Bube, Dame, König, Ass
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Bube, Dame, König, Ass
Nr. 13 Welches Blatt bewegt was? Gebührenmafia gegen Wirte Krebsgefahr vom Rathausturm Verkehrskonzept schadet Uni Seite 9 Seite 3 Seite 6/7 Telefon 0851 9346649 – E-Mail: [email protected] Bube, Dame, König, Ass Illustration: Fabian Pechstein März 2008 50 CENT 2 ANZEIGEN März 2008 BLICK IN DIE ALTSTADT März 2008 3 Hier sehen Sie den schönsten, aber auch gefährlichsten Sendemasten unserer Stadt Außen Hui - innen Pfui! Verborgen hinter den Scheiben der Rundbogenfenster strahlen sechs Mobilfunksender über die Stadt. Photos: Mobiltech-Net GmbH (3), Alexander Eckmeier „Menschen sollten sich da oben nicht zu lange aufhalten, die Strahlung ist gefährlich”, warnt ein Funktechniker. Ein Strang aus rund 40 dicken Kabeln klettert im Bauch des Rathausturmes hoch bis fast unters Dach. CSU & BB auf Tuchfühlung CSU und Bürgerblick waren sich noch nie so nah wie im Wahlkampf: Auf einer In- Zwei Tatsachen zum Rathausturm, die keiner der Verantwortlichen gerne an die große Glocke hängen will: Aus den Fenstern unterm Dach strahlt eine der mächtigsten Mobilfunkanlagen der Stadt und die renovierte Fassade ist nur schöner Pfusch, der vermutlich nicht lange halten wird. Alles zum Wohle der Passauer? Das Rathaus kriegt monatlich 2.500 Euro Miete von den Mobilfunkbetreibern und die Bürger Angst und Kopfweh. „Ich habe jetzt sogar im Keller Empfang”, feixt ein Geschäftsmann aus der Schustergasse. Die Frauen in der abendlichen Runde der Cafébar finden es nicht lustig. „Ich mache mir Sorgen um meine Kinder”, klagt eine Mutter. „Ich glaube nicht, dass Kopfschmerzen und Schlafstörungen Einbildung sind”, meint ihre Nachbarin. In Bayern kämpft allein die gegen Firmenspenden immune ödp gegen Handymastten in Wohnbebauung. Der österreichische Umweltmediziner Gerd Oberfeld führte im Regierungsauftrag eine Langzeitstudie bei 1300 Nachbarn einer Sendeanlage durch. Ergebnis: Im Umkreis von 200 Metern ist die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erk kranken 3,9 Mal so hoch wie weiter entfernt. In diesem Umkreis des Rathausturmes - vom Domplatz bis zur Ortsspitze - arternetseite werben Partei und freie Presse Seite an Seite . Die Schwarzen sind auf Stimmen-, die Blattmacher auf Kundenfang.Gemeinsam mit den Kandidaten war Bürgerblick auch auf Plakatwänden und Litfasssäulen vertreten. www.musterstimmzettel.de beiten und wohnen tausende von Menschen, liegen Schulen und Kindergärten. War der Stadtpolitik unter Zankl 30.000 Euro Jahresmieteinnahmen mehr wert als die Gesundheit der Bürger? „Das Geld sollte als Entschädigung an die Menschen gehen, die der Strahlung wehrlos ausgesetzt sind”, empört sich ein Altstädter. Weitsicht lässt auch ein anderes Rathausturm-Thema vermissen. Erinnern Sie sich, wie unglaublich lange das Gerüst bei der Sanierung stand? Die Kosten schlugen gewaltig zu Buche, stattdessen wurde bei der Sanierung der Fassade am falschen Fleck gespart. „Es war ein tolles Objekt, aber da ist alles schief gelaufen”, sagt die anerkannte Diplom-Restauratorin Angelika Porst (Münchner Residenz, Schloss Neuburg, Schaiblingsturm). Aus falschem Geiz wurde auf eigene Faust statt mit Fachleuten gearbeitet. „Man hat den Putz abgeschlagen und vorher vergessen, Schablonen von den Ornamenten abzunehmen”, weiß die Expertin. Als ein Verantwortlicher der Stadt sie verzweifelt um Hilfe bat, war es zu spät. In der Not wurde nach Augenmaß „nachgemalt” und „hingezaubert”. Ob die Schönheit von langer Dauer ist, bleibt zweifelhaft: der verwitterte Stein wurde nicht gründlich vorbehandelt und der Anstrich bei Frost erledigt. Schöne Verpackung für eine umstrittene Sendeanlage: Der Denn plötzlich war Eile an- prächtige Rathausturm (erbaut 1889 bis 1892) misst 38 Meter. Bei der Sanierung der Fassade wurde leider gepfuscht. gesagt. Schluss mit Schönfärberei „Stadtturm”, „Stadtgalerie”, „Klostergarten” und „Viktualienmarkt “ - wie lange wollen wir uns noch mit schönen Worten für dumm verkaufen lassen? Die Gehirnwäsche ignorieren und sich auch von den Medien nicht manipulieren lassen. Richtig muss es heißen Kapfinger-Hochhaus, ECE-Center und Nibelungen- oder Exerzierplatz. PS: Wenn je wieder einer vom Klostergarten spricht oder schreibt, ruft Bürgerblick zur Demo der Nonnen und Mönche. www.euphemismen.de Grünen-Nachwuchs Andrea Zaretsky (34, „Glanz und Gloria”), die Grünen-Zora der Fußgängerzone gegen Zankl-Politik und ECE, hat Nachwuchs bekommen.Sohnemann bekam passend zur Mama den biblischen Namen Carleb (hebräisch für „mutig”). BLICK AUF DIE POLITIK März 2008 Seit sechs Jahren schwingt Zankl sein Zepter Wahlsplitter Es ist ein Kreuz mit dem König ankl zeigt Zähne. Fürs Wahlplakat hat er das Lachen gelernt. Aber warum schaut er uns nicht in die Augen? Grad so wie einer, der ein schlechtes Gewissen hat. Der kann das auch nicht. Aber haben Könige überhaupt ein schlechtes Gewissen? Zankl findet alles gut, was er in den letzten sechs Jahren geleistet hat. Wie schlimm es auch kam, es kam niemals der Satz: „Liebe Passauer, ich habe es nur gut gemeint, aber was jetzt dabei heraus gekommen ist, habe ich nicht so gewollt?”