Jever in alten und neuen Bildern
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Jever in alten und neuen Bildern
Gester n und Heute präsentiert von der: Jever in alten und neuen Bildern Folge 9 im Februar 2013 Historischer Streifzug in Bildern mit der Die – Das Beste am Morgen! Karl-Ernst Behre Die Geschichte der Landschaft um den Jadebusen Karl-Ernst Behre schaft Die Geschichte der Land um den Jadebusen n – Wesermarsch Friesland – Wilhelmshave Nur wenige Landschaften Deutschlands haben eine solch faszinierende Geschichte wie der Jaderaum, wo Natur und Mensch sich in ständiger gegenseitiger Abhängigkeit befinden. Durch die jahrzehntelangen Arbeiten des Niedersächsischen Instituts für historische Küstenforschung in Wilhelmshaven ist dieses Gebiet besser erforscht als alle anderen deutschen Marschgebiete. In diesem Band werden die alten und neuen Erkenntnisse zur Naturund Landschaftsgeschichte im Zusammenhang dargestellt und in allgemeinverständlicher Weise aufbereitet. Es entstand eine Landschafts- und Siedlungsgeschichte, in der die vielfachen Beziehungen zwischen den einzelnen Teilgebieten, die die Küstenforschung kennzeichnen, deutlich sichtbar werden. Zahlreiche, vielfach neu erstellte Grafiken und andere Bilder illustrieren die Geschehnisse in unserem Lebensraum von den ältesten Zeiten bis heute. 280 Seiten mit 248 farbigen und 26 s/w-Abbildungen sowie 4 Faltkarten E 24.80 Erhältlich in der Schalterhalle der Parkstraße 8 · 26382 Wilhelmshaven Telefon (0 44 21) 4 88-0 · Fax (0 44 21) 4 88-2 58 sowie in allen Buchhandlungen Nutzen Sie auch unseren WZ-Shop im Internet unter WZonline.de 23. Februar 2013 Gester n und Heute präsentiert von der Wilhelmshavener Zeitung · Seite 3 Des Fräuleins goldene Linie Das Jeverland ist ein beredtes Beispiel für die jahrhundertelange deutsche Kleinstaaterei – allerdings mit besonderen Vorzeichen. VON HARTMUT SIEFKEN JEVER – Wenn die Jeveraner auf ihre Geschichte zurückblicken, dann ist ihr Lokalpatriotismus durchaus angebracht. Der Name der Stadt ist deutschlandweit bekannt: Das Bier der Premium-Marke rinnt allerorten hektoliterweise durch die Kehlen. Berühmte Geistesgrößen haben in Jever ihre Wurzeln, wie Seetzen, Vieth, Schlosser, von Thünen, Mitscherlich und Jaspers. Und beeindruckende Frauen haben Jever regiert: Das Fräulein Maria (1500 - 1575), Die Drostenstraße in Jever einst und jetzt. FOTO: WZ-BILDDIENST/SIEFKEN das ab 1531 Landesherrin war und sich gegen das ostfriesische Grafenhaus behauptete, später die „ferne Fürstin“, Russlands Kaiserin Katharina die Große (1729 - 1796). Nur während Marias Regentschaft war Jever Regierungs- sitz, später aber immerhin der Verwaltungs- und wirtschaftliche Mittelpunkt des Jeverlandes, stets wichtiger Markt- und Handelsplatz, einige Zeit Hafen, lange Zeit Sitz einer Garnison. Es hat eines der ältesten Gerichte und Gymnasien in der Region, und zahlreiche Bau- denkmale wie das Schloss mit seiner berühmten Kassettendecke und das Grabmal für den Häuptling Edo-Wiemken, den Vater des Fräulein Maria, beides im Stil der niederländischen Renaissance. Es gibt einen uralten Schützenverein, verwinkelte Gassen mit altem Pflaster und sehr schöne Traditionsgasthäuser. Und weil dies alles und noch viel mehr so schön und liebenswert ist, macht es die Jeveraner zu Recht stolz. Den Sinn für die Eigenartigkeit ihrer Stadt haben sie zu allen Zeiten bewahrt, auch als es um die Kreisreform 1972 ging, als Jever den Kreissitz verlieren sollte; damals zogen sie noch einmal eine „Goldene Linie“ – bis hierhin und nicht weiter. Auf den folgenden Seiten wollen wir Sie, liebe Leser, auf einen Streifzug durch das alte Jever einladen und sie vielleicht ein wenig neugierig auf seine Geschichte machen. Die neue Runde des Gewinnspiels In diesem Heft lesen Sie: JEVER/SI – Als Leser der Wil- Eine Burg für den Häuptling 4 Stadtkirche – ein Raub der Flammen 6 Brunnen sprudelt für Brauer 7 Städtisches Kneipen-Monopol 8 Schlachte – Jevers Tor zur Welt 10 Lesenswertes über Jever 11 Großer Auftrieb auf dem Markt 12 Apotheken mit langer Tradition 14 Schütting wich Sparkassenbau 15 Richter für Stadt und Land 16 Ältestes Bürgerhaus Jevers 18 Das Spritzenhaus neben der Stadtkirche 18 Vom Armen- zum Krankenhaus 19 Grund gelegt für viele Karrieren 20 Scheibe und Vogel zum Ziel 22 Türme in wechselnden perspektiven 23 Schutzwall gegen Ostfriesen 24 Jevers Dichter und Denker 25 Wind beflügelte Gewerbefleiß 26 helmshavener Zeitung sind Sie herzlich eingeladen, am Suchund Gewinnspiel teilzunehmen. Am kommenden Dienstag, 26. Februar, veröffentlicht die Wilhelmshavener Zeitung den Gewinncoupon mit den Platzhaltern für die Suchbilder, die vom Dienstag, 26. Februar, bis Freitag, 8. März in jeder Ausgabe der WZ“versteckt“ werden. Es gilt, diese Bildchen auszuschneiden und auf dem Gewinncoupon auf die richtige Stelle zu kleben. Wer das vorliegende Heft aufmerksam liest, wird die richtige Lösung leicht finden. Aus den bis zum 12. März eingesandten, mit den Bildern richtig beklebten Coupons werden zehn Gewinner ausgelost: 1. Preis 500 Euro 2. Preis 250 Euro 3. Preis 100 Euro sowie 7 mal 50 Euro. Die Coupons bitte an die Wilhelmshavener Zeitung Parkstraße 8 26382 Wilhelmshaven oder an die Geschäftsstelle in Heidmühle, Oldenburger Straße 9, 26419 Schortens. Seite 4 · Wilhelmshavener Zeitung Gester n und Heute präsentiert von der: 23. Februar 2013 Eine Burg für den Häuptling Fräulein Maria baute die Burg zu ihrem repräsentativen Herrschaftssitz aus. Nach ihr regierten im Jeverland nur „ferne Fürsten“ . VON HARTMUT SIEFKEN JEVER – Das Schloss ist das Wahrzeichen von Jever. Sein Zwiebelturm überragt die Stadt und ist weithin sichtbar. Heute eines der am besten frequentierten Heimatmuseen in Niedersachsen, war es zu Beginn Häuptlingsburg, später Wohn- und Regierungssitz des Fräulein Maria, dann Sitz des Drosten, der das Jeverland im Auftrag „ferner Fürsten“ verwaltete. Es ist der gemauerte Herrschaftsanspruch und scheint irgendwie ein bisschen zu groß für das kleine Ländchen, über das von hier aus regiert wurde. Doch die Jeverländer waren seit jeher streitbar um ihre Unabhängigkeit bemüht, sowohl militärisch vornehmlich gegen die Ostfriesen, als auch politisch und in repräsentativer Hinsicht. Doch warum brauchten die Jeveraner überhaupt Burg und Schloss und wie kam es zu dieser Herrschaft Jever? Schauen wir einmal kurz ziemlich weit zurück ins Mittelalter: Die Wiederbesiedlung des Küstenraumes nach der Völkerwanderungszeit setzte im 7. und 8. Jahrhundert ein. Dass aber auch schon tausende Jahre vorher hier Menschen gewohnt hatten, beweisen archäo- „Gestern und Heute – Jever in alten und neuen Bildern“, – Sonderbeilage der „Wilhelmshavener Zeitung“. Redaktion: Hartmut Siefken. Anzeigen: Thomas Schipper. Verlag und Druck: Brune-Mettcker-Druckund Verlagsgesellschaft mbH, Parkstraße 8, 26382 Wilhelmshaven, Postfach 1265, 26352 Wilhelmshaven. Die Zeitung ist in all ihren Teilen urheberrechtlich geschützt. Ohne vorherige Genehmigung durch den Verlag dürfen diese Zeitung oder Das Schloss zu Jever – ein durch Jahrzehnte unverrückbares Bild.. Mit seinem von einer barocken Zwiebelkuppel gekrönten Wehrturm ist es Wahrzeichen der Stadt. FOTO: WZ-BILDDIENST logische Funde aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit. 1850 stießen Arbeiter, die die Prinzengraft schlöteten, auf Klum- alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen weder vervielfältigt noch verbreitet werden. Dies gilt ebenso für die Aufnahme in elektronische Datenbanksysteme und die Vervielfältigung auf CD-Rom. Telefon (0 44 21) 488-0, Telefax allgemein (0 44 21) 488 259, Telefax Redaktion (0 44 21) 488 430, Telefax Anzeigen (0 44 21) 488 258. E-Mail: [email protected] [email protected] Internet: www.WZonline.de pen römischer Silbermünzen mit Bildnissen der Kaiser Trajan und Hadrian (1. u. 2. Jhdt. n. Chr.). Zu jener Zeit wie auch später trieben die Menschen in dieser Gegend regen Handel. Über Nordsee, Ems und Weser und die alten Heerwege waren sie offensichtlich recht gut mit den anderen Nord- und Ostseeanrainern vernetzt. Im 10. Jahrhundert gab es in Jever eine Münzstätte. Zu jener Zeit gehörte Jever zum Herrschaftsgebiet der Billunger, die ihren Stammsitz in Lüneburg hatten. Die Oldenburger Grafen wurden ihre Rechtsnachfolger, doch ist es diesen nicht gelungen, ihre Ansprüche Die geschnitzte Kassettende cke im Audienzsaal des Schlosses. FOTOS: SCHLOSSMUSEUM im Jeverland durchzusetzen. An der Küste herrschte die „friesische Freiheit“, die Friesen schon seit karolingischer Zeit gewährt war: Die Menschen in den „sieben Seelanden“ von der Lauwers bis an die Weser, die hier auf eigener Scholle lebten, wählten jährlich ihre Richter, die Redjeven. Es war eine Art Gefolgschaftssystem, in dem die mächtigeren Fortsetzung auf Seite 5 23. Februar 2013 Gester n und Heute präsentiert von der Wilhelmshavener Zeitung · Seite 5 Wall und Graben sicherten einst das Schloss Fortsetzung von Seite 4 Familienverbände konkurrierten und sich nicht selten befehdeten. Einige bauten sich Steinhäuser oder Türme, besetzten Kirchen, um ihre Machtansprüche durchzusetzen. Auswärtige Herren erkannten diese streitbaren Völkchen nicht an. Mit ihren landwirtschaftlichen Produkten und dem Handel über See lebten sie im 12. und 13. Jahrhundert in relativem Wohlstand. Maria von Jever (inks) ließ die Kassettendecke im Audienzsaal des Schlosses anfertigen. FOTO: WZ-BILDDIENST/SCHLOSSMUSEUM Doch dann kam es dicke: Deichbrüche, Flutkatastrophen und die verheerende Pest 1349/50 schwächten die Bevölkerung und bereiteten den Boden für die Häuptlingsherrschaft: Die stärksten Familienverbände setzten sich endgültig durch und es gelang ihnen, ihre örtliche Macht zum dynastischen Besitz auszubauen. So bestimmten die Rüstringer 1350 den aus Dangast stammenden Edo Wiemken den Älteren (gest. 1415) zu ihrem Häuptling, neun Jahre später hatte er sich auch in Östringen und Wangerland durchgesetzt; erstmals war damit das Gebiet des heutigen Jeverlandes unter einer Führung vereint. Wahrscheinlich hat Edo Wiemken in Jever eine Burg errichtet. Die Siedlung Jever, Endpunkt eines alten Handelsweges mit Zugang zum Meer, war ein reger Handelsplatz. Hier hatten sich schon bislang die Redjeven Östringens und Wangerlands getroffen. Die wohlhabenden Landesgemeinden weckten die Begehrlichkeit der ostfriesischen Häuptlinge. Edo Wiemkens Enkel Sibet, der der jeverschen Befestigung eine Vorburg hinzufügt, wird von Ocko tom Brok geschlagen, Jever niedergebrannt. Doch Ocko unterliegt 1426 im Konflikt mit dem in Leer ansässigen Häuptling Focko Ukena, und so beginnt Sibets Nachfolger, sein Halbbruder Hajo Harlda, ab 1428 mit dem Wiederaufbau der jeverschen Burg. Er ließ einen rund 28 Meter hohen Turm errichten. Sein Sohn Tanno Duren (gest. 1468) und sein Enkel Edo Wiemken der Jüngere (gest. 1511) erweiterten die Burganlage: Den mächtigen Wehrturm umgibt seitdem eine vierflügelige Schlossanlage. Sie wurde von Wassergräben und Wällen gesichert. Der äußere Graben, die heutige Schlossgraft ist noch erhalten, der innere Graben des Wasserschlosses, wurde in den 20erJahren des 19. Jahrhunderts wieder verfüllt. Edo Wiemkens Tochter Maria (1500 - 1575), die seit 1534 regierte, baute das Schloss im Stil der Renaissance aus. Sie veranlasste beträchtliche Erweiterungen der alten Wasser- burg und den Innenausbau zum repräsentativen Schloss. Der „kleine Zwinger“, ein Eckturm, entstand 1572, der „große Zwinger“, heute Eulenturm genannt, nach ihrem Tod bis 1581. Maria ließ auch die berühmte, in Eiche geschnitzte Kassettendecke des Audienzsaals im Stil der niederländischen Renaissance anbringen. Kinderlos geblieben, vererbte sie das Jeverland ihrem Vetter, dem Grafen Johann von OlAnzeige denburg. Dessen Nachfahre Anton Günther vermachte das Jeverland nach seinem Tode 1667 seiner Schwester Magdalene von Anhalt-Zerbst. Dem Zerbster Fürsten Johann August verdankt der Schlossturm seine barocke Kuppel. Sie wurde zwischen 1731 und 1736 gezimmert. An die russische Herrschaft in Jever von 1793 bis 1806 erinnert das Bild von Zarin Katha- rina der Großen (1729 - 1796) im Audienzsaal des Schlosses. Als Anhalt-Zerbster Fürstentochter hatte sie das Jeverland 1793 geerbt. Nach der napoleonischen Zeit (seit 1807) fiel das Jeverland 1818 an das Großherzogtum Oldenburg. Die Oldenburger Herzöge nutzten das Schloss als Nebenresidenz, ließen aber die alten Verteidigungsanlagen abbrechen, auch einen großen Teil der ehemaligen Wirtschaftsgebäude der Vorburg abreißen und die Schlossinsel in einen Landschaftsgarten verwandeln. Als die Jever so fernen Fürsten in der jungen Republik ausgedient hatten, zog 1921 der Verein für Jeversche Alterthumskunde, der sich 1886 gegründet hatte, mit seiner Sammlung in einige Räume des Schlosses ein. Heute beherbergt das Schloss, das in den Besitz des Landes Niedersachsen übergegangen ist, das von einem Zweckverband getragene Heimatmuseum. In ihm „regiert“ die Schlossherrin Prof. Dr. Antje Sander. 