Ärzte ohne Grenzen - Ö1
Transcrição
Ärzte ohne Grenzen - Ö1
DIE RADIODOKTOR-INFOMAPPE Ein Service von: ORF A-1040 Wien, Argentinierstraße 30a Tel.: (01) 50101/18381 Fax: (01) 50101/18806 Homepage: http://oe1.ORF.at und Österreichischer Apothekerkammer A-1091 Wien, Spitalgasse 31 Tel.: (01) 404 14-600 Fax: (01) 408 84 40 Homepage: www.apotheker.or.at RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 1 RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT Die Sendung Die Sendereihe „Der Radiodoktor“ ist seit 1990 das Flaggschiff der Gesundheitsberichterstattung von Ö1. Jeden Montag von 14.05 bis 14.40 Uhr werden interessante medizinische Themen in klarer informativer Form aufgearbeitet und Ö1-Hörerinnen und -Hörer haben die Möglichkeit, telefonisch Fragen an das hochrangige Expertenteam im Studio zu stellen. Wir über uns Seit September 2004 moderieren Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz, Univ.-Prof. Dr. Karin Gutiérrez-Lobos, Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger und Dr. Christoph Leprich die Sendung. Das Redaktionsteam besteht aus Mag. Nora Kirchschlager, Uschi Mürling-Darrer, Dipl. Ing. Eva Obermüller, Dr. Doris Simhofer, Dr. Michaela Steiner, Dr. Ronny Tekal-Teutscher und Dr. Christoph Leprich. Das Service Seit dem 3. Oktober 1994 gibt es das, die Sendereihe flankierende, Hörerservice, das auf größtes Interesse gestoßen ist. Unter der Wiener Telefonnummer 50 100 ist „Der Radiodoktor“ mit Kurzinformationen zur aktuellen Sendung die ganze Woche per Tonband abrufbar. Die zu jeder Sendung gestaltete Infomappe mit ausführlichen Hintergrundinformationen, Buchtipps und Anlaufstellen komplettiert das Service und stellt in der Fülle der behandelten Themen eigentlich bereits ein kleines Medizin-Lexikon für den Laien dar. Der Partner Ermöglicht wird die Radiodoktor-Serviceleiste durch unseren Partner: die Österreichische Apothekerkammer. An dieser Stelle wollen wir uns ganz herzlich bei unserem Partner für die Zusammenarbeit der letzten Jahre bedanken! Wir bitten um Verständnis, dass wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit in dieser Infomappe zumeist auf die weiblichen Endungen, wie z.B. PatientInnen, ÄrztInnen etc. verzichtet haben. RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 2 40 JAHRE ÄRZTE OHNE GRENZEN Mit Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger 27. Juni 2011, 14.05 Uhr, Ö1 Redaktion und Infomappe: Dr. Ronny Tekal-Teutscher RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 3 INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS 40 JAHRE "ÄRZTE OHNE GRENZEN" 5 Internationales Hilfsnetzwerk 5 Die Charta von "Ärzte ohne Grenzen" 5 Gründung vor 40 Jahren 6 Die 1970er Jahre 7 Die 1980er Jahre 7 Die 1990er Jahre 8 Die Jahre 2000 bis 2010 9 Aktuelle Einsätze 10 Vernachlässigte Krankheiten 10 Nicht nur Soforthilfe 11 Unabhängigkeit und Unparteilichkeit 11 Ungebundene Spenden 11 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dringend gesucht 12 QUELLEN UND ANLAUFSTELLEN BUCHTIPPS SENDUNGSGÄSTE 13 14 15 RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 4 ÄRZTE OHNE GRENZEN 40 JAHRE „ÄRZTE OHNE GRENZEN“ INTERNATIONALES HILFSNETZWERK „Médecins Sans Frontières“ (MSF) wurde im Dezember 1971, also vor 40 Jahren, in Paris gegründet. Sie gilt als private, überparteiliche Hilfsorganisation mit Schwerpunkt im medizinischen Bereich und leistet Not- und Aufbauhilfe in Krisenund Kriegsgebieten. Neben dem französischen Namen ist sie auch unter der englischen Bezeichnung „Doctors Without Borders“ oder im deutschsprachigen Raum als „Ärzte ohne Grenzen“ bekannt. Derzeit umfasst die Organisation fünf Zentren in Paris, Amsterdam, Brüssel, Genf und Barcelona, sowie Sektionen in 15 weiteren Ländern, wie jene in Österreich. Rund 1.000 Angestellte sorgen für die Koordination. Für die weltweiten Einsätze steht der Organisation ein Budget von jährlich rund 400 Millionen US-Dollar zur Verfügung. Pro Jahr kommen ca. 3.000 Helferinnen und Helfer, Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte, Psychologen, Hebammen oder Logistiker aus 19 Ländern zum Einsatz. Sie arbeiten unter teils gefährlichen Bedingungen an vorderster Front. Die Teams leisten in derzeit über 60 Einsatzländern rund um die Welt medizinische Nothilfe: in Gebieten, wo Strukturen zusammengebrochen sind oder Menschen mit lebensbedrohlichen Krankheiten nicht behandelt werden. Gemeinsam mit den lokalen Angestellten sind etwa 25.