Ausgabe 3/2009 vom 20.07.2009 - DIE LINKE. Kreisverband Essen
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Ausgabe 3/2009 vom 20.07.2009 - DIE LINKE. Kreisverband Essen
Zeitung der Ratsmitglieder und des Kreisverbandes DIE LINKE. Essen Nr. 03/09 – 20. Juli 2009 10. Jahrgang früher Armut macht krank, Armut verhindert Bildung Seite 2 Kindergartenbeiträge sollen zurückgezahlt werden Linksfraktion bringt Ratsfraktionen zum Handeln Als vollen Erfolg kann die Anfrage Der Fraktion DIE LINKE/DKP/AUF an den Jugendhilfeausschuss am 9. Juni bezeichnet werden. Denn diese Anfrage löste eine Kettenreaktion aus. Die Fraktion fragte die Verwaltung, ob die Stadt Essen plane, die KiTa- und Essensgeldbeiträge zurückzuzahlen, die durch streikbedingte Ausfalltage zuviel an die Stadt gezahlt wurden. Die Antwort der Verwaltung lautete, dass das Essensgeld auf jeden Fall zurückgezahlt würde. Bei den Beiträgen müsse die Rechtslage geprüft werden, die Fraktion würde auf dem Laufenden gehalten. Einige Tage später ließ Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Reiniger verlautbaren, dass der Regierungspräsident den Kommunen, die sich im Nothaushalt befinden, die Erstattung der Gebühren untersagt habe. Was folgte, war ein berechtigter Aufschrei der Empörung: Eltern beschwerten sich in großer Zahl darüber, dass sie für eine nicht erbrachte Leistung zahlen sollen. Zumal viele von ihnen weiterführende Kosten hatten, wenn sie ihr Kind in private Betreuung geben mussten. Vor diesem Hintergrund lagen in der letzten Ratssitzung direkt zwei Resolutionsentwürfe vor, einer von der SPD, der andere von CDU und Grünen. Letztlich wurden die Entwürfe gemeinsam abgestimmt. Somit fordert der Rat der Stadt Essen nun den Innenminister des Landes NRW auf, rechtlich prüfen zu lassen, ob die Beiträge erstattet werden können und dementsprechend auf die Bezirksregierung einzuwirken. Hoffen wir, dass dies nicht nur dem Kommunalwahlkampf geschuldet ist, sondern tatsächlich zur Rückerstattung der Beiträge führt. Markus Renner OB-Kandidat Hans Peter Leymann-Kurtz: „Auf in den Wahlkampf – es lohnt sich!“ Seite 3 Trotz Konjunkturmittel bleiben die Kommunen arm und Verlierer der Krise! Seite 6 Linksfraktion im Rat fordert Aufklärung vom Oberbürgermeister Gründung von essen.net hat ein „Gschmäckle“ Voll ins Schwarze getroffen hat die Ratsfraktion DIE LINKE/DKP/AUF mit ihrer Begründung, mit der sie in der letzten Ratssitzung die Gründung der essen.net GmbH abgelehnt hat. Die essen.net soll als gemeinsame Tochter der stadteigenen Essener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (EVV) und der privaten Firma Conlinet das Stadtgebiet mit einem Glasfaser-Kabelnetz versorgen. Mit einem Aufwand von rund 50 Millionen Euro sollen schnellere Internetverbindungen als bisher ermöglicht werden. Private Haushalte und insbesondere Firmen können so auch wesentlich größere Datenmengen bewegen. Die Fraktion DIE LINKE/DKP/AUF ist nicht dagegen, dass die Stadt ins das Glasfasergeschäft mit einsteigt, weil das zur Öffentlichen Daseinsvorsorge gehört. Aber die Sache hat ein „Gschmäckle“. Außer im nichtöffentlichen „Unterausschuss Beteiligungen“ nur eine Woche vor der Ratssitzung wurde die Angelegenheit in keinem politischen Gremium diskutiert. Außerdem sind keine Alternativen geprüft worden, dieses Geschäft mit anderen Partnern oder sogar in Eigenregie durchzuführen. Zudem liegt das Risiko einseitig bei der Stadt, weil die conlinet notfalls nur mit ihrer Gesellschaftereinlage zu haften braucht. Ein möglicher Grund für dieses undurchsichtige Vorgehen findet sich in einer Stellungnahme von Wirtschaftsprüfern, die der Fraktion vorliegt. Diese lässt berechtigerweise vermuten, dass einer der Geschäftsführer von Conlimet in seiner früheren Tätigkeit bei der ehemaligen EVV-Tochter CNE Gelder veruntreut haben könnte. So hat er nach seinem Wechsel von der CNE zur Tropolys, einer anderen EVV-Tochter, noch viereinhalb Monate Gehalt von der CNE bezogen, mit einer Gehaltssteigerung von 15 Prozent. Außerdem hat er Sonderzahlungen von fast 200.000 Euro bezogen, darunter eine Abfindung von neun Monatsgehältern in Höhe von rund 70.000 Euro. Und das für gerade einmal zwei Jahre Beschäftigung. Als die Wirtschaftsprüfer die Rechtmäßigkeit überprüfen wollten, war seine Personalakte verschwunden. Die zwei anderen Geschäftsführer der conlinet waren ebenfalls Gegenstand einer Untersuchung durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Auch diese beiden waren bei Tropolys (Fortsetzung auf S.4) Rund 3.000 Schülerinnen und Schüler versammelten sich am 17.Juni auf dem Willy-BrandtPlatz um um im Rahmen des bundesweiten „Bildungsstreiks“ für gerechte Bildungschancen für alle zu demonstrieren. An der Uni-Essen stießen rund 2.000 Studierende dazu. Die friedliche Demo war ein beeindruckender Beleg dafür, dass die Jugend für ihre Rechte einzustehen bereit ist. kommunales Seite 2 Trauerspiel um Haarzopfer Schule CDU und Grüne verkaufen Ignoranz als demokratisch Mittlerweile sind in Haarzopf mehr als 2.800 Unterschriften für die Errichtung der neuen Grundschule auf dem Gelände an der Raadter Straße gesammelt worden. Auch auf mehreren Versammlungen haben sich die Bürgerinnen und Bürger für diesen Standort ausgesprochen, wie auch die Mehrheit der Bezirksvertretung III am 18. Juni. Es war also endlich Zeit, dass sich der Rat der Stadt diesem eindeutigen politischen Willen anschliesst. Deshalb hat die Ratsfraktion DIE LINKE/DKP/ AUF wortgleich den entsprechenden Beschluss der BV III in die Ratssitzung am 24. Juni eingebracht. Der wurde gegen die Stimmen der Fraktionen von CDU und Grüne abgelehnt, brachte sie aber in große Verlegenheit. Denn ihnen gehen mittlerweile die Argumente aus, dass zeigten die schwachen Redebeiträge und die betretenen Mienen. Daran konnte auch Sozialdezernent Peter Renzel (CDU) nichts retten. Im Gegenteil: Er redete um den heißen Brei und beschrieb langatmig das Verfahren der beiden Elterndialogkonferenzen, die in den beiden Tagen vor der Ratssitzung dazu stattgefunden haben. Insgesamt rund 75 Bürgerinnen und Bürger haben dort mit der Verwaltung Kriterien für eine neue Schule erarbeitet. In einer Abstimmung haben sie sich auch dort mit einer großen Mehrheit für die Raadter Straße ausgesprochen. Zu diesem Abstimmungsergebniss