Ausgabe 29
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Ausgabe 29
29 12.11 Neue Zentrale für Forschung und Entwicklung A350 XWB: Boeing Dreamliner: Embraer: FACC liefert erste Bauteile Erfolgreich im Liniendienst Von den Anfängen der Luftfahrt in Brasilien bis zum Hightech-Konzern 2 takeoff D A S F A C C I N F O R M A T I O N S M A G A Z I N INHALT 04Investition: Neue Zentrale für Forschung und Entwicklung 08 FACC liefert Komponenten und Systeme für den Airbus A350 XWB 08 A350 XWB: Langstreckenjet nimmt Gestalt an FACC-Bauteile unterwegs zum Kunden 11Fertigung: A380 Rear Secondary Structure 12 Boeing Dreamliner: Erfolgreich im Liniendienst 12 Boeing 787: Mit an Bord Hightech „made by FACC“ 14 Der Hut, dem 1000 Schiffe folgten Embraer: Eine Erfolgsgeschichte von den Anfängen der Luftfahrt in Brasilien bis zum Hightech-Konzern 17 Legacy 500: Erste komplette Kabine geliefert 18Meilenstein: Erste Winglets für Falcon geliefert 19VisionAir: Der Traum vom Fliegen, in Bronze gegossen 14 Der Hut, dem 1000 Schiffe folgten Impressum: Medieninhaber und Herausgeber: FACC AG, Fischerstraße 9, A-4910 Ried/Austria. Redaktion: Walter Stephan, Robert Machtlinger, Andrea Schachinger. Fotos: Delta Wels, Embraer São José dos Campos, Airbus Toulouse - H.Goussé, Land OÖ/Kauder, Alois Furtner Ried, Manfred Lang Klagenfurt, Pointecker Mehrnbach, FACC Ried, shutterstock.com, Boeing Seattle. Layout und Druckabwicklung: Oskar Pointecker, 4941 Mehrnbach. D A S F A C C I N F O R M A T I O N S M A G A Z I N Engineering Excellence: Basis für Langzeiterfolg Liebe Leserin, lieber Leser, FACC hat in der jüngsten Vergangenheit umfangreiche neering. Dem ist nicht so! Mit der For- Eröffnung neuer Niederlassungen das Bild von der Schere zwischen schungs- Entwicklungsleis- in Shanghai und Seattle streben wir Boom und Bust, das ich schon in tungen für die neue Generation eine weitere Internationalisierung der letzten Ausgabe unseres Maga- der zivilen Flugzeuge erbracht und an. Zudem sind zahlreiche Inge- zins „take off“ gezeichnet habe, ist konnte durch die Mitarbeit bei den nieure von FACC in aktueller denn je. Auf der einen Sei- Modellen A380, Boeing 787 und 747- Großbritannien te Rekordbestellungen bei den Flug- 8, A350 XWB, verschiedene Embra- Deutschland im Ein- zeugherstellern, auf der anderen er-Modelle, ARJ21, SSJ100, MS-21 satz. Wir haben ein Seite die Krise des Finanzsystems und C919 ihre technologische Kom- breites Netzwerk ge- in Europa. Weltweit wird zudem die petenz unter Beweis stellen. Von schaffen, mit dem wir Verlangsamung Wirtschafts- den vielen guten, aber auch von der unsere Kunden inten- wachstums mehr und mehr zur Re- einen oder anderen schlechten Er- siv vor Ort betreuen alität. fahrung wollen wir bewusst lernen können. des und und und das daraus gewonnene KnowDie Summe an Wie reagiert nun FACC als eta- how unseren Kunden für anstehen- blierter Luftfahrtzulieferant auf der- de Neuentwicklungen in zukünftigen Maßnahmen wird es art gegensätzliche Tendenzen? Wir Programmen anbieten. FACC ermöglichen, auch in Zukunft Spit- werden sicherlich die Planungen unserer Kunden unter einem konser- Im kommenden Geschäftsjahr zenleistungen für die vativen Blickwinkel betrachten und wird FACC 54 Millionen Euro im Be- Hersteller in der Luft- auch die Entwicklung der Weltwirt- reich Forschung und Entwicklung fahrtindustrie zu er- schaft im Auge behalten. Im Grunde investieren. In unmittelbarer Nähe bringen. Wenn FACC genommen werden wir aber nicht zu bestehenden Produktionsstand- in den kommenden von eingeschlagenen, orten wird FACC ein neues For- Monaten bei den vorhin genannten über die Jahre hinweg erfolgreichen schungs- und Entwicklungszentrum Flugzeugprogrammen Erstausliefe- Weg abweichen. Wir werden auch errichten. Gleichzeitig wird dort ein rungen durchführen wird, wird die in Zukunft für unsere Kunden ganz- modernes Engineering-Test-Center Kundenzufriedenheit ein Gradmes- heitliche, maßgeschneiderte Engi- entstehen, das sich mit der Prü- ser dafür sein, ob FACC das Kapital neering- und Fertigungslösungen fung und Qualifizierung von Faser- richtig investiert hat. Dann wird sich entwickeln. Dabei streben wir nach verbundwerkstoffen und –bauteilen zeigen, ob unsere Kunden auch bei kontinuierlicher Verbesserung und befassen wird. Neben den umfang- den neuen Entwicklungen z.B. der technologischem reichen Aufwendun- A320neo und der 737 MAX auf die so dank unserer „Engineering Ex- gen investiert FACC gezielt in ihre „Engineering Excellence“ der FACC cellence“ auch in Zeiten möglicher Mitarbeiterinnen vertrauen werden. Einbrüche für unsere Kunden ein Durch ein umfassendes Aus- und interessanter Partner zu sein. Derart Weiterbildungsprogramm wollen wir schaffen wir eine verlässliche Basis eine hohe Mitarbeiterqualifikation für den Langzeiterfolg der FACC AG. gewährleisten. Intensive Personal- unserem Fortschritt, um materiellen und Mitarbeiter. Ihr rekrutierung sorgt zusätzlich vor, Auf den nächsten Seiten wollen wir Ihnen einige Einblicke in die dass die besten Köpfe mit an Bord der FACC sind. Walter A. Stephan Engineering-Welt von FACC geben - ein Bereich, der in den letzten Jah- Die Konzentration der Investi- ren am stärksten gewachsen ist und tionssumme in Österreich erweckt der ein wichtiges Standbein zur Ab- den Eindruck einer rein regionalen sicherung unserer Zukunft ist. Lösung für den Ausbau des Engi- Vorstandsvorsitzender der FACC AG takeoff 3 4 takeoff D A S F A C C I N F O R M A T I O N S M A G A Z I N Investition: Forschung und Entwicklung im Fokus Die Zeichen stehen bei FACC weiter auf Wachstum. Die Investitionen in eine neue Zentrale für Forschung und Entwicklung unterstreichen den Erfolg des weltweit anerkannten Luftfahrtzulieferanten. Als Heimat für den Neubau wurde St. Martin gewählt. Damit bekennt sich FACC klar zum Standort Österreich. „Offen und modern wie unser Unternehmen“, beschreibt Walter Stephan, Vorstandsvorsitzender der FACC AG, das Erscheinungsbild der geplanten Zentrale für Forschung und Entwicklung der FACC AG am Standort