"Pharmazeutische Beratung in der Infusionstherapie" PDF
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St.-Josef-Hospital, Zentralapotheke 53842 Troisdorf Luxemburger Straße 13 Pharmazeutische Beratung in der Infusionstherapie Kompatibilitätscheck im Katheter und Erstellung von patientenindividuellen Katheterplänen auf einer interdisziplinären Intensivstation Verfasser: Denise Lenssen ermächtigter Apotheker: Franz-Paul Braun 01.02.2015 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung .............................................................................2 1.1. Gründe für die Themenwahl .....................................2 1.2. Grundlagen .................................................................2 2. Beschreibung des Projektes ..............................................3 3. Umsetzung und Zielsetzung des Projektes ......................6 4. Ergebnis des Projektes .......................................................8 5. Zusammenfassung und Schlussfolgerung .....................12 6. Literaturverzeichnis ..........................................................14 7. Erklärung ............................................................................15 8. Liste der Anhänge .............................................................15 1 1. Einleitung 1.1. Gründe für die Themenwahl Es kommen regelmäßig Anfragen von Stationen, ob zwei Arzneistoffe miteinander kompatibel sind oder nach der Haltbarkeit von speziellen Infusionslösungen. Dies zeigt eine gewisse Unsicherheit bei speziellen pharmazeutischen Fragestellungen oder auch den Zeitmangel der Mitarbeiter (Ärzte, Pflegekräfte) auf Intensivstationen. Da das Programm KiK der Firma B.Braun in der Apotheke vorhanden war, kam die Idee auf, genau diese Fragen regelmäßig in Form des Angebotes einer pharmazeutischen Beratung inklusive der Erstellung von patientenindividuellen Katheterplänen, Schulung des Pflegepersonals und Erstellung von Checkup-Listen zu etablieren. Zusätzlich kann durch eine solche Dienstleistung die Apotheke, wie für die Zukunft gewünscht, als kompetenter Ansprechpartner für Arzneimittelfragen gesehen und genutzt werden. 1.2. Grundlagen Inkompatibilitäten sind unerwünschte Reaktionen des Wirkstoffs mit dem Lösungsmittel, dem Behälter oder einem anderen Wirkstoff (in vitro). Diese können in chemische und physikalische Inkompatibilitäten eingeteilt werden. Physikalische Inkompatibilitäten sind häufig sofort im Behälter oder System sichtbar und können als Flockung, Trübung, Schleierbildung oder Kristallbildung auftreten. Sie werden meist durch pH-Wert-Veränderung oder Ausreizung der Pufferkapazität verursacht. Nicht sichtbare, aber mit eindeutigem Wirkungsverlust einhergehende Reaktionen sind Adsorption an Kunststoffmaterialien (Bsp. Insulin an PVC) und Absorption in Behältermaterialien (Eindringen in das Material, Bsp. Nitroglycerin in PVC). Chemische Inkompatibilitäten sind Reaktionen des Arzneistoffmoleküls wie Oxidation, Reduktion (Catecholamine), Hydrolyse (Penicilline im Sauren) und Zersetzung durch z.B. Lichtzufuhr (Nifedipin, Vitamine). Diese werden z.T. durch Verfärbung sichtbar, aber meist tritt nur eine Reduktion der Wirkstoffkonzentration ohne sichtbaren Hinweis ein. Mögliche Ursachen für Inkompatibilitäten können die Mischung inkompatibler Arzneistoffe, nicht kompatibles Material (PVC), ungeeignetes Lösungsmittel oder die Verabreichung zweier Arzneimittel ohne Zwischenspülung sein. Dabei können Folgen verschiedener Schweregrade auftreten, wie eine Schädigung durch toxische Produkte, Bildung von Embolien/Thrombosen