äußerte sich Renzel nicht. Der LINKE Ratsherr Markus Renner brachte es auf den Punkt: Die Kernaussage der fast viertelstündigen Rede von Herrn Renzel sei die, dass die Haarzoper Armut macht krank, Armut verhindert Bildung Schuleingangsuntersuchung der Stadt Essen Schon wieder eine Studie der Stadt Essen zu den Schuleingangsuntersuchungen die verdeutlicht, dass Essen keine Großstadt für Kinder ist. Schon in der Zusammenfassung wird betont, dass vor allem der soziale Status der Haushalte, in denen die Kinder aufwachsen, ausschlaggebend für deren Gesundheit ist. Die Schulanfänger/-innen werden nach vielen Befunden untersucht: Sehstörungen, Sprachstörungen, Übergewicht/Adipositas, Hörstörungen, Verhaltensauffälligkeiten. Hier gab es teils deutliche Verschlechterungen vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2007. Lediglich Störungen der Körperkoordination, der visuellen Wahrnehmung und der Visuomotorik (Aufnahme und Verarbeitung visueller Symbole sowie die Fähigkeit zu deren handmotorischer Umsetzung) sind zurück gegangen. Kinder aus Familien mit niedrigem Sozialstatus weisen häufiger Befunde auf. „Für die betroffenen Kinder ist der Start in die Schullaufbahn somit deutlich erschwert. Und wenn sie von Entwicklungsstörungen in mehreren Bereichen betroffen sind, ist ein Schulversagen nahezu vorprogrammiert.“ Armut und Reichtum konzentrieren sich in einigen Stadtbezirken, Stadtteilen und Wohnquartieren mehr oder weniger stark. Besonders die Kinder in den Stadtbezirken I, V und VI sind von Armut und gesundheitlichen Beeinträchtigungen betroffen. Kinder, die länger in einem Kindergarten betreut wurden, weisen einen deutlich besseren Entwicklungsstand auf und haben weniger gesundheitliche Beeinträchtigungen. In den Stadtbezirken I, V und VI haben weniger Kinder Eine glückliche und sorgenfreie Kindheit – vielen Kindern in Essen bleibt das leider verwehrt. Es gibt noch viel zu tun. einen Kindergarten ein Jahr lang oder länger besucht als in anderen Bezirken und genau hier liegen die meisten Befunde vor. Sich selbst gefeiert haben die großen Parteien mit dem Beschluss zum Maßnahmeplan „Großstadt für Kinder“. Dort wurde vereinbart, die Quote der Kinder mit gutem Gesundheitsstatus von 58 Prozent im Jahre 2007 auf über 60 % im Jahr 2010 zu erhöhen. Wer solche niedrigen Ziele verfolgt, dem liegen die Kinder nicht genug am Herzen. Bildung ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Wir müssen dafür sorgen, dass die Kinder überhaupt lernen können! Siw Mammitzsch den Standort Raadter Straße wollen, aber er das nicht zugeben will. Renner vermutet, dass es CDU, Grüne und der Verwaltung lieber wäre, aus den Grundstücken an der Raadter Str. Baugrundstücke zu machen. Die Fraktionen von CDU und Grüne haben sich dann mit einem billigen Trick aus der Affäre gezogen. Sie verkauften ihre Ignoranz gegenüber dem Bürgerwillen so, als würden sie ihn beachten. Sie beantragten, die Ergebnisse der Elterndialogkonferenzen abzuwarten, bevor eine endgültige Entscheidung getroffen wird. Dabei waren ihnen die Ergebnisse der Abstimmungen dort bekannt. Wenigstens hat sich die CDU Fraktion in der Debattte erstmalig Mal gegen die Standorte Hatzper Str. und Kirschbaumweg ausgesprochen. Thorsten Jannoff Rat beschließt Appell zum Bleiberecht CDU/Grüne „kontern“ linken Antrag mit eigener Resolution Zur Lachnummer entwickelte sich die Debatte um den Appell zum Bleiberecht für langjährig hier lebende Flüchtlinge mit Duldungen. Um dem linken Antrag nicht zustimmen zu müssen, legten CDU und Grüne auf den letzten Drücker am Tag der Ratssitzung selber eine inhaltsgleiche Resolution vor. Hinter vorgehaltener Hand wurde nur bekannt, dass sich die „Betonköpfe“ in der CDU-Fraktion mit ihrer Haltung durchgesetzt haben, niemals einem Antrag unserer Fraktion zuzustimmen – egal wie richtig es immer ist. Aber letztlich hat sich der Stadtrat jetzt mit überwältigender Mehrheit für die Verlängerung der Bleiberechtsregelung über den 31.12.2009 hinaus ausgesprochen und humanitäre Verbesserungen gefordert. Es gab nur zwei Enthaltungen aus der CDU-Fraktion und ein Nein der rassistischen REP. Eine Verbesserung der Bleiberechtsregelung ist dringend erforderlich, darauf weisen vor allem Flüchtlingshilfsorganisationen, Wohlfahrtsverbände und Kirchen immer wieder hin. Die wirtschaftliche Krise hat die Chancen für Flüchtlinge, ihren Lebensunterhalt durch Arbeit sicherzustellen, dramatisch verschlechtert. Damit droht ihnen nach Jahren die Abschiebung. Gesundheitlich eingeschränkte oder alte Menschen können diese Bedingungen erst gar nicht erfüllen, hier bedarf es Ausnahmeregelungen. Unsere Fraktion sieht in der Einigkeit im Stadtrat auch einen Ansatzpunkt, eine kommunale Beratungskommission auf Essener Ebene zu verankern. Sie soll die bewährte Landeshärtefallkommission in ihrer Arbeit ergänzen. Die Einrichtung wurde trotz eines Versprechens durch die schwarz-grüne Ratsmehrheit nicht umgesetzt. Gabriele Giesecke kreisverband Seite 3 LAG „Weg mit Hartz IV!“-NRW und „Runder Tisch“ in Essen Am 25. April 2009 gründete sich in Köln die Landesarbeitsgemeinschaft Hartz IV (LAG Weg mit Hartz IV!-NRW) zur Interessenvertretung der Erwerbslosen und prekär Beschäftigten in und bei der Partei DIE LINKE. Sie ist Teil der entsprechenden bundesweiten Arbeitsgemeinschaft der BAG Hartz IV, die sich Anfang März in Berlin gründete. Mit diesem Zusammenschluss wollen wir innerhalb der Partei DIE LINKE. die vielfältigen lokalen Initiativen besser koordinieren und weiter ausbauen. Der SprecherInnenrat besteht aus Ute Günther aus Kreuzau, Regina Kamphoff aus Viersen, Thomas Giese aus Düsseldorf und Manfred Müller aus Köln. Weil uns die basisdemokratische Vernetzung sehr wichtig ist, hatten wir aus der Vorbereitungsgruppe der Versammlung den Vorschlag gemacht, aufgrund der Größe NRWs, den erweiterten SprecherInnenrat nach den Regierungsbezirken quotiert zu besetzen. Für den Regierungsbezirk Düsseldorf wurden so Angelika Siegmund aus Essen und Jürgen Aust aus Duisburg gewählt, für den Regierungsbezirk Arnsberg sind Gabriele Lenkenhoff aus Kamen und Karsten Rendfordt aus Iserlohn in den Rat gegangen und für den Regierungsbezirk Köln sind es Elisabeth Sachse und Richard Klein, beide sind auch aus Köln. Da aus den Regierungsbezirken Detmold und