Tagungsband Logistik 2007 - Fraunhofer
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Tagungsband Logistik 2007 - Fraunhofer
10. IFF-Wissenschaftstage 27. - 28. Juni 2007 Tagungsband »Logistik – Intelligenz in Produktion und Verkehr« Internationale Fachtagung Prof. Dr.-Ing. habil. Michael Schenk (Hrsg.) IFF Fraunhofer Institut Fabrikbetrieb und -automatisierung 10. IFF-Wissenschaftstage 2007 Tagungsband InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis Vorwort 7 Prof. Dr.-Ing. habil. Michael Schenk, Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF Impulsvorträge Zukunftsperspektiven des Logistikstandortes Mitteldeutschland Michael Reinboth, DHL Hub Leipzig GmbH, Schkeuditz Vom Petersburger Dialog zur Interlogistica Prof. Dr.-Ing. habil. Vjacheslav Prikhodko, Staatliche Technische Universität, Moskauer Institut für Automobil- und Straßenwesen MADI, Moskau; Prof. Dr.-Ing. habil. Sergei Zheltov Staatliches Forschungsinstitut für Flugsysteme, Moskau; Dr.-Ing. Stanislav Morozov Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF, Magdeburg 9 13 27. Juni 2007 Infrastrukturen für die intelligente Logistik Barcode & RFID – Schnittstellen zwischen logistischen Systemen unterschiedlicher Intelligenz Heinrich Oehlmann, Eurodata Council, Naumburg 25 Konzipierung eines Data Warehousing Referenzmodells für die Steuerung komplexer Supply Chains Ao. Univ.-Prof. Dr. Kurt Matyas, Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Wilfried Sihn, Technische Universität Wien, Fraunhofer-Projektgruppe für Produktionsmanagement und Logistik PPL, Wien; Dr. Manuel Cantele, Capgemini, Wien 35 Sequenz 1 – 27. Juni 2007 Logistik in der intelligenten Produktion Ganzheitliche Beschaffungsstrategie der Konzernbeschaffung der Volkswagen AG Dipl.-Kfm. Gorazd Vrbica, Dr.-Ing. Marcel Schmieder, Volkswagen AG, Wolfsburg 45 Verkettung von Produktion und Lager durch kombinierte Lager- und Transportsysteme Dr.-Ing. Volker Jungbluth, Dematic GmbH & Co. KG, Offenbach 55 ARGOS – Verifizierte Logistikketten mittels RFID Dipl.-Kfm. Klaas Dannen, Dipl.-Ing. Frank Steyer, metraTec RFID Solutions, Magdeburg 63 Digitaler Prototyp in der digitalen Fabrik – Anpassung des digitalen Fahrzeugaufbauprozesses an die Herausforderungen des Anlaufs Manfred Kempf, MBtech Consulting GmbH, Sindelfingen 71 Sequenz 2 – 27. Juni 2007 Innovation im Verkehr Personalisierte Verkehrsinformationen für den regionalen Wirtschaftsverkehr Dipl.-Ing. Andreas Herrmann, Dipl.-Ing. Andreas Kretschmer, ifak Institut für Automation und Kommunikation e.V., Magdeburg 77 Generierung intermodaler Transport- und Logistikketten mithilfe IT-gestützter Planungsanwendungen – Erste Ergebnisse des EU-Projektes INTERIM Mag. Dr. Gerhard Schilk, via donau – Österreichische Wasserstraßen-Gesellschaft mbH, Wien; Dipl.-Ing. Bertram Meimbresse, Technische Fachhochschule Wildau, Wildau 85 GNSS-based Forest Logistic System »Efficiency by Transparency« – GNSS basiertes Forstlogistiksystem – „Effizienz durch Transparenz“ Dipl.-Ing. Klaus Aichhorn, Univ.-Prof. Dr. techn. Dr. h.c. Bernhard Hofmann-Wellenhof, Dipl.-Ing. Jürgen Seybold, TeleConsult Austria GmbH, Graz 95 Autoren 105 Wir bedanken uns 107 Impressum 108 Vorwort Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Geschäftspartner und Freunde, Ich begrüße Sie auf das Herzlichste am Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF. Mit unseren IFF-Wissenschaftstagen pflegen wir inzwischen eine langjährige Tradition. Gemeinsam mit hochkarätigen Referenten aus Deutschland und der Welt ist es uns gelungen, ein attraktives Programm zu gestalten. Mehr und mehr Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik nutzen diesen internationalen Kongress für einen intensiven Austausch. In diesem Jahr findet unser Kongress in einem ganz besonderen Rahmen statt: 2007 begehen wir das 15-jährige Bestehen unseres Institutes. Auf unsere langjährige Erfahrung und die Ergebnisse unserer Arbeit können wir stolz sein - den kommenden Herausforderungen sehen wir erwartungsvoll entgegen. Überzeugen Sie sich bei Ihrem Besuch in unserem Haus von den aktuellen und hoch spannenden Industrieprojekten. Im Mittelpunkt der IFF-Wissenschaftstage stehen in diesem Jahr die Fachtagungen »Virtual Reality und Augmented Reality zum Planen, Testen und Betreiben technischer Systeme« und »Logistik - Intelligenz in Produktion und Verkehr«. Die Linie der vergangenen Jahre aufgreifend, veranstalten wir nun schon zum vierten Mal die Tagung mit dem Titel »Virtual Reality und Augmented Reality zum Entwickeln, Testen und Betreiben technischer Systeme«. Unsere Forschung an virtuellen Welten ist nicht nur in der Region herausragend: Mit unserem neu errichteten Virtual Development and Training Center ist unser Institut europaweit führend in den Bereichen Virtual Reality und Augmented Reality. Es ist uns eine große Ehre, dass Herr Dr. rer. nat. Reiner Haseloff, Minister für Wirtschaft und Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt, als Schirmherr sein Grußwort an die Gäste dieser Fachtagung richtet. Mit »Logistik- Intelligenz in Produktion und Verkehr«, der zweiten Fachtagung, greifen wir einen weiteren Forschungsschwerpunkt des Fraunhofer IFF auf. In Hinsicht darauf, dass sich Mitteldeutschland deutlich zu einer aufstrebenden Logistikregion entwikkelt, ein hochaktuelles Thema. Um die Bedeutung des Standortes zu unterstreichen, hat Herr Dr. rer. nat. KarlHeinz Daehre, Minister für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt die Schirmherrschaft für die Logistik-Fachtagung übernom- 7 men. Abgerundet wird das Tagungsprogramm durch Workshops, die weitere Geschäftsfelder unseres Institutes mit Partnern vorstellen. So bietet beispielsweise der Workshop »Robotertechnologien für den Einsatz in Alltagsumgebungen« einen spannenden Einblick in diesen Forschungsbereich. Ich bin mir sicher, dass die IFF-Wissenschaftstage auch in diesem Jahr eine Bereicherung für Sie sein werden und wünsche Ihnen einen inspirierenden Aufenthalt in unseren Häusern. Ihr Prof. Dr.-Ing. habil. Michael Schenk Institutsleiter 10. IFF-Wissenschaftstage 27. Juni 2007 Impulsvortrag 1 Thema Zukunftsperspektiven des Logistikstandortes Mitteldeutschland Michael Reinboth Michael Reinboth Lebenslauf Jahrgang 1953 1971 Eintritt in den Dienst der Deutschen Bundespost. Wahrnehmung verschiedener Tätigkeiten: Programmierung und Anwendungsplanung diverser Projekte, Organisation Haushaltswesen, Zustellung, Abteilungsleitung Betrieb im Postamt Heilbronn. 1991 Mitwirkung beim „Aufbau Ost“ in der Bezirksdirektion Halle 1993 Projektleiter „Aufbau neues Frachtkonzept“ 1994 Niederlassungsleiter Paketzentrum Leipzig 1997 Präsident der Postdirektion Halle 1999 Geschäftsbereichsleiter Nord Ost – Bereich Paketpost Deutschland 2003 Geschäftsbereichsleiter Operations Parcel, Zentrale Bonn, Mitglied des Bereichsvorstandes DHL Express Deutschland seit Januar 2005 Projektleiter DHL-Luftfrachtdrehkreuz Europa 10 Leipzig ist der Shooting-Star der Logistik-Standorte Der Vortrag von Herr Reinboth zeigt, welche Impulse von der Investition der DHL für die Entwicklung der Logistikregion Mitteldeutschland ausgehen und stellt diese Innovationen in einen europäischen Kontext. Pressemitteilung vom 20.03.2007 - Logistik & Transport Leipzig/Stuttgart - Leipzig rückt ins Zentrum Europas. Das neue europäische Luftfrachtkreuz am Flughafen Leipzig-Halle www.leipzig-halle-airport.de wird schon bald die EU-Hauptstadt Brüssel als Hauptumschlagplatz (Hub) der Post-Logistiktochter DHL www.dhl.de ablösen. Der Logistik-Riese benötigte mehr Start- und Landekapazitäten, was in Brüssel politisch scheiterte, und wurde auf der Suche nach einem weiteren Knotenpunkt neben Hongkong und Wilmington (USA) in Ostdeutschland fündig. Die Vorteile des Standorts sind offensichtlich: „Ein Standort, der auf lange Sicht Planungssicherheit, Verkehrsrecht und einen 24-Stunden-Betrieb an sieben Tagen in der Woche ohne Einschränkungen garantiert. Nach intensiven Prüfungen kristallisierte sich heraus, dass Leipzig/Halle am attraktivsten ist“, beschreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung www.faz.net den Standort. Die zentrale geografische Lage vor den Toren der boomenden Märkte Osteuropas und die erstklassige Verkehrsanbindung machen Leipzig zum Shooting-Star der deutschen Flughäfen und Logistik-Standorte. „Durch die EU-Osterweiterung ist die Region in die Mitte des europäischen Wirtschaftsraumes gerückt“, so die FAZ weiter. 2008 will DHL den Betrieb mit 55 Flugzeugen aufnehmen, bereits ab diesem Sommer wird der Testbetrieb beginnen. Die Deutsche Bahn www.db.de ist derzeit dabei, einen Güterbahnhof zu bauen. Die Sortieranlage im Warehouse ist über vier Kilometer lang und bearbeitet in Hochzeiten bis zu 60.000 Pakete stündlich. Die DHL-Ansiedlung habe eine Sogwirkung für den Standort, erklärt Gunthard Bratzke, Geschäftsführer des in Halle ansässigen Instituts für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung www.isw-online.org. Im dem Flughafen benachbarten Güterverkehrszentrum haben sich über 100 Unternehmen aus den bereichen Logistik, Handel, Verkehr und Dienstleistungen niedergelassen. Experten schätzen, dass im Zuge der Entscheidung von DHL zugunsten des ostdeutschen Standortes bis zu 10.000 Arbeitsplätze entstehen werden. Dass bei einem solchen Projekt auch die Herausforderungen an die IT-Infrastruktur enorm sind, versteht sich von selbst. Der Stuttgarter Systemintegrator Nextiraone www.nextiraone.de mit Niederlassung in der sächsischen Metropole ist dabei, ein hochkomplexes ITK-System zu entwickeln, das in seiner Größe ebenfalls beachtlich ist: Im Erstausbau umfasst es über 1.000 Ports im Local Area Network (LAN), 340 Access Points im WLAN-Netz, 700 IP Telefone, dazu 90 Basisstationen und mehrere Hundert Mobiltelefone im DECT Standard (Digital Enhanced Cordless Telecommunications) und ein Wide Area Network (WAN) sowie umfassendes Applikation Management und ein Unified Messaging System stehen auf dem Auftragszettel der DHL. „Wir haben mit unserem Single Vendor Konzept und ausgereifter Technik überzeugt“, erklärt Axel Schnell, Chief Operating Officer von Nextiraone. Obwohl DHL und Deutsche Post vielfach von anderen Anbietern ausgerüstet wurden, hat sich Nextiraone mit seiner Alcatel-Lösung www.alcatel-lucent.de durchgesetzt. Die Präsenz vor Ort das Nextiraone-Büro ist gerade einen Kilometer vom Flughafen entfernt - und die Aufgabenteilung zwischen Unternehmensvertretern in Leipzig und in der Stuttgarter Zentrale sowie professionelle Bearbeitung aller Projektanfragen seitens des Auftraggebers und die ständige Kommunikation mit Entscheidungsträgern auf allen Ebenen in Brüssel, Berlin, Bonn und Leipzig dürften auch dafür gesorgt haben, dass sich DHL bei den Stuttgartern gut aufgehoben fühlt. „Es kommt darauf an, passgenaue Services bereitstellen zu können. In jeder Phase eines Projekts bringen wir den ermittelten Bedarf und die Leistung in Einklang. Dazu stehen wir ständig in Kontakt mit dem Kunden und unserem Partner Alcatel“, sagt Schnell. Viele Experten sind sich einig, dass die wirtschaftliche Anziehungskraft der Region Leipzig-Halle durch den Flughafen steigt. „Mitteldeutschland besitzt beste Voraussetzungen, zu den großen Gewinnern zu gehören“, kommentierte die Mitteldeutsche Zeitung www.mz-web.de die Entwicklung in der Logistikbranche. International agierende Unternehmen wie Dell, Amazon, Quelle, Porsche, BMW oder Dow Chemical haben sich bereits angesiedelt. Die Welt www.welt.de zitiert Michael Reinboth, der das Projekt DHL Hub-Luftfrachtdrehkreuz Leipzig-Halle leitet: „Wie Hamburg das ‚Tor zur Welt’ im 11 Seefrachtverkehr ist, wird Leipzig das ‚Express- und Logistikportal Europas’ in Sachen Luftfracht werden.“ Medienbüro.sohn V.i.S.d.P: Gunnar Sohn Ettighoffer Strasse 26a 53123 Bonn Germany Telefon: +49 - 228 - 6 20 44 7 Telefax: +49 - 228 - 6 20 44 75 [email protected] Quelle: http://openpr.de/news/126049/Leipzig-ist-der-Shooting-Star-der-Logistik-Standorte.html 12 10. IFF-Wissenschaftstage 27. Juni 2007 Impulsvortrag 2 Vom Petersburger Dialog zur Interlogistica Prof. Dr.-Ing. habil. Vjacheslav Prikhodko Prof. Dr.-Ing. habil. Sergei Zheltov Dr.-Ing. Stanislav Morozov Prof. Dr.-Ing. habil. Vjacheslav Michailovich Prikhodko Lebenslauf 20.01.1957 Geboren in Kaliningrad 1956- 1966 Schulabschluss im Arhangelsk Gebiet mit der Medaille in Silber 1966-1971 Moskauer Institut für Automobil- und Straßenwesen (MADI), Studium »Autoverkehr«, Diplom mit Auszeichnung 1971-1974 Moskauer Institut für Automobil- und Straßenwesen (MADI), Doktorand am Lehrstuhl »Technologien der Konstruktionsmateriallien« 1975 Promotion zum Thema »Anwendung der Untraschallschwinngungen bei der Reparatur der Auto-Traktoren Technik« 1975 - 1980 Mitarbeiter des Lehrstuhles »Technologien der Konstruktionsmateriallien« (Assistent, seit 1978 - Dozent) seit 1981 Leiter des Amtes für Studien und Lehre, 1983 – Prorektor, 1987 – Prorektor für Studienangelegeheiten, 1993 – Vize-Rektor, 2001 – wurde zum Rektor gewählt, 2006 – wurde zum Rektor wiedergewählt Forschungsarbeit Forschungsassistent, 1978 - Senior seit 1975 wissenschaftlicher Mitarbeiter, 1985 – Leiter des Labors für elektophysische Bearbeitungsmethoden, 1974 – Lehrstuhlsleiter »Technologien des Konstruktionsmateriallien« 14 1996 Habilitation zum Thema »Anwendung der Untraschallschwinngungen bei der Herstellung, Betrieb und Reparatur der AutoTraktoren Technik« 2000 Verleihung der Prämie des Präsidenten der Russischen Föderation im Bereich der Ausbildung 2003 Wahl zum korrespondierenden Mitglied der russischen Akademie der Wissenschaften Ehrenamtliche Funktion seit 1996 Präsident des russischen Entwicklerverbandes für die Ultraschalltechnik und -technologien seit 2001 Vorsitzende der zwei Habilitationskommissionen seit 2003 Stellvertretender Vorsitzende des Rates für Verleihung der Prämie der Regierung der Russischen Föderation im Bereich des Maschienenbaus und Transports 2007 Mitglied des ehrenamtlichen Rates des Verkehrsministeriums der Russischen Föderation 15 Prof. Dr.-Ing. habil. Sergey Jurievitch Zheltov Lebenslauf 26.04.1956 Geboren in Moskau 1973- 1979 Moskauer physikalisch-technisches Institut (MFTI), Studium der Steuerungssysteme und angewandten Mathematik 1979-1982 Moskauer physikalisch-technisches Institut (MFTI), Doktorand 1982- 1997 Staatliches Forschungsinstitut für Flugsysteme (FGUP GosNIIAS), Forschungsassistent, Gruppenleiter, Laborleiter, Stellvertender Generaldirektor für IT-Technologien 2005 Staatliches Forschungsinstitut für Flugsysteme (FGUP GosNIIAS), Der erste Stellvertretender Generaldirektor seit 03.2006 Staatliches Forschungsinstitut für Flugsysteme (FGUP GosNIIAS), Generaldirektor 04. 2006 Wahl zum korrespondierenden Mitglied der russischen Akademie der Wissenschaften 16 Dr.-Ing. Stanislav Morozov Lebenslauf 07.09.1979 Geboren in Moskau 09/1996 – 07/2000 Moskauer Technische Universität für Fernmeldewesen und Informatik (MTUCI), MoskauAbschluss: Bachelor of Science in Informatik und Rechentechnik 09/2000 – 07/2002 Moskauer Technische Universität für Fernmeldewesen und Informatik (MTUCI), Moskau Abschluss: Master of Science in Informatik und Rechentechnik 10/2002 – 06/2003 Technische Universität Graz, Österreich Zusatzstudium Telematik und Logistik Ernst Mach - Stipendium 10/2002 – 10/2005 Staatliche Technische Universität – Moskauer Institut für Automobil- und Straßenwesen (MADI) und Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF Magdeburg - Promotion »Vervollkommnung von Transport-Technologieprozessen in Liefernetzen für Komponenten in der Industriellen Produktion« Tätigkeiten: 09/1998 – 08/2000 Staatliches Forschungsinstitut für Flugsysteme (FGUP GosNIIAS), Moskau - Hilfswissenschaftler 17 08/2000 – 10/2002 Staatliches Forschungsinstitut für Flugsysteme (FGUP GosNIIAS) , Moskau - Arbeit als Ingenieur während des Masterstudiums 03/2003 – 06/2003 Technische Universität Graz, Österreich - Tutor am Institut für Informationsverarbeitung und Computergestützte neue Medien im Fach Datenbanken 02/2004 – 01/2006 Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF, Magdeburg - Regierungspraktikant mit Stipendium des BMWA seit 02/2006 Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF Magdeburg - Wissenschaftler Mitarbeiter 18 Vom Petersburger Dialog zur Interlogistica Prof. Dr.-Ing. habil. Vjacheslav Prikhodko Prof. Dr.-Ing. habil. Sergei Zheltov Staatliches Forschungsinstitut für Flugsysteme Viktorenko 7 125319 Moskau Tel. +7 495 157 70 74 Fax +7 495 943 86 05 Email [email protected] Staatliche Technische Universität – Moskauer Institut für Automobilund Straßenwesen (MADI), Rektor Leningradski Prospekt 64 125319 Moskau Tel. +7 495 151-6412 Fax +7 495 151-8965 Email [email protected] Dr.-Ing. Stanislav Morozov Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF Sandtorstraße 22 39106 Magdeburg Tel. +49 391 40 90 375 Fax +49 391 40 90 432 Email [email protected] 1 Gründung der Interlogistica Das Konzept zum Aufbau der Interlogistica hat seinen Ursprung im deutschrussischen Petersburger Dialog, der vom damaligen Bundeskanzler Schröder und Russlands Präsident Putin ins Leben gerufen wurde. Der Petersburger Dialog ist ein offenes und breit angelegtes Diskussionsforum, das sich gesellschaftlichen Fragen der Zeit und der deutsch-russischen Beziehungen widmet. Basierend auf der langjährigen erfolgreichen Zusammenarbeit von Wissenschaftlern, Spezialisten und Geschäftsleuten aus Russland und den neuen Bundesländern Deutschlands wurde im Ergebnis des Petersburger Dialogs 2003 im Beisein des Vorsitzenden des Lenkungsausschusses, Herrn Michael Gorbatschow, ein Memorandum zum Aufbau eines gemeinsamen Kompetenzzentrums Interlogistica zwischen dem FGUP Staatlichem Forschungsinstitut für Flugsysteme (FGUP GosNIIAS) und dem Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF unterzeichnet. Im Jahr 2004 trat die Staatliche Technische Universität - Moskauer Institut für Automobil- und Straßenwesen (MADI) dem Kompetenzzentrum Interlogistica bei. 19 Bild 1: Unterzeichnung des Memorandums zum Aufbau der Interlogistica im Rahmen des Petersburger Dialogs in St. Petersburg 2003 – v. l. n. r.: I. Morozov, Stellvertretender kaufmännischer Direktor des FGUP GosNIIAS; Dr.-Ing. F. Wende, Geschäftsführer der PRO-DE GmbH; M. Gorbatschow, Vorsitzender des Lenkungsausschusses; Prof. Dr.-Ing. habil. M. Schenk, Institutsleiter des Fraunhofer IFF; Prof. Dr.-Ing. habil. S. Zheltov, Generaldirektor des FGUP GosNIIAS. Bild 2: Prof. Dr.-Ing. habil. M. Schenk, Institutsleiter des Fraunhofer IFF und Prof. Dr.-Ing. habil. V. Prikhodko, Rektor vom MADI bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags. 20 2 Aktivitäten und Ergebnisse Das Hauptanliegen der Interlogistica besteht darin, Ergebnisse und Produkte von Forschungsarbeiten, Produkte für den Lehrprozess und Consultingdienstleistungen gemeinsam zu entwickeln und zu vermarkten sowie den Know-how-Transfer in verschiedenen Bereichen sicherzustellen. Der Fokus liegt hierbei auf: 1. der Aus- und Weiterbildung auf dem Gebiet der Logistik, 2. dem Technologie-Consulting in verschiedenen Bereichen, 3. der Entwicklung und dem Einsatz integrierter RFID-basierter Lösungen für logistische Netze und 4. der Entwicklung und dem Einsatz optischer 3D-Messtechnik. Erste Ergebnisse der Zusammenarbeit im Rahmen der Interlogistica waren Logistik-Seminare, die in den Partnerorganisationen in Russland von IFF-Mitarbeitern durchgeführt wurden sowie die Teilnahme von Experten des Fraunhofer-Instituts IFF am Logistik-Forum des MADI im Jahre 2004. Grundlage der Seminare bildeten am IFF entwickelte Logistik-Planspiele. Die Generierung einer einheitlichen Sichtweise auf Methoden zur Formulierung und Lösung von logistischen Aufgaben stand bei den Teilnehmern dabei im Vordergrund. Mit der Anpassung der Planspiele an russische Bedürfnisse und Gegebenheiten durch die russischen Partnerorganisationen konnten Programme für gemeinsame Seminare zur Weiterbildung auf den Gebieten Produktionslogistik, Transport, Lagerwirtschaft, Beschaffungslogistik und Supply Chain Management erstellt werden. Ende 2005 wurde das erste gemeinsame Seminar zur Produktionslogistik im Industrieunternehmen FGUP Ufimskoe Gerätebau Produktionsvereinigung in der Stadt Ufa erfolgreich durchgeführt. Als Resultat der engen Zusammenarbeit zwischen dem Fraunhofer IFF und dem Institut für Logistik und Materialflusstechnik (ILM) der Otto-von-GuerickeUniversität Magdeburg entstanden ebenfalls Kooperationen zwischen dem MADI und der Universität Magdeburg, die durch verschiedene akademische Aktivitäten charakterisiert sind. Erfolgreiche Beispiele dafür sind die Seminare und Vorlesungen, die von den ILM-Mitarbeitern am MADI durchgeführt wurden, der Austausch von Wissenschaftlern, die Weiterbildung von Doktoranden des MADI in Deutschland mit nachfolgender Verteidigung von Doktorarbeiten sowie ein Tempus-Antrag zur Entwicklung eines gemeinsamen MBA-Programms auf dem Gebiet der Transportlogistik. In Zukunft soll dieses gemeinsame MBA-Programm als Basis für eine langfristige Zusammenarbeit von MADI, Fraunhofer IFF und ILM der Otto-vonGuericke-Universität dienen. Neben den akademischen und qualifizierenden Aktivitäten auf dem Gebiet der Logistik wird an verschiedenen gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsprojekten gearbeitet. Während der Eröffnung des offiziellen Auslandsbüro der Fraunhofer-Gesellschaft in Moskau im Oktober 2005 wurde vom Fraunhofer IFF, GosNIIAS und MADI das »Joint-Lab«, ein gemeinsames Forschungs- und Entwicklungslabor, präsentiert, das in die Interlogistica integriert wurde. Im Rahmen des »Joint-Lab« werden Arbeiten auf den Gebieten der technischen Logistik und der Entwicklung optischer Messsysteme für die Fertigungs- und Qualitätskontrolle durchgeführt. 