Deutschland sucht die
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Deutschland sucht die
Juli 2008 pwc: Das Magazin für Vorausdenker Bilanzrecht in Bewegung Was Unternehmer von der BilMoG-Reform erwarten Kanada im Klimawandel Wie das Land dadurch noch attraktiver wird Fotografie im Foyer Warum Unternehmen Kunst sammeln Deutschland sucht die ... Warum es mehr Wettbewerb unter den deutschen Regionen geben müsste – und worin sie sich heute schon unterscheiden pwc: Editorial pwc: Inhalt Titel Märkte Wissen Lösungen Hans Wagener, Vorstandssprecher von PricewaterhouseCoopers Sehr geehrte Leserinnen und Leser, vielleicht wundern Sie sich, dass wir uns in dieser Ausgabe den deutschen Regionen widmen. Aber trotz Globalisierung der Wirtschaft, trotz Europäisierung der Politik sind die auf dem Vormarsch: 120 Metropolregionen verzeichnet Europa, zwölf Deutschland. Es gibt mittlerweile kaum eine Stadt, die nicht damit wirbt, besonders dynamisch zu sein; kaum einen Ballungsraum, der nicht seine hervorragende Infrastruktur und herausragende Universitätslandschaft anpreist; kaum einen Kreis, der sich nicht als Technologie- oder Wissensstandort vermarktet. Einige aus unserer Sicht besonders bemerkenswerte Regionen stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe vor. Doch die Superregion, nach der wir gesucht haben, die haben wir nicht gefunden. Denn so sehr die Regionen um Unverwechselbarkeit bemüht sind – so mangelt es ihnen in Deutschland an echtem Wettbewerb. Dass es den nur eingeschränkt gibt, liegt Die Deutschlandregion Wer in Deutschland eine Superregion sucht, wird sie nicht finden. Auch deshalb, weil es Seite 4 echten Wettbewerb nicht gibt. Deutschland sucht die Superregion Sieben kleine Kandidaten: Aachen, Aschaffenburg, Freudenberg-Beiersdorf, Karlsruhe, Leipzig, Potsdam, Wolfsburg. Seite 8 Interview: Thomas Straubhaar Warum der Einfluss der Regionen wächst – und warum sie untereinander mehr steuerlichen Wettbewerb brauchen. Seite 14 Trends Märkte Seite 16 Das Ende der Eiszeit Wie Kanada vom Klimawandel profitiert, weil es neue Zugänge zu Rohstoffen und Seite 18 zum Polarmeer gewinnt. Interview: Ed Niewinski Warum es den deutschen Magnethersteller Seite 21 Thomas nach Kanada zieht. Die Anruf-Beantworter Die Callcenter-Branche boomt, weil Unternehmen ihren Kundenservice verbessern wollen. Worauf sie achten müssen. Seite 22 Ab in die Mitte Private-Equity-Investoren können heute nur noch kleine Brötchen backen – aber das bevorzugt in Deutschland. Seite 26 Trends Wissen Seite 28 Warten auf BilMoG Was der Mittelstand vom Bilanzrechts- modernisierungsgesetz erwartet – und was er befürchtet. Seite 30 Trends Lösungen Seite 40 Schöne stille Reserven Was bringt es Unternehmen, Kunst zu sammeln? Viel! Wenn sie es mit Leidenschaft und Professionalität betreiben. Seite 42 an dem fehlenden dezentralen Steuersystem – das meint der Schweizer Professor Thomas Straubhaar, seit 2005 Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitutes. Zu einer Superregion, oder besser: einem Superland, könnte Kanada werden. Denn das nordamerikanische Land gehört zu den Klimawandel-Profiteuren. Die Arktis schmilzt und das erleichtert den Zugang zu Öl, Diamanten und weiteren wertvollen Roh- Gleiche Regeln für alle? Gutes Compliance Management gibt es nicht von der Stange. Wie Unternehmen herausfinden, was zu ihnen passt. Seite 34 Kolumne: Klaus Kocks Warum sich Manager zu Recht um ihr Image Sorgen machen. Seite 37 Der Naturversteher Der Bioniker Peter Fratzl erforscht die Gesetze der Natur und will damit Nutzen schaffen. Seite 38 Kolossaler Aufwand Wie die Erstellung von Anhängen nach IFRS erheblich einfacher wird. Seite 48 stoffreserven. Apropos Reserven: Still finden sie sich in jeder Bilanz, Der Wohlfühlfaktor Kaum ein Unternehmen erhält von seinen Mitarbeitern so gute Noten wie Boehringer Ingelheim. Warum eigentlich? Seite 50 sammlungen auf. Doch das will gelernt sein, hat unsere pwc:-Autorin Interview: Walter Jochmann Der Chef von Kienbaum Management Consultants erklärt, was Mitarbeiter bei ihren Seite 53 Arbeitgebern hält. schön und still nicht immer – als Kunstwerke. Immer mehr Unternehmen widmen sich dem Corporate Collecting und bauen systematisch Kunstbei ihren Recherchen festgestellt. Viel Neues müssen auch all diejenigen lernen, die sich mit Bilanzen nach dem HGB beschäftigen. Das BilMoG kommt - soviel ist sicher. Und auch wenn das Gesetz noch nicht verabschiedet ist, so stehen mit dem Regierungsentwurf grundlegende Änderungen des HGB bereits fest. Einige Unternehmer haben uns erzählt, was sie von dieser Reform erwarten, erhoffen und befürchten.“ Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen! Publikationen Impressum Seite 54 Seite 55 Hans Wagener pwc: | juli 2008 pwc: | juli 2008 pwc: Titel Die Deutschlandregion Deutschland ist ein vielseitiger Standort mit attraktiven Städten und Ländern – doch wer die Superregion sucht, wird sie nicht finden. Woran liegt das? Von Peter Littger Deutschland ist schön, sagt der britische haben die deutschen Regionen in der Re- Investor Dr. John Mills und denkt an die alität? Und: Gibt es in Deutschland eine beschreiben. Die unverwechselbar ambivalente Standortformel „arm und sexy“, mit Subventionen, die ihm zufließen werden. Superregion, die besonders einzigartig, un- der Klaus Wowereit vor vier Jahren Berlin Noch in diesem Sommer wird sein High- verwechselbar und wettbewerbsfähig ist? beschrieb, beweist außerdem: Eine selbstbewusste Region darf auch polarisieren. tech-Unternehmen in Dresden mit der Pro- In ihren Selbstdarstellungen antworten die duktion von Kunststoffmonitoren beginnen, Regionen auf diese Fragen oft ähnlich und die sich biegen lassen wie Papier. Die Plas- verwechselbar: So werben viele mit Nah Jenseits des Marketings lassen sich die tic Logic GmbH verfügt über Risikokapital erholung oder Verkehrsanbindung – als Vorzüge einer Region in vier Kategorien fas- von 75 Millionen Euro. Wenn das E-Paper wären das herausragende Merkmale in sen: geografische Eigenschaften und kultu- Erfolg hat, würden in der Region hochwer- relle Prägung, Infrastruktur und Wirtschafts- tige Arbeitsplätze und Aufträge für viele Zu- Deutschland. Für Uli Mayer-Johanssen, Vorstand der Markenagentur Metadesign, ist politik. Das bedeutet: Es gibt viele weiche, lieferer entstehen. Es wäre ein Coup für die Standortmarketing nur dann aussagekräftig, einige mittelharte und ein paar ganz harte sächsische Landesregierung – ein Leucht- wenn es „den wahren regionalen Charakter Kriterien – die Entscheidung, eine Regi- turmprojekt, auf das sie stolz sein könnte. und echte Besonderheiten ehrlich, selbst- on der anderen vorzuziehen, ist immer ein Doch wie viel sich Sachsen die Ansiedlung kosten lässt, ist geheim. Offiziell wurde angedeutet, dass der Staat die Produktionsstätte zur Verfügung stellen werde. „Standortentscheidungen sind in Deutschland häufig geprägt von Geschmacksurteilen.“ Ulrike Handtke, Abteilungsleiterin der Ansiedlungsagentur Invest in Germany Wie nie zuvor in der Geschichte konkurrieren Nationen, Regionen und Städte über bewusst und sinnlich kommuniziert“. Ein Mix aus allem: Wie groß ist der Freizeit- die Kontinente hinweg um Investoren und gutes Beispiel liefert die Stadt Essen, die wert? Wie ist das Klima? Wie setzt sich die Fachkräfte. Und um konsumfreudige Tou- sich als „Konzernstadt“ mit „einer Ballung Bevölkerung zusammen, welche Mentalität risten. Jede Region will sich in der heutigen von Hauptzentralen“ verkauft und zugleich hat sie? Gibt es einen Flughafen, Branchen- Karawanenökonomie bestmöglich positio- als „wandlungsfähige Metropole im größten Cluster und die erforderlichen Arbeitskräfte? nieren. Standortpolitik genießt überall hohe Ballungsraum Europas nach London und Bietet die Wirtschaftsförderung Finanzhilfen, Priorität, Standortmarketing ist vielerorts Paris“. Damit stellt Essen seine Einzigartigkeit besser heraus als Hamburg, Frankfurt Steuervorteile oder finanziert sie ein Gebäude, so wie offenbar für Plastic Logic? oder München, die sich jeweils wörtlich als Während für Arbeitnehmer die weichen „eine der dynamischsten Regionen Europas“ Faktoren eines Arbeitsortes oft interes- zu einem gewichtigen Haushaltsposten geworden. Die Aufgabe ist so umfassend wie auf der Website der Wirtschaftsförderung sante Vorteile bieten, entscheiden Investo- von München beschrieben: „Wir positionieren und präsentieren München als füh- ren eher nach harten wirtschaftlichen Kri- renden Wirtschaftsraum auf lokaler, regio- terien. Ulrike Handtke, Abteilungsleiterin naler, nationaler und internationaler Ebene.“ pwc: | juli 2008 Die deutschen Metropolregionen Selbst kleine Gemeinden haben sich den Angaben in Mio. Einwohner (2004) Slogan „Think global, act local“ gewisser- Berlin-Brandenburg 5,96 der Ansiedlungsagentur Invest in Germany, berichtet allerdings, dass auch Investoren häufig ihren Geschmack über einen Standort entscheiden lassen: „Der subjektive maßen aufs Stadtwappen geschrieben – Bremen-Oldenburg 2,37 als wollten sie sagen: Die Welt verändert Frankfurt-Rhein-Main 5,29 Faktor ist groß.“ Handtke führt das darauf sich, und wir passen uns an. Hamburg 4,25 zurück, „dass es die eindeutige Topregi- Prof. Dr. Ingo Balderjahn, Experte für An- Hannover-Braunschweig-Göttingen 3,94 on nicht gibt“. Bernd Papenstein, Finanzie- siedlungswettbewerb an der Universität München 2,53 rungsberater bei PricewaterhouseCoopers Potsdam, erklärt, jede Region sei eine „vir- Nürnberg 2,50 (PwC), bestätigt das: „Deutschland ist ein tuelle Unternehmung“ und ein „Leistungs- Rhein-Neckar 2,36 großer Standort mit vielen attraktiven Ecken. anbieter“ mit einem „einzigartigen, unver- Rhein-Ruhr wechselbaren und wettbewerbsfähigen 11,51 Für jeden Investoren ist etwas dabei.“ Für Sachsendreieck 3,52 Image und Profil“. So weit die Theorie. Stuttgart 4,66 wirklich jeden? Die Geschichte Deutschlands war immer Doch welches Image und welches Profil Quelle: MKRO pwc: | juli 2008 eine Geschichte der Regionen – zahlreicher pwc: Titel „Für echten und fairen Wettbewerb der Regionen brauchen wir transparente Förderbedingungen.“ und reicher Kulturregionen. Sie prägen bis heute die Vielfalt des Landes, das mit 130 Hans-Olaf Henkel, Seniorberater der Bank of America und früherer Präsident des BDI „Transparenz“ fordert deshalb Hans-Olaf Zehn grenzübergreifende Europaregionen* in auffälliger Gegensätzlichkeit – und ver- Region Länder hindern echten Regionenwettbewerb.“ Die Henkel, Seniorberater der Bank of Ameri- selber festsetzen können. „Das würde die Ursache dafür liege in der „Gleichheit der ca. „Was heute verdeckt passiert, muss ein Verantwortung nach unten verlagern – dort- Lebensverhältnisse“, ein Leitgedanke im offener Wettbewerb werden“, sagt er. Vieles hin, wo die Entscheidungen fallen“, erklärt und Kommunen die Besteuerung stärker öffentlichen Orchestern und mehr als 6.000 Fehmarnbelt Museen selbst in der Provinz noch viel zu Deutschland, Dänemark Euregio Watteninseln bieten hat. Dennoch hält sich die „kreative Deutschland, Dänemark, Niederlande Euregio Maas-Rhein Deutschland, Niederlande, Belgien deutschen Föderalismus. Tatsächlich stellt wäre leichter, würde es verlässliche, aber der Ökonom Straubhaar. Auch der jüngste Klasse“ am meisten in München und Stuttgart auf, gefolgt von Hamburg, Frankfurt, Euregio SaarLorLuxRhein Deutschland, Frankreich, Belgien, Luxemburg Deutschland, Schweiz, Frankreich durchaus divergierende Regeln geben. Unter diesen Umständen wäre auch bekannt, OECD-Bericht über die wirtschaftliche Lage Regio TriRhena das, was sozialpolitisch vielleicht wünschenswert ist – dass es allen gleich gut (oder schlecht) geht – eine problematische zu welchen Konditionen Plastic Logic nach Steuerautonomie der Länder“. Damit wäre die regionale Steuerverantwortung wiederhergestellt, die bis 1920 galt. Dass in Ost- Berlin und Köln. Das ergab eine 2008 von Euregio Bodensee Roland Berger und der „Frankfurter Allge- Deutschland, Schweiz, Liechtenstein, Österreich Euregio Inntal Deutschland, Österreich Prämisse für den Regionenwettbewerb Dresden gekommen ist – und für andere Risikokapitalgeber wäre es leichter, zu den in Deutschland empfiehlt „eine Stärkung der meinen Zeitung“ veröffentlichte Studie. Sie Euroregion Erzgebirge Deutschland, Tschechien dar. Denn genau genommen darf es keinen basiert auf der Theorie des Wirtschafts Euroregion Pro Europa Viadrina Deutschland, Polen Euroregion Pomerania Deutschland, Polen, Schweden Wettbewerb geben, wenn dadurch ungleiche Lebensverhältnisse entstehen. So hat gleichen Bedingungen zu folgen. David Audretsch, Wirtschaftswissenschaft deutschland häufig der geringstmögliche wissenschaftlers Richard Florida, der die auch der Subventionsbericht der Bundes ler am Max-Planck-Institut in Jena, hält es Henkel als Indiz, dass die Kommunen bereit letztendlich Wachstum verantwortlich regierung den Auftrag „Abbau regionaler für notwendig, gerade solche Investoren sind für einen Steuerwettbewerb. macht als jedes andere Milieu. Er hat herausgefunden, dass für diese Leistungselite Disparitäten“. Allerdings komme höchstens systematischer anzuwerben. Audretsch hat davon, dass sowohl die Qualität als auch sind“. Viele Formen der Kooperationen sind der Zugang zum Bildungssystem von vielen möglich – praktiziert werden immer häufiger ein Fünftel der Subventionen als Investition in den Regionen an, schätzt Dr. Alfred herausgefunden, dass vor allem Risikokapital Regionen mittelfristig zu stabilem Gibt es also die Superregion? Eine, die be- besonders die Orte attraktiv sind, die sich durch exzellente Ausbildungsmöglichkeiten, Seiten kritisiert wird. Der Arbeitsmarkt teilt gemeinsame Verkehrsnetze, Verwaltungs- Boss, Subventionsexperte am Kieler Institut Wachstum verhilft, Deutschland damit je- wettbewerbsfähig ist? Nein, lautet die Ant- ein breites Technologieangebot und ein hohes Maß an gesellschaftlicher Toleranz ge- sich auf in drei Gruppen: akademische Eliten, branchenspezifische Spezialisten und einrichtungen oder Ausbildungsstätten. Es für Weltwirtschaft (IfW). Außerdem bleibt es doch unterdurchschnittlich versorgt ist. „Es wort, selbst wenn man München nennen gibt elf deutsche Metropolregionen. Außer- meist ein Geheimnis, welche Unternehmen ist wichtig, Anreize zu schaffen, um diese mag – die Stadt ist in allen Kategorien her- „Creative Class“ für mehr Innovation und * Zehn Beispiele von insgesamt 28 Europaregionen mit deutscher Beteiligung Hebesatz der Gewerbesteuer gilt, deutet sonders einzigartig, unverwechselbar und günstige, oft ungelernte Kräfte. Die besten dem wurden bisher 28 Europaregionen mit ausragend gut. Es wäre unfair, nicht auch deutscher Beteiligung gebildet, in denen in welcher Höhe gefördert werden. „Intransparenz regiert das Geschäft“, sagt Boss. Finanzierungsform anzuziehen“, sagt er. Absolventen sind an den Universitäten im Für Henkel bietet die zweite Stufe der Föde- Frankfurt, Stuttgart, Hamburg zu empfehlen. Da die Infrastruktur in fast allen deutschen Süden zu finden, aber auch in Aachen und grenzübergreifend kooperiert werden soll. Wichtige Spielregeln im Wettbewerb der ralismusreform die Chance, die deutsche Fi- Die „Kraftzentren“ der Republik befinden Regionen weit entwickelt ist (12.200 Kilo- Berlin. Zahlreiche Branchen-Cluster sorgen (siehe Tabellen). Regionen sind also gar nicht bekannt. nanzverfassung so zu ändern, dass Länder meter Autobahn, 48.215 Kilometer Schienen, 331 Flughäfen), fallen nur wenige Orte für die Konzentration von speziellen fachlichen Qualifizierungen, zum Beispiel an 29 Den wohl stärksten Wettbewerb leisten zwischen Frankfurt und dem Bodensee, in Bayern, an Rhein und Ruhr sowie in und um auf: Es sind einerseits die großen Seehäfen, Standorten für Biotechnologie. Und das sich die deutschen Regionen in der Verga- Hamburg, Bremen und Hannover. Deutsch- genüber Minderheiten auszeichnen. vor allem Hamburg. Und andererseits die „beste Verhältnis aus Arbeitskosten und sich laut dem „Prognos Zukunftsatlas 2007“ be von Subventionen. Sie bilden einen gro land ist die Superregion. Sie ist schön, und Luftdrehkreuze in Leipzig, München und, Qualifikation“ sowie „ein auffallend großes ßen Anreiz für Investoren, sich an eines der sie bietet viel – sehr viel. Doch noch längst allen voran, der Frankfurter Flughafen – der zweitgrößte in Europa hinter London und günstiges Arbeitspotenzial“ bieten laut 16 Bundesländer zu binden. Gehen kann nicht genügend echten Binnenwettbewerb. dem Magazin „Foreign Direct Investment“ man später – wenn die finanzielle Hilfe nicht Heathrow. Auch das Finanzzentrum Frankfurt ragt auf dem Kontinent heraus, es ist (Financial Times) die Städte Leipzig, Frankfurt (Oder), Berlin und Flensburg. aber deutlich kleiner als London. Dreh- mehr fließt. So wie Nokia: Nachdem das Lesen Sie auf den nächsten Seiten: Unternehmen mit 88 Millionen Euro gefördert wurde, schließt es nun den Standort kreuze der mentalen Art, also Städte mit Um über die Grenzen von Gemeinden, Bochum. großer Anziehungskraft für Ausländer, sind Bundesländern und sogar Staaten hinweg Um die Besteuerung dagegen gibt es kei- Sieben kleine deutsche Regionen Düsseldorf als Hochburg der Japaner, Synergieeffekte zu nutzen, bilden sich im- nen Wettbewerb – jedenfalls nicht offiziell. mit besonderem Potenzial: Hamburg als deutsches China Town, München als Little Italy und Berlin, Frankfurt mer mehr regionale Zweckgemeinschaften: Bis auf kleine Differenzen in der Gewerbe- Beiersdorf-Freudenberg zum Beispiel die sogenannten Metropol- steuer werden keine Anreize mithilfe unter- (Oder) und Dresden als Tore nach Osteuro- regionen. Der Raumordnungsbericht des schiedlicher Steuersätze gemacht. In einem pa. Die bemerkenswert große türkische Po- Bundes beschreibt sie als „hochverdichte- von Vielfalt geprägten Land ist das atypisch. pulation von circa 2,5 Millionen Menschen te Agglomerationsräume mit mehr als einer „Und es ist ein Grund zu gehen, wenn ein at- stellt keinen nennenswerten Standortvorteil Million Einwohnern, die sich gemessen an traktives Steuerangebot aus dem Ausland dar – bisher jedenfalls nicht. ökonomischen Kriterien wie Wertschöpfung, vorliegt“, sagt Prof. Dr. Thomas Straubhaar Einen relativ dynamischen Wettbewerb leis- Wirtschaftskraft und Einkommen besonders vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinsti- Interview mit dem Ökonomen ten sich die deutschen Regionen um das dynamisch entwickeln und international besonders herausgehoben und eingebunden tut und fährt fort: „Subventionstourismus Thomas Straubhaar über den und Steuerflucht existieren in Deutschland deutschen Regionenwettbewerb Angebot von Arbeitskräften – unabhängig pwc: | juli 2008 pwc: | juli 2008 Seite 8 Wolfsburg, Aschaffenburg Seite 9 Aachen Seite10 Leipzig Seite 11 Potsdam Seite12 Karlsruhe Seite13 Seite14 pwc: Titel Las Vegas-Potenzial Das erst 70 Jahre junge Wolfsburg hat sich enorm gewandelt. Von Peter Littger Autonome Zone Die brandenburgische Gemeinde Beiersdorf-Freudenberg will keine Gewerbesteuer zahlen. Und sie kämpft dafür. Von Peter Littger Einer Gemeinde Eigenständigkeit zuzu- Doch die Stadt will sich emanzipieren und gestehen, die durch und durch von einem ein neues Gesicht entwickeln. Wolfsburg Weltkonzern geprägt ist und ganz wesentlich von dessen Geld getragen wird, fällt hat in den vergangenen Jahren bewusst – und zum Teil auf hohem Niveau – seinen zunächst nicht leicht. Traditionell ist das Po- eigenen Wandel kultiviert. Klar funktioniert tenzial von Wolfsburg immer am Potenzi- das am Anfang nur mithilfe der großen Fir- al von Volkswagen gemessen worden. Die ma im Hintergrund, die für die Auslastung Stadt liegt sprichwörtlich im Schatten des des Ritz-Carlton, eines „Fünf-Sterne-Su- Volkswagen-Werks, des monströsen, his- perior-Hotels“, oder des Zwei-Sterne-Res- torisch auch belasteten und doch faszinie- taurants Aqua sorgen muss. Außerdem ist Und selbst die Berliner sagen auf einmal, renden Industriedenkmals mit seinen vier der Abholservice für Autos noch immer für wenn sie sich außerhalb ihrer Metropole Schornsteinen und einer 1,3 Kilometer lan- viele Leute ein großer Anreiz, vorbeizukom- vergnügen wollen: „Komm, wir fahren ins gen Fassade – gleichsam das Versailles der men. Aber es ist längst nicht mehr nur das Museum nach Wolfsburg!“ Dann fahren sie internationalen Automobilindustrie. Auto, das alle reizt. Das erst vor 70 Jahren (im ICE) und kommen zurück (ebenfalls im als „Stadt des KdF-Wagens bei FallersleEin anderes Auto als einen VW in Wolfsburg ben“ gegründete Wolfsburg beweist Sinn für ICE) und merken gar nicht, wie sie das autofreie Amüsement hineintransportieren in zu fahren sei immer noch „sehr riskant“, er- seine Neuerfindung und bietet Unterhaltung die Autostadt. Fehlt nur noch ein Spielka- klärt Christian Cauers, der Pressesprecher für jedermann: Der VfL spielt Fußball, und sino. Gut möglich, dass Wolfsburg in noch Ganz Deutschland erhebt seit 1936 die Auf einem Kasernengelände des ehema- friesland. Sie hatte ebenfalls einen Hebe- der Stadt, lakonisch. Und gut ein Drittel der die Stararchitektin Zaha Hadid hat mit dem einmal 70 Jahren ein großer und dann viel- Gewerbesteuer. Ganz Deutschland? Nein! ligen DDR-Innenministeriums, wo noch ein satz von 0 Prozent angeboten, bis dort 120.000 Wolfsburger arbeitet in irgendeiner Phaeno einen faszinierenden Freizeitpark leicht ganz irrer Vergnügungspark ist. Eine Ein von unbeugsamen Brandenburgern Metallzaun, eine Schranke und ein Wärter- im Jahr 2003 ein regelrechtes Gewerbe Form für Volkswagen. für Wissenschaftsfans geschaffen. Art Las Vegas – mitten in Deutschland. bewohntes Dorf hört nicht auf, Widerstand häuschen von der „geheimen Dienststelle steuerverweigerungskartell ausgeho- zu leisten. Blumberg“ zeugen, hat die Gewerbeförde- ben wurde: Rund 500 Konzerne aus ganz Die Rebellion begann 2003. Damals hat rung Freudenberg in einem Plattenbau ihren Deutschland waren in Norderfriedrichskoog die Gemeinde Beiersdorf-Freudenberg im Sitz bezogen. Es ist die Ansiedlungsagen- mit Tochterfirmen angemeldet – zum Teil in Landkreis Märkisch-Oderland, 40 Kilometer tur für eine Steueroase mitten in Deutsch- Scheunen! Angeblich sparten sie dadurch „Prüfen Sie unbedingt, ob Ihr Umzug nach Freudenberg in gesunder Relation zur Einsparung steht.