. Wer keine Einsicht zeigen kann, verscherzt sich die letzten Sympathien. Könige müssen ständig kämpfen, um an der Macht zu bleiben. Hinter seinem Rücken setzen ihm sogar die Hofnarren zu. Dagegen helfen nur strenges Zepter, Argwohn und List. Zimperlich war Zankl noch nie. Um Willi, den Bärtigen, vom Thron zu stoßen,war ihm einst jedes Mittel recht. Er verkündete dem Volk: "Dieser König spricht Unwahrheiten, mit denen der Bürger für dumm verkauft wird." Die Hofschreiber druckten die Beleidigung auf die Titel ihrer Z Erika Träger bringt neue Töne Eine Dame zankt sich nicht ie Dame im Spiel ist grün. Erika Träger kann man getrost Kinder und Katzen anvertrauen - aber gleich eine ganze Stadt? Auf der Podiumsveranstaltung der vier Kandidaten wirkt sie blass. Das einzig kämpferische an ihr ist ihr rotes Haar. Aber vielleicht mag sie bewusst nicht kämpfen,weil Streit und laute Worte nicht ihre Sache sind. Wer im Beruf mit zerrütteten Familien und im Stich gelassenen Schwangeren zu tun hat, der übt die Sprache der D Verständigung und Versöhnung. Ein Ton, der in der Poltik selten geworden ist. Und genau das könnte ihre Stärke sein.Lange genug war ,,Teilen und Herrschen” die Devise im Rathaus. Wenn die grüne Dame die Scherbenhaufen in Familien kitten kann, warum nicht auch dort? Passau würde Grün jetzt gut tun, wie noch nie. Warum? Wenn grüne Wiesen und Zuschüsse winken, waren die Betonmischer des Kreuz-Königs nicht zu stoppen. Apropos Frauen im Rat- haus: Gegen die spröde Bürgermeisterin Dagmar Plenk wirkt Erika Träger erfrischend wie ein blühendes Veilchen. Zwei Tage nach der Kommunalwahl feiert die Grünen-Kandiatin, vom Sternzeichen Fisch, ihren 51.Geburtstag. Die geselligen Fische, so sagt man, haben viele Freunde. Wenn die Wahl nicht das große Glück gebracht hat, dann werden sie dafür sorgen, dass es kein Tag von Traurigkeit wird. Blätter. Der entmachtete König hat offenbar sein Gedächtnis verloren. Wie lässt sich sonst erklären, was sechs Jahre später geschieht. Er tanzt geschmeichelt an, als ihm der neue König einen kleinen Lorbeerkranz aufsetzen will. Es geht um das Werk der Neuen Mitte. Albert, der Allmächtige, adelt ihn im Blitzlichtgewitter mit dem Titel „Willi, der Visionär” und ernennt sich selbst zum „Macher”. Spüren sie denn nicht, dass der Kranz, mit dem sie sich krönen, mehr Dornen als Blätter trägt? Die vielen Baustellen sollen dem Volk Sand in die Augen streuen: Wohlstand, Aufschwung, neue Arbeitsplätze. Es heißt ECE , das Kaufhaus des Königs, schafft 500 neue Arbeitsplätze. In Wirklichkeit schafft es Elend. Denn: Wahrscheinlich die Hälfte der Stellen sind sogenannte 400-Euro-Jobs. Mit diesem Hungerlohn kann sich keiner selbst, geschweige denn eine Familie ernähren. Verdient er kein Zubrot, hängt er am Rockzipfel des Sozialstaates. König Albert, wir haben genug gehört und gesehen. Peinlicher Auftritt für „Premium-Kandidaten“ Der Wahlkampf spülte schnell mal knapp 10.000 Euro in die Kassen der PNP -Onlineausgabe: 40 Euro kostet der „Premium-Eintrag“ für jeden Kandidaten, der sich ausführlich vorstellen und mit den Wählern diskutieren will. 240 Anmeldungen aus dem Verbreitungsgebiet, 14 aus Passau. Doch die Rubrik wird für manche eher peinlich: Mit Gerhard Waschler und Willi Mixa mag keiner reden… CSU ruft den „Gelben Engel“ Weil OB Zankl den CSUKarren in den Dreck der Neuen Mitte gezogen hat, müssen die alten Pannenhelfer wieder ran: Alois Ortner (60), CSU-Sympathieträger und Vorstand der „Gelben Engel“ (ADAC) lächelt uns seit Wochen auf der Seite 1 der Am Sonntag entgegen. Was das wohl kostet? Bei einem guten Zugpferd fragt man nicht. Striptease der „schwarzen Seelen“ „Testimonial“ heißt es in der Werbesprache, wenn man für ein Produkt oder eine Person überzeugte Fürsprecher zu Wort kommen lässt. Albert, der Angeschlagene, zog in seiner Not auch dieses Register. Mehr oder minder bekannte Männer wie Uni-Professor Holger Altmeppen oder Apotheker Christian Hartmann öffneten für die Anzeigenkampagne ihre schwarze Seele: „Ich bin für