26441 Jever · Neue Straße 17 · Telefon 0 44 61 - 75 81 56 Abwechslungsreiches Frühstücksangebot Ganztägig warme Küche Großes Angebot an Kaffeespezialitäten, Torten und Kuchen Öffnungszeiten: Montag bis Sonnabend ab 9.00 Uhr · Sonn- und Feiertags ab 10.00 Uhr Seite 6 · Wilhelmshavener Zeitung Gester n und Heute präsentiert von der: 23. Februar 2013 Stadtkirche: Raub der Flammen Mit Grausen erinnern sich die Jeveraner an den Brand ihrer schönen Stadtkirche 1959. VON HARTMUT SIEFKEN JEVER – Mitten in der jeverschen Altstadt erhebt sich die wuchtige Stadtkirche, sichtbar noch relativ jungen Datums. Sie wurde 1963 nach dem Entwurf des Hannoveraner Architekten Prof. Dieter Oesterlen errichtet. Die alte Markttag auf dem Stadtkir- der 60erJahre. che war in der Nacht zum 1. Oktober 1959 ein Raub der Flammen geworden -- und mit ihr wertvolle Kunst der Barockzeit, wie der Retabelaltar, die Kanzel und die von Adam Berner aus Minden gebaute größte Orgel des Jeverlandes. Erhalten werden konnte der Choranbau mit dem 1556 errichteten, kunstgeschichtlich wertvollen RenaissanceGrabdenkmal für den Häuptling Edo Wiemken (um 1454 1511). Alten Jeveranern sitzt der Schreck der Oktobernacht, als das Feuer wie eine riesige Fackel über die Dächer der Altstadt leuchtete und auch sie gefährdete, noch in den Knochen. Es war nicht der erste Kirchenbrand in Jever. Bereits 1382, 1532 und 1728 vernichtete Feuer die an dieser Stelle stehenden Gotteshäuser. Die ersten beiden Brände hatten ihre Ursache in kriegerischen Auseinandersetzungen, 1728 und 1959 brannte es „aus Versehen“. Der Anbau mit dem Edo-Wiemken-Grabmal überstand den Brand 1959. Links der Neubau, rechts die Markthallen. FOTO: WZ-BD Gleich nach dem Brand von 1728 machKirchplatz Mitte te man sich FOTO: ARCHIV ANDERSEN an den Wiederaufbau. Acht Jahre später konnte das Gotteshaus, das in der Form eines griechischen Kreuzes gebaut war, geweiht werden. Die Kanzel aus dem selben Jahr entstammte einer Stettiner Werkstatt. Sie war ein Geschenk von Christian August von Anhalt-Zerbst, dem preußischen Gesandter und Gouverneur von Stettin, Vater der späteren russischen Kaiserin Katharina II. Der jeversche Kammerpräsident Ulrich Lohe stiftete 1746 den Taufstein, der den Brand von 1959 überstand und sich in der neuen Stadtkirche wiederfindet. Ein Vermögen von 3000 Talern kostete die mit einem reich verzierten Prospekt versehene Orgel. Ihren voluminösen Klang verdankte sie 2735 Pfeifen, die mit Hilfe von acht Bälgen „beatmet“ wurden. Die 42 Zinn-Orgeln aus dem Prospekt wurden im Ersten Weltkrieg für Kriegszwecke requiriert. Ohne die großzügigen Geldspenden des in Amsterdam zu Reichtum gekommenen Kaufmanns Diederich Garlichs, dessen Bruder anhalt-zerbstischer Regierungsrat in Jever war, hätten die Jeveraner allerdings dieses große Instrument nicht finanzieren können. 1765 wurde der Altar durch ein großes Retabel vervollständigt. Die begüterte und verwitwete „Frau Hofapothekerin“ Helene Toelicken hatte den Bildaufsatz, dessen zentrales Motiv die Kreuzigungsszene war, gestiftet. Eine Brand- mauer trennte, Gott sei Dank, das dahinter liegende Grabdenkmal Edo Wiemkens vom Kirchenraum. Abseits der Kirche stand der Glockenturm. 1564 bis 1877 war dies ein hölzernes Gebilde, rund 30 Meter östlich des heutigen Turmstandortes. 1876 wurde der erste Klinker-Glockenturm errichtet. Er war 20 Meter hoch. Bei den Ausschachtungsarbeiten für das Fundament stieß man auf die Überreste ehemaliger Friedhöfe. Seine heutige neugotische Gestalt erhielt der Turm 1902. Gleichzeitig erhöhte man ihn um 32 Meter. Durch die erhalten gebliebenen Sandsteinportale der alten Kirche betritt man heute das moderne Gotteshaus. Es wird erhellt durch die zehn großen Glasbetonwände nach dem künstlerischen Entwurf von Helmut Lander aus Darmstadt. Die Orgel stammt aus der Wilhelmshavener Führer-Werkstatt. Zum Bedauern mancher Jeveraner existieren die ehemaligen Markthallen rund um die Kirche nicht mehr. Sie wurden nach dem Neubau der Kirche abgerissen. Die Stadtkirche auf einer alten Postkarte. FOTO: WZ-BILDDIENST Reichhaltige Auswahl an Frühlingsblühern! [email protected] Die Straßen und Wege auf dem Kirchplatz wurden erst vor wenigen Jahren saniert.WZ-FOTO: LÜBBE 23. Februar 2013 Gester n und Heute präsentiert von der Wilhelmshavener Zeitung · Seite 7 Brunnen sprudelt für Brauer Bestes Brunnenwasser sprudelt fürs Friesische Brauhaus. Diedrich König gründete das Unternehmen 1848. VON HARTMUT SIEFKEN JEVER – International bekannt gemacht hat den Namen Jever die Brauerei des Städtchens. Dem Jeverländer stellen sich zwar die Nackenhaare hoch, wenn im MarketingSprech das W in der Namensmitte erklingt, doch möglicherweise hat es tatsächlich den Absatz, gewollt oder ungewollt, befördert. Jever Pilsener ist eines der absatzstärksten Biere in der Republik, das Friesische Brauhaus das Flaggschiff unter den Brauereien der zum Oetker-Konzern gehörenden Brau- & Brunnen-Gruppe. Gründungsjahr der Brauerei ist wahrscheinlich 1848. Der Gastwirt Diedrich König aus Loga in Ostfriesland, Sohn eines Deich- und Wegeaufsehers, braute zunächst in der Neuen Straße sein eigenes Bier, wie es damals viele Gastwirte taten, um sich schließlich ganz auf das Bierbrauen zu verlegen. Sein Sohn Diedrich König jun. übernahm das väterliche Erbe und baute 1855 an der Pferdegraft eine neue und größere Brauerei, um hier fortan das beliebte „bairische Lagerbier“ herzustellen. Diedrich König verkaufte sein Unternehmen 1867 an August Heinrich Theodor Fetköter, der aus einer Gastwirtsfamilie aus Uslar an der Weser stammte und nach Jever einheiratete. Unter dem arbeitsamen Fetköter vergrößerte sich die Brauerei erheblich. Fetköter setzte auf Qualität, auch bei der Gestaltung der Flaschen, die mit dem Hauswappen versehen waren. Er warb in Anzeigen für sein „hochfeines Bier nach Pilsener Methode“ und baute den Fuhrpark aus. 40 Gespanne mit 80 Pferden brachten das Bier zu den Abnehmern im Jeverland, aber bald auch zu den Tausenden Hafenbauarbeitern an der Jade. Deren durstige Kehlen garantierten in jener Zeit auch den Absatz der Wilhelmshavener Aktienbrauerei in Heid- Die Brauerei in den 50erJahren und heute. FOTO: ARCHIV ANDERSEN/WZ-BILDDIENST - LÜBBE mühle und der Accumer St.-JohanniPrivatbrauerei. Seit 1925 waren auch die ersten motorbetriebenen Lastwagen Fetköters unterwegs. 1880 stellte Fetköter seine Braustätte von Hand- auf Maschinenbetrieb umgestellt und baute ein Sudhaus, 1892 folgte ein eigenes Elektrizitätswerk, später kam ein Eiswerk hinzu. Nichtsdestoweniger „erntete“ man im Winter weiterhin Eis aus den Graften. Grundlage des Erfolges der jeverschen Brauerei aber ist ihr gutes Wasser. Dieses bezieht sie seit 1894 von einem betriebseigenen ergiebigen Brunnen in Siebetshaus, von wo eine dreieinhalb Kilometer lange Rohrleitung nach Jever verlegt wurden. Der Geschäftsumfang der Brauerei war bis 1904 derart gewachsen, das Fetköter die Einzelfirma in eine GmbH umwandelte. Der Unternehmer starb 1908. Der Prokurist Gerhard Arends wurde zum Geschäftsführer bestellt. Später trat auch Fetköters Sohn Theodor jun. in die Geschäftsführung ein. Doch er starb 35-jährig 1916 den Soldatentod. Der Erste Weltkrieg geriet für das Unternehmen zur Durststrecke. Der Mangel allenthalben erstreckte sich auch auf die Versorgung mit Braugerste. Viele Brauereien überstanden diese Zeit nicht. Zwar hatte die Fetköter-Brauerei kurz nach dem Krieg noch das Heidmühler Konkurrenzunternehmen übernommen, um sie dann stillzulegen, doch verkaufte die Familie ihr Unternehmen 1923 an die Bavaria- und St. Pauli-Brauerei in Hamburg. Unter deren Regie ging es stetig aufwärts, wurde kräftig investiert, passte man sich mit unterschiedlichen Bieren dem Geschmack der Kunden an. 1934 wurde unter der Anleitung des Braumeisters Ernst Böhme erstmals das heute so berühmte „Jever Pilsener“ gebraut. Auch im Zweiten Weltkrieg und in den ersten Nachkriegsjahren hatte die Brauerei unter großem Energie- und Rohstoffmangel zu leiden. Mit der Währungsreform 1948 wuchsen wieder die Absatzchancen. Die Umsätze stiegen. 1950 beschäftigte die Brauerei bis zu 40 Mitarbeiter. 1951 begann sie, im größeren Maßstab Bier in Flaschen für den Verkauf im Handel abzufüllen, 1958 wurde die erste gebrauchte Abfüllanlage installiert. Heute werden in der mehrmals erweiterten und modernisierten Anlage bis zu 60 000 Flaschen stündlich abgefüllt. Seit 1980 zählen die verspiegelten Gärtürme mit zu den Wahrzeichen der Stadt, 1984 stand auch der dritte. Auch die übrigen Produktionsanlagen wurden mit Millionenaufwand erweitert und modernisiert. Fernsehwerbung und die Jever-Werbeikone Olivier de Bray stärkten die Marke, die heute international verbreitet ist. Wie das Land, so das Jever. Seite 8 · Wilhelmshavener Zeitung Gester n und Heute präsentiert von der: 23. Februar 2013 1938 wurde rechts neben dem Rathaus die neue Feu erwache gebaut, 1965 wich das alte Bürgerhaus dem lin ken RathausAnbau. FOTO: ARCHIV ANDERSEN/SIEFKEN Städtisches KneipenMonopol Das 1610 errichtete Rathaus wurde mehrmals umgebaut und erweitert. Alt ist nur der Renaissancegiebel. VON HARTMUT SIEFKEN JEVER – Als die Jeveraner vor gut 400 Jahren, im Jahr 1610, ihr Rathaus mit dem traditionellen „Fensterbier“ einweihten, wollten sie mit diesem Repräsentationsbau vor allem Geld verdienen und den in der Stadt allenthalben ausufernden Alkoholkonsum kanalisieren. Denn sie richteten in dem Hause eine gemütliche Weinschänke ein, deren Pächter fortan das Monopol des Wein- und Bierausschanks haben sollte. Dass deswegen die eingesessenen Schankwirte bald auf dem Trockenen sitzen würden, nahm der Rat nicht nur billigend in Kauf, es war vielmehr Sinn und Zweck des Ganzen. Damals gehörte das Jeverland bereits einmal – von 1575 bis 1667 – zu Oldenburg, und Graf Anton Günther verfügte 1604 auf Bitten der Jeveraner „die Einziehung der übermäßigen Bier- und Weinschenken, wie auch das Zapfen in der Stadt betreffend, sind wir mit des Raths und der Gemeinde Vorschlahn in Gnaden zufrieden, das Bürgermeister und Rath wegen der Stadt ein bequem Haus und Schenke zu Wein- und Bierzapfen anrichte, darin auch notwendige Getränke für ein- und ausländische Leute nach Notdurft verschaffe“. An die alte Weinstube im Rathaus, die mehr als 200 Jahre Gäste beköstigte, erinnert noch heute der Weinhausgang, der vom Kirchplatz hinunter zur Großen Burgstraße führt. Das Ausschank-Monopol aber hatte kaum wirksamen Bestand. Den Ratssaal schmückte eine kunstvolle RenaissanceWandtäfelung des jeverschen Meisters Folkhard Fremers. Die Buchstaben und Wappen in verschiedenen Feldern weisen auf Bürgermeister, Statthalter, Landrichter und Ratsherren hin. Die Wandschränke reichten damals für die gesamte Registra- tur aus. 1746 wurde das Rathaus erstmals umgebaut, dabei wurde auch die Fassade verändert und erhielt zwei Erker. Bald nach den 300-Jahr-Feiern der Stadt 1836 wurde der baufällig gewordene Giebel wiederum erneuert – schlichter als der vorherige Volutengiebel, doch der Renaissance-Stil blieb gewahrt. 