(Seite 8) vom Mai 2015
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Vstawaj, strana ogromnaja! 20. Jahrgang Nr. 5/2015 EVP: 1 Euro Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf Faszination Fernost Gemeinsam mit Vertretern der russischen Botschaft und vielen Bürgern gedachte auch jot w.d. am 21. April des Beginns der Befreiung Berlins am Haus an der Landsberger Straße 563. Siehe Seiten 2 und 6. Inhalt Künstler-Serie in jot w.d.: Viele Leser werden sich an Sänger und Musiker ihrer Jugendzeit in der DDR erinnern. jot w.d. berichtet, was aus ihnen geworden ist. Heute: Monokel. Seite 3 Niedergang: Der Boulevard Kastanienallee sollte eine Bummelmeile sein. Doch von Einkauf und Flanieren keine Spur. jot w.d. hat sich in Hellersdorf umgesehen. Seite 4 Kiezatlas: Zum Saisonstart im Garten der Sinne präsentierten Mitarbeiter und Klienten von „Mittendrin“ einen gemeinsam erstellten „Kiezatlas“; jot w.d. schaute rein. Seite 5 Kunst zeigen: Man glaubt gar nicht, wie viele Ausstellungsorte es gibt, im Bezirk und anderswo. Deshalb widmet jot w.d. seine Kulturseiten diesmal der Bildenden Kunst. Seiten 8/9 Zum Kirschblütenfest im Chinesischen, Koreanischen und vor allem im Japanischen Garten kamen nicht nur viele Fans der zauberhaften rosa Blätter. Auch viele Anhängerinnen der Mangas, japanischer Zeichetrickserien, präsentierten sich in ihren mehr oder minder stilechten Kostümierungen, auch wenn manche Taschen und Rucksäcke nicht so recht dazu passen wollten. Ganz wichtig sind auf alle Fälle die langen blonden Haare. Doch auch traditionelle fernöstliche Anmutung traf auf begeisterte Besucher. Foto: Clauder Liebe Leser, wenn wir des 70. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus gedenken, richten wir auch unsere Augen und Erinnerungen auf die Befreier aus der Sowjetunion, aus Westeuropa, aus den USA, die unter (unterschiedlich) großen Opfern die Diktatur niederrangen. Wie stets nach großen Kriegen sollte nun „ewiger Friede“ herrschen. Wie stets war das eine Illusion. Wer aber von den Militärnationen hat in den vergangenen 70 Jahren die meisten und blutigsten Kriege geführt? Es waren die USA, die immer wieder mit ihrer Militärmaschinerie in fremde Länder einfiel: Korea, Vietnam, Panama, Grenada, Irak, Afghanistan. Woher kommt diese Kriegslust, fragt man sich. Politik mit anderen Mitteln Da hilft ein Blick zurück. Bereits im 19. Jahrhundert zeigte sich die Einwanderernation im Norden des amerikanischen Kontinents recht aggressiv. Zu spüren bekamen das vor allem Mexiko und Kuba. Die USA etablierten sich so als eine ernst zu nehmenden Regionalmacht, was eben auch in wirtschaftlichen Fortschritt mündete. Mit dem Eintritt 1917 in den großen Krieg in Europa ergriffen die USA die Chance, sich zur Weltmacht aufzuschwingen. Nicht der militärische Ausgang, sondern die darauf folgende Wirtschaftspolitik der Amerikaner in Europa machte dies mög- lich. Mit einer handvoll Soldaten und ein paar Panzern eroberten sie den damals wichtigsten Absatzmarkt der Welt. Um den mit anderen möglichst wenig teilen zu müssen, bauten die USA diese Vormachtstellung insbesondere nach 1945 machtvoll aus. Eben auch mit Kriegen. Getreu dem Clausewitz’schen Lehrsatz: Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Wer die Welt beherrschen will, erreicht dies nicht ohne Krieg. Von wo also geht die größte Kriegsgefahr aus? Ehe Sie nun aber aus Verzweiflung Ihren Keller zum Bunker ausbauen, wünsche ich Ihnen erst einmal viel Spaß mit dieser 225. Ausgabe von jot w.d. Ihr Ralf Nachtmann 2 jot w.d. 5/2015 Bilder und Nachrichten des Monats Eine Zeitung ist kein Buch und jot w.d. kein 80-seitiges teures Magazin mit viel bunter Werbung drin. Deshalb ist es am Ende eines jeden Monats wieder so, dass Ereignisse, über die zu berichten wünschenswert ist, keinen Platz mehr finden. Einige dieser Momente haben wir im Bild festgehalten und wollen unseren Am 21. April trafen sich zahlreiche Einwohner unseres Stadtbezirks am Gedenkstein für das erste von der Roten Armee befreiten Haus Berlins – an der Landsberger Allee 563 – um der Ereignisse vor siebzig Jahren zu gedenken. Von der anderen Straßenseite – durch das obligatorische Polizeiaufgebot abgeschirmt – versuchte ein Grüppchen rechter Schreihälse die Kundgebung zu stören. Sie wurden von den kraftvollen, lebensfrohen Weisen übertönt, die ein kleines russisches Ensemble, drei Mitglieder der „Donkosaken“, zu Gehör brachte. Vor allem war es aber eine Stunde der Mahnung und Besinnung. Und gerade angesichts der neonazistischen Umtriebe, der dumpfen völkischen Parolen und der Feindschaft gegenüber allem „Fremden“ war es ermutigend, dass junge Menschen – Schülerinnen und Schüler des Wilhelm-von-Siemens-Gymnasiums – aus den Erinnerungen damals Gleichaltriger an ihre Erlebnisse vor 70 Jahren lasen. Petra Pau, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, zi- tierte die Worte Richard von Weizsäckers, der als erster Präsident der BRD in seiner denkwürdigen Rede zum 8. Mai 1985 „gewagt“ hatte, diesen Tag als Tag der Befreiung des deutschen Volkes wie der ganzen Völkergemeinschaft von der Barbarei des Naziregimes zu bezeichnen. Wie erschreckend aktuell seine damalige Mahnung zu einem friedlichen Miteinander, zu Toleranz und Menschlichkeit gerade heute ist, spürten wir Kundgebungsteilnehmer geradezu hautnah. Auch der Vertreter der russischen Botschaft erinnerte daran, dass es Deutschland und Russland fast immer über die Jahrhunderte hinweg gelungen war, gemeinsam Probleme zu bewältigen. Nach den Erinnerungen und Mahnungen legten viele Menschen Blumen nieder, darunter auch ein rot-weißes Gebinde von jot w.d.-Herausgeber und Redaktion. Und anders als in den Vorjahren waren die Blumen auch Tage später nicht zertrampelt oder gestohlen. Gertraude Sumpf, Ralf Nachtmann jot w.d. in aller Welt Ein bisschen herumgekommen ist die Zeitung in den vergangenen Jahren schon: Sie war in Malta und Lettland, in Thailand und Indonesien, in Italien und Spanien. Die jüngste Reise führte eine Ausgabe auf die Azoren. Dort traf sie Farhana Chowdhury und Rasim Hafiz. Die beiden Kanadier wollten sich auch ein Bild von Europas „Wetterküche“ (Sie wissen schon – das Azorentief) machen. Nun konnten sie neben meteorologischen und touristischen Eindrücken auch journalistische mit nach Hause nehmen. Red., Foto: Schuchert In eigener Sache: Die erste Ausgabe von jot w.d. erschien im Mai 1996. Im April 2016, also nach genau 20 Jahren, wird die Zeitung in der jetzigen Form voraussichtlich letztmalig erscheinen. In Planung befindet sich ein veränderter Nachfolger. Red. Aboschein Ja, ich möchte Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf jeden Monat erhalten und abonniere die Zeitung bis April 2016 zum monatlichen Preis von 1 Euro incl. Zustellung, (außerhalb des PLZ-Bereiches 126** 2 Euro) Das Abonnement endet automatisch. Den fälligen Betrag überweise ich innerhalb von zwei Wochen nach Erhalt der Rechnung. Mit meiner Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass ich meine Bestellung ohne Angabe von Gründen innerhalb von 10 Tagen bei der Bestelladresse schriftlich widerrufen kann (rechtzeitige Absendung genügt). Bitte liefern Sie Verdienstkreuz für Alina Lesern so zumindest Nachricht geben. Egal, ob es sich dabei um den „Großkopfeten“ handelt, dessen Engagement genauso zu würdigen ist, wie das des „Unbekannten aus der Nachbarschaft“. Und dabei sollen auch die „kleinen Dinge“ nicht vergessen werden, denn sie erst machen das Leben vollkommen. Red. Würdiges Gedenken Aktuell Berlin – Alina Martirosjan-Pätzold dürfte den Lesern dieser Zeitung keine Unbekannte sein. Seit vielen Jahren berichten wir über die agile Organisatorin diverser interkultureller Veranstaltungen wie den „hellen salon“, den „carlshorster salon“, den „hohen salon“ oder die „KochKunst“. Seit 1999 ist die gebürtige Armenierin in Kooperation mit dem „Kulturing in Berlin e.V.“ charmante Gastgeberin für Künstler, Diplomaten und zahlreiche Gäste aus ganz Berlin bei oben erwähnten Salonabenden. Mehr als 200 dieser Veranstaltungen mit Gästen aus 80 Ländern – immer auch mit nationalen kulinarischen Spezialitäten – hat Alina organisiert und moderiert. 1978 kam sie nach Berlin, ohne ein einziges Wort Deutsch zu verstehen. In ihrer Nachbarschaft in Weißensee wurde sie herzlich aufgenommen, erlernte rasch die deutsche Sprache und spricht heute fünf Sprachen fließend. „Wenn die Gäste meiner Veranstaltungen erst einmal über Geschichte, Kultur und Tradition der Länder etwas erfahren und miteinander ins Gespräch kommen, bleibt oft kein Platz mehr für Vorurteile“, so Alinas Erfahrung. Vor allem im Gespräch über das Essen könne sich Verständnis und Interesse für andere Kulturen entwikkeln, ist die Mutter eines längst erwachsenen Sohnes überzeugt. Für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement für die Förderung interkultureller Zusammenarbeit erhielt Alina Martirosjan Pätzold im April aus der Hand der Berliner Arbeitssenatorin Dilek Kolat das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, verliehen von Bundespräsident Joachim Gauck. jot w.d. gratuliert auch im Namen ihrer Leser, ganz herzlich für diese hohe Anerkennung ihres Engagements. I. Dittmann jot w.d. entsteht in gemeinnütziger, ehrenamtlicher Arbeit als Bürgerzeitung für Biesdorf, Hellersdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Marzahn. Redakteure und Mitarbeiter erhalten dafür kein Entgelt. Die Redaktion freut sich über Ihre Spenden für die Herausgabe dieser Zeitung genauso wie über Ihre Kritiken, Anregungen, Informationen, Briefe, Artikel, Fotos ... So erreichen Sie die Redaktion: Post: jot w.d., Müllerstraße 45, 12623 Berlin Tel.: 56 58 70 99, email: [email protected] Im Internet unter www.jotwede-online.de Anzeigenberatung: 0179-6987186 Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173 Spendenkonto IBAN: DE80 1007 0024 0496 6222 00 Vom Finanzamt anerkannte Spendenquittungen werden auf Wunsch ausgestellt und zugesandt. Die nächste Ausgabe von jot w.d. erscheint am 4. Juni 2015 Redaktionsschluss: 26. Mai 2015, Anzeigenschluss: 28. Mai 2015 an folgende Adresse: Name:................................................................................... IMPRESSUM jot. w. d. Straße:.................................................................................. Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf PLZ, Ort:............................................................................... Herausgeber: Verein zur Unterstützung öffentlicher Diskussion am nordöstlichen Stadtrand e. V. Anerkannt gemeinnützige Körperschaft Müllerstraße 45, 12623 Berlin, Telefon: 56 58 70 99, Email: [email protected] Redaktion: Ingeborg Dittmann, Ulrich Clauder, Ralf Nachtmann (Leitung, Gestaltung und Produktion) Ständige Autoren: L. Schuchert, H. Sandow, H. Stehling, D. Neidigk Anzeigenleitung: Ralf Nachtmann, Tel. 0179-6987186, Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173 Druck: BVZ, www.berliner-zeitungsdruck.de Telefon:................................................................................. Datum:.................. Unterschrift:..................................... Ausschneiden und per Post an: jot w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin oder per Fax: 56 20 173 email-Bestellung unter: [email protected] Erscheinungsweise: monatlich; Verkaufspreis 1 Euro; Abo-Preis: 1 Euro, Rechtsanspruch auf Belieferung haben nur Abonnenten Nächste öffentliche Redaktionssitzung: voraussichtlich Freitag, 22. Mai, Ort und Zeit bitte telefonisch erfragen Die Redaktion behält sich das Bearbeiten von Beiträgen vor. Keine Haftung für eingesandte Beiträge und Fotos. Namentlich gezeichnete Beiträge stimmen nicht in jedem Falle mit der Meinung der Redaktion überein. Vereins- und Spendenkonto: IBAN: DE80 1007 0024 0496 6222 00 Leute jot w.d. 5/2015 Deutscher Krimi in Irkutsk Uwe Meißner fuhr von Berlin nach Wladiwostok Komintern-Gebäude. Im Ural klagten die Frauen, es gäbe dort nicht mehr genügend Männer. Andererseits fand der Reisende „Deutsch-Russen, die gehen wieder zurück“, weil sich ihre Träume in Deutschland nicht erfüllt hätten. In Großstädten wie Omsk „sammelt sich das Kapital“, daher seien die Chancen dort viel größer. Doch Meißner sah ebenso „Einsamkeit, Armut und Suff“. Denn viele Männer müssten immer weiter wegfahren, um ihre Familien zu ernähren. Etwa 200 Kilometer hinter Krasnojarsk stattete der Radler der früheren „Ortschaft 177“, einer ehemals geschlossenen Stadt, ei- Wie die Erklimmung eines riesigen Berges müsse man sich diese Tour vorstellen, sagt Uwe Meißner und zeigt sein dazu passendes Bild. Nach jeder weiteren „Umrundung“ erreicht man eine neue Stadt. Auf dem Gipfel liegt Wladiwostok. Foto: Nachtmann Mancher Leser hat sicher die mehrteilige Fernsehreportage „Ostwärts“ über die Fahrt eines Kamera-Teams von Berlin nach Wladiwostok gesehen. Genau so eine Reise hat auch Uwe Meißner gemacht – allerdings mit dem Fahrrad! Ein halbes Jahr lang, von April bis Oktober 2013, war er unterwegs. Auf 15 Etappen legte er mehr als 12 000 Kilometer zurück. Davon berichtete der Abenteurer bei der Auftaktveranstaltung zur neuen Reihe „WeltErkunder“ des Kulturrings. Im Kulturforum an der Carola-Neher-Straße werden darin Weltenbummler vorgestellt, die auf ganz besondere Weise unterwegs waren. Meißner kam für seine Tour, auf die er sich fast zwei jahre lang vorbereitete, zugute, dass er nicht nur sehr sportlich ist, sondern dass er auch die russische Sprache ziemlich gut beherrscht. „In großen Städten kommt man auch mit Englisch weiter“, erzählte er. Auf dem Lande jedoch ist man ohne heimische Sprachkenntnisse nahezu aufgeschmissen. So lagen auf der Etappe von Tschuda bis Chabarowsk auf 2000 Kilometern nur eine Handvoll kleiner Ortschaften und keine einzige Stadt. Dennoch erlebte Meißner die sprichwörtliche Gastfreundschaft auf seiner gesamten Tour. Und das nicht nur in ländlichen Gegenden, in denen man „die Armut erlebt, sobald man die Hauptstraßen verlässt“. Allein die Kirchen seien reich ausgestattet, und „selbst die ärmsten bringen dort noch Dinge hin“. Von Moskau ginge „eine gewaltige Kraft aus“, berichtet Meißner. In Kasan besuchte er das nen Besuch ab. „In Irkutsk erhielt ich mal einen deutschen Krimi“, erzählt er. Endlich mal was zum Lesen! Bücher wären auf dem Rad „überflüssiges“ Gepäck gewesen. Dort hinten im tiefen Sibirien, in Burjatien, spüre man den „fernöstlichen Einfluss“, der Land und Leute anders prägt, als im europäischen Westteil Russlands. Nach gut 1000 Kilometern entlang der Grenze zu China war es nur noch ein „kurzes“ Stück bis Wladiwostok. Und dort war Meißner dann doch froh, heil angekommen zu sein. Die Zuhörer dankten ihm für diese spannende Geschichte mit viel Applaus und interessanten Fragen. Als nächste „WeltErkunder“ sind Matthias Nische und Werner Würtele am 20. Mai, 19.30 Uhr zu Gast und nehmen Interessierte auf eine musikalisch-landeskundliche Rundreise durch Lateinamerika mit. Eintritt 7, ermäßigt 5 Euro, Info und Bestellung Tel. 561 61 70. R. Nachtmann 3 Musiklegenden des Ostens – jot w.d.