21 Als Inhalte dieser Arbeiten sind hier u. a. zu nennen: x Entwicklung und Einsatz von Demonstrator- und Prototyplösungen sowie integrierter RFID-basierter Lösungen für logistische Netze, x Beratung zur Organisation bzw. Verbesserung logistischer Abläufe mittels RFID-Technologien, x Erstellung von technischen und organisatorischen Konzepten, x Unterstützung bei der Zertifizierung von Prozessen und Systemen. Die ersten gemeinsamen Entwicklungen auf dem Gebiet der Identifizierung von Bauteilen für die Luftfahrtindustrie wurden auf der internationalen Luft- und Raumfahrt-Messe ILA-2006, der größten Luft- und Raumfahrt-Ausstellung Deutschlands, in Berlin vorgestellt. Präsentiert wurde hier als Produkt der Interlogistica der Demonstrator »RFID für Luftfahrtkomponenten« zur eindeutigen und fälschungssicheren Kennzeichnung von Flugzeugbeiteilen. Diese Lösung stieß seitens der Industrie und Luftfahrtunternehmen auf großes Interesse und regte die Durchführung weiterer Arbeiten zur Erweiterung der Möglichkeiten des Prototyps an. Dazu zählt unter anderem die Entwicklung einer RFID-Middleware, welche die Funktionen des Prototyps wesentlich erweiterte. Ein auf Grundlage dieser RFID-Middleware entwickeltes integriertes System wurde erstmalig auf der Tagung »Logistische Prozesse in den Bereichen Luftfahrt, Automobil und Transportwesen: Qualität und Sicherheit« im April 2007 in Moskau präsentiert. Die traditionelle Teilnahme von Experten des Fraunhofer-Instituts IFF am jährlich stattfindenden logistischen Forum des MADI, führte zu der Idee, diese gemeinsame internationale Logistik-Tagung in Moskau durchzuführen. Die Planung und Durchführung der Tagung wurden von russischen Regierungsinstitutionen, dem Verkehrsministerium (MinTRANS) und der Föderalen Agentur für Industrie Russlands (ROSPROM) unterstützt. Im Mittelpunkt der Tagung im Renaissance Hotel Moskau standen Fragen der Sicherung von Qualität, Stabilität und Sicherheit logistischer Prozesse in den Branchen Luftfahrt und Automobil. Diese Problematik gewinnt für die entsprechenden Branchen verstärkt an Bedeutung, was einerseits durch ein hohes Niveau von Anforderungen an die Qualität von Produkten und Prozessen und andererseits durch weltweit verteilte Produktions- und Verbrauchsstandorte bedingt ist. Über 200 Entwickler, Anwender, Dienstleister und Endkunden trafen sich auf der zweitätigen Veranstaltung, um ihre Erfahrungen und Anforderungen hinsichtlich der Sicherung logistischer Prozesse und Möglichkeiten der Unterstützung durch technische Systeme vorzustellen und zu diskutieren. Abgesehen von Lösungen auf dem Gebiet der technischen Logistik wurden auf der Tagung auch andere gemeinsame Entwicklungen präsentiert, wie z. B. Verfahren der Bildverarbeitung, die bei der Automatisierung vieler Prozesse eine wichtige Rolle spielen. Exemplarische Anwendungsfelder sind Fertigungs- und Qualitätskontrollen, die Überwachung von Verkehrsströmen und die Auswertung von Luftbildaufnahmen sowie die Simulation von Produkt- und Prozessentwicklungen. Begeistert nahm das internationale Fachpublikum die sowohl von deutschen als auch von russischen Referenten gehaltenen Vorträge auf. So berichteten beispielsweise hochrangige Vertreter von DHL, Siemens, VW, Airbus, Intermec Corporation (USA) und Kühne&Nagel von ihren Erfahrungen. Von russischer Seite referierte unter anderem der Vize-Generaldirektor des Zentralen Automobil- und Automotorforschungsinstituts (NAMI). In enger Kooperation mit der Bundesvereinigung Logistik BVL und unter der Schirmherrschaft des russischen Verkehrsministeriums (MinTRANS) sowie der Föderalen Agentur für Industrie Russlands (ROSPROM) bot die Tagung eine Plattform zur Initiierung von Kontakten zwischen europäischen und russischen Partnern auf allen Ebenen der Wertschöpfungs- und Nutzungskette in den adressierten Branchen. 22 Bild 3: Tagung »Logistische Prozesse in den Bereichen Luftfahrt, Automobil und Transportwesen: Qualität und Sicherheit« - v. l. n. r.: Prof. Dr.-Ing. habil. V. Prikhodko, Rektor vom MADI; Prof. Dr.-Ing. habil. S. Zheltov, Generaldirektor des FGUP GosNIIAS; Dr.-Ing. F. Wende, Geschäftsführer der PRO-DE GmbH; Prof. Dr.-Ing. habil. M. Schenk, Institutsleiter des Fraunhofer IFF. 3 Ausblick Das Fundament für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Interlogistica wurde bereits durch den positiven Start und bisherigen Verlauf der Zusammenarbeit gelegt. Im akademischen Bereich ist die Vorbereitung und Realisierung eines gemeinsamen MBA-Ausbildungsprogramms einer der wichtigsten Inhalte dieser Kooperation. Die Partner schenken der Ausbildung junger Spezialisten besondere Aufmerksamkeit. Es ist geplant, das Programm des Zusatzstudiums für junge Wissenschaftler sowohl in Russland als auch in Deutschland zu erweitern. Damit wird der Austausch von Erfahrungen und Ideen intensiviert. Zudem wird Fragen, die mit der Vervollkommnung und dem Einsatz von gemeinsam entwickelten Lösungen auf dem Gebiet der technischen Logistik und optischen Messungen in der Luftfahrtindustrie Russlands und Deutschlands sowie mit der Entwicklung ähnlicher Lösungen für die Automotivindustrie verbunden sind, ein hoher Stellenwert beigemessen. Die positiven Erfahrungen bei der gemeinsamen Konzipierung von technologischen Lösungen lassen die begründete Hoffnung entstehen, dass sich die Zusammenarbeit auf diesen innovativen Gebieten weiterentwickelt. 23 10. IFF-Wissenschaftstage 27. Juni 2007 Infrastrukturen für die intelligente Logistik Thema Barcode & RFID – Schnittstellen zwischen logistischen Systemen unterschiedlicher Intelligenz Heinrich Oehlmann Heinrich Oehlmann Lebenslauf Jahrgang 1941 1957 Lehre Fernmeldetechnik 1960 Berufsausübung Fernmeldemonteur, Weiterbildung zum Techniker und Ingeneur, Ausübung Projektierungs-, Offertingenieur, dann Vertriebsingenieur Kommunikationstechnik. 1978 Gründung Ingenieurbüro Oehlmann, Übernahme von internationalen Vertretungen mit Zielrichtung Automatische Datenerfassung und deren Integration und Gründungen von Fachbereichen im internationalen Netzwerk mit der Elmicron AG und ICS AG, Schweiz. 1981 Barcode-Einführungen in Industrie, Gesundheitswesen (Blutbanken), Bibliotheken, etc. 1986 Erste RFID Einführung in Industrieprojekten (LF) 19992 CEN TC225 Mitgründung Arbeitsgruppe AIDC, Convenor EN 1572, Multi-IndustrieTransportetikett. Übernahme Technisches Komitee im European Health Care Business Communication Council (EHIBCC). 1997 Gründung Eurodata Council Stichting, Den Haag. Obmann im DIN Normenausschuß Informationstechnologie 31, AIDC seit 1997 Normierung Barcode, RFID und Datenstrukturen in DIN NI31, ISO/IEC JTC 1/SC31 und ISO JWG TC104/TC122, Liaison mit Industrieverbänden in Industrie und Gesundheitswesen für Erstellen von Guidelines, Consulting zu den Aufgaben von Tracking & Tracing international 26 Barcode & RFID - Schnittstellen zwischen logistischen Systemen unterschiedlicher Intelligenz Heinrich Oehlmann Eurodata Council, AIDC Kösener Strasse 85 06618 Naumburg Tel. +49 3445 78116 0 Fax +49 3445 770161 [email protected] 1 Kommunikation zwischen Ware und System Angewandte Intelligenz in der Logistik beinhaltet zwingend die Kommunikation zwischen der Ware und Steuersystem. Andernfalls bleibt es bei einem theoretischen Modell. Um zu entscheiden, wo ein Objekt herkommt, wo es sich befindet oder wohin es gehen soll und wann, wird dessen unverwechselbare Identität benötigt. Barcode und/oder RFID sind die einschlägigen Technologien für diese Zwecke und gleichermaßen in der Lage, die Identität automatisch festzustellen und zu melden. Eindeutige Identität im geschlossenen System wird durch einfache interne Systemreferenzen geregelt. Das funktioniert allerdings im offenen System nicht. Hat ein Objekt einmal das Haus verlassen, gelten zu den Regeln des Versenders auch die Regeln des Transporteurs und die des Empfängers, bzw. deren ERP-Systeme. Oft genug ist dies an Mehrfachcodierung einer Transporteinheit deutlich. Einigen sich aber alle Beteiligten auf Normen, die auch für alle anderen Objekte und Ziele gelten, dann sind die Voraussetzungen für übergreifende Kommunikation in vereinfachter Weise gegeben. Dies sind nicht allein die Normen für die physikalische Spezifikation eines Barcodes oder eines RFID-Chips, sondern auch die Normen für die Datenstrukturen, welche Barcode und RFID erst kommunizieren lassen. Diese bedienen die Schnittstellen zu den Rechnersystemen. 1.1 Die Sprache der Automatischen Identifikation Die Methodik des kommunizierens zwischen den Systemen der Partner in einer logistischen Versorgungskette ist mit der Anwendung einer gemeinsamen Sprache vergleichbar, die Sprache der Automatischen Identifikation. Diese Sprache ist nicht bei Barcode nicht neu, aber durchaus bei der Anwendung in Verbindung mit RFID. Die betreffende Semantik ist unter ISO/IEC 15418 normiert und enthält sogenannte „Datenidentifikatoren“ oder „Datenbezeichner“. Diese werden den Datenelementen einer Information vorangestellt und zeigen dem Computer (nicht dem Menschen) an, welche Bedeutung das Datenelement hat. Wird ein nach Norm strukturierter Code erfasst, und dem Computer übermittelt, kann die Software auf einfache Weise den Inhalt erkennen. 1.2 Unverwechselbare Identität Im offenen System einer übergreifenden Versorgungskette ist Unverwechselbarkeit ein entscheidendes Merkmal. Der Baustein dazu ist die Norm „ISO/IEC 15459 Unique Identifiers“i, welche in 2007 den Geltungsbereich von kleinsten Objekten/Produkten bis hin zum Versandcontainer erhält. Dazu sorgt eine von ISO und CEN geregelte Hierarchie für die Verantwortung zu den Nummernkreisen (Bild 1). Die verbleibt selbstverständlich in letzter Konsequenz beim Hersteller, der seine im 27 Qualitätsmanagement festgelegten Referenzen für Produkt, Charge, Seriennummer per „Identräger“ kommunizieren will. Für durchgängige Steuerungsfähigkeit aber auch Rückverfolgbarkeit ist es notwendig, daß diese seine Referenzen auch bis zum Anwender beibehalten bleiben, also daß unterwegs nichts geändert wird. Zu ändern gibt es bei der Optimierung von logistischen Systemen ganz andere Dinge, als Nummernkreise. Also heizt es, die Originalreferenzen in verständliche Sprache, also in die Norm packen, anstelle neue Referenzen und Nummernkreise zu generieren. Dies ist auch die Logik, daß sich RFID einfacher integrieren läßt, wenn man auf eine Barcode- gestützte Infrastruktur aufbaut. Bei RFID geht es ja genauso um Identität des markierten Objekts. ISO/IEC A: CEN 15459 CEN & ISO authorisieren NEN Organisationen zu registrieren B: NEN vergibt Organisationskennungen (Issuing Agency Codes) C: Organisation vergibt die Company ID für Kennzeichner D: Kennzeichner ist verantwortlich für die Eindeutigkeit E: Einheit Bild 1: Hierarchie der Unverwechselbarkeit von A – E nach ISO/IEC 15459 und EN 1572 Die Hierarchie der Unverwechselbarkeit ist in Zuständigkeiten aufgeteilt: ISO & CEN für die Regel, NEN, das Niederländische Normierungsinstitut, für die Registrierung der Vergabestellen als Issuing Agencies mit zugehörigem Kürzel, die Issuing Agencies mit der Aufgabe, unikate Firmencodes zu vergeben und schließlich die Firma, die für ihr eigenes Nummernsystem verantwortlich ist. Es lohnt sich einii mal ins Internet bei NEN nachzuschauen und die 26 „Issuing Agencies“ zu entdecken, die alle Firmencodes zum Zweck der Nutzung in Barcode & RFID vergeben. Darunter findet man die Vergabestellen für Verbandsmitglieder, Industrie & Handel mit freien oder gebührenbehafteten Codes. Auf der Liste unter „G“ ist auch GS1 für Vergabe der EAN-Codes für EPC registriert, gleichwertig zu allen anderen 25 Institutionen, die eines gemeinsam haben: Sie registrieren Firmencodes für die Verwendung in Barcode & RFID nach ISO/IEC-Regeln, bzw. wenden diese selbst an. Die Produkte, Transporteinheiten des Lieferanten werden damit Unikate, man spricht auch vom „License Plate“. Diese doch einfache und sichere Lösung eines „License Plates“ in RFID spiegelt sich im Entwurf für den Applikationsstandard ISO 17965 wieder: „Supply chain applications of RFID — Transport units“. Ebenso wie für den seit Jahren effektiven Standard „ISO 15394 Packaging - Linear & 2D Symbols for Transport Units“ ist das „License Plate“ die globale Lösung. Das sehen so die meisten Industrieverbände für Automotive, Elektronik, Health Care, usw. Allerdings ist es jetzt schon fraglich ob GS1 aus den Reihen des Konsums den „effektiven Umfang“ der globalen Standards für RFID umfassend publizieren wird, da auch hier die Eigeninteressen, den EAN-Code mit EPC zu promoten, den Vorrang haben werden. So jedenfalls stellt es sich heute dar und wird der Verbreitung von RFID nicht unbedingt förderlich sein. 2 Barcode & RFID Barcode in Synergy mit RFID oder jeder für sich? Barcode ist als Synonym für Automatische Datenerfassung weltweit stabil präsent. Die Barcodelösungen müssen es sich aber sich gefallen lassen, daß sie schon fast als fossil gelten. Glücklicherweise werden die “Punktmatrixcodes” auch zur Barcode-Technologie gezählt und Barcode erfährt dadurch als optische Identtechnologie 28 fast eine Neugeburt. Seit den 70ger Jahren hat sich Barcode bis heute stetig weiter entwickelt und ist in der Tat heute auf den Punkt gekommen (Bild 2). Schon sind die wichtigsten Punktmatrixcodes iiiDATAMATRIX und ivQR-Code normiert. Wird bereits DATAMATRIX intensiv für alles verwendet, wo kein linearer Code drauf passt, aber Rückverfolgungsinformation geboten ist. So zu sehen bis aufs Kleinste, auf Elektronischen Funktionselementen, auf Chirurgischen Instrumenten, ja Probefläschchen. RFID Punktmatrix Codes Gestapelte Codes Lineare Codes Bild 2: Entwicklung des Barcodes und RFID seit 1970 bis heute Der Trend von „linear zu 2D“ bei Barcode ist kein „AUS“ für RFID in diesen Bereichen, denn mit Barcode kann man eben nicht alles machen: x x x Hindurch scannen durch Verpackung Information hinzufügen, quittieren verschmutzten Bereichen Scannen um nur 3 Punkte zu wiederholen, die RFID bietet. Nein es ist attraktiv mit RFID genau das zu versuchen, was mit Barcode eben nicht geht, selbst wenn das etwas dauert. Ein Beispiel zeigt die Machbarkeit der Hybridtechnik auf dem erwähnten Instrument. Wurde bisher für unikate Identifikation nach ISO/IEC 15459 und Anwenderempfehlung DIN V66401 der DATAMATRIX verwendet, so zeigt das Bild 3) ein Instrument das bereits beide Technologien die Ident-Information tragen. Die gleiche natürlich. ISO/IEC 15459 setzt hier die Regeln für die Mindestfunktion, die Unverwechselbarkeit. Erwünschte Zusatzinformation ist das Dokumentieren der Einsätze des Instrumentes, idealerweise auch direkt im RFID-Chip für netzwerkunabhängigen Zugriff. 29 DATAMATRIX 3x3mm RFID-Transponder Bild 3: Instrument in Hybridtechnik ausgestattet mit DATAMATRIX und RFID (Quelle Elmicron) 3 RFID alleinstehend? RFID ist unsichtbar - ruft allein diese Tatsache nicht nach weiterer sichtbarer Beschriftung? Wenngleich schon ergraut, Barcode kostet fast nichts, wenn man sowieso eine Beschriftung aufbringen will oder ums. Mindestens in der offenen Logistik heißt es immer noch „Am Anfang steht die Schrift“, denn es existiert heute noch kein voll automatisiertes intelligentes „Supply Chain Management“ System bis zum Anwender; der Mensch ist immer noch dabei. Beim Betrachten der fast fossilen Barcodetechnologie ums man zugestehen, daß die Entwicklungen vom Strich zum Punkt über gestapelte Codes zum Punktmatrixcode geradezu einen Trend auslösen. Aber wo gibt es Zusammenhänge zwischen RFID und Barcode? Überall dort, wo bisher Barcode eingesetzt wurde und jetzt mit RFID experimentiert werden soll. Es ist ziemlich sicher, daß RFID nur dann zum Zuge kommt, wenn RFID gegenüber Barcode einen Mehrwert bietet. Allerdings ist es für jede neue RFID-Anwendung hilfreich, wenn eine Markierung per Barcode bereits vorliegt. Diese Basis erspart den Aufbau neuer Infrastrukturen und erlaubt, daß man sich auf die physikalischen Eigenschaften von RFID konzentriert. Das führt allerdings auch zu Anforderungen an RFID, welche über die technologischen Merkmale hinausgehen, nämlich zur INTEROPERABILITÄT mit Barcode. Das „Wie“ wird in Anwenderempfehlungen „ISO powered RFID“ beschrieben. 3.1 Zur Interoperabilität mit Barcode Barcode war etwas, an das die Chip-Hersteller gar nicht erst denken wollten, hatte doch jeder RFID-Chip ursprünglich seine eigene Identität. Hat man auf Barcode allerdings planerisch aufgebaut, so sind zwei Fliegen mit einer Klappe gefangen: x Die Infrastruktur steht bereit und RFID wird zum zusätzlichen Datenträger 30 x B) Back-Up entsteht bei interoperablen Barcode & RFID automatisch. Aus diesen Überlegungen entstehen hybride Barcode & RFID Systeme. Es spricht also sehr viel dafür, daß auch intelligente Systeme auf bestehendem aufbauen, verspricht es doch erhöhte Projektgeschwindigkeit und das Konzentrieren auf die eigentlichen Neuerungen für ein logistisches Konzept. Aber nicht alle Institutionen sehen daß so effizient und einfach. Es sei an dieser Stelle angeraten, darauf zu achten, daß die angebotene Nummernstruktur und auch die angebotene Datenkapazität mit dem Bedarf übereinstimmt. Selbst wenn die ISO/IECSpezifikation auch für den UHF-Bereich Kompatibiliät zu den Barcodedaten bietet von z.B. 20 Zeichen für eine Seriennummer, so wird ein nach EPC-Substruktur hergestelleter 96BIT-Chip dies zurückweisen. Aufgepasst also und den richtigen ISO-Transponder bestellen. 4 Visionen und Konzepte 4.1. Die Dinge im Internet oder das Internet der Dinge. Beim Aufbau neuer intelligenter Konzepte gibt es durchaus konträre Sichtweisen. Propagieren die Einen, die Vorteile von RFID voll auszuschöpfen und Variable, ja im Fluß entstehende Daten auch per RFID verfügbar zu halten, propagieren die anderen nur eine Kurznummer. Letzteres kommt aus dem Konsum, wo die Kassen auch nur Kurznummern verstehen. Die zugehörige Organisation GS1 (seit 2007 ist EAN International in GS1 umgetauft, zeigt sich überzeugt, daß zu RFID, auch eine neue Infrastruktur gehört, also eine Kurznummer reicht. Dies deutet daraufhin, daß man die Funktion der Barcodestrukturen für Variable bezweifeln würde. Man spricht hier vom „Electronic Product Code – EPC“ mit Copyright für GS1, der ursprünglich für 64BIT, jetzt für 96BIT ausgelegt werden soll. Das sind rund 12 Zeichen. Vielleicht ist der Hüter des EAN-Standards, jetzt GS1, auch enttäuscht von den Ergebnissen von Barcode für die Produktrückverfolgbarkeit, wenn man den Zeitungsberichten über die Alarmfälle von verdorbenen Lebensmitteln verfolgt, eine Domäne des EAN-Codes. Aus Kreisen von Industrie, Transport und Gesundheitswesen hört man von derartigen Barcodeproblemen kaum, im Gegenteil, die Rückverfolgungsdaten werden direkt vom Produkt gescannt. Nach GS1 sollen diese Daten via Internet angeboten werden, bekanntgemacht unter dem Synonym „Internet der Dinge“. Dafür wurde in der EPC-Struktur in der Tat äusserst schmalbandig nur Kapazität für die selbst vergebenen Firmencodes eingerichtet. Durch das EPC-Konzept wird die Praxis in Industrie- und Gesundheitswesen weder berücksichtigt noch unterstützt. Allerdings ermöglichen ja die übergeordneten ISO/IEC-Spezifikationen die Interoperabilität zwischen den Datenstrukturen des gewohnten Barcodes nach dem Hybridgedanken auch in RFID. Für die unterschiedlichsten logistischen Systeme ist dies das gemeinsame Interface. 4.2 Konzept Daten am Objekt Die Daten am Produkt halten, schliesst keinerlei Zugriffe auf externe Datenbanken aus, bieten jedoch BackUp und Sofortzugriff, wo auch immer die betreffenden Produkte oder Transporte auftauchen. Sind auf dem technischen Produkt gewöhnlich Charge oder Seriennummer, gegebenenfalls Produktions- oder Verfalldaten vorhanden, so kann ein Transportetikett durchaus den gesamten Inhalt in automatisch lesbarer Form tragen. Dies ist selbst im ISO 15394, dem weltweit akzeptierten Standard für Transporteinheiten so vorgesehen. Ein 2D Barcode trägt diese Daten in einer „EDI-kompatiblen“ Syntax. Systeme können dann wählen: Daten vom Objekt oder übers Netz (wenn vorhanden). Konsequent umgesetzt wird dies von verschiedenen Industrien und im Gesundheitswesen auch auf den Lieferpapieren. Hier wird der Begriff „ PaperEDI“ verwendet. Wenn 31 Barcode, bzw. seine 2D-Varianten 1K-Zeichen tragen können, warum sollte das nicht auch RFID können? (Bild 4) Bild 4: Lieferdaten per DATAMATRIX &/oder RFID (Quelle Elmicron) 5 Barcode oder Datamatrix als Trigger für RFID Ist ein Transponder vorhanden/nicht vorhanden, welche Frequenz? Das kann eine offene Frage sein oder werden. An dieser Stelle soll für alle diejenigen einen Vorschlag unterbreitet werden, welche dem Prozessrechner die Anwesenheit eines RFID-Transponders per Alternativ-Medium Barcode oder Datamatrix (Bild 5) melden wollen. Dazu empfiehlt es sich einen Datenidentifikator nach ISO/IEC 15418 im optischen Symbol einzubauen, welcher daraufhin weist, daß eine Information in einem RFID-Transponder vorliegt. Dazu bietet sich nach ISO/IEC 15418, Teil Datenidentifikatoren (DI’s) ein Datenidentifikator der Kategorie „Field Continuation“ C bis 5C an, z.B.