“ Willi Huwe, Bürgermeister von Beiersdorf-Freudenberg (Brandenburg) Steuerbeträge in Milliardenhöhe. Um diese Praxis zu unterbinden, wurde das Gesetz mit dem Mindestsatz von 200 Prozent eingeführt – unter Wirtschaftsjuristen auch Lex Norderfriedrichskoog genannt. Bayerisches Nizza Weil Aschaffenburg von allem etwas hat, ist es eine so angenehme Stadt. Von Julian Horst nordöstlich von Berlin, zum ersten Mal gegen geltendes Recht die Gewerbesteuer auf land. Umgeben von einem Zaun und einem Freudenbergs Bürgermeister Willi Huwe Hier war immer alles ein bisschen anders. Sie wollen keine Unterfranken sein, aber werbsfähigkeit und Innovation bundesweit Wäldchen ist hier der Kampf gegen eine betont offen, dass endgültige Rechts Politisch ist die Stadt Teil des bayerischen Hessen schon dreimal nicht. Sie lieben auf dem elften Platz. Tendenz steigend. 0 Prozent gesetzt. Diesen Beschluss hat sie Steuerform organisiert, die nirgendwo sonst sicherheit über den Alleingang seiner Ge- Freistaats, historisch beanspruchten sie Frankenwein, aber ohne hessischen Äp- seitdem Jahr für Jahr mutig erneuert. Nor- auf der Welt existiert. Hans-Olaf Henkel, der meinde erst bestehe, wenn das Bundes einst die Mainzer Erzbischöfe für sich, geo- pelwoi können sie auch nicht. Auch spricht Am westlichen Rand des Spessarts profi- malerweise muss der sogenannte Hebesatz frühere Präsident des BDI, nennt die Gewerbesteuer „nicht verfassungs- und euro- verfassungsgericht seiner Beschwerde grafisch gehört sie zum Rhein-Main-Gebiet – man am Untermain einen schwer verständ- tiert man von der unmittelbaren Nähe zur der Gewerbesteuer mindestens 200 Prozent gegen das Gewerbesteuergesetz stattgibt. und gefühlsmäßig nirgendwohin. Das liegt lichen Mix aus beiden Dialekten. Mit dieser Finanzmetropole Frankfurt und von deren betragen. Dies entspricht nach einer spe- pakonform“, da sie offenkundig gegen das Das Urteil sollte schon 2007 gesprochen auch an den 70.000 Aschaffenburgern. Schizophrenie leben Aschaffenburger aller- Flughafen. Aber auch alleine steht Aschaf- ziellen Umrechnungsformel ungefähr einer Ziel der Harmonisierung von Unternehmens werden, nun hat es der Zweite Senat in dings überdurchschnittlich gut. fenburg auf starken wirtschaftlichen Füßen: realen Steuer von 10 Prozent auf den Unter steuern verstoße. Henkel, heute Seniorbera- Es gibt keine Zukunftsstudie, in der die Jeden Tag pendeln weit mehr Arbeitnehmer Stadt – wegen ihres ausgesprochen milden in die Stadt rein als raus. Das liegt nicht nur Klimas auch bayerisches Nizza genannt – nehmensgewinn. Die Kommunen können ter der Bank of America, fordert schon seit Karlsruhe für dieses Jahr angekündigt. Bekommt die 650-Seelen-Gemein- die Höhe selber bestimmen, der deutsche Jahren die Abschaffung – und ist damit im de recht, wird dies zwei Wellen auslö- Durchschnitt liegt zurzeit bei 380 Prozent. Geiste ein echter Freudenberger. Viele Gemeinden, vor allem in Ostdeutschland, nutzen ihre Freiheit und verlangen sen: Eine Reihe von Gemeinden wird dem schlecht abschneidet. Der Deutsche Indus- an der schönen Lage zwischen Weinbergen und Main, sondern auch am größten Beispiel folgen und die Gewerbesteu- trie- und Handelskammertag wählte Aschaf- innerstädtischen Einkaufszentrum Nord- 81 Unternehmen haben sich bisher in der er ebenfalls annullieren. Und eine Reihe fenburg zum drittbesten Wirtschaftsstandort bayerns. Alleine damit hat Aschaffenburg die einstmals wichtigere Stadt Würzburg nicht mehr als den Mindestsatz. Dagegen Weinbergstraße 21 – 31, dem Sitz der Ge- von Unternehmen wird sich in der – dann der Republik. In seinem Bericht zur demo- verlangt zum Beispiel Berlin 410, Frankfurt, werbeförderung Freudenberg, niederge- mit Sicherheit nicht mehr exklusiven – grafischen Lage der Nation vergibt das Ber- längst abgehängt. Doch die Aschaffenbur- Hamburg oder München verlangen bis zu lassen. Namhafte Konzerne sind dort al- Nullsteuerzone Freudenberg ansiedeln. Das lin-Institut Aschaffenburg exzellente Noten ger verlieren bei allem Erfolg nicht den Sinn 490 Prozent. Die Einnahmen aus der Steuer fließen vollständig an die Gemeinde, die lerdings noch nicht angekommen. Das Dörfchen hätte in diesem Fall beste Aussichten, zu einer kleinen feinen deutschen für sein Lohnniveau und seine Produktivi- für Entspannung und Freizeit – und für Be- war anders in der Gemeinde Norderfried- tät. Im Prognos Zukunftsatlas 2007 landet scheidenheit. Dieser Mix macht die Region sie erhebt. richskoog an der Westküste von Nord- Superregion aufzusteigen. Aschaffenburg in der Kategorie Wettbe- und ihre Bewohner so super. pwc: | juli 2008 pwc: | juli 2008 pwc: Titel Leipzig hebt ab Schon heute gilt die sächsische Metropole unter ausländischen Investoren als Topregion. Hier gedeiht ein besonderer Mix aus Technologie und Kreativität. Von Dimo Riess Bildungshunger Aachen hat eine eindrucksvolle Universität – und will mit ihr künftig die ganze Welt beeindrucken. An Selbstbewusstsein hat es den Leip- 7.000 weitere erwartet der Konzern durch zigern nie wirklich gemangelt. Sie wissen ja, Ansiedlungen im Umfeld von DHL. Mit der Das Internet-Textilunternehmen Spreadshirt aus welchem Erbe sie schöpfen. Hier wirkte Lufthansa Cargo betreibt DHL auch das zum Beispiel. Gründer Lukasz Gadowski, Bach, der Handel blühte, der Messestand- Gemeinschaftsunternehmen Aerologic mit Absolvent der Leipziger Handelshochschule, ort war lange der wichtigste in Deutschland, Sitz in Leipzig. Ausbaupläne werden auch schuf mit seiner Idee in wenigen Jahre ein und die friedliche Revolution, die das DDR- hier geschmiedet: Bis 2012 soll die Aerologic-Flotte auf elf Boeings stetig erweitert Hundert Mitarbeitern. Regime zu Fall brachte, nahm in Leipzig internationales Unternehmen mit mehreren ihren Anfang. In dieser Tradition orientiert Von Antonia Götsch sich die Region stets gern nach oben. Und solche global aufstel- das zu Recht. Das Magazin „Foreign Direct Investment“ (fDi), das von der Financial anbindung, die Bahn von Düsseldorf benö- len“, sagt Rektor Prof. Times in London herausgegeben wird, zähl- tigt für nur 80 Kilometer eineinhalb Stunden. Dr. Burkhard Rauhut. te Leipzig in seiner Ausgabe vom Februar Aachen hat nicht mal eine vernünftige Zug- Auch die Eigengewächse der Stadt blühen. „Der Luftfrachtstandort Leipzig ist längst in die europäische Champions League aufgestiegen.“ Eric Malitzke, Geschäftsführer Flughafen Leipzig/Halle GmbH Und wer mit dem Auto von Köln anreist – Derzeit errichtet die 2008 nach London, Flandern und Paris zu werden. Flughafenchef Eric Malitzke sieht vor allem, wer anrast – läuft Gefahr, trotz Hochschule mit dem den vier attraktivsten Standorten Europas den Luftfrachtstandort längst in die euro- Wo einst Fabrikschlote qualmten, ist inzwischen die kreative Klasse zu Hause, von Absperrungen im großen Brunnen am Eu- Geld lokaler Investoren für ausländische Direktinvestitionen. Dank päische Champions League aufgestiegen. den IT-Spezialisten bis zu großen deut- ropaplatz zu landen, wo die Autobahn auf eine Universität nach Super C bei Sponsoren locker machen. Am Gelockt wurde DHL mit einer Genehmigung schen Künstlern wie Neo Rauch. Das ist einmal endet. deutschem Vorbild im Sultanat Oman. Templergraben wächst das siebenstöckige hervorragender Infrastruktur, gut ausgebildeter Arbeitskräfte, Wirtschaftsfreundlich- für den Flugbetrieb von Frachtexpressma- laut Prognos-Studie ein Motor für künftiges Den internationalen Studenten ist das egal. Hochhaus in den Himmel, das aussieht wie keit und nicht zuletzt hoher Lebensqualität schinen rund um die Uhr und Investitionen Wachstum: Denn der statistische Zusam- Sie zählen Aachen zu den beliebtesten Or- Doch auch in der Heimat wird kräftig investiert – durch die Exzellenzinitiative erhält sein Name: ein riesiges, mit Glas verklei- scheint die Stadt für den Zukunftswettbe- in eine zweite Landebahn. Auch Amazon menhang zwischen Kreativwirtschaft und ten – 5.500 Ausländer, die bewusst nicht die Hochschule rund 180 Millionen Euro für detes C. In ein paar Monaten schon befin- werb gerüstet. hat hier ein Versandzentrum – das adelt den Zukunftsfähigkeit ist messbar. Die Leipziger Köln, München oder Berlin wählen, um zu Forschungszwecke. Für den neuen Cam- det sich hier das Servicecenter“, Studenten Logistikstandort. selbst zweifeln ohnehin nicht daran, dass studieren, sondern den westlichen Rand pus am Rand der Stadt stehen darüber hin- werden einen Latte macchiato trinken und Und nach einer Studie des Prognos-Insti- Deutschlands am Dreiländereck zu Belgien aus 750 Millionen Euro bereit. Die Pläne zei- sich über Prüfungen, Jobs und Auslands tuts aus dem Jahr 2007 hat Leipzig zwar und den Niederlanden. Die Studenten werden schon am Haupt- gen ein ambitioniertes Projekt mit breitem aufenthalte informieren. Das Gebäude noch einige Stufen zu erklimmen, um sich Boulevard, mit Restaurants, einer Kita, Kon- bahnhof mit einem Leuchtbanner in der gresszentren und Geschäften. 10.000 Ar- profitiert von der geologischen Besonderheit, der Aachen seine größte historische Doch die Tendenz sei sehr positiv. Der von mit den Topregionen messen zu können. beitsplätze sollen entstehen. Epoche verdankt: Karl der Große residierte Prognos erstellte Zukunftsatlas vergleicht nisch-Westfälische Technische Hochschu- Wissenschaftler werden auf dem Westcam- einst wegen der heißen Schwefelquellen an le (RWTH) ist die Riesenattraktion der Stadt. pus zusammen mit Unternehmern forschen diesem Ort – die Heizenergie des Super C anhand der Kriterien Demografie, Arbeitsmarkt, Wettbewerb und Innovation sowie „Stadt der Wissenschaft“ begrüßt. Die Rhei- Sie ist weltweit für ihre Ausbildungsgänge in Ingenieurwissenschaften, Architektur, Maschinenbau oder Chemie bekannt und belegt bei Rankings regelmäßig erste Plätze. Sie kooperiert in der Jülich-Aachen Re- Wohlstand und soziale Lage bundesweit „Wir sehen uns als Marke und wollen uns als solche global aufstellen.“ 439 Städte und Regionen. Leipzig belegt Platz 157. Im letzten Bericht lag die Stadt Dr. Burkhard Rauhut, Rektor Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen search Alliance eng mit dem Forschungs- noch auf Rang 334. Dieser Aufstieg dokumentiert den dynamischen Wandel. Gezogen wird der Aufschwung von zentrum Jülich, wo der Nobelpreisträger für und entwickeln: Gemeinsam mit Industrie- kommt aus einer Geotherme. Apropos schweren Motoren. Die Automobilindus- Physik aus dem vergangenen Jahr, Peter partnern sollen 15 Forschungs-Cluster ent- Energie: Eon baut mit der RWTH ein neu- trie hat sich in Leipzig etabliert, Porsche Grünberg, tätig ist. stehen für Technologie, Medizin und Le- es Energieforschungszentrum und inves- und BMW sind mit großen Werken in den benswissenschaften (Biologie, Biochemie, tiert 40 Millionen Euro. Der Konzern darf Norden der Stadt gezogen und dienen zu- Durch die Auszeichnung als Elite-Universi- Molekularbiologie, Pharmakologie). die Wahl der Forschungsfelder beeinflus- sätzlich als Magnet für Zulieferbetriebe. Zweiter Ansiedlungs-Coup der Westsach- tät ist Aachen angespornt, noch besser zu Die enge Kooperation mit Unternehmen hat sen – allerdings nicht die Besetzung der werden. Schon darf sich die RWTH als eine in Aachen Tradition. Sie ist die Hochschu- Professuren. Auch behält die RWTH die sen: DHL. Die Post-Tochter hat ihr Fracht- der innovativsten Universitäten in Deutsch- le, die jedes Jahr am meisten Spenden ein- Patentrechte, so sind die Erkenntnisse des drehkreuz von Brüssel auf den Flughafen land bezeichnen. Nun drängt sie auch vol- wirbt, nämlich rund 150 von 540 Millionen ler Elan auf den internationalen Markt: „Wir Euro. 5,5 Millionen Euro konnte Rektor Rau- Eon-Instituts später im Sinn der freien Wissenschaft allen zugänglich – auch der Kon- Unternehmen 300 Millionen Euro inves- sehen uns als Marke und wollen uns als hut alleine für sein neues Prestigegebäude kurrenz von Eon. tieren und 3.500 Arbeitsplätze schaffen. 10 sie längst in einer Superregion wohnen. pwc: | juli 2008 Leipzig/Halle verlegt. Bis 2012 möchte das pwc: | juli 2008 11 pwc: Titel Der Deutschland-Server Karlsruhe ist die Stadt der ersten deutschen E-Mail und der wichtigste Internet-Knotenpunkt im Land. Von Benno Stieber Potsblitz! Berufe und einen vielfältigen Branchenmix. Website wird das KIT nicht nur als „Trumpf Und auch die Exportquote der Region steigt in der Exzellenzinitiative“ bezeichnet, sondern vor allem auch als „außeruniversitäre stetig und liegt derzeit bei knapp 40 Prozent. „Man kann hier sehr glücklich sein“, sagt Die Hauptstadt von Brandenburg bietet viel: das größte preußische Freilichtmuseum, spendable Millionäre und vor allem einen exzellenten Arbeitsmarkt. Von Sabine Sasse Forschungseinrichtung“, in der die „Ver- der Philosoph Peter Sloterdijk, der nach säulung des deutschen Wissenschafts Wanderjahren seit einiger Zeit wieder in systems“ modellhaft überwunden werden seiner Geburtsstadt Karlsruhe lebt und soll, also eine institutionsübergreifende lehrt und am Wochenende gern mit dem Partnerschaft, die (noch) Seltenheitswert Rad in den Rheinauen unterwegs ist. hat in Deutschland. Gerade erst hat einer Freilichtmuseum, das nicht nur viele Milli- Die Stadt mit dem charakteristischen der Gründer des Softwarekonzerns SAP, deres sein. Kaum jemand, der ihr nicht ver- Villa wiederaufbauen, um sie dann als „Kulturrestaurant“ der Öffentlichkeit zugänglich onen Besucher anlockt, sondern auch im- fällt, sobald er, aus Berlin kommend, über zu machen. mer mehr Millionäre, die ihr Geld in das Fächergrundriss schafft scheinbar mühelos den Spagat zwischen Lebenskunst und die Glienicker Brücke fährt. Gleich hier, hin- Bröckelnde Fassaden neben glanzvoll Nationalerbe Preußens investieren möchten. Arbeitsethik. ter der Brücke, hat vor Kurzem Axel-Sprin- strahlenden Villen, wunderbare Wasserstra- Ihr größtes Projekt ist der Wiederaufbau ger-Vorstandschef Mathias Döpfner ein fast ßen, Seen und Deutschlands einziger Aldi An dieser Stadt muss etwas ganz Beson- zerfallenes, aber denkmalgeschütztes Haus mit einem Bootssteg. Dazu in Babelsberg des alten Stadtschlosses. In Potsdam kultiviert und zelebriert sich das neue deutsche gekauft: die Villa Schöningen. Döpfner – wie das älteste und größte Filmstudio der Repu- Großbürgertum, allen voran Günther Jauch. seine Verlegerin Friede Springer seit Jahren blik. Und eine Schlossdichte wie selten auf ein begeisterter Wahl-Potsdamer – will die der Welt: Schloss Sanssouci, Neues Palais, Orangerie, Marmorpalais – Potsdam ist ein Hans-Werner Hector, 200 Millionen Euro gestiftet, um das KIT voranzubringen. Um einen Job müssen sich die Absolventen der Studiengänge nicht sorgen. Wer Karlsruhe hat auch Macht. Zwischen dem will, kann meist bei einem der vielen Mit- Barockschloss und dem Botanischen Gar- telständler der Region anfangen. Internet- Auf der einen Seite der Schwarzwald, auf ten liegt idyllisch das Bundesverfassungs- firmen wie 1&1 und United Internet haben Er hat so viel für den Erhalt historischer der anderen der Rhein, das Elsass, die gericht. Wegen des Einflusses der 16 Rich- hier große Niederlassungen. Karlsruhe ist Bauten getan, dass er bereits als Bundespräsident ins Gespräch gebracht wurde. Südpfalz und von oben sehr viel Sonne. ter auf die deutsche Gesellschaft sprechen stolz, dass von der Universität aus die ers- Keine Frage, Karlsruhe liegt zunächst ein- viele Juristen lieber von der „Karlsruher te deutsche E-Mail verschickt wurde. Und mal mitten in einer traumhaften Urlaubs- Republik“ – keine Rede von Berlin. im Medienmuseum ZKM kann man einen Und sonst? Es gibt noch ganz andere Su- region. Doch mit einem hohen Freizeit- Urtyp heutiger Personalcomputer, die Zuse Z22, bewundern. Noch heute geht ein perlative wie die geringste Arbeitslosen wert können viele Orte punkten. Mit der Gerade erst ist die Fridericiana, eine der ältesten technischen Hochschulen im Land, quote (mittlerweile unter 10 Prozent), das höchsten Internetnutzerquote jedoch nur in den Rang einer Elite-Uni erhoben wor- Großteil des deutschen Internetverkehrs höchste Durchschnittseinkommen und die eine: Karlsruhe, und zwar in allen Alters- den. Im Herbst wurde dann der Zusam- über Karlsruher Server. Fast 20 Prozent geringste Ausländerquote in den neuen schichten. Ist das nicht verblüffend? menschluss mit dem ehemaligen Kernfor- der Arbeitnehmer in der Region arbeiten in Bundesländern. SAP-Gründer und Multimilliardär Hasso Plattner hat hier die erste privat finanzierte Universität für Softwaresys tementwicklung gegründet. Mehr als 5.000 technologieintensiven Unternehmen. Auch „Man kann in Karlsruhe sehr glücklich sein.“ Prof. Dr. Peter Sloterdijk, Professor für Philosophie und Ästhetik, HfG Karlsruhe das erklärt die hohe Internetnutzung. Auch die Old Economy ist in Karlsruhe gut vertreten. Große Automobilzulieferer wie Wissenschaftler und Mitarbeiter arbeiten an drei Hochschulen und mehr als 30 Forschungseinrichtungen außerhalb der Unis. In der Technologieregion rund um Karlsruhe, schungszentrum zum Karlsruher Institut für die von Bühl im Süden über Germersheim Technologie unterzeichnet. Die Abkürzung ber. Auch der Energieversorger EnBW hat Im letzten Jahr setzte das Prognos-Insti- in der Pfalz bis nach Bruchsal reicht, boomt KIT ist bewusst gewählt, weil es klingt sein Hauptquartier in Karlsruhe. Und die Un- tut Potsdam im bundesdeutschen Vergleich die Wirtschaft. Eine zweite Wunderquote: wie das MIT, das Massachusetts Institute ternehmen wachsen schneller, als die Re- auf Platz eins für seine Arbeitsmarktchan- of Technology, in Boston. Die Kooperation von Universität und Forschungszent- gion qualifizierte Kräfte hervorbringen kann. cen. Begründung: In kaum einer anderen Nur 4,6 Prozent der Karlsruher sind arbeitslos, das bedeutet beinahe Vollbeschäftigung. Stadt wird so viel in Wirtschaft und Wissen- Darüber hinaus bietet die Stadt einzigar- rum bietet einzigartige Voraussetzungen schaft investiert wie hier. Gleichzeitig be- tige Ausbildungsmöglichkeiten für gesuchte für Studenten und Wissenschaftler. Auf der Ingenieure. Das sind doch wahrlich Luxusprobleme. Bosch und Michelin sind wichtige Arbeitge- Derzeit fehlen in den Betrieben über 2.000 weise Potsdam die Fähigkeit zum raschen positiven Wandel und zähle deshalb zu den drei dynamischsten Städten Deutschlands. „Das gute Abschneiden Potsdams zeigt uns, dass wir mit unseren Konzepten und Strategien auf dem richtigen Weg sind“, sagt Oberbürgermeister Jann Jakobs. Wohin? Zur Superregion. 12 pwc: | juli 2008 Deutschland ist von großer regionaler Vielfalt geprägt – kulturell, auf dem Arbeitsmarkt und in den Branchen. Es wäre konsequent, wenn es auch einen größeren regionalen Steuerwettbewerb gäbe. pwc: | juli 2008 Kontakt [email protected] Tel. 0211 981-2639 [email protected] Tel. 030 2636-1222 13 pwc: Titel den, wird eine Region auszeichnen. Dafür muss sie sich profilieren recht: Brückenzölle waren hoheitliche Abgaben, und der Zehnte auf und ein attraktives Preis-Leistungs-Niveau öffentlicher Abgaben und das Einkommen ging an den unmittelbaren Lehnsherren. öffentlicher Leistungen anbieten können. Das setzt ein echtes Äquivalenzprinzip voraus zwischen Verantwortung und Finanzierungs- Was kann Deutschland Gutes wie Schlechtes von dem regionalen pflichten einerseits und andererseits dem Recht, umfassend Steuern Steuerwettbewerb in Ihrer Heimat, der Schweiz, lernen? und Abgaben erheben zu können. Ich sehe viele Vorteile, weil dieses Wettbewerbsmodell die Verantwortung konsequent nach unten verlagert – dorthin, wo die Entschei- Die Kritiker an der laufenden Föderalismusreform beklagen das Ende „Mehr Ungleichheit!