Jugendstil Malerei Gustav Klimt
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Jugendstil Malerei Gustav Klimt
Jugendstil 1890 - 1915 Der Jugendstil als eigenständigen Bewegung innerhalb der Kunst entwickelte sich um 1890 nach den Ideen von William Morris und aus der englischen Arts-and-Crafts-Bewegung ( Kunst und Handwerk) und war als eigene Stilrichtung bis etwa 1915 von Bedeutung. Jugendstil – es handelt sich um eine internationale Erneuerungsbewegung zur Überwindung der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorherrschenden Strömung des Historismus Der Titel Jugendstil bezeichnet ursprünglich den Stil, in dem die in München erscheinende Kunstzeitschrift „Jugend“ illustriert und gestaltet war. Französische Bezeichnung - Art Nouveau International - Modern Style Österreich - Sezessionsstil ● Namensgeber: Zeitschrift „Jugend“ ● Frz.: Art Nouveau, international: Modern Style, Ö: Sezessionsstil ● Organisch geschwungene Linien ● Stilisierte Pflanzenornamentik ● Überwindung der Grenzen zwischen freier und angewandter Kunst → Handwerk ● Kunst für den Alltag ● Verschiedene divergierende Stromungen, einheitlich: Abkehr vom Historismus ● Junge oppositionelle Kunstlergeneration ● Gesamtkunstwerk ● Architektur, Möbel, Textilien, Keramik,... ● Verwendung hochwertiger Materialien Palais Stoclet, 1905-11, Brüssel, Bauherr Adolphe Stoclet beauftragte Wiener Werkstätte (Produktionsgemeinschaft bildender Künstler) und Josef Hoffmann als Architekt, weitere namhafte Künstler, u. a. Gustav Klimt Grafik Die Werke des Jugendstils wurden durch ein dominantes flächig-lineares Erscheinungsbild geprägt und sind durch ihren dekorativen, teils abstrakt-floralen Charakter zu erkennen. Daran lässt sich auch der starke Bezug zu japanischen Vorbildern ablesen. Aubrey Vincent Deardsley Isolde, 1898, Illustration Alfons Mucha Tanz, 1898, Lithografie Peter Behrens Der Kuss, 1898, Sechsfarbenholzschnitt JUGENDSTIL Architektur Hector Guimard, Metrostation, Paris, 1900-1901 Floraler Dekor im Stadtraum, Eisen, emaillierter Stahl Paul Cauchie, Haus Cauchie, Fenster, 1905 Paul Hankar, Haus Hankar, 1893 Victor Horta, Hȏtel Tassel, 1892 Säulchen unverkleidet – Pflanzenhalme, Triebe, pflanzen ähnliche Motive auch in Mosaik, Fresken, Treppengeländer JUGENDSTIL Architektur „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“ Ausstellungsgebäude der Wiener Secession, Joseph Maria Olbrich, 1898 Das Wiener Secessionsgebäude baut auf einem quadratischen Modul auf, einem Block mit einem Atrium, das von einer Kuppel überwölbt wird, deren halb kugelförmige Schale, von Lorbeerblättern auf vergoldeter Bronze gebildet und entsprechend durchbrochen, von vier kleinen Türmen flankiert wird. Das Gebäude hat nüchterne, durchdachte Formen, daneben reichen Schmuck, der aus einer „Architektur-Malerei“ eines der signifikanten Momente des Übergangs von der Sensibilität des späten 19. Jahrhunderts zur modernen Bewegung macht. Otto Wagner, Kirche am Steinhof, 1904-1907, gilt als erste moderne Kirche Wiens. Otto Wagner, Hauptgebäude der Postsparkasse in Wien, 1904-1906, Detail der Fassade mit Steinverkleidung und Bronzebolzen, Warmluftausbläser im Kassensaal (H250 cm). Speziell die Ausführung des Kassensaals gab Wagner als einen Bahnbrecher sachlicher und funktioneller Vorstellung in der modernen Architektur zu erkennen. JUGENDSTIL Architektur JUGENDSTIL Architektur Majolikahaus Wien, 1898-1899 Pavillon am Karlsplatz Wien, 1899 Adolf Loos (1870-1933) Der Feldzug gegen das Ornament „Haus ohne Augenbrauen“ nannten die