-Serie, Teil 126 In der Juli-Ausgabe 2004 begannen wir, Künstler vorzustellen, die in der Jugendzeit vieler unserer Leser – also in den 50er, 60er, 70er und 80er Jahren – Schlagzeilen machten. Wie ist es den Publikumslieblingen von einst ergangen? jot w.d. traf viele von ihnen. Wir setzen unsere Serie in dieser Ausgabe mit der Bluesband Monokel in ihrer „doppelten Ausführung“ fort. Monokel Mr. Speiche’s Monokel Blues Band und Monokel Kraftblues Der Slogan „Fünf nette junge Herren, die 1 a Kraftblues machen“ war seit Ende der 1970-er Jahre ein Garant für volle Häuser oder Open AirBühnen. Scharenweise folgten die Jeans- und Parkaträger, die Langhaarigen und Unangepassten, die „Kunden“ ihren Idolen bis zum letzten Dorfgasthof in Hintertupfingen – symbolisch dafür steht der Monokel-Song „Bye, bye Lübben-City“ von 1979, der 2004 einem 450 Seiten dicken Wälzer über „Bluesfreaks, Tramps und Hippies in der DDR“ von Rauhut und Kochan (Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf) seinen Namen gab. Blues mit deutschen Texten – das gab es nur in der DDR. Als einer der ersten zelebrierte das schon in den 1960-er Jahren Jürgen Kerth, später „Engerling“ – bis heute mit großem Erfolg. Die „netten Herren“ waren die Musiker der Berliner Kultband MONOKEL, eine der authentischsten Bluesbands des Ostens – die Gründungsmitglieder Jörg „Speiche“ Schütze (bg), Sebastian „Buzz Dee“ Baur (g, voc), Frank „Gala“ Gahler (voc, harp), Wilfried Borchert (g, voc) und Mario Janik (dr). Im Oktober 1976 erhielten sie eine Einstufung als Amateurband. Als 1979 Baur, Borchert und Janik die Band verließen, kamen Bernd „Kuhle“ Kühnert, Rainer Lojewski und Michael „Lefty“ Linke dazu. 1982 verließen Gahler und Lojewski Monokel, dazu kamen Gerd Pöppel, Bernd Damitz und der Sänger Bernd „Zuppe“ Buchholz. Soweit zum „Personalkarussell“, das sich 1996, 20 Jahre nach der Bandgründung, noch einmal drehen sollte. Grund war die Spaltung der Band. Schon in der Wendezeit hatte die Existenz von Monokel auf der Kippe gestanden, als ihr Manager sich mit der Bandkasse ins Ausland absetzte. Doch die Band rappelte sich wieder auf, produzierte 1995 ihr zweites Album „Monokel“. Doch kurz danach verließ Jörg „Speiche“ Schütze die Band und gründete kurz darauf die „Monokel Blues Band“. Es gab Streit um den Bandnamen – so entstanden „Mr. Speiches Monokel Blues Band“ und „Monokel KraftIn dieser Serie erschienen bisher: Brigitte Ahrens, Rosemarie Ambé, Julia Axen, Franz Bar tzsch, Arndt Bause, Olaf Berger, BERLUC, Hans-Jürgen Beyer, Hansi Biebl, Holger Biege, Dieter Birr, Helga Brauer, Uschi Brüning, Ralf Bursy, Gerd Christian, City, Tamara Danz, Kurt Demmler, Stefan Diestelmann, Dieter Dornig, Walter Eichenberg, Har tmut Eichler, electra, Engerling, IC Falkenberg, Ina-Maria Federowski, Günther Fischer, Veronika Fischer, Franke-Echo-Quintett, Dagmar Frederic, Maja Catrin Fritsche, Arnold Fritzsch, Fred Frohberg, Dorit Gäbler, Rainer Garden, Günter Geißler, Gitte & Klaus, Günter Gollasch, Peter Gotthardt, Heinz-Jürgen Gottschalk, Ingo Graf, Mary Halfkath, Hans die Geige, blues“. Unter diesen Namen spielen beide Bands noch heute. Ein Versuch, nach dem gemeinsamen Jubiläumskonzert zum 25. Geburtstag 2001 (mit vielen ehemaligen Bandmitgliedern) zusammen auf Tour zu gehen, scheiterte jedoch. Im folgenden ist also von Monokel im Doppelpack zu reden und zu unterscheiden (was noch heute, nach fast 20 Jahren, so manchen Veranstalter irritiert). Die vier „netten jungen Herren“ von „Monokel Kraftblues“ begeisterten erst kürzlich im Klub „Kiste“ in Hellersdorf ihre zahlreichen Fans: Sänger und Gitarrist Michael „Lefty“ Linke (seit 1979), Bernd „Kuhle“ Kühnert (Gitarre, seit 1979), Michael „Pitti“ Pflüger (Bassgitarre, seit 2008) und Dicki Grimm (Schlagzeug, seit 1996). Natürlich fehlten im Konzert neben neueren Stücken auch die Monokel-Klassiker wie „Das Monster vom Schilkinsee“, das „Lumpenlied“ und „Schwarze Marie“ nicht. Für neue Songs nehmen sich die Mu- siker um Lefty viel Zeit. Kuhle: „Bei uns ist immer etwas in Arbeit und wir legen viel Wert auf gute Texte.“ Eines der spektakulärsten Konzerte erlebten wir am 16. Juli 2006 zum 30. Bandjubiläum auf der Schlossinsel Köpenick. Davon erschien bei Buschfunk die CD „Monokel & Gäste“. Zu letzteren zählte auch Frank Gahler, der 1982 zu NO 55 gewechselt war. Ihr Konzert zum 35. Bandjubiläum ging am 7. Oktober 2011 im FRANNZ über die Bühne. „Mr. Speiches Monokel Blues Band“ Michael Hansen, Monika Hauff/Klaus-Dieter Henkler, Monika Herz, Jörg Hindemith, Ruth Hohmann, Andreas Holm & Thomas Lück, Lutz Jahoda, Dieter Janik, Uwe Jensen, Erhard Juza, Karat, Karussell, Barbara Kellerbauer, Britt Kersten, Jürgen Kerth, Herbert Klein, Helmut Kluwe, Zsuzsa Koncz, Jiri Korn, Henry Kotowski & Die Sputniks, Horst Krüger, Thomas Kurzhals, Aurora Lacasa, Reinhard Lakomy, Anke Lautenbach, Klaus Lenz, Lift, Wolfgang Lippert, Angelika Mann, Gisela May, Achim Mentzel, Sandra Mo & Jan Gregor, Gerti Möller, Gruppe MTS, Gaby Munk & Ingo Krähmer, Gerd Natschinski, Thomas Natschinski, Roland Neudert, Omega, Peter Paulick, Ines Paulke, Jenny Petra, Eva Maria Pieckert, Die feierte den 35. Geburtstag der Band und den 65. von Monokel-Urgestein Speiche am 27. Oktober nebenan im „Kesselhaus“. Mit dem unverwechselbaren, charismatischen BluesSänger Bernd „Zuppe“ Buchholz, Olli Becker an den Drums, Heinz Glass an der Gitarre, Gitarrist J.J. Bailey, Svenie Ramrath (harp, g) und natürlich Bandchef Speiche an der Bassgitarre. Der spielte schon in den 1960-ern bei der „Rhythmusgruppe 62“, der „Sputnik Band Potsdam“ und beim „Diana Show Quintett“ mit Achim Mentzel, mit dem er nach 46 Jahren zum 35. erstmals wieder gemeinsam auf der Bühne im „Kesselhaus“ stand. Berlin weit bekannt ist Speiche auch seit 1992 durch seine Kiezkneipe an der Raumerstraße 39, eine Institution in der Musikerszene (Engerling schrieb den „Raumer 39 Beat“). Auch bei „Monokel Blues“ werden natürlich die alten Bandklassiker gespielt. „Ansonsten sind wir in Stil und Sound sehr verschieden“, sagt Speiche, dessen Sohn – natürlich – auch Musiker ist und eine Band hat. Beim 15. Rock- und Bluesfestival in Vollmershain stehen am 11. und 12. September wieder beide „Monokel“ auf der Bühne. Ein Grund mehr, sich dieses Datum einzuprägen. Ingeborg Dittmann Hier noch ein paar Tourdaten beider Bands: Monokel-Kraftblues – 19. Juni Berlin „Die Laube“ am Volkspark Prenzlauer Berg, 4. Juli Open Air in Prießnitz, 11. Juli Rock- und Bluesnacht in Spremberg, 12. September 15. Rock- und Blues-Open Air in Vollmershain, 24. Oktober Cottbus-Döbbrick. Mr. Speiches Monokel Blues-Band – 12. Mai Jena, 20. Juni Hohen Neuendorf, 27. Juni Bluesfestival Markneukirchen, 4. September Leipzig, 9. September Berlin Zepernick, 11. September Open Air Vollershain, 10. Oktober 4. Berliner Kundenbluesnacht, 10. Dezember Kesselhaus Berlin. Abb.: Ein frühes Bandfoto; Lefty und Speiche sind bis heute die „Gesichter“ der beiden MonokelBands. Fotos: Dittmann, Archiv Prinzen, Die Puhdys, James W. Pulley, Thomas Putensen, Ingrid Raack, Brigitte Rabald-Koll, Reform, Gaby Rückert, SANDOW, Christian Schafrik, Fred Schmidt, Sonja Schmidt, Vera Schneidenbach, Frank Schöbel, Christel Schulze, Har tmut Schulze-Gerlach, Susi Schuster, Sonja Siewert & Herbert Klein, Silly, Sven Simon & Pallas Band, Reiner Süß, Dina Straat, Theo-Schumann-Combo, Tina, Regina Thoss, TRANSIT, Christiane Ufholz, Siegfried Uhlenbrock, Helena Vondráckova, Bärbel Wachholz, Jürgen Walter, Arnulf Wenning, Peter Wieland, Harald Wilk, Alfons Wonneberg, Pascal von Wroblewsky, Petra Zieger, Wolfgang Ziegler sowie 1 Sonderausgabe. 4 jot w.d. 5/2015 Großsiedlung Senioren machen Kabarett Ein Zeichen des Niedergangs Marzahn – Am 22. Mai, 19 Uhr, sind im Berliner Tschechow Theater, Märkische Allee 410, „Die alten Schachteln“ zu erleben. Ihr Programm kurz und bündig: „Nein, danke!“. Eintritt 8, erm. 6 Euro. Karten Tel. 93 66 10 78. I.D. Der Kastanienboulevard verliert zusehends an Attraktivität, Hilfe ist nicht in Sicht Himmelfahrt mit Eisbein Marzahn – Am 14. Mai lädt das Bürgerhaus „Südspitze“, Marchwitzastraße 24-26, zu „Himmelfahrt mit Musik und Eisbeinessen“ ein. Beginn 11 Uhr, Eintritt 4,50 Euro. Info Tel. 542 21 55. I.D. Konzert im Klub 74 Hellersdorf – „Wenn die kleinen Veilchen blühn“ – unter diesem Motto musizieren am 19. Mai, 14 Uhr, Marlies Carbonaro (Gesang, Schauspiel) und Anton Kryukov (Bajan) im Klub 74, Am Baltenring 74. Eintritt 2,50 Euro. I.D. Bücherfest im KulturGut Marzahn – Am 30. und 31. Mai, jeweils 10 bis 18 Uhr, lädt das KulturGut in Alt-Marzahn 23 zum diesjährigen Bücherfest ein. Thema in diesem Jahr ist der 80. Todestag von Kurt Tucholsky. Es können Bücher getauscht oder erworben werden, im Café des Gutes gibt es Lesungen. Der Eintritt ist frei. I.D. Trödelmarkt der Selbsthilfegruppen Marzahn – Die Selbsthilfe-, Kontakt- und Beratungsstelle Marzahn-Hellersdorf organisiert am 9. Mai von 11 bis 16 Uhr auf dem Hof in Alt-Marzahn 31 einen großen Trödelmarkt und lädt dazu ein, einen bunten Nachmittag zu verbringen. Die Besucher können nicht nur stöbern und Schnäppchen jagen, sondern auch viele Selbsthilfegruppen kennen lernen und miteinander ins Gespräch kommen. Mehr als 20 von den etwa 100 im Bezirk existierenden Selbsthilfegruppen werden mit einem Stand vor Ort sein. Die erzielten Einnahmen aus dem Verkauf kommen den Besuchern der sozialen Einrichtungen zugute. Yvonne Vedder Hellersdorf – Kaum noch Läden, eine geschlossene Kaufhalle, ein verrottendes früheres „Dienstleistungsgebäude“ – am Boulevard Kastanienallee ist Bummeln nicht wirklich angesagt. Die öffentlichen Flächen sind zwar gepflegt, doch wer ergötzt sich schon an Tattoo-Studios und Imbissbuden? Dabei ist es noch nicht einmal 20 Jahre her, als dort noch richtige Feste gefeiert wurden, Leben herrschte, Weinköniginnen gekrönt wurden. Doch zwei „Anschlüsse“ und einen Verkauf (samt mehrerer folgender Eigentümerwechsel) später herrscht Tristesse. Das will sich vor allem die Linksfraktion in der BVV nicht gefallen lassen und fühlte daher dem verantwortlichen Stadtrat sowohl für Stadtentwicklung als auch für Wirtschaft, Christian Gräff, auf den Zahn. „Es geht nicht allein um Verkaufseinrichtungen“, sagte Sabine Schwarz. Die Entwicklung sei ja in gewisser Weise abzusehen gewesen. Aber „Vorschläge wie die Erweiterung des Quartiersmanagements Helle Mitte oder die Einrichtung eines eigenen“ seien von Gräff „stets verworfen“ worden. Im Herbst 2014 habe er angekündigt, dass es Fördergelder gäbe. „Aber es kam nichts“, schimpft Sabine Schwarz. Wenn da nichts passiert, statt dessen Innenstadtmedien „reißerisch über Brachen berichten, wie peinlich ist das denn“, fragt sie rhetorisch. Zwar engagierten sich ansässige Vereine und Initiativen, aber „ohne ein bezirkliches Konzept passiert nichts“. Das wollte Gräff nicht in Gänze auf sich sitzen lassen. „Wir sind mit einem Vermieter im Gespräch“, versicherte er. Im Übrigen hätte er „dem Senat die Einrichtung eines neuen Quartiersmanagements-Gebietes vorgeschlagen“ und diesen Antrag gut begründet. „Das habe ich dem Senator Andreas Geisel noch einmal geschrieben“, setze er hinzu. „Wir glauben, gute Argumente zu haben, nämlich dass wir schlechte Daten und Fakten vorlegen können.“ Andererseits fände Gräff es auch „problematisch, wenn wir das Quartiersmanagements-Gebiet Mehrower Allee so leichtfertig hergeben“. Dort gäbe es zwar positive Entwicklungen, aber das „ist noch nicht abgeschlossen“. Im Vergleich zu anderen Geschäftsstraßen Berlins sei der Zustand des Kastanienboulevards gut, sogar sehr gut. „Bei uns sieht es sauberer, ordentlicher, gepflegter aus als beispielsweise im Wedding“ preist Gräff das Areal. Allerdings gäbe es in der Mitte des Boulevards große Flächen, die leer stehen. „Das hat mit der verfehlten Flächenpolitik des Landes Berlin in den 90-er Jahren zu tun“, weist der Stadtrat jegliche Verantwortung von sich. Und nun kämen an Leipziger Platz, Ostbahnhof und Hauptbahnhof weitere 30 000 Quadratmeter „Handelsfläche ans Netz“. Der Kaufpark Eiche werde „zu einer geschlossenen Mall umgebaut, und da haben wir überhaupt keinen Einfluss, das ist beschlossen und genehmigt“, sieht sich Gräff bar jeglicher Hoffnung für das Areal. „Eine Zukunft als Handelsstandort wird es für die Kastanienallee nicht mehr geben.“ Man sei allerdings regelmäßig mit dem Eigentümer „Deutsche Wohnen“ im Gespräch. Ideen, wie Künstler-Ateliers seien ein erster Schritt. Ausreichend sei dies natürlich nicht. Es bedürfe laut Gräff weniger eines Konzepts, „sondern eines Kümmerers“. Sollte es kein neues Quartiersmanagements-Gebiet geben, will das Bezirksamt ein Projekt aus dem Bereich „wirtschaftsdienliche Maßnahmen“ starten und dabei die ganze Helle Mitte einbeziehen. Kritik übt Gräff auch am Senat. „Seit mehr als zehn Jahren tragen wir die Notwendigkeit des Anschlusses an das Siedlungsgebiet vor uns her“, moniert er. Das wurde vom Senat nicht ge- nehmigt, obwohl das Bezirksamt das so beschlossen hatte. Hinsichtlich der geschlossenen Kaufhalle zeigte sich der Stadtrat überzeugt, die Immobilie werde sich irgendwann entwickeln. „Entweder sie wird abgerissen, oder es gibt eine neue Nutzung.“ Björn Tielebein, Chef der Linksfraktion, weiß auch, „dass der Kastanienboulevard keine blühende Geschäftsmeile wird“, da seien sicher alle in der BVV einig. Doch es siedelten sich soziale Einrichtungen an. „Wenn nun aber die Kaufhalle abgerissen wird, dann wäre es ein großer Zugewinn, wenn dort ein Platz entstünde, zu dem die Menschen gern hingehen“, regt er an. Man müsse im Hinblick auf Attraktivität ebenfalls „über den Spielplatz sprechen, auch wenn der nicht dem Bezirk gehört“. Tielebein erneuert seinen Vorschlag für einen „Runden Tisch Helle Mitte“. Der Kastanienboulevard sei ja ein Stück der Kastanien-Allee, „eine der ältesten Straßen in Hellersdorf, die es schon gab, als die Großsiedlung noch gar nicht existierte“. Gräff aber winkte bei diesem Vorschlag erneut ab. „Wir haben da keine eigenen Ressourcen.“ Ohne ein Quartiersmanagement werde sich „das wohl nicht machen lassen“. Ralf Nachtmann Senioren-BVV Marzahn-Hellersdorf – BVVVorsteherin Kathrin Bernikas und die Seniorenvertretung des Bezirks laden alle Senioren zur diesjährigen Senioren–BVV am 2. Juni, 15-17 Uhr, in den Arndt-Bause-Saal des Freizeitforums Marzahn, Marzahner Promenade 55, ein. m Mittelpunkt steht das Thema „Marzahn-Hellersdorf – ein Bezirk für alle Altersgruppen“. RN Schandflecke beeinträchtigen die sonst schöne Umgebung. Das Café hat seinen Namen wohl von der Entwicklung des Boulevards Kastanienallee entlehnt, denn die nimmt auch seit zehn Jahren eine „Auszeit“. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Fotos: Dittmann Kleinsiedlung jot w.d. 5/2015 5 Einmal schräg durch Versteckte Orte im Bezirk – Teil 6: Die „Münsterberger Promenade“ Orte wie die Gärten der Welt, die Helle Mitte, das Unfallkrankenhaus oder auch der Helene-Weigel-Platz kennen vermutlich die meisten im Bezirk Wohnenden, auch über die Bezirksgrenzen hinaus wird häufig darüber berichtet. Daneben gibt es aber versteckte oder vergessene Orte, die selbst jenen Marzahn-Hellersdorfern unbekannt sind, die ihrem Heimatbezirk über viele Jahre hinweg die Treue hielten. Unweit der alten Kirche zu Mahlsdorf zweigt von der viel befahrenen B1/5 Richtung Nordwest ein unscheinbarer stiller Weg ab, der auf der Karte alle sonstigen Straßen- und Siedlungsraster in Mahlsdorf, Kaulsdorf, Biesdorf und Friedrichsfelde Ost seltsam zerschneidet: Wie eine mit dem Lineal gezogene gerade Linie verlängert er sich über viele Kilometer bis zur Landsberger Allee/Ecke Siegfriedstraße und lässt sich darüber hinaus über die heutige Pistoriusstraße bis nach Pankow verfolgen. Eine gerade historische Wegeverbindung auf den flachen Hügeln jenseits aller Pfühle und Sümpfe zwischen Mahlsdorf, Kaulsdorf, Hohenschönhausen, Weißensee und Pankow ist denkbar: Alle diese Dörfer im bis dahin slawischen Gebiet sind im Zuge der deutschen Besiedlung des Barnim Mitte des 13. Jahrhunderts unter dem Adelsgeschlecht der Askanier entstanden. Im Falle von Pankow wurde dabei die slawische Flurnamenbezeichnung übernommen. Auf den ersten hundert Metern hinter der Pension an der Weide ist der Weg unbefestigt. Ab Neuenhagener Straße wird er als Münsterberger Weg ausgeschildert. Leider hat man ihn zum Leidwesen aller Rad-und Autofahrer in Höhe des jetzt fast fertigen Neubaus des Kaulsdorfer Vivantes-Krankenhauses mit holprigen Kopfsteinen gepflastert. Danach wandelt sich der Münsterberger Weg zur Fußgängerpromenade, die im Kaulsdorfer Siedlungsgebiet von Hundehaltern zum ruhigen Gassi-Gehen intensiv genutzt wird. An der Kreuzung des Weges zur Planitzstraße weitet sich die Promenade zu einem hübschen Platz mit dorfer Broadway, dem Mädewalder Weg, wieder zur kaum sichtbaren Fußgängerverbindung. Am Hotel Schloss Kaulsdorf wandelt er sich zur betonierten Anliegerstraße, an der in den siebziger Jahren der „Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe VdgB“ eine Eigenheimsiedlung mit den damals atypischen Zweietagenwohnungen errichten ließ. Hier endet erst einmal der Weg am (Verbindung nach Kaulsdorf). Wir müssen also den Kaulsdorfer Friedhof umrunden und durch den Tunnel am Bahnhof Wuhletal wandern, um hinter der Altentreptower Straße die Fortsetzung unseres alten Weges aufzuspüren. Er ist da und im Bestzustand. Während auf allen anderen Teilstücken Pflastersteine oder löchrige Asphaltdecken die Benutzung erschweren, gibt es