durch Präzipitate oder Versagen der Therapie, da nicht ausreichend hohe Dosen verabreicht werden. Dabei ist das Ausmaß immer vom Patientenzustand, der Art der Inkompatibilität und dem Zeitpunkt des Erkennens abhängig. Präventionsmaßnahmen können die zeitliche oder räumliche Trennung von inkompatiblen Arzneistoffen, die Entwicklung von Standards in Form von Tabellen (Aufziehstandard, Applikationsdauer, Lumenanordnung, Markierungszeichen für Leitungen (z.B. roter Hahn Catecholamine)), der Einsatz von Multilumenkathetern und die Schulung des Pflegepersonals sein. Als immer erste Maßnahme sollte man sich zunächst einen Überblick über die Kathetersituation des Patienten verschaffen, die Spülung oder das Mischen komplexer Elekrolytlösungen/kohlenhydrathaltiger Lösungen vermeiden, keine Mischspritzen verwenden und pro Infusionsbeutel nur 2 maximal ein Arzneimittel zuspritzen und auf eine sorgfältige Kennzeichnung achten. Eine zusätzliche Präventionsmöglichkeit ist die Erstellung eines patientenindividuellen Katheterplans nach Literaturrecherche. 2. Beschreibung des Projektes Das Beratungskonzept sieht folgendermaßen aus: Es gibt zwei Standbeine der Beratung: zum einen ein Nachschlagewerk direkt im Intranet der Intensivstation und zum anderen den patientenindividuell durch einen Apotheker erstellten Katheterplan. Bevor diese genutzt werden konnten, musste vorab eine Schulung des Pflegepersonals erfolgen, um eine Sensibilität bezüglich der Inkompatibilitäten in der Infusionstherapie zu erzeugen. a. Nachschlagewerk Dieses besteht aus Arzneimittelprofilen (Anhang a) sowie einer pH-Wert-Tabelle (Anhang b) und ist für alle Mitarbeiter der Intensivstation direkt in deren Intranet abrufbar. Diese Dokumente enthalten nur die gängigen i.v.-Arzneimittel der jeweiligen Intensivstation. Ermittelt wurden diese anhand einer ABC-Analyse der Jahre 2012 und 2013. Fordert die Station ein neues i.v.-Arzneimittel bei den Anfragen an, wird ein neues Arzneimittelprofil erstellt. Dies geschieht auch bei einer Umstellung auf andere Hersteller. Die Arzneimittelprofile enthalten Angaben zu Wirkstoff, Art der Applikation, Lagerung, Stabilität der Zubereitung, pH-Wert und Inkompatibilitäten. Als Quellen zur Erstellung der Profile wurden das Programm KiK der Firma B.Braun, Trissel, LA: Handbook on Injectable Drugs. American Society of Health System Pharmacists. 16th Edition 2011, die Internetseite www.stabilis.org und als bestimmende Quelle die Fachinformation/Zusatzinformationen der Hersteller verwendet. Für die pH-Wert-Tabelle wurden die einzelnen Firmen angeschrieben. In dieser Tabelle sind zumeist pH-Bereiche angegeben. Auch mit diesen Angaben können die Wirkstoffe in die jeweiligen pH-Wert-Bereiche eingeteilt werden. b. Patientenindividuell erstellte Katheterpläne Diese enthalten zwei verschiedene Exceltabellen, die über das Fax den Ärzten und dem Pflegepersonal zur Verfügung gestellt werden. Die erste Exceltabelle (Katheterplan) ist auf die Lumenanordnung der betreuten Intensivstation angepasst. Außerdem entspricht die Optik des Katherplanes (Anhang c) der Patientenkurve, damit die Pflegekräfte die entsprechenden Verordnungszeiten wie gewohnt ablesen können und somit eine weitere Fehlerquelle ausgeschaltet wird und nicht durch unterschiedliche Benennung der Lumen Verwechslungen auftreten. Zudem sind der Name, das Geburtsdatum und der Bettplatz des Patienten hinterlegt. Diese Tabelle enthält die komplette Anordnung der i.v.-Arzneimittel, ausgenommen der Bedarfsmedikation. 