- Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e.V.
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in B 12023 GESUND BAYERN LZG Info März/April 2005 Mit Risiken und Nebenwirkungen? Versandhandel mit Medikamenten In Deutschland werden jedes Jahr etwa 900 Millionen ärztlich verordnete Medikamente in Apotheken abgegeben. Weitere 600 Millionen werden im Rahmen der Selbstmedikation, das heißt ohne ärztliche Verordnung gekauft – in der Regel auf „klassischem“ Weg in einer der 21.300 Apotheken. Seit Inkrafttreten der Gesundheitsreform ist aber auch der Versandhandel mit Arzneimitteln erlaubt. Noch macht dieser einen kleinen Teil aus – derzeit wird rund ein Prozent des deutschen Arzneimittelumsatzes über etwa 1.000 Versandapotheken abgewickelt – doch die Nachfrage wächst. Der Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA) erwartet bald Online-Umsätze von rund 3 Mrd. Euro pro Jahr. Die Stiftung Warentest hat 20 Versandapotheken im In- und Ausland geprüft – mit bedenklichem Ergebnis: jede zweite Versandapotheke erhielt die Note „mangelhaft“. Zu lange Lieferzeiten, Falschlieferungen sowie schlechte bis gar keine Beratung waren die wichtigsten Kritikpunkte. sie darauf hinweisen, mit dem behandelnden Arzt Kontakt aufzunehmen, sofern Probleme bei der Medikation auftreten“, heißt es in einer Information des Bundesgesundheitsministeriums. Wichtige Hinweise und Ratschläge zu Neben- und Wechselwirkungen seiner Medikamente sollten dem Patienten also auch ohne Nachfrage gegeben werden. Dies war im Test nicht der Fall. Fortsetzung auf Seite 2 „Internet- und Versandhandel ergänzen die Angebote der Präsenzapotheken ... Genau wie in der Apotheke vor Ort muss auch in jeder Versandapotheke pharmazeutisches Personal zu Ihrer Beratung zur Verfügung stehen. Wenn Sie Arzneimittel bei einer Apotheke in einem anderen EU-Mitgliedsstaat bestellen, muss diese Beratung trotzdem in deutscher Sprache erfolgen ... Außerdem muss die Apotheke ihre Kunden über bekannt gewordene Arzneimittelrisiken informieren und Bild: ABDA Information und Beratung Inhalt dieser Ausgabe Seite auf das Radfahren • Kinder vorbereiten: Erst rollern, dann radeln! Die Zuckerkrankheit und ihre Vorstufen • Diabetes: ein bevölkerungsmedizinisches Problem Ein bevölkerungsmedizinisches Problem Die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) ist in Deutschland bei schätzungsweise vier bis fünf Millionen Menschen diagnostiziert. Ging man bisher davon aus, dass auf zwei bekannte Diabetiker mit einem Fall einer unentdeckten Zuckerkrankheit zu rechnen ist, zeigen neueste Daten aus dem Raum Augsburg, dass die Situation in bestimmten Altersgruppen noch ungünstiger ist. Unter den 55- bis 74-Jährigen gibt es mit jeweils rund acht Prozent ebenso viele unentdeckte wie bekannte Diabetiker, weitere 16 Prozent der Männer und Frauen dieses Alters befinden sich im DiabetesVorstadium. Dr. Christa Meisinger und Dr. Hannelore Löwel stellen die Daten vor. Sie informieren aber auch über Risikofaktoren, über Möglichkeiten der Vorbeugung und darüber, was der Taillenumfang über das persönliche Erkrankungsrisiko aussagt. Seite 4-5 2 4 zur • Modellprojekt Gesundheitsförderung und Prävention 6 Interview mit • Nichtrauchen: dem LZG-Vorsitzenden Prof. Gostomzyk abnehmen und das • Intelligent Wunschgewicht halten • Kurznachrichten und Termine 8 9 10 Erst rollern, dann radeln! Die sichere Beherrschung eines Rollers bereitet Kinder am besten auf das Radfahren vor Rollerfahren fördert die motorische Entwicklung, es trainiert Gleichgewichtssinn, Körperbeherrschung und Reaktionsgeschwindigkeit und berei- tet optimal auf das Radfahren vor. Beim Rollern lernen Kinder, Geschwindigkeiten und Abstände einzuschätzen, Kurven zu nehmen, Hindernisse zu umfahren, zu bremsen und abzusteigen niedrigeren Fallhöhe in der Regel weniger schwer. Aber auch beim Rollerfahren sollte das Kind mit einem passenden Fahrradhelm geschützt sein. „Stützräder sind Stürzräder!“ Bild: LZG Beginnen Kinder mit dem Radfahren, müssen sie komplizierte Bewegungsabläufe erlernen, das Halten des Gleichgewichts üben und zugleich ihre Aufmerksamkeit auf den Weg richten – eine Aufgabe, die Zeit und Geduld erfordert und mit der nicht zu früh begonnen werden sollte. Auch wenn sich viele Kinder schon im frühen Kindergartenalter ein Fahrrad wünschen, vielleicht weil Freundinnen oder Freunde bereits eines besitzen, raten Fachleute dazu, zunächst sicher Roller fahren zu üben. Denn Unsicherheit auf dem Fahrrad kann (nicht nur für Kinder) eine erhebliche Unfallgefahr bedeuten. – Fähigkeiten also, die auch für das sichere Radfahren unverzichtbar sind. Dabei ist die Sturzgefahr beim Roller geringer als beim Fahrrad und die Folgen eines Sturzes sind aufgrund der sagt der Orthopäde Dr. Willy Zink, Leiter der Frankenpark-Klinik in Bad Kissingen und Mitautor der LZGAusstellung „Rat zum Rad – Fahrrad und Gesundheit“: „Kinder fahren sicherer ohne Stützräder, diese bieten nur eine trügerische Sicherheit und beeinträchtigen das Gleichgewichtsempfind en“. Besser ist es, ausreichend lange mit dem Roller zu üben, bis das Gleichgewicht gehalten werden kann. Auch ein Kinder-Laufrad trainiert Gleichgewichtssinn und Koordination. „So wird der Übergang vom Roller zum Kinder-Rad ein Kinderspiel!“ Rat zum Rad! Weitere Informationen zum Thema „Kind und Fahrrad“ gibt die LZG-Ausstellung „Rat zum Rad – Fahrrad und Gesundheit“, die die gesundheitsfördernden Aspekte des Radfahrens in den verschiedenen Lebensphasen darstellt. Gezeigt werden Fahrradmodelle und Zubehör, die dazu beitragen, in fast jedem Alter Bewegung mit dem Rad zu ermöglichen – angefangen beim Kinder-Laufrad für die ersten Übungen bis hin zum Rad mit tiefem Einstieg für ältere Menschen, einem behindertengerechten Fahrrad für Menschen mit körperlichen Handicaps und Modellen für sportliches, leistungsbetontes Radfahren. Auf einer Teststation können Besucher die verschiedenen Körperhaltungen beim Radeln ausprobieren. Ohne für bestimmte Modelle oder Firmen zu werben, informiert die Ausstellung über technische Entwicklungen, die das Fahren erleichtern und die Fahrsicherheit erhöhen und über Möglichkeiten des sicheren Kindertransports auf dem Rad. Das Begleitheft, das in der Ausstellung kostenlos erhältlich ist oder direkt bei der LZG angefordert werden kann, fasst die wichtigsten Informationen zusammen und gibt Hinweise, was bei der Umrüstung oder Anschaffung eines Fahrrads zu beachten ist. Mehr zur Ausstellung „Rat zum Rad“ gibt es im Internet unter www.lzg-bayern.de. Fortsetzung von Seite 1/ Versandhandel mit Medikamenten Auch auf gezielte Fragen hin lieferte kein einziger Anbieter am Telefon lückenlose Informationen zu den angeforderten Arzneimitteln. Oft waren die Antworten sogar falsch. Lediglich eine der getesteten Versandapotheken erhielt das Beratungsurteil „gut“. Allerdings erinnert die Stiftung Warentest daran, dass auch die im Frühjahr 2004 geprüfte Beratung in 50 „klassischen“ Apotheken in Berlin, Köln und München häufig „mehr schlecht als recht“ gewesen sei [Test 3/2004]. 