Zankl, weil...” Illustration: Fabian Pechstein; Photo: Frank C. Müller 4 BLICK AUF DIE POLITIK 5 März 2008 Jungwähler-Stimmen Super - Dupper setzt auf Sympathie Dupper duzt und Zankl befiehlt Herz ist Trumpf as Herz-Ass muss nicht um Sympathie werben.Wer es in der Hand hält, kann sich freuen. Denn Herz ist Trumpf. Die „Dupper- i mog di”-Kampagne war völlig überflüssig.Wer den schwarzen König kennt,setzt gern auf jede andere Karte. Wo Super-Dupper auftaucht, hat er schon gewonnen. Bei den Sportvereinen sowieso, aber auch bei denen, die ihn nicht so gut kennen. Bei Studenten zum Beispiel. "Herzblatt", die Politveranstaltung an der Uni, war ganz seine Bühne. Er spricht die Sprache der Jungen. Hier saß kein abgebrühter Politiker, sondern ein cooler Vater, der Vespa fährt.Der Hörsaal kürt ihn zum Sieger des Abends. Sein Gegenspieler wird von den Feinden als „Malermeister” verspottet. Wer das Herz-Blatt Dupper nicht mag, der könnte noch tiefer D ansetzen: „Vom Taxifahrer zum Bürgermeister.”Weil der rote Recke das schon befürchtet hat, sorgte er vor. „Wer von der Straße kommt, der lernt die Menschen kennen”, lautet sein ehrlicher Spruch.Die Bodenhaftung zu bewahren, kann als Politiker nicht schaden. Dupper beherrscht die Doppelrolle: In München glänzt er im Landtag als Haushaltsexperte und heizt Finanzminister Huber ein. In Passau steht er als braver Ehemann am Herd. „Lieber ein Fürst in der Provinz, als in zweiter Reihe in Rom.” War es das, was Dupper trieb? Lassen wir wieder die Spötter zu Wort kommen: Die sitzen auch bei der SPD in den eigenen Reihen. „Das Dupper-Logo ist doch von TUI geklaut - ein echter Überflieger!” Sie haben verkannt, dass Dupper auf ein Doppel-D setzt: Durchstarten und Demut bewahren. Als der Redakteur ihn auf dem Podium fragt, was seine Wunschschlagzeile am Tag nach der Wahl wäre, trauen die Genossen ihren Ohren nicht. „Gestern noch keine Entschei- dung.” So zurückhaltend kennen ihn seine Sozis gar nicht.Aber genau diese Bescheidenheit bringt wieder Dupper-Punkte. Urban Mangold wirbelt den meisten Staub auf Nur ein lästiger Bube? Wer mit 45 noch immer „Bubigesicht” genannt wird,braucht sich eigentlich nicht zu schämen. Verbrauchte Gestalten im Stadtrat gibt es genug. Trotzdem setzt der ödp-Mann Urban Mangold neuerdings auf optische Überlegenheit. Die Brille steht ihm gut wie Günther Jauch. Mangold in der Küche ist Geschmackssache, aber im Rathaus kann er nicht schaden. Lieber ein Wirbelwind, der den Staub aus den Ecken fegt, als ein Fähnchen im Wind. Auch davon haben wir genug. Manche drehen sich so leise, dass es keiner merkt. Den großen DupperBonus wird der Bube, der so gerne mit Windrädern spielt, nicht erreichen. Bei den Jungwählern in der Uni fiel er kläglich durch. Da saß einer, der vorgab, mal wilder Rock´n´Roller gewesen zu sein. Aber sie sahen einen bleichen Streber. Bei den Alten ist das anders. In der Redoute rennen ihm die Senioren die Bude ein. Da kann Zankl noch lernen. Nur Zucker fürs Volk genügt nicht. Es kommt darauf an, wer ihn serviert. Hier ist es ein Traumschwiegersohn inmitten einer Familienidylle. Seine Widersacher werfen ihm vor, seine vielen Anträge seien populistische Schaumschlägerei.Andere nennen ihn „Berufspolitiker”, als sei es ein Schimpfwort. Aber: Wer sich von früh bis spät mit der Politik beschäftigt,verfügt über beste Sachkenntnisse. Dumm sind seine Anträge nie, nur lästig für diejenigen, welche keine lange Diskussionen hören wollen, keinen Widerspruch dulden oder sich selbst nicht auskennen. Journalisten müssten ihn lieben. Er kämpft dafür, dass Weindler, Gevatter & Co. künftig mit offenen Karten spielen müssen. Die Post hat auf jeden Fall gewonnen, denn unsere Briefkästen wurden immer voller. Manche Jungwähler stört der kumpelhafte oder kecke Umgangston, mit dem sie von Politikern plötzlich angesprochen werden: SPD-Dupper duzt Erstwähler und CSUZankl fordert unverblümt: „Geben Sie Ihre 44 Stimmen bei der Stadtratswahl uns…” „Wie kommt der dazu mich zu duzen? Der kennt mich doch gar nicht.” Wundert sich Berufsoberschüler Michael H. (21). „Lieber Michael”, begrüßt ihn Dupper superfreundlich auf einer stylischen LangformatPostkarte. Bei Zankl fühle er sich dagegen wie ein „kleiner Junge” behandelt. „Papa Zankl sagt mir, wo´s lang geht und entschuldigt sich auch noch.” Der Oberbürgermeister schreibt nämlich: „Auch wenn ich manchmal eckig und kantig wirken mag…” „Dupper kommt überdreht und Zankl zu langweilig rüber”, beurteilt Gymnasiast Uli G.