„(4C) Continuation of a Transaction Reference“. Allerdings kann auch ein noch freier spezifischer Identifikator „nC“ beantragt werden, der explizit besagt „Zugehörige Information siehe RFID-X“. Für „-X“ kann die Frequenz mit 2-7 benannt werden, entsprechend der Standard ISO/IEC 18000-Teil 2-7. Ein Barcodescanner kann ja einen kurzen Hinweiscode auch leicht über 1 bis 2m erfassen. Bild 5: Datamatrix als Trigger für RFID (Quelle Microsensys) 6 Tandem-Technik als Eimerkette für Chargendaten im intelligentem Prozess Aufnahme von Zutaten, Produktdaten, Führung durchs Reinigungsbad, durch automatische Prozesse, kontinuierliche Dokumentation mit dem Objekt, Datenweitergabe an Barcode, das geht mit RFID hervorragend und hat bereits einen „ Euro ID Award 2006“ gebracht. Dazu wurde zwar der Begriff „Composite-Lösung“ gewählt, aber „Hybrid- oder Tandemtechnik“ passt ebenso gut. Die dabei beschriebene Applikation beginnt mit Barcode auf dem Rohstoffl, führt zur Übergabe von Chargendaten an einen RFID-Transponder auf dem Zwischenbehälter und weiter in den Produktions- und Veredelungsprozess mit Übergabe der Produktionsdaten an Datamatrix. Schliesslich erhält die Produktverpackung einen linearen Barcode mit den Rückverfolgungsdaten. Das so geführte Produkt trägt nach Gesetz und Ordnung 32 validierte Chargendaten bis zum Anwender. Im Gesundheitswesen ist es der Patient, der das Medizinprodukt mit Health Care Barcode (HIBC) für ordnungsgemäße Produktidentifikation, „notfalls“ arückverfolgbar bis zurück aufs Rohmaterial. Dabei ist die Rückverfolgbarkeit praktisch ein Abfallprodukt einer 100%tigen Qualitätssteuerung, möglich durch Synergie „Barcode & RFID“. 7 Schlussfolgerung Barcode, seine zweidimensionalen Varianten und RFID sind Datenträger, welche jeder für sich unterschiedliche Information aber auch gleiche Information tragen kann. Die gemeinsame Basis bilden die genormten Datenstrukturen. Diese stellen Interoperabilität zwischen Barcode und RFID her. Sind unterschiedliche intelligente Systeme so ausgestattet, daß sie die genormte Syntax verstehen, dann ist keine Absprache mehr zu der Struktur nötig, sondern nur noch über die Art der Information, z.B. Transportinformation. Nicht zuletzt die Deutsche Post mit DHL World Wide Net benutzt die unikate Transportnummer, das License Plate nach ISO/IEC 15459 des Lieferanten, als Interface zwischen Kunden und Empfängern und gegebenenfalls auch dazwischen mit seinen weltweiten Partnern . Die ISO/IECDatenstrukturen sorgen dabei für die Unverwechselbarkeit, das Identmedium für den Transport. Zusammen ist Barcode und RFID ein ideales Interface zwischen den logistischen Systemen der Welt, wenn über das Objekt kommuniziert wird oder werden soll. Daß für bestimmte Anwendungen eine Minimalfunktion eindeutiger Objektidentifikation auch einmal ausreichen kann, paßt in die breite Palette der unterschiedlichen und unterschiedlich intelligenten Systemanforderungen durchaus hinein, aber nicht umgekehrt. Eine zu schmalbandige Definition der Nummernkreise gerade bei RFID unötige Limitationen verursachen und die Applikationen nur einschränken. Da sind besonders die RFID-Transponder gefordert, ausreichend Speicher im Angebot zu haben, denn die Zusatzaufgaben mit Datalogging sind hier noch nicht einmal angesprochen. ii Liste der Vergabestellen für Firmencodes: www2.nen.nl/getfile?docName=196579 iii DATAMATRIX Spezifikation ISO/IEC 16022 iv QR CODE Spezifikation ISO/IEC 18004 33 10. IFF-Wissenschaftstage 27. Juni 2007 Infrastrukturen für die intelligente Logistik Thema Konzipierung eines Data Warehousing Referenzmodells für die Steuerung komplexer Supply Chains Ao. Univ.-Prof. Dr. Kurt Matyas Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Wilfried Sihn Dr. Manuel Cantele Ao. Univ.-Prof. Dr. Kurt Matyas Lebenslauf Jahrgang 1963 1982 – 1988 Studium Maschinenbau/ Betriebswissenschaften an der TU Wien 1992 Promotion 2000 Habilitation für das Fachgebiet „Industrial Engineering“ 1989-1998 Universitätsassistent 1998-2001 Assistenzprofessor Seit 2001 Ao. Universitätsprofessor am Institut für Managementwissenschaften – Bereich Betriebstechnik und Systemplanung Seit 2004 Stv. Studiendekan der Fakultät für Maschinenwesen und Betriebswissenschaften Seit 2004 Mitarbeit in der Fraunhofer Projektgruppe für Produktions- und Logistikmanagement Durchführung zahlreicher Forschungs- und Beratungsprojekte mit der Industrie seit 2006 Vizepräsident des österreichischen Verbandes der Wirtschaftsingenieure x Hauptschwerpunkte in Forschung, Lehre und Beratung: x x 36 Inner- und zwischenbetriebliche Logistik Instandhaltung und Verfügbarkeit Qualitäts- und Prozessmanagement Konzipierung eines Data Warehousing Referenzmodells für die Steuerung komplexer Supply Chains Ao. Univ.-Prof. Dr. Kurt Matyas Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Dipl. Wirt.-Ing. Wilfried Sihn Technische Universität Wien; Bereich Betriebstechnik und Systemplanung, Fraunhofer Projektgruppe für Produktionsund Logistikmanagement Theresianumgasse 27 A-1040 Wien Tel. + 43 1 58801 33042 Fax + 43 1 58801 33094 E-Mail [email protected] Technische Universität Wien; Bereich Betriebstechnik und Systemplanung, Fraunhofer Projektgruppe für Produktionsund Logistikmanagement Theresianumgasse 27 A-1040 Wien Tel. + 43 1 58801 33041 Fax + 43 1 58801 33094 E-Mail [email protected] Dr. Manuel Cantele Capgemini Reinprechtsdorferstrasse 54/22 A-1050 Wien E-Mail [email protected] 1 Einleitung Das in dieser Publikation vorgestellte Referenzmodell für ein Data Warehouse System zur Steuerung komplexer Supply Chains wurde konzipiert um Logistiker, die sich mit der Problemstellung der Optimierung bzw. Konzeption und Implementierung von Supply Chain Prozessen befassen, zu unterstützen. Es beinhaltet vordefinierte Teile eines Datenmodells, die über ebenfalls vordefinierte Konstruktionsregeln zu einem ganzheitlichen Datenmodell aufgebaut werden können. So kann domänenspezifisches Know-how für eine große Gruppe von Anwendern verfügbar gemacht werden. Es wird ein „Toolkit“ angeboten, mit dem sich das Einrichten eines Controlling-Informationssystems zielgerichtet und methodengeleitet, aber dennoch flexibel bewerkstelligen lässt. Wie in Bild 1 dargestellt soll der stark modulare Aufbau des Modells es ermöglichen, dass in den verschiedenen Phasen des Supply Chain Projekts diejenigen Strukturen und Abläufe mit hoher Priorität herausgegriffen werden können, um rasch erste Regelkreise im Sinne des Controllings aufzubauen, die in weiterer Folge iterativ verfeinert und erweitert werden können. So kann beispielsweise zu Beginn eines Projekts das Controlling von Lagerbeständen umgesetzt werden, weil hier der größte Handlungsbedarf besteht und später um Durchlaufzeiten oder Kosten erweitert werden. Diese Unterstützung eines iterativen Entwicklungsprozesses ist ein elementarer Aspekt von Referenzmodellen im Data Warehousing. Ziel ist es auch, bestehende und erprobte Ansätze und Instrumente des Supply Chain Controllings und des Supply Chain Managements durch das Modell weitest möglich abzudecken. Wenn das Data Warehouse auf die Struktur von Supply Chains ausgerichtet ist, ermöglicht es, die Supply Chain konzeptionell zu analysieren und Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge aufzudecken. So bekommen Entscheidungsträger ein Werkzeug in die Hand, das ihr Verständnis für Supply ChainStrukturen und –prozesse auch abseits der vorgegebenen Reports und Kennzahlen erhöht. 37 Bild 1: Konstruktion eines Data Warehouses mittels Referenzmodellen [Cant06] Dieses Data Warehousing getriebene Controlling Konzept wird aus folgenden Gründen vorgeschlagen: x Datenbeschaffung ist ein zentrales Thema im Supply Chain Management und im Supply Chain Controlling. Hier wird die ausgereifte Data Warehousing (DWH) Technologie angewendet um vom bestehenden Wissen in der Informationsverarbeitung profitieren zu können. x Controlling kann auf eine klare und eindeutige Weise institutionalisiert werden, wenn es (zum Teil) in einem technischen Informationssystem umgesetzt wird. x Die Verfügbarkeit eines Informations-Sollkonzepts im Form des Referenzmodells fördert die notwendige Standardisierung und Verbesserung der ITSysteme. x Die technisch definierten Spezifikationen zur Datenbereitstellung, Transformation und Präsentation erhöhen die Transparenz innehalb eines Supply Chain Netzwerks. 2 Anforderungen an das Referenzmodell x x x x Aufdeckung von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen Das Modell soll die rationalitätssichernde Analyse von Supply Chains ermöglichen, die über den reinen Planungs- und Kontrollregelkreis hinausgeht Verwendung des SCOR Standards Um Nutzen aus dem SCOR Referenzmodell zu ziehen, aber auch um das hier vorgestellte Referenzmodell standardkonform zu machen, wurde bei der Modellierung auf das Supply Chain Operations Reference Model zurückgegriffen. Implementierbarkeit von Supply Chain Controlling Instrumenten Klassische Instrumente des Supply Chain Controlling sollten in dem hier entwickelten Modell „enthalten“ sein um bereits implementierte ControllingInstrumente möglichst weitgehend wieder verwenden zu können. Transparente Architektur Das durch das Referenzmodell aufgebaute DWH System soll einen transparenten Informationspool zur Verfügung stellen. Das heißt, es soll keine Mög- 38 lichkeit für einen einzelnen Supply Chain Partner bestehen, Teile der Datenbasis von der gesamten Supply Chain abzuschotten, da sonst wiederum Verhalten ermöglicht wird, bei dem ein ganzheitliches Kooperieren erschwert wird. 3 Grundlagen für die Erarbeitung des Modells 3.1 Referenzmodellierung Modelle entstehen durch Beobachtung der Realität. Dabei wird von den vielfachen und in ihrer Komplexität nicht mehr handhabbaren Ursache- Wirkungs- Zusammenhängen und Abhängigkeiten der Systemelemente abstrahiert, um so eine modellierte Vereinfachung der Realität zu erreichen. In der nachfolgenden Tabelle ist die Vorgangsweise bei der Referenzmodellierung dargestellt. Phase Aktivitäten Problemdefinition Definition der Problemstellung Präzisierung auf Data Warehousing Abgrenzung des Untersuchungsgegenstands Begriffsdefinitionen Adressaten und Rollen Einordnung in Prozess der Informationsbedarfsanalyse Ausarbeitung des Modellrahmens Erarbeitung der zugrunde liegenden Controlling Konzeption Institutionalisierung des Supply Chain Controlling Spezifikation der Views und Fakten Netzwerkmodell der Supply Chain Netzwerkmodell der Produktstruktur Unternehmensmerkmale Ausarbeitung der Modellstruktur Festlegen der Modellierungstechnik Festlegen und Konfiguration der Modellierungstools Konfigurationsregeln Verfeinerungsmodelle (Views, Fakten, Netzwerk) Komplettierung Ausarbeitung des gesamten Referenzmodells in einem Datenmodell 3.2 Supply Chains „Supply Chain Management als Führungsfunktion umfasst die strategische und operative, unternehmensübergreifende, flussorientierte Gestaltung und Koordination der relevanten Teile der Wertschöpfungskette zwischen mindestens zwei rechtlich voneinander unabhängigen Unternehmen und bezieht sich hauptsächlich auf die Prozesse, Güter, Finanzen und Informationen mit der Zielsetzung, diese gemeinsam zu optimieren.“ [Bach04] Im Supply Chain Management werden folgende Ziele verfolgt: x x x x x Senkung der Kosten, Lagerbestände und Durchlaufzeiten Steigerung der Flexibilität und Reaktionsfähigkeit Verringerung der planerischen Unsicherheit Erhöhung der Lieferbereitschaft und des Lieferservice Erhöhung von Produktivität, Produktqualität und Zuverlässigkeit 39 x x x Steigerung der Kundenzufriedenheit Optimale Nutzung der in der Supply Chain vorhandenen Kompetenzen Steigerung des Vertrauens in die Supply Chain Bild 2: Struktur einer Supply Chain Aus den oben dargestellten Zielen lassen sich im Hinblick auf die Erstellung des Referenzmodells folgende Aufgaben des Supply Chain Managements ableiten: x x x x x x x x Konfiguration der Supply Chain Informationsversorgung durch Aufbau eines Informationssystems Wertausgleich zwischen den an der Supply Chain beteiligten Unternehmen Auswahl der teilnehmenden Unternehmen (Partner) Entwicklung einer Kooperations- und Vertrauenskultur Koordination der Aktivitäten Entwicklung einer Kundenorientierung Integration der Prozesse und Strukturen 3.4 Informationssystemlandschaften im Supply Chain Management In der Beschreibung von Entwicklungsstufen von Informationssystemlandschaften innerhalb von Supply Chains werden vier Evolutionsstufen dargestellt [Stom04]: x Stufe 1: Die erste Stufe stellt die momentan vorherrschende Systemarchitektur in der Supply Chain dar. Dabei existiert eine „heterogene Landschaft aus Applikationen für die unternehmensinterne Planung aus Standardsoftwarelösungen für Enterprise Resource Planning (ERP) und Eigenentwicklungen bis hin zu Tabellenkalkulationsprogrammen.“ Dabei stellen sich aber die klassischen Probleme im Zusammenhang mit unintegrierten Informationssystemen wie beispielsweise Inkompatibilitäten und Medienbrüche. x Stufe 2: Hier setzen auf den Systemen der einzelnen Unternehmen spezielle SCM Tools auf, die Planungs- und Kollaborationsfunktionalität anbieten. 40 x Stufe 3 und 4: Zukünftige Infrastrukturen werden aller Voraussicht nach aus dezentralen SCM-Tools bestehen, die bei den einzelnen Unternehmen installiert sind und die über standardisierte Datenformate, Protokolle und eine gemeinsame Planungslogik miteinander verbunden sind. Dabei wird in Stufe 3 noch eine zentrale Monitoring- und Kommunikationsinstanz vorgesehen, während Stufe 4 vollkommen dezentral angelegt ist. 4 Darstellung des Referenzmodells 4.1 Definition der Modellelemente Zunächst müssen die Modellelemente definiert werden, aus denen das Referenzmodell konstruiert wird. Aus den Elementen des Supply Chain Netzwerks und des Produktstrukturnetzwerks ergeben sich die Basisdimensionen des Modells. Auf der Dimension setzen verschiedene Klassifikationshierarchien auf, die die Dimensionselemente weiter strukturieren. Ebenfalls in der Grundkonfiguration enthalten sind eine Zeitdimension und eine Klassifikationshierarchie auf dieser Zeitdimension (TimeView). Außerdem wird ein Mapping der Produktstruktur und der Supply Chain vollzogen, indem zugeordnet wird, an welchem Peer ein Produktionsschritt stattfindet. Wird das Modell um einen View erweitert, dann umfasst dieser neue Fakten, da ein View neue Perspektiven und Aspekte zum Modell hinzufügt (z.B. eine detaillierte Darstellung der Finanzströme) und diese manifestieren sich in Fakten. 4.2 Elemente des Supply Chain Netzwerks Das Supply Chain Netzwerk besteht aus zwei Modellelementen. Diese sind einerseits der Peer und andererseits die InteractionRelation. Aus einem Peer (der Knoten im Graph) können beliebig viele InteractionRelations (die Kanten im Graph) ausgehen. Ein Peer stellt eine Organisationseinheit in der Supply Chain dar. Damit sind Lager, Fertigungsstätten oder auch ganze Unternehmen gemeint. Eine InteractionRelation stellt jede Art von Interaktion zwischen den Peers dar. Diese kann sich auf den Austausch von Gütern, aber auch auf den Austausch von Information usw. beziehen. Durch das Hinzufügen von Views wird dies im Zuge des Data Warehouse Entwicklungs- und Evolutionsprozesses schrittweise spezifiziert. Im Zuge der anfänglichen Erfassung des Supply Chain Netzwerks ist lediglich die grundsätzliche Interaktion relevant. 4.3 Mapping von Supply Chain und Produktstrukturnetzwerk Zwischen dem Supply Chain Netzwerk und dem Produktstrukturnetzwerk besteht die Beziehung, dass Produktionsschritte in bestimmten Peers der Supply Chain durchgeführt werden. Bestimmte Kanten im Produktstrukturnetzwerk gehören also beispielsweise zu bestimmten Knoten im Supply Chain Netzwerk. Zusätzlich sind auch die Endprodukte (also die Wurzeln der verschiedenen Produktstrukturbäume) auf die Peers zu assoziieren, die diese an die Endkunden absetzen. Damit sind Fakten wie beispielsweise Absatzzahlen und Erlöse mit dem Produktstrukturbaum in Beziehung setzbar. Der Zweck dieses Mappings ist also, den Modellanwendern zu ermöglichen, die Analysen im Bereich der Produkt- und Komponentenstruktur sowie die Analysen im Bereich der Supply Chain effektiv aufeinander projizieren zu können. Damit sind die Interdependenzen zwischen der Supply Chain und dem Produktionsplan und –design besser erfassbar [Sim04]. So ist ein wichtiger Wertbeitrag geschaffen, da nun Fakten der Supply Chain mit dem Produktbaum in Ver- 41 bindung gesetzt werden können und so auch die Produktstruktur auf logistische Eigenschaften hin analysiert werden kann. Bild 3: Transformation des Netzwerkmodells in multidimensionale Modellstrukturen [Cant06] 4.4 Ermöglichung der Integration mehrerer Views Die Perspektiven (im Modell Views genannt) auf die Supply Chain greifen sowohl die festen als auch die fließenden Elemente des Netzwerks heraus. Die Zeitachse ist ebenfalls als Dimension auf die Fakten zu berücksichtigen. Konsistent mit der eingeführten Bezeichnungsweise heißt diese Dimension TimeView. Diese führt eine für Zeitachsen übliche Klassifikationshierarchie ein. Die identifizierten Supply Chain Treiber Production, Transporation, Inventory, Location und wiederum Information werden als Prozess- und Materialwirtschaftsaspekte in Views integriert. Ein weiterer Aspekt ist der des Finanzmanagement und der Finanzströme, der einen eigenen View für Finanzthemen rechtfertigt. Sehr nahe liegend ist auch die separate Projizierbarkeit der Prozess- und Materialfakten, die sich aus den Aufgaben des Supply Chain Management unmittelbar ergeben. Bevor die allgemeinen Views beschrieben werden, ist auf die sich durch das Supply Chain- und das Produktstrukturnetzwerk ergebenden Views einzugehen. Da ist einerseits der Modellteil, der die Strukturierung und Kombination der Komponenten der in der Supply Chain hergestellten Produkte darstellt. Die Darstellung dieser Produktkomponentenstruktur kann zu Beginn durchaus auf einem höheren Abstraktionsniveau stattfinden und später verfeinert werden. Auch die Variantenfertigung und das Customizing sind so erfasst. So lassen sich damit schon auf einem abstrakten Niveau einige Fragen beantworten, wie z.B., wo in der Supply Chain die Individualisierung des Endprodukts für den Kunden (Customizing) stattfindet und wie dadurch die Distributionssysteme aussehen. Daneben gibt es Modellteile, die die Supply Chain darstellen. Diese beiden Views werden im Modell „Core“ genannt. Weitere Views sind nun hier aufgeführt: 42 x x x x x Der ProcessView stellt die Modellelemente des Supply Chain Operations Reference (SCOR) Modells dar. Es wird hier im Detail auf die Prozesse in der Wertschöpfungskette eingegangen. Im Idealfall lassen sich bereits für eine Supply Chain erstellte SCOR Modelle nahtlos in das DWH Modell einfügen. Der InformationView stellt die Informationssysteme und Informationsflüsse in der Supply Chain dar. Damit sind Applikationen, Netzwerke, Schnittstellen und Datenbanken unter Hervorkehrung der technischen Eigenschaften gemeint, jedoch auch die Geschäftsobjekte, also die logischen Aspekte. Der CooperationView stellt die Kooperationsrelationen zwischen den Knoten (also den Unternehmen, Geschäftseinheiten usw.) einer Supply Chain dar. Der MaterialView stellt die physischen Materialflüsse (also Transporte und Lagerungen) dar. Dabei wird betrachtet, wo sich, wann, wie lange und wie viel von einem bestimmten Gut in der Supply Chain befinden. Im FinanceView werden die Finanzströme und Finanzstöcke in der Supply Chain dargestellt (also beispielsweise Fakturen und Zahlungen). Auch Forderungen und Verbindlichkeiten sind in Form von zukünftigen Zahlungen hier abgedeckt. Bild 4: Kompatibilität von Dimensionen verschiedener Views [Cant06] Jede Perspektive führt Dimensionen in das Modell ein. Diese können eigene Dimensionen sein, oder aber auch bestehende Dimensionen erweitern. So erweitert beispielsweise der ProcessView die durch das Supply Chain Netzwerk eingeführte Dimension der Knoten – also der Peers – und gliedert jeweils einen Peer in darin durchgeführte Prozesse und diese weiter in die Prozessschritte einzelner Prozesse auf. Es ist notwendig, das durch den Aufbau eines Views generierte Wissen mit anderen Views kombinieren und integrieren zu können. Erst durch die Ermöglichung solcher Verknüpfungen kann für den Anwender der Wert einer multidimensionalen Datenbank gehoben werden. Die Kompatibilität der Dimensionshierarchien der einzelnen Views ist dadurch gewährleistet, dass sämtliche Views auf das Modell des Supply Chain Netzwerks bzw. das Modell des Produktstrukturbaums aufbauen. 