2 Organisation Mängel zeigten sich auch in der Organisation der Versandapotheken. Patienten mussten gelegentlich viele Tage bis Wochen auf bestellte Arzneimittel warten, andere Bestellungen wurden einfach „vergessen“. Die Rezeptpflicht beim Versand wurde jedoch immer befolgt. Bei Bestellung von Medikamenten wie Antibiotika, Cholesterin- oder Blutdrucksenkern muss das Rezept per Post eingeschickt werden, sonst wird nicht geliefert. Bis zum Eintreffen der bestellten Medikamente vergingen allerdings bis zu drei Wochen. Es gab kaum einen Versender, der mit der Päckchenaufschrift „Nicht an Kinder ausliefern“ arbeitete. Oft wurde das Päckchen – obwohl nicht gewünscht – bei Nachbarn abgegeben, gelegentlich landete es sogar vor der Tür. LZG · Gesund in Bayern · März/April 2005 Günstigere Preise als in der Apotheke „vor Ort“ sind ein Verkaufsargument der Versandapotheken – allerdings werden sie laut Stiftung Warentest nicht überall geboten. Preisvorteile sind vor allem bei rezeptfreien Arzneimitteln zu finden. Auch für chronisch Kranke mit planbarem Arzneimittelbedarf kann der Versandhandel eine günstige Alternative sein. Bei Abnahme größerer Mengen oder bei auf Rezept verordneten Medikamenten können die Versandkosten entfallen. Wird ein Rezept eingereicht, dürfen nur nichtdeutsche Internetapotheken, so im EURaum, Rabatte geben. Für akute Fälle ist der Versandhandel mit Arzneimitteln aufgrund des Zeitbedarfs nicht sinnvoll. Deutsche Versandapotheken rechnen Rezepte immer direkt mit den Krankenkassen ab, ausländische Anbie- Bild: M. Dilling Preisvorteile? ter in den Fällen, in denen die Kassen Einzelverträge mit den Versandapotheken abgeschlossen haben. Sicherheit und Verbraucherschutz Alle Versandapotheken sind immer auch übliche Apotheken und unterliegen den gleichen Bestimmungen wie diese. Apotheken aus anderen EU-Ländern dürfen nach Deutschland liefern, wenn sie die Vorschriften des deutschen Arzneimittel- und Apothekenrechts erfüllen. Versandapotheken sind an die allge- meinen Datenschutzbestimmungen gebunden. Bei einer Bestellung über das Internet sollten Sie jedoch darauf achten, dass ihre Daten verschlüsselt übertragen werden (siehe Textkasten). Alle bestellten Arzneimittel, soweit sie in Deutschland verfügbar und verkehrsfähig sind, müssen innerhalb von zwei Arbeitstagen nach Eingang der Bestellung versandt werden. Die Apotheke hat allerdings das Recht, die Zustellung solcher Arzneimittel zu verweigern, deren sichere Anwendung von einer Beratung oder Information über den persönlichen Kontakt mit dem Apotheker abhängt. Weitere Hinweise zum sicheren Bezug von Arzneimitteln über das Internet gibt ein Informationsblatt, das der Europarat und das Bundesgesundheits ministerium entwickelt haben. Es ist im Internet abzurufen abzurufen unter http://www.bmgs.bund.de/downloads/ Arzneimittel-und-Internet-Flyer.pdf Bestellung von Arzneimitteln in Versandapotheken: das ist zu beachten • Anonyme Anbieter meiden! Wichtig ist die Angabe von Herkunftsland, Impressum, Adresse, Telefon, allgemeinen Geschäftsbedingungen und auch der zuständigen Aufsichtsbehörde. Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB): Bevor Sie bestellen, sollten Sie sich immer die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der versendenden Apotheke ansehen, um spätere Missverständnisse zu vermeiden. Mit der Bestellung akzeptieren Sie diese Geschäftsbedingungen. • Datenschutz: Eine Apotheke in Deutschland unterliegt allgemeinen datenschutzrechtlichen Bestimmungen. Bei einer elektronischen Bestellung werden Daten in das Internet übertragen, die nicht unbedingt für Dritte sichtbar sein sollten. Versichern Sie sich daher, dass Ihre Daten verschlüsselt übertragen werden! Dies können Sie z.B. durch einen entsprechenden Hinweis auf der Internetseite erkennen. • Verschreibungspflichtige Arzneimittel: Wenn Sie verschreibungspflichtige Arzneimittel bestellen, müssen Sie der Apotheke neben Ihrer Bestellung auch die Verschreibung selbst zukommen lassen. Das kann bedeuten, dass Sie z.B. Ihre Bestellung auf der Internet-Seite der Apotheke aufgeben, Ihre Verschreibung jedoch per Post an die Apotheke senden müssen. • Lieferfrist: Die Apotheke ist verpflichtet, zwei Tage nach Eingang Ihrer Bestellung die von Ihnen bestellten Arzneimittel zu verschicken. Sollte dies nicht möglich sein, muss die Apotheke Sie benachrichtigen. Achtung: Bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln zählt die Frist erst nach Eingang des Rezeptes! • Aushändigung: Sie haben die Möglichkeit, Ihre Arzneimittel auch an andere Personen ausliefern zu lassen, z.B. wenn Sie berufstätig sind und die Sendung nicht selbst entgegennehmen können. Sollte die Sendung trotzdem nicht zustellbar sein, haben die ein Anrecht auf eine kostenfreie Zweitzustellung. • Arzneimittel-Fälschungen: Vor allem, wenn Arzneimittel in Drittstaaten bestellt werden, müssen Sie damit rechnen, dass Ihnen auch Arzneimittelfälschungen untergeschoben werden. Das Spektrum kann dabei von der Fälschung der Packung bis zur Totalfälschung des Arzneimittels reichen. Solche Produkte sind dann möglicherweise sogar gesundheitsschädlich. LZG · Gesund in Bayern · März/April 2005 3 Störungen des Zuckerstoffwechsels – ein wachsendes bevölkerungsmedizinisches Problem Christa Meisinger, Hannelore Löwel In Deutschland ist die chronische Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus, die Zuckerkrankheit, bei schätzungsweise vier bis fünf Millionen Männern und Frauen diagnostiziert. Rund 95 Prozent der Diabeteserkrankungen sind dem Typ 2 Diabetes zuzuordnen, nur etwa fünf Prozent dem Typ 1. Im Gegensatz zum Typ 1 Diabetes, bei dem der Krankheitsbeginn im Wesentlichen mit dem Zeitpunkt der Diagnose übereinstimmt, kann der Typ 2 Diabetes lange Jahre unentdeckt bleiben. So ist es nicht erstaunlich, dass zum Zeitpunkt der Diagnose „Typ 2 Diabetes“ häufig bereits Spätschäden nachweisbar sind. Der Typ 2 Diabetes zeigt bei Männern und Frauen eine deutliche Zunahme mit dem Alter. Während in Deutschland bei den 45- bis 54-Jährigen etwa vier Prozent diese Erkrankung aufweisen, sind es bei den 65- bis 74-Jährigen bereits 11 Prozent. Weltweit wird mit einer Zunahme der Häufigkeit des Diabetes von 195 Millionen im Jahr 1995 auf 300 Millionen im Jahr 2025 gerechnet. Ebenso viele unentdeckte wie bekannte Diabetiker unter den 55- bis 74Jährigen und zusätzliche 16 Prozent im Diabetes-Vorstadium Ging man bisher davon aus, dass auf zwei diagnostizierte Diabetiker mit einem