Übernachtung. Abbildung 10: Art der Volksfestbesuche mehrtägige Reise mit Übernachtung 3,9% Tagesausflug 39,3% Freizeit am W ohnort 56,8% Quelle: ift Befragung Die Tagesausflügler und die Reisenden, die eine Übernachtung im Zusammenhang mit dem Volksfestbesuch tätigen, sind den Touristen unter der Volksfestbesuchern zuzurechnen, die zusammen rund 43,2% der Besucher ausmachen. Die durchgeführten Befragungen fanden jeweils in Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern statt. In Großstädten werden auch Bewegungen über Stadtteilgrenzen hinweg bereits dem Tagesausflugsverkehr und damit dem Tourismus zugerechnet. Daraus ergibt sich, das der tatsächliche Anteil der Tagesausflügler und damit der Touristen unter den Besuchern höher ist, als 43,2%. Selbst bei vorsichtiger Schätzung ist 34 Quelle: DWIF 46, Tagesreisen der Deutschen, München 1995, S. 55 davon auszugehen, dass wenigstens die Hälfte der lokalen Besucher aus anderen Stadtteilen zum Volksfest anreist. Da es bei der Untersuchung der wirtschaftlichen Bedeutung für die Kommunen allerdings vorrangig ist, Aussagen zu Kaufkraftverlagerungen von außerhalb nach innerhalb ihrer Grenzen zu erhalten, werden nachfolgend nur auswärtige Besucher als Touristen gezählt und die Aussagen zur wirtschaftlichen Bedeutung auf diese Grundlage gestellt, auch wenn nach Definition der touristische Anteil deutlich höher liegt. Damit wird gleichzeitig unberücksichtigt gelassen, dass durch Volksfeste Kaufkraft der eigenen Bevölkerung am Standort gebunden wird und nicht über die Stadtgrenzen hinweg abfließt, ohne dass allerdings dieser Effekt näher quantifiziert werden könnte. Bezogen auf die Gesamtbesucherzahl von 170 Mio. ergeben sich entsprechend 66,8 Mio. Tagesausflüge zu Volksfesten und 6,63 Mio. Besuche von übernachtenden Gästen. 2.3.3 Wahl der Unterkunftsform und Aufenthaltsdauer bei Übernachtungsgästen Bei der Wahl der Unterkunftsform dominiert die Unterkunft bei Verwandten und Bekannten. Nur 6,8% der übernachtenden Besucher gaben an, in gewerblichen Beherbergungsbetrieben zu übernachten. Die übrigen Befragten gaben an, bei Freunden oder Verwandten zu übernachten. Abbildung 11: Art der Unterkunft Art der Unterkunft keine Angabe 2% Campingplatz 2% Hotel 2% Gasthof/Pension/ Privatzimmer 2% Freunde/ Verwandte 92% Quelle: ift Befragung Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der übernachtenden Besucher betrug 4,7 Tage. Sie schwankte zwischen 4,0 Tagen in Oldenburg und 5,4 Tagen in Stuttgart. Während dieser Zeit wurden pro übernachtendem Gast 1,8 Besuche auf dem betroffenen Volksfest unternommen. Das bedeutet, das die 6,63 Millionen Besuche durch übernachtende Volksfestgäste von nur 3,68 Mio. Besuchern getätigt werden. Die ermittelte Aufenthaltsdauer deckt sich mit den Ergebnissen einer Untersuchung auf dem Bremer Freimarkt. Dort verbrachten die übernachtenden Besucher im Durchschnitt 4,6 Tage in Bremen. Insgesamt reisten zum Bremer Freimarkt rund 37% der Besucher von außerhalb Bremens an. Von diesen auswärtigen Besuchern blieben 21,3% länger in Bremen, das entsprach 8,0% der Freimarktbesucher. In Bremen wählten 10,6% der übernachtenden Gäste ein Hotel als Unterkunft, 89,4% übernachteten bei Freuden oder Verwandten. 35 Insgesamt wählen von den 3,68 Mio. übernachtenden Besuchern 6,7%, also rund 245.000, einen gewerblichen Beherbergungsbetrieb als Unterkunftsform. Bei einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 4,7 Tagen ergeben sich daraus rund 1,2 Mio. Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben. Das Gesamtvolumen der Übernachtungen beträgt 17,3 Mio. Der überwiegende Anteil dieser Übernachtungen erfolgt dementsprechend nicht in gewerblichen Beherbergungsbetrieben, sondern bei Freunden und Verwandten. Der Anteil dieses nichtkommerziellen Sektors ist bei den übernachtenden Volkfestbesuchern wesentlich höher, als bei den Übernachtungsgästen allgemein. 35 Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher, Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577), S. 39 2.3.4 Herkunft der Besucher Bei der Frage nach dem Wohnsitz antworteten 54,0% der Befragten mit "Stadtgebiet". Das bedeutet, dass - abweichend von den im vorhergehenden Kapitel getroffenen Aussagen - insgesamt wenigstens 46% der Besucher den Tagesausflüglern oder übernachtenden Touristen zuzurechnen sind. Die Werte schwankten an den verschiedenen Befragungsorten zwischen 45,7% in Stuttgart und 68,5% in Oldenburg. Abbildung 12: Herkunft der Besucher Ausland 0,8% keine Angabe 0,7% anderes Bundesland 3,1% übriges Bundesland 7,6% Stadtgebiet 53,9% Quelle: ift Befragung übriger Großraum 33,9% Tabelle 10: Herkunft der Besucher Ort Veranstaltung Besucher offiziell Gesamt Stadtgebiet Übriger Großraum Übriges Anderes Ausland BunBundesland desland 54,00% 33,90% 7,60% 3,10% 0,80% Herne Cranger Kirmes 4.250.000 47,90% 44,20% 4,50% 1,40% 1,00% Bonn Pützchens Markt 1.000.000 58,80% 21,70% 12,90% 4,70% 1,10% Stuttgart Canstatter Volksfest 2.800.000 45,70% 41,10% 7,50% 4,60% 0,90% 1.300.000 68,50% 28,50% 2,50% 250.000 60,50% 33% 250.000 85,00% 6.500.000 60,00% 4.250.000 55,30% 43,30% 510.000 54,00% 46,00% Oldenburg Kramermarkt - - zum Vergleich Münster 36 Frühjahrs Send 37 Sommer-Send 38 München Oktoberfest Herne Cranger Kirmes Augsburg Osterplärrer Bremen Freimarkt Berlin 39 41 Oktoberfest 40 3.500.000 350.000 6,50% 15,00% 10,00% 10,00% 77,00% 43 13,00% 10,00% 1,40% - 63,00% 18,50% 42 10,00% - 18,50% 44 7,00% 3,00% Die Tabelle zeigt, dass die beiden hinsichtlich der Besucherzahlen kleineren Veranstaltungen (Bonn und Oldenburg) einen höheren Anteil an Besuchern aus dem Stadtgebiet aufwiesen, als die größeren Veranstaltungen in Stuttgart und Herne. Der Vergleich mit den Ergebnissen anderer Untersuchungen stützt die erhobenen Ergebnisse. 36 Quelle: Agenta Werbeagentur: Befragung auf dem Frühjahrs-Send in Münster, 1998 (n=76) 37 Quelle: Befragung im Auftrag der Stadtverwaltung und des Schaustellerbundes 1998 (n=650) 38 Quelle: Landeshauptstadt München, Referat für Arbeit und Wirtschaft 39 Quelle: Cranger Kirmes 1996, Besucher- und Beschickerbefragung, Amt für Informationsverarbeitung und Stadtforschung, Herne. S. 23 40 Quelle: Uni-Marketing, Befragung auf dem Augsburger Osterplärrer im Auftrag der Stadt Augsburg im April 1991 (n=700) 41 Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher, Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577) 42 West-Berlin 43 Ost-Berlin 44 Brandenburg Abbildung 13: Verhältnis von lokalen Besuchern und Gesamtbesucherzahl 90,00% Anteil lokaler Besucher 80,00% 70,00% 60,00% 50,00% 40,00% 30,00% 20,00% 10,00% 0,00% 0 1.000.000 2.000.000 3.000.000 4.000.000 5.000.000 6.000.000 7.000.000 Besucher Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der Tabelle 10 Diese Darstellung lässt ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Größe der Veranstaltung und dem Anteil der lokalen Besucher erkennen: Je größer die Veranstaltung und je mehr Besucher insgesamt, desto geringer ist der Anteil der lokalen Besucher. Je attraktiver und größer eine Veranstaltung also ist, desto größer ist ihr Einzugsbereich und desto mehr Kaufkraft fließt von außerhalb der Stadtgrenzen zu. 2.3.5 Besuchsentfernung Die Befragten, die angaben, ihren Wohnsitz außerhalb des Stadtgebietes zu haben, wurden auch nach der für den Volksfestbesuch zurückgelegten Entfernung befragt. Die durchschnittliche Entfernung wurde dabei mit 48,6 Kilometern angegeben. Dabei legten: • Tagesausflügler 36,1 km und • Übernachtungsgäste 239,2 km für die einfache Strecke zurück. Abbildung 14: Besuchsentfernung 25,3 50 km und mehr 4,0 40 - 49 km 14,6 30 - 39 km 21,5 20 - 29 km 25,3 10 - 19 km 3,8 unter 10 km 5,6 keine Angabe 0 5 10 15 20 25 30 An g ab en in % Quelle: ift Befragung Die geringste durchschnittliche Entfernung legten dabei Besucher der Cranger Kirmes in Herne zurück (36,9 km), erklärbar durch das große Bevölkerungspotential in der näheren Umgebung von Herne. Die größte durchschnittliche Entfernung legten Besucher des Oldenburger Kramermarktes mit 67,1 km zurück. Auch hier liegt die Erklärung auf der Hand, denn das Umland von Oldenburg ist verhältnismäßig dünn besiedelt. Eine Untersuchung in Bremen ergab, dass auswärtige Besucher des Freimarktes im Durchschnitt sogar 120 km zurücklegten, die Besucher aus Bremen selbst hingegen nur acht Kilometer.45 2.3.6 Verkehrsmittelnutzung Als Verkehrsmittel zur An- und Abreise bei Volksfestbesuchen dominiert der Pkw, wie die nachfolgende Abbildungen verdeutlichen: Abbildung 15: Verkehrsmittelnutzung bei der Anreise 47,3 PKW (inkl. Wohnmobil und Motorrad) 25,5 Öffentlicher Nahverkehr 12,0 zu Fuß 8,7 Fahrrad Deutsche Bahn 2,2 Taxi 1,9 Rollschuhe/Inline-Skater 1,7 Reisebus 0,4 Sonstiges 0,6 0 10 20 30 40 50 An g ab en in % Quelle: ift Befragung 45 Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577) Abbildung 16: Verkehrsmittelnutzung bei der Abreise 46,4 PKW (inkl. Wohnmobil und Motorrad) 23,8 Öffentlicher Nahverkehr 11,9 zu Fuß 8,6 Fahrrad 2,1 Deutsche Bahn 4,7 Taxi 1,7 Rollschuhe/Inline-Skater Reisebus 0,4 Sonstiges 0,5 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 An g ab en in % Quelle: ift Befragung Allerdings dominiert der Pkw bei weitem nicht so stark, wie beim allgemeinen Tagesausflugsverkehr. Für diesen ermittelte das DWIF einen Anteil des Pkw von 77,5%. 46 Selbst bei den Tagesausflüglern unter den Volksfestbesuchern beträgt der Pkw-Anteil nur 68,0%, bei den Übernachtungsreisenden 62,2%. Begründbar ist das mit dem hohen Anteil an lokalen Besuchern, die ihr Ziel teilweise sogar zu Fuß erreichen können. Auch der spezielle Charakter der Volksfeste beeinflusst die Wahl des Verkehrsmittels. So wird auf den Pkw neben der oftmals schwierigen Parkplatzsituation auch wegen des mit dem Volksfestbesuch verbundenen Konsums alkoholischer Getränke verzichtet. Die Verkehrsmittelwahl für An- und Abreise ist weitgehend identisch. Unterschiede gibt es lediglich in den Kategorien Pkw, Öffentlicher Nahverkehr und Taxi. Während nur 1,9% der Befragten mit dem Taxi zum Volksfest anreisten, nutzten dieses Verkehrsmittel für die Abreise mit 4,7% mehr als doppelt so viele. Stärker noch als die Pkw- 46 Quelle: DWIF 46, Tagesreisen der Deutschen, München 1995, S. 59 Fahrer stiegen die ÖPNV-Nutzer zur Heimkehr auf das Taxi um. So fuhren 25,5% mit Bus oder Bahn zum Volksfest, aber nur 23,8% auch damit zurück. Von den 47,3% der Befragten, die mit dem Pkw anreisten, fuhren immerhin 46,4% auch damit zurück. Aus den ermittelten Werten ergeben sich die in der nachfolgenden Tabelle dargestellten Nutzungsfälle. Die rund 11,2 Mio. Nutzungsfälle von Taxis sind allerdings nicht gleichzusetzen mit Taxifahrten, denn wenn sich vier Personen gemeinsam ein Taxi nehmen, bedeutet dies zwar vier Nutzungsfälle aber nur eine Fahrt. Die Anzahl der Fahrten hängt also von der durchschnittlichen Auslastung der Verkehrsmittel ab. Setzt man die Auslastung für Taxen auf zwei Personen und für Pkw auf drei Personen, dann ergeben sich rund 5,6 Mio. Taxifahrten und rund 53,1 Mio. Pkw-Fahrten. Die Zahl der Reisebusfahrten beträgt bei einer Auslastung von 30 Personen rund 45.000. Tabelle 11: Nutzungsfälle von Verkehrsmitteln bei Volksfestbesuchen Verkehrsmittelwahl Anreise Abreise Total Anteil in % Nutzungsfälle Anteil in % Nutzungsfälle Nutzungsfälle Sonstiges 0,6 1.020.000 0,5 850.000 1.870.000 Reisebus 0,4 680.000 0,4 680.000 1.360.000 Rollschuhe/Inline-Skater 1,7 2.890.000 1,7 2.890.000 5.780.000 Taxi 1,9 3.230.000 4,7 7.990.000 11.220.000 Deutsche Bahn 2,2 3.740.000 2,1 3.570.000 7.310.000 Fahrrad 8,7 14.790.000 8,6 14.620.000 29.410.000 zu Fuß 12,0 20.400.000 11,9 20.230.000 40.630.000 Öffentlicher Nahverkehr 25,5 43.350.000 23,8 40.460.000 83.810.000 PKW (inkl. Wohnmobil und Motorrad) 47,3 80.410.000 46,4 78.880.000 159.290.000 Gesamt 100,0 170.000.000 Quelle: ift Befragung und eigene Berechnungen 100,0 170.000.000 340.000.000 Die Untersuchungsergebnisse werden durch Ergebnisse anderer Studien gestützt: Tabelle 12: Verkehrsmittelwahl bei verschiedenen Volksfesten ift-Befragung Crange47 Münster49 Augsburg48 Münster Bremen50 (Sommer) Sonstiges 0,6% k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. Reisebus 0,4% k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. Rollschuhe/Inline-Skater 1,7% k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. Taxi 1,9% 1,5% k.A. k.A. k.A. k.A. Fahrrad 8,7% 6,0% k.A. 23,7% 46% 12,0% zu Fuß 12,0% 11,6% 13% 10,5% 9% 6,8% 2,2% 3,5% k.A. 9,2% 13% 15,8% Öffentlicher Nahverkehr 25,5% 33,6% 25% PKW (inkl. Wohnmobil und Motorrad) 47,3% 43,4% k.A. Gesamt Quelle: siehe Fußnoten 100,0% Deutsche Bahn 31,4% 56,6% 28% 32,1% Größere Abweichungen ergeben sich in Abhängigkeit von bestimmten Gegebenheiten, wie z.B. in Münster, das als Fahrradstadt bekannt ist und daher einen besonders hohen Radleranteil unter den Besuchern hat. 2.3.7 Hauptanlass des Besuches Rund 82,4% der auswärtigen Besucher reisten nach den Ergebnisse der ift-Befragung ausschließlich wegen des besuchten Volksfestes an oder der Volksfestbesuch war zumindest der Hauptanlass der Reise. Bei den Tagesausflüglern betrug der Anteil derjenigen Besucher, die im Rahmen ihres Tagesausflugs ausschließlich das Volksfest besuchten, 88,9%. Bei den übernachtenden Volksfestbesuchern betrug der Anteil der Besucher, für die das Volksfest der Hauptanlass des Besuches war, 17,8%. 47 Quelle: Cranger Kirmes 1996, Besucher- und Beschickerbefragung, Amt für Informationsverarbeitung und Stadtforschung, Herne. S. 10, (n=2.045) 48 Quelle: Uni-Marketing, Befragung auf dem Augsburger Osterplärrer im Auftrag der Stadt Augsburg im April 1991 (n=700) 49 Quelle: Agenta Werbeagentur: Befragung auf dem Frühjahrs-Send in Münster, 1998 (n=76) 50 Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577), S. 22 Bei einer Untersuchung in Bremen wurde ermittelt, dass 71,4% der auswärtigen Freimarktbesucher nur wegen des Freimarktes nach Bremen kommen. 51 51 Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577) 2.3.8 Alter der Besucher Das Durchschnittsalter der Volksfestbesucher liegt deutlich unter dem Durchschnittsalter der Gesamtbevölkerung. W ährend die befragten Volksfestbesucher über 15 Jahre im Durchschnitt rund 37 Jahre alt waren, beträgt der Altersdurchschnitt der Gesamtbevölkerung >15 Jahre rund 46 Jahre. Die nachfolgende Abbildung zeigt, dass insbesondere die Altersgruppe der 16 bis 25jährigen und der 26 bis 40jährigen unter den Volksfestbesuchern wesentlich stärker vertreten sind, als in der Gesamtbevölkerung. Unterdurchschnittlich vertreten sind die 51 bis 60jährigen und vor allem die mehr als 60jährigen. Trotz der hohen Anteile eher jüngerer Besucher kann daher nicht gesagt werden, dass Volksfeste vorwiegend für jüngere Zielgruppen attraktiv sind. Es kann eine relativ hohe Partizipation aller Altersgruppen am Volksfestgeschehen konstatiert werden, die in dieser Verteilung bei wenigen anderen Freizeitangeboten zu verzeichnen ist. So sind bei 170 Mio. Volksfestbesuchern 21% älter als 50 Jahre, was rund 35,7 Mio. Personen entspricht. Abbildung 17: Alter der Volksfestbesucher 13,2 16 - 25 Jahre 28,0 28,0 26 - 40 Jahre 41 - 50 Jahre 17,0 13,8 51 - 60 Jahre 10,5 60 Jahre und älter 10,5 0 37,3 15,3 26,6 10 20 30 40 An g ab en in % Volksfestbesucher Gesamtbevölkerung Quelle: ift Befragung, Statistisches Bundesamt Die Ergebnisse weiterer Erhebungen bestätigen die gewonnenen Erkenntnisse. Tabelle 13: Alterstruktur der Besucher verschiedener Volksfeste Altersgruppe Gesamtbevölkerung >15 Jahre 10 - 15 Jahre 16 – 20 Jahre Volksfestbe- Nürnberg52 sucher (ift – Befragung) k.A. 13,2% k.A. 28,0% 21 – 25 Jahre München53 Augsburg k.A. k.A. k.A. 26,0% <15,0% k.A. 26,0% 25,0% 21,0% 20,0% 13,0% 20,0% k.A. Münster54 19,7% 39,5% 26 - 30 Jahre 31 – 35 Jahre 28,0% 37,3% 41 - 50 Jahre 17,0% 13,8% 51 - 60 Jahre 15,3% 10,5% 60 Jahre und 26,6% älter Quelle: siehe Fußnoten 10,5% 40,0% 17,1% 36 – 40 Jahre 19,0% 11,8% 7,9% 14,0% >20,0% 6,0% 4,0% 2.3.9 Beruf der Besucher Die in der Gesamtbevölkerung am stärksten vertretene Gruppe der Angestellten stellt auch die meisten Volksfestbesucher. Der Anteil der Angestellten unter den Volksfestbesuchern über 15 Jahre entspricht dem in der Gesamtbevölkerung. Insgesamt sind Erwerbspersonen unter den Volksfestbesuchern über 15 Jahre häufiger vertreten, als in der Gesamtbevölkerung. Dies ist auf den geringeren Anteil älterer Volksfestbesucher zurückzuführen, die nicht mehr am Erwerbsleben teilnehmen. Der erhöhte Anteil jüngerer erwerbsloser Besucher gleicht dies zwar möglicherweise aus, wurde aber nicht erfasst. Arbeitssuchende sind ebenfalls weniger stark vertreten, als in der Gesamtbevölkerung. Dies kann auch darauf zurückzuführen sein, dass Arbeitssuchende eher ihren erlernten Beruf angeben, als sich in einer Befragung zur Arbeitslosigkeit zu bekennen. Deutlich wird insgesamt, das Volksfeste von allen Berufsgruppen in nennenswertem Umfang besucht werden. 52 1994 53 Quelle: Landeshauptstadt München, Referat für Arbeit und Wirtschaft 54 Quelle: Agenta Werbeagentur: Befragung auf dem Frühjahrs-Send in Münster, 1998 (n=76) Abbildung 18: Beruf der Besucher 21,5% Angestellter 13,2% in Ausbildung 11,7% (Fach-) Arbeiter 9,3% Hausfrau/-mann im Ruhestand 7,8% Beamter 7,8% 7,5% Selbständiger 2,7% Freiberufler 2,5% zur Zeit auf Arbeitssuche keine Angabe 0,2% 0 Quelle: ift Befragung 0 0 0 0 0 2.3.10 Begleitung Bei der Frage, ob sie das Volksfest allein oder in Begleitung besuchen würden, antworteten rund 86% der Befragten, dass sie in Begleitung gekommen seien. Abbildung 19: Begleitung der Besucher 48,3 (Ehe-) Partner 45,9 Verwandte/Bekannte 21,0 Kinder 10,6 Arbeitskollegen 3,4 Verein Reisegesellschaft 0,4 sonstige 0,3 keine Angabe 0,5 0 10 20 30 40 50 Quelle: ift Befragung In der Regel handelt es sich bei der Begleitung um den (Ehe-)Partner oder Verwandte/Bekannte. Jeder fünfte Befragte hatte Kinder. Der Vergleich mit den Ergebnissen von Besucherbefragungen auf anderen Volksfesten untermauert, dass Volksfeste im allgemeinen in Gesellschaft besucht werden: Tabelle 14: Begleitung zu Volksfesten ift-Befragung In Begleitung 86,0% (Ehe-) partner 48,3% Verwandte / Bekannte München55 Augsburg56 Münster58 Bremen59 88,0% 94,6% 97,4% 92,0% 38% 37,3% 52,6% 55,5% 45,9% 46,7% 39,5% 50,1% Kinder 21,0% 13,9% 18,4% 34,7% Arbeitskollegen 10,6% 4,8% 5,3% 2,8% Verein 3,4% Reisegesellschaft 0,4% Sonstige 0,3% Keine Angabe 0,5% Allein Quelle: siehe Fußnoten 91,0% Crange57 k.A. 14,0% k.A. 1,8% 0,1% k.A. k.A. k.A. 9,0% 12,0% 5,6% 2,6% 8,0% Die durchschnittliche Gruppengröße betrug in Bremen 3,9 Personen. 2.3.11 Aktivitäten während, vor und nach dem Besuch Im Zusammenhang mit Volksfestbesuchen werden weitere Aktivitäten unternommen. Für die Zielsetzung dieser Studie sind nur die Aktivitäten relevant, die in der das Volksfest ausrichtenden Kommune zu zusätzlichen, durch das Volksfest verursachten Ausgaben führen. Dazu zählen grundsätzlich sämtliche Ausgaben der auswärtigen Besucher, aber auch Ausgaben der lokalen Besucher z.B. für Taxifahrten oder Fahrten mit dem ÖPNV. Einkäufe, die lokale Besucher auf dem Weg zum oder vom Volksfest tätigen werden hingegen nicht berücksichtigt, da sie nicht im Zusammenhang mit dem Volksfest stehen. 55 Quelle: Münchner Tarif- und Verkehrsverbund 56 Quelle: Uni-Marketing, Befragung auf dem Augsburger Osterplärrer im Auftrag der Stadt Augsburg im April 1991 (n=700) 57 Quelle: Cranger Kirmes 1996, Besucher- und Beschickerbefragung, Amt für Informationsverarbeitung und Stadtforschung, Herne. S. 12 58 Quelle: Agenta Werbeagentur: Befragung auf dem Frühjahrs-Send in Münster, 1998 (n=76) 59 Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577) Die Ausgaben im Rahmen von Aktivitäten vor oder nach dem Volksfestbesuch werden in den folgenden Kapiteln quantifiziert. Abbildung 20: Aktivitäten von Tagesausflüglern zu Volksfesten keine Angabe 0,4% sonst. Besichtigungen / Aktivitäten* 10,7% auschließl. zum Besuch des Volksfestes 88,9% *Anmerkung: davon nannten 52,1 % Einkaufsbummel / Shopping als wichtigste sonstige Aktivität Quelle: ift Befragung Insgesamt unternahmen also 10,7% der Besucher, die die Volksfeste im Rahmen eines Tagesausfluges besuchten, weitere Aktivitäten. Das sind rund 7,15 Mio. Personen. Von den übernachtenden Volksfestbesuchern (3,9% der Besucher) unternahmen praktisch alle noch weitere Aktivitäten am Volksfestort oder in der Umgebung. Insgesamt unternehmen daher rund 13,8 Mio. auswärtige Besucher von Volksfesten pro Jahr Aktivitäten außerhalb der Volksfestgelände. Von den Tagesausflüglern, die im Rahmen des Volksfestbesuches weitere Aktivitäten unternahmen, verbanden 52,1% (3,72 Mio. Besucher) ihren Volksfestbesuch mit einem Einkaufsbummel, 14,7% mit dem Besuch von Freunden und Verwandten, 33,3% mit Besichtigungen oder anderen Freizeitaktivitäten wie z.B. Kino oder dem Besuch eines Fußballspieles und 2,1% verbanden ihren Volksfestbesuch mit geschäftlichen Besuchen. Von den Übernachtungsgästen verbanden rund 51% ihren Volksfestbesuch mit einem Besuch/Einkaufsbummel durch die Innenstädte, rund 35% gingen anderen Freizeitbeschäftigungen nach oder unternahmen Besichtigungen, und rund 22% besuchten Freunde oder Verwandte. Die Ergebnisse anderer Untersuchungen lassen auf einen höheren Anteil von Besuchern schließen, die ihren Volksfestbesuch mit anderen Aktivitäten verbinden. In Augsburg verbanden 32% der Plärrer-Besucher ihren Besuch mit einem Besuch anderer Einrichtungen in Augsburg. Bezogen auf die Besucher aus dem Umland waren es sogar 43% (aus der Zone bis 30 km: 35%, über 30 km: 55%). 60 In Bremen gehen 19% der Freimarktbesucher vor oder nach ihrem Freimarkt-Besuch noch anderen Aktivitäten in Bremen nach, 1993 waren es 28%. Diese Zahlen schließen allerdings die lokalen Besucher ein und bestätigen damit eher die von ift ermittelten Werte. Von den Besuchern, die 1997 den Freimarktbesuch mit weiteren Aktivitäten in Bremen verbanden... • gingen 33% in eine Gaststätte oder ein Restaurant • gingen 29% in die Innenstadt bummeln bzw. einkaufen • gingen 12% spazieren • machten 3% eine Stadtbesichtigung • gingen 11% zu einer kulturellen Veranstaltung (Theater, Museum) oder ins Kino • besuchten 40% Freunde, Verwandte oder Bekannte. 61 Die Ergebnisse der ift- Befragung lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: • 4,2% der Volksfestbesucher sind nicht lokal ansässig und verbinden ihren Besuch mit Einkäufen beim lokalen Einzelhandel. 60 Quelle: Uni-Marketing, Befragung auf dem Augsburger Osterplärrer im Auftrag der Stadt Augsburg im April 1991 (n=700) 61 Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577) • 2,2% der Volksfestbesucher sind nicht lokal ansässig und verbinden ihren Besuch mit Besichtigungen bzw. der Nutzung weiterer touristischer Angebote der Region. • 1,5% der Volksfestbesucher sind nicht lokal ansässig und verbinden ihren Besuch mit Besuchen von Freunden und Verwandten. Fazit: Die durchschnittlich Aufenthaltsdauer auf einem größeren Volksfest beträgt rund drei Stunden. Für die An- und Abreise wenden Tagesausflügler jeweils durchschnittlich rund 45 Minuten auf und legen dabei 36,1 Kilometer für die einfache Strecke zurück. Tagesausflügler stellen 39,3% der Besucher, Übernachtungsgäste 3,9% der Besucher, der Rest entfällt auf Besucher, die in der Stadt der Veranstaltung wohnen. Für rund 82% der auswärtigen Besucher ist der Volksfestbesuch der Hauptanlass ihrer Reise, und sie besuchen ausschließlich das jeweilige Volksfest. Daher gehen lediglich 10,7% der Tagesausflügler vor oder nach ihrem Volksfestbesuch weiteren Aktivitäten nach (vor allem Gaststättenbesuche oder Einkaufsbummel). Die übernachtenden Besucher nehmen dabei zu über 90% die Unterkunft bei Freunden oder Verwandten in Anspruch und kommen aus einer Entfernung von durchschnittlich 239 Kilometern. Die überregionale Ausstrahlung ist von der Größe der Volksfeste abhängig. Der Anteil der Besucher mit Wohnort im Ausland beträgt insgesamt unter einem Prozent, beim größten deutschen Volksfest (Oktoberfest in München) jedoch rund 10%. Das am stärksten zur An- und Abreise genutzte Verkehrsmittel ist der PKW mit rund 47%, allerdings zu einem geringeren Anteil als bei vielen anderen Freizeitaktivitäten. Auf den öffentlichen Personennahverkehr entfallen rund 25%, das Taxi wird vor allem bei den Heimfahrten in Anspruch genommen (4,7%). Rund 20% gelangen zu Fuß oder per Fahrrad zum Volksfest. Das Durchschnittsalter der Volksfestbesucher liegt deutlich unter dem Durchschnittsalter der Gesamtbevölkerung, vor allem die 16-40 Jährigen sind überdurchschnittlich stark vertreten. Die Angestellten stellen mit 25,5% die größte Berufsgruppe unter den Volksfestbesuchern, die zweitgrößte stellen Schüler, Auszubildende und Studenten. Rund 86% der Volksfestbesucher kommen in Begleitung zum Volksfest. 2.4 Das Angebot der Volksfeste aus Sicht der Besucher Grundsätzlich ist die Attraktivität von Volksfesten durch ihre besondere Atmosphäre als Freiluftveranstaltung bestimmt, und sie wird wesentlich durch die Auswahl der vorhandenen Schaustellergeschäfte geprägt. Dies belegen Studien aus Augsburg und Münster. So wurden in Augsburg folgende Volksfest-Attraktionen von den Besuchern genutzt 62: Fahrgeschäfte 55%, Imbissstände 48%, Süßwarenstände 46%, Festzelte 34%. In Münster wurden die Besucher explizit nach Ihren Besuchsgründen gefragt. Für 19,5% der Besucher waren Fahrgeschäfte, für 22% der Besucher Getränke- und Imbissstände die wesentlichen Gründe, das dortige Volksfest zu besuchen. Im Rahmen der Primärerhebungen zu dieser Studie wurden die Besucher ebenfalls zu der Attraktivität der jeweiligen Volksfeste und Ihren generellen Einstellungen gegenüber Volksfesten befragt. Abbildung 21: Attraktivitätserhöhung der Volksfeste Hat " .." für Sie in den vergangenen Jahren an Attraktivität gewonnen? keine Angabe 0,4% ja 24,8% weiß nicht 34,4% nein 40,3% Quelle: ift Befragung 62 Quelle: Uni-Marketing, Befragung auf dem Augsburger Osterplärrer im Auftrag der Stadt Augsburg im April 1991 (n=700) Die Frage "Hat '...' (Anm.: das jeweils betreffende Volksfest, z.B. Pützchens Markt) für sie in den vergangenen Jahren an Attraktivität gewonnen?" bejahten mit 24,8% nur knapp ein Viertel der befragten Besucher. Hingegen verneinten 40,3% der befragten Personen diese Frage. 34,4% konnten oder wollten sich bei dieser Frage nicht festlegen und antworteten mit "weiß nicht". Fazit: Die Volksfeste haben in den vergangenen Jahren nur für rund 25% der Besucher an Attraktivität gewonnen, für 40% jedoch nicht. 3. DIE AUSGABEN DER VOLKSFESTBESUCHER 3.1 Allgemeine Erläuterungen Zentraler Bestandteil der vorliegenden Untersuchung ist die Darstellung der ökonomischen Bedeutung der Volksfeste. Die Ermittlung von Höhe und Struktur der Tagesausgaben steht dabei im Mittelpunkt der Betrachtungen. Um detaillierte Analysen zu ermöglichen, wurde im Fragebogen eine Differenzierung nach unterschiedlichen Ausgabearten vorgenommen. Erfasst wurden alle Ausgaben, die im Zusammenhang mit einem Volksfestbesuch getätigt wurden. Dabei zählen bei Tagesausflüglern und Übernachtungstouristen sämtliche Ausgaben im Zusammenhang mit der getätigten Reise. Erfasst wurden die Ausgaben aufgeteilt nach: • Unterkunft (nur bei Besuchern mit Übernachtung). • Lokaler Transport. • Verpflegung/Gastronomie (auf und außerhalb des Volksfestes). • Einkäufe (bei Tagesausflüglern Lebensmitteleinkäufe und Einkäufe sonstiger Waren), dazu zählen auch Einkäufe auf dem Volksfest. • Freizeit/Sport (bei Tagesausflüglern Unterhaltung/Sport), dazu zählen auch die Ausgaben für Fahrgeschäfte, Schau- und Belustigung sowie Spielgeschäfte auf dem Volksfest. • Sonstige Dienstleistungen. Diese Einteilung entspricht dem Standard in der Tourismuswissenschaft und erlaubt daher einen Vergleich mit den Ergebnissen anderer Untersuchungen. Die in den nachfolgenden Tabellen ausgewiesenen Daten (siehe Folgekapitel) stellen die durchschnittlichen Tagesausgaben pro Volksfestbesucher und Volksfestbesuch dar63, aufgeschlüsselt nach Ausgabearten. 63 Bei den durchschnittlichen Tagesausgaben sind wiederum die Besuchertage relevant. Macht also beispielsweise eine fünfköpfige Familie einen gemeinsamen Ausflug, so sind die durchschnittlichen Tagesausgaben für jedes einzelne Familienmitglied zu veranschlagen. Macht demgegenüber eine Einzelperson fünf Volksfestbesuche, fallen die durchschnittlichen Tagesausgaben bei jedem Besuch an. Bei den Fahrtkosten kann die Auskunft der Befragten nicht in jedem Fall als Ausgangsbasis für die Berechnungen herangezogen werden. Insbesondere bei den PkwBenutzern ergeben sich größere Schwierigkeiten, da beispielsweise nicht bei jedem Volksfestbesuch der benötigte Kraftstoff getankt wird und darüber hinaus nicht nur die anfallenden Betriebskosten zu berücksichtigen sind. Aus diesem Grund wird auf die Ermittlung der Fahrtkosten mit dem Pkw in einem separaten Kapitel eingegangen. Die angegebenen Durchschnittswerte für die anderen Ausgabearten beziehen alle Ausgaben ein, die während des gesamten Besuchs, des gesamten Ausflugs bzw. der gesamten Reise von der Abfahrt bis zur Rückkehr getätigt wurden. 3.2 Höhe und Struktur der Tagesausgaben Die im Rahmen der ift Befragung ermittelten durchschnittlichen Ausgaben der Volksfestbesucher betrugen • DM 45,07 bei lokal ansässigen Volksfestbesuchern • DM 59,43 bei Besuchern, die das Volksfest im Rahmen eines Tagesausflugs besuchten • DM 171,69 bei Besuchern, die ein Volksfest im Rahmen einer mehrtägigen Reise mit Übernachtung besuchten. Daraus ergeben sich durchschnittliche Ausgaben von DM 55,69 pro Volksfestbesucher.64 Diese Ausgaben schließen jeweils die durchschnittlichen Ausgaben pro Besucher für Fahrten mit dem ÖPNV, der Deutschen Bahn oder mit Taxen zur An- und Abreise zu den Volksfesten ein, nicht aber die Kosten für die An- und Abreise per PKW. Unterschiedliche Branchen profitieren von diesen Ausgaben in unterschiedlichem Maße, wie die nachfolgende Untergliederung der Ausgaben nach Ausgabearten zeigt. 64 Diese Werte schließen bereits die Besucher ohne Ausgaben ein, ergeben sich also aus der Gesamtsumme der Ausgaben dividiert durch die Zahl der Besucher und nicht die Zahl der Besucher die Ausgaben tätigen. Abbildung 22: Struktur der Ausgaben von Volksfestbesuchern mit Wohnsitz am Veranstaltungsort Ausgaben der lokalen Besucher Total DM 45,07 Einkäufe 8% Schau und Belustigung 2% Sonstiges Parken 1% 2% An- und Abreise ÖPNV, Taxi, DB 8% Fahrgeschäfte 19% Schießen 2% Spielgeschäfte 4% Gastronomie 34% Imbiss 20% Quelle: ift Befragung Bei den lokalen Besuchern wurden an Ausgaben außerhalb des Volksfestes nur die Ausgaben für Parken sowie für die An- bzw. Abreise mit ÖPNV/Taxi/DB berücksichtigt. Die Ausgaben für Gastronomie beziehen sich ausschließlich auf die Gastronomieausgaben auf dem Gelände. Eventuelle Ausgaben der lokalen Besucher für Gastronomiebesuche vor oder nach dem Volksfest sind nicht berücksichtigt, da sie nicht eindeutig den Volksfesten zugerechnet werden können. Es ist dennoch davon auszugehen, dass ein großer Teil dieser Gastronomiebesuche ursächlich mit dem Volksfest zusammenhängt. Abbildung 23: Struktur der Ausgaben von Volksfestbesuchern mit Wohnsitz außerhalb des Veranstaltungsortes (Tagesausflügler) Ausgaben der Tagesausflügler DM 59,43 Sonstiges 3% Einkäufe sonstiger Waren 12% An- und Abreise ÖPNV, Taxi, DB 8% Unterhaltung/ Sport 27% Lokaler Transport 4% Verpflegung/ Gastronomie 38% Lebensmitteleinkäufe 8% Quelle: ift Befragung Bei den Tagesausflüglern sind für alle genannten Bereiche bis auf die An- und Abreise sowie den lokalen Transport sowohl Ausgaben auf als auch außerhalb des Volksfestes in den genannten Prozentwerten enthalten. Abbildung 24: Struktur der Ausgaben von übernachtenden Volksfestbesuchern Ausgaben pro Übernachtungsgast DM 171,69 Sonstige Dienstleistungen 2% Freizeit/Sport 23% Einkäufe 23% An- und Abreise ÖPNV, Taxi, DB 3% Unterkunft 5% Lokaler Transport 11% Verpflegung/Ga stronomie 33% Quelle: ift Befragung Bei den Ausgaben pro Übernachtungsgast sind in den genannten Prozentwerten für alle genannten Bereiche bis auf die An- und Abreise sowie den lokalen Transport und die Unterkunft sowohl Ausgaben auf als auch außerhalb des Volksfestes enthalten. Folgende Tabelle fasst die Ergebnisse zusammen und stellt die absoluten Werten dar. Tabelle 15: Ausgabenstruktur bei Volksfestbesuchen Ausgaben pro lokaler Besucher Total Ausgaben pro Tagesausflügler Volksfest Total Ausgaben pro Übernachtungsgast Volksfest Total Lokaler Transport - DM 2,24 DM 18,22 DM Unterkunft - DM - DM 8,67 DM Volksfest Verpflegung/ Gastronomie Gastronomie Imbiss 9,09 DM 9,09 DM Unterhaltung/ Sport/Freizeit Fahrgeschäfte 8,77 DM 8,77 DM 16,34 DM 9,97 DM 39,86 DM 10,87 DM Spielgeschäfte 1,98 DM 1,98 DM 2,65 DM 3,09 DM Schießen 0,91 DM 0,91 DM 0,78 DM 1,18 DM Schau / Belustigung 0,69 DM 0,69 DM 0,37 DM 1,97 DM Lebensmittel 3,39 DM 3,39 DM 4,62 DM 5,18 DM 40,00 DM 4,42 DM Einkäufe 15,45 DM 15,45 DM 22,52 DM 12,64 DM 56,45 DM 13,80 DM sonstige Waren 9,88 DM 10,98 DM 7,17 DM Sonstiges 0,35 DM 0,35 DM 0,17 DM 0,37 DM 2,02 DM 0,45 DM Parken 0,83 DM 0,83 DM 1,80 DM 1,80 DM 1,31 DM 1,31 DM ÖPNV, Taxi, DB 3,62 DM 4,58 DM 5,17 DM Summe 45,07 DM 41,45 DM 59,43 DM 43,64 DM 171,69 DM 48,07 DM Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der ift Befragung Es zeigt sich, dass die lokalen Besucher ihre Tagespersonenausgaben in Höher von DM 45,07 mit DM 41,45 fast gänzlich auf dem Volksfest konsumieren. Bei den Tagesausflüglern und vor allem bei den Übernachtungsgästen nehmen die Ausgaben außerhalb des Volksfestgeländes deutlich zu. Eine Betrachtung der Ergebnisse an den verschiedenen Befragungsorten ergab deutliche Unterschiede in der Ausgabenhöhe. So betrugen die durchschnittlichen Ausgaben pro Besucher auf dem Volksfest (bei lokalen Besuchern ohne ÖPNV) in Herne DM 34,61, in Bonn DM 49,76, in Stuttgart DM 45,17 und in Oldenburg DM 38,38. Die Ergebnisse der Expertengespräche (siehe Abschnitt 5.2) legen den Schluss nahe, dass die Kaufkraft der Bevölkerung einen entscheidenden Einfluss auf das Ausgabeverhalten hat. 3.2.1 Vergleich mit weiteren Erhebungen Die Analyse weiterer Studien zeigte ebenfalls deutliche Unterschiede in der Höhe der Tagesausgaben. So gaben die (offiziell) 6,5 Mio. Besucher des Münchner Oktoberfestes auf dem Gelände im Durchschnitt DM 69,23 aus. Sechs Millionen Gäste gaben rund 450 Mio. DM (pro Person durchschnittlich DM 75,-) direkt auf dem Oktoberfest aus. Die restlichen 500.000 Besucher (7,7%) beschränken sich aufs Schauen ohne Konsum. 65 In Münster gaben 72,4% der Besucher weniger als DM 50,- aus, genau DM 50,- gaben 18,4% der Besucher aus und mehr als DM 50,- gaben 9,2% der Besucher aus. 66 Daraus ergeben sich ungefähre Durchschnittsausgaben von DM 34,20. Auf dem Bremer Freimarkt wurden 1997 DM 37,61 pro Besucher ausgegeben. Davon entfielen auf Fahrgeschäfte DM 17,83 (46%).67 In Augsburg betrug der durchschnittliche Ausgabebetrag auf dem Osterplärrer DM 14,65 pro Besucher.68 Bei der Gegenüberstellung dieser Werte fällt auf, dass die höchsten Ausgaben auf dem größten der betrachteten Volksfeste (Münchner Oktoberfest, 690 Beschicker, 6,5 Mio. Besucher) und die geringsten Ausgaben auf dem kleinsten Volksfest (Augsburger Osterplärrer, 85 Beschicker, 510.000 Besucher) getätigt wurden. Dies legt den Schluss nahe, dass die Höhe der Ausgaben von der Größe eines Volksfestes abhängt. Dem steht entgegen, dass auf den, von der Zahl der Beschicker und von der Besucherfrequenz pro Veranstaltungstag her, annähernd gleich großen Volksfesten in Herne und Bonn die Durchschnittsausgaben sehr unterschiedlich sind (DM 34,61 zu DM 49,76). Es muss daher mindestens eine weitere Einflussgröße auf die Höhe der Ausgaben geben. Die Ergebnisse der Expertengespräche (siehe Abschnitt 5.2) legen den Schluss nahe, dass die Kaufkraft der Bevölkerung ebenfalls einen entscheidenden Einfluss auf 65 Quelle: Markt- und Meinungsforschungsinstitut Dr. Reuter 66 Quelle: Agenta Werbeagentur: Befragung auf dem Frühjahrs-Send in Münster, 1998 (n=76) 67 Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577) 68 Quelle: Uni-Marketing, Befragung auf dem Augsburger Osterplärrer im Auftrag der Stadt Augsburg im April 1991 (n=700) das Ausgabeverhalten hat. Daher wurden die beiden Variablen Kaufkraft und Zahl der Beschicker den durchschnittlichen Ausgaben gegenübergestellt. Tabelle 16: Tagesausgaben, Volksfestgröße und Kaufkraft Ort Beschicker Kaufkraft Ausgaben München 690 39.138 DM 69,23 DM Herne 424 23.327 DM 34,61 DM Bonn 425 33.781 DM 49,76 DM Bremen 400 28.508 DM 37,61 DM Stuttgart 348 37.251 DM 45,17 DM Oldenburg 260 26.914 DM 38,38 DM Augsburg 85 32.698 DM 14,65 DM Mittelwert 380 31.660 DM 45,79 DM Quelle: ift Befragung, zitierte Studien, Veranstalterangaben, Statistisches Bundesamt Eine Korrelationsanalyse69 bestätigte den starken Zusammenhang zwischen den beiden Einflussgrößen Kaufkraft und Volksfestgröße (letztere ausgedrückt durch die Zahl der Beschicker) und den durchschnittlichen Ausgaben. Der Korrelationskoeffizient für den Zusammenhang zwischen dem Produkt aus der Zahl der Beschicker und der Kaufkraft mit der Höhe der Ausgaben beträgt 0,96. Die nachfolgende Abbildung stellt den Zusammenhang grafisch dar. 69 Die Korrelationsanalyse ist eine statistische Methode mit der der Grad der Abhängigkeit einer abhängigen von einer unabhängigen Variablen untersucht werden kann. Der dabei ermittelte, sogenannte Korrelationskoeffizient kann maximal den Wert 1 (volle positive Korrelation, je größer die unabhängige Variable, desto größer die abhängige Variable) und minimal den Wert –1 (volle negative Korrelation, je kleiner die unabhängige Variable, desto größer die abhängige Variable) annehmen. Nimmt der Korrelationskoeffizient den Wert null an, besteht keinerlei Abhängigkeit der beiden Variablen. Abbildung 25: Einflussgrößen auf das Ausgabeverhalten 80,00 DM München 70,00 DM Ausgaben 60,00 DM Bonn 50,00 DM Stuttgart Bremen Oldenburg 40,00 DM 30,00 DM Herne 20,00 DM Augsburg 10,00 DM - DM 0 5 10 15 20 25 30 Einflußgröße: Produkt aus Kaufkraft in DM x Beschickerzahl Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der zitierten Studien Der offensichtliche Zusammenhang zwischen der Größe der Volksfeste und den durchschnittlichen Ausgaben wirft die Frage auf, inwieweit die ermittelten Durchschnittsausgaben für die Gesamtheit der Volksfeste repräsentativ sind. Die Ausgaben wurden von ift auf Volksfesten mit offiziell wenigstens 1 Mio. Besuchern ermittelt. Durchschnittlich haben Volksfeste in Deutschland jedoch nur rund 13.900 Besucher. 70 Für kleinere Volksfeste liegen jedoch keine Daten zu den durchschnittlichen Ausgaben vor. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, weitere Erhebungen bei kleineren Volksfesten durchzuführen, um die tatsächlichen Durchschnittsausgaben von Volksfestbesuchern ermitteln zu können. Da dies im Rahmen dieser Studie nicht leistbar war, wurden die zu erwartenden Ausgaben nur näherungsweise auf rechnerischem Wege bestimmt. Die rechnerische Ermittlung der Durchschnittsausgaben ist im Anhang dargestellt. 70 Ermittelt durch folgende Berechnung: 170 Mio. Besucher : (14.000 Volksfeste – 1.745 Weihnachtsmärkte) 3.2.2 Rechnerisch ermittelte Durchschnittsausgaben auf Volksfesten Die nachfolgende Tabelle zeigt die Ergebnisse der Berechnungen für die zu erwartenden durchschnittlichen Ausgaben unter Verwendung folgender, aus den Berechnungen abgeleiteten Formel: Kaufkraft x Beschicker Durchschnittsausgaben = (Beschicker x 458) + 74.000 Die auf dieser Formel basierenden, erwarteten W erte sollten durch weitere Erhebungen auf Volksfesten entsprechender Größe empirisch überprüft werden, stellen nach Auffassung der Verfasser aber ein realitätsnahes Bild dar, das für die weiteren Aussagen zur wirtschaftlichen Bedeutung der Volksfeste und insbesondere für die Herleitung von Kennwerten als Grundlage dienen kann. Tabelle 17: Rechnerisch ermittelte Ausgaben pro Volksfestbesucher in Abhängigkeit von Kaufkraft und Volksfestgröße Kaufkraft71 Anzahl der Beschicker Herne Mittelwert BRD München 23.327 DM 27.081 DM 39.138 DM 10 2,97 DM 3,44 DM 4,98 DM 30 7,97 DM 9,26 DM 13,38 DM 50 12,03 DM 13,97 DM 20,19 DM 70 15,39 DM 17,87 DM 25,82 DM 90 18,21 DM 21,15 DM 30,56 DM 150 24,51 DM 28,46 DM 41,13 DM 250 30,93 DM 35,91 DM 51,89 DM 350 34,84 DM 40,45 DM 58,45 DM 450 37,47 DM Quelle: Eigene Berechnungen 43,50 DM 62,87 DM 71 Quelle: Statistisches Bundesamt (Werte für 1996) 3.2.3 Ausgaben in Abhängigkeit vom Wochentag des Volksfestbesuches Zwischen der Ausgabenhöhe auf den Volksfesten und dem Wochentag des Volksfestbesuches bestehen Zusammenhänge, wie die nachfolgende Tabelle veranschaulicht: Tabelle 18: Ausgaben in Abhängigkeit vom Wochentag Geschätzte persönliche Ausgaben Gesamt Besuchszeitraum Wochentags nichts Wochenende 3,7% 1,4% 2,6% 1 bis 10 DM 11,4% 10,0% 10,7% 11-20 DM 19,5% 21,1% 20,3% 21-30 DM 23,5% 17,9% 20,8% 31-50 DM 27,5% 32,3% 29,8% 51-100 DM 14,4% 12,5% 13,5% über 100 DM 0,0% 4,7% 2,3% Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577), S. 199 Die Besucher sind unter der Woche deutlich weniger ausgabefreudig, als am Wochenende. Die durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben an einem Wochentag betragen nur rund 80% der Ausgaben eines Wochenendtages. Am Wochenende herrscht also nicht nur eine stärkere Besucherfrequenz auf den Volksfesten, sondern auch eine höhere Ausgabebereitschaft. 3.2.4 Das Ausgabeverhalten in Abhängigkeit von soziodemografischen Strukturmerkmalen 3.2.4.1 Alter Das Alter hat einen signifikanten Einfluss auf die Höhe der getätigten Tagesausgaben bei einem Volksfestbesuch. Die Gruppen der 16 bis 25jährigen und der über 60jährigen tätigen unterdurchschnittliche Ausgaben. Dies hat bei den Jugendlichen mit einem begrenzten finanziellen Spielraum zu tun, bei den älteren Menschen eher mit dem Nachfrageverhalten, in dem teure Fahrgeschäfte kaum eine Rolle spielen. W ährend die Gesamtausgaben der über 60jährigen noch 82,1% der durchschnittlichen Ausgaben aller Besucher betragen, geben ältere Menschen nur 17,2% des Durchschnittsbetrages für Fahrgeschäfte aus. Dass die Ausgaben der über 60jährigen trotz des vorhandenen finanziellen Spielraums dieser Gruppe so niedrig sind, lässt darauf schließen, das die Angebotsstruktur der Volksfest nicht in ausreichendem Maße auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten ist. Am ausgabefreudigsten sind die 41 bis 50jährigen und die 26 bis 40jährigen. Sie stehen im Berufsleben und verfügen über den erforderlichen finanziellen Spielraum. Abbildung 26a: Ausgabeverhalten in Abhängigkeit vom Alter der Besucher Ausgaben 82,1% >60 Jahre 102,4% 51-60 Jahre 115,5% 41-50 Jahre 108,8% 26-40 Jahre 86,5% 16-25 Jahre 0 1 Angaben in % Quelle: ift Befragung Bei einer 1996 auf der Cranger Kirmes in Herne durchgeführten Besucherbefragung ergab sich ebenfalls ein nach Altersgruppen stark differenziertes Ausgabeverhalten. Tabelle 19: Ausgabeverhalten in Abhängigkeit vom Alter der Besucher Alter bis 50 DM 50 bis 100 DM 100 bis 200 DM 200 DM und mehr 10-18 Jahre 67% 28% 3% 3% 18-25 Jahre 51% 34% 12% 2% 25-35 Jahre 42% 38% 16% 4% 35-45 Jahre 24% 46% 23% 5% 45-60 Jahre 40% 42% 15% 3% 60 Jahre und älter 52% 34% 12% 1% Quelle: Cranger Kirmes 1996, Besucher- und Beschickerbefragung, Amt für Informationsverarbeitung und Stadtforschung, Herne. S. 13 Auch bei der bereits mehrfach zitierten Untersuchung in Bremen ergab sich ein ähnliches Bild. Tabelle 20: Ausgabeverhalten in Abhängigkeit vom Alter der Besucher Alter durchschnittliche Ausgaben 1997 davon für Fahrgeschäfte unter 20 Jahre DM 39,22 DM 22,88 20 bis 29 Jahre DM 39,60 DM 24,06 30 bis 39 Jahre DM 40,88 DM 17,20 40 bis 49 Jahre DM 36,75 DM 17,36 50 und älter DM 30,56 DM 8,15 Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577) 3.2.4.2 Geschlecht Nach den Ergebnissen der von ift durchgeführten Befragung geben weibliche Besucher auf Volksfesten rund 84% des Betrages aus, der von männlichen Besuchern ausgegeben wird. Bei der Befragung in Bremen wurde ein Wert von rund 78% ermittelt. 