Daten, Fakten, Argumente - European Payments Council

Transcrição

Daten, Fakten, Argumente - European Payments Council
1
www.bankenverband.de
SEPA: Ei n h ei t l i c h e
ZAHLU NG SIN ST R U M ENTE
FÜ R EU ROPA
Berlin, Oktober 2009
3., aktualisierte Auflage
Daten | Fakten | Argumente
Zusammenfassung
kürzester Zeit die notwendigen Grundlagen
für die Realisierung der politischen Vision
Die Integration des Euro-Zahlungsverkehrs
SEPA geschaffen und somit einen wesent-
ist für die Vollendung des Europäischen
lichen Beitrag zur Integration der europä-
Binnenmarktes von zentraler Bedeutung.
ischen Finanzmärkte geleistet.
Dieses Ziel wurde von der Kreditwirtschaft
von Anfang an unterstützt, und im Rahmen
Seit Januar 2008 können Bankkunden
der Selbstregulierung wurden die notwen-
die SEPA-Produkte für Überweisungen und
digen Grundlagen geschaffen.
Kartenzahlungen in Ergänzung zu den bekannten nationalen Verfahren nutzen. Ab
Die Single Euro Payments Area (SEPA)
November 2009 wird auch die neue euro-
eröffnet allen Beteiligten die Möglichkeit,
päische Lastschrift angeboten, da dann erst
den nationalen wie grenzüberschreitenden
die EU-Richtlinie über Zahlungsdienste im
Euro-Zahlungsverkehr in gleicher Weise ab-
Binnenmarkt europaweit umgesetzt ist. Eine
zuwickeln. Dieser Vorteil kommt insbeson-
entscheidende Voraussetzung für die um-
dere denjenigen Kunden und Banken zu-
fangreiche Nutzung der SEPA-Lastschrift ist
gute, die eine große Anzahl grenzüber-
es, bestehende Einzugsermächtigungen auf
schreitender Geschäfte abwickeln.
der Basis des deutschen Verfahrens überführen zu können. Hier ist der deutsche Ge-
Nach der erfolgreichen Einführung des
Euro-Bargeldes am 1. Januar 2002 wurde die
setzgeber aufgerufen, eine Regelung zu
schaffen.
Vollendung des Binnenmarktes mit dem
Start der SEPA im letzten Jahr einen ent-
Der Erfolg der SEPA wird insbeson-
scheidenden Schritt vorangebracht. Der ein-
dere von dem Umfang abhängen, in dem
heitliche Euro-Zahlungsverkehrsmarkt wird
die Kunden die neuen europäischen Zah-
weitere Voraussetzungen dafür schaffen,
lungsinstrumente nutzen werden. Daher
dass den Erwartungen aus dem Vertrag zur
ist die Unterstützung durch die großen
Gründung der Europäischen Gemeinschaft
Zahlungsverkehrseinreicher, wie etwa die
hinsichtlich der Schaffung eines „Raumes
öffentliche Hand, unumgänglich. Auch die
ohne Binnengrenzen, in dem der freie Ver-
Politik als Auslöser des SEPA-Prozesses sollte
kehr von Waren, Personen, Dienstleistungen
sich verpflichtet fühlen, die Integration des
und Kapital […] gewährleistet ist“ auch im
europäischen Zahlungsverkehrs – gerade auf
Zahlungsverkehr entsprochen werden kann.
der nationalen Ebene – intensiver als bisher
zu unterstützen.
Durch Einsatz der erforderlichen Ressourcen, Bündelung der Expertise und Eini-
Die SEPA-Verfahren werden zunächst
gung auf europaweit umsetzbare Konsens-
parallel zu den bestehenden Zahlungsinstru-
lösungen hat die Kreditwirtschaft innerhalb
menten angeboten. Langfristig wird die
Ablösung der nationalen Zahlungsverkehrssysteme durch die neuen europäischen
Verfahren unabdingbar sein, um die politische Zielsetzung eines einheitlichen EuroZahlungsverkehrsraums in Europa Realität
werden zu lassen.
Inhalt
1 Einführung 9
1.1 Der europäische Zahlungsverkehrsmarkt im Wandel 9
1.2 Europäischer Gesetzgeber: Integration des Finanzmarktes
1.3 Europäische Zentralbank: Vollendung der Währungsunion
11
12
13
1.4 Europäische Kreditwirtschaft: Schaffung der SEPA
2 Die SEPA 15
2.1 Geltungsbereich der SEPA 15
2.2 Potenzial der SEPA 15 2.3 Die öffentliche Hand als frühzeitiger Nutzer der SEPA-Instrumente
2.4 Rechtliche Voraussetzungen für die SEPA 17
2.5 Zeitlicher Rahmen zur Realisierung der SEPA 18
17
3 Umsetzung der SEPA im konventionellen Zahlungsverkehr
3.1 SEPA-Verfahren: Überweisung 22
3.2 SEPA-Verfahren: Lastschrift
25
3.3 Weiterentwicklung und Ausbau der SEPA-Verfahren (E-SEPA)
3.4 SEPA-Standards
3.5 SEPA-Infrastruktur für Clearing und Settlement
3.6 Implementierung und Migration
28
31
31
4 Umsetzung der SEPA bei Kartenzahlungen
33
4.1 Situation vor Einführung der SEPA
4.2 Die SEPA für Kartenzahlungen
4.3 Das SEPA Cards Framework
4.4 Optionen der deutschen Kreditwirtschaft für girocard
Glossar
Verzeichnis der Quellen
44
48
33
35
36
39
28
21
Schaubilder
Schaubild 1
Rangliste der Mitgliedstaaten nach prozentualer Nutzung
der Zahlungsinstrumente
Schaubild 2
Unterschiedliche Nutzung der Zahlungsinstrumente
in der Europäischen Union
Schaubild 3
32 Staaten sind Teilnehmer der SEPA
Schaubild 4
SEPA-Überweisung wird derzeit wenig genutzt
Schaubild 5
Zwei Drittel der 78 Milliarden Transaktionen in Europa entfallen
auf Überweisung, Lastschrift und Scheck
Schaubild 6
Deutschland, Frankreich und Großbritannien haben den größten
9
10
15
19
21
22
Anteil der EU-Mitgliedstaaten am bargeldlosen Zahlungsverkehr
Schaubild 7
Überweisungen werden in Europa unterschiedlich häufig verwendet
Schaubild 8
Die Überweisung wird vom Zahler ausgelöst
Schaubild 9
Europäer nutzen die Lastschrift nicht gleich stark
Schaubild 10
Die Lastschrift wird vom Zahlungsempfänger ausgelöst
Schaubild 11
SEPA-Mandate von Basis- und Firmenlastschrift weisen auf
unterschiedliche Widerspruchsmöglichkeiten hin
Schaubild 12
Angaben zu einem Konto in einer ISO-20022-Nachricht
Schaubild 13
Fünf Kategorien von Clearing- und Settlement-Systemen
Schaubild 14
Der Umsatz an POS-Terminals liegt bei
12 % des EU27-Bruttoinlandsprodukts
Schaubild 15
Der Umsatz an Geldautomaten liegt bei
10 % des EU27-Bruttoinlandsprodukts
Schaubild 16
Debitkarten sind in Deutschland beliebter als Kreditkarten
Schaubild 17
Heutige Debitkartensysteme nationalen Ursprungs in Europa
Schaubild 18
Optionen der SCF-Konformität
Schaubild 19
Sechs europäische Systeme sind Mitglieder der EAPS
24
25
26
27
29
31
33
34
38
40
35
36
23
Bankenverband
SEPA:
Einheitliche Zahlungsinstrumente für Europa
1 Einführung
liegen beispielsweise osteuropäische Länder
bei der Überweisung vorne, während elek-
1.1 Der europäische Zahlungsverkehrs-
tronisches Geld in den Niederlanden und Bel-
gien prozentual am häufigsten genutzt wird
markt im Wandel
(siehe Schaubild 1).
Die
Zahlungsverkehrsmärkte
sind
heute
von
einer
in
Europa
Vielzahl
unter-
Die Detailübersicht zeigt, wie unter-
schiedlichster Systeme, Konventionen und
schiedlich die Verfahren in Europa genutzt
Rechtsvorschriften geprägt. Jedes Land ver-
werden (siehe Schaubild 2). Ein Blick auf die
fügt über eigene technische Standards, zum
drei größten europäischen Zahlungsverkehrs-
Beispiel in Bezug auf die Kontonummern-
märkte Deutschland, Frankreich und Großbri-
systematik oder das Datenformat für den
tannien verdeutlicht dies: Die Franzosen bei-
Zahlungsaustausch. Die differenzierten Zah-
spielsweise setzen den Scheck häufiger ein
lungsverkehrskulturen finden ihren Aus-
als der europäische Durchschnitt. In Deutsch-
druck darüber hinaus in der unterschied-
land wird damit nur in geringem Maße be-
lichen Nutzung der jeweiligen Instrumente
zahlt. Dafür hat das Lastschriftverfahren hier
wie etwa Überweisungen, Lastschriften,
einen doppelt so hohen Anteil wie in der
Schecks und Kartenzahlungen. In der Rang-
gesamten Europäischen Union. In Großbri-
liste der meistgenutzten Zahlungsmittel in
tannien sind dagegen Kartenzahlungen am
jedem Mitgliedstaat der Europäischen Union
beliebtesten, während sich das Restvolumen
Schaubild 1
Rangliste der Mitgliedstaaten nach prozentualer
Nutzung der Zahlungsinstrumente
Rang
Überweisung
Lastschrift
Kartenzahlung E-Geld
Scheck
1
Bulgarien
Deutschland
Dänemark
Niederlande
Frankreich
2
Ungarn
Spanien
Portugal
Belgien
Griechenland
3
Rumänien
Österreich
Schweden
Italien
Irland
Angaben für 2008.
Quelle: Europäische Zentralbank, Blue Book, Tabelle 7.1.
(Daten für Malta, Tschechische Republik und Zypern liegen nicht vor.)
9
S E PA : E I N H E I T L I C H E Z A H L U N G S I N S T R U M E N T E F Ü R E U R O PA
Schaubild 2
Unterschiedliche Nutzung der Zahlungsinstrumente
in der Europäischen Union
Überweisung
Lastschrift
Kartenzahlung
E-Geld
Scheck
Sonstiges
Belgien
Bulgarien
Dänemark
Deutschland
Estland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Großbritannien
Irland
Italien
Lettland
Litauen
Luxemburg
Niederlande
Österreich
Polen
Portugal
Rumänien
Schweden
Slowakei
Slowenien
Spanien
Ungarn
Euro15
EU27
in %
0
20
40
Zahlen für 2008.
Quelle: Europäische Zentralbank, Blue Book, Tabelle 7.2.
(Daten für Malta, Tschechische Republik und Zypern liegen nicht vor.)
10
60
80
100
B ankenverband
fast gleichmäßig auf Schecks, Überweisungen
zahlungsverkehrssysteme sind daher Insel-
und Lastschriften verteilt.
lösungen, die an Landesgrenzen enden.
Um die Vorzüge des Binnenmarktes nutzen
Im Euroraum (Euro15) werden die In-
zu können, müssen auch im Zahlungsver-
strumente in etwa gleich wie in der gesam-
kehr die Grenzen durchlässig werden.
ten Europäischen Union (EU27) verwendet.
Lediglich zwischen Lastschriften und Karten-
Nach den Erweiterungen der Europä-
zahlungen gibt es eine Verschiebung von vier
ischen Union 2004 und 2007 sieht die Vision
Prozentpunkten, da die Lastschrift in den
für den Zahlungsverkehrsmarkt ein Europa
Euroländern häufiger genutzt wird.
vor, das sich nach und nach zu einem echten
homogenen Markt mit mehr als 500 Millio-
Solche Unterschiede lassen sich zum
nen Kunden entwickelt. Mit Einführung der
Teil auf differenzierte Nutzeranforderungen
SEPA können Bürger, Unternehmen und
im Hinblick auf die einzelnen Zahlungs-
öffentliche
instrumente zurückführen. Diese wiederum
Euro-Zahlungsverkehrsraums
haben zu vielfältigen Ausprägungen der Be-
Zahlungen von einem beliebigen Konto vor-
zahlverfahren in den jeweiligen nationalen
nehmen und hierbei einheitliche Zahlungs-
Märkten geführt. So wird beispielsweise
instrumente ebenso einfach, effizient und
bei der deutschen Einzugsermächtigungs-
sicher einsetzen wie bisher die Instrumente
lastschrift dem Gläubiger – etwa dem Ver-
auf nationaler Ebene.
Verwaltungen
innerhalb
des
bargeldlose
mieter oder dem Stromanbieter – durch den
Kunden eine einmalige, aber widerrufbare
Das Ziel ist ein integrierter Markt für
Einzugsermächtigung erteilt. In Italien hin-
Zahlungsdienstleistungen, in dem effektiver
gegen muss jede einzelne Lastschriftbelas-
Wettbewerb herrscht und letztlich nicht
tung durch den Kunden genehmigt werden.
zwischen grenzüberschreitenden und natio-
In ähnlicher Weise haben sich aufgrund
nalen Euro-Zahlungen unterschieden werden
traditionsorientierter Nutzeranforderungen
soll.
spezifische Funktionalitäten der Zahlungsinstrumente über Jahrzehnte in allen euro-
1.2 Europäischer Gesetzgeber:
päischen Märkten herausgebildet.