43 Die Klassifikationshierarchien „münden“ auf einer bestimmten Ebene in so gut wie allen Fällen im Dimensionsattribut Peer bzw. Component oder in Relationen zwischen diesen. Neben der allgemeinen Integration der Views über das Supply Chain Netzwerk und den Produktstrukturbaum sind zwischen einigen Views explizit Verknüpfungspunkte eingebaut, die die individuellen Dimensionsattribute untereinander verknüpfen (so ist beispielsweise der ProcessView und dessen Prozessmodellteile explizit mit dem CooperationView und dessen Modellen zur Darstellung von Teams verknüpft). Bild 4 illustriert die Kompatibilität der Views. 5 Ausblick Das in der vorliegenden Publikation vorgestellte Referenzmodell entspricht dem Stand der Technik im Data Warehousing. Für die Erstellung des Modells wurde die in Wissenschaft und Praxis verbreitete und stabile Methodik der multidimensionalen Datenmodellierung verwendet, wobei ein kompaktes und damit möglichst kompatibles Notationsmodell genutzt wird. Darüber hinaus unterstützt das Modell durch seine modulare und perspektivische Architektur die Implementierung im Rahmen eines modernen Data Warehouse Entwicklungsprozesses und ist gleichzeitig in aktuelle Controlling-Konzeptionen eingebettet, die ebenfalls in das entwickelte Modell einfließen. Auch die Rolle der Logistikdienstleister in gegenwärtigen und zukünftigen Supply Chains wird dargelegt und grundlegende Optionen zur Institutionalisierung des Data Warehouse basierten Supply Chain Controlling werden aufgezeigt. Das Referenzmodell in seiner momentanen Form ist ein erster Schritt, um einen flächendeckenden Data Warehousing Ansatz für das Supply Chain Controlling zu entwickeln. Es versucht, ein geeignetes Abstraktionsniveau zu wählen, um umfassend sein zu können und sich nicht nur auf funktionale Teilbereiche der Logistik bzw. des Supply Chain Management zu beschränken. Damit geht einher, dass zukünftig am Modell weiterentwickelt werden muss, um Teile davon zu detaillieren und zu verfeinern, sowie um zukünftige Konzepte zu erweitern. 6 Literatur [Bach04] Bacher, A.: Instrumente des Supply Chain Controlling – theoretische Herleitung und Überprüfung der Anwendbarkeit in der Unternehmenspraxis, Dt. Univ.-Verl., Dissertation, Wiesbaden, 2004 [Cant06] Cantele, M.: Ein Data Warehousing Referenzmodell zum Supply Chain Controlling – Dissertation an der TU Wien 2006 [Sim04] Simchi-Levi, D., Kaminsky, P., Simchi-Levi, E.: Designing and managing the supply chain - concepts, strategies, and case studies, Second Edition, Irwin McGraw-Hill, Boston, Mass. (u.a.), 2004 [Stom04] Stommel, E.: Dezentrale Informationssysteme im Supply Network, In: Baumgarten, H. [Hrsg.]: Supply Chain Steuerung und Services Logistik-Dienstleister managen globale Netzwerke - best practices, Springer, Berlin (u.a.), 2004, S.91-100 44 10. IFF-Wissenschaftstage 27. Juni 2007 Sequenz 1 Logistik in der intelligenten Produktion Thema Ganzheitliche Beschaffungsstrategie der Konzernbeschaffung der Volkswagen AG Dipl.-Kfm. Gorazd Vrbica Dr.-Ing. Marcel Schmieder Dr.-Ing. Marcel Schmieder Lebenslauf Jahrgang 1975 1995 - 1999 Studium des Wirtschaftsingenieurwesens an der Hochschule Mittweida (FH) 2000 - 2001 Siemens AG Chemnitz, Geschäftsbereich Automation & Drives, Werk für Kombinationstechnik, Planungsingenieur und Angebotsbearbeiter 2000 - 2002 berufsbegleitend Abschluss eines zweijährigen Aufbaustudiums „Betriebswissenschaften und Fabriksysteme“ an der TU Chemnitz zum Dipl.-Ing. 2001 - 2004 Volkswagen AG Wolfsburg, Konzernlogistik und Volkswagen Markenlogistik/ CKD Pkw, Ingenieur für Logistikplanung und Doktorand 2004 Promotion zum Dr.-Ing. an der TU Chemnitz zur „Übertragbarkeit der Kompetenzzellenbasierten Vernetzungstheorie auf die variantenreiche Serienproduktion“ seit 2004 Volkswagen AG Wolfsburg, Beschaffungsstrategie und Kostenmanagement Konzern (Strategieabteilung des Konzern-Beschaffungsvorstandes Herr Garcia Sanz), Planungsingenieur für Beschaffungsstrategie und Kostenmanagement 46 Ganzheitliche Konzern-Beschaffungsstrategie der Volkswagen AG Dipl.-Kfm. Gorazd Vrbica Dr.-Ing. Marcel Schmieder Volkswagen AG Wolfsburg, Leiter Beschaffungsstrategie und Kostenmanagement Konzern, Brieffach 1645, 38436 Wolfsburg Tel. +49-5361-9-41934 Fax +49-5361-957-41934 E-Mail [email protected] Volkswagen AG Wolfsburg, Beschaffungsstrategie und Kostenmanagement Konzern, Brieffach 1645, 38436 Wolfsburg Tel. +49-5361-9-70354 Fax +49-5361-957-70354 E-Mail [email protected] 1 Ausgangssituation Die Transformation der Automobilindustrie von einer regional fokussierten in eine lokal handelnde, aber global agierende Schlüsselbranche setzt sich fort. Der Wettbewerb findet heute nicht mehr ausschließlich auf den Absatzmärkten, sondern immer stärker entlang der gesamten Wertschöpfungsketten statt. Dabei wird das Ziel einer umfassenden Kostenoptimierung verfolgt. Wesentliche Rahmenbedingungen der Automobilbranche sind derzeit u. a.: x die Stagnation in den traditionellen Märkten und die Wachstumspotentiale in den Emerging Markets, x die Intensivierung des Wettbewerbs (vor allem aus Japan, Korea und erster Wettbewerber aus China), x die Verteuerung von Rohstoffen, x die Zunahme von Innovationen und die damit verbundene Steigerung der Komplexität sowie x die Verschärfungen in der Gesetzgebung. Als Folge dieser Veränderungen im Umfeld der Branche vollzieht sich ein grundlegender struktureller Wandel in den Wertschöpfungsketten. Die Arbeitsteilung und die Wege der Zusammenarbeit zwischen den Fahrzeugherstellern (Original Equipment Manufacturers [OEMs]) und den Zulieferern sowie Dienstleistern ändern sich kontinuierlich [MeF04]. Neben der Reduzierung bzw. Verschiebung der Wertschöpfungsanteile von den OEMs zu den Zulieferern in der Automobilentwicklung und -produktion weltweit (von heute cirka 35% auf cirka 25% in den nächsten 8 bis 10 Jahren) werden auch Standorte in erheblichem Umfang verlagert. Der Anteil der in Niedriglohnländern vor allem in Asien und Südamerika - erbrachten Wertschöpfung wächst sowohl bei den OEMs als auch den Zulieferern. Diese Entwicklungen erfordern eine systematische strategische Ausrichtung der beteiligten Unternehmen, um langfristig erfolgreich am Markt bestehen zu können, sowie eine stetige Validierung und Optimierung der bestehenden Wertschöpfungsstrukturen und der dazugehörigen Kooperationsmodelle. Einen wesentlichen Beitrag zum nachhaltigen Unternehmenserfolg kann dabei die Beschaffung mit einer ganzheitlich eingebetteten Strategie leisten. 2 Beschaffungsstrategie als Bestandteil der strategischen Unternehmensausrichtung Die Ganzheitlichkeit einer Beschaffungsstrategie setzt eine enge Verknüpfung mit der Gesamtstrategie des Unternehmens voraus [Kra88; Arn07]. Die notwendige 47 Vernetzung zwischen der Unternehmensstrategie und den daraus resultierenden Aspekten der Beschaffungsstrategie lässt sich u. a. anhand einer strategischen Kaskade darstellen (Bild 1). Dabei steht die Wechselwirkung der Strategien im Mittelpunkt der Betrachtung: a) Einfluss der Unternehmensstrategie auf die Beschaffungsstrategie und im Gegenzug: b) Beitrag der Beschaffungsstrategie zur Unternehmensstrategie. Unternehmensstrategie 1 Beschaffungsstrategie Strategische Handlungsfelder Kosten und Kundenwert Prozesse und Werkzeuge Lieferanten Beschaffungsstrategie Mitarbeiter und Organisation Regionen Materialgruppen Operative Handlungsfelder 2 Operationalisierung 3 Umsetzungsplanung 4 Umsetzung 5 Tracking und Validierung Bild 1: Strategische Kaskade zur Entwicklung und Umsetzung der Beschaffungsstrategie Die wesentlichen Elemente der Unternehmensstrategie erfordern eine enge Verzahnung mit der Beschaffungsstrategie. Beispiele für Elemente der Unternehmensstrategie mit einer Auswirkung auf die Beschaffung sind u. a.: x Ausweitung und Veränderungen der Produktsegmente, x Wachstum durch Erweiterung der Präsenz auf neuen Absatzmärkten und x strategische Validierung der Wertschöpfungstiefe. Für die Entwicklung der Beschaffungsstrategie ist es notwendig, die wichtigsten externen und internen Umfeldfaktoren zu berücksichtigen. Zu den externen Faktoren zählen u. a.: x Konzentrationsprozesse der Lieferanten [MeF04], x Steigerung der Materialkosten und der Innovationskraft der Lieferanten [McK04; Sch05], x Verteuerung der Rohstoffe und x Entwicklung der makroökonomischen Faktoren (z. B. Arbeitskosten). 48 Zu den internen Faktoren zählen die Gesamtstrategie des Unternehmens und die dazugehörigen Funktionalstrategien. Insbesondere die Strategien der Bereiche mit Schnittstellen zur Beschaffung, wie der Technischen Entwicklung, Qualitätssicherung, Produktion und Logistik, sind aufgrund der Notwendigkeit zur stärkeren Prozessorientierung von großer Bedeutung und miteinander in Einklang zu bringen. Die Operationalisierung der Beschaffungsstrategie bildet die Schlüssel-Phase zu deren erfolgreichen Umsetzung. Um die Elemente der Strategie in die übergreifenden bzw. spezifischen Implementierungskonzepte überführen zu können, müssen die wichtigsten Parameter definiert werden. Aufgrund der gegenseitigen Abhängigkeiten der einzelnen Strategieelemente ist es notwendig, alle Parameter im Gesamtkontext abzubilden. Das Konzept zur Bestimmung der Beschaffungsstrategie auf Basis der Parameter und zum Mapping („Abbildung“) der zukünftigen Entwicklungen basiert auf einem mehrdimensionalen Mapping-Modell (Operationalisierungsmatrix). In dieser Matrix werden die Parameter mit den dazugehörigen strategischen Ausprägungen abgebildet. Somit kann sowohl die heutige strategische Position als auch die zukünftige Ausrichtung dargestellt werden. Die Roadmap zur Umsetzung der Elemente der Strategie umfasst eine detaillierte Planung von konkreten Maßnahmen mit festgelegten Zeithorizonten und die korrespondierenden Umsetzungspläne. Sie beinhaltet klar definierte Ziele für die jeweilige Aufgabe, wesentliche Meilensteine sowie die Benennung von Verantwortlichkeiten für die Implementierung. Dies stellt die erfolgreiche Operationalisierung der Strategie und damit deren Umsetzung sicher. Mit der Durchführung der Maßnahmen, dem Tracking der Umsetzung und der Validierung erfolgt auch eine Rückkopplung auf die entwickelte Beschaffungsstrategie. Die Validierung wird dazu im Sinne eines Umsetzungstrackings mit den Schritten: a) Messung der Zielerreichung, b) Analyse der Abweichungen und c) Maßnahmenplanung durchgeführt. In der Phase der Validierung kommt es somit zur Bestätigung bzw. zur Anpassung und Weiterentwicklung der Beschaffungsstrategie. Zusätzlich wird im Rahmen der Gesamtvalidierung die Rückkopplung mit der Unternehmensstrategie vollzogen. 3 Beschaffungsstrategie am Beispiel der Konzernbeschaffung der Volkswagen AG 3.1 Strategische Ausrichtung der Volkswagen AG Die Volkswagen AG ist ein weltweit agierendes Unternehmen mit 8 Marken, cirka 105 Mrd. Euro Umsatzerlösen und über 5,7 Mio. produzierten Fahrzeugen im Jahr, cirka 325.000 Mitarbeitern und 42 Produktionsstandorten für Fahrzeuge weltweit (2006). Damit ist die Volkswagen AG nach Absatz der viertgrößte bzw. nach Umsatz der fünftgrößte Automobilhersteller der Welt. Das grundlegende Ziel der „Strategie 2015“ der Volkswagen AG ist es, eine nachhaltige Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit als Mobilitätskonzern sicherzustellen. Dazu gilt es zielgerichtet auf die gegenwärtigen und zukünftigen Marktbedingungen reagieren zu können und die damit verbundenen Herausforderungen zu meistern. Um dies zu gewährleisten, beinhaltet die Unternehmensstrategie der Volkswagen AG als wesentliche Elemente eine Markt-, eine Segment- und eine Dienstleistungsstrategie. So schließt z. B. die Marktstrategie eine differenzierte Betrachtung der weltweiten Regionen ein. In den Märkten Europa, China und Südamerika wird angestrebt, die heute gute Marktposition mit einer forcierten Modellpolitik zu verteidigen und mit einem verstärkten Dienstleistungsangebot zu erweitern. In den Märkten USA und Japan muss aufgrund der noch nicht ausreichenden Präsenz und geringen Marktanteile die Marktposition weiter ausgebaut und neues Wachstum erzielt werden. 49 Darüber hinaus soll das sich bietende Potential in den Emerging Markets, wie Russland, Indien und ASEAN, durch zusätzliche Anstrengungen und Investitionen erschlossen werden. 3.2 Vision und Beschaffungsstrategie der Konzernbeschaffung Die Beschaffung in der Volkswagen AG wird strategisch auf der Konzernebene gesteuert und operativ auf der Ebene der Marken und Gesellschaften geführt. Das gesamte Beschaffungsvolumen beträgt cirka 60 Mrd. Euro. Davon sind cirka 80% produktive Materialien, d. h. Güter und Dienstleistungen, die unmittelbar im Zusammenhang mit der Produktentwicklung und -erstellung stehen. Im Zuge der Individualisierung der Kundenwünsche und der mit der Internationalisierung verbundenen „tektonischen Verschiebungen“ der Absatzmärkte kommt es zu Veränderungen der Aktivitäten der Beschaffung. Diese haben sich im Laufe der letzten Jahrzehnte von der reinen „Bedarfsdeckung“, über das „Materialmanagement“ bis hin zum ganzheitlichen Management der „Total Cost of Ownership“ und zum „Value Management“ entwickelt [Ell99; Wil03; GaS05]. Die steigende Bedeutung der Rolle der Beschaffung spiegelt sich auch in ihrem Beitrag zur Entwicklung und Umsetzung der Strategie des Gesamtunternehmens wider. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, wurde bei der Volkswagen AG die Vision der Konzernbeschaffung „Together – best in class, in customer value and cost“ erarbeitet, die die Leitlinien für die Entwicklung und Umsetzung der Beschaffungsstrategie vorgibt. Zur Ausweitung und Konkretisierung der Vision der Konzernbeschaffung wurde eine Beschaffungsstrategie entwickelt (Bild 1), die mit ihren sechs Kernelementen sowohl eine Innenperspektive als auch eine Außenperspektive einnimmt. 3.3 Operationalisierung und Umsetzung der Beschaffungsstrategie Ö Kosten und Kundenwert Oberstes Ziel der Beschaffungsstrategie ist eine langfristige Maximierung des Kundenwertes der Fahrzeuge im Hinblick auf Kosten, Qualität und Innovationen. Dies erfordert eine Erweiterung des traditionellen Fokus der Beschaffung (Sicherstellung der Versorgung der Produktion mit Materialien sowie Erbringung der Einkaufsleistung bei den Materialkosten der Produkte in der Serie) auf die Betrachtung der „Total Cost of Ownership“ (Produktkosten inklusive Prozesskosten und Qualitätskosten) im gesamten Lebenszyklus der Produkte. Vor allem die Vermeidung „unnötiger“ Kosten in der frühen Phase der Produktgestaltung bedingt eine führende Rolle der Beschaffung im Rahmen der Lieferantenintegration und bei der übergreifenden Zusammenarbeit im Unternehmen (z. B. mit der Technischen Entwicklung, Qualitätssicherung und Produktion). Andere wichtige Schwerpunkte der Beschaffungsstrategie beziehen sich auf die Rolle der Beschaffung als Treiber zur Erhöhung der Qualität bei den Kaufteilen, zur Verbesserung der Abläufe in der Inbound-Logistik und zur Steigerung der Innovationskraft durch eine intensivere und frühere Einbindung der Lieferanten in die Kernprozesse des Unternehmens, d. h. in den Produkt-(entwicklungs-)prozess und den Kundenauftragsprozess. Im Kontext einer weiterführenden Rolle der Beschaffung werden auch Entscheidungen zur Fertigung (In- versus Outsourcing) beeinflusst und zunehmend Absatzmarketingprozesse unterstützt, um Kundenwünsche frühzeitig als Lieferantenanforderungen definieren zu können. Ö Lieferanten Die Integration der Lieferanten in die Kernprozesse des Unternehmens erfolgt in Form eines ganzheitlichen Ansatzes zu den Themen Kosten, Qualität und Innovationen. Dazu wurde in der Volkswagen AG eine dedizierte Plattform für die stärkere Zusammenarbeit mit den Lieferanten aufgebaut (Bild 2), die auf die folgenden Schwerpunkte abzielt: 50 1. Kostenoptimierung (Prozesse und Technik) Î Lieferantenklausuren im Rahmen der Materialkosten-Initiative (Forum Materialkosten) als Baustein des konzernweiten Ergebnissicherungsprogramms „ForMotion plus“, 2. Erhöhung der Qualität Î Forum Lieferantenqualität zur Verbesserung der Kaufteilequalität im Rahmen des Forums Qualität, 3. Steigerung der Innovationen Î Programm V.I.S.I.O.N. (Volkswagen Initiative for Supplier Integration & InnOvatioN) bestehend aus Forum Innovation und Konzeptwettbewerben bei der Marke Volkswagen Pkw sowie Audi Value Management bei der Marke Audi. Forum MaterialKosten Lieferantenklausuren Kosten Prozesse: AnlaufManagement Innovationen Qualität Produkte: Forum Qualität Forum Lieferantenqualität Partner Programm V.I.S.I.O.N: Forum Innovation; Audi Value Management Bild 2: Neue ganzheitliche Plattform der Zusammenarbeit der Volkswagen AG mit ihren Lieferanten Für ein ganzheitliches Lieferantenmanagement ist eine übergreifende Bewertungssystematik erforderlich. Im Rahmen der strategischen Lieferantenplanung werden dafür ergänzende Bewertungssysteme, z. B. eine Balanced Scorecard, eingesetzt. Auf Basis der Kennzahlen aus den Bereichen Beschaffung, Technische Entwicklung, Qualitätssicherung und Logistik erfolgt die Konkretisierung der Lieferantenstrategien. Hierbei kann zum einen die Performance eines Lieferanten innerhalb bestimmter Zeitspannen ermittelt und zum anderen ein Vergleich zwischen verschiedenen Lieferanten gezogen werden. Über die Supplier Scorecard erhalten die Lieferanten zudem wichtiges Feedback zu ihrer Leistung bzw. Bewertung, wodurch die unternehmensübergreifende Kommunikation verbessert und die Beziehungsqualität erhöht wird. Ö Regionen Die Beschaffungsaktivitäten der Konzernbeschaffung sind global ausgerichtet. Weltweite Anfrage- und Vergabeprozesse erfolgen für Neuteile (Forward Sourcing) und für Serienteile (Global Sourcing). Durch das globale Scouting sowie weltweit lokalisierte Regional Sourcing Offices (RSOs) nutzt die Konzernbeschaffung die weltweiten Lieferquellen bzw. Potenziale. Neben den RSOs tragen auch die einzelnen Konzern-Marken regionale Verantwortung für die Suche nach und die Einbindung von neuen Lieferanten. So erfolgt einerseits eine Lokalisierung von Bauteilumfängen für die ausländischen Werke und andererseits der Export von Materialien aus Low Cost Countries (LCC). Ö Materialgruppen Zur Erzielung von Synergieeffekten im Konzern werden marken- und regionenübergreifende Strategien für ausgewählte Bauteilumfänge und Lieferanten umgesetzt. Durch den Einsatz des Group Commodity Managements (GCM) wird die Steuerung der Lieferanten innerhalb des Konzerns im Hinblick auf Kontrakt- und 51 Wertschöpfungsstrategien bzw. Wachstum, Konsolidierung oder ReSourcing von Umfängen durchgeführt. Die Materialgruppen-Strategien werden anhand eines strategischen Portfolios je nach Bedeutung der Werkstoffgruppen und der Komplexität des Einkaufsmarktes erarbeitet. GCM ist in fünf Bereichen über das gesamte Produktionsmaterial organisiert: Elektrik/Elektronik, Metall, Interieur, Exterieur und Powertrain. Ö Prozesse und Werkzeuge Die steigenden Anforderungen an die Beschaffung erfordern die entsprechende Entwicklung von Prozessen und Werkzeugen zur Sicherstellung der Zielerreichung, die sich in Übergreifende und zum Management der Materialkosten Notwendige unterteilen lassen. Für die Steuerung der Beschaffungsprozesse können vier wesentliche Ansätze unterschieden werden: a) Maximierung der Synergien, b) Nutzung des globalen Wettbewerbs, c) Einsatz der Kostenanalytik und d) Integration der Lieferanten. Ö Organisation und Mitarbeiter Grundsätzlich ist die Entwicklung einer Organisation und ihrer Mitarbeiter von den festgelegten Strategien, essentiellen Prozessen und dadurch definierten Kernkompetenzen abhängig. Die erhöhte strategische Relevanz der Beschaffung, die Komplexität der Produkte und der Lieferantenmärkte sowie die daraus resultierenden Anforderungen machen eine konsequente Transformation der Organisation und Weiterentwicklung der Mitarbeiter notwendig. 4 Zusammenfassung Die Festlegung und Umsetzung eines strategischen Rahmens für ein ganzheitliches Management globaler Wertschöpfungsketten wird insbesondere für weltweit agierende Unternehmen der Automobilbranche zu einem Erfolgsbaustein. Der Anspruch zur Ganzheitlichkeit an die Beschaffungsstrategie erfordert sowohl die Berücksichtigung der externen Faktoren (Umfeld- und Wettbewerbsfaktoren) als auch der Faktoren im Unternehmen. Hierzu ist eine enge Verknüpfung zwischen der Unternehmensstrategie und der Beschaffungsstrategie notwendig. Mit Hilfe einer strategischen Kaskade kann dabei der gesamte Prozess von der Formulierung der Beschaffungsstrategie bis hin zu deren Operationalisierung und Umsetzung strukturiert durchgeführt werden. So lässt sich eine Durchgängigkeit von der Zielsetzung bis zur Zielerreichung gewährleisten. In der Volkswagen AG wird als oberstes Ziel der Beschaffungsstrategie eine langfristige Maximierung des Kundenwertes der Fahrzeuge im Hinblick auf Kosten, Qualität und Innovationen verfolgt. Dabei kommt der stärkeren Integration der Lieferanten in die Kernprozesse des Unternehmens eine zentrale Bedeutung zu. Für die zukünftige Zusammenarbeit mit den Lieferanten wurde u. a. eine neue ganzheitliche Plattform aufgebaut und etabliert. 