3.2.4.3 Berufstätigkeit Auch die Stellung im Berufsleben hat einen spürbaren Einfluss auf die Höhe der Tagesausgaben auf dem Volksfest. Bei der durch ift durchgeführten Befragung erwiesen sich die einkommensstärksten Berufsgruppen auch als die ausgabefreudigsten. So gaben • Selbständige (dazu zählen Freiberufler, Inhaber größerer Geschäfte, Unternehmer und Großunternehmer) • Beamte • Handwerker (denen auch die kleineren Gewerbetreibenden zugerechnet sind) und • Angestellte überdurchschnittlich viel Geld auf Volksfesten aus. Deutlich unterdurchschnittliche Ausgaben tätigten • Rentner • Schüler, Studenten und Auszubildende • Landwirte und • Arbeitslose. Die nachfolgende Abbildung stellt den Sachverhalt grafisch dar. Abbildung 27: Ausgaben in Abhängigkeit vom Beruf Ausgaben 123,4% Selbständige Beamter 110,1% Handwerker 109,7% Angestellter 109,4% 97,4% Arbeiter 94,6% Hausfrau/mann Rentner 88,3% in Ausbildung 86,9% Landwirt 70,4% Arbeitslos 70,1% 0 1 Angaben in % Quelle: ift Befragung 3.2.4.4 Einkommen Das Einkommen wurde im Rahmen der von ift durchgeführten Befragung nicht abgefragt. Die auf dem Bremer Freimarkt durchgeführte Studie zeigte folgende Zusammenhänge zwischen Einkommen und der Höhe der Tagesausgaben auf: Tabelle 21: Höhe der Ausgaben in Abhängigkeit vom Einkommen Geschätzte persönlich Ausgaben Nichts Gesamt Haushaltsnettoeinkommen unter 1.500 DM 1.500-2.500 DM 2.500-4.000 DM 4.000 DM und mehr 3,1% 2,2% 0,0% 4,6% 2,8% 1 bis 10 DM 11,7% 13,3% 13,9% 10,1% 11,9% 11-20 DM 17,2% 17,8% 29,2% 18,3% 20,1% 21-30 DM 23,4% 17,8% 15,3% 25,7% 21,8% 31-50 DM 31,3% 22,2% 30,6% 28,4% 29,1% 51-100 DM 12,5% 24,4% 8,3% 9,2% 12,1% 0,8% 2,2% 2,8% 3,7% 2,3% über 100 DM ca. Gesamtausgaben 31,91 DM 37,72 DM 30,87 DM 32,56 DM Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577), S. 147 Die Höhe der Ausgaben orientiert sich nach dieser Untersuchung nicht unbedingt an der Höhe des Einkommens. Die höchsten Ausgaben tätigen Personen mit einem Haushaltsnettoeinkommen von lediglich DM 1.500 bis DM 2.500. Selbst Personen mit einem Haushaltsnettoeinkommen von weniger als DM 1.500 geben annähernd so viel Geld aus, wie die einkommensstärkste Gruppe. Fazit: Die Höhe der Tagesausgaben der Besucher auf einem Volksfest hängt von der Größe des Volksfestes und von der Kaufkraft im Einzugsbereich der Veranstaltung ab. Die durchschnittlichen Ausgaben an einem Wochentag betragen nur rund 80% der Ausgaben eines Wochenendtages. Am ausgabefreudigsten sind die 41 bis 50jährigen und die 26 bis 40jährigen Volksfestbesucher, während die jüngsten und ältesten Besucher am wenigsten ausgeben. Weibliche Besucher geben auf Volksfesten rund 80% des Betrages aus, der von männlichen Besuchern ausgegeben wird. Die traditionell einkommensstärksten Berufsgruppen sind auf Volksfesten am ausgabefreudigsten allerdings hat das eigentliche Einkommen keinen großen Einfluss auf das Ausgabeverhalten. 3.3 Ausgaben außerhalb des Volksfestgeländes 3.3.1 Ergebnisse der Befragungen Im Rahmen der von ift durchgeführten Erhebungen wurde ermittelt, dass lokale Besucher im Rahmen des Volksfestbesuches DM 3,62 außerhalb des Geländes für den Transport per ÖPNV oder Taxi ausgeben. Tagesausflügler geben im Durchschnitt DM 15,78 und übernachtende Gäste im Durchschnitt DM 123,62 außerhalb des Volksfestgeländes aus (ohne Pkw-Kosten). Bezogen auf sämtliche Besucher entspricht dies DM 13,20 Ausgaben außerhalb des Geländes. Dies entspricht 23,7% der Gesamtausgaben (ohne Pkw), bzw. 31,1% der Ausgaben auf dem Gelände. Diese Ausgaben teilen sich wie folgt auf: Tabelle 22: Struktur der Ausgaben der Volksfestbesucher außerhalb des Volksfestgeländes Ausgabenart Lokaler Transport Anteil72 12,1% Unterkunft 2,6% Verpflegung/Gastronomie 9,5% Unterhaltung/Sport/Freizeit 14,4% Einkäufe 30,2% Sonstiges 0,4% ÖPNV, Taxi, DB 30,8% Summe 100,0% Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis ift Befragung Nach Untersuchungen auf dem Münchner Oktoberfest gaben die Besucher dort 1,39 Mrd. DM für Konsum, Verkehrsmittel, Verpflegung, Einkäufe und Übernachtungen aus. Davon entfielen 380 Mio. DM auf Ausgaben für Verpflegung, Einkäufe, Taxifahrten 72 Anmerkung: Die Ausgaben für den lokalen Transport beziehen sich auf Ausgaben der Tagesausflügler und Übernachtungsgäste für Transportleistungen im Zielgebiet. Die Ausgaben für ÖPNV, Taxi und DB repräsentieren Ausgaben der lokalen Besucher zur An- und Abreise zum Volksfest. oder die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel durch auswärtige Besucher. Das entspricht DM 146,- pro Besucher von außerhalb Münchens. Für Übernachtungen gaben die auswärtigen Festgäste nochmals ca. 560 Mio. DM aus (das entspricht DM 287,- pro Besucher von außerhalb des MVV). 73. Die angegebenen W erte basieren jedoch auf einer Hochrechnung auf die offiziell angegebene Besucherzahl von 6,5 Mio. und sind daher mit einer gewissen Unsicherheit behaftet. In Bremen gingen 1997 19% der Freimarktbesucher vor oder nach ihrem Freimarktbesuch noch anderen Aktivitäten in Bremen nach, 1993 waren es 28%. Die Freimarktbesucher, die noch weiteren Aktivitäten in Bremen nachgingen, gaben dafür durchschnittlich DM 23,72 pro Person aus (1993 waren es noch deutlich mehr: DM 36,65). Das entspricht für 1997 Ausgaben außerhalb des Geländes von DM 4,51 pro Besucher (1993: DM 10,26). In diesen Werten sind die Kosten für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel nicht enthalten. Rechnet man diese mit den von ift ermittelten Werten ein (DM 5,66 pro Besucher), dann ergeben sich für 1997 Ausgaben von DM 10,17 und für 1993 von DM 15,92, im Durchschnitt DM 13,05. 74 Dieser Wert bestätigt den von ift ermittelten Wert für die durchschnittlichen Tagesausgaben pro Besucher außerhalb des Geländes. Eine detaillierte Darstellung der Ausgabenströme erfolgt am Beispiel der vier Befragungsstandorte in Kapitel 5.5. 3.3.2 Expertenmeinungen zu den Ausgaben außerhalb des Volksfestgeländes Abschließend werden an dieser Stelle die Ergebnisse der Expertengespräche bezüglich der wirtschaftlichen Effekte von Volksfesten außerhalb des Volksfestgeländes in einer knappen Zusammenfassung vorgestellt. Bezüglich des Handels herrschen zwei Meinungen vor: In einigen Orten wurden positive Effekte durch die Volksfeste und deren Besucher festgestellt. Aus diesen Gründen 73 Quelle: Markt- und Meinungsforschungsinstitut Dr. Reuter 74 Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher. Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577) soll in Zukunft die Kooperation zwischen dem Handel und den Schaustellern intensiviert werden. Hier ist man der Überzeugung, dass das Synergiepotential noch nicht in ausreichendem Maße genutzt wird. So plant der Handel in Oldenburg nach den guten Erfahrungen der Vergangenheit die Kirmesveranstaltung "Ostermarkt" mit einem "Mega-Samstag mit Öffnungszeiten bis 21.00 Uhr" zu begleiten. In anderen Orten sind – bis auf den betrieblichen und privaten Konsum der Schausteller – keine direkten, positiven Effekte für den Handel durch die Volksfestbesuche erkennbar. Allerdings werden dort auch keine negativen Effekte, z.B. abnehmende Umsätze, konstatiert, die direkt den Volksfesten zugerechnet werden können. Diese Aussagen stehen im Widerspruch zu den im Rahmen der ift Befragung ermittelten Ergebnissen. Danach sind rund 4,2% der Volksfestbesucher nicht lokal ansässig und nutzen den lokalen Einzelhandel. Bei ermittelten Durchschnittsausgeben außerhalb des Geländes von DM 65,03 für Einkäufe ergeben sich daraus z.B. für Herne zusätzliche Umsätze im Einzelhandel von DM 5,85 Mio. (2,14 Mio. Besucher x 4,2% x DM 65,03). Die Gespräche mit Vertretern der jeweiligen Verkehrsbetriebe ergaben, dass der Personal- und Fahrzeugeinsatz während der jeweiligen Volksfeste sehr stark erhöht wird (bis zu ein Drittel der normalen Fahrleistungen). Auch die Fahrzeiten werden dabei erheblich in die Nachtstunden ausgeweitet. Dabei nahmen die Volksfestbesucher nehmen das Angebot der Verkehrsbetriebe in den vergangenen Jahren verstärkt an. Konkrete Zahlen über das genaue, zusätzlich durch Volksfeste generierte Fahrgastaufkommen sind nicht genau quantifizierbar, da i.d.R. alle – auch bereits vorhandene – Fahrtickets gültig sind (neben den normalen Einzel und Gruppenfahrkarten auch Monatskarten, Job-Tickets, Familientickets, Schüler-/Studententickets etc.) und somit über den zusätzlichen Fahrkartenverkauf sowie zusätzlichen Umsätze keine hinreichend genauen Aussagen über das Fahrgastaufkommen gemacht werden können. Dennoch stehen den höheren Umsätzen auch Mehrkosten gegenüber. Diese übersteigen die zusätzlichen Umsätze durch Volksfestbesucher, so dass hier kein Verkehrsunternehmen kostendeckend arbeitet oder Gewinn erzielt. Als wichtiger Grund hierfür wurde genannt, dass die besucherstärksten Tage mit den höchsten Kapazitätserweiterungen an Wochenenden bzw. Feiertagen liegen, die zusätzliche Vergütungen beim Personaleinsatz bedingen (z.B. Wochenend-/Feiertagszulagen). Allerdings gaben die Experten der Verkehrsbetriebe zu bedenken, dass der Öffentliche Personennahverkehr in Deutschland prinzipiell defizitär arbeitet. Ferner wurde in diesem Zusammenhang mehrfach die Vermutung geäußert, dass die Volksfestbesucher zu höheren Deckungsbeiträgen beitragen als "normale" Fahrgäste. Dies bedeutet, dass die Verluste durch Volksfestbesucher geringer sind als durch andere Fahrgäste. Zudem betrachten die Verkehrsträger ihr Engagement auch unter anderen Aspekten, z.B. den bereits erläuterten Image- und Werbeeffekten sowie den Demonstrationseffekten zur Verdeutlichung des eigenen Leistungspotentials. Ferner ist zu bedenken, dass rund ein Viertel der Volksfestbesucher die Dienstleistungen des öffentlichen Nahverkehrs nutzen und maßgeblich dazu beitragen, dass weniger als 50% der Volksfestbesucher mit dem PKW anreisen. Hierdurch wird sowohl der Straßenverkehr als auch die Umwelt deutlich entlastet, was volkswirtschaftlich zu geringeren Folgekosten als bei anderen Großveranstaltungen oder Tagesausflügen führt. Im Verkehrsbereich erreichen zudem die Taxiunternehmen deutliche Umsatzsteigerungen, auch wenn dieser schwer zu quantifizieren ist. In Herne sind immerhin 10-20% mehr Fahraufträge durch auswärtige Besucher außerhalb der Stadtgrenzen festzustellen, die aufgrund längerer Wegstrecken besonders hohe Umsätze bringen. Der Mehrumsatz wird i.d.R. ohne Kapazitätsausweitung hinsichtlich eines vermehrten Personal- und Fahrzeugeinsatz bewältigt, sondern durch eine Verlagerung der bestehenden Fahrzeiten in die Abendstunden hinein. Diese Expertenaussagen werden auch durch die Ergebnisse der Besucherbefragungen gestützt, die belegen, dass fast 5% der Volksfestbesucher das Taxi zur Abreise von den Volksfesten benutzen. Stichprobenartige, telefonische Nachfragen bei Tankstellen lassen den Schluss zu, dass auch diese Mehrumsätze verzeichnen (auch wenn konkrete Zahlen nicht genannt wurden). Allerdings werden die zusätzlichen Umsätze weniger durch den verstärkten Absatz von Benzin erzielt, sondern vielmehr durch den erhöhten Verkauf von Genussmitteln (Getränke, Snacks, Süßwaren, Tabakwaren etc.) Im Rahmen der Expertengespräche mit Vertretern des Gastgewerbes (z.B. Hoteliers, Gastronomen, DEHOGA-Vertreter) wurde deutlich, dass insbesondere die Gastronomie (außerhalb des Volksfestgeländes und in den Innenstädten) während der Volks- feste unter Umsatzeinbußen leidet. Hiervon sind getränkebezogene Kommunikationsbetriebe besonders stark betroffen, in geringerem Maße Speiselokale. Allerdings sei an dieser Stelle darauf verwiesen, dass nach Expertenangaben viele Gastronomiebetriebe mit eigenen Getränkeständen auf den jeweiligen Volksfesten vertreten sind. Ferner wurden auch Beispiele von Gastronomie- und Unterkunftsbetrieben genannt, die sich in unmittelbarer Nähe zum Volksfest befinden und durch die Volksfestbesucher bzw. die anwesenden Schausteller profitieren. So feiern im Anschluss an den Kramermarkt in Oldenburg bis zu 8.000 Personen in der auf dem Festgelände angrenzenden Weser-Ems-Halle weiter. Der dort ansässige Gastronomiebetrieb erzielt dadurch einen zusätzlichen Umsatz von mehreren hunderttausend Mark. Betrachtet man die Ausgaben auf und außerhalb des Volksfestgeländes (vgl. Tabelle 15: Ausgaben bei Volksfestbesuchen) nach unterschiedlichen Ausgabearten, so wird deutlich, dass sowohl die Tagesausflügler als auch Übernachtungsgäste nicht unerhebliche Ausgaben im Bereich der Gastronomie außerhalb des Volksfestgeländes tätigen. Bei den Übernachtungsgästen, auch wenn es sich um eine relativ kleine Gästegruppe handelt, kommen noch die Übernachtungsausgaben hinzu. Bis auf das Cannstatter Volksfest in Stuttgart wurden nach Meinung der befragten Experten an keinem der anderen Volksfeststandorte nennenswerte Effekte im Übernachtungstourismus festgestellt. Interessant: Viele der in Stuttgart befragten Experten wiesen darauf hin, dass die (touristische) Vermarktung des Cannstatter Volksfestes im Jahr 2000 zum ersten mal durch die Stuttgart Marketing GmbH durchgeführt und hierdurch deutlich professionalisiert wurde. Dies betrifft alle Vermarktungsbereiche, von der Plakatierung über die Optimierung der PR-/Pressearbeit bis hin zur Entwicklung und Distribution von Pauschalangeboten. Der relativ geringe Anteil von Übernachtungsgästen unter den Volksfestbesuchern ist somit auch durch ein bisher unzureichendes touristisches Marketing zu erklären. Das Beispiel des Cannstatter Volksfestes mit spürbar gestiegenen Übernachtungszahlen durch ein professionalisiertes Tourismus- und Veranstaltungsmarketing zeigt auf, welches Potential an Übernachtungsgästen durch Volksfeste entstehen kann. Auch in Oldenburg sind mit der momentan im Aufbau befindlichen Oldenburg Tourismus Marketing GmbH große Hoffnungen verbunden. Bisherige Erfahrungen mit Pau- schalangeboten zum dortigen Kramermarkt sind allerdings nicht sehr positiv. Hierzu ist jedoch anzumerken, dass Oldenburg kein klassisches Ziel für Städtereisen mit Übernachtungen, sondern vor allem ein Tagesausflugsziel (u.a. Urlaubsgäste der Niedersächsischen Nordseeküste), ist. Dementsprechend konnten die bestehenden Pauschalangebote bisher für keinen nachhaltigen Anstieg der Übernachtungszahlen sorgen. Die Volksfeste in Herne und Bonn sind hauptsächlich durch Tagesausflüge lokaler und regionaler Besucher geprägt. Zusätzliche Übernachtungen durch die dortigen Volksfeste sind nicht festzustellen. Ein wichtiger Grund hierfür ist sicherlich, dass beide Städte im bevölkerungsreichen Rhein-Ruhr-Ballungsraum liegen, aus dem sich der überwiegende Teil der Besucher rekrutiert. Die Expertengespräche bestätigen hier die Ergebnisse der Besucherbefragungen, dass diese Volksfeste hauptsächlich vom Tagestourismus geprägt werden. Nach Aussage der Vertreter von Brauereien spielen für diese die Umsätze auf den Volksfesten eine eher untergeordnete Rolle. Viel wichtiger sind die Werbe- und Imageeffekte zur Stärkung der Markenkenntnis bei den Volksfestbesuchern. Dies gilt gerade für lokale bzw. regionale Brauereien, für die Volksfeste wichtige Veranstaltungen sind, um in ihren Kernabsatzmärkten die Kundenbindung durch ihre Präsenz zu festigen. Dennoch dürften auch die Umsätze nicht unerheblich sein, wie folgende Ausführungen verdeutlichen: So werden auf dem Volksfest in Stuttgart ca. 15.000 Hektoliter Bier von den Besuchern konsumiert, in München liegt der Bierkonsum sogar bei 45.000 Hektolitern. Dividiert man diesen Bierkonsum durch die bereinigten ift-Besucherzahlen, so ergibt sich ein durchschnittlicher Bierkonsum pro Volksfestbesucher von 1,1 Liter in Stuttgart und 1,4 Liter in München. In Deutschland betrug der jährliche pro-Kopf-Bierkonsum 127,5 Liter75. Im Rahmen der Untersuchung wurde bereits festgestellt, dass jeder Bundesbürger im Durchschnitt 2,02 Volksfeste pro Jahr besucht. Geht man dabei von einem durchschnittlichen Bierkonsum von 1,1 Liter jeden Volksfestbesuchers aus, dann konsumiert 75 Quelle: Bayerischer Brauereibund jeder Bundesbürger im Durchschnitt 2,22 Liter Bier pro Jahr auf Volksfesten, das sind 1,74% des gesamten jährlichen Bierkonsums. Es kann also festgehalten werden, dass die Brauereien nicht nur Image- und Werbeeffekte durch ihre Beteiligung an Volksfesten erzielen, sondern dort zusätzlich auch knapp 1,74% der jährlichen Biernachfrage befriedigen und damit erhebliche Umsätze erzielen. Fazit: Rund 25% der Ausgaben der Volksfestbesucher (ohne Berücksichtigung der Pkw-Kosten) entfallen auf den Bereich außerhalb des Volksfestes. Von diesen Ausgaben entfallen jeweils etwa 30% auf Einkäufe und Transportleistungen, dementsprechend profitieren Branchen wie der Einzelhandel und das Taxigewerbe besonders stark von den Volksfesten. Im Bereich der Gastronomie sind die Effekte in Abhängigkeit von Typ und Standort des Gastronomiebetriebes differenzierter zu betrachten. Am Beispiel Canstatter Wasen wird deutlich, das die touristische Nachfrage bei Volksfesten durch entsprechend ausgerichtete Marketingaktivitäten noch deutlich erhöht werden kann. 3.4 Volksfestbesuche ohne Ausgaben Nach den Ergebnissen der durch ift durchgeführten Erhebung geben 9,6% der Volksfestbesucher kein Geld bei ihrem Volksfestbesuch aus. Sie kommen nur zum Schauen und Bummeln. Damit nehmen die Volksfeste eine Sonderstellung in der Freizeitbranche ein, denn nur wenige andere im Prinzip kommerzielle Freizeitangebote können kostenlos erlebt werden. Das Erlebnis der Volksfestatmosphäre ist durch bloßes Schlendern über das Fest möglich. Das unterscheidet das Volksfest von Freizeitparks, Kinos oder auch Theatern, die das Erlebnis nur gegen Eintritt ermöglichen. Den höchsten Anteil haben die Besucher, die keine Ausgaben tätigen, mit 20,5% unter den arbeitslosen Volksfestbesuchern. Auch Landwirte, Schüler, Studenten , Auszubildende, Arbeiter und Rentner geben überdurchschnittlich häufig kein Geld aus. Im Gegensatz dazu ist absoluter Konsumverzicht bei Facharbeitern, Freiberuflern, Beamten und Unternehmern eher selten. Abbildung 28: Volksfestbesucher ohne Ausgaben keine Ausgaben 20,5% Arbeitslos 15,4% Landwirt 14,7% in Ausbildung 12,0% Arbeiter 11,3% Rentner 10,8% Handwerker Angestellter 8,3% Hausfrau/mann 8,3% 6,6% Facharbeiter 6,1% Freiberufler 5,8% Beamter Unternehmer 0% 2,5% 10% An g ab en in % Quelle: ift Befragung 20% 4. DIE AUSGABEN DER SCHAUSTELLER Bei der Beurteilung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Volksfeste am Ort des Volksfestes spielen die Ausgaben der Schausteller eine wichtige Rolle. Durch die Ausgaben, die Schausteller am Ort des Volksfestes z.B. für Wareneinkäufe, für den Lebensunterhalt, für die Löhne ortsansässiger Aushilfskräfte oder für Werbung tätigen, wird am Ort des Volksfestes ebenso Einkommen und Beschäftigung erzielt, wie durch die Ausgaben der Volksfestbesucher außerhalb des Volksfestes. Im Sinne der Hauptfragestellung dieser Studie ging es dabei nicht darum, den Versuch einer Bilanzrechnung für die Schaustellerbranche zu unternehmen. Vielmehr stand im Mittelpunkt des Interesses, die Ermittlung des Anteils der am Volksfestort verbleibenden Ausgaben an den Gesamtausgaben, die durch die Volksfestbesucher bei den Schaustellern getätigt werden. Daher wurden u.a. Ausgaben für Transporte und Investitionen nicht erfasst, denn sie können den Volksfestorten nicht eindeutig zugeordnet werden. Im Rahmen der von ift durchgeführten Schaustellerbefragung wurden daher folgende durch die Schausteller getätigten Ausgaben abgefragt: • Ausgaben für Aushilfskräfte • Ausgaben für den Lebensunterhalt • private Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung und Bildung • Wareneinkäufe • Lebensmitteleinkäufe für den Betrieb • Strom • Wasser • Werbung • Müllbeseitigung • Reparaturen, TÜV, technische Abnahme • Sonstiges. Bei den Schaustellern nicht abgefragt wurden die Ausgaben für Standgebühren und sonstige örtliche Gebühren. Diese wurden, um eine größere Repräsentativität zu gewährleisten, vielmehr bei den ausrichtenden Kommunen erhoben, und zwar nicht nur in jenen, in denen Befragungen der Schausteller durchgeführt wurden, sondern in insgesamt neun Städten. Insgesamt wurden von ift 151 Schausteller befragt. Für die Gesamtheit der 4.307 im DSB organisierten Schaustellerunternehmen bzw. die geschätzte Gesamtzahl von rund 5.000 Schaustellerunternehmen liefert diese Stichprobe quasi repräsentative Ergebnisse. Die befragten Schaustellerunternehmen verteilten sich folgendermaßen auf die verschiedenen Geschäftsarten: Abbildung 29: Verteilung der befragten Unternehmen auf die Geschäftsarten 0,5 keine Angabe 4,7 Sonstiges 15,5 Verkauf nach Schaustellerart 4,7 Schau und Belustigung 6,5 Schießen 13,6 Spielgeschäfte 17,8 Imbissladen 15,0 Gastronomie 17,4 Fahrgeschäfte 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 An g ab en in % Quelle: ift Befragung Bei den Geschäftsarten waren Mehrfachnennungen möglich. Insgesamt nannten die befragten 151 Unternehmer 213 Geschäftsarten. Dies lässt darauf schließen, dass die Unternehmer im Durchschnitt 1,41 Geschäfte betreiben, was sich auch mit Expertenaussagen zur Unternehmensstruktur deckt. Die Verteilung der befragten Unternehmen auf die verschiedenen Geschäftsarten entsprach nicht vollständig der Verteilung aller Mitglieder des DSB auf die verschiedenen Geschäftsarten. Daher wurde auf Basis der Mitgliederliste des DSB eine Gewichtung vorgenommen, die in nachfolgender Tabelle dargestellt ist. Diese Gewichtung dient als Grundlage für die Ermittlung der Gesamtausgaben der Branche auf Basis der durch ift ermittelten Werte. Tabelle 23: Gewichtung der Geschäftsarten Geschäftsart Schau- und Belustigung ift Befragung Gewicht Branche 3,3% 4,7% 70,6% Fahrgeschäfte 25,1% 17,4% 144,0% Spielgeschäfte 16,9% 13,6% 123,9% 8,7% 6,5% 133,6% Verkauf 23,2% 15,5% 149,5% Imbiss 14,2% 17,8% 79,8% Reisegastronomie 4,5% 15,0% 30,2% Sonstiges 4,2% 4,7% 88,9% Schießgeschäfte Geschäfte insgesamt 4.307 213 Quelle: Mitgliederliste des Deutscher Schaustellerbundes, ift Befragung 4.1 Ausgaben für die Beschäftigung von Aushilfskräften Von den 145 Schaustellerunternehmen, die zur Frage nach den Ausgaben für die Beschäftigung von Aushilfskräften Angaben machten, gaben 78% an, dass ihnen derartige Kosten entstehen. Aushilfskräfte werden in der Regel vor Ort, befristet für die Zeit des Volksfestes bzw. für den Auf- oder Abbau, eingestellt. Teilweise unterhalten die ausrichtenden Kommunen während der Volksfestzeit eine spezielle Arbeitsvermittlung für Aushilfskräfte. Abbildung 30: Ausgaben für die Beschäftigung von Aushilfskräften 2,0 mehr als 15.000 DM 3,3 10.001-15.000 DM 2,0 5.001-10.000 DM 17,2 2.001-5.000 DM 24,5 1.001-2.000 DM 501-1.000 DM 9,9 bis 500 DM 9,9 17,9 keine Kosten 13,2 keine Angabe 0 5 10 15 20 25 30 Angaben in % Quelle: ift Befragung Die durchschnittlichen Ausgaben stellen sich, untergliedert nach Geschäftsart, folgendermaßen dar: Tabelle 24: Ausgaben für Aushilfskräfte in DM Geschäftsart Durchschnittsausgaben/Betrieb Quelle: ift Befragung Fahrgeschäfte 1.130 Gastronomie 3.250 Imbiss 2.417 Spiel 2.033 Schießen 861 Schau 4.417 Verkauf Sonstiges 2.490 1.917 Den genannten Ausgaben standen durchschnittlich 7,35 Umsatztage (Mittelwert aus der Dauer der Volksfeste an den Befragungsstandorten Bocholt, Herne, Bonn und Oldenburg) gegenüber. Zur Ermittlung der Gesamtausgaben pro Betrieb und Jahr wurde daher der angegebene Wert auf die durchschnittlichen 128 Umsatztage pro Betrieb hochgerechnet. Tabelle 25: Ausgaben für Aushilfskräfte pro Jahr und Betrieb in DM Geschäftsart Fahrgeschäfte Durchschnittsaus19.672 gaben/Betrieb/Jahr Quelle: Eigene Berechnungen Gastronomie 56.599 Imbiss 42.086 Spiel Schießen 35.398 14.996 Schau 76.916 Verkauf Sonstiges 43.370 33.379 Zur Ermittlung der Gesamtausgaben aller Unternehmen der entsprechenden Geschäftsart werden die Durchschnittsausgaben pro Betrieb und Jahr mit der Zahl der Betriebe multipliziert Tabelle 26: Ausgaben aller Betriebe für Aushilfskräfte pro Jahr in Mio. DM Geschäftsart Zahl der Betriebe Ausgaben/Jahr Fahrgeschäfte Gastronomie Imbiss Spiel Schießen Schau Verkauf Sonstiges 1.079 195 612 726 374 143 998 180 21,2 11,0 25,8 25,7 5,6 11,0 43,3 6,0 Total Quelle: Eigene Berechnungen 149,6 Die 4.307 im DSB organisierten Schaustellerunternehmen wenden demzufolge pro Jahr rund 150 Mio. DM für die Beschäftigung von Aushilfskräften auf. 4.2 Ausgaben für den Lebensunterhalt der festen Mitarbeiter und der mitreisenden Famil ienangehörigen Die Schausteller, ihre Mitarbeiter und die mitreisenden Familienangehörigen tätigen während ihres Aufenthaltes am Volksfestort, der sich vom Aufbau über die Volksfesttage bis zum Abbau erstreckt, Ausgaben für den Lebensunterhalt, also für Nahrung und andere Artikel des täglichen Bedarfs, sowie Kleidung, Dienstleistungen und ähnliches. Diese Ausgaben werden überwiegend in unmittelbarer Umgebung des Volksfestgeländes getätigt. Abbildung 31: Ausgaben für den Lebensunterhalt pro Person und Tag 35,8 mehr als 60 DM 17,2 41 bis 60 DM 24,5 26 bis 40 DM 15,9 16 bis 25 DM 0,7 6 bis 15 DM 1 bis 5 DM 1,3 keine Ausgaben 1,3 3,3 keine Angabe 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Angaben in % Quelle: ift Befragung Um Aussagen zu den Gesamtausgaben für den Lebensunterhalt treffen zu können, ist es erforderlich, die Anzahl der festen Mitarbeiter und der mitreisenden, aber nicht mitarbeitenden Familienangehörigen zu ermitteln. Abbildung 32: Anzahl der festen Mitarbeiter 16-20 feste Mitarbeiter 0,7% 11-15 feste Mitarbeiter 0,7% 8-10 feste Mitarbeiter 6,0% mehr als 20 feste Mitarbeiter 0,7% keine Angabe 3,3% 1-2 feste Mitarbeiter 29,8% 5-7 feste Mitabeiter 20,5% 3-4 feste Mitarbeiter 38,4% Quelle: ift Befragung Im Durchschnitt werden 4 feste Mitarbeiter pro Betrieb beschäftigt. Das schließt den Unternehmer/Inhaber ein. Die höchste Mitarbeiterzahl haben die Fahrgeschäfte mit 5,4, die geringste weisen mit 2,7 die Verkaufsgeschäfte auf. Im Durchschnitt reisen bei den Schaustellern 1,4 nicht mitarbeitende Familienangehörige (z.B. Kinder) mit. Allerdings reisen bei mehr als 40% der Betriebe überhaupt keine nicht mitarbeitenden Familienangehörige mit. Die meisten Familienangehörigen reisen bei den Fahrgeschäften mit (1,7), die wenigsten bei den Spielgeschäften (1.0). Abbildung 33: Nicht mitarbeitende Familienangehörige 7-9 nicht arbeitende Angehörige 1,3% 5-6 nicht arbeitende keine Angabe Angehörige 4,6% 3,3% keine 43,7% 3-4 nicht arbeitende Angehörige 12,6% 1-2 nicht arbeitende Angehörige 34,4% Quelle: ift Befragung Die Ermittlung der Anzahl der festen Mitarbeiter (einschließlich Unternehmer/Inhaber) und mitreisenden Angehörigen nach Geschäftsarten stellt die folgende Tabelle dar: Tabelle 27: Anzahl der festen Mitarbeiter und mitreisenden Angehörigen nach Geschäftsarten Geschäftsart Fahrgeschäfte Gastronomie Imbiss Schießen Spiel Schau Verkauf Sonstiges Feste Mitarbeiter 5,4 4,0 4,2 3,5 3,1 4,6 2,7 2,9 nicht mitarbeitende Familienangehörige 1,7 1,2 1,5 1,0 1,7 1,3 1,5 1,1 Feste Mitarbeiter und Familie/Betrieb 7,1 5,2 5,7 4,6 4,7 5,8 4,2 4,0 Zahl der Betriebe 1079 195 612 726 374 143 998 180 Feste Mitarbeiter und Familie/gesamt 7.681 1.008 3.472 3.312 1.769 830 4.212 718 Total Quelle: Eigene Berechnungen 23.002 Die Zahl der festen Mitarbeiter und mitreisenden Angehörigen beträgt somit rund 23.000. Zur Ermittlung der Gesamtausgaben für den Lebensunterhalt dieser Personen ist es einerseits erforderlich, die Durchschnittsausgaben pro Person und Tag zu errechnen, andererseits ist die Zahl der Aufenthaltstage zur Durchführung der Berechnung erforderlich. Ausgaben für den Lebensunterhalt werden nämlich nicht nur an Umsatztagen, sondern selbstverständlich auch an Auf- und Abbautagen getätigt. Die Schausteller reisen durchschnittlich 3,61 Tage vor Volksfestbeginn an und 1,23 Tage nach Volksfestende wieder ab. Bei einer durchschnittlichen Dauer der Volksfeste (einschließlich Weihnachtsmärkten) von 3,18 Tagen ergibt sich so ein Gesamtaufenthalt von 8,02 Tagen. Da die Schausteller bei An- und Abreise noch nicht bzw. nicht mehr vor Ort sind, wird dafür ein Tag abgezogen, so dass die durchschnittliche Aufenthaltsdauer rund 7 Tage beträgt. Tabelle 28: Ausgaben aller festen Mitarbeiter und der mitreisenden Familienangehörigen für den Lebensunterhalt nach Geschäftsart Geschäftsart Fahrgeschäfte Umsatztage gesamt Gastronomie Imbiss Spiel Schießen Schau Verkauf Sonstiges 128 128 128 128 128 128 128 128 3,18 3,18 3,18 3,18 3,18 3,18 3,18 3,18 Aufbautage 4,0 3,8 3,5 3,7 2,3 3,6 3,3 3,5 Abbautage 1,3 1,5 1,3 1,1 1,1 1,2 1,1 1,0 davon Reisetage 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 Aufenthaltstage/Standort 7,5 7,4 6,9 6,9 5,6 7,0 6,6 6,7 Standorte 40 40 40 40 40 40 40 40 298 296 277 276 226 278 264 267 44 46 48 46 63 41 41 55 Ausgaben pro Person/Jahr in DM 12.998 13.551 13.172 12.810 14.288 11.484 10.794 14.639 Feste Mitarbeiter und Familie/gesamt 7.681 1.008 3.472 3.312 1.769 830 4.212 718 Gesamtausgaben in Mio. DM 99,8 13,7 45,7 42,4 25,3 9,5 45,5 10,5 Volksfestdauer Gesamttage Durchschnittsausgaben pro Person/Tag in DM Total Quelle: Eigene Berechnungen 292,4 Die Gesamtausgaben für den Lebensunterhalt der Schausteller, ihrer festen Mitarbeiter und der nicht mitarbeitenden, aber mitreisenden Familienangehörigen an den Volksfestorten betragen somit gut 290 Mio. DM. 4.3 Ausgaben für Freizeit, Bildung und Sonstiges der festen Mitarbeiter und der mitreise nden Familienangehörigen Analog zu den Ausgaben für den Lebensunterhalt wurde auch der weitere Konsum der Schausteller, ihrer festen Mitarbeiter und der mitreisenden Familienangehörigen untersucht. Dazu wurde nach den Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung, Bildung und sonstiges während des gesamten Aufenthaltes am Befragungsort gefragt. Abbildung 34: Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung, Bildung und Sonstiges 39,7 mehr als 200 DM 10,6 101 bis 200 DM 13,9 51 bis 100 DM 7,3 31 bis 50 DM 13,9 11 bis 30 DM 4,0 1 bis 10 DM 7,3 keine Ausgaben 3,3 keine Angabe 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Angaben in % Quelle: ift Befragung Zur Ermittlung der gesamten Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung, Bildung und sonstiges dieser Personen ist es einerseits erforderlich, die Durchschnittsausgaben pro Person und Tag zu errechnen, andererseits ist die Zahl der Aufenthaltstage zur Durchführung der Berechnung erforderlich. Diese Berechnungen sind analog zu den Berechnungen in Tabelle 28 in nachfolgender Tabelle durchgeführt worden: Tabelle 29: Ausgaben aller festen Mitarbeiter und der mitreisenden Familienangehörigen für Freizeit/Bildung etc. nach Geschäftsart Geschäftsart Fahrge- Gastro- Imbiss schäfte nomie Durchschnittsausgaben pro Person/Aufenthalt in DM Spiel Schießen Schau Verkauf Sonstiges 118 182 176 156 127 246 88 133 Aufenthaltsdauer 12,6 12,6 12,1 12,1 10,8 12,1 11,8 11,9 Ausgaben pro Person/Aufenthaltstag in DM 9,32 14,48 14,56 12,90 11,72 20,29 7,52 11,23 298 296 277 276 226 278 264 267 Ausgaben Person/Jahr in DM 2.781 4.291 4.037 3.560 2.643 5.649 1.984 3.002 Ausgaben Betrieb/Jahr in DM 19.800 22.177 22.898 16.242 12.501 32.793 8.373 11.980 Zahl der Betriebe 1079 195 612 726 374 143 998 180 Ausgaben gesamt/Jahr in Mio. DM 21,4 4,3 14,0 11,8 4,7 4,7 8,4 2,2 Aufenthaltstage/Jahr Total Quelle: Eigene Berechnungen 71,4 Die Gesamtausgaben der Schausteller, ihrer festen Mitarbeiter und der nicht mitarbeitenden, aber mitreisenden Familienangehörigen für Freizeit, Unterhaltung, Bildung und sonstiges an den Volksfestorten betragen somit gut 70 Mio. DM. 4.4 Ausgaben für den laufenden Betrieb 4.4.1 Waren- und Lebensmitteleinkäufe Die Ausgaben für Waren- und Lebensmitteleinkäufe während des Aufenthaltes am Volksfestort sind der größte Ausgabenbereich der Branche. Es wurde explizit nach Ausgaben am Ort des Volksfestes gefragt. Es handelt sich bei den nachfolgend aufgeführten Ausgaben also nicht um Ausgaben für Waren, die die Schausteller vor oder während der Anreise an den Volksfestort kaufen, um sie dann dort weiter zu verarbeiten oder zu verkaufen. Abbildung 35: Ausgaben der befragten Unternehmen für Wareneinkäufe 21,3 5.000 DM und mehr 5,6 4.000 bis unter 5.000 DM 6,7 3.000 bis unter 4.000 DM 2.000 bis unter 3.000 DM 7,9 1.500 bis unter 2.000 DM 7,9 13,5 1.000 bis unter 1.500 DM 500 bis unter 1.000DM 18,0 unter 500 DM 18,0 1,1 keine Angabe 0 5 10 15 Angaben in % Quelle: ift Befragung 20 25 Abbildung 36: Ausgaben der befragten Unternehmen für Lebensmitteleinkäufe 8,7 5.000 DM und mehr 7,6 3.000 bis unter 5.000 DM 9,8 2.000 bis unter 3.000 DM 4,3 1.500 bis unter 2.000 DM 26,1 1.000 bis unter 1.500 DM 27,2 500 bis unter 1.000DM 14,1 unter 500 DM 2,2 keine Angabe 0 5 10 15 20 25 30 An g ab en in % Quelle: ift Befragung Deutlich wird, dass für Wareneinkäufe am Volksfestort 36% der Unternehmen bis zu DM 1.000.- ausgeben und jedes fünfte sogar mehr als DM 5.000.-. Für Lebensmitteleinkäufe werden von je gut einem Viertel zwischen DM 500.- bis 1.000.- oder DM 1.000.- bis 1.500.- aufgewendet. Um aus den Befragungsergebnissen Rückschlüsse auf die Gesamtausgaben der Branche für Waren- und Lebensmitteleinkäufe ziehen zu können, war die Verwendung einer Bezugsgröße für die Ausgaben erforderlich. Als Bezugsgröße für die Höhe der Ausgaben wurden die Umsatztage angesetzt, da die abgefragten Ausgaben i.d.R. unmittelbar im Zusammenhang mit der Erzielung von Umsätzen stehen. So benötigt der Imbissbetrieb nur dann Würstchen, wenn er diese auch braten und weiterverkaufen kann, das Kettenkarussell benötigt nur dann Strom, wenn Kirmesbetrieb ist, und auch Reparaturkosten stehen mit den Umsatztagen in Beziehung, da der Verschleiß von den Betriebsstunden an solchen Umsatztagen abhängt. Die befragten Schaustellerunternehmen kamen im Rahmen der Volksfeste in Herne, Oldenburg, Bocholt und Bonn auf durchschnittlich 7,35 Umsatztage. Insgesamt wird pro Betrieb von 128 Umsatztagen pro Jahr ausgegangen. Daraus ergeben sich die nachfolgenden Berechnungen. Tabelle 30: Ausgaben für Waren- und Lebensmitteleinkäufe nach Geschäftsart Geschäftsart Durchschnittsausgaben pro Betrieb in DM Fahrgeschäfte Gastronomie Imbiss Schießen Spiel Schau Verkauf Sonstiges 2.681 6.361 13.647 7.670 2.299 1.983 2.643 5.560 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 Ausgaben pro Betrieb/Umsatztag in DM 365 865 1.857 1.044 313 270 360 756 Umsatztage/Jahr 128 128 128 128 128 128 128 128 46.690 110.777 237.662 133.573 40.037 34.534 46.028 96.827 Zahl der Betriebe 1079 195 612 726 374 143 998 180 Gesamtausgaben in Mio. DM 50,4 21,6 145,5 97,0 15,0 4,9 45,9 17,4 Umsatztage Ausgaben Betrieb/Jahr in DM Total Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis ift Befragung 397,7 Die Schausteller geben demzufolge nahezu DM 400 Mio. pro Jahr für Einkäufe an den Volksfestorten aus. Damit fließen dem örtlichen Einzelhandel zusätzlich zu den direkten Ausgaben der Volksfestbesucher im Einzelhandel DM 2,34 pro Volksfestbesucher zu. 4.4.2 Ausgaben für Strom Der zweitgrößte Block bei den betriebsbedingten Ausgaben am Volksfestort sind die Ausgaben für Strom, und erwartungsgemäß haben die Fahrgeschäfte die höchsten Stromkosten zu tragen. Die meisten Unternehmen wenden für Strom zwischen DM 500.- und DM 1.000.- am Volksfeststandort auf. Abbildung 37: Ausgaben für Strom 5,6 5.000 DM und mehr 3,2 4.000 bis unter 5.000 DM 8,9 3.000 bis unter 4.000 DM 14,5 2.000 bis unter 3.000 DM 9,7 1.500 bis unter 2.000 DM 11,3 1.000 bis unter 1.500 DM 29,0 500 bis unter 1.000DM 14,5 unter 500 DM 3,2 keine Angabe 0 5 10 15 20 25 30 Angaben in % Quelle: ift Befragung Die Hochrechnung der Im Rahmen der Befragung ermittelten Ausgaben auf die Gesamtausgaben der Branche pro Jahr wurde analog zu Kapitel 4.4.1 auf Basis der Umsatztage vorgenommen, auch wenn in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen werden muss, dass selbstverständlich auch an "Nicht"-Umsatztagen Strom verbraucht wird, insbesondere beim Aufbau von Fahrgeschäften. Da der Großteil des Stromverbrauchs jedoch auf den Betrieb entfällt, wird dieser Umstand für die nachfolgende Berechnung vernachlässigt. Tabelle 31: Ausgaben für Strom nach Geschäftsart Geschäftsart Durchschnittsausgaben pro Betrieb in DM Fahrgeschäfte Gastronomie Imbiss Spiel Schießen Schau Verkauf Sonstiges 2.998 1.300 1.476 1.183 530 2.636 833 808 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 407,89 176,87 200,82 160,95 72,11 358,64 113,33 109,93 128 128 128 128 128 128 128 128 52.210 22.639 25.704 20.602 9.230 45.906 14.507 14.071 Zahl der Betriebe 1079 195 612 726 374 143 998 180 Gesamtausgaben in Mio. DM 56,3 4,4 15,7 15,0 3,5 6,6 14,8 2,5 Umsatztage Ausgaben pro Betrieb/Umsatztag in DM Umsatztage/Jahr Ausgaben Betrieb/Jahr in DM Total Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis ift Befragung 118,5 Die Schausteller geben demzufolge nahezu DM 120 Mio. pro Jahr für Strom an den Volksfestorten aus. Damit fließen örtlichen Energieversorgern bzw. Dienstleistern im Energiesektor rund DM 0,70 pro Volksfestbesucher zu. 4.4.3 Ausgaben für Wasser Einen weniger bedeutenden Block der betriebsbedingten Ausgaben bilden die Ausgaben für die Wasserversorgung. Hier haben die Fahrgeschäfte ebenfalls die höchste Ausgabenlast, knapp gefolgt von den sonstigen Betrieben (zu denen z.B. Toilettenwagen gehören). Die ausgaben für die meisten Unternehmen betragen dabei zwischen DM 100.- und DM 200.-. Abbildung 38: Ausgaben für Wasser 3,5 1.000 DM und mehr 8,1 500 bis unter 1.000 DM 1,2 400 bis unter 500 DM 9,3 300 bis unter 400 DM 15,1 200 bis unter 300 DM 44,2 100 bis unter 200DM 15,1 unter 100 DM 3,5 keine Angabe 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Angaben in % Quelle: ift Befragung Die Hochrechnung der im Rahmen der Befragung ermittelten Ausgaben auf die Gesamtausgaben der Branche pro Jahr wurde analog zu Kapitel 4.4.1 auf Basis der Umsatztage vorgenommen. Tabelle 32: Ausgaben für Wasser nach Geschäftsart Geschäftsart Durchschnittsausgaben pro Betrieb in DM Fahrge- Gastroschäfte nomie Imbiss Spiel Schießen Schau Verkauf Sonstiges 345 184 237 147 95 244 182 333 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 46,94 25,03 32,24 20,00 12,93 33,20 24,76 45,31 128 128 128 128 128 128 128 128 Ausgaben Betrieb/Jahr in DM 6.008 3.204 4.127 2.560 1.654 4.249 3.170 5.799 Zahl der Betriebe 1079 195 612 726 374 143 998 180 6,5 0,6 2,5 1,9 0,6 0,6 3,2 1,0 Umsatztage Ausgaben pro Betrieb/Umsatztag in DM Umsatztage/Jahr Gesamtausgaben in Mio. DM Total Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis ift Befragung 16,9 Die Schausteller geben demzufolge rund DM 17 Mio. pro Jahr für Strom an den Volksfestorten aus. Damit fließen örtlichen Wasserversorgern DM 0,10 pro Volksfestbesucher zu. 4.4.4 Ausgaben für Werbung Die Werbeausgaben spielen eine verhältnismäßig große Rolle bei den Betriebsausgaben der Schausteller. Dabei werden die Ausgaben für die Werbung häufig in Form eines Werbekostenzuschusses an die ausrichtende Kommune getätigt, die mit den gebündelten Beiträgen der Schausteller die Werbung für das Volksfest finanziert. In Hamburg beträgt das Aufkommen an Werbeumlage für die drei Domveranstaltungen beispielsweise DM 1,8 Mio. Laut ift-Befragung wenden je rund ein Fünftel der Unternehmen zwischen DM 100.und DM 200.-, zwischen DM 500.- und DM 1.000.- oder sogar DM 1.000.- und mehr für Werbung am Volksfestort auf. Abbildung 39: Ausgaben für Werbung 22,7 1.000 DM und mehr 19,0 500 bis unter 1.000 DM 10,0 400 bis unter 500 DM 11,8 300 bis unter 400 DM 8,2 200 bis unter 300 DM 19,1 100 bis unter 200DM 6,4 unter 100 DM 2,7 keine Angabe 0 5 10 15 20 25 Angaben in % Quelle: ift Befragung Die Hochrechnung der Im Rahmen der Befragung ermittelten Ausgaben auf die Gesamtausgaben der Branche pro Jahr wurde analog zu Kapitel 4.4.1 auf Basis der Umsatztage vorgenommen. Tabelle 33: Ausgaben für Werbung nach Geschäftsarten Geschäftsart Durchschnittsausgaben pro Betrieb in DM Fahrge- Gastroschäfte nomie Imbiss Spiel Schießen Schau Verkauf Sonstiges 940 386 649 568 171 1.386 239 310 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 Ausgaben pro Betrieb/Umsatztag in DM 128 53 88 77 23 189 33 42 Umsatztage/Jahr 128 128 128 128 128 128 128 128 16.370 6.722 11.302 9.892 2.978 24.137 4.162 5.399 Zahl der Betriebe 1079 195 612 726 374 143 998 180 Gesamtausgaben in Mio. DM 17,7 1,3 6,9 7,2 1,1 3,5 4,2 1,0 Umsatztage Ausgaben Betrieb/Jahr in DM Total Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis ift Befragung 42,8 Die Schausteller geben demzufolge fast DM 43 Mio. pro Jahr für Werbung an den Volksfestorten aus. Damit fließen der örtlichen Werbebranche DM 0,25 pro Volksfestbesucher durch die Schausteller zu. Nicht eingerechnet sind Sponsorengelder, die in die Werbebranche fließen. 4.4.5 Ausgaben für Müllbeseitigung Die Ausgaben für die Müllbeseitigung spielen insgesamt eher eine untergeordnete Rolle. Für die meisten Betriebe machen sie am Volksfestort DM 100.- bis DM 200.aus; bei einem Drittel liegen sie allerdings auch, z.T. deutlich, über DM 300.-. Abbildung 40: Ausgaben für Müllbeseitigung 1,8 1.000 DM und mehr 500 bis unter 1.000 DM 10,9 400 bis unter 500 DM 10,9 300 bis unter 400 DM 10,9 5,5 200 bis unter 300 DM 34,5 100 bis unter 200DM unter 100 DM 12,7 keine Angabe 12,7 0 5 10 15 20 25 30 35 Angaben in % ift Befragung Die Hochrechnung der im Rahmen der Befragung ermittelten Ausgaben auf die Gesamtausgaben der Branche pro Jahr wurde analog zu Kapitel 4.4.1 auf Basis der Umsatztage vorgenommen. Tabelle 34: Ausgaben für Müllbeseitigung nach Geschäftsart Geschäftsart Fahrge- Gastroschäfte nomie Durchschnittsausgaben pro Betrieb in DM Imbiss Spiel Schießen Schau Verkauf Sonstiges 173 133 443 200 75 163 223 263 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 24 18 60 27 10 22 30 36 128 128 128 128 128 128 128 128 Ausgaben Betrieb/Jahr in DM 3.013 2.316 7.715 3.483 1.306 2.839 3.884 4.580 Zahl der Betriebe 1079 195 612 726 374 143 998 180 3,3 0,5 4,7 2,5 0,5 0,4 3,9 0,8 Umsatztage Ausgaben pro Betrieb/Umsatztag in DM Umsatztage/Jahr Gesamtausgaben in Mio. DM Total Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis ift Befragung 16,5 Die Schausteller geben demzufolge an den Volksfestorten rund DM 17 Mio. pro Jahr für Müllbeseitigung aus. 4.4.6 Ausgaben für Reparaturen, TÜV und technische Abnahme Eine wichtige Rolle spielen auch die Ausgaben für die technische Abnahme, den TÜV und Reparaturen. Erwartungsgemäß weisen die technisch aufwendigen Fahrgeschäfte die höchsten Ausgabebeträge in diesem Bereich auf. Rund die Hälfte der Unternehmen wenden dafür bis zu DM 500.