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Mehr als 1000 Worte Beim Zeichenwettbewerb des Vereins „Freunde der Gärten der Welt“ überzeugten die meist 10-jährigen Mädchen und Jungen der Hauptmann-von-Köpenick-Grundschule aus unserem Nachbarbezirk die Jury am meisten. Ende Juni gibt es für sie in den Gärten der Welt ein großes Picknick. Laura Stresow und Charleene Eichler errangen für ihr Bild vom Renaissance-Garten den degewo-Sonderpreis. Inhalt 16. Jahrgang Späte Ehre Am 24. Mai wurde ein Denkmal für die Widerstandsgruppe Rote Kapelle auf dem Stadtplatz vor der Mildred-HarnackSchule, Schulze-Boysen-Straße 20, in Lichtenberg, feierlich der Öffentlichkeit übergeben. An diesem Tag jährte sich der Geburtstag eines der bekannten Mitglieder, des ehemaligen Oberregierungsrats im Wirtschaftsministerium, Arvid Harnack, zum 110. Mal. Schülerinnen der Mildred-Harnack-Schule verlasen einen sehr bewegenden fiktiven Abschiedsbrief von Mildred Harnack an ihren Mann Arvid. Hans Coppi mahnte in seiner Rede, das Gedenken an die Rote Kapelle durch aktiven antifaschistischen Widerstand gegen Umtriebe der NPD, Die Freiheit oder Pro Deutschland lebendig zu halten. Das Denkmal entstand auf Anregung der Bürgerschaft dieses Wohngebiets Frankfurter Allee Süd, in dem viele Straßen nach Mitgliedern der Roten Kapelle benannt sind. Die Stahlskulptur von Achim Kühn mit dem Namen „Bürger im Widerstand“ macht den zivilen politischen Ungehorsam als einen über Ort, Zeit und jegliche Grenzen weiter wirkenden Freiheitsgedanken sinnlich erfassbar. Sie ist das bundesweit erste für die Widerstandsorganisation geschaffene Denkmal im öffentlichen Raum. 2010 ging es aus einem eingeladenen Wettbewerb des Bezirksamts Lichtenberg hervor und wurde mit zehntausend Euro aus dem Lichtenberger Fonds für Erinnerungskultur finanziert. Das Denkmal besteht aus einer hochragenden Stahlplatte, in die ein stilisiertes Gefängniszellenfenster eingelassen und durch drei Gitterstäbe kenntlich gemacht ist. Ein blecherner Stapel auf der Bodenplatte erinnert an Flugblätter. Er ragt in die Höhe, entfaltet sich und lässt so an die Verbreitung von Aufrufen gegen Hitler denken, die Mitglieder der „Roten Kapelle“ unter Einsatz ihres Lebens unternahmen, zumal nach dem Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941. Auf der Rückseite der rostbraunen Stahlplatte sind drei Schrifttafeln angebracht, die über die „Rote Kapelle“ in der heutigen Einschätzung der Geschichtswissenschaft informieren. Nach der Enthüllung des Denkmals legten zahlreiche Anwesende Blumen nieder, unter ihnen die Vorsitzende der Linken, Gesine Lötzsch, die in Lichtenberg mit Direktmandat in den Bundestag gewählt wurde. Foto: privat Viele Leser werden sich an Sänger und Musiker ihrer Jugendzeit in der DDR erinnern. jot w.d. berichtet, was aus ihnen geworden ist. Heute: Dina Straat. Seite 3 Kiste vor dem Aus?: Eine der bekanntesten Kultureinrichtungen des Bezirks ist trotz (oder wegen) Umbaus bedroht. jot w.d. sucht nach den Ursachen. Seite 4 Schluss mit Überflutung: Nach langer Bauzeit wurden die Rahnsdorfer Straße und ihre Regenentwässerung übergeben. jot w.d. erfuhr, dass nun neue Probleme kommen könnten. Seite 5 Bienchen summt herum: Seite 11 Blick in die Backstube: Noch ist es nicht soweit, doch bald schon soll im Freizeitforum Marzahn eine Schaubäckerei eröffnen. jot w.d. durfte anlässlich des Baubeginns schon mal Kuchen kosten. Seite 12 EVP: 1 Euro Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf Künstler-Serie in jot w.d.: Ohne Bienen wenig Stadtnatur, kaum Obst, kein Honig. Das Projekt „Berlin summt“ bringt die unverzichtbaren Insekten auf prominente Dächer. jot w.d. traf Königinnen und Völker auf dem Rathausdach. Nr. 6/2011 15 e Jahr Liebe Leser, gehören auch Sie zur Gruppe Jener, die in den vergangenen Tagen aus EHEC-Angst Gurken, Tomaten und Salat weggeschmissen haben? Also wenn schon unsere CSUVerbraucherschutzministerin Ilse Aigner dazu rät, kann es ja nicht falsch sein, nicht wahr? Erstaunlich an der wirklich schlimmen Erkrankungswelle ist nur, dass man zwar schon nach wenigen Tagen mit dem Finger auf die Herkunft einiger belasteter Gurken zeigt, dass aber im Herkunftsland Spanien kein einziger Krankheitsfall auftrat. Sollten die Spanier (wie weiland die DDR) ihre Qualitätserzeugnisse tatsächlich samt und sonders exportieren? Und ausgerechnet nur nach Deutschland? Oder scheint es nicht vielmehr so zu sein, dass die Infektion auf vergammelten Seelenverkäufern, die unter Billigflagge das Gemüse in die Häfen Westeuropas transportieren, übertragen wurde. Wurden die Gurken eher in versifften Lagerhallen der Freihäfen großer deutscher oder Wer verdient an Frau Aigners bösen Spanien-Gurken? holländischer Städte kontaminiert? Wurden die Kisten auf Lastkraftwagen transporteiert, die tags zuvor vielleicht lebende (besser: halbtote) Schweine oder Rinder quer durch Europa karrten? Alles Fragen, die das hochwohllöbliche Robert-Koch-Institut NICHT untersucht. Und Ilse Aigner gleich gar nicht. Letztlich schaute ich zu, wie eine Angestellte in einem Lebensmittelmarkt dutzende Pakkungen aus dem Fleischregal in den Müll warf. In Deutschland landen jährlich 20 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll, gut 90 Prozent davon sind nicht verdorben. Das meiste wird vom Handel weggeschmissen. Pro Jahr verhungern drei Millionen Kinder. Meine Erfahrung sagt, dass (insbesondere abgepackte) Lebensmittel weitaus länger völlig ungefähr- det verzehrt werden können, als auf den Packungen steht. Ich habe dutzende Selbstversuche gemacht. Rotwurst in Scheiben, drei Monate abgelaufen, war beim Auspakken wie neu und schmeckte wunderbar; Joghurt, sechs Wochen drüber, war einwandfrei, Eier lagen acht Monate im Kühlschrank, als durchgebratenes Rührei mit Schnittlauch einfach köstlich. Und auch wenn ich es augenzwinkernd immer mal behaupte – tatsächlich ist mein Magen natürlich NICHT aus Stahl. Wer verdient eigentlich wieviel an den fortgeworfenen Lebensmitteln, Frau Aigner, Herr Schäuble? Im Keller liegen noch zwei spanische Gurken. Wenn diese Kolumne fertig ist und alle Daten an die Druckerei gesandt sind, werde ich sie ordentlich waschen, schälen und mir einen schönen Gurkensalat nach meiner Oma Rezept davon machen und ihn genüsslich verspeisen. Und jetzt wünsche ich Ihnen viel Spaß mit dieser 178. Ausgabe von jot w.d. Ihr Ralf Nachtmann 2 jot w.d. 6/2011 Bilder und Nachrichten des Monats Eine Zeitung ist kein Buch und jot w.d. kein 80-seitiges teures Magazin mit viel bunter Werbung drin. Deshalb ist es am Ende eines jeden Monats wieder so, dass Ereignisse, über die zu berichten wünschenswert ist, keinen Platz mehr finden. Einige dieser Momente haben wir im Bild festgehalten und wollen den Le- Jetzt sprudeln sie wieder sern so zumindest Nachricht geben. Egal, ob es sich dabei um den „Großkopfeten“ handelt, dessen Engagement genauso zu würdigen ist, wie das des „Unbekannten aus der Nachbarschaft“. Und dabei sollen auch die „kleinen Dinge“ nicht vergessen werden, denn sie erst machen das Leben vollkommen. Red. Ein Schandfleck wurde beseitigt Karrieresprung Leistung lohnt sich. Und wird anerkannt. Seit 2. Mai ist Bianka Käppler, Chefin des Eastgate, auch als Managerin für das Allee-Center an der Landsberger Allee in Lichtenberg zuständig. Die erfolgreiche Powerfrau zählt zu den „Aushängeschildern“ der Wirtschaft des Wuhlebezirks. Chapeau und Gratulation! Foto: Nachtmann Hier trifft das Sprichwort tatsächlich zu: Gut Ding will Weile haben. Nach Jahren des Elends-Daseins wurde im Mai die Gestaltung des Kokoschka-Platzes in Helle Mitte nun nahezu vollendet. In der Anmutung nimmt er Bezug sowohl auf den (auf der anderen Seite des Gebäudes liegenden) Alice-Salomon-Platz als auch auf die Gestaltung an der Quedlinburger Straße. Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass die Bauten nicht schon in kurzer Zeit Vandalismus und den allgegenwärtigen Graffiti-Schmierereien anheim fallen. Foto: Wollner Weiterhin Hundetüten Biesdorf/Marzahn – Das Projekt „Hundetüten-Spender“ an den Schmetterlingswiesen und am Landsberger Tor wird noch einmal verlängert. Das bestätigte Ordnungsstadtrat Ja, ich möchte Christian Gräff. Allerdings müssten sich diesmal mehr Freiwillige zur Unterstützung finden. Beim ersten Mal hatte sich nur eine Frau gemeldet. Die Stadtteilzentren koordinieren nur. Aboschein Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf jeden Monat erhalten und abonniere die Zeitung zum Jahrespreis von 12 Euro incl. Zustellung, (außerhalb des PLZ-Bereiches 126** 24 Euro) Das Abonnement gilt für ein Jahr und verlängert sich automatisch um ein weiteres Jahr, wenn ich nicht spätestens zwei Wochen nach Erhalt der 12. Ausgabe schriftlich gegenüber dem jot w.d.-Herausgeber kündige. Zur Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung. Den fälligen Betrag überweise ich innerhalb von zwei Wochen nach Erhalt der Rechnung. Mit meiner Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass ich meine Bestellung ohne Angabe von Gründen innerhalb von 10 Tagen bei der Bestelladresse schriftlich widerrufen kann (rechtzeitige Absendung genügt). Bitte liefern Sie an folgende Adresse: Name:................................................................................... Straße:.................................................................................. PLZ, Ort:............................................................................... Telefon:................................................................................. Datum:.................. Aktuell Unterschrift:..................................... Ausschneiden und per Post an: jot w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin oder per Fax: 56 20 173 email-Bestellung unter: [email protected] Bei einem kleinen Rundgang durch den Bezirk eröffnete Bürgermeisterin Dagmar Pohle die diesjährige Brunnensaison. Immerhin verfügt Marzahn-Hellersdorf über 15 Springbrunnen, eine Fontäne und sieben Kinderplanschen. Eine ganze Reihe von Brunnen wurde in den vergangenen Jahren modernisiert. Zu den bekanntesten gehört der „Brunnen der Generationen“ von Rolf Biebl vor dem Alten Rathaus Marzahn. Zur Feier des Tages und zum Erstaunen der Anwesenden wurde sein Wasser – hier leider nicht zu sehen – grün eingefärbt. Foto: Schuchert Neues Ratgeberheft zum Vermieten Marzahn-Hellersdorf – Wenn Wohnungseigentümer vor der Situation stehen, ihre Wohnung vermieten zu wollen oder zu müssen, ist oftmals guter Rat teuer. Im Vergleich zu professionellen Vermietern verfügen sie oftmals nicht über ausreichende Kenntnisse und Erfahrungen zum Abschluss von Mietverträgen, der Auswahl geeigneter Mieter und zur Beilegung von Streitfällen. Das neue Ratgeberheft „Wie vermiete ich richtig?“ des Verbandes Deutscher Grundstücksnutzer gibt Tipps für ein erfolgreiches und möglichst konfliktfreies Vermieten. Das Heft kostet 5 Euro (plus 1 Euro Versand) und kann beim VDGN, Irmastraße 16, 12683 Berlin, Tel. 514 888-0, email [email protected] bestellt werden. H. Becker jot w.d. entsteht in gemeinnütziger, ehrenamtlicher Arbeit als Bürgerzeitung für Biesdorf, Hellersdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Marzahn. Redakteure und Mitarbeiter erhalten dafür kein Entgelt. Die Redaktion freut sich über Ihre Spenden für die Herausgabe dieser Zeitung genauso wie über Ihre Kritiken, Anregungen, Informationen, Briefe, Artikel, Fotos ... So erreichen Sie die Redaktion: Post: jot w.d., Müllerstraße 45, 12623 Berlin Tel.: 56 58 70 99, email: [email protected] Im Internet unter www.jotwede-online.de Anzeigenberatung: 0179-6987186 Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173 Spendenkonto: 496622200, BLZ 10070024, Deutsche Bank Vom Finanzamt anerkannte Spendenquittungen werden auf Wunsch ausgestellt und zugesandt. Die nächste Ausgabe von jot w.d. erscheint am 7. Juli 2011 Redaktionsschluss: 28. Juni 2011, Anzeigenschluss: 30. Juni 2011 IMPRESSUM jot. w. d. Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf Herausgeber: Verein zur Unterstützung öffentlicher Diskussion am nordöstlichen Stadtrand e. V. Anerkannt gemeinnützige Körperschaft Müllerstraße 45, 12623 Berlin, Telefon: 56 58 70 99, Email: [email protected] Redaktion: Ingeborg Dittmann (V.i.S.d.P.), Ulrich Clauder, Ralf Nachtmann (Leitung, Gestaltung und Produktion) Ständige Autoren: S. Birkner, B. Staacke, L. Schuchert Anzeigenleitung: Ralf Nachtmann, Tel. 0179-6987186, Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173 Druck: BVZ, www.berliner-zeitungsdruck.de Erscheinungsweise: monatlich; Verkaufspreis 1 Euro; Abo-Preis: 1 Euro, Rechtsanspruch auf Belieferung haben nur Abonnenten Nächste öffentliche Redaktionssitzung: voraussichtlich Freitag, 24. Juni, Ort und Zeit bitte telefonisch erfragen Die Redaktion behält sich das Bearbeiten von Beiträgen vor. Keine Haftung für eingesandte Beiträge und Fotos. Namentlich gezeichnete Beiträge stimmen nicht in jedem Falle mit der Meinung der Redaktion überein. Vereins- und Spendenkonto: Deutsche Bank, BLZ 10070024, Kontonummer 49 66 222 00 Leute jot w.d. 6/2011 Der Hühnermacher Lothar Theinert aus Waldesruh baut einzigartige Geschöpfe „Jaja, der Holzmichel hat etwas dünne Beine. Aber anderes Material hatte ich gerade nicht.“ Lothar Theinert lacht. In der Bredowstraße, „seiner Straße“ gilt der 69-Jährige als Filou. Nicht nur, dass er den Waldrand gegenüber seinem Haus mit allerlei, teils wunderlichen, selbst gebauten Holzfiguren und -köpfen verschönert. Er legt sich auch ganz gern mal mit dem Straßenamt seiner Gemeinde an. Von wegen, teuer Geld bezahlen für Bordsteinpflege, die man auch selbst machen kann. Und bei schönem Wetter sieht man ihn auch auf seiner schweren 650-er Suzuki fahren. Das Jugendliche steht ihm bis heute ins leicht zerfurchte Gesicht geschrieben. Kein Wunder, hat Theinert doch 17 Jahre lang junge Leute in Berlin zu Haushandwerkern ausgebildet. In Kreuzberg, als das noch nicht „hip“ war bei Medien- und Werbefuzzis, die in teuren Lofts residieren, sondern als es im damals noch alternativen Bezirk preiswerte Wohnungen gab. Für Familien, aus denen „seine“ Jugendlichen kamen: Türkische, arabische, afrikanische Jungs – zu Beginn der Ausbildung mit dem Mundwerk oftmals schneller vorweg als mit der Hände Arbeit. Doch Theinert hat sie alle hingekriegt. „Bei mir ist jeder was geworden, damals zumindest“, sagt er nicht ohne berechtigten Stolz. Damals, das war die Zeit, als junge Leute noch nicht glaubten, man müsse im Fernsehen nur „einmal gescheit quieken“, und schon wär’ man TV-Millionär. Auch damals, Anfang der 1990-er Jahre, war es für manchen türkischen Jungen – und hatte er auch zehnmal einen deutschen Ausweis – nicht leicht, eine Lehrstelle zu finden. Besonders, wenn das Schulzeugnis einen Durchschnitt von x-komma-hoch aufwies. „Wer zu mir kam, musste sich schon ranhalten“, sagt der frühere Ausbilder. Es steckt einfach in ihm drin. Immer muss er was zu tun haben. Werkeln auf dem Grundstück, in Haus, Keller, Schuppen oder Werkstatt. „Das Haus hier haben meine Eltern mit ihren eigenen Händen aufgebaut“, erzählt Theinert. Er selbst hat es vor einigen Jahren rundum mit Wärmedämmung und Verkleidung versehen. Eine Überraschung hält er für jeden Besucher noch bereit. Wer sein Grundstück betritt, stößt schon bald auf seinen „Hühnerhaufen“. Von 20 Zentimeter bis gut einen Meter sind sie groß, seine Lieblinge. Alle selbst gebaut aus Stein, Eisen, Draht und Stahlfedern. Wer von „Steinhühnern“ spricht, muss aber aufpassen, dass kein Zoologe in der Nähe ist. Denn es gibt im Tierreich tatsächlich eine solche Art. Lothar Theinert ist das egal. Sollte sich tatsächlich einmal jemand über die Bezeichnung aufregen, wird er wohl nur lachend ausrufen: „Da gackern ja die Hühner.“ R. Nachtmann Abb.: „Emma“ zählt zu den Kleinen unter Lothar Theinerts Steinhühnern. Die Gnome stehen an der Straße gegenüber seinem Grundstück am Waldrand. Den Holzmichel hat er einer Rübezahl-Figur im Böhmischen nachempfunden. Fotos: Nachtmann 3 Musiklegenden des Ostens – jot w.d.