auf dem Fuß- Der viel genutzte Weg zum UKB nimmt die alte Wegeverbindung zwischen Mahlsdorf und Hohenschönhausen auf, links im Bild sind noch Reste der ursprünglichen Allee zu erkennen. Foto: Clauder großen alten Bäumen. Schon zu DDR-Zeiten war das Gelände mit Blumenrabatten geschmückt, heute zieht ein neuer Spielplatz in der Nähe des Bahnhofs Kaulsdorf zahlreiche Familien an. Vor einigen Jahren brachte man hier Schilder für den „Wilhelmplatz“ an. Der Münsterberger Weg wird nach seiner Kreuzung mit dem Kauls- Nordende des Kaulsdorfer Friedhofs. Der ehemalige Bahnübergang verschwand, als die Vorortbahngleise aus Lichtenberg nach Kaulsdorf verlegt wurden und an gleicher Stelle in Höhe der Wuhlebrücke die Verbindungsstrecke zwischen Frankfurter Bahn und Ostbahn abzweigte, die sogenannte VnK und Radweg zwischen Bahnhof Wuhletal und dem Unfallkrankenhaus bestes Pflaster und ebene Schotterstreifen. Vor einigen Jahren hat es die arme Kommune (oder das reiche ukb?) sogar geschafft, auch das kurze Verbindungsstück zum Blumberger Damm aus einem hügeligen Trampelpfad in einen schmalen befe- stigten Weg zu verwandeln. Nach dem Blumberger Damm dann erneut das scheinbare Ende des Weges am Schallschutzdamm. Aber nein, hier gibt es ja einen Durchschlupf! Zwischen hohen Mauern sollte man die gefährlichen Kurven per Rad nur mit Klingeln durchfahren. Wohltuend die Ruhe hinter dem Damm im beliebten Siedlungsgebiet Biesdorf. Nach wenigen Metern wandelt sich der Spatenweg zur breiteren Biesdorfer Promenade. Auch hier geht es beschaulich zu: Spielende Kinder, Hundehalter, Spaziergänger. Alles autofrei. Vorbildlich ausgebaut seit neuestem die Mittelinselquerung der belebten Oberfeldstraße. Da die im Wege stehenden Plattenbauten im Marchwitza-Viertel eingeebnet wurden, kommen wir ohne Hindernisse auf geradem Wege zum Fußgängertunnel unter der Alle der Kosmonauten am Helene-Weigel-Platz. Hier verabschieden wir uns von der alten Verbindung zwischen mehreren Dörfern, die im weiteren Verlauf beim Entstehen des Güteraußenringes, durch den Bau des Bahnhofs Springpfuhl und der Gewerbezonen an der Rhinstraße fast völlig verschwand. Aber warum hat man den alten Feldweg überhaupt als Münsterberger Weg und Biesdorfer Promenade beim Bau der Siedlungsgebiete erhalten? Die einfache Erklärung lautet: Am alten Feldweg baute Berlin eine Druckwasserleitung vom Trinkwasser-Fördergebiet Kauldorfer Busch bis zu den Hochbehältern im Wasserwerk an der Landsberger Allee. Das ist dank unseres Wassergeldes mit seinen gepflegten Ziegelbauten heute wieder ein Schmuckstück einstiger Industriearchitektur. Ulrich Clauder Mit allen Sinnen im Grünen Saisonstart im „Garten der Sinne“ – Präsentation des „Kiezatlas Hellersdorf“ Mahlsdorf – Am 23. April startete im „Garten der Sinne“ an der Wodanstraße 6 und 40 die neue Gartensaison mit einer großen Feier für Alt und Jung. Eingeladen hatte der Betreiber, der Verein „Mittendrin leben e.V.“ Ab dieser Saison trägt die Umweltbildungseinrichtung den Titel IGA vor Ort“ und ist damit Botschafter des Bezirkes für die Interna- tionale Gartenbauausstellung 2017 in Marzahn. Im Rahmen der Eröffnungsfeier präsentierten die Geschäftsführerin von Mittendrin, Ursula Gobes, Sozialstadträtin Dagmar Pohle und Gabriele Schlimper, Geschäftsführerin des Paritätischen Berlin, die neue Broschüre „Kiezatlas Hellersdorf – Zeig mir Deine Welt“. In diesem Ratgeber werden die Die „Macher“ des Kiezatlas wollen der Hellersdorfer auch bald eine Marzahner Ausgabe folgen lassen. Foto: Nachtmann „25 schönsten Orte in Hellersdorf“ in Bild und Text vorgestellt. „Lieblingsorte zu haben ist wichtig, um sich in seinem Wohnbezirk wohl zu fühlen. So gibt es für jeden Menschen das besondere Café, das Kino um die Ecke oder die schön gestaltete Parkanlage“, war die Prämisse für die Gestalter der knapp 60 Seiten starken Broschüre – Klienten und Mitarbeiter aus den Einrichtungen von „Mittendrin“, vom Thiele-Winkler-Haus und vom reha e.V. Sie haben die Orte nicht nur nach Schönheit, sondern auch nach Kriterien wie Barrierefreiheit und guter Erreichbarkeit ausgewählt und genau beschrieben, was man an diesen Orten machen kann, warum sie ihn mögen und was man noch verbessern könnte. Zu den Lieblingsorten zählen u.a. der Wuhlewanderweg, das Kino Kiste, Kulturforum und Pyramide, der Schleipfuhl, die Jesuskirche Kaulsdorf, das Café Krüger und das Gründerzeitmuseum. Das Büchlein ist kostenlos erhältlich. Beim großen Gartenfest trat auch die „Marzahner Promenadenmischung“ unter Leitung von Dr. Bernd Engling auf. Der Kinderchor erhielt viel Beifall, u.a. für das neue Lied „Gartenfeier“, das auch auf CD erschien. Es gab Bastelstände, Sport und Spiel, Kinderschminken, natürlich auch Kaffee und selbst gebakkenen Kuchen Der Garten der Sinne zeigte sich zur Saisoneröffnung in schönster Frühlingspracht. Foto: Dittmann sowie Leckeres vom Grill. Die beiden Gärten (neben Sonnenuhr, Insektenhotel und Teich gibt es nun auch einen tollen Brotbackofen) bieten u.a. pädagogisch betreute kostenlose Führungen an, in diesem Jahr besonders unter dem Blickpunkt „gesunde Ernährung“. Anmeldungen Telefon 99 88 160. Ingeborg Dittmann 6 jot w.d. 5/2015 Links & rechts der Wuhle Erfolgreicher Welttag des Buches Wie teuer oder billig darf Gedenken sein? Marzahn-Hellersdorf – Mit mehr als zwei Dutzend Veranstaltungen binnen einer Woche wurde auch im Wuhlebezirk der Welttag des Buches (24. April) gefeiert. Neben täglichen Lesungen für Kinder aus Kita und Grundschule präsentierten die Bibliotheken des Bezirks für Erwachsene die Autoren Sabine Kry („Diamanten Eddie“) oder unter dem Motto „Kräuter für die Gesundheit und die Schönheit“ eine unterhaltsame Kräuterkunde für jedermann mit Gerda Schneider. RN Bizarrer Streit um den Gedenkort „Erstes befreites Haus“ Landsberger Allee 563 Fahrt zum Kunstgewerbemuseum Mahlsdorf – Die Ortsgruppe 403 der Volkssolidarität organisiert am 21. Mai einen Besuch des Kunstgewerbemuseums auf der Schlossinsel Köpenick mit anschließendem Kaffeetrinken im Schlosscafé. Anmeldung Tel. 22 488 222. Familiebfest am Körnersee Mahlsdorf – Der Bürgerverein Mahlsdorf-Süd lädt am 6. Juni, 14 bis 18 Uhr, zu einem Kinder- und Nachbarschaftsfest im Park am Körnersee (zwischen Kohlis- und Uhlandstraße, Bus 108) ein. Mit dabei sind u.a. Clown Henry, die Freiwillige Feuerwehr und ein Blasorchester. Es gibt Kaffee und Kuchen, Info-Stände, Bastelmöglichkeiten sowie Spiel und Spaß. I.D. Marzahn – Kein aktuelles Mitglied des Bezirksamts kann besser für seine Volten bestaunt werden, als Immobilienstadtrat Stephan Richter. In der unseligen Debatte um das Haus Landsberger Allee 563 (mit dem Denkmal für das erste befreite Haus Berlins 1945), das trotz teilweiser Sperrung noch immer für die Jugendund Erziehungsberatung genutzt wird, lieferte er ein weiteres Glanzstück seiner Abteilung. Vor dem Hintergrund, dass die Linksfraktion in der BVV einen Antrag stellte, die dringend notwendigen Sanierungsmaßnahmen am Haus vorzunehmen und dafür vom Bezirksamt bei eigenem Geldmangel Landesmittel unter Hinweis auf die historische Bedeutung einfordern zu lassen, „schätzte“ Richters Hochbauamt die notwendige Summe mal fix und schlapp zwischen 750 000 und einer Million Euro. Die Links-Intention, das Haus weiter für die Erziehungsberatung zu nutzen, spielte erst einmal keine Rolle. Entsprechend blockte die Mitte-Rechts-Koalition das Ansinnen mit knapper 8:7-Mehrheit im Hauptausschuss ab und wollte sich einzig für den Erhalt des Gedenkortes – unabhängig von der weiteren Nutzung des Gebäudes – einsetzen. Das brachte Kristian Ronneburg erst recht auf die Palme, hatte er doch gehört, dass eine Wohnungsgesellschaft Interesse an der Liegenschaft bekundet hätte, um einen Mietertreff und vor allem Parkplätze einzurichten. Daher käme für ihn eine Übertragung an Es gibt Befürchtungen, der Gedenkort könne verloren gehen, wird das Haus weggegeben. Foto: Nachtmann den Liegenschaftsfonds bzw. das Berliner Immobilienmanagement mitnichten in Frage. Stadtrat Richter konnte Ronneburg gegenüber in der BVV „nachvollziehen, dass Sie zu Recht aufgebracht sind“. Die notwendigen Mittel zur Sanierung stünden tatsächlich nicht zur Verfügung, selbst für genauere Untersuchungen der Sanierungskosten habe er kein Geld. Dann die wundersame Wendung: „Seit gestern sehe ich das etwas anders“, sagte Richter, „denn meine Mitarbeiter haben mir aufgeschlüsselt, dass dort eine Kostenstruktur von 2,70 Euro je Mitarbeiter vorhanden ist. Dafür bekomme ich nirgendwo etwas. Insofern wäre ich sehr dafür, das Haus zu sanieren, aber woher kommt das Geld?“ Norbert Seichter von der Linksfraktion machte deutlich, dass es sich nicht um einen „Gedenkort der Linken“, sondern um einen Gedenkort für ganz Berlin handele. „Ohne die Kompetenz des Hochbauamtes in Zweifel zu ziehen“, legte er in der Sache nach, „war doch die Begründung, aus der zweiten Etage auszuziehen, die Instabilität des Dachstuhls. Wo da die genannten Kosten herkommen, ist mir schleierhaft.“ Das sei „eine Kostenschätzung, die den Intentionen des Bezirksamts eher entgegen kommt“, wenn dieses das Gebäude abgeben wolle. Klaus-Jürgen Dahler hatte unterdessen erfahren, dass Finanzsenator Kollatz-Ahnen im Abge- ordnetenhaus versprochen habe, er werde die Bezirke bei wichtigen Investitionen unterstützen und auch für weitere Planungen finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. „Es wäre also durchaus möglich, das Projekt in die Investitionsplanung einzubeziehen.“ Aus diesem Grunde erneuerte die Fraktion ihren im Hauptausschuss abgeschmetterten Teil des Antrages, allerdings ohne direkt auf die Nutzung durch die bezirkliche Erziehungsberatung abzustellen. Doch die Koalition bremste ihn erneut aus und wies den Änderungswunsch zurück. Nur den Erhalt des Gedenkortes will sie stützen. Vielleicht als einsame Tafel inmitten eines Anwohner-Parkplatzes? R. Nachtmann Bürgerwünsche wurden wahr Schilder sollen auf umgesetzte Projekte des Bürgerhaushalts hinweisen, auch jene, die ohnehin nötig waren Constanze Tornow von FiPP hilft Bürgermeister Stefan Komoß beim Anschrauben des Schildes am Eingang des Hauses. Hellersdorf – Vor mehr als 6 Jahren wurde am Kummerower Ring der KOMPASS als Kombination eines Stadtteilzentrums und einer Jugendfreizeiteinrichtung eröffnet. Wir haben damals ausführlich berichtet (jot w.d. 2/2009). Außer der Tatsache, dass in einem „Rückbau“-Gebiet (klingt besser als Abriss) ein Neubau entstand, war das Bemerkenswerte, dass zwei Einrichtungen in einem Gebäude nicht einfach nebeneinan- der arbeiten, sondern die Räume gemeinsam nutzen. Ich habe damals geschrieben: „Ich habe den ganzen Prozess der Entstehung des KOMPASS erlebt; darauf gründet sich mein Optimismus, dass es mit dieser Zusammenarbeit klappen wird.“ Dieser Satz kam jetzt auf den Prüfstand, denn der Kooperationsvertrag zwischen den beiden Trägern (FiPP und Klub 74 Nachbarschaftszentrum Hellersdorf) war ausge- laufen und musste deshalb erneuert werden. Zugegeben: So einfach und glatt, wie man es sich damals vorgestellt hatte, war die Zusammenarbeit nicht immer. Mitunter gab es Interessenkonflikte, und dann geht es ja auch um Geld (wie teilt man die Betriebskosten auf?). Aber insgesamt war der Optimismus berechtigt. Am 24. März saßen die Verantwortlichen der beiden Träger mit den zuständigen Stadträtinnen Dagmar Pohle (Soziales) und Juliane Witt (Jugend) zusammen, um den neuen Kooperationsvertrag zu unterzeichnen. Die Bilanz ist eindeutig positiv, die Weichen für die weitere Zusammenarbeit sind gestellt. Und beinahe gleichzeitig gab es erneut Gelegenheit, noch einmal über die Entstehung des KOMPASS nachzudenken: Sie ist direkt verbunden mit den Anfängen des Bürgerhaushaltes im Bezirk. Schon 2006 entstand in der damaligen Arbeitsgruppe Hellersdorf-Süd des Bürgerhaushaltes die Idee, das damalige, von der Schließung bedrohte Stadtteilzentrum im Teterower Ring durch ein „Haus der Generationen“ (so der damalige „Arbeitstitel“) zu ersetzen – auch das kann man in jot w.d. 3/2006 nachlesen. Nun wurde im Jahre 2015 endlich auch die Idee verwirklicht, umgesetzte Projekte aus dem Bürgerhaushalt (soweit möglich) entsprechend zu kennzeichnen. Eines der ersten war nun der KOMPASS – am 15. April befestigte Bürgermeister Stefan Komoß im Beisein der Verantwortlichen der beiden Träger und der Mitglieder der Ar- beitsgruppe Bürgerhaushalt das entsprechende Schild am Eingang. Genau genommen steht es für drei Projekte des Bürgerhaushaltes: Die Graffitiwand neben dem Eingang ist ein Vorschlag aus dem Kinder- und Jugendbüro vom Jahr 2010, und die Hinweisschilder zum KOMPASS waren ein Vorschlag im Bürgerhaushalt 2012/2013. Bernd Preußer Mitglieder der Arbeitsgruppe Bürgerhaushalt freuen sich über das Schild: Rudolf Winterfeld, Bernd und Erika Preußer, Peter Erdmann, Norbert Schulze (v.l.n.r.). Fotos: Großmann Blick zum Nachbarn jot w.d. 5/2015 7 Auf zur musikalischen Landpartie! Brandenburger Sommerkonzerte mit kulturellen Höhepunkten Brandenburg – Wie wäre es mit einem Ausflug ins Havelland, die Prignitz, den Fläming, die Uckermark oder das Oderbruch mit der Zugabe musikalischer Bonbons? Vom 14. Juni bis zum 5. September laden die „Brandenburgischen Sommerkonzerte“ (BSK) bereits im 25. Jahr auf Freilichtbühnen, in Kirchen, Parks, Landgüter, Scheunen und Herrenhäuser zu musikalisch-kulturellen Highlights ein. Das Motto des Initiators Dr. Werner Martin, der kulturinteressierte Bürger um sich sammelte, war und ist „Landschaft entdecken – Musik erleben“. Gab es zu Beginn im Jahre 1990 „nur“ sieben Konzerte, sind es heute 100 Veranstaltungen in jeder Saison, für die 20 000 Karten verkauft werden. Hervorzuheben sind das hohe künstlerische Niveau sowie die Nicht-Inanspruchnahme öffentlicher Mittel. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich über den Kartenverkauf sowie Förderer und Sponsoren. In den 25 Jahren ihres Bestehens haben sich die BSK besucherund familienfreundlich entwikkelt. Da am Wochenende Busse und Bahnen nicht so häufig fahren, gibt es für Nichtmotorisierte einen Bustransfer für Hin- und Rücktour ab Berlin. Gutshöfe und Kirchenanger laden zu Kaffeetafeln ein, eine Kinderbetreuung kann genutzt werden, Eröffnet wird die diesjährige Saison der BSK am 14. Juni, 17 Uhr, in der Kreuzkirche Königs Wusterhausen mit Werken von Haydn, Richard Strauss und Schumann, dargeboten von der Kammerakademie Potsdam und dem international gefeierten Oboisten Ramón Ortega Quero. Ab 13.30 Uhr gibt’s im Pfarrgarten eine Kaffeetafel, ab 14.15 Uhr werden eine historische Stadtführung, eine Schlossführung, eine Dampferfahrt entlang der Dahme und eine Busfahrt zum Funkerberg (erste deutsche Radiostation, Ausstellung über das Fernsehen der DDR) angeboten. Das Duo Acuerdo spielt am 11. Juli bei einem der vielleicht interessantesten Konzerte, dem „Brandenburgischen Dorfkirchenkarussell“, Werke von Bach, Mozart, Ibert u.a. in den Dorfkirchen von Criewen, Felchow und BerkholzMeyenburg. Die drei uckermärkischen Dörfer liegen nah beieinander, dass die Besucher drei Konzerte in den idyllischen Dorfkirchen nacheinander genießen können. Drei Ensembles bestreiten den musikalischen Reigen: die selten zu hörende Formation zweier Cembali entführt das Publikum in die Musik der Bachzeit. Melancholie und Leidenschaft sind garantiert, wenn das Duo Acuerdo mit argentinischen Tangos und französischen Musettewalzern aufwartet und nicht zuletzt besticht das Polyphonia Ensemble Berlin, Holzbläser des Deutschen Symphonie-Orchester Berlin. Foto: Veranstalter Insgesamt wird es im Jubiläumsjahr 24 Konzerte von klassisch bis modern geben. So können sich Tangofreunde auf „Una tarde de Tango argentina“ am 2. August in Werder freuen. Anhänger von Mikis Theodorakis sind zu einem Konzert anlässlich seines 90. Geburtstages am 23. August in den Brandenburger Dom eingeladen. Das Festkonzert zum 25. findet am 26. Juli in der Nikolaikirche Luckau statt. Das Abschlusskonzert erklingt am 5. September, 18 Uhr, im Schlosspark Lübbenau. Karten sind über Tourismusämter der beteiligten Orte, Reisebüros, Theaterkassen und in der Geschäftsstelle der BSK, Schillerstraße 94, Charlottenburg (UBahnhof Deutsche Oper) sowie im Internet (www.brandenburgische-sommerkonzerte.de) erhältlich; hier sind auch alle Termine zu erfahren. Konzertübertragungen