3 Infusionsregimeempfehlung Patient Geburtsdatum Bettplatz Medikament 09.10.2014 Fax ICU Bad Honnef 772-1257 K.P. Tel ICU Bad Honnef 772-1194 15.09.1942 x Dosierung Bolus pH 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 0 1 2 3 4 5 Blaues Lumen NAC Kurzinfusion 300 mg 6,07,0 Pantozol (um 1 h verschoben) Kurzi nfus i on 15 mi n 40 mg 9 Sterofundin ISO zstzl. 4g Ca 4,57,5 Frekavit wasserlöslich LICHTSCHUTZ, Zusatz in Sterofundin ISO Kaliumchlorid nach Ziel 4,2-5mmol/l Natriumchlorid nach Ziel 136146mmol/l x x x Gelbes Lumen Weißes Lumen Meronem 1g 250mg/h Perfurs or 7,38,3 Pip/Taz 4,5 g 1000mg/h Perfursor 5,0 7,0 Diflucan 400 mg 400mg/h Infusomat 4,08,0 Separate Gabe über Viggo Furosemid ratiopharm x 10 mg 8,79,3 X X Um die Bedarfsmedikation ohne erneute Nachfrage passend in der jeweiligen Situation anordnen zu können, gibt es eine weitere Kompatibilitätstabelle (Anhang d) aller verordneten i.v.-Arzneimittel. Diese zeigt Kompatibilitäten und Inkompatibilitäten an, wobei bei fehlender Datenlage die Arzneimittel als inkompatibel eingestuft werden. Dies ist allgemein festgelegt worden, um Missverständnisse zu vermeiden. Hierbei handelt es sich um einen Wunsch der Pflegekräfte, damit sie nicht selbst entscheiden müssen, ob sie eine Medikamentenkombination, die nicht getestet wurde, nicht doch über den gleichen Schenkel laufen lassen können. Diese beiden Pläne werden zusammen mit einem Anschreiben zur Information zum Beispiel über Dosisanpassungen oder Änderung des Applikationszeitpunktes per Fax an die Station geschickt. Infusionsregimeempfehlung 09.10.2014 Medikamente Pantozol Furosemid ratio Nac Erythromycin 1 g Fluconazol 400 mg Kalium Natrium Sterofundin Iso Ebrantil Akrinor Oxygesic Frekavit KP 15.09.1942 7 Pantozol Furosemid ratio Nac Erythromycin 1g Fluconazol 400 mg Kalium Natrium Sterofundin Iso Ebrantil Akrinor Oxygesic Frekavit Patient Nur Kompatibilität für das Zusammentreffen im Infusionsschlauch Geburtsdatum Bettplatz X I I I I I I I I I I I I X I I I I I I I I I I I I X I I I I I I I I I I I I X I I I I I I I I I I I I X I I I I I I I I I I I I X K K I I I K I I I I I K X K I I I K I I I I I K K X I I I K I I I I I I I I X I I I I I I I I I I I I X I I I I I I I I I I I I X I I I I I I K K K I I I X 4 Inkompatibel = I Kompatibel = K Die bestehenden Standards können so sinnvoll ergänzt werden und die Beratung eine praktische Unterstützung für die Pflegekräfte im Alltag bieten. An den bestehenden Standards wurde nicht viel geändert, nur bei den Aufzieh/Applikationszeitenstandards von Antibiotika wurde der Apotheker vom leitenden Oberarzt als Unterstützung hinzugezogen. Standard 1: ZVK- Trilumenkatheter (bezogen auf die Firma B. Braun) Distaler Schenkel (gelb): Hahnbank-Anschluss und Medikamenten-Einzelgabe sowie Volumengabe. Medialer Schenkel (blau): ZVD-Messung (vor Messung Spülung mit NaCl 0,9%), Verwendung bei vielen Arzneimitteln und nötiger räumlicher Trennung. Proximaler Schenkel (weiß): kontinuierliche Medikamentengabe ohne Bolusgabe, bei Catecholamintherapie Nutzung dieses Schenkels ausschließlich für Catecholamine. Nicht belegte Schenkel werden mit NaCl 0,9% mittels Perfusor (2ml/h) kontinuierlich gespült. Standard 2: Standard Perfusorlösungen (Konzentration/Laufzeit/Flussrate) Hier sind die Arzneimittel aufgeführt, die regelmäßig bis häufig über den Perfusor appliziert werden. Dabei sind die Rekonstitutionslösung, die Endkonzentration, das Verdünnungsmittel und die jeweilige Laufzeit, inklusive der Flussrate, angegeben. Bsp.: Wirkstoff Handelsname Rekonstitution Volumen Flussrate Dobutamin Dobutrex® - 500 mg in 50 ml Adrenalin Suprarenin® - 5 Amp à 1 mg + 45 ml NaCl 0,9% 0,6ml/h = 100 µg/min 0,6ml/h = 1 µg/min Standard 3: Umgang mit i.v.