Nordamerikanische Wochen-Post

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161st Year – No. 23589903 • Sunday, October 26 – Saturday, November 1, 2014
Allein auf der Flucht:
Zahl junger
Neuankömmlinge
wächst rasant
Seite 2
NACHRICHTEN - Kompakt
Hooligan-Demo in Köln eskaliert 44 Polizisten werden verletzt
Wie Mode das
Möbeldesign
beeinflusst
Seite 5
Freimarktsumzug Bremen
Fußball
Seiten
7&8
201 Jahre Völkerschlacht
bei Leipzig
Köln (dpa). Eine Demonstration gegen Salafisten in Köln
ist Sonntag völlig außer Kontrolle geraten. 4000 Hooligans und Rechtsradikale lieferten sich massive Auseinandersetzungen mit der Polizei. Beamte wurden mit
Flaschen, Steinen und Feuerwerkskörpern beworfen.
44 Polizisten wurden verletzt. Demonstranten warfen
ein Polizeifahrzeug um. Die Polizei setzte Wasserwerfer,
Schlagstöcke und Reizgas ein und nahm 17 Hooligans
fest oder in Gewahrsam. Bei der Gegendemonstration
mit rund 500 Teilnehmern unter dem Motto «Schulter
an Schulter gegen Rassismus und religiösen Fundamentalismus» blieb alles ruhig.
Australien verweigert Einwohnern aus
Ebola-Ländern die Einreise
Sydney (dpa) - Australien stellt vorübergehend keine
Einreisevisa für Menschen aus westafrikanischen Ländern aus, in denen die Ebola-Epidemie ausgebrochen
ist. Betroffen seien Sierra Leone, Liberia und Guinea,
sagte Einwanderungsminister Scott Morrison nach
Angaben des TV-Senders «ABC News». Erst kürzlich
war eine 18-jährige Guineerin, der Symptome gezeigt
hatte, im Krankenhaus in Brisbane negativ getestet
worden. Die Behörden hatten den Teenager und acht
Verwandte vor ihrer Einreise nach Australien unter
Quarantäne gestellt. Mehr als 10 100 Menschen sind
laut WHO an Ebola erkrankt.
Boko Haram greift Dörfer in Nordnigeria
an: 30 Jugendliche entführt
Abuja (dpa). Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram
hat im Nordosten Nigerias bei mehreren Angriffen mindestens 17 Menschen getötet und 30 Jugendliche entführt.
Die Extremisten hätten ungeachtet einer mit der Regierung
vereinbarten Waffenruhe Dörfer im Bundesstaat Borno
angegriffen und geplündert, berichtete die Zeitung «Premium Times». Präsident Goodluck Jonathan hatte zuvor
erklärt, mit der Gruppe am 17. Oktober eine Waffenruhe
ausgehandelt zu haben. Bei den Gesprächen soll es vor
allem um die Freilassung von über 200 Schülerinnen
gehen, die vor sechs Monaten Chibok entführt worden.
Erneut Streiks bei Amazon - Fünf
Standorte betroffen
Bad Hersfeld (dpa) - Beim Versandhändler Amazon
haben Beschäftigte an fünf Standorten die Arbeit niedergelegt. Betroffen waren die Verteilzentren in Bad
Hersfeld, Leipzig, Graben bei Augsburg sowie Werne
und Rheinberg in Nordrhein-Westfalen. Das teilte ein
Verdi-Sprecher mit. Die Gewerkschaft versucht seit
mehr als einem Jahr, den Online-Versandhändler mit
Streiks zu Tarifverhandlungen zu den Bedingungen des
Einzelhandels zu bewegen. Amazon lehnt das ab und
sieht sich selbst als Logistiker.
Zehntausend Ungarn protestieren gegen
geplante Internet-Steuer
Budapest (dpa). Mehr als zehntausend Menschen
haben am Abend in Budapest gegen die geplante
Einführung einer Internet-Steuer demonstriert. Die
Redner verlangten die Rücknahme des entsprechenden
Gesetzesentwurfs. Die umstrittene Steuer soll im Parlament erörtert werden. Sie soll umgerechnet 49 Cent pro
Gigabite Datenverkehr betragen. Die geplante Abgabe
ist in Europa einzigartig.
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Eine Sambagruppe tanzt am 25.10.2014 beim Freimarktsumzug in Bremen über den Marktplatz. Rund 100
Spielmannszüge, Akrobaten und Festwagen nehmen an dem Spektakel in der Hansestadt teil. Foto: dpa
Deutsche Banken krisenfest - Europaweit
25 Durchfaller bei EZB-Tests
Europas Banken sollen nicht noch einmal
mit Milliarden Steuergeldern gerettet
werden. Doch wie
überlebensfähig sind
die großen Geldhäuser in Krisenzeiten?
Vor allem in Südeuropa sind noch nicht
alle Institute ausreichend gerüstet.