Fall einer unentdeckten Zuckerkrankheit zu rechnen ist, so zeigen neueste Daten aus dem Raum Augsburg (KORA S2000 Querschnittstudie), dass die Situation noch schwerwiegender ist. Demnach leiden 8,2 Prozent der 55- bis 74-jährigen Männer und Frauen an einem Diabetes mellitus, ohne dass dieser zuvor bekannt gewesen wäre. In dieser Altersgruppe ist damit die Anzahl der nicht entdeckten Erkrankungen ebenso hoch wie die Anzahl der bekannten Diabetiker. So hoch diese Zahl auch scheint, ist sie doch nur die Spitze eines Eisberges, da es neben den vielen Typ 2 Diabetikern – egal ob sie von ihrer Erkrankung wissen oder nicht – eine hohe Anzahl von Personen gibt, die sich in einem DiabetesVorstadium befinden. Ergebnisse aus der KORA S2000 Studie zeigen, dass 16 Prozent der Männer und Frauen im Alter zwischen 55 und 74 Jahren einen Prädiabetes aufweisen. Von den Personen mit einem Prädiabetes entwickeln etwa ein bis zehn Prozent pro Jahr einen Typ 2 Diabetes. Prädiabetes: Vorstufe des Typ 2 Diabetes Eine Vorstufe des Typ 2 Diabetes ist die so genannte pathologische Glukosetoleranz. Der Blutzuckerspiegel ist erhöht und der Körper kann Kohlenhydrate nur ungenügend verwerten. In diesem Stadium ist ein stark erhöhter Insulinspiegel nachweisbar. 4 Insulin ist ein Hormon, das von der Bauchspeicheldrüse ins Blut ausgeschüttet wird und dort vor allem die Aufgabe hat, Zucker, der aus der Nahrung ins Blut gelangt, in die Körperzellen einzuschleusen. Bei Personen mit einem Prädiabetes wirkt das Insulin nicht so, wie es soll – die Zellen sind „resistent“ gegen das Hormon. Damit trotz der ungenügenden Insulinwirkung genug Zucker in die Zellen gelangt, schüttet die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin aus. Schließlich kann die Bauchspeicheldrüse nicht mehr mit einer ausreichenden Insulinausschüttung auf ein Ansteigen des Blutzuckerspiegels reagieren: Es wird zu wenig Zucker in die Zellen geschleust, so dass es zu einem deutlichen Anstieg des Blutzuckerspiegels kommt und sich damit der Typ 2 Diabetes manifestiert. Für die Entwicklung eines Prädiabetes, der früher oder später im Typ 2 Diabetes mündet, sind Lebensstilfaktoren verantwortlich, vor allem Übergewicht und ungenügende körperliche Bewegung. Beispielsweise ist Fettsucht (Adipositas, BMI* größer als 30 kg/m2) bei Frauen mit einem 5-fach höheren und bei Männern mit einem 3-fach höheren Risiko gegenüber Normalgewichtigen verbunden, an Typ-2 Diabetes zu erkranken. Taillenumfang gibt Hinweis auf Erkrankungsrisiko Insbesondere fördert das am Bauch eingelagerte Fett die Entstehung einer diabetischen Stoffwechsellage. Dabei gilt der einfache Taillenumfang als guter Risikoprädiktor: Ein Taillenumfang von ≥ 94 cm bei Männern und ≥ 80 cm bei Frauen geht mit einem erhöhten Diabetesrisiko einher. Allerdings gibt es auch Faktoren, die man nicht beeinflussen kann. So nimmt das Diabetesrisiko mit dem Alter zu und auch genetische Faktoren spielen eine Rolle. Glukosetoleranztest Ein Prädiabetes kann zuverlässig durch eine Zuckerbelastung („oraler Glukosetoleranztest“) diagnostiziert werden. Dabei wird der Blutzucker im Nüchternzustand und zwei Stunden nach dem Trinken einer Zucker- (Glukose-) Lösung gemessen. Liegt der Blutzuckerwert zwischen 140 und 200 mg/dl, spricht man von einer Glukosetoleranzstörung, d.h. einem Prädiabetes. Bei einem 2-StundenBlutzuckerwert von 200 mg/dl und höher liegt bereits ein Diabetes vor. Typ 2 Diabetes bei Kindern und Jugendlichen Der Typ 2 Diabetes tritt meist im mittleren bis späteren Lebensalter auf, weshalb er in der Alltagssprache auch häufig „Alterszucker“ genannt wird. Heutzutage ist diese Bezeichnung * Der Body Mass Index (BMI; „KörperMasse-Zahl“) ist ein Maß für das Körpergewicht. Er wird berechnet, indem man das Gewicht durch das Quadrat der Größe in Meter teilt (kg/m2): BMI = Gewicht in kg (Größe in m)2 Nach den Richtlinien der Weltge-sundheitsorganisation besteht Normalgewicht bei einem BMI zwischen 18,5 und 24,9 kg/(m)2. LZG · Gesund in Bayern · März/April 2005 jedoch nicht mehr zutreffend, da – auch in Deutschland – immer mehr Kinder und Jugendliche an Typ 2 Diabetes erkranken. Fast ausnahmslos handelt es sich dabei um stark übergewichtige Personen, bei denen bereits unter Eltern oder Großeltern ein Typ 2 Diabetes aufgetreten ist. Laut einer in Südbayern an 520 stark übergewichtigen Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 9 und 20 Jahren durchgeführten Studie fand sich bei etwa 7 Prozent ein Hinweis für eine Störung im Zuckerstoffwechsel, bei 1,5 Prozent lag bereits ein Typ 2 Diabetes vor. Doch nur bei zwei der acht fettsüchtigen Kinder und Jugendlichen, die an Typ 2 Diabetes litten, war der Diabetes bekannt. Nachdem starkes Übergewicht immer häufiger bei Kindern und Jugendlichen vorkommt, ist auch in Deutschland mit einer zunehmenden Anzahl von Kindern und Jugendlichen mit Prädiabetes bzw. manifestem Typ 2 Diabetes zu rechnen. Das Metabolische Syndrom Eine gestörte Glukosetoleranz bzw. ein Typ 2 Diabetes mellitus treten gehäuft zusammen mit Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Fettsucht (Adipositas) auf. Diese Risikokonstellation wird in der Medizin unter dem Begriff „Metabolisches Syndrom“ (etwa: „stoffwechselbedingtes Krankheitsbild“) zusammengefasst. Ergebnisse aus prospektiven, d.h. in die Zukunft gerichteten Studien machen deutlich, dass das Metabolische Syndrom mit einem erheblich erhöhten Risiko für Herz-KreislaufKrankheiten verbunden ist. Nach den KORA-Studienergebnissen aus dem Augsburger Raum hat eine von drei Personen im Alter von 55 bis 74 Jahren mit Bluthochdruck, Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen und familiärer Diabetesbelastung einen unentdeckten Diabetes. Der Nachweis eines zum Metabolischen Syndrom gehörenden Krankheitszeichens sollte stets Anlass sein, den Blutzucker zu kontrollieren, um damit eine gestörte Glukosetoleranz beziehungsweise einen Diabetes mellitus zu diagnostizieren. Die Entstehung eines Typ 2 Diabetes kann verhindert werden! Eine frühe Diagnose des Prädiabetes ist vor allem deshalb sinnvoll, da es möglich ist, den Übergang vom Prädiabetes zum Typ 2 Diabetes zu verhindern. Wie Ergebnisse aus Interventions- und Beobachtungsstudien zeigen, können einfache Lebensstilveränderungen wie z.B. regelmäßige körperliche Bewegung einen günstigen Effekt haben. Empfohlen wird 4-5 mal/Woche 30-45 Minuten mäßig intensive Bewegung (Gehen, Joggen, Radfahren oder eine andere Ausdauerbelastung), unterstützt durch eine aktivere Lebensweise wie z.B. Spazierengehen in Arbeitspausen, Diabetes mellitus: Unterstützung der Prävention Qualitätsgesicherte Angebote im Internet können zur Aufklärung über die Zuckerkrankheit und zur besseren Versorgung von Betroffenen beitragen Der Information über