“ dungen fallen. Der größte Effekt liegt im Wanderungsföderalismus: in des tradierten kooperativen Modells in der Bundesrepublik hin zu einer Art Abstimmung mit dem Möbelwagen. Einige Regionen wer- einem Wettbewerb, in dem einige Regionen abfallen werden. den zu Abwanderungsregionen, andere zu Zuwanderungsregionen. Wir werden notgedrungen in Kauf nehmen müssen, dass die Steuer Doch das beobachten wir auch zwischen Ost- und Westdeutsch- kompetenz viel dezentraler delegiert werden muss. Was Deutschland land und sogar zwischen Süd- und Norddeutschland – und das nach braucht, ist eine Reform seiner Finanzverfassung, die es Kommu- all den guten Versuchen, überall dieselben Verhältnisse herzustellen! nen und Ländern ermöglicht, weitreichender und flexibler als bisher Hätte der Osten niedrige Einkommensteuern, könnte er zu einer at- Steuern einzunehmen. Das bedeutet früher oder später auch, dass traktiven Zuwanderungsregion werden. Stellen Sie sich das einmal die heilige Kuh in Deutschland, überall gleiche und gleichwertige Le- vor: Einkommensteuern von 20 Prozent in Dresden, Leipzig, Halle. bensbedingungen zu schaffen, infrage gestellt wird. Der Schweizer Kanton Zug wirbt mit 9, Singapur sogar mit 0 Prozent. Der Ökonom Thomas Straubhaar erklärt, warum der Einfluss der Regionen wächst und warum sie untereinander mehr steuerlichen Wettbewerb brauchen. Das Gespräch führte Peter Littger Welche Steuern würden Sie in regionale Verantwortung übertragen? Frisst der Wettbewerb Ihr schönes Modell am Ende auf? Über die Gewerbesteuer hinaus würde ich die Einkommensteuer, die Keinesfalls. Die Empirie zeigt, dass Menschen immer bereit sind, Vermögensteuer und die Erbschaftsteuer komplett regionalisieren. Steuern zu zahlen, solange sie nicht das Gefühl haben, ausgebeutet Kommunen und Ländern müsste es überlassen bleiben, wie hoch sie zu werden. Die Schweiz zeigt auch, dass die Steuern keinesfalls auf die Sätze für diese Steuern festsetzen. Der großen nationalen Umver- null sinken, wenn es einen Steuerwettbewerb gibt. Dieser führt nur teilung dienen dann die indirekten Steuern: Umsatzsteuer, Tabaksteu- zu einer Disziplinierung der Steuerpolitik. Allerdings steigen die Preise in Gegenden, wohin alle wandern. In Zug, dem beliebtesten Ort pwc: Bayern unterhält eine eigene Botschaft bei der EU in Brüssel. Könnte der Bund seine Stellung stärken, indem er die regionalen In- Überschätzt sich der Freistaat oder liegt er im Trend: Werden die teressen besser vertritt – durch eine Art Regionenministerium? regionalisieren, dann fördern wir den Zigaretten- und Tanktourismus, für reiche Steuerflüchtlinge in der Schweiz, kosten Immobilien enorm Bundesländer in Zeiten der Globalisierung immer wichtiger? Der Bund wird sich nicht in die Verlegenheit bringen lassen, und das bringt viel Ineffizienz. viel. Das muss jeder bedenken, der eine Niedrigsteuerregion anpeilt. In Ihrem Modell entwickeln wir uns fiskalisch wieder zu einem Deut- Da ist der Steuervorteil rasch perdu. Außerdem sollte keine Gemeinde ihre Besteuerung vorschnell auf Millionäre ausrichten. Das kann dazu führen, dass sich das Gesicht des Ortes verändert, dass er sich er, Versicherungsteuer, Mineralölsteuer. Es wäre Unsinn, die auch zu Straubhaar: Es ist eine unausweichliche Entwicklung, dass sich ein- bestimmte Regionen einseitig zu vertreten, also einige Länder zu zelne Länder auf der supranationalen Ebene vertreten. Die Themen empfehlen und andere nicht. Schon alleine die dezentrale Tradition in Bayerns sind andere als die von Schleswig-Holstein. Die Vertretung Deutschland verbietet die Parteinahme zugunsten einzelner Länder. schen Bund – oder noch weiter zurück ... sehr unterschiedlicher regionaler Interessen in Brüssel durch einen Der Bund muss peinlich darauf achten – was die Arbeit nicht leichter Nein, aber es geht um eine Modernisierung nationaler Verantwor- stark auf dieses Milieu einstellt und andere verdrängt. Die Attraktivität Nationalstaat namens Deutschland ist ein merkwürdiger Anachronismus – in einem grenzenlosen Europa sowieso. macht. Der Bundesrat ist die Instanz, die die Interessen der Länder – tungen und Zuständigkeiten in einem Umfeld, das sich im politischen eines Orts bemisst sich ja nicht nur im Steuersatz, sondern auch in Bereich europäisiert und im wirtschaftlichen Bereich globalisiert. Mit der Vielfalt seines Angebots und in der Toleranz. Und eines steht fest: der Dezentralisierung von Aufgaben und Kompetenzen haben Sie Heterogene Orte sind automatisch toleranter. und ihrer Regionen – artikuliert. Der frühere McKinsey-Berater Kenichi Ohmae prophezeite schon Der Bundesrat? Der tritt nur selten einstimmig auf und hat als Zwei- 1996 das Ende der Nationalstaaten im Buch „The End of the Nation te Kammer eine gesetzgebende Funktion. Außerdem reden wir hier State“. Seitdem hat sich aber noch kein Staat unter dem Druck sei- nicht nur über die Interessen der Bundesländer, sondern auch über ner Regionen aufgelöst – teilen Sie trotzdem Ohmaes These? einzelne Regionen. Um die wird sich der Bundesrat nicht kümmern. Zunächst wollte ich nur sagen, dass sich der Bund nicht zum Anwalt Ich erwarte nicht, dass eine nationale Regierung plötzlich erklärt: So, jetzt gibt es uns nicht mehr, wir hören auf. Die Auflösung der Natio- regionaler Interessen machen kann. Zweitens ist es schon heute so, nalstaaten passiert schleichend. Denken Sie an die großen dass es zu länderübergreifenden Zweckvereinigungen kommt, in de- Herausforderungen der Klima- und Umweltpolitik, der Migration, der nen sich beispielsweise der Süden und der Norden zu einem The- Verteidigung und Sicherheit – kein Nationalstaat kann sie alleine be- ma zusammenschließen. Das können Kommunen oder auch ganze wältigen, die Probleme haben globale Ausmaße. Deshalb werden Bundesländer sein. Die deutsche Verfassung gibt ihnen jedenfalls die die Nationalstaaten weiter Kompetenzen an die supranationale Ebe- Möglichkeit, sich in der Gesetzgebung durch den Bundesrat vertre- ne abgeben. Für die unmittelbaren Probleme der Menschen sind die ten zu lassen. Darüber hinaus werden sie andere Wege finden. meisten Nationalstaaten dagegen zu groß. Ich meine die A-Themen: Armut, Arbeitslosigkeit, Alte Menschen, Ausgegrenzte und Ausländer. Welche anderen Wege? Der Bund gerät auch hier in eine defensive Rolle, weil er effektiv nicht Sie haben selbst das Beispiel von Bayerns Vertretung in Brüssel ge- viel machen kann. Die Regionen können es. Also wird der Zentralstaat auch nach unten Aufgaben abgeben müssen. Der föderale Auf- nannt. Am besten machen die Regionen durch Leistung und Andersartigkeit auf sich aufmerksam – und von sich reden. Je mehr sie den bau gibt Deutschland gegenüber anderen EU-Ländern einen deut- Wettbewerb untereinander herausfordern, desto mehr werden sie lichen Vorsprung. Ihn gilt es weiter auszubauen. ihn bekommen. Kommunen, die mit den schon erwähnten A-The- Doch der Nationalstaat hat die Funktion, die globalen Regeln für sein schaffen. men besonders gut umgehen, sind attraktiver als jene, die das nicht Volk zu übersetzen und in die Regionen weiterzugeben. Das, was ich die Glokalisierung nenne, wird den Nationalstaat in eine Die A-Themen sind allesamt Problemthemen. Sie machen eine unangenehme Sandwichposition bringen: Einerseits muss er zuse- Region nicht besonders „sexy“, um mal Klaus Wowereit zu zitieren? hen, wie eine globale Rahmengesetzgebung entsteht, andererseits Das ist ein Denkfehler! Es geht nicht darum, A-Themen zu produzie- kommt es zu lokalen Ausprägungen der Gesetze. Er liegt dazwi- ren. Es geht darum, sie zu vermeiden und zu beheben. Der Wettbe- Der Schweizer an der Binnenalster: Prof. Dr. Thomas Straubhaar unterrichtet Wirtschaftspolitik an der Universität Hamburg und ist Direktor schen und verliert die Kontrolle. werb genau darum, sozusagen besonders gut A-Themen zu vermei- des 2005 gegründeten Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI). 14 pwc: | juli 2008 pwc: | juli 2008 15 pwc: Trends Chefsache IFRS Die Vorschriften nach IFRS (International Financial Reporting Standards) sind entgegen der Auffassung vieler Spitzen- manager weit mehr als eine rein formale Angelegenheit, mit der sich nur die Buchhalter auseinandersetzen müssen. Vielmehr sollten Vorstände IFRS zur Chefsache erklären, um die sie sich auch kümmern müssen. Das betont Ian Dilks, Leiter des PwC-Teams in Großbritannien, das Unternehmen bei der Einführung der Rechnungslegungsstandards berät. In seinem Team hat Dilks nachverfolgt, wie sich die Aktienkurse von Unternehmen am dem Tag entwickelten, an dem sie zum ersten Mal Geschäftsergebnisse nach den IFRS-Maßgaben veröffentlichten. „Die Abweichungen lagen oft zwischen 1 und 2 Prozent. Das Immobilien in deutschen Großstädten sehr beliebt beweist, dass IFRS mehr sind als nur eine Umstellung in der Buchhaltung“, betont Dilks. Mittlerweile gelten die Standards in mehr als 100 Ländern. Das Ziel ist, Geschäftszahlen international vergleichbar zu machen. Außerdem rückt unter IFRS der Schutz der Anleger in den Vordergrund. Dilks hat beobachtet, dass Firmen, die sich früh mit der Umstellung Drei Fragen an ... Manfred Wiegand … über die Strom- und Gasversorger befassen, außerdem im Vorteil sind, weil sie die Aufmerksamkeit von Investoren und Vier deutsche Großstädte haben es in die- tate Europe 2008“, die PwC in Zusammenar- sem Jahr auf die Top-Ten-Liste der attrak- beit mit dem Urban Land Institute (ULI) erstellt nahmen aktuell gekennzeichnet? tivsten Immobilienstandorte Europas ge- hat. Großer Verlierer ist nach Einschätzung Wiegand: Im vergangenen Jahr summierten schafft: Berlin, Frankfurt, Hamburg (siehe der 490 befragten internationalen Immobili- Bild links: Hafencity) und München. Dabei enexperten London, das von Platz 2 im Vor- führt Hamburg das urbane Spitzenquartett jahr auf Platz 15 abfiel. Real-Estate-Experte an: Die Stadt hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr um sechs Plätze verbessert Dr. Helmut Trappmann von PwC nennt einen Grund: „Der Immobilienmarkt in Großbritan- und belegt jetzt Platz drei – gleich hinter den nien ist stark von Fremdkapital abhängig und Boomstädten Moskau und Istanbul und ei- leidet besonders unter der US-Immobilien- nen Rang vor München. Noch rasanter ist kreditkrise.“ Deutschland hingegen punktet der Aufstieg von Berlin und Frankfurt. Die mit überschaubaren Risiken. Etwa Mün- Hauptstadt kletterte von Platz 27 auf Platz 9, chen: Laut Analyse ist das Verhältnis von Frankfurt von Platz 25 auf Platz 7. In Frankfurt gelten vor allem Investitionen in Handels Renditechancen und Risiken nirgends so gut wie hier. Spitzenreiter Moskau und Istanbul immobilien als profitabel, in Berlin Wohn liegen im Risiko-Ranking dagegen auf den immobilien. Das Ranking ist ein Ergebnis der Plätzen 23 und 27. Online-Info: www.pwc.de/de/pwc301 Marktanalyse „Emerging Trends in Real Es- pwc: Wodurch sind die Fusionen und Über- Analysten gewinnen. 30.000 sich die Deals in der Branche weltweit auf 372,5 Milliarden Dollar, fast 25 Prozent mehr Substanzen müssen Unter- nehmen laut neuer EU-Chemikalienverordnung REACH jahreswert lag. Dies bedeutet, dass dieser (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) von Juni bis Dezember dieses Jahres tionen weit überkompensiert wurde. vorregistrieren lassen. Wer es versäumt, muss auf die höheren Gesamtwert der kleineren TransakWirkt sich die Kreditkrise auf die M&A- Aktivitäten aus? Chemikalie verzichten. REACH ist die erste Chemikalien- Es könnte zwar sein, dass wir in der nä- verordnung, die nicht nur für die Chemieindustrie, sondern sehen bekommen. Aber viele Unterneh- für alle Unternehmen gilt. Die Verordnung werde sagen Experten voraus. Online-Info: www.pwc.de/de/pwc304 Banken unter Druck kenswerter, als der Beitrag der Super-Deals um 43,7 Milliarden Dollar unter dem VorRückgang durch die größere Zahl und den erheblichen Einfluss auf die Produktportfolios ausüben, Milliardenschwer mit aluleicht als 2006. Diese Steigerung ist umso bemer- heren Zukunft gewisse Auswirkungen zu men, die an dieser Branche interessiert sind, haben selbst genügend Geld in den Kassen. Wie sieht es aufseiten der Versorger aus? Die Versorger selbst kommen nicht an der grundsätzlichen Notwendigkeit vorbei, sich in Zeiten der Energieverknappung auf eine breitere Basis unterschiedlicher Ener- Mega-Deals in der Aluminium- Eine missliche Lage: Einerseits industrie haben dafür gesorgt, ist der Konsolidierungsdruck dass die Stahl- und Metallher- auf die Institute infolge der Kre- steller 2007 so viele Fusionen ditkrise hoch. Andererseits hat und Übernahmen erlebt haben die Krise die Kreditfinanzierung Online-Hits sind Verkaufs-Hits. Die Musik aus dem Netz soll den Umsatzrückgang beim CD- wie noch nie. Das Transaktions- erschwert, was potenziellen Käufern die Hände bindet. Verkauf kompensieren. Musikkonzerne wie Sony BMG und Universal Music haben erkannt, zum Vorjahr um zwei Drittel und Investoren mit hohen Reser- operationen mit dem Online-Netzwerk Myspace sowie Mobilfunkkonzernen. Denn obwohl betrug 144,7 Milliarden Dol- ven profitierten aber von dieser der Umsatz mit Internetmusik in Deutschland im ersten Quartal 2008 um gut 45 Prozent auf lar. Das ergab die PwC-Studie Konstellation, sagt Jens Rönn- 20,4 Millionen Euro angestiegen ist, kann der Zuwachs im digitalen Geschäft die Verluste volumen wuchs im Vergleich „Forging Ahead – Mergers and Acquisitions Activity in the Global berg, bei PwC im Bereich Financial Services tätig. „Ein Einstieg in gieformen zu stützen. Das neue Geschäft mit der Musik dass es dafür neuer Geschäftsmodelle bedarf. Sie setzen auf Flatrate-Angebote und Ko den europäischen Markt könnte zum gegenwärtigen Zeitpunkt me des Aluminiumproduzenten Alcan durch den Bergbauriesen Rio insbesondere für asiatische Banken interessant sein.“ Diese Weltweite Umsätze in Mrd. Euro Tinto zum Preis von 38,1 Milliarden Dollar. Die Stahlindustrie könnte Entwicklung werde in Deutschland das Drei-Säulen-Modell aber 2004 nicht ins Wanken bringen. Das steht in der PwC-Studie 2005 bald wieder aufholen: „Die weltweit extrem fragmentierte Branche hat noch eine weitere Konsolidierung vor sich“, prognostiziert „From Uncertainty to Opportunity – FS M&A in Europe’s Developed im CD-Segment noch längst nicht wettmachen. Eine Analyse liefert der „German Umsätze mit Musik-Downloads Metals Industry“ von 2007. Das größte Geschäft war die Übernah- Entertainment & Media Outlook 2006–2010“ von PwC. Frank Mackenroth, Experte bei 0,4 2006 PwC für Entertainment, sieht leider einen klaren negativen Gesamttrend: „Absolut 1,1 2,1 Stahlbranchenkenner und PwC-Vorstandsmitglied Peter Albrecht. and Developing Markets“. 2007 Online-Info: www.pwc.de/de/pwc297 Online-Info: www.pwc.de/de/pwc303 Quelle: International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) 16 pwc: | juli 2008 pwc: | juli 2008 2,9 gesehen schrumpft der Musikmarkt.“ Manfred Wiegand leitet bei PwC den Be- Online-Info: www.pwc.de/de/pwc305 reich Energieversorgung. 17 pwc: Märkte Das Ende der Eiszeit Kanada erhält durch den Klimawandel neue Zugänge zu Rohstoffen und zum Polarmeer. Für ausländische Unternehmen und Zuwanderer wird das Land dadurch noch attraktiver. Ein Trendreport aus dem Norden Amerikas. Von Hans Kundnani Zwar zeigt die Erderwärmung in Kanada deutliche Spuren, doch die kanadischen Eisbrecher werden auch in Zukunft noch viel in den Polargewässern gebraucht, so wie das Schiff Des Groseilliers von der Küstenwacht, hier vor Baffin Island. Als Pat Broe 1997 den Hafen von Churchill 460.000 Quadratmeilen rund um den Nord- von der kanadischen Regierung für ganze pol werden zurzeit durch die Meeresboden- trum der kanadischen Energiebranche. Seit 7 Dollar kaufte, schien das eine seltsame behörde der Vereinten Nationen verwaltet. dem starken Preisanstieg für Rohöl in den Investition zu sein. Der Hafen an der Hud- Nach internationalem Recht können Länder vergangenen Monaten ist ein regelrechter son Bay im dünn besiedelten Norden der eine exklusive Wirtschaftszone 200 Meilen Goldrausch um das einst verschlafene kanadischen Provinz Manitoba war zu die- um ihr eigenes Territorium beanspruchen. Städtchen Fort McMurray im Norden von ser Zeit fast menschenleer und produzierte Diese Zone darf erweitert werden, wenn Alberta ausgebrochen. Das Öl ist dort in Verluste. Broe aus dem US-amerikanischen die Länder belegen können, dass der Meeresboden ein Ausläufer ihrer Landmasse schwarzen Sanden eingeschlossen und Denver jedoch dachte langfristig. Zehn Jahre später scheint es, als ob er mit dem ist. Kanada, das nach Russland die zweit- extrahiert werden. Bis vor wenigen Jahren an der Gas-Börse in Calgary, dem Zen- muss durch Dampfbeheizung kostspielig Kauf die richtige Vision hatte: Da das Polar längste Arktisküste besitzt, will das Recht war dies absolut unrentabel. Das Magazin eis schneller schmilzt als erwartet, wird die geltend machen. Premierminister Stephen Nordwestpassage – die Verbindung zwischen dem Atlantik und dem Pazifik – jetzt „The Economist“ gibt an, dass in die Ölförderung rund um Alberta bisher 36 Milliar- Anspruch – oder wir verlieren ihn.“ Harper erklärt: „Entweder wir nutzen den den kanadische Dollar investiert worden erstmals schiffbar. Es dürfte eine komplett sind, vor allem von den Konzernen Shell neue Handelsroute durch die Arktis entste- Bereits jetzt erlebt Kanada dank seiner und Exxon Mobil. Investitionen von wei- hen. Sie würde die Entfernungen zwischen Naturressourcen einen massiven Boom. teren 45 Milliarden Dollar sind geplant. Ka- Europa, Nordamerika und Asien drastisch Während die Ölförderung in vielen ande- nada produziert heute 1,2 Millionen Barrel verkürzen. Churchill, der einzige subark- ren Teilen der Welt ihren Höhepunkt er- Öl pro Tag und könnte bis 2020 die Menge tische Hafen in Nordamerika, könnte dann reicht hat – nach neuesten Berichten selbst ein wichtiger neuer Umschlagplatz wer- in Russland – beginnt Kanada gerade erst, von vier Millionen Barrel erreichen. den. Im letzten Herbst lief bereits der erste sein Öl zu erschließen. Es verfügt nach Sau- Der Öl-Boom von Alberta eröffnet auch deut- Frachter aus dem russischen Murmansk ein. di-Arabien über die größten Reserven der schen Unternehmen wie ThyssenKrupp viele Es besteht leider kein Zweifel, dass die glo- Welt, „und das ohne politische Risiken wie Chancen. So fertigt die in Calgary ansässige bale Erwärmung den Wildbestand und die im Nahen Osten“, betont Stephen But- Traditionen der Inuit in der Arktis bedroht. ler, Leiter der Unternehmensentwicklung Tochtergesellschaft Krupp Canada Bergbauausrüstungen für die Ölsandfelder, den Doch Kanada zählt gleichzeitig auch zu den wenigen Ländern der Erde, die von dem ökologischen Wandel ökonomisch profitieren könnten. So wie Pat Broe. Sein Hafen Kanada: die wichtigsten Wirtschaftsdaten Churchill demonstriert das wirtschaftliche Fläche 9.984.670 km² Potenzial, das gerade entsteht. Große Teile Einwohner 33.212.696 des Nordens waren durch den Dauerfrost Bevölkerungsdichte 3,0 Einw./km² bisher ertraglos. Dies wird sich nun ändern: Bevölkerungswachstum 0,83 % p. a. Der Klimawandel wird es Kanada leichter Analphabetenrate 1% Cambridge Bay Iqaluit Yellowknife Churchill machen, seine reichen Naturressourcen in der Arktis zu nutzen. So liegt ungefähr ein Vancouver Winnipeg Calgary Halifax Québec Ottawa Montreal Toronto Inflationsrate in Prozent Viertel der unentdeckten Ölvorkommen der Welt (375 Milliarden Barrel) unter der arktischen See. Am Nordpol vermuten Exper- Bruttoinlandsprodukt, reale Wachstumsrate in Prozent ten außerdem größere Diamantvorkommen 2003 und Mineralien wie Silber, Kupfer, Zink und 2004 möglicherweise sogar Uran sowie reiche 2005 Fischbestände. Zum ersten Mal wird ein 2006 bislang vom Eis versperrtes Territorium zugänglich, das größer ist als Frankreich und 2007 Deutschland zusammen. 18 pwc: | juli 2008 pwc: | juli 2008 2008* 3,4 2003 1,7 2004 2,4 1,2 1,8 2,2 2005 2,9 2,7 1,8 Quelle: CIA World Factbook, www.investincanada.gc.ca. Stand: 2007 2006 2,0 2,2 2007* 2008* Quelle: BFAI 1,9 * Prognose 19 pwc: Märkte Optimaler Ort Ed Niewinski über den Aufbau des Kanada- Geschäfts für den Magnethersteller Thomas. Das Gespräch führte Hans Kundnani pwc: Wie kommt eine kleine deutsche Welche bürokratischen Hürden musste Firma wie Thomas Magnete dazu, sich Ihre Firma nehmen, als Sie nach Kanada in Kanada niederzulassen? ziehen wollten? Niewinski: Getrag, einer unserer Kunden, Das Unternehmen in Kanada aufzubauen hat eine Anlage in Indiana gebaut, um war sehr unkompliziert und mit wenig bü- sogenannten Bitumen- oder Teersand. Da Statt aber ein Werk in den USA zu errichten, dort Getriebe für Chrysler zu produzie- rokratischem Aufwand verbunden. die Extraktion des Öls aus dem schwar- entschied er sich für Cambridge in Ontario. ren. Sie fragten uns, ob wir unsere Bau- zen Sand energieintensiv ist und viel CO2 Dort, inmitten des Technologiedreiecks am elemente nicht auch in Nordamerika her- Gab es Subventionen von der kana- freisetzt, ist die kanadische Regierung ge- Rand des Eriesees, hat auch Research In stellen wollen. Zuerst haben sie sich bei dischen Regierung? zwungen, erneuerbare Energiequellen zu Motion (der Hersteller des Blackberry) seinen Sitz. In dieser Gegend haben deutsche Herstellern in Mexiko und South Carolina Thomas Magnete hat gar nicht versucht, erschließen – und Technologien zu för- umgeschaut, am Ende dann in Ontario. Subventionen herauszuschlagen. Auch dern, die dabei helfen. „Das ist ein vielver- Siedler eine lange Tradition: Bis 1916 hieß Schnell war klar, dass Kanada mit seiner der Steuersatz war für uns unproblema- sprechender Markt für die Deutschen“, so die Stadt Kitchener in Ontario Berlin. starken Zulieferindustrie für Automobile tisch. Aber die Steuerermäßigungen des ein optimaler Produktionsstandort ist. staatlichen Anreizprogramms für Unter- der Energieexperte Michael Servos von Von den rund 33 Millionen Einwohnern Ka- PricewaterhouseCoopers, der für zwei Jahren von Essen nach Calgary gezogen ist. nehmen, die Forschung und Entwicklung nadas leben fast 90 Prozent in einem 160 Was hat Ihr Management von diesem nach Kanada bringen, sind trotzdem sehr Kilometer breiten Streifen entlang der Gren- Standort überzeugt? attraktiv – wir nehmen sie gerne mit! Es überrascht nicht, dass die gestiegenen ze zur USA – und davon die meisten im Wir haben keine große Belegschaft, aber Rohstoffpreise auch zu einem Anstieg der Südosten des Landes. Doch immer mehr die Arbeitskräfte, die wir brauchen, müs- Welche Pläne verfolgt Ihre Firma in Kana- Fördermengen geführt haben. Insgesamt Kanadier zieht es neuerdings in den Westen. sen hoch qualifiziert sein. Diese Leute da in den nächsten Jahren? findet man hier. Die Arbeitslosenquote ist Wir wollen in Cambridge neben Herstel- erwirtschaftete der Sektor 2007 mehr als „Wir sehen, wie sich die Gewichte im Land 40 Milliarden kanadische Dollar – 19 Pro- niedrig, die Lebensqualität außergewöhn- lung und Vertrieb auch Anwendungs- lich hoch, und es gibt mehrere Universi- technik plus Forschung und Entwicklung zent mehr als im Vorjahr. „Das Öl macht verlagern“, sagt Butler von der Gasbörse in Calgary. den Westen zu einer blühenden Region“, so Da der Bedarf nach qualifizierten Arbeits- täten. Gleichzeitig ist es ein strategisch aufbauen. Um wirklich in den nordame- Robert Spector, Chefökonom von McLean kräften in allen Landesteilen stets größer günstiger Standort, weil er nicht weit von rikanischen Markt vorzustoßen, müssen wir sehr eng mit den Autoherstellern zu- Budden, einer Investmentbank in Toronto. Doch was dem Westen nutzt, belastet den Churchill hat den einzigen subarktischen Hafen. Er liegt auf der neuerdings schiffbaren gewesen ist als das Angebot, besitzt Ka- unserem Kunden entfernt und auch noch Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik (Foto oben). Die Ölgewinnung aus den Teersand- nada traditionell eines der liberalsten Ein- sehr erschwinglich ist. Osten: Dort sind die rohstoffabhängigen Reserven ist aufwendig, aber durch den hohen Ölpreis zunehmend rentabel (Foto unten). wanderungsgesetze der Welt. Eine Arbeits- Großindustrien ansässig, die empfindlich losenquote von nur 6 Prozent macht das Wie gefällt es Ihren deutschen Führungs- auf Preissteigerungen reagieren. Zum Beispiel die Autobranche in Ontario. Die gro Land zudem sehr attraktiv für Wirtschafts- kräften denn in Kanada? Sie meinen den persönlichen Eindruck? Westen steigt die Produktion der Rohstoffe, dancen im Osten des Landes, besonders migranten. Die konservative Regierung von in Städten wie Montreal oder Toronto, dem Stephen Harper hat die Einwanderungs Kulturell war ihnen Kanada sehr viel ver- Motors, Chrysler und Ford genannt wer- die für die Fabriken im Osten nicht zu teuer werden dürfen. Mehr als andere westli- Finanzzentrum des Landes. BASF und Sie- gesetze weiter gelockert, um auch weniger trauter als die Vereinigten Staaten oder ßen drei der USA, wie die Hersteller General sammenarbeiten und gemeinsam neue Anwendungen für unsere Produkte ent- den, haben ihre Produktion zunehmend che Industrienationen muss Kanada diese mens beispielsweise haben sich in einem von Detroit in die Südstaaten der USA oder gegensätzlichen ökonomischen Rahmen- Vorort von Toronto niedergelassen. Dirk Mil- qualifizierte Menschen anzuziehen. Seit die USA im