52 5. Literatur [Arn07] [Ell99] [GaS05] [Kra88] [McK04] [MeF04] [Sch05] [Wil03] Arnold, U.: Strategisches Beschaffungsmanagement. In: Arnold, U.; Kasulke, G. (Hrsg.): Praxishandbuch innovative Beschaffung, WILEYVCH Verlag, Weinheim 2007, S. 13-46 Ellram, L. M.: Total Cost of Ownership. In: Hahn, D.; Kaufmann, L. (Hrsg.): Handbuch Industrielles Beschaffungsmanagement, Gabler Verlag, Wiesbaden 1999, S. 595-607 Garcia Sanz, F. J.; Semmler, K.: Anforderungen an die Beschaffung im Wandel der Zeit. In: Walther, J. (Hrsg.): SupplyChain Management, Ausgabe IV/2005, S. 23-27 Kraljic, P.: Zukunftsorientierte Beschaffungs- und Versorgungsstrategie als Element der Unternehmensstrategie. In: Henzler, H. A. (Hrsg.): Handbuch Strategische Führung, Gabler Verlag, Wiesbaden 1988, S. 477-498 McKinsey; TU Darmstadt (Hrsg.): Studie - Herausforderung automobile Wertschöpfungskette (HAWK) 2015, Darmstadt 2004 Mercer Management Consulting; Fraunhofer Gesellschaft (Hrsg.): Future Automotive Industry Structure (FAST) 2015 - Struktureller Wandel, Konsequenzen und Handlungsfelder für die Automobilentwicklung und -produktion, Stuttgart 2004 Schuh, G.; Friedli, T.; Kurr, M. A.: Kooperationsmanagement Systematische Vorbereitung, Gezielter Auf- und Ausbau, Entscheidende Erfolgsfaktoren, Hanser Verlag, München/Wien 2005 Wildemann, H.: Auswirkungen des E-Business auf die AbnehmerLieferanten-Beziehung. In: Kersten, W. (Hrsg.): E-Collaboration Prozessoptimierung in der Wertschöpfungskette, Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden 2003, S. 279-302 53 10. IFF-Wissenschaftstage 27. Juni 2007 Sequenz 1 Logistik in der intelligenten Produktion Thema Verkettung von Produktion und Lager durch kombinierte Lager- und Transportsysteme Dr.-Ing. Volker Jungbluth Dr.-Ing. Volker Jungbluth Lebenslauf Jahrgang 1970 1997-2004 Abteilungsleiter „Maschinen und Anlagen“, Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik, Dortmund Seit April 2004 Abteilungsleiter „System & Supply Chain Consulting“, Dematic GmbH, Offenbach 56 Verkettung von Produktion und Lager durch kombinierte Lager- und Transportsysteme Dr.-Ing. Volker Jungbluth Dematic GmbH & Co. KG Carl-Legien-Str. 15 63073 Offenbach Tel. +49 69 8903 2161 Fax +49 69 8903 1695 E-Mail [email protected] 1 Logistische Anforderungen in Produktion und Lager Durchsatz Die Anforderungen an Lagersysteme für unterschiedliche Branchen variieren sehr stark. So weist der Ersatzteilhandel das größte zu verwaltende Artikelspektrum auf, der Einzelhandel sowie die klassischen deutschen Versandhäuser die höchsten Durchsätze pro Zeiteinheit. Die Läger zur Produktionsversorgung sind im Schaubild hingegen zumeist in eher unkritischen Regionen anzutreffen. Dabei ist das Nachschublager mit einer mittleren Anzahl von Artikeln bestückt und der Durchsatz eher gering, wobei es sich bei den Pufferlägern zur Entkopplung von Produktionsprozessen meist um Lagersysteme mit niedrigem Bestand aber hohen Durchsätzen handelt. Welcher Nutzen lässt sich nun aus den High-End Konzepten im Einzelhandel auch für die Produktionslogistik ziehen? Lebensmitteleinzelhandel Versandhandel Großhandel Ersatzteilversorgung Fertigwarenlager Produktionspuffer Anzahl Artikel Bild 1: Anforderungen an Lagersysteme in unterschiedlichen Branchen Die Unterschiede zwischen Produktions- und Distributionslager liegen im Wesentlichen in den Unterschieden bezüglich Artikelanzahl und Durchsatz (s. Bild 57 1). Jedoch gibt es auch gemeinsame Anforderungen zwischen diesen beiden Bereichen. Eine dieser gemeinsamen Anforderungen ist die sequenzgerechte Auslagerung von Artikeln aus einem Lagerbereich. Nutzt der Lebensmittelhandel diese Funktion zur Minimierung des Bestückungsaufwands im Geschäft und zur Bildung von stabilen Transporteinheiten, so nutzt der Produktionsversorger sie, um die auszulagernden Bauteile der geplanten Produktionsreihenfolge gleichzuschalten (just-in-sequence-Belieferung). Die Kommissionierung von Artikeln nimmt in der Produktion jedoch einen geringeren Stellenwert ein. Zumeist werden die Behälter mit den zu verbauenden Bauteilen an die Produktionsanlagen geliefert, dort werden die entsprechenden Mengen entnommen und der Überbestand wieder zurück in den Lagerbereich verbracht. Eine stückgenaue Vorkommissionierung erfolgt in der Regel nicht, da man sich die Möglichkeiten einer geregelten Überproduktion offen halten möchte. Die Unschärfe im Lagerbereich führt somit dazu, dass nachfolgende Bereitstellungen ungeplante Nulldurchgänge aufweisen und eine Unterlieferung ans Band erfolgt, wodurch hohe Kosten entstehen können. Weitere Unterschiede bestehen darin, dass in Distributionszentren die Bauhöhe zumeist vom Lagervolumen bestimmt wird. 45 Meter hohe Regalsysteme sind keine Seltenheit. In der Produktion hingegen sind Hallenhöhen von ca. 5 Metern vorherrschend, die Unterbringung der logistischen Systeme erfolgt daher ebenfalls in diesen Gebäuden, in der Regel möglichst nahe am Verbrauchsort. Beide Lagertypen sollen möglichst mit den Anforderungen erweiterbar sein, da in nahezu allen Bereichen ein Artikelwachstum zu verzeichnen ist. Distributionslager Produktionsversorgung > 10 m ca. 5 m Leistung > 6.000 OL/h > 50 OL/h Artikel > 20.000 SKU ca. 3.000 SKU Sequenzierung ja ja Erweiterungsmöglichkeiten ja ja Kommissionierung ja seltener hoch mittel ja nein Anforderung Bauhöhen Artikelwachstum Zeitnahe Ausbuchung Bild 2: Vergleich zwischen Distributions- und Produktionslager 2 Das Dematic Multishuttle® Die Dematic hat aus den Anforderungen des Marktes ein neues Lager- und Transportsystem entwickelt: Das Dematic Multishuttle®. Kernstück des Systems ist ein Behälterfahrzeug, welches Schienengebunden verfährt und sowohl im Lager als auch in dem Produktionsbereich eingesetzt werden kann. 58 Um die Steifigkeitsanforderungen an die Regaltechnik gering zu halten wurde der fahrbare Untersatz, das MultiShuttle-Fahrzeug, gewichtsoptimiert gestaltet. Der Wegfall von Energiespeichern und aufwändiger Rechnerhardware stand bei der Konzeption ebenso im Vordergrund wie die Konstruktion eines hochverfügbaren, schnellen und kostengünstigen Leichtbau-Lastaufnahmemittels. Hub-/Senkstation Fahrzeug Fahrzeug Drehstation Bild 3: Funktionsprinzip Dematic Multishuttle® Die Fahrschiene dient als zentraler Bestandteil des Lagersystems. Durch die Anbringung in jeder Lagerebene stellt sie wegen ihrer zumeist hohen benötigten Gesamtlänge einen der wesentlichen Kostentreiber sowohl für die Material- als auch für die Montageleistungen dar. Neben ihrer Trag- und Führungsfunktion für die Shuttles wird sie auch zu deren Energieversorgung genutzt. Für das Regalsystem konnte eine mit Niederspannung beaufschlagte Stahlschiene entwickelt werden, die gegenüber dem Regal isoliert angebracht ist. Redundant ausgeführte Seitenführungsrollen am Fahrzeug übernehmen neben der Shuttleführung auch die Funktion des Stromabnehmers. In das Schienenprofil wurden Positionsmarken integriert, die durch Sensoren auf den Shuttles abgetastet werden und die Positionierung vor den Lagerfächern gewährleisten. Die Lastübergabe erfolgt durch einen Auszugmechanismus. Dabei werden zwei Teleskopgabeln beidseitig der aufzunehmenden Last ausgefahren und je eine Klinke bildet einen formschlüssigen Kontakt zwischen Gut und Lastaufnahmemittel. Somit kann das Gut ideal auf das Fahrzeug gezogen werden. Es lässt neben der Handhabung von Behältern auch die Übergabe von auf Fachböden lagernden Kartons zu. Zur Beschleunigung der Übergabevorgänge kann die Shuttleplattform auch mit einen Förderband ausgestattet werden. Die Beauftragung der Fahrzeuge erfolgt von einem zentralen Materialflussrechner aus. Die Daten werden mittels W-LAN per Funk zwischen Rechner und Shuttle übertragen. Die Lagerverwaltung wird über das Warehousemanagement-System, die Transportkoordination über den MFC der Dematic abgewickelt. Durch die zentrale Steuerung lassen sich nachträglich weitere Shuttles am Systemrechner anmelden. Nach erfolgter Anmeldung sind diese Fahrzeuge betriebsbereit und können unmittelbar zur Durchsatzsteigerung des Systems beitragen. Neben der Eignung als Lagersystem übernimmt das System auch die Transportfunktion für Transportstrecken mit niedrigen Durchsatzanforderungen. 59 Bild 4: Anforderungen Dematic Multishuttles im Einsatz 3 Beispiele aus der Anwendung Im Produktionsbereich der Siemens AG (PTD) in Berlin wurde ein Shuttlesystem zur Produktionsversorgung installiert. Das Layout ist in Bild 5 dargestellt. Kommissionierplatz + Wareneingang Produktionsanbindung über Lifte Verbindende Fördertechnik (flurfrei) Bild 5: Darstellung des Lagerbereichs bei Siemens PTD, Berlin Der Lagerbereich bietet in der ersten Ausbaustufe ca. 8.000 Stellplätze. Die zweigassige Regalanlage ist stirnseitig mit zwei Liften zum Shuttletransport ausgestattet. Jede Gasse verfügt über ein Shuttle, das ihr fest zugeordnet ist. Die Anforderung von 40 Ein- und Auslagerspielen pro Stunde werden mit einer notwendigen Reserve zur Abdeckung von Spitzenzeiten übererfüllt. Das Lagersystem dient zur Versorgung von Produktionsanlagen, die sich im selben Gebäude befinden. Über eine flurfrei installierte Fördertechnik ist der Lagerbereich 60 mit den Anlagen verbunden und kann in kürzester Zeit die Nachschubanforderungen aus der Produktion befriedigen. Die Unterwegsbestände können somit minimiert werden. Eine mögliche Erweiterung der Anlage wurde bereits in der Planungsphase konzipiert. Das Multishuttle-System erlaubt die Verlängerung der Regalgasse ohne dadurch Leistungseinbußen hinnehmen zu müssen. Bei einer Verlängerung der Regale können mehrere Multishuttle zusätzlich in das System eingebracht werden und die Leistung der Anlage lässt sich somit auf das ca. 4-fache erhöhen. Neben den Ganzbehälterauslagerungen bietet das Lagersystem ebenfalls die Möglichkeit, nur die für das Produktionslos benötigten Mengen an den Verbrauchsort zu liefern. Hierzu ist eine Kommissionierstation angebunden worden, die es ermöglicht, die benötigten Mengen aus einem zugeführten Lagerbehälter zu entnehmen und losgerecht in dem Auftragsbehälter abzulegen, der dann seinen Weg zur Produktionsanlage nimmt. Der Lagerbehälter wird in das Multishuttle-Lager rückgespeist. 61 10. IFF-Wissenschaftstage 27. Juni 2007 Sequenz 1 Logistik in der intelligenten Produktion Thema ARGOS – Verifizierte Logistikketten mittels RFID Dipl.-Kfm. Klaas Dannen Dipl.-Ing. Frank Steyer Dipl.-Kfm. Klaas Dannen Lebenslauf Jahrgang 1980 2000-2005 Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg (Abschluss: Dipl.-Kfm.) 2005 Wissenschaftl. Mitarbeiter am IESK, Uni Magdeburg, Drittmittel-Projekt: Exist Seed seit Okt. 2005 Geschäftsführer und Mitgründer der ADEMICS Sensor Technology GmbH seit Mai 2006 Verantwortlich für den Bereich metraTec RFID Solutions 64 ARGOS - Verifizierte Logistikketten mittels RFID Dipl.-Kfm. Klaas Dannen Dipl.-Ing. Frank Steyer metraTec RFID Solutions Sandtorstr. 23 39106 Magdeburg Tel. +49 391 54486 19230 Fax. +49 391 54486 19239 E-Mail [email protected] Zusammenfassung Um der zunehmenden Produktpiraterie insbesondere in der Industriegüterindustrie Herr zu werden, wird ein RFID-basiertes System vorgestellt, dass es ermöglicht, die Echtheit von Produkten auf ihrem Weg entlang der Logistikkette eindeutig zu überprüfen und so eine verifizierte Logistikkette aufzubauen. Dies soll insbesondere den Zoll sowie den Endkunden ermächtigen, die Gefahren, die durch den Einsatz gefälschter Produkte entstehen, rechtzeitig zu vermeiden. Zudem ermöglicht es den beteiligten Unternehmen, im Schadensfall schnell die Echtheit ihrer Produkte zu verifizieren, um ungerechtfertigte Schadensersatzforderungen abzuwenden. 1 Einführung Eine bekannte Folge der Globalisierung und der damit verbunden, steigenden internationalen Arbeitsteilung ist der grenzüberschreitende Warenverkehr. Die so entstehenden Logistikketten bieten jedoch nicht nur wirtschaftliche Vorteile bei den Produktionskosten. Für Produktfälscher entsteht die Möglichkeit, ihre gefälschten Waren in die vorhandenen Logistikketten einzuschleusen. Allein 2006 hat der deutsche Zoll in über 9.000 Fällen Produkte bei der Einfuhr beschlagnahmt, die zusammen einen Wert in Höhe von 1.1 Mrd. Euro ausgemacht haben. Bei den betroffenen Branchen liegen die Konsumgüter (vor allem Luxusgüter) sowie Textilien und Sportartikel vorne [Zol07a]. Jedoch auch sicherheitsrelevante Produkte wie Automobilteile und Pharmaprodukte sind von dem Phänomen betroffen. Anfang 2005 musste die Firma FAG Kugelfischer, Hersteller von Kugellagern, sogar per Pressemitteilung vor gefälschten Produkten warnen, die nur noch im Labor von den Originalen zu unterscheiden waren [FAG05]. Die Qualität der Fälschungen ist wenigstens bezüglich der optischen Unterscheidung zwischen Original und Fälschung so hoch, dass nur noch entsprechend ausgerüstete Experten im Labor die Echtheit nachweisen bzw. widerlegen können. Bezogen auf die Herkunftsländer lagen China mit 33 % der Fälle sowie weitere asiatische Länder (Hong Kong, Malaysia, etc.) mit 13% an den vorderen Stellen. Direkt dahinter folgten jedoch die USA (12,7%) sowie die Türkei (10,9%) [Zol07a]. Der Glaube, Fälschungen seien nur für solche Firmen ein Problem, deren Lieferketten durch die asiatischen Länder gehen, ist also nicht zu bestätigen. Naturgemäß wird nur ein Teil der gefälschten Artikel rechtzeitig erkannt. Schätzungen gehen davon aus, dass bereits 5 – 7 % des Welthandels den Handel mit gefälschten Gütern betrifft [Dry07]. Der Schaden aus diesen Aktivitäten begrenzt sich dabei nicht ausschließlich auf die entgangenen Umsätze der betroffenen Fir- 65 men. In einigen Fällen ist es durch den Einsatz von minderwertigen, gefälschten Ersatzteilen zu folgenschweren Unfällen gekommen [FAG05]. Der daraus entstehende Imageschaden für die betroffenen Unternehmen kommt zusätzlich hinzu. 2 Bestehende technische Lösungsansätze Da zur Bekämpfung der Produktpiraterie der Einsatz von Mechanismen zur Überprüfung der Echtheit von Produkten auf der Hand liegt, existieren eine Reihe von Systemen und Verfahren, welche das vorliegende Problem angehen. Die Bandbreite reicht von einfachen Seriennummern, welche an zentralen Stellen überprüft werden (ähnlich dem Einsatz von Seriennummern in Software), über spezielle Drucktechniken, wie z.B. Hologramme mit Firmenlogo oder thermoreaktive Tinte bzw. UV-Tinte [Blu06] bis hin zu biochemischen Markern, welche bei Zugabe bestimmter Stoffe die Farbe verändern [HER99]. Die derzeitigen Herangehensweisen unterscheiden sich primär darin, ob zur Sicherung geheimes Wissen verwendet wird oder ob die Verfügungsgewalt über teure oder ungewöhnliche Infrastruktur benötigt wird. Die Herangehensweise, geheimes Wissen einzusetzen, um die Produkte als echt zu markieren findet beispielsweise bei Seriennummern und deren eventuelle Anbringung an unauffälliger Stelle statt. Auch die Verwendung spezieller Tinten fällt in diese Kategorie. Wird jedoch das Geheimnis um die Markierung bekannt, bestehen kaum Barrieren, diese Merkmale zu kopieren. Erschwerend kommt hinzu, dass die Merkmale möglichst einfach überprüft werden sollen, um z.B. den Zoll zur Kontrolle zu ermächtigen. Bei diesen Sicherungsmaßnahmen besteht stets die Gefahr der einfachen, direkten Kopie. Die zweite Klasse von Sicherungsmethoden erfordert die Verfügungsgewalt über teure oder ungewöhnliche Infrastruktur wie beispielsweise Maschinen, die Hologramme auf CDs drucken können. Je nachdem, wie ungewöhnlich das technische Wissen und wie teuer und nicht-verfügbar die zugehörigen Maschinen für die Merkmalsherstellung sind, können mit diesen Methoden für unterschiedlich lange Zeiträume Kopien ausgeschlossen werden. Auch wenn mit steigendem Komplexitätsgrad der Markierung die Gefahr der Fälschung sinkt, haben die genannten Methoden ein gemeinsames Problem: Sie basieren auf rein "analogen" Methoden. Der Kopierschutz liegt damit ausschließlich in dem Wissen über die Fertigungstechnologie der Markierung. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Produktfälscher eine neue Markierungsmethode erlernt haben bzw. die benötigten Maschinen beschafft haben, um die Merkmale eins zu eins kopieren zu können. So beklagt der Zoll in seinem Jahresbericht zum gewerblichen Rechtsschutz, dass die Fälschungen inkl. der Markierungen eine solche Professionalität erreicht haben, dass selbst die Beamten Original und Fälschung nicht immer auseinander halten können [Zol07b]. x Im folgenden Abschnitt wird daher eine neue Möglichkeit zur Produktmarkierung vorgestellt werden, die zurzeit als fälschungssicher angesehen werden kann und es dennoch erlaubt, schnell und einfach die Echtheit eines Produktes zu überprüfen. Zudem ist sie relativ unauffällig, günstig und bietet die Möglichkeit, "Komfortfeatures" zu realisieren – wie beispielsweise die Möglichkeit, weitere Zusatz-informationen mit zu transportieren. 3 ARGOS als neues System zu Echtheitsvalidierung Unter dem Namen ARGOS wurde von der Firma metraTec RFID Solutions ein System zur Echtheitsvalidierung entwickelt, das auf der Verwendung von RFIDEtiketten im HF-Bereich (13,56 MHz) in Verbindung mit den Möglichkeiten kryp- 66 tografischer Signaturen beruht. Durch den Einsatz lassen sich Produkte schnell und sicher als Fälschungen erkennen und so verifizierte Logistikketten aufbauen. 3.1 Technischer Hintergrund Als mobiler Datenträger für das System werden handelsübliche RFID-Transponder verwendet. Diese werden während des Produktionsprozesses automatisch mit einer Seriennummer auf dem integrierten Schaltkreis versehen, die einmalig und unveränderlich auf dem jeweiligen Chip eingebrannt ist. Da diese Seriennummer einen Teil der Absicherung ausmacht, basiert ein Teil der von ARGOS gebotenen Fälschungssicherheit auf der Tatsache, dass man Zugang zu einer gesamten Chipfabrik benötigt, um das Merkmal fälschen zu können. Da es sich hierbei um eine extrem teure Anlage handelt und geheimes Wissen über den Schaltplan des Chips benötigt wird, halten wir diese Art der Kopie für die nächsten Jahre für unmöglich. Ein RFID-Etikett allein bietet jedoch kaum Sicherheit. Zwar ließe sich eine zentrale Datenbank führen, in der alle gültigen Seriennummern aufgeführt werden, doch hätte man so nur einen Zahlencode ohne Inhalt zur Verfügung. Außerdem erfordert eine zentrale Datenbank eine Online-Anbindung, die nicht überall gegeben ist. Hier ist eine dezentrale Lösung daher vorzuziehen. Das ARGOS-System nutzt daher eine weitere Fähigkeit der RFID-Etiketten. Diese haben in vielen Fällen neben der fest eingebrannten Seriennummer auch einen beschreibbaren Speicherbereich, in dem man mit Hilfe eines RFID-Schreibgeräts Informationen ablegen kann. Dieser beschreibbare Speicherbereich wird dazu verwendet, einen Code für den Hersteller des zu schützenden Produkts sowie eine weitere Wunsch-Zeichenfolge abzulegen. Ein Beispiel hierfür könnte sein: „Original-Ersatzteil XYZ AG“. Die Wunsch-Zeichenfolge kann aber beispielsweise auch die parallel aufgedruckte Seriennummer des Geräts sein. Um sicher zu stellen, dass die auf dem Etikett in lesbarer Form gespeicherten Informationen (Etikett-ID, Herstellercode und Wunsch-Zeichenkette) nicht verändert wurden oder von einem anderen Tag kopiert worden, kommt eine „digitalen Signatur“ zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um ein kryptografisches Verfahren aus der Informatik, mit dem die variablen Daten (Herstellercode und Zeichenkette) mit der eingebrannten Seriennummer mathematisch verbunden und anschließend mittels eines asynchronen Schlüsselpaars (privater und öffentlicher Schlüssel) verschlüsselt werden. Hierfür werden die Daten mittels einer Einweg-Hashfunktion in eine einzige Zeichenkette konvertiert. Diese wird unter Verwendung des privaten Schlüssels verschlüsselt (s. Abb. 1). Die dabei eingesetzten Verschlüsselungsverfahren sind ohne Kenntnis des verwendeten Schlüssels ab einer gewissen Schlüssellänge nicht mehr zu brechen [Sch01]. Das Ergebnis dieser Verschlüsselung wird mit den Ausgangsdaten auf dem Etikett gespeichert. Soll die Echtheit eines solchermaßen gesicherten Produkts verifiziert werden, wird ein ARGOS-konformes Lesegerät zum Auslesen des Etiketts benutzt. Das Lesegerät nutzt die gleiche Hashfunktion, um die im Klartext abgelegten Informationen umzuwandeln und verwendet den öffentlichen Schlüssel, um den verschlüsselten Teil der ausgelesenen Information zu entschlüsseln. Wenn dieser entschlüsselte Teil und das Ergebnis des Hashes übereinstimmen, wird die Echtheit bestätigt (s. Abb. 2). Das Display des Lesegeräts zeigt die auf dem Etikett vorhandenen Textdaten und den Verifikationsstatus direkt an, so dass der Nutzer eine sofortige Rückmeldung erhält, dass es sich um ein Originalteil handelt. Zudem können die angezeigten Textinformationen genutzt werden, um sicherzustellen, dass es sich wirklich um die angegebenen Waren handelt. Für einen Fälscher bedeutet die Tatsache, dass er nicht ohne weiteres ein Etikett mit der gleichen Seriennummer bekommen kann, dass er zwar die auf dem echten Etikett befindlichen Daten auf ein anderes Etikett kopieren kann, diese Daten aber 67 auf dem neuen Etikett als Kopie erkannt werden, da die Seriennummer des Etiketts nun nicht mehr mit der verschlüsselten Seriennummer übereinstimmt. Er bräuchte den (geheimen) privaten Schlüssel, um einen neuen verschlüsselten Hash zu generieren, der zu der neuen Seriennummer passt. 