St. Martin, wo nahe den dort bereits bestehenden Produk- tionswerken ein Areal in der Größe von 55.000 Quadratmetern erworben wurde. Der Neubau wird über eine Nutzfläche von 9.600 Quadratmetern verfügen und 500 Mitarbeitern eine neue Heimat bieten. Mit der Errichtung wird im Februar 2012 begonnen werden, geplanter Fertigstellungstermin ist Dezember 2012. Das Bauvorhaben ist Teil eines umfassenden Investitionsprogramms im Bereich Forschung und Entwicklung, das im kommenden Jahr ein Volumen von 54 Millionen Euro vorsieht. D A S F A C C I N F O R M A T I O N S M A G A Z I N Materialtechnologie über Konzeption und Konstruktion inklusive der statischen Berechnung und Qualifizierung sowie Werkzeugdesign und -fertigung bis zur Serieneinführung werden somit an einem Standort zusammengeführt mit dem Vorteil, dass sich daraus ein hoher Synergieeffekt ergibt und die unterschiedlichen Sparten der FACC durch die räumliche Nähe die Neuentwicklungen spartenübergreifend nutzen können. Damit ist gewährleistet, dass FACC ihre Prozesse und Produkte aus fortschrittlichen Faserverbundwerkstoffen durch ein hohes Maß an Innovation konsequent weiterentwickeln kann. „Mit den zusätzlichen Kapazitäten werden wir unser erfolgreiches Wachstum fortsetzen und in zukunftsweisende Technologien im Leichtbau neue Maßstäbe setzen“, bringt es Robert Machtlinger, seit Anfang Oktober neuer Vorstand Technik der FACC, auf den Punkt und ergänzt. „Eines ist dabei besonders hervorzuheben: Die Investition in die neue Forschungs- und Entwicklungszentrale ist ein weiterer Schritt, um den Standort Österreich nachhaltig zu festigen.“ Ideale Rahmenbedingungen am Standort Oberösterreich Zukunftsweisende Technologien im Leichtbau „Die positive wirtschaftliche Entwicklung in den vergangenen Jahren führte dazu, dass viele Geschäftsbereiche erweitert wurden und so ein erheblicher Platzbedarf entstand“, unterstreicht Walter Stephan die Notwendigkeit des Bauvorhabens. Die Investition wird das starke Wachstum vor allem im Bereich Entwicklung und Enginee- ring abdecken. Die bis dato auf die einzelnen Werke und externe Standorte verstreuten Abteilungen werden nun an einem Ort zusammengefasst und bekommen dort ein modernes Zuhause, das auch Möglichkeiten für eine zukünftige Erweiterung vorsieht. Der Neubau wird dann die Abteilungen für F&E sowie das Engineering der Sparten Aerostructures und Interior beinhalten. Die Entwicklungsagenden von der Forschung an Prozess- und Die Faktoren wie hervorragende Infrastruktur, ausreichende Größe des Grundstücks, die bestehenden Werke 2, 3 und 4 in unmittelbarer Nachbarschaft, eine gute Verkehrsanbindung sowie Erweiterungsmöglichkeiten schaffen ideale Rahmenbedingungen und haben letztendlich den Ausschlag für die Errichtung der Entwicklungs- und Forschungszentrale in St. Martin gegeben. „Von hier aus werden wir ab Dezember 2012 die Entwicklungen der FACC steuern“, zieht Robert Machtlinger sein positives Fazit für das Unternehmen. „Und wenn die Qualität der Komponenten und Systeme weiterhin so gut ist wie in der Vergangenheit, wird sich diese Investition auf alle Fälle lohnen!“ takeoff 5 6 takeoff D A S F A C C I N F O R M A T I O N S M A G A Z I N Engineering-Test-Center: Kooperationsprojekt mit Technologiezentrum Ried Neben dem geplanten Forschungsund Entwicklungszentrum entsteht auch ein modernes EngineeringTest-Center, das sich mit der Qualifizierung von Faserverbundwerkstätten und der Prüfung von Faserverbundmaterialien und -bauteilen befassen wird. Räumlich abgetrennt vom Neubau wird das Engineering-Test-Center als Gemeinschaftsunternehmen der FACC AG und des Technologiezentrums Ried geführt werden. Unterstützt und gefördert wird diese Testzentrum-Kooperation vom Land Oberösterreich und der OÖ. Technologie und Marketinggesellschaft (TMG). Hauptabnehmer der technischen Dienstleistungen wird anfangs FACC sein. In weiterer Folge soll sich das Engineering-Test-Center am Markt positionieren und auch externe Kunden akquirieren. Zu den potentiellen Kunden zählen Unternehmen einerseits aus der Region, andererseits aus dem internationalen Umfeld der Luftfahrtindustrie. Das Land Oberösterreich unterstützt und begleitet FACC in ihrer Expansion. Bei der Präsentation der Ausbaupläne versichern Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer (l.) und Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl (3.v.l.) dem Vorstandsvorsitzenden Walter Stephan (2.v.l.) und Robert Machtlinger (r.), Vorstand Technik der FACC AG: „Diese Millionen-Investition von FACC ist ein gewaltiger Impuls für den Wirtschafts- und Forschungsstandort Oberösterreich sowie zukunftsweisende Arbeitsplätze im Innviertel. Forschung und Entwicklung ist für einen Wirtschaftsstandort gleichermaßen wie für ein wirtschaftliches Flaggschiff wie FACC unabdingbar. Nur wer heute forscht, hat morgen moderne, zukunftsweisende Arbeitsplätze und Produkte, die auf den Märkten in aller Welt nachgefragt werden.“ Testen nach dem neuesten Stand der Technik Das neue Engineering-Test-Center wird Analyse- und Prüfeinrichtungen nach dem neuesten Stand der Technik bieten, die optimal auf die zu prüfenden Produkte, Materialien und Prozesse zugeschnitten sind. Damit werden die Kapazitäten von FACC für die praxisnahe Simulation und Auswertung von Betriebsbedingungen ihrer Flugzeugkomponenten erheblich erweitert. Es können unterschiedlichste Verfahren und Tests von der Materialprüfung bis zur Abwicklung von gesamten Testprojekten für die Produktentwicklung wie statische und Ermüdungs- bzw. Lebensdauertests durchgeführt werden. Die Tests dienen zur Verifikation der Berechnung (Finite Element Methode) oder zur Gewinnung von Allowables (Belastbarkeiten), zur Bauteilentwicklung sowie zur Bauteilzertifizierung bei den Luftfahrtbehörden. Die Testeinrichtungen der neuesten Generation werden wesentlich zur Senkung der Entwicklungskosten und Leistungsoptimierung zukünftiger Komponenten und Systeme der FACC beitragen. D A S F A C C I N F O R M A T I O N S M A G A Z I N takeoff 3 Fragen an Konrad Scheibl Zweitens können diese durch die modulare Raumgliederung nach Bedarf anders angeordnet werden. Drittens ermöglicht der Eingang in der Gebäudemitte das einfache Abtrennen von nicht freizugänglichen Abteilungen. take off: Was sind die zentralen Aspekte hinsichtlich Architektur und Nachhaltig- Dipl.