Integration des Finanzmarktes
Die europäische Politik hat die Integration
Nationale Systeme zeichnen sich durch
des europäischen Zahlungsverkehrsmarktes
ein hohes Maß an Effizienz und Sicherheit
frühzeitig als wesentliche Voraussetzung
im Hinblick auf die Abwicklung des Inlands-
für die Vollendung des Binnenmarktes defi-
zahlungsverkehrs aus. Die Interoperabilität
niert. Im Vergleich mit der Situation in an-
zwischen den bestehenden Systemen be-
deren industrialisierten Ländern, stellte die
schränkt sich bisher allerdings auf das er-
Europäische Kommission bereits im Jahre
forderliche Mindestmaß. Nationale Massen-
1998 fest, dass die Europäische Union weit
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S E PA : E I N H E I T L I C H E Z A H L U N G S I N S T R U M E N T E F Ü R E U R O PA
davon entfernt sei, die potenziellen Vorteile
Maße sind hiervon diejenigen Mitglied-
des Binnenmarktes für Finanzdienstleistun-
staaten – wie etwa Deutschland – betroffen,
gen optimal zu nutzen.
die in den vergangenen Jahren einen durch
hohe Automation kostengünstigen Inlands-
Zur Verwirklichung eines voll funktions-
zahlungsverkehr geschaffen haben. In diesen
fähigen Finanzbinnenmarktes in Europa sei
Ländern ist man nun gezwungen, auch den
daher unter anderem die Schaffung einer
mit höheren Kosten verbundenen grenzüber-
integrierten Infrastruktur erforderlich, um
schreitenden Zahlungsverkehr zu den nied-
die Interaktion zwischen einzelstaatlichen
rigen Inlandsentgelten abzuwickeln.
Zahlungssystemen zu ermöglichen. Darüber
hinaus wurde die Notwendigkeit einer grund-
Im Ergebnis wurden die Preise für Euro-
legenden Modernisierung und einer Inte-
Zahlungen in Europa durch die Preisverord-
gration des elektronischen Zahlungsverkehrs
nung nicht etwa vereinheitlicht, sondern viel-
im Jahre 2000 in der so genannten Lissabon-
mehr die in den Mitgliedstaaten geltenden
Strategie des Europäischen Rats als eine der
unterschiedlichen Entgelte auch im länder-
zentralen Maßnahmen zur Sicherstellung der
übergreifenden Bereich zementiert. Auch die
globalen Wettbewerbsfähigkeit der Europä-
Ausweitung des Preisgleichheitsgebots auf
ischen Union betont.
Lastschriften durch die EU-Verordnung über
grenzüberschreitende Zahlungen in der Ge-
Impulse für die Integration des Euro-
meinschaft wird mit vergleichbaren nega-
Zahlungsverkehrs erhoffte sich die Europä-
tiven Konsequenzen verbunden sein.
ische Kommission auch durch legislative
Eingriffe. Im Dezember 2001 verabschie-
Zusätzlich verpflichtet die Verordnung
deten das Europäische Parlament und der
Zahlungsdienstleister, die bislang schon für
Europäische Rat die EU-Verordnung über
inländische
grenzüberschreitende Zahlungen in Euro
sind, auch grenzüberschreitende Euro-Last-
(EU-Preisverordnung). Danach müssen grenz-
schriften aus anderen EU-Mitgliedstaaten auf-
überschreitende Zahlungen in Euro grund-
zunehmen. Der europäische Gesetzgeber will
sätzlich zu gleichen Kundenentgelten an-
damit die Teilnahme an der SEPA-Lastschrift
geboten werden wie vergleichbare Inlands-
obligatorisch machen. Diese Pflicht soll für
zahlungen. Die EU-Preisverordnung bedeutet
den Euroraum ab November 2010 gelten –
daher einen direkten Markteingriff ohne
ein Jahr nach dem Start der europäischen
Rücksicht auf die bestehenden marktwirt-
Lastschrift.
Euro-Lastschriften
erreichbar
schaftlichen Rahmenbedingungen. Als Konsequenz der Verordnung können grenzüber-
1.3 Europäische Zentralbank:
schreitende Euro-Zahlungen innerhalb der
Europäischen Union nicht mehr kosten-
Die Europäische Zentralbank ist aufgrund
deckend bearbeitet werden. In besonderem
ihrer Satzung sowie durch den EG-Vertrag
12
Vollendung der Währungsunion
B ankenverband
und die in der Satzung des Europäischen
1.4 Europäische Kreditwirtschaft:
Systems der Zentralbanken definierten Auf-
gaben in die Gestaltung des Euro-Zahlungs-
Der Bankensektor hat die Integration des
verkehrs eingebunden. Aus Sicht der Euro-
Euro-Zahlungsverkehrs frühzeitig als we-
päischen Zentralbank war die Einführung
sentliches strategisches Ziel erkannt. Die
des Euro als gemeinsame Währung im Jahre
deutschen privaten Banken haben bereits
1999 und der Euro-Noten und -Münzen
in den Jahren 2000 und 2001 eine Strategie
Anfang 2002 lediglich ein erster Schritt zur
zur Realisierung des einheitlichen Zahlungs-
Integration des Zahlungsverkehrs im Bin-
verkehrsmarktes entwickelt und seither auf
nenmarkt. Erst mit der Realisierung der
europäischer Ebene die Schaffung der SEPA
SEPA werde der Prozess zur Schaffung des
vorangetrieben. Mit der Vorlage des Ent-
gemeinsamen
gefestigt
wurfsdokumentes „Issues to be addressed in
sein. In diesem Zusammenhang fordert
a blueprint for a Single Euro Payments Area“
die Europäische Zentralbank die Anglei-
durch die European Banking Federation
chung des Auslands- an den Inlandszah-
(EBF), den europäischen Spitzenverband der
lungsverkehr. Die Schaffung einer so ge-
privaten Banken, wurden erstmals konkret
nannten „Mini-SEPA“, also die Anwendung
erforderliche Maßnahmen beschrieben.
Währungsraums
Schaffung der SEPA
europaweit einheitlicher Verfahren lediglich im Bereich grenzüberschreitender Zah-
lungen, sei nicht akzeptabel. Vielmehr sei
2002 erarbeiteten Vertreter der europäischen
eine vollständige Integration der Zahlungs-
Kreditwirtschaft eine gemeinsame sektoren-
systeme notwendig, die auch die Inlands-
und institutsübergreifende Strategie zur
zahlungen umfasst. Darüber hinaus werde
Schaffung der SEPA.
Anlässlich eines Workshops im März
die Integration der Euro-Zahlungsverkehrsmärkte zur Stabilisierung der gemeinsamen
Währung beitragen. Mittelfristig, so das
Umsetzung dieses Jahrhundertprojekts ist
erklärte Ziel der Europäischen Zentralbank,
die Definition einheitlicher Zahlungsver-
müsse eine Konsolidierung bestehender
fahren und Konventionen als Basis für die
Zahlungsverkehrssysteme
Infrastruk-
vollautomatisierte Abwicklung von Euro-
turen für das Clearing und Settlement von
Transaktionen im Massenzahlungsverkehr.
Zahlungen erfolgen.
Die Kreditwirtschaft stand daher vor der
und
Die wesentliche Voraussetzung für die
Herausforderung, ein effizientes, sicheres
Die Europäische Zentralbank hat von
und europaweit umsetzbares Zahlungsver-
daher die Entwicklung europäischer Bezahl-
kehrssystem innerhalb kürzester Zeit von
verfahren durch die Kreditwirtschaft aktiv
Grund auf neu zu entwickeln. Zu diesem Zweck
begleitet und bewertet die erzielten Ergeb-
wurde im Juni 2002 auf Initiative der euro-
nisse positiv.
päischen sowie nationalen kreditwirtschaftlichen Verbände der European Payments
13
S E PA : E I N H E I T L I C H E Z A H L U N G S I N S T R U M E N T E F Ü R E U R O PA
Council (EPC) als das für die Definition und
einem einheitlichen Konzept zusammen
Implementierung der SEPA-Verfahren und
und gewährleistet damit ein europä-
Standards maßgebliche Gremium gegründet.
isches Standardverfahren für den Massenzahlungsverkehr. Eine Grundlage bildet
Im European Payments Council arbeiten
die in Deutschland seit dem Jahre 2003
heute mehr als 250 Zahlungsverkehrs-
angebotene EU-Standardüberweisung.
experten aus 32 europäischen Ländern zu-
Das SEPA Cards Framework definiert
sammen.
generelle Anforderungen an Kartensysteme, die das Bezahlen in ganz Europa
Im Jahre 2004 hat der European Pay-
deutlich vereinfachen sollen. Kunden sol-
ments Council die „Roadmap 2004–2010“
len ihre Karte in Europa verwenden kön-
bestätigt und veröffentlicht. Dieses Doku-
nen, ohne einen Unterschied zum Einsatz
ment definiert die wesentlichen, durch die
im Heimatland zu erkennen.
Kreditwirtschaft zu liefernden Arbeitsergebnisse, um die SEPA realisieren zu können.
Darüber hinaus hat der European Pay-
SEPA konzentriert sich auf den Massen-
ments Council die SEPA-Datenformate fest-
zahlungsverkehr, das heißt auf Standard-
gelegt, die eine Untermenge der Nachrichten
transaktionen in Euro.
gemäß ISO-Standard 20022 darstellen. Die
Verwendung dieser Datenformate gewähr-
Individualzahlungen wie beispielsweise
leistet die einheitliche Abwicklungsgrund-
Eilüberweisungen sind nicht Bestandteil des
lage für SEPA-Zahlungen. Zudem wurden die
Projektes.
Grundsätze für das Clearing und Settlement
entwickelt.
Entsprechend dem vereinbarten Fahr-
plan verabschiedete der European Payments
Die europäische Kreditwirtschaft hat
Council im März 2006 die neuen europä-
somit im Rahmen der Selbstregulierung und
ischen Verfahren für Lastschriften, Überwei-
innerhalb kürzester Zeit erfolgreich die ent-
sungen und Kartenzahlungen:
scheidenden Voraussetzungen für die fristgerechte Schaffung der SEPA geschaffen.
Mit der europäischen Lastschrift wird erstmals ein Zahlungsinstrument geschaffen,
das sowohl für inländische als auch für
grenzüberschreitende Lastschrifteinzüge
genutzt werden kann.
Die europäische Überweisung fasst Vorgaben bereits bestehender europäischer
Vereinbarungen zur Abwicklung grenzüberschreitender
Überweisungen
zu
14
B ankenverband
2 Die SEPA
Europäischen Wirtschaftsraumes – Island,
Liechtenstein, Norwegen – sowie die Schweiz
2.1 Geltungsbereich der SEPA
(siehe Schaubild 3). Seit 2009 ist ebenfalls das
Die SEPA umfasst die Länder der Europäischen
mit Frankreich assoziierte Monaco Teil der
Union mit 27 Mitgliedstaaten und somit
SEPA.
potenziell sämtliche Konten, die in einem
dieser Länder geführt werden. Hierbei ist
2.2 Potenzial der SEPA
unerheblich, ob der jeweilige Kontoinhaber
Zusätzliche Angebote für Kunden
Bürger der Europäischen Union ist. Einge-
Für die Kunden besteht der maßgebliche
bunden sind auch die weiteren Länder des
Vorteil darin, dass Zahlungen schnell, genau-
Schaubild 3
32 Staaten sind Teilnehmer der SEPA
Euro16
EU27
SEPA = EU27 + Island, Liechtenstein, Norwegen + Monaco, Schweiz
Quelle: Bankenverband, Stand Oktober 2009.
15
S E PA : E I N H E I T L I C H E Z A H L U N G S I N S T R U M E N T E F Ü R E U R O PA
so sicher, günstig und komfortabel wie im
heutigen deutschen Inlandszahlungsverkehr
im Euro-Zahlungsverkehr wird auch Aus-
geleistet werden können. Das stützt insbe-
wirkungen
sondere die gestiegene Mobilität der Bürger
Bereich haben. Multinationalen Unterneh-
in Europa, die bereits durch andere Maß-
men wird eine Ausweitung ihrer Tätigkeit
nahmen, wie beispielsweise im Arbeits- und
auf Europa durch zukünftige Transparenz
Niederlassungsrecht oder durch die Aner-
und Einheitlichkeit einfacher gemacht, ohne
kennung
Studienab-
dass wie bisher jede nationale Besonderheit
schlüssen, gefördert wird. Ebenso wird
verstanden und in den Systemen berücksich-
die grenzüberschreitende Nachfrage nach
tigt werden muss.
von
ausländischen
Die Realisierung des Binnenmarktes
auf
den
außereuropäischen
Finanzdienstleistungen positiv beeinflusst.
Chancen und Herausforderungen
Europaweit tätige Firmenkunden profi-
für die Kreditwirtschaft
tieren davon, dass SEPA-Zahlungen zu glei-
Gerade Banken, die als Erste diese neuen
chen Konventionen über den gesamten Zah-
Marktchancen ergreifen, haben die Möglich-
lungsverkehrsraum abgewickelt werden. Dies
keit, mit neuen, attraktiven SEPA-Produkten
ist Grundvoraussetzung für die Realisierung
zusätzliche Kunden – und dies europaweit –
umfassender Skaleneffekte. Mit der Etablie-
zu akquirieren. Ebenfalls bietet die SEPA sol-
rung SEPA-einheitlicher Anforderungen an
chen Banken, die als Dienstleister für andere
Datenqualität und Formate kann als weiterer
Kreditinstitute agieren, die Chance, dieses
Nutzen eine einheitliche Nachverarbeitung
Geschäftsfeld auszubauen. Darüber hinaus
sämtlicher Euro-Zahlungsvorgänge realisiert
können die bereits bestehenden Kundenkon-
werden. Ebenso sind die Voraussetzungen
takte gefestigt und damit erhöhte Kunden-
für eine zentrale Kontoführung oder verbes-
bindungen erreicht werden.
serte Liquiditätsmanagement-Möglichkeiten
geschaffen. In der heutigen Situation der
durch
nationale
Standards
Außerdem wird gerade Instituten aus
separierten
Ländern mit preiswertem Zahlungsverkehr
Märkte führen grenzüberschreitend tätige
ermöglicht, zusätzliche Volumina zu akqui-
Unternehmen in der Regel in jedem Land
rieren sowie in andere Märkte einzutreten.