gibt es im Kulturradio von rbb am 14. Juni, 19. Juli, 23. und 30. August. Erica Wiehler Der singende Hauptmann Volle Fahrt nach Schmetterlingshorst Musical über den Hauptmann von Köpenick Neue Schiffs-Anlegestelle an historischer Ausflugsstätte Köpenick – Den legendären Hauptmann von Köpenick und seine Husarenstreiche kennen wohl nicht nur die Berliner. Jetzt gibt es ein Musical nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Carl Zuckmayer. Es hat am 26. Juni nicht nur Premiere, sondern ist gleichzeitig eine „Welturaufführung“. Gespielt wird bis Ende August jeweils Freitag bis Sonntag im Rathaushof, dem Originalschauplatz der Köpenickiade. Der Zuschauer erlebt zweieinhalb Stunden traditionelles Berliner Musiktheater: Eine Auswahl bester Schauspieler und Musicaldarsteller Deutschlands, opulente Kostüme, faszinierendes Lichtdesign, raffinierte Szenenbilder, mitreißende Choreografien und natürlich Live-Musik mit Ohrwurmcharakter. Die Liedtexte sind von Heiko Strang, der das Ganze auch inszeniert hat. Sie sind ebenso in Berliner Mundart wie die witzigen Dialoge. Der Zuschauer wird in das Berlin um 1900 entführt, nicht zuletzt durch die historischen Kostüme von Antje Schrader und die schmissigen Orchester-Arrangements von Frank Hollmann. Die 19 Darsteller und sieben Musiker des Symphonic Pop Orchestra werden 150 Minuten (mit einer Pause) live singen und musizieren. Im Rathaushof, der 2013 umfassend saniert wurde, gibt es 570 Plätze mit bester Sicht zur Bühne. Die Hauptdarsteller gaben schon mal einen kleinen Einblick in das Musical – selbstverständlich im historischen Ratssaal des Köpenikker Rathauses. Foto: Nachtmann Bei Regen erhält jeder Besucher kostenlos ein Regencape. Das Interesse ist groß. Bereits Tausende Tickets wurden über Reisebüros verkauft, denn Köpenick ist für Touristen aus aller Welt ein wachsender Anziehungspunkt. So hat sich in den vergangenen zehn Jahren die Anzahl der Übernachtungen im Bezirk verdoppelt. Karten für „Der Hauptmann von Köpenick“ gibt es in vier Preisgruppen – zwischen 48,90 und 22,90 Euro, Ermäßigungen gibt es für Schüler, Studenten, Azubis und Senioren ab 65. Zur Premiere am 26. Juni, 19.30 Uhr, kosten die Karten (inklusive Premierenfeier mit Speisen und Getränken) zwischen 45 und 75 Euro. Tickets Tel. 655 755 0 oder 230 99 30, www.hauptmann-musical.de. Erica Wiehler Köpenick – Schmetterlingshorst ist um eine Attraktion reicher! Die Ausflugsstätte verfügt endlich wieder über einen SchiffsAnlegesteg. Nach 23 Jahren wird hier am Ufer des Langen Sees Anfang Mai erstmals wieder ein Dampfer anlegen. Gebaut hat den Steg die Reederei Grimm und Lindecke, die Schmetterlingshorst in ihren regulären Tourenplan rund um die Müggelberge an Wochenenden aufnehmen wird. Auch die historische Fährverbindung Grünau – Schmetterlingshorst will die Reederei mit Sitz am Schiffbauerdamm zu neuem Leben erwecken. Immerhin hat sich die Reederei den Steg 50 000 Euro kosten lassen. Voraussetzung für den Fährbetrieb ist, dass auf der Grünauer Seite eine Anlegestelle in Betrieb genommen werden kann. Entsprechende Verhandlungen sind im Gange. Bereits seit drei Jahren korrespondierte der Betreiber der Ausflugsstätte Schmetterlingshorst, der Bezirksspor tbund Treptow-Köpenick, mit Bezirksamt und Reedereien über die Wiederherstellung der Anlegestelle. Erst der Kontakt mit der Geschäftsführung der „Spree-Havelschifffahrt“ brachte den so lang ersehnten Erfolg. Der Vorsitzende des gemeinnützigen Dachverbandes der bezirklichen Spor tvereine, Walter Kaczmarczyk, schwärmt: „Eine so schnelle und bauseitig qualitativ hochwertige Umsetzung unserer Überlegungen hatte ich wirklich nicht erwartet. Der neue Anlegesteg hat bereits die Beachtung vieler Wanderer gefunden, da werden schöne Erinnerungen wach“, ergänzt der Vereinsvorsitzende sichtlich stolz. Natürlich eröffnet die Inbetriebnahme des Anlegers Schmetterlingshorst dem Erlebnisraum rund um die Müggelberge neue Chancen. Da liegt es nahe, dass schon die nächsten Vorhaben auf der Agenda des Bezirkssportbundes stehen. Nun soll ein Wasserwander-Rastplatz mit EU-Mitteln angelegt werden. Dass die historische Ausflugsstätte ihre Tore als Wander- und Touristenstützpunkt mit Imbiss überhaupt geöffnet hält, ist dem rührigen Einsatz des Bezirkssport- bundes zu danken, der seit Ende der 1990-er Jahre hier Pächter und Betreiber ist. Wenngleich der Verein außer Enthusiasmus und Eigeninitiative nur mit äußerst schmalen Mitteln ausgestattet ist, hat er in den letzten Jahren viel bewegt, um den Standort zu erhalten und Stück für Stück attraktiver zu machen Ein Ausflug nach Schmetterlingshorst lohnt sich zu Land wie demnächst auch zu Wasser. Unter schönen alten Bäumen kann man hier ausruhen, ganz nach Gusto eine Bratwurst oder ein Stück Kuchen genießen. Das Freigelände bietet genügend Platz und das erforderliche Equipment für Federball, Tischtennis oder Boule. Den Fuß sollte man in jedem Fall ins Gebäude setzen, denn hier wartet sie – die einzigartige Schmetterlings-Ausstellung. Namensgeber für Schmetterlingshorst war sein Gründer, der Glasgraveurmeister und Schmetterlingsforscher Johannes Bittner, der hier 1898 eine Schmetterlingsschaubude mit Imbiss und Ausschank einrichtete. Gebäude und Sammlung fielen 1943 ei- nem Bombenangriff zum Opfer. 1947 wiederaufgebaut erfreute sich Schmetterlingshorst bis 1990 wieder regen Zulaufs. Nachdem der letzte Pächter nach der Wende aufgegeben hatte, lag das Gebäude bis 1999 brach und verwilderte. Der Bezirkssportbund rekonstruiert und saniert in jahrelanger und mühevoller Kleinarbeit Gebäude und Anlagen. Und ist dabei nun einen ganz entscheidenden Schritt weiter gekommen, wenn es heißt: „Volle Fahrt voraus!“ Wer einen ca. 15-minütigen Spaziergang nicht scheut, kann mit der Straßenbahn 62 ab S-Bahnhof Mahlsdorf bis zur Endhaltestelle in Wendenschloß fahren oder mit der Fähre ab Grünau (Wassersportallee) zur Wendenschloß-Seite übersetzen. Dann bis zum Ende der Wendenschloßstraße laufen, links das Möllenhausenufer entlang, am Freibad Wendenschloß vorbei den Uferweg am Langen See entlang bis Schmetterlingshorst. Geöffnet Mo bis Fr 10-17, Sbd, So 10-19 Uhr, Info Tel. 61 67 48 61, www.schmetterlingshorst.de Dagmar Neidigk Die idyllische Lage am Langen See macht Schmetterlingshorst zu einem idealen Ausflugsziel, nicht nur per Schiff. Foto: Neidigk 8 jot w.d. 5/2015 Tipps und Termine „Gottlose Type“ trifft Freunde Hellersdorf – In der nächsten Veranstaltung der Peter-Weiss-Bibliothek am 28. Mai wird Petra Pau, die „Gottlose Type“, wie sie von einem „galanten“ CDU-Zwischenrufer genannt wurde, ihre „unfrisierten Erinnerungen“ vorstellen. Die Autorin, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, gehörte vor 25 Jahren zu jener Gruppe junger Leute, die den „Verein zur Förderung der Alternativen Bibliothek Hellersdorf“ (der heutigen Peter-Weiss-Bibliothek) gründeten. Autorenlesungen finden ja sonst in den Räumen der Bibliothek statt. Doch diesmal dürfte es sehr eng werden, so dass wir uns entschlossen haben, die Veranstaltung in das Kulturforum, Carola-NeherStraße 1, zu verlegen. Beginn 18.30 Uhr, Eintritt 3/2 Euro. Gertraude Sumpf 44. Fotostammtisch Marzahn – Zum 44. Öffentlichen Fotostammtisch lädt die Gesellschaft für Fotografie alle Interessenten am 19. Mai, 19 Uhr, ins FFM, Marzahner Promenade 55, ein. Gesprochen und diskutiert wird u.a. über die Ausstellung „Die Welt von Günter Giese“. Eintritt frei. I.D. Amerikanischer Abend mit Alina Hellersdorf – Am 22. Mai, 19.30 Uhr, findet im Kulturforum, Carola-NeherStraße 1, der nächste „helle salon“ statt, durch den in bewährter Weise Alina Martirosjan-Pätzold vom „Kulturring in Berlin e.V.“ führt. Zu Gast beim „Amerikanischen Abend“ ist die Band „Richard Lee“. Sie rockt seit 2005 die Bühnen mit ihren groovigen Songs. Die drei Bandmitglieder präsentieren Blues-, Rock-, Folk- und Country-Titel mit drei Gitarren, Mundharmonika und anderen Instrumenten. Kultur, Land und Leute sowie landestypische Speisen stehen im Mittelpunkt des Abends, an dem auch Originalbilder ausgestellt werden. Der Eintritt kostet 18 Euro (inklusive landestypische Speisen), Karten Tel. 553 22 76. I.D. Kultur & Freizeit Kunst lebt vom Zeigen, allein im Bezirk gibt es mehr als 50 Orte Reichtum gut, Freiheit leicht beschränkt NGBK zeigt verbotene Kunst aus ostasiatischen Demokratien Berlin – Osten – das Wort allein lässt den Wessi noch immer leicht erschaudern: Von kernigen Wahlbetrügern, Greenpeace-Verhaftern, Flugzeugabschießern und Schwulenhassern gelenkte Demokratien, stolze Krim-Krieger; die Frauenräuber in Kirgis- oder Kasachstan; die ganzen diktatorischen Bananenrepubliken da hinten unten aus dem Nachlass der ehemaligen Sowjetunion; die nach der Wende in gesellschaftliche Auflösung gefallene Mongolei, dann eine Milliarde meinungsuniforme Chinesen. Und schließlich die durchgeknallten NordAtombombeaner. Von Mullahs dazwischen gar nicht zu reden. Dahinter wird es extremst besser. Solide Demokratien in Japan, Taiwan oder Südkorea halten die Fahne der Selbstbestimmung hoch, haben mündige Bürger, die sich nicht den Mund verbieten lassen müssen. Eine Ausstellung der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (ngbk), Oranienstraße 25, stellt dieses Bild nun teilweise auf den Kopf. Sie trägt den Titel „Verbotene Bilder – Kontrolle und Zensur in den Demokratien Ostasiens“. Direkt auf die Wand der Ausstellungsräume gepinselt haben die koreanischen Künstler Sung-dam Hong und Sunmu ihre zynischen Kunstwerke in der Kreuzberger ngbk. Das überrascht und ist schon allein ungewöhnlich. Ein einziges Gesicht mit offenen Augen beispielsweise lacht zwischen lauter sonnenbebrillten und mürrischen mit identischen Anti-Irokesenschnitt-Rasur-Frisuren. Doch auf den zweiten Blick bemerkt der Betrachter die geknüpfte Schlinge über allein der aus der Reihe Tanzenden – es ist übrigens die umstrittene Staatspräsidentin. In einem anderen, einem Kreißsaal-Bild, gebiert sie ein Kind mit Sonnenbrille, das einem diktatorischen Vorgänger erstaunlich ähnelt. In letzter Minute, als nichts mehr umzubuchen war und die Vorlaufzeiten verbraucht waren, weiger te sich die südkoreanische Kunstspedition, die die Werke nach Deutschland bringen sollte. Nebulös hieß es in einer E-Mail, dass man Probleme befürchte, wenn man solch despektierliches Gedankengut in eine ausländische Ausstellung Für „böse“ Kunst sorgt u.a. Sung-dam Hong: Südkoreas Geheimdienstchef sorgt für identische Frisuren, und unterm Strick tanzen alle mit der Präsidentin den „Gangnam Style“ des Rappers Psy. brächte. Und hat gerade damit die Bilder interessant gemacht. Die politischen Künstler brachten darauf hin ihre „Kopien“ direkt auf das Kreuzberger Wandweiß. Wo der zeitliche Rahmen das nicht mehr hergab, blieben hellweiße Wandflächen dunkelweiß umrahmt, illustriert mit einer postkartengroßen Reproduktion bei den Erklärtäfelchen. Katsuhisa Nakagaki, bisher eigentlich konventionell arbeitender Bildhauer, zeigt ein politisch aufgeladenes japanisches Hügelgrab als Installation. Dieses durfte im Tokioter Museum für moderne Kunst nicht vollständig gezeigt werden. Eine japanische Flag- ge ziert die Oberseite, eine US-Flagge das Innere des Grabes. Die Installation mokiert sich damit über den Besuch des Premierministers beim Yasukuni-Schrein, in dem auch Kriegsverbrechen gedacht wird. „Seit Japan den Krieg gegen die Amerikaner verloren hat, gelten bei uns die Amerikaner als der Boss. Wenn wir sterben, werden wir alle zu Amerikanern“, erklärte der Künstler zur Eröffnung. Die Ausstellung spielt mit der in Taiwan, Japan und Südkorea offenbar üblichen Selbstzensur in Kunst- und Kulturszene. „Kritik an der Regierung wird in Südkorea als Konformität mit nordkoreanischer Propaganda diskreditiert, wer fragt, gilt als Kommunist“, ruft Sung-dam Hong dem Wessi das im Westen vor der Wende übliche „wenn’s Dir hier nicht passt, dann geh doch nach drüben“ in Erinnerung. „In Japan darf man den Tenno (Kaiser) nicht kritisieren“, schlägt sein japanischer Künstlerkollege den Bogen zu seinem Land. Was hier vor dem Hintergrund von Kabarettstückchen über Kanzlerin und Präsident lächerlich ist, scheint in diesen südostasiatischen Demokratien Common Sense zu sein. International wird nur bedingt wahrgenommen, dass in allen drei Ländern keine Demokratie im westeuropäischen Sinne herrscht und Meinungsfreiheit von staatlicher Seite nicht als selbstverständlich akzeptier t wird. Kontrolle und Zensur kritischer Kunst wie auch Repressalien gegen unbequeme Künstler sind laut Aussage der Kuratoren nicht selten. In Japan ist dies bedingt durch die Nachwehen des Kalten Krieges und die nicht aufgearbeitete imperiale Vergangenheit. In Südkorea und Taiwan ist Hintergrund der ideologisch gesicherte Gegensatz zu Nordkorea und der Volksrepublik China. So zeigt die Ausstellung Werke von jeweils zwei Künstlerinnen und Künstlern aus diesen drei Ländern, die sich kritisch mit der Politik und den Tabus ihrer Länder befassen, sich für Meinungsfreiheit und Menschenrechte einsetzen und die sozialen und politischen Folgen ihrer Arbeit nicht scheuen. Tafeln neben den Bildern und Objekten erläutern ein Stückweit Details zu Exponat und Künstler. Wem die Geschichte und das Denken in fernöstlichen Staaten fern ist, sei angeraten, sich einer der zahlreichen Führungen oder Themenabende anzuschließen, oder den Katalog zu kaufen. Denn die Aussagen vieler ausgestellter Werke erschließen sich erst mit dem in der Regel fehlenden Hintergrundwissen. Näheres zur Ausstellung und zum üppigen Rahmen- und Begleitprogramm www.verbotenebilder.net. Die Ausstellung ist bis 14. Juni täglich von 12 bis 19 Uhr geöffnet, donnerstags bis sonnadends bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. Henson Stehling „Sugar & Zint“ Fotografien von Alexander Janetzko in der Rathausgalerie Die Band „Richard Lee“. Foto: privat Theaterpremiere von „Selektion“ Marzahn – Seit August 2014 arbeiten 28 junge Leute aus dem Bezirk an einem Theaterstück zum Thema Mobbing, das sie von der Idee bis zur Inszenierung unter fachlicher Anleitung selbständig in Szene setzten (jot w.d. berichtete). Nun kommt das Stück im Freizeitforum zur Aufführung – am 31. Mai, 11 Uhr, ist öffentliche Generalprobe, am 1. Juni, 11 Uhr, Premiere. Eintritt frei, bitte anmelden (Renate Zimmermann, Tel. 54 704 142 oder 0160-970 19 931, email: [email protected]). I.D. Hoppegarten – Am 21. April luden Gabriele und Raymund Stolze von der Gruppe „MachArt“ zur Vernissage der Fotoausstellung „Sugar & Zint“ in die Rathaus-Galerie Hoppegarten ein. Zu betrachten war „Ein experimentelles fotografisches Tagebuch (20092015) über den Schauspieler Gerdy Zint“ von dem jungen Fotografen Alexander Janetzko; erschienen 2014 als Bildband im Sandstein Verlag Dresden. Janetzko, geboren 1981 in der Niederlausitz, studier te zwischen 2005 und 2008 an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin Weißensee und ist seit sechs Jahren freischaffender Fotograf. Seine Arbeiten werden international in Magazinen und Büchern veröffentlicht und in Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. 2012 gründete er in Berlin mit Sandra Weller und Piero Chiussi die Agentur StandArt. Schwerpunkt seiner Arbeit sind essayistische Dokumentationen, Porträts und Reportagen – oft als Langzeitprojekte über Jahre angelegt. So wie dieses fotografische Tagebuch über Gerdy Zint. In ihrer Laudatio beschreibt Ulrike Kremeier, Direktorin des Kunstmuseums Dieselkraftwerk Cottbus, die Herangehensweise des Fotografen: „Janetzkos K amera nimmt Mensch(en) und Geschehen immer nahe ins Visier, ohne je die Distanz zu ver lieren, voyeuristisch zu werden oder gar zu diffamieren. Der Fotograf befindet sich immer auf Augenhöhe mit dem Fotografier ten (und umgekehr t selbstr edend auch). Wenn beispielsweise Zint physisch oder sinnbildlich in die Knie geht, vollziehen Janetzko und seine Kamera die Bewegung ebenfalls.