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in rund 400 Einsätzen damit betraut, Menschen in Not zu helfen. Die einzelnen Organisationen arbeiten weitgehend autonom, unter Einhaltung der Charta. Ein internationaler Präsident (zur Zeit Dr. Unni Karunakara) vertritt die Organisation nach außen. Die österreichische Partnersektion wurde 1994 ins Leben gerufen. DIE CHARTA VON „ÄRZTE OHNE GRENZEN“ Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von „Ärzte ohne Grenzen“ verpflichten sich, die folgenden Grundsätze einzuhalten: „Ärzte ohne Grenzen“ hilft Menschen in Not, Opfern von natürlich verursachten oder von Menschen geschaffenen Katastrophen sowie von bewaffneten Konflikten, RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 5 ÄRZTE OHNE GRENZEN ohne Diskriminierung und ungeachtet ihrer ethnischen Herkunft, religiösen oder politischen Überzeugung. Im Namen der universellen medizinischen Ethik und des Rechts auf humanitäre Hilfe arbeitet „Ärzte ohne Grenzen“ neutral und unparteiisch und fordert völlige und ungehinderte Freiheit bei der Ausübung seiner Tätigkeit. Die Mitarbeiter von „Ärzte ohne Grenzen“ verpflichten sich, die ethischen Grundsätze ihres Berufsstandes zu respektieren und völlige Unabhängigkeit von jeglicher politischen, wirtschaftlichen oder religiösen Macht zu bewahren. Als Freiwillige sind sich die Mitarbeiter von „Ärzte ohne Grenzen“ der Risiken und Gefahren ihrer Einsätze bewusst und haben nicht das Recht, für sich und ihre Angehörigen Entschädigungen zu verlangen, außer denjenigen, die „Ärzte ohne Grenzen“ zu leisten imstande ist. GRÜNDUNG VOR 40 JAHREN Als vor vier Jahrzehnten einige Mediziner nach Einsätzen im Bürgerkrieg in Biafra und einer Flutkatastrophe in Bangladesch frustriert heimkehrten und erkannten, wie begrenzt ihre Möglichkeiten zu helfen waren, fassten sie den Entschluss, etwas dagegen zu unternehmen. Nun sollte eine Organisation ins Leben gerufen werden, die sich auf medizinische Nothilfe spezialisiert und über nationale Grenzen hinweg kompetente Hilfe leistet. So gründeten zwei unabhängige Gruppen junger Ärzte und einige Journalisten in Paris im Jahr 1971 die Organisation „Médecins Sans Frontières“ (MSF). Auch Bernhard Kouchner zählte als Biafra-Pionier zu den Gründern. Er sollte MSF als Präsident bis ins Jahr 1979 vorstehen. Dann verließ er die Organisation aufgrund eines Richtungsstreits und gründete Médecins du Monde (MDM). Der Arzt und Politiker war von 2007 bis 2010 französischer Außenminister. Der Mediziner und Bürgermeister der französischen Stadt Vichy, Claude Malhuret, war ebenfalls Gründungsmitglied von MSF und folgte Bernhard Kouchner als Präsident nach. Seit damals engagiert sich die Bewegung in betroffenen Gebieten, sorgt für den Wiederaufbau und die Inbetriebnahme von Krankenhäusern, Gesundheitszentren oder stellt mobile Kliniken zur Versorgung von ländlichen Gebieten zur Verfügung, führt Impfprogramme durch und betreut Menschen in Flüchtlingslagern medizinisch und psychologisch. Auch der Aufbau von Ernährungszentren, Wasser- und Sanitärprojekte sowie die Gesundheitsversorgung von besonders gefährdeten und sozial benachteiligten Gruppen stellen einen Hauptaufgabenbereich der Organisation dar. RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 6 ÄRZTE OHNE GRENZEN DIE 1970ER JAHRE 1972 bereitet MSF nach einem verheerenden Erdbeben in Nicaragua das erste Projekt vor. Zehn Tonnen Medikamente und drei Ärzte werden in die Krisenregion