-Ing. Konrad Scheibl ist Architekt und Geschäftsführer der DELTA Projektconsult GmbH in Wels, die seit 1995 als Generalplaner für FACC tätig ist und zahlreiche Bauprojekte von der gemeinsamen Zieldefinition bis zur Übergabe realisiert hat. take off: Welche Leistungen nehmen Sie bei der Umsetzung der neuen Zentrale für Forschung und Entwicklung der FACC AG wahr? Scheibl: Die Generalplanung umfasst u.a. die gesamte Architekturplanung und örtliche Bauaufsicht (ÖBA). Wir erstellen Vorentwurf, Entwurf, Ausführungs- und Detailplanung und wickeln die Einreichung inklusive dem behördlichen Genehmigungsverfahren ab. DELTA ist auch für die Ausschreibung der Baugewerke, das Vergabeverfahren und die Erstellung der Werkverträge zuständig. In der ÖBA – sprich der Betreuung des Bauablaufs – legen wir größten Wert auf die Einhaltung von Kosten, Terminen und Qualität. take off: Nach welchen Zielvorgaben erfolgte die Planung des neuen Firmengebäudes? Scheibl: Für die optimale Position des Gebäudes sind das eine gute Sichtbarkeit, Zugänglichkeit, genügend Platz für Erweiterungen und die Anordnung von 500 Parkplätzen. Für FACC sind außerdem hohe Flexibilität und abtrennbare Bereiche wichtig. Wir setzen diese Wünsche erstens durch ein Kombibüro, d.h. Ein- und MehrpersonenBüros inklusive Kommunikationszonen, um. keit, die den Neubau zu etwas Besonderem machen? Scheibl: Das Image von FACC soll sich in der Architektur widerspiegeln. Daher gestaltet DELTA das Gebäude unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten – wie einem hohen Nutzungskomfort, Gesundheit, Ressourcenschonung, Optimierung der Betriebskosten u.v.m. 7 8 takeoff D A S F A C C I N F O R M A T I O N S M A G A Z I N A350 XWB: Langstreckenjet nimmt Gestalt an Die Endmontagelinie der A350 XWB in Toulouse steht kurz vor ihrem Start. Die Fertigung und Vormontage des ersten Flugzeugs geht bei allen Zulieferanten zügig voran. Auch Komponenten der FACC AG werden in die erste A350 XWB eingebaut. Airbus hat das erste Rolls-Royce Trent XWB Triebwerk auf einem A380 Testflugzeug installiert. Mit insgesamt sieben Paketen ist die FACC AG am Bau des Airbus A350 XWB beteiligt. Über 250 Techniker arbeiten an den einzelnen Standorten der FACC intensiv an der Entwicklung verschiedener Komponenten und Systeme an den Tragflächen, den Triebwerken und der Kabine der neuen AirbusGeneration. „Wir sind mit den Aufträgen für die A350 XWB in ein sehr dynamisches Projekt involviert, das von unseren Mitarbeitern sehr viel Flexibilität fordert“, erklärt Andreas Furthmayr, Director Airbus Aerostructures von FACC. Er unterstreicht die große Herausforderung, die die Beteiligung an der A350 XWB mit sich bringt: „Bei den Projekten Spoiler und Wingtip/Winglet sind wir als Tier-1-Lieferant gefordert und integrieren parallel zu der gesamten Flugzeugentwicklung neue Technologien und zahlreiche Innovationen.“ Diese finden sich auch in den bereits ausgelieferten Baugruppen. FACC-Bauteile unterwegs zum Kunden Nachdem FACC bereits im Vorjahr die ersten Schubumkehrgehäuse für das Trent XWB-Triebwerk zur Durchführung erster Tests an Goodrich ausgeliefert hat, verzeichnet der Airbus-Partner weitere Fortschritte bei der Entwicklung und Fertigung von Bauteilen für das moderne Langstreckenflugzeug. FACC fertigt die gewichtsoptimierten Schubumkehrgehäuse für die erste A350 XWB. Dieser Bauteil leistet einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Effizienz und Wirtschaftlichkeit des Flugzeugs. Rund 16 Monate nach Auftragserhalt wurden die Tools und Anbindungselemente des Wingtips an den Flügel fertiggestellt und an Airbus Broughton (UK) übergeben. Das 5,8 Meter lange Hauptsystem Wingtip und Winglet wird 2012 folgen. Dieses wird in die erste A350 XWB installiert werden, mit der Airbus die Flugerprobung absolvieren wird. Darüber hinaus ist FACC bei der A350 XWB für die Wing Spoilers, die Brems- und Steuerklappen an der Tragflächenoberseite, verantwortlich. Dank ihrer umfangreichen Erfahrungen im Engineering und Manufacturing Engineering aus laufenden Spoiler-Serienprojekten hat FACC beim neuen Spoiler-Design speziell in der Konzeptphase entscheidend mitgewirkt und parallel in voller Verantwortung den dazu abgestimmten und optimierten Fertigungsprozess sowie die zugehörigen Tools entwickelt. Bei beiden Projekten ist FACC in die DFM (Design for Manufacturing)-Phase eingetreten und arbeitet derzeit an der Erstellung und Freigabe sämtlicher für den Bau der Teile erforderlichen D A S F A C C I N F O R M A T I O N S M A G A Z I N takeoff 9 Für das Schubumkehrgehäuse der A350 XWB konzipierte FACC ein gewichtsoptimiertes Design. Zeichnungen. Parallel dazu laufen erste Full Scale-Tests mit den bereits gefertigten Tools zur Prüfung ihrer Qualität und Funktionalität. Auch in der Passagierkabine der A350 XWB kommt Knowhow von FACC vor. Erste Interior-Komponenten wie Türverkleidungen und Gepäckablagefächer wurden mittlerweile entwickelt, gefertigt und termingerecht an den Kunden ausgeliefert, wo sie in verschiedenen Tests auf Funktion, Optik, Akustik etc. geprüft werden. In Kooperation mit Siemens SAS hat FACC für das Rauchmelder-Paneel ein neuartiges „Plug and Play“Modul konzipiert, mittels dem das Paneel deutlich leichter als herkömmliche Produkte sowie einfacher und kostengünstiger zu installieren ist. Mit dem erfolgreichen Abschluss der Qualifikation des Paneels konnte FACC gemeinsam mit Siemens SAS einen wichtigen Programmmeilenstein erzielen. FACC-Beteiligung im A350 XWB-Programm: ProjektKunde INFO Spoilers (Bremsklappen) Airbus Deutschland Wingtips/Winglets (Flügelspitzen) Airbus England Translating Sleeves (Schubumkehrsysteme) Goodrich Aerostructures Engine Composites für Trent XWBRolls-Royce Housings, Bins, Spacers & Endcaps für Gepäckablagefächer