-Serie, Teil 82 In der Juli-Ausgabe 2004 begannen wir, Künstler vorzustellen, die in der Jugendzeit vieler unserer Leser – also in den 50er, 60er, 70er und 80er Jahren – Schlagzeilen machten. Wie geht es den Publikumslieblingen von einst heute? jot w.d. traf viele von ihnen. Wir setzen unsere Serie in dieser Ausgabe mit mit der Sängerin Dina Straat fort. Dina Straat Auch mit dem außergalaktischen „Robby“ unterwegs Sie ist immer auf dem Teppich geblieben. Erfolge in ihrem Beruf wie Medaillen bei Interpretenwettbewerben oder die Teilnahme an internationalen Festivals (Intertalent, Bratislavska Lyra, internationales Schlagerfestival Dresden) verleiteten sie nicht zu Höhenflügen, waren eher Ansporn, Neues auszuprobieren. Sie war nie eine, die sich in der Reihe ganz vorn anstellt und in diesem zuweilen recht harten Geschäft ihre Ellenbogen gebrauchte. „Ihre Stimme, ihre Art zu singen, birgt viel menschliche Wärme in sich“, schrieb 1979 ein Musikkritiker in einem Artikel über die Sängerin Dina Straat. Wer Dina über die Jahre kennt, schätzt das an ihr, wie ihre gleich bleibende Freundlichkeit und Offenheit, mit der sie Menschen gegenüber tritt. Im kommenden Monat wird die gebürtige Zittauerin 66 und wie es aussieht, wird sie ihrem Beruf noch eine ganze Weile treu bleiben. Besonders beliebt sind ihre Familienprogramme. Noch zu DDR-Zeiten entwickelte sie ein Kinderprogramm mit „Partner“. Der ist ein Meter zwanzig groß und hat sich von seinem außergalaktischen Heimatplaneten auf die Erde verirrt. Robby ist ein sprechender und singender Roboter. Mit ihm können die Kinder kommunizieren, Märchen und Geschichten erfinden. „Mit Robby unterwegs“ heißt ihr Programm für Kinder von 4 bis 10. Als Dina in diesem Alter war, sammelte sie in ihrer Grundschule in Neukirchen in der Oberlausitz ihre ersten Bühnenerfahrungen in einem Weihnachtsmärchen. Nach dem Abitur erlernte sie den Beruf einer Krankenschwester und schloss 1966 ihr Examen ab. Dann zog sie‘s aber doch zur Musik, und so begann sie 1968 ein Studium an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden, das sie mit einem Diplom als „Sängerin im Fach Tanzund Unterhaltungsmusik“ abschloss. Schon während ihres Studiums sang sie beim Klaus-LenzSextett, später beim Manfred-Ludwig-Septett, musizierte mit Musikern wie Luten Petrowsky, Reinhard Lakomy oder Uli Gumpert. Schließlich kam sie zum Dresden-Sextett, aus dem 1972 die Gruppe Lift hervorging. Beim Dresden-Sextett hatte sie ihren späteren Mann Gerhard Zachar kennen gelernt, der auch ihre ersten Songs schrieb („Bin verliebt“, „Da war schon die Liebe dabei“, „Als du wiederkamst“). 1973 hatte sie ihr Hochschuldiplom in der Tasche und konnte bereits erste Rundfunkaufnahmen und TV-Auftritte vorweisen. Fortan ging sie solistisch ihren Weg. Sie tourte u.a. mit dem Orchester Gustav Brom aus der CSSR, mit Jiri Korn und Karel Gott, zuweilen auch mit Lift. Im Oktober 1972 heiratete sie Gerhard Zachar, Tochter Nadja wurde geboren. Die Familie siedelte nach Berlin über. Doch wenig später, im November 1978, verunglückte der Lift-Chef während einer Polen-Tournee tödlich. In der Szene bekannte Autoren wie Walter Kubiczeck, Franz Bartzsch, Peter Paulick und Ingeburg Brano- ner schrieben Dina Titel auf den Leib, mit denen sie sehr erfolgreich wurde – erinnert sei an „Kräht der Hahn“, „Musikanten in der Stadt“ oder „Versprochen ist versprochen“. Amiga produzierte 1980 nach mehreren Singles ihre erste Solo-LP „Aber Du bist da“. Zwei Jahre war sie Gast der Live-Show von Frank Schöbel. Anfang der 80-er Jahre kam es zu einer festen Zusammenarbeit mit der Gruppe „Kleeblatt“. In dieser Zeit lernte sie auch ihren neuen Lebensgefährten Erhard, genannt „Schmidtel“ („Schmidt Sound Service“) kennen. Die beiden sind noch heute ein Paar und ergänzen sich auch beruflich bestens. Fernab der Hektik der Innenstadt leben sie am Rande von Berlin. Nach ihrem Ausstieg bei „Kleeblatt“ gestaltete Dina wieder eigene Programme, mal solo, mal mit Band. 1998 feierte die Künstlerin ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum, nach langer Zeit erschien wieder eine Scheibe von ihr – die MaxiCD „Eine Frau, die Liebe fühlt“. Im Jahr 2003 feierte die Sängerin gemeinsam mit Lift ihr 35-jähriges Bühnenjubiläum. Ihre Liedtexte schreibt sich Dina inzwischen selbst. Neben ihren Kinderprogrammen gestaltet sie ein Familienprogramm für Großeltern, Eltern und Kinder. Mit Witz und Temperament erzählt sie Episoden aus dem Familienleben, die sie mit eigenen Schlagern, Oldies der 50-er und 60er, Pop-Songs und Rockballaden ergänzt. Mit einer kehrt sie quasi an ihre Anfangszeit als junge Sängerin zurück – „Jeden Abend“ von Lift, in ihrer ganz eigenen Version. Ingeborg Dittmann In dieser Serie erschienen bisher: Abb.: Die junge Dina hätte eine gewisse Lena von heute ganz weit in den Schatten gestellt; ihre Single von 1975, herzliche Geburtstagswünsche gab’s 2010 auch von „Schlagerpapst“ Siggi Trzoß. Fotos: Dittmann, Archiv Julia Axen, Franz Bartzsch, Hans-Jürgen Beyer, Hansi Bibl, Holger Biege, Helga Brauer, Uschi Brüning, Ralf Bursy, Gerd Christian, City, Kurt Demmler, Dieter Dornig, Hartmut Eichler, electra, IC Falkenberg, Ina-Maria Federowski, Günther Fischer, Veronika Fischer, Franke-Echo-Quintett, Dagmar Frederic, Maja Catrin Fritsche, Arnold Fritzsch, Fred Frohberg, Rainer Garden, Gitte & Klaus, Günter Gollasch, Heinz-Jürgen Gottschalk, Ingo Graf, Mary Halfkath, Michael Hansen, Monika Hauff/Klaus-Dieter Henkler, Monika Herz, Andreas Holm & Thomas Lück, Lutz Jahoda, Dieter Janik, Uwe Jensen, Karussell, Barbara Kellerbauer, Britt Kersten, Jürgen Kerth, Herber t Klein, Jiri Korn, Horst Krüger, Aurora Lacasa, Reinhard Lakomy, Klaus Lenz, Lift, Angelika Mann, Gerti Möller, Thomas Natschinski, Omega, Jenny Petra, Puhdys, James W. Pulley, Thomas Putensen, Ingrid Raack, Brigitte Rabald-Koll, Reform, Gaby Rücker t, Christian Schafrik, Fred Schmidt, Sonja Schmidt, Vera Schneidenbach, Frank Schöbel, Christel Schulze, Hartmut Schulze-Gerlach, Sonja Siewert & Herber t Klein, Sven Simon & Pallas Band, Reiner Süß, Tina, Regina Thoss, TRANSIT, Christiane Ufholz, Siegfried Uhlenbrock, Bärbel Wachholz, Jürgen Walter, Peter Wieland, Harald Wilk, Alfons Wonneberg, Petra Zieger, Wolfgang Ziegler 4 jot w.d. 6/2011 Per Floß durch den Kanal Marzahn – Das Bürgerhaus Südspitze, Marchwitzastraße 24-26, geht mit Reiselustigen auch in diesem Monat wieder auf Tour ins Umland. Am 18. Juni, 9 bis 15 Uhr, steht eine Floßfahrt auf dem Finowkanal (mit Mittagessen) im Programm; Preis 36 Euro. Am 22. Juni, 14 bis 17 Uhr, ist eine Kaffeefahrt (24,50 Euro) nach Carlsburg geplant. Am 26. Juni, 12 bis 18 Uhr, geht es zum Erdbeerfest mit Riesen-Erdbeertorte und Blasmusik nach Klaistow. Preis: 19,50 Euro. Am 30. Juni wird von 11 bis 17 Uhr zu einer Fahrt zur Fischerhütte nach Blossin (mit Mittagessen und Kaffeetrinken in Prieros) eingeladen. Preis: 16,50 Euro. Info und Anmeldung für alle Fahrten Tel. 54 221 55. Am 25. Juni steigt im Bürgerhaus zwischen 12 und 17 Uhr das traditionelle Sommerfest. Höhepunkt ist die Andrea Berg Double Show von Marion Hänsel. I.D. Offene Seminarreihe zur Psychose Hellersdorf – Auf Initiative des Allgemeinpsychiatrischen Verbundes Marzahn-Hellersdorf wurde der Aufbau eines Psychoseseminars als Idee eines gleichberechtigten Erfahrungsaustausches auf den Weg gebracht. Psychoseseminare sind Veranstaltungsreihen, in denen Psychoseerfahrene, Angehörige, Freunde, psychiatrisch Tätige, Studierende und Auszubildende zueinander finden, um sich partnerschaftlich über ihre Erfahrungen mit Psychosen auszutauschen. Im April und Mai wurden die ersten Veranstaltungen in der Alice-Salomon-Hochschule erfolgreich absolviert. Am 21. Juni steht das Thema „Schuld, Kränkung, Stigmatisierung, Traumata – Folgen von Psychosen?“ auf dem Programm, am 5. Juli heißt es „Was brauchen Betroffene, Angehörige und Professionelle in einer Psychose?“ Die Teilnahme ist kostenlos, Interessierte können sich bei Christoph Liebers von der Lebensnähe gGmbH, Tel. 543 69 83, sowie bei Renate Bauer (email [email protected]) informieren. RN 8. Stadtteilfest Hellersdorf – Am 25. Juni wird das Terrain um den „Kompass – Haus im Stadtteil“ am Kummerower Ring 42 zur Festmeile. Von 14 bis 20 Uhr wird ein Überblick von dem geboten, was das Quartier lebenswert macht. Die Organisatoren vom Stadtteilverbund Kaulsdorf Nord und viele Vereine und Initiativen präsentieren ihre Angebote zu Gesundheit, Umwelt, Sport, Kinder- und Jugendarbeit, Kultur, Sozialberatung und Freizeitgestaltung. Stände bieten Mitmachaktionen, abgerundet wird das Fest durch ein buntes Bühnenprogramm und einen Trödelmarkt, für den man sich noch anmelden kann Tel. 56 49 74 01 oder email [email protected]. R. Eckhardt Großsiedlung Kommt jetzt die neue Brücke? Nach Verzögerungen ist ein barrierefreier Zugang zum Marzahner Parkfriedhof in Sicht Marzahn – Schon seit Jahren ringt der Bezirk um eine Verlängerung der nördlichen S-Bahnbrücke am Bahnhof Marzahn. Damit soll zugleich ein barrierefreier Übergang zum Parkfriedhof und zum angrenzenden Gewerbepark geschaffen werden. Doch immer wieder taten sich neue Hindernisse auf. Erst stieg die Firma Knorrbremse als Bauherr aus. Dann mangelte es an Geld. So zog sich das Vorhaben Jahr für Jahr hin. „Es ist kein Zustand“, schimpft Marcel Wendler. Seitdem seine 72-jährige Mutter auf der rostigen Eisentreppe gestürzt war, fällt ihr das Gehen schwer. Und wenn die Seniorin die Gräber ihrer verstorbenen Angehörigen auf dem Friedhof aufsuchen will, muss sie ein Taxi nehmen. Andere, die sich das nicht leisten können, haben kaum eine Chance, dorthin zu gelangen. Dass die Betroffenen verärgert sind, kann Bodo Lützenberg, Sprecher der Bürgerinitiative „Marzahner Promenade“, gut verstehen. „Wir hatten vor zwei Jahren schon eine Zusage, sogar vom Baubeginn war die Rede – doch es blieb immer nur beim Versprechen“, resümiert er. Nun haben die Verhandlungen des Bezirkes mit der Deutschen Bahn offenbar doch zum Erfolg geführt. Laut Wirtschaftsstadtrat Christian Gräff steht einer Verlängerung der EastgateBrücke zum Wiesenburger Weg nichts mehr im Wege. Bezirk und Die Brücke ist, auch wenn man es nicht glauben mag, noch keine 35 Jahre alt. Foto: Staacke Bahn einigten sich, die Brücke bis Bahnhofs eine alte desolate Eisentreppe vom Wohngebiet zum Ende 2012 zu errichten. Die vom Bezirk erstellten Baupla- Friedhof. Entgegen früheren Plänungsunterlagen sollen noch in nen wolle die Bahn diese nunmehr diesem Jahr in Zusammenarbeit erhalten und sanieren. Darüber inmit der Bahn aktualisiert werden. formierte Bürgermeisterin DagDie bisher vom Einkaufszentrum mar Pohle unlängst auf einer von über die Märkische Allee zum S- der Bürgerinitiative einberufenen Bahnhof Marzahn führende Brük- Zusammenkunft im vollen Saal ke soll um 27 Meter verlängert des Kieztreffs der Volkssolidarität. werden. Mit dem Abgang über Für das Vorhaben stünden 2,2 eine Betonrampe unmittelbar hin- Millionen Euro aus Bundes- und ter den Bahngleisen sollen künf- Landesmitteln bereit. Der Senat, tig Rollstuhlfahrer oder Eltern mit der das Vorhaben auf die DringKinderwagen den Parkfriedhof lichkeitsliste setzte, übernimmt erreichen können. Bisher führte aufgrund der knappen Kasse den einzig am südlichen Ende des S- Eigenanteil in Höhe von 250 000 Euro. Doch Fragen zur Finanzierung der Wartungs- und Instandhaltungskosten der neuen Brücke sind noch offen. Ursprünglich sollte der Bezirk 80 Jahre lang dafür aufkommen. Über diesen Passus geriet das Bauvorhaben monatelang ins Stocken. „In den kommenden Jahren will die Bahn alle Berliner Stationen barrierefrei ausbauen“, teilte Dagmar Pohle den Anwesenden mit. Aber es ging eben nicht alles auf einmal. Für die Älteren war das nur ein schwacher Trost. „Wie lange sollen wir denn noch warten? Wenn wir auf dem Friedhof liegen, ist es für uns zu spät“, meldete sich der fast 90-jährige Wolfgang Wahl zu Wort. Er forderte, Nägel mit Köpfen zu machen. Der Bezirk sei nicht Eigentümer der Brücke, sondern versuche seit Jahren, die Bahn in Verantwortung zu nehmen, stellte die Bürgermeisterin klar und versprach, am Ball zu bleiben. Bereits Ende April sollte der Vertrag per Unterschrift besiegelt werden. Doch nichts ist passiert. Christian Gräff vertröstete jüngst auf eine „zeitnahe“ Umsetzung. Was immer das auch bedeuten mag. Kann dies doch morgen oder erst am Sankt-Nimmerleinstag sein. Für Bodo Lützenberg ist dies kein Grund, euphorisch zu werden. Im Gegenteil. „Wir machen weiter Druck“, erklärt er. Barbara Staacke „Wir stehen vor dem Aus!“ Vorerst kein Ende der Bauarbeiten an der „Kiste“ in Sicht Hellersdorf – Im Oktober 2010 sollte die Jugendfreizeiteinrichtung „Kiste“ an der Heidenauer Straße nach zweimonatigen Bauarbeiten eigentlich wieder öffnen. Dann hieß es, die Einrichtung werde Ende Dezember übergeben. Nun haben wir Mai 2011. Ende April schickten Marie Heyer, Sissi Radke und Susanne Major vom Vorstand des Steinstatt e.V., der die Einrichtung (mit Kino Kiste) am UBahnhof Hellersdorf seit 22 Jahren betreibt, ihre Fragen an die Bezirksbürgermeisterin. Sie fragen: „Wie kam es dazu, dass aus einer für die Kiste positiv gedachten Maßnahme ein Schlag gegen die Kiste wurde, der ihr Überleben als Kultureinrichtung in Frage stellt?“ Hintergrund: 2004 hatte die Entwicklungsgesellschaft „Stern“ den Bedarf der „Kisten“-Betreiber ermittelt. Der Veranstaltungsraum sollte vergrößert, die Decke erhöht, die Lagerfläche erweitert werden. Nach Möglichkeit sollte das Dach begehbar und als Café genutzt werden. 2010 begannen die in Regie des Bezirksamtes getätigten Bauarbeiten. Mit folgendem Ergebnis, wie der Vereinsvorstand auflistet: unveränderte Größe und Höhe des Veranstaltungsraumes, 15 Quadratmeter weniger(!) Lagerfläche, stattdessen ein rundum verglastes „Kassenhäuschen“ ohne Lagerfläche und Funktionalität, der Dachumbau (nicht begehbar) führte zu Sachschäden im Kino und zu einer Erhöhung des Lärmpegels wegen der Lüftung. Zwischen Veranstaltungsraum (Konzerte) und Kino wurde eine Brandschutztür eingebaut, die aber nicht mehr schalldicht ist. Dabei hatte die Kommune erst im Jahr 2004 für teuer Geld eine Doppeltür zwischen beiden Räumen einbauen lassen. Diese wurde nun entfernt. Ein gleichzeitiger Kino- und Konzertbetrieb ist nun nicht mehr möglich. Weiterhin fragt der Verein, weshalb er als Betreiber in die Vorausplanung der Bauarbeiten nicht mit einbezogen und auch bei Beratungen nicht hinzugezogen wurde. Die Mitglieder des Vereins hätten sich gern mit ehrenamtlichen Arbeitsleistungen am Innenausbau beteiligt, hatten sie doch bereits in den vergangenen 20 Jahren bewiesen, dass durch diese das Haus aufgewertet werden konnte. Seit 1993 führen Verein und gemeinnützige GmbH das Haus kom- Fred Schöner, der seit Anfang an für die „Kiste“ kämpft, Marie Heyer und Sissi Major (re.). Innen hui, außen pfui? Schlamperei am Eingang zum Kassenhäuschen. Fotos: Dittmann plett eigenverantwortlich. Nun aber wurden sie quasi vor die eigene Tür gestellt. „Wir stehen ohne eigenes Verschulden vor dem Aus!“ – deutet Vereinsvorsitzende Marie Heyer an. Seit dem Sommer 2010 gab es keine Veranstaltungen, kein Cafébetrieb und seit 1. September 2010 keine Kinovorstellung mehr. Was das für eine Kultureinrichtung bedeutet, kann sich jeder vorstellen: Das langjährige Stammpublikum sucht sich andere Klubs. 500 000 Euro sollen die Bauarbeiten gekostet haben. Mit dem Ergebnis: (Fast) Nichts wird besser, aber alles ist gut? Ingeborg Dittmann PS: Auf der Sitzung der BVV (nach Redaktionsschluss) berichtete Kulturstadtrat Stephan Richter, dass sich die Verwaltung der Probleme bewusst sei und dass sie gemeinsam mit den Betreibern nach Lösungen suche. Knackpunkt sei u.a. die Schallschutztür zwischen Kino- und Bühnensaal, deren Anfertigung mehrere Wochen dauere. Auch müssten die KistenLeute die aus Brandschutzgründen nicht genehmigungsfähigen (Richter: „Wir haben da versucht, zu vermitteln, aber erfolglos.