entsandt. Das erste längerfristige Projekt startet 1974 nach einem Orkan in Honduras. Im Libanon arbeiten 50 Ärzte und Krankenschwestern in einem von christlichen Milizen eingeschlossenen Viertel Beiruts: Mit diesem Einsatz wird die Hilfsorganisation einer größeren Öffentlichkeit bekannt. In Thailand werden Flüchtlinge aus Vietnam und Kambodscha betreut. Die Stellvertreterkriege führen zu riesigen Flüchtlingslagern. MSF startet Ende der 1970er Jahre Projekte in der Westsahara, Djibouti, Sudan und dem ehemaligen Zaire (heutige demokratische Republik Kongo). DIE 1980ER JAHRE Nun engagiert sich MSF auch politisch und organisiert den (auch intern umstrittenen) „Marsch für das Überleben Kambodschas“ gegen die wirtschaftliche Ausbeutung des Landes durch die vietnamesischen Besatzer und das Verbot, den Bewohnern im Landesinneren humanitäre Hilfe leisten zu können. (Allerdings kann MSF erst im Jahr 1989 Mitarbeiter nach Kambodscha entsenden). Die Organisation beginnt zu wachsen, es gibt nun eigene Logistiker, die es den Ärztinnen und Ärzten ermöglichen, sich auf die medizinischen Aufgaben zu konzentrieren. Seit den 1980er Jahren führt MSF in Europa Logistikzentralen. Dort werden Medikamente und benötigte Materialien bereitgestellt und in die Einsatzgebiete geliefert. So kann bei einer eintretenden Katastrophe rasch geholfen werden. MSF engagiert sich in Afghanistan und berichtet der Weltöffentlichkeit von Bombardements auf Krankenhäuser und zivile Einrichtungen. Auch in Äthiopien protestiert die Organisation gegen die Unterschlagung der humanitären Hilfe und die Zwangsumsiedelung durch das Mengistu-Regime. RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 7 ÄRZTE OHNE GRENZEN Bei den zahlreichen Einsätzen kommt es für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer wieder zu heiklen Situationen. DIE 1990ER JAHRE Die Kurdenkrise im Nahen Osten, Bürgerkriege in Liberia, Somalia oder im ehemaligen Jugoslawien sind nur einige der zahlreichen Einsatzorte für MSF. Allein für die aus dem Nordirak geflohenen Kurden werden in die Türkei und den Iran 2.000 Tonnen Hilfsmaterial und 150 Mitarbeiter entsandt. Mitunter muss die Organisation die Einsatzgebiete verlassen, um ihre Hilfskräfte nicht außergewöhnlichen Gefahren auszusetzen. Dennoch werden im Laufe der vier Dekaden immer wieder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von „Ärzte ohne Grenzen“ verletzt oder getötet. 1993 wird die Vorgehensweise der Vereinten Nationen in Somalia von MSF öffentlich kritisiert. Die politischen Stellungnahmen der Hilfsorganisation führen jedoch auch zu Kritik an „Ärzte ohne Grenzen“. Nach dem Völkermord an bis zu einer Million Tutsi und oppositionellen Hutu in Ruanda ruft MSF 1994 erstmals zu einer militärischen Intervention auf, um den Völkermord zu stoppen, da ein „Genozid nicht mit einer Handvoll Ärzten gestoppt werden kann“. In einer Impfkampagne in Liberia werden in drei Wochen über eine Million Menschen gegen Gelbfieber geimpft. Auch in Nordkorea kann die Organisation tätig werden, allerdings nur für kurze Zeit, da die Regierung die humanitäre Hilfe behindert. Vier Teams von „Ärzte ohne Grenzen“ werden 1999 in die von einem großen Erdbeben erschütterte Türkei geschickt. Mittlerweile agiert MSF weltweit in zahlreichen Krisengebieten. Auch eine „Kampagne für den Zugang zu lebenswichtiger Medizin“ („Campaign for access to essential Medicins“) wurde gegründet. 1999 erhält MSF den Friedensnobelpreis, „in Anerkennung der bahnbrechenden humanitären Arbeit dieser Organisation auf mehreren Kontinenten“. RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 8 ÄRZTE OHNE GRENZEN DIE JAHRE 2000 BIS 2010 Wichtige Einsatzorte und Aktivitäten: Hilfe in Mosambik nach Unwettern, politische Überzeugungsarbeit bei der OSZE zum Thema Tschetschenien, EbolaAusbruch in Uganda, Flüchtlingshilfe in Afghanistan. Auch nach dem Irak-Krieg betreuen Mitarbeiter vor Ort betroffene Menschen. Das 1997 von der südafrikanischen Regierung verabschiedete Gesetz, das den Import kostengünstiger Arzneimittel und den Gebrauch erschwinglicher Generika ermöglicht, wird von 39 Pharmaunternehmen eingeklagt. Erst durch eine Petition von „Ärzte ohne Grenzen“, die von 300.000 Personen, sowie von 131 Organisationen aus 132 Ländern unterzeichnet wird, zieht die Industrie die Klage zurück. Auch in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends kommt es zu Gefährdungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. 