die Zuckerkrankheit und der Schulung von Patienten kommt angesichts der Zahl der Betroffenen große Bedeutung zu. Zusätzlich zur Information durch Ärzte, Apotheker, Zeitschriften und Broschüren gewinnen Informationen im Internet immer mehr Bedeutung. So kann beispielsweise ein interaktiver, individuell durchführbarer Risikotest die Aufmerksamkeit für das Thema „Diabetes mellitus“ erhöhen und zu einer verbesserten Inanspruchnahme von Früherkennungsuntersuchungen führen. Ein Fachportal als Informationsquelle – auch für Ältere? Das Deutsche Diabetes-Forschungsinstitut (DDFI) an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf stellt mit dem InternetPortal www.diabetes-deutschland.de qualitätsgesicherte Informationen für Betroffene und beruflich Interessierte zur Verfügung und will damit einen Beitrag zur Prävention, Früherkennung und Verbesserung der Versorgung bei Zuckerkrankheit leisten. Die Inhalte des vom Bundesgesund- LZG · Gesund in Bayern · März/April 2005 Treppensteigen statt Benutzung eines Aufzuges. Durch das Erreichen des Normalgewichtes (BMI zwischen 18,5 und 25 kg/m2) und eine Umstellung der Ernährung kann die Manifestation eines Typ 2 Diabetes verhindert werden. Fazit Eine frühe Diagnose des Prädiabetes ist von größter Wichtigkeit, da es möglich ist, durch eine Änderung des Lebensstils den Übergang vom Prädiabetes zum Typ 2 Diabetes zu verhindern. Eine Umstellung der Ernährung, sowie regelmäßige Bewegung verbunden mit einer Gewichtsabnahme können einen prädiabetischen Zustand wieder rückgängig machen und auch den Krankheitsverlauf von Diabetikern verbessern. Insbesondere sollten die Bemühungen um eine frühe Diagnose von Störungen im Glukosestoffwechsel bei Kindern und Jugendlichen verstärkt werden. ➜ Kontakt: Dr. med. Hannelore Löwel GSF – Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit Institut für Epidemiologie Ingolstädter Landstraße 1 85764 Neuherberg Eine Literaturauswahl zu den MONICA/ KORA-Untersuchungen findet sich in der Online-Ausgabe des „Gesund in Bayern“ unter www.lzg-bayern.de. heitsministerium als Modellprojekt geförderten Fachportals orientieren sich an den Leitlinien der Deutschen DiabetesGesellschaft. Wie im Deutschen Ärzteblatt berichtet (DÄ 2004; 101: A 2307–2308), wird das Angebot gut angenommen. Eine Befragung von rund 2.000 Nutzern des Portals bestätigte den großen Informationsbedarf. Ein Viertel der Befragten war zwischen 50 und 59 Jahre alt, weitere 25 Prozent waren über 60jährig – ein Hinweis darauf, dass das Internet für immer mehr Menschen in der zweiten Lebenshälfte keine Barriere mehr darstellt? Dies klingt zwar erfreulich, doch ist zu bedenken, dass die Ergebnisse einer Online-Umfrage nicht repräsentativ sind und nicht unmittelbar auf die Allgemeinbevölkerung übertragen werden können. Teste dich selbst! Unter diesem Motto gibt es unter www.diabetes-deutschland. de verschiedene interaktive, nützliche und bisweilen auch unterhaltsame Wissenstests, einen Diabetes-Risikotest, einen Test zur Bestimmung der Nikotinabhängigkeit („FagerströmTest“) und ein Formular zur Berechnung des Body Mass Index (BMI), der Auskunft darüber gibt, wie das persönliche Gewicht zu beurteilen ist (Untergewicht, Normalgewicht, Übergewicht). 5 Modellprojekt zur Gesundheitsförderung und Prävention Otto Gieseke Die AOK Bayern hat in Kooperation mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) über fünf Jahre hinweg ein Modellprojekt zur Prävention/Gesundheitsförderung durchgeführt. Im Mittelpunkt des Vorhabens standen drei Zielsetzungen: 1. Entwicklung und Bewertung neuer Beratungsformen 2. Stärkung der gesundheitlichen Kompetenzen der Versicherten 3. Verbesserung der Kooperation mit den niedergelassenen Ärzten Häufigkeit von zusätzlichen Risikofaktoren bei den Teilnehmern (n = 649) 64% 27% 20% 13% Modelldesign Das Modellprojekt wurde in der AOK-Direktion Aschaffenburg durchgeführt. Vereinbart war, dass die am Modellversuch teilnehmenden 35 Ärzte AOK-Patienten an die Gesundheitsberatung der AOK verweisen, falls bei den ärztlichen Gesundheitsuntersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten (Gesundheits-Check-up) neue Risikofaktoren beziehungsweise Krankheiten entdeckt werden wie z.B. Diabetes, Bluthochdruck, Rückenbeschwerden, Fettstoffwechselerkrankungen und Gicht. Über die bei AOK durchgeführten Gesundheitsberatungen und Kursprogramme wurden die Ärzte patientenbezogen informiert. Das Modellvorhaben hat NFO Infratest Gesundheitsforschung wissenschaftlich begleitet. Über die Studie liegt ein Abschlussbericht vor. Teilnehmerstruktur Das Spektrum der Erkrankungen und Risikofaktoren bei den Teilnehmern der Studie ist in Abbildung 1 und 2 dargestellt. Insgesamt haben 649 Personen an dem Modellvorhaben teilgenommen. (n = 649) 60% 52% 35% 21% 10% FettstoffBluthochRückenwechselstörung druck beschwerden Gicht Abbildung 1 Fettstoffwechselstörungen, Rückenbeschwerden und Übergewicht sind bei über der Hälfte der Patienten diagnostiziert worden. Bei einem großen Teil der Patienten wurden mehrere Krankheiten bzw. Risikofaktoren festgestellt. Über 80 Prozent der Patienten mit Diabetes, Bluthochdruck oder Gicht tragen auch das Risiko Übergewicht mit sich herum. 6 Bewegungsmangel Nikotin Stress Abbildung 2 Unter den Teilnehmern waren ältere Versicherten sowie Frauen überrepräsentiert. Die über 55-Jährigen machen einen Anteil von 46 Prozent aus. Das deutliche Überwiegen älterer Versicherter ist dem Umstand zuzuschreiben, dass die Ärzte die Auswahl der Patienten weniger an „neu“ entdeckten Risikofaktoren bzw. Krankheiten (38 Prozent der Teilnehmer) festgemacht haben (wie im Vertrag vereinbart), sondern mehr am „Behandlungsbedarf“ für Angebote, die auf eine Umstellung des Ernährungs-, Bewegungs- und Stressbewälti gungsverhaltens abzielen. Die soziale Zusammensetzung der Patientengruppe entspricht in etwa der Versichertenstruktur der AOK Bayern insgesamt. Optimierung von Beratungsprozessen Das Ziel, neue Beratungsformen zu entwickeln, hat sich in neuen Kursangeboten niedergeschlagen (z.B. „Bewegtes Abnehmen“, „Gut leben mit Diabetes“) sowie in einer Systematisierung des Beratungsprozesses selbst. Kennzeichen hierfür ist die Gliederung des Beratungsprozesses in drei Phasen: Diagnosenverteilung der Teilnehmer Diabetes Übergewicht 1. Eingangsberatung (Klärung gesundheitlicher Probleme, eventuell Rückfragen beim Arzt, Zielvereinbarung zwischen Patient und AOK-Gesundheitsberater) 2. diagnosebezogene Kombination von Einzel- und Gruppenberatungen, eventuell Anpassung der Zielvereinbarung 3. Abschlussberatung einschließlich Hinweise auf weitere Beratungs- und Trainingsmöglichkeiten. Die guten Ergebnisse, die sowohl aus Sicht der Versicherten wie der Ärzte erzielt wurden, sind im wesentlichen dieser Systematisierung