Münster niemand anwesend war, wurde beschlossen, diese Wahlen auf die nächste Mitgliederversammlung zu vertagen und diese Plätze zunächst unbesetzt zu lassen. Mittlerweile sind mehr als 260 Mitglieder der LAG in NRW beigetreten. Hier zeigt sich auch, wie wichtig diese Zusammenschlüsse sind. Niemand, der nicht in Hartz IV gelebt hat, kann meiner Meinung nach das Maß der Ausgrenzung, die Entrechtung und Entwürdigung nachvollziehen. Leben in Hartz IV bedeutet z. B. mit Angst zum Briefkasten zu gehen. Nach Berlin und Bayern sind LAGs Hartz IV in Bremen, Baden-Württemberg, Hamburg, Niedersachsen, Rheinland Pfalz, Sachsen, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Saarland in den letzten Wochen gegründet worden. Bundesweit gehören mittlerweile mehr als 600 Mitglieder zur BAG Hartz IV. Bis zur Überwindung von Hartz IV unterstützen wir die Forderung auf sofortige Erhöhung der Grundsicherung von mindestens 500 € pro Monat, einen Mindestlohn von 10 € pro Stunde und fordern die absolute Sanktions- und Repressionsfreiheit im Hartz IV-Bezug. Mit der konsequenten Unterstützung des Kampfes von Erwerbslosen - Initiativen gegen Ausgrenzung und Entrechtung, will die Arbeitsgemeinschaft darüber hinaus mit dazu beitragen, den Protest gegen Hartz IV weiter zu verbreiten. Die nächste Mitgliederversammlung der LAG wird am 6. Juni 2009 von 14.00 -18.00 Uhr im Atelier der Lindenbrauerei, Massener Str. 3335 in 59423 Unna stattfinden. Innerhalb des Kreisverbandes Essen haben sich die Mitglieder der Selbsthilfegruppen BG45 und ProPolis zusammen mit Parteimitgliedern und Parteilosen zur Arbeitsgemeinschaft „Runder Tisch Hartz IV muss weg!“ bereits am 4. April 2009 gegründet, mit Waltraut Steuer und Herbert Seiffert als SprecherIn. Der „Runde Tisch“ setzt damit die Idee der Vernetzung bereits konsequent um, koordiniert auf diese Weise die verschiedenen Erfahrungen aus der Praxis und kann so basisdemokratische Wünsche erfolgreich in die parteipolitische Arbeit einfließen lassen. (Was nichts anderes heißt als: Wir machen Feuer unterm Arsch.) Susanne Kreuzer „Auf in den Wahlkampf – es lohnt sich!“ Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Genossinnen, liebe Genossen, Gründe genug für einen kämpferischen Kommunalwahlkampf gibt es mehr den je. Unser Ziel ist klar: Wir werden die schwarz-grün dahindümpelnde Stadtpolitik von LINKS aufrollen. Unsere Stadt braucht den konsequent sozialen, solidarischen und demokratischen Richtungswechsel. Die arrogant agierende CDU/GrüneRatskoalition muss gestoppt werden. Es muss uns gelingen die vielen potentiellen LINKS-WählerInnen, vor allem im Essener Norden und Nordwesten, zur Stimmabgabe zu bewegen. Da aber bekanntlich aus einem „verzagten Arsch“ kein fröhlicher Furz dringt, schaffen wir dies am besten dann, wenn wir den Wahlkampf leidenschaftlich und mit Herzblut angehen. Bereits an den Infoständen zur Europawahl war spürbar, dass DIE LINKE die Menschen dann am besten erreicht, wenn wir offensiv und inhaltsbezogen, - durchaus gutgelaunt - und manchmal auch frech auftreten. Auffällig ist, dass sich die OB-Mitbewerber von CDU, SPD und Grünen hauptsächlich bei möglichst großen Veranstaltungen blicken, und sich ansonsten von vermeintlichen „Fachpolitikern“ ihrer Partei ersetzen lassen. So geschehen bei einer Podiumsdiskussion im Mai von Anatolia e.V, eines von türkischstämmigen Frauen getragenen Vereins in Essen-Katernberg. SPD-Kandidat Pass wurde von einem Ratskandidaten tür- kischer Herkunft (?!), CDU-Mitbewerber Britz, gar nicht vertreten. Dennoch, oder gerade deshalb, konnten die ca. 40 überwiegend weiblichen TeilnehmerInnen eine lebendige und aufschlussreiche Diskussion verfolgen, in der ich Positionen für DIE LINKE beziehen konnte. Interessant verlief auch eine Diskussion mit SchülerInnen des Grashof-Gymnasiums im (noch) nicht unbedingt zu den LINKEN Hochburgen zählenden Bredeney. Großes Vergnügen bereitete mir dabei, dass alle bürgerlichen Parteien (die FDP sicherheitshalber zu zweit) den anwesenden Bürgernachwuchs unisono als geborene CDU/FDP/Grüne-WählerInnen wähnten, was sich zumindest gemessen an den Zustimmungs- bzw. Beifallsbekundungen gegen Ende der Veranstaltung stark relativierte. Im Gegenteil: Da von uns bekanntlich keine einzige Seele für DIE LINKE verloren gegeben wird, gelang es durchaus mit Positionen vor allem in der Bildungs- und Schulpolitik zu punkten, bzw. die SchülerInnen immerhin zum Weiter- und Tieferdenken anzuregen. Als drittes Beispiel möchte ich die Podiumsdiskussion des Ruhrinstituts e.V am 15. Juni im Aalto-Foyer nennen. Zirka 300 überwiegend bürgerliche ZuhörerInnen, darunter Schlachtenbummler aller Mitbewerber lauschten einer vom ehemaligen Lokalchef der WAZ Wulf Mämpel moderierten Diskussion. Den Erkenntnisgewinn für die WählerInnen möchte ich besser nicht beurteilen, gleichwohl mutete die Debatte zwar fair, aber leider sehr oberflächlich und besonders seitens der Grünen und der FDP eher phrasenhaft (FDP-Stratmann: Die Stadt ist ein Unternehmen…“) an. Auch bleibt festzuhalten, dass die Kandidaten von CDU und SPD zu den aufgeworfenen stadtpolitischen Themen (Haushaltsdefizit etc.) blass und beliebig blieben und eine auf sie gemünzte polemische Charakterisierung als „Sprechende Wasserkocher“ kaum ausräumen konnten. Liebe Genossinnen, liebe Genossen, in den Wochen bis zur Kommunalwahl liegt noch eine Menge Arbeit vor uns. Dabei kommt es auf die Aktivität jedes/r einzelnen von uns an. Bei Infoständen, Diskussionsrunden, Verteilaktionen, Plakatierungen etc., aber auch in der direkten Ansprache von Freunden und Nachbarn. Ich bin sicher, dass DIE LINKE als soziale politische Kraft in Essen stark wird. Das ist auch die Erwartung und Hoffnung vieler EssenerInnen, die dem unsozialen Treiben der bürgerlichen Ratsparteien kein Vertrauen mehr schenken. Wir werden diese Erwartungen nicht enttäuschen. Mit solidarischen Grüßen Hans Peter Leymann-Kurtz Termine und Infos auf: www.leymann-kurtz.de kreisverband Seite 4 DIE LINKE gewinnt bei der Europawahl Konservative, Neoliberale und Europagegner gestärkt Europaweit hat die Europawahl am 7.6. 