Diehl Aircabin Door Linings (Türverkleidungen) Eurocopter Smoke Detection Cover (Rauchmelder-Paneel)Siemens SAS 10 takeoff D A S F A C C I N F O R M A T I O N S M A G A Z I FACC vor Ort bei Airbus in Filton „Extended Enterprise“ lautet der Titel, unter dem Airbus die Zusammenarbeit mit strategischen Lieferanten konsequent ausbaut, um eine möglichst wirtschaftliche Entwicklung und Produktion der A350 XWB zu erreichen. Zentrales Thema der Einkaufsstrategie ist die Harmonisierung und Anwendung einheitlicher Prozesse, Methoden und Fertigungsmittel. Ein Schwerpunkt liegt auf dem optimalen Management der Versorgungskette, mit eingeschlossen die Anforderung an Lieferanten, Dienstleistungen vor Ort in enger Kooperation mit Airbus zu erbringen. FACC hat ein Netzwerk von Niederlassungen und Fachteams an verschiedenen Standorten des Flugzeugherstellers installiert: So auch bei Airbus Filton in Großbritannien. Aufgabe des dort stationierten Entwicklungsteams von FACC ist es, gemeinsam mit Vor Ort bei Airbus Filton: Rund zehn Ingenieure von FACC arbeiten gemeinsam mit Airbus und verantworten die Koordination mit verschiedenen EngineeringDienstleistern. Airbus ganzheitliche EngineeringLösungen für die Tragflächen der A350 XWB zu erarbeiten. Im Detail erfüllen Ingenieure, Techniker und Produktdesigner von FACC Aufgaben in den Bereichen Entwicklung/ Konstruktion, Berechnung, Simulation, Testing, Fertigungsplanung und Projektmanagement. „Mit unserem Team bei Airbus in Filton kümmern wir uns darum, dass das Projekt flexibel geplant und effizient umgesetzt wird“, hebt Andreas Furthmayr die Vorteile der dezentralen Kundenorientierung und intensiven Betreuung durch die Vor-Ort-Repräsentanz hervor. „Durch die bessere Kommunikation und den intensiven Datenaustausch ist eine effektive Zusammenarbeit zwischen den Teams gewährleistet – eine wichtige Voraussetzung, um die anspruchsvollen Ziele im A350 XWB-Programm bestmöglich erfüllen zu können.“ „Wir sind mit den Aufträgen für die A350 XWB in ein sehr dynamisches Projekt involviert, das von unseren Mitarbeitern sehr viel Flexibilität fordert. Unser Team vor Ort in Filton arbeitet gemeinsam mit Airbus an ganzheitlichen EngineeringLösungen für die Tragflächen des neuen Langstreckenflugzeugs.“ Andreas Furthmayr Director Airbus Aerostructures FACC AG N D A S F A C C I N F O R M A T I O N S M A G A Z I N takeoff 11 Fertigung: A380 Rear Secondary Structure Mit der Beauftragung zur Fertigung der Rear Secondary Structure konnte die FACC AG ihre Beteiligung am A380-Programm erfolgreich ausweiten und ihre Assemblierungskompetenz unter Beweis stellen. Ein Jahr nach Projektstart läuft nun die Produktion in vollem Gange. Im FACC-Werk in Reichersberg werden derzeit pro Monat 2,5 Shipsets der Rear Secondary Structure produziert. Der Bauteil dient als Abdeckung der Triebwerksaufhängung und befindet sich auf der Tragflächenunterseite der A380. Bis zum Erreichen der Fertigungsrate hatte FACC jedoch einige Hürden zu bewältigen. Zwischen Produktionsstart und vertraglich festgelegter Erstauslieferung standen nur drei Monate zur Verfügung. Die Komplexität des Produktes und der hohe Assemblierungsaufwand verschärften zudem die ohnehin enge Terminsituation. Das Projektteam hat diese Herausforderung, nach anfänglichen Schwierigkeiten, aber meisterlich geschafft. Die Hauptkomponenten der Rear Secondary Structure beste- hen aus Kohlefaser. Sie werden als Sandwich- und Laminatbauteile ausgehärtet und auf einer aufwendigen metallischen Unterkonstruktion vorinstalliert. Die vollständig assemblierten und installationsfertigen Systeme liefert FACC an die A380 Final Assembly Line in Toulouse, wo die Endmontage der Bauteile als eine der letzten Tätigkeiten vor dem Erstflug der jeweiligen Maschine von statten geht. Auf beiden Seiten des Flugzeugs ist das Triebwerk durch zwei Aufhängungen an der Tragflächenunterseite befestigt, sodass FACC gesamt vier dieser Bauteile pro A380 liefert. Der Vertrag mit Airbus Toulouse hat ein Auftragsvolumen von rund 185 Mio. USD und regelt Auslieferungen über die gesamt Lebensdauer des Airbus-Großraumflugzeugs. FACC stellt in dem Projekt ein weiteres Mal ihre Kompetenz in der Fertigung von komplexen Bauteilen mit einem sehr hohen Assemblierungsanteil unter Beweis und baut damit ihre Rolle als Gesamtlösungsanbieter und Tier-1-Lieferant weiter aus. „Mit diesem Auftrag stärkt FACC ihre seit Jahren bestehende Partnerschaft mit Airbus“, betont Christoph Zaunbauer, Director Nacelle Programs von FACC. „Es ist uns gelungen, die Projektverlagerung und den Fertigungsstart in Rekordzeit durchzuführen, um so das in uns gesetzte Vertrauen von Airbus aufs Neue zu bestätigen. Wir sind stolz darauf, damit einen weiteren wichtigen Beitrag für das neue Großraumflugzeug A380 geleistet zu haben.“ Ein Mitarbeiter von FACC beim Aufbau des metallischen Grundgestells der Secondary Rear Structure auf die Assemblierungsvorrichtung. Derzeit werden 2,5 Shipsets pro Monat gefertigt, 2012 wird auf 3,5 erhöht. 12 takeoff D A S F A C C I N F O R M A T I O N S M A G A Z I N Boeing 787: Erfolgreich im Liniendienst A dream come true: Boeings Dreamliner landete Ende September das erste Mal in Tokio. Einen Monat später startete die Boeing 787 ihren Liniendienst bei der japanischen Fluglinie All Nippon Airways. Mit an Bord Hightech „made by FACC“. Der Boeing 787 Dreamliner wurde vor kurzem an All Nippon Airways (ANA), dem ersten Kunden des Langstrecken-Jets, ausgeliefert. Seinen Liniendienst begann der Dreamliner am 1. November. Ab Januar soll das Flugzeug auf langen internationalen Strecken eingesetzt werden und auf der Route Tokio – Frankfurt auch auf europäischem Boden aufsetzen. Die Boeing 787 hat länger als geplant auf sich warten lassen, dafür wird der moderne Langstrecken-Jet das Reisen über den Wolken revolutionieren. Die Reifen des Boeing 787 Dreamliner berühren am 27. Sep- FACC-Innovationen für höhere Wirtschaftlichkeit tember 2011 den Boden des HanedaFlughafens in Tokio. In Zusammenarbeit mit Boeing, Spirit AeroSystems, Goodrich