Jahr 2001 ihre Einwande- den Kanadiern sehr wohl. Vielleicht, weil nach Kanada verlagert. Tatsächlich werden bedingungen vereinen. Einen Grund zur ler, Kommunikationsleiter von Siemens in rungsgesetze verschärft haben, genießt die tendenziell ein bisschen entspannter heute mehr Autos in Ontario als in Michigan Sorge hat das riesige Land dennoch nicht. Kanada, betont, dass dieses Land auslän- Kanada nun einen deutlichen Wettbe- sind als Amerikaner. Und europäischer. montiert. Die Wirtschaft in Kanadas Osten Noch immer produziert Kanada einen Han- dische Investoren begrüße. Viele deutsche werbsvorteil auf dem nordamerikanischen war in den letzten Jahren weniger gewachsen, weil einige Fertigungsindustrien we- delsüberschuss. Auch sind die Arbeitskos- Unternehmen sehen das Land als attrak- Arbeitsmarkt. Letztes Jahr zum Beispiel er- Ich habe auch einmal in Deutschland gelebt und sehe viele Gemeinsamkeiten. Ka- ten laut der Regierung weiterhin die nied- tives Sprungbrett zur Erschließung des grö- öffnete Microsoft ein Entwicklungszentrum nada ist ein Schmelztiegel verschiedens- gen steigender Löhne und Rohstoffpreise rigsten überhaupt in den G7-Staaten. Und ßeren US-Markts, insbesondere seit das in Richmond in British Columbia – das Un- ter Kulturen. Deshalb sind wir offen für neue Unternehmen aus dem Ausland. Wir wickeln. Mexiko. Sie fühlen sich im Umgang mit in günstigere Regionen abwanderten. Da die Lebenshaltungskosten steigen weniger nordamerikanische Freihandelsabkommen ternehmen geht damit den Problemen aus die kanadische Wirtschaft, ähnlich wie die stark als in den USA. „Inflation ist in Kana- NAFTA gilt. dem Weg, die es in den USA hatte, Visa für reagieren da weniger abwehrend, als man Bringt deutsche Magnet-Technologie nach deutsche, stark exportabhängig ist (80 Prozent der Waren gehen in die USA), wird sich da kein Thema“, so Robert Spector. Insge- Der Getriebehersteller Getrag errichtete ausländischen Mitarbeiter zu erhalten. es in den USA oft tut. Ontario: Geschäftsführer Ed Niewinski. samt bieten sich also viele Gründe für aus- im vergangenen Jahr ein neues Werk im auch der gegenwärtige Konjunkturrückgang ländische Unternehmen, über Standorte in US-Bundesstaat Indiana zur Lieferung von in den USA weiter negativ auswirken. Kanada nachzudenken. Doppelkupplungsgetrieben für den amerikanischen Autohersteller Chrysler. Der in schreibt die wirtschaftliche Lage Kanadas 600 deutsche Unternehmen haben derzeit Rheinland-Pfalz ansässige Magnetherstel- so: „We have an economy that has one foot Niederlassungen in Kanada. Traditionell ler Thomas, der für Getrag viele Kompo- in the freezer and one foot in the fire“. Im gründen Europäer ihre kanadischen Depen- nenten liefert, ging mit nach Nordamerika. Brian Dawson von McLean Budden be- 20 pwc: | juli 2008 Kanada hat eine starke Fertigungsindustrie und fördert zunehmend Rohstoffe. Für Unternehmer, die Nordamerika erschließen und der Natur etwas abgewinnen wollen, ist das der richtige Standort. pwc: | juli 2008 Kontakt [email protected] [email protected] www.pwc.com/ca www.investincanada.gc.ca 21 pwc: Märkte „Kommunikation für mehr Wachstum“ Dialogminds Kommunikationsberatungs GmbH Es ist nicht alles so einfach, wie es der Call- Kunden würden sich auch weiterhin richtig 90er-Jahre verzehnfacht hat, und er pro- center-Manager Todd Anderson neulich im angesprochen fühlen, solange die Inder den gnostiziert, dass sich dieser Trend fortsetzt. Kinofilm „Outsourced“ dargestellt hat: Man richtigen Ton treffen – schließlich seien sie Während Callcenter bisher vor allem von schließe einen Betrieb in Seattle und eröff- einfühlsam und intelligent. Finanz-, Versicherungs- und Telekommu- ne stattdessen einen auf der indischen Insel Tatsächlich ist die Auslagerung von Call- nikationsunternehmen genutzt wurden, er- Gharapuri, der alles noch viel besser kann – centern in die Ferne nicht unbedingt emp- kennen nun auch zunehmend Verwaltungen, und vor allem: viel billiger. Für einen Mit- fehlenswert. Zwar gelten Länder wie Polen, Pharmakonzerne, Tourismusanbieter und arbeiter in den USA könne man acht Inder Türkei, Südafrika, Irland, Neuseeland und der Mittelstand den Nutzen. beschäftigen – diese Dumping-Formel hat- auch Indien als effiziente Standorte mit „Wann man sich für ein Callcenter entschei- te Anderson von seinem Boss mit auf den großem Potenzial. Aber die Aussicht auf den sollte, lässt sich pauschal nicht beant- Weg nach Indien bekommen. Im Prinzip Einsparungen verschleiert oft den Blick auf worten“, so Wolfgang Wiencke, Geschäfts- bliebe alles beim Alten: Die amerikanischen die Risiken – abgesehen davon, dass so- führer von Profitel Consult. Jeder müsse wieso niemand von einer Senkung der Per- zuerst individuell prüfen, ob es sich lohnt, sonalkosten um 87,5 Prozent ausgeht, so telefonische Dienste überhaupt anzubie- Die Anruf-Beantworter wie im Film „Outsourced“ suggeriert wird. ten, und dann, ob man sie outsourct. Dabei „Es stimmt zwar, dass ein Agent in Polen, gehe es nicht nur um Kundenkommunika- Tschechien, Bulgarien oder Litauen sehr viel tion: „Wenn ein Mitarbeiter wissen will, wie weniger verdient als hier. Doch die Gehäl- Die Callcenter-Branche boomt – weil Unternehmen ihren Kundenservice verbessern wollen. Doch diese Rechnung geht nicht immer auf. ter ziehen wegen der hohen Nachfrage an“, sagt Harald Henn, Inhaber von Marketing Resultant in Nackenheim. Und das, was „Outsourced“-Held Todd Anderson gelingt, Von Anja Dilk und Heike Littger ist nicht die Regel: Er bringt die indischen Telefonagenten in nur wenigen Wochen auf Spur. Laut Henn kann eine realistische „Anlauf- und Anlernzeit“ dagegen zwei bis drei Jahre dauern. Deutsche Unternehmen, „Wir lassen die Leitungen glühen.“ Telesense Kommunikation GmbH die ein Callcenter beauftragen oder gar gründen wollen, sollten sich deshalb zuerst auf den inländischen Markt konzentrieren. viele Urlaubstage er noch hat oder welche 450.000 Menschen arbeiten zurzeit in Kosten seine Betriebskrankenkasse über- Deutschland in Callcentern. Das sind 1,3 nimmt, kann ein internes Callcenter diese Prozent aller Erwerbstätigen – eine geringe Fragen meist billiger beantworten als ein Quote, wenn man sie mit den USA (circa 10 gut bezahlter Personalreferent.“ Prozent) oder Großbritannien (circa 4 Pro- Auch Günther Greff, Herausgeber des zent) vergleicht. Doch die Branche erwar- Online-Magazins „Call-Center-Experts“, tet hierzulande ein starkes Wachstum. Der will keine allgemeingültige Regel aufstellen. führende Verband Call Center Forum (CCF) Was er weiß, ist, dass Betriebe immer häu- berichtet, dass sich der Markt seit Ende der figer Callcenter brauchen, um auf die Wünsche ihrer Zielgruppen eingehen zu können: „Kunden erwarten heute einen qualifizierten und gut erreichbaren Service, und zwar Arbeitsmarkt Callcenter I auch von Handwerkern. Aber die können Wie viele Männer und Frauen beschäftigen Sie? das mit ihrer Mannschaft oft nicht leisten.“ 23 % Männer Eines der ältesten Callcenter in Deutsch- 77 % Frauen ter sitzen im Münchner Norden und blicken land ist das der BMW Bank. 150 Mitarbeidurch die Fenster direkt auf die vier Zylindertürme des BMW-Hauptgebäudes. 85 Ja Nein Beklagen Sie einen Fachkräftemangel? 71 % 29 % Haben Sie in den letzten zwölf Monaten Personal aufgestockt? 63,3 % 36,7 % Planen Sie im nächsten Jahr Personal einzustellen? 74,5 % Quelle: Management Circle, Call Center 2008 22 pwc: | juli 2008 pwc: | juli 2008 25,5 % Prozent der Mitarbeiter sind Bankkaufleute, und es ist keine billige PR, wenn die Bank behauptet, dass ihre Kunden telefonisch auf hohem Niveau beraten werden. Die firmeneigenen Mitarbeiter kümmern sich um individuelle und komplexere Kundenanliegen. Weitere 150 Agenten von einem externen Dienstleister helfen bei einfachen Standardanfragen: Kontostand, Überweisungen und sogar der Zusendung des Kfz-Briefs. 23 pwc: Märkte Arbeitsmarkt Callcenter II Wie viele Standorte hat Ihr Callcenter? Arbeitsmarkt Callcenter II „Mehr als ein Job“ BUW Holding GmbH Standorte Anteil in Prozent Wie viele Standorte hat Ihr Callcenter? 65,1 1 Standorte Anteil in Prozent 14,7 2 65,1 1 3 14,7 2 6,4 4 3 2,8 5 6,4 0,9 4 2,8 > 5 5,5 5 0,9 > 10 5,5 > 5 5,5 Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie? > 10 5,5 Mitarbeiter Anteil in Prozent Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie? 25 bis 20 Mitarbeiter Anteil in Prozent bis 50 22,1 25 bis 20 bis 100 16,7 bis 50 22,1 bis 200 9,3 bis 100 16,7 bis 300 6,5 bis 200 9,3 bis 500 6,5 bis 300 6,5 > 800 2,8 bis 500 6,5 > 1000 6,5 > 800 2,8 > 5000 4,6 > 1000 6,5 Schon mehrmals hat BMW das Callcenter Zu den hartnäckigen Problemen der Call- wirken. Übrigens ärgerlich für die Deut- eine Grünpflanze. Hektik erfüllt den Raum gründlich erneuert: Erst übernahmen spezi- center-Branche zählt tatsächlich das sche Telekom: Viele der Cold Calls stam- allerdings nicht. „Im Kundendialog arbeiten elle Kundenberater gebündelt den Service, Image. Dazu tragen immer wieder kri- men von unabhängigen Dienstleistern, die Menschen für Menschen“, sagt Neitzke, dann wurde die Zuständigkeit nach Pro- tische Berichte bei, wie etwa im vergan- ihre wahre Identität verschweigen und duktsparten gegliedert, zuletzt in Banking genen Jahr Günter Wallraffs Undercover- sich rechtlich in einer dunkelgrauen Zone beiter ihre Kunden nur dann gut bedienen und Leasing/Finanzierung unterteilt. „Die Reportage über zwei Kölner Callcenter im bewegen. können, wenn sie ausgeglichen, zufrieden Geschwindigkeit, mit der man die Struktu- Magazin der „Zeit“. Die Reputation speist ren immer wieder an neue Rahmenbedin- sich aber nicht nur aus Vorurteilen, son- Meinungen über Callcenter verbreiten sich weder starre Dienstzeiten noch Vorgaben, Quelle: Management Circle, Call Center 2008 Management.“ Also die Kombination von gungen und Kundenerwartungen anpassen dern aus den Erfahrungen mit einem Teil im Internet mausklickschnell. Und nicht wie viele Telefonate pro Stunde geführt Quelle: Management Circle, Call Center 2008 Telefon, E-Mail, Internet-Chat, SMS oder muss, ist gewaltig“, sagt Melanie Schillinger, der Branche, die viele Menschen ma- immer nur nachteilhaft: Die niederlän- werden müssen. Keiner der Mitarbeiter Leiterin der Kundenberatung bei der BMW chen. Jeder kennt das Problem: An einem dische Versandapotheke DocMorris zum solle so wirken, als wolle er dem Kunden tiert der Kunde 2.0 im Bewusstsein vieler Bank. „Ein Kunde, der eine Adressände- schönen Samstagmorgen – das Frühstück Beispiel, bei der Apotheker und Apothe- sagen: Fass dich kurz, du verdirbst mir Unternehmen nicht“, moniert er. Dieser „und wir sind überzeugt, dass unsere Mitar- und informiert sind.“ Deswegen diktiere sie > 5000 4,6 In Australien werden dadurch jährlich erhebliche Umsätze generiert, im vergangenen Jahr fast 16 Milliarden Dollar. „Eine wichtige Voraussetzung für Up- und Cross-Selling“, ergänzt Klaus Schulten, Senior Manager bei PricewaterhouseCoopers, „ist zeitgemäßes Multichannel MMS im Kundenservice. „Bislang exis- rung mitteilen möchte und dreimal weiter- steht auf dem Tisch – kommt ein An- kenhelferinnen ans Telefon gehen, genießt die Taktzahl. 2006 holte die Direktbank Das Ergebnis: „ein Werbe-GAU“. Die Kun- Kunde sei selbstbewusst, konsumorien- verbunden wird, weil für Kreditkarte, Lea- ruf: Wollen Sie Ihren Telekom-Tarif wech- einen guten Ruf. Anders dagegen Cy- die bis dato ausgelagerte Callcenter Ser- den kaufen lieber woanders. Stockmann fin- tiert, gut informiert und anspruchsvoll. „Er singvertrag und Anlage unterschiedliche seln? Wir haben da ein neues Angebot für berport: Dem Dresdner Versandhaus für vice GmbH ins Unternehmen und handelte det das absurd: „Eine Marketingkampagne möchte frei über seinen Kommunikati- Abteilungen zuständig sind, wird das als Sie. Im Fachjargon nennt man die Anrufe Technik, Medien und Lifestyle wurde zwar mit Verdi einen unternehmensweit einheit- mit einem Etat von rund 100 Millionen Euro onskanal entscheiden und nutzt selbst- schlechten Service empfinden.“ Cold Outbound Calls – im Unterschied zu 2005 der begehrte ECCCO überreicht, lichen Tarifvertrag aus. Neitzke: „Das hat scheitert wegen knapp 75.000 Euro.“ verständlich und bevorzugt die Neuen eine enorme Integrationswirkung.“ Die Direktbank von BMW wurde 2005 mit Anrufen, die Kunden aktiv tätigen, die also doch seitdem klagen User darüber, dass dem deutschen Quality Award ausgezeich- in einem Callcenter ankommen und dort der Service sich zunehmend verschlech- net, im vergangenen Jahr erhielt sie den in- Inbound Calls genannt werden. Cold Out- tert. Lange Wartezeiten, unfreundliches Um solche Abstimmungsfehler zu vermei- Medien. Gerade die heranwachsende den, setzen Unternehmen zunehmend so Generation hat diese Erwartungen und Es wäre begrüßenswert, wenn sich solche genannte Chief Customer Officer (CCO) ein, empfindet den Kontakt über E-Mail und ternationalen ECCCO Award für ihren inno- bound ist mitunter ein schwieriges und ris- Personal, Standardantworten, Standard- Prinzipien auch anderswo durchsetzen die die Zusammenarbeit von Produktent- Chat als persönlichen Kontakt“, prognos- vativen Kundenservice im Callcenter. Dazu kantes Geschäft, weil solche Anrufe ohne mails. Das zeigt: Die wahre Performance würden. Aber die wenigsten Unternehmen wicklung, Vertrieb, Marketing und Kunden- tiziert Schulten. Insgesamt diene das Melanie Schillinger: „Wir sind stolz auf un- Zustimmung des Kunden streng genom- eines Callcenters muss täglich aufs Neue ahnen offenbar, wie stark das Callcenter service koordinieren. Diese Bündelung der Multichannel Management auch dazu, seren Spirit und unsere Leistung. Trotzdem men illegal sind. Und weil sie auf Kunden bewiesen werden – das macht das Image als Aushängeschild einer Firma fungiert. Verantwortungen in einer Person schafft ei- die Qualität und die Glaubwürdigkeit der kämpfen wir weiterhin mit dem Image der nicht selten unmotiviert, unseriös und bis- zu einem fragilen Gut. Ein typischer Fall: In deutschen Großstäd- nen Wettbewerbsvorteil, weil erst eine zen- Callcenter zu steigern. Und ob es nun in Callcenter.“ weilen auch aggressiv und inkompetent Die Managerberaterin Anne Schüller aus ten tauchen auf einmal Werbeplakate mit trale Instanz imstande ist, die Interessen von Indien, Seattle oder Deutschland steht, München stuft Loyalität als schärfste Waffe wenig Informationsgehalt auf. Printanzei- Unternehmen und Kunden zusammenzu- ist dann (fast) egal. der Verbraucher ein und wundert sich, wa gen, Radio- und TV-Spots flankieren die bringen und positive Netzwerkeffekte herzustellen. Die Australierin Catriona Wallace, rum Unternehmen genau diese immer wie- Kampagne. Erst am angekündigten Tag X der mit ihren Callcentern aufs Spiel setzen. wird das Produkt gezeigt und eine Telefon- Präsidentin von Callcentres.net, sieht einen „Sie interessieren sich nicht für den Kunden. nummer veröffentlicht, unter der man sich großen Wert des CCO auch darin, Verkaufs- Sie kennen ihn nicht. Sie wissen nicht, was umfassend informieren kann. Ausgerech- potenziale bei Inbound-Anrufen optimal zu er will, was er braucht, wie er tickt.“ Das net an diesem Punkt hat die Geschäftsfüh- nutzen, indem neue Versionen (Up-Selling) Problem liege nicht bei den Callcenter-Mit- rung den Rotstift angesetzt. CCF-Präsi- oder auch zusätzliche Produkte (Cross-Sel- arbeitern, sondern an ihrem Auftrag: „Der dent Manfred Stockmann erzählt den Fall ling) angeboten werden. Denn der CCO er- lautet leider häufig: freundlich, aber be- zu Ende: „Statt 100.000 Euro nimmt man möglicht die zielgruppenspezifische Anspra- stimmt abwürgen und dem Kunden mög- nur 25.000 Euro in die Hand, streicht Per- che, indem er systematisch Informationen lichst ein neues Produkt andrehen.“ Was sonal und Schulungen. Die Agenten sollen über Kunden und Produkte an die Callcen- aber entscheidend sei, so Schüller, „ist die sich auf simple Auskünfte beschränken.“ ter-Mitarbeiter weitergibt. „Die Kunst des guten Dialogs“ Defacto Call Center GmbH Wahrnehmung des Kunden: Werde ich so behandelt, dass ich mich wohlfühle?“ Von einer „gefühlten Nähe“, spricht auch Gabriele Neitzke, Bereichsleiterin im Kundendialog der ING-Diba. 700 Mitarbeiter arbeiten für sie rund um die Uhr. Die Callcenter sehen aus wie viele andere auch: helle Tische, grauer Teppich, hier und da 24 pwc: | juli 2008 Callcenter tragen viel zum Image von Unternehmen bei, für gewisse Produkte sind sie prägend. Deshalb müssen sie erstklassig geplant und geführt werden, das heißt: im Dienst der Kunden. pwc: | juli 2008 Kontakt [email protected] Tel. 0211 981-7552 www.ccf-ev.de www.call-center-experts.de 25 pwc: Märkte Ab in die Mitte „Viele Private-Equity-Investoren kaufen jetzt Kredite ihrer eigenen Portfoliounternehmen.“ Ulrich Wlecke, Geschäftsführer von Alixpartners Die Zeit der Mega-Deals ist für Private-Equity-Investoren vorbei – sie müssen heute kleine Brötchen backen und setzen auf den deutschen Mittelstand. Von Detlef Gürtler Trendbericht Die wachsende Begeisterung der Branche deren Hilfe Private-Equity-Fonds Mega Laut des aktuellen Trendreport, in dem PwC jährlich die Private- übernahmen gestemmt hatten. Sie bekamen „Private Equity Trend Equity-Szene in Europa beleuchtet. Diesem die Banken nach Ausbruch der Kreditkrise im vergangenen Sommer nicht mehr aus Report“ von PwC wol- zufolge belegt Deutschland Platz drei in der len 62 Prozent der be- ihren Büchern. Im Frühjahr 2008 verkaufte fragten Fondsmanager Rangliste der europäischen Länder, in denen zuletzt besonders hohe Erträge erreicht Sie sind die neuen großen Probleme der Finanzwelt: die Multi-Milliarden-Kredite, mit die Citigroup dann Private-Equity-Kredite im Nennwert von 12 Milliarden Dollar mit 10prozentigem Abschlag – an die drei PrivateEquity-Unternehmen Apollo, Blackstone und Texas Pacific. Das ist nicht der einzige Fall. Am weltweit stattfindenden Deleveraging, bis 2013 in Deutschland investieren, bis dato sind es nur 46 Prozent. Zugleich sehen sie in Deutschland das größte Wertschöpfungspotenzial. Online-Info: www.pwc.de/de/pwc302 in denen sie für die Zukunft mit besonders hohen Erträgen rechnen. Um diese Erwartungen zu erfüllen, werden die Fonds weniger auf Finanzakrobatik und mehr auf konkreten Einsatz in den BeteiliBurton, Leiter des Private-Equity-Teams der die Kreditblase maßgeblich verursacht ha- mittelgroßen Volumina konzentrieren.“ Also ben: „Viele Private-Equity-Investoren kaufen Deals mit Volumen zwischen 100 und 500 ist ein Schlüsselfaktor für die Sicherung der jetzt Kredite ihrer eigenen Portfoliounterneh- Millionen Euro. Und damit konzentrieren sie Renditen. Einige Fonds verwenden schon men“, sagt Ulrich Wlecke, Geschäftsführer des auf Restrukturierungen spezialisierten sich fast automatisch auf – Deutschland. Brun-Hagen Hennerkes, Vorstandsmitglied Management. Der Trend setzt sich fort.“ Beratungsunternehmens Alixpartners. So der Stiftung Familienunternehmen, schätzt, könnten sie mit einem Abschlag von 20 Prozent zurückkaufen, was sie sonst zu 100 dass hierzulande allein 3.000 bis 4.000 Mit- „Hands-on ist gesund“, sagt Biedermann. telständler in Familienbesitz für Private-Equi- „Wer eine gute Rendite erzielen will, muss auf Prozent zurückzahlen müssten. PwC-Eurofirms: „Hands-on-Management jetzt mehr Ressourcen auf aktives Portfolio- ty‑Investoren ins Visier kommen könnten. der operativen Ebene arbeiten.“ Insbesonde Und das große Angebot zieht die Nachfra- re gilt das für ein Marktsegment, dem Bieder Neue Mega-Deals kann die Private-Equi- ge an. „Hier gibt es deutlich mehr und deut- mann eine sehr dynamische Entwicklung ty-Branche zwar kaum noch verzeichnen, lich größere mittelständische Unternehmen voraussagt: Distressed Debt und Distressed denn die Übernahme von Großkonzernen als in anderen europäischen Ländern“, sagt Equity, also die Übernahme von Schulden können sie nicht mehr stemmen. Der Grund: Wolfgang Biedermann, Deutschlandchef oder Eigentumsanteilen von Firmen, die Das Leverage („der Hebel“), das sich aus der von HIG Capital. Das Private-Equity-Unternehmen hat im Schwierigkeiten haben. Die Zahl dieser Fälle ergibt, ist durch die Kreditkrise drastisch gesunken. Doch führt das laut Daniel Knüsel, Jahr 2007 seinen ersten europäischen der Weltkonjunktur und auch durch eine Fonds mit Eigenmitteln von 600 Millionen Bereinigung der Kreditportfolios der Banken. Financial-Services-Experte bei PricewaterhouseCoopers (PwC) eher zur Verlagerung Euro für die Übernahme kleiner und mittelgroßer Unternehmen aufgelegt. HIG Capital Biedermann sieht darin auch für die Betroffenen eine Chance. „Natürlich handelt es als zur Verringerung der Aktivitäten: „Nach agiert von London, Paris und Hamburg aus. sich um Unternehmen in Schwierigkeiten – Höhe der Fremdfinanzierung am Kaufpreis wird zunehmen: durch die Abschwächung wie vor verzeichnen die Fonds bei den Ei- „Der Teich, in dem wir fischen können, ist in aber die wären noch größer, wenn es keine genmitteln hohe Zuflüsse. Es ist daher zu Deutschland besonders groß“, sagt Biedermann. Private-Equity-Investoren gäbe, die in solchen Situationen zum Einstieg bereit sind.