“) Podestunterbauten gegen solche aus Metall austauschen. Sobald die Brandschutzauflagen erfüllt seien, könne der Verein die Kiste wieder nutzen, versprach der Stadtrat. Kleinsiedlung jot w.d. 6/2011 5 Ins Becken Regenentwässerung lässt „Seen“ auf der Straße Vergangenheit sein groß“, versichert Baustadtrat Christian Gräff. Denn sollte es, was nicht auszuschließen ist, einmal mehrere Tage lang ordentlich schütten, kann selbst beim Sandboden das Wasser nicht so schnell versickern. Zudem muss das Bekken den Regen aus Pilgramer und einem Teil der Rahnsdorfer Straße aufnehmen. Letztere wurde im Zuge der Entwässerungsarbeiten auch repariert. „Ohne, dass dafür Straßenausbaubeiträge fällig werden“, freut sich der Stadtrat. Allerdings kämpft seine Partei, die CDU, nicht erst im jetzt einsetzenden Wahlkampf für eine Abschaffung dieses seit knapp fünf Jahren existierenden Gesetzes. Mittlerweile hat sich auch die Linke der Forderung angeschlossen. „Berlin hat beispielsweise die höchsten Grundsteuern in ganz Deutschland“, sagt Mario Czaja, Wahlkreisabgeordneter der CDU für Mahlsdorf-Kaulsdorf, der das Mandat bei den Wahlen im September erneut anstrebt. Die Politik dürfe die Eigenheimbesitzer nicht per se als „reich“ betrachten, denen „man immer tiefer in die Tasche langen“ könne. Dass im Zuge der Straßenrepa- ratur die Tonnagebegrenzung durch die Verkehrslenkung Berlin, eine Senatseinrichtung, aufgehoben wurde, ärgert viele Anwohner. Wenn jetzt 40-Tonner die Rahnsdorfer als „Schleichweg“ zur zuweilen vollen B 1 nutzen, dauere es „keine paar Jahre“, dann sei alles wieder kaputt. Stadtrat und Abgeordneter wollen sich der Problematik annehmen, versprachen sie, machten den Bewohnern allerdings nicht viel Hoffnung. Nicht zuletzt, weil die „Bauklasse 3“ der Straße, die eben auch LkwVerkehr zulässt, durch die Ämter garantiert werde. R. Nachtmann Kaulsdorf – Das kleinste Museum Berlins in der Ev. Jesuskirche, Dorfstraße 12, lädt am 15. Juni, 19 Uhr, zum „Turmmuseumsabend 2011“ ein. Im Mittelpunkt steht die Eröffnung der Ausstellung „… mit lockerer Hand“ – unterwegs zwischen Oder und Spree mit Ludwig Krause. Gezeigt werden Grafiken von Gebäuden und Stadtansichten aus Berlin und Brandenburg. Moderation Joachim Klee, musikalische Begleitung auf der Orgel Kantor Oliver Vogt. Eintritt frei, Spenden erbeten. I.D. „Is doch keene Frage nich“ Biesdorf – Am 22. Juni, 16 Uhr, ist Schauspieler Ernst-Georg Schwill zu Gast bei „Literatur im Schloss“. Der Berliner liest aus seiner Autobiografie „Is doch keene Frage nich“. Eintritt 4 Euro. Ganz zufällig war auch der Berliner CDU-Chef und Spitzenkandidat Frank Henkel bei der offiziellen Übergabe zugegen. Fotos: Nachtmann Mahlsdorf – Viele Jahre stand die Rahnsdorfer Straße, besonders an der Kreuzung zur Pilgramer Straße und vorm Friedhof, bei Regengüssen tief unter Wasser. Das hat sich nun nach dem Bau eines Regenwasserrückhaltebeckens an genannter Kreuzung geändert. Vor wenigen Tagen wurde das Bauwerk, das der Bezirk gemeinsam mit den Berliner Wasserbetrieben errichtete, offiziell übergeben. Seine Funktionsfähigkeit hatte es schon eine Woche zuvor bei einem kurzen aber kräftigen Landregen bewiesen. „Auch wenn es auf den ersten Blick überdimensioniert erscheinen mag, ist das Becken nicht zu Ein Abend im Turmmuseum Diskussion mit Steffen Reiche Umgedrückte Grashalme belegen, dass das Regenwasser kräftig ins Becken strömte und rasch versickerte. „Sommerbrise“ und Konzert auf der Wiese Mahlsdorf – Am 5. Juni, 15 Uhr über 45 Jahren, dessen Mitgliebis ca. 18 Uhr, wird im Garten der die Sänger fast alle waren. des Kunsthauses Flora, Flora- Sie können Kaffee und Kuchen straße 113, vielstimmiger Gesang sowie Getränke erwerben. Der von drei sehr unterschiedlichen Eintritt kostet 5, ermäßigt 3 Euro. Chören ertönen. Der Männerchor Am 17. Juni, 19 Uhr, wird durch Eintracht 1892 e.V. wird mit sei- den Quasi Kunstverein im Kunstnem a-capella-Gesang unter Lei- haus eine neue Ausstellung eröfftung von Markus Crome deut- net. Unter dem Titel „Sommersches und internationales Volks- brise“ werden Arbeiten der liedgut bieten. Darüber hinaus Künstlerin Sabine Schuberth aus gehören aber auch Chorsätze be- Berlin gezeigt. Leichte, farbige deutender Komponisten wie Kunstwerke aus Papier verwanMendelssohn Bartholdy, Schubert deln die Räume des Kunsthauses und Mozart sowie zeitgenössi- für einige Sommerwochen und scher Komponisten zum Pro- schaffen eine Verbindung nach gramm. Die 50 Damen des draußen in die Natur: Sie erinnern Frauenchores Mahlsdorf, die über an Florales, Insekten, Wolken und ein reichhaltiges Repertoire aus Wasser. Ein Spiel mit Farbe, klassischem Liedgut, internatio- Transparenz und Bewegung. Die nalen Volksliedern sowie geistli- Ausstellung ist bis zum 30. Aucher Chormusik verfügen, werden gust zu sehen. Ulrich Uffrecht, Quasi-Kunstverein den Besuchern einen Einblick in die Ergebnisse ihrer engagierten Probenarbeit geben. Die sieben „Gospel – Oldies“ haben sich der traditionellen Musik der Gospel und Spirituals und dem damit verbundenen Satzgesang verschrieben, und das schon seit der Gründung des berühmten Paul-Robeson-Chores vor Eines der Werke von Sabine Schuberth. Bürgerinteressen? Kein Bedarf Bezirksamt steuert auf reine Vermarktung des ehemaligen Wernerbades zu Kaulsdorf – Bereits im Vorfeld der jüngsten Sitzung der BVV (die nach Redaktionsschluss statt fand) sorgte ein dort vorgelegtes Dokument für Ärger. Es ist eine der letzten Vorlagen des mittlerweile abgewählten Stadtrates für ökologische Stadtentwicklung Norbert Lüdtke und bezieht sich auf das parteiübergreifende Verlangen der Bezirksverordneten vom Januar dieses Jahres, den Standort des früheren Wernerbades als Freizeitund Erholungsfläche zu sichern. Mit einigem Entsetzen lasen ins Benehmen gesetzte sachkundige Bürger, dass es – kurz gefasst – im Wesentlichen keinen Bedarf für öffentliche Nutzungen gäbe. Es bestehe „nicht das Planungserfordernis Gemeinbedarfsflächen, insbesondere einen KitaStandort“, zu sichern, heißt es. Auch an öffentlichen Grünflächen konstatiert die Verwaltung „keine Erforderlichkeit der Flächensicherung“. Auch der „vorgeschlagene Standort eines öffentlichen Spielplatzes“ wird als „nicht mehr erforderlich“ angesehen. Eine gastronomische Einrichtung hingegen soll ermöglicht werden, gegenüber „der Weiternutzung der vorhandenen Tennisanlage“ hingegen „bestehen planungsrechtliche Bedenken“. Statt dessen wird favorisiert, eine „nachhaltige städtebauliche Entwicklung planungsrechtlich zu sichern“. Was wohl nichts anderes heißen kann, als den Großteil des Geländes zu parzellieren und mit weiteren Häusern zu bebauen. Feigenblättrig wird in die Vorlage geschrieben, dass dies „unter Berücksichtigung der angrenzenden Wohngebiete und einer möglichst großzügigen Freihaltung von Randflächen um den Wernersee“ geschehen solle. Hier bleibt nur zu hoffen, dass sich die Bezirksverordneten – auch wenn jetzt Wahlkampfzeiten sind – nicht so einfach hinters Licht führen lassen und diese Vorlage geschlossen zurück weisen. Denn wenn schon, wie darin verzeichnet, nicht einmal der „Erhalt von Kunstskulpturen“ (Foto: Nachtmann) gesichert werden kann, wie sollen dann See und grünes Umfeld gerettet werden? Ralf Nachtmann Mahlsdorf – Am 16. Juni, 19 Uhr, spricht Steffen Reiche (MdB) im Gemeindesaal der Katholischen Kirchengemeinde St. Martin, Nentwigstraße 1 (Zugang über Giesestraße) zum Thema „Als Christ in der Politik“. Veranstalter ist die AG Christen in der SPD MarzahnHellersdorf. Als evangelischer Pfarrer Mitbegründer der SDP, Mitglied in der Volkskammer, Minister in Brandenburg, Parteivorsitzender der SPD in Brandenburg und Mitglied des Bundestages verfügt Reiche über breite Kenntnis von Politik auf unterschiedlichen staatlichen Ebenen. Hierüber wird er am 16. Juni berichten und mit den Besuchern diskutieren. Eintritt frei. I.D. Tanzen im TaP Biesdorf – Am 4. und 18. Juni, jeweils 14.30 Uhr, kann im Theater am Park, Frankenholzer Weg 4, wieder das Tanzbein geschwungen werden. Livemusik kommt von „The Voices“ und der „Alex-Band“, Eintritt 6 Euro. Märchen, Piratenfest und Puppenspiele für die Kleinen gibt es am 7., 9., 14., 21. und 28. Juni, jeweils 10 Uhr, zu erleben; Eintritt zwischen 2,50 und 3,50 Euro. Karten Tel. 37 30 82 21. I.D. Handwerker stellen sich vor Mahlsdorf – Am 19. Juni, 10 bis 18 Uhr, findet eine Handwerkerschau auf dem Durlacher Platz in Mahlsdorf-Süd unter dem Thema „Familienfest mit Handwerk – Rund um Haus und Garten“ statt. Bei dem Fest für die ganze Familie stellen sich diesmal auch wieder Firmen aus dem VDGN-Unternehmenspool vor. Für Speis und Trank ist gesorgt. 6 jot w.d. 1/2009 Girls got Rhythm Starker Start in die diesjährige Parkbühnensaison Weitere Höhepunkte bereits im Juni Biesdorf – Eine große Befürchtung liegt über jedem Beginn einer Freiluftsaison: Dass es schlechtes Wetter gibt. Derartiges passierte beim Start von „derArtiges“ auf der Biesdorfer Parkbühne aber nicht. Im Gegenteil. Und so ließen es die Fans bei der Auftakt-Party mit Polka-Beat auch ordentlich krachen. Besonders „Bloody Kalinka“ wusste sowohl mit schnellen Beats als auch mit tief russischer Seele zu überzeugen. Kein Wunder, ist ihr Frontmann doch Nikolai Fomin, der uns auch als Dr. Bajan schon mächtig begeisterte. Das erste Parkbühnenwochenende präsentierte auch eine der alljährlichen Säulen des Programms – so genannten Ostrock. Diesmal waren die Gruppen „Transit“ und „Karussell“ zu Gast und bewiesen, dass bei uns keiner zurück gelassen wird. Starker Auftakt mit Nikolai Fomin. Die Mädels von Black Rosie ließen es mit AC-DC-Hits mächtig krachen. Die in früheren Jahren eher zum Sai- ker“. Tags darauf wollen die „Irish sonende aufspielenden Hardrock- Dance Company“ und die Band Mädels von „Black Rosie“ hauten „Larkin“ an den vorjährigen Erfolg diesmal bereits beim ersten Teil der von „Celtic Heartbeat“ anknüpfen. „harten 70-er“ mächtig auf die Pau- Und am 24. Juni wartet mit „Pop ke rsp. in die Gitarrensaiten. Pech hat- meets Symphony“ der Höhepunkt des ten die Veranstalter um Programm- Monats. Dann wird Phil Bates mit chef Fred Schöner nur mit dem dem Berlin String Ensemble die gro„Metalalter“. Im vergangenen Jahr ßen Hits des Electric Light Orchestra noch ein echtes Zugpferd fiel das fein ziseliert und bombastisch zuR. Nachtmann Konzert mit Runkel, Aly the fiddler gleich aufführen. und dem Münzer dem einzigen Tag Karten gibt’s an vielen Vorverkaufsmit „indifferenter Wettervorhersage“ kassen und im Internet unter zum Opfer. Dass die Künstler ohne www.parkbuehne-biesdorf.de. zu Murren auch vor einem kleinen Kreis ihr Programm ordentlich vortrugen, zeigt, dass auf der Parkbühne Profis zu Gange sind. Im Juni nun steht „der Klassiker“ schlechthin auf dem Programm. Am 11. Juni heißt es 18 Uhr zum 6. Auch von einem Regenschauer ließen Mal „Beatles treffen Stones“ mit den sich Publikum und Gruppe Transit Gruppen „Beattells“ und „Starfuk- nicht beeindrucken. Fotos: Nachtmann Links & rechts Schweizer tanzen Tango zur Harfe? 21. TFF wartet mit vielerlei Überraschungen auf Schweiz und Volksmusik? Nicht Wenigen fallen da gerade mal Alphörner und „Heidi-Land“ ein. Die Schweiz ist zwar ein kleines Land, aber im Verhältnis zu seiner Größe eines der kulturell vielfältigsten in Europa. Im Rest der Welt weiß man eben nur wenig davon, denn der Schweizer ist sich selbst genug. Musiker müssen nicht ins Ausland reisen, sie verdienen zu Hause so viel, wie sie im Ausland nie bekommen würden. So ist es vielen auch verborgen geblieben, dass sich in den letzten Jahren vor allem in der deutschsprachigen Schweiz eine Bewegung gebildet hat, die sich „Neue Volksmusik“ nennt und versucht, traditionsbewusst und dennoch nicht tümelnd und vor allem abseits der festgefahrenen Regeln der mächtigen Verbände die traditionelle Musik der Eidgenossen weiterzuentwickeln. Nun also stehen die Eidgenossen bei der 21. Auflage des Thüringer Folk Festivals TFF als Länder-Schwerpunkt im Zentrum. Auch wenn die Musik der deutschen Schweiz überwiegt, mit Bandella la Castellana ist auch eine Gruppe der italienischen Schweizer dabei. Mit großem Interesse erwarten die Fans das diesjährige „magische Instrument“, die Harfe. Musiker aus Afrika, Asien, Europa und Südamerika werden die große Vielfalt des „Engels-Instruments“ präsentieren. Zum Tanz des Jahres wurde der Tango erkoren. Das dürfte den Tanzstuben des Festivals einen riesigen Zulauf bescheren. Organisatorisch gibt es einige kleinere Änderungen: Der Donnerstag ist nunmehr fest ins Programm integriert, die Abend-Veranstaltungen im Park sind für Dauerkartenbesitzer inbegriffen. Deren Anzahl wurde übrigens auf 37 000 gedeckelt. Dafür stieg der Preis auf nunmehr 64/32 Euro. In Anbetracht von umgerechnet fast 1000 Stunden Musik ein Spottpreis. Bis 22. Juni erfolgt der Verkauf auch im Online-Shop (https://tff-rudolstadt.de/tff-shop.html); schriftliche Bestellungen sind bis 19. Juni (Poststempel) abzusenden. Auch der langjährige Einsatz von jot w.d. wird sich für die Besucher lohnen: Spätestens ab kommendem Jahr wird es im Programmheft ein kleines „Instrumenten-Lexikon“ geben. Es war eine Anregung von uns. R. Nachtmann Das 21. TFF läuft vom 30. Juni bis 3. Juli in Rudolstadt; Info www.tff-rudolstadt.de Auch die italienische Harfenistin Cecilia Chailly wird in diesem Jahr das „magische Instrument“ vorführen. Foto: tff Sieben auf einen Streich Marzahn-Hellersdorf – Die Uhrzeiger bewegten sich auf 13 Uhr zu, als Kulturstadtrat Stephan Richter die Stufen der Museumstreppe im alten Dorfkern von Marzahn erklomm. Er sollte als Ressortchef der Gastgeber und „Reiseleiter“ für die von seinem Fachbereich vorbereitete Kultur-Tour am 23. Mai sein. Angesichts der erwartungsfrohen und frohgestimmten Gesichter der mehr als 40 eingeladenen mitreisenden „Tour“isten spöttelte er leise: „Sieht ja wie’n Staatsbesuch aus.“ Irgendwie war es das auch. In den Räumlichkeiten des als Treff- und Startpunkt auserkorenen Bezirksmuseums wurde immerhin der Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten im Senat von Berlin, André Schmitz, erwartet. Und wird nicht schon seit längerem gemunktelt, es reise der künftige Kultursenator durch die Bezirke? Bürgermeisterin Dagmar Pohle freute sich sichtlich, ihn trotz Terminnot willkommen heißen zu können. Bei im kommenden Jahr fehlenden zehn Millionen Euro Haushaltsmittel lässt sich ahnen, warum. Und Schmitz zeigte sich verständig hinsichtlich des unausgesprochenen Empfindens, es ginge immer nur um das Geld. Er tat seinen Gastgebern den Gefallen aber nicht, diesen Ball aufzuneh- Staatssekretär André Schmitz auf „Schnuppertour“ in Bezirkskultur men. Der Staatssekretär wollte Kultur sehen, genauer gesagt, die Orte, an denen sie gehegt und gepflegt wird. Sieben auf einen Streich – wie beim „Tapferen Schneiderlein“ – haben die Veranstalter in den Tourenplan gewebt. Neben dem Museum waren das die „Pyramide“, das Ausstellungszentrum in Hellersdorf, das Theater am Park, die Musikfabrik Orwohaus, das TschechowTheater sowie das Atelierprogramm Marzahner Promenade und die Galerie M. Die Kultur Schaffenden, Fördernden und Sponsoren, die – wie der Staatssekretär auch – mit einem Bus von Ort zu Ort gebracht wurden, meinten vorab, einem kulturellen Parforce-Ritt beizuwohnen. Aber mitnichten. Vernünftiger Weise verzichteten – mit einer Ausnahme – die Nutzer und Betreiber von Ateliers und Bühnen darauf, dem Berliner Regierungsvertreter eine Art Werbeverkaufsschau anzubieten. Von Iris Krömling (Museum) bis Karin Scheel (Galerie M) konzentrierten sich alle Präsentatoren auf das Wesentliche, ohne die Probleme auszusparen. Der Staatssekretär hinwiederum kehrte nirgendwo den alles besser Wissenden hervor – nicht mal zum Schluss – sondern er gewann zusehends Sympathien dadurch, dass er im Großsiedlungsbezirk besseres Wissen erlangen wollte. Der junge Mann aus dem Orwohhaus wird ihm dabei sehr behilflich gewesen sein. Mit einem aus Interessiert lässt sich André Schmitz von Iris Krömling das Modell Hellersdorfs im Bezirksmuseum erklären. Foto: Nachtmann langen erfolgreichen Kämpfen um das Haus gewachsenen Selbstbewusstsein sagte er allen Anwesenden: „Dieses Haus steht als Beispiel dafür, wie man eine Idee mit wenig Geld aber mit viel persönlichem Engagement erfolgreich verwirklichen kann.