Ae- rostructures und Rolls-Royce ist auch FACC maßgeblich an dieser Revolution im Flugzeugbau beteiligt. Der Composite-Spezialist ist Entwicklungs- und Fertigungspartner im 787-Team und leistet mit seinem breiten Spektrum an technologischer Kompetenz einen bedeutenden Beitrag dazu, den Vorsprung dieser neuen Flugzeuggeneration in punkto Wirtschaftlichkeit weiter zu verbessern. Mit der Entwicklung leichter und stabiler Faserverbundkomponenten an den Tragflächen und Triebwerken des Dreamliners kreierte FACC ökonomische Lösungen, die Gewicht, Treibstoffverbrauch und Lebenswegkosten des Flugzeuges senken. So sorgt unter anderen eine neuartige akustische Oberfläche der Triebwerksverkleidung für eine beträchtliche Reduktion der Geräuschemission. Verbesserte Bauteilfunktionen und innovative Anbindungselement, die bei der Herstellung des Spoilers zur Anwendung kommen, führen zu einer Gewichts- und Kostenoptimierung. Das sind nur einige der zahlreichen Innovationen, die FACC im Zuge der mehrjährigen Entwicklungsbeteiligung in den Dreamliner einbringen konnte. D A S F A C C I N F O R M A T I O N S M A G A Z I N takeoff 13 Komponenten von FACC an Bord der 787 Fertigung des 787 ProjektArbeitsanteil häuses. FACC liefert Schubumkehrge- Spoiler (bewegliche Steuer- Entwicklung, Berechnung, Qualifizierung und Fertigung. verschiedene und Bremsklappe an der Zentrales Thema bei der Entwicklung der Komponenten war eine fortwährende Komponenten und Tragflächenoberseite) Definition zusätzlicher Potentiale zur Gewichts- und Kostenreduktion sowie ver- Systeme an den Trag- besserter Bauteilfunktionen. Der Einsatz hochwertiger Werkstoffe aus Karbonfa- flächen und Triebwer- Kunde: Boeing serverbund und Titanlegierungen unterstützen diese Forderung. ken der Boeing 787. Translating Sleeve Entwicklung, Berechnung, Qualifizierung und Fertigung der Schubumkehrein- (Schubumkehreinheit) heit der beiden auf der 787 zum Einsatz kommenden Triebwerke Trent 1000 und GEnx. Eine neu entwickelte, zweifach wirksame akustische Oberfläche sowie Kunde: Goodrich Aerostructures erstmals auf einem Flugzeug zum Einsatz kommende gewellte Triebwerksdüsen ermöglichen eine beträchtliche Reduktion der Lärmemission. Trent 1000 Triebwerkskomponenten Gemeinsame Entwicklung von Triebwerkskomponenten aus faserverstärkten Kunststoffen in Zusammenarbeit mit den Konstruktionsteams von Rolls-Royce. Umsetzung der Konzepte in die Serie inklusive Konstruktion und Fertigung aller Kunde: Rolls-Royce PLC Werkzeuge und Durchführung der Serienfertigung Lower Bonded Panel Werkzeugentwicklung, Werkzeugbeschaffung und Fertigung der Komponenten (Verkleidungsteil der unteren Flügelstruktur) Kunde: Spirit AeroSystems Der Boeing 787 Dreamliner Der Boeing 787 Dreamliner ist ein komplett neues Flugzeug, mit einer Reihe an innovativen Technologien, die einen außergewöhnlichen Mehrwert für Fluggesellschaften und beispiellosen Komfort für Passagiere ermöglichen. Es ist das erste mittelgroße Flugzeug, das Langstrecken fliegen kann. Airlines haben somit die Möglichkeit, neue Non-Stop-Routen zu eröffnen, die von Reisenden bevorzugt werden. Verbundwerkstoffe, MoreElectric-Systems, fortschrittliche Aerodynamik und moderne Antriebstechnologie machen die 787 treibstoffeffizienter und ermöglichen geringere Betriebskosten. Passagiere werden die reinere Ka- binenluft, höhere Luftfeuchtigkeit und eine niedrigere Kabinendruckhöhe zu schätzen wissen. So kommen Passgiere nach einem Flug mit der 787 erholter an ihrem Reiseziel an. Weitere Innovationen umfassen größere Fenster mit elektrochromer Abtönung, größere Gepäckfächer und LED-Beleuchtung. 14 takeoff D A S F A C C I N F O R M A T I O N S M A G A Z I N Der Hut, dem 1000 Schiffe folgten Wenige Flugzeughersteller können sich heutzutage mit einem Unternehmensgeist rühmen, der auf den Ursprung der Luftfahrt zurückzuführen ist. Embraer, einer der weltweit führenden Flugzeughersteller, zählt zu ihnen. Eine Erfolgsstory von den ersten brasilianischen Luftschiffen zum Hightech-Konzern Embraer. Alberto Santos Dumont gilt in Brasilien als der „Vater der Luftfahrt“. 1969 in Brasilien als Staatsunternehmen gegründet wurde Embraer 1994 privatisiert. Zwei Kulturen - innovatives Unternehmertum und technologisch-industrielle Führung - wurden vereint. Mit dem Mut, stets Neues auszuprobieren, bahnbrechende Lösungen einzuführen und sich selbst mit einer immer besseren Produktqualität übertreffen zu wollen, wurde Embraer zu einem Trendsetter der modernen Luftfahrt. Vieles der heutigen Unternehmensphilosophie entstammt dem Innovationsgeist, der Vision und den Idealen, die sich Alberto Santos Dumont (1873–1932) – der brasilianische „Vater der Luftfahrt“ - zum Lebensmotto machte. Seit mehr als 40 Jahren unterstützt Embraer die weltweite Integration durch die Luftfahrt: Entfernungen zwischen Menschen wurden ver- ringert und der Firmenname wurde zum Symbol für modernste Technologie, Vielseitigkeit, Stil und Komfort in einem Flugzeug. Im Streben nach vollster Kundenzufriedenheit ist das brasilianische Unternehmen aber einen Schritt weiter gegangen als sein Urvater: es hat den Traum vom Fliegen für viele verwirklicht. Roosevelt im Weißen Haus. Roosevelts Interesse galt fliegenden Maschinen, die er im Krieg einsetzen konnte – eine Vorstellung, mit der sich Santos Dumont aber nicht anfreunden konnte. Der Vater der Luftfahrt Wieder in Europa widmete er sich der Motorisierung seiner Dirigibles. Am 23. Oktober 1906 absolvierte er mit einem „schwerer als Luft“-Fluggerät einen Flug von zirka 60 Metern in einer Höhe von zwei bis drei Metern in Bagatelle, Frankreich. Das Besondere daran: Seine 14-bis hob ohne jegliche Abflugvorrichtung ab. Ein Monat später, nachdem er die Tragflächen mit Querrudern ausgestattet hatte, absolvierte er vier weitere Flüge. Sein längster, und damit historischer Rekordflug über 220 Meter, dauerte 21 Sekunden in einer Höhe von einem Meter. Die Nachricht seines Erfolges verbreitete sich wie ein Lauffeuer über den Globus. Alberto Santos Dumont ging ein in die Geschichte der Luftfahrt mit dem ersten Fluggerät, das den eigenständigen Abflug schaffte. Ende des 19. Jahrhunderts träumte der junge Alberto Santos Dumont vom Fliegen. Er war fasziniert von den technischen Möglichkeiten und fand Inspiration in den Büchern von Jules Verne und beim Betrachten des blauen Himmels Brasiliens. Als Sohn einer wohlhabenden Familie von Kaffeeherstellern konnte Alberto Santos Dumont später Physik, Chemie und Mechanik in Paris studieren. Fest entschlossen, sich den Traum vom Fliegen zu verwirklichen, galt sein Interesse dem Ballonflug. 