(18) die Wahlkampfpost. Ob sich Aufwand und Kosten der Massensendungen lohnen? „Der Zanklbrief war so lang wie die Schreiben der Klassenlotterien, das habe ich gar nicht gelesen und gleich weggworfen”, meint Medienstudentin Myriam F. (24). Informatik-Student und Neu-Passauer Niklas S. (20) beschäftigt eine ganz andere Frage: „Woher weiß der SPD-Kandidat, dass ich in dieser Stadt Erstwähler bin? Das verstößt doch gegen den Datenschutz.” BLICK AUF DIE INNSTRASSE 6 7 Die neusten Gebäude der Universität Passau: Zentrum für Informatik und Internationale Beziehungen. Verkehrskonzept „Neue Mitte” fordert neue Opfer Autokolonnen Park statt Uni-P Für freie Fahrt in die Innstraße fällt Haus Nummer 11 Uniwiese, Philosophikum. Das Panoramafoto oben auf dieser Seite zeigt, wie aufregend und ansprechend moderne Architektur sein kann. Es war sicher eine der größten städtebaulichen Herausforderungen am Innufer der Dreiflüssestadt die Universität zu planen. Die Gebäude entlang der Innstraße entstanden in den 70er Jahren, der Komplex, den Sie oben sehen, erst vor kurzer Zeit. Warum ist die Unilandschaft so gefällig und die Neue Mitte so verfehlt? Michael Rosner, der verantwortliche Uni-Architekt, setzte sich nach seinem gelungenstem Werk dort zur Ruhe, wo Passau noch unberührt ist. Hinten in Hals hat er sich den nen Uni-Architektur lässt ihn weit ausholen und schwärmen:Wir haben geplant nach goldenen Schnitten und Proportionen, bewusst Blicke freigegeben und Grün geschaffen, damit die Architektur atmen kann. „So etwas hat man in Passau nicht gekannt”, sagt Rosner. Er meint weitsichtige Planung aus einem Guss. Die Stadt müsste sich noch heute den Vorgaben der Regierung fügen: Die Innstraße bleibt „verkehrsberuhigt”, damit Studenten und Parklandschaft nicht gestört und die Kosten nicht gesprengt werden. „Schallschutzmaßnahmen gegen Autoverkehr waren an den Unibauten nicht vorgesehen”, erklärt Rosner. Die neuen Verkehrszahlen - sie haben sich bereits verdoppelt - erregen seine Besorgnis.. Breite Straßen ziehen noch mehr Verkehr an. Eine alte Binsenweisheit. Wenn sich nun die Innstraße öffnet, könnten nicht nur Stadtbewahrer und Anwohner, sondern auch Uni und Regierung protestieren. Die Innstraße zu verbreitern ist ein Tabu der Uni-Planung. Denkmalschutz alarmiert Professor Greipl greift selbst ein Innstraße 11: Gewölbe mit toskanischen Säulen... ...und Schmiedekunst an der Original-H Haustüre aus dem Jahr 1868. Wer hält jetzt schützend seine Hand über das Denkmal Dreiflüsssestadt? Der für Passau zuständige Landeskonservator Dr. Mathias Ueblacker ging in Pension. Er hinterlässt eine gefährliche Lücke. Weil die Abrisspolitik kein Ende nimmt, schaltet sich sein Chef vom Landesamt für Denkmalpflege persönlich ein. Generalkonservator Professor Dr. Egon Johannes Greipl,ein gebürtiger Passauer, versicherte Bürgerblick: „Wir werden die Denkmaleigenschaften des Objektes Haus Nummer 11 prüfen.” Noch im März wird er eine Mitarbeiterin schicken. Sie wird den Kern des Gebäudes auf seine historische Bedeutung überprüfen. „Jeder zweite Deutsche würde für eine Wohnung in einem Altbau mehr Miete zahlen, als für ein Neubauappartement”, zitierte Die Zeit eine Meinungsumfrage. Nichts ist beeindruckender als Geschichte zu atmen. Seit 1945 sind in der Republik mehr Baudenkmale gefallen als im Bombenkrieg. Greipls Behörde wäre wichtiger denn je. Aber sein Apparat wurde Opfer der Sparpolitik. Er klagt über 10 Prozent weniger Etat und Einstellungsstopp. „Weil uns Passau wichtig ist, werden wir Niederbayern wieder um eine Referentenstelle verstärken”. Die Planstelle wird anderswo abgezogen und ausgeschrieben. Die Denkmalschutzlisten stammen aus den 80ern. Passau wird mit Beginn 2009 einer gründlichen Revision unterzogen und digital erfasst. Wenn das mal nicht zu spät ist. Jahrelang wehrte sich ein Ärzteehepaar gegen den Abriss des Hauses Innstraße 11. Es betreibt dort seit 2002 eine gutgehende Praxis für Naturheilmedizin. Aber OB Zankl und die WGP ließen nicht locker. Als ein Bürgerblick-Reporter irgendwann im Sommer 2006 die Naturheilmedizinerin Dr. Gisela Fritzsche in der Innstraße 11 besucht, bekommt er eine kostenlose Führung: die Praxisräume mit ihren Entspannungsoasen, der Gewölberaum mit der efeubewachsenen Terrasse zum Inn. Hier haben im 18. Jahrhundert die Klosterschuster und später Kunstschmiede gewerkelt. Wenige Tage vor dem Reporter war der Oberbürgermeister zu Besuch und beschwor die Mieter, „die Presse aus dem Spiel zu lassen”. Die heikle Angelegenheit: Das Haus soll abgerissen werden! „Am meisten wäre mir leid um den schönen Kirschbaum im Garten”, sagt die Ärztin. Ausziehen, so hieß es damals, werde sie auf keinen Fall. Sie hat hier in ein Lebenswerk investiert