2009 die konservativen und liberalen Kräfte gestärkt. Ausgerechnet die entschiedensten Verfechter des Neoliberalismus und damit politisch die Hauptverantwortlichen für die größte Krise des Kapitalismus seit 1929 sind damit gestärkt aus der Wahl hervorgegangen. Anders als in der vergangenen Legislaturperiode ist eine Mehrheit für Positionen links der Mitte in den nächsten fünf Jahren nicht mehr möglich. Gestärkt wurden auch die ausgewiesenen Gegner der Europäischen Integration. Mehr als 50 Abgeordnete des Europaparlamentes, darunter Faschisten und Rechtsradikale aus verschiedenen europäischen Ländern, zählen sich selbst dazu. In der Bundesrepublik ist vor allem die SPD der große Verlierer der Europawahl. Sie erhielt gerade noch 20,8 % der Stimmen. Auch die Unionsparteien haben verloren und erhielten 37,9 % der Stimmen. Die Grünen hielten sich, Gewinner sind die FDP mit 11 % und DIE LINKE mit 7,5 %. DIE LINKE ist damit mit 8 statt 7 Abgeordneten aus der Bundesrepublik im Europaparlament vertreten und stellt die größte Gruppe innerhalb der Europäischen Linksfraktion im Europäischen Parlament, die 35 Abgeordnete aus 12 EU-Ländern hat. Das Essener Ergebnis ist insofern bemerkenswert, als die CDU im Vergleich zur letzten Europawahl von 38 % auf 32,5 % gefallen und damit deutlicher Verlierer der Wahl ist. Die SPD hielt sich bei 30 %, Die Grünen verloren 0,7 % und erhielten 13,4 %. DIE LINKE steigerte sich um 3,1 % auf 5,9 %. Wenn man dieses Ergebnis auf die Kommunalwahlen übertragen könnte, wäre eine Schwarz-Grüne Mehrheit nicht mehr möglich, ebenso wenig wie Schwarz-Gelb. Für Mehrheiten im Rat wären mindestens drei Parteien nötig, möglich wäre auch Rot-Grün-Rot. Das wirft interessante Perspektiven für die Kommunalwahl am 30.8. 2009 auf. In Bezug auf die Kommunalwahl ist das Ergebnis auch noch in anderer Hinsicht interessant. Die DKP fiel gegenüber der letzten Europawahl von 0,2 auf 0,1 % der Stimmen und wäre mit 3XX Stimmen weit von einem Mandat im Rat entfernt. Dafür dürfte bei gleicher Wahlbeteiligung wie 2004 etwas das Dreifache an Stimmen nötig sein, nämlich mindestens 1.200 Stimmen. Die Strategie der DKP und von AUF, auf eine eigene Kandidatur zu setzen, wird scheitern, wenn das Europawahlergebnis übertragbar ist. Eine Kandidatur auf einer Offenen Liste DIE LINKE haben DKP und AUF trotz der erfolgreichen Zusammenarbeit im Rat rundherum abgelehnt. Lothar Bisky neuer Präsident der Linksfraktion Die Europaabgeordneten der Fraktion der Vereinigten Europäischen Linken/Nordische Grüne Linke (GUE/NGL) im Europäischen Parlament haben einstimmig Lothar Bisky zu ihrem neuen Präsidenten gewählt. Bisky, Vorsitzender der Partei DIE LINKE und der Partei der Europäischen Linken, bedankte sich bei Francis Wurtz, der seit 1999 Präsident der GUE/NGL war und erklärte: „Als Abgeordnete der GUE/NGL wollen wir gemeinsam mit der Partei der Europäischen Linken, mit Aktivistinnen und Aktivisten politischer und sozialer Organisationen weiter für ein demokratisches und solidarisches Europa kämpfen. Die Linke streitet für ein sozialeres Europa und eine Europäische Union der Abrüstung, nicht der Aufrüstung.“ Bisky machte klar, dass sich seine Fraktion entschieden gegen eine Wiederwahl von EUKommissionspräsident Barroso stelle. „Diejenigen in Europa, die den Neoliberalismus schon immer gepredigt haben, spielen sich heute als Retter auf. Aber die EU ist eben nicht das Opfer des Neoliberalismus, sie ist ein Motor.“ Wolfgang Freye Fehlerteufel schlug zu In der letzten Ausgabe des „Linksinfos“ hat der Fehlerteufel zugeschlagen – und das im Artikel auf Seite 1! Aus Anlass der Europawahl war dort von 500.000 Einwohnerinnen und Einwohnern in der EU die Rede. Das wären weniger, als die Stadt Essen hat. Richtig ist natürlich 500 Millionen Einwohner. So viele hat die EU tatsächlich. (Fortsetzung von S.1) Trotz Regens haben sich viele Mitglieder der Ortsgruppe Katernberg DIE LINKE an einem Informationsstand am Beisenfest beteiligt. Das Beisenfest ist ein traditionelles multikulturelles Straßenfest, das sich ursprünglich aus einem Kinderflohmarkt entwickelt hat. beschäftigt. Bei ihnen steht der Verdacht im Raum durch Insiderwissen und die Kontakte aus dieser Beschäftigung nach ihrem Wechsel zur Conlinet, der Tropolys einen dicken Auftrag von Kabel NRW weggeschnappt zu haben. Merkwürdigerweise wurde es im Vorfeld versäumt, sich gegen solche Abwerbungen durch Ex-Mitarbeiter mit einer Konkurrenzschutzklausel abzusichern. Als die Aufsichtsratsvertreter des Rates in der EVV auf diesen Sachverhalt angesprochen worden sind, sagten sie nichts zu diesen schwerwiegenden Vorwürfen. Sie schwiegen und duckten sich weg. Weder Franz-Josef Britz noch Reinhard Paß, oder andere Aufsichtsratsmitglieder von CDU, SPD und Grüne, waren in der in der Lage diese Vorwürfe zu entkräftigen. Trotzdem beschlossen sie nach Informationen der Fraktion DIE LINKE/DKP/AUF in der EVVAufsichtsratssitzung zwei Tage später auch dort die Gründung der conlinet. Die Ratsfraktion DIE LINKE/DKP/AUF hat den Oberbürgermeister angeschrieben und einen Sachstandsbericht und Aufklärung eingefordert, u.a. dazu ob die Ratsvertreter im Aufsichtsrat ihre Pflichten verletzt haben. Außerdem hat sie die Stellungnahme der Wirtschaftsprüfer einem Rechtsanwalt vorgelegt, der momentan rechtliche Schritte überprüft. Thorsten Jannoff kreisverband Seite 5 Bundesparteitag DIE LINKE: Große Mehrheit für Bundestagswahlprogramm Anläßlich des 56. Jahrestages des Sturms der cubanischen Revolutionäre unter Führung von Fidel Castro auf die Moncada-Kaserne am 26. Juli 1953 lädt die Botschaft der Republik Cuba, Außenstelle Bonn, in Zusammenarbeit mit Cuba-Solidaritätsgruppen ein zu Musik, Unterhaltung, Information und Diskussion: Mit den Tanzschulen Los Puntitos Salsa Cubana NRW Am 20. und 21. Juni fand in Berlin der Bundestagswahlparteitag der Partei DIE LINKE statt. Nach langer, intensiver Diskussion und weit über 1.000 Änderungsanträge verabschiedete er fast einstimmig das Bundestagswahlprogramm. Damit hat DIE LINKE ihre Basis für den Bundestagswahlkampf gelegt. Anders, als in der Presse von manchen Journalisten erwartet, „zerlegte“ sich DIE LINKE nicht, weder in Ost und West noch in „Reformer“ und „Antikapitalisten“. Oskar Lafontaine, zusammen mit Lothar Bisky an der „Doppelspitze“ der Partei DIE LINKE, forderte in seiner programmatischen Rede ein Zukunftsprogramm für 2 Millionen Arbeitsplätze mit Investitionen von 100 Milliarden Euro pro Jahr in