- auf. Abbildung 41: Ausgaben für Reparaturen, TÜV und technische Abnahme 4,6 5.000 DM und mehr 2,3 3.000 bis unter 5.000 DM 5,7 2.000 bis unter 3.000 DM 1,1 1.500 bis unter 2.000 DM 9,2 1.000 bis unter 1.500 DM 21,8 500 bis unter 1.000DM 52,9 unter 500 DM 2,3 keine Angabe 0 10 20 30 40 50 60 Angaben in % Quelle: ift Befragung Die Hochrechnung der im Rahmen der Befragung ermittelten Ausgaben auf die Gesamtausgaben der Branche pro Jahr wurde analog zu Kapitel 4.4.1 auf Basis der Umsatztage vorgenommen. Tabelle 35: Ausgaben für Reparaturen, TÜV und technische Abnahme nach Geschäftsart Geschäftsart Durchschnittsausgaben pro Betrieb in DM Fahrge- Gastroschäfte nomie Imbiss Schießen Spiel Schau Verkauf Sonstiges 1.409 500 593 617 193 1.537 514 408 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 Ausgaben pro Betrieb/Umsatztag in DM 192 68 81 84 26 209 70 56 Umsatztage/Jahr 128 128 128 128 128 128 128 128 24.538 8.707 10.327 10.745 3.361 26.767 8.951 7.105 Zahl der Betriebe 1079 195 612 726 374 143 998 180 Gesamtausgaben in Mio. DM 26,5 1,7 6,3 7,8 1,3 3,8 8,9 1,3 Umsatztage Ausgaben Betrieb/Jahr in DM Total Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis ift Befragung 57,6 Die Schausteller geben demzufolge an den Volksfestorten knapp DM 58 Mio. pro Jahr für Reparaturen, TÜV und technische Abnahme aus. 4.4.7 Ausgaben für Sonstiges Auch die Ausgaben für Sonstiges (darunter fallen z.B. GEMA-Gebühren) stellen einen bedeutenden Ausgabefaktor dar. Abbildung 42: Ausgaben für Sonstiges 4,8 über 5.000 DM 1,6 4.000 bis unter 5.000 DM 8,0 3.000 bis unter 4.000 DM 9,7 2.000 bis unter 3.000 DM 4,8 1.500 bis unter 2.000 DM 22,6 1.000 bis unter 1.500 DM 14,5 500 bis unter 1.000 DM 33,9 unter 500 DM 0 10 20 30 40 Angaben in % Quelle: ift Befragung Die Hochrechnung der im Rahmen der Befragung ermittelten Ausgaben auf die Gesamtausgaben der Branche pro Jahr wurde analog zu Kapitel 4.4.1 auf Basis der Umsatztage vorgenommen. Tabelle 36: Ausgaben für Sonstiges nach Geschäftsart Geschäftsart Durchschnittsausgaben pro Betrieb in DM Fahrge- Gastroschäfte nomie Imbiss Spiel Schießen Schau Verkauf Sonstiges 1.537 939 1.817 1.000 442 2.767 448 384 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 7,35 Ausgaben pro Betrieb/Umsatztag in DM 209 128 247 136 60 376 61 52 Umsatztage/Jahr 128 128 128 128 128 128 128 128 26.767 16.353 31.643 17.415 7.697 48.187 7.802 6.687 Zahl der Betriebe 1079 195 612 726 374 143 998 180 Gesamtausgaben in Mio. DM 28,9 3,2 19,4 12,6 2,9 6,9 7,8 1,2 Umsatztage Ausgaben Betrieb/Jahr in DM Total Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis ift Befragung 82,8 Die Schausteller geben demzufolge an den Volksfestorten rund DM 83 Mio. pro Jahr für Sonstiges aus. 4.5 Standgebühren Um das Volumen der von den Schaustellern zu entrichtenden Standgebühren möglichst exakt zu ermitteln, wurde dieser Ausgabenbereich nicht bei den Schaustellern abgefragt, sondern die Standgebühren wurden direkt bei den ausrichtenden Städten ermittelt. In diesem Zusammenhang wurden die Standgebührenordnungen abgefordert und ausgewertet. Direkte Auskünfte zu den eingenommenen Standgebühren erteilten die Städte nur in Ausnahmefällen, wie z.B. in Hamburg, wo durch die drei DomVeranstaltungen DM 1,99 Mio. an Standgeldern eingenommen werden. Neben den Städten, in denen Besucherbefragungen durchgeführt wurden (Herne, Bonn, Stuttgart und Oldenburg) wurden die Gebührenordnungen der Städte Nürnberg, Bremen, Oberhausen, Hannover und Paderborn ausgewertet. Bei den Standgebühren gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Berechnungsgrundlagen. Neben Festpreisen pro Geschäft und Veranstaltung, gibt es Preise pro Quadratmeter, pro Frontmeter, pro Tiefenmeter oder Kombinationen aus mehreren Kriterien. Die Quadratmeterpreise sind dann teilweise noch nach den Gesamtquadratmeterwerten gestaffelt (großflächige Fahrgeschäfte zahlen z.B. in Herne pro Quadratmeter beanspruchter Fläche einen geringeren Betrag, als kleinere Fahrgeschäfte). Grundsätzlich gibt es unterschiedliche Gebührenhöhen je nach Art des Geschäftes. Für bestimmte, bevorzugte Standorte auf dem Gelände gelten dann teilweise zusätzliche Topzuschläge. Die Aufgliederung der verschiedenen Geschäfte auf die Geschäftsarten variiert dabei stark. Während man z.B. in Oldenburg nur 3 Geschäftsarten unterscheidet, sind es in Stuttgart 77. In einigen Städten werden überdies Parkgebühren für die verschiedenen Fahrzeuge der Schausteller erhoben (in den nachfolgenden Tabellen nicht berücksichtigt). Eine ausführliche Darstellung der ausgewerteten Gebührenordnungen würde den Rahmen dieser Studie sprengen. Um aus den Gebührenordnungen tatsächlich Rückschlüsse auf die Gebührenhöhen für einzelne Geschäfte zu ziehen, war es meist erforderlich, neben dem Typ auch die Größe der Geschäfte zu berücksichtigen. Dazu wurden die Beschickerlisten von zwei Volksfesten mit zusammen 581 Geschäften ausgewertet. Aus den Front-, Tiefen- und Quadratmetern dieser 581 Geschäfte wurden durchschnittliche Werte für Front-, Tie- fen- und Quadratmeter für die 52 durch den DSB ausgewiesenen Geschäftstypen ermittelt. 76 Anschließend wurden die in den verschiedenen Gebührenordnungen genannten Geschäftstypen den durch den DSB ausgewiesenen Geschäftstypen zugeordnet und die Gebühren pro Tag und Geschäft anhand der Gebührenordnung und der ermittelten durchschnittlichen Dimensionen der Geschäfte ermittelt. Die Auswertung der Standgebührenordnungen der zuvor genannten neun Städte führte zu folgendem Ergebnis: Tabelle 37: Standgebühren der Schaustellerbetriebe Geschäftstyp Mitgliedsbe- Frontmeter Fläche durchschnittliche Standgebühren bei triebe im durchschnitt- durchschnitt- Standgebühren 128 Umsatztagen DSB lich lich pro Tag gesamt Schau- und Belustigung 143 18,0 213,2 306,62 DM Fahrgeschäfte 1079 19,5 352,5 434,89 DM 60.063.775,15 DM Spielgeschäfte 726 10,9 41,4 207,86 DM 19.315.798,81 DM Schießgeschäfte 374 11,4 32,2 118,30 DM Verkauf 998 7,8 21,8 94,02 DM 12.010.179,31 DM Imbiss 612 8,2 39,3 203,36 DM 15.930.362,61 DM Reisegastronomie 195 18,7 464,8 1.324,21 DM 33.052.229,51 DM Sonstige 180 11,8 135,5 221,03 DM 5.612.459,94 DM 5.663.423,96 DM 5.092.487,57 DM Total 4307 12,6 142,5 284,31 DM 156.740.716,86 DM Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis Auswertung von Standgebührenordnungen und Beschickerlisten. Bei den untersuchten neun Volksfesten handelt es sich um größere Volksfeste, deren Standgebühren möglicherweise nicht repräsentativ für die Gesamtheit der Volksfeste sind. Die Größe eines Volksfestes spielt bei der Bemessung der Standgebühren sicherlich eine Rolle, da mit zunehmender Größe auch der organisatorische Aufwand, z.B. für die Verkehrsregelung oder die Beschilderung zunimmt. Auch die Dauer eines Volksfestes wirkt sich sicherlich in der Standgebühr pro Tag aus, da gewisse Fixkosten bei einer kürzeren Veranstaltung auf eine geringere Zahl von Tagen verteilt werden müssen. Die nachfolgende Tabelle stellt die Standgebühren für verschiedene Volksfeste gegenüber. Dabei wurden die durchschnittlichen Standgebühren pro Geschäft und Tag auf 76 Geschäftstypen siehe Anhang Basis des Anteils der Geschäftstypen an den Mitgliedsbetrieben des DSB berechnet und nicht auf Basis der tatsächlich auf dem jeweiligen Volksfest vertretenen Geschäfte. Es wurde also davon ausgegangen, dass auf jedem dieser Volksfeste die Verteilung der Geschäftstypen dem Branchendurchschnitt entspricht. Dadurch ist eine größere Vergleichbarkeit von Volksfesten unterschiedlicher Ausrichtung gewährleistet. Tabelle 38: Standgeld- und Ausgabenhöhe Ort Beschicker Dauer in Tagen Standgeld Kaufkraft Bonn 425 5 350,53 DM 33.781 DM Stuttgart 348 16 299,91 DM 37.251 DM Oldenburg 260 10 212,75 DM 26.914 DM Herne 424 10 261,00 DM 23.327 DM Bremen 400 16 174,20 DM 28.508 DM Nürnberg 160 16 309,99 DM 31.661 DM Paderborn 365 9 342,86 DM 26.645 DM Oberhausen 421 6 198,68 DM 25.106 DM Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der Gebührenordnungen der Städte, ift -Befragung Es fällt auf, dass große Unterschiede in der Höhe der Standgebühren bestehen. So kostet der Tag auf dem Bonner Pützchen's Markt 76% mehr, als auf der Sterkrader Fronleichnamskirmes in Oberhausen – trotz einer praktisch gleich hohen Beschickerzahl und einer fast identischen Dauer. Man könnte also von einem identischen Organisationsaufwand ausgehen. Auffällig ist, dass die Kaufkraft in Bonn wesentlich höher ist, was, wie zuvor gezeigt wurde, auf höhere Durchschnittsausgaben der Besucher schließen lässt. Interessant ist auch der Vergleich der jeweils 16-tägigen Veranstaltungen in Bremen und Stuttgart. Obwohl in Stuttgart bei gleicher Dauer sogar etwas weniger Beschicker vertreten sind, sind die Standgebühren rund 72% höher als in Bremen. Auch hier fällt auf, dass die Kaufkraft in Stuttgart wesentlich höher als in Bremen ist. Das gilt auch für die durchschnittlichen Tagesausgaben von DM 45,17 in Stuttgart und DM 37,61 in Bremen. 77 77 Diese Zahlen legen die Hypothese nahe, dass sich die Höhe der Standgebühren nicht immer an den tatsächlichen Kosten der Kommunen bemisst, sondern an der Leistungsfähigkeit der Schaustellerbetriebe, die mit ihren Geschäften auf den Volksfesten vertreten sind, denn dort, wo höhere Umsätze pro Besucher erzielt werden, machen Zur Bereinigung des auf Basis der Standgebührordnungen der untersuchten Städte ermittelten Volumens Standgebühren werden daher die Ausgabenhöhen herangezogen. Für die Städte Bonn, Stuttgart, Oldenburg und Herne wurden durchschnittliche Gesamtausgaben der Volksfestbesucher von DM 62,49 pro Tag ermittelt. Legt man die Gebührenordnungen dieser Städte zu Grunde, dann ergibt sich eine Standgebühr pro Geschäft und Tag von DM 297,95. Für alle Volksfeste wurden Durchschnittsaugaben von DM 45,37 ermittelt, also 72,6% der Ausgaben in den vier zuvor genannten Städten. Geht man davon aus, dass die Standgebühren insgesamt entsprechend geringer sind, ergibt sich ein Betrag von DM 216,31 pro Geschäft und Tag. Hochgerechnet auf 128 Umsatztage und 5.000 Schaustellerbetriebe resultiert dies in einem Gesamtvolumen der Standgebühren von DM 138,4 Mio.. die Schausteller in der Regel auch ein besseres Geschäft. Die Schausteller akzeptieren Standgelderhöhungen in der Regel so lange, wie sich die Präsenz auf einer bestimmten Veranstaltung dennoch rechnet. Insofern könnten Kommunen durchaus in die Versuchung kommen, den Spielraum für Gebührenerhöhungen entsprechend auszureizen, ohne dass diesen Erhöhungen notwendigerweise erhöhte Kosten bei den Kommunen gegenüberstehen. Dafür sprechen auch die teilweise starken Gebührenerhöhungen in den vergangen Jahren. So erhöhte z.B. die Stadt Moers die Standgebühren in den vergangenen zehn Jahren um 150% bis 170% (abhängig vom Geschäftstyp), eine Erhöhung, die mit der Inflationsrate und gestiegenen Eigenkosten alleine sicher nicht zu erklären ist. 4.6 Gesamtausgaben der Schausteller Die nachfolgende Tabelle fasst die ermittelten Ausgaben der Schausteller zusammen: Tabelle 39: Gesamtausgaben der Schausteller an den Volksfestorten Ausgabebereich Ausgaben in Mio. DM Aushilfskräfte 149,6 Lebensunterhalt feste Mitarbeiter und mitreisende Familienangehörige 292,4 Freizeit, Bildung, Unterhaltung und sonstiges während des Aufenthaltes 71.4 Wareneinkäufe Betrieb 235,8 Lebensmitteleinkäufe Betrieb 161,9 Strom 118,5 Wasser 16,9 Werbung 42,8 Müllbeseitigung 16.6 Reparaturen, TÜV, technische Abnahme 57.6 Sonstiges 82,8 Bruttoausgaben Betriebe im DSB (4.307 Betriebe) 1.246,2 Bruttoausgaben alle Betriebe (5.000 Betriebe) 1.446,8 78 ca. Nettoausgaben alle Betriebe Standgebühren (netto) 1.269,1 138,4 Nettoausgaben inkl. Standgebühren 1.385,6 Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis ift – Schaustellerbefragung, Standgebührenerhebung Die Schausteller geben also pro Volksfestbesucher gut DM 8,51 in der das Volksfest ausrichtenden Kommune aus. Weitere rund DM 0,81 wenden sie pro Volksfestbesucher für die Standgebühren auf. Fazit: Zu den DM 15,37 (vgl. Kapitel 5.2), die jeder Volksfestbesucher bei seinem Besuch im Durchschnitt außerhalb des Volksfestes ausgibt, kommen also weitere DM 9,32 hinzu, die über den Umweg über die Schausteller direkt in der das Volksfest ausrichtenden Kommune ausgegeben werden, insgesamt also DM 24,69 bzw. 54,4% der Ausgaben der Besucher. 78 Hier wurde ein gewichteter Mehrwertsteuersatz von 14% angesetzt, da teilweise Ausgaben getätigt werden, auf die nur der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von 7% anfällt. Am meisten wenden die Schausteller am Volksfestort mit rund DM 400 Mio. für die Wareneinkäufe und Lebensmitteleinkäufe für den Betrieb und mit rund DM 290 Mio. für den Lebensunterhalt auf. Dahinter folgen mit rund DM 150 Mio. die Aushilfskräfte und mit rund DM 138 Mio. die Standgebühren. Die gesamten Bruttoausgaben der Schausteller (inkl. Standgebühren) am Volksfestort betragen rund DM 1,6 Mrd. Darin sind Kosten für den Transport sowie für Investitionen nicht enthalten. 5. UMSATZ- UND EINKOMMENSW IRKUNGEN 5.1 Vorgehensweise bei der Berechnung von Umsätzen, Nett owertschöpfung und Einkommensbeitrag aus den Volksfes tbesuchen Neben der Darlegung qualitativer und quantitativer Strukturmerkmale der Volksfestbesuche steht die Ermittlung des wirtschaftlichen Stellenwertes dieses touristischen Marktsegments im Mittelpunkt der Betrachtungen. Um den Umgang mit dem gewonnenen Datenmaterial und den daraus abgeleiteten Ergebnissen zu erleichtern, soll die Vorgehensweise – von der Umsatzberechnung bis zur Darstellung des Einkommensbeitrages aus der Veranstaltung von Volksfesten – schrittweise erläutert werden. 1. Schritt: Berechnung der Bruttoumsätze Grundlage für die Ermittlung der Bruttoumsätze durch Volksfeste sind: • Die durchschnittlichen Tagesausgaben der Volksfestbesucher pro Kopf (A) Die entsprechenden Ausgabenhöhen sind der Zusammenstellung in Tabelle 44: Ermittlung der volksfestindizierten Ausgaben zu entnehmen. • Die Zahl der Volksfestbesuche Die entsprechenden Daten sind in den vorangehenden Kapiteln ausgewiesen. Durch Multiplikation beider Werte lassen sich die durch Volksfestbesuche bewirkten Bruttoumsätze (BU) ermitteln: A x B = BU Durch eine Unterscheidung nach einzelnen Ausgabearten wird die Zuordnung der Umsätze zu bestimmten Zweigen des Schaustellergewerbes bzw. Branchen außerhalb des Schaustellergewerbes ermöglicht. 2. Schritt: Berechnung der Nettoumsätze Ausgehend vom berechneten Bruttoumsatz ergibt sich nach Abzug der Mehrwertsteuer der jeweilige Nettoumsatz (NU). dafür sind Sätze von 16% bzw. 7% (ermäßigter Satz) anzusetzen. BU – MwSt = NU 3. Schritt: Berechnung der Nettowertschöpfung Die Nettowertschöpfung ergibt sich aus folgendem Rechenweg: Produktionswert (entspricht Umsatz abzgl. MWSt.) - Vorleistungen (Rohstoffe, Mieten, Pachten etc.) = Bruttowertschöpfung + nicht abziehbare Umsatzsteuer + Einfuhrabgaben (Einfuhrzölle, Verbrauchssteuern auf Einfuhren, etc.) = Bruttoinlandsprodukt - Abschreibungen = Nettoinlandsprodukt zu Marktpreisen - indirekte Steuern (Produktionssteuern, Einfuhrabgaben, nicht abziehbare Umsatzsteuer) = Nettowertschöpfung (= Nettoinlandsprodukt zu Faktorkosten) Grundlage der Berechnung des ökonomischen Wertes sind die über die Ausgaben ermittelten Produktionswerte, die unter Verwendung von Kostenstrukturanalysen der betreffenden Wirtschaftsbereiche analog zur volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zum Nettoinlandsprodukt zu Faktorkosten (Nettowertschöpfung) bzw. unter Einbezug des Saldos aus Einkommen aus der übrigen Welt (zzgl. Einkommen aus der übrigen Welt abzgl. Einkommen an die übrige Welt) zum Nettosozialprodukt zu Faktorkosten (Volkseinkommen) führen. Die sogenannten Wertschöpfungsquoten können aus Betriebsvergleichen abgeleitet werden und geben an, wie viel Prozent des Nettoumsatzes unmittelbar zu Löhnen, Gehältern und Gewinnen, also zu Einkommen, werden. Entsprechend der Untergliederung nach einzelnen Ausgabearten wurden folgende Wertschöpfungsquoten angesetzt: Tabelle 40: Wertschöpfungsquoten für einzelne Wirtschaftsbereiche Verpflegungseinrichtungen Lebensmitteleinzelhandel Sonstiger Einzelhandel Unterhaltung lokaler Transport gewerbliche Beherbergungseinrichtungen Sonstiges Wertschöp35% 12% 19% 52% 41% 42% 37% fungsquote Quelle: DWIF, Heft 46, Tagesreisen der Deutschen, München 1995, S. 167 und DWIF, Heft 43, Die Ausgabenstruktur im übernachtenden Fremdenverkehr in der Bundesrepublik Deutschland, München 1992, S. 212 Diese Wertschöpfungsquoten werden den Bereichen, in denen Volksfestbesucher Umsätze tätigen, wie folgt zugeordnet: Tabelle 41: Zuordnung der Wertschöpfungsquoten Ausgabenbereich Wirtschaftsbereich Wertschöpfung Volksfest Gastronomie Verpflegungseinrichtungen 35% Imbiss Verpflegungseinrichtungen 35% Fahrgeschäfte Unterhaltung 52% Spielgeschäfte Unterhaltung 52% Schießen Unterhaltung 52% Schau und Belustigung Unterhaltung 52% Einkäufe Sonstiger Einzelhandel 19% Sonstiges Sonstiges 37% Parken Sonstiges 37% Lokaler Transport Lokaler Transport 41% ÖPNV, Taxi, DB Lokaler Transport 41% Unterkunft gewerbliche Beherbergungseinrichtungen 42% Gastronomie außerhalb Verpflegungseinrichtungen 35% Einkäufe außerhalb Sonstiger Einzelhandel/Lebensmitteleinzelhandel 15,5% Außerhalb Volksfest Unterhaltung/Sport/Freizeit Quelle: Eigene Darstellung Unterhaltung 52% Insgesamt kann eine gewichtete Wertschöpfungsquote über alle Ausgabebereiche von 37,7% bei Volksfestbesuchen angesetzt werden. Bezieht man diesen Anteil auf den ermittelten Nettoumsatz, ergibt sich die Nettowertschöpfung: Volksfestbesuche: NU x 0,377 = NWS (1. Umsatzstufe) 4. Schritt: Beitrag der Volksfestbesuche zum Volkseinkommen Die wirtschaftliche Bedeutung der Volksfeste wird gemessen an ihrem Beitrag zum Volkseinkommen. Der relative Anteil ergibt sich aus der Division der ermittelten Nettowertschöpfung (NWS) durch das Volkseinkommen (VE): NWS : VE x 100 = Beitrag zum Volkseinkommen in % 79 5. Schritt: Berücksichtigung der 2. Umsatzstufe Während der aus der 1. Umsatzstufe resultierende Beitrag der Volksfeste zum Volkseinkommen ziemlich exakt ermittelt werden kann, ergeben sich wegen der in den Kostenstrukturdaten zusammengefassten Positionen von Vorleistungen größere Schwierigkeiten bei der Bestimmung der in der 2. Umsatzstufe enthaltenen Wertschöpfungsanteile. Daher kann vielfach nur mit einer durchschnittlichen Wertschöpfungsquote von rund 30% über alle Wirtschaftsbereiche gearbeitet werden. Im Rahmen dieser 2. Umsatzstufe werden beispielsweise die Wurstlieferungen eines Metzgers an einen Imbissbetrieb berücksichtigt (Vorleistung des Metzgers für den Imbissbetrieb), da entsprechende Leistungen an den Kunden (hier: Volksfestbesucher) weitergegeben werden. Die aus derartigen Vorleistungen oder auch Abschreibungen entstehenden Einkommenswirkungen, welche durch volksfestindizierte Nachfrage hervorgerufen werden, sind bei der Ermittlung der 2. Umsatzstufe zu berücksichtigen. Würstchen, die der Volksfestbesucher direkt in der Metzgerei einkauft, sind demgegenüber bereits in der 1. Umsatzstufe enthalten (Ausgaben für Lebensmitteleinkäufe!). 79 Der Anteil der Volksfeste am Bruttoinlandsprodukt liegt wahrscheinlich in einer ähnlichen Größenordnung. Um die richtige Bezugsgröße zum Bruttoinlandsprodukt zu bekommen, müsste der Wert für die Nettowertschöpfung aus den Volksfesten beispielsweise um die Abschreibungen erhöht werden. Da das entsprechende Volumen für eine Gegenüberstellung mit dem Bruttoinlandsprodukt nicht bekannt ist, kann eine exakte Relation für den Beitrag der Volksfeste zum Bruttoinlandsprodukt nicht ausgewiesen werden. Die Einbeziehung der in der vorgelagerten Umsatzstufe entstandenen Löhne, Gehälter und Gewinne in die Berechnung der ökonomischen Auswirkungen ist nicht unumstritten, da sie bei Gegenüberstellung mit anderen Wirtschaftsbereichen zwangsläufig zu Doppelzählungen führt (die aus der Sicht der Volksfeste zweite Umsatzstufe ist, aus der Sicht der diese Leistungen produzierenden Branche, deren erste Umsatzstufe). Ungeachtet dieser methodischen Grundsatzfrage, soll die Wirkung der Nachfrage auf Volksfesten möglichst vollständig aufgezeigt und daher auch die zweite Umsatzstufe zumindest wertmäßig beziffert werden. Vorleistungen und auch Abschreibungen enthalten stets auch wertschöpfungsrelevante Bestandteile. Im Gegensatz zur 1. Umsatzstufe tangieren die Vorleistungen jedoch eine so große Zahl von Wirtschaftsbranchen, dass eine detaillierte Errechnung individueller Wertschöpfungsquoten nicht leistbar ist. Als plausibler Mittelwert wird daher eine Wertschöpfungsquote von 30% in Ansatz gebracht. Diese 30% sind von jenem Wert zu berechnen, der sich aus der Differenz von Gesamtnettoumsatz und Nettowertschöpfung der 1. Umsatzstufe ergibt. (NU – NWS) x 0,30 = Einkommenswirkung aus der 2. Umsatzstufe Die nachfolgende Abbildung stellt den Zusammenhang an einem Beispiel grafisch dar: Abbildung 43: Ermittlung der Nettowertschöpfung über die Umsatzstufen 1. Umsatzstufe 2. Umsatzstufe MwSt DM 1,38 BU Bruttoumsatz: DM 10,(Fahrpreis Achterbahn) Vorleistungen DM 5,37 NU Nettoumsatz DM 8,62 (für Standgeb., Energie, Material, Reparaturen etc.) NWS DM 3,25 (für Löhne & Gewinne Achterbahnbetrieb) NWS DM 1,61 (für Löhne und Gewinne bei Zulieferern und Dienstleistern ) Nettowertschöpfung gesamt DM 4,86 Quelle: Eigene Darstellung Exkurs: Plausibilitätsprüfung der angesetzten Wertschöpfungsquote Die angesetzte Wertschöpfungsquote von 37,7% impliziert, dass 62,3% der Nettoumsätze nicht als Löhne und Gewinne bei den Schaustellerunternehmen verbleiben, sondern für Vorleistungen wieder in den Wirtschaftskreislauf fließen. Bei den Schaustellerunternehmen geschieht dies in Form von Standgebühren, Ausgaben für Wareneinkäufe, durch Investitionen und durch Ausgaben für Strom, Wasser, Transportf etc. Dazu sollen hier aber auch die Kosten für die Aushilfskräfte zählen. Bei Nettoumsätzen auf den 12.250 Volksfesten (ohne Weihnachtsmärkte) von DM 4,41 Mrd. ergibt sich ein Betrag von netto DM 2,74 Mrd. für Vorleistungen. Diese Nettoumsätze entfallen allerdings nicht komplett auf das Schaustellergewerbe, da auf Volksfesten auch andere Gewerbetreibende Umsätze erzielen. Da es keine Daten zum Anteil der Schausteller an den auf den Volksfesten vertretenen Betrieben gibt, muss diese Zahl geschätzt werden. Geht man von einem Anteil der Schausteller von 80% aus, dann verbleiben rund DM 2,2 Mrd. für die Vorleistungen. An Löhnen und Gewinnen für die Schausteller verblieben in diesem Fall rund DM 1,3 Mrd. (also rund DM 32.500 bis DM 37.500 pro Mitarbeiter). Zuvor wurde ermittelt, dass die 5.000 Schaustellerunternehmen am Volksfestort selbst ca. DM 1,4 Mrd. (= Nettoausgaben) ausgeben. Darin sind allerdings netto rund 300 Mio. DM für den privaten Konsum der Schausteller enthalten. Damit entfallen auf die betriebliche Vorleistungen rund DM 1,1 Mrd. Weitere DM 1,1 Mrd. müssten daher auf Vorleistungen außerhalb des Volksfestortes entfallen, also z.B. auf den Transport und die betrieblichen Investitionen. Das bedeutet pro Unternehmen rund DM 220.000 pro Jahr. Dieser Wert kann nicht näher ausdifferenziert werden, erscheint allerdings plausibel vor dem Hintergrund, dass schon einfache Fahrgeschäfte mindestens DM 500.000 kosten (Achterbahnen wie der Eurostar sogar DM 24 Mio.), durchschnittlich etwa 40 Transporte pro Jahr anfallen (im Falle des Eurostar klostet allein der Bahntransport DM 75.000) und neben dem eigentlichen Geschäft auch ein Fuhrpark sowie mobile Unterkünfte (Wohnwagen) zu den Unternehmen gehören. Insofern kann auch die angesetzte Wertschöpfungsquote als plausibel bezeichnet werden. 5.2 Umsätze aus den Volksfestbesuchen Aus der Multiplikation der Tagesausgaben pro Kopf (vgl. Abschnitt 2.4.2) und der Zahl der durchgeführten Volksfestbesuche (vgl. Abschnitt 2.1.3) lassen sich die Umsätze ermitteln. Da die Tagesausgaben jedoch von der Größe der Volksfeste abhängig sind, muss die Zahl der Volksfestbesuche zunächst verschiedenen Größenklassen von Volksfesten zugeordnet werden. Um die Verteilung der Volksfeste auf verschiedene Größenklassen zu ermitteln, wurde für einen repräsentativen Querschnitt der Volksfeste in Deutschland die Größe (ausgedrückt durch die Zahl der Beschicker) ermittelt. 80 Tabelle 42: Größenklassen von Volksfesten Anzahl der Beschicker bis 9 Anteil an den Volksfesten Gesamtzahl der VeranstaltungsVolksfeste (ohne tage Weihnachtsmärkte) Beschickertage 25,5% 3.125 7.188 35.938 10 bis 19 7,2% 888 2.220 33.302 20 bis 39 23,2% 2.842 7.673 230.181 40 bis 59 17,4% 2.131 6.181 309.039 60 bis 79 5,8% 710 2.202 154.164 80 bis 99 5,8% 710 2.558 230.181 100 bis 199 10,1% 1.243 5.222 783.254 200 bis 299 4,3% 533 2.664 666.033 300 bis 399 0,5% 61 460 160.847 400 und mehr 0,1% 6 56 28.750 100,0% 12.255 36.422 2.631.688 Total Quelle: Eigene Erhebung Bei der Verteilung der insgesamt 170 Mio. Volksfestbesucher auf die Größenklassen wurde neben der Anzahl der Volksfeste auch die Dauer der Volksfeste und die zu erwartende Besucherfrequenz berücksichtigt, die bei kleineren Volksfesten geringer als 80 Die Stichprobe (n=69) wurde als Zufallsstichprobe aus dem Komet-Kalender gezogen. bei größeren Volksfesten ist. Aus diesen Überlegungen ergibt sich folgende Verteilung der Besucher auf die Größenklassen: Tabelle 43: Gesamtbesucherzahlen von Volksfestgrößenklassen Anzahl der Beschicker Gesamtbesucher (geschätzt) Anzahl der Beschicker Gesamtbesucher (geschätzt) bis 9 1.000.000 100 bis 199 47.000.000 10 bis 19 1.000.000 200 bis 299 47.000.000 20 bis 39 7.000.000 300 bis 399 25.000.000 40 bis 59 13.000.000 400 und mehr 10.000.000 60 bis 79 7.000.000 Total 80 bis 99 Quelle: Schätzung 170.000.000 12.000.000 Setzt man nun die Gesamtbesucherzahlen der Größenklassen mit den zu erwartenden Ausgaben auf Volksfesten der entsprechenden Größenklassen (siehe Tabelle 18) in Beziehung, ergibt sich folgendes Ergebnis: Tabelle 44: Ermittlung der volksfestindizierten Ausgaben Anzahl der Beschicker Gesamtbesucher Ausgaben pro Besucher auf dem Volksfest in DM Gesamtausgaben auf dem Volksfest in Mio. DM Ausgaben pro Besucher außerhalb des Volksfestes in DM Gesamtausgaben außerhalb des Volksfestes in Mio. DM Gesamtausgaben in Mio. DM bis 19 2.000.000 3,40 6,8 1,18 2,3 9,2 20 bis 39 7.000.000 9,26 64,8 3,21 22,5 87,3 40 bis 59 13.000.000 13,97 181,6 4,85 63,0 244,6 60 bis 79 7.000.000 17,87 125,1 6,20 43,4 168,5 80 bis 99 12.000.000 21,15 253,8 7,34 88,1 341,8 100 bis 199 47.000.000 28,46 1.337,5 9,87 464,1 1.801,6 200 bis 299 47.000.000 35,91 1.687,7 12,46 585,6 2.273,3 300 bis 399 25.000.000 40,45 1.011,1 14,03 350,9 1.362,0 400 und mehr 10.000.000 43,50 435,0 15,09 150,9 585,9 Total 170.000.000 30,02 5.103,3 Quelle: Eigene Darstellung auf Basis ift -Befragung 10,43 1.771 6.874,1 Demnach resultierten aus den Volksfestbesuchen der deutschen Bevölkerung im Jahr 2000 Bruttoumsätze in Höhe von: • DM 5,10 Mrd. auf den Volksfesten selbst • DM 1,77 Mrd. außerhalb der Volksfestgelände In den Umsätzen auf den Volksfestgeländen sind allerdings auch Umsätze enthalten, die nicht dem Schaustellergewerbe zufließen, da Volksfeste nicht ausschließlich durch Schausteller beschickt werden. So werden vor allem Jahrmärkte und Spezialmärkte auch durch Händler beschickt. Darüber hinaus sind auch das örtliche Gewerbe (z.B. Gastronomie) und örtliche Vereine als Beschicker auf Volksfesten vertreten. Die DM 5,1 Mrd. sind also nicht der Branchenumsatz des Schaustellergewerbes. Die Aufwendungen für Fahrtkosten mit dem Pkw sind in diesen Umsätzen nicht enthalten. Die für die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel anfallenden Fahrtkosten konnten im Rahmen der Interviews direkt beim Volksfestbesucher hinterfragt werden. Da die Ausgabenhöhe und die Personenzahl, auf welche sich die Ausgaben beziehen, abgefragt wurden, stellte die Ermittlung der durchschnittlichen Fahrtkosten pro Volksfestbesucher bei der Benutzung von Bahn, Bus, Taxi oder ÖPNV keine größeren Probleme dar und wurde bereits vorgenommen. Bei Volksfestbesuchen mit dem Pkw ergibt sich demgegenüber eine andere Situation. Tatsächlich getätigte Ausgaben fallen nur an, wenn zufällig während der Fahrt zum oder vom Volksfest getankt wird; fiktive Umsätze bei der Benutzung des Pkw entstehen allerdings unabhängig von evtl. auftretenden Ausgaben für Treibstoff. Bei Leihwagen kommen die Mietkosten des Fahrzeuges hinzu. Neben den reinen Betriebskosten (Treibstoffkosten) müssen darüber hinaus anteilig für diese Fahrten auch feststehende Kosten wie Abschreibung, Versicherung, Steuern etc. berücksichtigt werden. Die gesamten Aufwendungen für Pkw-Fahrten spiegeln sich am besten im steuerlich absetzbaren Betrag von DM 0,52 pro gefahrenem Kilometer (für das Jahr 2000) wider. Vorausgesetzt, dass sich bei der Verteilung der im Rahmen eines Volksfestbesuches benutzten Fahrzeugtypen keine elementaren Abweichungen vom Pkw-Bestand im Bundesgebiet ergeben, können die pauschalen Kosten von DM 0,52 ohne Gewichtung für die Berechnung herangezogen werden. Bei Volksfestbesuchen mit dem Pkw werden insgesamt im Durchschnitt 70,5 Kilometer (35,25 Kilometer einfache Wegstrecke) zurückgelegt. Unter Zuhilfenahme der steuerlich absetzbaren Kosten und dem durchschnittlichen Fahrzeugbesetzungsgrad wäh- rend eines Volksfestbesuches (2,5 Personen), lassen sich die durchschnittlichen Fahrtkosten pro Volksfestbesucher ermitteln, der mit dem Pkw unterwegs ist: (70,5 km x DM 0,52) : 2,5 Besucher = DM 14,66 pro Volksfestbesucher Umgerechnet auf alle Volksfestbesucher ergeben sich Kosten von DM 6,80 für Fahrten mit dem Pkw, bzw. 12,2% der zuvor ermittelten Gesamtausgaben von DM 55,69 Ausgaben. Dieser Wert gilt jedoch nur für die Volksfeste, auf denen durch ift Befragungen durchgeführt wurden. Bei kleineren, weniger attraktiven Volksfesten ist davon auszugehen, dass auch der Einzugsbereich und damit die durchschnittlich zurückgelegte Wegstrecke geringer sind. Die Höhe der Fahrtkosten ist in Abhängigkeit vom benutzten Transportmittel und von der zurückgelegten Entfernung zu sehen. Für die einzelnen Verkehrsmittel wurden durchschnittliche Fahrtkosten pro Volksfestbesucher und Volksfestbesuch in Höhe von • DM 28,54 bei Taxinutzern • DM 24,00 bei Reisebusnutzern • DM 22,54 bei Bahnfahrern • DM 14,66 bei Pkw-Nutzern • DM 12,63 bei Nutzern des ÖPNV errechnet. Über alle Verkehrsmittel errechnet sich ein durchschnittlicher Aufwand für Fahrtkosten von insgesamt DM 11,69 pro Person und Volksfestbesuch. Damit erreichen die Fahrtkosten für An- und Rückreise zum bzw. vom Volksfestort eine Größenordnung von rund 19% der durchschnittlichen Tagesausgaben von DM 62,49 pro Volksfestbesucher bei den durch ift untersuchten Volksfesten. Legt man den Anteil der Pkw-Fahrtkosten von 12,2% für die ermittelten Durchschnittsausgaben aller Volksfestbesucher ohne Pkw-Kosten von DM 40,43 zu Grunde, dann ergeben sich durchschnittliche Pkw-Kosten von DM 4,94 pro Volksfestbesucher, insgesamt also DM 839,2 Mio. bzw. DM 45,37 pro Volksfestbesuch. Fazit: Insgesamt ergeben sich den Volksfesten zuzurechnende Umsätze von DM 7,71 Mrd.. Dies entspricht Umsätzen von DM 45,37 pro Volksfestbesuch. 5.2.1 Volksfestumsätze im Vergleich mit Umsätzen anderer Freizeitbranchen Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Freizeit wurden 1999 in der Freizeitwirtschaft insgesamt etwa DM 455 Mrd. umgesetzt. Damit entfallen auf die Volksfeste knapp 1,7% der Freizeitumsätze in Deutschland. 81. Ein Vergleich mit den Umsätzen anderer Freizeitbranchen 82 verdeutlicht den hohen Stellenwert von Volksfesten: • Volksfeste DM 7,7 Mrd. • Theater DM 4,8 Mrd. • Fitnessanlagen DM 4,0 Mrd. • Kino/Filmtheater DM 1,6 Mrd. • Spielbanken DM 1,5 Mrd. • Freizeitbäder 0,9 DM Mrd. • Freizeit- und Erlebnisparks 0,7 DM Mrd. • Kulturbetriebe, Musicals 0,5 DM Mrd.. Fazit: Die Volksfeste indizieren somit Umsätze, die den zusammengefassten Umsätzen von Theatern, Kinos, Freizeit- und Erlebnisbädern sowie Kulturbetrieben und Musicals entsprechen. 81 Quelle: Freizeit-Daten 2000, Deutsche Gesellschaft für Freizeit 82 Quelle: DGF Freizeit Daten 1999 5.2.2 Verteilung der Umsätze Die ermittelten Gesamtumsätze wurden nun analog zu der ermittelten und in Tabelle 15 dargestellten Verteilung der Ausgaben auf die verschiedenen Branchen und Bereiche verteilt. Tabelle 45: Verteilung der volksfestindizierten Umsätze in Mio. DM alle Besucher Lokale Besucher Tagesausflügler Übernachtungsgäste 7.713,0 3.202,4 3.377,4 1.133,2 5.103,1 2.846,5 2.029,7 226,8 Gastronomie 1.762,7 1.082,6 613,1 66,9 Imbiss 1.169,5 637,0 479,3 53,3 Fahrgeschäfte 1.150,7 614,3 483,6 52,7 Spielgeschäfte 282,2 138,7 128,5 15,0 Schießen 107,4 63,8 37,8 5,7 Schau und Belustigung 76,0 48,5 17,9 9,6 Einkäufe 510,0 237,3 251,3 21,5 Sonstiges 44,4 24,3 18,0 2,2 2.612,1 355,8 1.357,5 898,7 Parken 151,7 58,1 87,3 6,4 Lokaler Transport 196,8 0,0 108,5 88,4 ÖPNV, Taxi, DB 500,9 253,6 222,2 25,1 Pkw 839,2 44,1 494,8 300,3 Unterkunft 42,0 42,0 Gastronomie außerhalb 153,6 153,6 Einkäufe außerhalb 492,9 320,4 172,6 Unterhaltung/Sport/Freizeit Quelle: Eigene Berechnungen 234,8 124,4 110,3 Ausgaben auf dem Gelände Ausgaben außerhalb des Geländes Deutlich wird hierbei: • Lokale Besucher geben mit gut DM 2,8 Mrd. etwas mehr aus als Tagesflügler (DM 2,0 Mrd.). Übernachtungsgäste lösen Umsätze in Höhe von DM 227 Mio. aus. • Je weiter die Anreise, desto höher sind die anteiligen Ausgaben der Volksfestbesucher außerhalb des Volksfestgeländes. • Insgesamt entfallen von den Gesamtausgaben aller Gäste zwei Drittel auf das Volksfestgelände, ein Drittel auf Angaben außerhalb des Volksfestgeländes (DM 5,1 Mrd. zu DM 2,6 Mrd.). 5.3 Berechnung der wirtschaftlichen Bedeutung der Volksfes t besuche Die in den nachfolgenden Tabellen ausgewiesenen Daten zum Nettoumsatz (aufgegliedert nach Wirtschaftszweigen), zur Nettowertschöpfung sowie zum Einkommensbeitrag der Volksfeste beinhalten alle Ausgaben während der Volksfestbesuche mit Ausnahme der Fahrt- bzw. Transportkosten für An- und Abreise per Pkw, weil streng genommen bei Selbstfahrern (z.B. Pkw, Motorrad) in der 1. Umsatzstufe keine Umsätze bewirkt werden, da die Erbringung der Fahrleistungen i.d.R. unentgeltlich erfolgt. Legt man einen kalkulatorischen W ert je gefahrenem Kilometer zu Grunde, so entspricht dies der Summe von Vorleistungen anderer Wirtschaftsbereiche, Steuern und Abschreibungen bei der Ermittlung der Wertschöpfung von umsatzerzielenden Verkehrsträgern. Unter Berücksichtigung dieser Einschränkung resultieren aus den Ausgaben der Volksfestbesucher Nettoumsätze in Höhe von DM 5,95 Mrd., die sich zu 74% auf die Beschicker der Volksfeste (zu denen nicht nur Angehörige des Schaustellergewerbes zählen), zu 45% auf gastronomische oder Imbissbetriebe auf und außerhalb des Volksfestgeländes, zu 7,3% auf den Einzelhandel, zu 16% auf das übrige Dienstleistungsgewerbe (Unterhaltung/Freizeit/Sport, lokaler Transport, sonstige Dienstleistungen) und zu 0,6% auf das Beherbergungsgewerbe verteilen. Die Summe der in den einzelnen Ausgabenbereichen errechneten Wertschöpfungsbeiträge (nur 1. Umsatzstufe) addiert sich zu einem Gesamtbetrag von DM 2,24 Mrd.. Gemessen am Gesamtumsatz (ohne MWSt) aus dem Volksfestgeschehen entspricht dies einem Anteilswert (=Wertschöpfungsquote) von 37,7%. Setzt man den Betrag von DM 2,24 Mrd. in Beziehung zum Volkseinkommen in der Bundesrepublik Deutschland (1999 = DM 2.871,22 Mrd.)83, so errechnet sich ein relativer Beitrag des Volksfestgeschehens zur Entstehung des Volkseinkommens in Höhe von 0,078%. Bei Einbeziehung der zweiten Umsatzstufe (Löhne und Gewinne bei Zulieferern und Dienstleistern der Schausteller, wie z.B. Werbebranche, Lebensmitteleinzelhandel, Reparaturbetriebe, Energieunternehmen etc.) erhöhen sich die Anteilswerte, so dass 83 Quelle: Statistisches Bundesamt sich auf Bundesebene ein Gesamtbeitrag zur Entstehung des Volkseinkommens (erste und zweite Umsatzstufe) durch das Volksfestgeschehen von 0,126% errechnet. Nachstehende Übersichten verdeutlichen sowohl die absoluten als auch die relativen Beiträge zum Volkseinkommen. Tabelle 46: Nettoumsätze aus dem Volksfestgeschehen nach Ausgabearten in Mio. DM Nettoumsätze insgesamt 5.950,4 Volksfest 4.410,9 Gastronomie 1.519,6 Imbiss 1.008,2 Fahrgeschäfte 992,0 Spielgeschäfte 243,3 Schießen 92,6 Schau und Belustigung 65,5 Einkäufe 451,4 Sonstiges 38,3 Außerhalb Volksfest 1.539,6 Parken 130,8 Lokaler Transport 169,7 ÖPNV, Taxi, DB 431,8 Unterkunft 36,2 Gastronomie außerhalb 132,4 Einkäufe außerhalb 436,2 Unterhaltung/Sport/Freizeit Quelle: Eigene Berechnungen 202,4 Tabelle 47: Beitrag des Volksfestgeschehens zum Volkseinkommen in der Bundesrepublik Deutschland Nettoumsät- Ø WertNettowertze in Mio. schöpfungs- schöpfung DM quote in % 1. Umsatzstufe in Mio. DM 5.950,4 37,7 Quelle: Eigene Berechnungen 2.238,7 Nettowertschöpfung 2. Umsatzstufe in Mio. DM 1.113,5 Beitrag des VolksfestgescheVolkseinkommen ins- hens zum Volkseinkommen in % gesamt in Mio. DM 2.871.220 1. Umsatzstufe 1.+2. Umsatzstufe 0,078 0,117 5.3.1 Einkommensbeitrag aus Verkehrsleistungen Die bei der Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln entstehenden Umsätze greifen bereits im Rahmen der ersten Umsatzstufe und wurden daher bereits berücksichtigt. Demgegenüber resultieren aus den Fahrleistungen bei Pkw-Nutzung zunächst keine Umsätze (Selbstfahrer). Durch Inanspruchnahme von Vorleistungen (z.B. Treibstoff, Reparaturen, Versicherung) und Berücksichtigung von Abschreibungen entstehen aus Pkw-Fahrten allerdings Einkommenswirkungen in der 2. Umsatzstufe. Auf Grund dieses Umstandes wird der Einkommensbeitrag aus den Pkw-Fahrten für 1. und 2. Umsatzstufe zusammen ausgewiesen. Diese Einkommenswirkungen von Pkw-Fahrten im Zusammenhang mit Volksfesten (1. und 2. Umsatzstufe zusammen) können auf etwa 0,0088% des Volkseinkommens beziffert werden 5.3.2 Einkommensbeitrag der Volksfeste insgesamt Die Volksfeste stellen einen bedeutenden Faktor im Wirtschaftsleben der Bundesrepublik Deutschland dar. Tabelle 48: Beitrag der Volksfeste zum Volkseinkommen Nettoumsätze und Auf- Nettowertschöpfung Volkseinkommen inswendungen für Pkw1. und 2. Umsatzstufe in gesamt in Mio. DM Fahrten in Mio. DM Mio. DM Beitrag des Volksfestgeschehens zum Volkseinkommen in % 1. und 2. Umsatzstufe 6.789,7 Quelle: Eigene Berechnungen 3604,0 2.871.220 0,126 Das bedeutet, dass jedes Volksfest84 im Durchschnitt einen Beitrag zum Volkseinkommen in Höhe von rund DM 294.000 leistet. Von der Wertschöpfung in Höhe von rund DM 3,6 Mrd. entfallen rund DM 1,9 Mrd. auf den Bereich außerhalb des Volksfestgeländes (durch volksfestindizierte Ausgaben der Besucher außerhalb des Geländes für An- und Abreise, lokalen Transport, Einkäufe, Übernachtung, Freizeit- und Sport, Dienstleistungen und sonstiges) bzw. die 2. Um- 84 Weihnachtsmärkte bleiben hierbei unberücksichtigt. satzstufe (durch Ausgaben der Schausteller vor Ort, z.B. für Waren, Dienstleistungen, Gebühren), also überwiegend in der das Volksfest ausrichtenden Kommune. Das heißt, dass nur etwa DM 1,7 Mrd. Wertschöpfung bei den Beschickern der Volksfeste als Löhne, Einkommen und Gewinn (als solcher gilt auch der Lohn des Einzelunternehmers) verbleiben. Bei dieser Aufgliederung ist noch nicht berücksichtigt, dass ein Teil der von den Schaustellern ausbezahlten Löhne an Arbeitskräfte fließt, die in der das Volksfest ausrichtenden Kommune ansässig sind und das natürlich auch die Schausteller irgendwo ihren Wohnsitz haben und ihre Gewinne bzw. Einkommen dort versteuern. Gerade Städte, die große Volksfeste ausrichten, sind bevorzugte Wohnorte und Unternehmenssitze von Schaustellern. 5.3.3 Wertschöpfung je Volksfestbesucher (Einkommenswirkung) Der Indikator "Wertschöpfung je Volksfestbesucher" kann zur Beurteilung des ökonomischen Stellenwertes des Volksfestgeschehens herangezogen werden. Im Bundesdurchschnitt liegt der Einkommensbeitrag • pro Volksfestbesucher bei DM 21,20. Davon verbleiben rund • DM 11,15 als Einkommensbeitrag in der das Volksfest ausrichtenden Kommune (nicht berücksichtigt sind Einkommenssteuerzahlungen der Schausteller). Der erstgenannte Wert lässt sich auch durch Division des gesamten Wertschöpfungsbeitrages durch die Anzahl der Volksfestbesuche errechnen. In diesem Betrag sind alle Einkommenswirkungen innerhalb der 1. und 2. Umsatzstufe enthalten. Der genannte Wert drückt jenen Anteil der Ausgaben pro Volksfestbesuch aus, der unmittelbar zu Löhnen, Gehältern und Gewinnen, also zu Einkommen führt. Zur Erzielung eines durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens in Höhe von DM 34.999 sind demnach • 1.651 Volksfestbesuche erforderlich. Zur Erzielung eines durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens in der ausrichtenden Kommune sind demnach • 3.139 Volksfestbesuche erforderlich. 5.3.4 Steuerliche Effekte Die Volksfeste tragen auch zum Steueraufkommen (insbesondere anteilige Lohn- und Einkommensteuer und Gewerbesteuer) in den Kommunen bei. Das Steueraufkommen lässt sich zwar nicht exakt ermitteln, näherungsweise kann jedoch der für touristische Umsätze bekannte Satz von 2,5 bis 3% vom Nettoprimärumsatz herangezogen werden. Aus Gründen der Vorsicht wird mit dem Wert von 2,5% gerechnet. Daraus ergeben sich Steuereinnahmen für die Kommunen in Höhe von rund 170 Mio. DM, im Durchschnitt also: • DM 1,00 pro Volksfestbesucher. Bei einem Volksfest mit 1.000.000 Besuchern sind dies allein DM 1.000.000 an indirekten Steuereinnahmen. Dazu kommen die direkten Einnahmen aus Steuern und Gebühren, die den Schaustellern durch die Kommunen auferlegt werden. Fazit: Aus den Ausgaben der Volksfestbesucher resultieren Nettoumsätze (einschließlich Verkehrsleistungen) in Höhe von DM 6,8 Mrd.. Die Nettowertschöpfung aus der 1. und 2. Umsatzstufe beträgt rund DM 3,6 Mrd. - diese Summe wird also zu Einkommen, Löhnen und Gewinnen. Davon entfallen auf die Schausteller DM 1,7 Mrd., während DM 1,9 Mrd. auf andere Branchen außerhalb des Volksfestgeländes entfallen, beispielsweise Verkehrsunternehmen (An- und Abreise der Volksfestbesucher sowie der Schausteller), Einzelhandel (Einkäufe der Volksfestbesucher und der Schausteller am Volksfestort) oder Gastgewerbe (Gaststättenbesuche der Volksfestbesucher außerhalb des Volksfestgeländes, Hotelübernachtungen von Städtetouristen, die wegen des Volksfestes angereist sind). Mehr als die Hälfte der durch Volksfeste ausgelösten Wertschöpfung kommt also anderen Branchen als dem Schaustellergewerbe zugute. Mit einer Wertschöpfung von DM 3,6 Mrd. leisten Volksfeste insgesamt einen Beitrag zum Volkseinkommen von 0,126%. Auch die Kommunen profitieren von den Volksfesten in erheblichem Maße: Sie erlösen aus Standgebühren der Schausteller rund DM 138 Mio. pro Jahr sowie weitere DM 170 Mio. aus Steuereinnahmen (insbesondere anteilige Lohn- und Einkommenssteuer, Gewerbesteuer) auf Aktivitäten und Umsätze, die es ohne Volksfeste nicht geben würde. Die Steuern stammen dabei nicht allein aus dem Schaustellergewerbe, sondern auch aus anderen Branchen, gehen in der genannten Höhe aber ausschließlich auf Volksfeste zurück. Rechnerisch bedeutet dies, dass bei 170 Mio. Volksfestbesuchen im Jahr pro Besuch eine Mark an Steuereinnahmen an die Kommunen fließt. 5.4 Arbeitsmarkteffekte durch die Volksfeste Aus den Einkommenswirkungen der Volksfeste können Rückschlüsse auf den Beschäftigungseffekt gezogen werden. Durch Ausgaben der Volksfestbesucher (lokale Besucher, Tagesausflügler und Übernachtungsreisende) • am Ort des Volksfestes und • für Transport- und Fahrleistungen wird ein Beitrag in Höhe von 0,126% zum gesamtdeutschen Volkseinkommen (DM 2.871 Mrd.) geleistet. Zwar ist eine detaillierte Analyse des volksfestbedingten Arbeitsmarktes mit diesen Rahmendaten nicht möglich, doch lässt sich zumindest ein dem Nettoinlandsprodukt entsprechendes Äquivalent an Vollarbeitsplätzen ableiten. Ausgangspunkt hierfür ist der im Rahmen der 1. und 2. Umsatzstufe verbleibende Einkommensbeitrag der Volksfeste von rund DM 3,6 Mrd. für das Jahr 2000. Stellt man dieser Größenordnung das durchschnittliche Volkseinkommen von etwa DM 78.875 pro Erwerbstätigem 85 gegenüber, lässt sich rein rechnerisch ein Äquivalent von etwa 45.700 Vollarbeitsplätzen ermitteln. Davon entfallen: • rund 28.400 auf die 1. Umsatzstufe sowie • rund 17.300 auf die 2. Umsatzstufe und die Verkehrsleistungen (Pkw-Fahrten). Es ist ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass es sich hierbei nicht um die Zahl der Beschäftigten handelt. Die ermittelten Vollarbeitsplätze sind theoretisch gleichzusetzen mit Personen, die ihren Lebensunterhalt vollständig aus den Volksfesten beziehen, wobei das in Deutschland durchschnittlich erzielte Volkseinkommen zu Grunde gelegt ist. Da die auf Volksfesten beschäftigten Arbeitskräfte vielfach • weniger verdienen als der Durchschnitt und • nur anteilig von den Volksfesten leben, 85 Volkseinkommen in Höhe von 2.871,2 Mrd. DM dividiert durch 36,402 Mio. Erwerbstätige in Deutschland. können in der Realität sicherlich weit mehr als 45.700 Personen in Deutschland als von Volksfesten abhängig bezeichnet werden. Die Deutsche Gesellschaft für Freizeit rechnet das Schaustellergewerbe dem Kulturbetrieb zu. Dieser Bereich, zu dem darüber hinaus Kino, Theater, Orchester, Bühnen und sonstige kulturelle Einrichtungen zählen, kommt nach Angaben der DGF auf insgesamt 400.000 Beschäftigte (Voll-, Teilzeit- und geringfügig Beschäftigte). 86 Auf die etwa 5.000 Schaustellerbetriebe entfallen ca. 35.000 bis 40.000 Beschäftigte (einschließlich mitarbeitender Familienangehöriger).87 Dies entspricht in etwa der Beschäftigtenzahl der öffentlichen Theater, die 1998/99 39.932 Personen betrug. Die angegebene Zahl der Beschäftigten liegt rund ein Drittel über der Zahl der rechnerischen Vollarbeitsplätze in der 1. Umsatzstufe. Hier zeigt sich bereits ein gegenüber dem Durchschnitt der Erwerbstätigen deutlich geringeres Einkommensniveau im Bereich der Schausteller. Ein weiterer Grund für die Abweichung ist die Mitarbeit von Familienangehörigen und die zeitlich begrenzte Beschäftigung von Aushilfskräften. Verteilt man die ermittelte Wertschöpfung bei den Beschickern der Volksfeste in Höhe von DM 1,7 Mrd. auf die Zahl von rund 37.500 Beschäftigten, dann ergibt sich ein durchschnittliches Einkommen von lediglich rund DM 45.300. Aus der Wertschöpfung in Höhe von DM 1,9 Mrd., die in der 1. Umsatzstufe außerhalb des Volksfestgeländes und in der 2. Umsatzstufe erzielt wird, lässt sich rechnerisch ein Äquivalent von rund 24.000 Vollarbeitsplätzen errechnen. Dies entspricht bei einem Volksfest mit 1.000.000 Besuchern rechnerisch rund 142 Vollarbeitsplätzen, überwiegend in der ausrichtenden Kommune. Tatsächlich ist die Zahl der Arbeitsplätze weit höher, da im Rahmen der kurzfristigen Volksfestveranstaltungen überwiegend Teilzeit- bzw. Aushilfskräfte nachgefragt werden. So würden rein rechnerisch vom Münchner Oktoberfest 460 Vollarbeitsplätze in München abhängen 88. Das Oktoberfest dauert jedoch nur 16 Arbeitstage, was etwa 8% 86 Quelle: DGF Freizeit-Daten, 2000, nach Angaben der Branchen und Ausbildungsstätten sowie Statistisches Bundesamt, Bundesanstalt für Arbeit und eigenen Berechnungen. 