1898 flog er seinen ersten selbstentworfenen Ballon, den Brésil. Der Geist der modernen Luftfahrt aber wurde geboren, als er mit dem Entwurf lenkbarer Luftschiffe - den Dirigibles – begann, die durch Eigenantrieb durch die Lüfte schweben sollten. Bis 1905 entwarf und flog er elf solcher Luftschiffe. Als der erste „Sportler der Lüfte“, wie er sich gerne selbst bezeichnete, wurde Alberto Santos Dumont in Europa rasch bekannt und bewegte sich oft in hohen Kreisen. 1904, während eines USA-Besuchs, traf er Präsident Theodore 1906: Der erste eigenständige Abflug Mauricio Martins de Almeida Filho, Vizepräsident für Executive Jets bei Embraer, erklärt, dass die Gebrüder Wright, die im Dezember 1903 den bekanntlich ersten motorisierten Flug in North Carolina absolvierten, eine Startschiene für den Abflug benötigten. „Für die 100-jährige Gedenkfeier, die 2006 in Bagatelle stattfand, hat Embraer die Neuinszenierung des historischen D A S F A C C I Fluges von Alberto Santos Dumont mit einem Replikat der 14-bis gesponsert. Sie flog tatsächlich!“ berichtet Herr De Almeida stolz. Der Geist lebt weiter Brasilianer verehren Alberto Santos Dumont noch heute für seinen Innovationsgeist, den Mut Neues auszuprobieren, seinen Beitrag zur Wissenschaft und der Luftfahrt und für seinen tadellosen Kleidungsstil. Sein Markenzeichen war der immer präsente Panamahut, mit dem er aus jeder Menschenmenge hervorstach. Damals, als es noch keine Luftverkehrsvorschriften gab, sah man ihn öfters in einem seiner Luftschiffe über die Dächer von Paris schweben. 1909 baute er die Demoiselle, einen Eindecker und Vorgänger des modernen LeichtbauFlugzeugs. Santos Dumont bzw. seiner Freundschaft mit Louis Cartier verdanken wir eine weitere Erfindung – die Armbanduhr. Damit konnte Alberto Santos Dumont die Zeit leicht im Auge behalten und musste seine Taschenuhr während eines Fluges nicht mehr mühsam ablesen. Diese erste Fliegeruhr begleitete ihn auch bei seinem Weltrekordflug von 220 Metern über 21 Sekunden am 12. November 1906. Embraer: Ein Hightech-Erfolg Seit jeher wurde Embraer von seinem berühmten Landsmann inspiriert. Die Embraer Executive Jet Familie sowie spezielle Qualitätsinitiativen - beides im Verantwortungsbereich von Mauricio Martins de Almeida - spiegeln das wider. Ein wesentliches Erfolgsmerkmal ist aber die Tatsache, dass sich das Unternehmen mit allen Stadien eines komplexen Prozesses befasst: Design, Entwicklung, Produktion, Verkauf und After Sales Support von Flugzeugen in den Bereichen zivile Luftfahrt, Executive Aviation, Verteidigungssysteme und Agrar- N F O R M A T I O N S flugzeuge. Bis dato wurden mehr als 5.000 Flugzeuge produziert, die ihren Einsatz in 92 Ländern und 5 Kontinenten fanden. Embraer zählt zu den Marktführern für Verkehrsflugzeuge mit bis zu 120 Sitzen, und die Executive Jets gehören zu den besten der Welt. Sein Börsendebut gab Embraer im Juli 2000 in New York. Derzeit sind 53,15% der Aktien gelistet. Weitere Erfolgsmerkmale sind: modernste Spitzentechnologie, ein Team von rund 17.200 hochqualifizierten Mitarbeitern, Kapitalintensität, Flexibilität sowie eine globale Präsenz. Grundlage aller unternehmerischen Aktivitäten ist aber das kompromisslose Streben nach vollster Kundenzufriedenheit. 2010 erzielte Embraer einen Nettoumsatz von 5.355 Millionen USD und einen Nettoertrag von 347 Millionen USD. Obwohl der Verkauf von Executive Jets 16% des gesamten Absatzes ausmacht, besteht der Löwenanteil mit 59% aus Verkäufen im Bereich zivile Luftfahrt. Der Rest teilt sich auf unter den Bereichen Verteidigung und Sicherheit sowie anderen Dienstleistungen. Die Einnahmen sind relativ gleichmäßig verteilt: 33% in Europa, 22% im asiatisch-pazifischen Raum, 15% in Lateinamerika, 13% in Brasilien und Nordamerika und 4% in anderen Regionen. Die Liefe- M A G A Z I N takeoff 15 rung von 126 Light Jets, 19 großen Executive Jets und 101 Verkehrsflugzeugen machte letztes Jahr 2,06% des brasilianischen Exports aus. 2010 investierte Embraer 151 Million USD in Forschung und Entwicklung sowie 74 Millionen USD in Sachanlagen. Zu den Investitionen zählen auch sämtliche Umweltinitiativen wie Aufforstungs- und umweltfreundliche Forschungsprojekte oder das Ipanema Agrarflugzeug – die erste zertifizierte Serienproduktion eines zu 100% biotreibstoffbetriebenen Flugzeuges. 2004 war Embraer das erste Luftfahrtunternehmen, das eine ISO 14001 Zertifizierung erhielt. Seither werden die Anlagen in Brasilien gemäß diesem Standard betrieben. 2008 schloss sich Embraer mit anderen Branchengrößen zusammen und unterzeichnete auf dem Aviation and Environment Summit in Genf das Abkommen der Luftfahrtindustrie gegen den Klimawandel. Eine ansprechende Optik ist für Flugzeuge von besonderer Bedeutung. Für den ultraleichten Phenom 100 Executive Jet, der starke Leistung, Komfort und Design mit Kosteneffizienz in Betrieb und Wartung vereint, erhielt Embraer den FINEP 2007 Award for Technological Innovation in der Produktkategorie. Ein Jahr später wurde die Phenom JetFamilie und der Lineage 1000 Executive Jet mit dem prestigeträchtigen IDEA/Brazil Design Award ausgezeichnet. 