2004 werden nach 24 Jahren Einsatz in Afghanistan fünf Mitarbeiter von „Ärzte ohne Grenzen“ erschossen, als ihr Fahrzeug gezielt angegriffen wird. Ende 2004 erschüttert ein schweres Seebeben Südasien. Bereits 24 Stunden später sind die ersten Mitarbeiter von MSF vor Ort. Im April 2005 wird das Nothilfeprogramm in Sri Lanka beendet, in Thailand entwickelt sich aus der Hilfe nach dem Tsunami ein Projekt zur Unterstützung der Wanderarbeiter aus Myanmar. In Niger verstärkt „Ärzte ohne Grenzen“ die Hilfsprogramme gegen Mangelernährung. Logistik spielt dabei immer eine große Rolle, auch primär nicht medizinische Tätigkeiten, wie die Wasserraufbereitung. 2005 unterstützt die Organisation eine Forderung, in der die Entwicklung neuer Medikamente oder Impfungen gegen Krankheiten gefordert werden, die vor allem ärmere Länder betreffen. Der Fokus liegt dabei auf „wirtschaftlich wenig lukrativen“ Krankheiten und die Lockerung von Patentrechten für notwendige Arzneien. Auch Impfkampagnen gegen die in den betroffenen Ländern dramatisch verlaufenden Erkrankungen Gelbfieber, Tetanus oder Masern gehören zu einem wesentlichen Aufgabengebiet. RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 9 ÄRZTE OHNE GRENZEN 2007 überreicht „Ärzte ohne Grenzen“ dem pharmazeutischen Konzern Novartis eine Petition mit 420.000 Unterschriften gegen deren Versuch, das Patentgesetz in Indien zu verschärfen. Die Hilfsorganisation macht immer wieder in Aktionen auf das Zugangsproblem zu bezahlbaren Medikamenten aufmerksam. Eine Choleraepidemie in Angola, schwere Erdbeben in Kaschmir und auf Java, Einsätze im Gazastreifen, Flüchtlingsbetreuung in Dafur und Hilfsleistungen im Sudan unter erschwerten Bedingungen prägen neben vielen anderen Projekten diese Jahre. AKTUELLE EINSÄTZE Im Moment ist die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ in rund 400 Einsätzen weltweit aktiv. Der breiten Öffentlichkeit bekannt sind die humanitären Katastrophen nach den schweren Erdbeben in Haiti und Japan oder die Flut in Pakistan. Auch im vom Bürgerkrieg erschütterten Libyen leistet die Organisation Nothilfe und betreut überlebende Bootsflüchtlinge aus Afrika im italienischen Lampedusa. Im Schatten dieser bekannten Ereignissen stehen große humanitäre Katastrophen, wie die Hungerkrise im afrikanischen Niger. Dabei sind die Hilfskräfte nach wie vor Gefahren ausgesetzt. Erst vor kurzem wurde in Bahrain ein dort einheimischer Mitarbeiter nach Inhaftierung wieder freigelassen. Ist die Sicherheitslage zu prekär, so werden die Helfer abgezogen, um sobald als möglich wieder in das Krisengebiet zurückkehren und ihre Arbeit fortsetzen zu können. VERNACHLÄSSIGTE KRANKHEITEN Im Jahr 2003 startete „Ärzte ohne Grenzen“ gemeinsam mit fünf renommierten Forschungs- und Gesundheitseinrichtungen eine Initiative für Medikamente gegen vernachlässigte Krankheiten (DNDI – Drugs for Neglected Diseases Initiative). Die Initiative hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Medikamentenentwicklung nicht alleine der Marktwirtschaft zu überlassen. In den kommenden Jahren sollen rund 250 Millionen US-Dollar für die Entwicklung von sechs bis sieben Medikamenten ausgegeben werden. Die Substanzen sollen zur Bekämpfung der Schlafkrankheit, der Chagas-Krankheit, sowie der RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 10 ÄRZTE OHNE GRENZEN Leishmaniose eingesetzt werden. Diese Erkrankungen sind für die pharmazeutische Industrie ökonomisch