102 Jahre später fiel das rechte Nachbarhaus der Spitzhacke zum Opfer, um Platz für die neue Feuerwache zu machen, die an das alte Rathaus angebaut wurde. Weitere 30 Jahre später waren Rat und Verwaltung des alten Gemäuers überdrüssig. Das Rathaus wurde 1965 abgerissen und neu aufgebaut. Fortsetzung auf Seite 9 ErgoTherapiepraxis Kerstin Rindsland Große Burgstr. 9 · 26441 Jever Tel.: 0 44 61-91 62 62 Fax: 0 44 61-91 62 42 [email protected] Hotel-Pension*** am Elisabethufer Frühstückspension im Zentrum von Jever. 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Die alte Vertäfelung ziert heute den Graf-Anton-Günther-Saal. WZ-FOTO: KNOTHE ren Löschfahrzeugen nicht mehr in die beengte Wache passte, zog 1990 an ihren neuen Standort an der Wangerländischen Straße. Die Stadt machte aus diesen Räumen zwar nicht wieder ein Gasthaus, aber ein „Gästehaus für Städtetourismus“ und benannte den schönen Saal, der von dem alten Paneelwerk und dem seit 1746 erst in die Kaserne, dann ins Schlossmuseum ausgelagerten alten Kaminsims geprägt wird, sinnigerweise nach dem Grafen Anton Günther. Man stellte den alten Weinhausgang wieder her, und auch der alte Weinkeller kam zu neuen Ehren. Das Privileg, sich Stadt nennen zu dürfen, erlangte das Ackerbürger-“Oppidum“ Jever durch das Fräulein Maria, die ihren Herrschaftsanspruch militärisch und politisch in den Jahre 1531 bis 1534 gegen das ostfriesische Grafenhaus erkämpfte. Die Grafensöhne hatten Maria und ihrer Schwester ursprünglich die Heirat versprochen, stattdessen aber die Schlossburg besetzt. Marias Glück war, das der von den Ostfriesen eingesetzte Drost Boing von Oldersum die Seiten wechselte -- womöglich weil er sich in Maria verguckt hatte. Jedenfalls musste Jever, damit sich Maria sicherer fühlte und um ihrem Herrschaftsanspruch sichtbaren Ausdruck zu verleihen, zur befestigten Stadt ausgebaut werden: 1536 errichtete man rund um die heutige Altstadt einen hohen Wall mit einem Graben davor. Stadttore versperrten Ungebetenen den Einlass. Seit diesen Tagen, so heißt es in der Einleitung zur Stadtrechtsbestätigung 1572, sollte „Jever eine ehrliche stadt genompt und geachtet ... werden“. Seit 1541 war das städtische Siegel in Gebrauch. Es trägt die Buchstaben DVMG, übersetzt mit Dedit Urbi Maria Gubernacula (Maria gab der Stadt eine Regierung) oder womöglich auch mit Domina Virgo Maria Geverensis (Jungfrau Maria, Herrin Jevers). Bürgermeister und „Olderlüde“ trafen sich zu ihren Beratungen in einem Raum im St. Annen-Tor. Ihr alter Rats-Tisch befindet sich heute im Schlossmuseum. Maria gewährte den Bürgern gnädig Stadtrechte, in denen nicht nur die städtischen Einkünfte, sondern auch die Lasten zur Unterhaltung der Befestigungen geregelt wurden. Stadtluft macht frei -- dieser Spruch galt nicht für Jever. Drost und landesherrlicher Amthauptmann regierten stets „durch“. Zwar waren die Bürger von den Abgaben an den Landesherrn befreit, mussten aber die in der Stadt stationierten Soldaten beköstigen bzw. entsprechende Servisgelder zahlen. Die Ratsordnung von 1614 berichtet von drei Bürgermeistern und neun Ratsherren. Wie sie bestimmt wurden, ist nicht recht klar. Womöglich sind sie aus den vier Rotten, in die die Stadt eingeteilt war und in denen jeweils Olderlude für die Selbstverwaltung bestimmt wurden, delegiert worden. Die Bürgermeister dagegen wurden von der Landesherrschaft eingesetzt. Doch auch auf die Besetzung der Ratsmandate nahm die Herrschaft bestim- menden Einfluss, zumindest behielt sie sich vor, deren Ernennung zu bestätigen. Einmal ins Amt gekommen, blieb man Ratsherr bis zum Tode. Während die Bürgermeister ein Jahresgehalt vom Fürsten bezogen, waren die Ratsherren seit der Ratsordnung von 1614 an „Accidentien“ und Gebühren beteiligt. Diese erhoben sie im Rahmen ihrer Zuständigkeit für die städtische Gerichtsbarkeit, für die Marktordnung, die Überprüfung der Maße und Gewichte. Die Ratsherren kümmerten sich um den Brandschutz und um den guten Zustand der Brunnen, für deren Beaufsichtigung sie die Püttmeister bestellten. Für die Stadttore bestallte der Rat Pförtner, und er vergab weitere Ämter, wie zum Beispiel Stadtzimmermeister, Trommelschläger, Büchsenschütze, Konstabel, Wallmeister, Pestmeister, Emder Bote, Organist, Bälgetreter, Bademutter und Stadtschulmeister. Immer einen Besuch wert! ommen k l l i w h c i l z r e H in der Marienstadt Jever! Stadt Jever · www.stadt-jever.de Seite 10 · Wilhelmshavener Zeitung Gester n und Heute präsentiert von der: 23. Februar 2013 Schlachte: Jevers Tor zur Welt Die Schlachte war einst der Hafen von Jever. Händler, Handwerker und Herbergen prägten das Bild. VON HARTMUT SIEFKEN JEVER – Am Rande der Altstadt Jevers befindet sich der ehemalige alte Hafen. Einst, im Mittelalter, hatte Jever direkten Zugang zum Meer, erstreckten sich doch die Harlebucht von Norden und die Crildumerbucht von Osten bis nah an Jever. Später, als diese großen Meeresbuchten eingedeicht waren, führten das Tettenser Tief und das Hookstief nach Jever. Die Güter wurden in Altgarmssiel und Hooksiel umge- Die Schlachte – Jevers ehemaliger Hafen. Klei nes Foto: Das Hafenbecken wurde als Spiel platz wieder nachgebildet. FOTO: SIEFKEN schlagen und auf Schiffen nach Jever getreidelt. Dieser alte Hafen hatte für Jever große Bedeutung, spielte sich doch der Güterverkehr hauptsächlich auf den Wasserwegen ab. Erst im 19. Jahrhundert wurden Straßen und Die Schlachte um das Jahr 1900. Im Hintergrund erkennt man den Schornstein Wege im Jeverder Sägemühle. FOTO: ARCHIV ANDERSEN land befestigt und erst dann kam man zu jeder Jahreszeit mit Pferdewagen oder Ochsenkarren gut voran. Die Straße, die vom Alten Markt von der Geesthöhe nach IHR HAAR IST UNSERE KOPFSACHE dort hinunterführt, heißt Schlachte -- ein selten gewordeÖffnungszeiten: nes Wort-Denkmal. Eine Di. – Do. 9 – 18 Uhr Schlacht, sagt Grimms WörterFr. 8 – 18 Uhr buch von 1854, bedeutete Sa. 8 – 13 Uhr einst auch Uferbefestigung, Schlachtstraße 31 man verschlachtete ein Ufer, in26441 Jever dem man Pfahlwerk einschlug. Tel. 0 44 61 - 7 20 00 18 Jevers Schiffsanlegestelle war im Mittelalter natürlich mit Holz V a n e s s a Krüsmann befestigt. Im Zuge der Altstadtsanierung in den Jahren 1985/86 hat man die alte Bedeutung der Schlachte baulich wieder hervorgehoben. In der schönen Platzanlage wurde das ehemalige Hafenbecken nachgebildet, ein Spielschiff für Kinder erinnert an die alten Lastschiffe, der „Kai“ ist mit Holzbohlen verschalt. Eine Gastwirtschaft am Rande des Platzes heißt noch heute in Erinnerung an den Hafen „Zum goldenen Anker“. Einst stand am Kai ein Kran, mit dem die Ladung der Schiffe gelöscht wurde. Rund um den Hafen herrschte reges Leben, man kehrte in den zahlreichen Gastwirtschaften ein. Hier befanden sich die großen Handelshäuser der Ohmstede und Mehrings, später die Baustoffhändler Habben (später Bargen) und Süßmilch. Die Süßmilchs betrieben eine Sägemühle; 1932 brannte diese ab. Die Schlachte war das handwerkliche Gewerbezentrum der Stadt. Sattler, Maler Drechsler, Schmiede, Fuhrleute, Tischler, Seiler, Korbmacher, Mützenmacher, Bürstenmacher und Fortsetzung auf Seite 11 23. Februar 2013 Gester n und Heute präsentiert von der Wilhelmshavener Zeitung · Seite 11 Lesenswertes über Jever JEVER/SI – Literatur über Jever gibt es reichlich, und auf sie stützte sich die Redaktion auch bei ihren Recherchen. So blätterten wir unterem in: Fridrich Arends, Ostfriesland und Jever -- in geographischer, statistischer und besonders landwirtschaftlicher Hinsicht, Emden 1820 Albrecht Friedrich Ludolph Lasius, Der Französische Kayser-Staat unter der Regierung des Kaysers Napoleon des Großen im Jahre 1812, Osnabrück 1813 Karl Fissen Hrsg), Tausend Jahre Jever - 400 Jahre Stadt Jever, Festschrift aus dem Jahr 1936 Karl Fissen, Jever - Volkskundliches aus einer kleinen Stadt und ihrer Landschaft, Jever 1960 Hellmut Rogowski, Verfassung und Verwaltung der Herrschaft und Stadt Jever von den Anfängen bis zum Jahre 1807, Oldenburg 1967 Karl Fissen, Das alte Jever, Jever 1965 Bernhard Schönbohm, Bekannte und berühmte Jeverländer, Jever 1981 Werner Reinhardt, Franz Czoska (Hrsg.), Justiz an der Jade, Wilhelmshaven 1985 Wilhelmshavener Heimatlexikon, Wilhelmshaven 1986/87 Ein Blick zurück - Beiträge zur Geschichte des Jeverlandes, Jever 1986 Nordfriisk Instituut, Die friesische Freiheit, Bredstedt 1990 Uwe Meiners (Hrsg), Ein Künstlerleben im Biedermeier; Friedrich Adam Wilhelm Barnutz, Jever 1991 Rudolf Müller, Ein Bummel durch das alte Jever, Bd. 1 3, Jever 1998 425 Jahre Mariengymnasium Jever, Jever 1998 Fritz Blume, 150 Jahre Friesisches Brauhaus zu Jever, Jever 1998 100 Jahre Jeverland - von 1900 bis 2000, Jever 1999 Antje Sander (Hrsg.), Maria von Jever, Oldenburg 2000 Antje Sander (Hrsg.), Der Hof, die Stadt, das Land Das Jeverland in AnhaltZerbster Zeit, Oldenburg 2004 Klaus Andersen und Ingo Hashagen, Jever, Zentrum einer Herrschaft, Erfurt 2009 Die Sägemühle lief bis 1899. Sie soll östlich der Schlachtmühle am Hookstief gestanden ha ben. FOTO: ARCHIV ANDERSEN/LEHMANN Reges Leben an der Schlachte Fortsetzung von Seite 10 mancher Handlungsbetrieb versorgten Stadt und Land mit ihren Produkten. Der Sillensteder Pastor und HeimatChronist Carl Woebcken schrieb in „Wanderungen durch Friesland“ 1919: „Früher füllte das Tief fast den ganzen freien Platz aus, der den Namen Schlachte behalten hat. Wer denkt noch daran, daß die Schlachte eine Kaje war, an der Schiffe anlegten? Wir können uns schwer ein Bild machen von dem Leben und Treiben, das einst geherrscht hat. Ein großer Kran war das Wahrzeichen. Kähne und selbst kleine Seeschiffe kamen herauf, und ein Fährboot vermittelte den Personenverkehr nach dem blühenden Hafenort an der Jade, Hooksiel. Die Schiffe wurden vom Lande aus gezogen (Treckfahrt). An der Schlachte standen die zahlreichen Wirtschaften, die großen Handelshäuser ... hier saß das Geld.“ Der Hafen und das Hookstief verloren ihre Verkehrswegefunktion, als Mitte des 19. Jahrhunderts die Straße nach Waddewarden und Hooksiel gebaut wurde und ab 1871 auch die Eisenbahn nach Jever regelmäßig schnaufte, die 1883 Anschluss an die Ostfriesische Küstenbahn über Wittmund, Esens, Norden nach Emden erhielt. 1888 war auch der Abzweiger nach Carolinensiel fertiggestellt. Einst Schifffahrtsweg, heute ein verlandeter Graben. FOTO: ARCHIV ANDERSEN/SIEFKEN Inh.: Goldschmiedemeister Ronald Mann Seit 1990 in Jever Jever Alter Markt 11 Wilhelmshaven Marktstraße 107 Seite 12 · Wilhelmshavener Zeitung Gester n und Heute präsentiert von der: 23. Februar 2013 Großer Auftrieb auf dem Markt Der Alte Markt gehörte einst zur Vorstadt. Um 1900 gab es hier alljährlich mehrere große Viehmärkte. VON HARTMUT SIEFKEN JEVER – Der Alte Markt in Jever hatte seine Blütezeit im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Hier fanden die Kram-, Vieh- und Pferdemärkte statt. Schon immer hatte das Jeverland Pferde und Vieh, Milcherzeugnisse und Felle zu den Anrainern der Nordsee und in Anzeige den Ostseeraum exportiert. Die Landwirtschaft auf den vielfach fetten Marschen des Jeverlandes florierte. Die Überschüsse wurden über die Sielorte Carolinensiel, Horumersiel, Hooksiel und Rüstersiel verschifft. „Hooksiel ist der Haupthafen“, schreibt Fridrich Arends in seiner „geografischen, statistischen und landwirtschaftlichen Beschreibung“ von „Ostfriesland und Jever“ 1822. Arends weiter: „Der Pferdehandel ist beträchtlich. Es mögen jährlich gegen 1000 Pferde ausgeführt werden. Rindvieh, mageres und fettes geht ebenfalls in beträchtlicher Menge aus.