“ erwarten, dass sie sich auf Übernahmen mit Das Fremdkapital wird knapp, doch den PrivateEquity-Firmen steht weiterhin viel Eigenkapital zur Verfügung. Das ist für sie eine ideale Ausgangs lage, um den deutschen Mittelstand zu kaufen. pwc: | juli 2008 werden konnten – und Platz eins der Länder, gungsunternehmen setzen müssen. Richard also der Verringerung von Kreditfinanzierungen, beteiligen sich auch diejenigen, die 26 für Deutschland bestätigt auch der aktuelle pwc: | juli 2008 Kontakt [email protected] Tel. 069 9585-1251 [email protected] Tel. 069 9585-1251 27 pwc: Trends Mein Netzwerk und ich Mitglied in einem sozialen Netzwerk wie Myspace oder Xing ist heute fast jeder, der regelmäßig im Internet surft. Die meisten sind gleich in mehreren vertreten. Das gilt für alle Altersklassen. Und 70 Prozent der Mitglieder wollen ihrem wichtigsten sozialen Netzwerk sogar „für immer“ treu bleiben. Wer mit sozialen Netzwerken Geld verdienen möchte, wird aber weiterhin auf Werbeeinnahmen setzen müssen, „denn allen Treueschwüren zum Trotz würden nur wenige Nutzer auch einen Mitgliedsbeitrag Planungsfehler. Viele Einkäufer achten nur an ihre virtuelle Gemeinschaft entrichten“, auf den Preis – dabei machen Fracht- und sagt Arno Wilfert, Technologie-Experte andere Logistikkosten wie Verzollung etwa bei PwC. Eine Studie zu dem Thema zeigt, ein Drittel der gesamten Beschaffungs kosten aus. Mangelnde Abstimmung mit der dass 37 Prozent der befragten Nutzer sogar personalisierte Werbung akzeptieren Logistikabteilung kann daher Folgen haben: würden – und das hieße höhere Werbeer- Bestellt beispielsweise der Einkäufer zwar löse. Interessant ist zudem, dass zahl- reiche Netzwerke amerikanischer Herkunft mittlerweile von lokalen Anbietern überholt wurden. Online-Info: www.pwc.de/de/pwc308 lichem und latentem Steueraufwand zum Gewinn vor Steuern eines Unternehmens die Logistikkosten schnell den ursprüng- wieder. die höheren Kosten der Qualitätssicherung. Dennoch: Die Hälfte der Befragten beschafft Jedes dritte Unternehmen nimmt bei der (BME) Verantwortliche von 203 Firmen seit mehr als fünf Jahren Waren und Vorprodukte in China. Laut Harald Kayser, der bei Beschaffung in China Verluste in Kauf, wie befragt, die in China vertreten sind. Firmen PwC die China Business Group leitet, sind die Studie „Beschaffungslogistik im China- zahlen demnach bei Produktgruppen, die oft strategische Gründe entscheidend. „In- Geschäft. Kosten – Prozesse – Strate- ternational agierende Konzerne kommen al- gien“ ergeben hat. PwC hat für die Studie in sie kostengünstig beschaffen, durchschnittlich 19 Prozent weniger als in Deutschland. Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Im schlechtesten Fall zahlen sie 2 Prozent Markts nicht an China vorbei.“ Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik mehr. Eine Ursache hierfür sind zum einen Online-Info: www.pwc.de/de/pwc300 lein schon aufgrund der Größe des lokalen Die Welt im Jahr 2050: China ist die Weltmacht, während die USA und Indien um den zweiten Platz ringen. Auch Russland und Mexiko sind bedeutende Wirtschaftsmächte. Deutschland ist kaum mehr der Rede wert. Ist das die Realität in 42 Jahren? Im Fokus der Studie „The World in 2050“ von PwC stehen die BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) sowie weitere 13 aufstrebende Volkswirtschaften. Das chinesische Bruttoinlandsprodukt wird das der USA bis ungefähr 2025 übersteigen. Der Einfluss der etablierten Ökonomien Vertrauensvoll verbunden Der deutsche Mittelstand merkt Von den Verbundgruppen, die die internationale Kreditkrise in den vergangenen Jahren in mit überwiegend ungeeigneten Personen besetztes Über ... und ich sage dir, welche Position du hast. Mit dieser Faustregel liegt man einer neuen wirkungen registrieren. Auch wachungsgremium. 74 Prozent PwC-Studie zufolge meistens richtig. Vorausgesetzt natürlich, der Angestellte verfügt von einer Kreditverknappung verfügten über kein oder ein überhaupt über ein Firmenauto: Im mittleren Management kommen 36 Prozent in den ist trotz weltweiter Liquiditäts nur bedingt wirksames Risiko Genuss, im gehobenen 72 Prozent, in Vorstand und Geschäftsführung 95 Prozent. Die Was der Dienstwagen kosten darf tionsaffären beigetragen. Eine aktuelle PwC-Untersuchung belegt nun, dass die besonderen Anforderungen von kooperativen Netz- des Kreditumfelds für mittelständische Unternehmen ist nicht ausgeschlossen.“ Das sehen die Unternehmer ähnlich: Jeder Fünfte werken einen eigenen Network-Governance-Ansatz erfordern. Denn Unternehmensführung das Vertrauen der Netzwerkpartner aufzubauen und zu halten stellt Obere Führungskräfte für sie die Geschäftsgrundlage dar. Online-Info: www.pwc.de/de/pwc307 Mittleres Management Maximale monatliche Leasingrate in Euro Quelle: PwC pwc: | juli 2008 Kennziffern wie Gewinn pro Aktie ein. Was bringt die Unternehmenssteuerreform 2008 für die Konzernsteuerquote? Sie senkt das deutsche Steuersatzniveau. Dadurch sinkt aus steuerlicher Sicht der Nutzen hoher Fremdkapitalzinsen im Inland. Daher kann es sinnvoll sein, steuerlich abzugsfähige Zinsen ins Ausland zu verlagern, um dort eine höhere Steuerersparnis durch den ihre Kapitalstruktur also an die veränderten Studie „Firmenwagen – Aktuelle Praxis und Trends 2008“ zeigt auch, dass sich das Modell an der Hierarchieebene orientiert. Mitglieder der Unternehmensleitung fahren in 58 Mittelstand, warnt aber vor zu viel Optimismus. „Eine Veränderung 28 te wirkt auf wichtige kapitalmarktrelevante Zeige mir deinen Dienstwagen ... Winkeljohann, PwC-Vorstandsmitglied und Leiter des Bereichs Online-Info: www.pwc.de/de/pwc306 quote von Wettbewerbern. Die Steuerquo- Konzernsteuerquote zu optimieren. 80 Prozent kein oder ein nur rechnet damit, das Finanzierungskonzept überdenken zu müssen. häufiger die Entwicklung der Konzernsteuer Rahmenbedingungen anpassen, um so ihre PwC-Umfrage an, dass sie keine oder nur sehr geringe Aus- noch jemand. Dazu hat auch die öffentliche Diskussion um Korrup- entiert sind, vergleichen Analysten immer Bereichs Makroökonomie bei PwC. Online-Info: www.pwc.com eine Krise gerieten, hatten rund managementsystem. Dass Corporate Governance einen konkreten Nutzen bringt, bezweifelt kaum nehmenswert? Bei Unternehmen, die am Kapitalmarkt ori- Zinsabzug zu erzielen. Unternehmen müssen bislang kaum. Acht von zehn engpässe wenig zu spüren. Welche Auswirkung hat sie auf den Unter- werde definitiv abnehmen, betont John Hawksworth, Leiter des Unternehmen gaben in einer Rund 90 Prozent der Unternehmen können sich zu gleichen Bedingungen refinanzieren wie vor Ausbruch der Krise. Prof. Norbert pwc: Was ist die Konzernsteuerquote? Stein: Sie gibt das Verhältnis von tatsäch- beim günstigsten Zulieferer, der jedoch weit- lichen Preisvorteil auf. Zum anderen be- Kreditkrisensicherer Mittelstand ... zur Konzernsteuerquote ab vom nächsten Hafen produziert, zehren denken viele Unternehmen nicht genügend Von wegen billig! Drei Fragen an ... Volker Stein pwc: | juli 2008 757 S-Klasse-Mercedes oder Vergleichbares. Eine Ebene tiefer sieht das an- 994 617 der 137 befragten Unternehmen einen ders aus: Nur sechs Unternehmen stellen oberen Führungskräften auch einen Wagen der oberen Klasse bereit. Volker Stein ist bei PwC Experte für Online-Info: www.pwc.de/de/pwc309 internationale Steuerplanung. 29 pwc: Wissen Warten auf BilMoG Das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz reformiert das HGB gründlich. Was erhoffen und befürchten Unternehmen und Unternehmer davon? Von Ulrike Wirtz Das Versprechen steht verheißungsvoll im rer, auch börsennotierte Unternehmen, ob Euro Umsatzerlös und 50.000 Euro Jahres Raum: 1,3 Milliarden Euro sollen kleine und schon diese ihre Konzernabschlüsse bereits überschuss an den Abschlussstichtagen mittlere Unternehmen durch das Bilanz nach IFRS vornehmen müssen. Das BilMoG in zwei aufeinanderfolgenden Geschäfts rechtsmodernisierungsgesetz, BilMoG ge liegt seit Ende Mai als Entwurf der Bundes jahren. Den Einspareffekt durch Bürokratieab nannt, sparen. Das behauptet jedenfalls regierung vor. Viele Betroffene befassen das Bundesjustizministerium (BMJ), das sich vorsorglich schon seit Monaten mit bau in dieser Gruppe beziffert das Haus für die Novelle zuständig ist. Das BilMoG den avisierten Änderungen handelsrecht licher Ansatz-, Ausweis- und Bewertungs Zypries auf 1 Milliarde Euro. Kapitalge maßgeblichen Punkten, um die handels rechtlichen Jahresabschlüsse den internatio vorschriften. „Die Unternehmen sollten die gewisse Erleichterungen partizipieren, da neue Lage frühzeitig analysieren, um ihre geplant ist, die Schwellenwerte für die Grö ßenklassen um 20 Prozent anzuheben. Das erneuert das Handelsgesetzbuch (HGB) in sellschaften sollen daran ebenfalls durch nalen Rechnungslegungsvorschriften IFRS Anpassungsprozesse rechtzeitig zu identifi und damit internationalen Gepflogenheiten zieren und zu implementieren“, rät BilMoG- lässt die Zahl dieser Firmen wachsen, die bei der Rechnungslegung anzupassen. Experte Borcherding. dann weitere 300 Millionen Euro einsparen. Er sieht außerdem klare Vorteile der Reform, Aber zu denen gehören weder die Weser- die er den Unternehmern aufzeigen will: Ems Busverkehr GmbH mit einem Umsatz Manche erprobten Regeln sollen entfallen. „Zum Beispiel Vorgaben wie die umgekehr te Maßgeblichkeit der Steuerbilanz für die „Sie sorgt für eine Bereinigung steuerlich von 60 Millionen Euro noch die NTB mit Handelsbilanz. Und aus dem Verbot, selbst bedingter Ansätze und insgesamt für eine erstellte immaterielle Vermögensgegenstän de zu aktivieren, wird ein Gebot“, so Andre realistischere Darstellung der Leistungsfä higkeit, ohne dass ein Unternehmen gleich Für Geschäftsführer Pieperjohanns ist es as Borcherding, Wirtschaftsprüfer und bei ganz auf IFRS umstellen muss. Das wird unbedeutend, dass er nicht in die begüns PricewaterhouseCoopers (PwC) sozusagen sich in vielen Fällen positiv auf das ausge tigte Gruppe fällt. Viel wichtiger ist für ihn, der Chefbetreuer der Reform. Das Ziel der Novelle: Buchführung und Bi lanzierung sollen billiger, unbürokratischer und globaler werden. „Aber die Kostener einem Umsatz von 114 Millionen Euro. „Für mittelgroße Unternehmen wie das unsere bringt die Novelle mehr Bürokratie mit sich.“ Jörg Colberg, kaufmännischer Leiter North Sea Terminal Bremerhaven GmbH & Co sparnis können nur kleine Mittelständler re Rechnet nicht mit Kosten- ersparnissen durch BilMoG: 30 alisieren. Für mittelgroße Unternehmen wie wiesene Eigenkapital auswirken.“ Was wie dass das neue HGB dann die IFRS-Bilanz das unsere bringt sie sogar mehr Bürokra derum – auch international – ein besseres werte übernimmt. Weser-Ems Busverkehr tie mit sich“, sagt Jörg Colberg, kaufmän Rating bedeuten kann, wenn deutsche Un müsse wegen seines Gesellschafters Deut nischer Leiter der North Sea Terminal Bre ternehmen sich refinanzieren müssen. Bor sche Bahn AG bereits nach IFRS bilanzie merhaven GmbH & Co (NTB). In die gleiche cherding: „Künftig können sie die Banken ren. „Allerdings wird weiterhin ein HGB- Kerbe schlägt André Pieperjohanns. „Die allein mit der Handelsbilanz von ihrer Leis Einzelabschluss verlangt. Ein befreiendes Reform macht umfassende Anpassungen tungsfähigkeit überzeugen.“ Wahlrecht, wie es schon einmal geplant in Ausweis und Bewertung nötig. Entspre chend hoch ist der Umstellungsaufwand. Doch vorher gilt es, Hausaufgaben zur war, gibt es dagegen nun doch nicht“, mo niert Pieperjohanns. Ich sehe für uns keine Kostenersparnis, neuen Rechnungslegung zu machen. Da In der gleichen Bürokratiefalle befindet sich nicht einmal eine Kostenneutralität“, so der mit beginnen Colberg und Pieperjohanns die NTB. Jörg Colberg: „Denn BilMoG nä Geschäftsführer der Weser-Ems Busverkehr schon jetzt, „um eben nicht von den kom hert das HGB dem IFRS nicht so weit an, plexen Anforderungen überrascht zu wer dass künftig der IFRS-Abschluss für die den“. So erkannten sie schnell, dass ihre Einbeziehung in den Konzernabschluss der Gesellschafter Maersk und Eurogate auch Jörg Colberg, kaufmännischer GmbH aus Bremen. „BilMoG im Klartext“ heißt das Seminar, an Leiter der North Sea Terminal dem die beiden Manager mit 130 weiteren Unternehmen von der versprochenen Kos Bremerhaven GmbH & Co (NTB). Unternehmensvertretern jüngst teilnahmen. tensenkung nicht profitieren. Die stellt sich für den Einzelabschluss dienen kann und Es ist eines von mehr als 20 Seminaren in erster Linie bei kleineren Einzelkauf sich damit der Mehraufwand deutlich re duziert.“ Wo genau die Differenzen liegen, pwc: | juli 2008 zum Thema, die PwC bundesweit anbietet. leuten ein, die laut Novelle ganz von der Die Veranstaltungen haben großen Zulauf, Buchführungspflicht befreit werden sollen. müsse NTB aber noch prüfen, derzeit herr denn die Novelle betrifft alle HGB-Bilanzie Dazu gehören die mit höchstens 500.000 sche hier noch keine abschließende Klarheit. pwc: | juli 2008 31 pwc: Wissen tig mit einem von der Bundesbank ermit Andererseits kann, wer allein handelsrecht lich nach dem neuen BilMoG bilanziert, Vermisst das befreiende telten und veröffentlichten durchschnitt bedingt aufatmen. Das betont Bernhard Wahlrecht zwischen IFRS lichen Marktzins abzuzinsen. Das gilt kosten von Patenten Bieckmann von PwC Bremen, Gastge und HGB: André Pieper auch für Pensionsrückstellungen. „Hier aktivieren: Hans-Heiner Muss Entwicklungs ber des dortigen Seminars. „Vielen mittel johanns, Geschäftsführer sollen ein durchschnittlicher marktüb Eddelbüttel, Lisega- ständischen Unternehmen wird durch das der Weser-Ems Busver licher Zinssatz sowie künftige Gehalts- Vorstand und CFO. BilMoG, jedenfalls vorläufig, eine Umstel kehr GmbH, Bremen. und Rentensteigerungen zu berücksichti lung auf das komplexe IFRS-Regelwerk er gen sein. Damit werden die Lasten besser spart. Denn das BilMoG wird zu aussage dargestellt als bisher. Das war schon lan fähigeren Abschlüssen und damit zu mehr ge wünschenswert“, stellt Borcherding Akzeptanz im internationalen Vergleich füh lungskosten aktivieren“, sagt Lisega-Fi Problematisch ist auch, dass das BMJ klar. Steuerlich seien Rückstellungen nach gen, die im ersten Quartal des Folgejahres lichen Verlustvorträgen, zu buchen. ren.“ Der Zeitaufwand für die umfangreichen nanzvorstand Hans-Heiner Eddelbüttel. die Steuerneutralität verspricht – obgleich wie vor mit dem Teilwert unter Anwen nachgeholt werden. „Wir bewirtschaften Latente Steuern entstehen immer dann, IFRS-Anhangangaben werde in der Praxis Dafür müsse man die Forschungs- und dies unter die Hoheit des Bundesfinanz dung von 6 Prozent anzusetzen. Kosten oft unterschätzt. „Der Anhang kann 70 bis Entwicklungskosten der einzelnen Auf ministeriums (BMF) fällt. Das Problem steigerungen dürften nicht berücksichtigt im nördlichen Hafengelände von Bremer haven ein riesiges Areal, und uns oblie von der in der Steuerbilanz abweicht – 90 Seiten erreichen“, sagt Bieckmann. träge erfassen und über die Nutzungszeit stellt sich insbesondere bei dem vom werden. Unterm Strich führt das zu einer gen Flächensanierungen, die sich aber es kann um die Bewertung von Vorräten, abschreiben, Forschungskosten blieben BMJ betriebenen Wegfall der umgekehr Erhöhung des Postens. Lisega-Vorstand erst in den Folgeperioden auswirken.“ Der den Ansatz von Rückstellungen oder um Eine der wichtigen Änderungen, die den Aufwand. Da die Nutzungszeiten sich aber ten Maßgeblichkeit. Davon betroffen sind Eddelbüttel: „Das rechnen wir bei unseren Gesetzgeber sehe hier Manipulationsge die Wertberichtigung eines Grundstücks Mittelstand schon jetzt umtreiben: Künf ändern, muss zu jedem Jahresabschluss vor allem Rücklagen für Reinvestitionen fahren und fürchte Steuerausfälle. „Dabei tig sind laut Regierungsentwurf unter be oder Ersatzbeschaffungen. Dem BMF ob gehen. Auch Verlustvorträge sind einzu beziehen. Dazu Wandel: „Das zwingt uns stimmten Umständen selbst geschaffene aufs Neue eine entsprechende Betrach tung stattfinden. „Das ist für uns ein bedeu Pensionsrückstellungen derzeit vorsorg lich durch, um zu sehen, was da eventuell immaterielle Vermögensgegenstände des tender Mehraufwand“, so Eddelbüttel. liegt es nach wie vor zu erklären, ob die Bildung dieser Rücklagen steuerlich wei ter möglich ist. Aber bislang hält es sich Anlagevermögens in der HGB-Bilanz zu schauen die Wirtschaftsprüfer doch ge wenn die Bewertung in der Handelsbilanz vor allem auch dazu, Handels- und Steu „Wir rechnen die Pensionsrückstellungen vorsorglich durch, um zu sehen, was auf uns zukommt.“ erbilanz gleichzeitig aufzustellen. Das be deutet viel Zeitaufwand und paralleles Ar aktivieren – eine der Neuerungen, in de nen sich die Abkehr vom bewährten Vor Was der Lisega-Vorstand ebenfalls be zu den aus seiner Sicht kritischen Punk mängelt: „Durch diese Änderung klaffen ten bedeckt. „Dabei würde man sich wün sichtsprinzip manifestiert. Allerdings sollen HGB- und Steuerbilanz demnächst noch schen, frühzeitig auch die steuerlichen aktivierte Posten explizit mit einer Aus weiter auseinander. Auch das bedeutet Folgen der handelsrechtlichen Ände aufs Unternehmen zukommt.“ Auf jeden nau hin, ob der Aufwandsposten berech schüttungssperre belegt werden. Die For für uns unnötig mehr Arbeit.“ Denn laut rungen zu kennen“, betonte PwC-Exper Fall empfehle sich eine rollierende Pla tigt ist“, betont Colberg. ben die Unternehmer ihre Planbilanzen für schungskosten bleiben dagegen von der te Borcherding beim Bremer Seminar und nung, rät Borcherding, „denn die Anpas Auch Thomas Wandel, den Geschäftsfüh 2009 aufgestellt. Nachdem nun die Bun Aktivierung ausgeschlossen. Diese Neue BMJ – als treibende Kraft hinter der No velle – bleibt es beim Aktivierungsverbot traf damit den Nerv der Teilnehmer. Sie sungen können über 15 Jahre verteilt wer rer der Saturn Petfood Group, ein Unter desregierung ihre Vorstellungen vom künf rung erfasst zum Beispiel Patente aller Art für die Steuerbilanz, sodass die Aufwen applaudierten laut. „Man tappt hier leider den. Man sollte vorher überlegen, auf wie nehmen der Heristo-Gruppe, beschäftigen tigen BilMoG präsentiert hat, können die und selbst entwickelte Software. dungen grundsätzlich weiterhin als Be noch völlig im Dunkeln“, sagt auch Wolf gang Kloppenburg, zuständig für Finance viele Jahre die Aufstockung verteilt wird.“ die geänderten Regeln bei den Rückstel Unternehmen erste konkrete Maßnahmen Für NTB ist das kein Problem, da keine lungen und der zusätzliche Aufwand, der ins Auge fassen. „BilMoG ist nicht IFRS und Controlling bei der Brinkmann Tabak Pensionsrückstellungen anfallen. Kauf künftig für die Aufstellung der Jahresab light, sondern HGB schwer. Es gibt viel zu fabriken GmbH in Bremen, Tochterfirma mann Colberg bereiten dagegen die Pläne schlüsse nach IFRS und BilMoG sowie des British-American-Tobacco-Konzerns, Unbehagen, das Passivierungswahlrecht für steuerliche Zwecke entsteht. „Zudem tun“, sagt Armin Slotta von PwC. Die Ab schaffung des Vorsichtsprinzips im neu „zumal die Novelle weitere Abweichungen für Aufwandsrückstellungen abzuschaffen gewinnen latente Steuern an Bedeutung“, en BilMoG macht aber noch lange keine „Der Umstellungsaufwand ist groß. Ich sehe keine Kostenersparnis, nicht einmal Kostenneutralität.“ André Pieperjohanns, Geschäftsführer der Weser-Ems Busverkehr GmbH, Bremen Hans-Heiner Eddelbüttel, Lisega-Finanzvorstand beiten in kürzester Zeit. Der Druck erhöht sich noch dadurch, dass die Abschlüsse immer früher vorliegen sollen.“ Um auf der sicheren Seite zu sein, ha von der Steuerbilanz vorsieht.“ und stattdessen ein Passivierungsverbot so Wandel. Das BilMoG wolle nämlich alle unvorsichtigen Kaufleute. Pieperjohanns, Von besonderer Relevanz für die Unter Handelsbilanzierer dazu zwingen, künf tige Steuerentlastungen, auch aus steuer Eddelbüttel, Colberg und Kloppenburg Abweichung gibt auch der Bundessteuer zu verhängen – mit Ausnahme der Rück stellungen für unterlassene Instandhaltun men produziert Halterungen für Rohre in beraterkammer zu denken: „Für den Mit nehmen: die handelsrechtliche Neuerung Großanlagen und beliefert damit insbeson telstand stellt sich die Frage, ob zukünftig bei Rückstellungen. Sie sind demnächst Das ist relevant für Technologieführer wie triebsausgabe abzugsfähig sind. Diese die Lisega AG aus Zeven. Das Unterneh dere Kraftwerke und petrochemische Be noch eine Einheitsbilanz mit steuerlicher nicht mehr nach dem strengen Stichtags triebe. Lisega setzt mit weltweit 800 Mit Überleitungsrechnung möglich ist. Das prinzip zu bewerten, sondern zum Er arbeitern gut 100 Millionen Euro um. „Wir füllungsbetrag inklusive künftiger Kos haben noch rund 20 laufende Patente. Hier widerspricht sonst dem vom BMJ gesetz ten Ziel, eine kostengünstige Alternative ten- und Preissteigerungen anzusetzen. ändert sich nichts. Aber bei neuen Patent zu IFRS anzubieten“, erläutert sie in ihrer Überdies sind die Rückstellungen mit einer projekten müssen wir künftig die Entwick Stellungnahme zum BilMoG. Laufzeit von mehr als einem Jahr künf 32 pwc: | juli 2008 Für Mittelständler bringt das Bilanzrechts- modernisierungsgesetz nicht nur Vorteile. Sie sollten sich deshalb frühzeitig mit der Problematik und den Möglichkeiten der Novelle befassen. pwc: | juli 2008 haben jedenfalls vorausgedacht. Kontakt [email protected] Tel. 040 6378-1804 [email protected] Tel. 069 9585-1220 33 pwc: Wissen Gleiche Regeln für alle? Für gutes Compliance Management gibt es kein Modell von der Stange. Jedes Unternehmen muss sich das Regelwerk schaffen, das zu ihm passt. Von Hendrik Roggenkamp „Bisher wird Compliance häufig als lästige administrative Bürde empfunden.