“ 600 Musiker haben dieses Haus an der Landsberger Allee/Frank-Zappa-Straße unterdessen für sich als Musikfabrik auserkoren und Studios gemietet. Davon bestreitet der Trägerverein, der endlich auch den Eigentumstitel besitzt und acht feste Arbeitsplätze geschaffen hat, Unterhalt und Betrieb des gesamten Hauses. Wenn auch gewissermaßen von der Hand in den Mund. Staatssekretär Schmitz war anzusehen, dass ihm das imponierte, und die „Orwohäusler“ bei ihm künftig kaum auf taube Ohren stoßen würden. Auch die Künstlerinnen im Atelierprojekt an der Marzahner Promenade beeindruckten den Besucher vom Senat. Das landeseigene Wohnungsunternehmen Degewo hat hier leerstehende Ladenlokale als Ateliers für Nachwuchskünstler zu kulanten Bedingungen vermietet. Und die aktuellen Nutzerinnen unter der Hausnummer 43 versprühten anstekkenden Elan und ehrliche Freude, hier kreativ wirken zu dürfen. Dass der ne- benan leer stehende Laden noch die Werbung „Bestattungen“ trägt, irritiert und schreckt vielleicht auch ein wenig ab. Würde man stattdessen den Wortanfang von „Be-„ in „Erstattungen“ wandeln, könnte das den Zulauf sicherlich kräftigen. Bleibt das Tschechow-Theater – die Ausnahme. Hier wurde den Besuchern eine Selbstdarstellung geboten, die so gut wie keine Fragen geschweige denn eine Diskussion aufkommen ließ. Wer noch vor Monaten vor dem Hintergrund einer dubiosen Ausschreibung die heißen Auseinandersetzungen um die Zukunft dieses Haus mitgemacht hat, staunte nicht schlecht über die Harmonie, die Selbstgefälligkeit und die aufgetragene Kühnheit, unbedarften Mitbürgern eine heile Welt vorzugaukeln, die es gerade in dieser Theaterwelt nicht gibt. Und das fing schon bei der Besetzung des Bühnenparts an, der keineswegs – wie suggeriert – in diesem Theater seinen Ursprung hatte. Den flüchtigen Busgast wird das nicht jucken. Doch ich saß auch im Bus, nicht flüchtig. Nur leicht beschämt. Ich hatte weiland mitgekämpft. Torsten Preußing Weitere Kulturberichte im Internet unter: www.hossfeld-marzahn.de/kultur. Blick zum Nachbarn jot w.d. 6/2011 7 Von Ahrensfelde bis Waldesruh Zweimal fünf Dörfer um unsere fünf Dörfer herum – Teil 10: Lichtenberg Unser Fünfdörferbezirk ist auf Brandenburger Seite von ebenfalls fünf Dörfern umzingelt: Ahrensfelde und Eiche (beide Landkreis Barnim), Hönow, Neuenhagen und Dahlwitz mit seinen Siedlungsausläufern Birkenstein und Waldesruh (allesamt Landkreis Märkisch Oderland). Auf Berliner Seite umgibt uns wiederum eine dörfliche Fünferbande: Falkenberg, Hohenschönhausen, Lichtenberg, Friedrichsfelde und Lichtenberg erlebte eine Metamorphose vom kleinen, Berlin gehörenden Bauerndorf zu einer zunächst eigenständigen Großstadt. Von den Anfängen des Dorfes im 13. Jahrhundert nördlich der heutigen Frankfurter Allee auf einem lichten Berge kündet heute nur noch die beschauliche Dorfkirche am Loeperplatz, benannt nach einer Lichtenberger Gutsbesitzerfamilie. 1375 schon gab es einen Dorfkrug. Anders als die benachbarten, zum Niederbarnim gehörigen Dörfer wurde Lichtenberg alsbald von Berlin im Jahre 1391 gekauft. Das Stadtgut als Vorwerk Berlins kassierte die Abgaben der Bauern, 17 Bauernanwesen und 219 Seelen hatte das Dorf vor dem Dreißigjährigen Krieg. Die Schrecken des Krieges überlebten neun Höfe, erst 100 Jahre später waren es 14. Seit 1620 gab es im Dorf eine Schmiede, 1750 kam eine Windmühle und später noch eine Ziegelei hinzu. Den Jahrhunderte währenden Stillstand der Entwicklung dokumentiert das große Wandbild in der Rüdiger-/ Ecke Atzpodienstraße. Es zeigt das Dorf um 1800, eine Ansammlung strohgedeckter Lehmhäuser für 300 Dörfler rund um die Kirche. Erst 1777 wurde eine Dorfschule eingerichtet, ein Zimmer davon war der Seidenraupenzucht gewidmet. Doch dann war es aus mit der Ruhe: Die Oberschicht Berlins entdeckte die Vorzüge des Wohnens im Grünen, Staatskanzler Karl August von Hardenberg kaufte 1806 Berlin den Gutsbesitz ab, General Graf von Möllendorf erbaute beim Dorf seinen Landsitz. Die Berliner eroberten Lichtenberg als Ausflugsziel. Zufällig zerstörten vier Großbrände zwischen 1833 und 1840 das gesamte alte Dorf mit Ausnahme der gemauerten Kirche und so wurde Platz für Industrieanlagen, Villen und Mietshäuser. Heute erinnert der Dorfanger mittenmang der Möllendorfstraße als Grünfläche mit Kirchlein an Lichtenbergs dörfliche Geschichte, alles andere ist untrennbarer Bestandteil der Metropole. Die Bewohnerzahl Lichtenbergs wuchs von nur 336 im Jahre 1817 auf 907 im Jahr 1858, danach ein rasantes Wachstum: 1875: 12 000, nur 15 Jahre später schon 22 000. Da musste von 1896 bis 1898 das neugotisch gemauerte Rathaus her. Erst 1908 bekam Lichtenberg sein Stadtrecht verliehen, da wohnten dort bereits 71 000 Leute! Als man 1912 Boxhagen und Rummelsburg vereinnahmte, hatte Lichtenberg als eigenständige Großstadt 133 000 Bürger, bevor es 1920 in Groß-Berlin aufging. Wie kam es zu diesem Boom? 1867 wurde die Ostbahn gebaut, 1870 bekam Lichtenberg einen Rangierbahnhof und 1881 den Personenbahnhof „Lichtenberg-Friedrichsfelde“. Zahlreiche Anschlussgleise machten das Entstehen einer Industrielandschaft an der ehemaligen Rittergutstraße, heute Josef-OrloppStraße, möglich: Siemens und Halske (DDR: Elektrokohle Lichtenberg), die Norddeutsche Kugellagerfabrik (DDR: Wälzlagerfabrik Josef Orlopp) und neben der Mar- Das Rathaus entstand bis 1898, richtig alt ist allein die Kirche am heutigen Loeperplatz. Fotos: Clauder Karlshorst, allerdings hier gekrönt von der Stadt Köpenick. Deren alte slawische Wurzeln werden schon im Namen sichtbar, so wie auch bei Hönow, Dahlwitz und dem heimischen Marzahn. In loser Folge widmet sich jot w.d. Interessantem und Wissenswertem aus der nahen Umgebung. Vielleicht werden Sie neugierig auf unsere Nachbarn und raffen sich gar zum Kurzausflug auf? Tango Argentino garinefabrik Berolina noch zahlreiche andere Nahrungsgüterhersteller für die aufstrebende Weltstadt. Nach dem ersten Bürgermeister der Stadt Lichtenberg wurde das damals auf dem Dorfhügel gebaute Oskar-Ziethen-Krankenhaus (OZK) benannt. In Herzberge kam eine Irrenanstalt hinzu (heute Königin Elisabeth Krankenhaus). Die S-Bahn erreichte 1901 Lichtenberg. 1912 entstand die erste Brücke über die Bahn im Verlaufe der Frankfurter Allee. Manch älterer Leser von jot w.d. kann sich noch erinnern, wie das Nadelöhr für den Autoverkehr in Richtung der Großsiedlungen unseres Bezirkes von 1976 bis 1980 durch die jetzige breite Brücke ersetzt wurde. Das Politbüro der SED kritisierte danach das Bauwerk als zu groß, zu teuer und zu stadtzerstörend, danach unterblieb der schon geplante Abriss weiterer Häuser für die Anbindung der Weitlingstraße. Ein Menetekel für die A 100? Deren angedachte Weiterführung bis zur Kreuzung Frankfurter Allee mit der Möllendorfstraße am Ring-Center, also in das ohnehin Auto-geplagte Herz von Lichtenberg, hat neue Staurekorde im Visier. Zurück zur Schiene! Lichtenberg war zu DDR-Zeiten der eigentliche Hauptbahnhof Ostberlins mit SBahn, U-Bahnanschluss Richtung Alex (Linie E seit 1930) und Straßenbahn nach Norden. Am heutigen Ostbahnhof verkehrten damals weniger Fernzüge als am 1976 modern gestalteten Lichtenberger Bahnhof. In Diskussion war auch ein zweiter S-Bahnsteig, bevor zeitweise das dortige S-Bahn-Werk stillgelegt wurde. Die S-Bahnkrise hat auch hier ihre Spuren hinterlassen, das Werk wurde wieder aufgemacht … Ach so, die idyllischen Orte und Geheimtipps für den Wochenendausflug fehlen noch. Fehlanzeige beim vom Großstadtkrach geplagten Lichtenberg? Na, versuchen Sie es doch mal in der Lichtenberger Parkaue mit ihrem Kinder- und Jugendtheater, gleich hinter dem Allee-Center. Oder im Park des Krankenhauses Herzberge, gleich neben Marzahn. Wer sich dazu noch bilden will, dem sei der Städtische Zentralfriedhof Lichtenberg mit der Gedenkstätte der Sozialisten empfohlen. Im Eingangsbereich wurde vor einigen Jahren eine aufschlussreiche Ausstellung installiert, die tagsüber frei zugänglich ist. U. Clauder Wasser marsch Freiwillige Feuerwehr Ahrensfelde feiert 100-jähriges Bestehen Ahrensfelde – Etwa drei Wochen noch, dann hallt am 18. Juni „Kanonendonner“ durch die Ulmenallee der Gemeinde gleich hinterm Stadtrand und gibt das Volksfest frei zur Feier und zur Ehr’ der einhundertjährigen Ortsfeuerwehr. Vom 17. bis 19. Juni werden aus diesem Anlass auf dem Festplatz gegenüber dem Motorsportclub Kommandos in allen Lautierungen zu hören sein, die das Dasein der Feuerwehrleute beglücken: „Wasser marsch!“, „Feuer frei!“ und „Halt den Schlauch schön fest“!. Nach dem Festumzug am Sonnabend-Morgen durch Ahrensfelde werden die engagierten Jünger St. Florians – Frauen wie Männer, jüngere wie ältere – in „Schnupperkursen“ ihre Technik und ihr Können bei Rettung und Gefahrenabwehr demonstrieren. Am Freitag-Abend ist das Festzelt für die Jugend und die jung Gebliebenen reserviert. Die Lindenberger Band „Neutral“ und DJ Hartmut sorgen für den stimmungsvollen musikalischen Auftakt zum Fest, während am Folgetag neben den Vorführungen der Feuerwehr buntes Jahrmarkttreiben auf dem Platz sowie „Stimmung, Jux, Fidelitas“ – u.a. mit der Gruppe „Sowieso“ sowie den Kochkunst in Indien Hohenschönhausen – Am 22. Juni, 19.30 Uhr, lädt der Kulturring zur neuen Veranstaltung der Reihe „Kochkunst“ in den Kieztreff „Falkenbogen“, Grevesmühlener Straße 20, ein. Moderatorin Alina Martirosjan-Pätzold stellt gemeinsam mit Künstlern die indische Küche vor. Eintritt 7 Euro (inkl. Kostproben), Anmeldung Tel. 96 06 32 33. I.D. Chearleaders vom SV Grün Weiss – im „Leinwandpalast“ die Szenerie beherrschen werden. Um die Jüngsten kümmert sich die Jugendfeuerwehr mit Hüpfeburg und Schminkkoffer, aber auch mancher Blick in deren „Trickkiste“, also die lehrreichen „Brandschutzkoffer“, wird beim Kinderfest gestattet sein. Den Tag beschließt ein farbenprächtiges Höhenfeuerwerk. Das Festgelände an der Ulmenallee gehört zum Eigentum der Evangelischen Kirche BerlinBrandenburg-schlesische Oberlausitz, die den Ostkirchhof nebenan unterhält. Deshalb wird auch erstmals in einem nachdenklich gehaltenen Programmteil dieser Ort mit seinen Bediensteten u.a. während einer Führung vorgestellt und gewürdigt werden. Noch bis 14. Juni können dienstags zwischen 18 und 19 Uhr sowie sonntags zwischen 10 und 11 Uhr in der Ahrensfelder Feuerwache, 1. Obergeschoss, Dorfstraße 51, Veranstaltungskarten gekauft werden. Preise: Freitag 5 Euro, Sonnabend 7,50 Euro, beide Tage 10 Euro; Sonntag Eintritt frei. Torsten Preußing, Vorsitzender des Fördervereins der Freiwilligen Feuerwehr Ahrensfelde Karlshorst – Literatur, Musik, Tanz, Bilder und Kulinarisches – am 10. Juni steht Argentinien im Mittelpunkt des Carlshorster Salons mit Moderatorin Alina Martirosjan-Pätzold. Zu Gast ist der Musiker, Tänzer und Schauspieler Paco Liana (Foto: Mahn). Er ist bekannt durch zahlreiche Konzerte im In- und Ausland – so gab er schon fünf Solokonzerte in der Berliner Philharmonie – und genießt einen exzellenten Ruf als Tangolehrer. Beginn 19.30 Uhr, Portland-Cement-Haus, Dönhoffstraße 38 (unweit des S-Bahnhofes). Eintritt 15 Euro (inkl. landestypischer Speisen), Karten Tel. 553 22 76. Pavillon für Mieter Hönow – Am 11. Mai eröffnete ein Pavillon, den ein Bauunternehmen für das Pflegewohnstift im Hönower Neubaugebiet errichtet hatte. Neben zwei separaten Räumen stehen eine komplett eingerichtete Küche, Sanitäranlagen und eine kleine Bibliothek zur Verfügung. Die Deutsche Seniorenstift Gesellschaft, die auch das „Service-Wohnen“ für viele Mieter im Karree betreut, organisiert künftig regelmäßig Veranstaltungen. Außerdem steht der Pavillon für private Anmietungen, etwa bei Familienfeiern, bis maximal 22 Uhr zur Verfügung. Info Tel. (03342) 50800 (). Bärbel Gräber eröffnete den Pavillon. Foto: Nachtmann 7. Schlossfest Dahlwitz – Am 5. Juni lädt ab 14 Uhr der Förderverein Dahlwitzer Herrenhaus zum mittlerweile 7. Schlossfest auf dem Anger zwischen Evangelischer Kirche und Herrenhaus ein. Im Programm sind u.a. der Kirchenchor Hönow, ein Märchenerzähler, das Kindertheater der Kita „Kinderkiste“, ein Bücherstand und das Hofcafé der AWO auf dem Kirchhof. Beim Bühnenprogramm ist die Rüdersdorfer Bergkapelle mit von der Partie, für jugendliche Zuschauer gastieren die „United Dancing Angels“ aus Altlandsberg. 8 jot w.d. 6/2011 Emil ist grausam Tipps und Termine Kulturmarktplatz an der Promenade Marzahn – Zum „Treffpunkt M auf der Marzahner Promenade“ wird am 25. Juni zwischen 11 und 18 Uhr eingeladen. Auf dem Kulturmarktplatz präsentieren sich u.a. ortsansässige Vereine und Initiativen. Geboten wird ein Bühnenprogramm, gestaltet von Musik- und Tanzschulen und dem Kinder- und Jugendtreff FAIR. An mehreren Ständen kann getrödelt werden. I.D. Frühstück mit Horst Drinda am Abend Marzahn – Die „Mark-Twain-Bibliothek“, Marzahner Promenade 52-54, verlegt ihr „Literarisches Frühstück“ auf die Abendstunden und präsentiert am 8. Juni, 20 Uhr, zur 1. Langen Nacht der Bibliotheken das Buch von Horst Drinda „Die Welt ist noch nicht fertig“. Es wurde herausgegeben und bearbeitet von Drindas Sohn, Dr. Stefan Drinda, und Adelheid Wedel. Das Vorwort schrieb Gisela Steineckert. Der beliebte Schauspieler und Regisseur Horst Drinda wehrte die Bitten seiner Familie, über sein Leben zu schreiben, immer ab. Nachdem Frau und Kinder nicht locker ließen und ihm einen Computer schenkten, machte er sich doch ans Werk. Es entstanden 21 kluge und bewegende Briefe. Sie widerspiegeln das Leben eines großen Künstlers, der in der DDR zu den Stars von Bühne und Film zählte. Orgel-Otto im Kompass Hellersdorf – Am 21. Juni, 14 Uhr, präsentiert Orgel-Otto im Kompass am Kummerower Ring 42 sein Berlin-Programm „Untern Linden, untern Linden“. Eintritt 2,50 Euro, Kaffeegedeck 1,50 Euro, Karten Tel. 56 49 74 01. Kultur & Freizeit Manfred Borges und Ernst-Georg Schwill bei „3 nach drei“ Hellersdorf – Einmal hatte er einen wichtigen Termin verpasst. Der war ihm mittels Email übermittelt worden. „Können die Leute nicht anrufen“, empört sich der Schauspieler Ernst-Georg Schwill. „Ick hab mit Computern nüscht am Hut. Emil (gemeint sind Emails, ID.) ist grausam“, erfahren die Besucher der Talkreihe „3 nach drei“ am 18. Mai im Kulturforum. Zum Glück haben die Organisatoren der Reihe, Carola Röger und Siggi Trzoß, ErnstGeorg per Telefon zum Talk eingeladen. Und weil er direkt via U-Bahn vom Alex kam, war pünktliches Erscheinen gesichert. Der zweite Talkgast von Moderator Siggi Trzoß kam aus Pankow, auch mit der U-Bahn – der 82-jährige Schauspieler Manfred Borges. Weitere Strekken fährt er auch noch mit Auto, etwa, wenn es zum „Klassentreffen“ in seine Geburtsstadt Blankenburg im Harz geht. Seine Ausbildung erhielt er in den 40-er Jahren des vorigen Jahrhunderts in München und Weimar, seit Gründung des Berliner Maxim-Gorki-Theaters 1952 gehörte Borges dem Ensemble an, bis 1997! „Er habe das Theater damals mit aufgebaut“, erzählt er. Noch heute steht der 82-Jährige auf der Bühne des Berliner Kriminaltheaters. Obwohl er, wie er zugibt, mit Krimis eigentlich nicht viel am Hut hat. „Ich bin da mal eingesprungen für jemanden und so hat es sich halt ergeben.“ In diesem Beruf Ernst-Georg Schwill (re.) und Manfred Borges. Foto: Dittmann spielten Glück und der Zufall Jahre), „Der Preis der Schöneine große Rolle, weiß der ge- heit“ (2001) – um nur einige standene Theater- und Film- Filme zu nennen. Dennoch, schauspieler aus eigener Erfah- und da ist er sich mit seinem rung. Sein Repertoire an Film- Kollegen Ernst-Georg Schwill und Fernsehrollen ist beträcht- einig, würde er heutzutage dielich: „Die Störenfriede“, „Stär- sen Beruf nicht mehr ergreifen. ker als die Nacht“, „Der Um mit einer Rolle besetzt zu Hauptmann von Köln“ (50-er Jahre), „Nackt unter Wölfen“, „Die Mutter und das Schweigen“, „Jenny“ (60-er und 70-er Jahre), „Daniel Druskat“, „Zwei schräge Vögel“ (80-er Jahre), „Liebling Kreuzberg“ (90-er Marzahn statt Hollywood Sonntagsmatinee mit Schlager, Operette und Tanzshow Musikkabarett im FFM Marzahn – Am 3. Juli, 16 Uhr, trifft in der Studiobühne des Freizeitforums Wiener Charme auf preußische Nüchternheit. Das Musikkabarett unter dem Titel „An der schönen schwarzen Donau“ wird von Martha Pfaffeneder (Gesang und Moderation) und Jens-Karsten Stoll (Klavier und Kommentare) präsentiert. Eine schwarz-amüsante Melange aus Texten und Noten für Freunde des „liebreizenden“ Wiener Humors. Eintritt 8 Euro, Karten Tel. 542 70 91. I.D. Das Ei ist hart Hellersdorf – Unter dem Motto „Das Ei ist hart“ (Loriot) bringen Ute Beckert und Jörg Peter Malke sowie die „KleinstSymphoniker“ Walter Thomas Heyn und Karin Leo am 29. Juni Skeche und Geschichten über allzu Zwischenmenschliches auf die Bühne des Kulturforums, Carola-Neher-Straße 1. Beginn 14.30 Uhr, Eintritt 4 Euro, Kaffeegedeck 2 Euro, Karten Tel. 56 111 53. werden, komme es weniger aufs Können an. „Man muss passen“, meint Schwill. Schauspieler könnten sich auch kaum noch mit eigenen Gedanken und Vorschlägen einbringen. „Das Ensemble gibt es nicht mehr.