Bildung, Gesundheitsschutz, Klimaschutz, Infrastruktur und Verkehr, durch das eine Million neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Er trat für einen gesetzlichen Mindestlohn von 10 Euro und eine Erhöhung der Hartz-IVRegelsätze auf 500 Euro ein. Finanziert werden soll das durch eine Erhöhung der Steuern für Reiche. Lafontaine forderte mehr direkte Demokratie und mehr Wirtschaftsdemokratie durch Unternehmensbeteiligungen der Belegschaften. Er trat für die Abschaffung des „Antistreikparagraphen“ im Sozialgesetzbuch und die Zulassung von politischen Streiks ein. Des weiteren nahm Lafontaine deutlich Stellung gegen jede Form von Kriegseinsätzen der Bundeswehr und forderte ein Ende von Rüstungsexporten. Im Gegensatz zu Oskar Lafontaine ging Gregor Gysi in seiner viel beachteten Rede zum Bericht der Bundestagsfraktion ausführlich auf die innerparteilichen Diskussionen ein. Er wandte sich gegen „Ideologieschlachten“ der verschiedenen Strömungen in der Partei, verwies darauf, dass die verschiedenen Strömungen allein und für sich unbedeutend wären und verteidigte vehement den Pluralismus der Partei. Er plädierte dafür, bei Konflikten miteinander zu reden, statt übereinander. Gysi zählte noch einmal die Alleinstellungsmerkmale der Linkspartei auf: Nein zu Angriffskriegen, mehr Wirtschaftsdemokratie, Ausbau des Öffentlichen Eigentums, Umverteilung von oben nach unten, soziale Gerechtigkeit. Gysi und andere machten deutlich, dass es – anders als bei der Diskussion um ein Grundsatzprogramm – beim Bundestagswahlprogramm um die Arbeit der Bundestagsfraktion in den nächsten vier Jahren geht. Und DIE LINKE will sich an ihre Aussagen halten und ist nicht der Auffassung des SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering, der sich vor einiger Zeit dagegen verwahrt hat, nach der Wahl an das Wahlprogramm erinnert zu werden. Streitfragen Mindestlohn und AlG II In den Medien konnte man verfolgen, dass es bei der Diskussion des Wahlprogramms im wesentlichen um drei zentrale Konflikte ging: Erstens die Frage nach der Einstiegshöhe eines gesetzlichen Mindestlohns, zweitens die Höhe des AlG II-Regelsatzes und drittens die Frage, welche Formulierung zur NATO ins Wahlprogramm soll. Vor allem bei den ersten beiden Streitpunkten ging es darum, unterschiedlichen Erwartungen der Wählerinnen und Wähler im Osten und Westen gerecht zu werden und gleichzeitig die Bündnisfähigkeit nicht zu verlieren. Im Osten gibt es Tariflöhne von nicht viel mehr als 3 Euro. Da kann die vom Parteivorstand vorgeschlagene Forderung nach einem Mindestlohn von 10 €, die mit Blick auf die Forderungen der Arbeitsloseninitiativen entwickelt wurde, als unglaubwürdig erscheinen. Andererseits hat Frankreich einen Mindestlohn von 8,70 €, Luxemburg von weit über 9 €. Die Bundesrepublik hat mit über 5 Millionen Beschäftigten inzwischen den größten Niedriglohnsektor in Europa. Bei der Forderung nach einer Erhöhung des AlG-II-Regelsatzes ging die Diskussion um 435 €, die Forderung der Gewerkschaften und Sozialverbände, oder 500 €, die Forderung der Arbeitsloseninitiativen. Der Parteitag einigte sich schließlich auf die Formulierung, dass die Kennzahlen von 10 € Mindestlohn und 500 € AlG II „in der nächsten Legislaturperiode“ erreicht werden sollen. D.h. die Forderungen sollen das Ergebnis eines Prozesses über die nächsten vier Jahre sein. Dabei wird der „Knackpunkt“ ohnehin werden, überhaupt einen Einstieg in den Mindestlohn und eine Erhöhung des AlG-II-Regelsatzes durchzusetzen, die über die Anpassung an die Rentenerhöhungen hinausgeht. CDU/CSU und FDP wollen beides nicht und auch die SPD ist in ihrem Wahlprogramm insbesondere von der Forderung zur Korrektur des Hartz-IV-Regelsatzes weit entfernt. In Bezug auf die NATO will das Bundestagswahlprogramm „die NATO auflösen und ersetzen durch ein kollektives Sicherheitssystem unter Beteiligung Russlands“. Damit ist ein wesentlicher Eckpfeiler einer europäischen Sicherheitspolitik umrissen. Der Parteitag hat auch damit seine Fähigkeit zum Kompromiss unter Beweis gestellt und hat. Das hätte gerade nach dem Europaparteitag auch anders ausgehen können und bietet die Chance auf die weitere Integrationsfähigkeit der unterschiedlichen Strömungen. Wolfgang Freye, Thorsten Jannoff Verlosung, Hauptpreis: 1 Woche Havanna!* Die veranstaltenden Gruppen: Botschaft der Rep. Cuba - Außenstelle Bonn, Cuba Cult (Bochum), DKP-Cuba-AG, FG-Regionalgruppen Dortmund, Duisburg und Essen, Humanitäre Cuba-Hilfe (Bochum), SDAJ Rote Ruhr und Soli Cuba (Rommerskirchen/Düsseldorf) • Eine Benefiz-Veranstaltung zugunsten der Hurrican-Wiederaufbauhilfe und der Solidarität mit den »Miami 5« (www.miami5.de) Sa., 25. Juli 2009, 15:00 – 20:00 Uhr Unterstützer/innen: ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- * Eine Woche Unterkunft in einem Altstadthotel in Havanna; der Flug ist nicht enthalten. Termine Mittwoch, 15. Juli Stammtisch Stadtbezirk Nord 19.00 Uhr, Zeche Carl, Wilhelm - NieswandtAllee 100 Mittwoch, 22. Juli Stammtisch Stadtbezirk III Essener Westen 19.30 Uhr Gaststätte „Verse“, Niebuhrstr. 43 Samstag, 25. Juli Fiesta Moncada, 15.00 Uhr - 20.00 Uhr Bürgerhaus Oststadt, Schultenweg 37 - 41 Samstag, 1. August Christopher Street Day (Kennedyplatz) Montag, 3. August Stammtisch Stadtbezirksgruppe VIII 19.30 Uhr Gaststätte Zum Türmchen, Butenbergs Kamp 86 Samstag, 8. August Sommerfest Die Linke Essen 14.00 Uhr, Geschäftsstelle DIE LINKE, Severinstr. 1 Mittwoch, 12. August Mitgliederversammlung als Gast Ulla Lötzer MdB, 19.00 Uhr, Gaststätte „Sternquelle“, Schäferstr. 