des Beratungsprozesses zu verdanken. Wesentlich hierbei ist der Aufwand, der am Anfang in die Klärung der gesundheitlichen Probleme und der verfolgten Ziele investiert wird sowie ein Beratungsrhythmus, der sich am Wissen, an den Fähigkeiten sowie der Lebenslage der Versicherten orientiert. LZG · Gesund in Bayern · März/April 2005 sind die Veränderungen des über drei Zeitpunkte festgehaltenen Gewichts dargestellt (Abb. 4). Insbesondere in der Gruppe der adipösen Personen konnte eine nachhaltige Gewichtsstabilisierung erreicht werden. Anteile von Personen mit gesundheitlichen Verbesserungen in den Bereichen Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Rückenbeschwerden, Gicht (n = 389) Gesamt Diabetes Fettstoffwechselstörung % % % Bluthochdruck Rückenbeschwerden Gicht % % % Schlaf 16 18 18 19 20 13 Übergewicht 58 74 65 73 50 76 Gesundheit allgemein 62 75 65 65 57 70 Rückenschmerzen 27 8 22 20 38 22 Lebensfreude 12 20 13 17 9 20 Medikamentenkonsum 41 50 40 44 40 50 Viele der Teilnehmer haben auf Anraten der AOK-Gesundheitsberatung weitere Angebote bei der AOK, bei Sportvereinen, Fitnessstudios, Selbsthilfegruppen und Volkshochschulen aufgegriffen, ein weiterer Beleg für die Nachhaltigkeit der Beratungsergebnisse (Abb. 5). Die Zufriedenheit der Versicherten mit der Beratungsqualität liegt mit „sehr Abbildung 3 Ergebnisse Inanspruchnahme von weiteren gesundheitsfördernden Angeboten nach Beratungsabschluss (n = 188) Die Teilnehmer wurden nach Abschluss des Beratungsprozesses sowie ein halbes Jahr später befragt, um sowohl die Wirkungen der präventiven Maßnahmen als auch ihre Nachhaltigkeit zu bewerten. In die Auswertung sind 389 Personen eingegangen, bei denen zum Zeitpunkt der Auswertung der Beratungsprozess abgeschlossen war. Nach Abschluss der Beratung (Abb. 3) berichten je nach Indikationsgruppe bis zu 75 Prozent der Teilnehmer über eine Reduktion ihres Übergewichts, eine gesteigerte Bewegungsaktivität und über eine Verbesserung ihres allgemeinen Gesundheitszustands. Bis zu 50 Prozent geben eine Verringerung ihres Medikamentenkonsums, bis zu 38 Prozent ein Nachlassen ihrer Rückenschmerzen an. Bis zu 20 Prozent teilen mit, dass außerdem Lebensfreude und Schlafqualität zugenommen haben. AOK Volkshochschulen Sportvereine Selbsthilfegruppen Fitness-Studio Sonstige 19 % 11 % 41 % 12 % 14 % 30 % Abbildung 5 gut“ und „gut“ (Schulnoten) bei 86 Prozent. Nur 4 Prozent haben die Noten 4 bzw. 5 vergeben. Die Nachbefragung ein halbes Jahr später hat ergeben, dass die Teilnehmer ihr geändertes Gesundheitsverhalten und ihr Gewicht stabilisieren konnten. Die Aktivitätswerte (Gesundheitsverhalten) lagen auf ähnlich hohem Niveau wie zum Zeitpunkt des Beratungsabschlusses. Als Beispiel Die teilnehmenden Ärzte haben sich zu über 91 Prozent mit „vollkommen zufrieden“ bis „zufrieden“ über die Zusammenarbeit mit der AOK geäußert. Allerdings war die Mitarbeit der Ärzte im Projekt sehr unterschiedlich: von hochaktiv bis sporadisch. Es ist offenbar im Praxisalltag schwierig, ein Projekt im Auge zu behalten, für das im Quartal nur eine vergleichsweise geringe Anzahl von Patienten ausgesucht wird. Veränderung der Anteile der BMI-Klassifikation Zusammenfassung (n = 165) 3% 41% 2% 30% 1% 32% Massive Adipositas Adipositas 35% 21% 42% 42% 25% 24% Gesamt vorher Gesamt nachher 6 Monate nach Abschluss Übergewicht Normalgewicht Die Projektergebnisse legen überzeugend dar, dass Risikofaktoren sowie bestimmte Erkrankungen durch Maßnahmen der Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung/Entspannung günstig zu beeinflussen sind, wenn die Beratungsqualität stimmt. Die Teilnehmer konnten ihre gesundheitliche Situation nachhaltig verbessern und vor allem, sie haben einen neuen Zugang zur gesundheitsbezogenen Gestaltung ihres Alltags gewonnen. ➜ Kontakt: Otto Gieseke AOK Bayern - Die Gesundheitskasse E-Mail: [email protected] Abbildung 4 LZG · Gesund in Bayern · März/April 2005 7 „Wir müssen unsere Jugend dafür fit machen, tragfähige Lebensperspektiven zu entwickeln!“ Zum Thema Nichtrauchen sprach Simon Demmelhuber vom Schulfernsehen des Bayerischen Rundfunks mit Prof. Johannes Gostomzyk Aufbegehren und Immunität gegen gute Ratschläge gehören zum Jungsein. Sehen Sie da echte Chancen, durch Prävention und Aufklärungskampagnen wie „Be Smart – Don‘t Start“ etwas zu bewirken? Jedem Beteiligten ist hier klar, dass Nichtraucherkampagnen nur einen Teil der Jugendlichen erreichen. Aber wenn es gelingt, nur fünf bis zehn Prozent eines Jahrgangs zu motivieren, sind das alleine in Bayern um die 12.000 Heranwachsende, die nicht zu rauchen beginnen oder damit aufhören. Was die Sache so schwierig macht, ist die Tatsache, dass die gesundheitlichen Spätfolgen des Rauchens für Jugendliche in einer scheinbar fernen Zukunft liegen und zunächst abstrakt bleiben. Trotzdem müssen wir möglichst frühzeitig ansetzen und Informationen über die Schädlichkeit bereit stellen. Wenn Erwachsene das Verhalten von Jugendlichen beeinflussen wollen, gibt es eine reelle Chance: Argumente liefern, die eine Umorientierung in Gang setzen können und selbst ein gutes Vorbild abgeben. Einfach wegschauen und hoffen, dass sich alles von selbst einrenkt, ist jedenfalls keine Lösung. Halten Sie es tatsächlich für nötig, bereits bei den 12- und 13-Jährigen anzusetzen? Wir müssen uns der Tatsache stellen, dass Jugendliche immer früher zu rauchen beginnen. Das durchschnittliche Einstiegsalter liegt derzeit bei etwa 13 Jahren und es scheint, als würde es weiter sinken. Bedrohlich daran ist neben den gesundheitlichen Schäden vor allem der Konditionierungsfaktor: Je früher Menschen mit dem Rauchen beginnen, desto schwieriger wird es, aufzuhören. Wer mit 12 oder 13 Jahren anfängt, hat eine signifikant schlechtere Entwöhnungsprognose als Menschen, die jenseits des 20. Lebensjahres zu rauchen beginnen. Kann man sagen, dass frühes Rauchen einen Gewöhnungsund Suchtmechanismus manifestiert, der den Umstieg auf härtere Suchtmittel begünstigt? Das ist keinesfalls pauschal zu beantworten. Einerseits haben tatsächlich 90 Prozent der Konsumenten harter Drogen vorher geraucht. Andererseits sind aber „nur“ zwischen ein und drei Prozent der Bevölkerung wirklich suchtkrank, während etwa 30 bis 40 Prozent der Erwachsenen und Jugendlichen rauchen. Dass Raucher gewissermaßen zwangsläufig auch drogensüchtig werden, ist also keine zulässige Schlussfolgerung. Es scheint aber so zu sein, dass es Menschen gibt, die eher als andere dazu neigen, ihre Befindlichkeit durch die Zufuhr bestimmter Stoffe zu verändern. Ein Anzeichen für diese stärkere Anfälligkeit ist auch die frühe Bereitschaft zu rauchen, weil dieses Suchtmittel am einfachsten verfügbar ist. Dazu passt die Erkenntnis, dass später drogen- 8 abhängige Menschen