“ (Borges). Schwill, der im März 72 wurde und schon als Jugendlicher zum Film kam (mit 15 spielte er in „Alarm im Zirkus“), ärgert sich über die vielen Anglizismen in der Branche („Kommen Sie ans Set! Früher hieß das Drehort.“) Nach einer begonnenen Lehre als Filmfotograf und noch während seines Studiums an der Filmhochschule wurde er bekannt als Hauptdarsteller in Heiner Carows DEFA-Film „Sie nannten ihn Amigo“, auch durch „Berlin – Ecke Schönhauser“ und „Eine Berliner Romanze“. 1960 dann spielt er in Frank Beyers Film „Fünf Patronenhülsen“. Unzählige Rollen als „der Kumpel von nebenan“ folgten. Nach der Wende übernahm Schwill auch Rollen in TV-Serien wie „Auf alle Fälle Stefanie“ und dem Berliner „Tatort“. Als Assistent der beiden Kommissare bezeichnet er sich selbst als „Diener zweier Herren“. In seinem autobiografischen Buch „Is doch keene Frage nich“ sind all die Geschichten aus den vergangenen 70 Jahren nachzulesen. Dass im Herbst ein zweites Buch folgen soll, verriet er den Besuchern im Kulturforum am Rande. Arbeitstitel: „Icke, meine und andere Tatorte“. Ingeborg Dittmann Gabriele Scheidecker zeigte Witz und Charme, Holm und Lück waren in Hochform. Fotos: Dittmann Marzahn – Der Chor am 8. Mai im großen Saal des FFM war vielstimmig: „Hulala, Sommer in den Bergen“; zwei nicht mehr ganz so junge und doch immer noch jugendlich frisch wirkende Schlagersänger in knallengen schwarzen Lederhosen hatten das Publikum zum Mitsingen animiert – Andreas Holm und Thomas Lück, Freunde im Leben und Partner auf der Bühne seit vielen Jahren. In ihrer Moderation werfen sich die beiden mit viel Humor gegenseitig die Bälle zu. Und nicht selten nehmen sie sich in dem einen oder anderen Song selbst auf die Schippe („Baby mach lieber die Lichter aus, so taufrisch sehn wir nicht mehr aus“, „Was willst du denn in Hollywood?“). In einem Medley erklingen Hits von Gestern wie „Siebenmal Morgenrot“, „Ein Mädchen wie dich“, „Sie war mein Kurschatten“. Auf die Sonntagsmatinee mit Moderator Siggi Trzoß hatte die Opernsängerin Gabriele Scheidecker eingestimmt. An der Berliner Musikhochschule hatte sie einst Gesang, Schauspiel und Tanz studiert, war danach an Theatern in Görlitz, Cottbus, Schwerin und Rostock engagiert. In Marzahn brachte sie Ausschnitte aus ihrem Programm „Frauen sind keine Engel“ – dargeboten mit Charme, Witz und Augenzwinkern. Viel Applaus gab es auch diesmal wieder für Andrea und Wilfried Peetz, die sich mal solistisch, mal als Gesangsduo präsentierten. Gute Laune verbreiteten an diesem Sonntagvormittag auch die Mädchen der Showtanzgruppe „Lolli Pops“. Da zuckte es manch einem im Saal selbst in den Beinen. I. Dittmann Kultur & Freizeit jot w.d. 6/2011 9 Alles begann mit Ringelnatz Der Lyriker Heinz Kahlau war zu Gast des Talks „Wenn die Neugier nicht wär“ Marzahn – Er war der meist gelesene Lyriker der DDR. Unzählige Gedichte, Aphorismen, Sinnsprüche. Liedtexte, aber auch Drehbücher oder Texte für Kinderbücher und fürs Theater hat er geschrieben. Nicht zu zählen die vielen Nachdichtungen. Generationen wuchsen mit seinen Liebesgedichten auf – die schönsten davon vereint in dem immer wieder neu aufgelegten Lyrikband „Du“. Nun ist der Hauptteil seines umfangreichen Lebenswerkes (allein mehr als 20 Lyrikbände gibt es von ihm) in einem Band vereint – „Sämtliche Gedichte und andere Werke“ (1950 – 2005), Herausgeber Lutz Görner, Aufbau-Verlag. Ein dickes Buch mit Hunderten von Seiten. Daraus las der Lyriker, Autor und Schriftsteller, der am 6. Februar 80 Jahre alt wurde, am 21. Mai im Freizeitforum Marzahn während des Talks mit Barbara Kellerbauer „Wenn die Neugier nicht wär“. Die Studiobühne war bis zum letzten Platz von interessierten Besuchern gefüllt, und das, obwohl frühsommerliche Temperaturen an diesem Samstagabend wohl zahlreiche Alternativen zur Freizeitgestaltung im Freien boten. Heinz Kahlau war für diesen Abend im FFM extra mit seiner Frau Cordula (seit 33 Jahren sind beide verheiratet) und seinen Töchtern Christine und Anja aus seinem kleinen Dorf auf Usedom angereist, wo er seit 2005 mit seiner Frau lebt. 1972 hatten sie dort eine 300 Jahre alte Fischerhütte als Sommersitz erworben. Kahlau, zum Glück handwerklich begabt: „Seitdem haben wir ununterbrochen daran herumgebaut.“ Im Dorf stehen 14 alte und 16 neue Häuser. Kahlau mit seinem trockenen Humor: „Ick bin dort jetzt Ehrenbürger. Da brauch ich mir wenigstens keine Sorgen um einen Friedhofsplatz zu ma- Heinz Kahlau war Gast in der Kellerbauer-Talkshow. Foto: Dittmann chen.“ Aufgewachsen in Drewitz bei Potsdam als Sohn einer Arbeiterfamilie hatte er als Kind und Jugendlicher keinerlei Berührung mit Literatur. „Lesen macht dumm, war mein Stiefvater überzeugt und so hatten wir kein einziges Buch zuhause“, erzählt Heinz Kahlau. Erst als er wegen einer Lungentuberkulose in einer Heilstätte in Rathenow weilte, kam er erstmals mit Literatur in Berührung. „Ein anderer Patient hatte mir einen Band mit Ringelnatz-Gedichten gegeben. Da habe ich mich regelrecht festgelesen und dann selbst angefangen, kleine Verse zu schreiben.“ Sein erstes Gedicht druckte die „Märkische Volksstimme“ ab. So kam er zur Arbeitsgemeinschaft junger Autoren“, einer Nachwuchsgruppe des Schriftstellerverbandes der DDR. Bevor Kahlau 1953 Meisterschüler von Bertolt Brecht wurde, hatte er als Elektriker, Holzdrechsler und Traktorist in Potsdam gearbeitet. Brecht hatte ihn gefragt, was er denn alles so kenne an Theaterstücken und anderen Werken. Er habe den „Faust“ gesehen und eine Operette, deren Namen er vergessen habe, antwortete der junge Mann wahrheitsgemäß. Das seien die besten Voraussetzungen für seine Karriere als T h e a t e r d i c h t e r, wenn er all das Zeugs, was es so gibt, nicht kenne, soll Brecht geantwortet haben. Seinen ersten Gedichtband „Hoffnung lebt in den Zweigen der Caiba“ veröffentlichte Kahlau 1954. Von 1956 an war er freischaffender Schriftsteller, veröffentlichte Lyrik, Dramen, Prosa, Lieder, arbeitete als Funk- und Filmautor („Auf der Sonnenseite“), schrieb Kinderhörspiele und Kinderbücher. Theaterstücke wie „Ein Krug mit Oliven“, „Der Musterschü- ler“, „Die kluge Susanne“ und die „Galoschenoper“ (nach Brechts Dreigroschenoper) folgen. Dass er zwischen 1957 und 64 als IM der Staatssicherheit verpflichtet wurde, legt das heutige Mitglied der Linken 1990 offen. Wegen eines in Paris veröffentlichten kritischen Gedichtes hätte man ihm sieben Jahre Bautzen angedroht. „Ich bin dann ausgestiegen und wurde selbst überwacht.“ Später erhielt er zahlreiche Preise (Lessing-Preis, Kunstpreis der FDJ, Becher-Medaille, Nationalpreis), war zwischen 1970 und 80 Präsident des PEN-Zentrums der DDR und Mitglied im Berliner Vorstand des Schriftstellerverbandes. Sein Wissen gab er oft und gerne an die jüngere Generation weiter, ob in der Singebewegung oder zu den Poetenseminaren der FDJ in Schwerin. Für schreibende Jugendliche gehörte sein kleines grünes Büchlein „Der Vers, der Reim, die Zeile – Wie ich Gedichte schreibe“ zur Standardliteratur. Noch heute steht das in meinem Bücherschrank wie auch sein „Balladenband“ von 1976, „Fundsachen“ (1984) und natürlich das berühmte LiebeslyrikBüchlein „Du“. Zahlreiche Notizbücher stapeln sich in seinem Arbeitsraum, in denen er auf Schritt und Tritt seine Gedanken festhielt, um sie später, umgesetzt in Verse, Reime oder Prosa, in die Tasten der Schreibmaschine zu hämmern. „Dafür gab`s Lob, aber auch Tadel, das hat mich wach gehalten“, sagt er. Ob er heute noch schreibe, fragt die Moderatorin. Da wiegt er bedächtig den Kopf, blickt in die Runde und meint: „Ich schlafe 12 Stunden, dann lese ich, dann lass ich mich von meiner klugen Frau verwöhnen und wenn dann noch Zeit bleibt… Schließlich liest er noch ein Gedicht. Das endet so: „…Ich lebe, weil ich dichte.“ Ingeborg Dittmann Tipps und Termine Kultur per Tour zum Kienberg Hellersdorf – Am 18. Juni, 14 Uhr, steht eine Wanderung zum Kienberg im Programm, mit Einkehr in das GalerieCafé CP. Dort kann die aktuelle Ausstellung besichtigt werden. Treffpunkt 14 Uhr Kulturforum, Carola-NeherStraße 1, Teilnehmergebühr 2 Euro. „Alternativlos“ Marzahn – Unter diesem Titel steht das Programm von Gerd Hoffmann vom Kabarett „Die Radieschen“, zu erleben am 24. Juni, 19 Uhr, im Tschechow-Theater, Märkische Allee 410. Eintritt 8, ermäßigt 6 Euro. Karten Tel. 93 66 10 78. Theater im TaP Biesdorf – Das „theater DIE BOTEN“ wird 50 Jahre. Aus diesem Anlass zeigen die Mitstreiter am 26. Juni, 18 Uhr, einen Querschnitt ihres Repertoires; u.a. „Romeo und Julia“, „Die Erziehung der Engel“, „Goldberg-Variationen“ und „Burattino“ im Theater am Park, Frankenholzer Weg 4. Am 25. Juni, 16 Uhr, geht es im TaP um Kunst, Erotik, Fantasie und Satire beim „Frech-Frivoles-Festival“. Dabei werden auch Preise verliehen. Eintritt für beide Veranstaltungen frei. I.D. Die Mailänder Scala Marzahn – In der Reihe „Reise durch die Musikwelt“ geht es am 15. Juni, 15 Uhr, im Frauentreff HellMa um den Mythos „Scala“. Über Interpreten und spektakuläre Aufführungen berichtet Dr. Eberhard Rudolph. Eintritt 1 Euro. HellMa, Marzahner Promenade 41, Tel. 542 50 57. Sommerfest im Klub Hellersdorf – Zu einem Sommerfest mit Musik und Tanz wird am 21. Juni im Klub Am Baltenring 74 eingeladen. Musikalisch unterhält der „OhrwurmExpress“. Eintritt 2,50 Euro, Karten Tel. 56 30 993. Arno Prinz von Wolkenstein zu Besuch im Kiez Ausstellung „Kunst und Künstler aus Mahlsdorf“ eröffnet Mahlsdorf – Die Ausstellungseröffnung im Kieztreff „Kieke mal“ des Unionhilfswerks begann und endete musikalisch mit Liedern zweier ehemaliger Mahlsdorfer – des Ortschronisten und Autoren Paul Großmann („Leise, leise schleicht ein Schatten“) und des Komponisten Kurt Schwaen („Wer möchte nicht im Leben bleiben“). Letzteres war Teil der Filmmusik zu dem DEFA-Spielfilm „Sie nannten ihn Amigo“ von 1959. Wera Küchenmeister schrieb den Text, Schwaen die Musik. Der prominente Mahlsdorfer ist einer von zwölf Künstlern, die in dieser neuen Ausstellung in Wort, Bild und Dokumentation vertreten sind. Ebenso wie Sandmännchenvater Gerhard Behrendt, die Keramikerin und Bildhauerin Johanna Jura, die Schriftsteller- und Filmautoren Jurek Becker und Rudi Strahl, die Maler Karl Hartwig und Kurt Massow, die Kinderbuchillustratorin Ingeborg Meyer-Rey und einige an- dere Kunstschaffende, die einst in Mahlsdorf lebten und arbeiteten. Anlass der Ausstellung am Hultschiner Damm ist die Tatsache, dass unser „Dorf“ in diesem Jahr laut erster urkundlicher Erwähnung 666 Jahre wird. Von der Öffentlichkeit und der Bezirksbehörde kaum wahrgenommen, machten zwei Mahlsdorfer „von Harald Kintscher und Maria Hartwig bei der Ausstellungseröffnung. Fotos: Nachtmann heute“ auf dieses Ereignis aufmerksam – zunächst mit einem Mahlsdorfer Kunstkalender (Heimatverein/Harald Kintscher), nun mit dieser Exposition. Die Idee dazu hatten Harald Kintscher und Michael Wiedemann. Heimatforscher Harald Kintscher sprach am 13. Mai dann auch die einführenden Worte, erzählte auch, wie er zu dem einen oder anderen Exponat gekommen ist. Etwa einem Originalplakat des Stücks von Rudi Strahl „Arno Prinz von Wolkenstein“ aus dem Jahre 1977, das er von Strahls Witwe Alice erhielt. Interessant ist dieser Blick in die Geschichte unseres Ortes sicherlich besonders für die vielen Neubürger. Aber auch alteingesessene Mahlsdorfer werden staunen, wie viele prominente Künstler in ihrem Kiez einst lebten und wirkten. Ein Besuch lohnt allemal, die Tram 62 hält vor der Tür. Die Ausstellung ist bis 30. November (außer im Juli/ August) im Kieztreff, Hultschiner Damm 84 A (gegenüber der Sparkasse) zu sehen. Inge Dittmann 10 20 Jahre Otto-NagelGymnasium Biesdorf – „1878 erhielt Biesdorf ein kleines Schulgebäude, in dem zwei Lehrer 18 Schüler unterrichteten.“ So steht es in altdeutscher Schrift in unserer Schulchronik. Das Gebäude in seiner jetzigen Form entstand im Jahre 1911. Unser Otto-NagelGymnasium wurde vor genau 20 Jahren als 6. Gymnasium von Berlin-Marzahn gegründet. Jetzt ist das Otto-Nagel-Gymnasium, Schulstraße 11, eine moderne Schule in einem historischen Gebäude und eine der gefragtesten Schulen in Berlin. Vom 6. bis 10. Juni findet die Festwoche zum Jubiläum statt. Das Vorbereitungsteam um Frau Scherfenberg – sie ist Lehrerin für Mathematik und Physik und Verantwortliche für die Schulchronik – hat interessante Projekte vorbereitet. Interessierte sind zum Schulhoffest am 9. Juni von 15-18 Uhr eingeladen. Info Tel. 514 38 64, www.otto-nagel-gymnasium.de. Lutz Seele, Schulleiter Kindermusical über heiligen Franz Kaulsdorf – In dem Kindermusical „Franziskus“ geht es um das Leben des Heiligen Franz von Assisi. Das Musical wird am 26. Juni, 15 Uhr, von den Kinder- und Jugendchören in der evangelischen Jesuskirche aufgeführt; Eintritt frei. Neues Privat-Gymnasium Wilmersdorf – Eine reformpädagogische Privatschule mit Begabtenprofil startet ab dem neuen Schuljahr an der Schlangenbader Straße 31. Einen Schwerpunkt wird die Arbeit mit so genannten Hochbegabten bilden, die in „normalen“ Schulen kaum eine adäquate Förderung erhalten können. Das Schulgeld beträgt je nach Einkommenssituation zwischen 100 und 480 Euro pro Monat. Es gibt noch zwei Info-Veranstaltungen am 9. Juni, 18 Uhr, und 16. Juni, 19 Uhr. Anmeldungen über Galileo Schools for Life UG, Dorothee Langosch, Tel. 0157-85 60 60 21, email [email protected]. Trau Dich was – im Niedrigseilgarten Hellersdorf – Wild Whoosey, Teamwippe, Spinne und ZickZack heißen die Übungselemente im neu entstandenen Niedrigseilgarten des Hauses Sonneneck, Alt-Hellersdorf 29-31, der Schulklassen und Jugendgruppen für spannende Trainingsstunden zur Verfügung steht. In moderierten Veranstaltungen werden Teamgeist und Körperbeherrschung geschult. Bauherren des Projekts waren MarzahnHellersdorfer Jugendliche, die sich in den berufsorientierenden Werkstätten bei Kids & Co fachpraktische Kompetenzen aneignen. Anmeldung Tel. 99 90 1763. jot w.d. 6/2011 Jugend-Bildung-Sport Märchen ohne Magie Gastspiel der Theatergruppen des Max-Planck-Gymnasiums Biesdorf – Mit dem Abitur in der Tasche blicken die Schüler der Kurse im Darstellenden Spiel (DS) des Max-Planck-Gymnasiums aus Mitte zurück auf drei Jahre voller Spaß, verspielter Improvisationen, verrückter Kostüme, spannender Auftritte an ungewöhnlichen Orten und können gar nicht glauben, dass dies mit dem Abschluss des vierten Semesters nun ein Ende finden soll. Einen definitiven Abschluss bildet nun das Gastspiel der Schüler am 15. Juni im Theater am Park TaP am Frankenholzer Weg. Mit dieser Aufführung auf der Bühne des Theaters am Park kommen die beiden DS-Gruppen des diesjährigen Jahrgangs noch einmal zusammen und möchten ihre Abschlussprojekte vorstellen. Zuerst geht es direkt in den Märchenwald, aber in dem ist es schon lange nicht mehr, wie’s mal war. Die Märchenfiguren wagen kaum es auszusprechen: die Magie der Märchen ist verschwunden! Wo ist sie hin? Verloren? Vergessen? Geklaut? Die zweite Gruppe hat sich an einem Stück von Brecht versucht und herausgefunden, dass der „Kongress der Weißwäscher“ auch in der heutigen Zeit noch so einige interessante Einsichten bietet. Mit Erfolg wurde diese Aufführung bereits als Beitrag zu den 13. Theatertagen der Marzahner und Hellersdorfer Schulen im Februar im TaP gezeigt. Die beiden Theaterschülergruppen sind stolz und freuen sich, noch einmal präsentieren zu können, was sie in ihrem letzten Schuljahr gemeinsam erarbeitet haben. H. Berndt Widerstand gegen Kürzungen beim JSO Marzahn-Hellersdorf – Das Jugendsinfonieorchester MarzahnHellersdorf protestiert gegen die am 1. April in Kraft getretenen Kürzungen, die u.a. die Zeit für Registerproben und die Arbeitszeit des Dirigenten und des Organisationsteams um die Hälfte beschneiden. Diese Kürzungen mitten