87 Quelle: Deutscher Schaustellerbund 88 Es wurde eine Besucherzahl von 3,25 Mio. zu Grunde gelegt. der normalen Jahresarbeitstage entspricht. Dividiert man die Zahl von 460 durch 8%, dann erhält man rund 5.750 Arbeitsplätze. Tatsächlich gibt es auf der Wiesn 12.000 Arbeitsplätze, wovon nach dieser Rechnung 6.250 auf feste Arbeitsverhältnisse bei den 690 Beschickern entfallen, also neun pro Beschicker. Dadurch wird die Plausibilität der ermittelten Werte aufgezeigt. Diese Arbeitsplätze fallen nicht nur bei fest angestellten Mitarbeitern der Schaustellerunternehmen an. Die von ift befragten Schausteller beschäftigten durchschnittlich 3,1 Aushilfskräfte. Abbildung 44: Aushilfskräfte bei Schaustellerunternehmen 1-2 Aushilfskräfte 30,5% keine Angabe 43,7% 3-4 Aushilfskräfte 18,5% mehr als 10 Aushilfskräfte 1,4% 8-10 Aushilfskräfte 2,6% 5-7 Aushilfskräfte 3,3% Quelle: ift Befragung Diese Aushilfskräfte werden nicht nur während der Umsatztage, sondern auch während des Auf- und Abbaus beschäftigt. Die Schausteller reisen durchschnittlich 3,61 Tage vor Volksfestbeginn an und 1,23 Tage nach Volksfestende wieder ab. Bei einer durchschnittlichen Volksfestdauer von 3,18 Tagen ergibt sich so ein Gesamtaufenthalt von 8,02 Tagen pro Volksfest. Bei durchschnittlich 128 Umsatztagen pro Schausteller und einer Dauer von 3,18 Tagen pro Volksfest, ergibt sich pro Schausteller der Besuch von 40 Volksfesten pro Jahr. Dies entspricht 321 Tagen, an denen diese 3,1 Aushilfskräfte beschäftigt werden, pro Schaustellerunternehmen also rund 995 Arbeitstage, was rechnerisch etwa 4,7 Vollarbeitskräften entspricht. Bei 5.000 Schaustellerunternehmen resultiert dies rechnerisch in rund 23.700 Vollarbeitsplätzen. Die von ift befragten Schaustellerunternehmen beschäftigten rund 4,1 feste Mitarbeiter. Dieser Wert liegt deutlich unter den offiziellen Angaben von 7 bis 8 Mitarbeitern pro Unternehmen und es stellt sich die Frage, ob in den von Verbandsseite angegebenen Beschäftigtenzahlen bereits die Aushilfskräfte enthalten sind. Abbildung 45: Feste Mitarbeiter bei Schaustellerunternehmen 16-20 feste Mitarbeiter 0,7% 11-15 feste Mitarbeiter 0,7% 8-10 feste Mitarbeiter 6,0% mehr als 20 feste Mitarbeiter 0,7% keine Angabe 3,3% 1-2 feste Mitarbeiter 29,8% 5-7 feste Mitabeiter 20,5% 3-4 feste Mitarbeiter 38,4% Quelle: ift Befragung Weiterhin sorgen die Volksfeste, wie bereits dargestellt, auch außerhalb des Geländes für Arbeitsplätze bzw. tragen zu deren Sicherung bei. Zu diesen Arbeitsplätzen zählen u.a. Arbeitsplätze in den kommunalen Ämtern, die mit der Organisation und Vermark- tung der Volksfeste befasst sind, aber auch Arbeitsplätze in der Werbebranche, im Einzelhandel, bei Zulieferbetrieben und bei Verkehrsunternehmen. Fazit: Rein rechnerisch lässt sich ein Äquivalent von etwa 45.700 Vollarbeitsplätzen in der Schaustellerbranche ermitteln. Es handelt sich hierbei nicht um die Zahl der Beschäftigten. Die ermittelten Vollarbeitsplätze sind theoretisch gleichzusetzen mit Personen, die ihren Lebensunterhalt vollständig aus den Volksfesten beziehen, wobei das in Deutschland durchschnittlich erzielte Volkseinkommen zu Grunde gelegt ist. Da die auf Volksfesten beschäftigten Arbeitskräfte vielfach weniger verdienen als der Durchschnitt und nur anteilig von den Volksfesten leben, können in der Realität sicherlich weit mehr als 45.700 Personen in Deutschland als von Volksfesten abhängig bezeichnet werden. 5.5 Kennwerte zur Beurteilung der wirtschaftlichen Bedeutung von Volksfesten Die wirtschaftliche Bedeutung eines Volksfestes hängt für die betroffene Kommune von der Zahl der Besucher und den durchschnittlichen Ausgaben dieser Besucher ab. Während die Besucherzahl häufig auf Basis polizeilicher Schätzungen zumindest annähernd bekannt ist, entziehen sich die Durchschnittsausgaben der Besucher meist der Kenntnis der Kommunen. Diese Ausgaben und damit die Basis zur Ermittlung der wirtschaftlichen Effekte können mit Hilfe der bereits in Abschnitt 2.4.2.2 hergeleiteten Formel näherungsweise ermittelt werden. Kaufkraft x Beschicker Durchschnittsausgaben = (Beschicker x 458,04) + 74.036 Ergebnis sind die durchschnittlichen Ausgaben pro Besucher ohne Berücksichtigung der Fahrtkosten mit dem Pkw. Diese können mit 12,2% der ermittelten Durchschnittsausgaben angesetzt werden. Das Produkt aus der Zahl der Besucher und den durchschnittlichen Tagesausgaben ergibt die durch das Volksfest bedingten Bruttoumsätze. Die ermittelte Nettowertschöpfung beträgt 46,7% der Bruttoumsätze. Die steuerlichen Effekte können mit rund 2,2% der Bruttoumsätze beziffert werden. Von der Nettowertschöpfung entfallen 52,6% auf den Bereich außerhalb des Volksfestgeländes und auf die 2. Umsatzstufe, verbleiben also überwiegend in der Kommune und nicht bei den Schaustellern bzw. Beschickern! Aus der in der Kommune verbleibenden Wertschöpfung lassen sich auch die Effekte auf dem Arbeitsmarkt ermitteln. Indem man die Wertschöpfung durch den Betrag von DM 78.875 dividiert, erhält man die rechnerischen Vollarbeitsplätze, die sich am durchschnittlichen Einkommen in Deutschland orientieren. Nachfolgend werden diese Kennwerte exemplarisch auf Volksfeste in fünf verschiedenen Größenklassen angewendet: Tabelle 49: Beispiele für wirtschaftliche Effekte BerechBeispiel 1 nungsgrundlage Zahl der Beschicker Beispiel 2 Beispiel 3 Beispiel 4 Beispiel 5 30 60 100 150 250 27.081 27.081 27.081 27.081 27.081 siehe Formel 9,26 16,01 22,60 28,46 35,91 12,20% 1,13 1,95 2,76 3,47 4,38 10.000 50.000 100.000 250.000 500.000 103.848 897.913 2.535.454 7.982.465 20.144.210 46,70% 48.497 419.325 1.184.057 3.727.811 9.407.346 Steuereinnahmen in DM 2,20% 2.285 19.754 55.780 175.614 443.173 in Kommune verbleibende Nettowertschöpfung in DM 52,60% 25.509 220.565 622.814 1.960.829 4.948.264 rechnerische Vollar78.875 pro Vollarbeitsbeitsplätze Kommune in DM platz Quelle: Eigene Darstellung 0,3 3 8 25 63 Kaufkraft in DM Durchschnittsausgaben in DM Fahrtkosten Pkw Besucher Bruttoumsätze In DM Nettowertschöpfung in DM Bei den dargestellten Steuereinnahmen sind die durch die Beschicker direkt an die Kommunen entrichteten Gebühren (z.B. Standgelder) noch nicht berücksichtigt. Am Beispiel der Cranger Kirmes in Herne Beispiel soll verdeutlicht werden, wie sich die Ausgaben der Besucher auf die verschiedenen Bereiche verteilen. Bei diesem Beispiel wurden nur die Parameter Besucherzahl und Gesamtausgaben auf die tatsächlichen Verhältnisse abgebildet. Die Verteilung der daraus resultierenden Gesamtumsätze erfolgte nach dem ermittelten bundesweiten Durchschnitt und nicht nach den Befragungsergebnissen in Herne, da diese für derart detaillierte Angaben in Teilbereichen zu geringe Stichprobengrößen aufweisen: • Durchschnittliche Ausgaben je Besucher: DM 42,90 (inkl. Kosten für Pkw) • Besucherzahl: 2,14 Mio. Daraus resultieren Bruttoumsätzen von DM 91,8 Mio.. Davon entfallen DM 53,7 Mio. auf auswärtige Besucher. Insgesamt teilen sich die Bruttoumsätze sich wie folgt auf: Tabelle 50: Bruttoumsätze auf der Cranger Kirmes in Mio. DM Bruttoumsätze alle Besucher Gesamt 91,8 grau unterlegt Bereiche zeigen Ausgaben außerhalb des Volksfeste Volksfest = Einnahmen der 424 Schausteller: davon werden aufgewendet für: Gastronomie 21,0 Aushilfskräfte 1,2 Imbiss 13,9 Lebensunterhalt feste Mitarbeiter und mitreisende Familienangehörige 2,3 Fahrgeschäfte 13,7 Freizeit, Bildung, Unterhaltung und sonstiges während des Aufenthaltes 0,6 Spielgeschäfte 3,4 Wareneinkäufe 1,8 Schießen 1,3 Lebensmitteleinkäufe Betrieb 1,2 Schau und Belustigung 0,9 Strom 0,9 Einkäufe 6,1 Wasser 0,1 Sonstiges 0,5 Werbung 0,3 Total 60,7 Müllbeseitigung 0,1 Außerhalb Volksfest Reparaturen, TÜV, techn. Abnahme 0,4 Parken 1,8 sonstiges 0,6 Lokaler Transport 2,3 Standgebühren 1,0 ÖPNV, Taxi, DB 6,0 Pkw 10,0 Unterkunft 0,5 Gastronomie außerhalb 1,8 Einkäufe außerhalb 5,9 Unterhaltung/Sport/Freizeit 2,8 Total 10,6 Total 31,1 Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis ift - Befragung Das bedeutet, dass von den auf der Cranger Kirmes erzielten Bruttoumsätzen von DM 91,8 Mio. rund: • DM 11,2 Mio. in den lokalen Einzelhandel fließen und zwar in Form von Ausgaben der Schausteller für den Lebensunterhalt der festen Mitarbeiter und mitreisenden Familienangehörigen, der Ausgaben für Waren- und Lebensmitteleinkäufe für den Betrieb und in Form der Ausgaben der Besucher für Einkäufe außerhalb des Volksfestgeländes • DM 10,1 Mio. in das Transportgewerbe (Taxi, ÖPNV, DB) und die Parkplätze • DM 5,7 Mio. in die Freizeit- und Tourismuswirtschaft am Ort in Form von Ausgaben der Besucher für Gastronomie, Unterkunft, Unterhaltung, Freizeit- und Sport und die Ausgaben der Schausteller für Freizeit und Unterhaltung am Veranstaltungsort. • DM 2,4 Mio. in die übrige lokale Wirtschaft in Form von Ausgaben der Schausteller für Wasser, Strom, Müllbeseitigung, Werbung, Reparaturen, TÜV, technische Abnahme und sonstiges. • DM 1,2 Mio. in die Beschäftigung von Aushilfskräften. Die Stadt Herne nimmt über die Standgebühren rund DM 1,0 Mio. ein. W eitere DM 2,0 Mio. fließen der Kommune durch Steuern zu. Die Kosten für die Anreise per Pkw sind nicht eindeutig der das Volksfest ausrichtenden Kommune zuzurechnen und werden daher an dieser Stelle nicht weiter betrachtet. Fazit: Von den Bruttoausgaben der Volksfestbesucher kommt rund 1/3 der lokalen Wirtschaft (Einzelhandel, Tourismusgewerbe, Verkehrsbetriebe etc.) entweder direkt oder über die Ausgaben der Schausteller zu gute. Weitere rund 11% entfallen auf die Automobilwirtschaft (Autohersteller, Werkstätten, Tankstellen) und rund 3,5% fließen der ausrichtenden Kommune in Form von Standgeldern und Steuern zu. 5.6 Touristische Bedeutung der Volksfeste in Deutsc hland 5.6.1 Übernachtungstourismus 5.6.1.1 Volumen des Übernachtungstourismus in Deutschland Im Jahr 1999 wurden insgesamt 308 Mio. Übernachtungen (davon 35,7 Mio. durch Ausländer) in gewerblichen Beherbergungsbetrieben registriert (ca. 81% in den ABL, ca. 19% in den NBL). 89 Dazu kommen Übernachtungen in Privatquartieren, bzw. Quartieren mit weniger als neun Betten. Für die alten Bundesländer wurde vom DWIF die Zahl der Übernachtungen in Privatquartieren mit 45% der Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben ermittelt. Daraus ergeben sich rund 115 Mio. Übernachtungen. Für die neuen Bundesländer wird vom DWIF von 12,3 Mio. Übernachtungen in nicht gewerblichen Beherbergungsbetrieben ausgegangen. Dazu kommen weitere, rund 20 Mio. Übernachtungen auf Campingplätzen in ganz Deutschland. Daraus ergibt sich ein Gesamtvolumen von etwa 455 Mio. Übernachtungen in Deutschland, wovon ca. 49 Mio. (ca. 11%) auf Übernachtungen ausländischer Gäste und 406 Mio. auf Übernachtungen deutscher Gäste entfallen. 90 Nicht eingerechnet sind dabei Übernachtungen bei Freunden und Verwandten sowie in eigenen Ferienwohnungen und -häusern. Laut Reiseanalyse '99 entfallen jedoch 20,6% der Übernachtungen bei Inlandsreisen auf die Unterkunft bei Verwandten und Bekannten sowie auf eigene Ferienwohnungen oder -häuser. Die genannten 406 Mio. Übernachtungen repräsentieren also nur 79,4% der gesamten Inländerübernachtungen in Deutschland. 89 90 Quelle: Amtliche Statistik Übernachtungen durch Ausländer nach amtlicher Statistik: Camping 2,8 Mio., gewerbliche Beherbergungsbetriebe 36 Mio. (davon rund 17 Mio. in Großstädten). Geschätzte Übernachtungen in nicht gewerblichen Betrieben: rund 10 Mio. Das bedeutet, dass in Deutschland insgesamt rund 511 Mio. Übernachtungen durch Inländer und 49 Mio. Übernachtungen durch Ausländer, in Summe also 560 Mio. Übernachtungen zu verzeichnen sind. Nach der Reiseausgaben-Strukturuntersuchung, die das DWIF 1992 im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums durchgeführt hat, entfielen 1990/91 auf einen Übernachtungsgast in den alten Ländern Ausgaben vom DM 113,1091. Rechnet man diesen Wert auf die Zahl von 560 Mio. Übernachtungen hoch, resultieren daraus Umsätze von DM 63,3 Mrd.. Für das Jahr 1999 dürften sich in Folge der Preissteigerung selbst bei vorsichtiger Schätzung Ausgaben von rund DM 65 Mrd. ergeben. 5.6.1.2 Volumen der Städtereisen Da Übernachtungsreisen zu Volksfesten zu einem großen Teil in Städte führen, sind sie dem Städtetourismus zuzurechnen. Vor diesem Hintergrund ist eine nähere Betrachtung des Segments des Städtetourismus geboten. Nach den Ergebnissen der Reiseanalyse haben in den Jahren 1996-1998 14,1% der Inlandsreisenden einen Städteurlaub durchgeführt. Daraus ergibt sich ein Volumen von 1,25 Mio. Städtereisen ins Inland. Abbildung 46: Kennwerte zum Volumen von Städtereisen Urlaubsform Anteil Basis Zeitraum Städtereisende 14,1% Inlandsreisende 1996-1998 Städtereisende 4,7% Inlandsreisende 1998 Häufigkeit Urlaubsform 1,42 alle Urlaubsformen 1998 Städtereisen 6,67% Inlandsreisen 1998 Inlandsreisen 18,8 Mio. Inlandsstädtereisen 1,25 Mio. Quelle: Reiseanalyse, eigene Berechnungen 91 1998 Inlandsreisen 1998 Dieser Wert bezieht sich auf alle gewerblichen und nicht- gewerblichen Übernachtungsstätten in den alten Bundesländern, so dass kostenlose Übernachtungen bei Freunden, Bekannten, Verwandten nicht hierunter fallen. Allerdings sind soziale Kurgäste hierbei eingerechnet, die ebenfalls keine Übernachtungskosten aufweisen, so dass der Wert plausibel erscheint, insbesondere vor dem Hintergrund, das er bereits 10 Jahre alt ist. Umfangreiche Gästebefragungen in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Brandenburg in den letzten Jahren bestätigen diesen Umstand. Bei den Kurzreisen haben die Städtereisen einen besonders hohen Anteil. So unternahmen 1998 insgesamt 42,7% der Kurzreisenden mit inländischen Reisezielen eine Städtereise. Dies entspricht bei einem Volumen von rund 42 Mio. Inlandskurzreisen nach der Reiseanalyse rund 11,8 Mio. Städtekurzreisen im Inland. Abbildung 47: Kennwerte zum Volumen von Städtekurzreisen Urlaubsform Anteil Basis Zeitraum Städtekurzreisende 42,7% Inlandskurzreisende 1998 Alle Urlaubsformen 153% Inlandskurzreisende 1998 Städtekurzreisen 27,9% Kurzreisen 1998 Inlandskurzreisen 42 Mio. Inlandsstädtekurzreisen 11,8 Mio. Quelle: Reiseanalyse, eigene Berechnungen 1998 Inlandskurzreisen 1998 Für das Jahr 1998 ergibt sich somit ein Gesamtvolumen von 13 Mio. Städtereisen im Inland. Bei einer durchschnittlichen Zahl von 1,6 Übernachtungen 92 je Kurzreise ergeben sich rund 18,9 Mio. Übernachtungen durch Städtekurzreisende im Inland. Rechnet man die mitreisenden Kinder unter 14 Jahre hinzu, ergeben sich rund 22,7 Mio. Übernachtungen. Die durchschnittliche Zahl der Übernachtungen von Städteurlaubern im Inland wird auf 6 Nächte geschätzt. Daraus ergeben sich etwa 7,5 Mio. Übernachtungen. Rechnet man die mitreisenden Kinder unter 14 Jahre hinzu, ergeben sich rund 9,0 Mio. Übernachtungen durch deutsche Städtereisende im Inland. Zusammengenommen ergeben sich rund 31,7 Mio. Übernachtungen durch deutsche Städtereisende im Inland. Diese Zahl schließt die Übernachtungen bei Freunden und Verwandten ein. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Städtereisenden beträgt 2,42 Nächte (31,7 Mio. Übernachtungen/13,05 Mio. Städtereisende). 92 Wegen des speziellen Charakters von Städtereisen wird die Reisedauer etwas geringer angesetzt als bei anderen Reiseformen. 5.6.1.3 Volksfestindizierte Übernachtungsreisen Nach Erhebungen des B.A.T. Freizeitforschungsinstitutes haben 1997 22% der Deutschen eine Reise mit mindestens einer Übernachtung gemacht, bei der eine Veranstaltung Hauptmotiv für die Reise war. Dies entspricht rund 18 Mio. Reisenden. Volksfeste oder Stadtfeste nannten 12% der Veranstaltungsreisenden als besonders wichtig für ihre Reiseplanung. Daraus ergeben sich 2,16 Mio. Übernachtungsreisen zu Volksfesten pro Jahr. Von den durch ift befragten übernachtenden Volksfestbesuchern gaben rund 18% an, dass das Volksfest der Hauptanlass ihrer Reise wäre. Demzufolge würden 3,15 der ermittelten 17,3 Mio. Übernachtungen durch Volksfestbesucher auf Besucher entfallen, deren Hauptreisemotiv das Volksfest war. Setzt man diese Zahl mit der von B.A.T. ermittelten Zahl in Beziehung, dann resultiert daraus eine Aufenthaltsdauer von 1,46 Tagen, die unter der von ift ermittelten Aufenthaltsdauer liegt. Die Abweichung wird jedoch nicht als so hoch angesehen, dass die Ergebnisse einer der beiden Studien grundsätzlich in Frage gestellt werden müssten. Unabhängig vom Hauptmotiv der Reise wurden von ift 17,3 Mio. Übernachtungen im Rahmen von Volksfestbesuchen ermittelt. Dies entspricht einem Anteil an den Übernachtungen in Deutschland von 3,1%. Die Umsätze durch die übernachtenden Volksfestbesucher betragen (ohne Kosten für An- und Abreise per Pkw) rund 715 Mio. DM. Das entspricht etwa 1,1% der Umsätze durch übernachtende Touristen in Deutschland. Die Durchschnittsumsätze der übernachtenden Volksfestbesucher liegen also deutlich unter den Durchschnittsumsätzen der Gesamtheit der übernachtenden Touristen. Der Grund dafür ist der mit über 90% sehr hohe Anteil der Übernachtungen bei Freunden und Verwandten, für die keine Kosten entstehen. Insgesamt werden nur 20,6% der Übernachtungen durch Inländer in Deutschland bei Freunden und Verwandten getätigt. Das Volkseinkommen aus den übernachtenden Volksfestbesuchern beläuft sich auf rund DM 483 Mio.. 5.6.2 Tagestourismus 5.6.2.1 Volumen des Tagestourismus in Deutschland In einer Studie des DWIF zu den Tagesreisen der deutschen Bevölkerung im Jahr 1993 wurde für die Bundesrepublik Deutschland ein Volumen von rund 2,02 Mrd. Tagesausflügen ermittelt. Die durch die Tagesausflügler getätigten Umsätze wurden mit rund DM 76 Mrd. beziffert. Weiterhin wurde ein Volumen von rund 181,5 Mio. Tagesgeschäftsreisen ermittelt. Die durch die Tagesgeschäftsreisenden getätigten Umsätze wurden mit DM 9,2 Mrd. beziffert. Insgesamt ergeben sich daraus rund 2,2 Mrd. Tagesreisen und ein Umsatzvolumen aus dem Tagestourismus von mehr als 85 DM Mrd.. Damit entfallen rund 57% aller touristischen Umsätze, bestehend aus Tagesreisen (DM 85 Mrd.) und Übernachtungsreisen (DM 65 Mrd.), auf die Tagesreisen. 5.6.2.2 Volksfestindizierte Tagesreisen Rund 39,3% der Volksfestbesucher unternehmen einen Volksfestbesuch im Rahmen eines Tagesausflugs vom einem Wohnort aus, der nicht gleich dem Veranstaltungsort des Volksfestes ist. Dies ergibt ein Volumen von 66,8 Mio. Tagesausflügen zu Volksfesten und entspricht einem Anteil von 3,04% an sämtlichen Tagesausflügen der Deutschen. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass auch ein erheblicher Anteil der Besucher mit Wohnort gleich dem Veranstaltungsort zu den Tagesausflüglern gerechnet werden kann, da in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern bereits Ausflüge über Stadtteilgrenzen hinweg zum Tagestourismus gerechnet werden. Es wird geschätzt, dass in diesem Sinne mindestens 60% der Volksfestbesucher zu den Tagesausflüglern gerechnet werden können, also rund 102 Mio. Tagesausflüge zu Volksfesten unternommen werden. Dies entspricht einem Anteil an den Tagesreisen in Deutschland von 4,6%. Die Umsätze der Tagesausflügler zu Volksfesten betragen (ohne Kosten für An- und Abreise mit dem Pkw) rund DM 2,51 Mrd.. Rechnet man die lokalen Besucher hinzu, die mindestens noch den Tagesausflüglern zugerechnet werden können (29,6% der lokalen Besucher), dann erhöhen sich die Umsätze auf DM 3,8 Mrd.. Dies entspricht etwa 4,5% der Umsätze aus dem Tagestourismus insgesamt. Das Volkseinkommen aus den Tagesreisen zu Volksfesten beläuft sich auf DM 2,012 Mrd.. 5.6.3 Überblick über die touristische Bedeutung der Volksfeste Das gesamte, dem Tourismus zurechenbare volksfestindizierte Volkseinkommen beträgt rund DM 2,5 Mrd.. Damit sind etwa 69% des durch Volksfeste entstehenden Volkseinkommens dem Tourismus zuzurechnen. Die nachfolgende Abbildung stellt die Bedeutung der Volksfeste grafisch dar und stellt den Zusammenhang mit der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung her (der nichttouristische Anteil des volksfestindizierten Volkseinkommens resultiert aus den Umsätzen, die durch lokale Besucher der Volksfeste getätigt werden, die gemäß den genannten Definitionen nicht den Touristen zuzurechnen sind): Abbildung 48: Bedeutung der Volksfeste für die Tourismuswirtschaft und die Wirtschaft allgemein Volkseinkommen in Deutschland gesamt 2.871,2Mrd. DM Volkseinkommen durch Tourismus 120,9 Mrd . DM Volkseinkommen durch Volksfeste 3,6 Mrd . DM davon touristisch 2,5 Mrd. DM Quelle: Eigene Darstellung nicht touristisch 1,1 Mrd . DM Fazit: Im Rahmen von Volksfestbesuchen wurden 17,3 Mio. Übernachtungen ermittelt. Dies entspricht einem Anteil an den Übernachtungen in Deutschland von 3,1%. Die Umsätze durch die übernachtenden Volksfestbesucher betragen (ohne Kosten für An- und Abreise per Pkw) rund DM 715 Mio.. Das entspricht etwa 1,1% der Umsätze durch übernachtende Touristen in Deutschland. Das Volkseinkommen aus den übernachtenden Volksfestbesuchern beläuft sich auf rund DM 483 Mio.. Es werden rund 102 Mio. Tagesausflüge zu Volksfesten unternommen. Dies entspricht einem Anteil an den Tagesreisen in Deutschland von 4,6%. Die Umsätze der Tagesausflügler zu Volksfesten betragen (ohne Kosten für An- und Abreise mit dem Pkw) rund DM 3,8 Mrd.. Dies entspricht etwa 4,5% der Umsätze aus dem Tagestourismus insgesamt. Das Volkseinkommen aus den Tagesreisen zu Volksfesten beläuft sich auf DM 2,0 Mrd.. Das gesamte, dem Tourismus zurechenbare volksfestindizierte Volkseinkommen beträgt rund DM 2,5 Mrd.. Damit sind etwa 69% des durch Volksfeste entstehenden Volkseinkommens dem Tourismus zuzurechnen. 5.7 Die Bedeutung der Volksfeste im Vergleich mit anderen Angebotsformen der Freizei twirtschaft Die nachfolgend aufgeführten Jahresbesucher- bzw. Nutzerzahlen basieren auf Angaben der Deutschen Gesellschaft für Freizeit (mit Ausnahme des Wertes für die Volksfeste selbst): • Volksfeste 170 Mio. Besucher • Bäder (öffentlich) 160 Mio. Besucher • Kinos 149 Mio. Besucher • Museen 95,3 Mio. Besucher • Theater 33,8 Mio. Besucher • Multiplex-Kinos 34,4 Mio. Besucher • Erlebnisparks 21 Mio. Besucher • EXPO 18 Mio. Besucher • Erlebnisbäder 16,4 Mio. Besucher • Fußball Bundesliga 9,3 Mio. Besucher • Kulturorchester 2,5 Mio. Besucher • Festspiele 1,5 Mio. Besucher. Es zeigt sich, dass Volksfeste rund 28% mehr Besucher auf sich vereinen können, als der etablierte Kulturbetrieb (Museen, Theater, Kulturorchester und Festspiele) zusammen. Fazit: Bezogen auf die Besucherzahlen stellen die Volksfeste das bedeutendste Angebotssegment der Freizeitwirtschaft dar. 6. NICHT-M ONETÄRE EFFEKTE DER VOLKSFESTE Neben den monetären Effekten entstehen durch Volksfeste auch nicht-monetäre Effekte, die sehr bedeutsam sind, wie im folgenden aufgezeigt wird. Die nicht-monetären Effekte setzen sich im wesentlichen aus den sozialen sowie Werbe- und Imageeffekten zusammen. 6.1 Soziale Effekte Der Ursprung vieler Volksfeste reicht zeitlich bis weit in die Vergangenheit – z.T. bis ins frühe Mittelalter – zurück, wie in nachfolgender Abbildung beispielhaft aufgezeigt wird. Abbildung 49: Die ältesten Volksfeste in Deutschland Ort Name des Festes Entstehungsjahr Bad Hersfeld Lullusfest 852 Bad Wimpfen Talmarkt 965 Kaiserslautern Oktobermarkt 985 Verden Domweih 985 Herford Vision 1011 Donauwörth Mai-Markt 1030 Würzburg Kiliani-Volksfest 1030 Bremen Freimarkt 1035 Passau Herbstdult 1164 Schwäbisch-Hall Jakobimarkt 1180 Fürth Michaelis-Kirchweih 12. Jahrhundert Quelle: Komet Druck und Verlagshaus/Klaus Endres "Volksfeste und Märkte", 1983 Weiterhin entwickelten sich historisch gesehen viele Volksfeste aus religiösen Motiven heraus. Sowohl hinsichtlich des Alters der meisten Volksfeste als auch der Motive ihrer Entstehung kann damit festgehalten werden, dass Volksfeste einen gewachsenen Teil regionaler Traditionen darstellen. Durch ihre regelmäßige, zumeist jährliche, Austragung wird lokales und regionales Brauchtum gepflegt und gefördert. Das hohe Alter und der Erhalt bestimmter Traditionen und Bräuche bedeutet aber nicht, dass es sich bei Volksfesten um „veraltete“ oder „antiquierte“ Veranstaltungen handelt. Im Rahmen der Besucherbefragung auf den vier Volksfesten in Oldenburg, Bonn, Stuttgart und Herne wurden die Besucher gefragt, wie hoch Ihr Zustimmungsgrad zu folgenden Äußerungen ist: • Die Städte sollten darauf hinwirken, die Veranstaltung von Volksfesten wie "..." langfristig sicherzustellen. Falls erforderlich, auch durch die Verwendung öffentlicher Mittel. • Volksfeste erhöhen insgesamt die Attraktivität der veranstaltenden Städte als Wohnstandort. • "..." ist ein Ereignis, das einen besonderen Stellewert im Jahresverlauf einnimmt. • Volksfeste wie "..." passen in die heutige Zeit. • Volksfeste sollten ein größeres Angebot an Attraktionen wie in den Freizeitparks bieten. • Sollte es "..." nicht mehr geben, würde es mir etwas fehlen. • "..." ist die wichtigste Großveranstaltung in "...". Die befragten Personen bewerteten die gerade genannten Äußerungen auf einer Skala von 1 (= stimme voll zu) bis 4 (= stimme überhaupt nicht zu). Betrachtet man die hieraus resultierenden durchschnittlichen Bewertungen der befragten Volksfestbesucher, so wird deutlich, dass eine sehr positive Einstellung gegenüber den Volksfesten vorherrscht. Die Besucher stimmen ganz besonders der Aussage zu, dass "Volksfeste in die heutige Zeit passen", wobei diese Zustimmung für alle Altersgruppen zutrifft. Dieses Ergebnis bestätigt die oben getroffene Aussage, das Volksfeste nicht als veraltete Veranstaltung angesehen werden. Vielmehr scheinen sich Volksfeste auch in der heutigen Zeit dazu zu eignen, vorhandene Traditionen und Bräuche zu erhalten und zu fördern. Abbildung 50: Durchschnittliche Zustimmung der befragten Besucher zu bestimmten Äußerungen Bitte nehmen sie zu folgenden Äußer ungen über Volksfeste Stellung? 3 2,8 2,5 Durchschnittl. Bewertung 2,2 2 2,0 2,0 2,2 1,9 1,6 1,5 1 0,5 0 Die Städte sollten Volksfeste erhöhen "..." ist ein Ereignis, darauf hinwirken, die insgesamt die das einen Veranstaltung von Attraktivität der besonderen Volksfesten wie "..." veranstaltenden Stellewert im langfristig Städte als Jahresverlauf sicherzustellen. W ohnstandort. einnimmt. Falls erforderlich, auch durch die Verwendung öffentlicher Mittel. Volksfeste wie "..." passen in die heutige Zeit. Volksfeste sollten ein größeres Angebot an Attraktionen wie in den Freizeitparks bieten. Sollte es "..." nicht "..." ist die mehr geben, würde wichtigste es mir etwas fehlen. Großveranstaltung in "...". Skala: 1 = stimme voll zu, 2 = stimme zu, 3 = stimme nicht zu, 4 = stimme überhaupt nicht zu Quelle: ift Befragung Hingegen erfährt die Aussage, dass "Volksfeste ein größeres Angebot an Attraktionen wie in den Freizeitparks bieten sollten" die größte Ablehnung. Hieran wird indirekt wiederum deutlich, dass neben den Attraktionen andere Angebotsfaktoren eine bedeutende Rolle für die Besucher spielen, wobei es sich vermutlich um die besondere Atmosphäre von Volksfesten handelt. Der Aussage, dass „die jeweiligen Volksfeste einen besonderen Stellenwert im Jahresverlauf einnehmen“ wurde ebenfalls sehr deutlich zugestimmt. Gleiches gilt für die Aussagen, dass „die Städte darauf hinwirken sollen, die Veranstaltung von Volksfesten langfristig sicherzustellen (falls erforderlich, auch durch Verwendung öffentlicher Gelder)“, und dass „jeweilige Volksfest insgesamt die Attraktivität der veranstaltenden Städte als Wohnstandort erhöhen“. Auch bei der Aussage „Sollte es „..:“ nicht mehr geben, würde mir etwas fehlen“ sowie bei der Aussage „...“ ist die wichtigste Großveranstaltung in der Stadt“ ist bei den befragten Besucher eine klare Zustimmungstendenz zu erkennen. Anhand der klaren Zustimmungstendenzen zu diesen Äußerungen kann festgestellt werden, dass Volksfeste einen großen, positiven Einfluss auf die Attraktivität des Lebensumfeldes der Menschen besitzen und als subjektiv wichtige Angebote von den Menschen empfunden werden. Diese Aussagen gelten für alle Alters- und Berufsgruppen. Auch im Rahmen der Expertengespräche wiesen einige Teilnehmer/-innen auf die besondere soziale Bedeutung von Volksfesten hin, die in der Erhöhung der Lebensqualität für die Menschen gesehen wird. Volksfeste stellen für die Bewohner einer Kommune bzw. Region ein wichtiges Element im Freizeitangebot ihres unmittelbaren Lebensumfeldes dar. Große Volksfeste sind dabei für viele lokale und regionale Bewohner ein "Must-see-Event". Kleinere Volksfeste, z.B. in ländlichen Regionen oder Stadtteilen, haben eine besondere identitätsstiftende und kommunikative Funktion. Diese ist darin begründet, dass Volksfeste einen kommunikativen Treffpunkt für alle Bewohner bieten. Volksfeste werden von allen Bevölkerungs- und Altersgruppen besucht und besitzen somit einen integrierenden Charakter (vgl. hierzu auch Abbildung 18: Beruf der Besucher und Abbildung 17: Alter der Volksfestbesucher). Ferner werden viele Volksfeste seit Jahrhunderten durchgeführt und weisen demnach eine lange Tradition auf, die identitätsbildend wirkt und für die Menschen wichtig ist. Nach einer Befragung auf dem Bremer Freimarkt bewerteten 1997 über 91% der Bremer Besucher und 80% der auswärtigen Besucher den Freimarkt als eine unverzichtbare Institution. 63% der Besucher gingen in den zehn Jahren vor der Befragung jedes Jahr zum Freimarkt. 93 93 Quelle: Der Freimarkt in Bremen im Urteil seiner Besucher, Eine vergleichende empirische Besucherbefragung der Jahre 1997 und 1993, Dortmund/Bremen im Januar 1998 (n=577) Hinzu kommt, dass Volksfeste häufig von Ortsvereinen ehrenamtlich organisiert werden, wodurch die Identifikation mit dem Volksfest steigt. Viele der kleineren Volksfeste verdanken ihre Existenz der ehrenamtlichen Tätigkeit von Vereinsmitgliedern. Fazit: Volksfeste erhöhen die Lebensqualität der veranstaltenden Städte und werden von den Besuchern als besondere Ereignisse und wichtige Veranstaltungen angesehen, deren Durchführung langfristig gesichert werden soll (wenn notwendig auch durch Verwendung öffentlicher Mittel). Als kommunikative Plattformen für die Bewohner der Veranstaltungsorte bzw. -regionen wirken sie integrierend, da sie von allen Bevölkerungs- und Altersgruppen besucht werden. Volksfeste als traditionsreiche Veranstaltungen werden als absolut zeitgemäß beurteilt und eignen sich daher, die damit verbundenen Bräuche und Traditionen zu bewahren und zu pflegen. 6.2 W erbe- und Imageeffekte Die Experten in allen Standorten bestätigten enorme, positive W erbe- und Imageeffekte für die jeweilige Stadt. Hauptgrund hierfür ist die umfangreiche Medienberichterstattung (bundesweit ca. 10.000 Zeitungsberichte p.a.) auf regionaler und überregionaler Ebene, z.B. durch Live-Radiosendungen, Zeitungsartikel, Fernsehberichterstattungen. Entsprechend der Besucherreichweite der Volksfeste (50 bis 100 km Radius um die untersuchten Volksfestorte), berichten Medien über diese Ereignisse und werden von den Organisatoren und Veranstaltungspartnern zu Werbezwecken genutzt. Dem Münchener Oktoberfest kann sogar eine weltweite Image- und W erbewirksamkeit für die Stadt München, dem Bundesland Bayern, die Bundesrepublik Deutschland sowie mitveranstaltenden Brauereien zugeschrieben werden, wie die große Popularität und Durchführung zahlreicher Oktoberfeste in der ganzen Welt (z.B. USA, Asien) belegt. Die Deutsche Zentrale für Tourismus will folglich einige der bedeutendesten Volksfeste neben dem Oktoberfest, wie z.B. dem Bremer Freimarkt, als zusätzliche Attraktionen in ihr nationales und internationales Marketing aufnehmen. Die Höhe der Werbebudgets für Anzeigen, Radiospots, Informationsflyer und Plakate etc. liegt bei größeren Volksfesten nach Angaben der Organisatoren zwischen etwa 50.000 bis 500.000 DM. Hinzu kommen weitere Geld-, Sach- und Personalaufwendungen in erheblichem Umfang, die nur sehr schwer zu quantifizieren bzw. genau zuzuordnen sind. So werden verstärkt gemeinsame Werbeanzeigen von Schaustellern und kooperierenden Unternehmen (z.B. Handel, Verkehrsbetriebe) geschaltet, um die Veranstaltung und begleitende Angebote, wie z.B. verkaufsoffene Sonntage, zu bewerben. Verkehrsbetriebe plakatieren Ihre Fahrzeuge, Kommunen und/oder Tourismusinstitutionen schreiben Pressemitteilungen. Der Handel dekoriert dem Volksfest entsprechend thematisch seine Schaufenster, auch um Merchandising-Produkte zu den Volksfesten vertreiben zu können. In Oldenburg wird ca. 4-6 Wochen vor Beginn des Kramermarktes jedem offiziellem Schreiben der Stadt ein Infoflyer über das Volksfest beigefügt. Auf den kommunalen Websites werden die Volksfeste und daran beteiligten Partner im Internet präsentiert. Diese kurzen Beispiele unterstreichen die umfangreichen Werbe- und PR- Maßnahmen, die im Rahmen der Vorbereitung und Durchführung von Volksfesten zum Einsatz kommen, ohne dass diese im ‚offiziellen Werbebudget’ aufgeführt werden. Hochrangige, kommunale Vertreter (z.B. Bürgermeister, Verbandsvertreter) nutzen die Volksfeste, um wichtige Gäste, Medienvertreter und (potentielle) Investoren persönlich über das Volksfest zu führen. Gleiches gilt für private Unternehmen, die mit Ihren Belegschaften und/oder Kunden die Volksfeste besuchen. Somit besitzen Volksfeste für die betreffenden Kommunen einen bedeutenden Stellenwert für das Stadt- und Standortmarketing. Im Rahmen der Expertengespräche wurde von vielen Seiten nachdrücklich darauf hingewiesen, dass das jeweilige Volksfest ein wichtiges Element für das Stadtmarkting der Kommune darstellt, das es zukünftig zu fördern und auszubauen gilt. Für viele Unternehmen sind die Werbe- und Imageeffekte von Volksfesten für ihr Engagement ausschlaggebend. Dies gilt besonders für Unternehmen des öffentlichen Verkehrs, die bedeutende Promotions-, Werbe- und Imageeffekte von Volksfesten für Ihre Unternehmen konstatieren. So kann den Kunden durch die erhöhte Fahrleistung die eigene Leistungsfähigkeit demonstriert werden. In diesem Zusammenhang betonten die Experten, dass viele der Volksfestbesucher keine regelmäßigen Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs sind. Hierdurch bieten sich langfristig Möglichkeiten der Neukundengewinnung für die umweltfreundlichen Fahrdienstleistungen der Verkehrsbetriebe. Zudem werden Plakate an Haltestellen, Bussen und Bahnen, Informations-Flyer, Gutscheinhefte in Zusammenarbeit mit den Schaustellern (z.B. freie An-/Abreise mit ÖPNV und Gutscheine für Fahrgeschäfte) als Werbe- und Kommunikationsmittel eingesetzt. Der Handel nutzt ebenfalls Volksfeste zur Werbe- und Imagezwecken. Volksfeste bieten für den Handel eine gute Möglichkeit, verlängerte Öffnungszeiten und/oder verkaufsoffene Sonn-/Feiertage durchzusetzen, die als begleitendes Angebot zum Volksfest gesehen werden ("erst einkaufen, dann zum Volksfest gehen"). Diese Maßnahmen im Bereich der erweiterten Öffnungszeiten sind wichtige Aktionen im Rahmen der Kommunikationspolitik des Handels. Allerdings herrscht beim Handel in einigen Orten auch eine gewisse Skepsis bezüglich der Volksfeste und des Schaustellerwesens vor. Hier werden die Volksfeste als Grund für schwach besuchte Innenstädte gesehen. Die Expertenmeinung hierüber ist geteilt. Wie beim Sponsoring üblich, sind für die Brauerein weniger die auf Volksfesten entstehenden Umsätze des zusätzlichen Getränkeverkaufs die Hauptmotivation Ihrer Unterstützung und Beteiligung, sondern vielmehr die daraus entstehenden Image- und Werbeeffekte für Ihre Unternehmen. Volksfeste werden von den Brauerein als bedeutendes Instrumente für die Kommunikationspolitik gesehen, um die regionale/örtliche Präsenz der Unternehmen und die Markenbindung bei den Verbrauchern zu stärken. Dies gilt besonders für kleinere und mittlere Brauereien mit lokalen und regionalen Absatzmärkten. Für diese Brauereien mit vergleichsweise beschränkten Marketingmitteln stellen Volksfeste eine relativ kostengünstige Möglichkeit dar, sich in ihren Kernabsatzmärkten zu präsentieren und die Kundenbindung zu erhöhen. Fazit: Ingesamt lässt sich folglich festhalten, dass die bestehenden Image- und Werbeeffekte sowohl für die veranstaltenden Kommunen als auch daran teilnehmenden bzw. kooperierenden Unternehmen von großer Bedeutung sind und eine wichtige Stellung im Stadt- bzw. betrieblichen Marketing einnehmen. Weiterhin ist bei Durchführung und Vermarktung von Volksfesten eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Unternehmen zu beobachten, die dem Gedanken der public-private-partnership zugrunde liegt. Mit dem Münchener Oktoberfest besitzt die Stadt München, das Bundesland Bayern und Deutschland das wohl weltweit bekannteste Volksfest, das als globaler Markenartikel exportiert wird und bei ausländischen Besuchern imagebildend für München, das Bundesland Bayern und Deutschland wirkt. 7. SITUATION DES SCHAUSTELLERGEW ERBES 7.1 Situation aus Sicht der Schausteller Nach Angaben des DSB gingen die Umsätze im Schaustellergewerbe von 1994 bis 1999 von DM 1,74 Mrd. auf DM 1,7 Mrd. zurück, obwohl die Umsätze im Freizeitmarkt insgesamt in diesem Zeitraum von DM 420 Mrd. auf DM 455 Mrd. anstiegen. 94 Der Arbeitskreises Freizeitwirtschaft im Institut der Deutschen Wirtschaft Köln untersuchte 1999 die Erwartungen der Freizeitwirtschaft für das laufende Geschäftsjahr. Von den 43 untersuchten Branchen waren die Erwartungen nur in der Klavierbauerbranche noch schlechter als bei den Schaustellern. Die Schausteller schätzten sowohl die allgemeine Stimmungslage, als auch die Umsätze und Investitionen als schlecht ein. Bei der Beschäftigung sah man Stagnation. 95 Diese pessimistische Grundstimmung wird durch die Ergebnisse der im Rahmen dieser Studie durchgeführten Schaustellerbefragung nur teilweise bestätigt. Zwar wird die gegenwärtige Situation noch als verhältnismäßig gut bezeichnet, die Entwicklung in der Vergangenheit und die zukünftig erwartete Entwicklung jedoch insgesamt eher schlecht. Die Schausteller wurden u.a. befragt, wie sie momentan die wirtschaftliche Situation ihres Betriebes insgesamt einschätzen. Hierzu meinte immerhin ein Viertel der befragten Schauteller, dass ihre wirtschaftliche Lage "gut" oder sogar "sehr gut" sei. Fast die Hälfte der befragten Schausteller schätzten die wirtschaftliche Situation ihres Betriebes als "befriedigend" ein. Immerhin 27,1% hielten sie für "ausreichend" und schlechter. 94 Quelle: DGF-Freizeit-Daten 1994, 1999 95 Quelle: Arbeitskreis Freizeitwirtschaft im Institut der Deutschen Wirtschaft Köln, 1999 Abbildung 51: Selbsteinschätzung der wirtschaftlichen Situation der Schaustellerbetriebe 2,0 sehr gut 22,5 Bewertung gut 48,3 befriedigend 21,2 ausreichend 2,6 mangelhaft 3,3 ungenügend 0 10 20 30 40 50 Angaben in % Quelle: ift Befragung Auf die darauffolgende Frage "Wie hat sich die Situation in den vergangenen 3 Jahren entwickelt?" gaben mehr als drei Viertel der befragten Schausteller an, dass sich ihre wirtschaftliche Situation verschlechtert habe. Nur etwas mehr als 7% bemerkten eine Verbesserung und etwas über 15% keine Veränderung. Abbildung 52: Selbsteinschätzung der vergangenen, wirtschaftlichen Entwicklung der Schaustellerbetriebe (letzte 3 Jahre) eher verbesserung 7,4% keine Veränderung 15,3% eher verschlechtert 77,3% Quelle: ift Befragung Für die nähere Zukunft (= die nächsten drei Jahre) erwarten 42,4% der befragten Schausteller, dass sich ihre wirtschaftliche Lage weiter verschlechtern wird, 32,5% gehen von keiner Veränderung ihrer wirtschaftlichen Lage aus und nur 25,2% glauben an eine Verbesserung. Abbildung 53: Erwartung der zukünftigen, wirtschaftlichen Entwicklung der Schaustellerbetriebe (nächste 3 Jahre) Verbesserung 25,2% Verschlechterung 42,4% keine Veränderung 32,5% Quelle: ift Befragung Auch die Einschätzung der Situation durch den Deutschen Schaustellerbund (DSB), der 90% der deutschen Schausteller repräsentiert, schließt sich der pessimistischen Selbsteinschätzung der Schaustellerbetriebe an. Dabei wird die schwierige Situation überwiegend auf ungünstige Rahmenbedingungen zurückgeführt. Der Jahresbericht 1999 des Deutschen Schaustellerbundes listet diesbezüglich eine Reihe von Punkten auf, die in der Folge verkürzt wiedergegeben werden: • Ökosteuer: Da die Produktion von Waren und Dienstleistungen im Schaustellergewerbe besonders energieintensiv ist, ist das Schaustellergewerbe von der Ökosteuer in besonderer Weise betroffen. • Bagatellsteuern: Dazu zählen die Vergnügungssteuer, die Schankerlaubnissteuer, die Trinkgeldsteuer, die Getränkesteuer • Autobahnbenutzungsgebühr: Für das Jahr 2003 ist eine streckenbezogene Nutzungsgebühr für Autobahnen geplant, von der ggf. auch die Schaustellerfahrzeuge betroffen wären. • Standgebühren: Nach Ansicht des Schaustellerbundes erheben die Städte und Gemeinden zum Teil überhöhte Standgebühren, insbesondere dann, wenn Schlechtwetter zu Umsatzeinbußen bei den Schaustellern führe. Teilweise läge der Verdacht nahe (und in einem Fall konnte dieser auch belegt werden), dass die Kommunen zu viele Gebühren auf die Schausteller umlegten um damit andere Haushaltsbereiche zu subventionieren (was gemäß dem Kostendeckungsprinzip nicht zulässig ist). • Bewerbungsgebühren: Einige Kommunen erheben Bearbeitungsgebühren für die Bewerbungen von Schaustellern um Teilnahme an einem Volksfest. • Gebühren für Sondernutzung öffentlichen Straßengeländes: Einer Untersuchung des Handelsblattes bei deutschen Städten folgend, stellt sich die Gebührenerhebung für die Benutzung öffentlichen Straßengeländes bei Veranstaltungen unter Beteiligung des Schaustellergewerbes als uneinheitlich und in den meisten Fällen offensichtlich zu hoch dar. • Antragsgebühren: In immer stärkerem Maße müssen Schaustellerunternehmen mit erheblichem Kostenaufwand zur Sicherstellung ihres Arbeitsablaufs Anträge an die Behörden stellen (u.a. Anträge auf Beschäftigung ausländischer Hilfskräfte, Anträge Gestattung nach §12 GastG pro Fest, Anträge Fahrverbotsausnahme sonnund feiertags, vom Ferienfahrverbot, bei Ozonalarm, Verlängerung der Frist zur Sicherheitsprüfung von Fahrzeugen, Zulassung zu Volksfesten, Sondergenehmigung bei Kfz-Übermaßen). Teilweise handelt es sich dabei um immer wiederkehrende Anträge, bei denen sich die Frage stellt, ob bei dem geringen bürokratischen Aufwand der Behörde der Gebühr im Sinne der Abgabeordnung überhaupt eine entsprechende Leistung gegenübersteht. Zur finanziellen Belastung der Schausteller tragen außerdem bei: • Überprüfungsgebühren bei: - Hygiene - Getränkeschankanlagen - Wasserqualität - TÜV bei Fahrzeugen - Erstprüfung bei Fahrgeschäften - Verlängerungsprüfung bei Fahrgeschäften - Sonderprüfung bei Fahrgeschäften älter als 12 Jahre - Bauabnahmegebühr pro Fest • Standgebühren, Parkgebühren für Lkw, Pkw, W ohnwagen, Packwagen, Feuerwehr, Sanitätsdienste, Polizeieinsatz etc. • Transportgebühren • Strom-, Wassergebühren, Installationskosten, gegebenenfalls Wasserproben an jedem Platz • Kostenumlagen bzw. Preisermäßigungen: bei Kinder-, Alten-, Behinderten-, Familientagen • Zuschuss für Werbung • Zuschuss für Feuerwerke • Kosten zusätzlicher Internatsunterbringung der Kinder / für Betreuung • Beiträge für Berufsgenossenschaft. Als besonders problematisch sieht der DSB den Umstand an, dass sich die Gebühren wesentlich stärker erhöht haben, als die Umsätze. So erhöhte z.B. die Stadt Moers die Standgebühren in den vergangenen zehn Jahren um 150% bis 170% (abhängig vom Geschäftstyp). Die Preiserhöhungen fielen im selben Zeitraum wesentlich geringer aus und lagen nach Expertenangaben bei etwa lediglich 25%. Der DSB sieht außerdem Anzeichen dafür, dass die erhöhten Gebühren und Abgaben nicht in eine Attraktivierung der Volksfeste selbst fließen, sondern damit Stadt- und Straßen-, Wein- und Trödelmärkte und ähnliche Feste finanziert werden, die letztlich eine Konkurrenz für die Volksfeste darstellen. Grundsätzlich sieht der DSB die Tendenz, dass vor allem kleinere und mittlere Kirmesveranstaltungen in ihrer Existenz bedroht sind. Eine Einschätzung, die auch von vielen der befragten Experten unterstützt wird. (siehe folgendes Kapitel). 