-Antibiosen und Verabreichung (Konzentration/Laufzeit/Flussrate) Hier sind die Antibiotika aufgeführt, die auf der Intensivstation Anwendung finden. Vermerkt sind die Rekonstitutionslösung, die Endkonzentration, das Verdünnungsmittel und die jeweilige Laufzeit, inklusive der Flussrate. Bsp.: Wirkstoff Handelsname Dosierung Piperacillin/ Tazobactam Fluconazol Tazobac® 4 g/0,5 g Diflucan® 100/200 mg Rekonstitution 50 ml Aqua ad inj. 100/200 ml Fertigspritze Laufzeit Flussrate 4h Perfursor 1h Infusomat 1 g/h 400mg bzw. 200 mg/h Dosierung i.v. 3 x 4,5 g 1.Tag 1x400 mg, ab 2. Tag 1x200mg Lagerung nach Anbruch Kühl/48 h Kühl/24h 5 Standard 4: Intensivstation Analgesie/Sedierung Hier sind die Analgetika und Sedativa zu finden, die standardmäßig auf der Intensivstation Anwendung finden. Vermerkt sind die Rekonstitutionslösung, die Endkonzentration, das Verdünnungsmittel und die jeweilige Laufzeit, inklusive der Flussrate. Bsp.: Wirkstoff Handelsname Rekonstitution Volumen Flussrate Sufentanil Sufenta® - 10µg/ml Oxycodon Oxygesic® - 500µg (2Amp) + 40 ml NaCl 0,9% 20 mg (2 Amp.) ad 40 ml NaCl 0,9% 0,5mg/ml Neben den Standards auf der Intensivstation wurde eine SOP (Standard Operating Procedure) erstellt, die bei Weiterführung des Projektes im Apothekenalltag von der QP (Qualified Person) freigegeben wird. Dabei wurde auch ein Entscheidungsbaum erstellt, zur Hilfestellung der Definition einer Inkompatibilität (Anhang g). 3. Umsetzung und Zielsetzung des Projektes Start des Projektes war am 01.01.2014 mit einem verantwortlichen Arzt für die Bestellung der patientenindividuellen Katheterpläne. Zuvor hatte am 10.12.2013 ein Vortrag zur Schulung des Pflegepersonals in der großen Pflegedienstbesprechung der Intensivstation stattgefunden. Die Projektarbeit endete am 08.12.2014. a. Einschub Vortrag Pflegepersonal (Anhang e) In dem Vortrag wurden die Grundlagen von Arzneimittelinkompatibilitäten vorgestellt, mit einigen praktischen Beispielen. Dabei wurde intensiver auf die möglichen Folgen von Inkompatibilitäten und die Präventionsmaßnahmen eingegangen. Außerdem wurde die Durchführung des Projektes vorgestellt, dessen Struktur in einer Abschlussdiskussion wie beschrieben festgelegt wurde. Im Projektzeitraum bestellte der zuständige Oberarzt Katheterpläne, sobald einer der Patienten in das Patientenkollektiv passte. Dabei sah das Patientenprofil wie folgt aus: Parameter: Erkrankung, Indikation und Liegedauer TYP I TYP II TYP III TYP IV Darm-Patienten Sepsis-Patienten neurochirurgische Fälle Patienten mit einer Liegedauer > 3 Tage 6 b. Gründe für die Wahl des Patientenkollektives Die betreute Intensivstation dient auch als Intermediate care für Hüft-Tep und KnieTep-Patienten, die meist nur mit Analgetika und Antibiosen versorgt werden und an Tag 1 nach der OP auf Normalstation verlegt werden. Für diese Patienten wird nur selten ein Katheterplan aus Sicht der Ärzte benötigt, da diese meist keinen zentralvenösen Zugang mit einem ZVK (Zentralvenöser Katheter) haben. Insbesondere bei schwer kranken Patienten, die zu den Typen I bis IV passen, sind häufig viele Arzneimittel über den ZVK intravenös zu applizieren. Gerade dabei kann eine solche Recherche, mit anschließender Beratung, hilfreich sein. Deswegen wurde ein Typisierungsplan erstellt, um die Intermediate care - Patienten auszuschließen. Zielsetzung war dabei, dass für jeden Patienten ein Anfangskatheterplan erstellt wird und bei Medikationsänderung oder Anordnung neuer i.v.