Frankfurt/Main (dpa) Aufatmen in Europa: Die
meisten großen Banken in
Europa sind für schwere
Zeiten gewappnet. Allerdings klaffen vor allem bei
Geldhäusern in Italien und
Griechenland noch Kapitallücken, die spätestens in
neun Monaten geschlossen
werden müssen. 13 Häuser
im Euroraum brauchen noch
knapp zehn Milliarden Euro,
wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Sonntag
in Frankfurt mitteilte. Im
schlechtesten Fall müssten
noch einmal die Steuerzahler
in den Ländern einspringen.
25 der 130 untersuchten
Institute im Euroraum fielen beim EZB-Stresstest
zum Stichtag 31. Dezember
2013 durch, darunter als
einzige deutsche Bank die
Münchener Hypothekenbank. Diese und elf weitere
Geldhäuser haben in diesem
Jahr aber schon nachgebessert und ihre Puffer um
insgesamt 15 Milliarden
Euro gestärkt. «Für deutsche Banken sind daher
keine weiteren Maßnahmen
notwendig», sagte Bundesfinanzminister Wolfgang
Schäuble (CDU).
Die meisten Banken rasselten in Italien durch, insgesamt neun. Fünf davon
haben Kapitallücken aber
geschlossen. Noch nicht
fit ist unter anderem die
angeschlagene Traditionsbank Monte dei Paschi di
Siena. Die MPS teilte nach
einer Verwaltungsratssitzung mit, gemeinsam mit
den Großbanken UBS und
Citigroup als Berater nun
alle verfügbaren «strategischen Optionen» prüfen
zu wollen. In Griechenland
müssen die Eurobank und
die National Bank of Greece
nachbessern.
Die EZB, die am 4.
November die Aufsicht
über die größten Banken
der Eurozone übernimmt,
verlangt von den 13 Instituten bis zum 10. November
2014 Pläne, wie sie die
verbleibenden Kapitallücken schließen wollen. Das
sagte die Chefin der neuen
Euro-Bankenaufsicht, Danièle Nouy. Probleme, die
beim Bilanzcheck im ersten
Teil der Überprüfung festgestellt wurden, müssen
die Banken binnen sechs
Monaten nach Bekanntgabe der Ergebnisse lösen.
Für Kapitallöcher aus dem
Stresstest geben ihnen die
Aufseher neun Monate Zeit.
Erste Banken kündigten bereits am Sonntag
Schritte an. Bekommen die
Institute auf dem Kapitalmarkt kein frisches Geld
oder können sie die Lücken
nicht anderweitig schließen, sollen noch einmal
die Nationalstaaten, also
letztlich die Steuerzahler,
einspringen. In vielen Ländern gibt es dafür bereits
entsprechende Notfallprogramme.
EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger betonte, für das Stopfen
der Kapitallücken seien in
erster Linie die betroffenen
Banken zuständig: «Wenn
das nicht zum Erfolg führt,
müssen wir darüber sprechen, was der Heimatstaat
machen muss».
Außerhalb der Eurozone bestanden sämtliche
Geldhäuser den Stresstest
der Bankenaufsicht EBA.
Die geprüften Banken in
Großbritannien, Dänemark,
Schweden, Norwegen, Ungarn und Polen haben aus
Sicht der Behörde auch im
Fall einer Finanzkrise genug
Eigenkapital, teilte die EBA
in London mit. Die EBA
nahm auch Geldhäuser in
Ländern unter die Lupe, in
denen nicht mit Euro gezahlt
wird.
Als «sehr erfreulich» bezeichnete die Präsidentin
der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
(Bafin), Elke König, das
Abschneiden der deutschen
Teilnehmer. König forderte
die Institute aber auf, sich
nicht auf «ihren Lorbeeren» auszuruhen. «Nach
dem Stresstest ist vor dem
Stresstest», mahnte auch
Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret. ifo-Präsident
Hans-Werner Sinn kritisier-
te den Stresstest als zu zahm.
«Die EZB hat es vermieden,
ein Szenario der Deflation für
Südeuropa durchzuspielen»,
sagte Sinn in München. Insgesamt wurden in Deutschland 24 Banken-Gruppen
überprüft.
Die HSH Nordbank, die
unter anderem wegen ihres
hohen Anteils an Schiffskrediten bis zuletzt als Wackelkandidat galt, besitzt dem
Test zufolge genug Kapital,
um auch starken wirtschaftlichen Belastungen in den
kommenden Jahren standzuhalten.
Die seit der Finanzkrise
teilverstaatlichte Commerzbank und die NordLB meisterten den Test ebenfalls.
Sie waren wegen ihrer umfangreichen Engagements
bei Schiffsfinanzierungen
kritisch beäugt worden. Die
Deutsche Bank bestand den
Fitnesscheck locker.
Tausende EZB-Experten,
nationale Aufseher und
externe Wirtschaftsprüfer
hatten in den vergangenen
Monaten zunächst die Bilanzen der Banken durchleuchtet. Sie waren auf der
Suche nach Kapitallöchern
oder Altlasten - etwa wackelige Kredite, bei denen die
Rückzahlung nicht sicher ist.
Danach folgte der
Stresstest: Die Prüfer untersuchten beispielsweise, was
mit den Finanzen des Geldinstitutes passiert, wenn die
Wirtschaft einbricht. Die
Banken mussten beweisen,
dass sie auch unter solchen
Umständen genug Kapital
haben.