Zahlungsverkehrskonten. Über diese Konten
Skaleneffekte in der Zahlungsverkehrsab-
getätigte Zahlungen werden als nationale
wicklung können realisiert werden, um somit
Transaktionen
solche
auch die in Europa tendenziell sinkenden
eigentlich als grenzüberschreitend gelten
Transaktionsentgelte auffangen zu können.
müssten. Insofern ist allein heute das
Paneuropäisch agierende Banken können
Volumen tatsächlich grenzüberschreitender
zudem mit der Etablierung des einheitlichen
Zahlungsverkehrstransaktionen für Überwei-
SEPA-Datenformates ihre jeweiligen natio-
sungen und Lastschriften deutlich höher als
nalen Verarbeitungsprozesse und Infrastruk-
der ausgewiesene Anteil von etwa 1 – 2 %.
turen konsolidieren.
gezählt,
obwohl
16
B ankenverband
2.4 Rechtliche Voraussetzungen
Andererseits kann im Bankenmarkt
durch eine nicht harmonisierte, ungleich-
für die SEPA
gewichtige Marktöffnung das Risiko des
EU-Richtlinie über Zahlungsdienste
einseitigen Eintritts ausländischer Wettbe-
im Binnenmarkt
werber entstehen. Es ist daher für einen über-
Die europäische Kreditwirtschaft hat die
greifenden Erfolg der SEPA notwendig, dass
Grundlagen für die Realisierung der SEPA ge-
die SEPA zu gleichen Voraussetzungen und
legt. Jedoch kann die Integration des Euro-
fairen Wettbewerbsbedingungen mit für alle
Zahlungsverkehrs nicht durch die Kreditwirt-
Teilnehmer identischen Marktmöglichkeiten
schaft allein bewerkstelligt werden. Dieser
realisiert wird. Es wäre verfehlt, wenn in ei-
Prozess sollte insbesondere durch die Politik
nigen Märkten bislang schützende Eintritts-
konstruktiv begleitet werden.
barrieren, beispielsweise rein national ausgerichtete Standards, wegfallen, andere Län-
In erster Linie bedarf es für die SEPA-
der sich aber weiterhin einem freien und
Lastschrift einer EU-weit einheitlichen Rechts-
fairen Zugang durch den Erhalt ihrer natio-
grundlage, um Hindernisse aufgrund unter-
nalen Konventionen verschließen würden.
schiedlicher Regelungen in den nationalen
Ein solches Verhalten hätte auch direkte Aus-
Rechtsordnungen zu überwinden. Die EU-
wirkungen auf den SEPA-Nutzen für Kunden.
Richtlinie über Zahlungsdienste im Binnenmarkt legt einheitliche Regeln fest, beispiels-
2.3 Die öffentliche Hand als frühzeitiger weise zur Autorisierung von Zahlungen, zum
Zahlungsrückruf und zu Widerspruchsmög-
Nutzer der SEPA-Instrumente
Letztlich wird der Erfolg der SEPA von dem
lichkeiten für die Kunden bei Lastschriftbela-
Umfang abhängen, in dem Kunden die
stungsbuchungen. Diese Regeln schaffen nicht
neuen europäischen Bezahlverfahren nutzen
nur mehr Rechtssicherheit und Akzeptanz im
werden. Insbesondere die Politik als ur-
Kunde-Bank-Verhältnis, sondern bieten auf-
sprünglicher Treiber des SEPA-Prozesses
grund der EU-weiten Geltung auch die erfor-
ist gefordert, hier ein Zeichen zu setzen. Die
derlichen Eckpunkte für die Selbstregulie-
öffentliche Hand – als einer der größten
rungsmaßnahmen im Interbankenverhältnis.
Nachfrager nach Zahlungsverkehrsdienstleistungen – sollte sich in der Verpflichtung
Die EU-Richtlinie über Zahlungsdienste
sehen, eine Vorreiterrolle einzunehmen,
wurde entgegen der ursprünglichen Planung
indem sie die SEPA-Instrumente frühzeitig
zwei Jahre verspätet durch den europä-
anwendet. Schließlich werden – nicht zu-
ischen Gesetzgeber verabschiedet. Daher
letzt auf die politische Initiative hin – auch
wird ihre Umsetzung in das nationale Recht
von der Kreditwirtschaft erhebliche Inves-
der Mitgliedstaaten nicht – wie ursprüng-
titionen zur Realisierung des einheitlichen
lich geplant – bis Januar 2008, sondern
Euro-Zahlungsverkehrsmarktes im Vorhinein
erst November 2009 abgeschlossen sein.
geleistet.
Ab diesem Zeitpunkt wird auch erst die
17
S E PA : E I N H E I T L I C H E Z A H L U N G S I N S T R U M E N T E F Ü R E U R O PA
SEPA-Lastschrift europaweit angeboten wer-
empfängern und den beteiligten Banken zu
den, da hierzu die genannten einheitlichen
vermeiden.
Regelungen erforderlich sind.
Aus Sicht der Kreditwirtschaft als künfNutzung bestehender Einzugs-
tiger Anbieter der SEPA-Lastschrift gibt es
ermächtigungen bei der SEPA-Lastschrift
eine pragmatische und zugleich rechtssichere
Eine weitere entscheidende Voraussetzung
Lösung: Der deutsche Gesetzgeber müsste
für die erfolgreiche Einführung der europä-
lediglich festlegen, dass eine bestehende Ein-
ischen Lastschrift ist die Möglichkeit, heu-
zugsermächtigung in ein SEPA-Mandat um-
te bestehende Einzugsermächtigungen in
gedeutet wird, falls der Zahlungsempfänger
die SEPA-Lastschrift überführen zu können.
den Zahler darüber informiert und dieser
Die im deutschen Lastschriftverfahren üb-
nicht widerspricht. Dieses Vorgehen lässt
liche Einzugsermächtigung autorisiert den
dem Zahlungsempfänger und dem Zahler die
Zahlungsempfänger, Beträge per Lastschrift
Wahl, wann vom deutschen zum europä-
vom Konto des Zahlers einzuziehen. Die
ischen Verfahren gewechselt wird.
Autorisierung einer europäischen Lastschrift
erfolgt durch das so genannte SEPA-Mandat.
Die Frage, wie bestehende Einzugser-
Dabei besteht ein wesentlicher Unterschied
mächtigungen auf SEPA-Mandate umge-
zwischen dem SEPA-Mandat und der deut-
stellt werden können, hat sich als ein bedeu-
schen
SEPA-
tender Faktor für die erfolgreiche Einführung
des
der Lastschrift in der gesamten SEPA heraus-
Zahlers – neben der Ermächtigung für den
kristallisiert. Auch die Europäische Zentral-
Zahlungsempfänger, eine Forderung per
bank und die Europäische Kommission
SEPA-Lastschrift
zusätz-
fordern daher, die Nutzung bestehender
lich eine Weisung an die Bank des Zahlers
Ermächtigungen für die SEPA-Lastschrift zu
(Zahlstelle) eingeschlossen, diese Lastschrift
ermöglichen. Der deutsche Gesetzgeber
zu bedienen. Bei der in Deutschland üblichen
sollte dazu beitragen, indem er diese Voraus-
Einzugsermächtigung gibt es die an die
setzungen schafft, zumal Deutschland das
Zahlstelle gerichtete Weisung nicht. Ein
einzige SEPA-Teilnehmerland ist, bei dem
Wechsel von der deutschen Lastschrift zum
dieses Hindernis noch besteht.
Mandat
Einzugsermächtigung:
enthält
zwei
Das
Erklärungen
einzuziehen,
ist
europäischen Verfahren setzt daher eine
Einbeziehung des Zahlers voraus, um diese
2.5 Zeitlicher Rahmen zur Realisierung
zusätzliche Weisung zu erhalten. Da Zah-
lungsempfänger
schätzungsweise
Bei der Schaffung der SEPA ist grundsätzlich
mehrere Hundert Millionen Einzugsermäch-
zwischen der Implementierung der europä-
tigungen im Bestand führen, ist für die Um-
ischen Verfahren und der Migration, also der
stellung ein praktikabler Weg notwendig, um
vollständigen Ablösung der bestehenden
unnötigen Aufwand bei Zahlern, Zahlungs-
nationalen Systeme, zu unterscheiden.
heute
18
der SEPA
B ankenverband
Implementierung
Migration
Die europäische Kreditwirtschaft hat sich
Die SEPA-Verfahren werden zusätzlich zu den
entsprechend dem politischen Auftrag zur
heutigen deutschen Instrumenten angeboten.
Implementierung der SEPA-Instrumente ver-
Banken haben dafür bereits die notwendigen
pflichtet. Fristgerecht zum Januar 2008 wurde
Investitionen in neue Systeme getätigt, wäh-
zunächst die SEPA-Überweisung eingeführt.
rend Kunden nach Wunsch zunächst bei den
Das Verfahren wird seither von über 4.000
alten Verfahren verbleiben können. Aller-
europäischen Kreditinstituten angeboten.
dings nutzen Unternehmen und Verbraucher
Darüber hinaus wurden die Voraussetzungen
die neuen Verfahren noch wenig. Erst gut 4 %
für einen einheitlichen europäischen Karten-
der
markt geschaffen. Die europäische Lastschrift
(siehe Schaubild 4). In Deutschland ist der
wird noch in diesem Jahr eingeführt. Damit
Anteil mit lediglich 0,3 % signifikant geringer
können Zahlungen in Euro zwischen be-
(Daten aus dem zweiten Halbjahr 2008).
Überweisungen
sind
SEPA-konform
liebigen Konten innerhalb der SEPA schnell,
genauso einfach und sicher abgewickelt wer-
Der von Unternehmen oder Privat-
den wie dies bisher nur im Inland möglich
personen am häufigsten genannte Grund für
ist. Künftig wird also Geld von Hamburg nach
die geringe Nutzung ist die Auffassung, dass
Athen genauso einfach zu transferieren sein
die SEPA im Vergleich zum deutschen
wie bisher von Hamburg nach München.
Zahlungsverkehr wenige Vorteile aufweise.
Schaubild 4
SEPA-Überweisung wird derzeit wenig genutzt
in %
4,5
4,0
3,5
3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
0,5
Jul 09
Jun 09
Mai 09
Apr 09
Mär 09
Feb 09
Jan 09
Dez 08
Nov 08
Okt 08
Sep 08
Aug 08
Jul 08
Jun 08
Mai 08
Apr 08
Mär 08
Feb 08
0
Anteil der SEPA-Überweisung an allen Euro-Überweisungen in %. Zahlen für die Clearing- und Verrechnungssysteme CEC
(Sitz in Belgien), EMZ (Deutschland), Dias (Griechenland), Iberpay (Spanien), SIT/CORE (Frankreich), BI-COMP (Italien),
JCCTransfer (Zypern), Equens (Deutschland/Niederlande), Step.at (Österreich), SIBS (Portugal), Bankart und GiroClearing
(Slowenien) sowie EBA STEP2. Quelle: Europäische Zentralbank, Stand September 2009.
19
S E PA : E I N H E I T L I C H E Z A H L U N G S I N S T R U M E N T E F Ü R E U R O PA
Aus der nationalen Perspektive betrachtet, ist
Eine zügige Migration auf die europä-
diese Kritik verständlich, denn die etablierten
ischen Verfahren ist in diesem Zusammen-
nationalen Verfahren decken die Bedürfnisse
hang sicher hilfreich, denn nur eine kurze
von Firmen und Verbrauchern umfassend
Phase, in der beide Verfahren parallel laufen,
ab. Jedoch ignoriert diese Haltung den
hilft, unnötige Belastungen zu vermeiden.
politischen Hintergrund der Binnenmarkt-
Für alle Beteiligten wäre es sicherlich am
integration. Es ist nicht Ziel der SEPA, den
besten, wenn die Umstellung zu einem
deutschen Zahlungsverkehr zu verbessern.
europaweit einheitlichen Datum erfolgen
Dieser ist in den vergangenen Jahrzehnten
würde. Die gesetzliche Einführung des Euro
kontinuierlich weiterentwickelt worden und
und gleichzeitige Abschaffung nationaler
inzwischen kaum noch verbesserungsfähig.
Währungen könnte als Beispiel dienen.
Es geht um viel mehr: Nicht die Verbesserung in bestehenden nationalen Grenzen
ist das Ziel, sondern deren Aufbrechen. Die
SEPA schafft – und das ist der springende
Punkt – die Voraussetzung dafür, nationale
Grenzen im Zahlungsverkehr einfacher zu
überwinden.
Diese
politische
Idee
des
Binnenmarktes soll auch bei bargeldlosen
Euro-Zahlungen umgesetzt werden. Denn
die Regierungen der Europäischen Union
haben mit der Lissabon-Agenda festgelegt,
die Integration Europas im Bereich der Finanzen weiter zu fördern. Der einheitliche EuroZahlungsverkehr ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Initiative.
Die Nutzer werden dabei nicht nur von
den schnellen, einfachen und sicheren Verfahren profitieren, sondern auch feststellen,
wie preisgünstig die SEPA tatsächlich ist. Der
harte Wettbewerb auf dem deutschen Markt
hat bereits in der Vergangenheit zu einem –
im europäischen Vergleich – sehr niedrigen
Entgeltniveau im Zahlungsverkehr geführt.
Dieser Wettbewerb wird durch die SEPA
gerade eher stärker als schwächer.