auch wesentlich häufiger und früher Alkohol konsumiert haben. Aber auch das ist wohl überwiegend in der Persönlichkeitsstruktur statt in einer automatischen Entwicklung vom Raucher zum Alkoholiker oder Drogensüchtigen begründet. Was weiß man über die psychischen Mechanismen, die eine höhere Suchtneigung begründen oder verstärken? Carl Jaspers hat zu Beginn des 20. Jahrhunderts die innere Leere als ein wesentliches Merkmal des Suchtcharakters beschrieben. Der Betroffene kann mit sich nichts anfangen und hat Angst, mit dieser inneren Lehre und den damit verbundenen Missbefindlichkeiten konfrontiert zu werden. Er sucht also nach Mechanismen, um diesen Zustand zu vermeiden. Wenn wir diesen Verständnisansatz zugrunde legen, sind also vor allem solche Menschen suchtgefährdet, die ihr Leben als leer, sinn- und perspektivlos erfahren. Was bedeutet das konkret für suchtpräventive Aktionen im Jugendbereich? ➜ Es wäre falsch, nur mit Sanktionen zu drohen. Wir müssen unserer Jugend eine Chance bieten und sie dafür fit machen, eine tragfähige Lebensperspektive zu entwickeln. Die Gesellschaft muss akzeptable Sinnangebote unterbreiten, sie muss erreichbare Ziele anbieten, die es lohnen, sich dafür anzustrengen. Die Jugendlichen brauchen echte Alternativen, um sich gegen das Rauchen oder das Abdriften in die Sucht zu entscheiden. Wer ständig in dem Gefühl bestärkt wird, dass es sinnlos ist, sich anzustrengen, weil es ohnehin keine lebenswerte Zukunft gibt, weil alles erlaubt und alles egal ist, wer keine Ziele hat, läuft sehr leicht Gefahr, diese Innere Ziellosigkeit und Leere durch verfügbare Suchtmittel zu füllen. Wenn wir es schaffen, dass Jugendliche im Verzicht auf Suchtmittel einen Gewinn für sich erkennen, haben wir viel erreicht. Aber auch die Jugendlichen haben eine Mitverantwortung für sich selbst in dieser Entscheidung und im Motivationsdruck, den sie innerhalb ihrer Gruppe ausüben. Speziell hier sieht die Aktion „Be Smart – Don‘t Start“ ein wesentliches Wirkungspotenzial. Ausführliche Informationen zum Wettbewerb „Be Smart – Don’t Start“ gibt es bei der LZG (Anschrift im Impressum) Interview: Simon Demmelhuber, Schulfernsehen/radioWissen des Bayerischen Rundfunks. Er sprach mit dem Vorsitzenden der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e.V. (LZG), Prof. Dr. med. Johannes Gostomzyk, der zudem Ehrenpräsident der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) sowie Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie (DG-Sucht e.V.) ist. LZG · Gesund in Bayern · März/April 2005 Kolumne Intelligent Gewicht abnehmen und das Wunschgewicht halten Dr. med. Peter Konopka Über die Hälfte der Menschen im mittleren Lebensalter ist übergewichtig. Wenn man übergewichtig ist, ist man also nicht allein – doch die Frage ist: Warum ist das so? Dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen. Einige davon sind rational nachvollziehbar, andere sind Ausreden. Man sollte dabei jedoch nicht über andere Menschen urteilen, sondern bei sich selber anfangen. Sicherlich ist ein übertriebener Schlankheitswahn nicht menschengerecht – und auf Dauer auch langweilig. Die bunte Mischung von Menschentypen macht die Welt erst interessant. sondern für sich selbst. Dazu braucht man ein starkes Motiv – und das ist für jeden Menschen ein anderes. Wenn ein Motiv stark genug ist, wirkt es von innen heraus und steuert fast automatisch unsere Lebensweise. Das meinte unser großer Dichter Friedrich von Schiller, wenn er in seinem „Wallenstein“ sagt: „Es ist der Geist, der sich den Körper baut!“ Übrigens drückte das so ähnlich auch Karl Lagerfeld aus, der immerhin 42 kg abgenommen hat: „Es ist unmöglich, Gewicht abzunehmen und dumm zu bleiben“. Übergewicht ist an sich auch noch keine Krankheit, aber nur, wenn nichts anderes dazukommt. Aber das ist immer häufiger der Fall. Denn das Fettgewebe ist nicht nur ein Fettspeicher, der ursprünglich für Notzeiten vorgesehen war, sondern auch ein stoffwechsel- und hormonaktives Gewebe, das auf den ganzen Organismus zurückwirkt. Hier ist zum Beispiel die Umwandlung von männlichem Keimdrüsenhormon in weibliches Hormon zu nennen – aber vor allem auch die so genannte Insulinresistenz. Insulin ist das Hormon, das unter anderem den Blutzucker in die Muskelzellen hineinschleust. Aber es ist auch ein „Masthormon“, weil es die Fettzellen mit Fett voll stopft. Wenn die Muskelzellen durch Bewegungsmangel zunehmend unempfindlicher auf Insulin reagieren, was man als Insulinresistenz bezeichnet, muss der Körper mehr Insulin produzieren, um den gleichen Effekt auf die Muskelzellen zu erzielen und den Blutzuckerspiegel im normalen Bereich zu hatten. Da die Fettzellen aber nicht gegen Insulin in gleicher Weise resistent werden wie die Muskelzellen, trifft sie die volle Wirkung des erhöhten Insulinspiegels: Sie lagern immer mehr Fett ein. So kommt ein Teufelskreis in Gang, der zusätzlich noch verstärkt wird, wenn man sich falsch ernährt. Vor allem, wenn man zuviel schnell ins Blut „schießende“ Kohlenhydrate zu sich nimmt, wie zum Beispiel Zucker (auch in Torte, Limonaden, Cola usw.) und Weißmehlprodukte; denn sie führen zu einer weiteren Insulinerhöhung. Intelligent abnehmen heißt, diese Zusammenhänge zu erkennen – und sich danach zu richten, indem man seine Lebensweise umstellt, nicht nur kurzfristig, sondern für immer. Das geht aber nur, wenn der Entschluss zur Gewichtsabnahme von innen heraus kommt. Man sollte nicht für andere abnehmen, LZG · Gesund in Bayern · März/April 2005 Bild: M. Dilling Auf dem Boden von Übergewicht gedeiht nämlich eine ganze Palette von Krankheiten wie Diabetes mellitus Typ 2, hohe Blutfette, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, aber auch Arthrosen und Wirbelsäulenbeschwerden. Gewichtsabnahme hat also auch etwas mit Intelligenz zu tun und wirkt auf die gesamte Persönlichkeit zurück. Also seien Sie intelligent und suchen Sie sich ein starkes Motiv. Natürlich gibt es eine ganze Menge medizinisch begründeter Motive zur Gewichtsabnahme, aber entscheidend ist nicht die Vernunft, sondern auch das Gefühl; denn Gefühle sind stärker als Gedanken. Vielleicht genügt es ja auch schon, wenn man sich unbekleidet im Spiegel betrachtet, am besten seitlich ... Wenn man den Entschluss gefasst hat, Gewicht abzunehmen und sich sein Wunschgewicht und seine Wunschfigur fest in sein Gehirn hineingebrannt hat – dann erst ist der Weg so einfach, dass man es kaum zu schreiben wagt. An erster Stelle steht eine richtig dosierte Ausdauerbewegung (Spaziergang, Wandern, Waldlauf, Radfahren u.a.) über 30-40 Minuten (oder mehr) in einem Tempo, bei dem man sich noch gut unterhalten kann, drei bis vier Mal pro Woche oder täglich. Die Ernährung sollte knapp und vollwertig sein. Das einfachste Rezept zur Gewichtsabnahme heißt: Kein Zucker, kein Fett, kein Alkohol (höchstens ein Gläschen Rotwein), weniger Kohlenhydrate und vielleicht etwas mehr Eiweiß, wobei Diabetiker und Nierenkranke dabei ihren Arzt fragen sollten – und dazu reichlich Obst und Gemüse. Sicher ist der Ratschlag „sechs kleine Mahlzeiten sind besser als drei große“ nach wie vor richtig, aber zur Gewichtsabnahme wäre der Ratschlag „drei kleine Mahlzeiten sind besser als sechs kleine“ vielleicht noch besser, weil man dem Körper Zeit geben muss, seine Fettreserven anzugreifen. Das geht nur, wenn man die Abstände zwischen den Mahlzeiten verlängert. Zum Schluss sei es aber noch einmal betont: Es geht nicht darum, kurzfristig Kalorien einzusparen, sondern langfristig seinen Lebensstil zu ändern. 