“ Bernd Saitz, Experte für Compliance Management bei PricewaterhouseCoopers Gut 50 Führungskräfte sitzen im Seminar- vorteil, sondern häufig als lästige adminis- Standards halten. Doch das Geflecht der raum der Bahn-Tochter Schenker. Sie sollen trative Bürde empfunden wird“, sagt Saitz. Regeln wird immer komplexer, man denke lernen, an welche Dos and Don’ts sie sich Wie effektiv es jedoch ist, die mentalen bloß an die „Verordnung zur Änderung zu halten haben, um bei den Kartellwäch- Hürden zu überwinden, zeigte im vergan- der Erhebungstermine für die Abfallstatistiken“ (amtliche Abkürzung, und das ist tern in Bonn und Brüssel gar nicht erst den genen Jahr die PwC-Studie „Wirtschafts- Verdacht von Preisabsprachen aufkommen kriminalität 2007“. Danach wurden weltweit kein Scherz: AbfStatErhTÄndV), das Um- zu lassen. Der Workshop ist ein kleiner, aber 38 Prozent der Unternehmen mit Ethik- weltsiegel des Forest Stewardship Coun- wichtiger Bestandteil der Strategie für eine Standards und einem Compliance Office cil oder die umfassenden Vorschriften des gute Unternehmensführung bei der Bahn. Opfer von Wirtschaftskriminalität. Dagegen war jedes zweite Unternehmen ohne Sarbanes-Oxley Act, der viele Aktienge- Wörterbuch eine ganze Reihe von Bedeutungen, die sich lesen wie ein Katalog von ein Regelwerk mit Betrugsfällen konfron- Transparenz (und Bürokratie) verpflichtet. tiert. Die Studie wertet dieses Ergebnis als Dabei sind nicht alle Regeln für jedes Un- Demutsvokabeln: Erfüllung, Folgsamkeit, klares Signal dafür, dass ein geregeltes ternehmen relevant. Ein mittelständischer Fügsamkeit, sogar Unterwürfigkeit und Willfährigkeit. Die beste Übersetzung ist wohl Compliance-Programm die Abschreckung erhöht. Vorschriften zum Arbeitsschutz am Bau „Einhaltung“: von Gesetzen, Verordnungen Dabei ist Compliance in ihrem Kerngedan- beschäftigen, aber wohl kaum mit dem For ken überhaupt nicht neu: Unternehmen eign Corrupt Practices Act. Und Sarbanes- ge des „Handelsblatts“ unter 770 deutschen mussten sich schon immer an Gesetze Oxley ist nur wichtig für Unternehmen, die Topmanagern im Februar haben bislang drei und Verordnungen sowie selbst auferlegte direkt oder über eine Tochtergesellschaft Es geht um Compliance. Dafür bietet das und anderen Richtlinien. Nach einer Umfra- sellschaften seit 2002 zu erheblich mehr Bauunternehmer muss sich genau mit den von vier Unternehmen sogenannte Compliance Offices eingeführt. Dabei steht diese Entwicklung nicht in direktem Zusammen- Compliance-Maßnahmen hang mit den großen Skandal- und Betrugs- Häufigkeit der Anwendung in Prozent, Mehrfachantworten möglich fällen der jüngeren Vergangenheit (Siemens, VW). Compliance ist keine Frage der Moral, Westeuropa Deutschland Externe Revision 83 sondern der Transparenz und der Berechenbarkeit gegenüber Eigentümern und ande- 87 78 Interne Revision ren Stakeholdern. Gegenwärtige Compliance-Initiativen haben 77 87 Interne Kontrollen bei befragten Managern allerdings bislang einen schweren Stand: Nur 26 Prozent sind 89 Risikomanagement 45 Unternehmenssicherheit 45 der Ansicht, dass ihre Geschäftsabläufe durch die neuen Kontrollsysteme wirk- 47 lich sicherer werden, 77 Prozent fürchten in erster Linie mehr Bürokratie. Für Bernd 50 Hotline für Hinweisgeber 22 Saitz, Experte für Compliance Management bei PricewaterhouseCoopers (PwC), zeigt 31 das Umfrageergebnis, „dass die meisten Personal- oder Aufgabenwechsel Unternehmen noch nicht über ein integriertes Compliance Management verfü- Informationen aus öffentlichen Quellen gen“. Vielfach überwache jede Abteilung die Regeln und Abläufe separat. „Eine un- Elektronische Berichtssysteme ternehmensweite Verzahnung nach ein- Kundenmonitoring 25 30 44 40 25 28 40 heitlichen Vorgaben fehlt, genauso wie ein zusammenfassendes Reporting an das Top- 34 pwc: | juli 2008 48 management. Synergien bleiben ungenutzt, Eigene kriminaltechnische Analysen sodass Compliance nicht als Wettbewerbs- Quelle: PwC WiKri 2007 Studie pwc: | juli 2008 4 16 35 pwc: Wissen Compliance in der Praxis Professor Klaus Kocks, Jahrgang 1952, ist unabhängiger Meinungsforscher und Volkswagen hat nach der „Lustreisen“-Af- Kommunikationsberater. Bis 2001 war der färe ein Antikorruptionssystem eingerichtet. Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Informanten können sich an zwei Ombuds- Kommunikationsvorstand bei Volkswagen. männer wenden, die Vertraulichkeit garantieren. Sind die Vorwürfe begründet, werden sie an die Konzernrevision weitergeleitet, die direkt an den Vorstand berichtet. Die Tippgeber bleiben anonym – selbst wenn es zu einem Prozess kommen sollte. Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport hat 2003 ein Wertemanagementsystem eingeführt, das einen Katalog konkreter Verstöße und Kon- an einer Börse in den USA gelistet sind – für viele deutsche Unternehmen also nicht. Je nach Größe, Branche oder Internationalisierungsgrad sind die Compliance-Pflichten sehr unterschiedlich. Und auch die Differenzierung zwischen staatlichen Vorschriften sequenzen für Mitarbeiter und Fremdfirmen gehören konkrete Maßnahmen und Ver- umfasst. So ist es untersagt, Präsente an- antwortlichkeiten. Das erfordert kontinu- zunehmen, die mehr als 35 Euro wert sind. Lieferanten, die diese Regel ignorieren, werden für fünf Jahre gesperrt. Beim Sportwarenhersteller Adidas müssen sämtliche Zu- und selbst auferlegten Richtlinien, also lieferer einen Code of Conduct erfüllen, der ierliche Kontrollen und eine angemessene Informations- und Kommunikationsstruktur. Insbesondere muss das Management ohne Verzögerung von Compliance-Ver- Garantierter Tod Manager scheitern immer – als Söldner, Helden oder Stars. stößen erfahren, damit es geeignete Gegenmaßnahmen einleiten kann. Sinnvoll den harten und weichen Regeln, sagt nicht Standards für Gesundheitsschutz, Arbeit- kann auch die Integration von Compliance- Manager sind Reisläufer. So nannte man in der Schweiz, jenem beobachten, wie solche Karrieren synthetisch geschaffen werden zwingend etwas über die Bedeutung der nehmerrechte und Umweltschutz enthält. Meilensteinen in einkommensrelevante Alpenland, das früher, als es noch arm war, seine Söhne nicht zu durch platte Ruhmesgeschichten exzessiver Ausschweifungen, die Compliance-Felder für Unternehmen aus. Wer gegen die Vorschriften verstößt, wird das antike Ideal des Dionysos fortführen. Zum Star gehört die Fama abgemahnt und im Wiederholungsfall ge- Zielvereinbarungen zwischen Unternehmen und Beschäftigten sein. ernähren wusste, jene jungen Männer, die als Söldner auf dem Ein bekannt gewordener Verstoß gegen Markt standen und ihre Dienste anboten: Hire and Fire – fast im der Grenzüberschreitungen. Wir wollen keine braven preußischen kündigt. Seit gut einem Jahr können sich Viele Unternehmen fordern mittlerweile Wortsinn. Am einen Tag kämpften sie für jenen Kriegsherren, am Beamten, die uns durch ihre Fleißgeschichten langweilen. Es muss auch Mitarbeiter in Zulieferbetrieben über auch den aktiven Einsatz der Mitarbeiter, nächsten für einen anderen. Und es gab Schlachten, in denen sie schon ein wenig nach Luzifers Schwefel riechen. Die Reputation also das sogenannte Whistleblowing. Bei auf beiden Seiten standen. Sie kämpften für Anliegen, die nicht der Manager wird folglich nicht nur von kühlen Rechenstiften in das Bayer gibt es in jeder Konzerngesellschaft die ihren waren, sondern die ihrer Herren. Bis in die Gegenwart Buch des Shareholder Value geschrieben. Hollywood wird hier zu ein Compliance Committee, das die Mitarbeiter dazu verpflichtet, Regelverstöße trägt die kleine, bunt geschmückte Schutztruppe des Papstes den einem zweiten Paradigma der Bewertung. Man kann das für aus selbst gesetzte Corporate-ResponsibilityStandards beispielsweise bringt zwar jedem Unternehmen einen Imageschaden. Doch mit nennenswerten Konsequenzen wie einem Absatzeinbruch, zum Beispiel infolge von Protestaktionen, müssen Unterneh- eine Hotline an das Social and Environmental Affairs Team wenden. Externe Gutachter überprüfen die Einhaltung der Vorschriften. men nur dann rechnen, wenn sie selbst ge- sofort zu melden – auch anonym. Wer die Namen jener Soldaten – doch die Geschichte der Schweizergarde haben die meisten vergessen. Sie galt als gewissenloser Söld- ufernde Eitelkeit halten und geißeln. Aber der Neid der grauen Mäuse gegenüber den Paradiesvögeln greift zu kurz. Der Grund für die setzte Standards massiv verletzen. Dies gilt Vorschrift ignoriert, muss mit Abmahnung, nertrupp, der bereit war, für Geld jede Grausamkeit zu begehen – Starallüren ist ernster, als man meint: Öffentliche Wahrnehmung ist etwa für Anbieter von umweltverträglichen Kündigung und/oder Schadenersatzforderungen rechnen. auch den Menschenhandel. Und wenn einer von ihnen fiel, war „Story-driven“. Wer spannende Geschichten erzählt, wird beachtet. er schnell vergessen. Wie sich die Zeiten doch geändert haben! Ja, der Kapitalmarkt will Storys, weil Anleger solchen Possen ihr Haben sie? Geld hinterherschicken. Wähler, die politischen Subjekte unserer Produkten. So müsste ein Ökostromanbieter, der in Spitzenzeiten Atomstrom ins Netz schleust, eine schwerwiegende Nichteinhal- Zurück zum Beispiel Schenker: Die „Regeln tung seiner Regeln einräumen. für das Verhalten gegenüber Wettbewer- Republik, gehen als fanatische Fans noch weiter: Sie schenken Nicht wirklich. Manager im Zeitalter der Globalisierung sind auf bunten Hollywoodhelden ihre Herzen, während sie es dem grauen Einen Standard für das Compliance Ma- bern“ verdeutlichen die Konsequenzen für hohem Niveau so etwas wie die Reisläufer aus der Schweiz – auch Flanell von Macht und Reichtum verweigern. Das erklärt, warum nagement gibt es nicht. Allerdings lassen Unternehmen und Beschäftigte bei Verstö- sie kämpfen die Kriege anderer Herren. Einen Beleg dafür liefert sich Kernelemente als eine Art Best Prac ßen gegen das Kartellrecht. Mit konkreten unser Aktienrecht, das das hohe Lob auf die Aktionäre singt und sich Banker plötzlich mit Beratern umgeben, die für sie solch spannende Geschichten erfinden. tice definieren: Am Anfang steht die Erfas- Beispielen wird demonstriert, welche Ver- den Vorstand in brutaler Schlichtheit nur „die Verwaltung“ nennt. sung der Themen. Zum Beispiel mit einem haltensweisen und Äußerungen gegenüber Betrachtet man die Verweildauer von Vorständen in ihren Ämtern, Denn Manager sind zum Dritten und schlussendlich tragische Compliance Health Check entwickelt, in Wettbewerbern von den Kartellbehörden als Helden. Man muss nicht an das Schicksal von Klaus Zumwinkel dem gemeinsam mit der Unternehmenslei- Pharma- und Chemiekonzern Bayer ver- problematisch oder gar justiziabel einge- so wird die Parallele zu den Reisläufern sehr deutlich. Der einzige Unterschied: Die Söldner haben einen Ehrenkodex gegenüber tung die Risiken ermittelt werden, die sich pflichtet seine Mitarbeiter bereits seit 1999 stuft werden könnten. Allein in Deutschland Gefallenen und Verwundeten, der im internationalen Management nicht immer ein glückliches Ende nehmen. Das hat nichts da- aus Regelverstößen in den unterschied- auf ein „Programm für gesetzmäßiges und werden zwischen 500 und 1.000 Schenker- wenig gilt: Nicht jeder erhält, nachdem er gefallen ist, auch ein mit zu tun, ob die Geschäfte gut gelaufen sind. Greifen wir auf die lichen Themenfeldern ergeben können. Das verantwortungsbewusstes Handeln“. Dar- Führungskräfte an Workshops teilnehmen, ordentliches Grab. Resultat ist eine Corporate Rule Base: ein in geht es unter anderem um die Aspekte oder Heinrich von Pierer erinnern, um zu zeigen, dass die Karrieren Rollenmodelle der Legionäre und Stars zurück. In allen Kriegen gibt es Opfer einschließlich sogenannter Kollateralschäden. Gerade in Katalog, der Regeln und Risiken umfasst. Produktsicherheit, das Verbot von Preis- parallel gibt es Schulungen in 145 Landesgesellschaften. Außerdem werden 20.000 Manager sind zugleich und immer mehr Stars, denn sie gehören der Ökonomie kann man im Felde ungeschlagen sein, aber politisch Daraus entwickeln Unternehmen idealerweise eine Compliance-Strategie. Der absprachen sowie den Umgang mit Gen- Mitarbeiter einen E-Learning-Kurs zum Kar- großenteils dem Showbiz an. Schon immer haben die Menschen tot. Viele große Dramen kennen nach dem Aufstieg den tiefen technik. Zu einer Compliance-Strategie tellrecht absolvieren. herausragende Künstler verehrt. Seit dem Eroberungsfeldzug Fall: „The higher they stand, the harder they fall.“ Die Unterhaltungs der Massenmedien ist daraus eine ganze Industrie geworden. industrie ist gegenüber den Opfern ihrer Berichterstattung gänzlich unsentimental. Dem Chefredakteur einer großen deutschen Um sich im Geflecht von Vorschriften und Verordnungen nicht zu verheddern, braucht es ein Compliance Management mit festen Spielregeln. Eine lautet: Mitarbeiter müssen eingebunden werden. 36 Kontakt [email protected] Wir, das Publikum, verehren Maria Callas und Maria Furtwängler, wie wir Mutter Maria und Maria Magdalena verehren sollten. Boulevardzeitung wird folgender Spruch zugeschrieben: „Wer mit Bewunderungsreligionen werden gezüchtet; zu bewundern ist dann uns im Aufzug nach oben fährt, fährt mit uns auch wieder runter!“ auch das Unzüchtige. Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll – die Rolling Tel. 0221 981-2192 Online-Info: www.pwc.de/de/pwc311 pwc: | juli 2008 Stones führen ihr Bubenstück des haltlosen Teenagers noch im Manager können zwischen drei Todesarten wählen: Scheitern aus Vorruhestand auf. Die meisten rollenden Steine setzen kein Moos Versagen. Oder an der Übermacht des Feindes – Heldentod. Oder an. An der morbiden Soulsängerin Amy Winehouse kann man aus Eitelkeit: Tod durch Hollywood. pwc: | juli 2008 37 pwc: Wissen Peter Fratzl ist fasziniert von Nanostrukturen in der Natur. Sein wichtigstes Forschungsthema sind Knochen und Skelettsysteme. Seine Entdeckungen können in moderne Technik übertragen werden – das hilft auch der Wirtschaft. Der Naturversteher Wieso sind Knochen elastisch und stabil? Wie dreht sich die Sonnenblume? Der Bioniker Peter Fratzl will mit den Gesetzen der Natur Nutzen stiften. Von Vanessa de l’Or Für die Architekten der Antike wäre manches Biomaterialforschung. „Pflanzen sind absolut tung weiterzudenken. Deshalb überrascht einfacher gewesen, hätten sie das Prinzip faszinierende Lebewesen“, sagt Fratzl. Gilt es nicht, dass sich Fratzl immer häufiger des Tiefseeschwamms Euplectella gekannt. das auch für den Gummibaum, der in seinem mit Unternehmen austauscht, die in seiner Denn sein gläsernes Skelett nimmt verschie Büro neben dem Besuchertisch steht? Die Forschung Inspiration suchen. In letzter Zeit dene Baumuster der Architektur vorweg. Oberfläche der Blätter sei extrem flüssigkeits abweisend und damit vorbildlich – für alle habe er zum Beispiel häufiger mit Pharma firmen und Kunststoffherstellern gespro Eines davon verwenden die Menschen seit mehreren Hundert Jahren für den Bau von möglichen Oberflächen in unserem Alltag: chen. „Das größte wirtschaftliche Potenzial Fachwerkhäusern. Herausgefunden hat das Küchen, Autolacke, Schutzkleidung. Doch unserer Arbeit sehe ich in der Biomedizin – Peter Fratzl, der sich tagtäglich mit Phäno menen wie der Beschaffenheit von Euplec der schlanke Mann lächelt und sagt dann mit bei der Herstellung von Implantaten“, sagt er. An Implantat-Materialien würden beson ders hohe Ansprüche gestellt. Sie müs tella beschäftigt. Der Physiker, seit 2003 Wiener Schmäh: „Der Gummibaum interes siert mich eigentlich gar nicht.“ Fratzl will Mo einer der Direktoren am Max-Planck-Insti dellsysteme in der Natur finden, die ihn mehr sen gewebeverträglich sein, dürfen keine tut für Kolloid- und Grenzflächenforschung faszinieren als der Gummibaum. Allergien auslösen und sollen, wenn sie im in Golm bei Potsdam, erforscht, was der Mund eingesetzt werden, obendrein allen käfig. Es sei beeindruckend, sagt Fratzl, wie schon erlebt, dass ein Biologe und ein Phy logie, der Lehre von den Knochen und Ske Kaubelastungen standhalten. „Hier kann die dieser unscheinbare Schwamm den starken siker ein und denselben Vorgang so unter lettsystemen. Bis heute ist diese Forschung Mensch von der Natur lernen kann. Zum Bei Hochinteressant seien zum Beispiel für die spiel, Materialien herzustellen, die elastisch Grundlagenforscher Weizenkörner. Jüngst Natur enorme Anregungen für viele neue mechanischen Beanspruchungen in der Tief schiedlich beschrieben, dass keiner wusste, Fratzls wichtigstes Thema. Es geht um Fra und stabil zugleich sind. fand er heraus, mit welcher Technik sich see standhalte – ein Wunder sei es nicht. An wovon der andere sprach. Solche Barrieren gen wie: Was tut der Knochen, um Brüche Die milliardenfache Vergrößerung von na ein wildes Korn in den Boden bohrt: Zwei Produkte bieten.“ Der Tiefseeschwamm hat den 49-Jährigen be die glaubt der Wissenschaftler nämlich nicht. will Fratzl abbauen – oder erst gar nicht ent zu verhindern, wann reduziert sich Knochen türlichen Objekten verhilft Fratzl zu seinen Grannen, die aussehen wie zwei Antennen, sonders beeindruckt. Das Bauprinzip dieses Stattdessen zitiert er Goethe. Der bezeichnete stehen lassen. „Je mehr Denkschemata wir masse – oder vermehrt sie sich? Erkenntnissen. Mit dem Nanomikroskop un treiben es in die Erde. In der trockenen Luft gläsernen Skeletts hat sein Forscherteam zur Verfügung haben, desto besser.“ Sein tersucht er die Materie verschiedener Orga des Tages biegen sich die beiden Grannen zusammen mit amerikanischen Kollegen ent es als das größte Glück des denkenden Men schen, „das Erforschliche erforscht zu haben Erfolgsrezept lautet: Konzepte von einem Seine Berufung ans Max-Planck-Institut in nismen, ihre Funktionen und Routinen. Die nach außen. Nachts, vom Tau angefeuchtet, schlüsselt. „Wollen Sie einen sehen?“, fragt und das Unerforschliche zu verehren“. Gebiet auf ein anderes zu übertragen. So Golm bewertet Fratzl als große Chance, den Beschaffenheit der Natur fesselt den gebür tigen Wiener. Um das zu erläutern, zitiert er den niederländischen Bioingenieur Rik Huis kes: „Wenn Knochen die Antwort sind, wie lautete dann die Frage?“ Peter Fratzl sitzt „Je interdisziplinärer wir hier denken und forschen, desto besser.“ wundert es nicht, dass er eng mit Biologen, interdisziplinären Forschungsansatz zu ent wickeln, unter weltweit einzigartigen Bedin schiedene Forschungsprojekte, gut die Hälfte Chemikern, Mathematikern und sogar einem Zahnarzt zusammenarbeitet. gungen. Denn während Wissenschaftler in von ihnen in seinem Institut. Hauptsächlich Sein eigener Werdegang hatte ihn zunächst den USA einen guten Teil ihrer Zeit für Fund Derzeit betreut der Wissenschaftler zwölf ver Peter Fratzl, Physiker und Direktor am Max-Planck-Institut Golm führt er Gespräche mit Mitarbeitern oder dem zur Mathematik geführt, in Paris nahm der raising aufbringen müssen, ist der größte Teil Österreicher das Studium auf. Doch mathe seiner Finanzierung durch den Staat gesi brauner Cordjacke, die Haare ein wenig ver strubbelt, so wie sich viele Menschen einen strecken sie sich wieder in den Himmel. Da bei fungieren Härchen wie Widerhaken: Sie Fratzl und holt, ohne die Antwort abzuwarten, wissenschaftlichen Nachwuchs. „Ich verste he mich als Resonanzkörper und als Spar matische Formeln waren ihm rasch zu abs chert. Das macht die Forscher in Golm un ein in Schutzfolie gehülltes Exemplar. „Hal ringspartner. Ein Einzelkämpfer bin ich nicht.“ trakt. „Das ist immer alles so stimmig und abhängig und hält ihre Köpfe frei für Experi Wissenschaftler vorstellen. Impulse wolle er sorgen dafür, dass sich die Saat nur nach ten Sie mal. Ist er nicht unglaublich leicht?“ Mitarbeiter bewundern, wie schnell er sich in schön, anders als in der Natur. Die findet oft mente. Demnächst blühen Sonnenblumen in unten bewegen kann. Vorsichtig nimmt er eine Art weißen Kolben verschiedene Themen hineinfindet und dem Lösungen, die nicht perfekt sind, aber funkti den Laboren von Golm. Fratzl und seine Kol in die Höhe, der unzählige kleine Löcher hat. Team die Aufgabenstellungen vermittelt. „In terdisziplinäre Forschung ist eine Geisteshal onieren!“ Er wechselte zur Physik, habilitierte legen werden untersuchen, mit welchem Me in der Festkörperphysik und landete schon chanismus es der Pflanze gelingt, sich nach der Sonne zu richten. Gut möglich, dass ihre in seinem Büro, in schwarzen Jeans und geben, sagt er. „Impulse, die ich aus der Bio logie mitnehme und die für medizinische oder technologische Anwendungen nützlich sein „Unsere Grundlagenforschung ist keine an wendungsnahe Forschung“, betont Fratzl könnten.“ Bio-inspirierte Materialien nennen aber immer wieder. Vielmehr sei sie in ei In dem Schwamm können Larven einer be stimmten Garnelenart schlüpfen und aufwach tung“, sagt Fratzl. Jede Wissenschaft habe damals bei der Biologie, Fachgebiet Kno Fachleute das. Fratzl hat dafür in Golm ei gens ein neues Arbeitsgebiet etabliert: die nem frühen Stadium „klärend“, ob es sich sen – bis sie zu groß geworden sind, um den ihre eigene Denkweise und Sprache. Das be chenforschung: als Research Associate am Erkenntnisse irgendwann den Herstellern von überhaupt lohnt, in eine bestimmte Rich Schwamm zu verlassen: Er wird zum Glas hindere häufig die Zusammenarbeit. Er habe Wiener Ludwig Boltzmann-Institut für Osteo Solardächern zugutekommen. 38 pwc: | juli 2008 pwc: | juli 2008 39 pwc: Trends Grün ist die IT-Hoffnung Warum schonen Technologiefirmen die Umwelt? Aus rein rationalen Gründen. Fast die Hälfte aller Führungskräfte glaubt, dass Umweltschutz die Marktchancen erhöhe. So wächst das Interesse an „grünen“, also umweltschonend produzierten IT-Produkten. 60 Prozent der Unternehmen wählten umweltfreundliche Lösungen, um die Energiekosten zu senken. Für die Studie „Going Green: Sustainable Growth Strategies“ („Technology Executive Connections“, Volume 5) hat PwC zusammen mit der Economist Hohe Rendite, geschützte Arten enormes Marktpotenzial. Davon profitieren können aber nur die Drei Fragen an ... Susanne EickermannRiepe Unternehmen, die sich rechtzeitig auf diesen Trend einstellen“, sagt ... zum Datenmanagement bei Immobilien Intelligence Unit (EIU) 148 Manager aus der Technologie- und Telekommunikationsbranche interviewt. „Die steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen birgt Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, keiten. Noch nutzt die Wirtschaft diese Kerstin Müller, Technologie-Expertin bei PwC. Österreich und der Schweiz bilden mittler- Chancen allerdings kaum. Die Studie „Su- Online-Info: www.pwc.de/de/pwc314 weile einen dynamisch wachsenden Markt. stainable Investments for Conservation. The pwc: Warum ist die Optimierung immobilien- und bauwirtschaftlicher Prozesse wichtig? Allein im deutschsprachigen Raum hat sich Business Case for Biodiversity“, die PwC Eickermann-Riepe: Um Immobilien flexibel das Volumen für diese Publikumsfonds seit gemeinsam mit der Umweltstiftung WWF vermieten, bewirtschaften, bewerten oder 2002 auf 18,2 Milliarden Euro versiebenfacht. Die Renditen übertreffen oft Stan- erstellt hat, soll das ändern. Sie wurde Anfang des Jahres in Brüssel der internati- dardwerte, sodass mehr und mehr Fonds- onalen Öffentlichkeit vorgestellt. Bei dem manager in den Markt einsteigen. Dazu Projekt ging es darum, ein Unternehmens- beigetragen hat etwa der deutsche Ge- konzept zu entwickeln, das Rendite und setzgeber, indem er Anbieter von staatlich Erhaltung der biologischen Vielfalt vereint. zertifizierten Altersvorsorgeverträgen und Alfred Höhn, bei PwC Fachmann für Wirt- betrieblichen Pensionsfonds dazu verpflich- schaftsförderprogramme, nennt ein bishe- tete, über die Berücksichtigung sozialer und riges Hemmnis: „Es ist sehr schwierig, die ökologischer Kriterien in ihren Anlageent- Qualität von Nachhaltigkeitsfonds einzu- scheidungen zu berichten. Für Kapitalan- schätzen, da es bisher keine klaren und leger, Umweltverbände und Unternehmen allgemein akzeptierten Standards gibt.