7.2 Situation aus Sicht von Experten Die Deutsche Gesellschaft für Freizeit konstatiert eine wachsende Zahl von Veranstaltungen, jedoch mit stagnierenden Umsätzen. Die Konkurrenz von Stadt- und Straßenfesten u.ä. führt zu erheblichen Einbußen bei den kleineren Volksfesten. Diese Standorte sind zum Teil durch Druck auf die andersartige Verwendung des Veranstaltungsplatzes gefährdet. Großveranstaltungen locken allerdings weiterhin die Menschen an. Hierbei besteht jedoch ein klarer Trend zur verstärkten Erlebnis- und Unterhaltungsorientierung bei den Besuchern. Konsequenz dieser Entwicklung für den Schaustellerbereich ist, dass traditionelle Schaustellerbetriebe, wie z.B. im Bereich Spiele und Verlosungen, an Attraktivität verlieren und spektakuläre, neuartige Fahrgeschäfte bei den Besuchern die wichtigsten Attraktionen darstellen. Diese Entwicklung hat sich in den letzten Jahren beschleunigt und zu schnelleren Innovationszyklen bei der Entwicklung von Fahrgeschäften geführt, die technisch immer aufwendiger und kostenintensiver werden. Bei stark innovationsabhängigen und teuren Angeboten steigt die Macht der Hersteller (Leasing statt Erwerb), "der Schausteller wird zum Werksfahrer". Hinzu kommt, dass die Nachfrageseite durch eine hohe Preiselastizität gekennzeichnet ist und somit der Spielraum für Preiserhöhungen der Schausteller begrenzt ist. Die Preise sind also starr in dem Sinne, dass Preiserhöhungen sofort durch Abwanderung bzw. Nichtbeachtung von Kunden bestraft werden. Preissenkungen sind aber wegen des Kostendrucks nur schwer möglich. Dies sind die Rahmenbedingungen des Wettbewerbs, mit denen sich die Schausteller und Organisatoren von Volksfesten auseinandersetzen müssen. Im Rahmen der Untersuchung wurden daher die insgesamt 40 Experten/-innen 96 in den Leitfadengesprächen persönlich zu Ihrer Einschätzung über die zukünftige Entwicklung von Volksfesten sowie der Schaustellerbranche befragt. 96 Die Liste der befragten Experten/-innen ist im Anhang zu finden. Hierbei handelte es sich um Vertreter aus unterschiedlichsten Bereichen, wie z.B. Verwaltung, Tourismusorganisationen, Gastgewerbe, Einzelhandel, Verkehrsbetriebe, Energieversorger, Verbände, Brauerein. Einschätzung der zukünftigen Entwicklung der Volksfeste und der Schausteller Der befragte Expertenkreis erwartet, dass sich die bereits bestehende Entwicklungsschere zwischen den kleineren und größeren Volksfesten weiter verschärfen wird. Für die großen Volksfeste werden an allen Standorten weiterhin gute Entwicklungsmöglichkeiten prognostiziert. Der Großteil des befragten Expertenkreises geht davon aus, dass die großen Volksfeste ihren bestehenden Stellenwert und ihre Attraktivität behalten werden. Hierbei sind jedoch die jährlich auftretenden Schwankungen zu berücksichtigen, die über nicht beeinflussbare Größen zu erklären sind und auch in Zukunft auftreten werden (z.B. extreme Wetterabhängigkeit der Freiluftveranstaltungen "Volksfest, Kirmes"). Dadurch ist die Organisation, Planung und Durchführung von Volksfesten grundsätzlich mit erheblichen Risiken behaftet. Im Rahmen der zukünftigen Entwicklung von Volksfesten ist erwähnenswert, dass die überwiegende Mehrzahl der Experten der Meinung sind, dass Freizeitparks keine direkte Konkurrenz zu Volksfesten darstellen. Begründet wird dies mit der besonderen Atmosphäre auf Volksfesten, die von Freizeitparks nur schwer erreicht werden kann. Zudem sind die Besuchsmotive der Besucher von Volksfesten und Freizeitparks unterschiedlich. Freizeitparks werden vor allem im Rahmen von Ganztagesausflügen besucht, während Volksfestbesuche nur einige Stunden dauern und somit eher als Halbtagesausflüge zu verstehen sind. Für größere Volksfeste wird weiterhin ein noch nicht ausgeschöpftes Potential bei Kurzreisen gesehen, da sie zumeist in Großstädten stattfinden und der Städtetourismus in Deutschland boomt. Sie stellen außerdem ein absolutes Alleinstellungsmerkmal des touristischen Angebotes in Deutschland dar, denn nirgendwo in der Welt gibt es in quantitativer und qualitativer Hinsicht ein vergleichbares Angebot an Volksfesten. Daher sind Volksfeste auch für den Incomingtourismus als sehr interessant einzustufen. Zwar finden die Feste nur in einem zeitlich sehr begrenzten Zeitraum statt, ihre regelmäßige Durchführung zu (meist) festen Terminen ermöglicht aber den kontinuierlichen Aufbau touristischer Angebote und erleichtert deren Vermarktung. Auch die Attraktivität der Volksfeste leidet nicht durch deren Wiederholung, ganz im Gegensatz zu Musicals, Produkten mit hohen Investitionskosten und immer kürzeren Produktlebenszyklen, oder Veranstaltungen wie den Konzerten der drei Tenöre, die nach Expertenmeinung inzwischen als "abgefrühstückt" gelten. In Deutschland ist der Städtetourismus eines der am stärksten wachsenden Marktsegmente im Tourismus. Große Volksfeste sind dabei ein interessantes Angebotselement für den Städtetourismus und werden noch nicht in ausreichendem Maße vermarktet. Dementsprechend sehen viele Experten für große Volksfeste mit überregionaler Ausstrahlung mit die größten Wachstumspotentiale im Bereich Kurzreisen. Hierzu ist aber eine verstärkte Einbindung der Volksfeste in die bestehenden Stadt- und Tourismusmarketingkonzeptionen notwendig, die sowohl von Seiten der Organisatoren als auch der Schausteller angestrebt und in Teilen bereits umgesetzt wird, wie die folgenden Beispiele aus den Expertengesprächen zeigen: • Das Cannstatter Volksfest wurden in diesem Jahr zum ersten Mal von der Stuttgart Marketing GmbH vermarktet, die sowohl das Stadt- als auch Tourismusmarketing in Stuttgart durchführt und weiterentwickelt. Hierdurch wurden nach Meinung der dortigen Experten/-innen nachhaltige Erfolge im Bereich der PR-/Öffentlichkeitsarbeit erzielt. Zudem waren spürbare Erhöhungen des Übernachtungstourismus in Stuttgart während des Volksfestes zu beobachten. • In Oldenburg (Kramermarkt) wird bereits ein Teil der touristischen Vermarktung durch den Fremdenverkehrsverein übernommen, in deren Vorstand der lokale Vertreter des Deutschen Schaustellerbundes sitzt. Zudem soll die Vermarktung zukünftig vor allem von der gerade in der Gründung befindlichen Tourismus-Marketing GmbH übernommen werden. Auch hier wird der Vertreter des Schaustellerwesens in leitender Funktion tätig sein. • In der Stadt Bonn wurde im letzten Jahr eigens ein Büro für Veranstaltungskoordination innerhalb der Stadtverwaltung eingerichtet, das für die Terminkoordinierung zuständig ist und Drittveranstalter berät. Pützchens Markt ist als ein wichtiges Angebotselement fest im Stadtmarketing der Stadt Bonn mit dem Slogan" Bonn, die Erlebnisstadt" verankert. • Auf der Cranger Kirmes in Herne ist der Verkehrsverein, der für die touristische Vermarktung der Stadt zuständig ist, mit einem eigenen Informationsstand vertreten. Wesentlich skeptischer sehen die Experten die Zukunft der vielen, kleineren Volksfeste. Diese stellen aber, wie bereits erwähnt, die große Mehrheit aller Volksfeste in Deutschland dar. Hier herrscht die Überzeugung vor, dass in den nächsten Jahren viele dieser kleineren Veranstaltungen eingestellt werden (müssen). Die kleineren Volksfeste sehen sich einer Vielzahl von ähnlichen Veranstaltungen (z.B. Straßenfeste, Vereinsfeste etc.) gegenüber, die Ihnen Publikum und Umsätze abziehen. Volksfeste beziehen Ihre Attraktivität nach Ansicht der Experten – neben der besonderen Volksfest-Atmosphäre – aus einem gelungenen Mix der anwesenden Schaustellerbetriebe, wobei besondere Attraktionen im Bereich der Fahrgeschäfte ein sehr wichtiges Kriterium darstellen. Für absolute Neuheiten bei den Fahrgeschäften müssen mittlerweile Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe getätigt werden. Zudem sind die laufenden Betriebskosten sowie die Auf-, Abbau- und Transportkosten dieser neuen Fahrgeschäfte sehr hoch, so dass eine Volksfestdauer von mehreren Tagen mit entsprechenden Besucherzahlen nötig ist, damit sich derartige Attraktionen betriebswirtschaftlich führen lassen. Weiterhin müssen bestimmte infrastrukturelle Voraussetzungen (z.B. bei der Stromversorgung und beim Bahntransport) vorhanden sein. Diese Kriterien können kleinere Volksfeste häufig nicht erfüllen und sind daher für größere, investitionsintensive Fahrgeschäfte als potentielle Standorte eher uninteressant. Die Attraktivität dieser kleineren Volksfeste ist daher nur sehr schwer zu steigern, was sich bei zunehmenden Konkurrenzveranstaltungen erschwerend auswirkt. Aus dem enorm gestiegenen Investitionsbedarf ergibt sich somit grundsätzlich die Problematik eines aufkommenden Investitionsstaus, die mittel- bis langfristig auch für die - in Ihrer Popularität bisher ungebrochenen - größeren Volksfeste Existenzrisiken in sich birgt. Die enormen Investitionen bei Fahrgeschäften können i.d.R. nur über eine Fremdfinanzierung mit erheblichen Zinsbelastungen vollzogen werden. Kommen weitere Kostenerhöhungen hinzu, z.B. über höhere Standgebühren oder sonstigen Nebenabgaben, so werden kontinuierlich getätigte Investitionen von Seiten der klein(st)betrieblich strukturierten Schaustellerbranche erschwert bzw. undurchführbar. Viele Experten sind der Ansicht, dass die gestiegenen Kosten nicht über Preiserhöhungen ausgeglichen werden können. Hierdurch entsteht ein Investitionsstau bzw. ein Ausfall von Investitionen, der kurzfristig die Attraktivität der Anbieter und mittel- bis langfristig die Volksfeste negativ beeinflussen kann. Tendenzen in diese Richtung meinen viele Experten bereits erkennen zu können. In diesem Zusammenhang ist zudem noch auf die grundsätzliche Wetterabhängigkeit der Schaustellerbranche hinzuweisen, die das Investitionsrisiko weiter erhöht. Dabei stellt das Wetter einen für die Schaustellerbranche nicht beeinflussbaren, externen Faktor dar. Die Besucherzahlen von Volksfesten sind extrem abhängig von der W itterung. Dies trifft sowohl auf sehr kalte und/oder nasse Wetterlagen zu als auch auf extreme Hitze. Zudem beeinträchtigen diese Wetterlagen das Besucherverhalten. In beiden Fällen wird der Besuch von Volksfesten verschoben oder die Besuchszeit verkürzt. Ferner werden besonders die investitionsintensiven Fahrgeschäfte bei kalter bzw. nasser Witterung von den Besuchern gemieden. Bei starker Hitze ist z.B. zu beobachten, dass sich der Konsum von alkoholischen Getränken und Produkten von Imbissständen deutlich reduziert. Weiterhin ist zu bedenken, dass Volksfeste eine relativ kurze Veranstaltungsdauer aufweisen, so dass einzelne Veranstaltungen aufgrund einer schlechten Wetterlage schnell zu einem wirtschaftlichen Misserfolg für die anwesenden Schausteller werden können. Dies ist besonders problematisch, wenn in einem Geschäftsjahr die großen und umsatzstarken Volksfeste von schlechter Witterung überproportional häufig betroffen sind. 7.3 Vergleich mit anderen Kultur- und Freizeiteinrichtungen Die öffentlichen Theater in Deutschland konnten in der Spielzeit 1998/99 rund 22,7 Mio. Besucher begrüßen, in den privaten Theatern kamen noch einmal 11,1 Mio. Besucher hinzu. Kulturorchester konnten 2,5 Mio. Besucher verzeichnen und Festspiele insgesamt rund 1,5 Mio. Besucher. 97 Insgesamt kamen diese Einrichtungen also auf 37,9 Mio. Besucher. Die nachfolgende Tabelle zeigt, dass dieser Kulturbetrieb mit rund DM 4,2 Mrd. pro Jahr bezuschusst wird. Abbildung 54: Kulturbetrieb in Deutschland Kulturunternehmen Öffentliche Theater Ständig Spielstät- Besucher Beten schäftigte 39.932 Zuweisungen aus öffentlichen Mitteln (Betriebszuschuss) Zuschuss pro Arbeitsplatz pro Besucher 91.642 DM 169,85 DM 727 22.716.634 3.659.480.000 DM 209 11.097.402 146.374.000 DM 53 2.543.903 371.613.000 DM 41 1.542.488 33.665.000 DM 21,82 DM Gesamt 37.900.427 4.211.132.000 DM Quelle: Deutscher Bühnenverein, Theaterstatistik 1998/99 111,11 DM Privattheater Kulturorchester Festspiele 4.035 13,18 DM 92.097 DM 146,07 DM Der durchschnittliche Betriebszuschuss von DM 111,11 pro Besucher würde auf die Besucherzahl der Volksfeste von 170 Mio. Personen hochgerechnet einen Gesamtzuschuss von DM 18,8 Mrd. bedeuten. Diesem Zuschuss stehen auf Seiten der Kommune auch Einnahmen gegenüber. So tätigen auch die Theaterbesucher vor und nach dem Theaterbesuch Ausgaben in der Gastronomie, im Einzelhandel etc. durch die der Kommune Steuereinnahmen zufließen. Geht man davon aus, dass die Ausgaben der Theaterbesucher außerhalb des Theaterbetriebes doppelt so hoch, wie die Ausgaben der Volksfestbesucher außerhalb des Volksfeste sind, dann ergeben sich Steuereinnahmen von rund DM 2,00 pro Besucher. Es verbliebe im genannten Beispiel also ein Zuschuss von rund DM 18,5 Mrd.. 97 Quelle: Deutscher Bühnenverein, Theaterstatistik 1998/99 Daraus folgt: • Während einer Kommune durch einen Volksfestbesucher rund DM 1,00 an Steuereinnahmen verbleiben (die Kosten der Veranstaltung werden über die Standgebühren weitestgehend gedeckt), wird • jeder Theater-, Konzert- und Festspielbesucher mit netto rund DM 109,00 bezuschusst. Dies stellt ein deutliches Ungleichgewicht dar und wirft die Frage auf, ob hier nicht eine einseitige Bevorzugung des elitären Kulturbetriebes vorliegt, die durch die Volksmeinung nicht unbedingt gerechtfertigt wird – immerhin weisen die Volksfeste rund 4,5 mal so viele Besucher auf, wie der elitäre Kulturbetrieb. Überdies werden nicht nur Theater, Orchester und Festspiele bezuschusst, wie die nachfolgende Tabelle veranschaulicht. Abbildung 55: Kommunale Kulturförderung 1995 (ohne Stadtstaaten) Bereich Theater, Orchester, Festspiele Museen Öffentliche Büchereien Musikschulen Volkshochschulen Besucher/Nutzer in Mio. Mrd. DM (ohne Stadtsstaaten) Mrd. DM (mit Stadtstaaten) Zuschuss pro Nutzer in DM 37,998 2,7 93,8 0,9 9,5999 324,0100 0,9 27,77101 0,9 0,6 690,00 102 0,6 240,00 2,5 Kulturverwaltung 0,4 Heimatpflege 0,2 Sonstiges 0,7 Total ca. 167,5 Quelle: Deutscher Städtetag, 1997 7,4 98 Inklusive Stadtstaaten 99 Staatliche Zuschüsse bleiben dabei unberücksichtigt 100 Quelle: DGF Freizeit-Daten 2000, bezieht sich auf Entleihungen in 1998 101 bei durchschnittlich zehn Entleihungen pro Nutzer 102 Quelle: DGF 4,2 8,9 111,11 53,13 Insgesamt geben die Kommunen (ohne Stadtstaaten) in Deutschland rund DM 7,4 Mrd. für die Kulturförderung aus, also rund DM 90,- pro Kopf der Bevölkerung. Selbst zusammengenommen kommen Theater, Opern, Orchester, Büchereien, Musikschulen, Museen und Volkshochschulen nicht auf die Gesamtbesucherzahl der Volksfeste. Abbildung 56: Pro-Kopf-Ausgaben für die Kulturförderung (ohne Stadtstaaten) Gemeinden mit ... Ein- DM wohnern 500.000 und mehr 314 200.000 bis 499.000 293 100.000 bis 199.999 244 50.000 bis 99.999 167 20.000 bis 49.999 101 Quelle: Deutscher Städtetag, 1997 Da es sich bei den Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin jeweils um Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern handelt, kann davon ausgegangen werden, dass die Pro-Kopf-Ausgaben dort wenigstens DM 314,00 pro Einwohner betragen. Bei insgesamt gut 5,8 Mio. Einwohnern in den drei Stadtstaaten ergeben sich daraus Ausgaben von weiteren mindestens rund DM 1,8 Mrd.. In Summe ergeben sich also Ausgaben von mindestens DM 9,2 Mrd. für die kommunale Kulturförderung, also rund DM 112,00 pro Einwohner oder DM 54,93 pro Nutzer bzw. Besucher aller Kulturangebote. Fazit: Während die Kommunen allein aus den steuerlichen Mehreinnahmen pro Volksfestbesucher rund DM 1,00 einnehmen, wird jeder Nutzer bzw. Besucher des etablierten Kulturbetriebes, der mit Theatern, Museen, Opern, Orchestern, Festspielen, Leihbüchereien, Volkshochschulen und Musikschulen auf annähernd die gleiche Besucherzahl wie die Volksfeste kommt, mit rund 55 Mark bezuschusst. Dabei sind die staatlichen Zuschüsse für den Museumsbetrieb noch nicht berücksichtigt. Betrachtet man nur den „elitären Kulturbetrieb“, bestehend aus Theatern, Konzerten und Festivals, so steigt der pro-Kopf-Zuschuß sogar auf 109 Mark. Vor dem Hintergrund der großen sozialen und wirtschaftlichen Bedeutung der Volksfeste und ihrer großen Akzeptanz in der Bevölkerung ein auffälliges Missverhältnis. 8. M ÖGLICHE EFFEKTE VERÄNDERTER RAHM ENBEDINGU N- GEN FÜR DAS SCHAUSTE LLERGEWERBE Die möglichen zukünftigen Entwicklungen werden mit Hilfe der Szenario-Technik dargestellt. Sämtlichen Szenarien basieren auf einigen gemeinsamen Grundannahmen, die je nach Szenario durch weitere Annahmen ergänzt werden. Als Grundannahmen werden folgende Entwicklungen vorausgesetzt: A) moderat positive wirtschaftliche Entwicklung, die im Zusammenhang mit einer weiterhin niedrigen Inflationsrate und Steuersenkungen zu Realeinkommenzuwächsen führt ⇒ positive Auswirkung auf das verfügbare Budget für Freizeitausgaben B) sinkende Arbeitslosigkeit ⇒ insgesamt positive Auswirkungen auf die durchschnittliche Kaufkraft der Bevölkerung C) Anstieg des Anteils älterer Menschen in der Bevölkerung ⇒ sinkendes Besucherpotential für die Volksfeste, die traditionell besonders von der jüngeren Generation aufgesucht werden D) wachsende Zahl alternativer Freizeitangebote ⇒ stärkerer W ettbewerb um das Freizeitbudget der Bevölkerung E) keine weiter zurückgehenden Arbeitszeiten ⇒ die für Freizeitaktivitäten zur Verfügung stehende Zeit nimmt nicht weiter zu F) gleichbleibend hohe Preissensibilität der Volksfestbesucher ⇒ ein erhöhter Kostendruck bei den Schaustellern kann auch zukünftig nicht oder nur unzureichend über Preiserhöhungen an die Besucher weitergegeben werden G) weiter wachsende Wettersensibilität der Volksfestbesucher ⇒ Mit der zunehmenden Auswahlmöglichkeit auch an wetterunabhängigen Freizeitangeboten nimmt die Bereitschaft weiter ab, bei Schlechtwetter Freiluftver- anstaltungen wie die Volksfeste aufzusuchen, für die Schausteller bedeutet das eine weiter zunehmende Variabilität ihres Geschäftsverlaufs H) weiterhin Zunahme des Städte- und Eventtourismus ⇒ in den Jahren 1993 bis 1999 waren im Städtetourismus Zuwächse von 25,2% zu verzeichnen. Die Zuwächse entfielen vor allem auf Städte mit attraktiven kulturellen Angeboten mit Eventcharakter. Für die Volksfeste mit ihrem ausgeprägtem Eventcharakter ergeben sich aus einer weiterhin positiven Entwicklung des Städtetourismus zusätzliche Besucherpotentiale. Nachfolgend werden die zu erwartenden Auswirkungen dieser für alle drei Szenarien konstatierten Trends auf: • die Zahl der Volksfestveranstaltungen • die durchschnittlichen Besucherzahlen und • die durchschnittlichen Ausgaben der Besucher • die Kosten der Schausteller aufgezeigt. Tabelle 51: Auswirkungen der Grundannahmen auf die Volksfeste Annahme Veranstaltungen Besucher Ausgaben Kosten A) positive wirtschaftliche Entwicklung o + + o B) sinkende Arbeitslosigkeit o + + o C) Anstieg des Anteils Älterer o - - o D) mehr Freizeitalternativen - - - + E) gleichbleibende Arbeitszeiten o o o o F) gleichbleibende Preissensibilität o o - o G) zunehmende Wettersensibilität o - o + H) mehr Städte- und Eventtourismus - + + o Insgesamt Quelle: eigene Darstellung o + o + Setzt man also die Grundannahmen als gegeben voraus, kann mit einer etwa gleichbleibenden Zahl an Veranstaltungen, leicht ansteigenden Besucherzahlen und weitge- hend unveränderten Durchschnittsausgaben der Besucher rechnen. In Kombination mit den leicht steigenden Besucherzahlen bedeutet dies moderat steigende Umsätze. Allerdings ist auch mit leicht ansteigenden Kosten zu rechnen, so dass sich die Situation für die Schausteller insgesamt nur wenig verändert. Diese Grundannahmen müssen aber durch vertiefende, je nach Szenario unterschiedliche Annahmen ergänzt werden, um ein vollständiges Bild der möglichen Entwicklungen zu erhalten. Dies geschieht in den nachfolgenden Kapiteln. 8.1 Szenario 1: Business as usual 8.1.1 Beschreibung des Szenarios Das Szenario "Business as usual" ist folgendermaßen gekennzeichnet: I A) weiterhin Gebührenerhöhungen für die Schausteller über der Inflationsrate ⇒ wachsender Kostendruck für die Schaustellerbetriebe I B) zunehmende Einbindung der Volksfeste in das Stadtmarketing ⇒ dies führt zu einer professionelleren Vermarktung und steigenden Besucherzahlen I C) Trend zur Privatisierung hält an ⇒ dies geht mit der Einbindung in das Stadtmarketing Hand in Hand und führt tendenziell zu einer Erhöhung der Standgebühren und zur Aufgabe kleinerer Volksfeste I D) weiterhin zahlreiche Konkurrenzveranstaltungen durch die Städte ⇒ Konkurrenzveranstaltungen wie Stadt- und Straßenfeste (z.B. Rhein in Flammen, Rheinauenfest) werden weiterhin durchgeführt I E) Flächenkonflikte zu Ungunsten der Volksfeste ⇒ bei Konflikten für die Nutzung von Flächen für Volksfeste oder konkurrierende Nutzungen werden Volksfeste weiterhin benachteiligt und müssen mit Standortverlagerungen leben, was bei Veranstaltungen zu Besucherrückgängen führen kann I F) Gleichbleibende Energiepreise ⇒ der Preiswettbewerb auf dem Energiemarkt gleicht Steuererhöhungen weitgehend aus I G) erhöhter Investitionsbedarf ⇒ der Investitionsbedarf für attraktive Geschäfte steigt weiter überproportional an und ist über Preiserhöhungen nicht an die Besucher weiterzugeben. 8.1.2 Voraussichtliche Auswirkungen des Szenarios Die Auswirkungen des Szenarios "Business as usual" können folgendermaßen umrissen werden: Tabelle 52: Auswirkungen des Szenarios "Business as usual" auf die Volksfeste Annahmen "Business as usual" Veranstaltungen Besucher Ausgaben Kosten A) Gebührenerhöhungen o o o + B) mehr Stadmarketing - + + + C) mehr Privatisierung - o o + D) Konkurrenzveranstaltungen gleich - - - o E) Flächenkonflikte steigend - - o o F) Energiepreise gleichbleibend o o o o G) mehr Investitionsbedarf o o o + Annahmen Business as usual gesamt - - o ++ Grundannahmen o + o + Total Quelle: eigene Darstellung - o o ++ Bei einer leicht sinkenden Zahl von Veranstaltungen und etwa gleichbleibenden Besucherzahlen und Durchschnittsausgaben, steigen die Kostenbelastungen der Schausteller weiter an. Dieses Szenario führt daher langfristig in eine Abwärtsspirale, in Gang gesetzt durch die mangelnde Investitionsfähigkeit des Schaustellergewerbes. Für die Kommunen bedeutet dies im Endeffekt: • sinkende Steuereinnahmen • einen geringfügigen Anstieg der Arbeitslosigkeit • einen Rückgang des Volkseinkommens • einen Rückgang der Umsätze im Einzelhandel • einen Rückgang des Tourismus und der damit verbundenen Umsätze in Gastronomie und Hotellerie • einen Verlust an Lebensqualität für die lokale Bevölkerung. 8.2 Szenario 2: Der Spaß hat ein Ende 8.2.1 Beschreibung des Szenarios Das Szenario "Business as usual" ist folgendermaßen gekennzeichnet: II A) weitgehende Privatisierung der Veranstaltungen ⇒ da kleinere Veranstaltungen für eine private Vermarktung nicht attraktiv sind, fallen diese zunehmend weg II B) professionalisiertes Marketing der Veranstaltungen ⇒ dies führt kurzfristig zu steigenden Besucherzahlen, durch die Umsatzorientierung der Veranstalter wird aber langfristig der Charakter der Volksfeste verändert und die Besucherzahlen sinken II C) mehr Konkurrenzveranstaltungen ⇒ Konkurrenzveranstaltungen wie Stadt- und Straßenfeste (z.B. Rhein in Flammen, Rheinauenfest) werden vermehrt durchgeführt, da die Städte nach der Privatisierung der Volksfeste keinen Harmonisierungsbedarf mehr sehen II D) stark zunehmende alternative Freizeitangebote ⇒ neue Freizeit- und Medienangebote wie Internet, WAP und UMTS binden einen immer größeren Teil der Kaufkraft insbesondere der jungen Menschen wodurch das Budget für Volksfestbesuche geschmälert wird II E) Flächenkonflikte zu Ungunsten der Volksfeste ⇒ bei Konflikten für die Nutzung von Flächen für Volksfeste oder konkurrierende Nutzungen werden Volksfeste vermehrt benachteiligt und müssen mit Standortverlagerungen leben, was bei Veranstaltungen zu Besucherrückgängen führen kann II F) steigende Energiepreise ⇒ der Preiswettbewerb auf dem Energiemarkt kann die Steuererhöhungen nicht ausgleichen 8.2.2 Voraussichtliche Auswirkungen des Szenarios Die Auswirkungen des Szenarios "Der Spaß hat ein Ende" können folgendermaßen umrissen werden: Tabelle 53: Auswirkungen des Szenarios "Der Spaß hat ein Ende" Annahmen "Der Spaß hat ein Ende" Veranstaltungen Besucher Ausgaben Kosten A) weitgehende Privatisierung - - o + B) Marketing professioneller o + (-) + + C) mehr Konkurrenzveranstaltungen - - - o D) mehr Freizeitalternativen o - - o E) Flächenkonflikte stark steigend - - o o F) Energiepreise steigen o o o + Annahmen Spaß hat ein Ende gesamt -- -- o ++ Grundannahmen o + o + Total Quelle: eigene Darstellung -- - o ++ Bei einer spürbar sinkenden Zahl von Veranstaltungen, vor allem langfristig sinkenden Besucherzahlen und etwa gleichbleibenden Durchschnittsausgaben, steigen die Kostenbelastungen der Schausteller weiter an. Dieses Szenario führt daher schon mittelfristig in die bereits beschriebene Abwärtsspirale. Für die Kommunen bedeutet dies: • sinkende Steuereinnahmen • einen geringfügigen Anstieg der Arbeitslosigkeit • einen Rückgang des Volkseinkommens • einen Rückgang der Umsätze im Einzelhandel • einen Rückgang des Tourismus und der damit verbundenen Umsätze in Gastronomie und Hotellerie • einen Verlust an Lebensqualität für die lokale Bevölkerung. Vor allem bedeutet es aber verpasste Chancen, die das "Alleinstellungsmerkmal" Volksfest den deutschen Städten im internationalen W ettbewerb bietet. 8.3 Szenario 3: Mut zur Umkehr 8.3.1 Beschreibung des Szenarios Das Szenario "Mut zur Umkehr" ist folgendermaßen gekennzeichnet: III A) spürbare Senkung der Standgebühren ⇒ die Städte erkennen die Bedeutung der Volksfeste für die Bevölkerung und die Chancen, die die Volksfeste für den Tourismus bieten III B) optimale Einbindung in touristisches Marketing ⇒ die Städte wuchern im touristischen Markt mit dem Pfund Volksfeste und erhöhen so den Anteil auswärtiger Gäste, die insgesamt für höhere Umsätze, auch außerhalb des Volksfestgeländes, sorgen III C) weniger Privatisierung ⇒ die Organisation von Volksfesten wird als öffentliche Aufgabe begriffen und entsprechend durchgeführt III D) weniger Konkurrenzveranstaltungen ⇒ die Städte reduzieren Konkurrenzveranstaltungen zu den Volksfesten auf ein sinnvolles Maß III E) sinkende Energiekosten ⇒ die sehr hohen Energiekosten der Schausteller resultieren nicht nur aus dem Preis für den Strom an sich, sondern auch aus der Umlage der auf dem Volksfestgelände vorgehaltenen Infrastruktur, die reduziert werden könnte III F) Trend zu Megafahrgeschäften wird gebrochen ⇒ die Veranstalter ändern ihre Auswahlkriterien entsprechend, was zu einem sinkenden Investitionsdruck führt III G) Flexiblere Handhabung von Bestimmungen in allen Bereichen ⇒ führt zu einer Reduzierung des Kostendrucks bei den Schaustellern 8.3.2 Voraussichtliche Auswirkungen des Szenarios Die Auswirkungen des Szenarios "Mut zur Umkehr" können folgendermaßen umrissen werden: Tabelle 54: Auswirkungen des Szenarios "Mut zur Umkehr" Annahmen "Mut zur Umkehr" Veranstaltungen Besucher Ausgaben Kosten A) sinkende Standgebühren o o o - B) optimales Marketing o + + o C) weniger Konkurrenzveranstaltungen o + + o D) weniger Privatisierung o o (+) o - E) sinkende Energiekosten o o o - F) Änderung der Auswahlkriterien o - - - G) mehr Flexibilität o o o - Annahmen Mut zur Umkehr gesamt o + + -- Grundannahmen o + o + Total Quelle: eigene Darstellung o ++ + - Bei einer gleichbleibenden Zahl von Veranstaltungen, vor allem langfristig steigenden Besucherzahlen und steigenden Durchschnittsausgaben, sinken die Kostenbelastungen der Schausteller. Dadurch wird das Schaustellergewerbe wieder in die Lage versetzt, dringend notwendige Investitionen zur Attraktivierung des Angebotes in Angriff zu nehmen, was langfristig den bereits durch die veränderten Rahmenbedingungen initiierten positiven Trend weiterträgt. Für die Kommunen bedeutet dies: • spürbar steigende Steuereinnahmen • eine Mehrbelastung der öffentlichen Haushalte durch die Aufwendungen für die Volksfeste • die Schaffung von Arbeitsplätzen • einen Anstieg des Volkseinkommens • eine Steigerung der Umsätze im Einzelhandel • eine spürbare Belebung des Tourismus und der damit verbundenen Umsätze in Gastronomie und Hotellerie • eine Erhöhung der Lebensqualität für die lokale Bevölkerung. Insgesamt ist davon auszugehen, dass sich die Änderung der Haltung zu den Volksfesten und auch die damit verbundenen Aufwendungen für die Städte rechnen. 9. ANHANG 9.1 Rechnerische Ermittlung der Durchschnittsausgaben aller Volksfestbesucher auf dem Volksfest Ausgehend von dem Zusammenhang zwischen Kaufkraft und Volksfestgröße auf der einen und den Durchschnittsausgaben der Besucher auf der anderen Seite, lässt sich eine Variable bestimmen, mit deren Hilfe aus dem Produkt aus der Zahl der Beschicker und der Kaufkraft auf die durchschnittlichen Ausgaben geschlossen werden kann. Diese Variable variiert in Abhängigkeit von der Größe der Volksfeste, sie ist um so höher, je größer ein Volksfest ist. Tabelle 55: Ermittlung der Variablen zur Berechnung der Durchschnittsausgaben für verschiedene Volksfeste Ort Produkt aus Kauf- Ausgaben kraft und Zahl der Beschicker Variable (= Spalte 1 / Spalte 2) Spalte 1 Spalte 2 Spalte 3 27.005.220 69,23 DM 390.080 Herne 9.890.648 34,61 DM 285.769 Bonn 14.356.925 49,76 DM 288.496 Bremen 11.403.200 37,61 DM 303.196 Stuttgart 12.963.348 45,17 DM 286.968 Oldenburg 6.997.640 38,38 DM 182.322 Augsburg 2.779.330 14,65 DM 189.715 45,79 DM 259.941 München Mittelwert Quelle: Eigene Berechnungen Hier stellt sich das Problem, das die Variable für kleinere Volksfeste auf diesem Weg nicht ermittelt werden kann, da keine empirisch ermittelten Werte zu den Ausgaben vorliegen. Daher sollen zunächst die zu erwartenden Ausgaben auf einem Volksfest durchschnittlicher Größe näherungsweise bestimmt werden. Als Maßstab für die Größe wird hierbei die Anzahl der Beschicker herangezogen. Zur Ermittlung der durchschnittlichen Größe eines Volksfestes wurde eine Zufallstichprobe aus den 14.000 Volksfesten in Deutschland herangezogen. 103 Für 69 zufällig ausgewählte Volksfeste wurde die Zahl der Beschicker abgefragt. Es ergab sich ein Durchschnittswert von 58,7 Beschickern. Nach Auskunft der zuständigen Ämter schlossen die abgefragten Beschickerzahlen häufig auch eine große Zahl von Beschickern ein, die nicht dem Schaustellergewerbe zuzurechnen sind (z.B. Töpferstände auf Weihnachtsmärkten). Es wurde daher davon ausgegangen, dass etwa 60% der Beschicker auf das Schaustellergewerbe entfallen. Dies resultiert in einer durchschnittlichen Zahl von 35 Beschickern aus dem Schaustellergewerbe pro Volksfest. Als Basis für die näherungsweise Berechnung der zu erwartenden Ausgaben auf einem solchen durchschnittlich großen Volksfest werden diejenigen Volksfeste mit den höchsten bzw. geringsten Durchschnittsausgaben herangezogen, zu denen Daten vorliegen (Münchner Oktoberfest und Augsburger Osterplärrer). Während das Produkt aus Kaufkraft und der Zahl der Beschicker in Augsburg gegenüber dem Wert in München um rund 90% reduziert ist, sind die Durchschnittsausgaben nur um rund 79% reduziert. Die Reduktion der Ausgaben beträgt demzufolge 87,9% der Reduktion der Variable aus Kaufkraft und Beschickern. Bei einem Volksfest durchschnittlicher Größe (35 Beschicker) in einem Ort mit durchschnittlicher Kaufkraft (DM 27.081,-104) ist das Produkt aus Kaufkraft und der Zahl der Beschicker gegenüber dem Wert in München um 96,5% reduziert. Wenn die Reduktion der Ausgaben in diesem Fall ebenfalls nur 87,9% der Reduktion des Produktes aus Kaufkraft und Beschickern beträgt, dann ergeben sich Ausgaben, die gegenüber dem Wert in München um rund 84,8% reduziert sind, also DM 10,52 betragen. Die nachfolgende Tabelle veranschaulicht den Sachverhalt. 103 Als Quelle für die Stichprobe diente der Komet-Kalender. 104 Quelle: Statistisches Bundesamt, Angaben für 1996 Tabelle 56: Näherungsweise Ermittlung der Ausgaben auf einem durchschnittlichen Volksfest München Beschicker Kaufkraft Produkt aus Kaufkraft in TDM*Beschicker Beschicker in % vom Maximum Differenz zum Maximum Ausgaben auf dem Gelände Ausgaben in % vom Maximum Differenz zum Maximum Durchschnittliches Volksfest Augsburg 690 85 35 39.138 DM 32.698 DM 27.081 DM 27.005 2.779 948 100,00% 10,29% 3,51% 0,00% 89,71% 96,49% 69,23 DM 14,65 DM 10,52 DM 100,00% 21,16% 15,20% 0,00% 78,84% 84,80% 0,879 0,879 Berechnungsfaktor Quelle: Eigene Berechnungen Der Wert von DM 10,52 Ausgaben auf einem durchschnittlich großen Volksfest wird nun herangezogen, um zu ermitteln, wie sich die Variable zur Ermittlung der Ausgaben in Abhängigkeit von der Größe eines Volksfestes ändert. Die Bandbreite dieser Variable ist für größere Volksfeste empirisch ermittelt worden (siehe Tabelle 16). Mit Hilfe der zuvor vorgenommen Herleitung der Ausgaben auf einem durchschnittlich großen Volksfest kann sie auch für ein solches Volksfest bestimmt werden: Tabelle 57: Herleitung einer Variable für ein Volksfest durchschnittlicher Größe Ort Beschicker Kaufkraft Produkt/ 1000 Ausgaben Variable Größtes Volksfest 690 39.138 DM 27.005 69,23 DM 390.080 Größere Volksfeste (siehe Tabelle 15) 380 31.660 DM 12.040 45,79 DM 259.941 35 27.081 DM 948 10,52 DM 90.067 Durchschnittlich großes Volksfest Quelle: Eigene Berechnungen Mit Hilfe der Variable kann aus den Eingangswerten Kaufkraft und Zahl der Beschicker die zu erwartende Durchschnittsausgaben pro Besucher berechnet werden. Beispiel: Beschicker 690 Kaufkraft 39.138 DM Variable 390.080 Ausgaben pro Besucher = 690 x 39.138 DM / 390.080 = 69,23 DM Legt man zwischen den Extremwerten der Variable (90.067 und 390.080) eine lineare Interpolation an, dann ergibt sich für die Entwicklung der Ausgaben in Abhängigkeit von der Größe eines Volksfestes (ausgedrückt durch die Zahl der Beschicker) bei konstanter Kaufkraft folgendes Bild: Abbildung 57: Entwicklung der Ausgaben in Abhängigkeit von der Größe des Volksfestes bei konstanter Kaufkraft (DM 27.081,-) Ausgaben 70,00 DM Ausgaben in DM 60,00 DM 50,00 DM 40,00 DM 30,00 DM 20,00 DM 10,00 DM 13 0 17 0 21 0 25 0 29 0 33 0 37 0 41 0 45 0 49 0 53 0 57 0 61 0 65 0 69 0 90 50 DM 10 - Beschicker Quelle: Eigene Darstellung Die nachfolgende Tabelle zeigt die Ergebnisse von Berechnungen für die zu erwartenden durchschnittlichen Ausgaben unter Verwendung folgender, aus den bisherigen Berechnungen abgeleiteten Formel: Kaufkraft x Beschicker Durchschnittsausgaben = (Beschicker x 458,04) + 74.036 Die auf dieser Formel basierenden, erwarteten W erte sollten durch weitere Erhebungen auf Volksfesten entsprechender Größe empirisch überprüft werden, stellen nach Auffassung der Verfasser aber ein realitätsnahes Bild dar, das für die weiteren Aussagen zur wirtschaftlichen Bedeutung der Volksfeste und insbesondere für die Herleitung von Kennwerten als Grundlage dienen kann. 9.2 Expertenbefragung 9.2.1 Verzeichnis der befragten Experten/-innen Herr Ahlers V.W.G. Oldenburg Frau Arends-Strassberger City Marketing Oldenburg GmbH Frau Daniel Pressebüro der Stadt Herne Herr Delistat Abteilung für Gewerbeangelegenheiten der Stadt Herne Herr Dinkelacker Schwabenbräu Herr Franz Ordnungsamt der Stadt Herne Herr Fußhöller City Marketing Bonn GmbH Herr Hinrichs Pressebüro der Stadt Oldenburg Herr Hopp Verkehrsverein Oldenburg e.V. Herr Horstmann Indutrie- und Handelskammer Oldenburg Herr Hullmann Ordnungsamt der Stadt Oldenburg Herr Jan Weser-Ems-Halle GmbH Herr Kammer Union Brauerei Herr Kappler Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart Herr Kayser Neckarwerke Stuttgart AG Herr Krahe Ordnungsamt der Stadt Bonn Herr Kruse CCH Hotel, Oldenburg Herr Lindemann Stuttgart Marketing GmbH Herr Lüttenberg Verkehrsbetriebe Herne Herr Maihöfer DEHOGA (Stuttgart) Frau Marek Ordnungsamt der Stadt Herne (Platzmeisterin) Herr Matting Stadtwerke Herne Herr Meinberg DEHOGA (Stuttgart) Herr Novak Ordnungsamt der Stadt Herne Herr Panne IHK Mittleres Ruhrgebiet Herr Petershagen V.W.G. Oldenburg Herr Pfeifer City Initiative Stuttgart Herr Plag Taxizentrale (Stuttgart) Herr Rösslein Deutsche Bahn AG und S-Bahnen Stuttgart Herr Schmickl Stuttgarter Straßenbahnen AG Frau Schröder Verkehrsverein Herne Herr Thiele Versorgungsmärkte und Marktveranstaltungen der Landeshauptstadt Stuttgart Herr Weber DEHOGA Weser-Ems Herr Weber Industrie- und Handelskammer Stuttgart Herr Weber Amt für Ratsangelegenheiten der Stadt Herne Herr Wenzl Stuttgart Marketing GmbH Herr Zeller Stuttgarter Hofbräu Frau Zwiebler Veranstaltungskoordination der Stadt Bonn 9.2.2 Leitfaden für die Expertengespräche (1) In welcher Weise sind Sie bei der Vorbereitung, Durchführung bzw. Nachbereitung von Volksfesten, Jahrmärkten etc. beteiligt? Welche Funktion üben Sie dabei aus bzw. in welcher Weise sind davon betroffen? (2) Welche Probleme gibt es in Ihrem Arbeitsfeld bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Volksfesten? (3) Welche positiven Effekte entstehen durch Volksfeste in Ihrer Stadt? (wirtschaftliche, imagebildende, soziale und ökologische Effekte) Haben Sie zusätzliche Umsätze durch Volksfeste zu verzeichnen? Wenn ja, wie hoch sind diese und sind diese gewinnbringend? (4) Welche negativen Effekte bzw. Belastungen entstehen durch Volksfeste in ihrer Stadt? (wirtschaftliche, imagebildende, soziale und ökologische Effekte) Haben Sie diesbezüglich Anregungen/Wünsche zu deren Beseitigung bzw. Minderung? Bei Experten, die direkt mit der Organisation von Volksfesten beschäftigt sind: (5) Welche Verordnungen bzw. Bestimmungen müssen bei Volksfesten in Ihrer Stadt berücksichtigt werden? (6) Welche dieser Verordnungen bzw. Bestimmungen sind nach Ihrer persönlichen Meinung zu überarbeiten bzw. überflüssig? (7) Welche Gebühren fallen für Schausteller an? Wie haben sich diese Gebühren in den letzten Jahren entwickelt? Was waren die Gründe dafür? (8) Welche Verordnungen, Bestimmungen oder Gebühren sollten ausgeweitet bzw. ergänzt werden? 9.3 Geschäftstypen der Schaustellerbetriebe Tabelle 58: Geschäftstypen Geschäftsbezeichnung Schau- und Belustigung Schaubuden Geisterbahnen Teufelsräder Steilwandfahrer Irrgarten Kinogeschäfte Rutschen / Tobogganne Wildwasserbahnen Ponyreiten Überschlagschaukeln Illusionsgeschäfte Kasperletheater Sonstige Fahrgeschäfte Achterbahnen / Loopings Riesenräder Rundfahrgeschäfte Musik Express Boden- Kinderkarusell Hydraulikkarussells Scooter / Go-Kart-Bahn Schienenbahnen Groß-Schaukeln Sonstige Ausspielungen Lostopfspiele Automatenspiele Fadenziehen Ring-Ball-Pfeilwerfen Würfel-Kartenspiele Kraftsport Hau den Lukas Nagelbretter Sonstige Schießgeschäfte Fotoschießen Elektronikschießen Zentrumschießen Korkenschießen Sonstige Verkaufsgeschäfte Imbiß Spezialitätenimbiß Getränkeausschank Fisch Eis Süßwaren/Mandelbrennerei Spielwaren Bäckerei Sonstige Reisende Zeltgaststätten Spezial/Schwarzwaldhäuser Sonstiges 9.4 Fragebögen 9.4.1 Fragebogen Gäste 1. Wie oft haben Sie - einschl. heute – Pützchens Markt in diesem Jahr schon besucht? o 1. mal 2. o 2 mal Wie oft haben Sie im vergangen Jahr ein Volksfest, einen Jahrmarkt oder eine Kirmes besucht? o 1. mal o 4-5 mal 3. 4. o 2 mal o 6-10 mal o 3 mal o mehr als 10 mal Wie sind Sie heute zu Pützchens Markt angereist und wie reisen Sie nach Hause zurück? (Mehrfachnennungen möglich) An Ab o o o o o o o o o o o o o o o o o o Öffentl. Nahverkehr þ Taxi þ þ þ Dt. Bundesbahn þ þ Reisebus þ þ þ Sonstiges þ þ þ Fahrrad þ þ þ Rollschuhe / Inline-Skater þ Zu Fuß þ þ þ Pkw, Wohnmobil oder Motorrad þ þ þ þ þ þ þ þ þ þ þ þ þ þ þ þ þ þ weiter mit Frage 4 weiter mit Frage 4 weiter mit Frage 4 weiter mit Frage 4 weiter mit Frage 4 weiter mit Frage 5 weiter mit Frage 5 weiter mit Frage 5 weiter mit Frage 5 Welche Kosten entstehen Ihnen für die An- und Abreise? o Keine o 31 bis 50 DM 5. o ........ mal o 1 bis 5 DM o 51 bis 100 DM o 6 bis 10 DM o mehr als 100 DM o 11 bis 30 DM Wie viel Geld haben Sie auf Pützchens Markt pro Person insgesamt ausgegeben? o Nichts o 11 bis 20 DM o 1 bis 5 DM o 21 bis 40 DM o 6 bis 10 DM o ....... DM 6. Wie verteilen sich diese Ausgaben auf die folgenden Ausgabearten? o o o o o o o o o 7. Fahrgeschäfte: Gastronomie (z.B. Festzelte): Imbissladen: Spielgeschäfte (Losgeschäft, Ringe, Derby etc.): Schießen: Schau und Belustigung: Einkäufe (z.B. Lebkuchenherzen): Sonstiges: Parken: Besuchen Sie Pützchens Markt heute allein oder in Begleitung? o Allein þ o Mit Begleitung 8. .................. DM .................. DM .................. DM .................. DM .................. DM .................. DM .................. DM .................. DM .................. DM þ weiter mit Frage 9 Wer begleitet Sie bei Ihrem Besuch? (Mehrfachnennungen möglich) o (Ehe-)Partner o Kinder þ o o o o o Anzahl: ............. Alter: ............. ú ............ ú ............. Verwandte/Bekannte Kollegen aus der Firma Reisegesellschaft Verein Sonstige, und zwar: ........................................................................................ 9. Bitte nehmen Sie zu den folgenden Äußerungen über Volksfeste und Jahrmärkte Stellung Stimme voll zu Die Städte sollten darauf hinwirken, die Veranstaltung von Volksfesten wie Pützchens Markt langfristig sicherzustellen. Falls erforderlich auch durch die Verwendung öffentlicher Mittel (ähnlich der Förderung anderer Kulturbereiche). Volksfeste erhöhen insgesamt die Attraktivität der veranstaltenden Städte als Wohnstandort. Pützchens Markt ist ein Ereignis, das einen besonderen Stellenwert im Jahresverlauf einnimmt. Volksfeste wie Pützchens Markt passen immer noch in die heutige Zeit. Volksfeste sollten ein größeres Angebot an Attraktionen wie in den Freizeitparks bieten. Sollte es Pützchens Markt nicht mehr geben, würde mir etwas fehlen. Pützchens Markt ist die wichtigste Großveranstaltung in Bonn. 10. Stimme Stimme zu nicht zu Stimme überhaupt nicht zu Weiß nicht o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o Hat Pützchens Markt für Sie in den vergangenen Jahren an Attraktivität gewonnen? o Ja o Nein o Weiß nicht Begründung: ................................................................................................... ................................................................................................... 11. Wo haben Sie Ihren Wohnsitz? o Pützchen, Beuel, Bonn o Übriger Rhein-Sieg-Kreis, und zwar in o Übriges Nordrhein-Westfalen, und zwar in o Anderes Bundesland, und zwar: o Ausland, und zwar: ............................................................. Entfernung in km: ................ ............................................................. Entfernung in km: ................ ............................................................. Entfernung in km: ................ ............................................................. Achtung! Allen Befragten, die nicht in Pützchen, Beuel oder Bonn wohnen, die Zusatzfragen am Ende des Fragebogens stellen! 