Wiener das Looshaus, 1910, weil sie es nicht fassen konnten, dass es kein Dekor, keine angedeutete Bedachung uber den Fenstern gab. Eine zeitgenossische Karikatur verglich es mit einem Kanalgitter. In seiner beruhmten Streitschrift Ornament und Verbrechen erklarte er Dekor fur Kraftvergeudung und Ornamentlosigkeit für Fortschritt. Architektur schaffe Gebrauchsgegenstande und die hatten allein nützlich zu sein. Andererseits verwendete Loos gerne edelste Materialien und gestaltete den Geschaftsbereich des Looshauses nicht nur mit teurem Marmor, sondern auch mit Saulen, die wohl eine Antwort auf den Saulenportikus der gegenuberliegenden Michaelerkirche waren. JUGENDSTIL - Malerei Gustav Klimt • Menschendarstellung bei Klimt • Das Ornament bei Klimt • Frauendarstellungen und Erotik • Traum und Scheinwelt • Gold • Umsetzung der Musik Beethovenfries • Gesamtkunstwerk Ritter Palais Stoclet in Brüssel JUGENDSTIL - Malerei Gustav Klimt Der Kuss, 1907/08, aus Klimts goldener Phase, Ol auf Leinwand, 180x180 cm, Format schwierig Adele Bloch-Bauer I, 1907, Ol, Silber, Gold auf Leinwand, 138x138 cm, 2006 verkauft um 135 Mio. Dollar JUGENDSTIL - Malerei • Gustav Klimt gilt als Malerfürst des Jugendstils und Begründer der Wiener Sezession, einer der oppositionellen Künstlervereinigung, die sich gegen das traditionelle Ausstellungswesen und für die Freiheit des künstlerischen Schaffens engagiert. • In seinen frühen Arbeiten wurde er von der auf dekorativen Prunk gerichteten Kunst des Malers Hans Makart beeinflusst. Sein individueller Stil beruht auf der Verbindung einer naturalistischen, erotischen Menschendarstellung mit ornamental gestalteten Flächen. • In diesem flächenhaften Stil fügt sich Figürliches mit Ornamentalem zusammen und entfaltet daraus reizvolle dekorative Wirkungen. • Im Gegensatz zur Zartfarbigkeit der Körperdarstellung sind die geometrischen und spiraligen Formen der ornamentalen Flächen oft intensiv farbig, hart begrenzt, und bilden gemeinsam ein schillerndes Mosaik. • Eine besondere Rolle im Schaffen Klimt spielt das erotische Element. Sein Werk weist eine Vielzahl weiblicher Aktdarstellungen auf, in denen die abgebildeten Körper in einer für jene Zeit äußerst freien Sinnlichkeit gezeigt werden. • In späteren Werken verwendet er häufig Goldflächen als gestaltendes Element. Die dargestellten Figuren werden ikonenartig in das golddominierte Ornament eingeschlossen und so in eine Traum- oder Scheinwelt entrückt. Beethovenfries JUGENDSTIL - Malerei Beethovenfries, 1902, Wiener Sezession, 34x2 m Teil 1: Genien, leidende Menschheit und Ritter Teil 2: Feindliche Gewalten (Gorgonen, Gigant, sundhafte Leidenschaften, Elend) Teil 3: Genien und Poesie, sowie Kunste, Chor und Umarmung → Buch Beethovenfries JUGENDSTIL - Malerei Die feindlichen Gewalten ( Detail ) Sehnsucht nach dem Glück,1902, Gruppe des wohlgerüsteten Soldaten, mit Ehrgeiz und Mitleid. Die leidende, schwache Menschheit richtet Ihre Gebete an den wohlgerüsteten starken Mann. Als von außen wirkenden Kräfte, Mitleid und Ehrgeiz als innere Kräfte, die ihn dazu antreiben, das Ringen um Glück auf sich zu nehmen. Detail aus den „ Feindlichen Gewalten“, die drei Gorgonen: Krankheit, Wahnsinn und Tod Beethovenfries JUGENDSTIL - Malerei 1901 Entwicklung der Traum- und Scheinwelt im Beethovenfries erstmals sichtbar Für Ausstellung in der Wiener Sezession Er wurde als Teil eines Gesamtkunstwerkes geschaffen, in welchem durch Zusammenwirken von Malerei und Bildhauerkunst ein einheitlicher Kunstraum entstehen sollte. Die