“ Fridrich Arends berichtete seinerzeit von elf Krammärkten, drei Vieh- und drei Pferdemärkten in Jever. „Die häufige Anwesenheit der Landbewohner, da sich in Jever als der Haupt- und einzigen Stadt des Landes alles concentrirt, beförderten hauptsächlich den Flor des Ortes“, so Arends. In seiner Beschreibung des „Großherzogthums Oldenburg“ zählt K. G. Böse 1863 drei Wochenmärkte sowie 17 Jahr-, Kram-, Pferde-, Schweine- und Bis in die 1920erJahre gab es die großen Viehmärkte in Jever. Auf dem Alten Markt drängten sich die Tiere. Im Hintergrund in der Mitte das ehemalige AmtmannHaus. FOTO: ARCHIV ANDERSEN Viehzucht im 19. Jahrhundert zur Bedeutung Jevers als Umschlagsplatz für den Viehhandel bei. 1878 wurde der Jeverländische Herdbuchverein, der die Aufsicht über die Zuchtbücher führte und Viehkörungen vornahm, gegründet, der Landwirt Anton Reling (1830 - 1895) war dabei eine treibende Kraft. Eindrucksvoll sind die Zahlen vom Viehauftrieb aus dem Die Anbindevorrichtungen für das Vieh auf dem Alten Markt vor dem Hof von Oldenburg. Eine Bronze skulptur erinnert heute an die einstige Bedeutung des Handelsplatzes FOTO: ARCHIV ANDERSEN Holzmärkte auf. Die Absatzchancen verbesserten sich für die Bauern mit dem Anschluss Jevers an die Eisenbahn. ab 1871. Auswärtige Käufer ließen nun das Vieh vermehrt über den Schienenweg abtransportieren. So mancher Viehtrieb muss sich durch die Stadt vom Alten Alice Eckermann BUCH@PAPIER Markt zum Bahnhof bewegt haben. Auch der Ausbau der Straßen im Jeverland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat die Absatzchancen der jeverländischen Bauern vergrößert und damit die Bedeutung Jevers als Marktplatz. Auch trug der Aufschwung der KOMPETENZ IN B ÜCHERN S CHREIBWAREN UND PAPIER Neue Straße 18 · 26441 Jever · Tel. 0 44 61 48 56 www.eckermann-buch.de · [email protected] Jahr 1900, die damals in der Zeitung vermeldet wurden: „18. September 1900. Dem heutigen Viehmarkt waren zugeführt 570 Stück Hornvieh, 73 Schafe, ca. 130 Schweine und 3 Füllen. Es waren wieder recht viele auswärtige Händler erschienen und entwickelte sich in allen Viehgattungen ein flotter Handel. Nach auswärts wurden reichlich 450 Stück Hornvieh verkauft ... Fortsetzung auf Seite 13 23. Februar 2013 Gester n und Heute präsentiert von der Wilhelmshavener Zeitung · Seite 13 Hunderte Rinder auf dem Alten Markt Fortsetzung von Seite 12 9. Oktober: Dem heutigen Viehmarkt waren zugeführt 726 Stück Hornvieh, 114 Schafe, ca. 300 Schweine. Vom Lande herrschte auf dem Markte ein recht reger Verkehr. .. nach auswärts wurden ca. 200 Stück Hornvieh mit der Bahn versandt 23. Oktober: Dem heutigen Viehmarkt wurden zugeführt 1203 Stück Hornvieh, 230 Schafe, ca. 130 Schweine ... Der Alte Markt 1968. Links das Modehaus Buss, an dem heute ein neues Geschäftshaus steht. FOTO:ARCHIV ANDERSEN Blick auf den Alten Markt Ende des 19. Jahrhunderts, am Bild rand links die 1901 abgerissene katholische Kirche. Drittes Haus von rechts der „Schwarze Adler“. FOTO: ARCHIV AHLERS Der Alte Markt mit dem neuen Geschäftshaus im Hintergrund und einer Pütt. Nach auswärts wurden reichlich 250 Stück Hornvieh verkauft.“ Hinzu kamen, schreibt Fissen an anderer Stelle, „die Kleinbauern mit ihrem Kasten voll Aantküken. Sie hatten ihre Plätze vor dem Amtshause. Auswärtige Händler waren in Massen anwesend. Lange Budenreihen säumten den großen Marktplatz ein. Brettings Karussell stand regelmäßig an der Mühlenstraße gegenüber vom Hof von Oldenburg. Und unsere heimischen Geschäfte kamen dabei auch nicht zu kurz. Für Unterhaltung sorgten unsere Stadtmusikanten und Orgeldreher, die straßauf-straßab ihre Weisen ertönen ließen.“ An diese Zeit erinnert heute der herbstliche „Brüllmarkt“, den Marketingstrategen vor einigen Jahren wieder aufleben ließen, wenngleich das bisschen Vieh, das heute aufgetrieben wird, nur der Zierde dient. In den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts schliefen die Viehmärkte allmählich ein. Der ehemalige Kaufmann Rudolf Müller, Jahrgang 1921, erinnert sich in seinem Büchlein „Ein Bummel durch das alte Jever“ noch an die Richelwerke, an denen das Vieh festgebunden wurde. „Wir Kinder benutzten sie als Turngeräte, und da sie ziemlich verrostet waren, gab’s zu Hause Ärger wegen der verschmutzten Kleidung“, schreibt er. Rund um den alten Markt hatten viele Gaststätten ihr Auskommen. Damals führte die Mühlenstraße von Süden kommend auf den Alten Markt und ging in die Neue Straße über. Die Straße Von-Thünen-Ufer vom Alten Markt bis zur Schlachte gab es damals noch nicht. Hier waren Gärten. Am Rand des Alten Marktes zur Graft hin stand das „Café Wellblech“, eine öffentliche Bedürfnisanstalt. An der Stelle des Johann-Ahlers-Hauses, dessen Tage mittlerweile gezählt sind, war vor dem Krieg der Fahrradstand von Erich Harjes; viele Jeverländer strampelten mit dem Fahrrad in ihre „Metropole“ zum Einkaufen, zur Arbeit und zur Schule. Und an selber Stelle an der Blankgraft stand auf dem heutigen Straßenareal „Von ThünenUfer“ bis 1901 kleine katholische Kirche, bis sie in ihren neugotischen Kirchbau an der Prinzengraft zog. Manche Erinnerung verbindet sich bei älteren Jeveranern mit dem „Concerthaus“ am Alten Markt, das noch heute diese Inschrift trägt und mehrere Geschäfte beherbergt. 1888 wurde es als Gesellschaftshaus gebaut. Auf der kleinen Bühne entwickelte die „Speeldeel“ seit 1921 große Spielfreude. 90 Jahre erheiterten die Laienschauspieler gekonnt ihr Publikum. Vor zwei Jahren mottete man den Verein ein. Im Concerthaus erlebten die Jeverländer auch die Stummfilmzeit mit Klavier- und Geigenspielbegleitung. Zu den ältesten Lokalen am Platz zählt das „Jever Fass“, früher der „Schwarze Adler“. Im rückwärtigen Bereich stand ein geräumiges Saalgebäude. Im ersten Stock, so erinnert sich Rudolf Müller, habe sich ein Tanzsaal befunden, in dem er noch in seiner Jugendzeit die ersten Tanzschritte erlernt habe. Als im Wirtschaftswunderland bald auch jeder Jeverländer Auto fuhr, diente der Alte Markt bis in die 1980er-Jahre als Parkplatz. Im Zuge der Stadtsanierung wurde der „ruhende Verkehr“ hinter die Kulissen in den „Grünen Garten“, wo neue Parkplätze angelegt wurden, verbannt. Auch kehrte man die alte Kopfsteinpflasterung wieder hervor. Die Welt der Spielwaren auf 500 m2 Gegen Vorlage dieser Anzeige erhalten Sie einmalig 10% Rabatt – außer auf Bücher JEVER Alter Markt 15 Tel. 0 44 61-91 20 88 www.spiel-welt.de Seite 14 · Wilhelmshavener Zeitung Gester n und Heute präsentiert von der: 23. Februar 2013 SchlossApotheke. Die Hof-Apotheke residiert seit dem Jahr 1902 an der Schlossstraße/Ecke Ketelhörn. ur sprünglich befand sie sich am Kirchplatz (kleine Fotos). FOTO: NIEMANN/SIEFKEN/ARCHIV ANDERSEN FOTO: NIEMANN Die EssoStation Rocker, heu te Apotheke. FOTO: ARCHIV ANDERSEN Apotheken mit langer Tradition Seit 1537 gibt es in Jever eine Apotheke, seit 1673 die Hof-Apotheke. Etliche Apotheker gehörten dem Rat der Stadt an. VON WOLFGANG NIEMANN JEVER – Die „Hof-Apotheke“ zu Jever gehört zu den besonders schönen Gebäuden der Kreisstadt. Die Apotheke wurde bereits 1673 gegründet, seit 1902 befindet sie sich im Haus Schlossstraße 5. Caspar Xylander erhielt am 20. Juni 1673 das Privileg für die „Hof-Apotheke“. Er war zuvor Provisor der Hof-Apotheke des Balthasar Dugend in Oldenburg, dessen Tochter er heirate- te. Die noch im Original vorhandene Urkunde wurde von Fürstin Sophia Augusta zu Anhalt in der Residenz Zerbst gezeichnet. Xylander durfte demnach auch mit exotischen Gewürzen und Konfekt handeln und einen Weinausschank betreiben. Erstmals wird eine Apotheke in Jever allerdings bereits 1537 urkundlich erwähnt. Noch vor der Gründung der „Hof-Apotheke“ entstand die „Löwen-Apotheke“ in der heutigen Apothekenstraße; heute ist es ein Gasthaus . Xylanders Schwiegersohn Friedrich Bernhard Tölcken erwarb 1720 das Diensthaus des Rentmeisters in der Schlossstraße 3 an der Ecke zum Kirchplatz, wo er die „Hof-Apotheke“ einrichtete. Heute befindet sich hier ein kleiner Parkplatz. Von Beachten Sie unsere Monatsangebote! 1673 bis 1885, also 212 Jahre lang, blieb die Apotheke im Besitz der Familie, wobei zeitweise auch die Witwen verstorbener Apotheker das Privileg für den Betrieb innehatten. Erst 1886 ging das Eigentum durch den Verkauf an den Apotheker August Lewin über. Mit Ludwig August Müller (1832-1916), der die Hof-Apotheke bis 1886 innehatte, setzte eine interessante politische „Nebenkarriere“ jeverscher Apotheker ein. 1873 bis 1906 war er Stadtratsmitglied. Auch sein Nachfolger Franz Busch wurde Ratsherr wie auch dessen Sohn Hans-Fritz Busch, der zeitweise auch Bürgermeister Jevers war. Apothekerin Johanna Ummen, die die Apotheke 1972 von Buschs Witwe erwarb und noch heute deren Inhaberin ist, folgte dieser Tradition als Ratsmitglied von 1972 bis 1996. Sie pflegt die Tradition der Apotheke, die das Großherzogliche Oldenburgische Wappen von 1828 ziert. Ein markantes Gebäude ist auch die „Schloss-Apotheke“ mit ihrem Türmchen am Alten Markt. Das Haus wurde 1905 gebaut, womit es nur drei Jahre jünger als die jetzige „Hof-Apotheke“ ist. Karl Rocker, der es 1912 vom Erstbesitzer Otto Bley erwarb, eröffnete hier in den 20er-Jahren die erste Tankstelle Jevers mit einer Zapfsäule. Über den Ladenfenstern prangte in dicken Lettern „Oelund Benzinstation Karl Rocker“. Begonnen hatte er mit dem Verkauf von Singer-Nähmaschinen und Fahrrädern. Bald aber folgten auch der Handel mit Motorrädern sowie Opel-Automobilen. Dazu eröffnete er eine Werkstatt mit Meister und Gesellen, deren Räume noch heute existieren. Karl Rocker junior übernahm nach der Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1949 den Autohandel und die Werkstatt vom Vater und führte beide bis zum Rentenalter. Rockers Ehefrau Edda stammte aus einer Bad Zwischenahner Familie, in der es seit Urgroßvaters Zeiten Apotheker gab, und so wurde das Hauptgeschäft am 24. April 1976 unter der Leitung von Apotheker Ulrich Faust zur „Schloss-Apotheke“, wogegen das Ladenlokal zur Neuen Straße hin bis heute Süßes anbietet. Im Obergeschoss residierte bis Ende der 90er-Jahre eine Arztpraxis. Der jetzige Hauseigentümer Ulrich Schipper stammt aus Schleswig-Holstein und ist ebenfalls vom pharmazeutischen Fach. Er erwarb das Hausensemble 2002. 