und entsprechend vorgesorgt. Der Mietvertrag läuft über Jahrzehnte, daran änderte auch der Kauf durch die damalige städtische GGP nichts. Schnell waren die zwei Stockwerke entmietet bis auf die Praxis im Erdgeschoss. Die Innstraße soll an dieser Stelle verbreitert werden, damit sie für die Verkehrsströme aus Innstadt und Österreich attraktiver wird und die Strecke über Nikolastraße und Ludwigsplatz entlastet. Dieser Plan gehört von Anfang an zum Verkehrskonzept für ECE und Neue Mitte. Zwei Jahren lang blieben die Naturheilärztin und ihr Mann standhaft. Sie hielten an der Praxis am Fluss fest, weil „Wasser Leben und Kraft ist”. Die GGP hat ihnen Räume in Kohlbruck angeboten zu günstigsten Konditionen - vergeblich. Jetzt haben sie aufgegeben. „Ich hatte genug Stress, jetzt will ich meinen Frieden”, sagt Frau Fritzsche. OB Zankl bot ihr die Räume des ehemaligen WAP-Büros in der Steiningergasse. Sie liegen auch am Fluss, an der Donau. Weil der Verkehr für den Kommerz fließen muss, zieht das Ärzteehepaar also von der Sonnen- auf die Schattenseite. Ganz glücklich ist es nicht. Ihren geliebten Kirschbaum möchte die Frau gerne retten: „Ich habe einen Ableger gezo- gen, aber es hat nicht funktioniert”. Es ist zu befürchten, dass der Kirschbaum seine nächste Blüte nicht erlebt. Chronik des geplanten Abrissobjektes Hinter neuer Hülle historische Fülle Das Haus Innstraße 11 steht nicht in der Denkamlschutzliste, aber liegt zwischen Nikolaschule und Innufer in einem alten Ensemble. Wurde übersehen, was sich hinter der schmucklosen Fassade aus den 60er Jahren verbirgt und welche bewegte Geschichte dieser Standort über 700 Jahre hat? Das Erdgeschoss blieb trotz mehrmaliger Abriss- und Neubauarbeiten bis heute erhalten. Dort befindet sich ein Gewölbe, getragen von toskanischen Säulen. Heute ist es ein Meditationsraum, davor beherbergte es die Kneipe Studio 11. Die Schmiedearbeiten an der Haustür erinnern an den Kunstschlosser Johann Weidmann und seinen Einzug 1868. Auch der kunstvolle Gartenzaun stammt aus dieser Zeit. Handwerk hat in dem alten Gebäude Tradition. Das Haus, ehemals Innstraße 1, wird erstmals im Stadtarchiv 1387 erwähnt. 1512 wurde es zum Sitz des Klosterrichters. Ab 1624 erscheint es als Hofwäscherhaus, dann ziehen die Klosterschuster ein. Beim Krieg der Österreicher gegen Napoleon 1809 wird es demoliert. Nebenan stand offenbar das Nachtwächterhaus, dass ebenfalls zerstört, aber nicht mehr aufgebaut wurde. Sensible Lage am Inn: Totalabriß geplant für einen Neubau. Die WGP hat das Grundstück an Unbekannt verkauft. „Turm-A Architekt” Friedl soll wieder ran. Diese „Engstelle” (links 1910, rechts heute) soll dem Verkehr geopfert werden: Das Haus mit historischem Kern und der Garten mit den Bäumen müssen weichen. Photos:Alexander Eckmeier, Hubert Denk, Stadtarchiv Passau Wird die Innstraße das nächste Opfer des umstrittenen Neue-M MitteVerkehrskonzeptes, das nur freie Fahrt zum ECE fördert, aber nicht die Wünsche der Bürger? Die skandalöse Abrisspolitik in der Innenstadt eder geht weiter: Das Haus Innstraße 11 soll im April weichen, damit wie eine Ausweichroute (gesperrte Ringstraße!) zur Neuen Mitte attraktiver wird. Bürgerblick deckt auf: Das gefährdete Gebäude am Innufer, das sich ehemals Herbert Wendl für die städtische WGP sicherte, hat einen historischen Kern mit bewegter Geschichte. Wenn die Straße hiier verbreitert wird, öffnen sich neue Schleichwege. Die Innstraße muss wegen der Universität „ verkehrsberuhigt” und „ parkähnlich” im Charakter bleiehemaligen Pfarrhof saniert. ben. So steht es in den Vorgaben, die Ende de er 70er für diesen Standort Die Frage nach der schö- festgelegt wurden. Schade um die Architektur 8 ANZEIGEN März 2008 BLICK AUF DIE WIRTSCHAFT März 2008 Bei uns herrschen wirklich italienische Verhältnisse Gebühren-Mafia für Sonnenplätze Linzer Hauptplatz: 24,72 Euro* Münchener Marienplatz: 29,80 Euro* Passauer FuZo: 110 Euro!