im laufenden Programm gefährden das Orchester grundlegend in seinem Fortbestehen. In einem Gespräch mit dem zuständigen Stadtrat Stephan Richter wurde signalisiert, dass man von Seiten des Bezirks den Verlust dieser bedeutenden kulturellen Institution zwar bedauere, jedoch zum Zwecke der Konsolidierung des Musikschulhaushaltes in Kauf nimmt. Im Gegensatz dazu zeigte sich in Form von Unterschriftensammlungen und einer Online-Petition, die in vier Wochen über 1700 mal unterzeichnet wurde, eine breite Öffentlichkeit mit dem Jugendsinfonieorchester solidarisch und über die Kürzungen empört. Darunter sind Persönlichkeiten des deutschen und internationalen Musiklebens wie z.B. Helmut Lachenmann (Komponist), Georg Faust (1.Solocellist der Berliner Philharmoniker), Jörg Evers (Deutscher Komponistenverband) und der Fernsehmoderator Dieter Moor. Als die Berliner Philharmoniker vom Geschehen erfuhren, entschlossen sie sich, ebenfalls aktiv zu werden. Sie luden das Orchester für den 31.Mai ein, beim Lunchkonzert in der Philharmonie zu spielen, um ein größeres Publikum auf die Problematik aufmerksam zu machen. Christina Dietrich Am 30.Mai (nach Drucklegung dieser Ausgabe) sollte in der Alice-SalomonHochschule ein Gespräch über die Problematik stattfinden. Piraten lassen Kinder singen Abgabefreie Liederbücher werden an Kindergärten verteilt Marzahn-Hellersdorf – Die Mitglieder der Piratenpartei im Bezirk beteiligen sich an der Verteilung gemeinfreier Liederbücher des Musikpiraten e.V. an Kindertagesstätten. Sie tragen somit dazu bei, dass die Kleinsten in unserem Bezirk wieder sorgenfrei singen können. Als die Verwertungsgesellschaft Musikedition im Jahr 2009 begann, Kindertagesstätten in ganz Deutschland finanziell für das Kopieren und Weitergeben von Noten sowie für das öffentliche Aufführen von Liedern zu belangen, entschied sich der Verein Musikpiraten, ein komplettes Liederbuch unter freier Lizenz zu produzieren. Im Gegensatz zu kommerziellen Büchern ist bei diesem das Vervielfältigen und Weitergeben von Noten ausdrücklich erwünscht, kostenfrei und ohne Verwaltungsaufwand möglich. Die Piraten in Marzahn-Hellersdorf beteiligen sich an der Verteilung der komplett durch Spenden finanzierten Liederbücher, die viele gängige Stücke deutschen Liedguts enthal- Pirat Steffen Ostehr übergab am 24. Mai Birgit Rossow, Leiterin der Kita Abenteuerland, das lizenzfreie Liederbuch. Foto: Kirste ten, von „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ bis hin zu „Stille Nacht“. „Es ist schade, dass Verwertungsgesellschaften wie die VG Musikedition nicht mehr davor zurückschrecken, Kindergärten zu schröpfen und so Beeinträchtigungen bei der Entwicklung zukünftiger Generationen billigend in Kauf nehmen“, meint Steffen Ostehr, Spitzenkandidat der Piraten im Bezirk. „Ich bin froh, dass es noch Menschen gibt, die sich aktiv gegen diese Art von Profitgier einsetzen.“ Die Piratenpartei setzt sich für eine umfassende Erneuerung des Urheberrechtsgesetzes ein, das sowohl den Künstlern als auch den Konsumenten in der heutigen Zeit gerecht wird. Da Verfielfältigungsrechte an Noten ein komplexes Problem sind, werden alle Liederbücher persönlich übergeben und die Hintergründe der Aktion erläutert. Die bisherigen Reaktionen waren positiv und bestätigen, dass die Piraten und diese Aktion den Nerv der Zeit treffen. Sebastian Kirste Umwelt & Verkehr jot w.d. 6/2011 11 Königinnen auf dem Rathausdach 100 000 fleißige Arbeiter über den Amtsstuben Bienen im, besser auf dem Plattenbau, statt auf dem Lande? Wie soll das gehen, mag da manch einer fragen. Die erfahrenen Imker Andreas Krüger und Uwe Meyer erklären es: Die Stadt mit ihren Parks, Straßenbäumen, Blumenrabatten und anderem Stadtgrün schaffe ideale Voraussetzungen für die Bienen, teils sogar bessere wegen zunehmender Monokultur auf dem Land. „Ideal sind zum Beispiel die vielen Robinien dort drüben entlang der U 5“, sagt Krüger. „Die Bienen schwärmen bis zu drei Kilometer aus, also auch zum Wuhletal oder zur Hönower Weiherkette.“ Bei der Stadtimkerei stünde die Bestäubung der Blüten im Vordergrund, weniger der Ertrag an Honig. Und der hätte hier Bioqualität, sagen die Fachleute, denn Bienen nehmen Autoabgase nicht auf. Bekanntlich sind Bienen gut organisierte, sprichwörtlich fleißige Völker mit einer „gut durchdachten“ Planstruktur. Vielleicht färbt davon ja auch etwas auf die öffentliche Verwaltung ab? Ingeborg Dittmann Andreas Krüger (mit Hut) und Uwe Meyer vom Imkerverein Wuhletal gewährten uns einen kurzen Einblick in den Bienenstaat auf dem Rathausdach. Foto: Dittmann Hellersdorf – Zwei neue Völker haben sich im vergangenen Monat in der Hellen Mitte angesiedelt. Doch die 100 000 „Neubürger“ benötigen keine Wohnungen, kommen nicht mit der U-Bahn und verirren sich auch nur selten in Supermärkte. Sie wohnen hoch oben auf dem begrünten Dach des Rathausgebäudes am Alice-Salomon-Platz in zwei „Holzhäuschen“. Mitglieder des Imkervereins Wuhletal 1864 wie Andreas Krüger und Uwe Meyer haben diese gebaut und die 100 000 fleißigen Bewohner – zwei Bienenvölker – gleich mitgebracht. Stadtimkerei heißt der neue Trend international (in New York oder Paris bereits Tradition) nun auch in Berlin. „Berlin summt“ – die Idee zu diesem Projekt hatten das Umweltforum für Aktion und Zusammenarbeit und das Initiativprojekt „Über Lebenskunst“. Inzwischen werben an 12 prominenten Dachstandorten Berlins (etwa auf dem Abgeordnetenhaus oder dem Berliner Dom) zahlreiche Bienenvölker für mehr Stadtnatur. Der in Hellersdorf wurde am 17. Mai offiziell übergeben. Bürgermeisterin Dagmar Pohle überzeugte sich bei einem „Staatsbesuch“ in luftiger Höhe persönlich vom Wohlergehen der Königinnen mit ihren Staaten. Mahlsdorf – In diesem Jahr gibt es viel Neues im „Garten der Sinne“ des Vereins „Mittendrin in Hellersdorf“ an der Wodanstraße 6 zu bewundern. Eine Sonnenuhr wird ebenso vorgestellt, wie die heimischen Getreidearten, der Wald der Vorurteile mit dem Baum der Zukunft und eine Pflanzentauschbörse. Ein Insektenhotel lädt auch die kleinsten „Garten der Sinne“ wieder geöffnet „Gäste“ ein, den „Garten der Sinne“ zu besuchen. Besonders freuen darf man sich auch auf die beiden neuen Maskottchen, Eichelhäher Garry und Waschbär Wodan, die stellvertretend für Tiere aus der Umgebung stehen. Beide wird man ab diesem Jahr in Form von preiswerten Handwerkprodukten, wie z.B. Handy- und Kosmetiktäschchen und Schürzen, die von Klienten des Vereins zur Integration Behinderter hergestellt werden, erstehen können. Bis zum Herbst heißt der „Garten der Sinne“ täglich von 9 bis 17 Uhr willkommen. Kräuter und ein Gartenteich laden ebenso zum Verweilen ein, wie selbstgebaute Holzspiele, „Sinneswege“ mit unterschiedlichen Oberflächen aus Naturmaterialien und ein Tobegarten auf dem Grundstück gegenüber in der Wodanstraße 40. Der Eintritt ist frei. Für Schulklassen und Gruppen gibt es kostenlose Führungen, Info Tel. 99 88 160, email [email protected]. RN Sicher durch die Radler-Saison Frühlings-Check des ADFC für Fahrräder startete auf dem Alice-Salomon-Platz Hellersdorf – Beim Anblick einer Menschenschlange denkt man unwillkürlich: Hier gibts was kostenlos. Und in der Tat kostete der in diesem Jahr erstmals als Auftakt am 7. Mai durchgeführte FahrradCheck des ADFC keinen Cent. Nur etwas Zeit musste investieren, wer seinen Drahtesel – egal ob teurer Flitzer oder museumsreifer Oldie – auf Sicherheit überprüfen und nötigenfalls auch leicht reparieren lassen wollte. Denn erfahrene Mechaniker behoben kleinere Mängel sofort. Der Fahrradclub spendierte die Ersatzteile für Bremsen und Beleuchtung. Insgesamt wurden an diesem Tag 113 Fahrräder auf Verkehrssicherheit geprüft. Der jüngste Radler war erst acht Jahre alt. Fachberater gaben zudem Informationen und Tipps, wie Radfahrer im Großstadtverkehr sicherer fahren. Wer wollte, konnte sich auch an einem Verkehrssicherheits-Quiz zum Fahrrad beteiligen. Der alljährliche Frühlings-Check des ADFC dient der Erhöhung der Verkehrssicherheit für Fahrradfahrer und wird von der Verkehrslenkung Berlin unterstützt. Im Rahmen der Frühlingsüberprüfung haben die Mitglieder der Stadtteilgruppe Wuhletal auch für die diesjährige gemeinsame Aktion von ADFC und AOK „Mit dem Rad zur Arbeit“ geworben. 15 Interessenten haben vor Ort den Teilnahmecoupon ausgefüllt und erhielten dafür ihren Aktionskalender. Außerdem gab es einen Gutschein für ein T-Shirt. Zusätzlich konnten sich alle Interessenten mit dem kostenlosen Heft „Rad und Touren 2011“, Tourenkarten und vielen weitere Informationen rund ums Fahrrad vom ADFC Berlin eindecken. RN Das Schlange-Stehen hat sich gelohnt: Wer seinen „Draht-Esel“ vorführte, fuhr mit einem geprüften und reparierten Rad in die Saison. Fotos: Nachtmann Perle der Gartenkunst Marzahn – Das Bezirksmuseum und der Verein „Freunde der Gärten der Welt“ laden am 8. Juni, 18 Uhr, zu einer Führung mit Hendrik Gottfriedsen durch den Chinesischen Garten ein. Er wird einen Einblick in die Chinesische Gartenbaukunst vermitteln und über die Entstehung der Anlage informieren. Der im Jahr 2000 eröffnete Garten war der erste im Ensemble der Gärten der Welt im Erholungspark Marzahn. Treffpunkt Haupteingang Eisenacher Straße, Eintritt 3, ermäßigt 1,50 Euro. I.D. Poet‘s Corner und Sternennacht Biesdorf – Im Rahmen des bundesweiten „Tages der Parks und Gärten 2011“ gestaltet Schloss Biesdorf am 18. und 19. Juni ein abwechslungsreiches Programm für die ganze Familie. Los geht’s am 18. 6. um 14 Uhr mit einer Führung durch den Schlosspark und einer Besichtigung des Eiskellers (auch 17 Uhr). Zwischen 15 und 17 Uhr stellen junge Poeten im Lesegarten ihre Werke vor. 19 Uhr gibt es „SommerAbend-Liebes-Lieder“ mit dem Jugendchor Marzahn-Hellersdorf. Am 19. Juni, 11 Uhr, wird nach dem Schlosskonzert mit „twelve strings“ die Ausstellung „Weibsbilder von gestern und heute“ eröffnet. 11 und 14 Uhr finden Schlosspark-Führungen statt. 14.30 Uhr stellt sich die Musikschule Fröhlich auf der Nordterrasse vor und 16 Uhr gastiert das Puppen-Musiktheater Rumpelstilzchen. I.D. Grünstrom spart Kohlendioxid Marzahn – Die degewo hat für die Jahre 2012 und 2013 erstmals ausschließlich Ökostrom eingekauft und stellt damit die Hausstromversorgung auf atomstromfreie und CO 2-neutrale Energie um. Bei der jährlichen Liefermenge von rund 30 Gigawattstunden wird der Kohlendioxid-Ausstoß um je ca. 19 000 Tonnen verringert. Die Kosten für die Mieter erhöhen sich um nur 0,25 Euro im Jahr. RN 18. Umweltpreis Marzahn-Hellersdorf – Der 18. Umweltpreis des Bezirkes ehrt Aktive und Initiativen, die sich in besonderer Weise um den Naturschutz oder die Umweltbildung verdient gemacht haben. Ausgelobt werden jeweils drei Ehrungen für Initiativen und Aktive. Sie sind mit einer Geldprämie von je 1000 bzw. 500 Euro verbunden. Eine Jury nimmt die Auswahl vor. Beim 19. Umweltfest am 10. und 11. September, wird der Preis vergeben. Vorschläge bis spätestens 30. Juli beim Koordinator der Lokalen Agenda 21, Helmut Hermes, Helene-Weigel-Platz 8, 12681 Berlin, einreichen. 12 Senioren-BVV berät Lebensbedingungen Älterer im Bezirk Marzahn-Hellersdorf – Die Vorsteherin der Bezirksverordneten-Versammlung, Petra Wermke, und die Seniorenvertretung mit ihrer Vorsitzenden Regina Steeger laden alle Senioren herzlich zur diesjährigen Senioren-BVV am 29. Juni, 15 bis 17 Uhr, in den Rathaussaal in Helle Mitte, AliceSalomon-Platz 3, ein. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen die Lebensbedingungen der Seniorinnen und Senioren in unserem Bezirk. Die Veranstaltung bietet die Möglichkeit, mit Mitgliedern des Bezirksamtes sowie mit Expertinnen und Experten direkt ins Gespräch zu kommen und öffentlich Anfragen zu stellen. Thema Rechtsmedizin jot w.d. 6/2011 Konditoren über die Schulter schauen Erster Spatenstich für eine Schaubäckerei im Freizeitforum Marzahn – Leckeren Kuchen für alle gab es am 19. Mai vor dem ehemaligen Restaurant „Malibu“ im Freizeitforum an der Marzahner Promenade 55. Den verteilten am provisorischen Bäckerstand Andreas Engel und Mitarbeiter der Konditorei & Feinbäkkerei Engel, die einst im Dorf Marzahn ansässig waren und nun ihr Geschäft in Hohenschönhausen haben. Künftig werden sie eine Schaubäckerei im FFM betreiben. Nach dem Ende des „Malibu“ boten die leeren Räume rechts vom Eingang zum Freizeitforum lange Zeit ein mehr als trauriges Bild. Zuletzt waren die großen Glasscheiben durch Plakate verdeckt. Am 19. Mai wurde im Beisein von der für das FFM verantwortlichen Stadträtin Manuela Schmidt der symbolische erste Spatenstich für den Umbau eines Marzahn – In der Vorlesungsreihe der Akademie für höhere Semester des „alt-KLUG e.V.“ geht es am 26. Juni, 10.30 bis 12 Uhr, um „Rechtsmedizin – ein kleines medizinisches Fach mit großer Ausstrahlung“. Referent ist Prof. Dr. med. Volkmar Schneider im Kontaktcafé der „Lebensnähe“, Allee der Kosmonauten 69. Eintritt frei. Lese-Café zur „Spezies Mensch“ Mahlsdorf – Andrea Gerecke präsentiert am 15. Juni, 14.30 Uhr, im Lese-Café des Pestalozzi-Treff, Pestalozzistraße 1A, heiter-ironische Geschichten über Menschen und ihre ganz besonderen Eigenheiten. Eintritt 2,50 Euro, Kaffeegedeck 1,60 Euro. Karten Tel. 56 58 69 20. Singen macht Laune Marzahn – Am 8. Juni, 15 Uhr, steht das gemeinsame Singen im Restaurant des Kursana Seniorenzentrums Landsberger Tor unter dem Motto „Lachend kommt der Sommer, wir singen in geselliger Runde die schönsten Volkslieder“. Texte liegen vor. Moderation: Carola Röger, Klavier: Ulrich Wilke. Eintritt 2 Euro, Blumberger Damm 158. Gesprächsreihe für Gründerinnen Marzahn – Im HAFEN – Gründerinnenzentrum, Schwarzburger Straße 10, beginnt eine neue Gesprächsreihe „Gründung als Chance?“, die jeden ersten Montag im Monat, 10 Uhr, stattfindet. Zur ersten Veranstaltung in dieser Reihe am 6. Juni sind Frauen eingeladen, die Ideen und Orientierungen für eine mögliche Selbstständigkeit suchen. Existenzgründerinnen und gestandene Unternehmerinnen berichten aus ihrer Gründungsphase. Info Tel. 932 81 32. RN Wirtschaft & Soziales Stadträtin Manuela Schmidt war sichtlich begeistert vom Kuchen, den Vater und Sohn Engel zum ersten Spatenstich (mit Abbruchhammer, li.) der Schaubäckerei mitgebracht hatten. Fotos: Dittmann, Nachtmann Teiles des ehemaligen „Malibu“ gesetzt. Im Spätsommer sollen die Bauarbeiten beendet sein und die Besucher können sich dann auf Kaffee & Kuchen, leckeres Eis und Sommersonne auf der Terrasse der „Engels“ mit Blick auf den neu gestalteten Victor-Klemperer-Platz freuen. Am Kuchentisch Pantomime mit 96 Senioren-Ratgeber-Journal mit vielen Tipps Marzahn-Hellersdorf – Sie steht vor der ersten Neuwahl, hofft auf viele Wähler im Bezirk und auf engagierte Mitstreiter. Die Seniorenvertretung Marzahn-Hellersdorf zieht in der jüngsten Ausgabe des Seniorenjournals Bilanz, berichtet von ihrem Engagement in allen Bereichen – ob es um Gesundheitspolitik oder den Winterdienst, um das Wohnteilhabegesetz oder die Befürwortung geriatrischer Schwerpunktpraxen geht. Sie setzt sich für die bequemen Müllschlucker ein, informiert Seniorinnen und Senioren über den Anspruch auf Grundsicherung, nutzt (nicht nur) die Sozialtage als Plattform, um für die ältere Generation einzutreten. Die bevorstehende Wahl der Seniorenvertretung war auch der Anlass, Bürgermeisterin und Stadträte zu befragen, wie sie in ihrem Ressort Politik für Senioren machen. Der Beauftragte für Menschen mit Behinderung Matthias Flender gibt Auskunft über das derzeitige Angebot der Mobilitätshilfsdienste. Der Heimatverein Marzahn-Hellersdorf kann feiern: Seit 20 Jahren engagiert er sich „für das historische Gedächtnis des Bezirkes“, so Vorsitzender Wolfgang Brauer. Ihren Spaß haben „Jugendliche von 16 bis 96“ in der Seniorenpantomimegruppe, die sich neuerdings an der Alice-Salomon- Hochschule trifft, weitere Pantomimen sind ausdrücklich erwünscht. Das Journal berichtet über die Angebote der Stadtteilzentren sowie Sport- und Fitnessmöglichkeiten für Senioren, listet Möglichkeiten auf, in der Nach- barschaft preiswert Mittagessen zu gehen, stellt Wohn- und Pflegemöglichkeiten im Alter vor und informiert über Beratungsund Hilfsangebote. Das Journal ist kostenfrei erhältlich, es liegt u.a. im