23. Februar 2013 Gester n und Heute präsentiert von der Wilhelmshavener Zeitung · Seite 15 Schütting wich Sparkassenbau Mitte der 1970er-Jahre fiel der Schütting dem Abrissbagger zum Opfer. Die LzO baut hier jetzt ein neues stadtbildprägendes Gebäude. VON WOLFGANG NIEMANN JEVER – Eines der markantesten Gebäude in Jevers Innenstadt war über lange Zeit der „Schütting“ am Alten Markt. Bereits im 18. Jahrhundert als Treffpunkt der Kaufleute errichtet, entlehnte man den Namen offenbar dem Vorbild des berühmten Bremer Schütting. Auf alten Bildern noch aus der Zeit vor der Motorisierung erkennt man das Haus mit dem charakteristischen ArkadenVorbau als „Hotel Schütting“ und der später wechselnden Zusatzbezeichnung „Restauration von P. Balenius“. In der Nazi-Zeit hatte der Schütting eine unrühmliche Ära als Versammlungslokal der SA. Der Alte Markt hieß im „Dritten Reich“„Adolf-Hitler-Platz“. In den 70er-Jahren passierte dann jedoch das, was Alt-Bürgermeister Paul Müller als „Jevers größte Bausünde“ bezeichnete: das „Hotel Schütting“ und der direkt angrenzende Gasthof „Weißer Schwan“ wurden 1974/75 abgerissen. An seine Stelle baute die Landessparkasse zu Oldenburg (LzO) ihr neues Bankgebäude. Am 4. November 1977 zog sie aus ihrer bisherigen Niederlassung an der Albanistraße in ihre neue „Zweiganstalt“ um. Erst in den 80er-Jahren setz- Das Hotel Schütting prägte einst das Bild am Alten Markt. Hier kehrten viele Kaufleute ein. An seiner Stelle baute die LzO 1975 ihre neue Zweigniederlassung. FOTO: ARCHIV ANDERSEN te allenthalben ein Umdenken ein und man besann sich darauf, die historischen Bauten in den Städten zu erhalten. Für Jevers Schütting jedoch war es zu spät. Dabei ist die LzO selbst eine altehrwürdige Institution. Bereits am 1. August 1786 unterzeichnete der Landesherr Herzog Peter Friedrich Ludwig die Gründungsurkunde für diese „Er- Mit diesem Gebäude mochten sich die Jeveraner nicht recht anfreunden. Jetzt baut die LzO neu – und schöner. FOTO: WZ-BILDDIENST/NIEMANN sparungscasse für das Herzogtum Oldenburg“. Sein löblicher Gedanke war dabei eine Neuordnung des Armenwesens, denn mit dieser Kasse sollte es wirtschaftlich schwächeren Bevölkerungskreisen ermöglicht werden, Rücklagen zu bilden. Nur die Sparkasse Hamburg ist in ihrer Art noch ein paar Jahre älter als die LzO. Die LzO führt ihren heutigen Namen übrigens erst seit dem 1. Januar 1913 und wird seit 1937 als eine Anstalt des öffentlichen Rechts vom Sparkassenzweckverband Oldenburg getragen, dem die Landkreise Ammerland, Cloppenburg, Friesland, Oldenburg, Vechta, Wesermarsch sowie die kreisfreien Städte Delmenhorst und Oldenburg angehören. Nach jahrelangen Gerüchten lüftete die LzO das Geheimnis um die Zukunft der alten Bausünde: Im Juni 2011 stellte die LzO das Modell für einen Neubau ihrer Regionaldirektion Jever vor. Aus fünf Architektenentwürfen wurde das dreigeschossige Modell von Architektin Iris Wienecke (Oldenburg) ausgewählt. In hellem Naturstein und mit einer raffinierten Dachkonstruktion soll diese Investition für rund sechs Millionen Euro sich in das historische Bild der Bauten rund um den Alten Markt einpassen. Nach dem Abriss des alten Baus im Jahr 2012 wächst der Neubau derzeit heran und kann voraussichtlich im Laufe dieses Jahres eingeweiht werden. Seite 16 · Wilhelmshavener Zeitung Gester n und Heute präsentiert von der: 23. Februar 2013 Richter für Stadt und Land Schon seit dem Mittelalter wird in Jever Recht gesprochen. Seit 1704 hat die Justiz hier ein eigenes Dach über dem Kopf. VON HARTMUT SIEFKEN JEVER – Zu den altehrwürdigen Gebäuden in Jever gehört das Amtsgericht. Der älteste, westliche Gebäudeteil stammt aus der Zeit um 1620, der mittlere Teil mit der Freitreppe wurde im Jahr 1703/04 gebaut und 1827 aufgestockt. Der östliche Anbau stammt aus dem Jahr 1884. Von 1993 bis 1997 wurde der gesamte Gebäudetrakt saniert und neu auf- und umgebaut. Der älteste Gebäudeteil war ursprünglich als Marstall gebaut worden und diente ferner als Ballhaus, in dem man Ballspiele spielte. Bis zum Bau des Richthauses 1704 fanden die Gerichtsverhandlungen wohl vornehmlich in den Privathäusern der Richter, teils sicher auch im Rathaus statt. Die Trennung zwischen Verwaltung und Gerichtsbarkeit entwickelte sich erst im 19. Jahrhundert. Im Mittelalter übten in den Frieslanden die gewählten Redjeven (Richter) die Gerichtsbarkeit aus. Die Östringer und Wangerländer Richter trafen sich in Jever, das sich seiner verkehrsgünstigen Lage am Ende des Heerweges und seiner damaligen guten Anbindung an die Seewege wegen zum Hauptort 1704 wurde das Gerichtsgebäude gebaut und später erweitert. Der Marstall (das spitzgiebe lige Haus vor dem Erker) wurde im 17. Jahrhundert errichtet. FOTO: ARCHIV ANDERSEN entwickelt hatte. Das Kloster Oestringfelde nahm wohl eine zunehmend wichtigere Rolle in der Gerichtsbarkeit ein, wie auch Verwaltungs- und Kirchspielsgrenzen deckungsgleich wurden. Für den Übergang zur Häuptlingsherrschaft im 15. Jahrhundert ist die Quellenlage hinsichtlich Verwaltungsaufbau und Gerichtsbarkeit dünn, deutlicher umrissen tritt sie im 16. Jahrhundert wieder zutage. Wie sich das Gerichtswesen im Jeverland entwickelte, beschrieb der Jurist Dr. Hellmut Rogowski 1967 im Band 16 der Oldenburger Forschungen. Man unterschied zwischen dem Stadt- und dem Landgericht. Das Stadtgericht bestand aus den Ratsmitgliedern. Es war zuständig für die Zivilstreitigkeiten der Bürger innerhalb der umwallten Stadt, nicht also für die Bürger der Vorstadt. Die hatten sich wie die übrigen Bürger des Jeverlandes an das Landgericht zu wenden. Das Landgericht war einerseits Zivilgericht – für Jevers Stadtbürger auch Appellationsgericht -- , andererseits Kriminalgericht. Es tagte anfangs unter dem Vorsitz des Häuptlings, später des Drosten, mit mehreren Beisitzern und einem Schreiber. Aus der Funktion des Schreibers entwickelte sich ein ständiger Amtsträger, der erstmalig 1514 urkundlich belegte Landrichter. Seit dem 16. Jahrhundert waren alle Landgerichtsmitglieder Juristen. Zu den Kriminaljustizsachen zählten „Majestätsbeleidung, Zauberei, Das jeversche Amtsgericht wurde Mitte der 1990erJahre saniert. Mord, Totschlag, FOTO: SIEFKEN schwerer Dieb- stahl, Urkundenfälschung, Ehebruch und Unzucht“. Den sogenannten fiskalischen Delikten rechnete man blutige und unblutige Körperverletzung, Beleidigungen, Hausfriedensbruch, leichter Diebstahl, Widerstand gegen landesherrliche und städtische Bedienstete, Beschädigung und Zerstörung öffentlicher Einrichtungen sowie Verstöße gegen die zahlreichen Verordnungen. Die fiskalischen Delikte zogen als Strafe in der Regel Brüche (Strafzahlungen) nach sich. Wer nicht zahlen konnte, wurde ins Gefängnis geworfen oder wurde zu Arbeiten auf den Vorwerken (den großen Gütern der Landesherrschaft) und dem Schloss herangezogen. Wehe dem, der schwerer Anschuldigungen wegen in die Fänge der Justiz geriet. Während Folter nach altem friesischem Recht verpönt war, änderte sich dies im 16. Jahrhundert unter dem Eindruck der „Peinlichen Halsgerichtsordnung“ Kaiser Karls V. von 1532. Die sogenannte Carolina führte den Inquisitionsprozess im Strafwesen ein, damit die „peinliche Befragung“, legte aber auch einige gerichtliche Verfahrensgrundsätze fest. Schonung konnte kein Verdächtiger erwarten. So manch einer starb schon während des Prozesses. Fortsetzung auf Seite 17 23. Februar 2013 Gester n und Mit Feuer und Schwert gerichtet Fortsetzung von Seite So geht aus alten Kriminalprotokollen der Jahre 1542 - 49 hervor, dass alle inhaftierten „Hexen“ im Gefängnis den Kältetod starben. Zwei große Hexenprozesse ragen unheilvoll aus der Justizgeschichte des 16. Jahrhunderts im Jeverland hervor. Obwohl Landesherrschaft und Geistlichkeit eigentlich der Reformation zugeneigt waren, stand der von der katholischen Inquisition befeuerte Hexenglaube offensichtlich auch im Jeverland noch in voller Blüte. 1542/43 gab es einen Hexen-Prozess gegen eine Frau namens Tommet; die Delinquentin landete auf dem Scheiterhaufen. Ebenso erging es 13 Frauen und zwei Männern, die in einem Prozess 1592 nach grauslichen Folterungen „gestanden“ und verbrannt wurden. Einige „Hexen“ wurden gnädigerweise zuvor geköpft; das Richtschwert, das 1582 geschmiedet worden war, wird noch heute im Schlossmuseum aufbewahrt. Zu Fräulein Marias Zeiten gab es noch keinen Scharfrichter. Als Jever anschließend zur Grafschaft Oldenburg gehörte, rückte der Scharfrichter bei Bedarf von dort an. Während der Zerbster Zeit ließ sich ein „Nachrichter“ in Jever nieder. Er erhielt das Privileg, als einziger gegen Gebühr sämtliches in der Stadt und Herrschaft Jever verrecktes Vieh abledern und verscharren zu dürfen. Damit verdiente er so reichlich, dass er die Hinrichtungen ohne Bezahlung durchführen musste. Die Hinrichtungen fanden, glaubt man dem viel zitierten Geschichtsschreiber Sello, auf dem Alten Markt statt. 1751 ist die letzte Hinrichtung auf dem Alten Markt bezeugt. Laut alten Gerichtsakten im Staatsarchiv Heute präsentiert von der Wilhelmshavener Zeitung · Seite 17 grund, stützten sich die studierten Juristen auf die Grundsätze des Gemeinen Rechts. Während der napoleonischen Herrschaft wurde auch das Justizwesen umgestülpt, galten der Code Civil und französisches Strafrecht. Jever wurde zum Sitz eines Tribunals mit einem Präsidenten und drei Richtern als Berufungsgericht und zuständig für Gerichtssachen mit höheren Streitwerten. Unterste Instanz waren die Friedensrichter in den Kantonen, den ehemaligen Amtsvogteien, die mehrere Kirchspiele (Mairien) umfassten. Kapitalverbrechen wurden vor dem Schwurgericht verhandelt. Als das Jeverland 1818 endgültig dem Herzogtum Oldenburg zugesprochen wurde, griff man wiederum auf das vorherige Rechtswesen mit der Amtsverfassung zurück. Der Amtmann erhielt wieder seine zentrale Bedeutung als Chef der Verwaltungs- und Justizbehörde. Erst 1858 kam es im Zuge der oldenburgischen Verwaltungs- und GebietsWohl kaum zum Lachen zumute war den Delinquentinnen im reform zur weitgeHexengalgen. Im Schlossmuseum wird das Richt henden Trennung schwert aufbewahrt. von Verwaltung und FOTO: WZ-BILDDIENST/SCHLOSSMUSEUM Justizwesen. Das Landgericht Jever Oldenburg allerdings wurde aufgelöst und ein Amtswar der Richtplatz beim heutigericht eingerichtet. Nächsthögen Siebetshaus in der Nähe Landhere Instanz war das Obergetrat des ehemaligen Klosters Ös- gericht richt in Varel, das die Aufgatringfelde. Auf dem Alten Markt das friesische Recht ben des ehemaligen Landstand, wie Rogowski ausführt, immer stärker in den Hintergerichtes übernahm. lediglich der „halbe Galgen“, wo vor allem die für alle Zeiten entehrenden Prangerstrafen voll„Ab sofort finden Sie mich in neuen streckt wurden. Räumlichkeiten - Albanistraße 3 !“ In der Stadt (also innerhalb der Stadtbefestigung) selbst Arbeitsrecht · Sozialrecht · Vertragsrecht sind, wie Rogowski ausführt, Versicherungsrecht · Bankenrecht nachweislich nie Todes- oder Medizinrecht · Familienrecht · Strafrecht Prangerstrafen vollstreckt worden. Hier wurden nur die LL.M.M.A. Urteile verkündet. In Bürogemeinschaft Albanistraße 3 · 26441 Jever Altes örtliches Gewohnheitsmit den Rechtsanwälten Telefon 0 44 61 - 30 26 recht rang in weiten Teilen Albers und Perduns Telefax 0 44 61 30 28 Deutschlands mit vom römiE-Mail: [email protected] · www.gruebnau-rieken.de schen Recht hergeleitetem GeTäglich Sprechzeiten: 9.00 bis 13.00 Uhr und 15.00 bis 18.00 Uhr meinrecht. Auch im jeverschen Michael Grübnau-Rieken Seite 18 · Wilhelmshavener Zeitung Gester n und Heute präsentiert von der: 23. Februar 2013 Ältestes Bürgerhaus Jevers Der „Schwarze Bär“ kann auf eine über 200-jährige Tradition zurückblicken. 1897 zog er ins älteste Haus Jevers. VON KLAUS HOMOLA JEVER – Am Kirchplatz 14 in Jever erstreckt sich zwischen zwei neueren Giebelhäusern der 1562 errichtete zweigeschossige und im Giebel viergeschossige Gasthof „Schwarzer Bär“, neben dem Schloss wohl eines der ältesten Gebäude in Jever. Der Architekt Kurt Asche (Oldenburg) schreibt dazu in seiner Bestandsaufnahme denkmalwürdiger Häuser und Objekte in der Stadt Jever: „Das Gebäude stellt das einzige gut erhaltene und datierte Ziegelhaus aus der Mitte des 16. Jahrhunderts in Jever dar. Es ist zugleich das älteste authentische Beispiel eines Bürgerhauses aus der Zeit des Fräulein Maria. In Material, Konstruktion und Form belegt es die an der Küste und im Küstenhinterland im 16. und 17. Jahrhunderts bezeichnende Verwendung von Der „Schwarze Bär“ am Kirchplatz ist das älteste noch erhal tene Bürgerhaus in Jever. WZ-FOTO: GABRIEL-JÜRGENS Ziegeln und Sandstein.