17 (nähe Hbf) Donnerstag, 19. August Veranstaltung mit Sevim Dagdelen MdB 19.00 Uhr im „Kreuzer“ Friedrich - LangeStr.3 (Essen Bergeborbeck) Donnerstag 27. August Wahlkampfabschluss Kundgebung 16.00 Uhr - 19.00 Uhr, Kettwiger Straße (Höhe Burgplatz) Kommunales Seite 6 Trotz Konjunkturmittel bleiben die Kommunen arm und Verlierer der Krise! CDU und SPD werden nicht müde zu verkünden, dass rund 12 Milliarden EUR (davon 9,8 Mrd. EUR als Zuschüsse und 2,2 Mrd. EUR als Kreditrahmen der KfW) zusätzliche Investitionsmittel im Rahmen des Konjunkturprogramms für öffentliche Investitionen zur Verfügung stehen und davon insbesondere die Kommunen profitieren. Zudem wird der Eindruck erweckt, dass mit diesen zusätzlichen Finanzmitteln die Kommunen im Geld „schwimmen“. Die reale Situation ist aber eine ganz andere und hat mit der „Schönwetterdarstellungspolitik“ von CDU und SPD nicht viel zu tun. Denn in dieser Zahl enthalten sind die kommunalen Eigenmittel, meist 25 Prozent. Zudem ist die Bewertung „zusätzliche Finanzmittel“ eine bewusste Irreführung. In der Folge des vom Bund und Länder beschlossenen Konjunkturprogramms legen die Kommunen finanziell drauf. Dies hat zum einen mit den Steuerrechtsänderungen bei der Einkommens- und Gewerbesteuer zu tun, die im Rahmen des Konjunkturprogramms eingeführt wurden. Die Steuereinnahmen der Gemeinden werden – der jüngsten Steuerschätzung zufolge – im laufenden Jahr um fast 9% einbrechen, das sind runde 7 Mrd. Euro. Der Löwenanteil dieses Rückgangs entfällt auf die Gewerbesteuer, sie bricht von 41 auf 35 Mrd. Euro ein. Dabei unterstellten die Steuerschätzer für das laufende Jahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 5,3%, für 2010 schon wieder ein Wachstum um 1,2%. Rund zwei Drittel der kommunalen Einnahmeausfälle des laufenden Jahres sind unmittelbare Folge der Wirtschaftskrise; das verbleibende Drittel (fast 2 Mrd. EUR) ist durch die Steuererleichterungen verursacht, die im Rahmen der Konjunkturpakete beschlossen wurden. Für das Jahr 2010 erwartet die Steuerschätzung einen weiteren Rückgang um runde 3 Mrd. Euro (kumuliert somit auf fast 10 Mrd. EUR). Hier schlagen die Konjunkturmaßnahmen noch stärker zu Buche. Ab 2011 sollen die kommunalen Einnahmen dann wieder steigen. Diese Prognose beruht auf der Annahme eines Wirtschaftswachstums von über 3% ab 2011. Derzeit sind solche Zahlen jedoch völlig spekulativ. Auch in diesem Szenario wäre das Niveau der kommunalen Einnahmen von 2008 frühestens im Jahr 2013 wieder erreicht – die Inflation nicht berücksichtigt. Die Einnahmeverluste der Kommunen infolge der Krise und der Steuerrechtsänderungen im Rahmen des Konjunkturprogramms ergeben Personalversammlung der Stadt beschließt Resolution zur Finanzsituation Wir dokumentieren im Folgenden eine Resolution, die der Personalrat der Verwaltung der Stadt Essen bei der letzten Personalversammlung eingebracht hat und die dort verabschiedet wurde. Die BILD-Zeitung hat diese Resolution völlig verfälschend als Aufruf zum rigorosen Sparen missbraucht. Tatsächlich ist sie ein Appell an den Rat, weder auf dem Rücken der Beschäftigten zu „sparen“ noch die Einschränkung der Leistungsfähigkeit der Kommunen hinzunehmen. „Wir, Beamtinnen und Beamte, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, erwarten vom Rat der Stadt verstärkte Aktivitäten zur dauerhaften Entschuldung der Stadt. Wir sind nicht mehr bereit, weiterhin Einschränkungen durch die sich stetig verschlechternde Haushaltssituation hinzunehmen. Sie sind in Verantwortung. Nutzen Sie die politischen Möglichkeiten, um diese Stadt lebenswert und ihre Verwaltung handlungsfähig zu halten. Kommunen als Garanten des sozialen Friedens müssen wieder in die Lage versetzt werden, finanzielle Entscheidungen zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben zu treffen. Opfern Sie die Chan- ce, über Stadt- und Parteigrenzen hinaus Bündnisse zur Sicherung der sozialen Leistungsfähigkeit der Kommunen zu schließen, nicht den Wahlkämpfen der nächsten Monate. Gleich, welche Anstrengungen die Stadt auch unternimmt – es wird ihr aus eigener Kraft nicht gelingen, einen ausgeglichenen Haushalt aufzustellen. Die Personalversammlung der Stadt Essen fordert daher von den Mitgliedern des Rates: Treten Sie allen Absichten, kommunale Haushalte über unzureichende Gemeindefinanzierung in die Vergeblichkeitsfalle zu führen, mit aller Macht entgegen. Verweigern Sie sich dem Diktat der Bezirksregierung. Lassen Sie nicht zu, dass Bevölkerung und Personal für eine Situation im Land haften müssen, die sie nicht herbeigeführt haben. Verhindern Sie die Privatisierung öffentlicher Leistungen – die Privatwirtschaft stellt ihre Schwächen gerade unter Beweis. Fordern Sie auch in ihren eigenen Parteien kreative Lösungen zur Entschuldung der Städte. Sichern Sie das Überleben der Stadt, sichern Sie die kommunale Selbstverwaltung, sichern Sie die Arbeitsplätze der Menschen im Konzern Stadt Essen.“ sich aus der Struktur der Finanzverfassung. So sind die Kommunen mit 15% am Aufkommen der Einkommenssteuer beteiligt. Das sinkt nicht zuletzt durch die Anhebung des Steuerfreibetrages von 7.600 EUR auf rund 8.000 EUR, die Senkung des Einkommensteuersatzes von 15 auf 14%, die Wiedereinführung der Pendlerpauschale und die steuerliche Absetzbarkeit von Sozialbeiträgen durch die Arbeitnehmer. Bei der Gewerbesteuer wird es Reduzierungen ergeben, weil diese überwiegend gewinnorientiert ist. Umsatzrückgänge bei den Unternehmen reduzieren im Regelfall die Gewinne, weil die Kosten nicht linear zu den Umsätzen sinken. Zudem wurde beschlossen, dass die Unternehmen 2009 und 2010 die Abschreibungen auch degressiv vornehmen können, was zu höheren Abschreibungsbeträgen, also Kosten, führt, die wiederum die Gewinne schrumpfen lässt. Werden die beschriebenen Prognosen Realität, sind die Konjunkturmittel eben nicht „zusätzlich“, sondern nur ein anteiliger Ausgleich für Steuerausfälle, die die Kommunen selbst nicht zu verantworten haben. Die Folgen der Steuerausfälle für die Kommunen sind noch nicht genau abschätzbar. Zu befürchten ist jedoch, dass die Kommunen künftig nicht im erforderlichen Maße investieren können und dadurch ein weiterer Verfall der der Infrastruktur, insbesondere bei Kindertagesstätten, Schulen und Straßen entsteht. Dabei wird der kommunale Investitionsstau bis 2020 bundesweit auf rund 700 Mrd. EUR geschätzt (pro Jahr rund 47 Mrd. EUR). Über 400 Mrd. EUR entfallen dabei auf Instandhaltungsinvestitionen, der Rest sind Erweiterungsinvestitionen zur Schließung von Infrastrukturlücken. Auch daran wird deutlich, dass die angeblichen zusätzlichen Konjunkturmittel in Wahrheit eben nur ein anteiliger Ausgleich für Finanzausfälle sind. Die Kommunen und die Bürger sind wieder einmal die Opfer der Krise, auch weil der Abbau von sozialen und freiwilligen Aufgaben in der Kultur, im Sport und im Freizeitbereich droht. Wenn jetzt nicht gehandelt wird, ist eine zunehmende Verarmung in den Kommunen zu erwarten. Nun muss die Diskussion über eine grundsätzliche