1906 gelang Alberto Dumont mit seiner legendären 14-bis ein Rekordflug, sie hob ohne jegliche Abflugvorrichtung ab. 16 takeoff Fertigungslinie des brasilianischen Flugzeugherstellers Embraer in São José dos Campos D A S F A C C I N F O R M A T I FACC: Lieferant des Jahres 2009 und 2010 Spitzenqualität als ständiger Begleiter Embraer wählt Lieferanten für seine Executive Jets sehr sorgfältig aus. Diese müssen dem Unternehmen hinsichtlich technischen Knowhows, Verlässlichkeit, Produktionsverfahren und Qualitätsstandards ebenbürtig sein. Für die Neuauflage der Legacy 450 und 500 Executive Jets sollte auch das Interieur für frischen Wind sorgen. Ziel war es, nur das Beste vom Besten in Ausstattung und Komfort zu bieten. Ungeachtet der jeweiligen wirtschaftlichen Lage bleibt Embraer seiner Unternehmensphilosophie treu und standhaft in seinem Streben, Kundenerwartungen durch Spitzenqualität immer wieder aufs Neue übertreffen zu wollen. In diesem Sinne wurde vor ein paar Jahren ein internes Produktivitätssteigerungsprogramm ins Leben gerufen. Das Embraer Entrepreneurial Excellence Program – kurz P3E genannt – zielt darauf ab, die Kultur der Spitzenleistungen zu vertiefen, Effizienz zu steigern und Best Practices zu implementieren. Selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten kann Embraer damit seine hohe Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit bewahren. Das Programm wurde auch auf einige Lieferanten ausgeweitet, die von Schulungen und wettbewerbsfördernder Unterstützung profitieren. Die Wahl fiel auf FACC. Der österreichische Zulieferer erfüllte nicht nur das strenge Anforderungsprofil, sondern erwies sich als das ideale Match für die Unternehmenswerte des brasilianischen Flugzeugherstellers und die regelmäßigen Geschäftsbeziehungen. Insbesondere schätzt Herr de Almeida FACC fürs das exzellente Know-how und die führende Technologie im Bereich Faserverbundkomponenten sowie die Flexibilität, unterschiedlichste und ultramoderne Entwürfe zu gestalten. Gemeinsam wurden so die innovativen Legacy-Designideen umgesetzt. 2009 und 2010 würdigte Embraer die herausragenden Leistungen von FACC hinsichtlich Qualität, Flexibilität, Liefertreue, Kundensupport und Innovation mit dem Supplier of the Year Award. „Als wir den Geschäftsmarkt mit unseren neuen Phenom, Lineage sowie Legacy 450 und 500 Executive Jets 2005 durchdringen wollten, hatten wir eine Vision. Wir wollten einer der Hauptakteure am Markt werden - bereits fünf Jahre später waren wir einer der führenden Akteure. Das erforderte zwar eine enorme Anstrengung, aber wir wollten die Wahrnehmung am Markt in jedem Segment durch Top-Qualität, Komfort, Technologie und Innovation verändern“, beschreibt Mauricio Martins de Almeida das visionäre Krisenmanagement. Daher blickt Embraer optimistisch in die Zukunft und vertraut auf das kontinuierliche Wachstum des Executive Jet Marktes im globalen Umfeld. Das eigene Geschäftsflugzeug dient vielen Kunden der Produktivitätssteigerung. Sie schaffen damit mehr in weniger Zeit, sie genießen besseren Reisekomfort, eine zügige Abwicklung an Flughäfen und sie sind unabhängig von Flugplänen. Schnell wachsende O N S M A G A Z I N Mauricio Martins de Almeida Filho ist Vizepräsident für Executive Jets bei Embraer. Im Interview mit „take off“ erläutert er die Analogie zu den lenkbaren Luftschiffen des brasilianischen ‚Vater der Luftfahrt‘. Wenn wir von Alberto Santos Dumont sprechen, sprechen wir auch von dem ‚Hut, dem tausend Schiffe folgten’. Mit der Präsentation des 1.000. Jet der ERJ145 Familie im Jahr 2007, erreichten wir den historischen Meilenstein von 1.000 Flugzeugen unserer Regionaljet-Familie in knapp über zehn Jahren. Märkte wie China und die asiatisch-pazifische Region sind typische Beispiele. Im dritten Quartal 2011 verzeichnete Embraer einen Auftragsbestand von 16 Milliarden USD. Wie auch in der Vergangenheit hat Embraer ein Ziel vor Augen einer der Top-Player am Business Aviation Markt zu werden. „Unsere Kunden sind unser wichtigstes Kapital! Daher wollen wir jedes Jahr immer bessere Produkte und Services anbieten. Gemeinsam mit unseren Mitarbeitern und durch kontinuierlich bessere Qualität wollen wir weiter wachsen. Bei Embraer haben wir eine gemeinsame Vision und wir lassen uns vom Geist der Fliegerei inspirieren!“, fasst Hr. de Almeida an Ende des Gesprächs zusammen. „Und vielleicht, wenn Sie das nächste Mal am Santos Dumont Flughafen in Rio de Janeiro landen, werden Sie auch etwas von diesem besonderen Spirit spüren.“ D A S F A C C I N F O R M A T I O N S M A G A Z I N takeoff 17 Legacy 500: Erste komplette Kabine geliefert Unübertroffener Komfort und ansprechende Optik zeichnen das Innenleben des neuen Midsize-Jets Legacy 500 aus. Entwickelt und gefertigt wird das Interior von FACC. Mit der Auslieferung der ersten kompletten Kabine gelang nun dem Composite-Spezialisten ein weiterer Meilenstein in der Zusammenarbeit mit Embraer. Vom Cockpit bis zum großen Hauptgepäckraum im Heck – in der gesamten Kabine des neuen Business Jets finden sich Innovationen der FACC AG. In mehrjähriger Kooperation mit dem brasilianischen Flugzeughersteller Embraer und dessen amerikanischen Designer BMW Group Designworks hat das Unternehmen alle Verkleidungen der Hauptkabine, des Cockpits und des Frachtraums sowie die Möbelausstattungen von der Bordküche bis hin zum Nassbereich entwickelt und gefertigt. Im Dezember lieferte FACC die erste komplette Kabine an das Embraer Stammwerk in São José dos Campos. Dort wird sie in einen Mock-Up-Rumpf eingebaut und dabei einer strengen Qualitätskontrolle unterzogen, die die Einhaltung der geforderten Funktionalität und Optik verifizieren soll. Anschließend wird FACC erforderliche Änderungen und Optimierungen in die Bauteildefinition einarbeiten und bei der Fertigung der folgenden Kabinen implementieren. Ausgelegt auf geringes Gewicht und hohen Komfort Hauptaugenmerk bei der Entwicklung der Kabine lag seitens FACC darin, die verschiedenen Komponenten derart zu konzipieren, dass sie später in Serie gewichtsoptimiert hergestellt werden können. Dazu wurden die Lagenaufbauten durch partiale Verstärkungen anstelle der Verwendung großflächiger Lagen stark optimiert, wodurch eine hohe Einsparung gegenüber herkömmlichen Aufbauten erreicht werden konnte. Eine besondere Herausforderung stellte dies bei dynamisch stark belasteten Bauteilen dar - der Ersatz der gebräuchlichen