“ Ursprünglich hatte sich der Gasthof „Schwarzer Bär“ zunächst zwei Häuser weiter in Richtung Rathaus etabliert. Der Gasthof wurde 1791 von Johann Looschen, einem ehemaligen Soldaten von der Garni- son in Jever, der ursprünglich aus Anhalt zugewandert war, eröffnet. Später wurde ein Theatersaal zur großen Burgstraße angebaut. Im 18. Jahrhundert wurde nach Auskunft von Heimatkundler Wilke Krüger der Bau als gro- ßes Haus im Grundbuch beschrieben. 1896/97 erwarb die Stadt Jever den Gasthof und einen Anbau und ließ hier mitten in der Stadt ein E-Werk errichten. Der heutige „Schwarzer Bär“ war zunächst Wohnhaus und wurde dann als Schankwirtschaft eingerichtet. Der erste Gastwirt in der neuen Wirtschaft hieß Weerts. Um 1912 kaufte die Familie Janssen (bekannt in Jever war vor allem „Toto“ Janssen, der hier bis in die 90er-Jahre in der Großen Burgstraße einen Lotto-Laden betrieb). Über der Tür des hinteren Giebels befindet sich ein Sandsteinrelief mit einem Schwarzen Bären. 1953 entstand im Haus des E-Werkes, das nicht mehr in Betrieb war, das Burgtheater. Heute ist es das Gemeindehaus der ev. Kirche. Nach dem Brand der Stadtkirche im Jahr 1959 wurden hier Gottesdienste abgehalten. In seiner akribisch geführten Chronologie der Wirtshäuser und Gasthäuser in Jever zählt Wilke Krüger mehr als 20 Wirte, die in dem Haus „Schwarzer Bär“ (alt) gewirkt haben. Im der neuen Schankwirtschaft kommt er bis heute auf zwölf. Das Spritzenhaus neben der Stadtkirche JEVER/HO – Neben dem Rat- haus am Kirchplatz in Jever stand bis 1938 ein Wohnhaus mit der Hausnummer 12. Dieses Haus hatte die Stadt Jever schon einige Jahre zuvor erworben, um hier ein Feuerwehrgerätehaus zu errichten. Das Haus war über 200 Jahre alt, baufällig und hätte erneuert werden müssen. Aus diesem Grunde stellte die Stadt Jever beim Amtshauptmann in Jever den Antrag, das Gebäude abzubrechen. Im Bauschein Nr. 318/38 des Amtshauptmanns ist zu lesen, „…dass die in diesem Gebäude wohnenden Familien von Ihnen anderweitig untergebracht werden…“ Aus volkswirtschaftlichen Gründen spreche nichts gegen einen Ersatzbau. Im Bauantrag der Stadt Jever heißt es zur Begründung der Baumaßnahme, dass die bisherige Unterbringung der Geräte in der Stadt sehr mangelhaft und für die Einsatzfähigkeit der bäude nicht mehr den AnfordeFeuerlösch-Polizei keine Gerungen der Zeit genügte. Im währ gegeben sei. Jahr 1982 entschied sich der Weiter heißt es: „Ich beRat der Stadt Jever für den absichtige daher, das alte Neubau eines Gerätehauses Gebäude, welches nicht veran der Milchstraße, das ein wendungsfähig ist, abzubreJahr später eingeweiht wurde. chen und den erforderlichen Es dauerte noch bis Ende Gerätehausneubau vorzuder 80er Jahre, bis sich der nehmen. Auch ein längeres Rat für eine neue Verwendung Wohnenbleiben von Famiaussprach. In dem Gebäude lien in diesem Hause ist oh- Die Feuerwehr 1933 vor dem ehe sollte ein Ratssaal entsteFOTO: PRIVAT hen, da im Rathaus mit dem ne Aufwand von wesentli- maligen Bürgerhaus. chen Mitteln nicht möglich.“ Renaissance-Giebel nur ein Der Zweckbau mit dem noch sei. Hinzu kam das Feilschen kleiner Saal zur Verfügung heute sichtbaren charakteristi- um die Zuteilung von „Eisen“ stand. Architekt Friedrich C. schen Schlauchturm musste al- für das zu errichtende Gebäude Meyer übernahm unter Mithilfe lerdings „erkämpft“ werden. mit der Eisenverteilungsstelle des Statikers Egon Hohn die Hintergrund waren die Hinweise für Gemeinden und Gemeinde- schwierige Aufgabe, hier einen in mehreren Schreiben des Bür- verbände in Berlin, auch zum Saal zu schaffen, der den Angermeisters auf die Nähe des Zweck des Einbaus einer Hei- sprüchen des Rates entsprach. Kriegshafens Wilhelmshavens zung in das zu errichtende Ge- Dabei blieb der Weinhausgang, und die unmittelbare Nachbar- bäude. Das wurde schließlich der den Kirchplatz mit der Groschaft zum Flugplatz Upjever. 1939 errichtet und diente bis ßen Burgstraße verbindet, erBeides könnten Einsatzorte der 1983 als Spritzenhaus der halten. Feuerwehr Jever werden, die da- Freiwilligen Feuerwehr Jever. Quellenangabe: Der VerfasDoch schon in den 70er Jah- ser und Dokumentationen der für sowohl baulich als auch technisch nicht ausgerüstet ren zeigte sich, dass das Ge- Freiwilligen Feuerwehr Jever. 23. Februar 2013 Gester n und Heute präsentiert von der Wilhelmshavener Zeitung · Seite 19 Das Sophienstift in den 30er Jahren von der Prinzenallee aus betrachtet. FOTO: WZ-BILDDIENST Vom Armen zum Krankenhaus Die Schwägerin der Zarin veranlasste die Gründung eines Armenund Arbeitshauses, aus dem das Sophienstift wurde. VON WOLFGANG NIEMANN JEVER – In die Tausende dürfte die Zahl der Zeitgenossen gehen, die als Geburtsort Jever angeben und hier ganz speziell das Sophienstift mitten in der Marienstadt meinen. Tatsächlich war diese Einrichtung vor allem für seine geburtshilfliche Abteilung weit über das Jeverland hinaus bekannt, und die letzte größere Neuerung war die 1998 geschaffene Möglichkeit von Wassergeburten. Doch die Zeiten sind vergangen, und als der Landkreis Friesland als Träger 2006 den Klinikbetrieb mit zuletzt 48 Betten einstellte, endete damit eine 144-jährige Geschichte als Krankenhaus. Bereits 1996 wurde das Obergeschoss zur Altenpflegeeinrichtung umgewandelt und nach dem Übergang an die Stiftung Blankenburg, Bezirksverband Oldenburg, sowie die Firma Einsiedel & Partner, Oldenburg bietet das Sophienstift im Hochparterre Betreutes Wohnen, während der übrige Anhalt-Zerbst, als Landesadministratorin des Jeverlandes. Die Schwägerin der russischen Zarin Katharina der Großen verwaltete die kleine Herrschaft von ihrem Witwensitz in Coswig aus und setzte sich sehr für deren Bürger ein. Dazu gehörte auch, dass sie in den Jahren 1803/04 auf dem Gelände des Kleinen Herrengartens ein Armen- und Arbeitshaus errichten ließ. 1862 wurde diese Armenanstalt schließlich in ein Krankenhaus umgewandelt und erweitert und 1866 kam es dann zu der noch heute geltenden NaDas Sophienstift ist heute eine Seniorenwohn und Pflegeeinrich- mensgebung nach der tung. FOTO: PRIVAT einstigen Gründerin. Bereich vollstationäre und Kurzzeitpflege vorhält. Das Sophienstift erhielt seinen Namen 1866 vom Großherzog von Oldenburg verliehen, nachdem es bereits vier Jahre als Krankenhaus gedient hatte. Der Anfang des Hauses aber liegt noch gut 60 Jahre früher und geht auf die Namenspatronin zurück. Zur Zeit der sogenannten ersten „russischen Zeit“ von 1793 bis 1806 fungierte Friederike Auguste Sophie (1744 - 1827), Fürstin von Gester n Seite 20 · Wilhelmshavener Zeitung und Heute präsentiert von der: 23. Februar 2013 Grund gelegt für viele Karrieren Das Mariengymnasium blickt auf eine 440-jährige Geschichte zurück. Es legte den Grundstein für viele Karrieren. VON HARTMUT SIEFKEN JEVER – Jevers Lokalpatrioten verweisen stolz auf das Mariengymnasium. Zu Recht, ist es doch eine der ältesten Schulen im Lande und beherbergt eine der größten und historisch wertvollsten Schulbibliotheken. 1573 veranlasste das alternde Fräulein Maria (1500 - 1575), Herrscherin des Jeverlandes seit 1534, die Gründung der Lateinschule: „Darnach vorschaffen und wollen wyr hirmith, das eine Schule alhir zu jever, di wir vormittelst Godtlicher hilff erbauen zu lassen entschlossen . . . mit fünf gelerte gesellen, deren zween Artium Magistri sein sollen, . . . dergestalt, das die Jugent dieser unser herschaft und Stadt Jever in derselbigen ohn ainiche entgeltnuß getreulich und wol Instituirt und gelernet werden soll“ -- so trug es die Herrscherin in damals noch orthografischer Freiheit ihren Nachfahren auf. Edo Hildericus (1533 1599), ein Sohn der Stadt, Historiker, Mathematiker, Philologe und protestantischer Theologe, steuerte als Rektor des Altstädtischen Gymnasiums Magdeburg Wesentliches zur jeverschen Schulordnung bei. Der erste Rektor der neuen Lateinschule war Henrikus Libertinus (Heinrich Frey). Er war zuvor Prediger in Waddewarden. Nicht nur die Kinder der Begüterten sollten die Schule besuchen können. Schon 1591 kam es zur Gründung einer Kurrende, ein aus bedürftigen Blick vom Schlossturm auf das Mariengymnasium kurz nach 1900. Im Bildhintergrund sieht man die ehemalige Mühle an der Mühlenstraße. FOTO: ARCHIV ANDERSEN Das Mariengymnasium mit dem zur Terrasse gelegenen ehe maligen Haupteingang. FOTO: WZ-BILDDIENST/KNOTHE Schülern bestehender Chor, der von Haus zu Haus zog und bei Festen für Geld sang (lat. currere = laufen). Der Unterricht fand wohl zunächst im Hause des Rektors, dann in einem Anbau der Kirche statt. 1593 zog die Schule, seit UWE AHLERSs es fährt. – KFZ-Mechanikermeister – Wir machen, das Reparaturen aller Art Freie Werkstatt Partner Unfallinstandsetzung PKW Bremsdienst Lackiererei Kraftfahrzeugausrüstung Reifen Klimaanlagenservice Branterei 9 · 26419 Schortens + Au im Haus + Au im Haus Tel. 0 44 61 – 8 39 38 Fax 0 44 61 – 98 64 31 E-Mail: [email protected] 1667 „Provinzialschule“, in das Haus am Kirchplatz/Ecke Kleine Rosmarinstraße ein; im Erdgeschoss befand sich die Wohnung des Rektors, im Obergeschoss wurde unterrichtet. 1818 findet die Provinzialschule eine neue Bleibe im Böselagerschen Haus an der Drostenstraße. Joachim von Böselager war als Drost noch 1574 von Maria eingesetzt worden und blieb dies auch unter den Oldenburger Grafen bis 1609. Doch auch hier war die Schule alles andere als optimal untergebracht, wie aus den Unterlagen der örtlichen Schulkommission hervorgeht. Die Räume waren schlecht beheizt, wegen der Kälte wurden sie nicht ausreichend belüftet. Die Fenster zur schmalen Straße oder zum engen Hof ließen nur wenig Licht herein. Die östliche Seite des Schulhauses grenzte an das Grundstück eines Schlachters; Düngerhaufen und Schlachtabfälle verpesteten die Luft wie die „9 Aborte“ in den Hinterhöfen der umliegenden Häuser. Der Straßenlärm und das Quieken des Viehs, welches der Schlachter während der Schulzeit abstach, störten den Unterricht. Nichtsdestoweniger wurde an der Schule vor allem ab dem 18. Jahrhundert eine offensichtlich erfolgreiche pädagogische Arbeit geleistet. Unter der Ägide des Rektors Hermann Friedrich Hollmann (1792 1825) lernten an der Provinzialschule eine Reihe von Schülern, die später zu deutschen Geistesgrößen avancierten: der Historiker Friedrich Christoph Schlosser, der Nationalökonom Johann Heinrich von Thünen, der Mathematiker und Astronom Johann Ludwig Tiarks, der Chemiker Eilhard Mitscherlich, der „Turnvater“ Gerhard Ulrich Anton Vieth, der Forschungsreisende Ulrich Jasper Seetzen. 1853 war das Jahr einer großen Schulreform: Die Provinzialschule wird zu einem Gesamtgymnasium mit einem humanistischen und einem neusprachlich-naturwissenschaftlichen Zweig. In jenem Jahr wird das Verhältnis von Staat und Kirche im Großherzogtum Oldenburg neu geregelt. Bildung und Kultur werden jetzt als staatliche Angelegenheiten begriffen, das Fortsetzung auf Seite 21 23. Februar 2013 Gester n und Heute präsentiert von der Wilhelmshavener Zeitung · Seite 21 Bibliothek birgt historischen Schatz Fortsetzung von Seite Mariengymnasium nun eine rein staatliche Schule. Zuvor hatte die Kirche im Schulwesen das Sagen, war das geistliche Konsistorium Aufsicht führend. Zur 300-Jahr-Feier 1873 erhielt die Schule ihren heutigen Namen, Mariengymnasium, und ein Vierteljahrhundert später auch endlich ein zweckentsprechendes Gebäude: Am 6. August 1900 zog die Bildungsanstalt an die Terrasse neben dem Schlosspark. Neun Jahre später wurde hier die Sporthalle, heute Gymnastikhalle gebaut. 1927 wurde der Westflügel angebaut. 