20
B ankenverband
3 Umsetzung der SEPA
im konventionellen
Zahlungsverkehr
Die Weiterentwicklung des konventionellen Zahlungsverkehrs ist ein wichtiger
Bestandteil der SEPA. Da der Scheck als papierbasiertes Instrument nicht zukunftsfähig
Innerhalb der Europäischen Union wurden
ist, wird er in der herkömmlichen Abwicklung
2008 insgesamt 78,4 Milliarden bargeldlose
des
Zahlungsverkehrstransaktionen abgewickelt.
belassen. Nur für die Überweisung und
Der konventionelle Zahlungsverkehr, also die
die Lastschrift sind entsprechende SEPA-
Verwendung
Verfahren festgelegt.
von
Überweisungen,
Last-
jeweiligen
Inlandszahlungsverkehrs
schriften und Schecks, macht 60 % dieses
Volumens aus (siehe Schaubild 5). Im Euro-
Die Herausforderung lag darin, für
raum liegt dieser Anteil bei zwei Dritteln, da
diese beiden Instrumente ein einheitliches
hier Lastschriften eine größere Rolle spielen.
europäisches Verständnis zu erzielen, um für
alle Kunden attraktive Dienstleistungen an-
In der absoluten Anzahl bargeldloser
bieten zu können. Ein Indiz für die Dimension
Transaktionen unterscheiden sich die Mit-
dieser Aufgabe ist die divergierende Zah-
gliedstaaten der Europäischen Union stark.
lungsverkehrskultur in Europa, die sich allein
Die drei Staaten Deutschland, Frankreich und
aus der abweichenden Nutzung der ver-
Großbritannien haben gemeinsam mit 60 %
schiedenen
den größten Anteil (siehe Schaubild 6). Die
(siehe Schaubild 2). So machen in Bulgarien,
20 Staaten mit dem kleinsten Volumen ha-
Deutschland sowie Österreich Überweisungen
ben mit zusammen 18,7 % nicht einmal so
und Lastschriften über 80 % aller Zahlungen
viele Transaktionen wie eines der drei Länder
aus, in Portugal hingegen nur gut 20 %.
Instrumente
erkennen
lässt
allein.
Schaubild 5
Zwei Drittel der 78 Milliarden Transaktionen in Europa
entfallen auf Überweisung, Lastschrift und Scheck
Überweisung
Lastschrift
Kartenzahlung
21,7
E-Geld
Scheck
20,3
Sonstiges
29,5
5,8
78,4
EU27
0,5
14,9
16,6
0,5
17,9 4,4
Davon:
Euro15
54,8
0,4 0,5
in Mrd
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Bargeldlose Zahlungen im Jahre 2008 in Milliarden Transaktionen. Quelle: Europäische Zentralbank, Blue Book, Tabelle 7.1.
21
S E PA : E I N H E I T L I C H E Z A H L U N G S I N S T R U M E N T E F Ü R E U R O PA
Schaubild 6
Deutschland, Frankreich und Grossbritannien haben den
grössten Anteil der EU-Mitgliedstaaten am bargeldlosen
Zahlungsverkehr
20,4 % Deutschland
Rest EU27 18,7 %
Schweden
3,5 %
Italien
4,9 %
Niederlande
5,8%
Spanien
6,9 %
20,3 % Frankreich
19,5 % Großbritannien
Zahlen für 2008.
Quelle: Europäische Zentralbank, Blue Book, Tabelle 7.1.
Ein weiterer wichtiger Aspekt in der
„Nimm mein Geld und schreibe es der ande-
Gestaltung des SEPA-Zahlungsverkehrs ist die
ren Seite gut“. Bei der Lastschrift gilt das
Automationsfähigkeit. Nur eine industrielle
Motto „Ich fordere Geld der anderen Seite
Abwicklung des Zahlungsverkehrs ohne ma-
und schreibe dieses mir gut“. Damit aber
nuelle Eingriffe ermöglicht es, ein niedriges
nur berechtigte Forderungen per Lastschrift
Kostenniveau zu erreichen. Dieses Ziel liegt
beglichen werden, müssen gegenüber der
sowohl im Interesse der Banken als auch der
Überweisung zusätzliche Anforderungen er-
Kunden. Maßstab ist dabei gerade der heu-
füllt werden. Dazu gehören auch zivilrecht-
tige deutsche Inlandszahlungsverkehr, der
liche Regelungen. Da das einheitliche euro-
sich durch eine hohe Automationsrate und
päische Zivilrecht für den Zahlungsverkehr
damit hohe Kosteneffizienz auszeichnet.
erst Ende 2009 eingeführt wird, kann heute
noch kein einheitliches europäisches Last-
Die beiden Instrumente Überweisung
schriftverfahren existieren. Hier wird durch
und Lastschrift unterscheiden sich durch
die SEPA Neuland betreten. Nachfolgend wer-
voneinander
den beide Instrumente – Überweisung und
abweichende
Abwicklungs-
prozesse. Der wesentliche Unterschied zwi-
Lastschrift – näher beschrieben.
schen den Instrumenten ist der Auslösende
der Transaktion. Während bei der Über-
3.1 SEPA-Verfahren: Überweisung
weisung der Überweisende (Zahler) den
Überweisungen werden in den Ländern der
Vorgang anstößt, ist bei der Lastschrift der
Europäischen Union unterschiedlich stark
Zahlungsempfänger zuerst aktiv. Im ersten
genutzt (siehe Schaubild 7). Finnen und
Fall erfolgt die Abwicklung nach dem Prinzip
Österreicher tätigen pro Jahr und Einwohner
22
B ankenverband
Schaubild 7
Überweisungen werden in Europa
unterschiedlich häufig verwendet
Griechenland
Spanien
Italien
Polen
Frankreich
EU27
Euro15
Großbritannien
Ungarn
Deutschland
Belgien
Niederlande
Österreich
Finnland
0
20
40
60
80
100
120
140
Überweisungen pro Einwohner im Jahre 2008 in ausgewählten Ländern.
Quelle: Europäische Zentralbank, Blue Book 2008, Tabelle 7.4 a.
deutlich über 100 Überweisungen, wäh-
Im ersten Prozessschritt initiiert der
rend Griechen diese so gut wie gar nicht
Überweisende die Zahlung bei seiner Bank.
verwenden. In der Gesamtsicht werden in
Die Überweisung wird dann im zweiten
der Europäischen Union pro Einwohner im
Schritt zwischen der überweisenden Bank
Schnitt 44 Überweisungen im Jahr vorge-
und der Bank des Begünstigten ausge-
nommen. Der Euroraum unterscheidet sich
tauscht. Diese Nachricht enthält mindestens
in der Intensität nicht maßgeblich.
die folgenden Informationen:
Grundprinzip der Überweisung
Angaben zum Überweisenden und
Der Prozess einer Überweisung beginnt beim
Zahler – auch Überweisender genannt –, der
Angaben zum Begünstigten und
eine Forderung aus einem Grundgeschäft
begleicht (siehe Schaubild 8 für eine verein-
Überweisungsbetrag und
fachte Darstellung). Das Grundgeschäft ist
Verwendungszweck.
beispielsweise ein Buchkauf oder eine Handwerksleistung.
23
zu seiner Bank,
zu dessen Bank,
S E PA : E I N H E I T L I C H E Z A H L U N G S I N S T R U M E N T E F Ü R E U R O PA
Mit dieser Information kann der Be-
Besonderheiten der SEPA-Überweisung
günstigte die Zahlung dem Grundgeschäft
Die europäische Kreditwirtschaft hat für die
zu ordnen, beispielsweise durch Angabe
SEPA-Überweisung eine Reihe von Vorgaben
einer Rechnungsnummer. Mit der Über-
getroffen, um eine einheitliche und auto-
weisungsnachricht erfolgt der Geldfluss in
matisierte Verarbeitung zu ermöglichen.
der gleichen Richtung zugunsten der Bank
Diese Vorgaben basieren auf denen der im
des Begünstigten. Im dritten Prozessschritt
Jahre 2003 erfolgreich eingeführten EU-
wird dem Begünstigten die Überweisung
Standardüberweisung:
gutgeschrieben und dieser darüber informiert, beispielsweise über den Konto-
Die Überweisung erfolgt in der Währung
auszug.
Euro innerhalb aller SEPA-Teilnehmerländer und dient insbesondere für Zah-
In dieser stark vereinfachten Darstel-
lungen im Inland.
lung sind etliche Prozessschritte nicht auf-
In maximal drei Bankarbeitstagen wird
geführt, beispielsweise wann der Überwei-
der Betrag dem Begünstigten auf seinem
sende darüber informiert wurde, dass sein
Konto gutgeschrieben.
Konto belastet worden ist. Auch die bank-
Die Konten des Überweisenden und des
seitigen Prüfungen auf Existenz des Ziel-
Begünstigten werden durch die Inter-
kontos oder die Systeme, die im Inter-
national Bank Account Number (IBAN)
bankenverhältnis für Austausch und Ver-
identifiziert.
rechnung der Zahlung genutzt werden, sind
Ein Bank Identifier Code (BIC) kennzeich-
weggelassen worden.
net jeweils die überweisende Bank und
die Bank des Begünstigten.
Schaubild 8
Die Überweisung wird vom Zahler ausgelöst
Überweisender
(Zahler)
Grundgeschäft
Begünstigter
(Zahlungsempfänger)
2
Information
1
Initiierung
3
Überweisung
Bank des Begünstigten
(Bank des
Zahlungsempfängers)
Überweisende Bank
(Bank des Zahlers)
Geldfluss
2
Quelle: Bankenverband.
24
B ankenverband
Im Electronic Banking wird die Verwen-
(siehe Schaubild 9). So verwenden Polen
dung der SEPA-Datenformate empfohlen
diese so gut wie gar nicht und Griechen
(siehe auch Kapitel 3.4). In der Zahlungs-
kaum. Jeder Deutsche und Österreicher da-
verkehrsabwicklung zwischen Banken ist
gegen bezahlt fast 100-mal im Jahr per
die Nutzung der SEPA-Datenformate ver-
Lastschrift. Das ist mehr als doppelt so viel
pflichtend.
wie die durchschnittliche Pro-Kopf-Nutzung
in der Europäischen Union.
Die SEPA-Überweisung soll durch diese
Vorgaben
vollautomatisiert
abgewickelt
Im Vergleich zur Überweisung wird
werden können – so, wie es heute im deut-
die Lastschrift in Europa weniger genutzt.
schen Inlandszahlungsverkehr bereits der
Dennoch ist diese ein für Europa wichtiges
Fall ist.
Zahlungsinstrument, denn sie macht ein
Viertel aller Transaktionen aus. Im Euroraum
3.2 SEPA-Verfahren: Lastschrift
liegt der Anteil mit 30 % noch höher.
Die Lastschrift wird – wie auch die Überweisung – in Europa unterschiedlich genutzt
Schaubild 9
Europäer nutzen die Lastschrift nicht gleich stark
Polen
Griechenland
Ungarn
Italien
Finnland
Belgien
EU27
Frankreich
Großbritannien
Spanien
Euro15
Niederlande
Österreich
Deutschland
0
20
40
Lastschriften pro Einwohner im Jahre 2008 in ausgewählten Ländern.
Quelle: Europäische Zentralbank, Blue Book 2008, Tabelle 7.4 a.
25
60
80
100
S E PA : E I N H E I T L I C H E Z A H L U N G S I N S T R U M E N T E F Ü R E U R O PA
Schaubild 10
Die Lastschrift wird vom Zahlungsempfänger ausgelöst
Grundgeschäft
Zahler
Mandatierung
Zahlungsempfänger
(Lastschrifteneinreicher)
0
1
3
Initiierung
2
Information
Lastschrift
Erste Inkassostelle
(Bank des
Zahlungsempfängers)
Zahlstelle
(Bank des Zahlers)
Geldfluss
2
Quelle: Bankenverband.
Grundprinzip der Lastschrift
wird der Zahler über die Belastung infor-
Die Abwicklung einer Lastschrift beginnt
miert, beispielsweise über den Kontoauszug.
beim Zahlungsempfänger, der eine Forde-
Die Darstellung enthält zur besseren Über-
rung aus dem Grundgeschäft zu seinen
sichtlichkeit etliche Prozessschritte nicht,
Gunsten beglichen haben möchte (siehe
wie beispielsweise die von den Banken vor-
Schaubild 10 für eine vereinfachte Darstel-
gehaltenen Systeme für Zahlungsaustausch
lung). Das Grundgeschäft kann beispielswei-
und -verrechnung.
se ein Zeitungsabonnement sein. Dabei ist
der Zahlungsempfänger der Zeitungsverlag
Die Lastschrift unterscheidet sich in
und der Abonnent der Zahler.
einem Aspekt fundamental von der Überweisung: Die Belastung auf dem Konto des
Im ersten Prozessschritt initiiert der
Zahlers muss von diesem genehmigt werden
Zahlungsempfänger die Zahlung durch Ein-
(Mandatierung). Im Falle eines Abonnements
reichung der Lastschrift bei seiner Bank. Die
erteilt der Abonnent dem Zeitungsverlag
Lastschrift wird dann im zweiten Schritt zwi-
diese Genehmigung. Dieser Vorgang erfolgt
schen der ersten Inkassostelle und der Zahl-
entweder für jede Lastschrift einzeln oder
stelle ausgetauscht. Es sind die gleichen In-
einmalig vor dem ersten Einzug. Ebenso
formationen enthalten, die auch für eine
kann die Mandatierung direkt zwischen
Überweisung notwendig sind.
dem Zahler und dem Zahlungsempfänger
oder unter Beteiligung von Banken statt-
Bei der Lastschrift erfolgt der Geldfluss
finden. Diese unterschiedliche Gestaltung
von der Bank des Zahlers an die Bank des
eines Lastschriftverfahrens ergibt sich allein
Zahlungsempfängers und damit wie bei
schon aus dem unterschiedlichen Zivilrecht
der Überweisung. Im dritten Prozessschritt
der europäischen Mitgliedstaaten. Dieses
26
B ankenverband
definiert, wann eine Mandatierung tatsäch-
Zwei Varianten werden in der SEPA
lich vorliegt. Damit hängt die Widerspruchs-
unterstützt: Bei der Basislastschrift kann der
möglichkeit des Zahlers eng zusammen. Bei
Zahler bis zu acht Wochen nach der Belas-
den meisten Verfahren kann dieser einer Last-
tung eine Wiedergutschrift verlangen. Dieser
schrift innerhalb einer festgelegten Frist
Widerspruch ist bei der Firmenlastschrift
widersprechen und den belasteten Betrag
nicht möglich, weshalb diese Variante auch
ohne Angabe von Gründen zurückfordern.
nur zwischen Unternehmen vereinbart werden kann. Die entsprechenden Mandate spie-
Sollte überhaupt keine Mandatierung
geln diese Unterscheidung wider (siehe
erfolgt sein, wird der Betrag auch nach Ablauf
Schaubild 11).
dieser Frist erstattet.