9 politischen Matinée zum Thema „Gesundheitssysteme in der Europäischen Union: Weiterentwicklung oder Neuorientierung?“. Die anschließende öffentliche Plenarveranstaltung ist der Frage „Solidarische Grundsicherung und private Zusatzversicherung für alle?“ gewidmet. Die Veranstaltungen am Montag, 4.7.2005, befassen mit folgenden Themen: Ananassaft einen ansprechenden, nicht zu süßen Gesamteindruck hinterließ. In der Kategorie „Gentleman“ hieß der Sieger „Früchtepunsch“, hergestellt aus Grenadine- und Maracujasirup, Zitronen-, Mango-, Ananas- und Orangensaft. Die Rezepte werden den gastronomischen Betrieben in Bayern bekannt gegeben, damit sie in möglichst vielen Lokalen angeboten werden. Driver’s Drinks 2005 • • • • Immer nur Mineralwasser als günstiges alkoholfreies Getränk in Discos und Gaststätten? Die Aktion Disco-Fieber will das gemeinsam mit dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband ändern und hat jetzt die Driver’s Drinks 2005 ausgewählt. • • • Bild: LZG Die Idee eines „Driver’s Drink“ wurde von der Aktion Disco-Fieber entwickelt, um Auto fahrenden Discobesuchern eine attraktive alkoholfreie Alternative zu Cocktails zu bieten. Nach erfolgreichen Tests beim Schrannenfest 2003 und beim Herbstfest der Schule in Aresing konnte der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband (BHG) als Partner für die Aktion gewonnen werden. Für die bayernweite Umsetzung der Aktion Disco-Fieber ist die Landeszentrale für Gesundheit (LZG) zuständig. Europäische Gesundheitsgespräche 2005 3./4. Juli 2005 in Schloss Mondsee/Oberösterreich Bild: LZG Grenzsetzungen in modernen Gesundheitssystemen Auf der Fachmesse für Hotel und Gastronomie (HOGA) in Nürnberg wurden im Januar zwei Drinks für das Jahr 2005 ausgewählt. Im Vorfeld hatten Mitglieder der Deutschen Barkeeper Union Rezeptvorschläge eingereicht. Aus den zahlreichen Einsendungen wurden zehn Cocktails ausgewählt, von fünf Barkeepern am Messestand des BHG gemixt und anschließend bewertet. Die von Fachjournalisten, Barkeepern, LZG und Messepublikum gebildete Jury wählte in der Kategorie „Lady“ den „Karamell Spezial“, der mit einer Mischung aus Vanille- und Karamellsirup, Sahne, Orangen- und 10 Der Verein Europäische Gesundheitsgespräche organisiert in Mondsee in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Organisationen die Europäischen Gesundheitsgespräche. Sie finden heuer bereits zum 11. Mal statt. Die Leitung liegt bei den vier Sprechern des wissenschaf tlichen Beirats, der auch die Verantwortung für das Programm trägt (Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Atteslander, Augsburg/Biel, Prof. Dr. Klaus Zapotoczky, Linz, Prof. Dr. med. Elmar Doppelfeld, Köln, Prof. Dr. Johannes Gostomzyk, Augsburg). Bis zum Umzug nach Mondsee 2003 hatten die Gespräche im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach stattgefunden. Eröffnet wird die Tagung am Sonntag, 3.7.2005, mit einer gesundheits- Gesundheitssicherung in konkreten Lebenswelten Betriebliches Gesundheitsmanagement Dezentralisierung der sozial-psychiatrischen Gesundheitsversorgung Gesundheits- und Verbraucherschutz: Qualitätsmanagement als Aufgabe Zukunftsaufgabe: Gesundheitsversorgung im Alter Herausforderung für Weiterbildung in Gesundheitsberufen Neue Herausforderungen der gesundheitlichen Versorgung bei internationalen Einsätzen Weitere Informationen gibt es beim Europäische ➜ Verein Gesundheitsgespräche Altenberger Straße 69 A-4040 Linz Tel.: (+43) 7 32-24 68- 82 85 oder - 85 75 Fax:(+43) 732-24 68-85 94 E-Mail: [email protected] Zahnärztlicher Notdienst in Bayern: Informationen im Internet Die Bayerische Landeszahnärztekammer (BLZK) hat im Internet ein Verzeichnis für zahnärztliche Notdienste eingerichtet. Auf der Startseite unter www.blzk.de gelangt man über das Stichwort „Zahnärztlicher Notdienst“ auf eine Landkarte Bayerns, auf der für jeden Bezirk tagesaktuell die jeweils diensthabenden Zahnärzte mit Anschrift und Telefonnummer verzeichnet sind. ➜ www.blzk.de/notdienst LZG · Gesund in Bayern · März/April 2005 Neues Mitglied der LZG seit Januar 2005: Verein Programm Klasse2000 e.V. nahmen zur Verbesserung des Klassenklimas. Hierzu dienen zum Beispiel Gemeinschaftsspiele, die nur gelingen, wenn alle zusammenarbeiten. Die Kinder werden dazu angeregt, sich über ihre eigenen Gefühle klar zu werden, aber auch, sich in andere Kinder einzufühlen. Das tun sie mit Rollenspielen, Pantomime und anderen aktiven Übungen – so wird das Thema nicht moralisierend vermittelt, sondern anschaulich und mit viel Spaß erfahren. Da Streit und Konflikt zum Leben gehören, geht es nicht darum, sie zu umgehen, sondern darum, die Konflikte mit Worten anstatt mit Gewalt zu regeln und sich fair auseinanderzusetzen. Eingeübt wird zum Beispiel, wie man durch IchBotschaften die eigenen Gefühle ausdrückt, ohne den anderen damit anzugreifen und damit den Streit zu verschärfen, also: „Ich bin traurig, wenn ihr mich nicht mitspielen lasst“ anstatt „Ihr blöden Zicken“. Eine einfache Methode, die sicherlich auch so manchen Konflikt zwischen Erwachsenen entschärfen würde! Gesundheitsförderung: Klasse2000 thematisiert Gefühle und Konflikte Bild: Klasse2000 e.V. Zunehmende Aggressionen und Gewalt unter Kindern sind auch in der Grundschule oft schon ein Problem, das Kinder schwer belastet. Deshalb behandelt Klasse2000, das bundesweit größte Unterrichtsprogramm zur Gesundheitsförderung und Suchtvorbeugung, dieses Thema nun in der dritten Jahrgangsstufe. Wohin mit meiner Wut? Auch auf diese Frage suchen die Kinder in den Klasse2000-Stunden eine Antwort. Klasse2000 begann 1991 als „Nichtraucher-Programm“ und hat sich seitdem zu einem breit angelegten Lebenskompetenz- und GesundheitsProgramm entwickelt. Es begleitet Kinder von der 1. bis zur 4. Klasse und umfasst z.B. das Kennenlernen wichtiger Körperfunktionen (Luft und Atem, Herz-Kreislauf, Wirbelsäule), gesunde Ernährung, Bewegung und Entspannung, Umgang mit Tabak und Alkohol. Konflikte und Gewalt belasten Kinder körperlich