12. Geschlecht: 13. Wie alt / jung sind Sie? o 16-25 Jahre o 51-60 Jahre 14. o Weiblich o 26-40 Jahre o Älter als 60 Jahre o Männlich o 41-50 Jahre Welchen Beruf üben Sie aus? Rentner (Bitte zusätzlich früheren Beruf ankreuzen) Hausfrau/-mann (Bitte zusätzlich den Beruf des Partners ankreuzen) Zur Zeit arbeitslos (zusätzlich den vor der Arbeitslosigkeit ausgeübten Beruf ankreuzen) In Schul-, Berufs-, Universitätsausbildung Ungelernter / angelernter Arbeiter Facharbeiter/unselbständiger Handwerker Einfacher und mittlerer Angestellter Leitender Angestellter Beamter im unteren, mittleren oder gehobenen Dienst Beamter im höheren Dienst (ab "Rat") Selbst. Handwerksmeister / kleiner Gewerbetreibender / Ladeninhaber Inhaber eines größeren Geschäfts / Unternehmer / Großunternehmer Freier Beruf (Arzt, Rechtsanwalt) Selbständiger Landwirt o o o o o o o o o o o o o o ZUSATZFRAGEN AN AUSWÄRTIGE BESUCHER (nicht in Pützchen, Beuel oder Bonn wohnhaft) A. Wie haben Sie Pützchens Markt besucht? o Als Tagesausflug vom Wohnort aus o Als mehrtägige Reise mit Übernachtung in Bonn oder Umgebung þ weiter mit Frage B.1 þ weiter mit Frage C.1 (nächste Seite) Fragen B.1 bis B.4 nur an Tagesausflügler vom Wohnort! B.1 Wie lange waren Sie unterwegs bis zu Pützchens Markt? o Weniger als 30 Minuten o Länger als 2 Stunden B.2 o 30-60 Minuten o 1-2 Stunden Wie viel Stunden haben Sie heute auf Pützchens Markt verbracht? Ungefähr .............. Stunden B.3 Besuchten Sie heute ausschließlich Pützchens Markt oder haben Sie den Kirmesbesuch mit Besichtigungen oder Besorgungen in der Umgebung verbunden? o Ausschließlich Besuch Pützchens Markt o Sonstige Besichtigungen und Besorgungen in der Umgebung, und zwar: ................................................................................................... ................................................................................................... ................................................................................................... B.4 Welche Ausgaben haben Sie im Verlauf des gesamten Tagesausflugs getätigt? (Dazu zählen alle Ausgaben außerhalb der Kirmes und die Ausgaben auf der Kirmes!) o Lokaler Transport: .................DM o Verpflegung/Gastronomie: .................DM o Lebensmittelkäufe: .................DM o Unterhaltung/Sport: .................DM (dazu zählen auch die Ausgaben für Fahrgeschäfte etc. auf der Kirmes) o Einkäufe sonstiger Waren: .................DM o Sonstiges: .................DM Fragen C.1 bis C.7 an alle Personen, die eine mehrtägige Reise nach Bonn und zu Pützchens Markt unternommen haben! C.1 War Pützchens Markt der Hauptanlass der Reise oder wären Sie ohnehin in die Region gereist? o Kirmes war Hauptanlass der Reise o Hauptanlaß war Besuch der Region C.2 In welcher Stadt bzw. welchem Ort übernachten Sie? o Bonn o Sonstige(r) Stadt / Ort: C.3 Wo übernachten Sie? o o o o C.4 ........................................................................................ Hotel Gasthof / Pension / Privatzimmer Bei Verwandten / Bekannten Sonstiges, und zwar: ........................................................................................ Wie lange dauert Ihre gesamte Reise? .............. Tage C.5 Welche touristischen Ziele / Veranstaltungen / Ausstellungen etc. in und um Bonn haben Sie in Verbindung mit Ihrem Kirmes-Aufenthalt bereits besucht oder wollen Sie noch besuchen? ........................................................................................................................................... ........................................................................................................................................... C.6 Welche Ausgaben haben Sie im Verlauf der gesamten Reise getätigt? o o o o o o o Unterkunft: Lokaler Transport: Verpflegung/Gastronomie: Einkäufe: Freizeit/Sport: sonstige Dienstleistungen: Tagesausgaben pro Kopf insgesamt: .................DM .................DM .................DM .................DM .................DM .................DM .................DM 9.4.2 Fragebogen Schausteller (Erhebungsort Bonn) 1. Zu welchem Bereich des Schaustellergewerbes zählen Sie ihren Betrieb? o o o o o o o o 2. Fahrgeschäfte Gastronomie (z.B. Festzelte) Imbissladen Spielgeschäfte (Losgeschäft, Ringe, Derby etc.) Schießen Schau und Belustigung Verkauf nach Schaustellerart (z.B. Süßwaren) Sonstiges Wie viele Tage vor Pützchens Markt reisen Sie an, wann reisen Sie wieder ab? Anreise: 3. ..... Tage vorher Abreise: Wie viele feste, mitreisende Mitarbeiter (einschließlich Inhaber und mitarbeitender Familienangehöriger) und wie viele Aushilfskräfte, die vor Ort eingestellt werden, zählt ihr Betrieb? Feste Mitarbeiter o 1-2 o 3-4 o 5-7 o 8-10 o 11-15 o 16-20 o mehr als 20 4. Aushilfskräfte o 1-2 o 3-4 o 5-7 o 8-10 o 11-15 o 16-20 o mehr als 20 Wie hoch sind die Kosten, die Ihnen durch die Beschäftigung der Aushilfskräfte entstehen? o keine Kosten o 1.001-2.000 DM o 10.001-15.000 DM 5. ..... Tage später o bis 500 DM o 2.001-5.000 DM o mehr als 15.000 DM o 501-1.000 DM o 5.001-10.000 DM Wie viele nicht mitarbeitende Familienangehörige reisen mit Ihren Mitarbeitern (einschließlich Inhaber) mit? o keine o 7-9 o 1-2 o 10-12 o 3-4 o 5-6 o mehr als 12 6. Welche Ausgaben für den Lebensunterhalt (Lebensmittel, Kleidung, Waren etc.) tätigen die festen Mitarbeiter (einschließlich Inhaber) und ihre Familienangehörigen pro Tag ihres Aufenthaltes in Bonn? o Keine o 26 bis 40 DM 7. o 1 bis 10 DM o 101 bis 200 DM o 11 bis 30 DM o mehr als 200 DM o 31 bis 50 DM Wareneinkäufe für den Betrieb (z.B. Dekomaterial, Gläser) Lebensmitteleinkäufe für den Betrieb Stromverbrauch Wasserverbrauch Werbung Müllbeseitigung Reparaturen, TÜV, technische Abnahme Sonstiges Wie hoch beziffern Sie diese Kosten und wie verteilen sich diese Kosten auf die folgenden Ausgabearten? o o o o o o o o o 10. o 16 bis 25 DM Wofür tätigen Sie während ihres Aufenthaltes in Bonn, neben den Ausgaben für Löhne, persönlichen Bedarf sowie Steuern und Gebühren, weitere Ausgaben? o o o o o o o o 9. o 6 bis 15 DM o mehr als 60 DM Wie hoch sind die sonstigen Ausgaben pro Person (Mitarbeiter und Familienangehörige) für Freizeit, Unterhaltung, Bildung etc. während des gesamten Aufenthaltes in Bonn? o 0 DM o 51 bis 100 DM 8. o 1 bis 5 DM o 41 bis 60 DM Gesamtkosten: Wareneinkäufe für den Betrieb (z.B. Dekomaterial, Gläser): Lebensmitteleinkäufe für den Betrieb: Stromverbrauch: Wasserverbrauch: Werbung: Müllbeseitigung: Reparaturen, TÜV, techn. Abnahme: Sonstiges: ................... DM ................... DM ................... DM ................... DM ................... DM ................... DM ................... DM ................... DM ................... DM Wie schätzen Sie insgesamt die wirtschaftliche Situation Ihres Betriebes ein? o Sehr gut o Gut o Befriedigend o Ausreichend 11. o Mangelhaft o Ungenügend Wie hat sich die Situation in den vergangenen drei Jahren entwickelt? o eher verbessert o keine Veränderung o eher verschlechtert 12. Mit was für einer Entwicklung rechnen Sie in den kommenden drei Jahren? o Verbesserung o keine Veränderung o Verschlechterung 13. Welche konkreten Anregungen oder Verbesserungsvorschläge haben Sie allgemein bezüglich der Organisation von Volksfesten in Deutschland? ........................................................................................................................................... ........................................................................................................................................... ........................................................................................................................................... ........................................................................................................................................... ........................................................................................................................................... ........................................................................................................................................... Vielen Dank für Ihre Auskünfte!!! M A R K E T I N G ST U D I E V O L K S F E ST D EUTSCHER S CHAUSTELLERBUND E .V. S ITZ B ERLIN Ich finde es außerordentlich begrüßenswert, dass sich der Deutsche Schaustellerbund in einer breit angelegten Marketingstudie mit den Ursachen der schwindenden Attraktivität von Volksfesten befasst und dabei nicht stehen bleibt, sondern auch offensiv über mögliche Gegenmaßnahmen berät. Dabei hat mich heute besonders beeindruckt, dass Sie auch da, wo die Gutachter unbequeme Maßnahmen vorschlagen, die den einzelnen Schausteller weh tun müssen, Ihre Bereitschaft zum entsprechenden Handeln deutlich gemacht haben. Das ist nicht selbstverständlich und ich kann Sie daher zu Ihrem Mut nur beglückwünschen. Der Deutsche Städtetag wird Sie bei der Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen konstruktiv begleiten. Obwohl ich nicht zusagen kann, insbesondere nicht in den Fällen, wo die Studie ein finanzielles oder zusätzliches personelles Engagement der Kommunen anmahnt, jede einzelne dieser Maßnahmen zu unterstützen, so halte ich die Vorschläge jedoch insgesamt für einen sehr guten Ansatz, den man unbedingt weiter verfolgen sollte. Insbesondere kann ich mir vorstellen, dass die Entwicklung von Qualitätskriterien und einem Qualitätssiegel, das allerdings auch nicht für Nicht-Mitglieder des DSB offen sein muss, bei der Vergabe von Standplätzen auf Volksfesten eine entscheidende Rolle spielen kann. In diesem Sinne wünsche ich uns gemeinsam viel Erfolg. Jens Lattmann, Beigeordneter Deutscher Städtetag Die Volksfeste in Deutschland sind ein beliebtes und attraktives Freizeitprodukt. Ihre wirtschaftliche Bedeutung ist hoch, die wirtschaftlichen Effekte, auch für andere Branchen, sind vielfältig. Über 170 Millionen Besucher zieht es jährlich auf die Volksfeste und doch wird der Kampf um den Erhalt der Veranstaltungen von Jahr zu Jahr härter. Der Deutsche Schaustellerbund hat mit der Präsentation der Marketingstudie im Januar 2005 in Herford ein wichtiges Zeichen gesetzt, um sich den Herausforderungen der Zukunft stellen zu können. Es gilt nun, dieses Konzept, die Instrumente, die Handlungsempfehlungen auch umzusetzen – und hier sind wir alle aufgefordert, mit anzupacken. Nehmen wir dieses Arbeitsmaterial und setzen uns mit ihm auseinander. Fordern wir andere auf mitzuarbeiten. Nur gemeinsam mit den Verantwortlichen in den Städten können wir unser Produkt Volksfest wieder attraktiver gestalten. Die Marketingstudie ist ein Arbeits- und Handlungspapier, mit dem gearbeitet werden muss. Ein Lamentieren an den Stammtischen reicht nicht mehr aus. Es ist wichtig, dieses Angebot des Deutschen Schaustellerbundes anzunehmen und in die Tat umzusetzen. Die Begriffe Einigkeit und gemeinschaftliches Handeln unter Schaustellern dürfen gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht zu Worthülsen verkommen. Nur in der starken Solidargemeinschaft können wir auch in Zukunft an die aktuellen Erfolge anknüpfen. Albert Ritter, Präsident Deutscher Schaustellerbund 2 VORWORT Volksfeste haben in Deutschland eine weit zurückreichende Tradition. Diese Tradition erlebte ihren Höhepunkt in 1999, als Schausteller und Veranstalter fast 4 Mrd. € umsetzen konnten. Seither sind die Umsätze zum Teil drastisch gesunken. Das gilt allerdings nicht für alle Schaustellerbetriebe und Sparten gleichermaßen. Während die Gastronomiesparte sogar teilweise leicht steigende Umsätze verzeichnet, sind die Rückgänge vor allem in den Sparten Spielbetrieb und KinderEntertainment besonders hoch. Als Reaktion darauf hat der Marketingkreis des Deutschen Schaustellerbund e.V. Anfang 2004 Lischke Consulting mit der Erarbeitung von strategischen Handlungsempfehlungen und Maßnahmen zur Verbesserung der aktuellen Situation der Volksfeste und Schausteller beauftragt. Die Untersuchung erfolgte in zwei Schritten: Analyse: Die aktuell gesehenen Stärken und Schwächen von Volksfesten und Schaustellern wurden anhand von umfassenden Expertengesprächen mit Schaustellern, Herstellern und Veranstaltern von 12 repräsentativ ausgewählten Volksfesten in ganz Deutschland erfasst und bewertet. Handlungsempfehlungen: Aus der Analyse wurden gemeinsam mit dem Marketingkreis und Vertretern der Veranstalter konkrete Empfehlungen für eine Verbesserung der aktuellen Situation erarbeitet. Hieraus wurden 4 Leuchtturmprojekte definiert, die künftig vorrangig zum Tragen kommen sollen. Die umfangreiche Dokumentation der Ergebnisse der Untersuchung wurde auf dem 56. Delegiertentag des DSB in Herford am 14. Januar 2005 vorgestellt und ist in der Geschäftsstelle des DSB e.V. erhältlich. Die nun vorliegende Kurzfassung dient der Vermittlung der wesentlichen Ergebnisse und der Förderung der notwendigen Gespräche zwischen Schaustellerverbänden und Veranstaltern vor Ort. I NHALTSVERZEICHNIS 3 Strategische Neuausrichtung geht nur gemeinsam – Das Kompassprinzip 4 Das Publikum verändert sich – Demografischer Wandel 4 Bisher wenig marktorientierte Entwicklung von Volksfesten und Schaustellern – Masse statt Klasse 6 Strategische Neuausrichtung durch Qualität und Innovation – 4 Leuchtturmprojekte 7 Leuchtturm 1: Qualitätsoffensive Volksfest – ein garantiert gutes Erlebnis 7 Leuchtturm 2: Volksfest innovativ – viel mehr als nur Fahrgeschäfte 9 Leuchtturm 3: Lernen wie es besser geht – für Schausteller und Veranstalter 11 Leuchtturm 4: Imagekampagne – ein Symbol für reelles Volksfestvergnügen 13 Fazit und erste bereits realisierte Maßnahmen 14 STRATEGISCHE N EUAUSRICHTUNG DAS KOMPASSPRINZIP GEHT NUR GEMEINSAM – Schausteller sind Unternehmer. Und als Unternehmer haben sie vielfältige Ideen und Interessen. Aber ein gelungenes Volksfest ist mehr als viele gute Einzelideen. Erfolgreich sind Volksfeste immer dann, wenn es gelingt, ein attraktives Konzept und Profil für die Veranstaltung zu entwickeln und alle auf dem Platz anwesenden Schausteller darauf auszurichten und zu verpflichten. Einzelne Schausteller allein können weder für ihren Betrieb noch für ein ganzes Volksfest genügend Attraktivität und Anziehungskraft ausstrahlen. Dies gemeinsame Ausrichtung auf dem Volksfest ist eine wesentliche Aufgabe der Veranstalter. Das Kompassprinzip bedeutet also, das gemeinsame und gleichgerichtete Handeln von Veranstaltern und Schaustellern auf einem Volksfest. Dies kann und muss für jedes Volksfest ein eigenständiges Profil und eigene Umsetzungsideen bedeuten. Damit verbunden ist aber immer die konsequente Beteiligung aller Schausteller auf dem Platz an gemeinsamen Aktionen, Aufbau- und Gestaltungselementen und die Umsetzung vereinbarter Qualitätsstandards. Dies ist auch vertraglich im Rahmen der Ausschreibung festzulegen. Nur so kann die strategische Neuausrichtung für die Volksfeste gelingen. Dabei ist festzuhalten: Es gibt kein Erfolgsrezept für jede Art von Volksfest, sondern nur einzelne sinnvolle Handlungsmöglichkeiten, die dann von Veranstaltern und Schaustellern gemeinsam für jedes einzelne Volksfest umgesetzt werden müssen. Dies verdeutlicht noch einmal das nachfolgende Schaubild: DAS P UBLIKUM VERÄNDERT SICH – D EMOGRAFISCHER WANDEL Gerade mittlere Volksfeste haben sich in den letzten Jahren auch aufgrund einer starken Orientierung an Fahrgeschäften und vorrangig technologischer Innovation („schneller – höher – weiter“) teilweise zu reinen Jugendveranstaltungen gewandelt. Aufgrund des demografischen Wandels wird die Zielgruppe der 6-36-jährigen jedoch mittelfristig weiter stark schrumpfen. In der Konsequenz bedeutet dies für viele Volksfeste einen schon jetzt wahrnehmbaren deutlichen Rückgang an Besucherinnen und Besuchern. Verbunden damit ist auch ein Interessenwandel in dieser Altersgruppe. Kinder interessieren sich immer früher schon für „jugendliche“ Fahrgeschäfte und Action-Angebote, Jugendliche und junge Erwachsene haben aufgrund erhöhter Mobilität und technologischen Wandels zunehmend mehr Möglichkeiten auch außerhalb von Volksfesten attraktive und teilweise teure Freizeitangebote wahrzunehmen. Neben Internet, Handy und Spielkonsolen sind hier auch Freizeitparks, große Einkaufscenter und (Kurz)Urlaube zu nennen. Solche veränderten Freizeitgewohnheiten stellen vor allem in finanzieller Hinsicht eine zunehmende Konkurrenz für Schausteller und Volksfeste dar. 4 Demgegenüber ist die Zielgruppe der Über-40-jährigen ohne Kinder eher wenig auf Volksfesten vertreten. Dies aber ist zugleich die Zielgruppe, die insgesamt über das größte Einkommen verfügt und ein intensives Interesse an Abwechslung und werthaltigem Konsum hat. Eine strategische Neuausrichtung der Volksfeste muss sich also daran orientieren, diese Zielgruppe für das Volksfest wieder zurück zu gewinnen, das Volksfest also wieder zu einem gemeinsamen Erlebnis für alle Altersgruppen zu entwickeln. Insbesondere manche kleinere Volksfeste können dazu aufgrund gewachsener Traditionen und der eindeutig vermittelbaren Nähe („hier trifft man sich“) viele Anregungen bieten. Die nach wie vor positive Entwicklung der „Weihnachtsmärkte“ zeigt die Möglichkeiten, die in einer Trendwende bei der Zielgruppe liegen. Die Veränderung der Zielgruppen verdeutlicht das nachfolgende Schaubild: 5 B ISHER WENIG MARKTORIENTIERTE E NTWICKLUNG VON VOLKSFESTEN UND S CHAUSTELLERN – M ASSE STATT K LASSE In den 80er und 90er Jahren wurde die positive Entwicklung der Volksfeste zum Anlass genommen, das Angebot deutlich auszuweiten: Bestehende Volksfeste wurden verlängert und/oder die Fläche wurde vergrößert. Erhöhte Kosten bei den Schaustellern haben außerdem zu einem verstärkten Angebot von Kleinstgeschäften (3m Standlänge) geführt, das heißt, die Anzahl der Geschäfte je Fläche hat sich deutlich erhöht. Aufgrund der „jugendlichen Orientierung“ der Volksfeste sind die Städte und Veranstalter dazu übergegangen, zusätzliche Angebote für ein älteres Publikum anzubieten. Stadtfeste, Weinfeste, Jazzfeste und viele andere, eher kulinarisch oder musikalisch orientierte Feste wurden entwickelt und stehen oft auch terminlich in enger Konkurrenz zum traditionellen Volksfest. All dies führt jedoch bei schrumpfender Gesamtnachfrage zu einem verstärkten Konkurrenzdruck untereinander, der sich in Preiskämpfen und Verdrängungswettbewerb äußert. Gerade dieser Verdrängungswettbewerb steht jedoch – im Gegensatz etwa zum Einzelhandel – in einem starken Gegensatz zum Selbstverständnis vieler Schausteller. Dieses ist begründet in der Tradition des Gewerbes: Schausteller wird man vor allem durch familiäre Traditionen. Anders als in der Landwirtschaft erfolgt dies jedoch in der Regel nicht durch Betriebsübernahme der Kinder von den Eltern, sondern durch neue Betriebsgründungen. Im Ergebnis führt das zu einer Ausweitung des Angebots, da Schausteller bislang oft mehrere Kinder haben. Das aber verschärft den sowieso schon bestehenden Konkurrenzdruck. Sind diese Neugründungen darüber hinaus eher emotional begründet und wurde die wirtschaftliche Schlüssigkeit für das Betreiberkonzept nur nachrangig berücksichtigt („das hat schon immer funktioniert“), sind schon bald erhebliche Veränderungen im Sinne von Betriebsaufgaben zu befürchten. Dies betrifft insbesondere die investitionsintensiven Fahrgeschäfte, die auch aufgrund der Basel-II-Kriterien und gestiegenden Nebenkosten unter einem erheblichen Kostendruck stehen. 6 Die Maßnahmen zur strategischen Neuorientierung sollten daher auf vier verschiedenen Ebenen ansetzen: Stärkung von Marktmechanismen als Chance für bewährte Schausteller, sich zu verändern. Qualitätsstrategie und Markenbildung mit einem konsequenten Veranstaltungsmanagement. Erschließung neuer kaufkräftiger Zielgruppen durch Innovation und klare Zielgruppen-Ansprache. Steigerung der Effizienz durch Senkung von Stand- und Nebenkosten und Nutzung von Einkaufskooperationen. STRATEGISCHE N EUAUSRICHTUNG DURCH Q UALITÄT I NNOVATION – 4 L EUCHTTURMPROJEKTE UND Aus der Fülle der möglichen Ansatzpunkte und Wege zur Neuausrichtung wurden in Kooperation mit dem DSB e.V. vier Leuchtturmprojekte definiert. Diese sollen als Handlungsempfehlungen auf jedem Volksfest umgesetzt werden und führen im Ergebnis zu einer nachhaltigen Steigerung der Attraktivität der Veranstaltungen und damit auch der Umsatzentwicklung auf den deutschen Volksfesten. Nicht empfohlen wird eine aktive Intensivierung des aktuellen Preiskampfes, da dies lediglich zu einem Verdrängungswettbewerb der Schaustellerbetriebe führt. Und der kann am Ende auf die Volksfeste als typisches und eigenständiges Freizeitangebot, zu dessen Charakter eine Vielzahl verschiedener Schaustellerbetriebe gehört, nur zerstörerisch wirken. L EUCHTTURM 1: Q UALITÄTSOFFENSIVE EIN GARANTIERT GUTES E RLEBNIS VOLKSFEST – Viele Volksfeste leiden derzeit unter einem Negativ-Image, das sich u.a. aus Pressemeldungen über Unfälle, Gewalt etc. und mündlichen Berichten von Volksfestbesucherinnen und -besuchern speist. Dabei zeigt die Erfahrung, dass einzelne negative Ereignisse oft über Jahre die Einstellung der Bevölkerung zu einem bestimmten Volksfest prägen können. TV-Shows und werbewirksame Animations-Angebote auch anderer Anbieter (Einkaufszentren, Ferienclubs, Freizeitparks etc.) haben darüber hinaus die Erwartungshaltung der Kundinnen und Kunden an ein professionelles Angebot deutlich gesteigert. Neben der Qualität des eigenen Geschäfts ist der Erfolg des Schaustellers jedoch auch in hohem Maße davon abhängig, wie gut das jeweilige Volksfest insgesamt geplant und durchgeführt wird. 7 Ein Beispiel: Auf einem großen Volksfest stehen – trotz Ausschreibung mit langer Bewerbungsphase – 5 Geisterbahnen, 4 Irrgärten und zahlreiche ImbissAngebote mit 3m Standlänge. Die betroffenen Schausteller stellen dies erst beim Aufbau fest und haben dann keine Chance mehr zu reagieren – die erheblichen Umsatzverluste sind zumindest für einige der Betreiber garantiert. Die grundsätzlich durchaus sinnvolle und zielgruppengerechte Schwerpunktbildung im „Nicht-Fahrgeschäfte-Bereich“ ergibt in dieser Kombination für die Besucherinnen und Besucher jedoch ein Gesamtbild ohne große Abwechslung. „Warum noch ein weiterer Rundgang – ist doch sowieso immer dasselbe.“ – Der konzeptionelle Gestaltungswille des Veranstalters muss zielgruppen- und schaustellerorientiert sein. Die konsequente Standardisierung bestimmter Leistungen und Arrangements auf dem Volksfest kann zu einer nachhaltigen Steigerung der Werthaltigkeit des Volksfesterlebnisses bei den Besucherinnen und Besuchern führen. Dies betrifft sowohl die einzelne Geschäfte als auch den Veranstalter mit seinem Gesamtkonzept für das jeweilige Volksfest. Die geltenden Standards sind vor Ausschreibung des Festes gemeinsam von Veranstaltern und Verbänden festzulegen und in der Umsetzung (Messgrößen) und Kontrolle (wann und wer) verbindlich zu machen. Beispiele für Standards Für die Feste geht es vor allem um Standards für das Festkonzept, die Festplatzgestaltung und die Durchführung von Werbemaßnahmen. Hierzu werden u.a. folgende Standards vorgeschlagen: Festgelegte Gesamtzahl von Schaustellern im Verhältnis zur erwarteten Besucherzahl und in der Ausschreibung festgelegter Spartenmix. In der Ausschreibung festgelegtes Marketing-Budget und geplante Maßnahmen. Sanitäts-, Polizeikräfte und Wachdienste für Publikum sichtbar vor Ort und leicht erreichbar (subjektives Sicherheitsgefühl). Zentraler Reinigungsdienst sichtbar für Publikum (subjektives Sauberkeitsgefühl). Veranstaltungsgelände (Lage, Sauberkeit Toiletten und Wege, Infrastruktur, etc). Informationstafel an den Eingängen und/oder ggf. an zentralen Plätzen. Beleuchtete Parkplätze ohne bzw. mit niedrigen Parkgebühren/ Frauenparkplatz/ Mutter-Kind-Parkplatz. Rahmenprogramm (Einbeziehung lokaler Vereine, Prominenz, Aktionen etc.). Bereiche mit ruhiger Atmosphäre und gehobener Gastronomie auf dem Platz. Angebote zur Steigerung der allgemeinen Aufenthaltsdauer (Walking acts, Bänke, evtl. Spielecke mit Betreuung für Kleinkinder, Kirmesorgel etc.). 8 Für Geschäfte und Schausteller werden u.a. folgende Standards vorgeschlagen: Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit am Geschäft. Kein Telefonieren am Stand im direkten Kontakt mit den Kunden. Mindestens ein deutsch sprechender Ansprechpartner am Stand zu jedem Zeitpunkt. Untereinander abgestimmte Musik (Maximallautstärke). Höchst- und Mindestdauer der Länge von Fahrten (Fahrgeschäfte). Vollständige Beteiligung an gemeinsamen Aktionen (Events, besondere Zahlungsmittel, Übernahme einheitlicher Elemente in der Standgestaltung, wie z.B. Herzen oder regionaltypische Symbole etc.). Rücknahme nicht gelöster Karten bei Nichtbenutzung am letzten Veranstaltungstag. Wortwahl und Stil des Rekommandierens / der Publikumsanimation (Aufnahme traditioneller Schaustellerqualitäten). ... Die Einführung der Qualitätsstandards kann nach dem folgenden Verfahren erfolgen: 1. 2. 3. 4. Festlegung der Standards als Mindeststandard und/oder Leistungsstandard je Fest. Angebot von Hilfen zur Erreichung durch Fachverbände und DSB (z.B. Personal-Schulung, „Lernen von anderen“). Preisverleihung bei Leistungsstandards und öffentliche Auszeichnung. Überprüfung und Ermahnung mit vorab vereinbarten Konsequenzen bei Nicht-Einhaltung. L EUCHTTURM 2: VOLKSFEST INNOVATIV – VIEL MEHR ALS NUR FAHRGESCHÄFTE Innovationen wurden in der Vergangenheit allzu einseitig vor allem im Bereich von Fahrgeschäften durchgeführt. Die hierdurch primär angesprochene Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen führt aber durch ihr Sozialverhalten („Ballermann-Effekt“) eher zu einem Fernbleiben anderer Personen und gehört auch nicht zur zahlungskräftigsten Zielgruppe. Innovationen sind notwendig sowohl für die Entwicklung neuer Geschäftskonzepte als auch für die Weiterentwicklung ganzer Volksfeste. Um neue Zielgruppen (wieder) zu erreichen, müssen dabei verschiedene Faktoren beachtet werden: Besuchsmotive: Künftige Innovationen müssen die wesentlichen Besuchsmotive der Kunden treffen. Hierbei sind insbesondere Angebote für folgende Besuchsmotive stärker herauszustellen bzw. zu entwickeln. Geselligkeit, Gruppenerlebnis, Soziale Kontakte und Kommunikation. Illusion, Ablenkung, Unterhaltung, Zerstreuung. Jung und Alt, familiäres Zusammensein, Spiel mit Kindern. 9 Dazu sind Innovationen in allen Sparten erforderlich, besonders aber in den Bereichen Spielbetrieb, Belustigung, Verkauf und Gastronomie. Ziel ist vor allem die Steigerung der Erlebnisintensität und die aktive Einbeziehung der Besucherinnen und Besucher in den Verlauf der erlebten Leistung (Animation, Life-Events). Ein Beispiel: Auf einem Volksfest stehen 2 Geisterbahnen, eine davon mit klassischer Geräteausstattung, eine andere mit „lebenden Geistern“ und Animation. Die klassische Geisterbahnfahrt kostet 1,50 Euro, die andere Fahrt/ Rundgang kostet 3 Euro. Vor der Bahn mit Animation steht den ganzen Abend eine längere Schlange, die Wagen der klassischen Geisterbahn bleiben hingegen nahezu leer. – Das Beispiel zeigt deutlich, dass werthaltige Angebote, die den Unterhaltungsgeschmack des Publikums treffen, durchaus teurer, aber trotzdem „preiswert“ sein können. Events und kleine Aktionen: Der „Event-Charakter“ der Volksfeste muss deutlicher herausgestellt werden. Ein hoher Prozentsatz befragter Besucher gibt an, dass das Erleben von Events und/oder ein besonderer Rahmen für sie bedeutungsvoll ist. Dazu gehören nicht nur Feuerwerk und Familientage, sondern auch besondere Musikstile (z.B. deutscher Schlagertag), ein Tag für spezielle Zielgruppen (Verliebte, Singles, Rosa Montag) oder andere Aktionen (Walking acts auf dem Platz, Rekordversuche etc.). Tradition und Veränderung: In der Konzeption und Werbung für Volksfeste sind traditionelle Angebote („bekannt und bewährt“) mit neuen Leitangeboten („das ist erkennbar neu“) zu verbinden. Im Rahmen von speziellen Aktionen und Events können diese pressewirksam dargestellt werden. Saisonale Angebotsdifferenzierung: Finden auf einem Festplatz mehrere verschiedene Volksfeste pro Jahr statt, sollte eine saisonale Angebotsdifferenzierung für die Besucher wahrnehmbar sein, damit das jeweilige Fest einen unverwechselbaren Charakter erhält (Regionaltypische Kulissen, Einbeziehung der City bei freien Plätzen, Wahl von einheitlicher Bekleidung des Personals, einheitliche Musikbeschallung). 10 (Lokale) Identifikation: Kooperationen und Vernetzungen durch die Einbindung lokaler Vereine, Unternehmen (v. a. Einzelhandel und Gastronomie) und Prominenz stärken die Identifikation der Gäste mit dem jeweiligen Fest und sorgen so für ein „Fest des ganzen Volkes“. Zur Unterstützung der Entwicklung von Innovationen werden zwei Maßnahmen vorgeschlagen: Trendsetter-Kunden: In Aufnahme von Entwicklungsstrategien in der Industrie, sind ausgewählte „Trendsetter-Kunden“ aus der angestrebten Zielgruppen (z.B. Personen ohne Kinder zwischen 40 und 60 Jahre) in die Entwicklung neuer Angebote mit einzubeziehen. Dies kann z.B. über einen Ideen-Wettbewerb oder die Einladung mit Rundgang auf ein großes Volksfest („Was gefällt, was könnte besser sein?“) erfolgen. Auch die Veranstalter der verschiedenen Volksfeste können als Trendsetter bzw. Nachahmer mit gegenseitigen Besuchen voneinander profitieren. So erhalten Schausteller und Veranstalter authentische und direkte Rückmeldungen aus der Zielgruppe. Prämierung von Innovationen: Herausragende Innovationen sollten besonders prämiert und werbewirksam herausgestellt werden. Dies betrifft sowohl einzelne Schaustellerbetriebe als auch ganze Volksfeste. Ein solcher Innovationspreis ist auch in Kooperation mit den kommunalen Spitzenverbänden jährlich zur Prämierung besonderer Leistungen zu verleihen. Dies kann auch in Kombination mit qualitativ herausragenden Angeboten (s. Leuchtturm 1) erfolgen. Die Auszeichnung sollte durch eine Plakette und eine Symbolfigur für Besucher und Medien sichtbar gemacht werden. L EUCHTTURM 3: L ERNEN WIE ES BESSER FÜR S CHAUSTELLER UND V ERANSTALTER GEHT – Qualitative Verbesserungen und verstärkte Innovationen in allen Sparten führen zu veränderten Anforderungen an Schausteller und Veranstalter. Gemeinsame Aufgaben müssen professionell vorbereitet und durchgeführt werden. Die zugehörigen Aufgaben speziell der Veranstalter zeigt das nachfolgende Schaubild: Die dafür erforderlichen Kompetenzen auch im Bereich Veranstaltungsmarketing und Qualitätsmanagement sind allerdings insbesondere bei Veranstaltern von kleineren und mittleren Volksfesten in der Realität nicht immer gewährleistet. 11 Ein Beispiel: In einer ländlichen Kleinstadt wird die Rolle des Veranstalters der zwei Kirmesveranstaltungen pro Jahr von einem Mitarbeiter des Ordnungsamtes wahrgenommen. Aufgrund verschiedener Personalentwicklungsmaßnahmen wechselt der jeweils verantwortliche Stelleninhaber ca. alle 3–4 Jahre. Eine Einarbeitung speziell zum Volksfestthema ist nicht vorgesehen. In der Konsequenz ist jeweils zumindest das erste Jahr von erheblichen Unsicherheiten bei allen Beteiligten begleitet, eine längerfristige konzeptionelle Gestaltung ist kaum denkbar, Umsatzeinbußen oder ausbleibende Bewerbungen von Schaustellern in den Folgejahren sind zumindest nicht unwahrscheinlich. – Nachfolgeregelungen, Hospitationen bei anderen Volksfesten und Schulungen sind hier wesentliche Bausteine um eine kontinuierliche Wahrnehmung der Aufgaben sicher zu stellen. Es werden daher spezielle Schulungsbausteine für Veranstalter und für Schausteller empfohlen. Empfehlungen zu Schulungsbausteinen für Schausteller: Schulungsinhalte: z.B. Betriebswirtschaftliches Grundwissen, Qualitätsmanagement, „Kundenorientierung“, Betreiber-Strategien, Sicherheit, Hygiene etc. im Betrieb. Schulungsformen: als Angebot über den DSB e.V. vermittelt, z.B. als Halbtagesworkshops am Vormittag von größeren Volksfesten oder als Kompaktseminare im Winter. Ergänzt wird dies auch durch das BeKoSch – Angebot des Wirtschaftskollegs Herne. Durchführung: durch externe Agenturen oder als interne Angebote („Lernen voneinander“). Finanzierung: durch Teilnehmerbeiträge, ggf. mit Kofinanzierung über Verbände. 12 Empfehlungen zu Schulungsbausteinen für Veranstalter: Schulungsinhalte: z.B. Anforderungen an Veranstalter, Stadt- und Veranstaltungsentwicklung, Veranstaltungsmarketing, Festkonzept / Potenzialanalyse, Qualitätsmanagement. Schulungsformen: als regionales Ein- bis Zweitagesseminar im Winter z.B. über den dt. Städtetag bzw. dt. Städte- und Gemeindebund vermittelt bzw. verpflichtend bei Stellenwechsel im Veranstalterbereich. Durchführung: durch externe Agenturen in Kooperation mit DSB e.V. und ggf. ergänzt durch Hospitationen bei anderen Volksfesten. Finanzierung: durch Teilnehmerbeiträge. L EUCHTTURM 4: I MAGEKAMPAGNE – EIN SYMBOL FÜR REELLES VOLKSFESTVERGNÜGEN Neben der tatsächlichen Veränderung von Konzepten und Gestaltung der Volksfeste bzw. Schaustellerbetriebe sind auch die verantwortlichen Personen in den Kommunen und Städten zu informieren und für die Volksfeste neu zu gewinnen. Vorgeschlagen wird eine spezielle Imagekampagne für Wirtschaftsdezernenten und Kämmerer. Ihnen soll die besondere Bedeutung des Wirtschaftsfaktors Volksfest vermittelt werden und die besondere Rolle und die damit verbundenen Anforderungen an die Veranstalter verdeutlicht werden. Maßnahmen in diesem Zusammenhang können neben persönlichen Gesprächen der örtlichen Vertreter der Verbände auch regionale Fachgespräche „Hinter den Kulissen“ ggf. mit Kurzvortrag und Rundgang über ein ausgewähltes Volksfest sein. Dazu wurde auch im Rahmen der Studie „Leitfaden für die Durchführung von Veranstaltergesprächen“ erarbeitet. Hierin sind konkrete Vorschläge zur Verbesserung formuliert und mit Handlungsschritten versehen. Diese sind für jedes Volksfest gemeinsam von den örtlichen Schaustellerverbänden und Veranstaltern umsetzbar. Darüber hinaus kann durch die Entwicklung einer geeigneten Symbolfigur die Markenbildung „Volksfest“ gefördert werden. In Verbindung mit 13 bestimmten Qualitätsverbesserungen bzw. Innovationen kann eine entsprechende positive Besetzung der Figur erzielt werden. Sie kann als Walking act, Sticker und auf Plakaten zum Einsatz kommen. Wie die übrigen Leuchttürme lebt auch dieser Leuchtturm vor allem von den vielen Kontakten der einzelnen Schausteller vor Ort und ist durch zentrale Maßnahmen nur zu unterstützen, nicht aber zu ersetzen. FAZIT UND ERSTE BEREITS REALISIERTE M AßNAHMEN Von einer kurzfristigen Umkehr der beschriebenen Gesamttrends ist nicht auszugehen, Veränderungen müssen daher auch langfristig angelegt und wirksam sein. Vorrangige Hauptaufgabe ist die Gewinnung der zahlreichen Schausteller und Veranstalter im Hinblick auf das gemeinsame Ziel eines attraktiven Volksfestes. Hier haben die zahlreichen Interviews gezeigt, dass grundsätzlich eine große Innovationsbereitschaft besteht, die überwiegende Mehrheit aber derzeit noch abwartet, ob denn die entwickelten Maßnahmen auch greifen. Hier kann durch gezielte Information und schrittweise Einbeziehung der Trend vom pflichtbewussten Abwarten hin zu einem aktiven Nutzen der vorhandenen Chancen erreicht werden. Dies verdeutlicht die nachstehende Abbildung. Folgende Maßnahmen wurden durch den DSB e.V. bereits veranlasst bzw. umgesetzt: 1. Durchführung einer deutschlandweiten Informationskampagne mit regionalen Diskussionsveranstaltungen für Veranstalter und Schausteller zur Studie. 2. Angebot eines „Personal-Coaching“ im Rahmen großer Volksfeste zur Schulung von Unternehmern und Angestellten im Kundenumgang incl. Kundenansprache. Als eine weitere Konsequenz aus den Ergebnissen der Marketingstudie veranstaltet der DSB seit Saisonbeginn 2005 auf ausgewählten Volksfesten Seminare für Schausteller und ihre Mitarbeiter. Die ersten Termine für das Personal Coaching fanden mit großem Erfolg im Rahmen des Nürnberger und Münchner Frühlingsfestes im April statt. 14 Ziel der Seminare ist es, die Servicequalität im Schaustellergewerbe und auf den Volksfesten zu verbessern. Unter Anleitung einer professionellen Trainerin werden die Teilnehmer in deutsch, polnisch und rumänisch im Umgang mit dem Volksfestbesucher, geschult. Serviceorientierung und Freundlichkeit stehen dabei an erster Stelle. Nach Abschluss der Schulung erhält jeder teilnehmende Schaustellerbetrieb ein vom Deutschen Schaustellerbund ausgestelltes Zertifikat. 3. Verbindliche Vereinbarung von Qualitätsstandards auf zahlreichen Volksfesten und konzeptionelle Verbesserungen in Platzgestaltung und Werbung. Beispiele: Einführung eines Thementag „Ü-50“ für ältere Volksfestbesucher mit Warenkostproben, Oldiemusik, gedämpfter Lautstärke und besonderem Service Führungen über den Festplatz mit „Blick hinter die Kulissen“ und Informationen zum Schaustellerberuf/Schaustellergewerbe „Romantischer Abend“ mit besonderem Ambiente wie Kerzenschein und stimmungsvoller Musik „Volksfest-Olympiade“ Kooperationen mit örtlichen Medien Einladung sogenannter Trendkunden auf den Festplatz, um jederzeit aktuelle Publikumswünsche zu erfahren Plakatwettbewerb „Volksfest“, der über die Medien ausgeschrieben wird Edition eines Sonderkruges/Sonderglases für die jeweilige Veranstaltung Prämierung der drei besten Geschäfte auf dem Platz durch eine unabhängige Jury Babywickelraum Frauenparkplätze Der Deutsche Schaustellerbund hat zu den verschiedenen Maßnahmen detaillierte Veranstaltungskonzepte erarbeitet, die in der Hauptgeschäftsstelle angefordert werden können. Anschrift: Deutscher Schaustellerbund, Levetzowstraße 23B, 10555 Berlin, Tel. (030) 39 80 53-0, Fax (030) 39 80 53-17, E-Mail: [email protected], Internet: www.dsbev.de 15 I MPRESSUM Auftraggeber: Deutscher Schaustellerbund e.V. Levetzowstraße 23 B D-10555 Berlin Telefon (030) 39 80 53-0 Telefax (030) 39 80 53-17 [email protected] www.dsbev.de Bearbeitung: Lischke Consulting GmbH Haus der Seefahrt Hohe Brücke 1 D-20459 Hamburg Telefon (040) 37 85 57-0 Telefax (040) 37 85 57-21 [email protected] www.lischke.com 16 Deutscher Schaustellerbund e.V. Jahresbericht 2008 Wir machen Freizeit zum Vergnügen! Inhaltsverzeichnis Vorwort Präsident Albert Ritter .............................................................................. 2 Das Jahr in Schlaglichtern 59. Delegiertentag in Stuttgart ............................................................................ 4 Hauptvorstandssitzung in Nürnberg ..................................................................... 5 Jahresempfang ArGe NRW Mitte........................................................................... 6 Parlamentarischer Abend 2008 in Berlin ............................................................... 7 Bundesregierung zu Gast auf dem Volksfest ........................................................... 8 Fachmesse Interschau-Technofolies in Stuttgart ...................................................... 8 Die Entwicklung des Schaustellergewerbes ............................................................ 11 DSB-Positionen DSB fordert Anerkennung der Volksfeste als immaterielles Kulturerbe .......................... 14 Verbandsarbeit Fachthemen ................................................................................................... 16 Bildung ......................................................................................................... 19 Schaustellerseelsorge ........................................................................................ 22 Marketingkampagne „Wir machen Freizeit zum Vergnügen!“ ..................................... 23 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ........................................................................ 25 Europäische Schausteller-Union ............................................................................. 30 Zusammenarbeit mit Organisationen und Verbänden ........................................... 34 Rahmenverträge ..................................................................................................... 36 DSB-Mitglieder........................................................................................................ 38 Präsidium und Bundesfachberater ......................................................................... 44 Hauptgeschäftsstelle .............................................................................................. 46 Wir über uns ........................................................................................................... 47 Der DSB – Einigkeit macht stark! ............................................................................ 48 Volksfeste in Deutschland ....................................................................................... 50 Impressum .............................................................................................................. 52 Vorwort Für das Schaustellergewerbe war 2008 ein wirtschaftlich schwieriges Jahr. Vor allem in der ersten Saisonhälfte führten das rückläufige Konsumverhalten der Bürger und die gestiegenen Energieund Transportkosten zu Umsatzeinbußen. Erst ab dem Spätsommer zogen dann – auch aufgrund der guten Witterung – die Umsätze ein wenig an. Im Gesamtergebnis jedoch konnten die Erwartungen der Branche nicht erfüllt werden. Kulturgut Volksfest Ein Schwerpunkt dieses Jahresberichtes gilt dem Thema Kulturgut Volksfest, denn zu der vielfältigen Kulturlandschaft in Deutschland zählt vor allem die über Jahrhunderte gewachsene Kultur der Volksfeste, Kirmessen und Weihnachtsmärkte. Auf den Volksfesten wird Brauchtum gepflegt, Gemeinschaft erlebt und die Tradition volksnaher Unterhaltung aufrechterhalten. Die Menschen brauchen die Feste, damit das Gemeinwesen weiter funktionieren kann. Ein Hauptanliegen des Deutschen Schaustellerbundes ist daher die Anerkennung der deutschen Volksfeste als immaterielles Kulturgut. Im Jahr 2008 fanden hierzu zahlreiche Gespräche, u.a. mit dem Präsidenten und Generalsekretär der UNESCO Deutschland, statt. Marketingstudie Volksfest Blick in die Zukunft Die konstant hohen Besucherzahlen auf den Plätzen zeigen uns, dass die Volksfeste nach wie vor ein sehr beliebtes Freizeitprodukt sind. Doch, um auch in Zukunft sich dem Wettbewerb im Tourismusbereich mit attraktiven Angeboten stellen zu können, muss an diesem Produkt Volksfest weitergearbeitet werden. Wichtig ist dabei, das Alleinstellungsmerkmal einer jeden Veranstaltung herauszustellen. Der Deutsche Schaustellerbund hat mit der Marketingstudie Volksfest hierfür ein wirksames Instrument geschaffen. Europäische Arbeit für deutsche Interessen Die Ursprünge der nationalen politischen Entscheidungen werden in Brüssel gesetzt. Viele Gesetze, die heute der Deutsche Bundestag nur noch als Richtlinie übernimmt und für sich nationalstaatlich umsetzen muss, sind vorher im europäischen Parlament auf den Weg gebracht worden. Für den Deutschen Schaustellerbundes ist daher die zukünftige Arbeit auch in den europäischen Gremien von großer Bedeutung. Nur so können Akzente gesetzt und frühzeitig Einfluss auf politische Entscheidungen genommen werden. 2 Alles was wir haben, muss täglich neu erkämpft werden. Der DSB ist ein starker Berufsverband, der nur durch die Maxime der Einigkeit, die stark macht, in der Vergangenheit große Erfolge für das Schaustellergewerbe und die Volksfeste in Deutschland erzielen konnte. Wir werden aber an diese Erfolge nur dann anknüpfen können, wenn alle Schausteller auch in Zukunft im DSB organisiert sind. Lassen Sie uns unseren Weg gemeinsam weitergehen! Ich danke den Schaustellerinnen und Schaustellern in den Verbänden, den Funktionsträgern, den Delegierten, dem Hauptvorstand, dem Präsidium, den Fachberatern, den Schaustellerfrauen, der Schaustellerjugend, den Mitarbeitern der Hauptgeschäftsstelle und allen, die sich im Verbandswesen vorbildlich und tatkräftig für die Interessen der Schausteller und die Zukunft unseres Gewerbes einsetzen. Glück auf! Albert Ritter Präsident Deutscher Schaustellerbund e.V. Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 3 Das Jahr in Schlaglichtern 59. Delegiertentag in Stuttgart Der Delegiertentag des Deutschen Schaustellerbundes stand in diesem Jahr unter dem Motto „Wir machen Freizeit zum Vergnügen!“ Doch um den Besuchern der Volksfeste auch in Zukunft Vergnügen bereiten zu können, müssen die Rahmenbedingungen für die Schausteller stimmen. Vor dem Hintergrund aktueller Branchenprobleme wie den Windlast- und Umweltschutzzonen sowie Gebührenbelastungen trafen sich vom 26.-28. Januar 2008 in Stuttgart die Delegierten der DSB-Mitgliedsverbände zum Informations- und Meinungsaustausch. Mit den Workshops „E-Learning – Lernen auf der Reise“ und „Qualitätssicherung Glühwein“ präsentierte der DSB wie bereits auf den vergangenen Tagungen auch in Stuttgart kostenlose Weiterbildungsangebote. Das große Interesse an beiden Veranstaltungen gibt dem DSB-Konzept recht. Schon „traditionell“ fand auch in Stuttgart das von Vizepräsident Hempen moderierte Jugendforum statt. Einstimmung beschloss das höchste Gremium im Deutschen Schaustellerbund Maßnahmen zu den Themen „Bearbeitungsgebühren für Bewerbungen“, „Zulassungsverfahren“, „Beschäftigung von Saisonarbeitskräften aus Bulgarien und der Ukraine“, „Platzvergabe“ und „Umweltzonen“. Bereits im Vorfeld der Tagung hatte Präsident Albert Ritter auf einer Pressekonferenz hinsichtlich der Umsetzung der Kennzeichnungsverordnung generelle Ausnahmen für Schaustellerfahrzeuge gefordert und die Fahrverbote für das Schaustellergewerbe kritisiert. Diese Praxis gefährde die berufliche Existenz der Schausteller. „Deutschland wäre ärmer ohne die Schausteller, den sie schaffen den Menschen Träume und Illusionen!“ Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Ullrich Kasparick geizte in seiner Rede an die über 500 Gäste auf der Abschlusskundgebung nicht mit Lob und Anerkennung für das Schaustellergewerbe. Doch Kasparick beließ es nicht bei verbalen Streicheleinheiten, sondern signalisierte in seinen Ausführungen zu den aktuellen Themen wie Umweltschutzzonen, Lenkzeitenüberwachung, Tachografenbefreiung und Windlastzonen die Bereitschaft seines Ministeriums, diese „heißen Eisen“ anzupacken und gemeinsam mit dem DSB Lösungen zu schaffen. Mit Ernst Burgbacher MdB, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion und Sprecher für Tourismuspolitik, sowie dem Chef der Staatskanzlei des Landes Der Delegiertentag ist das höchste beschlussfassende Präsident Albert Ritter (rechts) und Staatssekretär Ullrich Gremium im DSB Kasparick auf der Abschlusskundgebung 4 Deutscher Schaustellerbund e.V. Baden-Württemberg, Hubert Wicker, waren weitere politische Ehrengäste der Einladung des DSB in die Stuttgarter Messehallen gefolgt. Präsident Albert Ritter dankte den Rednern für ihre Verbundenheit zum deutschen Schaustel- lergewerbe. Er forderte die Verantwortlichen im Bund, den Ländern, Gemeinden und Städten auf, die Volksfeste weiter zu unterstützen. Gleichzeitig warnte Ritter davor, das Kultur- und Wirtschaftsgut Volksfest einer Behördenwillkür auszusetzen. Hauptvorstandssitzung in Nürnberg Vom 14. bis 15. November 2008 war die fränkische Volksfestmetropole Nürnberg Gastgeberin der 172. Hauptvorstandssitzung des Deutschen Schaustellerbundes. Zum Abschluss der Saison standen wichtige verbandspolitische Themen auf der Tagesordnung. Am Vortag der Herbst-HV hatte Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly die DSB-Vertreter zu einem Empfang ins Nürnberger Rathaus geladen, in dessen Verlauf der ehemalige bayerische Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein vom Süddeutschen Verband reisender Schausteller und Handelsleute e.V. für seine Verdienste um die Sicherung von Volksfesten ausgezeichnet wurde. Im Anschluss fand auf der Nürnberg Burg aus Anlass der 120jährigen Jubiläums des Süddeutschen Verbands eine große Abendveranstaltung statt. über die Gespräche mit den Städten und Gemeinden zur Zukunftssicherung von Volksfesten, Klagen auf Standplatzzuweisung, Anerkennung der Volksfeste als immaterielles Kulturgut, Investitionsförderung im Schaustellergewerbe, Produktsicherheit, Sondierungsgespräche mit der ZAV und die Entwicklungen in der Bildungsarbeit. Im Bereich der Berufsfragen standen die Diskussion um Windlastzonen, Sonn- und Feiertagsfahrverbot und Sicherheitsstandards im Vordergrund. Der Stand der Vorbereitungen zum Delegiertentag 2009 in Berlin, Volksfest-Veranstalterschulungen sowie Aktuelles zu den Themen Marketing, Öffentlichkeitsarbeit und Finanzfragen bildeten weitere Schwerpunkte. Das Präsidium und die Hauptgeschäftsführung informierten auf der Hauptvorstandssitzung u.a. Die 173. Hauptvorstandssitzung findet 2009 in Oldenburg statt. Dr. Günther Beckstein wird für seine Verdienste um die Dank an das Team vom Süddeutschen Verband reisender Volksfeste ausgezeichnet Schausteller und Handelsleute e.V. für eine hervorragende Ausrichtung der 172. Hauptvorstandssitzung Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 5 Das Jahr in Schlaglichtern Jahresempfang ArGe NRW Mitte Über 700 Gäste aus Politik, Verwaltung, Verbänden und Schaustellervereinen waren am 29. Februar 2008 der Einladung der Arbeitsgemeinschaft der Schausteller NRW Mitte zum Jahresempfang nach Bochum gefolgt. Mit einem Historischen Jahrmarkt hatte die Historische Gesellschaft Deutscher Schausteller für ein einmaliges Ambiente in dem alten Industriegebäude gesorgt. sorger für das soziale Leben und gesellschaftliche Miteinander in den Schaustellerfamilien. „Ob Taufe, Erstkommunion oder Sonntagsgottesdienst auf dem Autoscooter, stets stehen die Menschen im Mittelpunkt Ihrer Arbeit. Seelsorge auf dem Volksfest, das heißt mit den Schaustellern sprechen oder ihnen einfach nur zuhören – als Geistlicher, Freund und Mensch“, sagte die Ministerin. Der Vorsitzende der Migrationskommission bei der Deutschen Bischofskonferenz, Weihbischof Dr. Josef Voß, wurde für seine Verdienste um das Kulturgut Volksfest und das Schaustellergewerbe in Nordrhein-Westfalen mit dem „Goldenen Karussellpferd“ ausgezeichnet. Die Schausteller würdigten mit dieser Auszeichnung seinen Einsatz für 50 Jahre Katholische Circus- und Schaustellerseelsorge. Weihbischof Dr. Voß dankte den Schaustellern für diese hohe Auszeichnung. Er nehme sie stellvertretend für die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Katholischen Circus- und Schaustellerseelsorge mit großem Stolz entgegen. Wirtschaftsministerin Christa Thoben betonte in ihrer Laudatio die Bedeutung der Arbeit der Seel- Der Präsident des Deutschen Schaustellerbundes und Vorsitzende der ArGe NRW Mitte, Albert Ritter, verwies auf den kulturellen Status der Volksfeste in Deutschland. Sie seien Feste für das Volk und gehörten allein von daher schon in die Zentren der Städte. Jahresempfang mit Präsident Albert Ritter, NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben, NRW-Innenminister Dr. Ingo Wolf, Weihbischof Dr. Josef Voß, Staatsminister Wolfram Kuschke, Bürgermeisterin Erika Stahl und Probst Michael Ludwig (v.l.) 6 Deutscher Schaustellerbund e.V. Parlamentarischer Abend 2008 in Berlin Pferderennen, Ballkanone, Büchsenwerfen, MelodyStar, das verrückte Hotel und die Berliner Rutsche sind offizielle olympische Disziplinen – zumindest bei der Kirmes-Olympiade des Deutschen Schaustellerbundes. Bereits zum sechsten Mal hatte der DSB am 3. Juni 2008 zum Parlamentarischen Abend auf die Steglitzer Festwoche in Berlin geladen – und zur Teilnahme an der Kirmes-Olympiade aufgerufen. schutzzonen und Windlastnormen, die Existenz von Schaustellerunternehmen. Der Präsident bekräftigte die Forderung des DSB nach Ausnahmereglungen für die Branche, denn unter den bisherigen Rahmenbedingungen werde die Durchführung der Veranstaltungen immer schwieriger. Da ließen sich die zahlreichen Gäste aus Politik, Wirtschaft und Medien nicht lange bitten und absolvierten mit großem Einsatz und noch größerer Begeisterung die geforderten Kirmes-Disziplinen. Souverän wurde die Fahrt im Melody Star gemeistert und Zielsicherheit an der Ballkanone bewiesen. Gemeinsam habe man in den vergangenen Jahren viel für die Sicherung des Kulturgutes Volksfest in Deutschland bewirken können, betonte Präsident Albert Ritter bei seiner Begrüßung. Doch nach wie vor bedrohten rechtliche Schranken, wie Umwelt- Präsident Albert Ritter begrüßt die Gäste zum Parlamentarischen Abend 2008 Großer Einsatz bei der Kirmes-Olympiade auf der Steglitzer Festwoche Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 7 Das Jahr in Schlaglichtern Bundesregierung zu Gast auf dem Volksfest Volksfeste sind Stätten der Begegnung und der Kommunikation. Ihr Angebot richtet sich an alle Menschen, unabhängig von Portemonnaie, Bildungsgrad und sozialem Status. „Hier sitzt der Maurer neben dem Professor, je enger, desto besser“, dichtete einst Eugen Roth und beschrieb sehr treffend die Atmosphäre auf den Plätzen. Die Liebe zum Volksfest macht natürlich auch nicht vor den Politikern halt und so konnte der DSB mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesaußenminister Frank Walter Steinmeier im Jahr 2008 gleich zwei prominente Vertreter der Bundesregierung im Jahr 2008 auf den Volksfesten willkommen heißen. Präsident Albert Ritter diskutiert mit Bundesaußenminister Präsident Albert Ritter begrüßt Bundeskanzlerin Frank-Walter Steinmeier auf dem Oldenburger Kramermarkt Angela Merkel auf dem Dürkheimer Wurstmarkt 2008 Lösungen für die aktuellen Probleme der Schausteller Fachmesse Interschau-Technofolies in Stuttgart Die Interschau-Technofolies hat – nach dem Startschuss in Genua 2007 – ihre Position als die neue europäische Leitmesse für Freizeitparkbetreiber, Schausteller und die gesamte Amusement-Industrie bei ihrem ersten Auftritt vom 29. - 31. Oktober 2008 in Stuttgart gefestigt. Mit rund 8 3.500 Besuchern blieb die Besucherzahl zwar leicht hinter den Erwartungen der Veranstalter zurück. Dafür aber waren die rund 100 Aussteller, davon etwa ein drittel aus dem Freizeitpark- und anderen Bereichen, mit der exzellenten Qualität und dem starken internationalen Zuschnitt ihrer Deutscher Schaustellerbund e.V. einer unerwartet hohen Kaufbereitschaft der Messebesucher. Sehr großen Zuspruch erfuhren die rund zwei Dutzend Einzelveranstaltungen, die das hochkarätige Rahmenprogramm in der 10.000 QuadratmeterHalle und sonstigen Räumlichkeiten der Neuen Messe Stuttgart bildeten. So hatte der Deutsche Schaustellerbund, ideeller Trager der Fachmesse, zu seiner Präsidiumssitzung geladen, und unter dem Dach der Europäischen Schaustellerunion waren die Führungsgremien von elf europäischen Branchenverbänden in Stuttgart präsent. Seminare etwa über aktuelle rechtliche Fragen, Krisenmanagement oder Investitionsförderprogramme für Schausteller, aber auch nutzbringende Informationen über neue Ansätze in der Bildung für beruflich Reisende trugen zum Erfolg des Rahmenprogramms bei. Der Bildungsstand unter Federführung des Kultusministeriums Baden-Württemberg übrigens brachte zum ersten Eröffnung der Interschau-Technofolies, vordere Reihe v.l. Präsident Albert Ritter und der Geschäftsführer der Messe Stuttgard Roland Bleinroth, hintere Reihe v.l. Hauptgeschäftsführer Helmut Gels mit den Vertretern der italienischen Schausteller- und Herstellerverbände Kundschaft hoch zufrieden. Vor allem lobten sie das konkrete Interesse des Publikums an Produkten und Geschäftsabschlüssen. Die Veranstaltung soll auch in Zukunft unter dem neuen Namen „Amusement Expo Europe“ im jährlichen Wechsel zwischen Stuttgart und Genua stattfinden. Die Zufriedenheit der Aussteller belegen auch die Zahlen aus der Besucherbefragung: Jeder fünfte Gast kam aus dem Ausland, 91 Prozent aller Besucher sind in ihrem Unternehmen an Investitions- und Kaufentscheidungen beteiligt, die Mehrheit davon sogar ausschlaggebend, und 87 Prozent waren mit konkreten Investitionsabsichten nach Stuttgart gekommen. So berichteten zum Beispiel die Wohnwagen-Aussteller von Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 9 Das Jahr in Schlaglichtern Mal alle deutschen Bildungsverbände und -organisationen in diesem Bereich auf einer Messe zusammen. land. Gemeinsam mit unseren Partnern bemühen wir uns für die Zukunft um weitere Kooperationen mit anderen Industrieverbänden.“ „Unser Ziel war es, gemeinsam mit den europäischen Branchenverbänden und der Technofolies die europäische Leitmesse für die gesamte Industrie zu schaffen, was noch durch die neue Dachmarke `Amusement Expo Europe´ unterstrichen wird“, erklärte Roland Bleinroth, Geschäftsführer Messe Stuttgart. „Die erste Messe unter diesem Vorzeichen hat einen erfreulichen Auftakt geschafft und wurde sowohl vom Schaustellergewerbe als auch der Freizeitpark-Industrie angenommen. Viele Aussteller berichteten von guten Geschäftskontakten und Abschlüssen sowie von einer überraschend starken Besucherbeteiligung aus dem Aus- „Hoch erfreut über die internationale Beteiligung an der Interschau-Technofolies 2008“ äußerte sich DSB- und ESU-Präsident Albert Ritter: „Ich persönlich habe Besucher aus Spanien, Polen, Frankreich, Belgien, Österreich und Italien begrüßt und weiß von mehreren Kollegen aus Indien und Russland – auch aus dem Freizeitparkbereich –, die eigens für diese Veranstaltung angereist sind. Das zeigt: Unsere Botschaft und unser gesamteuropäisches Konzept ist in der Branche angekommen. Der DSB wie auch die ESU werden im Schulterschluss mit Herstellern und der gesamten Branche die Entwicklung dieser Messe weiter vorantreiben.“ 10 Deutscher Schaustellerbund e.V. Die Entwicklung des Schaustellergewerbes Auch im Jahr 2008 gehören die Volksfeste zu den beliebtesten Freizeitangeboten in Deutschland. 178 Millionen Menschen besuchten bundesweit die Volksfeste, Kirmessen, Dulte, Kerwen und Märkte. So erfreulich die Besucherzahlen sind, die Umsätze der Schausteller stagnieren. Im Jahr 2008 wurden durch Volksfeste in Deutschland 2 Milliarden Euro erzielt. 2001 lagen die Umsätze noch bei 3,92 Milliarden Euro. Hinter den Schaustellern liegt ein in finanzieller und wirtschaftlicher Sicht schwieriges Jahr. Vor allem in der ersten Saisonhälfte wurden aufgrund des rückläufigen Konsumverhaltens und der gestiegenen Energie- und Transportkosten die Erwartungen der Branche nicht erfüllt. Ab dem Spätsommer zogen dann – auch aufgrund der guten Witterung – die Umsätze an. Weitere große Belastungen für die Schaustellerbetriebe sind die gestiegenen Transport- und Energiekosten sowie die hohen Gebühren in den Städten. Die Kosten auf den Plätzen, wie etwa Stand- oder Stromgebühren, stehen in keinem Vergleich zu den erzielten Einnahmen. Der Deutsche Schaustellerbund appelliert daher an die Städte, nicht weiter an der Gebührenschraube zu drehen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Städte von den Volksfesten profitieren, zum Beispiel durch Steuereinnahmen aber auch durch den Werbe- und Imageeffekt, den die Feste erzielen. Volksfeste sind in Deutschland ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Die dadurch entstehenden Vorteile für die Kommunen müssen bei der Festsetzung der Gebühren mit berücksichtigt werden. Marketing auf den Volksfesten Sparen im Freizeitbereich Kein Thema beherrschte die Stimmungslage im Jahr 2008 in Deutschland mehr als die Finanzkrise. 85 Prozent der Bundesbürger stimmten Mitte des Jahres nach einer ARD Umfrage der vorgegebenen Aussage „Die Entwicklung der Preise für Lebensmittel und Energie macht mir Angst“ zu. Das heißt: Die große Mehrheit der Deutschen fühlte sich durch die galoppierenden Preise und die deutlich weniger stark steigenden Einkommen bedroht. 62 Prozent gaben an, sie hätten ernsthafte Sorge „künftig mit ihrem Geld nicht mehr auszukommen“. 49 Prozent sahen sich bereits an dem Punkt, wo sie „nirgendwo mehr zusätzlich sparen können“. Und nur 23 Prozent gaben an, dass sie genug Geld hätten und „sich trotz steigender Preise nicht einschränken müssen“. Die Auswirkungen dieser Stimmung waren natürlich auch für das Schaustellergewerbe in diesem Jahr spürbar. Das Sparverhalten traf vor allem die kleinen und mittleren Veranstaltungen, die das Gros der Volksfeste in Deutschland ausmachen. Doch Schausteller sind keine Berufsjammerer, die sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten einigeln und über ihr schweres Los klagen. Die Schaustellerei hat sich über viele Jahrhunderte hinweg auch deswegen behauptet, weil sie ein traditionelles Gewerbe ist, das nach vorne schaut und, wo in der Gemeinschaft nach Lösungen für Probleme gesucht wird. Um auch in Zukunft im Freizeitmarkt wettbewerbsfähig bleiben zu können, setzt der Deutsche Schaustellerbund seit Jahren auf neue Marketingaktionen. „Wir machen Freizeit zum Vergnügen!“ lautet das Motto einer Kampagne der Schausteller mit der die über 12.000 Veranstaltungen im Land beworben werden. Ziel ist es, die Volksfeste als Freizeitvergnügen Nummer eins in Deutschland zu festigen, ihr Image zu fördern und – auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels in der Gesellschaft – neue Besuchergruppen, wie die Ü-50-Generation, anzusprechen. Neue Werbekonzepte, Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 11 Die Entwicklung des Schaustellergewerbes in Deutschland Verbesserung im Service, Steigerung der Aufenthaltsqualität und Sicherheit auf den Plätzen lauten hier die Schlüsselwörter. Volksfeste sind ein beliebtes Freizeitprodukt. Das belegen die konstant hohen Besucherzahlen. Und dort, wo an diesem Produkt mit neuen Ideen und Angeboten weitergearbeitet wird, wo die Instrumente der Marketingkampagne eingesetzt werden, stimmen auch die Umsätze. Dies gilt im Übrigen auch für die Weihnachtsmärkte, die für viele Schausteller eine wichtige zusätzliche Einnahmequelle im Jahr bedeuten. Forderungen an die Bundesregierung Doch um am Markt bestehen zu können, um wettbewerbsfähig bleiben zu können, um erfolgreich zu sein, müssen auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen. Und hier sind die Verantwortlichen in der Politik aufgefordert, sich der Interessen der klein- und 12 mittelständischen Schaustellerbetriebe in unserem Land anzunehmen und unternehmerisches Engagement zu fördern. Neben dem Engagement der Schausteller erwartet der Deutsche Schaustellerbund auch von der Politik eindeutige Signale. Das Konjunkturprogramm der Bundesregierung ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Entscheidend ist, dass das Vertrauen der Bürger wieder gestärkt wird, umso die Konsumflaute zu überwinden. Entgegen bisherigen Äußerungen aus dem Bundesfinanzministerium gibt es nach Meinung des Deutschen Schaustellerbundes sehr wohl einen Spielraum, ohne Verzug Steuersenkungen anzupeilen. Ein solches Signal wäre geeignet, dem grassierenden Angstsparen der Bürger entgegenzuwirken und etwas für die Belebung der Binnenkonjunktur zu tun. Es gilt, den Bürgern durch eine konsumfreundliche Politik Mut zu machen. Beispiele wären die Rückkehr zur alten Form der Pendlerpauschale oder die Senkung der Mineralölsteuer. Spürbare Entlastungseffekte sind zudem über Korrekturen bei der Lohn- und Einkommenssteuer machbar. Deutscher Schaustellerbund e.V. Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 13 DSB Positionen DSB-Positionen DSB fordert Anerkennung der Volksfeste als immaterielles Kulturerbe Deutschland hat eine einmalige und vielfältige Kulturlandschaft. Hierzu zählt vor allem die über Jahrhunderte gewachsene Kultur der Volksfeste, Kirmessen und Weihnachtsmärkte. Auf den Volksfesten wird Brauchtum gepflegt, Gemeinschaft erlebt und die Tradition volksnaher Unterhaltung aufrechterhalten. Die Menschen brauchen die Volksfeste, damit das Gemeinwesen weiter funktionieren kann. Ein Hauptanliegen des Deutschen Schaustellerbundes ist daher die kulturelle Anerkennung der deutschen Volksfeste. Am 3. Juli 2008 führten Präsident Albert Ritter und Hauptgeschäftsführer Helmut Gels in Hannover ein Gespräch mit dem Präsidenten der deutschen UNESCO-Kommission Walter Hirche und Generalsekretär Dr. Roland Bernecker. Im Mittelpunkt stand dabei die Aufnahme der deutschen Volksfeste in die Liste der immateriellen Kulturgüter der UNESCO. Im Rahmen der Regelungsbefugnis der UNESCO gibt es neben dem materiellen Weltkulturerbe, zu dem in Deutschland u.a. der Kölner Dom und die Museumsinsel in Berlin gehören, die Möglichkeit, über die UNESCO auch immaterielle Kulturgüter schützen zu lassen. Laut UNESCO sind nicht nur herausragende Bauwerke und Naturstätten schützenswert und für unsere Nachkommen zu bewahren. Kulturelle Vielfalt spiegelt sich auch in lebendigen Ausdrucksformen: Feste, Bräuche, Tanz und Theater, Musik und mündliche Literaturformen, Sprachen, Handwerkstechniken und Wissensformen. 2003 hat die UNESCO-Generalkonferenz das Übereinkommen zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes verabschiedet. Nachdem 30 Staaten es ratifiziert hatten, trat es zum 20. April 2006 in Kraft. Deutschland hat das Übereinkommen bisher noch nicht ratifiziert. Der DSB im Dialog mit der UNESCO, v.l. Hauptgeschäftsführer Helmut Gels, Kommissionspräsident Walter Hirche, Präsident Albert Ritter und Generalsekretär Dr. Roland Bernecker 14 Die Vertreter des Deutschen Schaustellerbundes und der Deutschen UNESCO-Kommission waren sich bei dem Gespräch in Hannover einig, ihre politischen Kontakte für eine schnelle Ratifizierung einzusetzen. UNESCO-Präsident Walter Hirche sagte zu, die Anliegen des DSB nach einer Aufnahme deutscher Volksfeste in die Liste der immateriellen Kulturgüter zu unterstützen. Deutscher Schaustellerbund e.V. Mit einer Anerkennung der Volksfeste als immaterielles Kulturgut wäre eine besondere Schutzfunktion verbunden. Den öffentlich-rechtlichen Einrichtungen würde damit gleichzeitig die Verpflichtung auferlegt, diesen Kulturgütern einen besonderen Bestandschutz zukommen zu lassen und alle ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten einzusetzen, das geschützte Gut aktiv und dauerhaft zu sichern. Kulturelles Erbe vermittelt ein Gefühl von Identität und Kontinuität Das UNESCO-Programm zur Pflege des immateriellen Kulturerbes rückt weltweit über Jahrhunderte überlieferte Traditionen, die unmittelbar von menschlichem Können getragen werden, in den Blickpunkt. Sie prägen und beeinflussen Kulturen heute und morgen. Mit dem Übereinkommen werden die langjährigen UNESCO-Aktivitäten zur Inventarisierung, Sammlung und Revitalisierung kultureller Traditionen, Fertigkeiten und vom Aussterben bedrohter Sprachen künftig in völkerrechtlich verbindlichem Rahmen fortgesetzt. Zum immateriellen Erbe zählt die UNESCO „Praktiken, Darbietungen, Ausdrucksformen, Kenntnisse und Fähigkeiten - sowie die damit verbundenen Instrumente, Objekte, Artefakte und Kulturräume -, die Gemeinschaften, Gruppen und gegebenenfalls Individuen als Bestandteil ihres Kulturerbes ansehen.“ In dem Übereinkommen zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes heißt es: „Dieses immaterielle Kulturerbe, das von einer Generation an die nächste weitergegeben wird, wird von Gemeinschaften und Gruppen in Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt, ihrer Interaktion mit der Natur und ihrer Geschichte fortwährend neu geschaffen und vermittelt ihnen ein Gefühl von Identität und Kontinuität. Auf diese Weise trägt es zur Förderung des Respekts vor der kulturellen Vielfalt und der menschlichen Kreativität bei.“ Bundestagsbeschluss zur Sicherung der Volksfeste Bei seiner Forderung nach einer kulturellen Anerkennung der Volksfeste wird der DSB von den politischen Entscheidungsträgern seit vielen Jahren unterstützt. So stellte der Deutsche Bundestag bereits im Dezember 2000 in einem Beschluss zur „Sicherung der Volksfeste, des Markthandels und des Schaustellergewerbes“ fest, „dass die deutsche Volksfestkultur mit einer Fülle von tief im volkstümlichen Brauchtum verwurzelten Jahrmärkten, Kirmessen, Wochen- und Weihnachtsmärkten in ihrer Art einzigartig auf der Welt ist. Die Volksfeste sind wesentliches Kulturgut und als solches von der Bundesregierung und der EU anerkannt und schützenswert. Sie sind in der Bundesrepublik Deutschland für alle sozialen Schichten ein wichtiger Bestandteil der Freizeitgestaltung, erfüllen eine wichtige soziale Ausgleichsfunktion für alle Altersklassen sowie eine Integrationsfunktion für ausländische Mitbürger, wahren regionaltypisches Brauchtum und Tradition und stärken das Heimatbewusstsein.“ Stichwort: UNESCO Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (engl. United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization, UNESCO) ist eine internationale Organisation und gleichzeitig eine der 16 rechtlich selbstständigen Sonderorganisationen der Vereinten Nationen. Sie hat ihren Sitz in Paris. Derzeit sind 193 Staaten in der UNESCO vertreten. Zu den Aufgabengebieten der UNESCO gehört die Förderung von Erziehung, Wissenschaft und Kultur sowie Kommunikation und Information. Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 15 Verbandsarbeit Fachthemen Die Zukunft der Schausteller wird mehr und mehr von europäischen Gesetzen und Vorgaben bestimmt. Das zentrale Anliegen des Deutschen Schaustellerbundes und der Europäischen Schausteller-Union ist daher, gemeinsam mit den politisch Verantwortlichen die Rahmenbedingung zur Förderung und Sicherung des Kulturgutes Volksfest zu verbessern. Nachfolgend eine Zusammenfassung der aktuellen Fachthemen. Nichtraucherschutz Der DSB setzte sich beim Thema Nichtraucherschutz weiterhin für Ausnahmeregelungen in Bier- und Festzelten auf Volksfesten ein. In Gesprächen mit den verantwortlichen Landespolitikern konnten so Sonderregelungen geschaffen werden. Umweltzonen/Feinstaubbelastung Bei der Befreiung von Fahrverboten in Umweltzonen für Schaustellertransporte konnte der DSB einen weiteren Erfolg erzielen. Das Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen teilte dem DSB mit, dass für den Bereich des regionalen Luftreinhalteplans Ruhrgebiet eine unbefristete Befreiung von den Verkehrsverboten der Umweltzonen für Kraftfahrzeuge vorgesehen sei, „die ausschließlich für Zwecke des Schausteller- und Zirkusgewerbes eingesetzt werden und für diese Zwecke erkennbar bestimmt sind“. Diese Ausnahmeregelung für das Schaustellergewerbe solle von Amts wegen für alle Umweltzonen des Luftreinhalteplans Ruhrgebiet gelten. Es sei geplant, nach Inkrafttreten des Luftreinhalteplans Ruhrgebiet die Ausnahmeregelungen in 16 NRW-Umweltminister Eckhardt Uhlenberg vergleichbaren Fällen auch für andere Umweltzonen des Landes Nordrhein-Westfalen zu übernehmen, mit dem Ziel, landesweit möglichst einheitliche Rahmenbedingungen für Umweltzonen zu schaffen. Für den Bereich der Stadt Köln werde mittelfristig eine Anpassung und Vereinheitlichung der Ausnahmeregelungen angestrebt. Das Umweltministerium erfüllt mit dieser Regelung eine langjährige Forderung des DSB und der ArGe „NRW-Mitte“. Schaustellerfahrzeuge können zukünftig unbürokratisch und kostengünstig in die Umweltschutzzonen in Nordrhein-Westfalen einfahren. Präsident Albert Ritter und Hauptgeschäftsführer Helmut Gels dankten NRW-Umweltminister Eckhardt Uhlenberg für seine Unterstützung. Der Minister leiste damit einen Beitrag, der sich nahtlos an die Vorgaben der Mittelstandsentlastungsgesetze einreihe und beispielgebend für andere Bundesländer sei. Deutscher Schaustellerbund e.V. Arbeitsschutzverordnung für Schausteller Seit dem 15. Februar 2008 ist die neue Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung auch für Musikdarbietungen in Schaustellerbetrieben in Kraft. In Zukunft werden Verstöße nicht mehr nur als Ordnungswidrigkeit, sondern auch als Straftat geahndet. Die neue Lärmschutzverordnung soll besonders die Gesundheit der Mitarbeiter schützen. Mitarbeiter in Schaustellerbetrieben, die dauerhaft einer Lautstärke über 80 Dezibel ausgesetzt sind, müssen sich regelmäßig einer gesetzlichen Vorsorgeuntersuchung unterziehen. Dies lässt sich jedoch mit einem einfachen aber gesunden Dreh am Lautstärkeknopf vermeiden und so spart man sich viel Ärger und zusätzliche Kosten. Aber auch ohne gesetzliche Regelungen sollte allen Schaustellern bewusst sein: Mit Lärm gewinnt man keine Besucher, sondern man vertreibt sie! Dies belegen deutliche Aussagen der Kirmesbesucher. Durch eine freundliche und serviceorientierte Mikrofonansprache werden die Besucher – wie die Marketingstudie belegt – viel stärker motiviert, auf den Plätzen zu verweilen, sich dabei wohlzufühlen und ihr Geld nicht auf anderen Freizeitveranstaltungen auszugeben. Zu lautes und zu aggressives Rekommandieren vertreibt dagegen die Gäste von den Plätzen. Auch die Marktmeister sind hier aufgerufen, sich bei der Volksfestgestaltung und der Platzierung der Geschäfte für den Lärmschutz einzusetzen und das Gegenüber von Geschäften, die auf Lautsprecherverarbeitung angewiesen sind, zu vermeiden. DSB begrüßt Verbraucherinformationsgesetz Die Bundesbürger haben in Zukunft deutlich mehr Rechte, wenn sie von Behörden mehr über die Qualität von Lebensmitteln und Alltagsprodukten wissen wollen. Am 1. Mai 2008 trat das Verbraucherin- formationsgesetz (VIG) in Kraft. Nach Angaben des Bundesverbraucherministeriums sind die Behörden dazu verpflichtet, die mündlichen oder schriftlichen Fragen innerhalb von vier Wochen zu beantworten oder Akteneinsicht zu ermöglichen. Der Deutsche Schaustellerbund begrüßte die neuen Regelungen zum Recht auf Verbraucherinformation. Das Schaustellergewerbe ist ein wichtiger Teil der Lebensmittelwirtschaft, sagte Präsident Albert Ritter. Auf den Volksfesten seien die Imbissbetriebe, Ausschankgeschäfte und Stände mit Zuckerwatte oder Popcorn große Anziehungspunkte. Daher genieße die Lebensmittelsicherheit bei den Schaustellern höchste Priorität. Kontrolle und ständige Überprüfung von Anlagen und Produkten seien absolut vorrangig. Der DSB unterstütze die Forderung nach Information des Verbrauchers. Transparenz sei immer noch das beste Mittel. Präsident Ritter warnte jedoch davor, dass bei der Umsetzung des Gesetzes die Informationen nicht zu Verunsicherungen führen dürften. „Gerade im äußerst sensiblen Lebensmittelbereich wird eine Information der Öffentlichkeit unter Nennung von Produkt- und Unternehmensnamen leicht als Warnung verstanden - mit schweren wirtschaftlichen Folgen für die betroffenen Unternehmen; selbst, wenn keine gesundheitliche Relevanz gegeben ist. Dies gilt insbesondere dann, wenn Informationen über die Sicherheit oder Qualität von Lebensmitteln von einer Behörde mit ihrer staatlichen Autorität in die Öffentlichkeit getragen werden“, sagte Ritter. Investitionsförderung für Schaustellerbetriebe In wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es auch für Schaustellerbetriebe unerlässlich, die eigene Finanzsituation zu analysieren und Zukunftsperspektiven zu erarbeiten. Der Deutsche Schaustellerbund hat sich zu diesem Thema im Berichtjahr mit den Finanzbehörden des Bundes und der Länder zusammengesetzt, um seinen Mitgliedern gezielt Hilfen anbieten zu können. So wurden erstmals im Rahmen der Interschau-Technofolies 2008 in Stuttgart zwei Seminare zu den Themen „Staatliche Investitionsförderungen für klein- und mittelstän- Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 17 Verbandsarbeit dische Unternehmen des Schaustellergewerbes“ sowie „Krisenmanagement und Unternehmenssanierung im Blickpunkt der Zukunftssicherung“ angeboten. Der DSB wird sich mit diesen Fragenstellungen in der Zukunft weiter auseinandersetzen. Lebensmittelhygieneleitlinie Die Lebensmittelhygieneleitlinie wird derzeit überarbeitet, denn das deutsche Lebensmittelrecht hat sich in den letzten Jahren massiv verändert. Auf Grundlage von EU-Verordnungen wird zukünftig der Schwerpunkt auf den Grundsatz der Unternehmerverantwortlichkeit gesetzt. Das bedeutet, es wird in Zukunft nicht mehr geprüft, ob Vorschriften konkret eingehalten wurden, sondern der Schausteller ist in der Verpflichtung zu begründen, dass er im Rahmen seiner Kenntnisse alles getan hat, um Probleme zu vermeiden. Stärkung der Maxime „bekannt und bewährt“ Der DSB hat seiner Forderung nach einer Stärkung der Maxime „bekannt und bewährt“ bei der Vergabe von Volksfestplätzen auch im Jahr 2008 in zahlreichen Gesprächen mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft Nachdruck verliehen. Und das mit Erfolg! So sagte beim Meinungsaustausch mit Präsident Albert Ritter der Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, Hendrik Hering, seine Unterstützung zur Sicherung des Schaustellergewerbes und der Volksfeste in Rheinland-Pfalz zu. Minister Hering betonte, dass die Maxime „bekannt und bewährt“ mit dazu beitrage, das heimische Schaustellergewerbe zu sichern. Für das Alleinstellungsmerkmal von Traditionsveranstaltungen sei die Zulassung von bekannten und bewährten Beschickern unerlässlich. Ritter und Hering waren sich einig, dass „selbstverständlich der freie Marktzugang gewährleistet sein müsse“; jedoch sei ein Zulassungsverfahren per Losentscheid der falsche Weg. Wirtschaftsminister Hering kündigte an, sich mit einer Stellungnahme an das Bundeswirtschaftsministerium zu wenden, in der eine Stärkung der Vergabekriterien „bekannt und bewährt“ seitens der entsprechenden Ministerien aus Rheinland-Pfalz empfohlen werde. Befreiung von Sonn- und Feiertagsfahrverbot Freie Fahrt für Schausteller auch an Sonn- und Feiertagen. Die Verkehrsministerkonferenz (VMK) hat mit einer neuen Regelung grünes Licht für die Schaustellerfahrzeuge gegeben und damit eine langjährige Forderung des Deutschen Schaustellerbundes erfüllt. Bislang mussten die Schausteller für Fahrten an Sonn- und Feiertagen Ausnahmegenehmigungen beantragen. Konstruktives Gespräch im Wirtschaftsministerium von Rheinland-Pfalz: Minister Hendrik Hering (links) und Präsident Albert Ritter 18 Unbeschadet der gesetzlichen Regelung in § 30 Abs. 3 Straßenverkehrsordnung (StVO) ist danach wie folgt zu verfahren: „1. Das Sonntagsfahrverbot gilt nicht für: (...) 1.3 Fahrzeuge, bei denen die beförderten Gegenstände zum Inventar gehören, wie z. B. Ausstellungs-, Film- und Fernsehfahrzeuge sowie Schaustellerfahrzeuge (Schaustellerfahrzeuge auch mit Anhänger).“ Deutscher Schaustellerbund e.V. Arbeitskreis Fliegende Bauten Im Juni 2008 trafen sich die Mitglieder des Arbeitskreises Fliegende Bauten in Münster zu ihrer 68. Sitzung. Auf der Tagesordnung stand unter anderem die Beratung über Konsequenzen bei vorsätzlichen Verstößen während des Betriebs von Fahrgeschäften. Seitens der Vertreter des Arbeitskreises wurde die Forderung zur Nachrüstung der Personensicherung in die Diskussion eingebracht. Die Vertreter des DSB sprachen sich eindeutig gegen eine solche Forderung aus. Einig war man sich allerdings, dass derartige Verstöße künftig mit einem Bußgeld, im Wiederholungsfall mit einer Betriebsuntersagung, geahndet werden sollen. Die Sicherheit in Fahrgeschäften hat absoluten Vorrang und Verstöße dagegen belasten im Ergebnis alle Betreiber. Deshalb unterstützt der DSB das massive Vorgehen gegen Pflichtverletzungen. Grobfahrlässiges Verhalten einzelner Betreiber darf nicht zu unzumutbaren Konsequenzen für die gesamte Branche führen. Beschäftigung ausländischer Schaustellergehilfen Um die Schaustellerbetriebe möglichst schnell und zeitnah bei der Vermittlung rumänischer Saisonarbeitskräfte zu unterstützen, wurde in Abstimmung mit der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit (ZAV) im Jahr 2008 ein neues Verfahren eingeführt. Mit dem Ziel, die pünktliche Einreise der rumänischen Arbeitskräfte sicherzustellen, stellt die ZAV ab sofort die Einstellungszusagen/Arbeitsverträge (EZ/AV) rumänischer Saisonkräfte und Schaustellergehilfen bei namentlichen Anforderungen den inländischen Arbeitgebern auf dem Postweg zu. Für die Erteilung der Arbeitserlaubnis-EU ist es daher nicht mehr erforderlich, dass das Formular EZ/AV von der rumänischen Arbeitsverwaltung gestempelt wurde. Bereits seit 2006 wird dieses Verfahren erfolgreich bei der Anforderung polnischer Saisonkräfte angewendet. Die Vermittlung bulgarischer Schaustellergehilfen ist seit diesem Jahr bis zu insgesamt neun Monaten im Kalenderjahr nach Maßgabe von § 19 Beschäftigungsverordnung möglich. Bildung Die allgemeine und berufliche Bildung von Schaustellerkindern und -jugendlichen ist durch die Reisetätigkeit der Eltern ständigen Wechseln unterworfen. Obwohl in den meisten Fällen die allgemeine Schulpflicht erfüllt wird, fehlen ihnen doch häufig die erforderlichen Nachweise von erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Schon früh werden sie in den Familienbetrieb integriert und leisten dort ihren Beitrag zum Betriebserfolg. Professionelles Know-how in technischen und kaufmännischen Fächern wird jedoch in Zukunft auch im Schaustellergewerbe darüber entscheiden, ob ein Betrieb lebensfähig ist oder nicht. Deshalb ist die Berufsbildung heute eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg eines Schaustellers. Die zunehmende Komplexität der rechtlichen Grundlagen, der technischen Anforderungen und des kaufmännischen Wissens verlangen Schaustellern zunehmend entsprechende Kompetenzen ab. Bereits seit dem Jahr 2001 werden mit großem Erfolg am Berufskolleg der Stadt Herne im Rahmen des Schulversuches BeKoSch (Entwicklung Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 19 Verbandsarbeit Doch ELVET bedeutet noch mehr, denn Bildung ist nicht nur eine notwendige Voraussetzung zur Absicherung des Berufsstandes, sondern schafft Perspektiven für die individuelle Entwicklung der Schaustellerkinder und -jugendlichen. Zukunftssicherung heißt heute auch, Alternativen zu schaffen, um so auf die Veränderung von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen reagieren zu können. Wer seine Lebensplanung einmal ändern muss, dem stehen mit einer fundierten Ausbildung alle Wege offen. Bildungsprojekt LAR-S – „Lernen auf Reisen“-Schule Schulungen am PC beruflicher Kompetenten für Schausteller durch blockweisen Unterricht) Lehrgänge für berufsschulpflichtige Schausteller durchgeführt. Dieses Angebot ist einmalig in der europäischen Schullandschaft und der große Erfolg führte im Januar 2007, unter aktiver Teilnahme der Berufsverbände, zum Start des von der Europäischen Union geförderten Projektes ELVET (Elektronisches Lernen zur beruflichen Bildung Reisender) mit dem Ziel, Lernkonzepte für das Internet zu entwickeln. Hierzu trafen sich die Projektpartner aus Dänemark, Belgien, den Niederlanden, Bulgarien und Deutschland in Herne, Apeldoorn und Soest, um die grundsätzlichen Rahmenbedingungen, Ziele und Arbeitsaufgaben zu besprechen. Am Ende der zweijährigen Projektphase können wir mit Stolz auf ein erfolgreiches Ergebnis blicken. ELVET bedeutet einen entscheidenden Schritt zur Sicherung einer verlässlichen, aktuellen Berufsbildung für die Schausteller. Dabei wird den besonderen Bedürfnissen dieser Berufsgruppe nach einer gleichermaßen umfassenden wie zielgerichteten Ausbildung Rechnung getragen. 20 Ein weiteres Bildungsprojekt, das vom Deutschen Schaustellerbund unterstützt wird, ist die „Lernen auf Reisen“-Schule (LARS). LARS ist ein Projekt der Bezirksregierung Detmold mit dem Deutschen Schaustellerbund, der Universität Paderborn, dem Heinz Nixdorf-Forum und weiteren Kooperationspartnern. Es ergänzt den Unterricht in den Stamm- und Stützpunktschulen. Durch die virtuelle „Lernen auf Reisen“-Schule werden neue Lernangebote für Schülerinnen und Schüler auf Reisen bereitgestellt und die Möglichkeit zu strukturiertem Lernen verbessert. Das Angebot bezieht sich im Wesentlichen auf die Fächer Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch. In der „Lernen auf Reisen“-Schule können Lernprozesse durch am Lernstand orientierte inhaltliche Angebote begleitet werden. Als Plattform für das Projekt wird der im Schuleinsatz bewährte Server bid-owl (Bildung im Dialog) eingesetzt. Das Bildungsforum bid-owl ermöglicht es den Schülern und Lehrern, kooperativ miteinander zu arbeiten und die Arbeitsergebnisse gezielt für bestimmte Benutzergruppen oder auch für die Öffentlichkeit bereitzustellen. Es werden Hilfsmittel angeboten, mit denen auf sehr einfache Art und Weise innerhalb der „Virtuellen Schule“ produziert, kommuniziert und dis- Deutscher Schaustellerbund e.V. kutiert werden kann. Die Bedienung erfolgt über eine leicht verständliche und schnell erlernbare Benutzungsoberfläche in einem WWW-Browser. Somit kann von jedem Internet-fähigen Computer aus die gesamte Funktionalität genutzt werden. Speziell für die „Lernen auf Reisen“-Schule wurde eine Unterstützung zur Verwaltung individueller Lehrpläne umgesetzt, in denen die Lernbegleiter die Lernbedarfe und die Lehrer der Stützpunkt- schulen die Lernfortschritte ihrer Schüler dokumentieren. Das Projekt profitiert außerdem von weiteren Funktionalitäten, die im Rahmen von bid-owl entwickelt wurden. Neben den Möglichkeiten zum Austausch von Dokumenten, die nur für die jeweils Beteiligten sichtbar sind, sind dies insbesondere Portale für den individuellen Zugang der Schüler. Die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern und den Lehrern untereinander wird durch Foren unterstützt. Die schulische Betreuung von Schaustellerkindern steht im Mittelpunkt der regelmäßigen Gespräche von Vertretern der Landesministerien, Bezirksregierungen und Lehrkräften mit den Berufsverbänden Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 21 Verbandsarbeit Schaustellerseelsorge „Es ist kein Blumenbeet zu schade, um nicht ein Karussell darauf zu bauen.“ – dieses Zitat von Papst Johannes XXIII sagt sehr viel über die kulturelle und soziale Bedeutung von Volksfesten aus. Hinter den Kirmessen und Jahrmärkten stehen die Schausteller, die die Veranstaltungen erst möglich machen. Schaustellerunternehmen sind überwiegend Familienbetriebe, die bereits über viele Generationen bestehen. Die Geschäfte werden traditionell an die Nachfolger weitergegeben. Für die Schausteller ist das Familiengeschäft weit mehr als ein Wirtschaftsunternehmen mit dem Einkünfte erzielt werden. Die Schaustellerei bedeutet Traditionspflege, Familienbewusstsein, Zusammengehörigkeitsgefühl und vor allem Identifikation mit dem Beruf. Saisonsegen durch die Circus- und Schaustellerseelsorger der katholischen und evangelischen Kirche Die Circus- und Schaustellerseelsorge der katholischen und evangelischen Kirche ist geprägt von diesen traditionellen Bindungen. Die Arbeit der Seelsorger ist von elementarer Bedeutung für das soziale Leben, das gesellschaftliche Miteinander der Schausteller und ihrer Mitarbeiter. Besonders das soziale Engagement und der Einsatz für die schulische Bildung und berufliche Weiterbildung sind von unschätzbarem Wert für die Zukunft der Schaustellergenerationen. Ob Taufe, Erstkommunion oder Sonntagsgottesdienst auf dem Autoscooter, stets stehen die Menschen im Mittelpunkt der seelsorgerischen Arbeit. Seelsorge auf dem Volksfest, das heißt mit den Menschen sprechen oder ihnen einfach nur zuhören – als Geistlicher, Freund und Mensch. Das Besondere in der Arbeit eines Schaustellerseelsorgers liegt vor allem in der Familienbetreuung. Die Familien sind auf der Reise und in ihrer Berufswelt aufeinander angewiesen. Daraus ergibt sich, dass alle seelsorglichen Dienste und Bereiche immer wieder die gesamte Familie erfassen. Daraus ergibt sich weiterhin, dass die Vorbereitungen für die Taufe, Erstkommunion, Firmung oder Eheschließung immer im Familienkreis erarbeitet und erlebt werden. Die Feier der Gottesdienste auf den Volksfesten sind Lebensquellen christlichen Glaubens. Bei vielen Gottesdiensten nimmt auch die Bevölkerung immer wieder regen Anteil. Seit über 50 Jahren begleiten die Katholische Circus- und Schaustellerseelsorge und die Circus- und Schaustellerseelsorge der Evangelischen Kirche in Deutschland die Schausteller in ihren Lebensphasen, leisten seelische Unterstützung und geistliche Betreuung. Der DSB dankt allen Schaustellerseelsorgern für diese unverzichtbare Arbeit. 22 Deutscher Schaustellerbund e.V. Marketingkampagne „Wir machen Freizeit zum Vergnügen!“ Der deutsche Veranstaltungsmarkt im Freizeitund Unterhaltungsbereich explodiert. Jedes Jahr schießen neue Angebote (Stadtfeste, Weinwochen, Vereinsfeste, Konzerte etc.) wie Pilze aus dem Boden. Es herrscht ein Event-Rausch und Veranstaltungsfieber, das vor allem die Marketingaktivisten in den Städten angesteckt hat. Vor dem Hintergrund zahlreicher Konkurrenzveranstaltungen und mit Blick auf die schwierige wirtschaftliche Situation im Schaustellergewerbe beschloss der Deutsche Schaustellerbund bereits vor einigen Jahren die Erstellung einer Marketingstudie zum Thema Volksfeste. Dabei wurden zunächst die Stärken und Schwächen von Volksfesten anhand von umfassenden Expertengesprächen mit Schaustellern, Herstellern und Veranstaltern von repräsentativ ausgewählten Volksfesten in Deutschland erfasst und bewertet. Aus der Analyse wurden gemeinsam mit dem DSB und Vertretern der Veranstalter konkrete Empfehlungen für eine Verbesserung der aktuellen Situation erarbeitet. „Wir machen Freizeit zum Vergnügen!