Die
SEPA-Lastschrift
unterliegt
be-
Besonderheiten der SEPA-Lastschrift
stimmten Vorgaben, damit eine einheitliche
Durch den Charakter der Lastschrift und die
und hochautomatisierte Verarbeitung ähnlich
oben dargestellte Abhängigkeit vom Zivil-
der SEPA-Überweisung ermöglicht wird:
recht ist für den Einsatz der SEPA-Lastschrift
ein gemeinsames europäisches Lastschrift-
Die Lastschrift erfolgt in der Währung
recht Voraussetzung. Dieses müssen die EU-
Euro und innerhalb der SEPA-Teilnehmer-
Mitgliedstaaten bis November 2009 bereit-
länder.
stellen (siehe Kapitel 2.1).
Der Zahler autorisiert die SEPA-Lastschrift
Schaubild 11
SEPA-Mandate von Basis- und Firmenlastschrift weisen
auf unterschiedliche Widerspruchsmöglichkeiten hin
SEPA-Lastschriftmandat
SEPA-Firmenlastschrift-Mandat
Ich ermächtige [Name des Zahlungsempfängers],
Ich ermächtige [Name des Zahlungsempfängers],
Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift
Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift
einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut
einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut
an, die von [Name des Zahlungsempfängers] auf
an, die von [Name des Zahlungsempfängers] auf
mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.
mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.
Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, be-
Hinweis: Dieses Lastschriftmandat dient nur dem
ginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung
Einzug von Lastschriften, die auf Konten von Unter-
des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei
nehmen gezogen sind. Ich bin nicht berechtigt, nach
die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Beding-
der erfolgten Einlösung eine Erstattung des belaste-
ungen.
ten Betrages zu verlangen. Ich bin berechtigt, mein
Kreditinstitut bis zum Fälligkeitstag anzuweisen,
Lastschriften nicht einzulösen.
Quelle: Zentraler Kreditausschuss, Stand Juni 2009.
27
S E PA : E I N H E I T L I C H E Z A H L U N G S I N S T R U M E N T E F Ü R E U R O PA
durch das entsprechende SEPA-Mandat.
papierhaften Mandatserteilung auch das
Die Kundenkonten werden durch die
elektronisch autorisierte Lastschriftmandat
IBAN und die Banken werden durch den
angeboten werden. Dadurch kann der Zahler
BIC identifiziert.
einfach im Rahmen des Online Banking sei-
Bei der Lastschrifteinreichung bestimmt
ner Bank dem Zahlungsempfänger das Man-
der Zahlungsempfänger den Fälligkeits-
dat in elektronischer Form übermitteln.
termin. An diesem Tag erfolgt die Belas3.4 SEPA-Standards
tung auf dem Konto des Zahlers.
Im Electronic Banking wird die Verwen-
Die Verwendung einheitlicher Standards –
dung der SEPA-Datenformate empfohlen
zum Beispiel zur Identifikation eines Kontos –,
(siehe auch Kapitel 2.4). Die Nutzung der
die im Zahlungsverkehr von allen Beteiligten
SEPA-Datenformate ist bei der Zahlungs-
ohne Interpretationsspielraum verwendet
verkehrsabwicklung zwischen Banken ver-
werden, ist essenziell. Das haben die über die
pflichtend.
vergangenen Jahrzehnte gemachten Erfahrungen im Inlandszahlungsverkehr gezeigt.
3.3 Weiterentwicklung und Ausbau
Ansonsten kann kein kosteneffizienter Zah-
lungsverkehr für Milliarden abzuwickelnde
der SEPA-Verfahren (E-SEPA)
Die SEPA-Verfahren Überweisung und Last-
Zahlungen erreicht werden.
schrift bilden das Grundgerüst für den EuroZahlungsverkehr, mit dem die Masse der
Transaktionen
abgedeckt
werden
Daher werden für die SEPA die inter-
kann.
nationale Kontonummer IBAN und die inter-
Diese Verfahren werden kontinuierlich wei-
nationale Bankleitzahl BIC sowie die SEPA-
terentwickelt, um die sich ändernden Anfor-
Datenformate verpflichtend. Diese werden
derungen der Nutzer zu berücksichtigen –
im Folgenden dargestellt.
beispielsweise durch zusätzliche Angaben,
die die automatisierte Verarbeitung bei
Internationale Kontonummer IBAN
Unternehmen noch besser unterstützt.
Die IBAN ist die internationale Kontonummer
gemäß Standard 13616 der International Or-
Neben der Weiterentwicklung werden
ganization for Standardization (ISO). Die IBAN
die Basisverfahren auch dazu genutzt, zu-
besteht aus einem internationalen Teil –
sätzliche Produkte anzubieten und somit
dem Länderkennzeichen und der Prüfzahl –
das SEPA-Angebot auszubauen. So werden
und einer national festgelegten Komponente.
Banken die Auftragserteilung des Zahlers
Für Deutschland besteht diese aus der Bank-
mit Hilfe elektronischer oder mobiler Geräte
leitzahl und der deutschen Kontonummer.
(E- und M-Payments) ermöglichen und so ihr
Die Länge der IBAN ist je nach Land unter-
Angebot zum Beispiel hinsichtlich garan-
schiedlich, aber innerhalb eines Landes ein-
tierter Online-Überweisungen erweitern. Da-
heitlich.
rüber hinaus wird neben der heute üblichen
28
B ankenverband
Durch die Prüfzahl kann festgestellt
Beispiel für die Kontoidentifikation manch-
werden, ob die IBAN plausibel ist. Diese
mal nationale (deutsche Kontonummer und
Prüfung kann bereits bei der Initiierung
Bankleitzahl) und in anderen Fällen inter-
der Zahlung durch den Kunden selbst oder
nationale Systematiken (IBAN und BIC) ver-
dessen Bank erfolgen. Sollte die IBAN nicht
wendet.
plausibel sein, wird die Zahlung erst gar
nicht mit diesen falschen Daten ausgeführt.
Des Weiteren existiert keine einheit-
Die Richtigkeit der IBAN, also die Existenz
liche technische Darstellung – das gemein-
des dadurch bezeichneten Kontos, kann al-
same physische Datenmodell: So erfordert
lerdings immer nur die kontoführende Bank
das deutsche Datenträgeraustausch-Format
feststellen.
(DTAUS) feste Längen für die Datenelemente,
so dass beispielsweise die Bankleitzahl im-
Internationale Bankleitzahl BIC
mer an der gleichen Stelle beginnt. Die Da-
Der BIC ist die weltweit eindeutige Identi-
tenformate der Society for Worldwide Inter-
fizierung von Kreditinstituten gemäß ISO-
bank Financial Telecommunication (SWIFT)
Standard 9362 und wird analog zur in-
nutzen dagegen variable Längen.
ländischen Bankleitzahl verwendet. Der BIC
ist entweder acht- oder elfstellig.
Die
International
Organization
for
Standardization hat nunmehr begonnen,
SEPA-Datenformat
Heute werden im nationalen und grenz-
Schaubild 12
überschreitenden Zahlungsverkehr unter-
Angaben zu einem
schiedliche Datenformate eingesetzt. Diese
Konto in einer
unterscheiden sich in Nachrichten für
ISO-20022-Nachricht
die Verwendung zwischen Kunden und
ihren Banken oder zwischen Banken,
Konto
Zahlungen im Inland oder im Ausland,
die Nutzung der Instrumente Überweisung,
Kontoidentifikation
Lastschrift oder Kartentransaktionen und
Transaktionen in Einzel- oder Sammel
Kontoart
verarbeitung.
Kontowährung
Diese Formate unterscheiden sich in
Art und Umfang der verwendeten Daten,
Kontoname
da keine gemeinsame Menge der notwenQuelle: Bankenverband gemäß ISO 20022,
Element „CashAccount16“.
digen Daten festgelegt ist – das einheitliche logische Datenmodell. So werden zum
29
S E PA : E I N H E I T L I C H E Z A H L U N G S I N S T R U M E N T E F Ü R E U R O PA
Nachrichten im Finanzwesen einheitlich
Für die SEPA-Verfahren wurde fest-
zu modellieren. Dieses Vorgehen ist im
gelegt, die Nachrichten gemäß ISO-20022-
ISO-Standard 20022 hinterlegt. Damit wird
Standard zu verwenden. Diese enthalten
versucht, die Vielfalt der heute existieren-
jedoch eine Vielzahl von Datenelementen,
den Formate zugunsten einer einheitlichen
die für die SEPA nicht notwendig sind, son-
Nachrichtenfamilie mit einheitlicher Model-
dern zusätzliche Anforderungen außereuro-
lierung abzulösen (Konvergenz). So kann bei-
päischer Länder abdecken, beispielsweise
spielsweise ein Konto in allen auf ISO 20022
die US-amerikanische Sozialversicherungs-
basierenden
gleichen
nummer zur Identifizierung von Privat-
Angaben enthalten (siehe Schaubild 12),
kunden. Deshalb werden für die SEPA
unabhängig davon, ob diese Formate im
Untermengen der ISO-Nachrichten definiert.
Zahlungsverkehr, bei der Wertpapierabwick-
Dadurch sind alle SEPA-Nachrichten gül-
lung oder im Außenhandelsgeschäft ver-
tige Nachrichten nach ISO 20022. Sie sind
wendet werden.
aber in der Größe den SEPA-Anforderungen
Nachrichten
die
angepasst und unterstützen somit die vollAls physisches Datenmodell wird die
automatisierte Verarbeitung von SEPA-Zah-
Syntax „Extensible Markup Language“ (XML)
lungen signifikant besser.
empfohlen. Diese trennt den Inhalt von
der Darstellung des Inhaltes. Damit sind
Werden die SEPA-Datenformate von
XML-Nachrichten plattform- und program-
allen Beteiligten genutzt, können insbe-
miersprachenunabhängig. Die zugehörigen
sondere Datenverluste vermieden werden.
XML-Schemata ermöglichen es, Nachrichten
Heute werden aufgrund der unterschied-
auf ihre technische Validität zu überprü-
lichen beteiligten Systeme verschiedene
fen, beispielsweise ob die Kontoidentifikation
Formate verwendet. Bei jedem System-
höchstens 34 Stellen aufweist. Dadurch
wechsel müssen die Daten in das jeweilige
müssen derartige Prüfungen nicht erst in
Zielformat konvertiert werden. Sobald dieses
der Anwendung – sei es beim Bankkunden
weniger Daten aufnehmen kann, entfallen
im
bei
Informationen. Somit kann beispielsweise
der Bank – programmiert werden. Damit
der Verwendungszweck nicht mehr voll-
entfällt nicht nur der einmalige Program-
ständig und unverändert durch die gesamte
mieraufwand, sondern jede Nachrichten-
Verarbeitungskette an den Begünstigten
änderung kann einfach durch Austausch
weitergeleitet
des XML-Schemas unterstützt werden. Eine
die SEPA-Datenformate durchgängig ver-
Fachprüfung allerdings, ob zum Beispiel
wendet werden, entfällt die Konvertierung,
eine IBAN plausibel ist, kann dadurch nicht
und alle notwendigen Daten erreichen den
erfolgen.
Begünstigten.
Online-Banking-Programm
oder
30
werden.
Wenn
zukünftig
B ankenverband
Sollten zukünftig zusätzlich auch im
Schaubild 13
grenzüberschreitenden außereuropäischen
Fünf Kategorien von
Zahlungsverkehr die ISO-20022-Nachrichten
Clearing- und Settlement-Systemen
eingesetzt werden, würde langfristig nur
noch eine Formatfamilie zum Einsatz kom-
PE-ACH-konformes ACH
men: eine merkliche Vereinfachung für
SEPA-verfahrenskonformes ACH
Bankkunden und Banken.
SEPA-verfahrenskonformes System
3.5 SEPA-Infrastruktur für Clearing
Gruppen- oder sektoreninternes System
und Settlement
Herkömmliche Zahlungsverkehrssysteme für
Bilaterales Verfahren
das Clearing (Nachrichtenaustausch) und das
Settlement (Geldverrechnung) unterliegen
Quelle: Bankenverband, Stand Oktober 2009.
den Konventionen des jeweiligen Inlandszahlungsverkehrs. Dies gilt unabhängig
davon, ob Zahlungen einzeln im Individual-
sonsten kann die Zahlung nicht ausgeführt
geschäft
werden.
oder
gesammelt
im
Massen-
zahlungsverkehr abgewickelt werden. Mit
der Einführung des Euro-Buchgeldes 1999
Der European Payments Council hat
wurden zwei neue Systeme für Euro-
dazu fünf Kategorien von Clearing- und
Individualzahlungen etabliert: Trans-Euro-
Settlementsystemen für die SEPA festgelegt
pean Automated Real-time Gross Settlement
(siehe Schaubild 13). Die Systemkategorien
Express Transfer (TARGET) als Verbund
unterscheiden
der
der
welche und wie viele Banken daran teilneh-
Zentralbanken und EURO1 der Euro Banking
men und somit sich gegenseitig erreichen
Association
Euro-Standard-
können. Die Kategorie „PE-ACH-konformes
zahlungen wurde 2003 ergänzend das
ACH“ ist besonders bedeutsam, da ein ent-
System STEP2 der EBA bereitgestellt.
sprechendes System alle SEPA-Banken er-
nationalen
Individualsysteme
(EBA).