-Arzneimittel dieser entsprechend angepasst wird. Es sollten die Pflegekräfte entlastet und auch die Inkompatibilitätswahrscheinlichkeit gesenkt werden, wodurch man die Patienten- und Therapiesicherheit erhöhen kann. Die Umsetzung des Projektes und damit die angebotene Beratung wurde zunächst weniger in Anspruch genommen als erwartet. Ein Grund könnte sein, dass die Beratung vorerst nur extern über telefonischen bzw. schriftlichen Kontakt erfolgen konnte. Allerdings waren mit der Zeit auch diese Wege kurz und effektiv. Ein weiteres Problem bei der Umsetzung war die Bettenreduktion aufgrund von Personalmangel und häufiger Personalwechsel auf der Station, was nicht direkt kommuniziert wurde und somit auch eine Zeit ohne Bestellung von individuellen Katheterplänen verging. Neues Personal musste zudem zunächst in das Projekt eingeführt werden. Um das Projekt bekannter zu machen und besser zu etablieren, wurde die Bestellweise abgeändert, und zwei Apotheker kompletierten das Team. Diese sind für die Visiten zweimal pro Woche vor Ort. Dabei haben die beiden Apothekerinnen die Bestellungen ausgefüllt und zur Bearbeitung mit in die Apotheke gebracht. Durch vermehrte Anfragen peripherer Stationen bezüglich Volumeneinsparungspotentialen, Kompatibilitäten von Ernährungslösungen, Antibiotika-Infusionszeiten etc. wurde ersichtlich, dass das Projekt rasch bekannt wurde, sodass auch solche Anfragen über die Katheterpläne bearbeitet werden konnten. 7 c. Fließschema: Ablauf der pharmazeutischen Beratung Bestellung Bearbeitung Empfehlung • Bestellung des Katheterplanes per Kurvenvisite über den Apotheker, Ausfüllen des Bestellplanes in der Apotheke (Anhang f) • Dort auch Check auf Arzneimittel-Wechselwirkungen, der Dosierungen etc. • Prüfung der Verordnung auf Vollständigkeit • Bei eingeschränkter Nierenfunktion oder Leberfunktion Check, ob eine Dosisanpassung bei einem der Arzneimittel notwendig ist • Eingabe in das Kompatibilitätsprogramm KiK 4.7 der Firma B.Braun • Zusätzliche Recherche, in der aufgeführten Literatur, wenn im Programm KiK 4.7 der Firma B.Braun keine eindeutige Aussage zu treffen ist • Definition einer Inkompatibilität zusätzlich unter Beachtung des Entscheidungsbaumes (Anhang g) • Erstellung eines Infusionsregimes und einer Kompatibilitätstabelle (Verwendung der selbst entwickelten Excel-Tabelle) • Empfehlung mit einem beiliegenden Anschreiben über Verschiebung von Applikationszeiten, Dosierungsempfehlungen und weiteren Änderungen per Fax direkt an die ICU schicken z.Hd. des leitenden Oberarztes 4. Ergebnis des Projektes Insgesamt konnten 18 Anfragen bearbeitet werden. Dabei sollte ermittelt werden, welchen Benefit die pharmazeutische Beratung für das Pflegepersonal und die Ärzte hat und ob daraus der Wunsch entstanden ist, diese Beratung als Standard auf der Intensivstation einzuführen. Das Ergebnis wurde über einen Fragebogen ermittelt, der von dem Pflegepersonal der Intensivstation ausgefüllt wurde. Dieser bezog sich auf die Verständlichkeit der Katheterpläne, die praktische Hilfestellung im Alltag und auch auf die zur Verfügung gestellte Literatur wie die Arzneimittelprofile und die pH-Wert-Tabelle. 8 Ergebnis der Umfrage Es haben sich 15 von 18 Pflegekräften der Intensivstation beteiligt. Vortrag vom 10.12.2013 Legende: B = neue Erkenntnisse/Erfahrungen gewonnen C = Inhalte verständlich erklärt D = Seminarinhalte entsprachen der Einladung E = roter Faden erkennbar 1 = trifft überhaupt nicht zu 5 = trifft vollständig zu Mittelwerte 4,4 4,3 Bewertung 4,2 4,1 B 4 C 3,9 D 3,8 E 3,7 3,6 3,5 Für den Vortrag wurde die Schulnote zwei vergeben. Dem Vortrag konnte somit gut gefolgt werden und auch neue Erkenntnisse konnten gewonnen werden. Zudem diente der Vortrag auch der Wissensauffrischung. 