* *pro qm je Saison/ Jahr Städtische Ordnungshüter halten solche Szenen heimlich mit der Digitalkamera fest: Als Beweis für Gebührenbescheide. Noch ein Gebührenskandal 9 Ob wir mit Wolldecke oder Sonnenbrille unseren Latte Macchiato schlürfen ist egal. In Passau fühlen wir uns immer ein bisschen wie in Italien. Die Wirte, von der Crêperie am Innbrückbogen bis zum Black Bean im Heuwinkel, müssen sich aus anderen Gründen auch wie im Süden fühlen: Sie werden für die Freiluftplätze vom Rathaus abgezockt, dass man wahrlich von einer Gebührenmafia sprechen kann! Wenn Sie jetzt glauben, wir übertreiben, lesen Sie was Bürgerblick -R Reporterin Anna Brunner beim Städtevergleich erfuhr. Zum Verständnis: Die sogenannten Freischankflächen, die Stühle und Tische benötigen, werden von den Kommunen pro Saison und Quadratmeter abgerechnet. Es gibt eine Preisstaffel je nach Lage. Blick nach Linz, die Einkaufsstadt, die wir gerne als Konkurrenz sehen. „Am Hauptplatz kostet es 24,72 Euro. Der niedrigste Satz ist 14,83 Euro”, sagt der Magistratsbeamte. Die Gebührenliste der Stadt Passau wurde gerade verabschiedet: 110 Euro in den Bestlagen der Fußgängerzone. Unter 50 Euro geht gar nichts. Mehr als viermal so teuer wie in Linz. Aber vielleicht liegt das daran, dass Passau eine Perle an der Donau ist? Nach dem Gespräch mit der Stadt München, dem teuersten Pflaster Deutschands, das große Entsetzen: Die wahren Abzocker sitzen in Passau! Klaus Kirchmann, Pressesprecher vom Münchner Kreisverwaltungsreferat erklärt: „Toplagen, wie der Marienplatz, kosten 29,80 Euro.” Die Staffel beginnt bei 7 Euro. Wirtin Gisela Bortolazzi Zum Gebührenwucher kommt die Pedanterie der Passauer Beamten. Ich muss nachzahlen, weil Tische und Stühle schon im Februar draußen standen, ärgert sich Gisela Bortolazzi aus der Rosengasse. Sie meinte es nur mit den Raucher gut. In München regiert die Freiheit. ,,Die Saison hat keine zeitliche Beschränkung”, sagt Klaus Kirchmann. Jeder Wirt entscheidet selbst. Als Stadtrat Urban Mangold wegen ECE freundlichere Gebühren in der FuZo beantragte, blieb er mit seiner Forderung allein. Werbeaufsteller dürfen unbegrenzt wuchern Photos: Alexander Eckmaier Parkhausabzocke Wieder schaut Stadt nur aufs Geld wegen Ösi-Knebel Wir haben es immer schon gewusst: Die Ösis haben uns die saftigen Gebühren in den Parkhäusern eingebrockt. Auf dem PNP-Podium haben sich Zankl und Dupper wegen der Preise in den städtischen Parkhäusern gestritten. „Die Stadtwerke-Parkhäuser müssen nachgeben: Halbe Stunde kostenlos und fairer Viertelstundentakt”, fordert der SPD-Mann. Er kann nicht wissen, dass das nicht so einfach geht. Beim Verkauf des Parkhauses Zentralgarage an eine oberöstereichische Bank haben sich die Stadtwerke vertraglich verpflichtet: Mindestgebühr 1,30 Euro pro Stunde für a l l e Häuser! „Wir werden daran festhalten”, heißt es von drüben. Darum flüchtete sich Zankl in Ausreden: Tarifsenkungen würden die „Stadtwerke ruinieren” und „Parksuchverkehr” fördern. Die Ludwigsstraße wurde entrümpelt und neu gestaltet. Sie wirkt aber wie ein Ramschladen: Bunte Werbeaufsteller versperren allenthalben den Weg. „Passantenstopper” werden die Taferl im Händlerjargon genannt. Eine Flut von Plakaten und Postern statt Werbung mit Maß und Ziel. Wie reagiert die Stadt? Sie beschränkt sich aufs Abkassieren. Jeder Quadratmeter FuZo bringt mindestens 135 Euro. Die Optik ist egal. „Passantenstopper”: Wer stoppt die billige Werbeflut? BLICK AUF DIE KULTUR 10 März 2008 Mit Büchern helfen Festival „Alles im Fluss” startet durch Frühling bringt neue Töne Nach Neue Mitte kommt Neue Musik – und die könnte die Bürger wirklich begeistern. Alles im Fluss, ein von Berlin gefördertes Kulturprojekt, wirft für vier Jahre - oder vielleicht für immer- seinen Anker in die Dreiflüssestadt. Das neue Festival fängt am 8. März an. So überraschend wie das Programm war der Zulauf bei der Präsentation im Café Museum. Alle Vertreter aus dem Rathaus waren da. Lag es am Wahlkampf oder am schlechten Gewissen? Die städtische Tochter Event GmbH hätte die Chance für Passau, dem kleinsten Bewerber, beinahe verspielt,weil sie auf die Fördertöpfe starrte statt auf die Muse. Zum Glück ergriffen lokale Kulturschaffende Eigeninitiative und Großveranstalter Till Hoffmann (Eulenspiegelfestival und Münchner Lustspielhaus) sprang mit einer Bürgschaft bei. Neue Musik klingt dem Vorurteil nach schräg, schwer verdaulich und abschreckend. Alles im Fluss will diese Bedenken wegschwemmen und einen neu- Wieder Stadtmanager vor Gericht angeklagt Stadtmanager Joseph Gevatter (56, Boss derEvent und WGP) muss sich wahrscheinlich noch im März wegen Beihilfe zum Bankrott vor dem Amtsgericht Landshut verantworten. Er hat als Beirat im maroden Unternehmen einer verurteilten Betrügerin mitgewirkt, wollte sogar staatliche Zuschüsse einfädeln (Bürgerblick berichtete). Gleich anderen städtischen Funktionären lehnte er den Strafbefehl ab. „Eine Schuldanerkenntnis - niemals! Das ziehe ich durch bis zum bitteren Ende”, erklärte er vor Stadträten. en Zugang schaffen. So lässt Projektleiterin Elke Burmeister-Haug ein ausgewähltes Testpublikum,von der Bäuerin bis zum Studenten, nach den Konzerten in der Lokalpresse von ihren Erfahrungen berichten. Diese sogenannte Spiegelgruppe