3.2 Einsatz von ARGOS in der Logistik Für Unternehmen, die Ihren Zwischenhändlern, dem Zoll sowie ihren Endkunden die Möglichkeit geben wollen, die Echtheit der vorliegenden Produkte zweifelsfrei zu verifizieren, können durch den Einsatz von ARGOS eine gesicherte Logistikkette aufbauen. Hierzu müssen die gewünschten Informationen digital signiert und auf Etiketten gespeichert werden. Dies geschieht entweder zentral im Rechenzentrum von metraTec mit anschließendem Versand per Post (wobei ein gewisses Sicherheitsrisiko verbleibt) oder direkt online über eine gesicherte Verbindung, wobei ein passendes Schreibgerät benötigt wird. Die so personalisierten Transponder werden beim Versand auf die Umverpackung oder bei größeren Gütern direkt auf das Produkt geklebt. Bei jeder Zwischenstation, sei es Zoll, Zwischenhändler oder Endverbraucher, kann mit einem entsprechenden Gerät die Echtheit geprüft werden. Es ist zusätzlich denkbar, dass auf dem gleichen Etikett noch weitere, unsignierte Informationen übergeben werden, welche z.B. die Logistik erleichtern oder den Status der internen Software speichern, was im Servicefall wertvoll sein kann. 4 Angriffsmöglichkeiten auf das ARGOS-System Es sind zurzeit drei theoretische Vorgehensweisen bekannt, um das ARGOSSystem zu umgehen. Der einfachste Weg, die Integrität des Systems in Frage zu stellen, ist durch bekannt werden des privaten Schlüssels des Verschlüsselungsverfahrens. In diesem Fall kann ein Produktfälscher sich selbst Etiketten erstellen, die von den ARGOS-konformen Lesegeräten als authentisch ausgewiesen würden. Die Verschlüsselungsinfrastruktur und insbesondere der private Schlüssel sind daher sehr gut geschützt – insbesondere durch eine vom Internet getrennte Ausführung. Zusätzlich ist ein Wechsel des Schlüssels in gewissen Abständen denkbar. Dies würde zwar alte Etiketten ablaufen lassen, aber minimiert die Gefahr eines bekannt gewordenen Schlüssels. Eine zweite theoretische Methode, das System zu umgehen besteht in einer so genannten "Replay Attacke" mittels eines Transponder-Emulators. Dies ist eine Elektronik mit der Möglichkeit, ein Tag mit beliebigem Inhalt zu emulieren. Mit so einem Gerät könnte man einen echten Transponder auslesen und jederzeit wieder "abspielen" – inklusive der Seriennummer [Fin06]. Derzeit ist die Gefahr einer Replay-Attacke eher als gering einzuschätzen, da ein Tag-Emulator eine aktive elektronische Komponente ist und deutlich größer, als ein normaler Transponder. Bei einer Kontrolle würde ein solches Gerät sofort auffallen. Die dritte Methode der Umgehung des ARGOS-Systems liegt im EtikettenRecycling. Sollten Etiketten von echten Produkten entfernt werden und diese auf Kopien geklebt werden, so würden diese als echt erkannt. Auch dies ist jedoch eher eine theoretische Möglichkeit, da vom Fälscher genau passende Etiketten beschafft werden müssten, da sonst das falsche Produkt auf dem ARGOSkonformen Lesegerät angezeigt würde. Hinzu kommt, dass die Etiketten üblicherweise fest aufgeklebt werden, so dass sie schlecht ohne Zerstörung entfernt werden können. In Einzelfällen ist eine solche Umgehung jedoch denkbar. 5 Konklusion Produktpiraterie wächst und bedroht in zunehmendem Maße Unternehmen mit grenzüberschreitenden Logistikketten. Bestehende Lösungen sind nur teilweise sicher und verfügen über keine Zusatzfunktionen. Das in diesem Artikel vorgestellte 68 System bietet durch den Einsatz von RFID Tags in Verbindung mit Kryptografie eine sichere, aber dennoch robuste und kostengünstige Methode, um Produkte eindeutig als Fälschung zu erkennen. Durch den Einsatz des Systems wird ein verifizierter Güterstrom vom Werk bis zum Einsatzort und sogar darüber hinaus bis zum Servicefall ermöglicht. Naturgemäß ist kein System völlig unfehlbar und damit unkopierbar. Die bestehenden Risiken sind insgesamt jedoch als eher gering einzustufen. Insgesamt ließe sich mit dem System in vielen Fällen eine Sicherung der Logistikketten erreichen, mit der sich das Einbringen von unerkannten Fälschungen mit hoher Wahrscheinlichkeit entdecken lässt. Die für den Einsatz benötigte Hardware sowie die nötige Software-Infrastruktur wurden bereits von metraTec entwickelt und soll in den folgenden Monaten in Feldtests eingesetzt werden. Ziel ist eine möglichst herstellerübergreifende Verbreitung des Systems, um ARGOS als Standard zu etablieren, was die Interoperabilität bei übergreifenden Lieferketten fördert bzw. erst möglich macht. 6 Literatur [Zol07a] Bundeszollverwaltung: Jahresstatistik 2006, BMF, Berlin, 2007. [FAG05] FAG Kugelfischer: Vorsicht Fälschung! Produktpiraterie kann Leben gefährden, Schaeffler Gruppe, Herzogenaurach, 2005. [Dry07] Dryden, J.: Counting the Cost: The Economic Impacts of Counterfeiting and Piracy, OECD, Genf, 2007. [Blu06] Bluhm Systeme, LINX-Sicherheitstinte verhindert Produktfälschung, Webquelle: http://www.bluhmsysteme.com/LINXSicherheitstinte_verhinde.317.0.html, Aufgerufen am 11.04.2007 [HER99] HERMA: Fälschungssicherung. In: VerpackungsRundschau (1999) 11, S. 56. [Zol07b] Bundeszollverwaltung: Gewerblicher Rechtsschutz – Jahresbericht 2006, BMF, Berlin, 2007. [Sch01] Schmeh, K.: Kryptografie und Public-KeyInfrastrukturen im Internet, dpunkt, Heidelberg, 2001. [Fin06] Finkenzeller, K.: RFID Handbuch, 4. Auflage, Hanser, Wien, 2006. 69 Anhang: Se r i e n n u m m e r p ri vat er Sch l ü sse l fest H(x) H A SH Si g n at u r H er st e l l e r ID Te xt variabel verschlüsseln Abbildung 1: Signierung von Daten mittels Hash-Funktion und asynchroner Verschlüsselung Se r i e n n u m m e r fest H(x) Her st el l er ID H A SH Te xt variabel öffentlicher Sc h l ü sse l Si g n at u r H A SH entschlüsseln Abbildung 2: Überprüfung der signierten Daten 70 10. IFF-Wissenschaftstage 27. Juni 2007 Sequenz 1 Logistik in der intelligenten Produktion Thema Digitaler Prototyp in der digitalen Fabrik – Anpassung des digitalen Fahrzeugaufbauprozesses an die Herausforderungen des Anlaufs Manfred Kempf Manfred Kempf Lebenslauf Jahrgang 1961 1977-1980 Ausbildung Industriemechaniker 1987-1990 Industriemeister Metall IHK 1980-1990 ZF Friedrichshafen AG 1990-1993 ZF Luftfahrt GmbH 1994-1999 IHK Weingarten 1999-2002 Intro Industrieautomaten GmbH 2003-2004 Rücker AG 2004- heute MBtech Consulting GmbH (Mercedes-Benz) Schlüsselprojekte x x x x x x x x Restrukturierung ZF Friedrichshafen Produktions/Montagesysteme Gestaltung und Implementierung der „Digitalen Fabrik“ bei drei führenden Premiumhersteller Unterstützung bei der Durchführung von Montageplanungsprojekten Aggregate/ Gesamtfahrzeug Premiumhersteller Entwicklung Modulstrategien für Massenfahrzeughersteller bei deutschen und japanischen Herstellern Konstruktion und DFMA-Beratung für Prototyp- und Serienvorrichtungen eines Premiumherstellers Machbarkeitsstudien/Architekturstudien für Gesamtfahrzeug unter Brücksichtigung der Montage bei führenden Premiumherstellern Gestaltung und Einführung eines Entwicklungssystems „Powertrain“ für einen führenden chinesischen OEM Sicherung des Produktionsanlaufs eines Fahrzeugs für einen führenden Premiumhersteller 72 Digitaler Prototyp in der digitalen Fabrik – Anpassung des digitalen Fahrzeugaufbauprozesses an die Herausforderungen des Anlaufes Manfred Kempf MBtech Consulting GmbH Posener Str. 1 71065 Sindelfingen Tel. +49 7031 686 4764 Fax. +49 711 177 9077 769 E-Mail [email protected] 1 Ausgangssituation Der globale Druck auf die Fahrzeugindustrie nimmt mit zunehmender Angebotsvielfalt an Nischen- und Massenfahrzeugen stetig zu. Preisschlachten, wie wir sie aus dem USMarkt kennen, erfordern eine ständige Zunahme der Produktivität in den Werken sowie einfach zu realisierende Fahrzeugmodelle mit hoher Kundenorientierung. Zur Sicherung der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit entwickeln OEM´s unterschiedliche Entwicklungsund Produktionsstrategien bei hoher Flexibilität. Entscheidende Stellhebel sind hierbei kurze Produktentstehungsprozesse sowie die Realisierung schneller Anläufe. 2 Komplexität durch Vernetzung von Kostenführerschaft vs. Differenzierungsstrategien Durch Verlagerung von Teilen der Produktion entsprechend verfügbarer Kompetenzen in Billiglohnländer, verstärkter Verflechtung der OEM´s in Entwicklung und Herstellung von Komponenten sowie deutliche Produktivitätssteigerungen in den heimischen Werken durch KVP´s und Produktoptimierungen werden Kostensenkungen im Massensegment realisiert. Engste Vernetzungen mit den Lieferanten in der Produktentstehungsphase wie auch in der Serie sichern die Ziele und garantieren hohe Zuverlässigkeit. Die Markenprofilschärfung und die damit verbundene notwendige stärkere Abgrenzung zum Wettbewerb spielt vor allem im Premium-Segment eine zunehmende Rolle. Die Markenbindung erfolgt durch ein ganzheitliches Fahrzeug- und Serviceangebot bei weiterer Komplettierung des Produktportfolios. Hier wird zukünftig die kundenbezogene Individualisierung des Fahrzeuges Einzug halten. Emotionsbildung und Beobachtung langfristiger Stimmungsbilder zu Marke und Fahrzeugausführung sind hier entscheidende Stellhebel. Daraus abgeleitet wird sich die Anpassungsnotwendigkeit auf Trends und Zielgruppenveränderungen im Fahrzeug-Lifecycle deutlich erhöhen. Produktionssysteme für das Auffangen dieser Differenzierungen erfordern höchste Flexibilität und Anpassungsfähigkeit bei geringen Stückzahlen. Gerade in diesen Segmenten spielt ein schneller Anlauf eine entscheidende Rolle, da der Wettbewerb kurzfristig reagieren kann. In Summe steigern diese Entwicklungen die Komplexität bei den OEM´s und in der Zulieferindustrie deutlich. Insofern sind Instrumente zu implementieren, die die Beherrschbarkeit der Komplexität sichern. 3 Herausforderungen für die Automobilindustrie Die Automobilhersteller stehen zukünftig noch mehr vor der Entscheidung, sich durch ein breiteres Angebot an kundenspezifischen Derivaten, neue Zielgruppen und Märkte zu erschließen. Mit stringenter Ausrichtung der Fahrzeuge an tatsächliche 73 Kundenbedürfnisse sowie der schnellen Umsetzung von der Idee bis Kammlinie sind die OEM’s für diese zukünftigen Anforderungen gerüstet. Um jedoch langfristig im Wettbewerb bestehen zu können wird eine hohe Austauschbarkeit und Adaptierbarkeit der für den Kunden wahrnehmbaren Komponenten und Module erforderlich sein. Plattformen und Gleichteile werden noch stärker Einzug in den Bereichen halten, die für den Kunden eher untergeordnete Rollen spielen. Diese Entwicklung hat zur Folge, dass die Anzahl der Fahrzeuganläufe (Neufahrzeuge und Produktaufwertungen) pro OEM in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird. Voraussetzungen für die Bewältigung dieser Anforderungen sind klare Produkt- und Produktionsstrategien, Standardisierung von Produkten und Produktionssystemen, stabile Prozesse und flexible, agile Hochleistungsorganisationen. Die durchgängige Verankerung dieses Ansatzes reduziert das Unternehmensrisiko bei gleichzeitiger Steigerung der Leistungsfähigkeit in Entwicklung und Produktion. An- und Hochläufe für Ecktyp und Varianten mit Ihren länderspezifischen Derivaten sind bereits in den Strategie- und Konzeptphasen als fester Bestandteil zu integrieren. Hierbei spielt die digitale Absicherung der unterschiedlichen Szenarien eine immer bedeutendere Rolle. 4 Vorgehensweisen Die Steigerung der emotionalen Bindung über Design und Funktion sowie die Differenzierung der Fahrzeuge hinsichtlich Kundenwahrnehmung bei gutem Preis/Leistungsverhältnis zeigen positive Wirkungen in den Absatzmärkten. Neben dieser emotionalen Komponente spielt die Sicherstellung einer frühzeitig hohen Produktreife eine entscheidende Rolle, um bei SOP1 dem Kunden ein Fahrzeug mit maximalem Reifegrad garantieren zu können. Abzusichern ist diese hohe Produktreife durch die Verwendung robuster Technologien und Prozesse bei Werkzeugen, Produktions- und Montageanlagen und beherrschbarem Anteil an Produktveränderungen. Dieser Stellhebel hat mit unter den bedeutensten Einfluss auf Anlaufkurve und Anlaufkosten. Nebeneffekt dieser realisierten hohen Produkt- und Prozessreife ist eine höhere Kundenzufriedenheit, die sich in verschiedenen Reports wie JD-Power, ADACPannenstatistik niederschlägt und positive Auswirkungen auf Marke und Absatz haben. Die durchgängige Implementierung des modularen aber dennoch flexiblen Fahrzeugkonzeptes über die gesamte Wertschöpfungskette erfordert auch eine Neuausrichtung der Zusammenarbeit mit Lieferanten in jeder Phase der Produktentstehung und im An-/Hochlauf. Lieferantenprozesse sind eng mit den Prozessen im Fahrzeugwerk zu verknüpfen. Die erforderliche Produktqualität ist zu den Quality-Gates der digitalen und physikalischen Produktentwicklung über geeignete Reifegrad- und Freigabesysteme abzusichern. Das heisst: Auch bei den Lieferanten sind Prozesse und Organisationsformen zu entwickeln und zu implementieren, die diese hohen Anforderungen im Produktentstehungsprozess und im An- und Hochlauf sicherstellen. 5 Werkzeuge zur Unterstützung dieser Prozesse Die digitale Entwicklung spielt nicht zuletzt aus Kostengründen eine immer wichtigere Rolle in der Entwicklung und Produktionsplanung. Damit können Anforderungen wie: - Kundenfunktionen und ihre technischen Lösungen - Emotionsbildung des Kunden bei der virtuellen Erprobung des Fahrzeuges - Zufriedenheit des Kunden durch Austauschbarkeit von Funktionen über Lifecycle - Kostenorientierter Produktaufbau mit Sicherung einer robusten Produktion - Gestaltungseingrenzungen durch Einführung/Übernahmen von Plattformen und Modulstrategien - Geringster Mitteleinsatz bei Prototypen, Werkzeugen und Produktionsanlagen - Hohe qualitative Absicherung des Produktes durch Transparenz in den Phasen des Produktentstehungsprozesses konkret gesteuert und bewertet werden. 1 SOP: Start of Production 74 Dafür sind bei den OEM´s verstärkt digitale Instrumente wie CAD, Virtual Reality, diverse Simulationswerkzeuge für Umform- und Gießprozesse, Berechnungs-Tools z.B. für Crashberechungen, etc. im Einsatz. Somit sind durch frühzeitige Transparenz der Entwicklungs- und Planungsstand, die Kosten und die zu erwartenden Herausforderungen bei der Umsetzung der Teile und Komponenten bekannt. Aus diesen Erkenntnissen können gezielt Produktoptimierungen gefahren und Herstellkosten durch Vereinfachung des Produktes und seiner Funktionen gesenkt werden. In digitalen CarKliniken sind frühzeitig Kundenreaktionen erfassbar und die Erkenntnisse in der Entwicklung zu berücksichtigen. Abgerundet wird die Effektivität und Effizienz mit dem Einsatz der „Digitalen Fabrik“. Damit können Herstellungsablauf in den Produktionsanlagen und deren Verfügbarkeit analog dem späteren Zustand simuliert werden. Der positive Effekt besteht darin, dass die Entwicklung sehr früh, die relevanten Produktionsbelange erkennt und diesen von Beginn an im Fahrzeugentwicklungsprozess berücksichtigt. Läuft heutzutage dieser Prozess noch verstärkt beim OEM im Karosseriebau, in den Bereichen Oberfläche und Montage ab, ist hier zukünftig auch der Lieferant gefordert, diesen Ansatz zu implementieren. Entwicklungstrends der digitalen Fabrikwerkzeuge zeigen auf, dass virtuelle Inbetriebnahmen und die Instandhaltungsprozesse bei einem Anlagenausfall vor dem Anlauf komplett durchsimuliert werden können. In Summe ist auf Basis dieser Erkenntnisse eine drastische Reduzierung der Prototypfahrzeuge und Änderungsschleifen realisierbar. Dies hat eine deutliche Harmonisierung des Produktentstehungsprozesses in Verbindung mit hoher Kosteneinsparung zur Folge. Heute werden in Anlauffabriken oder direkt in den zukünftigen Fertigungslinien Fahrzeugaufbauprozesse, Herstell- und die Montageprozesse noch überprüft/Ziel ist auch durch die gewonnenen Erkenntnisse diese Prozesse noch weiter zu reduzieren. 6 Mit der durchgängigen Verankerung eines digitalen Prozesses…… - ist der Reifegrad eines Fahrzeuges und seiner Komponenten deutlich zu steigern sind Zielabweichungen transparent, Gegenmaßnahmen können ergriffen werden sind fehlerbedingte Änderungsprozesse und Änderungskosten deutlich zu reduzieren sind Kosteneinsparungen durch Standardisierungen bei Produkt und Produktion realisierbar ist der Anlaufprozess für Ecktypen, Ländertypen und Derivate steuerbar sind Mitarbeiter durch gezieltes Training im digitalen Raum bereits frühzeitig auf die neuen Aufgaben in Entwicklung, Produktionsplanung, Qualität und Produktion vorbereitet sind Lieferanten mit ihrem Fachwissen intensiv eingebunden (Simultaneous Engineering System) kann eine Vernetzung/Verlagerung von Produktionssystemen weltweit ermöglicht werden 7 Ergebnis dieser Vorgehensweisen für den Ablauf Durch die Anwendung des digitalen Entwicklungsprozesses sind die anlaufbedingten Herausforderungen im Fahrzeugwerk des OEMs und bei den Lieferanten heute frühzeitig bekannt. Mit einer durchgängigen Anwendung dieser Werkzeuge sind zukünftige Herausforderungen und marktbedingte Komplexitätssteigerungen einfacher zu bewältigen. 75 10. IFF-Wissenschaftstage 27. Juni 2007 Sequenz 2 Innovation im Verkehr Thema Personalisierte Verkehrsinformationen für den regionalen Wirtschaftsverkehr Dipl.-Ing. Andreas Herrmann Dipl.-Ing. Andreas Kretschmer Dipl.-Ing. Andreas Herrmann Lebenslauf Jahrgang 1969 1988-1990 Studium der Automatisierungstechnik mit Schwerpunkt Medizinische Gerätetechnik an der Technischen Universität Budapest 1990-1996 Studium der Automatisierungstechnik mit den Schwerpunkten Bildverarbeitung und Simulation an der Otto-von-GuerickeUniversität Magdeburg 1996-heute Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Automation und Kommunikation e. V. Magdeburg 2005-2006 Leiter des Forschungsschwerpunktes Verkehrsmanagement im ifak seit 2006 Leiter des Forschungsbereiches Verkehrstelematik im ifak 78 Personalisierte Verkehrsinformationen für den regionalen Wirtschaftsverkehr Dipl.-Ing. Andreas Herrmann Dipl.-Ing. Andreas Kretschmer ifak Institut für Automation und Kommunikation e.V. Magdeburg Steinfeldstraße 3 (IGZ) 39179 Barleben Tel. +49 39203 810 40 Fax. +49 39203 811 00 E-Mail [email protected] E-Mail [email protected] 1 Motivation Für die gesellschaftliche, kulturelle und ökonomische Entwicklung einer modernen Volkswirtschaft sind schnelle, zuverlässige und sichere Verkehrsverbindungen unverzichtbar. Sie sind nicht zuletzt notwendige Voraussetzung für Wachstum und Beschäftigung am Wirtschaftsstandort Deutschland. Wirtschaftsverkehre - d.h. Personenund Güterverkehre, die im Rahmen einer erwerbswirtschaftlichen Tätigkeit stattfinden sind dabei das am stärksten wachsende Segment im Verkehr. Insbesondere auf wichtigen Transitstrecken und in Ballungsräumen werden aufgrund der bisherigen bereits hoch ausgelasteten Verkehrsinfrastruktur zum Teil erhebliche Behinderungen für die Wirtschaft und die Bevölkerung zu erwarten sein, zumal die vorhandene Infrastruktur nur bedingt erweitert werden kann. Betrug der Güterverkehr in Deutschland im Jahr 2003 bereits ca. 517 Mrd. Tonnenkilometer, gehen aktuelle Prognosen von einem 80%-igen Wachstum in den nächsten 20 Jahren aus. Im Personenverkehr wird gegenüber den 1.063 Mrd. Personenkilometern im Jahr 2003 ein Wachstum von ca. 10% bis 2020 erwartet. Die Entwicklung unserer Wirtschaft beruht also im entscheidenden Maße auf der Möglichkeit, Güter und Personen kostengünstig, schnell, zuverlässig und pünktlich zu transportieren. Bei der momentanen Entwicklung sind allerdings auch Effizienzdefizite und Leistungsmängel in den Verkehrssystemen zu beobachten. Die ungleichmäßige räumliche und zeitliche Nutzung der Verkehrsinfrastruktur, der zu geringe Vernetzungsgrad der Infrastruktur und Fahrzeugflotten sowie die mangelnde Auslastung der Verkehrsträger führen zu „Reibungsverlusten“ an den intermodalen Schnittstellen im Wirtschaftsverkehr. Gefordert sind also zunehmend intelligente Informations- und Kommunikationssysteme, mit denen Staus gezielt vermieden, die vorhandene Verkehrsinfrastruktur effizient genutzt, die vom Empfänger im Lieferverkehr vorgegebenen Termine eingehalten und durch intelligente Netzwerkplanung und Flottensteuerung Einsparpotenziale genutzt werden können. 2 Lösungsansätze in Transportlogistik und Verkehr Durch Nutzung von Synergien entlang der Transportketten und von moderner Informations- und Kommunikationstechnologie sowie durch den Einsatz von effizienten Umschlagtechniken soll zukünftig eine möglichst verkehrsarme und intermodale Logistik des Wirtschaftsverkehrs etabliert werden. Die Transportlogistik wird die weiter anwachsenden Warenströme aber nur beherrschen können, wenn neue durchgängige, interoperable und kostengünstige Technologien eingesetzt werden, welche die gesamten logistischen und verkehrlichen Prozesse verfolgen, steuern und überwachen. 