Bezirksamt, in den Bürgerämtern, Bibliotheken und Stadtteilzentren aus. Es kann auch für 1,45 Euro in Briefmarken bestellt werden beim apercuVerlag, Gubener Str. 47, 10243 Berlin. R. Wagner stand auch der Senior der Bäckerfamilie, der 76-jährige Klaus Engel. Neben Andreas halten auch seine Söhne Thomas und Peter die Bäckertradition hoch. Der Altmeister selbst begann 1959 in einer Bäckerei an der Warschauer Straße, wo er 30 Jahre tätig war. Mit seinen 76 Jahren hilft er noch ab und an bei Sohn Andreas in der Backstube aus. „Hier in Marzahn werden wir auch Lehrlinge ausbilden“, erzählt er stolz. Durch große Glasscheiben zur Backstube könnten die Besucher der Konditorei den Bäckern bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. I. Dittmann „Markt der Frauen“ Lebensmittel- und Handwerksmarkt geplant Marzahn-Hellersdorf – Die Leitstelle für Wirtschaftsförderung ZAK und die Gleichstellungsbeauftragte des Bezirksamtes rufen zum „1. Berliner Markt der Frauen“ auf. Auf diesem sollen Produkte selbständiger Händlerinnen, Handwerkerinnen und Künstlerinnen sowie Öko-Landwirtinnen insbesondere der angrenzenden Landkreise sowie des Bezirkes Marzahn-Hellersdorf angeboten werden. Der Markt soll im Spätsommer starten und an Sonnabenden an einem attraktiven Standort, der gut erreichbar ist und zum Verweilen einlädt stattfinden. Für die Anlaufphase sind fördernde bzw. unterstützende Maßnahmen durch die Verwaltung in Aussicht gestellt. Gesucht werden nun potentielle interessierte Öko-Landwirtinnen bzw. Herstellerinnen von ökologischen Produkten, Händlerinnen, Handwerkerinnen sowie Künstlerinnen. Die Förderung von Frauen basiert auf der Tatsache, dass heute immer noch nur 34 Prozent aller Selbständigen in Berlin Frauen sind und von allen erwerbstätigen Frauen weniger als jede Zehnte ihre eigene Chefin ist – im Gegensatz zu 14 Prozent der Männer. Gleichzeitig arbeiten fast die Hälfte der selbständigen Frauen weniger als Vollzeit, und mehr als Dreiviertel verdienen durchschnittlich weniger als 1500 Euro netto im Monat. Die Initiierung eines Marktes, auf dem primär Frauen unterschiedliche ökologische Produkte, Handwerk und Kunst der interessierten Bevölkerung anbieten, trägt folglich auch dazu bei, die wirtschaftliche Situation selbständiger Frauen zu verbessern, weitere Frauen zur Existenzgründung zu motivieren und sie dabei zu unterstützen, die gleichen Chancen wie Männer zu erlangen. Ziel ist, dass der erste Berliner Markt der Frauen ein Magnet für die Bewohnerinnen und Bewohner der Region und eine lohnenswerte touristische Adresse für Gäste aus Berlin und dem Umland wird. Deshalb werden die künftigen Händlerinnen mit ihren Wünschen und Ideen von Beginn an in das Planungskonzept einbezogen. Interessierte finden Informationen im Internet unter https://www.soscisurvey.de/frauenmarkt; hier gibt es auch einen Online-Fragebogen, der bis zum 10. Juni ausgefüllt werden kann. Zur Vorbereitung gibt es am 22. Juni, 18-21 Uhr, eine gemeinsame Beratung. Auskünfte erteilen auch Sne•ana Sever, Gleichstellungsbeauftragte beim Bezirksamt, Tel. 90 293 20 50, email: [email protected] und Dr. Gabriele Schambach vom Beratungsunternehmen „Genderworks“, Tel. 214 69 004, email: [email protected]. RN Feuilleton jot w.d. 6/2011 Viel Alterseitelkeit Mit heimlichem Groll Heinz Florian Oertels „Halleluja für Heuchler“ Der Werbeaufwand für das Buch war beachtlich. Wie angekündigt, lagen im März die ersten Exemplare von Heinz Florian Oertels „Halleluja für Heuchler“ in den Buchhandlungen oder gelangten per Versand zu den Vorbestellern. Technisch also beste Voraussetzungen, um nach „Gott sei Dank“ und „Pfui Teufel“ einen weiteren Erfolg zu landen. Vor allem auf Jene, die ihrem Tun und Lassen das C wie christlich als Banner vorantragen, hat es Oertel abgesehen. Er fragt, wie sich die deutsche Kriegsteilnahme in Afghanistan mit christlichen Werten vereinbaren lässt, wie es um das Gebot der Nächstenliebe in den Führungsetagen von Politik und Wirtschaft bestellt ist, wie es mit dem falsch Zeugnis reden in der Medienwelt aussieht, die im Talk-Teig unterzugehen droht. Vielen von Oertels Anklagen und Schlussfolgerungen wird der Leser aus vollem Herzen zustimmen, weil er sich in seinen eigenen Gedanken bestätigt sieht oder weil ihm der Autor weitergehende Gedankenanstöße liefert. So etwa, wenn er die Beamtenmentalität in den öffentlich-rechtlichen Medien beklagt. So waren ARD und ZDF bei Olympia 1988 in Seoul mit 570 Mitarbeitern vertreten, während 37 DDR-Reporter und Techniker nicht weniger 13 Jenny Erpenbeck las aus „Heimsuchung“ im Hellersdorfer Kiez Stunden berichteten. Bei vielen heutigen Reportern wie Bela R. bemängelt Oertel fehlende Gedankentiefe und Sprachausbildung, überhaupt sei der heutige kommerzialisierte Sport nicht mehr sein Sport, wie ihn Große wie Emil Zatopek, Muhammad Ali, Pele oder Ulla Donath einst vorlebten. Das alles ist wie immer brilliant aufgeschrieben, obwohl – wie bei den Gedanken zum Tod von Eva Strittmatter – arg mit der heißen Nadel genäht. Und doch bin ich mit dem Buch nicht recht warm geworden. Zu unglaubhaft erscheint mir das mehrmalige Lob des Grundgesetzes, zu oft werden Passagen aus der Bibel zitiert, immer wieder drängt sich Alterseitelkeit nach vorn und geradezu verschwenderisch gibt Dr. Oertel (er hat sich seinen Titel einst wirklich selbst verdient) lateinische Weisheiten von sich. Letzteres könnte ich übrigens auch, seitdem ich ein entsprechendes Stichwort bei Wikipedia gefunden habe. „Si tacuisses philosophus mansisses“*, hätte der uns allen ja wohlbekannte Boethius vielleicht zu dem Buch bemerkt. H. Sandow Heinz Florian Oertel, Halleluja für Heuchler, Das Neue Berlin, 9,95 Euro * „Wenn du geschwiegen hättest, so wärest du ein Philosoph geblieben.“ Nunmehr schon zum zweiten Mal und wiederum gut besucht fand unter Obhut des Aufsichtsrates der WBG „Hellersdorfer Kiez“ eine Lesung statt. Jenny Erpenbeck, Schriftstellerin aus Berlin, war diesmal der Gast. Ihr Buch „Heimsuchung“ wurde 2008 für den Leipziger Buchpreis vorgeschlagen. Es ist von besonderer Sensibilität. Allein die Sprache der jungen Frau beeindruckt. Da gibt es keine Satzblasen, keine Worthülsen. „Lese-Musik“ vermeint einer der Rezensenten zu hören, und ja, es sind Bilder, die aufkommen, wenn Erpenbeck ihre Geschichten erzählt. Der Inhalt des Buches rankt sich um ein Haus. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde es auf einer Wiese am See gebaut, nach fast 100 Jahren, am Ende des 20. Jahrhunderts, wieder abgerissen. Dazwischen liegt Leben. Die Autorin erzählt zwölf Geschichten, die eng an das Haus gebunden sind. Da ist der jüdische Besitzer, der das Haus fluchtartig verlassen muss, weil er im Nazideutschland um sein Leben fürchtet, und dessen Spur verloren geht. Der Architekt, der das Haus liebevoll umgestaltet, davon profitierend, dass sein jüdischer Nachbar verkauft. Auch er verlässt das Grundstück schließlich heimlich, da er Enteignung fürchtet – dieses Mal, weil er angeblich den jungen DDR-Staat betrogen hat. Die neuen Pächter sind Erpenbecks Foto: Behling Großeltern, Antifaschisten, die als Emigranten nach Deutschland zurückkehren und das Haus mit ihren Familien liebevoll umbauen und nutzen. „Wer sonst sollte das Recht auf Privilegien haben, wenn nicht aktive Gegner des Faschismus?“, fragt Erpenbeck im Verlauf des Gesprächs trotzig. Aber auch hier gibt es schließlich eine Enteignung, als sich in den 1990-er Jahren die „Alteigentümer“ melden und Anspruch auf das Grundstück erheben. Gefragt, ob die Schriftstellerin „Hexenseele“ mit Heiserkeit Kabarettistin und jot w.d.-Kolumnistin Dagmar Gelbke gibt zu, eine Streberin zu sein und muss mal eben die Klappe halten Ich bin sprachlos! Für die schwere Geburt meiner ersten Hausarbeit im Fernstudium an der Uni Hagen „Kabarett als Medium“ (die jot w.d.-Leser werden es nicht mehr hören können) hat mir der betreuende Professor eine Eins gegeben. Eine EINS! Uff, das tat gut, auch wenn wohl nun endgültig klar ist, dass ich schon immer eine Streberin war, sozusagen vom „Weiterbildungsdrang gequält“, wie mein Kollege Uwe Karpa (Oberpfleger Brenneke aus „alpha-team“) in einem Kabarettlied singt. Okay, vielleicht hatte ich ja bei dem jungen Professor (Ich gebe zu, dass er auf mich sehr sexy wirkt, auch, wenn ich ihn nur aus emails und einem einzigen Telefonat kenne.) einfach nur einen Altersbonus. Etwa so, wie ich bei meinen „Oderhähnen“ inzwischen „Bestandsschutz“ genieße. Unser Wolfgang Flieder drückt das jedenfalls liebevoll so aus. Aber zeigt dieses TopErgebnis nicht auch, dass so eine Sympathie zum „Meister“ zu Höchstleistungen anspornen kann – egal, in welchem Alter man ist? Das scheint auch meiner Tochter Paula in Spanien so zu gehen. Sie redet zwar nicht darüber, aber ein altes Muttertier merkt doch, was los ist. Sie ist verliebt in einen ihrer Mitbewohner, und nun hat sie tolle Pläne, sich in Spanien selbständig zu machen, eine Yogalehrerausbildung zu absolvieren und eine Yogapension zu eröffnen. Dass sie mich nicht wirklich einbindet in ihre Zukunft, tut mir zwar weh, aber das ist wohl verständlich. Denn sie behauptet, jeder meiner kritischen Hinweise auf Wirtschaftskrise und Studentenrevolten in Spanien, die dazu dienen sollen, dass sie nicht abhebt oder sich verrennt, seien eine Manifestation, die das Universum umsetzt. Weil ich eben eine Jahrtausendalte Hexenseele hätte ... Nun also bin ich irgendwie mundtot, genau genommen sprachlos. Im wahrsten Sinne des Wortes. Seit Wochen, eigentlich seit Paulas Entschluss, in Spanien bleiben zu wollen, quält mich Heiserkeit. Ich fiel in totale Panik, nachdem Sängerkollege Bert Beel erschrocken sagte: „Lass dich ordentlich untersuchen. Das könnte was viel Schlimmeres sein.“ Sofort fiel mir mein Cousin Peter ein (Kehlkopfkrebs). Dann war da noch im Zug die Begegnung mit zwei alten Damen, die miteinander sprachen bzw. krächzten: „Bei mir schließen die Stimmlippen nicht mehr, das ist im Alter so.“ Ich also zum Arzt. Aber die Ärzte fanden nichts, verschrieben homöopathische Tropfen. Dann war plötzlich die Kehlkopfentzündung da. Da verschrieben sie Antibiotika. Kurz darauf waren die Stimmbänder entzündet. Nun nehme ich Cortison. Eigentlich sagen mein Körper und meine Seele nur: Du hältst jetzt mal für ne Weile deinen vorlauten Schnabel... Aber das mach mal, wenn die Premiere von „Zeig mir mal Dein Sommerloch“ in zehn Tagen bei den „Oderhähnen“ in Frankfurt über die Bühne gehen muss. Zum Schweigen habe ich doch immer noch irgendwann sehr viel Zeit, denke ich. Jetzt krähe ich eben noch unverdrossen in die Welt, zwar mit EHEC-Panik im Nacken – zumal nun auch noch Spanien Ursprungsland des Erregers sein soll. Doch ich glaube, damit stehe ich nicht allein da. Und das ist doch schön, wenn man nicht allein ist. Ihr Lieben, passt gut auf Euch auf und beim nächsten Mal wieder mehr über Gott und die Welt im Allgemeinen und im Besonderen. Heute muss ich mich wegen des ärztlich verordneten Sprechverbots und dem damit einhergehenden Rat, insgesamt etwas kürzer zu treten, einfach mal etwas beschränken. Einen schönen, sonnigen Juni wünscht Eure Daggie den Verlust ihres „Gartens der Kindheit“ so sachlich verarbeitet hat, wie es sich im Buch liest, also ohne historischen Groll, antwortet sie, dass dem nicht so sei. Der Verlust schmerze sie noch immer. Aber sie habe sich von ihren Gefühlen frei geschrieben, habe zum Haus geforscht und eine neue Haltung dazu bekommen. Im Kiez-Treff der Genossenschaft war es während der Lesung mucksmäuschen still. Auch das Gespräch im Anschluss wurde sehr aufmerksam verfolgt, handelt es sich doch bei der Schriftstellerin um eine Enkelin der aus DDR-Zeiten vertrauten Autoren Hedda Zinner und Fritz Erpenbeck. Und auch ihre Biographie hat interessante Facetten, hat doch die Anfang Vierzigerin, die unter anderem bei Ruth Berghaus und Heiner Müller studierte, bereits als Regieassistentin in Graz und als Dramaturgin für Opern gearbeitet. So war es wiederum ein sehr anregender Abend. Die Absicht, „Heimsuchung“ von Jenny Erpenbeck nunmehr auch zu lesen, haben sicher viele Gäste mit nach Hause genommen. G. Hiller Wanderausstellung des Bundestages in Helle Mitte Hellersdorf – Auf Initiative von Petra Pau wird die Wanderausstellung des Bundestages vom 14.-18. Juni in der Hellen Passage am Fritz-Lang-Platz Station machen. Auf 20 Schautafeln werden die wesentlichen Informationen über Aufgaben und Arbeitsweise des Parlaments und seiner Abgeordneten vermittelt. Auf zwei Computerterminals können Filme, multimediale Anwendungen und Internetauftritt des Deutschen Bundestages angeschaut werden. Weiterhin liegt Informationsmaterial zur kostenlosen Mitnahme bereit. Die Stände werden von 9 bis 18 Uhr betreut. Schulen, Vereine und Bürger sind eingeladen und werden Möglichkeiten haben, mit Abgeordneten Themen von Außenpolitik und Arbeitsmarktpolitik über Petitionen und Bürgerbeteiligung bis hin zu Innenpolitik und Kinder-und Jugendpolitik zu diskutieren. Dazu kommen u.a. die Bundestags-Mitglieder Gregor Gysi, Stefan Liebich, Halina Wawzyniak und Diane Golze. Während der gesamten Tage wird es ein Quiz geben. Eröffnet wird die Schau am 14. Juni, 14 Uhr, die Abschlussveranstaltung beginnt am 18. Juni, 10 Uhr. R.N. 14 jot w.d. 6/2011 Von Neustadt nach Wusterhausen an der Dosse Per Bahn und Bus rund um Berlin – Teil 8 Unsere Wanderung startet am Bahnhof Neustadt, der sich im erst 1954 eingemeindeten Köritz befindet. Der erste markante Punkt ist die barocke Köritzer Dorfkirche, bevor es auf einem Fahrweg zur Stadt geht. Hinter der Schwenzebrücke geht es auf den Poetensteig. Der Name erinnert wohl an Heinrich von Kleist. „Der Prinz von Homburg“ oder „Prinz mit dem silbernen Bein“, eigentlich Landgraf Friedrich von Hessen-Homburg, erwarb 1662 den Ort und trug dazu bei, dass er sich zum ansehnlichen Landstädtchen entwickelte. Heute geht es aber zum „Spiegelberg“. Nach 1700 kamen französische Glaubensflüchtlinge als dringend benötigte Fachleute hierher. In der Manufaktur stellte man Spiegel für Sanssouci und andere brandenburgisch-preußische Schlösser her. Der „Hugenottenfriedhof“ weist auf die bis 1827 bestehende französisch-reformierte Kirchengemeinde hin, der Friedhof wurde mehr als 100 Jahre darüber hinaus benutzt. Leider sind die Grabsteine kaum noch entzifferbar. Wir werfen einen Blick in den rekonstruierten Schlossgarten und die frühere Poliermühle, wie das Schloss heute Schulinternat. Entlang der Dosse geht es wieder zur Stadt, dort allerdings auf dem Wanderweg in Richtung Wusterhausen. Wir unterqueren die Berlin-Hamburger-Bahn, passieren den Karpfenteich und folgen der Dosse. Auf den Wiesen hinter dem gegenüberliegenden Ufer kann man gelegentlich Kiebitze beobachten. Nach Überquerung von Prignitzbahn und B 5 erreichen wir Wusterhausen (Dosse). Im Mittelalter lag der Ort auf der Poststraße zwischen Berlin und Hamburg und auf dem Pilgerweg nach Wilsnack. Bis ins 16. Jahrhundert hatte man das Privileg des Salzhandels. Kähne aus Lüneburg gelangten auf dem Wasserweg hierher. Der Straßenname „Schifffahrt“ deutet noch darauf hin. In der „Petersilienstraße“ gab es gar ein „Rotlichtviertel“. Die Stadt und ihre Bürger gelangten zu einigem Reichtum. Große Grundstücke, auf denen noch heute interessante Bürgerhäuser stehen, künden davon. Die gotische Stephanuskapelle auf dem Friedhof weist aber auch auf Pestepidemien während des Dreißigjährigen Krieges hin. Auch mehrere Brandkatastrophen wüteten in der Stadt. Später wurde Wusterhausen Garnisonstadt, 1796 kamen die „Gelben Reiter“ hierher. Im Volksmund hieß es „Wusterhausen – Schusterhausen“. Im Jahre 1800 gab es immerhin 59 Schuhmacher. Sie profitierten von Soldaten und Handelsreisenden. Unser Rundgang führt am früheren Kloster zum Heiligen Geist vorbei, den Vorgängerbau beschrieb einst Fontane. Zum Abschluss besuchen wir die sehenswerte Stadtkirche St. Peter und Paul, von Einheimischen auch schon mal „Dom“ genannt. Frank Beiersdorff Der Autor veranstaltet Wanderungen und Ausflugsfahrten in Kleinbussen. Rückfragen unter Tel. 993 85 21. Fachwerkhäuser und gotische Stephanuskapelle in Wusterhausen. Fotos: Beiersdorff Empfehlungen Suhler Straße 27 Eisenacher Straße 44 3 Zimmer, 56 m², 4. OG, Balkon, Zargentüren, mod. Bad, neue Bodenbeläge Gesamtmiete: 490 Euro 4 Zimmer, 79 m², 4. OG, mod. Duschbad, Studiwohnen an der U5 Gesamtmiete: 413 Euro Gothaer Straße 39 3 Zimmer, 67 m², 5. OG., Balkon, Küche mit Fenster, mod. Duschbad, Treppenbonus: Sie sparen 6 Nettokaltmieten Gesamtmiete: 459 Euro Service-Center Adele-Sandrock-Straße 10: Mo-Mi 8-16 Uhr, Do 9-19 Uhr, Fr. 8-14.30 Uhr Vermietungs-Center Cecilienplatz 4: Mo, Fr 9-12 Uhr, Di, Do 10-18 Uhr, Sbd. 9-12 Uhr Vermietungs-Hotline 6829 – 7777 email: [email protected] 3 nach drei mit Dina Kofferradio neue Zeit Hellersdorf – Am 15. Juni plaudert Siggi Trzoß ab 15 Uhr im Kulturforum wieder mit zwei Prominenten über Leben, Liebe, Lust und Leidenschaft. Zu Gast sind die Schlagersänger Dina Straat und Michael Hansen. „Mann, wo ist die Zeit geblieben“ – auf diesem Doppelalbum reflektiert Hansen eine lange musikalische Zeit; ebenso Dina Straat in ihrer Schlagershow „Die Familienfeier“. Es sind Reisen durch über 40 Jahre erfolgreiche Bühnen- und Medientätigkeit beider Interpreten. Beide Bühnenkünstler eint die Vielseitigkeit: Schlager, Jazz, Rock, Folklore sowie die musikalische Arbeit mit Gruppen. Eintritt 8 Euro, Karten Tel. 56 111 53. C. Röger Berlin – Das „Kofferradio“ beim Sender Alex Berlin wird nicht mehr dienstags, sondern sonnabends von 15 bis 16 Uhr ausgestrahlt, nun sowohl über Kabel 92,6 und 96,85 als auch über Antenne 88,4 und 90,7; im Internet über: www.alex-berlin.de oder www.siggitrzoss.de. Die Schlager der Sendung am 11. Juni haben „Kofferradio-Premiere“ – darunter Titel von Julia Axen, Gerd Christian, Ruth Brandin, Jenny Petra und Judith Süsz. Am 18. Juni fungiert Studiogast Karl-Heinz Wendorf als Co-Moderator und Musikredakteur. Unter dem Motto „Der Sommer ist da!