“ eröffnet diese Entwicklung neue Möglich- Online-Info: www.pwc.de/de/pwc312 Höhere Gebühren, weniger Jobs PwC – die Steuerberatung des Jahres Jede dritte Kommune wird sicher oder zumindest wahrscheinlich Es gibt Pokale, für die es sich Stellen abbauen, um die Lohnsteigerungen im öffentlichen Dienst zu schuften lohnt. Für die Steu- auszugleichen. Die Tarifeinigung belastet die Bürger zudem mit höheren Gebühren, etwa für Müllabfuhr und Kinderbetreuung. Das er- +33 1 5657-1401 ist die Telefonnummer des German Desk bei PwC in Paris: Frankreichs ist der größte Handelspartner Deutschlands, das wiederum den wichtigsten Handelspartner für Frankreich darstellt. Wirtschaftsprüfer Bernd Bongers und Steuerberater Frank Evers leiten das German Desk in Paris und stehen deutschen Firmen zur Seite, die geschäftliche Beziehungen zu Frankreich haben oder aufbauen möchten. Denn trotz der Nähe gibt es noch viele rechtliche Unterschiede. Übrigens: In Deutschland erreichen Sie unter 030 2636-5259 das French Desk, das Roland Krenz leitet. verwalten zu können, kommt es auf Genauigkeit und Transparenz der Stammdaten an. Bei dezentralen IT-Landschaften kommt es schnell zu Inkonsistenzen und Konflikten bei operativen sowie analytischen Geschäftsprozessen. Wie kann man dagegen ansteuern? Mit einer integrierten Lösung, die wir mithilfe von SAP Netweaver Master Data Management entwickelt haben und die Unternehmen eine harmonisierte, belastbare und ganzheitliche Daten- und Entscheidungsbasis im Immobilien-Assetmanagement verschafft. Für welche Branchen ist diese Lösung interessant? Im Prinzip für sehr viele – aber im Schwerpunkt natürlich für den klassischen Immobilien- und Bausektor, den Handel mit Gutes Klima für Ideen seinen großen Immobilienbeständen und erberater ist das der Preis „Tax Innovative Unternehmen brauchen krea- Firm of the Year“, den die Lon- tive Mitarbeiter, sie müssen internen und Innovationsmanagement muss daher viele Bereiche und Prozesse integrieren. natürlich auch für Banken und Versicherungen. mittelte PwC in einer Befragung von Kämmerern, Dezernenten und doner Zeitschrift „International externen Wissensaustausch zulassen, Dr. Diane Isabelle Robers, bei PwC zu- anderen Finanzverantwortlichen von 152 Städten und Gemeinden. Tax Review“ (ITR) jedes Jahr die Kunden früh einbinden und vor allem: ständig für Innovation, erklärt die Vorteile Besonders belastet sind Groß- vergibt. PwC hat diese Trophäe Das Topmanagement muss Innovationen der Dienstleistung Smart Innovation so: städte und ostdeutsche Kom- in Deutschland nun zum ersten Mal gewonnen. Die Aus- fördern und unterstützen. Erfolgreiches munen. Die Sorge, Jobs abbauen zu müssen, ist im Osten zeichnung wurde mithilfe von mit 45 Prozent ausgeprägter Mandanten ermittelt, und zwar innerhalb der Unternehmensorganisation, ihre Funktionsbereiche, deren Ausprä- als im Westen (32 Prozent). Ein konkret für grenzüberschrei- gungen und gegenseitige Beziehungen in Ausgleich über Privatisierung tende Beratungen bei größeren den gesamten Aufbau eines Innovations- öffentlicher Dienste ist auch Transaktionen im Jahre 2007. managements ein.“ Das gelte für mittel- ein Ost-Thema (23 Prozent), in Die Konkurrenten in der deutschen Ausscheidung waren Clifford ständische Unternehmen, internationale Westdeutschland denken 14 Chance, Deloitte, Flick Gocke Schaumburg und Linklaters. Außerdem hat PwC den Preis in der Schweiz, in Russland, auf Malta und Konzerne und Anbieter der öffentlichen Prozent über den Verkauf öffentlichen Eigentums nach. 40 „Wir betrachten nicht nur einen Teilbereich, sondern beziehen die Wechselwirkungen Hand gleichermaßen. Online-Info: www.pwc.de/de/pwc315 auf Zypern erhalten. pwc: | juli 2008 pwc: | juli 2008 Susanne Eickermann-Riepe ist PwC-Expertin für die Immobilienberatung. 41 pwc: Lösungen Schöne stille Reserven Was bringt es eigentlich Unternehmen, Kunst zu sammeln? Viel! Wenn sie es mit Leidenschaft und Professionalität betreiben. Sie schaffen damit Werte: für ihre Mitarbeiter, Eigentümer, die Öffentlichkeit – und natürlich für die Künstler. Von Ute Krepler Die Deutsche Börse zeigt in ihrer Hauptzentrale ein Selbstporträt der Fotografin Chantal Michel (unten): „Die Wirklichkeit stellt eine Unwahrscheinlichkeit dar, die eingetreten ist“, 1999. Der promovierte Biologe und Installationskünstler Carsten Höller hat in der Kunstsammlung des Modehauses Prada einen Raum der Pilzkultur gewidmet: „Upside Down Mushroom Room“, 2000 (rechts). 42 pwc: | juli 2008 pwc: | juli 2008 43 pwc: Lösungen Vier Werke aus dem Besitz der Sammlung Deutsche Bank: eine Stahlskulptur von Anish Kapoor (ganz links): „Turning the World Upside Down III“, 1996. Ein Gemälde von Damien Hirst (links im Hintergrund): „Biotin-Melamide“, 1995. Eine Fotografie von Joseph Beuys (Mitte): „La rivoluzione siamo Noi“, 1971. Und eine Fotografie von Andreas Gursky (rechts): „Singapur Börse I“, 1997. Es ist nicht lange her, da glich eine Fahrt 50.000 bis 500.000 Euro. Dr. Thomas Wes- Gleichzeitig – das ist das Besondere – kön- 80er-Jahren Kunstsammlungen aufgebaut, konzerne, Versicherungen und Banken. Ein Australien und Asien. Als die UBS im Jahr 2000 die Investmentbank Paine Webber mit dem Aufzug durch die Zwillingstürme sel, Direktor Art Expertise Management bei nen Kunstkäufe wie andere Betriebsaus- so zum Beispiel Allianz, Münchener Rück, enger, konkreter Bezug zu Museen durch der Deutschen Bank in Frankfurt einer Axa Art, gibt immerhin preis, dass der Köl- gaben abgeschrieben werden, vor allem LBBW, HypoVereinsbank, WestLB, Eon. Sponsoring könne sich sehr auszahlen. So kaufte, verleibte sie sich auch die große Reise von der Gegenwart in die klassische ner Versicherungskonzern seit 2005 jährlich dann, wenn sie einem unmittelbaren Zweck Auch mittelständische Unternehmen wie Kunstkollektion der Amerikaner ein. Donald Moderne: Denn die Etagenknöpfe waren eine sechsstellige Summe für den Kauf von im Unternehmen dienen, wie etwa die Wei- die Würth-Gruppe oder kleinere Banken wie wie die geplante Zusammenarbeit der Deutschen Bank mit der Städelschule in Frank- nicht etwa nach Fachabteilungen der Banker geordnet, sondern nach Künstlern und Kunstwerken zur Verfügung stelle. Über das terbildung und Motivation von Mitarbeitern. Julius Bär in der Schweiz sammeln Kunst. furt, die ab 2010 im neuen Portikus Dauer- war jahrzehntelang seiner Passion für Kunst Budget entscheide der für Personal und Der Axa-Kunstexperte Wessel rät dazu, die gefolgt und hatte kräftig eingekauft. Verwaltung verantwortliche Vorstand, die Abschreibungspraxis mit dem Finanzamt zu Vielen ging es anfangs darum, einen Beitrag zum kulturellen Leben in ihrem Stamm- leihgaben der Bank zeigen wird. ihren Epochen – und das bis hoch in den Auch die Schweizer Bank UBS legt schon B. Marron, einstiger Paine-Webber-Chef, 37. Stock. Wer im Erdgeschoss einstieg, Objekte wählt Wessel aus. Der Vorstand verhandeln – obwohl es große Spielräume gebiet zu leisten. So förderte der frühere seit Jahren Wert darauf, ihre Marke mit Die Leidenschaft der Firmeneigentümer ist war umgeben von den Zeitgenossen Neo muss allerdings nach dem Vieraugenprinzip nicht gebe. Unter dem Anschaffungswert Mercedes-Benz-Konzern zunächst Künstler einer Corporate Collection aufzuwerten. tatsächlich oft die Initialzündung für eine Rauch, Georg Baselitz und Jörg Immendorff. von 25.000 Euro betrage die Abschreibung aus Süddeutschland. Im Zuge der eigenen Und wer oben ausstieg, sah die Meister der zustimmen. „Hier hat eine Professionalisierung stattgefunden. Die Zeiten, in denen klassischen Moderne: Wassily Kandinsky ich Werke bis zu 50.000 Euro eigenmächtig meistens zehn, darüber oft 20 Jahre. Auch für die Deutsche Bank hat sich die Globalisierung – das Unternehmen hieß inzwischen DaimlerChrysler – vertrug sich oder Ernst Ludwig Kirchner. Zurzeit sind die kaufen konnte, sind vorbei.“ Investition in Kunst gelohnt – daran besteht kein Zweifel. Mit rund 53.000 Arbeiten be- die erste große Corporate Collection der Namen weltweit bekannt zu machen“, sagt Welt zu verdanken: Als Chef der Chase diese Strategie nicht mehr mit dem unter- Petra Arends, Managerin der UBS Art Col nehmerischen Selbstbild. Der Autokonzern lection. Seit 2007 reist eine Auswahl der Manhattan Bank, die 2001 mit der Investmentbank JP Morgan fusionierte, kauf- Sammlung durch renommierte Museen in te er seit 1959 das Who’s Who der zeitge- Werke in Depots verstaut oder als Leihgaben in aller Welt unterwegs, denn die Türme Ausgewiesene Kunstkenner sollten die Aus- zeichnet sie ihre Unternehmenssammlung wollte seine Schätze in Niederlassungen in A und B der Deutschen Bank werden kom- wahl treffen, rät Wessel den Unternehmen – gerne als „bedeutendste der Welt“. Der den USA, Japan oder Südafrika präsentie- plett saniert und stehen leer. Die Renovie- auch um die Entscheidungen gegenüber Versicherungswert betrage eine „dreistel- ren. Das Spektrum der Sammlung wurde rung wird die Bank dazu nutzen, um auch den Stakeholdern gut vertreten zu können. lige Millionensumme“ – mehr verraten die auf internationale Künstler erweitert. Offen- in Frankfurt ihre Sammlung für ein breites Zustände wie in den 50er-Jahren, von de- Manager der Sammlung nicht. Der Auf- bar plant man nach dem Verkauf von Chrysler nicht, diese Strategie zu ändern. Publikum zu öffnen. In Berlin lebt das Haus nen Wessel zu berichten weiß, sind heute bau der Sammlung geht zurück ins Jahr den Gedanken längst vor: Die Deutsche unvorstellbar. Damals habe der Vorstand 1979. Auch Fotokunst gehörte von Anfang Bank betreibt dort die Ausstellungsfläche „auf eigene Faust einen Haufen Kitsch“ ge- an dazu, etwa Arbeiten von Künstlern wie des Deutsche Guggenheim und zeigt zumeist Werke aus ihrer eigenen Sammlung. kauft. Der Wert der Werke stieg kaum, und Andreas Gursky, Axel Hütte, Thomas Ruff wusstsein innerhalb der Unternehmen für letztendlich war es erforderlich, die Samm- und Thomas Struth. Ende der 90er-Jahre das Image, das eine Corporate Collection lung „zu revoltieren“ – so nennen es die Ex- schossen die Preise für die Werke dieser erzeugen kann. So weckt zeitgenössische Unternehmen, die Kunst sammeln, verraten perten, wenn alte Werke zugunsten neuer meistens nicht, wie viel Geld sie dafür aus- Kunst Assoziationen, die das Selbstverständnis untermauern, wenn ein Konzern etwa als modern, innovativ und originell gel- Das Beispiel Daimler demonstriert das Be- Zukäufe abgestoßen werden. Mit dem rich- Fotografen in die Höhe – und die Künstler wurden zu Stars. Alleine damit dürf- geben. Sicher ist nur, dass das Interesse tigen Riecher jedoch können über die Jahre te die Bank Wertzuwächse von mehreren bis in die obersten Chefetagen hinein zuge- große Werte entstehen. „Für uns hat sich Dutzend Millionen Euro erzielt haben (sie- ten will. „Ein solcher Imagetransfer funkti- nommen hat. Helge Achenbach von Achen- Kunst in den letzten Jahrzehnten als abso- he Grafik). Viele Sparkassen, Banken und oniert besonders gut, wenn die Produkte bach Art Consulting schätzt die durch- lut wertsteigernde Kapitalanlage erwiesen“, Konzerne sind dem Beispiel der Deutschen des Unternehmens eher abstrakt sind“, er- schnittlichen Etats für Kunstankäufe auf resümiert Wessel. Bank gefolgt und haben zumeist seit den klärt Helge Achenbach. Das gilt für Energie 44 pwc: | juli 2008 Kunstsammlung. So ist David Rockefeller „Die Sammlung ist eines der wirkungsvollsten und schönsten Instrumente, um unseren pwc: | juli 2008 Entwicklung des Preisniveaus von Fotokunst in Auktionen, Juli 1990 bis Januar 2008 Index basierend auf Dollar, 1990 = 100 % 200 180 160 140 120 100 80 60 40 20 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 Quelle: artprice.com 45 pwc: Lösungen ternehmenskultur in einem neuen Gebäude prägen kann, lieferte Ende der 90er-Jahre die Deutsche Börse. Sie gründete damals eine außergewöhnliche Sammlung zeitgenössischer Fotografie, um sie auf den Fluren in ihrem Neubau in Frankfurt-Hausen auszustellen. Die künstlerischen Abbilder der Realität – von Candida Höfer über Thomas Ruff bis hin zu Chantal Michel – sorgen seitdem in der Belegschaft für Diskussionen, Überraschung und sogar Bestürzung. „Fotografien von Nobuyoshi Araki polari- Ein eindrucksvolles Beispiel für Kunst am Bau realisierte die Landschaftsarchitektin und Künstlerin Martha Schwartz 2002 für die Zentrale sieren. Aber die Sammlung darf nicht nur der Swiss Re in München (unten). Die Sammlung der Zürcher Privatbank Julius Bär versteht sich als Institution nationaler Kulturförderung Gebäudedekoration sein“, erklärt Kuratorin und ist deshalb den Werken zeitgenössischer Künstler aus der Schweiz gewidmet: Rémy Markowitsch, „On Travel 001“, 2004 (rechts). Anne-Marie Beckmann. Der Mut der Kuratoren sei eine wichtige Zutat in einer guten Sammlung, betont Axa-Kunstexperte Wessel – „jedenfalls solange er kein wirtschaftliches Risiko darstellt“. Von der Strahlkraft der Kunst nach innen sind viele Arbeitgeber überzeugt: Kunst am Arbeitsplatz reduziere Stress, steigere Kreativität, Produktivität und die Identifikation, heißt es. Stefan Shaw von der Firma Art Matters schränkt jedoch ein: „Viele Sammlungen werden unzureichend begleitet. Einfach Kunst in den Fluren auszustellen, kann unter den Mitarbeitern häufig für Überforderung und Verständnislosigkeit sorgen.“ In der Deutschen Bank oder in der DZ Bank können sich Mitarbeiter deshalb durch Führungen oder interaktive Programme über die Werke der Sammlung informieren. Eine nössischen Kunst, von Andy Warhol bis oder der Öffentlichkeit. Gerade in Krisenzeiten ist das so. „Wenn Mitarbeiter entlas- sinnvolle Rezeption der Unternehmens- zu Richard Prince. Die heutige JP Morgan Chase Art Collection ist mit mehr als 30.000 sen werden, ist es nicht opportun, Kunst zu gen meist gefördert. Zugleich demonstriert Werken weiterhin sehr bedeutend. kaufen. Das lässt sich nicht rechtfertigen das soziale Verantwortung. Viele Unterneh- Doch nicht immer verlaufen Fusionen oder gegenüber Arbeitnehmern, Aktionären und men handeln deshalb nach dem Prinzip: Zukäufe reibungslos, wenn Kunst im Spiel der Öffentlichkeit“, erklärt Wessel. Wir sammeln Kunst und stellen sie öffent- ist. Thomas Wessel berichtet, dass die riesigen stillen Reserven, die dann entstehen, Der Impuls für eine Sammlung entsteht oft zen die Unternehmen. Hessen hat etwa vor wenn die Kunst abgeschrieben ist, eine auch mit der Planung eines neues Firmen- vier Jahren die Aktion „Kunst privat!“ ins Due Diligence erheblich erschweren kön- gebäudes – wobei es wichtig ist, in diesem Leben gerufen, bei der Unternehmen ihre nen. Wenn der Käufer kein Interesse an der Prozess zu unterscheiden: zwischen „Kunst kunst wird durch öffentliche Ausstellun- lich aus. Einzelne Bundesländer unterstüt- Sammlung hat, kann es passieren, dass er im Bau“, also der Sammlung, und „Kunst Sammlungen der interessierten Öffentlichkeit zeigen. Auch die Deutsche Bank wird sie auf den Markt wirft. So geschehen, als am Bau“, die Teil der Bauinvestition ist und die Sanierung ihrer silber verglasten Frank- der kanadische Mischkonzern Seagram steuerlich auch so behandelt wird. Die Vorschrift, dass ein gewisser Anteil (zwischen furter Zwillingstürme dazu nutzen, ihre Cor- 0,5 und 2 Prozent der Baukosten) für Kunst machen. „Wir werden ein Art-Café eröffnen, 2003 durch den Vivendi-Konzern übernommen wurde. Der Grund: Manche Unterneh- porate Collection noch stärker öffentlich zu men stufen teure Kunstsammlungen eher am Bau zu verwenden ist, gilt nur, wenn der das als Plattform unserer Kunstaktivitäten als wert- oder imageschädigend ein – also Staat als Bauherr auftritt. Ein gutes Beispiel entweder gegenüber den Shareholdern dafür, wie eine Corporate Collection die Un- dienen wird“, verrät Friedhelm Hütte, Direktor der Deutsche Bank Art. Die Investition in Kunst hat sich für Unternehmen Weitere Information in vielfacher Weise schon gelohnt. Vor allem wenn www.jpmorgan.com/pages/jpmorgan/ artcollection sie sich professionell beraten lassen, sind Imagewww.deutsche-bank-art.com und Wertzuwachs oft groß. 46 pwc: | juli 2008 pwc: | juli 2008 47 pwc: Lösungen Kolossaler Aufwand IFRS-Notes Immer mehr Unternehmen müssen den Anhang zum Konzernabschluss nach den Die Erstellung von Anhängen nach IFRS ist für Konzerne extrem komplex. Das Tool SmartNotes erleichtert die Arbeiten erheblich. cial Reporting Standards (IFRS) erstellen. Von Michael Gneuss Dies ist in vielen Fällen mit großem Auf- Anforderungen der International Finan- wand verbunden. Zu den Pflichten im Anhang (englisch: „Notes“) zählen detaillierte tenten Steuern werden neben Angaben zu Daher entschlossen sich die Experten, den der Umfrage hervor, dass Unterstützung bei fortschreitenden Automatisierung entfallen ten die Verantwortlichen bei der Deutschen Problemen mit einer Studie auf den Grund fällen oder zum Ri- zu gehen: „Anhangerstellung nach IFRS“. der Kommunikation und Koordination gefragt ist. Allerdings glauben 85 Prozent der manuelle Eingaben und somit Eingabefehler. Bahn immer wieder über die schwierige Zudem überprüft SmartNotes die übertra- Erstellung des Anhangs für den Konzern- 32 Unternehmen aus dem Dax 30, dem befragten Unternehmen nicht daran, dass genen Daten auf ihre Plausibilität. Es kann sikomanagement. abschluss nach den International Financial MDax 50 und dem SDax 50 beteiligten sich die Erstellung des Anhangs – der Notes, auch erkannt werden, ob beispielsweise Reporting Standards (IFRS). Die Anforde- an der Erhebung. „Ein Ergebnis war, dass Aktualisierungen von Kennzahlen aus Kon- rungen sind anspruchsvoll. Die nötigen Angaben können nicht einfach aus den Fi- die Belastung von Unternehmen als drückend empfunden wird“, so Weber. „Sie be- wie er international genannt wird – automatisiert, also auf Knopfdruck realisierbar ist. nanzbuchhaltungssystemen entnommen trachten den Aufwand und die Kosten als Die PwC-Berater sahen das anders. Sie und veränderte Informationsanforderungen geber für ihre Ent- werden. Das Übertragen aus anderen Be- unangemessen.“ begannen ein Programm zu entwickeln, rechtzeitig eingepflegt. scheidungen her- zu stemmen, berichtet Loitz: „Wir haben richten und Zahlenwerken provoziert Fehler Die Ergebnisse der Studie bestätigten die dass die Anhangerstellung beschleunigen Das Programm ermöglicht es auch, dass anziehen. und kostet schlichtweg viel Zeit. Die Koordi- Aussagen. Im Durchschnitt benötigten die soll. „Zunächst hatten wir eine Excel-Tabel- mehrere Bearbeiter gleichzeitig an einem schon sehr viele Arbeitsschritte automatisiert. Unsere Kunden sind für jeden ma- nation der Datensammlung, in die eine Viel- Unternehmen 93 Tage für die Fertigstellung le dafür aufgebaut. Inzwischen ist daraus Bericht arbeiten. Ein Rechtekonzept regelt, eine mehrbenutzerfähige Datenbank-Lösung geworden“, sagt Weber. SmartNotes wer an welchen Stellen Änderungen vornehmen darf. „So wird erheblich Zeit ge- werden. Das ist sehr unangenehm und publizitätswirksam“, sagt PwC-Bilanzexperte Wie auch in anderen Unternehmen stöhn- „Wir haben festgestellt, dass in den Unternehmen nur wenige Prozessschritte automatisiert sind.“ Thomas Weber, Berater bei PwC und Co-Autor der Studie „Anhangerstellung nach IFRS“ zerntöchtern berücksichtigt wurden. Zudem werden Verantwortlichkeiten festgelegt Erklärungen zu Kennzahlen, Geschäftsvor- Die Qualität des Anhangs ist von großer Bedeutung, da ihn die Kapital- Finanzinstrumenten, zur Kapitalflussrechnung und zu Pensionen als besondere Problemfelder in den Konzernen gesehen“, erklärt Loitz. Weil die größten deutschen Konzernen über 2.000 Tochtergesellschaften haben, sei die Komplexität der Anhangerstellung manuell nur mit extremem Arbeitsaufwand nuellen Prozess, der unnötig geworden ist, dankbar.“ heißt das Tool, das bereits Deutsche Bahn, spart, die in die Qualität des Berichts einflie- Rüdiger Loitz. Zwar werden Fehler in aller Die Entwicklung von SmartNotes wird von Metro, Rewe und WestLB verwenden. Die ßen kann“, sagt Weber. Regel von den Wirtschaftsprüfern gefunden, PwC fortgesetzt. Rüdiger Loitz kann sich Software sammelt – so weit möglich automatisch – Informationen aus dem Konsoli- Loitz rät dennoch, die technischen Möglichkeiten zu nutzen. Denn die Anhangerstel- vorstellen, dass das Tool bald auch um Ein guter und ordnungsgemäßer Anhang dierungssystem, das meistens die einzige ist für Unternehmen zwingend notwendig. lung ist schwierig genug. zur Vorbereitung von Analystenkonferenzen eingesetzt werden kann. Und Thomas Weber hat sich den höchstmöglichen Auto- Funktionen erweitert wird und zum Beispiel zahl von Funktionen innerhalb des Unter- des Anhangs; bei den Dax-30-Konzernen IT-gestützte Quelle darstellt. Weitere Infor- Nicht nur Aktionäre oder Analysten blicken Insbesondere die latenten Steuern – ein nehmens involviert ist, macht die Erstellung sind es sogar 118 Tage. Die Komplexität mationen werden manuell von verschie- kritisch auf die Berichte, sondern auch die fiktiver Posten, der künftige Steuerbe- und des Anhangs zu einem Prozess, der sich der Aufgabe geht auch aus einem anderen denen Personen eingegeben. Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung. entlastungen angibt – gilt bei Experten wie matisierungsgrad zum Ziel gesetzt: „Mit über Monate hinweg erstreckt und Kapazi- Ergebnis der Studie hervor: Im Mittel sind Ein Problem ist allerdings, dass die IFRS „Wenn Fehler nachgewiesen werden, muss Loitz als Risikogebiet Nummer eins. „Das SmartNotes kommen wir dem Anhang auf täten wichtiger Fachkräfte bindet. Am Ende 23 Personen an der Erstellung des Anhangs nicht nur quantitative Angaben einfordern, hat auch unsere Studie gezeigt: Die la- Knopfdruck immer näher.“ ist auch noch eine zeitaufwendige Phase für beteiligt. Bei den Dax-30-Unternehmen liegt sondern auch qualitative. Dabei hilft Smart- penible Korrekturen fällig. Denn Fehler dür- die Zahl sogar über 43. Auch der Bedarf wurde in der PwC-Stu- Notes ebenfalls. Die Software formuliert erste Textbausteine vor und platziert die die abgefragt. „Wir haben festgestellt, dass Tabellen innerhalb einer Word-Datei, die als „Wir haben viele Klagen über die aufwen- in den Unternehmen nur wenige Prozess- Vorlage für den Geschäftsbericht genutzt dige Erstellung der Anhänge aus den Un- schritte automatisiert sind. Es besteht ein fen auf keinen Fall passieren. ternehmen gehört“, erzählt Thomas Weber, starker Wunsch, das zu optimieren“, so wird, an den richtigen Stellen. „Der Arbeits- und vor allem der Korrekturauf- Berater bei PricewaterhouseCoopers (PwC). PwC-Berater Weber. Außerdem ging aus wand sinken erheblich“, sagt Weber. Mit der 48 pwc: | juli 2008 der Abschluss rückwirkend wieder geöffnet Die Anhangerstellung nach IFRS bereitet vielen Unternehmen einen erheblichen Aufwand. PwC ermöglicht mit dem neuen Tool SmartNotes eine wesentliche Automatisierung des Prozesses. pwc: | juli 2008 Kontakt [email protected] [email protected] Tel. 0211 981-2839/-2573 www.pwc.de/de/pwc283 49 pwc: Lösungen „Warum unsere Mitarbeiter so zufrieden sind? zufriedenheit demnach besonders groß gewe Dafür haben wir kein Erfolgsrezept. Unser sen sein. „Nein, eigentlich nicht“, sagt dazu Dr. Rezept heißt Erfolg.