79 Durch die intelligente und zuverlässige Interaktion des Wirtschaftsverkehrs mit der vorhandenen Verkehrsinfrastruktur kann das Ziel, zeitnah und flexibel zu agieren und gleichzeitig die Auslastung der verschiedenen Verkehrsträger zu erhöhen, nachhaltig unterstützt werden. Für den Wirtschaftsverkehr, Logistikflotten und den Kunden wird es also in Zukunft immer wichtiger, jederzeit den Ort und den Zustand von Waren und Sendungen über die gesamte Transportkette verfolgen zu können. Moderne Informationsund Kommunikationstechnologien wie GSM, UMTS, WLAN/WiFi oder RFID machen den Materialfluss immer transparenter und ermöglichen eine verminderte Lagerhaltung und optimal angepasste Produktion. Innerhalb der weitgehend abgeschlossenen Systeme im Zuständigkeitsbereich der Erzeuger oder Verbraucher, also bspw. in Güterverkehrszentren, auf Betriebsgeländen oder auf Großbaustellen, gibt es bereits zahlreiche viel versprechende Ansätze und Lösungen zur zielgerichteten Steuerung sowohl der Warenströme als auch der dafür benötigten Transportmittel. Ein Beispiel hierfür sind die fahrerlosen Transportsysteme in Produktions- und Lagerhallen. Sobald aber Transportmittel und Fracht diese geschlossenen Systeme verlassen und den öffentlichen Verkehrsraum benutzen, unterliegen sie zunehmend äußeren Einflüssen, die seitens der Transportlogistik nur bedingt steuerbar sind. Bild 1: Ziele im telematikbasierten Verkehrsmanagement Der in den letzten Jahren gewachsene und weiter zunehmende Straßenverkehr stellt sowohl an die verkehrstechnische Infrastruktur als auch an die verantwortlichen Entscheidungsträger hohe Anforderungen. Die steigende Verkehrsnachfrage kann insbesondere in urbanen Räumen nicht über den Schritt haltenden Ausbau des Straßennetzes bewältigt werden. Bestehende Überlastungen sind zurückzuführen auf permanente Übernachfrage, vor allem in der Morgen- und Nachmittagspitze, auf temporäre Faktoren wie Baustellen oder Verkehrsunfälle oder auf singuläre Ereignisse wie Großveranstaltungen. Abhilfe können hier sowohl die Modernisierung der verkehrstechnischen Infrastruktur als auch moderne Methoden des Verkehrsmanagements schaffen, die möglichst viele Daten des Verkehrs, des öffentlichen Lebens und der Umweltlage in eine dynamische Entscheidungsfindung zur optimalen Verkehrsorganisation einbeziehen. Für die erforderliche Kommunikation mit den Verkehrsteilnehmern kommen seit geraumer Zeit verstärkt moderne informationstechnische Systeme zum Einsatz. Neuartige Telekommunikations- und Informationstechnologien, wie sie der Begriff „Telematik“ umschreibt, ermöglichen die zielführende Umsetzung auch kurzfristig wirkender Maßnahmen zur Verkehrslenkung und -steuerung und damit eine situationsgerechte Beeinflussung sowohl des Verkehrsangebots als auch der Verkehrsnachfrage. Ein telematikbasiertes Verkehrsmanagement wird als aussichtsreicher Lösungsansatz favorisiert, um unvermeidbaren Verkehr effizienter abwickeln zu können, Fahrzeuge und Fahrwege besser zu nutzen, den Übergang auf umweltfreundliche Verkehrsmittel zu fördern und letztendlich auch wirtschaftlich unnötigen Verkehr zu reduzieren (Bild 1). Eine mögliche Strategie zur Eindämmung von Verkehrsproblemen ist die zeitnahe, umfassende und zuverlässige Information über die aktuelle Verkehrslage. 80 3 Personalisierte Verkehrsinformationen für den Wirtschaftsverkehr Die bisher existierenden Konzepte für den Betrieb eines Verkehrsmanagements basieren überwiegend auf dem Ansatz, große Zentralen neu aufzubauen und dabei u. U. auch Modernisierungsbedarf in bestehenden Zentralen abzuschöpfen. Verkehrsmanagementzentralen sind dabei in der Regel mit einem sehr großen technischen, personellen und daher auch finanziellen Aufwand für Installation und Betrieb verbunden. Für Städte mittlerer Größe sind diese Aufwendungen kaum gerechtfertigt und in den meisten Fällen auch nicht finanzierbar. Das im Forschungsvorhaben MOSAIQUE entworfene dezentrale VerkehrsmanagementNetzwerk steht als Gegenentwurf zu den klassischen Verkehrsmanagementzentralen. In die Planung und Durchführung des dezentralen, regionalen Verkehrsmanagements werden alle beteiligten Akteure wie beispielsweise öffentliche Verwaltungen und Baulastträger, Verkehrsunternehmen, Wirtschaftsunternehmen aus Logistik, Ver- und Entsorgung sowie Veranstalter einbezogen. Insbesondere durch die technischen, betrieblichen und organisatorischen Synergien zwischen allen beteiligten Akteuren können große Kostenvorteile erwartet werden. Damit die verfügbaren Verkehrsinformationen durch möglichst viele Partner effizient genutzt werden können, ist neben der Integration in die eigenen Systeme und Verfahren auch die Bereitstellung in einem gemeinsamen regionalen Datenpool erforderlich. Der Austausch und Zugriff auf die Daten erfolgt kostengünstig und schnell über das Internet. Dabei werden über ein innovatives Zugriffsmanagement die „Spielregeln“ im Verkehrsmanagement-Netzwerk, also die Rechte und Pflichten aller Akteure bei der Erzeugung, Verbreitung und Nutzung der vorhandenen Daten und Informationen sowie bei der Umsetzung der Strategien und Maßnahmen festgelegt. Die zahlreichen bereits verfügbaren Angebote an Verkehrsinformationen und -diensten in digitalen Medien orientieren sich bisher vor allem an den Bedürfnissen des Personenverkehrs. Dabei liegt die Wachstumsdynamik in der Zukunft ganz eindeutig beim Wirtschaftsverkehr. Die Disponenten von Waren- und Gütertransporten sind für ergebniswirksame Verbesserungen in der Transportlogistik, im Flottenmanagement oder in der Standortplanung für Verteilzentren wesentlich empfänglicher als Pkw-Benutzer, die stärker an tägliche Routinen gebunden sind. Gleichzeitig sind die Anforderungen des Wirtschaftsverkehrs an die Inhalte, die Qualität, die Zuverlässigkeit und die Verfügbarkeit von Verkehrsinformationen ungleich höher als die des durchschnittlichen Autofahrers. Im Rahmen des Forschungsvorhabens MOSAIQUE wird vom Institut für Automation und Kommunikation (ifak) ein internetbasierter Informationsdienst entworfen und umgesetzt, der insbesondere auf die Anforderungen des Wirtschaftsverkehrs eingeht. Der Informationsdienst ermöglicht dem Nutzer die Erstellung personalisierter Informationsprofile auf Grundlage vorhandener und freigegebener Datenquellen. Dabei kann bspw. ein Spediteur oder KEP-Dienst Schritt haltend mit dem Ausbau des Datennetzes beliebige Informationsquellen (Baustellen, Verkehrszählungen, Durchfahrtshöhen, Brückenlasten, Umweltdaten usw.) miteinander verknüpfen und so eine auf ihn zugeschnittene Meldungsstrategie erzeugen (Bild 2). 81 Bild 2: Erstellung personalisierter Verkehrsinformationen (Prinzipskizze [HOY05]) Die Verbreitung der Meldungen erfolgt über digitale Medien wie Internet, E-Mail, SMS oder Digitalradio. Gleichzeitig können Akteure im Wirtschaftsverkehr interessante Logistik-Daten wie bspw. geplante Wegeketten oder aktuelle Fahrzeugpositionen und geschwindigkeiten in das Verkehrsmanagement-Netzwerk zurückspeisen. Der internetbasierte Informationsdienst für den Wirtschaftsverkehr greift für die Auswahl, Darstellung und Verbreitung der Verkehrsinformationen auf georeferenzierte Daten aus dem regionalen Datenpool zu. Grundlage für die Referenzierung sind digitale und routingfähige Karten der Region Mitteldeutschland mit dem Fokus auf den Ballungsraum Halle-Leipzig. Diese Karten werden bei Bedarf mit speziellen Informationen wie bspw. Brückenlasten, Durchfahrtshöhen oder Verkehrsbeschränkungen für den Wirtschafts- und Schwerlastverkehr nachversorgt. Durch Datenfusion oder den Einsatz von Verkehrsmodellen werden diese Informationen weiterverarbeitet und veredelt und mit Hilfe eines durchgängigen Qualitätsmanagements bewertet und gesichert. Ein einfaches Beispiel soll die Vorgehensweise verdeutlichen. Der Nutzer, hier ein Dispatcher in einer Spedition, wählt mit Hilfe der digitalen Karte im Informationsdienst interaktiv die verfügbaren Verkehrsinformationen aus. Dabei wird er u. a. durch ein Routingmodul unterstützt, dass alle entlang einer vorzugebenden Route verfügbaren Daten und Informationen auflistet. Die Daten der einzelnen Messstellen können über logische Operatoren oder mathematische Funktionen miteinander verknüpft werden. Zur Auslösung der eigentlichen Meldungen innerhalb der personalisierten Informationsstrategie können vorgegebene oder individuell erstellte Schwellen definiert werden. Wird die definierte Meldeschwelle, ausgelöst durch die aktuelle Verkehrssituation oder durch unvorhergesehene Störungen, überschritten, erstellt das System eine entsprechende Meldung und übermittelt sie dem Nutzer zeitnah per E-Mail, Webapplikation oder SMS. Der Vorteil einer individuell erstellten Meldungsstrategie liegt dabei auf der Hand. Aus der Vielzahl der vorhandenen Daten werden nur die jeweils zeitlich und räumlich relevanten Informationen herausgefiltert und nach Nutzervorgaben aufbereitet und übertragen. Die regelmäßige, aktive und sehr zeitaufwendige Informationsabfrage durch den Anwender entfällt, er erhält die gewünschten Informationen vom System in der gewünschten Form und zur gewünschten Zeit. Die im Forschungsvorhaben MOSAIQUE verfolgten Ideen und Lösungsansätze bergen als Ganzes erhebliche Potenziale zur Lösung der Probleme und Aufgaben in der Region Mitteldeutschland. Insbesondere die Verbreitung personalisierter, auf die jeweiligen Bedürfnisse der Nutzer zugeschnittenen Verkehrsinformationen, tragen ihren Teil zur 82 Sicherung der Leistungsfähigkeit und Funktionstüchtigkeit des Verkehrssystems und zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung des mitteldeutschen Raumes bei. Durch die Einbindung in regionale Verkehrsmanagement-Netzwerke ist der Wirtschaftsverkehr zukünftig in der Lage, schneller und effizienter auf wechselnde Verkehrs- und Umweltbedingungen (Feinstaub, CO usw.) zu reagieren und gleichzeitig seinen Beitrag 2 zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit der Verkehrsnetze zu leisten. 4 Literatur [MOS04] Projektantrag MOSAIQUE (Mitteldeutsche Offensive für ein strategisches, anwenderübergreifendes, intermodales Verkehrsmanagementnetzwerk mit Qualitätsausrichtung und Effizienzorientierung) BMBF, Bonn, 2004. [HOY05] Hoyer, R., Herrmann, A.: MOSAIQUE – Ziele und Nutzen für den Wirtschaftsverkehr in Sachsen-Anhalt. Informationsveranstaltung der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau am 10.02.2005, Halle. [JU05] Jumar, U.; Hoyer, R.; Herrmann, A.: Verkehrstelematik aus Sachsen-Anhalt – Wege zum Erfolg. Tagungsband zum Verkehrstelematikkongress „SachsenAnhalt auf dem Weg in die Zukunft“, 16.06.2005, Magdeburg. [HER05] Herrmann, A.: Intelligentes Verkehrsmanagement. 5. MAHREGInnovationsforum „SICHER – schnellere und sichere Prozesse in der Automobilindustrie“, 13. und 14.10.2005, Magdeburg. [JU06] Jumar, U.; Herrmann, A.: Wirtschaftsverkehr und Flottensteuerung, Vorstellung des KoSIM-Testfeldes im Rahmen der Initiative „Sichere intelligente Mobilität – Testfeld Deutschland“ – SiM-TD, Hannover-Laatzen, 12.09.2006 [KRE06] Kretschmer, A.: Verkehrsmanagementnetzwerk auf Gegenseitigkeit, 1. Fachveranstaltung MOSAIQUE, Halle (Saale), 2006 Danksagung Die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten im Projekt MOSAIQUE werden vom Ministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) gefördert (Förderkennzeichen: 19B6008A) sowie vom Land Sachsen-Anhalt, vom Freistaat Sachsen und vom Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) in der Demonstration und Umsetzung unterstützt. 83 10. IFF-Wissenschaftstage 27. Juni 2007 Sequenz 2 Innovation im Verkehr Generierung intermodaler Transport- und Logistikketten mithilfe IT-gestützter Planungsanwendungen – Erste Ergebnisse des EU-Projektes INTERIM Mag. Dr. Gerhard Schilk Dipl.-Ing. Bertram Meimbresse Mag. Dr. Gerhard Schilk Lebenslauf Jahrgang 1976 1996 - 2000 Betriebswirtschaftsstudium (Wirtschaftsuniversität Wien, Österreich) Schwerpunkte: x Marketing: u.a. Käuferverhalten und Dienstleistungsmarketing x Organisation und Materialwirtschaft (Supply Management) x Transportwirtschaft Diplomarbeit: Electronic Commerce in der Transport- und Logistikbranche 2000 - 2002 Doktoratsstudium (Wirtschaftsuniversität Wien, Österreich) Schwerpunkt: Produktionsmanagement Dissertation: Die Auswirkungen des Electronic Commerce auf das Supply Chain Management seit 2000 bis dato via donau – Österreichische WasserstraßenGesellschaft mbH (Österreich) x Projekt Manager x Erfahrungen im Bereich EU-Anträge, Projekte und Förderprogramme (FP4/5/6, INTERREG III A/B/C, Marco Polo, eContentplus, eTEN, SOKRATES, TEN-T etc.) und Intermodalität, eLogistics und Security 86 Dipl.-Ing. Bertram Meimbresse Lebenslauf Jahrgang 1958 1979-1984 Studium Transporttechnologie (Hochschule für Verkehrswesen Dresden) Schwerpunkte: x Technologie des Güterverkehr x Optimierungsverfahren 1985-2000 Büro für Verkehrsplanung, Berlin 2001-2002 IVU - Gesellschaft für Informatik, Verkehrs und Unternehmensberatung mbH, Berlin seit 2003 Freier Verkehrsplaner seit2005 bis dato Projektmanager für Logistikprojekte an der technischen Fachhochschule Wildau, u.a. 87 x ECO4LOG, INTERREG III C East, 2004-2006 x INTERIM, INTERREG III B CADSES, 2006-2008 x OPERA, BMBF, 2005-2009 x DENDROM, BMBF, 2006-2008 x MINERVA, FH3, 2006-2008 Generierung intermodaler Transport- und Logistikketten mithilfe IT-gestützter Planungsanwendungen – Erste Ergebnisse des EU-Projektes INTERIM Mag. Dr. Gerhard Schilk Dipl.-Ing. Bertram Meimbresse via donau Österreichische WasserstraßenGesellschaft mbH Donau-City-Straße 1 A - 1220 Wien Tel. +43.50.4321-1621 Fax +43.50.4321-1050 E-Mail [email protected] Technische Fachhochschule Wildau University of Applied Sciences Bahnhofstraße 1 15745 Wildau Tel. +49.3375.508-355 Fax. +49.3375.508-983 E-Mail [email protected] 1 Wachstum des europäischen Güterverkehrs Eine der größten Herausforderungen für einen einheitlichen Güterverkehrsmarkt der Europäischen Union (EU) ist das zunehmende Ungleichgewicht zwischen den Verkehrsträgern. Entgegen den Zielen der EU ist der Zuwachs des Verkehrsaufkommens beim Straßenverkehr ungebremst [WeV01]. Dies führt zu einer zunehmenden Überlastung der Verkehrsnetze. Einerseits kommt es hierdurch zu Belastungen für die Unternehmen in der europäischen Transport- und Logistikbranche (z.B. Verkehrsstaus, Verspätungen und höheren Treibstoffpreisen), andererseits erwachsen hieraus auch negative Effekte für die Volkwirtschaften (z.B. CO2Emission, externe Staukosten) und die Allgemeinheit. Aus diesem Grund sind innovative Ideen und Konzepte erforderlich, die die bestehenden Verkehrsinfrastrukturen optimaler nutzen, aber auch intelligente Verknüpfungen zwischen den einzelnen Verkehrsträgern ermöglichen [GiE06]. Eine Zusammenführung der einzelnen Verkehrsträger in eine logistische Kette kann bei allen drei Hauptphasen der Logistik (Planung, Management und Überwachung) von Vorteil sein (intermodaler Verkehr). Da sich intermodale Verkehre durch eine Vielzahl von verschiedenen Akteuren (Frachtführer, Logistikdienstleister, Umschlagspunkte, etc.) und Sub-Prozessen auszeichnen und damit eine weitaus höhere Komplexität als direkte Haus-zu-Haus-Transporte aufweisen, kann es bereits bei der Planungsphase von Vorteil sein, auf geeignete Anwendungen zur Erstellung von intermodalen Logistikketten zurückgreifen zu können. INTERIM (INtegration in the intermodal goods Transport of non EU states: Rail, Inland/coastal waterway Modes), ein aktuelles INTERREG IIIB CADSES EUProjekt, stellt sich dieser Herausforderung. CADSES steht für Central European, Adriatic, Danubian, South-Eastern European Space. Das Projekt untersucht und demonstriert die Integration mehrerer Verkehrsträger auf der Planungsebene zur Erzeugung intermodaler Transportketten und die Evaluierung der verkehrlichen und raumplanerischen Wirkungen. Zielgruppen der Ergebnisse sind einerseits Operateure des intermodalen Verkehrs und andererseits Vertreter von Raum- und Verkehrsplanungsbehörden. Das geplante IT-Planungstool reflektiert in seiner Struktur die Anforderungen der Nutzergruppen (Bild 1). 88 Results Query User INTERIM IT-Tool Logistics Service Tool A2A Information platform for intermodal transport B2B Integration for actors in selected CADSES areas Information about Logistics • Data Service Providers (LSP) • Spatial planning • Contacts • Capacities • Restraints, etc. documents Additional Information • GIS-Maps/Networks • Assessment tool INTERIM Data Geo Data Bild 1: Struktur des IT-Planungstool INTERIM Die Erweiterungen der EU (2004, 2007 und zukünftige) machen es erforderlich, auch die angrenzenden Staaten in Süd- und Ost-Europa verstärkt in die Transportund Logistikketten zu integrieren. Dieser Prozeß ist gegenwärtig besonders auf den CADSES-Raum fokussiert. So leben allein in den Donauanrainerstaaten knapp 90 Millionen Menschen, wo zurzeit eine wirtschaftliche und politische Transformation stattfindet, die ihresgleichen sucht. Diese rasante Entwicklungsdynamik, die man auch an den jährlichen BIPWachstumszahlen ablesen kann, weist eine direkte Korrelation mit dem Verkehrswachstum auf. So erwartet man für diesen geografischen Raum eine Zunahme des Güteraustausches von 6% bis 8% jährlich, was nur durch die Nutzung nachhaltiger Verkehrsträger möglich ist bzw. damit verbundenen innovative Logistikkonzepten und -lösungen, die eine Integration mehrerer Verkehrsträger erlauben. 2 IT-gestützte Generierung intermodaler Transportketten Um einen Vergleich zwischen den verschiedenen Transportvarianten (direkter LKW-Transport versus intermodale Bahn-/Binnenschiff-Transporte) für die Entscheidungsträger der verladenden Industrie und der Logistikdienstleister einfacher zu gestalten, können unter anderem sog. „IT-gestützte intermodale Transportplanungs-Anwendungen“ herangezogen werden. Derzeit ist das Angebot an solchen IT-Anwendungen noch sehr begrenzt. Auf europäischer Ebene wird u.a. im Rahmen von EU-Projekten an diesbezüglichen Konzepten gearbeitet. Folgende Tabelle bietet eine Übersicht über identifizierte elektronische Planungs- und Management-Anwendungen, die zur Erstellung von intermodalen Transport- und Logistikketten einen wichtigen Beitrag leisten können. 89 # IT-gestützte Planungs-Anwendungen zur Internet-Webseite Generierung intermodaler Logistikketten 1. 2. 3. 4. 5. 6. ECO4LOG Development of an East border COrridor 4th party LOGistics service approach along the axis Brandenburg-Saxony-Austria with neighbouring accession countries SPIN-EU Scanning the Potential of INtermodal Transport Bintras BintraS, das elektronische System zur Unterstützung von Gütertransporten der Binnenschifffahrt in Deutschland BoRIS Barge Operation in River Information Services ETNA European Transport Network Application DISMOD Das GIS-basierte Distributionsplanungstool zur Standortoptimierung und Strukturplanung in der Transportlogistik www.eco4log.de www.spin-eu.com www.bintras.de www.euro-compris.org www.alsodanube.at www.iml.fraunhofer.de/302.h tml Bild 2: Übersicht über ausgesuchte intermodale IT-gestützte PlanungsAnwendungen [eigene Recherche, Stand 11.07.06] Betrachtet man die heute existierenden Anwendungen etwas genauer, so lässt sich erkennen, dass diese auf unterschiedliche Kernkompetenzen und geographische Regionen setzen. Das erste Merkmal ist, welchem Verkehrsträger diese Planungsanwendung zugeordnet werden kann, d.h. entweder einem einzigen Verkehrsträger (z.B. Binnenschifffahrt) oder dem Gesamtverkehrssystem. Für die Referenz-Beispiele konnte folgende Klassifizierung vorgenommen werden: (i) ECO4LOG (intermodal), (ii) SPIN-EU (intermodal), (iii) Bintras (Binnenschifffahrt), (iv) BoRIS (Binnenschifffahrt), (v) ETNA (intermodal), (vi) DISMOD (intermodal). Das zweite wesentliche Unterscheidungsmerkmal ist die geographische Ausrichtung. Die Mehrzahl der IT-gestützten Planungsanwendungen fokussiert sich auf den westeuropäischen Raum. Dies betrifft insbesondere diejenigen Anwendungen, welche sich thematisch dem Verkehrsträger Binnenschifffahrt verschrieben haben und hierbei vor allem durch den Verlauf der Wasserstraße Rhein geographisch gebunden sind. Für die genannten Referenz-Beispiele konnte folgende Klassifizierung vorgenommen werden: (i) ECO4LOG (Zentral-Europa), (ii) SPIN-EU (WestEuropa), (iii) Bintras (West-Europa), (iv) BoRIS (West-Europa), (v) ETNA (ZentralEuropa) und (vi) DISMOD (West-Europa). Grundsätzlich bestehen IT-gestützte Planungsanwendungen aus zwei Komponenten: Erstens aus einer Infrastrukturdatenbank, die Datensätze über die einzelnen Verkehrsnetzwerke (Straßennetz, Schienennetz, Wasserstraßennetz) und Informationen über die Umschlagspunkte (Eisenbahn-Terminals, Binnenhäfen, Güterverkehrszentren) enthält und diese mittels digitaler Kartensysteme (GIS) grafisch darstellt. Zweitens bedarf es einer Datenbank, die sämtliche Informationen über die Verkehrsmittel (z.B. Geschwindigkeiten), die Knotenpunkte (z.B. Umschlagskapazitäten und -zeiten) bzw. sonstige Logistik-bezogene Eingangsparameter (z.B. Verkehrsbeschränkungen) enthält. Im nächsten Schritt gilt es die beiden Datenbanken, d.h. Infrastruktur und Logistik, zu vereinen. Das Ziel ist eine Abfrage, auf welche Verkehrsträger man zum Bei- 90 spiel für einen bestimmen Transport von Berlin (DE) nach Budapest (HU) zugreifen kann. Für den zentraleuropäischen Raum wurde dieses System im Projekt ECO4LOG implementiert [SoMei06]. Das Ergebnis ist ein Suchvorgang (= Routing) der sämtliche Netze (= Kanten) bei der Routensuche nach vorgegebenen Kriterien (= Zeit, Kosten, Entfernung, Energieverbrauch) bewertet. Für die Routensuche über alle Verkehrsnetze wird ein iterationsfreies Routen-Suchbaumverfahren angewendet [Dij59]. Der genannte Algorithmus zur Ermittlung der kürzesten Wege in Netzen wurde um die Berücksichtigung mehrerer Attribute pro Kante ergänzt. Die Umschlagpunkte wurden als eigenständige, dem jeweiligen Verkehrsträger zugeordnete Knoten vereinbart, die über spezifische Kanten, welche die Umschlagvorgänge repräsentieren, verbunden sind. Nach dem jeweiligen Routing werden zu den einzelnen Abschnitten der Route (z.B. Transportkette: per Bahn von Berlin nach Wien, anschließend per Binnenschiff von Wien nach Budapest) geeignete Logistikdienstler angezeigt, die diese Transporte abwickeln können. Bild 2 zeigt das Prinzip der Berücksichtigung mehrerer Kriterien. Quelle Terminal 1 Pre-haulage Terminal 2...n Main-haulage Ziel End-haulage Weg km Straße des gerouteten Netzes Länge km Netz des Zubringer jew. Modes Mode 1 und 2 Zeit Reisezeit nach jeweiligen Straßentypen Umschlag je Nach Kanten- Umschlag je Reisezeit nach Ein- und Aus- attributen des Ein- und Aus- jeweiligen gang (min.) jew. Netzes gang (min.) Straßentypen Energie KEA je tkm Expertenschätzung KEA je tkm und Mode Expertenschätzung KEA je tkm Kosten Ct je tkm Expertenschätzung Ct je tkm Expertenschätzung Ct je tkm Visualisierung GIS.Karte nein GIS-Karte nein GIS-Karte Kalkulation Zuschläge dynamisch Zuschläge dynamisch dynamisch Länge km Straße des Zubringer gerouteten Netzes Mode 1 und 2 Bild 2: Prinzip des Routings nach verschiedenen Kriterien (KEA = Kumulierter Energieaufwand, verwendet wurden Werte der PROBASDatenbank des Umweltbundesamtes) 3 Erweiterungen des IT-gestützten Planungstool Im Projekt INTERIM werden folgende neue Funktionalitäten ergänzt und implementiert: x Geografische Erweiterung: CADSES-Raum, Westeuropa, Skandinavien. Damit ist eine Abdeckung des kontinentalen Europas möglich, was die Nutzung durch die verschiedenen Zielgruppen entgegen kommt, da die bisherige Beschränkung auf Zentraleuropa ein Kritikpunkt besonders der intermodalen Operateure war. x Zusätzlicher Transport mode Short Sea Shipping / Motorways of the Sea. Damit wird eine zentrale Forderung der Europäischen Kommission berücksichtigt, die die Entlastung des Straßenverkehrs durch die stärkere Nutzung des Short Sea Shippings vorantreiben will [MoS06]. 