und seelisch. Oft sind Schulangst und Beschwerden wie Kopfoder Bauchschmerzen auf ein aggressives Klima in der Schule zurückzuführen. Deshalb behandelt Klasse2000 seit dem Schuljahr 2003/04 das Thema Gefühle und gewaltfreie Konfliktlösung. In den Stunden der dritten Jahrgangsstufe geht es um konkrete MaßLZG · Gesund in Bayern · März/April 2005 Eine Befragung der Lehrkräfte dritter Klassen zeigte, dass die neuen Stunden gut umsetzbar sind und dass 70 Prozent das Kernthema „Ich-Botschaft“ auch außerhalb der Klasse2000-Stunden aufgriffen. Weitere Informationen: Programm Klasse2000 e.V. ➜ Verein Tel. (09 11) 89 121 00 E-Mail: [email protected] im Internet unter www.klasse2000.de Infobus besucht im Mai fünf bayerische Städte Kampagne „Alzheimer früh erkennen“ Die Tournee des Infobusses des Deutschen Grünen Kreuzes e.V. (DGK) und der Initiative „Altern in Würde“ zur Früherkennung der Alzheimerschen Krankheit wird for tgesetzt. In 45 Städten wird der Bus heuer im Frühjahr Station machen, darunter in Würzburg, Nürnberg, Regensburg, Passau und Augsburg. Jeweils unterstützt von örtlichen Fachärzten und Angehörigengruppen informiert ein Expertenteam über die Alzheimer- Demenz, über erste Anzeichen, Verlauf und Behandlungsmöglichkei t en der Krankheit sowie die Betreuung Betroffener. So genannte „Erfahrungsstationen“ sollen dem Besucher die Symptome der Krankheit näherbringen und erfahrbar machen, wie ein Betrof fener seine Umwelt erlebt. Denn zur Alzheimer-Krankheit gehört mehr als die Vergesslichkeit. Auch das Verhalten der Betroffenen ändert sich und für Angehörige, Freunde und Bekannte ist es oft schwer, damit umzugehen. Wie groß das Interesse an Information und Beratung ist, zeigte die erste Tour „Alzheimer früh erkennen“: rund 12.000 Menschen besuchten im Frühsommer 2004 in 21 deutschen Städten den Infobus. Termine in Bayern sind in diesem Jahr: 3. Mai 2005 Würzburg 4. Mai 2005 Nürnberg 6. Mai 2005 Regensburg 9. Mai 2005 Passau 10. Mai 2005 Augsburg Die genauen Veranstaltungsorte werden in der örtlichen Presse bekanntgegeben. Weitere Informationen zur Alzheimerschen Krankheit und zur Tour des Infobusses gibt es im Internet unter www.altern-in-wuerde.de Müttergenesungswerk informiert mit neuem Internetportal Bundesweit arbeiten im Verbund des Müttergenesungswerks rund 1.500 Beratungs- und Vermittlungsstellen und 94 Mütter- oder Mutter-KindEinrichtungen, um Mütter zu stärken und Perspektiven für eine gesündere Zukunft zu entwickeln. Ein neues Internetportal, das sich an Mütter, Ärztinnen und Ärzte und andere Fachleute richtet, soll die Breite des Angebotes einfach zugänglich machen und übersichtlich vorstellen. Neben Informationen und Hinweisen für den Weg zur Kur gibt es Fachinformationen und eine Datenbank, die jede der Mütter- und Mutter-Kind-Einrichtungen des Müttergenesungswerkes individuell vorstellt. ➜ www.muettergenesungswerk.de 11 LZG-Termine Gesund in Bayern Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e.V. Landwehrstr. 60-62, 80336 München PvSt., Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt, B12023 3. Juni 2005, München Verleihung des Bayerischen Gesundheitsförderungs- und Präventionspreises 2005 Symposium der LZG zum Weltgesundheitstag 2005 in Bayern Rosenheim, 3. Mai 2005, 10.00-16.00 Uhr Mutter und Kind – Gesundheit von Anfang an Gemeinsam mit der Stadt Rosenheim lädt die Landeszentrale für Gesundheit in Bayern (LZG) anlässlich des Weltgesundheitstages zu einem Symposium in das Kultur- und Kongresszentrum Rosenheim. Die Tagung unter Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer ist den Schwerpunkten „Gesundheit von Anfang an“ und „Leben mit bedingter Gesundheit“ gewidmet. Themen sind: • • • • • Frau – Mutter – Kind – Karriere (A. Wagner-Link, Institut für Mensch und Management, München) Gesundheit und Allergie – eine Aufgabe für Mutter und Kind (B. Eberlein-König, H. Behrendt, TU München) Gesunde Ernährung – wer oder was entscheidet über Normalgewicht von Anfang an? (I. Knerr, FAU Erlangen-Nürnberg) Zahngesundheit von Anfang an (E. Paschos, LMU München) Psychiatrische Erkrankungen im Kindesalter (M. Ruf, Heckscher-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie • • • und Psychotherapie) Neurologische Erkrankungen im Kindesalter (S. Springer, Heckscher-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie) Gesundheitliche Belastung für Mutter und Kind durch chronische Krankheit des Kindes: Pädagogik – Medizin – Selbsthilfe (P. von Quadt, Konduktives Förderzentrum Rosenheim) Gesundheitliche Prävention für Mutter und Kind. Plädoyer für Toleranz in Pädagogik und Medizin (E. Fuchtmann, FH München) Im Rahmen der Landesgesundheitsmesse Bayern wird der Bayerische Gesundheitsförderungs- und Präventionspreis 2005 verliehen. Die Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e.V. (LZG) vergibt den Preis gemeinsam mit dem Bayerischen Gesundheitsministerium. Die Preisträger werden ihre Projekte der Öffentlichkeit vorstellen. Landesgesundheitsmesse Bayern Rund 100 Aussteller werden auf der Landesgesundheitsmesse Bayern, die vom 3. bis 5. Juni 2005 im M.O.C. München stattfindet, über Möglichkeiten zur Erhaltung und/oder Verbesserung der Gesundheit informieren. Kliniken aus ganz Bayern, Pflegeeinrichtungen, Selbsthilfegruppen und Verbände stellen sich vor. Begleitend finden zahlreiche Vorträge statt. Fachleute wie auch Laien sollen Möglichkeiten zur Information und zum Erfahrungsaustausch finden. Die Teilnahme ist kostenlos. Weitere Informationen und Anmeldung bei der LZG (Anschrift im Impressum) Impressum Inhaber und Verleger: Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e.V. (LZG) Landwehrstr. 60-62, 80336 München Tel. Fax Internet E-Mail (089) 54 40 73-0 (089) 54 40 73-46 www.lzg-bayern.de [email protected] Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Redaktion (verantwortlich): Dr. med. Martina Christine Enke Fritz-Strassmann-Str. 17d 86156 Augsburg Telefon (0821) 159 81 72 Fax (0821) 159 81 79 E-Mail [email protected] Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. med. Johannes G. Gostomzyk Prof. Dr. med. David Klemperer Dr. med. Hannelore Löwel Dr. med. Manfred Wildner, MPH Gestaltung und PrePress: Manfred Dilling, 86495 Eurasburg Druck: Druckhaus Kastner Schlosshof 2-6, 85283 Wolnzach Der Abdruck von Texten mit Quellenangabe ist honorarfrei gestattet und erwünscht. Belegexemplare erbeten. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. Bezug kostenlos Hinweis: Die Personenbezeichnungen in diesem Heft beziehen sich, wenn nicht ausdrücklich differenziert, gleichermaßen auf Frauen wie auf Männer. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde jedoch darauf verzichtet, in jedem Fall beide Geschlechter zu benennen. 12 LZG · Gesund in Bayern · März/April 2005