Reform der Kommunalfinanzierung geführt werden. Die LINKE und die kommunalen Spitzenverbände haben hierzu seit Jahren Vorschläge unterbreitet. Eine Mehrheit im Bundestag verweigert jedoch hier grundsätzliche Neuregelungen. Zumindest diese Blockadehaltung muss in der Öffentlichkeit thematisiert werden. Die Kommunen brauchen kein Wehklagen sondern Unterstützung durch Bund und Land. Frank Kuschel, kommunalpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion der LINKEN in Thüringen Seite 7 Bezirk II Rüttenscheid-Stadtwald Lichtkunst auf der Rüttenscheider Straße In der letzten BV- Sitzung vor der Sommerpause teilten die Mitglieder der Programmkonferenz des Bezirks II mit, wie in diesem Jahr die BVMittel verteilt werden. Dabei läuft dies seit Jahren so, dass sich alle Antragsteller gemeinsam einvernehmlich über die Verteilung einigen. Ursprünglich war es geplant, im Kulturhauptstadtjahr den Kulturschaffenden des Bezirks mehr Geld dafür zur Verfügung zu stellen. Damit möglichst an einem Tag eine größere Veranstaltung unter Beteiligung aller stattfindet. Da dies (auch aufgrund der Unterschiedlichkeit der Kulturschaffenden des Bezirks) nicht möglich scheint, wurde nun ein anderer Vorschlag unterbreitet. Dabei soll eine Licht-Kunst-Installation auf der Rüttenscheider Straße finanziell unterstützt werden, als Anschubfinanzierung. An der sollen sich dann auch Geschäfte wie Aldi oder REWE beteiligen, so dass ihre Logos künstlerisch verarbeitet werden könnten. Das heißt, dass für die Unterstützung der Kultur Aus dem Regionalverband Ruhr (RVR) Sozialer Kulturpass abgelehnt Weder CDU und FDP, noch SPD und Grüne scheinen ein Interesse an der Einbeziehung von Geringverdienern und Bezieher/innen von Transferleistungen an den Veranstaltungen im Kulturhauptstadtjahr zu haben. Zumindest deutet das Verhalten der genannten Fraktionen im Regionalverband Ruhr (RVR) darauf hin. Die Fraktion DIE LINKE hatte bereits im Dezember 2008 den Antrag gestellt, der genannten Personengruppe für Veranstaltungen der Kulturhauptstadt ermäßigte Eintrittspreise über einen ruhrgebietsweiten sozialen Kulturpass zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig sprach sie sich für ein Ruhrgebiets-Sozialticket für den Öffentlichen Nahverkehr aus. Daraus haben SPD und Grüne einen Prüfauftrag an die Ruhr.2010 GmbH gemacht. Die Antwort war vollkommen unbefriedigend. Als Möglichkeit der Beteiligung für finanziell schlecht gestellte Personen zählte die Ruhr.2010 GmbH einige Projekte auf, die ohnehin öffentlich und für jeden kostenlos sind. Auf die Frage, wie der genannte Personenkreis vergünstigt in Oper oder Theater kommt, wurde gar nicht eingegangen, ebenso wenig auf ein Sozialticket. Während die anderen Fraktionen sich damit zufrieden gaben, hat DIE LINKE zur Verbandsversammlung am 22. Juni 2009 erneut einen Antrag gestellt. Danach sollte die Ruhr.2010 GmbH nun wenigstens prüfen, wie durch einen im Bezirk II im Kulturhauptstadtjahr nicht viele (oft Klein-) Kulturschaffende, sondern nur eine Kunstart das ganze Geld dafür erhalten soll. Das ist ein schwer zu verstehender Vorschlag – zumal ja auch noch der ökologische Aspekt von noch mehr Beleuchtung jeden Abend in der Straße zu überdenken ist. Da fast alle der in der Bezirksvertretung vertretenen Parteien Beratungsbedarf angemeldet haben, wurde nun zugesichert, dass in der nächsten Sitzung im September das konkrete Projekt vorgestellt werden wird. Cornelia Swillus-Knöchel Bezirk III Essen-West Flughafen schließen! Eine Stadtteilkonferenz in Essen-Haarzopf hat am 29.6. 2009 einen Forderungskatalog zum Flughafen Essen-Mülheim aufgestellt. Die auf Initiative der Schutzgemeinschaft gegen Fluglärm zustande gekommene Konferenz sprach sich dafür aus, die derzeitige Nutzung des Geländes als Flughafen sobald wie möglich aufzugeben und bis dahin alles zu tun, um die „unerträgliche Situation“ für die Betroffenen zu ruhrgebietsweiten Kulturpass ein einheitlicher und unbürokratischer Zugang zu den örtlich bereits vorhandenen Sozialtarifen für kulturelle Veranstaltungen gewährleistet werden kann. Obwohl das keinen Cent gekostet hätte, wurde der Antrag von allen anderen Fraktionen abgelehnt. Das nährt die Befürchtungen von einem Kulturhauptstadtjahr für die „Elite“, das am Großteil der Menschen im Revier vorbei laufen wird. Masterplan Bildung auf den Weg gebracht Mit den Stimmen von SPD, Grünen und der Fraktion DIE LINKE hat die Verbandsversammlung des RVR am 22.6.2009 beschlossen, einen Masterplan Bildung für das Ruhrgebiet auf den Weg zu bringen. In einem ersten Schritt sollen die im Ruhrgebiet zahlreich vorhandenen Bildungsangebote und -projekte erfasst werden. Ziel ist eine bessere Vernetzung untereinander Aus den Bezirken erleichtern. DIE LINKE wurde zu der Konferenz zwar nicht eingeladen, unterstützt aber die Forderungen. Tatsächlich werden die Anwohnerinnen und Anwohner des Flughafens durch tief fliegende Düsenjets, Schulflüge und Hubschrauberflüge stark belästigt. Deswegen sollen die Sondergenehmigung für die Düsenflugzeuge zurückgenommen und die Flugbewegungen z.B. durch ein Verbot an Wochenenden und Feiertagen eingeschränkt werden. Auch die geforderte Einrichtung einer Beschwerdestelle ist sinnvoll. Nicht nachvollziehen kann DIE LINKE, warum sie zu der Stadtteilkonferenz nicht eingeladen wurden. Sie hat sich immer eindeutig gegen den Flughafen positioniert und erst im letzten Jahr in Haarzopf eine große, gut besuchte Diskussionsveranstaltung zur beabsichtigten Flugbetriebs-Erweiterung durch die Firma Wüllenkämper durchgeführt. Die Bezirksvertretung III hat im letzten Jahr auf Initiative des Vertreters der Partei DIE LINKE die Ausstiegsforderung bekräftigt. „Es wäre doch etwas kleingeistig, wenn die Flughafengegner nicht alle Kräfte zusammenfassen würden, die gegen den Flughafen sind,“ heißt es in einer Pressemitteilung. Wolfgang Freye um eine größere Effizienz zu erzielen. Die CDU, die sonst immer vorgibt, für einen stärkeren RVR zu sein, lehnte die ersten Schritte zum Erstellen eines Masterplans Bildung ebenso ab, wie die FDP. Reform des RVR – auch SPD wacht auf Die Fraktion DIE LINKE im RVR hat die Vorschläge des Gelsenkirchener Oberbürgermeisters zur Schaffung städteübergreifender Entscheidungsstrukturen im Ruhrgebiet begrüßt. Nach Jahren des Kirchturmdenkens