“ erklingen am 25. Juni Sommerschlager aus den vergangenen 50 Jahren. Wünsche und Meinungen zur Sendung an: Kofferradio, Alex Berlin, Voltastr. 6, 13335 Berlin. I. Dittmann direkt – Briefe & Antworten Gesetz kommt endlich Zu: Spielhallen, u.a. jot w.d. 10/2010 Vor ein paar Wochen bestritten die Fraktionen von SPD und Linken noch die dringende Notwendigkeit eines Gesetzes, um die Flut an neuen Spielhallen einzudämmen. Nun kann es gar nicht schnell genug gehen. Das jetzt geplante Gesetz orientiert sich am Gesetzesentwurf der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus aus dem letzten Jahr. Noch in diesem Monat soll das Berliner Spielhallengesetz verabschiedet werden. Ich freue mich, dass die Regierungskoalition endlich handelt. In vielen Stadtteilen Berlins entstehen immer neue Spielhallen. Ganze Straßenzüge werden zu Spielhöllen. Der Einzelhandel zieht sich hier zurück. Die Stadt- teile drohen abzurutschen. Um diesen Trend zu stoppen, hatte die CDU bereits im letzten Jahr die Initiative für ein Gesetz gegen die Spielhallenflut gestartet. Nach einer Gesetzesänderung auf Bundesebene liegt es in der Hand der Bundesländer, die Genehmigung und den Betrieb von Spielhallen zu kontrollieren. Der Senat hat lange gezögert, sich der Problematik anzunehmen. Leider hat es Rot-Rot abgelehnt, den Mindestabstand zwischen den Spielhallen und von den Spielhallen zu Schulen von 500 Meter auf 1000 Meter zu erhöhen. Auch wurde die Forderung abgelehnt, die Zahl der Spielhallen auf eine Spielhalle je 50 000 Einwohner zu begrenzen. Mario Czaja (MdA) Glückwünsche zum Jubiläum Liebe Freundinnen und Freunde vom Herausgeber-Verein und der Redaktion jot. w.d, etwas spät, aber nicht minder herzlich, gratulieren wir Euch zu 15 Jahren unerschrockener, hartnäckiger und interessanter Arbeit. Zugleich bedanken wir uns für die gleichbleibend gute Zusammenarbeit mit unserem Verein und besonders dafür, dass Kunst und Kultur in Eurem Blatt immer ihren angemessenen Platz finden. Die vier Bände mit allen bis da- hin erschienenen Ausgaben, die Ihr uns zu unserem Jubiläum im September 2010 geschenkt habt, sind ein wahrer Schatz in unserer Sammlung. Auch dafür nochmals Dank. Wir wünschen Euch Durchhaltevermögen, gute Gesundheit und weiter viel Erfolg und Freude beim Recherchieren und Schreiben, Stoff ist ja wahrlich genug vorhanden. im Namen des Vorstandes und des Beirates Herzlichst Gisela Peter Lebenswege Zu: Girls Day 2011 im Autohaus Marzahn Berufswahl ist ein wichtiger Schritt Richtung Zukunft. Was soll ich nur später werden? Was interessiert mich? Was kann ich gut? Wo liegen meine Stärken? Die Entscheidung auf eine Ausbildung fällt nicht leicht, schließlich stehen über 350 betriebliche Ausbildungsberufe zur Wahl, darüber hinaus viele schulische Ausbildungsmöglichkeiten. Oftmals stehen Jugendliche und ihre Eltern der Vielfalt, den stetigen Veränderungen und den damit verbundenen Anforderungen für die Berufswahl hilflos gegenüber. Schließlich wollen viele Seiten und nicht zuletzt die eigenen Interessen und Fähigkeiten bedacht werden. Um das herauszufinden, fand ein 3-tägiges Projekt im HELLA – Klub für Mädchen und junge Frauen in enger Zusammenarbeit mit der Marzahner Thüringen-Schule statt. Eher zurückhaltend und mit wenigen Erwartungen begeben sich die Mädels in die Projekttage. Janine, 13, schildert ihren Traumberuf als Frisörin. „Da kann man Menschen ein ganz anderes Aussehen schenken und hat immer mit Menschen zu tun“, sagt sie. Auch die anderen streben typische Frauenberufe wie Tierärztin, Schneiderin, Erzieherinoder Köchin an. Es machte den Eindruck, als existiere für sie nur eine Hand voll Ausbildungsberufe. Oft entscheiden sich Mädchen eher für traditionelle Berufe, die sie aus ihrem Umfeld kennen. Doch während der Projekttage sollten die Teilnehmerinnen einen Blick über den Tellerrand werfen und typische Männerberufe kennen lernen. Ausreichend Gelegenheit dafür gab es beim Besuch des Mitsubishi-Autohauses Jörg Lessing in Marzahn. Herr Lessing ließ es sich nicht nehmen, die Mädchen aus einer 7. Klasse selbst durch sein Autohaus und die verschiedenen Werkstätten zu führen. Ganz praktisch wurden 6 Berufe vorgestellt und Fragen zu beruflichen Anforderungen und persönlichen Qualitäten diskutiert. Interessiert schauten und staunten die Mädchen während der vielfältigen Rundführung durch das Autohaus. Der Gedanke, einen Beruf mit Technik, Bau, Elektronik oder Naturwissenschaften zu wählen, überkam bisher keines der Mädchen. Jessica, 14 Jahre, hätte sich nie träumen lassen, vielleicht doch einmal eine Berufsrichtung mit Autos einzuschlagen. Die Mädchen fanden den Projekttag besonders interessant und lehrreich, sie fanden es gut, mal ein Autohaus von innen betrachtet zu haben. Hoffentlich war es nicht der letzte Aufenthalt in einem solchen. Laura Winter, Praktikantin jot w.d. 6/2011 15 Kleine Zugeständnisse Zu: Postsituation in Kaulsdorf, jot w.d. 2 und 4/2011 Bereits Ende Februar schloss die Filiale der Deutschen Post im Mädewalder Weg, aber der Unmut hält an. Anwohner, aber auch Gewerbekunden, müssen durch Wahlhelfer fehlen Für die Durchführung der Wahlen zu Abgeordnetenhaus und BVV am 18. September 2011 werden immer noch dringend 350 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer für die Absicherung des Wahlgeschehens im Wahllokal gesucht. Als Wahlhelferin und Wahlhelfer kann jeder tätig werden, der selbst zum Deutschen Bundestag wahlberechtigt ist. Die Mitarbeit in einem Wahlvorstand ist ein Ehrenamt, für Ihr Engagement erhalten Sie ein Erfrischungsgeld von 31 Euro. Info bis Mitte Juni in den Bürgerämtern, Tel. 90 293 4068, email [email protected]. Bezirksamt die Schließung längere Wege durch den Tunnel oder über die Brücke in Kauf nehmen. Gerade ältere Menschen teilten mit, dass sie die Treppenstufen durch die Unterführung nicht mehr schaffen; für Rollstuhlfahrer ist der Weg über die Brücke äußerst beschwerlich. Kaulsdorfer Gewerbetreibende kritisierten, dass sie längere Wege haben und nicht mehr alle Postdienstleistungen aus einer Hand erhalten. Ich sehe es genauso wie viele Kaulsdorfer: Es stirbt eine Institution. Zu kritisieren ist auch die Informationspolitik der Post. Deshalb lud ich de- ren Vertreter zur Aufklärung vor Ort. Anke Baumann teilte mit, dass es kleine Verbesserungen in Kaulsdorf dennoch gibt. So gibt es in der Nähe zwei neue Verkaufspunkte. Auch der Briefkasten vor Ort soll erhalten bleiben. Die Vertreter nahmen auch mit, dass an der ehemaligen Post über die neue Filialsituation und Standorte besser informiert wird. Das ist zumindest ein kleiner Erfolg. Auch wenn die Post nie mehr das sein wird, was sie mal war. Für Einschreiben muss man zum Beispiel zu dem mehrere Kilometer entfernten Postcenter am UBahnhof Kaulsdorf-Nord. Sven Kohlmeier (MdA) Abb.: Kohlmeier und Baumann im Gespräch mit Bürgern. Foto: Gaedecke Bauschild noch immer nicht gesichtet In Nummer 4/2011 von jot w.d. wurde auf das Fehlen von Informationen über das Baugeschehen im ehemaligen Seniorenheim in der Lichtenhainer Straße hingewiesen. Inzwischen sind acht Wochen verstrichen, und die aufmerksamen Bürgerinnen und Bürger werden nach wie vor über das Bauvorhaben, seine Träger und die Terminplanung im Unklaren gelassen. Im Hof liegen Abbautrümmer, die Container stehen noch immer neben dem Gebäude. Immerhin: Zuweilen sind zwei Aktive (Arbeiter oder andere einsatzwillige Kräfte) zu erblicken, die auf den Balkonen werkeln. Inzwischen werden immer mehr Fensterscheiben zerstört, sofern diese noch nicht herausgenommen worden sind. Wie ich erfahren habe, sind mehrere Bereiche des Bezirksamts mit der Einhaltung der Ordnung auf der Baustelle befasst. Wer sagt aber nun den Anwohnern Bescheid? Darauf hofft nicht nur Siegfried Birkner, Lichtenhainer Straße 19 jot w.d. 6/2011 Freiheit, die ich meine ... Foto: Nachtmann Einstein übertrumpft! Kommt bald ein Nobelpreis nach Mahlsdorf? Wunder gibt es immer wieder: Mahlsdorf schafft, woran Einstein scheiterte – den Beweis der Längenkontraktion. Sie ist einer der bekanntesten Effekte der Relativitätstheorie, folgt aus der Relativität der Gleichzeitigkeit. Um nämlich die Länge eines bewegten Objekts zu messen, muss man gleichzeitig den Ort der Spitze und des Endes des bewegten Objektes messen. Damit ist solch eine Längenmessung von der Geschwindigkeit des Betrachters abhängig. Je schneller ein Objekt gegenüber dem Messsystem unter- 5 wegs ist, desto mehr weicht die Definition von Gleichzeitigkeit des Objekts von der des Messenden ab. Die vom Messenden gleichzeitig vorgenommenen Messungen von Spitze und Ende finden aus der Sicht des Objekts zunächst an der Spitze statt und erst später am Ende. Das Objekt „verkürzt sich“. In unmittelbarem Zusammenhang damit steht das Phänomen der Zeitdilatation. Befindet sich ein Beobachter im Zustand der gleichförmigen Bewegung bzw. ruht er, geht nach der speziellen Relativitätstheorie jede relativ zu ihm bewegte Uhr aus seiner Sicht langsamer. Die Zeit „dehnt sich aus“. Das wahre Mahlsdorfer Wunder hingegen besteht darin, dass der Effekt der Längenkontraktion hier bei relativ ruhenden Objekten eintrat. Verständlich wird der Effekt, der im hier gezeigten Fall eine Längenverkürzung von (angezeigten) 5 auf tatsächliche 1,2 Meter wahrscheinlich allein dadurch, dass die angekündigte Bauzeit der betroffenen Straße sich von 13 auf 17 Monate verlängerte. Die dennoch nicht vorhandene Kongruenz beider Verschiebungen muss aus der in der Zwischenzeit relativ gebremsten Bewegung des Betrachters resultieren. Leider hatte ich in Physik nur eine 2. Cora Browne to lls te Letzte Seite Im Schatten selbst gepflanzter Bäume Wonnemonat Mai und Vorurlaubsmonat Juni, überhaupt der herrliche Frühsommer! Ist er nicht geradezu angetan, um im Schatten von Bäumen zu verweilen, das frische Grün und die Blütenpracht zu genießen? Wenn die Bäume selbst gepflanzt sind, in deren Schatten man ruht, umso besser, oder? Doch hier wird die Sache vertrackt. Bäume brauchen bekanntlich lange, bis sie größere Schatten spenden. Folglich ist man selbst als jugendlicher Baumpflanzer bestenfalls im besten Alter, wenn es so weit ist, zumeist aber vom Lebensalter her schon etwas drüber. Zum anderen stimmt es immer seltener, dass Pausen im Schatten selbst gepflanzter Bäume reinweg zum Genießen, also ganz und gar aus momentaner Lust und Laune eingelegt werden, immer häufiger sind es Verschnaufpausen. Ihre Notwendigkeit rührt also nicht aus freier Entscheidung, sondern aus Zwängen zur Ruhe, ein Übel also, das immer häufiger zwischen notwendigen Arbeiten auftritt, „körperliche Gebrechen“ nennt man die spätere Form dieser Zwänge. Auch sind die genannten Bäume nicht immer und nicht allen willkommen. Dunkel wird die Wohnung, wenn das Laub sich vor dem Fenster breit macht, sehr schön bei großer Hitze und weniger schön an trüben Tagen. „Deine Birke macht zu viel Dreck“, mit diesen Worten bricht ein Nachbar den Stab über mich und meinen Großbaum. Gut, dass er vergessen hat, wer die Pappeln mit den noch umfangreicheren Abprodukten über seinem Auto einst in den Boden brachte. Der Nachbar hinter dem Zaun beschimpft mich und meine Bäume, wenn der Herbstwind ihre Blätter ungefragt über seinen Zaun bläst. So lebt man trotz der guten Taten in der Jugend nicht ohne Schimpf und Schand. War die Pflanzung russisch anmutender Birken nicht vielmehr eine ideologische Unterwanderung im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes NAW oder der darauf folgenden Volkswirtschaftlichen Masseninitiative VMI??? Wer weiß das schon so genau nach all den Jahren! Die Untermieter der Bäume ahnen von all den Fragen nichts. Blattläuse und sie verzehrende Marienkäferchen, auch Ameisen und Würmchen pickende Vögel leben dort, ein Vogelhaus mit seinen Insassen und so manch verborgenes Getier. Alle Untermieter leben im stolzen Selbstbewusstsein, dass sie zur Erhaltung der Artenvielfalt dem Menschen ein Wohlgefallen tun. Wenn die Kreatur wüsste…. Denn: Fällanträge schweben stets wie ein Damoklesschwert über all den Tieren auf den Ästen, Zweiglein und Blättern. Der Baumpflanzer sitzt im Schatten und guckt dem Treiben zu. Er denkt an das Luther zugeschriebene Wort: Wenn ich wüsste, dass ich morgen gehen muss, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen. Na gut, zum Glück wissen wir zumeist nicht, wann wir „morgen gehen“ müssen. Vorsorglich sollte ein Baumpflanz-Lehrling da sein, der irgendwann im Schatten sitzend all dem Gewusel zusehen möchte. Noch hat es keine Eile mit besagtem Lehrling: Pflanzzeit ist erst im Herbst! Euer Schwejk ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ Fußballerisches jot w.d.-Preisrätsel B E 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 V A O K E H R U M P R R A D K U C C Passend zur in diesem Monat beginnenden Frauen-Fußball-WM sind Begriffe mit zehn Buchstaben folgender Bedeutung zu bilden: 1. wird bei Foul oder Meckern gezeigt (2 Worte), 2. größter Fußballverein der Welt (2 Worte), 3. müssen Schiedsrichter beherrschen, 4. italienische Art der Verteidigung, 5. richtige Bezeichnung des „Elfmeter“, 6. hier gilt das Ko-System, 7. von Fans gewünscht, in Profistadien verboten, 8. Spielfeldbegrenzung neben den Toren, 9. Zeit zwischen Titelvergaben, 10. von dieser Verbrechensart ist der Weltfußball durchsetzt. Die Buchstaben in den markierten Feldern ergeben – neu sortiert – eine Liederform in Fußballstadien (Mz.). Schicken Sie Ihre Lösung bis 30. Juni (Poststempel) an jot w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin, Kennwort Rätsel, und gewinnen Sie u.a. den Film über „KulTour á la carte“ 2010. Auflösung des Preisrätsels aus jot w.d. 5/2011: 1. Volljurist, 2. Psychologe, 3. Gesetzbuch, 4. Schutzmann, 5. Sicherheit, 6. Radarfalle, 7. Paragrafen, 8. Schlägerei, 9. Widerstand, 10. Ermittlung. Das Lösungswort lautete: Verfassung. Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch! ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ „Ich finde es einen skandalösen Vorgang, wenn wir als Bezirk erst zwei Tage vor Beginn von Baumaßnahmen in den Straßen von der Verkehrslenkung Berlin davon erfahren.“ „Ich werde es nicht akzeptieren, dass das Zeltlager, das am AliceSalomon-Platz geherrscht hat, dort wieder hinkommt. Wir wollen da Qualität, oder es findet gar nichts statt.“ Christian Gräff, Bezirksstadtrat für Wirtschaft, Tiefbau, Bürgerdienste und öffentliche Ordnung auf der Mai-Sitzung der Bezirksverordneten-Versammlung.