“ lautet das Motto einer Kampagne der Schausteller mit der die über 12.000 Veranstaltungen im Land beworben werden. Ziel ist es, die Volksfeste als Freizeitvergnügen Nummer eins in Deutschland zu festigen, ihr Image zu fördern und – auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels in der Gesellschaft – neue Besuchergruppen, wie die Ü-50-Generation, anzusprechen. Neue Werbekonzepte, Verbesserung im Service, Steigerung der Aufenthaltsqualität und Sicherheit auf den Plätzen lauten hier die Schlüsselwörter. Seit dem Start der Kampagne wurden bereits zahlreiche Maßnahmen auf den Veranstaltungen erfolgreich umgesetzt: Das Volksfest-Herz, Symbol der deutschen Volksfeste, beim Frankfurter Fastnachtsumzug Schaustellerseminare In der Freizeitbranche gilt immer mehr, dass Qualität zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor wird. Der Volksfest-Kunde hat Anspruch auf ein professionelles Angebot und freundlichen Service. Der DSB bietet daher Schaustellern und ihren Mitarbeitern seit nunmehr fünf Jahren einen Basisworkshop zum Thema Servicequalität und deren Bedeutung für die Schaustellerbranche. Das Seminar vermittelt den Teilnehmern hierfür die notwendigen Grundlagen und Techniken. Die Erfahrung lehrt, dass nur ein zufriedener Besucher auch beim nächsten Mal gerne wieder kommt und – was nicht zu unterschätzen ist – Werbung für das Volksfest machen wird. Einführung von Qualitätsstandards Die verbindliche Vereinbarung von Qualitätsstandards auf Volksfesten sowie konzeptionelle Verbesserungen in Platzgestaltung und Werbung sind Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 23 Verbandsarbeit zentrale Instrumente der DSB-Marketingkampagne. Beispiele sind die Einführung von Thementagen, wie etwa für die Generation „Ü50“, Führungen über das Volksfest mit einem „Blick hinter die Kulissen“ oder aber „Romantische Abende“, auf denen den Besuchern ein besonderes VolksfestAmbiente mit Kerzenschein und stimmungsvoller Musik geboten wird. Für diese Aktionen hat der Deutsche Schaustellerbund einen umfangreichen Maßnahmenkatalog zur Vorbereitung und Durchführung von Volksfesten erstellt. gur erfolgreich die Volksfeste bei Eröffnungen, Pressekonferenzen und Rundgängen. Komplettiert wird die Marketingkampagne durch den Einsatz von attraktiven Marketingartikeln mit dem Herz-Aufdruck, wie Aufkleber, Regenponchos, Plastik- und Papiertüten, Plüschherzen, Fotowände, Planen, Fahrzeugbeklebungen/ Fahrzeugbeschriftungen, T-Shirts, Schilder und Ehrenkarten. Bundesaußenminister Steinmeyer trifft Volksfest-Herz Schulungen für Volksfestveranstalter Qualitative Verbesserungen und verstärkte Innovationen führen zu veränderten Anforderungen an Schausteller und Veranstalter. Die Aufgaben müssen professionell vorbereitet und durchgeführt werden. Gemeinsam mit Volksfestreferenten und der Firma Lischke Consulting hat der DSB ein Schulungskonzept für Veranstalter von Volksfesten entwickelt. In speziellen Seminaren werden ab 2009 Management-Wissen und Know-how zur Entwicklung von attraktiven Festkonzepten vermittelt. Zu einem Gipfeltreffen zweier prominenter Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens kam es am 18. Februar 2008 in Berlin. Beim traditionellen Oldenburger Grünkohl-Essen in der Vertretung des Landes Niedersachsen traf Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier auf das VolksfestHerz, dem offiziellen Maskottchen der Volksfeste in Deutschland. Moderiert wurde das Treffen von Vizepräsident Michael Hempen und Helmut Mondorf. Jugendforum Das Jugendforum ist ein Seminarangebot des Deutschen Schaustellerbundes für Schaustellerjugendliche zwischen 16 und 30 Jahren. Hier werden aktuelle Themen des Gewerbes diskutiert, Hintergrundinformationen zur Entstehung des Berufsstandes vermittelt und Zukunftsperspektiven erörtert. Die Umsetzung der Marketingstudie auf den Plätzen und ihre Bedeutung für die Sicherung des Gewerbes bilden einen weiteren Schwerpunkt. Helmut Mondorf, Michael Hempen, Frank Walter Steinmeier Volksfest-Herz on Bus-Tour Volksfest-Herz – Symbol für die Volksfeste Im Mittelpunkt der Marketingkampagne steht das Volksfest-Herz, als Symbol für die Volksfeste. Es begleitet in Form einer liebenswerten Lauffi- 24 Mit einer tollen Marketing-Idee warb der Süddeutscher Verband reisender Schausteller und Handelsleute e.V. für das 150. Nürnberger Herbstvolksfest 2008. Der Innenstadt-Bus mit dem Volksfest-HerzMotiv zeigte, wie moderne Werbung für die Volks- Deutscher Schaustellerbund e.V. Herz auf die Fahrt geschickt und so eindrucksvoll für die Neusser Schützenfeste geworben. Volksfest macht Spaß! feste aussehen kann. Bereits im Frühjahr 2008 hatte der Verein reisender Schausteller Neuss-Grevenbroich e.V. einen Innenstadt-Bus mit dem Volksfest- Die Fotowand mit dem Herz-Maskottchen ist für jede Veranstaltung ein Blickfang und bedeutet eine prima Werbung für die Volksfeste – so auch auf der Ibbenbürener Großkirmes 2008, wo die lokale Politprominenz viel Lächeln mit Herz zeigte, (v.l.) Zweite stellv. Bürgermeisterin Gisela Köster, Bürgermeister Klemens Koschig aus Roßlau, Erste stellv. Bürgermeisterin Angelika Wedderhoff und Bürgermeister Heinz Steingröver. Quelle: Ibbenbürener Volkszeitung Fotowand in Ibbenbüren: Prima Werbung für die Volksfeste Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit einer Berufsorganisation ist Vertrauenssache und langfristig angelegt. Nur so lassen sich Partner gewinnen, Informationskanäle schaffen und Akzeptanz in der Öffentlichkeit erzielen. Dem Deutschen Schaustellerbund geht es bei seiner PR-Arbeit um die Förderung und den Ausbau der Präsenz des DSB sowie die kontinuierliche Platzierung aktueller Schausteller- und Volksfestthemen in den Medien, um so das Produkt Volksfest nachhaltig in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 25 Verbandsarbeit Ziel ist es, in einem kontinuierlichen Dialog die Medien auf die Exklusivität und Attraktivität der deutschen Volksfestlandschaft hinzuweisen und so den Bekanntheitsgrad a) der Volksfeste, b) der Schaustellerbranche und c) des Deutschen Schaustellerbundes als dem Dachverband der Schaustellerunternehmen und themenkompetenten Ansprechpartner zu erhöhen. Die regelmäßige Teilnahme von Vertretern der deutschen Nachrichtenagenturen, wie dpa, AP, Reuters oder ddp, an den DSB-Presseveranstaltungen geben unserer Politik recht. Neben der Berichterstattung der Agenturen als Nachrichtendienste, die für eine bundesweite Verbreitung der Meldungen sorgen, berichten überregionale Zeitungen und Onlinedienste, wie Spiegel online, Frankfurter Rundschau, Süddeutsche Zeitung, Bild am Sonntag oder Handelsblatt über die aktuellen Verbandsthemen. Hörfunk- und TV-Interviews der öffentlichen und privaten Rundfunkanstalten, wie WDR, NDR, BR, RTL, SAT1, mit DSB-Vertretern sorgen für eine Präsenz in den elektronischen Medien. Weihnachtsmärkte sind Städtewerbung. Der DSB-Glühweinstammtisch fand im Berichtsjahr in Oldenburg statt. Unser Foto zeigt Ordnungsamtsleiter Ralph Wilken; DSB-Vizepräsident und 1. Vorsitzender des Oldenburger Schaustellerverbandes Michael Hempen sowie Präsident Albert Ritter (v.l.). Glühweinstammtisch in Oldenburg Auf die wirtschaftliche Bedeutung der Weihnachtsmärkte für die Städte und Gemeinden verwies Präsident Albert Ritter auf dem Glühweinstammtisch des Deutschen Schaustellerbundes am 6. Dezember 2007 in Oldenburg. Diese Veranstaltungsreihe gehört seit sieben Jahren zum festen Bestandteil der DSB-Öffentlichkeitsarbeit. Im Gespräch mit Vertretern der Städte, Marketinggesellschaften, Politik und Medien informiert der Verband über die Wirtschafts- und Werbekraft der Märkte und verdeutlich die Rolle der Schausteller, als tragende Säulen der Veranstaltungen. Denn ohne Schausteller gäbe es keine Weihnachtsmärkte. Sie sorgen mit ihrer Investitionskraft für das Leben auf den Märkten. Deutscher Bundestag zu Gast beim Bundes-Glühweinstammtisch Präsident Albert Ritter beim TV-Interview auf dem Parlamentarischen Abend 2008 in Berlin 26 Einer guten Tradition folgend bedankte sich der DSB am 13. Dezember 2007 bei den Mitgliedern des Deutschen Bundestages für die konstruktive Zusammenarbeit und lud zum Bundes-Glühwein- Deutscher Schaustellerbund e.V. stammtisch auf dem Weihnachtsmarkt am Potsdamer Platz. Die „Stieglalm Hütte“ bot mit ihrem rustikalen und gemütlichen Ambiente die besten Voraussetzungen für einen Abend nach „Schaustellerart“. Präsident Albert Ritter hieß die Abgeordneten, unter ihnen Mitglieder der Ausschüsse Tourismus, Verkehr und Wirtschaft, im Namen des Deutschen Schaustellerbundes recht herzlich willkommen und verwies auf die Notwendigkeit einer weiteren partnerschaftlichen Zusammenarbeit zur Existenzsicherung des Schaustellergewerbes und der Volksfeste in Deutschland. In gemütlicher Runde und mit kulinarischen Leckerbissen bot der Bundes-Glühweinstammtisch in Berlin ausreichend Gelegenheit zur Diskussion aktueller Verbandsthemen - denn kleine Gespräche erhalten bekanntlich die Freundschaft. Bundes-Glühweinstammtisch in Berlin: Präsident Albert Ritter dankt den Bundestagsabgeordneten für ihre Unterstützung Halbjahrespressekonferenz im Haus der Bundespressekonferenz Die Wirtschaftskrise in Deutschland hat auch vor den Volksfesten 2008 nicht haltgemacht. Der Deutsche Schaustellerbund befürchtet, dass die Volksfeste durch die Steuer- und Finanzmaßnahmen der Bundesregierung kaputt gespart werden und forderte auf seiner Halbjahrespressekonferenz in Berlin eine konsumfreundliche Politik. Entgegen der Äußerungen aus dem Bundesfinanzministerium gibt es nach Meinung des Deutschen Schaustellerbundes sehr wohl einen Spielraum, ohne Verzug Steuersenkungen anzupeilen. Ein solches Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 27 Verbandsarbeit Im Pressebereich findet der Besucher die neuesten Pressemitteilungen und im Pressearchiv alle Informationen der vergangenen Jahre. Bilder von Volksfesten, Porträts und Logos stehen als Download ebenso bereit, wie Positionen und Publikationen des Verbandes. Den DSB-Mitgliedern bietet das neue Portal wichtige und nützliche Materialien für die eigene Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Halbjahrespressekonferenz des DSB mit Pressereferent Christoph Jansen, Präsident Albert Ritter und Hauptgeschäftsführer Helmut Gels (v.l.) Signal wäre geeignet, dem grassierenden Angstsparen der Bürger entgegenzuwirken und etwas für die Belebung der Binnenkonjunktur zu tun. Die Pressekonferenz zur Halbzeit der Saison 2008 stieß bei den Vertretern von Presse, Funk und Fernsehen auf ein großes Interesse und so wurde bundesweit über die DSB-Themen berichtet. Neuer Internetauftritt des DSB Dem Thema Marketing wurde ebenfalls eine Extra-Rubrik gewidmet. Mit dabei ist natürlich das Volksfest-Herz, das die Besucher zu einer speziellen Herz-Fototour einlädt. Zwei Klicks weiter können sich Schausteller und Veranstalter die Druckunterlagen für das Volksfest-Maskottchen bequem online herunterladen. Die beliebten Marketingartikel, wie Plüschherzen, Tassen, Planen oder Aufkleber, werden in einer weiteren Unterrubrik vorgestellt. Der Maßnahmenkatalog des DSB zur Vorbereitung und Durchführung von Volksfesten steht ebenso zum Download zur Verfügung, wie die Hinweise zur Vorbereitung und Durchführung einer Backstage-Tour. Getreu dem Motto: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte vermittelt ein Rundgang per Foto-Galerie dem Besucher einen Eindruck vom Ablauf der Tour mit einem Blick hinter die Kulissen eines Volksfestes. Ein Klick genügt … Seit Anfang 2008 präsentiert sich der Deutsche Schaustellerbund mit einem neuen Internet-Auftritt. Unter www.dsbev.de bietet die Website in einem neuen Design und mit übersichtlich strukturiertem Inhalt aktuelle Informationen rund um die Arbeit und Ziele des DSB, seine Positionen und politischen Forderungen. Von der Startseite mit dem Volksfest-Herz geht’s zu den einzelnen Unterrubriken. Aktuelle Meldungen in Verbindung mit Informationen zur Berufsorganisation, den Volksfesten, Weihnachtsmärkten sowie dem Schaustellergewerbe stehen im Vordergrund. 28 DSB online unter www.dsbev.de Deutscher Schaustellerbund e.V. Publikationen Die Fachzeitschrift KOMET ist seit 1952 das offizielle Organ des Deutschen Schaustellerbundes und damit Sprachrohr einer bedeutenden Wirtschaftsbranche mit 5000 Unternehmen. Seit über 50 Jahren informieren der DSB und die Europäische Schausteller-Union in ihren Verbandsteilen die Leserinnen und Leser über aktuelle Themen und Fachveröffentlichungen. Für die Schausteller ist der KOMET seit seiner Gründung im Jahr 1883 eine reichhaltige Informationsquelle zu organisatorischen, rechtlichen und technischen Fragen. KOMET und Schaustellergewerbe sind nicht nur gleich traditionsbewusst. Beide verfolgen das hohe Ziel, die deutschen Volksfeste zu fördern, zum Wohle von Millionen Besuchern, der Schausteller und zur Existenzsicherung des Gewerbes. Seit einem Jahr präsentiert sich der Jahresbericht des Deutschen Schaustellerbundes in einem neuen und modernen optischen Gewand. Durchgehend farbig gestaltet werden im ersten Teil die aktuellen Arbeitsergebnisse aus dem Berichtsjahr komprimiert vorgestellt. Im Anschluss informieren wir über die Verbandsorganisation, Aufgaben, Ziele, Kooperationspartnerschaften und Mitgliedsverbände. Als ein wichtiges Werkzeug für die Außendarstellung des DSB kann der Jahresbericht ganzjährig für die politische Arbeit eingesetzt werden. Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 29 Europäische Schausteller Union Europäische Schausteller-Union Die Europäische Schausteller-Union (ESU) stellt einen internationalen Zusammenschluss nationaler Vereinigungen reisender Schausteller sowie Freizeitpark- und Circusvereinigungen dar. Ihr Ziel ist die freiwillige, freundschaftliche und berufsverbindende Vereinigung aller Angehörigen des Schaustellerberufsstandes über ihre nationale Berufsorganisation in Europa. Der Organisation sind der Europäische Frauenbund und die Europäische Schausteller Jugend Union angeschlossen. Als beratendes Mitglied im Europarat, dem Ausschuss Handel und Vertrieb der Europäischen Union und der Europäischen Bewegung setzt sich die ESU seit 54 Jahren für die Interessen der Schausteller und die Sicherung der Volksfeste in Europa ein. Ergebnis der Präsidiumswahl î Präsident Albert Ritter (Deutschland) î Vizepräsident Charles Senn (Schweiz) î Vizepräsident Frank Delforge (Belgien) î Vizepräsidentin Monika Niewinowska (Polen) î Vizepräsidentin Nicole Vermolen (Niederlande) î Generalsekretär Jany de Vries (Belgien) î Stv. Generalsekretär Steve Severeyns (Belgien) î Revisor Wilhelm Schemel (Deutschland) Neues Präsidium in Stuttgart gewählt î Revisor Dr. Kurt Kaufmann (Österreich) Die Vertreter der nationalen Mitgliedsverbände trafen sich im Januar 2008 in Stuttgart zum ordentlichen Kongress der Europäischen Schausteller-Union. Neben aktuellen europäischen Schaustellerthemen bildete die Wahl des Präsidiums einen Tagungsschwerpunkt. 30 Mit frischem Wind in die Zukunft. Die Teilnehmer des ESU-Kongress 2008 in Stuttgart Deutscher Schaustellerbund e.V. î Sicherheitsbeauftragter Organisation und Volksfeste Marc Weydert (Luxemburg) î Sicherheitsbeauftragter Fahrgeschäfte Oscar Bruch jun. (Deutschland) î Sicherheitsbeauftragter Elektrische Einrichtungen Jan Hoefnagels (Niederlande) î Fahnenträger Jany de Vries (Belgien) Mit großer Freude konnte das ESU-Präsidium dem Kongress mitteilen, dass mit dem niederländischen „De Nederlandse Kermisbond“ (N.K.B.) und der französischen „Association professionnelle Parcs et Loisirs“ zwei weitere Nationalverbände in die ESU aufgenommen wurden. Präsident Albert Ritter bezeichnete die Aufnahme als einen weiteren Beleg für die gute und effektive Arbeit der letzten Jahre. Durch die neuen Mitglieder werde die ESU mit weiterem Leben erfüllt. Französischer Schausteller Mitglied im Europaparlament Die ESU verstärkt ihre Präsenz in Brüssel. Mit dem Franzosen Jean Louis Cottigny ist ein aktiver Schaustellerkollege im Europäischen Parlament Gespräch im Europäischen Parlament mit (v.l.) Vizepräsidentin Nicole Vermolen, Präsident Albert Ritter, Generalsekretär Jany de Vries, Mathieu Grosch MdEP und Vizepräsident Frank Delforge vertreten. Der Sozialdemokart kennt als Kinderkarussellbesitzer das Tagesgeschäft und die aktuellen Probleme nur zu gut. In Gesprächen mit dem Präsidium sagte Cottigny zu, sich speziell für die Schaustellerinteressen im Parlament einzusetzen. ESU-Präsidium führt Gespräche im Brüsseler Parlament Schausteller unter sich: Vizepräsident Frank Delforge, Jean Louis Cottigny MdEP, Vizepräsidentin Nicole Vermolen, Zum Gespräch über aktuelle europäische Schaustellerthemen trafen sich Mitte April 2008 Präsident Albert Ritter, Vizepräsident Nicole Vermolen, Generalsekretär Jany de Vries und Vizepräsident Frank Delforge in Brüssel mit den Europaabgeordneten Mathieu Grosch (Belgien). Im Mittelpunkt standen dabei die Themen Umwelt- und Windlastzonen, Führerschein, Steuern, Hygienevorschriften sowie Bildung von Schaustellerkindern und -jugendlichen in Europa. Der Christdemokrat Mathieu Grosch, Mitglied im Ausschuss Präsident Albert Ritter und Generalsekretär Jany de Vries (v.l.) Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 31 Europäische Schausteller Union für Verkehr und Fremdenverkehr, kündigte seine Unterstützung bei der Forderung der ESU nach einer Aufnahme der Volksfeste als Weltkulturerbe in den UNESCO-Katalog der immateriellen Kulturgüter an. ESU begrüßt Fördermaßnahmen der EU Die Europäische Schausteller-Union hat die Lissabon-Strategie der Europäischen Union zur Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ausdrücklich begrüßt. Die KMU-Betriebe, unter ihnen die vielen Tausend Familienunternehmen im Schaustellergewerbe, bildeten das Rückgrat der europäischen Wirtschaft und würden so eine Schüsselrolle spielen, sagte Präsident Albert Ritter am Rande einer Podiumsdiskussi- 32 on der Vertretung der Europäischen Kommission und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) am 24. April 2008 in Berlin. Der ESUPräsident forderte gleichzeitig weitere Fördermaßnahmen, beispielsweise bei der Einstellung von Mitarbeitern. Ritter lobte den in der Politik festzustellenden Umdenkungsprozess, was den Abbau von Bürokratie anbelangt, bemerkte hierzu allerdings: „Bürokratieabbau durch die Schaffung von neuen Gesetzen zum Bürokratieabbau ist natürlich der falsche Weg. Die Politiker in Berlin, Straßburg und Brüssel haben sich hier in den letzten Jahren schwer getan.“ Dem nun von der EU-Kommission initiierten „Neubeginn“ für eine bessere Rechtsetzung, die Förderung einer unternehmerischen Kultur und eines unternehmensfreundlicheren Umfelds sagte Ritter die Unterstützung der Europäischen Schausteller-Union zu. Deutscher Schaustellerbund e.V. Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 33 Zusammenarbeit mit Organisationen und Verbänden Zusammenarbeit mit Organisationen und Verbänden Der Deutsche Schaustellerbund unterhält zu einer Vielzahl von Organisationen und Verbänden partnerschaftliche Beziehungen und setzt sich in Ausschusssitzungen und Arbeitskreisen für die Zukunftssicherung des Gewerbes und der Volksfeste ein. î Europäische Schausteller-Union (ESU) – Gründungsmitglied î Bund für Lebensmittelkunde und Lebensmittelrecht (BLL) î Circus- und Schaustellerseelsorge der Evangelischen Kirche in Deutschland î Deutsches Institut für Normung e.V. (DIN) î Bundesverband der Lebensmittelkontrolleure (BVLK) î Katholische Circus- und Schaustellerseelsorge î Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gaststätten (BGN) î Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen e.V. (VDFU) î Bezirksregierung Arnsberg, Projekt „Schule unterwegs“ î Deutscher Tourismusverband e.V. (DTV) î Verband Deutscher Vergnügungsanlagenhersteller e.V. (VDV) î Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung Herne, Projekt „eLVET - Blended Learning Konzept für reisende Jugendliche“ î Deutscher Städtetag î Mitglied im Arbeitskreis „Fliegende Bauten“ der Fachkommission Bauaufsicht der ARGEBAU î Deutscher Städte- und Gemeindebund î Bundesverband der Dienstleistungswirtschaft î Deutscher Industrie- und Handelskammertag î Bundesakademie für das Schießwesen (BAS) î Historische Gesellschaft Deutscher Schausteller î Mitglied im Bildungsnetzwerk Lernen auf Reisen e.V. î Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Bundesanstalt für Arbeit (ZAV) î Bezirksregierung Detmold, Projekt „L-ARS“ î TÜV Süddeutschland 34 Deutscher Schaustellerbund e.V. Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 35 Rahmenverträge Rahmenverträge Der Deutsche Schaustellerbund hat mit namhaften Unternehmen Rahmenverträge abgeschlossen, die den Mitgliedern Rabatte und Sonderkonditionen gewähren. Berechtigungsscheine sind über Hauptgeschäftsstelle erhältlich. (Auspuff, Bremsen, Stoßdämpfer). Des Weiteren bietet Euromaster TÜV/AU, Ölservice und Inspektionen zu reduzierten Preisen. Hyundai Motor Deutschland GmbH Der Autohersteller gewährt beim Kauf eines Hyundai-Neufahrzeugs der aktuellen Modellpalette einen Preisnachlass von 15 % einschließlich der ab Auslieferungslager bestellten Sonderausstattungen. Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) Der Rahmenvertrag des Deutschen Schaustellerbundes mit der GEMA beinhaltet einen Gesamtvertragsnachlass in Höhe von 20 %. Fritteusen frifri aro SA Gegen Vorlage eines Berechtigungsscheines erhalten DSB-Mitglieder Rabatte von 20 % auf frifri Tischfritteusen, 15 % auf frifri Stand- und Einbaufritteusen sowie Rabatte beim Sonderbau. Als Preisbasis dient die jeweils gültige Preisliste. Mitsubishi Motors Deutschland GmbH Beim Erwerb eines Mitsubishi-Neufahrzeuges wird DSB-Mitgliedern je nach Modell ein Preisnachlass bis zu 16 Prozent gewährt. Volksfürsorge-Lebensversicherung Mit der Volksfürsorge-Lebensversicherung verbindet den DSB bereits seit vielen Jahren eine enge Partnerschaft. Die Exklusiv-Leistungen für DSB-Mitglieder beinhalten: Euro Reiseservice Reisen und vieles mehr zum Sonderpreis. Euro Reiseservice gewährt DSB-Mitgliedern 3% des Reisepreises. î Garantierte Aufnahme ohne Gesundheitsprüfung eines DSB-Mitglieds und/oder Familienmitglieds und Absicherung gegen das Todesfallrisiko FEGRO/SELGRO-GROSSHANDEL mbH & Co Der Exklusiv-Ordersatz beinhaltet Artikel aus allen Food- und Nonfood-Bereichen des Großhandelsunternehmens. î Keine Beschränkung in der Beitragshöhe, somit entscheidet jeder seinen persönlichen Familienschutz und Kapitalaufbau selbst KIA MOTORS Deutschland GmbH î Hohe Beitragsersparnis durch Sondertarife DSB-Mitglieder und ihre Mitarbeiter erhalten beim Kauf eines KIA-Fahrzeugs für alle Modelle einen Preisnachlass von 16 Prozent. Euromaster GmbH Zum Leistungsumfang der Vereinbarung gehören Rabatte für Fahrzeugbereifung (8 bis 45 %), Stahlfelgen (36 %) und Preisnachlässe von 20 % (für Material) auf den gesamten ASB-Bereich 36 Deutscher Schaustellerbund e.V. Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 37 DSB Mitglieder DSB-Mitglieder DSB-Mitglieder Der DSB ist immer in Ihrer Nähe. Die Mitglieder im Deutschen Schaustellerbund sind selbständige Vereine und Verbände, die die Interessen ihrer Mitglieder auf kommunaler und regionaler Ebene wahrnehmen. Auf Landesebene arbeiten die Vereine in Zweiggeschäftsstellen und Arbeitsgemeinschaften zusammen. Stand: November 2008 Mitgliedsvereine Bundesland Name Baden-Württemberg Baden-Württemberg Baden-Württemberg Baden-Württemberg Baden-Württemberg Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Berlin Berlin Brandenburg Brandenburg Brandenburg Brandenburg Bremen Hamburg Hessen Hessen Mannheimer Schaustellerverband e.V. Schaustellerverband Freiburg e.V. Schaustellerverband Heidelberg e.V. Schaustellerverband Karlsruhe e.V. Schaustellerverband Südwest Stuttgart e.V. Fränkischer Schaustellerverein e.V. - Sitz Schweinfurt Münchner Schausteller-Verein e.V. Schaustellerverband Ostbayern e.V.- Sitz Straubing Schwäbischer Schaustellerverband e.V. - Sitz Augsburg Süddeutscher Verband reisender Schausteller und Handelsleute e.V. Vereinigung der Schausteller Aschaffenburg e.V. Schaustellerverband Berlin e.V. DSB-Zweiggeschäftss. Berlin-Brandenburg Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen e.V. (VDFU) Brandenburgischer Schaustellerverband e.V. „Sanssouci“ - Sitz Potsdam Fachverband reisender Schausteller Ld. BBG e.V. -Sitz Oranienburg Lausitzer Schaustellerverband e.V. Schaustellerverband Spree-Neiße e.V. Schaustellerverband des Landes Bremen e.V. Schaustellerverband Hamburg von 1884 e.V. Darmstädter Schaustellerverband e.V. Schaustellerverband Frankfurt Rhein-Main, ehemals Landesvereinigung der Schausteller, Markt- und Messereisenden e.V. seit 1893 Schaustellerverband e.V. Kassel-Göttingen Schausteller-Verband e.V. Marburg Schaustellerverband Mittelhessen e.V. Schaustellerverband Wiesbaden e.V. Schaustellerverein Offenbach am Main Stadt und Land e.V. Verband reisender Schaust. u. Berufskoll. d. Taunus-, Unterlahnu. Westerwaldgeb. e.V. -Sitz LimburgVerein der Schaust., Markt- u. Messereisender Hanau-Main-Kinzig Kreis e.V. Schaustellerverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. - Sitz Rostock Schaustellerverband Mecklenburg e.V. - Sitz Schwerin Schaustellerverband Mecklenburg-Vorpommern Neubrandenburg e.V. -Sitz TorgelowOldenburger Schaustellerverband e.V. Schaustellerverband Braunschweig e.V. Schaustellerverband Lüneburg und Umgebung e.V. Schaustellerverband Niedersachsen e.V. - Sitz Hannover Schaustellerverband Nienburg und Umgebung e.V. Hessen Hessen Hessen Hessen Hessen Hessen Hessen Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen 38 Deutscher Schaustellerbund e.V. Straße PLZ Ort 1. Vorsitzender Zehntstraße 31 Im Stöckacker 10a Zeppelinstraße 2 Weinweg 43 Wilhelmstraße 22/2 Sankt-Bruno-Straße 6 Edelsbergstraße 8 Schneiderstraße 13 Widderstraße 45 Bayernstraße 100 Am Floßhafen 75a Rosenheimer Straße 5 Poststraße 30 Am Rolandufer 18 Werkstraße 1 Triebelerstraße 95 Teschnitzweg 15 Überseetor 20 Budapester Straße 31 Goethestraße 11 Okrifteler Str. 75 68169 79224 69214 76131 70372 97464 80686 94315 86167 90471 63743 10781 10178 10179 16727 03149 03130 28217 20359 64285 65931 Mannheim Umkirch Eppelheim Karlsruhe Stuttgart Niederwerrn München Straubing Augsburg Nürnberg Aschaffenburg Berlin Berlin Berlin Bötzow Forst/Lausitz Spremberg Bremen Hamburg Darmstadt Frankfurt/Main Hans-Joachim Pfeiffer Thomas Koch Michael Henn Robert Eichel jun. Joachim Hohl Karl Uebel jun. Edmund Radlinger Günter Haimerl Josef Eberhardt Lorenz Kalb Eleonore Vogler Peter Zocher GF Dr. Müller-Oltay Thomas Müller Thilo-Harry Wollenschläger Henry Probst Enrico Kulka Rudolf Robrahn jun. Manfred Hell Heinrich Hausmann Hans-Jürgen Feuerstein Forstbachweg 10a Gisselbergerstraße 69 Schützenstraße 32 Stielstraße 17 Bischofsheimer Weg 8 Am Zehntenstein 12a 34123 35037 35398 65201 63075 65549 Kassel Marburg Gießen Wiesbaden Offenbach/M Limburg a.d.Lahn Max Wunderle Adi Ahlendorf Andreas Walldorf Kurt Laux Horst Ferling Andreas von Fischke Ernst-Leitzstraße 7 Pressentinstraße 41 Ziegeleiweg 3 Dorfstraße 14 Baumschulenweg 21 c Rheingoldstraße 23 In der Marsch 9a Bruchmeisterallee 1 Alte Dorfstraße 7 63456 18147 19057 17379 26127 38112 21339 30169 31629 Hanau Rostock Schwerin Müggenburg Oldenburg Braunschweig Lüneburg Hannover Estorf Bernhard Weingärtner Marlies Urbigkeit Jürgen Stranzky Karsten Simmrow Michael Hempen Erich Rosenstädt Benno Fabricius Frank Ahrend Egon Hubert Rasch Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 39 DSB Mitglieder DSB-Mitglieder Bundesland Name Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Schaustellerverband Nordhorn e.V. - Sitz Nordhorn Schausteller-Verband Weser-Ems e.V. - Sitz Osnabrück Verein reisender Schausteller Ostfriesland e.V. - Sitz Leer Verein reisender Schausteller Vechta e.V. Vereinigung berufsm. reisender Schausteller Wilhelmshaven e.V. Interessengemeinschaft Schaustellergewerbe des Kreises Wesel e.V. Mitteldeutscher Schaustellerverein von 1895 Herford e.V. Schausteller- und Geselligkeitsverein e.V. Bonn – Rhein-Sieg-Kreis – Krs. Euskirchen Schaustellerverband Mönchengladbach e.V. 1910 Schaustellerverband Düsseldorf e.V. Schaustellerverband e.V. - Sitz Köln Schausteller-Verband e.V. Aachen Schaustellerverband Essen e.V. von 1919 Schausteller-Verband Kreis Wesel - Sitz Dinslaken - e.V. Schaustellerverband Münsterland e.V. Schaustellerverband Rhein-Ruhr-Wupper e.V. - Sitz Solingen Schaustellerverein Gütersloh-Lippstadt e.V. Schaustellerverein Bielefeld e.V. Schaustellerverein Groß-Duisburg e.V. Schaustellerverein Iserlohn-Schwerte e.V. Schaustellerverein Kreis Moers e.V. Schaustellerverein Lippstadt e.V. Schaustellerverein Paderborn e.V. Schaustellerverein Wuppertal e.V. Schaustellerverein-Gelsenkirchen e.V. Schausteller-Vereinigung Herne e.V. Schausteller-Vereinigung Witten e.V. Schaustelleverband Krefeld e.V. Verband reisender Schausteller e.V. Düren Verein Lippischer Schausteller e.V. Verein reisender Schausteller Minden-Lübbecke e.V. Verein reisender Schausteller Neuss-Grevenbroich e.V. Verein reisender Schausteller Oberhausen e.V. Verein reisender Schausteller „Soester Börde“ e.V. - Sitz Soest Verein reisender Schausteller Bochum e.V. Schaustellerverband „Barbarossa Pfalz-Saar“ e.V. Schaustellerverband „Wonnegau“ Worms e.V. - Sitz Worms Schaustellerverband Pfälzer Bund Ludwigshafen und Bad Dürkheim e.V. Schaustellerverband Rheinhessen e.V. - Sitz Mainz Schaustellerverband Rheinland e.V. - Sitz Neuwied Schaustellerverband Speyer e.V. Schaustellerverband Bad Kreuznach e.V. Schaustellerverein Südwestpfalz e.V. Pirmasens-Zweibrücken Verband reisender Schausteller Pfalz e.V. Landau/Neustadt - Sitz Landau Verein reisender Schausteller Mosel-Eifel e.V. - Sitz Trier Dresdner Schaustellerverband e.V. - Sitz Dresden Mittelsächsischer Schaustellerverband e.V. - Sitz Chemnitz - Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Rheinland Pfalz Rheinland Pfalz Rheinland Pfalz Rheinland Pfalz Rheinland Pfalz Rheinland Pfalz Rheinland Pfalz Rheinland Pfalz Rheinland Pfalz Rheinland Pfalz Sachsen Sachsen 40 Deutscher Schaustellerbund e.V. Straße PLZ Ort 1. Vorsitzender Aslagerstraße 24 Nikolaiort 4 Logabirumer Straße 80 Schellohner Weg 7 Flutstraße 309 RWE Straße 36 Ackerstraße 35 Rhenusallee 54 49577 49074 26789 49393 26388 46485 32051 53227 Ankum Osnabrück Leer Lohne Wilhelmshaven Wesel Herford Bonn Werner Wegener Otto Cornelius Karl-Heinz Langenscheidt Jürgen Meyer Helmut Mondorf Herta Böttner Thomas Weber Peter Barth Aktienstraße 44 Völklinger Straße 170 Frankfurter Straße 380 b Süsterfeldstraße/Bendplatz Schongauerstraße 6 Bahnstraße 39 Fuggerstraße 19 Beethovenstraße 257 Ostlandstraße 21 Heidestraße 19 Grenzstraße 105 Postfach 2309 Galmesweg 25 Hiddingser Weg 125 Waldenburger Straße 6 Im Kämpchen 9d Agnesstraße 20 Ackerstraße 32 Wacholderstraße 25a Jakob-Krebs-Straße 102 Markt 27 Postfach 0566 Kirchplatz 13 Grefrather Weg 252 Beethovenstraße 76 Postfach 21 65 Heiksfeld 24 Weilerbacher Straße 53 Georg-Richard-Roesstraße 30 Käthe-Burkhardt-Weg 18 Friedrich-Ebert-Straße 79 Görlitzerstraße 6 Im Neudeck 24 Bretzenheimer Str. 69 Ixheimer Straße 114 Gartenstraße 34 a Hans-Martin-Schleier-Straße 1 Postfach 29 01 55 Einsiedler Hauptstraße 1 41069 40221 51145 52072 45147 46535 48165 42655 59558 33659 47198 58593 47445 59494 33098 42279 45897 44652 58452 47877 52445 32635 32547 41464 46145 59481 44805 67661 67549 67071 55286 56566 67346 55545 66482 67678 54292 01147 09123 Mönchengladbach Düsseldorf Köln Aachen Essen Dinslaken Münster Solingen Lippstadt Bielefeld Duisburg Iserlohn Moers Soest Paderborn Wuppertal Gelsenkirchen Herne Witten Willich Titz-Rödingen Lemgo Bad Oeynhausen Neuss Oberhausen Soest Bochum Kaiserslautern Worms Ludwigshafen Wörrstadt Neuwied Speyer Bad Kreuznach Zweibrücken Mehlingen Trier Dresden Chemnitz / OT Einsiedel Detlef Dreßen Bruno Schmelter Rico von der Gathen Peter Loosen Albert Ritter Bertram Vey Fritz Heitmann jun. Günter-Ewald Darmann August Schneider Peter Schneider Mike Bengel Konstantin Müller Rudolf Edling Walter Burghard Hans-Otto Bröckling Peter Fuhrmann sen. Wilfried Hof Wolfgang Lichte Heinz-Jürgen Aufermann Günter Thommesen sen. Hans-Bert Cremer Leni Schmidt-Friese Wolfgang Michael Luise Schliebs Rudolf Schütze jun. Thomas Schneider Andreas Petter Wilhelm Henn Emil Lehmann Marcus Endlich Helmut Bucher Willi Meyer Jutta Keim Dominikus Bügler Harald Jäkel Heiko Aleaxander Geist Angela Bruch Hannelore Bachmann Klaus Illgen Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 41 DSB Mitglieder DSB-Mitglieder Bundesland Name Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Thüringen Thüringen Altmärkischer Schaustellerverein Stendal e.V. Schaustellerverband Sachsen-Anhalt e.V. - Sitz Halle Verein selbständiger Gewerbetreibender Markt- und Messereisender e.V. Schaustellerverband Lübeck und Umgebung e.V. Schaustellerverband Schleswig-Holstein e.V. - Sitz Neumünster Schaustellerverein Westküste - Sitz Heide Schaustellerfachverband Thüringen e.V. (SFV) - Sitz Arnstadt Thüringer Verband Reisender Schausteller e.V. - Sitz Erfurt - Fördermitglieder Der Deutsche Schaustellerbund setzt sich ein für die Interessen seiner Mitglieder und die Existenzsicherung des Schaustellergewerbes in Deutschland. Eine erfolgreiche Arbeit ist nur möglich in einer starken Gemeinschaft. Ein wichtiger Garant für die Zukunft des Verbandes sind die DSB-Fördermitglieder, denen wir recht herzlich für ihre langjährige Unterstützung danken. Stand: November 2008 AVS Radziwill Postfach 3217, 21210 Seevetal Fahnen Kössinger Am Gewerbering 23, 84069 Schierling Firma Heinz Berner Adam-Opel-Straße 14-16, 70794 Filderstadt Berker GmbH Dieburger Straße 40, 60386 Frankfurt Gack Spiel- und Freizeitgeräte GmbH Brüsseler Straße 28, 48455 Bad Bentheim Breilmann KG Borhagener Straße 11-13, 44579 Castrop-Rauxel Bundesverband der Lebensmittelkontrolleure Herderstraße 1a, 38350 Helmstedt Circus Voyage Gösselnhof 7, 58093 Hagen 42 GEMI Verlags GmbH Pfaffenhofer Straße 3, 85293 Reichertshausen Haendler & Natermann Sport GmbH Postfach 1280, 34332 Hann.Münden Deutscher Schaustellerbund e.V. Straße PLZ Ort 1. Vorsitzender Straße der Jugend 5 Nußweg 2 Neuer Sülzeweg 92 Schlehenweg 7 Schützenstraße 25 Zuckerstraße 28 Asternweg 410 Wermutmühlenweg 15 39517 06112 39128 23566 24534 25693 99092 99089 Tangerhütte Halle/S. Magdeburg Lübeck Neumünster St. Michaelisdonn Erfurt Erfurt Werner Jacob jun. Werner Meyer Karl Welte Holger Bock Ludolf Fock Dieter Fehlauer Arno Haberkorn Klaus Herrmann KOMET Druck- und Verlagshaus GmbH Postfach 2261, 66930 Pirmasens MOHABA-Glas Gmbh & Co. KG Mirweiler Weg 8, 52349 Düren LIVETIME Circusproduction Ltd. Am Roggenkamp 129, 48165 Münster Rosen Schnellbufett-Betriebsges.mbH Kreuzsteeg 12, 47906 Kempen Adrian Seidich Bismarckstraße 7, 41061 Mönchengladbach Marcel Lutz Industriezone, 67340 Ingwiller Mack Rides GmbH & Co. KG Mauermattenstraße 4, 79183 Waldkirch Marko Pfaff & Co. Spezialfahrzeug GmbH Alte Straße 21, 04651 Bad Lausick OT Buchheim Volksfürsorge Deutsche Lebensversicherung An der Alster 57-63, 20099 Hamburg Wolf & Appenzeller GmbH Postfach 12 64, 71703 Markgröningen Circus Krone Zirkus-Krone-Straße 1-6, 80335 München Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 43 Präsidium und Bundesfachberater Präsidium und Bundesfachberater Präsidium Bundesfachberater Präsident Fachbereich Schau und Belustigung Albert Ritter Emil Lehmann Vizepräsident für Berufsfragen Robert Heitmann Klaus Wilhelm Vizepräsident für Organisationsfragen Lorenz Kalb Fachbereich Fahrgeschäfte Fritz Heitmann jun. Vizepräsident für Finanzen Wilhelm Schemel Christian Uhse Vizepräsident für Marketing Michael Hempen Fachbereich Ausspielungsgeschäfte Georg Löwenthal Wilfried Grupe 44 Deutscher Schaustellerbund e.V. Fachbereich Schießgeschäfte Fachbereich Bildung Willi Krameyer Andreas Horlbeck Susann Hoppe Marlis Löwenthal Fachbereich Verkaufsgeschäfte nach Schaustellerart Fachbereich Freizeit- und Erlebnisparks Oscar Bruch jun. Gerhard Berger Renate Kleiner Bundesfahnenträger Hubert Heitmann Fachbereich Reisende Zeltgaststätten nach Schaustellerart Robert Heitmann Guido Ehlers Protokollführer Klaus-Peter Miller Wir machen Freizeit zum Vergnügen! Ewald Telsemeyer 45 Hauptgeschäftsstelle Hauptgeschäftsstelle Deutscher Schaustellerbund e.V. (DSB) Am Weidendamm 1A, 10117 Berlin Telefon: 030-59 00 99 780, Telefax: 030-59 00 99 787 E-Mail: [email protected], Internet: www.dsbev.de RA Helmut Gels Denise Zick Hauptgeschäftsführer Sekretariat Telefon: 030-59 00 99 780 E-Mail: [email protected] Telefon: 030-59 00 99 782 E-Mail: [email protected] Christoph Jansen Brigitte Zander Pressereferent Buchhaltung Telefon: 030-59 00 99 783 E-Mail: [email protected] Telefon: 030-59 00 99 785 E-Mail: [email protected] Nina Aufmkolk Assistentin der Geschäftsführung Telefon: 030-59 00 99 781 E-Mail: [email protected] 46 Deutscher Schaustellerbund e.V. DSB-Porträt Wir über uns Der DSB im Porträt Der Deutsche Schaustellerbund e.V. (DSB) mit Sitz in Berlin ist die Berufsspitzenorganisation für das Schaustellergewerbe und die Freizeitparks in Deutschland. Der DSB hat die Aufgabe, die rechtliche und wirtschaftliche Lage des Gewerbes zu sichern und zu verbessern. Dazu gehört in erster Linie die Erhaltung und Förderung der traditionellen Jahrmärkte, Kirmessen, Volksfeste und Weihnachtsmärkte. Acht Fachgruppen für die Sparten î Der DSB tritt ein für einheitliche und tragbare, gesetzliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen des Schaustellergewerbes. î Verkaufsgeschäfte nach Schaustellerart, î Schau- und Belustigungsgeschäfte, î Fahrgeschäfte, î Ausspielungsgeschäfte, î Schießgeschäfte, î Der DSB vermittelt Fachwissen und fördert die Aus- und Weiterbildung seiner Mitglieder. î Der DSB betreibt Öffentlichkeitsarbeit für das Schaustellergewerbe und die Volksfeste. Am 13. Januar 1950 von zwölf Schaustellerverbänden gegründet, zählt der DSB heute über 4200 Vollmitgliedschaften aus 92 eigenständigen Schaustellervereinen. Der Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen e.V. (VDFU), der die Freizeit- und Erlebnisparks vertritt, ist ebenfalls Mitglied, so dass insgesamt rund 90 Prozent aller hauptberuflichen Freizeit- und Vergnügungsexperten im DSB organisiert sind. Der Deutsche Schaustellerbund ist Gründungsmitglied der Europäischen Schausteller-Union (ESU) und engagiert sich seit 1954 zusammen mit den Schaustellerorganisationen anderer Länder auf europäischer Ebene für den Berufsstand. Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 47 DSB Porträt DSB-Porträt î Reisende Zeltgaststätten nach Schaustellerart, î Bildung, î sowie Freizeit- und Erlebnisparks sind Multiplikatoren für Fachwissen und Entwicklung. Die Mitglieder im Deutschen Schaustellerbund sind selbständige Vereine und Verbände, die die Interessen ihrer Mitglieder auf kommunaler und regionaler Ebene wahrnehmen. Auf Landesebene arbeiten die Vereine in Zweiggeschäftsstellen und Arbeitsgemeinschaften zusammen. Die ersten Vorsitzenden der Mitgliedsvereine bilden gemeinsam mit dem Präsidium und den Bundesfachberatern sowie einem gewählten Protokollführer den Hauptvorstand. Anfang des Jahres tagt die Delegiertenversammlung, das höchste beschlussfassende Gremium im Deutschen Schaustellerbund. Das Präsidium, als geschäftsführender Vorstand, wird alle zwei Jahre vom Delegiertentag gewählt und setzt sich zusammen aus dem Präsidenten und vier Vizepräsidenten (Berufsfragen, Organisationsfragen, Marketing und Finanzen). Eine ständige Anlaufstelle für die DSB-Mitgliedsverbände und Bindeglied zu den Institutionen des öffentlichen Lebens ist die Hauptgeschäftsstelle des Deutschen Schaustellerbundes in Berlin. Der Deutsche Schaustellerbund ist ideeller Träger der „Interschau-Technofolies – The New Amusement Expo“, der bedeutendsten europäischen Fachmesse für Freizeitparks, Amusement und Schausteller. Der DSB – Einigkeit macht stark! Alles was wir haben, muss täglich neu erkämpft werden. Seit über 50 Jahren ist der Deutsche Schaustellerbund die Berufsspitzenorganisation für das Schaustellergewerbe in Deutschland und setzt sich für die Interessen seiner Mitglieder ein. Die Erfolge, die der DSB in der Vergangenheit erzielen konnte, geben unserer Verbandspolitik recht, wie nachfolgende Beispiele belegen: î Verlängerung der Frist zur Sicherheitsprüfung von Schaustellerfahrzeugen î Erstellung einer Marketingstudie zur Entwicklung strategischer Handlungsempfehlungen î Ermäßigter Mehrwertsteuersatz î Befreiung von der streckenbezogenen LKW-Maut î Initiativen zur Gebührensenkung bei den Kommunen î Verlängerung der Beschäftigungsdauer ausländischer Schaustellergehilfen auf neun Monate mit einem Wiederkehrrecht im Folgejahr î Abschaffung von Bagatellesteuern 48 î Ausnahmen für Schaustellerfahrzeuge hinsichtlich der zulässigen Abmessungen î Befreiung von der Pflicht zum Einbau und Betrieb von Fahrtschreibern und Kontrollgeräten î Reduzierung der GEMA-Gebühren î Schaffung einer schaustellergerechten Berufsschulbildung Deutscher Schaustellerbund e.V. î Einführung der Kleinbetriebsregelung für Schausteller beim Arbeitsschutz î Ersetzung der Untersuchung durch eine Belehrung beim Infektionsschutzgesetz î Fernlehrgang beim Arbeitsschutz î Vereinheitlichung der TÜV-Prüfkriterien î verträgliche Lösungen hinsichtlich Sonderprüfung von Fahrgeschäften älter als 12 Jahre î gewerbeverträgliche Regelung bei Fliegenden Bauten in der deutschen und europäischen Normung î Möglichkeit der Dauergestattung nach § 2 Gaststättengesetz und Gebührenreduzierung î Erstellung des Hygieneleitfadens im Rahmen der Lebensmittelhygiene und seine Anerkennung als Leitlinie î Beschlussfassung von DSB-Anträgen im Bundestag und in Landtagen, unter anderem zur Schaffung eines einheitlichen Schaustellerbegriffes î Ausnahmen bei der Arbeitszeitregelung für Schausteller î Erhöhung der Gestehungskostenobergrenze beim Spiel î Förderung des Volksfestwesens und Hilfestellung beim Kampf um den Erhalt von Volksfestplätzen î Verlängerung der Aufstellungsfrist bei Warenspielgeräten î Erstellung einer Marktstudie zum Wirtschaftsfaktor Volksfest î Verhinderung von weiteren kostenpflichtigen Auflagen beim Schießen Nur durch eine Mitgliedschaft in einem dem DSB angeschlossenen Verein oder Verband wird die Grundlage dafür geschaffen, dass der DSB auch weiterhin seine Tätigkeit effektiv und in gewohntem Umfang wahrnehmen kann. î gewerbeverträgliche Neufassung der Gewerbeordnung Schaustellertagung 2008 in Stuttgart Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 49 Volksfeste in Deutschland Volksfeste in Deutschland Deutschland ist das Volksfestland Nummer eins! î Jährlich 178 Millionen Besucher î 12.250 Volksfeste, Jahrmärkte und Kirmesveranstaltungen pro Jahr î 1.750 Weihnachtsmärkte mit weiteren 50 Millionen Besuchern î 5.000 Schaustellerbetriebe mit 45.700 Beschäftigten Die größten Volksfeste in Deutschland î Münchner Oktoberfest, ca. 6,2 Mio. Besucher î Cranger Kirmes in Herne, ca. 4,7 Mio. Besucher î Düsseldorfer Rheinkirmes, ca. 4,2 Mio. Besucher î Cannstatter Volksfest in Stuttgart, ca. 4 Mio. Besucher î Bremer Freimarkt, ca. 4. Mio. Besucher î Hamburger Dom (Frühlingsdom, Sommerdom, Winterdom), je ca. 3 Mio. Besucher 50 Wirtschaftsfaktor Volksfest Volksfeste erzielen Umsätze in Milliardenhöhe und bringen zusätzliche Einkommen und Steuereinnahmen für die veranstaltenden Städte und Regionen. Daneben profitieren Branchen, wie beispielsweise Hotellerie und Gastronomie sowie Bäckereien, Lebensmittelhandel und Brauereien von den Veranstaltungen. Volksfeste sind Städtewerbung und in Attraktivität und Besucheraufkommen bundesweit unvergleichbar. Für die zahlreichen Veranstaltungen sind die Schausteller Fachleute und ein Garant für eine besucherfreundliche Organisation und Durchführung. Deutsche Volksfestkultur Das älteste Volksfest in Deutschland, das „Lullusfest“ in Bad Hersfeld, ist über 1200 Jahre alt. Auch Begriffe wie Kirmes oder Kirchweihe zeugen von einer jahrhundertealten Tradition der Veranstaltungen. Diese Fülle von tief im volkstümlichen Brauchtum verwurzelten Festen und Märkten ist in ihrer Art einzigartig auf der Welt. Deutscher Schaustellerbund e.V. Wir machen Freizeit zum Vergnügen! 51 Impressum Deutscher Schaustellerbund e.V. (DSB) Am Weidendamm 1A 10117 Berlin Telefon: 030-59 00 99 780 Telefax: 030-59 00 99 787 E-Mail: [email protected] Internet: www.dsbev.de Redaktion Albert Ritter und Helmut Gels (verantwortlich), Christoph Jansen Layout, Satz & Herstellung DCM · Druck Center Meckenheim www.druckcenter.de Berlin, im November 2008 Wir machen Freizeit zum Vergnügen! Anlage V.1: BCSD – Definition Stadtmarketing Anlage V.2: Cannstatter Volksfestverein – Der Verein Anlage V.3: Cannstatter Volksfest – Historie Anlage VI.1: Abbildung Stuttgarter Zeitung vom 28.07.2008 Anlage VI.2: Artikel Kreiszeitung Böblinger Bote vom 26.08.2008 Anlage VI.3: Artikel Kreiszeitung Böblingen Bote vom 24.09.2008 Anlage VI.4: Artikel Kreiszeitung Böblinger Bote vom 11.10.2008