Malereien erstreckten sich über drei Wände und bildeten eine zusammenhängende Folge Der Fries weist eine klar gegliederte Komposition auf, die durch horizontale und vertikale Hauptlinien die Architektur des Raums betont. Die flächige Darstellungsweise stützt sich auf rhythmische Motivwiederholungen mit wechselnden Frontal- und Profildarstellungen der Figuren. Inhaltlich stellt es den Weg des Menschen durch das Chaos der Triebe dar, dessen Ende als Ausklang und Zielpunkt der Kuss als Symbol der Vereinigung bildet. JUGENDSTIL - Malerei Theater in Taormina Zuschauerraum im alten Burgtheater Das Theater als Ort, an dem Realität und Illusion aufeinandertreffen, bietet Klimt die Gelegenheit, die Zuschauer in die Rolle der Schauspieler schlüpfen zu lassen: Was ist Realität, was bloßer Schein? Universitätsbilder - Medizin JUGENDSTIL - Malerei „ Kannst du nicht allen gefallen durch deine Tat und dein Kunstwerk, mach es wenigen recht. Vielen gefallen ist schlimm.“ Diesen Satz Schillers scheint Klimt zu seinem eigenen gemacht zu haben, so sehr wird die Medizin als Provokation empfunden. Universitätbilder - Philosophie JUGENDSTIL - Malerei Wie in Trance gleiten die Menschen dahin, ohne Kontrolle über sich selbst. Klimt widersprach damit der Herrschenden universitären Wissenschaftsauffassung und somit auch der Universität, die diese Wanddekoration in Auftrag gab. So kamen diese frühen Werke einem Affront gleich. Frauenbildnisse Judith JUGENDSTIL - Malerei Pallas Athene Hier verwendet Klimt zum erstenmal Gold. Die übertriebene Ornamentik unterstreicht den Erotismus, den Klimt zu einem Teil seiner Weltsicht gemacht hat. JUGENDSTIL - Malerei Vincent van Gogh Le Pere Tanguy Claude Monet La Japonaise Camille Monet im japanischen Kostüm Bildnis Friederike Maria Beer 1905-1909 Fresken im Palais Stoclet in Brüssel (Wien, Museum der Schönen Künste) Ritter Die Erwartung JUGENDSTIL - Malerei Die Erfüllung Lebensbaum JUGENDSTIL - Malerei Tod und Leben 1903 von Josef Hoffmann und Koloman Moser als "Wiener Werkstatte GmbH" gegründete Produktionsgemeinschaft bildender Künstler, die im Zusammenhang mit der Wiener Kunstgewerbeschule und der Wiener Secession eine Erneuerung der Kunst auf der Basis handwerklicher Gediegenheit erstrebte und vor allem auf dem Gebiet des Kunstgewerbes Wien zum Zentrum einer neuen Geschmackskultur machte. Eine spezielle Variante der „geometrische Jugendstil“, setzte auf die Verwendung strenger geometrischer Formen. Er fand besonders im Bereich der Serienproduktion Anwendung und wurde in Deutschland vom Werkbund, in Österreich von der Wiener Werkstätte gefördert. Charles Rennie Mackintosh Hochlehnstuhl „Hill House 1“ 1903, Esche gebeizt, 141 x 41 x 35 cm Schlaufengriff 1906 Silberfarbiges Metall, Glaseinsatz, 25 cm hoch Emile Gallé Calla Vase 1900 Überfangglas, in den Model geblasen, geätzt und geschnitten, 35 cm hoch. Die Natur lieferte ohne Frage die Rohzeichnung für den flackernden, federnden und biegsamen Linearismus; hinzu tritt als entscheidender Faktor die Projektierung des Künstlers. Das relevante Naturobjekt wird permutiert, aus seinen elementaren Zusammenhängen herausgelöst und in einen neuen formalen und geistigen Kontext gestellt. Die organische Physiognomie gerät in die Raster des Geistes. Karl Blossfeldt Kürbisranken Fotografie 1900 -03 In seinen vergrößerten Detailfotografien studierte Blossfeldt Pflanzen in ihrem Wachstum. Die Aufnahmen schärften das florale Bewusstsein der Künstler und muten häufig wie unmittelbare Mustervorlagen für Vignetten und Ornamente an.