“ In seiner Serie über Gerdy beleuchte er fließende Übergänge zwischen dessen Lebens- und Arbeitswelt, sagt der Fotograf. Und das sieht zum Beispiel so aus: Zint „schwebt“ über seinem Bett, „fliegt“ durch eine Telefonzelle und einen Flur und agiert am Filmset. Ist es Dokument, Inszenierung, Performance, skurill-groteske Situationskomik oder privater Alltag? „Es bleibt unklar, alles greift ineinander“, sagt der Fotograf. Die Ausstellung ist noch bis 23. Juli in der Rathausgalerie, Lindenallee, zu sehen. I. Dittmann Alexander Janetzko während der Vernissage. Foto: Dittmann Kultur & Freizeit jot w.d. 5/2015 9 der Kunstpräsentation; diesmal berichten wir nur von Ausstellungen Warten auf den richtigen Moment Fotoausstellung mit „Zungenschlag“ in der St. Michael-Kirche Woltersdorf – Zur 45. Kunstausstellung am 19. April in der St. Michael-Kirche erlebten die zahlreichen Besucher „Vibrationen“ in zweifacher Art: Spürten sie beim Betrachten der Bilder des Fotografen Ralph Weber und live beim Lauschen der Musik des Musikers Ralph Weber. Zur Vernissage seiner Ausstellung „Vibrationen“ stand der 59-Jährige mit seinem Freund und Kollegen Stefan Hessheimer als Duo „Zungenschlag“ auf der Bühne. Weber ist seit über 40 Jahren Musiker, die Liebe zum Fotografieren wuchs erst in den letzten Jah- ren, obwohl er schon als Jugendlicher gern in der Dunkelkammer stand. Bei Hessheimer ist es umgekehrt. Der sensible Beobachter aus dem Oderbruch ist gelernter Fotograf, die Musik kam später dazu. „Sein“ Instrument ist die Mundharmonika, die er virtuos beherrscht. In seiner „Galerie im Oderbruch“ in Groß Neuendorf lädt er zu Foto- und Kochkursen und Konzerten ein (www.kochundkunst.de). Ralph ist seit seinem 16. Lebensjahr Schlagzeuger – und das mit Leib und Seele. Begonnen hatte alles vor rund 44 Jah- Eins der Konzertfotos von Ralph Weber. Es ging durchaus lustig zu bei der Vernissage, Hessheimer (li.) und Weber hatten viel zu erzählen. Foto: Nachtmann ren in der Woltersdorfer Schü- auf den Auslöser zu drücken. lerband. Nun trommelt er seit Und wenn der nicht kommt, Jahren bei „Smiledriver“. dann kann er warten, sich Drums und harp, eine wohl unaufgeregt in Geduld üben, eher seltene Kombination. Und wo andere Laienfotografen (oft doch erfüllen die Klänge eine aber auch Profis, wie immer ganze Kirche. Die Besucher wieder beobachtet) bei einem sind begeistert. Genauso wie Konzert hektisch ein Bild nach von Ralphs Musikerbildern. dem anderen abschießen. „Vibrationen“ nennt er seine „Manchmal lege ich den FotoAusstellung und die spürt man apparat einfach beiseite und auf jedem der großformatigen warte, bis das Bild, das ich im Fotos. „Innerlich spiele ich mit, Kopf habe, kommt“, sagt wenn ich Musiker auf der Büh- Ralph. ne fotografiere“, sagt er. Das Die Ausstellung ist noch bis macht das Besondere dieser zum 21. Juni sonnabends von Bilder aus, das sich Hineinver- 15 bis 17 Uhr und sonntags setzen können in sein „Objekt“. nach dem Gottesdienst in der Das Wissen darum, wann der Kirche zu sehen. Ingeborg Dittmann „richtige Moment“ da ist, um Phönixflüge 100 Bilder 2014 Der Stille lauschen Landschaften Marzahn – Am 9. Mai, 11 Uhr, wird im Erdgeschoss des Freizeitforums, Marzahner Promenade 55, die Ausstellung „21. Deutsche Fotoschau – 100 Bilder des Jahres 2014“ mit einer Preisverleihung (Arndt-BauseSaal) durch die Gesellschaft für Fotografie eröffnet. Zu sehen bis zum 11. Juni. I.D. Mahlsdorf – Noch bis zum 2. Juni ist im Kunsthaus Flora, Florastraße 113, eine Ausstellung von Ilona Albrecht zu sehen. Unter dem Titel „Der Stille lauschen“ werden Bilder und Linolschnitte gezeigt. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8 bis 18 Uhr, Freitag 8 bis 16 Uhr. Eintritt frei. I.D. Hellersdorf – Noch bis 29. Mai zeigt die „Ehm-Welk-Bibliothek“, Alte Hellersdorfer Straße 125, unter dem Titel „Landschaft hier und anderswo“ Bilder von Gisela Leiste. Die Künstlerin nahm sich Max von Eyths Sentenz „Die Natur ist immer neu, wenn das Auge frisch bleibt“ zum Motto. RN Kostbarkeiten IV „so nah - so fern“ im Alten Rathaus zücken den Betrachter. Barbara Putbrese hat ihren ganz eigenen Stil und fühlt sich keiner Richtung verbunden, im Gegenteil, sie provoziert mit ihren Muttertagsmatinee im FFM Marzahn – Traditionell präsentiert Moderator Siggi Trzoß zum Muttertag am 10. Mai eine große Matinee im ArndtBause-Saal des Freizeitforums, Marzahner Promenade 55. Zu seinen Gästen zählen erstmals der Thüringer Schlagerund Swingstar Jörg Hindemith („Bitte, bitte Hanni“), das Duo des volkstümlichen Schlagers „Duo Treibsand“, der Senkrechtstarter in den Schlager-Hitparaden, Andreas Möller, das A-capella-Ensemble „Weiberconsort“ sowie junge Tänzerinnen von Donegals-Irish Dance Berlin. Beginn 11 Uhr, Eintritt 15 Euro, Restkarten an der Tageskasse. I.D. Biesdorf – Noch bis zum 31. Mai zeigt Helga Höhne in der Krankenhauskirche im Wuhlgarten, Brebacher Weg 15, unter dem Titel „Phönixflüge“ Bildteppiche, Teppichobjekte und Materialdrucke. Zur Finissage am 31. Mai, 17 Uhr, findet ein Konzert mit Matthias Hüber (Cello, Gesang) statt. I.D Marzahn – Die Ausstellungsserie „Kostbarkeiten“ hat sich einen festen Platz im Alten Rathaus am HeleneWeigel-Platz erobert. Die stetig steigenden Besucherzahlen aus Berlin, der Republik, sowie zunehmend aus dem Ausland haben das Rathaus zu einem weiteren Anziehungspunkt in der Kunstlandschaft des Bezirks werden lassen. Die aktuelle Ausstellung Kostbarkeiten IV „so nah – so fern“ ist eine Fortsetzung der Präsentation und Pflege von zeitgenössischer Kunst. 100 Gemälde, Zeichnungen, Monotypien und Grafiken von Barbara Putbrese, Berlin und Katrin Kunert, Leipzig schmücken alle fünf Etagen des Eisentraut-Baus. Katrin Kunert sieht sich mit ihren Kunstwerken in der konsequenten Fortsetzung der Leipziger Malschule um Heisig, Ebersbach und Rauch verpflichtet. Ihre Motive findet sie in Mythen und Sagen, sowie beim täglichen Spaziergang oder auf Reisen. Ihre fast fotografisch anmutenden Bilder, ver- Tipps und Termine teilweise sehr schroffen Motiven den Betrachter, um dann im Kontrast dazu wunderschöne Aquarelle mit Aktdarstellungen zu präsentieren. Eine har- Katrin Kunerts Bild ohne Titel, nach Goya. monische Ergänzung sind die bereits vorhandenen Kunstwerke des Dresdner Bildhauers Peter Makolies, die sich an der Außenfassade des Rathauses befinden bzw. den Hochzeitssaal schmücken. In das künstlerische Gesamtkonzept der Ausstellung wird der gesamte Helene-Weigel-Platz mit dem Brunnenensemble „Brunnen der Generationen“ (auch Treppenbrunnen, Familie, Denker, Sportler, Motorrad genannt) einbezogen, um eine Verbindung zu den Kunstwerken vor und im Rathaus herzustellen. Diese Skulpturen stammen aus der Werkstatt von Rolf Biebl. Zu unserer großen Freude schenken die Künstlerinnen Barbara Putbrese und Katrin Kunert dem Bezirk je ein Kunstwerk, um die bezirkliche Kunstsammlung zu bereicher n. Beide Kunstwerke wurden zur BVV-Sitzung im März an die Vorsteherin Kathrin Bernikas überreicht. Zu sehen bis 30. Juni, Mo bis Fr 8-18 Uhr. Michael Wiedemann, Kurator 18. Sängerfest lädt ein Biesdorf – Am 10. Mai präsentieren sich auf der Biesdorfer Parkbühne zahlreiche Chöre und Gesangsgruppen aus Berlin und Umgebung beim nun bereits 18. Sängerfest des Bezirkes. 13 bis 18 Uhr, Eintritt frei, es gibt Kaffee, Kuchen und Imbiss. Damit ist die diesjährige Freiluftsaison auf der Parkbühne eröffnet! I.D. Familienfest am Cecilienplatz Kaulsdorf Nord – Vom 8. bis 10. Mai findet auf dem Cecilienplatz (U-Bahnhof Kaulsdorf Nord) das 5. Familientraditionsfest statt. Eröffnet wird am Freitag mit einem Kinderfest mit OpenAir-Disco (14-20 Uhr). Zur großen Familien-Geburtstagsparty wird am Sonnabend zwischen 10 und 22 Uhr eingeladen – mit vielen Vereinen, einem bunten Bühnenprogramm, Karussells, Kinderschminken, Ponyreiten, Motorradfahren, Clowns und Feuerwerk. Am Sonntag gibt es neben einem Bühnenprogramm von 10 bis 16.30 Uhr einen Kiez-Trödelmarkt, bei dem jeder kostenfrei mittrödeln kann. I.D. Uschi und Luden bei Lukas Hellersdorf – In seiner Reihe „Lukas Natschinski und seine Gäste“ begrüßt der junge Pianist am 8. Mai im Kulturforum, Carola-Neher-Straße 1, die international bekannte Jazz-Sängerin Uschi Brüning und den herausragenden Musiker Ernst-Ludwig „Luden“ Petrowsky. Musik und Talk beginnen 19.30 Uhr, Eintritt 12, ermäßigt 10 Euro. I.D. kultour à la carte Marzahn-Hellersdorf – Seit zehn Jahren präsentieren sich im Bezirk Kulturund Kunstakteure an einem Wochenende gemeinsam in der Veranstaltung „kultour à la carte“. In diesem Jahr (endlich) geht die wichtigste Publikumsveranstaltung in der Jahresmitte, am 6. und 7. Juni, über mehr als zwei Dutzend Bühnen des Bezirks. „Mehr Licht!“ lautet das Motto, auch weil die UNESCO 2015 zum Jahr des Lichtes erklärt und auf seine Bedeutung als elementare Lebensvoraussetzung für Menschen, Tiere und Pflanzen und daher auch als zentraler Bestandteil von Wissenschaft und Kultur hingewiesen hat. 10 jot w.d. 5/2015 Jugend-Bildung-Sport Tanzen und Lesung im KOMPASS Von Marzahn nach Rio Hellersdorf – Die Line-DanceGruppe „Moon Horse Line Dancers“ sucht neue Mitstreiter. Die Gruppe übt mittwochs von 18 bis 19 Uhr im Kompass, Kummerower Ring 42, gemeinsam die Schrittfolgen vieler interessanter Tänze. Im Vordergrund stehen Spaß und Freude an Tanz und Musik. Interessierte sind herzlich willkommen. Am 19. Mai, 17 Uhr, ist Agathe Leselust mit „Frühlingsgeflüster“ zu Gast. Die Marzahner Geschichtenerzählerin und Autorin Margrid Wünsch alias Agathe Leselust verzaubert Jung und Alt mit Ihren Gedichten und Geschichten zum Frühling. Info Tel. 56 49 74 01. RN Mayada Al Sayad erfüllt die Marathon-Norm für die Olympischen Spiele 2016 Datenbank für Künstler Marzahn-Hellersdorf – Der Fachbereich Kultur des Bezirksamts erstellt eine Online-Datenbank der Künstlerinnen und Künstler aller Sparten, die ihren Lebens- und/oder Arbeitsmittelpunkt im Bezirk haben. Professionelle Akteure der Darstellenden und Bildenden Kunst, aus Tanz und Musik, Literatur, Film, Fotografie und Design erhalten Gelegenheit, sich über eine Webpräsenz auf der Internetseite des Fachbereichs vorzustellen und zu vernetzen. RN Wohnführerschein ist zurück Marzahn-Hellersdorf – Bereits im Jahr 2010 hat sich die erste Schülergruppe des TagoreGymnasiums mit dem Thema Wohnen vertraut gemacht. Das Projekt „Wohnführerschein“ war, ausgehend von der Notwendigkeit, junge Menschen zu unterstützen, selbständig zu wohnen und damit selbständig auch Leben und Ausbildung umzusetzen, ein Gemeinschaftswerk mehrerer Wohnungsunternehmen. Es machte möglich, die nötigen Kenntnisse, rechtlichen Fragen, Voraussetzungen an das eigenständige Führen eines eigenen Haushalts mit den Jugendlichen gemeinsam herauszuarbeiten. Nun kehrt der „Wohnführerschein“ an die Schulen zurück. „Gerade weil es immer schwieriger wird, auch bei uns im Bezirk eine eigene Wohnung zu erhalten, ist das Projekt wichtig für junge Menschen“, sagt Jugendstadträtin Juliane Witt. RN Freies Internet Marzahn-Hellersdorf – Bereits im Sommer könnte es in den Bibliotheken des Bezirks einen freien Wlan-Zugang zum Internet geben. Voraussetzung ist, dass das benötigte Geld zur Verfügung gestellt wird. Immobilienstadtrat Stephan Richter hat nach eigener Auskunft „inzwischen mit einer Firma gesprochen, die ein preiswertes Angebot unterbreiten“ kann. Marzahn – Die für Palästina startende Mayada Al Sayad vom 1.VfL Fortuna Marzahn ist die erste Leichtathletin in Deutschland, die die Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro planen kann. Sie lief beim Haspa-Hamburg-Marathon am 26. April eine Bestzeit, von der sie wohl selbst auch nur geträumt hat: 2:41:44 Stunden. Damit unterbot sie klar die vom Weltverband IAAF geforderte Norm von 2:42 Stunden für Olympia 2016. Nebenbei erlief sie sich die Qualifikation für die Leichtathletik WM 2015 in Peking und stellte auch einen neuen Landesrekord auf. Den hielt sie seit dem Vorjahr selbst und steigerte sich um fast 12 Minuten. Einen großen Anteil an dieser Leistung hat ihr Trainer Tobias Singer. Vor rund einem Monat bekam er im Trainingslager gesundheitliche Probleme – keine gute Grundlage für einen Marathonlauf. Er ließ es sich aber nicht nehmen und begleitete Mayada Al Sayad bis etwa Kilometer 40 als „Pacemaker“ und kam nach 2:42:49 Stunden in das Ziel. Auch Mayada Al Sayad kurz vor dem Zieleinlauf in Hamburg. dies ist eine unglaubliche Leistung: Trainer, Pacemaker und Läufer in einer Person. Im Vorfeld hatte Tobias erklärt, nur die etwas „weichere“ WM-Norm von 2:44 Stunden anzustreben. Die hervorragenden Witterungsbedingungen und die schnelle Strecke führten während des Laufes zu einer Korrektur, die Hälfte Foto: Hitji der Strecke passierten beide nach 1:21 Stunden, und dann war Mayada Al Sayad nicht mehr zu bremsen. Nach 40 Kilometern ließen die Kräfte bei ihr etwas nach, dennoch reichte es am Ende deutlich. Der Sieg in diesem international gut besetzten Rennen ging an Meseret Hailu (Äthiopien), die das Rennen nach 2:25:41 min be- endete. Mayada Al Sayad belegte Platz 13. Mit ihrer Zeit hätte sie 2014 in der deutschen Bestenliste im Marathon Platz 5 belegt, in der diesjährigen Bestenliste im Halbmarathon liegt sie auf Platz 11. Damit hat Mayada Al Sayad auch in Deutschland einen deutlichen Sprung nach vorn gemacht. Im Vorjahr hatte sie bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften der Juniorinnen einen 3.Platz im 10 000 Meter-Lauf belegt. Sie ist jetzt in der komfortablen Situation, sich ohne den Druck um Normerfüllungen auf die internationalen Meisterschaften vorbereiten zu können. An die Grenze ihrer läuferischen Möglichkeiten ist sie sicher noch nicht gestoßen. Sie muss jetzt „nur“ trainieren und gesund bleiben. Mayada Al Sayad hat 2008 zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Miriam das Lauftraining beim 1.VfL Fortuna Marzahn begonnen. Die MarzahnHellersdorfer Sportlerin des Jahres 2014 bei den Erwachsenen hat ihre Auszeichnung nunmehr eindrucksvoll bestätigt. Heinz Nabrowsky, VfL Fortuna Mit Power-Blues den Sommer beginnen Saisoneröffnung mit zweitägigem Festival auf der Parkbühne Biesdorf – Nicht wenige Fans von Freiluftkonzerten hieperten in den vergangenen Wochen förmlich auf die Ankunft des Wonnemonats. Beginnt doch im Mai traditionell die neue Parkbühnensaison; wie stets am Wochenende des Blütenfestes mit der ersten Rock-Party des Jahres. Diesmal liefern am 16.Mai die drei Bands „The ROOTS of ROCK“, „Rock and Memories“ sowie den hier wohl bekannten „Vollhardt“ eine musikalische Zeitreise durch die Rockmusik der 60-er bis 90-er Jahre. Beginn 16 Uhr. Am 17. Mai beginnt 11 Uhr der beliebte Dixie-Roll Frühschoppen; im Wechsel spielen „Jazzfamilie Berlin“ einen heißen New Orleans Jazz und die „Piano Power Station“ Rock’n’Roll und Boogie an Pianos und einem Schlagzeug. Eintritt an beiden Tagen frei. So „richtig“ los geht es dann am 29. und 30.Mai mit dem zweitägigen „Power-Blues-Park“-Festi- val. Unter dem Motto: „Blas dem Blues den Blues – Power für Seele und Beine“ spielen insgesamt sechs Bands. Hauptgruppe am ersten Tag ist die britische Bluesrock Band „The Brew“, die an gleicher Stelle 2013 schon einmal begeisterte. Im Vorprogramm spielen „Bluewater“ eindrucksvollen Bluesrock (u.a. Titel von Janis Joplin und Eric Clapton), „The Lateriser“ aus dem Erzgebirge bieten einen gitarrenbetonten Funk-Rock. Diese Truppe gibt anschließend (ab ca. 22.45 Uhr) eine zweite Kostprobe ihres Kön- Wir waren 2013 von „The Brew“ begeistert. Foto: Nachtmann Junge Kunst begeisterte den Bezirkschef Schülerbild schmückt Fenster im Bürgermeisterbüro Hellersdorf – Seit Kurzem hat Bürgermeister Stefan Komoß einen nicht mehr ganz so tristen Ausblick auf den Alice-SalomonPlatz vor dem Rathaus. Denn sein Fenster schmückt nun ein Kunstwerk. Im Rahmen einer Ausstellung in der Pyramide unter dem Titel „flügel und anker“ hatte das That-Net Projektzentrum für kulturelle Bildung junge aktive KiezKunst von Schülern aus dem Be- zirk der Öffentlichkeit präsentiert. Bei einem Besuch der Ausstellung fanden einige transparente Glasbilder der Schüler der Schule am Mummelsoll das Gefallen von Stefan Komoß. Es entstand die Idee, diese – zu einem großformatigen Fensterbild zusammengefasst – an den Fenstern seines Büros auszustellen. Nach Ausstellungsende fertigten die „Künstler“ Denny Genz, Tommy Krone und Marco Ziegler, alle Schüler der Schule am Mummelsoll, das Werk und hängten mit dem Künstler Berbo Thierfelder vom Theateratelier an der Hellersdorfer Promenade, der die Ausstellung begleitet und auch schon früher am Mummelsoll mit Kindern gearbeitet hatte, ein bildgewaltiges und in kräftigen Farben gestaltetes