9 Laut Umfrage ist der Nutzen für den Alltag relativ gering. Das liegt daran, dass es sich um ein sehr komplexes Thema handelt und nicht alle einzelnen Inkompatibilitäten der verschiedensten Arzneimittelmischungen besprochen werden konnten. Dieser Vortrag sollte die Grundlagen der Thematik vertiefen und anhand einiger praktischer Beispiele diese veranschaulichen. Natürlich reicht ein derartiger Vortrag nicht, um bei jedem Intensivpatienten ohne Recherche jedes Arzneimittel richtig anzuordnen. Aber die Sensibilität für Arzneimittelinkompatibilitäten in der Infusionstherapie konnte so gestärkt werden. Arzneimittelprofile/pH-Wert-Tabelle Offensichtlich ist die Kommunikation auf der Station gut. Alle Beteiligten wussten, wo die Dateien zu finden sind, und auch ein Arbeitsplatz ist während der 10 Dienstzeit zugänglich. Die Übersichtlichkeit wurde auch als gut bewertet, wobei man bedenken muss, dass trotz umfangreicher Daten sich immer auf eine DINA4-Seite beschränkt wurde. Dies kann zum Teil ein Problem für die Übersichtlichkeit sein. Aber sobald ein Profil auf zwei oder drei Seiten ausgedehnt wird, ist es für den Alltag weniger praktikabel. Gut hat auch der Nutzen abgeschnitten, was den Mehrwert detaillierter Informationen für die Recherche im Gegensatz zu einem Vortrag über die Grundlagen bestätigt. Individuelle Katheterpläne Auch hier wurden Nutzen und Übersichtlichkeit mit der Schulnote zwei (75%) bewertet. Lediglich eine Änderung zur Verbesserung der Übersichtlichkeit wurde eingeführt. Wegen der schlechten Datenlage zu einigen Arzneimittelmischungen mussten in vielen Fällen bei bis zu 80 – 90% Inkompatibilitäten eingetragen werden. Dies wurde geändert, indem bei fehlenden Daten das Kästchen nun freigelassen wird und somit besser eingeschätzt werden kann, ob Daten zur Kompatibilität vorliegen oder die Pflegekräfte nach ihrer Erfahrung Beimedikation anordnen. Bestellweise und Fortführung der Beratung sind vollständig gewünscht. Dabei wurde im Durchschnitt ab einer Menge von 3 Arzneimitteln die Beratung gewünscht, wenn ein ZVK liegt. Als Ergebnis der Evaluation kann ein einheitlich positives Fazit gezogen werden. Die Pflegekräfte fühlen sich im Alltag unterstützt, ihnen wird eine weitere Last im täglichen Stress abgenommen, und somit gehen wir einen weiteren Schritt in Richtung erhöhte Patienten- und Therapiesicherheit. 11 5. Zusammenfassung und Schlussfolgerung Die Erkenntnisse aus der Praxis führten zu einer Anpassung des Beratungskonzeptes. Es wurde damit eine kontinuierlichere Bearbeitung ermöglicht, wodurch nicht nur die Apotheke mehr Routine und Erfahrung im Umgang mit den Inkompatibilitäten von i.v.-Arzneimittel erhält, sondern auch die Pflegekräfte im Umgang mit Infusionslösungen immer sensibler werden und die Anwendung von solchen Katheterplänen routinierter umsetzen können. Am Ende des Projektes wurde entschieden, die Profile aus dem Konzept zu entfernen, da die Aktualisierung sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Diese müssten einmal im Jahr auf Aktualität geprüft und im Vier-Augen-Prinzip wieder freigegeben werden. Die Arbeit steht nicht im Verhältnis zum Nutzen für das Pflegeteam und für die alltägliche Beratung. Außerdem können die Arzneimittelprofile trotz jährlicher Aktualisierung immer noch weniger aktuell sein als verwendete Datenbanken. Man kann individuell in den vier Quellen, Handbook on injectable drugs, Fachinformation, www.stabilis.org und dem Programm