1915 legte Sophie Prag (1895 - 1955) als erstes Mädchen die Abiturprüfung am Mariengymnasium ab. Das jüdische Mädchen studierte danach Medizin und wanderte, vertrieben durch die Nazis, nach Peru aus. Nach ihr ist 2011 das Unterstufengebäude benannt worden. Ein großer Teil der Lehrerschaft lehnte die Weimarer Republik ab, war demokratiefeindlich eingestellt und antisemitisch. Der Kunsterzieher und später erfolgreiche Schriftsteller Georg von der Vring wird wegen seiner pazifistischen Gesin- Die Lateinschule am Kirch platz. FOTO: ARCHIV ANDERSEN nung angefeindet und verlässt 1928 Jever. Die Nationalsozialisten entlassen ihnen nicht genehme Lehrer, das Mariengymnasium wird eine „Deutsche Oberschule“ im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie. 1939 wurden die Schülerinnen des städtischen Lyzeums in das Mariengymnasium eingegliedert. Seit 1879 erst war auch den Mädchen in Jever höhere Schulbildung vergönnt, und zwar zunächst in einer Privatschule am Mooshütter Weg (Bleekerschule), die nach dem Umzug des Mariengymnasiums an die Terrasse in das Drostenhaus einzieht. 1870 siedelt die mittlerweile städtische Mädchenschule in die ehemaligen Zerbster Kasernen in Nachbarschaft des Mariengymnasiums an der Terrasse über. Derzeit lässt der Landkreis Friesland die „Kasernen“ baudenkmalgerecht mit Millionenaufwand sanieren. In den ersten drei Kriegsjahren diente das Mariengymnasium als Reservelazarett. 190 Schüler des Mariengymnasiums verloren im Krieg ihr Leben, ehemalige jüdische Schüler wurden ermordet. Nach Kriegsende beschlagnahmte zunächst die Besatzungsmacht das Gebäude, der Unterricht musste in verschiedenen Gebäuden der Stadt erteilt werden. Ab 1946 fand der Unterricht wieder an der Terrasse statt. Im Jubiläumsjahr 1948 gründete sich der „Verein ehemaliger Schülerinnen und Schüler“; seit 1837 hatte es den Schulhülfsverein gegeben. 1957 entstand der Ostflügel, 1969 der naturwissenschaftliche Trakt in Waschbeton-Architektur, 1978 übernahm das Mariengymnasium die Räume der benachbarten ehemaligen Stadtmädchenschule. Das traditionsreiche Drostenhaus fiel erst in jüngster Vergangenheit der Spitzhacke zum Opfer. An seiner Stelle steht seit ungefähr 30 Jahren Von 1818 bis 1900 befand sich die Provin zialschule bzw. das Mariengymnasium im Drostenhaus. – Kleines Foto: Die Drosten straße heute. FOTO: ARCHIV ANDERSEN ein großer Gebäudetrakt mit Altenwohnungen. Die reich bestückte Bibliothek des Mariengymnasiums sucht als Schulbibliothek ihresgleichen, beherbergt sie Das Haus Ecke Rosmarin straße heute. WZ-FOTO: LÜBBE Ballonshop Luftballons für jede Gelegenheit, auch in kleinen Mengen erhältlich mit und ohne Druck. Folienballons in großer Auswahl! Jever, Am Hillernsen Hamm 51, Tel. (04461) 4061 Mo. - Do. 9 – 13 Uhr, 14 - 17 Uhr, Fr. 9 – 13 Uhr doch alte Urkunden und Bücher, die mit der Geschichte des Jeverlandes eng verbunden sind. Den Grundstock legte Remmer von Seediek (um 1500 - 1557), Kanzler unter Fräulein Maria. Eine große Bereicherung erfuhr die Bibliothek 200 Jahre später durch den Nachlass von Johann Ludwig II., Prinz des Hauses Anhalt-Zerbst, der von 1720 bis 1743 Oberlanddrost und Präsident zu Jever war, ein belesener und in seinen jungen Jahren weit gereister Mann. Zu den großzügigen Schenkungen zählt ferner die Büchersammlung des Hofrates Ehrentraut, der seine Bücher und Archivalien dem Mariengymnasium vermachte. Doch auch viele andere Gelehrte und Geistliche aus dem Jeverland haben dem Mariengymnasium im Verlauf der Jahrhunderte ihre Büchersammlungen zum Geschenk gemacht. Dienstleistungen „Rund um's Haus“ – Gartenarbeiten – Holzarbeiten – Entrümpelungen – Kleintransporte – Hausmeistertätigkeiten Thimo Jakobs An der Gotteskammer 16 · 26441 Jever Tel. (0 44 61) 91 35 25 Mobil (01 73) 514 67 67 [email protected] www.thimontage-jever.de Seite 22 · Wilhelmshavener Zeitung Gester n und Heute präsentiert von der: 23. Februar 2013 Scheibe und Vogel zum Ziel 1786 kam es zur Gründung einer „Schützencompagnie“. Mit kurzen Unterbrechungen existiert sie bis heute. VON HARTMUT SIEFKEN JEVER – Der Schützenverein Je- ver ist der älteste seiner Art im Jeverland. Die Entstehungsgeschichte ist gut dokumentiert und beginnt im Jahr 1786. Seit 1667 gehörte das Jeverland zu Anhalt-Zerbst. Der letzte im Jeverland regierende Fürst aus diesem Hause, bevor das Jeverland an Russland ging, wo die Anhalt-Zerbster Tochter Katharina II. herrschte, war Friedrich August. Zu seiner Zeit wurde nicht nur die Garnison in Jever erheblich aufgestockt -- die Kasernen aus Zerbster Zeit nutzt heute das Mariengymnasium --, Friedrich August war es vielmehr auch, auf dessen Initiative in Jever eine „Schützenkompagnie“ ins Leben gerufen wurde. 66 Bürger traten ihr bei, berichtete der Jeversche Chronist Christian Friedrich Strackerjan in seinem 1834 erschienen Buch „Beiträge zur Geschichte der Stadt Jever“, das er zum 300. Stadtrechtsjubiläum veröffentlichte. Am 26. Juli 1786 fand demnach das erste Scheibenschießen statt, „dem am 16. August und folgenden Tagen das erste Vogelschießen folgte.“ Ein Jahr später bestand die Kompanie aus zehn Offizieren und Unteroffizieren und 41 Schützen. Strackerjan erzählt: „Bis dahin (1789) hatte die Compagnie sich einer Stadtfahne und einer Vorstadtfahne bedient, allein am 13. Juli 1789 wurde eine von den Schützen angeschaffte eigne Fahne feierlich eingeweiht und den Schützen in der Vorstadt übergeben. Am 17. Mai 1790 erhielten auch die Schützen in der Stadt eine Fahne, welche gleichfalls feierlich eingeweiht und übergeben wurde. Im Jahr 1790 wurde der Fürst Schützenkönig, denn für den Fürsten und die Fürstin geschahen jedesmal Schüsse durch den Forstmeister. Sein Königschild wurde erst nach seinem Tode geliefert. Das Schützenfest begann nun immer glänzender zu werden. Der ausgebrochene Krieg Eine alte Postkarte: Im Jahr 1871 wurde der jeversche Schützenhof errichtet. Das Schützenwe sen hatte in der Mitte des 19. Jahrhunderts einen enormen Aufschwung genommen. Dieselbe Ansicht des Schützenhofes heute. Jevers Schützenwe sen geht auf das 1786 zurück. WZ-FOTO: LÜBBE gegen Frankreich trieb die Erzeugnisse des Landes zu hohen Preisen hinauf und die Bewohner der Herrschaft Jever sowohl als Oldenburgs und Ostfrieslands waren froh, einen Vereinigungspunct zu haben, wo sie nicht bloß im Genuß ihres Wohlstands sich freuen, sondern auch in Darlegung desselben mit einander rivalisiren konnten, was denn natürlich für Stadt und Vorstadt Jever reichen Gewinn brachte, zugleich aber auch zu manchen Unordnungen und Ausschweifungen Anlaß gab.“ Während Katharinas Statthalterin, ihre Schwägerin Friederike Auguste Sophie, Fürstin von Anhalt-Zerbst, dem ganzen Schützenwesen eher skeptisch gegenüberstand und „mehrmals äußerte“, so Strackerjan, „daß sie das Eingehen des Scheiben- und Vogelschie- ßens wünsche, dauerte es dennoch nicht bloß bis zur holländischen Occupation fort, sondern selbst während derselben. Und sogar wurde die Schützen-Compagnie von den holländischen Behörden der Nationalgarde in Holland gleich geachtet. Auch that am 20. Juli 1807 der holländische General Millet, für den König von Holland den Königsschuß, wie der Magistrat laut Protocolls vom 19. desselben Monats es geahndet hatte, und gab dadurch Veranlassung zu einem Feste, wofür dem Könige über 2200 Rthlr. berechnet waren und nach langem Streiten des Finanzministers doch 1800 Rthlr. bezahlt wurden.“ Während der Franzosenzeit schmolz die Schützenkompagnie zusammen und die „eingetretenen schlechten Zeiten verminderten den Besuch der Schützenfeste, und wer noch in der Nachbarschaft Geld auf einige Tages des Vergnügens verwenden wollte, besuchte das indeß empor gekommene Seebad Norderney oder andere Vergnügungsorte . . . Auch hatten sich die schon früher entstandenen Scheibenschießen auf dem Lande so sehr vermehrt, daß die Gesellschaft, welche ehemals in Jever sich concentrirte, in viele kleine zersplittert war.“ 1819 löste sich die Schützenkompagnie auf, wenngleich das Scheiben- und Vogelschießen noch bis 1822 „auf Subcription“ veranstaltet wurde. Zwölf Jahre fiel kein Schuss. Dann jedoch hatten die Schießfreunde ihr Pulver wieder getrocknet und reichten bei der Großherzoglichen Regierung ein Gesuch auf Errichtung einer Schützengesellschaft ein. „Sr. Königl. Hoheit“ geruhte, dem Gesuch stattzugeben und stellte dafür „achtzig Büchsen und ebensoviele schwarze Koppeln, imgleichen achtzig Patrontaschen mit Riemen der Gesellschaft auf unbestimmte Zeit“ zur Verfügung.Außerdem ordnete er an, „daß Schnitt und Farbe der Schützen-Uniform von derjenigen der Civildienst- und Militair-Uniform verschieden sein müsse, auch den Schützen-Offizieren nicht ähnliche Distinctionen zugestanden werden dürften, welche die Officiere des Großherzoglichen TruppenCorps tragen.“ Fortsetzung auf Seite 23 23. Februar 2013 Gester n und Heute präsentiert von der Wilhelmshavener Zeitung · Seite 23 Türme in wechselnden Perspektiven Die 1901 gebaute und 1966 abgerissene neugotische katholische Kirche an der Prinzengraft. FOTO: WZ-BILDDIENST Der Blick in den 1930erJah ren. FOTO: ARCHIV ANDERSEN Diese Aufnahme entstand nach 1895. In jenem Jahr wurde das Elektrizitätswerk an der Burgstraße (Schornstein) in Betrieb ge nommen. FOTO: ARCHIV ANDERSEN Die katholische Kirche heute. Blick aus einem Riesenrad auf dem Alten Markt in Richtung Kirchplatz, im Vordergrund das Amtsgericht. FOTO: WZ-BILDDIENST Statt Schützenplatz jetzt Schießsportzentrum Fortsetzung von Seite 22 Am 25. und 28. August 1834 fanden wieder Scheibenund Vogelschießen statt, das Korps zählte 93 Mitglieder, im nächsten Jahr schon 117, „worunter eine im Jahre 1835 errichtete Hornmusik aus 8 Mann mit begriffen ist.“ Den geeigneten Platz fürs Schießen und Feiern fand Schützengesellschaft offensichtlich im Buskohl, einem Gehölz außerhalb von Jever. Hier stand ein altes Wacht- und Gasthaus, das man 1857 erwarb und noch im gleichen Jahr zum „jeverschen Schützenhof“ bestimmte. 1871 wurde das heutige Gebäude errichtet, in dem sich ab 1896 auch eine Weggeldhebestelle befand. Offensichtlich war um diese Zeit der Weg Richtung Cleverns als Straße ausgebaut worden. Seit mehr als 140 Jahren ist der Schützenhof einer der Mittelpunkte des gesellschaftlichen Lebens Jevers und des Jeverlandes. Mittlerweile ist er der einzige große private Saalbetrieb in der Stadt. Nur die Schützen, die schießen seit elf Jahren woanders. Nachdem das einst große Schützenfest mit den Jahren immer mehr an Publikum verlor und der Verein die Immobilie nicht mehr erhalten konnte, verkaufte er sie und baute sich im Gewerbegebiet Bullhamm 2002 ein modernes Schießsportleistungszentrum. Übernommen hat Gastronom Stephan Eden den „Schützenhof“ am 15. November 2000. Bis heute hat er mit seiner Partnerin ein Drei-SterneHotel mit 140 Betten in 65 Doppelzimmern geschaffen und seiner Küche einen guten Namen verschafft. In den ersten sechs Monaten neue Toiletten sowie eine neue Küche eingebaut und für Barrierefreiheit gesorgt (vorher viele Stufen). 2004 wurde der Parkplatz gepflastert. 