Für
sich
insbesondere
darin,
reichen können muss. Damit die SEPA funkFür die SEPA wird eine Infrastruktur für
tionsfähig ist, wird mindestens ein System in
den Massenzahlungsverkehr benötigt, die
dieser Kategorie benötigt. Welche Systeme
die Verfahren sowie die Standards der SEPA –
und damit auch welche der fünf System-
beispielsweise die IBAN – unterstützt. Die
kategorien sich tatsächlich etablieren wer-
Erreichbarkeit aller Banken ist in diesem
den, wird der Wettbewerb entscheiden.
Netzwerk der Systeme – der Infrastruktur –
das wichtigste Kriterium. Für eine Zahlung
3.6 Implementierung und Migration
von Bank A an Bank B muss Bank A über die
Die SEPA-Verfahren werden neben den wei-
Infrastruktur Bank B erreichen können, an
terhin bestehenden nationalen Verfahren
31
S E PA : E I N H E I T L I C H E Z A H L U N G S I N S T R U M E N T E F Ü R E U R O PA
angeboten (siehe Kapitel 2.3). Im konventionellen Zahlungsverkehr werden die neuen
SEPA-Verfahren ausschließlich in der neuen
SEPA-Infrastruktur
abgewickelt,
während
die alten, derzeit genutzten Verfahren die
bestehenden Systeme verwenden.
Die Verwendung neuer Verfahren in
der alten Infrastruktur ist nicht sinnvoll beziehungsweise nicht möglich, beispielsweise der Austausch einer SEPA-Lastschrift im
DTAUS-Format. Sowohl das logische als auch
das physische Datenmodell des für den deutschen Inlandszahlungsverkehr entwickelten
DTAUS-Formates unterscheidet sich elementar von denen des SEPA-Datenformates. Das
DTAUS-Verfahren SEPA-konform zu machen,
würde erhebliche zusätzliche Investitionen
bedeuten, die vermeidbar sind, da ohnehin von jeder Bank die originären SEPANachrichten unterstützt werden müssen.
Durch eine derartige „Krückenlösung“ wäre
der vollständige Umstieg auf die SEPA-Verfahren nur unnötig erschwert.
32
B ankenverband
4 Umsetzung der SEPA
bei Kartenzahlungen
Dementsprechend ist es konsequent, auch
beim „Plastikgeld“ den einheitlichen Zahlungsverkehrsmarkt in Europa zu schaffen.
Die heute eingesetzten Zahlungskarten sind
unterschiedlich, es gibt beispielsweise Debit-
4.1 Situation vor Einführung der SEPA
und Kreditkarten. Außerdem weisen die Kar-
Der Beginn des kartengestützten Zahlungs-
ten häufig verschiedene Funktionen auf: Sie
verkehrs in Deutschland lässt sich auf das
können zum Bezahlen an der Kasse und zum
Ende der sechziger Jahre datieren. Zunächst
Abheben von Bargeld eingesetzt werden und
wurde die Karte als Scheckgarantiekarte
sie sind im Inland sowie im Ausland ein-
im Zusammenhang mit Schecks verwen-
setzbar. Aufgrund der Vielzahl der Nutzungs-
det. Mit der Zeit konnte diese Karte zu
möglichkeiten, die durch weitere technische
einer Multifunktionskarte weiterentwickelt
Neuerungen (wie etwa den Chip auf der
werden. Sie ist heute als eigenständiges
Karte) erhöht wird, löst das Bezahlen mit
Zahlungsmittel etabliert – mit unverändert
Karte zunehmend den Bargeldeinsatz ab.
hohen Wachstumsraten.
Schaubild 14
Der Umsatz an POS-Terminals liegt bei
12 % des EU27-Bruttoinlandsprodukts
in %
25
20
15
10
5
Umsatz inländischer Karten an POS-Terminals im Inland in % des Bruttoinlandsprodukts für das Jahr 2008.
Quelle: Europäische Zentralbank, Blue Book, Tabelle 15.
33
Rumänien
Griechenland
Bulgarien
Slowakei
Tschechien
Litauen
Polen
Österreich
Italien
Deutschland
Luxemburg
Malta
Lettland
Spanien
Euro15
Ungarn
Zypern
Slowenien
EU27
Belgien
Niederlande
Irland
Estland
Schweden
Frankreich
Portugal
Dänemark
Finnland
Großbritannien
0
S E PA : E I N H E I T L I C H E Z A H L U N G S I N S T R U M E N T E F Ü R E U R O PA
Ähnlich historisch gewachsene Karten-
automaten Bargeld abheben oder im Rah-
systeme existieren auch in den anderen
men des girocard-Systems im Handel bezah-
europäischen Ländern. Die Intensität der
len. Da der gezahlte Betrag unmittelbar vom
Kartennutzung unterscheidet sich zwischen
Kundenkonto abgebucht wird, handelt es
den Staaten erheblich. Gemessen am Brutto-
sich um Debitkarten. Im Gegensatz dazu
inlandsprodukt liegen Umsätze an POS-
werden bei der Kreditkarte in der Regel die
Terminals und Geldautomaten zwischen 1 und
gezahlten Beträge gesammelt und einmal
26 % (siehe Schaubilder 14 und 15).
monatlich in einer Summe oder in Teilbeträgen vom Konto abgebucht. Bei deutschen
Debitkarten
Karteninhabern sind Debitkarten nicht nur
Die in Deutschland am weitesten verbreitete
weitaus verbreiteter als Kreditkarten, sie wer-
Bezahlkarte ist die girocard. Die deutschen
den auch häufiger eingesetzt. Zwar ist das
Kreditinstitute haben über 90 Millionen Bank-
durchschnittliche Transaktionsvolumen bei
kunden-Karten an ihre Kunden ausgegeben.
Kreditkarten höher als bei Debitkarten, aber
Mit diesen Karten kann der Kunde an Geld-
der Jahresumsatz mit Debitkarten in Deutsch-
Schaubild 15
Der Umsatz an Geldautomaten liegt bei
10 % des EU27-Bruttoinlandsprodukts
in %
25
20
15
10
5
34
Dänemark
Luxemburg
Österreich
Frankreich
Italien
Zypern
Schweden
Finnland
Euro15
Niederlande
EU27
Umsatz inländischer Karten an Geldautomaten im Inland in % des Bruttoinlandsprodukts für das Jahr 2008.
Quelle: Europäische Zentralbank, Blue Book, Tabelle 13.
Spanien
Belgien
Slowenien
Deutschland
Großbritannien
Irland
Slowakei
Ungarn
Rumänien
Tschechien
Portugal
Bulgarien
Polen
Malta
Griechenland
Estland
Litauen
Lettland
0
B ankenverband
Schaubild 16
land beträgt fast das Vierfache des Kredit-
Debitkarten sind in Deutschland
kartenumsatzes (siehe Schaubild 16).
beliebter als Kreditkarten
Debitkarten
Das girocard-System konnte sich auf-
Kreditkarten
in Mrd €
grund seiner Effizienz als Debitkartensystem
120
der deutschen Kreditwirtschaft in Deutsch100
land als marktführend etablieren. Im Wettbewerb mit anderen Systemen wie dem
80
elektronischen Lastschriftverfahren (ELV) und
60
mit Kreditkarten wächst das girocard-System
40
weiterhin. Die derzeit 600.000 Akzeptanzstellen für girocard, zum Beispiel im Einzel-
20
handel, sind bislang allerdings vornehmlich
0
in Deutschland zu finden. In anderen euro2007
päischen Ländern existieren regional be-
2008
Umsatz in Deutschland in Milliarden € (Debitkarte entspricht „card with
debit function“ und Kreditkarte „card with delayed debit function“).
Daten vor 2007 nicht vergleichbar.
Quelle: Europäische Zentralbank, Blue Book, Tabelle 9.
grenzte Debitkartensysteme (siehe Schaubild 17). Zwischen den einzelnen Systemen
bestand bisher noch keine direkte Verbindung.
Kreditkarten
Im Ausland können Inhaber einer Bank-
Kreditkarten sind dadurch gekennzeichnet,
kunden-Karte deshalb bis jetzt in der Regel
dass der getätigte Kartenumsatz nicht un-
nur dort bezahlen oder Bargeld abheben,
mittelbar, sondern innerhalb einer mit dem
wo Karten mit dem Debitkarten-Logo der
kartenausgebenden Institut vereinbarten
internationalen Kartensysteme MasterCard
Frist vom Kundenkonto abgebucht wird –
oder Visa (Maestro oder V PAY) akzeptiert
entweder in einer Summe oder in Teilbeträ-
werden. Zu diesem Zweck sind deutsche
gen. Sie sind mit Marken internationaler Kar-
Karten derzeit meistens mit dem Maestro-
tensysteme wie beispielsweise American
Logo ausgestattet. Damit steht aber den
Express, MasterCard oder Visa ausgestattet.
Karteninhabern im Ausland häufig nur ein
Akzeptiert werden Kreditkarten weltweit und
Teil der Debitkarten-Akzeptanzstellen offen.
überall dort, wo das entsprechende Logo an-
Noch können Kunden ihre deutsche Karte im
gezeigt ist.
Ausland daher nicht in dem Maße einsetzen,
wie sie es aus ihrem Heimatland gewöhnt
4.2 Die SEPA für Kartenzahlungen
sind. Die bestehende Fragmentierung im
Nicht nur Überweisungen und Lastschriften,
europäischen Markt zu vermindern, ist das
auch Kartenzahlungen sind Teil des gemein-
Ziel der SEPA für Karten.
samen Binnenmarktes für Zahlungsverkehrsprodukte. Vorteile entstehen besonders für
35
S E PA : E I N H E I T L I C H E Z A H L U N G S I N S T R U M E N T E F Ü R E U R O PA
Schaubild 17
Heutige Debitkartensysteme nationalen
Ursprungs in Europa
Dargestellte Systeme: „LINK“ in Großbritannien, „Dankort“ in Dänemark, „PIN“ in den Niederlanden,
„girocard“ in Deutschland, „Cartes Bancaires“ in Frankreich, „Multibanco“ in Portugal, „4B“, „Euro 6000“
und „ServiRed“ in Spanien, „PagoBancomat“ in Italien.
Quelle: Bankenverband, Stand Oktober 2009.
Karteninhaber sowie Handels- und Dienst-
Europäische Händler sollen Karten aus
leistungsunternehmen als Kartenakzeptan-
der ganzen SEPA akzeptieren können, wie
ten. Erklärtes Ziel der Schaffung eines ge-
sie auch heimische Karten akzeptieren.
meinsamen Binnenmarktes für Kartenzahlungen sind deutliche Vereinfachungen für
4.3 Das SEPA Cards Framework
Karteninhaber und für den Handel:
Vor diesem Hintergrund hat der European
Payments Council ein Rahmenwerk geschaf-
Europäische Karteninhaber sollen ihre
fen, das den SEPA-Kartenmarkt beschreibt.
Karte SEPA-weit so einsetzen können,
Das SEPA Cards Framework (SCF) formuliert
wie sie es aus ihrem jeweiligen Heimat-
dessen Prinzipien und Regeln. Dabei wird auf
land gewohnt sind.
die Perspektiven der Karten-Zahlungssys-
36
B ankenverband
teme, der Karteninhaber, der kartenakzeptie-
eigenschaften der Bezahlkarte noch jegliche
renden Unternehmen und der kartenausge-
Geschäftsbedingungen, unter denen die
benden Banken eingegangen.
Karte eingesetzt wird, spielen im SEPA Cards
Framework eine Rolle.
Fokus des SEPA Cards Framework
Die im SEPA Cards Framework dargelegten
Anforderungen des SEPA Cards Framework
Prinzipien und Anforderungen sind Zusagen
an Kartensysteme
der Banken, die Mitglied im European Pay-
Kartensysteme, die SCF-konform sein wol-
ments Council sind. Es stehen alle Kartenzah-
len, müssen folgende Hauptanforderungen
lungen im Fokus des SEPA Cards Framework,
erfüllen:
die folgende Eigenschaften aufweisen:
Transparente und nicht diskriminierende
Kartentransaktionen an POS-Terminals
Teilnahmekriterien. Die Teilnahme an
und Geldautomaten in der SEPA mit allge-
einem Kartensystem darf nicht mehr na-
mein üblichen, durch SEPA-Banken aus-
tional begrenzt sein. Auch Banken, die
gegebenen Karten.
Aufsichtsbehörden aus anderen Ländern
Zahlungen und Barabhebungen in Euro.
als dem Registrierungsland des Karten-
Kartenzahlungen mit Zahlungsgarantie.
systems unterstehen, müssen ohne Diskri-
Es werden nur die Zahlungen berücksich-
minierung teilnehmen können.
tigt, bei denen unter Vorlage der Karte
Lizenzierung für die SEPA. Anstelle sepa-
beim Händler eine Zahlungsgarantie
rater Lizenzen für einzelne Länder sollen
gegenüber dem Händler oder seinem
zukünftig nur noch Lizenzen für den ge-
Acquirer ausgesprochen wird. Das SEPA
samten SEPA-Raum vergeben werden. Hier-
Cards Framework findet keine Anwen-
bei muss der getrennte Erwerb von Lizen-
dung bei Transaktionen, die auf dem
zen als Issuer und Acquirer möglich sein.
Lastschriftverfahren basieren und keine
SEPA-weit gültige und transparente Preis-
Zahlungsgarantie vorsehen (ELV).
strukturen.
Transaktionen unter Verwendung eines
Die Eigentümer und das Management
Chips gemäß Spezifikation der Gesell-
der Marke müssen vom Angebot anderer
schaft EMVCo (EMV-Chip) und einer Perso-
Dienstleistungen (wie zum Beispiel der
nal Identification Number (PIN). Transak-
Zahlungsabwicklung) getrennt werden.
tionen mit Karten auf Magnetstreifenbasis
Dementsprechend müssen Leistungen
sind nach 2010 nicht mehr SCF-konform.
der Zahlungssysteme auch getrennt erhältlich und bepreist sein („Unbundling“).