Mosaik aus den verschiedenen Werken am Fenster der Büros an. R. Nachtmann nens in der Kiste. Dorthin fährt von der Parkbühne ein BusShuttle (im Eintrittspreis enthalten) zum zweiten Konzertpart von „The Lateriser“ (ab 22.45 Uhr). Highlight von Tag 2 ist zweifellos die Woodstock- Legende „Ten Years After“. Im Vorprogramm zelebrieren „Who Are You“ – nach eigenem Bekunden „The ultimative German Tribute to The Who“ – feinste britische Rockmusik. Das „Phil Seeboth Blues Project“ will mit authentischem, lässig groovenden Southern Blues Rock überzeugen. Auch hier gibt’s ein After-Show-Konzert mit beiden Vor-Bands in der Kiste. Karten für den 29. Mai kosten 24, im Vorverkauf 19 Euro zzgl. Gebühr. Für den 30. Mai werden 34/ 28 Euro fällig. Ein Festivalticket für beide Tage kostet 39 Euro zzgl. Gebühr. Info und Bestellungen Tel. 99 87 481, www.kiste.net. R. Nachtmann Krüger beim Läufermeeting Marzahn – Dennis Krüger, der 2014 in Deutschland die 800 Meter dominiert hatte und als Deutscher Meister bis in das Halbfinale bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Zürich vorstieß, wird am 14.Mai die Saison 2015 auf seinem Trainingsplatz Allee der Kosmonauten 131 eröffnen. Die Wettkämpfe beginnen 10 Uhr, die Veranstaltung endet gegen 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. HN Umwelt & Verkehr jot w.d. 5/2015 11 Nicht immer gibt’s Kompromisse Gewässerschutz verzögert sich Naturschützer und Verantwortliche der IGA 2017 arbeiten dennoch zusammen Berlin – Die Umsetzung der Europäischen WasserrahmenRichtlinie wird sich in der Hauptstadt noch bis mindestens 2027 hinziehen. Das bestätigt Umweltstaatssekretär Christian Gaebler. Man werde die möglichen Fristverlängerungen, die die EU-Verordnung ermöglicht, vollständig in Anspruch nehmen müssen. Die Umsetzung des aktuellen Maßnahmenprogramms schreitet laut Gaebler unterschiedlich voran. So würden zwar die Maßnahmen im Mischsystem (Schaffung von 309 000 Kubikmetern Speicherraum) zur Reduzierung der Nähr- und Schadstoffeinträge planmäßig bis 2020 umgesetzt; hingegen könnten Maßnahmen im Trennsystem (Regenwasserbehandlung), etwa im Wuhleund Panke-Einzugsgebiet, „unter den gegebenen finanziellen Rahmenbedingungen nur schrittweise umgesetzt“ werden. Auch die erforderlichen „baulichen Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerstruktur“ in den Gewässern von Panke und Wuhle harren weiterhin ihrer Realisierung. RN Marzahn – Wir alle machen Kompromisse im täglichen Leben, damit überhaupt was läuft. Und warum sollte es im Verhältnis zwischen Naturschützern und den IGA-Machern anders sein. Das wurde auch bei Baustellenbegehungen mit dem Naturschutzbund NABU im Frühjahr deutlich. Durchaus bedenkenswert: Ein allgemeines Marodieren gegen das Stattfinden der IGA 2017 im Wuhletal und den Gärten der Welt macht keinen Sinn mehr, wenn die Bauarbeiten bereits laufen und der politische Wille der übergroßen Mehrheit in BVV und Abgeordnetenhaus die IGA dort hinhaben wollte. Was machen die Naturschützer vom NABU in dieser Lage? Im Rahmen des Siegerkonzepts lässt das Vorhaben noch so manche Spielräume zu, die sachkompetent genutzt werden können. Beispiel Südterrassen am Kienberg: Indem ABM-Kräfte bis 2003 am Südhang in Absprache mit den Naturschützern Rasenflächen mähten und von höherem Bewuchs freihielten, wurden die im Berliner Raum raren Lebensräume für Schmetterlinge und Trockenrasen liebende Pflanzen gesichert. Zugleich wurden Sichtschneisen vom Kienberggipfel offen gehalten. Nach Wegfall der ABM-Finanzierung war ab 2003 eine zunehmende „Verbuschung“, also Verschattung dieser Flächen zu verzeichnen. Die IGA gibt den Naturschützern eine Chance, dass mit Verpachtung der Hänge am Kienberg an die Grün Berlin GmbH für 20 Jahre erstmals seit 2003 wieder Personal und Technik für die Freihaltung der Trokkenrasenflächen bereit steht. Zugleich befürchten andere Naturliebhaber, dass am Kienberg unnötig Bäume gerodet werden. Die NABU-Experten setzen sich im Gegensatz dazu dafür ein, dass zwar einheimische Bäume am Hang belassen werden, auf den jetzt wieder gemähten Freiflächen aber möglichst keine neuen „schön anzuschauenden“ Bäume eingesetzt werden. Vielleicht lassen sich die Gartenarchitekten, die bisher an der Südterrasse auf weiße Blütenpracht setzen, noch auf eine für Insekten freundlichere Farbvielfalt ein? Beispiel Hangbefestigungen: Jeder mit der Natur verbundene Mensch hat schon die Erfahrung Die neue Querug der Wuhle wird bereits gebaut. Fotos: Clauder Zehn-Minuten-Takt Mahlsdorf – Voraussichtlich ab Dezember soll es auf dem Hultschiner Damm mehr Straßenbahnverkehr geben. Das versprachen Vertreter der Berliner Verkehrsbetriebe in der Sitzung des Ausschusses für Siedlungsgebiete und Verkehr der BVV. Das neue Konzept der BVG beinhaltet einen zusätzlichen Einsatz der Linie 63 bis zur Rahnsdorfer Straße. Derzeitig führt diese Linie von Johannisthal nach Köpenick. Durch die Ausweitung der Strekkenführung ist ein Einsatz der Straßenbahn entlang des Hultschiner Damms im Zehn-Minuten-Takt vorgesehen. Die Ausweitung ist bereits durch das Land Berlin bei der BVG beantragt. Die Möglichkeit einer Ausdehnung des Zehn-Minuten-Taktes zum S-Bhf Mahlsdorf wird derzeit erneut geprüft. Bisher scheiterte sie an der Ermangelung einer (weiteren) Ausweichstelle („Begegnungspunkt“) in der Hönower Straße zwischen der B1/5 und dem Bahnhof Mahlsdorf. Mit der Verlängerung der Linie 63 wird der Einsatz von „Zwei-Richtungs-Zügen“ bei der Straßenbahn nötig. Diese werden auch gebraucht, wenn die Haltestelle von der Wendeschleife an den Bahnhof Mahlsdorf verlegt wird. RN Für einen Zehn-Minuten-Takt zum Bahnhof ist die Hönower Straße eigentlich noch zu eng. Foto: Archiv Die ersten Kopfweiden wurden nach NABU-Intervention beschnitten. gemacht: Wo viel Geld in den „Landschaftsbau“ fließt, da wird fleißig betoniert. Breite Wege, Treppen und Stützmauern überall. Hier sind die NABU-Leute mit den IGA-Machern ebenfalls im Gespräch. Hässliche Blockpackungen (Steine in Metallgittern, so genannte Steingabionen) sollten durch Natursteinwälle ersetzt werden, auf denen sich Eidechsen sonnen können. Die „Überbreite“ der Wege dagegen scheint mit Blick auf den erwarteten, Eintritt zahlenden und damit möglichst großen Besucherstrom nicht mit der IGA verhandelbar. Beispiel Schnitt der Kopfweiden: An der Wuhle wurden die Weiden ebenfalls nur bis 2003 durch ABM-Kräfte gestutzt, damit sie nicht auseinander brechen. Seither passierte nichts. Jetzt haben die Leute von Grün Berlin am Ostzugang zum Kienberg wieder begonnen, die Weiden aufwändig zu stutzen. Das Geld reichte zunächst nicht für den laut NABU überall notwendigen Kopfweidenschnitt. Auch hier hat Verhandeln Fortschritte gebracht, schließlich geht es um den Ausgleich für Versiegelungen anderswo. Und ganz nebenbei werden noch defekte Nistkästen repariert. Die neue Wuhlequerung vom Haupteingang an der U-Bahn Neue Grottkauer zur Südseite des Kienbergs und die Tälchenbrücke (zwischen Ausguck in den Gärten der Welt in Richtung Rodelbahn am Kienberg) zerschneiden wertvolle Naturräume. Hier scheinen die Messen gesungen, da das Siegerkonzept für die IGA 2017 diese Querungen leider als prägende Bestandteile aufweist. Die jetzt sichtbare breite Schneise der Bauleute am Nordufer des Wuhleteiches ist schon ein mehr als bedenklicher Eingriff. Der „Steg“ (eher eine Fußgängerautobahn) über ein hier neu zu bauendes Flachgewässer wird allerdings nicht mehr zu verhindern sein. Es gibt also keinen Grund, der IGA seitens des Naturschutzes das Prädikat „besondere Nachhaltigkeit“ zu geben. Im Talbereich und auf dem Kienberg sollte es laut BVV-Beschluss vom Dezember 2013 keine festen Einbauten geben. Die IGA-Verantwortlichen und die Zuständigen im Bezirksamt zeigen seither in dieser Frage den demokratisch gewählten Volksvertretern die kalte Schulter. Ulrich Clauder Kieztour für Entdecker Marzahn-Hellersdorf – Die ADFC-Stadtteilgruppe Wuhletal bietet für alle Interessierten wieder zwei Radtouren durch den Bezirk an. Der Streifzug erleichtert den Teilnehmern die Erkundung der Umgebung und zeigt günstige Wege mit dem Rad zu Alltagsund Ausflugszielen auf. Es können Kontakte geknüpft werden, Marzahn-Hellersdorf erschließt sich von seiner fahrradfreundlichen Seite. Die familienfreundlichen Radtouren führen zu Orten, die versteckt, skurril und historisch Die Kieztouren des ADFC stießen stets auf große Resonanz und fanden zahlreiches Publikum. Foto: Günther sind. Die erste Kieztour unter dem Thema „Gedenken und Veränderung“ startet am 10. Mai, 14 Uhr, am Alten Marzahner Rathaus, Helene-Weigel-Platz 8, und führt in gemütlichem Tempo ca. 25 Kilometer durch Marzahn, Hellersdorf und Biesdorf. Sie endet nach ca. 4 Stunden am Ausgangspunkt. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Info www.kieztouren.radundtouren.de. RN Nordbahn soll neu aufgebaut werden Berlin – Der Senat hält am Ziel, die Heidekrautbahn auf der Stammstrecke wieder in Betrieb zu nehmen, fest. Eine wichtige Voraussetzung für die Wiederinbetriebnahme der Strecke bis Gesundbrunnen sei der Wiederaufbau der Nordbahn im Abschnitt Wilhelmsruh – Gesundbrunnen, sagt Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler. Dieser sei Bestandteil des aktuell gültigen Bedarfsplan-Projekts „Ausbau Knoten Berlin“. Die zeitliche Einordnung des Teilprojekts „Nordbahn“ sei jedoch offen. Eine Neubewertung und Überprüfung der Maßnahme erfolge derzeit durch das Bundesverkehrsministerium. Verkehr beruhigen Mahlsdorf/Kaulsdorf – Zusätzliche Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung, wie sie die BVV gewünscht hatte, wird es in der Terwestenstraße nicht geben. Schon durch die Lage in einer Tempo-30-Zone gelte sie als beruhigt, ließt Umweltstadtrat Christian Gräff wissen. Für Kontrollen der Einhaltung dieser Geschwindigkeitsbegrenzung sei die Polizei zuständig. Einen sinngleichen Antrag für die Eschenstraße/Heerstraße wird zunächst der Verkehrsausschuss beraten. Dort wünscht die SPD das Aufkleben von Gummikissen, analog zur nahe liegenden Roedernstraße. Ohne weitere Aussprache hat die BVV beschlossen, das Bezirksamt möge sich bei der Verkehrslenkung Berlin für eine Beschilderung mit dem Gefahrenzeichen „Kinder“ auf der Bausdorfstraße einsetzen. RN 12 jot w.d. 5/2015 Rollende Buchausleihe Marzahn-Hellersdorf – Keiner der aktuell sechs Bibliotheksstandorte des Bezirks befindet sich südlich der B1/5. Nach Jahren der (von ihr mitgetragenen) Verweigerung fordert nun die Mitte-Rechts-Koalition „die Einrichtung eines wohnortnahen Angebotes für Biesdorfer, Kaulsdorfer und Mahlsdorfer“, damit auch in diesen Kiezen „ein leichter Zugang für das Ausleihen und die Rückgabe von Bibliotheksmedien“ geschaffen wird. In einem Antrag für die BVV wird das Bezirksamt aufgefordert, „die Möglichkeit der Einrichtung eines Bibliotheksbus“ zu prüfen und bis nach der Sommerpause ein „Konzept zur Umsetzung“ vorzulegen. Dies soll u.a. mögliche Standorte („Haltestellen“) für den Bus beinhalten, die sich bevorzugt „vor oder in der Nähe von Grundschulen“ befinden. Noch wird allerdings erst einmal über diesen Antrag, den auch die anderen Fraktionen unterstützen, beraten. RN Gartengeschichten Im Dritten Reich Ein Buch der Freunde der Gärten der Welt In vier Workshops erkundete der Verein Freunde der Gärten der Welt in den Jahren 2010 bis 2013 deren Geschichte. Nun liegt dazu eine Dokumentation unter dem Titel „Von der Berliner Gartenschau zu den Gärten der Welt – Geschichte und Geschichten“ vor. 148 Seiten umfasst das finanziell von Grün Berlin und Bezirksamt unterstützte Buch im handlichen A5-Format. Als Ärztin in Pakistan Marzahn – Auf dem „Roten Sofa“ im Abgeordneten-Büro von Regina Kittler und Manuela Schmidt, Helene-WeigelPlatz 7 (Gewerbeeingang, links neben dem griechischen Restaurant „Akropolis“), nimmt am 20. Mai, 18.30 Uhr, die Humanmedizinerin Dr. med. Karola Groch Platz und liest aus ihrem Buch „Erlebnis Pakistan: Als Ärztin in einem geheimnisvollen Land“. Eintritt frei. W.R. Krefeld statt USA Marzahn – 1987 sitzt die jüdische Familie Friedmann im weißrussischen Gomel auf gepackten Koffern. Bloß raus aus der auseinanderbröckelnden Sowjetunion mit ihrer ständigen Mangelwirtschaft und dem blühenden Antisemitismus. Der Super-Gau in Tschernobyl – nur 200 Kilometer entfernt – lässt Alexandra Friedmanns Eltern noch schneller handeln. In Windeseile verkaufen sie den gesamten Hausstand und brechen auf. Das angepeilte Ziel, die USA. Witzig schildert die heute 30-jährige Alexandra Friedmann, wie ihr Vater für die Zugtickets nach Wien drei Wochen ansteht, wie die Familie von Gaunern über den Tisch gezogen wird und schließlich statt in Amerika im deutschen Krefeld landet. Am 20. Mai, 18 Uhr, stellt die 31-jährige Autorin Alexandra Friedmann, die in Paris Literatur und Journalismus studierte, in der „Heinrich von Kleist-Bibliothek“, Havemannstraße 17b, ihren Erstlingsroman „Besserland“, ein unterhaltsames und oft überraschendes Buch, vor. RN Lesen 13 Autoren kommen zu Wort. Mit Karten und historischen Fotos reich bebildert wird die Entstehung der Berliner Gartenschau, eingebettet in das Entstehen und Wachsen der Großsiedlung Marzahn und die Entwicklung des Wuhletals erzählt, das mit der IGA 2017 einen besonderen Höhepunkt erleben und Millionen Besucher aus aller Welt anziehen wird. So schildern u.a. der Chefarchitekt Ostberlins Roland Korn, der leider bereits verstorbene Leiter des Ostberliner Stadtgartenamtes Gottfried Funeck, die Landschaftsarchitektin und Planerin Roswitha Kaufhold sowie der Schöpfer der Märchenfiguren, Gorch Wenske, als maßgebliche Akteure das Werden der Gartenschau. Die ersten Planungen für ein grünes Areal um den Kienberg und das Wuhletal stammen bereits aus den 70-er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Sie wurden peu à peu fortgeschrieben bis zur Eröffnung der Berliner Gartenschau 1987, dem Jahr, im dem Berlin sein 750jähriges Bestehen feierte. Die Idee, die Geschichte dieser einmaligen Parkanlage Berlins und Deutschlands zu dokumentieren, entstand schon 2009 bei der Gründungsversammlung des Vereins „Freunde der Gärten der Welt“. Gottfried Funeck, auch als „Vater“ der Berliner Gartenschau bezeichnet, regte damals, unterstützt vom ehemaligen Stadtrat Dr. Heinrich Niemann, an, die Erinnerungen der Zeitzeugen aufzuzeichnen. „Das Buch wird Laien wie Fachleute ansprechen“, davon ist Niemann überzeugt, „denn die häufig sehr persönlichen Beschreibungen werden nicht nur viele Erinnerungen bei den Marzahnern und Hellersdorfern sowie bei Planern, Gartenarchitekten und Bauleuten wekken. Es präsentiert zugleich auch aufschlussreiche Zeitgeschichte der DDR und seit 1990 des vereinten Berlins über Planungen und Entscheidungen für die Grünund Freiräume der heutigen Großsiedlungen im Nordosten Berlins.