2006 folgte ein neues Restaurant im vorderen Bereich. Ein Jahr später wurde die Wachstube reno- viert. Planungen für einen Hotelneubau 2008 zogen sich bis zum Herbst 2009 hin. Im März begann der Abriss des Schießstandes und der Kegelbahn. Im August 2010 zogen die ersten Gäste ein. Ein Wellness-Bereich kam im gleichen Jahr da- zu. 2011 folgte eine Fotovoltaikanlage, die in Verbindung mit einem noch zu bauenden Blockheizkraftwerk bis 2017 den CO2 -Ausstoß des Schützenhofes klimaneutral gestalten soll. Die Küche wurde im Februar 2012 erweitert. Immer für Sie da! Gester n Seite 24 · Wilhelmshavener Zeitung und Heute präsentiert von der: 23. Februar 2013 Schutzwall gegen Ostfriesen Rund um Jevers Altstadt war ein Verteidigungswall aufgeschüttet. Fräulein Maria wollte ihre Herrschaft dahinter schützen. VON HARTMUT SIEFKEN JEVER – Der bevorstehende Ab- riss des abgängigen Johann-Ahlers-Hauses am Alten Markt wäre die Chance, den historischen Wallgraben, die Blank-Graft, wieder bis an die Schloss-Straße aufzugraben. Damit würde man sich, das ist jedenfalls die Ansicht einiger älterer geschichtsbewusster Jeveraner, dem ursprünglichen Bild wieder annähern können. Die schönen Graften rund um Jevers Altstadt sind die Reste der ehemaligen Wallanlagen. Die Altstadt nämlich war einst von einem Befestigungsgürtel umzogen. Wall und Graben dienten der Abwehr äußerer Feinde. Tatsächlich beschützten sie die Stadt vor allem vor den ostfriesischen Grafen. Von denen nämlich war die Häuptlingstochter Maria von Jever (1500 - 1575) schwer enttäuscht. Graf Edzard (1462 - 1528) hatte Maria und ihren Schwestern Anna und Dorothea die Heirat mit seinen Söhnen zugesagt. Sein Hintergedanke: Auf diese Weise wäre das Jeverland auf friedlichem Wege seiner Grafschaft zugefallen. Doch anstatt sich an das im Vertrag von 1517 festgelegte Versprechen des Vaters zu halten, zogen die Grafensöhne Enno und Johann zehn Jahre später in die Burg ein, um sie zu besetzen und sich von Stund an als die Herren aufzuspielen. Von Heirat Das BarnutzGemälde „Auszug der Franzosen“ zeigt Burg und Stadt wall, die Flaampforte und dahinter das Burgtor. FOTO: SCHLOSSMUSEUM/SIEFKEN keine Rede mehr. Edzard ließ sie gewähren und verstarb 1528. Als Drosten setzten die beiden Vertragsbrüchigen Boing von Oldersum aus der Gödenser Häuptlingsfamilie, die eigentlich seit langem mit den Wiemkens im Streit lag, ein – und machten damit den Bock zum Gärtner. Denn Boing von Oldersum wechselte 1531 die Fronten. Er heuerte heimlich Landsknechte an und sperrte mit deren Hilfe die Ostfriesen aus der jeverschen Burg aus, um die Häuptlingstöchter wieder in ihr Recht zu setzen. Ob Gerechtigkeitssinn, Machtstreben oder Liebe zu Maria – Boings Entscheidung änderte den Lauf der ostfriesischen Geschichte. Von ihm beraten, trug Maria das Jeverland Kaiser Karl V. zu Lehen an. Da- Jeversche Versicherungs-Gesellschaft VVaG seit über 170 Jahren Sicherheit und Vertrauen auf Gegenseitigkeit! Oldenburger Straße 12 · 26419 Schortens · Tel 04461/3215 E-Mail: [email protected] · Internet: www.jvg.de ...friesisch gut. bei vertrauten sie und ihr Berater auf die Schutzmacht der burgundischen Niederlande, über die Karl V. als habsburgischer Urenkel des Hauses Burgund herrschte. Dessen Schwester, Maria von Ungarn, war Statthalterin in Brüssel und entschied 1534 zugunsten der „vrouken Anna ende Marie, dochteren tot Jeveren“. Mit den mächtigen Niederlanden aber wollte es sich Graf Enno lieber nicht verderben. Nichtsdestoweniger baute Maria nicht nur politisch vor: Sie ließ 1536 und 1537 Wallanlagen um Jever errichten und verlieh dem eingehausten Ackerbürger-Flecken 1536 städtische Privilegien. Die Wallanlagen um Schloss und Stadt sind in den 20er-Jahren des 19. Jahrhunderts wieder geschleift worden. Sie hatten ihre militärische Bedeutung verloren und standen nur noch im Weg. Von ihrem Aussehen zeugen noch die Bilder des Biedermeier-Malers Friedrich Adam Wilhelm Barnutz (1791 1867), die im Schlossmuseum hängen. In die Stadt gelangte man durch die Tore. 1553 errichtete man die Flaampforte, durch die man ausgangs der Albanistraße in die Vorstand auf den Alten Markt gelangte (in Höhe des heutigen Johann-Ahlers-Hauses). Hier hielt das Landgericht seit 1561 seine Sitzungen ab. Daneben befand sich das Burgtor. Durch das Wangertor, das 1557 gebaut wurde, gelangte man in die Wangerstraße. Über dem Tor wohnte der Stadtwachtmeister, hier war in den ersten Jahrzehnten die Rüstkammer der Bürger, und hier tagte auch der Rat, bis 1610 das Rathaus gebaut wurde. 1815 wurde das Tor wieder abgerissen. Als nächstes ist das St. Annen-Tor zu erwähnen, das gegenüber der heutigen St.-Annentor-Straße stand. Zu seinem Bau habe man, wie manche Chronisten berichten, die Steine der abgebrochenen Burg von Roffhausen verwandt. 1806 wurde das Tor wieder geschleift. Von 1768 bis 1793 stand auf ihm eine Windmühle, um die Jeveraner im Falle einer Belagerung mit Mehl versorgen zu können. Nach Süden hin gab es von 1786 bis 1815 das Albani-Tor. Am westlichen Ende der Großen Wasserpfortstraße befand sich, wie Karl Fissen es in seiner Stadtjubiläumsbroschüre 1936 schrieb, „eine gewölbte Öffnung im Wall zur Ableitung des Wassers und Unrats aus der Wasserpfortstraße in den Stadtgraben“. Auch hier wurde 1815 der Wall abgegraben. Mit der Erde verfüllte man die Graft. Später wurde hier die Mädchenschule gebaut. Das Gebäude steht hier noch heute. 23. Februar 2013 Gester n und Heute präsentiert von der Wilhelmshavener Zeitung · Seite 25 Jevers Dichter und Denker So mancher Jeverländer ist außerhalb seiner engen Heimat zu Ruhm und Ehren gekommen, beispielsweise der Historiker Schlosser. VON KLAUS HOMOLA JEVER – Am Schlosserplatz in Je- ver fährt oder geht so mancher Zeitgenosse achtlos vorbei. Begrenzt durch die Schlosserstraße, Große Wasserpfortstraße und die Lindenallee ragt in der Mitte ein Obelisk auf. Dieses Denkmal errichteten Jeveraner in Zeiten der nationalen Begeisterung im Jahr 1878 dem gebürtigen Jeveraner Friedrich Christoph Schlosser. Schlosser wurde am 17. November 1776 als zwölftes Kind einer Advokatenfamilie in Jever geboren. Nach dem Abitur begann er mit 17 sein Studium der Das Schlosser-Denkmal gestern und heutel. FOTO: ARCHIV ANDERSEN Theologie, Literatur, Mathematik und Geschichte in Göttingen. Nach einem kurzen Intermezzo als Hauslehrer und Konrektor in Jever ging er 1809 nach Frankfurt, war Professor am Städtischen Gymnasium und Stadtbibliothekar und wurde 1817 an die Universität Hei- delberg berufen. Dort lehrte und forschte er als Professor für Geschichte. Hier entstanden eine Reihe von bedeutenden Geschichtswerken wie „Geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts bis zum Sturz des französischen Kaiserreichs…“ (6/8 Bände) oder „Weltgeschichte für das Deutsche Volk“ (19 Bände). Für seine Verdienste um die Geschichtsschreibung wurde er zum Ehrenbürger Heidelbergs ernannt, er erhielt den Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kultur und wurde 1860 kurz vor seinem Tode mit dem Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste ausgezeichnet. Schlosser verstarb im Alter von 95 Jahren am 23. September 1861 in Heidelberg. Dort liegt er auch begraben. Dem großen Sohn der Stadt wurde dann 1878 das Denkmal in Jever gesetzt, dessen Inschrift lautet „“Wehe dem Volk, dem die Wahrheit nicht mehr heilig ist.“ Gegenüber der Inschrift steht an der Schlosserstraße das sogenannte Jaspersche Haus, ein beeindruckender klassizistischer Bau. Es gehörte Carl Wilhelm Jaspers, Großvater des Philosophen Karl Jaspers, der sich das Haus als Ruhesitz errichten ließ. Seite 26 · Wilhelmshavener Zeitung Gester n und Heute präsentiert von der: 23. Februar 2013 Wind beflügelte Gewerbefleiß Etliche Windmühlen prägten Anfang des 19. Jahrhunderts die Silhouette der Stadt. Erhalten geblieben ist die Schlachtmühle. VON KLAUS HOMOLA JEVER – In öffentlicher Hand be- findet sich heute die Schlachtmühle in Jever. Die Stadt Jever und der Landkreiskreis Friesland, verbunden im Zweckverband Schlossmuseum, kauften im vergangenen Jahr von der vorherigen Eigentümerin die Mühle. Zu dem Ensemble gehört auch das Müllerhaus, das sich aber noch in Privatbesitz befindet. Inzwischen hat sich ein Arbeitskreis Schlachtmühle unter Leitung des Freiwilligen Windmüllers Edzard de Buhr gegründet, der die Mühle mit seinen Mitstreitern im Sommer 2013 wieder zum Laufen bringen will. Mittel aus Töpfen des Denkmalschutzes und möglicherweise auch der Stadt sind angedacht. Doch ursprünglich war der Betrieb einer Windmühle nicht eine Frage der Ehrenamtlichkeit, sondern dahinter steckte harte Arbeit und der Müller versuchte mit der Mühle, für sich und seine Familie sein Auskommen zu verdienen. Die Mühle an der Schlachte, dem jeverschen Hafen der Vorstadt (Koopstadt) Hooksiel, ist die dritte jeversche Windmühle fast am gleichen Ort. Schon 1722 wurde auf Geheiß der anhalt-zerbstischen Regierung von den beiden Müllern Jürgen Spannhoff und Hinrich Slauken eine Mühle für die Friesische www.polsterei-misterek.de Die jeversche Schlachtmühle entstand kurz nach 1847. – Links: Das BarnutzBild von 1830 zeigt alle vier Mühlen. FOTO: SCHLOSSMUSEUM/WZ-BILDDIENST/KNOTHE Grütze (Perl-Graupen) errichtet. Als die im Oktober 1732 abbrannte, fand sie schnell eine Nachfolgerin. Die heutige Schlachtmühle, ein Galerieholländer, geht auf das Datum von 1847 zurück, denn 1846/47 ließ der Eigentümer Oltmanns jun. zuvor die Vorgängermühle an der Schlachte abbrechen und an dem jetzigen Standort aufbauen. Letzter Müller der Schlachtmühle war der Müller Diedrich Meenen. Weil die Mühle nach und nach verfiel, setzten sich Vereine und Institutionen in den 70er-Jahren für den Erhalt des Bauwerks ein und sammelten Geld. Der letzte Eigentümer Bernhard Neill, Tischler von Beruf, setzte sich ab 1977 mit viel handwerklichem Geschick für den Erhalt der Mühle ein. In seine Zeit fällt auch die Einrichtung eines Landwirtschaftlichen Museums des Schlossmuseums in Jever in der Mühlenscheune. Östlich der Schlachtmühle sorgte eine Sägemühle dafür, dass die Bevölkerung mit Holz als Baumaterial versorgt werden konnte.1749 als Windmühle Die Mühle an errichtet, wurde Brand 1936. sie 1857 in eine Dampfmühle umgewandelt und 1899 abgebrochen. Eine weitere Mühle stand in der Nähe des Bahnhofes. Der Galerie-Holländer brannte 1936 ab, die Familie Schönbohm betrieb die elektrisch angetriebene Mühle mit angeschlossener Bäckerei aber nach dem Kriege weiter. Die Mühlenstraße trägt ihren Namen nicht ohne Grund. Der Maler Friedrich Wilhelm Barnutz (1791 - 1867) malte um 1830 mehrere Stadtansichten „Jever vom Woltersberg“, auf denen von links nach rechts die beiden Mühlen an der Mühlenstraße, die ehemalige Sägemühle an der Schlachte und die Schlachtmühle sowie am ganz rechten Bildrand die Mühle an der Bahnhofstraße nach dem FOTO: ARCHIV ANDERSEN der Chaussee nach Friedeburg (heute Bahnhofstraße) zu sehen sind. Die Peldemühle an der Mühlenstraße ist auch auf einer Fotografie des Mariengymnasiums kurz nach 1900 zu sehen, die vom Schlossturm aufgenommen worden ist. Auch auf dem Burggelände und dem St. Annentor haben einmal Mühlen gestanden, wie ein Gemälde von 1790 illustriert. Letztere wurde 1793 wieder abgebaut. Die – Das Beste am Morgen! Einen Abonnenten für uns – eine Prämie für Sie! Wenn Sie einen neuen Abonnenten für die „Wilhelmshavener Zeitung“ werben, erhalten Sie von uns als Dankeschön eine wertvolle Prämie, zum Beispiel diesen Akkuschrauber BOSCH IXO IV. Leser werben Leser Akkuschrauber IXO IV mit 30% mehr Power »Soft Grip für eine sichere Führung und beste Kontrolle » Richtungs- und Batteriestatusanzeige für komfortables Arbeiten »Optimale Ergonomie und Größe für einfache Handhabung » Lithium-Ionen-Technologie: Kein Memory-Effekt, keine Selbstentladung » Max. Schraubendurchmesser: 5 mm » Geschwindigkeit (U/Min.): 215, max. 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MwSt. Die Ausgabe der Prämie erfolgt vier bis sechs Wochen nach Eingang Ich und in meinem Haushalt lebende Personen waren in den letzten der ersten Abonnementgebühren des neuen Abonnenten. Sollte der 6 Monaten nicht Bezieher der WZ. Die Abonnementgebühren sollen neu geworbene Abonnent oder ich selbst den Bezugsverpflichtungen monatlich von meinem Konto abgebucht werden: nicht nachkommen, muss ich aus wettbewerbsrechtlichen Gründen den Wert der Prämie zurückzahlen. Name der Bank: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . BLZ: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schicken Sie mir den Prämienprospekt. 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