im Ruhrgebiet, für das gerade die SPD stand, setzt Frank Baranowski (SPD) damit neue Impulse für die Diskussion über die Entwicklung der Zusammenarbeit in der Region. DIE LINKE im RVR hat sich seit Jahren für die Stärkung des RVR und eine Direktwahl der Mitglieder der Verbandsversammlung sowie des Regionaldirektors ausgesprochen. Die von Herrn Baranowski vorgeschlagene Entscheidungs- und Kooperationsebene im Ruhrgebiet sollte aus dem RVR entwickelt, die Verbandsversammlung zu einem tatsächlichen Regionalparlament mit Entscheidungskompetenzen reformiert werden. DIE LINKE im RVR unterstützt ausdrücklich den Vorschlag, die Koordination für regionale Bereiche wie die Verkehrsinfrastruktur, den Öffentlichen Nahverkehr, und die Flächenentwicklung beim RVR anzusiedeln. „Solche Schritte wären auch nötig, wenn die finanzielle Situation der Revierkommunen besser wäre“, heißt es in einer Presseerklärung der Fraktion. „Die Diskussion darf nicht die vermeintlichen ,Sparzwänge’ der Kommunen als Ausgangespunkt setzen. Das wäre zu kurz gegriffen.“ Wolfgang Freye, Markus Renner Bestellschein: Ja,ich möchte regelmäßig Informationen über die Arbeit der Linksparteimitglieder im Stadtrat Essen erhalten. Bitte schicken Sie das „Linksinfo “ kostenlos und unverbindlich an folgende Adresse: ................................................................................................. Name,Vorname Straße .................................................................................................. Postleitzahl,Ort Bestellungen auch telefonisch möglich unter: 0201-175433-14. Impressum: „Linksinfo“, Zeitung der Ratsmitglieder der Partei DIE LINKE. im Rat der Stadt Essen und des Kreisverbandes Essen, Severinstr. 1, 45127 Essen,Tel. 0201-175433-14, Fax 0201-175433-18, www.dielinkedkp-auf.de, e-mail [email protected], www.dielinke-essen.de, e-mail [email protected] Jugendzentrum soll in die ungeeignete Weststadthalle Rat beschließt: Jugendliche sind Lückenbüßer Mit den Stimmen von CDU, Grünen und SPD hat der Rat das Konzept der Verwaltung zur Weststadthalle beschlossen. Diese wird nun zum „Kinder- und Jugend-Schul-KulturZentrum.“ Allerdings wurde der ursprüngliche Beschlusstext auf Antrag der CDU und der Grünen abgeändert. Die Änderung macht deutlich, dass Jugendliche der Mehrheitsfraktion nur als Lückenbüßer dienen, denn die Neukonzeption der Weststadthalle soll zeitlich befristet nur bis 2023 gelten. 2020 soll der Rat der Stadt Essen weitere Optionen prüfen. Die zeitliche Befristung ergibt sich aus dem Umstand, dass der katastrophale Mietvertrag für die Weststadthalle bis eben zu diesem Jahr läuft. Wenn er endlich ausgelaufen ist, werden die Jugendlichen schlicht nicht mehr gebraucht. Sie dienen jetzt nur dazu, die Weststadthalle, die bereits drei Betreiber hatte, zu füllen um den immensen Mietzahlungen von 20.000 Euro im Monat einen Nutzen entgegen zu stellen. Dass die Jugendlichen hier nur als „Nutzmasse“ gehandelt werden ist ein Skandal, ebenso wie das Vorgehen von Schwarz-Grün in der Frage Weststadthalle: der Jugendhilfeausschuss und die Jugendverbände wurden bei der Entschei- dungsfindung systematisch ausgehebelt. Der Ratsbeschluss wurde von Oberbürgermeister Dr. Reiniger vorweg genommen. Im Zusammenhang mit der Errichtung einer internationalen Schule äußerte er anderthalb Wochen vor der Ratssitzung, dass das Jugendzentrum in die Weststadthalle umzieht. Hierfür gab es zu diesem Zeitpunkt ebenso wenig ein Votum aus den Gremien, wie zur Errichtung besagter internationaler Schule. Ein weiteres Ärgernis ist das Umfallen der SPD. In den Vorbereitungen hat sie immer ihre ablehnende Haltung zur Weststadthalle bekräftigt, in der Ratssitzung stimmte sie nicht nun nicht nur dafür, sondern auch gegen das Konzept des Arbeitskreises Jugend (AKJ). Der Verdacht kommt auf, dass Schwarz und Rot sich einander ein wenig annähern wollen, man weiß ja nicht, wie die Welt nach dem 30. August aussieht. Als Fazit lassen sich zwei Dinge festhalten: Den Essener Kindern und Jugendlichen ist nur zu wünschen, dass es in absehbarer Zeit keine weiteren Pleiteprojekte in Essen gibt, da sie sonst weiter als Verschiebemasse herhalten müssen. Und eine große Koalition auf Essener Ebene würde den Menschen in dieser Stadt nicht gut tun. Markus Renner Aus der letzten Ratssitzung Der Gelsenkirchener Kämmerer Lars Martin Klieve (CDU) wurde bei Enthaltung der Linksfraktion im Rat einstimmig zum neuen Kämmerer gewählt. Für die Bildung einer jährlichen Instandsetzungsrücklage für das neue Museum Folkwang in Höhe von 2,1 Millionen Euro stimmte auch die Fraktion DIE LINKE/DKP/AUF. Die Fraktion stimmte aber gegen die Beauftragung des Gebäudebetriebes an die Neubau Museum Folkwang Essen GmbH mit jährlichen Gesamtkosten bis zu 4,8 Millionen Euro und übte Kritik an der Verwaltung, die Kostensteigerungen mit einer „Salamitaktik“ dem Stadtrat vorlegt. Außerdem ist noch nicht geklärt, inwieweit die Beschäftigten des alten Museums übernommen werden. Bisher fanden noch nicht einmal Gespräche mit dem Personalrat statt. Die Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft (EWG) legte jetzt eine völlig unzureichende Analyse ihrer Aufgaben- und Organisationsstruktur vor. Diese hatte der Stadtrat anlässlich einer außerplanmäßigen Mittelbereistellung in Höhe von 1,38 Mio. Euro im März gefordert. In unserem Antrag stellten wir fest, dass der Auftrag glatt verfehlt wurde und sich der Bericht eher wie eine Werbebroschüre für die EWG liest. FDP und SPD schlossen sich der Kritik an, CDU und Grüne widersprachen nicht. Das Thema wird noch mal ausführlich im Unterausschuss Beteiligungen behandelt. „Verweigern Sie sich dem Diktat der Bezirksregierung!“ Diese und andere Forderungen zur Neuordnung der kommunalen Finanzen durch Land und Bund haben die Beschäftigten der Stadt Essen in einer Resolution an den Rat gestellt. Sie wenden sich darin gegen Privatisierungen öffentlicher Leistungen und stellen fest, dass sich Essen nicht mehr aus eigener Kraft entschulden kann. Die Ratsfraktion DIE LINKE/DKP/AUF begrüsste diese Resolution und sicherte den Beschäftigten ihre Unterstützung zu. Zu weiteren Themen (Neue Grundschule in Haarzopf, KITA-Streik, Bleiberechtsresolution etc.) finden sich an anderer Stelle ausführliche Beiträge. Thorsten Jannoff