“ Ein Teil 2 ist bereits in Planung. Er wird sich dann mit der Geschichte der einzelnen Themengärten beschäftigen. Das Buch kann für eine Schutzgebühr in Höhe von 5 Euro über den Verein „Freunde der Gärten der Welt“ bezogen werden. Erika Kröber Ausstelllung und Dokumentation Die Ausstellung „Marzahn-Hellersdorf 1933 bis 1945“, die im Jahr 2013 für Furore sorgte, wird anlässlich des 70. Jahrestags der Befreiung vom Nationalsozialismus vom 8. bis 30. Mai noch einmal im Spreecenter Hellersdorf gezeigt. Einen entsprechenden Antrag der Linksfraktion hatte die BVV bereits im März 2014 beschlossen. Die Ausstellung entstand 2013 im Rahmen des Themenjahrs „Zerstörte Vielfalt“ und zog im Bezirksmuseum über Monate viele Besucher an. Auf eindrucksvolle Weise schildert die Ausstellung das Leben im heutigen Bezirk Marzahn-Hellersdorf unter der nationalsozialistischen Diktatur und geht den Spuren von Verfolgung und Vernichtung nach. Demselben Thema war der Tag der Regional- und Heimatgeschichte 2013 gewidmet, dessen Dokumentation nunmehr vorliegt. In acht unterschiedlichen Beiträgen widmen sich die Autoren den verschiedenen Aspekten des Lebens unter der Nazidiktatur. Die Beschreibungen reichen „Von den Anfängen der NSDAP in Kaulsdorf“ (Manfred Teresiak) über die Durchsetzung der NS-Herrschaft in den 1930-er Jahren (Dorothee Ifland), Euthanasie im Wuhlgarten (Detlef Strauß) und Zwangsarbeit (Christa Hübner) bis zu Aspekten regionaler Gedenkkultur (Wolfgang Brauer). Nicht wenige dieser Themen spielten auch in dieser Zeitung eine Rolle. Um so besser, dass sie zusammen gefasst in der nunmehr 11. Ausgabe der „Beiträge zur Regionalgeschichte“ vorliegen. Denn sie geben, mehr als die Ausstellung es vermag, einen recht umfassenden Blick sowohl in inhaltlicher als auch in chronologischer Betrachtung der 12 Jahre. Anders als es die „Guidoknoppisierung der Zeitgeschichte“ versucht, wird an sehr nachvollziehbaren Details (manch Leser könnte ähnliche Artefakte womöglich im eigenen Keller oder Dachboden finden) und nicht an Wochenschauund Eva-Braun-Filmen gezeigt, wie sich die Diktatur erst entwickelte und wie sich die große Mehrzahl der Bevölkerung ihr weitestgehend widerspruchslos hingab. Nachzulesen auch im Kapitel über kommunistischen und sozialdemokratischen Widerstand. Ideologisierung des nahezu gesamten Alltagslebens und Propaganda jederzeit und allerorten hatten zwar auch „Vorgänger“, fanden ihren Widerhall jedoch unmittelbar nach der Befreiung unter „neuen Vorzeichen“. Und reichen – es sei nur an den fast inflationären Gebrauch des Wortes „alternativlos“ erinnert – bis in die Jetztzeit. Insofern sei diese Dokumentation nicht nur heimatgeschichtlich Interessierten anempfohlen, sondern auch der jungen Generation, deren Vorstellungen von „Diktatur“ leider auch hauptsächlich von Propaganda geprägt ist. Erhältlich für 6 Euro in den Buchhandlungen Thiele (Oberfeldstraße 2-3), KIK (Marzahner Promenade 37), Kaulsdorf (Heinrich-Grüber-Straße 9) und Petras (Fritz-Reuter-Straße 12) sowie im Bezirksmuseum (Alt-Marzahn 51) und beim Heimatverein (Ursula Schuricht). Ralf Nachtmann Die DDR lebt – aber nur in einem überflüssigen Buch Für seinen neuesten Roman hatte Thomas Brussig eine ebenso einfache wie geniale Idee: Er lässt die DDR nicht 1990 untergehen, sondern bis heute bestehen. Da agiert dann unter anderem Petra Pau als Ministerin für Volksbildung, Alexander Osang als Chefredakteur des Neuen Deutschland und schließlich Gregor Gysi als Staatsratsvorsitzender. Bei einer Lesung aus seinem ersten Roman lässt sich Brussig 1991 zu drei Versprechen hinreißen. Solange es nicht alle können, wird auch er keine Reise in den Westen unternehmen. Solange nicht jeder eines haben kann, wird auch er kein Telefon haben. Solange es verboten ist, wird auch er niemals „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ des tschechischen Dissidenten Milan Kundera lesen. Der bekannte Schriftsteller Thomas Brussig erfreut sich fast der gesamten Geschichte über der besonderen Aufmerksamkeit der Staatssicherheit. Sie sorgt dafür, dass er als Dissident betrachtet wird. Sie steckt dahinter, dass fest vereinbarte Lesungen abgesagt werden. Mit Hilfe eines DEFATechnikers entdeckt er in seiner Wohnung fünf elektronische Wanzen, die von der Stasi dort installiert wurden. Ein Stasi-Offizier konstruiert einen Plan, nach dem Brussig von seinen West-Honoraren Waffen kaufen und damit das Politbüro stürzen wollte. Parteichef Egon Krenz zeigt sich gnädig und wandelt den bereits erlassenen Haftbefehl in Hausarrest um. Nur mit Hilfe seines Anwalts Gregor Gysi und dank eines Zufalls kommt Brussig aus dieser Nummer wieder heraus. Die Stasi steckt auch dahinter, dass seine Freundin und spätere Frau als Europameisterin im Seilspringen (eine Sportart, von der ich als Sportredakteur niemals gehört habe) bei den DDRMeisterschaften skandalös bewertet wird und dann auch ihren Europatitel nicht verteidigen darf. Schritt für Schritt wird Brussig von seinen Versprechen erlöst. Sarah Wagenknecht verkündet im Auftrag der Regierung eine neue Reiseregelung, nach der jeder DDR-Bürger in den Westen reisen darf – möglichst, um dort zu arbeiten und Devisen in die ewig klammen Kassen zu bringen. Milan Kundera erhält den Nobelpreis und seine Bücher erscheinen nun auch in der DDR. Schließlich beginnt die DDR mit eigener Handy-Produktion und jeder kann nun sein Telefon erwerben. Fraglich ist, ob Leser aus dem Westen oder auch Jüngere von hier mit allen Begriffen etwas anfangen können. Was waren EOS, ABV oder nl? Meine Zweifel wurden nicht zuletzt dadurch genährt, dass mir mein 30-jähriger Neffe jüngst offenbarte, noch nie etwas von der Gruppe MTS gehört zu haben, die wohl jedem älteren Ex-DDR-Bürger ein Begriff ist. Regelrecht die Fußnägel treibt’s einem hoch, wenn Brussig davon schreibt, er sei in den Oderbruch gefahren, um dort ein Haus zu erwerben. Trotz Brussig: „der Oderbruch“ heißt immer noch das Oderbruch. Hans Sandow Thomas Brussig: Das gibts in keinem Russenfilm, S. Fischer, 19,99 Euro. Feuilleton jot w.d. 5/2015 13 Historisches Kalenderblatt: Existenzgründung mit 815 Talern Das alte Dorf Marzahn besaß seit seiner Gründung im Jahre 1300 ursprünglich keine eigene Mühle. Nach den Regeln des „Mahlzwanges“ unter Aufsicht durch die Landesherrn, die Kurfürsten von Brandenburg, waren die Bauern des Dorfes verpflichtet, ihr gesamtes Getreide auf den Berliner Dammmühlen, also am Mühlendamm, mahlen zu lassen. Ab 1712 wurde das Dorf zur Ahrensfelder Mühle mahlpflichtig. Im Rahmen der Stein-Hardenbergschen Reformen, durch die das Napoleon unterlegene Preussen modernisiert werden sollte, erfolgte 1810 die Abschaffung aller zünftigen Regeln, die noch aus dem Mittelalter überkommen waren. Dazu gehörte auch der Mahlzwang. Mit der Einführung der Gewerbefreiheit konnte jeder, der das nötige Geld und die Fähigkeiten dazu hatte, einen Betrieb gründen. Auf dem Gebiet unseres Stadtbezirkes kam es daraufhin zum Bau der ersten Marzahner Mühle 1815 und der Kaulsdorfer Mühle 1818, beides Bockwindmühlen. Mühlen dieser Bauart waren verhältnismäßig leicht zu errichten und kosteten nur etwa ein Drittel des Wertes einer großen Holländermühle. Die erste Marzahner Mühle (Wert: 815 Taler) stand im Gelände des heutigen Einkaufszentrums „Angerpark“, also außerhalb der heutigen historischen Dorfanlage. Als Erbauer und erster Mühlenmeister ist Mühlenmeister Christian Fried- rich Krüger überliefert. Offenkundig ist die Familie dabei auch erst nach Marzahn gezogen, denn vorher fanden sich keine Eintragungen dazu im Kirchenbuch. Der am 7.5. 1815 vermerkte Tod von Mühlenmeister Johann Christian Krüger liegt noch vor der Inbetriebnahme der Mühle am 24.Mai 1815. Sein Sohn Christian Friedrich Krüger war von 1821bis 1825 zur Verpachtung des halben Erbpacht-Kolonistengutes und der Mühle an die Witwe Wirth gezwungen. Offenkundig warf die Mühle nicht genug Ertrag ab. Ab 1826 war dann die verwitwete Wirth, Angelica, geb. Herrmann, Besitzerin des Müllerhauses und der Mühle. Weitere Besitzerwechsel erfolgten im Jahr 1869 an den Mehlhändler Johann Heinrich Groh, im Oktober 1873 erwarb Carl Christian die Mühle, um sie schon 1880 an den Müller Ferdinand Hirschel weiter zu verkaufen. Offenkundig liefen zu dieser Zeit die Geschäfte schlecht; sicher lag das auch an der Konkurrenz der in Berlin aufstrebenden Großmühlen, die Qualitätsmehle günstiger herstellen konnten. Schließlich kam es zur Zwangsvollstreckung wegen nichteingelöster Wechsel, in deren Folge der Müller Max Georg Triller die Mühle um 1900 pachtete. Ab 1907 baute er eine aus Bernau umgesetzte Bockwindmühle auf einem neuen Grundstück wieder auf, die im Folgejahr in Betrieb ging. Damit begann erstmalig eine über Generationen reichende Ära des Mühlenbetriebes, in der die Familie Triller 1912 das erste und ab 1938 das zweite Windkraftwerk, in Betrieb ab 1942 als Versuchsanlage, errichteten. Zwei Patente be- zeugen den Erfindungsreichtum des Müllers Richard Triller, der sich mit der Verbesserung der Regelbarkeit der Windkraft zur Erzielung gleichbleibender Leistungsabgabe für die Müllereimaschinen bzw. zur Stromproduktion beschäftigte. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die unbeschädigt gebliebene Mühle massiv ummauert und als relativ moderne Mühle sogar mit pneumatischer Förderung des Mahlgutes ausgestattet. 1957 starb Richard Triller, in einer Zeit, in der man in der damaligen DDR die Verstaatlichung bzw. Beseitigung der Mühle anstrebte. Im Rahmen der Baufeldfreimachung für die entstehende Großsiedlung Marzahn wurde sie 1978 gesprengt. Die heutige Marzahner Mühle, die vierte ihrer Art an einem neuen Standort nördlich des Dorfes, setzt diese Geschichte seit 1994 fort. Einzelne Maschinenteile der gesprengten Trillerschen Mühle arbeiten heute in ihr wieder mit, anderes Material wird bei historischen Ausstellungen genutzt. Ein Fundamentsockel des ersten Windkraftwerkes von 1912 konnte bei Ausgrabungen beim Abriss der Schulgebäude 2006 geborgen werden und steht heute neben einer Replik der Hauptwelle des zweiten Windkraftwerkes auf dem Mühlenberg. Jürgen Wolf, Müller Foto: Archiv (Das Historische Kalenderblatt wird gemeinsam mit dem Heimatverein des Bezirks gestaltet.) Schwaens Filmmusik zu ,,Der Fall Gleiwitz” untersucht Dass Kurt Schwaen auch Filmmusik komponiert hat, ist vielen nicht bewusst. Das ist insofern nicht verwunderlich, da sein Schaffen auf diesem Gebiet nur wenige Werke umfasst und diese außerdem zwischen 1957 und 1972, also in einem sehr kurzen Zeitraum entstanden. Innerhalb der ersten fünf Jahre komponierte er besonders viel auf diesem Gebiet, neun Filmmusiken an der Zahl. Eine seiner ambitioniertesten Arbeiten für den Film ist die in einer Magisterarbeit im Zentrum stehende DEFA-Produktion „Der Fall Gleiwitz“ von Günter Rücker, die 1961 entstand. Genau darüber hat Johanna Kellerbauer im Jahr 2010 ihre interessante Arbeit für ihr Studium der Musikwissenschaft an der TU Berlin verfasst. In weitgehenden Auszügen wurde diese Arbeit nun auch vom Kurt-Schwaen-Archiv auf seiner Internetseite veröffentlicht. Beides ist auch deshalb verdienstvoll, weil „entsprechend des geringen Anteils im Werk des Komponisten Forschung zu seinen Filmmusiken dünn gesät“ sind und ausführliche Untersuchungen dazu kaum angestellt wurden, wie die Autorin in ihrer Einleitung betont. Zudem war der Film zeitweise dem Vorwurf des „dekadenten Formalismus“ ausgesetzt. Einem Überblick über die Musik(en) des Films lässt sie eine genaue Untersuchung zweier (beispielhafter) Szenen folgen. RN Abzocke allüberall Kabarettistin und jot w.d.-Kolumnistin Dagmar Gelbke kämpft mit der Arbeitsagentur um ihre Rechte und geht erst mal ins Kloster Der letzte Frühling vor dem Renteneintritt könnte so schön sein. Aber ich muss mich nun auch ernsthaft mit der Arbeitsagentur rumärgern. Da sitzt eine Kirsche, also eine Mitarbeiterin fast gleichen Namens, und weigert sich gottgleich in Ich-Form, mir zustehende Leistungen aus ALG I zu zahlen: „ICH beabsichtige, die Leistungsbewilligung nach § xy ... ganz aufzuheben.“ In den Jahren davor gab es nie Probleme. Frau Wichtig oder Mächtig nun muss ein Problem mit Künstlern haben, es gibt aber keine Chance, diese Frau per- sönlich zu sprechen. Man verspricht im Service-Center zwar, dass ich von ihr zurückgerufen werde, aber darauf warte ich nun schon vier Wochen. Einsprüche werden irgendwann in den nächsten sechs Monaten bearbeitet. Nun muss ich mit Hilfe von ver.di wahrscheinlich noch vor Gericht. Aber vielleicht muss ich den Lesern, die vielleicht wie diese Agentin mit Decknamen „Kirsch“ meinen, wir Künstler seien Sozialschmarotzer, eine kurze Erklärung geben: Freischaffende Künstler können in eine freiwillige Arbeitslosenversicherung einzahlen. Das habe ich jahrelang getan. Nun habe ich noch fast 250 Tage Leistungsanspruch ALG I in Höhe eines Pauschalbetrages, der nach Bildungsgrad bemessen wird. Ich käme, wenn ich mich nicht für jede noch so kleine Mugge und sogar für unbezahlte Termine brav abmelden würde, auf etwa den Betrag, den ich später als Rente bekomme, die 150 Euro unter dem Schröderschen Mindestsatz liegen wird. Diese 250 Anspruchstage werde ich außerdem nicht nutzen, da ich ja vor Ablauf in Rente gehe. In früheren Jahren hatte ich mit die- sen An- und Abmeldungen nie Probleme, die abgemeldeten Tage wurden am Monatsende abgezogen. Die Arbeitslosigkeit war somit lediglich unterbrochen. Agentin Kirsche wird fleißig in all meinen Steuer- und Kontounterlagen geschnüffelt haben, da gibt es nämlich keinen Datenschutz, und behauptet nun, dass ich in der abgemeldeten Zeit (das ist manchmal ein Tag in der Woche, an dem ich 2 Stunden auf der Bühne stehe) mehr als 15 Stunden arbeite und deshalb nicht arbeitslos sei. Außerdem müsse ich mich nach Abmeldung jedes Mal wieder persönlich bei der Agentur anmelden – also alle Formulare ausfüllen, was ich versäumt hätte (ich habe es wie in den vergangenen Jahren schriftlich getan). Ich erinnere mich, dass die Bundesregierung irgendwann in ihrem Wahlprogramm mit Bürokratieabbau geworben hatte. Aber gut, wir alle sind machtlos. Neulich habe ich ein Kreditkonto aufgelöst, aber die Restzahlung ist zweimal zurückgekommen, weil die Bank das Konto offensichtlich vorzeitig gelöscht hatte, ohne mich zu informieren. Trotzdem darf ich nun an eine Inkasso-Firma zahlen, die 50 Prozent aufschlägt, es ist unglaublich. Neulich habe ich meine Schwester Hannelore anlässlich ihres 85. Geburtstages in Erfurt besucht und musste laut Routenberechnung meines Handys 4,5 Kilometer per Taxi zurücklegen. 24 Euro. Ich bin fast aus dem Auto gefallen. Schuld sei der Mindestlohn. Dazu kann man nun auch nichts mehr sagen. Derlei Ungerechtigkeiten wird wahrscheinlich jeder Leser immer wieder gegenüber stehen. So wird das Volk auf Trab gehalten und von wahren Problemen abgelenkt – zum Beispiel der geplanten Zwangsabgabe auf Sparguthaben, die es in Spanien und Australien schon gibt. Leider muss ich dann meinem Dolmetscher-Freund Uwe recht geben, der das ziemlich populistisch und Pegida-gefärbt formuliert: Die eigenen Leute werden abgezockt, damit die Flüchtlingsströme finanziert werden können. Oder wie Ritas Mann sagt: Nicht mal ein Dankeschön der Kanzlerin oder des Bundespräsidenten an die eigenen Bürger, die dieses Land durch ihre Arbeit und Steuern zu dem Aufschwung bringen, mit dem die Regierung weltweit renommiert. Ich sage nur: Leute, ich geh ins Kloster. Demnächst erst einmal probeweise im Katielli-Theater in Datteln (2x2 Stunden Arbeit im Mai – das für Frau Kirsch von der Agentur, damit sie nicht so lange IM spielen muss!). Aber dann, mal gucken! Kommt gut durch den Mai, Eure Daggie 14 jot w.d. 5/2015 Geschichte der Hoppegartener Bahnanlagen Hoppegarten – Am 9. Mai, 14 Uhr, eröffnet der Kulturverein „Grünes Tor“, Lindenallee 14, seine neue Ausstellung über „Die Geschichte der Bahnanlagen in Hoppegarten“. An der Berlin-Küstriner Strekke der Ostbahn war zunächst keine Station Hoppegarten vorgesehen. Aus einem Haltepunkt entwickelte sich eine Bahnstation, aus einem temporären Bedarfsstopp einfachster Art ein ausgeklügeltes System von Bahnhöfen mit unterschiedlichsten Funktionen. Darüber hinaus werden auch Funktionsbauten gezeigt, die für den Bahnbetrieb errichtet wurden. Geöffnet ist jeden Dienstag und jeden ersten Sonnabend im Monat 14 bis 17 Uhr sowie nach Absprache (www.gruenestor.de). Jutta Sachtleber Vier Kisten von Rock und Beat bis Hart und Lied Hellersdorf – Nach der ROCKkiste am 8. Mai mit „Kolophon“ und der BEATkiste tags darauf mit „Dirty Work“ (Rock’n’Roll und Rolling Stones) werden an der Heidenauer Straße 10 im Mai noch zwei weitere Kisten geöffnet: Am 22. Mai entspringen „Wedding“ der LIEDERkiste und zeigen, wie man die verschiedensten Einflüsse aus 40 Jahren populärer Musik unter einer Überschrift bringt. Von Swing und Rock’n’Roll über 60-er Mersey Beat, Polka und Country Balladen bis zu Reggae oder Rock Steady. Sie nennen es Nachbarschaftspop. Am 23. Mai öffnet sich die HARTEkiste und bringt mit „Sleeping Beauty“ eine Band hervor, die Coverversionen von Judas Priest, Saxon, Iron Maiden und anderen bekannten Bands der NWOBHM Ära der 1980-er Jahre (etwa Accept, Jaguar, Samson oder Van Halen) spielt. Könnte eng werden. Beginn jeweils 21 Uhr, Karten 9/8 Euro, Info Tel. 99 87 481, www.kiste.net. RN Empfehlungen Pfingst-Bowle mit Hasen im Rausch Frank Frohberg als Studiogast beim „Kofferradio“ Berlin – Auch im Wonnemonat Mai sollten sich Freunde des Schlagers diese Termine merken: Jeden Sonnabend zwischen 14 und 15 Uhr ist „Kofferradio“-Zeit mit Moderator Siggi Trzoß beim Sender Alex Berlin, zu empfangen bei Antenne 88,4 und 90,7, im Berliner Kabelnetz 92,6, im Internet unter: www.siggitrzoss.de und www.alex-berlin.de. Am 9. Mai sind Ausschnitte