uninteressant. Dennoch sind jährlich 350 Millionen Menschen von diesen tödlichen Krankheiten bedroht. Die Initiative ruft wissenschaftliche Institutionen weltweit auf, sich an der Erforschung und Entwicklung der Medikamente zu beteiligen. Auch Regierungen, private Geldgeber und die Pharmaindustrie sind aufgefordert, ihr Wissen und ihre Forschungseinrichtungen zugänglich zu machen. Quelle: Website der DNDi http://www.dndi.org/ NICHT NUR SOFORTHILFE Neben Katastrophenhilfe und Hilfe in Kriegsgebieten umfassen die Programme von „Ärzte ohne Grenzen“ auch Erkrankungen wie AIDS (MSF ist Pionier bei der Behandlung von Betroffenen in armen Ländern), Tuberkulose und Malaria. Letztlich beschränkt sich die Arbeit nicht nur auf rein medizinische Bereiche. Auch psychologische und psychotherapeutische Hilfe wird angeboten. UNABHÄNGIGKEIT UND UNPARTEILICHKEIT Durch die überwiegende Finanzierung aus privaten Spenden ist die Hilfsorganisation von politischen und militärischen Entscheidungsträgern weitgehend unabhängig. Die Entscheidung, wo die Teams Hilfe leisten, soll einzig auf dem Bedarf der betroffenen Menschen basieren. Weltweit ist „Ärzte ohne Grenzen“ zu rund 85 Prozent privat finanziert, in Österreich zu 100 Prozent. UNGEBUNDENE SPENDEN Die Organisation bittet generell um ungebundene Spenden, also ohne Angabe eines speziellen Einsatzlandes. Dadurch kann nach Bedarf entschieden werden, wo die Hilfe hin geht. RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 11 ÄRZTE OHNE GRENZEN So musste etwa im Jahr 2005 nach dem Tsunami sogar ein Spendenstopp für diese eine Katastrophe erbeten werden. Ärzte ohne Grenzen hatte mehr Geld erhalten, als in dieser Region für die Projekte notwendig war. Im selben Jahr gab es große Ernährungsprogramme in der Republik Niger, wo 100.000e Kinder an akuter Mangelernährung litten. Eine Krise, der kaum internationale Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Durch ungebundene Spenden konnte das Geld auch für dieses wichtige Programm verwendet werden. MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER DRINGEND GESUCHT Derzeit werden dringend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Einsätze in den Hilfsprogrammen gesucht. Dabei wendet man sich generell an Menschen mit Berufserfahrung, nicht nur medizinisches Personal. Auch Logistiker, Wassertechniker, Administratoren und Finanzexperten werden benötigt. Französisch-Kenntnisse sind von Vorteil. Spendenkonto: PSK 930.40.950, BLZ 60.000 Mehr Informationen zu den Spenden unter www.aerzte-ohne-grenzen.at RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 12 QUELLEN UND ANLAUFSTELLEN QUELLEN UND ANLAUFSTELLEN Österreichische Sektion „Ärzte ohne Grenzen“ www.aerzte-ohne-grenzen.at Internationale Website: „Médecins Sans Frontières“ http://www.msf.org/ DNDI – Drugs for Neglected Diseases Initiative http://www.dndi.org/ Österreichische Entwicklungszusammenarbeit http://www.entwicklung.at/ Friedensnobelpreis 1999 http://nobelprize.org/nobel_prizes/peace/laureates/1999/ RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 13 BUCHTIPPS BUCHTIPPS Petra Meyer Schmerzgrenzen: Unterwegs mit Ärzte ohne Grenzen Gütersloher Verlagshaus 2008 ISBN-13: 978-3579069791 Inga Wißgott Ärztin ohne Grenzen: Als Chirurgin im Einsatz in Afrikas Krisenregionen Molden Verlag 2009 ISBN-13: 978-3854852384 RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 14 SENDUNGSGÄSTE SENDUNGSGÄSTE In der Sendung Radiodoktor – Medizin und Gesundheit vom 27. Juni 2011 diskutierten: Dr. Reinhard Dörflinger Präsident „Ärzte ohne Grenzen“ Arzt für Allgemeinmedizin Wilhelmstraße 40-44/2/1 A-1120 Wien Tel.: +43/1/812 25 56 E-Mail: [email protected] Homepage: http://www.aerzte-ohne-grenzen.at/ Dr. Katharina Resch Ärztin für Allgemeinmedizin c/o Ärzte ohne Grenzen Taborstraße 10 A-1020 Wien Tel.: +43/1/409 72 76 E-Mail: [email protected] Homepage: http://www.aerzte-ohne-grenzen.at/ RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 15