KiK der Firma B.Braun schnell recherchieren. Zudem soll mit der Testversion der Online-Version des Handbook on injectable drugs geprüft werden, ob die Datenbank einfacher anzuwenden ist und wirklich mehr Aktualität gewährleistet. Auch zukünftig sollte das Team aus 3 – 4 Apothekern bestehen, die diese Dienstleistung neben ihren anderen Aufgaben in der Apotheke wahrnehmen. Wobei zweimal wöchentlich über die Kurvenvisiten Bestellungen ermittelt werden. Dabei sind die betroffenen Apotheker, die Leitung und Stellvertretung der Apotheke von Frau Lenssen im Umgang mit dem Programm KiK der Firma B.Braun und dem Erstellen des Katheterplans nach der SOP eingewiesen worden. Bei der SOP handelt es sich um eine Handlungsanweisung, die im Rahmen der Projektarbeit erstellt wurde und erst im Laufe des Jahres 2015 mit der QP freigegeben wird und somit auch für die neu eingeführte pharmazeutische Beratung Gültigkeit erhält (Anhang g). Dies geschah in Form eines Vortrages und einer praktischen Übung an einem Beispiel. Durch die Teambildung ist nun auch ein Ausfallkonzept in der Beratung entstanden und es kann ein kollegialer Austausch stattfinden. Zudem können von nun an alle Aufgaben im Zusammenhang mit dieser Dienstleistung aufgeteilt und im Vier-Augen-Prinzip umgesetzt werden. Dadurch können nun Anfragen immer sofort bearbeitet werden, und es entstehen keine Beratungspausen durch Urlaub der Projektdurchführenden. Durch diese Änderung kann diese Servicedienstleistung auf einer Intensivstation regelhaft angeboten werden und so auch die Therapiesicherheit in einem weiteren Punkt optimiert werden. Außerdem wird durch den Zusammenschluss des Teams aus zwei Apothekern, die zweimal die Woche die Visite begleiten, und Frau Lenssen nicht nur die Inkompatibilität von i.v.-Arzneimitteln und die Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion geprüft, sondern auch ein Interaktionscheck aller Arzneimittel durchgeführt. Somit besteht nun ein interdisziplinäres Team aus Ärzten, Pflegekräften und Apothekern. 12 Ursprünglich geplant war die alleinige Nutzung des Programmes KiK der Firma B.Braun. Allerdings ergaben sich in der Test- bzw. Kennenlernphase des Programmes unterschiedliche Probleme, weswegen es nicht als alleinige Quelle genutzt werden konnte. Folgende Nachteile bietet das Programm: Es enthält keine Komplettdatenbank aller auf dem Markt befindlichen i.v.Arzneimittel, sondern nur speziell getestete/ausgewählte Arzneimittel. Es können die Uhrzeiten und Lumenbenennungen nicht individuell auf die Station angepasst werden (Beispiel: im Programm KiK beginnt ein Tag um 8.00 Uhr und endet um 20.00 Uhr. Der Startpunkt auf 6.00 Uhr kann zwar vorgezogen werden, aber im Katheterplan selbst ändern sich die Zeiten nicht.). KiK lässt nur ganz beschränkt Veränderungen der Lumenanordnung zu, wodurch sinnvolle räumliche Veränderungen häufig im Programm selbst nicht umgesetzt werden konnten. Leider sind manche Infusionszeiten zu kurz hinterlegt. Beispiel: Antibiotika können immer nur als Kurzinfusion eingepflegt werden. Daher ist eine zweistündige Infusionsdauer nicht optimal abbildbar. Der KiK-Service ist unzureichend bestückt. Bearbeitungszeiten von einer Woche sind üblich und der Entwickler des Programmes ist für Fragen per Email gar nicht zugänglich. Wenn man nur ein Krankenhaus versorgt, könnte der Lagerbestand an KiK angepasst werden, und dann würde es wahrscheinlich sehr gut funktionieren. In einem Klinikverbund mit 13 Häusern kann man aber nicht alle Intensivstationen auf das Sortiment des KiK-Programmes einstellen, besonders nicht alle