von der 59. Schlagerstunde mit der Sängerin Viola Parker zu hören. In den letzten Minuten der Sendung erinnert der Moderator an den Sänger Hartmut Eichler. Am 16. Mai wird an Titel der DDR-Schlager-Spitzenparade vom April/Mai 1965 erinnert. Es erklingen Songs u.a. von Ingo Graf („Allein wirst du dein Glück nicht finden“, „Pech für mich“), Christian Schafrik („Goldener Mond“, „Süßer Kuß im Mondenschein“), Frank Schöbel („PartyTwist“, „Blonder Stern“), Gipsy („He, Joe“), Rolf Herricht („Klamotten-Rag“). Eine musikalische Pfingst-Bowle geht am 23. Mai über den Sender. Dabei sind Songs von und mit Rosemarie Ambé, Andreas Holm, Tina Brix, Helga Brauer, Die- Frank Schöbel. Foto: Nachtmann ter und Dieter, Friedel Hensch, Eberhard Esche („Der Hase im Rausch“), Dorit Gäbler u.a. Die Geburtstagssendung für den Monat Mai steigt am 30. Mai. Unter anderem mit Sonja Siewert/Herbert Klein, Helga Brauer, Trude Herr, Drafi Deutscher, Jenny Petra, Ingrid Raack, Kerstin Roger, Jiri Korn und Rainer Garden. Am 6. Juni begrüßt Siggi Trzoß im Studio an der Voltastraße Frank Frohberg, Sohn des Sängers Fred Frohberg. Aus erster Hand erfahren die Hörer etwas über den beliebten Sänger, der vor 15 Jahren in Leipzig verstarb, und können Ausschnitte aus zahlreichen Frohberg-Songs hören – etwa „Einsam liegt mein Schiff im Hafen“, „Über das weite Meer“, „Steuermann halte Kurs“, „Am Anfang war der Blues“, „Guantanamara“ und natürlich „Zwei gute Freunde“. Wer einen Frohberg-Song in voller Länge hören möchte, schreibe seinen Wunsch per email an [email protected]. Musikwünsche für die nächsten Sendungen schriftlich an: Kofferradio, Alex Berlin, Voltastraße 6, 13355 Berlin, per Fax an 030-9915023 oder an die bekannten email-Adressen. I. Dittmann Himmelfahrtskonzert Gesundheitswoche „Phantasie erlaubt“ Biesdorf – Die Krankenhauskirche im Wuhlgarten, Brebacher Weg 15, lädt am 14. Mai, 17 Uhr, zu einem Himmelfahrtskonzert ein. Unter dem Titel „Musik zur Maienzeit“ präsentieren Heidi Vetter, Sopran und Joachim Vetter, Orgel, Werke u.a. von Telemann, Händel, Mendelssohn. Der Eintritt ist frei; um Spenden am Ausgang wird gebeten. U.F. Hellersdorf – Vom 15. bis 18. Juni werden im Kompass, Kummerower Ring 42, verschiedene Gesundheitsthemen behandelt. Am Dienstag und Mittwoch gibt es vormittags Sportkurse, am Di, 13 Uhr, steht eine Einführung in gesunde Ernährung und Bewegung auf dem Programm, Mi läuft eine Blutspendeaktion des DRK. Info Tel. 56 49 74 01, www.klub74.de. R.E. Hellersdorf – Die Fotomotive von Frank Brückner sind nur mit Hilfe eines Mikroskops auf Objektträgern zu finden, es sind Mikrokristalle (Vitamin C, Weinsäure, Zitronensäure, Acetanilid und Azobenzol) im polarisierten Licht. Seit 4. Mai ist diese fantastische Welt der Farbigkeit täglich 14 bis 22 Uhr (Fr/Sbd bis 20 Uhr) in der Kiste, Heidenauer Straße 10, zu sehen. RN Servicebüro Hellersdorf: Adele-Sandrock-Straße 10 12627 Berlin Tel. (030) 6829 – 7117 Gothaer Str. 66 Erich-Kästner-Str. 5 Waldheimer Str. 15 Erstbezug nach Sanierung 3 Zimmer, 57 m², 4. OG. Balkon, modernisiertes Bad 3 Zimmer, 67 m², 5. OG, 4 Zimmer, 82 m², 3. OG, Küche mit Fenster, mod. Bad, Balkon, Küche mit Fenster, neue Zargentüren, neuer Bodenbelag mod. Bad, neue Zargentüren Energieverbrauchswert V 80,7 KWh (m²a) Bj. 1986, Fernwärme, Energieeffizienzklasse B Energieverbrauchswert V 89,0 KWh (m²a) Bj. 1989, Fernwärme, Energieeffizienzklasse B Energieverbrauchswert V 86,0 KWh (m²a) Bj. 1989, Fernwärme, Energieeffizienzklasse B KM 360 / WM 494 Euro KM 388 / WM 555 Euro KM 473 / WM 667 Euro direkt – Briefe & Antworten jot w.d. 5/2015 Schilda in den Bergen oder: Marzahn goes die Wuhle ‘runter? Als wir die Seite 3 einer Berliner Anzeigenzeitung vom 22. April aufschlugen, lasen wir erst mit Belustigung, dann mit wachsendem Befremden von dem Hollywood-Nachahmungsvorschlag. Verspäteter Aprilscherz oder gewinnträchtiges Geschäftsgebaren zweier Gestalterinnen? Es ist keine Idee so dumm, dass man sie nicht verkünden könnte. Sollte Werbung so weit gehen und ein Naherholungsgebiet verschandeln? Abgesehen von den mehreren Hunderttausend Euro Kosten würde die Durchführung einen immensen Eingriff in die Natur bedeuten, wie Bäume und Sträucher roden, Straße bauen, Betonpfosten setzen, Riesenbuchstaben montieren. Und 12 Meter hohe Buchstaben – eine Horrorvision! Kann nicht Marzahn vielmehr durch seine grünen Oasen zwischen den Wohnhäusern, das große grüne Siedlungsgebiet und natürlich die Gärten der Welt und andere Sehenswürdigkeiten werben? Es gibt in Marzahn so viele Möglichkeiten, wo potentielle Sponsoren für sich und Marzahn nutzbringend werben könnten, sei es auf sozialem und kulturellem Gebiet, im Bildungs- oder im infrastrukturellen Bereich. Damit würden sie zugleich etwas für die Bewohner Marzahns und ihre Besucher tun. Erstaunlich, dass Herr Komoß als Bürgermeister meint, „das ist eine wunderbare Idee, um für den Bezirk zu werben“ und dafür auch einen Zuschuss geben würde. Familie Haubold Zwei Kunstmanagerinnen, die nicht im Bezirk Marzahn-Hellersdorf sozialisiert sind, behaupten, dass die Bewohner dieses Bezirkes ein Identitätsproblem hätten, welches unverzüglich zu beheben sei. Ihre Idee ist, die Ahrensfelder Berge nach „amerikanischem Vorbild“ (anders geht es heutzutage nicht mehr in Deutschland) in „Marzahn Hills“ umzutaufen und mit 12 Meter hohen Schrifttafeln zu verschandeln, um „Touristen und Berliner in den Bezirk (zu) locken“. Als wenn das unsere größte Sorge wäre! Wenn Marzahn-Hellersdorf „positive Assoziationen“ hervorrufen möchte, dann sollten beispielsweise Maßnahmen der Pflege des „öffentlichen Grüns“ gesponsort werden. Der „Ahrensfelder Berg“ (Singular) ist ein gutes Beispiel für die Vernachlässigung in der Pflege des Positiven. Ich könnte alleine für mein Wohnumfeld in Hellersdorf-Nordost Dutzende Beispiele nennen: Vernachlässigte Schulen, Brachflächen, wo einst Kitas standen, vernachlässigtes „Straßenbegleitgrün“, fehlende Radwege etc. Mich wundert, dass die Erfinderinnen der „Marzahn Hills“ nicht einen kreativen Schritt weiter gingen und uns vorschlugen, den Ahrensfelder Berg zum „German Mount Rushmore“ umzugestalten – mit den Antlitzen der Bezirksnotablen, die es „wunderbar“ finden, „mehrere hunderttausend Euro“ in die Verbuchstabung der Welt zu investieren. Schilda ist überall. Dr. Hermann Wollner So stellen sich Karoline Körber und Nicole Mühlberg Werbung für den Bezirk vor. Die Kosten von mehreren 100 000 Euro sollen, analog zum Vorbild „Hollywood“, Sponsoren (dort zahlte u.a. Hugh Hefner) aufbringen. Übrigens: Vor fast genau 50 Jahren, im Dezember 1965, sagte der Genosse „Wu“ auf dem legendären Plenum u.a. folgenden Satz: „Ist es denn wirklich so, dass wir jeden Dreck, der vom Westen kommt, kopieren müssen?“ Und setzte hinzu: „Ich denke, Genossen, mit der Monotonie des Je-Je-Je, und wie das alles heißt, ja, sollte man doch Schluss machen.“ Cora Browne „Hauptmann“ vorab im TaP Multimedia-Sprechstunde Noch vor der Welturaufführung am 26. Juni im Köpenicker Rathaushof gewährt Heiko Stang während einer „öffentlichen Probe“ am 6. Juni, 18 Uhr, im Theater am Park, Frankenholzer Weg 4, einen Einblick in sein neues Musical „Der Hauptmann von Köpenick“ (siehe Seite 7). Eintritt frei; nur begrenzte Anzahl von Plätzen, daher wird um Voranmeldung gebeten. Seit dem 20. April bietet das Stadtteilzentrum Hellersdorf-Ost, Albert-KuntzStraße 58, im Multimediaclub zweiwöchentlich montags praktische Hilfe und Beratung zum Thema „neue Medien“ an. Ob Smartphone oder Tablet – Herr Wagner versucht, das Problem direkt praktisch zu lösen. Am besten das Gerät mitbringen. Anmeldung Tel. 99 49 86 91, Beratungspauschale 1 Euro. 15 Mit Beiersdorff ins Golmer Luch Das Golmer Luch erstreckt sich zwischen Werder, Film, Grube und der Insel Töplitz am rechten Havelufer, dem Großen Zernsee und der Wublitz. Der Charakter als Feuchtgebiet blieb relativ lange erhalten, obwohl man bereits im 17. Jahrhundert begann zu meliorieren, um Land zu gewinnen. Die Trockenlegung blieb erfolglos. So blieben für das Niedermoor typische Tier- und Pflanzenarten erhalten. Anfang der 1920-er Jahre sollte das Luch teilweise mit Berliner Müll verfüllt werden, wogegen sich Naturschützer wehrten und 1927 das Gebiet schützen ließen. Zu DDR-Zeiten wurden Teile der Pläne jedoch verwirklicht, es entstand eine bis heute das Bild trübende Deponie. Dennoch gibt es einiges an Ursprünglichem zu entdecken und zugleich Historisches nachzuvollziehen. Wir starten am Bahnhof Golm. Die Gegend hat sich in den letzten Jahrzehnten völlig verändert. Auf der einen Seite wuchsen der Campus der Universität Potsdam auf der anderen Fraunhofer-Institute aus dem „Boden“. „Internationale Spitzenforschung von der Biotechnologie bis zur Gravitationsphysik“ ist im „Wissenschaftspark Potsdam“ zuhause. Auch zahlreiche „Häuslebauer“ ließen sich am Rande des Dorfes nieder. Die ersten Höhepunkte unserer Tour liegen vor uns: Der Reiherberg mit weitem Ausblick übers Luch und bis zur Havel und das Dorf selbst mit seinen beiden Kirchen, die wir uns etwas näher anschauen. Die sogenannte „alte“ Kirche ist die älteste erhaltene auf Potsdamer Stadtgebiet, geht wahrscheinlich aufs 12. Jahrhundert, in ihrer heutigen unveränderten Gestalt auf das Jahr 1468, zurück. Die „neue“ neogotische Kirche daneben wurde als „Lebensraum Kirchturm“ wegen der dort brütenden Schleiereulen ausgezeichnet. Über den Golmer Damm geht es durchs Luch zum Schloss Golm (Foto), heute Hotel. Am Großen Zernsee treffen wir auf die frühere Potsdamer Militärbadeanstalt. Unsere Blicke schweifen bis zur Insel Töplitz, zur Autobahnbrükke und zum Phöbener Wachtelberg. Entlang des Galliner Damms und entlang von Erholungsgärten geht es südwärts und wir können die Tour im kleinen Hafen-Bistro in Werder (Havel) abschließen. Am 21. Mai begrüße ich Sie herzlich zu dieser kleinen Wanderung. Treffpunkt: Ostbahnhof 9.15 Uhr am Gleis 6/7 mittlere Treppe. Fahrt mit RE 1 und RB 21 bis Golm. Preis 5 Euro, Leser von jot w.d. zahlen nur 4 Euro. Anmeldungen bis 14. Mai Tel. 993 85 21. Frank Beiersdorff jot w.d. 5/2015 Wahrer Umweltschutz wehrt Feinde ab Ja, das sind schon echte Wassser- und Naturschützer. Sie legen schwere Sperren aus, damit Wasserschutzgebiet und Landschaftsschutzgebiet an den Kaulsdorfer Seen gut geschützt sind. Oder haben wir da jetzt irgend etwas missverstanden? Fotos: Nachtmann, Dittmann Nur schön die Augen zu In unserem Beitrag zum Thema Baumfällungen im Sommer berichteten wir auch über ein Bauvorhaben an der Kohlisstraße 10 in Mahlsdorf Süd. Dort wurden trotz Vegetationsperiode und Vogelschutz massiv Bäume gefällt. Das nahm der Bezirksverordnete Eberhard Rohloff zum Anlass, beim Bezirksamt nachzufragen: „Welche Begründung hat das Amt für die Außerkraftsetzung des gesetzlichen Sommerrodungsverbots für das genannte Vorhaben im Mai 2014?“ Darauf antwortete ihm Umweltstadtrat Christian Gräff wie folgt: „Am 18.03.2014 wurde die Baugenehmigung für den Neubau eines Einfamilienhauses und eines Carports erteilt. Gemäß dem genehmig- 5 ten amtlichen Lageplan waren auf dem Grundstück keine geschützten Bäume verzeichnet, so dass der Fachbereich Naturschutz des Umwelt- und Naturschutzamtes nicht am Baugenehmigungsverfahren beteiligt worden ist. Die Rodungsarbeiten im Mai 2014 wurden ohne Wissen des zuständigen Amtes im Auftrag der Bauherrin getätigt, weil ihr das Rodungsverbot zu dieser Jahreszeit offenbar nicht geläufig war. Die Verantwortung liegt bei der Bauherrin.“ In unserem Beitrag hatten wir auch auf die Möglichkeit der Verhängung von Bußgeldern hingewiesen. Daran hat Gräff offensichtlich kein Interesse. Und der hiesige Finanzstadtrat vermutlich auch nicht. Cora Browne Rettet das Klima! Dämmt Eure Häuser! Letzte Seite Kulturelle Begegnung am Mahlsdorfer Kreisel Im Passat: Mama mia, da bin ich ja schon wieder verdammt spät dran und vor mir der langsame Bus auch noch. Na zum Glück fährt der gerade über den Kreisel und Tschüss! Und was kommt da aus der Hönower herangeschossen? Mannomann, ein ganz Flinker! Der Sportwagenboy brettert ohne mit der Wimper zu zucken mit sechzig mindestens knapp hinterm Bus, allerdings auch knapp vor meinem Passat über den Kreisel. Respekt! Aber Junge, Junge, wer kommt da denn angeschlichen? Mensch, wir sind doch nicht auf dem Dorfe! Im Fiesta: Dieser enge Kreisverkehr, da ist doch um die Zeit immer Stress angesagt. Na habe ich es nicht gesagt? Der blöde Protz im Angeberdienstwagen, bleibt er wo er ist? Ruckelt schon ungeduldig, will der mir etwa die Vorfahrt nehmen!!?? Sicher so ein Raser, und auf mich warten die Kleine in der Kita und der Große zu Hause, da riskiere ich doch keinen Crash. Soll er doch fahren, der Drängler! Im Passat: Die dämliche Tusse, was bremst die denn ab? Hat garantiert keinen Schimmer, dass der Kreisel Vorfahrt hat, sonst wär die nicht so langsam und vertrieft. Warum ist die um Himmels Willen gerade jetzt hier, wo ich doch Zeit schinden muss? Im Fiesta: Warum hebt der Kerl aufgeregt beide Arme hoch und guckt mich so nervig an? Ich hab doch schließlich nur abgebremst, weil der schon auf dem Gaspedal stand und einen Kickstart vor meinen Fiesta hinlegen wollte, der Affe! Im Passat: Na wohin will sie denn, die blöde Kuh? Weiß sie das schon oder überlegt die noch, wo es aus dem Kreisel rausgehen soll? Mich brauchst du gar nicht so verängstigt anzugucken, Mädel. Mach end- lich, dass du Land gewinnst, ich will meine knappe Zeit doch nicht hier verschleudern! Na endlich ist sie vorbei – na wusste ich doch, hinter ihr eine ganze Autokolonne aus der Hönower, ist da eine Büchse aufgegangen? Endlich eine Lükke. Aber warum zum Teufel will die Radfahrerin gerade jetzt hier lang, wo mir die vielen Autos die einzige Lücke weit und breit ließen? Auf dem Rad: Der Alte da hinter den abgedunkelten Scheiben in seinem Passat wartet da schon eine Ewigkeit, sicher so ein vertrottelter Rentner. Wenn der nicht gerade mal wieder vergessen hat, wo das Gaspedal ist. An dem komme ich doch locker mit Blickkontakt vorbei, wenn ich ihm nur hold zulächle. Im Passat: Sehr ansehnlich, das Mädel, auch nicht so schnell wie all die Kamikaze-Radler. Was hupt der Trottel mit seinem Golf hinter mir? Siehst du nicht, was vor mir los ist? Verdammt, jetzt hat der blöde Idiot mit seinem Gehupe mich so nervös gemacht, da ist es kein Wunder, wenn ich den Motor abgewürgt habe. Im Golf: Mama mia, da bin ich ja schon wieder verdammt spät dran und vor mir der langsame Passatfritze, der spielt doch sicher gerade Mister Wichtig auf seinem Telefon. Oder hat er gar seine Karre abgewürgt? Elender Anfänger! Endlich geht es los. Na zum Glück fährt der eine Ausfahrt weiter über den Kreisel, also Tschüss! Sämtliche handelnden Personen, großes Ehrenwort, sind absolut frei erfunden. Euer Schwejk ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ Heimatländisches jot w.d.-Preisrätsel 1 E N E B U T S T 2 3 4 5 6 7 8 9 10 I T I D L S R E S E R G Es sind Orte mit zehn Buchstaben folgender Bedeutung zu finden: 1. historische Kleinstadt an der Tauber, 2. hier befindet sich der Führungsbunker Harnekop, 3. Ort mit Bergbauwanderpfad in Thüringen, 4. hier steht Brandenburgs schönste Burg, 5. sehn wir uns nicht in dieser Welt, dann sehn wir uns in ..., 6. Ziel (fast) aller Touristen aus den USA, 7. Berliner Stadtteil mit deutsch-russ. Museum, 8. Oberst Petershagen rettete diese Stadt, 9. hier gibts zum Einkaufen die „Kö“, 10. hier steht Europas längste Burganlage. Die Buchstaben in den markierten Feldern ergeben – neu sortiert – eine andere Bezeichnung für überall. Schicken Sie Ihre Lösung bis 29. Mai (Poststempel) an jot w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin, Kennwort Rätsel, und gewinnen Sie u.a. eine CD des Gjermund-LarsenTrios (mehr über diese Künstler in der nächsten Ausgabe). Auflösung des Preisrätsels aus jot w.d. 4/2015: 1. Erdkröten, 2. Sommerzeit, 3. Karfreitag, 4. Passahfest, 5. Pflanzholz, 6. Kreuzigung, 7. Evangelist, 8. Kohlmeisen, 9. Frühblüher, 10. Gartenbeet. Das Lösungswort lautete: Osterinsel. Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch! ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ Und tragt durch Schutz von Algen und Moosen zum Erhalt der Artenvielfalt (Biodiversität) besonders in unseren Städten bei. Ratet, wo das ist!