“ Das sagt Ulrich Pitka Bernd Walther, Gruppenleiter in der Entwick min, Vorsitzender der Geschäftsführung der lungseinheit Drug Delivery. „Gerade in der Kri Boehringer Ingelheim Deutschland GmbH. se habe ich meinen Arbeitgeber als ein Unter Letztes Jahr wurde das forschende Pharma nehmen schätzen gelernt, das respektvoll und unternehmen bei einer weltweiten Umfrage langfristig handelt. Selbst in den schwierigen der Fachzeitschrift „Science“ zum Toparbeit geber gekürt – als erstes deutsches Unter Zeiten gab es keine Entlassungswellen – zum nehmen überhaupt. Im Jahr davor belegte es wir alle Mitarbeiter gebraucht.“ Glück. Denn als der Aufschwung kam, haben bei einer Befragung der Zeitschrift „Capital“ Der Wohlfühlfaktor Kaum ein Unternehmen erhält von seinen Mitarbeitern immer wieder so gute Noten wie Boehringer Ingelheim. Warum eigentlich? Von Corinna Freudig Platz drei in der Kategorie der beliebtes Für das Gros der Beschäftigten wurde so ten Großunternehmen in Deutschland. Der die Krise nicht zum Krisenfall. In Ingelheim Verband angestellter Akademiker führt die unterzog man sich nicht einer radikalen Ingelheimer gar seit sechs Jahren in Folge Abmagerungskur, sondern gab sich ein neu auf Platz eins, was das Wohlbefinden der Mit es Leitbild, um sich gemeinsam fit für die Zu arbeiter betrifft. kunft zu machen: „Vision & Leadership“ be Erfolg ist für Unternehmenschef Pitkamin un ternehmerischer Erfolg. „Denn für Mitarbeiter inhaltete Leitsätze wie „Kommunikation ist unser Schlüssel zum Erfolg!“ oder „Delegie trägt die Arbeitsplatzsicherheit ganz maßgeb ren ist unsere Pflicht!“. „Im Nachhinein fanden „Für mich stimmt alles: Aufgabe, Klima und Work-Life-Balance.“ Martin Presser, Teamleiter Controlling lich zur Zufriedenheit bei.“ Anfang der 90er- wir das aber zu mahnend. Die Leitsätze er Jahre, als das Unternehmen in einer schweren weckten den Eindruck, als hätten wir auf alles wirtschaftlichen Krise steckte, müsste die Un schon eine Antwort“, erinnert sich Mark Hag Angebote erhalten. Natürlich hat er sich die mann, in der deutschen Geschäftsführung für angehört. Und natürlich waren interessante Personal zuständig. Tätigkeitsgebiete dabei. „Aber immer, wenn „In der Krise habe ich gemerkt, dass mein Arbeitgeber respekt voll und langfristig handelt.“ Dr. Bernd Walther, Gruppenleiter in der Entwicklungseinheit Drug Delivery, Boehringer Ingelheim Heute fordert das Programm „Lead & Learn“ ich eine Pro-und-Kontra-Liste für mich er durch vier Leitfragen jeden Mitarbeiter auf, stellt hatte, war klar, dass ich bleibe“, sagt sich einzubringen: Ergreifen wir die Initiative? der 52-Jährige. Was Bernd Walther immer Entwickeln wir uns gemeinsam weiter? Ha wieder zum Bleiben bewog: der faire Um ben wir eine gemeinsame Ausrichtung? Er gang mit den Mitarbeitern. Zum Beispiel in zielen wir Ergebnisse? Die Antworten darauf den 90er-Jahren, als ein Teil der Forschung helfen, den persönlichen Standort zu bestim und Entwicklung aus dem rheinhessischen men, und vermitteln zugleich, dass alle am Ingelheim in das oberschwäbische Biberach gleichen Strang ziehen. Denn: „Uns ist die verlegt wurde. Viele Kollegen wollten jedoch Verbindung vom einzelnen Mitarbeiter zum nicht umziehen. Wie reagierte das Unterneh Unternehmen wichtig“, betont der oberste men? Es befragte alle betroffenen Mitarbei Personaler. ter, an welchem Standort sie arbeiten wollten, Zurück zu Dr. Walther. Natürlich hat der Che miker und Pharmazeut in den 22 Jahren und garantierte ihnen einen Arbeitsplatz an ihrem jeweiligen Wunschstandort. seiner Unternehmenszugehörigkeit externe Langfristigkeit im Denken und Handeln – das Boehringer Ingelheim Boehringer Ingelheim erforscht, entwickelt, produziert und vermarktet weltweit Arznei mittel – mit 135 Gesellschaften und 39.800 Mitarbeitern. Die deutsche Boehringer Ingel abhängig. Das ermöglicht es uns Mitarbei tern, uns auf die Arbeit zu konzentrieren“, sagt der Naturwissenschaftler. Das ist wichtig bei einem Forschungsunternehmen, dessen 9.400 Angestellten an den Produktions standorten Ingelheim am Rhein, Biberach an der Riss und Dortmund ansässig. Die Ge Walthers Kollege Martin Presser, Teamleiter Mikrosystemtechnik. In der Forschung und Entwicklung wurden 2007 weltweit rund 1,7 pwc: | juli 2008 leitung nicht vom tagesaktuellen Börsenkurs Werbeslogan „Werte schaffen durch Innova tion“ lautet. mazeutika, Chemikalien, Tiergesundheit und pwc: | juli 2008 schen Pro-Liste. „Als nicht kapitalmarktorien tiertes Unternehmen ist die Unternehmens heim Pharma GmbH & Co. KG ist mit rund schäftsgebiete sind Humanpharma, Biophar 50 wog immer wieder schwer auf der Walther im Controlling, sieht das genauso. „Wir Zah lenmenschen tragen unseren Teil dazu bei, ein Projekt von der ersten analytischen For schung bis zum Vertrieb zu begleiten“, so der Wirtschaftsingenieur. „Und selbst für einen Milliarden Euro investiert. Boehringer Ingel Controller ist es befriedigend, nicht dauernd heim ist international das größte pharmazeu auf eine Quartalsberichterstattung schielen zu tische Unternehmen, das von einer Familie müssen.“ Presser schätzt das umso mehr, als geführt wird. er von ehemaligen Kommilitonen weiß, wie es 51 pwc: Lösungen Kommen, um zu bleiben Walter Jochmann, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Kienbaum Management Consultants, erklärt, was Mitarbeiter bei ihren Arbeitgebern hält. Das Gespräch führte Corinna Freudig pwc: Der War for Talents ist in vollem Gange. Herrschen paradie Gibt es Branchen, bei denen die Mitarbeiter lieber arbeiten als bei sische Zeiten für Bewerber? anderen? Jochmann: Angebot und Nachfrage haben sich in der Tat zuguns Es gibt Image-Unterschiede: Derzeit befindet sich das der Ban ten der Nachfrager verbessert. Das führt zu mehr Toleranz bei den ken im Sturzflug. Auch Branchen, die sehr automatisiert sind, we bei börsennotierten Unternehmen zugehen Arbeitgebern: Sie akzeptieren mobile Lebensmodelle ihrer Mitarbei nig persönlichen Spielraum lassen und schlecht zahlen wie Handel, kann: „Ein Freund von mir beschäftigt sich ter, die Chancen für Best Ager sind gestiegen, einige Unternehmen Servicecenter oder Gesundheit, gelten als weniger attraktiv. Was seit einem halben Jahr überwiegend mit der haben ihre Anforderungskriterien heruntergeschraubt. Jetzt kann in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen hat, ist der große Frage, wo sein künftiger Arbeitsplatz sein, wie es auch einmal der Manager ohne Auslandserfahrung sein. Andere, der aussehen und ob es ihn überhaupt noch etwa Berater oder Wirtschaftsprüfer, zielen nach wie vor auf Topleute Mittelstand, da er als verlässlich gilt. Außerdem punktet der Mittel stand oft mit seiner Wort-Bild-Marke, hinter der konkrete Personen geben wird.“ ab und intensivieren dafür ihre Aktivitäten im Personalmarketing. oder Familien stehen. Daher ist es wenig erstaunlich, dass Familien unternehmen immer mehr die Gunst der Mit arbeiter und auch der Hochschulabsolventen Womit halten Unternehmen ihre Wunschmitarbeiter? Mit einem Welche größten Fehler machen Arbeitgeber gegenüber ihren dicken Bonus und einem PS-starken Dienstwagen? Mitarbeitern? gewinnen. Viele von ihnen sind zu Weltunter Monetäre Mehrwerte spielen eine Rolle – aber nur eine von vielen. Es Erstens: Fordern, ohne zu fördern. gibt vier Felder, die Arbeitnehmern wichtig sind. Erstens: Sie wollen Zweitens: Starre Strukturen ohne Möglichkeiten für Freiräume. nehmen geworden, die die Vorteile eines „Wir haben kein Erfolgsrezept. Unser Rezept heißt Erfolg.“ Großkonzerns mit dem stabilen Umfeld eines Mittelständlers koppeln. „Die Zeiten, als wir neben Giganten wie Bayer oder BASF kaum Ulrich Pitkamin (links) und Mark Hagmann, Geschäftsführung Boehringer Ingelheim Deutschland ernst genommen wurden, sind vorbei“, freut sich Ulrich Pitkamin. zu einer guten Firma gehören – zu diesem unbestimmten „gut“ ge Drittens: Zu viel Wettbewerb, der zu einer misstrauensgeprägten hören Qualität der Produkte, Innovationskraft, Image der Unterneh Ellenbogenkultur führt. mensleitung, Standing im Markt und die Reputation der Marke. Im Viertens: Zu wenig Wettbewerb, weil keiner sich durch Leistung Lebenslauf machen sich renommierte Unternehmen gut. hervorheben und weiterentwickeln kann. Fünftens, das ist ganz besonders wichtig: Doofe Vorgesetzte. Aber den Lebenslauf brauchen Mitarbeiter nicht mehr, wenn sie bei Auch der junge Kollege Presser merkt das ihrem Arbeitgeber bleiben wollen ... jedes Mal, wenn er Boehringer Ingelheim Unternehmenskultur und Führung bilden einen zweiten wichtigen in der Geschäftsführung: Was hat Sie gehalten? bei Hochschulveranstaltungen vertritt – als Faktor. Mitarbeiter kommen wegen der Aufgabe und den Karrie Abwechslungsreiche Aufgaben, eine systematische Erweiterung reaussichten in ein Unternehmen – und sie gehen wegen der Men dieser Aufgaben alle paar Jahre und schließlich – als Geschäftsfüh eine Art Best Practice. Bereits nach zwei einhalb Jahren Betriebszugehörigkeit über tigt behandeln“, sagt Pitkamin. Das bedeutet nahm er eine Leitungsfunktion. Doch seine allerdings nicht „gleich behandeln“, wie das Zufriedenheit resultiert nicht nur aus einer steilen Karriere: „Für mich stimmt das Ge samtpaket: meine Aufgabe, das Klima und „Diese Wertschätzung erlebe ich bei uns als Sie haben als Assistent bei Kienbaum angefangen – und sind jetzt schen. Das unterschätzen viele Arbeitgeber. Ganz wichtig sind das rungsmitglied – die unternehmerische Mitverantwortung bei einem sehr ausgeprägt“, sagt Pitkamin. „Es gibt persönliche Umfeld und der jeweilige Vorgesetzte, also die Führungs Familienunternehmen. Projekt Demografie zeigt. In ihm beschäftigt ein hohes persönliches Engagement der kräfte. Für die sind übrigens der Zusammenhalt und das Klima inner sich ein Team mit möglichen Konsequenzen, Gesellschafter.“ Sie sind präsent im Unter halb des Führungsteams wesentliche Gründe, um zu bleiben. Dritter die die Bevölkerungsentwicklung für Boehrin ger haben könnte: von der Aufnahme neuer nehmen – operativ in der Geschäftsführung Punkt: der individuelle Zusatznutzen – dazu gehören materielle Leis ebenso wie als Gäste beim jährlichen Pen tungen, aber auch Weiterbildung, Auslandsaufenthalte und Karriere Dass er mit dieser Einschätzung nicht alleine Lehrberufe über flexible Arbeitszeitmodelle, sionärstreffen. Vermutlich ist es diese persön perspektiven. ist, beweisen die Ergebnisse der ersten in ternen Mitarbeiterbefragung im vergangenen die die Betreuung von Kindern oder auch alter liche Atmosphäre, die für den Wohlfühlfaktor Eltern berücksichtigen, bis zur individuellen am Arbeitsplatz, eine durchschnittliche Be Und wo bleibt die neudeutsche Work-Life-Balance? Jahr – mit einer sensationell guten Rücklauf Gesundheitsprävention für alle Mitarbeiter ab triebszugehörigkeit von 12,5 Jahren und eine Die kommt als vierter wichtiger Bereich dazu, mit den bekannten Fa quote von 80 Prozent. 40. Zu der gehört auch ein insulinoptimier tes Gericht, das täglich auf der Speisekarte Fluktuation von 2 Prozent sorgt. Bei Ulrich cetten – flexible Arbeitszeiten und Arbeitsplätze, Unterstützung bei Zwei Ergebnisse erfreuten besonders: „93 Pitkamin selbst war es jedenfalls so, als er vor der Kinderbetreuung und so weiter. Dabei geht es nicht darum, das Prozent der Mitarbeiter würden uns als Ar des neuen, 36 Millionen Euro teuren Betriebs 26 Jahren sein Vorstellungsgespräch in der eine zugunsten des anderen herunterzufahren, sondern beides zu beitgeber weiterempfehlen. Und: Die Urteile restaurants zu finden ist. Ja, man kann treff von Angestellten und Arbeitern, jungen und lich darüber streiten, ob Mitarbeiter eine sol Unternehmensentwicklung hatte. „Ich kann te von Boehringer Ingelheim gerade mal die meine persönliche Work-Life-Balance.“ älteren Mitarbeitern sowie Frauen und Män che Kantine brauchen. Tun sie sicher nicht. Kopfschmerztablette Thomapyrin. Dass ich nern waren meist gleich. Das ist ein Indiz da Aber ein Ausdruck der Wertschätzung ist es damals gekommen und geblieben bin, lag vor für, dass wir unsere Mitarbeiter gleichberech allemal. allem an den Menschen.“ integrieren. Schließlich arbeiten Führungskräfte gern – das zeigt ja auch, dass ihre Karrieren oft nicht mit dem regulären Rentenalter en den. Arbeit muss Teil des Lebens sein können und umgekehrt. Gehört zur Work-Life-Balance auch eine Work-Family-Balance? Auf jeden Fall. Denn es ist dramatisch, wie der Frauenanteil in den oberen Führungsetagen in Deutschland abnimmt, auf der unteren Familienunternehmen wie Boehringer Ingelheim sind erfolgreich und bei den Mitarbeitern beliebt, weil sie die Vorteile eines Konzerns mit dem stabilen Umfeld eines Mittelständlers koppeln. 52 Weitere Information Management-Ebene liegt er bundesweit nämlich noch bei etwa 40 Prozent. Das liegt auch nicht mehr unbedingt an verkrusteten männ lichen Männernetzwerken. Die DAX-Unternehmen wollen mehr Frau www.boehringer-ingelheim.de en – aber die wissen nicht, wie sie Karriere und Familie unter einen www.sciencecareers.sciencemag.org pwc: | juli 2008 Hut bringen sollen. Das ist eine Herausforderung, der sich vor allem Dr. Walter Jochmann ist Vorsitzender der Geschäftsführung der der Staat stellen muss. Kienbaum Management Consultants GmbH. pwc: | juli 2008 53 pwc: Lösungen Impressum Herausgeber: PricewaterhouseCoopers AG WPG Olof-Palme-Straße 35, 60439 Frankfurt am Main www.pwc.de Verantwortlich für den Inhalt (V. i. S. d. P.): Oliver Heieck (PricewaterhouseCoopers AG) Tel. 069 9585-1577 Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Autoren wieder. Adressänderungen: [email protected] Chefredaktion: Corinna Freudig (PricewaterhouseCoopers AG), Peter Littger (Facts & Figures) E-Mail an die Redaktion: [email protected] Publikationen CvD: Dominik Arndt Art-Direktion: Frauke Backer/backerdesign.com, Dominik Arndt IPTV – das neue Fernsehen? Was Führungskräfte über REACH wissen Gewichte in der Stahlund Metallindustrie Die besten Immobilien- standorte in Europa Bildbearbeitung: Stefan Müller-Siemens Wie wird sich das Die Vorregistrie- Die Zahl der Fusi- Der deutsche Immobilienmarkt wird im eu- Infografik: Katharina Erfurth (Golden Section Graphics) Fernsehprogramm rungspflicht für etwa onen und Übernah- ropäischen Vergleich immer attraktiver. Mit Redaktionelle Mitarbeit: Nava Ebrahimi, Oranus Mahmoodi, Birgit Utz ändern, wenn es in 30.000 chemische men in der metall- Hamburg, München, Frankfurt und Berlin Zukunft nur noch im Substanzen hat am erzeugenden Indus- zählen vier deutsche Städte zu den zehn Internet übertragen 1. Juni begonnen. trie ist 2007 dra- aussichtsreichsten Standorten in Europa, wird? Inwieweit wird Vielen Unternehmen matisch angestie- wie aus der Marktanalyse „Emerging Trends Verlagsleitung: Frank Parlow sich mit der neuen sind die Auswirkungen der soge- gen. Das geht aus in Real Estate Europe 2008“ von PwC und der aktuellen Stu- dem Urban Land Institute (ULI) hervorgeht. nannten REACH- die „Forging ahead. Im ersten Kapitel beschäftigt sich die Studie mit der Kreditkrise und stellt die Frage: Verlag: Facts & Figures GmbH Ein Unternehmen der FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND Stubbenhuk 3, 20459 Hamburg Tel. 040 31990-622, E-Mail: [email protected] Übertragungsart, die vollständig interaktiv ist, die TV-Kul- Verordnung jedoch unbekannt. Zu diesem Mergers and acqui- tur ändern? Warum bewegt das Thema die Ergebnis kommt eine Umfrage, an der sich sitions activity in the global metals industry, „Haben sich die Regeln verändert?“ Dazu Prognosen über Wertent- Marktteilnehmer, welche Erwartungen ha- 241 Führungskräfte aus 29 Ländern und 2007“ von PwC hervor. Die Publikation be- wicklung und Risiken. Im zweiten Kapitel werden unterschiedliche ben sie? Die Studie umfasst über die Ana- sechs Branchen beteiligten. Demnach wissen zwei von fünf Führungskräften nur in fasst sich mit Fusionen und Übernahmen Investorentypen beleuchtet. Im dritten Teil wird über Chancenmärk- lyse des Markts hinaus Einschätzungen von in der Stahl- und Metallindustrie und liefert te berichtet, unter anderem mit einer Liste der Top-Ten-Märkte und Unternehmen, Experten und Konsumenten, groben Zügen, welche Anforderungen sie einen Ausblick auf die Trends und Entwick- -Städte. Das vierte Kapitel untersucht Gebäudetypen der Zukunft: die auf exklusiven Interviews basieren. im Detail erfüllen müssen. lungen der Zukunft. Handel, Hotels, Industrie- und Lagerbauten, Büros, Wohnungen. Ihr Ansprechpartner: Ihr Ansprechpartner: Ihr Ansprechpartner: Ihr Ansprechpartner: [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] Tel. 0211 981-5848 Tel. 069 9585-5602 Tel. 0201 438-1518 Tel. 030 2636-1161 Download: www.pwc.de/de/pwc295 Download: www.pwc.de/de/pwc296 Download: www.pwc.de/de/pwc297 Download: www.pwc.de/de/pwc301 Fremdmanager in Familienunternehmen Aufsichtsrechtliche Meldepflichten Wann sich Beschaffung in China lohnt Steueränderungen 2008 Wer leitet zukünf- Zum Jahreswech- China hat sich als tig die deutschen sel von 2006 Beschaffungs- riskant. Das im jährlichen Turnus erschei- Familienunterneh- auf 2007 sind in markt für viele nende Arbeitshandbuch nimmt Ihnen die men? Dieser Fra- Deutschland im deutsche Unter- mühsame Auswertungsarbeit ab und gibt ge geht die Studie Rahmen der Basel- nehmen etabliert. Ihnen so die Sicherheit, nichts Wichtiges zur Rolle familien- Aber nicht jedes fremder Führungs- II-Einführung umfangreiche Neu- Unternehmen pro- zu übersehen. Die Inhalte sind im Wesentlichen: ausführliche Darstellung der Steu- kräfte im Topma- erungen in Kraft fitiert in gleichem eränderungen, Ausblick auf die Steuer- nagement von getreten. In dem Maße. PwC hat änderungspläne 2008/2009, umfassende Familienunterneh- Übersichtsleitfa- Einkäufer und Lo- Analyse aller beratungsrelevanten Recht- Steuerliche Änderungen zu verpassen ist men nach. Künftig werden voraussichtlich den „Aufsichtsrechtliche Meldepflichten“ gistikverantwortliche von 203 deutschen häufiger externe Manager ins Haus geholt: kommentieren PwC-Experten die neuen Unternehmen zu ihren Erfahrungen mit des Jahres 2007, Verrechnungspreise, Steuerstrafrecht und der Zu- Jeder vierte der 118 befragten Topmanager Meldepflichten und Verordnungen und Einkauf und Logistik im China-Geschäft gelassene Wirtschaftsbeteiligte im Zollverkehr, Gewährleistung der von Familienunternehmen erwartet das. geben praktische Tipps. befragt. Beratungsqualität und Regressvermeidung. sprechungs- und Verwaltungsänderungen Ihr Ansprechpartner: Ihr Ansprechpartner: Ihr Ansprechpartner: [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] Tel. 0541 3304-517 Tel. 0711 25034-5106 Tel. 0511 5357-5685 Tel. 069 9585-6459 Download: www.pwc.de/de/pwc298. Download: www.pwc.de/de/pwc299 Download: www.pwc.de/de/pwc300 Haufe-Verlag, 39,80 Euro, ISBN 978-3-448-08438-2 54 Bildredaktion: José A. Blanco Ihr Ansprechparter: pwc: | juli 2008 pwc: | juli 2008 Lektorat: Christiane Barth, Kristof Maletzke Herstellung: Matthias Richter Bildnachweis/Copyright-Vermerke: Titel: Faktorei Geheim Seite 2-3: Faktorei Geheim/Matthias Bender/ Foto:Kumicak+Namslau; A1PIX/GEO; Corbis/zefa/Josh Westrich; Art Collection Deutsche Börse/THOMAS RUFF, Substrat 16 II, 2003/ Foto: Simon Vogel/© VG Bild-Kunst, Bonn 2008; PwC Seite 4-12: Matthias Bender/Faktorei Geheim/Fotos: Kumicak+Namslau Seite 13: Malte Knaack/Faktorei Geheim/Foto: Kumicak+Namslau Seite 15: laif/Stern/Enver Hirsch Seite 16-17: Visum/Christian O. Bruch; F1Online/Tips Images; picture-alliance/ dpa/Katja Lenz;Getty Images/C Squared Studios; PwC Seite 18: Bildagentur Huber/Eckebrecht Seite 20-21: Reuters/John Woods; picture-alliance/dpa; Thomas Magnete Canada Seite 22-23: ullstein bild/Imagebroker.net/Ralph Kerpa; Getty Images/Paul Gilligan Seite 24-25: Getty Images/Ryan McVay; Getty Images/Paul Gilligan Seite 26: Getty Images/Dorling Kindersley/AndyCrawford; Getty Images/Foodcollection; Facts&FiguresMontage Seite 28-29: Caro / Waechter; Getty Images/Martin Barraud; Getty Images/Digital Vision/John Molloy; F1 Online; PwC Seite 30-33: Stefan Bungert Seite 34: Corbis/zefa/Josh Westrich Seite 36: Getty Images/Stone/Erik Dreyer Seite 37: Die Illustratoren/Kathryn Rathke Seite 39: Henrik Spohler Seite 40-41: Corbis/DLILLC; Getty Images/Digital Vision/Dieter Spannknebel; Getty Images/ Photographer´s Choice; Getty Images/SAKI Style; Getty Images/Michael Blann; PwC Seite 42: Art Collection Deutsche Börse/CHANTAL MICHEL, Die Wirklichkeit stellt eine Unwahrscheinlichkeit dar, die eingetreten ist, 1999/Foto: Simon Vogel Seite 43: Courtesy Fondazione Prada, Milano/CARSTEN HÖLLER, Upside-Down Mushroom Room, 2000/Foto: Attilio Maranzano/ © VG Bild-Kunst, Bonn 2008 Seite 44: ANISH KAPOOR, Turning the World Upside down, 1996 (Stahlskulptur); DAMIEN HIRST, Biotin – Malemide, 1995 (Lack auf Leinwand)/ Foto: Richard Bryant (l.)/ © Damien Hirst. All rights reserved/VG Bild-Kunst, Bonn 2008; JOSEPH BEUYS, La rivoluzione siamo Noi, 1971/ © VG Bild-Kunst, Bonn 2008 Seite 45: ANDREAS GURSKY, Singapur Börse I, 1997/Courtesy: Monika Sprüth Philomene Magers, Köln München London/ © Andreas Gursky/VG Bild-Kunst, Bonn 2008 Seite 46: MARTHA SCHWARTZ, Swiss Re Verwaltungsgebäude München/Foto: Ulrike Myrzrik & Manfred Jarisch Seite 47: RÉMY MARKOWITSCH, On Travel 2001/ © by Rémy Markowitsch, BerlinLuzern, 2008/Courtesy: Galerie EIGEN+ART, Berlin Seite 48-49: Getty Images/Stone/Art Wolfe Seite 50-52: Gaby Gerster Seite 53: Kienbaum Management Consultants Druck: Druckhaus Berlin-Mitte GmbH Schützenstraße 18, 10117 Berlin pwc: erscheint viermal im Jahr in einer Auflage von 12.000 Exemplaren. © Juli 2008. PricewaterhouseCoopers AG PricewaterhouseCoopers bezeichnet die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und die anderen selbstständigen und rechtlich unabhängigen Mitgliedsfirmen der PricewaterhouseCoopers International Limited. PricewaterhouseCoopers. Die Vorausdenker. 55 www.pwc.de Erfolgsformeln Das ist die seit 2005 geltende Formel für das sogenannte Prämienmodell im Länderfinanzausgleich. Es soll dazu führen, dass erfolgreich wirtschaftende Bundesländer nicht alle ihre Mehreinnahmen wieder an die anderen Länder abtreten müssen, sondern einen Teil selbst behalten können. Mehr zum Regionenwettbewerb in Deutschland ab Seite 4