Dabei sind Transaktionen mit elektro-
Alle Karten sind bis Ende 2010 mit EMV-
nischen Geldbörsen wie beispielsweise der
Chiptechnologie ausgestattet.
GeldKarte in Deutschland ebenfalls nicht be-
Proprietäre Spezifikationen werden durch
rücksichtigt. Weder die jeweiligen Produkt-
offene Standards abgelöst.
37
S E PA : E I N H E I T L I C H E Z A H L U N G S I N S T R U M E N T E F Ü R E U R O PA
Grundsätzliche Optionen
zukünftig über eines oder mehrere inter-
zur SCF-Konformität für bisher
nationale Kartensysteme statt. Voraus-
nationale Kartensysteme
setzung für diese Lösung ist die SCF-
Großer Anpassungsbedarf besteht insbeson-
Konformität des gewählten internationa-
dere für Debitkartensysteme, die bisher noch
len Kartensystems.
keine oder nur eine sehr geringe grenzüberOption 2: Das bisher nationale System er-
schreitende Akzeptanz ermöglichen.
füllt alle Anforderungen des SEPA Cards
Um mit den derzeitigen Kartensystemen
Framework bis Ende 2010. Für bisher natio-
und Karten die Anforderungen des SEPA
nale Kartensysteme bietet sich dann die
Cards Framework zu erfüllen, sind mehrere
Möglichkeit, ihre Aktivitäten auf die SEPA
Optionen denkbar. Das Framework nennt
auszudehnen. Auch ist es möglich, Alli-
beispielhaft drei Optionen zur SCF-Konfor-
anzen mit anderen Kartensystemen ein-
mität für bisher nationale Kartensysteme
zugehen, die ebenfalls SCF-konform sind.
(siehe Schaubild 18):
Allianzen können sowohl bisher nationale
als auch internationale Kartensysteme
Option 1: Diese Option hat die Einstellung
einbeziehen. Daneben besteht auch die
oder den Verkauf des Systems zur Folge.
Möglichkeit, ein neues, europäisches Kar-
Der Debitkartenzahlungsverkehr findet
tenzahlungssystem aufzubauen.
Schaubild 18
Optionen der SCF-Konformität
Option 1
Ersatz durch
internationale Kartensysteme
Option 2
Bisherige
Kartensysteme
SCF-Konformität und
Ausweitung auf
SEPA oder Allianzen
Option 3
Co-Branding mit einem
internationalen Kartensystem,
das SCF-konform ist
Quelle: Bankenverband.
38
SCF-Konformität
B ankenverband
Option 3: Das Co-Branding mit internatio-
weite Akzeptanz dieser Karten sicherzustel-
nalen Kartensystemen ist bereits heute
len, hat die deutsche Kreditwirtschaft eine
sehr verbreitet. Auf diese Weise können
dreistufige Strategie konzipiert. Sie basiert
Karten, die Bestandteil eines regional oder
auf der Kombination der Optionen 2 und 3
national begrenzten Systems sind, auch in
aus dem SEPA Cards Framework für das
der SEPA beziehungsweise international
girocard-System. Grundlage ist daher die Bei-
eingesetzt werden.
behaltung des girocard-Systems und dessen
Anpassung an die Anforderungen der SEPA.
Für ein nationales Debitkartensystem
Darauf basierend wird über Kooperationen
wie girocard kommen grundsätzlich alle
mit anderen Kartenzahlungssystemen eine
drei Optionen in Frage. Alle drei Optionen
breitere Akzeptanz in Europa geschaffen.
stehen einzelnen Banken, Bankengruppen
Ergänzend kann weiterhin durch Co-Branding
sowie
Kreditwirt-
mit internationalen Kartensystemen die
schaften offen und können auch kombiniert
weltweite Akzeptanz der Karten sicherge-
werden. Ebenso ist die parallele Umsetzung
stellt werden. Diese drei Stufen werden im
mehrerer Optionen möglich, beispielsweise
Weiteren ausgeführt.
gesamten
nationalen
für unterschiedliche Produkte. Weitere Handlungsoptionen zur SCF-Konformität werden
1. girocard bleibt erhalten
durch das SEPA Cards Framework ebenfalls
Die deutsche Kreditwirtschaft setzt bei
nicht ausgeschlossen. Grundlegend ist ledig-
der Einführung von SEPA im Kartenbereich
lich, dass bis Ende 2010 alle Kartenzahlungs-
auf ihr Karten-Zahlungssystem girocard als
produkte und -marken, die unter das SEPA
wichtigen Bestandteil. Das girocard-System
Cards Framework fallen, dessen Anforde-
erfüllt die Anforderungen des SEPA Cards
rungen entsprechen müssen.
Framework. girocard wird europaweit für
Banken und Kunden angeboten. Weder die
4.4 Optionen der deutschen Teilnahme an girocard noch der Betrieb ist
national begrenzt, beides steht Teilneh-
Kreditwirtschaft für girocard
Die deutsche Kreditwirtschaft hat ihr giro-
mern aus anderen europäischen Ländern
card-System – und damit die über 90 Millio-
offen. Auch die Preisstrukturen sind nicht
nen Bankkunden-Karten – SEPA-tauglich
auf Deutschland beschränkt, sondern gelten
gestaltet. Auch die Anforderungen der Euro-
europaweit. Im girocard-System werden zu-
päischen Zentralbank an Kartenzahlungs-
dem keinerlei Lizenzentgelte erhoben.
systeme werden erfüllt.
Zugleich sichern die Regeln des giroDa alle deutschen Bankkunden-Karten
card-Systems ein Höchstmaß an Wettbewerb
am girocard-System teilnehmen, liegt es
zwischen den beteiligten Issuern, Netzbetrei-
nahe, dieses als Ausgangspunkt für die SEPA
bern und Prozessoren. Grundsätzlich kann je-
zu wählen. Um tatsächlich die SEPA- und welt-
des Unternehmen, das bestimmte technische
39
S E PA : E I N H E I T L I C H E Z A H L U N G S I N S T R U M E N T E F Ü R E U R O PA
Anforderungen erfüllt, seine Dienstleis-
ist es, die Effizienz der bislang nationalen
tungen im Rahmen des girocard-Systems frei
Debitkartensysteme auch bei SEPA-Karten-
anbieten. Die Eignerstruktur des Systems fin-
zahlungen in möglichst großem Umfang
det damit unabhängig von der Bereitstellung
zu nutzen. Damit dies zukünftig bei mehr
anderer Dienstleistungen statt („Unbund-
als nur den girocard-Transaktionen der Fall
ling“). Die Migration des Systems auf EMV-
ist, vernetzt die deutsche Kreditwirtschaft
Chiptechnologie erfolgt bis spätestens Ende
ihr girocard-System mit anderen europä-
2010. Bei Bankkunden-Karten und Geldauto-
ischen Systemen. Durch bilaterale Verein-
maten ist diese Umstellung bereits weit fort-
barungen mit anderen nationalen Partner-
geschritten.
systemen wird die gegenseitige Akzeptanz
der Karten ermöglicht. Die Abwicklung der
Die
im
girocard-System
verankerte
Transaktionen kann dann auf direktem
Zugangsfreiheit und der etablierte Wett-
Wege – also ohne Umweg über zentrale
bewerb gewährleisten ein hohes Maß an
Intermediäre wie Visa oder MasterCard –
Effizienz. Sie ist ein entscheidender Start-
erfolgen. Dieser Ansatz gewährleistet die
vorteil bei der SEPA-Implementierung der
Erfüllung der Anforderungen des SEPA Cards
deutschen Kreditwirtschaft.
Framework. Wie in der Option 2 des SEPA
Cards Framework beschrieben, gehen bisher
2. Allianzen mit anderen Systemen
nationale Kartensysteme, die jeweils SCF-
Das Ziel der deutschen Kreditwirtschaft
konform sind, Allianzen ein.
Schaubild 19
Sechs europäische Systeme sind Mitglieder der EAPS
CoGeBan Convenzione per la Gestione del marchio Bancomat
Betreiber der italienischen Systeme Bancomat und Pago Bancomat
Eufiserv
Betreiber eines europaweiten Akzeptanzsystems
EURO 6000
Eines der der großen spanischen Debitkartensysteme
LINK Interchange Network
Betreiber eines Geldautomatensystems in Großbritannien
Sociedada Interbancária de Servicios
Betreiber des portogiesischen Systems Multibanco
Zentraler Kreditausschuss
Betreiber des girocard-Systems (ehemals electronic cash)
Quelle: Bankenverband, Stand Oktober 2009.
40
B ankenverband
Durch die Schaffung eines solchen
de Standards, die zur unmittelbaren Abwick-
Netzwerks auf Basis von zunächst bilate-
lung zwischen Acquirer und Issuer genutzt
ralen Vereinbarungen wird in den beteilig-
werden können, werden in der Standardisie-
ten Ländern eine nahezu flächendeckende
rungsgruppe Berlin Group erarbeitet. Damit
Akzeptanz an Geldautomaten und im Handel
ermöglicht die EAPS entscheidende Verein-
erreicht. Dabei können die bereits heute bei
fachungen bei der Abwicklung europäischer
Karteninhabern und Händlern bekannten
Debitkartenzahlungen. Auch für Bankkun-
Verfahren weiter genutzt werden. Auf deren
den und Händler bietet die Allianz deutliche
Vorteilen, wie etwa dem hohen Effizienz-
Vorteile: Karteninhabern stehen europaweit
niveau, der flächendeckenden Akzeptanz
mehr Akzeptanzstellen als bisher zur Ver-
sowie dem hohen Bekanntheitsgrad, kann
fügung, und sie sind zukünftig nicht mehr
aufgebaut werden. Die in den vergangenen
nur auf internationale Zahlungssysteme wie
Jahren geleisteten Investitionen von Handel
Maestro oder demnächst V PAY angewiesen.
und Kreditwirtschaft sind hierfür der Aus-
Im Handel wird die Akzeptanz zusätzlicher
gangspunkt. Für Karteninhaber und Händler
Karten der an der EAPS beteiligten Karten-
entstehen keine zusätzlichen Kosten im
systeme vereinfacht, denn es sind keine
Vergleich zu ihrem nationalen System. Erste
neuen Akzeptanzverträge zu schließen.
technische Pilotversuche wurden bereits im
Jahre 2006 erfolgreich begonnen und 2007
Nicht nur der European Payments Coun-
sukzessive ausgebaut.
cil sieht Allianzen bestehender Systeme als
einen möglichen Weg zur Umsetzung der
Aus den bilateralen Vereinbarungen
SEPA im Kartenzahlungsverkehr an. Die
ist im November 2007 ein paneuropäischer
Europäische Zentralbank fordert den Auf-
Systemverbund auf dem Fundament einer
bau mindestens eines europäischen Karten-
multilateralen Vereinbarung zwischen den
systems für die SEPA neben den Angeboten
Kartensystemen hervorgegangen – die Euro
von internationalen Kartensystemen, um
Alliance of Payment Schemes (EAPS, siehe
Expertise und Effizienz der bestehenden
Schaubild 19). Die an der EAPS-Gesellschaft
nationalen Anbieter nicht zu verlieren. Die
beteiligten Kartensysteme haben ein Markt-
EAPS sei diesbezüglich ein wichtiger Schritt,
potenzial von mehr als 222 Millionen Debit-
den auch andere Zahlungssysteme gehen
karten, 2,1 Millionen POS-Terminals und
sollten.
knapp 190.000 Geldautomaten in ganz
Europa, das es nunmehr schrittweise zu
3. Co-Branding fortführen
erschließen gilt.
Das Co-Branding der deutschen BankkundenKarten mit einem internationalen Zahlungs-
Basis ist auch hier die gegenseitige Ak-
system ist bereits heute Grundlage für den
zeptanz von Zahlungskarten und die direkte
weltweiten Einsatz der Karte. Kunden können
Abwicklung der Transaktionen. Entsprechen-
beispielsweise durch ein Maestro-Co-Branding
41
S E PA : E I N H E I T L I C H E Z A H L U N G S I N S T R U M E N T E F Ü R E U R O PA
ihre Karte international an den entsprechend
Mit dem girocard-System als Ausgangs-
akquirierten Geldautomaten und Kassen ein-
punkt für die SEPA können Investitionen des
setzen. Im Gegenzug haben Händler in
Handels in bestehende Akzeptanzsysteme
Deutschland die Möglichkeit, ausländische
geführt werden. Außerdem werden unnötige
Maestro-Karten zu akzeptieren. An deutschen
Brüche im Konsumentenverhalten und um-
Geldautomaten kann mit Maestro-Karten aus
fangreiche technische Umstellungen auf ein
dem Ausland ebenfalls flächendeckend Bar-
neues System vermieden. Es gilt daher, das
geld abgehoben werden. Für die SEPA gibt es
Vertrauen bei den Karteninhabern und dem
eine zweite Möglichkeit zum Co-Branding:
Handel zu erhalten, um Kartenzahlungen ge-
Visa bietet mit V PAY ein eigens für die SEPA
genüber der Bargeldverwendung zu fördern
konzipiertes Debitkartensystem an, welches
und gleichzeitig die Chancen der SEPA für
auf der EMV-Chiptechnologie und der PIN
alle Beteiligten im Kartenmarkt zu nutzen.
basiert.
Auch in Zukunft kann das Co-Branding
mit Maestro die weltweite oder mit V PAY
mindestens die SEPA-weite Akzeptanz der
Bankkunden-Karten sicherstellen. Die Option
des Co-Brandings, die im SEPA Cards Framework aufgeführt ist, wird ein wesentlicher
Bestandteil der SEPA-Strategie der deutschen
Kreditwirtschaft bleiben, auch wenn die anderen Optionen zunehmend an Bedeutung
gewinnen.