Stationen gleich organisieren in ihren Abläufen und Tagesbeginnzeiten. Daher müssen auch andere Literatur und eigene Stabilitätsdaten hinzugezogen werden, die eine normale Krankenhausapotheke aus Personalmangel nicht liefern kann. Dafür sind Unikliniken geeignet mit Doktorandenstellen und dementsprechendem Gerät. Das Handbook on injectable drugs kann auch nur in Kombination mit anderen Quellen bzw. Datenbanken genutzt werden, da es hauptsächlich Angaben zu amerikanischen Produkten enthält, welche auf dem deutschen Markt nicht oder in anderer Zusammensetzung erhältlich sind. Zusätzlich sind in allen Datenbanken die geprüften Konzentrationen zu beachten. Auch die Konzentrationen bestimmen das Auftreten von Inkompatibilitäten. Außerdem ist die Information durch den pharmazeutischen Unternehmer sehr beschränkt. Für die Zulassung werden kaum Inkompatibilitätstests durchgeführt und einige Firmen schreiben extra zur eigenen Absicherung „Darf nicht mit anderen Arzneimittel gemischt werden.“. Abschließend kann von einer erfolgreichen Etablierung einer neuen pharmazeutischen Dienstleistung gesprochen werden. Zudem konnten Erfahrungen im Umgang mit anderen fachlichen Disziplinen gewonnen und die Apotheke im Ansehen auf Station hervorgehoben werden. Denn nun kann die Apotheke, wie für 13 die Zukunft gewünscht, als kompetenter Ansprechpartner für Arzneimittelfragen gesehen und genutzt werden. Außerdem sind zusätzlich in der großen Zentralapotheke zwei Abteilungen näher zusammengewachsen. Nun sind nicht nur die Apotheker der Arzneimittelausgabe für derartige Fragen verantwortlich, sondern eine Apothekerin aus der Zytostatikaabteilung kann abteilungsübergreifend auf verschiedenen pharmazeutischen Gebieten tätig werden. Somit ist für die Zukunft zu wünschen, dass die Zusammenarbeit im Apothekerteam einen guten, langhaltenden Start erfährt und die Zusammenarbeit mit der Station auf ärztlicher und pflegerischer Ebene weiterhin so gut funktioniert. 6. Literaturverzeichnis 6.1. Arzneimitteldatenbank Stabilis 4.0 (www.stabilis.org), letzter Zugriff:30.01.2015 6.2. Trissel, L. A.: Handbook on Injectable Drugs. American Society of Health System Pharmacists. 16th Edition 2011. 6.3. Kompatibilitätsprogramm KiK – Kompatibilität im Katheter 4.6 der Firma B.Braun 6.4. Kompatibilitätsdatenbank Kompa-Datenbank Fresenius Kabi (www.freseniuskabi.de/kompatibilitaeten.htm), letzter Zugriff: 30.01.2015 6.5. B. Braun Melsungen: Arzneimittel-Inkompatibilitäten- Risikoprävention in der Infusionstherapie-; B.03.08.13/1 Nr. 603 5678 Stand 08/ 6.6. U.v. Hintzenstern. i.v. Infusion,Transfusion, Parenterale Ernährung, Elsevier Urban&Fischer, 3. Auflage 2004 6.7. A.D. Stumpf, O.R. Frey, A. Köberer: Stabilität und Kompatibilität von Meropenem und Vancomycin in Perfusor®Spritzen 6.8. Thilo Bertsche, Yvonne Mayer, Rebekka Stahl, Torsten Hoppe-Tichy, Jens Encke, Walter Emil Haefeli: Prevention of Intravenous Drug Incompatibilities in an Intensive Care Unit, Am J Health Syst Pharm, 2008;65(19):1834-1840 Weiterhin wurden die aktuellen Fachinformationen und angeforderte Informationen der Hersteller verwendet. 14 7. Erklärung Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Projektarbeit selbst und ohne fremde Hilfe angefertigt habe. Alle benutzten Quellen habe ich oben angegeben. Troisdorf, den 01.02.2015 Denise Lenssen 8. Liste der Anhänge a. pH-Wert-Tabelle b. Beispiel Arzneimittelprofil c. Blanko Katheterplan d. Blanko Kompatibilitätstabelle e. Vortrag Pflegepersonal f. Bestellplan: individueller Katheterplan g. Noch nicht freigegebene SOP mit Entscheidungsbaum 15