91 x Routing in Abhängigkeit von Transportmengen. Durch diese Funktionalität könnten Bahn und Binnenschiff ihre Systemvorteile noch besser ausspielen bzw. werden bei großen Quantitäten von zu befördernden Gütern beim Routing bevorzugt. x Hinterlegung von Fahrplänen. Dies wird bei der Einbindung in den RoutingAlgorithmus zur Bevorzugung von bedienten Relationen und/oder Berücksichtigung von Kapazitäten der Netze führen. Damit sind die bereitgestellten Informationen auch für solche Logistiker interessant, die keine eigenen Logistik-Ketten entwickeln aber die Marktangebote nutzen möchten (siehe folgendes Beispiel). outenwahl ohne Berücksichtigung von bedienten Relationen Routenwahl mit Berücksichtigung von bedienten Relationen (hier: Logistikette mit dem geringsten Kostenaufwand, blau = Wasser, grün = Eisenbahn) (hier: BOHEMIACOMBI Verbindung HamburgPrag, blau = Wasser, grün = Eisenbahn, rot gepunktet = vorhandenes Angebot) x Szenarienerstellung zur Abbildung und Bewertung von Netzergänzungen/verbesserungen Mit der Szenario-Fähigkeit wird das IT-Planungstool besonders für Raum- und Verkehrsplaner interessant, die die Wirkungen verschiedener Änderungen an den Attributen der Verkehrsinfrastruktur (z.B. TEN-Projekte bzw. Korridor-Untersuchungen) ermitteln und vergleichen können (nur CADSES-Raum). x Speicherung von Szenarien u.ä. in Nutzer-Accounts. 4 Ausblick Elektronische Planungs- und Management-Anwendungen können einen wertvollen Beitrag zur Erstellung und Konzeption von intermodalen Transport- und Logistikketten liefern. Die Mehrzahl der identifizierten „Best-Practice“-Beispiele befindet 92 sich aber noch in der Phase der Entwicklung und Erprobung. Mit der zunehmenden Komplexität der Organisation von Güterverkehren in Europa und den steigenden Kosten für den Straßentransport werden solche Systeme jedoch für die Planer immer interessanter. Verbunden mit neuen Features - neben dem reinen intermodalen Routing - wie: x alternative Optimierungen nach Kosten, Energie und Zeit, x die Erstellung von Szenarien und x Berücksichtigung von bestehenden Angeboten werden diese Anwendungen zu praktikablen Werkzeugen für die effiziente und umweltschonendere Abwicklung des Güterverkehrs. 5 Literatur [MoS06] Motorways of the Sea - Shifting freight off Europe’ Roads, Europäische Kommission (Hrsg.) 2006 [Dij59] Dijkstra, E. W.: A note on two problems in connexion with graphs. In: Numerische Mathematik 1, S. 269-271 [Son06] Sonntag, H.; Meimbresse, B.: Routen suchen - ECO4LOG – Ein Interreg-Projekt an der Nahtstelle zwischen EU-Ost-Erweiterung und intermodalem Güterverkehr. In: Internationales Verkehrswesen, Jg. 58 (2006) 6, S. 287-290. [WeV01] Weißbuch – Die europäische Verkehrspolitik bis 2010: Weichenstellung für die Zukunft, Europäische Kommission (Hrsg.) 2001 KOM(2001) 370 [GiE06] Güterverkehr in Europa : moderne Logistiklösungen für Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit, Europäische Kommission, Generaldirektion Energie und Verkehr (Hrsg.) 2006, ISBN 92-79-00798-X 93 10. IFF-Wissenschaftstage 27. Juni 2007 Sequenz 2 Innovation im Verkehr Thema GNSS-based Forest Logistic System »Efficiency by Transparency« – GNSS basiertes Forstlogistiksystem – «Effizienz durch Transparenz« Dipl.-Ing. Klaus Aichhorn Univ.-Prof. Dr. techn. Dr. h.c. Bernhard Hofmann-Wellenhof Dipl.-Ing. Jürgen Seybold Jürgen Seybold Lebenslauf Jahrgang 1957 1980-1994 Projekt und Produkt Manager; Standard Elektrik Lorenz AG (SEL), später Alcatel-SEL, im Bereich Luft- und Raumfahrt; Stuttgart 1994-1998 Leiter Produkt- und Qualitätsmanagement; Alcatel Air Navigation Systems GmbH; Stuttgart 1998-2001 Produktbereichsleiter Satellitennavigation; Thomson-CSF Airsys der heutigen Thales ATM; Stuttgart 2001-2005 Technischer Direktor (Prokurist); Telematica e.K.; Dietramszell-Linden seit 2001 Geschäftsführender Gesellschafter; TelePlus Italia KG; Bozen und Beratender Gesellschafter; TeleConsult Austria GmbH; Graz seit 2006 Geschäftsführender Inhaber; The PQT Consultancy; Sachsenkam und Geschäftsführer; GAPA GmbH; Braunschweig 96 GNSS-based Forest Logistic System „Efficiency by Transparency“ GNSS basiertes Forstlogistiksystem „Effizienz durch Transparenz“ Dipl.-Ing. Jürgen Seybold Dipl.-Ing. Klaus Aichhorn TeleConsult Austria GmbH Schwarzbauerweg 3 A-8043 Graz Tel. + 43 316 890 971 57 Fax + 43 316 890 971 58 E-Mail [email protected] TeleConsult Austria GmbH Schwarzbauerweg 3 A-8043 Graz Tel. +49 8021 9011 10 Fax +49 8021 9011 55 E-Mail [email protected] Univ.-Prof. Dr. techn. Dr. h.c. Bernhard Hofmann-Wellenhof TeleConsult Austria GmbH Schwarzbauerweg 3 A-8043 Graz Tel. +43 316 381015 15 Fax +43 316 890971 55 E-Mail [email protected] 1 Abstract The field of application for navigation tasks within forest work can mainly be divided into two subareas. Thus, two different mobile navigation terminals have been developed by TeleConsult Austria GmbH: x x a pedestrian terminal for the use within forest inventory and in the field of manual wood harvesting and a vehicle terminal for the optimisation of the forest logistic chain. This paper focuses on the presentation of the GNSS-based vehicle terminal for mechanised forestry operations to support and improve the forest logistic chain management. The mobile terminal is used as navigation aid and communication device mainly. The position determination of the navigation module is based on an integration of GPS and EGNOS. Due to the usage of a high sensitive GPS/EGNOS receiver with excellent satellite tracking capabilities, a continuous and reliable position determination is also possible in forest environments with limited view to the sky and weak satellite signals under dense canopy. For communication and data transfer between the vehicles and a forest office, the GSM/GPRS infrastructure is used. The display of the mo-bile terminal visualizes the navigation destination, general information, and the position of the own vehicle. Thus, the user is supported efficiently in guidance and navigational tasks. 2 Introduction The basic development work was carried out in a project called EGNOS Navigation Terminals Development and Demonstration Activity – Phase 2 (EGNOS NT2) which was aiming at the industrialisation of navigation terminals. Independent terminals were developed for land applications (e.g., monitoring of dangerous goods transport, modernisation of forestry operations) and also for sea applications (e.g., vessel monitoring). The project was co-funded by the European Space Agency (ESA), and was carried out by an international project consortium. TeleConsult Austria was responsible for the development of two different terminals for 97 mechanised forestry operations: a pedestrian terminal for forest inventory and lone worker protection and a vehicle terminal for application in the forest logistic chain management. After successful completion of the project EGNOS NT2, TeleConsult Austria further developed the vehicle terminal to a product ready to enter market. According to the needs of different forest enterprises, the hard- and software can be adapted as required. This paper focuses on the presentation of the detailed design and application of the GNSS-based vehicle terminal for mechanised forestry operations. 3 GNSS-based vehicle terminal for mechanised forestry operations 3.1 Background – forest logistic chain The forest logistic chain includes the felling of trees by a Harvester, the intermediary trans-port of the felled wood to a piling site (timber yard) by a Forwarder, and the delivery of wood to, e.g., a saw mill by a transport truck. The developed mobile terminal can be installed in all three different vehicles to support on the one hand the navigation and guidance on forest streets and on the other hand the communication with the logistic centre at the forest office. The operational procedure in the forest logistic chain can be described as follows: x the Harvester sends a message about felled wood to the forest office; x the forest office informs the Forwarder, which transports the assortments to the roadside and lays out a piling site; x if enough wood is available, the For-warder sends a message to the forest office including the location of the piling site, the tree species, the wood mass and sort; x the forest office informs a transport company and sends the coordinates of the piling site to the corresponding transport truck which is responsible for the delivery. By using the mobile terminal, the transport truck can navigate to the piling site on the shortest and, thus, fastest way. At present, satellite-based systems are not quite commonly used in the forest logistic chain. The development of a functional terminal system, which automates and accelerates the forest logistic chain, offers new markets within Europe. An indication for the potential of such systems is the introduction of a similar system in Scandinavia, which is less modern and not yet fully developed. Studies showed that due to navigation and guidance a time saving of up to 30% is achievable for the work flow within the forest logistic chain. This will save resources and costs in the forest enterprises and, therefore, directly effect also at the end user. 3.2 Field of application The vehicle terminal can be separated into a mobile unit for the vehicles and into a logistic centre at the forest office (Figure 1). Generally, the mobile terminal is used as navigation aid in the forest vehicles, but also as communication tool to the forest office. Thus, the actual position and the target point (e.g., position of piling site) are visualized on a digital forest map on the mobile terminal. The position information of the vehicles is transmitted to the forest office in a predefined interval and thus can be displayed on a digital forest map. For interaction, the logistic centre in the forest office can send text messages to the vehicles and vice versa. Additionally, the location of piling sites (including wood mass and sort) can be transmitted to the forest office. Improvements in automation and coordination of the forest logistic chain are possible in this way. 98 Figure 1: Vehicle terminal concept 3.3 Architecture and functionality The terminals consist of a processing and visualization module, a communication module, and an external high sensitive GPS/EGNOS (Global Positioning System / European Geostationary Navigation Overlay Service) receiver. The terminal components are mounted in a special housing which provides protection against splashing water and dust. Further, it is shock-proof to meet the tough requirements in forest vehicles. The interfaces to the GPS/EGNOS receiver and the power supply are placed at the back side of the terminal (Figure 2). GPS/EGNOS receiver Vehicle terminal Power supply Figure 2: Vehicle terminal hardware The processing and visualization module operates the application software, serves as user interface, and supports visual guidance using ArcPad. The user interface represents the main 99 dialogue to control and manage the terminal. The ArcPad software is used for visualization purposes to display the actual position and the target point on a digital map either from commercial providers or from forest companies. A GSM/GPRS (Global Standard for Mobile communication / General Packet Radio Service) card integrated in the processing and visualization module is used for data communication. Due to the continuous position trans-mission form the mobile terminal to the forest office and the open data communication link, the operator in the logistic centre located at the forest office can monitor all forest vehicles and provide instructions for the vehicle drivers if necessary. Due to the usage of GPRS as primary communication medium, the cost for the data transfer is extremely low. GSM is used as back-up connection, if the GPRS service is not avail-able. Application software start window Navigation view Timber yard view Navigation status window Figure 3: Application software 100 3.4 Architecture of the logistic centre A conventional desktop PC (Personal Computer) or a laptop can be used as logistic centre in the forest office. Generally, the logistic centre integrates a communication, a visualization part, and a database. The communication part is realized by the so-called service centre software (Figure 4a) which offers a user inter-face and establishes the communication connection to the vehicle terminal. The service centre software is mainly responsible for the data exchange between the forest office and the vehicle terminal. The following messages can be sent from the logistic centre to the mo-bile terminals or vice versa: x position messages are sent from the user terminals to the logistic centre in predefined intervals and forwarded to a visualization software; x text messages and data can be sent bi-directional for coordination tasks; x the location and information of a new piling site (timber yard) can be transmitted from the Forwarder (vehicle terminal) to the logistic centre; x the timber yard database (Figure 4c) can be sent from the logistic centre to the transport truck (vehicle terminal). The visualization part is realized either by a web-server-based visualization tool or alternatively by the ArcView software. Thus, an over-view about all the vehicles of the company in the forests is provided to the coordinator (Figure 4b). Figure 4a: Logistic centre – service centre software 101 Figure 4b: Logistic centre – visualization software Figure 4c: Logistic centre – timber yard database 4 Conclusions The development of the vehicle terminal can be seen as innovative approach which will accelerate and automate the forest logistics management. Forest enterprises, using the available terminals and the service centre will save time and resources of up to 30%. As a secondary effect, also end users will save cost. 102 5 Acronyms and Abbreviations EGNOS EGNOS NT2 ESA GNSS GPRS GPS GSM PC European Geostationary Navigation Overlay Service EGNOS Navigation Terminals Development and Demonstration Activity – Phase 2 European Space Agency Global Navigation Satellite System General Packet Radio Service Global Positioning System Global Standard for Mobile communication Personal Computer 6 References [HoWe03] Hofmann-Wellenhof B., Legat K., Wieser M. (2003): Navigation – principles of positioning and guidance; Springer, Wien New York; ISBN: 3-211-00828-4 [HoWe01] Hofmann-Wellenhof B., Lichtenegger H., Collins J. (2001): GPS – theory and practice; Springer, Wien New York, 5th revised edition; ISBN: 3-211-83534-2 [ENT2a] EGNOS NT2 (EGNOS Navigation Terminals Development and Demonstration Activity – Phase 2): Final Report, Version 1.0, dated 15.12.2005, EuroTelematik AG (Germany), INOV (Portugal), TeleConsult Austria GmbH (Austria). [ENT2b] Weimann F., Aichhorn K., Ott B., Wasle E., Hofmann-Wellenhof B. (2005): EGNOS NT2, Navigation terminals for mechanised forestry applications. Proceedings of GNSS2005 - The European Navigation Conference, Munich, July 2005. [Boeh05] Böheim W.C., Weimann F., Aichhorn K., Hofmann-Wellenhof B. (2005): Navigationsterminal zur Optimierung der Waldinventur (Navigation terminal for optimization of forest inventory). Österreichische Forstzeitung (Austrian Forest Magazine), 116, 11/05, 14-15. 103 Autoren Aichhorn, Klaus, Dipl.-Ing. TeleConsult Austria GmbH Schwarzbauerweg 3 A-8043 Graz Österreich Cantele, Manuel, Dr. Capgemini Reinprechtsdorferstrasse 54/22 A-1050 Wien Österreich Dannen, Klaas, Dipl.-Kfm. metraTec RFID Solutions Sandtorstr. 23 39106 Magdeburg Deutschland Herrmann, Andreas, Dipl.-Ing. ifak Institut für Automation und Kommunikation e.V. Magdeburg Steinfeldstraße 3 (IGZ) 39179 Barleben Deutschland Hofmann-Wellenhof,Bernhard, Univ.Prof. Dr. techn. Dr. h. c. TeleConsult Austria GmbH Schwarzbauerweg 3 A-8043 Graz Österreich Jungbluth, Volker, Dr.-Ing. Dematic GmbH & Co. KG Carl-Legien-Str. 15 63073 Offenbach Deutschland Kemp, Manfred, Titel MBtech Consulting GmbH Posener Str. 1 71065 Sindelfingen Deutschland Kretschmer, Andreas, Dipl.-Ing. ifak Institut für Automation und Kommunikation e.V. Magdeburg Steinfeldstraße 3 (IGZ) 39179 Barleben Deutschland Matyas, Kurt, Ao. Univ.-Prof. Dr. Technische Universität Wien Bereich Betriebstechnik und Systemplanung, Fraunhofer Projektgruppe für Produktions- und Logistikmanagement Theresianumgasse 27 A-1040 Wien Österreich Meimbresse, Bertram, Dipl.-Ing. Technische Fachhochschule Wildau University of Applied Sciences Bahnhofstraße 1 15745 Wildau Deutschland Prihodko, Vjacheslav M., Prof. Dr.-Ing. habil. Staatliche Technische Universität– Moskauer Institut für Automobil- und Straßenwesen (MADI) Leningradski Prospekt 64 125319 Moskau Rußland Schilk, Gerhard, Mag. Dr. via donau Österreichische Wasserstraßen-Gesellschaft mbH Donau-City-Straße 1 A-1220 Wien Österreich Schmieder, Marcel, Dr.-Ing. Volkswagen AG Wolfsburg, Beschaffungsstrategie und Kostenmanagement Konzern, Brieffach 1645 38436 Wolfsburg Deutschland Sihn, Wilfried, Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Dipl. Wirt.-Ing. Technische Universität Wien Bereich Betriebstechnik und Systemplanung, Fraunhofer Projektgruppe für Produktions- und Logistikmanagement Theresianumgasse 27 A-1040 Wien Österreich 105 Steyer, Frank, Dipl.-Ing. metraTec RFID Solutions Sandtorstr. 23 39106 Magdeburg Deutschland Seybold, Jürgen, Dipl.-Ing. TeleConsult Austria GmbH Schwarzbauerweg 3 A-8043 Graz Österreich Vrbica, Gorazd, Dipl.-Kfm. Volkswagen AG Wolfsburg, Leiter Beschaffungsstrategie und Kostenmanagement Konzern, Brieffach 1645 38436 Wolfsburg Deutschland Wir bedanken uns. 107 Impressum Tagungsband »Logistik - Intelligenz in Produktion und Verkehr« 10. IFF-Wissenschaftstage 2007 27.-28. Juni 2007, Magdeburg, Germany. Veranstalter: Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF Herausgeber: Prof. Dr.-Ing. habil. Michael Schenk Institutsleiter Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF ISBN-978-3-8167-7383-2 Redaktion: Dipl.-Kff. Corinna Kunert Umschlaggestaltung/Layout: Bettina Rohrschneider Steffi Eckert Druck: Agentur Frische Ideen © 2007 Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF und Autoren Für den Inhalt der Vorträge zeichnen die Autoren verantwortlich. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Herausgebers unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 108