Kombination der drei Stufen
Das aufgezeigte Vorgehen der deutschen
Kreditwirtschaft gewährleistet kartenausgebenden Instituten die größtmögliche Flexibilität für die SEPA. Den Karteninhabern und
dem Handel können dementsprechend maßgeschneiderte Lösungen angeboten werden.
Zudem ermöglicht die Kombination der drei
Schritte eine rasche und fristgerechte Umsetzung der SEPA, ohne langfristig Handlungsspielraum aufzugeben.
42
anhang
Glossar
ACH
Automated Clearing House. System für den Austausch von Zahlungen.
Acquirer
Unternehmen, das Akzeptanzstellen für unterschiedliche
Karten-Zahlungssysteme akquiriert. Vielfach werden auch weitere
Dienstleistungen, wie etwa in der Abrechnung, angeboten.
Akzeptanz
Annahme der Karten bestimmter Kartensysteme.
Berlin Group
Initiative verschiedener europäischer Organisationen der Kreditwirtschaft zur Standardisierung der Schnittstelle zwischen Issuer und Acquirer (www.berlin-group.org). Die erarbeiteten Standards werden beispiels-
weise bei bilateralen Abwicklung von Transaktionen in der EAPS eingesetzt.
BIC
Bank Identifier Code. Internationale Bankleitzahl gemäß ISO 9362. Verzeichnis unter www.swift.com/biconline.
Clearing
Aufbereitung eingehender Zahlungen und gesammelte Weiterleitung an Zielbanken.
CSM
Clearing and Settlement Mechanism. System für Clearing oder Settlement von Zahlungen.
DTAUS
Datenträgeraustausch. Datenformat im deutschen Inlandszahlungsverkehr.
EAPS
Euro Alliance of Payment Schemes (www.card-alliance.eu). Gesellschaft europäischer Kartensysteme, die ein gemeinsames geschäftspolitisches Rahmenwerk zur Verbindung einzelner (häufig bisher nationaler) Kartensysteme erarbeitet. Ziel ist die gegenseitige Akzeptanz der Karten der teilnehmenden Systeme.
EBA
Euro Banking Association (www.abe-eba.eu).
EBF
European Banking Federation (www.ebf-fbe.eu).
44
B ankenverband
ELV
Elektronisches Lastschriftverfahren. System des deutschen Handels,
basierend auf dem Lastschriftverfahren. Ohne Online-Autorisierung und ohne Abfrage der Sperrdatei.
EMV-Chip
Chip für Zahlungskarten, der den Standards der Gesellschaft EMVCo
entspricht.
EMVCo
Gesellschaft, die für die Spezifikationen für Chipkarten von MasterCard, Visa und des Japan Credit Bureau (JCB, japanische Kreditkartenorganisa-
tion) zuständig ist (www.emvco.com).
EPC
European Payments Council (www.europeanpaymentscouncil.eu).
EU-Preis-
Verordnung (EG) Nummer 2560/2001 über grenzüberschreitende
verordnung
Zahlungen in Euro (eurlex.europa.eu/LexUriServ/
LexUriServ.do?uri=OJ:L:2001:344:0013:0016:DE:PDF).
EURO1
Individualzahlungsverkehrssystem von EBA Clearing (www.ebaclearing.eu).
Europäische Mitgliedstaaten seit 2007 (EU27): EU25 und Bulgarien, Rumänien
Union
(www.europa.eu).
Mitgliedstaaten bis Ende 2006 (EU25): EU15 und Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn, Zypern.
Mitgliedstaaten bis Ende 2003 (EU15): Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Schweden, Spanien.
Bewerberstaaten: Kroatien, ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien, Türkei.
Mögliche Bewerberstaaten: Albanien, Bosnien und Herzegowina, Island, Kosovo gemäß Resolution 1244 des UN-Sicherheitsrates, Montenegro, Serbien.
Euroraum
Teilnehmerländer seit 2009 (Euro16): Euro15 und Slowakei
(ec.europa.eu/economy_finance/the_euro/index_de.htm?cs_mid=2946).
Teilnehmerländer bis Ende 2008 (Euro15): Euro13 und Malta, Zypern.
45
anhang
Teilnehmerländer bis Ende 2007 (Euro13): Euro12 und Slowenien.
Teilnehmerländer bis Ende 2006 (Euro12): Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien.
Noch kein Teilnahmedatum festgelegt: Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Schweden, Tschechische Republik, Ungarn.
Keine Teilnahme absehbar: Dänemark, Großbritannien.
EU-Standard-
Eine grenzüberschreitende Überweisung gemäß Artikel 2 a) i) der
überweisung EU-Preisverordnung, die in Euro bis zu einem Betrag von 50.000 €
lautet und bei der gemäß Artikel 5 Absatz 2 die IBAN des Begünstigten und der BIC des Kreditinstituts des Begünstigten angegeben sind (www.bankenverband.de/index.asp?channel=101762&art=1380).
EWR
Europäischer Wirtschaftsraum. EU-Staaten und Island, Liechtenstein, Norwegen.
IBAN
International Bank Account Number. Internationale Kontonummer
gemäß ISO 13066 (www.swift.com/solutions/messaging/information_
products/directory_products/iban_format_registry/index.page).
ISO
International Organization for Standardization (www.iso.org).
ISO 20022
Universal Financial Industry message scheme (www.iso20022.org). Standard für Nachrichten im Finanzwesen.
Issuer
Kartenausgebendes Kreditinstitut.
Konventionen
Festlegungen der Zahlungsverkehrsabwicklung, beispielsweise Vereinbarungen bezüglich Datenformaten, Rückgaberegeln.
Maestro
Internationales Debitkartensystem von MasterCard, das sowohl Geldautomaten als auch POS-Terminals umfasst (www.maestrokarte.de).
PE-ACH
Pan-European ACH. SEPA-CSM mit Erreichbarkeit aller SEPA-Banken.
46
B ankenverband
PIN
Personal Identification Number. Persönliche Geheimzahl, die bei Kartentransaktionen zur Identifikation des Karteninhabers dient.
POS-Terminal
Gerät zum Bezahlen mit einer Bankkunden-Karte an einem Verkaufspunkt („Point of Sale“).
SCF
SEPA Cards Framework (www.europeanpaymentscouncil.eu/knowledge_
bank_detail.cfm?documents_id=18). Legt Prinzipien und Regeln für den SEPA-Kartenzahlungsmarkt fest.
SCF-Konformität
Kartensystem ist SCF-konform, wenn es dessen Anforderungen erfüllt.
SEPA
Single Euro Payments Area (www.bankenverband.de/sepa). Einheitlicher Euro-Zahlungsverkehrsraum.
SEPA-CSM
SEPA-Clearing- und -Settlementmechanismus. Zahlungsverkehrssystem für Clearing und Settlement von SEPA-Zahlungen.
SEPA-Teil-
EWR sowie Monaco und Schweiz.
nehmerländer
Settlement
Geldverrechnung.
STEP2
Massenzahlungsverkehrssystem von EBA Clearing (www.ebaclearing.eu).
SWIFT
Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication
(www.swift.com).
TARGET/
Trans-European Automated Real-time Gross Settlement Express Transfer. TARGET2
Individualzahlungsverkehrssystem des Europäischen Systems der Zentral-
banken (www.ecb.eu/paym/t2/html/index.en.html).
V PAY
Internationales Debitkartensystem von Visa, das sowohl Geldautomaten als auch POS-Terminals umfasst (www.vpay.de).
XML
Extensible Markup Language (www.w3.org/XML). Dient dem Austausch hierarchisch strukturierter Daten.
47
anhang
Verzeichnis der Quellen
Bundesverband deutscher Banken: SEPA – Europaweit einheitlich bezahlen. Januar 2008.
http://www.bankenverband.de/channel/111010/art/2279/index.html
Deutsche Bundesbank: Die Vision eines einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraums (SEPA).
Dezember 2007.
www.bundesbank.de/download/zahlungsverkehr/SEPA_d_final.pdf
Europäische Zentralbank: Blue Book. Payment and securities settlement systems in the
European Union.
http://www.ecb.eu/paym/market/blue/html/index.en.html sowie
http://sdw.ecb.europa.eu/reports.do?node=100000761
Europäische Zentralbank: Einheitlicher Euro-Zahlungsverkehrsraum (SEPA),
sechster Fortschrittsbericht, November 2008.
http://www.ecb.int/pub/pdf/other/singleeuropaymentsarea200811de.pdf
European Payments Council: Roadmap 2004 – 2010. Dezember 2005.
www.europeanpaymentscouncil.eu/knowledge_bank_detail.cfm?documents_id=19
European Payments Council: Making SEPA a Reality – the definitive Guide to the
Single Euro Payments Area, Januar 2009.
http://www.europeanpaymentscouncil.eu/knowledge_bank_detail.cfm?documents_id=183
Zentraler Kreditausschuss: Europäische Allianz für Zahlungssysteme gegründet.
Deutsche Kreditwirtschaft von Anfang an dabei/Kunden profitieren von steigenden
Einsatzmöglichkeiten der Debitkarte. Pressemitteilung vom 7. November 2007.
http://www.zka-online.de/nc/zka/pressemitteilungen.html
Zentraler Kreditausschuss: Überblick zur Umsetzungsplanung des einheitlichen EuroZahlungsverkehrsraumes (SEPA) in Deutschland – SEPA Credit Transfer und SEPA Direct
Debit. Überarbeitete Version vom November 2007.
http://www.zka-online.de/uploads/media/ZKA_SEPA_ImplPlan.pdf
48
B ankenverband
Die Reihe „Daten | Fakten | Argumente“
Umfangreiche bank-, wirtschafts- und finanzpolitische Themen behandelt
der Bankenverband in seiner Reihe „Daten | Fakten | Argumente“.
Folgende Publikationen sind in der Reihe zuletzt erschienen:
Wirtschaftspolitik nach der
Elektronische Signaturen
Finanz- und Wirtschaftskrise
Berlin, April 2006
Berlin, September 2009
Besser regulieren –
Bankinternes Rating mittelständischer
den Finanzstandort stärken
Kreditnehmer im Zuge von Basel II
Berlin, Januar 2006
Berlin, Juli 2009
Europäische Wertpapiermärkte –
Auslandsgeschäft des Mittelstandes –
Konsolidierung des Rechtsrahmens
private Banken als Wegbegleiter
Berlin, Januar 2006
Berlin, Februar 2009
Mit der Lissabon-Strategie
SEPA 2008: Einheitliche
zu mehr Wachstum
Zahlungsinstrumente für Europa
Berlin, Juni 2005
Berlin, September 2008
Mittelstandsfinanzierung –
Föderalismusreform – fünf Reform-
partnerschaftliche Zusammenarbeit
bausteine für die zweite Stufe
von Unternehmen und Banken
Berlin, Mai 2008
Berlin, Februar 2005
Den Lebensstandard im Alter sichern –
Geld- und währungspolitische
Plädoyer für die kapitalgedeckte
Konsequenzen der EU-Erweiterung
Altersvorsorge
Berlin, Januar 2005
Berlin, März 2008
Altersvorsorge –
Alle Publikationen können unter
die Herausforderungen der
www.bankenverband.de kostenfrei
Kapitaldeckung meistern
bestellt oder als PDF-Datei herunter-
Berlin, Juni 2007
geladen werden.
Stand: Oktober 2009.
49
anhang
Die Reihe „fokus:verbraucher“
Informationen, die sich gezielt an Verbraucher richten, fasst der Bankenverband in
einer eigenen Reihe „fokus:verbraucher – eine Information der privaten Banken“
zusammen. Alle Publikationen, die sich an diese Zielgruppe wenden, sind speziell auf
die Bedürfnisse der Verbraucher zugeschnitten. So erhalten diese kostenfrei fundierte
Informationen in leicht verständlicher Form.
Folgende Publikationen sind in der Reihe zuletzt erschienen:
Ombudsmann – Tätigkeitsbericht 2008
Geldanlage in Wertpapieren
Informationen für das Schlichtungs-
Informationen für Privatkunden
verfahren für Privatkunden
Berlin, November 2008
Berlin, September 2009
Das Girokonto für Privatkunden
Sicher mit Karte
Der Schlüssel zu Bankdienstleistungen
10 Sicherheitstipps zur Bankkarte
Berlin, September 2008
Berlin, Juli 2009
Vorsorgevollmacht
Elektronische Kontoauszüge
Frühzeitig für Notfälle Bank-
Informationen für Privatkunden
angelegenheiten regeln
Berlin, Juli 2009
Berlin, Juni 2008
Online-Banking-Sicherheit
Wege zum Online Banking
Informationen und Sicherheitsregeln
Sicher, bequem und rund um die Uhr
für Online-Banking-Nutzer
Berlin, Mai 2008
Berlin, Mai 2009
Die Abgeltungssteuer
Private Immobilienfinanzierung
Informationen für Privatkunden
Informationen für Privatkunden
Berlin, Februar 2008
Berlin, März 2009
Private Altersvorsorge
Alle Publikationen können unter
Informationen für Privatkunden
www.bankenverband.de kostenfrei
Berlin, Dezember 2008
bestellt oder als PDF-Datei heruntergeladen werden.
Stand: Oktober 2009.
50
SEPA: EINH EITLICH E
ZAHLU N G SINSTRU M ENT E
F Ü R EU RO PA
Berlin, Oktober 2009
Herausgeber Bundesverband deutscher Banken
Postfach 040307, 10062 Berlin
Telefon (030) 1663-0
Telefax (030) 1663-1399
Gestaltung
Manfred Makowski, Berlin
Foto
istockphoto
© Bundesverband deutscher Banken
Der Bankenverband ist die Interessenvertretung der
privaten Banken in Deutschland.
1
www.bankenverband.de
SEPA: Ei n h ei t l i c h e
ZAHLU NG SIN ST R U M ENTE
FÜ R EU ROPA
Berlin, Oktober 2009
3., aktualisierte Auflage
Daten | Fakten | Argumente