soll das Interesse in die Breite tragen. • Auftakt am 8. März im Großen Rathaus mit der Initiatorin und in Passau gebürtigen Geigerin Annette Reisinger und ihrem Kölner Minguet-Quartett. • Alles im Fluss holt internationale Künstler nach Passau: Das Barock-Ensemble von Ars Antiqua Austria spielt auf historischen Instrumenten. Der begnadete Kontrabassist Berry Guy (60) aus Großbritannien gibt ein Gastspiel, ebenso der 71jährige argentinische Komponist Gerardo Gandini, sowie einer der führenden zeitgenössischen Akkordeonspieler für Welt- und Jazzmusik, der 44-jähriger Franzose Jean-Louis Matinier. • Die „Neue Musik“ trifft auf alte Filme: In der Jahnturnhalle (Innstadt) untermalen Reisinger & Co. musikalisch einen Stummfilm, den ihr Großvater Otto Stürminger 1940 in Passau drehte. Eine echte Rarität. • Die „Holzmesse“, eine kleine Provokation des Passauer Künstlers Rudi Klaffenböck,wird irgendwann im August aufgeführt. Sie ist, auch wenn es nicht so im Programm steht, den „Holzmesse-Experten” der städtischen Event-GmbH gewidmet. www.allesimfluss.eu Die erfolgreiche Idee nennt sich Book Aid. Jeder, der Bücher spendet oder gespendete Bücher erwirbt, trägt bei zum Erlös. In Passau eröffnet der neu gegründeten Verein Anfang April seinen Laden. Das gesammelt Geld geht an lokale Einrichtungen wie etwa dem HospizVerein. Book Aid, Passau-Innstadt, Schmiedgasse 16, Tel. 0851 316 46 Kulturkasten • Woody Allens erfolgreichste Komödie: Spiel´s nochmal Sam 1.März, 19.30 Uhr, 2. März, 18 Uhr Stadttheater • Austria-Hip-Hop mit Schmäh:Texta 1. März, 20 Uhr, Zeughaus • Schwarze Komödie über Hitlers Lehrjahre: George Taboris Mein Kampf, 8. März, 19,30 Uhr, 9. März, 18 Uhr Stadttheater • Große Jazzgeschichte: Alvin Queen (USA)und Band, I ain´t looking at you! 2. März, 20.30 Uhr, Café Museum • Willkommen im Dschungel: Michael Mittermeiers Safari. 3./ 4. März, Dreiländerhalle • Sie doans wieda: Passauer Saudiandln, Gstanzl II 23 März, 20 Uhr, Scharfrichter Auftakt: Kölner Minguet-Q Quartett mit der Passauer Geigerin Annette Reisinger (links). Wenn überhaupt, dann kommt sie nicht vor 2014 Zweite Brücke nur Wahlbluff? Immer wieder zu den Kommunalwahlen die aufgeregte Forderung nach einer zweiten Innstadtbrücke. Albert Zankl hat sich ins Zeug gelegt. Alles nur Schaumschlägerei und Stimmenfang? Tatsache ist: Das Bauwerk bleibt Zukunftsmusik. Wenn alles optimal laufen würde, könnte es frühestens in sechs Jahren fertiggestellt werden. Da sind schon wieder Oberbürgermeisterwahlen. Selbst „Brückenbauer” Zankl war schnell bewusst, dass die Gutachten immer wieder dasselbe sagen: Egal wo die Brücke gebaut wird,sie entlastet die alte Marienbrücke lediglich um rund 3.000 Fahrzeuge - das sind nicht einmal 15 Prozent. Im Endeffekt bringt die zweite Brücke so gut wie nichts. Sie schafft nur Luft für mehr Verkehr: Die Gutachter von Gevas gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2020 über die Marienbrücke 3000 Fahrzeuge zusätzlich fahren. Das sind auch die Kunden,die ECE aus dem Innviertel erwartet. Es bliebe für die Innstadt also alles beim Alten oder es kommt schlimmer: Eine Do- naubrücke irgendwo unten bei Achleiten würde das untere Haibach und den Neutorgraben mehr belasten. Weil die Innstädter zur Wahl bei der Stange gehalten werden sollen, beschloss der Stadtrat auf Zankls Geheiß noch flugs eine Machbarkeitsstudie. Was Gevas mit der neuen Studie verdient, wissen wir noch nicht. Was eine neue Brücke kosten würde, ungefähr: mindestens 30 Millionen Euro. Ob München bei diesem fraglichen Nutzen 70 Prozent Zuschüsse gewährt? IMPRESSUM Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: Hubert J. Denk Kapuzinerstr. 19, 94032 Passau, Telefon (0851) 93 46 649, Fax (0851) 93 46 801; Internet: www.buergerblick.de; E-Mail: [email protected] Redaktion Anna Brunner, Fabian Pechstein, Alexander Eckmeier,Tim Lilling, Dennis Hallensleben; Technische Umsetzung Florian Stern, Berlin Vertrieb Marko Topic Druck: Tutte Druckerei GmbH, Salzweg BLICK AUF DEN BRENNPUNKT Markus, 16: Alki, Autoknacker und Hip-Hop-Gangsta Die Kinder vom Bahnhof „ZooB“ In unserer Provinzstadt leben Straßenkinder wie in den Elendsvierteln der Großstädte. Einbrechen, Stehlen, Abtauchen vor Gläubigern, Geschädigten und der Polizei. Das ist der Passauer Alltag von Markus, 16. Markus beim Gangsta-G Gruß: Sein Vorbild ist Aggro Berlin Markus stopft sich seine Baggyjeans in die Socken, trägt Käppi und Kapuzenjacke wie seine Idole von „Aggro Berlin“. Das sind die Hip-Hop-Helden, die wegen gewaltverherrlichenden Texte schon auf dem Index standen. Das machte sie nur noch