Aluminium-Kerne durch leichte Nomex-Kerne sorgt für die nötige Stabilität und resultiert in einem geringeren Gewicht. Zudem entwickelte FACC spezielle, innovative Anbindungskonzepte, die die Installation der Kabinenkomponenten in das Flugzeug wesentlich erleichtern, die Vibrationen und Schwingungen reduzieren und damit den Geräuschpegel in der Kabine beträchtlich senken werden. Mit der Einführung neuartiger Bewegungsmechanismen für Tische und Türen ermöglicht es FACC, die Bedienung für die Passagiere einfacher und komfortabler zu machen. Im zweiten Halbjahr 2012 soll die Legacy 500 zu ihrem Erstflug abheben. Mit an Bord werden einzelne von FACC gefertigte Bauteile sein. FACC wird Embraer während der Flugerprobungsphase und beim Einbau der nächsten Kabine unterstützen. Eine große Aufgabe in dem Flugzeugprogramm hat FACC mit der Entwicklung der Kabine für die Legacy 450 noch vor sich. Das Interior der kleineren Version wird einige spezifische Komponenten beinhalten, die sich wesentlich von jenen der Legacy 500 unterscheiden. Hier kann FACC die umfangreichen, aus der Legacy 500 gewonnenen Erfahrungen einfließen lassen. Die komplette Kabine des Legacy 500 wird ab Mitte 2012 von FACC in Serie gefertigt – anfangs ein Shipset pro Monat, beim Erreichen der vollen Fertigungsrate sollen es bis zu fünf pro Monat sein.“ 18 takeoff D A S F A C C I N F O R M A T I O N S M A G A Z I N Meilenstein: Erste Winglets für Falcon geliefert Die Herstellung und Fertigung von treibstoffsparenden Flügelspitzen ist seit Jahren eine Kernkompetenz der FACC AG. Nun konnte im Oktober mit der Übergabe der ersten Winglets für eine Falcon 2000LX an Dassault Aviation ein besonderer Meilenstein gefeiert werden. FACC hatte den Vertrag mit dem französischen Flugzeughersteller zur Lieferung der OEM-Winglets für die Falcon 2000LX und 900LX im April 2011 unterzeichnet, die Winglets in einer Rekordzeit gefertigt und erfolgreich einer Erstmusterprüfung unterzogen. Im Rahmen eines Besuches von Vertretern von Dassault Aviation wurden die beiden Flügelspitzen offiziell übergeben. Sie verließen tags darauf das FACC-Werk in Ried Richtung Bordeaux, Frankreich, um dort in einem Falcon 2000LX Business Jet installiert zu werden. „Wir sind stolz darauf, dass uns Dassault Aviation ihr Vertrauen entgegengebracht und FACC als Lieferant für die Winglets ihrer modernen Falcon-Familie ausgewählt hat“, betont Walter Stephan, Vorstandsvorsitzender der FACC AG. „Im Zuge der raschen Projektimplementierung konnten wir unsere Winglet-Kompetenz unter Beweis stellen und für Dassault Aviation ein innovatives Produkt herstellen, das wesentlich zur Steigerung der Effizienz und Umweltverträglichkeit seiner Business Jets beitragen wird. Wir sehen darin den Grundstein, für eine langfristige, für beide Seiten gewinnbringende Partnerschaft.“ Zukünftig wird FACC alle Flugzeuge der Falcon 2000LX/900LX-Familie, die die Dassault-Endmontage in Frankreich verlassen werden, mit Winglets ausstatten. Seit Projekteinführung ist die monatliche Fertigungsrate sukzessive auf acht Flugzeugausstattungen erhöht worden. Produziert werden die Bauteile im FACC Werk in Ried im Innkreis, das nach den Vorgaben einer hohen Automation und kurzen Durchlaufzeit sowie Nutzung geringster Produktionsfläche gestaltet ist. Durch laufende Prozess- und Produktoptimierung ist eine wirtschaftliche und effiziente Fertigung gesichert. Das Projekt gibt FACC die Möglichkeit, ihre Rolle als Spezialist für die Entwicklung und Fertigung von aerodynamischen Flügelspitzen weiter auszubauen. Neben den gegenständlichen Flugzeugen entwickelt bzw. fertigt FACC die Winglets für die Boeing 737-700/-800/-900/-900ER, Boeing Business Jets und Boeing 757200 sowie für die A350XWB. FACC-Mitarbeiter feiern gemeinsam mit Vertretern von Dassault Aviation die Auslieferung des ersten Liefersatzes Winglets für eine Falcon 2000LX.“ D A S F A C C I N F O R M A T I O N S M A G A Z I N takeoff 19 VisionAir: Der Traum vom Fliegen, in Bronze gegossen Zu besonderen Anlässen stellt sich FACC mit einem besonderen Präsent ein, dem „VisionAir“. Diese Bronzeplastik verkörpert in ebenso einfacher wie überzeugender Bildsprache den Traum vom Fliegen. Die Arbeit von Bildhauer Erwin Burgstaller hat mit FACC auch sonst eine Menge gemeinsam. Erwin Burgstaller, geboren 1962, lebt seit 30 Jahren als freischaffender Bildhauer Wenn der Künstler in seinem Atelier in Gallspach (Oberösterreich) ans Werk geht, ist das Resultat stets ein Unikat von hoher Qualität – wie bei FACC. Das Wissen um die geeigneten Technologien und deren perfekte Beherrschung bilden die Grundlage, auf der in sorgfältiger Handarbeit individuelle Erzeugnisse entstehen. Zahlreiche komplexe Fertigungsschritte erfordern eine präzise, geradezu strategische Planung. Nicht anders als Composites ist auch Bronze ein hoch sensibles Material: Schon der kleinste Fehler würde das Werkstück unbrauchbar machen. Im Zusammenspiel von hohem Anspruch und Begeisterung, Erfahrung und Know-how nimmt ein zweidimensionaler Ausgangsstoff räumliche Form an. So wird jedes Produkt zum sichtbaren Ausdruck von durchdachter Konstruktion und beständiger Ambition. „Prozesshaftigkeit ist bei meinem Schaffen als Bildhauer systemimmanent. Physikalische Gegebenheiten und Zeitfaktoren sind Aspekte, die meine Arbeit prägen“, sagt Erwin Burgstaller. Auch das sind Parallelen zur Tätigkeit von FACC. In jedem „VisionAir“ manifestieren sich diese Gemeinsamkeiten in meisterhafter Form. in Gallspach. Sein Schaffen umfasst Plastiken und Skulpturen in unterschiedlichsten Materialien wie Holz, Ton, Stein, Beton, Eisen und Bronze. Er ist Mitglied der Künstlergilde Wels und Organisator der Gallspacher „Kunstwerktage“. The Art of Flight 2012 Composite-Bauteile standen Modell Innovationen und Komponenten von FACC sind zentrales Thema des umgesetzten Kalenders. Eine herausfordernde, spannende und großzügige Interpretation in Aquarell von Oskar Pointecker. FACC A-4910 Ried/Austria, Fischerstraße 9 Tel. +43/59/616-0, Fax +43/59/616-81000 e-mail: [email protected], www.facc.at