interessanter. Markus identifiziert sich mit ihnen so sehr, dass er sich im Internet den Spitznamen „Aggro-…“ gegeben hat. Schule, Lehre – Fehlanzeige.Morgens um 7.30 Uhr lungert Markus manchmal am Römerplatz herum, damit er seine 14-jährige Freundin vom Klostergymnasium treffen kann. Für den Sockenstopfer schwärmen viele junge Mädchen.Er gibt sich cool wie die Hip-Hop-Stars auf Viva und MTV. Kaputte Kindheiten flüchten sich gerne in Traumwelten. „Freunde treffen, Rauchen, SAUFEN“, schreibt er als Hobby in sein Plauderprofil. Als „Alki“ bezeichnet er sich, als einen, „der nicht lesen kann“ und nennt als ne- gative Eigenschaft „aggressiv“. Die pupertierenden Mädchen stört das nicht: „Ändere dich nie um anderen zu gefallen!! Wenn einer dich nicht so mag wie du bist, hat er dich nicht verdient“, schreibt ihm eine seiner „Hip-Hop-Prinzessin“. Der ehemals beste Kumpel von Markus steht auch auf „Aggro Berlin“, ist aber weniger cool. Um eine Lehrstelle zu ergattern, bemüht er sich gerade bei einem Praktikum in einer Schlosserei. Es gab Zeiten, da drehten sie gemeinsam krumme Touren. Sie griffen sich in der Nibelungenstraße aus einem Abstellraum zwei BMX-Räder. Dann stand Autoknacken auf dem Plan. In der Tiefgarage am Römerplatz radeln sie hinab ins siebte Untergeschoss. Die Überwachungskamera schnell ein bisschen verbogen. Ein weißer Kastenwagen verbirgt die Sicht des Videoauges auf ein Oldtimer- Cabrio mit blauem Stoffdach. Die zwei BMX-Räder biegen in den toten Winkel ein. Ratsch! Der schwere Stoff über dem Beifahrersitz zerreißt… Es gab nichts zu holen.Der Besitzer hatte den 35 Jahre alten BMW nur zum Überwintern abgestellt. Erst viele Tage später wird der Aufbruch entdeckt. Ein Kripobeamter wedelt mit einem Pinsel schwarzes Pulver über die Fensterscheiben. Die Fingerabdrücke stammen von Markus. Der Beweis fürs Gericht.Als Tatverdächtiger stand er für die Polizeibeamten schon vorher fest: Sie sichteten das Videoband und entdeckten die Burschen mit den gestohlenen Rädern. „Moment Mal, den kennen wir doch!“. Zufällig hatten sie Markus nach dem Fahrraddiebstahl in der Mangel. Der Cabrio-Besitzer hofft auf Schadensersatz. Er wird nicht einmal eine Entschuldligung bekommen. Der Hip-Hop-Gangsta pfeift sogar auf diejenigen, welche es gut mit ihm meinen. Den Ex-Mann seiner Schwester zum Beispiel. Der hat das Sorgerecht. Markus zeigte ihn beim Jugendamt an, er würde nichts zu essen bekommen. Die Eltern seines Kumpels bettelte er an,weil er kein Taschengeld erhalte. War auch gelogen. Der Kumpel hat jetzt Umgangsverbot. „Mein Sohn hat mit den Straftaten nichts zu tun. Er war nur Mitläufer“, sagt der Vater. Wo Markus zu finden ist? „Nachmittags sicher am ZOB“, weiß der ehemalige Mitläufer. Der Busbahnhof buchstabiert sich in der Internet-Jugendsprache „ZooB“. Das klingt ein bisschen nach Berlin und beschissenem Leben . 11 Kempingers starke Sprüche Ein U-B Boot-K Kapitän ruft seine Befehle vom sinkenden Turm. „Hier spricht der Zankl-M Meister!” Die starken Sprüche des Kabarettisten Manfred Kempinger („Planet Passau”) beim Starkbierfest zu Kohlbruck. Über Willi Schmöller:„Da neie Taferl-Bua der CSU. Der kennt den Feind wie koa anderer.” Neue Mitte: „Des hamms uns ja a nur hingstellt nach dem Motto: Jetzt zoang ma eana erst des Greislige, dann findns des Schiache a sche.” Wendl & Co.: „Am Rathaus und am Dom, ja da steht überm Eingangtürl „Bete und arbeite!„ - „Ora et labora”. Und da gehst durch ein barockes Türl. Und oben, in der WGP, da steht „Oral et laboral”. Und da marschierst durchs Hosentürl”. Schiefe Ebene mit abfallenden Steinbänken am Exerzierplatz: „Überall bauns schene Gartal- an Japanischen, an Englischen Garten- und was kriagn mir? Mia sand weltweit die erstn mit am orthopädischen...” Viktualienmarkt: ”Mein Gott, wo sich da Rammelsberger des ausdenkt hat? Da muss er ja im Sommer im überhitzten Turm z´lang am Visionshockerl gstanden sein.” Kabarett mit Kempinger, ,,Planet Passau”, 14./ 15. März, Scharfrichter Alla Turca und Hellers Magazin Abschied von Originalen „Was weg ist, ist nicht mehr da”, formulierte ironisch der Kabarettist Rudi Klaffenböck. Porzellan, Bücher, Postkarten - Passauer Vergangenheit verschwand in einem Berg von Bananenkisten. Thomas Heller jun. (Foto) kehrte dem Residenzplatz nach 18 Jahren den Rücken. Er verlegt sein Kunst- und Antiquitätenladerl ins weltweite Netz. Keine noch so leckere Dönerbude ersetzt Ufuk Kaptan (52) und sein Alla Turca im Unteren Sand.Nach 21 Jahren ist der türkische Zauber verklungen, wie die gleichnamige Mozartsonate. Photos: Hubert Denk März 2008 12 ANZEIGE März 2008